Komme ich aus einer Krebsfamilie? - Mamma Mia!
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Vorwort<br />
Auf dem Gebiet des erbl<strong>ich</strong>en<br />
Brust- und Eierstockkrebses hat es<br />
im letzten Jahrzehnt revolutionäre<br />
Fortschritte gegeben. Die in den<br />
folgenden Kapiteln aufgeführten<br />
Entwicklungen und Mögl<strong>ich</strong>keiten<br />
der Diagnostik und Prävention sind<br />
ein her<strong>aus</strong>ragendes Beispiel dafür,<br />
wie schnell wissenschaftl<strong>ich</strong>e Erkenntnisse<br />
mittlerweile in die Klinik<br />
gelangen und wie w<strong>ich</strong>tig klinische<br />
Forschung für die Betreuung der<br />
betroffenen Menschen ist.<br />
Noch zu Beginn der neunziger<br />
Jahre wurde daran gezweifelt, ob<br />
es überhaupt eine erbl<strong>ich</strong>e Form<br />
des Brustkrebses und Risikogene<br />
gibt oder ob es s<strong>ich</strong> bei den familiär<br />
gehäuften Fällen n<strong>ich</strong>t um<br />
einen reinen Zufall handelt. Schon<br />
Mitte der neunziger Jahre hielt die<br />
wissenschaftl<strong>ich</strong>e Welt dann den<br />
Atem an, als klar wurde, dass die<br />
Entdeckung des ersten Hochrisiko-<br />
Gens unmittelbar bevor stand.<br />
Nach der Entdeckung beider Gene,<br />
BRCA1 und BRCA2 in den Jahren<br />
1994 und 1995 waren es dann<br />
Ärzte und Wissenschaftler, die gemeinsam<br />
nach <strong>einer</strong> Einbettung der<br />
Gendiagnostik in ein umfassendes<br />
Beratungskonzept verbunden mit<br />
dem Angebot präventiver Maßnahmen<br />
riefen. Denn was bringt der<br />
Nachweis eines hohen Erkrankungsrisikos,<br />
wenn man n<strong>ich</strong>t weiß, was<br />
dann zu tun ist? Es dauerte n<strong>ich</strong>t<br />
einmal ein Jahr, bis s<strong>ich</strong> in Deutschland<br />
zwölf Zentren formiert hatten,<br />
Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />
die nach intensiver Diskussion und<br />
<strong>einer</strong> strengen Begutachtung durch<br />
die Deutsche Krebshilfe gefördert<br />
wurden. Kriterien für die Förderung<br />
waren eine maximale Patientenorientierung<br />
und das Angebot<br />
präventiver Maßnahmen, die, da<br />
sie in ihrem Nutzen noch n<strong>ich</strong>t<br />
evaluiert waren, in begleitenden<br />
Untersuchungen überprüft wurden.<br />
Die Krebshilfe hat hier eine Vorreiterrolle<br />
übernommen, da durch<br />
den Aufbau der Zentren ein wildes<br />
Testen mit Hinterlassen ratloser und<br />
verängstigter Menschen, wie dies<br />
in anderen Ländern der Fall war,<br />
weitestgehend vermieden wurde.<br />
Wo stehen wir jetzt? Darüber geben<br />
die folgenden Artikel <strong>aus</strong>führl<strong>ich</strong><br />
Auskunft. In den Zentren für<br />
erbl<strong>ich</strong>en Brust- und Eierstockkrebs<br />
wird eine umfassende Beratung<br />
durch Humangenetiker und Gynäkologen<br />
angeboten. Die betroffenen<br />
Frauen sollen somit in die Lage versetzt<br />
werden, eine eigenständige<br />
Entscheidung für oder gegen den<br />
Gentest und die verschiedenen<br />
prophylaktischen Mögl<strong>ich</strong>keiten<br />
zu treffen. Durch ein langjähriges<br />
begleitendes Forschungsprojekt<br />
der Psychoonkologen haben wir<br />
gelernt, dass eine intensive Aufklärung<br />
über die bestehenden Risiken<br />
n<strong>ich</strong>t zu mehr Ängsten, sondern im<br />
Gegenteil, zu <strong>einer</strong> Reduktion der<br />
Angst bei den Betroffenen führt.<br />
Dies deckt s<strong>ich</strong> mit der alltägl<strong>ich</strong>en<br />
Erfahrung bei der Betreuung der<br />
Frauen. Oftmals empfinden sie es<br />
bei einem ersten Gespräch bereits<br />
als Erle<strong>ich</strong>terung, dass die Ärzte ihre<br />
Sorge um die vielen Erkrankungsfälle,<br />
die in der Familie aufgetreten<br />
sind, ernst nehmen und dies n<strong>ich</strong>t<br />
mit beruhigenden Sätzen abtun. Ein<br />
w<strong>ich</strong>tiges Thema für die Mutationsträgerinnen<br />
ist neben dem Umgang<br />
mit dem eigenen Erkrankungsrisiko<br />
und den eigenen Ängsten besonders<br />
die Sorge um die Kinder und<br />
die Frage, ob sie ihnen die Veränderung<br />
vielle<strong>ich</strong>t vererbt haben.<br />
Ein weiteres w<strong>ich</strong>tiges Thema bei<br />
der Beratung stellt die Frage nach<br />
<strong>einer</strong> mögl<strong>ich</strong>en Diskriminierung<br />
bei Nachweis <strong>einer</strong> Mutation dar.<br />
Mit dem derzeit in der Bearbeitung<br />
befindl<strong>ich</strong>en Gendiagnostikgesetz<br />
sollen die betroffenen Personen<br />
vor solchen etwaigen Benachteiligungen<br />
geschützt werden. Mit<br />
dieser w<strong>ich</strong>tigen Thematik der Beratung,<br />
selbständigen Entscheidung<br />
und dem Schutz vor Diskriminierung<br />
beschäftigen s<strong>ich</strong> gle<strong>ich</strong> mehrere<br />
Artikel.<br />
Im Beitrag von Prof. Meindl wird auf<br />
die genetischen Hintergründe eingegangen.<br />
Neben den Genen BRCA1<br />
und BRCA2 sind zwischenzeitl<strong>ich</strong><br />
weitere Risikogene gefunden worden,<br />
eine ganze Reihe gibt es noch<br />
zu entdecken. Bei diesen neuen<br />
Genen handelt es s<strong>ich</strong> um weniger<br />
gefährl<strong>ich</strong>e Gene, die vermutl<strong>ich</strong><br />
miteinander interagieren, um so<br />
den Brustkrebs <strong>aus</strong>zulösen. Eine