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Das brustkrebsmagazin<br />

www.mammamia-online.de<br />

Das brustkrebsmagazin<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

Orientierungshilfe zur individuellen<br />

brustkrebstherapie


2<br />

Dieses Heft ist allen Frauen gewidmet, deren Leben durch<br />

eine Brustkrebserkrankung auf den Kopf gestellt wurde.<br />

Ein besonderer Dank gilt den Betroffenen, die durch<br />

eine Studienteilnahme den wissenschaftlichen Fortschritt<br />

unterstützen sowie den Wissenschaftlern, deren Ziel die<br />

Erforschung neuer Brustkrebstherapien ist.<br />

Oktober 2011<br />

Spezial Nr. 2 – Tumor ist nicht gleich Tumor


Editorial<br />

Liebe Leserin, Lieber Leser!<br />

betrachtet man die statistik – knapp 60.000 neue brustkrebserkrankungen<br />

jährlich allein in Deutschland, Tendenz<br />

steigend – könnte man verzweifeln. es scheint, <strong>als</strong><br />

würde sich hier eine üble seuche unaufhaltsam ausbreiten.<br />

blickt man dann jedoch auf die andere seite – die<br />

verbesserten Heilungschancen, neue, gezielte Therapieformen,<br />

bessere Lebensqualität von Krebskranken –<br />

macht sich ein Funken Hoffnung breit. Die Zeit ist auf der<br />

seite der erkrankten. es wird zwar immer moniert, dass<br />

der große Durchbruch in der behandlung von Krebs<br />

noch immer nicht gelungen ist. Dabei wird aber häufig<br />

übersehen, wie groß die Fortschritte sind, die die Wissenschaft<br />

in den vergangenen Jahren erzielen konnte.<br />

Angefangen bei der Operation. noch vor wenigen Jahren<br />

wurden Frauen fast immer brustamputiert, Lymphknoten<br />

wurden meist komplett entfernt. Heute wird sehr<br />

viel schonender operiert, mehr <strong>als</strong> zwei Drittel der betroffenen<br />

können brusterhaltend operiert werden. Die<br />

strahlentherapie ist heute sehr viel präziser und dadurch<br />

schonender. Die neueste entwicklung ist die intraopera-<br />

tive strahlentherapie, die auch die Therapiedauer verkürzt.<br />

systemische Therapien werden weniger nach dem<br />

Gießkannenprinzip, sondern zielgerichteter verordnet.<br />

Durch das bessere Verständnis der Tumorzellen und die<br />

Möglichkeit, diese gezielt anzugreifen, sind bei einigen<br />

Tumorarten die Heilungschancen drastisch gestiegen.<br />

betroffene mit einer weit fortgeschrittenen Krankheit haben<br />

durch neue Therapien häufig eine bessere Lebensqualität<br />

und eine höhere Lebenserwartung.<br />

Die neuesten entwicklungen der zielgerichteten, personalisierten<br />

brustkrebstherapie werden in diesem ratgeber<br />

vorgestellt. Dabei wird klar, dass es auf der einen<br />

seite große Fortschritte gibt, auf der anderen seite aber<br />

noch großer bedarf an weiteren Forschungen herrscht.<br />

so gibt es immer noch Tumorarten, die schwer oder gar<br />

nicht behandelbar sind. neue erkenntnisse sollten viel<br />

schneller einzug in die klinische Praxis finden. Auch hier<br />

besteht erheblicher Verbesserungsbedarf. noch immer<br />

dauert es teilweise Jahre, bis insbesondere Kassenpatienten<br />

neue Medikamente erhalten.<br />

ein weiterer Punkt kann nicht oft genug betont werden:<br />

Die Früherkennung muss weiter verbessert werden!<br />

noch immer gibt es zu viele Frauen, deren Tumor bei<br />

Diagnosestellung bereits inoperabel ist oder Metastasen<br />

gebildet hat. Früherkennung rettet Leben – sagen sie es<br />

weiter!<br />

Herzliche Grüße,<br />

eva schumacher-Wulf<br />

www.mammamia-online.de 3


Liebe Leserin, Lieber Leser!<br />

Knapp 60.000 Frauen erkranken in Deutschland jährlich<br />

an brustkrebs. Das ist eine besorgniserregende Zahl.<br />

es gibt jedoch auch positive entwicklungen: so liegt die<br />

sterblichkeit von Frauen mit brustkrebs in Deutschland<br />

unter dem europäischen Durchschnitt. Dank gut organisierter<br />

Versorgungsstrukturen, der einrichtung zertifizierter<br />

brustzentren sowie die einführung verbesserter Früherkennungsprogramme<br />

konnte die Überlebensprognose<br />

für brustkrebspatientinnen deutlich verbessert werden.<br />

Dazu kommt, dass wir in den letzten Jahren viele erstklassige<br />

Medikamente vorstellen konnten, beispielsweise<br />

Antikörper und hormonelle substanzen. Die Deutsche<br />

Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ist an der<br />

erstellung von empfehlungen und Leitlinien beteiligt, um<br />

die flächendeckende Versorgungsqualität zu gewährleisten.<br />

Diese positive entwicklung bedeutet jedoch nicht, dass<br />

wir unser Ziel erreicht haben. insbesondere in den bereichen<br />

Prävention und Früherkennung gibt es noch<br />

4<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

viel zu tun. Wir wissen heute, dass durch gesunde ernährung<br />

und regelmäßige sportliche betätigung das<br />

erkrankungsrisiko für brustkrebs gesenkt werden kann.<br />

Darüber sollte jede Frau aufgeklärt werden, am besten<br />

schon in der schule. Weiterhin sollte die Früherkennung<br />

weiter verbessert werden. Wünschenswert wäre eine<br />

Zusammenarbeit von Gynäkologen, radiologen und<br />

Hausärzten sowie eine größere bereitschaft bei Frauen,<br />

Früherkennungsangebote in Anspruch zu nehmen. ein<br />

Punkt ist in diesem Zusammenhang wichtig zu wissen:<br />

Die wichtigste Früherkennungsmethode ist noch immer<br />

das Abtasten der brust, das jede Frau regelmäßig selbst<br />

tun sollte. Wir sollten immer wieder an die selbstverantwortung<br />

der Frauen appellieren.<br />

Herzlichst,<br />

Prof. Dr. Rolf Kreienberg<br />

Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft<br />

für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.


Vorwort<br />

Liebe Leserin, Lieber Leser!<br />

Die brustkrebsforschung konnte in den vergangenen<br />

Jahren enorme erfolge verzeichnen: Anstelle einer breiten,<br />

uniformen Therapie nach dem Gießkannenprinzip<br />

finden immer mehr zielgerichtete Therapien Anwendung.<br />

so ist es uns durch intensive Forschung gelungen, den<br />

Tumor immer besser zu verstehen, subgruppen zu bilden<br />

und Angriffspunkte für Therapien zu definieren. Um<br />

Fortschritte in der Forschung erreichen zu können, ist es<br />

wichtig, dass Wissenschaftler verschiedener medizinischer<br />

Disziplinen zusammenarbeiten. so ist es auch das<br />

erklärte Ziel der deutschen Gesellschaft für senologie,<br />

den interdisziplinären erfahrungsaustausch zu fördern.<br />

in diesem interdisziplinären Umfeld erarbeitet unsere<br />

Gesellschaft standards und Konsensus-empfehlungen<br />

zu Diagnostik und Therapie von brustkrankheiten, die<br />

dem aktuellen stand der Wissenschaft entsprechen. Der<br />

vorliegende ratgeber gibt einen Überblick über gängige<br />

Therapien und neue Ansätze.<br />

es ist uns auch ein großes Anliegen, Patienten bestmöglich<br />

zu therapieren und ihnen die Möglichkeit zu<br />

bieten, an studien teilzunehmen, um so früh wie möglich<br />

vom medizinischen Fortschritt zu profitieren. so hat<br />

unsere Gesellschaft gemeinsam mit der Deutschen<br />

Krebsgesellschaft Kriterien entwickelt, nach denen ein<br />

deutschlandweites Zertifizierungsprogramm für interdisziplinäre<br />

brustzentren durchgeführt werden soll. eine<br />

Übersicht über zertifizierte brustzentren findet sich unter<br />

www.senologie.org oder www.krebsgesellschaft.de. Weiterhin<br />

stellen wir im internet unter www.brustkrebs-studien.de<br />

aktuell laufende studien vor. so können sich betroffene<br />

selbst informieren, welche studie interessant für sie sein<br />

könnte.<br />

es grüßt sie herzlich<br />

Prof. Dr. Diethelm Wallwiener<br />

Präsident der Deutschen Gesellschaft für senologie e.V.<br />

www.mammamia-online.de 5


6<br />

3 eDiTOriAL<br />

4 VOrWOrT<br />

6 inHALT<br />

1 Tumorbiologie<br />

9 TUMOrbiOLOGie<br />

Den Tumor besser verstehen<br />

13 PATHOLOGie<br />

Die rolle des Pathologen bei der Therapieentscheidung<br />

16 TrAnsLATiOnALe FOrscHUnG<br />

Von der präklinischen Forschung zur klinischen Anwendung<br />

2 Zielgerichtete Therapien<br />

19 DAs GiessKAnnenPrinZiP isT OUT<br />

Die entwicklung zielgerichteter Therapien<br />

23 brUsTKrebs<br />

eine Krankheit mit vielen Gesichtern<br />

3 Primäre Situation<br />

27 DiAGnOse brUsTKrebs<br />

Wegweiser bei der ersterkrankung<br />

4 Metastasierte Situation<br />

31 MeTAsTAsierTer brUsTKrebs<br />

Aktuelle behandlungsempfehlungen<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor


Inhalt<br />

5 Triple negativer Brustkrebs<br />

35 DAs TriPLe neGATiVe MAMMAKArZinOM<br />

eigenschaften und Therapiemöglichkeiten<br />

6 Familiärer Brustkrebs<br />

39 GeneTiscHer brUsTKrebs<br />

Diagnose, behandlung und Prophylaxe<br />

7 Brustkrebs bei der jungen Frau<br />

45 brUsTKrebs bei Der JUnGen PATienTin<br />

besonderheiten und Therapieoptionen<br />

50 rePrODUKTiOnsMeDiZin<br />

chancen für den Kinderwunsch nach Krebs<br />

8 Medizinische Studien<br />

53 MeDiZiniscHe sTUDien<br />

Das basis wissenschaftlichen Fortschritts<br />

9 Austausch mit Betroffenen<br />

59 Der AUsTAUscH MiT AnDeren beTrOFFenen<br />

selbsthilfe, Foren und netzwerke<br />

10 Anhang<br />

61 AUTOrenVerZeicHnis<br />

63 WicHTiGe ADressen<br />

65 GLOssAr<br />

71 iMPressUM<br />

www.mammamia-online.de 7


1 Tumor<br />

8<br />

Tumorbiologie<br />

ist nicht gleich Tumor


Tumorbiologie<br />

Den TUMOr besser VersTeHen<br />

Zielgerichtete Krebstherapien stehen im Fokus der Wissenschaft.<br />

Das Ziel: Patienten sollen so individuell wie<br />

möglich behandelt und das „Gießkannenprinzip“ (alle<br />

bekommen das gleiche) vermieden werden. Um eine<br />

zielgerichtete Therapie entwickeln zu können, müssen<br />

die Forscher den Tumor zunächst kennen und verstehen.<br />

Dafür werden einzelne Zellen genau untersucht,<br />

um deren beschaffenheit, besonderheiten, Lebenszyklus<br />

sowie interaktion mit anderen Zellen kennenzulernen.<br />

Wissenschaftler haben in den vergangenen Jahren<br />

weitreichende erkenntnisse über die Tumorbiologie erforscht,<br />

viele Fragen sind aber auch noch offen. <strong>Mamma</strong><br />

<strong>Mia</strong>! sprach mit dem Onkologen Professor Dr. Andreas<br />

schneeweiss, sektionsleiter Gynäkologische Onkologie<br />

im nationalen centrum für Tumorerkrankungen (ncT)<br />

des Universitäts-Klinikums in Heidelberg, über den aktuellen<br />

stand der Wissenschaft.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Die Wissenschaft legt seit einigen Jahren<br />

einen Forschungsschwerpunkt auf die individualisierte<br />

Krebsbehandlung. Fachleute sprechen von einer zielgerichteten<br />

oder besser personalisierten Therapie. Welche<br />

konkreten erkenntnisse liegen heute vor?<br />

Prof. Dr. A. schneeweiss: Ziel der Wissenschaft ist es,<br />

die unterschiedlichen Tumoren sowie die eigenschaften<br />

der gesunden Zellen und Organe verschiedener Patientinnen<br />

viel genauer zu charakterisieren und ihr Verhalten<br />

besser zu verstehen. Dies ist die entscheidende Voraussetzung<br />

für eine individualisierte oder personalisierte<br />

behandlung. so untersuchen wir die molekularen Muster<br />

der Zellen auf verschiedenen ebenen. Wir befassen<br />

uns mit dem erbgut der Zellen (Genom), den reversiblen<br />

Veränderungen am erbgut (epigenom), Veränderungen<br />

an den boten-Molekülen für die Proteinproduktion<br />

(Transkriptom), den Proteinen selbst (Proteom) und den<br />

stoffwechselprodukten (Metabolom). Die eigenschaften<br />

1 Tumorbiologie<br />

der Zellen spiegeln sich in den Mustern dieser Moleküle,<br />

den so genannten signaturen, wider. Die signaturen der<br />

Tumorzellen könnten uns bessere Auskünfte geben über<br />

die Aggressivität des Tumors und das Ansprechen auf<br />

verschiedene Therapien <strong>als</strong> die herkömmlichen Faktoren.<br />

Auch das Verhalten der normalen Zellen der erkrankten<br />

Patientin könnten besser vorhergesagt werden. Am<br />

weitesten erforscht sind beim brustkrebs die Muster der<br />

boten-Moleküle der brustkrebszelle, die so genannten<br />

Gen-expressions-signaturen.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Welche Forschungseinrichtungen sind an<br />

der Aufschlüsselung der Tumorzellen beteiligt und wer<br />

trägt die Kosten der Grundlagenforschung?<br />

Prof. Dr. A. Schneeweiss: Zunächst müssen Grundlagenforscher<br />

in öffentlich geförderten instituten wie beispielsweise<br />

im Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg<br />

(DKFZ) oder anderen nationalen und internationalen<br />

Forschungseinrichtungen oder in einrichtungen der forschenden<br />

pharmazeutischen industrie neue Hypothesen<br />

aufstellen und Ansatzpunkte definieren. Die Kosten tragen<br />

<strong>als</strong>o die öffentliche Hand und private Unternehmen.<br />

Öffentliche und private einrichtungen arbeiten häufig in<br />

größeren netzwerken zusammen. Die richtungen, in<br />

welche die Grundlagenforscher zielen, ergeben sich aus<br />

den Problemen, die klinisch tätige Ärzte bei der alltäglichen<br />

behandlung von Krebspatienten haben.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wie geht es weiter, wenn es neue erkenntnisse<br />

in der Grundlagenforschung gibt?<br />

Prof. Dr. A. Schneeweiss: neue Hypothesen und Ansätze<br />

werden zunächst an Tumorzelllinien und Tieren<br />

mit spontanen oder induzierten Krebserkrankungen<br />

überprüft. erhärten sich die Hypothesen, werden klinische<br />

studien mit betroffenen Krebspatienten gestartet.<br />

www.mammamia-online.de 9


estätigen auch diese klinischen studien einen eindeutigen<br />

nutzen beim krebskranken Menschen, ist eine neue<br />

Therapiemöglichkeit geboren. Die enge Zusammenarbeit<br />

zwischen Grundlagenforschern und klinisch tätigen Ärzten<br />

ist eine Grundvoraussetzung für den raschen Transfer<br />

neuer erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in<br />

den klinischen Alltag. Diese Kooperation ist damit der<br />

schlüssel zur Verwirklichung unseres Traumes der personalisierten<br />

Therapie, das heißt der individuell auf jeden<br />

Patienten und seine Krebserkrankung zugeschnittenen<br />

behandlung. Aus diesem Grund wurden in Deutschland<br />

Krebszentren wie das nationale centrum für Tumorerkrankungen<br />

(ncT) Heidelberg nach dem Vorbild der<br />

amerikanischen comprehensive cancer center geschaffen,<br />

in denen Grundlagenforscher und klinisch tätige Ärzte<br />

unter einem Dach zusammenarbeiten.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: inwiefern beeinfl usst die Tumorbiologie in<br />

der Praxis heutzutage die Therapieentscheidung?<br />

Prof. Dr. A. schneeweiss: Derzeit gibt es im wesentlichen<br />

zwei Ansatzpunkte für eine zielgerichtete Therapie. Zum<br />

einen wird das Zellwachstum durch eine rezeptorblo-<br />

10<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

ckade (beim brustkrebs zum beispiel des Hormonrezeptors<br />

oder Her2-neu-rezeptors) oder durch eine störung<br />

von signalübertragungen gehemmt. Zum anderen wird<br />

versucht, die Gefäße am Wachstum zu hindern (Angiogenesehemmung).<br />

Der entwicklung dieser Therapieformen<br />

ging eine intensive Forschung an Tumorzellen voraus.<br />

Die Tumorbiologie kann die Therapieentscheidung aber<br />

auch indirekt beeinfl ussen, denn sie hat eine prognostische<br />

und prädiktive bedeutung. so haben beispielsweise<br />

die Arbeiten mit den Proteasen (Faktoren, die zum<br />

Abbau des umgebenden Gewebes beitragen) uPA und<br />

seinem inhibitor PAi-1 sehr vielversprechende ergebnisse<br />

gebracht. im Jahr 2007 wurde die bestimmung<br />

des uPA- und PAi-1-Gehalts im Primärtumor einer Patientin<br />

sogar in die empfehlungen der American society<br />

of clinical Oncology (AscO) aufgenommen. Danach<br />

wird empfohlen, den uPA/PAi-1-Test für die Prognoseabschätzung<br />

von neu an brustkrebs erkrankten Frauen<br />

ohne Lymphknotenbefall und mit hormonabhängigen,<br />

kleinen Tumoren einzusetzen, um die angemessene Therapie<br />

auszuwählen. eine hohe uPA- oder PAi-1-Aktivität


spricht für einen aggressiveren Tumor. so würde man in<br />

diesem Fall eher eine chemotherapie verordnen <strong>als</strong> bei<br />

Patientinnen mit einem niedrigen uPA- und PAi-1-Wert.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Werden diese Werte heute schon standardmäßig<br />

ermittelt?<br />

Prof. Dr. A. schneeweiss: Teilweise ja, es gibt standardfaktoren,<br />

die immer bestimmt werden. so wird beispielsweise<br />

immer untersucht, ob Hormonrezeptoren beziehungsweise<br />

Her2-neu-rezeptoren vorhanden sind.<br />

schwieriger wird es mit Faktoren, die am Frischgewebe<br />

untersucht werden müssen. Dazu zählen zum beispiel<br />

die uPA- und PAi-1-Werte. Diese Untersuchung scheitert<br />

häufig an organisatorischen und logistischen Hürden.<br />

Die bestimmung von uPA und PAi-1 muss an frischem,<br />

in stickstoff oder Trockeneis gelagertem Tumorgewebe<br />

erfolgen. nicht alle Kliniken haben die Möglichkeit, das<br />

Gewebe entsprechend zu konservieren. bisher sind die<br />

institute darauf eingerichtet, Gewebeproben in Paraffin<br />

einzulegen. es sollte für diesen Test jedoch maximal zehn<br />

Minuten nach der entnahme gefroren sein. Dabei sollte<br />

es sich genau genommen um das Gewebe aus der<br />

Operation handeln. Wir wissen noch nicht abschließend,<br />

ob bei stanzgewebe gleiche ergebnisse erzielt werden<br />

können. Die studien befassten sich ausschließlich mit<br />

dem herausoperierten Gewebe. Für Krankenhäuser gibt<br />

es einen fertigen Kit, das diese Vorgehensweise ermöglicht.<br />

Patientinnen sollten in jedem Fall vor der Operation<br />

fragen, welche Möglichkeiten das Krankenhaus bietet.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Was schätzen sie, ab wann neue molekulare<br />

Tests in den Leistungskatalog der Krankenkassen<br />

aufgenommen werden?<br />

Prof. Dr. A. schneeweiss: Derzeit läuft in europa eine<br />

Phase-iii-studie (genannt MinDAcT), in der die Aussagekraft<br />

einer Gen-expressions-signatur, der so genannten<br />

„Amsterdam-signatur“ (nach dem Ort, an dem sie<br />

entwickelt wurde) abschließend geklärt werden soll. bei<br />

der Amsterdam-signatur handelt es sich um ein Muster<br />

aus 70 Molekülen, das an Frischgewebe bestimmt wird.<br />

bei dieser MinDAcT-studie wird vor der behandlung die<br />

Amsterdam-signatur aus dem Tumorgewebe bestimmt.<br />

Zusätzlich werden natürlich alle herkömmlichen Progno-<br />

1 Tumorbiologie<br />

sefaktoren gemessen. Weichen die beiden Prognoseabschätzungen<br />

voneinander ab, wird entweder anhand der<br />

herkömmlichen Faktoren oder anhand der Amsterdamsignatur<br />

behandelt. so kann geprüft werden, ob die signatur<br />

eine bessere Prognoseabschätzung erlaubt <strong>als</strong> die<br />

klassischen Faktoren. es wird allerdings noch einige Jahre<br />

dauern, bis das ergebnis dieser studie vorliegt. bisher<br />

gibt es nur ergebnisse aus rückblickenden Analysen, die<br />

allerdings sehr vielversprechend sind.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Können Patientinnen diese signatur auch<br />

bestimmen lassen, wenn sie nicht in der studie sind?<br />

so könnten sie langfristig auf diese Daten zurückblicken.<br />

Prof. Dr. A. schneeweiss: es gibt die Möglichkeit, diese<br />

Untersuchung in privaten Labors durchführen zu lassen.<br />

Wir raten davon jedoch ab. Der Test kostet sehr viel Geld<br />

und das ergebnis sollte noch nicht <strong>als</strong> entscheidungskriterium<br />

in der alltäglichen Therapie verwendet werden,<br />

solange die Daten aus diesen abschließenden studien<br />

nicht vorliegen. ich würde den betroffenen eher empfehlen,<br />

Tumorgewebe einfrieren zu lassen. so hätten sie in<br />

der Zukunft jederzeit die Möglichkeit, weitere Faktoren<br />

des Tumors zu bestimmen.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wie können Patientinnen ihre Gewebeproben<br />

einfrieren lassen?<br />

Prof. Dr. A. schneeweiss: es gibt einige Kliniken, die<br />

über die Möglichkeit verfügen, Frischgewebe tiefgekühlt<br />

zu verwahren. es handelt sich hier hauptsächlich um die<br />

oben genannten Krebskliniken nach dem Vorbild der<br />

amerikanischen comprehensive cancer center. Diese<br />

Zentren verfügen über Tumorbanken. Weiterhin gibt es in<br />

einigen städten die PATH (Patients Tumorbank of Hope<br />

www.stiftungpath.org). Am besten sprechen die betroffenen<br />

dieses Thema vor der Operation in ihrem Krankenhaus<br />

an.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Was können Frauen tun, deren Gewebe<br />

bereits in Paraffin eingelegt wurde?<br />

Prof. Dr. A. schneeweiss: einige dieser Gen-expressions-signaturen<br />

können auch an dem in Paraffin konservierten<br />

Gewebe bestimmt werden (recurrence score,<br />

www.mammamia-online.de 11


PAM50 classifier). in nordamerika läuft derzeit eine<br />

studie (genannt TAiLOrx), in der der recurrence score<br />

aus Paraffingewebe abschließend getestet wird. es soll<br />

überprüft werden, ob der recurrence score eine Aussage<br />

über den nutzen einer chemotherapie erlaubt. ergebnisse<br />

dieser studie werden 2014 erwartet.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Gibt es weitere, erfolgversprechende Ansätze<br />

im bereich der Tumorbiologie, die vielleicht in den<br />

kommenden Monaten oder Jahren für die brustkrebsbehandlung<br />

relevant werden könnten?<br />

Prof. Dr. A. schneeweiss: es gibt vielfältige Ansätze, die<br />

nicht in den kommenden Monaten, aber in den kommenden<br />

Jahren relevant werden könnten. Wir müssen<br />

das „Gießkannenprinzip“ der Krebsbehandlung zugunsten<br />

einer stärker individualisierten, zielgerichteten Therapie<br />

verlassen.<br />

Vielversprechende Ansätze (neben anderen) sind:<br />

n Die behandlung molekular definierter subgruppen<br />

mit gezielten Kombinationstherapien (zum beispiel<br />

die Therapie bestimmter Her2-neu-positiver brustkrebsformen<br />

mit Trastuzumab und einer weiteren<br />

Anti-Her2-Therapie wie Lapatinib oder Pertuzumab).<br />

n Die Therapie anhand genetischer Veränderungen<br />

anstelle morphologischer Kriterien (zum beispiel die<br />

Therapie von brcA-defizienten brustkrebsformen<br />

mit PArP-Hemmern (PArP = Poly-(ADP-ribose)-<br />

Polymerase).<br />

n Die bestimmung neuer Zielstrukturen und deren gezielte<br />

beeinflussung (zum beispiel des „insulin-like<br />

Growth Factor-rezeptors“ und seines signalweges).<br />

n Die charakterisierung und gezielte Ausschaltung der<br />

Krebsstammzelle.<br />

n Das gezielte Ausnutzen der immunologischen interaktionen<br />

zwischen dem Krebspatient und seiner Krebserkrankung.<br />

12<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

KOnTAKT<br />

Prof. Dr. med. Andreas Schneeweiss<br />

sektionsleiter Gynäkologische Onkologie<br />

nationales centrum für Tumorerkrankungen<br />

Universitäts-Klinikum<br />

im neuenheimer Feld 460<br />

69120 Heidelberg<br />

Tel.: 06221 56 36051<br />

Fax: 06221 56 7920<br />

e-Mail: andreas.schneeweiss@med.uni-heidelberg.de<br />

www.klinikum.uni-heidelberg.de<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Was erhoffen sie sich für die Zukunft?<br />

inwiefern wird die erforschung der Tumorbiologie ihrer<br />

Meinung nach die brustkrebsbehandlung verändern?<br />

Prof. Dr. A. schneeweiss: Der Traum ist die personalisierte,<br />

das heißt für jede Patientin und ihre Krebserkrankung<br />

individuell zugeschnittene Therapie. Diesem Ziel werden<br />

wir immer näher kommen, aber nicht in großen sprüngen,<br />

sondern in kleinen schritten. neben der Finanzierung<br />

der erforschung und Anwendung dieser Therapien<br />

wird ein Hauptproblem die Verarbeitung der riesigen<br />

Datenmengen, die durch neue Hochdurchsatzverfahren<br />

innerhalb kürzester Zeit bei jeder Patientin und ihrer<br />

Krebserkrankung individuell erhoben werden können.<br />

in wenigen Jahren wird es beispielsweise möglich sein,<br />

innerhalb von einer Woche das gesamte erbmaterial<br />

einer individuellen Krebserkrankung zu entschlüsseln.<br />

Daraus werden sich viele neue Ansatzpunkte für eine<br />

personalisierte Therapie ergeben. Vor uns liegt ein aufregender,<br />

aber auch mühsamer und langwieriger Weg<br />

mit hohen wissenschaftlichen, strukturellen und finanziellen<br />

Hürden. Diese Hürden müssen wir gemeinsam<br />

überwinden. Wir sind es den betroffenen und ihren<br />

Familien schuldig.


Pathologie<br />

Die rOLLe Des PATHOLOGen bei Der<br />

THerAPieenTscHeiDUnG<br />

Ob eine Veränderung der brust gut- oder bösartig ist,<br />

kann nicht durch eine sonographie oder eine Mammographie,<br />

sondern nur durch eine Gewebeuntersuchung<br />

entschieden werden. Für diese Untersuchung gibt es<br />

eine spezialisierte Facharztausbildung, die mit sechs<br />

Jahren eine der längsten ist und <strong>als</strong> Pathologie bezeichnet<br />

wird. Die Facharztbezeichnung führt immer wieder<br />

zu Verwirrung, denn statt der erwarteten Obduktionstätigkeit<br />

bedeutet Pathologie heute in mehr <strong>als</strong> 99 Prozent<br />

der Fälle die Untersuchung von Gewebeproben zur Diagnosestellung<br />

von erkrankungen Lebender.<br />

Für die Untersuchung des Gewebes (hiervon leitet sich<br />

der begriff Histologie ab) benutzten die Pathologen ein<br />

Mikroskop, an dem sie den Großteil ihres Arbeitstages<br />

zubringen. bevor das Gewebe unter dem Mikroskop untersucht<br />

werden kann, muss es eine spezielle Aufbereitung<br />

und Anfärbung durchlaufen, die 24 bis 48 stunden<br />

in Anspruch nimmt. Daher liegt nicht sofort nach einer<br />

Probeentnahme eine Diagnose vor.<br />

Folgende für die Patientin und ihre Ärzte entscheidenden<br />

informationen stammen aus der pathologischen Untersuchung:<br />

1. GUT- ODer bÖsArTiG?<br />

1 Tumorbiologie<br />

Mit Dignität wird die Gut- oder bösartigkeit (benignität<br />

oder Malignität) der Gewebsveränderung bezeichnet.<br />

Zumeist wird aus einem fraglichen Herd in der brust<br />

www.mammamia-online.de 13


(<strong>Mamma</strong>) zunächst eine stanz- oder Vakuumbiopsie<br />

gewonnen. Deren mikroskopische Untersuchung durch<br />

die Ärzte für Pathologie legt fest, ob es sich um einen<br />

bösartigen oder gutartigen Tumor handelt. Falls es ein<br />

bösartiger Tumor ist und das sind in der weiblichen brust<br />

in den allermeisten Fällen Karzinome, stellen die Pathologen<br />

auch fest, ob der Prozess noch auf die Milchgänge<br />

beschränkt und damit nicht metastasierungsfähig ist („in<br />

situ“) oder ob er bereits invasiv und damit die Gefahr der<br />

streuung gegeben ist.<br />

2. GrÖsse UnD AUsbreiTUnG<br />

Des TUMOrs?<br />

Wurde ein Karzinom operiert, untersucht die Pathologie<br />

alle entnommenen Gewebe. Daran wird die Größe des<br />

Karzinoms ausgemessen. Die Größe eines Tumors ist<br />

nach wie vor ein Faktor, der in die entscheidung chemotherapie<br />

ja oder nein einfl ießt. Maßgeblich für die<br />

Größenbestimmung ist wieder ausschließlich der pathologische,<br />

nicht der radiologische oder sonographische<br />

befund. schließlich wird die Ausbreitung erfasst: Hat der<br />

Tumor Lymph- und blutgefäße infi ltriert oder liegen Absiedelungen<br />

in einen oder mehrere axilläre Lymphknoten<br />

vor? Das Ausbreitungsstadium wird nach dem „TnMsystem“<br />

angegeben. T 1 bis 4 bezeichnet dabei die Tumorgröße,<br />

n das Ausmaß des metastatischen axillären<br />

Lymphknotenbefalls, M wird fast immer von der Klinik<br />

bestimmt und bezeichnet das Vorliegen von Fernmetastasen.<br />

14<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

3. AbsTAnD ZU Den rÄnDern?<br />

eine wichtige Frage, die in der Pathologie durch die Untersuchung<br />

des resektates entschieden wird, ist die,<br />

ob der Prozess komplett entfernt werden konnte. Dazu<br />

müssen die ränder des Operationspräparates gesondert<br />

untersucht und die Tumorfreiheit und der Abstand<br />

des Tumors zum gesunden Gewebe festgelegt werden.<br />

ist dieser zu klein, muss eventuell eine nachresektion<br />

erfolgen.<br />

4. AGGressiViTÄT Des TUMOrs?<br />

Wie groß die Aggressivität beziehungsweise Ausbreitungstendenz<br />

eines Karzinoms ist, lässt sich ebenfalls<br />

mikroskopisch abschätzen. Dies geben die Pathologen<br />

mit dem so genannten „Grading“ an, das in 3 stufen<br />

niedrig (G1), mittel (G2) und hoch maligne (G3) erfolgt.<br />

Hieran bemisst sich vor allem die notwendigkeit einer<br />

chemotherapie. Aber ob eine Hormontherapie ausreicht<br />

oder es einer zusätzlichen chemotherapie bedarf,<br />

bleibt insbesondere bei G2 Tumoren offen. Die wichtigste<br />

Frage, die sich an die Diagnose <strong>Mamma</strong>karzinom<br />

anschließt, ist heute: Um was für ein <strong>Mamma</strong>karzinom<br />

handelt es sich? es gibt eher harmlose und sehr gefährliche<br />

Vertreter unter den <strong>Mamma</strong>karzinomen, was<br />

manchmal mit dem „Haustier-“ und dem „raubtierkrebs“<br />

anschaulich umschrieben wird. Die harmlosen, <strong>als</strong>o die<br />

„Haustierkarzinome“ sind in der Mehrzahl und sind mit<br />

einer Hormontherapie ausreichend behandelt, benötigen<br />

<strong>als</strong>o keine zusätzliche chemotherapie. Die Festlegung,<br />

wie gefährlich ein Karzinom wirklich ist, stellt eines der<br />

größten ungelösten Probleme in der behandlung von<br />

brustkrebs dar. es gibt einerseits Frauen, deren Tumoren<br />

zum Hochrisiko-Typ gehören und intensiver behandelt<br />

werden müssen, und andererseits Patientinnen mit<br />

niedrigrisiko-Typ, bei denen nach der Operation außer<br />

Hormontherapie keine weitere Therapie nötig ist. Die<br />

erwähnten Messinstrumente der Pathologie (Tumorgröße,<br />

Ausbreitung, Grading) können diese Unterscheidung<br />

nicht immer genau treffen. sehr wichtig für die risikoabschätzung<br />

ist die Wachstumsgeschwindigkeit eines Karzinoms,<br />

die sich mit dem Anteil teilungsaktiver Zellen abschätzen<br />

lässt. Dazu benutzt die Pathologie den Marker<br />

Ki-67. sind zehn Prozent oder weniger eines Tumors Ki-


67 positiv, liegt ein niedriges risiko vor; reagieren mehr<br />

<strong>als</strong> 25 Prozent der Zellen positiv, besteht ein hohes, zwischen<br />

diesen Werten ein mittleres risiko. Der Trend geht<br />

zur individuellen risikoabschätzung anhand genauerer<br />

Kenntnis der Tumorbiologie. inwieweit die Molekularbiologie<br />

heute schon zur identifizierung individueller risiken<br />

beitragen kann, ist umstritten und nicht entschieden.<br />

Hier müssen noch mehr studien durchgeführt werden.<br />

Das Genprofiling scheint eine vielversprechende Methode<br />

zur Unterscheidung von Hochrisiko- und niedrigrisiko-Typen<br />

zu sein. Dazu gibt es außerhalb von studien<br />

bereits kommerzielle Anbieter, die Gen-expression-Arrays<br />

durchführen. Der „recurrence score“ von Genomic<br />

Health ist so ein Gentest, der 2009 von der American<br />

society of clinical Oncology zur routineanwendung<br />

empfohlen wurde. Der Test stellt anhand verschiedener<br />

Marker fest, welches rezidivrisiko bei Hormonrezeptor<br />

positiven <strong>Mamma</strong>karzinomen (siehe unten) besteht und<br />

ob dieses eine chemotherapie erfordert. Was allerdings<br />

noch aussteht, ist die Klärung, ob diese neuen Verfahren<br />

die traditionelle Pathologie, wenn sie standardisiert ausgeführt<br />

wird, übertreffen kann oder nicht. Der Test kostet<br />

3.100 € und wird von den Kassen zurzeit nicht finanziert.<br />

Wie auch beim Grading durch die Pathologie gibt es eine<br />

Mittelgruppe ohne eindeutige risikoangabe, die 30 bis<br />

60 Prozent aller Fälle umfasst.<br />

5. ZieLsTrUKTUren FÜr GericHTeTe<br />

THerAPien VOrHAnDen?<br />

eine weitere wichtige Frage, die die Pathologie nach<br />

der Krebsdiagnose zu beantworten hat, ist die nach<br />

der behandelbarkeit mit zielgerichteter Therapie. Über<br />

Jahrzehnte hat sich die klinische Krebsforschung darauf<br />

konzentriert, empirische Kombinationen unspezifischer<br />

zytotoxischer Wirkstoffe zu testen. in den letzten Jahren<br />

sind wir Zeugen einer revolutionären Umwälzung in der<br />

onkologischen Therapie geworden, die durch die spezifisch<br />

gegen Targetmoleküle gerichtete medikamentöse<br />

intervention herbeigeführt wurde. Der therapeutische<br />

schlag soll gegen die Achillesferse eines Tumors gerichtet<br />

werden, wie Oberflächenmarker, mutierte Onkogene<br />

oder Tyrosinkinasen, was freilich im individuellen Fall<br />

bekannt sein muss. beim <strong>Mamma</strong>karzinom sind zwei<br />

Zielmoleküle von entscheidender Wichtigkeit: der Ös-<br />

KOnTAKT<br />

Prof. Dr. med. H. H. Kreipe<br />

institut für Pathologie,<br />

Medizinische Hochschule<br />

carl-neuberg-straße 1,<br />

30625 Hannover<br />

Tel.: 0511 532 4500 oder 4501<br />

Fax: 0511 532 5799<br />

e-Mail: pathologie@mh-hannover.de<br />

1 Tumorbiologie<br />

trogenrezeptor und der rezeptor für den epidermalen<br />

Wachstumsfaktorrezeptor 2 (Her2). Gegen beide strukturen<br />

stehen wirksame Medikamente zur Verfügung mit<br />

denen sich das Tumorwachstum gezielt hemmen lässt.<br />

circa 75 Prozent der <strong>Mamma</strong>karzinome sind positiv für<br />

den Östrogenrezeptor und 16 Prozent für Her2. sind beide<br />

rezeptoren nicht vorhanden und fehlt auch noch der<br />

Progesteronrezeptor, liegt ein so genannter „triple negativer<br />

Tumor“ vor, der besonders aggressiv ist (siehe Kapitel<br />

5 seite xy, Anmerkung der redaktion).<br />

Die spezifisch gegen Zielmoleküle gerichtete Therapie<br />

hat die präzise und korrekte identifikation potentieller<br />

Targetmoleküle im Tumor zur Voraussetzung. bei der gewebebasierten<br />

Analyse setzt die Pathologie eine reihe<br />

von Verfahren ein, die Unterscheidung von Tumor- und<br />

Umgebungszellen ermöglichen, wie immunhistochemie,<br />

Polymerasekettenreaktion (Pcr) oder Fluoreszenz<br />

in-situ-Hybridisierung (FisH). Alle Methoden können<br />

am Formalin fixierten und Paraffin eingebetteten Gewebe<br />

erfolgen, <strong>als</strong> das fast alle Tumorproben vorliegen.<br />

Pathologien, die für zertifizierte brustzentren (der Deutschen<br />

Krebsgesellschaft) tätig sind, unterziehen sich<br />

regelmäßig einer externen Qualitätskontrolle hinsichtlich<br />

der Zuverlässigkeit ihrer bestimmungsverfahren. es ist<br />

zu erwarten, dass die Liste potentieller Targetmoleküle<br />

zukünftig weiter wachsen wird und dass sich die Pathologie<br />

daher der wachsenden Herausforderung ausgesetzt<br />

werden sieht, unmittelbar und direkt die Therapie<br />

beeinflussende informationen aus dem Gewebe durch<br />

den nachweis von Zielmolekülen zu gewinnen und bereitzustellen.<br />

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Translationale Forschung<br />

VOn Der PrÄKLiniscHen FOrscHUnG<br />

ZUr KLiniscHen AnWenDUnG<br />

Den großen Durchbruch gibt es in der Krebstherapie<br />

noch nicht. nach wie vor sind einige Krebsarten nicht<br />

heilbar. es gibt jedoch große Fortschritte. Die Überlebensraten<br />

steigen, was zum einen mit einer verbesserten<br />

Diagnostik und zum anderen mit einer verbesserten<br />

Therapie zusammenhängt. Grundlage neuer Therapien<br />

ist eine intensive Forschung, die meist im Labor beginnt<br />

und erst nach Jahren intensiver beobachtungen<br />

beim Menschen eingesetzt wird. Dieser Prozess wird<br />

<strong>als</strong> „translationale Forschung“ bezeichnet. eine in der<br />

brustkrebsforschung führende Wissenschaftlerin ist<br />

16<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

Prof. Dr. nadia Harbeck vom Universitätsklinikum Köln.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>! sprach mit ihr über den Forschungsstandort<br />

Deutschland.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Frau Professorin Harbeck, was genau<br />

verbirgt sich hinter dem begriff der „translationalen Forschung“?<br />

Prof. Dr. nadia Harbeck: bei der translationalen Forschung<br />

geht es darum, erkenntnisse, die wir im Labor<br />

beziehungsweise in klinischen studien erlangen, so


schnell wie möglich in die klinische Praxis umzusetzen.<br />

Die medizinische Forschung beginnt meist im reagenzglas,<br />

anschließend gilt es zu testen, ob die erlangten<br />

ergebnisse auch beim Menschen anwendbar sind. in<br />

diesem Prozess arbeiten interdisziplinäre Teams aus der<br />

präklinischen Forschung und der Klinik zusammen.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Das klingt nach einem sehr aufwendigen,<br />

kostenintensiven Projekt.<br />

Prof. Dr. nadia Harbeck: Ja, das ist es auch. Ziel bei den<br />

meisten Forschungsvorhaben ist ja die entwicklung neuer<br />

Wirkstoffe, die einige Millionen euro kosten kann. bevor<br />

ein Wirkstoff zugelassen wird, müssen verschiedene<br />

studien mit – je nach Fragestellung – mehreren tausend<br />

Patienten durchgeführt werden.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wer finanziert das?<br />

Prof. Dr. nadia Harbeck: nun, in der regel kooperieren<br />

Universitätskliniken beziehungsweise andere akademische<br />

Forschungseinrichtungen mit der industrie. Die<br />

Finanzierungsfrage gestaltet sich jedoch immer wieder<br />

<strong>als</strong> schwierig, zumal verschiedene interessen gewahrt<br />

bleiben müssen – das akademische interesse im sinne<br />

der wissenschaftlichen Unabhängigkeit, das interesse<br />

der Patienten sowie das der industrie. Meiner Meinung<br />

nach müssen hier alle beteiligten noch etwas scheu verlieren<br />

und in einen offenen Dialog treten. Je größer die<br />

Transparenz ist, desto weniger Vorbehalte und Missverständnisse<br />

wird es geben.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wenn sie in die Zukunft blicken – wie wird<br />

sich die Forschungslandschaft in Deutschland künftig<br />

gestalten?<br />

Prof. Dr. nadia Harbeck: ich denke, dass die internationale<br />

Zusammenarbeit weiter ausgebaut werden wird,<br />

so dass wir immer mehr von studien, die im Ausland<br />

durchgeführt werden, profitieren können oder auch wegweisende<br />

studien in Deutschland durchführen können.<br />

Das hätte möglicherweise die Folge, dass wir bestimmte<br />

Wirkstoffe schneller einsetzen können. ein weiterer<br />

Trend, den wir in den UsA beobachten, ist, dass immer<br />

mehr akademische Forscher und institutionen selbst<br />

KOnTAKT<br />

Prof. Dr. med. Nadia Harbeck<br />

Leitung brustzentrum Köln/Frechen<br />

Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde<br />

und Geburtshilfe der Uniklinik Köln<br />

Kerpener straße 34<br />

50931 Köln<br />

Tel.: 0221 478-87743<br />

Fax: 0221 478-86546<br />

e-Mail: nadia.harbeck@uk-koeln.de<br />

www.brustkrebsschwerpunkt-koeln.de<br />

1 Tumorbiologie<br />

Firmen gründen, um sich Patente zu sichern. Das wird<br />

sicherlich auch hierzulande zunehmen.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Was müsste ihrer Meinung nach in<br />

Deutschland verbessert werden, um die translationale<br />

Forschung zu fördern?<br />

Prof. Dr. nadia Harbeck: ein großes Problem ist, dass<br />

Kliniker immer weniger Zeit für die Forschung haben.<br />

Der Klinikalltag lässt einfach keinen raum für größere<br />

Forschungsprojekte beziehungsweise sie gestalten sich<br />

aufgrund des Zeitmangels oft <strong>als</strong> sehr langwierig. Meiner<br />

Meinung nach sollte jede Klinik über eine separate<br />

Forschungsabteilung verfügen, in der sich die Mitarbeiter<br />

voll und ganz der Forschung widmen können. Das<br />

setzt jedoch einen strukturwandel voraus, denn derzeit<br />

haben die meisten Kliniken mit einer stellenknappheit zu<br />

kämpfen. es gibt einen weiteren Punkt, der mir auf der<br />

seele brennt: 70 bis 80 Prozent des forschenden nachwuchses<br />

sind Frauen, für die sich das berufsbild „klinische<br />

Forschung“ nach wie vor nur schwierig mit Familie<br />

vereinbaren lässt. Dadurch verlieren wir viele kompetente<br />

nachwuchskräfte. Hier wünsche ich mir mehr Flexibilität<br />

auch seitens der Arbeitgeber. eigentlich sollte es möglich<br />

sein, Universität und Familie vereinbaren zu können.<br />

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2 Tumor<br />

18<br />

Zielgerichtete<br />

Th erapien<br />

ist nicht gleich Tumor


Krebsbehandlungen nach dem Gießkannenprinzip sind<br />

out. Der Fokus der Wissenschaft liegt auf der individualisierten<br />

Tumortherapie. immer mehr zielgerichtete Therapie<br />

werden entwickelt, so genannte Antikörper und<br />

„small molecules“, kleine Moleküle, werden in der brustkrebstherapie<br />

eingesetzt. Professor Dr. Dr. Wolfgang eiermann<br />

erläutert im Gespräch mit <strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!, welche<br />

Therapieoptionen heute zur Verfügung stehen und wo es<br />

noch Therapielücken gibt.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Herr Professor eiermann, <strong>als</strong> erste zielgerichtete<br />

brustkrebstherapie kann die Antihormontherapie<br />

bezeichnet werden, die gezielt zur behandlung von hormonabhängigen<br />

Tumoren eingesetzt wird. Wann wurde<br />

diese Therapieoption entdeckt und wie hat sie sich seither<br />

weiterentwickelt?<br />

Prof. Dr. Dr. Wolfgang eiermann: Die Hormontherapie durch<br />

entfernung der eierstöcke ist eine Therapieform, die bis<br />

an das ende des 19. Jahrhunderts zurückverfolgt werden<br />

kann. Allerdings war diese Therapie ohne Kenntnis der Prinzipien<br />

und Mechanismen. Die entwicklung änderte sich erst,<br />

<strong>als</strong> Mitte der 1970er Jahre rezeptoren für sexual steroide<br />

im Tumorgewebe nachgewiesen werden konnten und zwar<br />

nicht nur bei Frauen vor dem Wechsel, sondern auch in<br />

der postmenopausalen situation. Also ist hier zum ersten<br />

Mal das so genannte „Target“ <strong>als</strong> prädiktiver Faktor für den<br />

einsatz einer Hormontherapie beschrieben worden. Die wissenschaftlichen<br />

erkenntnisse sind in erster Linie mit dem<br />

namen elwood Jenssen, chicago verbunden. es konnte<br />

auch gezeigt werden, dass die Wirksamkeit der Hormontherapie<br />

nicht nur abhängig ist von rezeptoren für Östrogene<br />

oder Gestagene, sondern dass die Wirksamkeit auch in Zusammenhang<br />

steht mit der Dichte der so nachgewiesenen<br />

rezeptoren. Zeitgleich mit der entdeckung der steroidhormonrezeptoren<br />

wurde die Wirkung von Tamoxifen nachgewiesen,<br />

einem so genannten Antiöstrogen – wie wir heute<br />

wissen mit partieller östrogener Wirkung.<br />

2 Zielgerichtete Therapien<br />

Das Gießkannenprinzip ist out<br />

Die enTWicKLUnG ZieLGericHTeTer THerAPien<br />

Die heutige Hormontherapie basiert im Wesentlichen auf<br />

drei substanzgruppen:<br />

1. GnrH-Analoga zur Down-regulation der eierstockfunktion<br />

und damit zur ovarialen suppression. Die<br />

Patientin wird so medikamentös in den Wechsel versetzt.<br />

Die Wirkungsweise ist vergleichbar mit dem der<br />

entfernung oder bestrahlung der eierstöcke. Die Therapie<br />

ist reversibel.<br />

2. Antiöstrogene Therapie mit Tamoxifen. ein Antiöstrogen<br />

mit partieller östrogener Wirkung (zum beispiel<br />

der Gebärmutter). Fulvestrant, Weiterentwicklung<br />

der antiöstrogenen Wirkung von Tamoxifen, ein so<br />

genanntes „reines“ Antiöstrogen mit geringer nebenwirkung.<br />

Hauptwirkung basiert auf einer Down-regulation<br />

der Östrogenrezeptoren (maximal 80 Prozent).<br />

3. Aromatasehemmer, entweder steroidal oder nicht steroidal,<br />

führen bei postmenopausalen Frauen zu einer<br />

weiteren Herabsetzung des Östrogenspiegels basierend<br />

auf der blockierung eines enzyms (Aromatase),<br />

eine weitere bildung von Östrogenen im nichtovariellen<br />

Gewebe (unter anderem Fettmuskulatur, nebenniere)<br />

wird verhindert.<br />

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<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Die entdeckung der Her2/neu-rezeptoren<br />

kann <strong>als</strong> weiterer Meilenstein in der brustkrebsbehandlung<br />

bezeichnet werden, da sie eine direkte<br />

Angriffsfläche für zielgerichtete Therapien bietet. Wann<br />

wurden diese rezeptoren entdeckt und welche Therapieoptionen<br />

stehen zur Verfügung?<br />

Prof. Dr. Dr. Wolfgang eiermann: Der nachweis von<br />

Her2/neu-rezeptoren <strong>als</strong> Teil einer ganzen Familie von<br />

rezeptoren Her1 bis Her4 wurde ende der 1980er<br />

Jahre von Axel Ulrich, dam<strong>als</strong> san Francisco, jetzt München<br />

beschrieben, ebenso die Wirksamkeit von Antikörpern<br />

zur blockierung der signalwege. Die klinische entwicklung<br />

des Antikörpers gegen Her2/neu ist eng mit<br />

dem namen Dennis slamon UcLA verbunden, der die<br />

wichtigsten studien in der metastasierten situation zum<br />

20<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

nachweis des Antikörpers leitete. Die Zulassung für die<br />

metastasierte situation folgte bereits 1998 in den UsA,<br />

2000 in Deutschland. Die wichtig ste Zulassungsstudie<br />

(648) wurde allerdings erst 2001 im new england Journal<br />

of Medicine publiziert. Der einsatz des Her2/neu-<br />

Antikörpers (Trastuzumab) in der adjuvanten situation<br />

führte praktisch in allen situationen in der Kombination<br />

mit chemotherapie zu einer Halbierung der rückfallquote.<br />

so konnte in der bahnbrechenden bcirG 006 studie<br />

auch eindeutig nach siebenjähriger nachbeobachtung<br />

eine Gesamtüberlebensverbesserung nachgewiesen<br />

werden. Dieses Antikörperbindungsprinzip, damit blockierung<br />

des signalweges, eröffnet viele neue Möglichkeiten.<br />

so stehen weitere Antikörper in der entwicklung<br />

und kurz vor der Zulassung und vor allem ein neues<br />

Therapieprinzip, in dem ein Zytostatikum an einen An-


tikörper gekoppelt wird, ist außerordentlich vielversprechend.<br />

Hier geht die entwicklung mit großen schritten<br />

weiter.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Gibt es weitere zielgerichtete Therapieformen<br />

bei brustkrebs, die standardmäßig zum einsatz<br />

kommen?<br />

Prof. Dr. Dr. Wolfgang eiermann: Konkurrierend zu der<br />

Antikörpertechnologie scheinen mir die oral verfügbaren<br />

Tyrosinkinaseinhibitoren, zum beispiel Lapatinib, zu sein.<br />

Diese substanzen sind oral verfügbar und passieren die<br />

Zellmembran, um an der innenseite der Zellmembran<br />

ihre Wirkung zu entfalten, wo sie<br />

die Tyrosinkinase blockieren. Dieses<br />

Konzept eröffnet eine ganze reihe<br />

von neuen Möglichkeiten. Allerdings<br />

ist ein limitierender Faktor der Tyrosinkinaseinhibitoren<br />

immer noch das<br />

relativ ungünstige nebenwirkungsspektrum,<br />

insbesondere wenn man<br />

es mit den Antikörpertechnologien<br />

vergleicht. Weitere zielgerichtete<br />

Therapieformen sind der einsatz von<br />

m-TOr-inhibitoren und eine reihe<br />

anderer blockierender substanzen.<br />

Zumeist liegen aber keine prädiktiven<br />

Faktoren vor.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Gibt es Therapielücken,<br />

<strong>als</strong>o Tumorarten, für die derzeit<br />

kein geeigneter Wirkstoff zur<br />

Verfügung steht?<br />

Prof. Dr. Dr. Wolfgang eiermann:<br />

Die Untersuchung von Parpinhibitoren<br />

bei triple negativen Karzinomen<br />

lösten in der Phase ii eine große euphorie<br />

aus. in einer Phase-iii-studie<br />

konnten diese enormen effekte nicht<br />

mehr reproduziert werden. es gibt<br />

hier mehrere Ursachen. Das triple<br />

negative Karzinom ist sehr heterogen,<br />

die Triple-negativität ist nicht<br />

genau definiert: Was sind die Limits,<br />

2 Zielgerichtete Therapien<br />

beispielsweise für rezeptorpositivität? es liegt <strong>als</strong>o zurzeit<br />

eine gewisse Überschätzung dieser substanzgruppe<br />

vor. Therapielücken liegen sicher bei seltenen entitäten<br />

vor, für die wirksame neue Therapieformen bisher in nur<br />

wenigen Fällen nachgewiesen werden konnten.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Welche neuen Wirkstoffe werden derzeit in<br />

studien untersucht?<br />

Prof. Dr. Wolfgang eiermann: Wie oben schon angedeutet,<br />

sind hier neue Antikörper der Her-Familie im klinischen<br />

einsatz, außerdem eine Vielzahl neuer Tyrosinkinaseinhibitoren,<br />

m-TOr-inhibitoren und andere.<br />

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<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: in Verbindung mit zielgerichteten Therapien<br />

werden häufi g die hohen Kosten angesprochen,<br />

die diese behandlungen verursachen. Wie stehen sie zu<br />

dieser Diskussion?<br />

Prof. Dr. Dr. Wolfgang eiermann: natürlich sind die Kosten<br />

enorm, aber durch die Therapieverbesserungen oder<br />

Therapieerfolgsverbesserungen sehen wir deutlich weniger<br />

Metastasierungen mit allen Folgekosten. Durch eine<br />

exakte Defi nition der Wirksamkeit einer substanz mit<br />

biomarkern wird potentiell gezielter therapiert und damit<br />

weniger nach dem „Gießkannenprinzip“. Hierin liegt sicher<br />

auch ein großes einsparpotential. Ganz abgesehen<br />

davon führt auch die reduktion einer chemotherapie zu<br />

einer senkung der Kosten und vor allem nebenwirkungen.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Was bringt ihrer Meinung nach die Zukunft?<br />

Wo geht die reise hin?<br />

Prof. Dr. Dr. Wolfgang eiermann: An vorderster stelle<br />

steht die Defi nition prädiktiver Marker für eine neue zielgerichtete<br />

Therapie, um hier wirklich gezielt den Wirkstoff<br />

22<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

KOnTAKT<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. W. Eiermann<br />

rotkreuzklinikum München GmbH<br />

Frauenklinik<br />

Taxisstrasse 3<br />

80637 München<br />

Tel.: 089 15706-620<br />

Fax: 089 15706-623<br />

einzusetzen. Die Zukunft wird wahrscheinlich zeigen,<br />

dass die Kombination von neuen therapeutischen substanzen<br />

über kurz oder lang den einsatz der chemotherapie<br />

reduzieren wird. Ob wir die chemotherapie ganz<br />

vermeiden können, wage ich für die absehbare Zeit noch<br />

zu bezweifeln, aber eine reduktion und damit auch eine<br />

Verringerung der Toxizität werden gut zu erzielen sein.<br />

Der erfolg neuer Therapien wird in der Kombination mehrerer<br />

Therapieprinzipien liegen, ohne dabei die nebenwirkungsquote<br />

zu erhöhen. Zukünftige Fragen werden<br />

<strong>als</strong>o zu beantworten haben, welche chemotherapie addieren<br />

wir oder fügen wir zu einer neuen Therapiekombination<br />

hinzu und nicht mehr umgekehrt. es müssen auch<br />

Mittel gefunden werden, um langjährige Therapiestudien<br />

abzukürzen und rascher ergebnisse in die Klinik umsetzen<br />

zu können. Hier verspreche ich mir sehr viel von<br />

neoadjuvanten Therapiestudien, die uns sehr rasch über<br />

die Wirksamkeit einer substanz beziehungsweise einer<br />

Kombination Auskunft geben können.


Brustkrebs<br />

eine KrAnKHeiT<br />

MiT VieLen GesicHTern<br />

Die Forschung der letzten Jahrzehnte hat gezeigt, dass<br />

es sich bei brustkrebs nicht um eine einzelne, immer<br />

gleich verlaufende erkrankung handelt. Vielmehr geht<br />

man heute davon aus, dass brustkrebs eine vielseitige<br />

erkrankung mit verschiedenen Untergruppen darstellt.<br />

Genetische Untersuchungen am Tumorgewebe zeigen<br />

deutliche Unterschiede, die einfluss auf Aggressivität<br />

und Prognose haben. somit ist das Ziel aktueller Grundlagenforschung<br />

die entwicklung einer individuellen Therapie<br />

für jede einzelne Patientin bezogen auf die Aggressivität<br />

ihres Tumors.<br />

Derzeit gehören zur standardmäßigen Untersuchung<br />

beim brustkrebs die mikroskopische bestimmung von<br />

Tumorgröße, Tumortyp (am häufigsten invasiv-ductal<br />

oder invasiv-lobulär), der Differenzierungsgrad (Grading)<br />

und die bestimmung der Hormonrezeptoren (Östrogen/<br />

Progesteron) sowie des Her/2-status (Wachstumsfaktor<br />

auf der Zelloberfläche). Daneben werden zur Festlegung<br />

der behandlung die information über die Achsel-<br />

Lymphknoten und das Patientenalter herangezogen.<br />

Grundsätzlich ist bekannt, dass trotz dieser informationen<br />

dennoch nicht in zufriedenstellendem Maße die<br />

Vorhersage über das individuelle Patientenrisiko getroffen<br />

werden kann. Vielmehr ist die biologie des einzelnen<br />

Tumors hierfür bedeutend. somit bestehen nur sehr<br />

begrenzte Möglichkeiten, die absolute erforderlichkeit<br />

und den nutzen einer chemotherapie oder Hormontherapie<br />

individuell vorherzusagen. Leider wird aus diesem<br />

Grunde bei einem großen Teil der Patienten übertherapiert.<br />

in Zukunft soll durch die molekularpathologische/genetische<br />

Analyse des Tumorgewebes dieses Problem<br />

besser gelöst werden.<br />

Vor etwa zehn Jahren haben amerikanische Forscher der<br />

Universität von north carolina eine neue Methode entwickelt<br />

und das genetische Profil von brustkrebstumoren<br />

untersucht. Die Wissenschaftler haben zum ersten Mal<br />

gezeigt, dass morphologisch verschiedene brustkrebstumoren<br />

mit molekular-genetisch unterschiedlichen subtypen<br />

übereinstimmen und diese subtypen sich in ihrem<br />

genetischen Muster deutlich unterscheiden. sie konnten<br />

auf diese Weise folgende fünf Untergruppen definieren,<br />

die sich hinsichtlich ihres Verhaltens und ihrer Aggressivität<br />

und Prognose unterscheiden:<br />

n Luminal A Karzinome<br />

n Luminal b Karzinome<br />

n „normal breast-like" Karzinome<br />

n „basal-like" Karzinome<br />

n Her/2-positive Karzinome<br />

LUMinALe KArZinOMe<br />

Die Gruppe der luminalen Karzinome ist die größte<br />

Gruppe von <strong>Mamma</strong>karzinomen, die sich mit Genchipbasierter<br />

Diagnostik identifizieren lässt. Diese Karzinome<br />

sind durch Hormonrezeptor-Positivität charakterisiert,<br />

wobei sich mehrere Untergruppen mit unterschiedlich<br />

starker Östrogenrezeptor-Ausprägung darstellen lassen.<br />

LUMinAL-A-KArZinOMe<br />

2 Zielgerichtete Therapien<br />

Die Untergruppe der Luminal-A-Karzinome, die sich<br />

durch eine starke Ausprägung des Östrogenrezeptors<br />

und Progesteronrezeptors an der Zelloberfläche und<br />

somit durch eine besonders gute Prognose auszeich-<br />

www.mammamia-online.de 23


net, ist am besten charakterisiert. Meist sind diese<br />

Tumoren gut differenziert (G1) verbunden mit geringer<br />

Wachstumsgeschwindigkeit und entsprechend geringer<br />

Aggressivität. Die Prognose dieser Tumoren ist im<br />

Vergleich zu den anderen subtypen mit Abstand am<br />

besten.<br />

LUMinAL-b-KArZinOMe<br />

Die Luminal-b-Karzinome sind im Gegensatz dazu zwar<br />

ebenfalls Hormonrezeptor positiv, jedoch zumeist nur<br />

gering. Verglichen mit Luminal-A-Typen sind Luminal-b-<br />

Tumoren aggressiver, weisen ein geringeres Ansprechen<br />

auf antihormonelle Therapien auf und haben eine<br />

schlechtere Prognose.<br />

24<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

Die molekulare/genetische Unterteilung bietet <strong>als</strong>o die<br />

Möglichkeit, die große Gruppe der Hormonrezeptorpositiven<br />

<strong>Mamma</strong>karzinome in mehrere biologisch unterschiedliche<br />

Gruppen einzuteilen, woraus sich therapeutische<br />

einfl üsse ergeben. Die Hormonrezeptor-negativen<br />

<strong>Mamma</strong>karzinome können zumindest in zwei biologisch<br />

unterschiedliche Untergruppen eingeteilt werden, nämlich<br />

„basal-like“ und Her/2-neu-positive Tumoren, welche<br />

insgesamt eher einen aggressiven klinischen Verlauf<br />

zeigen.<br />

„bAsAL-LiKe" KArZinOMe<br />

Die „basal-like" Karzinome zeigen oft weder Östrogenrezeptor-<br />

und Progesteronrezeptor- noch Her/2-neu-Ak-


tivität. sie werden heutzutage <strong>als</strong> „triple-negative" <strong>Mamma</strong>karzinome<br />

bezeichnet, wenngleich bekannt ist, dass<br />

hier zwischen den genetischen und mikroskopischen<br />

Merkmalen zwar eine Überschneidung – aber nicht<br />

eine völlige Deckung vorliegt. Diese Tumoren sind meist<br />

schnellwachsend und mit einer ungünstigen klinischen<br />

Prognose einhergehend. Gezielte Therapiemöglichkeiten<br />

außer einer chemotherapie bestanden lange Zeit nicht.<br />

Derzeit werden neue substanzen, die in den Genreparaturmechanismus<br />

eingreifen (PArP-inhibitoren), bei diesen<br />

Tumoren getestet.<br />

Her/2-POsiTiVe KArZinOMe<br />

bei den Her/2-positiven Karzinomen ist ein Wachstumsfaktor<br />

auf der Zelloberfl äche vermehrt vorhanden.<br />

Diese Tumoren zeichnen sich ebenfalls durch einen aggressiven<br />

Verlauf aus. seit einigen Jahren bestehen aber<br />

für diese Art von brusttumoren eine zielgerichtete Therapiemöglichkeit,<br />

die zu sehr guten Heilungsverbesserungen<br />

beitragen kann.<br />

Diese oben genannten Genexpressionsanalysen sind jedoch<br />

sehr zeit-und kostenaufwändig. in der regel müssen<br />

diese bestimmungen aus Tumorfrischgewebe erfolgen,<br />

wodurch ein einfacher Umgang und die Umsetzung<br />

in der klinischen routine nicht problemlos gegeben sind.<br />

eine deutliche Vereinfachung der Untersuchungsmethode<br />

zur fl ächendeckenden Anwendung ist dringend erforderlich.<br />

Zusätzlich muss in studien der nutzen dieser<br />

AUTOrin<br />

2 Zielgerichtete Therapien<br />

Dr. med. B. Ataseven<br />

Leitende Oberärztin i. Gyn./Geb. Abteilung<br />

rotkreuzklinikum München gGmbH-Frauenklinik<br />

Lehrkrankenhaus der Technischen Universität München<br />

Tel: 089 15706-620<br />

Fax: 089 15706-623<br />

e-Mail: beyhan.ataseven@swmbrk.de<br />

molekulargenetischen Untersuchung für die Patientinnen<br />

bewiesen werden, um so die individualisierung der<br />

Krebstherapie aufgrund molekularer Marker des Tumors<br />

zu ermöglichen.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass<br />

tumorspezifi sche genetische Analysen in Zukunft eine<br />

ganz wesentliche ergänzung der bisherigen histopathologischen<br />

und immunhistochemischen Diagnostik beim<br />

brustkrebs erbringen werden. Die wichtigsten Voraussetzungen<br />

für den routinemäßigen einsatz bestehen in<br />

einer weiteren standardisierung und Vereinfachung der<br />

Methoden und in der gezielten Auswahl jener Marker,<br />

denen die größte prognostische information zukommt.<br />

Je besser die signalwege in der Krebszelle verstanden<br />

werden, umso individueller kann in Zukunft die Therapie<br />

auf den einzelnen Patienten abgestimmt werden.<br />

www.mammamia-online.de 25


3 Tumor<br />

26<br />

Primäre Situation<br />

ist nicht gleich Tumor


Diagnose Brustkrebs<br />

WeGWeiser bei Der ersTerKrAnKUnG<br />

Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung droht die Welt der<br />

betroffenen zusammenzubrechen. Dennoch werden –<br />

gerade in diesem schwierigen Moment – entscheidungen<br />

gefordert, die einen klaren Verstand voraussetzen.<br />

im Gespräch mit Professor Dr. Volker Möbus vom Klinikum<br />

Frankfurt Höchst zeigt <strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>! die ersten<br />

schritte nach der Diagnosestellung auf.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Herr Professor Möbus, welche Vorgehensweise<br />

würden sie einer Frau empfehlen, die soeben<br />

die Diagnose brustkrebs erhalten hat?<br />

Prof. Dr. Volker Möbus: Das klinische bild und die daraus<br />

zu ziehenden operativen und medikamentösen Konsequenzen<br />

bei der erstdiagnose brustkrebs sind sehr<br />

unterschiedlich. Der Ausgangsbefund reicht von sehr<br />

kleinen Tumoren mit einer Größe von unter fünf Millimetern,<br />

die nicht tastbar sind, bis hin zu großen Tumoren,<br />

die primär nicht mehr brusterhaltend operiert werden<br />

können. Die operative und die medikamentöse Therapie<br />

des <strong>Mamma</strong>karzinomes ist heute sehr differenziert<br />

und wird individuell auf die Patientin abgestimmt. bei der<br />

neudiagnose brustkrebs ist es sicherlich für die Patientin<br />

von Vorteil, wenn sie sich zur weiteren Therapie in einem<br />

anerkannten brustzentrum vorstellt, das entweder<br />

von der DGs/DKG (Deutsche Gesellschaft für senologie/<br />

Deutsche Krebsgesellschaft) oder nach europäischen<br />

richtlinien (eUsOMA) zertifiziert ist. Auch das einholen<br />

einer Zweitmeinung ist sicherlich in einzelnen Fällen gerechtfertigt.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Der Trend in der Medizin entwickelt sich<br />

immer mehr zu einer zielgerichteten brustkrebstherapie.<br />

Welche Tumoreigenschaften beziehungsweise biomarker<br />

sind ihrer Meinung nach für eine Therapieentscheidung<br />

sinnvoll?<br />

Prof. Dr. Volker Möbus: Die medikamentöse Therapie<br />

3 Primäre Situation<br />

ist von zwei Faktoren abhängig, nämlich den biologischen<br />

eigenschaften des Tumors und vom risiko. Die<br />

biologischen eigenschaften des Tumors werden zum<br />

beispiel durch die expression von Hormonrezeptoren<br />

und Onkoproteinen wie Her/2 bestimmt. nur wenn deren<br />

expression vorliegt, kann eine Antihormontherapie<br />

oder eine Antikörpertherapie (Trastuzumab) verordnet<br />

werden. Demgegenüber sind die wesentlichen risikofaktoren<br />

bereits seit Jahrzehnten unverändert etabliert,<br />

wie beispielsweise die Größe des Tumors, die Anzahl tumorös<br />

befallener Lymphknoten, die Wachstumsrate des<br />

Tumors (Ki-67) und seine Differenzierung (differenzierter<br />

versus undifferenzierter Tumor). beides zusammen, biologische<br />

eigenschaften des Tumors und risikofaktoren,<br />

entscheiden darüber, welche medikamentöse Therapie<br />

die Patientin benötigt.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: in welchen Fällen empfehlen sie vor der<br />

Operation eine chemotherapie und wann würden sie sie<br />

eher danach verordnen?<br />

Prof. Dr. Volker Möbus: Mehrere studien haben ergeben,<br />

dass der kurative effekt der chemotherapie unabhängig<br />

davon ist, ob diese vor oder nach der Operation gegeben<br />

wird. es gibt allerdings „klassische“ indikationen,<br />

in denen die neoadjuvante, <strong>als</strong>o der Operation vorgelagerte<br />

chemotherapie den „Goldstandard“ darstellt, wie<br />

zum beispiel der nachweis einer ausgedehnten Lymphangiosis<br />

der Haut oder größere Tumoren, die zunächst<br />

einer brusterhaltenden Therapie nicht zugeführt werden<br />

können. in vielen Zentren – so auch in unserem – werden<br />

unterschiedliche chemotherapieregime individuell in Abhängigkeit<br />

vom risiko indiziert. Patientinnen, die vier und<br />

mehr Lymphknoten tumorös befallen haben, erhalten bei<br />

uns eine andere chemotherapie – nämlich dosisdicht im<br />

zweiwöchigen intervall – im Vergleich zu Patientinnen,<br />

die keine oder nur ein bis drei befallene Lymphknoten haben.<br />

Wenn wir außerhalb von studien eine neoadjuvante<br />

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chemotherapie anordnen, entfernen wir zunächst die<br />

Wächterlymphknoten. Die neoadjuvante chemotherapie<br />

wird dann ebenso wie in der adjuvanten situation in Abhängigkeit<br />

von der Anzahl der befallenen Lymphknoten<br />

und den tumorbiologischen eigenschaften des Primärtumors,<br />

die an der stanze bestimmt werden, individuell<br />

zusammengestellt.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Thema Operation: Falls die brust nicht<br />

erhalten werden kann – empfehlen sie eine sofortige<br />

rekonstruktion oder würden sie den betroffenen eher<br />

empfehlen, diese zu einem späteren Zeitpunkt anzugehen?<br />

Prof. Dr. Volker Möbus: Wenn heutzutage eine brusterhaltende<br />

Therapie nicht möglich ist, muss trotz der<br />

Amputation bis auf wenige Ausnahmen fast immer eine<br />

nachbestrahlung der Thoraxwand erfolgen. eine sofort-<br />

28<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

rekonstruktion mit Protheseneinlagen unter dem brustmuskel<br />

und Deckung durch ein netzinterponat ist häufig<br />

möglich. Allerdings muss davon ausgegangen werden,<br />

dass bei primärer rekonstruktion das kosmetische ergebnis<br />

durch die nachbestrahlung negativ beeinflusst<br />

werden kann. Das Gleiche gilt allerdings auch für die sekundäre<br />

Prothesenrekonstruktion nach stattgefundener<br />

Thoraxwandbestrahlung. Wird primär eine Lappenplastik<br />

aus eigengewebe zur rekonstruktion verwendet (zum<br />

beispiel ein Latissimus-dorsi-Lappen vom rücken oder<br />

ein Lappen vom Unterbauch (TrAM-Flap)), so muss sich<br />

der Operateur sicher sein, dass mit der Amputation der<br />

Tumor auch allseits im Gesunden entfernt werden kann.<br />

eine resektion des Tumors nicht im Gesunden bei primär<br />

durchgeführter rekonstruktion über eine Lappenplastik<br />

stellt immer ein großes Problem dar. Fazit: sowohl<br />

die primäre wie die sekundäre rekonstruktion sind<br />

offen. Was für die Patientin die bessere Lösung ist, hängt<br />

vom Alter, den Wünschen der Patientin, der Größe des<br />

Tumors und anderen Faktoren ab und muss jeweils im<br />

einzelfall entschieden werden.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Thema Antihormontherapie: Wie lauten<br />

die empfehlungen bezüglich des einsatzes von Aromatasehemmern<br />

versus Tamoxifen? Der Patentschutz für<br />

die Aromatasehemmer ist teilweise ausgelaufen. Werden<br />

sich die empfehlungen nun, da es keinen so großen Kostenunterschied<br />

mehr gibt, verändern?<br />

Prof. Dr. Volker Möbus: es ist richtig, die Aromatasehemmer<br />

sind mittlerweile billig geworden. Dies hat aber mit<br />

sicherheit keinerlei Auswirkung auf die Therapieempfehlungen.<br />

Wir geben bereits seit Jahren bis auf wenige<br />

Ausnahmen unseren postmenopausalen Patientinnen<br />

eine sequentielle Antihormontherapie mit zweieinhalb<br />

Jahren Tamoxifen, gefolgt von zweieinhalb Jahren Aromatasehemmer<br />

oder der inversen sequenz zweieinhalb<br />

Jahre Aromatasehemmer gefolgt von zweieinhalb Jahren<br />

Tamoxifen. Die sequentielle Antihormontherapie ist genauso<br />

effektiv und sicher wie eine alleinige Therapie mit<br />

einem Aromatasehemmer über fünf Jahre und wird nach<br />

unseren erfahrungen von den Patientinnen besser toleriert<br />

und seltener abgebrochen. standard ist eine Dauer<br />

der Antihormontherapie über fünf Jahre. Hat die Patientin<br />

aber ein hohes risiko (zum beispiel mehrere befallene


Lymphknoten), so geben wir die Therapie häufig noch<br />

zwei bis drei Jahre länger. in wenigen Jahren werden wir<br />

über studienergebnisse verfügen, die unterschiedlich<br />

lange Gaben der Antihormontherapie miteinander verglichen<br />

haben werden, zum beispiel siebeneinhalb Jahre<br />

versus fünf Jahre und zehn Jahre versus fünf Jahre Antihormontherapie.<br />

Dann werden wir die Frage nach der<br />

optimalen Dauer der Antihormontherapie verbindlich beantworten<br />

können.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: sollten betroffene ihrer Meinung nach<br />

grundsätzlich versuchen, an einer studie teilzunehmen?<br />

Oder würden sie nur einer bestimmten Patientengruppe<br />

die studienteilnahme empfehlen?<br />

Prof. Dr. Volker Möbus: Die Teilnahme an einer studie ist<br />

für die Patientin immer von Vorteil. nur in einer studie haben<br />

die Patientinnen die Möglichkeit, neue Medikamente<br />

zu erhalten, die noch nicht zugelassen sind und möglicherweise<br />

die Therapie des <strong>Mamma</strong>karzinoms weiter<br />

optimieren werden. Daher empfehlen wir den Patientinnen<br />

uneingeschränkt die studienteilnahme. Alle studien<br />

sind national und international von ethik-Kommissionen<br />

überprüft worden, so dass keine Patientin Angst haben<br />

muss, durch die Teilnahme an einer randomisierten studie<br />

einem risiko ausgesetzt zu werden. Allerdings muss<br />

die Patientin es akzeptieren – genauso wie der behandelnde<br />

Arzt – dass sie keinen einfluss darauf hat, welchem<br />

studienarm sie zugeteilt wird. Manche Patientinnen<br />

empfinden es <strong>als</strong> problematisch, eine Therapie nach<br />

dem „Zufallsprinzip“ zu erhalten.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Was empfehlen sie Patientinnen mit einem<br />

triple negativen Tumor?<br />

Prof. Dr. Volker Möbus: Patientinnen mit einem triple negativen<br />

Karzinom benötigen eine konsequente chemotherapie.<br />

Wir wissen zum beispiel aus den studien zur<br />

neoadjuvanten chemotherapie, dass die Patientinnen,<br />

die durch die neoadjuvante chemotherapie eine histopathologische<br />

Komplettremission erzielt haben, das bedeutet,<br />

dass keine Tumozellen mehr nachweisbar sind,<br />

eine sehr gute Prognose haben, während der nachweis<br />

von einem resttumor in der brust oder der Axilla ungünstig<br />

ist. Die chemotherapie muss über mindestens<br />

KOnTAKT<br />

Prof. Dr. med. Volker Möbus<br />

chefarzt der Klinik für Gynäkologie<br />

und Geburtshilfe<br />

Klinikum Frankfurt Höchst<br />

Gotenstrasse 6-8<br />

65929 Frankfurt am Main-Höchst<br />

Tel.: 069 3106-2339<br />

Fax: 069 3106-2555<br />

e-Mail: volker.moebus@KlinikumFrankfurt<br />

3 Primäre Situation<br />

sechs bis acht Zyklen erfolgen. Dies ist die einzige Möglichkeit,<br />

einen Grossteil der Patientinnen zu heilen.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wann sollten sich Frauen, bei denen möglicherweise<br />

ein erhöhtes familiäres risiko vorliegt, mit<br />

dem Thema „Mutation“ und einer möglichen Genuntersuchung<br />

befassen?<br />

Prof. Dr. Volker Möbus: empfehlenswert ist sicherlich ein<br />

beratendes erstgespräch im jungen erwachsenenalter<br />

für diejenigen Frauen, die die risikokriterien des deutschen<br />

Konsortiums für familiären brust- und eierstockkrebs<br />

erfüllen. Denn erst die Kenntnis von bedeutung<br />

und Konsequenzen einer genetischen Testung auf Vorliegen<br />

einer zu brustkrebs prädisponierenden Mutation wie<br />

auch die Kenntnis der verschiedenen präventiven Maßnahmen<br />

sowie die Kenntnis auch der Limitationen einer<br />

Genuntersuchung erlauben der Frau eine souveräne<br />

entscheidung für oder gegen eine genetische Testung.<br />

informieren sollten sich die Frauen im jungen erwachsenenalter,<br />

da zum einen die primäre Voraussetzung für<br />

eine genetische Untersuchung die Volljährigkeit der Frau<br />

ist und zum anderen bei nachweis einer zu brustkrebs<br />

prädisponierenden Mutation beziehungsweise Vorliegen<br />

eines deutlich erhöhten brustkrebsrisikos, bereits ab<br />

dem 25. Lebensjahr oder fünf Jahre vor dem jüngsten<br />

erkrankungsalter in der Familie, intensivierte Früherkennungsmaßnahmen<br />

in Anspruch genommen werden können.<br />

www.mammamia-online.de 29


4 Tumor<br />

30<br />

Metastasierte<br />

Situation<br />

ist nicht gleich Tumor


Metastasierter Brustkrebs<br />

AKTUeLLe beHAnDLUnGseMPFeHLUnGen<br />

eine Metastasierung ist das schreckensszenario aller<br />

brustkrebspatientinnen. Die Krankheit geht in ein chronisches<br />

stadium über, eine Heilung ist meist nicht möglich.<br />

bei brustkrebspatientinnen treten Metastasen – wenn<br />

überhaupt – am häufigsten an den Knochen (ossäre<br />

Metastasen, etwa 75 Prozent aller Metastasen) und an<br />

inneren Organen (viszerale Metastasen, davon Lunge 15<br />

bis 20 Prozent und Leber 10 Prozent) auf. Obwohl Metastasen<br />

meist nicht geheilt werden können, gibt es Therapiemöglichkeiten,<br />

die Hoffnung machen. <strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!<br />

sprach mit dem gynäkologischen Onkologen Professor<br />

Dr. Hans-Joachim Lück aus Hannover über aktuelle behandlungsmöglichkeiten<br />

und Therapieempfehlungen.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Herr Professor Lück, können sie uns in<br />

etwa sagen, bei wie vielen Patientinnen es überhaupt zu<br />

einer Metastasierung kommt? in welchem Zeitraum nach<br />

erstdiagnose treten Metastasen hauptsächlich auf? Gibt<br />

es Tumorarten, die häufiger metastasieren <strong>als</strong> andere?<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Lück: Das hängt nicht unmaßgeblich<br />

vom stadium zum Zeitpunkt der erstdiagnose<br />

ab. Wir können davon ausgehen (es gibt kein zentrales<br />

Krebsregister), dass rund 20 Prozent der Frauen eine<br />

Metastasierung erfahren werden. Die Gruppe, die besonders<br />

häufig vertreten ist, sind die „triple-negativen“<br />

Karzinome. Die situation für die Her/2-positiven <strong>Mamma</strong>karzinome<br />

hat sich seit der einführung von Trastuzumab<br />

(Herceptin) erheblich verbessert. Wir wissen aber<br />

auch, dass ein hormonrezeptor-positives Karzinom noch<br />

nach vielen Jahren metastasieren kann.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Auf welche symptome müssen Patientinnen<br />

bei der symptomorientierten nachsorge achten?<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Lück: Die häufigste Metastasenlokalisation<br />

sind die Knochen. bei Knochenmetastasen<br />

geht eine schmerzsymptomatik häufig viele Monate der<br />

4 Metastasierte Situation<br />

Diagnose voraus. Veränderungen von essgewohnheiten<br />

oder nahrungsunverträglichkeiten können ein Zeichen<br />

für einen Leberbefall sein. Plötzlich auftretende rasche<br />

erschöpfung oder Atemnot können auf einen Lungen-<br />

oder rippenfellbefall hindeuten. Diese symptome sind<br />

nicht beweisend, aber sie sollten Anlass für eine weiterführende<br />

Diagnostik sein.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Welche Therapieformen gibt es bei Knochen-,<br />

Leber-, Lungen- und Hirnmetastasen?<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Lück: Da es sich beim metastasierten<br />

Karzinom um eine systemische (den ganzen<br />

Körper betreffende) erkrankung handelt, steht die systemische<br />

Therapie im Vordergrund. Diese richtet sich im<br />

Wesentlichen nach der Dringlichkeit des Wirkungseintrittes<br />

(Ausmaß der beschwerden), der Lokalisation der<br />

Metastasen und der Anzahl der Metastasen (einzelherd<br />

oder viele in einem Organ). neben den systemischen<br />

Therapien (anti-hormonell, chemotherapie, immuntherapie)<br />

stehen noch die strahlentherapie und auch die<br />

Operation <strong>als</strong> Option zur Verfügung.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: sind Knochenmetastasen generell besser<br />

heilbar <strong>als</strong> andere Metastasen?<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Lück: nein, aber Knochenmetastasen<br />

sind zunächst einmal nicht lebensbedrohlich.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: ist es sinnvoll, bei einer Metastasierung<br />

erneut den Hormonstatus zu bestimmen? Wenn ja, wie<br />

wird er bestimmt? Werden Gewebeproben aus den Metastasen<br />

genommen? Gibt es andere Möglichkeiten?<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Lück: Grundsätzlich ist es<br />

sinnvoll, den rezeptorstatus an der Metastase zu bestimmen,<br />

da wir inzwischen wissen, dass es bei den<br />

Hormonrezeptoren in bis zu 40 Prozent der Fälle zu Ver-<br />

www.mammamia-online.de 31


änderungen kommen kann. beim Her/2-rezeptor ist<br />

der Veränderungsgrad geringer, aber immer noch vorhanden.<br />

Die Gewebeproben sollten aus den am leichtesten<br />

zugänglichen Metastasen gewonnen werden. Auch<br />

Gewebeentnahmen aus dem Knochen sind möglich,<br />

diese benötigen eine spezielle Aufarbeitung, damit die<br />

rezeptoren bestimmt werden können.<br />

MeTAsTAsen LOKALisieren<br />

Gehirn<br />

Lymphknoten<br />

oberhalb des<br />

Schlüsselbeins<br />

Lunge, Rippenfell<br />

Leber<br />

Haut<br />

Knochen<br />

Becken<br />

Wirbelsäule<br />

Rippen<br />

Schädel<br />

32<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wie hoch ist die chance auf komplette<br />

Heilung durch chemo- und beziehungsweise oder Hormontherapie?<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Lück: in der metastasierten situation<br />

kann nicht von Heilung gesprochen werden. es gibt<br />

allerdings Patientinnen, die sehr lange auf eine Therapie


ansprechen. Mit „lange“ meine ich viele Jahre. Wir haben<br />

zum beispiel Patientinnen mit Her/2-positivem <strong>Mamma</strong>karzinom,<br />

die mehr <strong>als</strong> zwölf Jahre unter Therapie sind<br />

und kein erneutes Wachstum des Tumors gezeigt haben.<br />

Wir haben Frauen mit Knochenmetastasen, welche<br />

ebenfalls mehr <strong>als</strong> zehn Jahre bei guter Lebensqualität<br />

behandelt werden.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Werden Metastasen häufig von schmerzen<br />

begleitet? Was können Patientinnen gegen schmerzen<br />

tun?<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Lück: Die unterschiedlichsten<br />

Metastasenlokalisationen können zu schmerzen führen.<br />

Am häufigsten sind sicher die schmerzen, die durch<br />

Knochenmetastasen hervorgerufen werden. Aber auch<br />

Lymphknotenmetastasen können schmerzen verursachen,<br />

wenn sie das umgebende Gewebe durch ihre<br />

Größenzunahme unter spannung setzen oder direkt<br />

auf einen nerv drücken. Lebermetastasen verursachen<br />

dann schmerzen, wenn sie das die Leber überziehende<br />

bauchfell beeinträchtigen. Da es ganz unterschiedliche<br />

schmerzen sind, die durch Metastasen verursacht werden,<br />

sollte versucht werden, die optimalen schmerzmedikamente<br />

einzusetzen. Zum beispiel sind bei Knochenmetastasen<br />

nicht-steroidale-Antiphlogistika häufig<br />

besser wirksam <strong>als</strong> Metamizol (novalgin). bewährt hat<br />

sich, frühzeitig und systematisch eine schmerztherapie<br />

einzuleiten. Auch sollten kein Ängste vor Morphinen bestehen.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Antikörper und kleine Moleküle sind derzeit<br />

im Fokus der Forschung. Können sie uns einen kurzen<br />

Überblick über neue entwicklungen geben?<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Lück: Das stimmt. Antikörper<br />

sind aus meiner sicht dabei von besonderem interesse.<br />

sie haben im Allgemeinen eine sehr spezifische Wirkung,<br />

und die nebenwirkungen sind überschaubar. insbesondere<br />

haben sich mit den Antikörpern in den letzten<br />

Jahren neue Optionen entwickelt. Zum einen hat gezeigt<br />

werden können, dass die Kombination von Antikörpern<br />

zu einer Verbesserung der Gesamtaktivität führt beziehungsweise<br />

Unwirksamkeiten aufgehoben werden können<br />

(beispiel: Trastuzumab-Pertuzumab). Zum Anderen<br />

können Antikörper <strong>als</strong> Transporter für eine chemotherapie<br />

benutzt werden. Dabei wird der Antikörper, der an die<br />

Tumorzelle gebunden hat, von dieser aufgenommen. bei<br />

dieser Aufnahme wird ein Zytostatikum, welches an den<br />

Antikörper gebunden ist, ebenfalls aufgenommen und in<br />

der Zelle freigesetzt. Die vom Zytostatikum verursachten<br />

nebenwirkungen sind sehr gering, da von der substanz<br />

nichts in der blutbahn ist.<br />

Kleine biologisch aktive substanzen können ebenfalls zu<br />

einer Verbesserung der Gesamtwirkung beitragen. Hierfür<br />

gab es auf dem san Antonio breast cancer symposium<br />

interessante beispiele, allerding in der primären behandlungssituation.<br />

Die Kombination von Trastuzumab<br />

mit dem Tyrosinkinasehemmer Lapatinib konnte die effektivität<br />

einer chemotherapie mit Trastuzumab deutlich<br />

steigern. Die Tyrosinkinase der heutigen Generation sind<br />

im allgemeinen multifaktoriell, das heißt sie blockieren<br />

mehrere rezeptoren. in der summe sind allerdings die<br />

ergebnisse bescheiden. insbesondere deshalb, weil diese<br />

substanzen erheblich nebenwirkungen verursachen<br />

(Haut, Darm).<br />

KOnTAKT<br />

4 Metastasierte Situation<br />

Prof. Dr. med. H.-J. Lück<br />

Gynäkologische-onkologische Praxis Prof. Dr. Lück<br />

Pelikan Platz 33<br />

30177 Hannover<br />

Tel: 0511 6555-280<br />

Fax: 0511 6555-2816<br />

e-Mail: info@go-praxis-hannover.de<br />

www.go-praxis-hannover.de<br />

www.mammamia-online.de 33


5 Tumor<br />

34<br />

Triple negativer<br />

Brustkrebs<br />

ist nicht gleich Tumor


Das triple negative<br />

<strong>Mamma</strong>karzinom<br />

eiGenscHAFTen UnD<br />

THerAPieMÖGLicHKeiTen<br />

Patientinnen mit triple negativem, <strong>als</strong>o dreifach negativem<br />

brustkrebs stellen etwa 15 Prozent aller brustkrebsfälle<br />

dar. charakteristisch für diese Tumorart ist,<br />

dass sowohl Östrogen- <strong>als</strong> auch Progesteron- sowie<br />

Her2/neu-rezeptoren fehlen. Das macht die behandlung<br />

dieser eher aggressiven Tumorart sehr schwierig,<br />

weil bisher zugelassene, zielgerichtete Therapien nicht<br />

angewandt werden können. Als einzige systemische<br />

Therapieform bleibt die chemotherapie, deren nutzen<br />

ebenfalls begrenzt ist. in studien wird derzeit ein neuer<br />

Wirkstoff auf seine Wirksamkeit beim triple negativen<br />

brustkrebs untersucht. es handelt sich um den so genannten<br />

„Parp-inhibitor“. Die studienlage ist noch nicht<br />

klar, aller Voraussicht nach wird es in naher Zukunft<br />

auch keine abschließenden Daten geben. <strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!<br />

sprach mit Dr. cornelia Liedtke vom Universitätsklinikum<br />

Münster über chancen und Hoffnungen in der behandlung<br />

des triple negativen brustkrebses.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Frau Dr. Liedtke, was ist typisch für triple<br />

negative Tumoren? ist es richtig, dass diese Tumorart<br />

sehr aggressiv ist?<br />

Dr. cornelia Liedtke: Ja, das ist richtig. Triple negative<br />

Tumoren sind in der regel recht aggressiv. es besteht<br />

bei erkrankung eine höhere rezidivwahrscheinlichkeit <strong>als</strong><br />

bei anderen Tumorarten und wenn rezidive auftreten, so<br />

werden sie in der regel sehr früh diagnostiziert. Auch ein<br />

Fortschreiten der Krankheit in Form von Metastasen, insbesondere<br />

an inneren Organen, ist häufiger <strong>als</strong> bei anderen<br />

Tumoren. somit haben diese Patienten im Vergleich<br />

zu anderen betroffenen eine eher schlechtere Prognose.<br />

5 Triple negativer Brustkrebs<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Umso wichtiger ist ja, dass die betroffenen<br />

richtig behandelt werden. Welche behandlungsstrategien<br />

stehen derzeit zur Verfügung?<br />

Dr. cornelia Liedtke: Zurzeit ist die chemotherapie die<br />

wichtigste etablierte Therapieoption für Patientinnen mit<br />

triple negativem brustkrebs. Patientinnen mit dieser Tumorart<br />

sprechen zwar wesentlich besser auf eine chemotherapie<br />

an <strong>als</strong> andere betroffene, dieses steht jedoch<br />

im Widerspruch zur bereits genannten schlechteren Prognose.<br />

neben der chemotherapie besteht für Patientinnen<br />

mit metastasiertem triple negativem brustkrebs die<br />

Möglichkeit einer behandlung mit dem antiangiogenetischen<br />

Wirkstoff bevacizumab (Avastin®). Antihormonelle<br />

oder gegen Her2-gerichtete Wirkstoffe hingegen<br />

können bei Patientinnen mit triple negativem brustkrebs<br />

nicht eingesetzt werden, so dass das therapeutische repertoire<br />

wesentlich kleiner ist <strong>als</strong> jenes, welches man Patientinnen<br />

mit anderen brustkrebstypen anbieten kann.<br />

Darüber hinaus ist triple negativ nicht gleich triple negativ<br />

– wir müssen vielmehr davon ausgehen, dass sich hinter<br />

diesem begriff eine sehr heterogene Tumorpopulation<br />

verbirgt, die vermutlich ganz unterschiedlicher Therapiekonzepte<br />

bedarf. Daher ist es umso wichtiger, biomarker<br />

zu entwickeln, die die Prognose und die Ansprechwahrscheinlichkeit<br />

gegenüber spezifischen Therapien vorhersagen<br />

können.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: in diesem Zusammenhang spielen die so<br />

genannten „PArP-inhibitoren“ eine große rolle. Könnten<br />

sie uns deren Wirkmechanismus beschreiben?<br />

www.mammamia-online.de 35


Dr. cornelia Liedtke: eine Vielzahl an PArP-inhibitoren<br />

(PArP = Poly-ADP-ribose-Polymerase) befindet sich<br />

derzeit in der klinischen Testung. Die PArP-inhibitoren<br />

wurden zunächst bei Patientinnen mit einer brcA1- oder<br />

brcA2-Mutation eingesetzt, <strong>als</strong>o bei Frauen mit einer<br />

erblichen brustkrebsvariante. es ist bekannt, dass diese<br />

Tumoren einen defekten DnA-reparaturmechanismus<br />

haben. Die PArP-Hemmer setzen einen weiteren reparaturmechanismus<br />

außer Kraft: sie hemmen das PArPenzym,<br />

das normalerweise den oben beschriebenen<br />

Defekt ausgleichen kann. Die Krebszellen werden durch<br />

die störung ihrer DnA-reparaturmechanismen abgetötet,<br />

gesunde Zellen werden hingegen nicht beeinträchtigt.<br />

Deshalb treten auch relativ wenige nebenwirkungen<br />

auf. Da ein enger Zusammenhang zwischen erblichem<br />

brustkrebs und dem triple negativen brustkrebs besteht<br />

(triple negativer brustkrebs ist bei Patientinnen mit erblichem<br />

brustkrebs sehr viel häufiger), vermutet man, dass<br />

36<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

PArP-Hemmer auch bei triple negativen nicht-erblichen<br />

brustkrebserkrankungen erfolgreich einzusetzen sein<br />

könnten.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Werden die PArP-inhibitoren bei triple<br />

negativen Patienten schon flächendeckend eingesetzt?<br />

Dr. cornelia Liedtke: PArP-Hemmer sind zum aktuellen<br />

Zeitpunkt lediglich im rahmen von klinischen studien erhältlich.<br />

so wird beispielsweise das Olaparib bei Patientinnen<br />

mit nachgewiesener brcA-Mutation eingesetzt.<br />

Zum anderen war der einsatz des PArP-inhibitors bsi-<br />

201 / iniparib in Deutschland im rahmen zweier klinischer<br />

studien bei Patienten mit triple negativem brustkrebs<br />

in unterschiedlichen erkrankungsstadien (das<br />

heißt präoperativ oder im fortgeschrittenen stadium)<br />

geplant. Hierzu sollte iniparib mit verschiedenen chemotherapien<br />

kombiniert werden. Leider hat der Hersteller


Anfang 2011 eine Pressemitteilung veröffentlicht, aus<br />

der hervorgeht, dass iniparib in einer Us-amerikanischen<br />

studie an Patientinnen mit metastasiertem triple negativem<br />

<strong>Mamma</strong>karzinom die in den Wirkstoff gesetzten<br />

Hoffnungen nicht erfüllen konnte – es konnte nicht gezeigt<br />

werden, dass iniparib das progressionsfreie oder<br />

das Gesamtüberleben der betroffenen Patientinnen signifikant<br />

verbessern konnte. Die Daten dieser studie müssen<br />

nun en detail ausgewertet werden, um den stellenwert<br />

von iniparib in der behandlung des triple negativen<br />

<strong>Mamma</strong>karzinoms neu zu bewerten.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Was erhoffen sie sich für die Zukunft?<br />

Dr. cornelia Liedtke: nun, zunächst hoffe ich, dass die<br />

Prognose von Patientinnen mit einem triple negativen<br />

Tumor durch den einsatz maßgeschneiderter chemo-<br />

KOnTAKT<br />

5 Triple negativer Brustkrebs<br />

Dr. Cornelia Liedtke<br />

Leitung studienzentrale<br />

Leitung AG Translationelle Forschung<br />

Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde<br />

und Geburtshilfe<br />

Universitätsklinikum Münster<br />

Albert-schweitzer straße 33<br />

48149 Münster<br />

e-Mail: cornelia.Liedtke@ukmuenster.de<br />

therapien sowie auch neuer Wirkstoffe generell verbessert<br />

werden kann. Darüber hinaus hoffe ich, dass es uns<br />

gelingt, Prognosefaktoren und Ansprechparameter (so<br />

genannte „Prädiktivfaktoren“) zu definieren, die es uns<br />

ermöglichen, das derzeit verfügbare therapeutische repertoire<br />

möglichst individuell, das heißt den bedürfnissen<br />

der Patientin beziehungsweise den eigenschaften ihrer<br />

Tumorerkrankung entsprechend, einzusetzen.<br />

www.mammamia-online.de 37


6 Tumor<br />

38<br />

Familiärer<br />

Brustkrebs<br />

ist nicht gleich Tumor


Genetischer Brustkrebs<br />

DiAGnOse, beHAnDLUnG UnD PrOPHyLAxe<br />

brustkrebs kann genetisch sein. Fünf bis zehn Prozent<br />

aller brustkrebsfälle werden auf eine Mutation in Hochrisikogenen<br />

zurückgeführt. Von so genannten „Krebsfamilien“<br />

ist die rede. Das sind Familien, in denen immer<br />

wieder Krebserkrankungen auftreten. Meist handelt es<br />

sich um brust- oder eierstockkrebs, es gibt jedoch auch<br />

eine genetische Veranlagung für Darm- oder andere<br />

Krebsarten. <strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>! sprach mit Frau Professorin<br />

rita schmutzler von der Uni-Frauenklinik in Köln über die<br />

Folgen einer Genmutation.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Frau Professorin schmutzler, welche Gene<br />

sind für brustkrebs verantwortlich?<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: es handelt sich hauptsächlich<br />

um die beiden Gene brcA1 und brcA2. brcA<br />

kommt von breastcancer. Das erhöhte erkrankungsrisiko<br />

resultiert dabei nicht aus dem Vorhandensein dieser<br />

Gene. sie sind bei jedem Menschen <strong>als</strong> reparatur-Gene<br />

vorhanden und leisten während des ganzen<br />

Lebens wichtige Arbeit. Das risiko ist vielmehr auf ihre<br />

Fehlerhaftigkeit, eine so genannte Mutation, zurückzuführen.<br />

Mutationen in den Genen führen zum Funktionsausfall<br />

und begünstigen daher die entstehung<br />

von Krebs. bis vor kurzem waren lediglich die Gene<br />

brcA1 und brcA2 bekannt. im letzten Jahr wurde<br />

dann rAD 51c, ein drittes risikogen, durch das deutsche<br />

Konsortium Familiärer brust- und eierstockkrebs<br />

nachgewiesen. Wir gehen davon aus, dass es noch<br />

andere Krebs begünstigende Gene gibt, die aber noch<br />

nicht entdeckt sind. Dabei handelt es sich vermutlich<br />

um Gene mit geringerer bedeutung für den erhalt der<br />

normalen Zellfunktion. Deren Mutationen wirken somit<br />

weniger aggressiv.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wie unterscheiden sich die brcA1-,<br />

brcA2- und rAD 51c-Mutationen?<br />

6 Familiärer Brustkrebs<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: sie unterscheiden sich in<br />

verschiedenen Punkten. Tumoren von brcA1-Mutationsträgerinnen<br />

haben ein typisches feingewebliches<br />

Aussehen, sodass häufig schon der Pathologe auf eine<br />

erblichkeit des Tumors schließen kann. Der Tumor sieht<br />

aggressiv aus, ist triple negativ (Östrogen- und Progesteronrezeptoren<br />

sowie Her/2-neu negativ) und invasiv<br />

duktal. Häufig sind diese Tumoren sowohl in der bildgebung<br />

<strong>als</strong> auch der Histopathologie glatt begrenzt, was<br />

zu einer Fehldiagnose <strong>als</strong> gutartige Veränderung führen<br />

kann. Die Frauen erkranken meist schon früh und haben<br />

auch ein erhöhtes risiko, an eierstockkrebs zu erkranken<br />

(30 bis 40 Prozent). Die brcA2- und rAD 51c-Tumoren<br />

ähneln in der Histopathologie eher sporadischen<br />

Tumoren. sie sind häufiger Hormonrezeptor-positiv, lobulär,<br />

mit einem niedrigen Grading. Das risiko, an eierstockkrebs<br />

zu erkranken, liegt bei 20 Prozent.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: bei welchen Frauen liegt die Vermutung<br />

nahe, dass die erkrankung möglicherweise durch eine<br />

Genmutation begünstigt wurde?<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: in der regel finden sich in<br />

Familien, in denen eine Genmutation besteht, mehrere<br />

Fälle von brust- oder eierstockkrebs. Das deutsche<br />

Konsortium für familiären brust- und eierstockkrebs hat<br />

so genannte einschlusskriterien festgelegt. Wenn einer<br />

dieser Punkte zutrifft, bieten wir eine genetische Testung<br />

an, da wir eine Genmutation vermuten. bei den Kriterien<br />

handelt es sich um folgende Punkte:<br />

Unter Verwandten in einer Linie der Familie (väterlich oder<br />

mütterlich) liegt eine der folgenden Konstellationen vor:<br />

n drei Frauen mit brustkrebs, unabhängig vom Alter<br />

n zwei Frauen mit brustkrebs, davon eine erkrankung<br />

vor dem 51. Lebensjahr<br />

www.mammamia-online.de 39


40<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor


n eine Frau mit brustkrebs und eine Frau mit eierstockkrebs<br />

n zwei Frauen mit eierstockkrebs<br />

n ein Mann mit brustkrebs und eine Frau mit brust-<br />

oder eierstockkrebs<br />

n eine Frau mit brustkrebs vor dem 36. Geburtstag<br />

n eine Frau mit bilateralem brustkrebs, wobei die ersterkrankung<br />

vor dem 51.Geburtstag war<br />

n eine Frau mit brust- und eierstockkrebs<br />

Wenn möglich, suchen wir in solchen Familien zunächst<br />

immer eine „indexpatientin“, <strong>als</strong>o eine Patientin,<br />

die bereits erkrankt ist. Denn bei einer nicht erkrankten<br />

Frau aus einer Familie mit einem erhöhten<br />

Krebsvorkommen besteht ja zu 50 Prozent die Möglichkeit,<br />

dass sie die Genmutation der Familie nicht<br />

geerbt hat. Der primäre Ausschluss einer Mutation<br />

bei einer Gesunden würde <strong>als</strong>o keine entwarnung<br />

bedeuten. Finden wir hingegen eine Mutation bei einer<br />

erkrankten und können diese Mutation bei einer<br />

Gesunden aus dieser Familie ausschließen, dann können<br />

wir diese Frauen beruhigen. sie haben dann kein<br />

erhöhtes risiko mehr. sollten die „indexpatientinnen“<br />

jedoch verstorben sein, würden wir die sich sorgenden<br />

Angehörigen selbstverständlich trotzdem in unser<br />

Programm aufnehmen, sofern die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass eine mögliche Mutation an sie vererbt wurde,<br />

hoch ist.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wenn nun eine Familienangehörige zu ihnen<br />

kommt, die einschlusskriterien gegeben sind und sie<br />

ins Programm aufgenommen wird, was geschieht dann?<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: Zunächst führen wir ein ausführliches<br />

beratungsgespräch. Dabei handelt es sich<br />

keineswegs um eine direktive beratung, die zu einem<br />

Gentest drängt. Vielmehr klären wir umfassend auf. Die<br />

entscheidung, ob ein Gentest durchgeführt wird oder<br />

nicht, liegt allein bei der betroffenen. Auf Wunsch führen<br />

wir dann den Test durch und besprechen, sobald das<br />

ergebnis vorliegt, die weitere Vorgehensweise. bei entscheidungsschwierigkeiten<br />

bieten wir auch eine begleitende<br />

psychologische beratung an.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Können sich auch Männer testen lassen?<br />

6 Familiärer Brustkrebs<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: selbstverständlich können sich<br />

auch Männer testen lassen. Die Wahrscheinlichkeit der<br />

Vererbung ist geschlechtsunabhängig. sie haben allerdings<br />

ein im Vergleich zu den Mutationsträgerinnen deutlich<br />

niedrigeres erkrankungsrisiko. Häufig liegt hier der<br />

Grund für den Test darin, dass sie Kinder haben.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Werden die Kosten des Tests von den<br />

Krankenkassen übernommen?<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: in der regel ja. Wir haben Verträge<br />

mit den gesetzlichen Krankenkassen geschlossen,<br />

wonach eine Kostenübernahme garantiert ist. Privat Versicherte<br />

müssen die Kostenübernahme im Voraus mit<br />

ihrer Kasse abklären. Während die gesetzlichen Kassen<br />

auch für Präventionsleistungen aufkommen, erklären<br />

sich private Kassen nicht immer für Präventionsmaßnahmen,<br />

worunter dieser Test fällt, zuständig.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wo sollten sich möglicherweise betroffene<br />

Frauen und Männer testen lassen – in universitären Zentren<br />

oder in privaten Laboren?<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: Das Problem bei den privaten<br />

Laboren ist, dass über den Test hinaus nicht viel<br />

geschieht. Wir arbeiten hier in den universitären Zentren<br />

interdisziplinär. so befunden immer sowohl Humangenetiker<br />

<strong>als</strong> auch Gynäkologen, die die nächsten<br />

Therapieschritte mit der Patientin besprechen, das<br />

Testergebnis. Wie bereits erwähnt, wird dieser Prozess<br />

psychologisch begleitet. Dazu kommt, dass wir sehr viel<br />

erfahrung mit Mutationen in den Genen brcA1, brcA2<br />

und rAD 51c haben. immerhin 30 Prozent der gefundenen<br />

Mutationen können bisher noch nicht eindeutig<br />

auf ihre krankheitsauslösende Wirkung kategorisiert werden.<br />

Daher haben wir im Konsortium eine Arbeitsgruppe<br />

gegründet, die sich mit dieser Kategorisierung befasst.<br />

Dafür haben wir mehrere Tausend Genbefunde in einer<br />

großen nationalen Datenbank dokumentiert und kooperieren<br />

eng mit dem Ausland. selbstverständlich wird hier<br />

auch der Datenschutz gewährleistet, da die Dokumentation<br />

pseudonymisiert erfolgt. eine Zuordnung der Mutation<br />

zu der betreffenden Person ist <strong>als</strong>o nur über das<br />

behandelnde Zentrum möglich. Zusammen mit england,<br />

den UsA und belgien können wir auf große Kollektive<br />

www.mammamia-online.de 41


zurückgreifen und so daran arbeiten, unklaren befunden<br />

nachzugehen und weitere neue risikogene zu identifizieren.<br />

nachdem der Test durchgeführt wurde, wird von unseren<br />

Gynäkologen sofort eine risikoadaptierte Vorsorge<br />

in die Wege geleitet.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Aus Angst vor einer schlechten nachricht<br />

verzichten viele Frauen auf den Gentest. Vergeben sie<br />

dadurch nicht die wichtige chance einer prophylaktischen<br />

behandlung?<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: ich persönlich finde den Gentest<br />

sinnvoll, weil es heutzutage viele Möglichkeiten gibt,<br />

das Krebsrisiko trotz Vorhandensein einer Genmutation<br />

zu reduzieren. Zum einen können wir betroffene engmaschiger<br />

kontrollieren. Zum anderen gibt es auch operative<br />

Maßnahmen zur risikoreduktion. eine prophylaktische<br />

entfernung der eierstöcke beispielsweise reduziert<br />

das brustkrebsrisiko um 50 Prozent. Weiterhin gibt es<br />

die Möglichkeit, den brustdrüsenkörper zu entfernen.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Das klingt nach sehr rabiaten eingriffen –<br />

insbesondere bei jungen Frauen, deren Familienplanung<br />

noch nicht abgeschlossen ist …<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: Die entscheidung für solche<br />

eingriffe ist sicherlich nicht einfach. sie sollten daher<br />

nur nach intensiver beratung und reiflicher Überlegung<br />

durchgeführt werden. bei jungen Frauen mit Kinderwunsch<br />

versuchen wir, das individuelle risiko aufgrund<br />

der Familienanamnese zu bestimmen. so sind beispielsweise<br />

erkrankungsalter und erkrankungsverlauf bei<br />

Mitgliedern oft ähnlich. Für Frauen, die bereits an brustkrebs<br />

erkrankt sind, besteht auch ein erhöhtes Zweiterkrankungsrisiko<br />

der anderen brust oder der eierstöcke.<br />

in einer aktuellen Untersuchung des Konsortiums<br />

konnten wir kürzlich <strong>als</strong> erste weltweit zeigen, dass das<br />

Zweiterkrankungsrisiko wesentlich durch das betroffene<br />

Gen und das Alter bei ersterkrankung bestimmt wird.<br />

so hat zum beispiel eine brustkrebspatientin mit einer<br />

brcA1-Mutation, die erstm<strong>als</strong> vor dem 40. Lebensjahr<br />

erkrankte, eine 50-prozentige Wiedererkrankungswahrscheinlichkeit<br />

während eine brcA2-Mutationsträgerin,<br />

die nach dem 50 Lebensjahr erkrankte, nur ein 10-prozentiges<br />

rückfallrisiko hat.<br />

42<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: entfernung der eierstöcke – bedeutet das<br />

verfrühte Wechseljahre?<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: nicht wirklich. Wir wissen heute,<br />

dass wir den Frauen eine niedrig dosierte Hormonersatztherapie<br />

geben können, ohne das risiko wieder zu<br />

erhöhen. Denn die von uns empfohlene Dosis liegt weit<br />

unter der im Körper produzierten Menge. ist die Gebärmutter<br />

vorhanden, gibt man Östrogen und Gestagen,<br />

wenn nicht, dann reichen Östrogene aus.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: sie sprachen von prophylaktischer entfernung<br />

des brustdrüsengewebes. Welche Möglichkeit<br />

einer brustrekonstruktion gibt es in diesem Fall?<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: Der brustdrüsenkörper kann<br />

zum einen durch ein silikonimplantat ersetzt werden,<br />

zum anderen ist aber auch eine rekonstruktion aus eigengewebe<br />

möglich. Jede Technik hat Vor- und nachteile,<br />

die individuell besprochen werden müssen. Wir<br />

besprechen mit der Patientin alle Möglichkeiten und<br />

empfehlen dann einen Arzt, der bei der gewünschten<br />

Technik erfahren ist. Dabei arbeiten wir mit Operateuren<br />

aus ganz Deutschland zusammen. Die Kostenübernahme<br />

muss im Voraus mit der Kasse abgeklärt werden.<br />

bisher hatten wir allerdings kaum Probleme. etwas unklar<br />

ist, ob die brustwarze mit entfernt werden sollte. es<br />

werden derzeit Operationsmethoden entwickelt, die das<br />

Drüsengewebe so weit aus der Mamille entfernen können,<br />

dass sie erhalten bleiben könnte. sollte die brust<br />

mit silikon aufgebaut werden, muss das implantat auf jeden<br />

Fall unter den brustmuskel gelegt werden. Die Haut<br />

ist nach der entfernung des Drüsenkörpers zu dünn, um<br />

das implantat zu fixieren.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Gibt es bezüglich der behandlung von<br />

Frauen mit brustkrebs besonderheiten, wenn eine Genmutation<br />

vorliegt? Welche Therapien machen sinn?<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: Die behandlung des familiären<br />

brustkrebses ist Gegenstand derzeitiger und<br />

sicher weiterer zukünftiger Forschungsprojekte. Laboruntersuchungen<br />

und erste klinische erfahrungen<br />

deuten darauf hin, dass solche chemotherapien am<br />

besten wirken, die das erbgut der Zelle direkt angrei-


fen. so haben bei einer Genmutation beispielsweise<br />

Platinderivate Wirkung gezeigt, die bei sporadischem<br />

brustkrebs nur im metastasierten stadium eingesetzt<br />

werden. Taxane hingegen, die die Zellteilung stören<br />

und auf die die sporadische erkrankung in der regel<br />

gut anspricht, zeigen bei Patientinnen mit einer Mutation<br />

weniger Wirkung. Antrazykline wiederum scheinen<br />

bei beiden Arten des brustkrebses zu wirken. es erfordert<br />

aber noch weitere klinische Untersuchungen, um<br />

diese Aussagen zu untermauern und möglichst optimale<br />

behandlungskonzepte für die Mutationsträgerinnen<br />

zu entwickeln. ein anderer Ansatz ist die entwicklung<br />

einer spezifischen Therapie gegen das genetisch<br />

bedingte <strong>Mamma</strong>- beziehungsweise Ovarialkarzinom,<br />

indem deren besondere eigenschaften <strong>als</strong> therapeutischer<br />

„Angriffspunkt“ genutzt werden. Die so genannten<br />

PArP-inhibitoren stellen einen wichtigen schritt in<br />

diese richtung dar. sie blockieren zusätzlich zu dem<br />

durch den brcA1- oder brcA2- Gendefekt gehemmten<br />

DnA-reparaturmechanismus den Ablauf eines<br />

weiteren reparaturmechanismus in den Tumorzellen.<br />

Dadurch können schädigungen des erbgutes nicht<br />

mehr repariert werden, und es kommt zum Zelltod. Die<br />

PArP-inhibitoren schädigen kaum gesunde Zellen, haben<br />

daher wesentlich weniger nebenwirkungen <strong>als</strong> die<br />

klassische chemotherapie. Das Medikament wird derzeit<br />

in internationalen studien getestet, in Deutschland<br />

beteiligt sich unser schwerpunkt Familiärer brust- und<br />

eierstockkrebs an der Uniklinik Köln an einer Phaseii-studie,<br />

in deren rahmen der PArP-inhibitor beim<br />

fortgeschrittenen beziehungsweise metastasierten<br />

brcA-assoziierten brust- und eierstockkrebs eingesetzt<br />

wird. bei sehr guter Verträglichkeit sprechen circa<br />

40 Prozent der Patientinnen auf die Therapie an.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wäre es nicht auch denkbar, dieses Medikament<br />

in der Prophylaxe einzusetzen?<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: Zwar liegen uns noch keine<br />

Daten vor, es ist aber durchaus denkbar. Möglicherweise<br />

könnten mit diesem Medikament zukünftig Mikrotumoren<br />

ausgemerzt werden. Dazu sind aber noch umfangreiche<br />

klinische studien erforderlich, die sicherstellen müssen,<br />

dass das Medikament bei gesunden Mutationsträgerinnen<br />

auch langfristig keine ungünstigen Wirkungen hat.<br />

KOnTAKT<br />

Prof. Dr. Rita Schmutzler<br />

stiftungsprofessorin der Deutschen<br />

Krebshilfe, schwerpunkt Familiärer<br />

brust- und eierstockkrebs<br />

Uni-Frauenklinik<br />

Kerpener str. 9<br />

50931 Köln<br />

Tel.: 0221 478 86509<br />

Fax.: 0221 478 86510<br />

e-Mail: rita.schmutzler@uk-koeln.de<br />

6 Familiärer Brustkrebs<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Das „Designer-baby“ aus england ging<br />

durch die Presse: Mittels einer Präimplantationsdiagnostik<br />

wurde einer Frau eine befruchtete eizelle eingesetzt,<br />

bei der eine Mutation im brcA1-Gen im Voraus ausgeschlossen<br />

wurde. Von elf befruchteten eizellen waren<br />

fünf mutationsfrei. Davon wurden der Frau zwei in die<br />

Gebärmutter verpflanzt, wobei sich nur eins einnistete.<br />

Wie ist ihre persönliche Meinung zu solchen „Designerbabies“?<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: Auch ein baby mit einer ererbten<br />

brcA-Mutation ist ein gesundes baby. Die erkrankung<br />

tritt erst im erwachsenenalter auf, wobei 20 bis 30<br />

Prozent der Mutationsträgerinnen nie an brust- oder eierstockkrebs<br />

erkranken. Wer eine gewisse Lebenserfahrung<br />

und vielleicht Kinder hat, der weiß, dass das Leben<br />

viele solcher risiken birgt und sich weder das schicksal<br />

noch das Lebensglück durch solche ein- oder Vorgriffe<br />

steuern lassen. ich tue in meinem beruflichen Leben alles<br />

dafür, den betroffenen Frauen zu helfen, die erkrankung<br />

zu vermeiden beziehungsweise zu besiegen. Aber jedes<br />

einzelne dieser Leben ist es wert, gelebt zu werden.<br />

www.mammamia-online.de 43


7 Tumor<br />

44<br />

Brustkrebs bei<br />

der jungen Frau<br />

ist nicht gleich Tumor


in Deutschland erkranken pro Jahr mehr <strong>als</strong> 59.500<br />

Frauen an brustkrebs (<strong>Mamma</strong>karzinom). im Durchschnitt<br />

sind sie bei der Diagnose 64 Jahre alt. es trifft<br />

aber auch Frauen in jungem Alter, <strong>als</strong>o schon vor dem<br />

35. Lebensjahr. Laut robert-Koch-institut treten rund 30<br />

Prozent aller brustkrebsfälle bei Frauen unter 50 Jahren<br />

auf. insgesamt zehn Prozent aller Patientinnen mit brustkrebs<br />

erkranken mit 35 Jahren oder früher. Unter dem<br />

20. Lebensjahr wird die Häufigkeit der neuerkrankung<br />

auf 0,1 pro 100.000 Frauen geschätzt. Zwischen 20<br />

und 25 steigt die Häufigkeit auf 1,5 pro 100.000 Frauen<br />

und zwischen 25 und 30 auf 8,1 pro 100.000 Frauen.<br />

Über dem 30. Lebensjahr nimmt die Häufigkeit zu und<br />

erreicht einen Wert um 25 bis 30 neuerkrankungen pro<br />

100.000 Frauen zwischen 30 und 35 Lebensjahren. in<br />

der Altersgruppe zwischen 15 und 34 Jahren liegt die<br />

Zahl der neuerkrankungen in der bevölkerung statistisch<br />

gesehen aber nur bei etwa 0,01 Prozent.<br />

WerDen brUsTKrebsPATienTinnen<br />

JÜnGer?<br />

Die Zahlen sind seit Jahren nahezu konstant, auch wenn<br />

der eindruck besteht, dass sie steigen. Dies hängt wahrscheinlich<br />

mit der höheren öffentlichen Aufmerksamkeit<br />

zusammen, die diese erkrankung unter anderem dadurch<br />

erfahren hat, dass in jüngerer Zeit prominente betroffene<br />

junge Frauen offensiv mit ihrer erkrankung umgegangen<br />

sind. Auf die Gesamtbevölkerung betrachtet,<br />

ist jedoch eine Zunahme des Auftretens von brustkrebs<br />

zu verzeichnen und somit prozentual gesehen auch ein<br />

gehäuftes Auftreten bei der jungen Frau. Die Ursachen<br />

hierfür sind nicht geklärt. Die Häufigkeit von brustkrebs<br />

bei Migrantinnen aus einer region mit niedriger brustkrebshäufigkeit<br />

in ein Land mit hoher Häufigkeit (wie zum<br />

beispiel die UsA und europa) passt sich innerhalb von<br />

ein bis zwei Generationen an die erkrankungshäufigkeit<br />

ihrer neuen Umgebung an. Daher lassen sich die hohen<br />

7 Brustkrebs bei der jungen Frau<br />

Brustkrebs bei der jungen Patientin<br />

besOnDerHeiTen UnD THerAPieOPTiOnen<br />

brustkrebsraten in westlichen Ländern nicht allein durch<br />

genetische Unterschiede erklären. Diskutiert werden unter<br />

anderem mangelnde bewegung, Übergewicht, Alkoholkonsum<br />

und andere.<br />

besOnDere LebenssiTUATiOn<br />

Der JUnGen FrAU<br />

Die Diagnose brustkrebs bedeutet für fast alle Frauen<br />

zunächst einen immensen einschnitt in ihr bisheriges Leben,<br />

verbunden mit großen Ängsten und extremer Hilflosigkeit.<br />

Die Diagnose in jungen Jahren stellt viele Patientinnen<br />

vor besondere Herausforderungen. Themen,<br />

die Familie, Fertilität und Partnerschaft betreffen, sind<br />

insbesondere für junge Patientinnen zentral. Das Leben<br />

der jungen Frauen ist zumeist durch viele Anforderungen<br />

und Veränderungen geprägt. Viele befinden sich noch<br />

in Ausbildung oder studium. Manche trifft die Diagnose<br />

brustkrebs, wenn sie zu beginn ihres berufslebens stehen<br />

und die erkrankung sie in ihrer Karriere zurückwirft.<br />

Viele Frauen kümmern sich neben ihrem beruf um Kinder<br />

und Haushalt. Andere wünschen sich noch Kinder und<br />

fragen sich, ob dies mit Krebs überhaupt möglich ist. in<br />

seltenen Fällen erfolgt die Diagnose während schwangerschaft<br />

oder stillzeit – dies bedeutet besondere Anforderungen<br />

an die Diagnostik und Therapie. Jüngere<br />

Frauen mit brustkrebs äußern mehr bedürfnisse und<br />

zugleich oft eine höhere Unzufriedenheit mit den Unterstützungsangeboten<br />

durch Ärzte, Pflegende und andere<br />

Gesundheitsberufe.<br />

besOnDerHeiTen Der DiAGnOsTiK<br />

bei älteren Frauen lässt sich brustkrebs oft leichter feststellen:<br />

Das feste brustdrüsengewebe hat sich zurückgebildet,<br />

und Knoten fallen daher eher auf. bei Jüngeren ist<br />

das brustgewebe meist dichter und Knoten lassen sich<br />

nicht so leicht ertasten. Die brust ist somit auch strah-<br />

www.mammamia-online.de 45


lendichter und dies erschwert die bildgebung mittels<br />

Mammographie. Deshalb ist ein Knoten, wenn er ertastet<br />

wird, häufi g schon weiter fortgeschritten. Aufgrund der<br />

brustdrüsendichte ist die Mammographie <strong>als</strong> regelmäßiges<br />

screening-instrument nicht geeignet, und das relativ<br />

seltene Auftreten von brustkrebs in jungen Jahren rechtfertigt<br />

nach expertenmeinung keine regelmäßige strahlenbelastung<br />

der brustdrüse durch die Mammographie.<br />

nichtsdestotrotz scheint eine engmaschigere Kontrolle<br />

bei Patientinnen mit einem familiär gehäuften Auftreten<br />

von brustkrebs sinnvoll zu sein.<br />

ein frühes erkrankungsalter von 35 Jahren oder jünger<br />

kann Hinweis auf eine erbliche Form der erkrankung<br />

sein. bei etwa einem Drittel der brustkrebspatientinnen<br />

unter 35 ist dies der Fall. Doch gerade junge Frauen<br />

46<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

rechnen nicht damit, an brustkrebs zu erkranken. Oft<br />

werden Veränderungen nicht wahrgenommen oder <strong>als</strong><br />

harmlos fehlinterpretiert, sowohl von seiten der Patientin<br />

<strong>als</strong> auch von ärztlicher seite. Die entscheidung, eine Veränderung<br />

erst einmal zu beobachten, kann dann wichtige<br />

Zeit bis zur Diagnosestellung kosten.<br />

GeneTiK<br />

Die Diagnose brustkrebs bei der jungen Frau muss den<br />

behandelnden Arzt immer an eine erbliche Form denken<br />

lassen. insgesamt rund zehn Prozent aller brustkrebserkrankungen<br />

sind familiär bedingt. Der erblich<br />

bedingte brustkrebs ist in etwa 30 Prozent der Fälle<br />

ursächlich durch Mutationen in den Genen brcA1 und<br />

brcA2 zu erklären. Das mediane erkrankungsalter für


cA1-Mutationsträgerin liegt bei 41 Jahren und für die<br />

brcA2-Mutationsträgerin bei 45 Jahren und damit circa<br />

20 Jahren unter dem durchschnittlichen erkrankungsalter,<br />

welches bei 64 Jahren liegt. Die Trägerinnen dieser<br />

Genmutationen, die bereits an brustkrebs erkrankt sind,<br />

haben ein erhöhtes rückfallrisiko, ein erhöhtes risiko,<br />

ebenfalls einen brustkrebs in der anderen brust zu entwickeln<br />

und ein erhöhtes Lebenszeitrisiko, an eierstockkrebs<br />

zu erkranken. eine Vorstellung dieser Patientinnen<br />

in spezialisierten Zentren für brust- und eierstockkrebs<br />

ist empfehlenswert. eine interdisziplinäre beratung und<br />

betreuung dieser Patientinnen durch Genetiker, Gynäkologen,<br />

radiologen und Psychologen kann hier gewährleistet<br />

werden.<br />

besOnDerHeiTen Der TUMOrbiOLOGie<br />

Die meisten studien, die sich mit dem <strong>Mamma</strong>karzinom<br />

der jungen Frau und dessen histopathologischen eigenschaften<br />

beschäftigen, zeigen, dass dieses sich offenbar<br />

vom <strong>Mamma</strong>karzinom der älteren Frau unterscheidet.<br />

insgesamt ist festzustellen, dass die Tumoren bei jung<br />

erkrankten eine aggressivere Tumorbiologie unter anderem<br />

in bezug auf Grading, Angioinvasion, Proliferation,<br />

Hormonrezeptorexpression aufweisen. so findet man bei<br />

jünger erkrankten Frauen häufiger den „basal-like phenotype“,<br />

einen histologischen Typ, der durch hohes Grading<br />

(G3), eine hohe Zellteilungsrate und rezeptornegativität<br />

charakterisiert ist. Dieser Typ findet sich vor allem bei<br />

brcA1-Mutationsträgerinnen. Dieser Typus zeigt große<br />

Übereinstimmungen mit dem „triple-negativen <strong>Mamma</strong>karzinom“,<br />

welches definitionsgemäß zunächst dadurch<br />

charakterisiert wird, dass es dreifach (=triple) negativ für<br />

die Merkmale Östrogenrezeptor, Progesteronrezeptor<br />

und Her/2-neu-rezeptor ist, das heißt der rezeptornachweis<br />

auf der Tumorzelloberfläche fällt negativ aus.<br />

bei brcA2-Mutationsträgerinnen ist der „basal-like phenotype“<br />

seltener, der Anteil an hormonrezeptorpositiven<br />

brusttumoren ist höher <strong>als</strong> bei den brcA1-Mutationsträgerinnen<br />

und es findet sich ein höherer Anteil an G2<br />

und G3-Tumoren. Auch bei den nicht erblich bedingten<br />

<strong>Mamma</strong>karzinom der jungen Frauen ist der Anteil an Tumoren,<br />

die hormonrezeptornegativ sind und ein höheres<br />

Grading aufweisen, statistisch höher gegenüber dem der<br />

älteren Patientinnen. Die Mehrheit der studien zeigt eine<br />

7 Brustkrebs bei der jungen Frau<br />

schlechtere Prognose für die junge Patientin im Vergleich<br />

zur älteren. Mehrere Autoren definieren die jung erkrankte<br />

Patientin <strong>als</strong> eigene einheit. Dies wird auch dadurch<br />

gestützt, dass neuere studien Unterschiede in der expression<br />

verschiedener Gene zeigen.<br />

OPerATiVe THerAPie<br />

eine große Zahl von studien konnte in den letzen Jahren<br />

belegen, dass es keinen statistisch signifikanten Unterschied<br />

im Gesamtüberleben zwischen brusterhaltender<br />

Therapie (beT) mit nachfolgender bestrahlung und der<br />

brustabnahme gibt. Auch bei einem jungen erkrankungsalter,<br />

was einem eigenständigen risikofaktor entspricht,<br />

konnte kein einfluss auf die rezidivrate in der<br />

brust nach brusterhaltender Therapie in Kombination mit<br />

bestrahlung im Vergleich zur brustabnahme nachgewiesen<br />

werden. Anders stellt sich die situation für brcA1oder<br />

brcA2-Mutationsträgerinnen dar. einzelheiten<br />

hierzu sind dem gesonderten beitrag zu entnehmen. Die<br />

indikationen für die Wächterlymphknotenmethode unterscheiden<br />

sich nicht von denen für die ältere Patientin.<br />

cHeMOTHerAPie UnD THerAPie MiT<br />

ZieLGericHTeTen sUbsTAnZen<br />

Die chemo- und Antikörpertherapie unterscheidet sich<br />

bei der jungen Patientin nicht wesentlich von der Therapie<br />

der älteren Patientin. Ausschlaggebend für die Wahl<br />

einer Therapie sollte vielmehr die Tumorbiologie <strong>als</strong> das<br />

Alter sein. nichtsdestotrotz finden sich bei jüngeren Patientinnen<br />

öfter wie eingangs beschrieben aggressivere<br />

Tumoren, so dass häufiger die indikation zur chemotherapie<br />

gegeben ist. im regelfall sind jüngere Patientinnen<br />

durch das Fehlen von begleiterkrankungen auch belastbarer<br />

für eine Therapie. im Vergleich von mehreren randomisierten<br />

studien scheint die junge Patientin auch einen<br />

größeren nutzen von der chemotherapie in Hinsicht<br />

auf das rückfallfreie Überleben und das Gesamtüberleben<br />

zu haben <strong>als</strong> die ältere Patientin. bei Tumoren von<br />

brcA-Mutationsträgerinnen zeigen studien, dass diese<br />

auf Platinsalze besonders gut anzusprechen scheinen.<br />

ein neuer, vielversprechender therapeutischer Ansatz ist<br />

ein inhibitor der Poly(ADP-ribose)polymerase (PArPi).<br />

Der einsatz von PArP-inhibitoren scheint vor allem für<br />

www.mammamia-online.de 47


cA-Mutationsträgerinnen und Patientinnen mit triplenegativem<br />

Karzinom erfolgsversprechend zu sein. Weitere<br />

studienergebnisse hierzu bleiben abzuwarten.<br />

AnTiHOrMOneLLe THerAPie<br />

Die antihormonelle Therapie der Frau vor den Wechseljahren<br />

unterscheidet sich von der der älteren Patientin.<br />

Die standardtherapie der prämenopausalen, hormonrezeptorpositiven<br />

Patientin ist die behandlung mit dem<br />

Antiöstrogen Tamoxifen über fünf Jahre in Form einer<br />

täglichen Tabletteneinnahme. es blockiert die Andockstellen<br />

für Östrogen an den Zellen. Dadurch wird die<br />

rezidivrate halbiert und die sterblichkeit um 37 Prozent<br />

gesenkt. eine zusätzliche Unterdrückung der eierstockfunktion<br />

kann grundsätzlich durch eine Operation oder<br />

medikamentös erfolgen. Als Methoden kommen hier vor<br />

48<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

allem die eierstockentfernung, die durch die chemotherapie<br />

hervorgerufene Unterdrückung der eierstockfunktion<br />

oder die Gabe von GnrH-Agonisten wie Goserelin,<br />

Leuprorelin oder Triptorelin zum einsatz.<br />

eine Verbesserung des Ansprechens wurde durch die<br />

zusätzliche Gabe von GnrH-Agonisten zur Tamoxifentherapie<br />

und ebenfalls durch die operative eierstockentfernung<br />

beschrieben. Die Daten hierzu sind jedoch<br />

nicht einheitlich, und die ergebnisse weiterer studien,<br />

die diese Fragestellung untersuchen, stehen aus. Die<br />

Konstellation GnrH-Analogon + Tamoxifen und zusätzliche<br />

chemotherapie scheinen sowohl die rezidivrate <strong>als</strong><br />

auch die krankheitsfreie Zeit zu verbessern. Dies scheint<br />

am ausgeprägtesten bei jungen Frauen der Fall zu sein.<br />

Für junge Patientinnen mit dem entsprechenden risikoprofi<br />

l ist deshalb der einsatz von GnrH-Agonisten, Ta-


moxifen und chemotherapie zu empfehlen. nach dem<br />

40. Lebensjahr scheint die Hinzunahme eines GnrH-<br />

Analogons zum Tamoxifen ohne zusätzlichen nutzen<br />

zu sein. besondere erwähnung verdienen sicherlich<br />

auch die Daten aus der AbcsG-12-studie der österreichischen<br />

Arbeitsgruppe um Professor Gnant, die 2008<br />

veröffentlicht wurden. Diese Daten sind gerade für die<br />

junge Patientin bedeutsam, da bei insgesamt über 1800<br />

untersuchten prämenopausalen, hormonrezeptorpositiven<br />

Patientinnen auch ohne chemotherapie mit der<br />

Kombination einer antihormonellen Therapie und einem<br />

bisphosphonat ein 5-Jahres-Überleben von über 98<br />

Prozent erzielt werden konnte, obwohl fast ein Drittel des<br />

untersuchten Kollektivs einen Lymphknotenbefall von bis<br />

zu drei Lymphknoten hatte. so konnte für dieses Kollektiv<br />

der nutzen einer adjuvanten bisphosphonattherapie<br />

gezeigt werden. bisphosphonate sind nebenwirkungsarme<br />

substanzen, die regelhaft in der behandlung der<br />

Osteoporose und in der behandlung von Knochenmetastasen<br />

zum einsatz kommen. Die rückfallquote konnte<br />

mit dem bisphosphonat Zoledronat zusätzlich zur antihormonellen<br />

Therapie um 35 Prozent reduziert werden.<br />

in dieser studie konnte auch gezeigt werden, dass der<br />

einsatz von Aromatasehemmern bei der jungen Frau<br />

dem Tamoxifen unterlegen ist. Zusätzliche studienergebnisse<br />

zu dieser Fragestellung stehen aus. ein einsatz<br />

von Aromatsehemmern ohne zusätzliche Unterdrückung<br />

der eierstockfunktion verbietet sich bei der jungen Frau.<br />

Jüngste Daten zeigen, dass bei jungen Frauen, bei denen<br />

die einnahme von Tamoxifen nicht angezeigt ist, eine<br />

alleinige Therapie mit einem GnrH-Analogon möglich zu<br />

sein scheint.<br />

ZUsAMMenFAssUnG<br />

Die Datenlage bezüglich der jungen Patientin ist derzeit<br />

nicht einheitlich und die studien sind in den wenigsten<br />

Fällen mit dem schwerpunkt auf das Alter der Patientin<br />

ausgerichtet. erschwert wird der Vergleich der ergebnisse<br />

vor allem dadurch, dass in den studien zwar die<br />

Alterszusammensetzung des Kollektivs beschrieben<br />

wird, aber nur zu einem kleinen Teil die ergebnisse in<br />

Korrelation zum Alter präsentiert werden. so kann die<br />

Frage, ob brustkrebs der jungen Frau eine eigene einheit<br />

darstellt, zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantwortet<br />

AUTOrin<br />

7 Brustkrebs bei der jungen Frau<br />

Dr. med. Stefanie Noeding<br />

Klinikum region Hannover<br />

Krankenhaus nordstadt, Frauenklinik<br />

Herrenhäuser Kirchweg 5<br />

30167 Hannover<br />

Tel.: 0511 970-0<br />

e-Mail: stefanie.noeding@krh.eu<br />

werden. Möglicherweise steht vielmehr die biologie des<br />

einzelnen Tumors im Vordergrund und gewisse aggressivere<br />

Tumorarten fi nden sich gehäuft bei der jungen<br />

Frau. so fi nden sich öfter größere Primärtumoren, ein<br />

höherer Anteil an hormonrezeptornegativen Tumoren,<br />

ein höheres Grading, mehr triple-negative Tumoren,<br />

mehr Karzinome vom basalen Zelltyp und ein früherer<br />

einbruch ins Lymphgefäßsystem. Unabhängig vom<br />

Alter: brustkrebs ist nicht gleich brustkrebs. es gibt<br />

verschiedene Formen und damit auch Prognosen.<br />

Wichtige Faktoren sind unter anderem Alter, stadium,<br />

Grading, Lymphknotenbefall oder die Hormonempfi ndlichkeit<br />

der Tumorzellen.<br />

Wissen nimmt Angst! entscheidend ist es deshalb für die<br />

Patientin, dass sie sich gut über die Krankheit und ihre<br />

genaue Form des brustkrebses informiert. so versteht<br />

sie Therapieentscheidungen besser und kann selbstbestimmter<br />

entscheidungen treffen, hinter denen sie steht.<br />

Auch wenn die entstehung des brustkrebses nicht verhindert<br />

werden kann, eine frühe Diagnose und eine zügig<br />

begonnene Therapie können die Prognose signifi kant<br />

verbessern. in über 90 Prozent aller Fälle, in denen eine<br />

Diagnose in einem frühen stadium der erkrankung gestellt<br />

werden kann, ist eine Heilung möglich.<br />

www.mammamia-online.de 49


Reproduktionsmedizin<br />

cHAncen FÜr Den KinDerWUnscH nAcH Krebs<br />

eine Krebserkrankung zieht immer einschneidende Veränderungen<br />

mit sich. Trifft sie junge Frauen, werden<br />

diese oft jäh in ihrer Lebens- und Familienplanung unterbrochen.<br />

Die Therapien lassen keinen raum für eine<br />

schwangerschaft. Auch ist unklar, wie sich die Fruchtbarkeit<br />

der Frauen verändert. Dennoch bleibt für die<br />

Zeit danach eine chance: Die Frauen können eizellen<br />

absaugen und – befruchtet oder unbefruchtet – einfrieren<br />

lassen. Doch was müssen sie dabei beachten? Wo<br />

finden sie geeignete Kinderwunschzentren? Antwort gibt<br />

das im Mai 2006 gegründete netzwerk FertiPrOTeKT.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>! sprach mit Professor Dr. Michael von Wolff,<br />

ärztlicher Leiter des Projekts.<br />

50<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: An wen sollten sich Frauen wenden, wenn<br />

sie an Krebs erkranken, bevor ihr Kinderwunsch abgeschlossen<br />

ist?<br />

Prof. Dr. Michael von Wolff: An ein versiertes Kinderwunschzentrum,<br />

das alle Maßnahmen zum erhalt der<br />

Fertilität anbietet – und diese zu einem angemessenen<br />

Preis durchführt. Das Zentrum sollte eng mit den behandelnden<br />

Onkologen zusammenarbeiten und ein integriertes<br />

Konzept zur erhaltung der Fertilität ermöglichen.<br />

Zentren, die diese Qualitätskriterien erfüllen, finden sie<br />

auf der Homepage des netzwerks FertiPrOTeKT unter<br />

www.fertiprotekt.de.


<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Welche Möglichkeiten haben die Frauen?<br />

Prof. Dr. Michael von Wolff: beginnt die chemotherapie<br />

erst nach einer Frist von zwei Wochen, können nach<br />

einer Hormonstimulation eizellen aus den eierstöcken<br />

abgesaugt und – befruchtet oder unbefruchtet – tiefgefroren<br />

eingelagert werden. ist der Zeitpuffer kürzer <strong>als</strong><br />

zwei Wochen, kann eierstockgewebe bei einer bauchspiegelung<br />

entnommen und eingefroren werden. ergänzend<br />

ist eine behandlung mit GnrH-Analoga während<br />

der chemotherapie möglich, was die Frauen künstlich in<br />

die Wechseljahre versetzt. Dies soll die schädigung der<br />

eierstöcke verringern.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: ist es nicht ausreichend, die eierstöcke<br />

während der chemotherapie mit GnrH-Analoga zu<br />

schützen?<br />

Prof. Dr. Michael von Wolff: ihre Wirksamkeit ist noch<br />

nicht gesichert. es existieren widersprüchliche wissenschaftliche<br />

studien, so dass man sich nicht alleine auf<br />

das Medikament verlassen sollte. Auch ist nicht klar, ob<br />

GnrH-Analoga bei einem hormonempfindlichen Tumor<br />

eingesetzt werden sollten.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Welche risiken haben die chemo- und<br />

strahlenbelastung für eine spätere schwangerschaft?<br />

Prof. Dr. Michael von Wolff: Werden Keimzellen eingelagert,<br />

so ist das risiko nicht größer <strong>als</strong> bei jeder<br />

künstlichen befruchtung. Wird die Patientin von alleine<br />

schwanger, wurden bisher keine erhöhten risiken für die<br />

KOnTAKT<br />

7 Brustkrebs bei der jungen Frau<br />

Prof. Dr. Michael von Wolff<br />

inselspital bern, Frauenklinik<br />

Abteilung fuer Gynaekologische endokrinologie<br />

und reproduktionsmedizin<br />

effingerstrasse 102<br />

cH-3010 bern<br />

Tel.: +41 (0) 31 632 1303 (sekretariat)<br />

Fax: +41 (0) 31 632 1305<br />

e-Mail: Michael.vonWolff@insel.ch<br />

nachkommen nachgewiesen. eine schwangerschaft<br />

sollte jedoch erst sechs, besser zwölf Monate nach der<br />

chemotherapie eintreten. Aus onkologischer sicht soll<br />

es sinnvoll sein, noch länger zu warten – bis die Patientin<br />

mit großer sicherheit von der Krebserkrankung<br />

geheilt ist.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wie hoch ist überhaupt die Möglichkeit,<br />

nach einer chemo- und strahlentherapie schwanger zu<br />

werden, wenn keine Maßnahmen zum schutz der Fertilität<br />

durchgeführt wurden?<br />

Prof. Dr. Michael von Wolff: Das risiko, dass die eierstöcke<br />

aufgrund einer chemotherapie ihre Funktion einstellen,<br />

wird altersabhängig auf 20 bis 80 Prozent geschätzt.<br />

ist die Patientin sehr jung, ist das risiko eher gering. Mit<br />

zunehmendem Alter steigt es deutlich an. Da auch die<br />

Art der chemotherapie entscheidend ist, können keine<br />

pauschalen Aussagen gemacht werden.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: steigt bei hormonabhängigen Tumoren<br />

das rezidivrisiko durch fertilitätserhaltende Maßnahmen<br />

oder eine schwangerschaft?<br />

Prof. Dr. Michael von Wolff: es ist nicht davon auszugehen,<br />

dass eine kurzzeitige hormonelle stimulation, wie<br />

sie zur entnahme von eizellen notwendig ist, die Prognose<br />

der Patientin verschlechtert. Gleiches gilt für eine<br />

schwangerschaft. in kleinen studien wurde keine erhöhte<br />

rezidivrate nachgewiesen. Allerdings gibt es auch<br />

keine studien, die belegen, dass eine Hormonstimulation<br />

unschädlich ist.<br />

www.mammamia-online.de 51


8 Tumor<br />

52<br />

Medizinische<br />

Studien<br />

ist nicht gleich Tumor


Medizinische Studien<br />

Die bAsis WissenscHAFTLicHen FOrTscHriTTs<br />

studien sind die basis wissenschaftlichen Fortschritts.<br />

Darüber sind sich alle einig. Für ihre Durchführung werden<br />

freiwillige Patienten benötigt, die an den studien<br />

teilnehmen. Prinzipiell erachten viele betroffene die Teilnahme<br />

an studien <strong>als</strong> Vorteil, weil sie nach neuesten<br />

medizinischen erkenntnissen und mit neuen Wirkstoffen<br />

behandelt werden. es gibt jedoch einige Fragen, die immer<br />

wieder auftauchen. Wer steckt eigentlich hinter einer<br />

studie? inwiefern werden die interessen der Auftraggeber<br />

bei der Durchführung der studie berücksichtigt? Wer<br />

stellt sicher, dass auch Patientenrechte gewahrt werden?<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>! sprach mit Professor Dr. Gunter von<br />

Minckwitz von der German breast Group, einer international<br />

tätigen Forschungseinrichtung, die mit der Durchführung<br />

medizinischer studien beauftragt wird.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Herr Professor von Minckwitz, sie leiten<br />

seit 2003 die German breast Group, die sich mit nationalen<br />

und internationalen brustkrebs-studien befasst. Wie<br />

sieht ihre Tätigkeit konkret aus?<br />

Prof. Dr. Gunter von Minckwitz: in unserer akademischen<br />

Forschungseinrichtung werden brustkrebs-studien geplant,<br />

organisiert und durchgeführt. Wir ermitteln mit<br />

Hilfe unserer expertengremien zunächst den bedarf an<br />

neuen Therapien beziehungsweise Wirkstoffen. steht die<br />

Fragestellung fest, muss die Finanzierung der studie geklärt<br />

werden. Anschließend wird ein ausführliches Protokoll<br />

über den studieninhalt verfasst, das verschiedenen<br />

Gremien und Kommissionen zur Genehmigung vorgelegt<br />

wird.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: sie erwähnten expertengremien. Welche<br />

Gremien gibt es?<br />

Prof. Dr. Gunter von Minckwitz: Wir arbeiten mit fünf expertengremien,<br />

auch subboards genannt, zusammen.<br />

Diese befassen sich mit Themen der neoadjuvanten, ad-<br />

8 Medizinische Studien<br />

juvanten, palliativen und operativen brustkrebstherapie<br />

sowie der translationalen Forschung. Die translationale<br />

Forschung ist die schnittstelle zwischen präklinischer<br />

Forschung und klinischer entwicklung, <strong>als</strong>o der Übergang<br />

vom Labormodell hin zur Anwendung am Menschen.<br />

Wir versuchen, wenn möglich, für jede studie<br />

einen studienleiter aus einem unserer Gremien zu finden.<br />

Das hat den Vorteil, dass wir die Datenbankhoheit<br />

haben, mehr einfluss nehmen können sowie über alle<br />

Publikationsrechte verfügen.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wie geht es weiter, wenn die studiendurchführung<br />

von allen relevanten Gremien und Kommissionen<br />

genehmigt wurde?<br />

Prof. Dr. Gunter von Minckwitz: Dann werden Patientinnen<br />

rekrutiert. statistiker berechnen, welche Fallzahlen<br />

zur beantwortung der Fragestellung gebraucht werden.<br />

Die benötigte Fallzahl, <strong>als</strong>o die Anzahl der Patienten in<br />

einer studie, ist von der Fragestellung abhängig. soll<br />

beispielsweise eine Aussage über Überlebenszahlen<br />

ermittelt werden, ist die Fallzahl höher <strong>als</strong> bei einer studie,<br />

in der das Ansprechen auf eine bestimmte Therapie<br />

untersucht wird. in Phase-ii-studien wird zum beispiel<br />

untersucht, ob eine Therapie überhaupt Wirkung zeigt.<br />

Dafür werden eher weniger Teilnehmer benötigt. Will<br />

man dann jedoch mittels einer Phase-iii-studie den beweis<br />

erbringen, dass betroffene von einer neuen Therapie<br />

tatsächlich profitieren, werden sehr viele Teilnehmer<br />

benötigt.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Können sie das in absoluten Zahlen beziffern?<br />

Prof. Dr. Gunter von Minckwitz: Das ist sehr schwierig,<br />

weil es so viele verschiedene studien gibt. so schwanken<br />

die Teilnehmerzahlen je nach Fragestellung von 500<br />

bis 10.000.<br />

www.mammamia-online.de 53


<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Das klingt nach enormen Kosten …<br />

Prof. Dr. Gunter von Minckwitz: Die Kosten für studien<br />

sind in der Tat enorm. Zwar gibt es auch hier große Unterschiede,<br />

aber wir müssen mit 3.000 bis 10.000 euro pro<br />

studienteilnehmer rechnen. ein großer Teil der Kosten<br />

entsteht durch Genehmigungsverfahren, die ethikkommission,<br />

Versicherungen und andere bürokratische Verpfl<br />

ichtungen. Die größte studie, die derzeit läuft, ist die<br />

ALLTO-studie. Diese studie untersucht die Wirksamkeit<br />

des neuen Medikaments Tyverb (Lapatinib) im Vergleich<br />

zu Herceptin (Trastuzumab) in der nachbehandlung von<br />

Frauen, die brustkrebs haben und deren Tumorzellen<br />

Her/2-neu-positiv getestet sind. Die Gesamtkosten für<br />

diese studie werden sich auf rund eine halbe Milliarde<br />

euro belaufen. Wenn man sich diese Kosten vor Augen<br />

führt, wird klar, warum Medikamente zunächst geschützt<br />

und häufi g sehr teuer sind. Die entwicklungskosten müssen<br />

eben wieder reingeholt werden.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wer entscheidet, welche studienart bei<br />

der jeweiligen Fragestellung am besten geeignet ist?<br />

Prof. Dr. Gunter von Minckwitz: Unsere experten entscheiden<br />

aus ihrer erfahrung heraus von Fall zu Fall, welche<br />

studienform gewählt wird. Oftm<strong>als</strong> ergibt sich die<br />

Antwort schon aus der Fragestellung. so unterscheiden<br />

wir beispielsweise prospektive und retrospektive Untersuchungen.<br />

Die prospektive studie wird im Voraus geplant,<br />

so können wir alle Messgrößen festlegen. bei der<br />

retrospektiven studie werden Daten analysiert, die vor<br />

beginn der Untersuchung erhoben wurden. Die nächste<br />

Frage ist, ob wir eine Placebo-kontrollierte studie<br />

KOnTrOLLierTe sTUDie<br />

eine neue behandlungsform muss stets mit einer<br />

herkömmlichen Art der behandlung oder einem<br />

scheinmedikament (Placebo) verglichen werden.<br />

Denn allein die Tatsache, dass ein Patient an einer<br />

studie teilnimmt, könnte das ergebnis der studie verfälschen.<br />

eine „kontrollierte studie“ hat somit mehrere<br />

„Kontrollgruppen“.<br />

54<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

durchführen können. Das bedeutet, dass ein studienarm<br />

mit einem scheinmedikament behandelt wird. Auch die<br />

„Verblindung“ ist ein entscheidungsfaktor. Diese ist dann<br />

gegeben, wenn weder der Patient noch der Arzt weiß,<br />

welches Medikament zum einsatz kommt. Auch diese<br />

Methode ist nicht immer durchführbar.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Placebo, Verblindung … ist es nicht<br />

schwer, Patienten zur Teilnahme einer studie zu bewegen,<br />

bei der sie nicht wissen, ob und wenn ja welchen<br />

Wirkstoff sie bekommen?<br />

Prof. Dr. Gunter von Minckwitz: natürlich bedarf es guter<br />

Aufklärungsarbeit, um betroffene zu überzeugen. Meine<br />

Argumente für eine studienteilnahme sind folgende:<br />

Heutzutage glaubt kaum mehr jemand an den „Gott in<br />

Weiß“. Gerade in der brustkrebstherapie gibt es viele<br />

behandlungswege, insbesondere bei einem fortgeschrittenen<br />

stadium. Als studienteilnehmerin kann sich eine<br />

rAnDOMisierTe sTUDie<br />

bei einer „randomisierten studie“ erfolgt die Zuteilung<br />

in die verschiedenen Kontrollgruppen nicht<br />

durch den studienleiter, sondern von einer zentralen<br />

stelle aus nach dem Zufallsprinzip.<br />

Patientin sicher sein, dass die Therapie gut durchdacht<br />

ist, dass es explizite Vorgaben gibt und die Durchführung<br />

strukturiert ist. Die Patientin wird mit einbezogen, besser<br />

aufgeklärt und betreut. Der behandelnde Arzt hat sich<br />

im Vorfeld intensiv mit der Therapie befasst. er hat ein<br />

großes interesse am Verlauf der Therapie und wird sich<br />

daher intensiv um die Patientin kümmern. Die Patientin<br />

hat außerdem die Möglichkeit, eine potentiell bessere<br />

Therapie zu bekommen. Dazu kommt ein vielleicht altruistischer<br />

Ansatz: Jede Patientin profi tiert heute von<br />

studien, die in der Vergangenheit durchgeführt wurden.<br />

Jede wissenschaftliche erkenntnis kam nur durch die<br />

Mitwirkung betroffener zustande. Auch künftige Generationen<br />

werden sich über entwicklungen freuen, die heute<br />

erarbeitet werden.


LinDe, DOPPeLbLinDe sTUDie<br />

Von einer blinden studie spricht man dann, wenn der<br />

Patient nicht weiß, welches Medikament er einnimmt.<br />

so kann verhindert werden, dass seine erwartungen<br />

das studienergebnis beeinfl ussen. in einer doppelblinden<br />

studie wissen weder Patient noch Arzt, in<br />

welcher Kontrollgruppe der Teilnehmer ist. erst bei<br />

Komplikationen wird offen gelegt, mit welchem Wirkstoff<br />

der Patient behandelt wird.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: sie sagen, die Patientin könnte von einer<br />

möglicherweise besseren Therapie profi tieren. Wenn sie<br />

nun aber im Arm der herkömmlichen Therapie ist und<br />

sich die neue Therapie <strong>als</strong> besser erweist, hat sie keinen<br />

Vorteil. Was geschieht in so einem Fall?<br />

Prof. Dr. Gunter von Minckwitz: Wir vergleichen ja immer<br />

den Goldstandard mit einer experimentellen Therapie.<br />

stellt sich nun im studienverlauf heraus, dass die<br />

Teilnehmerinnen von der experimentellen Therapie einen<br />

wesentlich größeren nutzen haben, wird diese selbstverständlich<br />

auch der Vergleichsgruppe angeboten.<br />

ein unabhängiges Komitee, bestehend aus Ärzten und<br />

Patientenvertretern, prüft regelmäßig, ob der standard<br />

noch aktuell ist. Ansonsten wird nachträglich korrigiert,<br />

was für Wissenschaftler natürlich problematisch ist.<br />

Hier zählen jedoch ethische Gesichtspunkte. erst jüngst<br />

gab es bei einer Herceptin-studie den Fall, dass Frauen<br />

nachträglich in den Herceptin-Arm wechselten, weil<br />

die Ansprechrate so groß war. ist die erwartung an die<br />

experimentelle Therapie sehr hoch, können auch mehr<br />

Teilnehmer den Wirkstoff statt Placebo bekommen. in<br />

manchen studien ist das Verhältnis 2:1.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Was passiert, wenn das studienergebnis<br />

negativ verläuft? erst jüngst erregte die Tibolon-studie<br />

großes Aufsehen. Die studie wurde abgebrochen, weil<br />

unter der einnahme von Tibolon vermehrt rezidive auftraten.<br />

Die nachricht über dieses ergebnis sickerte jedoch<br />

nur langsam zu den betroffenen durch. Wie kann<br />

es sein, dass solche ergebnisse nicht weitreichend publiziert<br />

werden?<br />

8 Medizinische Studien<br />

Prof. Dr. Gunter von Minckwitz: nun, die Verantwortung<br />

der bekanntmachung solcher Vorfälle liegt beim durchführenden<br />

Organ der studie. es gibt keine gesetzlichen<br />

Vorschriften. so wird zwar eine Publikation erwartet, diese<br />

kann jedoch theoretisch Jahre nach studienabbruch<br />

beziehungsweise in einem kleinen blatt veröffentlicht<br />

werden, so dass niemand wirklich davon hört. Die ethikkommission<br />

wird jedoch stets ein Auge auf die studiendurchführung<br />

haben und gegebenenfalls veranlassen,<br />

dass eine studie abgebrochen wird, dass ein Wirkstoff<br />

vom Markt genommen oder die Zulassung geändert<br />

wird. bei der German breast Group haben wir keine Probleme<br />

mit der Veröffentlichung negativer ergebnisse. Da<br />

wir rein akademisch ausgerichtet sind, sind auch negative<br />

ergebnisse publizierbar.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: entstehen durch Publikationen negativer<br />

ergebnisse keine interessenkonfl ikte mit ihren Auftraggebern?<br />

Prof. Dr. Gunter von Minckwitz: Unsere Auftraggeber<br />

wissen unsere unabhängige, akademische Forschung<br />

zu schätzen und sie ist wichtig für sie. Theoretisch wäre<br />

der Versuch einer einfl ussnahme denkbar, jedoch würden<br />

wir uns hierdurch nicht beeinfl ussen lassen. Wir sind<br />

international stark genug, um hinter unserer Unabhängigkeit<br />

stehen zu können.<br />

www.mammamia-online.de 55


<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: in internetforen gibt es von Zeit zu Zeit<br />

berichte von Frauen, die aus studien ausgeschlossen<br />

werden, weil sich beispielsweise trotz der einnahme<br />

von Medikamenten Metastasen bildeten. ist es gängige<br />

Praxis, dass Teilnehmerinnen mit nicht vorhersehbarem<br />

Verlauf ausgeschlossen werden?<br />

Prof. Dr. Gunter von Minckwitz: nein, definitiv nicht. im<br />

Gegenteil, es ist sehr schwierig, Patientinnen aus studi-<br />

1 Fokus Krankheit<br />

Am Anfang steht die Entscheidung, für<br />

Patienten, die an einer bisher nicht gut<br />

behandelbaren Krankheit leiden, ein neues<br />

Medikament zu entwickeln.<br />

6 Studien mit wenigen<br />

Gesunden: Phase 1<br />

Nun kann der Wirkstoff beim Menschen<br />

erprobt werden. Dazu wird mit gesunden<br />

Freiwilligen geprüft, wie sich geringe<br />

Mengen des Wirkstoffs im Körper verhalten<br />

und ab welcher Konzentration sie<br />

beginnen, merklich Nebenwirkungen zu<br />

verursachen.<br />

56<br />

2 Suche nach dem Angriffspunkt<br />

Pharmaforscher ermitteln einen geeigneten<br />

Angriffspunkt (Target) im Krankheitsgeschehen.<br />

Das ist meist ein körpereigenes<br />

Molekül, an dem ein Wirkstoff ansetzen<br />

und so die Krankheit heilen, lindern oder<br />

ihr Fortschreiten hinauszögern können.<br />

Geht es um eine Infektionskranheit,<br />

kommen auch Moleküle des Erregers in<br />

Betracht.<br />

7 Entwicklung der<br />

Darreichungsform<br />

Für den Wirkstoff wird eine Darreichungsform<br />

entwickelt, z. B. eine Tablette, ein<br />

Zäpfchen, Spray oder Wirkstoffpflaster.<br />

Erst dadurch wird aus dem Wirkstoff ein<br />

„richtiges“ Medikament.<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

en zu entlassen. Das geht nur, wenn es der ausdrückliche<br />

Wunsch der betroffenen ist. Und selbst dann bleiben<br />

die Daten, die bisher erhoben wurden, bestehen. es gibt<br />

jedoch in der Onkologie den Grundsatz, dass Therapien,<br />

die nicht den gewünschten erfolg bringen, abgebrochen<br />

werden. Denn schließlich haben alle Therapien auch nebenwirkungen.<br />

so kann es schon mal sein, dass eine<br />

Medikation abgesetzt wird. Das bedeutet aber nicht,<br />

dass die Patientin ausgeschlossen wird. es würde je-<br />

3 Suche nach Ausgangssubstanzen<br />

Es werden Anhaltspunkte dafür gesucht,<br />

wie ein Wirkstoff aussehen könnte. Eine<br />

Möglichkeit: Screening. Hierbei werden<br />

bis zu zwei Millionen Substanzen – eine<br />

nach der anderen – mit den Targetmolekülen<br />

zusammengebracht. Substanzen,<br />

die sich an das Target binden und damit<br />

eine Wirkung haben könnten, werden Hits<br />

genannt.<br />

8 Studie mit wenigen<br />

Kranken: Phase 2<br />

Von etwa 100 bis 500 Patienten, die freiwillig<br />

an den Studien teilnehmen, erhalten<br />

einige das neue Medikament, die anderen<br />

eine Vergleichsbehandlung. Die Ärzte<br />

untersuchen Wirksamkeit, Verträglichkeit,<br />

und die richtige Dosierung.


doch auch keinen sinn machen, die Patientin weiter mit<br />

einem Wirkstoff zu behandeln, der bei ihr nicht wirkt. ich<br />

denke, es ist eine Frage der richtigen Kommunikation. es<br />

ist die Aufgabe des betreuenden Arztes, mit der Patientin<br />

zu besprechen, warum die Therapie abgesetzt beziehungsweise<br />

umgestellt wird.<br />

4 Durch Optimierung zum Wirkstoffkandidaten<br />

Die Optimierung verläuft in mehrern Runden. Zunächst wird anhand der Hitsubstanzen<br />

ermittelt, wie eine gut ans Target bindende Substanz aussehn müsste.<br />

Solche Substanzen werden dann chemisch synthetisiert und umfassend getestet.<br />

Kriterien sind u. a. ihre Löslichkeit, Target-Bindung und dass sie im Blut nicht so<br />

schnell abgebaut werden, dass sie nicht wirken können.<br />

In nachfolgenden Runden werden Varianten der Substanz hergestellt, wobei<br />

Erfahrung und Computersimulationen bei der Wahl aussichtsreicher Veränderungen<br />

helfen; auch sie werden getestet. So geht es fort, bis ein paar Substanzen so<br />

gute Testergebnisse zeigen, dass sie <strong>als</strong> Wirkstoff taugen könnten.<br />

9 Studien mit vielen<br />

Kranken: Phase 3<br />

Ärzte in Kliniken vieler Länder erproben<br />

das Medikament mit mehreren tausend<br />

Patienten. Diese erhalten wieder entweder<br />

das neue Medikament oder eine Vergleichsbehandlung.<br />

Untersucht werden<br />

Wirksamkeit, Verträglichkeit und Wechselwirkungen<br />

mit anderen Medikamenten.<br />

10 Begutachtung durch<br />

Zulassunsstellen<br />

KOnTAKT<br />

Prof. Dr. Gunter von Minckwitz<br />

GbG Forschungs GmbH<br />

Martin-behaim-straße 12<br />

63263 neu-isenburg<br />

Tel.: 06102 7480-411<br />

Fax: 06102 7480-111<br />

e-Mail: info@germanbreastgroup.de<br />

www.germanbreastgroup.de<br />

Experten der Zulassungsbehörden<br />

prüfen die Ergebnisse der durchgeführten<br />

Labortests und der Studien zum Nachweis<br />

der Wirksamkeit, der Verträglichkeit und<br />

der technischen Qualität (u. .a. Reinheit)<br />

des Medikaments. Fällt diese Prüfung<br />

positiv aus, erhält das Medikament die<br />

Zulassung.<br />

8 Medizinische Studien<br />

5 Test auf Wirkungen und Verträglichkeit<br />

Aussichtsreiche Substanzen müssen überprüft<br />

werden, ob sie wirklich wirksam und unbedenklich<br />

sind. Dazu sind Tests auf Giftigkeit und andere<br />

Schadwirkungen in Zellkulturen und Tieren erforderlich.<br />

Nur die Substanzen, die sich hier bewähren,<br />

kommen <strong>als</strong> mögliche Wirkstoffe in Betracht.<br />

11 Anwendung, Beobachtung,<br />

neue Studien<br />

Das Medikament kann nun von Ärzten verordnet<br />

werden. Diese achten zusammen<br />

mit dem Hersteller und den Behörden auf<br />

Nebenwirkungen, insbesondere selten<br />

auftretende. Die Packungsbeilage wird<br />

laufend aktualisiert. Könnte das Medikament<br />

bei weiteren Erkrankungen helfen,<br />

werden neue klinische Studien begonnen.<br />

www.mammamia-online.de 57


9 Tumor<br />

58<br />

Austausch mit<br />

Betroff enen<br />

ist nicht gleich Tumor


Selbsthilfe, Internetforen, soziale Netzwerke & Co.<br />

Der AUsTAUscH MiT AnDeren beTrOFFenen<br />

ein Gespräch mit anderen an brustkrebs erkrankten Frauen<br />

kann zu jedem Zeitpunkt hilfreich sein. sei es bei Diagnosestellung,<br />

wenn die Welt zusammenzustürzen droht<br />

und Therapieentscheidungen getroffen werden müssen.<br />

Oder im Verlauf des Heilungsprozesses, wenn nebenwirkungen<br />

das Leben erschweren und sich quälende Ängste<br />

breit machen. Wenn es Dinge gibt, die man eben nicht mit<br />

Familienmitgliedern oder Freunden besprechen kann beziehungsweise<br />

will. Oder aber im Laufe der Jahre, wenn<br />

es gut tut, <strong>als</strong> erfahrene betroffene anderen Frauen beizustehen.<br />

es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit ebenfalls<br />

an brustkrebs erkrankten Frauen in Kontakt zu treten.<br />

GesPrÄcHe in seLbsTHiLFeGrUPPen<br />

Die klassische Form des Austausches sind selbsthilfegruppen.<br />

sie werden mittlerweile an vielen Krankenhäusern<br />

beziehungsweise über deutschlandweit agierende brustkrebsorganisationen<br />

angeboten. Der Austausch reicht von<br />

regelmäßigen Gruppentreffen über gemeinsame Aktivitäten<br />

hin zu Hilfestellung bei akuten Problemen. Fragen sie in<br />

ihrer Klinik oder ihren behandelnden Arzt, welche Angebote<br />

es in der nähe gibt. eine Auswahl an selbsthilfegruppen<br />

finden sie im Anhang dieses ratgebers.<br />

AnOnyMer AUsTAUscH iM inTerneT<br />

Das internet bietet eine passende Plattform für alle, die –<br />

aus welchen Gründen auch immer – anonym kommunizieren<br />

möchten oder kein passendes selbsthilfeangebot<br />

in der näheren Umgebung finden. in internetforen gibt es<br />

die Möglichkeit, sich unter einem Pseudonym auszutauschen,<br />

rat zu holen oder sich einfach mal der Kummer<br />

von der seele zu schreiben. Wichtig ist zu beachten,<br />

dass sich hier meist medizinische Laien austauschen,<br />

deren rat nicht immer der Weisheit letzter schluss sein<br />

muss. so sollten eigenmächtige schritte, die die Therapie<br />

beeinflussen könnten, immer mit dem behandelnden<br />

Arzt besprochen werden.<br />

neTZWerKen in sOciAL MeDiA<br />

es gibt immer mehr soziale netzwerke, die – wenn man<br />

gewisse regeln beachtet – eine große bereicherung sind<br />

und die es ermöglichen, in kürzester Zeit ein interessennetzwerk<br />

aufzubauen. so gibt es beispielsweise bei<br />

face book einige Gruppen, in denen sich Krebspatienten<br />

austauschen. bei twitter ist es möglich, über neuigkeiten<br />

zum Thema Krebs informiert zu werden, xing bietet<br />

professionelle netzwerke. einige Adressen finden sie<br />

ebenfalls im Anhang. Wichtig ist zu beachten, dass die<br />

informationen, die sie in sozialen netzwerken preisgeben,<br />

auch an die Öffentlichkeit geraten können und unter<br />

Umständen über Jahre hinweg erhalten bleiben können,<br />

selbst wenn sie ihren so genannten Account längst gelöscht<br />

haben.<br />

HiLFe FÜr beTrOFFene MiT HOHeM<br />

FAMiLiÄreM risiKO<br />

seit August 2008 bietet das brcA-netzwerk Hilfe bei familiärem<br />

brust- und eierstockkrebs an. Der inzwischen<br />

<strong>als</strong> gemeinnützig eingetragene Verein berät speziell Frauen<br />

und Männer aus so genannten „Krebsfamilien“, <strong>als</strong>o<br />

Familien, in denen es viele Fälle von brust- und/oder eierstockkrebs<br />

gibt. so informieren eine Homepage und<br />

mehr <strong>als</strong> zehn bundesweite Gesprächskreise über Themen<br />

wie Genmutation, genetische Testung, prophylaktische<br />

Maßnahmen und viele mehr.<br />

AUTOrin<br />

9 Austausch mit Betroffenen<br />

Eva Schumacher-Wulf<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>! Das brustkrebsmagazin<br />

www.mammamia-online.de 59


10Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

60<br />

Anhang


Autorenverzeichnen<br />

Dr. med. B. Ataseven | Leitende Oberärztin i. Gyn./Geb. Abteilung<br />

rotkreuzklinikum München gGmbH-Frauenklinik, Lehrkrankenhaus der Technischen Universität München<br />

Tel: 089 15706-620 | Fax: 089 15706-623<br />

e-Mail: beyhan.ataseven@swmbrk.de<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. W. Eiermann<br />

rotkreuzklinikum München GmbH, Frauenklinik, Taxisstrasse 3, 80637 München<br />

Tel.: 089 15706-620 | Fax: 089 15706-623<br />

Prof. Dr. med. Nadia Harbeck | Leitung brustzentrum Köln/Frechen<br />

Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Uniklinik Köln, Kerpener straße 34, 50931 Köln<br />

Tel.: 0221 478-87743 | Fax: 0221 478-86546<br />

e-Mail: nadia.harbeck@uk-koeln.de<br />

www.brustkrebsschwerpunkt-koeln.de<br />

Prof. Dr. med. H. H. Kreipe<br />

institut für Pathologie, Medizinische Hochschule, carl-neuberg-straße 1, 30625 Hannover<br />

Tel.: 0511 532 4500 oder 4501 | Fax: 0511 532 5799<br />

e-Mail: pathologie@mh-hannover.de<br />

Dr. med. Cornelia Liedtke | Leitung studienzentrale, Leitung AG Translationelle Forschung<br />

Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Münster,<br />

Albert-schweitzer straße 33, 48149 Münster<br />

e-Mail: cornelia.Liedtke@ukmuenster.de<br />

Prof. Dr. med. H.-J. Lück<br />

Gynäkologische-onkologische Praxis Prof. Dr. Lück, Pelikan Platz 33, 30177 Hannover<br />

Tel: 0511 6555-280 | Fax: 0511 6555-2816<br />

e-Mail: info@go-praxis-hannover.de | ww.go-praxis-hannover.de<br />

10 Anhang<br />

www.mammamia-online.de 61


Autorenverzeichnen<br />

62<br />

Prof. Dr. med. Gunter von Minckwitz<br />

GbG Forschungs GmbH, Martin behaim strasse 12, 63263 neu-isenburg<br />

Tel.: 06102 7480-411 | Fax: 06102 7480-111<br />

e-Mail: info@germanbreastgroup.de | www.germanbreastgroup.de<br />

Prof. Dr. med. Volker Möbus<br />

chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe | Klinikum Frankfurt Höchst<br />

Gotenstrasse 6-8 | 65929 Frankfurt am Main-Höchst<br />

Tel.: 069 3106-2339 | Fax: 069 3106-2555<br />

e-Mail: volker.moebus@KlinikumFrankfurt<br />

Dr. med. Stefanie Noeding<br />

Klinikum region Hannover, Krankenhaus nordstadt, Frauenklinik, Herrenhäuser Kirchweg 5, 30167 Hannover<br />

Tel.: 0511 970-0<br />

e-Mail: stefanie.noeding@krh.eu<br />

Prof. Dr. med. Rita Schmutzler<br />

stiftungsprofessorin der Deutschen Krebshilfe, schwerpunkt Familiärer brust- und eierstockkrebs<br />

Uni-Frauenklinik | Kerpener str. 9 | 50931 Köln<br />

Tel.: 0221 478 86509 | Fax.: 0221 478 86510<br />

e-Mail: rita.schmutzler@uk-koeln.de<br />

Prof. Dr. med. Andreas Schneeweiss | sektionsleiter Gynäkologische Onkologie<br />

nationales centrum für Tumorerkrankungen, Universitäts-Klinikum, im neuenheimer Feld 460, 69120 Heidelberg<br />

Tel.: 06221 56 36051 | Fax: 06221 56 7920<br />

e-Mail: andreas.schneeweiss@med.uni-heidelberg.de | www.klinikum.uni-heidelberg.de<br />

Prof. Dr. med. Michael von Wolff<br />

inselspital bern, Frauenklinik, Abteilung fuer Gynaekologische endo krinologie und reproduktionsmedizin,<br />

effingerstrasse 102, cH-3010 bern<br />

Tel.: +41 (0) 31 632 1303 (sekretariat) | Fax: +41 (0) 31 632 1305<br />

e-Mail: Michael.vonWolff@insel.ch<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor


Wichtige Adressen<br />

FAcHVerbÄnDe/<br />

GeseLLscHAFTen<br />

Arbeitsgemeinschaft Gynäko logische Onkologie (AGO)<br />

Die Kommission <strong>Mamma</strong> hat einen Patientenratgeber zu<br />

Leitlinien des brustkrebses erstellt. www.ago-online.de<br />

Deutsche Arbeitsgemeinschaft für<br />

Psychosoziale Onkologie (Dapo)<br />

Leitlinie für die Psychosoziale betreuung von<br />

brustkrebsbetroffenen. www.dapo-ev.de<br />

Deutsche Fatigue Gesellschaft<br />

www.deutsche-fatigue-gesellschaft.de<br />

Deutsche Gesellschaft der Plastischen,<br />

Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen<br />

Übersicht über plastische chirurgen, die erfahrung<br />

mit brustrekonstruktion haben. www.dgpraec.de<br />

Deutsche Gesellschaft für Senologie e. V.<br />

interdisziplinäre Fachgesellschaft für brusterkrankungen,<br />

Übersicht über zertifizierte brustzentren, brustkrebs-studien,<br />

Kontakte zu brustkrebs-experten. www.senologie.org<br />

Deutsche Krebsgesellschaft<br />

informationen und Kontakt zu Landesverbänden.<br />

www.krebsgesellschaft.de<br />

Deutsche Krebshilfe<br />

Kostenloses informationsmaterial. www.krebshilfe.de<br />

Gesellschaft für biologische Krebsabwehr<br />

informationen über komplementäre und alternative<br />

Krebstherapien. www.biokrebs.de<br />

Kooperationsgemeinschaft Mammographie<br />

information und Adressen der screening-Zentren.<br />

www.mammo-programm.de<br />

inFOrMATiOn/AUFKLÄrUnG/<br />

OrGAnisATiOnen<br />

10 Anhang<br />

Brustkrebs Deutschland e. V.<br />

Ausführliche informationen über Früherkennung, behandlung<br />

von brustkrebs, nebenwirkungen und nachsorge,<br />

aktuelle Kongressberichte in patienten verständlicher sprache,<br />

kostenlose Ärztehotline, kostenlose Telefonsprechstunde<br />

für Kinder und Familien, in denen ein elternteil an<br />

Krebs erkrankt ist. www.brustkrebsdeutschland.de<br />

KOMEN Deutschland e. V.<br />

information und bundesweite Unterstützung von brustkrebsprojekten,<br />

charityveranstaltungen. www.komen.de<br />

Krebsinformationsdienst (KID)<br />

beratungsstelle am Deutschen Krebsforschungszentrum,<br />

bietet aktuelle informationen rund um die Diagnose<br />

Krebs. Kostenfreies beratungsangebot zu brustkrebs<br />

täglich von 08:00 bis 20:00 Uhr, Telefon: 0800 4203040,<br />

www.krebsinformationsdienst.de.<br />

Mamazone e. V.<br />

brustkrebs-Patientinnen-initiative mit regionalen<br />

Gruppen. www.mamazone.de<br />

Stiftung PATH– Patients’ Tumor Bank of Hope<br />

Postfach 750729, schäftlarnstr. 62, 81337 München<br />

stiftungssitz: Augsburg<br />

Tel.: 089 78 06 78 48, Fax: 089 78 06 78 50<br />

e-Mail: info@stiftungpath.org<br />

www.stiftungpath.org<br />

www.mammamia-online.de 63


seLbsTHiLFe UnD berATUnG<br />

BRCA-Netzwerk e. V.<br />

information, beratung und Hilfe bei familiärem brust-<br />

und eierstockkrebs. Hier können sich betroffene über<br />

die prophylaktische brustentfernung und die Kostenübernahme<br />

der Krankenkassen informieren.<br />

www.brca-netzwerk.de<br />

Brustkrebs-München e. V.<br />

Zusammenschluss von betroffenen, Ärzten, Pflegepersonal<br />

und interessierten. Hotline: 089 60190923,<br />

e-Mail: info@brustkrebs-muenchen.de,<br />

www.brustkrebs-muenchen.de<br />

Frauenselbsthilfe nach Krebs Bundesverband e. V.<br />

Onlineberatung und regionale Gruppen.<br />

Telefon: 0228 33889-400, www.frauenselbsthilfe.de<br />

Zebra – Zentrum für Brustkrebsangelegenheiten<br />

und Brustgesundheit<br />

Kooperation mit dem interdisziplinären brustzentrum<br />

(ibc) in Düsseldorf, Patientinnenseminare und kostenfreie<br />

telefonische beratung. Tel.: 0211 9293935,<br />

www.senologiezentrum.de<br />

FOren<br />

Deutsches Medizinforum<br />

www.medizin-forum.de<br />

Krebs Kompass<br />

www.krebs-kompass.org<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>! Das Brustkrebsmagazin<br />

www.mammamia-online.de<br />

64<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

Krebs iM inTerneT<br />

Brustkrebslexikon<br />

Umfassenes Glossar. www.brustkrebs-info.de<br />

Inkanet<br />

informationsnetz für Krebspatienten und Angehörige.<br />

www.inkanet.de<br />

Der Krebskompass<br />

„internetguide für Krebspatienten“.<br />

www.krebs-kompass.de<br />

sOZiALe neTZWerKe<br />

BRCA-Netzwerk e. V. bei facebook<br />

www.facebook.com/brcanetzwerk<br />

krebsfamilie.de – Komme ich aus einer Krebsfamilie?<br />

www.facebook.de/krebsfamilie<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>! Das Brustkrebsmagazin bei facebook<br />

www.facebook.de/brustkrebsmagazin.mammamia<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>! Das Brustkrebsmagazin bei twitter<br />

www.twitter.com/<strong>Mamma</strong><strong>Mia</strong>Magazin<br />

Krebs MiT KinDern<br />

Flüsterpost e. V.<br />

www.kinder-krebskranker-eltern.de<br />

Hilfe für Kinder krebskranker Eltern<br />

www.hilfe-fuer-kinder-krebskranker.de<br />

Mum hat Brustkrebs<br />

informationsportal für Kinder, deren Mutter brustkrebs hat.<br />

www.mum-hat-brustkrebs.de


Glossar<br />

A<br />

adjuvant – die Wirkung zusätzlich<br />

unterstützend<br />

Amputation – chirurgische Abtrennung<br />

eines Körperteils<br />

axillar – zur Achselhöhle gehörend<br />

b<br />

Biopsie – entnahme von Gewebe<br />

mittels eines instruments (z. b. spezialkanüle,<br />

Zangeninstrument oder<br />

skalpell zur weiteren mikroskopischen<br />

Untersuchung). bezeichnung<br />

entweder nach der entnahmetechnik<br />

(z. b. nadelbiopsie) oder nach<br />

dem entnahmeort (z. b. schleimhautbiopsie).<br />

c<br />

Chemotherapie – behandlung mit<br />

chemischen substanzen, die eine<br />

Wachstumshemmung von Tumorzellen<br />

im Organismus bewirken. Der<br />

begriff steht meistens speziell für die<br />

zytostatische chemotherapie, das<br />

heißt die bekämpfung von Tumorzellen<br />

durch Verwendung zellteilungshemmender<br />

Medikamente (siehe<br />

auch Zytostatika).<br />

D<br />

Diagnostik – sammelbegriff für alle<br />

Untersuchungen, die zur Feststellung<br />

einer Krankheit und deren benennung<br />

führen sollen.<br />

Disease-Management-Programm<br />

– Disease (engl.) = Krankheit.<br />

Das DMP ist ein strukturierter<br />

behandlungsablauf nach festgelegten<br />

Leitlinien und festgelegtem<br />

Zeitrahmen.<br />

Drüse – Mehrzelliges Organ, das<br />

spezifische Wirkstoffe (sekrete) bildet<br />

und diese nach außen (zum beispiel<br />

in die Mundhöhle) oder nach<br />

innen direkt in die blut- oder Lymphbahn<br />

abgibt (Hormondrüse wie zum<br />

beispiel die schilddrüse).<br />

e<br />

endokrine Therapie – Hormontherapie<br />

epithelial – zur obersten Zellschicht<br />

des Haut- und schleimhautgewebes<br />

gehörend<br />

F<br />

Fernmetastase – siehe Metastase<br />

G<br />

Gestagen Hormon – des weiblichen<br />

eierstocks, das der Vorbereitung und<br />

erhaltung der schwangerschaft dient<br />

(siehe auch Progesteron).<br />

Grading – beurteilung des Grades<br />

der bösartigkeit von Tumoren nach<br />

bewertungskriterien wie Ähnlichkeit<br />

der Tumorzellen mit Zellen des betroffenen<br />

Organs oder der Zellteilungsrate<br />

im Tumor (siehe auch TnM<br />

Klassifikation).<br />

H<br />

Histologie/histologisch – Wissenschaft<br />

und Lehre vom Feinbau biologischer<br />

Gewebe. Die mikroskopische<br />

betrachtung eines hauchfeinen<br />

und speziell angefertigten Gewebeschnitts<br />

erlaubt die beurteilung, ob<br />

eine gutartige oder bösartige Ge-<br />

10 Anhang<br />

webswucherung (Tumor) vorliegt, und<br />

liefert gegebenenfalls auch Hinweise<br />

auf den entstehungsort des Tumors.<br />

Hormone – botenstoffe des Körpers,<br />

die in spezialisierten Zellen und<br />

Geweben hergestellt werden und<br />

über den blutoder Lymphweg ihren<br />

Wirkungsort erreichen.<br />

Hormonrezeptoren – Die bestimmung<br />

von Hormonrezeptoren bei<br />

brustkrebs ist bedeutsam für die unterstützende<br />

(adjuvante) oder lindernde<br />

(palliative) Therapieentscheidung.<br />

Man unterscheidet Östrogen- und<br />

Progesteronrezeptoren. Patientinnen<br />

vor eintritt der Wechseljahre (Prämenopause)<br />

weisen zu etwa 50 bis 60<br />

Prozent, Patientinnen nach eintritt<br />

der Wechseljahre (Postmenopause)<br />

zu 70 bis 80 Prozent Östrogenrezeptoren<br />

auf. Diese so genannten rezeptorpositiven<br />

Fälle werden im Hinblick<br />

auf den Verlauf der erkrankung (Prognose)<br />

günstiger eingeschätzt <strong>als</strong> die<br />

rezeptornegativen Tumoren. bei den<br />

rezeptorpositiven Patientinnen haben<br />

außerdem hormontherapeutische<br />

(endokrine) Maßnahmen mehr Aussicht<br />

auf erfolg.<br />

i<br />

infiltrieren – eindringen, einsickern<br />

invasiv – bei eingriffen: in Organe<br />

oder Gewebe eindringend; bei Tumoren:<br />

in das umgebende bindegewebe<br />

wuchernd, hineinwachsend<br />

K<br />

Kernspintomografie (NMR) – Aufwändiges<br />

Untersuchungsverfahren mit<br />

einer hohen bildinformation, das im<br />

Gegensatz zu röntgentechniken mit<br />

www.mammamia-online.de 65


Magnetfeldern arbeitet. es wird häufig<br />

zur Untersuchung von Gehirn und rückenmark<br />

angewendet und lässt auch<br />

krankhafte Veränderungen anderer Organsysteme<br />

erkennen. Ungeeignet für<br />

Menschen mit Herzschrittmachern, da<br />

durch das starke Magnetfeld störungen<br />

auftreten können.<br />

Klassifizierung – etwas in Klassen<br />

einteilen, einordnen<br />

Kurativ – heilend, auf Heilung ausgerichtet<br />

L<br />

Lymphdrainageapie – entstauungsmaßnahme<br />

bei schwellungen,<br />

die durch verzögerten Lymphabstrom<br />

verursacht werden. Dabei<br />

werden mit Hand und Finger leichte<br />

streich- und Druckmassagen durchgeführt,<br />

die die Flüssigkeiten in andere<br />

Gebiete verteilen, wo sie besser<br />

abfließen können.<br />

Lymphknoten – Die Lymphknoten<br />

sind an zahlreichen stellen des Körpers<br />

(Lymphknotenstationen) Filter<br />

für das Gewebewasser (Lymphe)<br />

einer Körperregion. Die oft verwendete<br />

bezeichnung Lymphdrüsen ist<br />

missverständlich, da die Lymphknoten<br />

keinerlei Drüsenfunktion besitzen.<br />

Die Lymphknoten stellen einen<br />

wichtigen Teil des immunsystems<br />

dar. Lymphome, maligne bösartige<br />

erkrankungen des lymphatischen<br />

systems. es handelt sich um verschiedenste<br />

Lymphkrebsarten, die<br />

ganz unterschiedliche biologische<br />

eigenschaften besitzen und in zwei<br />

Hauptgruppen unterteilt werden:<br />

Morbus-Hodgkin- und non-Hodgkin-Lymphome.<br />

66<br />

M<br />

Malignitätsgrad – bezeichnung des<br />

schweregrades bösartiger Zellen<br />

<strong>Mamma</strong>karzinom – brustkrebs<br />

Mammografie – Darstellung der<br />

brustdrüse mittels röntgenuntersuchung<br />

manuell – mit der Hand<br />

Mastektomie – brustamputation<br />

Metastase – Krankheitsherd,<br />

der durch die Verschleppung von<br />

krankheitserregendem Material (Tumorzellen,<br />

bakterien) aus einem<br />

ursprünglichen Krankheitsherd<br />

entsteht. im engeren sinne ist damit<br />

die Metastase eines bösartigen<br />

Tumors gemeint (Fernmetastase:<br />

Metastase, die auf dem blut- oder<br />

Lymphweg übertragen wird und<br />

fern des ursprünglichen Tumors<br />

wächst). eine Metastasierung kann<br />

über den blutweg (hämatogen) oder<br />

über den Lymphstrom (lymphogen)<br />

erfolgen.<br />

O<br />

Östrogen – Weibliches Geschlechtshormon,<br />

das Zellteilungs-<br />

und Wachstumseffekte am weiblichen<br />

Geschlechtsapparat (z. b.<br />

schleimhaut und Muskulatur der<br />

Gebärmutter, brustdrüse) auslöst.<br />

Ovarektomie – entfernung der<br />

eierstöcke. Wird besonders bei<br />

hormonempfindlichen Tumoren, im<br />

speziellen bei brustkrebs, durchgeführt<br />

und wirkt sich auf den<br />

Krankheitsverlauf günstig aus. eine<br />

Ausschaltung der endokrinen Funk-<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

tion der eierstöcke kann heutzutage<br />

auch durch Medikamente erreicht<br />

werden, so dass die Funktion nach<br />

beendigung der behandlung wieder<br />

einsetzen kann.<br />

P<br />

palliativ – lindernd; Maßnahmen<br />

zur behebung bestimmter symptome,<br />

ohne die zu Grunde liegende<br />

erkrankung tatsächlich beseitigen<br />

zu können. Die palliative Medizin<br />

hat besondere bedeutung, wenn<br />

die Heilung eines Krebspatienten<br />

nicht mehr möglich ist. im medizinischen<br />

bereich stehen eine intensive<br />

schmerztherapie und die Kontrolle<br />

anderer krankheitsbedingter symptome<br />

im Vordergrund.<br />

Physiotherapie – behandlung von<br />

Krankheiten mit naturgegebenen<br />

Mitteln wie Wasser, Wärme, Licht<br />

und Luft.<br />

physisch – körperlich<br />

Pigmentation – einlagerung von<br />

Körperfarbstoffen in den Zellen der<br />

Haut<br />

Primärtumor – Die zuerst entstandene<br />

Geschwulst, von der Metastasen<br />

ausgehen können.<br />

Prognose – Vorhersage einer zukünftigen<br />

entwicklung (zum beispiel<br />

eines Krankheitsverlaufes) auf Grund<br />

kritischer beurteilung des gegenwärtigen<br />

Zustands.<br />

Progesteron – Gelbkörperhormon,<br />

wichtigstes natürliches Gestagen,<br />

das im Zusammenwirken mit bzw.<br />

nach vorheriger einwirkung von Ös-


trogenen an der regulation nahezu<br />

aller weiblichen Fortpflanzungsorgane<br />

beteiligt ist.<br />

Prothese – künstlicher ersatz eines<br />

amputierten bzw. fehlenden<br />

Körperteils<br />

psychisch – seelisch<br />

r<br />

Radiotherapie – strahlenbehandlung<br />

Rehabilitation – Maßnahmen<br />

zur Wiedereingliederung bzw. zur<br />

medizinischen Wiederherstellung,<br />

beruflichen Wiederbefähigung<br />

und sozialen Wiedereingliederung<br />

in Form von Übergangshilfen,<br />

Übergangsgeld, nachgehender<br />

Fürsorge von behinderten und<br />

beseitigung bzw. Minderung der<br />

berufs-, erwerbs- und Arbeitsunfähigkeit.<br />

Rekonstruktion – Wiederherstellung<br />

eines zerstörten Gewebsteils<br />

Remission – Tumorrückgang.<br />

Die klinische Terminologie unterscheidet<br />

zwischen Voll- und Teilremission,<br />

je nachdem, ob sich<br />

der Tumor ganz oder nur teilweise<br />

zurückgebildet hat. eine Vollremission<br />

kann, muss jedoch nicht mit<br />

einer dauerhaften Heilung verbunden<br />

sein.<br />

Resektion – operative entfernung<br />

von kranken Organteilen<br />

Rezidiv – „rückfall“, im engeren sinn<br />

das Wiederauftreten einer Krankheit<br />

nach einer erscheinungsfreien Periode<br />

s<br />

Segment – Abschnitt, Teilstück<br />

Silikon – eine gelartige Masse, die<br />

auf Grund ihrer guten Formbarkeit<br />

und Verträglichkeit oft in der Wiederherstellungschirurgie,<br />

z. b. bei der<br />

brustrekonstruktion, verwendet wird.<br />

Sonografie – siehe Ultraschalluntersuchung<br />

Stadieneinteilung (Staging W)<br />

– bei bösartigen Tumoren wird die<br />

Ausbreitung innerhalb des entstehungsorgans<br />

in die nachbarorgane<br />

und in andere Organe festgelegt,<br />

wobei die Größe des ursprünglichen<br />

Tumors (Primärtumor), die Zahl der<br />

befallenen Lymphknoten und die<br />

Metastasen formelhaft erfasst werden<br />

(siehe auch TnM-Klassifikation,<br />

Grading).<br />

Strahlenbehandlung (Radiotherapie<br />

W) – behandlung mit<br />

ionisierenden strahlen, die über<br />

ein spezielles Gerät (meist Linearbeschleuniger)<br />

in einen genau<br />

festgelegten bereich des Körpers<br />

eingebracht werden. Diese bestrahlungsfelder<br />

werden vorab so geplant<br />

und berechnet, dass die Dosis in der<br />

Zielregion ausreichend hoch ist und<br />

gleichzeitig gesundes Gewebe bestmöglich<br />

geschont wird. Man unterscheidet<br />

die interne strahlentherapie<br />

("spickung"/Afterloading mit radioaktiven<br />

elementen) und die externe<br />

strahlentherapie.<br />

Symptom – Krankheitszeichen<br />

Szintigrafie W/Szintigramm –<br />

Untersuchung und Darstellung<br />

10 Anhang<br />

innerer Organe mit Hilfe von radioaktiv<br />

markierten stoffen. in einem<br />

speziellen Gerät werden dabei von<br />

den untersuchten Organen durch<br />

aufleuchtende Punkte bilder erstellt,<br />

die zum beispiel <strong>als</strong> schwarz-Weißbilder<br />

auf röntgenfilmen dargestellt<br />

werden können. Anhand des szintigramms<br />

kann man auffällige bezirke<br />

sehen und weitere Untersuchungen<br />

einleiten.<br />

T<br />

Therapie – Kranken-, Heilbehandlung<br />

TNM-Klassifikation – Gruppeneinteilung<br />

bösartiger Tumoren nach<br />

ihrer Ausbreitung. es bedeutet:<br />

T = Tumor n = nodi (benachbarte<br />

Lymphknoten) M = Fernmetastasen<br />

Durch Zuordnung von indexzahlen<br />

werden die einzelnen Ausbreitungsstadien<br />

genauer beschrieben. ein<br />

Karzinom im Frühstadium ohne Metastasierung<br />

würde damit z. b. <strong>als</strong><br />

T1n0M0 bezeichnet.<br />

Tumor – Geschwulst, nicht unbedingt<br />

bösartig. ein bösartiger Tumor<br />

besteht aus unkontrolliert wachsenden<br />

Zellwucherungen.<br />

U<br />

Ultraschalluntersuchung (Sonografie<br />

W) – Diagnostische Methode,<br />

bei der Ultraschallwellen durch die<br />

Haut in den Körper eingestrahlt werden,<br />

so dass sie an Gewebs- und<br />

Organgrenzen zurückgeworfen werden.<br />

Die zurückgeworfenen schallwellen<br />

werden von einem empfänger<br />

aufgenommen und mithilfe eines<br />

computers in entsprechende bilder<br />

umgewandelt. Man kann mit dieser<br />

k<br />

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Methode die Aktionen beweglicher<br />

Organe (Herz oder Darm) verfolgen.<br />

eine strahlenbelastung tritt nicht auf;<br />

die Untersuchung kann bei bedarf<br />

wiederholt werden.<br />

Z<br />

Zyste – ein- oder mehrkammerige,<br />

durch eine Kapsel abgeschlossene,<br />

sackartige Geschwulst mit dünn-<br />

oder dickflüssigem inhalt<br />

Zytologie – Lehre vom bau und den<br />

Funktionen der Zellen<br />

Zytostatika – Medikamente, die<br />

das Wachstum von Tumorzellen<br />

hemmen, aber auch gesunde Zellen<br />

in gewissem Ausmaß schädigen<br />

können. Ziel ist dabei, die Zellteilung<br />

zu verhindern (siehe auch chemotherapie)<br />

68<br />

Tumorklassifikationen<br />

bei der TnM-Klassifikation (T=Tumor, n=nodi=Lymphknoten, M=Fernmetastasen)<br />

handelt es sich um eine einteilung bösartiger Tumoren nach<br />

verschiedenen Faktoren. Diese wurde von der Uicc (international Union<br />

Against cancer) festgelegt.<br />

pT Primärtumor<br />

Tx Primärtumor kann nicht beurteilt werden<br />

T0 Kein Primärtumor<br />

pTis carcinoma in situ<br />

pT1 Tumor bis 2 cm<br />

pT1a Tumor bis 0,5 cm<br />

pT1b Tumor 0,5 cm bis 1 cm<br />

pT1c Tumor 1 cm bis 2 cm<br />

pT2 Tumor 2 cm bis 5 cm<br />

pT3 Tumor mehr <strong>als</strong> 5 cm<br />

pT4 Tumor jeder Größe mit direkter Ausdehnung auf die brustwand<br />

oder die Haut<br />

pT4a Mit Ausdehnung auf die brustwand<br />

pT4b Mit Ödem oder Ausdehnung auf die brusthaut<br />

pT4c 4a und 4b gemeinsam<br />

pT4d entzündliches (inflammatorisches) <strong>Mamma</strong>karzinom<br />

Zusätze<br />

m mehrere Tumorherde in einer brust (multifokal/multizentrisch)<br />

r Wiederaufflackern der Tumorerkrankung (rezidiv)<br />

G Grading<br />

G1 Gut differenziert<br />

G2 Mässig differenziert<br />

G3 Undifferenziert (entdifferenziert)<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor


10 Anhang<br />

pN Regionäre Lymphknoten<br />

nx regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden<br />

pn0 Keine regionären Lymphknoten befallen<br />

pn1 Metastasen in axillären Lymphknoten<br />

pn1a nur Mikrometastasen (keine größer <strong>als</strong> 0,2 cm)<br />

pn1b Metastase(n) in Lymphknoten, mindestens eine größer <strong>als</strong> 0,2 cm<br />

pn1bi Metastasen in 1 bis 3 Lymphknoten, wenigstens eine größer <strong>als</strong> 0,2 cm, aber alle kleiner <strong>als</strong> 2 cm<br />

pn1bii Metastasen in 4 oder mehr Lymphknoten, wenigstens eine größer <strong>als</strong> 0,2 cm, aber alle kleiner <strong>als</strong> 2 cm<br />

pn1biii Ausdehnung der Metastasen über die Lymphknotenkapsel hinaus, alle kleiner <strong>als</strong> 2 cm in größter Ausdehnung<br />

pn1biv Metastasen in Lymphknoten, 2 cm oder mehr in größter Ausdehnung<br />

pn2 Metastasen in ipsilateralen axillären Lymphknoten, untereinander verbacken oder in andere strukturen fixiert<br />

pn3 Metastasen in ipsilateralen Lymphknoten entlang der A. mammaria interna<br />

Zusätze<br />

sn sentinel node (Wächterlymphknoten). befund bezieht sich auf den/die entnommenen Wächterlymphknoten.<br />

mi Mikrometastase, sehr kleine Metastase. bei positiven axillären Lymphknoten sollte die Anzahl der befallenen<br />

Lymphknoten im Verhältnis zur Gesamtzahl der entfernten Lymphknoten angegeben werden.<br />

M Fernmetastasen<br />

Mx Das Vorliegen von Fernmetastasen kann nicht beurteilt werden<br />

M0 Keine Fernmetastasen<br />

M1 Fernmetastasen<br />

L Lymphgefäßeinbruch:<br />

Lx Lymphgefäßinvasion kann nicht beurteilt werden<br />

L0 kein nachweis einer Lymphgefäßinvasion (<strong>als</strong>o keine Tumorzellen in Lymphgefäßen nachgewiesen)<br />

L1 Lymphgefäßinvasion (<strong>als</strong>o Tumorzellen in Lymphgefäßen nachgewiesen)<br />

V blutgefäß-(Venen-)einbruch:<br />

Vx blutgefäßinvasion kann nicht beurteilt werden<br />

V0 kein nachweis von blutgefäßinvasion<br />

V1 blutgefäßinvasion<br />

Resektionsrand (Absetzungsrand (Schnittrand) bei der Operation)<br />

rx resektionsrand kann nicht beurteilt werden<br />

r0 resektionsrand ist frei von Tumor, der Tumor wurde vollständig (mit einem sicherheitsaum) im Gesunden entfernt<br />

r1 Tumor reicht bis an den resektionsrand, der Tumor wurde wahrscheinlich nicht vollständig im Gesunden<br />

entfernt oder reicht bis an den rand (ohne sicherheitsaum)<br />

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2 Spezial<br />

22 Rekonstruktion<br />

14<br />

Rekonstruktion<br />

mit mit mit Implantat Implantat Implantat<br />

Brustrekonstruktion<br />

Rekonstruktion<br />

Rekonstruktion<br />

mit Implantat<br />

2 2<br />

Rekonstruktion mit Implantat<br />

Nachdem Nachdem die die Brustamputation Brustamputation erfolgt erfolgt ist, ist, wird wird ein ein aufauf- Ist die die gewünschte gewünschte Größe Größe erreicht, erreicht, sollte sollte ein ein halbes halbes Jahr Jahr<br />

dehnbaresdehnbares Kissen Kissen mit mit einem einem Ventil Ventil unter unter den den großen großen abgewartet abgewartet werden, werden, damit damit die die Haut Haut ihren ihren DehnungszuDehnungszu-<br />

Brustmuskel Brustmuskel geschoben. geschoben. Nach Nach dem dem Heilungsprozess<br />

Heilungsprozess standstand beibehält. beibehält. Sie Sie würde würde sich sich sonst sonst wieder wieder zusamzusam- der der Operationswunde Operationswunde kann kann dieses dieses Kissen Kissen über über das das von von menziehen.menziehen. Danach Danach kann kann dieser dieser Expander Expander in einer einer kleiklei- außen außen erreichbare erreichbare Ventil Ventil aufgepumpt aufgepumpt werden. werden. Dieses Dieses nennen zweiten zweiten Operation Operation gegen gegen ein ein endgültiges endgültiges Implantat, Implantat,<br />

Kissen Kissen funktioniert funktioniert <strong>als</strong>o <strong>als</strong>o <strong>als</strong> <strong>als</strong> „Gewebeaufdehner“ „Gewebeaufdehner“ oder oder so meistens meistens Silikonimplantat, Silikonimplantat, ausgetauscht ausgetauscht werden. werden. Das Das<br />

genannter genannter (Haut-)Expander.<br />

(Haut-)Expander.<br />

Implantat Implantat ist meistens meistens kleiner kleiner <strong>als</strong> <strong>als</strong> der der Expander. Expander. Nach Nach<br />

sechs sechs bis bis zwölf zwölf Monaten Monaten schließlich schließlich kann kann eine eine BrustwarBrustwar- Das Das Ventil Ventil wird wird mit mit dem dem Ultraschall Ultraschall oder oder einem einem Magneten Magneten ze wiederhergestellt wiederhergestellt werden. werden.<br />

erkannt, erkannt, mit mit einer einer feinen feinen Nadel Nadel angestochen angestochen und und mit mit einerner<br />

bestimmten bestimmten Menge Menge Kochsalzlösung Kochsalzlösung von von außen außen aufaufgefüllt.gefüllt. Dieser Dieser Vorgang Vorgang wird wird in circa circa einwöchigen einwöchigen AbstänAbständenden wiederholt, wiederholt, bis bis das das gewünschte gewünschte Volumen Volumen und und die die<br />

gewünschte gewünschte gewünschte Brustform Brustform Brustform erreicht erreicht erreicht sind. sind. sind. Durch Durch Durch das das das Auffüllen Auffüllen Auffüllen<br />

des des des Expanders Expanders Expanders sieht sieht sieht die die die rekonstruierte rekonstruierte rekonstruierte Seite Seite Seite zunächst zunächst zunächst<br />

größer größer größer aus aus aus <strong>als</strong> <strong>als</strong> <strong>als</strong> die die die Gegenseite. Gegenseite. Gegenseite. Die Die Die durch durch durch die die die BrustamBrustamBrustamputationputationputation verlorene verlorene verlorene Haut Haut Haut wird wird wird somit somit somit durch durch durch langsame langsame langsame DehDehDehnungnung nung der der der verbliebenen verbliebenen verbliebenen Haut Haut Haut zurückgewonnen.<br />

zurückgewonnen.<br />

zurückgewonnen.<br />

77 88 99 10 10 11 11 12 12<br />

ild 7: Expander Expander vor vor der der Auffüllung Auffüllung Bild Bild 8: 8: Intraoperative Intraoperative Auffüllung Auffüllung mit mit Bild Bild 9: Expander Expander nach nach Auffüllung Auffüllung<br />

Bild Bild 10: 10: Einbringen Einbringen des des Expanders Expanders<br />

Bild Bild 11: 11: Einbringen Einbringen des des Expanders Expanders<br />

Bild Bild 12: 12: Verschluss Verschluss der der Wunde Wunde<br />

Kochsalz Kochsalz<br />

(keine (keine vollständige vollständige Auffüllung) Auffüllung)<br />

in das das OP-Gebiet OP-Gebiet<br />

unterhalb unterhalb des des Muskels Muskels pectoralis pectoralis major. major.<br />

Einlegen Einlegen der der Drainage Drainage<br />

13 13 14 15 16 16<br />

17<br />

Bild Bild 13: 13: Status Status nach nach Abheilung Abheilung Bild Bild 14: 14: Postoperative Postoperative Auffüllung Auffüllung des des Bild Bild 15: 15: Status Status des des Expanders Expanders in<br />

Bild Bild 16: 16: Schnitt Schnitt entlang entlang der der alten alten Narbe Narbe Bild Bild 17 und und 18: 18: Entfernung Entfernung des des Expanders Expanders<br />

Expanders Expanders mit mit Kochsalz Kochsalz (man (man orientiert orientiert der rekonstruierten Brust (transparent<br />

sich sich hier hier am am Magnet, Magnet, der der sich sich im<br />

vorgestellt) vorgestellt)<br />

Expander Expander Expander befi befi befi ndet) ndet) ndet)<br />

18<br />

EXPANDERENTFERNUNG<br />

UND UND EINBRINGEN EINBRINGEN DES DES<br />

ENDGÜLTIGEN IMPLANTATS<br />

19<br />

20 21 22 23<br />

Bild Bild 19: 19: Öffnung Öffnung des des gedehnten gedehnten<br />

Bild Bild 20: 20: Einsetzen Einsetzen des des endgültigen endgültigen<br />

Bild 21: Lage des endgültigen Implantats Bild 22: Nahtverschluss Bild Bild 23: 23: Endgültiges Endgültiges Ergebnis Ergebnis<br />

Hautmantels Hautmantels<br />

Silikonimplantates<br />

Silikonimplantates<br />

in dem dem vorgesehenen vorgesehenen Rekonstruktions-<br />

Rekonstruktionsareal<br />

Spezial Brustrekonstruktion<br />

2 22 Rekonstruktion Rekonstruktion mit mit Implantat Implantat<br />

„Zu „Zu wahr wahr um um schön schön zu zu sein?“ sein?“<br />

EIN EIN KUNSTPROJEKT KUNSTPROJEKT VON VON FRAUEN FRAUEN FÜR FÜR FRAUEN FRAUEN<br />

Jede Jede neunte neunte Frau Frau erkrankt erkrankt in in<br />

Deutschland Deutschland im Laufe Laufe ihres ihres Lebens Lebens<br />

an Brustkrebs. Brustkrebs. Eine Eine traurige traurige StatisStatistik.tik. Die Die Brustoperation Brustoperation ist eine eine der der<br />

Standardsäulen Standardsäulen in der der BrustkrebsBrustkrebsbehandlung.behandlung.<br />

Nicht Nicht immer immer kann kann die die<br />

Brust Brust erhalten erhalten bleiben. bleiben. So müssen müssen<br />

sich sich viele viele Frauen Frauen nicht nicht nur nur mit mit der der<br />

Tatsache Tatsache arrangieren, arrangieren, dass dass sie eine eine<br />

lebensbedrohliche lebensbedrohliche Krankheit Krankheit haben. haben.<br />

Sie Sie müssen müssen sich sich auch auch an ein neuneues Körperbild Körperbild gewöhnen. gewöhnen. Während Während<br />

sich sich die die einen einen gegen gegen eine eine BrustreBrustrekonstruktionkonstruktion entscheiden, entscheiden, wählen wählen<br />

die die anderen anderen eine eine für sie stimmige stimmige<br />

Methode, Methode, um um die die äußerlichen äußerlichen VeränVeränderungen,derungen, die die die die Krankheit Krankheit mit mit sich sich<br />

bringt, bringt, so gering gering wie wie möglich möglich zu halten. halten. Welchen Welchen Weg Weg die die Betrachter Betrachter ist aufgefordert, aufgefordert, sich sich mit mit der der Wahrheit Wahrheit auseinausein- Betroffenen Betroffenen auch auch wählen wählen – der der Körper Körper wird wird anders anders sein sein anderzusetzen.anderzusetzen. Und Und die die Frage: Frage: „Zu „Zu wahr wahr um um schön schön zu<br />

<strong>als</strong> vor vor der der Erkrankung. Erkrankung. Bevor Bevor Sie Sie sich sich nun nun intensiv intensiv mit mit sein?“ sein?“ für sich sich zu beantworten.<br />

beantworten.<br />

den den einzelnen einzelnen Rekonstruktionsmethoden Rekonstruktionsmethoden auseinanderauseinandersetzen,setzen,<br />

möchten möchten wir Ihnen Ihnen ein Kunstprojekt Kunstprojekt vorstellen. vorstellen.<br />

Ein Ein Projekt, Projekt, das das Mut Mut macht, macht, sein sein neues neues Körperbild Körperbild zu<br />

akzeptieren akzeptieren und und anzunehmen.<br />

anzunehmen.<br />

Der Der Plan Plan für für ihr ihr Projekt Projekt stand. stand. Nun Nun musste musste Reni Reni FrauFrauen fi fi nden, nden, die die sie unterstützen unterstützen würden, würden, die die bereit bereit wären, wären,<br />

sich sich nackt nackt malen malen zu lassen. lassen. Um Um anderen anderen Betroffenen Betroffenen<br />

ihre ihre Idee Idee näher näher zu bringen bringen und und sie zur zur Teilnahme Teilnahme zu<br />

„Wir „Wir werden werden in in unserer unserer Gesellschaft Gesellschaft stets stets nach nach ÄußerÄußer- ermutigen, ermutigen, malte malte sie zunächst zunächst ein ein Selbstporträt. Selbstporträt. „Ich „Ich<br />

lichkeiten,lichkeiten, nach nach Schönheit Schönheit gemessen“, gemessen“, sagt sagt Reni Reni Wolf, Wolf, kann kann nichts nichts von von anderen anderen Frauen Frauen erwarten, erwarten, was was ich ich nicht nicht<br />

von von Beruf Beruf Hebamme, Hebamme, die die über über ihre ihre BrustkrebserkranBrustkrebserkran-<br />

auch auch selbst selbst bereit bereit wäre wäre zu tun“, tun“, resümiert resümiert sie ihre ihre ersten ersten<br />

kungkung den den Weg Weg zur zur Malerei Malerei gefunden gefunden hat. hat. Doch Doch wie wie lässt lässt Schritte. Schritte. Sie Sie musste musste nicht nicht lange lange suchen, suchen, um um eine eine ebenso ebenso<br />

sich sich Schönheit Schönheit in Anbetracht Anbetracht solcher solcher Zahlen Zahlen defi defi nieren? nieren? bemerkenswerte bemerkenswerte Frau Frau zu fi fi nden, nden, die die ihr half: half: Die Die FotoFoto- Was Was ist Schönheit Schönheit eigentlich? eigentlich? Diese Diese Frage Frage möchte möchte Reni Reni grafigrafi n und und Künstlerin Künstlerin Wanda Wanda Korfanty-Bednarek Korfanty-Bednarek war war von von<br />

mit mit ihren ihren Bildern Bildern beantworten. beantworten. Sie Sie hat hat neun neun Frauen Frauen gege- der der Idee Idee begeistert. begeistert. „Mit „Mit Wanda Wanda habe habe ich eine eine Künstlerin Künstlerin<br />

maltmalt – acht acht mit mit Brustkrebs Brustkrebs und und eine eine gesunde gesunde Frau. Frau. Denn Denn gefunden, gefunden, mit mit der der ich diese diese Idee Idee <strong>als</strong> Projekt Projekt verwirklichen<br />

verwirklichen<br />

das das ist das das Verhältnis Verhältnis von von gesunden gesunden zu kranken kranken Frauen. Frauen. kann. kann. So sind sind Bilder Bilder und und Fotos Fotos entstanden, entstanden, die die die die VerVer- Nur Nur umgekehrt. umgekehrt. Die Die Frauen Frauen zeigen zeigen sich sich nackt. nackt. Sie Sie zeigen zeigen söhnungsöhnung und und das das ,weiterleben ,weiterleben können‘ können‘ dokumentieren“,<br />

dokumentieren“,<br />

ihre ihre Narben, Narben, ihren ihren nicht nicht mehr mehr makellosen makellosen Körper. Körper. Der Der sagt sagt Reni. Reni. Die Die beiden beiden Frauen Frauen trafen trafen sich sich für einen einen Foto- Foto-<br />

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18 18 www.mammamia-online.de www.mammamia-online.de 19<br />

11 Spezial Spezial<br />

88<br />

Brustrekonstruktion<br />

Brustrekonstruktion<br />

– ja oder oder nein? nein?<br />

Brustrekonstruktion<br />

Brustrekonstruktion<br />

DIE DIE SCHÖNHEIT<br />

SCHÖNHEIT<br />

1 11 Brustrekonstruktion Brustrekonstruktion – – ja ja oder oder nein? nein?<br />

DAS DAS PROJEKT PROJEKT<br />

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Das Das Brustkrebsmagazin<br />

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4/2011 Oktober bis Dezember<br />

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