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Handbuch_Islam
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VORWORT<br />
VORWORT<br />
Viele verstehen die Bundesrepublik inzwischen als Einwanderungsland. Wie viel<br />
VORWORT<br />
Platz es darin für Muslime und „den Islam“ geben soll, wird jedoch immer wieder<br />
heftig diskutiert. Wie verbreitet Vorurteile und negative Einstellungen gegenüber<br />
Muslimen und „dem Islam“ in der Bevölkerung sind und dass sie zunehmen, ist<br />
wiederholt Gegenstand von Untersuchungen. So sehen einer 2015 veröffentlichten<br />
Studie der Bertelsmann Stiftung zufolge fast 60 Prozent der Befragten den<br />
Islam als Bedrohung an.<br />
Im Zuge der im Herbst 2010 einsetzenden Sarrazin-Debatte wurden islamfeindliche<br />
Ressentiments zunehmend „salonfähig“ und beherrschten über Monate<br />
hinweg die medialen und gesellschaftlichen Debatten. Mit dem Zulauf zu den<br />
Demonstrationen der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des<br />
Abendlandes“, kurz Pegida, seit Ende 2014 und den Wahlerfolgen der „Alternative<br />
für Deutschland“ wurden islamfeindliche Töne dann zunehmend auf die Straße<br />
und an die Wahlurnen getragen.<br />
Vielleicht schadet es nicht, sich bewusst zu machen, dass die negative Wahrnehmung<br />
des Islams und der Gedanke, dieser würde „das Abendland bedrohen“,<br />
keineswegs neu sind. Sie reichen Jahrhunderte zurück und sind tief in der europäischen<br />
und deutschen Ideengeschichte verwurzelt. Heute bietet die Zuwanderung<br />
von Flüchtlingen aus vornehmlich islamisch geprägten Ländern eine<br />
Projektionsfläche für „Überfremdungs-„ und „Bedrohungsgefühle“. Zudem schüren<br />
Terrorangriffe militant-islamistischer Einzeltäter oder Gruppen Ängste.<br />
Journalisten stehen vor der Herausforderung, die Probleme und Konflikte nicht<br />
auszublenden, gleichzeitig jedoch „das ganze Bild“ zu zeigen und die Verhältnisse<br />
nicht zu verzerren. Geschieht das nicht, werden Ressentiments bestätigt oder<br />
verstärkt.<br />
Untersuchungen haben wiederholt gezeigt, dass Medien ein Bild vom Islam zeichnen,<br />
das um Terrorismus und gescheiterte Integration kreist. Die vielen Muslime,<br />
die teils seit Generationen in Deutschland leben und einem ganz normalen<br />
Alltag nachgehen, bleiben hingegen weitestgehend unsichtbar. Hier setzt das<br />
„Journalisten-Handbuch zum Thema Islam“ an: Was wissen wir über die Muslime,<br />
die hier leben? Welchen Glaubensrichtungen gehören sie an – oder auch nicht?<br />
Wie sind sie organisiert und wer vertritt ihre Interessen? Zu diesen Fragen wollen<br />
wir Journalisten praxistaugliche und übersichtliche Grundlageninformationen an<br />
die Hand geben. Zudem will das Handbuch eine differenzierte Berichterstattung<br />
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