Taxi Times Berlin - April 2015

UNSER SCHLUSSWORT
DAS „U“ IST VON
DEN SMARTPHONES
VERSCHWUNDEN
ABONNEMENT
Wie werden Berlin und das Taxigewerbe 2024
aussehen? Taxiunternehmer Hayrettin Şimşek
hat in seine fiktive Prognose viele Wünsche,
aber auch einige Befürchtungen eingebaut.
Eines steht schon einmal fest: Olympische
Spiele werden 2024 in Berlin
nicht stattfinden. Das wissen wir,
seit sich das Olympische Komitee für Hamburg
als Bewerberstadt ausgesprochen hat.
Die Hoffnung auf die Ringe in Berlin ist zerplatzt
wie fünf Seifenblasen. Schade für das
Taxigewerbe. Viele von uns sind darüber
sehr traurig. Doch wie hätten sich Berlin
und seine Taxiunternehmer überhaupt präsentiert
in neun Jahren? Ich schließe mal
die Augen und beame mich ins Jahr 2024.
Kommen Sie doch einfach mit.
DER VERKEHR 2024
7. Februar 2024: Berlin hat mittlerweile
13,5 Millionen Einwohner, jährlich ziehen
80 000 Menschen nach Berlin. Das durchschnittliche
Monatseinkommen liegt bei
4 200 Euro, eine Drei-Raum-Wohnung kostet
kalt 1 500 Euro: Es gibt drei Busbahnhöfe
(ZOB, TOB und ZOT) und unzählige
Fahrradstraßen, unter anderem Unter den
Linden, Prenzlauer Allee, Kurfürstendamm
und Straße des 17. Juni. Taxifahrer brauchen
für die Fahrt von Tegel nach Kreuzberg
zwei Stunden.
DER FLUGHAFEN
26. Juni 2024: Während in Istanbul feierlich
der vierte Flughafen eröffnet wird, ist BER
immer noch eine Baustelle. Die bisherigen
Baukosten haben mittlerweile die 50-Milliarden-Grenze
überschritten. TXL hat inzwischen
weitere Terminals (A-I) und endlich
vier Ein- und Ausfahrten.
45 Millionen Passagiere
werden pro Jahr
abgefertigt.
Ansonsten hat
sich nichts
verändert –
der Imbiss
Auf der zukünftigen Speisekarte
beim Taxi-Imbiss:
die türkische Linsensuppe
Mercimek Corbası.
ist klein
geblieben,
aber dafür
wird die türkische
Linsensuppe angeboten und ist sehr
beliebt bei unseren Kollegen. Lissa ist weiter
mit ihrer sympathischen Art dabei.
DAS TAXIGEWERBE
17. August 2024: Taxibestellungen werden
größtenteils schon über Apps abgewickelt,
doch der Button mit dem großen „U“ ist von
den Smartphones verschwunden. Im Zeitungsarchiv
der Taxi Times Berlin kann ich
nachlesen, was seit 2014 alles passiert ist,
als Uber versuchte, als Taxi-Killer für
Schlagzeilen zu sorgen. Mit illegalen Methoden
hatte man keine Chance, weshalb man
schließlich mit dem Produkt UberTaxi das
Taxigewerbe übernehmen wollte. Schnell
hatte man 400 Taxifahrer gefunden, doch
die am Anfang mitmachenden Taxibetriebe
merkten sehr schnell, dass Uber sie nur als
Mittel zum Zweck ausnutzen wollte – spätestens
als alle Daten der Taxibetriebe und
deren Fahrer von Google veröffentlicht wurden.
Auch ein damaliger Star-Anwalt konnte
just nichts mehr für diese Kollegen tun.
DATENVERKAUF BRINGT
100 BILLIONEN DOLLAR
Die Fahrgäste wurden ebenfalls von Uber
ausgenutzt, denn mit der Hinterlegung
ihrer Kreditkartendaten wurde ein auf sie
abgestimmtes Cookie-System erstellt und
all ihre Bewegungen und ihr Verhalten
gespeichert. Die Daten wanderten als Re-
Investment für die Millionen von Startkapital
zu Google, die durch den weltweiten
Verkauf damit 100 Billionen Euro erwirtschaftet
haben. So wurden aus Uber-Fans
Anti-Uber-Radikale und das Unternehmen
verschwand von der Bildfläche.
Das Taxigewerbe hat aus den Fehlern
gelernt und präsentiert sich seitdem als
geschlossene Einheit. Für mich ist es nun
Zeit, in die Gegenwart zurückzukehren.
Wenn das die Zukunft des Taxigewerbes
sein soll, dann will ich gerne mithelfen,
dass es auch tatsächlich so eintritt.
Euer Kollege Hayrettin Şimşek
22
IMPRESSUM
Hayrettin Şimşek
begibt sich
auf Zeitreise.
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Grafik & Produktion
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Erscheinungsweise 6 x pro Jahr
Heftpreis 3,50 €
ISSN-Nr.: 2199-4048
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Gesetzes über die Presse vom 1.4.2000
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