Das Ausstellungsjahr 2009 - Kunstmuseum Bonn

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sozusagen das Gegenteil von ästhetischer Risikobereitschaft verkörpern. Besteht da nicht die Gefahr, dass die kulturelle Landschaft nur noch von einem konsensfähigen Mainstream beherrscht wird? AO Gutes Stichwort, Sponsoring muss einen Nutzen bringen. Ich habe mir – damals Vorsitzender des Kulturkreises – jahrelang überlegt, ob ich den Arbeitskreis Kultursponsoring in den Kulturkreis des BDI (Bundesverband der deutschen Industrie) integrieren sollte. Ich habe es dann schließlich getan, weil ich davon überzeugt war, dass dieser Arbeitskreis auch kulturell einen Beitrag leisten kann. Dann haben wir in diesem Arbeitskreis Regeln aufgestellt, wo genau die Grenzen der Einflussnahme sind, um zu einer vernünftigen Balance zwischen den Interessen des Sponsors und denen der kulturellen Institution zu kommen. Natürlich ist es trotzdem nicht ausgeschlossen, dass das Ergebnis dieser Zusammenarbeit Mainstream in Ihrem Sinne produziert, weil es in der Regel keine Experimente sind, die hier gefördert werden, sondern Inhalte, die auf Wiedererkennung basieren. Und viele genießen Kunst dann am meisten, wenn sie das, was sie sehen, wiedererkennen. Manche können eben nicht mit Neuem, Ungewohntem, Unerklärbarem umgehen. Trotzdem ist das eine legitime Form der Förderung. Sie gehen aber mit Ihrer Frage noch einen Schritt weiter und behaupten, dass durch diese Form des Sponsorings die eventbezogenen Großprojekte überhand nehmen könnten. Das mag sein. Ich jedenfalls habe immer dann Bedenken, wenn ein Projekt zu stark Geschmacks oder Eventcharakter hat, zu sehr aus dem Zeitgeist, aus dem Modischen heraus bestimmt ist und deswegen meist auch qualitativ nicht überzeugt. Irene Kleinschmidt-Altpeter Sie haben sich ja mit Ihrem Engagement bewusst für Leipzig entschieden. Auch zu Hamburg haben Sie eine gewachsene Beziehung, und Sie kennen auch die Bucerius-Zeit-Stiftung, die sich kreativ und initiativ für Wissenschaft und kulturelle Belange einsetzt, aber Sie sind nach der Wiedervereinigung bewusst nach Leipzig gegangen. Leipzig war immer eine Stadt des Bürgertums und auch eine Stadt des bürgerlichen Engagements auf kulturellen Gebieten – sei es für die Kunst im musischen Bereich, sei es für die bildende Kunst. AO Ich war schon zu DDRZeiten zweimal in Leipzig gewesen. Damals hatte ich ja auch eine Nähmaschinenfabrik, und wir stellten immer auf der Messe in Leipzig aus. Es war damals Klaus Werner (Gründungsdirektor der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig), der mich wirklich begeistert hat, auch weil er einer der wagemutigsten Kuratoren war, die ich kennen gelernt habe. Werner hat mir die Augen geöffnet für das Empfinden der DDR Bürger. Er wollte eigentlich nach Dresden, aber dann fand ich Leipzig adäquater, weil es eine Stadt der Bürger ist und ich selbst ein Bürger bin, ein Kaufmann, der sich für die Messe engagiert. In Dresden dagegen gibt es die monarchische Tradition mit August dem Starken, König von Sachsen und Polen. Potsdam ist geprägt von Friedrich dem Großen, Weimar von Goethe und Schiller. In diese drei Städte wollte ich nicht, einfach schon deswegen, weil aufgrund dieser historischen Prägungen die Innovation, das Experiment dort keine wirkliche Chance haben. Mir war es besonders wichtig, dass Leipzig, neben der musischen Tradition, auch im Bereich der bildenden Kunst wieder eine herausragende Stellung bekommen sollte. Deshalb werde ich mich, solange ich lebe, weiter für Leipzig engagieren. SB Das ist ein schönes Schlusswort. Befragt: Dr. Arend Oetker 31
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