Britzer Heimatbote Oktober/November/Dezember 2010
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Seite 14 <strong>Britzer</strong> Handbuch <strong>Britzer</strong> <strong>Heimatbote</strong><br />
Neues aus der Gesindestube<br />
Heute mit Frantisek:<br />
Was hier meine Aufgabe ist?<br />
Eigentlich bin ich als Gärtner<br />
eingestellt mit Schwimmbadreinigung.<br />
Aber seit der Paul<br />
sich beim Radwechsel des<br />
Gepanzerten vom Chef die<br />
Unterschenkel abgequetscht<br />
hat, muss ich auch noch den<br />
Fuhrpark betreuen. Mehr Geld<br />
gibt es natürlich nicht. Hundert<br />
andere warten ja auf so einen<br />
Job, bekam ich zu hören.<br />
Wovor ich Angst habe? Nun<br />
eigentlich hatte ich gehofft, dass<br />
meine Enkelkinder, sieben sind<br />
es bisher, vor Freude strahlen,<br />
wenn sie mich sehen und nicht<br />
strahlen, weil sie an einem<br />
Atomkraftwerk wohnen. Aber<br />
der Frau von Herrn Sauer, sie ist<br />
ja wohl Naturwissenschaftlerin<br />
gewesen und sollte um die<br />
Gefahren wissen, ist das wohl<br />
Gleichgültig. Sie hat die Zukunft<br />
meiner Enkel einfach verkauft.<br />
Beim Frühstück hat neulich<br />
einer erzählt, er habe den Eindruck,<br />
diese Frau ist in der heutigen<br />
Wirklichkeit noch immer<br />
nicht Angekommen und lebt<br />
noch in ihrer Vergangenheit.<br />
Der herrschenden Klasse geht es<br />
gut und das Volk muss Darben.<br />
In der Badewanne soll sie ja<br />
früher gesungen haben „die Partei,<br />
die Partei die hat immer<br />
recht,“ oder so. Heute soll sie<br />
dafür singen: „Ich hab recht, ich<br />
hab immer wieder recht.“ Aber<br />
wenn sie den Stöpsel aus ihrer<br />
Badewanne zieht, dann verschwindet<br />
sie im Abfluss der<br />
Geschichte. Leider war das<br />
Frühstück dann zu Ende.<br />
Ich warte ja jetzt auf das große<br />
Geld. Schließlich bin ich als<br />
Steuerzahler ja an einigen Banken,<br />
insbesondere der HRE beteiligt.<br />
Wo doch die Manager<br />
jetzt die große Ausschüttung bekommen,<br />
obwohl sie vorher die<br />
ganze Knete in den Sand gesetzt<br />
haben, müssen wir als Anteilhaber<br />
ja auch was kriegen. Oder<br />
ist das doch wieder nur was für<br />
die herrschende Klasse. Aber<br />
die Elke, die ja die Mutter von<br />
zwei meiner Enkel ist, kann sich<br />
wenigstens freuen. Sie bekommt<br />
ja jetzt 5 Euro mehr. Hat bloß<br />
Pech. Muss öfter mal zum Arzt.<br />
Da geht alles wieder drauf.<br />
Sonst bleibt ja wohl alles beim<br />
Alten. Der Strom wird teurer.<br />
Muß ja auch, sonst würden die<br />
Konzere weniger verdienen.<br />
Die Medikamente werden auch<br />
nicht billiger. Können sie ja<br />
auch nicht. Wie sollen denn die<br />
Hersteller ihre Lobbyisten in<br />
den Ministerien sonst bezahlen.<br />
Wenn sie doch wenigstens die<br />
Preise nehmen würden, die man<br />
im Ausland dafür bezahlt.<br />
Aber da gibt es Regierungen, die<br />
auf so was achten.<br />
Ich werde jetzt einen anderen<br />
Glauben annehmen. Aus Kostengründen.<br />
Die Beerdigung in<br />
einem Laken ist sicher preiswerter<br />
als die im Sarg, der ohnehin<br />
verbrannt wird.<br />
Muß jetzt aber raus, den Wagen<br />
von der Chefin waschen, die<br />
will noch zu Christ.<br />
Sie werden ohnehin bald Hausverbot<br />
hier kriegen. Aber es gibt<br />
ja genug Leute wie meinen<br />
Chef. Da hören sie immer was<br />
Neues. Denn, da war ja diese<br />
Frau, erst bringt sie mit einem<br />
Tritt vor das Schienbein die<br />
Bundesbank zum Einknicken<br />
und erklärt dann süffisant, ich<br />
nehme ihre Verbeugung an.<br />
Hallesches Tor 1954 Hertie Neukölln 1967<br />
Brandenburger Tor 1963