Britzer Heimatbote Oktober/November/Dezember 2010
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Seite 8 Chronik Ilgen <strong>Britzer</strong> <strong>Heimatbote</strong><br />
Nachstehender Bericht ist der „ILGENIANA“ 1926 entnommen.<br />
Es handelt sich um eine Familienchronik<br />
der Familie Ilgen<br />
(event. Schreibfehler wurden<br />
übernommen).<br />
Aus der Chronik von Pfarrer<br />
Michael Carl Ilgen, geb. 25.11.<br />
1789 Schmalkalden gest. 4. 3.<br />
1870 Naurod b. Wiesbaden.<br />
So begann ein Artikel im <strong>Heimatbote</strong>n<br />
2/2006, Seite 11.<br />
Dank der heutigen Technik und<br />
der Veröffentlichung des <strong>Heimatbote</strong>n<br />
im Internet ist Herr<br />
Jörg Nickel bei seinen Forschungen<br />
für die Familie Ilgen,<br />
nach dem Tode seines Großvaters<br />
Bernhard Ilgen, auf diesen<br />
Artikel aufmerksam geworden.<br />
Er selbst entstammt dieser Familie,<br />
deren Geschichte sich bis<br />
1140 zurückverfolgen läßt.<br />
Herr Nickel hatte zudem festgestellt,<br />
eine Fortsetzung haben<br />
wir nie veröffentlicht. Mit grossem<br />
Dank haben wir daher<br />
weitere Teile dieser Chronik<br />
entgegen genommen.<br />
Diese wollen wir unseren<br />
Lesern nicht vorenthalten:<br />
(1. Fortsetzung s. auch Ilgeniana<br />
Nr. 1 S. 4 )<br />
Und diese Jungen-Positur<br />
wurde wacker gehandhabt in<br />
häuslichen und ländlichen<br />
Arbeiten. Kaum war die Schule<br />
beendet, so warteten dergleichen<br />
eine ganze Schar auf mich.<br />
Wie viele Ausläufe für allerhand<br />
Bestellungen in den verschiedensten<br />
Häusern und Angelegenheiten<br />
mit Vornehmen und<br />
Geringen mußte ich da tun.<br />
Da studierte ich denn oft auf<br />
dem Wege, wie ich reden und<br />
mich am besten benehmen<br />
müsse, um meine Sache gut zu<br />
machen. Aber die Umstände<br />
vereitelten oft das Ausstudierte.<br />
Das führte mich zum Gefaßten<br />
aufs Extompieren. Und es<br />
gelang mir dann oft trefflich. So<br />
hatte ich auch die Einladungen<br />
zu den Kränzchen zu besorgen,<br />
deren mein Vater drei hielt, ein<br />
Kränzchen der Geistlichen, der<br />
Beamten, der Kaufleute, jedes<br />
zu 4 - 6 Personen. Da machte<br />
ich dann den Famulus und hörte<br />
die Unterhaltungen der Männer,<br />
die aus ihrem Leben und<br />
ihren Schicksalen und Erfahrungen<br />
gegriffen waren.<br />
Und wenn auch manches zehnmal<br />
erzählt wurde, so wie es<br />
diese Männer nie satt wurden,<br />
so wurde ich es auch nicht satt,<br />
weil Freundschaft und Liebe<br />
eben das eine festhält, was ihr<br />
teuer und wert und wichtig<br />
geworden ist. Dies sah ich hier<br />
lebendig vor mir.<br />
Zugleich aber lernte ich auch<br />
mit Männern umgehen und mir<br />
ihre Liebe zu erwerben.<br />
Das Anschauliche mußte mir<br />
sinnlich und geistig zur anderen<br />
Natur werden.<br />
Dazu verhalfen auch einesteils<br />
die vielen Arbeiten im Garten<br />
und Ausflüge mit meinem Vater<br />
auf Reisen und Filialgängen in<br />
der Nachbarschaft. Mein Vater<br />
war leidenschaftlicher Gärtner.<br />
Drei wüste kleine Gärten nebeneinander<br />
hatte er angekauft.<br />
Sie wurden bald ein schöner,<br />
großer, reicher Garten. Wer<br />
noch keine Wüste angebaut hat,<br />
kann eigentlich nicht sagen, daß<br />
er Leben in sich habe. Denn dieses<br />
muß da heraustreten als<br />
Ideal und freier Entwurf, und<br />
doch nach den Möglichkeiten<br />
bemessen, die in der Wüste<br />
schon liegen und sich darbieten.<br />
Die verschönerte Natur auf<br />
einem Fleckchen macht dann<br />
die ganze Umgebung schön<br />
und lachend. So vergingen mir<br />
bei dem Pflanzen und Setzen<br />
und Veredeln und Warten der<br />
Bäume und Sträuche und Blumen<br />
und Gemüse viele schöne<br />
Tage in Gesellschaft meines<br />
Vaters und einiger Arbeiter, bis<br />
die Freude über die reichen<br />
Früchte noch hinzukam, zu<br />
deren Genuß oft gesellige Kreise<br />
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