2·2012 - Österreichisches Bibliothekswerk
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Kai C. Schwarzer<br />
©<br />
200<br />
Bach, Tamara: Was<br />
vom Sommer übrig ist<br />
/ Tamara Bach. - Hamburg :<br />
Carlsen, 2012. - 137 S.<br />
ISBN 978-3-551-58242-3<br />
fest geb. : ca. € 13,30<br />
bn 2011 / 2<br />
Ein Sommer, in dem zwei Mädchen verloren gehen<br />
und dabei zusammenfinden - ein Jugendroman in<br />
wunderbarem Sprachrhythmus. (ab 14) (JE)<br />
Viel ist es nicht, was vom Sommer noch für die 13-jährige<br />
Jana und die 17-jährige Louise übrig ist, denn beide leben<br />
im Schatten des Krankenhauses: Im wörtlichen Sinn die eine,<br />
die in der Abwesenheit der dort arbeitenden Eltern mit hohem<br />
Aufwand für Sommerbeschäftigung sorgen will; im übertragenen<br />
Sinn die andere, deren Bruder nach einem Selbstmordversuch<br />
im Koma liegt.<br />
Und wäre es eine dieser Geschichten gewesen, aus der<br />
wir alle ein bisschen schlauer hervorgegangen wären,<br />
dann wären diese Umstände erzählerisch folgerichtig expliziert<br />
worden. Doch wie das Leben selbst hält auch die Autorin<br />
Tamara Bach alles ein wenig in Schwebe, lässt die Dinge viel<br />
eher nebeneinander als nacheinander passieren. Sie nähert<br />
sich den beiden einander so unterschiedlichen Mädchenfiguren<br />
aus ganz anderen als den naheliegenden Richtungen,<br />
lässt die beiden unvermittelt aufeinandertreffen und die zwei<br />
Erzählstimmen dabei ineinanderfließen.<br />
In ihrem ganz spezifischen Sprachrhythmus komprimiert Tamara<br />
Bach das Erleben von Louise und Jana auf wenige Situationen<br />
während eines Sommers, in dem das Wünschen nicht<br />
hilft und doch zum zentralen Thema wird. An die Stelle von<br />
Lösungen treten dabei emotionale Care-Pakete, die die beiden<br />
für einander schnüren, scheinbar alles hinter sich lassen und<br />
den Sommer so utopieren, wie er sein könnte.<br />
Einmal mehr zeigt Tamara Bach, mit wie viel Nuancenreichtum,<br />
Direktheit und Humor sie über und für Jugendliche zu<br />
erzählen weiß. Sehr zu empfehlen ab 14 Jahren.<br />
Heidi Lexe