2·2012 - Österreichisches Bibliothekswerk
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Bamberger Apokalypse, nach 1000 n. Chr.,<br />
Staatsbibliothek Bamberg<br />
Die im Skriptorium von Reichenau geschaffene<br />
Bamberger Apokalypse gilt als Hauptwerk<br />
ottonischer Buchmalerei. Neben dem<br />
Text enthält sie 50 großteils ganzseitige Bilder,<br />
viele auf Goldgrund, die sich durch eine<br />
stilistische Reduziertheit und Einfachheit<br />
auszeichnen, was sie sehr modern wirken<br />
lassen.<br />
Auf Unwesentliches wird verzichtet, die einfarbigen,<br />
leeren Flächen schaffen Klarheit.<br />
Womit diese Malerei einen nicht unwesentlichen<br />
Einfluss auf den Expressionismus des<br />
20. Jahrhunderts hatte.<br />
In „Der Engel und das kleine Buch“ (Offb<br />
10, 1-10) kommt mitten in das grauenhafte<br />
Geschehen ein hell gekleideter Engel von<br />
den Wolken, über ihm ein Regenbogen, ein<br />
Symbol für die Verbindung zwischen den<br />
Abbildungen aus der Bamberger Apokalypse:<br />
linke Seite: Das Lügentier - Bildausschnitt<br />
Textabschnitt zum „Lügentier“<br />
rechte Seite: Die Frau und der Drache<br />
Der Engel und das kleine Buch<br />
bn 2012 / 2<br />
impulse<br />
Menschen und dem Göttlichen. Mit seinem<br />
rechten Bein steht der Engel auf dem<br />
stilisierten Meer, mit seinem linken auf der<br />
Erde, er ist praktisch über allen Geschöpfen<br />
der Erde. Er reicht einem Menschen, dabei<br />
handelt es sich um den prophetischen Autor<br />
Johannes selbst, ein Buch – die Heilige Schrift<br />
– und überbringt ihm so die Frohe Botschaft.<br />
Dazu die Aufforderung es zu essen, es also im<br />
wahrsten Sinne zu verinnerlichen: „In deinem<br />
Magen wird es bitter sein, in deinem Mund<br />
süß wie Honig.“ Es enthält die Bitterkeit des<br />
Todes Christi, doch für gläubige Menschen<br />
auch die Süße der Auferstehung.<br />
Mag. Doris Schrötter, Graz.<br />
Kunsthistorikerin, Bibliothekarin<br />
und Rezensentin der bn<br />
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