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2·2012 - Österreichisches Bibliothekswerk

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Akos Doma, Michael Stavarič, Ilir Ferra<br />

eine Neuausrichtung der Welt. Man kann<br />

das in den letzten zwanzig Jahren auch abseits<br />

der Literatur beobachten - im Bereich<br />

der Bionahrung zum Beispiel. Auch da ist<br />

heute klar, dass wir in einem Wandel leben<br />

und sich die Welt in den nächsten hundert<br />

Jahren ziemlich verändern wird. Genau diese<br />

Themen, die uns bewegen werden, greift<br />

die Literatur als eine Art Seismograph jetzt<br />

schon auf. Die Zukunft wird gerne düster<br />

gemalt, weil sie etwas Unbekanntes ist.<br />

Das Unbekannte trägt immer eine Art von<br />

Bedrohung in sich. Letztendlich ist diese<br />

Neuausrichtung der Welt auch eine große<br />

Möglichkeit, das Leben anders zu begreifen.<br />

Ich finde es schön, wenn die Literatur<br />

eine Form von Zukunft zeigt, eine Art von<br />

Weissagung betreibt, die zu einer Auseinandersetzung<br />

damit führt. Ich habe das Gefühl,<br />

dass wir in einer solchen Zeit leben<br />

und dass dies unbedingt abgebildet werden<br />

muss. Erst wenn sich etwas ändert oder ich<br />

etwas anderes wahrzunehmen meine, kann<br />

ich andere Themen bearbeiten.<br />

In den „Brenntagen“ konkret kann man<br />

sehen, was man will. Es schließen sich<br />

immer irgendwann die Kreise und es beginnen<br />

neue Kreise. Das ist unweigerlich<br />

mit der Welt verbunden. Wir leben in einer<br />

Zeit, wo ein Zyklus am Auslaufen ist.<br />

Wenn man die Geschichte der Menschheit<br />

betrachtet, dann ist das die normalste Sache<br />

© Robert Bosch Stiftung | Markus Kirchgessner<br />

bn 2012 / 2<br />

impulse<br />

der Welt. Reiche Staaten, Kulturen gehen<br />

unter, Neues entsteht. Daraus bezieht ja<br />

die Menschheit letztendlich ihre Kraft und<br />

Weisheit. Das ist alles nichts Schlechtes,<br />

auch der Tod ist nichts Schlechtes!<br />

EZ: An den titelgebenden „Brenntagen“<br />

entledigen sich die Menschen überflüssig<br />

gewordener Dinge, auch der Lasten ihrer<br />

Vergangenheit. Soll man sich überhaupt der<br />

Lasten seiner Vergangenheit entledigen?<br />

MS: Wir alle sind auch ein Produkt unserer<br />

Geschichte, nicht nur unserer eigenen, sondern<br />

auch der Geschichte jener, die vor uns<br />

gelebt und dieses und jenes auf dem Gewissen,<br />

Dinge beeinflusst oder initialisiert<br />

haben. In den Brenntagen ist immer wieder<br />

die Initiation ganz wichtig. Ich glaube, man<br />

kann nicht ohne Vergangenheit leben, aber<br />

man sollte nicht in der Vergangenheit leben,<br />

man kann nicht ohne Zukunftsperspektiven<br />

leben. Man sollte sein Leben aber nicht nur<br />

der Zukunft widmen. Was uns alle prägt, ist<br />

der gegenwärtige, jetzige Moment. Das ist<br />

auch das Einzige, was jedes Individuum als<br />

Leben in sich empfindet, weil es das einzig<br />

Präsente ist und das maßgeblich alles Entscheidende.<br />

Das Leben in der Gegenwart,<br />

das Jetzt ist zweifelsohne das, worum es<br />

geht. Und das, wo man auch Akzente setzen<br />

kann, wo man das eine oder andere auch<br />

zum Besseren denken kann.<br />

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