08.12.2012 Aufrufe

Dezember 2009 Nr. 7 - Fischotter

Dezember 2009 Nr. 7 - Fischotter

Dezember 2009 Nr. 7 - Fischotter

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

«Multifunktionalität<br />

hat mich immer fasziniert»<br />

Zu Besuch bei René Ribi<br />

René Ribi lebt gern in Männedorf, Sesshaftigkeit<br />

ist für ihn und seine Gattin<br />

freilich auch in den Rentnerjahren eine<br />

relative Grösse. Im Paris der Vorkriegsund<br />

Kriegsjahre aufgewachsen, wurde<br />

der Mathematiker und Bauingenieur für<br />

Schweizer Konzerne und für die Weltbank<br />

universell tätig. Der berufliche<br />

Werdegang umschreibt nur unzureichend<br />

die vielen Interessen dieses<br />

«Weltenbummlers», mit dem sich René<br />

Bondt für den «<strong>Fischotter</strong>» kurz vor<br />

dem nächsten Trip der Ribis nach Namibia<br />

unterhalten hat.<br />

<strong>Fischotter</strong>: Herr Ribi, Sie wurden 1928<br />

in Brüssel geboren, wo Ihr Vater als<br />

ETH-Ingenieur Arbeit gefunden hatte.<br />

Im Folgejahr zog die junge Familie in die<br />

südliche Pariser Bannmeile weiter. Wie<br />

erlebten Sie die Primarschul- und Gymnasialjahre<br />

im Vorkriegsfrankreich?<br />

Das französische Schulsystem war stark<br />

intellektualisiert und räumte dem Gemüthaften<br />

keinen Platz ein. Weil ich sehr<br />

gut auswendig lernen konnte, kam mir<br />

dieses System entgegen – so sehr, dass<br />

ich eine Primarklasse überspringen<br />

konnte.<br />

Nahm der Schüler Ribi das Paris der<br />

dreissiger Jahre gesellschaftlich irgendwie<br />

wahr?<br />

Nur in den praktischen Auswirkungen.<br />

Zur Zeit der Volksfrontregierung war Paris<br />

ein Schauplatz grosser gewerkschaftlicher<br />

Streikaktionen. Tiefgreifend war<br />

für unsere Familie dann der Beginn des<br />

Zweiten Weltkriegs mit der Kapitulation<br />

der französischen Armee vor der anstürmenden<br />

Wehrmacht Hitlers im Frühling<br />

1940. Die deutsche Besatzung<br />

nahm ich – um ein Beispiel zu nennen –<br />

einmal ausgesprochen konfrontativ<br />

wahr: Auf dem Schulweg ins Lycée fuhr<br />

ich mit dem Velo einen deutschen Motorradfahrer<br />

an, worauf einige Aufregung<br />

über die Beilegung des Zwischenfalls<br />

entstand. Ich tat so, als ob ich die<br />

Deutschen nicht verstehen würde, und<br />

war ausgesprochen froh, dass man die<br />

Bagatelle auf sich beruhen und mich laufen<br />

liess. Traumatischer als diese Episode<br />

wirkten andere Erlebnisse – etwa die Tatsache,<br />

dass die deutschen Besatzer einen<br />

39

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!