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doppelpunkt: - ev.-luth. Diakonissenanstalt Marienstift Braunschweig

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<strong>doppelpunkt</strong>:<br />

Nr. 4/2012<br />

Aus dem Inhalt:<br />

www.marienstift-braunschweig.de<br />

– Einführungstag und<br />

Willkommenskultur<br />

– Propst em. Armin Kraft<br />

über Weihnachten<br />

– Transplantation:<br />

Lernen in Hannover<br />

– Altenhilfe: „Note und Not“<br />

– Abschied von<br />

PDL Monika Gr<strong>ev</strong>elt<br />

– Dank an<br />

Matthias Lotze<br />

– CA Dr. Rainer Prönneke<br />

zum Thema „Sterben“<br />

– Neues Buch<br />

„Ethos für alle“<br />

– „Roboter als Beitrag<br />

zur Innovation“?


Aus dem Inhalt:<br />

5 Zweiter Gesundheitstag<br />

9 Weihnachten ohne Maria?<br />

14 Kommentar zum Thema „Altenhilfe“<br />

17 Menschen mit Demenz im Krankenhaus<br />

24 Treffpunkte<br />

26 Lektoren der Landeskirche zu Gast<br />

28 „Keinen im Sterben allein lassen“<br />

30 Ein Blick in die Diakonische Galerie<br />

38 Herbstfest in Bethanien<br />

40 Das Städtische Museum<br />

Bitte schreiben Sie uns Ihre Meinung zu diesem „<strong>doppelpunkt</strong>“<br />

oder auch zu einem Artikel unter<br />

E-Mail: b.budde@marienstift-braunschweig.de bzw. unter Fax: 0531 7011-5304 oder<br />

Redaktion „<strong>doppelpunkt</strong>“, <strong>Marienstift</strong>, Helmstedter Str. 35, 38102 <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Wir senden Ihnen unseren „<strong>doppelpunkt</strong>“ gern regelmäßig und kostenlos zu.<br />

Bitte geben Sie uns entsprechende Anschriften bekannt.<br />

Spendenkonto<br />

Ev. Darlehnsgenossenschaft e. G. Kiel · Konto 30 54 542 · BLZ 210 602 37<br />

Herausgeber: Evangelisch-<strong>luth</strong>erische <strong>Diakonissenanstalt</strong> <strong>Marienstift</strong> in <strong>Braunschweig</strong><br />

Zentrale Telefonnummer: 0531 70110<br />

Verantwortlich iSdP: Vorstandsvorsitzender Dr. Burkhard Budde<br />

Redaktionskreis: Heike Otto, Schwester Wanda Elsner, Oberin i. R. Karin Hille<br />

Helmstedter Straße 35, 38102 <strong>Braunschweig</strong>,<br />

Telefon 0531 7011-304, Telefax 0531 7011-5304<br />

Internet-Adresse: www.marienstift-braunschweig.de<br />

E-Mail: b.budde@marienstift-braunschweig.de<br />

Satz: PER Medien+Marketing GmbH, Bismarckstraße 4, 38102 <strong>Braunschweig</strong><br />

Druck: Heckner Print-Service, Harzstraße 23, 38300 Wolfenbüttel<br />

Telefon 05331 8008-50, Telefax 05331 8008-58


Teil einer Willkommenskultur<br />

Erster Einführungstag mit neuer Struktur<br />

Der Einstieg in das Berufsleben ist wichtig.<br />

Die ersten Erfahrungen haben eine besondere<br />

Bedeutung für die Motivation, die Bindung<br />

sowie die Arbeitszufriedenheit neuer<br />

Mitarbeiter. Die Personalabteilung des <strong>Marienstift</strong>es<br />

unter der Leitung von Dennis<br />

Berger hat deshalb in Zusammenarbeit mit<br />

der Mitarbeitervertretung, den beteiligten<br />

Fachabteilungen und dem Arbeitsschutzausschuss<br />

(ASA) ein „standardisiertes System“<br />

mit einem festen Personalsacharbeiter<br />

für jeden neuen Mitarbeiter sowie mit<br />

einem verpfl ichtenden Einführungstag entwickelt.<br />

Zum „Start“ erhält ein neuer Mitarbeiter<br />

den Dienstvertrag mit einer Informationsmappe.<br />

Ziel sei es, so Dennis Berger, „schnell<br />

das Gefühl der Zugehörigkeit zu vermitteln,<br />

aber auch alle notwendigen administrativen<br />

Prozesse sicher zustellen.“<br />

Der „erste Einstiegstag mit neuer Struktur“<br />

begann am 2. Oktober 2012 mit einer kurzen<br />

Begrüßung in der Personalabteilung,<br />

um alle wichtigen Unterlagen überprüfen<br />

Der Vorstand begrüßt die neuen Mitarbeiter. Foto: Heike Otto<br />

und mögliche offene Fragen beantworten<br />

zu können. Auch wurden das Namensschild,<br />

der Schlüssel sowie EDV-Zugangsdaten<br />

übergeben.<br />

Um 8 Uhr folgte die Mitarbeiterandacht in<br />

der hauseigenen Theodor-Fliedner-Kirche.<br />

Im Namen des Vorstandes dankte Vorstandsvorsitzender<br />

Dr. Burkhard Budde der<br />

Personalabteilung für das neue mitarbeiter-<br />

und trägerfreundliche Konzept, das den<br />

Dienst und die Zusammenarbeit sowie die<br />

Glaubwürdigkeit des diakonischen Charakters<br />

des <strong>Marienstift</strong>es stärke. Vorstandsmitglied<br />

Ralf Benninghoff überreichte die <strong>Marienstift</strong>snadel<br />

als ein Zeichen der Zugehörigkeit<br />

zur christlichen Dienstgemeinschaft,<br />

in der insgesamt etwa 680 Personen beschäftigt<br />

sind.<br />

Direkt im Anschluss wurde den neuen Mitarbeitern<br />

im „Stillen Raum“ die Grundordnung<br />

bzw. das christliche Leitbild des <strong>Marienstift</strong>es<br />

im Rahmen eines Entwicklungsgespräches<br />

vom Vorstand erläutert. Die kirchliche<br />

Stiftung will ein fachlich kompetenter<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

3


Ort christlicher Nächstenliebe mit spirituellen<br />

Quellen und einem ethischen Kompass<br />

sein.<br />

Zu einem anschließenden Rundgang über<br />

das Gelände des <strong>Marienstift</strong>es luden die<br />

Mitarbeiter der Personalabteilung Fabian<br />

Sander und Katharina Wasmus ein. In der<br />

letzten Einführungsphase standen „Zentrale<br />

Belehrungen“ wie zum Datenschutz und<br />

Brandschutz sowie das Kennenlernen der<br />

Mitarbeitervertretung (MAV) auf dem Pro-<br />

Eine Prise Liebe schenken<br />

Das Sorgenpaket aufschnüren<br />

4 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

gramm. Gegen 12 Uhr trafen die neuen<br />

Mitarbeiter in ihrer Fachabteilung ein.<br />

Den Einstieg in die Welt des <strong>Marienstift</strong>es<br />

erlebten die Mitarbeiter auch als Teil einer<br />

christlich geprägten Willkommenskultur.<br />

Die neuen Mitarbeiter sind Alena Winterberg,<br />

Margarethe Groß, Christian Gehrke,<br />

Friederike Günther, Angelika Woitek, Inga<br />

Kamphenkel, Sarah Engel, Michalik Patrick<br />

und Joshua Tjiang.<br />

Moment mal…<br />

Ein echtes Sorgenkind, das keine Hilfe annimmt, kann den Schlaf der Eltern rauben. Die<br />

ständigen Sorgen der Eltern, die eigentlich überfl üssig sind, können dem Jugendlichen<br />

auf die Nerven gehen. Ein Sorgenpaket, das lange Zeit (er-) drückt, kann genervten Eltern<br />

und Kindern die Luft zum Atmen nehmen.<br />

Zu viele Sorgen verängstigen; machen alles nur noch schlimmer. Zu wenige Sorgen entfremden;<br />

täuschen nur „Friede Freude, Eierkuchen“ vor. Ein Kind ist weder eine fremd<br />

gesteuerte Marionette, die keine eigenen Rechte und Pfl ichten hat, noch eine hergestellte<br />

Ware, die man (ver-) kaufen, wegwerfen oder links liegen lassen kann. Eltern sind<br />

keine (Halb-) Götter, die alles besser wissen oder können, aber auch keine Ventile des<br />

Frusts und der Aggressionen, die man anschließend wie Luft behandelt.<br />

Eltern, die ihre Verantwortung für ihr Kind wahrnehmen, können sich auch sorgen als<br />

sorgten sie sich nicht, mit ihrer aktivierenden Fürsorge und empathischen Mitsorge die<br />

gemeinsame Vorsorge und Selbstsorge ihres Kindes stärken, Grundvertrauen in das Kind<br />

und zugleich ihre (Mit-) Verantwortung (vor-) leben. Und so eine Prise Liebe schenken.<br />

Aber auch die Kinder, selbst wenn sie weit jenseits der 18 Lenze sind, tragen insbesondere<br />

für ihre pfl egebedürftigen oder kranken Eltern (weiter) Verantwortung, indem sie<br />

bei ihren Eltern so viel Selbstständigkeit und Eigenständigkeit wie möglich fördern und<br />

so viel Hilfe und Solidarität wie nötig anbieten. Und so eine Prise Liebe schenken.<br />

Das Sorgenpaket aufzuschnüren bedeutet, Gelassenheit und Besonnenheit, Klugheit<br />

und Weisheit, schöpferische Liebe und erleuchtete Vernunft zu gewinnen. Wieder<br />

durchatmen zu können und die gemeinsame Gesamtverantwortung für die Würde aller<br />

zu entdecken.<br />

Burkhard Budde


16 Angebote zum Thema „Gesundheit“<br />

2. Gesundheitstag für alle 670 Mitarbeiter<br />

Der 2. Gesundheitstag des <strong>Marienstift</strong>es, der am 8. November 2012 stattfand, fand wieder<br />

eine positive Resonanz. Viele der insgesamt etwa 670 Mitarbeitenden nutzten die Gelegenheit,<br />

sich an 16 Ständen sowie bei Veranstaltungen zum Thema „Aktivitäten zur Stärkung<br />

der Gesundheit“ zu informieren und „für sich etwas Gutes zu tun“, so die Pfl egedienstleiterin<br />

Monika Gr<strong>ev</strong>elt, die gemeinsam mit der Mitarbeiterin Marion Effertz die Hauptorganisatorin<br />

dieser Veranstaltung war. Auch Entspannungsübungen wurden angeboten sowie<br />

viele Gespräche untereinander geführt. Monika Gr<strong>ev</strong>elt dankte allen Beteiligten, insbesondere<br />

dem hauswirtschaftlichen sowie technischen Dienst: „Ohne diese viele Hände hätte es<br />

keinen Erfolg gegeben.“<br />

Schnelle Reaktionen sind<br />

an der „T-Wall“ gefragt.<br />

Monika Gr<strong>ev</strong>elt<br />

beim Gesundheitstag.<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

5


6 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Informationen zum Thema „Life Kinetik“ von Nadine Weissenfels.<br />

Arzneimittelberatung durch Jördis Schülin (l.) und Nicole<br />

Voges.<br />

Marion Effertz (stehend) lädt zur „Duftreise“ ein.<br />

Ingo Kettner (r.) und Hennig Jarecki empfehlen die „T-Wall“.


Die Beraterin Anja Reinsch (l.) im Gespräch mit der Oberärztin Dr. Silke Juras sowie dem<br />

Assistenzarzt Mohammed Abdeen.<br />

Kavin Strömsdörfer bietet „gesundes Wasser“ an.<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

7


Der Logopäde Bastian Böger informiert über Möglichkeiten des Leistungstrainings des Gehirns.<br />

Nadine Everling lässt sich von der „Lavendelfee“ Birgit Bauermeister verwöhnen.<br />

8 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012


Weihnachten ohne Maria<br />

ist wie Glauben ohne …<br />

Von Propst em. Armin Kraft<br />

In den Advents- und<br />

Weihnachtsgeschichten<br />

der Bibel begegnen<br />

uns viele Männergestalten:<br />

Zacharias,<br />

der Vater Johannes<br />

des Täufers, Joseph,<br />

der Zimmer mann, die<br />

Hirten von Betlehem,<br />

die Wissenschaftler<br />

aus dem Morgenland, der Kaiser Augustus,<br />

der König Herodes … Sie alle werden überragt<br />

von einer Frau, von Maria!<br />

Nur dem Kind in der Krippe gebührt noch<br />

höhere Ehre – denn das ist Gottes menschliche<br />

Seite!<br />

Dichter und Denker haben<br />

in Maria, in der Madonna,<br />

die „hohe Frau“<br />

entdeckt, die Verkörperung<br />

des Mütterlichen,<br />

des Ewig-Weiblichen. Mit<br />

Recht hat Maria ihren festen<br />

Platz im Glaubensbekenntnis<br />

der Christenheit.<br />

Sie kann ein Beispiel gelebten<br />

Glaubens sein:<br />

Maria ist weder <strong>ev</strong>angelisch<br />

noch katholisch, sie gehört der ganzen<br />

Christenheit. Das Ziel der Verehrung<br />

Marias besteht darin, Gott zu loben und<br />

die Christen zu einem Leben anzuhalten,<br />

das seinem Willen entspricht.<br />

Die Mutter<br />

Maria soll uns daran erinnern, dass Gott<br />

nicht nur väterliche Züge trägt. In der Fülle<br />

seiner Möglichkeiten sind auch mütterliche<br />

Züge enthalten. „Ich will euch trösten, wie<br />

Schüler beim Krippenspiel in Bethanien<br />

einen seine Mutter tröstet!“, heißt es beim<br />

Propheten Jesaja von Gott.<br />

Vieles in Marias Leben ist normal: sie ist<br />

eine Mutter, es gibt Probleme und Spannungen<br />

in der Familie und bei der Erziehung<br />

(der 12-jährige Jesus im Tempel!).<br />

Andererseits ist an ihr beispielhaft, dass sie<br />

bereit ist, sich auf Gott zu verlassen, sich<br />

ihm zur Verfügung zu stellen. Es wurde ihr<br />

ja einiges zugemutet, etwas, womit sie<br />

nicht im Entferntesten rechnete, was alle<br />

ihre Pläne über den Haufen warf – es war<br />

Joseph, der meinte, das sei zum Davonlaufen<br />

… Maria aber blieb. Zumutungen Gottes<br />

werden deutlich (Schicksalsschläge,<br />

Mitmenschen, Probleme …).<br />

Das Vorbild<br />

Diese Zumutungen Gottes<br />

sind wie Dornen, die<br />

zu Rosen werden, heißt<br />

es aber bald bei Dichtern<br />

und Komponisten.<br />

Maria führt, weil sie ein<br />

Vorbild ist, weil sie mit<br />

dem „Wort Gottes“ lebt.<br />

Der Evangelist Lukas berichtet:<br />

„Sie behielt alle<br />

diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen!“<br />

Obwohl sie sicher alle Hänge voll zu tun hatte,<br />

blieb ihr Inneres nicht leer, sondern wurde<br />

gefüllt durch Worte aus der Bibliothek<br />

des Glaubens, die wir Bibel nennen können.<br />

So fragt uns Maria: Wie Leben wir mit der<br />

Bibel? Machen wir unseren Kindern und<br />

Enkeln die Freude, ihnen biblische Geschichten<br />

zu erzählen?<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

9


In einem alten Weihnachtslied heißt es:<br />

„Mit Maria will ich sinnen, ganz verschwiegen<br />

und tief innen über dem Geheimnis<br />

zart: Gott im Fleisch geoffenbart!“<br />

Maria wird zum Vorbild der Meditation,<br />

des Schweigens, des Gebetes, des Gespräches.<br />

Die „Jungfrau“<br />

An dem Symbol „Jungfrau“ können wir erkennen,<br />

wie wichtig es ist, Geheimnisse<br />

nicht immer aufl ösen zu wollen! Das stammt<br />

übrigens aus der ägyptischen Mythologie!!<br />

Schließlich ist Maria ein Vorbild, weil sie<br />

das Lob Gottes singt. „Meine Seele erhebt<br />

den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes,<br />

meines Heilandes …“ Und darin hören<br />

wir geradezu r<strong>ev</strong>olutionäre Töne: „Er stößt<br />

die Gewaltigen vom Thron und erhebt die<br />

Niedrigen, die Hungrigen füllt er mit Gütern<br />

und lässt die Reichen leer …“, so singt<br />

Maria ein politisches Lied. Sie hat Interesse<br />

an der Welt – Interesse heißt: Dabei sein.<br />

Wer so glaubend lebt, ist dabei – mit dem<br />

Loben Gottes und dem Einsatz für die Mitmenschen!<br />

Wer das vermag, hat trotz aller<br />

Schwierigkeiten und möglichen Traurigkei-<br />

10 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

ten, trotz aller Ängste und Probleme, die<br />

belasten können, eine positive Lebenseinstellung.<br />

Nach dem Nachdenken über Maria möchte<br />

ich Ihnen raten, sich täglich etwas zu suchen,<br />

wofür Sie Gott loben und danken<br />

können. Wenigstens eine Kleinigkeit wird<br />

sich fi nden lassen. Dieser Rat schließt ein,<br />

dass wir anderen, die jetzt nichts zu danken<br />

haben, helfen, dass auch sie loben und<br />

danken können – durch unsere Gabe, unser<br />

Geschenk, unsere Zeit.<br />

Wenn ich im Neuen Testament lese, fällt<br />

mir auf, dass Paulus kein Wort mehr über<br />

Maria sagt. Sie verschwindet hinter dem<br />

Christus. Sich zurückzunehmen ist auch<br />

eine Tugend, die wir von Maria lernen können.<br />

Davon singt auch das Marienlied von<br />

Johannes Tauler. Da wird Maria mit dem<br />

Schiff verglichen, das eine teure Last trägt.<br />

Wenn der Anker auf Erden haftet und das<br />

Schiff an Land ist, dann hat das Schiff nur<br />

noch zweitrangige Bedeutung. Erstrangig<br />

ist, was es gebracht hat: „Des Vaters ewig’s<br />

Wort!“, die Ermöglichung des Lebens, die<br />

Menschenwürde …<br />

Weihnachten ohne Maria ist wie Hoffnung<br />

ohne Inhalt.<br />

Professor Dr. Ulrich Seiffert erinnert sich:<br />

Weihnachten in meiner Kindheit und Jugendzeit<br />

Wenn ich an Weihnachten in meiner Kindheit und Jugendzeit<br />

denke, fällt mir das friedliche Zusammenleben in der gesamten<br />

Familie ein, meine Eltern und meine drei Geschwister und an<br />

das „Plündern“ des Weihnachtsbaumes. Das Weihnachtsfest ist<br />

und war immer stets etwas ganz Besonderes. Geschenke bedeuteten<br />

für mich etwas, wenn sie mit Liebe hergestellt oder<br />

ausgesucht worden waren. Je kleiner und persönlicher, desto<br />

besser. Christliche Inhalte waren und sind mir eine gute Richtschnur<br />

für meine persönliche Lebensgestaltung.<br />

(Professor Dr. Ulrich Seiffert ist stv. Stiftungsratsvorsitzender des <strong>Marienstift</strong>es.)


Gottesdienst: Musik verbindet<br />

Neuer Krankenpfl egekurs 12/15<br />

Schüler begrüßen Schüler; rechts Pfarrer Karl-Peter Schrapel.<br />

22 „Hoffnungsträger“ haben im <strong>Marienstift</strong><br />

am 1. Oktober 2012 ihre dreijährige<br />

Ausbildung in der Krankenpfl ege begonnen.<br />

Begrüßt wurden sie in einem Gottesdienst<br />

in der Theodor-Fliedner-Kirche, der<br />

unter der Leitung von Pastor Karl-Peter<br />

Schrapel von Schülern des Kurses 11/14<br />

gestaltet wurde. Das Thema lautete „Freude<br />

und Musik verbindet“. Neben der Schulleiterin<br />

Margrit Weithäuser und dem Lehrerkollegium<br />

nahmen auch weitere Mitarbeiter<br />

der diakonischen Einrichtung sowie<br />

Eltern und Angehörige der neuen Schüler<br />

an der Veranstaltung teil.<br />

Vorstandsvorsitzender Dr. Burkhard Budde<br />

würdigte in seinem Grußwort die Pfl ege als<br />

eine „anspruchsvolle und auch öffentlich<br />

anzuerkennende Tätigkeit“. Sie sei keine<br />

Fließbandarbeit, nicht nur Schreibtischarbeit,<br />

auch keine Bankschalterarbeit. Vielmehr<br />

gehe es im Kern der Dienstleistung,<br />

zu der fachliche Kompetenz und qualifi ziertes<br />

Engagement gehörten, immer um<br />

Menschlichkeit, die nicht ökonomisierbar<br />

und messbar sei.<br />

Zum neuen Kurs gehören Martyna Dreweck,<br />

Lisa Marie Dworcak, Tim Eggers, Bianka<br />

Fiedler, Lara Marleen Fricke, Ernst Gräbe,<br />

Vanessa Hauschild, Thea Sophie Heidemann,<br />

Tobias Heindorf, Maria-Elisabeth Heucke,<br />

Katharina Heydorn, Katharina Hosang, Rene<br />

Jacob, Nina Luwich, Lena Mattern, Janna<br />

Stefania Michalski, Florian Scheerhorn, Jannes<br />

Sebastain Schille, Alexandra Schreiner, Jil<br />

Stolka, Franziska Suhs, Charlene Teuber,<br />

Sina Witte und Kristina Wodegnal.<br />

Neue Krankenpfl egeschüler in der Theodor-Fliedner-Kirche.<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

11


„Transplantation“: Lernen vor Ort<br />

Besuch des Transplantationszentrums in Hannover<br />

Am 6. September 2012 ermöglichte das <strong>Marienstift</strong> uns, dem Gesundheits- und Krankenpfl<br />

egekurs GKP 10/13, das Transplantationszentrum der Medizinischen Hochschule Hannover<br />

(MHH) zu besuchen.<br />

Nach einer Anreise von <strong>Braunschweig</strong> nach Hannover mit Zug und Straßenbahn kamen wir<br />

um kurz nach 9 Uhr im Eingangsbereich der Hochschule an, wo wir schon von dem Gesundheits-<br />

und Krankenpfl eger Peter Hinrichs, der auf einer viszeralchirurgischen Station<br />

arbeitet, freudig erwartet wurden. Er sollte uns an diesem Tag als Begleiter und Ansprechpartner<br />

dienen. Die Führung begann in einem Transplantationsbüro, in dem wir über den<br />

Ablauf einer Transplantation aufgeklärt wurden. Dazu gehört die Voraussetzung für eine<br />

Transplantation, die Anmeldung des Empfängers, der Transport des explantierten Organs<br />

des Spenders sowie die Informierung des Empfängers, sobald ein geeignetes und passendes<br />

Organ bei einem Spender gefunden worden war.<br />

<strong>Braunschweig</strong>er in Hannover; rechts Dr. Jürgen Bothe und Ute Bansmann (r. kniend)<br />

sowie Peter Hinrichs (M.).<br />

Einblick in verschiedene Verfahren<br />

Anschließend wurden wir von Peter Hinrichs auf die viszeralchirurgische Station begleitet.<br />

Dort durften wir in einem Raum Platz nehmen, indem erste Fragen von uns beantwortet<br />

wurden. Kurze Zeit später erschien Dr. Gerrit Grannas, der die Transplantationen durchführt.<br />

Eine nähere Erläuterung erfolgte zum Thema Transplantation und weitere zahlreiche<br />

Fragen, die später aufgekommen waren, wurden mit großer Fachkenntnis beantwortet.<br />

Anhand einer Powerpoint-Präsentation wurde uns außerdem die Geschichte rund um die<br />

Transplantation (von der ersten Transplantation bis in die Gegenwart) verdeutlicht, sowie<br />

berühmte Persönlichkeiten vorgestellt, die das Transplantationsgeschehen sowohl in der<br />

Vergangenheit als auch in der Gegenwart signifi kant mitbestimmt und geprägt haben. Zusätzlich<br />

ermöglichte uns Dr. Grannas einen bildlichen Einblick in verschiedene operative<br />

Transplantationsverfahren und erklärte uns das Vorgehen während einer solchen Operation.<br />

Dabei ging er vor allem auf Nieren-, Leber- und Pankreastransplantationen ein.<br />

12 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012


Gespräch mit betroffenem Patienten<br />

Als Highlight des Tages durften wir mit einem nierentransplantierten Patienten sprechen,<br />

der eine Woche zuvor „ein zweites Leben“, wie er sagte, geschenkt bekommen hatte. Dieses<br />

Gespräch war für uns alle sehr eindrucksvoll und emotional, so dass es uns noch lange<br />

bewegen wird. Seine Lebensqualität, so sagte er weiter, sei innerhalb eines Tages nach Aufwachen<br />

aus der Narkose von drei auf zehn gestiegen. Schmerzen und andere postoperativen<br />

Beeinträchtigungen seien schnell vergessen gewesen oder wurden in den Hintergrund<br />

gestellt. Dies sei kein Vergleich zum vorigen Leben, in dem er sechs Mal die Woche zur Dialyse<br />

musste, die ihn erheblich in seinem Tagesablauf und seiner Tagesgestaltung beeinträchtigte.<br />

Mit dem neuen Organ fällt nun dieses „alte Leben“ weg. Auf die Frage, wie es ihm<br />

mit einem fremden Organ in seinem Körper gehe, antwortete er indirekt mit Freude und<br />

Tatendrang hinsichtlich seines jetzigen Lebens, welches er gleich nach der Entlassung aus<br />

dem Krankenhaus mit einer wohlverdienten Urlaubsreise gemeinsam mit seiner Frau starten<br />

werde.<br />

Besuch der Intensivstation<br />

Zum Abschluss wurde uns ein Besuch auf einer Intensivstation ermöglicht. Die Intensivstation,<br />

die wir besichtigen durften, behandelt überwiegend transplantierte Patienten in der<br />

akuten postoperativen Phase. Der Stationsleiter, der eindrucksvoll über die Arbeit und Pfl ege<br />

auf einer Intensivstation aufklärte, zeigte uns nicht nur die Abteilungen und Räumlichkeiten<br />

mit ihren Gerätschaften, sondern auch einen typischen Intensivbettenplatz mit all<br />

seinen Monitoren und maschinellen Einrichtungen. Zusätzlich betonte er auch den hohen<br />

Anspruch bzw. die Komplexität der Arbeit, die die Pfl ege auf solch einer Intensivstation erfordere.<br />

Nach der Besichtigung der Intensivstation neigte sich der Tag in der MHH dem Ende zu und<br />

wir bedankten uns bei Peter Hinrichs für die Gespräche, Führungen, Beantwortung unserer<br />

Fragen und für den informativen Einblick in das Thema Transplantation.<br />

Nachdenken über Organspendeausweis<br />

Anhand des Gesprächs und des gesamten Tages wurde uns allen deutlich, wie wichtig eigentlich<br />

das Thema Transplantation für alle Menschen ist. Aber wer hat schon einen Organspendeausweis?!<br />

Auch für diese Angelegenheit wurden wir sensibilisiert, so dass man davon<br />

ausgehen kann, dass wir alle uns nun mehr Gedanken über dieses Thema machen als<br />

vorher und das Ausfüllen eines Organspendeausweises immer mehr in Betracht kommt.<br />

In diesem Sinne möchte sich der GKP 10/13 beim <strong>Marienstift</strong>, aber auch bei dem begleitenden<br />

Lehrern Ute Bansmann und Dr. Jürgen Bothe bedanken, dass wir einen spannenden<br />

und abwechslungsreichen Tag erleben durften, der uns noch lange Zeit als Teil der Ausbildung<br />

in Erinnerung bleiben wird.<br />

Der Artikel wurde von den Schülerinnen der Ausbilungsstätten des <strong>Marienstift</strong>es Julia Speck<br />

und Nadine Schirmer verfasst.<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

13


Wichtiger als eine Note<br />

ist die Bewältigung der Not<br />

Mehr öffentliche Anerkennung für die Altenhilfe<br />

Müssen Verantwortungsträger wach geküsst<br />

werden?<br />

Alle können sich freuen, dass immer<br />

mehr Menschen in Deutschland älter<br />

werden. Der Anteil der über 65-jährigen<br />

soll zwischen 2011 und 2030 im Bundesschnitt<br />

um etwa 32 Prozent zunehmen.<br />

Ältere Menschen werden gebraucht,<br />

um gemeinsam mit jüngeren<br />

vor allem die sozialen und wirtschaftlichen<br />

Herausforderungen in den nächsten<br />

Jahren zu meistern. Keiner gehört<br />

auf ein Abstellgleis, sondern alle gehören<br />

mitten in das pulsierende Leben.<br />

Allerdings darf das Älterwerden auch<br />

nicht einfach glorifi ziert werden. Mit zunehmendem<br />

Alter steigt auch der Anteil<br />

der Pfl egebedürftigen. In der Altersgruppe<br />

der 75 bis 79-jährigen sind etwa<br />

10 Prozent pfl egebedürftig, in der Gruppe<br />

der 80 bis 84-jährigen 20 Prozent<br />

und in der Gruppe der ab 90-jährigen<br />

59 Prozent.<br />

Familien und Einzelpersonen sind im<br />

häuslichen Umfeld häufi g bei der Pfl ege<br />

ihrer Angehörigen auf leisen Sohlen als<br />

Helden der alltäglichen Nächstenliebe<br />

tätig. Doch auch für sie ist wichtig zu<br />

wissen, dass es unterschiedliche Hilfe-<br />

Träger unterschiedlicher Hilfe-Angebote<br />

gibt, ambulante und (teil-, vor-) stationäre,<br />

um grundsätzlich eine Wunsch-,<br />

Wahl- und Wechselfreiheit zu haben.<br />

Weil es keine „Einheitsmenschen“ und<br />

auch keine „Einheitssituation“ gibt, erscheint<br />

grundsätzlich eine Gleichwertigkeit,<br />

Gleichberechtigung und Durchlässigkeit<br />

der Angebote notwendig. Wer<br />

14 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Kommentar<br />

zu Hause keine angemessene Hilfe erhalten<br />

kann, ist in einem gut geführten<br />

Altenheim besser aufgehoben. Ist jedoch<br />

die Pfl ege in den eigenen vier<br />

Wänden leistbar und zu verantworten,<br />

hat der Grundsatz „ambulant vor stationär“<br />

Sinn. Es kommt eben auf die individuelle<br />

Situation an.<br />

Altenheime – bundesweit gibt es 11600,<br />

in Niedersachsen 1427, in <strong>Braunschweig</strong><br />

31 vollstationäre Pfl egeeinrichtungen –<br />

sollten nicht pauschal als „isolierte Wartesäle<br />

auf das Lebensende“ verdächtigt<br />

oder als „totale Schutzhaft der Hilfsbereitschaft“<br />

abgewertet werden. Wer<br />

Ängste und Vorurteile sät, braucht sich<br />

über stressige Panikreaktionen, über ein<br />

unbegründetes schlechtes Gewissen von<br />

Angehörigen als Früchte nicht wundern.<br />

Was noch im Mittelalter „Siechenhäuser“<br />

für hilfsbedürftige Arme und Kranke,<br />

nach 1945 zunächst „Anstalten mit<br />

Insassen“, später „Mini-Krankenhäuser<br />

mit Patienten“ waren, sind heute in der<br />

Regel „offene Wohnheime für pfl egebedürftige<br />

Bewohner“, die sich durch eine<br />

Wohn-, Pfl ege- und auch neue Lebensqualität<br />

als Teil des Gemeinwesens auszeichnen<br />

können.<br />

Allerdings gibt es notwendige Weckrufe:<br />

1. Die schleichende Gefährdung der<br />

Wirt schaftlichkeit.<br />

Viele Altenheime, aber auch ambulante<br />

Pfl egedienste stehen wirtschaftlich mit<br />

dem Rücken zur Wand. Besonders dann,


wenn zum Beispiel die tarifbedingte<br />

Steigerung der Personalkosten und die<br />

Steigerung der Sachkosten wie Energiekosten<br />

nur zum Teil über die Preise refi -<br />

nanziert, wenn in einer Wettbewerbssituation<br />

tarifgebundene Häuser schlechter<br />

als andere gestellt werden. Ein menschengerechtes,<br />

bewohner-, angehörigen-<br />

und mitarbeiter- sowie<br />

gemeinwesenorientiertes Altenheim<br />

kann man jedoch nicht allein betriebswirtschaftlich<br />

und bürokratisch führen.<br />

Wichtiger als eine „Note“ ist die Bewältigung<br />

der „Not“, um Lebensqualität<br />

auch in der Pfl egebedürftigkeit zu ermöglichen.<br />

Voraussetzung sind jedoch<br />

qualifi zierte und engagierte Mitarbeiter<br />

mit einem ethischen Kompass, verwurzelt<br />

in einem christlichen<br />

Menschenbild,<br />

die gefördert und<br />

nicht ökonomisch instrumentalisiert<br />

oder<br />

öffentlich durch Verallgemeinerung<br />

von<br />

Missständen abgeschreckt<br />

werden dürfen.<br />

2. Die schleichende<br />

Entwertung des<br />

einzelnen Pfl egebedürftigen.<br />

Viele Heime, in denen immer ältere und<br />

kränkere, häufi g an einer Demenzerkrankung<br />

leidende Bewohner für immer<br />

kürzere Zeit leben, wollen keine Fließband-<br />

oder Schnellpfl ege leisten. Durch<br />

den Kosten- und Arbeitsdruck, sowie<br />

die vielen bürokratischen Vorgaben und<br />

Kontrollen von außerhalb jedoch stehen<br />

nicht selten die geforderte Dokumentation<br />

und eine angestrebte „Note“ im<br />

Vordergrund der Dienstleitungen der<br />

Mitarbeitenden und immer seltener die<br />

Frage nach dem individuellen Wohlbe-<br />

fi nden eines Bewohners. Durch das systematische<br />

Einsortieren von Menschen<br />

in die Schubfächer der Pfl egestufen wird<br />

eine Kultur des individuellen Vertrauens<br />

und der persönlichen Verantwortung in<br />

einer konkreten Lebenslage immer<br />

schwieriger. Zur Würde eines Menschen<br />

gehört jedoch mehr als Selbstbestimmung,<br />

Essen, Trinken und Wohnen, sondern<br />

auch Teilhabe am Leben, vor allem<br />

tatsächliche Wertschätzung und Zuwendung<br />

in einem dialogischen Geschehen.<br />

Auch ein an Alzheimer erkrankter pfl egebedürftiger<br />

Mensch ist Träger einer<br />

unverlierbaren Würde.<br />

3. Die schleichende Abhängigkeit von<br />

der Sozialhilfe.<br />

Das Pfl ege-Neuausrichtungs-Gesetz<br />

(PNG),<br />

das ab 1. Januar 2013<br />

in Kraft tritt, stärkt<br />

die ambulante Versorgung,<br />

leider jedoch<br />

nicht den stationären<br />

Bereich. Vor allem<br />

bleiben die Fragen<br />

der medizinischen Behandlungspflege<br />

in<br />

„Mitten im Leben“.<br />

der stationären Altenhilfe<br />

sowie die zeitnahe<br />

Umsetzung des neuen Pfl egebedürftigkeitsbegriffs<br />

offen. Die Pfl eg<strong>ev</strong>ersicherung<br />

(1995/96), die die Sozialhilfeabhängigkeit<br />

pfl egebedürftiger Menschen<br />

verringern wollte, aber auch die Gesellschaft<br />

selbst ist herausgefordert, da in<br />

Zukunft immer mehr Menschen mit geringem<br />

Renteneinkommen ihre professionelle<br />

Pfl ege nicht mitfi nanzieren können.<br />

Werden menschenwürdige Rahmenbedingungen<br />

glaubwürdig – bei Beachtung<br />

des Blickwinkels der Pfl egebedürftigen<br />

–, nachhaltig – bei Beachtung<br />

der demografi schen Entwicklung – sowie<br />

politisch – bei Beachtung der fi nan-<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

15


ziellen Notwendigkeiten – angestrebt?<br />

Attraktive Ausbildung und attraktive Arbeitsplätze<br />

haben ihren Preis. Ein unfairer<br />

Preiswettbewerb gefährdet einen fairen<br />

Qualitätswettbewerb.<br />

Wenn einer Gesellschaft ein menschliches<br />

Gesicht wichtig ist, dann schlägt ihr<br />

Herz auch für die Pfl ege. Und die Mittel,<br />

die die Not wenden können, werden zur<br />

Verfügung gestellt. Und Verantwortungsträger<br />

werden wach gerüttelt.<br />

16 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Burkhard Budde<br />

(Dr. Burkhard Budde ist Vorstandsvorsitzender<br />

des Niedersächsischen Evangelischen<br />

Verbandes für Altenhilfe und ambulante<br />

pfl egerische Dienste (NEVAP),<br />

der übergreifend für die landeskirchlichen<br />

Diakonischen Werke tätig ist und<br />

als größter Fachverband in Niedersachsen<br />

169 Träger mit 283 ambulanten und<br />

stationären Altenhilfeeinrichtungen vertritt.)<br />

Der Kommentar ist in gekürzter Fassung<br />

in der <strong>Braunschweig</strong>er Zeitung am 26.<br />

November 2012 veröffentlicht worden.


Menschen mit Demenz im Krankenhaus<br />

Von Monika Gr<strong>ev</strong>elt, Pfl egedienstleiterin<br />

Es ist uns gelungen, im klinischen Alltag eine Verbesserung der Versorgung und Zuwendung<br />

im Umgang mit Patienten, die an Demenz erkrankt sind, zu erreichen. Begonnen hat<br />

das Projekt im September 2011 vorrangig mit der Schulung aller Mitarbeiter der Station der<br />

Inneren Klinik. Die Pfl egenden wurden einem zweitägigen Intensivkurs durch die Fachreferenten<br />

der gerontopsyiatrischen Behandlungsstelle am Bett unterzogen, wo sie neben<br />

Grundlagenwissen Kenntnisse zum verantwortungsbewussten Umgang mit den Betroffenen<br />

und deren Angehörigen vermittelt bekamen. Darüber hinaus wurden Ideen für die Orientierung<br />

und Beschäftigung erarbeitet, die bereits in den bestehenden hausinternen Leitfaden<br />

zum Umgang mit demenziell erkrankten Patienten eingearbeitet werden konnten.<br />

In einem zweiten Schritt wurde eine Mitarbeiterin als Betreuerin für folgende Aufgaben/Tätigkeiten<br />

freigestellt, die täglich die Stationsteams in der Betreuung unterstützt:<br />

Patientenbezogene Aufgaben/Tätigkeiten:<br />

– Begleitungsdienst (z. B.: Endoskopie, EKG, Röntgen)<br />

– Einzelbetreuung<br />

– Gruppenbetreuung auf Station – Beschäftigung mit demenzkranken Patienten (z. B.: Gesellschaftsspiele,<br />

Tageszeitung, Gedichte vorlesen, Musik hören, Singen, Biografi e – Erinnerungsarbeit<br />

– „Erinnerungsbox“).<br />

– Begleitende Mahlzeiten<br />

– Spaziergänge mit demenzkranken Patienten<br />

– Beweglichkeitstraining<br />

– Einbindung von Angehörigen (Einschränkung, Wünsche, Rituale ermitteln)<br />

– Krankenbeobachtung<br />

– Dokumentation und Pfl egebericht<br />

Mitarbeiterbezogene Aufgaben/Tätigkeiten:<br />

– Zusammenarbeit mit der Teamleitung / Bereichspfl egekraft<br />

– Information an Schnittstellen über Begleitung des an Demenz erkrankten Patienten<br />

– Rückmeldung an Bereichspfl egekraft<br />

Sonstige Tätigkeiten:<br />

– Einhaltung von arbeits- und gesundheitsrechtlichen rel<strong>ev</strong>anten Vorschriften (Hygien<strong>ev</strong>erordnung).<br />

– Einhaltung des hausinternen Standards.<br />

Ein bereits hausintern entwickelter Flyer gibt Informationen u. a. über Aufnahmesituation<br />

von Patienten mit Demenz im Krankenhaus sowie eine Übersicht, an welchen Personenkreis<br />

man sich im Krankenhaus wenden kann.<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

17


Menschenwürdige Behandlung<br />

Fortbildung zum Thema „Demenz“<br />

Es ist sehr erfreulich, dass immer mehr<br />

Menschen immer älter werden. Gleichzeitig<br />

gibt es leider eine Zunahme von Menschen,<br />

die im fortgeschrittenen Alter an einer Demenz<br />

erkranken. Auf der Inneren Klinik des<br />

Krankenhauses des <strong>Marienstift</strong>es sollen sie<br />

fachlich kompetent und menschenwürdig<br />

behandelt und begleitet werden.<br />

Im Rahmen einer zweitägigen Fortbildungsveranstaltung<br />

„Demenziell erkrankte Menschen<br />

im Krankenhaus“ im September<br />

2012 wurden Mitarbeiter geschult. Die Diplom-<br />

Sozialpädagogin und Geragogin Monika<br />

Pretscher von ambet e.V. – Gerontopsychiatrische<br />

Beratungsstelle vermittelte<br />

den Teilnehmern Basiswissen und grundlegende<br />

Kompetenzen im Umgang mit demenziell<br />

erkrankten Patienten. Gleichzeitig<br />

wurde die Situation der Angehörigen berücksichtigt.<br />

18 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Freude beim Lernen.<br />

Gemeinschaftliches Lernen.<br />

Monika Pretscher.<br />

Die gute und menschliche Atmosphäre bei<br />

der Fortbildung trug zu den positiven Lerneffekten<br />

bei – zugunsten der Motivation<br />

und Kompetenz der Mitarbeitenden sowie<br />

der betroffenen Personen, die eine besondere<br />

Hilfe und Empathie brauchen.


Mensch bleiben, selbst wenn es menschelt<br />

Pfl egedienstleiterin Monika Gr<strong>ev</strong>elt aus dem aktiven Dienst ausgeschieden<br />

Menschen, die das <strong>Marienstift</strong> tift kennen<br />

lernen, sind von der „menschlichen schlichen<br />

Atmosphäre“ beeindruckt. t. „Hier<br />

bist du Mensch, keine Nummer“, ummer“,<br />

sagen immer wieder Patienten nten des<br />

Krankenhauses der diakonionischen Einrichtung in Braun-<br />

schweig. Dass diese Erfahrung<br />

bis zum heutigen<br />

Tag möglich ist, liegt<br />

auch an Monika Gr<strong>ev</strong>elt<br />

(60), seit 20 Jahren Pfl egedienstleiterin,<br />

die am<br />

1. Dezember 2012 in die<br />

Freistellungsphase der Altersteilzeit<br />

gegangen ist.<br />

„Christliche Wurzeln“<br />

Gerne erinnert sie sich an<br />

ihre Kindheit und Jugendzeit, in<br />

der sie vor allem durch ihre<br />

Großmutter „christliche Wurzeln“ kennenlernte.<br />

Die christliche Erziehung in Böhmswalde<br />

im Kreis Gleiwitz, im heutigen Polen,<br />

war für sie besonders bedeutsam, als sie<br />

mit 16 Jahren ein Schülerpraktikum im<br />

städtischen Klinikum in Wolfsburg machte.<br />

Monika Gr<strong>ev</strong>elt.<br />

Hier erlebte<br />

sie, wie eine junge Frau,<br />

die Kinde Kinder hatte, im Sterben lag.<br />

Lieb<strong>ev</strong>oll<br />

kümmerte sich eine Diako-<br />

nisse, die<br />

von einem Diakonissen-<br />

mutterha mutterhaus zum Dienst in das<br />

„welt „weltliche Krankenhaus“ ent-<br />

san sandt war, um die Frau und<br />

ih ihre Angehörigen, aber auch<br />

um u die Praktikantin Monika<br />

Gr<strong>ev</strong>elt: G „Sie nahm sich<br />

Zeit, erklärte mir vieles. Vor<br />

allem verstand ich jetzt<br />

meine Großmutter, welche<br />

Bedeutung der Glaube<br />

und das Urvertrauen<br />

in Gott hat.“<br />

Dieses Schlüsselerlebnis<br />

hatte Weichen gestellt. Im<br />

Gifhorner Krankenhaus –<br />

1971 war der Betreiber noch ein<br />

<strong>ev</strong>angelischer Verein – machte<br />

sie eine Krankenpfl egeausbildung, wurde<br />

Krankenschwester, arbeitete auf der Intensivstation<br />

und als Hygienefachschwester und<br />

wurde schließlich Assistentin der Oberin.<br />

1989/90 schloss sich eine Fachweiterbildung<br />

zur Pfl egedienstleitung in Mannheim an.<br />

Vorstand, Pfl egedienstleitung und leitende Ärzte bilden die Klinikkonferenz. Foto Heike Otto<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

19


„Dienst am Nächsten“<br />

Mit diesen Erfahrungen und Kenntnissen<br />

kam sie 1992 ins <strong>Marienstift</strong>. Der damalige<br />

Vorstand – Direktor Pastor Egbert Tröger,<br />

Oberin Karin Hille und Verwaltungsdirektor<br />

Dieter Woschny – suchten eine Pfl egedienstleiterin,<br />

die die Krankenpfl ege professionalisiert<br />

und sich gleichzeitig als<br />

„Dienst am Nächsten“ versteht. Monika<br />

Gr<strong>ev</strong>elt versprach bei ihrer Einführung vor<br />

20 Jahren: „Ich werde mich für eine selbstverantwortliche,<br />

umfassende Pfl ege auf der<br />

Grundlage gewachsener christlicher Traditionen<br />

in einer Zeit immer knapper werdender<br />

Ressourcen einsetzen.“ Das war allerdings<br />

leichter gesagt, als getan. Schon damals<br />

wusste sie, dass sie auf „Solidarität“<br />

angewiesen sein würde.<br />

Eine treue Mitstreiterin wurde die Diakonisse<br />

Schwester Luise Reitmann (gestorben<br />

2010), die von 1969 bis 1988 selbst Pfl egedienstleiterin<br />

im <strong>Marienstift</strong> war, damals im<br />

Mutterhaus lebte, aber auf leisen Sohlen<br />

viel „Menschliches“ im Krankenhaus bewegte,<br />

das im baulichen und organisatorischen<br />

Umbruch begriffen war. Schwester<br />

Luise wurde ihre Beraterin und Seelsorgerin.<br />

Bei „besonderen Herausforderungen<br />

der Seele wie Verletzungen und Streitereien“<br />

– bei Menschenführung, Organisationsentwicklung<br />

und Strukturveränderungen<br />

leider nicht immer zu vermeiden –<br />

braucht auch eine Führungspersönlichkeit<br />

ein offenes Ohr, ein verständnisvolles Herz<br />

und Wertschätzung. Schwester Luise bot<br />

jedoch noch mehr. Monika Gr<strong>ev</strong>elts Augen<br />

leuchten, als sie erzählt: „Schwester Luise<br />

kannte die Trostquelle des Evangeliums. Die<br />

Aussagen biblischer Worte und Erfahrungen<br />

konnten mir damals und können mir<br />

noch heute Kraft vermitteln.“<br />

„Tiefgreifender Wandel“<br />

Monika Gr<strong>ev</strong>elt, die vor allem für die Leitung<br />

und Organisation des Pfl ege- und<br />

Funktionsdienstes sowie für die Sicherstel-<br />

20 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

lung der pfl egerischen Versorgung der Patienten<br />

verantwortlich war, musste in einer<br />

Zeit des tiefgreifenden Wandels im<br />

Krankenhauswesen Pionierarbeit leisten<br />

und ein modernes und zeitgemäßes Pfl eg<strong>ev</strong>erständnis<br />

und Pfl egemanagement<br />

aufbauen: Der mündige Mitarbeiter –<br />

auch die Pfl egekraft – wollte kein unselbstständiger<br />

Bittsteller oder gehorsamer<br />

Erfüllungsgehilfe eines Vorgesetzten oder<br />

anderer Berufsgruppen sein, sondern<br />

gleichberechtigter Partner auf Augenhöhe.<br />

„Und als Leiterin des Pfl egedienstes<br />

konnte ich ja nur das verantworten, was<br />

ich steuern konnte“, erläutert Monika<br />

Gr<strong>ev</strong>elt. Angestrebt wurde eine gleichberechtigte<br />

und partnerschaftliche, professionelle<br />

und interdisziplinäre, patienten- sowie<br />

prozessorientierte Zusammenarbeit in<br />

einer christlichen Dienstgemeinschaft.<br />

Aber auch die Förderung und Qualifi zierung<br />

der Mitarbeiter sowie die notwendigen<br />

Strukturveränderungen angesichts<br />

des Fortschritts in der Medizin und Pfl ege<br />

gehörten dazu. Ihr rückblickendes Fazit:<br />

„Wir sind auf dem Weg vorangekommen,<br />

aber noch nicht am Ziel. Einen Stillstand<br />

wird es nie geben.“<br />

„Chancen mit neuen Mitarbeitern“<br />

Vor allem mit neuen Mitarbeitern gebe es<br />

immer wieder neue Chancen, Kontinuität<br />

bzw. Tradition und Erneuerung bzw. Modernität<br />

als zwei Seiten der Zukunftsfähigkeit<br />

zu stärken. Deshalb sei auch die Krankenpfl<br />

egeschule des <strong>Marienstift</strong>es so wichtig,<br />

die den Nachwuchs auf den Berufsalltag<br />

vorbereite und das neue Pfl eg<strong>ev</strong>erständnis<br />

– vor allem die professionelle,<br />

eigenverantwortliche, patientenorientierte<br />

und ganzheitliche Pfl ege – unterstütze. Das<br />

Erbe der Diakonissen – gerade angesichts<br />

der Versuche der Fremdbestimmung durch<br />

die Ökonomie und Bürokratie – müsse in<br />

neuer Form erhalten bleiben und weitergegeben<br />

werde. Was sie damit meine? Die<br />

„positiven Wurzeln der Diakonissenschwesternschaft<br />

auf der Basis christlicher Ethik“:


Zum Beispiel die Ganzheitlichkeit („Die Einheit<br />

von Körper, Seele, Geist und Soziales“.),<br />

die Dienstgemeinschaft („Das gleichberechtigte<br />

Team mit einem dienenden<br />

Auftrag.“), die Glaubwürdigkeit („Die ethische<br />

Verantwortung aus dem christlichen<br />

Glauben.“), die Menschlichkeit („Der Vorrang<br />

des Menschen vor der Bürokratie und<br />

der Ökonomie.“).<br />

„Dankbarer Rückblick“<br />

Monika Gr<strong>ev</strong>elt blickt dankbar zurück. Viele<br />

Ziele konnte sie erreichen – „aber nur<br />

mit Hilfe aller Mitarbeiter im Pfl egedienst,<br />

wozu ich stellvertretend Schwester Marion<br />

Effertz als Qualitätsbeauftragte in der Pfl ege<br />

zähle, aber auch die Stationsleitungen<br />

als Motor und Gestalter der Stationen sowie<br />

alle Berufsgruppen, die am Behandlungsprozess<br />

der Patienten beteiligt sind,<br />

sowie des Vorstandes, der mir Vertrauen<br />

geschenkt und den Rücken gestärkt hat,“<br />

betont eine Frau, an die viele nach ihrem<br />

Ausscheiden aus dem aktiven Dienst gerne<br />

denken – weil sie immer Mensch und sich<br />

selbst treu geblieben ist, selbst wenn es<br />

manchmal „menschelte“.<br />

Burkhard Budde<br />

Angestrebt wurde eine gleichberechtigte und partnerschaftliche,<br />

professionelle und interdisziplinäre, patienten- sowie prozessorientierte<br />

Zusammenarbeit in einer christlichen Dienstgemeinschaft.<br />

Monika Gr<strong>ev</strong>elt<br />

Neuer Pfl egedienstleiter Jörg Waldmann<br />

Ausbildung im <strong>Marienstift</strong><br />

Zum Nachfolger von Monika Gr<strong>ev</strong>elt wählte der Vorstand Jörg<br />

Waldmann aus <strong>Braunschweig</strong>, der am 1. Januar 2013 seinen<br />

Dienst im <strong>Marienstift</strong> beginnen wird.<br />

Der 44-jährige Jörg Waldmann ist in Wolfenbüttel geboren und<br />

gehört der <strong>ev</strong>angelischen Kirche an. Seit 2007 ist er Abteilungsleiter<br />

in der Pfl egedirektion für den Pfl ege- und Funktionsdienst<br />

des Klinikums Wolfenbüttel. Ein berufsbegleitendes Studium im<br />

Studiengang Pfl egemanagement an der Fakultät Wirtschafts-<br />

und Sozialwissenschaften der Hochschule Osnabrück schließt er<br />

voraussichtlich im Wintersemester 2012 ab.<br />

Jörg Waldmann, der im <strong>Marienstift</strong> eine Ausbildung zum Krankenpfl eger gemacht<br />

hat, verfügt über viel Erfahrung; er hat zum Beispiel den Zentral-OP des Klinikums in<br />

Wolfenbüttel geleitet sowie Fachweiterbildungen zum Fachkrankenpfl eger für den<br />

OP-Dienst sowie für Leitungsaufgaben gemacht.<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

21


„Mensch keine Ware“<br />

Volkswirt sprach im <strong>Marienstift</strong> über „Gesundheitsmarkt“<br />

Rainer Rinne, Stefan Stehl, Dr. Kurt Fontheim, Dr. Jörn Quitzau, Dr. Burkhard Budde,<br />

Dr. Peter Bosse, Prof. Dr. Horst Günter (v. l. n. r.); sitzend Torben Friedrich-Jäger,<br />

Dr. Sibylle Ebinal und Heike Otto (r.).<br />

Für viele Menschen gehört zum Glücklichsein<br />

und Glücklichwerden die Gesundheit.<br />

Die Neigung, auch privat etwas mehr für das<br />

Thema „eigene Gesundheit“ auszugeben,<br />

nehme besonders bei steigendem Einkommen<br />

zu, sagte Dr. Jörn Quitzau, Volkswirt<br />

bei der Berenberg Bank aus Hamburg, auf<br />

einer Veranstaltung des <strong>Braunschweig</strong>er<br />

<strong>Marienstift</strong>es am 15. November 2012. Der<br />

Gesundheitsmarkt in Deutschland würde<br />

„beschleunigt und überdurchschnittlich“<br />

wachsen, allerdings auch wegen der demografi<br />

schen Entwicklung sowie des technischen<br />

Fortschritts. Pro Jahr würden in<br />

Deutschland beispielsweise 800 000 Augenoperationen<br />

am „Grauen Star“ vorgenommen.<br />

Die Gesundheitswirtschaft sei mit 3,7<br />

Millionen Beschäftigten – mit „Wellness“<br />

und „Fitness“ etwa 6 Millionen –, vor der<br />

Bauwirtschaft (2,3 Millionen), dem Maschinenbau<br />

(eine Millionen) und der Automobilindustrie<br />

(0,8 Millionen) Spitzenreiter. Ihre<br />

gesamtwirtschaftliche Bedeutung werde<br />

durch den 12,6 Prozent-Anteil an der Ge-<br />

22 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

samtbeschäftigung und 11,3 Prozent-Anteil<br />

an der Wertschöpfung deutlich. „Gesundheit“<br />

im umfassenden Sinne sei jedoch kein<br />

„wirtschaftliche Gut“, das geeignet sei, Gewinne<br />

zu maximieren, sagte der Referent.<br />

Auch Dr. Burkhard Budde, Vorstandsvorsitzender<br />

des <strong>Marienstift</strong>es, hatte zuvor in seiner<br />

Begrüßung darauf hingewiesen, dass<br />

der Mensch nach dem Selbstverständnis<br />

der Diakonie keine Ware bzw. kein Produkt<br />

sei; ein Krankenhaus oder ein Altenpfl egeheim<br />

keine Fabrik bzw. keine Reparaturwerkstatt.<br />

Wirtschaftliches, ökologisches,<br />

fachliches, soziales, menschliches und<br />

christliches Denken sollten vor allem in einer<br />

kirchlichen Einrichtung eine „untrennbare<br />

Einheit“ bilden, wobei der einzelne<br />

Mensch und seine konkrete Situation im<br />

Mittelpunkt aller Dienstleistungen stehe,<br />

wenn man glaubwürdig bleiben wolle.<br />

Die Erfahrung der helfenden Annahme<br />

könne ein Glück selbst im Unglück darstellen,<br />

das auch eine neue spirituelle Sinnentdeckung<br />

des einzelnen ermögliche.


Aus der Gästeliste:<br />

Landgerichtspräsident a. D. Dr. Peter Bosse<br />

(Vorsitzender des Stiftungsrates des <strong>Marienstift</strong>es),<br />

Torben Friedrichs-Jäger (Leiter<br />

der Repräsentanz der Berenberg Bank in<br />

<strong>Braunschweig</strong>), Rainer Rinne (AOK-Regionaldirektor),<br />

Stefan Stehl (Barmer GEK-stv.<br />

Regionalgeschäftführer), Dekan i. R. Hein-<br />

Heinrich und Ingrid Deneke<br />

Prof. Dr. Horst Günter (r.) mit Dr. Kurt Fontheim.<br />

rich Denecke (Kurator der Stiftung Johanniterhaus<br />

<strong>Braunschweig</strong>), Prof. Dr. Horst<br />

Günter (Direktor des Institutes für Industrie-<br />

und Finanzmanagements in Prag), Dr.<br />

Kurt Fontheim (Leiter der Nerven-Klinik Liebenburg),<br />

Dr. Sibylle Ebinal (Salzgitter),<br />

Horst Herlitschke (ehemaliger stv. Technischer<br />

Leiter des <strong>Marienstift</strong>es).<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

23


24 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Treffpunkte<br />

Ulrike Fehrmann aus Wolfsburg.<br />

Präsident des Verwaltungsgerichts a. D. Enno Harms mit seiner Frau.


Ein „Kind des Hauses“ mit „freier Hand“<br />

Vorstand dankte Matthias Lotze zum 25-jährigen Dienstjubiläum<br />

Die „Schlüsselloch-Chirurgie“, die Laparoskopie,<br />

gehört heute zum „täglichen Brot“<br />

des Krankenhauses. Als sie 1992 in <strong>Braunschweig</strong><br />

eingeführt wurde, war die laparoskopische<br />

Cholerystektomie, die Gallenblasenentfernung<br />

mit kleinster Verletzung von<br />

Haut und Weichteilen, nicht selbstverständlich.<br />

Matthias Lotze (46), Gesamtleitung<br />

des Funktionsdienstes OP und Anästhesie<br />

des <strong>Marienstift</strong>es, erinnert sich an diese Pionierleistung:<br />

„Der damalige Oberarzt der<br />

chirurgischen Klinik Dr. Taylan Atalay, eine<br />

Schwester und ich sind damals nach Göttingen<br />

gefahren, um die neue Methode zu<br />

erlernen.“<br />

Der medizintechnische Fortschritt sei, so Lotze,<br />

wichtig für Patienten und Mitarbeiter.<br />

Eine Operation, die früher über drei Stunden<br />

gedauert habe, könne heute in 25 Minuten<br />

sicher durchgeführt werden. Fort- und Weiterbildungen,<br />

die „neuen Schwung“ brächten,<br />

seien eine wichtige Daueraufgabe für<br />

jeden Mitarbeiter. Weitere Innovationen bei<br />

guten Arbeitsbedingungen der Mitarbeiten-<br />

den zugunsten der Patienten blieben „spannend“.<br />

Lotze, der 1987 zunächst eine Ausbildung<br />

als Krankenpfl eger im <strong>Marienstift</strong> machte<br />

und deshalb auch als „ein Kind des Hauses“<br />

bezeichnet wird, dankte dem Vorstand<br />

für die „freie Hand“, für die „Gestaltungsfreiheit“,<br />

vor allem in fachlichen<br />

Fragen, natürlich im Rahmen der gesetzlichen<br />

und unternehmenspolitischen Vorgaben.<br />

Konstruktive Zusammenarbeit<br />

Die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit<br />

zwischen dem medizinischen<br />

und pfl egerischen Bereich habe sich rückblickend<br />

immer mehr entwickelt. Ein „kollegiales<br />

Verhältnis“ sei gewachsen. Weggefährten,<br />

die viele Jahre mit ihm zusammen arbeiteten,<br />

wüssten, „wie das <strong>Marienstift</strong><br />

tickt“ und worauf es ankomme, medizinisch,<br />

pfl egerisch, wohl aber auch menschlich-christlich.<br />

Angela Tiemann, Matthias Lotze, Dr. Burkhard Budde und Ralf Benninghoff (v. l. n. r.).<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

25


Musik, Verkündigung und Nächstenliebe<br />

Lektoren der Landeskirche im <strong>Marienstift</strong><br />

Helge Makrutski (89), die seit drei Jahren<br />

im Altenpfl egeheim Bethanien lebt, spielt<br />

regelmäßig Lieder auf dem Klavier der Palliativstation<br />

des Krankenhauses des <strong>Marienstift</strong>es<br />

in <strong>Braunschweig</strong>. Die leidenschaftliche<br />

Hobbykünstlerin will nicht nur mit ihren<br />

selbst hergestellten Büchern und Karten<br />

kranken Menschen Trost und Freude<br />

schenken, sondern auch mit ihrer Musik.<br />

Davon konnten sich am 4. Oktober 2012<br />

Lektoren der Ev. Luth. Landeskirche <strong>Braunschweig</strong><br />

überzeugen, die auf Anregung<br />

von Lektor Dr. Alexander Börger die diakonische<br />

Einrichtung besuchten und zufällig<br />

Helge Makrutski auf der Station begegneten<br />

und erlebten.<br />

26 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Oberärztin Dr. Simone Giller hatte zuvor<br />

über das Konzept der Palliativstation informiert,<br />

zu der acht wohnlich eingerichtete<br />

Zimmer gehören. Ziel sei die Leidensminderung<br />

durch Palliativmedizin und Palliativpfl<br />

ege sowie die Verbesserung der Lebensqualität<br />

schwerstkranker Patienten. Ein<br />

multiprofessionelles Team umfasse neben<br />

der spezialisierten ärztlichen und pfl egerischen<br />

Betreuung die Bereiche Seelsorge,<br />

Physiotherapie, Sozialarbeit und Musik. Die<br />

Einbindung der Angehörigen habe eine besondere<br />

Bedeutung. Ein Angehöriger kann<br />

zum Beispiel in dem Zimmer mit übernachten.<br />

Die Gemeinschaftsküche auf der Station<br />

sei ein möglicher Ort zum gegenseitigen<br />

Helge Makrutzki beim Klavierspielen auf der Palliativstation.


Austausch und Gespräch. Die vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit mit den niedergelassenen<br />

Haus- und Fachärzten, aber auch mit<br />

dem Team der ambulanten spezialisierten<br />

Palliativversorgung (SAPV) sowie dem stationären<br />

Hospiz, den ambulanten Pfl egediensten<br />

und Altenheimen gehöre zum<br />

<strong>Braunschweig</strong>er Netzwerk.<br />

Dienst gewürdigt<br />

Zu Beginn ihres Besuches lernten die Lektoren<br />

die hauseigene Fliedner-Kirche mit<br />

der „Adi Holzer Kunst“ sowie die Diakonische<br />

Galerie mit der Geschichte der Diakonissenbewegung<br />

im Mutterhaus kennen.<br />

Vorstandsvorsitzender Dr. Burkhard Budde<br />

berichtete darüber hinaus über die wirtschaftliche<br />

und diakoniepolitische Situation<br />

des <strong>Marienstift</strong>es angesichts der Markt-<br />

und Wettbewerbssituation sowie der gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen und würdigte<br />

den ehrenamtlichen Dienst der Lektoren<br />

der Landeskirche: „Ihre vielfältigen<br />

Erfahrungen aus dem Berufs- und Alltagsleben<br />

tragen zur Stärkung der Glaubwürdigkeit<br />

der Verkündigung in den Gottesdiensten<br />

bei.“ Lektoren seien keine „Lückenfüller“,<br />

sondern qualifi zierte Verantwortungsträger,<br />

die für die Kontinuität<br />

und die Authentizität des gottesdienstlichen<br />

Lebens wichtig seien. Über 200 Personen<br />

sollen in der <strong>Braunschweig</strong>er Landeskirche<br />

in dem ehrenamtlichen Verkündigungsdienst<br />

tätig sein.<br />

„Passende Worte fi nden“<br />

Helge Makrutzki jedenfalls, „originelle Berlinerin<br />

und jetzt auch originelle <strong>Braunschweig</strong>erin“,<br />

freut sich schon darauf, wenn ein<br />

Lektor demnächst (wieder) von der Kanzel<br />

der Fliedner-Kirche predigt und auch durch<br />

„passende Worte“ – und nicht nur durch<br />

Musik – Freude bereitet. Denn alle Veranstaltungen<br />

aus der Kirche werden per Bild<br />

und Ton in die Zimmer des Krankenhauses<br />

und die des Altenpfl egeheimes übertragen.<br />

Oberärztin Dr. Simone Giller (r.) freut sich mit den Lektoren über die Klaviermusik.<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

27


Keinen im Sterben allein lassen<br />

Von Chefarzt Dr. Rainer Prönneke<br />

28 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Sterbehilfe aus<br />

palliativmedizini<br />

scher<br />

Sicht<br />

Die Palliativmedizin<br />

befasst sich intensiv<br />

mit lindernden Maßnahmen<br />

bei Schwerkranken<br />

und Sterbenden.<br />

Eine palliative Versorgung beinhaltet<br />

eine medizinische, pfl egerische, psycho-soziale<br />

und seelsorgerische Behandlung.<br />

Im Zusammenhang mit der Palliativmedizin<br />

fällt oft der Begriff „Sterbehilfe“. Zur Vermeidung<br />

von Unsicherheiten und Missverständnissen<br />

ist es notwendig, die bestehenden<br />

Defi nitionen zu kennen und auf die<br />

gesetzlich gesicherten Behandlungsmöglichkeiten<br />

in Deutschland hinzuweisen. Die<br />

vier Formen der Sterbehilfe werden im Folgenden<br />

erläutert:<br />

Die aktive Sterbehilfe<br />

Hierbei handelt es sich um die ärztlich<br />

durchgeführte Tötung von Schwersterkrankten,<br />

die unter unerträglichen Qualen<br />

leiden und mehrfach das Verlangen auf<br />

eine medizinische Beendigung ihres Lebens<br />

geäußert haben. Nach Begutachtung von<br />

zwei Ärzten können diese Betroffenen<br />

dann mit einer ärztlich durchgeführten Injektion<br />

getötet werden. Weltweit ist dieses<br />

Vorgehen nur in den Beneluxstaaten ohne<br />

Strafverfolgung möglich.<br />

Die Beihilfe zur Selbsttötung<br />

(assistierter Suizid)<br />

Hier wird Schwererkrankten auf ihren<br />

Wunsch hin eine Möglichkeit geboten, sich<br />

selbst zu töten. Voraussetzung ist ebenfalls<br />

unerträgliches Leiden bei einer schweren<br />

Erkrankung. Konkret setzt der Betroffene<br />

selbstständig eine ärztlich empfohlene<br />

Spritzenpumpe in Gang, die ein schnell<br />

zum Tode führendes Medikament enthält.<br />

Im Unterschied zur aktiven Sterbehilfe führt<br />

der Kranke hier seinen Tod selbst herbei.<br />

Der assistierte Suizid wird in Europa nur in<br />

der Schweiz von zwei Organisationen<br />

durchgeführt.<br />

Die indirekte Sterbehilfe<br />

Bei dieser ärztlichen Behandlung wird dem<br />

Schwerstkranken und Sterbenden bei Beschwerden<br />

zur Linderung ein Medikament<br />

verabreicht, wobei ein möglicher vorzeitiger<br />

Todeseintritt in Kauf genommen wird.<br />

Das Motiv der ärztlichen Handlung liegt<br />

hier aber ausschließlich auf der Leidenslinderung!<br />

Diese Behandlung ist in Deutschland<br />

möglich und aus palliativmedizinischer<br />

Sicht geboten. Formalrechtlich handelt es<br />

sich sogar um „Körperverletzung durch<br />

Unterlassen“ wenn Ärzte ihren Patienten<br />

lindernde Medikamente vorenthalten.<br />

Bei nicht aushaltbaren Beschwerden können<br />

wir mit dem Einverständnis des<br />

Schwerkranken im Sinne der Linderung einen<br />

künstlichen Dauerschlaf erzeugen (die<br />

sogenannte palliative Sedierung).<br />

Die passive Sterbehilfe<br />

(Sterben lassen)<br />

Damit ist mit dem Einverständnis des Betroffenen<br />

ein Nichtansetzen oder Beendigung<br />

von lebenserhaltenden medizinischen<br />

Behandlungsverfahren wie Beatmung<br />

und künstliche Sonden-ernährung<br />

gemeint, die ein Sterben bei fortgeschrittener<br />

Erkrankung verzögern bzw. verhindern<br />

können. Auch dieses Verfahren gehört<br />

zu den Kernaufgaben einer palliativorientierten<br />

Therapie, die weder eine Le-


ensverkürzung noch eine Sterbensverlängerung<br />

anstrebt.<br />

Zusammenfassend beschäftigen sich alle<br />

beschriebenen Formen mit der Leidlinderung<br />

am Lebensende. Während die aktive<br />

Sterbehilfe und die Beihilfe zur Selbsttötung<br />

als letztes Mittel die Tötung eines<br />

Schwerstkranken zur Leidlinderung zulassen,<br />

zielen die indirekte und passive Sterbehilfe<br />

auf eine größtmögliche Linderung der<br />

Beschwerden während des Sterbens ab.<br />

Somit handelt es sich also bei den beiden<br />

ersten Formen um eine Hilfe zum Töten<br />

HILFE FÜR SCHWANGERE IN NOT<br />

und bei den letzten beiden Formen um<br />

eine Hilfe beim Sterben!<br />

Persönlich werde ich mich aus meiner<br />

christlichen Grundüberzeugung heraus<br />

nicht an einer „Tötungshilfe“ beteiligen,<br />

zumal unsere langjährigen Erfahrungen in<br />

der palliativmedizinischen Versorgung zeigen,<br />

dass die Möglichkeiten der passiven<br />

und indirekten Sterbehilfe für eine lebensqualitätorientierte<br />

Linderung ausreichen,<br />

wenn sie angemessen und konsequent eingesetzt<br />

werden. In den Vordergrund rückt<br />

dann eine fürsorgliche, zuwendende Begleitung,<br />

bei der niemand allein gelassen wird.<br />

Babykörbchen im <strong>Marienstift</strong><br />

Helmstedter Straße 35 in <strong>Braunschweig</strong><br />

24 Stunden Telefonseelsorge 0800 1110111 und 0800 1110222<br />

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Krankenhaus im <strong>Marienstift</strong> in <strong>Braunschweig</strong><br />

– medikamentös, ambulant, ärztlich betreut –<br />

Telefon: 0531 701125<br />

E-Mail: e.frischko@marienstift-braunschweig.de<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

29


Ein Blick in die Diakonische Galerie<br />

30 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Sabine Schmiedler und Johanna Okuniek (r.) aus <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Der Frauentreff der Martin-Luther-Gemeinde aus Wolfenbüttel unter der Leitung von Inge Rößler.


Restauratorin Heike Billerbeck.<br />

Besuchen Sie unsere<br />

DIAKONISCHE GALERIE<br />

– im Mutterhaus, erste Etage –<br />

„Leben mit dem Kreuz“<br />

in Geschichte und Gegenwart<br />

Öffnungszeiten: Montags bis Freitags<br />

von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr<br />

und nach Vereinbarung.<br />

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werden gebeten, sich bei Heike Otto<br />

anzumelden.<br />

Tel.: 0531 7011-0 oder 7011-304;<br />

Fax: 0531 7011-5304<br />

E-Mail: h.otto@marienstift-braunschweig.de<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

31


„Lebensnäher geht es nicht“<br />

Erstes Echo auf das Buch „Ethos für alle“<br />

Gibt es einen „geistigen Kitt“, der die Gesellschaft<br />

zusammenhält? „Ethos für alle“,<br />

so der Titel des neuen Buches von Dr. Burkhard<br />

Budde, Vorstandsvorsitzender des<br />

<strong>Braunschweig</strong>er <strong>Marienstift</strong>es, lädt zum<br />

Dia log über diese Zukunftsfrage ein.<br />

Ethos in zehn Sprachen<br />

Die ethischen „Verpfl ichtungen für eine gemeinsame<br />

Zukunft“, die in zehn Sprachen<br />

übersetzt worden sind, sollen als „gemeinsamer<br />

Nenner“ unterschiedlichster Religionen<br />

und Weltanschauungen die Würde,<br />

Freiheit und Verantwortung sowie die Gerechtigkeit<br />

und Menschlichkeit auch im Alltag<br />

stärken. Das „christliche Menschenbild“<br />

als gesellschaftliche Brücke, die „Liebe“<br />

als lebensdienlicher Kompass sowie die<br />

„Verantwortung“ als soziales Fundament<br />

verdeutlichen dabei die besondere Herausforderung<br />

von Christen in der Welt und für<br />

die Welt.<br />

Ethos für den Alltag im Alltag<br />

Das erste Echo auf das Buch macht Mut,<br />

sich mit den „ethischen Selbstverpfl ichtungen“<br />

zu beschäftigen. Einige Beispiele:<br />

Prof. Dr. Alfred Jäger, theologischer Doktorvater<br />

von Burkhard Budde, schreibt aus der<br />

Schweiz: Der Verfasser „formuliert unter<br />

der Vorgabe „Ich verpfl ichte mich: …“<br />

zehn Selbstverpfl ichtungen, die das Gewissen,<br />

die Gesinnung und das Verhalten des<br />

Einzelnen anspricht. Er nennt es mit Recht<br />

ein „Ethos für den Alltag im Alltag“ aller<br />

Menschen. Lebensnaher geht es nicht, und<br />

zwar in zehn kurzen Sätzen, die für alle<br />

Menschen guten Willens verständlich gemacht<br />

werden können. Darin werden die<br />

tragenden Werte einer humanitären Gesellschaft<br />

für den Einzelnen zur Grundorientierung.“<br />

32 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Prof. Dr. Günther Rüther von der Konrad-<br />

Adenauer-Stiftung ist überzeugt, dass die<br />

Kurzprosa „ganz sicher“ viele Menschen<br />

anspreche: „Sie – Burkhard Budde – haben<br />

vermutlich Recht mit Ihrer These, dass der<br />

stille Hunger nach einem Leben in Würde<br />

und Liebe unter Menschen niemals nachlassen<br />

wird.“<br />

Ethos als „Kitt“<br />

Die Ministerpräsidentin des Freistaates Thüringen<br />

Christine Lieberknecht bedankt sich<br />

für die Übersendung des „Ethos für alle“:<br />

„Eine solche ethische Grundhaltung kann<br />

ein „Kitt“ sein, um Würde, Freiheit, Gerechtigkeit,<br />

Menschlichkeit, Toleranz, Wahrhaftigkeit<br />

und anderen Tugenden zum<br />

Durchbruch verhelfen.“<br />

Ethos als „gelungenes Werk“<br />

Ein Wirtschaftsführer aus Wolfburg gratuliert<br />

zu dem „gelungenen Werk“; ein Kirchenführer<br />

aus Wolfenbüttel lässt sich gerne<br />

von diesen „Gedanken“ anregen.<br />

Ein Exemplar mit einem von Marie-Luise<br />

Schulz gestaltetem Umschlag im Format<br />

11 x 16 cm mit 44 Seiten Inhalt,<br />

kostet fünf Euro; ab zehn Exemplare<br />

4,50 Euro.<br />

Bestellungen sind im <strong>Marienstift</strong> in<br />

<strong>Braunschweig</strong> möglich:<br />

Helmstedter Straße 35,<br />

38102 <strong>Braunschweig</strong>;<br />

Tel. 0531 7011 304;<br />

Fax. 0531 7011 5304;<br />

E-Mail:<br />

h.otto@marienstift-braunschweig.de.


Ethos für alle<br />

Ein Kommentar von Professor Dr. Alfred Jäger<br />

Soeben hat Dr. Burkhard<br />

Budde in der<br />

Reihe seiner schon<br />

zahlreichen kleinen<br />

Schriften zu Fragen<br />

des Glaubens und Lebens<br />

einen neuen Beweis<br />

seiner Kraft im<br />

Umgang mit Wort<br />

und Sprache erscheinen<br />

lassen mit dem schönen Titel:<br />

Ethos für alle<br />

Würde in Freiheit –<br />

Freiheit durch Würde<br />

(<strong>Marienstift</strong> <strong>Braunschweig</strong> 2012)<br />

Wie immer schickte er mir, seinem theologischen<br />

Doktorvater in Bethel/Bielefeld, ein<br />

Exemplar zu. Ich war sogleich beeindruckt.<br />

Sagte ihm dies auch telefonisch, und wurde<br />

ebenso spontan um einen Kurzkommentar<br />

gebeten. Das mache ich für ihn,<br />

doch ebenso sehr für seine Sache gern.<br />

Dazu hole ich kurz aus. Vor wenigen Jahren<br />

trat der bekannte katholische Theologe<br />

Hans Küng mit einem Programm „Weltethos“,<br />

fi nanziell getragen von einer potenten<br />

Stiftung selben Namens, an die Öffentlichkeit.<br />

Das Programm vertrat er vor kurzer<br />

Zeit sogar vor der UNO Vollversammlung in<br />

New York. Darin stecken im Zentrum zwei<br />

überzeugende Gedanken:<br />

1. Konfessionen und Religionen der Welt<br />

werden sich auf der Ebene ihrer besonderen<br />

Lehrmeinung des eigenen Glaubens<br />

in aller Zukunft nicht fi nden. Diese<br />

waren und sind im Gegenteil allzu häufi<br />

g Anlass zu religiösem Streit.<br />

2. In allen Religionen der Welt aber fi ndet<br />

sich eine Ethik, die – wie die Bergpredigt<br />

Jesu für Christen – im Kern übereinstimmend<br />

ist und in der Religion in aller<br />

Welt zum Motor für Frieden, Menschlichkeit<br />

und Menschenwürde werden<br />

können. Es gibt, so seine Kernaussage,<br />

ein Ethos für alle Welt, ein „Weltethos“.<br />

Auch Buddes Ethik richtet sich nicht nur an<br />

Christ/innen, sondern an „alle“. Er spricht<br />

sogar von einem „unversalistischen Ethos“.<br />

Darin liegt er als <strong>ev</strong>angelischer Theologe auf<br />

selber Linie wie Küng. Ebenso auffallend ist,<br />

dass sich beide im Kern auf ein zutiefst<br />

„christliches Menschenbild“ berufen, das<br />

sich auf Würde, Freiheit, Gerechtigkeit,<br />

Menschlichkeit, etc. konzentriert. Das christliche<br />

Ethos aber beziehen beide auf „alle<br />

Menschen guten Willens“ also weit über die<br />

Grenzen christlicher Kirchen hinaus. Auch<br />

Budde geht davon aus, dass sich Menschen<br />

in und mit ihren unterschiedlichen Religionen<br />

in einer gemeinsamen Ethik mit analogen<br />

Werten fi nden können, „dass eine gemeinsame<br />

Zukunft möglich wird“.<br />

Im Kern denken beide Theologen auf den<br />

Spuren der Aufklärung aus dem 18. Jahrhundert.<br />

Schon Lessing mahnte in seinem<br />

Drama „Nathan der Weise“ seine drei Söhne<br />

daran, dass nicht streitbare Religionsmeinungen<br />

entscheidend sind, sondern dass<br />

auch für einen Kaufmann – heute Ökonomie<br />

im weitesten Sinn – humanitäre Sittlichkeit<br />

allein zählt, sowohl im Geschäft wie im<br />

ganzen Leben. Küng und Budde sind nochmals<br />

auf einer nachaufklärerischen Spur.<br />

Der entscheidende Unterschied zwischen<br />

beiden liegt in der Adresse, Küng richtet<br />

sich mit seinem ethischen Programm wie ein<br />

Vizepapst gleich an die ganze Welt. Budde<br />

ist deutlich bescheidener. Er formuliert unter<br />

der Vorgabe „ ich verpfl ichte mich:…“ zehn<br />

Selbstverpfl ichtungen, die das Gewissen, die<br />

Gesinnung und das Verhalten des Einzelnen<br />

anspricht. Er nennt es mit Recht ein „Ethos<br />

für den Alltag“ aller Menschen. Lebensna-<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

33


her geht es nicht, und zwar in zehn kurzen<br />

Sätzen, die für alle Menschen guten Willens<br />

verständlich gemacht werden können. Darin<br />

werden die tragenden Werte einer humanitären<br />

Gesellschaft für den Einzelnen zur<br />

Grundorientierung.<br />

Als Rotarier erinnert mich der Ton und Inhalt<br />

seiner Selbstverpfl ichtungen sehr an<br />

die notarischen Selbstverpfl ichtungen, ob<br />

Zufall oder nicht. Ich erlebe deren Bedeutung<br />

und Auswirkungen seit langer Zeit als<br />

bedeutsam nicht nur für Einzelne in verantwortlichen<br />

Stellungen, sondern auch in ihren<br />

sozialen Auswirkungen, und dies im<br />

Rahmen einer weltweiten Organisation.<br />

Auch individuelle Selbstpfl ichtungen zeigen<br />

weit über den Einzelnen hinaus Wirkung.<br />

Verblüfft hat mich als Schweizer, der ein<br />

Vierteljahrhundert in Deutschland gelebt<br />

hat, die Verpfl ichtung, „höfl ich zu sein, mit<br />

guten Umgangsformen menschliches Format<br />

zu zeigen und nicht durch Lautstärke<br />

oder Heuchelei die Wertschätzung zu zerstören.“<br />

Meine Frau, auch Schweizerin, kam<br />

all die Jahre immer wieder mit Empörung<br />

34 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

nach Hause mit Ausbrüchen,was sie in ihrer<br />

Welt soeben an Unhöfl ichkeit, Kaltschnäuzigkeit,<br />

Ruppigkeit etc. wieder erlebt hebe.<br />

In meiner akademischen Welt mit der Dominanz<br />

von alten 68ern konnte ich dies nur<br />

bestätigen. Entweder ist Budde an dieser<br />

Stelle schlicht konservativ-regierende Fürstenhöfe<br />

gibt es in Deutschland längst nicht<br />

mehr – oder er hat im Blick auf die gelebte<br />

Alltagskultur einen heiklen Nerv getroffen.<br />

Ob Küngs Ansatz von ganz oben oder Buddes<br />

Ansatz von ganz unten etwas zum Besseren<br />

bewirken, bleibt abzuwarten. Ich<br />

wünsche beiden Programmen weites Gehör.<br />

Dafür sorgt Budde bereits vor, in dem<br />

er seine Selbstverpfl ichtungen im selben<br />

Heft gleich schon in zehn andere Sprachen<br />

übersetzen ließ, weitere Übersetzungen<br />

sollen geplant sein. Damit fehlt nur noch<br />

das weltweite Netzwerk, das die Botschaft<br />

aus dem <strong>Marienstift</strong> in <strong>Braunschweig</strong> hinausträgt.<br />

Es reicht aber auch schon, wenn<br />

sich Einzelne beim Lesen und Überdenken<br />

bestärkt fühlen. So ging es auch mir.<br />

Alfred Jäger, St. Gallen Schweiz


Universalistisches Ethos<br />

Verpfl ichtungen für eine gemeinsame Zukunft<br />

Ich verpfl ichte mich,<br />

die Würde meines Mitmenschen so zu achten<br />

wie ich selbst geachtet werden will,<br />

für die unverlierbare und unteilbare Würde aller Menschen einzutreten,<br />

sie zu verteidigen und zu ermöglichen.<br />

die Freiheit meines Mitmenschen so zu achten<br />

wie ich selbst unabhängig sein will,<br />

für die an Recht und Verantwortung gebundene Freiheit aller Menschen einzutreten,<br />

anders zu denken, zu fühlen, zu handeln, zu sein.<br />

gerecht zu sein,<br />

Lebenschancen für alle zu suchen, unterschiedliche Leistungen anzuerkennen,<br />

dem Schwächeren zu helfen, an die Folgen der Mit- und Nachwelt zu denken.<br />

menschlich zu sein,<br />

bei aller Verschiedenheit, Gegensätzlichkeit und Widersprüchlichkeit<br />

das Gesicht des anderen zu schützen und seine Seele nicht zu verletzen.<br />

wahrhaftig zu sein,<br />

bei aller Notwendigkeit Sein und Schein zum Ausgleich zu bringen,<br />

aufrichtig und glaubwürdig zu leben.<br />

tolerant zu sein,<br />

persönlichen Respekt in der inhaltlichen Auseinandersetzung zu zeigen,<br />

niemanden zu verunglimpfen, zu missachten oder feige zu schweigen.<br />

fair zu sein,<br />

mir eine eigene Meinung durch das Hören der anderen zu bilden<br />

und keine Vorurteile zu pfl egen oder pauschal einen Menschen zu verurteilen.<br />

taktvoll zu sein,<br />

Rücksicht auf die Gefühle und die persönliche Situation anderer zu nehmen<br />

und nicht selbstsüchtig oder gedankenlos die Seele anderer zu kränken.<br />

höfl ich zu sein,<br />

mit guten Umgangsformen menschliches Format zu zeigen<br />

und nicht durch Lautstärke oder Heuchelei die Wertschätzung zu zerstören.<br />

barmherzig zu bleiben,<br />

weil ich selbst auf Liebe und Versöhnung angewiesen bin,<br />

will ich selbst Neuanfänge, Kompromisse und Lösungen zu ermöglichen versuchen.<br />

Burkhard Budde<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

35


„Kunstwerke eines großen Künstlers“<br />

Gottesdienst auf der „Roten Wiese“<br />

Pastorin Antje Tiemann begrüßt auch im Namen von Pastor Christian Teichmann die Gottesdienstteilnehmer<br />

unter freiem Himmel; am E-Piano spielt Juri Kriatchko.<br />

Über die „Kunstwerke eines großen Künstlers“<br />

wurde auf der „Roten Wiese“ in<br />

<strong>Braunschweig</strong> am 30. September 2012<br />

nachgedacht. Pastorin Antje Tiemann<br />

sprach im Erntedankfestgottesdienst unter<br />

freiem Himmel von den vielen „genialen<br />

und einzigartigen Zeichen der Natur für<br />

Gottes Schöpfung“. Für alle Schätze des<br />

Lebens – sowohl für die materiellen („die<br />

Nüsse“) als auch für die ideellen („die Sonnenstrahlen“)<br />

– „können wir Gott dankbar<br />

sein“, sagte Pastor Christian Teichmann in<br />

36 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

dem gemeinsamen Gottesdienst der Martin-Luther<br />

und St. Johannis Gemeinde, der<br />

musikalisch vom Kirchenmusiker Iouri Kriatchko<br />

gestaltet wurde.<br />

Auch dieser Gottesdienst bot wieder die<br />

Möglichkeit für jeden Teilnehmer, Lebenskraft,<br />

Lebenshoffnung, Lebenszufriedenheit<br />

durch den Glauben an Gott in der Gemeinschaft<br />

zu erfahren – als geliebtes<br />

Kunstwerk auch in dunklen Herbst- und<br />

Wintertagen des Lebens.


Wo Himmel und Erde sich berühren<br />

Denkmalschutz als Solidarleistung aller<br />

In einem einzigartigen Raum sinnlicher<br />

Schönheit und geistlicher Ausstrahlung<br />

wurde über die lebendige Einheit von Kultur<br />

und Kultus nachgedacht. Im Kaiserdom<br />

in Königslutter vertrat Landesbischof Prof.<br />

Dr. Friedrich Weber, der auch Vizepräsident<br />

der Stiftung <strong>Braunschweig</strong>ischer Kulturbesitz<br />

ist, die Auffassung, dass die Pfl ege der<br />

Kirchen eine notwendige<br />

„Solidarleistung aller“<br />

darstelle.<br />

Der Kaiserdom beispielsweise,<br />

der 1135 von Kaiser<br />

Lothar III gestiftet und<br />

1170 von Herzog Heinrich<br />

dem Löwen fertig<br />

gestellt wurde, sei als<br />

„sakraler Raum“, der in<br />

der Zeit auf die Ewigkeit<br />

verweise, gleichzeitig<br />

„Kulturraum“, „der auch<br />

von Menschen, die keiner<br />

Kirche angehören,<br />

besucht wird,“ sagte<br />

Friedrich Weber zu Beginn<br />

der Ausstellungser öffnung „Kirchliche Denkmalpfl<br />

ege“ am 6. Oktober 2012 im Kaiserdom.<br />

Interesse der Allgemeinheit<br />

Ordinariatsrat Dr. Norbert Jocher von der<br />

Erzdiözese München und Freising betonte<br />

in seinem Vortrag ebenfalls das Interesse<br />

der Allgemeinheit an der kirchlichen Denkmalpfl<br />

ege. Allerdings müssten der Inhalt,<br />

die Geschichte und die Nutzung des Denkmals<br />

beachtet werden. Ein kirchliches<br />

Denkmal sei mehr als ein Versammlungs-,<br />

Veranstaltungs-, Kultur- und Kunstraum.<br />

Kirchen seien vielmehr Orte, an dem sich<br />

Himmel und Erde berührten, Orte sichtbarer<br />

Zeugnisse mit unsichtbarem Wert. „Diese<br />

Orte der Ruhe, der Stille, der Schönheit<br />

Dr. Norbert Jocher (l.) mit<br />

Tobias Henkel.<br />

sowie der Begegnung des Menschen mit<br />

sich selbst und vielleicht sogar mit Gott“,<br />

so Norbert Jocher, müssten erhalten, wiederbelebt<br />

und erneuert werden.<br />

Kriterien seien die Substanz (mit Bedeutungsgehalt),<br />

die (erlebbare) Kunstarchitektur,<br />

das Konzept (mit der Berührungsmöglichkeit<br />

religiöser Inhalte),<br />

die Methode (mit<br />

der Konzentration auf<br />

das Konzept), sowie die<br />

Identifi kation (mit den<br />

Auswirkungen der Qualität<br />

des Raumes auf die<br />

Qualität des Geschehens<br />

im Raum).<br />

Kirchlicher Denkmalschutz,<br />

so der Referent,<br />

ermögliche Kirchen, Orte<br />

lebendiger Frömmigkeit<br />

zu sein sowie die Stärkung<br />

des Fortschrittes<br />

aus gelebter Tradition.<br />

Direktor Tobias Henkel von der Stiftung<br />

<strong>Braunschweig</strong>ischer Kulturbesitz eröffnete<br />

anschließend die Ausstellung, die einen<br />

Einblick in die denkmalpfl egerische Arbeit<br />

an sakralen Bau- und Bildwerken an Beispielen<br />

von 16 Maßnahmen aus Niedersachsen<br />

und Bayern gibt. Die Ausstellung<br />

ist noch bis zum 18. November (von 9 bis<br />

18 Uhr) im Kaiserdom Königslutter in Königslutter<br />

am Elm zu sehen.<br />

Es lohnt sich, in die Welt der Denkmalpfl<br />

ege einzutreten, um für die Alltagswelt<br />

aus der Vergangenheit Zukunft zu gewinnen<br />

– denn in der Pfl ege der Tradition<br />

steckt Innovationskraft. Und beides<br />

braucht die moderne Welt als einzigartigen<br />

Raum des nachhaltigen und vielfältigen<br />

Lebens.<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

37


Freude und Genuss beim Herbstfest<br />

160 Bewohner und Angehörige feierten<br />

38 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Gespannte Aufmerksamkeit bei Bewohnern und Angehörigen.<br />

Jürgen Schader.<br />

Herbstfest mit „sommerlichen“ Gefühlen:<br />

Im Altenpfl egeheim Bethanien des <strong>Marienstift</strong>es<br />

fand am 10. Oktober 2012 ein<br />

Herbstfest statt, das die Seele vieler zum<br />

Blühen brachte. Der MVG Ahlumer Männerchor<br />

unter der Leitung von Jürgen Schader<br />

erfreute die 130 Bewohner mit Ihren<br />

Angehörigen mit einem bunten Konzert im<br />

Wilhelm-Löhe-Saal. Die Heimleitung Monika<br />

Gladbach dankte dem Chor mit einem<br />

Kochlöffel, auf dem die Inschrift „Wir kümmern<br />

uns rührend um Sie“ steht, sowie<br />

den vielen fl eißigen Händen für die Mithilfe<br />

bei den Vorbereitungen und Durchführung<br />

des Festes. Anschließend gab es im Speisesaal<br />

eine „Schlachtplatte“ mit Leber-, Rot-<br />

und <strong>Braunschweig</strong>er Mettwurst, „Feuerwehrmarmelade“<br />

(Mettgut), Bratwurst und<br />

Kartoffelsalat – etwas für den Gaumen und<br />

natürlich auch für die Seele. Denn in fröhlicher<br />

Gemeinschaft schmeckt es vielen bekanntlich<br />

besonders gut.<br />

Ursula Stadler


Mitarbeiterinnen geben Zeichen.<br />

Monika Gladbach-Geitebrügge begrüßt die Anwesenden.<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

39


Eintritt frei!<br />

Das Städtische Museum in <strong>Braunschweig</strong><br />

Das Städtische Museum <strong>Braunschweig</strong> hat<br />

im Sommer seine Türen wieder geöffnet<br />

und begeistert seine Besucher. Wer das Gebäude<br />

betritt, staunt zunächst über den 18<br />

Meter hohen Lichthof, der in vierjähriger<br />

Bauzeit von dem Treppen- und Schauebenen-System<br />

der 1970er Jahre befreit wurde.<br />

Die Wände sind in schlichtem Weiß gehalten<br />

und betonen die braunschweigisch-patriotischen<br />

Wandmalereien der Kaiserzeit an<br />

den Stirnwänden der Halle. Wiederzuentdecken<br />

gibt es die großzügigen Ausstellungsräume,<br />

die in grünen, blauen, roten und<br />

cremefarbenen Tönen gehalten sind. Die<br />

spielerisch vielfältige Detailfreudigkeit der<br />

Innenausstattung überzeugt mit geometrisch,<br />

fl oraler Farbigkeit. Alte Wandfriese<br />

und Beschriftungen sind nach Möglichkeit<br />

vorsichtig freigelegt und für eine baldige<br />

Restaurierung vorbereitet worden. Der<br />

Charme dieser Jugendstilausstattung darf<br />

neu entdeckt werden. Mancher Leser wird<br />

sich an das riesige Kirchenfenster von St.<br />

Katharinen erinnern, das bereits beim Bau<br />

des Museums 1904 bis 1906 in das neue<br />

Gebäude eingepasst wurde. Das Glas ist<br />

neu gefasst und gereinigt worden und lässt<br />

die dargestellten biblischen Szenen leuchten.<br />

Auch die Uhr vom Lettner der Brüdernkirche<br />

ist wieder in Funktion und schlägt die<br />

Stunde.<br />

Im Kultur- und Kunstführer der Stadt<br />

<strong>Braunschweig</strong> sind dreizehn Museen und<br />

Gedenkstätten, sechs Theater, Orte der Literatur<br />

und vieles mehr verzeichnet. Das<br />

Städtische Museum zählt zu den großen,<br />

bedeutenden und überregional bekannten<br />

Kultureinrichtungen. 1861 von <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Bürgern für die Mitbürger begründet,<br />

bewahrt das Museum heute circa<br />

270.000 Kunstzeugnisse mit Schwerpunkt<br />

Gemälde, Grafi k, Porzellan, Silberwaren,<br />

Möbel, Musikinstrumente, Textilien, Münzen.<br />

Eine Besonderheit ist neben den volks-<br />

40 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

kundlichen Objekten des <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Landes eine Ethnographische Sammlung.<br />

Hervorzuheben sind auch die Formsammlung<br />

Dexel und die Fotoapparatesammlung<br />

der <strong>Braunschweig</strong>er Hersteller Voigtländer<br />

und Rollei.<br />

Bereits um 1900 galten die Depotschätze<br />

des Museums als eine der wertvollsten<br />

Kultursammlungen Norddeutschlands. Der<br />

Bau eines eigenen Museumsgebäudes lag<br />

nahe und wurde fi nanziell angestoßen<br />

durch eine Spende des Sammlers Carl<br />

Götting (gest. 1899). So ließ die Stadt<br />

<strong>Braunschweig</strong> nach Plänen des Architekten<br />

und Stadtbaudirektors Max Osterloh<br />

(1851 – 1927) zwischen 1904 und 1906<br />

ein in Form und Ausstattung dem Jugendstil<br />

verpfl ichtetes Museumsgebäude am<br />

Löwenwall, Steintor- Ecke Magnitorwall,<br />

errichten. Die Fassade des Repräsentativbaus<br />

beeindruckt durch neobarocke Gestaltungsformen<br />

in Verbindung mit großzügig<br />

komponierter Fenstergestaltung. Zusammen<br />

mit dem 1908 gebauten Bibliotheksgebäude<br />

bietet sich dem Bürger seither<br />

ein imponierend schönes Bauensemble<br />

und ist zu einem Aushängeschild <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Baukunst geworden.<br />

Nach vier Jahren Modernisierung erstrahlt<br />

das Städtische Museum in neuem Glanz.<br />

Die Schausammlung mit ihren mehr als<br />

1.500 kunst- und kulturhistorischen Zeugnissen<br />

<strong>Braunschweig</strong>s können die Besucher<br />

bei verschiedenen Rundgängen auf drei<br />

Etagen ganz neu entdecken. Der erste Ausstellungsteil<br />

zeigt die Formsammlung Walter<br />

und Thomas Dexel sowie die international<br />

bedeutsame Sammlung historischer<br />

Musikinstrumente. Neben den kunstgewerblichen<br />

Sammlungen mit <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Möbelkunst, Lackwaren, Porzellan- und<br />

Silberarbeiten ist in der ersten Etage die<br />

Ethnographische Sammlung zu sehen. Die


zweite Etage ist der Malerei und Skulptur<br />

sowie der sakralen Kunst gewidmet.<br />

Audioguides, Medienstationen und fachkundige<br />

Führungen informieren interessant<br />

und unterhaltsam über die Exponate. Kinder<br />

erleben das Museum mit dem neuen<br />

museumspädagogischen Programm auf<br />

spannende und spielerische Weise.<br />

Vom Lichthof aus betritt der Besucher<br />

durch den sogenannten Mummebogen<br />

den ersten Ausstellungsteil mit der Formsammlung.<br />

1942 beauftragte die Stadt<br />

<strong>Braunschweig</strong> den Maler und Typographen<br />

Walter Dexel mit dem Aufbau und der Leitung<br />

einer Sammlung von alten und modernen<br />

Gebrauchsgerättypen aus Handwerk<br />

und Industrie zur Geschichte und Problematik<br />

der Gefäßform. Die international<br />

renommierte Sammlung umfasst heute ca.<br />

5.500 Objekte aus Metall, Holz, Keramik,<br />

Glas und Stein.<br />

Es folgen zwei Räume mit Objekten aus der<br />

Sammlung historischer Musikinst rumente.<br />

Großzügige Stiftungen von Theodor Steinweg<br />

1889 sowie der Familie Grotrian-Steinweg<br />

ermöglichten den Auf- und Ausbau<br />

der Musikinstrumentenabteilung des Städtischen<br />

Museums. Sie verfügt über herausragende<br />

Saiteninstrumente und Blasinstrumente<br />

wie Zinken, Hörner, Trompeten, Flöten,<br />

Klarinetten. Von eigenem Wert ist die<br />

Sammlung der Tasteninstrumente, welche<br />

die Klavierbautradition im <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Land widerspiegeln.<br />

Im 1. OG gibt es einen Einblick in die umfangreichen<br />

kunstgewerblichen Sammlungen<br />

des Museums. Hierzu zählt die <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Möbelkunst vom ausgehenden<br />

Mittelalter bis zum Biedermeier. Kennzeichen<br />

des <strong>Braunschweig</strong>er Möbels des 18.<br />

Jahrhunderts sind dabei vor allem die feinen,<br />

kostbaren Elfenbeineinlagen und das<br />

ausg esuchte Nussbaumfurnier. Eine Beson-<br />

Foto „Lichthof“: © Städtisches Museum <strong>Braunschweig</strong>/Jakob Adolphi<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

41


derheit <strong>Braunschweig</strong>s bieten die Tische<br />

der Manufaktur van Selow, deren Tischblätter<br />

mit einem farbe nprächtigen Glasperlenmosaik<br />

versehen wurden. Durch die<br />

Schenkung der Familie Buchler verfügt das<br />

Museum heute über eine der größten<br />

Sammlungen <strong>Braunschweig</strong>er Silbers. Besonders<br />

im 18. Jahrhundert wiesen <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Silberarbeiten eine Qualität auf,<br />

die mit zeitgleichen Arbeiten aus Augsburg<br />

und Nürnberg vergleichbar ist. Einer der<br />

Schauräume widmet sich der Herstellung<br />

und künstlerischen Ausrichtung der Fayencen<br />

und Porzellane aus <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Manufakturen. Das Städtische Museum<br />

<strong>Braunschweig</strong> verfügt über die größte öffentliche<br />

Sammlung von Lackwaren der<br />

Manufaktur Stobwasser (gegründet 1763),<br />

die als eine der bedeutendsten deutschen<br />

Lackmanufakturen gelten darf.<br />

In den folgenden drei Räumen werden<br />

ausgewählte Zeugnisse ferner Kulturen<br />

vorgestellt. Die völkerkundliche Sammlung<br />

des Städtischen Museums ist vielen <strong>Braunschweig</strong>er<br />

zu verdanken, die im 18. und<br />

19. Jahrhundert in fernen Ländern weilten<br />

und dort wertvolle oder manchmal auch<br />

kuriose Gegenstände mitbrachten. Zu den<br />

Besonderheiten zählen Ahnenmasken aus<br />

der Südsee, Alt-Peruanische Keramik, Birkenrindenarbeiten<br />

der Nordamerikanischen<br />

Indianer, Zaubergerät und wertvolle<br />

Stoffe aus Indonesien oder Metallarbeiten<br />

aus Afrika.<br />

Auf dem Rundgang durch die Gemäldegalerie<br />

im 2. OG empfängt den Besucher sakrale<br />

Kunst, Holzschnitzerkunst wie der Borgentrik-Altar<br />

oder liturgisches Gerät, die zu<br />

den ältesten Sammlungsstücken des Museums<br />

gehören. Für die Anlage einer wertvollen<br />

Gemäldesammlung legte der 1832 gegründete<br />

Kunstverein mit seiner Schenkung<br />

von 31 Gemälden den Grundstein. Es wurde<br />

nicht gezielt Kunst von <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Malern und Bildhauern gesammelt. Vertreten<br />

sind Werke der Münchner Malerschule<br />

ebenso wie Werke der 1889 gegründeten<br />

42 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Worpsweder Künstlerkolonie und neue<br />

Kunstformen des 20. Jahrhunderts.<br />

Dem Vorbild des Kunstvereins folgten viele<br />

Bürger und <strong>Braunschweig</strong>er Künstler, die<br />

mit ihren Vermächtnissen die Kunstsammlung<br />

vergrößerten und für eine breite Vielfalt<br />

sorgten. Schwerpunkte aus Schenkungen<br />

und Stiftungen bilden die Portraitmalerei<br />

mit Gipsabgüssen, Medaillons von Fürsten<br />

und <strong>Braunschweig</strong>er Bürgern ebenso<br />

wie die Gemäldesammlungen Max Jüdel<br />

(1845 – 1910) oder von dem Bankier Friedrich<br />

Löbecke (1783 – 1847). Zu studieren<br />

gibt es die Historienmalerei, die Mythologie<br />

der Antike und der christlichen Religion.<br />

Daneben sind Portrait- und Landschaftsmalerei,<br />

Tiermalerei, Stillleben oder Szenen<br />

des Alltagslebens zu sehen. Als herausragend<br />

dürfen bezeichnet werden die Landschaften<br />

von Pascha Johann Friedrich<br />

Weitsch, qualitätvolle Porträts seines Sohnes<br />

Friedrich Georg Weitsch, Gemälde von<br />

Carl Friedrich Lessing, Ferdinand Georg<br />

Waldmüller, Carl Spitzweg, Heinrich Brandes,<br />

Rudolf Henneberg, Franz von Stuck,<br />

Otto Modersohn, Leo von König und Max<br />

Peiffer Watenphul.<br />

In den Sonderausstellungsräumen im Erdgeschoss<br />

gibt es regelmäßig thematische Ausstellungen<br />

zu sehen. Vom 23. November<br />

2012 bis zum 3. Februar 2013 zeigt das<br />

Städtische Museum in Zusammenarbeit mit<br />

der Universität Göttingen die ältesten Ämterkarten<br />

des Fürstentums <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Der Atlas mit den kostbaren, handgezeichneten<br />

Regionalkarten wird erstmals im Original<br />

zu sehen sein.<br />

Städtisches Museum <strong>Braunschweig</strong><br />

Haus am Löwenwall<br />

Steintorwall 14<br />

38100 <strong>Braunschweig</strong><br />

Telefon 0531 470 4505,<br />

Fax 0531 470 4555<br />

Öffnungszeiten:<br />

Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr<br />

www.braunschweig.de/museum


Liebenswürdige Menschen in der Region<br />

„Allianz für die Region“ als Thema beim AOK-Forum<br />

In der Region zwischen Harz und Heide, so<br />

AOK-Direktor Rainer Rinne beim AOK-Forum<br />

zum Thema „Allianz für die Region“<br />

am 6. November 2012 in <strong>Braunschweig</strong>,<br />

„lässt sich hervorragend leben.“<br />

„Optimierte Versorgung“<br />

B<strong>ev</strong>or der Vorstandsprecher der Wolfsburg<br />

AG und Geschäftsführer Projekt <strong>Braunschweig</strong><br />

GmbH, Julius von Ingelheim, über<br />

die Besonderheiten der Region berichtete,<br />

nahm Rainer Rinne zur Gesundheitspolitik<br />

sowie zum Gesundheitsmarkt Stellung. Der<br />

Fusionsmarkt der Krankenkassen sei in diesem<br />

Jahr „ruhig.“ Zu Beginn 2012 gab es<br />

146 Krankenkassen in Deutschland; zurzeit<br />

gibt es 145, davon elf AOK-Kassen. Der<br />

Gesundheitsfonds mit gegenwärtig 14 Milliarden<br />

Euro Überschuss wecke Begehrlichkeiten<br />

unterschiedlicher Leistungsträger.<br />

Der Wegfall der Praxisgebühr bedeute zwei<br />

Milliarden Euro Einnahm<strong>ev</strong>erlust. „Dafür erwarten<br />

wir einen Ausgleich“, forderte der<br />

Kassenvertreter. Die Überschüsse müssten<br />

jetzt investiert werden, damit auch in Zu-<br />

Julius von Ingelheim (r.) und Rainer Rinne.<br />

kunft eine „optimierte Versorgung“ der Patienten<br />

gewährleistet werden könne.<br />

„Baumstarke Region“<br />

Julius von Ingelheim sagte, die Region sei<br />

„baumstark“, „aber zu wenige Menschen<br />

wissen das.“ Zur Region mit insgesamt 1,2<br />

Millionen Menschen werden drei kreisfreie<br />

Städte gezählt – <strong>Braunschweig</strong>, Wolfsburg,<br />

Salzgitter – sowie fünf Landkreise. <strong>Braunschweig</strong><br />

und Wolfsburg seien die „wirtschaftlichen<br />

Zugpferde.“<br />

Wolfgang Jitschin (Geschäftsführer St. Elisabeth Krankenhaus Salzgitter), Rainer Rinne (AOK-<br />

Regionaldirektor), Dr. Burkhard Budde (Vorstandsvorsitzender <strong>Marienstift</strong>), Helmut Schüttig<br />

(Geschäftsführer Klinikum <strong>Braunschweig</strong>).<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

43


Mitarbeiter fair am Erfolg beteiligen<br />

Prof. Dr. Dieter Hundt sprach über „Politik und Wirtschaft“<br />

Sehr gerne ist der „bekennende Fußballfan“<br />

und Vorsitzende des Aufsichtsrates<br />

des „VfB Stuttgart 1893 e.V.“ in die Stadt<br />

Heinrichs des Löwen gekommen, die als<br />

Wiege des deutschen Fußballs gilt, nachdem<br />

der <strong>Braunschweig</strong>er Lehrer Konrad<br />

Koch 1874 das Fußballspiel in Deutschland<br />

eingeführt hatte. Als Gast des Arbeitgeberverbandes<br />

Region <strong>Braunschweig</strong> e.V. (AGV)<br />

begrüßte dessen Vorsitzender Wolfgang<br />

Niemsch ihn als „einen Unternehmer- und<br />

Arbeitgebervertreter mit Geschick, Gespür<br />

und Authentizität, der Glaubwürdigkeit<br />

vermittelt“. Die Rede ist von Prof. Dr. Dieter<br />

Hundt, Präsident der Bundesvereinigung<br />

der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA),<br />

der am 26. September 2012 in den Räumen<br />

der ckc group über die „Erwartungen<br />

der Wirtschaft von der Politik ein Jahr vor<br />

der Bundestagswahl“ sprach.<br />

Politik mit Ausdauer?!<br />

Wie ein guter Fußballspieler bis zur letzten<br />

Minute eines Spieles kämpfe und sich um<br />

44 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Erfolg bemühe, müsse die Politik Ausdauer<br />

zeigen, forderte der Vertreter der Wirtschaft.<br />

Zunächst gab es jedoch ein großes Lob im<br />

Blick auf den Wirtschaftsstandort Deutschland.<br />

Mit Flexibilität und Widerstandsfähigkeit<br />

habe die deutsche Wirtschaft die stärkste<br />

Rezession der Nachkriegszeit gemeistert.<br />

Populistische Schwarzmalerei, falsche oder<br />

überzogene Darstellungen müssten deshalb<br />

„widersprochen und widerstanden“ werden.<br />

Trend gestoppt<br />

Der Trend der Langzeitarbeitslosigkeit – besonders<br />

in den Jahren 2003 bis 2005 – sei<br />

Dr. Dieter Hundt (2. v. l.) mit Christian Krentel (l.), Wolfgang Niemsch<br />

und Manfred Casper (r.).<br />

gestoppt und umgekehrt, das „Gespenst<br />

der Arbeitslosigkeit“ ( „Fünf Millionen und<br />

mehr“) gebannt. Heute gebe es in Deutschland<br />

42 Millionen Erwerbstätige und weniger<br />

als drei Millionen arbeitslose Menschen.<br />

Die deutsche Wirtschaft habe sich zur<br />

„Wirtschaftslokomotive Europas“ entwickelt.<br />

Die Europäer hätten jetzt eine „klarere<br />

Vorstellung von dem, was sich ändern


muss, um aus der Währungsunion ein Stabilitätsunion<br />

zu machen.“<br />

Für Tarifautonomie<br />

Die Zeitarbeit, so Hundt, sei kein Massenphänomen<br />

und verdränge kein Stammpersonal.<br />

Nur zwei Prozent der Erwerbstätigen<br />

seien Zeitarbeiter mit der besonderen Einstiegsmöglichkeit<br />

in das normale Berufsleben.<br />

Das gelte besonders für Berufsanfänger<br />

und Langzeitarbeitslose.<br />

Engagiert setzte sich der Wirtschaftsvertreter<br />

für die Tarifautonomie als einem „wesentlichen<br />

Element des wirtschaftlichen Erfolges“<br />

ein. Um die Zersplitterung der Tarifautonomie<br />

zu verhindern, müsse die Tarifeinheit<br />

wieder hergestellt werden.<br />

Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft<br />

Der Erfolg und die Zukunftsfähigkeit der<br />

deutschen Volkswirtschaft im internationalen<br />

Wettbewerb „stehe und falle“ mit<br />

marktfähigen Innovationen und qualifi zierten<br />

Fachkräften. Die Arbeitnehmer müssten<br />

fair an dem Erfolg eines Unternehmens<br />

beteiligt werden: „Wenn es dem Unternehmen<br />

gut geht, muss es auch den Mitarbeitern<br />

gut gehen“, sagte Hundt, der auch<br />

Vorsitzender des Aufsichtsrates der „Allgaier<br />

Werke GmbH“ in Uhlingen ist.<br />

Verantwortbare Energiewende<br />

Von der Politik erwarte er u. a. eine verantwortbare<br />

Energiewende – insbesondere<br />

mit Versorgungssicherheit, dem zügigen<br />

Ausbau des Stromnetzes, der Berücksichtigung<br />

der internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />

–, staatliche Verpfl ichtungen mit einer<br />

soliden Gegenfi nanzierung – zum Beispiel<br />

im Blick das Betreuungsgeld, die Zuschussrente<br />

und Leistungsausweitungen in<br />

der Sozialversicherung –, die deutliche Verringerung<br />

des Haushaltdefi zites („In guten<br />

Zeiten muss man für schlechte Zeiten Vorsorge<br />

treffen.“) sowie Strukturreformen,<br />

um die Bemühungen der Wirtschaft zu<br />

fl ankieren.<br />

„Wolf, Kuh, Pferd“?!<br />

Aufmerksam und nachdenklich stimmend<br />

hörten sicherlich Christian Krentel von der<br />

ckc group, IHK-Präsident Dr. Wolf-Michael<br />

Schmid sowie Manfred Casper, Hauptgeschäftsführer<br />

des AGV sowie viele <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Unternehmer und Arbeitgeber<br />

das von Dieter Hundt zitierte Wort Winston<br />

Churchills (1874 bis 1965): „Es gibt Leute,<br />

die halten Unternehmer für einen räudigen<br />

Wolf, den man totschlagen müsse, andere<br />

meinen, der Unternehmer sei eine Kuh, die<br />

man ununterbrochen melken kann. Nur<br />

ganz einige sehen in ihm das Pferd, das<br />

den Karren zieht.“<br />

Verantwortung aller<br />

Aber auch diese Botschaft wurde durch<br />

den Referenten deutlich: Den „Karren“<br />

kann man aus dem Schuldensumpf nicht<br />

herausbekommen und nicht durch die<br />

Wüste der Krisen erfolgreich ziehen, auch<br />

nicht angesichts von politischen Sturmfl uten<br />

schützen, wenn sich Verantwortungsträger<br />

vom Acker machen und den „Karren“<br />

einzelnen Akteuren überlassen. Verantwortung<br />

tragen alle, Steuerzahler und<br />

Beitragszahler, Wirtschaftsführer und Gewerkschaftler,<br />

Politiker und Bürger,<br />

„Schwächere“ und „Stärkere“, damit auch<br />

für zukünftigere Generationen aus einem<br />

„Karren“ ein see- und fahrtüchtiges, menschen-,<br />

sozial- und wirtschaftsgerechtes<br />

Schiff werden kann, das dem Leben aller<br />

dient – auf dem weltweiten Meer, aber<br />

auch auf den heimischen Seen.<br />

Wie beim Fußballspiel kann die Wahrnehmung<br />

dieser gemeinsamen Verantwortung<br />

trotz vieler Anstrengungen Freude bereiten<br />

und Lebenssinn, vor allem Zukunft schenken.<br />

Burkhard Budde<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

45


Orientiert auf „Anwendung“<br />

Die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />

Mit der Ostfalia Hochschule für angewandte<br />

Wissenschaften, vor allem mit der Fakultät<br />

„Gesundheitswesen“, arbeitet auch das<br />

<strong>Braunschweig</strong>er <strong>Marienstift</strong> zusammen.<br />

Prof. Dr. Heinz-Rainer Hoffmann, der auf<br />

Einladung des Präsidenten des Lions Clubs<br />

<strong>Braunschweig</strong> Dankwarderode Helmut Grabe<br />

am 8. November 2012 zu einem Clubabend<br />

gekommen war, informierte über die<br />

Ostfalia, b<strong>ev</strong>or er über „alternative Antriebe<br />

im Fahrzeugbau“ sprach.<br />

Die Hochschule, die 1905 in <strong>Braunschweig</strong><br />

gegründet wurde, 1928 als Polytechnikum<br />

46 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

in Wolfenbüttel, hat sich besonders auf<br />

„Anwendung“ orientiert. Heute gibt es vier<br />

Standorte: Wolfenbüttel (Elektrotechnik, Informatik,<br />

Maschinenbau, Recht, Versorgungstechnik),<br />

Wolfsburg (Fahrzeugtechnik,<br />

Gesundheitswesen, Wirtschaft), Salzgitter<br />

(Verkehr-Sport-Tourismus-Medien),<br />

Suderburg (Bau, Wasser, Boden, Handel,<br />

Soziale Arbeit).<br />

1972 gab es etwa 850 Studenten; heute<br />

studieren 10 000 Personen, davon etwa<br />

3500 in Wolfsburg. Von den 600 beschäftigten<br />

sind 200 Professoren. Das Budget der<br />

Hochschule beträgt etwa 50 Millionen Euro.<br />

Dr. Heinz-Rainer Hoffmann (l.) mit Helmut Grabe und seiner Tochter Katharina Grabe.


Von Eintracht <strong>Braunschweig</strong> lernen?!<br />

Trainer Torsten Lieberknecht gab Tipps<br />

Können andere – zum Beispiel Vereine und<br />

Verbände, aber auch Kirchen, Gewerkschaften,<br />

Parteien und Unternehmen – von<br />

Eintracht <strong>Braunschweig</strong> „erfolgreiches<br />

Handeln“ lernen? Der Traditionsclub ist<br />

zurzeit in (fast) aller Munde – bundesweit,<br />

aber (natürlich) auch in der Stadt der Wiege<br />

des deutschen Fußballs, wo 1874 der<br />

<strong>Braunschweig</strong>er Lehrer Konrad Koch das<br />

Fußballspiel in Deutschland eingeführt hat.<br />

„Ohne Fleiß keine Preis“<br />

Mit Torsten Lieberknecht, seit 2008 Trainer<br />

von Eintracht <strong>Braunschweig</strong>, werden durch<br />

die bisher makellose Heimbilanz seiner<br />

Blau-Gelben immer häufi ger Erinnerungen<br />

an die deutsche Meisterschaft von 1967<br />

wach. Dennoch verzichtet der Trainer auf<br />

verklärte Träume und bleibt bodenständig<br />

und realistisch. „Ohne Fleiß kein Preis“<br />

könnte das Motto seines Einsatzes lauten.<br />

„Herzblut, kein Profi gehabe“<br />

Auf einer Veranstaltung des Lionsclubs<br />

<strong>Braunschweig</strong>-Dankwarderode am 11. Oktober<br />

2012 in der Löwenkrone der Stadthalle<br />

gab er einen Einblick in seinen Traine-<br />

ralltag. „Gewinnen“ konnte ihn Helmut<br />

Grabe, zurzeit Präsident des Lionsclubs. Lieberknecht<br />

weiß, dass er gute Spieler<br />

braucht. Seine Auswahlkriterien im Blick auf<br />

das gewünschte Spielerprofi l könnten vielleicht<br />

auch für andere Organisationen, Einrichtungen<br />

und Unternehmen „Denkanstöße“<br />

darstellen: Die sportliche Qualität des<br />

Spielers müsse zur Position bzw. zum Spielsystem<br />

passen. Der Spieler müsse „polyvalend“,<br />

fl exible einsetzbar und entwicklungsfähig<br />

sein. Als „wichtigsten Punkt“ nannte<br />

Lieberknecht den „Charakter, die Identifi kationsfähigkeiten“:<br />

„Der Spieler muss Feuer<br />

entwickeln, mit Herzblut dabei sein und<br />

kein Profi gehabe an den Tag legen“, erläuterte<br />

der 38-jährige, der die Trainer A-Lizenz<br />

hat und deshalb weltweit Mannschaften<br />

trainieren kann. Er müsse „mit vollem Herzen“<br />

in die Mannschaft passen, aber auch<br />

in die Stadt Heinrichs des Löwen.<br />

„Kühlen Kopf bewahren“<br />

Und diese Stadt bietet viele Identifi kationsmöglichkeiten,<br />

damit der Funke der Gefühle<br />

überspringen kann – denn ohne Gefühle<br />

behält man keinen kühlen Kopf, wenn man<br />

sich auf einer Erfolgswelle befi ndet.<br />

Torsten Lieberknecht (3. v. l.) sowie Mitglieder des Lionsclubs Präsident des Landgerichts<br />

Wolfgang Scheibel, Bernd Assert, Helmut Grabe, Dr. Burkhard Budde und<br />

Prof. Dr. Axel Dreyer mit Sohn Florian (v. l. n. r.).<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

47


„Energiewende: was ist machbar?“<br />

Stephan Kohler sprach auf einer Veranstaltung der IHK <strong>Braunschweig</strong><br />

Das Wünschbare muss auch machbar und<br />

bezahlbar sein. Sonst wäre die Energiewende<br />

wohl kaum verantwortbar. Diese Übereinstimmung<br />

wurde sichtbar – und zwar<br />

beim Thema „Energiewende in Deutschland:<br />

was ist machbar?“ in allen Wortmeldungen<br />

bei der Veranstaltung der Industrie-<br />

und Handelskammer <strong>Braunschweig</strong> (IHK)<br />

am 16. Oktober 2012 im Gewandhaus. Die<br />

Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschland,<br />

so IHK-Präsident Dr. Wolf-Michael<br />

Schmid und IHK-Hauptgeschäftsführer Dr.<br />

Bernd Meier im Einladungstext, hänge vom<br />

Gelingen des „ehrgeizigen Projektes“ Energiewende<br />

ab. Bernd Meier nannte zu Beginn<br />

der Diskussion auch einen konkreten<br />

Beitrag der IHK: Ein Energieeffi zienzberater<br />

bietet den Mitgliedern eine „Aufschlussberatung“<br />

an, zum Beispiel im Blick auf die<br />

Energieeffi zienz bei der Beleuchtung. Über<br />

die Energiewende als „gesamtgesellschaftli-<br />

48 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Dr. Bernd Meier (l.)<br />

dankt<br />

Stephan Kohler.<br />

ches Projekt“ mit verschiedenen Ebenen<br />

und Zuständigkeiten hatte zuvor Stephan<br />

Kohler, seit 2006 Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

Deutsche Energie-Agentur<br />

GmbH (dena), gesprochen, den der IHK-Präsident<br />

als einen „Experten mit realistischem<br />

Blick für das Machbare“ vorstellte. Vor allem<br />

die Energieeffi zienz, so Stephan Kohler,<br />

müsse als „Schlüssel für eine sichere und<br />

nachhaltige Energi<strong>ev</strong>ersorgung“ umgesetzt,<br />

die Energiesparpotenziale ausgeschöpft<br />

werden. Die 15 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser,<br />

die 3 Millionen Mehrfamilienhäuser<br />

sowie die 1,8 Millionen Nichtwohngebäude<br />

hätten Einsparpotenziale bis zu 80<br />

Prozent. Ordnungspolitik, staatliche Förderung<br />

und Marktinstrument seien notwendig.<br />

Allerdings sei Deutschland ein Industrieland.<br />

Industrie- und Gewerbe hätten mit 70<br />

Prozent den größten Anteil am Gesamtstromverbrauch,<br />

der Anteil der privaten<br />

Haushalte sei nur 26 Prozent. Im Blick auf<br />

die Umlage nach dem Erneuerbar-Energien-<br />

Gesetz, die ab Januar 2013 etwa 5,28 Cent<br />

pro Kilowattstunde Strom und nicht mehr<br />

nur 3,59 Cent betragen wird, sagte er, dass<br />

die Umlage, wenn auch nicht so stark, doch<br />

weiter steigen werde. Allerdings könne die<br />

Stromsteuer, die ursprünglich zur Förderung<br />

regenerativer Energiequellen geschaffen<br />

worden sei, reduziert werden, „da der Anteil<br />

regenerativer Energien zunimmt“.<br />

Hennig Brandes, Rüdiger Becker, Dr. Klaus Schuberth,<br />

Kurt Schrader und Hans Ebrecht (v. l. n. r.) beim Empfang.


Energiepolitische Ziele der Bundesregierung<br />

nach Stephan Kohler; u. a.:<br />

– Treibhausgasemissionen sollen bis 2020 um 40 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent<br />

vermindert werden ( gegenüber 1990)<br />

– der Primärenergi<strong>ev</strong>erbrauch soll bis 2020 um 20 Prozent und bis 2050 um 50<br />

Prozent gesenkt werden ( gegenüber 2008); die Effi zienzpotenziale in privaten<br />

Haushalten und im öffentlichen bereich sollen ausgeschöpft werden<br />

– die Energieproduktivität soll um durchschnittlich 2,1 Prozent gesteigert werden<br />

– der Wärmebedarf in Gebäuden soll bis 2020 um 20 Prozent gesenkt werden (gegenüber<br />

2008)<br />

– der Stromverbrauch soll bis 2020 um 10 Prozent und bis 2050 um 25 Prozent vermindert<br />

werden (gegenüber 2008)<br />

– Elektrofahrzeuge in Deutschland soll es bis 2020 1 Millionen und bis 2030 fünf<br />

Millionen geben<br />

– der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch<br />

soll bis 2020 mindestens 35 Prozent und bis 2050 80 Prozent betragen<br />

– die Offshore-Windnutzung soll bis 2020 auf 10 GW und bis 2030 auf 25 GW<br />

ausgebaut werden<br />

– die Stromnetzinfrastruktur soll beschleunigt ausgebaut werden<br />

– die Kernenergienutzung in Deutschland soll bis 2022 beendet werden<br />

Zur Energieeffi zienz:<br />

– auf den Gebäudebereich fallen etwa 40 Prozent des Endenergi<strong>ev</strong>erbrauchs in<br />

Deutschland (2010); es gibt 15 Mio. Ein-/Zweifamilienhäuser (41 Prozent Anteil am<br />

Gebäudeenergi<strong>ev</strong>erbrauchs), 3 Mio. Mehrfamilienhäuser (24 Prozent Anteil), 1,8<br />

Mio. Nichtwohngebäude (35 Prozent Anteil)<br />

– der Gebäudewärmebedarf soll bis 2020 um 20 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent<br />

gemindert werden;<br />

– es gibt große Einsparpotenziale im Wohngebäudebestand (Gebäudehülle, Anlagentechnik,<br />

Erneuerbare Energien)<br />

Zum Stromverbrauch:<br />

– Industrie und Gewerbe haben mit etwa 70 Prozent den größten Anteil am Gesamtstromverbrauch<br />

(2011) (Industrie:46 Prozent; Gewerbe, Handel, Dienstleistungen:23<br />

Prozent; Haushalte: 26 Prozent; Verkehr: 3 Prozent; Landwirtschaft 2 Prozent)<br />

Zur Stromerzeugung:<br />

– Erneuerbare Energien haben einen Anteil von 24 Prozent an der Bruttostromerzeugung<br />

(1. Halbjahr 2012) (Windkraft:8,8 Prozent; Biomasse:5,4 Prozent; Wasserkraft:3,8<br />

Prozent; Photovoltaik:5,1 Prozent; Siedlungsabfälle:0,9 Prozent),<br />

– Konventionelle Energieträger einen Anteil von 59 Prozent,<br />

– Kernenergie einen Anteil von 17 Prozent<br />

– Wind (offshore und onshore) sowie Photovoltaik werden tragende Säulen der<br />

Entwicklung<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

49


Unser Krankenhaus<br />

Die Dienstleistungen im Überblick<br />

Liebe Leserin, lieber Leser!<br />

Auch das Krankenhaus des <strong>Marienstift</strong>es ist eine besondere Welt. Es braucht immer etwas<br />

Zeit, um sich mit der neuen Umgebung vertraut zu machen. Doch ein Patient wird bald erfahren,<br />

wie viele Menschen sich um seine Genesung und um sein Wohlbefi nden bemühen.<br />

Angestrebt wird eine bestmögliche medizinische und pfl egerische Versorgung, aber auch<br />

qualifi zierte seelsorgerliche und soziale Angebote sowie wichtige Dienst- und Serviceleistungen<br />

werden gemacht.<br />

Zum Krankenhaus gehören:<br />

Der Pfl egedienst (Leitung: Jörg Waldmann)<br />

Die Innere Klinik (Leitung: Dr. Rainer Prönneke).<br />

Die Palliativstation (Leitung: Dr. Simone Giller).<br />

Die Chirurgische Klinik (Leitung: Dr. Reinhold Mäueler).<br />

Die Klinik für Handchirurgie und angeborene Handfehlbildungen<br />

(Leitung: Dr. Niels Benatar).<br />

Die Klinik für Anästhesie (Leitung: Dr. Jan Halatek und Dr. Udo R. Schwippel).<br />

Frauenklinik Eben-Ezer mit Gynäkologie und Geburtshilfe<br />

(Leitung: Dr. Branko Milkanovic).<br />

Alle Mitarbeiter des <strong>Marienstift</strong>es arbeiten auf der Grundlage einer christlichen Grundordnung.<br />

Dazu zählen folgende Verhaltensgrundsätze:<br />

Jeder soll vorurteilslos beachtet und geachtet werden.<br />

Jeder soll herzlich und freundlich aufgenommen werden.<br />

Jeder soll in Liebe behandelt und zur Liebe befähigt werden.<br />

Jeder soll Achtung und Ehrfurcht vor Gewissensentscheidungen anderer haben.<br />

Jeder soll ehrlich und aufrichtig um gemeinsame Lösungen und um Versöhnung ringen.<br />

Jeder soll seine persönliche Mitverantwortung wahrnehmen.<br />

Wir hoffen, dass sich in der Nächstenliebe Gottesliebe ereignet.<br />

50 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Der Vorstand<br />

Dr. Burkhard Budde Ralf Benninghoff Angela Tiemann<br />

Vorsitzender


Aufnahme in unserem Krankenhaus<br />

Normalerweise erfolgt die Aufnahme über eine Einweisung eines Hausarztes.<br />

Im Notfall werden kranke Menschen selbstverständlich auch ohne Einweisung versorgt.<br />

Bei Bestellung eines Krankentransportdienstes kann jeder Betroffene sein gewünschtes<br />

Krankenhaus nennen.<br />

Das Krankenhaus des <strong>Marienstift</strong>es ist rund um die Uhr an allen Tagen der Woche<br />

geöffnet und aufnahmebereit.<br />

In Absprache mit anderen Krankenhäusern in <strong>Braunschweig</strong> wird zusätzlich in der Zeit<br />

von Dienstag 16.30 Uhr bis Mittwoch früh 8.00 Uhr eine spezielle Aufnahmezeit für alle<br />

Notfallpatienten in <strong>Braunschweig</strong> vorgehalten.<br />

In der Regel erfolgt in der Inneren Klinik die Untersuchung und Aufnahme in der Aufnahmeeinheit<br />

auf der Station M 1 im Erdgeschoss (24 Stunden Telefonbereitschaft: Tel.<br />

05 31 / 70 11 -200).<br />

Der diensthabende Arzt ist über die Information in der Eingangshalle<br />

(24 Stunden) erreichbar Tel. 0531 / 70110.<br />

Ärztliche Behandlung<br />

Wir möchten,<br />

dass Sie bald<br />

wieder gesund<br />

werden. Wir<br />

Ärzte tun alles,<br />

was in ihren<br />

Kräften steht,<br />

um Ihnen zu<br />

helfen.<br />

Der Arzt ist gern bereit, Fragen zu Ihrer<br />

Erkrankung und deren Behandlung<br />

während der täglichen Visiten<br />

oder auch nach Vereinbarung zu beantworten.<br />

Richtschnur unseres Handels<br />

ist das christliche Leitbild des <strong>Marienstift</strong>es.<br />

Unser Ärztlicher Direktor ist<br />

Dr. Udo R. Schwippel.<br />

Tel.: 05 31 / 70 11 -2 10<br />

Fax: 05 31 / 70 11 -52 10<br />

E-Mail: ur.schwippel@marienstiftbraunschweig.de<br />

Gesundheits- und Krankenpfl ege<br />

Die Pfl egephilosophieorientiert<br />

sich an unseremchristlichenMenschenbild.<br />

Wir sind bemüht,Kranken-<br />

pflege pfl ege als ganzheitlic<br />

ganzheitlichen Prozess zu<br />

verwirklichen und eine Pfl ege zu erbringen,<br />

die die Beziehung zum Menschen<br />

in den Mittelpunkt stellt. Mit einem<br />

selbst erarbeiteten Pfl egeleitbild haben<br />

wir uns Regeln für unser pfl egerisches<br />

Handeln gegeben. Diese sind für uns<br />

Orientierung und Auftrag zugleich.<br />

Unser Pfl egedienstleiter ist (ab 1.1.13)<br />

Jörg Waldmann.<br />

Tel.: 05 31 / 70 11 -2 01<br />

Fax: 05 31 / 70 11 -52 01<br />

E-Mail: j.waldmann@marienstiftbraunschweig.de<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

51


Innere Klinik<br />

Leistungsspektrum der Inneren Klinik<br />

Der Patient im Mittelpunkt<br />

Wir verstehen das Krankwerden und Kranksein als eine einschneidende Lebenskrise, die<br />

den Menschen immer als „Ganzes“ trifft. Betroffene brauchen in ihrer geschwächten Lage<br />

einen geschützten und sicheren Raum, den wir aus dem christlichen Selbstverständnis bereit<br />

halten.<br />

Angehörige werden einbezogen<br />

Die Familie und nahe Bezugspersonen sind immer mitbetroffen. Viele leiden mit und tragen<br />

Verantwortung für ihren kranken Angehörigen. Alle Mitarbeiter stehen für Gespräche mit<br />

Angehörigen zur Verfügung, wenn der Patient damit einverstanden ist. Selbstverständlich<br />

beziehen wir Patientenverfügungen in unsere Behandlungsempfehlungen mit ein.<br />

Der Kontakt mit den Hausärzten ist uns wichtig<br />

Es ist häufi g notwendig und sinnvoll, dass wir uns mit dem Hausarzt über die Behandlung<br />

und Versorgung des Patienten abstimmen, weil er ihn in der Regel besser kennt.<br />

Welche Krankheiten werden in der Inneren Klinik behandelt?<br />

Wir stehen für Patienten mit allen Krankheiten aus dem Bereich der Inneren Medizin<br />

zur Verfügung: So werden Erkrankungen des Magen-Darmtraktes, des Herz-Kreislaufes,<br />

der Lunge, des Stoffwechsels, des Blutes und Infektionen behandelt, auch aus der besonderen<br />

Perspektive des älteren Betroffenen. Ganz speziell befassen wir uns im Rahmen<br />

der Palliativmedizin mit chronischen Schmerzzuständen und schweren Erkrankungen,<br />

bei denen die Linderung im Vordergrund steht.<br />

Folgende Untersuchungen werden in der Inneren Klinik durchgeführt:<br />

Spiegelungen im Endoskopiezentrum von Speiseröhre, Magen, Zwölffi ngerdarm, Darm,<br />

Bronchien, Gallengänge mit Steinentfernung<br />

Anlagen von Magensonden über die Bauchdecke<br />

Untersuchung und Behandlung von Hämorrhoiden<br />

Ultraschalluntersuchungen des Herzens, des Bauches, der Schilddrüse, der Blutgefäße<br />

Schrittmacheranlagen (Einkammer- und Zweikammerschrittmacher) und Kontrollen<br />

alle gängigen Röntgenuntersuchungen<br />

Punktionen und Gewebeprobeabnahmen von Bauchhöhle, Brusthöhle und Organen wie<br />

die Leber<br />

Untersuchungen des Knochenmarks<br />

alle üblichen Laboruntersuchungen<br />

Anlage von Urinkathetern (auch durch die Bauchdecke)<br />

52 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012


Belastungs-EKG, Langzeit-EKG, Langzeit-Blutdruckmessung<br />

Lungenfunktion<br />

Laktosetoleranztest (Milchsäureunverträglichkeit)<br />

Atemtest auf Magenbakterien (Helicobacter pylori)<br />

Stationen<br />

Intensivstation, Station M 1, M 2, M3 (mit Palliativstation),<br />

Mitbelegung von C 1<br />

Chefarzt<br />

Dr. Rainer Prönneke<br />

Oberarzt<br />

Thomas Edelhoff<br />

Oberärztin<br />

Dr. Simone Giller<br />

Funktionsoberarzt<br />

Jörg Mayer<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

53


Das SAPV-Team am<br />

Krankenhaus des <strong>Marienstift</strong>es<br />

SAPV bedeutet „Spezialisierte ambulante Palliativversorgung“.<br />

Das SAPV-Team am Krankenhaus des <strong>Marienstift</strong>es ist Bestandteil eines Versorgungsnetzes,<br />

welches sich mit der Verbesserung der Lebensqualität sterbenskranker Menschen befasst.<br />

Dies bedeutet ein Leben und Sterben, möglichst ohne Schmerzen, Luftnot oder Angst in<br />

häuslicher Umgebung zu ermöglichen.<br />

Die Wünsche hinsichtlich der Gestaltung der letzten Lebensphase seitens der Patientinnen<br />

und Patienten sowie deren Zugehörige sind Leitlinie unseres Handelns.<br />

Gern stehen wir Ihnen für ausführliche Beratungsgespräche zur Verfügung. Bitte vereinbaren<br />

Sie dafür telefonisch einen Termin.<br />

Das Team versteht sich als Kooperationspartner im Gesundheitswesen und will das bereits<br />

bestehende Versorgungssystem aus Haus- und Facharzt, Pfl egedienst und anderen gezielt<br />

unterstützen.<br />

Dies geschieht in Form von Beratung und Koordination, aber auch in der Durchführung von<br />

für die Behandlung rel<strong>ev</strong>anten Verordnungen, die <strong>ev</strong>tl. von den bestehenden Diensten nicht<br />

oder nur durch Praxisanleitung durchgeführt werden können.<br />

Unsere Kooperationspartner sind Hausärzte, Fachärzte, Pfl egedienste, ambulante Hospizdienste,<br />

das stationäre Hospiz, die Palliativstation am Krankenhaus des <strong>Marienstift</strong>es und<br />

andere Krankenhäuser, Apotheken, Seelsorger, Sozialarbeiter und Psychologen.<br />

Unser Angebot stellt für Betroffene ein Versorgungsnetz sicher, das für Wohlbefi nden in<br />

der letzten Lebensphase sorgen kann.<br />

Sie erreichen uns 24 Stunden am Tag, auch an<br />

Sonn- und Feiertagen unter der Notrufnummer<br />

54 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

0176 62 88 69 32<br />

Helmstedter Straße 35 · 38102 <strong>Braunschweig</strong><br />

Zimmer 301 und 304<br />

Telefon: 05 31 / 70 11-5050 oder 05 31 / 70 11-5051<br />

Fax: 05 31 / 70 11-5059 Notruf: 01 76 / 62 88 69 32


Chirurgische Klinik<br />

Schwerpunkte:<br />

Operative Behandlung von Erkrankungen des gesamten Bauchrau mes<br />

Proktologie (Behandlung von Erkrankungen des Analkanals und des Enddarmes)<br />

Schilddrüsenchirurgie<br />

Venenchirurgie<br />

Chirurgie degenerativer Erkrankungen des Stütz- und Bewegungssystems<br />

Weichteiltumore<br />

Behandlung von Beckenbodenschwäche und Inkontinenz<br />

Minimal-invasive Chirurgie („Schlüsselloch-Chirurgie“):<br />

Gallenblasenoperation<br />

Dickdarmteilentfernungen bei entzündlichen Erkrankungen und Karzinomen (bösartige<br />

Krebsgeschwulst, sämtliche Stadien, sämtliche Abschnitte des Dickdarmes, vom Blinddarm<br />

bis zum Enddarm)<br />

Wurmfortsatzentfernung<br />

Leistenbruchoperationen<br />

Eingriffe an der Leber<br />

Verwachsungslösungen an Därmen<br />

Zwerchfellbruchoperation<br />

Schilddrüsenoperationen<br />

Besondere Einrichtungen:<br />

Eigene Vorrichtung zur Sonographie (Ultraschalluntersuchung) auch intraoperativ (auch<br />

während der Operation)<br />

Endosonographie des Enddarmes<br />

Koloskopie (Dickdarmspiegelung) einschließlich interventioneller Koloskopie (Polypenabtragung,<br />

Abtragung der Gewulst der Schleimhäute, Dehnung von Darmverengungen)<br />

Spezialsprechstunden:<br />

Proktologie (Enddarmerkrankungen) Di 15.00 – 16.00 Uhr<br />

Beckenbodenschwäche und Inkontinenz Mo 15.00 – 16.00 Uhr<br />

Chefarzt<br />

Dr. Reinhold Mäueler<br />

Oberarzt<br />

Dr. Thomas Wimmer<br />

Oberarzt<br />

Markus Paul<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

55


Interdisziplinäres Zentrum<br />

für Kontinenz und Beckenboden<br />

Liebe Leserin, lieber Leser!<br />

Kontinenz- und Beckenbodenzentren haben<br />

eine besondere Expertise in der Behandlung<br />

von Stuhl- und Urinhalteschwächen,<br />

sowie von Erkrankungen des Beckenbodens.<br />

Funktionsstörungen der Beckenbodenstrukturen<br />

sind häufi g. In Deutschland leiden<br />

etwa vier Millionen<br />

Menschen an<br />

einer versorgungsbedürftigenHarninkontinenz.<br />

Die<br />

Ur sachen sind dabei<br />

so vielfältig,<br />

wie die Erkrankung<br />

selbst. Oft sind eine<br />

Bindegewebs-<br />

und Beckenbodenschwäche,schwierige<br />

Geburten/ Geburtsverletzungen<br />

oder andere ErkrankungenMitverursa-<br />

cher des Lei dens. In<br />

den meisten Fällen<br />

folgt der Harninkontinenz<br />

ein Rückzug der meist älteren Menschen<br />

aus dem gesellschaftlichen Leben. Dies<br />

stellt häufi g einen Auslöser von schweren<br />

Depressionen dar, die auch das soziale Umfeld<br />

überfordern und oft mit einer Einweisung<br />

in ein Pfl egeheim enden.<br />

Das Zentrum soll Anlaufstelle für alle Patientinnen<br />

und Patienten sein, die unter<br />

Stuhl- und Blasen entleerungs störungen,<br />

sowie Funktionsstörungen des Beckenbodens<br />

leiden und ihnen eine umfassende Betreuung,<br />

von der Diagnostik über die Therapie<br />

bis zur Rehabilitation anbieten und<br />

sie wollen bei den häufi g chronischen Er-<br />

56 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Dr. Branko Milkanovic und<br />

Dr. Reinhold Mäueler (r.)<br />

krankungen auch für die alltägliche Betreuung<br />

in Zusammenarbeit mit den Hausärzten<br />

dasein.<br />

Vielen Betroffenen ist dabei nicht bekannt,<br />

dass die meisten Formen der Inkontinenz<br />

behandelt werden können und nicht eine<br />

lebenslange Last darstellen müssen. Um<br />

dieses Leiden zu lindern, müssen alle präventiven<br />

und therapeutischen sowie pfl egerischenBehandlungsmethoden<br />

zur<br />

Anwendung kommen.<br />

Dafür steht ein<br />

interdisziplinäres<br />

Team an Spezialisten<br />

zur Verfügung,<br />

Ihnen bei der Diagnostik,<br />

Therapie<br />

und Weiterbehandlung<br />

Ihres Leidens,<br />

möglichst in Zusammenarbeit<br />

mit<br />

Ihren betreuenden<br />

Ärzten (Hausarzt,<br />

Frauenarzt) weiterzuhelfen.<br />

In unserem Haus haben wir Krankenschwestern,<br />

die speziell für die Mitbetreuung<br />

von Patienten mit Beckenbodenerkrankungen<br />

und Blasen- und Mastdarm schwäche<br />

ausgebildet sind. Ebenso haben unsere<br />

Physiotherapeuten eine entsprechende Expertise.<br />

Herzliche Grüße<br />

Dr. Reinhold Mäueler Dr. Branko Milkanovic<br />

Chefarzt Chefarzt<br />

Chirugische Klinik Frauenklinik Eben-Ezer


Diagnostische Möglichkeiten<br />

in der Chirurgie:<br />

Anale Manometrie – Duckmessung im<br />

Bereich des Analkanales und des Enddarmes.<br />

Prokto-/Rektoskopie – Spiegelung des<br />

Analkanales und des Enddarmes.<br />

Endosonographie – Ultraschalluntersuchung<br />

von Analkanal und Enddarm.<br />

Coloskopie – Spiegelung des gesamten<br />

Darmes.<br />

In Zusammenarbeit mit Radiologen:<br />

Defäkographie – radiologische Darstellung<br />

der Funktion des Enddarmes.<br />

Magnetresonanztomographie – kernspintomographische<br />

Darstellung der<br />

Funktion von Enddarm und Analkanal.<br />

Therapie:<br />

Hämorrhoidenoperation.<br />

Entfernung von Tumoren des Analkanals<br />

und des Rektums.<br />

Operation von Perianalfi steln und -abszessen<br />

Operative Behandlung des Enddarmvorfalles<br />

(mit und ohne Baucheröffnung).<br />

Operation am Schließmuskel (Naht von<br />

Rissen, Raffung).<br />

Bald: Sakrale Nervenstimulation.<br />

Diagnostische Möglichkeiten<br />

in der Frauenklinik:<br />

Urogynäkologische Sprechstunde/<br />

ärztliche Kontinenzsprechstunde in der<br />

Gynäkologie nach Voranmeldung mit<br />

Überweisung Ihres Frauenarztes montags<br />

vormittags<br />

Urodynamik – Druckmessung der Blase<br />

und Harnröhre<br />

Cystoskopie – Spiegelung der Harnblase<br />

Urogynäkologische Sonografi e – Dynamische<br />

Ultraschalluntersuchung von<br />

Harnblase und Harnröhre<br />

MRT – Kernspintomografi sche Darstellung<br />

der Funktion des Beckenbodens<br />

Therapie<br />

Konservative Therapiemöglichkeiten mittels<br />

Beckenbodentraining oder Biofeedbacktraining<br />

Medikamentöse Therapie<br />

Operation von Senkungszuständen<br />

am Beckenboden<br />

Spezielle Operationen der Harninkontinenz<br />

(z. B. TVT-Band-Einlage)<br />

– Gemeinsame Sprechstunde am Montag 15 bis 16 Uhr –<br />

Kontakt: Annette Frasca, Telefon: 0531 / 7011 5570,<br />

E-Mail: kontinenzzentrum@marienstift-braunschweig.de, Mo. bis Fr. 10 bis 16 Uhr<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

57


Frauenklinik Eben-Ezer<br />

Geburtshilfe:<br />

Familienorientierte Geburtshilfe unter Berücksichtigung insbesondere der persönlichen<br />

Wünsche der werdenden Mütter<br />

Möglichkeit der ambulanten Geburt<br />

Möglichkeit der Wassergeburt<br />

Vaginale Entbindung bei Beckenendlage<br />

Versuch der äußeren Wendung bei Beckenendlage/Querlage<br />

Hebammensprechstunde<br />

Babytreff (Mütter und Neugeborene)<br />

Akupunktur und Homöopathie<br />

Softlasertherapie oberfl ächlicher Wunden (Brustentzündung)<br />

Geburtshilfl iche Kurse<br />

Frauenheilkunde:<br />

Schwerpunkt mikroinvasive Chirurgie („Knopfl ochtechnik“), z. B. Ovarialcysten, Gebärmutterentfernung<br />

Vaginale Gebärmutterentfernung<br />

Konservative Behandlung, z. B. Eierstockentzündung<br />

Urogynäkologische Diagnostik (Untersuchung bei Blasenfunktionsstörungen sowie Senkungszuständen)<br />

sowie konservative und operative Therapie (z. B. TVT-O, Tension-free<br />

Vaginal Tape, Band zur Stabilisierung der mittleren Harnröhre)<br />

Operationen zur Beckenbodenrekonstruktion, auch unter Einsatz von Kunststoffnetzen<br />

Gynäkologische Krebs-Chirurgie<br />

Mamma Chirurgie (Brustchirurgie)<br />

Lasertherapie<br />

Behandlung von Beckenbodenschwäche und Inkontinenz<br />

Chefarzt<br />

Dr. Branko Milkanovic<br />

58 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Oberärztin<br />

Gülhan Celikkaya<br />

Oberärztin<br />

Dr. Janine Kreiss-Sender<br />

Oberärztin<br />

Dr. Judith Bollmann


Klinik für Handchirurgie<br />

und angeborene Handfehlbildungen<br />

Leistungsspektrum<br />

Unser Angebot umfasst die gesamte ausschließlich elektive Handchirurgie, d. h. die planbaren<br />

und nicht notfallmäßigen Operationen an der Hand:<br />

Die konservative bzw. operative Behandlung von erworbenen Erkrankungen an der<br />

Hand und an der oberen Extremität, alle Nervenkompressionssyndrome (Nervenengpässe),<br />

Tendovaginitiden (Sehnenscheidenentzündungen), Weichteil- und Knochentumore,<br />

die Dupuytrenschen Kontraktur, Arthrosen im Handgelenk (Gelenkverschleiß) und an der<br />

Hand,<br />

und die konservative bzw. operative Behandlung von posttraumatischen, nach einer Verletzung<br />

auftretenden Folgezuständen an der Hand und an der oberen Extremität, auch<br />

durch aufwendige Sekundärrekonstruktionen mit Knochen-, Sehnen-, Nerventransplantationen<br />

und Sehnenumlagerungen.<br />

Unser besonderer überregionaler Schwerpunkt ist die konservative bzw. operative Behandlung<br />

und langjährige Nachsorge von Kindern mit angeborenen Handfehlbildungen.<br />

Chefarzt<br />

Dr. Niels Benatar<br />

Oberärztin<br />

Dr. Silke Juras<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

59


Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin<br />

und Schmerztherapie<br />

Vom Leitenden Arzt Dr. Udo R. Schwippel<br />

In der Anästhesiologischen Klinik unterscheiden wir „Anästhesiologie – Intensivmedizin –<br />

Schmerztherapie.“<br />

Anästhesiologie (Schmerzbetäubung)<br />

Zunächst sind wir für die anästheologische Betreuung und Versorgung der zu operierenden<br />

Patienten zuständig.<br />

Dies beinhaltet zum einen die Risikoabschätzung eines jeden Patienten einschließlich der<br />

notwendigen Voruntersuchungen als auch ein ausführliches anästhesiologisches Gespräch.<br />

Auf Grund dieses Vorgesprächs entscheidet der Anästhesist, welche Art der Narkose für<br />

den Patienten geeignet ist, so dass er dann möglichst mit dem geringsten Risiko und ein<br />

höchstmögliches Maß an Komfort anästhesiologisch versorgt und betreut werden kann.<br />

Zur Anwendung kommen bei uns heute alle in der modernen Anästhesie üblichen Techniken<br />

wie z. B. die Total Intravenöse Anästhesie (TIVA), die Inhalationsanästhesie (ITN) in der<br />

Low- bzw. Minimal-Flow-Technik, komplizierte Anästhesi<strong>ev</strong>erfahren und regionale Anästhesiemethoden.<br />

Alle Anästhesi<strong>ev</strong>erfahren werden auf einem hohen Sicherheits- und Überwachungsniveau<br />

durchgeführt. So kommen bei größeren operativen Eingriffen bzw. bei Hochrisiko-Patienten<br />

neben den „normalen“ nicht invasiven Überwachungsmethoden auch invasive Verfahren<br />

wie die direkte Blutdruck- und Herzleistungsmessung zur Anwendung. Durch die kontinuierliche<br />

Registrierung von Hirnstromkurvenableitungen (EEG) kann eine zusätzliche Optimierung<br />

der Anästhesietiefe erreicht werden.<br />

Die anästhesiologische Betreuung unserer Patienten hört nicht mit dem Ende der Operation<br />

bzw. Narkose auf, sondern wird durch die Betreuung im „Aufwachraum“ fortgesetzt. Hier<br />

kann der Patient seine Vitalfunktion unter kontrollierten Rahmenbedingungen wiedererlangen,<br />

so dass er hiernach ohne Risiko auf eine normale Pfl egestation verlegt werden kann.<br />

Sollten sich im Verlauf der postoperativen Überwachungsphase Unregelmäßigkeiten einstellen,<br />

kann der Patient auf unserer operativen Intensivstation jederzeit ebenso weiter betreut<br />

werden – wie Patienten, die nach großen operativen Eingriffen zur Überwachung und Wiedererlangung<br />

ihrer Vitalfunktionen direkt auf der Intensivstation aufgenommen werden.<br />

Intensivmedizin<br />

Auf der Intensivstation können unsere Patienten entsprechend ihres Grundleidens weiter überwacht<br />

bzw. behandelt werden. Hier kann auf Grund der vorhandenen intensivmedizinischen<br />

Überwachungs- und Diagnosemethoden rechtzeitig das Krankheitsbild erkannt und entsprechend<br />

den uns intensivmedizinisch zur Verfügung stehenden Methoden behandelt werden.<br />

60 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012


Schmerztherapie<br />

Die dritte Säule der anästhesiologischen Arbeit bildet die Schmerztherapie. Sie umfasst<br />

nicht nur die Maßnahmen, die in Verbindung mit den akut postoperativ auftretenden Operationsschmerzen<br />

zu tun hat, sondern auch die Behandlung chronisch schmerzkranker Patienten<br />

im Krankenhaus einschließlich der schmerztherapeutisch fl ankiert betreuten palliativmedizinischen<br />

Patienten.<br />

Patienten, die während ihres stationären Aufenthaltes im <strong>Marienstift</strong> schmerztherapeutisch<br />

behandelt wurden, können sich im Anschluss der Krankenhausbehandlung in unserer<br />

Schmerzambulanz Rat holen und gegebenenfalls behandeln lassen.<br />

In der Schmerzambulanz kommen bei uns neben der klassisch medikamentösen Schmerztherapie<br />

auch periphere rückenmarksnahe und zentrale Nervenblockaden als auch alternative<br />

schmerztherapeutische Verfahren zur Anwendung (Neural- und manuelle Therapie, verschiedene<br />

Akupunkturtechniken, die klassische Störfeldtherapie mit Austestung homöopathischer<br />

Schadstoffbelastungen und Unverträglichkeiten).<br />

In den Bereich der Schmerztherapie fällt außerdem auch die anästhesiologische Betreuung<br />

der entbindenden Patientinnen im Kreissaal. Hier können sie die so genannte patientenkontrollierte<br />

Schmerzausschaltung mittels Periduralanästhesie (Walking-PDA) zur Erlangung einer<br />

schmerzarmen Geburt wahrnehmen.<br />

Die Leitenden Ärzte der Klinik verfügen über eine umfangreiche Weiterbildung im Bereich<br />

der ausgeführten Therapie- und Diagnos<strong>ev</strong>erfahren und sind zur Weiterbildung im Fach für<br />

Anästhesiologie für drei Jahre und im Bereich der anästhesiologischen Intensivmedizin für<br />

ein Jahr ermächtigt.<br />

Im Rahmen der täglich durchgeführten Anästhesiesprechstunde können sich auch die Patienten<br />

über die durchgeführten Behandlungsmethoden informieren und einen Einblick in<br />

die Abläufe eines Behandlungsfalles erhalten.<br />

Ltd. Arzt<br />

Dr. Udo Schwippel<br />

Ltd. Arzt<br />

Dr. Jan Halatek, DB<br />

Oberarzt<br />

Wilfried Metzger<br />

Oberarzt<br />

Arne Twelmeier<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

61


Beleg- und Honorarärzte<br />

des Krankenhauses<br />

62 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Belegarzt des Krankenhauses<br />

Dr. Andreas Bodlien<br />

Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,<br />

Plastische Operationen<br />

Member of EAFPS (European Academie of Facial Plastic Surgery)<br />

Tel.: 05 31 / 12 59 93<br />

Internet: www.hno-bs.de<br />

Belegarzt des Krankenhauses<br />

Dr. Erich Koch<br />

Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Chirotherapie<br />

Tel.: 05 31 / 4 52 78<br />

Internet: www.mein-hno-braunschweig.de<br />

Belegarzt des Krankenhauses<br />

Dr. Marc Kassuhn<br />

Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde<br />

Tel.: 05 31 / 12 59 93<br />

Internet: www.hno-braunschweig.de<br />

Belegarzt des Krankenhauses<br />

Dr. Wolfgang Schwartz<br />

Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde<br />

Tel.: 05 31 / 79 92 79<br />

Internet: www.hno-schwartz.de


Honorararzt des Krankenhauses<br />

Dr. Ralf Lorenz<br />

Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

Tel.: 05 31 / 1 60 24<br />

Honorararzt des Krankenhauses<br />

Dr. Bernd Roloff<br />

Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

Tel.: 05 31 / 4 56 86<br />

Honorararzt des Krankenhauses<br />

Dr. André Szczes<br />

Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

Tel.: 05 31 / 4 94 98<br />

Honorararzt des Krankenhauses<br />

Dr. Tobias Gräber<br />

Facharzt für Orthopädie<br />

Tel.: 05 31 / 28 85 35-0<br />

Honorararzt des Krankenhauses<br />

Dr. Martin Heimberg<br />

Facharzt für Orthopädie<br />

Tel.: 05 31 / 28 85 35-0<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

63


„Roboter“ als Beitrag zur „Innovation“?<br />

Prof. Dr. Ulrich Steger auf dem 9. Forum Diakoniewissenschaft<br />

Der Einsatz eines „Pfl ege- Roboters“ – ein<br />

Beitrag zur „Innovation“?<br />

„Innovation“ sei der „Schlüssel für gesellschaftliche<br />

und wirtschaftliche Überlegenheit,<br />

für Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze“,<br />

sagte am 9. November 2012<br />

Prof. Dr. Udo Krolzik, Direktor des Instituts<br />

für Diakoniewissenschaft und DiakonieManagement,<br />

zu Beginn des 9. Forum Diakoniewissenschaften<br />

in Bielefeld. Der Rektor<br />

der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel,<br />

Prof. Dr. Johannes von Lüpke, wies<br />

darauf hin, dass das, „was heute den<br />

Stempel der Zeitlichkeit trägt, schon morgen<br />

alt aussehen kann.“ Die „Güte des<br />

Herrn“ jedoch, die jeden morgen neu sei,<br />

„stellt die Frische dar, die niemals alt wird.“<br />

In seinem Vortrag zum Thema „Innovation“<br />

unterschied Prof. Dr. Ulrich Steger,<br />

ehemaliger hessischer Staatsminister für<br />

Wirtschaft und Technik sowie ehemaliges<br />

Mitglied des Markenvorstands der Volkswagen<br />

AG, „Innovation“ („was grundlegend<br />

neu verwirklicht wird“) vom „KVP-<br />

Prozess („ dem Prozess der kontinuierlichen<br />

Verbesserung“). Die Innovation als „Prozess<br />

der schöpferischen Zerstörung“<br />

(Schumpeter, 1911) bedeute die Schaffung<br />

neuer Produkte oder Technologien, aber<br />

auch die wirtschaftlich erfolgreiche Einführung<br />

neuer Organisationsformen und<br />

Dienstleistungen bei gleichzeitiger Verdrängung<br />

des Alten. Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />

Verwirklichung von Innovationen<br />

sei eine Kultur mit Fehlertoleranz, Konfl iktmanagement,<br />

Lernorientierung, sowie „das<br />

Wissen, das eine Innovation auch schief<br />

gehen kann.“ Deshalb dürfe man auch<br />

nicht „die ganze Organisation verwetten.“<br />

Der Referent zeigte sich skeptisch, ob kirchliche<br />

Unternehmen „Leitwölfe der Innovation“<br />

sein könnten. Zu viel Technikskepsis<br />

64 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

Prof. Dr.<br />

Ulrich Steger.<br />

herrsche in kirchlichen Kreisen. Er forderte<br />

deshalb damit anzufangen „Innovation im<br />

Lichte der kirchlichen Werte und Zielsetzungen<br />

neu zu denken.“ Auf Dauer werde<br />

die Kirche und Diakonie beispielsweise aus<br />

wirtschaftlichen Gründen nicht auf „Pfl ege-Robotern“<br />

verzichten können.<br />

Also gibt es in nicht all zu langer Zeit die<br />

Gleichung „Immer weniger Geld für die<br />

Pfl ege - mehr Kostendruck – mehr Technik<br />

– weniger Menschlichkeit“?! Bleibt dann<br />

eine individuelle und empathische Beziehungsarbeit<br />

mit einem menschlichen Gesicht<br />

auf der Strecke?!<br />

Ich möchte jedenfalls – wenn ich krank<br />

oder pfl egebedürftig bin – nicht von einem<br />

Roboter gepfl egt werden, sondern von einem<br />

Menschen, der meine Würde achtet –<br />

und sie vor dem Diktat der Ökonomie und<br />

der B<strong>ev</strong>ormundung durch die Technik verteidigt.<br />

Innovation, die dem Menschen<br />

dient, ist im fairen Wettbewerb überlebenswichtig<br />

und zu begrüßen, aber keine „Innovation“<br />

um den Preis der Menschlichkeit.<br />

Burkhard Budde


Glückliche Menschen im <strong>Marienstift</strong><br />

Diamantene Hochzeit in der Theodor-Fliedner-Kirche<br />

Das Ehepaar Dora und Claus Reichelt feierten am 6. September 2012 ihr 60-jähriges Hochzeitsjubiläum.<br />

Altenheimseelorgerin Ruth Berger segnete die Bewohnerin und ihren Ehemann in der<br />

Theodor-Fliedner-Kirche. Anschließend wurde dieser besondere Tag mit der Familie und Freunden im<br />

„Café Parkblick“ von Bethanien gefeiert.<br />

Segnung in Bethanien<br />

Im Gottesdienst am 28. Oktober 2012 wurden Sibylle Eigen und Dr. Karl-Heinrich Matheis von<br />

Pastor Karl-Peter Schrapel für den gemeinsamen Lebensweg eingesegnet.<br />

Nach einem langen und erfüllten Lebensweg begegneten sich die beiden verwitweten Bewohner im<br />

Jahr 2010 im Altenpfl egeheim Bethanien. Schnell entdeckten die beiden ihre Zuneigung und Liebe<br />

zueinander. Dies sahen sie als glückliche Fügung Gottes an und erbaten sich daher für den weiten<br />

gemeinsamen Weg dessen Segen.<br />

<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />

65


Hochzeit in der Arche Noah<br />

Holger und Sabrina Köppe haben sich am 19. Mai 2012 das „Ja-Wort“ bei schönstem Frühlingswetter<br />

in der „Arche Noah“ im Park von Bethanien zugesprochen. Holger Koeppe ist seit vielen<br />

Jahren Mitglied der Betriebssportgruppe „Fußball“ des <strong>Marienstift</strong>es. Heike Otto, Assistentin des<br />

Vorstandsvorsitzenden, übermittelte die Glückwünsche der kirchlichen Einrichtung.<br />

Standesamtliche Hochzeit in der Frauenklinik Eben-Ezer<br />

Die schwangere Patientin Jaqueline-Maria und ihr Ehemann Michael Andersky heirateten am 4.<br />

Mai 2012 auf der Station Eben-Ezer 2 der Frauenklinik. Da der Hochzeitstermin bereits fest geplant<br />

war, kam unter diesen besonderen Umständen die Standesbeamtin Ursel Peinecke ins <strong>Marienstift</strong>.<br />

Krankenhausseelsorgerin Britta Lange-Geck gratulierte im Namen des <strong>Marienstift</strong>es. Töchterchen<br />

Alaja kam im Juli gesund auf die Welt.<br />

66 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012


„Maria mit dem Jesus-Kind“<br />

Ausschnitt aus dem Fenster von Adi Holzer<br />

in der Theodor-Fliedner-Kirche

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