doppelpunkt: - ev.-luth. Diakonissenanstalt Marienstift Braunschweig
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<strong>doppelpunkt</strong>:<br />
Nr. 4/2012<br />
Aus dem Inhalt:<br />
www.marienstift-braunschweig.de<br />
– Einführungstag und<br />
Willkommenskultur<br />
– Propst em. Armin Kraft<br />
über Weihnachten<br />
– Transplantation:<br />
Lernen in Hannover<br />
– Altenhilfe: „Note und Not“<br />
– Abschied von<br />
PDL Monika Gr<strong>ev</strong>elt<br />
– Dank an<br />
Matthias Lotze<br />
– CA Dr. Rainer Prönneke<br />
zum Thema „Sterben“<br />
– Neues Buch<br />
„Ethos für alle“<br />
– „Roboter als Beitrag<br />
zur Innovation“?
Aus dem Inhalt:<br />
5 Zweiter Gesundheitstag<br />
9 Weihnachten ohne Maria?<br />
14 Kommentar zum Thema „Altenhilfe“<br />
17 Menschen mit Demenz im Krankenhaus<br />
24 Treffpunkte<br />
26 Lektoren der Landeskirche zu Gast<br />
28 „Keinen im Sterben allein lassen“<br />
30 Ein Blick in die Diakonische Galerie<br />
38 Herbstfest in Bethanien<br />
40 Das Städtische Museum<br />
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Redaktion „<strong>doppelpunkt</strong>“, <strong>Marienstift</strong>, Helmstedter Str. 35, 38102 <strong>Braunschweig</strong>.<br />
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Herausgeber: Evangelisch-<strong>luth</strong>erische <strong>Diakonissenanstalt</strong> <strong>Marienstift</strong> in <strong>Braunschweig</strong><br />
Zentrale Telefonnummer: 0531 70110<br />
Verantwortlich iSdP: Vorstandsvorsitzender Dr. Burkhard Budde<br />
Redaktionskreis: Heike Otto, Schwester Wanda Elsner, Oberin i. R. Karin Hille<br />
Helmstedter Straße 35, 38102 <strong>Braunschweig</strong>,<br />
Telefon 0531 7011-304, Telefax 0531 7011-5304<br />
Internet-Adresse: www.marienstift-braunschweig.de<br />
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Telefon 05331 8008-50, Telefax 05331 8008-58
Teil einer Willkommenskultur<br />
Erster Einführungstag mit neuer Struktur<br />
Der Einstieg in das Berufsleben ist wichtig.<br />
Die ersten Erfahrungen haben eine besondere<br />
Bedeutung für die Motivation, die Bindung<br />
sowie die Arbeitszufriedenheit neuer<br />
Mitarbeiter. Die Personalabteilung des <strong>Marienstift</strong>es<br />
unter der Leitung von Dennis<br />
Berger hat deshalb in Zusammenarbeit mit<br />
der Mitarbeitervertretung, den beteiligten<br />
Fachabteilungen und dem Arbeitsschutzausschuss<br />
(ASA) ein „standardisiertes System“<br />
mit einem festen Personalsacharbeiter<br />
für jeden neuen Mitarbeiter sowie mit<br />
einem verpfl ichtenden Einführungstag entwickelt.<br />
Zum „Start“ erhält ein neuer Mitarbeiter<br />
den Dienstvertrag mit einer Informationsmappe.<br />
Ziel sei es, so Dennis Berger, „schnell<br />
das Gefühl der Zugehörigkeit zu vermitteln,<br />
aber auch alle notwendigen administrativen<br />
Prozesse sicher zustellen.“<br />
Der „erste Einstiegstag mit neuer Struktur“<br />
begann am 2. Oktober 2012 mit einer kurzen<br />
Begrüßung in der Personalabteilung,<br />
um alle wichtigen Unterlagen überprüfen<br />
Der Vorstand begrüßt die neuen Mitarbeiter. Foto: Heike Otto<br />
und mögliche offene Fragen beantworten<br />
zu können. Auch wurden das Namensschild,<br />
der Schlüssel sowie EDV-Zugangsdaten<br />
übergeben.<br />
Um 8 Uhr folgte die Mitarbeiterandacht in<br />
der hauseigenen Theodor-Fliedner-Kirche.<br />
Im Namen des Vorstandes dankte Vorstandsvorsitzender<br />
Dr. Burkhard Budde der<br />
Personalabteilung für das neue mitarbeiter-<br />
und trägerfreundliche Konzept, das den<br />
Dienst und die Zusammenarbeit sowie die<br />
Glaubwürdigkeit des diakonischen Charakters<br />
des <strong>Marienstift</strong>es stärke. Vorstandsmitglied<br />
Ralf Benninghoff überreichte die <strong>Marienstift</strong>snadel<br />
als ein Zeichen der Zugehörigkeit<br />
zur christlichen Dienstgemeinschaft,<br />
in der insgesamt etwa 680 Personen beschäftigt<br />
sind.<br />
Direkt im Anschluss wurde den neuen Mitarbeitern<br />
im „Stillen Raum“ die Grundordnung<br />
bzw. das christliche Leitbild des <strong>Marienstift</strong>es<br />
im Rahmen eines Entwicklungsgespräches<br />
vom Vorstand erläutert. Die kirchliche<br />
Stiftung will ein fachlich kompetenter<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
3
Ort christlicher Nächstenliebe mit spirituellen<br />
Quellen und einem ethischen Kompass<br />
sein.<br />
Zu einem anschließenden Rundgang über<br />
das Gelände des <strong>Marienstift</strong>es luden die<br />
Mitarbeiter der Personalabteilung Fabian<br />
Sander und Katharina Wasmus ein. In der<br />
letzten Einführungsphase standen „Zentrale<br />
Belehrungen“ wie zum Datenschutz und<br />
Brandschutz sowie das Kennenlernen der<br />
Mitarbeitervertretung (MAV) auf dem Pro-<br />
Eine Prise Liebe schenken<br />
Das Sorgenpaket aufschnüren<br />
4 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
gramm. Gegen 12 Uhr trafen die neuen<br />
Mitarbeiter in ihrer Fachabteilung ein.<br />
Den Einstieg in die Welt des <strong>Marienstift</strong>es<br />
erlebten die Mitarbeiter auch als Teil einer<br />
christlich geprägten Willkommenskultur.<br />
Die neuen Mitarbeiter sind Alena Winterberg,<br />
Margarethe Groß, Christian Gehrke,<br />
Friederike Günther, Angelika Woitek, Inga<br />
Kamphenkel, Sarah Engel, Michalik Patrick<br />
und Joshua Tjiang.<br />
Moment mal…<br />
Ein echtes Sorgenkind, das keine Hilfe annimmt, kann den Schlaf der Eltern rauben. Die<br />
ständigen Sorgen der Eltern, die eigentlich überfl üssig sind, können dem Jugendlichen<br />
auf die Nerven gehen. Ein Sorgenpaket, das lange Zeit (er-) drückt, kann genervten Eltern<br />
und Kindern die Luft zum Atmen nehmen.<br />
Zu viele Sorgen verängstigen; machen alles nur noch schlimmer. Zu wenige Sorgen entfremden;<br />
täuschen nur „Friede Freude, Eierkuchen“ vor. Ein Kind ist weder eine fremd<br />
gesteuerte Marionette, die keine eigenen Rechte und Pfl ichten hat, noch eine hergestellte<br />
Ware, die man (ver-) kaufen, wegwerfen oder links liegen lassen kann. Eltern sind<br />
keine (Halb-) Götter, die alles besser wissen oder können, aber auch keine Ventile des<br />
Frusts und der Aggressionen, die man anschließend wie Luft behandelt.<br />
Eltern, die ihre Verantwortung für ihr Kind wahrnehmen, können sich auch sorgen als<br />
sorgten sie sich nicht, mit ihrer aktivierenden Fürsorge und empathischen Mitsorge die<br />
gemeinsame Vorsorge und Selbstsorge ihres Kindes stärken, Grundvertrauen in das Kind<br />
und zugleich ihre (Mit-) Verantwortung (vor-) leben. Und so eine Prise Liebe schenken.<br />
Aber auch die Kinder, selbst wenn sie weit jenseits der 18 Lenze sind, tragen insbesondere<br />
für ihre pfl egebedürftigen oder kranken Eltern (weiter) Verantwortung, indem sie<br />
bei ihren Eltern so viel Selbstständigkeit und Eigenständigkeit wie möglich fördern und<br />
so viel Hilfe und Solidarität wie nötig anbieten. Und so eine Prise Liebe schenken.<br />
Das Sorgenpaket aufzuschnüren bedeutet, Gelassenheit und Besonnenheit, Klugheit<br />
und Weisheit, schöpferische Liebe und erleuchtete Vernunft zu gewinnen. Wieder<br />
durchatmen zu können und die gemeinsame Gesamtverantwortung für die Würde aller<br />
zu entdecken.<br />
Burkhard Budde
16 Angebote zum Thema „Gesundheit“<br />
2. Gesundheitstag für alle 670 Mitarbeiter<br />
Der 2. Gesundheitstag des <strong>Marienstift</strong>es, der am 8. November 2012 stattfand, fand wieder<br />
eine positive Resonanz. Viele der insgesamt etwa 670 Mitarbeitenden nutzten die Gelegenheit,<br />
sich an 16 Ständen sowie bei Veranstaltungen zum Thema „Aktivitäten zur Stärkung<br />
der Gesundheit“ zu informieren und „für sich etwas Gutes zu tun“, so die Pfl egedienstleiterin<br />
Monika Gr<strong>ev</strong>elt, die gemeinsam mit der Mitarbeiterin Marion Effertz die Hauptorganisatorin<br />
dieser Veranstaltung war. Auch Entspannungsübungen wurden angeboten sowie<br />
viele Gespräche untereinander geführt. Monika Gr<strong>ev</strong>elt dankte allen Beteiligten, insbesondere<br />
dem hauswirtschaftlichen sowie technischen Dienst: „Ohne diese viele Hände hätte es<br />
keinen Erfolg gegeben.“<br />
Schnelle Reaktionen sind<br />
an der „T-Wall“ gefragt.<br />
Monika Gr<strong>ev</strong>elt<br />
beim Gesundheitstag.<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
5
6 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Informationen zum Thema „Life Kinetik“ von Nadine Weissenfels.<br />
Arzneimittelberatung durch Jördis Schülin (l.) und Nicole<br />
Voges.<br />
Marion Effertz (stehend) lädt zur „Duftreise“ ein.<br />
Ingo Kettner (r.) und Hennig Jarecki empfehlen die „T-Wall“.
Die Beraterin Anja Reinsch (l.) im Gespräch mit der Oberärztin Dr. Silke Juras sowie dem<br />
Assistenzarzt Mohammed Abdeen.<br />
Kavin Strömsdörfer bietet „gesundes Wasser“ an.<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
7
Der Logopäde Bastian Böger informiert über Möglichkeiten des Leistungstrainings des Gehirns.<br />
Nadine Everling lässt sich von der „Lavendelfee“ Birgit Bauermeister verwöhnen.<br />
8 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012
Weihnachten ohne Maria<br />
ist wie Glauben ohne …<br />
Von Propst em. Armin Kraft<br />
In den Advents- und<br />
Weihnachtsgeschichten<br />
der Bibel begegnen<br />
uns viele Männergestalten:<br />
Zacharias,<br />
der Vater Johannes<br />
des Täufers, Joseph,<br />
der Zimmer mann, die<br />
Hirten von Betlehem,<br />
die Wissenschaftler<br />
aus dem Morgenland, der Kaiser Augustus,<br />
der König Herodes … Sie alle werden überragt<br />
von einer Frau, von Maria!<br />
Nur dem Kind in der Krippe gebührt noch<br />
höhere Ehre – denn das ist Gottes menschliche<br />
Seite!<br />
Dichter und Denker haben<br />
in Maria, in der Madonna,<br />
die „hohe Frau“<br />
entdeckt, die Verkörperung<br />
des Mütterlichen,<br />
des Ewig-Weiblichen. Mit<br />
Recht hat Maria ihren festen<br />
Platz im Glaubensbekenntnis<br />
der Christenheit.<br />
Sie kann ein Beispiel gelebten<br />
Glaubens sein:<br />
Maria ist weder <strong>ev</strong>angelisch<br />
noch katholisch, sie gehört der ganzen<br />
Christenheit. Das Ziel der Verehrung<br />
Marias besteht darin, Gott zu loben und<br />
die Christen zu einem Leben anzuhalten,<br />
das seinem Willen entspricht.<br />
Die Mutter<br />
Maria soll uns daran erinnern, dass Gott<br />
nicht nur väterliche Züge trägt. In der Fülle<br />
seiner Möglichkeiten sind auch mütterliche<br />
Züge enthalten. „Ich will euch trösten, wie<br />
Schüler beim Krippenspiel in Bethanien<br />
einen seine Mutter tröstet!“, heißt es beim<br />
Propheten Jesaja von Gott.<br />
Vieles in Marias Leben ist normal: sie ist<br />
eine Mutter, es gibt Probleme und Spannungen<br />
in der Familie und bei der Erziehung<br />
(der 12-jährige Jesus im Tempel!).<br />
Andererseits ist an ihr beispielhaft, dass sie<br />
bereit ist, sich auf Gott zu verlassen, sich<br />
ihm zur Verfügung zu stellen. Es wurde ihr<br />
ja einiges zugemutet, etwas, womit sie<br />
nicht im Entferntesten rechnete, was alle<br />
ihre Pläne über den Haufen warf – es war<br />
Joseph, der meinte, das sei zum Davonlaufen<br />
… Maria aber blieb. Zumutungen Gottes<br />
werden deutlich (Schicksalsschläge,<br />
Mitmenschen, Probleme …).<br />
Das Vorbild<br />
Diese Zumutungen Gottes<br />
sind wie Dornen, die<br />
zu Rosen werden, heißt<br />
es aber bald bei Dichtern<br />
und Komponisten.<br />
Maria führt, weil sie ein<br />
Vorbild ist, weil sie mit<br />
dem „Wort Gottes“ lebt.<br />
Der Evangelist Lukas berichtet:<br />
„Sie behielt alle<br />
diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen!“<br />
Obwohl sie sicher alle Hänge voll zu tun hatte,<br />
blieb ihr Inneres nicht leer, sondern wurde<br />
gefüllt durch Worte aus der Bibliothek<br />
des Glaubens, die wir Bibel nennen können.<br />
So fragt uns Maria: Wie Leben wir mit der<br />
Bibel? Machen wir unseren Kindern und<br />
Enkeln die Freude, ihnen biblische Geschichten<br />
zu erzählen?<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
9
In einem alten Weihnachtslied heißt es:<br />
„Mit Maria will ich sinnen, ganz verschwiegen<br />
und tief innen über dem Geheimnis<br />
zart: Gott im Fleisch geoffenbart!“<br />
Maria wird zum Vorbild der Meditation,<br />
des Schweigens, des Gebetes, des Gespräches.<br />
Die „Jungfrau“<br />
An dem Symbol „Jungfrau“ können wir erkennen,<br />
wie wichtig es ist, Geheimnisse<br />
nicht immer aufl ösen zu wollen! Das stammt<br />
übrigens aus der ägyptischen Mythologie!!<br />
Schließlich ist Maria ein Vorbild, weil sie<br />
das Lob Gottes singt. „Meine Seele erhebt<br />
den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes,<br />
meines Heilandes …“ Und darin hören<br />
wir geradezu r<strong>ev</strong>olutionäre Töne: „Er stößt<br />
die Gewaltigen vom Thron und erhebt die<br />
Niedrigen, die Hungrigen füllt er mit Gütern<br />
und lässt die Reichen leer …“, so singt<br />
Maria ein politisches Lied. Sie hat Interesse<br />
an der Welt – Interesse heißt: Dabei sein.<br />
Wer so glaubend lebt, ist dabei – mit dem<br />
Loben Gottes und dem Einsatz für die Mitmenschen!<br />
Wer das vermag, hat trotz aller<br />
Schwierigkeiten und möglichen Traurigkei-<br />
10 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
ten, trotz aller Ängste und Probleme, die<br />
belasten können, eine positive Lebenseinstellung.<br />
Nach dem Nachdenken über Maria möchte<br />
ich Ihnen raten, sich täglich etwas zu suchen,<br />
wofür Sie Gott loben und danken<br />
können. Wenigstens eine Kleinigkeit wird<br />
sich fi nden lassen. Dieser Rat schließt ein,<br />
dass wir anderen, die jetzt nichts zu danken<br />
haben, helfen, dass auch sie loben und<br />
danken können – durch unsere Gabe, unser<br />
Geschenk, unsere Zeit.<br />
Wenn ich im Neuen Testament lese, fällt<br />
mir auf, dass Paulus kein Wort mehr über<br />
Maria sagt. Sie verschwindet hinter dem<br />
Christus. Sich zurückzunehmen ist auch<br />
eine Tugend, die wir von Maria lernen können.<br />
Davon singt auch das Marienlied von<br />
Johannes Tauler. Da wird Maria mit dem<br />
Schiff verglichen, das eine teure Last trägt.<br />
Wenn der Anker auf Erden haftet und das<br />
Schiff an Land ist, dann hat das Schiff nur<br />
noch zweitrangige Bedeutung. Erstrangig<br />
ist, was es gebracht hat: „Des Vaters ewig’s<br />
Wort!“, die Ermöglichung des Lebens, die<br />
Menschenwürde …<br />
Weihnachten ohne Maria ist wie Hoffnung<br />
ohne Inhalt.<br />
Professor Dr. Ulrich Seiffert erinnert sich:<br />
Weihnachten in meiner Kindheit und Jugendzeit<br />
Wenn ich an Weihnachten in meiner Kindheit und Jugendzeit<br />
denke, fällt mir das friedliche Zusammenleben in der gesamten<br />
Familie ein, meine Eltern und meine drei Geschwister und an<br />
das „Plündern“ des Weihnachtsbaumes. Das Weihnachtsfest ist<br />
und war immer stets etwas ganz Besonderes. Geschenke bedeuteten<br />
für mich etwas, wenn sie mit Liebe hergestellt oder<br />
ausgesucht worden waren. Je kleiner und persönlicher, desto<br />
besser. Christliche Inhalte waren und sind mir eine gute Richtschnur<br />
für meine persönliche Lebensgestaltung.<br />
(Professor Dr. Ulrich Seiffert ist stv. Stiftungsratsvorsitzender des <strong>Marienstift</strong>es.)
Gottesdienst: Musik verbindet<br />
Neuer Krankenpfl egekurs 12/15<br />
Schüler begrüßen Schüler; rechts Pfarrer Karl-Peter Schrapel.<br />
22 „Hoffnungsträger“ haben im <strong>Marienstift</strong><br />
am 1. Oktober 2012 ihre dreijährige<br />
Ausbildung in der Krankenpfl ege begonnen.<br />
Begrüßt wurden sie in einem Gottesdienst<br />
in der Theodor-Fliedner-Kirche, der<br />
unter der Leitung von Pastor Karl-Peter<br />
Schrapel von Schülern des Kurses 11/14<br />
gestaltet wurde. Das Thema lautete „Freude<br />
und Musik verbindet“. Neben der Schulleiterin<br />
Margrit Weithäuser und dem Lehrerkollegium<br />
nahmen auch weitere Mitarbeiter<br />
der diakonischen Einrichtung sowie<br />
Eltern und Angehörige der neuen Schüler<br />
an der Veranstaltung teil.<br />
Vorstandsvorsitzender Dr. Burkhard Budde<br />
würdigte in seinem Grußwort die Pfl ege als<br />
eine „anspruchsvolle und auch öffentlich<br />
anzuerkennende Tätigkeit“. Sie sei keine<br />
Fließbandarbeit, nicht nur Schreibtischarbeit,<br />
auch keine Bankschalterarbeit. Vielmehr<br />
gehe es im Kern der Dienstleistung,<br />
zu der fachliche Kompetenz und qualifi ziertes<br />
Engagement gehörten, immer um<br />
Menschlichkeit, die nicht ökonomisierbar<br />
und messbar sei.<br />
Zum neuen Kurs gehören Martyna Dreweck,<br />
Lisa Marie Dworcak, Tim Eggers, Bianka<br />
Fiedler, Lara Marleen Fricke, Ernst Gräbe,<br />
Vanessa Hauschild, Thea Sophie Heidemann,<br />
Tobias Heindorf, Maria-Elisabeth Heucke,<br />
Katharina Heydorn, Katharina Hosang, Rene<br />
Jacob, Nina Luwich, Lena Mattern, Janna<br />
Stefania Michalski, Florian Scheerhorn, Jannes<br />
Sebastain Schille, Alexandra Schreiner, Jil<br />
Stolka, Franziska Suhs, Charlene Teuber,<br />
Sina Witte und Kristina Wodegnal.<br />
Neue Krankenpfl egeschüler in der Theodor-Fliedner-Kirche.<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
11
„Transplantation“: Lernen vor Ort<br />
Besuch des Transplantationszentrums in Hannover<br />
Am 6. September 2012 ermöglichte das <strong>Marienstift</strong> uns, dem Gesundheits- und Krankenpfl<br />
egekurs GKP 10/13, das Transplantationszentrum der Medizinischen Hochschule Hannover<br />
(MHH) zu besuchen.<br />
Nach einer Anreise von <strong>Braunschweig</strong> nach Hannover mit Zug und Straßenbahn kamen wir<br />
um kurz nach 9 Uhr im Eingangsbereich der Hochschule an, wo wir schon von dem Gesundheits-<br />
und Krankenpfl eger Peter Hinrichs, der auf einer viszeralchirurgischen Station<br />
arbeitet, freudig erwartet wurden. Er sollte uns an diesem Tag als Begleiter und Ansprechpartner<br />
dienen. Die Führung begann in einem Transplantationsbüro, in dem wir über den<br />
Ablauf einer Transplantation aufgeklärt wurden. Dazu gehört die Voraussetzung für eine<br />
Transplantation, die Anmeldung des Empfängers, der Transport des explantierten Organs<br />
des Spenders sowie die Informierung des Empfängers, sobald ein geeignetes und passendes<br />
Organ bei einem Spender gefunden worden war.<br />
<strong>Braunschweig</strong>er in Hannover; rechts Dr. Jürgen Bothe und Ute Bansmann (r. kniend)<br />
sowie Peter Hinrichs (M.).<br />
Einblick in verschiedene Verfahren<br />
Anschließend wurden wir von Peter Hinrichs auf die viszeralchirurgische Station begleitet.<br />
Dort durften wir in einem Raum Platz nehmen, indem erste Fragen von uns beantwortet<br />
wurden. Kurze Zeit später erschien Dr. Gerrit Grannas, der die Transplantationen durchführt.<br />
Eine nähere Erläuterung erfolgte zum Thema Transplantation und weitere zahlreiche<br />
Fragen, die später aufgekommen waren, wurden mit großer Fachkenntnis beantwortet.<br />
Anhand einer Powerpoint-Präsentation wurde uns außerdem die Geschichte rund um die<br />
Transplantation (von der ersten Transplantation bis in die Gegenwart) verdeutlicht, sowie<br />
berühmte Persönlichkeiten vorgestellt, die das Transplantationsgeschehen sowohl in der<br />
Vergangenheit als auch in der Gegenwart signifi kant mitbestimmt und geprägt haben. Zusätzlich<br />
ermöglichte uns Dr. Grannas einen bildlichen Einblick in verschiedene operative<br />
Transplantationsverfahren und erklärte uns das Vorgehen während einer solchen Operation.<br />
Dabei ging er vor allem auf Nieren-, Leber- und Pankreastransplantationen ein.<br />
12 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012
Gespräch mit betroffenem Patienten<br />
Als Highlight des Tages durften wir mit einem nierentransplantierten Patienten sprechen,<br />
der eine Woche zuvor „ein zweites Leben“, wie er sagte, geschenkt bekommen hatte. Dieses<br />
Gespräch war für uns alle sehr eindrucksvoll und emotional, so dass es uns noch lange<br />
bewegen wird. Seine Lebensqualität, so sagte er weiter, sei innerhalb eines Tages nach Aufwachen<br />
aus der Narkose von drei auf zehn gestiegen. Schmerzen und andere postoperativen<br />
Beeinträchtigungen seien schnell vergessen gewesen oder wurden in den Hintergrund<br />
gestellt. Dies sei kein Vergleich zum vorigen Leben, in dem er sechs Mal die Woche zur Dialyse<br />
musste, die ihn erheblich in seinem Tagesablauf und seiner Tagesgestaltung beeinträchtigte.<br />
Mit dem neuen Organ fällt nun dieses „alte Leben“ weg. Auf die Frage, wie es ihm<br />
mit einem fremden Organ in seinem Körper gehe, antwortete er indirekt mit Freude und<br />
Tatendrang hinsichtlich seines jetzigen Lebens, welches er gleich nach der Entlassung aus<br />
dem Krankenhaus mit einer wohlverdienten Urlaubsreise gemeinsam mit seiner Frau starten<br />
werde.<br />
Besuch der Intensivstation<br />
Zum Abschluss wurde uns ein Besuch auf einer Intensivstation ermöglicht. Die Intensivstation,<br />
die wir besichtigen durften, behandelt überwiegend transplantierte Patienten in der<br />
akuten postoperativen Phase. Der Stationsleiter, der eindrucksvoll über die Arbeit und Pfl ege<br />
auf einer Intensivstation aufklärte, zeigte uns nicht nur die Abteilungen und Räumlichkeiten<br />
mit ihren Gerätschaften, sondern auch einen typischen Intensivbettenplatz mit all<br />
seinen Monitoren und maschinellen Einrichtungen. Zusätzlich betonte er auch den hohen<br />
Anspruch bzw. die Komplexität der Arbeit, die die Pfl ege auf solch einer Intensivstation erfordere.<br />
Nach der Besichtigung der Intensivstation neigte sich der Tag in der MHH dem Ende zu und<br />
wir bedankten uns bei Peter Hinrichs für die Gespräche, Führungen, Beantwortung unserer<br />
Fragen und für den informativen Einblick in das Thema Transplantation.<br />
Nachdenken über Organspendeausweis<br />
Anhand des Gesprächs und des gesamten Tages wurde uns allen deutlich, wie wichtig eigentlich<br />
das Thema Transplantation für alle Menschen ist. Aber wer hat schon einen Organspendeausweis?!<br />
Auch für diese Angelegenheit wurden wir sensibilisiert, so dass man davon<br />
ausgehen kann, dass wir alle uns nun mehr Gedanken über dieses Thema machen als<br />
vorher und das Ausfüllen eines Organspendeausweises immer mehr in Betracht kommt.<br />
In diesem Sinne möchte sich der GKP 10/13 beim <strong>Marienstift</strong>, aber auch bei dem begleitenden<br />
Lehrern Ute Bansmann und Dr. Jürgen Bothe bedanken, dass wir einen spannenden<br />
und abwechslungsreichen Tag erleben durften, der uns noch lange Zeit als Teil der Ausbildung<br />
in Erinnerung bleiben wird.<br />
Der Artikel wurde von den Schülerinnen der Ausbilungsstätten des <strong>Marienstift</strong>es Julia Speck<br />
und Nadine Schirmer verfasst.<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
13
Wichtiger als eine Note<br />
ist die Bewältigung der Not<br />
Mehr öffentliche Anerkennung für die Altenhilfe<br />
Müssen Verantwortungsträger wach geküsst<br />
werden?<br />
Alle können sich freuen, dass immer<br />
mehr Menschen in Deutschland älter<br />
werden. Der Anteil der über 65-jährigen<br />
soll zwischen 2011 und 2030 im Bundesschnitt<br />
um etwa 32 Prozent zunehmen.<br />
Ältere Menschen werden gebraucht,<br />
um gemeinsam mit jüngeren<br />
vor allem die sozialen und wirtschaftlichen<br />
Herausforderungen in den nächsten<br />
Jahren zu meistern. Keiner gehört<br />
auf ein Abstellgleis, sondern alle gehören<br />
mitten in das pulsierende Leben.<br />
Allerdings darf das Älterwerden auch<br />
nicht einfach glorifi ziert werden. Mit zunehmendem<br />
Alter steigt auch der Anteil<br />
der Pfl egebedürftigen. In der Altersgruppe<br />
der 75 bis 79-jährigen sind etwa<br />
10 Prozent pfl egebedürftig, in der Gruppe<br />
der 80 bis 84-jährigen 20 Prozent<br />
und in der Gruppe der ab 90-jährigen<br />
59 Prozent.<br />
Familien und Einzelpersonen sind im<br />
häuslichen Umfeld häufi g bei der Pfl ege<br />
ihrer Angehörigen auf leisen Sohlen als<br />
Helden der alltäglichen Nächstenliebe<br />
tätig. Doch auch für sie ist wichtig zu<br />
wissen, dass es unterschiedliche Hilfe-<br />
Träger unterschiedlicher Hilfe-Angebote<br />
gibt, ambulante und (teil-, vor-) stationäre,<br />
um grundsätzlich eine Wunsch-,<br />
Wahl- und Wechselfreiheit zu haben.<br />
Weil es keine „Einheitsmenschen“ und<br />
auch keine „Einheitssituation“ gibt, erscheint<br />
grundsätzlich eine Gleichwertigkeit,<br />
Gleichberechtigung und Durchlässigkeit<br />
der Angebote notwendig. Wer<br />
14 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Kommentar<br />
zu Hause keine angemessene Hilfe erhalten<br />
kann, ist in einem gut geführten<br />
Altenheim besser aufgehoben. Ist jedoch<br />
die Pfl ege in den eigenen vier<br />
Wänden leistbar und zu verantworten,<br />
hat der Grundsatz „ambulant vor stationär“<br />
Sinn. Es kommt eben auf die individuelle<br />
Situation an.<br />
Altenheime – bundesweit gibt es 11600,<br />
in Niedersachsen 1427, in <strong>Braunschweig</strong><br />
31 vollstationäre Pfl egeeinrichtungen –<br />
sollten nicht pauschal als „isolierte Wartesäle<br />
auf das Lebensende“ verdächtigt<br />
oder als „totale Schutzhaft der Hilfsbereitschaft“<br />
abgewertet werden. Wer<br />
Ängste und Vorurteile sät, braucht sich<br />
über stressige Panikreaktionen, über ein<br />
unbegründetes schlechtes Gewissen von<br />
Angehörigen als Früchte nicht wundern.<br />
Was noch im Mittelalter „Siechenhäuser“<br />
für hilfsbedürftige Arme und Kranke,<br />
nach 1945 zunächst „Anstalten mit<br />
Insassen“, später „Mini-Krankenhäuser<br />
mit Patienten“ waren, sind heute in der<br />
Regel „offene Wohnheime für pfl egebedürftige<br />
Bewohner“, die sich durch eine<br />
Wohn-, Pfl ege- und auch neue Lebensqualität<br />
als Teil des Gemeinwesens auszeichnen<br />
können.<br />
Allerdings gibt es notwendige Weckrufe:<br />
1. Die schleichende Gefährdung der<br />
Wirt schaftlichkeit.<br />
Viele Altenheime, aber auch ambulante<br />
Pfl egedienste stehen wirtschaftlich mit<br />
dem Rücken zur Wand. Besonders dann,
wenn zum Beispiel die tarifbedingte<br />
Steigerung der Personalkosten und die<br />
Steigerung der Sachkosten wie Energiekosten<br />
nur zum Teil über die Preise refi -<br />
nanziert, wenn in einer Wettbewerbssituation<br />
tarifgebundene Häuser schlechter<br />
als andere gestellt werden. Ein menschengerechtes,<br />
bewohner-, angehörigen-<br />
und mitarbeiter- sowie<br />
gemeinwesenorientiertes Altenheim<br />
kann man jedoch nicht allein betriebswirtschaftlich<br />
und bürokratisch führen.<br />
Wichtiger als eine „Note“ ist die Bewältigung<br />
der „Not“, um Lebensqualität<br />
auch in der Pfl egebedürftigkeit zu ermöglichen.<br />
Voraussetzung sind jedoch<br />
qualifi zierte und engagierte Mitarbeiter<br />
mit einem ethischen Kompass, verwurzelt<br />
in einem christlichen<br />
Menschenbild,<br />
die gefördert und<br />
nicht ökonomisch instrumentalisiert<br />
oder<br />
öffentlich durch Verallgemeinerung<br />
von<br />
Missständen abgeschreckt<br />
werden dürfen.<br />
2. Die schleichende<br />
Entwertung des<br />
einzelnen Pfl egebedürftigen.<br />
Viele Heime, in denen immer ältere und<br />
kränkere, häufi g an einer Demenzerkrankung<br />
leidende Bewohner für immer<br />
kürzere Zeit leben, wollen keine Fließband-<br />
oder Schnellpfl ege leisten. Durch<br />
den Kosten- und Arbeitsdruck, sowie<br />
die vielen bürokratischen Vorgaben und<br />
Kontrollen von außerhalb jedoch stehen<br />
nicht selten die geforderte Dokumentation<br />
und eine angestrebte „Note“ im<br />
Vordergrund der Dienstleitungen der<br />
Mitarbeitenden und immer seltener die<br />
Frage nach dem individuellen Wohlbe-<br />
fi nden eines Bewohners. Durch das systematische<br />
Einsortieren von Menschen<br />
in die Schubfächer der Pfl egestufen wird<br />
eine Kultur des individuellen Vertrauens<br />
und der persönlichen Verantwortung in<br />
einer konkreten Lebenslage immer<br />
schwieriger. Zur Würde eines Menschen<br />
gehört jedoch mehr als Selbstbestimmung,<br />
Essen, Trinken und Wohnen, sondern<br />
auch Teilhabe am Leben, vor allem<br />
tatsächliche Wertschätzung und Zuwendung<br />
in einem dialogischen Geschehen.<br />
Auch ein an Alzheimer erkrankter pfl egebedürftiger<br />
Mensch ist Träger einer<br />
unverlierbaren Würde.<br />
3. Die schleichende Abhängigkeit von<br />
der Sozialhilfe.<br />
Das Pfl ege-Neuausrichtungs-Gesetz<br />
(PNG),<br />
das ab 1. Januar 2013<br />
in Kraft tritt, stärkt<br />
die ambulante Versorgung,<br />
leider jedoch<br />
nicht den stationären<br />
Bereich. Vor allem<br />
bleiben die Fragen<br />
der medizinischen Behandlungspflege<br />
in<br />
„Mitten im Leben“.<br />
der stationären Altenhilfe<br />
sowie die zeitnahe<br />
Umsetzung des neuen Pfl egebedürftigkeitsbegriffs<br />
offen. Die Pfl eg<strong>ev</strong>ersicherung<br />
(1995/96), die die Sozialhilfeabhängigkeit<br />
pfl egebedürftiger Menschen<br />
verringern wollte, aber auch die Gesellschaft<br />
selbst ist herausgefordert, da in<br />
Zukunft immer mehr Menschen mit geringem<br />
Renteneinkommen ihre professionelle<br />
Pfl ege nicht mitfi nanzieren können.<br />
Werden menschenwürdige Rahmenbedingungen<br />
glaubwürdig – bei Beachtung<br />
des Blickwinkels der Pfl egebedürftigen<br />
–, nachhaltig – bei Beachtung<br />
der demografi schen Entwicklung – sowie<br />
politisch – bei Beachtung der fi nan-<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
15
ziellen Notwendigkeiten – angestrebt?<br />
Attraktive Ausbildung und attraktive Arbeitsplätze<br />
haben ihren Preis. Ein unfairer<br />
Preiswettbewerb gefährdet einen fairen<br />
Qualitätswettbewerb.<br />
Wenn einer Gesellschaft ein menschliches<br />
Gesicht wichtig ist, dann schlägt ihr<br />
Herz auch für die Pfl ege. Und die Mittel,<br />
die die Not wenden können, werden zur<br />
Verfügung gestellt. Und Verantwortungsträger<br />
werden wach gerüttelt.<br />
16 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Burkhard Budde<br />
(Dr. Burkhard Budde ist Vorstandsvorsitzender<br />
des Niedersächsischen Evangelischen<br />
Verbandes für Altenhilfe und ambulante<br />
pfl egerische Dienste (NEVAP),<br />
der übergreifend für die landeskirchlichen<br />
Diakonischen Werke tätig ist und<br />
als größter Fachverband in Niedersachsen<br />
169 Träger mit 283 ambulanten und<br />
stationären Altenhilfeeinrichtungen vertritt.)<br />
Der Kommentar ist in gekürzter Fassung<br />
in der <strong>Braunschweig</strong>er Zeitung am 26.<br />
November 2012 veröffentlicht worden.
Menschen mit Demenz im Krankenhaus<br />
Von Monika Gr<strong>ev</strong>elt, Pfl egedienstleiterin<br />
Es ist uns gelungen, im klinischen Alltag eine Verbesserung der Versorgung und Zuwendung<br />
im Umgang mit Patienten, die an Demenz erkrankt sind, zu erreichen. Begonnen hat<br />
das Projekt im September 2011 vorrangig mit der Schulung aller Mitarbeiter der Station der<br />
Inneren Klinik. Die Pfl egenden wurden einem zweitägigen Intensivkurs durch die Fachreferenten<br />
der gerontopsyiatrischen Behandlungsstelle am Bett unterzogen, wo sie neben<br />
Grundlagenwissen Kenntnisse zum verantwortungsbewussten Umgang mit den Betroffenen<br />
und deren Angehörigen vermittelt bekamen. Darüber hinaus wurden Ideen für die Orientierung<br />
und Beschäftigung erarbeitet, die bereits in den bestehenden hausinternen Leitfaden<br />
zum Umgang mit demenziell erkrankten Patienten eingearbeitet werden konnten.<br />
In einem zweiten Schritt wurde eine Mitarbeiterin als Betreuerin für folgende Aufgaben/Tätigkeiten<br />
freigestellt, die täglich die Stationsteams in der Betreuung unterstützt:<br />
Patientenbezogene Aufgaben/Tätigkeiten:<br />
– Begleitungsdienst (z. B.: Endoskopie, EKG, Röntgen)<br />
– Einzelbetreuung<br />
– Gruppenbetreuung auf Station – Beschäftigung mit demenzkranken Patienten (z. B.: Gesellschaftsspiele,<br />
Tageszeitung, Gedichte vorlesen, Musik hören, Singen, Biografi e – Erinnerungsarbeit<br />
– „Erinnerungsbox“).<br />
– Begleitende Mahlzeiten<br />
– Spaziergänge mit demenzkranken Patienten<br />
– Beweglichkeitstraining<br />
– Einbindung von Angehörigen (Einschränkung, Wünsche, Rituale ermitteln)<br />
– Krankenbeobachtung<br />
– Dokumentation und Pfl egebericht<br />
Mitarbeiterbezogene Aufgaben/Tätigkeiten:<br />
– Zusammenarbeit mit der Teamleitung / Bereichspfl egekraft<br />
– Information an Schnittstellen über Begleitung des an Demenz erkrankten Patienten<br />
– Rückmeldung an Bereichspfl egekraft<br />
Sonstige Tätigkeiten:<br />
– Einhaltung von arbeits- und gesundheitsrechtlichen rel<strong>ev</strong>anten Vorschriften (Hygien<strong>ev</strong>erordnung).<br />
– Einhaltung des hausinternen Standards.<br />
Ein bereits hausintern entwickelter Flyer gibt Informationen u. a. über Aufnahmesituation<br />
von Patienten mit Demenz im Krankenhaus sowie eine Übersicht, an welchen Personenkreis<br />
man sich im Krankenhaus wenden kann.<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
17
Menschenwürdige Behandlung<br />
Fortbildung zum Thema „Demenz“<br />
Es ist sehr erfreulich, dass immer mehr<br />
Menschen immer älter werden. Gleichzeitig<br />
gibt es leider eine Zunahme von Menschen,<br />
die im fortgeschrittenen Alter an einer Demenz<br />
erkranken. Auf der Inneren Klinik des<br />
Krankenhauses des <strong>Marienstift</strong>es sollen sie<br />
fachlich kompetent und menschenwürdig<br />
behandelt und begleitet werden.<br />
Im Rahmen einer zweitägigen Fortbildungsveranstaltung<br />
„Demenziell erkrankte Menschen<br />
im Krankenhaus“ im September<br />
2012 wurden Mitarbeiter geschult. Die Diplom-<br />
Sozialpädagogin und Geragogin Monika<br />
Pretscher von ambet e.V. – Gerontopsychiatrische<br />
Beratungsstelle vermittelte<br />
den Teilnehmern Basiswissen und grundlegende<br />
Kompetenzen im Umgang mit demenziell<br />
erkrankten Patienten. Gleichzeitig<br />
wurde die Situation der Angehörigen berücksichtigt.<br />
18 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Freude beim Lernen.<br />
Gemeinschaftliches Lernen.<br />
Monika Pretscher.<br />
Die gute und menschliche Atmosphäre bei<br />
der Fortbildung trug zu den positiven Lerneffekten<br />
bei – zugunsten der Motivation<br />
und Kompetenz der Mitarbeitenden sowie<br />
der betroffenen Personen, die eine besondere<br />
Hilfe und Empathie brauchen.
Mensch bleiben, selbst wenn es menschelt<br />
Pfl egedienstleiterin Monika Gr<strong>ev</strong>elt aus dem aktiven Dienst ausgeschieden<br />
Menschen, die das <strong>Marienstift</strong> tift kennen<br />
lernen, sind von der „menschlichen schlichen<br />
Atmosphäre“ beeindruckt. t. „Hier<br />
bist du Mensch, keine Nummer“, ummer“,<br />
sagen immer wieder Patienten nten des<br />
Krankenhauses der diakonionischen Einrichtung in Braun-<br />
schweig. Dass diese Erfahrung<br />
bis zum heutigen<br />
Tag möglich ist, liegt<br />
auch an Monika Gr<strong>ev</strong>elt<br />
(60), seit 20 Jahren Pfl egedienstleiterin,<br />
die am<br />
1. Dezember 2012 in die<br />
Freistellungsphase der Altersteilzeit<br />
gegangen ist.<br />
„Christliche Wurzeln“<br />
Gerne erinnert sie sich an<br />
ihre Kindheit und Jugendzeit, in<br />
der sie vor allem durch ihre<br />
Großmutter „christliche Wurzeln“ kennenlernte.<br />
Die christliche Erziehung in Böhmswalde<br />
im Kreis Gleiwitz, im heutigen Polen,<br />
war für sie besonders bedeutsam, als sie<br />
mit 16 Jahren ein Schülerpraktikum im<br />
städtischen Klinikum in Wolfsburg machte.<br />
Monika Gr<strong>ev</strong>elt.<br />
Hier erlebte<br />
sie, wie eine junge Frau,<br />
die Kinde Kinder hatte, im Sterben lag.<br />
Lieb<strong>ev</strong>oll<br />
kümmerte sich eine Diako-<br />
nisse, die<br />
von einem Diakonissen-<br />
mutterha mutterhaus zum Dienst in das<br />
„welt „weltliche Krankenhaus“ ent-<br />
san sandt war, um die Frau und<br />
ih ihre Angehörigen, aber auch<br />
um u die Praktikantin Monika<br />
Gr<strong>ev</strong>elt: G „Sie nahm sich<br />
Zeit, erklärte mir vieles. Vor<br />
allem verstand ich jetzt<br />
meine Großmutter, welche<br />
Bedeutung der Glaube<br />
und das Urvertrauen<br />
in Gott hat.“<br />
Dieses Schlüsselerlebnis<br />
hatte Weichen gestellt. Im<br />
Gifhorner Krankenhaus –<br />
1971 war der Betreiber noch ein<br />
<strong>ev</strong>angelischer Verein – machte<br />
sie eine Krankenpfl egeausbildung, wurde<br />
Krankenschwester, arbeitete auf der Intensivstation<br />
und als Hygienefachschwester und<br />
wurde schließlich Assistentin der Oberin.<br />
1989/90 schloss sich eine Fachweiterbildung<br />
zur Pfl egedienstleitung in Mannheim an.<br />
Vorstand, Pfl egedienstleitung und leitende Ärzte bilden die Klinikkonferenz. Foto Heike Otto<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
19
„Dienst am Nächsten“<br />
Mit diesen Erfahrungen und Kenntnissen<br />
kam sie 1992 ins <strong>Marienstift</strong>. Der damalige<br />
Vorstand – Direktor Pastor Egbert Tröger,<br />
Oberin Karin Hille und Verwaltungsdirektor<br />
Dieter Woschny – suchten eine Pfl egedienstleiterin,<br />
die die Krankenpfl ege professionalisiert<br />
und sich gleichzeitig als<br />
„Dienst am Nächsten“ versteht. Monika<br />
Gr<strong>ev</strong>elt versprach bei ihrer Einführung vor<br />
20 Jahren: „Ich werde mich für eine selbstverantwortliche,<br />
umfassende Pfl ege auf der<br />
Grundlage gewachsener christlicher Traditionen<br />
in einer Zeit immer knapper werdender<br />
Ressourcen einsetzen.“ Das war allerdings<br />
leichter gesagt, als getan. Schon damals<br />
wusste sie, dass sie auf „Solidarität“<br />
angewiesen sein würde.<br />
Eine treue Mitstreiterin wurde die Diakonisse<br />
Schwester Luise Reitmann (gestorben<br />
2010), die von 1969 bis 1988 selbst Pfl egedienstleiterin<br />
im <strong>Marienstift</strong> war, damals im<br />
Mutterhaus lebte, aber auf leisen Sohlen<br />
viel „Menschliches“ im Krankenhaus bewegte,<br />
das im baulichen und organisatorischen<br />
Umbruch begriffen war. Schwester<br />
Luise wurde ihre Beraterin und Seelsorgerin.<br />
Bei „besonderen Herausforderungen<br />
der Seele wie Verletzungen und Streitereien“<br />
– bei Menschenführung, Organisationsentwicklung<br />
und Strukturveränderungen<br />
leider nicht immer zu vermeiden –<br />
braucht auch eine Führungspersönlichkeit<br />
ein offenes Ohr, ein verständnisvolles Herz<br />
und Wertschätzung. Schwester Luise bot<br />
jedoch noch mehr. Monika Gr<strong>ev</strong>elts Augen<br />
leuchten, als sie erzählt: „Schwester Luise<br />
kannte die Trostquelle des Evangeliums. Die<br />
Aussagen biblischer Worte und Erfahrungen<br />
konnten mir damals und können mir<br />
noch heute Kraft vermitteln.“<br />
„Tiefgreifender Wandel“<br />
Monika Gr<strong>ev</strong>elt, die vor allem für die Leitung<br />
und Organisation des Pfl ege- und<br />
Funktionsdienstes sowie für die Sicherstel-<br />
20 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
lung der pfl egerischen Versorgung der Patienten<br />
verantwortlich war, musste in einer<br />
Zeit des tiefgreifenden Wandels im<br />
Krankenhauswesen Pionierarbeit leisten<br />
und ein modernes und zeitgemäßes Pfl eg<strong>ev</strong>erständnis<br />
und Pfl egemanagement<br />
aufbauen: Der mündige Mitarbeiter –<br />
auch die Pfl egekraft – wollte kein unselbstständiger<br />
Bittsteller oder gehorsamer<br />
Erfüllungsgehilfe eines Vorgesetzten oder<br />
anderer Berufsgruppen sein, sondern<br />
gleichberechtigter Partner auf Augenhöhe.<br />
„Und als Leiterin des Pfl egedienstes<br />
konnte ich ja nur das verantworten, was<br />
ich steuern konnte“, erläutert Monika<br />
Gr<strong>ev</strong>elt. Angestrebt wurde eine gleichberechtigte<br />
und partnerschaftliche, professionelle<br />
und interdisziplinäre, patienten- sowie<br />
prozessorientierte Zusammenarbeit in<br />
einer christlichen Dienstgemeinschaft.<br />
Aber auch die Förderung und Qualifi zierung<br />
der Mitarbeiter sowie die notwendigen<br />
Strukturveränderungen angesichts<br />
des Fortschritts in der Medizin und Pfl ege<br />
gehörten dazu. Ihr rückblickendes Fazit:<br />
„Wir sind auf dem Weg vorangekommen,<br />
aber noch nicht am Ziel. Einen Stillstand<br />
wird es nie geben.“<br />
„Chancen mit neuen Mitarbeitern“<br />
Vor allem mit neuen Mitarbeitern gebe es<br />
immer wieder neue Chancen, Kontinuität<br />
bzw. Tradition und Erneuerung bzw. Modernität<br />
als zwei Seiten der Zukunftsfähigkeit<br />
zu stärken. Deshalb sei auch die Krankenpfl<br />
egeschule des <strong>Marienstift</strong>es so wichtig,<br />
die den Nachwuchs auf den Berufsalltag<br />
vorbereite und das neue Pfl eg<strong>ev</strong>erständnis<br />
– vor allem die professionelle,<br />
eigenverantwortliche, patientenorientierte<br />
und ganzheitliche Pfl ege – unterstütze. Das<br />
Erbe der Diakonissen – gerade angesichts<br />
der Versuche der Fremdbestimmung durch<br />
die Ökonomie und Bürokratie – müsse in<br />
neuer Form erhalten bleiben und weitergegeben<br />
werde. Was sie damit meine? Die<br />
„positiven Wurzeln der Diakonissenschwesternschaft<br />
auf der Basis christlicher Ethik“:
Zum Beispiel die Ganzheitlichkeit („Die Einheit<br />
von Körper, Seele, Geist und Soziales“.),<br />
die Dienstgemeinschaft („Das gleichberechtigte<br />
Team mit einem dienenden<br />
Auftrag.“), die Glaubwürdigkeit („Die ethische<br />
Verantwortung aus dem christlichen<br />
Glauben.“), die Menschlichkeit („Der Vorrang<br />
des Menschen vor der Bürokratie und<br />
der Ökonomie.“).<br />
„Dankbarer Rückblick“<br />
Monika Gr<strong>ev</strong>elt blickt dankbar zurück. Viele<br />
Ziele konnte sie erreichen – „aber nur<br />
mit Hilfe aller Mitarbeiter im Pfl egedienst,<br />
wozu ich stellvertretend Schwester Marion<br />
Effertz als Qualitätsbeauftragte in der Pfl ege<br />
zähle, aber auch die Stationsleitungen<br />
als Motor und Gestalter der Stationen sowie<br />
alle Berufsgruppen, die am Behandlungsprozess<br />
der Patienten beteiligt sind,<br />
sowie des Vorstandes, der mir Vertrauen<br />
geschenkt und den Rücken gestärkt hat,“<br />
betont eine Frau, an die viele nach ihrem<br />
Ausscheiden aus dem aktiven Dienst gerne<br />
denken – weil sie immer Mensch und sich<br />
selbst treu geblieben ist, selbst wenn es<br />
manchmal „menschelte“.<br />
Burkhard Budde<br />
Angestrebt wurde eine gleichberechtigte und partnerschaftliche,<br />
professionelle und interdisziplinäre, patienten- sowie prozessorientierte<br />
Zusammenarbeit in einer christlichen Dienstgemeinschaft.<br />
Monika Gr<strong>ev</strong>elt<br />
Neuer Pfl egedienstleiter Jörg Waldmann<br />
Ausbildung im <strong>Marienstift</strong><br />
Zum Nachfolger von Monika Gr<strong>ev</strong>elt wählte der Vorstand Jörg<br />
Waldmann aus <strong>Braunschweig</strong>, der am 1. Januar 2013 seinen<br />
Dienst im <strong>Marienstift</strong> beginnen wird.<br />
Der 44-jährige Jörg Waldmann ist in Wolfenbüttel geboren und<br />
gehört der <strong>ev</strong>angelischen Kirche an. Seit 2007 ist er Abteilungsleiter<br />
in der Pfl egedirektion für den Pfl ege- und Funktionsdienst<br />
des Klinikums Wolfenbüttel. Ein berufsbegleitendes Studium im<br />
Studiengang Pfl egemanagement an der Fakultät Wirtschafts-<br />
und Sozialwissenschaften der Hochschule Osnabrück schließt er<br />
voraussichtlich im Wintersemester 2012 ab.<br />
Jörg Waldmann, der im <strong>Marienstift</strong> eine Ausbildung zum Krankenpfl eger gemacht<br />
hat, verfügt über viel Erfahrung; er hat zum Beispiel den Zentral-OP des Klinikums in<br />
Wolfenbüttel geleitet sowie Fachweiterbildungen zum Fachkrankenpfl eger für den<br />
OP-Dienst sowie für Leitungsaufgaben gemacht.<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
21
„Mensch keine Ware“<br />
Volkswirt sprach im <strong>Marienstift</strong> über „Gesundheitsmarkt“<br />
Rainer Rinne, Stefan Stehl, Dr. Kurt Fontheim, Dr. Jörn Quitzau, Dr. Burkhard Budde,<br />
Dr. Peter Bosse, Prof. Dr. Horst Günter (v. l. n. r.); sitzend Torben Friedrich-Jäger,<br />
Dr. Sibylle Ebinal und Heike Otto (r.).<br />
Für viele Menschen gehört zum Glücklichsein<br />
und Glücklichwerden die Gesundheit.<br />
Die Neigung, auch privat etwas mehr für das<br />
Thema „eigene Gesundheit“ auszugeben,<br />
nehme besonders bei steigendem Einkommen<br />
zu, sagte Dr. Jörn Quitzau, Volkswirt<br />
bei der Berenberg Bank aus Hamburg, auf<br />
einer Veranstaltung des <strong>Braunschweig</strong>er<br />
<strong>Marienstift</strong>es am 15. November 2012. Der<br />
Gesundheitsmarkt in Deutschland würde<br />
„beschleunigt und überdurchschnittlich“<br />
wachsen, allerdings auch wegen der demografi<br />
schen Entwicklung sowie des technischen<br />
Fortschritts. Pro Jahr würden in<br />
Deutschland beispielsweise 800 000 Augenoperationen<br />
am „Grauen Star“ vorgenommen.<br />
Die Gesundheitswirtschaft sei mit 3,7<br />
Millionen Beschäftigten – mit „Wellness“<br />
und „Fitness“ etwa 6 Millionen –, vor der<br />
Bauwirtschaft (2,3 Millionen), dem Maschinenbau<br />
(eine Millionen) und der Automobilindustrie<br />
(0,8 Millionen) Spitzenreiter. Ihre<br />
gesamtwirtschaftliche Bedeutung werde<br />
durch den 12,6 Prozent-Anteil an der Ge-<br />
22 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
samtbeschäftigung und 11,3 Prozent-Anteil<br />
an der Wertschöpfung deutlich. „Gesundheit“<br />
im umfassenden Sinne sei jedoch kein<br />
„wirtschaftliche Gut“, das geeignet sei, Gewinne<br />
zu maximieren, sagte der Referent.<br />
Auch Dr. Burkhard Budde, Vorstandsvorsitzender<br />
des <strong>Marienstift</strong>es, hatte zuvor in seiner<br />
Begrüßung darauf hingewiesen, dass<br />
der Mensch nach dem Selbstverständnis<br />
der Diakonie keine Ware bzw. kein Produkt<br />
sei; ein Krankenhaus oder ein Altenpfl egeheim<br />
keine Fabrik bzw. keine Reparaturwerkstatt.<br />
Wirtschaftliches, ökologisches,<br />
fachliches, soziales, menschliches und<br />
christliches Denken sollten vor allem in einer<br />
kirchlichen Einrichtung eine „untrennbare<br />
Einheit“ bilden, wobei der einzelne<br />
Mensch und seine konkrete Situation im<br />
Mittelpunkt aller Dienstleistungen stehe,<br />
wenn man glaubwürdig bleiben wolle.<br />
Die Erfahrung der helfenden Annahme<br />
könne ein Glück selbst im Unglück darstellen,<br />
das auch eine neue spirituelle Sinnentdeckung<br />
des einzelnen ermögliche.
Aus der Gästeliste:<br />
Landgerichtspräsident a. D. Dr. Peter Bosse<br />
(Vorsitzender des Stiftungsrates des <strong>Marienstift</strong>es),<br />
Torben Friedrichs-Jäger (Leiter<br />
der Repräsentanz der Berenberg Bank in<br />
<strong>Braunschweig</strong>), Rainer Rinne (AOK-Regionaldirektor),<br />
Stefan Stehl (Barmer GEK-stv.<br />
Regionalgeschäftführer), Dekan i. R. Hein-<br />
Heinrich und Ingrid Deneke<br />
Prof. Dr. Horst Günter (r.) mit Dr. Kurt Fontheim.<br />
rich Denecke (Kurator der Stiftung Johanniterhaus<br />
<strong>Braunschweig</strong>), Prof. Dr. Horst<br />
Günter (Direktor des Institutes für Industrie-<br />
und Finanzmanagements in Prag), Dr.<br />
Kurt Fontheim (Leiter der Nerven-Klinik Liebenburg),<br />
Dr. Sibylle Ebinal (Salzgitter),<br />
Horst Herlitschke (ehemaliger stv. Technischer<br />
Leiter des <strong>Marienstift</strong>es).<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
23
24 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Treffpunkte<br />
Ulrike Fehrmann aus Wolfsburg.<br />
Präsident des Verwaltungsgerichts a. D. Enno Harms mit seiner Frau.
Ein „Kind des Hauses“ mit „freier Hand“<br />
Vorstand dankte Matthias Lotze zum 25-jährigen Dienstjubiläum<br />
Die „Schlüsselloch-Chirurgie“, die Laparoskopie,<br />
gehört heute zum „täglichen Brot“<br />
des Krankenhauses. Als sie 1992 in <strong>Braunschweig</strong><br />
eingeführt wurde, war die laparoskopische<br />
Cholerystektomie, die Gallenblasenentfernung<br />
mit kleinster Verletzung von<br />
Haut und Weichteilen, nicht selbstverständlich.<br />
Matthias Lotze (46), Gesamtleitung<br />
des Funktionsdienstes OP und Anästhesie<br />
des <strong>Marienstift</strong>es, erinnert sich an diese Pionierleistung:<br />
„Der damalige Oberarzt der<br />
chirurgischen Klinik Dr. Taylan Atalay, eine<br />
Schwester und ich sind damals nach Göttingen<br />
gefahren, um die neue Methode zu<br />
erlernen.“<br />
Der medizintechnische Fortschritt sei, so Lotze,<br />
wichtig für Patienten und Mitarbeiter.<br />
Eine Operation, die früher über drei Stunden<br />
gedauert habe, könne heute in 25 Minuten<br />
sicher durchgeführt werden. Fort- und Weiterbildungen,<br />
die „neuen Schwung“ brächten,<br />
seien eine wichtige Daueraufgabe für<br />
jeden Mitarbeiter. Weitere Innovationen bei<br />
guten Arbeitsbedingungen der Mitarbeiten-<br />
den zugunsten der Patienten blieben „spannend“.<br />
Lotze, der 1987 zunächst eine Ausbildung<br />
als Krankenpfl eger im <strong>Marienstift</strong> machte<br />
und deshalb auch als „ein Kind des Hauses“<br />
bezeichnet wird, dankte dem Vorstand<br />
für die „freie Hand“, für die „Gestaltungsfreiheit“,<br />
vor allem in fachlichen<br />
Fragen, natürlich im Rahmen der gesetzlichen<br />
und unternehmenspolitischen Vorgaben.<br />
Konstruktive Zusammenarbeit<br />
Die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit<br />
zwischen dem medizinischen<br />
und pfl egerischen Bereich habe sich rückblickend<br />
immer mehr entwickelt. Ein „kollegiales<br />
Verhältnis“ sei gewachsen. Weggefährten,<br />
die viele Jahre mit ihm zusammen arbeiteten,<br />
wüssten, „wie das <strong>Marienstift</strong><br />
tickt“ und worauf es ankomme, medizinisch,<br />
pfl egerisch, wohl aber auch menschlich-christlich.<br />
Angela Tiemann, Matthias Lotze, Dr. Burkhard Budde und Ralf Benninghoff (v. l. n. r.).<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
25
Musik, Verkündigung und Nächstenliebe<br />
Lektoren der Landeskirche im <strong>Marienstift</strong><br />
Helge Makrutski (89), die seit drei Jahren<br />
im Altenpfl egeheim Bethanien lebt, spielt<br />
regelmäßig Lieder auf dem Klavier der Palliativstation<br />
des Krankenhauses des <strong>Marienstift</strong>es<br />
in <strong>Braunschweig</strong>. Die leidenschaftliche<br />
Hobbykünstlerin will nicht nur mit ihren<br />
selbst hergestellten Büchern und Karten<br />
kranken Menschen Trost und Freude<br />
schenken, sondern auch mit ihrer Musik.<br />
Davon konnten sich am 4. Oktober 2012<br />
Lektoren der Ev. Luth. Landeskirche <strong>Braunschweig</strong><br />
überzeugen, die auf Anregung<br />
von Lektor Dr. Alexander Börger die diakonische<br />
Einrichtung besuchten und zufällig<br />
Helge Makrutski auf der Station begegneten<br />
und erlebten.<br />
26 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Oberärztin Dr. Simone Giller hatte zuvor<br />
über das Konzept der Palliativstation informiert,<br />
zu der acht wohnlich eingerichtete<br />
Zimmer gehören. Ziel sei die Leidensminderung<br />
durch Palliativmedizin und Palliativpfl<br />
ege sowie die Verbesserung der Lebensqualität<br />
schwerstkranker Patienten. Ein<br />
multiprofessionelles Team umfasse neben<br />
der spezialisierten ärztlichen und pfl egerischen<br />
Betreuung die Bereiche Seelsorge,<br />
Physiotherapie, Sozialarbeit und Musik. Die<br />
Einbindung der Angehörigen habe eine besondere<br />
Bedeutung. Ein Angehöriger kann<br />
zum Beispiel in dem Zimmer mit übernachten.<br />
Die Gemeinschaftsküche auf der Station<br />
sei ein möglicher Ort zum gegenseitigen<br />
Helge Makrutzki beim Klavierspielen auf der Palliativstation.
Austausch und Gespräch. Die vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit mit den niedergelassenen<br />
Haus- und Fachärzten, aber auch mit<br />
dem Team der ambulanten spezialisierten<br />
Palliativversorgung (SAPV) sowie dem stationären<br />
Hospiz, den ambulanten Pfl egediensten<br />
und Altenheimen gehöre zum<br />
<strong>Braunschweig</strong>er Netzwerk.<br />
Dienst gewürdigt<br />
Zu Beginn ihres Besuches lernten die Lektoren<br />
die hauseigene Fliedner-Kirche mit<br />
der „Adi Holzer Kunst“ sowie die Diakonische<br />
Galerie mit der Geschichte der Diakonissenbewegung<br />
im Mutterhaus kennen.<br />
Vorstandsvorsitzender Dr. Burkhard Budde<br />
berichtete darüber hinaus über die wirtschaftliche<br />
und diakoniepolitische Situation<br />
des <strong>Marienstift</strong>es angesichts der Markt-<br />
und Wettbewerbssituation sowie der gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen und würdigte<br />
den ehrenamtlichen Dienst der Lektoren<br />
der Landeskirche: „Ihre vielfältigen<br />
Erfahrungen aus dem Berufs- und Alltagsleben<br />
tragen zur Stärkung der Glaubwürdigkeit<br />
der Verkündigung in den Gottesdiensten<br />
bei.“ Lektoren seien keine „Lückenfüller“,<br />
sondern qualifi zierte Verantwortungsträger,<br />
die für die Kontinuität<br />
und die Authentizität des gottesdienstlichen<br />
Lebens wichtig seien. Über 200 Personen<br />
sollen in der <strong>Braunschweig</strong>er Landeskirche<br />
in dem ehrenamtlichen Verkündigungsdienst<br />
tätig sein.<br />
„Passende Worte fi nden“<br />
Helge Makrutzki jedenfalls, „originelle Berlinerin<br />
und jetzt auch originelle <strong>Braunschweig</strong>erin“,<br />
freut sich schon darauf, wenn ein<br />
Lektor demnächst (wieder) von der Kanzel<br />
der Fliedner-Kirche predigt und auch durch<br />
„passende Worte“ – und nicht nur durch<br />
Musik – Freude bereitet. Denn alle Veranstaltungen<br />
aus der Kirche werden per Bild<br />
und Ton in die Zimmer des Krankenhauses<br />
und die des Altenpfl egeheimes übertragen.<br />
Oberärztin Dr. Simone Giller (r.) freut sich mit den Lektoren über die Klaviermusik.<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
27
Keinen im Sterben allein lassen<br />
Von Chefarzt Dr. Rainer Prönneke<br />
28 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Sterbehilfe aus<br />
palliativmedizini<br />
scher<br />
Sicht<br />
Die Palliativmedizin<br />
befasst sich intensiv<br />
mit lindernden Maßnahmen<br />
bei Schwerkranken<br />
und Sterbenden.<br />
Eine palliative Versorgung beinhaltet<br />
eine medizinische, pfl egerische, psycho-soziale<br />
und seelsorgerische Behandlung.<br />
Im Zusammenhang mit der Palliativmedizin<br />
fällt oft der Begriff „Sterbehilfe“. Zur Vermeidung<br />
von Unsicherheiten und Missverständnissen<br />
ist es notwendig, die bestehenden<br />
Defi nitionen zu kennen und auf die<br />
gesetzlich gesicherten Behandlungsmöglichkeiten<br />
in Deutschland hinzuweisen. Die<br />
vier Formen der Sterbehilfe werden im Folgenden<br />
erläutert:<br />
Die aktive Sterbehilfe<br />
Hierbei handelt es sich um die ärztlich<br />
durchgeführte Tötung von Schwersterkrankten,<br />
die unter unerträglichen Qualen<br />
leiden und mehrfach das Verlangen auf<br />
eine medizinische Beendigung ihres Lebens<br />
geäußert haben. Nach Begutachtung von<br />
zwei Ärzten können diese Betroffenen<br />
dann mit einer ärztlich durchgeführten Injektion<br />
getötet werden. Weltweit ist dieses<br />
Vorgehen nur in den Beneluxstaaten ohne<br />
Strafverfolgung möglich.<br />
Die Beihilfe zur Selbsttötung<br />
(assistierter Suizid)<br />
Hier wird Schwererkrankten auf ihren<br />
Wunsch hin eine Möglichkeit geboten, sich<br />
selbst zu töten. Voraussetzung ist ebenfalls<br />
unerträgliches Leiden bei einer schweren<br />
Erkrankung. Konkret setzt der Betroffene<br />
selbstständig eine ärztlich empfohlene<br />
Spritzenpumpe in Gang, die ein schnell<br />
zum Tode führendes Medikament enthält.<br />
Im Unterschied zur aktiven Sterbehilfe führt<br />
der Kranke hier seinen Tod selbst herbei.<br />
Der assistierte Suizid wird in Europa nur in<br />
der Schweiz von zwei Organisationen<br />
durchgeführt.<br />
Die indirekte Sterbehilfe<br />
Bei dieser ärztlichen Behandlung wird dem<br />
Schwerstkranken und Sterbenden bei Beschwerden<br />
zur Linderung ein Medikament<br />
verabreicht, wobei ein möglicher vorzeitiger<br />
Todeseintritt in Kauf genommen wird.<br />
Das Motiv der ärztlichen Handlung liegt<br />
hier aber ausschließlich auf der Leidenslinderung!<br />
Diese Behandlung ist in Deutschland<br />
möglich und aus palliativmedizinischer<br />
Sicht geboten. Formalrechtlich handelt es<br />
sich sogar um „Körperverletzung durch<br />
Unterlassen“ wenn Ärzte ihren Patienten<br />
lindernde Medikamente vorenthalten.<br />
Bei nicht aushaltbaren Beschwerden können<br />
wir mit dem Einverständnis des<br />
Schwerkranken im Sinne der Linderung einen<br />
künstlichen Dauerschlaf erzeugen (die<br />
sogenannte palliative Sedierung).<br />
Die passive Sterbehilfe<br />
(Sterben lassen)<br />
Damit ist mit dem Einverständnis des Betroffenen<br />
ein Nichtansetzen oder Beendigung<br />
von lebenserhaltenden medizinischen<br />
Behandlungsverfahren wie Beatmung<br />
und künstliche Sonden-ernährung<br />
gemeint, die ein Sterben bei fortgeschrittener<br />
Erkrankung verzögern bzw. verhindern<br />
können. Auch dieses Verfahren gehört<br />
zu den Kernaufgaben einer palliativorientierten<br />
Therapie, die weder eine Le-
ensverkürzung noch eine Sterbensverlängerung<br />
anstrebt.<br />
Zusammenfassend beschäftigen sich alle<br />
beschriebenen Formen mit der Leidlinderung<br />
am Lebensende. Während die aktive<br />
Sterbehilfe und die Beihilfe zur Selbsttötung<br />
als letztes Mittel die Tötung eines<br />
Schwerstkranken zur Leidlinderung zulassen,<br />
zielen die indirekte und passive Sterbehilfe<br />
auf eine größtmögliche Linderung der<br />
Beschwerden während des Sterbens ab.<br />
Somit handelt es sich also bei den beiden<br />
ersten Formen um eine Hilfe zum Töten<br />
HILFE FÜR SCHWANGERE IN NOT<br />
und bei den letzten beiden Formen um<br />
eine Hilfe beim Sterben!<br />
Persönlich werde ich mich aus meiner<br />
christlichen Grundüberzeugung heraus<br />
nicht an einer „Tötungshilfe“ beteiligen,<br />
zumal unsere langjährigen Erfahrungen in<br />
der palliativmedizinischen Versorgung zeigen,<br />
dass die Möglichkeiten der passiven<br />
und indirekten Sterbehilfe für eine lebensqualitätorientierte<br />
Linderung ausreichen,<br />
wenn sie angemessen und konsequent eingesetzt<br />
werden. In den Vordergrund rückt<br />
dann eine fürsorgliche, zuwendende Begleitung,<br />
bei der niemand allein gelassen wird.<br />
Babykörbchen im <strong>Marienstift</strong><br />
Helmstedter Straße 35 in <strong>Braunschweig</strong><br />
24 Stunden Telefonseelsorge 0800 1110111 und 0800 1110222<br />
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Krankenhaus im <strong>Marienstift</strong> in <strong>Braunschweig</strong><br />
– medikamentös, ambulant, ärztlich betreut –<br />
Telefon: 0531 701125<br />
E-Mail: e.frischko@marienstift-braunschweig.de<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
29
Ein Blick in die Diakonische Galerie<br />
30 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Sabine Schmiedler und Johanna Okuniek (r.) aus <strong>Braunschweig</strong>.<br />
Der Frauentreff der Martin-Luther-Gemeinde aus Wolfenbüttel unter der Leitung von Inge Rößler.
Restauratorin Heike Billerbeck.<br />
Besuchen Sie unsere<br />
DIAKONISCHE GALERIE<br />
– im Mutterhaus, erste Etage –<br />
„Leben mit dem Kreuz“<br />
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werden gebeten, sich bei Heike Otto<br />
anzumelden.<br />
Tel.: 0531 7011-0 oder 7011-304;<br />
Fax: 0531 7011-5304<br />
E-Mail: h.otto@marienstift-braunschweig.de<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
31
„Lebensnäher geht es nicht“<br />
Erstes Echo auf das Buch „Ethos für alle“<br />
Gibt es einen „geistigen Kitt“, der die Gesellschaft<br />
zusammenhält? „Ethos für alle“,<br />
so der Titel des neuen Buches von Dr. Burkhard<br />
Budde, Vorstandsvorsitzender des<br />
<strong>Braunschweig</strong>er <strong>Marienstift</strong>es, lädt zum<br />
Dia log über diese Zukunftsfrage ein.<br />
Ethos in zehn Sprachen<br />
Die ethischen „Verpfl ichtungen für eine gemeinsame<br />
Zukunft“, die in zehn Sprachen<br />
übersetzt worden sind, sollen als „gemeinsamer<br />
Nenner“ unterschiedlichster Religionen<br />
und Weltanschauungen die Würde,<br />
Freiheit und Verantwortung sowie die Gerechtigkeit<br />
und Menschlichkeit auch im Alltag<br />
stärken. Das „christliche Menschenbild“<br />
als gesellschaftliche Brücke, die „Liebe“<br />
als lebensdienlicher Kompass sowie die<br />
„Verantwortung“ als soziales Fundament<br />
verdeutlichen dabei die besondere Herausforderung<br />
von Christen in der Welt und für<br />
die Welt.<br />
Ethos für den Alltag im Alltag<br />
Das erste Echo auf das Buch macht Mut,<br />
sich mit den „ethischen Selbstverpfl ichtungen“<br />
zu beschäftigen. Einige Beispiele:<br />
Prof. Dr. Alfred Jäger, theologischer Doktorvater<br />
von Burkhard Budde, schreibt aus der<br />
Schweiz: Der Verfasser „formuliert unter<br />
der Vorgabe „Ich verpfl ichte mich: …“<br />
zehn Selbstverpfl ichtungen, die das Gewissen,<br />
die Gesinnung und das Verhalten des<br />
Einzelnen anspricht. Er nennt es mit Recht<br />
ein „Ethos für den Alltag im Alltag“ aller<br />
Menschen. Lebensnaher geht es nicht, und<br />
zwar in zehn kurzen Sätzen, die für alle<br />
Menschen guten Willens verständlich gemacht<br />
werden können. Darin werden die<br />
tragenden Werte einer humanitären Gesellschaft<br />
für den Einzelnen zur Grundorientierung.“<br />
32 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Prof. Dr. Günther Rüther von der Konrad-<br />
Adenauer-Stiftung ist überzeugt, dass die<br />
Kurzprosa „ganz sicher“ viele Menschen<br />
anspreche: „Sie – Burkhard Budde – haben<br />
vermutlich Recht mit Ihrer These, dass der<br />
stille Hunger nach einem Leben in Würde<br />
und Liebe unter Menschen niemals nachlassen<br />
wird.“<br />
Ethos als „Kitt“<br />
Die Ministerpräsidentin des Freistaates Thüringen<br />
Christine Lieberknecht bedankt sich<br />
für die Übersendung des „Ethos für alle“:<br />
„Eine solche ethische Grundhaltung kann<br />
ein „Kitt“ sein, um Würde, Freiheit, Gerechtigkeit,<br />
Menschlichkeit, Toleranz, Wahrhaftigkeit<br />
und anderen Tugenden zum<br />
Durchbruch verhelfen.“<br />
Ethos als „gelungenes Werk“<br />
Ein Wirtschaftsführer aus Wolfburg gratuliert<br />
zu dem „gelungenen Werk“; ein Kirchenführer<br />
aus Wolfenbüttel lässt sich gerne<br />
von diesen „Gedanken“ anregen.<br />
Ein Exemplar mit einem von Marie-Luise<br />
Schulz gestaltetem Umschlag im Format<br />
11 x 16 cm mit 44 Seiten Inhalt,<br />
kostet fünf Euro; ab zehn Exemplare<br />
4,50 Euro.<br />
Bestellungen sind im <strong>Marienstift</strong> in<br />
<strong>Braunschweig</strong> möglich:<br />
Helmstedter Straße 35,<br />
38102 <strong>Braunschweig</strong>;<br />
Tel. 0531 7011 304;<br />
Fax. 0531 7011 5304;<br />
E-Mail:<br />
h.otto@marienstift-braunschweig.de.
Ethos für alle<br />
Ein Kommentar von Professor Dr. Alfred Jäger<br />
Soeben hat Dr. Burkhard<br />
Budde in der<br />
Reihe seiner schon<br />
zahlreichen kleinen<br />
Schriften zu Fragen<br />
des Glaubens und Lebens<br />
einen neuen Beweis<br />
seiner Kraft im<br />
Umgang mit Wort<br />
und Sprache erscheinen<br />
lassen mit dem schönen Titel:<br />
Ethos für alle<br />
Würde in Freiheit –<br />
Freiheit durch Würde<br />
(<strong>Marienstift</strong> <strong>Braunschweig</strong> 2012)<br />
Wie immer schickte er mir, seinem theologischen<br />
Doktorvater in Bethel/Bielefeld, ein<br />
Exemplar zu. Ich war sogleich beeindruckt.<br />
Sagte ihm dies auch telefonisch, und wurde<br />
ebenso spontan um einen Kurzkommentar<br />
gebeten. Das mache ich für ihn,<br />
doch ebenso sehr für seine Sache gern.<br />
Dazu hole ich kurz aus. Vor wenigen Jahren<br />
trat der bekannte katholische Theologe<br />
Hans Küng mit einem Programm „Weltethos“,<br />
fi nanziell getragen von einer potenten<br />
Stiftung selben Namens, an die Öffentlichkeit.<br />
Das Programm vertrat er vor kurzer<br />
Zeit sogar vor der UNO Vollversammlung in<br />
New York. Darin stecken im Zentrum zwei<br />
überzeugende Gedanken:<br />
1. Konfessionen und Religionen der Welt<br />
werden sich auf der Ebene ihrer besonderen<br />
Lehrmeinung des eigenen Glaubens<br />
in aller Zukunft nicht fi nden. Diese<br />
waren und sind im Gegenteil allzu häufi<br />
g Anlass zu religiösem Streit.<br />
2. In allen Religionen der Welt aber fi ndet<br />
sich eine Ethik, die – wie die Bergpredigt<br />
Jesu für Christen – im Kern übereinstimmend<br />
ist und in der Religion in aller<br />
Welt zum Motor für Frieden, Menschlichkeit<br />
und Menschenwürde werden<br />
können. Es gibt, so seine Kernaussage,<br />
ein Ethos für alle Welt, ein „Weltethos“.<br />
Auch Buddes Ethik richtet sich nicht nur an<br />
Christ/innen, sondern an „alle“. Er spricht<br />
sogar von einem „unversalistischen Ethos“.<br />
Darin liegt er als <strong>ev</strong>angelischer Theologe auf<br />
selber Linie wie Küng. Ebenso auffallend ist,<br />
dass sich beide im Kern auf ein zutiefst<br />
„christliches Menschenbild“ berufen, das<br />
sich auf Würde, Freiheit, Gerechtigkeit,<br />
Menschlichkeit, etc. konzentriert. Das christliche<br />
Ethos aber beziehen beide auf „alle<br />
Menschen guten Willens“ also weit über die<br />
Grenzen christlicher Kirchen hinaus. Auch<br />
Budde geht davon aus, dass sich Menschen<br />
in und mit ihren unterschiedlichen Religionen<br />
in einer gemeinsamen Ethik mit analogen<br />
Werten fi nden können, „dass eine gemeinsame<br />
Zukunft möglich wird“.<br />
Im Kern denken beide Theologen auf den<br />
Spuren der Aufklärung aus dem 18. Jahrhundert.<br />
Schon Lessing mahnte in seinem<br />
Drama „Nathan der Weise“ seine drei Söhne<br />
daran, dass nicht streitbare Religionsmeinungen<br />
entscheidend sind, sondern dass<br />
auch für einen Kaufmann – heute Ökonomie<br />
im weitesten Sinn – humanitäre Sittlichkeit<br />
allein zählt, sowohl im Geschäft wie im<br />
ganzen Leben. Küng und Budde sind nochmals<br />
auf einer nachaufklärerischen Spur.<br />
Der entscheidende Unterschied zwischen<br />
beiden liegt in der Adresse, Küng richtet<br />
sich mit seinem ethischen Programm wie ein<br />
Vizepapst gleich an die ganze Welt. Budde<br />
ist deutlich bescheidener. Er formuliert unter<br />
der Vorgabe „ ich verpfl ichte mich:…“ zehn<br />
Selbstverpfl ichtungen, die das Gewissen, die<br />
Gesinnung und das Verhalten des Einzelnen<br />
anspricht. Er nennt es mit Recht ein „Ethos<br />
für den Alltag“ aller Menschen. Lebensna-<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
33
her geht es nicht, und zwar in zehn kurzen<br />
Sätzen, die für alle Menschen guten Willens<br />
verständlich gemacht werden können. Darin<br />
werden die tragenden Werte einer humanitären<br />
Gesellschaft für den Einzelnen zur<br />
Grundorientierung.<br />
Als Rotarier erinnert mich der Ton und Inhalt<br />
seiner Selbstverpfl ichtungen sehr an<br />
die notarischen Selbstverpfl ichtungen, ob<br />
Zufall oder nicht. Ich erlebe deren Bedeutung<br />
und Auswirkungen seit langer Zeit als<br />
bedeutsam nicht nur für Einzelne in verantwortlichen<br />
Stellungen, sondern auch in ihren<br />
sozialen Auswirkungen, und dies im<br />
Rahmen einer weltweiten Organisation.<br />
Auch individuelle Selbstpfl ichtungen zeigen<br />
weit über den Einzelnen hinaus Wirkung.<br />
Verblüfft hat mich als Schweizer, der ein<br />
Vierteljahrhundert in Deutschland gelebt<br />
hat, die Verpfl ichtung, „höfl ich zu sein, mit<br />
guten Umgangsformen menschliches Format<br />
zu zeigen und nicht durch Lautstärke<br />
oder Heuchelei die Wertschätzung zu zerstören.“<br />
Meine Frau, auch Schweizerin, kam<br />
all die Jahre immer wieder mit Empörung<br />
34 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
nach Hause mit Ausbrüchen,was sie in ihrer<br />
Welt soeben an Unhöfl ichkeit, Kaltschnäuzigkeit,<br />
Ruppigkeit etc. wieder erlebt hebe.<br />
In meiner akademischen Welt mit der Dominanz<br />
von alten 68ern konnte ich dies nur<br />
bestätigen. Entweder ist Budde an dieser<br />
Stelle schlicht konservativ-regierende Fürstenhöfe<br />
gibt es in Deutschland längst nicht<br />
mehr – oder er hat im Blick auf die gelebte<br />
Alltagskultur einen heiklen Nerv getroffen.<br />
Ob Küngs Ansatz von ganz oben oder Buddes<br />
Ansatz von ganz unten etwas zum Besseren<br />
bewirken, bleibt abzuwarten. Ich<br />
wünsche beiden Programmen weites Gehör.<br />
Dafür sorgt Budde bereits vor, in dem<br />
er seine Selbstverpfl ichtungen im selben<br />
Heft gleich schon in zehn andere Sprachen<br />
übersetzen ließ, weitere Übersetzungen<br />
sollen geplant sein. Damit fehlt nur noch<br />
das weltweite Netzwerk, das die Botschaft<br />
aus dem <strong>Marienstift</strong> in <strong>Braunschweig</strong> hinausträgt.<br />
Es reicht aber auch schon, wenn<br />
sich Einzelne beim Lesen und Überdenken<br />
bestärkt fühlen. So ging es auch mir.<br />
Alfred Jäger, St. Gallen Schweiz
Universalistisches Ethos<br />
Verpfl ichtungen für eine gemeinsame Zukunft<br />
Ich verpfl ichte mich,<br />
die Würde meines Mitmenschen so zu achten<br />
wie ich selbst geachtet werden will,<br />
für die unverlierbare und unteilbare Würde aller Menschen einzutreten,<br />
sie zu verteidigen und zu ermöglichen.<br />
die Freiheit meines Mitmenschen so zu achten<br />
wie ich selbst unabhängig sein will,<br />
für die an Recht und Verantwortung gebundene Freiheit aller Menschen einzutreten,<br />
anders zu denken, zu fühlen, zu handeln, zu sein.<br />
gerecht zu sein,<br />
Lebenschancen für alle zu suchen, unterschiedliche Leistungen anzuerkennen,<br />
dem Schwächeren zu helfen, an die Folgen der Mit- und Nachwelt zu denken.<br />
menschlich zu sein,<br />
bei aller Verschiedenheit, Gegensätzlichkeit und Widersprüchlichkeit<br />
das Gesicht des anderen zu schützen und seine Seele nicht zu verletzen.<br />
wahrhaftig zu sein,<br />
bei aller Notwendigkeit Sein und Schein zum Ausgleich zu bringen,<br />
aufrichtig und glaubwürdig zu leben.<br />
tolerant zu sein,<br />
persönlichen Respekt in der inhaltlichen Auseinandersetzung zu zeigen,<br />
niemanden zu verunglimpfen, zu missachten oder feige zu schweigen.<br />
fair zu sein,<br />
mir eine eigene Meinung durch das Hören der anderen zu bilden<br />
und keine Vorurteile zu pfl egen oder pauschal einen Menschen zu verurteilen.<br />
taktvoll zu sein,<br />
Rücksicht auf die Gefühle und die persönliche Situation anderer zu nehmen<br />
und nicht selbstsüchtig oder gedankenlos die Seele anderer zu kränken.<br />
höfl ich zu sein,<br />
mit guten Umgangsformen menschliches Format zu zeigen<br />
und nicht durch Lautstärke oder Heuchelei die Wertschätzung zu zerstören.<br />
barmherzig zu bleiben,<br />
weil ich selbst auf Liebe und Versöhnung angewiesen bin,<br />
will ich selbst Neuanfänge, Kompromisse und Lösungen zu ermöglichen versuchen.<br />
Burkhard Budde<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
35
„Kunstwerke eines großen Künstlers“<br />
Gottesdienst auf der „Roten Wiese“<br />
Pastorin Antje Tiemann begrüßt auch im Namen von Pastor Christian Teichmann die Gottesdienstteilnehmer<br />
unter freiem Himmel; am E-Piano spielt Juri Kriatchko.<br />
Über die „Kunstwerke eines großen Künstlers“<br />
wurde auf der „Roten Wiese“ in<br />
<strong>Braunschweig</strong> am 30. September 2012<br />
nachgedacht. Pastorin Antje Tiemann<br />
sprach im Erntedankfestgottesdienst unter<br />
freiem Himmel von den vielen „genialen<br />
und einzigartigen Zeichen der Natur für<br />
Gottes Schöpfung“. Für alle Schätze des<br />
Lebens – sowohl für die materiellen („die<br />
Nüsse“) als auch für die ideellen („die Sonnenstrahlen“)<br />
– „können wir Gott dankbar<br />
sein“, sagte Pastor Christian Teichmann in<br />
36 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
dem gemeinsamen Gottesdienst der Martin-Luther<br />
und St. Johannis Gemeinde, der<br />
musikalisch vom Kirchenmusiker Iouri Kriatchko<br />
gestaltet wurde.<br />
Auch dieser Gottesdienst bot wieder die<br />
Möglichkeit für jeden Teilnehmer, Lebenskraft,<br />
Lebenshoffnung, Lebenszufriedenheit<br />
durch den Glauben an Gott in der Gemeinschaft<br />
zu erfahren – als geliebtes<br />
Kunstwerk auch in dunklen Herbst- und<br />
Wintertagen des Lebens.
Wo Himmel und Erde sich berühren<br />
Denkmalschutz als Solidarleistung aller<br />
In einem einzigartigen Raum sinnlicher<br />
Schönheit und geistlicher Ausstrahlung<br />
wurde über die lebendige Einheit von Kultur<br />
und Kultus nachgedacht. Im Kaiserdom<br />
in Königslutter vertrat Landesbischof Prof.<br />
Dr. Friedrich Weber, der auch Vizepräsident<br />
der Stiftung <strong>Braunschweig</strong>ischer Kulturbesitz<br />
ist, die Auffassung, dass die Pfl ege der<br />
Kirchen eine notwendige<br />
„Solidarleistung aller“<br />
darstelle.<br />
Der Kaiserdom beispielsweise,<br />
der 1135 von Kaiser<br />
Lothar III gestiftet und<br />
1170 von Herzog Heinrich<br />
dem Löwen fertig<br />
gestellt wurde, sei als<br />
„sakraler Raum“, der in<br />
der Zeit auf die Ewigkeit<br />
verweise, gleichzeitig<br />
„Kulturraum“, „der auch<br />
von Menschen, die keiner<br />
Kirche angehören,<br />
besucht wird,“ sagte<br />
Friedrich Weber zu Beginn<br />
der Ausstellungser öffnung „Kirchliche Denkmalpfl<br />
ege“ am 6. Oktober 2012 im Kaiserdom.<br />
Interesse der Allgemeinheit<br />
Ordinariatsrat Dr. Norbert Jocher von der<br />
Erzdiözese München und Freising betonte<br />
in seinem Vortrag ebenfalls das Interesse<br />
der Allgemeinheit an der kirchlichen Denkmalpfl<br />
ege. Allerdings müssten der Inhalt,<br />
die Geschichte und die Nutzung des Denkmals<br />
beachtet werden. Ein kirchliches<br />
Denkmal sei mehr als ein Versammlungs-,<br />
Veranstaltungs-, Kultur- und Kunstraum.<br />
Kirchen seien vielmehr Orte, an dem sich<br />
Himmel und Erde berührten, Orte sichtbarer<br />
Zeugnisse mit unsichtbarem Wert. „Diese<br />
Orte der Ruhe, der Stille, der Schönheit<br />
Dr. Norbert Jocher (l.) mit<br />
Tobias Henkel.<br />
sowie der Begegnung des Menschen mit<br />
sich selbst und vielleicht sogar mit Gott“,<br />
so Norbert Jocher, müssten erhalten, wiederbelebt<br />
und erneuert werden.<br />
Kriterien seien die Substanz (mit Bedeutungsgehalt),<br />
die (erlebbare) Kunstarchitektur,<br />
das Konzept (mit der Berührungsmöglichkeit<br />
religiöser Inhalte),<br />
die Methode (mit<br />
der Konzentration auf<br />
das Konzept), sowie die<br />
Identifi kation (mit den<br />
Auswirkungen der Qualität<br />
des Raumes auf die<br />
Qualität des Geschehens<br />
im Raum).<br />
Kirchlicher Denkmalschutz,<br />
so der Referent,<br />
ermögliche Kirchen, Orte<br />
lebendiger Frömmigkeit<br />
zu sein sowie die Stärkung<br />
des Fortschrittes<br />
aus gelebter Tradition.<br />
Direktor Tobias Henkel von der Stiftung<br />
<strong>Braunschweig</strong>ischer Kulturbesitz eröffnete<br />
anschließend die Ausstellung, die einen<br />
Einblick in die denkmalpfl egerische Arbeit<br />
an sakralen Bau- und Bildwerken an Beispielen<br />
von 16 Maßnahmen aus Niedersachsen<br />
und Bayern gibt. Die Ausstellung<br />
ist noch bis zum 18. November (von 9 bis<br />
18 Uhr) im Kaiserdom Königslutter in Königslutter<br />
am Elm zu sehen.<br />
Es lohnt sich, in die Welt der Denkmalpfl<br />
ege einzutreten, um für die Alltagswelt<br />
aus der Vergangenheit Zukunft zu gewinnen<br />
– denn in der Pfl ege der Tradition<br />
steckt Innovationskraft. Und beides<br />
braucht die moderne Welt als einzigartigen<br />
Raum des nachhaltigen und vielfältigen<br />
Lebens.<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
37
Freude und Genuss beim Herbstfest<br />
160 Bewohner und Angehörige feierten<br />
38 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Gespannte Aufmerksamkeit bei Bewohnern und Angehörigen.<br />
Jürgen Schader.<br />
Herbstfest mit „sommerlichen“ Gefühlen:<br />
Im Altenpfl egeheim Bethanien des <strong>Marienstift</strong>es<br />
fand am 10. Oktober 2012 ein<br />
Herbstfest statt, das die Seele vieler zum<br />
Blühen brachte. Der MVG Ahlumer Männerchor<br />
unter der Leitung von Jürgen Schader<br />
erfreute die 130 Bewohner mit Ihren<br />
Angehörigen mit einem bunten Konzert im<br />
Wilhelm-Löhe-Saal. Die Heimleitung Monika<br />
Gladbach dankte dem Chor mit einem<br />
Kochlöffel, auf dem die Inschrift „Wir kümmern<br />
uns rührend um Sie“ steht, sowie<br />
den vielen fl eißigen Händen für die Mithilfe<br />
bei den Vorbereitungen und Durchführung<br />
des Festes. Anschließend gab es im Speisesaal<br />
eine „Schlachtplatte“ mit Leber-, Rot-<br />
und <strong>Braunschweig</strong>er Mettwurst, „Feuerwehrmarmelade“<br />
(Mettgut), Bratwurst und<br />
Kartoffelsalat – etwas für den Gaumen und<br />
natürlich auch für die Seele. Denn in fröhlicher<br />
Gemeinschaft schmeckt es vielen bekanntlich<br />
besonders gut.<br />
Ursula Stadler
Mitarbeiterinnen geben Zeichen.<br />
Monika Gladbach-Geitebrügge begrüßt die Anwesenden.<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
39
Eintritt frei!<br />
Das Städtische Museum in <strong>Braunschweig</strong><br />
Das Städtische Museum <strong>Braunschweig</strong> hat<br />
im Sommer seine Türen wieder geöffnet<br />
und begeistert seine Besucher. Wer das Gebäude<br />
betritt, staunt zunächst über den 18<br />
Meter hohen Lichthof, der in vierjähriger<br />
Bauzeit von dem Treppen- und Schauebenen-System<br />
der 1970er Jahre befreit wurde.<br />
Die Wände sind in schlichtem Weiß gehalten<br />
und betonen die braunschweigisch-patriotischen<br />
Wandmalereien der Kaiserzeit an<br />
den Stirnwänden der Halle. Wiederzuentdecken<br />
gibt es die großzügigen Ausstellungsräume,<br />
die in grünen, blauen, roten und<br />
cremefarbenen Tönen gehalten sind. Die<br />
spielerisch vielfältige Detailfreudigkeit der<br />
Innenausstattung überzeugt mit geometrisch,<br />
fl oraler Farbigkeit. Alte Wandfriese<br />
und Beschriftungen sind nach Möglichkeit<br />
vorsichtig freigelegt und für eine baldige<br />
Restaurierung vorbereitet worden. Der<br />
Charme dieser Jugendstilausstattung darf<br />
neu entdeckt werden. Mancher Leser wird<br />
sich an das riesige Kirchenfenster von St.<br />
Katharinen erinnern, das bereits beim Bau<br />
des Museums 1904 bis 1906 in das neue<br />
Gebäude eingepasst wurde. Das Glas ist<br />
neu gefasst und gereinigt worden und lässt<br />
die dargestellten biblischen Szenen leuchten.<br />
Auch die Uhr vom Lettner der Brüdernkirche<br />
ist wieder in Funktion und schlägt die<br />
Stunde.<br />
Im Kultur- und Kunstführer der Stadt<br />
<strong>Braunschweig</strong> sind dreizehn Museen und<br />
Gedenkstätten, sechs Theater, Orte der Literatur<br />
und vieles mehr verzeichnet. Das<br />
Städtische Museum zählt zu den großen,<br />
bedeutenden und überregional bekannten<br />
Kultureinrichtungen. 1861 von <strong>Braunschweig</strong>er<br />
Bürgern für die Mitbürger begründet,<br />
bewahrt das Museum heute circa<br />
270.000 Kunstzeugnisse mit Schwerpunkt<br />
Gemälde, Grafi k, Porzellan, Silberwaren,<br />
Möbel, Musikinstrumente, Textilien, Münzen.<br />
Eine Besonderheit ist neben den volks-<br />
40 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
kundlichen Objekten des <strong>Braunschweig</strong>er<br />
Landes eine Ethnographische Sammlung.<br />
Hervorzuheben sind auch die Formsammlung<br />
Dexel und die Fotoapparatesammlung<br />
der <strong>Braunschweig</strong>er Hersteller Voigtländer<br />
und Rollei.<br />
Bereits um 1900 galten die Depotschätze<br />
des Museums als eine der wertvollsten<br />
Kultursammlungen Norddeutschlands. Der<br />
Bau eines eigenen Museumsgebäudes lag<br />
nahe und wurde fi nanziell angestoßen<br />
durch eine Spende des Sammlers Carl<br />
Götting (gest. 1899). So ließ die Stadt<br />
<strong>Braunschweig</strong> nach Plänen des Architekten<br />
und Stadtbaudirektors Max Osterloh<br />
(1851 – 1927) zwischen 1904 und 1906<br />
ein in Form und Ausstattung dem Jugendstil<br />
verpfl ichtetes Museumsgebäude am<br />
Löwenwall, Steintor- Ecke Magnitorwall,<br />
errichten. Die Fassade des Repräsentativbaus<br />
beeindruckt durch neobarocke Gestaltungsformen<br />
in Verbindung mit großzügig<br />
komponierter Fenstergestaltung. Zusammen<br />
mit dem 1908 gebauten Bibliotheksgebäude<br />
bietet sich dem Bürger seither<br />
ein imponierend schönes Bauensemble<br />
und ist zu einem Aushängeschild <strong>Braunschweig</strong>er<br />
Baukunst geworden.<br />
Nach vier Jahren Modernisierung erstrahlt<br />
das Städtische Museum in neuem Glanz.<br />
Die Schausammlung mit ihren mehr als<br />
1.500 kunst- und kulturhistorischen Zeugnissen<br />
<strong>Braunschweig</strong>s können die Besucher<br />
bei verschiedenen Rundgängen auf drei<br />
Etagen ganz neu entdecken. Der erste Ausstellungsteil<br />
zeigt die Formsammlung Walter<br />
und Thomas Dexel sowie die international<br />
bedeutsame Sammlung historischer<br />
Musikinstrumente. Neben den kunstgewerblichen<br />
Sammlungen mit <strong>Braunschweig</strong>er<br />
Möbelkunst, Lackwaren, Porzellan- und<br />
Silberarbeiten ist in der ersten Etage die<br />
Ethnographische Sammlung zu sehen. Die
zweite Etage ist der Malerei und Skulptur<br />
sowie der sakralen Kunst gewidmet.<br />
Audioguides, Medienstationen und fachkundige<br />
Führungen informieren interessant<br />
und unterhaltsam über die Exponate. Kinder<br />
erleben das Museum mit dem neuen<br />
museumspädagogischen Programm auf<br />
spannende und spielerische Weise.<br />
Vom Lichthof aus betritt der Besucher<br />
durch den sogenannten Mummebogen<br />
den ersten Ausstellungsteil mit der Formsammlung.<br />
1942 beauftragte die Stadt<br />
<strong>Braunschweig</strong> den Maler und Typographen<br />
Walter Dexel mit dem Aufbau und der Leitung<br />
einer Sammlung von alten und modernen<br />
Gebrauchsgerättypen aus Handwerk<br />
und Industrie zur Geschichte und Problematik<br />
der Gefäßform. Die international<br />
renommierte Sammlung umfasst heute ca.<br />
5.500 Objekte aus Metall, Holz, Keramik,<br />
Glas und Stein.<br />
Es folgen zwei Räume mit Objekten aus der<br />
Sammlung historischer Musikinst rumente.<br />
Großzügige Stiftungen von Theodor Steinweg<br />
1889 sowie der Familie Grotrian-Steinweg<br />
ermöglichten den Auf- und Ausbau<br />
der Musikinstrumentenabteilung des Städtischen<br />
Museums. Sie verfügt über herausragende<br />
Saiteninstrumente und Blasinstrumente<br />
wie Zinken, Hörner, Trompeten, Flöten,<br />
Klarinetten. Von eigenem Wert ist die<br />
Sammlung der Tasteninstrumente, welche<br />
die Klavierbautradition im <strong>Braunschweig</strong>er<br />
Land widerspiegeln.<br />
Im 1. OG gibt es einen Einblick in die umfangreichen<br />
kunstgewerblichen Sammlungen<br />
des Museums. Hierzu zählt die <strong>Braunschweig</strong>er<br />
Möbelkunst vom ausgehenden<br />
Mittelalter bis zum Biedermeier. Kennzeichen<br />
des <strong>Braunschweig</strong>er Möbels des 18.<br />
Jahrhunderts sind dabei vor allem die feinen,<br />
kostbaren Elfenbeineinlagen und das<br />
ausg esuchte Nussbaumfurnier. Eine Beson-<br />
Foto „Lichthof“: © Städtisches Museum <strong>Braunschweig</strong>/Jakob Adolphi<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
41
derheit <strong>Braunschweig</strong>s bieten die Tische<br />
der Manufaktur van Selow, deren Tischblätter<br />
mit einem farbe nprächtigen Glasperlenmosaik<br />
versehen wurden. Durch die<br />
Schenkung der Familie Buchler verfügt das<br />
Museum heute über eine der größten<br />
Sammlungen <strong>Braunschweig</strong>er Silbers. Besonders<br />
im 18. Jahrhundert wiesen <strong>Braunschweig</strong>er<br />
Silberarbeiten eine Qualität auf,<br />
die mit zeitgleichen Arbeiten aus Augsburg<br />
und Nürnberg vergleichbar ist. Einer der<br />
Schauräume widmet sich der Herstellung<br />
und künstlerischen Ausrichtung der Fayencen<br />
und Porzellane aus <strong>Braunschweig</strong>er<br />
Manufakturen. Das Städtische Museum<br />
<strong>Braunschweig</strong> verfügt über die größte öffentliche<br />
Sammlung von Lackwaren der<br />
Manufaktur Stobwasser (gegründet 1763),<br />
die als eine der bedeutendsten deutschen<br />
Lackmanufakturen gelten darf.<br />
In den folgenden drei Räumen werden<br />
ausgewählte Zeugnisse ferner Kulturen<br />
vorgestellt. Die völkerkundliche Sammlung<br />
des Städtischen Museums ist vielen <strong>Braunschweig</strong>er<br />
zu verdanken, die im 18. und<br />
19. Jahrhundert in fernen Ländern weilten<br />
und dort wertvolle oder manchmal auch<br />
kuriose Gegenstände mitbrachten. Zu den<br />
Besonderheiten zählen Ahnenmasken aus<br />
der Südsee, Alt-Peruanische Keramik, Birkenrindenarbeiten<br />
der Nordamerikanischen<br />
Indianer, Zaubergerät und wertvolle<br />
Stoffe aus Indonesien oder Metallarbeiten<br />
aus Afrika.<br />
Auf dem Rundgang durch die Gemäldegalerie<br />
im 2. OG empfängt den Besucher sakrale<br />
Kunst, Holzschnitzerkunst wie der Borgentrik-Altar<br />
oder liturgisches Gerät, die zu<br />
den ältesten Sammlungsstücken des Museums<br />
gehören. Für die Anlage einer wertvollen<br />
Gemäldesammlung legte der 1832 gegründete<br />
Kunstverein mit seiner Schenkung<br />
von 31 Gemälden den Grundstein. Es wurde<br />
nicht gezielt Kunst von <strong>Braunschweig</strong>er<br />
Malern und Bildhauern gesammelt. Vertreten<br />
sind Werke der Münchner Malerschule<br />
ebenso wie Werke der 1889 gegründeten<br />
42 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Worpsweder Künstlerkolonie und neue<br />
Kunstformen des 20. Jahrhunderts.<br />
Dem Vorbild des Kunstvereins folgten viele<br />
Bürger und <strong>Braunschweig</strong>er Künstler, die<br />
mit ihren Vermächtnissen die Kunstsammlung<br />
vergrößerten und für eine breite Vielfalt<br />
sorgten. Schwerpunkte aus Schenkungen<br />
und Stiftungen bilden die Portraitmalerei<br />
mit Gipsabgüssen, Medaillons von Fürsten<br />
und <strong>Braunschweig</strong>er Bürgern ebenso<br />
wie die Gemäldesammlungen Max Jüdel<br />
(1845 – 1910) oder von dem Bankier Friedrich<br />
Löbecke (1783 – 1847). Zu studieren<br />
gibt es die Historienmalerei, die Mythologie<br />
der Antike und der christlichen Religion.<br />
Daneben sind Portrait- und Landschaftsmalerei,<br />
Tiermalerei, Stillleben oder Szenen<br />
des Alltagslebens zu sehen. Als herausragend<br />
dürfen bezeichnet werden die Landschaften<br />
von Pascha Johann Friedrich<br />
Weitsch, qualitätvolle Porträts seines Sohnes<br />
Friedrich Georg Weitsch, Gemälde von<br />
Carl Friedrich Lessing, Ferdinand Georg<br />
Waldmüller, Carl Spitzweg, Heinrich Brandes,<br />
Rudolf Henneberg, Franz von Stuck,<br />
Otto Modersohn, Leo von König und Max<br />
Peiffer Watenphul.<br />
In den Sonderausstellungsräumen im Erdgeschoss<br />
gibt es regelmäßig thematische Ausstellungen<br />
zu sehen. Vom 23. November<br />
2012 bis zum 3. Februar 2013 zeigt das<br />
Städtische Museum in Zusammenarbeit mit<br />
der Universität Göttingen die ältesten Ämterkarten<br />
des Fürstentums <strong>Braunschweig</strong>.<br />
Der Atlas mit den kostbaren, handgezeichneten<br />
Regionalkarten wird erstmals im Original<br />
zu sehen sein.<br />
Städtisches Museum <strong>Braunschweig</strong><br />
Haus am Löwenwall<br />
Steintorwall 14<br />
38100 <strong>Braunschweig</strong><br />
Telefon 0531 470 4505,<br />
Fax 0531 470 4555<br />
Öffnungszeiten:<br />
Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr<br />
www.braunschweig.de/museum
Liebenswürdige Menschen in der Region<br />
„Allianz für die Region“ als Thema beim AOK-Forum<br />
In der Region zwischen Harz und Heide, so<br />
AOK-Direktor Rainer Rinne beim AOK-Forum<br />
zum Thema „Allianz für die Region“<br />
am 6. November 2012 in <strong>Braunschweig</strong>,<br />
„lässt sich hervorragend leben.“<br />
„Optimierte Versorgung“<br />
B<strong>ev</strong>or der Vorstandsprecher der Wolfsburg<br />
AG und Geschäftsführer Projekt <strong>Braunschweig</strong><br />
GmbH, Julius von Ingelheim, über<br />
die Besonderheiten der Region berichtete,<br />
nahm Rainer Rinne zur Gesundheitspolitik<br />
sowie zum Gesundheitsmarkt Stellung. Der<br />
Fusionsmarkt der Krankenkassen sei in diesem<br />
Jahr „ruhig.“ Zu Beginn 2012 gab es<br />
146 Krankenkassen in Deutschland; zurzeit<br />
gibt es 145, davon elf AOK-Kassen. Der<br />
Gesundheitsfonds mit gegenwärtig 14 Milliarden<br />
Euro Überschuss wecke Begehrlichkeiten<br />
unterschiedlicher Leistungsträger.<br />
Der Wegfall der Praxisgebühr bedeute zwei<br />
Milliarden Euro Einnahm<strong>ev</strong>erlust. „Dafür erwarten<br />
wir einen Ausgleich“, forderte der<br />
Kassenvertreter. Die Überschüsse müssten<br />
jetzt investiert werden, damit auch in Zu-<br />
Julius von Ingelheim (r.) und Rainer Rinne.<br />
kunft eine „optimierte Versorgung“ der Patienten<br />
gewährleistet werden könne.<br />
„Baumstarke Region“<br />
Julius von Ingelheim sagte, die Region sei<br />
„baumstark“, „aber zu wenige Menschen<br />
wissen das.“ Zur Region mit insgesamt 1,2<br />
Millionen Menschen werden drei kreisfreie<br />
Städte gezählt – <strong>Braunschweig</strong>, Wolfsburg,<br />
Salzgitter – sowie fünf Landkreise. <strong>Braunschweig</strong><br />
und Wolfsburg seien die „wirtschaftlichen<br />
Zugpferde.“<br />
Wolfgang Jitschin (Geschäftsführer St. Elisabeth Krankenhaus Salzgitter), Rainer Rinne (AOK-<br />
Regionaldirektor), Dr. Burkhard Budde (Vorstandsvorsitzender <strong>Marienstift</strong>), Helmut Schüttig<br />
(Geschäftsführer Klinikum <strong>Braunschweig</strong>).<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
43
Mitarbeiter fair am Erfolg beteiligen<br />
Prof. Dr. Dieter Hundt sprach über „Politik und Wirtschaft“<br />
Sehr gerne ist der „bekennende Fußballfan“<br />
und Vorsitzende des Aufsichtsrates<br />
des „VfB Stuttgart 1893 e.V.“ in die Stadt<br />
Heinrichs des Löwen gekommen, die als<br />
Wiege des deutschen Fußballs gilt, nachdem<br />
der <strong>Braunschweig</strong>er Lehrer Konrad<br />
Koch 1874 das Fußballspiel in Deutschland<br />
eingeführt hatte. Als Gast des Arbeitgeberverbandes<br />
Region <strong>Braunschweig</strong> e.V. (AGV)<br />
begrüßte dessen Vorsitzender Wolfgang<br />
Niemsch ihn als „einen Unternehmer- und<br />
Arbeitgebervertreter mit Geschick, Gespür<br />
und Authentizität, der Glaubwürdigkeit<br />
vermittelt“. Die Rede ist von Prof. Dr. Dieter<br />
Hundt, Präsident der Bundesvereinigung<br />
der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA),<br />
der am 26. September 2012 in den Räumen<br />
der ckc group über die „Erwartungen<br />
der Wirtschaft von der Politik ein Jahr vor<br />
der Bundestagswahl“ sprach.<br />
Politik mit Ausdauer?!<br />
Wie ein guter Fußballspieler bis zur letzten<br />
Minute eines Spieles kämpfe und sich um<br />
44 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Erfolg bemühe, müsse die Politik Ausdauer<br />
zeigen, forderte der Vertreter der Wirtschaft.<br />
Zunächst gab es jedoch ein großes Lob im<br />
Blick auf den Wirtschaftsstandort Deutschland.<br />
Mit Flexibilität und Widerstandsfähigkeit<br />
habe die deutsche Wirtschaft die stärkste<br />
Rezession der Nachkriegszeit gemeistert.<br />
Populistische Schwarzmalerei, falsche oder<br />
überzogene Darstellungen müssten deshalb<br />
„widersprochen und widerstanden“ werden.<br />
Trend gestoppt<br />
Der Trend der Langzeitarbeitslosigkeit – besonders<br />
in den Jahren 2003 bis 2005 – sei<br />
Dr. Dieter Hundt (2. v. l.) mit Christian Krentel (l.), Wolfgang Niemsch<br />
und Manfred Casper (r.).<br />
gestoppt und umgekehrt, das „Gespenst<br />
der Arbeitslosigkeit“ ( „Fünf Millionen und<br />
mehr“) gebannt. Heute gebe es in Deutschland<br />
42 Millionen Erwerbstätige und weniger<br />
als drei Millionen arbeitslose Menschen.<br />
Die deutsche Wirtschaft habe sich zur<br />
„Wirtschaftslokomotive Europas“ entwickelt.<br />
Die Europäer hätten jetzt eine „klarere<br />
Vorstellung von dem, was sich ändern
muss, um aus der Währungsunion ein Stabilitätsunion<br />
zu machen.“<br />
Für Tarifautonomie<br />
Die Zeitarbeit, so Hundt, sei kein Massenphänomen<br />
und verdränge kein Stammpersonal.<br />
Nur zwei Prozent der Erwerbstätigen<br />
seien Zeitarbeiter mit der besonderen Einstiegsmöglichkeit<br />
in das normale Berufsleben.<br />
Das gelte besonders für Berufsanfänger<br />
und Langzeitarbeitslose.<br />
Engagiert setzte sich der Wirtschaftsvertreter<br />
für die Tarifautonomie als einem „wesentlichen<br />
Element des wirtschaftlichen Erfolges“<br />
ein. Um die Zersplitterung der Tarifautonomie<br />
zu verhindern, müsse die Tarifeinheit<br />
wieder hergestellt werden.<br />
Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft<br />
Der Erfolg und die Zukunftsfähigkeit der<br />
deutschen Volkswirtschaft im internationalen<br />
Wettbewerb „stehe und falle“ mit<br />
marktfähigen Innovationen und qualifi zierten<br />
Fachkräften. Die Arbeitnehmer müssten<br />
fair an dem Erfolg eines Unternehmens<br />
beteiligt werden: „Wenn es dem Unternehmen<br />
gut geht, muss es auch den Mitarbeitern<br />
gut gehen“, sagte Hundt, der auch<br />
Vorsitzender des Aufsichtsrates der „Allgaier<br />
Werke GmbH“ in Uhlingen ist.<br />
Verantwortbare Energiewende<br />
Von der Politik erwarte er u. a. eine verantwortbare<br />
Energiewende – insbesondere<br />
mit Versorgungssicherheit, dem zügigen<br />
Ausbau des Stromnetzes, der Berücksichtigung<br />
der internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />
–, staatliche Verpfl ichtungen mit einer<br />
soliden Gegenfi nanzierung – zum Beispiel<br />
im Blick das Betreuungsgeld, die Zuschussrente<br />
und Leistungsausweitungen in<br />
der Sozialversicherung –, die deutliche Verringerung<br />
des Haushaltdefi zites („In guten<br />
Zeiten muss man für schlechte Zeiten Vorsorge<br />
treffen.“) sowie Strukturreformen,<br />
um die Bemühungen der Wirtschaft zu<br />
fl ankieren.<br />
„Wolf, Kuh, Pferd“?!<br />
Aufmerksam und nachdenklich stimmend<br />
hörten sicherlich Christian Krentel von der<br />
ckc group, IHK-Präsident Dr. Wolf-Michael<br />
Schmid sowie Manfred Casper, Hauptgeschäftsführer<br />
des AGV sowie viele <strong>Braunschweig</strong>er<br />
Unternehmer und Arbeitgeber<br />
das von Dieter Hundt zitierte Wort Winston<br />
Churchills (1874 bis 1965): „Es gibt Leute,<br />
die halten Unternehmer für einen räudigen<br />
Wolf, den man totschlagen müsse, andere<br />
meinen, der Unternehmer sei eine Kuh, die<br />
man ununterbrochen melken kann. Nur<br />
ganz einige sehen in ihm das Pferd, das<br />
den Karren zieht.“<br />
Verantwortung aller<br />
Aber auch diese Botschaft wurde durch<br />
den Referenten deutlich: Den „Karren“<br />
kann man aus dem Schuldensumpf nicht<br />
herausbekommen und nicht durch die<br />
Wüste der Krisen erfolgreich ziehen, auch<br />
nicht angesichts von politischen Sturmfl uten<br />
schützen, wenn sich Verantwortungsträger<br />
vom Acker machen und den „Karren“<br />
einzelnen Akteuren überlassen. Verantwortung<br />
tragen alle, Steuerzahler und<br />
Beitragszahler, Wirtschaftsführer und Gewerkschaftler,<br />
Politiker und Bürger,<br />
„Schwächere“ und „Stärkere“, damit auch<br />
für zukünftigere Generationen aus einem<br />
„Karren“ ein see- und fahrtüchtiges, menschen-,<br />
sozial- und wirtschaftsgerechtes<br />
Schiff werden kann, das dem Leben aller<br />
dient – auf dem weltweiten Meer, aber<br />
auch auf den heimischen Seen.<br />
Wie beim Fußballspiel kann die Wahrnehmung<br />
dieser gemeinsamen Verantwortung<br />
trotz vieler Anstrengungen Freude bereiten<br />
und Lebenssinn, vor allem Zukunft schenken.<br />
Burkhard Budde<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
45
Orientiert auf „Anwendung“<br />
Die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />
Mit der Ostfalia Hochschule für angewandte<br />
Wissenschaften, vor allem mit der Fakultät<br />
„Gesundheitswesen“, arbeitet auch das<br />
<strong>Braunschweig</strong>er <strong>Marienstift</strong> zusammen.<br />
Prof. Dr. Heinz-Rainer Hoffmann, der auf<br />
Einladung des Präsidenten des Lions Clubs<br />
<strong>Braunschweig</strong> Dankwarderode Helmut Grabe<br />
am 8. November 2012 zu einem Clubabend<br />
gekommen war, informierte über die<br />
Ostfalia, b<strong>ev</strong>or er über „alternative Antriebe<br />
im Fahrzeugbau“ sprach.<br />
Die Hochschule, die 1905 in <strong>Braunschweig</strong><br />
gegründet wurde, 1928 als Polytechnikum<br />
46 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
in Wolfenbüttel, hat sich besonders auf<br />
„Anwendung“ orientiert. Heute gibt es vier<br />
Standorte: Wolfenbüttel (Elektrotechnik, Informatik,<br />
Maschinenbau, Recht, Versorgungstechnik),<br />
Wolfsburg (Fahrzeugtechnik,<br />
Gesundheitswesen, Wirtschaft), Salzgitter<br />
(Verkehr-Sport-Tourismus-Medien),<br />
Suderburg (Bau, Wasser, Boden, Handel,<br />
Soziale Arbeit).<br />
1972 gab es etwa 850 Studenten; heute<br />
studieren 10 000 Personen, davon etwa<br />
3500 in Wolfsburg. Von den 600 beschäftigten<br />
sind 200 Professoren. Das Budget der<br />
Hochschule beträgt etwa 50 Millionen Euro.<br />
Dr. Heinz-Rainer Hoffmann (l.) mit Helmut Grabe und seiner Tochter Katharina Grabe.
Von Eintracht <strong>Braunschweig</strong> lernen?!<br />
Trainer Torsten Lieberknecht gab Tipps<br />
Können andere – zum Beispiel Vereine und<br />
Verbände, aber auch Kirchen, Gewerkschaften,<br />
Parteien und Unternehmen – von<br />
Eintracht <strong>Braunschweig</strong> „erfolgreiches<br />
Handeln“ lernen? Der Traditionsclub ist<br />
zurzeit in (fast) aller Munde – bundesweit,<br />
aber (natürlich) auch in der Stadt der Wiege<br />
des deutschen Fußballs, wo 1874 der<br />
<strong>Braunschweig</strong>er Lehrer Konrad Koch das<br />
Fußballspiel in Deutschland eingeführt hat.<br />
„Ohne Fleiß keine Preis“<br />
Mit Torsten Lieberknecht, seit 2008 Trainer<br />
von Eintracht <strong>Braunschweig</strong>, werden durch<br />
die bisher makellose Heimbilanz seiner<br />
Blau-Gelben immer häufi ger Erinnerungen<br />
an die deutsche Meisterschaft von 1967<br />
wach. Dennoch verzichtet der Trainer auf<br />
verklärte Träume und bleibt bodenständig<br />
und realistisch. „Ohne Fleiß kein Preis“<br />
könnte das Motto seines Einsatzes lauten.<br />
„Herzblut, kein Profi gehabe“<br />
Auf einer Veranstaltung des Lionsclubs<br />
<strong>Braunschweig</strong>-Dankwarderode am 11. Oktober<br />
2012 in der Löwenkrone der Stadthalle<br />
gab er einen Einblick in seinen Traine-<br />
ralltag. „Gewinnen“ konnte ihn Helmut<br />
Grabe, zurzeit Präsident des Lionsclubs. Lieberknecht<br />
weiß, dass er gute Spieler<br />
braucht. Seine Auswahlkriterien im Blick auf<br />
das gewünschte Spielerprofi l könnten vielleicht<br />
auch für andere Organisationen, Einrichtungen<br />
und Unternehmen „Denkanstöße“<br />
darstellen: Die sportliche Qualität des<br />
Spielers müsse zur Position bzw. zum Spielsystem<br />
passen. Der Spieler müsse „polyvalend“,<br />
fl exible einsetzbar und entwicklungsfähig<br />
sein. Als „wichtigsten Punkt“ nannte<br />
Lieberknecht den „Charakter, die Identifi kationsfähigkeiten“:<br />
„Der Spieler muss Feuer<br />
entwickeln, mit Herzblut dabei sein und<br />
kein Profi gehabe an den Tag legen“, erläuterte<br />
der 38-jährige, der die Trainer A-Lizenz<br />
hat und deshalb weltweit Mannschaften<br />
trainieren kann. Er müsse „mit vollem Herzen“<br />
in die Mannschaft passen, aber auch<br />
in die Stadt Heinrichs des Löwen.<br />
„Kühlen Kopf bewahren“<br />
Und diese Stadt bietet viele Identifi kationsmöglichkeiten,<br />
damit der Funke der Gefühle<br />
überspringen kann – denn ohne Gefühle<br />
behält man keinen kühlen Kopf, wenn man<br />
sich auf einer Erfolgswelle befi ndet.<br />
Torsten Lieberknecht (3. v. l.) sowie Mitglieder des Lionsclubs Präsident des Landgerichts<br />
Wolfgang Scheibel, Bernd Assert, Helmut Grabe, Dr. Burkhard Budde und<br />
Prof. Dr. Axel Dreyer mit Sohn Florian (v. l. n. r.).<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
47
„Energiewende: was ist machbar?“<br />
Stephan Kohler sprach auf einer Veranstaltung der IHK <strong>Braunschweig</strong><br />
Das Wünschbare muss auch machbar und<br />
bezahlbar sein. Sonst wäre die Energiewende<br />
wohl kaum verantwortbar. Diese Übereinstimmung<br />
wurde sichtbar – und zwar<br />
beim Thema „Energiewende in Deutschland:<br />
was ist machbar?“ in allen Wortmeldungen<br />
bei der Veranstaltung der Industrie-<br />
und Handelskammer <strong>Braunschweig</strong> (IHK)<br />
am 16. Oktober 2012 im Gewandhaus. Die<br />
Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschland,<br />
so IHK-Präsident Dr. Wolf-Michael<br />
Schmid und IHK-Hauptgeschäftsführer Dr.<br />
Bernd Meier im Einladungstext, hänge vom<br />
Gelingen des „ehrgeizigen Projektes“ Energiewende<br />
ab. Bernd Meier nannte zu Beginn<br />
der Diskussion auch einen konkreten<br />
Beitrag der IHK: Ein Energieeffi zienzberater<br />
bietet den Mitgliedern eine „Aufschlussberatung“<br />
an, zum Beispiel im Blick auf die<br />
Energieeffi zienz bei der Beleuchtung. Über<br />
die Energiewende als „gesamtgesellschaftli-<br />
48 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Dr. Bernd Meier (l.)<br />
dankt<br />
Stephan Kohler.<br />
ches Projekt“ mit verschiedenen Ebenen<br />
und Zuständigkeiten hatte zuvor Stephan<br />
Kohler, seit 2006 Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
Deutsche Energie-Agentur<br />
GmbH (dena), gesprochen, den der IHK-Präsident<br />
als einen „Experten mit realistischem<br />
Blick für das Machbare“ vorstellte. Vor allem<br />
die Energieeffi zienz, so Stephan Kohler,<br />
müsse als „Schlüssel für eine sichere und<br />
nachhaltige Energi<strong>ev</strong>ersorgung“ umgesetzt,<br />
die Energiesparpotenziale ausgeschöpft<br />
werden. Die 15 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser,<br />
die 3 Millionen Mehrfamilienhäuser<br />
sowie die 1,8 Millionen Nichtwohngebäude<br />
hätten Einsparpotenziale bis zu 80<br />
Prozent. Ordnungspolitik, staatliche Förderung<br />
und Marktinstrument seien notwendig.<br />
Allerdings sei Deutschland ein Industrieland.<br />
Industrie- und Gewerbe hätten mit 70<br />
Prozent den größten Anteil am Gesamtstromverbrauch,<br />
der Anteil der privaten<br />
Haushalte sei nur 26 Prozent. Im Blick auf<br />
die Umlage nach dem Erneuerbar-Energien-<br />
Gesetz, die ab Januar 2013 etwa 5,28 Cent<br />
pro Kilowattstunde Strom und nicht mehr<br />
nur 3,59 Cent betragen wird, sagte er, dass<br />
die Umlage, wenn auch nicht so stark, doch<br />
weiter steigen werde. Allerdings könne die<br />
Stromsteuer, die ursprünglich zur Förderung<br />
regenerativer Energiequellen geschaffen<br />
worden sei, reduziert werden, „da der Anteil<br />
regenerativer Energien zunimmt“.<br />
Hennig Brandes, Rüdiger Becker, Dr. Klaus Schuberth,<br />
Kurt Schrader und Hans Ebrecht (v. l. n. r.) beim Empfang.
Energiepolitische Ziele der Bundesregierung<br />
nach Stephan Kohler; u. a.:<br />
– Treibhausgasemissionen sollen bis 2020 um 40 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent<br />
vermindert werden ( gegenüber 1990)<br />
– der Primärenergi<strong>ev</strong>erbrauch soll bis 2020 um 20 Prozent und bis 2050 um 50<br />
Prozent gesenkt werden ( gegenüber 2008); die Effi zienzpotenziale in privaten<br />
Haushalten und im öffentlichen bereich sollen ausgeschöpft werden<br />
– die Energieproduktivität soll um durchschnittlich 2,1 Prozent gesteigert werden<br />
– der Wärmebedarf in Gebäuden soll bis 2020 um 20 Prozent gesenkt werden (gegenüber<br />
2008)<br />
– der Stromverbrauch soll bis 2020 um 10 Prozent und bis 2050 um 25 Prozent vermindert<br />
werden (gegenüber 2008)<br />
– Elektrofahrzeuge in Deutschland soll es bis 2020 1 Millionen und bis 2030 fünf<br />
Millionen geben<br />
– der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch<br />
soll bis 2020 mindestens 35 Prozent und bis 2050 80 Prozent betragen<br />
– die Offshore-Windnutzung soll bis 2020 auf 10 GW und bis 2030 auf 25 GW<br />
ausgebaut werden<br />
– die Stromnetzinfrastruktur soll beschleunigt ausgebaut werden<br />
– die Kernenergienutzung in Deutschland soll bis 2022 beendet werden<br />
Zur Energieeffi zienz:<br />
– auf den Gebäudebereich fallen etwa 40 Prozent des Endenergi<strong>ev</strong>erbrauchs in<br />
Deutschland (2010); es gibt 15 Mio. Ein-/Zweifamilienhäuser (41 Prozent Anteil am<br />
Gebäudeenergi<strong>ev</strong>erbrauchs), 3 Mio. Mehrfamilienhäuser (24 Prozent Anteil), 1,8<br />
Mio. Nichtwohngebäude (35 Prozent Anteil)<br />
– der Gebäudewärmebedarf soll bis 2020 um 20 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent<br />
gemindert werden;<br />
– es gibt große Einsparpotenziale im Wohngebäudebestand (Gebäudehülle, Anlagentechnik,<br />
Erneuerbare Energien)<br />
Zum Stromverbrauch:<br />
– Industrie und Gewerbe haben mit etwa 70 Prozent den größten Anteil am Gesamtstromverbrauch<br />
(2011) (Industrie:46 Prozent; Gewerbe, Handel, Dienstleistungen:23<br />
Prozent; Haushalte: 26 Prozent; Verkehr: 3 Prozent; Landwirtschaft 2 Prozent)<br />
Zur Stromerzeugung:<br />
– Erneuerbare Energien haben einen Anteil von 24 Prozent an der Bruttostromerzeugung<br />
(1. Halbjahr 2012) (Windkraft:8,8 Prozent; Biomasse:5,4 Prozent; Wasserkraft:3,8<br />
Prozent; Photovoltaik:5,1 Prozent; Siedlungsabfälle:0,9 Prozent),<br />
– Konventionelle Energieträger einen Anteil von 59 Prozent,<br />
– Kernenergie einen Anteil von 17 Prozent<br />
– Wind (offshore und onshore) sowie Photovoltaik werden tragende Säulen der<br />
Entwicklung<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
49
Unser Krankenhaus<br />
Die Dienstleistungen im Überblick<br />
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
Auch das Krankenhaus des <strong>Marienstift</strong>es ist eine besondere Welt. Es braucht immer etwas<br />
Zeit, um sich mit der neuen Umgebung vertraut zu machen. Doch ein Patient wird bald erfahren,<br />
wie viele Menschen sich um seine Genesung und um sein Wohlbefi nden bemühen.<br />
Angestrebt wird eine bestmögliche medizinische und pfl egerische Versorgung, aber auch<br />
qualifi zierte seelsorgerliche und soziale Angebote sowie wichtige Dienst- und Serviceleistungen<br />
werden gemacht.<br />
Zum Krankenhaus gehören:<br />
Der Pfl egedienst (Leitung: Jörg Waldmann)<br />
Die Innere Klinik (Leitung: Dr. Rainer Prönneke).<br />
Die Palliativstation (Leitung: Dr. Simone Giller).<br />
Die Chirurgische Klinik (Leitung: Dr. Reinhold Mäueler).<br />
Die Klinik für Handchirurgie und angeborene Handfehlbildungen<br />
(Leitung: Dr. Niels Benatar).<br />
Die Klinik für Anästhesie (Leitung: Dr. Jan Halatek und Dr. Udo R. Schwippel).<br />
Frauenklinik Eben-Ezer mit Gynäkologie und Geburtshilfe<br />
(Leitung: Dr. Branko Milkanovic).<br />
Alle Mitarbeiter des <strong>Marienstift</strong>es arbeiten auf der Grundlage einer christlichen Grundordnung.<br />
Dazu zählen folgende Verhaltensgrundsätze:<br />
Jeder soll vorurteilslos beachtet und geachtet werden.<br />
Jeder soll herzlich und freundlich aufgenommen werden.<br />
Jeder soll in Liebe behandelt und zur Liebe befähigt werden.<br />
Jeder soll Achtung und Ehrfurcht vor Gewissensentscheidungen anderer haben.<br />
Jeder soll ehrlich und aufrichtig um gemeinsame Lösungen und um Versöhnung ringen.<br />
Jeder soll seine persönliche Mitverantwortung wahrnehmen.<br />
Wir hoffen, dass sich in der Nächstenliebe Gottesliebe ereignet.<br />
50 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Der Vorstand<br />
Dr. Burkhard Budde Ralf Benninghoff Angela Tiemann<br />
Vorsitzender
Aufnahme in unserem Krankenhaus<br />
Normalerweise erfolgt die Aufnahme über eine Einweisung eines Hausarztes.<br />
Im Notfall werden kranke Menschen selbstverständlich auch ohne Einweisung versorgt.<br />
Bei Bestellung eines Krankentransportdienstes kann jeder Betroffene sein gewünschtes<br />
Krankenhaus nennen.<br />
Das Krankenhaus des <strong>Marienstift</strong>es ist rund um die Uhr an allen Tagen der Woche<br />
geöffnet und aufnahmebereit.<br />
In Absprache mit anderen Krankenhäusern in <strong>Braunschweig</strong> wird zusätzlich in der Zeit<br />
von Dienstag 16.30 Uhr bis Mittwoch früh 8.00 Uhr eine spezielle Aufnahmezeit für alle<br />
Notfallpatienten in <strong>Braunschweig</strong> vorgehalten.<br />
In der Regel erfolgt in der Inneren Klinik die Untersuchung und Aufnahme in der Aufnahmeeinheit<br />
auf der Station M 1 im Erdgeschoss (24 Stunden Telefonbereitschaft: Tel.<br />
05 31 / 70 11 -200).<br />
Der diensthabende Arzt ist über die Information in der Eingangshalle<br />
(24 Stunden) erreichbar Tel. 0531 / 70110.<br />
Ärztliche Behandlung<br />
Wir möchten,<br />
dass Sie bald<br />
wieder gesund<br />
werden. Wir<br />
Ärzte tun alles,<br />
was in ihren<br />
Kräften steht,<br />
um Ihnen zu<br />
helfen.<br />
Der Arzt ist gern bereit, Fragen zu Ihrer<br />
Erkrankung und deren Behandlung<br />
während der täglichen Visiten<br />
oder auch nach Vereinbarung zu beantworten.<br />
Richtschnur unseres Handels<br />
ist das christliche Leitbild des <strong>Marienstift</strong>es.<br />
Unser Ärztlicher Direktor ist<br />
Dr. Udo R. Schwippel.<br />
Tel.: 05 31 / 70 11 -2 10<br />
Fax: 05 31 / 70 11 -52 10<br />
E-Mail: ur.schwippel@marienstiftbraunschweig.de<br />
Gesundheits- und Krankenpfl ege<br />
Die Pfl egephilosophieorientiert<br />
sich an unseremchristlichenMenschenbild.<br />
Wir sind bemüht,Kranken-<br />
pflege pfl ege als ganzheitlic<br />
ganzheitlichen Prozess zu<br />
verwirklichen und eine Pfl ege zu erbringen,<br />
die die Beziehung zum Menschen<br />
in den Mittelpunkt stellt. Mit einem<br />
selbst erarbeiteten Pfl egeleitbild haben<br />
wir uns Regeln für unser pfl egerisches<br />
Handeln gegeben. Diese sind für uns<br />
Orientierung und Auftrag zugleich.<br />
Unser Pfl egedienstleiter ist (ab 1.1.13)<br />
Jörg Waldmann.<br />
Tel.: 05 31 / 70 11 -2 01<br />
Fax: 05 31 / 70 11 -52 01<br />
E-Mail: j.waldmann@marienstiftbraunschweig.de<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
51
Innere Klinik<br />
Leistungsspektrum der Inneren Klinik<br />
Der Patient im Mittelpunkt<br />
Wir verstehen das Krankwerden und Kranksein als eine einschneidende Lebenskrise, die<br />
den Menschen immer als „Ganzes“ trifft. Betroffene brauchen in ihrer geschwächten Lage<br />
einen geschützten und sicheren Raum, den wir aus dem christlichen Selbstverständnis bereit<br />
halten.<br />
Angehörige werden einbezogen<br />
Die Familie und nahe Bezugspersonen sind immer mitbetroffen. Viele leiden mit und tragen<br />
Verantwortung für ihren kranken Angehörigen. Alle Mitarbeiter stehen für Gespräche mit<br />
Angehörigen zur Verfügung, wenn der Patient damit einverstanden ist. Selbstverständlich<br />
beziehen wir Patientenverfügungen in unsere Behandlungsempfehlungen mit ein.<br />
Der Kontakt mit den Hausärzten ist uns wichtig<br />
Es ist häufi g notwendig und sinnvoll, dass wir uns mit dem Hausarzt über die Behandlung<br />
und Versorgung des Patienten abstimmen, weil er ihn in der Regel besser kennt.<br />
Welche Krankheiten werden in der Inneren Klinik behandelt?<br />
Wir stehen für Patienten mit allen Krankheiten aus dem Bereich der Inneren Medizin<br />
zur Verfügung: So werden Erkrankungen des Magen-Darmtraktes, des Herz-Kreislaufes,<br />
der Lunge, des Stoffwechsels, des Blutes und Infektionen behandelt, auch aus der besonderen<br />
Perspektive des älteren Betroffenen. Ganz speziell befassen wir uns im Rahmen<br />
der Palliativmedizin mit chronischen Schmerzzuständen und schweren Erkrankungen,<br />
bei denen die Linderung im Vordergrund steht.<br />
Folgende Untersuchungen werden in der Inneren Klinik durchgeführt:<br />
Spiegelungen im Endoskopiezentrum von Speiseröhre, Magen, Zwölffi ngerdarm, Darm,<br />
Bronchien, Gallengänge mit Steinentfernung<br />
Anlagen von Magensonden über die Bauchdecke<br />
Untersuchung und Behandlung von Hämorrhoiden<br />
Ultraschalluntersuchungen des Herzens, des Bauches, der Schilddrüse, der Blutgefäße<br />
Schrittmacheranlagen (Einkammer- und Zweikammerschrittmacher) und Kontrollen<br />
alle gängigen Röntgenuntersuchungen<br />
Punktionen und Gewebeprobeabnahmen von Bauchhöhle, Brusthöhle und Organen wie<br />
die Leber<br />
Untersuchungen des Knochenmarks<br />
alle üblichen Laboruntersuchungen<br />
Anlage von Urinkathetern (auch durch die Bauchdecke)<br />
52 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012
Belastungs-EKG, Langzeit-EKG, Langzeit-Blutdruckmessung<br />
Lungenfunktion<br />
Laktosetoleranztest (Milchsäureunverträglichkeit)<br />
Atemtest auf Magenbakterien (Helicobacter pylori)<br />
Stationen<br />
Intensivstation, Station M 1, M 2, M3 (mit Palliativstation),<br />
Mitbelegung von C 1<br />
Chefarzt<br />
Dr. Rainer Prönneke<br />
Oberarzt<br />
Thomas Edelhoff<br />
Oberärztin<br />
Dr. Simone Giller<br />
Funktionsoberarzt<br />
Jörg Mayer<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
53
Das SAPV-Team am<br />
Krankenhaus des <strong>Marienstift</strong>es<br />
SAPV bedeutet „Spezialisierte ambulante Palliativversorgung“.<br />
Das SAPV-Team am Krankenhaus des <strong>Marienstift</strong>es ist Bestandteil eines Versorgungsnetzes,<br />
welches sich mit der Verbesserung der Lebensqualität sterbenskranker Menschen befasst.<br />
Dies bedeutet ein Leben und Sterben, möglichst ohne Schmerzen, Luftnot oder Angst in<br />
häuslicher Umgebung zu ermöglichen.<br />
Die Wünsche hinsichtlich der Gestaltung der letzten Lebensphase seitens der Patientinnen<br />
und Patienten sowie deren Zugehörige sind Leitlinie unseres Handelns.<br />
Gern stehen wir Ihnen für ausführliche Beratungsgespräche zur Verfügung. Bitte vereinbaren<br />
Sie dafür telefonisch einen Termin.<br />
Das Team versteht sich als Kooperationspartner im Gesundheitswesen und will das bereits<br />
bestehende Versorgungssystem aus Haus- und Facharzt, Pfl egedienst und anderen gezielt<br />
unterstützen.<br />
Dies geschieht in Form von Beratung und Koordination, aber auch in der Durchführung von<br />
für die Behandlung rel<strong>ev</strong>anten Verordnungen, die <strong>ev</strong>tl. von den bestehenden Diensten nicht<br />
oder nur durch Praxisanleitung durchgeführt werden können.<br />
Unsere Kooperationspartner sind Hausärzte, Fachärzte, Pfl egedienste, ambulante Hospizdienste,<br />
das stationäre Hospiz, die Palliativstation am Krankenhaus des <strong>Marienstift</strong>es und<br />
andere Krankenhäuser, Apotheken, Seelsorger, Sozialarbeiter und Psychologen.<br />
Unser Angebot stellt für Betroffene ein Versorgungsnetz sicher, das für Wohlbefi nden in<br />
der letzten Lebensphase sorgen kann.<br />
Sie erreichen uns 24 Stunden am Tag, auch an<br />
Sonn- und Feiertagen unter der Notrufnummer<br />
54 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
0176 62 88 69 32<br />
Helmstedter Straße 35 · 38102 <strong>Braunschweig</strong><br />
Zimmer 301 und 304<br />
Telefon: 05 31 / 70 11-5050 oder 05 31 / 70 11-5051<br />
Fax: 05 31 / 70 11-5059 Notruf: 01 76 / 62 88 69 32
Chirurgische Klinik<br />
Schwerpunkte:<br />
Operative Behandlung von Erkrankungen des gesamten Bauchrau mes<br />
Proktologie (Behandlung von Erkrankungen des Analkanals und des Enddarmes)<br />
Schilddrüsenchirurgie<br />
Venenchirurgie<br />
Chirurgie degenerativer Erkrankungen des Stütz- und Bewegungssystems<br />
Weichteiltumore<br />
Behandlung von Beckenbodenschwäche und Inkontinenz<br />
Minimal-invasive Chirurgie („Schlüsselloch-Chirurgie“):<br />
Gallenblasenoperation<br />
Dickdarmteilentfernungen bei entzündlichen Erkrankungen und Karzinomen (bösartige<br />
Krebsgeschwulst, sämtliche Stadien, sämtliche Abschnitte des Dickdarmes, vom Blinddarm<br />
bis zum Enddarm)<br />
Wurmfortsatzentfernung<br />
Leistenbruchoperationen<br />
Eingriffe an der Leber<br />
Verwachsungslösungen an Därmen<br />
Zwerchfellbruchoperation<br />
Schilddrüsenoperationen<br />
Besondere Einrichtungen:<br />
Eigene Vorrichtung zur Sonographie (Ultraschalluntersuchung) auch intraoperativ (auch<br />
während der Operation)<br />
Endosonographie des Enddarmes<br />
Koloskopie (Dickdarmspiegelung) einschließlich interventioneller Koloskopie (Polypenabtragung,<br />
Abtragung der Gewulst der Schleimhäute, Dehnung von Darmverengungen)<br />
Spezialsprechstunden:<br />
Proktologie (Enddarmerkrankungen) Di 15.00 – 16.00 Uhr<br />
Beckenbodenschwäche und Inkontinenz Mo 15.00 – 16.00 Uhr<br />
Chefarzt<br />
Dr. Reinhold Mäueler<br />
Oberarzt<br />
Dr. Thomas Wimmer<br />
Oberarzt<br />
Markus Paul<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
55
Interdisziplinäres Zentrum<br />
für Kontinenz und Beckenboden<br />
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
Kontinenz- und Beckenbodenzentren haben<br />
eine besondere Expertise in der Behandlung<br />
von Stuhl- und Urinhalteschwächen,<br />
sowie von Erkrankungen des Beckenbodens.<br />
Funktionsstörungen der Beckenbodenstrukturen<br />
sind häufi g. In Deutschland leiden<br />
etwa vier Millionen<br />
Menschen an<br />
einer versorgungsbedürftigenHarninkontinenz.<br />
Die<br />
Ur sachen sind dabei<br />
so vielfältig,<br />
wie die Erkrankung<br />
selbst. Oft sind eine<br />
Bindegewebs-<br />
und Beckenbodenschwäche,schwierige<br />
Geburten/ Geburtsverletzungen<br />
oder andere ErkrankungenMitverursa-<br />
cher des Lei dens. In<br />
den meisten Fällen<br />
folgt der Harninkontinenz<br />
ein Rückzug der meist älteren Menschen<br />
aus dem gesellschaftlichen Leben. Dies<br />
stellt häufi g einen Auslöser von schweren<br />
Depressionen dar, die auch das soziale Umfeld<br />
überfordern und oft mit einer Einweisung<br />
in ein Pfl egeheim enden.<br />
Das Zentrum soll Anlaufstelle für alle Patientinnen<br />
und Patienten sein, die unter<br />
Stuhl- und Blasen entleerungs störungen,<br />
sowie Funktionsstörungen des Beckenbodens<br />
leiden und ihnen eine umfassende Betreuung,<br />
von der Diagnostik über die Therapie<br />
bis zur Rehabilitation anbieten und<br />
sie wollen bei den häufi g chronischen Er-<br />
56 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Dr. Branko Milkanovic und<br />
Dr. Reinhold Mäueler (r.)<br />
krankungen auch für die alltägliche Betreuung<br />
in Zusammenarbeit mit den Hausärzten<br />
dasein.<br />
Vielen Betroffenen ist dabei nicht bekannt,<br />
dass die meisten Formen der Inkontinenz<br />
behandelt werden können und nicht eine<br />
lebenslange Last darstellen müssen. Um<br />
dieses Leiden zu lindern, müssen alle präventiven<br />
und therapeutischen sowie pfl egerischenBehandlungsmethoden<br />
zur<br />
Anwendung kommen.<br />
Dafür steht ein<br />
interdisziplinäres<br />
Team an Spezialisten<br />
zur Verfügung,<br />
Ihnen bei der Diagnostik,<br />
Therapie<br />
und Weiterbehandlung<br />
Ihres Leidens,<br />
möglichst in Zusammenarbeit<br />
mit<br />
Ihren betreuenden<br />
Ärzten (Hausarzt,<br />
Frauenarzt) weiterzuhelfen.<br />
In unserem Haus haben wir Krankenschwestern,<br />
die speziell für die Mitbetreuung<br />
von Patienten mit Beckenbodenerkrankungen<br />
und Blasen- und Mastdarm schwäche<br />
ausgebildet sind. Ebenso haben unsere<br />
Physiotherapeuten eine entsprechende Expertise.<br />
Herzliche Grüße<br />
Dr. Reinhold Mäueler Dr. Branko Milkanovic<br />
Chefarzt Chefarzt<br />
Chirugische Klinik Frauenklinik Eben-Ezer
Diagnostische Möglichkeiten<br />
in der Chirurgie:<br />
Anale Manometrie – Duckmessung im<br />
Bereich des Analkanales und des Enddarmes.<br />
Prokto-/Rektoskopie – Spiegelung des<br />
Analkanales und des Enddarmes.<br />
Endosonographie – Ultraschalluntersuchung<br />
von Analkanal und Enddarm.<br />
Coloskopie – Spiegelung des gesamten<br />
Darmes.<br />
In Zusammenarbeit mit Radiologen:<br />
Defäkographie – radiologische Darstellung<br />
der Funktion des Enddarmes.<br />
Magnetresonanztomographie – kernspintomographische<br />
Darstellung der<br />
Funktion von Enddarm und Analkanal.<br />
Therapie:<br />
Hämorrhoidenoperation.<br />
Entfernung von Tumoren des Analkanals<br />
und des Rektums.<br />
Operation von Perianalfi steln und -abszessen<br />
Operative Behandlung des Enddarmvorfalles<br />
(mit und ohne Baucheröffnung).<br />
Operation am Schließmuskel (Naht von<br />
Rissen, Raffung).<br />
Bald: Sakrale Nervenstimulation.<br />
Diagnostische Möglichkeiten<br />
in der Frauenklinik:<br />
Urogynäkologische Sprechstunde/<br />
ärztliche Kontinenzsprechstunde in der<br />
Gynäkologie nach Voranmeldung mit<br />
Überweisung Ihres Frauenarztes montags<br />
vormittags<br />
Urodynamik – Druckmessung der Blase<br />
und Harnröhre<br />
Cystoskopie – Spiegelung der Harnblase<br />
Urogynäkologische Sonografi e – Dynamische<br />
Ultraschalluntersuchung von<br />
Harnblase und Harnröhre<br />
MRT – Kernspintomografi sche Darstellung<br />
der Funktion des Beckenbodens<br />
Therapie<br />
Konservative Therapiemöglichkeiten mittels<br />
Beckenbodentraining oder Biofeedbacktraining<br />
Medikamentöse Therapie<br />
Operation von Senkungszuständen<br />
am Beckenboden<br />
Spezielle Operationen der Harninkontinenz<br />
(z. B. TVT-Band-Einlage)<br />
– Gemeinsame Sprechstunde am Montag 15 bis 16 Uhr –<br />
Kontakt: Annette Frasca, Telefon: 0531 / 7011 5570,<br />
E-Mail: kontinenzzentrum@marienstift-braunschweig.de, Mo. bis Fr. 10 bis 16 Uhr<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
57
Frauenklinik Eben-Ezer<br />
Geburtshilfe:<br />
Familienorientierte Geburtshilfe unter Berücksichtigung insbesondere der persönlichen<br />
Wünsche der werdenden Mütter<br />
Möglichkeit der ambulanten Geburt<br />
Möglichkeit der Wassergeburt<br />
Vaginale Entbindung bei Beckenendlage<br />
Versuch der äußeren Wendung bei Beckenendlage/Querlage<br />
Hebammensprechstunde<br />
Babytreff (Mütter und Neugeborene)<br />
Akupunktur und Homöopathie<br />
Softlasertherapie oberfl ächlicher Wunden (Brustentzündung)<br />
Geburtshilfl iche Kurse<br />
Frauenheilkunde:<br />
Schwerpunkt mikroinvasive Chirurgie („Knopfl ochtechnik“), z. B. Ovarialcysten, Gebärmutterentfernung<br />
Vaginale Gebärmutterentfernung<br />
Konservative Behandlung, z. B. Eierstockentzündung<br />
Urogynäkologische Diagnostik (Untersuchung bei Blasenfunktionsstörungen sowie Senkungszuständen)<br />
sowie konservative und operative Therapie (z. B. TVT-O, Tension-free<br />
Vaginal Tape, Band zur Stabilisierung der mittleren Harnröhre)<br />
Operationen zur Beckenbodenrekonstruktion, auch unter Einsatz von Kunststoffnetzen<br />
Gynäkologische Krebs-Chirurgie<br />
Mamma Chirurgie (Brustchirurgie)<br />
Lasertherapie<br />
Behandlung von Beckenbodenschwäche und Inkontinenz<br />
Chefarzt<br />
Dr. Branko Milkanovic<br />
58 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Oberärztin<br />
Gülhan Celikkaya<br />
Oberärztin<br />
Dr. Janine Kreiss-Sender<br />
Oberärztin<br />
Dr. Judith Bollmann
Klinik für Handchirurgie<br />
und angeborene Handfehlbildungen<br />
Leistungsspektrum<br />
Unser Angebot umfasst die gesamte ausschließlich elektive Handchirurgie, d. h. die planbaren<br />
und nicht notfallmäßigen Operationen an der Hand:<br />
Die konservative bzw. operative Behandlung von erworbenen Erkrankungen an der<br />
Hand und an der oberen Extremität, alle Nervenkompressionssyndrome (Nervenengpässe),<br />
Tendovaginitiden (Sehnenscheidenentzündungen), Weichteil- und Knochentumore,<br />
die Dupuytrenschen Kontraktur, Arthrosen im Handgelenk (Gelenkverschleiß) und an der<br />
Hand,<br />
und die konservative bzw. operative Behandlung von posttraumatischen, nach einer Verletzung<br />
auftretenden Folgezuständen an der Hand und an der oberen Extremität, auch<br />
durch aufwendige Sekundärrekonstruktionen mit Knochen-, Sehnen-, Nerventransplantationen<br />
und Sehnenumlagerungen.<br />
Unser besonderer überregionaler Schwerpunkt ist die konservative bzw. operative Behandlung<br />
und langjährige Nachsorge von Kindern mit angeborenen Handfehlbildungen.<br />
Chefarzt<br />
Dr. Niels Benatar<br />
Oberärztin<br />
Dr. Silke Juras<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
59
Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin<br />
und Schmerztherapie<br />
Vom Leitenden Arzt Dr. Udo R. Schwippel<br />
In der Anästhesiologischen Klinik unterscheiden wir „Anästhesiologie – Intensivmedizin –<br />
Schmerztherapie.“<br />
Anästhesiologie (Schmerzbetäubung)<br />
Zunächst sind wir für die anästheologische Betreuung und Versorgung der zu operierenden<br />
Patienten zuständig.<br />
Dies beinhaltet zum einen die Risikoabschätzung eines jeden Patienten einschließlich der<br />
notwendigen Voruntersuchungen als auch ein ausführliches anästhesiologisches Gespräch.<br />
Auf Grund dieses Vorgesprächs entscheidet der Anästhesist, welche Art der Narkose für<br />
den Patienten geeignet ist, so dass er dann möglichst mit dem geringsten Risiko und ein<br />
höchstmögliches Maß an Komfort anästhesiologisch versorgt und betreut werden kann.<br />
Zur Anwendung kommen bei uns heute alle in der modernen Anästhesie üblichen Techniken<br />
wie z. B. die Total Intravenöse Anästhesie (TIVA), die Inhalationsanästhesie (ITN) in der<br />
Low- bzw. Minimal-Flow-Technik, komplizierte Anästhesi<strong>ev</strong>erfahren und regionale Anästhesiemethoden.<br />
Alle Anästhesi<strong>ev</strong>erfahren werden auf einem hohen Sicherheits- und Überwachungsniveau<br />
durchgeführt. So kommen bei größeren operativen Eingriffen bzw. bei Hochrisiko-Patienten<br />
neben den „normalen“ nicht invasiven Überwachungsmethoden auch invasive Verfahren<br />
wie die direkte Blutdruck- und Herzleistungsmessung zur Anwendung. Durch die kontinuierliche<br />
Registrierung von Hirnstromkurvenableitungen (EEG) kann eine zusätzliche Optimierung<br />
der Anästhesietiefe erreicht werden.<br />
Die anästhesiologische Betreuung unserer Patienten hört nicht mit dem Ende der Operation<br />
bzw. Narkose auf, sondern wird durch die Betreuung im „Aufwachraum“ fortgesetzt. Hier<br />
kann der Patient seine Vitalfunktion unter kontrollierten Rahmenbedingungen wiedererlangen,<br />
so dass er hiernach ohne Risiko auf eine normale Pfl egestation verlegt werden kann.<br />
Sollten sich im Verlauf der postoperativen Überwachungsphase Unregelmäßigkeiten einstellen,<br />
kann der Patient auf unserer operativen Intensivstation jederzeit ebenso weiter betreut<br />
werden – wie Patienten, die nach großen operativen Eingriffen zur Überwachung und Wiedererlangung<br />
ihrer Vitalfunktionen direkt auf der Intensivstation aufgenommen werden.<br />
Intensivmedizin<br />
Auf der Intensivstation können unsere Patienten entsprechend ihres Grundleidens weiter überwacht<br />
bzw. behandelt werden. Hier kann auf Grund der vorhandenen intensivmedizinischen<br />
Überwachungs- und Diagnosemethoden rechtzeitig das Krankheitsbild erkannt und entsprechend<br />
den uns intensivmedizinisch zur Verfügung stehenden Methoden behandelt werden.<br />
60 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012
Schmerztherapie<br />
Die dritte Säule der anästhesiologischen Arbeit bildet die Schmerztherapie. Sie umfasst<br />
nicht nur die Maßnahmen, die in Verbindung mit den akut postoperativ auftretenden Operationsschmerzen<br />
zu tun hat, sondern auch die Behandlung chronisch schmerzkranker Patienten<br />
im Krankenhaus einschließlich der schmerztherapeutisch fl ankiert betreuten palliativmedizinischen<br />
Patienten.<br />
Patienten, die während ihres stationären Aufenthaltes im <strong>Marienstift</strong> schmerztherapeutisch<br />
behandelt wurden, können sich im Anschluss der Krankenhausbehandlung in unserer<br />
Schmerzambulanz Rat holen und gegebenenfalls behandeln lassen.<br />
In der Schmerzambulanz kommen bei uns neben der klassisch medikamentösen Schmerztherapie<br />
auch periphere rückenmarksnahe und zentrale Nervenblockaden als auch alternative<br />
schmerztherapeutische Verfahren zur Anwendung (Neural- und manuelle Therapie, verschiedene<br />
Akupunkturtechniken, die klassische Störfeldtherapie mit Austestung homöopathischer<br />
Schadstoffbelastungen und Unverträglichkeiten).<br />
In den Bereich der Schmerztherapie fällt außerdem auch die anästhesiologische Betreuung<br />
der entbindenden Patientinnen im Kreissaal. Hier können sie die so genannte patientenkontrollierte<br />
Schmerzausschaltung mittels Periduralanästhesie (Walking-PDA) zur Erlangung einer<br />
schmerzarmen Geburt wahrnehmen.<br />
Die Leitenden Ärzte der Klinik verfügen über eine umfangreiche Weiterbildung im Bereich<br />
der ausgeführten Therapie- und Diagnos<strong>ev</strong>erfahren und sind zur Weiterbildung im Fach für<br />
Anästhesiologie für drei Jahre und im Bereich der anästhesiologischen Intensivmedizin für<br />
ein Jahr ermächtigt.<br />
Im Rahmen der täglich durchgeführten Anästhesiesprechstunde können sich auch die Patienten<br />
über die durchgeführten Behandlungsmethoden informieren und einen Einblick in<br />
die Abläufe eines Behandlungsfalles erhalten.<br />
Ltd. Arzt<br />
Dr. Udo Schwippel<br />
Ltd. Arzt<br />
Dr. Jan Halatek, DB<br />
Oberarzt<br />
Wilfried Metzger<br />
Oberarzt<br />
Arne Twelmeier<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
61
Beleg- und Honorarärzte<br />
des Krankenhauses<br />
62 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Belegarzt des Krankenhauses<br />
Dr. Andreas Bodlien<br />
Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,<br />
Plastische Operationen<br />
Member of EAFPS (European Academie of Facial Plastic Surgery)<br />
Tel.: 05 31 / 12 59 93<br />
Internet: www.hno-bs.de<br />
Belegarzt des Krankenhauses<br />
Dr. Erich Koch<br />
Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Chirotherapie<br />
Tel.: 05 31 / 4 52 78<br />
Internet: www.mein-hno-braunschweig.de<br />
Belegarzt des Krankenhauses<br />
Dr. Marc Kassuhn<br />
Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde<br />
Tel.: 05 31 / 12 59 93<br />
Internet: www.hno-braunschweig.de<br />
Belegarzt des Krankenhauses<br />
Dr. Wolfgang Schwartz<br />
Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde<br />
Tel.: 05 31 / 79 92 79<br />
Internet: www.hno-schwartz.de
Honorararzt des Krankenhauses<br />
Dr. Ralf Lorenz<br />
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Tel.: 05 31 / 1 60 24<br />
Honorararzt des Krankenhauses<br />
Dr. Bernd Roloff<br />
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Tel.: 05 31 / 4 56 86<br />
Honorararzt des Krankenhauses<br />
Dr. André Szczes<br />
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Tel.: 05 31 / 4 94 98<br />
Honorararzt des Krankenhauses<br />
Dr. Tobias Gräber<br />
Facharzt für Orthopädie<br />
Tel.: 05 31 / 28 85 35-0<br />
Honorararzt des Krankenhauses<br />
Dr. Martin Heimberg<br />
Facharzt für Orthopädie<br />
Tel.: 05 31 / 28 85 35-0<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
63
„Roboter“ als Beitrag zur „Innovation“?<br />
Prof. Dr. Ulrich Steger auf dem 9. Forum Diakoniewissenschaft<br />
Der Einsatz eines „Pfl ege- Roboters“ – ein<br />
Beitrag zur „Innovation“?<br />
„Innovation“ sei der „Schlüssel für gesellschaftliche<br />
und wirtschaftliche Überlegenheit,<br />
für Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze“,<br />
sagte am 9. November 2012<br />
Prof. Dr. Udo Krolzik, Direktor des Instituts<br />
für Diakoniewissenschaft und DiakonieManagement,<br />
zu Beginn des 9. Forum Diakoniewissenschaften<br />
in Bielefeld. Der Rektor<br />
der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel,<br />
Prof. Dr. Johannes von Lüpke, wies<br />
darauf hin, dass das, „was heute den<br />
Stempel der Zeitlichkeit trägt, schon morgen<br />
alt aussehen kann.“ Die „Güte des<br />
Herrn“ jedoch, die jeden morgen neu sei,<br />
„stellt die Frische dar, die niemals alt wird.“<br />
In seinem Vortrag zum Thema „Innovation“<br />
unterschied Prof. Dr. Ulrich Steger,<br />
ehemaliger hessischer Staatsminister für<br />
Wirtschaft und Technik sowie ehemaliges<br />
Mitglied des Markenvorstands der Volkswagen<br />
AG, „Innovation“ („was grundlegend<br />
neu verwirklicht wird“) vom „KVP-<br />
Prozess („ dem Prozess der kontinuierlichen<br />
Verbesserung“). Die Innovation als „Prozess<br />
der schöpferischen Zerstörung“<br />
(Schumpeter, 1911) bedeute die Schaffung<br />
neuer Produkte oder Technologien, aber<br />
auch die wirtschaftlich erfolgreiche Einführung<br />
neuer Organisationsformen und<br />
Dienstleistungen bei gleichzeitiger Verdrängung<br />
des Alten. Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />
Verwirklichung von Innovationen<br />
sei eine Kultur mit Fehlertoleranz, Konfl iktmanagement,<br />
Lernorientierung, sowie „das<br />
Wissen, das eine Innovation auch schief<br />
gehen kann.“ Deshalb dürfe man auch<br />
nicht „die ganze Organisation verwetten.“<br />
Der Referent zeigte sich skeptisch, ob kirchliche<br />
Unternehmen „Leitwölfe der Innovation“<br />
sein könnten. Zu viel Technikskepsis<br />
64 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
Prof. Dr.<br />
Ulrich Steger.<br />
herrsche in kirchlichen Kreisen. Er forderte<br />
deshalb damit anzufangen „Innovation im<br />
Lichte der kirchlichen Werte und Zielsetzungen<br />
neu zu denken.“ Auf Dauer werde<br />
die Kirche und Diakonie beispielsweise aus<br />
wirtschaftlichen Gründen nicht auf „Pfl ege-Robotern“<br />
verzichten können.<br />
Also gibt es in nicht all zu langer Zeit die<br />
Gleichung „Immer weniger Geld für die<br />
Pfl ege - mehr Kostendruck – mehr Technik<br />
– weniger Menschlichkeit“?! Bleibt dann<br />
eine individuelle und empathische Beziehungsarbeit<br />
mit einem menschlichen Gesicht<br />
auf der Strecke?!<br />
Ich möchte jedenfalls – wenn ich krank<br />
oder pfl egebedürftig bin – nicht von einem<br />
Roboter gepfl egt werden, sondern von einem<br />
Menschen, der meine Würde achtet –<br />
und sie vor dem Diktat der Ökonomie und<br />
der B<strong>ev</strong>ormundung durch die Technik verteidigt.<br />
Innovation, die dem Menschen<br />
dient, ist im fairen Wettbewerb überlebenswichtig<br />
und zu begrüßen, aber keine „Innovation“<br />
um den Preis der Menschlichkeit.<br />
Burkhard Budde
Glückliche Menschen im <strong>Marienstift</strong><br />
Diamantene Hochzeit in der Theodor-Fliedner-Kirche<br />
Das Ehepaar Dora und Claus Reichelt feierten am 6. September 2012 ihr 60-jähriges Hochzeitsjubiläum.<br />
Altenheimseelorgerin Ruth Berger segnete die Bewohnerin und ihren Ehemann in der<br />
Theodor-Fliedner-Kirche. Anschließend wurde dieser besondere Tag mit der Familie und Freunden im<br />
„Café Parkblick“ von Bethanien gefeiert.<br />
Segnung in Bethanien<br />
Im Gottesdienst am 28. Oktober 2012 wurden Sibylle Eigen und Dr. Karl-Heinrich Matheis von<br />
Pastor Karl-Peter Schrapel für den gemeinsamen Lebensweg eingesegnet.<br />
Nach einem langen und erfüllten Lebensweg begegneten sich die beiden verwitweten Bewohner im<br />
Jahr 2010 im Altenpfl egeheim Bethanien. Schnell entdeckten die beiden ihre Zuneigung und Liebe<br />
zueinander. Dies sahen sie als glückliche Fügung Gottes an und erbaten sich daher für den weiten<br />
gemeinsamen Weg dessen Segen.<br />
<strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012<br />
65
Hochzeit in der Arche Noah<br />
Holger und Sabrina Köppe haben sich am 19. Mai 2012 das „Ja-Wort“ bei schönstem Frühlingswetter<br />
in der „Arche Noah“ im Park von Bethanien zugesprochen. Holger Koeppe ist seit vielen<br />
Jahren Mitglied der Betriebssportgruppe „Fußball“ des <strong>Marienstift</strong>es. Heike Otto, Assistentin des<br />
Vorstandsvorsitzenden, übermittelte die Glückwünsche der kirchlichen Einrichtung.<br />
Standesamtliche Hochzeit in der Frauenklinik Eben-Ezer<br />
Die schwangere Patientin Jaqueline-Maria und ihr Ehemann Michael Andersky heirateten am 4.<br />
Mai 2012 auf der Station Eben-Ezer 2 der Frauenklinik. Da der Hochzeitstermin bereits fest geplant<br />
war, kam unter diesen besonderen Umständen die Standesbeamtin Ursel Peinecke ins <strong>Marienstift</strong>.<br />
Krankenhausseelsorgerin Britta Lange-Geck gratulierte im Namen des <strong>Marienstift</strong>es. Töchterchen<br />
Alaja kam im Juli gesund auf die Welt.<br />
66 <strong>doppelpunkt</strong> 4/ 2012
„Maria mit dem Jesus-Kind“<br />
Ausschnitt aus dem Fenster von Adi Holzer<br />
in der Theodor-Fliedner-Kirche