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Fritz + Fränzi

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Erziehung & Schule<br />

Ein Plädoyer<br />

für die Pädagogik<br />

Der Erziehung liegen Phänomene zugrunde, die es zu erkennen, zu verstehen und<br />

zu erklären gilt. Nur mit diesem Wissen können wir weiter über die pädagogischen<br />

Probleme nachdenken. Text: Christine Staehelin<br />

«Erziehen ist eine<br />

Herausforderung und<br />

eine wunderschöne<br />

Aufgabe.»<br />

Christine Staehelin, M.A., ist<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin der<br />

Pädagogischen Arbeitsstelle LCH,<br />

Primarlehrerin und Mutter zweier Söhne.<br />

Bestimmt kennen Sie als<br />

Eltern diese Situationen:<br />

Seit einer Viertelstunde<br />

rufen Sie dem elfjährigen<br />

Sohn ins Kinderzimmer,<br />

er solle jetzt endlich ins<br />

Bett gehen, Sie würden dann kommen<br />

und ihm eine gute Nacht wünschen.<br />

Ihre vierjährige Tochter stochert<br />

im Mittagessen herum und<br />

will gar nichts von dem, was Sie<br />

gekocht haben, essen, während Ihre<br />

zehnjährige Tochter schon wieder<br />

mit einer zwanzigminütigen Verspätung<br />

zum Essen erschienen ist. Was<br />

tun? Ja, was tun?<br />

Nicht, dass Lehrerinnen und Lehrer<br />

nicht auch solche Situationen kennen<br />

würden: Alissa kommt zum<br />

dritten Mal in der gleichen Woche<br />

zu spät, Max legt wieder seinen<br />

Zahnarzttermin in die Mathematiklektion,<br />

während Marco seit einer<br />

Woche überhaupt keine Schulsachen<br />

mehr dabei hat und auch im Unterricht<br />

nur unmotiviert herumsitzt.<br />

Was tun? Ja, was tun?<br />

Ein Strauss von Fragen<br />

Natürlich haben Sie als Eltern wie<br />

auch wir als Lehrpersonen dann<br />

unzählige spontane Ideen, von<br />

denen wir oft alle gleich wieder verwerfen,<br />

weil die ersten Reaktionsimpulse<br />

meistens nicht sehr freundlich<br />

aussehen.<br />

Also ein wenig nachdenken, aber<br />

allzu lange hat auch keinen Sinn,<br />

weil die unerwünschte Situation<br />

dann noch länger andauert. Und<br />

worüber genau nachdenken? Das<br />

macht es dann schon schwieri ger:<br />

Über die Berechtigung dessen, was<br />

man selber gern er reichen möchte?<br />

Da sind Sie sich als Eltern und auch<br />

wir uns als Lehrpersonen manchmal<br />

nicht einmal mit uns selbst einig.<br />

Und dann: Sofort re agieren? Abwarten<br />

und auf drei zählen? Oder gar<br />

nicht reagieren, ist ja alles nicht so<br />

schlimm? Vor warnen? Ermahnen?<br />

Sich durchsetzen oder das Verhalten<br />

durchgehen lassen?<br />

Je länger man darüber nachdenkt,<br />

was man nun am besten tun sollte,<br />

desto weiter werden die Gedankenkreise:<br />

Habe ich nicht schon hundertmal<br />

gesagt, dass das nicht geht?<br />

Was ist auch mit meinem Kind, meiner<br />

Schülerin, meinem Schüler los?<br />

Liegen da vielleicht tiefer gehende<br />

Probleme vor? Oder geht es da einfach<br />

um Widerstand? Geht es darum,<br />

mich wütend zu machen? Werde<br />

ich als Vater oder als Mutter, als<br />

Lehrer oder als Lehrerin überhaupt<br />

noch ernst genommen? Geht’s also<br />

um mich? Oder geht’s um überhaupt<br />

nichts von dem, worüber ich gerade<br />

nachgedacht habe?<br />

«Ob wir Einsicht<br />

oder Widerstand<br />

bewirken, wissen<br />

wir nicht.»<br />

Und wenn ich auf meinem Standpunkt<br />

beharre: Tut das Kind dann,<br />

was ich will? Oder löse ich damit<br />

genau das Gegenteil von dem aus,<br />

was ich eigentlich will? Die vierjährige<br />

Tochter dreht erbost ihren Teller<br />

mit dem Essen einfach um; der Elfjährige<br />

erklärt nochmals eine Viertelstunde<br />

lang, was er vor dem<br />

Zu-Bett-Gehen noch unbedingt alles<br />

erledigen müsse, während die Zehn-<br />

56 Dezember <strong>2<strong>01</strong>6</strong> / Januar 2<strong>01</strong>7 Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi

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