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12/2016 - 01/2017

Fritz + Fränzi

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Monatsinterview<br />

Nacht sein.<br />

Mit was unsere Mitarbeitenden ihre Enkel<br />

an Weihnachten überraschen (S.28)<br />

www.grosseltern-magazin.ch<br />

Wie man Spannungen vermeidet, wenn man<br />

nicht alle Enkel gleich oft betreut (S. 22)<br />

Die effektiven Altruisten wollen mit<br />

Köpfchen statt Emotionen spenden (S. 40)<br />

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FÜR<br />

WEIHNACHTEN<br />

«Grenzensetzen versus<br />

Selbständigkeit»<br />

(«Eltern müssen konsequent<br />

Grenzen setzen», Heft 10/<strong>2<strong>01</strong>6</strong>)<br />

«Eltern müssen konsequent<br />

Grenzen setzen»<br />

Viele Mütter und Väter sind heute verunsichert und kommen ihrer Verantwortung<br />

als Eltern nicht nach, sagt Sefika Garibovic, Expertin für die Nacherziehung<br />

schwieriger Jugendlicher. Die Pädagogin über die Scha tenseiten der Abklärung,<br />

konsequente Erziehung und warum Kinder Hierarchien brauchen.<br />

Ein unscheinbares Bürogebäude in<br />

der Zuger Bahnhofstra se. Dri ter<br />

Stock, eine hochgewachsene Frau<br />

ö fnet die Tür: rote Hose, wei se<br />

Bluse, schwarze High H els. Die<br />

Frisur sitzt perfekt, die Augen<br />

strahlen. Eine Figur wie aus einem<br />

Film. Dann klingelt ihr Handy. Eine<br />

entschuldigende Geste in Richtung<br />

Journalistin. «Ha lo» . «Ja, bist du<br />

krank? Hast du getrunken?» . «Das<br />

Leben ist kein Wunschkonzert.» . «Es wäre gut, we n du heute Mi tag<br />

kommen würdest.» …<br />

Wir sind mi ten im Thema.<br />

Frau Garibovic, war das ein Klient von<br />

Ihnen? Was fehlt ihm oder ihr?<br />

Es ist ein 17-jähriges Mädchen. Sie<br />

letzten Jahren von diversen Schulen<br />

geflogen, hat in verschiedenen Heimen<br />

und sogar auf der Stra se gelebt.<br />

Sie hat ihren Körper verkauft, um<br />

sich den Stoff finanzieren zu kö nen.<br />

Eltern, gut situiert, mit ihr zu mir<br />

gekommen. Ich so l jetzt das reparieren,<br />

wa sie jahrelang kapu t ge -<br />

Harte Worte, aber für Sie Ihr täglich<br />

Brot. Was sind das für Kinder, mit<br />

denen Sie zu tun haben?<br />

Interview: Evelin Hartma n Bilder: Herbert Zimmerma n / 13 Photo<br />

E sind austherapierte Kinder und<br />

Jugendliche. Manchmal aus fremden<br />

Kulturen, aber zwei Dri tel stammen<br />

aus Schweizer Familien. Sie waren<br />

bei Psychologen, Psychiatern und<br />

Pädagogen. Sie waren stationiert,<br />

platziert, manche haben zahlreiche<br />

Heimaufenthalte hinter sich. Sie fliegen<br />

von der Schule, tyra nisieren<br />

«Nirgendwo wird<br />

so viel Geld mit<br />

Kindern verdient<br />

wie hierzulande.»<br />

ihre Familien, Lehrer, manche nehmen<br />

Drogen oder werden sogar<br />

Genau, das ist viel aufschlu sreicher<br />

krimine<br />

l. Diese jungen Menschen finden<br />

ihren Platz nicht; nicht bei sich<br />

selber, nicht in der Familie, nicht in<br />

der Gese lschaft.<br />

Wer beauftragt Sie?<br />

Oft erhalte ich von Sozialämtern, der<br />

KESB, Gemeinden oder der Jugendanwaltschaft<br />

den Auftrag. Manchmal<br />

Wie gehen Sie da n vor?<br />

da s a le Therapien sofort abgebro- ><br />

chen werden. Da n gehe ich in die<br />

Familie. Ich wi l sehen, wie das Kind<br />

lebt, wie die Familie miteinander<br />

unangemeldet um 2 Uhr in der<br />

umgeht. Das ka n auch schon mal<br />

Um zu sehen, ob der Jugendliche zu<br />

Hause oder unterwegs ist, ob Vater<br />

oder Mu ter betrunken sind.<br />

als die meterhohen Do siers zu lesen,<br />

die auf meinem Schreibtisch landen.<br />

Und was gar nichts bringt, ist die<br />

Kinder au schlie slich in meine<br />

Sprechstunde kommen zu la sen:<br />

liegt darin, zu dekodieren, wo die<br />

trinkt, nimmt Drogen, ist in den<br />

Probleme liegen, und nicht beim<br />

für diese Kinder da, mit meinem<br />

Vor ein p ar Monaten sind ihre<br />

Ferien. Viele sagen mir: Endlich<br />

gelangen Eltern über Empfehlung<br />

Zuerst einmal bestehe ich darauf,<br />

«So, wir haben 45 Minuten Zeit, jetzt<br />

erzähl mal.» Zu Begi n rede ich.<br />

Es gibt kein Rezept. Meine Aufgabe<br />

Ve raten Sie uns ihr Rezept?<br />

Kind die Fehler zu suchen. Ich bin<br />

ganzen pädagogischen, nacherzieherischen<br />

und therapeutischen Wissen<br />

und vor a lem von ganzem Her-<br />

nachts, am Wochenende und in den<br />

und benimmt sich auch so.<br />

Ein Beispiel: Farid und Adelina aus<br />

zen. Sie dürfen mich immer anrufen,<br />

fühlt sich jemand wirklich zuständig<br />

34 Oktober <strong>2<strong>01</strong>6</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />

Ihre Zeitschrift lese ich jeweils mit grossem Interesse,<br />

da ich selber mit Eltern im Bereich<br />

Kindererziehung tätig bin. Die Beiträge sind sehr<br />

informativ. Sie geben mir immer wieder Anstoss,<br />

meine Denkweise zu überprüfen, kritisch zu<br />

hinterfragen und vieles zu lernen, um auf dem<br />

neusten Stand zu sein. Allen Beteiligten ein ganz<br />

grosses Kompliment!<br />

In der Oktoberausgabe habe ich mit grossem<br />

Interesse das Monatsinterview mit Frau Sefika<br />

Garibovic gelesen. Selber bin ich als autorisierter<br />

PACHER-Trainer im Bereich Elternkurse in<br />

Kindererziehung, Familienberatung und<br />

-begleitung tätig.<br />

Es ist wichtig und bewundernswert, wie sich<br />

Frau Garibovic Jugendlicher annimmt, die<br />

Schwierigkeiten haben oder ein auffälliges<br />

Verhalten zeigen, welches ihnen verunmöglicht,<br />

sich in der Gesellschaft einzuordnen. Mit ihren<br />

Besuchen in der Familie erhält sie ein Gesamtbild<br />

der Gründe, wie es in der Familie läuft.<br />

Jugendliche reagieren auf Ursachen und können<br />

so zu Symptomträgern werden. Dies kann z. B.<br />

Überbehütung (eine kontrollierende Grundhaltung<br />

der Eltern) sein oder eine «Nichterziehung»<br />

aufgrund einer Überforderung der Eltern.<br />

Jugendliche reagieren darauf. Sie werden nicht<br />

mit negativem Verhalten geboren. Vermutlich<br />

fühlen sich Jugendliche bei Frau Garibovic<br />

erstmals verstanden. Auch ihre Aussage,<br />

Therapien und stationäe Heimaufenthalte<br />

abzubrechen, kann sinnvoll sein. Gerade bei<br />

Heimaufenthalten wird oft mit Repressionen<br />

therapiert. Dabei lernen die Jugendlichen ausser<br />

Gehorsam nicht viel.<br />

Mit folgenden Aussagen von Frau Garibovic<br />

bin ich nicht einverstanden. Sie sagt, dass bei<br />

99 Prozent in den Familien die Hierarchie nicht<br />

stimme. Dabei meint sie wohl, wer das Sagen<br />

hat. Selbstverständlich tragen die Eltern die<br />

Kö nen Sie das konkretisieren?<br />

Albanien haben eine andere<br />

Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Oktober <strong>2<strong>01</strong>6</strong> 35<br />

Sefika Garibovic hat<br />

ihr Büro in Zug, doch<br />

meistens besucht sie<br />

die Familien Zuhaue.<br />

Verantwortung für die Erziehung. Aus meiner<br />

Sicht sind jedoch alle Familienmitglieder als<br />

Menschen gleichwertig, nicht aber gleichberechtigt.<br />

Die andere Aussage ist, dass Eltern konsequent<br />

Grenzen setzen müssten und zur<br />

Verantwortung der Eltern auch gehöre, die<br />

Kinder auf das Leben vorzubereiten, damit sie<br />

ein gesundes Selbstvertrauen entwickeln können<br />

und lernen, selbständig zu werden, so Frau<br />

Garibovic. Dies wird mit konsequentem<br />

Grenzensetzen der Eltern nicht erreicht und ist<br />

somit ein Widerspruch. Vielmehr sollen<br />

Jugendliche in den Lösungsprozess, was letztlich<br />

Grenzensetzen ist, eingebunden werden, z. B.<br />

wann Hausaufgaben machen, um welche Zeit ins<br />

Bett gehen, um welche Zeit nach dem Ausgang<br />

zu Hause sein. So werden unterschiedliche<br />

Bedürfnisse der Eltern und Jugendlichen<br />

diskutiert und wird gemeinsam nach Lösungen<br />

gesucht. Selbstverständlich müssen die Eltern<br />

mit den Lösungsvorschlägen der Jugendlichen<br />

einverstanden sein. Das heisst, gemeinsam<br />

Grenzen setzen. So können die Jugendlichen<br />

dahinterstehen und lernen in der Diskussion<br />

auch die Bedürfnisse der Eltern kennen. Das ist<br />

aus meiner Sicht Vorbereitung auf das Leben<br />

und nicht autoritäres Grenzensetzen. Selbstverständlich<br />

müssen Eltern in Notsituationen<br />

durchgreifen, wenn es nicht anders geht.<br />

In einem Familienklima, in dem sich alle<br />

verstanden, angenommen und geliebt fühlen, in<br />

dem sich alle in gegenseitigem Respekt<br />

begegnen, sind die Chancen am grössten, dass<br />

unsere Jugendlichen lebensfähig werden. Sie<br />

lernen so altersgerecht Verantwortung für sich<br />

und die Mitmenschen zu übernehmen.<br />

Dieter Gehrig, Aesch (per Mail)<br />

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Eltern und<br />

Schwiegereltern<br />

als<br />

kleines<br />

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FÜR DEN BAUM<br />

Die vierjährige Elvie zeigt den Christbaumschmuck,<br />

den sie am ersten «Grosseltern»-Bastelnachmittag<br />

verziert und bemalt hat. (S. 32)<br />

Inkl. Dossier<br />

WESHALB<br />

MÜTTER DAHEIM<br />

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Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />

Dezember <strong>2<strong>01</strong>6</strong> / Januar 2<strong>01</strong>7

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