Georg Ernst - Mediaculture online
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http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Autoren: Anne Schubert, Christina Schumann, Andres Butz, Thomas Brenner.<br />
Titel: Wie Medienerziehung gelingen kann. Mehrperspektivische Einblicke in die<br />
vertiefende Medienausbildung am Hennebergischen Gymnasium »<strong>Georg</strong> <strong>Ernst</strong>« in<br />
Schleusingen.<br />
Quelle: Felsmann, Klaus-Dieter (Hrsg.): Mein Avatar und ich. Die Interaktion von Realität<br />
und Virtualität in der Mediengesellschaft, München 2011, S. 129-135.<br />
Verlag: kopaed.<br />
Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlags.<br />
Wie Medienerziehung gelingen kann.<br />
Mehrperspektivische Einblicke in die vertiefende<br />
Medienausbildung am Hennebergischen Gymnasium<br />
»<strong>Georg</strong> <strong>Ernst</strong>« in Schleusingen.<br />
Blättert man in einzelnen schulischen Lehrplänen einzelner deutscher Bundesländer, so<br />
könnte man aus medienpädagogischer Sicht vereinzelt durchaus gelegentlich zufrieden<br />
sein. Entsprechend vereinzelter Lehrplanvorgaben könnte es nämlich sein, dass vereinzelt<br />
Schüler im Unterricht lernen, Comics zu zeichnen, kurze Drehbücher zu verfassen,<br />
Filmsequenzen zu drehen, Hörbeiträge zu gestalten, Internetseiten zu entwerfen, für<br />
Datenschutzfragen sensibler zu werden und dabei und vor allem ein kritisches<br />
Bewusstsein gegenüber Medien zu entwickeln usw. usw. Wie gesagt: Es könnte sein.<br />
Inwieweit diese papierne Theorie in pädagogische Praxis umgesetzt wird, ist hingegen<br />
nicht allgemein bekannt. Weder öffentlichkeitswirksame internationale<br />
Schulleistungsstudien wie PISA & Co noch länderinterne Ergebnisse der<br />
Schulevaluationen bieten einen Einblick bezüglich der Erreichung umfassender<br />
Medienkompetenz.Viel zu häufig noch werden Medien in schulischer Praxis als etwas<br />
Zusätzliches neben dem »eigentlichen Unterrichtsstoff« wahrgenommen. Erst viel zu<br />
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wenige Schulen haben entdeckt, dass das Lernen mit und über Medien nicht nur<br />
notwendig ist, um Heranwachsenden die Orientierung in einer von Medien geprägten Welt<br />
zu erleichtern (Stichworte: Werbung, Manipulation, Datenschutz,<br />
Extremismus ...).Vielmehr bietet dieses Lernen mit und über Medien auch großartige<br />
Möglichkeiten, um einen fesselnden und anspruchsvollen Fachunterricht zu gestalten, in<br />
dem gut, gern und viel aus Mathematik, (Fremd-)Sprachen, Geschichte, Ethik, Recht,<br />
Naturwissenschaften etc. pp. gelernt wird. Nicht zuletzt verschafft eine Schule, die<br />
Medienkompetenzentwicklung als Bildungsaufgabe wirklich ernst nimmt, ihren<br />
Absolventen beim Start ins Studium oder in die Berufsausbildung einen spürbaren Vorteil.<br />
Eine dieser wenigen Schulen, die seit einigen Jahren auf einem guten Weg ist, ihren<br />
Schülern mehr zu bieten als ein anerkanntes Abitur und die »übliche Portion Medien«, ist<br />
das Hennebergische Gymnasium »<strong>Georg</strong> <strong>Ernst</strong>« in Schleusingen. Im Rahmen der<br />
»vertiefenden Medienausbildung« machen sich Schüler mit Medienproduktion,<br />
Medienrezeption und Medienforschung vertraut. Dies geschieht beispielsweise durch das<br />
Arbeiten am schuleigenen Fernsehsender »Teevau«, durch medienbezogene<br />
Forschungsprojekte in Zusammenarbeit mit der TU Ilmenau und durch den so genannten<br />
ganz alltäglichen Unterricht. Im Folgenden wird ein Einblick in den Schulalltag am<br />
Schleusinger Gymnasium gegeben: Welche ersten Erfahrungen haben die Beteiligten<br />
gemacht, welche Erfolge dürfen und welche Schwierigkeiten müssen verzeichnet werden<br />
und was meinen die Schüler zu ihrer Ausbildung? Zunächst beleuchtet dabei Andreas<br />
Butz, stellvertretender Schulleiter und Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung des<br />
Gymnasiums, das Geschehen aus seiner Perspektive. Danach stellt Christina Schumann,<br />
Mitarbeiterin der TU Ilmenau, ein Forschungsprojekt vor, das durch die kontinuierliche<br />
Kooperation ihrer Hochschule mit dem Schleusinger Gymnasium entstand und zu<br />
internationaler Aufmerksamkeit gelangte. Weitere Informationen zur Schule und Details<br />
zur vertiefenden Medienausbildung einschließlich der hier nur kurz dargestellten Projekte<br />
lassen sich unter www.gym-schleusingen.de finden. Zudem wird dort das derzeit wieder<br />
entstehende Internat vorgestellt, das ab diesem Schuljahr interessierte Schülerinnen und<br />
Schüler aufnimmt.<br />
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Die zusätzliche vertiefende Medienausbildung am Schleusinger Gymnasium -<br />
Perspektive der Schulleitung<br />
Auch wenn im Folgenden von einer grundlegenden Struktur die Rede sein wird, so ist<br />
doch gerade die Notwendigkeit der Flexibilität bei der Auswahl der Strukturen eine<br />
wichtige Erfahrung der ersten Jahre der Zusatzausbildung. Zudem sind inhaltliche<br />
Modifikationen bei der Medienausbildung selbstverständlich und durchaus in der sich<br />
rasch verändernden Medienwelt begründet. Nicht zuletzt verlangt die Zusammenarbeit<br />
von staatlicher Schule (Hennebergisches Gymnasium »<strong>Georg</strong> <strong>Ernst</strong>« in Schleusingen -<br />
HGS), freiem Träger (Stiftung des HGS) und externen Partnern (z. B. TU Ilmenau,<br />
verschiedene Unternehmen) ständig nach neuen Wegen, um Personal, Ausstattung und<br />
finanzielle Ressourcen effektiv einsetzen zu können.<br />
Um von einer »durchgehenden Medienausbildung« sprechen zu können, werden<br />
aufbauend auf das integrative Modul ab Klassenstufe 5 in den Jahrgangsstufen 8 und 9<br />
(später 9 und 10) zusätzliche Profilstunden angeboten. Beides erfolgt mit einer oder zwei<br />
Wochenstunden,je nach Jahrgangsstufe.Während der Projektphase in den Stufen 10 bis<br />
12 bearbeiten Kleingruppen zu zwei bis vier Schülern und unter Anleitung eines<br />
Pädagogen sowie mindestens eines externen Fachmannes ein mediales Thema.<br />
Während das integrative Modul für alle Schüler verbindlich ist, stehen die beiden anderen<br />
Module zwischen den Jahrgangsstufen 8 und 12 für die Schüler als Wahlangebote zur<br />
Verfügung.<br />
Das Modul 1 vermittelt in Anlehnung an den Kursplan Medienkunde, der an allen<br />
Thüringer Schulen verbindlich umgesetzt wird, grundlegende Medienkompetenz. Dazu<br />
gehören folgende Lernbereiche:<br />
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• Information und Daten,<br />
• Kommunikation und Kooperation,<br />
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• Medienproduktion, informatische Modellierung und Interpretation, - Präsentation,<br />
• Analyse, Begründung, Bewertung, - Mediengesellschaft,<br />
• Recht, Datensicherheit und Jugendmedienschutz.<br />
Im Modul 2 wird verstärkt mit audio-visuellen Medien gearbeitet. Allerdings versteht sich<br />
diese Spezialisierung nicht als Ausschlussmodell.Wo angebracht, sind Verbindungen zu<br />
anderen Bereichen implementiert. So kommen z. B. das Urheberrecht, technische Fragen<br />
beim Umgang mit digitalen Medien oder auch die Bewertung von Bildern oder Filmen in<br />
ihrer Wirkung und Evidenz zum Tragen.<br />
Wissen und Können aus den vorangegangenen Modulen wird in der Projektphase ab<br />
Klasse 10 ganz individuell angewandt. Einige Beispiele solcher Projekte sind in der<br />
folgenden Übersicht dargestellt. Eines dieser Projekte, bei dem sich Schüler aus Ungarn<br />
und Schleusingen unter Anleitung der TU Ilmenau mit Fragen von Wertvorstellungen und<br />
Computerspielen auseinandersetzten,wird im letzten Abschnitt durch Christina Schumann<br />
(TU Ilmenau) etwas genauer vorgestellt.<br />
Erfreulich ist insbesondere, dass die beiden in der Übersicht letztgenannten Projekte, die<br />
von jeweils einer Schülergruppe gestartet wurden, unterdessen von Folgegruppen<br />
weitergeführt werden. Aus beiden erwachsen langfristig angelegte Strukturen, die vielfältig<br />
genutzt werden können. So bietet das Fernsehstudio in den Räumen der Schule die<br />
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materiell-technischen Voraussetzungen für die Produktion von Filmen, die dann auf<br />
Teevau.de veröffentlicht werden, und auch die Video-AG sowie Schülergruppen im<br />
Medienkunde- und im Profilunterricht sowie in der Projektphase nutzen das Studio für ihre<br />
Ausbildung. Das E-Learning-Portal liefert mit seinem fächerübergreifenden Ansatz<br />
langfristige Synergien für Schüler und Lehrer in mehreren Fächern.<br />
Jedes Modul schließt für die beteiligten Schüler mit einem Dokument über ihre erbrachten<br />
Leistungen ab. Medienpass,Teilnahmebescheinigungen und das Zertifikat für das Projekt<br />
bilden ein Portfolio an Nachweisen über die erlangten Kompetenzen.<br />
Um diese umfassenden Angebote personell abzusichern, arbeiten Schule, Stiftung und<br />
Partner eng zusammen. Die Bereitstellung der notwendigen Räumlichkeiten über den<br />
Rahmen des Unterrichts hinaus wurde zwischen Schulträger und Stiftung vertraglich<br />
geregelt. Die finanziellen Lasten werden turnusmäßig zwischen Schule, Stiftung und<br />
externen Partnern besprochen und je nach Vorhaben unterschiedlich verteilt. Einen<br />
großen Schritt hin zu einer kontinuierlichen Partnerschaft machten Schule und Stiftung<br />
durch die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung mit der TU Ilmenau im Juni<br />
2010.<br />
Das Feedback der Schüler ist bisher sehr positiv. Abgesehen von der spannenden Arbeit<br />
mit medialen Themen ist es vor allem die Vielfalt der vermittelten Inhalte und<br />
Kompetenzen, die gut ankommt. Im Rückblick auf ihre Medienausbildung sprechen die<br />
Jugendlichen davon, dass sie Fernsehbeiträge nun deutlich kritischer hinterfragen. Wenn<br />
sie Webseiten, Drehbücher, Fragebögen oder Präsentationen erstellen, beginnen sie<br />
nicht mehr am Computer, sondern mit Stift und Papier und einem ausführlichen Gespräch<br />
aller Beteiligten. Die Teilnehmer der medienwissenschaftlichen Projekte ließen<br />
durchblicken, dass die intensive Arbeit in den Seminaren und Gruppen der beteiligten<br />
Partnerschulen in der Arbeitssprache Englisch ungewöhnlich große Lernfortschritte<br />
brachte, die evaluationswissenschaftlichen Grundlagen zwar »ziemlich trocken«, aber<br />
sehr lehrreich gewesen seien.<br />
Diese Rückmeldungen lassen erkennen, dass das Anliegen, vertieft mediale<br />
Kompetenzen zu vermitteln, bei den Schülern ankommt.Wenn dann noch erste Preise bei<br />
Filmwettbewerben erzielt werden oder, wie weiter unten beschrieben, in Kooperation mit<br />
Schülern bearbeitete Themen bei internationalen Konferenzen vorgetragen werden, dann<br />
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ist dies umso erfreulicher für die Lehrer und Betreuer aller an der Ausbildung beteiligten<br />
Partner.<br />
Doch bei aller Euphorie, so linear und ohne Stolperstein, wie es sich darstellt, ist die<br />
Entwicklung bis heute keineswegs verlaufen. Die Nachhaltigkeit der Medienausbildung zu<br />
sichern war und ist die größte Herausforderung. Erfolge und Misserfolge wechselten sich<br />
in den vergangenen Jahren ab. Unterdessen bietet die Kooperationsvereinbarung mit der<br />
TU I lmenau eine konzeptionelle Basis, aus der weitere inhaltliche Kooperationen<br />
erwachsen sollen, die aber auch finanzielle und personelle Ressourcen erschließen helfen<br />
soll.<br />
Abgerundet wird das gesamte Vorhaben vom neu errichteten Alumnat (Internat) am HGS.<br />
Die Stiftung stellt mit Mitteln der Stadt Schleusingen ein neu saniertes Gebäude zur<br />
Verfügung, das im August 2011 von einem externen Betreiber eröffnet wird. Die 1577<br />
gegründete Schule hatte über 400 Jahre ein Alumnat, welches nach der Wende<br />
geschlossen wurde. Medienausbildung und Alumnat sind Bestandteile des Vorhabens zur<br />
Profilierung des Gymnasiums.Somit steht das Angebot der vertiefenden<br />
Medienausbildung nun auch Schülern außerhalb der Region zur Verfügung.<br />
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Die zusätzliche vertiefende Medienausbildung am Beispiel eines<br />
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Medienforschungsprojektes - Perspektive des Kooperationspartners TU Ilmenau<br />
Gerade auch aus kommunikations- und medienwissenschaftlicher Sicht ist die fokussierte<br />
Medienausbildung am Hennebergischen Gymnasium »<strong>Georg</strong> <strong>Ernst</strong>« in Schleusingen sehr<br />
zu begrüßen,werden Schülerinnen und Schüler doch bereits frühzeitig mit dem Thema<br />
»Medien« umfassend vertraut gemacht und auf das Berufsfeld zielgerichtet vorbereitet.<br />
Um den Schülern aber auch die wissenschaftlich-universitäre Sichtweise auf Medien nahe<br />
zu bringen und sie dafür zu begeistern, kooperiert das Gymnasium mit der Technischen<br />
Universität Ilmenau. In enger Zusammenarbeit zwischen den beiden Instanzen besteht<br />
nun das Ziel jeweils darin, eine kommunikationswissenschaftliche Fragestellung mit den<br />
Methoden der empirischen Sozialforschung zu bearbeiten.Von Anfang an wurde dabei auf<br />
eine interkulturelle Zusammensetzung der Projektgruppe Wert gelegt. Dies soll den<br />
Schülern die zunehmend internationale Ausrichtung der Medienwelt greifbar näher<br />
bringen.<br />
Schon für das erste gemeinsame Forschungsprojekt setzte sich daher das Projektteam<br />
aus Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 9 bis 12 des Gymnasiums<br />
Schleusingen und aus Schülerinnen und Schülern der 9. bis 12. Klassen des<br />
Partnergymnasiums in Ungarn zusammen. In mehreren Arbeitsschritten widmeten sich die<br />
Schüler der Forschungsfrage, ob Wertvorstellungen von Jugendlichen die<br />
Nutzungsweisen von Computerspielen erklären können.Was auf den ersten Blick vielleicht<br />
als etwas »wissenschaftlich abgedreht« anmutet, ergab sich aus zwei zentralen Befunden<br />
der zum damaligen Zeitpunkt aktuellen Shell-Jugendstudie (Hurrelmann et al. 2006): Zum<br />
einen zeigte sich dort, dass Jugendlichen traditionelle Wertvorstellungen wieder<br />
zunehmend wichtiger werden, zum anderen gaben die Jugendlichen aber auch an, dass<br />
ihre Alltagswelt ihnen wenig Sicherheit bietet, um ihre Wertvorstellungen auszuleben.<br />
Da sich Computerspiele im »Mediennutzungsmix« von Kindern und Jugendlichen seit<br />
Jahren steigender Beliebtheit erfreuen, stellte sich die Frage, ob die oft verteufelten<br />
Computerspiele sich nicht auch positiv auf die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen<br />
auswirken können, gerade weil sie den Spielern Möglichkeiten bieten, aktiv in das<br />
Spielgeschehen einzugreifen. Insbesondere in Online-Spielen, bei denen Spielerinnen<br />
und Spieler sich zu Gemeinschaften (Gilden, Clans und Allianzen) zusammenschließen,<br />
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bieten Computerspiele Möglichkeiten, in einer Art »Parallelwelt« mit unterschiedlichen<br />
Lebensentwürfen und Identitäten zu experimentieren.<br />
In mehreren umfassenden Schritten widmeten sich die Schülerinnen und Schüler dieser<br />
Fragestellung. Ein erstes gemeinsames Treffen an der TU Ilmenau diente dazu, sich dem<br />
abstrakten Thema »Werte« zu nähern und einen Überblick über die Erstellung von<br />
Fragebögen zu geben. Im Anschluss daran erarbeiteten die Schüler einen Fragebogen,<br />
sowohl in einer ungarischen als auch in einer deutschen Version. Da aufgrund des<br />
interkulturell zusammengesetzten Teams nicht immer ein »räumliches« Treffen möglich<br />
war, wurde als gemeinsame Arbeitsplattform ein »Wiki« eingerichtet, auf das alle<br />
Beteiligten Zugriff hatten. Mit Hilfe dieses »Wiki« konnten Fragen, Probleme und alle<br />
sonstigen Anliegen zu aktuellen Arbeitsschritten diskutiert und kommentiert werden.<br />
Nach der Durchführung der Umfrage in Ungarn und Deutschland arbeiteten die Schüler<br />
bei einem zweiten Treffen in Ungarn unter Anleitung der TU-Mitarbeiter an der<br />
statistischen Auswertung der erhobenen Daten. Das finale Treffen in Schleusingen stand<br />
schließlich ganz unter dem Thema, wie wissenschaftliche Ergebnisse richtig präsentiert<br />
werden. Den Abschluss des einjährigen Projekts bildeten mehrere Präsentationen der<br />
Schüler in englischer Sprache, bei denen zentrale Erkenntnisse vorgestellt wurden.<br />
Das Projekt hat in nationalen und internationalen Fachkreisen Aufmerksamkeit auf sich<br />
gezogen. So wurden die Ergebnisse beispielsweise im Jahr 2008 in Montreal/ Kanada auf<br />
der Jahrestagung der Internationalen Communication Association vorgestellt. Eine<br />
Präsentation auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und<br />
Kommunikationswissenschaft in Bremen folgte im Jahr 2009. Und schließlich wurden die<br />
Ergebnisse sogar in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht und können<br />
unter dem Titel »Wertorientierungen in Gilden, Clans und Allies - Eine interkulturelle<br />
Analyse über den Einfluss jugendlicher Wertvorstellungen auf Spielergemeinschaften in<br />
Deutschland und Ungarn« im »Medien Journal« (Ausgabe 2/2009) nachgelesen werden.<br />
Der große Erfolg dieses ersten gemeinsamen Projektes hat dabei sowohl die<br />
Schülerinnern und Schüler als auch die Lehrer der beiden Gymnasien sowie die<br />
Mitarbeiter der Universität Ilmenau mit Stolz erfüllt.<br />
Im nachfolgenden Projekt, begonnen 2009, untersuchen drei Gruppen der Partnerschulen<br />
aus Schleusingen, Ungarn und der Slowakischen Republik Wertvorstellungen<br />
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Jugendlicher zu Themen des Umweltschutzes. »The effects of media-related<br />
environmental communication an the environmental awareness regarding the example of<br />
the climate change« - so das Thema, welches unter wissenschaftlichen Aspekten<br />
beleuchtet wird. Dabei geht eine neue Projektgruppe einer Frage der<br />
Umweltkommunikation nach und untersucht, wie Jugendliche durch geeignete<br />
Kommunikationsmaßnahmen auf Nationalparks aufmerksam gemacht werden können.<br />
Nach einer eher forschenden Phase soll im Anschluss daran ggf. auch ein Medienprodukt<br />
entwickelt werden, um Gleichaltrige dafür zu begeistern, sich in diesen Nationalparks als<br />
»Junior-Rangers« im Umweltschutz zu engagieren.<br />
Die Kooperationsvereinbarung zwischen Universität, Stiftung und Schule legte den<br />
Grundstein dafür, dass Schüler sich im Rahmen weiterer Projekte kontinuierlich<br />
medienwissenschaftlichen Themen widmen können. Dass sie dabei »ganz nebenbei«<br />
brisante Themen aus Ethik und Naturwissenschaften diskutieren, ihre<br />
Fremdsprachenkenntnisse verbessern, sich mit anspruchsvollen mathematischen<br />
Problemen beschäftigen, ist ein Effekt, der nicht zuletzt ihre Lehrer erfreut.<br />
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