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Autorin: Halefeldt, Elke.<br />

http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />

Titel: Unterwegs zur Medienkompetenz. Die medienpädagogische Landschaft der<br />

Bundesrepublik Deutschland.<br />

Quelle: Köln 1998.<br />

Verlag: Katholisches Institut für Medieninformation.<br />

Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlags.<br />

Elke Halefeldt<br />

Unterwegs zur Medienkompetenz<br />

Die medienpädagogische Landschaft der<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort ..................................................................................................................................2<br />

I. Multimedia braucht Medienkompetenz ..............................................................................5<br />

II. Baden-Württemberg: Zukunftsoffensive .........................................................................21<br />

III. Bayern: ...........................................................................................................................30<br />

IV. Berlin:Vorzeige-Projekt...................................................................................................38<br />

V. Brandenburg: Medienpädagogisches Zentrum ..............................................................50<br />

VI. Bremen:..........................................................................................................................59<br />

VII. Hamburg:.......................................................................................................................71<br />

VIII. Hessen: Setzen auf Modellversuche............................................................................81<br />

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IX. Mecklenburg-Vorpommern: ...........................................................................................90<br />

X. Niedersachsen:Aufgaben bündeln .................................................................................96<br />

XI. NRW: 450mal Medienpädagogik .................................................................................113<br />

XII. Rheinland-Pfalz: .........................................................................................................135<br />

XIII. Saarland: Fahrplan für Bildung im Wandel................................................................143<br />

XIV. Sachsen: Fächerübergreifender Projektunterricht.....................................................157<br />

XV. Sachsen-Anhalt: .........................................................................................................161<br />

XVI. Schleswig-Holstein: ...................................................................................................173<br />

XVII. Thüringen: ................................................................................................................183<br />

Literatur..............................................................................................................................188<br />

Vorwort<br />

Dies ist kein „Medienpädagogischer Atlas“. Dokumentiert werden vielmehr eine Reihe von<br />

Artikeln, die Ende 1995 bis Frühjahr 1998 von dem Fachorgan „Funkkorrespondenz“<br />

veröffentlicht wurden. Sie beschreiben, welche Anstrengungen die Schulen und z.T. auch<br />

die Hochschulen in den einzelnen Bundesländern unternehmen, um die Medienerziehung<br />

von Kindern und Jugendlichen zu intensivieren. Den Anstoß zu der Artikelreihe gab die<br />

Beobachtung, daß im politischen Raum seit Anfang der 90er Jahre allerorten nach einer<br />

„Medienkompetenz“ der Bürger gerufen wird. Wir wollten wissen, inwieweit sich dieser Ruf<br />

bereits in konkreten Aktivitäten niederschlägt. Eine Konzentration auf die<br />

(allgemeinbildenden) Schulen bot sich dabei an. Diese erfassen verpflichtend ganze<br />

Jahrgänge und ermöglichen über Jahre hin kontinuierliche Arbeit. Im<br />

Veröffentlichungszeitraum hat das Thema Medienerziehung starken „Rückenwind“ von<br />

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außerhalb des Bildungssystems bekommen. Der Personalcomputer und Online-Dienste<br />

boomen seit Mitte der 90er Jahre und verändern nicht nur das Wirt-schaftsleben. Die<br />

Erkenntnis, daß die heute nachwachsende Generation später ohne Computer kaum noch<br />

zurecht kommt, hat selbst in der nicht übermäßig innovationsfreudigen Lehrerschaft eine<br />

latente Aufbruchstimmung ausgelöst. Diese wachsende Aufgeschlossenheit für Medien<br />

kreuzt sich gegenwärtig mit anderen Reformbestrebungen an den Schulen. Diskutiert wird<br />

über eine didaktische Reform. Außerdem versuchen Schulen, sich im Sinne der<br />

„Schulentwicklung“ pädagogische, didaktische oder organisatorische „Profile“ zu<br />

verleihen. Hinzu kommt eine breite gesellschaftliche Grundsatzdiskussion über die<br />

Zukunft des gesamten deutschen Bildungssystems. Die hier zusammengestellten Artikel<br />

zeigen: In den Schulen ist einiges im Gang. Innerhalb des Bildungswesens sorgten<br />

Grundsatzerklärungen der Bildungsplaner wie der „Orientierungsrahmen“<br />

„Medienerziehung in der Schule“ der Bund-Länder-Kommission (BLK) für Veränderungen.<br />

Parallel dazu haben praktisch alle Bundesländer begonnen, ihre Lehrpläne zu<br />

überarbeiten und darin mehr (verpflichtende) medienerzieherische Inhalte unterzubringen.<br />

Es entstehen bzw. entstanden bereits wie in Bayern und Sachsen-Anhalt<br />

„Gesamtkonzepte“ der Medienerziehung. Eine Reihe von schulischen und universitären<br />

Modellversuchen beschreitet neue Wege darin, Schüler und Studenten, also die<br />

angehenden Lehrer und Medienpädagogen, mit den alten und neuen Medien vertraut zu<br />

machen. Einzelne Vorzeige-Schulen haben Medienpädagogik zum ausgearbeiteten<br />

Bestandteil ihres Schulprogramms befördert. Auf Bundes- und Länder-Ebene laufen<br />

Bemühungen, Schulen mit Computern auszustatten bzw. „ans Netz“ zu bringen. PC-<br />

Software wird inzwischen systematisch auf ihre Eignung für den Unterricht hin geprüft.<br />

Gerade die Expansion der aktiven Medienarbeit (Computer, Video, Radio, Offene Kanäle)<br />

bringt es mit sich, daß Schule „das Leben herein läßt“ und die herkömmliche<br />

Schulorganisation (45-Minuten-Rhythmus, lehrerzentrierter Unterricht) aufgeweicht wird.<br />

Neuerdings machen auch das Bundesbildungsministerium, Privatfirmen und Institutionen<br />

außerhalb des Bildungssystems wie öffentlich-rechtliche und kommerzielle<br />

Rundfunkveranstalter mehr bei medienpädagogischen Initiativen mit – ein Trend, der<br />

einzelne Länder-Ministeriale wohl insgeheim ein bißchen um die verbürgte Kulturhoheit<br />

der Länder bangen läßt. All diese Ansätze lösen selbstverständlich noch keine<br />

medienpädagogische Revolution aus. Neue Konzepte der Schulverwaltung und -planung<br />

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brauchen erfahrungsgemäß Jahre, um in den Alltag jeder einzelnen Schule umgesetzt zu<br />

werden. Und sie sind nur mit einer medientechnisch und -theoretisch gut ausgebildeten,<br />

aufgeschlossenen Lehrergeneration zu verwirklichen. Die vorliegenden Beiträge<br />

berücksichtigen wohlbemerkt längst nicht alle Institu-tionen und Unternehmen, die heute<br />

direkte Unterstützungsleistungen für das System Schule erbringen bzw. als<br />

außerschulische Kinder- und Jugendarbeit oder Erwachsenen-( etwa Eltern-)Bildung<br />

schulische Erziehungsziele mit verfolgen. Eine umfassende Bestandsaufnahme war allein<br />

schon aus Platzgründen – die „Funkkorrespondenz” ist ja kein medienpädagogisches<br />

Fachorgan – nicht möglich. Sie ist zudem von nur einer einzigen Autorin in einem<br />

vernünftigen Zeitraum kaum zu leisten. Es ist hier jedoch daran zu erinnern, daß die<br />

Schule eingebunden ist in ein Netz von Akteuren, die ihre medienpädagogischen<br />

Bemühungen begleiten, darunter auf Länderebene die Landesbildstellen/<br />

Landesmedienzentren, die Einrichtungen der Lehrer(fort)bildung, die Landesfilmdienste<br />

sowie kirchliche Institutionen. Immer mehr finanzielle und ideelle Förderer stoßen, wie<br />

gesagt, hinzu. Auch auf Bundesebene agieren wichtige Einrichtungen, angefangen vom<br />

Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht über die Stiftung Lesen bis zum<br />

Europäischen Zentrum für Medienkompetenz in Marl. Erste vorliegende<br />

medienpädagogische Atlanten (Baden-Württemberg, Hamburg, Berlin, Nordrhein-<br />

Westfalen, Bayern, demnächst z.B. auch Schleswig-Holstein und Hessen) künden davon,<br />

wie breit in Deutschland das Spektrum an Akteuren mit medienpädagogischem<br />

Engagement ist. Gleichwohl reicht dieses sicher noch nicht, alle Bundesbürger umfassend<br />

medienkompetent zu machen. Nicht zuletzt mangelt es vielen Projekten in Zeiten leerer<br />

öffentlicher Kassen schlicht am schnöden Geld – und folglich an Personal, Know how und<br />

(moderner) Technik. Gerade die Computerisierung der Schulen ist ja mit hohen laufenden<br />

Kosten und Ersatzinvestitionen verbunden, und die Ausbildung aller Lehrkräfte ist auch<br />

nicht umsonst zu haben. Nicht fehlen soll in diesem Vorwort eine herzliche Danksagung<br />

an all diejenigen kooperativen Institutionen und Firmen, welche die Autorin mit wertvollen<br />

Informationen versorgt haben – trotz verbreiteter Personalengpässe und so mancher in<br />

den Häusern gerade in Gang befindlichen organisatorischen Veränderung. Nicht<br />

verschwiegen werden soll aber auch, daß sich die Recherche bei zahlreichen Adressaten<br />

über viele Monate hingezogen hat und z.T. schwierig war. Hierfür sind mehrere Gründe<br />

anzuführen: eine geringe personelle Besetzung der angesprochenen Abteilungen und<br />

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damit mangelnde Zeit für die Beantwortung von externen Anfragen, Zuständig-<br />

keitsprobleme in größeren Häusern (niemand hat so recht den Überblick), aber wohl auch<br />

ein wenig ausgeprägtes Bewußtsein für die Notwendigkeit und den möglichen Ertrag von<br />

Öffentlichkeitsarbeit. „Wer nichts sagt, kann auch nicht kritisiert werden, weil er zu wenig<br />

oder das Falsche tut“, erklärte ein Gesprächspartner der Autorin die Zurückhaltung einiger<br />

(medien-)pädagogischer Kollegen. Auch aufgrund dieser Erfahrungen hat die<br />

Funkkorrespondenz erst einmal davon abgesehen, für diese Artikelsammlung eine<br />

Aktualisierung der einzelnen Länderbeiträge vorzunehmen, und nimmt damit in Kauf, mit<br />

dieser ersten Bestandsaufnahme der schnellen Entwicklung der medienpädagogischen<br />

Landschaft hinterherzuhinken.<br />

Elke Halefeldt, im März 1998<br />

I. Multimedia braucht Medienkompetenz<br />

„Zukunftsminister“ Jürgen Rüttgers (CDU), im Bonner Kabinett für Bildung, Wissenschaft,<br />

Forschung und Technologie zuständig, hat sich die Ärmel hochgekrempelt: Er will in den<br />

bundesdeutschen Schulen ein „geschlossenes Konzept für Medienerziehung“<br />

verwirklichen, bei dem sich Bund und Länder intensiv engagieren sollen. Schon Ende<br />

1994 hatte Rüttgers gegenüber der „Welt am Sonntag“ festgestellt, eine „innovative<br />

Modellversuchsarbeit von Schulen zur Erprobung neuer Arbeitsansätze“ sei erforderlich,<br />

„um angesichts der dynamischen Entwicklung im Medienbereich eine Erstarrung der<br />

Medienpädagogik vermeiden zu helfen“. Er werde, kündigte der Bildungsminister an, im<br />

Rahmen seiner Zuständigkeit entsprechende Modell- und Forschungsvorhaben<br />

unterstützen: „Wir brauchen dringend Projekte, in denen Medienkonzepte erprobt und<br />

bewertet werden. Wir brauchen Untersuchungen, die sich mit der Wirkung elektronischer<br />

Medien auf das Lern- und Sozialverhalten befassen.“ Daneben sollten Vorhaben im<br />

Bereich der beruflichen Bildung gefördert werden. Auch die geplante Multimedia-<br />

Enquetekommission des Deutschen Bundestages wird sich aller Voraussicht nach mit den<br />

Anwendungsmöglichkeiten und Wirkungen der neuen Informations- und Kommu-<br />

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nikationstechnologien im Bildungsbereich befassen. Kein Zweifel, die Themen<br />

Medienerziehung (der Prozeß) beziehungsweise „Medienkompetenz“ (das erwünschte<br />

Ergebnis) erleben wieder einmal einen Aufschwung im öffentlichen Diskurs – wie immer,<br />

wenn neue Medienentwicklungen am Horizont auftauchen – neuerdings: die digitale<br />

Kanalvielfalt, der PC und all jenes, was sich hinter dem Zauberwort „Multimedia“ verbirgt.<br />

Zugleich haben die jüngeren erbitterten Diskussionen um Themen wie „Gewalt und Sex in<br />

den audiovisuellen Medien“ eine kritische Öffentlichkeit gelehrt, daß gerade der Umgang<br />

minderjähriger Menschen mit den Medien weder von der Anbieter noch von der<br />

Nachfrageseite her erschöpfend geregelt werden kann. Bei den Veranstaltern setzt das<br />

Bedürfnis nach finanziellem Erfolg dem Kinder- und Jugendschutz Grenzen. Vielen Eltern<br />

dürfte es andererseits an Zeit, Interesse und Kompetenz mangeln, den Nachwuchs<br />

gleichsam medienfest zu machen. In dieser Situation liegt es nahe, nach professionellen<br />

Erziehern und Fachleuten zu rufen. Hier bieten sich neben den Kindergärten vor allem die<br />

staatlichen Schulen an, über die alle Kinder erreicht werden.<br />

Projekte für die Schulen und neuer Bund-Länder-Orientierungsrahmen<br />

Nun kann nicht so getan werden, als ob es an den Schulen (und Universitäten) bislang<br />

keine Medienpädagogik gegeben hätte. Nach einem Beschluß der Ständigen Konferenz<br />

der Kultusminister vom 25. November 1983 ist „die Medienerziehung integraler<br />

Bestandteil des Unterrichts in allen Schularten mit dem Ziel, die Schüler zu befähigen,<br />

verfügbare Medien verantwortlich und sinnvoll zu nutzen sowie wertorientierte<br />

Einstellungen zu entwickeln und entsprechende Verhaltensweisen auszubilden. Sie ist<br />

keinem besonderen Unterrichtsfach zugeordnet, sondern Gegenstand des Unterrichts in<br />

einer Reihe von Fächern.“ [Zit. n. Tolodziecki: Medienpädagogik, S. 15.] Ende 1987<br />

billigte die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK)<br />

– ein weiteres Gremium zur bundesweiten Abstimmung der schul- und bildungspolitischen<br />

Aktivitäten – dann ein „Gesamtkonzept für die informationstechnische Bildung“. Es<br />

enthielt eine zusammenfassende Betrachtung und Bewertung der<br />

informationstechnischen Bildung in Schule, Ausbildung, Hochschule und Weiterbildung<br />

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durch Bund und Länder. Als Aufgaben der informationstechnischen Grundbildung genannt<br />

sind dort unter anderem die Einführung in die Handhabung eines Computers und dessen<br />

Peripherie, ein Einblick in die Entwicklung der elektronischen Datenverarbeitung sowie die<br />

Schaffung eines Bewußtseins für die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen, die mit<br />

der Verbreitung der Mikroelektronik verbunden sind. [Vgl. Gesamtkonzept<br />

informationstechnische Bildung.] Daran anknüpfend verabschiedete die Bund-Länder-<br />

Kommission am 12. Dezember 1994 einen „Orientierungsrahmen“ „Medienerziehung in<br />

der Schule“. [Vgl. Orientierungsrahmen 1995.] Abgesehen von den länderübergreifenden<br />

Leitlinien ist die Medienerziehung selbstverständlich noch in den Lehrplänen und<br />

Richtlinien für die verschiedenen Schulstufen und -formen der einzelnen Bundesländer<br />

verankert. Darüber hinaus haben die Bundesländer eigene Lehrplanbestimmungen zur<br />

informationstechnischen Grundbildung aufgestellt. Neben diesen rechtlichen<br />

Grundlegungen stehen einzelne Bundesländer den Erziehern mit diversen<br />

Informationsmaterialien zur Seite. Nicht zu vergessen viele Schulbücher, die sich mit dem<br />

Thema Medien beschäftigen, und die Fachliteratur, die eher verstreut mit einer Fülle von<br />

Unterrichtsbeispielen aufwartet.<br />

Trend zum „integrativen Konzept“ schulischer Medienerziehung<br />

Die Bund-Länder-Kommission gibt aber nicht nur Grundsatzerklärungen ab. Sie weist dem<br />

Bildungsbereich auch seit vielen Jahren mit Modellversuchen den Weg. Die (inzwischen)<br />

16 Länder beantragen diese Projekte, und wenn sie genehmigt werden, beteiligt sich der<br />

Bund, das heißt das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und<br />

Technologie, an den Kosten. Schon 1972 testete Nordrhein-Westfalen die „Fort- und<br />

Weiterbildung von Lehrern im Fach Sozialkunde unter besonderer Berücksichtigung der<br />

Medienkunde“. Seither ist manches für die Leseförderung getan worden, oft unter der<br />

Schirmherrschaft der Mainzer Stiftung Lesen. Bei vielen gegenwärtig laufenden und<br />

geplanten Versuchen stehen, logischerweise, die neuen Informations- und<br />

Kommunikationstechniken im Zentrum des Interesses – die letztlich ja auch Lesefähigkeit<br />

voraussetzen. Der gültige Orientierungsrahmen „Medienerziehung in der Schule“ fordert<br />

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ein „integratives Konzept“ der schulischen Medienerziehung. Langfristig gehe es darum,<br />

„die medienerzieherischen Aktivitäten für die einzelnen Altersgruppen und Bildungsgänge<br />

sowie die Aktivitäten in den verschiedenen Fächern und Lernbereichen (...) auf-einander<br />

abzustimmen. Dabei sollten auch medienerzieherische Ansätze für unterschiedliche<br />

Medienarten, zum Beispiel für Printmedien, audiovisuelle Medien und den Computer,<br />

miteinander verbunden werden.“ Leitfächer für die Medienerziehung sind demnach der<br />

Deutsch-, Kunst-, Musik- und gesellschaftswissenschaftliche Unterricht. Als<br />

Aufgabenbereiche unterschieden werden:<br />

1. die Nutzung von Medien zur Unterhaltung und zum Vergnügen, zur Information, zur<br />

Kommunikation („z.B. Gespräche und Briefe, Telefon, Mailbox und<br />

Computernetzwerke“) sowie zur Problemlösung und Bildung („z.B. Fachzeitschriften,<br />

projektorientiertes Arbeiten, Lehr- und Dokumentationsfilme, Computersimulation“);<br />

2. der Einblick in Wirkungsweise und Produktionsbedingungen von Medien und<br />

3. die praktisch-gestalterische Medienarbeit.<br />

Der „Orientierungsrahmen“ unterscheidet analytisch zwei aufeinander bezogene Ansätze:<br />

die Verwendung von Medien als Hilfsmittel der Unterrichtsgestaltung im Sinne der<br />

„Mediendidaktik“ und die eigentliche „Medienerziehung“ als „Befähigung zum kritisch-<br />

produktiven Umgang mit Medien und ihren Botschaften“. Beide Aspekte werden in der<br />

Fachliteratur zunehmend als die zwei Teilbereiche des Oberbegriffs „Medienpädagogik“<br />

eingeordnet.<br />

Was alles zur Medienpädagogik gehört<br />

Alle genannten Quellen wollen den (jungen) Medienkonsumenten zu dem verhelfen, was<br />

neudeutsch „Medienkompetenz“ heißt – ein schillernder Begriff, als dessen Kern wohl, in<br />

den Worten des BLK-“Orientierungsrahmens“, der „kritisch-produktive Umgang mit Medien<br />

und ihren Botschaften“ verstanden werden kann. Medienpädagogik hat viele Facetten.<br />

Gerhard Tulodziecki, Professor für Schulpädagogik und allgemeine Didaktik an der<br />

Universität-Gesamthochschule Paderborn und einer der Vordenker in Sachen schulische<br />

Medienerziehung, unterscheidet zum Beispiel bei der Mediendidaktik das<br />

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„Werkzeugkonzept“ (Medien sind Werkzeuge für die Lehrperson), das<br />

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„Arbeitsmittelkonzept“ (Medien sind zugleich Arbeitsmittel für die Lernenden), das<br />

„Bausteinkonzept“ (Medien übernehmen bestimmte Lehrfunktionen), das „Systemkonzept“<br />

(Medien werden zu Lehrsystemen, die das Lehren mehr oder weniger vollständig<br />

übernehmen) und das „Interaktionskonzept“ (Lernen wird als aktive Auseinandersetzung<br />

der Lernenden mit technischen Medien und der sonstigen Lernumgebung gesehen). Die<br />

medienerzieherischen Konzepte unterteilt er in „behütend-pflegend“, „ästhetisch-<br />

kulturorientiert“ (überträgt unter anderem Aspekte der herkömmlichen Kunst- und<br />

Literaturerziehung auf den Film), „funktional-systemorientiert“ (betrachtet das<br />

Funktionieren der Massenkommunikation und das Zusammenwirken ihrer Komponenten<br />

im gesellschaftlichen System), „kritisch-emanzipatorisch“ und „interaktions-und<br />

handlungsorientiert“ (technische Medien werden als Mittel der Interaktion in einem<br />

sozialen beziehungsweise gesellschaftlichen Zusammenhang begriffen). [Vgl. hierzu<br />

Medienkompetenz als Herausforderung, S. 109 ff.] In seinem vor kurzem erschienenen<br />

Buch „Handlungsorientierte Medienpädagogik in Beispielen“ schlägt Tulodziecki des<br />

weiteren fünf Bezugspunkte für eine schulische Medienerziehung vor:<br />

1. Prinzipien der Medienerziehung (Orientierung an der Situation, den Erfahrungen, den<br />

Bedürfnissen und dem sozial-kognitiven [das heißt geistigen] Entwicklungsstand der<br />

Kinder und Jugendlichen, Erweiterung der Möglichkeiten personaler und medialer<br />

Kommunikation),<br />

2. Aufgabenbereiche (Medieneinflüsse erkennen und aufarbeiten, Medienbotschaften<br />

verstehen und bewerten, Medienangebote unter Abwägung von Handlungsalternativen<br />

auswählen und nutzen, Medien selbst gestalten und verbreiten, Medien hinsichtlich<br />

ihrer gesellschaftlichen Bedeutung analysieren und beeinflussen),<br />

3. Medienarten,<br />

4. Fächer und Lernbereiche und<br />

5. entwicklungstheoretische Aspekte (Medienerziehung setzt Kenntnisse über den<br />

intellektuellen und sozialmoralischen Entwicklungsstand der Kinder voraus).<br />

Oberhalb der Ebene der Schulpraxis viele Bemühungen<br />

Tulodziecki, der als Sachverständiger am BLK-„Orientierungsrahmen“ mitwirkte, hat in<br />

dem Buch „Handlungsorientierte Medienpädagogik in Beispielen“ zusammen mit anderen<br />

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Autoren Unterrichtsbeispiele aus der Fachliteratur zusammengestellt. Und er legt auch<br />

eine ausführliche Dokumentation von Unterrichtseinheiten und Projekten für eine<br />

abgestimmte Medienerziehung in den Schuljahrgangsstufen 1/2 bis 11/12 vor, die von<br />

einem „Märchenprojekt“ für die ABC-Schützen bis zu Computer“ Netzkonferenzen“ für die<br />

17- und 18jährigen Teenager reichen. Offenbar, weil er hier, wie viele andere Experten,<br />

Defizite sieht. Oberhalb der Ebene der Schulpraxis sind Tulodziecki zufolge „viele<br />

Bemühungen“ zur Medienerziehung in der Schule erkennbar; „allerdings ist zu vermuten,<br />

daß die Umsetzung in der Schulpraxis keineswegs den gegebenen Möglichkeiten<br />

entspricht.“ Die Frankfurter Medienpädagogin Barbara Eschenauer analysierte Ende der<br />

80er Jahre im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung 520 Lehrpläne allgemeinbildender<br />

Schulen in der Alt-BRD. Eschenauers Befund: Vor allem in den Fächern Deutsch und<br />

Bildende Kunst, aber auch in der Musik und der Sozialkunde haben sich<br />

medienpädagogische Inhalte weiter durchgesetzt. Die meisten medienpädagogischen<br />

Aussagen seien in den Lehrplänen der Sekundarstufe I (5. bis 10. Schuljahr) zu<br />

entdecken, beträfen also eine Altersgruppe, die oft schon über ausgeprägte<br />

Mediengewohnheiten verfüge. Zugleich sei innerhalb der Sekundarstufe I für Realschule<br />

und Gymnasium meist häufiger, vielfältiger und verbindlicher medienpädagogischer<br />

Unterricht vorgesehen als für die Hauptschule und die Gesamtschule. In der Hauptschule<br />

gebe es zudem eher die Tendenz, Film und Fernsehen auszuklammern. In erster Linie<br />

habe sich die Vermittlung von Fakten über die Medien und die Analyse einzelner<br />

Medienprodukte durchgesetzt. Aktive Medienarbeit bilde demgegenüber die Ausnahme.<br />

Häufig sei von den audiovisuellen Medien die Rede; allerdings würden bei der<br />

Behandlung im Unterricht die Printmedien bevorzugt. [Vgl. Eschenauer: Lehrpläne.]<br />

Wieviele und welche Inhalte von Medienpädagogik den angehenden Erziehern derzeit an<br />

den Universitäten unterbreitet werden, hat Stefan Aufenanger unter die Lupe genommen.<br />

Aufenanger, Hochschullehrer an der Universität Hamburg, zählte im Wintersemester<br />

1994/95 in den pädagogischen Fachbereichen von 47 bundesdeutschen Hochschulen<br />

(ohne Berücksichtigung von Fachhochschulen) genau 201 einschlägige<br />

Lehrveranstaltungen. Knapp jede dritte der berücksichtigten Hochschulen bot eine<br />

Veranstaltung; bei fast der Hälfte waren es 2 bis 5, bei jeder fünften 6 bis 15. Eine<br />

Hochschule lag noch darüber. Inhaltlich dominierten mit 24 Prozent die<br />

„medienbezogenen Themen“ (Buch, Fernsehen, Computer usw.), gefolgt von den<br />

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Schwerpunkten „Medien in Unterricht und Bildung (22 %), „Theorie der<br />

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Medienpädagogik/Einführung in die Medienpädagogik“ (11 %), „Medienkunde“ (10 %),<br />

„Medienrezeption/Mediensozialisation“ (9 %) und „Aktive Medienarbeit“ (8 %). Gerhard<br />

Tulodziecki hatte Anfang der 90er Jahre eine ähnliche Statistik versucht: Er ermittelte<br />

damals an 42 von insgesamt 54 untersuchten Hochschulen in den Bereichen Allgemeine<br />

Pädagogik und Schulpädagogik medienpädagogische Veranstaltungen. Von den<br />

insgesamt gezählten 3421 pädagogischen Veranstaltungen befaßten sich 209 – 6 Prozent<br />

– mit Medienpädagogik, davon 148 schwerpunktmäßig mit Medienerziehung, 61 mit<br />

Mediendidaktik. Diese Angaben stammen aus einem Gutachten, das Tulodziecki<br />

zusammen mit Katrin Schöpf als Grundlage für das im März 1992 veranstaltete<br />

Bertelsmann-Symposium „Medienkompetenz als Herausforderung an Schule und Bildung“<br />

erarbeitet hat. Das Gutachten beschreibt (mit Stand 1991/92) die Situation schulischer<br />

Medienpädagogik in den alten Bundesländern. [Vgl. Medienkompetenz als<br />

Herausforderung, S. 104 ff.] Eine weitere Bestandsaufnahme von Gerhard Tulodziecki für<br />

den Bereich der neuen elektronischen Medien (computerbasierte Programme) ist in Arbeit<br />

und soll Anfang 1996 abgeschlossen sein.<br />

Medienpädagogik erreicht Altersgruppen in unterschiedlichem Maß<br />

Dem vorliegenden Gutachten zufolge spielt die Medienpädagogik in den Lehrplänen eine<br />

zunehmend wichtigere Rolle. Darüber hinaus, so Tulodziecki und Schöpf, werde in<br />

neueren Lehrplänen vermehrt auf Medienerziehung im Sinne einer fächerübergreifenden,<br />

auch zwischen den Klassenstufen abzustimmenden Aufgabe hingewiesen. Vereinzelt sei<br />

sie als fester Bestandteil des Faches Deutsch verbindlich geregelt worden. Einige<br />

Bundesländer hätten zudem Grundsatzbroschüren zur Medienerziehung verfaßt. Eine<br />

Verbindung der Medienpädagogik mit der informationstechnischen Grundbildung, das<br />

heißt dem Computer sei allerdings noch nicht geleistet. Auch sei die Hereinnahme der<br />

neuen Aufgabe „Medienerziehung“ in die Lehrpläne offenbar nicht immer mit einer<br />

Entlastung von der StoffFülle in anderen Bereichen verbunden. Das Medienangebot für<br />

den Unterricht (vom Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht/FWU, einem<br />

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gemeinnützigen Medieninstitut der Länder, von Verlagen, von Rundfunkanstalten und<br />

anderen Anbietern wie Landesfilmdiensten, Kirchen und Wirtschaftsunternehmen)<br />

erstreckt sich nach den Befunden des Gutachtens über alle Schulstufen, fällt allerdings für<br />

die Sekundarstufe I besonders groß aus. Bei den Grundschülern [Klasse 1 bis 4] werde,<br />

zu Recht, stärker auf die unmittelbare Erfahrung gesetzt. Das geringere Angebot für ältere<br />

Jugendliche hänge damit zusammen, daß diesen eine größere Fähigkeit zu abstraktem<br />

Denken unterstellt werde und im Sekundarbereich II [Klasse 11 bis 13] eine stärkere<br />

Differenzierung stattfinde, welche wegen der kleineren Zielgruppenzahlen die<br />

Absatzchancen verringere. Differenziert nach Schulformen seien das vielgliedrige<br />

Sonderschul- und das berufliche Schulwesen benachteiligt. In Materialien für die<br />

Medienerziehung (das heißt in Schulbüchern, „Handreichungen“ der Länder,<br />

Unterrichtsmaterialien und veröffentlichten Unterrichtsbeispielen) fanden Tulodziecki und<br />

Schöpf „eine Fülle von Hilfen“. Einzelne Bereiche, beispielsweise der Grundschul- und<br />

Sekundarbereich II, erschienen jedoch gegenüber dem Sekundarbereich I vernachlässigt,<br />

„obwohl gerade für die Grundschule eine grundlegende Medienerziehung sehr wichtig<br />

wäre und der Sekundarbereich II unter Umständen die letzte Möglichkeit für die<br />

Medienerziehung der Jugendlichen darstellt“. Tonmedien würden gegenüber den<br />

dominanten Printmedien und dem Fernsehen zu wenig behandelt. Bei der Konzeption von<br />

Unterrichtsbeispielen mangele es oft an übergreifenden und theoretischen Überlegungen.<br />

Weil die Medienproduktion im wesentlichen zentral geregelt sei, seien die Lehrpersonen<br />

zu wenig einbezogen. Für die Lehreraus- und -fortbildung lautet das Resümee, zur Zeit<br />

könnten „weder die Angebote noch die Rahmenbedingungen garantieren, daß die<br />

Lehrpersonen hinreichende Möglichkeiten zur Vorbereitung auf medienpädagogisches<br />

Arbeiten in der Schule haben“. Als besonderes Problem wird hervorgehoben, daß es<br />

allgemeine, erzieherisch orientierte Lehrerbildungsangebote in der Regel schwerer hätten<br />

als fachbezogene. Auch mit der Medienpädagogik in der schulischen Praxis zeigt sich das<br />

Gutachterteam unzufrieden: In der Bundesrepublik sei viel in die medienpädagogische<br />

Material-entwicklung investiert worden, loben die Experten; die Personal- und<br />

Organisationsentwicklung habe damit aber nicht Schritt halten können. Notwendig seien<br />

auch Maßnahmen zur Stärkung der medienpädagogischen Forschung „im Sinne einer<br />

qualitätsfördernden Instanz bei Medienproduktion, Medienverwendung und<br />

Medienerziehung“. Bei seinem Fazit zum Stand der Medienpädagogik in der schulischen<br />

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Praxis stützt sich das Gutachten unter anderem auf eine 1991 veröffentlichte<br />

Untersuchung von Dieter Höltershinken, Hans-Peter Kasüschke und Dagobert Sobiech im<br />

Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft. [Vgl. Höltershinken:<br />

Medienerziehung.] Diese Untersuchung konzentrierte sich auf die Medienerziehung der 6-<br />

bis 14jährigen Kinder und Jugendlichen. Von insgesamt 1129 westdeutschen Schulen, die<br />

sich an der Untersuchung beteiligten, bejahten weniger als drei Viertel die Frage nach<br />

eigenen medienerzieherischen Aktivitäten im Zeitraum 1985 bis 1989. Dieser Anteil ist<br />

nach Ansicht der Wissenschaftler eher noch hoch gegriffen, da sie davon ausgehen, daß<br />

Schulen ohne medienpädagogisches Engagement sich der Untersuchung<br />

überproportional häufig verweigert haben. Die meisten der aktiven Schulen leisteten nach<br />

eigenen Angaben medienerzieherische Arbeit in punktueller Form, jede vierte hatte<br />

mindestens ein Projekt durchgeführt, nur 8 Prozent berichteten von einer kontinuierlichen<br />

medienpädagogischen Arbeit.<br />

Medien bevorzugt, die die Unterrichtssteuerung beim Lehrer lassen<br />

Im Schuljahr 1990/91 erhoben, also auch nicht mehr ganz aktuell, und nur auf ein<br />

einziges Bundesland – Bayern – bezogen sind die Ergebnisse einer Umfrage des<br />

Münchner Staatsinstitutes für Schulpädagogik. Über 6000 Lehrer und Lehrerinnen gaben<br />

Auskunft zur Medienausstattung an ihren Schulen, der Verwendung von Medien und zu<br />

ihrer Meinung über schulische Medienerziehung. In die Untersuchung einbezogen wurden<br />

12 audiovisuelle (AV-)Medien (nicht der Computer). Die Studie kommt zu dem Ergebnis,<br />

die befragten bayerischen Lehrkräfte machten von AV-Medien eher sparsam Gebrauch.<br />

Die Pädagogen setzten im Durchschnitt in ihren unterrichteten Fächern nicht ganz ein<br />

Fünftel der erfaßten Medien „häufig“ ein. Mit Abstand am beliebtesten waren<br />

Arbeitstransparente und Folien. Videokassetten, Dias/Diareihen und<br />

Tonkassetten/Tonbänder verwendeten 45 bis 55 Prozent der Lehrpersonen in mindestens<br />

einem unterrichteten Fach oft. Es folgten 16-mm-Filme (37 %), Schulfernsehsendungen<br />

(25 %), 8-mm-Filme (21 %), Schallplatten (18 %), Tonbildreihen (15 %) und Schulfunk (15<br />

%). Medienverbunde oder Medienpakete sowie CDs kamen nur bei wenigen Lehrkräften<br />

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gut an. Die am häufigsten eingesetzten Medien, stellt Autor Werner Sacher fest, seien<br />

solche, die dem Lehrer die Steuerung des Unterrichts so gut wie nicht aus der Hand<br />

nähmen. Er identifizierte außerdem nach dem Grad des medienpädagogischen Engage-<br />

ments 5 Typen von Lehrkräften: die „Gleichgültigen“ (12 % der befragten Lehrer und<br />

Lehrerinnen), die „Skeptiker“, die schulische Medienerziehung nur zum Teil als<br />

erfolgversprechend ansehen (15 %), die „verhinderten Kooperativen“, welche der<br />

Medienerziehung eine relativ hohe Bedeutung beimessen, die schulischen<br />

Rahmenbedingungen hierfür allerdings als eher schlecht einstufen und keine<br />

Möglichkeiten sehen, medienerzieherische Ziele zu verwirklichen (19 %), schließlich die<br />

„schlecht ausgestatteten Engagierten“ (28 %) und die „gut ausgestatteten Engagierten“<br />

(25 %). Die beiden letztgenannten Gruppen billigen der schulischen Medienerziehung<br />

insgesamt recht gute Erfolgschancen zu und beurteilen zugleich die Versorgung der<br />

Schulen mit Unterrichtsmedien einmal schlechter, einmal besser. Weitgehend einig sind<br />

sich alle Typen darin, daß ihresgleichen grundsätzlich mehr Zeit und Kompetenz für<br />

medienerzieherische Aufgaben haben müßte. [Vgl. Sacher: Medienerziehung.] Soweit zu<br />

Deutschland-West.<br />

Deutschland-Ost: Medienpädagogik besonders dringlich?<br />

Was Deutschland-Ost angeht, hat die Bielefelder Gesellschaft für Medienpädagogik und<br />

Kommunikationskultur in Deutschland (GMK) 1992 einen Blick auf die dortige<br />

Medienpädagogik und Medienwissenschaft versucht. [Vgl. im einzelnen GMK:<br />

Medienpädagogik.] Genau genommen handelt es sich bei der Studie, die vom<br />

Bundesbildungsministerium gefördert wurde, um eine Momentaufnahme inmitten eines<br />

gewaltigen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbruchs. Im Zuge der<br />

deutsch-deutschen Vereinigung mußte das gesamte Bildungssystem der Ex-DDR<br />

umgebaut werden. (Einen groben Überblick darüber, wie weit die Annäherung hier<br />

inzwischen gediehen ist, bietet die Drucksache des Deutschen Bundestages „Materialien<br />

zur Deutschen Einheit und zum Aufbau in den neuen Bundesländern“ vom 8.9.1995.) Es<br />

veränderten sich die Bildungs- und Kulturlandschaft und die Lebenswelten der Menschen.<br />

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Dabei mußten sich die Ex-DDR-Bürger schneller als die Alt-Bundesbürger an die neue<br />

Medienvielfalt gewöhnen. So gesehen kann man durchaus wie die Autoren der oben<br />

genannten Ost-Studie, Jürgen Lauffer und Michaela Thier, die Einschätzung vertreten,<br />

daß sowohl in der Schule als auch auf dem Bereich der Lehrerbildung in puncto Medien<br />

„eine pädagogische Arbeit in den fünf neuen Ländern gewiß noch dringlicher als in den<br />

alten“ ist. [a.a.O., S. 18] Offiziell und vom Staat gefördert habe es, schreiben Lauffer und<br />

Thier, in der DDR medienpädagogische Bemühungen nicht gegeben. Hinter der<br />

„öffentlichen Bühne“ seien aber sehr wohl Ansätze dazu auszumachen gewesen. So sei<br />

zu DDR-Zeiten zum Beispiel viel über den Einsatz von Medien im Unterricht geforscht<br />

worden, und die Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR habe bis 1989<br />

über einen Mit-arbeiter verfügt, der sich speziell mit Fragen der Wirksamkeit des<br />

Kinderfernsehens beschäftigte. Als Fazit ihrer Analyse vorliegender ostdeutscher, meist<br />

noch vorläufiger Lehrpläne – bis September 1992 hatte nur der Vorreiter Sachsen<br />

endgültige Pläne veröffentlicht – halten die Autoren fest, medienpädagogische Themen<br />

seien mit sehr unterschiedlichem Gewicht in die verschiedenen Schularten und Fächer<br />

einbezogen worden. Dies reiche von systematischer Berücksichtigung bis zu<br />

sporadischen Erwähnungen. Unter den vorläufigen Richtlinien überzeugten das<br />

Wissenschaftlerteam vor allem die Entwürfe von Mecklenburg-Vorpommern und<br />

Brandenburg, welche die Medien im Deutschunterricht ab Klasse 5 der Literatur<br />

weitgehend gleichgewichtig zur Seite stellten. In der universitären Ausbildung stellte das<br />

Fach Medienpädagogik nach dem Befund der Studie im Jahr 1992 noch „eine Marginalie“<br />

dar. Ein umfassendes Studium sei einzig in Berlin (West) und Leipzig möglich. Allerdings<br />

plante eine Reihe von Hochschulen damals gerade die Einrichtung entsprechender<br />

Lehrstühle. (FK 48/95)<br />

Konzepte, Projekte, Publikationen<br />

Einen Überblick darüber zu gewinnen, was gegenwärtig in allen 16 Bundesländern in<br />

puncto Medienpädagogik in den Schulen bzw. für Kinder im Schulalter läuft, erscheint fast<br />

unmöglich. Dazu mischen zu viele Institutionen, Unternehmen und Gruppen auf diesem<br />

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Feld mit, seien es nun die Mainzer Stiftung Lesen, die Bertelsmann Stiftung, die<br />

Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK), die<br />

Arbeitsgemeinschaft Medienpädagogik in der Deutschen Gesellschaft für<br />

Erziehungswissenschaft (DGfE), das Institut Jugend Film Fernsehen (JFF) und wie sie<br />

alle heißen. Dies war gewiß auch den Mitgliedern der Kultusministerkonferenz bewußt, als<br />

sie ihrer Erklärung „Medienpädagogik in der Schule“ (vom 12.5.1995) eine ausführliche,<br />

exemplarische „Übersicht über wichtige medienpolitische Aktivitäten“ aller Bundesländer<br />

beifügten. Die Übersicht verweist auf juristische Grundlagen (1.), aktuelle Vorhaben und<br />

Veröffentlichungen (2.), Projekte und Maßnahmen der Landesbildstellen und<br />

Medienzentren (3.), die Zusammenarbeit mit Schulfunk und Schulfernsehen (4.) sowie<br />

Angebote zur Lehreraus-, fort- und -weiterbildung (5). Sie firmiert unter „Stand: März<br />

1995“. [Vgl. Kultusminister: Medienpädagogik 1995.] Zu den in Anlage 1 aufgelisteten<br />

landesrechtlichen Regelungen (hier nicht dokumentiert) heißt es in der Erklärung der<br />

Kultusminister, es werde offensichtlich, daß hinsichtlich der Medienpädagogik vielfältige<br />

Erlasse, curriculare (Lehrplan-)Grundlagen und Anknüpfungsmöglichkeiten vorhanden<br />

seien. Die schulischen Rahmenbedingungen und die Umsetzung der Vorgaben im<br />

Unterricht, auch in der Lehreraus- und -fortbildung, bräuchten aber „weitere Unterstützung<br />

und Verbesserungen“. Anlage 2 – in der Beilage abgedruckt und ergänzt um ausgewählte<br />

Zusatzinformationen von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und<br />

Forschungsförderung sowie vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft,<br />

Forschung und Technologie über schulische Modellversuche aus den 90er Jahren sowie<br />

Förderungszeiträume (hier nicht dokumentiert) – führt beispielhafte aktuelle Vorhaben,<br />

Modellversuche und Publikationen der Länder einschließlich der Bund-Länder-<br />

Kommission (BLK) auf.<br />

Übersicht der Kultusminister über medienpädagogische Aktivitäten<br />

Diese beziehen sich auf die medienspezifischen Möglichkeiten (auch im Bereich der<br />

informations- und kommunikationstechnischen Bildung), die didaktischen Potentiale der<br />

Medien, die Umsetzung von Richtlinien und Lehrplänen sowie die Fort- und Weiterbildung<br />

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von Lehrkräften. Erwähnt wird in diesem Kontext auch die nicht mehr ganz neue, seit<br />

1987 aufgebaute Literaturdatenbank „Informationssystem Medienpädagogik“ (ISM).<br />

Federführend für sie ist zur Zeit das in Frankfurt am Main ansässige Deutsche Institut für<br />

Internationale Pädagogische Forschung (DIPF). Die Frankfurter Datenbank besteht<br />

inzwischen aus über 17 000 Titeln. 16 000 Titel davon können als dritte Version einer<br />

Diskettenausgabe über den Buchhandel käuflich erworben werden. Ein wichtiges<br />

Standbein der staatlichen Medienpädagogik, auf das das Papier der Kultusminister<br />

verweist, ist das Grünwalder Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht<br />

(FWU) mit dem umfangreichen Netz von zirka 600 Landes-, Kreis-und Stadtbildstellen<br />

oder Medienzentren. 1950 als gemeinnützige Einrichtung der Länder in der BRD<br />

gegründet, stellt es Produkte für die Medienerziehung und Mediendidaktik her (darunter<br />

auch Unterrichtssoftware für den Computer), erprobt die Umsetzung innovativer Konzepte<br />

der Länder (zum Beispiel durch Mitarbeit am Berliner Projekt Comenius), fördert den<br />

Medieneinsatz im Bildungsbereich mit pädagogischen Maßnahmen und bewertet<br />

technische Geräte hinsichtlich ihrer pädagogischen Eignung und Wirtschaftlichkeit. Das<br />

Programm des FWU umfaßt über 3000 Medienprodukte. Allein 1994 wurden fast 300<br />

Produkte hergestellt, fast 93 500 abgesetzt: 11 799 16-mm Filme, 72 291 Videokassetten,<br />

7905 Diareihen und 1502 Software-Lizenzen. Anlage 3 des Papiers der Kultusminister<br />

umreißt die vielfältigen Aktivitäten der Landesbildstellen und Landesmedienzentren, deren<br />

Handlungsfeld für den schuli-schen Bereich zur Zeit mehrere Schwerpunkte aufweist:<br />

• die Intensivierung einer fächerübergreifenden Medienpädagogik (die Themen hier:<br />

„Gewalt und Medienkonsum“, „Rechtsextremismus und Medien“ usw.),<br />

• die Weiterentwicklung einer fachorientierten Medienpädagogik,<br />

• die Förderung der aktiven Nutzung von Medien (zum Beispiel durch Beteiligung an<br />

Offenen Kanälen),<br />

• die verstärkte Öffnung zur außerschulischen Medienarbeit (zum Beispiel durch ein<br />

Ferienkino für Kinder) und<br />

• die Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen.<br />

Anlage 4 würdigt die bewährte Zusammenarbeit von Kultusverwaltungen und<br />

Landesbildstellen mit dem öffentlich-rechtlichen Schulfunk und Schulfernsehen. Erwähnt<br />

sind hier als junge Vorhaben der Rundfunkanstalten die „ARD/ZDF-Box für<br />

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medienkundlichen Unterricht“ – kurz „ARD/ZDF-Medienbox“ – und eine Reihe des ZDF,<br />

die unter dem Arbeitstitel „TeVau“ erprobt wurde und die inzwischen, seit Juni 1995, als<br />

„TeleRita“ 14täglich, immer dienstags, auf den Bildschirm kommt. Im Mittelpunkt steht<br />

dabei die Kunstfigur „Rita“, die Zuschauerfragen entgegennimmt und mit einer Mischung<br />

aus Spielhandlung und dokumentarischem Teil beantwortet. Die „ARD/ZDF-Medienbox“<br />

befindet sich noch in der Herstellungsphase. In Heften, mit Hörfunkkassetten und einem<br />

Video wollen Fachleute aus den Rundfunkanstalten, dem Deutschen Rundfunkarchiv und<br />

dem Bereich Hochschule in Kooperation mit dem Institut für Film und Bild in Wissenschaft<br />

und Unterricht die Entstehung des Rundfunks ab der Weimarer Republik erklären. Das<br />

Projekt richtet sich an Lehrer und Lehrerinnen in Realschulen und Gymnasien, denen die<br />

Reihe kostenlos angeboten werden soll. Geplant sind Hefte zu den Themen „Rundfunk in<br />

der Bundesrepublik Deutschland. Dualer Rundfunk – ein neues System“, „Was wir über<br />

Hörer und Zuschauer wissen“, „Der Zuschauer als Kunde. Programmleistung und<br />

Programmfinanzierung“ sowie „Rundfunkgeschichte“ und „Rundfunktechnik“. Die<br />

Hörfunkkassetten werden voraussichtlich als O-Töne Höhepunkte aus der Geschichte des<br />

Rundfunks sowie Erklärungen zum Rundfunk enthalten. Die Videokassette wird<br />

wahrscheinlich eine ähnliche Mischung bieten.<br />

Neue Medienpädagogik bedingt Reform der Schule<br />

Anlage 5 schließlich nennt ausgewählte Publikationen und Veranstaltungsangebote zur<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrern in allen 16 Bundesländern. Hier schlägt sich die<br />

wichtige Rolle der Landesbildstellen/Landesmedienzentren vor allem für die<br />

Lehrerfortbildung nieder. In mehr als einem Viertel der Bundesländer, heißt es in dem<br />

Papier der Kultusminister, sei diesen die Planung und Durchführung<br />

medienpädagogischer Aus- und Fortbildung übertragen worden, in den anderen Ländern<br />

erfolge diese in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen. In machen Ländern existierten<br />

für die Lehrerbildung eigens „Gesamtinstitute“. Allgemein bestünden in den Ländern<br />

Überlegungen, in der ersten Phase der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern die<br />

Thematik Medienpädagogik verstärkt zu berücksichtigen. Bei einigen Län-dern werden für<br />

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die zweite Phase verbindliche beziehungsweise unverbindliche Angebote aufgeführt. Bei<br />

den in den folgenden Teilen dieser Artikelreihe dargestellten exemplarischen<br />

medienpädagogischen Maßnahmen und Veröffentlichungen einzelner Bundesländer<br />

handelt es sich überwiegend um Maßnahmen, die von staatlichen Stellen (mit)getragen<br />

werden. Die einzelnen Projekte unterscheiden sich unter anderem hinsichtlich ihrer<br />

Träger, der in den Mittelpunkt gestellten Medien, der pädagogischen Zielsetzungen und<br />

des finanziellen und personellen Aufwands. Den meisten gemeinsam ist aber, daß sie<br />

eine mehr oder weniger drastische Veränderung der organisatorischen, personellen und<br />

finanziellen Voraussetzungen wie des Inhalts schulischen Lehrens und Lernens bedingen,<br />

um die Institution Schule von einem „Ort der Belehrung im Stundenrhythmus mit<br />

entsprechender Fächeraufteilung unter externer Kontrolle“ zu einem „Lern-, Lebens- und<br />

Handlungsraum“ für die nachkommenden Generationen zu verwandeln. [Zit. n.<br />

Medienkompetenz als Herausforderung, S. 169.] Damit geht das Bemühen um eine neue<br />

Medienpädagogik Hand in Hand mit der laufenden öffentlichen Diskussion über eine<br />

Reform der Schule, die beispielsweise die Konzentration auf Lernergebnisse im Sinne<br />

eines festen Wissenskanons hinterfragt, gegen die „Fachborniertheit“ von<br />

Gymnasiallehrern wettert und den einzelnen Schulen mehr Freiräume zugestehen<br />

möchte. Das herannahende Zeitalter der neuen Informations- und<br />

Kommunikationstechniken erfordert nach Meinung der (medien-)pädagogischen Experten<br />

einen Schulbetrieb, der geprägt ist durch<br />

• den Erwerb sogenannter „Schlüsselqualifikationen“ im Sinne vielfältiger methodischer<br />

Fähigkeiten, mit x-beliebigen Sachverhalten, Personen und sich selbst umzugehen;<br />

• mehr projektorientiertes Arbeiten, Teamwork und das Trainieren sozialer Fähigkeiten;<br />

• eine veränderte Rolle der Lehrperson, die (zumindest zeitweise) nicht mehr primär<br />

Informationen vermittelt und Lernprozesse steuert, sondern vermehrt Lernsituationen<br />

arrangiert und selbständige Lernprozesse anregt beziehungsweise begleitet – dabei<br />

dürfen die Multimedia-Anwendungen nicht zum Selbstzweck werden, sondern müssen<br />

in allgemeine pädagogische Zielsetzungen eingebettet sein;<br />

• eine ausreichende Ausstattung der Schulen mit quantitativ genügend und hinreichend<br />

qualifiziertem Personal (weil die Beschaffung von Medien und Vorbereitung des<br />

Unterrichts mit ihnen zusätzlichen organisatorischen Aufwand bedeutet) sowie mit<br />

medialer Hard- und Software, im Idealfall die Betreuung der Medienausstattung durch<br />

einen Medientechniker, das Hinzuziehen externer Experten;<br />

• eine andere Zeitstruktur der Schule;<br />

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• mehr medienpädagogische Inhalte bei der Lehrerausbildung und Ausbau von<br />

Fortbildungsmöglichkeiten;<br />

• eine Öffnung der Schule nach außen und Vernetzung mit anderen (Bildungs-)<br />

Einrichtungen;<br />

• eine wissenschaftliche Begleitforschung der medienerzieherischen Aktivitäten sowie<br />

letztlich<br />

• durch allgemeine politische Unterstützung (und damit ausreichende Bildungsetats). [Vgl.<br />

Medienkompetenz als Herausforderung, S. 204 ff.; School Improvement.]<br />

Angaben dazu, wie gut die deutschen Schulen gegenwärtig bundesweit mit neueren<br />

Unterrichtsmedien ausgestattet sind, gibt es nicht. Die Kultusministerkonferenz plant<br />

allerdings für Anfang 1996 eine entsprechende Bestandsaufnahme mit dem Arbeitstitel<br />

„Neue Medien, Multimedia und Telekommunikation im Bildungswesen“. Sie soll die<br />

Veröffentlichung von 1991 „Neue Informations- und Kommunikationstechniken in der<br />

Schule“ aktualisieren und ergänzen. Darin heißt es, in den meisten Bundesländern sei<br />

inzwischen „in weiten Bereichen der allgemeinbildenden Schulen, vor allem in<br />

Gymnasien, Realschulen und Gesamtschulen, eine Ausstattung mit jeweils 5 bis 12<br />

Computerarbeitsplätzen in 90 bis 100 Prozent aller Schulen erreicht“. Ein vergleichbarer,<br />

zum Teil noch höherer Ausstattungsgrad sei bei den Berufsschulen zu verzeichnen. In der<br />

Hauptschule habe die Ausstattung mit Computern „ebenfalls beträchtliche Fortschritte<br />

gemacht“. [Zit. n. Neue Informations- und Kommunikationstechniken, S. 25.] Diese Zahlen<br />

von 1991 werden sich in der Zwischenzeit sicherlich erhöht haben. Und sie werden sich<br />

weiter erhöhen müssen, damit die Schulen nicht zu „technologischen Armenhäusern der<br />

Zukunft“ werden, wie es viele Fachleute jüngst auf einem Kongreß der Bildstellen<br />

beschworen. (FK 49/95)<br />

Erwähnte Literatur<br />

• Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung:<br />

Gesamtkonzept für die informationstechnische Bildung. Bonn: BLK-Geschäftsstelle<br />

1987 (Materialien zur Bildungsplanung Heft 16). Zitiert als Gesamtkonzept<br />

informationstechnische Bildung.<br />

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• Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung:<br />

Medienerziehung in der Schule. Orientierungsrahmen. Bonn: BLK-Geschäftsstelle 1995<br />

(Materialien zur Bil-dungsplanung und zur Forschungsförderung Heft 44). Zitiert als<br />

Orientierungsrahmen 1995.<br />

• Barbara Eschenauer: Medienpädagogik in den Lehrplänen. Eine Inhaltsanalyse zu den<br />

Curri-cula der allgemeinbildenden Schulen im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung.<br />

Gütersloh: Verlag Bertelsmann-Stiftung 1989. Zitiert als Eschenauer: Lehrpläne.<br />

• Dieter Höltershinken/Hans-Peter Kasüschke/Dagobert Sobiech: Praxis der<br />

Medienerziehung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt 1991. Zitiert als Höltershinken:<br />

Medienerziehung.<br />

• Jürgen Lauffer/Michaela Thier unter Mitwirkung von Elmar Elling: Medienpädagogik und<br />

Medienforschung in den neuen Ländern der Bundesrepublik Deutschland. Daten und<br />

Fakten. 1992. Hrsg. vom Vorstand der Gesellschaft für Medienpädagogik und<br />

Kommunikationskultur in der Bundesrepublik Deutschland e.V. (GMK). (Schriften zur<br />

Medienpädagogik 7. Rund-brief- Dokumentation GMK). Zitiert als GMK:<br />

Medienpädagogik.<br />

• Medienkompetenz als Herausforderung an Schule und Bildung. Ein deutschamerikanischer<br />

Dialog. Kompendium zu einer Konferenz der Bertelsmann-Stiftung.<br />

Gütersloh: Verlag Bertels-mann- Stiftung 1992. Zitiert als Medienkompetenz als<br />

Herausforderung.<br />

• Werner Sacher u.a.: Audiovisuelle Medien und Medienerziehung in der Schule.<br />

Strukturelle und typologische Ergebnisse einer Repräsentativuntersuchung. München:<br />

KoPäd-Verlag 1994. Zitiert als Sacher: Medienerziehung.<br />

• Gerhard Tulodziecki/Andrea Schlingmann/Katja Mose/Christa Mütze/Bardo<br />

Herzig/Annema-rie Hauf-Tulodziecki: Handlungsorientierte Medienpädagogik in<br />

Beispielen. Bad Heilbrunn: Klinkhardt 1995. Zitiert als Tulodziecki: Medienpädagogik.<br />

• Kultusministerkonferenz: Medienpädagogik in der Schule. Erklärung der<br />

Kultusministerkon-ferenz vom 12.5.1995. Mit Übersicht über wichtige medienpolitische<br />

Aktivitäten in den Län-dern. Bonn: Sekretariat der Ständigen Konferenz der<br />

Kultusminister der Länder in der Bun-desrepublik Deutschland 1995. Zitiert als<br />

Kultusminister: Medienpädagogik 1995.<br />

• Neue Informations- und Kommunikationstechniken in der Schule. Bericht der<br />

Kultusminister-konferenz vom 12.6.1991. Zitiert als Neue Informations- und<br />

Kommunikationstechniken.<br />

• School Improvement through Media in Education. A German-American Dialogue.<br />

Gütersloh: Bertelsmann Foundation Publishers 1995. Zitiert als School Improvement.<br />

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II. Baden-Württemberg: Zukunftsoffensive<br />

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Der baden-württembergische Landtag in Stuttgart hatte am 1. Dezember 1994 als eigenen<br />

Angaben zufolge „weltweit erstes Parlament“ beschlossen, eine Enquête-Kom-mission mit<br />

dem Titel „Entwicklung, Chancen und Auswirkungen neuer Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien in Baden-Württemberg“ einzusetzen. Sie legte im Herbst<br />

1995 ihren Bericht vor. Dieser Rapport wertet den Komplex Lernen, Ausbildung und<br />

Studium in der Informationsgesellschaft als ein „Kernthema“ der Multimedia- Zukunft. Es<br />

werde notwendig sein, urteilen die beteiligten Landtagsabgeordneten und externen<br />

Experten rigoros, daß möglichst alle Schulen einen Netzzugang und die techni-sche<br />

Ausrüstung für die Nutzung von Multimedia-Produkten erhalten. Für die neuen Lernmittel<br />

sollte Lernmittelfreiheit gelten. Künftig könnten sich zum Beispiel Schul-klassen im<br />

Internet präsentieren. So ergäben sich Möglichkeiten zum überregionalen<br />

„Klassenverbund“. Die Möglichkeit des Selbstlernens werde künftig eine größere Rolle<br />

spielen. Bei der Multimedia-Anwendung müßte gegebenenfalls auch eine geschlechts-<br />

spezifische Heranführung an die neue Technik eingeleitet werden, um die Chancen-<br />

gleichheit von Jungen und Mädchen zu wahren. Zugleich nennt der Bericht auch die<br />

Stolpersteine auf dem Weg zur Informationsgesellschaft. Die Lehrkräfte müßten<br />

entsprechend ausgebildet werden. Bei den Schulen fehle häufig die Infrastruktur:<br />

„Angesichts der Kosten von derzeit ca. 5000 DM für einen Multimedia-Arbeitsplatz wird<br />

sich hieran in absehbarer Zeit nur dann viel ändern können, wenn neue<br />

Finanzierungsimpluse erfolgen.“ Außerdem mangele es an multimedialem Lehr- und<br />

Lernmaterial, das mit sehr hohen Entwicklungskosten verbunden sei. Es gebe zu wenig<br />

Experten, die gleichzeitig in der Multimedia-Technik ausgewiesen und in der Lage seien,<br />

Lehrstoff didaktisch ansprechend aufzubereiten.<br />

Multimedia in der Grundschule<br />

Ein zunehmendes Lernen von zu Hause aus, etwa per Internet, könne allerdings, wie die<br />

Experten am Rande zu bedenken geben, zu einer „Schwächung des Lernorts Schule“<br />

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führen. Wie im Bericht nachzulesen, legen die Bildungspläne Baden-Württembergs fest,<br />

daß allen Schülerinnen und Schülern in Hauptschulen, Realschulen und<br />

allgemeinbildenden Gymnasien im Pflichtunterricht ab Klasse 7 oder Klasse 8 eine<br />

informationstechnische Grundbildung vermittelt wird. Im Mittelpunkt stehen dabei<br />

Grundkenntnisse über Aufbau und Handhabung des Computers, aber auch über<br />

Auswirkungen des Umgangs mit Informationstechnik und über den Umgang mit<br />

Standardprogrammen. Die informationstechnische Grundbildung kann zum Teil in<br />

Wahlpflichtfächern vertieft werden. Der Bericht der baden-württembergischen Multimedia-<br />

Enquête-Kommission spricht einem im Schuljahr 1995/96 angelaufenen Modellversuch<br />

des Ministeriums für Kultus und Sport an zwölf ausgewählten Grundschulen des Landes<br />

Anerkennung aus. Hier sollen in der dritten Klasse multimediale Lernumgebungen einer<br />

Prüfung unterzogen werden. Der Versuch soll nicht nur Aufschluß geben über den Aufbau<br />

eines grundschulgemäßen Informations- und Wissensnetzes, sondern auch darüber,<br />

inwieweit sich die multimediale Lernumgebung für fächerverbindendes und<br />

projektorientiertes Lernen in übergreifenden Sach- und Sinnzusammenhängen<br />

unterstützend einsetzen läßt. Der Versuch soll im Schuljahr 1996/97 auch im Rahmen des<br />

Heimat- und Sachunterrichts der Grundschule in den vierten Klassen der zwölf<br />

Versuchsschulen fortgesetzt werden. Unter dem Stichwort „Computer-Algebra-Systeme“<br />

(CAS) werden zur Zeit an 30 Schulen im Ländle die Auswirkungen eines breiten<br />

Computereinsatzes im Mathematikunterricht unter die Lupe genommen. Beabsichtigt ist<br />

außerdem ein – nach Angaben des Kultusministeriums bundesweit bislang einmaliger –<br />

Versuch in einigen Klassen der Jahrgangsstufen 11 bis 13, bei dem die Schülerinnen und<br />

Schüler ihr eigenes Notebook im Klassenzimmer und zu Hause benutzen können.<br />

Zusammen mit Medienanbietern hat das baden-württembergische Kultusministerium<br />

begonnen, ein „Multimediales interaktives Lernsystem“ zu erarbeiten. Im Rahmen dieses<br />

Projekts sollen vorhandene Medien wie Texte, Abbildungen und Videosequenzen digital<br />

aufbereitet und in einen vernetzten Zusammenhang gestellt werden. Eine Projektgruppe<br />

im Oberschulamt Karlsruhe hat außerdem testweise ca. 200 Schulen den Zugang zum<br />

Internet ermöglicht. Gesucht werden dabei Antworten auf die Fragen, in welcher Form<br />

Internet-Dienste für den Unterricht genutzt werden können und welche Kosten bei der<br />

Nutzung entstehen.<br />

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Modernisierung kostet mindestens 50 Mio DM<br />

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Eine Modernisierung der in den Schulen eingesetzten Computertechnologie kostet Geld.<br />

So schätzt das Kultusministerium das nötige Investitionsvolumen allein für die „Sicherung<br />

der Grundausbildung“ im Hard- und Softwarebereich auf 50 Mio bis 60 Mio DM. Diese<br />

Summe (50 Mio DM) soll, wie Mitte Februar dieses Jahres vom baden-württembergischen<br />

Ministerpräsidenten Erwin Teufel (CDU) zu hören war, als Sonderprogramm im Rahmen<br />

einer neuen „Zukunftsoffensive Baden-Württemberg – Chancen für die junge Generation“<br />

vom Land bereit gestellt werden. Nachdem die Landtagswahl am 24. März keinen<br />

politischen Umschwung gebracht hat, dürften diese Pläne jetzt wohl auch verwirklicht<br />

werden. Für die Umsetzung der weitergehenden Forderungen der Multimedia-Enquête-<br />

Kommission, so das Kultusministerium, fielen zusätzliche Kosten an, die mit rund 30 Mio<br />

bis 40 Mio DM veranschlagt werden müßten. [Vgl. die Publikation „Schulintern“ Nr. 9/95<br />

des Ministeriums für Kultus und Sport Baden-Württemberg.] Im Schuljahr 1993/94 –<br />

aktuellere Zahlen liegen nicht vor – verfügten die Realschulen und Gymnasien Baden-<br />

Württembergs im statistischen Mittel pro Schule über zehn bis zwölf Computer, nicht<br />

immer des neuesten Standards (vgl. nachfolgende Tabelle).<br />

Bestand audiovisueller Hilfsmittel an baden-württembergischen Schulen 1993/94<br />

Grund-/Haupt- Realschule Gymnasium<br />

Fernsehempfänger/Monitor (Farbe) 3345 1824 3306<br />

Videorecorder 2955 1290 2247<br />

Video-Player (nur Wiedergabe) 472 532 695<br />

Personal Computer 7571 4444 4913<br />

Gesamtzahl der Schulen (1994/95) (2480 Grund- (447) (409)<br />

Quelle: Statistisches Landesamt<br />

1238 Haupt-)<br />

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Bereits beendet ist ein sogenanntes „Transferprojekt“ zwischen der Pädagogischen<br />

Hochschule Heidelberg und der brandenburgischen Universität Potsdam mit dem Titel<br />

„Medienerziehung für Grundschüler“ (Laufzeit: 1.10.92 bis 30.9.94). In dem „Forschungs-<br />

und Entwicklungsprojekt zur medienpädagogischen Aus- und Weiterbildung/ Fortbildung<br />

von Lehrerinnen und Lehrern der Primarstufe“ ging es darum, Materialien zur<br />

Medienerziehung, die unter der Leitung von Ernst Zeitter in Anlehnung an die baden-<br />

württembergischen Grundschullehrpläne für medienpädagogische Lehr- und<br />

Lernaufgaben entwickelt worden waren, für die Lehrerbildung an der Universität Potsdam<br />

nutzbar zu machen.<br />

Von Heidelberg nach Potsdam: Ein Konzept für die Medienerziehung<br />

Das Projekt wurde vom Bundesbildungsministerium und vom brandenburgischen<br />

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur gefördert. Ein Bericht über das<br />

Projekt und die Materialien, die Potsdam angeboten wurden, findet sich in dem Handbuch<br />

„Medienerziehung für Grundschüler“ (vom Institut für Medienentwicklung und<br />

Kommunikation in der Verlagsgruppe Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, 1995). Die<br />

präsentierten Heidelberger Grundschulmaterialien kreisen um folgende fünf<br />

Themenschwerpunkte: „Farben – Formen – Klänge“, „Hörfunk“, „Tageszeitung“,<br />

„Fernsehen/Film“ und „Werbung“. Neben einer theoretischen Einführung bieten die<br />

Heidelberger hier jeweils praktische Unterrichtseinheiten an wie „Wir stellen eine<br />

Sportseite her“, „Kameraperspektiven“ oder „Nachrichten selbst produzieren“ [Das<br />

Potsdamer Team hat seinen Bericht im Eigenverlag der Universität Potsdam publiziert.<br />

Vgl. Pöttrich, Hans-J. (Hrsg.): Medienpädagogisches Handeln in der Lehrerbildung. 1995.]<br />

Schon in der zweiten Hälfte der 80er Jahre entstand das Projekt Praxis Medienerziehung.<br />

Im Rahmen dieses dreijährigen Projekts, für das es vom Bundesbildungsministerium Geld<br />

gab, erprobten 20 Schulen beispielhaft, „wie unter normalen schulischen Bedingungen<br />

junge Menschen den Umgang mit verschiedenen Medienformen lernen können“. Ein<br />

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Materialband aus dem Jahre 1991 dokumentiert, auf welche Weise sich beteiligte<br />

Schulklassen mit den Medienformen Videofilm, Hörfunk, Bildergeschichten, Lyrik oder gar<br />

Bänkelgesang auseinandersetzten. Der konzeptionelle Ansatz des Kultusministeriums,<br />

heißt es in einem Grundsatzpapier des Ministeriums vom August 1994, folge schon seit<br />

Jahren einer Linie, die sowohl kritische Medienanalyse als auch eigene Mediengestaltung<br />

umfasse. Im Zuge der Lehrplanfortschreibung 1992 bis 1994 sei der Bereich der<br />

Medienerziehung als Querschnittsthema in den allgemeinbildenden Schulen besonders<br />

akzentuiert worden. Im Fachunterricht seien neben dem wichtigsten Fach Deutsch vor<br />

allem noch betroffen: der Heimat- und Sachunterricht, die<br />

Gemeinschaftskunde/Wirtschaftslehre, die Geschichte/Gemeinschaftskunde, die Bildende<br />

Kunst, die Musik, die Ethik sowie die Religionslehre. Mehrere „fächerverbindende<br />

Themen“, die seit dem Schuljahr 1994/95 den Bildungsplänen der einzelnen<br />

Jahrgangsstufen vorangestellt seien, befaßten sich mit Medien. So seien vorgesehen:<br />

• in der Grundschule: Klasse 1/2: als Thema der Auseinandersetzung das Gestalten<br />

eines Buches;<br />

• in der Hauptschule: Klasse 7: Medien und Freizeit, Klasse 8: Zeitung – ein<br />

Massenmedium;<br />

• in der Realschule: Klasse 5: Freizeit gestalten, Klasse 7: Erwachsen werden;<br />

• auf dem Gymnasium: Klasse 5: Gestaltung von Themen in Text, Musik und Bild, Klasse<br />

6: Freizeit gestalten, Klasse 10: Die Zeitung.<br />

Gegen Gewalt in den Medien, für aktive Medienerziehung<br />

Das baden-württemberger Ministerium für Familie, Frauen, Weiterbildung und Kunst plant,<br />

medienpädagogischen Inhalten in den Lehrplänen der Fachhochschulen für Erzieher und<br />

Erzieherinnen eine größere Rolle zuzuschreiben. Dieses Vorhaben ist eine der Früchte<br />

des Ergebnisberichts der Kommission der Landesregierung „Gewalt in den Medien“, die<br />

im Frühsommer 1993 ihre Empfehlungen vorgelegt hatte. Erwin Vetter (CDU), Minister im<br />

Stuttgarter Staatsministerium, zog kürzlich – im Februar – eine positive Bilanz von deren<br />

Arbeit. Viele Vorschläge der einheimischen Kommission, sagte Vetter, seien inzwischen<br />

26


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umgesetzt worden. Im einzelnen verwies er darauf, die Gewaltdarstellungen im Fernsehen<br />

seien weniger geworden, ARD und ZDF planten einen Kinderkanal, es gebe inzwischen<br />

eine technische Sicherung für Fernsehgeräte, und die vom Land neu gegründete Medien-<br />

und Filmgesellschaft sehe eine Drehbuchförderung für gute Kinder- und Jugendfilme vor.<br />

Zudem habe der Südwestfunk (SWF) als erste deutsche Rundfunkanstalt im Dezember<br />

1994 Spots ausgestrahlt, die sich gegen Gewalt im Fernsehen richteten. Zusammen mit<br />

der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) Baden-Württemberg verantworte der SWF<br />

eine medienpädagogische Aufklärungskampagne zum Thema „Kinder und Medien“ (siehe<br />

dazu weiter unten). Entsprechend baden-württembergischen Vorschlägen seien alle<br />

bundesweiten Fernsehveranstalter verpflichtet worden, einen Beauftragten für den<br />

Jugendschutz zu berufen. Auch die Ministerpräsidenten seien jetzt für die Einrichtung<br />

eines Medienrats offen. Das Wissenschaftsministerium in Baden-Württemberg unterstütze<br />

Projekte zum Thema „Gewalt in den Medien“. Konkret wendet das Stuttgarter<br />

Wissenschaftsministerium 1996 und 1997 je 300 000 DM auf, um drei<br />

Forschungsvorhaben zu ermöglichen. Claudia Mast (Universität Hohenheim) fragt in ihrer<br />

Untersuchung „Wieviel Gewalt verlangt der Fernsehmarkt?“ Michael Schenk (ebenfalls<br />

Hohenheim) nimmt die Beziehung zwischen Jugendlichen und Fernsehgewalt im Hinblick<br />

auf die Einflüsse sozialer Netzwerke unter die Lupe. Und eine Arbeit von Helmut Spinner<br />

(Universität Karlsruhe) läuft unter der Überschrift „Sichtbare Gewalt – Gewaltdarstellungen<br />

der Massen-, insbesondere Bildmedien in philosophischer und interdisziplinärer Sicht.“<br />

Unter dem Motto „Aktive Medienerziehung“ ist im Ländle inzwischen – vom<br />

Kultusministerium mit insgesamt 160 000 DM finanziert – eine Reihe von Projekten<br />

angelaufen, die vom Jugendring und der Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten<br />

(AGJF) betreut werden. Anliegen der Verantwortlichen, so Burkhard Fehrlen von der<br />

AGJF, sei es vor allem, die „soziale Kompetenz“ der beteiligten Kinder und Jugendlichen<br />

zu stärken. Den Medien komme in diesem Zusammenhang die Rolle zu, Mittel der<br />

Selbstdarstellung für die Heranwachsenden und der Herstellung von Öffentlichkeit zu<br />

sein. Die Ergebnisse der insgesamt voraussichtlich 34 Einzelprojekte zu den Themen<br />

Radio, Video und Computer, die in den Jahren 1995 und 1996 gelaufen sind oder noch<br />

laufen, werden voraussichtlich Ende dieses Jahres auf einer Abschlußveranstaltung der<br />

Öffentlichkeit vorgestellt. Eine schriftliche Dokumentation des Projekts soll spätestens<br />

1997 vorliegen. Bereits für diesen Sommer plant das AGJF eine<br />

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Fortbildungsveranstaltung mit „Multiplikatoren“ zu Multimedia. Fernziel der Organisatoren<br />

des Projekts „Aktive Medienerziehung“ ist es, dem Land Baden-Württemberg auf der<br />

Grundlage der gewonnenen Erfahrungen ein Konzept für ein Förderungsprogramm<br />

vorzulegen, das auch in Zukunft medienpädagogische Arbeit mit Kindern und<br />

Jugendlichen möglich macht.<br />

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest<br />

Länderübergreifend sind die Aktivitäten des „Medienpädagogischen Forschungsverbunds<br />

Südwest“, eines Gemeinschaftsvorhabens des Südwestfunks sowie der<br />

Landesmedienanstalten in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Der Verbund hat vor<br />

kurzem eine repräsentative Untersuchung zum Thema „Fernsehnutzung und<br />

Medienpädagogik im Alltag“ vorgelegt, plant ab Mai 1996 eine medienpädagogische<br />

Senderei-he über „Kinder und Medien“ im Dritten Programm Südwest 3, die auch als<br />

Video im Rahmen einer Aufklärungskampagne des SWF und der LfK einem breiten<br />

Publikum zugänglich gemacht werden soll, produziert eine CD-ROM „Medienpädagogik“<br />

und bereitet für das Frühjahr 1996 eine medienpädagogische Fachtagung vor – alles<br />

Aktivitäten, die Kinder, Eltern und Lehrer zum bewußten Umgang mit den Medien<br />

motivieren sollen. Zur medienpädagogischen Aufklärungsarbeit seitens der LfK gehören<br />

auch drei Veröffentlichungen, die in diesen Tagen in deren Schriftenreihe erscheinen. Ein<br />

theo-retisch orientierter Band 3 A widmet sich der „Fernseh und Radiowelt für Kinder und<br />

Jugendliche“. Er vereint 18 Aufsätze zu Themen wie: „Medienkompetenz. Was ist das?“,<br />

„Gewalt im Fernsehen“ oder „Fernsehangebot und Fernsehnutzung“. Ein parallel<br />

publizierter Band 3 B behandelt die „Fernseh- und Radiowelt im Unterricht“. Den<br />

umfangreichsten Teil dieses Buchs nehmen Beschreibungen ein über<br />

Unterrichtseinheiten für 9. Klassen an Realschulen und Gymnasien mitsamt einer<br />

Videobegleitkassette. Im Mittelpunkt stehen die Medien Film und Fernsehen. Teil 2 dieses<br />

Buchs stellt medienpädagogische Initiativen und Projekte vor, Teil 3 enthält Informationen<br />

zum Rundfunksystem der Bundesrepublik Deutschland. Gerade die präsentierten<br />

Unterrichtseinheiten dürften gute Chancen haben, von den Lehrern und Lehrerinnen auch<br />

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angenommen zu werden. Sie sind nämlich recht ausführlich und konkret gehalten und<br />

nötigen das Lehrpersonal damit nicht, sich selbst erst einmal in längere Texte<br />

einzuarbeiten. Genau diese einfache Handhabbarkeit wird von Fachleuten immer wieder<br />

als Voraussetzung dafür genannt, daß medienpädagogische Anstöße von außen in den<br />

Schulen auf fruchtbaren Boden fallen. Band 4 der LfK-Schriftenreihe schließlich zieht eine<br />

Bilanz von medienpraktischen Projekten in Baden-Württemberg mit Jugendlichen, an<br />

welchen die LfK zusammen mit anderen Partnern mitgewirkt hat.<br />

Medienpädagogischer Atlas<br />

Baden-Württemberg hat im übrigen, woran andere Bundesländer noch arbeiten: einen<br />

aktuellen Medienpädagogischen Atlas (mit Stand Frühjahr 1995). Konzipiert wurde er von<br />

der Landesanstalt für Kommunikation und dem Arbeitskreis Stuttgarter<br />

Medieninstitutionen. Das sind die Aktion Jugendschutz, die Evangelische Medienzentrale<br />

Württemberg, die Fachstelle für Medienarbeit der Diözese Rottenburg Stuttgart, die<br />

Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, die Landesbildstelle<br />

Württemberg, die Landeszentrale für politische Bildung und der Süddeutsche Rundfunk<br />

(SDR). Der ebenfalls in der LfK-Schriftenreihe publizierte Atlas informiert über die<br />

Aktivitäten und Angebote von 190 medienpädagogischen Einrichtungen und Initiativen –<br />

darunter natürlich auch die „Stuttgarter Tage der Medienpädagogik“ – sowie von 37<br />

Ausbildungsstätten im Medienbereich. Dabei ist insgesamt, nicht überraschend, eine<br />

Konzentration der einschlägigen (außerschulischen) Angebote in den Ballungsgebieten<br />

Freiburg, Karlsruhe, Mannheim/Heidelberg und Stuttgart zu beobachten. Die Ausstattung<br />

des Landes mit medienpädagogischen Einrichtungen, die – so heißt es mahnend im<br />

Vorwort der Bestandsaufnahme – oft genug mit einem erheblichen Mangel an Personal<br />

und Mitteln zu kämpfen hätten, erscheine angesichts der gegenwärtigen und zukünftigen<br />

Herausforderungen der Medienlandschaft allerdings noch als „unzureichend“. [Karl-Heinz<br />

Roller: Medienpädagogischer Atlas Baden-Württemberg. Villingen-Schwenningen:<br />

Neckar-Verlag 1995. Schriftenreihe der Landesanstalt für Kommunikation Baden-<br />

Württemberg, Band 1.] (FK 17/96)<br />

29


III. Bayern:<br />

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Neues Gesamtkonzept Bayern ist besonders flink gewesen und hat bereits im Juli 1988<br />

ein „Gesamtkonzept der Medienerziehung in der Schule“ herausgegeben. Bei genauer<br />

Betrachtung war „Gesamtkonzept“ vielleicht ein zu großartiges Wort für die damit<br />

gemeinten Materialien. Es handelte sich um eine dickere Broschüre, die aber immerhin<br />

einen Überblick über die Gründe, Ziele, Inhalte und Methoden schulischer<br />

Medienpädagogik, den Stand der Medienerziehung und Maßnahmen zu ihrer<br />

Fortentwicklung sowie die institutionellen und materiellen Voraussetzungen für die Arbeit<br />

mit Medien im Freistaat Bayern gab. Gegenwärtig wird dieses Konzept, das man einen<br />

Grundstein nennen könnte, aktualisiert. Federführend dafür ist das Staatsinstitut für<br />

Schulpädagogik und Bildungsforschung in München. Dort sind zwei Arbeitskreise gebildet<br />

worden, eine mit Wissenschaftlern besetzte Gruppe „Medien in Wissenschaft und<br />

Bildungspraxis“ sowie eine zweite Gruppe „Gemeinschaftsaufgabe Medienerziehung in<br />

Bayern“, in der wichtige medienpädagogisch engagierte Institutionen des Landes<br />

vertreten sind, schulische wie auch außerschulische: die Akademie für Lehrerfortbildung<br />

in Dillingen, die Aktion Jugendschutz, die Bayerische Landeszentrale für neue Medien,<br />

der Bayerische Jugendring, der Bayerische Rundfunk, der private Fernsehsender Kabel 1,<br />

das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und<br />

Gesundheit, die Kirchen, das Institut Jugend Film Fernsehen, die Landesbildstellen, das<br />

Staatsinstitut für Frühpädagogik, die Zentralstelle für Computer im Unterricht usw. usf. So<br />

viel Demokratie hat natürlich auch ihre Tücken. Die einzelnen Lager des<br />

Gemeinschaftsunternehmens haben, wie zu hören ist, zum Teil durchaus unterschiedliche<br />

Zielvorstellungen.<br />

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Medienatlas<br />

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Das neue, als Bausteinsystem gedachte Gesamtkonzept soll in einer Schriftenreihe mit<br />

dem Titel „Medienzeit“ erscheinen. Die einzelnen Hefte zu bestimmten Themen – die<br />

ersten werden voraussichtlich im Frühjahr 1996 erscheinen – sollen aufeinander aufbauen<br />

und sich ergänzen. Wahrscheinlich wird es auch ein Video als Begleitmaterial geben.<br />

„Basis-Bausteine“ sollen den Lehrkräften, Erziehern und Erzieherinnen und den in der<br />

Jugendarbeit tätigen Personen erforderliches Grundwissen vermitteln, etwa über die<br />

heutige Medienwelt und ihre Entwicklung, die Medienwelt der Kinder, die Bildsprache der<br />

Medien, die Wirkung von Medien auf Kinder, die Aufgaben schulischer Medienerziehung,<br />

die Strukturen des öffentlich-rechtlichen und des privat-kom-merziellen Rundfunks, Musik<br />

und Medien, Computer und Medien, Multimedia sowie institutionelle und materielle<br />

Voraussetzungen der Medienerziehung, dargestellt in einem Medienatlas, der die<br />

schulischen und außerschulischen Institutionen vorstellt. Geplant sind außerdem „Praxis-<br />

Bausteine“ mit Unterrichtsmodellen und Projekten zur konkreten Umsetzung der<br />

Medienerziehung. Schließlich sollen die Eltern durch „Materialien“ so informiert werden,<br />

„daß sie“, so der bayerische Staatsminister Hans Zehetmair (CSU), „ihren erzieherischen<br />

Aufgaben in Zusammenhang mit Medien gerecht werden können“. Zur Umsetzung des<br />

Gesamtkonzepts sind neben der Schrif-tenreihe und Maßnahmen der zentralen,<br />

regionalen sowie lokalen Lehrerfortbildung Sendereihen zur Medienerziehung in Hörfunk<br />

und Fernsehen, Spots im Fernsehen, Hinweise in Fernseh-, Videozeitschriften und der<br />

Tagespresse und ähnliches vor-gesehen. Im Zusammenhang mit der Kampagne der<br />

Aktion Jugendschutz „Alles auf Empfang? Familie und Fernsehen“ – sie lief am 20. Januar<br />

1995 an – hat Zehetmair alle Grundschulen darum gebeten, die Thematik aufzugreifen<br />

und mit der Aktion Jugend-schutz zusammenzuarbeiten. Computer spielen in dem zu<br />

entwickelnden Gesamtkon-zept keine sonderlich große Rolle. Sie werden gesondert im<br />

bayerischen „Gesamtkon-zept für die informationstechnische Bildung in der Schule“<br />

behandelt, das in diesem Jahr aktualisiert worden ist. Diesem Konzept ist auch zu<br />

entnehmen, welches Unter-richtsangebot es an den einzelnen Schularten gibt. Eine<br />

Erstfassung des Konzepts stammt von 1985; weitere Fortschreibungen gab es 1987 und<br />

1990. [Zum Thema bayerische Medienerziehung in der Schule vgl.: Bericht von Hans<br />

Zehetmair vor dem Ausschuß für Bildung, Jugend und Sport des Bayerischen Landtags<br />

vom 1.6.1995.]<br />

31


Pilotprojekt zu Multimedia-Programmen<br />

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Darüber hinaus hat die bayerische Staatsregierung am 21. März 1995, aufbauend auf der<br />

mit „Offensive Zukunft Bayern“ betitelten Regierungserklärung (vom 21. Juli 1994) des<br />

bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU), ein Konzept beschlossen mit der<br />

Überschrift „Bayern <strong>online</strong>. Datenhochgeschwindigkeitsnetz und neue<br />

Kommunikationstechnologien für Bayern“. Und in diesem Konzept soll das Bildungswesen<br />

eine wichtige Rolle spielen. Damit Multimedia und Telekommunikation Eingang in den<br />

Bildungsbereich finden, kündigte Zehetmair im Juni dieses Jahres gegenüber dem<br />

Landtag an, müßten zunächst im Rahmen von Pilotprojekten die technischen und<br />

rechtlichen, vor allem aber inhaltlichen und pädagogischen Fragen zum Einsatz neuer<br />

Technologien beantwortet werden. Medienerziehung, betonte der Minister in diesem<br />

Zusammenhang, sei Teil von Erziehung. Es sei irrig zu glauben, die neue Welt der<br />

medialen Techniken sei wertfrei. Neben den zentralen abendländischen Werten wie<br />

Menschenwürde, Freiheit und soziale Verpflichtung seien auch in der<br />

Informationsgesellschaft Tugenden wie Rücksicht, Disziplin, Verläßlichkeit, Fairneß,<br />

Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft und Toleranz gefragt. Dazu kämen Lernbereitschaft und<br />

Leistungswille, Bereitschaft zu Teamwork, Belastbarkeit, Frustrationstoleranz, Kritik- und<br />

Urteilsfähigkeit, geistige Neugier, Kreativität und Kooperationsbereitschaft. Der Ende 1994<br />

von Bayern bei der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und<br />

Forschungsförderung (BLK) beantragte Modellversuch „Entwicklung und schulischer<br />

Einsatz multimedialer interaktiver Systeme“ (Semis) ist inzwischen genehmigt. Dieser<br />

Versuch (Laufzeit: 1995 bis 1998) wurde von der Zentralstelle für Computer im Unterricht<br />

in Augsburg und dem Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU) in<br />

Grünwald konzipiert. Er ist sowohl fächer als auch schulartübergreifend angelegt. Im<br />

Modellversuch sollen die folgenden Fragen beantwortet werden:<br />

1. Welche Multimediaprogramme gibt es bereits auf dem Markt?<br />

2. Welche (technischen, wirtschaftlichen, lernpsychologischen, didaktischen,<br />

medienpädagogischen) Voraussetzungen müssen bei der Erstellung von Multimedia<br />

Anwendungen berücksichtigt werden?<br />

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3. Wie können die lernpsychologischen, didaktischen und pädagogischen Vorstellungen<br />

konkret umgesetzt werden?<br />

4. Welche Einflüsse auf Ziele, Inhalte, Methoden und Organisationsformen von Schule<br />

und Unterricht ergeben sich bei der Nutzung von Multimedia?<br />

Multimedia-Arbeitplatz kostet 5000 DM<br />

Mit diesen Fragestellungen trägt der Versuch implizit auch der inmitten der modernen<br />

Technikeuphorie fast antiquiert wirkenden Erkenntnis Rechnung, daß Multimedia-<br />

Systeme nicht per se „lernwirksamer“ sein müssen als die traditionelle Lehre durch<br />

menschliche Lehrpersonen. Der gegenwärtig unter Pädagogen sehr verbreitete<br />

Multimedia-Enthusiamus, warnt der Schulpädagoge Werner Sacher (Universität<br />

Augsburg) im „FWU Magazin“ Nr. 5/95, beruhe „auf mindestens drei nicht hinreichend<br />

geprüften Annahmen“:<br />

• „einer Annahme über die Wahrnehmung: Wenn ein Bild oder ein Video didaktisch<br />

günstig ist, dann ist es in Verbindung mit Musik, Videos, Soundeffekten und weiteren<br />

Bildern noch besser;<br />

• einer Annahme über Größenordnungen: Wenn ein Bild – angeblich – mehr als tau-send<br />

Worte sagt, dann sagen folglich 50 000 Bilder mehr als 50 Millionen Worte;<br />

• einer Annahme über das Erkennen: Da das Gehirn mit Verknüpfungen arbeitet, ‘füttert’<br />

man es optimal, wenn man ihm Informationen verknüpft darbietet.“ Nach neueren<br />

Untersuchungen, wendet Sacher ein, sei jedoch nicht von einer Überlegenheit, sondern<br />

allenfalls von einer Gleichwertigkeit multimedialer Lehre mit traditioneller Lehre durch<br />

menschliche Lehrer auszugehen. Die moderne Forschung komme immer mehr davon<br />

ab, beides zu vergleichen. Sie frage statt dessen danach, was lerneffektive Multimedia-<br />

Systeme von weniger günstigen Systemen unterscheide. Vorausgegangen ist dem<br />

Semis-Projekt eine Studie der gemeinsamen Arbeitsgruppe „Multimedia“ der<br />

Zentralstelle und des FWU. Sie ergab, daß Multimedia-Anwendun-gen insbesondere<br />

dort ihre Stärken haben, wo Situationen (zum Beispiel Grundschule, Sprachunterricht)<br />

oder Vorgänge (zum Beispiel in der Biologie, Physik, Mathematik) dargestellt, Modelle<br />

erarbeitet und veranschaulicht (zum Beispiel in der Wirtschafts-lehre) oder besonders<br />

schwer zu vermittelnde Lerninhalte (etwa die Wellentheorie) verdeutlicht werden sollen.<br />

Der finanzielle Aufwand für ein interaktives Multimedia-Schülersystem wurde 1994 von<br />

den Fachleuten der Zentralstelle und des FWU auf gut 5000 DM geschätzt. Zum Einsatz<br />

der Telekommunikation gab in den letzten Jahren an bayerischen Schulen mehrere<br />

Pilotvorhaben. Mit dem „Bayerischen Schulnetz“ (BSN) und dem „Informationssystem<br />

Schule Bildung Computer“ (ISBC) liegen nach Angaben der Landesregierung bereits<br />

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Angebote vor, die auf die Bedürfnisse der Schulen zugeschnitten sind. Das BSN mit<br />

seiner Zentralstellenmailbox in Augsburg und sieben regionalen Mailboxen in den<br />

Regierungsbezirken bietet Programm- und Dateiaustausch, Electronic Mail sowie<br />

Informationen zur Computer-, Datentechnik und zu schulischen Fragen an und erlaubt<br />

auch einen Zugriff auch ausgewählte Internet-Dienste. ISBC ist das Btx-Angebot<br />

speziell für Schulen. Es wurde ab 1992 in Bayern entwickelt und wird derzeit von<br />

Instituten aus den Ländern Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz,<br />

Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein getragen. Weitere Länder wollen einsteigen.<br />

Modellversuch zur integrativen Medienerziehung an Hauptschulen<br />

Ein zweites BLK-Vorhaben mit dem Titel „Modellprojekt zur integrativen Mediener-ziehung<br />

in Hauptschulen – Hilfen für Schüler, Eltern und Lehrer“ läuft zur Zeit an einer Schule in<br />

Erlangen-Spardorf unter der Leitung des Erziehungswissenschaftlers Dieter Spanhel von<br />

der Universität Erlangen-Nürnberg (Laufzeit: September 1995 bis August 1998). Die<br />

Hauptschule, schreibt Spanhel im Antrag des Modellversuchs, sei für den Versuch<br />

ausgesucht worden, weil einerseits Hauptschüler „besondere Probleme im Umgang mit<br />

Medien haben“ und weil andererseits das dort vorherrschende Klassenleh-rerprinzip<br />

bessere Möglichkeiten für die Integration der Medienerziehung in die Unter-richtsfächer<br />

und in das Schulleben biete. Bisher seien für die Bewältigung der schuli-schen<br />

Medienerziehung ganz überwiegend einzelne Unterrichtseinheiten, Projekte und<br />

Materialien entwickelt und erprobt worden. Deshalb bestehe dringender Klärungs-bedarf<br />

hinsichtlich der Frage, inwieweit an einer ganzen Schule, unter Einbezug mög-lichst aller<br />

Lehrpersonen, der Schüler und Eltern, in den verschiedenen Unterrichts-fächern und im<br />

Schulleben ein integratives Konzept verwirklicht werden könne. Spanhel und sein Team<br />

geben in dem Versuch kein fertiges Konzept vor. Vielmehr werden innerhalb der<br />

einzelnen Jahrgangsklassen jeweils Lehrerteams gebildet, die, unterstützt von den<br />

beteiligten Wissenschaftlern, Unterrichtsprojekte entwickeln. Begleitend findet eine<br />

schulinterne Lehrerfortbildung in Sachen Medienpädagogik statt. Spanhels Erfahrungen<br />

decken sich mit denen vieler Fachleute, die oberhalb des Schulalltags arbeiten: Gerade<br />

die Hauptschullehrer, so der Erziehungswissenschaftler, seien „zugedeckt mit Problemen“<br />

und stünden den Medien eher negativ gegenüber. Einige Lehrer sähen jedoch, wenn sie<br />

erst einmal mit diesen experimentiert hätten, sehr wohl die Vorteile einer<br />

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Medienerziehung. Generell gebe es eine große Diskrepanz zwischen den schönen<br />

Inhalten der Lehrpläne und dem, was tatsächlich an den einzelnen Schulen geleistet<br />

werde. Medienerziehung finde seiner Erfahrung nach, sagt Spanhel, eher punktuell statt.<br />

Zudem seien viele Lehrpersonen traditionell eher an fachlichen denn an (medien)<br />

pädagogischen Fragestellungen interessiert. Medienerziehung funktioniert nicht ohne<br />

Medien. Wie es aktuell um die Ausstattung bayerischer Schulen mit audiovisueller Hard-<br />

und Software sowie Computern bestellt ist, zeigen grobe statistische Überblicke des<br />

Kultusministeriums. [Bildung und Kulturpflege in Bayern 1995. Oktober 1995.] Demnach<br />

existierten 1994 in jeder der insgesamt 5321 allgemeinbildenden und berufsorientierten<br />

Schulen im Durchschnitt: 4,4 Diaprojektoren plus 51,0 Diareihen; 14,6 Arbeitsprojektoren<br />

mit 864,1 Arbeitstransparenten; 1 Spulentonbandgerät; 7,6 Tonbänder auf Spulen; 7,5<br />

Kassetten- und Radiorecorder; 30,2 Tonbandkassetten; 1,9 Plattenspieler; 38,8<br />

Schallplatten; 0,5 CD-Player mit 6,0 CD-Platten; 1,9 16-mm-Filmprojektoren; 1,3 S-8-<br />

Filmprojektoren; 2,6 Videorecorder; 31,4 Videokassetten; 0,8 Videokameras; 3,2<br />

Fernsehgeräte. Die von der Zentralstelle für Computer ausgewiesenen Zahlen zur<br />

Versorgung der Schulen mit Computern [ebd.] sind auch nach Schultypen differenziert.<br />

Mindestens 15 Schülerar-beitsplätze wiesen danach Mitte 1995 folgende Schulen vor:<br />

etwa ein Drittel der Fach-schulen und Berufsfachschulen, rund die Hälfte aller<br />

Hauptschulen, rund vier Fünftel der Gymnasien und Berufsschulen sowie fast sämtliche<br />

Realschulen. Für die Haupt-schulen wurde ein Durchschnittswert von 17,3 verfügbaren<br />

Computer-Arbeitsplätzen errechnet, die Berufsfachschulen kamen auf 19,0, die<br />

Fachschulen auf 22,1, die Gym-nasien auf 24,3, die Realschulen auf 38,5 und die<br />

Berufsschulen sogar auf 44,9 Plätze. (Eingerechnet sind neben den Schülerarbeitsplätzen<br />

auch die Rechner der Verwaltung.) Die bayerische Landesregierung ist auch stolz darauf,<br />

daß die Medienerziehung inzwischen in der ersten und zweiten Phase der<br />

Lehrerausbildung verankert worden ist. Generell sind die Medienerziehung und die<br />

informationstechnische Grundbildung als fächerübergreifende Bildungsziele in neue<br />

Lehrpläne eingegangen, etwa die für das Gymnasium und die Realschule. In den<br />

einzelnen Fachlehrplänen erhalten die Lehrkräfte Hinweise, wo sie medienerzieherische<br />

und informationstechnische Inhalte behandeln können. Die praktische Medienarbeit<br />

fördert Bayern mit Wettbewerben, etwa den jährlich stattfinden Schulfilmtagen in<br />

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Marktheidenfeld oder dem zusammen mit Rundfunkanstalten durchgeführten<br />

europäischen Wettbewerb „Make a Video“.<br />

BLM-„Forum Medienpädagogik“<br />

Medienerziehung ist im Süden Deutschlands Gemeinschaftssache. So hat die<br />

Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) ein „Forum Medienpädagogik“ ein-<br />

gerichtet. Es veranstaltete jüngst (am 18. Oktober in München) zusammen mit dem<br />

Arbeitskreis „Gemeinschaftsaufgabe Medienerziehung in Bayern“ während der „Münchner<br />

Medientage“ die Fachtagung „Medienkompetenz im Informationszeitalter“. Das Ergebnis<br />

des gemeinsamen Nachdenkens namhafter Medienexperten wie Jo Groebel, Bernd<br />

Schorb und Ben Bachmair wurde in ein Positionspapier gefaßt. Dieses fordert unter<br />

anderem eine medienrechtliche Verankerung der Medienpädagogik statt unverbindlicher<br />

Empfehlungen, eine bessere und kontinuierliche finanzielle Ausstattung der<br />

Medienpädagogik auf allen Ebenen, den Einbezug aller Medien vom Buch bis zum<br />

Datennetz und die besondere Berücksichtigung sozial benachteiligter Familien. Das 1963<br />

gegründete Deutsche Jugendinstitut (DJI), eine außeruniversitäre sozialwissenschaftliche<br />

Forschungseinrichtung mit Hauptsitz in München, wird von einem gemeinnützigen Verein<br />

getragen und überwiegend vom Bund finanziert. Zu seinen jüngeren Veröffentlichungen<br />

rund um das Thema Familie, Kindheit, Kindergarten gehört das zweibändige „Handbuch<br />

Medienerziehung im Kindergarten“. Teil 1 („Pädagogische Grundlagen“), 1994 erschienen,<br />

gibt einen Überblick über den Stand der medienwissenschaftlichen Diskussion. Teil 2<br />

(„Praktische Handreichungen), 1995 erschienen, bietet den Erziehern und Erzieherinnen<br />

vor allem Materialien für die praktische Arbeit an. Das Themenspektrum reicht hier von<br />

selbst gemachten Bilderbüchern über die Arbeit mit Hörkassetten, Fernseh- und<br />

Videofilmen bis zu den Erfahrungen der Wiener Internationalen Schule mit „Computern im<br />

Kindergarten“. Zu den aktuellen Arbeiten der DJI-Abteilung „Medien und Kultur“ gehört das<br />

Projekt „Grundschule und Werbung“ (Laufzeit: September 1993 bis Dezember 1995).<br />

Anhand einer repräsentativen Untersuchung in Bayern und auch Sachsen soll ermittelt<br />

werden, wie sich die Werbeerfahrungen von Grundschülern in der Schule niederschlagen<br />

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und wie es um das Problembewußtsein der Lehrkräfte bestellt ist. Das ebenfalls in der<br />

bayerischen Landeshauptstadt angesiedelte Institut Jugend Film Fernsehen (JFF)<br />

erforscht seit 1949, wie Heranwachsende mit den verschiedenen Medien umgehen. Es<br />

erfährt als gemeinnützige Einrichtung und anerkannter freier Träger der Jugendhilfe eine<br />

laufende Förderung aus öffentlichen Mitteln des Freistaats Bayern, der Städte München<br />

und Augsburg und erhält darüber hinaus weitere öffentliche Mittel für die Durchführung<br />

von Projekten. Das JFF beruft zum Beispiel zusammen mit den bayerischen<br />

Bezirksjugendringen regionale Fachberater/beraterinnen für Medienpädagogik und hat<br />

1994 zusammen mit anderen Institutionen das Münchner „jugend schreib & layout studio“<br />

eröffnet. Dort könne der Nachwuchs unter Nutzung des Computers, wie es heißt, sein<br />

kreatives Potential und seine persönlichen Ausdrucksformen fördern. Hier ist es auch<br />

möglich, Schülerzeitungen zu erstellen.<br />

Das filmende Klassenzimmer<br />

Auch Filmemacher spielen kann man in München: In der Bavaria Film GmbH läuft seit<br />

1989 ein Projekt, bei dem Schulklassen und andere Jugendgruppen, unterstützt von<br />

Fachleuten, kleine Filme von 5 bis 10 Minuten Dauer drehen können. Die Kinder und<br />

Jugendlichen (ab der 4. Klasse) kommen morgens in das Studio. Entweder haben sie<br />

bereits ein Drehbuch vorbereitet, oder sie erarbeiten es zusammen mit Mitarbeitern von<br />

Bavaria Film (einem Kameramann, einem Regisseur). Gedreht wird bis zum Mittag, und<br />

gegen 16.30 Uhr können die jungen Filmemacher dann ihr Werk begutachten. Als<br />

Themen bevorzugt werden vom Nachwuchs dabei nach aller Erfahrung einerseits<br />

fiktionale Geschichten (Krimis, Fantasy), andererseits Sozialkritisches und Probleme aus<br />

dem Alltag (Jugendsekten, Gewalt in der Schule). Das Projekt ist nach Angaben der<br />

Veranstalter einzigartig in Deutschland. Umtriebig zeigt sich auch die bayerische Aktion<br />

Jugendschutz. Sie ist in der ersten Hälfte des Jahres 1995 mit ihrer Initiative „Alles auf<br />

Empfang? Familie und Fernsehen“ durch die Lande gezogen. Flächendeckend wurden in<br />

Bayern 26 „Informationstage“ über Medienerziehung mit mehr als 500 Teilnehmern<br />

durchgeführt – den sogenannten Multiplikatoren, die dann ihrerseits auf Elternabenden in<br />

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Horten und Grundschulen Rede und Antwort stehen sollten. Eine kleine Elternbroschüre<br />

mit gleichem Titel – sie wurde bis September 1995 in über 50 000 Exemplaren verteilt –<br />

erklärt in einfachen Worten, was Kinder am Fernsehen reizt oder auch belastet, wie diese<br />

Eindrücke verarbeiten und was Eltern beim Fernsehkonsum ihrer Kinder beachten sollen.<br />

Erwachsene, die sich über bestimmte Fernsehsendungen besonders freuen oder ärgern,<br />

dürfen dies auf einer beiliegenden Postkarte kundtun, die „an die verantwortlichen Stellen<br />

weitergeleitet“ werden soll. Der Geschäftsführer der Aktion Jugendschutz, Klaus Umbach,<br />

hofft: „Wenn die Eltern ihre Macht erst einmal voll erkennen und über die Einschaltquoten<br />

spürbar einsetzen, werden jene Sender die Nase vorn haben, die hochwertige<br />

Kinderprogramme entwickelt haben und ansonsten verantwortungsvoll mit den von<br />

Kindern genutzten Sendezeiten umgehen.“ (FK 3/96)<br />

IV. Berlin:Vorzeige-Projekt<br />

Comenius Berlin hat zumindest im Ansatz, was für das gesamte Bundesgebiet<br />

wünschenswert wäre: eine erste halbwegs aktuelle Bestandsaufnahme der<br />

Medienpädagogik an den Schulen des Landes. Es handelt sich dabei um Ergebnisse<br />

einer Umfrage der Landesbildstelle Berlin vom Herbst 1994. Deren besonderes Interesse<br />

galt der „produktiven Medienarbeit“. [Beratungsstelle Kommunikationstechniken und<br />

Multimedia der Landesbildstelle Berlin: Medienpädagogik in Berliner Schulen. Erste<br />

Ergebnisse einer Umfrage über Geräte, Ziele, Aktivitäten und Wertungen. 1995.]<br />

Außerdem verfügt Berlin über eine regionale Bestandsaufnahme medienpädagogischer<br />

Aktivitäten, veröffentlicht 1994. [Günter A. Thiele/Claudia Herget u.a.: Medienpädagogik in<br />

Berlin – Institutionen, Initiativen, Projekte. Landesbildstelle Berlin, Zentrum für<br />

audiovisuelle Medien 1994.] Last but not least gibt es in Deutschlands Hauptstadt einen<br />

viel beachteten Schulversuch namens Comenius.<br />

38


Medienpädagogischer Atlas von 1994<br />

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Der Atlas „Medienpädagogik in Berlin“ gibt eine Übersicht über 260 medienpädagogische<br />

Organisationen und weist zusätzlich kurz auf die Angebote von 118<br />

Jugendfreizeiteinrichtungen hin. Unter den 260 Adressen finden sich zum Beispiel die<br />

Landesbildstelle; die Deut-sche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH; die Freie<br />

Universität Berlin und die Hochschule der Künste sowie die Hochschule für Film und<br />

Fernsehen Konrad Wolf mit ihren jeweiligen Fach- bzw. Arbeitsbereichen; die<br />

Regionalgruppe der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur in der<br />

Bundesrepublik e.V. (GMK); die Hörfunkwerkstatt des gemeinnützigen Vereins Bürger-<br />

Radio Berlin; die Hörspiel-werkstatt für Kinder in der Kommunalen Galerie; die<br />

Zentraleinrichtung für audiovi-suelle Lehrmittel der Humboldt-Universität zu Berlin; das<br />

Jugendfilmstudio Berlin; der Kinderfilm Berlin e.V.; die Medienwerkstatt Berlin e.V.; die<br />

Medienanstalt Berlin-Bran-denburg und der Offene Kanal Berlin sowie das Institut für<br />

Bildung und Medien des Fachverbands Gesellschaft für Pädagogik und Information e.V.<br />

(GPI), um nur einige zu nennen. Auch die in Berlin beheimatete Deutsche Gesellschaft für<br />

Erziehungswissenschaft (DGfE) hat zwischenzeitlich eine „Arbeitsgruppe auf Zeit<br />

‘Medienpädagogik’“ gegründet, mit dem Ziel, die Position der Medienpädagogik als<br />

Teildisziplin der Allgemeinen Erziehungswissenschaft zu stärken. Eine bundesweit<br />

angelegte Untersuchung über die Bedeutung von Medienerziehung im schulischen (und<br />

außerschulischen) Bereich, auf die 6- bis 14jährigen Schüler und Schülerinnen<br />

konzentriert, fand zuletzt 1989 statt [Dieter Höltershinken/ Hans-Peter<br />

Kasüschke/Dagobert Sobiech: Praxis der Medienerziehung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt<br />

1991] Im Vergleich zu dieser Untersuchung bescheinigt die 1994er Umfrage der<br />

Landesbildstelle Berlin den Schulen in der Hauptstadt eine Zunahme der<br />

medienpädagogischen Aktivitäten. Rund 87 Prozent jener 705 Schulen, welche an der<br />

Umfrage teilnahmen (zwei Drittel aller Berliner Schulen), gaben an, in den<br />

vorangegangenen zwei Jahren mindestens eine medienpädagogische Aktivität<br />

durchgeführt zu haben.<br />

39


Wenig medienpädagogische Aktivitäten<br />

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Die Situation, faßt Günter A. Thiele in der einschlägigen Broschüre zusammen, bleibe<br />

jedoch „höchst unbefriedigend“, da viele Schulen bei wichtigen abgefragten Aktivitäten<br />

hätten passen müssen. Zugleich weist Thiele aber darauf hin, daß die sehr allgemein<br />

gehaltenen offenen Fragen („Wurden in den letzten zwei Schuljahren Aktivitäten<br />

produktiver Medienarbeit durchgeführt? Wenn ja, welche?“ „Welche anderen<br />

medienpädagogischen Aktivitäten gab es?“) keine Aussagen über die Häufigkeit pro<br />

Schule oder gar Schulklasse erlauben. Es war auch kein Kategorienschema vorgegeben,<br />

sondern die Antworten der Schulen wurden im Nachhinein zu Arbeitsbereichen<br />

zusammengefaßt. Wie die Tabelle zeigt, wurden im Bereich der produktiven Medienarbeit<br />

pro Schule im Schnitt etwa zwei Arbeitsbereiche angegeben. Bei der nichtproduktiven<br />

Medienpädagogik war es weniger als eine Aktivität. Großer Beliebtheit erfreuen sich vor<br />

allem die Arbeit mit Video und das Erstellen von Wandzeitungen/<br />

Informationstafeln/Schaukästen. Die Berliner Umfrage bestätigt ferner, daß viele Erzieher<br />

medienpädagogisches Arbeiten im Alltag für ein kleines Kunststück halten. Lediglich 11<br />

Prozent der beteiligten Schulen bewerteten dieses in der zitierten Umfrage als leicht oder<br />

sogar sehr leicht zu realisieren. Hingegen meinten 43 Prozent, es sei schwer bzw. gar<br />

nicht zu bewerkstelligen.<br />

Medienpädagogische Aktivitäten und Versorgung mit AV-Geräten in Berliner<br />

Schulen 1994* laut Umfrage "Medienpädagogik in Berliner Schulen"<br />

Produktive Medienarbeit: Schulen in %<br />

Wandzeitung/Informationstafel/Schaukasten 48<br />

Ausstellung 2<br />

Flugblatt/Poster 2<br />

Broschüre, Katalog/Buch/Chronik/Kalender/Festschrift 5<br />

Zeitschrift/Zeitung 42<br />

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Hörspiel/Tondokumentation7Radiobeitrag/Interview(Audio-) 13<br />

Foto-Reihe/Dia-Reihe/Bilddokumentation/Bildreihe/Foto-Workshop u.ä. 26<br />

Fotowand/Fotoausstellung 2<br />

Ton-Bild-Reihe/Ton-Dia-Reihe 2<br />

Super-8-Filni/16-mm-Film 2<br />

Video/Interview(Video)/\7ideo-AGNideodokumentation/Videofilme 53<br />

Computerprogramm/Computeranimation/digit. Bildverarbeitung u.a. 10<br />

Mailbox/DFÜ/ODS/Internet 1<br />

Sonstige Aktivitäten: Schulen in %<br />

Filmreihe/Filmserie 5<br />

Filmempfehlung 7<br />

Filmgesprach/Filmauswertung 20<br />

Kinofilmbesuch mit Gespräch/Auswertung und Diskussion 10<br />

Medienanalyse/Medienkritik/Mediengeschichte/Gestaltungsfragen 15<br />

Gespräch über Nutzungsgewohnheiten/Fernsehverhalten/Medienwirkung u.ä. 4<br />

Besuch von Medieneinrichtungen 1<br />

Thematisierung medienpolitischer Fragen 3<br />

Analyse/Kritik von Zeitung, Zeitschrift/Plakat und Werbung 2<br />

didaktischer Einsatz von Medien im Unterricht 13<br />

AV-Geräte Mittelw. in %<br />

Tonbandgerät/Cassettenrecorder 9,83 95<br />

Fernsehgerät 3,80 95<br />

Video-Großbildprojektor 0,11 6<br />

Videoabspielgerät (Player) 1,93 67<br />

Videorecorder mit Tuner (VHS) 2,12 79<br />

Videorecorder mit Tuner (S-VHS) 0,12 7<br />

Videorecorder mit Tuner (sonstige) 0,06 4<br />

Camcorder (VHS-System) 0,56 42<br />

41


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Carncorder (S-VHS-System) 0,12 10<br />

Camcorder (System 0,04 4<br />

Kamera mit externem<br />

Recorder (mobil) System 0,21 17<br />

Kamera mit externem<br />

Recorder (stationär) System 0,02 2<br />

Schnittsteuergerate 0,09 8<br />

Schnittsteuerung über<br />

Computer (PC, Amiga) 0,01 1<br />

Fotoapparat 1,02 34<br />

S-8-Filmkamera 0,14 9<br />

16-mm-Filmkamera 0,07 4<br />

Computer - 286er 2,20 29<br />

Computer - 386er 2,55 34<br />

Computer - 486er 1,02 23<br />

Computer - Pentium PC 0,00 [0,14]<br />

Computer - Amiga 0,04 2<br />

Computer - Macintosh 0,28 2<br />

Computer - sonstige 1,04 15<br />

Wieviele sind vernetzt? 2,95 18<br />

Modern 0,10 9<br />

Arbeitsräume in %<br />

Fotolabor 28<br />

Sprachlabor 27<br />

Computerarbeitsraum 45<br />

Tonstudio 3<br />

Videostudio 5<br />

multifunktionaler Medienraum 26<br />

AV-Anlagen<br />

Dachantenne 44<br />

Satellitenempfangsanlage 1<br />

42


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Kabelanschluß 37<br />

ISDN-Anschluß 1<br />

Hausinterne Fernsehanlage 6<br />

Mittelwert = durchschnittliche Anzahl pro Schule; in % = Prozentsatz der Schulen (mit<br />

mindestens einer Aktivität/einer technischen Einrichtung der jeweiligen Kategorie)<br />

Dem steht gegenüber, daß fast zwei Drittel der Schulen die Forderung, an den Schulen<br />

müsse mehr medienpädagogisch gearbeitet werden, als wichtig bis sehr wichtig bejahten.<br />

Zur Verbesserung der Situation wünschten sich die Schulen vor allem deutliche<br />

Lehrplanhinweise, mehr lehrplanbezogene Unterrichtseinheiten mit Materialien und AV-<br />

Medien sowie Unterstützung bei der Projektarbeit.<br />

Versorgung mit Medien<br />

Erfragt hat die zuständige Landesbildstelle vor zwei Jahren auch die Ausstattung des<br />

Berliner Schulwesens mit audiovisuellen Mediengeräten, -räumen und -anlagen (vgl.<br />

hierzu die Tabelle). Hier seien bereits erhebliche Mittel investiert worden, lautet das Fazit,<br />

der erreichte Ausstattungsstand sei jedoch in fast allen Teilbereichen „angesichts der<br />

anstehenden medienpädagogischen Aufgaben unzureichend“. Die erhobenen Daten<br />

variieren bei allen untersuchten Fragestellungen teilweise stark, je nach Schultyp. So<br />

berichtete etwa jede vierte Gesamtschule von einem produktiven Umgang mit dem<br />

Computer, hingegen nur jedes sechste Gymnasium und jede 20. Hauptschule. Die zitierte<br />

Umfrage ist im übrigen von einem Arbeitsbereich in der Landesbildstelle Berlin<br />

verantwortet worden, der sich „Beratungsstelle Kommunikationstechniken und Multimedia“<br />

(BEKUM) nennt. Dieses seit 1993 bestehende Serviceangebot will den „Multiplikatoren“ in<br />

Berlin Hilfestellungen geben. Es integriert einer Broschüre von 1992 zufolge die Bereiche<br />

Computerspielebank, optische Speichersysteme und multimediale interaktive<br />

Lernsysteme, Bildschirmtextzugang, Zugang zu Datenbank-und Mailbox-Systemen,<br />

hochauflösendes Fernsehen (HDTV), Zugang zu ISDN, IBFN und<br />

Satellitenkommunikation sowie Virtuelle Realität/Cyberspace. Wie in anderen<br />

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Bundesländern auch, enthalten die Berliner Rahmenpläne und Vorläufigen Rahmenpläne<br />

– dies geht aus einer der FK vorliegenden kleinen Synopse her Seite 38<br />

Medienkompetenz Arbeitsräume in % Fotolabor 28 Sprachlabor 27 Computerarbeitsraum<br />

45 Tonstudio 3 Videostudio 5 multifunktionaler Medienraum 26 AV-Anlagen Dachantenne<br />

44 Satellitenempfangsanlage 1 Kabelanschluß 37 ISDN-Anschluß 1 Hausinterne<br />

Fernsehanlage 6 vor – heute bereits in verschiedenen Fächern aller Schularten und<br />

stufen verstreut medienkundliche und medienpraktische Themen, unter anderem auch im<br />

Rahmen der Informationstechnischen Grundbildung in den Klassen 8 und 9.<br />

Handreichung zur Medienerziehung<br />

Neue Arbeitsgrundlage der Berliner Schulplaner sind jedoch nach Angaben des<br />

zuständigen Referenten Joachim Thoma von der Senatsverwaltung für Schule, Jugend<br />

und Sport „Überlegungen zu einem Gesamtkonzept Medienerziehung in der Berliner<br />

Schule“. Auf ihnen soll eine neue Handreichung zur Medienerziehung aufbauen, die<br />

voraussichtlich bis Frühjahr dieses Jahres fertig sein wird. Diese Handreichung wird dann<br />

die Grundlage für die künftige Überarbeitung der Rahmenpläne bilden. Die „Überlegungen<br />

zu einem Gesamtkonzept Medienerziehung in der Berliner Schule“ bekennen sich in<br />

Übereinstimmung zu dem Orientierungsrahmen der Bund-Länder- Kommission für<br />

Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) zu einer Medienerziehung mit „Erlebnis-<br />

und Handlungsorientierung“. Als Aufgabenbereiche werden unterschieden: „Nutzung und<br />

Auswahl von Medien“, „Medienkunde“ und „Praktische Medienarbeit“. Die<br />

„Orientierungslinien“ für das künftige Berliner Konzept zur Medienerziehung sehen eine<br />

integrative (die unterschiedlichsten Medienarten berücksichtigende), auch<br />

fächerübergreifende und projektorientierte Medienerziehung vor, welche die erste bis 13.<br />

Jahrgangsstufe umfaßt. In der Grundschule soll Medienerziehung schwerpunktmäßig der<br />

„Förderung der aktiven Wahrnehmung“ dienen und beim Verarbeiten medialer Eindrücke<br />

behilflich sein. Für die Sekundarstufe I und II wird eine Orientierung an Inhalten<br />

spezifischer Fächer wie Deutsch, Musik, Bildende Kunst, Sozialkunde, Arbeitslehre,<br />

Informatik und Ethik angestrebt. Medien sollen in den unterschiedlichen Fächern als<br />

44


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Werkzeuge zur Informations-beschaffung und -verarbeitung eingesetzt werden. Wert<br />

gelegt wird weiterhin auf die „Koordination und Kooperation innerhalb der Schule und mit<br />

außerschulischen Partnern (z.B. Projektarbeit, Elternarbeit)“ sowie den „Kompetenzerwerb<br />

für Lehrerinnen und Lehrer, d.h. verstärkte medienpädagogische Qualifizierung in der 1.<br />

und 2. Phase der Lehrerausbildung“. Hierzu sollen Angebote in der Lehrerfortbildung mit<br />

Hilfe der Landesbildstelle beitragen. Als erforderliche Maßnahmen nennt das Papier der<br />

Senatsverwaltung für Schule, Berufsbildung und Sport eine stärkere Entfaltung und<br />

Differenzierung von medienpädagogischen Aufgabenfeldern in den Rahmenplänen, aber<br />

auch die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien und Praxisbausteinen. Vonnöten seien<br />

Anleitungen zu medienspezifischen Projekten. Was die medienpädagogische Kompetenz<br />

des Lehrpersonals angeht, fordert das Papier eine Veränderung des<br />

Lehrerbildungsgesetzes und der Ausbildungsordnung für die schulpraktische Ausbildung.<br />

Für sinnvoll gehalten wird eine verstärkte innerschulische Fortbildung in Kooperation mit<br />

schulischen und außerschulischen Partnern (z.B. Rundfunkanstalten,<br />

Bildungseinrichtungen, Wirtschaft). Außerdem ist die Einrichtung fachübergreifender<br />

Arbeitsgruppen „Medienerziehung in den Schulen“ angedacht. Für ihr medienpädago-<br />

gisches Vorzeige-Pilotprojekt erkoren die Berliner den Pädagogen Johann Amos<br />

Comenius (1592 – 1670) zum Namenspatron, eingedenk dessen Verdienste um eine<br />

volksnahe und von Anschaulichkeit lebende kindgerechte Bildung. Der Versuch Comenius<br />

feiert sich als „weltweit erstes Projekt, das gemeinsames Lernen ortsunabhängig in einem<br />

dreidimensionalen Kommunikationsraum ermöglicht“. Er verbindet fünf Berliner Schulen<br />

und die Landesbildstelle Berlin über ein Glasfasernetz (ATM) der Deutschen Telekom.<br />

Comenius im Mittelpunkt<br />

An jeder Schule stehen zwölf leistungsfähige PCs, mit denen die Schüler und<br />

Schülerinnen von einer bei der Landesbildstelle angesiedelten Multimediadatenbank<br />

Filme, Bilder, Texte, Töne und Lernsoftware abrufen sowie selbst erstellte Multimedia-<br />

Dokumente versenden können. Die Zauberworte heißen hier „Graphical User Interface“<br />

(GUI) und „Discoursive Networking“ (DisNet; ein öffentlicher Raum im Comenius-Netz, in<br />

45


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dem Beteiligte aus verschiedenen Schulen miteinander an Projekten arbeiten). Für<br />

„persönliche Begegnungen“ sind die PCs mit einem Videokonferenzsystem ausgestattet.<br />

Darüber hinaus stehen alle PC-typischen Anwendungen wie Textverarbeitung,<br />

Grafikprogramm oder e-mail zur Verfügung. In dem – wissenschaftlich begleiteten –<br />

Versuch geht es, wie einer Projektbeschreibung vom November 1995 zu entnehmen ist,<br />

darum, „zu erproben, wie gemeinsame Projektarbeit in einem vernetzten System und die<br />

Nutzung des Multimedia-Angebotes unterrichtlich realisiert werden können, zu erforschen,<br />

wie die Nutzung der damit verbundenen Telekommunikationsmittel dem schulischen<br />

Lernen neue Dimensionen eröffnet, zu erkennen, welche Probleme und Grenzen in der<br />

unterrichtlichen Praxis auftreten können.“ Die pädagogische und methodisch-didaktische<br />

Entwicklungs- und Erprobungsarbeit erfolgt im wesentlichen in drei fächerübergreifenden<br />

Themenschwerpunkten:<br />

• „Unsere Schule im Ökosystem Stadt“ (im Bereich Ökologie),<br />

• „Unsere Schule mittendrin“ (im musisch-ästhetischen Bereich. Ausgangspunkte sind die<br />

unmittelbaren Erfahrungs- und Lebensbereiche der am Projekt beteiligten Schulen),<br />

• „Produktions- und Distributionsmöglichkeiten moderner Informationsnetzwerke“ (im<br />

Bereich Elektronisches Publizieren). Als Projektpartner arbeiten zusammen: die<br />

DeTeBerkom GmbH (eine Tochter der Deutschen Telekom), das Institut für Film und<br />

Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU; eine gemeinnützige Einrichtung der 16<br />

Bundesländer) und das Ponton European Media Art Lab (ein privates Forschungsinstitut<br />

mit Sitz in Hannover). Kooperationspartner sind außerdem die Senatsverwaltung für<br />

Schule, Berufsbildung und Sport wie auch die Landesbildstelle. Phase I des Projektes<br />

fand von Mitte 1994 bis Mitte 1996 statt. Danach wurde das Projekt bis Mitte 1998<br />

verlängert. Mit dieser Verlängerung, erläutert Friedhelm Schumacher vom FWU, sei<br />

einerseits bezweckt, daß die Installationen während eines ausreichenden Zeitraumes in<br />

Ruhe erprobt werden können. Zum anderen solle das gesamte System technisch<br />

überarbeitet werden mit der Zielsetzung, es Internetkompatibel zu machen. Damit werde<br />

es auch denkbar, nach der Pilotphase weitere Schulen in die Plattform aufzunehmen.<br />

Eine veröffentlichte Bilanz über die ersten Erfahrungen in Berlin gibt es bislang noch<br />

nicht. Intern sind allerdings die vorläufigen Ergebnisse der Phase I sehr wohl in einem<br />

Bericht festgehalten. Bisher, sagt Schumacher, konzentrierten sich die gewonnenen<br />

Erfahrungen vor allem auf den Bereich der Implementierung und Fragen der<br />

Administration. Man habe auch begonnen, „schulübergreifende konzeptionelle<br />

Vorstellungen“ zu entwickeln. Auch in Berlin hat sich u.a. gezeigt, daß es nicht ohne<br />

eine Reihe von grundsätzlichen PC- bzw. Software-Kenntnissen bei den Beteiligten<br />

geht und daß die vorhandenen Organisations- und Zeitstrukturen in den einzelnen<br />

Schulen eine schulübergreifende, projektorientierte Arbeit nicht immer leicht machen.<br />

Schon etwas älter ist der Modellversuch des Berliner Senats und der Bund-Länder-<br />

Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung „Neue Formen der<br />

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Lehrerbildung im Rahmen des Kabelpilotprojekts Berlin“. Er lief offiziell vom 1. Juli 1987<br />

bis 31. Dezember 1990. Das eigentliche Ergebnis des Modellversuchs waren 43<br />

Videoproduktionen, die im Kabelfernsehnetz Berlins ausgestrahlt wurden. Von Januar<br />

1991 bis März 1994 fand an der Technischen Universität Berlin der BLK-Versuch<br />

„Schulsoftware-Produktion in Kooperation von Lehrern, Fachdidaktikern und Software<br />

Ingenieuren“ statt. Wesentliche inhaltliche und methodische Erkenntnisse von ihm<br />

haben ihren Niederschlag in der Lehrer(fort)bildung gefunden. Zwei weitere BLK-<br />

Modellversuche (zur Entwicklung von Schulsoftware „als Gruppe arbeiten und lernen –<br />

Gruppenlernen“ bzw. zu einem „Datenbankagenten (Lotsen) für das Navigieren in<br />

Kommunikationsnetzen mit schulpädagogischen Schwerpunkten“) sind beantragt,<br />

waren aber mit Stand Februar 1997 noch nicht entschieden.<br />

BICS<br />

Ebenfalls mit Computern beschäftigt sich die 1993 gegründete „Beratungsstelle für<br />

informationstechnische Bildung und Computereinsatz in Schulen“ (BICS) im Hause der<br />

Berliner Landesbildstelle. Sie ging aus der „Arbeitsgruppe Unterrichtssoftware“ und der<br />

„Zentralen Beratungsgruppe für Informatikrechner in allgemeinbildenden Schulen“ hervor.<br />

Zu den Arbeitsschwerpunkten von BICS gehören die Informatik, die<br />

informationstechnische Grundbildung, der Computereinsatz in der Sonderpädagogik, in<br />

der Schulverwaltung und im Fachunterricht. Im Arbeitsbereich „Computereinsatz im<br />

Fachunterricht“ zum Beispiel sind Lehrer und Lehrerinnen der Berliner Schulen tätig, die<br />

aus ihrer unterrichtlichen Praxis heraus Computer-Software auf didaktische und fachliche<br />

Eignung hin sichten und bewerten. Die dabei gewonnenen Erfahrungen werden<br />

interessierten Kollegen und Kolleginnen in Beratungsgesprächen,<br />

Fortbildungsveranstaltungen und Publikationen vermittelt. Der Einsatz von Computern,<br />

heißt es, hänge, die Hardware einmal außer Acht gelassen, nicht nur von der<br />

grundsätzlichen Eignung des Programms ab, sondern auch in erheblichem Maße vom<br />

Anschaffungspreis und von den dazugehörigen Begleitmaterialien für Schüler und<br />

Lehrpersonal. Deshalb entwickele die Arbeitsgruppe auch Begleitmaterialien und initiiere<br />

die Erstellung von Landeslizenzen, um den Schulen kostenfrei Software zur Verfügung zu<br />

stellen. Zu den zahlreichen Veröffentlichungen von BICS (und damit der Landesbildstelle<br />

Berlin ) zählt zum Beispiel die 96 Seiten starke praxisorientierte Broschüre<br />

„Computereinsatz im Fachunterricht“. Die diversen Fortbildungsveranstaltungen der<br />

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Landesbildstelle widmen sich selbstredend nicht nur der Handhabung des PCs bzw. den<br />

neuen Informations- und Kommunikationstechniken, sondern auch den älteren Medien,<br />

dies unter den Stichworten „Aktive Medienarbeit“, „Nutzung von Unterrichtsmedien“,<br />

„Medientheorie, -analyse, -wirkung“ oder „Filmseminare, Filmveranstaltungen“. Ein Teil<br />

der angebotenen Veranstaltungen wendet sich an die Lehrerschaft und andere<br />

Pädagogen (z.B. mit den Themen Produktive Medienarbeit, Medienerziehung in der<br />

Schule, Computer/Videospiele). Ein anderer Teil spricht explizit Kinder und Jugendliche<br />

an (Fotokurs, Videokurs, Trickfilmseminar, „Schülergemeinschaft ‘Video-Clip’“: Eine<br />

Gruppe älterer Schüler produziert einen Clip).[Aus: Fortbildungsveranstaltungen II/96.]<br />

Werkstatt für Aktive Medienarbeit<br />

Ebenfalls unter dem Dach der Landesbildstelle ist eine „Werkstatt für Aktive Medienarbeit“<br />

(WAM) beheimatet. Sie bietet seit Februar 1988 im Stadtteil Tiergarten und seit<br />

September 1991 auch in Köpenick medienpädagogische Beratung und Hilfe.<br />

Ansprechpartner sind interessierte Schulen, aber auch die außerschulische Jugendarbeit,<br />

die Erwachsenenbildung und kulturelle Einrichtungen. Schwerpunkt der Arbeit ist der<br />

Videobereich. Möglich sind jedoch ebenfalls Ton-Arbeit, Super-8-Filmarbeit, Foto- und<br />

Ton-Dia-Arbeit. Im Jahr 1996 enstanden in der WAM insgesamt 231 Produktionen, zum<br />

Großteil Dokumentationen (137), Spielfilme (35) und Magazinbeiträge (19). Knapp die<br />

Hälfte der 231 Produktionen wurde mit Schülergruppen und/oder Lehrpersonen<br />

verwirklicht. 44 Projekte wurden von Beginn (Ideenfindung) bis zur Fertigstellung (Schnitt<br />

mit Nachvertonung und Betitelung) begleitet. 187 Produktionen standen in den<br />

Medienwerkstätten der WAM zur Nachbearbeitung an. Alles in allem betreuten deren<br />

Mitarbeiter 1345 Nutzer. Für diejenigen Laien-Produzenten, die selbst erstellte Werke<br />

einem größeren Publikum präsentieren möchten, fand zuletzt in der Woche vom 11. bis<br />

15. November 1996 die Regionale Schülerfilm- und Videoschau – die achte ihrer Art –<br />

statt. Insgesamt wurden 58 Beiträge, von denen 18 in Koproduktion mit der WAM<br />

entstanden waren, vorgeführt: Spielfilme, Dokumentationen, Magazine, Trickfilme sowie<br />

Videos für den Fremdsprachenunterricht. Bei dieser Schau ist prinzipiell jedes Thema<br />

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erlaubt. Die Beiträge sollten allerdings nicht länger als 20 Minuten und nicht älter als zwei<br />

Jahre sein. Mit dieser Veranstaltung angesprochen sind Lehrer, Schüler, Erzieher und<br />

andere Interessierte aus dem Bildungsbereich des Landes Berlin. Bisher alle zwei Jahre<br />

durchgeführt, soll die regionale Filmschau künftig jedes Jahr stattfinden. Ein Beispiel für<br />

eine Kooperation zwischen einer Rundfunkanstalt und einer Landesbildstelle schildert<br />

Wolfgang Schill, Pädagogischer Referent in der Landesbildstelle Berlin, in einer Broschüre<br />

der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur in der Bundesrepublik<br />

Deutschland e.V.: Ausgangspunkt war hier die renommierte Kinderfunksendung<br />

„Ohrenbär“ des Sender Freies Berlin (SFB). Das darauf aufbauende „Ohrenbär-Hör-<br />

Theater“ – ideell und materiell von beiden Kooperationspartnern getragen – wird zweimal<br />

jährlich angeboten, entweder in den Räumen des SFB oder in denen der Landesbildstelle.<br />

Das Ohrenbär-Hör-Theater<br />

Das Programm einer einzelnen (für die Gäste jeweils kostenlosen) Veranstaltung bietet<br />

Grundschulkindern (1. bis 3. Schuljahr) für die Dauer von maximal 90 Minuten eine<br />

Mischung aus Autorenlesung, Musikdarbietung, Spielszenen, Mitmach-Situationen,<br />

Clownerien oder Zaubereien. Sinn des Ganzen ist es nach der Erläuterung von Wolfgang<br />

Schill,<br />

• „daß Kinder die Radioerzähler ‘live’ kennenlernen und mit ihnen ins Gespräch kommen,<br />

• daß Kindern ein gemeinsames Hörerlebnis verschafft wird,<br />

• daß Kinder aufmerksam auf das Medium Radio werden und<br />

• daß Lehr-Lerngruppen aus der Schule ‘herauskommen’, sich auf ein kulturelles Angebot<br />

einlassen, das nicht von der ‘Bilderwelt’ bestimmt ist.“<br />

Mit ihrer Aktion wollen die Initiatoren des Ohrenbär-Hör-Theaters gegen den<br />

Bedeutungsverlust des Radios angehen und dem Nachwuchs eine anspruchsvolle Erzähl-<br />

und Hör-Kultur nahebringen. Geschichten, die sich mit den eigenen Ängsten, Wünschen,<br />

Hoffnungen, Lebensthemen oder Entwicklungsaufgaben von Kindern produktiv<br />

auseinandersetzten, sagt Schill, gebe es im Medium Nr. 1, dem Fernsehen, ja kaum noch.<br />

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Stattdessen konsumierten Kinder die täglich massenhaft gelieferten konfektionierten<br />

Action-, Krimi-, Familien-, Comedy- und Cartoon-Serien. Das Radio, mit seiner Tradition<br />

als kunstvoller „Geschichtenerzähler“, werde primär als Unterhaltungs- und Musikmedium<br />

erlebt. Der Tonkassettenmarkt bediene die Kleinen mit ähnlicher Massenware wie der<br />

Bildschirm. Zum Bedeutungsverlust des Radios hätten allerdings die Rundfunkanstalten<br />

auch kontinuierlich selbst beigetragen, „weil sie – bis auf wenige Ausnahmen – Schritt für<br />

Schritt die anspruchsvollen Programmangebote für Kinder abgebaut haben“. Denn: „Je<br />

früher Kinder erfahren können, daß das Radio ‘Hör-Gestalten’ für sie zu bieten hat und<br />

daß es sie – in Zeiten des entgrenzten Sehens und Hörens – spannend unterhalten und<br />

informieren kann, desto eher werden sie das Radio als einen wertvollen Baustein für die<br />

Gestaltung ihrer Lebens- und Freizeitkultur bestimmen.“ [Vgl. Dieter Baacke/Jürgen<br />

Lauffer/Heinz-Werner Poelchau (Hrsg.): Neue Modelle der Vernetzung in der Bildungs-<br />

und Medienarbeit. Bielefeld: GMK o.J. Schriften zur Medienpädagogik 20, S. 94ff.] Im Mai<br />

und September des laufenden Jahres geht des Projekt weiter: 4 Veranstaltungen bei der<br />

Landesbildstelle, die auf die breite schulische Öffentlichkeit zielen, und drei beim SFB für<br />

Eltern und ihre Kinder sollen dazu beitragen, daß das Radio nicht in Vergessenheit gerät.<br />

(FK 9/97).<br />

V. Brandenburg: Medienpädagogisches Zentrum<br />

Mit Erlaß der Ministerin für Bildung, Jugend und Sport vom 9. September 1991 wurde in<br />

Potsdam das Medienpädagogische Zentrum Brandenburg (MPZ) als nachgeordnete<br />

Einrichtung des Landes ins Leben gerufen. Es erfüllt als landesweite Anlaufstelle für<br />

audiovisuelle Medien und als Partner der Stadt- und Kreisbildstellen Aufgaben der<br />

Medienerziehung und Mediendidaktik, der landesspezifischen Medienproduktion, der<br />

Sammlung und des Verleihs von Medien und Geräten sowie der Beratung. Sein<br />

Betätigungsfeld umfaßt dabei sowohl den schulischen als auch den außerschulischen<br />

Bereich. Die Wahrnehmung medienpädagogischer Aufgaben, insbesondere die<br />

Fortbildung von Lehrkräften und die Mitwirkung bei der Rahmenplanentwicklung, erfolgt in<br />

Abstimmung mit dem Pädagogischen Landesinstitut Brandenburg. In den<br />

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Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer und Lehrerinnen spielt nach Angaben von MPZ-<br />

Direktor Lothar Wolf neben den traditionellen AV-Medien (Film, Video) zunehmend auch<br />

geeignete Unterrichtssoftware eine Rolle. Ein ständiger Schwerpunkt seien die Angebote<br />

zur aktiven Medienarbeit im Video- und Fotobereich. Mitschnitte von<br />

Schulfernsehsendungen – teilweise ergänzt um Begleitmaterial – sollen den Lehrkräften<br />

die Möglichkeit geben, den Unterricht mit aktuellen Programmen zu bereichern. Neben<br />

diversen Begleitmaterialien veröffentlicht das MPZ auch Handreichungen aller Art, in<br />

jüngerer Zeit etwa Tips für den Hörspieleinsatz sowie einen Ratgeber für Eltern zum<br />

Thema Kinder und Fernsehen. Gemeinsam mit den Landesbildstellen Niedersachsens<br />

und Sachsen-Anhalts führt das MPZ eine „Basisqualifizierung“ der kommunalen<br />

Bildstellenleiterinnen und -leiter durch. Es berät auch den ebenfalls in Potsdam<br />

ansässigen Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) bei der Programm-und<br />

Produktionsplanung fürs Schulfernsehen. Seit Bestehen des MPZ bauen dessen<br />

Mitarbeiter eine Präsenz- und Verleihsammlung mit audiovisuellen Medien auf (Videos,<br />

16-mm-Filme, Dias, Audiokassetten etc). Sie bestand im Juli 1996 bereits aus über 5500<br />

Titeln.<br />

„Medienkulturarbeit“: Fotoausstellungen und Kinderfilmfest<br />

1994 hat das MPZ begonnen, das Medieninformationssystem M.I.S. landesweit<br />

einzuführen. Es soll dem Zentrum selbst wie den Bildstellen des Landes computergestützt<br />

die Aufnahme, die Bestandsführung und den Verleih von Medien ermöglichen. Die<br />

Einführungsphase wird voraussichtlich Ende 1996 abgeschlossen sein. Daneben hat das<br />

Medienpädagogische Zentrum vom Institut für Film und Bild in Wissenschaft und<br />

Unterricht (FWU) Unterrichtssoftware in Landeslizenz übernommen und bereitet den<br />

Aufbau einer EDV-gestützten Bilddatenbank für die Sammlung landesbezogener<br />

Fotografie vor. Durch sogenannte Paketmodelle ist in Zusammenarbeit mit kommunalen<br />

Partnern eine ganze Reihe unterschiedlicher schulischer wie außerschulischer<br />

Veranstaltungen zu einzelnen medienbezogenen Themen organisiert worden. Das MPZ<br />

faßt sie unter den Oberbegriff „Medienkulturarbeit“. Neben Begleit- und<br />

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Informationsmaterialien hat das Medienpädagogische Zentrum zu einigen Themen wie<br />

„Schule gegen Gewalt“ und „Suchtprävention“ sogenannte Medienkoffer<br />

zusammengestellt, die den kommunalen Bildstellen der jeweiligen Veranstaltungsorte zur<br />

Verfügung gestellt werden. Zu diesen Veranstaltungen gehören (wandernde)<br />

Fotoausstellungen, aber auch das Kinderfilmfest Brandenburg, mit dem das MPZ im<br />

Sommer/Herbst 1995 zum vierten Mal durch das Land gezogen ist. Rund 13 000<br />

Besucher verfolgten an 13 Spielorten Spielfilme und Kurzfilmprogramme, die unter dem<br />

Motto „Zeitreise durch das Kino“ standen. In diesem Jahr behandelt das Kinderfilmfest das<br />

Thema „Freundschaft“. Mit den gezeigten Filmen, eingerahmt in ein<br />

Aktionsprogramm,sollten, wie es heißt, 5- bis 12jährige Kinder angeregt werden, sich<br />

weitergehend mit dem Medium Film oder den Themen der Filme „auf spielerische Weise<br />

auseinanderzusetzen“. Zudem solle die Öffnung von Schulen in andere Lebensbereiche<br />

unterstützt werden. Seit 1993 führt das MPZ mit der Bundeszentrale für politische Bildung<br />

und anderen Partnern „Kino-Seminare“ an unterschiedlichen Orten Brandenburgs durch.<br />

Hauptzielgruppe sind Jugendliche und junge Erwachsene. Ziel sei es, über das Medium<br />

Film Auseinandersetzungen in Gang zu setzen mit bestimmten gesellschaftlichen<br />

Problemen – etwa dem Drogenkonsum oder der Identitätsfindung Jugendlicher – sowie<br />

mit der filmischen Aufbereitung dieser Probleme. Auch über Video- und Fotowettbewerbe<br />

mit flankierenden Fortbildungsmaßnahmen soll Medienarbeit gefördert werden. So<br />

organisiert das MPZ 1996/97 wieder für Brandenburg den Wettbewerb „Make a video“, der<br />

von der ARD und den Kultus- bzw. Bildungsministerien der Länder unter Beteiligung der<br />

Landesbildstellen veranstaltet wird. Im letzten Jahr waren die Potsdamer<br />

Medienpädagogen außerdem Mitausrichter des bundesweiten Wettbewerbs „Jugend und<br />

Video“, eines Forums für die aktuellen Trends der jungen Videoszene.<br />

Aktive Medienarbeit als Mittel der Verzahnung von Schule und Freizeit<br />

Zu den brandenburgischen Vorzeigeprojekten gehört der Modellversuch der Bund-Länder-<br />

Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) „Aktive Medienarbeit<br />

als Mittel der Verzahnung von Schule und Freizeit“. Der Versuch, getragen vom MPZ, ist<br />

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am 1. Oktober 1994 angelaufen und auf drei Jahre angelegt. Er verbindet an sechs<br />

Standorten je zwei Gesamtschulen, Gymnasien und Realschulen (hier überwiegend die<br />

Sekundarstufe I) mit außerschulischen Institutionen wie Medien-und Kulturwerkstätten,<br />

Lokalsendern oder auch Kreisbildstellen. Verfolgt werden mit dem Versuch – laut<br />

Versuchsfahrplan – folgende Ziele:<br />

• „Etablieren aktiver Medienarbeit in der Schule als Möglichkeit der projektorientierten<br />

Umsetzung alltags- und jugendspezifischer Themenbereiche,<br />

• Erproben unterschiedlicher Kooperationsformen zwischen Schulen und<br />

außerschulischen Partnerinnen und Partnern,<br />

• Bilden lokaler Netzwerke und Teilhabe an lokaler Öffentlichkeit,<br />

• Transparenz der unterschiedlichen Systeme Schule und Jugendhilfe durch<br />

gegenseitiges Kennenlernen und Erfahrungsaustausch der schulischen und<br />

außerschulischen Pädagoginnen und Pädagogen in Fortbildungen und Projekten, Seite<br />

• Wahrnehmung und Sensibilisierung für eine andere Medienbiografie und -soziali-sation<br />

bei Kindern und Jugendlichen heute. Vertieftes Kennenlernen der Freizeit-bedürfnisse<br />

und -themen sowie Probleme der Lebensbewältigung von Kindern und Jugendlichen<br />

außerhalb des Schulalltags,<br />

• Entwicklung von Handreichungen für die medienpädagogische Arbeit.“ Im ersten<br />

Projektjahr wurden den beteiligten Erwachsenen und Schülern grundlegende<br />

Kenntnisse für aktive Videoarbeit vermittelt und erste kleinere Projekte durchgeführt. Im<br />

laufenden zweiten Jahr geht es um „fächerübergreifende Projekte, themenund<br />

genrespezifische Herangehensweisen und die Stabilisierung kooperativer Ansätze<br />

zwischen Schule und Freizeit“. Danach soll die praktische Arbeit auf weitere<br />

Medienbereiche ausgedehnt werden, und die erwähnten „Handreichungen“ für die<br />

Schule und den Freizeitbereich sollen fertiggestellt werden.<br />

Außerschulische Einrichtungen einbezogen<br />

Ein Zwischenbericht über das Projekt (für den Zeitraum 1.10.1994 bis 31.5.1995) liegt vor.<br />

Er gibt einen Einblick in die ersten tastenden Versuche in den beteiligten Städten und<br />

Kreisen. In Potsdam übten sich die Kinder zum Beispiel im Rahmen einer<br />

Zusammenarbeit zwischen einer Gesamtschule und einer in räumlicher Nähe gelegenen<br />

Medienwerkstatt in der künstlerischen Porträtfotografie. Ein Gymnasium in der Kleinstadt<br />

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Angermünde begann eine (wie sich herausstellen sollte, nicht ganz unproblematische)<br />

Zusammenarbeit mit dem dortigen Lokalfernsehen, ebenso mit dem Jugendkulturzentrum.<br />

An einer Gesamtschule der kreisfreien Stadt Frankfurt/Oder, an der sich die<br />

Schulsozialarbeit für die Stützung sozial gefährdeter Jugendlicher einsetzt, liefen<br />

Videoprojekte zur Aufarbeitung von sozialen Problemen (anfangs fast ausschließlich im<br />

außerschulischen Bereich). Die Schüler der Realschule Blumenthal im Kreis Ostprignitz,<br />

in einer sehr ländlichen Gegend, widmeten sich wiederum in einem größeren Videoprojekt<br />

den Auswirkungen des 30jährigen Krieges in der Prignitz. Zu dem Projekt gehörte auch<br />

ein Camp, welches das Jugendamt Neuruppin unterstützte. Das „neuerlich aggressiver<br />

gewordene Verhalten der Schüler/innen“, heißt es im Zwischenbericht, solle „im Spiegel<br />

geschichtlicher Auseinandersetzung aufgearbeitet werden“. Es werde wesentlich sein zu<br />

überprüfen, ob diese Form aktiver Medienarbeit „auf dem Lande“ sich auf das Lern- und<br />

Sozialverhalten der jungen Leute auswirkt. Über das, was sonst noch in Brandenburg<br />

geschieht, informiert der 80seitige MPZ-Wegweiser „Aktive Medienarbeit im Land<br />

Brandenburg – Adressen und praktische Hinweise“. Er bietet unter anderem Anschriften<br />

von einschlägigen Einrichtungen und Verbänden, befaßt sich mit Möglichkeiten der<br />

Förderung von Film- und Videoprojekten und listet Filmfestivals und Wettbewerbe auf.<br />

Außerdem wird über Entstehung und Entwicklung der Medienwerkstatt Quergeist in<br />

Potsdam berichtet, eines Modellprojekts des Landes Brandenburg gegen<br />

Jugendarbeitslosigkeit. Bereits beendet ist das Projekt „Medienpädagogisches Arbeiten<br />

mit Defa-Kinder-und -Jugendfilmen in den 90er Jahren“. Die Idee hierzu entstand im MPZ<br />

und in der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen (HFF). Träger ist der<br />

Filmverband Brandenburg e.V.. Unter der fachlichen Leitung von MPZ und HFF<br />

engagierten sich bundesweit tätige Institutionen wie die Gesellschaft für Medienpädagogik<br />

und Kommunikationskultur (GMK), das Kinder- und Jugendfilmzentrum (KJF) sowie das<br />

Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht. Innerhalb von 18 Monaten<br />

sichtete eine Arbeitsgruppe aus Fachleuten der Kinder- und Jugendarbeit rund 120<br />

ausgewählte Filme. Sie schätzte die Filme aus heutiger Sicht neu ein und sprach<br />

Empfehlungen für deren nichtkommerziellen Einsatz aus. Eine Dokumentation zu diesem<br />

Projekt ist im Frühjahr 1996 erschienen [„Zwischen Marx und Muck: Defa-Filme für<br />

Kinder“, Berlin: Henschel 1996].<br />

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Projekt mit Defa-Kinder- und Jugendfilmen<br />

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Viele Eltern und professionelle Erzieher wissen zu wenig über den Medienkonsum der<br />

nachwachsenden Generation und über medienpädagogische Fragestellungen. Deshalb<br />

konzentriert sich ein junges Brandenburger Schulprojekt mit dem Titel „Medien-<br />

pädagogisches Arbeiten im Vorschul- und Primarbereich“ auf die Beratung von Eltern und<br />

die medienpädagogische Fortbildung von Erziehern und Lehrpersonal. Angestrebt wird<br />

die Entwicklung von „praxisbezogenen Fortbildungsbausteinen“. Der Versuch ist bereits<br />

angelaufen; erste Ergebnisse in schriftlicher Form liegen aber noch nicht vor. Bereits<br />

abgeschlossen ist der BLK-Versuch „Transfer nordrheinwestfälischer<br />

Modellversuchsergebnisse aus dem Bereich der informationstechnologischen Bildung zur<br />

Adaption in Schulen des Landes Brandenburg“. Die landesweite Einführung der<br />

Informations- und Kommunikationstechnischen Grundbildung (IKG) in der Sekundarstufe I<br />

wird zur Zeit im MPZ vorbereitet. Der fragliche BLK-Modellversuch zur IKG, in der<br />

Verantwortung des Pädagogischen Landesinstituts Brandenburg, wurde in der Zeit vom<br />

1.10.1991 bis 30.9.1994 an 10 Brandenburger Schulen durchgeführt (6 Gesamtschulen, 2<br />

Gymnasien, 2 Realschulen). Ziel war es, auf der Grundlage von Erfahrungen aus<br />

Nordrhein-Westfalen eine eigenständige Konzeption für die IKG zu entwickeln. Dabei<br />

wurden im Verlauf des Versuchs unterschiedliche Materialien erstellt:<br />

• ein Rahmenplan für die IKG als fächerübergreifend anzulegender Lernbereich;<br />

• vier Handreichungen zu Themen, die auf der Grundlage dieser Konzeption<br />

Unterrichtsgegenstand sein könnten (Themen „Zeitung“ und „Aktion Fragebogen“ für<br />

den Bereich Standardsysteme und zwei Themen für die Bereiche<br />

Prozeßdatenverarbeitung – „CAD/CAM“ – und Modellbildung/Simulation – „Organische<br />

Systeme“);<br />

• ein Werkstattheft zu den Unterrichtserfahrungen an den Modellversuchsschulen;<br />

• eine Fortbildungskonzeption für die landesweite Qualifizierung von Lehrern und<br />

Lehrerinnen sowie<br />

• eine Konzeption für den Aufbau eines Beratungsnetzes für neue Technologien. Die im<br />

Modellversuch gesammelten Erfahrungen, heißt es im Abschlußbericht, machten<br />

deutlich, daß weitreichende Planungstätigkeiten von den Schulleitungen zu leisten<br />

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seien, um einem flächenübergreifenden und projektorientierten Anspruch gerecht zu<br />

werden. Großen Wert auf den Computer als Arbeitsmittel, zur Unterstützung von<br />

Untersuchungsmethoden und zum Datenaustausch, legt „Globe Germany“. Hierbei<br />

handelt es sich um ein internationales Projekt zur Erforschung der Erdoberfläche und<br />

des erdnahen Raumes mittels Erkundungen durch Schüler und Schülerinnen. Das MPZ<br />

bringt hier aus einem vorangegangenen Projekt („G.R.E.E.N.“, einer<br />

Fließgewässeruntersuchung) bereits Erfahrungen mit.<br />

Offenes Deutsches Schulnetz (ODS)<br />

Möglich waren und sind derlei Forschungen durch den Zugang auch von Branden-burger<br />

Schulen zum Internet bzw. zum Offenen Deutschen Schulnetz (ODS). Bisher sind etwa 20<br />

Brandenburger Schulen an dieses Netz angeschlossen, daneben auch das MPZ und das<br />

Berufsbildungswerk Potsdam. Anträge für das von Bundesbildungsministerium und<br />

Deutscher Telekom AG verantwortete Projekt „Schulen ans Netz“ wurden bereits<br />

eingereicht. Das MPZ verfügt sowohl über Zugänge zum Online-Dienst der Telekom als<br />

auch zu denen des Internet und verfolgt die Entwicklungen in beiden Netzen auch und<br />

gerade im Hinblick auf schulisch relevante Nutzungsmöglichkeiten. So ist eine MPZ-<br />

Mailbox mit Internet-Gateway in Vorbereitung. Schulen und andere kommunale Ein-<br />

richtungen sollen durch sie die Möglichkeit erhalten, Nutzer im ODS zu werden, Kon-takt<br />

zum MPZ zu suchen sowie weltweit Informationen einzuholen und untereinander e-Mail<br />

sowie Neuigkeiten auszutauschen. Neben dem Zugang zum Internet soll die Mailbox noch<br />

spezielle Dienste anbieten, etwa ein Informationsbrett über das MPZ. Der Arbeitstitel<br />

„Netpol-Brandenburg 2045“ steht für ein in Planung befindliches Pilotprojekt, das<br />

gemeinsam von der brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung und dem<br />

MPZ konzipiert wurde. Es will durch den Aufbau eines multimedialen Netzwerkes/Online-<br />

Dienstes im Land Brandenburg neue Wege des Zugangs von Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen zu Themen politisch-historischer Bildung erproben. Thematisch konzentriert<br />

sich das Vorhaben zunächst auf folgende Bereiche: Nationalsozialismus, Antisemitismus,<br />

Rechtsextremismus, Gewalt, Rassimus, Menschenrechte und Toleranz. Netpol soll es den<br />

Nutzern ermöglichen,<br />

• sich über die genannten Themenbereiche fundiert zu informieren,<br />

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• sich spielerischlernend mit den damit in Verbindung stehenden Aspekten auseinanderzusetzen<br />

(mittels Computerspielen etc.),<br />

• über aktuelle Veranstaltungs bzw. Medienangebote, Initiativen etc. in Kenntnis gesetzt<br />

zu werden,<br />

• selbst Daten zu er- und bearbeiten,<br />

• über nationale und internationale Datennetze Kontakte zu anderen Gruppen und<br />

Institutionen aufzubauen und<br />

• letztlich persönliche Kontakte zu den Datenabsendern zu knüpfen (Schulpartnerschaften<br />

mit Israel und ähnliches).<br />

Eine erfolgreiche Medienerziehung in der Schule setzt vor allem gut ausgebildete Lehrer<br />

voraus. Zu diesem Zweck bereitet das MPZ derzeit in Absprache mit einem Referat des<br />

Brandenburger Bildungsministeriums und einzelnen Studienseminaren eine Konzeption<br />

für medienpädagogische Inhalte in der Ausbildung von Referendaren und<br />

Referendarinnen im Rahmen der Haupt- und Fachseminare vor. Angestrebt ist ein<br />

„Baukastensystem“, das neben einem obligatorischen Minimalprogramm Erweite-<br />

rungsmöglichkeiten mit fachlichen wie pädagogischen Schwerpunkten zuläßt. Die<br />

Konzeption hierzu liegt im Entwurf bereits vor, soll jedoch noch stärker auf die neuen<br />

Technologien abgestimmt werden. Sie stellt die Medienerziehung in den Vordergrund, die,<br />

wie es heißt, in der Lehrerausbildung der ehemaligen DDR „ein Tabu“ gewesen sei.<br />

Mediendidaktik sei demgegenüber durchaus in bestimmtem, wenn auch nur geringem<br />

Umfang gelehrt worden. Schon jetzt und auch weiterhin werden mit verschiedenen<br />

Studienseminaren medienpädagogische Wochen zur „Aktiven Medienarbeit“ durchgeführt.<br />

Daneben bietet das MPZ ein „Qualifizierungsprogramm für Moderatorinnen und<br />

Moderatoren für Medienpädagogik“ an. Dies sind Lehrkräfte, die im Rahmen der<br />

dezentralen Fortbildung für die Beratung von Lehrern und Schulen sowie für die Mitarbeit<br />

bei der Evaluierung und Überarbeitung der vorläufigen Rahmenpläne eingesetzt werden.<br />

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„Medienpädagogische Bausteine“ für Lehrerausbildung<br />

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Die geltenden brandenburgischen Rahmenlehrpläne stammen zumeist von Anfang der<br />

90er Jahre. Gegenwärtig wird, wie gesagt, an einem Konzept für deren Evaluierung<br />

gearbeitet. Das heißt, es soll überprüft werden, wie gut sich die Pläne in der Praxis<br />

bewährt haben. Die Rahmenpläne enthalten, wie in anderen Bundesländern auch, viel-<br />

fältige Anknüpfungspunkte für ein mögliches medienpädagogisches Arbeiten mit den<br />

Kindern und Jugendlichen. Zum Beispiel sieht das Fach Politische Bildung als „Qualifi-<br />

kationen“ vor, „Kommunikation und Kommunikationsmittel als wichtigen Faktor beim<br />

demokratischen Umbau in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu verstehen, Motive,<br />

Interessen und Machtgefälle zu prüfen und Teilnahmechancen wahrzunehmen“. Als ein<br />

„Schlüsselproblem“ in den vier „Lernfeldern“ „Gesellschaft“, „Wirtschaft“, „Demokra-tie“<br />

und „Die Eine Welt“ gilt die „politische Kontrolle gegen Informations- und Daten-<br />

monopolisierung (Gefährdung politischer und kultureller Identität durch Informations-<br />

technologien und Massenmedien)“. Aktiv mit Medien umgehen sollen die Kinder und<br />

Jugendlichen zum Beispiel in den Fächern Politische Bildung, Kunst, Musik, Darstel-<br />

lendes Spiel oder Lebensgestaltung-Ethik-Religion (LER). So wird für den politisch-<br />

sozialwissenschaftlichen Unterricht der Sekundarstufe II das Herstellen von Flugblät-tern<br />

und Plakaten, Fotografien und Grafiken, Zeitungen (Zeitungsartikeln) und Radio-<br />

sendungen, Hörspielen und (Video-)Filmen als sinnvoll erachtet. Dabei müßten die<br />

Produktion von Medien und deren Analyse „eng miteinander verknüpft sein“, heißt es. Das<br />

größte Problem für eine Ausdehnung der aktiven Medienarbeit, so gesteht eine<br />

Pressemitteilung des Bildungsministeriums (vom 28.8.1995), liege derzeit im (Nicht-)<br />

Vorhandensein der technischen Voraussetzungen. Viele Schulen verfügten zwar inzwi-<br />

schen beispielsweise über einen Videorecorder. Videokameras seien hingegen selten.<br />

Allein die einfachste Videoausstattung (ein Camcorder S-VHS, ein Videorecorder S-VHS,<br />

ein Monitor/Fernsehapparat nebst Zubehör) kosteten schließlich, rechnet das Ministerium<br />

vor, schon rund 10 000 DM. Ein System gehobener Qualität, das zusätz-lich an zentralen<br />

Orten (Bildstellen, Medienzentren) installiert werden sollte, käme auf 25 000 DM. Zur<br />

technischen Ausstattung der rund 1200 brandenburgischen Schulen hat das MPZ im<br />

Herbst 1995 eine Umfrage gestartet. Deren Ergebnisse liegen inzwi-schen vor, sind<br />

allerdings noch nicht veröffentlicht. (FK 39/96)<br />

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VI. Bremen:<br />

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Allerlei Schulversuche Im kleinen nördlichen Bundesland Bremen laufen gerade, auf der<br />

Grundlage eines neuen Schulgesetzes, die Vorbereitungen zur Gründung des<br />

„Landesinstituts für Schule der Freien Hansestadt Bremen“ (LIS), eine Zusammenführung<br />

von unterschiedlichen pädagogischen Dienststellen und Funktionen. Den Kern bildet das<br />

bisherige bremische Lehreraus- und -fortbildungsinstitut Wissenschaftliches Institut für<br />

Schulpraxis (WIS). Integriert wurden außerdem die Landesbildstelle, der<br />

Schulpsychologische Dienst, eine Gruppe von „Schulentwicklungsmoderatoren“, die<br />

Personalentwicklung an Schulen, die Schulbuchzulassung sowie die Handlungsfelder des<br />

bisherigen Referats Lernplanung (u.a. Rahmenpläne, Schulbegleitforschung,<br />

Modellversuche, Unterrichtsversuche). Der Vorschlag zur Gründung des neuen Instituts<br />

geht im wesentlichen auf eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des Senators für Bildung,<br />

Wissenschaft, Kunst und Sport (SfBWKuS), des Schulamts Bremerhaven und der<br />

Unterstützungseinrichtungen des bremischen Schulwesens zurück. Das LIS wird seine<br />

Arbeit voraussichtlich am 1. Oktober 1997 beginnen. Als sein Direktor vorgesehen ist der<br />

Leiter des bisherigen WIS, Wolff Fleischer-Bickmann.<br />

Neues Landesinstitut<br />

Dem neuen Landesinstitut obliegen u.a. die Aus-, Fort- und Weiterbildung des schulischen<br />

Personals; die Beratung, Begleitung und Unterstützung der Schulentwicklung der<br />

einzelnen Schulen; die Betreuung von Modellversuchen und die Koordination der<br />

wissenschaftlichen Begleitung; Rahmenpläne, Handreichungen, Materialien und<br />

Schulbuchzulassung; die medienpädagogische und -technische Beratung und<br />

Unterstützung der Schulen und ihrer Partner sowie das Angebot von zentralen<br />

Dienstleistungen wie medientechnische Dienstleistungen, Bereitstellung von Medien und<br />

Medientechnik. Es wird in insgesamt fünf Abteilungen gegliedert sein:<br />

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1. Curriculum-Entwicklung und Innovationsförderung,<br />

2. .Fortbildung, Unterstützung und Personalentwicklung,<br />

3. Medien/Landesbildstelle,<br />

4. Schulpsychologische Dienste,<br />

5. Ausbildung und Weiterbildung.<br />

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Die Entscheidung, ein integriertes Unterstützungssystem für die Bremer Schulen zu<br />

gründen, erläutert Wolff Fleischer-Bickmann, gehe wesentlich auf eine Einsicht zurück, die<br />

mit der grundlegenden Organisationsreform der Schulverwaltung zu tun habe und dann<br />

von der Deputation für Bildung beschlossen worden sei. Die Argumentationskette laute,<br />

verkürzt: Eine Schullandschaft, die durch ein hohes Maß an Eigenständigkeit der<br />

einzelnen Schule geprägt sei, erfordere eine schlanke Schulverwaltung mit hoher<br />

Kundenorientierung. Dies wiederum mache eine erhebliche Reduzierung von Aufgaben<br />

und eine Ausgliederung von Unterstützungsleistungen nötig. Zugleich verlange die<br />

Realisierung „autonomer Schulen“ den Aufbau eines nachfrageorientierten und Impulse<br />

vermittelnden Unterstützungssystems. Auch auf oberster politischer Ebene ist die<br />

Erkenntnis gewachsen, daß der Bildungsbereich technisch aufgerüstet werden muß. In<br />

einer Antwort des Senats vom 17. April 1996 auf eine Große Anfrage der SPD zum<br />

Thema „Chancen und Auswirkungen der neuen Informationstechnologie (Multimedia)“<br />

propagiert der Senat den geplanten Aufbau eines Landesweiten Integrierten Netzwerk-<br />

und Datenverbunds (Linda) für Schule und Schulverwaltung beim Senator für Bildung,<br />

Wissenschaft, Kunst und Sport (vgl. dazu weiter unten). Gleichzeitig bescheinigt er<br />

Bremen einen „bundesweit anerkannt hohen Entwicklungsstand im Bereich neuer<br />

Medien“. Lernplanung zur informationstechnischen Bildung, die Unterstützung in Schulen<br />

und Begleitung der Lehrkräfte durch die Bremer Landesbildstelle bzw. Bremerhavener<br />

Stadtbildstelle sowie die Lehrerfortbildung hätten dazu geführt, daß „flächendeckend der<br />

Einsatz von informationstechnischer Bildung abgesichert werden konnte“. Zudem verweist<br />

der Senat auf eine Reihe von Modellversuchen und Projekte der Schulbegleitforschung.<br />

[Drucksache 14/268 vom 17.4.1996]<br />

60


Aufbruch<br />

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Wie in anderen Ländern wird in Bremen daran gearbeitet, die Defizite der älteren ab 1973<br />

entstandenen Lehrplan-Generation aufzuarbeiten. Barbara Eschenauer hatte diese ältere<br />

Lehrplan-Generation in der 1989 erschienenen Studie „Medienpädagogik in den<br />

Lehrplänen“ wie folgt beschrieben: Ort der Medienpädagogik seien in Bremen die<br />

Sekundarstufe I und das Fach Kunst. Dabei solle die ästhetisch-produktive Kompetenz mit<br />

gesellschaftskritischen Fähigkeiten verbunden sein. Zwischen den Schulformen der<br />

Sekundarstufe I gebe es kaum Unterschiede. Die Lehrpläne seien „sehr praxisorientiert“<br />

und enthielten „viele detaillierte Anregungen für Unterrichtsvorhaben“. Sie zeigten „einen<br />

aufklärerischen Anspruch bezüglich der Objektivität im Prozeß der Meinungsbildung, der<br />

selektiven Wahrnehmung auf seiten der Medien bzw. der Journalisten und der<br />

Rezipienten“. Zugleich äußerte sich Barbara Eschenauer skeptisch dazu, ob die<br />

Vorschläge vor allem im Bereich der audiovisuellen Medien im Unterricht auch<br />

durchgeführt werden könnten, ob immer die erforderlichen Geräte vorhanden seien. Im<br />

Rahmen der Lernertragsbeschreibungen würden in den bremischen Lehrplänen häufig<br />

medienpädagogische Aspekte angesprochen. [Barbara Eschenauer: Medienpädagogik in<br />

den Lehrplänen. Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung 1989.] Keine schlechte Leistung<br />

– zumindest auf dem Papier. Dennoch ist nach Meinung von Fachleuten in praxi eine<br />

Intensivierung der Medienerziehung in den Bremer Schulen unumgänglich, auch um zu<br />

verhindern, daß Medienerziehung weitgehend ins Belieben der einzelnen Lehrkraft bzw.<br />

des einzelnen Lehrerkollegiums gestellt bleibt. Nach Angaben des Leiters der bisherigen<br />

Landesbildstelle, Rudolf Geisler, bereiten derzeit mehrere behördlich genehmigte<br />

Unterrichtsversuche zur Medienpädagogik Lehrplanarbeit vor. So sei vorgesehen, zwei<br />

Lehrplangruppen ab September 1997 damit zu beauftragen, Rahmencurricula für die<br />

Bereiche<br />

• Medienerziehung (Schwerpunkt Sekundarstufe I) und<br />

• Informationstechnische Grundbildung (Schwerpunkt 7./8. Schuljahr)<br />

zu entwickeln. Der letzte Lehrplan zur Informationstechnischen Grundbildung wurde 1994<br />

veröffentlicht. Er soll angesichts der Multimedia-Entwicklung überarbeitet wer-den. Das<br />

zuständige Medienreferat des Bildungssenators (d.h. Rudolf Geisler) hatte bereits im<br />

61


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Frühjahr vergangenen Jahres eine Darstellung zum Stand der Medien-pädagogik in<br />

Bremen verfaßt, die bisher jedoch noch nicht veröffentlicht ist. Der Sach-bericht war als<br />

Vorlage für die Deputation für Bildung der Bürgerschaft vorgesehen, ist aber bisher nicht<br />

behandelt worden. Die Landesbildstelle fertigte in der Vergangenheit vereinzelt<br />

„Handreichungen zur Medienpädagogik“ für die Schulen an – etwa die ab Sommer 1993<br />

entstandene Reihe „Kinder, Jugendliche und Medien“ – bzw. greift das Thema<br />

Medienpädagogik in den zweimal jährlich erscheinenden „Medienlehrer-Informationen“<br />

auf. Daneben gehören natürlich auch der Mitschnitt, Umschnitt und Verleih von<br />

Schulfernsehsendungen zum Aufgabengebiet der Medienfachleute. Zur Beratung der<br />

Mediennutzer steht u.a. das „Medieninformationssystem“ (MIS) bereit.<br />

ITB und Linda<br />

Zudem ist in der Landesbildstelle eine Arbeitsgruppe „Informationstechnische Bildung<br />

(ITB)/Neue Technologien“ aktiv. Sie unterstützt die bremischen Schulen und kooperiert<br />

mit der Lehrerfortbildung sowie der für Datenverarbeitung zuständigen Stelle beim<br />

Senator für Bildung, Wissenschaft, Kunst und Sport. Die Arbeitsgruppe ITB wurde 1990<br />

eingerichtet, als in Bremen im Rahmen der Einführung der Informationstechnischen<br />

Grundbildung (ITG) alle Schulen der Sekundarstufe I mit Computern ausgestattet wurden.<br />

Sie besteht zur Zeit aus 12 Lehrerinnen und Lehrern, die für die zusätzliche Arbeit mit 4<br />

bis 6 Stunden vom Unterricht befreit werden, und ihrem Leiter Michael Plehnert. Die<br />

Arbeitsgruppe ITB beschäftigt sich momentan mit Internet-Erprobungen in der<br />

Sekundarstufe I verschiedener Schulen. Außerdem findet in einer Schule ein Inter-<br />

netprojekt „Spurensuche“ statt: Hier geht es um die Suchmöglichkeiten innerhalb von<br />

World-Wide-Web-Seiten. Generell gehören zum Arbeitsbereich der ITBler Unterstüt-<br />

zungsleistungen und Erprobungen zu Multimedia und Telekommunikation (neben dem<br />

Internet UNI, T-Online, e-mail), Hilfe bei den Projekten von „Schulen ans Netz“, die<br />

Betreuung des Projektes „Sokrates“, eines aus EU-Mitteln geförderter Projektbereichs zur<br />

Integration Neuer Medien in den Unterricht an allgemeinbildenden Schulen, hinsichtlich<br />

der Telekommunikation und ähnliches. Beim Schulsenator ist auch die Einführung von<br />

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„Linda“ (Abkürzung für: Landesweiter Integrierter Netzwerk- und Datenverbund) in<br />

Vorbereitung. Linda ist ein virtueller Kommunikationsraum sowohl für die Schule als auch<br />

für die Schulverwaltung. Der künftige Verbund soll den Anforderungen des pädagogischen<br />

Umfeldes gerecht werden wie auch denen der (Schul-)Verwaltungsreform, die Ende 1992<br />

mit der Koalitionsvereinbarung zwischen SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen in Gang<br />

gesetzt wurde. Den Schulen werden damit, verspricht Peter Hinze vom<br />

Bildungsministerium, in der Zielperspektive vielfältige Möglichkeiten eröffnet, so die<br />

Kommunikation mit Nachbarschulen und europäischen Partnerschulen, Online-Dienst-<br />

Nutzung zur Informationsbeschaffung, Nutzung von Bibliotheks- und Ausleihdiensten,<br />

Kontakte mit regionalen Wirtschaftspartnern und Einsatz von Videokonferenzsystemen.<br />

Mitte Juni 1997 war der Stand von Linda – bezogen auf den pädagogischen Bereich – der<br />

folgende: Nach der Installation der dezentralen Router soll der Aufbau der zentralen<br />

Infrastruktur in den Sommerferien erfolgen. (Router sind „Wegweiser“ durch zu einem<br />

Weitbereichsnetz miteinander verbundene lokale Netze.) Zum Schuljahresbeginn 1997/98<br />

werden dann voraussichtlich alle Schulen des Sekundarbereiches I und II auch in der<br />

Stadtgemeinde Bremen zu einem Intranet zusammengeschlossen sein. Der Aufbau der<br />

entsprechenden Einrichtungen in Bremerhaven ist bereits abgeschlossen. Die<br />

Einbeziehung der Schulverwaltungen wird aufgrund der besonderen Problematik<br />

(Mitbestimmung, Datenschutz etc.) noch einige Zeit beanspruchen. Im Rahmen des<br />

Linda-Konzeptes, so Peter Hinze, stelle die Aktion „Schulen ans Netz“ einen wichtigen,<br />

aber kleinen Teilbereich dar. Der Aufbau eines komplexen Intranet sei seiner<br />

Einschätzung nach „für die Kooperation der Schulen bedeutsamer als der bislang<br />

didaktisch-methodisch noch unzureichend bearbeitete pädagogische Nutzwert des World<br />

Wide Web“. Das bremische Intranet sei allerdings über das Landesbreitbandnetz an das<br />

Netz des DFN (Förderverein des Deutschen Forschungsnetzes in Berlin) angeschlossen<br />

und ermögliche es allen beteiligten Schulen, im Netz zu „surfen“. Im Haushalt des<br />

Schulsenators wurden für 1997 insgesamt 240 000 DM veranschlagt, um u.a. Linda zu<br />

realisieren. Aus dem bundesweiten Projekt „Schulen ans Netz“ (SAN) stehen den Bremer<br />

Schulen jährlich ca. 60 000 DM als Förderbetrag zur Verfügung. Als Einstiegsprojekte im<br />

Schuljahr 1996/97 vorgesehen sind ein ISDN-Anschluß für alle Schulen der<br />

Sekundarstufen I und II, z.T. auch für Schulen anderer Schulstufen.<br />

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Modellversuche:Videoarbeit<br />

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Von Juli 1990 bis Juni 1993 fand in Bremen der Versuch der Bund-Länder-Kom-mission<br />

für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) „Verbindung schulischer mit<br />

außerschulischer Medienarbeit im musischkulturellen Bereich“ statt. Beantwortet werden<br />

sollten damit Fragen wie diese: „Inwieweit läßt sich Schule durch kreative Medienarbeit<br />

nach innen und außen öffnen? Wie weit erweist sich die stadtteilbezogene<br />

Zusammenarbeit zwischen Schule und außerschulischer Jugend- und Kultur-arbeit bei der<br />

Entwicklung kreativer Medienarbeit als sinnvoll? Welche technische und personelle<br />

Ausstattung ist auf den einzelnen Ebenen erforderlich? Wie können Jugendliche durch die<br />

Arbeit mit Medien ästhetisch-kommunikative Kompetenz und Teamfähigkeit erwerben?“<br />

Der Modellversuch bestand aus vier Teilprojekten an vier Schulzentren/-verbünden mit<br />

verschiedenen Schwerpunkten. Im Teilprojekt 1 ging es darum, die größten teils in<br />

schulischen Kursen betriebene Videoarbeit quantitativ und qualitativ zu erweitern und zu<br />

einer in die Freizeit reichenden Aktivität in und außerhalb der Schule zu entwickeln. Die<br />

Teilprojekte 2 und 4 wählten den Weg der Zusammenarbeit mit anderen Ein-richtungen,<br />

um die Schule vor allem nach außen zu öffnen. Anliegen von Teilprojekt 3 war es,<br />

ausländischen Schülerinnen und Schülern, vor allem türkischen Mädchen, „die Chance zu<br />

geben, in der Videoarbeit ihre Probleme zu bearbeiten“. Die Spannbreite der<br />

Organisationsformen reichte von Klassenverbänden, Videokursen im Wahlpflichtunterricht<br />

über Projektwochen und Arbeitsgemeinschaften bis zu selbstorganisierten Gruppen und<br />

einzelnen Jugendlichen, die die vorhandene Videotechnik auch bei eigenen Vorhaben in<br />

ihrer Freizeit einsetzten. Der Abschlußbericht von 1993 zieht u.a. den Schluß, was<br />

Schüler aus der Schule treibe, seien einengende Bedingungen oder<br />

Verschulungstendenzen in der Videoarbeit. Deshalb solle die Schule „ihren<br />

Öffnungsprozeß konsequent fortsetzen und die Jugendlichen bei ihrem Bestreben nach<br />

besseren Arbeitsmöglichkeiten – innerhalb und außerhalb der Schule – unterstützen.“<br />

Auch sei die Arbeit ohne eine kompetente verantwortliche Lehrkraft nicht durchführbar.<br />

Auch der Schule kämen die außerhalb des herkömmlichen Schulbetriebs stattfindenden<br />

Videoaktivitäten zugute. So wollten immer mehr Schüler Videoreferate für einzelne<br />

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Unterrichtsfächer anfertigen. Medienerziehung in der Schule, heißt es, sei notwendiger<br />

denn je, dürfe sich aber nicht auf den Unterricht beschränken. Vielmehr müsse Schule<br />

auch freie und selbstbestimmte Arbeitsformen aufnehmen. In Bremen-Nord ist aus dem<br />

beschriebenen Modellversuch der Verein „Erstes Lesumer Fernsehen“ (E.L.F.)<br />

hervorgegangen.<br />

Computerspiele<br />

Noch nicht beendet ist der Bremer BLK-Modellversuch „Computerspiele – spielerische<br />

und kreative Computeranwendungen für Kinder und Jugendliche“. Er läuft vom 1.<br />

September 1994 bis 31. August 1997 an verschiedenen Schulen und dem Medienzentrum<br />

Walle der Landesbildstelle. Schülern und Schülerinnen wird hier Gelegenheit geboten, im<br />

Klassenverband, in frei gewählten Arbeitsgemeinschaften oder in der Mittagsfreizeit bzw.<br />

in Freistunden der beteiligten Gesamtschule an Konsolen und Computern mit Spiele-<br />

Software zu spielen oder mit Hilfe von Computern und teilweise Videokameras eigene<br />

Spiele oder Multimedia-Produktionen zu gestalten. Untersucht werden soll vor allem,<br />

inwieweit sich Bildschirmspiele in schulischen Prozessen für Lehrer und Schüler sinnvoll<br />

einsetzen lassen, zum Beispiel zur Verbesserung der Lernsituation des einzelnen bzw.<br />

der Gruppe oder auch zur kreativen Gestaltung eigener Ideen und Anliegen. Im 1996<br />

veröffentlichten 2. Zwischenbericht zum Modellversuch wird u.a. als Eindruck<br />

festgehalten, „daß Bildschirmspiele, so wie wir sie bis jetzt eingesetzt haben,<br />

Kommunikation und Kooperation sowie partnerbezogenes Verhalten fördern“. Allerdings<br />

gewährleiste der Einsatz der Spiele nicht immer ein ungetrübtes harmonisches<br />

Miteinander. So gestaltete sich die Zusammenarbeit von Grundschülern beim ersten<br />

Multimedia-Projekt, bei dem jeweils zwei Kinder an einem Computer arbeiten mußten, vor<br />

allem in der Anfangsphase etwas schwieriger. Im Laufe der Zeit, so der verantwortliche<br />

Lehrer, hätten dann aber fast alle Kinder zu zweit am Gerät gesessen und sich<br />

gegenseitig geholfen. Förderlich und für die Kinder motivierend sind nach den ersten<br />

Erfahrungen Lehrer als Bewunderer ihrer Spielerfolge, vor allem aber auch als Mitspieler.<br />

Jungen sprachen tendenziell stärker auf die (z.T. oberflächlich brutalen) Spiele an als<br />

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Mädchen. Leistungsbereitere Schüler wurden allem Anschein nach in ihrer Lernmotivation<br />

und ihrem Interesse an Schule gestärkt. Einige Kinder machten die Computerspiele<br />

kreativ. Zum Teil dienten diese auch dazu, aggressive Impulse auszuleben. Ein weiteres<br />

ganz wichtiges Ergebnis lautet: In Verbindung mit pädagogischem Engagement der<br />

Lehrkraft kann der Einsatz von Computerspielen helfen, das Lern-und Sozialklima in einer<br />

Klasse merklich zu verbessern sowie ihr Zusammengehörigkeitsgefühl und<br />

Selbstbewußtsein zu stärken. Im laufenden dritten Jahr des Modellversuchs stehen u.a.<br />

der kritische Umgang mit Computerspielen sowie das Thema „Arbeiten mit Multimedia<br />

und Überwindung der Selbstbezogenheit“ auf der Tagesordnung.<br />

Medienerziehung in der Oberstufe und an beruflichen Schulen<br />

Erst im September 1996 hat, ebenfalls unter der Ägide der BLK, ein weiteres bremisches<br />

Projekt begonnen: „Medienerziehung in der Gymnasialen Oberstufe“ (der Sekundarstufe<br />

II). Es ist darauf ausgerichtet, auf der Grundlage des BLK-Orientierungsrahmens zur<br />

Medienerziehung in der Schule verschiedene Möglichkeiten der Medienerziehung in der<br />

gymnasialen Oberstufe zu erproben. Dazu gehört ein Grundkurs „Medien“ als<br />

eigenständiges Fach in einem Konzept zukünftiger Medienerziehung im Vergleich mit<br />

bzw. als Ergänzung zu Medienerziehung unter Berücksichtigung fächerübergreifender<br />

Fragestellungen in Kursen. Herausgefunden werden soll so einerseits, welche Inhalte und<br />

Arbeitsweisen ein Grundkurs „Medien“ vermitteln kann und ob eine Aufnahme eines<br />

solchen „Faches“ in den Fächerkanon sinnvoll ist, und andererseits, wie man<br />

Medienerziehung in die allgemeinbildenden Fächer der gymnasialen Oberstufe integrieren<br />

kann. Der Modellversuch wird am Schulzentrum Am Rübekamp durchgeführt. In<br />

Zusammenarbeit mit dem Land Brandenburg erfolgt die Erweiterung auf einen<br />

Leistungskurs. Ebenfalls im letzten Jahr begonnen hat am Schulzentrum Utbremen der<br />

Modellversuch „Berufliche Bildung und internationale Datennetze“. In diesem Vorhaben<br />

soll unter anderem untersucht werden, welche neuen internationalen Kommunikations-und<br />

Austauschstrukturen sich für die Berufsbildung durch die Nutzung von Datennetzen<br />

realisieren lassen und inwieweit das Fremdsprachenlernen in diesem Zusammenhang<br />

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gefördert werden kann. Die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und<br />

Forschungsförderung hat kürzlich entschieden, daß auch der Modellversuch „Interaktives<br />

Lernen in multimedialen Qualifizierungssystemen“ ab 1.9.1997 in die Förderung<br />

aufgenommen wird. Sein zentrales Anliegen ist die Frage, inwieweit vernetzte<br />

Computersysteme als Werkzeug und als Medium „die Umsetzung handlungs- und<br />

projektorientierter Lernkon-zepte effektiv unterstützen und interaktives Lernen in<br />

multimedialen Lernumgebungen ermöglichen können“. Schon älter, d.h. von Ende der<br />

80er Jahre, sind Versuche zum Computereinsatz im Physikunterricht der gymnasialen<br />

Oberstufe bzw. zum Com-putereinsatz an hauswirtschaftlichen Berufs(fach)schulen. In<br />

der ersten Hälfte der 90er Jahre wurden außerdem mit Hilfe der BLK hypermediagestützte<br />

Simulationssysteme für berufliche Schulen getestet. All diese Thematiken belegen einmal<br />

mehr, daß in Deutschland und auch in Bremen seit Mitte der 80er Jahre das Interesse an<br />

schuli-schen Modellversuchen zu neuen Technologien gewachsen ist. An einem weiteren<br />

Schulzentrum (Horn) steht das Thema „Medienerziehung in der kaufmännischen<br />

Berufsausbildung“ auf der Tagesordnung. Daneben laufen im Schuljahr 1996/97 an<br />

einzelnen Schulen noch einige kleinere Unterrichtsversuche mit digitaler Fotographie,<br />

einer elektronischen Mädchenzeitung, spielerischen Multimediaanwendungen und dem<br />

Internet im Sprachunterricht. Noch weitere Vorhaben sind gegenwärtig in verschiedenen<br />

Schulen der Sekundarstufe I und II in der Entwicklung und wollen später Fördermittel im<br />

Rahmen der Schulbegleitforschung, des Projektes „Schulen ans Netz“ und von<br />

Programmen der Europäischen Union beantragen. Zur Zeit laufen bereits der Versuch<br />

„Computer in Arbeitsumgebungen für offenen Unterricht“ (CiaO), in dem an 8 Grund- und<br />

Sonder-schulen modellhaft Einsatzmöglichkeiten für Computer erprobt werden, ein Projekt<br />

„email im Fremdsprachenunterricht“ und ein Projekt „e-mail für Mädchen“. Bereits<br />

abgeschlossen ist das Projekt „Kommunikation ÜberAll“.<br />

Zwei Medienzentren<br />

Daneben verweist die Landesbildstelle auf eine „erfolgreiche Zusammenarbeit“ ihrer<br />

Studios im Medienzentrum Walle, dem „Schülerstudio Null Satt“ (Schwerpunkt: Video und<br />

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zunehmend Multimedia, Engagement beim Wettbewerb „Make a Video“) und dem<br />

„Stadtstudio Radio 46“, sowie dem Offenen Kanal Bremen und Bremerhaven. Letzterer<br />

strahlt auch die in der Landesbildstelle erstellten „Videoberichte Pädagogik“ bzw.<br />

„Videomagazine Pädagogik“ mit Dokumentationen aus bremischen Schulen aus. Das<br />

„Radio 46“ (donnerstags von 17.00 bis 21.00 Uhr auf UKW 92,5 und im Kabel auf 101,85)<br />

ist aus dem Modellversuch „Offenes Radio“ von Radio Bremen hervorgegangen und<br />

betreibt seit 1989 eine kontinuierliche Radioarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Unter<br />

fachkundiger Anleitung mit Studios, aktuellster Radiotechnik und Seminarräumen<br />

ermöglichen die Verantwortlichen Wahlpflichtunterricht, Arbeitsgemeinschaften,<br />

Kursangebote für die gymnasiale Oberstufe, schulische Modellversuche sowie<br />

Pausenradios und sprechen auch Erwachsene, etwa Hoch- und Fachhochschüler, an. Für<br />

den Bundesmodellversuch für einen „Grundkurs Medien“ in der gymnasialen Oberstufe<br />

(siehe oben) stellt das Stadtstudio die Planung und praktischen Voraussetzungen für die<br />

Durchführung bereit. Das Studio Null Satt registrierte 1996 durchschnittlich 17<br />

verschiedene Gruppen mit mehreren Terminen pro Monat, 19 freie Schülergruppen, 23<br />

Schulen als Nutzer, 5 Ferienaktionen in den Sommerferien und 102 Termine in den<br />

Bereichen Lehrerfort-und -ausbildung/technische Einweisung/Beratung. Das Studio mit<br />

seinen beiden Schnitträumen und dem Computerraum war im vergangen Jahr wieder<br />

völlig ausgelastet, mit bedingt durch die Organisation des europäischen<br />

Schülerwettbewerbs „Make a Video“. An diesem Wettbewerb nahmen insgesamt 41<br />

Schülerfilme teil, die zu vier Fünfteln im Null Satt Studio produziert worden waren. Zu den<br />

Multimediaaktivitäten gab es auf der Cebit Home und beim Rundfunkkongreß der BLM in<br />

München Präsentationen bzw. Workshops. Beteiligt ist man weiterhin an zwei BLK-<br />

Modellversuchen. Für die Zukunft hat man sich die Weiterentwicklung „sinnvoller Internet-<br />

Projekte“, die Anpassung bzw. allmähliche Umstellung der Videoprojekte und -techniken<br />

auf digitale Arbeitsmethoden sowie die Fortführung von Multimedia- Projekten und CD-<br />

Produktion vorgenommen. Zur Medienarbeit der Landesbildstelle rechnen weiter das<br />

Medienzentrum Nord, das Anfang 1996 eröffnet worden ist und wo sich Multimedia-<br />

Produktionen und ein Internet-Studie im Aufbau befinden, und die Arbeitsstelle ITB (siehe<br />

dazu oben). Kooperiert wird mit der Stadtbildstelle Bremerhaven sowie der<br />

Stadtteilbibliothek Huchting. Das seit Januar 1996 bestehende Internet-Café im<br />

Medienzentrum Walle war das erste seiner Art in Bremen.<br />

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Projekte in Bremerhaven<br />

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Die Stadtbildstelle Bremerhaven hat über ABM zwei erfahrene Videofilmer einstellen<br />

können. Sie sollen den Schulen u.a. im Bereich der Videoarbeit bei Planung, Durch-<br />

führung und Auswertung von Projekten zur Seite stehen. Der Stadtbildstelle schwebt<br />

dabei nach den Worten ihres Leiters Hans Winkler vor, an zwei Schulen sogenannte<br />

Stützpunkte für aktive Videoarbeit einzurichten. Zu diesem Zweck bildet eine der ABM-<br />

Kräfte seit Mai 1997 an einer der beiden beteiligten Schulen nachmittags „Film-<br />

produktionsgruppen“ aus. Vorbereitet werden soll so ein monatliches Magazin, das später<br />

möglicherweise im Offenen Kanal gesendet werden könnte. Die technischen Ressourcen<br />

stellt die Stadtbildstelle bereit. Weitere Projekte sind in Arbeit. Zu ihnen zählt das<br />

Vorhaben „Infrastrukturbeitrag der Stadtbildstelle bezüglich der Schaffung von Zugängen<br />

zum Internet“, bei dem die Hochschule Bremerhaven mitmacht. Eine andere Projektidee<br />

besteht darin, verstärkt „Computer im Offenen Unterricht der Primarstufe“ einzusetzen.<br />

Neuerdings arbeitet die Bildstelle eng mit dem benachbarten Lehrerfortbildungsinstitut<br />

(LFI) zusammen. Räumliches und organisatorisches Zentrum ist hierfür die<br />

„Pädagogische Arbeitsstelle“. In deren Räumen finden sich ein Projektbüro, in dem sich<br />

Lehrkräfte, auch per Mail-Box, informieren können, eine Lernwerkstatt für Lehrer und ein<br />

Zeitschriftencafé. Zu den Plänen der Bremerhavener Stadtbildstelle gehört fer-ner eine<br />

Maßnahme zur Lehrerfortbildung mit dem Titel „Möglichkeiten der Nutzung von<br />

Datenfernübertragung für unterrichtliche Projekte“. Daneben wollen die Fachleute mit<br />

einem Projekt die „Informationstechnologische Grundbildung an der Gymnasialen<br />

Oberstufe“ verbessern. Stichworte sind hier: PC-Einführung für Schüler und Lehrer, PC-<br />

Anwendungsprogramme im Fachunterricht sowie der Aufbau einer schuleigenen<br />

Datenbank, Kommunikation und Erstellung von Präsentationen im Netz. In der Universität<br />

Bremen haben die zuständigen Gremien im Februar dieses Jahres ein freiwilliges<br />

„Zertifikatsstudium Informationstechnische Grundbildung – Lehrerausbildung“ (ZSt ITG-L)<br />

beschlossen. Dafür wurde im Fachbereich Mathematik und Informatik (Prof. Klaus<br />

Haefner) die „Arbeitsgruppe Informationstechnische Grundbildung – Lehrerausbildung“<br />

(AG ITG-L) aufgebaut. Sie bietet u.a. Demonstrationsrechner, moderne Laptops,<br />

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computerunterstützte Lehr- und Lernprogramme aus allen wichtigen Fächern und<br />

Schulstufen und ein regelmäßiges Lehrangebot. Das neue Zertifikatsstudium gliedert sich<br />

in drei Blöcke: I. Grundlagen der Informationstechnik und Nutzung der Informationstechnik<br />

in der Gesellschaft; II. Didaktik der informationstechnischen Grundbildung der<br />

Sekundarstufe I und III. Informationstechnik und Unterrichtsfächer. Im Sommersemester<br />

1997 angeboten werden zum Beispiel die Lehrveranstaltungen „Schule in einer<br />

computerisierten Gesellschaft“, „Die Superneuen Medien – Technik und<br />

mediendidaktische Bewer-tung“ sowie „Medienmacht und Medienpolitik“. Auch im<br />

bisherigen Wissenschaftlichen Institut für Schulpraxis, das die Lehreraus- und die<br />

Lehrerfortbildung integrierte, gibt es eine Reihe von Aktivitäten und Impulsen für die<br />

Ausgestaltung schulischer Medienpädagogik. Hierzu gehört eine Lehrerfortbil-dung in<br />

Informatik und Informationstechnischer Grundbildung, aber auch der Aufbau und die<br />

Betreuung von Netzwerken und Vernetzungen. Das WIS unterhält ein Mail-Box-System für<br />

die Bremer Schulen sowie einen Bildungsserver. Daneben hat es ein eigenes Internet-<br />

Café, mehrere PC-Labore, bietet Fortbildungskurse für die Nutzung des Internets an und<br />

führt in dessen neue Pro-grammsprachen ein.<br />

Schulen ans Netz<br />

Im Bundesland Bremen wurden in den vergangenen Monaten 93 Schulen mit je einem<br />

ISDN-Anschluß ausgestattet. 65 Schulen in der Stadtgemeinde Bremen bekommen<br />

derzeit je einen Router, über den die vernetzten Rechnerlabore einen Internet-Zugang<br />

erhalten. Im Rahmen der zweiten Antragsrunde von Schulen ans Netz haben 32 Schulen<br />

Projektanträge gestellt. Der Bildungssenator sieht dazu für das Schuljahr 1997/98<br />

mehrere Unterrichtsversuche und Lehrerarbeitsgruppen vor, die der Frage nachgehen,<br />

welche sinnvolle Verwendung Telekommunikation im Unterricht und für das Lernen des<br />

Einzelnen eröffnet. (FK 32-33/97)<br />

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VII. Hamburg:<br />

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Zukunftskonzept gesucht Der Stadtstaat Hamburg verfügt schon seit 1993 über einen<br />

„Medienpädagogischen Atlas“, Ergebnis einer hamburgweiten Befragung im Sommer<br />

1992 im Auftrag der einheimischen Landesmedienanstalt. Man sei bei der<br />

Bestandsaufnahme, schreiben die Autorinnen Renate Luca und Kerstin Wehrmann im<br />

Vorwort des Buchs, von einem „weiten und großzügigen Verständnis der<br />

Medienpädagogik und Medienarbeit“ ausgegangen und habe sowohl eine „reflexive“ als<br />

auch eine „analytische“ und eine „produktive“ Medienverwendung im Blick gehabt.<br />

Dargestellt werden im Ergebnis um die 180 sehr unterschiedliche Einrichtungen, unter<br />

ihnen das Audio-Visuelle Zentrum am Fachbereich Erziehungswissenschaft der<br />

Universität Hamburg, die Gesellschaft für Kommunikation und Medien mbH in<br />

Bargteheide (ein Ansprechpartner hier: der bekannte Medienwissenschaftler Jan-Uwe<br />

Rogge), die Regionalgruppe der Gesellschaft für Medienpädagogik und<br />

Kommunikationskultur, das Institut für Interdisziplinäre Kultur- und Medienforschung, die<br />

Medienarbeit Hamburg-Mitte des dortigen Jugendamtes, die Medien und Kulturarbeit des<br />

Bildungswerks Medien e.V. zur nebenberuflichen Weiterbildung von Pädagogen und<br />

Pädagoginnen, das Medienpädagogik Zentrum e. V., das Referat Kultur- und<br />

Medienarbeit an der Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung (BSJB), die Staatliche<br />

Landesbildstelle Hamburg sowie der Offene Kanal Hamburg.<br />

Medienerziehung in den Lehrplänen<br />

Insgesamt, lautete 1992/93 das Fazit der Autorinnen, lasse sich „eine große Vielfalt und<br />

Breite“ im Bereich der Medienpädagogik und Medienarbeit in Hamburg verzeichnen.<br />

Wünschenswert seien allerdings „mehr Zusammenarbeit und eine bessere Ausstattung“<br />

wie auch eine stärkere „Integration auf unterschiedlichen Ebenen“: „die Überwindung der<br />

Videofixierung und Hinwendung zu auditiven (Hörfunk) und visuellen (z.B. Photographie)<br />

Medien; die Vernetzung neuer Medien (audiovisueller Medien, Computer) mit den<br />

altbekannten, inclusive sogenannter ‘kreativer Medien’ (Buch, Musik, Theater,<br />

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Bewegung); die Hinwendung zum ‘Bilder-Lesen’, als Grundfähigkeit zur Entschlüsselung<br />

medialer Informationen im Sinne einer Schulung der Wahrnehmung; die Integration<br />

kommunikativer, sozialer und kritisch-reflexiver Fähigkeiten ...“ [Zit. n. Renate<br />

Luca/Kerstin Wehrmann: Medienpädagogischer Atlas Hamburg. Berlin: Vistas 1993.<br />

Schriftenreihe der Hamburgischen Anstalt für neue Medien/HAM, Band 6, S. 174.]<br />

Hamburg hat die Medienerziehung, wie in Deutschland üblich, in die Fächer integriert. So<br />

nennt etwa der Lehrplan Deutsch für die Sekundarstufe I des Gymnasiums – er stammt<br />

von 1994, ist also verhältnismäßig jung – explizit einerseits „Zeitung/Zeit-schrift,<br />

Hörfunk/Kassette, Film und Fernsehen/Video“ und andererseits die „Informa-<br />

tionstechnische Grundbildung“ und führt einzelne thematische Beispiele an, etwa den<br />

Vergleich zwischen einer literarischen Vorlage und ihrer Verfilmung, die Gestaltung einer<br />

Klassenzeitung, die Betrachtung von Werbung in verschiedenen Medien oder auch das<br />

Nachdenken über Computersprache. Zentrale Aspekte der Lehrpläne, so die Behörde für<br />

Schule, Jugend und Berufsbildung auf Nachfrage, seien „die kritische Analyse von<br />

Medienprodukten (zum Beispiel Interview, Werbung, Literaturverfilmung,<br />

Fernsehnachrichten und -serie) sowie eigene aktive Medienarbeit (zum Beispiel eine<br />

Schultagesschau, Filmszenen herstellen als fächerübergreifendes Projekt)“. Neben der<br />

fächerverbindenden und -übergreifenden Arbeit seien aber auch fachspezifische Projekte<br />

möglich. Wichtig sei die Kooperation mit den Medienproduzenten und -institutionen vor<br />

Ort, zum Beispiel dem Filmbüro, der Landesmedienanstalt (HAM), Zeitungsredaktionen<br />

und Verlagen. So seien beim Projekt „Schüler machen Zeitung“ das „Hamburger<br />

Abendblatt“, die Vereins- und Westbank sowie das Institut Pro Media mit dabei gewesen.<br />

Eine über 170 Seiten starke Handreichung „Medienerziehung“ des Amts für Schule –<br />

allerdings schon aus dem Jahre 1992 und mittlerweile vergriffen – beleuchtet in einzelnen<br />

Beiträgen die „Grundlagen der Medienerziehung“ und gibt Anregungen für aktive<br />

Medienarbeit. Nach dem neuen (noch nicht verabschiedeten) Schulgesetz soll<br />

Medienerziehung als fächerübergreifendes „Aufgabengebiet“ Teil der Bildungspläne<br />

werden. Ein Entwurf für solch ein Aufgabengebiet für die Grundschule wurde bereits<br />

erarbeitet, kann jedoch noch nicht veröffentlicht werden. Als nächstes steht hier jetzt der<br />

Bildungsplan Gymnasium für die Klassen 5 bis 10 an. Eine Arbeitsgruppe der Hamburger<br />

Bildungsbehörde erarbeitet zur Zeit im Rahmen eines bürgerschaftlichen Ersuchens der<br />

SPD-Fraktion und eines Antrags der CDU-Bürgerschaftsfraktion zur Medienerziehung<br />

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(vgl. hierzu weiter unten) eine integrierte Medienkonzeption für Hamburg. Sie solle, wie es<br />

aus dem Amt für Schule heißt, beide Säulen zusammenführen, einerseits die<br />

Medienerziehung (Printmedien, Audiovisuelle Medien) und andererseits die<br />

Informationstechnische Bildung. Daraus werden „Richtlinien zur Medienerziehung“<br />

resultieren, die wiederum als Grundlage für die Beschreibung der „Aufgabengebiete“ in<br />

den Lehrplänen dienen sollen. Eine medienpädagogische Ausbildung ist im<br />

Ausbildungsplan des Studienseminars vorgesehen. Ein neues Modell der<br />

Ausbildungsordnung, das den Referendaren eine größere Gestaltungsmöglichkeit<br />

einräumt, sieht eine Ausdehnung dieses Themenbereichs auf bis zu 80 Wochenstunden<br />

vor. Die Versorgung der Schulen mit AV-Geräten ist nach Auskunft von Joachim Paschen,<br />

Leiter der Hamburger Landesbildstelle, „sehr gut“. Es gebe pro Schule zwischen 4 und 5<br />

Filmprojektoren, mehr als 10 Overhead-Projektoren, je 4 Fernsehmonitore und<br />

Videorecorder, außerdem im statistischen Mittel fast 2 Videokameras. Auch<br />

Tonabspielgeräte seien reichlich verfügbar.<br />

Projekt „Medienerziehung praktisch fruchtbar machen“<br />

„Medienerziehung praktisch fruchtbar machen“ – so heißt ein aktuelles medien-<br />

pädagogisches Projekt, das im Schuljahr 1995/96 an vier Grundschulen sowie 5. und 6.<br />

Klassen von je zwei Gymnasien und Gesamtschulen gelaufen ist. Verantwortlich zeichnen<br />

die Hamburgische Anstalt für neue Medien, die Behörde für Schule, Jugend und<br />

Berufsbildung sowie der Fachbereich Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg<br />

(Prof. Stefan Aufenanger). Das Projekt wird zur Zeit ausgewertet. Ein Bericht darüber soll<br />

der Öffentlichkeit bis Ende 1996 gegeben werden. Auf der Grundlage der Erfahrungen, die<br />

in dem Versuch gewonnen wurden, will die BSJB gemeinsam mit der Universität eine<br />

Handreichung zur Medienerziehung an Grundschulen entwickeln. Die HAM förderte<br />

„Medienerziehung praktisch fruchtbar machen“ mit gut 93 000 DM. In seinem<br />

Projektkonzept unterscheidet das Team um Stefan Aufenanger drei Dimensionen von<br />

Medienerziehung:<br />

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• die „produktionsorientierte“ Medienerziehung (Medien werden als Gestaltungs- und<br />

Ausdrucksmittel genutzt),<br />

• die „rezeptionsorientierte“ Medienerziehung (Medien werden analysiert und bewertet)<br />

sowie<br />

• die „reproduktionsorientierte“ Medienerziehung (es wird auf die Medienerlebnisse von<br />

Kindern eingegangen, und diese werden für pädagogisches Handeln „fruchtbar<br />

gemacht“).<br />

Bisher, so heißt es, gebe es eine Vielzahl von Modellen und Erfahrungen zu den beiden<br />

erstgenannten Dimensionen, welche auch unterschiedlich gewichtet in den Lehrplänen<br />

der meisten Fächer vorkämen. Das Projekt setze demgegenüber den Schwerpunkt auf die<br />

dritte Form. Konkret sah das folgendermaßen aus: In jeder der beteiligten 15<br />

Schulklassen wurde in gemeinsamen Gesprächen zwischen den Lehrerinnen und Lehrern<br />

einerseits und dem Projektteam andererseits eine eigene Konzeption entworfen, die sich<br />

an Problemen oder gewünschten Themen der Beteiligten orientierte. Waren zum Beispiel<br />

in der einen Klasse die „Power Rangers“ ein großes Thema, wurde ein entsprechendes<br />

Projekt durchgeführt, in dem die Lehrperson mehr über die Medienwelten der Kinder und<br />

deren Vorlieben für Medienfiguren kennenlernen konnte, die Kinder aber auch etwas<br />

produktiv gestalten durften. In einer anderen Klasse wurde ein Fragebogen von<br />

Schülerinnen und Lehrerin gemeinsam erarbeitet, der nach den Fernsehlieblingen fragte<br />

und ebenso nach beliebten und weniger beliebten Sendungen. Die Kinder sollten dabei<br />

auch begründen, warum sie manche Programme mögen und andere nicht. Im Anschluß<br />

daran wurde eine Kinderfernsehzeitung produziert, in der Sendungen für Kinder<br />

besprochen wurden. Sie wurde gedruckt und an die Mitschüler verteilt. Eine dritte Klasse<br />

wiederum arbeitete an einem Multimedia- Computer mit CD-ROM und Scanner und<br />

produzierte ein Buch, das von den Kindern gemeinsam geschrieben und bebildert wurde.<br />

So konnten sie schon früh Erfahrungen im Umgang mit den neuen Medien sammeln.<br />

Insgesamt zielte das Projekt mehr auf die medienpädagogische Kompetenz der<br />

beteiligten Lehrerinnen und Lehrer als auf die der Kinder. Deshalb wurden neben der<br />

Durchführung des Projekts auch Vorschläge gemacht, wie das Thema Medienerziehung<br />

in der Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte zu vertiefen sei. Das gesamte Projekt wurde<br />

durch eine wissenschaftliche Begleitung unterstützt, die es dokumentierte,<br />

Handreichungen für andere interessierte Kollegen und Kolleginnen erarbeitete und den<br />

Veränderungsprozeß deutlich machen möchte, der durch das Projekt bei den beteiligten<br />

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Lehrpersonen stattgefunden hat. Die ersten Ergebnisse zeigen, daß Lehrende sehr häufig<br />

negativ über die Medienwelten der Kinder denken, selbst aber gerne fernsehen.<br />

Außerdem, so eine weitere Erfahrung der Wissenschaftler in Hamburg, haben die<br />

Erzieher oft sehr einseitige Wirkungstheorien über das Fernsehen im Kopf und ließen sich<br />

in ihrem pädagogischen Handeln davon leiten. Genau hier setzt Stefan Aufenanger an,<br />

denn: „Erst wenn Lehrerinnen und Lehrer sich für die Medienwelten der Kinder<br />

interessieren, differenzierter über die einzelnen Medien denken und sich und ihren<br />

Unterricht für die Medienerfahrungen der Kinder öffnen, kann Medienerziehung in der<br />

Schule erfolgreich sein."<br />

Schüler machen Fernsehen<br />

Gemeinsam mit dem Offenen Kanal Hamburg führt die einheimische Landesbildstelle seit<br />

Beginn des Jahres 1996 ein Projekt mit dem Titel „Schüler machen Fernsehen“ durch.<br />

Einmal im Monat stellt sich eine Schule mit eigenen Videobeiträgen im Fernsehprogramm<br />

des Offenen Kanals vor. Der aktiven Medienarbeit zuzurechnen ist auch die Film- und<br />

Videoschau „abgezoomt“, einer von vielen Wettbewerben, an denen sich auch Hamburger<br />

Schüler und Schülerinnen beteiligen. Sie fand dieses Jahr Mitte September zum neunten<br />

Mal in der Markthalle der Hansestadt statt. Hier erhalten die Kinder und Jugendlichen die<br />

Möglichkeit, ihre selbst produzierten Filme einem größeren Publikum zu präsentieren. Zu<br />

den Veranstaltern zählt auch hier die Staatliche Landesbildstelle Hamburg. Zu ihren<br />

Aktivitäten gehört ebenso die Herausgabe eines „Gesamtmedien-Katalogs“. Vom Januar<br />

1996 stammt eine spezielle Zusammenstellung der Bildstelle von AV-Medien zur<br />

Medienpädagogik, unterteilt in Grundfragen, Angebote zu einzelnen Medien (Fernsehen,<br />

Video, Computer etc.), Schulfernsehsendungen und Ergebnisse aktiver Medienarbeit, so<br />

preisgekrönten Filmen aus dem bundesweiten Wettbewerb „Jugend und Video“. Nicht nur<br />

über den Wettbewerb „abgezoomt“ berichtet die Zeitschrift der BSJB „Hamburg macht<br />

Schule“ in ihrer Ausgabe vom April 1995. Unter dem programmatischen Titel „Schule<br />

macht Medien“ wird im Schwerpunktteil über den „gemeinsamen, geplanten und<br />

ergebnisorientierten Gebrauch von Film, Video, Recorder und Computer“ berichtet, der,<br />

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wie es im Editorial heißt, (zumindest im schulischen Alltag) „noch nicht die Regel“ sei. Da<br />

produzieren 19 Drittkläßler den Film „Die Gruselinsel“, da wird in einem Modellprojekt mit<br />

verhaltensgestörten Jugendlichen gefilmt oder der Einsatz von Computern im<br />

Kunstunterricht diskutiert. Und zwei Gesamtschulen (Poppenbüttel/Walddörfer) berichten<br />

über positive Erfahrungen mit einem in der Bun-desrepublik Deutschland fürwahr seltenen<br />

Phänomen, nämlich aktiver Medienarbeit als Unterrichtsfach. Die Gesamtschule<br />

Walddörfer zum Beispiel bietet „Medien“ in den Jahrgängen 7 bis 10 seit 1993 als<br />

Wahlpflichtfach an, mit 3 Stunden pro Woche. Einmalig in Deutschland sei dabei, betont<br />

der verantwortliche Lehrer Markus Hübner, die Kombination aus Wahlpflichtfach Medien<br />

und Fachklassenmodell: Ab Jahrgang 8 sei das Wahlpflichtfach „Medien“<br />

„klassenbildend“. Das heiße, die das Fach „Medien“ unterrichtende Lehrperson sei<br />

zugleich Klassenlehrer und gebe in der Klasse auch noch andere Fächer. Hübner,<br />

ansonsten zuständig für Religion, Politik und Mathematik, ist von Sinn und Zweck eines<br />

eigenständigen Lernbereichs „Medien“ überzeugt. Medienerziehung, betont er, müsse<br />

„produkt- und projektorientiert“ sein. Durch das Selbermachen kämen die Kinder von<br />

selbst zu Analyse und Kritik. Der normale Fachunterricht biete jedoch selten die<br />

notwendigen Rahmenbedingungen, um Einzelthemen aktiv mit Medien aufzubereiten.<br />

Dabei verschweigt der Pädagoge auch nicht, daß die aktive Medienarbeit sehr aufwendig<br />

ist und – zeitweilig – andere Fächer zurückdrängen kann. Die Arbeit an einem<br />

13minütigen Spielfilm, den er mit einer Klasse produziert habe, habe sich über ein halbes<br />

Jahr erstreckt. Die Kosten für die notwendige medientechnische Ausrüstung seien hoch,<br />

er habe für den „Grundstock“ immerhin 40 000 DM ausgegeben, sagt Hübner. Allein<br />

schon unter finanziellen Gesichtspunkten kann er sich denn auch nicht vorstellen, daß<br />

sein Projekt „Schulfach Medien(erziehung)“ in ganz Hamburg oder Deutschland Schule<br />

macht.<br />

Zwei Schulen erproben Medienarbeit als Unterrichtsfach<br />

Wie ein Lehrplan für das Wahlpflichtfach „Medien“ (in diesem Fall: konkret an den<br />

Gesamtschulen Walddörfer und Poppenbüttel) aussehen könnte und sollte, haben Markus<br />

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Hübner und vier weitere Pädagogen und Pädagoginnen in einem 14seitigen Entwurf<br />

dargelegt. Dieser Lehrplanentwurf (Stand Juli 1994) gliedert sich in einen „Allgemeinen<br />

Teil“, der die grundlegenden Zielsetzungen erörtert, und einen „Inhaltsspezifischen Teil“<br />

mit den zu behandelnden Unterrichtsinhalten. Hier werden vier „Lernbereiche“ – orientiert<br />

an den unterschiedlichen Mediengattungen – vorgeschlagen und hierzu einzelne<br />

„Projekte“ angeführt:<br />

1. Auditive Medien: Projekt 1: Hören (Experimentalphase); Projekt 2: Hörspiel; Projekt 3:<br />

Schulradio.<br />

2. Audio-Visuelle Medien: Projekt 1: Stehendes Bild und Ton (Experimentalphase);<br />

Projekt 2: Erstellen einer Ton-Dia-Schau; Projekt 3: Film- und Rollenspiele<br />

(Experimentalphase); Projekt 4: Dokumentarischer Film; Projekt 5: Inszenierter Film<br />

(Kurzfilm); Projekt 6: Experimentalfilm.<br />

3. Printmedien: Projekt 1: Schrift im Alltag (Experimentalphase); Projekt 2:Verfassen und<br />

Gestalten von kleinen Druckerzeugnissen; Projekt 3: Verfassen und Gestalten einer<br />

Zeitung in Gruppenarbeit.<br />

4. Multimediale und Multimedia-Produktionen im PC mit den Arbeitsbereichen Ana-lyse<br />

und Herstellung. (Für Multimedia-Produktionen fehlen momentan allerdings in der<br />

Gesamtschule von Lehrer Markus Hübner noch die Möglichkeiten.)<br />

Bürgerschaft wünscht neues Konzept für Medienerziehung<br />

Auch auf der politischen Ebene tut sich angesichts der rapiden Veränderung der<br />

Medienlandschaft viel: Die Bürgerschaft in Hamburg hat den Senat am 14. Februar 1996<br />

ersucht, gegebenenfalls in Sachen Medienerziehung Weichen neu zu stellen. In dem<br />

fraglichen Antrag der Abgeordneten an die Regierung der Hansestadt werden auch sehr<br />

grundsätzliche, „revolutionäre“ Fragen angeschnitten, etwa die, ob man überhaupt noch<br />

Sachverhalte (auswendig) lernen müsse, die über die Medien bequem abrufbar seien?<br />

Der Senat werde ersucht, heißt es, „bis zum Ende des Jahres 1996 zu berichten, wie ein<br />

Konzept aussehen könnte, das die Herausforderungen, Fragestellungen und zukünftigen<br />

Möglichkeiten der sozialen Integration und der Wissensvermittlung durch die Schule<br />

angesichts der multimedialen Entwicklung zum Inhalt hat. Dabei sollen insbesondere<br />

folgende Aspekte Berücksichtigung finden:<br />

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1. Die Definition einer alters- und schulformspezifischen Basisqualifikation für die<br />

elektronischen Medien.<br />

2. Die veränderte Rolle der Lehrkräfte und des Lernorts Schule.<br />

a) Muß abrufbares Wissen noch erlernt werden?<br />

b) Muß nicht die Kompetenz zur Informationsbeschaffung im Vordergrund stehen?<br />

c) Die Möglichkeiten von individualisierten Lernformen und deren Auswirkungen auf<br />

soziale Strukturen und Vor- und Nachteile für den Lernerfolg der einzelnen Schüler.<br />

3. Stärkung des selbstbestimmten, kompetenten Umgangs mit den elektronischen<br />

Medien.<br />

4. Veränderung des Verhaltens und der Wahrnehmung der Kinder in unserer<br />

Gesellschaft durch die neue Medienstruktur.<br />

5. Stärkung der sinnlichen Erfahrungen und kreativen Potentiale als Kompensation zu<br />

den Bildschirmwelten.<br />

6. Frühzeitige Stärkung der Fähigkeit, zwischen Fiktion und virtueller Realität auf der<br />

einen Seite und der Lebenswirklichkeit auf der anderen Seite unterscheiden zu<br />

können.<br />

7. Chancen der internationalen Vernetzung.<br />

8. Anforderungen an zukünftige Lehreraus- und fortbildung.<br />

9. Die Möglichkeit der Zusammenarbeit zwischen Informations- und Medienwirt-schaft<br />

sowie der Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung im Rahmen von<br />

Pilotprojekten.<br />

10.Zusammenarbeit der 16 Bundesländer mit dem Ziel, gemeinsam die für schulisches<br />

Lernen erforderlichen Programme zu entwickeln.<br />

11.Realisierbare Vorschläge für die Finanzierung der Medienerziehung.“ [Bezüge:<br />

Drucksachen 15/4840 (Antrag der SPD vom 31.1.1996) und 4906 (Antrag der CDU<br />

vom 13.2.1996)]<br />

Warten auf Erkenntnisse von Modellversuchen in anderen Ländern<br />

Bereits im November 1995 hatte es eine Große Anfrage einzelner Abgeordneter und der<br />

CDU-Fraktion zum Thema „Auswirkungen der Informationstechnologien auf die Schule“<br />

gegeben, in welcher der Senat Rede und Antwort stehen mußte. [Drucksache 15/4223<br />

vom 14.11.1995] Nach dessen Angaben waren Ende 1995 sämtliche Haupt- und<br />

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Realschulen, Gesamtschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen mit mindestens einem<br />

Fachraum ausgerüstet, in dem 8 bis 10 Rechner standen. In den mit Computern<br />

ausgestatteten Sonderschulen befanden sich die Rechner oft in den Klassen- oder<br />

Gruppenräumen. Größere Gymnasien, Gesamtschulen und berufliche Schulen verfügten<br />

in der Regel über mindestens zwei Computerräume. Die an den Schulen vorhandenen<br />

PC-Anlagen, so der Senat, gehörten allerdings nur teilweise zur aktuellen PC-Generation.<br />

Die mittlere Nutzungszeit von Hard- und Software betrage zur Zeit ungefähr 5 Jahre.<br />

Behandelt werde die Informations- und Kommunikationstechnik im Unterricht im Rahmen<br />

der Informationstechnischen Grundbildung, des Fachs Informatik sowie des<br />

Fachunterrichts. Von Jahrgang 7 bis 10 erhielten alle Schülerinnen und Schüler eine<br />

Informationstechnische Grundbildung. Im Rahmen der Beantwortung der Großen CDU-<br />

Anfrage verweist der Hamburger Senat auch auf konzeptionelle Überlegungen zum<br />

Stichwort Multimedia in der Schule. Diese umfaßten „die Entwicklung und Erprobung von<br />

Szenarien für ein neues Lernen in der Schule und an anderen Lernorten,<br />

länderübergreifende Maßnahmen zur Entwicklung pädagogischer Konzepte und zur<br />

Sicherung hochwertiger Software-Lösungen, Maßnahmen der Lehrerausbildung und<br />

-fortbildung für alle Schulformen, die Ausstattung aller Schulen mit besonders geeigneten<br />

multimedialen und vernetzten Systemen“. Die Möglichkeiten des Einsatzes von<br />

Multimedia und Datenfernübertragung würden bereits erprobt. So beteiligten sich mehrere<br />

Hamburger Schulen per Datenfernübertragung mit anderen Schulen vorwiegend in<br />

England, Australien und den USA am weltweiten „Newspaper Day“ und lernten so einen<br />

globalen Gedankenaustausch zu gesellschaftlichen Fragen in einer Fremdsprache.<br />

Schülerinnen und Schüler der Hansestadt nutzten außerdem die Software „Umweltatlas“,<br />

eine Hamburger Entwicklung, als multimediales Lexikon und zur Erfassung und Analyse<br />

selbst erhobener Daten zur Gewässerqualität. Seit einem Jahr beteiligten sich außerdem<br />

zirka 40 Schulen am „Transatlantischen Klassenzimmer“, einem Projekt, das von einer<br />

privaten Stiftung gefördert werde, um mittels neuer Kommunikationstechniken im Dialog<br />

zwischen Hamburg und Chicago „zu einem differenzierten und authentischen<br />

Deutschlandbild in den USA und einem entsprechenden USA-Bild in Deutschland<br />

beizutragen“. Darüber hinaus werde „die Entwicklung in länderübergreifenden<br />

Kooperationen aktiv verfolgt“, schreibt der Senat und verweist auf das Berliner Projekt<br />

„Comenius“, den bayerischen Modellversuch „Semis“ und entsprechende Modellversuche<br />

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in anderen Bundesländern, die sich noch in der Auswertungsphase befinden. „Erst nach<br />

Vorlage der Abschlußberichte wird verläßlich darüber Auskunft gegeben werden können,<br />

inwieweit die Anwendung multimedialer Techniken in Schulen zu einer Verbesserung des<br />

Unterrichts führen kann“, schreibt der Hamburger Senat.<br />

Hamburger Schulen ans Netz<br />

Seit Ende 1995 hat sich in puncto Computer noch einiges getan. Parallel zur bun-<br />

desweiten „Schulen ans Netz“-Initiative von Bundesbildungsministerium und Deut-scher<br />

Telekom AG, an der sich fast 300 Hamburger Schulen mit eigenen Anträgen beteiligten,<br />

existiert seit kurzem eine einheimische Initiative. Ihr Motto: „Hamburger Schulen ans<br />

Netz“. Wie die Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung am 30. Mai 1996<br />

bekanntgab, ermöglicht sie im Rahmen einer gemeinsamen Aktion mit dem Bun-<br />

desbildungsministerium, der Telekom, der Hamburger Firma Dr. Neuhaus Telekom-<br />

munikation GmbH, der KörberStiftung und dem Landesamt für Informationstechnik jeder<br />

Schule der Sekundarstufe die pädagogische Nutzung von Datennetzen im Unterricht. Auf<br />

Wunsch könnten auch Grundschulen die erforderliche technische Ausstat-tung erhalten.<br />

Von der BSJB bekommen die Schulen der Hansestadt zunächst einen Zuschuß zum Kauf<br />

eines multimediafähigen PC oder für die ergänzende Ausstattung eines vorhandenen<br />

Rechners. Außerdem finanziert die Schulbehörde die Installation eines ISDN-<br />

Anschlusses. Sodann stellt die Firma Neuhaus allen Schulen wahlweise kostenlos ein<br />

Modem oder eine ISDN-Karte zur Verfügung. Über einen Server des Vereins zur<br />

Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes e.V. (DFN) erhalten die Schulen bis Mitte<br />

1998 einen kostenlosen Zugang zum Internet. Bis ein Anschluß durch den DFN-Verein<br />

realisiert ist, ermöglicht Dr. Neuhaus über einen firmeneigenen Server kostenlos den<br />

Zugang zum Internet. Lediglich der Abruf kostenpflichtiger Seiten im weltweiten Netz muß<br />

von den beteiligten Schulen bezahlt werden. Außerdem erhalten die Schulen laut<br />

Pressemitteilung der Hamburger Bildungsbehörde von der Deutschen Telekom und dem<br />

Bundesbildungsministerium einen einmaligen Gebührenzuschuß in Höhe von 1450 DM.<br />

Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen planmäßig alle Hamburger Sekundarschulen mit<br />

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einem Netzanschluß versorgt sein. Die technische Ausstattung wird ergänzt durch<br />

Fortbildungsangebote des Instituts für Lehrerfortbildung und der Staatlichen<br />

Landesbildstelle. Dieses Angebot finanzieren die Bildungsbehörde, das<br />

Bundesbildungsministerium, die Telekom und Dr. Neuhaus gemeinsam. Die neueste<br />

Initiative aus Hamburg: Am 1. Oktober 1996 hat der Senat im Grundsatz beschlossen, ab<br />

1997 ein auf mehrere Jahre angelegtes „Handlungsprogramm Telekommunikation und<br />

Multimedia am Standort Hamburg“ umzusetzen. Das Handlungskonzept wurde von der<br />

Wirtschaftsbehörde mit Unterstützung durch die Unternehmensberatung Price<br />

Waterhouse erarbeitet. Mit dem Konzept „sollen die Chancen Hamburgs im Multimedia-<br />

Bereich wahrgenommen und die Wachstums- und Beschäftigungspotentiale für den<br />

Standort voll ausgeschöpft werden“, heißt es dazu seitens der staatlichen Pressestelle der<br />

Freien und Hansestadt Hamburg. (FK 44/96)<br />

VIII. Hessen: Setzen auf Modellversuche<br />

Hessens Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) gehört zu jenen unbequemen<br />

Vordenkern, die seit längerem einer umfassenden Reform des Schulwesens das Wort<br />

reden, einer Schule, in der die 45-Minuten-Stunde und die starren Jahrgangs- und<br />

Klassenstrukturen aufgelöst und die Kinder und Jugendlichen bis zum Nachmittag betreut<br />

werden. Vorerst ist das noch Zukunftsmusik. Das Bundesland im Herzen Deutschlands<br />

begnügt sich seit 1993 damit, seine Lehrpläne zu aktualisieren und zu entschlacken. Ein<br />

Ziel dabei ist, den Medien mehr Raum in der schulischen Erziehung einzuräumen. So wird<br />

der Bereich Medienerziehung im Zuge der Überarbeitung des Hessischen Schulgesetzes<br />

neu in die Reihe der „fächerübergreifenden Aufgabenbereiche“ aufgenommen. Am<br />

ausführlichsten wird dabei auf den Bereich Medienerziehung Bezug genommen in dem –<br />

inzwischen verabschiedeten – künftigen Rahmenplan für das Fach Deutsch in der<br />

Sekundarstufe I (Klasse 5 bis 10) und in dem vorliegenden Rahmen-plan für eine<br />

„Informations- und Kommunikationstechnische Grundbildung“. Deutsch, so betonte das<br />

Hessische Kultusministerium auf Nachfrage, sei neben Kunst auch dasjenige Fach, in<br />

dem die aktive, zum Teil künstlerische Arbeit mit Medien eine besondere Rolle spiele.<br />

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Lehrplan-Überarbeitung:Alles ist möglich<br />

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Die in Hessen entwickelte Konzeption für eine informations- und kommunika-<br />

tionstechnische Grundbildung geht davon aus, daß schwerpunktmäßig in der Jahr-<br />

gangsstufe 8 bis zu 80 Jahreswochenstunden unterrichtet werden, dies im Rahmen der<br />

bestehenden Fächer (vor allem Deutsch, Mathematik, Arbeitslehre, Gesellschaftslehre<br />

und Informatik, die in der gymnasialen Oberstufe und im Wahlpflichtbereich der Mit-<br />

telstufe gelehrt wird). Der in Gang befindliche Umbau der Lehrpläne steht unter dem Motto<br />

„Klare Verbindlichkeiten, größere Übersichtlichkeit, bessere Handhabbarkeit“. So wird im<br />

künftig geltenden Deutsch-Rahmenplan für die Sekundarstufe I – der wohl-gemerkt erst<br />

ab dem Schuljahr 1996/97 verbindlich ist – der Umgang mit Medien und neuen<br />

Kommunikationstechniken als eigenes Aufgabenfeld ausgewiesen. Gleichzeitig wird die<br />

Leseförderung noch stärker als bisher hervorgehoben. Der Plan nennt in seinem<br />

„Unterrichtspraktischen Teil“ unter dem Stichwort „Umgang mit Medien“ neben der<br />

Beschäftigung mit den Druckmedien eine Reihe von Beispielen für die konkrete Arbeit mit<br />

audiovisuellen und neuen Kommunikationsmedien. So finden Lehrer der Klassen 5 und 6<br />

unter der Überschrift „Audiovisuelle Medien/ Untersuchungen“ Stichworte wie „Hörfunk-<br />

und Fernsehprogramm; Kindersendungen; Kinderbuch-Verfilmungen (...); Eigene<br />

Produktionsversuche (...)“. Außerdem sollen die Kinder Erfahrungen mit neuen<br />

Kommunikationsmedien sammeln und austauschen. Die Stichworte hier lauten:<br />

„Computer, Neue Technologien, Mensch und Technik (...); Computer, die die Schüler und<br />

Schülerinnen selbst besitzen und bedie-nen; Computerspiele: Software beschreiben;<br />

Lern- und Übungsprogramme zu Rechtschreibung/Grammatik anwenden.“ Die<br />

Jugendlichen in den Klassen 9 und 10, so regen die Planer an, könnten sich mit<br />

spezifischen Genres des Rundfunks beschäftigen; sie könnten eigene<br />

Produktionsversuche in den Bereichen Hörspiel oder Videofilm machen, Bild und Sprache<br />

in Film und Fernsehen unter die Lupe nehmen, Einflußfaktoren des Sprachgebrauchs<br />

analysieren, zum Beispiel anhand von Fernsehdiskussionen. Unter dem Stichwort „Neue<br />

Kommunikationsmedien/Untersuchungen“ werden aufgezählt: „Texte, Cartoons zum<br />

Thema Mensch und Technik (...), Science fiction (...); Möglichkeiten der Textverarbeitung<br />

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und elektronischer Lexika; Sprache des Computers – Sprache des Menschen<br />

(Bildungsgang des Gymnasiums); Computerspiele – Verhängnis oder Bereicherung?;<br />

Eigene Produktionsversuche (...)“.<br />

Arbeitsbereich „Kulturelle Praxis“<br />

Zum eigenen Arbeitsbereich aufgewertet wird künftig die „Kulturelle Praxis“, von der in<br />

jedem Schuljahr von jeder Klasse 5 bis 10 mindestens ein Projekt realisiert worden soll.<br />

Gemeint ist damit vornehmlich die kreative Betätigung im ästhetisch-künstle-rischen<br />

Bereich von Literatur, Darstellendem Spiel, Hörspiel und so weiter. Was hier alles an<br />

Projekten denkbar ist oder bereits erprobt wurde, hat das Hessische Institut für<br />

Bildungsplanung und Schulentwicklung (HIBS) 1995 in der Veröffentlichung „Pro-jektbank<br />

Kulturelle Praxis“ zusammengestellt. Diese erste Lieferung von 100 Projekt- und<br />

Infoblättern soll als „Ideenbörse“ dienen. Der Bereich Radio, Fernsehen und Video spielt<br />

hier allerdings (noch?) keine große Rolle. Zu den vorgestellten beziehungsweise<br />

vorgeschlagenen Radio-Projekten gehören eine akustische Lokalzeitung für<br />

sehbehinderte Menschen, ein „(Schul-)Pausen-Radio“ sowie Angebote des Hessischen<br />

Rundfunks (HR) zur Zusammenarbeit mit Schulklassen im Rahmen von Hörfunkreihen.<br />

Interessierte Lehrer und Lehrerinnen können sich in Sachen kulturelle Praxis vom „kultur<br />

mobil“ beraten lassen, einer rollenden didaktischen Werkstatt, die auf ihrem jährlichen<br />

Weg durch Hessen in jeder Region der Außenstellen der Hessischen Lehrerfortbildung<br />

Station macht. „Kultur mobil“ ist zunächst auf fünf Jahre angelegt. Es ist ein<br />

Gemeinschaftsprojekt der drei Landesinstitute HIBS, Hessisches Institut für<br />

Lehrerfortbildung (HILF) und Landesbildstelle Hessen (LABI), die in diesem Jahr<br />

zusammengefaßt werden. Auch im Rahmenplan Grundschule ist Medienerziehung – das<br />

heißt: die eigene Herstellung von Medien, der Umgang mit ihnen und die Reflexion über<br />

sie – ein Muß. Unter den angeführten Arbeitsbeispielen finden sich „eine Videokamera<br />

handhaben“, „die Angebote des Schulfunks wahrnehmen“, „selbst<br />

Reporter/Ansager/Moderator spielen“, „Werbemittel untersuchen“ und „Computer als<br />

Werkzeug benutzen“. Fazit: Alles ist beziehungsweise wird (theoretisch) an hessischen<br />

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Schulen möglich. Ende der 80er Jahre gehörten diese, wie eine Arbeit im Auftrag des<br />

Bundesbildungsministers nahelegt, im Hinblick auf medienpädagogische Angebote noch<br />

zu den Schlußlichtern unter den Bundesländern. [Vgl. Dieter Höltershinken u.a.: Praxis der<br />

Medienerziehung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt 1991.] Nun sind Lehrpläne in erster Linie<br />

Willensbekundungen der einzelnen Bundesländer und sagen nur bedingt etwas über den<br />

Schulalltag aus. Wie gut oder schlecht die Ausstattung der hessischen Schulen mit<br />

Unterrichtsmedien ist, vermag selbst das Wiesbadener Kultusministerium nicht zu sagen.<br />

Ein Grund dafür: Die Versorgung der Schulen mit Unterrichtsmaterialien liegt in Hessen,<br />

anders als zum Beispiel im zentralisierten Bayern, bei den einzelnen Schulträgern, also<br />

den Städten und Kommunen, und nicht beim Ministerium. Zumindest für den Bereich<br />

Computer soll allerdings 1996 eine Erhebung veröffentlicht werden. Deren Ergebnis<br />

schätzt Rudolf Peschke vom HIBS-Dezernat „Neue Technologien im Unterricht“ so ein:<br />

„Ausstattungsgrad jenseits von Grund- und Sonderschulen quantitativ gut, aber<br />

mangelnde Qualität und Modernität der Anlagen.“ Peschke ist Realist und hält die<br />

Aufgeschlossenheit der Landesregierung gegenüber einer Zusammenarbeit der Schulen<br />

mit anderen Institutionen oder gegenüber Pilot-programmen, welche die Einrichtung von<br />

„Lernwerkstätten“ und „Selbstlernecken“ vorsehen („unter besonderer Berücksichtigung<br />

auch der neuen Medien“) nur für die eine Seite der Medaille. Unterhalb der Ebene der<br />

Koalitionsvereinbarung für 1995 bis 1999 seien es „immer nur kleine Schritte, die den<br />

Medieneinsatz im Schulwesen vor-anbringen“, meint er. Gewiß gebe es in Hessen einige<br />

Schulen, die Vorbildliches leisten, etwa die Weibelfeldschule in Dreieich mit dem Projekt<br />

„Schüler machen Fernsehen in ihrer Stadt“. Dennoch sei die Innovationskraft der<br />

Einzelschule gerade bei den Medien begrenzt. Diese seien nicht billig , und der Aufwand<br />

für das Lehrpersonal sei beträchtlich: „So bleibt die Medienentwicklung in der normalen<br />

Schule in der Regel eine singuläre Maßnahme, die meist nur von wenigen Lehrkräften<br />

getragen wird.“ Um so mehr schätzen Peschke und andere Planer Modellversuche an<br />

ausgewählten Schulen mit Partnern wie der Bund-Länder-Kommission für<br />

Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK). Im 1995 vorgelegten 2. Bericht der BLK<br />

zur Umsetzung von Modellversuchen im Bildungsbereich heißt es, etwa 90 Prozent der<br />

Modellversuche führten „bereits in relativ kurzer Zeit zu nachhaltigen Neuerungen“. [Zit. n.<br />

Gabriele Vogt: Modellversuche in Hessen. In: Schulrecht in Hessen. Loseblattsammlung.<br />

Luchterhand.] Nach Angaben von Gabriele Vogt, Referatsleiterin im Hessischen<br />

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Kultusministerium, hatte das Bundesland Hessen mit Stand 1995 25 Modellversuche –<br />

nicht nur zur Medienerziehung – im Schulbereich laufen. Für sie wurden rund 3,4 Mio DM<br />

an Bundesmitteln zur Verfügung gestellt. Hessen liege damit hinter Nordrhein- Westfalen<br />

unter den 16 Bundesländern an zweiter Stelle.<br />

Fachinformationssystem Bildung und integrative Medienerziehung<br />

Zum Beispiel nimmt Hessen federführend am Projekt „Erprobung der Konzeption für ein<br />

Fachinformationssystem Bildung“ (FIS Bildung) teil. Der vom Bund und den Ländern<br />

getragene Modellversuch, der seit Januar 1992 läuft und noch bis Dezember 1996 geht,<br />

soll „die Informationsversorgung für praktisch tätige Pädagogen, für die Bil-<br />

dungsforschung und -politik sowie für alle in der pädagogischen Ausbildung befindli-chen<br />

Interessenten optimieren“. Er ist angesiedelt am Deutschen Institut für Interna-tionale<br />

Pädagogische Forschung in Frankfurt am Main. Im Rahmen von FIS Bildung wurde nach<br />

Angaben der Verantwortlichen bereits eine Reihe von Informationspro-dukten neu<br />

entwickelt oder in neuer Form editiert. Dazu gehören ein kommentiertes Verzeichnis von<br />

Fachinformationseinrichtungen im Bereich Bildung, eine Bibliographie Pädagogik sowie<br />

eine Literaturdokumentation Bildung auf CD-ROM, die 244 000 Literaturnachweise aus<br />

dem Zeitraum 1980 bis 1994, vor allem zur Schulliteratur, auf sich vereinigt. Der BLK-<br />

Modellversuch „Integrative Medienerziehung mit multimedialen interaktiven Systemen“<br />

(Immis; Laufzeit 1995 bis 1998) möchte Vorschläge („Bausteine“) für Unterrichtsprojekte<br />

entwickeln und erproben, die ein integratives Konzept von Medienerziehung unterstützen.<br />

Das Projektdesign, das alle Jahrgangsstufen anspricht, sieht vor allem vier<br />

Aufgabenfelder vor:<br />

1. Informationelle Kompetenz (die Fähigkeit, mit Informationsangeboten selektiv und<br />

problemorientiert umzugehen) fördern: „Erforderlich ist dazu eine ‘Medienecke’ im<br />

Klassenzimmer mit elektronischen Lernumwelten (CD-ROM und <strong>online</strong>).“<br />

2. Auseinandersetzung mit der Mediatisierung: „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“ (...) „In<br />

aktiven, schülerorientierten Formen der Auseinandersetzung sollen sie selbst<br />

Erfahrungen mit digitaler Information als Quelle und deren Manipulierbarkeit gewinnen<br />

können.“<br />

3. Konstruktive Kompetenz fördern: „Ich stelle etwas her, ich greife ein, ich erfinde.“ (Als<br />

ein möglicher Rahmen wird hier der Geschichtsunterricht von Klasse 8 bis 10 genannt,<br />

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dessen Endprodukt eine „persönliche Geschichts-CD“ der Schüler im Sinne einer<br />

multimedial angelegten Dokumentation sein könne.)<br />

4. Verständigung mittels Bildern. „Ich werde verstanden, ohne richtig zu sprechen –<br />

Bilderwelten verändern das Sprachverhalten.“<br />

Helios und Kokos:<br />

Ganzheitliche pädagogische Szenarien Die schon etwas länger laufenden BLK-<br />

Modellversuche „Eigeninitiative und ganzheitliches Lernen“ (Helios; Laufzeit 1993 bis<br />

1996) und „Kooperatives Lernen in vernetzten Systemen – Entwicklung von<br />

netzwerkfähigen Unterrichtseinheiten für ein gemeinsames Lernen in Europa“ (Kokos;<br />

Laufzeit 1993 bis 1995 ) versuchen in besonders starkem Maße, die viel zitierte<br />

Lebenswirklichkeit in die Schule zu bringen. Die Computertechnologie spielt hier als<br />

Hilfsmittel beziehungsweise Anwendungsbeispiel eine Rolle. Helios versucht – laut<br />

Projektbeschreibung –, durch Lernsituationen mit „Echtheitscharakter“ und fast immer<br />

unter Einbeziehung der Arbeit am Computer eine Verbindung zwischen der allgemeinen<br />

und der beruflichen Bildung zustandezubringen und neue Ideen für einen ganzheitlichen<br />

Unterricht zu erproben. Grundschüler in der Stadt Hünfeld machen eine Schulzeitung;<br />

Jugendliche aus einer kooperativen Gesamtschule in Friedrichsdorf planen und betreiben<br />

eine „Firma“, die spezielle Platinen für Elektronikversuche im Lern- und Freizeitbereich<br />

herstellt; Jugendliche eines beruflichen Gymnasiums in Schlüchtern gestalten in<br />

Zusammenarbeit mit Werbeagenturen und Zeitungsverlagen Anzeigen und<br />

Werbematerialien mit professionellen Werkzeugen. Kokos gehört zu einem Verbund von<br />

vier Modellversuchen zum Themenkomplex „Telekommunikation im Schulwesen“, welche<br />

die Bund-Länder-Kommission 1992 bewilligt hat. Alle untersuchen unterschiedliche<br />

Anwendungen der Telekommunikation im Schulbereich. Die drei anderen Projekte sind:<br />

„Erprobung eines schulischen Beratungs- und Informationssystems zur<br />

Telekommunikation“ (Esbit) in Bayern, „Aufbau und Erprobung eines multimedialen<br />

Informationssystems“ im Saarland und „Kommunikation und Information im<br />

Datenfernübertragungsnetz für Schulen“ (Kids) in Schleswig-Holstein. Kokos sollte nach<br />

dem Willen der Initiatoren vor allem dreierlei fördern:<br />

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1. das kooperative Lernen im Klassenzimmer und innerhalb der Schule („Das lokale Netz<br />

ermöglicht den Zugriff auf gemeinsame Datenbestände, Electronic Mail oder die<br />

Simulation von Anwendungen, die sich in der Realität in Wide Area Networks<br />

abspielen.“);<br />

2. das kooperative Lernen über das Klassenzimmer und die Schule hinaus („Das lokale<br />

Netz wird mittels Datenfernverarbeitung zu einem Wide Area Network und erschließt<br />

den Schulen überregionale Zugänge. Unterschiedliche Anwendungen der<br />

Telekommunikation (Telefon, Fax, Datenfernübertragung) werden zur Organisation<br />

von Unterrichtsvorhaben und für die Durchführung erforderlich.“);<br />

3. das kooperative Lernen über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg („Die Schule ist Teil<br />

eines Wide Area Networks und kann internationale Kontakte aufnehmen und<br />

gestalten.“).<br />

Computer in der Grundschule Kokos integriert eine Reihe von Teilprojekten. So erprobten<br />

Lehrer im Klassenzimmer neue Unterrichtshilfen wie „Decide“, ein elektronisches<br />

Programmsystem zur Entscheidungsunterstützung für Gruppen, die über ein Thema<br />

brüten. Über das Klassenzimmer hinaus wurde mit Unterrichtsbeispielen gearbeitet, die<br />

geeignet sind, die Zusammenarbeit von Schulen in einer Region unter einem bestimmten<br />

thematischen Aspekt zu fördern. Das Projekt „Trasse“ etwa sollte den Schülern via<br />

Bildschirm Einblick in die vielfältigen Fragestellungen geben, die sich bei der Planung von<br />

Verkehrswegen ergeben. Zu den Projekten auf internationaler Ebene zählt eine deutsch-<br />

türkische Schülerzeitung. Was der Modellversuch im Hinblick auf die allgemeine<br />

Schulentwicklung, die Unterrichtspraxis und „neues Lernen“, das Schulmanagement und<br />

die technische Infrastruktur lehrt, wird in einem Abschlußbericht zusammengefaßt, der in<br />

diesem Jahr erscheinen soll. Er wird auch deutlich machen, daß Nachahmer im Vergleich<br />

zum Status quo eine beachtliche mediale Aufrüstung benötigen. Zum<br />

Ausstattungskonzept, so die beteiligten Pädagogen, gehörten „der Informatikraum,<br />

Medienecken in Klassenzimmern, möglichst portable Geräte für singuläre Einsätze,<br />

Informationsinseln in der Bibliothek oder für den Jahrgang. Perspektivisch ist ein E-<br />

Mailing, ein interner Information server, das lokale Netz sowie der Zugang zu<br />

überregionalen Netzen zum Ortstarif anzustreben.“ An den ganz jungen Nachwuchs<br />

wendet sich das Projekt „Computer und Grundschule“, das seit 1994 von den Instituten<br />

HIBS und HILF gemeinsam betreut wird und bis 1996 läuft. An den beteiligten Schulen<br />

werden vier verschiedene Einsatzbereiche des Computers getestet: 1. der<br />

Computereinsatz im Sinne des Werkzeuggebrauchs (schreiben, gestalten, konstruieren);<br />

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2. der Computereinsatz in einem flexiblen und differenzierten Unterricht (üben, vertiefen,<br />

ergänzen, selbständiges Erkunden); 3. Medienerziehung (herstellen, gebrauchen,<br />

reflektieren) 4. der Computer als Hilfe in einem integrativen Unterricht im Teilprojekt<br />

„gemeinsames Lernen“ (helfen, unterstützen, kompensieren). Der Bereich<br />

„Medienerziehung“ soll dabei, wie zu hören ist, mit vom Modellversuch Immis abgedeckt<br />

werden. Ein Umdenken für Eltern und Lehrer erfordert dieser Versuch auf jeden Fall, denn<br />

bislang, heißt es auch in der Projektbeschreibung, sei der Computereinsatz in der<br />

Grundschule in Hessen aus pädagogischen, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen<br />

„sehr zurückhaltend gesehen“ worden.<br />

Medienpädagogische Elternabende im Kindergarten<br />

Bei aller Beachtung der neuen Techniken kommt das gute alte Fernsehen fast etwas zu<br />

kurz. Dabei ist es nach wie vor in den Augen vieler Erwachsener ein potentieller Kinder-<br />

Verderber, bringt angeblich zu viel Gewalt, beeinträchtigt die Phantasie etc. [Vgl. hierzu:<br />

Ergebnisbericht des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest<br />

„Fernsehnutzung und Medienpädagogik im Alltag“ in FK 7-8] Genau dieses gute alte<br />

Fernsehen steht im Mittelpunkt eines Projekts der Landesanstalt für privaten Rundfunk<br />

Hessen (LPR Hessen). Die Leitung des Projekts „Medienpädagogische Elternabende als<br />

Maßnahme vorbeugenden Jugendschutzes“, das 1993/94 in Kindergärten Nordhessens<br />

durchgeführt wurde, lag bei Ben Bachmair. Mit seiner Realisierung wurden fünf<br />

Medienpädagogen und -pädagoginnen des an der Universität Göttingen angesiedelten<br />

Vereins „Blickwechsel“ sowie ein Medienpädagoge der Gesamthochschule Kassel als<br />

Koordinator betraut. Fernziel des Projekts ist es, ein medienpädagogisches Netzwerk in<br />

Nordhessen aufzubauen, in das möglichst viele Einrichtungen vor allem aus dem<br />

Bildungs- und Kulturbereich einbezogen sind. Zunächst einmal ging es ganz praktisch<br />

darum, medienpädagogische Fortbildungsmöglichkeiten für Erzieherinnen und Eltern<br />

anzubieten. Darüber hinaus sollten interessierte Personen in Kindergärten, Schulen oder<br />

anderen medienpädagogischen Einrichtungen zu kompetenten „Moderatoren“ und<br />

„Moderatorinnen“ geschult werden, um auch jenseits des Projekts dauerhaft<br />

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Elternabende, Fortbildungsveranstaltungen und medienpraktische Arbeit leisten zu<br />

können. Im Projektzeitraum Januar 1993 bis September 1994 waren unter anderem<br />

durchgeführt worden: 22 Elternabende, 5 Fortbildungsveranstaltungen für Erzieher/innen,<br />

2 medienpraktische Angebote im Kindergarten, 1 Lehrerfortbildung. Allerdings kann man<br />

auf mehrstündigen Elternabenden oder eintägigen Abenden mit Kindergärtnerinnen wohl<br />

nicht mehr als erste Anstöße geben: Grundannahmen zur Medienwirkung und<br />

Erkenntnisse über die kindliche Wahrnehmungsweise von medialen Angeboten<br />

bekanntmachen, „Tips“ für den Umgang mit dem Fernsehen in der Familie geben, Eltern<br />

motivieren, über die Bedeutung der Medien für sich (als Erwachsene und als Kinder) und<br />

ihren Nachwuchs nachzudenken. So wurde den nordhessischen Vätern und Müttern zum<br />

Beispiel ein Ausschnitt aus einem Kinderfilm gezeigt, und sie sollten sagen, wie Kinder<br />

den Film ihrer Meinung nach wahrnehmen. Anschließend wurden dann Interviews mit<br />

Kindern eingespielt, die von den gezeigten Szenen berichten. „Die Eltern“, erläutert<br />

Mitarbeiter Norbert Neuß im Zwischenbericht des Projekts die rezipientenorientierte<br />

Philosophie der Arbeit, „sollen ihre Kinder als aktive und gestaltende Mediennutzer<br />

entdecken. (..) Diese positive pädagogische Sichtweise ermöglicht es Eltern eher, ihre<br />

Kinder zu ver-stehen, zu unterstützen und mit den Bilder-Welten der Medien umzugehen.<br />

Die Eltern sollen für die ‘Medienspuren’ im Alltag sensibilisiert werden, das heißt für<br />

Gespräche, Spiele und Ausdrucksformen ihrer Kinder, in denen diese ihre<br />

Medienerlebnisse verar-beiten. Eltern und ErzieherInnen sollen befähigt werden, das<br />

Medienangebot in seiner Funktion und Bedeutung für die Kinder zu beurteilen. Dabei<br />

sollen bestimmte Geschichten und Figuren in den Lebenszusammenhang und den<br />

Entwicklungsstand des jeweiligen Kindes eingeordnet werden können.“<br />

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Künftige Finanzierung unsicher<br />

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Der Etat für das nordhessiche Projekt lag in beiden Jahren bei nicht mehr als jeweils 28<br />

000 DM. Mit einem Abschlußbericht ist in einigen Monaten zu rechnen. Auch nach dem<br />

Ende der ersten Projektlaufzeit gehen die Aktivitäten von Blickwechsel in Kindergärten,<br />

aber auch an Schulen weiter, 1995 von der LPR Hessen wiederum mit rund 28 000 DM<br />

unterstützt. Die Finanzierung der Fortbildungsmaßnahmen steht jedoch auf tönernen<br />

Füßen, da die LPR im laufenden Jahr nicht mehr ihren ganzen Etat für<br />

medienpädagogische Aktivitäten in die Elternabende stecken kann. Die Zukunft des<br />

Ganzen dürfte also auch davon abhängen, ob man eventuell einen Trägerverein aus<br />

interessierten Organisationen und/oder Sponsoren findet, die ihre Portemonnaies öffnen.<br />

(FK 13/96)<br />

IX. Mecklenburg-Vorpommern:<br />

Integratives Konzept Auch im hohen Norden Ostdeutschlands haben der<br />

Orientierungsrahmen zur Medienerziehung der Bund-Länder-Kommission<br />

„Medienerziehung in der Schule“ und die Erklärung der Kultusministerkonferenz vom 12.<br />

Mai 1995 zur Medienpädagogik ihre Spuren hinterlassen. Hier hat das Landesinstitut<br />

Mecklenburg-Vorpommern für Schule und Ausbildung (L.I.S.A.) ein Konzept zur<br />

Medienerziehung an allgemeinbildenden Schulen entwickelt. Das Konzept liegt in einer<br />

Entwurfsfassung vor und soll jetzt erst einmal unter Fachleuten zur Diskussion gestellt<br />

werden. Bis es an die Schulen kommt, wird also noch einige Zeit vergehen. Der<br />

vorliegende Entwurf besteht im wesentlichen aus drei Teilen:<br />

1. einem auf die Lehrerbildung bezogenen Teil;<br />

2. einem Teil, der auf die Verankerung der Medienerziehung in den Rahmenplänen<br />

abstellt. In der 1993 angelaufenen und noch nicht vollendeten Revision der „Vorläufigen<br />

Rahmenrichtlinien“ – der ersten Lehrplan-Generation nach der Schulre-form<br />

von 1991 – wird eine Integration der Medienerziehung nach Einschätzung der<br />

Bildungsplaner allerdings nicht mehr in dem Maß möglich sein, wie das notwendig<br />

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wäre. Deshalb sollen Beispiele genannt werden, die den Medienarten zugeordnet sind<br />

und die auch dann im Unterricht behandelt werden können, selbst wenn sie in den<br />

Rahmenplänen nicht explizit erwähnt werden;<br />

3. unterrichtsbezogenen Teilen, hier insbesondere Projektideen: Bezogen auf jeweils<br />

zwei Jahrgangsstufen werden Anregungen für Projekte mit medienerzieherischen<br />

Akzenten gegeben. Hier finden sich Themen wie „Klassenradio“, „Vorabendserien“,<br />

„Videoclips“, „Gestalten einer eigenen (Schüler-) Zeitung mit Hilfe des Computers“<br />

bzw. „Gestalten eines eigenen Films / Videoprojekts“; fachübergreifenden,<br />

projektorientierten Unterrichtsblöcken (einwöchig). Weil Medienerziehung – lautet hier<br />

die Ausgangsüberlegung -, wenn sie ausschließlich als immanenter Bestandteil aller<br />

Unterrichtsfächer behandelt wird, immer in Gefahr stehe, „von allen anerkannt und von<br />

keinem umgesetzt zu werden“, hat sich das L.I.S.A. zusätzlich für eine Form von<br />

Blockunterricht für grundlegende medienerzieherische Komponenten entschieden.<br />

Blockunterricht, heißt es, sei dabei unter schulorganisatorischen Gesichtspunkten<br />

natürlich immer mit mehr Aufwand verbunden als die Einhaltung des Stundenplanes.<br />

Andererseits sei Medienkompetenz schwerlich im 45-Minuten-Takt auszubilden.<br />

Fachübergreifende, projektorientierte Unterrichtsblöcke<br />

Als Themen vorgeschlagen und erprobt werden hier zum Beispiel:<br />

• für die Klassenstufe 5 „Informationsbeschaffung / Organisation von Arbeitsmitteln“<br />

(einschließlich der Recherche in diversen – auch elektronischen – Nachschlagewerken,<br />

Lexika bzw. Wörterbüchern);<br />

• • für die Klassenstufe 6 „Unser Geschichtenbuch“. Hier steht die Textverarbeitung im<br />

Mittelpunkt. Das Produkt dieses Unterrichtsblockes soll ein Geschichtenbuch der Klasse<br />

sein, zu dem jeder Schüler eine Geschichte beitragen und mit seinem selbstgestalteten<br />

Einband versehen kann,<br />

• für die Klassenstufe 7 „Kommunikation – gestern, heute, morgen“. Hier geht es zum<br />

einen um die Vertiefung der Arbeit mit einem Textverarbeitungsprogramm. Zum<br />

anderen sollen die Lernenden einen Einblick in die Telekommunikation gewinnen. So<br />

soll die Behandlung der mündlichen und schriftlichen Kommunikation im<br />

Deutschunterricht ergänzt werden. Produkt dieses Blocks könnte eine Dokumentation<br />

zur historischen Entwicklung der Kommunikation sein;<br />

• für die Klassenstufe 8 „Medienvermittelte Präsentation“. Bildkultur, schreiben die<br />

Bildungsplaner hierzu, habe heute eine der Schriftkultur gleichrangige Bedeutung. Die<br />

Schule beschränke sich jedoch weitestgehend auf letztere. Auch ein zielgerichteter und<br />

einem Thema adäquater Einsatz von Medien spiele nur eine marginale Rolle. „Es<br />

bedarf folglich auch des Wissens und Könnens, wie Präsentationsmittel hergestellt und<br />

eingesetzt werden und welche Wirkung sie haben.“ Die unterrichtsbezogenen Teile des<br />

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L.I.S.A.-Konzeptes werden gegenwärtig an zwei Schulen des Landes erprobt. Eine<br />

davon war auch schon bei dem Schulversuch „McFun“ mit von der Partie (siehe dazu<br />

weiter unten). Herauskommen soll eine Handreichung, die die Erfahrungen der Schulen<br />

dokumentiert, um so den anderen Schulen im Lande Anregungen für eine integrative<br />

Medienerziehung zu geben. Die zuständige Einrichtung L.I.S.A. mit Hauptsitz in<br />

Schwerin wurde durch Beschluß der Landesregierung vom 5. Dezember 1990 errichtet.<br />

Zu ihren Aufgaben gehören neben der Lehreraus-, -fort- und -weiterbildung sowie der<br />

Unterrichtsfachberatung auch die Betreuung und Auswertung von Schul- und<br />

Modellversuchen sowie von Programmen zur Schulentwicklung. Die Landesbildstelle<br />

von Mecklenburg-Vorpommern, die Teil des L.I.S.A. ist, unterteilt ihre Pflichten in 1.<br />

„medienpädagogische Aufgaben“, 2. „Informations- und Beratungsaufgaben“ und 3.<br />

„Sammlungs- und Verleihaufgaben“.<br />

Modellversuch McFun mit mobilen Notebooks<br />

Der wohl prominenteste Schulversuch des Landes ist der Modellversuch der Bund-<br />

Länder- Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung „Mobile Computer im<br />

Fachunterricht“, abgekürzt „McFun“. McFun erprobte an fünf Schulen des Müritzkreises,<br />

ob und wie sich zwei mobile Klassensätze Notebooks in den sechs Fächern Biologie,<br />

Deutsch, Englisch, Mathematik, Kunst und Gestaltung sowie Sozialkunde einsetzen<br />

lassen. Im Mittelpunkt stand dabei der Aspekt der Mobilität: zum einen der Mobilität<br />

innerhalb der Schule. Nicht die Lernenden gingen in den Computerfachraum, sondern die<br />

Notebooks wurden in den Fachraum der (ausgewählten) Fächer mitgenommen; zum<br />

anderen der Mobilität zwischen Schulen. Mehrere Schulen bildeten einen<br />

kostensparenden Technikverbund, in dem jeweils ein Klassensatz Notebooks mit daran<br />

gebundenen Software-Lizenzen kursierte. Als Vorteile eines Gebrauchs mobiler Computer<br />

listen die verantwortlichen Lehrer auf, dieser verhindere eine Dominanz des<br />

Unterrichtsmittels Computer. Von Nachteil sei, daß gegenwärtig ein Anschluß an globale<br />

Netze und eine „Multimedia-Fähigkeit“ der von den Schulträgern finanzierbaren<br />

Notebooks nicht gegeben seien – anders als bei „Medienecken“ in den Schulen – und der<br />

Pflegeaufwand für die Geräte hoch sei. Die Idee zu McFun entstand auch deshalb, weil es<br />

in Mecklenburg-Vorpommern nicht gelungen war, die Informationstechnische<br />

Grundbildung, wie in der Schulreform 1991 geplant, einzuführen. Während an Gymnasien<br />

hierfür eigenständige Kurse eingerichtet wurden, war an Haupt- und Realschulen eine<br />

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Integration in die Fächer Technik, Deutsch und Sozialkunde vorgesehen – eine<br />

Konstruktion, die im Falle der beiden letztgenannten Fächer nicht funktionierte. Die<br />

Ergebnisse des Versuchs McFun, der sich von Januar 1993 bis Dezember 1995<br />

erstreckte, sind in einem zweibändigen Abschlußbericht festgehalten. Band 2 enthält<br />

zahlreiche Unterrichtsbeispiele aus den beteiligten sechs Fächern. Band 1 resümiert in<br />

Thesenform Erfahrungen aus dem Versuch. Danach hängt zum Beispiel die Bereitschaft<br />

des Lehrpersonals, Computer einzusetzen, nicht nur vom „erleichterten Zugriff“ auf die<br />

Technik ab, sondern auch von Faktoren wie vermeintlichem Zeitdruck, zeitlicher<br />

Belastung in der Unterrichtsvorbereitung, Stimmigkeit zwischen Software und Lehrbuch,<br />

funktionierender Technik, Attraktivität des Unterrichts aus Sicht der Schüler sowie<br />

Innovationsbereitschaft der Lehrenden. Das Vordringen der Neuen Medien in den<br />

Bildungsbereich erhöhe den Fortbildungsbedarf der Lehrpersonen aller Schularten und<br />

erfordere einen Landesbeauftragten für Neue Medien als Koordinator. Der erprobte<br />

Technikverbund zwischen mehreren Schulen habe sich bewährt, verlange aber nach<br />

einem „Hardware-Verantwortlichen“ an jeder der Schulen. Die Arbeit in<br />

(schulübergreifenden) Fachgruppen müsse den Schwerpunkt auf die methodische<br />

Gestaltung des Unterrichts legen; Computereinsatz im Unterricht bedeute auch, die<br />

Schüler „loszulassen“. Der Einsatz von Computern im Fachunterricht, lautet eine weitere<br />

Erkenntnis, bewirke bei den Lernenden eine Zunahme des Interesses am Fach. In<br />

Kooperation mit dem schleswig-holsteinischen Modellversuch „Kommunikation und<br />

Information im Datenfernübertragungsnetz für Schulen“ (KIDS) wurde als „Nebenwirkung“<br />

von McFun ein Mailbox-Netz aufgebaut.<br />

In Grimmen wird Multimedia ausprobiert<br />

Bereits seit 1994 ist das Kollegium des Gymnasiums Grimmen dabei, sich auf einen<br />

Schulversuch vorzubereiten, bei dem – beginnend mit der Jahrgangsstufe 7 – Compu-<br />

tersysteme als Werkzeug und Medium im Unterricht vieler Fächer eingesetzt werden<br />

sollen. Hier können die Ergebnisse von McFun mitverwertet und neue Erfahrungen mit der<br />

nächsten Software-Generation, das heißt multimedialer Software, gewonnen werden. Der<br />

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Schulversuch soll Fragen beantworten wie: Welche Auswirkungen hat der durch<br />

Multimedia-Systeme mögliche selbständige Wissenserwerb des Lernenden auf die<br />

Lernprozesse sowie auf die Kommunikationsstruktur im Unterricht? Wie verändert sich die<br />

Tätigkeit des Lehrenden, wenn multimediale Software über Fächer hinweg Wissen<br />

anbietet? Lassen sich auch solche Produkte sinnvoll nutzen, die nicht für den Unterricht<br />

entwickelt worden sind? Die Erprobungen haben hier im Schuljahr 1995/96 begonnen. In<br />

dem für sechs Jahre konzipierten Schulversuch sollen die Schülerinnen und Schüler nach<br />

Angaben des Kultusministeriums auch Gelegenheit haben, aus einem breiten Kurs-<br />

Angebot zu wählen, dessen Ziel die Integration der Neuen Medien in die Fächer und die<br />

Vermittlung einer umfassenden informationstechnischen Bildung sind.<br />

Pumukl: Medienecken für die 9jährigen<br />

An Grundschulen des Landkreises Demmin konzentriert man sich derweil auf den<br />

Versuch „Pumukl“. Pumukl steht für „Primarunterricht – multimediales, kreatives Ler-nen“.<br />

Vom kommenden Schuljahr an soll eine speziell für Grundschulen entwickelte<br />

„HyperMedia-Arbeitsumgebung“ erprobt werden, dies in Verbindung mit refor-<br />

mpädagogischen Ansätzen. Hierzu werden die Klassenräume der 3. und später der 4.<br />

Jahrgangsstufen mit Medienecken ausgestattet, die sowohl ein Computersystem als auch<br />

traditionelle Medien anbieten. Dieser Schulversuch, erläutert die Pressereferentin des<br />

Schweriner Kultusministeriums, Pirko Kristin Zinnow, sei auch mit Blick auf die<br />

Entwicklung der Schülerzahlen im Lande zu sehen. Die Zahl der Schulanfänger habe sich<br />

innerhalb von fünf Jahren um fast 70 Prozent verringert. Es seien folglich Überlegungen<br />

notwendig, wie Schulen, zunächst vor allem Grundschulen, zu erhalten und zu gestalten<br />

seien. Die Landesregierung wolle „die Schule im Dorf lassen“. Dies heiße bei einem<br />

dramatischen Rückgang der Schülerzahlen aber auch, daß es gegebenenfalls<br />

jahrgangsstufenübergreifenden Unterricht geben müsse. Die Lehrenden an den<br />

betroffenen Grundschulen, so Pirko Kristin Zinnow, könnten durch Computersysteme auf<br />

verschiedene Weise unterstützt werden, sei es durch Übungsprogramme, die auf einzelne<br />

Kinder abgestimmt werden könnten, sei es dadurch, daß sich eine kleine Gruppe von<br />

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Kindern ein Thema zunächst selbständig am Computer erarbeitet. Die Fortbildung der<br />

betroffenen Grundschullehrer und -lehrerinnen hat bereits begonnen. Hier werden auch<br />

Erfahrungen zum Computereinsatz im Primarbereich genutzt, die in Nordrhein-Westfalen<br />

gewonnen wurden. Außerdem kooperiert das L.I.S.A. bei Pumukl mit dem Landesinstitut<br />

von Baden-Württemberg, wo ein Erprobungsversuch mit der gleichen HyperMedia-<br />

Arbeitsumgebung durchgeführt wird.<br />

Schulversuch Schülerzeitung <strong>online</strong><br />

Am Herder-Gymnasium Schwerin wird in regelmäßigen Abständen eine überregionale,<br />

zweisprachige Zeitung (in Deutsch/Englisch) von Schülern für Schüler erstellt. Die<br />

beteiligten Schüler-Redaktionen arbeiten über das Internet zusammen und verbreiten das<br />

Produkt auch auf diesem Wege. Darüber hinaus erwerben die Heranwachsenden in einer<br />

„echten“ Zeitungsredaktion Grundkenntnisse für die Herstellung dieses Mediums und<br />

erhalten bei erfolgreichem Abschluß ein Zertifikat. Gemeinsam mit Rheinland-Pfalz<br />

beteiligt sich das Land Mecklenburg-Vorpommern des weiteren an dem BLK-<br />

Modellversuch ESSo zur Erprobung eines Spracherkennungssystems in Sonderschulen.<br />

Zahlen über die Ausstattung der allgemeinbildenden Schulen mit Fernsehgeräten und<br />

Videorecordern liegen dem Schweriner Kultusministerium nicht vor. Die Ausstattung mit<br />

Computern wurde zuletzt 1994 erfragt. Sie ist in der folgenden Tabelle doku-mentiert. Die<br />

nächste Umfrage ist für den kommenden Sommer geplant. * Reine Grundschulen wurden<br />

in die Befragung nicht einbezogen. Über das im Versuch McFun aufgebaute Mailbox-Netz<br />

hinaus gibt es gegenwärtig diverse Vorhaben, Schulen den Zugang zum Internet zu<br />

ermöglichen. Hier setzt man auch auf die Initiative „Schulen ans Netz“ des<br />

Bundesbildungsministeriums und der Deutschen Telekom AG. Mecklenburg-Vorpommern,<br />

betont das Kultusministerium, gehe es dabei nicht nur um die Schaffung einer<br />

technischen Infrastruktur. Wichtig sei eine pädagogische Begleitung, um den Beitrag der<br />

Telekommunikation zur Allgemeinbildung zu ermitteln. Die schulische Nutzung weltweiter<br />

Netze trüge dazu bei, die Schule nach außen zu öffnen, und vermittele dem Nachwuchs<br />

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fürs Erwachsenenleben Orientierungswissen im Informations-Überangebot sowie die<br />

Bereitschaft, sich verantwortungsvoll im Netz zu bewegen. (FK 26-27/96)<br />

Ausstattung der allgemeinbildenden Schulen mit<br />

Kommunikationstechnik – Umfrage 1994<br />

beteiligt von<br />

Schulen insgesamt* 421 565 •<br />

Gymnasien 82 96 •<br />

Gesamtschulen 14 19 •<br />

alle anderen 325 450<br />

mit wenigstens einem Computerfachraum 347 •<br />

davon vernetzt 106 •<br />

mit wenigstens einem Drucker 345 •<br />

mit einem Modem 10<br />

Vorhandene Computer 3476 •<br />

davon 286 AT 1445 •<br />

davon 386/486 1618<br />

*Reine Grundschulen wurden in die Befragung nicht einbezogen.<br />

X. Niedersachsen:Aufgaben bündeln<br />

Auch im Land Niedersachsen ist die Tendenz erkennbar, medienpädagogische Auf-<br />

gaben, die bisher auf verschiedene Institutionen des Landes verteilt waren, zu bündeln,<br />

um so einen effektiveren Einsatz von Personal und Sachmitteln zu ermöglichen – was<br />

zugleich heißt: in Zeiten knapper Kassen Einsparungen und eine Beschränkung auf<br />

bestimmte Aufgaben vorzunehmen. Seit Oktober 1995 ist das „Dezernat 4 /<br />

Medienpädagogik“ im Niedersächsischen Landesinstitut für Fortbildung und Weiterbildung<br />

im Schulwesen und Medienpädagogik (NLI) für einen Katalog von Tätigkeiten zuständig,<br />

der in der Vergangenheit auf unterschiedliche Stellen verteilt war. Dies ist einem Erlaß<br />

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des Kultusministeriums vom 1. August 1996 zu entnehmen. Betroffen sind von der<br />

Umorganisation die folgenden Stellen:<br />

1. das Niedersächsische Landesverwaltungsamt – Landesmedienstelle – einschließlich<br />

des Projekts „Lesebus“;<br />

2. die Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung – Sachgebiet „AV-Medien“;<br />

3. das Niedersächsische Landesinstitut für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und<br />

Unterrichtsforschung – Computer-Centrum und weiterbestehende Aufgaben einer<br />

ehemaligen Projektgruppe „Neue Technologien und Schule“ sowie<br />

4. das Niedersächsische Landesinstitut für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und<br />

Unterrichtsforschung – Sachgebiet „Medien- und Kommunikationserziehung“.<br />

Der genannte ministerielle Erlaß beschreibt auch den Arbeitsbereich des neuen<br />

Dezernats 4/Medienpädagogik, der sich wohlgemerkt nicht nur auf die Schule beschränkt.<br />

Er umfaßt im wesentlichen:<br />

• Grundsatz- und Koordinierungsaufgaben (unter anderem die „Weiterentwicklung und<br />

Integration von Medienpädagogik“, die Zusammenarbeit und Abstimmung von Aufgaben<br />

im Verbund der Bildstellenorganisation, die Zusammenarbeit mit einschlägigen<br />

Einrichtungen);<br />

• pädagogische Information, Dokumentation und Beratung;<br />

• Mediensammlung, -verleih und -distribution (unter anderem Verleih und Distribution von<br />

audiovisuellen Medien und didaktischer Software in Unterstützung und Ergänzung des<br />

Angebots der kommunalen Bildstellen);<br />

• Fort- und Weiterbildung im Bereich Medien-/Kommunikationspädagogik (unter anderem<br />

für Lehrkräfte aller Schulformen, für die außerschulische und Erwachsenenbildung<br />

sowie für Beschäftigte kommunaler Bildstellen);<br />

• aktive Medienarbeit und Medienkulturarbeit.<br />

Das Niedersächsische Landesinstitut für Fortbildung und Weiterbildung im Schul-wesen<br />

und Medienpädagogik (NLI) ist das frühere Niedersächsische Landesinstitut für<br />

Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichtsforschung. Mit der Namens-<br />

änderung ging eine Umstrukturierung einher, die intern zu einer Verringerung der<br />

Dezernate führte. Ins neue Dezernat 4 wurden unter anderem die verbleibenden<br />

Aufgaben der ehemaligen „Landesmedienstelle“ integriert, eines früher selbständigen<br />

Dezernats des Niedersächsischen Landesverwaltungsamts. Dieses mit Wirkung zum 1.<br />

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Oktober 1995 aufgelöste Dezernat hatte die Aufgaben der 1936 gegründeten<br />

Landesbildstelle fortgeführt. Die gültigen Rahmenrichtlinien stammen zu einem Großteil<br />

von Anfang der 90er Jahre und enthalten ähnlich wie in den anderen Bundesländern auch<br />

hie und da Bezugspunkte auf Individual- und Massenmedien. So heißt es etwa in den<br />

Rahmen-richtlinien Deutsch für die Realschule (von 1993), eine Aufgabe des<br />

Deutschunterrichts sei die Leseförderung. Da die audiovisuellen Medien „einen großen<br />

Raum im außerschulischen Leben einnehmen, empfiehlt es sich, Medienerzeugnisse<br />

verstärkt in den Unterricht zu integrieren, sie zu analysieren oder auch selbst zu gestalten,<br />

um zu einem reflektierten Umgang mit ihnen anzuleiten“. Die Möglichkeiten der<br />

Textverarbeitung „können in allen Bereichen des Deutschunterrichts zu einem handlungs-<br />

und produktionsorientierten Lernen genutzt werden“. In den Rahmenrichtlinien Naturwis-<br />

senschaften für die gleiche Schulform (von 1992) wird ausdrücklich darauf hingewiesen,<br />

der naturwissenschaftliche Unterricht trage zur informations- und kommunika-<br />

tionstechnologischen Bildung bei. Auch für die in der letzten Zeit erarbeiteten<br />

Rahmenrichtlinien gilt allerdings generell, daß die Vermittlung von Medienkompetenz nur<br />

unsystematisch Erwähnung findet und Medien in den „Allgemeinen Vorbemerkungen“ zu<br />

den diversen Rahmenrichtlinien eher aus der Verlust- und Bedrohungsperspektive<br />

thematisiert werden. Als eigentliches Problem sieht Wolf-Rüdiger Wagner, Leiter des<br />

Dezernats Medienpädagogik, jedoch weniger die Vorgaben der Lehrpläne. Von einem<br />

zeitgemäßen Textbegriff her, sagt er, wäre es zum Beispiel auch ohne explizite<br />

Erwähnung möglich, im Deutschunterricht literarische Formen in allen Medien zu<br />

behandeln. Daß dies jedoch nicht so geschieht, wie es möglich wäre, dafür ist Wagners<br />

Eindruck nach eine innerhalb der Lehrerschaft weit verbreitete „kulturpessimistisch<br />

grundierte Medienabstinenz“ verantwortlich.<br />

Kulturpessimistisch, medienabstinent<br />

Innerhalb des Dezernats Medienpädagogik denken die Fachleute bereits seit längerem<br />

über ein Gesamtkonzept der Medienerziehung nach. Sie verstehen auch die von ihnen<br />

herausgegebenen Texte und Materialien quasi als Bausteine dafür. Zu diesen Bausteinen<br />

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gehören „Ausgangsüberlegungen“ zu einem „niedersächsischen Konzept ‘Integrative<br />

Medienpädagogik und Lehrerfortbildung’“. Hier wird unter anderem gefordert, statt einer<br />

Ausweitung der Stoffülle müßten bestehende Lehrpläne „medienpädagogisch interpretiert“<br />

werden. Eine Integration dürfe sich nicht auf eine formale Zuordnung von<br />

medienerzieherischen Akten zu den einzelnen Fächern beschränken. Integration müsse<br />

vielmehr „in die Lernfelder der Fächer führen und zeigen, daß der Fachunterricht seine<br />

genuinen Fragen heute nurmehr unter Einbeziehung von Medien beantworten kann“. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, daß die Erfahrungen aus der Fortbildung in die Unterrichtspraxis<br />

übertragen würden, steige dabei mit der „Handlungsorientierung“ des Kurses, heißt es<br />

weiter. Die Distanz zu ungewohnten Inhalten und Methoden werde „nicht durch<br />

Beredsamkeit überwunden“. Lehrkräfte müßten durch eigene Praxis lernen, was sie von<br />

ihren Schülern verlangen und erwarten könnten. Medienpädagogische<br />

Unterrichtsvorschläge müßten sich durch „thematische und methodische Handhabbarkeit<br />

und Entwicklungsfähigkeit“ im Sinne der Möglichkeit zur Ausweitung, Variation und<br />

Ergänzung auszeichnen: „Die Ausweitung der Fachperspektive auf die Realitäten der<br />

Medien- und Informationsgesellschaft führt zwangsläufig zum Blick über die<br />

Fachgrenzen.“ Bisher liegt in Niedersachsen noch kein offizieller Auftrag des Ministeriums<br />

vor, ein Gesamtkonzept zu erstellen, wie es andere Bundesländer, etwa Bayern und<br />

Sachsen- Anhalt, inzwischen vorzuweisen haben. Am wegweisenden<br />

sachsenanhaltinischen Gesamtkonzept „Wege zur Medienkompetenz“ waren im übrigen<br />

zwei Fachleute aus dem Niedersächsischen Landesinstitut für Fortbildung und<br />

Weiterbildung im Schulwesen und Medienpädagogik, Wolf-Rüdiger Wagner und Detlef<br />

Endeward, beratend beteiligt. Abzuwarten bleibt, ob es in näherer Zukunft auch eine<br />

niedersächsische Variante für ein schulisches Gesamtkonzept geben wird, das die bisher<br />

im Lande geleistete medienpädagogische Arbeit mit den neuen und hoffentlich auch den<br />

„älteren“ Medien systematisiert und fortführt. Im Landtag ist derzeit eine Initiative<br />

„Schulisches Lernen in der Informationsgesellschaft“ in Vorbereitung, die Auslöser dafür<br />

sein könnte. Die erste Beratung über den gleichnamigen Antrag der CDU-Fraktion<br />

(Drucksache 13/2364 vom 5.11.1996) erfolgte bereits am 14. November 1996. Die zweite<br />

Beratung, ursprünglich für den Juli 1997 eingeplant und dann verschoben, soll jetzt<br />

möglichst noch in diesem Monat erfolgen.<br />

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Landtag:Antrag zum schulischen Lernen<br />

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In der von der CDU initiierten und von der SPD-Fraktion mitgetragenen Entschließung<br />

wird die Landesregierung aufgefordert, „umgehend ein Gesamtkonzept zum Lernen in der<br />

Informationsgesellschaft vorzulegen, um den niedersächsischen Schulen den Zugang zu<br />

multimedialen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten zu eröffnen und den<br />

Schülerinnen und Schülern einen verantwortungsbewußten Umgang mit modernen<br />

Technologien zu vermitteln“. Das geforderte Gesamtkonzept soll, aufbauend auf der vor<br />

drei Jahren abgeschlossenen niedersächsischen Versuchsreihe „Neue Technologien und<br />

Schule“, Einsatzmöglichkeiten multimedialen Lernens für die einzelnen Schulformen und<br />

Jahrgänge darstellen. Ein besonderer Schwerpunkt müsse im Bereich der Grundschule<br />

liegen, die, wie es heißt, im Rahmen bisheriger Konzepte „im Hintergrund stand“. Die<br />

vorgeschlagene Entschließung gibt auch pädagogische Rahmenbedingungen für ein<br />

Gesamtkonzept vor. So wird der Einsatz moderner Technologien „nur als<br />

unterrichtsergänzendes Medium“ angesehen. Der systematische Einsatz von<br />

Computersystemen solle in die Fächer integriert werden und im Primarbereich zunächst<br />

pro Woche zweimal 15 bis 20 Minuten nicht übersteigen. Der verantwortungsbewußte<br />

Gebrauch moderner Medien sei neben dem unterrichtspraktischen Gebrauch beginnend<br />

im Primarbereich „medienpädagogisch gezielt zu thematisieren“, gesondert zum Beispiel<br />

im Sozialkunde- oder Religionsunterricht. Weiter wird die Landesregierung aufgefordert, in<br />

Verbindung und Abstimmung mit den kommunalen Schulträgern „umgehend für eine<br />

zeitgemäße Ausstattung der Schulen mit moderner Informationstechnik sowie den<br />

Möglichkeiten für Netzanbindung und Netznutzung zu sorgen“, unter anderem mit Hilfe<br />

von Drittmitteln und Leasing- Projekten. Ausgewählte Schulen, regen die Abgeordneten<br />

an, sollten im Hinblick auf eine zügige Umsetzung des Gesamtkonzepts eine Pilotfunktion<br />

übernehmen. Diese Schulen müßten „ein pädagogisches Konzept einschließlich<br />

notwendiger Auswertung und Weiterentwicklung“ vorlegen. Die Aus und Fortbildung von<br />

Lehrkräften müsse den Anforderungen des Gesamtkonzepts Rechnung tragen. All dies<br />

solle im Kontakt mit anderen Bundesländern geschehen. Eine Erhebung zur Ausstattung<br />

der allgemeinbildenden Schulen mit Computern hat vor kurzem stattgefunden. Das<br />

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vorläufige Ergebnis sieht einer Pressemitteilung (vom 16.6.97) des Ministeriums zufolge<br />

folgendermaßen aus: Die weiterführenden Schulen hätten bei der quantitativen<br />

Ausstattung mit PCs „einen guten Standard“, heißt es. Allerdings gebe es „bei der<br />

Modernisierung [...] einen großen Nachholbedarf“. Über 90 Prozent der Hauptschulen,<br />

Realschulen, Gymnasien und Gesamtschulen setzen demnach bereits Computer ein.<br />

Dabei liegen die Gymnasien bei der Versorgung mit modernsten Rechnern vorn. Nach der<br />

Anzahl der Computer pro Schule schneiden hingegen die Gesamtschulen am besten ab.<br />

Schulen ans Netz<br />

Sieht man von Nordrhein-Westfalen ab, haben sich in Niedersachsen sowohl relativ als<br />

auch absolut am meisten Schulen bei der bundesweiten Aktion „Schulen ans Netz“<br />

beworben. Im Rahmen und zu Beginn dieser Initiative, teilte die niedersächsische<br />

Landesregierung im November 1996 mit, konnten sich 271 Schulen im Lande ins Internet<br />

einklicken. Unter den 601 eingereichten Anträgen wählte das Kultusministerium für das<br />

Schuljahr 1996/97 181 allgemeinbildende und 90 berufsbildende Schulen aus. Weitere 25<br />

Schulen aus Niedersachsen wurden vom Verein „Schulen ans Netz“ in die Liste der von<br />

ihm geförderten Modellprojekte aufgenommen. Begleitend zu dieser bundesweiten Aktion<br />

befindet sich hier eine Reihe von Ausstattungsinitiativen in Planung. So fand am 16. Juni<br />

dieses Jahres in Kooperation mit dem Kultus- und Wirtschaftsministerium das 1.<br />

Niedersächsische Lehrer-Schüler-Forum „Schule und Internet – Schulische Bildung auf<br />

neuen Wegen“ statt. Im Dialog mit Lehrern und Schülern sollte unter anderem in<br />

Erfahrung gebracht werden, welcher Ausstattungsbedarf an den Schulen herrscht.<br />

Kultusminister Rolf Wernstedt kündigte außerdem am 16. Juni vor Journalisten an, die<br />

Schulen in Niedersachsen sollten 1000 Multimedia-Computer erhalten.<br />

Die Kosten dafür übernähmen die Deutsche Telekom AG und das Wirtschaftsministerium<br />

im Rahmen der „Niedersächsischen Initiative für die Informations- und<br />

Kommunikationswirtschaft“. 2,5 Mio DM seien für die Aktion vorgesehen. Bereits am 16.<br />

April dieses Jahres begannen das niedersächsische Kultusministerium und das Ham-<br />

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burger Software-Unternehmen Star Division das auf der CeBIT 97 beschlossene<br />

gemeinsame Projekt „Software für Schulen“. Mit ihm räumt Star Division dem Land die<br />

Möglichkeit ein, alle allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen zu Unter-<br />

richtszwecken mit einer modernen Software-Palette auszustatten, zum symbolischen<br />

Stückpreis von 2,00 DM.<br />

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Leseförderung


im „Lesebus“<br />

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Der Leseförderung dienen sollte ein Erlaß des Kultusministeriums vom 7. Juli 1992 über<br />

„Beraterinnen und Berater für Schulbibliotheksarbeit und Leseförderung“. Ziel des<br />

Erlasses war es, die pädagogische Nutzung der Schulbibliothek bzw. -mediathek zu<br />

unterstützen. Leseförderung galt dabei als ein Schwerpunkt. Hierüber sollen „Beraterinnen<br />

und Berater“ im Rahmen der regionalen und überregionalen Lehrerfortbildung informieren.<br />

Daneben helfen sie den einzelnen Schulen in pädagogischen Fragen der<br />

Schulbibliotheksarbeit. Speziell auf die Printmedien bezogen ist das Pilotprojekt<br />

„Lesebus“, ein Verbundprojekt des Kultusministeriums, des Ministeriums für Wissenschaft<br />

und Kunst sowie der Stiftung Lesen (Mainz) unter Mithilfe der Niedersächsischen Toto-<br />

und Lotto-Stiftung. Es ist heute dem NLI zugeordnet. Das Pilotprojekt begann Ende 1991<br />

und läuft zunächst bis Herbst 1998. Getragen wird es von drei Lehrkräften. Sie haben ein<br />

Büro inklusive eines Seminarraums in der Hannoverschen Literaturetage in der<br />

Krausenstraße gemeinsam mit dem Literaturrat, dem LiteraturBüro Hannover und dem<br />

Friedrich- Bödecker-Kreis Hannover und koordinieren von dort aus Aktivitäten rund ums<br />

Buch. Dabei haben die „Lesebus“ Mitarbeiter Zugriff auf die Datenbank der Stiftung Lesen<br />

und profitieren auch von persönlichen Gesprächen und Fortbildungsangeboten seitens<br />

der Stiftung. Seit Herbst 1992 ist das Team auf Anforderung in ganz Niedersachsen mit<br />

seinem Gefährt unterwegs, um die Lehrenden bei der schwierigen Aufgabe der<br />

Leseförderung zu unterstützen. Im Bus finden sich Bücher, theoretische Literatur und<br />

andere Materialien. Nach Absprache werden individuelle Maßnahmen für jede Schule<br />

entwickelt. So können die Lehrkräfte vor Ort zum Beispiel Hilfestellungen zur Orientierung<br />

auf dem Kinder- und Jugendbuchmarkt erhalten. Die Experten helfen auch bei der<br />

Planung von Jugendbuchwochen, Literaturtagen, der Einrichtung eines Lesecafés oder<br />

der Vorbereitung von Projekttagen/-wochen rund ums Buch. Gemeinsam mit den<br />

Kolleginnen und Kollegen an den einzelnen Schulen können auch Unterrichtseinheiten<br />

konzipiert werden oder kann eine Schule „lesefreundlicher“ gestaltet werden. Ziel ist die<br />

Herstellung eines Netzwerks, das Schulen untereinander verbindet und sie zugleich mit<br />

außerschulischen Einrichtungen wie Bibliotheken und Kunstschulen zusammenbringt.<br />

Inzwischen, sagt Dorothee Pfennig von der beim NLI-Dezernat 4 angesiedelten<br />

Außenstelle „Lesebus“, sei das Projekt „aus der Erprobungsphase heraus“. Die drei<br />

dorthin abgeordneten Lehrkräfte hätten ihr Betätigungsfeld gefunden und Arbeitsformen<br />

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durchprobiert, die bei der Zielgruppe erfolgreich sein könnten. Zielgruppe seien in erster<br />

Linie Schulen, Kollegien, Fachkonferenzen und die dazu gehörigen öffentlichen<br />

Büchereien bzw. die wenigen Schulbibliotheken. Mit Schulen, die einen<br />

Fortbildungsbedarf erkannt hätten, plane man gemeinsam entweder eine zweitägige<br />

Veranstaltung für das Kollegium oder eine Fachkonferenz oder zunächst ein<br />

Beratungsgespräch mit einer Gruppe aus dem Kollegium. Dabei gehe es um Fragen wie:<br />

Welche neuen Bücher sollen wir unseren Schülern anbieten? Welche Methoden machen<br />

Kindern Lust auf Lesen? Dabei müsse der Umgang mit dem Angebot der Schulbücherei<br />

oft „ ganz neu angedacht“ werden. Für die meisten Schulen sei eine Bücherei ein<br />

Buchlager, aus dem zu festgelegten Zeiten Ausleihe möglich sei. „Eine Bücherei als<br />

Arbeitsplatz, an dem man selbst Recherche betreibt oder auch nur so herumstöbert, ist für<br />

viele eine neue Idee. Selbstgewählte Aufgaben mit Hilfe der Bücherei zu bearbeiten, fast<br />

revolutionär.“ In vielen Grundschulen seien inzwischen „Lesezimmer“ entstanden, die von<br />

Kindern wirklich frei genutzt werden könnten. Hier könnten sich auch Eltern informieren.<br />

Die „Lesebus“-Fachleute vermieden möglichst, die Hilfe suchenden Kollegen zu belehren.<br />

Dorothee Pfennig: „Wir möchten, daß die Kollegen erfahren: Es ist nicht schwierig, nicht<br />

mühsam und kompliziert, mit Büchern umzugehen.“ Diese Kollegen würden verleitet,<br />

selbst Texte zu schreiben, zu spielen, zu malen, zu dichten und zu basteln, um diese<br />

Erfahrungen an Schüler weiterzugeben. Auffallend sei, sagt Dorothee Pfennig, daß vielen<br />

Lehrkräften noch nicht hinrei-chend bewußt sei, wie wichtig Leseerziehung und daß<br />

Schule die einzige Institution sei, die wirklich alle erreiche. Obwohl selbst Lehrer in<br />

Gymnasien über nicht ausreichende Fähigkeiten ihrer Schüler, mit Texten umzugehen,<br />

klagten, suchten sie alle die Fehler nicht bei sich und ihrem Unterricht, sondern schöben<br />

die Schuld auf Medien, die ihnen neu erschienen. Die Vermittlung von Lesetechnik und<br />

Literatur geschehe vielerorts noch mit Methoden, „die heute einfach nicht mehr greifen.<br />

Wenn Kinder nicht erfahren und probieren, wozu das Lesenkönnen nutzt, lernen sie es<br />

auch nicht.“ Neue Technologien und Schule Besonders systematisch und bereits<br />

frühzeitig beschäftigt haben sich die Schulplaner im niedersächsischen Norden mit den<br />

sogenannten Neuen Technologien. Um den Schülerinnen und Schülern eine<br />

angemessene informations- und kommunikationstechnologische (IuK-)Bildung zuteil<br />

werden zu lassen, gab es in den Jahren 1984 bis 1994 das niedersächsische Vorhaben<br />

„Neue Technologien und Schule“. Damit sollten die Voraussetzungen und das Konzept für<br />

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die Vermittlung der IuK-Bildung im Rahmen von Modellversuchen erarbeitet werden.<br />

Inhaltlich wurde dabei ein sogenannter inte-grativer Ansatz gewählt, demzufolge jedes<br />

Unterrichtsfach seinen Beitrag leisten soll. Zielsetzung des niedersächsischen Konzepts<br />

sei dabei, wie betont wird, nicht nur die bloße Vermittlung vertieften Fachwissens in<br />

Mikroelektronik, Informatik oder Nachrichtentechnik und auch nicht ausschließlich die<br />

Vermittlung von Know-how im Umgang mit dem Computer und Programmen. „Die<br />

pädagogische Intention ist vielmehr die [...] Auseinandersetzung mit Grundlagen,<br />

Anwendungen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Informations- und<br />

Kommunikationstechniken“. Die IuK-Bildung müsse auch spezifische Aufgaben aus dem<br />

Bereich der zu einer allgemeinen Kommunikationserziehung erweiterten Medienerziehung<br />

übernehmen, heißt es weiter. Im Mittelpunkt stehe dabei der Erwerb von Kompetenzen<br />

zur „Entschlüsselung mediatisierter Erfahrungen“ und damit zum selbstbestimmten<br />

Umgang mit den neuen vielfältigen Angeboten. Mit diesem Ziel wurden entsprechende<br />

fach- und themen-, auch schulformbezogene Unterrichtsmaterialien entwickelt und den<br />

Schulen innerhalb einer umfassenden Veröffentlichungsreihe (unter dem Titel „Neue<br />

Technologien und Allgemeinbildung“, zum Teil mit Software) zur Verfügung gestellt. So<br />

finden sich etwa im Band 5 der Reihe Anregungen für den Deutschunterricht, die von der<br />

Frage der „Textoptimierung am Computer“ bis zu Max Frischs „Homo Faber“ und dem<br />

Weltbild des Technikers reichen. Themenbezogen ist unter anderem Band 26. Er beruht<br />

auf einem Bund-Länder-Modellversuch mit dem Titel „Behandlung der Telekommunikation<br />

im Rahmen der informations- und kommunikationstechnologischen Bildung“. Hier wird<br />

zum Beispiel vorgeschlagen, Schulkinder könnten eine simulierte „elektronische Reise um<br />

die Welt“ antreten und mit ausländischen Schulklassen Kontakt aufnehmen oder eine<br />

englischsprachige Tageszeitung erstellen. Modellversuchsreihe Zum Gesamtprojekt<br />

„Neue Technologien und Schule“ gehört eine Reihe von Modellversuchen – landeseigene<br />

und solche der Bund-Länder-Kommission (BLK) für Bildungsplanung und<br />

Forschungsförderung, unter anderem welche mit den Überschriften „Entwicklung und<br />

Erprobung von Materialien und Handreichungen für Lehrer zur thematischen Behandlung<br />

der Neuen Technologien und ihren Anwendungen im Unterricht der allgemeinbildenden<br />

Schulen“, „Mädchen und Neue Technologien“, „IuK-Bildung in der Schule für<br />

Lernbehinderte“, „Ethik und Neue Technologien“, „Beitrag der Grundschule zur<br />

informations- und kommunikationstechnologischen Bildung“, „Rahmenkonzept zur<br />

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Behandlung der Neuen Technologien im Unterricht der allgemeinbildenden Schulen“,<br />

„Erprobung und Revision des Rahmenkonzepts zur Behandlung der Neuen Technologien<br />

im Unterricht der allgemeinbildenden Schulen“ sowie „Behandlung der<br />

Telekommunikation“. Gleichzeitig wurde unter dem Stichwort „Neue Technologien und<br />

Schule“ parallel zur Materialentwicklung eine Lehrerfortbildung konzipiert, die technische<br />

Ausstattung der Schulen (auch mit Bundesmitteln) gefördert und in ein Rahmenkonzept<br />

zur Vermittlung der IuK-Bildung eingebunden. Dieses Rahmenkonzept, teilte das<br />

niedersächsische Kultusministerium mit, werde sukzessive in die Praxis eingebunden und<br />

fortgeschrieben. Ergebnisse des Rahmenkonzepts würden in die Lehrpläne integriert. Um<br />

neben der Förderung einer Lehrerfortbildung die Ergebnisse des Projekts in die zweite<br />

Phase der Lehrerausbildung zu übernehmen, würden Konzepte entwickelt und<br />

Fortbildungskurse für Ausbildende und Auszubildende angeboten. Für die erste Phase der<br />

Lehrerausbildung sei noch ein Konzept zur Einbindung von Inhalten der IuK-Bildung zu<br />

erarbeiten. Neuere Aktivitäten, die zum Beispiel Multimedia und die Telekommunikation<br />

beträfen, würden zum Beispiel im Rahmen von interkultureller Bildung,<br />

Fremdsprachenlernen und Umweltbildung behandelt. Hier sei auch das Niedersächsische<br />

Schulnetz, ein Mailboxverbund von Schulen des Landes, zu nennen. Bereits in der<br />

Grundschule, betont das Hannoveraner Kultusministerium in diesem Zusammenhang,<br />

solle eine Medien- und Kommunikationserziehung erfolgen. Ziel sei, „Medienkompetenz<br />

als Teil allgemeiner Kommunikationsfähigkeit zu fördern“. Hierzu beitragen soll unter<br />

anderem eine 390 Seiten starke Materialiensammlung „Medien- und<br />

Kommunikationserziehung in der Grundschule“, die im Rahmen des bereits zitierten BLK-<br />

Modellversuchs „Beitrag der Grundschule zur informations- und<br />

kommunikationstechnologischen Bildung“ erstellt und 1994 in erster Auflage veröffentlicht<br />

wurde. Sie unterscheidet vier „Lernfelder“:<br />

• Sinneswahrnehmung – die eigenen Sinne und ihre Leistungsfähigkeit (wieder)<br />

entdecken;<br />

• Sensoren statt Sinne – Technik ergänzt, erweitert und ersetzt sinnliche Wahrnehmung;<br />

• Kommunikation verbindet Menschen miteinander;<br />

• Aktive Medienarbeit – Kinder als Mediennutzer, Kinder als Medienmacher .<br />

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Zu diesen Lernfeldern enthält die Materialiensammlung einführende Sachinformationen<br />

und didaktisch-methodische Hinweise für die Lehrkräfte, Lexikontexte unter anderem zur<br />

Funktion von Medien, „Bausteine“ mit Ideen für Einzelstunden, Spiele, Karteikarten, mit<br />

denen die Kinder selbständig arbeiten können, mehrstündige Unterrichtsbeispiele,<br />

Projektberichte und im Bereich „Aktive Medienarbeit“ „Anregungen zur Medienpraxis“.<br />

Hier wird zum Beispiel daran erinnert, daß Kinder aus einer kleinen Geschichte ein<br />

Hörspiel machen bzw. mit Kassettenrecorder oder Videokamera der Eltern „Schul-<br />

Nachrichten“ herstellen könnten. Zum Lesen für Eltern, Erzieher und Grundschullehrer<br />

gab es schon 1990 vom niedersächsischen Kultusministerium die sechsteilige Publikation<br />

„Kinder und Medien“. Autor ist der bekannte Medienpädagoge Jan-Uwe Rogge. Die von<br />

ihm vorgelegten Arbeitsmaterialien entstanden im Rahmen eines mehrjährigen,<br />

praxisbegleitenden Fortbildungsprogramms für Sozialpädagoginnen und Erzieherinnen<br />

aus dem Elementarbereich sowie für Grundschullehrerinnen. Im Mittelpunkt, heißt es im<br />

Vorwort, stehe die Aufarbeitung der Erlebnisse mit dem Fernsehen und anderen<br />

audiovisuellen Medien. Die einzelnen Bausteine behandeln folgende Themen: die<br />

Bedeutung der Medien für Eltern und Kinder (die eigene Betroffenheit der<br />

Elterngeneration), die Medienwelten der Erwachsenen und die eigenen Wege der Kinder,<br />

die kindliche Wahrnehmungsweise bei Fernsehsendungen, kindliche Ängste und Medien,<br />

medial inszenierte Gewalt und Fernsehen in der Elternarbeit.<br />

Medienpädagogik – im Netz verheddert?<br />

Aktuelle schulische Modellversuche gibt es zur Zeit in Niedersachsen nicht. Zu den<br />

jüngeren Arbeitsschwerpunkten des Dezernats Medienpädagogik gehören<br />

Fortbildungsprojekte für Schule und Medienkulturarbeit mit diversen Video-Workshops,<br />

die unter dem Stichwort „Lesen mit der Kamera – Aktive Medienarbeit und Literatur“<br />

laufen. Das Dezernat hat sich außerdem in jüngerer Zeit die Qualifikation von Lehrkräften<br />

für die Nutzung von Offenen Kanälen und nicht-kommerziellem Lokalfunk zur Aufgabe<br />

gemacht. So initiierte und koordinierte es das Projekt „Fernsehen zum Selbermachen –<br />

Schule und Offener Kanal“, das ab November 1996 sechs Monate lang im Rahmen der<br />

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regionalen Fortbildung vom Offenen Kanal TV Wolfsburg/Braunschweig durchgeführt<br />

wurde. Im Bereich der Radioarbeit (konkretisiert als einwöchige Radio-Workshops,<br />

Senioren- und Jugendarbeit, Wochenendseminar, Unterstützung von Schülerradio-<br />

Arbeitsgemeinschaften) wurde bewußt eine stärkere Vernetzung von Schule und<br />

außerschulischer Bildungsarbeit angestrebt. Außerdem engagiert sich das Dezernat in der<br />

länder-übergreifenden Fortbildungsmaßnahme „Basisbildung für Bildstellenleiter“, die Bild-<br />

stellenleitern zu einem systematischen medienpädagogischen Grundwissen verhelfen will,<br />

und führt Projekte zur mädchen- und frauenspezifischen Medienarbeit durch. Am 19. und<br />

20. September dieses Jahres wird das NLI gemeinsam mit der Gesellschaft für<br />

Medienpädagogik und Kommunikationskultur in Hannover eine Arbeitstagung abhalten.<br />

Deren Titel fragt: „Medienpädagogik – im Netz verheddert?“ Erste Erfahrungen ließen<br />

vermuten, heißt es in der Einladung, daß Initiativen zum Thema Multimedia in der Schule<br />

„nicht über Ausstattungsprojekte im Computerbereich hinauskommen“. Damit bestehe<br />

vielleicht die Gefahr, daß sich das Reformvorhaben „Medienpädagogik in der Schule“ „in<br />

einem technoiden Netz verfängt, wenn medienpädagogische Kompetenzen und Konzepte<br />

bei der Einrichtung der Systeme und bei der Ausgestaltung der schulischen<br />

Rahmenbedingungen kaum eine Rolle spielen“. Fachleute wie Gerhard Tulodziecki und<br />

Barbara Eschenauer wollen eine Bestandsaufnahme der Neuen Medien in Schule und<br />

Unterricht versuchen. Geplant ist, Leitideen für ein Positionspapier „Perspektiven der<br />

Medienpädagogik im Zeichen von Telekommunikation und Multimedia“ zu entwickeln.<br />

Film in Niedersachsen: Mobiles Kino<br />

Auch außerhalb des schulischen Sektors bemühen sich Einrichtungen in Niedersachsen,<br />

gerade den jungen Bürgern Medienkompetenz zu vermitteln. Hierzu gehört zum Beispiel<br />

die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Jugend und Film Niedersachsen e.V. in Walsrode.<br />

Sie ist schon 1956 gegründet worden und versteht sich als Vertreterin der<br />

„Medieninteressen“ der Kinder und Jugendlichen im Lande. Getragen wird sie heute von<br />

rund 300 Einzelpersonen, Spielstellen und Filmklubs. Neben der Organisation von<br />

Filmveranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ist die aktive Videoarbeit ein<br />

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wichtiger Bestandteil der Arbeit der LAG Jugend und Film. Sie macht Seminare, führt<br />

eigene Projekte durch und tourt seit 1992 mit dem „Mobilen Kino“ durch „kinolose“ Orte im<br />

Bundesland. Zweimal im Jahr gibt es eine jeweils vier Monate dauernde Spielsaison,<br />

innerhalb der alle am Projekt beteiligten Orte einmal monatlich mit einem wechselnden<br />

Filmprogramm besucht werden. Darüber hinaus berät die Einrichtung filminteressierte<br />

Kreise im nicht gewerblichen Bereich und bietet einen Geräte- und Kurzfilmverleih an. Am<br />

30. Mai dieses Jahres organisierte sie den 6. Niedersächsischen Kinderfilmtag in<br />

Bramsche, der Mittel der Niedersächsischen Filmförderung erhielt. Zumindest hin und<br />

wieder in schulischen Zusammenhängen arbeitet das „Mobile Kino“, das vom Land<br />

Niedersachsen/Ministerium für Wissenschaft und Kultur finanziert wird. Zum einen werden<br />

die Veranstalter unregelmäßig zu anstehenden Projektwochen gebeten, um bestimmte<br />

Schwerpunktthemen mit einem passenden Filmprogramm zu bereichern. Zum anderen<br />

sind Schulen immer wieder Ansprechpartner und Abspielorte innerhalb der durchgeführten<br />

Tourneeprogramme, bei denen Filmemacher und/oder Schauspieler den Film begleiten.<br />

Eine regelmäßige Zusammenarbeit mit Schülern besteht seit Jahren im Rahmen der<br />

Oldenburger Filmtage. Das „Mobile Kino“ macht hier innerhalb der Filmfestwoche ein<br />

Filmprogramm zum jeweiligen Oberthema und geht damit in die Schulen. Dort bietet man,<br />

über den Film hinaus, häufig Gesprächsrunden, Büchertische und begleitende<br />

Ausstellungen an.<br />

Medienpädagogisches Zentrum Hannover<br />

Mit dem Medienpädagogischen Zentrum ist im Januar 1997 eine sozusagen neue<br />

Einrichtung auf der medienpädagogischen Bildfläche in Hannover erschienen. Unter<br />

ihrem Dach werden die Aktivitäten des Landesfilmdienstes Niedersachsen e.V. und der<br />

Stadtbildstelle Hannover weitergeführt, gebündelt und durch neue Konzepte ergänzt. Die<br />

in beiden „Geschäftsbereichen“ vorhandenen Kapazitäten in Form von verleihbaren<br />

Medien, Geräten und Know-how können nun gezielt zu einer gegenseitigen Stärkung der<br />

bisherigen Arbeitsschwerpunkte der Stadtbildstelle (schulisch) und des<br />

Landesfilmdienstes (außerschulisch) eingesetzt werden. Insbesondere für die<br />

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Bildungseinrichtungen der Stadt Hannover, aber auch für Schulen und andere<br />

Institutionen im sonstigen Niedersachsen gibt es inzwischen ein in Teilen neu<br />

strukturiertes medienpädagogisches „Dienstleistungsangebot“. So sind im kostenlosen<br />

Verleih für Lehrer, Multiplikatoren, Schüler, Auszubildende und andere Interessenten weit<br />

über 10 000 Medien – Videos, 16-mm-Filme, Software, Diaserien usw. – erhältlich.<br />

Verliehen werden Informations-, Dokumentar-, Kurz- und Spielfilme aus einem<br />

umfassenden Spektrum von Sachgebieten. Zur Zeit sind gerade eine Reihe von<br />

„Medienpaketen“ in Vorbereitung, unter anderem zum Thema „Aktuelle Tendenzen in der<br />

Jugendkultur: Von ‘Bravo’ bis Techno“. Wesentliche Arbeitsschwerpunkte des<br />

Medienpädagogischen Zentrums liegen in den Bereichen Medienpädagogik und<br />

Medienpraxis. Das von einer Medienpädagogin geleitete Projekt „VideoVisionen“ etwa<br />

bringt sowohl im Unterricht als auch in Projektwochen und im Rahmen von<br />

Fortbildungsmaßnahmen die Gestaltungsmittel der audiovisuellen Sprache in möglichst<br />

phantasievoller Weise zur Anwendung. Die Grenzen rein technisch orientierter<br />

Einführungskurse, heißt es, würden bewußt in Richtung filmischer und gestalterischer<br />

Aspekte überschritten. Das Spektrum reicht hier von einem Theatervideoprojekt an einer<br />

Integrierten Gesamtschule über einen Schülerinnen- Video-Workshop auf dem „Kongreß<br />

von Frauen in den Naturwissenschaften“, eine Zusammenarbeit mit der<br />

Museumspädagogik des hannoverschen Kestner-Museums oder eine Drehbuchwerkstatt<br />

bis hin zu einem integrativen Projekt „Video-portrait“, bei dem behinderte und nicht<br />

behinderte Menschen zusammenarbeiten. In diesem Herbst hat ein regelmäßiges<br />

Veranstaltungsprogramm des Medien-pädagogischen Zentrums begonnen. Film- und<br />

Sichtungsveranstaltungen, Vorträge und Präsentationen beleuchten aktuelle Themen,<br />

kommentieren Neuerscheinungen, stellen technische Innovationen vor und widmen sich<br />

medienspezifischen oder pädagogischen Fragestellungen. In der im November startenden<br />

Reihe „Medien im Kontext“ eröffnet die Anwesenheit der Film- bzw. Medienmacher die<br />

Möglichkeit, über ein Produkt intensiv zu reden. Neben den klassischen Aufgaben –<br />

Seminare zu methodischen Fragen des Medieneinsatzes, Kurse zur Videokamera, zum<br />

Videoschnitt und zur Filmvorführung – kümmert sich das Zentrum verstärkt um die<br />

„Neuen“ Medien: Unterstützt werden schulische und außerschulische Projekte, die einen<br />

kreativ- eigenständigen Umgang mit Datennetzen und Multimedia suchen. Der<br />

Pädagogische Dienst berät gezielt im Hinblick auf den Einsatz von Software im Unterricht.<br />

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Aktivitäten der Landesmedienanstalt<br />

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Auch die in Hannover ansässige Niedersächsische Landesmedienanstalt für privaten<br />

Rundfunk (NLM) engagiert sich in der Medienpädagogik. Sie plant bzw. unterstützt zur<br />

Zeit eine Reihe einschlägiger Projekte. So zielt ein Projekt zur stufenweisen<br />

medienpädagogischen Qualifizierung von Erziehern und Erzieherinnen in<br />

niedersächsischen Kindergärten darauf ab, ein Fortbildungsmodell zu entwickeln und zu<br />

erproben, das es dieser Berufsgruppe ermöglicht, medienpädagogische Projekte mit<br />

„ihren“ Kindern durchzuführen. Hierzu gehört auch ein Konzept zur Elternarbeit<br />

(Elternabende). Das Modellprojekt ist in der ersten Phase inzwischen abgeschlossen. Für<br />

diesen Herbst ist eine Fortführung geplant. Darüber hinaus soll das Projekt auf der<br />

Grundlage der erarbeiteten Materialien auf ganz Niedersachsen ausgedehnt werden. Das<br />

in Zusammenarbeit von Offenem Kanal Braunschweig/Wolfsburg und dem<br />

Niedersächsischen Landesinstitut für Fortbildung und Weiterbildung im Schulwesen und<br />

Medienpädagogik durchgeführte Projekt „Offener Kanal und Schule“ will neue<br />

methodische und didaktische Arbeitsweisen für den Medienunterricht in der Schule<br />

erschließen und Lehrkräfte an die Angebote und Arbeitsweisen eines Offenen Kanals<br />

heranführen. Erfahrungen, die die Beteiligten sammeln, sollen in Form einer<br />

Materialsammlung beschrieben und anderen Offenen Kanälen zur Verfügung gestellt<br />

werden. Unter dem Titel „‘Schools In’ – Schulfernsehen in Oldenburg“ zielt ein weiterer<br />

Versuch darauf ab, ein regelmäßiges, zielgruppenorientiertes Schulfernsehen mit festen<br />

Sendeplätzen im Offenen Kanal einzurichten. Dabei soll eine Koordinatorengruppe<br />

aufgebaut werden, die das Kontaktnetz zwischen den Schulen und dem Offenen Kanal<br />

bildet. Medienpädagogische Materialien für die Bildungsarbeit sogenannter Multiplikatoren<br />

sollen in Zusammenarbeit mit dem NLI im Rahmen des Modellprojekts „Gewalt in den<br />

Medien. Ist Gewalt (v)erlernbar?“ erarbeitet werden. Es befindet sich gegenwärtig in der<br />

Planungsphase. Angestrebt werden unter anderem Basismaterialien, die zu spezifischen<br />

Aspekten des Themas „Gewalt in den Medien“ Bezug nehmen (Geschlechtsspezifik,<br />

Familienkonflikte, gesellschaftliche Konflikte, Angst etc.). Herauskommen sollen darüber<br />

hinaus methodische Handreichungen, die in der schulischen und außerschulischen<br />

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Bildungsarbeit verwendet werden können, ebenso wie Veranstaltungskonzepte für<br />

Fortbildungen und nicht zuletzt Medien zu den einzelnen Themenaspekten (Dias, Folien,<br />

Filmbeispiele etc.). Auch bei diesem Versuch ist eine Ausweitung auf das ganze<br />

Bundesland angestrebt. Philosophie der Niedersächsischen Landesmedienanstalt sei es,<br />

erläutert der Leiter der Abteilung Programm, Dietmar Füger, „praktisch orientierte Projekte<br />

zu fördern, die vor Ort schnell und problemlos umgesetzt werden können“. Damit sollten<br />

auch bisher in diesen Themenbereichen unerfahrene Erzieher und Lehrer zur<br />

Durchführung medienpädagogischer Projekte angeregt werden. (FK 37/97)<br />

XI. NRW: 450mal Medienpädagogik<br />

Seit Juni 1997 liegt für Nordrhein-Westfalen ein „Medienpädagogischer Atlas“ vor.<br />

Auftraggeber war die Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen (LfR). Erstellt hat<br />

das Nachschlagewerk das Adolf Grimme Institut (AGI) mit Unterstützung der Gesellschaft<br />

für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK). AGI und GMK haben<br />

Informationen über rund 450 Einrichtungen, Initiativen, Gruppen und Vereine<br />

zusammengetragen, die im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland<br />

medienpädagogische Aktivitäten und Angebote organisieren. Darunter finden sich zum<br />

Beispiel die Landesstelle der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz, örtliche<br />

Medienzentren, Lokalfunkvereine, Offene Kanäle, das Film Funk Fernseh Zentrum der<br />

Evangelischen Kirche im Rheinland und sonstige Einrichtungen der großen Kirchen,<br />

einzelne Schulen, diverse andere Ausbildungsinstitutionen und Bildungswerke, auch Film-<br />

und Medienwerkstätten, Bildstellen, das Remscheider Kinder- und Jugendfilmzentrum in<br />

Deutschland, Jugendfilmclubs, Jugendämter, die Landesarbeitsgemeinschaft Jugend und<br />

Literatur NRW, das Medienreferat der Landeszentrale für politische Bildung sowie das<br />

Mausklick Computercamp für Kinder in Gütersloh. [Medienpädagogischer Atlas Nordrhein-<br />

Westfalen. Opladen: Leske + Budrich 1997.]<br />

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Medienpädagogischer Atlas<br />

Zur „medienpädagogischen Topografie“ in NRW resümiert Karl Wachtel im<br />

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Medienpädagogischen Atlas, das Feld sei „so schlecht nicht bestellt“. Es gebe aber<br />

Unterschiede bei der Nutzungsintensität und bei der Vorstellung, welche Erträge es in<br />

welchen Segmenten hervorbringen solle. Grundsätzlich seien die medienpädagogischen<br />

Aktivitäten und Angebote „immer noch alternativ vom normativen, technologischen oder<br />

handlungsorientierten Verständnis von Medienpädagogik geprägt“. Das Fernsehen hat<br />

dabei laut Wachtel „immer schon einen schweren Stand“ gehabt. Die überwiegende Zahl<br />

von Angeboten zur Fernseherziehung konzentriere sich, bewahrpädagogisch, auf<br />

Themen wie „Gewalt im Fernsehen“ oder „Bilderflut und Kinderaugen“. Erfreulicherweise<br />

würden aber auch gute neue Entwürfe mit anderen Motivationen und Zugängen zum<br />

Medium Fernsehen realisiert. Dies gelte besonders für den Bereich Kinderfilmfestival.<br />

Inhalte wie unterstützende Programmbeobachtung, Sensibilisierung für Programmqualität,<br />

Beratung bei der Programmauswahl, Kenntnisse über die Entwicklung von Fernsehgenres<br />

und -formaten kämen hier zum Zuge. Computerausbildung, so Wachtel, gehöre heute<br />

zum Standardprogramm der meisten medienpädagogischen Einrichtungen in NRW.<br />

Dieser Bereich liege allerdings schon lange nicht mehr allein in der öffentlichen<br />

Bildungsverantwortung, sondern werde auch von der Privatwirtschaft wahrgenommen,<br />

etwa von dem Unternehmen „Futurekids“, dem weltweit größten Franchisesystem für auf<br />

Kinder zielende Computer-Center. Für den Zweig der handlungsorientierten<br />

Medienpädagogik spielt, wie Karl Wachtel beobachtet hat, das Medium Video eine<br />

wichtige Rolle. Er vermutet allerdings auch, daß die bei den entsprechenden Institutionen<br />

vorhandene Technik nicht mehr unbedingt immer dem aktuellen Standard entspricht.<br />

Videoarbeit gerade auch in der Kinder- und außerschulischen Jugendarbeit sei<br />

heutzutage stark produktionsorientiert. Häufig gebe es jedoch auch eine Diskrepanz<br />

zwischen der guten technischen Ausstattung der Einrichtungen und dem eher geringen<br />

Umfang praktischer Angebote und Projekte. Dies treffe „im besonderen Maße für die<br />

Schulen zu“. Bessere Zugangsmöglichkeiten sieht der Atlas fürs Radio: Durch die Offenen<br />

Kanäle und mit der Einführung des lokalen Rund- und Bürgerfunks sei es für viele Bürger<br />

in NRW möglich geworden, sich öffentlich Gehör zu verschaffen. Zugleich gewinne die<br />

Radioarbeit in den Schulen an Boden. Als einen vorzeigbaren Modellversuch im Bereich<br />

der neuen Techniken nennt Wachtel „Schulen ans Netz“.<br />

114


Zur Zukunft der Informationsgesellschaft<br />

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Stadt-/Kreis-/Landesbildstellen und die entsprechenden Bibliotheken in NRW widmen sich<br />

nach den Befunden des NRW-Atlanten zunehmend der medienpädagogischen<br />

Projektarbeit. Film, Fotografie und Dia-AV seien im Land relevant vertreten. Gelobt wird<br />

ferner de Einrichtung von Medienzentren. Andererseits bescheinigt der Atlas der<br />

nordrhein-westfälischen Medienpädagogik ein „starkes Stadt-Land-Gefälle“ und verweist<br />

auf deren mangelhafte Rahmenbedingungen, seien es nun eine zu dünne Personaldecke,<br />

Mittelkürzungen oder zu wenig Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten für Multiplikatoren.<br />

Mängel, die nach Meinung von Wachtel die gemeinsame Suche der<br />

medienpädagogischen Einrichtungen nach neuen inhaltlichen Konzepten und eine<br />

Ressourcenbündelung angeraten erscheinen lassen. Ebenso aktuell und umfangreich wie<br />

der Medienpädagogische Atlas ist die Antwort der NRW-Landesregierung auf die Große<br />

Anfrage 2 der SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag zum Thema: „Nordrhein-Westfalen<br />

in der Informationsgesellschaft“. [Drucksache 12/2228 vom 4.7.1997.] In dem 353 Seiten<br />

langen Positionspapier, erstellt vom Minister für Wirtschaft und Mittelstand, Technologie<br />

und Verkehr, Wolfgang Clement, wird den Schulen eine „zentrale Bedeutung“ für die<br />

Vorbereitung der Kinder und Jugendlichen auf die Anforderungen der<br />

Informationsgesellschaft beigemessen. Fernseherziehung, Computererziehung,<br />

Filmerziehung und Leseerziehung müßten aufeinander bezogen werden; in allen<br />

Schulformen solle das „Medienthema“ in die verschiedenen Unterrichtsfächer einbezogen<br />

werden. Darüber hinaus bestünden Planungen, „ein übergreifendes Handlungskonzept<br />

‘Medien in der Schule’ zu entwickeln, das im Zusammenhang mit der Wirkung von Medien<br />

auf Bildung gesehen werden muß“. Dabei gehe es vor allem um eine vielfältige<br />

„Auseinandersetzung mit den Medien“. Zudem forderten die neuen Medien und die<br />

Telekommunikation dazu heraus, die mediendidaktischen Möglichkeiten umfassend zu<br />

nutzen. In diesem Zusammenhang verweist die Landesregierung auch auf ihr<br />

Schlüsselprojekt „Schulen ans Netz“. Ein Unterkapital des Berichts behandelt die<br />

„Vermittlung von Medienkompetenz“.<br />

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media NRW und EZfM<br />

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Damit Nordrhein-Westfalen „in Deutschland der Medienstandort Nummer 1“ bleibt, so das<br />

(Eigen-)Lob in einer Broschüre des Wirtschaftsministeriums, wurde die „Landesinitiative<br />

media NRW“ aufgelegt. Im Rahmen von media NRW, gegründet im März 1995, stellt das<br />

Düsseldorfer Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand, Technologie und Verkehr Mittel<br />

zur Förderung von multimedialen Techniken und Anwendungen bereit. Die<br />

Projektträgerschaft liegt bei dem Forschungsinstitut für Telekommunikation (FTK) und der<br />

Kienbaum Unternehmensberatung. Die Landesinitiative besteht aus vier Säulen: dies sind<br />

• Großprojekte zur Marktöffnung, darunter Infocity NRW, Digital Audio Broadcasting –<br />

NRW, Multimedia Gelsenkirchen;<br />

• Public Private Partnerships. Die beiden zentralen Bausteine sind hier das Multimedia<br />

Support Center NRW und das Europäische Zentrum für Medienkompetenz (EZfM) in<br />

Marl;<br />

• TaskForces („Sondereinheiten“), welche Informationen von Experten zu Themen wie<br />

„Neue Medien für das Lernen“ sammeln und auswerten, sowie<br />

• Einzelprojekte zur Markteinführung von Multimedia-Anwendungen.<br />

Den Kristallisationspunkt aller Bemühungen um eine Förderung der „Medienkompetenz“<br />

der Bürger stellt das Europäische Zentrum für Medienkompetenz dar, abgekürzt EZfM. Es<br />

residiert in Marl, Bergstr. 8. Offiziell gegründet wurde das Zentrum Anfang des Jahres als<br />

gemeinnützige GmbH in Form einer Public-Private-Partnership. Die eine Hälfte der<br />

Gesellschafteranteile halten auf der öffentlichen Seite: das Land NRW, die Landesanstalt<br />

für Rundfunk NRW, der Westdeutsche Rundfunk, das Europäische Medieninstitut sowie<br />

die Stadt Marl. Die andere Hälfte der Gesellschafteranteile liegt bei den<br />

Privatunternehmen: Deutsche Telekom AG, Peacock AG, Telekommunikationsanbieter<br />

o.tel.o (vormals Vebacom), VEW Energie AG, Harenberg Kommunikation Verlags- und<br />

Medien GmbH, Radio NRW und RTL Television. Die Grundfinanzierung des EZfM ist<br />

durch das Land NRW für zwei Jahre sichergestellt. 1997 und 1998 stellt das Land jährlich<br />

2,5 Mio DM bereit. Daneben setzt das Zentrum auf Drittmittelprojekte. Das EZfM verfügt<br />

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derzeit über 21 Planstellen, von denen 14 besetzt sind. Hinzu kommen seit dem Sommer<br />

7 Mitarbeiter für „Schulen ans Netz“. Geschäftsführer ist Klaus Klenke, ehemals u.a.<br />

Radio NRW – und Befürworter einer Umbenennung seines Hauses. Europäisches<br />

Centrum für Medienkompetenz (ECM) zum Beispiel klänge doch eleganter, sinniert<br />

Klenke.<br />

Brückenschlag<br />

Das EZfM versucht als „Schnittstellen-Organisation“ den „Brückenschlag“ zwischen der<br />

„Welt des Medienwirtschaftssystems und der markt- und standortorientierten Förderpolitik“<br />

einerseits und der „Welt der Medienreflexion, der Medienkultur und der Medienkritik“<br />

andererseits. Nach eigenem Selbstverständnis „unterscheidet“ man sich „in wesentlichen<br />

Punkten“ von bisherigen Instituten und Initiativen der Medienkompetenzförderung. Das<br />

dem EZfM zugrundeliegende Konzept, heißt es in einem Positionspapier, „führt die<br />

individuelle und die gesellschaftliche Dimension zusammen und beugt einer Verkürzung<br />

auf medienpädagogische Fragestellungen vor“. Die Gestaltung der gesellschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen sei „von vornherein mitgedacht“. Das „Netzwerk-Konzept“ des EZfM<br />

wolle „Bestehendes verstärken und Synergien nutzen“. Für erfolgversprechend halten die<br />

Verantwortlichen auch die Organisationsform des Marler Zentrums als Public-Private-<br />

Partnership. Den Aufgabenkatalog des EZfM beschreibt ein Grundsatzpapier wie folgt:<br />

Das EZfM wolle:<br />

• „sensibilisieren: Wir sind umgeben von Medien und ihren Inhalten. Welchen Einfluß<br />

haben Medien auf die Arbeitsorganisation? Wie konstruieren Medien ‘Realität’?<br />

• informieren: Welche neuen medientechnischen Entwicklungen gibt es? Welches sind<br />

die effizientesten Anwendungsmöglichkeiten? Was gilt es aus rechtlicher oder<br />

arbeitspsychologischer Perspektive zu beachten?<br />

• vernetzen: Wer hat zu diesem oder jenem Thema des Medieneinsatzes Erfahrung? Wer<br />

hat eine vergleichende Studie in diesem Bereich erarbeitet? Wie finde ich zu meinem<br />

Projekt der Medienkompetenzförderung einen geeigneten Partner?<br />

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• moderieren: Als eine Art ‘Clearinghouse’ kommuniziert, vermittelt und moderiert das<br />

EZfM die verschiedenen Perspektiven und Erfahrungen im Netzwerk<br />

Medienkompetenz, um Handlungsansätze zu erarbeiten.<br />

• gestalten: Welche Runden Tische mit Vertretern der Wirtschaft, der Politik, des<br />

Bildungswesens und/oder der Europäischen Union lassen sich aufbauen, um beispielsweise<br />

handlungspraktische Entscheidungen in Bereichen des Teleworkings oder<br />

Telelearnings zu treffen?“<br />

Medienkompetenz Netzwerk<br />

Arbeitsschwerpunkte der neuen Marler Einrichtung sollen zunächst sein: 1. die<br />

Qualifizierung von Medienmachern und -nutzern, 2. die Medienpädagogik und 3. der<br />

„gesellschaftliche Diskurs“ über die mit den neuen Medien einhergehenden<br />

Veränderungen. Zur Zeit beschäftigt sich das EZfM – jenseits von „Schulen ans Netz“ –<br />

mit sieben Projekten: Hierzu gehören die Netdays – Aktionstage rund um das Thema<br />

„Neue Medien in der Schule“ –, welche vom 18. bis 25. Oktober 1997 in NRW erstmals<br />

stattfinden. In Gesprächen mit der Bertelsmann Stiftung und der Heinz Nixdorf Stiftung im<br />

Sommer dieses Jahres wurde das geplante Vorhaben „Gütesiegel für Lernsoftware“<br />

konkretisiert. Angestrebt ist die Aufstellung von Kriterien zur Bewertung von Lernsoftware<br />

auf CD-ROM. Auf europäischer Ebene ist das EZfM der deutsche Vertreter im European<br />

Experts’ Network for Educational Technology (EENet) und hat innerhalb dieses Projektes<br />

eine Bestandsaufnahme zum Stand des Einsatzes Neuer Medien in deutschen Schulen<br />

vorgelegt, die in einem länderübergreifenden Kompendium veröffentlicht wird. Außerdem<br />

möchte es bei der „Call Center Offensive“ der Landesregierung mitmachen, die darauf<br />

abzielt, neue Call Centers (Telefonberatungsgesellschaften) in NRW anzusiedeln und<br />

vorhandene Unternehmen zu stärken. Das EZfM wurde aufgefordert, hier die<br />

Qualifizierungskampagne für die Ausbildung von Mitarbeitern federführend zu<br />

koordinieren, eine Akademie aufzubauen und ein Pilotprojekt durchzuführen. Bereits<br />

begonnen hat das Projekt „Ältere Menschen und Multimedia“. Hinter dem Kürzel NEM –<br />

für: Netzwerk Europäische Medienkompetenz – verbirgt sich eine systematische und<br />

detaillierte Erhebung der Aktivitäten im Bereich Medienkompetenz in Europa. Das EZfM<br />

hat beim Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand, Technologie und Verkehr den Antrag<br />

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gestellt, eine solche Erhebung in Form einer Auftragsvergabe an ein Forschungsinstitut<br />

durchzuführen. Evtl. mitfinanziert von der Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-<br />

Westfalen (LfR) wird das noch in Planung befindliche „Medienkompetenz Netzwerk“<br />

(MEKON). Es verfolgt drei Ziele:<br />

• die Einrichtung eines dezentralen Netzwerks von Knoten der<br />

Medienkompetenzförderung als „Support-Centren mit Bürgerwerkstatt-Charakter“,<br />

• die Entwicklung eines Grundbaukastens Medienkompetenz als erste Ausstattung und<br />

• den Aufbau einer Datenbank der Medienkompetenz im Internet.<br />

Schulen ans Netz<br />

Im Frühjahr 1996 startete in NRW „Schulen ans Netz – Verständigung weltweit“ Das<br />

Projekt stützt sich konzeptionell auf vier Bereiche: die Unterstützung bei der<br />

Erstausstattung von Schulen in NRW mit Multimedia-PC und deren Anbindung an das<br />

Internet über ISDN; die Aufbereitung von bildungsrelevanten Inhalten und deren<br />

Bereitstellung auf einem „NRW-Bildungsserver“; Maßnahmen zur Qualifizierung von<br />

Lehrern im Umgang mit Multimedia und Online-Systemen (einschließlich Internet) sowie<br />

eine Begleitforschung zur gesamten Initiative. Ziel ist es, bis 1999 alle über 3300<br />

nordrhein-westfälischen Schulen der Sekundarstufen I und II mit einem Multimedia-<br />

Computer plus ISDN-Anschluß zur Netzwerk-Kommunikation auszustatten. In Form eines<br />

Public-Private-Partnership-Modells haben sich das Ministerium für Wirtschaft und<br />

Mittelstand, Technologie und Verkehr und das Ministerium für Schule und Weiterbildung<br />

mit nationalen und internationalen Unternehmen, Verbänden und Organisationen,<br />

Rundfunkveranstaltern sowie Universitäten zusammengefunden. Während die<br />

Landesregierung das Projekt mit erheblichen finanziellen Mitteln und qualifiziertem<br />

Personal unterstützt, konzentrieren sich die Beiträge der übrigen Projektpartner auf<br />

Leistungen im Hard- und Softwarebereich, technische Unterstützung, die Übernahme von<br />

Kommunikationskosten, inhaltliche Beiträge für den NRW-Bildungsserver, die<br />

Qualifizierung des Lehrpersonals wie auch auf organisatorische Hilfen. Mit dabei sind u.a.<br />

die Deutsche Telekom, Apple Computer, Hewlett Packard, IBM Deutschland, Siemens-<br />

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Nixdorf, Oracle, RWE Telliance, das Software-Industrie-Support- Zentrum, die Kienbaum<br />

Unternehmensberatung, der Schroedel Schulbuchverlag, der WDR Köln, die<br />

Landesanstalt für Rundfunk NRW und die Bertelsmann Stiftung. Sie alle finden sich<br />

zusammen im Verein „Lernen in der Informationsgesellschaft NRW“, bei dem über 50<br />

Unternehmen mitwirken. Das erste Projektbüro von „Schulen ans Netz“ war im<br />

Europäischen Medieninstitut, Düsseldorf, eingerichtet, inzwischen ist das Team ins Marler<br />

EZfM hinübergewechselt. Die Landesregierung spendiert ca. 10 Mio DM für „Schulen ans<br />

Netz“. Sie unterstützt die Beschaffung eines Multimedia-Arbeitsplatzes je Schule mit 1200<br />

DM. Außerdem wird den Schulen ein Gebührenkontingent von je 1600 DM pro Jahr durch<br />

die Telekom zur Verfügung gestellt. Diese wendet dafür 3,9 Mio DM auf. Besonders hohe<br />

Bedeutung messen die Verantwortlichen dem Aufbau des „NRW-Bildungsservers“ bei.<br />

„learn:line“ (http://www.learn-line.nrw.de) hat am 12. Dezember 1996 seinen (Pilot-)Betrieb<br />

aufgenommen. Er fungiert als wichtige „Informations-, Kommunikations- und<br />

Kooperationsplattform“ im Internet, die auf die Belange der Bildungseinrichtungen des<br />

Landes hin konzipiert ist. Die pädagogische Konzeption fußt auf drei Basis-Konzepten:<br />

dem Konzept der themenorientierten Arbeitsbereiche (z.B. „Bevölkerungsentwicklung“,<br />

„Computerspiele“, „Wir sind dabei...“), dem Konzept der Patenschaften (Personen oder<br />

Institutionen übernehmen Verantwortung für einen Arbeitsbereich) und dem Konzept der<br />

„Eröffnung unterschiedlicher Sichten“ auf das Gesamt-Angebot. Jede vernetzte Schule<br />

kann sich über ihren ISDN-Anschluß einwählen. Hier ist auch der Zugang zu Inhalten<br />

vernetzter anderer Server, zur E-mail weltweit und zu Benutzergruppen der<br />

angeschlossenen Schulen möglich. Darüber hinaus bietet der Bildungsserver den Lehrern<br />

Materialien und Konzepte für ihre Unterrichtsgestaltung u.a. vom Landesinstitut für Schule<br />

und Weiterbildung in Soest. Im Arbeitsbereich „Lernen mit neuen Medien“ der learn:line<br />

sind in der Mediothek Gutachten aus NRW über die Qualität von Unterrichtssoftware<br />

abgelegt. Auf dem schwarzen Brett des Arbeitsbereichs kann man z.B. Fragen stellen und<br />

Kooperationsangebote machen, also sich austauschen. Im Foyer des Arbeitsbereichs<br />

können Lehrkräfte u.a. über ihre Erfahrungen mit neuen Medien berichten und sie den<br />

Kollegen und Kolleginnen zugänglich machen. Von den mit „Schulen ans Netz“<br />

angesprochenen gut 3300 weiterführenden Schulen im Lande machten bis Mitte 1997 57<br />

Prozent (1902) mit. Bei den Kollegschulen, Gymnasien und Gesamtschulen lagen die<br />

Quoten bei über 90 Prozent. Die Realschulen kamen auf 64, die Hauptschulen auf 53<br />

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Prozent. Aktuelle Umfragen des Schulministeriums wie auch des Soester Landesinstituts<br />

bei den Schulen über die Computer-Ausstattung befinden sich derzeit noch in der<br />

Auswertungsphase.<br />

Unterschiedliche Lehrpläne<br />

Vom März 1995 stammt eine kompakte Bestandsaufnahme von Frank Schindler<br />

(Landesinstitut für Schule und Weiterbildung) zur „Medienerziehung und Medienbildung in<br />

den Lehrplänen in NRW“. Diese Bestandsaufnahme ist ein Baustein für das<br />

„Rahmenkonzept Medienbildung“, für das das Landesinstitut Materialien zusammenstellt.<br />

Dieses Rahmenkonzept wird seit 1995 von einer abteilungsübergreifenden Arbeitsgruppe<br />

des Landesinstituts für Schule und Weiterbildung erarbeitet (siehe dazu weiter unten).<br />

Schindlers Analyse bestätigt der Grundschule und den Schulformen der Sekundarstufe I,<br />

daß Medienerziehung und -bildung als Aufgabe anerkannt werden und die neuen Medien<br />

bzw. Informations- und Komunikationstechnologien „als ein Thema von herausragender<br />

Bedeutung angesehen werden“. Gleichzeitig werde aber „durch die unterschiedliche<br />

Verortung im pädagogischen Diskurs der verschiedenen Richtlinien (...) eine merkwürdige<br />

Unsicherheit deutlich“: „Die Grundschule sieht die Medien als Sozialisationsinstanz neben<br />

Familie und Schule an. Die Hauptschule hebt ihre Bedeutung für die<br />

Erfahrungskonstitution hervor. Die Realschule sieht sie als wesentlichen Faktor der<br />

Vermittlung kultureller Teilhabe an. Das Gymnasium sieht sie eher als Lieferant von<br />

Deutungsmustern der Schülerinnen und Schüler, gegenüber dem sie aufgeklärt werden<br />

müssen.“ U.a. bescheinigt Frank Schindler den neueren Lehrplänen für das Fach<br />

Deutsch, den Medien ein „beträchtliches“ Gewicht beizumessen. In der gymnasialen<br />

Oberstufe werde Medienbildung allerdings wohl „weitgehend an die Literaturkurse<br />

delegiert“. Auch in der politischen Bildung werde die gesellschaftliche Bedeutung der<br />

Medien durchweg hervorgehoben. Offen bleibe, inwieweit neben der kritischen Reflexion<br />

auch die aktive Nutzung und Gestaltung gefördert werden. Alle Lehrpläne für das Fach<br />

Kunst nähmen Bezug auf die konstitutive Funktion der Medien in vielen Kunstbereichen.<br />

In den Musik-Lehrplänen kämen die Medien hingegen nicht überall vor. Am deutlichsten,<br />

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schreibt der Autor, würden die Aufgaben der Medienerziehung und -bildung von<br />

denjenigen Schulformen erkannt, die direkt oder indirekt mit jüngeren Kindern zu tun<br />

haben: von der Grundschule und der Fachschule für Sozialpädagogik. „Vergleichsweise<br />

unscharf ist die Wahrnehmung in der Gymnasialen Oberstufe.“ Dies liege sicher auch am<br />

Alter der Lehrpläne. Es entstehe aber der Eindruck, daß hier Aufgaben der Medienbildung<br />

im wesentlichen von den künstlerischen Fächern wahrgenommen werden sollten. Die<br />

„vorläufigen Richtlinien zur informations- und kommunikationstechnologischen<br />

Grundbildung in der Sekundarstufe I“ (IKG), die sich in der Überarbeitung befinden, gelten<br />

für Hauptschule, Realschule, Gesamtschule, Gymnasium und prinzipiell auch für die<br />

Sonderschule. Sie basieren auf einem Modellversuch mit umfangreicher<br />

Materialentwicklung. Unterrichtet wird in den Jahrgangsstufen 7 bis 9 fächerübergreifend<br />

bzw. ggf. projektorientiert in einem Umfang von rund 60 Schulstunden. Die neuen<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien sind ebenfalls Inhalt des Faches<br />

Informatik im Wahlpflichtbereich der Jahrgangsstufen 9/10 und in der gymnasialen<br />

Oberstufe sowie in berufsspezifischen und berufsfeldbezogenen Fächern und<br />

Fachbereichen. Der Informatikunterricht versteht sich als auf der IGK aufbauend und<br />

verfolgt ebenfalls einen ganzheitlichen Ansatz, d.h. berücksichtigt neben den<br />

„informatischen Inhalten“ die gesellschaftlichen Bezüge der Technik. In der<br />

Endabstimmung befindet sich derzeit die Entwicklung der Lehrpläne für die<br />

Gesamtschule. Hier wie bei der anstehenden Überarbeitung der Richtlinien und Lehrpläne<br />

für die gymnasiale Oberstufe solle darauf geachtet werden, so Hermann Buschmeyer vom<br />

Landesinstitut, daß Medienbildung und IKG gleichermaßen Berücksichtigung finden.<br />

Landesinstitut in Soest<br />

Für die Erarbeitung von Richtlinien und Lehrplänen für alle Schulformen und -stufen ist<br />

Buschmeyers und Schindlers Arbeitgeber in Soest, der rund 190 Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiterinnen beschäftigt, zuständig: Als eine Einrichtung des Landes NRW unterstützt<br />

das 1978 errichtete Landesinstitut für Schule und Weiterbildung die Schulen in ihrem<br />

Erziehungsauftrag und fördert die Weiterbildung fachlich. Zu seinem Aufgabenkanon<br />

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gehören ferner Anregungen zur Weiterentwicklung der pädagogischen Praxis sowie zur<br />

inhaltlichen und organisatorischen Ausgestaltung von Schule und Unterricht,<br />

Lehrerfortbildungsmaßnahmen, die Förderung der Erwachsenenbildung wie auch die<br />

Beratung von Bildungsverwaltung- und -politik. Bereits in den 80er Jahren hat die<br />

Landesregierung im Institut ein Referat „Beratungsstelle für Neue Technologien“<br />

eingerichtet. Hier stehen inzwischen in allen fünf Regierungsbezirken auf lokaler Seite<br />

Ebene entsprechende Ansprechpartner zur Verfügung. Die Beratungsstelle baute ein für<br />

alle Bundesländer zugängliches „Software Dokumentations- und Informationssystem“<br />

(SODIS) über schulgeeignete Angebote auf und unterstützt die Lehrerschaft mit<br />

Informationen, etwa der 1996 in erster Auflage erschienenen Handreichung<br />

„Telekommunikation in der Schule“. Hermann Buschmeyer erstellt gegenwärtig ein<br />

Jahrbuch des Landesinstituts, in dem das Institut seine Vorstellungen über eine integrierte<br />

Medienbildung, also das geplante „Rahmenkonzept Medienbildung“, veröffentlichen will.<br />

Darin werde, betont Buschmeyer, die ganze Breite der Medien Berücksichtigung finden.<br />

Es solle sowohl die berufliche als auch die kulturelle als auch die naturwissenschaftliche<br />

Bildung abgedeckt werden. Neben der Schule werde auch die Weiterbildung einbezogen.<br />

Das Jahrbuch wird voraussichtlich Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres erscheinen.<br />

Differenzierte Medienerziehung<br />

Ein von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung<br />

(BLK) unterstütztes Gemeinschaftsprojekt der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und<br />

Sachsen ist der Modellversuch „Differenzierte Medienerziehung als Element allgemeiner<br />

Bildung“. Beteiligt sind acht Schulen in NRW und sieben in Sachsen. Zielsetzung des<br />

Modellversuchs für die teilnehmenden Schulen mit verschiedenen Schulformen sei es, so<br />

Projektleiter Rolf Eickmeier, „eine fachlich fundierte und strukturierte Medienerziehung<br />

zum festen Bestandteil eines jeden Schulprogramms zu machen“. Dabei sollen den<br />

Zielsetzungen des Modellversuchs zufolge „die unterschiedlichen Medien eigenständig<br />

und zielgerichtet genutzt“ werden. Um „Ungleichgewichte in der Mediennutzung zu<br />

vermeiden“, wird explizit auch „Leseerziehung“ gefordert. Die Computernutzung, heißt es,<br />

123


iete zunehmend die Möglichkeit, vielfältige Informationen zu beschaffen,<br />

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Einzelergebnisse in die Gruppenprozesse einzubringen und Arbeitsergebnisse in<br />

Netzwerken mitzuteilen. Alle Schulen sollen Medienerziehung im Fachunterricht<br />

durchführen, dabei projektorientiert arbeiten und fächerübergreifendes Arbeiten erproben.<br />

Sie sollen ferner mit außerschulischen Partnern kooperieren. Die wissenschaftliche<br />

Begleitung wird von dem Paderborner Pädagogen Gerhard Tulod-ziecki geleitet. Als<br />

Zwischenergebnis für die ersten Arbeitsphasen des Projekts – das 2. Schulhalbjahr 1996<br />

und 1. Schulhalbjahr 1996/97 – hat Eickmeier eine größere Anzahl von<br />

medienpädagogischen Aktivitäten in den beteiligten Schulen dokumentiert, so im 2.<br />

Schulhalbjahr 1996 40 Unterrichtseinheiten und Projekte, 15 fächerübergreifende<br />

Unterrichtsprojekte, 6 Projekte in Arbeitsgemeinschaften und 4 Projekte in<br />

Zusammenarbeit mit außerschulischen Institutionen. 80 Prozent der Unterrichtseinheiten<br />

waren dabei dem Arbeitsfeld „Eigenes Gestalten und Verbreiten von Medien“ zuzuordnen.<br />

Auch jüngere Jahrgangsstufen verfaßten Texte am PC. In mehr als einem Drittel der<br />

dokumentierten Unterrichtseinheiten und Projekte wurden Videoaufnahmen genutzt oder<br />

Videoproduktionen erstellt. Es gab ferner „vielfältige Initiativen zur Leseförderung“.<br />

Zugleich gewannen Multimedia- und Internet-Anwendungen an Bedeutung. Alles in allem<br />

lege Medienerziehung fächerübergreifenden Unterricht nahe; Unterricht und Schule<br />

veränderten sich durch diese relativ stark.<br />

Clipper<br />

Bereits im April 1995 ist nach dreijähriger Förderung durch Bund und Länder der<br />

Modellversuch „Clipper“ ausgelaufen. Während der Modellversuchsdauer erschienen<br />

jährlich sieben Ausgaben dieses Jugend-Videomagazins, die in 150 Kopien kostenlos an<br />

Interessenten ausgeliehen bzw. in immer größeren Veranstaltungsstätten vorgeführt<br />

wurden. 300 bis 350 junge Produzenten und Produzentinnen, zwischen 14 und 26 Jahre<br />

alt, machten im letzten Modellversuchsjahr mit, 6000 bis 8000 Leute schauten sich zuletzt<br />

eine Ausgabe an. Insgesamt entstanden in den drei Jahren 265 Beiträge mit einem<br />

Themenspektrum, das von Musikclips und Videoexperimenten bis zu sozial-und<br />

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kommunalpolitischen Themen reichte. Träger des Projektes war der in Düsseldorf<br />

ansässige Verein Aktion und Kultur mit Kindern (AKKI). AKKI führt „Clipper“ auch nach<br />

Ende des Modellversuchs weiter, mit sechs Ausgaben jährlich und in 60 Kopien gezielt für<br />

einen lokal begrenzten Verteilerkreis. Außerdem bietet der Verein Videoaktionswochen<br />

und Videoprojekte für alle Altersgruppen und betreibt die bundesweit erste Mailbox<br />

speziell für Kinder ab 9 Jahren. Bereits abgeschlossen ist ebenfalls ein Projekt, das Klaus<br />

Peter Treumann, Dorothee Schnatmeyer und Ingrid Volkmer im Zeitraum 1992 bis 1994<br />

im Auftrag des Kultusministeriums NRW durchführten. Thema: „Der Toncassettenmarkt<br />

für Kinder“. Das Projekt bestand aus einer Untersuchung der Nutzungsprofile von<br />

Audiocassetten bei Grundschulkindern und der Entwicklung medienpädagogischer<br />

Materialien zur Eltern- und Lehrerbildung. Eines der erstaunlichsten Ergebnisse der<br />

Umfrage war dabei, daß viele Kinder ihre Cassettenrecorder auch zur Produktion eigener<br />

kleiner Stücke nutzten – „obwohl in der Regel weder Elternhaus noch Schule<br />

diesbezüglich Anregungen geben“.<br />

MeKoNet und MeKoLa<br />

Mit der Frage nach der notwendigen Veränderung der Lehrer-Rolle in der künftigen<br />

multimedialen Lernumgebung beschäftigt sich an der Universität Bielefeld Dieter Baacke.<br />

Dort läuft der Versuch „Medienkompetenz für Schulen im Netz / Medienkompetenz in der<br />

Lehrerausbildung“ (MeKoNet/MeKoLa). Er wird – in dieser Verbindung – seit dem 1.<br />

Januar 1997 – bis zum 31. Dezember 1999 – vom Ministerium für Schule und<br />

Weiterbildung und der Universität Bielefeld gefördert. MeKoNet ist im zweiten Halbjahr<br />

1996 angelaufen. Es ging darum, ein regionales Forum (Workshop-Modell) zu bilden und<br />

zu testen, in welchem Lehrpersonen ausgewählter Modellschulen von „Schulen ans Netz“<br />

von Experten der Universität Bielefeld über die Lernmöglichkeiten und -grenzen von<br />

Vernetzung und Multimedia in der Schule informiert werden und sich austauschen<br />

können. In der jetzt laufenden Erweiterungs- und Implementierungsphase von MeKoNet<br />

wird eine zweite Phase der Lehrerfortbildung für „Internet-Fortgeschrittene“ erprobt und<br />

zusätzlich die interne medienpädagogische Fortbildung in den einzelnen Schulen<br />

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verstärkt. Zugleich sollen die Arbeitsschwerpunkte des MeKoNet-Projekts ab dem<br />

Sommersemester 1997 auch für die wissenschaftliche Lehrerausbildung an der<br />

Hochschule fruchtbar gemacht, indem eine erwerbbare medienpädagogische<br />

Zusatzqualifikation für Lehrerstudierende erprobt wird. Diese soll auch mit<br />

Lehrerausbildungsprojekten in Dortmund und Paderborn abgestimmt werden. Das<br />

Teilprojekt MeKoLa gibt es bereits seit Januar 1995. Das NRW-Wissenschaftsministerium<br />

leistete hier zunächst eine Anschubfinanzierung. MeKoLa verfolgt drei Ziele: Erstens<br />

sollen die drei Dimensionen der Medienkompetenz „Handlungsorientierte<br />

Mediennutzung“, „Medienkunde“ und „Einübung in Medienrezeption“ in Lehrangebote für<br />

Lehramtsstudierende umgesetzt und ausprobiert werden. Zweitens sollen die im Projekt<br />

gewonnenen Lern- und Lehrerfahrungen mittels Begleitforschung beobachtet werden.<br />

Drittens will man zu Empfehlungen und Schlußfolgerungen für die Bedeutung von<br />

Medienkompetenz und ihre Realisierung in den Lehrangeboten der Lehrerausbildung<br />

gelangen.<br />

Medienpädagogik Nebenaspekt<br />

Um diese Ziele zu erreichen, wird in der Lehrerausbildung der Uni Bielefeld seit dem<br />

Sommersemester 1995 ein „qualitativ hochwertiges und umfangreiches“<br />

medienpädagogisches Veranstaltungsangebot erprobt, in welches auch Experten aus der<br />

Medienpraxis eingebunden werden. Befragungen der teilnehmenden Studierenden und<br />

Tiefeninterviews mit ihnen haben dabei erste Ergebnisse erbracht. Danach interessieren<br />

sich die angehenden Pädagogen vor allem für medienpraktisches Handeln wie die<br />

Produktion von Radiosendungen oder die Gestaltung von Hypertext-Lernumgebungen.<br />

Studenten, die das Fach Deutsch studieren, machen den Hauptteil der Teilnehmer<br />

medienpädagogischer Veranstaltungen aus. Die Wissenschaftler registrierten ferner eine<br />

„leichte Distanz“ der weiblichen Studierenden gegenüber ihren Angeboten. Die<br />

Mediennutzung andernorts im Studium, heißt es weiter, sei ein „erheblicher<br />

Motivationsschub“, medienpädagogische Veranstaltungen zu besuchen. Alles in allem,<br />

lauten erste vorsichtige Schlußfolgerungen von Dieter Baacke und Projektkoordinator Kai-<br />

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Uwe Hugger, stelle Medienpädagogik für die Lehramtsstudierenden „immer noch einen<br />

Nebenaspekt“ dar. Sie solle für diese, meinen beide, angesichts der zunehmenden<br />

Bedeutung der Medien für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen besser „ein<br />

verpflichtendes Element“ werden.<br />

Nixdorf Stiftung und BIG<br />

Offiziell zum 1. Januar 1996 starteten die Bertelsmann Stiftung und die Heinz Nixdorf<br />

Stiftung die Initiative „BIG – Bildungswege in der InformationsGesellschaft“. Sie hat das<br />

Ziel, Urteilsfähigkeit sowie Kompetenz und Wertebewußtsein im Umgang mit<br />

elektronischen Medien auszubilden, neue Unterrichtsformen zu entwickeln und die<br />

Qualität von Lehre und Lernen zu verbessern. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt und<br />

hat ein Gesamtbudget von 8 Mio DM, das die beiden Stiftungen zu gleichen Teilen tragen.<br />

Bearbeitet werden die Themen „Lehrerqualifizierung ‘Erziehung mit Medien’“<br />

(Lehramtsstudium / Referendariat / Fortbildung), „Medien in der Hochschule“ sowie<br />

„Multimedia verantwortlich produzieren“. Die Heinz Nixdorf Stiftung wurde 1985 von Heinz<br />

Nixdorf als gemeinnützige Stiftung errichtet. Ihre Schwesterstiftung, die Stiftung<br />

Westfalen, errichtet in Paderborn das Heinz Nixdorf Museumsforum, das sich sowohl der<br />

Geschichte als auch der Zukunft der Informations- und Kommunikationstechnik widmet.<br />

Darin wurde auch ein „Elektronisches Klassenzimmer“ eingerichtet. Die Universität-<br />

Gesamthochschule Paderborn kooperiert seit Anfang 1996 im Rahmen des BIG-Bereichs<br />

„Schule und Lehrerbildung“ / Schwerpunkt „Lehramtsstudium“ mit der Bertelsmann und<br />

der Heinz Nixdorf Stiftung. Dazu wurde in Paderborn eine Arbeitsgruppe aus Vertretern<br />

unterschiedlicher Fächer gebildet. Ziel des BIG-Teilvorhabens „Lehramtsstudium“ ist es,<br />

ein Lehrangebot in Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen der<br />

Erziehungswissenschaft und ausgewählten Fachdidaktiken zu entwickeln, dieses „in einer<br />

motivierenden und lernwirksamen Weise“ zu gestalten und in den entsprechenden<br />

Studienordnungen zu verankern, einen Software-Pool für Lehramtsstudierende sowie eine<br />

entsprechende Hardware-Ausstattung aufzubauen und, natürlich, möglichst viele<br />

Studierende mit dem neuen Angebot zu erreichen. Vor dem Hintergrund dieser<br />

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Zielvorstellungen ist bereits eine Reihe von Schritten unternommen worden. So wurde, in<br />

Zusammenarbeit mit den Universitäten Bielefeld und Dortmund sowie in Abstimmung mit<br />

dem Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW, eine „Strukturskizze“ für<br />

eine Zusatzqualifikation „Medien und Informationstechnologien“ für Lehrerinnen und<br />

Lehrer konzipiert und verabschiedet.<br />

Ikarus<br />

Der BLK-Modellversuch „Informations- und Kommunikationstechnologische Ausbildung im<br />

Rahmen des Universitären Lehramts-Studiums“ – sprich: Ikarus – wird vom Februar 1996<br />

bis Januar 1999 am Institut für Schulentwicklungsforschung der Universität Dortmund<br />

durchgeführt. Die Leitung hat Renate Schulz-Zander. Ziel ist es, ein Konzept für die<br />

Lehrerbildung zu erarbeiten, das sowohl im Studium als auch in der Fortbildung genutzt<br />

werden kann. Zur Unterstützung der Lehr- und Lernprozesse entwickeln Renate Schulz-<br />

Zander und ihr Team im Rahmen des Projekts eine multimediale Lernumgebung mit den<br />

vier Komponenten: Lernwerkstatt aus mehreren Arbeitsräumen, Mediothek mit<br />

multimedialen Datenbeständen zum Thema, Werkzeuge (etwa Grafikprogramme und<br />

Hilfen zur Durchführung von Befragungen), Kommunikationsraum. Untersucht werden soll,<br />

wie wirksam multimediale Lernumgebungen bei der Vermittlung von Wissen und der<br />

Förderung von pädagogischer Handlungskompetenz sind und inwieweit durch sie Lehr-<br />

und Lernprozesse effektiver gestaltet werden können. Über weitere medienpädagogische<br />

Bemühungen nordrhein-westfälischer Universitäten informiert auch der<br />

Medienpädagogische Atlas Nordrhein-Westfalen.<br />

Modell-Gymnasium in Gütersloh<br />

Die in Gütersloh ansässige Bertelsmann Stiftung, 1977 von Reinhard Mohn gegründet,<br />

will konkrete Beiträge zur Lösung aktueller gesellschaftlicher Probleme leisten. In ihrem<br />

128


eiten Veröffentlichungsprogramm (rund 300 lieferbare Titel und über 70<br />

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Neuerscheinungen pro Jahr) spielen die Themen Medien und Medienkompetenz eine<br />

wichtige Rolle. So setzt sich die Stiftung schon viele Jahre für die Leseforschung und<br />

-förderung ein und begleitet den Einsatz neuer Medien im Bildungswesen kritisch-<br />

konstruktiv, neuerdings im Rahmen der oben bereits erwähnten Initiative „BIG“. Sie initiiert<br />

und fördert Medien-Projekte im Bildungsbereich in Deutschland und in den USA, schafft<br />

internationale Diskussionsforen und ergreift bzw. unterstützt bildungspolitische Initiativen.<br />

Mit dieser Zielsetzung kooperiert die Stiftung auch mit dem Evangelisch Stiftischen<br />

Gymnasium Gütersloh. Seit mehr als zwölf Jahren erproben Kollegium und Schüler hier<br />

den Einsatz von Medien im Unterricht. Fächer- und jahrgangsübergreifend bietet dieses<br />

Gymnasium die Medienerziehung in Form von drei Basismethoden an: Medienkunde,<br />

Medienanalyse (hat zum Ziel, die traditionellen Methoden der Textanalyse und<br />

-interpretation auf die modernen Medien zu übertragen) sowie Medienproduktion. Die<br />

genannten Methoden bilden die Grundlage für die Felder der Medienerziehung:<br />

Leseförderung, Informations- und Kommunikationstechnologische Grundbildung, Film-<br />

und Fernseherziehung sowie die pädagogisch verantwortete Anwendung von Multimedia<br />

und Datennetzen. Im Rahmen der Film- und Fernseherziehung verfügen die Jugendlichen<br />

über ein eigenes Videostudio, in dem sie selbst Filme produzieren können. Multimedia<br />

wird sowohl in der Bibliothek als auch im Fachunterricht verwendet. Die Beschäftigung mit<br />

internationalen Datennetzen (insbesondere dem Internet) findet in unterschiedlichen<br />

Unterrichtszusammenhängen statt. Besonders im Englisch-Unterricht, aber auch in<br />

Geschichte und Sozialkunde wird gern E-mail eingesetzt. In einem speziell ausgestatteten<br />

multimedialen Lernzentrum erprobt das Gymnasium Zugangsweisen zum Internet, die<br />

dessen Inhalte – soweit sie unter pädagogischen Gesichtspunkten erwünscht sind – für<br />

die Schule nutzbar machen. Audiovisuelle und elektronische Medien werden in<br />

verschiedenen Fächern auch versuchsweise als didaktische Hilfen eingesetzt. Ziel des<br />

Kollegiums ist die Entwicklung eines medienpädagogischen Gesamtcurriculums, d.h.<br />

aufeinander abgestimmter Lehrpläne für die diversen Fächer und Jahrgangsstufen. Bei<br />

der Erprobung neuester technologischer Entwicklungen hat man engen Kontakt mit der<br />

Athens Academy, Georgia (USA), einer Partnerschule in den USA.<br />

129


GMK Bielefeld<br />

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Die in Bielefeld beheimatete Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur<br />

(GMK) e.V. wurde 1984 als bundesweiter Zusammenschluß von Fachleuten aus den<br />

Bereichen Bildung, Medien und Kultur gegründet. Ziel der in Regional-und Fachgruppen<br />

arbeitenden Mitte 1997 rund 740 Vereinsmitglieder ist es, die Medienpädagogik und<br />

Kommunikationskultur in der Bundesrepublik Deutschland zu fördern und verantwortlich<br />

mitzugestalten. Dazu bemühen sie sich um die Vernetzung von Medienforschung, -praxis<br />

und -politik. Die GMK organisiert das jährliche Forum „Kommunikationskultur“ (im<br />

November 1997 zu „Mädchen und Frauen in der Medienlandschaft“) und weitere<br />

Kongresse, Fachtagungen, Workshops, Festivals und Wettbewerbe. Sie macht<br />

Beratungs- und Serviceangebote, begleitet medienpädagogische Modellprojekte und<br />

kooperiert mit zahlreichen Bildungs-, Forschungs- und pädagogischen Einrichtungen. Im<br />

GMK-Rundbrief und in den Schriften zur Medienpädagogik werden aktuelle<br />

medienpädagogische Diskussionen und Positionen dokumentiert. Ganz oder in einzelnen<br />

Beiträgen mit der Schule beschäftigen sich etwa die Rundbriefe Nr. 33 vom Oktober 1992<br />

(Sonderheft „Unterrichten und Erziehen in der neuen Medienwelt“) , Nr. 34 vom März 1993<br />

(Tagungs-Dokumentation „Unterrichten und Erziehen in der neuen Medienwelt“), Nr. 37/38<br />

vom Juni 1995 (Tagungs-Dokumentation „Multimedia als medienpädagogische<br />

Herausforderung“) und Nr. 39/40 vom Mai 1996 (Schwerpunkt: „Medienpädagogische<br />

Projekte“). Bei Leske + Budrich, Opladen, erschienen ist das Handbuch<br />

„Medienpädagogisches Handeln in der Schule“, herausgegeben von Wolfgang Schill,<br />

Gerhard Tulodziecki und Wolf-Rüdiger Wagner. Die aktuelle medienpädagogische<br />

Handreichung Nr. 9 der GMK „Von Mäusen und Monstern“ beurteilt über 80 für Kinder<br />

gemachte oder von ihnen häufig gesehene TV-Sendungen. Sprecher der Fachgruppe<br />

Schule sind Wolfgang Schill und Wolf-Rüdiger Wagner. Medienpädagogik, bedauern<br />

beide, stelle in der Schule immer noch eine „Randerscheinung“ dar. Sie sei in dem Maße<br />

schon Alltag, wie die Rahmenpläne dies vorgeben, vor allem in Form der Medienanalyse.<br />

Schule habe zwar im Hinblick auf ihre klassischen Funktionen – Qualifizierung, politische<br />

Loyalisierung und Auslese – einen Funktionsverlust erlitten. Andererseits ergäben sich<br />

aus der Informationsgesellschaft neue Aufgaben für sie: Schule müsse stärker als bisher<br />

Orientierungs- und Selektionshilfen zur Bewältigung der Informationsflut vermitteln.<br />

Schule müsse im Sinne der demokratischen Selbstreflexion von Gesellschaft Spiel- und<br />

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Freiräume zur Aufarbeitung von Medieneinflüssen schaffen. Nicht zuletzt müsse Schule<br />

die Fähigkeit zum selbstbestimmten Lernen in der Welt von Multimedia und<br />

Telekommunikation vermitteln und trainieren. Daher meinen Schill und Wagner,<br />

„Rückenwind“ für die Medienpädagogik aus dem politisch- ökonomischen System sowie<br />

eine „latente Aufbruchstimmung“ in der Lehrerschaft zu verspüren.<br />

Adolf-Grimme-Institut<br />

Träger des renommierten Adolf-Grimme-Instituts (AGI) in Marl – verantwortlich, wie<br />

gesagt, für den Medienpädagogischen Atlanten NRW – ist derzeit noch der Deutsche<br />

Volkshochschulverband e.V. Das 1973 gegründete Institut soll allerdings in Kürze (am 4.<br />

November) in eine gemeinnützige GmbH überführt werden. Gesellschafter werden sein:<br />

der Deutsche Volkshochschulverband, die Landesanstalt für Rundfunk NRW, der WDR,<br />

das ZDF, die Stadt Marl und evtl. das Land NRW. Die Arbeit des 22 Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiterinnen starken AGI ist in Referaten sowie in zeitlich befristeten Projekten<br />

organisiert. Das Institut richtet den Adolf-Grimme-Preis aus, ist Mitorganisator des<br />

Fernsehfests Cologne Conference, publiziert die Zeitschrift „agenda“ mit den Themen<br />

Medien, Bildung und Kultur, gibt das „Jahrbuch Fernsehen“ heraus und unterhält die neu<br />

gegründete Adolf-Grimme-Akademie zur Aus- und Fortbildung von Mitarbeitern der<br />

Medienbranche. Im Arbeitsfeld Medien und Weiterbildung kooperiert das Institut mit<br />

externen Fachleuten sowie Forschungs- und Universitätsinstitutionen.<br />

Landesanstalt für Rundfunk – LfR<br />

Medienpädagogisch stark engagiert ist auch die in Düsseldorf ansässige Landesanstalt<br />

für Rundfunk Nordrhein-Westfalen, Geburtshelferin des „Medienpädagogischen Atlas<br />

NRW“. So läßt sie, ihrem gesetzlichen Auftrag gemäß, regelmäßig Forschungsprojekte<br />

durchführen. Hierzu gehört das 1995 abgeschlossene Projekt „Fernsehwerbung und<br />

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Kinder“ (Autoren: Michael Charlton / Klaus Neumann-Braun / Stefan Aufenanger /<br />

Wolfgang Hoffmann-Riem u.a). Zusammen mit den Landesmedienanstalten Hessen und<br />

Rheinland-Pfalz entwickelt die LfR zudem ein Konzept für ein Bausteinsystem „Kinder<br />

lernen Werbung“, das sich an Kinder vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe I wendet.<br />

Das 1995 beendete Projekt von Bettina Hurrelmann „Untersuchung der Problemlagen und<br />

zusätzlichen Erziehungsanforderungen in Familien in Folge des veränderten<br />

Fernsehprogrammangebotes“ nahm sich verschiedene Familientypen vor. Wie es um die<br />

Medienkompetenz von Erzieherinnen im Kindergarten bestellt ist, erforscht Ulrike Six<br />

(Universität Koblenz/Landau) im Namen der LfR. Abgesehen von einer Vielzahl von<br />

eigenen Veröffentlichungen zum Thema führt die Düsseldorfer Landesmedienanstalt<br />

regelmäßige medienpädagogische Fachtagungen durch. Sie engagiert sich bei den<br />

Offenen Kanälen, dem Bürgerfunk und dem „Campus-Radio“ als Ort praxisorientierter<br />

journalistischer oder medienwissenschaftlicher Ausbildung und ist an diversen Initiativen<br />

beteiligt. Dazu gehören: das EZfM, „Schulen ans Netz“ in NRW, das Projekt Multimedia<br />

Gelsenkirchen, die Datenbank „Informationssystem Medienpädagogik“, die CD-ROM<br />

Medienpädagogik (getragen vom SWF, dem Deutschen Institut für internationale<br />

pädagogische Forschung, der Bertelsmann- Stiftung und mehreren<br />

Landesmedienanstalten), die von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien<br />

initiierte „Programmberatung für Eltern“, ein vom Kinder- und Jugendzentrum Remscheid<br />

betreutes Projekt für eine „Modellvideothek für Kinder und Jugendliche“, eine (in<br />

Zusammenarbeit mit der Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegebene) Literaturstudie<br />

„Kinder und Medien“ und das Projekt „Medienerziehung im Jahr 2010“. Unter diesem<br />

Stichwort hat die Fernuniversität Hagen (Horst Dichanz) u.a. gemeinsam mit der LfR ein<br />

Konzept entwickelt, das die Ansätze der Bund/Länder-Kommission und der<br />

Kultusministerkonferenz zur Medienpädagogik in der Schule von Mitte der 90er Jahre<br />

weiterführen will. Eine gleichnamige Dokumentation einer Fachtagung im Mai 1996 zum<br />

Thema erscheint in Kürze im Verlag der Bertelsmann Stiftung.<br />

132


Kinder- und Jugendfilmzentrum<br />

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Die medienpädagogische Arbeit des Kinder- und Jugendfilmzentrums in Deutschland,<br />

Remscheid, umfaßt die Bereiche Video, Film und Fotografie. Die Arbeitsschwerpunkte<br />

des Zentrums liegen in den Bereichen: Förderung des Kinder- und Jugendfilms, Initiierung<br />

und Auswertung medienpädagogischer Modelle, bundesweite Wettbewerbe und Preise<br />

(z.B. Deutscher Jugend-Video-Preis, Wettbewerb Jugend und Video), praktische<br />

Medienarbeit von und mit Kindern und Jugendlichen, Vermittlung von Medienkompetenz<br />

sowie nationale und internationale Kooperation. Aus der Vielzahl kleiner und größerer<br />

Projekte in NRW und soll hier noch exemplarisch die Landesarbeitsgemeinschaft „Lokale<br />

Medienarbeit“ (LAG LM), Köln, herausgegriffen werden. In ihrem Netzwerk betreiben seit<br />

mehr als 15 Jahren Vereine und Initiative des Bundeslandes – derzeit über 200 – in den<br />

eigenen Kommunen und Regionen nichtkommerzielle Medienarbeit mit den<br />

unterschiedlichsten Medien. Die LAG LM hält ein breites Serviceangebot für ihre<br />

Mitglieder bereit, berät und informiert auch Außenstehende, veranstaltet Wettbewerbe und<br />

Festivals und hilft vor allem jungen Menschen bei Technik, Gestaltung und<br />

Veröffentlichung ihrer Medienprodukte. Für die wissenschaftliche Begleitung und<br />

Publikation der betreuten Medienprojekte ist künftig das Kinder Jugend Kommunikation-<br />

Institut der Landesarbeitsgemeinschaft zuständig.<br />

Radio-Aktivitäten: Rads<br />

Einige Veranstalter beschäftigen sich schwerpunktmäßig auch mit dem Medium Hörfunk.<br />

Dem generell in der Medienpädagogik nicht übermäßig beachteten Medium kommt in<br />

NRW das dichte LokalradioNetz zugute. So arbeitet das im März 1996 gestartete Schüler-<br />

Radio-Projekt „Rads – Radio aus der Schule“ in Düsseldorf und im Kreis Neuss mit<br />

Antenne Düsseldorf und NE-WS 89,4 zusammen. Rads soll modellhaft über drei Jahre in<br />

acht Schulen die Möglichkeiten sondieren, Radio kreativ in verschiedene Formen des<br />

Unterrichts einzubeziehen. Ziel ist es, im Fach- bzw. fächerübergreifenden Unterricht<br />

eigene Hörfunksendungen zu produzieren. Hierfür stehen mehrere Hörfunkstudios in den<br />

kommunalen Medienzentren der beiden Verbreitungsgebiete zur Verfügung. Getragen<br />

133


wird das Projekt vom Medienzentrum Rheinland im Verbund mit anderen<br />

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Kooperationspartnern, darunter die LfR. Ein Workshop im kommenden November soll<br />

erste Zwischenergebnisse des Projekts präsentieren. Das im April 1992 geborene<br />

Falkenstudio – Kinder- und Jugendradio ist jeden Donnerstagabend eine Stunde beim<br />

Lokalsender Radio Essen zu Gast, mit gewissen professionellen Standards und doch<br />

anders konzipiert als das Umfeld. Jeweils freitags zwischen 18.00 und 20.00 Uhr finden<br />

die Redaktionstreffen mit den interessierten jungen Radiomachern – in der Regel 15- bis<br />

17jährige Teenager – statt. Die Jugendlichen hätten so die Gelegenheit, sagt der einzige<br />

hauptamtliche Mitarbeiter, Detlef Black, ihre eigene Belange an die Öffentlichkeit zu<br />

bringen, seien es nun das Thema Graffiti oder die Jugendobdachlosigkeit. Rund 15 bis 20<br />

junge Leute monatlich durchlaufen die Einrichtung, nur wenige davon sind längere Zeit mit<br />

dabei. So mancher Teenager, hat Black beobachtet, erwarte heute von der aktiven Arbeit<br />

mit Medien, daß diese schnell und unkompliziert vonstatten geht. Lehrerin Monika<br />

Egbringhoff von Die Offene Radiowerkstatt (DOR) – SchülerInnenradiowerkstatt,<br />

Düsseldorf, hat da andere Erfahrungen gemacht. Ihre „Mitarbeiter“ – junge Leute von 9 bis<br />

über 20 Jahren, zur Zeit 35 an der Zahl – seien in der Regel sehr engagiert. Die Lehrerin<br />

setzt stark auf die Eigenverantwortung der Jung-Radiomacher und -macherinnen und<br />

stellt deren Persönlichkeitsentwicklung in den Vordergrund ihrer Bemühungen. Das<br />

Konzept von DOR führt – neben der Auseinandersetzung mit Medien und dem Erwerb<br />

technischer Kenntnisse – eine Vielzahl weiterer individual-psychologischer, sozialer und<br />

politischer Zielsetzungen der Radioarbeit an: Wer mitmacht, soll lernen, Verantwortung zu<br />

übernehmen; Konflikte in Gruppen zu regeln; den Einsatz der Stimme, Fragetechniken<br />

und Gesprächsführung zu üben; er soll Partizipation und politische Mitbestimmung<br />

kennenlernen; sich mit Themen auseinandersetzen, die im normalen Schulbetrieb<br />

unbeliebt oder nicht präsent sind – und die Radiowerkstatt als Ort erleben, „wo Schule<br />

wieder Spaß machen kann“ und „der kommunale Raum in seiner Aneignungs- und<br />

Lernvielfalt für die Schule fruchtbar wird“. Gesendet wird montags von 19.00 bis 21.00 Uhr<br />

auf Antenne Düsseldorf, Frequenz 104,2. Die SchülerInnenradiowerkstatt benötigt jährlich<br />

20 000 DM. Die Hälfte davon sichern Fördergelder der LfR. Die Einrichtung ist ein Projekt<br />

im Rahmen von „GÖS“, des Konzepts des Kultusministeriums „Gestaltung und Öffnung<br />

von Schule“. Jugendlichen, die schon länger erfolgreich in der Radiowerkstatt gearbeitet<br />

haben, wird die Möglichkeit geboten, eine dreijährige Ausbildung zum „Journalist der<br />

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Offenen Radiowerkstatt“ zu machen, So hofft Monika Egbringhoff, qualifizierte Mitarbeiter<br />

für eine freie Mitarbeit bei den NRW-Lokalradios heranzuziehen. In der Schule, in der<br />

Egbringhoff unterrichtet, ist „Schülerradio“ inzwischen offizieller Wahlkurs. (FK 44/97)<br />

XII. Rheinland-Pfalz:<br />

Land mit Medienzentrum Seit 1992 hat Rheinland-Pfalz – neben 31 örtlichen<br />

Medienzentren und Bildstellen – ein Landesmedienzentrum. Das in Koblenz beheimatete<br />

Zentrum ist hervorgegangen aus der Landesbildstelle Rheinland-Pfalz sowie der<br />

Informationsstelle „Schule und Computer“ des Ministeriums für Bildung und Kultur, und es<br />

hat die Aufgabe, die Verwendung von audiovisuellen und computergestützten Medien in<br />

den Bereichen Erziehung und Bildung zu fördern. Das Zentrum betreut in erster Linie die<br />

Schulen im Lande, steht aber auch außerschulischen Bildungseinrichtungen zur<br />

Verfügung. In erster Linie informiert und berät das Zentrum mit seinen 41 Mitarbeitern die<br />

Anwender von Medien. Hierzu gehört die Herausgabe medienpädagogischer<br />

Handreichungen, etwa durch die Zeitschrift „Information und Beispiel“, die Empfehlung<br />

geeigneter Medien in Anbindung an die Lehrpläne, die Aus- und Fortbildung von<br />

Lehrkräften und die Förderung der aktiven Medienarbeit durch gezielte Veranstaltungen.<br />

Dabei arbeiten die Koblenzer Fachleute mit anderen medienpädagogisch orientierten<br />

Institutionen des Landes zusammen. Darüber hinaus produziert das Zentrum – das ist<br />

seine zweite Aufgabe – Medien und Publikationen und wirkt bei der Erstellung von<br />

Computersoftware mit. Der dritte Aufgabenbereich umfaßt die Sammlung und den Verleih<br />

von Medien. Zu den jüngsten Publikationen des Landesmedienzentrums Rheinland-Pfalz<br />

gehört die Broschüre „Kinder, Medien und Gewalt“, ein Forschungsbeitrag des<br />

Medienwissenschaftlers Michael Kunczik und seines Mitarbeiters Wolfgang Bleh. Die<br />

Broschüre ist im Herbst 1995 an die Lehrkräfte aller rheinland-pfälzischen Schulen der<br />

Grund- und Sekundarstufe I verteilt worden.<br />

135


Zugang zum Computer<br />

Was zur Zeit konkret an jeder der rheinland-pfälzischen Schulen in Sachen<br />

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Medienerziehung geleistet wird, darüber gibt es keine verläßliche Untersuchung. Die<br />

Lehrpläne, die im Extremfall noch aus den 70er Jahren stammen, werden gegenwärtig<br />

zum Teil überarbeitet. Das gilt zum Beispiel für den Lehrplan Deutsch der Klassen 7 bis<br />

9/10 aus dem Jahr 1984, der an verstreuten Stellen auf die Vermittlung von Sprache und<br />

Literatur durch (auch audiovisuelle) Massenmedien Bezug nimmt. So heißt es etwa im<br />

Vortext, der die Lernziele und -inhalte für alle Schularten umreißt, zum Verstehen<br />

dialogisch-szenischer Texte: „Man sollte einen Theaterbesuch ermöglichen bzw. die<br />

Realisierung durch Hörfunk, Fernsehen oder Film miteinbeziehen.“ Als möglicher<br />

Arbeitsauftrag an die Schüler wird an anderer Stelle vorgeschlagen, sie sollten „in Form<br />

einer Zeitungsnachricht oder einer Reportage“ über ein Geschehen berichten oder den<br />

Inhalt von Hörspielen, Spielfilmen, Nachrichten, Reportagen oder Dokumentarfilmen<br />

zusammenzufassen. Für Gestaltungsversuche von Texten in gebundener Sprache, so ist<br />

zu lesen, eigneten sich unter anderem „Werbespots und Reklameverse“. Barbara<br />

Eschenauer hatte in ihrer Analyse westdeutscher Lehrpläne, die 1989 veröffentlicht<br />

worden ist, für Rheinland-Pfalz befunden, Medienpädagogik sei hier eher ein Thema der<br />

Grund- und Hauptschule als der übrigen Schulformen. Dabei dominierten die Fächer<br />

Deutsch und Bildende Kunst. Ein Schwerpunkt sei die Leseerziehung. In sie würden<br />

allerdings explizit auch (audio)visuelle Medien einbezogen. In den Lehrplänen der<br />

Realschule und des Gymnasiums, so Eschenauer, finde Medienpädagogik hauptsächlich<br />

im Kunstunterricht statt. Entsprechend dominiere in den Vorgaben die Beschäftigung mit<br />

(audio)visuellen Medien. [Vgl. Barbara Eschenauer: Medienpädagogik in den Lehrplänen.<br />

Gütersloh: Bertelsmann Stiftung 1989, S. 266ff.] Die Ausstattung der rheinland-<br />

pfälzischen Schulen mit Fernsehen und Video bezeichnet Wolfgang Friebe vom Referat<br />

Neue Informations- und Kommunikationstechniken im Mainzer Bildungsministerium als<br />

„sparsam, aber flächendeckend“. Zugang zum Computer haben 10 Prozent der<br />

Grundschulen und quasi alle Klassen der Sekundarstufen I und II. In den höheren<br />

Jahrgängen stünden dabei in der Regel 5 bis häufig 15 Computer zur Verfügung, von sehr<br />

alten bis ganz neuen Apparaten, meist in einem Labor. So sei in vielen Fällen gesichert,<br />

daß eine ganze Klasse gemeinsam unterrichtet werden könne, wobei sich jeweils zwei<br />

Schüler einen Computer teilen müßten.<br />

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Schule und Offene Kanäle<br />

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Die Zukunft liegt nach Meinung des Fachmanns Friebe aber weniger in festen Labors als<br />

in mobilen Einrichtungen, die dann von Klasse zu Klasse wandern. Wünschenswert sei<br />

auch ein Multimedia-Set pro Klasse. Da stellt sich natürlich angesichts leerer Kassen der<br />

öffentlichen Hand immer wieder die Frage: Wer soll das bezahlen? Von der Industrie<br />

erwartet Wolfgang Friebe hier keine große Förderung. Er geht allerdings davon aus, daß<br />

die Industrie vermehrt einfache und mobile Geräte preiswert anbieten wird, um sich den<br />

Massenmarkt Bildungswesen zu erschließen. Eventuell, denkt Friebe laut nach, müßten<br />

bald auch die sogenannten gut verdienenden Eltern die Portemonnaies zücken und<br />

künftig nicht nur Bücher und Klassenfahrten, sondern auch das Notebook zu 800 DM (mit)<br />

finanzieren. Mögliche Instrumente einer Medienpädagogik sind gewiß auch die Offenen<br />

Kanäle. In Rheinland-Pfalz, dem Geburtsland des privaten Rundfunks und des ersten<br />

Offenen Kanals in Deutschland, gibt es mittlerweile 23 derartige Einrichtungen. Sie<br />

werden, wie Veröffentlichungen der Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter<br />

(LPR) Rheinland-Pfalz belegen, auch von Schulen gern genutzt, wenngleich sie natürlich<br />

aufs Ganze betrachtet noch nicht zum „Alltag“ rheinland-pfälzischer Schulen gehören. Auf<br />

dem (ersten) Teleforum „Schule und Offener Kanal“ am 23./24. März 1995 im<br />

Ludwigshafener Heinrich-Pesch-Haus wurden 18 Schulprojekte vorgestellt. Das Spektrum<br />

der Werke, wegen brummender Töne oder Schnittfehler nicht alle preisverdächtig, aber<br />

wahrscheinlich mit Begeisterung gemacht, reichte von der Literaturverfilmung über die<br />

fremdsprachige Soapopera bis zum Trickfilm. Als Fazit hält die Veranstaltungsbroschüre –<br />

trotz der Handicaps voller Lehrpläne und meist mangelnder Technik-Ausstattung in den<br />

Schulen – fest: „Die Medienerfahrung der Schüler, bezogen auf das Fernsehen, ändert<br />

sich durch aktivierende Medienarbeit positiv. Der ‘geheime Lehrplan’ von Schule scheint<br />

nicht unmöglich: Eine Reihe von ‘verborgenen’ Lehrzielen, wie Förderung des<br />

Teamgeistes, der Kreativität, der Phantasie, u.v.m., wird sozusagen ‘nebenbei’ erreicht.<br />

Auch Schulen, die weniger oder gar nicht mit Medien ausgestattet sind, können in<br />

Kooperation mit Offenen Kanälen Medienvorhaben durchführen. Medienpädagogik so<br />

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verstanden hat in der Schule spürbaren Einfluß auch auf die politische Bildung der<br />

Schüler.“<br />

Datenverbund Bildungsmedien<br />

Den Schülern und Schülerinnen soll indirekt auch der Bund-Länder-Kommission-<br />

Modellversuch „Datenverbund Bildungsmedien“ zugutekommen, der vom<br />

Landesmedienzentrum Rheinland-Pfalz betreut wird. Der dreijährige Versuch, der am 1.<br />

Oktober 1993 ins Leben gerufen wurde, verfolgt das Ziel, mit Hilfe eines<br />

länderübergreifenden Konzepts Bildungsmedien effizient zu erschließen, das<br />

Informationsangebot zu verbessern und damit, wie es im Zwischenbericht zu dem Projekt<br />

heißt, „Voraussetzungen für eine Medienerziehung zu schaffen, wie sie im<br />

Orientierungsrahmen der Bund-Länder- Kommission zur Medienerziehung in der Schule<br />

gefordert wird.“ Ausgangspunkt war eine von den Bildstellen als unbefriedigend<br />

angesehene Organisationsstruktur. In jedem Land wurden fast dieselben Bildungsmedien<br />

dokumentiert und erschlossen, dies jedoch mit unterschiedlichen Methoden und<br />

Werkzeugen, das heißt, mit jeweils anderen Regelwerken und technischen Systemen. Um<br />

eine abgestimmte Medienerschließung zu erreichen, wurde als Ergänzung zu den<br />

bestehenden Informationssystemen eine neue, zentrale Datenbank gefordert, die<br />

sogenannte Basisdaten enthalten soll. Weiterführende Informationen, die von<br />

länderspezifischen Erfordernissen geprägt sind, sollen weiterhin dezentral, also im<br />

Informationssystem der jeweiligen Landesbildstelle, dokumentiert werden. [Vgl. auch:<br />

Landesmedienzentrum Rheinland-Pfalz: Modellversuch Datenverbund Bildungsmedien.<br />

Zwischenbericht. 1995.]<br />

138


Computerunterstütztes Lernen<br />

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Direkt bei (Grund-)Schülern setzte der Modellversuch „Computerunterstütztes Lernen im<br />

Primarbereich“ an (CLiP, unterstützt von der Bund-Länder-Kommission für<br />

Bildungsplanung und Forschungsförderung/BLK). Als seine Fragestellung wurde im<br />

Antrag für den BLK-Modellversuch von Ende 1989 angegeben, Rheinland-Pfalz wolle „den<br />

systematischen Einsatz von Computersystemen zum Üben, Testen und lücken-<br />

schließenden Lernen (...) im Fach Mathematik für alle Schülerinnen und Schüler der 3.<br />

und 4. Klasse“ in ausgewählten Grundschulen erproben. Mit CLiP wurde nach Angaben<br />

der Verantwortlichen nachgewiesen, daß bereits bei zweimal 15 Minuten wöchentlicher<br />

Arbeitszeit der jüngeren Kinder mit einem Mathematikübungsprogramm deutliche<br />

Lerneffekte erzielt werden können. Schwache Schüler und Schülerinnen erzielten die<br />

deutlichste Leistungssteigerung. Die beteiligten Pädagogen führen dies unter anderem<br />

darauf zurück, daß der Computer selbstbestimmtes Arbeiten erlaubt, eine unmittelbare<br />

Lernerfolgskontrolle ermöglicht, Fehler deutlich markiert, komplexe Anforderungen auf<br />

einfachere Anforderungsschritte reduzieren kann, den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben<br />

auf den einzelnen Nutzer abstimmt und Schreibfigur, illustrierende Abbildung sowie<br />

Lautfigur im Rahmen des Schreib- und Leselernprozesses aufeinander bezogen werden<br />

können. Ein Zwilling von CLiP war CULAS, der ebenfalls Anfang der 90er Jahre<br />

durchgeführte Modellversuch „Computerunterstütztes Lernen an allgemeinbildenden<br />

Schulen“. Er begleitete Experimente mit Lernsoftware, die vor allem in der Sekundarstufe I<br />

an verschiedenen allgemeinbildenden Schulen aller Schularten des Landes stattfanden,<br />

und erbrachte ebenfalls positive Befunde. Der Computer ersetze Lehrpersonen nicht,<br />

könne aber in der Hand qualifizierter Lehrkräfte neue und verbesserte<br />

Bildungsmöglichkeiten erschließen. Wenn Schüler in geeigneter Form am Computer<br />

arbeiteten, finde keine Isolation statt, werde keine überzogene Abstraktion gefordert.<br />

Zudem präsentiere der Computer nicht einseitig fertige Rezepturen, „wie dies z.B. häufig<br />

beim Fernsehen der Fall ist“. International angelegt ist der seit 1991 bis Ende 1996 an<br />

sieben Gymnasien und einer Gesamtschule laufende Modellversuch<br />

„Fächerübergreifendes Lernen im Rahmen von Auslandsschulkontakten über<br />

Computernetze“ (FLACON). In den schuleigenen Computer werden Texte (auch<br />

Unterrichtsthemen) eingegeben und über das elektronische Netz Internet an ausländische<br />

Partner gesendet, deren Feedback auf dem gleichen Weg kommt. Inzwischen können<br />

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sich die beteiligten Kinder auch über das World Wide Web (WWW) Texte und Bilder aus<br />

Bibliotheken, Museen, Informationszentren und Datenbanken in aller Welt auf den<br />

Bildschirm holen. Themen, die von den beteiligten Klassen im In- und Ausland<br />

gemeinsam bearbeitet werden können, so bestätigt es der Zwischenbericht zu FLACON,<br />

ergeben sich in nahezu allen Fächern. Danach kann der Austausch über das<br />

Computernetz dem Sprachtraining in den modernen Fremdsprachen wie auch dem<br />

Training der Sprach- und Schreibfertigkeit im Fach Deutsch dienen, die Umwelt oder<br />

Politik zum Thema haben und das Arbeiten mit aktuellen Daten in verschiedenen Fächern<br />

(Naturwissenschaften, Mathematik, Erdkunde) erleichtern. Durch Versenden eines<br />

entsprechenden Fragebogens könnten aus nahezu beliebigen Teilen der Welt Daten zu<br />

einem gerade behandelten Thema gewonnen werden. Zu den weiteren medienbezogenen<br />

schulischen Modellversuchen gehört in Rheinland- Pfalz eine „Maßnahme zur<br />

Eingliederung lernbeeinträchtigter und benachteiligter Jugendlicher“ (M.E.J.A.H.) im<br />

Berufsvorbereitungsjahr, die aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert wird.<br />

Das Ziel dieses Versuchs: der Zielgruppe die neue Computertechnik zu vermitteln und<br />

deren Sprachkompetenz zu steigern. In diesen Tagen startet ein neues Projekt zur<br />

Spracherkennung in der Sonderpädagogik. Dabei geht es darum, daß behinderte Schüler<br />

und Schülerinnen mit einem System arbeiten sollen, das gesprochene Sprache „versteht“.<br />

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest<br />

Darüber hinaus ist in Rheinland-Pfalz eine Reihe von „unterrichtserprobten<br />

Medienhandreichungen“ erarbeitet worden, etwa ein „Ratgeber Schulfernsehen<br />

Sachunterricht“ und ein „Ratgeber Schulfernsehen Deutsch“. Die Informationsstelle<br />

Schule und Computer des Landesmedienzentrums bietet außerdem eine Reihe von<br />

Informationsmaterialien zum Einsatz des Computers in der Schule an. Vom 16. bis 18.<br />

Oktober 1995 fand in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz der 7.<br />

Bundeskongreß der Bildstellen/Medienzentren statt. Unter dem Motto: „Veränderte<br />

Medienwelten – veränderte Lernwelten“ befaßten sich zahlreiche Referenten und<br />

einschlägige Organisationen mit dem Stand und den Perspektiven der Medienerziehung<br />

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und -didaktik. Die Kongreßdokumentation dazu ist noch nicht fertiggestellt, wohl aber eine<br />

kleine „Schülerzeitung“, die innerhalb einer DTP-Lernwerkstatt für<br />

Schülerzeitungsredakteure auf dem Kongreß entstanden ist und zeigt, wie praxisnah<br />

Lernen sein kann. Als neue länderübergreifende Einrichtung wurde 1995 der<br />

Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest gegründet. In ihm haben sich der<br />

Südwestfunk (SWF) sowie die Landesmedienanstalten von Baden-Württemberg und<br />

Rheinland-Pfalz mit dem Ziel zusammengefunden, die Öffentlichkeit im Südwesten mit<br />

diversen Aktivitäten zu einem bewußten Umgang mit den Medien zu motivieren. (Vgl.<br />

hierzu den Länderbericht Baden-Württemberg.)<br />

Hält das gedruckte Wort hoch: Stiftung Lesen<br />

Speziell dem gedruckten Wort widmet sich eine Einrichtung, die in Mainz residiert: die<br />

Stiftung Lesen. Ihr Zweck ist „die umfassende Förderung des Lesens von Buch, Zeitschrift<br />

und Zeitung in allen Bevölkerungskreisen sowie die Pflege und Erhaltung einer<br />

zeitgemäßen Lese- und Sprachkultur“. Im Stifter- und Stiftungsrat sitzen neben einzelnen<br />

Bundesländern zahlreiche Personen, Unternehmen und Organisationen von Rang und<br />

Namen, so das Bundesministerium des Innern, die Bertelsmann AG, der Börsenverein<br />

des Deutschen Buchhandels, der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV),<br />

das Goethe-Institut, die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland. Der Haushalt der Stiftung lag 1995 (laut Haushaltsplan) in der<br />

Größenordnung von 4,4 Mio DM. Der Aktionsradius der Stiftung mit dem hehren Auftrag<br />

umfaßt – unterstützt von zahlreichen Kooperationspartnern – eine Vielzahl von zum Teil<br />

einmaligen, zum Teil regelmäßigen Kampagnen, Projekten, Publikationen und<br />

Fachtagungen. [Vgl.zum folgenden: 4. Tätigkeitsbericht der Stiftung Lesen, Mainz 1995.]<br />

So startete die Stiftung im April 1994 eine Anzeigenkampagne, in der prominente<br />

Zeitgenossen ein persönliches Statement zum Thema Leseerfahrung und Lesemotivation<br />

abgaben. Seit 1983 findet in Deutschland der „Bücherfrühling“ statt mit jeweils einer Reihe<br />

verschiedenster Veranstaltungen wie Autorenlesungen und Buchausstellungen. 1990<br />

begann dann das jährliche „Literarische (Autoren-) Suchspiel“, an dem sich Kinder und<br />

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Jugendliche aus mehreren europäischen Ländern beteiligen können. Seit Anfang der 90er<br />

Jahre gibt es die Projekte „Erzählcafés“ und „Erzähl doch mal“, beides Orte zum Vorlesen<br />

und Erzählen. Darüber hinaus hat die Stiftung Lesen bereits eine Vielzahl von<br />

„Leseempfehlungsbroschüren“ herausgegeben. Und sie macht ihr Anliegen in Büchern<br />

bekannt, etwa im „Jahrbuch Lesen 95“, bei dem der Spiegel-Verlag als Mitherausgeber<br />

firmiert. (Hier finden sich auch Adressen von weiteren Einrichtungen, die mit Lesen und<br />

Leseförderung zu tun haben.) Die Stiftung betreibt selbst Leseforschung und veröffentlicht<br />

bundesdeutsche sowie internationale Ergebnisse zu diesem Sachgebiet, so zuletzt die<br />

Studie „Leseverständnis und Lesegewohnheiten deutscher Schüler und Schülerinnen“<br />

[von Rainer H. Lehmann u.a., Weinheim, 1995]. Diese Studie, schreiben die Herausgeber,<br />

gebe unter anderem eine präzise Darstellung „des besorgniserregenden Ausmaßes, das<br />

ungenügendes Leseverständnis inzwischen bei Schülern der 8. Klasse erreicht hat“.<br />

Lehmann befragte im Frühjahr 1991 rund 11 000 Dritt- und Achtkläßler in der<br />

Bundesrepublik Deutschland. Dabei verneinten 25 Prozent der west- und 30 Prozent der<br />

ostdeutschen Achtkläßler, daß es ihnen leicht falle, etwas zu lesen.<br />

„Ungenügendes Leseverständnis bei Achtkläßlern in Deutschland“<br />

An der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz ist das Forschungsinstitut Lesen und<br />

Medien angesiedelt, eine Einrichtung der Stiftung. Kümmern will man sich in Zukunft, in<br />

Zusammenarbeit mit den Verlegern, verstärkt um die Förderung des Zeitungs- und (Fach-)<br />

Zeitschriftenlesens der minderjährigen Bundesbürger. Bei ihrer Arbeit suchen die<br />

Wissenschaftler auch den Kontakt mit den elektronischen Medien, kooperieren zum<br />

Beispiel mit öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern (so RTL) bei Programmen zu<br />

ihrem Fachgebiet. Daneben erstellen die Mainzer auch Materialien für Eltern, Lehrer und<br />

Bibliothekare. Zum Beispiel wurde Ende 1994 an 600 Schulen das Medienpaket „Literatur<br />

gegen Gewalt und Rassismus“ verteilt. Außerdem gibt die Stiftung Lehrern Empfehlungen<br />

zur Verwendung von erzählenden Jugendbüchern im Unterricht. Weiter entwickeln ihre<br />

Mitarbeiter zusammen mit Förderern aus der Wirtschaft Unterrichtsmodelle zu<br />

fachübergreifenden Themen wie „Energie und Umwelt“. Eine „Handmappe Lesen“ gibt<br />

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Lehrern einen Überblick über Grundlagen, Ideen, Modelle und Maßnahmen der<br />

Leseförderung. Stark von Lehrpersonen genutzt wird ebenso die „Dokumentationsstelle<br />

Lesen“ der Stiftung. Diese Datenbank wurde 1988 eröffnet. Zur Tätigkeitsbilanz der<br />

Mainzer Leseförderer gehören auch das „Lesemobil Niedersachsen“ und das „Kulturmobil<br />

Hessen“, durch die Lande rollende Busse vor allem zur Beratung von Lehrkräften. Von<br />

den bundesweit über 480 „Leseclubs“ für Kinder und Jugendliche, die die Stiftung Lesen<br />

bis Mitte 1995 ins Leben gerufen hat, befinden sich die meisten direkt in Schulen. Rund<br />

200 Leseclubs wurden in den neuen Bundesländern eingerichtet. Für diese gibt es auch<br />

nach wie vor eine Service- und Beratungsstelle in Berlin. Ähnliche Ableger der Stiftung<br />

Lesen in Rostock und Thüringen, 1991 und 1993 ins Leben gerufen, mußten inzwischen<br />

wieder geschlossen werden. Der schnöde Grund: Geldmangel. Wünschenswert wäre es<br />

für die Mainzer Leseförderer ja eigentlich, in jedem Bundesland mit einem Büro vertreten<br />

zu sein, das sich den landesspezifischen Belangen widmet. Doch das, sagen sie, ginge<br />

nur, wenn sich andere Finanziers, vor allem die betroffenen Bundesländer, beteiligten. Die<br />

aber gehen zum Teil eigene Wege, im Fall Nordrhein-Westfalen zum Beispiel mit<br />

„Literaturbüros“. (FK 20/96)<br />

XIII. Saarland: Fahrplan für Bildung im Wandel<br />

Der Saarbrücker Landtag beschäftigte sich schon früh mit dem Themenkreis<br />

Medienpädagogik. Er forderte in einem Antrag vom 23. Juni 1987 die Landesregierung<br />

auf, „eine Medienkommission einzusetzen, die das Thema Medienerziehung im Hinblick<br />

auf die verschiedenen Stufen der schulischen und außerschulischen Bildung analysiert<br />

und konkrete Programmvorschläge erarbeitet“. Die daraufhin vom Kultusminister gebildete<br />

30köpfige Kommission legte Ende 1989 ihren Bericht vor. Er beschäftigte sich<br />

schwerpunktmäßig mit den Druck-, Bild-und Hörmedien, primär im schulischen Bereich.<br />

Die Kommission grenzte die neuen Informations- und Kommunikationstechniken aus, mit<br />

Hinweis auf das 1987 von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und<br />

Forschungsförderung verabschiedete Gesamtkonzept für die Informationstechnische<br />

Bildung und die begonnene Einführung der Informationstechnischen Grundbildung (ITG)<br />

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an saarländischen Schulen. Der Bericht der Medienkommission unterbreitete eine Reihe<br />

von Vorschlägen dazu, wie die Medienerziehung im Saarland verbessert werden könne.<br />

LAR-Studie von 1996<br />

Die Landesanstalt für das Rundfunkwesen (LAR) Saarland präsentierte Mitte 1996 eine<br />

Studie des in Hamburg und Saarbrücken ansässigen Büros Kammerer-Jöbges (BKJ).<br />

[Brigitte Kammerer-Jöbges/Thorsten Weis: Mediennutzungskompetenz. Bestandteil<br />

integrierter Kommunikationspolitik. Eine Studie zur Definition neuer Handlungsfelder,<br />

erstellt im Auftrag der Landesanstalt für das Rundfunkwesen Saarland. Saarbrücken: LAR<br />

April 1996.] Der Auftrag lautete dabei, „die Breite und Vielfältigkeit der Aktivitäten zur<br />

Förderung der professionellen und nichtprofessionellen Mediennutzungskompetenz im<br />

Saarland zu ermitteln“. Dabei wurden 248 (ausgewählte) Projekte und Aktivitäten<br />

untersucht, die als qualitativ repräsentativ galten, wobei sich hinter einem Stichwort oft<br />

eine Reihe von separaten Ansätzen verbirgt. Die tatsächliche Zahl der „Einsatzfälle“ wird<br />

auf „um ein 15- bis 20faches höher“ veranschlagt. Als Ergebnis hielt das Büro Kammerer-<br />

Jöbges unter anderem fest, der Offene Kanal Saarland der LAR habe für Projekte im<br />

Bereich der Kinder- und Jugendarbeit „eine überregional tragende Bedeutung“. Der Erfolg<br />

schulischer Mediensozialisation der Kinder und Jugendlichen hänge „entscheidend davon<br />

ab, welche Schulform sie gewählt haben, welche Schule sie besuchen und wer sie<br />

unterrichtet“. Die Ausbildung von Lehrern, Sozialpädagogen und Erziehern im Bereich<br />

Medienkompetenz könne als „unterentwickelt“ bezeichnet werden. „Die Pädagogen<br />

verfügen weder über das nötige Problembewußtsein für ihre wichtige Aufgabe (...) noch<br />

sind sie dafür genügend qualifiziert.“ Gleiches wird von der Qualifizierung von<br />

Erwachsenenbildnern und Jugendbetreuern angenommen. Eltern als Entscheider über<br />

das „Medienschicksal“ ihrer Kinder erhielten weder im Saarland noch andernorts in<br />

Deutschland in nennenswertem Umfang Hilfe zur Bewältigung ihrer Verantwortung, heißt<br />

es weiter in der Studie. Im Rahmen der innerbetrieblichen Bildungsarbeit sei vor allem die<br />

EDV Zentrum beruflicher Qualifizierungsmaßnahmen. Multimedia werde hingegen nicht<br />

trainiert. Generell sei bei den Kursangeboten zur Förderung der Medienkompetenz<br />

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Erwachsener noch die EDV Schwerpunkt. Praktische Medienarbeit und Medienprojekte<br />

nähmen aber zu. Als wichtigste Handlungsfelder für Mediennutzungskompetenz im<br />

Saarland nennt die gut 80seitige Studie<br />

• die Überwindung von Bereichsgrenzen und mehr Vernetzungen,<br />

• den Abbau von Distanz gegenüber Medien bei Entscheidungsträgern,<br />

• die Unterstützung der Eltern als die dominante Schlüsselzielgruppe für die Förderung<br />

von Mediennutzungskompetenz,<br />

• die Schaffung von Transparenz unter allen Medienakteuren, gegenseitige Information<br />

und Kooperation,<br />

• die Schaffung und Mobilisierung von Öffentlichkeit,<br />

• die Übernahme einer Moderatorenfunktion in Medienfragen durch die LAR sowie<br />

• die Bereitstellung von Qualifizierungschancen für Medienschaffende im Saarland.<br />

Runder Tisch für Medienkompetenz<br />

Die Basisrecherche von 1996 unterscheidet acht Handlungsbereiche:<br />

1. Kinder-und Jugendarbeit, 2.Schule/Hochschule, 3.berufliche Aus- und Weiterbildung, 4.<br />

Erwachsenenbildung, 5. Wirtschaft, 6. Multimedia/EDV/Online, 7.<br />

Kultur/Kunst/Bibliotheken und 8. Sonstiges.<br />

Von den 248 erfaßten Projekten waren besonders viele – 73 bzw. 41 – den Bereichen<br />

Berufliche bzw. Erwachsenenbildung zugeordnet. Schulen und Hochschulen führten 25<br />

Projekte durch, die Kinder- und Jugendarbeit 27. Dabei konzentrierten sich die 25 Schul-<br />

und Hochschulprojekte vor allem auf die aktive Medienarbeit (18mal als Arbeitsinstrument<br />

aufgeführt). 7 nutzten (auch) elektronische Medien als Arbeitsinstrument, 6 arbeiteten<br />

(auch) <strong>online</strong> bzw. mit Internet. Die Bestandsaufnahme zeige, so der damalige LAR-<br />

Direktor Thomas Kleist, daß im Saarland bereits vielfältige Aktivitäten und Initiativen im<br />

Bereich der Medienkompetenz entwickelt worden seien; es sei jedoch eine Vernetzung<br />

und Bündelung der Kräfte notwendig. Für die LAR bot Kleist an, einen Runden Tisch<br />

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einzuberufen, der alle Verantwortlichen für den Bereich Mediennutzungskompetenz<br />

einbinden solle. Diesen Runden Tisch gibt es inzwischen, mit Präsenz im Internet. Er ist<br />

im September 1997 zum dritten Mal offiziell zusammengetreten. Vertreten sind bislang<br />

unter anderem in fünf Arbeitskreisen: der Offene Kanal Saarbrücken, die CDU-<br />

Landtagsfraktion, die FDP, das Saarbrücker Bildungsministerium, das Landesinstitut für<br />

Pädagogik und Medien (LPM), das Jugendkulturamt der Stadt Saarbrücken, der<br />

Landesfilmdienst Saarland e.V., das Filmbüro in Saarbrücken, das Kulturzentrum Villa<br />

Fuchs in Merzig, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Arbeitskammer des<br />

Saarlandes, die Handwerkskammer, die Fort- und Ausbildungseinrichtung der Wirtschaft<br />

FAW, Saarbrücken, der Landesjugendring, die Kontakt- und Informationsstelle für<br />

Selbsthilfegruppen im Saarland (Kiss), Mobil Neunkirchen (zum Diakonischen Werk<br />

gehörig), das Bistum Trier, die Evangelischen Kirchenkreise Saar, das Evangelische<br />

Jugendwerk, die Universität Saarbrücken, die Katholische Hochschule für soziale Arbeit,<br />

die katholische Erwachsenenbildung, die Stadtbibliothek Saarbrücken, die Heinrich-Böll-<br />

Stiftung Saar, die Stiftung Demokratie Saarland e.V., das medienpsychologische Institut<br />

Mefis e.V., der Saarländische Rundfunk (SR), der Radioverein Theeltalwelle, Peugeot<br />

Deutschland sowie die AOL Bertelsmann Online GmbH und die „Saarbrücker Zeitung“.<br />

Telekommunikation Saar<br />

Seit Mitte der 90er Jahre existiert staatlicherseits die „Landesinitiative Telekommunikation<br />

Saar“. Sie umfaßt die fünf „Themenarbeitskreise“, „Qualifizierung der Wirtschaft“,<br />

„Forschung, Hochschule, Bildung“, „Multimediale TK-Anwendungen“, „Modernisierung der<br />

IuK-Strukturen“ und „Standortqualifizierung“. Zu ihren Projektaktivitäten gehört unter<br />

anderm der Anschluß der Universität des Saarlandes an das Breitband-<br />

Wissenschaftsnetz des Berliner Vereins Deutsches Forschungsnetz (DFN) sowie eine<br />

saarlandinterne Vernetzung der Hochschulen des Landes. Als Ergänzung zur<br />

bundesweiten Initiative „Schulen ans Netz“ fungiert die Fördermaßnahme „Multimedia im<br />

Unterricht“. Im Auftrag des Ministeriums für Bildung, Kultur und Wissenschaft erstellte das<br />

Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität des Saarlandes die Studie „Bildung im<br />

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Wandel“. [Scheer, A.-W./Milius, Frank: Bildung im Wandel. Saarbrücken, 1997.] Das im<br />

Juli 1997 der Öffentlichkeit vorgestellte Werk versucht, zentrale Handlungsfelder für die<br />

Nutzung von Multimedia an saarländischen Schulen zu bestimmen und daraus Konzepte<br />

für die technische und organisatorische Umsetzung abzuleiten, schätzt auch deren<br />

Kosten ein. Die darin enthaltenen Vorschläge, so Hans-Joachim Schmidt vom<br />

Saarbrücker Bildungsministerium gegenüber der Autorin, habe sich die Landesregierung<br />

mehr oder weniger zu eigen gemacht, das heißt, sie dienten als Richtschnur für die<br />

weitere Entwicklung. Das Institut für Wirtschaftsinformatik plädiert in der Studie<br />

insbesondere für<br />

1. die Errichtung der notwendigen Multimedia-Infrastruktur,<br />

2. die Einrichtung eines Bildungsservers Saar sowie<br />

3. die breit angelegte Qualifizierung von Lehrern und Schülern und konkretisiert seine<br />

Vorstellungen.<br />

Alle weiterführenden, allgemeinbildenden Schulen im Saarland sollten, meinten die<br />

Fachleute, bis Ende 1997 zum City-Tarif der Deutschen Telekom AG ans Internet<br />

angeschlossen werden. Dabei genieße die Einrichtung von Multimedia-Laboren und die<br />

Installation von Multimedia-Kiosken Priorität. Eine flächendeckende Errichtung von<br />

Multimedia-Klassenzimmern wird als zur Zeit nicht praktikabel eingestuft. Mit den Laboren<br />

und Kiosken sollten, heißt es, zunächst Feldversuche durchgeführt werden, am besten<br />

von Schulen, die bereits an der Initiative „Schulen ans Netz“ beteiligt seien. Die Kosten für<br />

den Anschluß ans und die Nutzung des Internet durch vorerst 190 Schulen veranschlagt<br />

das Gutachten mit 120 000 DM Investitionen bzw. 450 000 laufenden Kosten pro Jahr, ein<br />

Multimedia-Labor verschlinge ca. 70 000 DM an Investitionen, ein Multimedia-Kiosk ca.<br />

3500 DM. Die bei ca. 8000 (150 000 Schüler unterrichtenden) Lehrkräften für nötig<br />

erachteten Qualifizierungsmaßnahmen umfassen im wesentlichen die Entwicklung von<br />

Qualifizierungsbausteinen, Multiplikatorenschulungen, Grundlagenschulungen sowie<br />

Individualschulungen mit Investitionskosten von 2,4 Mio DM. Das Land stellte 1997 einer<br />

gemeinsamen Presseerklärung von Kultus- und Wirtschaftsministerium (vom 16.7.97)<br />

zufolge eine halbe Million DM für „Multimedia im Unterricht“ zur Verfügung. Eine Hälfte<br />

dieses Geldes war für den Aufbau eines Bildungsservers, die Produktion von Multimedia-<br />

Lern-CDs, einen Multimedia-Wettbewerb in Schulen sowie andere Einzelprojekte<br />

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vorgesehen. Die CDU-Landtagsfraktion legte Mitte 1997 ein eigenes „Konzept zur<br />

Förderung des Mediums ‘Internet’ an saarländischen Schulen“ vor. Es sei zu wenig,<br />

befand die jugendpolitische Sprecherin der CDU, Daniela Schlegel-Friedrich, 1997 nur<br />

100 weiterführende allgemeinbildende Schulen ans Netz zu bringen. Es reiche auch nicht<br />

aus, die Schulen lediglich mit einem Internet-Anschluß zu versorgen. Vielmehr müsse ein<br />

Gesamtkonzept „mit den entsprechenden Auswirkungen auf den Lehrplan und die<br />

Lehrerbildung“ erstellt werden. Die Lehrpläne aller Fächer und aller Klassenstufen seien<br />

mit dem Ziel zu überarbeiten, die Möglichkeiten neuer Techniken in alle Fächer zu<br />

integrieren. Insbesondere das Fach Informatik müsse um neue Lerninhalte aus den<br />

Bereichen Multimedia und Netzkommunikation erweitert werden. Lehrer müßten durch<br />

einen „Internet-Führerschein“ fortgebildet werden. Schüler sollten auch am Nachmittag an<br />

den Schul-PCs arbeiten und experimentieren können.<br />

Lehrpläne<br />

In ihrer 1989 veröffentlichten umfassenden Lehrplananalyse für Westdeutschland im<br />

Auftrag der Bertelsmann-Stiftung [Medienpädagogik in den Lehrplänen. Gütersloh: Verlag<br />

Bertelsmann-Stiftung 1989] resümierte Barbara Eschenauer, im Saarland finde<br />

Medienpädagogik „vorwiegend in der Sekundarstufe I der Realschule und des<br />

Gymnasiums“ statt, „und zwar in den musischen Fächern Bildende Kunst und Musik sowie<br />

im Deutsch- und Sozialkundeunterricht“. Der Religionsunterricht trage zur Diskussion<br />

ethischer Fragen bei. Als roter Faden ziehe sich durch alle Schulformen und -stufen die<br />

Leseerziehung. In der Sekundarstufe I habe Medienpädagogik „eine politische<br />

Dimension“. Eine zweite Perspektive rücke die Funktion der Massenmedien als<br />

Sozialisationsinstanz und als Kommunikationsfaktor in der Gesellschaft ins Blickfeld. In<br />

den Lehrplänen für Sozialkunde fänden sich medienpädagogische Zielvorgaben<br />

differenziert nach einem Richtziel und untergeordneten Lernzielen. Die musischen Fächer<br />

Bildende Kunst und Musik sähen ihre Aufgabe in der Förderung der Rationalität im<br />

Umgang mit Medien und Medieninhalten. Vor allem an den Vorgaben für den<br />

Deutschunterricht in der Sekundarstufe I des Gymnasiums würden Unterschiede in der<br />

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Medienpädagogik gegenüber der Haupt- und der Realschule deutlich: Auf der Basis eines<br />

Kommunikationsmodells sollten die Unterrichtsinhalte differenziert sein. Zum anderen sei<br />

ein eigener Lernbereich Medienerziehung vorgesehen. Allerdings kritisierte Barbara<br />

Eschenauer die entsprechenden Vorgaben in den Lehrplänen generell als „zum Teil<br />

inkonsequent. In den einzelnen Fächern wird ein medienpädagogisch weiter Rahmen<br />

abgesteckt, vieles wird stichwortartig angerissen.“ Der heute gültige schon recht<br />

ausgearbeitete Deutsch-Lehrplan für die Sekundarstufe I (Klassen 5 bis 10) des<br />

Gymnasiums aus dem Jahr 1990, der auch bundesweit als Vorreiter gilt, gliedert den<br />

Lernbereich Medienerziehung nach (jeweils zwei) Jahrgangsstufen und ordnet diesen aus<br />

jedem Medienbereich je einen exemplarisch ausgewählten Gegenstand zu. So sind die<br />

Klassen 5 und 6 den Comics (als Druckmedium), verfilmter Kinderliteratur und<br />

sachkundlichen Filmen (als Bildmedien) sowie Hörtexten (Hörmedien) gewidmet. Für die<br />

Klassen 7 und 8 werden Jugendzeitschriften (Druck), Fernsehen (Bild) und Hörspiel<br />

(Hörmedien) angegeben. Unterhaltungssendungen (Hörmedien) können schon in der<br />

achten Klasse, aber auch erst in den beiden folgenden Jahrgängen behandelt werden.<br />

Die Klassen 9 und 10 sollen sich grundsätzlich mit Zeitungsnachrichten (Druck),<br />

Fernsehnachrichten und verfilmter Literatur (Bild) beschäftigen. Die einzelnen Kapitel des<br />

Lehrplans zu den verschiedenen Medien(-angeboten) enthalten jeweils didaktische<br />

Begründungen, Lernziele und methodische Anregungen. Sie verweisen auf die<br />

allgemeinen Vorgaben des Lehrplans Deutsch und enthalten dort, wo eine<br />

fachübergreifende Behandlung des Themas möglich und sinnvoll erscheint, auch<br />

Hinweise auf andere Fächer.<br />

Medienerziehung als roter Faden<br />

Dieser in mancher Hinsicht vorbildliche Lehrplan sei allerdings, so der Fachreferent<br />

Johannes Reinert vom Saarbrücker Bildungsministerium (am 9.3.98) gegenüber der<br />

Autorin, aufgrund der zwischenzeitlichen Entwicklung bereits wieder etwas veraltet. Man<br />

wolle sich heute nicht mehr so stark auf das Fach Deutsch konzentrieren, sondern<br />

versuche vielmehr, Medienerziehung als roten Faden durch praktisch alle Fächer laufen<br />

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zu lassen. Als beispielhaft für die Zukunft betrachtet der Fachmann hier die in einem Band<br />

zusammengefaßten Lehrpläne für die – erst seit 1997/98 existierende – neue Schulform<br />

Erweiterte Realschule (faßt die bisherigen Schulformen Hauptschule, Realschule und<br />

Sekundarschule zusammen), Klassenstufe 5. Der Gesamtlehrplan enthält die Einzelpläne<br />

der in der Klassenstufe 5 unterrichteten Fächer, bekennt sich dabei aber im Vorwort<br />

ausdrücklich zum fächerverbindenden Lernen „in übergreifenden Zusammenhängen“,<br />

auch damit die Kinder „den Lernsinn erkennen“. Dieses fächerverbindende Lernen wird im<br />

Anhang in einer Themenübersicht dargestellt. Im Lehrplan Deutsch wird der<br />

Medienerziehung ausdrücklich eine „besondere Bedeutung“ zuerkannt. Integriert in die<br />

Teilbereiche [„Sprechen“, „Schreiben“, „Lesen“, „Grammatik“, „Rechtschreibung“] lernen<br />

die Schüler, verschiedene Druck-, Bild- und Hörmedien in ihrer Informations- und<br />

Unterhaltungsfunktion richtig zu nutzen, ihr Medienverhalten kritisch zu überdenken. In<br />

diesem Bereich ist fächerverbindendes Lernen besonders gefordert“, heißt es. In der<br />

Mathematik ist auch der Einsatz des Computers vorgesehen, der in Besonderheit eine<br />

Hilfe für lernschwache Schüler darstelle. Mittelpunkt ist der PC in der<br />

Informationstechnischen Grundbildung als einem Teilbereich der Arbeitslehre. Zum<br />

Thema „Gestaltung der Lernprozesse“ gibt das Kultusministerium unter anderem vor, daß<br />

neben den lehrerorientierten auch schülerorientierte Formen der Unterrichtsgestaltung<br />

(zum Beispiel Projektunterricht, Wochenplanarbeit) „erhebliches Gewicht“ bekommen<br />

solle. Neben den gängigen 45-Minuten-Einheiten seien „auch andere zeitliche<br />

Gliederungen (...) einzuplanen“. Ein solcher abgestimmter Lehrplanaufbau solle nun vom<br />

Prinzip her Schritt für Schritt auch auf andere Schulformen angewandt werden, wobei in<br />

den Lehrplänen generell in den letzten Jahren bereits einiges in Sachen<br />

Medienpädagogik revidiert worden sei, so Reinert. Nachdem bereits ein älteres<br />

Grundsatzpapier vorliege, sei nun im Saarland ein modernes Gesamtkonzept zur<br />

Medienerziehung in Arbeit. Ein wichtiges Ziel dieses Gesamtkonzepts sei es, die bisher<br />

getrennt laufenden Bereich klassische Medienerziehung und Neue Medien „zu<br />

verzahnen“. Ein erster Baustein fürs neue Gesamtkonzept könne ein vorliegendes kurzes<br />

Statement zum „Lesen in der multimedialen Gesellschaft“ sein.<br />

150


Lesefähigkeit als Betriebssystem<br />

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Bei der Leseförderung, schreiben dessen Autoren, gehe es nicht um die Erziehung zum<br />

Buch, sondern um „die Vermittlung und Stärkung der Fähigkeit, einen schriftsprachlich<br />

kodierten Text zu verstehen“. Allein hochentwickelte Sprachbeherrschung und<br />

Lesekompetenz „schaffen die Voraussetzung für den Erwerb von Medienkompetenz. Das<br />

‘Betriebssystem’ für die neuen Medien ist die Lesefähigkeit.“ Das Papier stellt drei<br />

„essentials“ heraus: 1. Schule müsse Raum lassen für das Vorlesen. 2. Bücher sollten<br />

nicht nur im Fach Deutsch in den Arbeitsprozeß eingeordnet werden. 3. Lesen brauche<br />

die „vorbildliche Verzahnung mit dem Unterricht“. Die Verbindung von Lesen und<br />

Schreiben, Lesen und Malen, Lesen und handwerklichem Tun motiviere die Schüler und<br />

intensiviere den Lernprozeß. Die Ausstattung der saarländischen Schulen mit PCs und<br />

Online-Anschlüssen stellte sich 1997 nach Auskunft des Bildungsministeriums wie folgt<br />

dar:<br />

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Von den 465 Schulen im Saarland waren knapp 38 Prozent am Netz, je 100 Schüler<br />

standen 2,5 PCs zur Verfügung – insgesamt gut 3800 Geräte. (Vgl. Tabelle.) Unter diesen<br />

waren knapp 1500 486er Modelle sowie 713 (neuwertige) Pentium- und 54 (neuwertige)<br />

Pentium-Pro- Geräte. Diese Zahlen entsprechen natürlich nicht dem aktuellsten Stand.<br />

Seit 1996 wurden insgesamt 176 von 465 Schulen gefördert. Vorbildlich in Sachen<br />

Vernetzung ist die Gesamtschule Saarbrücken-Bellevue. Sie gilt als Beispiel dafür, wie<br />

152


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durch Unterstützung der LAR die unterschiedlichen Ansätze der Medienerziehung<br />

entwickelt und multimedial miteinander verknüpft werden können. Die Schule verfügt über<br />

eine Bibliothek, die gemeinsam von Lehrern und Schülern genutzt werden kann.<br />

Lesewettbewerbe, Autorenlesungen, Theater- und Kabarettbesuche gehören zum<br />

Angebot. Mit dem Zugang zum Internet und der Nutzung von CD-ROMs kann das<br />

Informationsangebot universal ausgeweitet werden. Durch die Unterstützung der<br />

Gesellschaft zur Förderung der Medienerziehung im Saarland e.V. und des<br />

Saarländischen Rundfunks konnte vor Jahren der Einstieg in die Produktion von<br />

Radiosendungen in einem kleinen Schnittstudio begonnen werden. Heute produzieren<br />

mehrere Schülergruppen im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften Hörfunksendungen für<br />

den Offenen Kanal. Dank der Hilfestellung von Sponsoren unterhält die Schule außerdem<br />

einen Videoschnittplatz, der auch digitalisierte Videobearbeitung zuläßt und neuerdings<br />

Zugang zum Internet hat. Verschiedene Schülerarbeitsgemeinschaften produzieren hier<br />

Spielfilme, Dokumentationen und Magazinbeiträge. Die Gesamtschule<br />

SaarSaarlandbrücken-Bellevue macht auch beim zweijährlich ausgerichteten deutsch-<br />

französischen Videofestival der Schulen mit, ein Projekt im Rahmen der Partnerschaft des<br />

Landkreistages des Saarlandes mit dem Generalrat des Departements Moselle. Die<br />

Schule verfügt über ein Netzwerk, das die Schülerarbeitsplätze (Computerraum) mit der<br />

Bibliothek, dem Videoschnittplatz und dem Internet-Rechner verknüpft. So sind die<br />

Voraussetzungen dafür geschaffen, weltweit auf Datenbänke zuzugreifen. Damit<br />

möglichst viele Kinder auf die vorhandenen Medien zurückgreifen können, lernen sie<br />

bereits ab dem 5. Schuljahr über computerunterstützten Unterricht den Umgang mit dieser<br />

Schlüsseltechnologie, in den Klassen 7 bis 9 die Text- und Datenverarbeitung und in den<br />

Klassen 9 und 10 die informationstechnischen Grundlagen dazu. Besonders begabte<br />

Schüler können in der Oberstufe den Leistungskurs Informatik belegen. Seit Anfang 1998<br />

arbeiten erste Schülergruppen in der multimedialen Dimension, angefangen von der<br />

Erstellung einer Homepage mit Bild- und Filmelementen über die Knüpfung von E-mail-<br />

Kontakten bis zur Erstellung von Projektmappen und Materialien fürs Internet. Die LAR<br />

unterstützt seit 1993 speziell den Video-und Radiobereich, indem ein<br />

medienpädagogischer Mitarbeiter die Kinder für die Mitarbeit im Offenen Kanal qualifiziert.<br />

Heraus kommen für das Radio und Kabelfernsehen des Offenen Kanals jeweils<br />

vierteljährlich TV-„Bellevue-Berichte“ und „Bellevue Radio“-Magazine. Der Direktor der<br />

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Gesamthochschule Saarbrücken-Bellevue, Gerd Wagner, ist zugleich Vorsitzender einer<br />

Gesellschaft zur Förderung der Medienerziehung im Saarland (GFM). Eines ihrer Ziele<br />

besteht darin, Jugendliche an aktive Medienarbeit heranzuführen.<br />

Die kleine Initiative FkC<br />

Ähnliches schwebt auch dem im Saarland aktiven gemeinnützigen Förderverein für<br />

kreative Computeranwendung e.V. Saar (FkC) vor. Seine rund 400 Mitglieder (1997)<br />

haben sich unter anderem zum Ziel gesetzt, Privatleute beim Umgang mit dem Computer<br />

zu helfen und Schulen mit der Datenfernübertragung (DFÜ) bekannt zu machen. Er<br />

informiert mit Vorträgen und Diskussionen, führt Schulungskurse durch und leistet auch<br />

Verbraucherberatung. So organisiert er seit 1991 die nach eigenen Angaben „größte<br />

Computermesse des Südwestens“, die HobbyCom. Mit Stand Frühjahr 1998 arbeitete der<br />

FkC nur mit zwei Schulen zusammen, vorrangig mit einem Gymnasium in Dillingen, das<br />

per Videokonferenzsystem mit einer französischen Partnerschule verbunden ist. Die<br />

Strategie des von Privatpersonen getragenen Vereins ist es, Schüler und Schülerinnen<br />

nach dem Unterricht in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Schule in eine<br />

„Jugendclubarbeit“ einzubinden und in diesem Rahmen zum Beispiel auch<br />

Schülerzeitungen zu erstellen. Für die Zukunft verfolgt man größere Ideen und möchte<br />

gern, wie in Bayern als bisher einzigem Bundesland, im Saarland ein „Bürgernetz“<br />

aufbauen. Ein Verein soll dabei als Provider auftreten und Privatleuten sowie Schulen<br />

(nicht Firmen) für den bescheidenen Betrag von vielleicht 60 DM im Jahr einen Internet-<br />

Zugang beschaffen. So sollen Interessierten die sehr viel höheren Gebühren<br />

kommerzieller Provider erspart bleiben. Nur gut ein Dutzend Mitglieder zählt der<br />

saarländische Landesverband Jugend und Film e.V. als Ableger des Bundesverband<br />

Jugend und Film e.V. Sie führen vereinzelt Medien-Veranstaltungen durch bzw. führen<br />

Filme vor. Vertreten sind hier unter anderem der Filmclub Saar-Pfalz, St. Ingbert, die<br />

Jugendfilmbühne – Filmbüro, Saarbrücken, die Unifilm Saarbrücken e.V. und die<br />

Volkshochschule Sulzbach-Saar. Von heute zum Teil nur noch historischem Interesse ist<br />

der Modellversuch „Aufbau und Erprobung eines multimedialen Informationssystems“, der<br />

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1993 bis 1995 am Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) durchgeführt wurde. Er<br />

ging unter anderem der Frage nach, wie lokal und regional vorhandene<br />

Datensammlungen und Informationssysteme mit Informationen über Medien aller Art für<br />

den Bereich Schule aufgearbeitet und unter Ausnutzung neuer Entwicklungen bei der<br />

Hard- und Software in ein einheitliches regionales Informationssystem integriert werden<br />

können. In der zweiten Hälfte der Laufzeit des Versuchs kam das Internet zum Einsatz.<br />

Um Jugendliche mit dem Internet vertraut zu machen, vor allem ihnen eine „kritisch-<br />

inhaltsorientierte Nutzungskompetenz“ zu vermitteln, starteten die LAR und der<br />

Landesjugendring Saar Ende 1997 das Projekt „Jugend ans Netz“. Während die LAR die<br />

Anschaffung von 6 Computern und die laufenden Kosten des Projekts für drei Jahre<br />

finanziert, konnte für die Übernahme der Online-Kosten und den ISDN-Anschluß die<br />

Deutsche Telekom gewonnen werden. Die komplette Anlage reist während des<br />

Projektzeitraums durchs ganze Land und soll jeweils ein halbes Jahr in einer Einrichtung<br />

der Jugendarbeit Station machen. Seit November 1997 übt die DGB-Jugend in Saarlouis<br />

damit. Erstmals präsentiert wurde das Projekt „Jugendarbeit ans Netz“ auf der von LAR<br />

und Telekom mitgetragenen Veranstaltung „Medienkompetenz in der Kinder- und<br />

Jugendarbeit“ des Jugendrings am 18. Oktober 1997 beim Offenen Kanal Saarbrücken.<br />

Offener Kanal in Schulen<br />

Das kleine Saarland ist besonders stolz auf sein 1991 begonnenes Projekt „Offener Kanal<br />

in Schulen“. Dessen dreijährige Versuchsphase dauerte bis Ende 1993. In der ersten<br />

Projektphase hatten sich rund 400 Schülerinnen und Schüler an der aktiven Medienarbeit<br />

beteiligt. Die LAR hatte in Sulzbach ein Aufnahme- und Produktionsstudio eingerichtet,<br />

das von einem Gymnasium, einer Gesamtschule, einer Real- und einer Hauptschule<br />

genutzt wurde. Die projektbegleitende Lehrerfortbildung hatte das Landesinstitut für<br />

Pädagogik und Medien (LPM) übernommen. Aktive Videoarbeit, lobte damals die<br />

saarländische Bildungsministerin Marianne Granz nach Beendigung des Modellversuchs,<br />

unterstütze die schulische Medienerziehung. Chancen und Risiken medialer Darstellung<br />

würden bewußter. Auch eröffneten sich für die Schulen Möglichkeiten zu neuen Formen<br />

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projektorientierten Unterrichts. Der Rahmen der Videoarbeit wurden im Modellversuch<br />

durch folgende Vorgaben abgesteckt: 1. Videoarbeit sollte auch in den laufenden<br />

Unterricht integriert werden. 2. Jede Schule sollte möglichst einen thematischen<br />

Schwerpunkt auswählen. 3. Die kommunikativen Möglichkeiten des Offenen Kanals<br />

sollten erprobt werden. Herausgekommen sind dabei, wie im Abschlußbericht zum<br />

Modellversuch nachzulesen ist [Projekt Offener Kanal in Schulen. Saarbrücken: Logos-<br />

Verlag 1994.], zum Teil „Videos von beachtlicher Qualität“. Insgesamt 30 Produktionen<br />

wurden als direkte Frucht der Projektarbeit im Offenen Kanal gesendet; eine fast gleich<br />

hohe Anzahl wurde für schulinterne Zwecke produziert. Das Spektrum der angegangenen<br />

Themen reichte von Schulporträts über die Verfilmung eines selbst geschriebenen<br />

Puppentheaterstücks bis zu einer Diskussion vor laufender Kamera über<br />

Nationalsozialismus und Widerstand. Bei den beteiligten Schülern und Schülerinnen, hält<br />

der Abschlußbericht fest, sei die technische Kompetenz gewachsen und die Haltung zum<br />

Fernsehen kritischer geworden. Zugleich habe sich gezeigt, daß eine aktive Videoarbeit<br />

an Schulen eine leicht zugängliche Grundausstattung (Kameras und Schnitteinrichtungen)<br />

voraussetze. Die im Projekt vorgefundenen Bedingungen könnten als optimal angesehen<br />

werden. Eine generelle landesweite Übertragung scheide „angesichts der knappen<br />

finanziellen Mittel“ jedoch aus. (Die LAR bezifferte allein die einmaligen Kosten für das<br />

Aufnahme- und Produktionsstudio sowie die Videorecorder und Monitore für die<br />

beteiligten Schulen auf rund 150 000 DM. Die jährlichen Ausgaben des<br />

Bildungsministerium für Personal sowie Material lagen auf ähnlichem Niveau.) Als<br />

Alternative schlugen LAR und Bildungsministerium die Schaffung eines<br />

medienpädagogischen Netzwerks aus unterschiedlichen Partnern des regionalen/lokalen<br />

Bildungs-, Kultur- und Medienspektrums vor, welche gemeinsam einen Gerätepool<br />

nutzen.<br />

Landesfilmdienst Saarland<br />

Gegenwärtig umfaßt das Projekt „Offener Kanal in Schulen“ von LAR und<br />

Bildungsministerium im Saarland 4 Standorte mit festen Studios, nämlich das Theodor-<br />

156


Heuss- Gymnasium in Sulzbach (TV), die Realschule Sulzbach (TV), die<br />

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Ganztagsgesamtschule Neunkirchen (TV) und die Gesamtschule Bellevue in Saarbrücken<br />

(Radio und TV). Darüber hinaus wird regelmäßig mit weiteren Schulen kooperiert. Die<br />

Studios können im übrigen auch für die außerschulische Kultur- und Bildungsarbeit<br />

genutzt werden. So fördere das Projekt gleichzeitig die Öffnung der Schulen zum<br />

regionalen und kulturellen Umfeld, sagt der Leiter des Offenen Kanals der LAR, Klaus<br />

Ludwig Helf. Der Offene Kanal strahlt seit Dezember 1996 landesweit im Kabelnetz aus<br />

(davor regional begrenzt in drei Balllungsräumen). Stolz ist die LAR auch über das von ihr<br />

initiierte „neue Berufsbild“ „Mediengestalter(in) in Bild und Ton“ im Saarland. Sie selbst<br />

stellte 1997 vier von 23 Mediengestalter-Ausbildungsplätzen. Die Geschäftsführung des<br />

Landesfilmdienstes Saarland e.V. erfolgt in Personalunion mit der Geschäftsführung des<br />

rheinland-pfälzischen Pendants. Der von beiden gemeinsam herausgegebene<br />

Gesamtkatalog vom August 1997 umfaßte ca. 5500 Medientitel. Beide betreuen darüber<br />

hinaus im Rahmen von Dienstleistungsverträgen eine Reihe von Kooperationspartnern. In<br />

enger Zusammenarbeit zwischen dem Landesfilmdienst und dem Bistum Trier wird der<br />

Medienladen Saar, Saarbrücken, unterhalten. Weitere Kooperationspartner sind das Film<br />

Funk Fernseh-Zentrum der Evangelischen Kirche im Rheinland, das Bistum Speyer und<br />

der Borromäusverein e.V. Aufgabenbereiche des Medienladens sind der Verleih von über<br />

8500 Medien, der Medienverkauf und die Beratung in allen Medienfragen, medien- und<br />

kommunikations-pädagogische Fortbildungen, religionspädagogische Beratung und die<br />

Bereitstellung von Tagungsmöglichkeiten für Arbeitsgruppen sowie Kulturveranstaltungen.<br />

(FK 18/98)<br />

XIV. Sachsen: Fächerübergreifender<br />

Projektunterricht<br />

Sachsen hat ursprünglich in Sachen Medienerziehung einen besonders originellen Weg<br />

gesucht. Dort war eigentlich ein eigenes Schulfach „Medienpraxis“ im Gespräch,<br />

zusätzlich zum auch andernorts üblichen integrativen Unterricht in diversen Fächern.<br />

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Inzwischen, nach der letzten Landtagswahl im September 1994, ist das Land von der Idee<br />

eines eigenen Unterrichtsfaches jedoch wieder abgerückt. Den Rahmen für die jungen<br />

Experimente mit schulischer Medienerziehung in dem ostdeutschen Bundesland bildet der<br />

Modellversuch „Differenzierte Medienerziehung als Element allgemeiner Bildung“. Dieses<br />

Projekt wird 1995 bis 1998 in Kooperation der Länder Nordrhein-Westfalen und Sachsen<br />

durchgeführt, unterstützt von der BundLänder-Kommission für Bildungsplanung und<br />

Forschungsförderung (BLK).<br />

Konzept zur schulischen Medienerziehung wird überarbeitet<br />

Der Modellversuch basiert mit auf dem grundlegenden „Konzept zur schulischen<br />

Medienerziehung im Freistaat Sachsen“ vom 12. Juli 1994, das inzwischen überarbeitet,<br />

aber in der neuen Form noch nicht veröffentlicht ist. Das ursprüngliche Papier spricht<br />

ausdrücklich von der Einführung eines „Faches Medienpraxis“, welches zur Kompetenz<br />

auf dem Gebiet der audiovisuellen Medien führen solle, und betont generell, „daß<br />

Medienerziehung als integratives Unterrichtsprinzip allein (sofern sie überhaupt erfolgt)<br />

der Bedeutung von Medien nicht mehr gerecht werden kann“. Gerade die aktive<br />

Medienarbeit sei das stärkste Argument für die Schaffung eines eigenen Faches<br />

zusätzlich zum integrativen Vorgehen, da sich Medienarbeit bisher vorwiegend nur in<br />

Projekten durchführen lasse. Die Befürworter eines Faches Medienpraxis heben weiter<br />

hervor, daß bei dem Fach-Ansatz anders als beim integrativen Prinzip bestimmte Lehrer<br />

eindeutig verantwortlich sind für das Sachgebiet Medien. Dementsprechend sieht die<br />

bisherige sächsische Leitlinie für alle Klassen Medienerziehung nach dem integrativen<br />

Unterrichtsprinzip vor (ebenso Medienarbeit in der Freizeit), zusätzlich für die 7. und 8.<br />

Klasse der Mittelschule und des Gymnasiums ein Fach Medienpraxis beziehungsweise ab<br />

Klasse 9 Medienerziehung als „Blockunterricht“, eventuell auch Medienpraktika wie die<br />

Mitarbeit in Offenen Kanälen. „Blockunterricht“ meint hier einen Unterricht über jeweils<br />

mehrere Tage, etwa zwei- bis dreimal im Schuljahr, im Gegensatz zum „Fach“, das heißt<br />

einem Unterricht von wöchentlich vielleicht zwei Schul-Stunden. Nach dem Wortlaut des<br />

1994er Konzepts aus dem Kultusministerium soll die Medienerziehung drei Zielen dienen:<br />

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1. der Medienpositionierung (der Fähigkeit, Medien einzuschätzen und auszuwählen),<br />

2. der Medienkompetenz (der Fähigkeit, Medien lesen, beurteilen und gestalten zu<br />

können) und<br />

3. der Medienintegration (der Fähigkeit, bei der Informationsverarbeitung alle Medien<br />

einzubeziehen, die Medien auszuwerten, zu beeinflussen und einzusetzen).<br />

BLK-Modellversuch „Differenzierte Medienerziehung“<br />

Der konkrete Modellversuch „Differenzierte Medienerziehung“, der im August 1995 in<br />

sieben sächsischen Schulen angelaufen ist, sieht in der Projektbeschreibung zwei<br />

verschiedene Ansätze vor: Einerseits soll an drei Versuchsschulen in Freital<br />

(Grundschule, Mittelschule, Gymnasium) die Integration medienerzieherischer Inhalte in<br />

die verschiedenen Fächer ausprobiert werden. Andererseits soll an zwei Mittelschulen<br />

und zwei Gymnasien in der Region Leipzig/Dresden in der Klassenstufe 7 und 8 ein über<br />

das gesamte Schuljahr verteilter fächerübergreifender Projektunterricht zu<br />

medienerzieherischen Bildungskomplexen stattfinden. Das heißt, zwei Stunden pro<br />

Woche sollen sich die Schüler und Schülerinnen zum Beispiel mit der Wirkung von<br />

Medien, ihrer eigenen Mediennutzung oder politischen Zusammenhängen beschäftigen,<br />

möglichst quer durch alle Medien und bezogen auf diverse Genres. Was konkret gemacht<br />

wird, ist den Lehrpersonen dabei freigestellt, wird allerdings mit den Mitarbeitern des<br />

Sächsischen Staatsinstituts für Bildung und Schulentwicklung besprochen. Ziel des<br />

Sächsischen Kultusministeriums ist es nach eigenen Angaben, Teilergebnisse des<br />

Versuchs möglichst schnell in die allgemeine Schulpraxis zu überführen. Die beteiligten<br />

Lehrer wurden durch Fortbildungsmaßnahmen, in die auch Leiter kommunaler<br />

Medienstellen eingebunden waren, ausgewählte Praktika und medienpädagogisch<br />

orientierte Wissenschaftler (Christian Doelker, Gerhard Tulodziecki, Jo Groebel und den<br />

nordrheinwestfälischen Schulentwicklungsplaner Rainer Brockmeyer) auf ihre neuen<br />

Aufgaben vorbereitet. Doelker und Tulodziecki bleiben auch bei der Auswertung des<br />

Projektes dabei.<br />

159


Aus für das „Fach“ – statt dessen Projektarbeit<br />

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Im Rahmen der Überarbeitung des Konzepts zur schulischen Medienerziehung von 1994,<br />

so die Fachleute vom Sächsischen Staatsinstitut für Bildung und Schulentwicklung<br />

(Comenius-Institut), spreche man jetzt nicht mehr von der Einführung eines<br />

Unterrichtsfaches, sondern versuche vielmehr, verstärkt medienerzieherische Projekte –<br />

für die Lehrer verpflichtend – in den Unterricht zu integrieren, denkbar als eine Art<br />

Blockunterricht oder als integrativer Unterricht, bei dem ein Themenschwerpunkt in<br />

verschiedenen Fächern aufgegriffen wird. Damit, heißt es, werde dem<br />

Orientierungsrahmen der Bund-Länder-Kommission und der Erklärung der<br />

Kultusministerkonferenz vom 12. Mai 1995 zur Medienpädagogik in der Schule Rechnung<br />

getragen. Dennoch solle in dem Modellversuch „Differenzierte Medienerziehung“ nicht nur<br />

die integrative Medienerziehung überprüft werden, sondern auch eine<br />

„medienerzieherische ‘Verdichtung’ in Form eines expliziten Sachbereiches<br />

‘Medienpraxis’“ in den Jahrgangsstufen 7 und 8. Das überarbeitete Konzept zur<br />

schulischen Medienerziehung – das sich nicht grundlegend von dem bisherigen<br />

unterscheiden wird – soll in den nächsten Wochen veröffentlicht werden. Ein anderes<br />

noch laufendes Projekt in Sachsen mit dem Titel „Kombinierte Nutzungs- und<br />

Strukturerprobung von Unterrichtssoftware“ soll Aussagen zum Aufbau eines schulnahen<br />

Beratungssystems für pädagogisch aufbereitete Software in den verschiedenen Fächern<br />

liefern. Träger des Projektes werden in erster Linie die Lehrer an den Schulen und<br />

Medienstellenleiter sein. Sein Ziel ist es, mit dem Einsatz dieser Software eine<br />

Motivationssteigerung der Schüler beim Lernprozeß zu bewirken. Die fachliche Anleitung<br />

und die Dokumentation der Ergebnisse übernimmt das Comenius-Institut. Ein weiteres<br />

landesspezifisches Projekt, überschrieben „Produktion eines aktuellen Medienpaketes<br />

über den Freistaat Sachsen“, dient vornehmlich dazu, einen aktuellen, repräsentativen<br />

Bildfundus über den Freistaat Sachsen zu schaffen, welcher speziell auf den<br />

Unterrichtsbedarf sächsischer Schulen ausgerichtet ist.<br />

160


Baukasten Gewalt<br />

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Vor allem an Jugendliche ab ungefähr 12 Jahren, zum Teil auch schon an jüngere<br />

Schulkinder richtet sich der „Baukasten Gewalt“, der an alle Mittelschulen und Gymnasien<br />

Sachsens geliefert worden ist. Der Baukasten, im September letzten Jahres in Dresden<br />

der Öffentlichkeit vorgestellt, vereint als Materialsammlung vier Broschüren und eine<br />

Videokassette. Er wurde in den 80er Jahren am bayerischen Institut Jugend Film<br />

Fernsehen (JFF) entwickelt und ist von diesem in seiner ursprünglichen Fassung seit<br />

1987 vertrieben worden. Die neu bearbeitete Auflage von 1995 – Autoren sind Günther<br />

Anfang, Fred Schell, Bernd Schorb, Elke Stolzenburg und Helga Theunert – besteht aus<br />

den Einheiten „Die Sache mit der Gewalt“, „‘An jeder Ecke...’ – Gewalt im Alltag“, „‘Bloß<br />

‘ne Rippe’ – Gewalt gegen Frauen“ und „‘Nie hat es soviel Spaß gemacht‘ – Brutales in<br />

den Medien“. Die Aktualisierung des Projektes durch das JFF und die Verteilung des<br />

Materials in Sachsen wurden von der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk<br />

und neue Medien (SLM) finanziell unterstützt. (FK 9/96)<br />

XV. Sachsen-Anhalt:<br />

Leitlinien und Lernziele Der Orientierungsrahmen der Bund-Länder-Kommission<br />

„Medienerziehung in der Schule“ zeigt allerorten Wirkung: Auch im Bundesland Sachsen-<br />

Anhalt wird auf seiner Basis zur Zeit eine neue Konzeption für die Medienerziehung an<br />

den Schulen auf den Weg gebracht. Vordenker ist das Landesinstitut für<br />

Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichtsforschung von Sachsen-Anhalt<br />

(LISA) in Halle, und hier die „Landesstelle für Medienangelegenheiten“, die Mitte 1991<br />

durch einen Erlaß des Kultusministeriums gegründet wurde. Schulische Medienerziehung,<br />

sagt Paul Bartsch vom LISA, sei bisher in seinem Bundesland „eher zufällig betrieben“<br />

worden. Dies solle sich mit dem künftigen Gesamtkonzept ändern. Es sei integrativ<br />

angelegt; medienerzieherische Lernziele sollten an Fachinhalten beziehungsweise durch<br />

fachübergreifende und Projektarbeit realisiert werden. Bei der begonnenen Überarbeitung<br />

von Rahmenrichtlinien würden medienerzieherische Gesichtspunkte verbindlich verankert,<br />

161


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wie dies derzeit bei der Aktualisierung der Rahmenrichtlinien für die Förderstufe bereits<br />

geschehe.<br />

Rahmenrichtlinien, Projektvorschläge, Fortbildungsmaßnahmen<br />

Das neue „Gesamtkonzept der schulischen Medienerziehung in Sachsen-Anhalt“, das<br />

inzwischen durch das Kultusministerium im Grundsatz bestätigt worden ist, soll<br />

voraussichtlich Ende 1996 veröffentlicht werden und dann zum Schuljahr 1997/98 in Kraft<br />

treten. Dabei wird das curriculare (Lehrplan-)Konzept ergänzt werden durch<br />

Projektvorschläge für alle Schulformen sowie durch ein umfassendes<br />

Fortbildungskonzept. Das mehr als 80 Seiten umfassende Gesamtkonzept im Entwurf<br />

vom März 1996 besteht zunächst aus einem Grundsatzartikel, der versucht,<br />

Medienerziehung im gesellschaftlichen und pädagogischen Zusammenhang zu<br />

beschreiben. Den Hauptteil bildet das nach Schuljahrgängen aufbereitete Curriculum zur<br />

Medienerziehung. Es formuliert – vergleichbar den Fachrahmenrichtlinien – Lernziele und<br />

konkretisiert sie durch Inhalte, methodische Vorschläge sowie weitere Hinweise und<br />

Anregungen. Das Ganze wird abgerundet durch Überlegungen zur medientechnischen<br />

Ausgestaltung der Schulen, weiterführende Literatur und einschlägige Adressen.<br />

Vier Leitlinien mit vielen Lernzielen<br />

Das Konzept baut auf vier sogenannten Leitlinien auf, die zusammenhängen, sich häufig<br />

sogar wechselseitig bedingen und als unterschiedliche Aspekte der viel zitierten<br />

„Medienkompetenz“ verstanden werden. Es sind dies<br />

1. die sozial verträgliche Verarbeitung von Medienerlebnissen<br />

(Verarbeitungskompetenz),<br />

2. die selbstbestimmte zweck- und erlebnisorientierte Nutzung von Medienangeboten<br />

(Auswahlkompetenz),<br />

162


3. das kreative Handeln mit Medien (Gestaltungskompetenz) und<br />

4. die Funktion und die Bedeutung der Medien in der Gesellschaft<br />

(Urteilskompetenz).<br />

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Die Beachtung und Umsetzung dieser Leitlinien soll über schulstufen- und schul-<br />

jahrgangsbezogene Lernziele möglich sein. Für jeweils zwei Schuljahrgänge werden zu<br />

jeder Leitlinie ein bis (aus Gründen der Praktikabilität) drei Lernziele vorgegeben (vgl.<br />

hierzu die folgende Tabelle).<br />

Jahrgangs-<br />

stufe<br />

Sozial verträgliche Verarbeitung<br />

von Medienerlebnissen<br />

„Die Schülerinnen und Schüler sollen...“<br />

1+2 ...die Fähigkeit entwickeln, ihre<br />

Medienerlebnisse in nonverbaler und<br />

verbaler Form ausgestalten zu<br />

können; ... an Beispielen Realität und<br />

Fiktion unterscheiden können; ...<br />

intuitive und kontrastive Wertungen in<br />

einfachen moralischen und<br />

ästhetischen Kategorien vornehmen<br />

können.<br />

163<br />

Selbstbestimmte zweck- und<br />

erlebnis-orientierte Nutzung von<br />

Medien-angeboten<br />

... eine angemessene Vielfalt der<br />

Medienangebote kennenlernen, um<br />

nach ihren Wünschen und<br />

Neigungen auswählen zu können.


3+4 ...die Fähigkeit entwickeln, sich mit<br />

Medienerlebnissen in nonverbaler<br />

und verbaler Form auseinandersetzen<br />

zu können; ... Medienangebote<br />

zunehmend differenziert bewerten..<br />

an Beispielen erkennen unddarstellen<br />

können, wie Medien es vermögen,<br />

Vorstellungen von Wirklichkeit zu<br />

verändern und zu erweitern.<br />

5+6 ...ihre Fähigkeit vertiefen können,<br />

sich mit Medienerlebnissen<br />

auseinanderzusetzen; ... Realität und<br />

Fiktion an Beispielen unterscheiden<br />

können; ...Medienangebote in bezug<br />

zu ethisch-moralischen Vorstellungen<br />

setzen und kritisch bewerten können.<br />

7+8 ...mit ihren durch Medienerlebnisse<br />

ausgelösten Emotionen<br />

situationsangemessen umgehen<br />

können; ... die Wirkungsmöglichkeiten<br />

grundlegender medialer<br />

Gestaltungselemente erkennen<br />

können; ... Medienangebote im<br />

Zusammenhang mit<br />

ethisch-moralischen Vorstellungen<br />

sehen und differenziert bewerten<br />

können. ***<br />

164<br />

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... Medienangebote zur Erfüllung<br />

angemessener Aufgabenstellungen<br />

nutzen können; ... im Umgang mit<br />

Medienangeboten ihre<br />

Erlebnisfähigkeit entdecken und<br />

entwickeln können.<br />

... ihre Kenntnisse über die<br />

Angebotsvielfalt der Medien<br />

erweitern, um Medienangebote<br />

zielorientiert auswählen und nutzen<br />

zu können; ...Medienangebote als<br />

Kunstformen erkennen und<br />

genießen können.<br />

... sich einen systematischen<br />

Überblick über die verschiedenen<br />

Medienarten und -formen<br />

erarbeiten können ...<br />

Medienangebote zur Lösung<br />

schulrelevanter<br />

Aufgabenstellungen auswählen und<br />

nutzen können; ... anhand<br />

vielfältiger Medienangebote ihre<br />

Erlebnisfähigkeit erweitern können.


9+10 ...das Zusammenwirken<br />

differenzierter medialer<br />

Gestaltungsmittel erkennen<br />

können; ... vielfältige<br />

Medienerlebnisse in ihre<br />

Lebensgestaltung sozial verträglich<br />

integrieren können.<br />

11+12 ...Wirkungsmöglichkeiten von<br />

Jahrgangs<br />

stufen<br />

Medienangeboten theoretisch<br />

reflektieren und in<br />

Lebenszusammenhänge einordnen<br />

können.<br />

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... Medienangebote zunehmend<br />

selbständig in die Lösung<br />

komplexer unterrichtsrelevanter<br />

Aufgabenstellungen einbeziehen<br />

sowie ein effektives<br />

Rechercheprofil entwickeln können;<br />

... anhand von Medienangeboten<br />

ihr ästhetisches Erleben entwickeln<br />

können; ... ihre erlebnisorientierte<br />

Auswahl von Medienangeboten<br />

reflektieren und erweitern können.<br />

... die Medienrecherche als<br />

Grundlage wissenschaftlichen<br />

Arbeitens erkennen und anwenden<br />

können; ... komplexe und<br />

experimentelle Medienangebote<br />

sowie offene Strukturen als<br />

ästhetisch reizvoll erleben und<br />

annehmen können.<br />

Kreatives Handeln mit den Medien Funktion und Bedeutung der<br />

„Die Schülerinnen und Schüler sollen...“<br />

165<br />

Medien in der Gesellschaft


1+2 ...unterschiedliche medientechnische<br />

Geräte kennenlernen und spielerisch<br />

nutzen können; ... vorgegebene oder<br />

selbstgewählte Inhalte medial<br />

ausdrücken können.<br />

3+4 ... medientechnische Geräte<br />

handlungsorientiert auswählen und<br />

nutzen können; ... Gefühle,<br />

selbstgewählte sowie vorgegebene<br />

Inhalte medial unterschiedlich<br />

ausdrücken können.<br />

5+6 ... die Möglichkeiten unterschiedlicher<br />

medientechnischer Geräte<br />

phantasievoll erproben; ... einfache<br />

Medienprodukte unter Anleitung<br />

selbst herstellen können.<br />

7+8 ... grundlegende rnediale<br />

Gestaltungselemente entsprechend<br />

einer Wirkungsabsicht auswählen,<br />

erproben und kombinieren können; ...<br />

Medienprodukte nach eigenen<br />

Vorstellungen und inhaltlich-formalen<br />

Vorgaben herstellen können.<br />

166<br />

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den regionalen und<br />

Zielgruppenbezug ausgewählter<br />

Medienangebote erkennen können.<br />

... Funktionen der Medien innerhalb<br />

ihres erfaßbaren Umfeldes<br />

erkennen und benennen können.<br />

... erkennen und beschreiben<br />

können, welche Bedeutung Medien<br />

für ihren Alltag besitzen; ... an<br />

einfachen Beispielen erkennen<br />

können, daß und wie Medien in der<br />

Gesellschaft zur Verbreitung und<br />

Durchsetzung von Interessen<br />

genutzt werden.<br />

... den Anteil von Medien an ihrer<br />

eigenen Sozialisation und an der<br />

Konstruktion ihrer<br />

Lebenswirklichkeit entdecken und<br />

beurteilen können.


9+10 ...Medienproduktionen zunehmend<br />

selbständig planen, realisieren und<br />

präsentieren können.<br />

11+12 ...bei ihren Medienproduktionen<br />

individuelle Ausdrucksmöglichkeiten<br />

finden und anwenden können.<br />

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... die politische und<br />

realitätskonstruierende Funktion<br />

der Medien in unterschiedlichen<br />

Gesellschaftssystemen<br />

untersuchen können; ... die Rolle<br />

der Medien als Wirtschaftsfaktor<br />

erkennen und beurteilen können ...<br />

Medien als unverzichtbares,<br />

konstitutives Element der<br />

modernen<br />

Kommunikationsgesellschaft<br />

begreifen und mit Hilfestellung<br />

kritisch bewerten können. ***<br />

... Funktion und Bedeutung der<br />

Medien in der Gesellschaft<br />

komplex und kritisch reflektieren<br />

können.<br />

*** Lernziel wir im weiteren Text dieses Beitrags noch näher erläutert<br />

Die obigen rund 50, jeweils einzelnen Leitlinien und Jahrgangsstufen zugeordne-ten<br />

Lernziele werden im sachsen-anhaltinischen Gesamtkonzept der schulischen<br />

Medienerziehung des weiteren inhaltlich und methodisch konkretisiert, zugleich auch<br />

möglichen Unterrichtsfächern zugeschlagen. Dabei solle sich, heißt es, die Mediener-<br />

ziehung nicht auf die Kernfächer Deutsch, Kunsterziehung, Musik, Ethik und Sozial-kunde<br />

beschränken. Die Lernziele werden zum Beispiel so umgesetzt:<br />

167


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Klassen7+8: „Die Schüler sollen Medienangebote im Zusammenhang mit ethisch-<br />

Inhalte<br />

geschlechtsspezifische<br />

Attribute in der Werbung;<br />

Darstellungen von<br />

Katastrophen, Sexualität<br />

und Gewalt in den Medien;<br />

Ausland/Ausländer in den<br />

Medien<br />

moralischen Vorstellungen sehen und differenziert bewerten<br />

können.“ (Fächer: Sozialkunde, Ethik, Geographie, Fremdsprachen)<br />

Methoden<br />

Bemerkungen und<br />

Vergleich unterschiedlicher<br />

Medienprodukte; auf der<br />

Grundlage eigener<br />

Wertvorstellungen<br />

argumentieren und<br />

diskutieren, z.B. in<br />

Pro-Kontra-Diskussionen;<br />

Projektarbeit<br />

168<br />

Hinweise<br />

den eventuell stark<br />

differierenden Positionen<br />

der Schüler sollte der Lehrer<br />

mit Toleranz begegnen,<br />

ohne eigene Haltungen zu<br />

verleugnen; Hinweis auf<br />

unterschiedliche<br />

"Medienbiografien" kann<br />

erfolgen; Zusammenhänge<br />

zwischen emotionalen und<br />

rationalen Aspekten<br />

erarbeiten; Medienangebote<br />

zu „Wochen und Tagen<br />

ausländischer Kulturen"<br />

nutzen;<br />

Informationsmöglichkeit<br />

durch ausländische<br />

Mitbürger oder Gäste nutzen


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Klassen 9+10: "Die Schüler sollen Medien als unverzichtbares, konstitutives<br />

Element der modernen Kommunikationsgesellschaft begreifen und<br />

mit Hilfestellung kritisch bewerten können." (Fächer: Sozialkunde,<br />

Fremdsprachen, Informatik)<br />

169


Inhalte<br />

Verhältnis<br />

öffentlich-rechtlicher zu<br />

privaten Medien im dualen<br />

Mediensystem der<br />

Bundesrepublik;<br />

Unverzichtbarkeit von<br />

Medien im Alltag;<br />

Internationalisierung des<br />

Lebens durch Medien (Welt<br />

als "Globales Dorf);<br />

Perspektiven, Grenzen und<br />

Gefahren medialer<br />

Tendenzen (Info-Highway,"<br />

Gläserner Bürger", Chip-<br />

Gesellschaft, Multimedia,<br />

"virtual reality"):<br />

Problemkreis "Medien und<br />

Bildung"<br />

Methoden<br />

Erarbeitung von Modellen<br />

zum Mediengebrauch in<br />

eine demokratischen<br />

Gesellschaft; Plan- und<br />

Rollenspiele zu Problemen<br />

und Aspekten der<br />

Kommunikation (Familie,<br />

Schule, Gesellschaft ... );<br />

Diskussion konträrer<br />

Standpunkte; Projektarbeit;<br />

komplexes Planspiel<br />

"Unsere Schule wird zur<br />

Medien-Erlebnis-Schule"<br />

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Bemerkungen und<br />

Hinweise<br />

wo fachliche Bezüge für die<br />

Realisierung des Lernzieles<br />

nicht vorliegen, sollte vor<br />

allem eine<br />

interessenspezifische<br />

Projektarbeit einsetzen,<br />

deren Ziel eine<br />

bedürfnisgerechte<br />

"Modernisierung" der Schule<br />

(Ausstattung,<br />

Schulorganisation,<br />

Lehrmethoden. Lernformen,<br />

Funktionalität der Räume,<br />

Einbeziehung von<br />

Freizeitbereichen usw.) sein<br />

könnte; gezielter Auf- bzw.<br />

Ausbau eines schulischen<br />

Medienzentrums (Bibliothek,<br />

Mediothek, Klub-kino,<br />

Schulzeitung und Schulfunk,<br />

PC-Studio usw.) nach<br />

Vorstellungen, die Schüler in<br />

der Projektarbeit entwickelt<br />

haben<br />

Das aktuelle Gesamtkonzept der Medienerziehung ersetzt die ältere Publikation des<br />

Kultusministeriums von Sachsen-Anhalt mit dem Titel „Medienerziehung – Grundsätze<br />

170


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und Anregungen für die Schulpraxis“. Ebenfalls an das Lehrpersonal, aber auch an Eltern<br />

richten sich die „Informationen zum Jugendschutz“ (1. Auflage 1993). Eine<br />

Veranstaltungsreihe der Landesstelle für Medienangelegenheiten mit der Überschrift<br />

„Medien machen Meinung“ thematisiert halbjährlich für einen offenen Teilnehmerkreis<br />

einen Schwerpunkt der aktuellen Mediendiskussion (im 1. Halbjahr 1996 etwa den<br />

Jugendmedienschutz, im 2. Halbjahr die Auswirkungen der modernen Medien- und<br />

Kommunikationstechnologien auf die Arbeitswelt). Daneben laufen die „alltäglichen“<br />

Fortbildungsbemühungen in Form von medienerzieherischen Angeboten auf landesweiter,<br />

regionaler, lokaler und schulinterner Ebene. Hier werden den Lehrern zum Beispiel die<br />

Grundlagen des (Schul-)Zeitungmachens oder die Theorie und Praxis der Videotechnik<br />

vermittelt, und ihnen wird erläutert, wie Medienerziehung in einzelnen Jahrgängen oder<br />

Schultypen aussehen könnte. Das Land Sachsen-Anhalt hat zudem Förderprogramme für<br />

schulische Projekte aufgelegt. Dazu zählen auch medienpädagogisch angelegte<br />

Vorhaben. Unterstützt werden zum Beispiel „jugend- und bildungsbezogene Projekte zur<br />

Vermittlung sinnvoller Lebensorientierungen bei Kindern und Jugendlichen und/oder zur<br />

audiovisuellen Dokumentation derartiger Projekte“ oder auch Projekte zum Thema<br />

„Gesundes Leben – gesunde Umwelt – Schule als kultureller Lernort“ und deren<br />

Dokumentation.<br />

Modellversuche – Aufbau eines Landesschulnetzes<br />

Von 1992 bis 1995 wurden drei Modellversuche mit Medien durchgeführt:<br />

• der „Transfermodellversuch“ der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und<br />

Forschungsförderung (BLK) „Übertragung einer informations- und<br />

kommunikationstechnologischen Grundbildung aus dem Freistaat Bayern auf das Land<br />

Sachsen-Anhalt“,<br />

• der Landesversuch „Möglichkeiten und Grenzen einer informations- und<br />

kommunikationstechnologischen Grundbildung an Sekundarschulen“ sowie<br />

• ein BLK-Modellversuch zur Integration neuer Technologien in die kaufmännische<br />

Berufsausbildung. Seit Herbst 1995 bereitet im Kultusministerium eine Arbeitsgruppe<br />

den Aufbau eines Landesschulnetzes vor. Überlegt wird, einen zentralen Schulserver<br />

171


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entweder an der Universität Magdeburg oder an der Universität Halle anzusiedeln. Dort<br />

sollen künftig Schulen oder auch Kultusbehörden Informationen ablegen<br />

beziehungsweise abrufen können, Schüler Mails und News verbreiten und Zugang zum<br />

Internet erhalten. Erwogen wird zur Zeit ein Anschluß über den Berliner DFN<br />

(Deutsches Forschungs Netz)-Verein, der sich parallel zur Initiative des<br />

Bundesbildungsministeriums und der Deutschen Telekom „Schulen ans Netz“ an<br />

Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen wendet. In einem ersten Schritt sollen die<br />

137 Gymnasien in das Landesschulnetz eingebunden werden, später dann die<br />

Sekundarschulen und in einer dritten Phase möglicherweise – dies steht noch nicht fest<br />

– die Sonder- und Grundschulen. Offen, sagt Hans Meyer-Albrecht vom<br />

Kultusministerium, sei derzeit noch die Finanzierung des gesamten Vorhabens. Etwaige<br />

Gelder aus der Telekom-Initiative, für die das Land Sachsen-Anhalt einen Antrag<br />

gestellt habe, reichten natürlich bei weitem nicht aus. Abzuwarten bleibe, inwieweit der<br />

Landtag, dessen Bildungsausschuß bereits über das Vorhaben Landesschulnetz<br />

informiert worden sei, Mittel bewilligen werde. Das Konzept des Landesschulnetzes ist<br />

dabei integriert in eine Landesinitiative mit dem Namen „Telematik“. Diese Initiative ist<br />

bestrebt, sämtliche Bemühungen und Projekte im Lande zur Vernetzung<br />

zusammenzufassen (zum Beispiel auch die des Verkehrs- und des<br />

Wirtschaftsministeriums). Hierunter fallen auch einzelne kleine Vorreiterprojekte an<br />

einigen wenigen Gymnasien. Generell, so Paul Bartsch vom LISA, sei zur Zeit in<br />

Sachsen-Anhalt in Sachen neue Kommunikationstechniken viel in Bewegung. So seien,<br />

neben dem Infrastrukturprojekt Offenes Landesschulnetz, ein Lehrerfortbildungsprojekt<br />

sowie Einstiegs- und Modellprojekte beantragt und würden zur Zeit bearbeitet.<br />

Aktuelle Umfrage zur Ausstattung der Schulen mit Computern<br />

Zur Versorgung der Schulen mit medientechnischen Geräten – sie fällt in die<br />

Zuständigkeit der kommunalen Schulträger – liegen dem Magdeburger Kultusministe-rium<br />

keine umfassenden aktuellen Angaben vor. Hierzu gibt es immerhin für visuelle, auditive<br />

oder audiovisuelle Medien Ausstattungsempfehlungen des Kultusministeriums (die<br />

allerdings schon vom 6.7.1992 datieren). Demnach sind für die (zweizügige) Grundschule,<br />

die Sekundarschule und das Gymnasium zum Beispiel vorgesehen: jeweils zwischen 2<br />

und 3 Farbfernsehgeräte, 2 Videoplayer, 1 bis 2 Videorecorder und 16-mm-<br />

Filmprojektoren, 1 bis 2 Plattenspieler, CD-Player und Radiorecorder, 1 bis 3<br />

Kassettenrecorder und zwischen 2 und 4 Diaprojektoren. Die Ausstattung mit Computern<br />

ist vom Kultusministerium im Rahmen der oben erwähnten Entwicklung eines<br />

Landesschulnetzes im Februar dieses Jahres erhoben worden. Diese Erhebung bezog<br />

Gymnasien, Sekundarschulen und Berufsbildende Schulen ein. Eine entsprechende<br />

172


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Untersuchung an den Grund- und Sonderschulen ist inzwischen eingeleitet worden.<br />

Grundsätzlich, betont das Kultusministerium, wiesen die vorhandenen Computer vielerorts<br />

einen „veralteten technischen Standard“ auf. Nach der jüngsten Erhebung sind an den<br />

Schulen des Landes Sachsen-Anhalt Computerkabinette beziehungsweise<br />

Einzelcomputer in folgender Zahl verfügbar:<br />

Ausstattung ausgewählter Schultypen in Sachsen-Anhalt mit Computern<br />

insgesamt Computerkabine Einzelcomputer<br />

Gymnasien<br />

Sekundarschulen<br />

Berufsbild. Schulen<br />

137<br />

456<br />

45<br />

tte<br />

134 (an 98% der<br />

Schulen)<br />

431 (an 95% der<br />

Schulen)<br />

45 (an 100% der<br />

Schulen)<br />

2417 (100%)<br />

3553 (95%)<br />

2967 (100%)<br />

In den Sekundarschulen stehen damit durchschnittlich am wenigsten, nämlich nur 7 bis 8<br />

Computer zur Verfügung. Der Anteil multimediafähiger Computer wird in der Erhebung auf<br />

maximal 10 Prozent geschätzt. Internet-Anschlüsse, heißt es, bestünden bislang nur an<br />

einzelnen Gymnasien. In einer „Interessengemeinschaft Landesschulnetz“ mit Internet-<br />

Zugang seien etwa 15 Gymnasien zusammengeschlossen. (FK 32/96)<br />

XVI. Schleswig-Holstein:<br />

Landesinstitut IPTS Aufgrund eines Beschlusses der schleswig-holsteinischen<br />

Landesregierung wurde mit Wirkung vom 1. März 1971 in Kronshagen bei Kiel das<br />

Landesinstitut Schleswig-Holstein für Praxis und Theorie der Schule (IPTS) gegründet.<br />

Dem IPTS – einer dem Kultusministerium nachgeordneten, nicht rechtsfähigen Anstalt<br />

des öffentlichen Rechts – wurden mehrere bis dahin selbständige, im Bereich der<br />

173


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Lehrerbildung tätige Institutionen eingegliedert, darunter auch die seit 1946 existierende<br />

Landesbildstelle in Kiel. Laut § 30 des schleswig-holsteinischen Schulgesetzes ist das<br />

IPTS zuständig für die Berufseinführung, das heißt den Vorbereitungsdienst der<br />

Lehrkräfte nach Abschluß des Studiums und die Lehrerfort- und -weiterbildung. Außerdem<br />

berät das Institut in Fragen des Unterrichts und der schulischen Erziehung sowie der<br />

Ausstattung der Schulen des Landes mit Unterrichtsmitteln. Das Gesetz sieht weiterhin<br />

vor, daß das IPTS den Unterricht mit audiovisuellen Unterrichtsmitteln fördert und hier<br />

auch die Jugend- und Erwachsenenbildung unterstützt. Dieser Aufgabenbereich wird vom<br />

IPTS-Landesmedienzentrum wahrgenommen.<br />

Unterricht mit audiovisuellen Mitteln<br />

Die bisher geltenden Lehrpläne in Schleswig-Holstein für die allgemeinbildenden Schulen<br />

sind nach Angaben des Kieler Bildungsministeriums in den Jahren 1976 bis 1986<br />

entstanden. Insofern seien sie noch von der – im Rahmen dieser Artikelreihe bereits<br />

erwähnten – ausführlichen Inhaltsanalyse von Barbara Eschenauer erfaßt. Dar-über<br />

hinaus sind 1984 Regelungen zur „Informationstechnischen Grundbildung“ (ITG) getroffen<br />

worden, welche in verschiedenen Fächern gelehrt wird. Eine Neufassung der Regelung<br />

wird demnächst veröffentlicht. Danach soll die ITG in fächerübergreifenden Projekten<br />

vermittelt werden. Barbara Eschenauer kam in ihrer 1989 publizierten Analyse zu dem<br />

Schluß, Medienpädagogik lasse sich in Schleswig-Holstein nicht eindeutig einer<br />

Schulform zuweisen. Die Vorgaben innerhalb der Sekundarstufe I seien für die<br />

Schulformen unterschiedlich. Leseerziehung und literarische Bildung seien überall gefragt.<br />

Die Beschäftigung mit dem Film sei hingegen primär in der Realschule und im<br />

Gymnasium vorgesehen. Die Arbeit mit Foto, Film, Video sei aber nicht sonderlich<br />

verbindlich vorgesehen, zumal die Voraussetzungen technischer Art an den Schulen nicht<br />

immer gegeben seien. In den Lehrplänen insgesamt werde die Förderung von<br />

„Lesehaltungen“ hervorgehoben. Anders als in den Lehrplanvorgaben für Realschule und<br />

Gymnasium würden Fragen der Unterhaltung in und durch Medien in der Hauptschule<br />

sehr wohl zum Thema: „Aufgrund vermeintlicher Anfälligkeit gegenüber trivialer<br />

174


Unterhaltung will man Hauptschülern Einsichten über Machart und Wirkung<br />

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entsprechender Medienangebote vermitteln, die zur Distanzierung beitragen sollen.“ Die<br />

Komplexität und Vielfalt medienpädagogischer Themen nehme von der Hauptschule über<br />

die Realschule bis zum Gymnasium zu. [Vgl. Barbara Eschenauer: Medienpädagogik in<br />

den Lehrplänen. Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung 1989.]<br />

Lehrpläne auch als CD-Rom<br />

Die Lehrpläne für die Grundschule und die weiterführenden allgemeinbildenden<br />

Schularten der Sekundarstufe I (Klassenstufen 1 bis 10) sind dabei allerdings in den<br />

letzten Jahren grundlegend überarbeitet worden. Sie sind zum Schuljahr 1997/98 in Kraft<br />

getreten. Im Rahmen dieser Lehrplanrevision, so das Bildungsministerium auf Nachfrage,<br />

bilde auch die Medienerziehung „einen wichtigen Schwerpunkt“. Sie werde als „integrative<br />

Aufgabe von allgemeiner pädagogischer Bedeutung“ verstanden, zu der alle Fächer ihre<br />

spezifischen Beiträge zu leisten hätten. Entsprechend diesem Konzept seien der Umgang<br />

mit Medien und die Auseinandersetzung mit den Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien sowohl in den grundsätzlichen als auch in den fachlichen<br />

Teilen der Lehrpläne verankert worden. So werde zum Beispiel im Lehrplan „Grundschule“<br />

ein fächerübergreifendes Leitthema „Informationen gewinnen – mit Medien gestalten“<br />

verbindlich vorgegeben. Im Bereich der Sekundarstufe I werde die Einbeziehung der<br />

Medienpädagogik insbesondere in den Fächern Deutsch und Kunst deutlich, in denen der<br />

produktive und rezeptive Umgang mit den Medien in eigenen Gegenstandsfeldern und<br />

Arbeitsbereichen thematisiert werde. Diese medienpädagogischen Grundsätze der<br />

Lehrpläne fänden auch in den Lehramtsstudiengängen ihren Niederschlag. Es sei<br />

beabsichtigt, die Medienpädagogik in die zur Zeit vorgenommene Neuordnung der<br />

Lehramtsstudiengänge als festen Bestandteil des Studiums sowie als fakultative<br />

Ergänzungsstudien aufzunehmen. Die neuen Lehrpläne für die Sekundarstufe I sind im<br />

übrigen auch als CD-Rom erhältlich. Dies werde, sagt die Pressesprecherin des Kieler<br />

Bildungsministeriums, Patricia Zimnik, von den Schulen gut angenommen. Ihres Wissens<br />

ist Schleswig-Holstein das erste Bundesland, das diese Möglichkeit bietet.<br />

175


Modellversuch Kids<br />

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Vom 1. Januar 1993 bis 31. Dezember 1995 wurde in Schleswig-Holstein der<br />

Modellversuch der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und<br />

Forschungsförderung (BLK) „Kommunikation und Information im<br />

Datenfernübertragungsnetz für Schulen“ (Kids) durchgeführt. Es handelte sich dabei um<br />

eines von vier parallel laufenden BLK-Projekten. Die drei anderen fanden statt in Bayern<br />

(„Entwicklung und Erprobung eines schulischen Beratungs- und Informationssystems mit<br />

Telekommunikation“/ Esbit), in Hessen („Kooperatives Lernen in vernetzten Systemen“)<br />

und im Saarland („Aufbau und Erprobung eines multimedialen Informationssystems als<br />

Schnittstelle zwischen überregionalen Informationssystemen und Nutzer“). Die zentralen<br />

Fragestellungen von Kids waren die folgenden: „Welche Einflüsse auf Ziele, Inhalte,<br />

Methoden und Organisationsformen von Schule und Unterricht ergeben sich bei Nutzung<br />

der Datenfernübertragung? Wie sieht eine für die schulischen Bedürfnisse geeignete<br />

Infrastruktur für Datenfernübertragung aus? Welche neuen Möglichkeiten ergeben sich für<br />

Informations- und Kommunikationsprozesse zwischen Schulen und Bildungseinrichtungen<br />

im regionalen und internationalen schulischen Umfeld?“ Bis Ende 1995 beteiligten sich<br />

rund 120 allgemeinbildende Schulen an dem Versuch, rund 1500 Schüler, Schülerinnen<br />

und Lehrkräfte nutzten das Angebot, und 95 Prozent aller Schulen hatten zum Schluß<br />

Zugang zum Netz. Kids bietet und bot auch Internet-Dienste an, jedoch nur in<br />

eingeschränktem Maße. Im Verlauf des Versuchs wurde eine Reihe von<br />

Unterrichtsvorhaben erprobt – mit unterschiedlichem Ergebnis. Einige Projekte waren<br />

wenig erfolgreich, andere entstanden direkt aus dem Unterricht an einzelnen Schulen und<br />

fanden (deshalb) mehr Resonanz. Die durchgeführten Projekte sind im vom Dezember<br />

1996 stammenden Endbericht geschildert. Bearbeitet wurden beispielsweise die<br />

folgenden Themen:<br />

• „Rechtschreibtraining“: Schülerinnen und Schüler sollten Texte am Computer<br />

schreiben und diese an eine oder mehrere Partnerklassen versenden, die dann<br />

eventuell Korrekturvorschläge anbringen sollten (im Endeffekt fehlten Partnerklassen);<br />

176


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• „Drama als Sozialform/Sprachverhalten“: Von verschiedenen Teilnehmern und<br />

Teilnehmerinnen sollte ein Dramentext erstellt werden (das Projekt konnte mangels<br />

Interessenten nicht umgesetzt werden);<br />

• „Latina Viva“: sprachvergleichender Lateinunterricht;<br />

• „Gewässeruntersuchung nach GREEN“ (= Global Rivers Environment Education<br />

Network): Erstellung einer Gewässer-Gütekarte des Einzugsbereichs der Trave aus den<br />

Daten der Teilnehmer.<br />

Nach Abschluß des Versuchs ist das Kids-Netz fester Bestandteil der schleswig-<br />

holsteinischen Schullandschaft geworden. Besonders regen Gebrauch machen davon die<br />

Realschulen. Inzwischen ist Kids als ein Baustein des Gesamtprojekts „Schulen ans Netz“<br />

zu sehen. Im Rahmen dieses Projekts werden die Schulen verstärkt mit ISDN-<br />

Anschlüssen ausgestattet.<br />

Bausteine für schulische Medienerziehung<br />

Der Einsatz von multimedialer Software, betont das schleswigholsteinische<br />

Bildungsministerium, sei ebenfalls kein Exotikum mehr. Es gebe hier eine Fülle von<br />

Angeboten. Das Problem sei vielmehr, deren Qualität zu prüfen. Dabei würden die<br />

Schulen des Landes vom IPTS beraten. Außerdem beteiligt sich Schleswig-Holstein an<br />

der umfangreichen Kartei „Software Dokumentations- und Informationssystem“ (Sodis),<br />

die federführend für alle Länder am Landesinstitut für Schule und Weiterbildung geführt<br />

wird. Schon etwas älter ist der BLK-Modellversuch „Bausteine für eine schulische<br />

Medienerziehung unter besonderer Berücksichtigung der Leseförderung“. Er lief von 1987<br />

bis Ende 1991 und nahm von seiner „Philosophie“ her im Grunde Einsichten vorweg, die<br />

sich in späteren Erklärungen der Kultusminister wie auch der BLK wiederfinden<br />

177


Leseförderung<br />

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Leseförderung und die Erziehung zum Umgang mit audiovisuellen Medien, schrieb IPTS-<br />

Direktor Hans Dohm, müßten als zusammengehörige Aufgaben von Medienerziehung<br />

verstanden werden. Auch solle diese nicht mehr nur in der reflektorischen<br />

Auseinandersetzung mit vermeintlichen oder tatsächlichen Wirk- und Mani-<br />

pulationsweisen der Medien gesehen werden, sondern verstärkt auch darin, „daß<br />

Medienerziehung zu kultureller Sozialisation beizutragen vermag und Möglichkeiten zu<br />

kultureller Selbstfindung und Selbstgestaltung eröffnet“. Nicht zuletzt wolle der Versuch<br />

Impulse zu fächerübergreifender, projektorientierter Arbeit geben. Angelegt war der<br />

Modellversuch in Form von einzelnen „Bausteinen“, die das Gesamtfeld „Medienerziehung<br />

– Leseförderung“ exemplarisch beleuchten sollten. (Zum Teil wurde dabei vom<br />

ursprünglichen Modell-Entwurf thematisch etwas abgewichen.)<br />

• Baustein 1: Schulbibliotheken (an drei Schulen wurden „funktionstüchtige“ Bibliotheken<br />

eingerichtet);<br />

• Baustein 2: Didaktisch aufbereitetes Material zu verfilmter Literatur (Theodor Storms<br />

Novelle „Ein Doppelgänger“ in der Verfilmung von Ulf Miehe);<br />

• Baustein 3: Schule und Theater;<br />

• Baustein 4: Spiegelung von Lyrik in den Medien Videofilm und Diamontage;<br />

• Baustein 5: Literarische Klassenfahrten (Exkursionsvorschläge, um „Literatur durch<br />

unmittelbare Begegnung mit literarischen Orten, Personen und Requisiten erleb- und<br />

erfahrbar zu machen“);<br />

• Baustein 6: Schule und Rundfunk;<br />

• Baustein 7: Zeitung macht Schule.<br />

Zu den jüngeren IPTS-Veröffentlichungen gehört als „Arbeitspapier zur<br />

Unterrichtsfachberatung“ das Buch „Filmerziehung im Deutschunterricht“. Es präsentiert<br />

zwei Unterrichtseinheiten, bei denen die Arbeit an Filmen im Mittelpunkt steht (Morton<br />

Rhue: „Die Welle“ / Fernsehspiel „Die Geschwister Oppermann“ von Egon Monk nach<br />

dem gleichnamigen Roman Lion Feuchtwangers). Wie alle anderen Bundesländer nimmt<br />

auch Schleswig-Holstein an der Bundesinitiative des Bundesbildungsministeriums und der<br />

Deutschen Telekom AG „Schulen ans Netz“ teil. Daneben hat das Land eine eigene<br />

178


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Initiative gestartet. „Schulen ans Netz in Schleswig-Holstein“. Die Initiative engagiert sich<br />

auf sechs „Maßnahmenfeldern“:<br />

• Ausstattung von Schulen mit Hardware;<br />

• Ausstattung von Schulen mit ISDN (Integrated Services Digital Network). Im Rahmen<br />

der Bundesinitiative „Schulen ans Netz“ werden in Schleswig-Holstein inner-halb von<br />

drei Jahren rund 300 Schulen mit ISDN-Anschlüssen ausgestattet;<br />

• Aufbau und Entwicklung von Bildungsnetzen, welche schul- und bildungsrelevante<br />

Initiativen und Informationen aus verschiedenen Bereichen des Landes<br />

zusammenführen sollen. Hier soll auf dem analogen Schulnetz Kids aufgebaut werden;<br />

• Entwicklung und Erprobung multimedialer Unterrichtsprojekte;<br />

• Maßnahmen zur Lehrerfortbildung, unter anderem spezielle Schulungsmaßnahmen für<br />

Lehrerinnen, um die Benachteiligung von Mädchen bei der Nutzung moderner<br />

Technologien abzubauen, und ein spezielles Projekt für die beruflichen Schulen zur<br />

Nutzung des Internet;<br />

• Entwicklung spezieller Projekte für berufsbildende Schulen.<br />

Für die Begleitung der Initiative ist eigens bei der Technologiestiftung Schleswig-Holstein<br />

eine Projektstelle eingerichtet worden; das IPTS berät die Aktion fachlich und entwickelt<br />

Anwendungsfelder für multimediales Lernen und entsprechende Fortbildungsprogramme<br />

für Lehrpersonen. Der Staat, betonte Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide<br />

Simonis (SPD) anläßlich des Starts der Initiative, sei angesichts der Probleme der<br />

öffentlichen Haushalte überfordert, die technische Ausstattung der Schulen und die<br />

Fortbildung der Lehrer allein zu finanzieren. Hier stünden bundesweit Kosten von<br />

mehreren Milliarden Mark zur Diskussion. Sie habe deshalb zahlreiche Briefe an<br />

schleswig-holsteinische Unternehmen, Verbände, Kammern und Kreditinstitute geschickt<br />

und um Mithilfe bei der Ausstattung der Schulen mit Hard- und Software gebeten.<br />

Inzwischen hat die Ministerpräsidentin eine „zweite Sponsoring-Welle“ angeschoben, bei<br />

der rund 160 Firmen kontaktiert wurden.<br />

179


ULR fördert Medienkompetenz<br />

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Im Rahmen von „Schulen ans Netz“ wurden 1996 in Schleswig-Holstein laut IPTS von der<br />

Bundesinitiative 97 Einstiegs- und 9 Modellprojekte unterstützt; von der Landesinitiative<br />

(Mischförderung) profitierten 35 Schulen. Im folgenden Jahr umfaßte die Bundesinitiative<br />

64 Einstiegsprojekte, 7 Modellprojekte und 3 Sonderausschreibungen; die Landesinitiative<br />

kam 49 Schulen zugute. 1998 wird die Landesinitiative voraussichtlich 60 Schulen fördern.<br />

Im Rahmen der Bundesinitiative werden nach Schätzungen des IPTS 70 Einstiegsprojekte<br />

durchgeführt. Das Spendenaufkommen (Bargeldeinlagen) der Landesinitiative lag mit<br />

Stand September 1997 bei 284 000 DM. Außerdem wurden von diversen Unternehmen<br />

und sonstigen Stellen als Sachspenden rund 230 PCs und einige Drucker zur Verfügung<br />

gestellt. Zu den Institutionen außerhalb des schulischen Bereichs, die sich – unter<br />

anderem – der Medienkompetenz verschrieben haben, gehört die in Kiel ansässige<br />

Unabhängige Landesanstalt für das Rundfunkwesen Schleswig-Holstein (ULR). Der<br />

Ausschuß für Kinder- und Jugendschutz der ULR sprach sich am 20. März dieses Jahres<br />

dafür aus, „bei der Erfüllung ihrer Aufgaben der Verwirklichung von Medienkompetenz<br />

noch mehr Rechnung [zu] tragen“. Er appellierte zugleich an den Gesetzgeber, die<br />

Verwirklichung von Medienkompetenz als „originäre Aufgabe“ der Landesmedienanstalt<br />

festzuschreiben. Die ULR habe, so ihre Dezernentin für Programmaufsicht und<br />

Medienwissenschaft, Petra Grimm, in den vergangenen Jahren verschiedene<br />

Forschungsprojekte initiiert, so zum Beispiel über das „Wertesystem der Familienserien<br />

im Fernsehen“ (Marianne Wünsch, Universität Kiel, 1996), über „Konzepte für<br />

medienpädagogische Elternarbeit“ (Ulrike Six, Universität Koblenz/Landau, 1994) sowie<br />

über den Forschungsstand beim Thema „Kinder, Jugend und Medien“ (Jürgen Grimm,<br />

Universität Mannheim, 1993). 1998 wird ein Forschungsprojekt zum Thema<br />

„Medienpädagogische Ansätze zur Vermittlung von Werbekompetenz im Kindergarten“<br />

(Stefan Aufenanger, Norbert Neuß, Universität Hamburg) im Auftrag der ULR realisiert.<br />

180


Medienpädagogischer Atlas in Arbeit<br />

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Zahlreiche Publikationen sind in der Schriftenreihe und der Grauen Reihe der ULR<br />

veröffentlicht und Positionen zu jugendschutzrelevanten Themen und zur Förderung von<br />

Medienkompetenz formuliert worden, in jüngerer Zeit etwa ein Positionspapier zum<br />

Kinder- und Jugendschutz im Zeitalter des digitalen Fernsehens und ein Eckpunktepapier<br />

„Medienkompetenz“. Nicht zuletzt ist die ULR Trägerin der inzwischen vier Offenen<br />

Kanäle Kiel (Fernsehen, seit 1991), Flensburg (Fernsehen, seit 1995), Lübeck (Hörfunk,<br />

seit 1992) und Westküste (Hörfunk, seit 1997). In den Offenen Kanälen Kiel, Flensburg<br />

und Lübeck haben sich bisher über 5200 Personen zur Nutzung angemeldet. Diese<br />

Einrichtungen bieten Seminare zu technischen und gestalterischen Fragen, aber auch<br />

journalistischen Arbeitsformen an. In Kiel gibt es bisher drei Arten von<br />

Videowettbewerben: „Tiefenschärfe“ für alle Videoamateure, ein „Jugendvideofest“ und<br />

das „Montevideo“, ein Reisevideo-Wettbewerb, der speziell ältere Nutzer anspricht. Auf<br />

der Grundlage von § 53 Abs. 2 des schleswig-holsteinischen Landesrundfunkgesetzes<br />

wurde seit 1992 eine Reihe von Einrichtungen durch eine finanzielle Förderung der ULR<br />

gestärkt. In Auftrag gegeben hat die Kieler Landesmedienanstalt eine „Bestandsaufnahme<br />

der Infrastruktur und der Entwicklung von Koordinationsstrategien für die verschiedenen<br />

Handlungsfelder“ der „Medienpädagogik in Schleswig-Holstein“. In diesem Rahmen wurde<br />

auch ein Medienpädagogischer Atlas erstellt, der demnächst veröffentlicht werden soll<br />

(Auftragnehmer: MediaFutura, Mike Friedrichsen). Damit auch außerhalb des<br />

Einzugsgebiets der großen Städte aktive Medienpädagogik betrieben wird, gibt es seit<br />

1996 das Projekt „Fischauge“. Es ist auf elf Jahre angelegt. Ausgestattet mit einem<br />

professionellen Videoschnittplatz, Kameras, Licht- und Tonutensilien, macht ein<br />

Medienmobil jeweils vier Wochen lang im Sommer in verschiedenen Dörfern einer<br />

bestimmten Region für drei bis vier Tage Station und schlägt ein „Video-Camp“ auf. Dort<br />

können Jugendliche einen Film produzieren bzw. kurze Filmideen in die Tat umsetzen.<br />

1996 war man im Kreis Rendsburg-Eckernförde, 1997 in Nordfriesland unterwegs. 1998<br />

ist der Kreis Plön vorgesehen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: So entstanden im<br />

letzten Jahr im Gebiet Nordfriesland 24 Filme, produziert von über 100 Jugendlichen und<br />

Kindern. Den Abschluß bildete eine Live-Sendung im Offenen Kanal Flensburg. Getragen<br />

wird das „Fischauge“ von der ULR in Zusammenarbeit mit „anderes lernen e.V.“, dem<br />

Kreis Nordfriesland und der Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein.<br />

181


LAG Film in Quern<br />

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In Rendsburg (mit einem zweiten Geschäftsstelle in Hamburg) sitzt der Landesfilmdienst<br />

für Jugend- und Erwachsenenbildung in Schleswig-Holstein und Hamburg e.V. Ziel des<br />

1955 gegründeten Filmdienstes, gemeinnützig und als Träger der Jugendhilfe anerkannt,<br />

ist die nichtgewerbliche Verbreitung von Informations-, Dokumentar-, Kultur- und<br />

Industriefilmen – in kleinem Umfang auch von Spielfilmen – auf 16-mm-Kopien oder VHS-<br />

Kassetten. Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Jugend und Film Schleswig-Holstein,<br />

ansässig in Quern (Jugendhof Scheersberg), wurde 1974 gegründet. Sie gehört zum<br />

Bundesverband Jugend und Film mit Sitz in Frankfurt/Main und ist gleichzeitig Mitglied im<br />

Verein Kulturelle Filmförderung Schleswig-Holstein. Unterstützt wird die LAG von zwei<br />

Schleswig-Holsteiner Ministerien: dem Wissenschaftsministerium und dem Ministerium für<br />

Frauen, Jugend, Wohnungs- und Städtebau. Die Landesarbeitsgemeinschaft fördert auf<br />

vielfältige Weise die Jugendfilmarbeit im Lande. So stellt sie zur Verwirklichung von Film-<br />

und Videoprojekten bis zu 4000 DM zur Verfügung. Bedingung: Die Antragsteller bzw.<br />

-stellerinnen dürfen nicht älter als 27 Jahre sein, müssen ihren Wohnsitz in Schleswig-<br />

Holstein haben und das Projekt ein bis zwei Jahre nach Antragstellung im Rahmen des<br />

am Ende eines jeden Jahres stattfindenden großen Video-Film-Fest Schleswig-Holstein<br />

im Jugendhof Scheersberg vorstellen. Filme, die mit Hilfe der Projektförderung produziert<br />

werden (aber auch andere), werden im Rahmen der bundesweit bekannten „Tournee<br />

unterwegs“ präsentiert. Dabei stellen jeweils zwei Filmemacher/innen die Filme vor,<br />

bringen das gesamte notwendige Equipment vom Projektor über Beamer und Verstärker<br />

bis zur Leinwand sowie Pressematerial zum Werben mit. Seit zwei Jahren wird die<br />

„Tournee unterwegs“ zusammen mit der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein<br />

vertrieben und öffnet sich damit auch älteren Nachwuchsfilmern und -filmerinnen im<br />

eigenen Bundesland. An Wochenenden oder in den Ferien laufen in diesem Jahr für<br />

Jugendliche im Alter von 12 bis 27 Jahren Videowerkstätten, Teenie-Filmseminare,<br />

Filmanalyse-Tagungen und Veranstaltungen für sogenannte Multiplikatoren, so eine<br />

Videowerkstatt „Erzähldramaturgie des Spielfilms“ und ein Ferien-VideoCamp über<br />

Werbefilme mit dem Titel „Gefühle verkaufen“. Darüber hinaus hat die LAG im<br />

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Eigenverlag bzw. über den Bundesverband eine Reihe von Veröffentlichungen<br />

herausgebracht, unter anderem zu den Themen „Handlungsorientierte Medienarbeit mit<br />

Kindern und Jugendlichen“, „Kinder erleben Kino” und „Filmarbeit zwischen Kindheit und<br />

Jugend”. Vom 27. bis 29. August 1997 lief im Jugendhof Scheersberg die Veranstaltung<br />

„Wege aus dem Mediendschungel”. (FK 11/98)<br />

XVII. Thüringen:<br />

Gesamtkonzept für Schulen Im Bundesland Thüringen wird zur Zeit ein Gesamtkonzept<br />

„Medienerziehung in Thüringer Schulen“ erarbeitet. Basis dafür sind – natürlich – der<br />

Orientierungsrahmen der Bund-Länder-Kommission und die Erklärung der<br />

Kultusministerkonferenz vom 12. Mai 1995 zur Medienpädagogik. Das Thüringer<br />

Gesamtkonzept soll, mit Handreichungen und Materialien, auf der Basis des<br />

„Bausteinprinzips“ gestaltet werden. Im Themen- und Aufgabenkatalog hierzu sind<br />

vorgesehen:<br />

• „Projekte zur Förderung pädagogischer Konzepte der Schulen, zur Qualifikation von<br />

Lehrern und Schülern, zur Unterstützung der praktischen Medienarbeit an der Schule,<br />

zur Verbesserung der medientechnischen Ausstattungsbedingungen;<br />

• • Curriculum Medienpädagogik für Medienpädagogische Berater und Bildstellenlei-ter;<br />

• Empfehlungen zur Lehrplanarbeit;<br />

• Rahmenbedingungen für die schulische Medienerziehung (Thüringer Schulcomputernetz,<br />

medientechnische Ausstattung...);<br />

• Hinweise für die Kooperation zwischen Schule und außerschulischen Partnern der<br />

Medienarbeit.“ Für die Förderung der Medienpädagogik ist in Thüringen das gut vier<br />

Jahre junge Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien<br />

(ThILLM) zuständig, dessen Hauptstelle (zur Zeit noch) in Arnstadt angesiedelt ist. Es<br />

unterstützt die Schulen in medienpädagogischen und -technischen Fragen, ermöglicht<br />

Schulfernsehservice, berät die Landkreise und kreisfreien Städte als Träger der<br />

Bildstellen und bildet Lehrer und Lehrerinnen fort. Dabei liegt nach eigenen Angaben<br />

ein besonderer Akzent auf der praktischen Medienarbeit und den<br />

Nutzungsmöglichkeiten der Neuen Medien bzw. von Multimedia. Im Rahmen der<br />

Lehrplanarbeit hat das Institut bereits „Empfehlungen zur Medienerziehung“ vorgelegt,<br />

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die im Entwurf dem Thüringer Kultusministerium zugeleitet wurden. Sie werden<br />

voraussichtlich frühestens Mitte 1996 veröffentlicht.<br />

Vorläufige Lehrpläne sollen abgelöst werden<br />

Mit Beginn des Schuljahrs 1995/96 sind für die 13 Thüringer Schulamtsbereiche vom<br />

Thüringer Kultusministerium „Medienpädagogische Berater“ – von ihrer Ausbildung her<br />

Lehrer und Lehrerinnen – berufen worden. Sie nehmen, gemeinsam mit den Leitern und<br />

Leiterinnen der Bildstellen, an einem am ThILLM speziell für sie konzipierten Curriculum<br />

teil und sollen, wie es heißt, ein „Netzwerk der regionalen schulischen Medienarbeit“<br />

aufbauen, dies in engem Kontakt mit den Bildstellen. Die Bildstellen selbst sollen sich<br />

künftig als sogenannte „schulnahe Medienservicezentren“ profilieren. Die Aufgaben der<br />

neu eingesetzten Medienpädagogischen Beraterinnen und Berater umfassen:<br />

• die Unterstützung der Kreis- und Stadtbildstellen bei der Auswahl und<br />

medienpädagogischen Bewertung des Angebots an Medien sowie bei der Herstellung<br />

von regionalen Medien;<br />

• die Beratung der Schulen beim Medieneinsatz und bei der methodisch-didaktischen<br />

Arbeit;<br />

• die Unterstützung der medienerzieherischen Fortbildung der Lehrer bei der Umsetzung<br />

der Lehrpläne;<br />

• die Leitung eines regionalen Arbeitskreises zu Fragen der Medienentwicklung, der<br />

Medieninhalte, der Medienerziehung, des Angebots schul- und bildungsgeeigneter<br />

Medien sowie der Mediendidaktik und<br />

• die Teilnahme an Arbeitsbesprechungen und Fortbildungsveranstaltungen des ThILLM.<br />

Die geltenden Lehrpläne werden gerade einer Revision unterzogen. Im Bereich der<br />

allgemeinbildenden Schulen ist, nach den „Vorläufigen Lehrplanhinweisen“ von 1991 und<br />

den gültigen „Vorläufigen Lehrplänen“ des Jahres 1993, die nächste Generation von<br />

Lehrplänen – sie heißt dann „Thüringer Lehrpläne“ – für wahrscheinlich ab 1998 in<br />

Vorbereitung. In den Vorläufigen Thüringer Lehrplänen ist Medienerziehung noch im<br />

Rahmen der Informationstechnischen Grundbildung eines von vier verbindlichen<br />

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fächerübergreifenden Themen. Für die kommenden Thüringer Lehrpläne ist sie als<br />

eigenständiges fünftes fächerübergreifendes Gebiet vorgesehen.<br />

Modellversuch Thüringer Schulcomputernetz<br />

Auch in Thüringen wird der Zugang von Schulen zu internationalen Netzen (das heißt dem<br />

Internet) zunehmend diskutiert. In einem ersten Vorhaben „Thüringer Schulcomputernetz“<br />

werden seit dem Schuljahr 1995/96 an zehn Schulen – darunter Regelschulen für den<br />

Hauptschul- und Realschulabschluß, Gymnasien und berufsbildende Schulen – praktische<br />

Erfahrungen damit gesammelt. Kooperationspartner ist die Friedrich-Schiller-Universität<br />

Jena. Im dortigen Rechenzentrum steht der Verteilrechner, der den Zugang zum Internet<br />

herstellt. Jede der Projektschulen wird vom Kultusministerium mit etwa 5000 DM<br />

gefördert. Diese Mittel dienen der Anschaffung moderner Rechnertechnik und<br />

entsprechender Software. Für Juni 1996 ist eine erste Zwischenbilanz geplant, auch um<br />

die Kosten des Netzzugangs für die Schulträger benennen zu können. Im Herbst soll dann<br />

ein Multimedia-Forum stattfinden, auf dem die beteiligten Schulen über ihre Erfahrungen<br />

berichten wollen. Im Verlauf des Jahres 1996 werden voraussichtlich noch andere<br />

Institutionen in das Projekt eingebunden: 28 weitere Schulen, 20 Landschulheime, Stadt-<br />

und Kreisbildstellen sowie Einrichtungen der Jugendarbeit. Nach Ablauf des Schuljahres<br />

1995/96 will das Kultusministerium über den weiteren Ausbau des Computernetzes<br />

entscheiden. Erste Erhebungen über die Ausstattung der Schulen mit Computern liegen<br />

dem Kultusministerium vor. Danach verfügten im Schuljahr 1994/95 von knapp 1300<br />

staatlichen allgemeinbildenden Schulen 440 über Rechnertechnik, von 76 staatlichen<br />

berufsbildenden Schulen waren es 70. Bei den insgesamt für Unterrichtszwecke<br />

eingesetzten gut 5150 Rechnern handelte es sich zu rund 40 Prozent um PCs der<br />

Generation 286. 45 Prozent der PCs zählten zu den Generationen 386 und 486. Etwa 10<br />

Prozent der eingesetzten Computertechnik stammt aus der (DDR-)Zeit vor 1990 und<br />

sollen demnächst ausgesondert werden. Die Zahlen für das laufende Schuljahr liegen<br />

noch nicht vor, dürften aber deutlich höher liegen. Im Bereich der audiovisuellen Medien<br />

wird es erst 1997 eine Erhebung zum Versorgungsgrad der Schulen geben.<br />

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Regelschule Schmiedefeld: Schulprojekt Medienerziehung<br />

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Jenseits des „Schulcomputernetzes“ existieren in Thüringen nach Auskunft des<br />

Kultusministeriums gegenwärtig keine weiteren offiziellen Modell-/Schulversuche.<br />

Hervorgehoben wird aber die Regelschule Schmiedefeld im Thüringer Wald. Diese Schule<br />

beschäftigt sich seit nunmehr fünf Jahren gezielt mit medienpädagogischen Themen,<br />

anfänglich konzentriert auf Videoprojekte. Inzwischen ist die medienpädagogische Arbeit<br />

sehr viel umfangreicher geworden. Hinzu gekommen sind die Fotoarbeit, eine<br />

Schülerzeitung, Schulfunk, eine Bibliothek und die Beschäftigung mit Neuen Medien. Seit<br />

dem Schuljahr 1993/94 basiert die Arbeit der Schule auf einem „Profilierungsantrag“ an<br />

das Thüringer Landesverwaltungsamt, dem stattgegeben wurde. Zur Zeit ist sie<br />

eingebunden in ein Schulprojekt des Kultusministeriums mit dem Titel<br />

„Schulkommunikation – Medienerziehung“. Ansatz der Schmiedefelder Schule ist es<br />

dabei, schulische und außerschulische Medienarbeit konzeptionell fächerübergreifend zu<br />

verknüpfen und der Medienpädagogik so neue Möglichkeiten zu eröffnen.<br />

Medienerziehung, heißt es, werde als Baustein für Schulentwicklung genutzt. Das Projekt<br />

wird begleitet vom ThILLM (Ursula Rumpf) und dem profilierten Pädagogen Gerhard<br />

Tulodziecki von der Universität-Gesamthochschule Paderborn.<br />

TLR-Direktor für Stiftung Medienpädagagogik<br />

Der Direktor der Thüringer Landesanstalt für privaten Rundfunk (TLR), Victor Henle, regte<br />

im letzten Jahr an, eine (bundesweite) „Stiftung Medienpädagogik“ zu gründen, ähnlich<br />

der Mainzer Stiftung Lesen (vgl. hierzu den Bericht über Rheinland-Pfalz). „Wenn es die<br />

Fernsehveranstalter über sich brächten, in eine solche Stiftung mit Einlagen entsprechend<br />

ihrer Marktbedeutung zu investieren, dann nähmen sie eine wichtige gesellschaftliche<br />

Verantwortung für das von ihnen gefüllte Medienmeer wahr“, erklärte Henle am 22.<br />

September 1995 auf der TLR-Veranstaltung „Kinder und Jugendliche im Medienmeer –<br />

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Medienpädagogik als Kompaß?“ Auf der Veranstaltung diskutierten Experten über die<br />

Chancen und Grenzen von Medienpädagogik aus dem Blickwinkel der besonderen<br />

Situation in Ostdeutschland. Dort kündigte Henle ebenfalls an, den im Aufbau befindlichen<br />

Offenen TV-Kanal in Gera in Zusammenarbeit mit der Stiftung Goldener Spatz (Deutsches<br />

Kinder-Film & Fernseh-Festival in Gera) auch als Offenen Kinderkanal zur Verfügung zu<br />

stellen. Kinder müßten die Möglichkeit erhalten, selbst Fernsehsendungen herzustellen, in<br />

denen ihre eigene Sehweise zum Tragen komme. [Über den Verlauf der Tagung<br />

informiert eine Broschüre der TLR.] Victor Henles Vorschlag für eine „Stiftung<br />

Medienpädagogik“ ist inzwischen auch vom Thüringer Landtag in Erfurt aufgegriffen<br />

worden. Auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Winfried Neumann – Mitglied der TLR-<br />

Versammlung und des Bildungsausschusses im Thüringer Landtag – vertrat<br />

Kultusminister Dieter Althaus Anfang Dezember 1995 im Landtag die Einschätzung, eine<br />

solche Stiftung könne „hinsichtlich einer inhaltlichen und finanziellen Förderung dieses<br />

Themas (..) dienlich sein“. Institutionen, Verbände, Vereine, Hochschulen, die<br />

Landeszentrale für politische Bildung und andere Interessenten könnten sich effektiv in<br />

eine Stiftung Medienpädagogik einbringen. Derlei Partner seien auch geeignet, dem<br />

Anliegen mehr Öffentlichkeit zu verschaffen. Die inhaltlichen und finanziellen<br />

Konsequenzen seien langfristig zu konzipieren; auch solle das Verhältnis zu bereits<br />

medienpädagogisch arbeitenden Stiftungen wie der Bertelsmann-Stiftung geprüft werden,<br />

sagte Althaus. Vorbehaltlich einer konkreten Finanzierungsausgestaltung liege es im<br />

freien Ermessen des Landes Thüringen, sich hier zu beteiligen.<br />

Defizite bei Bildungseinrichtungen ausgleichen<br />

Derweil denkt man in der TLR über die rechtliche Konstruktion und organisatorische<br />

Ausgestaltung des noch ungeborenen (nicht einmal gezeugten) Kindes nach. Dabei hält<br />

die zuständige Programmreferentin Angelika Heyen eine Beteiligung nicht nur der<br />

Fernsehveranstalter, sondern auch weiterer Partner für unerläßlich. Als Hauptziel der<br />

angedachten Stiftung nennt ein internes Papier der TLR von ihr, die bestehenden Defizite<br />

in der materiellen und personellen Ausstattung von Bildungseinrichtungen möglichst breit<br />

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und flächendeckend auszugleichen. Eine weitere Aufgabe könne die Verbesserung der<br />

Koordination der verschiedenen medienpädagogischen Aktivitäten in Deutschland sein.<br />

Zur Zeit seien Informationen darüber, welche Institutionen medienpädagogische (Praxis-<br />

und Forschungs-) Projekte durchführten, allenfalls für einzelne Bundesländer verfügbar.<br />

Besonders problematisch erscheine darüber hinaus, daß für Eltern und Lehrer, die sich<br />

über medienpädagogische Fragen und Ansätze informieren wollten, Ansprechpartner in<br />

der Regel nicht vorhanden oder nur schwer zu ermitteln seien. Hier könne die Stiftung<br />

Informationen sammeln und weitergeben. Keine Illusionen macht sich Angelika Heyen<br />

darüber, daß die öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunkanbieter mutmaßlich nicht<br />

mit großer Freude Geld für das vorgeschlagene Unternehmen locker machen werden, das<br />

ja nicht direkt wirtschaftliche Vorteile verspreche. Als Image-Werbung, lockt Heyen, wäre<br />

ein solches Engagement aber gewiß ein Gewinn für jeden Sender. Ihr Mitstreiter Winfried<br />

Neumann jedenfalls sucht schon fleißig nach Verbündeten, vorerst bei den anderen<br />

Landesmedienanstalten und bei Politikern in verschiedenen Bundesländern. Auch mit<br />

dem Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) sucht der<br />

Christdemokrat Kontakt. (FK 23/96)<br />

Literatur<br />

Die nachstehende Auswahl an Literatur beschränkt sich auf Quellen, die nicht nur<br />

einzelne Bundesländer betreffen, sondern von überregionaler Bedeutung sind.<br />

In dem im Literaturverzeichnis erwähnten in Vorbereitung befindlichen Band 3 der<br />

Schriftenreihe des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwestfindet sich auch<br />

eine von der Autorin verfaßte aktuelle Bestandsaufnahme der Medienpadagogik in den<br />

beiden Bundesländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz (Stand Frühjahr 1998).<br />

• Arbeitskreis Offene Kanäle und Bürgerrundfunk der Landesmedienanstalten (Hrsg.):<br />

Offene Kanäle und Bürgerrundfunk in Deutschland. Rundfunk der dritten Art. 1997.<br />

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(Eine entsprechende Bestandsaufnahme der nicht-kommerziellen Lokalrachos soll im<br />

Rahmen einer Aktualisierung der OK-Broschüre in der zweiten Jahreshälfte 1998<br />

erscheinen.)<br />

• Baacke, D.: Kommunikation und Kompetenz. Grundlegung einer Didaktik der<br />

Kommunikation und ihrer Medien. München 3. Aun. 1980.<br />

• Baacke, D.: Medienkompetenz als Netzwerk. In: medien praktisch 2/1996, S. 4 ff.<br />

• Baacke, D.: "Gesamtkonzept Medienkompetenz". In: agenda. Zeitschrift für Medien,<br />

Bildung, Kultur, März/April 1996, S. 12 ff.<br />

• Beck, K.: Offnung der Schule - Nutzung und Nutzen"neuer Medien" im Bildungsbereich<br />

aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht. In: Jarren, 0. / Krotz, F (Hrsg.):<br />

Öffentliche Kommunikation unter Vielkanalbedingungen. Baden-Baden 1997.<br />

• Bertelsmann Foundation Publishers: School Improvement through Media in Education.<br />

A German-American Dialogue. Gütersloh 1995,<br />

• Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Mechenkompetenz als Herausforderung an Schule und<br />

Bildung. Ein deutsch-amerikanischer Dialog. Gutersloh 1992.<br />

• Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Mehr als ein Buch. Leseförderung in der Sekundarstufe<br />

1. Gütersloh 1996.<br />

• Bertelsmann Stiftung7Heinz Nixdorf Stiftung (Hrsg.): Bildungsinnovation durch Medien.<br />

Gütersloh 1997.<br />

• BIG - Bildungswege in der Informationsgesellschaft: Neue Medien in den Schulen.<br />

Projekte - Konzepte - Kompetenzen. Gütersloh 1996.<br />

• Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung:<br />

Gesamtkonzept für die informationstechnische Bildung. Materialien zur<br />

Bildungsplanung, Heft 16, 1987.<br />

• Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung:<br />

Medienerziehung in der Schule. Orientierungsrahmen. Materialien zur Bildungsplanung<br />

und zur Forschungsförderung, Heft 44, 1995.<br />

• Bund-Lander-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung:<br />

Perspektiven für das Studieren in der Informationsgesellschaft durch<br />

Weiterentwicklung des Fernstudiums. Materialien zur Bildungsplanung und zur<br />

Forschungsförderung, Heft 54, 1997.<br />

• Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung: Multimedia<br />

im Hochschulbereich. Erster Bericht der Staatssekretärs-Arbeitsgruppe. Erscheint<br />

1998 in der Materialen-Reihe der BLK.<br />

• Bundesministerium für Wirtschaft: Info 2000. Deutschlands Weg in die<br />

Informationsgesellschaft. Bericht der Bundesregierung vom Februar 1996 und<br />

Fortschrittsbericht vom Oktober 1997.<br />

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• Deiters, H.: Bildung als Medienkompetenz? In: agenda spezial Sonderausgabe 1996<br />

(Lernort Cyberspace), S. 52f.<br />

• Deutscher Bundestag:<br />

• Erster Zwischenbericht der Enquetekommission "Zukunft der Medien in Wirtschaft und<br />

Gesellschaft - Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft" zum Thema<br />

"Meinungsfreiheit - Meinungsvielfalt - Wettbewerb. Rundfunkbegriff und<br />

Regulierungsbedarf bei den Neuen Medien".<br />

• Drucksache 13/6000 vom 7.11.1996.<br />

• Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der<br />

Abgeordneten Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn), Matthias Berninger, Antje<br />

Hermenau, weiterer Abgeordneten der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zu "Schulen<br />

ans Netz". Drucksache 13/7401 vom 10.4.1997.<br />

• Deutsches Jugendinstitut (Hrsg.): Handbuch Medienerziehung im Kindergarten. Teil 1:<br />

Pädagogische Grundlagen. Teil 2: Praktische Handreichungen. Opladen 1994 und<br />

1995.<br />

• Eschenauer, B.: Medienpädagogik in den Lehrplänen. Eine Inhaltsanalyse zu den<br />

Curricula der allgemeinbildenden Schulen im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.<br />

Gütersloh 1989.<br />

• Fachverband Informationstechnik: Wege in die Informationsgesellschaft. Status quo<br />

und Perspektiven Deutschlands im internationalen 'Vergleich. Schriftenreihe des<br />

Fachverbands Informationstechnik im VDMA und ZVEI. 1996.<br />

• Fritz, j. / Fehr, W (Hrsg.): Handbuch Medien: Computerspiele. Bundeszentrale für<br />

politische Bildung. Bonn 1997.<br />

• Gapski, H.: Computerausstattungen in Schulen - internationale Vergleichsdaten. In:<br />

Bertelsmann Stiftung(Heinz Nixdorf Stiftung (Hrsg.): Bildungsinnovation durch Medien.<br />

Gütersloh 1997. S.97ff.<br />

• Gawert, J.: Im Trend. Konzept "Medienkompetenz" als Krisensymptom? In: medien<br />

praktisch 2/96, S. 2.<br />

• Glotz, P / Fulton, K. / Kopp, K.: Lehrerfortbildung: Schlüsselqualifikation für<br />

erfolgreiche Medienerziehung. Ein deutsch-amerikanischer Dialog. Gütersloh 1997.<br />

• Grunder, H.-U.: Medienpädagogik - nur Integration in den alltäglichen Unterricht! In:<br />

medien + erziehung Nr. 5/1997, S. 288 ff.<br />

• Herzog, Roman: Freiheit ist anstrengend: Fördern und Fordern. Grundsatzrede zur<br />

Bildungsreform, gehalten am 5. November 1997 auf Einladung der drei Berliner<br />

Universitäten im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt in Berlin. Gekürzt abgedruckt in<br />

der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 6.11.1997, S. 9.<br />

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• Hagedorn, F: Bildung als Medienkompetenz? In: agenda spezial Sonderausgabe 1996<br />

(Lernort Cyberspace), S. 37 ff.<br />

• Hamm 1. / Müller-Böling D. (Hrsg.): Hochschulentwicklung durch neue Medien.<br />

(Bildungswege in der Informationsgesellschaft.) Gütersloh 1997.<br />

• Höltershinken, D. / Kasüschke, H.-P / Sobiech, D.: Praxis der Medienerziehung.<br />

Beschreibung und Analyse im schulischen und außerschulischen Bereich. Bad<br />

Heilbronn/Obb. 1991.<br />

• Lauffer, J./ 1. Volkmer (Hrsg.): Kommunikative Kompetenz in einer sich ändernden<br />

Medienwelt. Opladen 1995.<br />

• Kanders, M. / Rösner, F. / Rolff, H.-G.: Das Bild der Schule aus der Sicht von Schülern<br />

und Lehrern. Herausgegeben vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft,<br />

Forschung und Technologie (BMBF). Bonn 1997.<br />

• Keil-Slawik, R. et. al.: Multimedia in der universitären Lehre. Eine Bestandsaufnahme<br />

an deutschen Hochschulen. In: Hamm 1. / Müller-Böling D. (Hrsg.):<br />

Hochschulentwicklung durch neue Medien. (Bildungswege in der<br />

Informationsgesellschaft.) Gütersloh 1997.<br />

• Konferenz der Landesfilmdienste e.V: 40 Jahre Konferenz der Landesfilmdienste 1955<br />

- 1995. (Mit Porträts der einzelnen Landesfilmdienste.) 1995.<br />

• Kultusministerkonferenz: Medienpädagogik in der Schule. Erklärung der<br />

Kultusministerkonferenz vom 12.5.1995. Mit Übersicht über wichtige<br />

medienpädagogische Aktivitäten in den Ländern. Herausgegeben vom Sekretariat der<br />

Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik<br />

Deutschland. 1995.<br />

• Kultusministerkonferenz:: Neue Medien und Telekommunikation im Bildungswesen.<br />

Beschluß der Kultusministerkonferenz vom 28.2.1997. Herausgegeben vom<br />

Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der<br />

Bundesrepublik Deutschland. 1997.<br />

• Landesinstitut für Schule und Weiterbildung 1996: Telekommunikation in der Schule.<br />

Vertrieb: Verlag für Schule und Weiterbildung. Bönen 1996.<br />

• Landesmedienzentrum Rheinland-Pfalz: Computer im Unterricht der Grundschule.<br />

Hrsg. von der Arbeitsgruppe "Erprobung interaktiver Medien im Unterricht der<br />

Grundschule". 1997.<br />

• Landtag von Baden-Württemberg: Bericht und Empfehlungen der Enquetekommission<br />

"Entwicklung, Chancen und Auswirkungen neuer Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien in Baden-Württemberg". Drucksache 11/6400 vom<br />

20.10.1995.<br />

• Lauffer j. / Thier, M.: Medienpadagogik und Medienforschung in den neuen Ländern<br />

der Bundesrepublik Deutschland. Daten und Fakten. Schriften zur Medienpädagogik 7<br />

Rundbrief-Dokumentation 1992.<br />

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• Luca, R. / Wehrmann, K.: Medienpädagogischer Atlas Hamburg. Wegweiser durch<br />

Angebote der Medienpädagogik und Medienarbeit. Schriftenreihe der HAM, Band 6.<br />

Berlin 1993.<br />

• Marci-Bochncke, G. / Gast, W: Zwischen "Faust" und der daily soap. Medienpädagogik<br />

im Fach Deutsch - eine kleine Empirie. In: medien + erzichung Nr. 5/1997, S. 293 ff.<br />

• Maier, R. / Mikat, C. / Zeitter, E. : Medienerziehung in Kindergarten und Grundschule.<br />

490 Anregungen für die praktische Arbeit. München 1997. (Mit einer Liste<br />

• medienpädagogischer Institutionen sowie Anschriften, Ansprechpartnerinnen und<br />

Partnern diverser Unternehmen und Institutionen.)<br />

• Medienpädagogischer Atlas Nordrhein-Westfalen. Schriftenreihe Medienforschung der<br />

Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen, Band 24. Opladen 1997.<br />

• Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: Ergebnisbericht: jugendliche und<br />

Multimedia. Dokumentation Heft 6/1997.<br />

• Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: Band 3 der Schriftenreihe.<br />

Erscheint im Herbst 1998 im Nomos-Verlag. (Titel noch nicht bekannt.)<br />

• Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: "Fragen? "- Antworten. Infoset<br />

"Medienkompetenz und Medienpädagogik in einer sich wandelnden Welt. 1998.<br />

• Paffrath, R.: Multimedia in der Lehre. Teleteaching, Telelearning im Deutschen<br />

Forschungsnetz. In: DFN Mitteilungen Heft 43/1997, März, S.7ff.<br />

• Orientierungshilfe Medienpädagogik.<br />

• Institutionen und Angebote in Bayern. Erstellt und redaktionell bearbeitet von Christine<br />

Brehm-Klotz und Stefanie Göttlich im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für neue<br />

Medien. München 1997.<br />

• Roller, K.-11: Medienpädagogischer Atlas Baden-Württemberg. Schriftenreihe der LW<br />

- Band 1. Villingen-Schwenningen 1995.<br />

• RTL Businessletter. Sonderausgabe zur Tagung Medien und Schule. 1996.<br />

• Sacher, W: Audiovisuelle Medien und Medienerziehung in der Schule. Strukturelle und<br />

typologische Ergebnisse einer Repräsentativuntersuchung. München 1994.<br />

• Schill W / Wagner, WR.: Wie wirklich ist die Medienpädagogik in der Schule? In:<br />

medien + erziehung Nr.5 /1997, S. 282 ff.<br />

• Schmidbauer, M. / Löhr, P: Jugendmedien und Jugendszenen. In: TELEVIZION<br />

10/1997/1, S. 13ff.<br />

• Swoboda, W H.: Medienpädagogik - Konzeptionen, Problemhorizonte und<br />

Aufgabenfelder. In: Hiegemann S./ Swoboda, WH.: Handbuch der Medienpädagogik.<br />

Opladen: Leske + Budrich 1997, S. 11 ff.<br />

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• Thiele, G. A. (1995): Medienpädagogik in Berliner Schulen. Erste Ergebnisse einer<br />

Umfrage über Geräte, Ziele, Aktivitäten und Wertungen. Herausgegeben von der<br />

Beratungsstelle Kommunikationstechniken und Multimedia der Landesbildstelle Berlin.<br />

1995.<br />

• Thiele, G. A. / Herget, C.: Medienpädagogik in Berlin - Institutionen, Initiativen,<br />

Projekte. Landesbildstelle Berlin, Zentrum für audio-visuelle Medien. 1994.<br />

• Tulodziecki, G. / Schöpf, K.: Zur Situation der schulischen Medienpädagogik in<br />

Deutschland: Konzepte, Materialien, Praxis und Probleme. In: Medienkompetenz als<br />

Herausforderung an Schule und Bildung. Ein deutsch-amerikanischer Dialog.<br />

Gütersloh 1992.<br />

• Tulodziecki, G. / Schlingmann, A. / Mose K. / Mütze C. / Herzig, B. / Hauf-Tulod-ziecki,<br />

A.: Handlungsorientierte Medienpädagogik in Beispielen. Projekte und<br />

Unterrichtseinheiten für Grundschulen und weiterführende Schulen. Bad Heilbrunn<br />

1995.<br />

Datenbanken/CD-ROMs:<br />

• CD-Rom "Medienpädagogik 1997". Text- und Materialiensammlung, Teil des<br />

Gesamtprojektes "Kinder und Medien" des Südwestfunks Baden-Baden und der<br />

Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LfK) in Zusammenarbeit mit<br />

der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), der Bertelsmann Stiftung, der<br />

Bundeszentrale für politische Bildung, dem Deutschen Institut für internationale<br />

Pädagogische Forschung (DIPF), der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk<br />

(LPR) und der Landesanstalt für Rundfunk (UR) Nordrhein-Westfalen. (Wird<br />

aktualisiert.)<br />

• Informationssystem Medienpädagogik (ISM). Literatur-Datenbank zum Thema<br />

Medienpädagogik unter Federführung des Deutschen Instituts für Internationale<br />

Pädagogische Forschung, Frankfurt/Main. (Eine Light-Version befindet sich auf der<br />

CD-ROM"Medienpädagogik".)<br />

• . Dokumentationsstelle Lesen. Datenbank der Stiftung Lesen, Mainz.<br />

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Ausgewählte Fachzeitschriften beziehungsweise regelmäßige<br />

Publikationen mit medienpädagogischen Inhalten:<br />

• agenda. Zeitschrift für Medien, Bildung, Kultur. Herausgegeben vom Deutschen<br />

Volkshochschulverband e.V, Marl.<br />

• Flimmo. Herausgegeben von der Programmberatung für Eltern e.V, München.<br />

(Behandelt werden Fernsehsendungen, die für 3- bis 13jährige Kinder von Interesse<br />

sind.) Erscheint 4mal im Jahr als Broschüre und 14täglich im Internet.<br />

• Funkkorrespondenz. Herausgegeben vom Katholischen Institut für Medieninformation<br />

GmbH, Köln.<br />

• GMK-Rundbriefe. Herausgegeben von der Gesellschaft für Medienpädagogik und<br />

Kommunikationskultur, Bielefeld.<br />

• Media Perspektiven. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der ARD-<br />

Werbegesellschaften. Frankfurt/Main.<br />

• medien + erziehung (merz). Herausgegeben vom Institut Jugend Film Fernsehen,<br />

München.<br />

• medien praktisch. Herausgegeben vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen<br />

Publizistik, Frankfurt/Main.<br />

• TELEVIZION.Herausgegeben vom internationalen Zentralinstitutf für das jugend-und<br />

Bildungsfernsehen, München.<br />

• tv diskurs. Verantwortung in audiovisuellen Medien. Herausgegeben von der<br />

Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen, Berlin.<br />

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung<br />

außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des<br />

Rechteinhabers unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,<br />

Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in<br />

elektronischen Systemen.<br />

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