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Das Außenlager Jena des KZ Buchenwald - Geschichtswerkstatt ...

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Am dritten Marschtag, vom Lager Nossen nach Freiberg, sei auch Arthur Keck die Flucht<br />

gemeinsam mit fünf russischen Häftlingen und einem SS-Mann gelungen, der sich<br />

Zivilkleider verschafft hatte. 86 Am 24. April sei man in Leitmeritz angekommen. Die Juden<br />

aus dem Transport wurden weiter bis Theresienstadt getrieben. In Leitmeritz verblieben die<br />

anderen Häftlinge bis zum 5. Mai und erhielten dann Bescheinigungen von den Deutschen,<br />

sich frei bewegen zu können. 87<br />

Letzter Akt der Tragödie<br />

Nach der Evakuierung der Häftlinge <strong>des</strong> <strong>KZ</strong>-<strong>Außenlager</strong>s, die am 3. oder 4. April 1945<br />

erfolgte, waren die Baracken offenbar sofort wieder mit Fremdarbeitern belegt worden.<br />

Darüber berichtete W. Schmidt Folgen<strong>des</strong>: „<strong>Das</strong> Lager wurde wieder mit ‚Wolhynien-<br />

Deutschen’ (auch Beute-Deutschen) besetzt. Der Transport dieser kam vom Westbahnhof und<br />

wurde durch die Stadt in Richtung zu diesem Lager getrieben. In der Höhe <strong>des</strong> alten<br />

Schlachthofes sah ich diesen Zug. Männer und Frauen mit Groß- und Kleinstkindern, auf dem<br />

Rücken ihre Habseligkeiten, in einem erbarmungswürdigen Zustand. Getrieben wurden sie<br />

von Zivilisten, die mit Knüppeln ausgerüstet waren und die damit auf die Frauen und Männer<br />

erbarmungslos einschlugen, obwohl sich diese Menschen kaum auf den Beinen halten<br />

konnten. Diese wurden in das Lager gepfercht, nachdem was ich sehen konnte, müssen<br />

unbeschreibliche Zustände geherrscht haben. Die Männer und auch Frauen mussten im RAW<br />

arbeiten.“ 88 Der größte Teil der Lagerinsassen habe ein furchtbares Ende erleben müssen. Bei<br />

dem schweren Luftangriff auf den Saalbahnhof und das RAW am 9.4.1945 seien die<br />

Lagerinsassen durch den Fußgängertunnel in Richtung Kieshügel getrieben worden. „Etwa<br />

120 kamen jämmerlich in dem Tunnel um.“ 89<br />

Wilhelm Dahlig berichtete, dass es insgesamt drei Bombentreffer auf den Tunnel gab. Nach<br />

seiner Schätzung seien 25 bis 30 Personen ums Leben gekommen. „Nur wenige waren nicht<br />

zerschmettert, viele einzelne Teile menschlicher Körper hat er geborgen.“ 90 Otto Ratz, der<br />

unmittelbar nach Kriegsende das zerstörte RAW und die Tunnelreste sah, berichtete von 20<br />

86 Vgl. BwA 31-429, Bericht Arthur Keck, S. 8.<br />

87 Vgl. AR-Z 4/74, S. 247 f., Aussage von Jerzy Dodacki.<br />

88 Vgl. Städtische Museen <strong>Jena</strong>, Fundus Fremdarbeiter, Schuber 2, Mappe Berichte und Akten RAW <strong>Jena</strong>, SED-<br />

Kreisleitung <strong>Jena</strong>, S. 69 f., W. Schmidt: Zum <strong>Außenlager</strong> <strong>Buchenwald</strong> in <strong>Jena</strong>, undatiert, wohl 70er Jahre<br />

(Abschrift).<br />

89 Ebd., S. 70.<br />

90 Vgl. Städtische Museen <strong>Jena</strong>, Fundus Zwangsarbeiter, Schuber 2, Gespräch Paula John mit Wilhelm Dahlig<br />

am 12.1.1977.

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