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OPT_Augenoptik & Hoerakustik_4_2016_SICHT

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INNUNG &<br />

FORTBILDUNG<br />

Leitartikel: Special Olympics Winter Games 2017<br />

Opening Eyes Programm<br />

für die Winter Games 2017<br />

Im Jänner <strong>2016</strong> fanden die „Pregames“ für die Special Olympics Winter Games in Schladming<br />

und Graz statt. Für die österreichischen <strong>Augenoptik</strong>er war das ein erfolgreicher Probelauf für<br />

die Winterspiele 2017 in Schladming und Graz (19. bis 24. März 2017).<br />

Kommentar von KommR Dr Anton Koller, MSc<br />

Das Sicca-<br />

Syndrom &<br />

trockene<br />

Augen<br />

INNUNG &<br />

FORTBILDUNG<br />

Für die Athleten, die an den Spielen teilnehmen,<br />

wird seit 1991 das vom Lions Club<br />

International gemeinsam mit der Special<br />

Olympics Organisation getragene Programm<br />

durchgeführt. Essilor stellt die<br />

Brillengläser, Safilo die Brillenfassungen<br />

für die Athleten zur Verfügung. Bei der<br />

Ausrüstung unterstützen Essilor, Haag<br />

Streit Deutschland, die Firma Optos sowie<br />

die von W. Dusek und A. Koller geführte<br />

Akademie für <strong>Augenoptik</strong> und Optometrie<br />

in Wien das Programm. All das ist aber<br />

nur unter Mithilfe von freiwilligen, fachkundigen<br />

Personen, also Augenärzten, <strong>Augenoptik</strong>ern<br />

und OrthoptistInnen möglich.<br />

Über das „Healthy Athletes<br />

Programm“ schreibt Special<br />

Olympics Österreich:<br />

Weltweit erhalten Menschen mit mentaler<br />

Beeinträchtigung die falsche oder keine<br />

medizinische Betreuung. „Special Olympics<br />

Healthy Athletes ® “ ist weltweit das<br />

größte öffentliche Gesundheitsprogramm<br />

für Menschen mit mentaler Behinderung.<br />

Im Zuge von Special Olympics Veranstaltungen<br />

soll den Athleten in einer angenehmen<br />

Umgebung durch kostenlose Untersuchungen<br />

die Angst vor Ärzten genommen<br />

werden. Neben der Untersuchung<br />

ANMELDUNG:<br />

Büro der Bundesinnung,<br />

Frau Pfeiffer<br />

T: +43 5 90 900-3264<br />

M: office@wkonet.at oder bei<br />

KommR Dr Anton Koller, MSc,<br />

Bundesinnungsmeister<br />

T: +43 650 586 13 99<br />

M: tkoller@contactlinse.net<br />

selbst, werden die Athleten mit nützlichen<br />

Hilfsmitteln (wie Augengläsern, Sonnenbrillen<br />

oder Hörhilfen) kostenlos versorgt.<br />

Ziele<br />

Verbesserter Zugang zur Gesundheitsversorgung<br />

für Athleten während<br />

Special Olympics Veranstaltungen und<br />

bei anderen Gesundheitseinrichtungen<br />

Empfehlung von geeigneten Gesundheitsexperten<br />

Aufklärung der Gesundheitsexperten,<br />

Studenten und anderer über Bedürfnisse<br />

und Behandlung von Menschen<br />

mit mentaler Beeinträchtigung<br />

Sammeln, Analysieren und Verbreiten<br />

von Informationen über den Gesundheitszustand<br />

und die Bedürfnisse von<br />

Menschen mit mentaler Behinderung<br />

Für die Verbesserung von Gesundheitsprogrammen<br />

für Menschen mit<br />

mentaler Beeinträchtigung eintreten<br />

Weltweit wird eine einheitliche<br />

standartisierte Abfolge von<br />

folgenden Tests durchgeführt:<br />

Kurze Vorgeschichte, Abfrage nach<br />

vorgegebenen Fragen und Auffälligkeiten<br />

Messung des bestehenden Sehbehelfes<br />

sofern vorhanden<br />

Visus mit oder ohne bestehende<br />

Korrektur mittels LEA Test für Ferne<br />

und Nähe<br />

Cover Test<br />

Farbsehen<br />

Stereopsis<br />

Autorefraktometer<br />

Vorderer Augenabschnitt<br />

Mittlerer und hinterer Augenabschnitt<br />

(sofern möglich auch mit Optos ultra<br />

Weitwinkel SLO)<br />

Tonometrie (Non Contact und I-Care)<br />

Skiaskopie (nativ)<br />

Refraktion und Brillenverordnung<br />

Ggf. Überweisung zur weiteren<br />

Betreuung<br />

Übergabe eines persönlichen<br />

Informationsblattes mit Empfehlungen<br />

für weiteres Vorgehen<br />

Auswahl und Anpassung einer neuen<br />

kostenlosen Brille.<br />

Für die Bestimmung des Visus mit bestehender<br />

Brille und für die Fernrefraktion<br />

wird zusätzlich zu einer fachkundigen<br />

Person eine zweite Person, die bei<br />

der Darbietung der LEA Symbols behilflich<br />

ist, benötigt.<br />

Freiwillige Teilnahme wurde bereits von<br />

der FH-Wien, Orthoptik zugesagt, wofür<br />

Special Olympics bereits heute dankt. Für<br />

freiwillige Teilnehmer werden die Kosten<br />

für Anreise, Quartier und Verpflegung<br />

übernommen. Studenten der Akademie<br />

für <strong>Augenoptik</strong> und Optometrie haben zugesagt,<br />

am 19. und am 20.3. bis mittags<br />

als Volunteers tätig zu sein. Von Seiten<br />

der Schule in Hall darf über die Zusage,<br />

Studenten beizustellen berichtet werden.<br />

Kollegin Machhammer, Innungsmeisterin<br />

in der Steiermark hat auch für 2017<br />

ihre Mithilfe Volunteers zu finden und ihre<br />

Mithilfe vor Ort zugesagt. Ob Studenten<br />

aus Deutschland mithelfen, ist noch offen.<br />

Ich rufe zur Teilnahme als Volunteers für<br />

das Opening Eyes Programm auf. Gleichgültig<br />

ob ein Tag oder die ganze Woche, jede<br />

Hilfe ist willkommen. Sie werden gebraucht!<br />

Für den Berufsstand der <strong>Augenoptik</strong>er<br />

und Kontaktlinsenoptiker ist das eine<br />

einmalige Chance, Fachkompetenz und soziales<br />

Engagement zu zeigen und in die Öffentlichkeit<br />

zu tragen! Bitte machen Sie mit!<br />

Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung!<br />

KommR Dr Anton Koller, MSc<br />

Bild: Fotolia<br />

Aus gegebenem Anlass halte ich es für nötig, den Begriff „Sicca-Syndrom“ und „trockene Augen“ zu<br />

kommentieren. Als bekannt darf vorausgesetzt werden, dass die Tränendrüse nur dann wässriges<br />

Tränensekret ausscheidet, wenn sie dazu quasi aufgefordert wird. Das tut der Mensch normalerweise<br />

etwa sechs bis zehn Mal pro Minute mit dem Lidschlag.<br />

Die kleinste mögliche Einheit einer Flüssigkeit<br />

ist ein Tropfen, der z. B. für Wasser<br />

0,05 Milliliter = 50 Mikroliter beträgt. Es<br />

ist auch bekannt, dass die Tränenmenge,<br />

die sich auf dem gesunden Auge befindet,<br />

etwa 6,2 ± 2 Mikroliter beträgt (Shimizu et<br />

al., 1966). Eine jüngere Publikation nennt<br />

ein geringfügig höheres Volumen (Mishima<br />

S Fau – Gasset et al., 1993). Sweeney<br />

et al. (2013) befassen sich in ihrem Artikel<br />

über „Tear film stability“ über das Verhalten<br />

von Tropfen in Bezug auf die Elastizität<br />

Meibomscher Lipide, der Verdunstungsrate<br />

des wässrigen Tränenfilms und der<br />

Elastizitätsdynamik Meibomscher Sekrete.<br />

Dabei bleibt unausgesprochen wohin<br />

diese geschwemmt werden.<br />

Guillon (1998) beschreibt in seiner Arbeit<br />

über das „Non Invasive Tearscope Plus“<br />

deutlich, daß die ständige Verwendung<br />

von „Re-wetting drops“ gesteigerte Verdunstung<br />

durch die „very poor or absent<br />

lipid coverage“ ein erhöhtes Problem darstellt.<br />

Der riesige Tropfen schwemmt offenbar<br />

den größten Teil oder den gesamten<br />

Lipidfilm weg, wodurch die Verdunstungsrate<br />

und das Bedürfnis „nachzutropfen“<br />

steigen.<br />

Wirklich trockene Augen sind eine ganz<br />

furchtbare Erkrankung, die auf Grund<br />

z. B. einer Chlamydieninfektion zu einem<br />

Trachom und schließlich zur Erblindung<br />

führt. Andere Ursachen für ein wirklich<br />

trockenes Auge sind u. a. das Sjögren Syndrom,<br />

eine Autoimmunerkrankung, die<br />

der Augenarzt Henrik Sjögren 1933 beschrieb<br />

und erstmals den Begriff "Sicca-<br />

Syndrom" eingeführt hat. Neuere Literatur<br />

beschreibt die "Keratoconjunctivitis sicca"<br />

mit Symptomen wie "Rötung" (-itis) einhergehend<br />

mit Fremdkörpergefühl durch eine<br />

Störung des Tränenfilms. Es ist dabei unerheblich,<br />

ob es sich um Mangel an von der<br />

Tränendrüse produzierter wässriger Tränenflüssigkeit<br />

handelt oder um einen Mangel<br />

an Lipiden, die die Verdunstung verzögern,<br />

Fehlstellungen der Lider usw. Dass<br />

es sich hier um krankhafte Erscheinungen<br />

handelt steht wohl außer Zweifel.<br />

Im von Frank Holly 1986 herausgegebenen<br />

Buch "The Preocular Tear Film in<br />

Health, Disease and Contact Lens Wear"<br />

beschreibt Charles McMonnies erstmals<br />

das "Marginal Dry Eye" und versucht mit<br />

dem mittlerweile modifizierten "Dry Eye<br />

Questionaire" ein marginal trockenes Auge<br />

zu ermitteln. In seiner Zusammenfassung<br />

schreibt er, dass weder Anamnese,<br />

Historie oder Biomikroskopie allein geeignet<br />

schienen, ein marginal trockenes<br />

Auge zu diagnostizieren. Seal und Mackie<br />

diskutieren über das Wesen des "Questionably<br />

Dry Eye" als Biochemische Entitität.<br />

Jean Pierre Guillon zeigt in Stokholm 1995<br />

anlässlich des Kongresses der International<br />

Society of Dacryology in einem Video,<br />

dass die Wiederherstellung der normalen<br />

Tränenkomposition nach Gabe von Benetzungstropfen<br />

bis zu vier Stunden dauern<br />

kann. Tatsache ist, dass in jedem Augenkunde<br />

Lehrbuch, das von vorne betrachtete<br />

"glänzende, reizfreie und transparente<br />

Auge" als "unauffällig" zu betrachten ist.<br />

Wir Augen- und Kontaktlinsenoptiker<br />

beschäftigen uns mit „unauffälligen“ Augen.<br />

Wenn uns etwas „auffällt“, kommen<br />

wir unserer unausgesprochenen<br />

humanen, selbstverständlichen Pflicht<br />

nach, Auffälligkeiten fachkundigen und<br />

befugten Instanzen zuzuführen. Die kennen<br />

sich nämlich aus und wissen zwischen<br />

einem „marginal trockenen Auge“,<br />

das vielleicht durch zu geringe Lidschlagfrequenz,<br />

trockene Luft oder langes Starren<br />

auf einen Bildschirm auftritt und<br />

einer Keratoconjunctivitis Sicca, einer<br />

Infektion oder einem „wirklich trockenen<br />

Auge“, aus welchem Grund immer, zu unterscheiden<br />

und last but not least zu behandeln.<br />

GUILLON, J.-P. 1998. Non-invasive tearscope plus routine for<br />

contact lens fitting. Contact Lens and Anterior Eye, 21, S31-S40.<br />

MISHIMA S FAU - GASSET, A., GASSET A FAU - KLYCE, S. D., JR.,<br />

KLYCE SD JR FAU - BAUM, J. L. & BAUM, J. L. 1993. Determination<br />

of tear volume and tear flow.<br />

SHIMIZU, A., YOKOI N FAU - NISHIDA, K., NISHIDA K FAU -<br />

KINOSHITA, S., KINOSHITA S FAU - AKIYAMA, K. & AKIYAMA, K.<br />

1966. [Fluorophotometric measurement of tear volume and tear<br />

turnover rate in human eyes].<br />

SWEENEY, D. F., MILLAR, T. J. & RAJU, S. R. 2013. Tear film<br />

stability: A review. Experimental Eye Research, 117, 28-38.<br />

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