HANSEstyle 4 | 2016
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STADTGESCHICHTE(N)<br />
Heinz H. Behrens atmet dieses Mal nicht nur frische, sondern<br />
HAMBURGER HOHELUFT<br />
Die beiden „Hohen Lüfte“ sind gewissermaßen das „doppelte Lottchen“ unter<br />
den Hamburger Stadtteilen, ein Zwillingspaar mit allerdings verschiedenen<br />
Erziehungsberechtigten. Hoheluft-Ost gehört zum Bezirk Hamburg-<br />
Nord; Hoheluft-West dagegen wird vom Bezirk Eimsbüttel verwaltet. Heute<br />
zwei kleine aber feine Stadtteile mit hohem Wohnwert. Im Osten – etwa in<br />
den Straßen rund um den Abendrothsweg – wohnt man ruhig und stilvoll,<br />
ganz ähnlich im westlichen Generalsviertel. Die Grenze zwischen West und<br />
Ost bildet die Hoheluftchaussee, eine lebhafte Durchgangsstraße, welche<br />
die beiden Zwillingsschwestern trennt. Das wirkliche Leben tobt quer von<br />
Ost nach West auf einem munteren<br />
Einkaufs-Boulevard, auf dem kunterbunten<br />
Eppendorfer Weg.<br />
Schon im 14. Jahrhundert gab es die<br />
Ortsbezeichnung „an der Hohenluft“<br />
– vermutlich für einen Gasthof am<br />
Heerweg von Eppendorf nach Lokstedt.<br />
Ursprünglich war Hoheluft nur eine<br />
Fotos: Marius Engels, Tim Wendrich<br />
Wahabi Nouri, Küchenchef im Restaurant<br />
Piment im Lehmweg, wurde<br />
bereits mit einem Michelin-Stern<br />
ausgezeichnet<br />
Im Generalsviertel sind die Straßen<br />
nach preußischen Generälen benannt<br />
winzig kleine Ansiedlung an der Isebek und gehörte zu Eppendorf. Die Verbindung<br />
zwischen dieser Siedlung und Eppendorf war ein einfacher Lehmweg am Flüsschen<br />
entlang – noch heute sein Straßenname.<br />
VEERENDEEL – AUF DER<br />
HOHEN LUCHT – HOHELUFT<br />
Es gibt noch eine andere Deutung über die mögliche Herkunft des Namens Hoheluft.<br />
1602 ließen die Herren von Pinneberg direkt an der Grenze zwischen Lokstedt und<br />
Eppendorf einen Galgen errichten. Sie hatten einen Mörder gefasst, der wohl aus<br />
Hamburg stammte. Damals wurden Mord oder Kindestötung mit dem Tode bestraft;<br />
der Täter wurde von Pferden auseinandergerissen, gevierteilt. Die Überreste des<br />
so Hingerichteten wurden zur allgemeinen Abschreckung dann an den Galgen gehängt,<br />
um zu demonstrieren, wie man in der Grafschaft, zu der Lokstedt gehörte, mit<br />
solchen Verbrechern umzugehen pflegte. Diese Richtstätte im Grenzgebiet wurde<br />
zunächst Veerendeel genannt – was viergeteilt bedeutet. Mag sein, dass die Anwohner<br />
aber auch über die „hohe Luft“ spöttelten, in der die Überreste des Täters danach<br />
am Galgen baumelten. In der Folgezeit setzte sich dieser Name jedenfalls durch. 200<br />
Jahre später, 1802, findet sich auch im Eppendorfer Kirchenbuch der Name „auf der<br />
hohen Lucht“.<br />
Ursprünglich war Hoheluft nur eine<br />
winzig kleine Ansiedlung an der Isebek<br />
und gehörte zu Eppendorf.<br />
Damals gehörte der Flecken „auf der hohen Lucht“ genau wie Eppendorf, Eimsbüttel,<br />
Harvestehude oder Winterhude zum Kirchenbesitz des ehemaligen Klosters Harvestehude,<br />
also zur Stiftung St. Johannis. In Klosterprotokollen heißt es noch 1805,<br />
dass dort gerade mal 40 Menschen lebten. Woran sich in den folgenden Jahrzehnten<br />
nicht allzu viel änderte, obwohl die stadtnahen Dörfer wie Hoheluft schon 1830 in die<br />
Hamburger Verwaltungseinheit „Landherrenschaft der Geestlande“ eingegliedert<br />
worden waren.<br />
HOHELUFT – SOMMERSITZE FÜR<br />
HAMBURGER HONORATIOREN<br />
Zunächst gab es in dieser Eppendorfer Feldmark vor allem Land- und Gartenhäuser<br />
des hanseatischen „Stadtadels“. Dort hatte sich 1801 zum Beispiel der Makler Goverts<br />
ein Landhaus errichtet. 1853 erwarb Wilhelm Gossler dieses Grundstück und machte<br />
daraus den späteren „Gossler’schen Park“, der in etwa zwischen der heutigen Hoheluftchaussee,<br />
dem Eppendorfer Weg, der Neumünsterschen Straße und dem Abendrothsweg<br />
lag. Wilhelm Gossler war Partner des Bankhauses Joh. Berenberg, Gossler<br />
& Co. Er vergrößerte das ehemals Govert’sche Anwesen zu einem weitläufigen Park<br />
mit großen Rasenflächen, alten Bäumen, mit einem Teich und Tennisplatz. Drei Jahre<br />
später ließ er dort vom Architekten Auguste de Meuron ein prächtiges Landhaus<br />
errichten, mit 16 Zimmern in zwei Geschossen. Dort wohnte er mit seinen sieben<br />
Töchtern und einem Sohn. Nach dem Tod des Ehepaares Gossler wurden Haus und<br />
Park verkauft, parzelliert und neu bebaut.<br />
Nördlich davon lag das Landhaus des Advokaten Dr. August Abendroth, Sohn des<br />
Hamburger Bürgermeisters Amandus Augustus Abendroth. Eine imposante Villa mit<br />
ionischen Säulen davor. Dieses Grundstück erstreckte sich zwischen Abendrothsweg<br />
bis hinauf zur Breitenfelder Straße. Und hierher wurde nach dem großen Hamburger<br />
Brand von 1842 der hilflose Bürgermeister ins Haus seines Sohnes getragen und<br />
verstarb dort wenige Monate später. 25 Jahre danach, im Jahr 1867, gelangte das<br />
Abendroth’sche Anwesen in den Besitz der Familie Berenberg. Es wurde um 1900<br />
ebenfalls aufgeteilt und neu bebaut.<br />
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