einigkeit 06/2016
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AUS DEN BRANCHEN<br />
Ein heißes Frühjahr?<br />
Auch die zweite Tarifverhandlung<br />
mit dem<br />
Bundesverband der<br />
Systemgastronomie<br />
(BdS) Ende November<br />
hat keinen Fortschritt<br />
gebracht. Tatsächlich<br />
haben die Arbeitgeber ihr Angebot aus<br />
der ersten Verhandlung nicht verbessert,<br />
sondern in entscheidenden Punkten sogar<br />
weiter verschlechtert. Jetzt droht ein heißes<br />
Frühjahr mit deutschlandweiten Protesten.<br />
Erste Aktionen, bei denen die Beschäftigten<br />
über die Verweigerung des BdS, ein<br />
ernstzunehmendes Angebot vorzulegen,<br />
informiert wurden, haben bereits stattgefunden,<br />
zum Beispiel in Berlin, Speyer und<br />
Kaiserslautern – weitere sind in Planung.<br />
Für die rund 100.000 Beschäftigten bei<br />
Nordsee, McDonald’s und Co. fordert die<br />
NGG unter anderem sechs<br />
Prozent mehr Geld. Allerdings<br />
waren die Arbeitgeber weder<br />
in der ersten, noch in der zweiten<br />
Verhandlung bereit, für die<br />
unterste Tarifgruppe mehr als<br />
8,84 Euro pro Stunde anzubieten.<br />
Der Haken: Ab 1. Januar<br />
2017 ist genau das die Höhe<br />
des gesetzlichen Mindestlohns,<br />
den die Arbeitgeber der<br />
Systemgastronomie ohnehin<br />
zahlen müssen – ein Angebot<br />
sieht anders aus.<br />
Infos zur Tarifrunde:<br />
www.ngg.net/system2017<br />
Mitdiskutieren: www.<br />
facebook.com/systemer.ngg<br />
Für Volker Petri und seine KollegInnen von Nordsee ist klar: Gute Arbeit verdient eine<br />
faire Lohnerhöhung.<br />
Foto:Matthias Kneppeck<br />
AUF AUGENHÖHE<br />
Chancen nutzen – vor Risiken schützen<br />
Die Arbeitswelt<br />
verändert sich durch<br />
die Digitalisierung<br />
rasant – auch in der<br />
Ernährungsindustrie<br />
und im Gastgewerbe.<br />
Die „<strong>einigkeit</strong>“ sprach<br />
darüber mit Melanie<br />
Frerichs, Referatsleiterin<br />
Grundsatzpolitik<br />
in der NGG-Hauptverwaltung.<br />
Melanie Frerichs<br />
Nach einer Studie ist jeder zweite Arbeitsplatz<br />
gefährdet. Was heißt das für die<br />
NGG-Branchen?<br />
Viele Arbeitsplätze werden von den bevorstehenden<br />
Entwicklungen betroffen sein.<br />
Einfache Tätigkeiten in der Produktion und<br />
auch im Service sind gefährdet. Und das<br />
trifft die Ernährungsindustrie noch direkter,<br />
weil es hier viel mehr Einfacharbeit gibt als<br />
im Durchschnitt der Industrie. Und diese<br />
Einfacharbeit wird überwiegend von Frauen<br />
geleistet. Es werden mit Sicherheit aber<br />
auch neue Tätigkeitsfelder entstehen. Doch<br />
ich halte nichts von einer Einteilung in Verlierer<br />
und Gewinner – das bringt uns nicht<br />
weiter. Das Bild ist viel komplizierter.<br />
Was ist zu tun?<br />
Wir – die NGG, die Betriebsräte – müssen<br />
eigenes Know-how aufbauen. Zunächst gilt<br />
es, den Betriebsräten die Angst vor diesen<br />
Veränderungen zu nehmen, Orientierung<br />
zu geben und Gestaltungsmöglichkeiten<br />
aufzuzeigen. Dann haben sie die Chance,<br />
eigene Konzepte zu entwickeln. Die größte<br />
Herausforderung wird die Gestaltung des<br />
strukturellen Wandels sein. Wer bisher<br />
mit einfachen Routinearbeiten beschäftigt<br />
war, muss auf anspruchsvollere Aufgaben<br />
vorbereitet werden. Dafür muss vor allem<br />
die Weiterbildung in den Betrieben in der<br />
Breite gestärkt werden. Eine Beschäftigte<br />
in einem Süßwarenbetrieb,<br />
deren<br />
Aufgabe von<br />
Verpackungsrobotern<br />
übernommen<br />
wurde, könnte<br />
zum Beispiel zur<br />
Anlagenführerin<br />
qualifiziert werden.<br />
Zurzeit ist die<br />
Debatte allerdings<br />
viel zu technikzentriert.<br />
Wir müssen<br />
den Menschen in<br />
den Mittelpunkt<br />
stellen, denn<br />
"Gute Arbeit"<br />
leitet sich nicht<br />
automatisch vom<br />
Technikeinsatz<br />
ab – sie muss gestaltet werden. Das heißt<br />
auch, dass wir von Beginn an die Kolleginnen<br />
und Kollegen in den Betrieben informieren<br />
und beteiligen müssen, um gemeinsam<br />
die Arbeit der Zukunft zu gestalten.<br />
Was hat die NGG geplant?<br />
Wir haben eine Studie „Digitalisierung in<br />
der Ernährungsindustrie – Industrie 4.0<br />
gestalten“ in Auftrag gegeben. Im Frühjahr<br />
nächsten Jahres wird sie vorgestellt. Mit<br />
einem Einblick in erfolgreiche betriebliche<br />
Umsetzungsbeispiele<br />
und Checklisten<br />
erhalten<br />
die Betriebsräte<br />
konkrete Handlungsempfehlungen.<br />
Auch unsere<br />
Lebensmittelpolitische<br />
Konferenz<br />
im Mai 2017 wird<br />
sich mit dem Thema<br />
befassen. Wir<br />
setzen die Debatte<br />
zur Arbeit<br />
der Zukunft ganz<br />
oben auf unsere<br />
Agenda und<br />
jeder und jede ist<br />
eingeladen, sich<br />
zu beteiligen!<br />
<strong>einigkeit</strong> 6 /<strong>2016</strong><br />
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