Wertung von Spekulationsangeboten nach § 25 VOB/A
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Sonderheft 2/2004 der GPA-Mitteilungen Bau<br />
<strong>Wertung</strong> <strong>von</strong> <strong>Spekulationsangeboten</strong><br />
<strong>nach</strong> <strong>§</strong> <strong>25</strong> <strong>VOB</strong>/A<br />
Seite 38<br />
Aufgrund des erstplatzierten Spekulationsangebots werden die LV-Ansätze<br />
nochmals überprüft und überarbeitet (z.B. die Mengen geändert, überflüssige<br />
Positionen herausgenommen). Auf der Grundlage des überarbeiteten LV ergibt<br />
sich diese Bieterrangfolge:<br />
1. Bieter C 760.000 EUR<br />
2. Bieter B 780.000 EUR<br />
3. Bieter A 800.000 EUR<br />
Daraus ergibt sich, dass der Bieter C - und nicht der spekulierende Bieter A - im<br />
Auftragsfall aller Voraussicht <strong>nach</strong> als der preisgünstigste Bieter abrechnen wird.<br />
Die GPA hält eine solche Vorgehensweise in der 4. <strong>Wertung</strong>sstufe nicht für zulässig.<br />
Für die Feststellung der Bieterrangfolge bleibt ausschließlich das LV maßgebend,<br />
das an die Bewerber herausgegeben wurde, auch wenn es sich<br />
<strong>nach</strong>träglich in der Phase der Angebotswertung (z.B. bei Aufklärungsgesprächen)<br />
herausstellen sollte, dass die LV-Ansätze objektiv fehlerhaft sind und ein<br />
Bieter - im obigen Beispiel der Bieter A - dies zu seinem finanziellen Vorteil ausgenutzt<br />
hat (OLG Düsseldorf, Urt. v. 28.03.1995 , BauR 96, 98; vgl. dazu ferner<br />
die Vergabekammer Rheinland-Pfalz, Beschl. v. 27.06.2000 Az. VK 10/00, Vergaberechtsreport<br />
7/2000, 1; VÜA Hessen, Beschl. v. 22.10.1998, Vergaberechts-<br />
Report, 1/1999, 3; 2.VK Bund, Beschl. v. 06.05.2003, Vergaberechts-Report<br />
8/2003, 3 betr. Positionen für Wartungsarbeiten, wo<strong>nach</strong> die <strong>nach</strong>trägliche Herausnahme<br />
gegen das Transparenzgebot des <strong>§</strong> 97 Abs. 1 GWB verstößt). Würde<br />
man anders verfahren, wären Vergabemanipulationen Tür und Tor geöffnet. Es<br />
könnten Bieterrangfolgeverschiebungen eintreten, die auch normal kalkulierende<br />
Bieter betreffen.<br />
Von den vorstehenden Ausführungen zu unterscheiden sind mögliche interne<br />
Prognoseentscheidungen, die ein Auftraggeber in der 2. <strong>Wertung</strong>sstufe treffen<br />
kann, um die Wirtschaftlichkeit bzw. die finanziellen Auswirkungen eines Spekulationsangebots<br />
zu beurteilen (s. Abschn. 5).<br />
Das Problem der Behandlung spekulativer Preise muss also in der 1. bis 3. Wer-<br />
tungsstufe gelöst werden. Im obigen Beispiel wäre ggf. der Bieter A schon in<br />
der 1. <strong>Wertung</strong>sstufe auszuschließen.