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Kommt er oder kommt er nicht...<br />

Kurz vor acht verließ Robert den Expresslift in der Kuppel des ehemaligen<br />

Fernsehturms. Am Eing<strong>an</strong>g des Sky-Restaur<strong>an</strong>ts begrüßte ihn die Empf<strong>an</strong>gsdame<br />

freundlich: „Guten Abend, der Herr. Haben Sie reserviert?“ Im Restaur<strong>an</strong>t gab es auch eine<br />

klein Cocktailbar und dort musste m<strong>an</strong> keinen Platz vorbestellen.<br />

Nickend bestätigte Rob: „Auf Fallon um acht Uhr. Mein Begleiter wird nachkommen.“<br />

Schnell f<strong>an</strong>d die junge Dame den Eintrag in der Reservierungsdatei und klickte sie <strong>an</strong>.<br />

„Darf ich Sie <strong>an</strong> Ihren Tisch bringen?“<br />

D<strong>an</strong>kbar nickend folgte Rob der Restaur<strong>an</strong>t<strong>an</strong>gestellten und setzte sich brav, als diese<br />

ihm den Stuhl zurück zog. Das Sky-Restaur<strong>an</strong>t hatte mittlerweile Sternestatus und<br />

dementsprechend war der Service. Still und leise erschien der Kellner fast umgehend<br />

neben Rob und schenkte diesem erst einmal Mineralwasser in das bereits eingedeckte<br />

Glas. D<strong>an</strong>n reichte er ihm die Getränkekarte und erkundigte sich zuvorkommend:<br />

„Möchten Sie mit der Getränkebestellung auf Ihren Begleiter warten?“<br />

Beeindruckt sah Robert zu dem Kellner auf. Die Kommunikation funktionierte hier<br />

hervorragend. In neunundneunzig Fällen wurde ein M<strong>an</strong>n von einer Frau begleitet und<br />

dass der Kellner über diese Abweichung Bescheid wusste, hieß, dass die Empf<strong>an</strong>gsdame<br />

ihn umgehend informiert hatte, damit dieser keinen Fauxpas beging. „Ich bestelle gleich<br />

etwas zu trinken. D<strong>an</strong>ke.“ Konzentriert schlug Rob die Karte auf und blätterte gleich zu<br />

den Weinen. Er liebte Rotwein und wollte zur Feier des Tages einen solchen genießen.<br />

Schnell wählte er einen vollmundigen kalifornischen Zinf<strong>an</strong>del, Jahrg<strong>an</strong>g 2009, aus.<br />

Heute wollte sich Rob nicht mit den Preisen aufhalten. Zumal er eh nur vorhatte, ein<br />

einziges Glas zu trinken. Auf keinen Fall wollte er sich betrinken. Voll und g<strong>an</strong>z wollte er<br />

Adri<strong>an</strong>s Gesellschaft ausnutzen und dies ging nicht, wenn er einen über den Durst tr<strong>an</strong>k,<br />

zumal er zur Einstimmung bereits einen Bourbon unten <strong>an</strong> der Bar getrunken hatte.<br />

Einige Minuten später brachte der Kellner die bereits geöffnete Flasche Rotwein und<br />

goss Rob einen Schluck ins Rotweinglas zum Probieren.<br />

Genüsslich ließ er sich den Wein über die Zunge rinnen und stellte fest, dass er wirklich<br />

lecker schmeckte. Etwas herb, mit einer Note Kirsch und irgendeinem mediterr<strong>an</strong>en<br />

Gewürz kam der Zinf<strong>an</strong>del daher. Nickend bestätigte er und ließ sich das Glas zur Hälfte<br />

füllen. Der Wein hatte zur optimalen Bouquet-Entfaltung Zimmertemperatur und<br />

beeindruckte Rob durch seine sattrote Farbe. Ged<strong>an</strong>kenverloren ließ er den vollmundigen<br />

Wein im Glas kreisen, während er aus dem schrägen Fenster des Turms sah. Reno bei<br />

Nacht, wunderschön! Anf<strong>an</strong>gs hatte sich mit der Großstadt in Nevada nicht wirklich<br />

<strong>an</strong>freunden können. Doch mittlerweile mochte er sein Wohnviertel und seine Nachbarn<br />

machten ebenfalls einen netten Eindruck. Vor allem gefiel ihm, dass m<strong>an</strong> sofort in der<br />

freien Natur st<strong>an</strong>d, wenn m<strong>an</strong> nur drei Schritte aus der größten Kleinstadt der Welt<br />

hinaus machte. Die Stadt lag in einem wunderschönen Tal, auf 1320 m Höhe und sie<br />

umgab wunderschöne schneebedeckte Berge. Eine Autostunde Fahrt und m<strong>an</strong> konnte in<br />

der Sierra Nevada w<strong>an</strong>dern oder in einem der vielen Skigebiete den Schnee genießen. Dass<br />

einzige, was ihm bisher fehlte, war ein Freundeskreis. Vielleicht machte er aber heute<br />

Abend einen Anf<strong>an</strong>g. G<strong>an</strong>z hinten, im letzten Eckchen seines Verst<strong>an</strong>des hoffte Rob auf

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