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Fotos: Robert Eikelpoth, Nuclear Blast<br />

Blaupause ist. So zeigt er sich auch auf<br />

„Gods Of Violence“ gleichzeitig als<br />

spitzzüngiger Zeitzeuge, wie auch als<br />

gefinkelter Chronist.<br />

Religion hat heute eine Bedeutung wie<br />

schon lange nicht mehr. Funktioniert<br />

sie als notwendiger Gegenpol zur vernunftbasierten,<br />

durchgetakteten Welt?<br />

Religion bietet – genauso wie populistische<br />

Politiker – einfache Antworten<br />

auf komplizierte Fragen, von daher<br />

auch der enorme Zulauf. Glaube per<br />

se ist jedoch nichts Schlechtes, sehr<br />

wohl hingegen Dogmatismus und organisierte<br />

Religion. Ich selbst bin ein<br />

großer Verfechter der „Positive Mental<br />

Attitude“, und auch das ist eine Art<br />

Glaube. Für jemand anderen ist halt<br />

Gott seine PMA, wird er dadurch inspiriert,<br />

sich mit sich selbst und den<br />

großen Fragen des Lebens zu beschäftigen.<br />

Organisierte Religion jedoch ist<br />

oft der Hauptgrund dafür, dass sich<br />

Völker bekriegen und Kulturen nicht<br />

miteinander klarkommen – und da haben<br />

Diktatorengötter ein leichtes Spiel.<br />

Gott – der „Schöpfer“, auf Englisch:<br />

„Kreator“: Wenn du einen Tag lang<br />

Gott spielen könntest, wie würdest du<br />

die Erde reformieren?<br />

Ich glaube, die Welt muss nicht unbedingt<br />

reformiert werden. Die Menschen<br />

müssen nur erkennen, wie wertvoll unsere<br />

endliche Zeit auf Erden ist. Es<br />

kommt kein Paradies oder Hölle mehr<br />

im Jenseits – nur hier, auf der Erde<br />

schaffen wir uns selbige. Erst, wenn<br />

man sich seiner Sterblichkeit bewusst<br />

wird, erkennen viele die Nichtigkeit<br />

vieler Sorgen und Probleme. Das ist<br />

auch die Aussage von Titeln wie „Gods<br />

Of Violence“ oder „World War Now“:<br />

Klar, die Welt ist gerade ein sehr aufgewühlter<br />

Ort, aber auch jetzt, nach<br />

der US-Wahl, wird die Welt nicht untergehen.<br />

Wir sollten uns auch weiterhin<br />

des Lebens freuen – von daher ist<br />

weniger eine Allmacht Gottes gefragt,<br />

sondern Menschen, die auf ihre Mitmenschen<br />

zugehen und ihnen zuhören,<br />

was sie kümmert und ängstigt.<br />

Es ist dies ja auch das große Geschick<br />

der Rechtspopulisten, dass sie im Gegensatz<br />

zur Linken zumindest vorgeben,<br />

zuzuhören und Lösungen für Probleme<br />

zu bieten.<br />

Als wir aufwuchsen, gab es klare Feindbilder:<br />

Je nachdem, wo man sich positionierte,<br />

die Rechten oder die Linken.<br />

So einfach ist das nicht mehr, die Gren-<br />

zen verschwimmen. Zu sagen, dass die<br />

Wähler der Populisten ausschließlich<br />

rechts oder dumm sind, das ist eine<br />

Arroganz. Es geht um die Bedürfnisse<br />

der Menschen, und man sollte auf einer<br />

humanistischen Ebene versuchen, eine<br />

bessere Welt zu erschaffen. Das „Brot<br />

und Spiele“-Prinzip hat langsam ausgedient.<br />

Sind die Menschen – gerade mit der<br />

Social-Media-Blase – kritischer oder<br />

angepasster geworden als früher? Verlieren<br />

wir – im postfaktischen Zeitalter<br />

– das Vertrauen an Informationen oder<br />

an vermittelnde Institutionen?<br />

Klar. Ich komme ja noch aus einer Generation,<br />

wo man sehr viel ferngesehen<br />

hat, und wenn dort etwas gezeigt wurde,<br />

dann hat man das für bare Münze genommen.<br />

Bei „Kottan ermittelt“ wurde<br />

einmal eine News-Meldung eingeblendet,<br />

von wegen es sei ein UFO gelandet<br />

– das war nur ein Witz, aber die Leute<br />

haben Panik geschoben. Heute ist die<br />

Medienvielfalt größer, wir sind mit<br />

mehr Meinungen als früher konfrontiert<br />

– und zum Teil auch solchen, die<br />

unbequem sind. Das ist eine neue, sehr<br />

diffuse Situation, die ein sehr seltsames<br />

Klima erzeugt und die Menschen untereinander<br />

aufhetzt. Das finde ich sehr<br />

bedenklich, aber: Das Problem ist bekannt,<br />

man muss sich nur dessen annehmen<br />

und aufhören, einfach mit<br />

dem Finger auf „die Rechten“ oder „die<br />

Linken“ zu zeigen.<br />

Von wegen UFOs: Du meintest einmal,<br />

du seist Paläo-Seti – glaubst also an den<br />

Besuch Außerirdischer auf der Erde;<br />

Nun ist Musik eine rein menschliche<br />

Erfindung. Ist außerirdische Musik<br />

denkbar?<br />

Das Thema hat mich als Teenager fasziniert.<br />

In der Science-Fiction wird ja<br />

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