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termine<br />

Kreator präsentieren ihr neues Album<br />

„Gods Of Violence“ mit Sepultura (neues<br />

Album: „Machine Messiah“) und Aborted<br />

(aktuelles Album: „Retrogore“) im<br />

Vorprogramm am 16. Februar im<br />

Wiener Gasometer.<br />

Wir verlosen 2 × 2 Karten!<br />

Mehr Informationen und<br />

Teilnahmebedingungen auf<br />

www.ticketmagazin.com!<br />

in allererster Linie mit Bekanntem gearbeitet<br />

– von daher sehen Außerirdische<br />

zumeist wie Reptilien oder Insekten<br />

aus: Gigers Alien beispielsweise ist<br />

ein amphibienartiges Monster, das<br />

durchaus auch in den Untiefen des<br />

Meeres leben könnte. Oder wenn du<br />

die Titelmelodie von „Star Trek“ hernimmst:<br />

Das Theremin klingt sphärisch-bizarr,<br />

fußt aber nur auf Klänge,<br />

die wir kennen. Es ist letztendlich unmöglich,<br />

sich außerirdische Musik vorzustellen,<br />

weil wir noch nie außerhalb<br />

des Kontextes „Planet Erde“ gedacht<br />

haben. Vielleicht ist Schall gar nicht<br />

das Kommunikationsmittel außerirdischer<br />

Lebensformen, sondern passiert<br />

auf einer telepathischen Ebene? Außerirdische<br />

Musik ist vorstellbar, ja,<br />

mag irrsinnig intensiv sein, kann aber<br />

von einem Menschen vielleicht gar<br />

nicht wahrgenommen werden.<br />

Zurück auf die Erde: Die Aggressionen<br />

nehmen weltweit zu, schwappen wie<br />

2015 im Pariser Bataclan geschehen<br />

auch auf die Unterhaltungsbranche<br />

über; Wie diskutabel ist dann die von<br />

dir zelebrierte „Aggression“?<br />

Sobald wir uns nur noch in bestimmten<br />

Grenzen ausdrücken dürfen, ist es keine<br />

freie Kunst um des Erschaffens Willen<br />

mehr. Das ist ein Schauspiel – und das<br />

weiß man im Normalfall auch. Aber<br />

natürlich wird es für mich Ende Februar,<br />

wenn wir dann tatsächlich im Bataclan<br />

spielen, seltsam sein und vielleicht<br />

sollte ich mir nochmals Gedanken darüber<br />

machen, ob ich im Gedenken an<br />

all die Toten all meine Ansagen wirklich<br />

12|<br />

bringen kann. Auf der anderen Seite<br />

ist mein Bühnen-Ich auch schwer misszuverstehen,<br />

sofern man nicht ohnehin<br />

Außenstehender ist. Aber dann stellt<br />

sich die Frage: Wo fängt Zensur an, wo<br />

hört sie auf?<br />

Spätestens ab „Terrible Certainty“ kann<br />

man Kreator einen präsenten sozialkritischen<br />

Faktor zuschreiben. Hast du<br />

das Gefühl, dass du die jungen Leute<br />

anstößt, sich mit dem Weltgeschehen<br />

beschäftigen?<br />

Das hoffe ich, das wünscht sich jeder<br />

Künstler. Ob das eintrifft und in welche<br />

Richtung das geht, ist natürlich schwer<br />

einzuschätzen. Ich denke, dass ein sehr<br />

großer Teil unseres Publikums einfach<br />

nur unterhalten werden will und nur<br />

wenige Leute Musik oder Texte hinterfragen<br />

und tiefer in die Materie eindringen.<br />

Jeder, wie er es für richtig hält!<br />

Wie interagieren Gesang und Musik?<br />

Bei mir passiert alles sehr gefühlsorientiert,<br />

was immer ich im Text ausdrücken<br />

will, muss durch das Volumen<br />

der Stimme, aber auch durch die Intensität<br />

der Musik transportiert werden.<br />

Meine Gefühle dirigieren, was wie passiert,<br />

das entsteht aus sich selbst heraus.<br />

Da gibt es keine bewusste Formel. Eigentlich<br />

entsteht zuallererst oft der Titel<br />

eines Musikstückes – ich bin, obwohl<br />

kein Fußballfan, ein Freund von Parolen,<br />

die man leicht wie im Stadion<br />

mitgrölen kann. Natürlich möchte ich<br />

aber die oberflächlich stumpfen Momente<br />

mit Inhalt füllen, da spielen dann<br />

die Worte, der Inhalt, die Art der<br />

Interpretation und das musikalische<br />

Gewand zusammen.<br />

Erstmals in der Kreator-Geschichte<br />

singst du auf „Fallen Brothers“ auch<br />

wenige Sätze auf Deutsch; was verändert<br />

sich hier auf der Bedeutungsebene, wie<br />

funktioniert das Deutsche im üblicherweise<br />

anglisierten Heavy Metal?<br />

Mir war es immer egal, in welcher Sprache<br />

gesungen wird, solange mich die<br />

Darbietung berührt – das muss ich<br />

dann nicht einmal verstehen, so wie<br />

Rammstein in Amerika einfach nur<br />

„cool“ sind. Ein anderes Beispiel, dass<br />

extreme Musik auch auf Deutsch sehr<br />

gut funktioniert, sind die Japanischen<br />

Kampfhörspiele.<br />

Früher gab es Vinyl, heute Downloads;<br />

Zu welcher Zeit war es wichtiger, auf<br />

geiles Artwork zu setzen: Damals wegen<br />

der Optik oder heute als Kaufanreiz?<br />

Ich glaube, das war nie unwichtig. Für<br />

mich gehören visuelle Elemente dazu,<br />

um mich überhaupt erst in den Sog eines<br />

Albums zu ziehen. Nimm allein<br />

„Master Of Puppets“ – da denkt man<br />

sofort an diese dominanten Kreuze, die<br />

das Cover säumen. Gerade im Heavy<br />

Metal hat man doch meistens gleich<br />

ein Bild zur Musik!<br />

Weil du gerade „Master Of Puppets“<br />

angesprochen hattest: Wo liegt das Phänomen<br />

am Jahr 1986, das für die stärksten<br />

Thrash-Scheiben verantwortlich<br />

zeichnet – von „Pleasure To Kill“ über<br />

eben „Master of Puppets“ und „Peace<br />

Sells“ bis hin zu „Reign in Blood“?<br />

Ich glaube, es war einfach alles neu und<br />

mit einer gewissen Aufbruchsstimmung<br />

aufgeladen. Es hört sich vielleicht bescheuert<br />

an, aber man hat damals nicht<br />

so wirklich mitbekommen, was da für<br />

Meisterwerke geschrieben wurden, da<br />

hatte man nicht das Gefühl, Teil eines<br />

Hypes zu sein, geschweige denn Gründer<br />

eines Genres. Dafür zeichnete erst<br />

die Fachpresse rückwirkend verantwortlich:<br />

Sepultura war damals einfach<br />

eine Metalband aus Brasilien.

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