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Rosi Mittermaier Doppel-Olympiasiegerin im Gespräch mit Corinna ...

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Halke-Teichmann: Gab es irgendwann in deinem Leben einen Moment, in dem du dir die<br />

Frage gestellt hast: "Warum durfte ich überleben? Warum musste meine<br />

Schwester sterben?" Denn man sagt ja, dass Zwillingskinder schon <strong>im</strong><br />

Mutterleib einen großen Bezug zueinander herstellen. Hattest du also<br />

irgendwann einmal das Gefühl: "Irgendwie fehlt ein Teil von mir?"<br />

<strong>Mittermaier</strong>: Ich glaube, ich hatte das nie, aber meine Eltern hatten dieses Gefühl ganz<br />

sicher. Ich habe aber noch zwei Schwestern, d. h., ich bin kein Einzelkind.<br />

Denn wenn ich ein Einzelkind gewesen wäre, dann wäre das für meine<br />

Eltern wahrscheinlich schl<strong>im</strong>mer gewesen. Später, als ich dann selbst<br />

Mutter geworden bin, konnte ich überhaupt erst begreifen, was es bedeutet,<br />

wenn einem so etwas passiert. Aber als ich jung war, habe ich daran nicht<br />

gedacht. Nein, eigentlich haben wir auch nicht viel darüber gesprochen. Erst<br />

später hat es dann einmal so eine Zeit gegeben, in der man sich näher für<br />

meine eigentliche Geburtsstunde interessiert hat. Das war schon nach den<br />

Olympischen Spielen 1976. Man meinte damals, dass man vielleicht schon<br />

an der genauen Geburtsstunde hätte ablesen können, ob ich irgendwie in<br />

so eine steigende Tendenz hineingeboren worden wäre usw. Da erst habe<br />

ich dann meine Mutti gefragt, wie spät es denn damals bei meiner Geburt<br />

gewesen ist: Es war nachts um halb zwölf bei mir, und bei meiner<br />

Schwester war es nachts um halb eins.<br />

Halke-Teichmann: Wie sah eigentlich deine Kindheit aus? Du bist auf der Winklmoos-Alm in<br />

der Nähe von Reit <strong>im</strong> Winkl groß geworden. Da kannst du vielleicht auch<br />

gleich einmal etwas richtig stellen, denn viele Leute meinen ja, die<br />

Winklmoos-Alm wäre nur so eine Alm wie alle anderen auch: eine Alm, zu<br />

der man hinwandern und in die man einkehren kann. Aber dem ist wohl<br />

nicht ganz so.<br />

<strong>Mittermaier</strong>: Ja, das ist halt schon ein großes Almgelände. Im Sommer treiben da die<br />

Bauern ihre Kühe auf die Alm zum Weiden. Es gibt dort einige Gasthäuser,<br />

in denen man auch übernachten kann. Aber an sich ist das eher so ein<br />

Tagesausflugsziel. Meine Eltern betrieben früher eines dieser Gasthäuser,<br />

und später hat dann mein Vater das Studentenhe<strong>im</strong> dort gepachtet. Alle<br />

Menschen meinen ja, dass man doch sehr einsam wäre, wenn man so auf<br />

einer Alm leben und dort aufwachsen würde, weil man ja auch so weit –<br />

zehn Kilometer bis zum nächsten Ort – in die Schule fahren müsste usw.<br />

Aber bei uns waren z. B. <strong>im</strong>mer an die 60 Studenten <strong>im</strong> Haus: Da war doch<br />

einiges los.<br />

Halke-Teichmann: Wenn man studiert, ist man doch eher 18, 19 Jahre alt oder älter. Gab es<br />

denn da auch gleichaltrige Spielgefährten?<br />

<strong>Mittermaier</strong>: Im Sommer waren z. B. Schulabschlussklassen und schon auch<br />

gleichaltrige Jugendliche bei uns. Das war für uns <strong>im</strong>mer wunderbar: Da<br />

haben wir sehr viel <strong>mit</strong>bekommen – von überall in Deutschland. Viele<br />

kamen z. B. aus Niedersachsen, und es ist heute noch so, dass mich, wenn<br />

ich dorthin komme, noch ganz viele Leute kennen und mich ansprechen<br />

und sagen: "Ich war damals auch auf der Alm bei Ihren Eltern!" Das ist dann<br />

<strong>im</strong>mer recht lustig.<br />

Halke-Teichmann: Du hast es schon angesprochen: Du hast zwei Schwestern, Heidi und Evi.<br />

Du liegst in der Mitte zwischen deinen beiden Schwestern. Welches<br />

Verhältnis hattest du zu deinen Schwestern, und wie schaut das heute aus?<br />

<strong>Mittermaier</strong>: Zu meinen Schwestern hatte ich <strong>im</strong>mer ein Superverhältnis. Heidi ist zehn<br />

Jahre älter als ich und hat von daher schon auch ein wenig die Erziehung<br />

der beiden jüngeren Schwestern <strong>mit</strong> übernommen. Wir waren auf der<br />

Winklmoos-Alm bei uns <strong>im</strong> Haus ein richtiger Familienbetrieb. Ich habe<br />

meine Lehre <strong>im</strong> Hotelfach auch zu Hause bei uns gemacht: Das war <strong>im</strong><br />

Hinblick auf das Skifahren natürlich schon recht günstig. Zu meinen<br />

Schwestern habe ich nach wie vor ein ganz tolles Verhältnis. In unserer<br />

Familie ist auch überhaupt – toi, toi, toi – alles in Ordnung.

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