Rosi Mittermaier Doppel-Olympiasiegerin im Gespräch mit Corinna ...
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getrennt und mich dazu gebracht, mich ein wenig mehr anzustrengen. So<br />
war ich in der Saison 1975/76 wirklich wunderbar austrainiert: Ich hatte<br />
endlich erkannt, dass ich das alles <strong>im</strong> Training ja für mich mache.<br />
Halke-Teichmann: Kann man denn <strong>mit</strong> deiner damaligen Philosophie, dass du in der<br />
Mannschaft keine Konkurrentinnen, sondern Freundinnen haben möchtest,<br />
auch heute noch Erfolg haben?<br />
<strong>Mittermaier</strong>: Es war damals tatsächlich so, dass wir Freundinnen waren. Ich glaube aber<br />
nicht, dass das heute noch so funktionieren könnte. Heute hat sich das alles<br />
doch sehr gewandelt...<br />
Halke-Teichmann: Man muss wahrscheinlich egoistischer sein.<br />
<strong>Mittermaier</strong>: Ja, man muss wirklich egoistischer sein. Man muss auf sich selbst achten<br />
und nach dem eigenen Erfolg trachten.<br />
Halke-Teichmann: Man muss wohl auch zum Teil seinen eigenen Weg gehen.<br />
<strong>Mittermaier</strong>: Ja, das st<strong>im</strong>mt. Man muss das aber nicht übertreiben, denn man kann<br />
beides vielleicht doch <strong>im</strong>mer noch so ein wenig zusammenbringen. In<br />
meiner Zeit war es tatsächlich so, dass mir das Drumherum fast schon<br />
wichtiger war: Ich habe alles <strong>mit</strong>bekommen, alles gesehen und saß z. B. bei<br />
den Olympischen Spielen auch bei jedem Eishockeyspiel selbst <strong>im</strong> Stadion.<br />
Heute ginge das alles nicht mehr. Da muss man sich auf den eigenen<br />
Wettkampf vorbereiten und konzentrieren. Dafür muss man alles tun, und<br />
dafür muss man sich auch die Zeit entsprechend einteilen.<br />
Halke-Teichmann: Die Spiele 1972 in Sapporo hast du schon angesprochen, wo du dir<br />
eigentlich ein bisserl mehr erhofft hattest, wo du vielleicht doch auf deine<br />
erste Medaille gehofft hast. Deine ersten Olympischen Spiele hattest du<br />
aber schon 1968 in Grenoble <strong>mit</strong>erlebt. Wie war das, als du das erste Mal<br />
bei Olympia <strong>mit</strong> dabei warst, als du das eigene Land repräsentieren<br />
durftest? Das war doch wirklich etwas ganz Besonderes, wie ich vermute.<br />
Was ist dir da in Erinnerung geblieben.<br />
<strong>Mittermaier</strong>: Ich weiß noch ganz genau, wie es mir da bei der Eröffnungsfeier gegangen<br />
ist. Da wurden die Herztöne von demjenigen, der <strong>mit</strong> der Fackel ins Stadion<br />
gelaufen ist und dann das Olympische Feuer entzündet hat, per Funk<br />
übertragen und über die Lautsprecher ausgestrahlt. Da ist es mir doch<br />
schon so ein wenig den Rücken runtergerieselt. Ich war ja erst 18 Jahre alt<br />
und durfte trotzdem schon <strong>mit</strong> dabei sein. Damals war meine Freundin<br />
Traudl auch <strong>mit</strong> dabei, und von uns beiden gibt es da eine recht lustige<br />
Geschichte. Wir gingen zum ersten Mal <strong>im</strong> Olympischen Dorf spazieren, als<br />
uns der große und weltberühmte Eiskunstläufer Oleg Protopopow<br />
entgegenkam. Wir haben ihn nicht gekannt oder erkannt, aber die Traudl<br />
hat zu dem ganz einfach "servus" gesagt. Ich habe sie dann gefragt, woher<br />
sie denn diesen Mann kennen würde. Sie sagte nur: "Mir kam der halt<br />
einfach so bekannt vor." Später ist uns dann erst aufgefallen, dass das der<br />
berühmte Oleg Protopopow gewesen ist.<br />
Halke-Teichmann: Ja, er war Paarläufer zusammen <strong>mit</strong> Ludmilla Belusowa.<br />
<strong>Mittermaier</strong>: Ja, genau, das weißt du natürlich viel besser als ich. Wir als achtzehnjährige<br />
Mädel waren ganz einfach so frech, zu dieser Berühmtheit "servus" zu<br />
sagen. Denn eigentlich war das schon noch eine Zeit, in der man vor so<br />
großen Namen gehörigen Respekt hatte. Man war das erste Mal <strong>mit</strong> dabei<br />
und hat diese Leute eigentlich alle noch bewundert.<br />
Halke-Teichmann: 1976 warst du es dann, die sich einen ganz großen Namen gemacht hat.<br />
Es ging seinerzeit los <strong>mit</strong> der Abfahrt: Die Weltcup-Saison davor war schon<br />
so gut gelaufen gewesen für dich, dass du <strong>mit</strong> zu den Favoritinnen gehört<br />
hast. Aber eine Abfahrt hattest du ja bis dato noch nie gewonnen.<br />
<strong>Mittermaier</strong>: Ja, das ist richtig. Ich war lange davor einmal Zweite gewesen: Das muss