Rosi Mittermaier Doppel-Olympiasiegerin im Gespräch mit Corinna ...
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Strecke nur bis ungefähr zur Mitte, also bis kurz vor dem letzten steileren<br />
Hang besichtigt. Klaus Mayr, unser damaliger Trainer, hat zu mir gesagt:<br />
"Da fahren wir jetzt nicht weiter nach unten. Das schaust du dir jetzt von<br />
oben an. Das sind doch eh alles nur offene Tore, das kannst du auch von<br />
hier oben sehen." Ich habe auch gesagt: "Gut, dann kürzen wir das ab und<br />
fahren gleich oben herum zum Lift weiter." Aber gerade dort, wo ich die<br />
Strecke nicht besichtigt habe, lag die Stelle, an der ich viel Zeit verloren<br />
habe.<br />
Halke-Teichmann: Es waren nur 12 Hundertstelsekunden, die letztlich zur Goldmedaille gefehlt<br />
haben.<br />
<strong>Mittermaier</strong>: Ja, aber genau an der Stelle habe ich wirklich eine gute halbe Sekunde<br />
"liegen gelassen". Es war halt völlig unmöglich, das vor dem Rennen zu<br />
besichtigen. Aber gut, Silber war ja auch nicht schlecht. Für mich war das<br />
wirklich höchst befriedigend. Das war für mich absolut kein Beinbruch. Es<br />
waren halt nur best<strong>im</strong>mte Menschen, die mich da hineingeritten haben,<br />
indem sie gesagt haben: "Ja, warum hast du denn nicht gewonnen?" Es ist<br />
schon klar: Die Leute wollen Sieger sehen. Für mich selbst aber war der<br />
Erfolg wirklich opt<strong>im</strong>al.<br />
Halke-Teichmann: <strong>Rosi</strong>, ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich dich um deine Medaillen<br />
wirklich beneide. Mir selbst hätte schon eine Bronzemedaille gereicht, was<br />
wir aber leider nicht geschafft haben. Aber das, was dann danach <strong>mit</strong> dir<br />
passiert ist, fand ich persönlich schon eher schockierend. Mir sind diese<br />
Bilder noch ganz klar in Erinnerung: Es haben sich Hunderte von<br />
Journalisten und Tausende von Fans auf dich gestürzt. Es gab regelrechte<br />
Schlägereien unter den Fotografen und den Kameraleuten, um die<br />
besseren Plätze in der Nähe der "Gold-<strong>Rosi</strong>". Es herrschte ein Geziehe und<br />
Gezerre, dass man wirklich Angst um dich haben musste.<br />
<strong>Mittermaier</strong>: Ja, das st<strong>im</strong>mt schon. Ich habe es aber überstanden, wie man sieht. Heute<br />
würden sich die Medien schon ein bisschen anders verhalten: Ich nehme<br />
an, dass heute alles viel geregelter abläuft bei so einem Ereignis. Denn<br />
heute kann auch nicht mehr jeder in diesen abgesperrten Raum hinein.<br />
Halke-Teichmann: Gab es da bei dir nicht auch Panikgefühle?<br />
<strong>Mittermaier</strong>: Nein, eigentlich nicht. Ich war in einer solche Euphorie, dass ich das gar<br />
nicht so gespürt habe. Ich versuchte halt die ganze Zeit über vergeblich,<br />
diejenigen Leute zu treffen, die ich eigentlich treffen wollte. Ich hätte gerne<br />
meine Freundinnen aus der Mannschaft gesehen oder auch z. B. auch<br />
meine Mutter. Sie hatte davor noch nie ein Abfahrtsrennen von mir live<br />
<strong>mit</strong>erlebt. Bei dieser Abfahrt aber war meine Mutter das erste Mal <strong>mit</strong> dabei:<br />
Ich hätte sie wirklich gerne gesehen, aber das war völlig unmöglich. Das hat<br />
mir schon sehr Leid getan, weil es mir die ganze Zeit durch den Kopf<br />
gegangen ist, wie ich denn endlich meine Mutti treffen könnte. Ich habe sie<br />
absolut nicht finden können. Erst drei Stunden später, als ich wieder zurück<br />
<strong>im</strong> Hotel war, habe ich sie endlich gesehen. An so etwas habe ich also in<br />
der Situation gedacht.<br />
Halke-Teichmann: Es war ja so, dass quasi schon <strong>im</strong> Zieleinlauf dieses Rennens wegen deiner<br />
Medaillen die Firmen und die Manager Schlange standen: Alle wollten <strong>Rosi</strong><br />
<strong>Mittermaier</strong> vermarkten. Aber die Saison war ja noch nicht zu Ende: Sie<br />
ging erst später <strong>mit</strong> der Krönung, <strong>mit</strong> dem Gewinn des Gesamt-Weltcups zu<br />
Ende. Dann erst ging es richtig los: Wer hat dich denn eigentlich in der<br />
Zwischenzeit beraten? Wer hat dir bei dem ganzen Rummel geholfen, denn<br />
es wollte dich ja jedes Magazin, jede Zeitung und jeder Fernsehsender<br />
haben.<br />
<strong>Mittermaier</strong>: Das war am Anfang wirklich unüberschaubar. Wir haben z. B.<br />
<strong>mit</strong>bekommen, dass es plötzlich Schnapsgläser oder auch Kissen <strong>mit</strong><br />
meinem Konterfei drauf gab. Das gab es überall: sogar in Japan. Das