zds#45
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Warum wir teurer werden<br />
Die Zeitschrift der Straße kostet jetzt 50 Cent mehr.<br />
Das hilft den VerkäuferInnen auf der Straße – und schafft<br />
einen neuen Arbeitsplatz<br />
Text: Michael Vogel<br />
sechs Jahren! Ihre Aufgabe ist es unter anderem,<br />
VerkäuferInnen an ihren Standorten aufzusuchen,<br />
dort auch mit LadeninhaberInnen zu sprechen,<br />
Konflikte zu lösen und für ein gutes Miteinander<br />
zu sorgen. Petra Kettler verstärkt außerdem das<br />
16-köpfige, bisher rein ehrenamtliche Vertriebsteam,<br />
das Tag für Tag das Büro am Laufen hält,<br />
Hefte ausgibt, Geld einsammelt, Abrechnungen erstellt<br />
und für die VerkäuferInnen immer warmen<br />
Kaffee und ein offenes Ohr bereithält.<br />
Abschließend haben wir noch eine kleine Bitte<br />
an Sie: Die Preiserhöhung hat manche unserer<br />
VerkäuferInnen sehr verunsichert. Sie befürchten<br />
nämlich, nun weniger Hefte zu verkaufen als<br />
bisher - und auch den Verlust von Trinkgeld. Das<br />
Leben hat vielen von ihnen allen Grund gegeben,<br />
misstrauisch und verunsichert zu sein. Zeigen Sie<br />
ihnen deshalb jetzt umso deutlicher Ihre Solidarität,<br />
indem Sie die Zeitschrift der Straße regelmäßig<br />
kaufen.<br />
Sie haben es gemerkt: Die Zeitschrift der Straße<br />
ist 50 Cent teurer geworden. Seit Bremens Straßenmagazin<br />
vor genau sechs Jahren erstmals<br />
erschien, ist dies die erste Preiserhöhung. In der<br />
Zwischenzeit ist vieles teurer geworden: Heute<br />
kriegen Sie für 2,50 Euro einen großen Kaffee bei<br />
McDonald’s oder ein Beck’s in der Kneipe an der<br />
Ecke. Das Einzelticket für Bus oder Straßenbahn<br />
kostet mit 2,75 Euro mittlerweile schon mehr als<br />
die Zeitschrift der Straße. Für ein Micky-Maus-Heft<br />
zahlen Sie 3,50 Euro und für ein Päckchen Zigaretten<br />
im Schnitt 5,80 Euro.<br />
Der Grund für den höheren Preis der Zeitschrift<br />
der Straße sind aber nicht etwa höhere Redaktions-,<br />
Papier-, Druck- oder Lagerkosten, denn die sind,<br />
pro Heft gerechnet, sogar leicht gefallen – weil die<br />
verkaufte Auflage gestiegen ist. Und Verwaltungskosten<br />
haben wir ohnehin fast keine.<br />
Vielmehr haben wir den Preis erhöht, um der<br />
sozialen Mission der Zeitschrift der Straße besser<br />
gerecht zu werden. Vom neuen Verkaufspreis von<br />
2,50 Euro bekommen die VerkäuferInnen künftig<br />
1,30 Euro, also 20 Cent mehr als bisher. Damit<br />
möchten wir den Straßenverkauf ein bisschen<br />
lohnender machen, der eine mühsame, körperlich<br />
anstrengende und oft frustrierende Arbeit ist. Die<br />
Betonung liegt auf Arbeit. Das ist uns wichtig. Um<br />
auf den neuen gesetzlichen Mindeststundenlohn<br />
von 8,84 Euro zu kommen, müssen die StraßenverkäuferInnen<br />
durch die Preiserhöhung künftig<br />
nicht mehr acht, sondern weniger als sieben Hefte<br />
pro Stunde verkaufen. Realistisch ist das für die<br />
meisten noch immer nicht, denn das entspricht<br />
einem verkauften Heft alle neun Minuten. Doch<br />
mit dem Trinkgeld, das viele Menschen den VerkäuferInnen<br />
zusätzlich in die Hand drücken,<br />
können sie sich dem gesetzlichen Mindestlohn zumindest<br />
nähern.<br />
Die übrigen 30 Cent aus der Preiserhöhung<br />
verwenden wir zur Finanzierung einer halben<br />
Stelle, mit der wir die Betreuung unserer rund 80<br />
VerkäuferInnen auf der Straße verbessern wollen.<br />
Wenn auch weiterhin mindestens 75.000 Hefte im<br />
Jahr verkauft werden, dann reichen die zusätzlichen<br />
Einnahmen von 22.500 Euro knapp aus, um<br />
daraus die halbe Stelle zu bezahlen.<br />
Im Vertrauen darauf, dass Ihnen die Zeitschrift<br />
der Straße auch 2,50 Euro wert ist, worin uns eine<br />
Umfrage unter den LeserInnen im letzten Sommer<br />
bestärkt hat, haben wir die halbe Stelle bereits<br />
zum 1. Januar besetzt. Petra Kettler ist nun die<br />
erste Angestellte der Zeitschrift der Straße – nach<br />
2,- Euro<br />
Alter<br />
Verkaufspreis<br />
+0,20 Euro<br />
Zusätzlicher Erlös für<br />
StraßenverkäuferInnen<br />
+0,30 Euro<br />
Finanzierung der neuen<br />
VerkäuferInnenbetreuung<br />
2,50 Euro<br />
Neuer<br />
Verkaufspreis<br />
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