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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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1.1 Begriffliches<br />

10<br />

<strong>Psychosomatische</strong> <strong>Erkrankung</strong>en, Psychosomatik und <strong>Psychosomatische</strong> Medizin – ein Überblick<br />

Begriffliches<br />

Bevor der Versuch einer Definition dessen unternommen wird, was sich ‚psychosomatische Er-<br />

krankung‘ nennt, soll kurz aufgezeigt werden, mit welchem Grundproblem die Psychosomatik<br />

beschäftigt ist.<br />

Das traditionsbehaftete und gerade in der medizinischen Praxis ständig vorfindbare und prä-<br />

sente biomedizinische Modell linearer Ursache – Wirkungs – Ketten ist ungeeignet, alle Phäno-<br />

mene innerhalb der medizinischen Wissenschaft zu erklären.<br />

„Das traditionelle Modell erklärt die Kontraktionen der Fingerarterien von Kettenrauchern <strong>als</strong><br />

biologische Reaktion auf Nikotin, das bei der Inhalation von Zigarettenrauch in das Blut gelangt.<br />

Auf die Frage nach den Beziehungen des Rauchers zu seiner Umgebung und auf die Frage nach<br />

dem Zus<strong>am</strong>menhang zwischen dem biologischen Vorgang der Gefäßkontraktion und dem psych-<br />

ischen Geschehen, das der Anblick einer Zigarettenschachtel bei dem Kettenraucher auslöst, gibt<br />

das Modell keine Antwort.“ 21<br />

Aber nicht nur das biomedizinische Modell linearer Ursache – Wirkungs – Ketten ist ungeeignet,<br />

die Wirklichkeit in der Medizin im Ganzen zu erfassen und zu erklären:<br />

„Die Modelle der Psychoanalyse und der Verhaltensmedizin erklären die psychischen und<br />

sozialen Beziehungen zwischen Menschen und ihrer Umgebung. Sie geben aber keine Antwort<br />

auf die Frage nach dem Zus<strong>am</strong>menhang zwischen diesen Beziehungen und den biologischen<br />

Vorgängen in ihrem Körper. Viele meinen, dieser Dualismus in der Medizin sei unvermeidlich,<br />

weil die Realität, wie Descartes gezeigt habe, aus physisch-materiellen und psychisch-<br />

spirituellen Anteilen zus<strong>am</strong>mengesetzt sei.” 22<br />

Haben wir es bei den Phänomenen des Körpers einerseits und der Psyche andererseits aber<br />

tatsächlich mit zwei unterschiedlichen Phänomenen zu tun, denen im besten Fall gleichzeitige<br />

Existenz zugebilligt wird? Können wir wirklich von einer physischen und psychischen Parallelität<br />

sprechen, ohne dabei die Wirklichkeit aus den Augen zu verlieren?<br />

21 Adler & v. Uexküll in Adler 2000, S. 4<br />

22 Adler & v. Uexküll in Adler 2000, S. 4

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