Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Einleitung
Gefühl habe er erst nach seinem »Herzinfarkt« gehabt, als die geschilderten Beschwerden bei
den entsprechenden Anlässen auch in größerer Intensität aufgetreten seien.“ 1
Der einleitend dargestellte Fall beschreibt einen an einer Herzneurose leidenden Patienten.
Die Bezeichnung Herzneurose wird 1969 von Richter und Beckmann definiert und umfasst auf
das Herz bezogene Beschwerden, die nicht organisch begründbar sind. Besonders dramatisch ist
die Angst, an einer Herzerkrankung – etwa an einem Herzinfarkt – sterben zu können.
„Die aus dem Mittelalter datierte Bezeichnung ‚Anxietas cordis‘ sowie der später offenbar in
Anlehnung daran von Vogel (1764) geprägte Begriff ‚Anxietas praecordialis‘ meinen offensicht-
lich schon – zumindest phänomenologisch – Symptomenkomplexe, die wir in unseren Fällen vor
uns haben.“ 2
Beim Krankheitsbild der Herzneurose liegt ein psychosomatisches Geschehen vor.
Psychosomatische Erkrankungen 3 lassen sich nach Csef in drei Hauptgruppen einteilen, nämlich
in die so genannten funktionellen Syndrome, die nach ICD-10 nun somatoforme Störungen
genannt werden, in die psychosomatischen Erkrankungen im engeren Sinne (bei denen Organ-
veränderungen nachweisbar sind) und die somatopsychischen Störungen, bei denen Angst die
Folge einer organischen Erkrankung ist.
Bei den beiden ersten Gruppen hingegen ist Angst als wichtiger ätiologischer Faktor zu be-
trachten. 4
Die Herzneurose, die nach Csefs Meinung in der Allgemeinpraxis bei 10-15% der Patienten
vertreten ist, 5 andere Angaben schwanken zwischen einer Häufigkeit von 2% bis ca. 12% in der
Allgemeinbevölkerung, 6 ist von den psychosomatischen Erkrankungen im engeren Sinne, wie
1
Schonecke & Herrmann in v. Uexküll 1981, S. 464
2
Michaelis 1970, S. 10
3
zum Begriff siehe Kapitel 1.1
4
vgl. Csef 1994, zitiert nach Csef in Nissen 1995, S. 127
5
vgl. Csef 1996, S. 771
6
vgl. Schepank 1987, Dilling und andere 1984, zitiert nach Schonecke 1998, S. 40