Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Psychosomatische Erkrankungen, Psychosomatik und Psychosomatische Medizin – ein Überblick
Frühere Einteilungsmodelle mit speziellem Blick auf Flanders Dunbar
Erkrankungen.“ 168 Bei ihren Untersuchungen kommt sie dabei zu dem Ergebnis, dass es zwischen
dem Persönlichkeitstypus eines Menschen und bestimmten Erkrankungen eine Beziehung geben
muss. Diese Beobachtungen veranlassen sie schließlich dazu, Persönlichkeitsprofile aufzustellen,
die typisch für bestimmte Erkrankungen sein sollten. 169 Als Beispiel ihres Zuganges kann das
Persönlichkeitsprofil des Angina-pectoris- und das des Herzinfarkt-Patienten angebracht wer-
den: „Es sind zielbewußte und strebsame Persönlichkeiten, die sich besonders durch Beharrlich-
keit auszeichnen. Sie besitzen in hohem Maße die Fähigkeit, spontane Aktionen zurückzustellen
und ihr ganzes Handeln Fernzielen unterzuordnen. Ihr Leben ist ausgerichtet auf Leistung und
Erfolg.“ 170 Bei Dunbars Ansatz handelt es sich also um ein Persönlichkeitsspezifitätskonzept. „Mit
Hilfe von Beobachtungen und klinischen Interviews beschreibt sie bestimmte Persönlichkeits-
typen, bei denen gewisse Erkrankungen besonders häufig auftreten sollen: so etwa den
typischen Koronarkranken als ausdauernd strebsame, erfolgsorientierte Person oder die typische
impulsive, schlecht beherrschte Unfallpersönlichkeit.“ 171 Bräutigam und Christian bezeichnen
Dunbars Denkansatz als charakterologisch orientierte Richtung und schreiben: „Die klassische
psychosomatische Arbeit dieser charakterologischen Richtung stammt von der amerikanischen
Ärztin Flanders Dunbar, die aus unmittelbarer klinischer Evidenz bei 80 % der Menschen, die
wiederholt Unfälle hatten, ein charakteristisches Persönlichkeitsprofil der Unfallpersönlichkeit
zeichnete: ... . Dieses Persönlichkeitsprofil stellte Dunbar dann dem Bild der Persönlichkeiten
gegenüber, die zu angiösen Beschwerden und zu Herzinfarkten neigten. ... .“ 172
Obwohl dieses Konzept bis heute zu finden ist und als Grundlage für den Versuch dient, etwa
den typischen Migräniker oder Hypertoniker zu finden 173 , waren die Beschreibungen derartiger
Profile aber zu unbestimmt und von zu großer Allgemeinheit geprägt; ferner waren Art und
Umfang der die Korrelation zwischen Persönlichkeitstyp und Erkrankung beeinflussenden Fak-
toren derart unüberblickbar, dass diese Art der Forschung keinen großen Erfolg versprach. 174 „Die
Schwäche der charakterologisch orientierten Richtungen liegt vor allem in dem statistischen
Charakter der erhobenen Merkmale, die gewöhnlich keine Verbindung zu lebensgeschichtlichen
Entwicklungen und keinen Hinweis auf Anlage- oder Umweltbedingungen enthalten. Eine
weitere Schwäche ist die, daß die Zuordnung eines solchen Persönlichkeitsmerkmals zu einer
168
Wesiack in Loch 1998, S. 297
169
vgl. Wesiack in Loch 1998, S. 297
170
Dunbar 1954, zitiert nach Wesiack in Loch 1998, S. 298
171
Köhler 1995, S. 25
172
Bräutigam & Christian 1981, S. 39
173
vgl. Köhler 1995, S. 25
174
vgl. Wesiack in Loch 1998, S. 298