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ein, brummelt Brunner alt und gebrechlich im wal- lenden Kaftan die ...

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N<strong>ein</strong>, <strong>brummelt</strong> <strong>Brunner</strong> <strong>alt</strong> <strong>und</strong> <strong>gebrechlich</strong> <strong>im</strong> <strong>wal</strong><strong>lenden</strong><br />

<strong>Kaftan</strong> <strong>die</strong> Holztreppe hinunter sich tastend.<br />

N<strong>ein</strong>-oh-n<strong>ein</strong>.<br />

Von MÄdigkeit <strong>und</strong> Unwohls<strong>ein</strong> sowie auch der Depression<br />

darÄber niedergedrÄckt schleicht er zur KÄche, wo s<strong>ein</strong>e Frau<br />

das FrÄhstÄck bereitet. Eine mehrfach reflektierte Sonne<br />

zierpt aufdringlich durchs Fenster, <strong>und</strong> selbst der durchdringende<br />

Kaffeegeruch, der anstelle der verbrauchten Schlafz<strong>im</strong>merluft<br />

in s<strong>ein</strong>e Lungen dringt, lÅsst ihn nicht munterer<br />

werden. Denn da ist noch <strong>ein</strong> anderer penetranter Gestank,<br />

den er wohl zu identifizieren weiÇ.<br />

-Mann!<br />

Angewidert verdreht er <strong>die</strong> Augen. Abgesehen davon vertrÅgt<br />

er k<strong>ein</strong>en Kaffee <strong>und</strong> ist der ehrlichen M<strong>ein</strong>ung, dass Kaffeetrinker<br />

nur deshalb so <strong>alt</strong> werden, weil ihr Metabolismus stark<br />

ist - stark genug, <strong>die</strong>ses GesÉff zu verkraften. Mit <strong>ein</strong>em angedeuteten<br />

GruÇ schleicht er an Elke vorbei <strong>und</strong> Éffnet den<br />

KÄhlschrank.<br />

-Mir geht es nicht gut, sagt er, nachdem er <strong>ein</strong>e Zeitlang abwesend<br />

in das Grauen erregende Innere gestarrt hat. Gar nicht<br />

gut. Ich glaube, Benus hat mich neulich abend angesteckt.<br />

K<strong>ein</strong>e Reaktion. Er macht den KÄhlschrank zu <strong>und</strong> betrachtet<br />

den Haufen trockener Brotkrusten, der sich neben der SpÄle<br />

angesammelt hat.<br />

-Ich werde heute zuhause bleiben, sagt er.<br />

Da fÅngt der Wasserkocher wie verrÄckt an zu pfeifen. - Und<br />

klick.<br />

Er beobachtet, wie sie Kaffeepulver in den Filter lÉffelt, dann<br />

Wasser zugibt. Er sieht ihre F<strong>alt</strong>en, ihre TrÅnensÅcke, den<br />

HÅngebusen. Ob alle Frauen Äber 40? So abbauen? - Dem<br />

Aussehen nach schon. Man sieht es ihnen an. Der gewisse<br />

Glanz ist weg: von den Haaren, von der Haut, aus den Augen.


-Die werden dich bald entlassen, sagt sie <strong>und</strong> gieÇt noch <strong>ein</strong>mal<br />

nach, gibt noch <strong>ein</strong>en Schuss zu, bis der Filter genau<br />

randvoll ist.<br />

-Wieso das denn?<br />

-Wenn du dauernd krank feierst.<br />

<strong>Brunner</strong> holt tief Luft. Schwer atmet er <strong>und</strong> sammelt Kraft.<br />

-Du redest <strong>im</strong>mer. Soll ich etwa krank zur Arbeit gehen. Die<br />

Kollegen werden sich bedanken, wenn ich sie alle anstecke.<br />

Sie sieht ihn an, <strong>und</strong> sieht ihn doch nicht an. So lange kennt<br />

sie ihn schon, aber ob er wirklich krank ist, unter s<strong>ein</strong>er f<strong>alt</strong>ig<br />

gewordenen, leicht ledernen Haut, kann sie nicht mit Best<strong>im</strong>mtheit<br />

sagen.<br />

-Ach du! sagt sie. StÉhnst <strong>im</strong>mer rum. Ich bin es, <strong>die</strong> wirklich<br />

etwas hat. Und du setzt mich noch zusÅtzlich unter Druck, mit<br />

d<strong>ein</strong>en Wehwehchen <strong>und</strong> stÅndigen Forderungen.<br />

-Ach du! Åfft <strong>Brunner</strong> sie nach. Du musst dich mehr bewegen.<br />

Dann wird es dir auch wieder besser gehen. - Abnehmen! Und<br />

erstmal <strong>die</strong> ganzen SÄÇigkeiten aus der Wohnung verbannen.<br />

-Ich esse Äberhaupt k<strong>ein</strong>e SÄÇigkeiten.<br />

-Ich seh dich doch dauernd welche mÄmmeln.<br />

-Da irrst du dich. Die SÄÇigkeiten sind nur fÄr <strong>die</strong> Kinder.<br />

-Oh, ffu ... 5 nach 7, bleekt er, wendet sich von ihr ab <strong>und</strong><br />

wackelt zum Fernseher<strong>ein</strong>sch<strong>alt</strong>knopf. Ihm ist <strong>die</strong> Wiederholung<br />

s<strong>ein</strong>er Lieblingsserie <strong>ein</strong>gefallen, <strong>die</strong> um 7 angefangen<br />

hat.<br />

Sie kÉnnte <strong>die</strong> KÄchentÄr zumachen. Sie kÉnnte konzentriert<br />

Kaffee in <strong>die</strong> rote Thermoskanne gieÇen. Sie kÉnnte auf <strong>die</strong><br />

berauschenden Dialoge aus der Fl<strong>im</strong>merkiste verzichten.<br />

-Du behauptest, krank zu s<strong>ein</strong>, ruft sie nach <strong>ein</strong>er Weile durch<br />

<strong>die</strong> offene TÄr. Aber du guckst dir zum FrÄhstÄck Filme an,<br />

<strong>die</strong> noch dazu in Kreisen spielen, <strong>die</strong> du angeblich verachtest.<br />

-Ja <strong>und</strong>, lass mich doch, erwidert er. Das lenkt mich wenigstens<br />

ab.


Eine Minute verfolgt er das irreale Spektakel, das in <strong>ein</strong>er<br />

Welt von AuÇerirdischen zu spielen sch<strong>ein</strong>t, <strong>die</strong> durch <strong>ein</strong>en<br />

seltsamen, zÅhen Beziehungsnebel taumeln. Dann ist sie mit<br />

dem Kaffee fertig. Sie kommt heran <strong>und</strong> baut sich breitb<strong>ein</strong>ig<br />

vor ihm auf.<br />

-Ich verstehe dich wirklich nicht, sch<strong>im</strong>pft sie voll Abscheu<br />

<strong>und</strong> Zorn. Wie du dir so <strong>ein</strong>en niveaulosen Quatsch ansehen<br />

kannst! Ich h<strong>alt</strong>e das nicht aus!<br />

-HÉr doch mal auf, dazwischen zu quatschen, keift er zurÄck,<br />

den Blick unablÅssig auf <strong>die</strong> Mattscheibe geheftet.<br />

Rrr-grrr, Rrr-grrrch, faucht <strong>die</strong> Tigerin, <strong>und</strong> der Tiger faucht<br />

zurÄck, erstarrt in dem eisigen, eisernen Atem des Anderen.<br />

Und doch sind sie Affen, lÅppische, tÅppische, lÅcherliche<br />

Affen, <strong>die</strong> <strong>ein</strong> Leben lang in inniger Hitze verknotet sich piken,<br />

zum Wohle des ganzen Familienbetriebs.<br />

-So nicht, m<strong>ein</strong> Lieber, ruft sie erbost, mit BrontÑ's rollendem<br />

Auge.<br />

Spontan dreht sie sich um <strong>und</strong> drÄckt auf den Aussch<strong>alt</strong>knopf.<br />

Denn hier ist der kritische Punkt erreicht, <strong>die</strong> kritische Masse,<br />

<strong>die</strong> das Fass zum Bersten bringt.<br />

-Mensch Elke, sagt er gefÅhrlich ruhig. Ich lasse dich doch<br />

auch <strong>im</strong>mer d<strong>ein</strong>e Kochsendungen gucken.<br />

-Tust du nicht. Du kommst von der Arbeit <strong>und</strong> stellst auf <strong>die</strong><br />

Nachrichten um, ohne mich Äberhaupt zu fragen.<br />

Bei <strong>die</strong>sen Worten beginnt sie den EÇtisch zu decken. Meisterin<br />

der Versorgung, Gesellin des guten Geschmacks, Azubin<br />

der MorgenrÉte, <strong>die</strong> allen Speisen mit Nachdruck <strong>die</strong> letzte<br />

Ölung verleiht. Materialien, <strong>die</strong> nie damit gerechnet haben,<br />

sich in kÄhlen vibrierenden Kisten <strong>und</strong> menschlichen SchlÄnden<br />

so nahe zu kommen. Der Gesang der TÅuschung, wie <strong>ein</strong><br />

dÄnner, flirrender Wind, der nicht <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> lausiges Blatt<br />

davontrÅgt. Und <strong>die</strong>ser Halbton setzt sich als Oberschwingung<br />

in den ganzen kÄnstlichen Hohlraum fort, der nur fÄr unsere<br />

GlÄckseligkeit da ist, damit wir nicht darben <strong>und</strong> frieren mÄs-


sen. Weiters gelinde RÅtschaften <strong>und</strong> Zauberrampen, mit denen<br />

k<strong>ein</strong> Wilder etwas anzufangen wÄsste, an <strong>die</strong> er sich aber<br />

ebenso schnell gewÉhnen wÄrde wie an alles Andere, was<br />

erf<strong>und</strong>en wurde, um mit ihm besser hÉren, sehen, schmausen,<br />

FÅhrte aufnehmen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Überreste von Fressf<strong>ein</strong>den beseitigen<br />

zu kÉnnen, <strong>und</strong> selbst wenn zwischendrin etwas Besonderes,<br />

Unvorhergesehenes passiert, wie in dem <strong>ein</strong>en Film, in<br />

dem zwei Ritter von <strong>ein</strong>er Zeitmaschine in <strong>die</strong> Moderne katapultiert<br />

werden, uns von unseren Zielen nicht abbringen lassen,<br />

auÇer es kommt <strong>ein</strong> schl<strong>im</strong>mer Winter wie 1709, als <strong>die</strong><br />

NachtmÄtzen an unseren Betten festfroren <strong>und</strong> jeder, ausnahmslos<br />

jeder reisende GeschÅftsmann, ob er gesetzeswidrig<br />

auf Beute ausging oder weitgehend legal s<strong>ein</strong>e Profite vermehrte,<br />

damit rechnen musste, sich erfroren <strong>im</strong> StraÇengraben<br />

wiederzufinden <strong>und</strong> selbst <strong>im</strong> Schloss von Versailles den HÉflingen<br />

<strong>die</strong> Glieder schlotterten.<br />

Heute aber: Zentralheizung, Fernseher <strong>und</strong> <strong>ein</strong> Buchregal,<br />

dessen schwerer geistiger Odem <strong>die</strong> Bretter biegen macht.<br />

Stendhal. Nabokov. Silone. Fitzgerald. Marcuse. Flaubert.<br />

Dazu Homers seichte GesÅnge.<br />

-Boa, stinkt das hier, kommt es vom Hausherrn.<br />

Ihm ist wieder der Geruch aufgefallen, der durchdringend <strong>und</strong><br />

scharf durch <strong>die</strong> ganze Wohnung zieht. Wenn man erkÅltet<br />

auch sonst nichts riecht, den riecht man.<br />

-Diese blÉden Holzteile, sagt er verst<strong>im</strong>mt. KÉnnen wir <strong>die</strong><br />

nicht raus bringen?<br />

-K<strong>ein</strong>e Sorge, gibt sie zurÄck. Ein harmloses, natÄrliches<br />

Wachs, das man aufgebracht hat, damit sie besser brennen.<br />

VÉllig unbedenklich <strong>und</strong> Äberhaupt nicht ges<strong>und</strong>heitsschÅdlich.<br />

Damit beugt sie sich Äber <strong>die</strong> SpÄle <strong>und</strong> lÅsst Wasser Äber<br />

<strong>ein</strong>en Teller laufen.<br />

-Das glaubst du auch noch.


-Ja, das glaube ich, sagt sie. Sagt es ziemlich herausfordernd,<br />

denn es ist nicht ihre Art, in kl<strong>ein</strong>en Dingen kl<strong>ein</strong> beizugeben,<br />

<strong>und</strong> ihn fÄr s<strong>ein</strong>e Grillen womÉglich noch um Verzeihung zu<br />

bitten.<br />

-So, entgegnet er heftig, wie du dem BÄrgermeister glaubst,<br />

dem Wirtschaftsminister, den Bankdirektoren <strong>und</strong> dem PrÅsidenten<br />

des Industrieverbandes. Sagt es in der Verzweiflung<br />

s<strong>ein</strong>es dicken <strong>und</strong> dichten ErkÅltungskokons.<br />

-Haben <strong>die</strong> uns nicht in <strong>die</strong> Krise geritten? Dass <strong>die</strong> Arbeitslosigkeit<br />

von Jahr zu Jahr steigt, sowie auch <strong>die</strong> Verschuldung<br />

des Staates. Von Inflation, Elektrosmog <strong>und</strong> saurem Regen<br />

ganz zu schweigen.<br />

Er zieht <strong>ein</strong>e groÇe PlastiktÄte aus dem Bord <strong>und</strong> versucht, <strong>die</strong><br />

Holzscheite damit abzudecken.<br />

-Sogar dem Handwerker glaubst du, wenn er Äberteuerte<br />

Rechnungen schickt.<br />

-N<strong>ein</strong>, aber dem Bioladen glaube ich.<br />

Sie dreht den Hahn zu <strong>und</strong> trocknet ihre HÅnde ab. Ihr Hintern<br />

<strong>und</strong> ihr breites Becken haben lÅngst jede ansprechende Form<br />

verloren. Die bauchige Vase, an <strong>die</strong> ihn ihre Figur <strong>ein</strong>st erinnerte:<br />

es gibt sie nicht mehr.<br />

-M<strong>ein</strong> Vater glaubt dem Bioladen gar nichts, sagt er.<br />

-Ja, schnaubt sie. Seit Lammert ihm erzÅhlt hat, dass es da<br />

nicht sauber zugeht.<br />

Sie dreht sich zu ihm um <strong>und</strong> macht mit den HÅnden <strong>ein</strong>e<br />

verÅchtliche Geste.<br />

-Und woher weiÇ Lammert so gut Bescheid?<br />

-Wahrsch<strong>ein</strong>lich hat er extra <strong>ein</strong>en Inspektionsgang unternommen,<br />

nach dem so-<strong>und</strong>-so-vielten Cognac, den ihm d<strong>ein</strong><br />

Vater spen<strong>die</strong>rt hat.<br />

Er spÄrt ihren schweren Atem, so nah sind sich Tiger <strong>und</strong><br />

Tigerin, aber er weiÇ auch, dass jeder Versuch zwecklos wÅre,<br />

nicht nur auf ihrer, sondern auch auf s<strong>ein</strong>er Seite. Er weiÇ das


schon sehr lange, schon seit Jahren, <strong>und</strong> genau darin liegt das<br />

Problem.<br />

Sie wendet sich weg <strong>und</strong> rÅumt wortlos das Geschirr in den<br />

SpÄler, wÅhrend er frÉstelnd <strong>und</strong> kraftlos <strong>ein</strong> Brot mit Honig<br />

bestreicht - bis er auf <strong>ein</strong>mal das Messer absetzt <strong>und</strong> mit ganzer<br />

Seele ausruft:<br />

-BÅh, stinkt das Zeug! Ich kann das nicht ertragen!<br />

Sie holt <strong>ein</strong>e Glaskaraffe vor, um sie abzuspÄlen.<br />

-Du wÅrst <strong>im</strong> Mittel<strong>alt</strong>er nicht ÄberlebensfÅhig gewesen, sagt<br />

sie. Wenn du nicht mal das bisschen Aroma vertrÅgst. Was<br />

glaubst du, was <strong>die</strong> fÄr GerÄche aush<strong>alt</strong>en mussten.<br />

Der Odem <strong>ein</strong>es Schwitzenden, Ungewaschenen oder Cholerakranken.<br />

Abgestandene BakterienbrÄhen, ausgeschÄttet in<br />

unbelÄfteten Gassen. GerbsÅure in Ritzen <strong>und</strong> Rinnsalen.<br />

Vergammeltes, mehrmals aufgekochtes Essen hinter Mauer-<br />

Çffnungen <strong>und</strong> Butzenscheiben. Duftkanonaden von Kotresten<br />

<strong>und</strong> in HinterhÇfen fau<strong>lenden</strong> Tierkadavern. Mit GlÄck <strong>ein</strong>e<br />

warme Feuerstelle, in der Holzkohle <strong>und</strong> Knochen kokeln.<br />

Ludwig der FÄnfzehnte, den s<strong>ein</strong> Kammer<strong>die</strong>ner flieht, weil er<br />

den Gestank s<strong>ein</strong>es Herrn nicht mehr aushÅlt. Und schlieÉlich<br />

<strong>die</strong> Gewissheit, dass solche harmlosen Streitigkeiten von selber<br />

vorÄbergehen <strong>und</strong> <strong>die</strong> heftigeren Massaker nur alle paar<br />

Monate stattfinden.<br />

-Nicht ÄberlebensfÅhig, n<strong>ein</strong>, wiederholt sie verh<strong>alt</strong>en, wÅhrend<br />

sie <strong>ein</strong>e Rolle silberglÅnzender Folie aus der Schublade<br />

holt. Das sei ihr schon bei verschiedenen anderen Gelegenheiten<br />

klar geworden.<br />

Ritsie-rats, mischt sich das raschelnde Ritschen des abgerissenen<br />

Metallpapiers in s<strong>ein</strong> Ohrensausen. Und noch <strong>ein</strong>mal<br />

ruts-fatsch rutze-rutsch, als sie <strong>die</strong> Pausenbrote damit umschlingt.<br />

-M<strong>ein</strong>e Schwestern w<strong>und</strong>ern sich <strong>im</strong>mer, was ich mir alles<br />

bieten lasse.


-Die mÄssen doch allmÅhlich wissen, dass ich 'n Egozentriker<br />

bin, sagt er, sich den schweren Kopf vor Grinsen h<strong>alt</strong>end.<br />

-Und was fÄr <strong>ein</strong>er. Du kreist nur um dich selbst. Alle Anderen<br />

sind dir scheiÇegal.<br />

-Boa, bÅh, sagt er <strong>und</strong> rÄmpft angeekelt <strong>die</strong> Nase; denn selbst<br />

<strong>die</strong>se vernichtenden Angriffe vermÉgen ihn von dem beiÇenden<br />

Geruch nicht abzulenken.<br />

-Nicht auszuh<strong>alt</strong>en! Und der ganze Gestank zieht jetzt nach<br />

oben in m<strong>ein</strong> Z<strong>im</strong>mer. Ich hab vergessen, <strong>die</strong> TÄr zuzumachen.<br />

Jetzt wird's ihr endgÄltig zu bunt. Sie kommt zurÄck <strong>und</strong><br />

knallt <strong>die</strong> Glaskaraffe vor ihn auf <strong>die</strong> Anrichte. Ihre grauen<br />

Augen funkeln bÉse.<br />

-HÉr endlich auf, du Waschlappen, zischt sie, <strong>die</strong> Arme in <strong>die</strong><br />

HÄften gestemmt. - Mich w<strong>und</strong>ert Äberhaupt, dass du so gut<br />

riechen kannst, mit d<strong>ein</strong>er angeblichen Krankheit.<br />

á<br />

-Nononon, riffisi mit verh<strong>alt</strong>ener St<strong>im</strong>me. Tu ce non.<br />

Doch er hÉrte nicht auf, ihren Hintern <strong>und</strong> den schÉnen Busen<br />

zu streicheln, <strong>und</strong> als er begann, mit der Zunge ihre Brustwarzen<br />

zu lecken, seufzte sie leise.<br />

-Nee, rief sie noch <strong>ein</strong>mal. Lasz dett.<br />

Doch ÉRR widde:ZpÅnzD liisz nAgg, <strong>und</strong> sie Liiszchen liisz<br />

sich desz Öszchenz wlliig peraupen.<br />

-N<strong>ein</strong>, rief sie, als sie schlussendlich s<strong>ein</strong>es Schwanzes ansichtig<br />

wurde. Oh, n<strong>ein</strong>!<br />

Da war schon alles zu spÅt. Freiwillig wies sie ihm mit der<br />

Hand den Weg <strong>und</strong> w<strong>im</strong>merte vor Lust, wÅhrend er sanft in<br />

sie <strong>ein</strong>drang. Widderunreddiw zsdiisz eRRin iRRe Skedai,<br />

mit klneien Kmoden, in denen er liebgeizt dem Rste iehrs<br />

KrpÉres hlduigte <strong>und</strong> Ärfolltes Opfer drabrechate. Snei Pneis,<br />

wlechre wllote peltzaen fro Lstu, foiggter <strong>und</strong> woiggderte zi,


nhma siissi enie VrÄtlestndue lnga fro, bEFo rerer gOSSerte<br />

ross innem ge-W-A-L-tigen SzWAL. Ssi szmiezte sich<br />

whoilg anniin <strong>und</strong> liisz sich zrtÅlchi steirchlnn drchus Zhah.<br />

N/o/ch nIE, dchate sIE, wrane z+-w/ei |Menschen| 1/ander so<br />

nah.<br />

-Wahrhaft <strong>ein</strong> guter S-s-spermonkl, dachta, <strong>und</strong> mitt<strong>im</strong><br />

wouhlteiten Fogn loisste sich uriger Schlamm <strong>und</strong> fingriger<br />

Schle<strong>im</strong> aus der MuttpÅr ira. Km<strong>ein</strong>sam drchuzeithen sie den<br />

reichen, unwiderbrechten Chna-al der Fattlosen bis hinupp in<br />

<strong>die</strong> Sornf<strong>alt</strong>e, wo er auf Folnfogn draff, <strong>die</strong> Dochtel der<br />

Fobnfolnfogn <strong>und</strong> Önklin der Fodnfobnfolnfogn <strong>und</strong> Nachfahrin<br />

aller loggeren Fosten, Foften <strong>und</strong> fokten Vogten.<br />

Kriech, Schlackt, Gampf <strong>und</strong>Ämmel erbruch, join-goin-join<br />

entscheute <strong>ein</strong> seltsames Lhutschbiehl sreggligges nu<strong>im</strong>triutes<br />

Sziggsaal unter Myriaden MÉhtlungen, wie auch am foggenen<br />

Tag bestÅndig an Astgabeln deit <strong>und</strong> nie von <strong>ein</strong>er erwÅhlt<br />

wird. ABBa rISt dASs Vrajejt, wENn mANNu hRsKn ellSei<br />

nmUs? Zwei lastinge Zukker umtanszen ainander ouk nannte<br />

Acheija, Ajer, der Tans, der flotte Frottans, mit Tranz, Hanz<br />

<strong>und</strong> Franz. Umdantzen <strong>die</strong> danze ÜrÉhle, welche ist ausgespottet<br />

mit fÅstm ÉlÄ WannÉl. Umdantzen den Seedinkght,<br />

den Rohstinkght <strong>und</strong> FÅlloberstinkght, bisz zie VermÅhlung<br />

vei ehrten, hÉchstsubte VÅrmÅhldung, s-s-tÄrzen zunander<br />

<strong>und</strong> wandern gem<strong>ein</strong>sam durch TÅle, R<strong>wal</strong> dun Dwiesen,<br />

feuchte Ohrungsuasen <strong>und</strong> der suchsten fauriges R<strong>und</strong> Glatt<br />

oder Kraus. Tehmgedhulde torft sigg neckt w<strong>und</strong>ahn tarihnen,<br />

wennt nexte Moul schlaff utem Berte hinkt <strong>und</strong> was zollter<br />

wartet, nicht <strong>ein</strong>treten mag. Alles verdanken wir Ormon, dem<br />

wÅchtigen WÅchter, HÄter der prÅchtigen ordo hypolis <strong>und</strong><br />

ihrer schlabbrigen Hoffesaat <strong>und</strong> GÄllefahrt, als wechs sechs<br />

Namen genannt, schalm<strong>ein</strong>en stramm Äbern Kopfse.<br />

-Namen kÉnnt ich schon nennen, brechte das Wieb. Ob sie dir<br />

allerdings gefallen wÄrden.


Schleidrum, Pukrum! In allem <strong>ein</strong> Plusdich <strong>und</strong> <strong>ein</strong> Übelrich,<br />

welche konkurrieren um GlÄck, ZahnfleischentzÄndung,<br />

Kramvaddern <strong>und</strong> PfÅttzucht, HÅmmerrhidenzauber, innergenitalischen<br />

Pilzbefall, Wohls<strong>ein</strong>, W<strong>ein</strong>dusel, Weuerferk,<br />

Fruwielen <strong>und</strong> dero zurechte Fruliedernheit. Und erst den<br />

unternsten RÅngen, welche der<strong>ein</strong>st <strong>die</strong> Obernsten werden <strong>und</strong><br />

ihrer Verwandtschaft den Ton heben! Das urgrische GestÄhl<br />

aus dem formvollendeten Huyl. In kurzen Brisen Schau der<br />

Vergangenheit, was der alles durchgemacht hat daunssu:<br />

Kalpmarinkt der Brongsestadt, HÅldemarinkt ihrer Wasserleitungen,<br />

Kurzmatent der OsteoporÉsen <strong>und</strong> Windmatent der<br />

Ochslosen <strong>und</strong> GÄrtelhosen. Er wiebricht den torkelnden<br />

Torkstamm, den pheisenden Pheisendamm <strong>und</strong> den aktuellen<br />

Verbruchsalam. Steuert <strong>die</strong> Siftenstifte ins fÅllige Aus <strong>und</strong><br />

dezernent den externen Zezipher. Er fonkelt gegen s<strong>ein</strong><br />

Ducks<strong>ein</strong> als ferngesteuerte, fernsehguckende Schrecke, als<br />

fitz zufuÇ flossender Fisch, als Miesemaus <strong>und</strong> Dachsferatz,<br />

als Beute jagendes Beuteltier, <strong>und</strong> revoltiert zuletzt als leckerer<br />

Affenschinken auf der Brust von Hollycreeks letzten, Östrogen<br />

umwehten Westalinnen. Swengar tittenga laatscht s<strong>ein</strong>e<br />

rÅudige Laatschigkeit gemha Westernbrut durch <strong>ein</strong>e irreale<br />

Stadt voller hÄbscher HÄbschlerinnen, tickender tecker Technikfreaks<br />

<strong>und</strong> junger Tatternaken, bis sie <strong>die</strong> Renze dicht hat<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong> heftiges Verlangen sie Äberkommt, nach Senfbojen<br />

<strong>und</strong> Breiltauen, Knurrl<strong>ein</strong>en <strong>und</strong> LÅuferstegen, Scherbrettern,<br />

Kussrettern <strong>und</strong> Warnkletten, B<strong>im</strong>skreiseln, Lochzirbeln,<br />

Senkhammern <strong>und</strong> Joppstamern, nach Spindeln, SpiralzÅhnen<br />

<strong>und</strong> Sp<strong>und</strong>futter, Vordarren, Nachdarren <strong>und</strong> Winkeldarren,<br />

wie auch nach sch<strong>im</strong>meligen Winterausdarren, eitrigen Zahnhobeln<br />

<strong>und</strong> Motorwrobeln, nach Pfannenheben <strong>und</strong> LÉffelstaplern,<br />

Bremsbacken, Gleichrichtern, GÄrtelbacken <strong>und</strong><br />

Schnapstrichtern, <strong>und</strong> last not least nach knorrigen Schrumpfringen,<br />

Umpfstingen <strong>und</strong> blutlegen Warmelingen.


WO ABER WAR ER? UND WIE WAR ER HIERHIN GE-<br />

KOMMEN?<br />

Gefangen <strong>im</strong> schummrigen Bauch <strong>ein</strong>es schlingernden Schiffes,<br />

wohin nie auch nur <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziger Lichtstrahl drang. Eines<br />

Schiffes, welches, von haushohen Wellen <strong>und</strong> tosendem<br />

Sturm hin <strong>und</strong> her geworfen, zuweilen derartig zur Seite kippte,<br />

dass er auf den WÅnden zu liegen kam <strong>und</strong> sich instinktiv<br />

<strong>ein</strong>rollen musste, um nicht irgendwo mit dem Kopf anzuschlagen.<br />

Gelegentlich wurden Essensrationen - meist dicker<br />

strukturloser, aber durchaus bekÉmmlicher Brei, der sich<br />

leicht mit den Fingern in den M<strong>und</strong> schieben lieÇ - irgendwo<br />

auf den Planken abgestellt, ohne dass sich s<strong>ein</strong>e Versorger<br />

jemals blicken lieÇen. Es war feucht, aber weder auf kÄhle<br />

noch auf heiÇ beklemmende, sondern auf <strong>ein</strong>e wohltuend<br />

entspannende, schÄtzend umhÄllende Art feucht, <strong>und</strong> GerÄche<br />

von salzigen Algen <strong>und</strong> seltenen Erden erfÄllten den Hohlraum.<br />

Vergeblich tastete er nach <strong>ein</strong>er Stiege, auf der er nach<br />

oben gelangen konnte. Er versuchte, sich bemerkbar zu machen,<br />

durch Rufen <strong>und</strong> Klopfzeichen <strong>und</strong> sonstiges Laut s<strong>ein</strong>,<br />

sah aber bald <strong>ein</strong>, dass man ihn bei dem unaufhÉrlichen Tosen<br />

<strong>und</strong> BrÄllen der See sowieso nicht hÉren konnte.<br />

Emsig eilten <strong>die</strong> Schwestern von Stad zu Gestade, emsig<br />

trohmte <strong>und</strong> drohnte der P.i.p., emsig blÉkten <strong>die</strong> blÉgen<br />

Pleuger linge-di-linne, kÅnnja Kongos niegere Guhren in<br />

hindreichen Botten. Und <strong>die</strong> linnen Zwingen lagerten<br />

heftswidrig um sticke greiwe Klei-NOOde, vielerlei Emzahl<br />

<strong>und</strong> weeglichte Matten <strong>und</strong> Roben bezeugend. Über Alldem<br />

aber pflichterte in ehernem Abgewohl der rechte Retter Ritter<br />

& RÅcher nams Richter, <strong>ein</strong>s von der gaTong RÅuber StiefelpÄtz<br />

oder Wiefelritz, oder wie der hieÇ, der <strong>im</strong>mer bei durchgeknallten<br />

VrownzbÅrssohnen gelandet ist, <strong>im</strong>mer auf Posten<br />

<strong>die</strong> fÄhrende Ziepher des kaz +-Wei <strong>und</strong> der kanz (((Lei; <strong>und</strong><br />

wo er groden GardÉren trickfort unter schelmischem Miezen


<strong>ein</strong> unerwartet dolliges Dipfohl abgewann, verraikt ihn der<br />

Konoass ohrig zurecht mit wildem Geheul Sieglinde<br />

Gunfriede Bruntitte planschen mit Wehmut, wieso das hier<br />

gesÄnder s<strong>ein</strong> soll als <strong>die</strong> natÄrliche Niederkunft unter freiem<br />

H<strong>im</strong>mel. Was von uns unwissenden Amateuren fÄr Anma-<br />

Çung, den Kerl <strong>im</strong> ersten Impuls aus dem Saal zu kollern, bis<br />

<strong>die</strong> von soviel Ugenutz bestÄrzten Profis in dringlichen<br />

Mietings helot den Klienten beayten, aus jeder Richtung <strong>und</strong><br />

Woltied, um ihnen stegreiftoll aus dem koksen Horn des phonetischen<br />

GroÇwesirs <strong>ein</strong>zutrÅufeln, -sÄffeln <strong>und</strong> -schnÄffeln,<br />

auf dass <strong>die</strong> schnarche Plustal aus hehrer ZewÅtsche frontal<br />

Äber <strong>die</strong> vom Wesen her in ihrer aristokratischen K<strong>alt</strong>eneit<br />

unserem M<strong>und</strong>ig nicht nachstehenden Echsenbrut lÅuft. Sie<br />

hÉrt ihm furunkellos staunend zu. Dietes RÅnna wechselt dauernd<br />

s<strong>ein</strong> Fixport Carport <strong>und</strong> Autosport. Er liebt s<strong>ein</strong>e Tasten<br />

Kanasten <strong>und</strong> Windjammermasten. Die àrzte sind unzufrieden<br />

bis macht- <strong>und</strong> zahnlos. Mal kriegen <strong>die</strong> RÅte <strong>die</strong> KrÅtze<br />

in der retzfesten Weste, mal <strong>ein</strong> besseres Angebot, mit dem<br />

wir nicht mith<strong>alt</strong>en kÉnnen, aber kuntersahne zu guter Buttertorte<br />

geben wir uns damit zufrieden, andernfalls er notweise<br />

kraus emergent wird. Über das sÄÇe MÅuschen hÅtten sie sich<br />

allerdings gew<strong>und</strong>ert. Erlaubt uns, zu erschwinglichen Preisen<br />

all <strong>die</strong> Zusatz<strong>die</strong>nste anzubieten, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e Geburt in unserem<br />

Hause so komfortabel machen.<br />

Die Tage vergingen. S<strong>ein</strong>e St<strong>im</strong>mungen wechselten mit dem<br />

Seegang. Bei guter Laune tanzte er wild auf den Planken. Bei<br />

trÄber St<strong>im</strong>mung lieÇ er sich st<strong>und</strong>enlang mit hÅngendem<br />

Kopf in der warmen BrÄhe treiben, <strong>die</strong> sich mit der Zeit unter<br />

s<strong>ein</strong>em Allerwertesten ansammelte. Er hatte sich mit der Situation<br />

nahezu arrangiert <strong>und</strong> hÅtte, vielleicht in der Hoffnung,<br />

am Ende der Reise auf <strong>ein</strong>en fremden unerforschten Kontinent<br />

zu gelangen, auf dem sich reiche Beute machen lieÇ,<br />

ohne weiteres noch lÅnger in <strong>die</strong>ser fauligen WaschkÄche


durchh<strong>alt</strong>en kÉnnen, als sich das Schiff <strong>ein</strong>es Tages wiederum<br />

extrem zur Seite neigte <strong>und</strong> mit <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Welle verschiedene<br />

GegenstÅnde in s<strong>ein</strong> GefÅngnis gespÄlt wurden, <strong>die</strong> ihn<br />

darauf schlieÇen lieÇen, dass man sich <strong>ein</strong>er KÄste nÅherte.<br />

Neugierig schob er sich in <strong>die</strong> Richtung, aus der das Wasser<br />

gekommen <strong>und</strong> erspÄrte zwischen den Planken <strong>ein</strong>e Öffnung,<br />

<strong>die</strong> vorher nicht da gewesen <strong>und</strong> allerdings zu kl<strong>ein</strong> war, um<br />

<strong>ein</strong>e Person von s<strong>ein</strong>er Statur hindurch zu lassen. Durch <strong>die</strong><br />

Öffnung drang Wasser, wenn auch momentan nicht in lebensbedrohendem<br />

AusmaÇ, <strong>und</strong> als er St<strong>und</strong>en spÅter noch <strong>ein</strong>mal<br />

hin<strong>ein</strong>fasste, hatte er das GefÄhl, dass sie sich langsam vergrÉÇerte.<br />

Sollte, konnte er froh darÄber s<strong>ein</strong>? Gab <strong>ein</strong> solches<br />

Leck Anlass zu Hoffnung? Alles besser als hier zu versauern,<br />

entschied er, <strong>und</strong> versuchte es hÅndisch zu erweitern. Mit<br />

letzter Kraft zwÅngte er sich <strong>im</strong>mer weiter vor, <strong>und</strong> hielt<br />

plÉtzlich das Ende <strong>ein</strong>es polierten metallischen Gegenstandes<br />

in der Hand, <strong>ein</strong>es Bestecks oder Werkzeugs, welches ihn an<br />

Instrumente erinnerte, wie sie in der Chirurgie verwendet<br />

werden, in <strong>die</strong>ser Umgebung aber eigentlich nichts verloren<br />

hatte.<br />

Vasz deugte e<strong>im</strong> tasz? Vasz krommte ei tujn?<br />

Das Kurz-<strong>und</strong>-knapp-gesichtige mit dem MÄllten vermÅhlen?<br />

Den hypen Exkurs nihinniglich quÅlen?<br />

Den tauten Dregger sich oyflahter nehmen?<br />

Schmutz'ges Geschirr AlnkÄchen anheften?<br />

Des substanziellen Beweises leibhaftig Teil werden?<br />

Oder gar hottig ungegart?<br />

Niemt kann sich von solchen Fehlern <strong>und</strong> Vorurteilen freisprechen.<br />

Niemt weiÇ, wann <strong>die</strong> St<strong>und</strong>e ihm schlÅgt, <strong>die</strong><br />

Schande ihm vorsch<strong>im</strong>mt, der Ausfluss ihn quÅlt oder der<br />

Schlabberm<strong>und</strong> so weit aufreiÇt, dass alles herausquillt, <strong>die</strong><br />

ganze BrÄhe, <strong>und</strong> nichts Äbrig bleibt, nichts von der<br />

Tigrigkeit, nichts von der WÄrgrigkeit oder Obrigkeit, son-


dern alles aus der Untenreit herausstrÉmt wie <strong>ein</strong>e Meute junger<br />

FrÉsche auf der Flucht von der Froschforschungsinsel, <strong>die</strong><br />

sich an zuviel H2O2 verduselt haben, welches <strong>die</strong> Forschungsabteilung<br />

des Lebensmittelsmultis zur Rh<strong>ein</strong>igung des<br />

Rh<strong>ein</strong>wasser <strong>ein</strong>setzt, schaut her wie klar <strong>die</strong> Pampe perlt <strong>und</strong><br />

p<strong>im</strong>mt, mit <strong>die</strong>sem tollen neuen Kloakenpigment <strong>und</strong> s<strong>ein</strong><br />

dermal<strong>ein</strong>st wÜÜÜstes wie_s:IMS in jungen Jahren wasserscheu<br />

<strong>und</strong> so selten gewaschen, dass <strong>ein</strong> Schle<strong>im</strong>pfropf ihm<br />

den Weg zur KÉnigin versperrte, denn <strong>ein</strong>e solche sollte es<br />

schon s<strong>ein</strong>, mit <strong>ein</strong>er Prinzessin hÅtte er sich nicht zufrieden<br />

gegeben, <strong>die</strong> zudem <strong>ein</strong>e derartige LangschlÅferin war <strong>und</strong><br />

nicht wusste, worum es <strong>im</strong> Leben geht <strong>und</strong> wohin damit. Der<br />

frÄhe Vogel fÅngt den Wurm, <strong>und</strong> was fÄr VÉgel g<strong>alt</strong>, g<strong>alt</strong> das<br />

nicht erst recht fÄr FrÉsche?<br />

Er stand auf s<strong>ein</strong>es Mannes Fetzen<br />

<strong>und</strong> knorrte in den lÄsten SÅtzen<br />

den hÇchsten Wonnen zugeneigt.<br />

Wenn nur der K?n/\g nicht gewesen wÅre, denn Rache ist<br />

Blutwurst, <strong>und</strong> zum Geburtstag brachte er <strong>ein</strong> paar besondere<br />

Geschenke mit. Wenngleich verkleidet <strong>und</strong> verkl<strong>ein</strong>ert, wie<br />

Herkules in s<strong>ein</strong>er Schwesterntracht, Dyonysos <strong>im</strong> BÄÇerhemd,<br />

Patroklos in der RÄstung des Achill, wie er ganz ungeniert<br />

<strong>die</strong> Mnemosyne kÄsst, Mutter der Musen, <strong>und</strong> kÄsst,<br />

Mutter der Fusen, <strong>und</strong> kÄsst, <strong>im</strong> Gewande <strong>ein</strong>es keckernden<br />

Kackflecks daherkommt oder <strong>ein</strong>er wÄsten Bekonie auf'm<br />

Balkoning der Sinne, natternd der schÉnsten Lippe des Universums<br />

sich anhÅngt, kirschrot <strong>und</strong> spritzig bis ins HÉschen,<br />

ergattet, was sich mit Wonneworten kaum beschreiben lÅsst,<br />

weil <strong>ein</strong>em medizinischen KÄrprogramm entnommen, welches<br />

von der Fahm- <strong>und</strong> Parmaindustrie auserchorn <strong>die</strong> Medusen<br />

glÄckfrisch macht, der sinnlichsten, lÄstlichsten Lippe,<br />

welcher das Wort sinnlich erst nach dem so-<strong>und</strong>-sovielten<br />

Onanus oder Gepluitvergut unterkommt, <strong>ein</strong> Akademiker<br />

war's, der es bereits als SchÄler auf lat<strong>ein</strong>isch aufgeschnappt,


<strong>und</strong> wenn er es vorher gekannt, <strong>die</strong>s auch nichts geÅndert<br />

hÅtte; wie <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziger Schritt, nicht wahr, alles weitere vorwegn<strong>im</strong>mt<br />

<strong>und</strong> festelegt, weil man dann unmÉglich noch zur<br />

Seite treten oder gar das Gegenteil von dem sagen kann, was<br />

man denkt oder ohndankt, <strong>und</strong> alles in gerader Linie vor <strong>ein</strong>em<br />

liegt, um was man gar nicht gebeten hat, weil man weiÇ,<br />

man wird sich untreu werden <strong>und</strong> kann dann vor sich Äberhaupt<br />

nicht mehr bestehen, weil man den Wert des eigenen<br />

Lebens nicht verraten <strong>und</strong> den Anspruch auf Leben <strong>und</strong> <strong>ein</strong><br />

Mensch genannt zu werden nicht verwirken will, wÅhrend<br />

<strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> dauernd tolle Rollen rÄckwÅrts drehen <strong>und</strong><br />

zum Schlangenbogen anheben, zum Rehsprung, zu Standpirouette<br />

<strong>und</strong> Todesspirale, sich unverdreist weiter so nennen,<br />

obwohl sie es in Wirklichkeit niemals gewesen, <strong>ein</strong> zirkulÅrer<br />

Kreislauf, den, wenn k<strong>ein</strong>e Menschenseele mehr Äbrig ist,<br />

niemand gewinnen kann, <strong>und</strong> manchmal ist es auch so, dass<br />

am Ende der Naivling Äber das Heer der Intriganten triumphiert,<br />

jedenfalls wenn er <strong>ein</strong> bisschen aufpasst <strong>und</strong> sich nicht<br />

zu sehr in s<strong>ein</strong>e TrÅume <strong>und</strong> Narreteien verspinnt, das heiÇt,<br />

wenn er <strong>die</strong>se zwar treulich liebt <strong>und</strong> hegt in s<strong>ein</strong>em heiÇen<br />

Irrgarten, aber <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e nicht ganz ernst n<strong>im</strong>mt a-l-s-o:<br />

wenngleich gut in Stopflinnen verkleistert, <strong>ein</strong>es Tages wird's<br />

vorspringen <strong>und</strong> sprechen, kondig in Knochen sich tuutnoon,<br />

wird vorspringen, was sich nicht mehr verbergen lÅsst, <strong>und</strong><br />

woran <strong>ein</strong> kurzer Spa-as sich tarÅt, den jeder gern ausprobiert,<br />

der sich aber in s<strong>ein</strong>er letzten Konsequenz emotional nicht<br />

verstehen <strong>und</strong> meist auch gar nicht verarbeiten lÅsst. Um so<br />

erstaunlicher <strong>die</strong> Rate, auf <strong>die</strong> manche kommen wuylde Herzen<br />

des FrÄhdunstes, von denen k<strong>ein</strong>er was wissen will.<br />

SpÅt war es, wo normalerweise tief in der Nacht vorgesÅgt<br />

wird, Klocks 5, doch nicht zu spÅt, <strong>und</strong> hÉrte aufgebracht <strong>die</strong><br />

St<strong>im</strong>men aus dem ritten Retender, <strong>die</strong> ihm schnureifs<br />

wosseggten, was <strong>die</strong> TÉrns zu erbringen hÅtten, gleichviel er


sich radauf machte wie <strong>ein</strong> jalischer Umgebold, nie aber wie<br />

Jener zu s<strong>ein</strong>en RÅndern.<br />

-Sng-rmmm, sng-rmmm, sng-rmmm-rmmm.<br />

Einen Moment war nur der rasselnde Atem zu hÉren.<br />

-Sng-rmmm, sng-rmmm.<br />

Das W<strong>und</strong>er, welches uns aus luzidem, geruchlosen Gas andauernd<br />

mit neuer Lebensenergie versorgt.<br />

Über ihm summt, in AnkÄndigung <strong>ein</strong>er Zukunft, leise <strong>und</strong><br />

monoton <strong>die</strong> Maschine.<br />

-Schnn--rrrgl, sng-rmmm, schnn--rrrgl, sng-rmmm, sngrmmm-rmmm.<br />

FrÄh war es, der wilde Wetter <strong>im</strong> Morgenritt zeugte, doch<br />

nicht zu frÄh, <strong>und</strong> sah plÉtzlich, unter all den pieksauberen<br />

Fliesen, unter all dem SchweiÇ <strong>und</strong> Chirurgenbesteck, <strong>ein</strong><br />

StÄck blauen H<strong>im</strong>mels vorsch<strong>ein</strong>en.<br />

á<br />

-Dass <strong>die</strong> abends nie den Tisch abrÅumen, brummt <strong>Brunner</strong>,<br />

wÅhrend s<strong>ein</strong>e Frau dabei ist, noch mehr schmutziges Geschirr<br />

in <strong>die</strong> KÄche zu tragen.<br />

-Wo du das <strong>im</strong>mer so gern machst, sagt sie <strong>im</strong> Vorbeigehen.<br />

Sie setzt <strong>die</strong> gefÅhrdete Last auf der Anrichte ab.<br />

-Schau dir mal das Wohnz<strong>im</strong>mer an. Es macht mich wahnsinnig,<br />

dass ich morgens <strong>im</strong>mer <strong>die</strong> Decken zusammenf<strong>alt</strong>en<br />

muss.<br />

Sie trennt das Geschirr vom Besteck <strong>und</strong> rÅumt unter lautem<br />

Scheppern alles in den GeschirrspÄler.<br />

-Willi WÄhlmaus wurde ni-hicht gefragt, singt sie plÉtzlich<br />

los. Sie haben ihn <strong>ein</strong>fach davo-hon gejagt.<br />

-Man singt nicht am frÄhen Morgen, sagt <strong>Brunner</strong>. Sonst<br />

packt <strong>die</strong> Katze den Vogel. Und pass auf <strong>die</strong> neuen Teller auf.<br />

Du hast gestern schon <strong>ein</strong>en kaputt gemacht.<br />

Er schreitet zum KÄchenfenster <strong>und</strong> bringt es in Kippstellung.


-Und <strong>die</strong> Fenster Éfter mal aufmachen. Gerade bei <strong>die</strong>sem<br />

Wetter. Dass Luft r<strong>ein</strong>kommt, <strong>und</strong> der Schwarm rauszieht.<br />

Sch<strong>im</strong>melt doch sonst alles.<br />

Er dreht sich zu s<strong>ein</strong>er Frau, in <strong>ein</strong>er verwirrend perfekten<br />

Gavotte.<br />

-M<strong>ein</strong> Vater hatte frÄher Mieter, <strong>die</strong> lieÇen alles versch<strong>im</strong>meln.<br />

Haben in der KÄche nie gelÄftet, auch be<strong>im</strong> Kochen<br />

k<strong>ein</strong> Fenster aufgemacht. Die kannten das ansch<strong>ein</strong>end gar<br />

nicht. - Was glaubst du, wie <strong>die</strong> WÅnde hinterher aussahen.<br />

Wenn der Sch<strong>im</strong>mel erst mal da ist, kriegt man ihn nicht wieder<br />

weg, sagt m<strong>ein</strong> Vater.<br />

Sie sind ins Wohnz<strong>im</strong>mer Cachucha <strong>und</strong> umtÅnzeln <strong>ein</strong>ander,<br />

wie um ihrem prachtvollen Streit <strong>ein</strong>en angemessenen anthropologischen<br />

Rahmen zu geben.<br />

-Du hast vielleicht <strong>ein</strong>e Laune, sagt sie unfre<strong>und</strong>lich. Kannst<br />

du nicht mal was Fre<strong>und</strong>liches sagen. Ich dachte, du wÅrst<br />

krank <strong>und</strong> zu schwach fÄr alles, aber zum Meckern reicht's<br />

<strong>im</strong>mer noch.<br />

-Ich wollte dir nur <strong>ein</strong>en Hinweis geben, sagt er wÄrdevoll.<br />

-Ach was Hinweis. Eine <strong>ein</strong>zige NÉrgelei ist das.<br />

-Wenn ich mich Årgere, mÉchte ich das auch sagen dÄrfen.<br />

-Wie oft Årgere ich mich Äber dich! Dass du be<strong>im</strong> Essen<br />

schmatzt, dass du <strong>die</strong> Zeitungen liegen lÅsst <strong>und</strong> <strong>die</strong> Decke nie<br />

zusammenf<strong>alt</strong>est, wenn du sie benutzt hast.<br />

Sie hebt <strong>die</strong> Zeitung auf. Dann f<strong>alt</strong>et sie <strong>die</strong> Decke zusammen.<br />

Darunter kommt <strong>ein</strong> groÇer Briefumschlag zum Vorsch<strong>ein</strong>.<br />

-Was macht denn <strong>die</strong> Einladung hier? sagt sie vorwurfsvoll.<br />

-Welche Einladung? fragt er sch<strong>ein</strong>heilig.<br />

-Die Einladung zur Abiturfeier d<strong>ein</strong>es Sohnes. Hier.<br />

Sie hÅlt sie ihm unter <strong>die</strong> Nase.<br />

-Er mÉchte nicht, dass wir kommen. Das hat er mir gestern<br />

abend mitgeteilt.<br />

Ihr Mann wirft den Papieren <strong>ein</strong>en verdrieÇlichen Blick zu. Er<br />

hat das Programm wohl gelesen. Gottes<strong>die</strong>nst, GruÇworte,


Ansprachen, auch von Kottkamp, denn <strong>die</strong> Kommunalwahl<br />

steht vor der TÄr <strong>und</strong> Kottkamp mÉchte wiedergewÅhlt werden.<br />

- Kottkamp, <strong>im</strong>mer wieder Kottkamp, der mÅchtige Bezirkshauptmann,<br />

mit dem <strong>Brunner</strong> auf jeder Versammlung<br />

an<strong>ein</strong>andergerÅt.<br />

-Mir dreht sich der Magen um, sagt er angewidert.<br />

-Wieso das denn?<br />

-Sieh dir nur <strong>die</strong> Rednerliste an. Sogar Kromme darf sich<br />

produzieren.<br />

-Der ist doch der Pflegschaftsvorsitzende, sagt Elke.<br />

Beliebt von hier bis Buxtehude, gern gesehener Gast bei allen<br />

EmpfÅngen, Vernissagen <strong>und</strong> Podiumsdiskussionen, schnittiges<br />

Hohlb<strong>ein</strong> der Altstadt wie der Neustadt <strong>und</strong> der Speicherstadt.<br />

S<strong>ein</strong> Lebenselixier: beliebt zu s<strong>ein</strong>.<br />

-Und <strong>die</strong> ganzen Politiker, was haben <strong>die</strong> da verloren?<br />

-Du bist doch nur neidisch, sagt sie, weil du k<strong>ein</strong>e Rede h<strong>alt</strong>en<br />

darfst.<br />

Und wahrlich, hat sie nicht recht damit? Er ist ZuhÉrer, <strong>im</strong>mer<br />

nur ZuhÉrer. Zaungast am Zaun des Lebens.<br />

-Du weiÇt, dass mir solche Veranst<strong>alt</strong>ungen nicht liegen, sagt<br />

er, sich am&<strong>im</strong> Ohr kratzend. Was soll ich da? Wo sich <strong>die</strong><br />

listigen Laffen mit ihren Satzblasen spreizen: der Schulrat, der<br />

Bezirksleiter, <strong>und</strong> M<strong>und</strong>ig, der OStDir. Das muss ich nicht<br />

haben. N<strong>ein</strong>, wirklich nicht.<br />

-Ich habe nichts anderes erwartet, sagt sie mit aufsteigendem<br />

àrger. Ich kenne das seit Jahren. Wegen jeder SelbstverstÅndlichkeit<br />

muÇ ich bei dir betteln gehen. Ich kann dir gar nicht<br />

sagen, wie mich das nervt! Du machst mich so! krank, mit<br />

d<strong>ein</strong>em Verh<strong>alt</strong>en. Eines Tages klappe ich zusammen. Dann<br />

mÄsst ihr sehen, wie ihr all<strong>ein</strong>e zurechtkommt.<br />

Er schweigt.<br />

Sie wartet.


Sie stellt den Umschlag mit der Einladung hochkant vor <strong>die</strong><br />

bunte Keramikvase, <strong>die</strong> sie vor Jahren aus dem Urlaub mitgebracht<br />

haben.<br />

-Wenn d<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziger Sohn Abitur macht, sagt schlieÇlich <strong>die</strong><br />

thartische Tigerin, wirst du <strong>ein</strong>mal Äber d<strong>ein</strong>en Schatten<br />

springen kÉnnen.<br />

-Ach, lass mich doch zufrieden. Solche Feiern sind <strong>ein</strong>fach<br />

nicht m<strong>ein</strong> Ding.<br />

-Ich lasse dich aber nicht zufrieden. Du wirst schÉn mitgehen.<br />

Sie steht kurz davor durchzudrehen. Zu explo<strong>die</strong>ren. Ihm, bei<br />

aller Liebe, ordentlich he<strong>im</strong>zuleuchten.<br />

-Ich will aber nicht, sagt er kategorisch. Punkt. Ich werde<br />

nicht hingehen.<br />

Er weiÇ gleich, so zu reden ist <strong>ein</strong> Fehler. Das Kategorische<br />

ist <strong>im</strong> Umgang mit endlichen, fehlbaren Menschen <strong>im</strong>mer <strong>ein</strong><br />

Fehler.<br />

Wenn er fit <strong>und</strong> ges<strong>und</strong> wÅre (aber das ist er ja nicht) <strong>und</strong> sich<br />

besser konzentrieren kÉnnte, wÄrde er wahrsch<strong>ein</strong>lich viel<br />

f<strong>ein</strong>fÄhliger zu Werke gehen. Aber so. Wenn <strong>ein</strong>em schlecht<br />

ist, versucht man meist, den direkten Weg zu nehmen, <strong>und</strong><br />

landet unvermeidlich <strong>im</strong> Abseits.<br />

-Ich sage dir! ruft sie hysterisch <strong>und</strong> voller Wut <strong>und</strong> Verzweiflung<br />

Äber <strong>die</strong> Front, <strong>die</strong> Mann <strong>und</strong> Sohn gem<strong>ein</strong>sam<br />

gegen sie aufrichten <strong>und</strong> gegen <strong>die</strong> sie womÉglich nicht ankommen<br />

wird. Wenn du mir <strong>die</strong>sen Tag verdirbst! Auf den<br />

ich mich so sehr gefreut habe! Das vergesse ich dir nie!<br />

Sie holt tief Luft. Sie hat das GefÄhl, den festen H<strong>alt</strong> ihres<br />

Lebens zu verlieren.<br />

-Aber ich weiÇ schon, sagt sie tonlos. Du willst mich unglÄcklich<br />

machen. Du warst schon <strong>im</strong>mer so. Schon bei Sonjas<br />

Geburt hast du mich all<strong>ein</strong> gelassen, nur weil du zu bequem<br />

warst, nachts wach zu bleiben. Du bist nach Hause gegangen,<br />

um auszuschlafen. Ich hatte solche Angst, mutterseelenall<strong>ein</strong><br />

in <strong>die</strong>sem groÇen weiÇen Haus mit den vielen fremden Leu-


ten. Und <strong>die</strong> Angst hat sich auf das Kind Äbertragen. Kinder<br />

<strong>im</strong> Mutterleib spÄren, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Aber<br />

dir war das egal. Das wichtigste fÄr dich ist, dass es dir gut<br />

geht. Wie <strong>die</strong> Anderen sich fÄhlen, ist dir vÉllig gleichgÄltig.<br />

Mehr gibt es nicht zu sagen. Es ist soweit. - Aber da war doch<br />

noch etwas. Ja. Erinnerungen. Todesahnungen. Mama cold.<br />

Lass mich endlich m<strong>ein</strong> Ding da r<strong>ein</strong>stecken. Die erste gem<strong>ein</strong>same<br />

Unterschrift. Kolportagen auf Rom. Junge, hatten<br />

wir <strong>ein</strong>en Mind!<br />

-Oder als du mir damals auf der Wanderung von d<strong>ein</strong>em Wasser<br />

nichts abgegeben hast. SpÅtestens da hÅtte ich erkennen<br />

mÄssen, was du fÄr <strong>ein</strong> Mensch bist <strong>und</strong> <strong>die</strong> Notbremse ziehen.<br />

Aber ich bin so blÉd. Ich bin so blÇd! Immer wieder lasse<br />

ich mich auf dich <strong>ein</strong>, <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer wieder enttÅuscht du mich.<br />

Sie rollt <strong>die</strong> Augen, <strong>und</strong> er rollt gleichfalls <strong>die</strong> Augen, nur in<br />

entgegengesetzter Richtung, ganz wie es den Gesetzen ihrer<br />

Ehe entspricht.<br />

-Du warst schon <strong>im</strong>mer so, <strong>und</strong> wirst dich nie Åndern. Alles<br />

ÄberlÅsst du mir. Ich hasse dich. Wenn ich <strong>die</strong> Kraft hÅtte,<br />

wÄrde ich dich sofort verlassen.<br />

Danach redet sie k<strong>ein</strong> Wort mehr mit ihm, sondern lÅsst sich<br />

von Erinnerungen ÄberwÅltigen - an <strong>die</strong> vielen Ehekrisen, <strong>die</strong><br />

lange zurÄckliegenden MÄhseligkeiten <strong>und</strong> NÉte ihrer<br />

Schwangerschaften, sowie von Reminiszenzen aus <strong>ein</strong>er noch<br />

Ålteren Schicht. Verletzungen <strong>und</strong> EnttÅuschungen <strong>ein</strong>es junges<br />

MÅdchen vom Lande, das <strong>die</strong> Eltern, <strong>im</strong> Gegensatz zu<br />

s<strong>ein</strong>en Fre<strong>und</strong>innen, <strong>die</strong> gewohnheitsmÅÇig auf <strong>die</strong> Realschule<br />

gehen, damit sie Arzthelferin werden, oder SekretÅrin oder<br />

Bankangestellte, <strong>und</strong> <strong>ein</strong>en Handwerker, Versicherungskaufmann<br />

oder Beamten heiraten, ungefragt auf dem Gymnasium<br />

anmelden, wo es mit den Jahren <strong>im</strong>mer schlechter zurechtkommt,<br />

weil es sich um s<strong>ein</strong>e Hausaufgaben nicht kÄmmert,<br />

<strong>und</strong> statt zu lernen, <strong>die</strong> Nachmittage lieber mit s<strong>ein</strong>er Clique<br />

verbringt <strong>und</strong> abends in Diskotheken <strong>und</strong> dubiosen Lokalen


herumhÅngt. Erinnerungen an <strong>die</strong> unbedingte Weigerung,<br />

s<strong>ein</strong>e LebensfÄhrung zu Åndern <strong>und</strong> an den tÅglichen Terror,<br />

<strong>die</strong> Angst vor dem Abgefragtwerden, den Klassenarbeiten, an<br />

Blaue Briefe <strong>und</strong> letzte Mahnungen der Schulleitung, schlieÇlich<br />

an <strong>die</strong> Relegation <strong>und</strong> das Nachholen des Realschulabschlusses<br />

- mit Ach <strong>und</strong> Krach <strong>und</strong> zwei Jahre spÅter als <strong>die</strong><br />

Fre<strong>und</strong>innen - <strong>und</strong> vor allem an das GefÄhl der Scham <strong>und</strong> der<br />

Stigmatisierung, das das MÅdchen von da an begleitet <strong>und</strong> <strong>im</strong><br />

Innersten seither nicht mehr losgelassen hat.<br />

Ein Klosett auf der Wiese. Jeder kann zuschauen <strong>und</strong> schon<br />

von weitem sehen, wer da s<strong>ein</strong> Ei legt. PlÇtzlich wird sie beiseite<br />

gedrÅngt, von Leuten, <strong>die</strong> es ansch<strong>ein</strong>end noch nÇtiger<br />

haben. Nackt steht sie da, den Gaffern willkommene Zielscheibe.<br />

-Aa-a-ork, reckt <strong>Brunner</strong> <strong>die</strong> Arme zur Decke.<br />

Vor ihm am Esstisch tÄrmen sich Speisen, <strong>die</strong> vom Vortag<br />

Äbrig geblieben sind. Er liebt k<strong>alt</strong>es Fleisch <strong>und</strong> Fisch aus der<br />

Pfanne, <strong>und</strong> selbst GemÄsereste finden s<strong>ein</strong>e Gnade.<br />

Auch Fritz W<strong>alt</strong>er hÅtte gegen <strong>ein</strong> schÉnes StÄck Fleisch<br />

nichts <strong>ein</strong>zuwenden. Mit erhobenem Kopf kommt er auf<br />

<strong>Brunner</strong> zu, Liebreiz <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e hÉfliche Bitte <strong>im</strong> Blick.<br />

-Wffrau, knurrt er sanft.<br />

-Na, Wauwau, wie geht's dir denn, sagt Herrchen in fre<strong>und</strong>lichem<br />

Ton, <strong>und</strong> wendet sich dann schnell wieder s<strong>ein</strong>em Essen<br />

zu, um ja k<strong>ein</strong> MissverstÅndnis aufkommen zu lassen.<br />

Er hat sich lange gegen <strong>die</strong> Anschaffung <strong>ein</strong>es H<strong>und</strong>es gestrÅubt,<br />

aber <strong>ein</strong>es Tages zu Weihnachten hat man ihn vor<br />

vollendete Tatsachen gestellt. Ein kl<strong>ein</strong>es BÄndel, das nach 5<br />

Minuten das erste Mal s<strong>ein</strong>e Duftmarke aufs Parkett gesetzt<br />

hat <strong>und</strong> inzwischen zu <strong>ein</strong>em ansehnlichen Vieh herangewachsen<br />

ist.<br />

Jetzt steht es schwanzwedelnd da <strong>und</strong> fixiert ihn mit dunklen,<br />

fre<strong>und</strong>lichen Augen. Als es weiterhin ignoriert wird, macht es


<strong>ein</strong>en Schritt nach vorn <strong>und</strong> pufft ihn sanft mit der Schnauze<br />

am Ellbogen. Dann tritt es zurÄck, gleichsam als fÄrchte es, zu<br />

weit gegangen zu s<strong>ein</strong> <strong>und</strong> setzt sich stumm auf <strong>die</strong> Hinterb<strong>ein</strong>e.<br />

Als <strong>Brunner</strong> <strong>im</strong>mer noch nicht reagiert, lÅsst es <strong>ein</strong><br />

resigniertes Fiepen vernehmen, dem <strong>ein</strong> unangenehmer Oberton<br />

beigemischt ist, welcher entfernt an den Laut <strong>ein</strong>es klagenden<br />

Babies erinnert.<br />

-Fritz W<strong>alt</strong>er!<br />

Elkes St<strong>im</strong>me aus der Abstellkammer.<br />

Schwupp, ist es weg, jedes Interessse an <strong>Brunner</strong> erloschen.<br />

-Na komm. Hier hast du d<strong>ein</strong> Fresschen, lieber, lieber H<strong>und</strong>,<br />

hÉrt man sie in der Abstellkammer.<br />

Das schleckende Lecken <strong>und</strong> das fassende BeiÇen <strong>und</strong> schlingende<br />

WÄrgen des H<strong>und</strong>es.<br />

-Du bist <strong>ein</strong> Guter, sagt Elke in der Abstellkammer.<br />

<strong>Brunner</strong> greift nach der Pfanne <strong>und</strong> hofft, jetzt in Ruhe zu<br />

Ende essen zu kÉnnen, wird aber nach kaum zwei Minuten<br />

wieder gestÉrt, als s<strong>ein</strong>e Frau sich zu ihm setzt, um sich <strong>ein</strong><br />

Brot zu machen. F<strong>ein</strong> sÅuberlich streicht sie <strong>ein</strong>e Schicht<br />

Margarine auf <strong>die</strong> dÄnn geschnittene Scheibe <strong>und</strong> legt <strong>ein</strong>e<br />

dicke Scheibe Emmentaler darauf. Dann beiÇt sie hin<strong>ein</strong>,<br />

wÅhrend Fritz W<strong>alt</strong>er aus der Kammer getrottet kommt. Er<br />

krÄmmt sich <strong>und</strong> streckt sich <strong>und</strong> leckt sich mit <strong>ein</strong>er langen<br />

Zunge das Maul.<br />

-Barbarisch, brummt sie Backen wackelnd, als sie sieht, wie<br />

<strong>Brunner</strong> groÇe StÄcke k<strong>alt</strong>en Bratens lÉffelweise in sich hin<strong>ein</strong>stopft.<br />

Dass du zum FrÄhstÄck sowas essen kannst!<br />

<strong>Brunner</strong> antwortet nicht. Schweigend kaut er s<strong>ein</strong> Fleisch. Er<br />

hat nicht vor, sich von ihr den Appetit verderben zu lassen.<br />

-Ihr graue vor Fisch <strong>und</strong> Fleisch zum FrÄhstÄck, wiederholt<br />

sie nach <strong>ein</strong>er Weile in provozierendem Ton.<br />

Zufrieden liegt der H<strong>und</strong> auf <strong>Brunner</strong>s neuem Teppich.<br />

-Wenn du Äberhaupt richtig krank bist. Wer richtig krank ist,<br />

hat normalerweise k<strong>ein</strong>en Hunger. Aber du schaufelst <strong>ein</strong>


StÄck Braten nach dem anderen in dich hin<strong>ein</strong>. Hier, noch<br />

<strong>ein</strong>en Batzen Bratkartoffeln, <strong>und</strong> hier <strong>und</strong> hier ... wie wÅr's<br />

mit <strong>ein</strong>er Scheibe Toast mit ordentlich fetter Butter?<br />

-Her damit, sagt er sch<strong>ein</strong>bar gelassen.<br />

Mit dem HandknÉchel wischt er sich <strong>ein</strong>e dÄnne Fleischfaser<br />

von den Lippen.<br />

-Kannst du nicht mal Ruhe geben! bricht es plÉtzlich aus ihm<br />

heraus. Ich bin elend, <strong>und</strong> muss mir <strong>die</strong> ganze Zeit d<strong>ein</strong> Gezeter<br />

anhÉren.<br />

Der H<strong>und</strong> hebt lÅssig den Kopf. Satt <strong>und</strong> zufrieden beglotzt er<br />

s<strong>ein</strong>e Herrschaft.<br />

-Wer hier zetert, bist du, sagt sie. Wer hat denn mit den Holzscheiten<br />

angefangen?<br />

Bei <strong>die</strong>sen Worten strafft sie ihren Morgenrock <strong>und</strong> steht auf,<br />

denn sie hat vergessen, <strong>die</strong> Zeitung her<strong>ein</strong>zuholen.<br />

-Unser Nachbar besorgt schon wieder BrÉtchen fÄr s<strong>ein</strong>e<br />

Frau, sagt sie, als sie mit der Gazette zurÄckkommt. Das<br />

kÉnntest du auch mal machen. WÄrde dir sehr gut anstehen.<br />

Sie sagt es nicht zum ersten Mal, aber <strong>Brunner</strong> hÉrt ihr sowieso<br />

nicht zu. Er hat sich <strong>die</strong> Einladung vorgenommen.<br />

-Ökumenischer Gottes<strong>die</strong>nst in der Pfarrkirche, liest er vor.<br />

KÉnnen wir uns nicht wenigstens den sparen?<br />

-N<strong>ein</strong>, antwortet sie <strong>und</strong> nickt schmerzlich bei <strong>die</strong>sem Wort.<br />

Warum soll ich mich mit <strong>ein</strong>em Teil zufrieden geben. Ich will<br />

das ganze Paket.<br />

-Das Thema Religion ist doch wohl durch, sagt er. Was hat<br />

<strong>die</strong> Kirche mit dem Abitur zu tun? Die Pfaffen wollen sich ins<br />

Herz der Jugend schleichen.<br />

Damit holt er zum groÇen Befreiungsschlag gegen alles ReligiÉse<br />

aus, gegen <strong>die</strong> Kirche <strong>im</strong> Allgem<strong>ein</strong>en <strong>und</strong> f<strong>und</strong>amentalistische<br />

Bibelkreise <strong>im</strong> Besonderen, <strong>die</strong> zwar Friedfertigkeit<br />

auf ihren Lippen trÄgen <strong>und</strong> angeblich nur Liebe verbreiten<br />

wollten. Das sei jedoch nichts als pure Heuchelei <strong>und</strong> LÄge.


In Wirklichkeit gehe es ihnen um <strong>die</strong> Macht. Nur um <strong>die</strong><br />

Macht. - Mit LÄgen <strong>und</strong> Ideologien hÅtten <strong>die</strong> Machthaber<br />

<strong>und</strong> alle sonstigen Kraken der Welt schon <strong>im</strong>mer versucht, <strong>die</strong><br />

Herrschaft Äber ihre Untertanen zu festigen. Wenn der Pfarrer<br />

in der Kirche das Kreuz mache, lieÇen sich <strong>die</strong> Leute so davon<br />

be<strong>ein</strong>drucken, dass sie gegen Ungerechtigkeiten nicht<br />

mehr aufzumucken wagten.<br />

Die Kirchen versuchten mit aller Macht, Terrain zurÄckzugewinnen,<br />

was sie 68ff verloren hÅtten. Wieder<strong>ein</strong>fÄhrung des<br />

Religionsunterricht als Pflichtfach, zum Beispiel, <strong>und</strong> wenn<br />

ihnen <strong>ein</strong> <strong>alt</strong>es Omchen in halber geistiger Umnachtung ihr<br />

<strong>alt</strong>es Haus vererbe, lieÇen sie gegen <strong>die</strong> Verwandschaft ihre<br />

RechtsanwÅlte aufmarschieren. Sie kennten k<strong>ein</strong> Pardon. Die<br />

katholische Kirche sei der grÉÇte Gr<strong>und</strong>besitzer Deutschlands.<br />

Niemals verkaufe sie <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>zigen Quadratmeter, <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Protestanten seien auch nicht viel besser. Darum hÅtten sie<br />

soviel Angst vor Revolutionen, denn da wÄrden sie gewÉhnlich<br />

enteignet.<br />

GenÄsslich fischt er nach <strong>ein</strong>em StÄck Fleisch aus der Pfanne.<br />

GenÄsslich schneidet er es sich in Streifen <strong>und</strong> schiebt es sich<br />

in den M<strong>und</strong>.<br />

-Ob sie wisse, dass der PrÅses der evangelischen Kirche aus<br />

<strong>ein</strong>er <strong>alt</strong>en Nazifamilie stamme? Beziehungsweise, korrigiert<br />

er sich, der Vater sei <strong>im</strong> dritten Reich <strong>ein</strong> erfolgreicher Karrierebeamter<br />

gewesen. So weit sei man schon, dass <strong>die</strong>ser in der<br />

BevÉlkerung Äbrigens ÅuÇerst beliebte Theologie <strong>ein</strong>e derartige<br />

Familiengeschichte in Talkshows schamlos ausbreite.<br />

EmpÉrt, <strong>und</strong> auch mit <strong>ein</strong>er gewissen Befriedigung <strong>im</strong> Herzen,<br />

verweilt er in Gedanken bei dem Manne <strong>und</strong> kommt dann<br />

wieder auf <strong>die</strong> katholische Kirche zu sprechen, <strong>die</strong> ja noch<br />

viel schl<strong>im</strong>mer sei. Alles BetonkÉpfe, <strong>die</strong> in wichtigen politischen<br />

Fragen k<strong>ein</strong>en Mill<strong>im</strong>eter nachgÅben. Unverantwortlich<br />

hielten sie an Äberkommenen Prinzipien <strong>und</strong> Verboten fest.<br />

Stichwort ZÉlibat, Stichwort VerhÄtungsmittel, wo sie sogar


Siechtum <strong>und</strong> Tod in Kauf nÅhmen, Stichwort Aids, <strong>und</strong> alles<br />

nur, um ihre Macht zu festigen.<br />

Er sagt <strong>die</strong>s mit jener unnachgiebigen, unnachahmlichen BÅrbeiÇigkeit,<br />

fÄr <strong>die</strong> er bekannt <strong>und</strong> berÄchtigt ist <strong>und</strong> <strong>die</strong> nicht<br />

nur Vorgesetzte, Nachbarn <strong>und</strong> Bekannte davon Äberzeugt<br />

hat, dass sie es mit <strong>ein</strong>er zutiefst kiebigen <strong>und</strong> schwierigen<br />

PersÉnlichkeit zu tun haben, der gr<strong>und</strong>sÅtzlich nicht zu trauen<br />

ist, <strong>und</strong> von der jederzeit Aggressionen <strong>und</strong> StÉrungen des<br />

Betriebsfriedens zu gewÅrtigen sind, sondern seit langem auch<br />

<strong>die</strong> eigene Ehefrau.<br />

-HÉr endlich auf, ruft sie <strong>und</strong> hÅlt sich <strong>die</strong> Ohren zu. HÉr auf,<br />

mir mit d<strong>ein</strong>en ewigen StÅnkereien den Tag zu verderben.<br />

Kannst du nicht <strong>ein</strong>mal etwas Fre<strong>und</strong>liches sagen. Merkst du<br />

nicht, dass ich total <strong>im</strong> Stress stehe <strong>und</strong> noch das Pausenbrot<br />

fÄr <strong>die</strong> Kinder fertig machen muÇ?<br />

Doch es gibt k<strong>ein</strong> H<strong>alt</strong>en. Was in den Ohren Anderer wie<br />

miesepetriges Meckern <strong>und</strong> MÅkeln klingt, Absonderungen<br />

<strong>ein</strong>er unausgeglichenen <strong>und</strong> garstigen PersÉnlichkeit, <strong>die</strong> sich<br />

um so schwerer ertragen lÅsst, je besser es ihr geht <strong>und</strong> je<br />

rÄcksichtsloser sie vor anderen auftrumpfen kann, ist fÄr<br />

<strong>Brunner</strong> geistige Kraftnahrung, <strong>die</strong> ihn s<strong>ein</strong> Ego erst so recht<br />

empfinden, ja geradezu genieÇen lÅsst.<br />

-Laizismus wie in Frankreich, das wÄnsche er sich. Religion<br />

habe Privatsache zu bleiben. Wo <strong>im</strong>mer <strong>die</strong> ReligiÉsen versuchten,<br />

mit ihren sexualf<strong>ein</strong>dlichen, aberglÅubischen Vorstellungen<br />

<strong>die</strong> Gesellschaft zu bevorm<strong>und</strong>en, mÄssten sie zurÄckgedrÅngt<br />

werden. Das Pr<strong>im</strong>at der AufklÅrung: dass jeder nach<br />

s<strong>ein</strong>er Facon selig werden solle. Verbote nur, wo wirklich<br />

unerlÅsslich. In dem Sinne sei <strong>die</strong> Ausbreitung der westlichen<br />

Kultur <strong>und</strong> <strong>die</strong> damit <strong>ein</strong>hergehende VerdrÅngung mittel<strong>alt</strong>erlicher<br />

Strukturen auf jeden Fall als Fortschritt zu werten. In<br />

<strong>die</strong>sem Zusammenhang falle ihm s<strong>ein</strong> GroÇvater <strong>ein</strong>.<br />

-D<strong>ein</strong>e tolle Verwandtschaft, unterbricht ihn Elke. Unser Vorbild.


Doch <strong>Brunner</strong> lÅsst sich nicht beirren.<br />

-S<strong>ein</strong>em GroÇvater habe wÅhrend der Nazizeit <strong>ein</strong> deutschnationaler<br />

Pfarrer Konfirmandenunterricht erteilt, welcher den<br />

Krieg verherrlicht <strong>und</strong> dem jungen KatechumÅnen derart zugesetzt<br />

habe, dass <strong>die</strong>ser von der Kirche fÄr <strong>im</strong>mer geheilt <strong>und</strong><br />

s<strong>ein</strong> Lebtag nicht mehr hingegangen sei.<br />

-D<strong>ein</strong>e Eltern rennen doch jeden Sonntag in <strong>die</strong> Kirche, wirft<br />

Elke dazwischen.<br />

Kurz unterbricht <strong>Brunner</strong> s<strong>ein</strong> Kauen. Solche Angriffe ist er<br />

gewohnt, <strong>und</strong> er weiÇ auch genau, wie sie zu parieren sind.<br />

-Warum sagst du das jetzt? Du benutzt jede Gelegenheit, um<br />

m<strong>ein</strong>e Leute schlechtzumachen.<br />

-Ich? ruft sie empÉrt. Du ziehst doch <strong>im</strong>mer Äber m<strong>ein</strong>e<br />

Schwester her! Dass sie <strong>ein</strong> <strong>alt</strong>es zÅnkisches Weib ist, dass sie<br />

raucht wie <strong>ein</strong> Schlot <strong>und</strong> dass man es mit ihr nicht aush<strong>alt</strong>en<br />

kann.<br />

Sie sagt noch <strong>ein</strong> paar andere Dinge, <strong>die</strong> ihn morgens Äberhaupt<br />

nicht interessieren, <strong>und</strong> nachmittags <strong>und</strong> abends eigentlich<br />

auch nicht. Zuletzt lÅsst sie sich wieder Äber ihn <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e<br />

Tischmanieren aus.<br />

-Ja, ja, sagt er nur.<br />

Ihm ist sowieso alles egal.<br />

Dabei geht es um etwas sehr Wichtiges: um das Verschwinden<br />

historischer Erfahrungen aus dem Éffentlichen Bewussts<strong>ein</strong>.<br />

FrÄhere Generationen, aufgr<strong>und</strong> von Erfahrungen klug<br />

geworden, werden <strong>im</strong>merzu durch unbedarfte JÄngere ersetzt,<br />

<strong>die</strong> sich wie dumme SchÅfchen an <strong>die</strong> L<strong>ein</strong>e legen lassen.<br />

Alles wie gehabt. Dass <strong>die</strong> Kirche oder <strong>ein</strong> Teil davon fÄr<br />

Kriege verantwortlich ist oder <strong>die</strong>se zumindest gutgeheiÇen<br />

hat <strong>und</strong> trotzdem <strong>im</strong>mer aufs Neue FuÇ fasst <strong>und</strong> Respekt <strong>und</strong><br />

Anerkennung in der BevÉlkerung findet, wohl gar als <strong>ein</strong>e<br />

Massenbewegung, der man sich als Einzelner besser nicht<br />

entgegenstellt, lÅsst sich s<strong>ein</strong>es Erachtens nur durch <strong>ein</strong>en<br />

genetischen Faktor erklÅren, von dem <strong>die</strong> weit verbreitete


FrÉmmigkeit getriggert wird. Insofern haben Religion <strong>und</strong><br />

ReligiositÅt mÉglicherweise mehr mit Biologie als mit Kultur<br />

zu tun. Sie sind <strong>ein</strong> Auswuchs des menschlichen Geistes,<br />

dem, ohne dass <strong>die</strong>s <strong>im</strong> Entferntesten <strong>die</strong> Frage der Existenz<br />

Gottes berÄhrt, <strong>ein</strong> tief verwurzelter Glaube <strong>ein</strong>en Überlebensvorteil<br />

sichert (nicht nur weil sich <strong>die</strong> ReligiÉsen, weniger<br />

hedonistisch auf SpaÇ programmiert als der Rest <strong>ein</strong>er<br />

BevÉlkerung, <strong>die</strong> ihre Zeit mit Brot <strong>und</strong> Spielen vertut, gem<strong>ein</strong>hin<br />

besser vermehren, oder weil Aberglauben <strong>und</strong> IrrationalitÅt<br />

in kritischen Situationen durchaus hilfreich s<strong>ein</strong> kÉnnen,<br />

indem sie Entscheidungsprozesse verkÄrzen, sondern<br />

auch, weil der Glaube an Gott Äber Depressionen <strong>und</strong> schwierige<br />

Phasen hinweghelfen kann, etwa wenn man vom Partner<br />

verlassen wird oder s<strong>ein</strong>e Arbeit verliert) <strong>und</strong> gehen, wie der<br />

Artenreichtum <strong>und</strong> <strong>die</strong> exotischen bunten GeschÉpfe der SÄdsee<br />

<strong>und</strong> des Regen<strong>wal</strong>des, auf das Konto <strong>ein</strong>er Natur, <strong>die</strong> freigiebig<br />

<strong>und</strong> verschwenderisch <strong>die</strong> tollsten Geschenke verteilt.<br />

á<br />

N<strong>ein</strong>!<br />

Über ihm Éffnete sich <strong>ein</strong>e TÄr. Ein heller Strahl flutete s<strong>ein</strong>e<br />

fantasierenden Augen. Hilflos sah er der Zukunft entgegen,<br />

<strong>ein</strong>er Zukunft, <strong>die</strong> doch nur fÄr ihn gemacht war. Er kroch <strong>und</strong><br />

wÄhlte sich bÅuchlings zurÄck in <strong>die</strong> Kissen, <strong>ein</strong>er Kellerassel<br />

gleich, <strong>die</strong> ihr ursprÄngliches Schlupfloch nicht mehr finden<br />

kann.<br />

-Jetzt aber hoch, rief <strong>die</strong> riesige, dreiÅugige Riesin. Oder<br />

musst du nicht aufstehen?<br />

Sie griff nach dem Wecker auf s<strong>ein</strong>em Bettkasten <strong>und</strong> hielt<br />

ihn an ihre kurzsichtigen Augen.<br />

-Sch<strong>ein</strong>t richtig zu gehen, sagte sie in den dumpfen Nachtklang<br />

s<strong>ein</strong>es Bewussts<strong>ein</strong>s. Dann verschwand sie, um ihm<br />

etwas Zeit zu geben, indes s<strong>ein</strong>e gekÉpften Sinne korohten


korkrollten karkrahten kartÅtschtem kisch in den Kissen, den<br />

blau Kornmuster befleckten Kissen. Mumpf <strong>und</strong> Artschieling<br />

mischten sich in s<strong>ein</strong>em Kopf, f<strong>alt</strong>enreich schwebten<br />

schwerdumpe Felleisen an ausgeblÄhten Traubenfallschirmen<br />

zu Boden, kehrten in traurigen Siebenschleifen zurÄck, an<br />

sÄttigen Sommerblumenbumerangs, <strong>und</strong> melteedeten durch<br />

alles gratz- <strong>und</strong> glanzlose Vier- <strong>und</strong> FÄnfflÄssige s<strong>ein</strong>es kurzen<br />

abstrakten Lebens. Es koschelte der Wecker in<br />

nurmeesen, umraasen, miskeeken, nuranzen <strong>und</strong> numannen<br />

Numismen <strong>und</strong> wollte k<strong>ein</strong> Ungnad verlÉschen lassen, um's<br />

katarackte Verdeut nicht. Er zuruckte gefÄhlsame Zweckspangen<br />

mit <strong>ein</strong>er seltsamen FlÉtrigkeit aus <strong>ein</strong>er ecksilbrigen,<br />

korzwolligen Welt. Worauf man ihn mit Follsomen foll<br />

stusste, <strong>und</strong> der ganz hin<strong>ein</strong>gehÉrte (statt <strong>die</strong> am Rande wichtig<br />

sich machte), mierannte <strong>und</strong> mooslochte dem Doktor auch<br />

genannt <strong>die</strong> Krake des SÄbengebÄrgs Seepferd <strong>und</strong> Hahn des<br />

inneren Unwahrs taktvoll von hinten, gr<strong>und</strong> auflauf Zemeckis<br />

Brause, <strong>und</strong> erst mit dem <strong>ein</strong>h<strong>und</strong>ertdrei<strong>und</strong>dreiÇigsten Anflug<br />

des stilvoll stellvertritts vergeudeten Mondes hather <strong>ein</strong><br />

hÉchstes Umbecken in <strong>die</strong> Geseihten gelegt:<br />

-<strong>die</strong> KettenschÄrze (an der Feuerschutzwand)<br />

-Nebelwurfbecher (nur hÉchstens 3 Schluck)<br />

-mehrere Runglattichhaufen <strong>und</strong> Drehringlafetten<br />

-<strong>und</strong> schlieÇlich Haub SF M 100 A2, <strong>die</strong> frÉhliche Itze.<br />

Sowas wÄrde M<strong>und</strong>ig nie tun, <strong>und</strong> wissen wir flugs, rong dass<br />

wir <strong>im</strong> Kopf des Falschen mÅandern, k<strong>ein</strong> W<strong>und</strong>er das Chaos,<br />

sind hier zuviele KÉpfe am kisch aus den Kissen korkrollen,<br />

<strong>und</strong> je lÅnger <strong>ein</strong>er so da liegt, um so grÉÇer <strong>die</strong> Verlockung,<br />

rong, ganz rong runk alz unten r<strong>und</strong>rum flugherings<br />

auszupunten.<br />

rong rong, schÇn mÅchlich rong<br />

rong rong rong<br />

rong-rong-rong<br />

Rong---rong


Rongrongrongrong<br />

Rong-rong-rong<br />

Rongrongrong<br />

-Kannst du mir den Kaffee bringen: SonjenlÅrm <strong>und</strong> -alarm<br />

aus dem Weibjargon, dem katzjammen h<strong>und</strong>sklammen<br />

Kindsz<strong>im</strong>mer, dem sie entwachsen <strong>und</strong> viel zu oft <strong>im</strong>gefolgt<br />

ist.<br />

-RO-ong, geht jegliche Lust flÉten <strong>und</strong> ausballon. Verreckt<br />

wie <strong>die</strong> entladene Batterie <strong>ein</strong>es knallerbunten Vrecktomotors.<br />

Vorbei segelte spitz Mutter, <strong>die</strong> Gute (zum zweiten), in irrstem<br />

Lichtzuber schÉtt, spÉtt <strong>und</strong> Fallballerin. Er aber liegt:<br />

spiegelgleich s<strong>ein</strong>es Vorbilds: liegt, <strong>und</strong> tÄtscht noch'n Versuch<br />

in'ne WÅsche:<br />

rong rong<br />

r--o<br />

rong rong<br />

rong-rong<br />

Es geht nicht, ums Verrecken VerrÄcken, bei dem LÅrm, den<br />

Sonja drauÇen veranst<strong>alt</strong>et. Wer mÉchte in solchen Momenten<br />

auch an s<strong>ein</strong>e Schwester zu denken? An s<strong>ein</strong>e Åltere Schwester,<br />

<strong>die</strong> <strong>ein</strong>em frÄher oft den Weg gewiesen <strong>und</strong> <strong>die</strong> heute<br />

<strong>im</strong>mer noch m<strong>ein</strong>t, dafÄr zustÅndig zu s<strong>ein</strong>. Die man bew<strong>und</strong>ert<br />

hat, weil sie mit 16 schon selbstsicher durchs Leben stolziert<br />

ist, wÅhrend man selber noch Briefmarken <strong>und</strong> FuÇballerbilder<br />

gesammelt hat, <strong>und</strong> <strong>die</strong> man spÅtestens dann zu hassen<br />

beginnt, aus mehreren, ganz unterschiedlichen Motiven,<br />

wenn sie stÅndig neue Verehrer anschleppt, mit denen sie<br />

wortlos in ihrem Kinderz<strong>im</strong>mer verschwindet. Die Åltere<br />

Schwester als Trauma, auf das man um so empfindlicher reagiert,<br />

je weiter man hinter ihr zurÄckbleibt.<br />

Oh, <strong>die</strong>ser Krach! Sie hÅtte man lieber den Bubischnitt beh<strong>alt</strong>en<br />

sollen. Billig, <strong>und</strong> leichter zu pflegen als <strong>die</strong>se Äppigen<br />

Locken, auf <strong>die</strong> <strong>die</strong> MÅnner so abfuhren. Was war sie bloÇ fÄr<br />

<strong>ein</strong> Mensch, eifrig auf das Ihre gerichtet, hÅtte sie <strong>die</strong> Zierde


M<strong>und</strong>igs des Schrecklichen s<strong>ein</strong> kÉnnen, doch verlassen<br />

musste sie <strong>die</strong> hÉhere Lehranst<strong>alt</strong>, ihrer Mutter gleich, wÅhrend<br />

<strong>die</strong>jenigen ihrer Anverwandten, welche ihre Sinne beisammen<br />

hielten <strong>und</strong> wohl gar das ganze System ablehnten,<br />

ganz gut durchkamen warum?<br />

Wieder scheute der Wecker ins SÄbengekirsch, <strong>und</strong> wieder<br />

stampeete er ruckzurk in <strong>die</strong> Kissen:<br />

-Aufste-e-en! <strong>die</strong>smal brutal <strong>und</strong> unterm VorhÅnge wegschieben<br />

& Fenster weit auf.<br />

Alle demokratisch behandelt, Vater, Sohn <strong>und</strong> <strong>die</strong> Tochter, &<br />

mit groÇer Ungeduld.<br />

Ihr schlaft in getrennten Z<strong>im</strong>mern? hatte sie <strong>ein</strong>st <strong>ein</strong>e Fre<strong>und</strong>in<br />

gefragt, der hochzoten Brauen zuviele.<br />

-Jetzt aber los, aus voller, fÉllerer TÄre. Sonja wird wegen dir<br />

wieder nicht fertig.<br />

-Stell mir schon mal das Essen hin.<br />

Ñnzn gahn kinkelahn<br />

tinne fahde feltenahn.<br />

Luckenuut sehdihmkuud<br />

isska folgemuut.<br />

-Wann wirst du endlich selbststÅndig, fragte sie rhetorisch.<br />

-FrÄher hast du mir <strong>im</strong>mer das FrÄhstÄck ans Bett gebracht.<br />

Reckte sich schalkhaft aus Nebeln der kommende Herrscher<br />

<strong>und</strong> frische Salbader.<br />

-FrÄher war frÄher <strong>und</strong> heute ist heute, gab <strong>die</strong> Tigerin unbarmherzig<br />

zurÄck <strong>und</strong> verlieÇ s<strong>ein</strong>e Kammer.<br />

Appa mamma fahned zea<br />

adda gahne Ånzn mea.<br />

Tappezinn tedekint<br />

laffte hatte find.<br />

Schwankend erhebt sich der Schrat, kriecht aus den Federn,<br />

schwankend <strong>und</strong> mit verirrten KÉpfen sucht er das S<strong>ein</strong>e zusammen,<br />

statt jenes bleierne Radflocht, welches <strong>die</strong> Zeit auf


ihrer Reise uns vorgibt, hinzunehmen wie Lostro, der Graf,<br />

Galliostro genannt, so dass nur <strong>die</strong> Wenigen, jene aus<br />

Langbart i.Br., welche den ges<strong>und</strong>en Menschenverstand zu<br />

hÉheren Zwecken miÇbrauchen, <strong>die</strong> Frage stellen, konsonantengewieft,<br />

was denn <strong>die</strong> Austreibung bewirke, auÇer noch<br />

<strong>ein</strong>er weiteren Verzweigung, <strong>und</strong> noch <strong>ein</strong>er, als hÅtten wir<br />

nicht schon genug der myriaden Molliardenminaden, <strong>die</strong> sich<br />

von<strong>ein</strong>ander kaum unterscheiden. Gnome Klone. Wenn sie<br />

von jedem vieler Tage <strong>im</strong> Saus <strong>ein</strong>e Minute enthÅufeln, duldig<br />

behisst, halbzeit beholft <strong>und</strong> trocken beiderschmeckt: dÄrfen<br />

<strong>die</strong> dann das Eingesparte mit Zinsen zuhause verschlafen?<br />

Statt der mater familias in ruhigem Sekant nachzueifern, <strong>die</strong><br />

den Weckruf schon hÉrt, den Eins-A SP-A Weckruf, der von<br />

k<strong>ein</strong>em Geringeren herstammt als dem, was mit Macht nach<br />

auÇen sich stÄlpt.<br />

Sie will: er drÄckt sie energisch zur Seite.<br />

-Erst muss ICH!!!.<br />

Sie, schon ratlos, angeschmiert <strong>und</strong> lÅngst nicht energisch<br />

genug:<br />

-Geht nicht! Ich komme zu spÅt!<br />

Er beschreitet <strong>die</strong> Planken des schlingernden Schiffes. Mit der<br />

Kraft s<strong>ein</strong>es KÉrpers versperrt er den Zugang, <strong>und</strong> herausfordernd<br />

reckt er das Kinn, bis sie sich endlich murrend davonmacht.<br />

Sodann sucht das siegreiche Herz verstÅndig Hemd,<br />

Hose <strong>und</strong> Kopfbedeckung zusammen. Die Hose, schlachtenerprobt,<br />

hat schon manchen Orkan Äberstanden. Das Hemd,<br />

dessen hellgelbe Grelligkeit noch jedem F<strong>ein</strong>d <strong>die</strong> Angriffslust<br />

nahm. SchlieÇlich <strong>die</strong> Kappe, <strong>die</strong> bunte Kappe des Narren,<br />

fÄr alle, <strong>die</strong> sich, wenn sie in <strong>ein</strong>e fremde, f<strong>ein</strong>dliche Welt<br />

hinaus mÄssen, mÉglichst gut tarnen wollen, um dem Äberlegenen<br />

Gegner <strong>ein</strong>e nicht vorhandene StÅrke vorzugaukeln.<br />

Das Handtuch von gestern mÄsste eigentlich trocken s<strong>ein</strong>.<br />

Schon halbnackt, n<strong>im</strong>mt er's vom silbernen Haken; <strong>und</strong> vorur-


teilsfrei riecht er daran. Noch k<strong>ein</strong> Sch<strong>im</strong>melgeruch in <strong>die</strong>sem<br />

Loch, in dem alles nach zwei Tagen sch<strong>im</strong>melig riecht. Er<br />

sammelt sich, entspannter werdend sammelt er sich bis endlich<br />

ihro Gnade NajadenverlieÇ sich Éffnet, viel schneller <strong>und</strong><br />

heftiger als jemals erwartet:<br />

-Ho-, ho-holla, ist das k<strong>alt</strong>, schlupf-schlopf aus dem SchlÄpfer<br />

nach schnapf schlapf <strong>und</strong> watsch <strong>im</strong> wogesen Vergessnen.<br />

tick, tack, track,<br />

tickel, trickel, track,<br />

tick, tick, trickel, tra, tra, tropf,<br />

trÄb <strong>und</strong> trapp, trÄttel app,<br />

tÄtsch, tÄtsch, tÄscht der Trapp.<br />

Ganz langsam wach werden unter warmen Sch<strong>wal</strong>len. Sch-Én,<br />

sch-schÉ sch-schÉ sch-sch-schauerlich sch-É-n. Enerspargie<br />

et non! and off. Ein neuen Kopf? drin?<br />

EfindeT R efindeT iN enÅptiSCH igvoLL&stnd miT eiÇeN<br />

liesen sgelegteM BientE.<br />

Aus noctÄrlichem BrÄten, dem steubenden Duft <strong>ein</strong>er Taubnessel<br />

<strong>und</strong> dem siedlen àuch anemoner SchlÅfrigkeit schwoll<br />

der Sch<strong>wal</strong>l <strong>und</strong> schwullte noch lange, netzte den trockenen<br />

Pickleib, entleibte jedes noch so grausig grÄnherzigen Waschlappens<br />

nasse Surfatsche, allen <strong>und</strong> nicht nur zentauren TrÅchtigen<br />

anempfohlen, wie <strong>ein</strong>st der Schmied in s<strong>ein</strong>em<br />

Jahrh<strong>und</strong>ertroman, wuschnaubte dero lefzte leste Retze,<br />

bruuchte <strong>und</strong> bruhlichte sich tomasson Tomm-a-sons<br />

Bahnriff, wo in karniggligeren Zeiten allerlei Wild geschossen<br />

ward, sogar zum urbanen Biotop des Jahres gewÅhlt<br />

wenn-auch-knapp: wo Fuchs <strong>und</strong> Hase gem<strong>ein</strong>sam taubenverliebt<br />

ihre mitternÅchtlichen MondgÅnge <strong>und</strong> GesÅnge angstfrei<br />

auffÄhren woran wir uns gerne erinnern Seit an Seit wenn<br />

wir fallen wie alles fÅllt der Wasserfall in s<strong>ein</strong>em momentanen<br />

Stillstand trÉpfchenweis zu s<strong>ein</strong>er St<strong>und</strong> <strong>und</strong> Zeitvertreib:<br />

vergessen, wie alles, was <strong>ein</strong>mal Menschen Herzblut erfrischt,


Durst gelÉscht, von Zweifeln erlÉst, ins Verderben gestÄrzt<br />

<strong>und</strong> richtig ins Schwingen <strong>und</strong> Schwitzen gebracht hat.<br />

Kampfeslust in Kopf <strong>und</strong> Kanonen gegossen; Karten, von<br />

armen TrÉpfen gezeichnet, worÄber zackiger Haarschnitt sich<br />

beugt. 100 Jahre, Äber den Daumen, hatten sie mit drei Kriegen<br />

vergeudet, <strong>und</strong> manch <strong>ein</strong>er ist nicht mehr aufgewacht aus<br />

s<strong>ein</strong>en schrulligen TrÅumen. Viele begeistert dabei, frÉhlich<br />

HÄte schwenkend auf Paraden, durch <strong>die</strong> groÇen StÅdte <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>en StÅdte <strong>und</strong> <strong>die</strong> MittelstÅdte, fiel ihnen nicht<br />

schwer, jasagend den Vorbetern mit <strong>die</strong>nstbeflissenem<br />

Schweif den Apperzepps zu gewÅhren, Lebenswerke, ganze<br />

BÅume gezeugt <strong>und</strong> vernichtet, zehrte, wer <strong>alt</strong> wurde, heute<br />

noch von, <strong>im</strong> Verschwiegenen unter dem Grauen der Beete.<br />

Wir aber stehn staunend vor vergilbten Fotografien <strong>und</strong> m<strong>ein</strong>en<br />

gefeit zu s<strong>ein</strong>, wuiland tie opriÇten Riggter - multi heir<br />

Numm <strong>und</strong> <strong>im</strong> Toupngraun heuren ssei gut, toupn Nchaen,<br />

Rnkiel, gourn Dauben - in heroes pnuder Rhapnhayt drxesieen<br />

tie Maht <strong>und</strong> selbst <strong>im</strong> Angesicht des AusmaÇes der Katastrophe<br />

nur <strong>ein</strong>en kurzen Moment stutzig werden, bevor sie mit<br />

hÅndem WÅhnen schlbamsen zurk heire Brut. Was fÄr <strong>ein</strong><br />

Irrtum! Nichts hÅlt <strong>die</strong> Gaia, <strong>die</strong> Eleionomaen am Boden des<br />

Richtstuhls, auf welchen das Wasser prasselt hernieder in<br />

rammelt Gefjord. Deucht uns zu lange, um dasjenige zum<br />

Vorsch<strong>ein</strong> zu bringen, was <strong>alt</strong>ernder MÅnner ZÅhne zu schlagen<br />

vermag.<br />

Schwill sch<strong>wal</strong>lt der Strahl, <strong>im</strong>mer noch abstoÇend k<strong>alt</strong>, fehlt<br />

uns <strong>die</strong> WÅrme der Erde anderer Landstriche, <strong>die</strong> frÄh genug<br />

Hoppla gesagt haben, so dick ist das Blut der Sprache nicht,<br />

Trugbild der BrÄderlichkeit, <strong>die</strong>, wenn sie erwischt werden,<br />

wie sie <strong>ein</strong>em Dritten das Fell Äber <strong>die</strong> Ohren ziehen, mit<br />

gegenseitigen Schuldzuweisungen jonglieren bis, ja bis <strong>die</strong><br />

erste Aufregung vorbei ist, <strong>und</strong> <strong>die</strong> aufgeblickt haben, <strong>die</strong><br />

schweigende Mehrheit in ihren gemÄtlichen SchrebergÅrten


wieder den FeldfrÄchten frÉnt, oder unerwarteterweise <strong>ein</strong>er<br />

exotischen Blumenmischung, den fragwÄrdigen GenÄssen<br />

<strong>ein</strong>er privaten Krankenversicherung huldigt, wo frÄher nur der<br />

Gartenzwerg wachte, WindmÄhlen nachts peitschten mit fasrigen<br />

FlÄgeln oder <strong>ein</strong>same Goldfische in halb zugewachsenen<br />

Teichen verzweifelt nach Luft schnappten.<br />

Es prasselt zu Boden der Strahl, wie manche Frauen nach dem<br />

Verkehr hastig ins Bad huschen, steht unser Richter fottfuÇ<br />

auf den Fliesen, halb in der Wanne, mÄde Finger dem Brausekopf<br />

zugestreckt, hÉhlt spÄlend <strong>die</strong> HÉhlen, axt spielend <strong>die</strong><br />

Achseln, durchrinnt alle Rinnen, dringt in <strong>die</strong> Ritzen des letzten<br />

GesÅÇ. Hoch sprudelt der Bach, Katharsis sechs acht, bis<br />

unters Schuppengeflecht wirst du nicht kommen, erreichst<br />

nicht <strong>die</strong> Anbieter noch <strong>die</strong> Verehrer des bewÅhrten Terrors,<br />

des Siegfriedens, der Bonusangst, <strong>die</strong> unbedingten Diener des<br />

Geldes <strong>und</strong> der MassenmÉrder vielkÉpfige Hydra noch <strong>die</strong><br />

schlauen Erfinder von Heldenlegenden <strong>und</strong> Erntemaschinen,<br />

Kopf voller gezÅhmter Ideen, sch<strong>wal</strong>lt unnachgiebig der<br />

Strahl, spritzt alles beiseite, klamme Erinnerungen, bÉse Gedenktage,<br />

verschwiegene Absichten, <strong>und</strong> setzt in der NÅhe der<br />

Schlachthofruinen <strong>ein</strong> blutjunges, makellos hellhÅutiges ideelles<br />

Kunstwerk in Szene, das n<strong>im</strong>mermehr <strong>ein</strong>en Gedanken an<br />

<strong>die</strong> Vergangenheit verschwenden wird, <strong>ein</strong>fach, weil Kinder,<br />

wenn sie spielen, k<strong>ein</strong>en Sinn fÄr <strong>alt</strong>e TragÉ<strong>die</strong>n haben, <strong>und</strong><br />

auch der Handelnde handelt <strong>im</strong> Handeln ja angeblich vÉllig<br />

gewissenlos.<br />

Schwellender Strahl, du erquillst m<strong>ein</strong>er Hand <strong>ein</strong>e Handvoll<br />

sÄÇen magischen Staubes, Sternpulver m<strong>ein</strong>er Ideen, <strong>die</strong>,<br />

<strong>ein</strong>er berÄhmten Farbe Michelangelos gleich, sich partout<br />

nicht verdÄnnen lÅsst. RÉter <strong>und</strong> rÉter der wÅssrige Faden,<br />

silberne Adern fÄllen das Blatt, von fremden KÉchen <strong>und</strong><br />

ChemikaliengroÇhÅndlern freigiebig angerichtet, von Panschern<br />

verbleckt, kÉstigen mich von oben bis unten. Was aber


zÅhlt, was wirklich zÅhlt, ist zweitens, was <strong>im</strong> Kopf ankommt,<br />

<strong>und</strong> erstens, was aus dem Schl<strong>und</strong>e herauskommt. Denn wenn<br />

ich auch m<strong>ein</strong>en Geruch verlÉre, ich m<strong>ein</strong>e beidseitig, m<strong>ein</strong>e<br />

SchwÄre kÉnnte ich leicht weiter ins Poesiealbum aller kÄnftigen<br />

SchwÅrmer <strong>und</strong> Opt<strong>im</strong>isten fabulieren ruht darin nicht<br />

der unnachgiebige Hass mancher MÅnner in der ihnen eigenen<br />

vertrackten HemdsÅrmeligkeit?<br />

Schwoll schwullt der Strahl, erhebt sich der Strudel, worm<br />

wockt <strong>die</strong> NÅsse, hypnotisch schallt s<strong>ein</strong> Geprassel, erstes von<br />

paaren Sexterzen des Tages, von hippen, hypen, brÅuchen<br />

Kunserzen, vernaschten FingernÅgeln <strong>und</strong> blanken Tellerkuppen.<br />

Es kriecht unsere Haut, unser grÉÇtes Organ, welches uns<br />

seit jeher innewohnt <strong>und</strong> fast ebenso fremd ist wie alle Äbrigen<br />

Organe, <strong>die</strong> uns fremd sind, <strong>und</strong> nicht nur, wenn sie <strong>ein</strong>es<br />

Tages versagen. Sie kriecht voran. Forrann <strong>und</strong> forrebraut.<br />

Gewiss kannte er <strong>die</strong> Strategien s<strong>ein</strong>es KÉrpers, der unter<br />

differierenden Versuchsbedingungen unterschiedlich reagierte,<br />

<strong>und</strong> nur deshalb, weil er <strong>im</strong>mer noch von dem<br />

unausgetriebenen Geist der UntÅtigkeit <strong>und</strong> des<br />

Phlegmatismus beherrscht wurde, <strong>und</strong> das <strong>ein</strong>zige, wozu er<br />

mental bereit war, s<strong>ein</strong> Schnuckiwutz, s<strong>ein</strong> durchtriebenes<br />

kl<strong>ein</strong>es Schnuckiwutz, aus dem nun <strong>ein</strong> linkisches KÉpfchen<br />

widerwillig hervorwitzte, wie man es an <strong>die</strong>ser Stelle noch<br />

nicht gesehen hat, <strong>und</strong>, wenn es nach Tradition <strong>und</strong> Vernunft<br />

geht, auch so schnell nicht wiedersehen wird, aber welches<br />

schnÉde Weib ist schon vernÄnftig, nicht wahr, wenn ihr <strong>ein</strong><br />

schÉner Mann begegnet <strong>und</strong> nicht Ruhe geben will, welche<br />

hat dann <strong>die</strong> innere Standhaftigkeit, all jenen <strong>ein</strong>e Absage zu<br />

erteilen, <strong>die</strong> m<strong>ein</strong>en, all<strong>ein</strong> mit SpaÇ, SpaÇ <strong>und</strong> nochmals<br />

SpaÇ <strong>im</strong> Leben weiterzukommen, statt sich an <strong>die</strong> <strong>alt</strong>bekannte<br />

Devise WC's zu h<strong>alt</strong>en, dem Winner des zweiten Krieges,<br />

dem <strong>die</strong>ser allerdings auch k<strong>ein</strong>e weitere Leibesfrucht beschieden<br />

hat. Wir wissen ja, was aus <strong>die</strong>sem <strong>alt</strong>en SÅufer,


Raucher <strong>und</strong> Piesepempel geworden ist - wobei sich fÄr ehemalige<br />

Regierungschefs <strong>im</strong>mer noch mehr Leute interessieren<br />

als, sagen wir, fÄr ehemalige FregattenkapitÅne, Freibeuterliebchen<br />

oder FinanzsstaatssekretÅre, es sei denn, jene wÅren<br />

geradewegs in <strong>ein</strong>e Inflation oder schwere Finanzkrise verwickelt,<br />

in der sie ordentlich was Äber den Tag Hinausgehendes<br />

anrichten kÉnnen, ging es hier doch nur um schwellende KÉrper<br />

unter dem strul<strong>lenden</strong> Strahl, <strong>die</strong> gleich <strong>ein</strong>e ausgiebige<br />

Hypertraktion verursachen wÄrden, <strong>ein</strong> Vorgang, der in direkter<br />

Opposition <strong>und</strong> Rektaszension zur alljÅhrlichen Sonnenfinsternis<br />

steht <strong>und</strong> <strong>ein</strong>er Verdoppelung mittels des<br />

sirichschen Dopplereffektes gleichkommt. SchlieÇlich folgt<br />

als Folge von Kontraktion, Plustraktion, Abstraktion, Retraktion,<br />

Distraktion, Subtraktion, Pertraktion <strong>und</strong> Hypertraktion<br />

<strong>die</strong> vorausschauende Dilatation, <strong>und</strong> hier wird dem feuchten<br />

Gewebe erstmal Einh<strong>alt</strong> geboten, um unseren Richter nicht<br />

allzusehr zu erschÉpfen.<br />

Wie <strong>im</strong> Schachspiel oder in <strong>ein</strong>er bukolischen OuvertÄre <strong>ein</strong>igt<br />

sich auch <strong>die</strong> Natur oft auf <strong>die</strong> Wiederkehr. Hebt an, mit<br />

0,0014 Hertz, hebt <strong>im</strong>merzu an <strong>und</strong> setzt sich <strong>im</strong>merzu fort. -<br />

Was soll sie sonst auch machen? Sie zieht <strong>und</strong> zwillt in allerlei<br />

Richtungen <strong>und</strong> alles, was dabei herauskommt ist <strong>ein</strong> bisschen<br />

pass-para-tot. Wie lÅcherlich sich <strong>die</strong>se Kulturveranst<strong>alt</strong>ungen<br />

in den Augen der Nachgeborenen ausnehmen werden!<br />

Gehobene Langeweile, Tu-wichtig-<strong>die</strong>-Muh <strong>und</strong> hektisches<br />

Nasepulen des meuternden Bountybewussts<strong>ein</strong>s.<br />

D!A!!! wuchs es aus ihm heraus wie <strong>ein</strong> strahlender Strahl<br />

<strong>und</strong> Sonntag an <strong>ein</strong>em grauen FrÄhlingsmorgen, wie <strong>ein</strong> hellbunter<br />

Retter <strong>im</strong> flockigen Fries, <strong>ein</strong> Reiter der Vorzeit,<br />

breitseit Mutanten gefÄllt, <strong>ein</strong> toater Moog-famoog-nitt unterm<br />

mÄhsaalen Fels, wie <strong>ein</strong> eitriger SteiÇ auf dem harten<br />

durchgesessenen Stuhl des Porphyr mit dem Sprung in der


SchÄssel <strong>und</strong> wie <strong>ein</strong> kurruktes DutzendgebeiÇ, das uns <strong>im</strong>merfort<br />

stÉrenden FlÉten gleich tÉnt. Verinnigst kontrahierte<br />

derjenige Teil von ihm selbst, der sonst den allgem<strong>ein</strong>en Zeloten<br />

Äberlassen ist, <strong>und</strong> den speziellen Weltanschauungen der<br />

Hekatoncheiren, in ernsthafter VollfÄhrung s<strong>ein</strong>er Aufgabe<br />

<strong>und</strong> ohne jedwedes Zutun willentliches. In succumben AbstÅnden<br />

von 20 bis 30 HerzschlÅgen Éffnete sich <strong>ein</strong>e TÄr,<br />

<strong>ein</strong>e solinge messinge TÄr, der von dem vielen Öffnen ganz<br />

schlecht ward, <strong>und</strong> von den Trachten, <strong>die</strong> sie bekam, ob der<br />

Zeit, <strong>die</strong> sie benÉtigte, <strong>und</strong> <strong>die</strong> sich vorgenommen hat, sich<br />

selbst be<strong>im</strong> nÅchsten Mal um <strong>ein</strong> Vielfaches zu unterbieten.<br />

Dieses vollzieht sich in automatischem Ringen mit Thetys,<br />

der Gattin <strong>und</strong> Schwester, es ziemt an den RÅndern, es bÉschet<br />

sich Äberall aus, r<strong>ein</strong>karniert vom tiefsten untersten<br />

Pfuhl bis zu Haarspitz <strong>und</strong> Wiefelritz, <strong>die</strong>s alles nur fÄrs <strong>ein</strong>e<br />

kommende Eine <strong>und</strong> Kommende vorzubereiten, mit der schieren<br />

Macht s<strong>ein</strong>er MÅnnlichkeit, welche aus dem Meer kommt,<br />

mit Flossen, Schuppen <strong>und</strong> Kiemen, <strong>und</strong> der<strong>ein</strong>st ins Meer<br />

zurÄckkehren wird, mit Taktilen <strong>und</strong> weit aus<strong>ein</strong>anderstehenden<br />

Augen, Seher des neuen Tages, Seher des Lichts, <strong>und</strong> wo<br />

das Meer bei Ebbe zurÄckgeht, bleiben <strong>die</strong> Elfenb<strong>ein</strong>e <strong>im</strong><br />

Schlicke zurÄck, Panzerplatten vom Kiefer der Haie, SteigbÄgel,<br />

Hammer <strong>und</strong> Amboss der Ohren halfen ursprÄnglich Reptilien<br />

be<strong>im</strong> Kauen.<br />

Alles ist feucht, Meer ja, feuchtes, seifiges Meer. Alles gleitet,<br />

glitschet <strong>und</strong> flieÇt, zum Meer flieÇt es hin: der Fluss in s<strong>ein</strong>em<br />

starren k<strong>alt</strong>en Bett flieÇt (unter Obhut Pothas, der Magd,<br />

50 TÉchter wird sie gebÅren <strong>im</strong> Traum, 50 TÉchter Thoosas,<br />

unter Oyters Gesang tummelt sich Triton, der tummlichte<br />

TÄmmler), flieÇt voran, zum brandenden Meer, das sich<br />

feuchttut, <strong>und</strong> auch der halbseidene Herzensbrecher flieÇt<br />

unverzeihlich vorwÅrts, doch in <strong>die</strong>sem FlieÇen herrscht <strong>ein</strong><br />

selten graziÉses Gousir, biegsam wie <strong>ein</strong>e Ballerina, ge-


schmeidig wie <strong>ein</strong> Geschmeide <strong>und</strong> gelenkig wie <strong>ein</strong> kindlicher<br />

Hallenturner, <strong>ein</strong> Gousir genannt Nebst:<br />

Drblfjdrgbrtstvrschdn, dsschmnblgsch<br />

fnktndsmnschnhndlt, dnchtnjdrnzlhtgplnt<br />

drgstrtwrdnknn. nsfrnsndssgnÄbrdnrmltt<br />

vnvrgngnwhrnddrgbrtszvrsthn, dssnrmldr<br />

drckschntzwrtstndbwchngndrglsnd,<br />

welche wir aufzuheben nicht in der Lage sind, wie wir Weniges<br />

aufzuheben in der Lage sind, soviel wir treuherzig auch<br />

trÅumen <strong>und</strong> zuraun.<br />

Als aus der tÄckischen P<strong>ein</strong>, dem holzwirken Gr<strong>ein</strong>, dem<br />

sottigen Re<strong>im</strong> <strong>und</strong> allermuren Verballst<strong>ein</strong>en sich in <strong>im</strong>mer<br />

reicheren Fayenzen <strong>ein</strong> kunstfernes Liesmannich rÄckdestillierte,<br />

<strong>und</strong> er gerade dabei war, dero labbere Subsistenz in<br />

krichto familio zur Ordre zu bringen (Lieferung binnen zweier<br />

Werktage, Preis rackfatz aller erforderlichen Anstelligkeiten),<br />

verrinkte sich wie zur Antewort auf <strong>ein</strong> schw<strong>ein</strong>isches<br />

Feragespiel, das mangels Zuschauerquoten <strong>im</strong> Fernsehen<br />

kÄrzlich abgesetzt worden, zu allerlieschens Freudenplage,<br />

<strong>und</strong> mit seltenen Scheutworten aus dem gem<strong>ein</strong>en Hinterland<br />

fÄr entenfrei erklÅrt (aber hier in der freien Wildbahn glaubst<br />

du es nach wie vor auffÄhren zu dÄrfen, oller Noschwitz, du<br />

Nautilus <strong>und</strong> malediver Kackedei du!), der Rotzwurf in enormen<br />

NutrÅngen <strong>und</strong> bulpte pumpend <strong>die</strong> ansprechende Maxine<br />

in <strong>im</strong>mer hÉheren Oden sanftrÉhrig nach vorn. Immer hÉher<br />

bulpt <strong>die</strong> Maxine, sie bulpt <strong>und</strong> bulpt, aber bevor man<br />

verstanden hat, worum es geht <strong>und</strong> was dahintersteckt, ist das<br />

warme Wasser schon verdampft oder versickert, <strong>und</strong> Sonja<br />

wird sich wieder aufregen, weil sie sich nicht mal mehr <strong>die</strong><br />

HÅnde waschen kann. Dabei hat sie selbst vorhin bereits <strong>die</strong><br />

HÅlfte verplempert, <strong>die</strong> <strong>alt</strong>e Öse, Trine <strong>und</strong> Duckschwester,<br />

wenn nicht mehr.


Ihn drÄckte nicht nur der Strahl, der Balg <strong>und</strong> der balzende<br />

Halg, <strong>die</strong> aus allen Ösen <strong>und</strong> àngen zu strÉmen schienen wie<br />

Futtengst aus dem bitteren Reutelhorn, sondern <strong>ein</strong> siedend<br />

Verlangen, wechs mit den Jahren <strong>im</strong>mer fruchtbarer wurde<br />

<strong>und</strong> wir in Altograd heute Beuzetrug heiÇen, Hexelwerk in<br />

àthiopien, fellbunte goldese Maschinilaos in Elyrien <strong>und</strong><br />

eustrÄmpfes HÅchzen in Genua <strong>und</strong> bis nach R<strong>im</strong>ini, welches<br />

dazu sich anrecht, den ehornen Fozzeid auf <strong>die</strong> HÅlfte zu<br />

grinkern, oder Min<strong>im</strong>um 60 Prozent, <strong>ein</strong> kurioses Pendant des<br />

Ox-froggenozids, welches <strong>die</strong> hÉchsende Kultur unserer<br />

schwachen Natur fÄr <strong>ein</strong> Strohfeuer abgekauft hat.<br />

Er schuppte das Gleisnarick, ruppte den geesten Enoog von<br />

der BÄhne, in ruhigen flÄssigen FlieÇbewegungen ruppte er,<br />

<strong>die</strong> sich dem sch<strong>wal</strong><strong>lenden</strong> Strahl sch<strong>ein</strong>bar harmonisch anpassten,<br />

in Wirklichkeit aber enorm viel Kraft kosteten. Denn<br />

wie P. Kammerling long overkÉrks in fita liffelang kenne<strong>die</strong><br />

bewiesen hat, kann man auch unter der sedusen Duse auf<br />

mehrerlei Weise vorankommen: auf der Überholspur, in der<br />

EinfÅdelspur, sowie auch <strong>im</strong> RÄckwÅrtsgang, in dem man sich<br />

s<strong>ein</strong>er Vergangenheit, selbst wenn sie wie alles Andere nur<br />

<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>gebildete Autobahn <strong>und</strong> allzu stark mit dem<br />

Unkrautex unserer Emotionen besetzt ist, <strong>und</strong> sich noch dazu<br />

fÄr <strong>im</strong>mer auf jene Wochen kurz vor dem Abitur beziehen<br />

wird, welche, wenn wir der<strong>ein</strong>st vom hohen Berg Schafott<br />

herunterblicken, auf <strong>die</strong> niederen RÅnge <strong>und</strong> <strong>die</strong> vielen Blagen,<br />

<strong>die</strong> da unten herumtoben <strong>und</strong> <strong>die</strong>, wenn wir sie zur Ordnung<br />

rufen, vor lauter Langeweile nicht <strong>ein</strong> noch aus wissen,<br />

sondern dampfsprudelnd auf den Startschuss ihrer Existenz<br />

warten, damit es endlich! endlich! losgeht, zu demjenigen<br />

Zeit<strong>alt</strong>er avancieren werden, das uns nach eigener subjektiver<br />

Überzeugung am Nachh<strong>alt</strong>igsten geprÅgt hat, des-o-danks wir<br />

am liebsten ununterbrochen s<strong>ein</strong>e Laudatio abgespult hÉren<br />

mÉchten, wÅhrend in Wirklichkeit Zeiten der sogenannten<br />

NormalitÅt, der Spurteiligkeit <strong>und</strong> SpÅtberufung, in denen wir


auf lÉchrigen HÅngematten geistig verwahrlosen, viel stÅrker<br />

<strong>und</strong> ausdauernder auf uns <strong>ein</strong>wirken als wenn wir von abgehalfterten<br />

Regisseuren, gescheiterten Politikern <strong>und</strong> gierig<br />

kreischenden in Wirklichkeit aber vÉllig ahnungslosen pickeligen<br />

MitschÄlerinnen zu <strong>ein</strong>er pyramidalen, Epoche machenden<br />

PersÉnlichkeit, <strong>ein</strong>er persona prata pratza stilisiert werden,<br />

<strong>die</strong> das wichtigste Drama der Welt verfasst hat, soeben<br />

<strong>die</strong> wichtigste AuffÄhrung des Abendlandes vorbereitet <strong>und</strong><br />

endlich zu Potte kommen will in <strong>die</strong>sem engen GehÅuse, in<br />

dem man sich dauernd <strong>die</strong> KnÉchel anstÉÇt.<br />

Still strullt der Strahl. Wohl wÅrmt das Wass. Zeitlos gleitet<br />

<strong>die</strong> Hand der geduldigen Amme nach der heurigen Seife, <strong>und</strong><br />

reibet das allgem<strong>ein</strong>e Elixier unserer Sauberkeit, von<br />

SchlachtbÅnken abgezweigt, reibet hin<strong>ein</strong> den vielfachen<br />

Schle<strong>im</strong>, gemacht aus totem Getier, sie reibet <strong>und</strong> reibet, Äber<br />

Bergmassive <strong>und</strong> Savannen, nach AnstÉÇigem <strong>und</strong> Unr<strong>ein</strong>em<br />

suchend reibt sie den Talg <strong>und</strong> <strong>die</strong> Schwarte, hinter deren<br />

runzligen Lappen sie RÄckstÅnde finzt, lÅsst stinkende<br />

braueste F<strong>alt</strong>en nicht aus <strong>und</strong> Äberlegt unterdessen, wo der<br />

Kristeller Griff anzusetzen ist.<br />

Prallvoll der Strahl.<br />

Feucht klammt das Meer,<br />

stark steigt <strong>die</strong> Gischt,<br />

toll wogt <strong>die</strong> Glut hÄpft<br />

hauf <strong>und</strong> nieder wie <strong>ein</strong> rÄsselnes Raubtiergesicht,<br />

wie <strong>ein</strong> rotzvolles BÅndergesicht.<br />

Laut quillt der Sch<strong>wal</strong>l,<br />

sanft rinnt <strong>die</strong> Flut,<br />

still <strong>wal</strong>lt das Nass,<br />

wie unter weiÇem Gelicht<br />

<strong>und</strong> in der Freude Äber <strong>ein</strong>e unerwartete Anerkennung


gedoppelte, zehnfache SchÉnheit sich spiegelt.<br />

Wenn daselbst aus dem strul<strong>lenden</strong> Strahl, aus dem quel<strong>lenden</strong><br />

Fluss, aus der dunklen nebelverhangenen HÅul, der<br />

kublichte Seng vorschreitet, der Natterforsch, der Sing-ja-Zen,<br />

<strong>und</strong> sich in eustem Befoycht vor dem Spickzelte tummt, erwartend<br />

den wendenden Strahl <strong>und</strong> das strielichte Hayl, bricht<br />

weit unten, wo unter SchattengewÅchsen allerlei molche Tiere<br />

demmern <strong>und</strong> dain, unter deren weiÇlichen schlabbrigen BÅuchen<br />

k<strong>ein</strong> Mensch gerne liegt, <strong>ein</strong> mehrkurdig achtbares<br />

Iyschen sich Bahn, <strong>ein</strong>e Lickzunge <strong>und</strong> <strong>ein</strong> spannendes Badetuch,<br />

des Weitumspann sich sangweis von allem Otternpelz<br />

abhebt, <strong>und</strong> <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>lippiges Konzert vollfÄlzt in toller<br />

Anstereicht den urnen Ogehsen sachte mit derjenigen Fuhrt,<br />

den sich <strong>die</strong> Erfinder des SchmauchfÉns, der Flatterursel, des<br />

Haarwollerups <strong>und</strong> des glohsteifen, trostreichen TrÅnenfastens<br />

<strong>im</strong>mer ertrÅumt haben, aber nie zu erhoffen wagten. In so<br />

<strong>ein</strong>er breylichen Situation verkommt der eyternde Urch zum<br />

selbstvergessenen, hochliebsten Lossich, den man schon deswegen<br />

so nennt, weil er uriniengleich <strong>und</strong> unentwegt<br />

ruynierend den ke<strong>im</strong>enden Strolch m<strong>im</strong>t, dem man nicht gram<br />

s<strong>ein</strong> kann, <strong>und</strong> der in der Schule s<strong>ein</strong> Potenzial k<strong>ein</strong>eswegs<br />

ausschÄttet noch kotzt.<br />

Schrill schallt der Sch<strong>wal</strong>l aus dem Kopfscheiteltopf; greift<br />

nach der glitzernden Flasche, Schmuckzeug, Schuppzeig <strong>und</strong><br />

WollumjÅn, Festzug <strong>und</strong> machtvoller FrittlÉser auf verschlungenen<br />

Pfaden durch Reliefs der chemischen Evolution, wo<br />

uns àtzhÅute <strong>und</strong> TrÄblinsen begegnen, <strong>und</strong> viele versehrte<br />

Tiere. Von hiesigem Guten nahm er das S<strong>ein</strong>e, von den<br />

stylken Normen das R<strong>und</strong>e <strong>und</strong> von den schmÅchtigen Fetteln<br />

das Schmelzende, nahm es zur hettigen Zuckruhr, verbreiterte<br />

s<strong>ein</strong>e Bruasis <strong>und</strong> kolbte es in <strong>die</strong> Maschine aus Rohren, aus<br />

f<strong>ein</strong>en Rohren <strong>und</strong> Kolben, <strong>die</strong> es in Zellen zerteilten <strong>und</strong>


in<strong>ein</strong>anderfÄgten, bis es ins Rinst drang, ins ajterste, rinste<br />

Fommaldehinst. So elkt sich <strong>die</strong> letzte Schau/mari/e mÄde zur<br />

Ruhe, <strong>im</strong> Abfluss zur Ruhe, wo sie wie <strong>ein</strong>e auf Nummer<br />

sicher gehende Spinne sich tagelang h<strong>alt</strong>en kann, <strong>und</strong> wenn es<br />

dann wieder losgeht, platzt sie <strong>im</strong> Nu.<br />

Jer nun aut der Urrikan, astet der astige Öllm<strong>und</strong>, kunnszt<br />

kunstvoll <strong>die</strong> twietende Euse, mogselt was Mogsel bedÄrft,<br />

kraftinnig mogselt es <strong>und</strong> klabautermann kostintnsief, rÄttelt<br />

durch alle offenen LÉcher <strong>und</strong> Rohre des heftig keuchenden<br />

Benzidrinfressers, everested monatelang ochzeitig suppvoll<br />

<strong>im</strong> ÄberfÄllten Tempodrom, dÄst hÄnÄrÄst wie <strong>ein</strong> befreiter<br />

DÅmon durch <strong>die</strong> GÅnge <strong>und</strong> Grotten der Notstatt <strong>und</strong> blatturstet<br />

atemlos <strong>und</strong> neblichst beflissen nach fÄrder Ret<strong>ein</strong>. Es<br />

awarted plattvoll der lÄsternen Boten, <strong>im</strong>itiert hÄstelnd sÅmtliche<br />

Kraftsportarten, ÉnÉrÉstet wie <strong>ein</strong> bleigrell b<strong>lenden</strong>der<br />

Chrysolith an der HÄchstenfront, ÅthÅrennt durch biberfellweiche<br />

Spaliere von Meteoritengest<strong>ein</strong> aus Goldberyll, Apatit<br />

<strong>und</strong> Almandin , verw<strong>und</strong>et <strong>die</strong> pulperste Seele an der Nahtstelle<br />

von NervengerÄst <strong>und</strong> HÄftknochen <strong>und</strong> lÅsst <strong>die</strong><br />

GlÄckshaube nur in ganz seltenen FÅllen ganz ganz.<br />

Nicht nur, dass das DrÅngeln <strong>und</strong> Quetschen, Bohren <strong>und</strong><br />

Mischen, Ordnen <strong>und</strong> Geben, FÄgen <strong>und</strong> Legen, Tragen <strong>und</strong><br />

Schaffen, welches wesentlich unseren Hormonen geschuldet<br />

ist, <strong>die</strong> bekanntlich den Vorgaben des genetischen wie auch<br />

aller gestrichenen Codes folgen, <strong>die</strong> erratisch <strong>im</strong> Kosmos<br />

verstreut sich gebildet haben <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer noch bilden, nicht<br />

nur, dass <strong>ein</strong> Fremdes, welches der<strong>ein</strong>st grÉÇer <strong>und</strong> stÅrker<br />

s<strong>ein</strong> wird als wir, uns hier zum ersten Mal sanft <strong>und</strong> mit flattrigen<br />

Gliedern s<strong>ein</strong>en Willen aufzuzwingen versucht, verstehen<br />

wir plÉtzlich freiwillig <strong>und</strong> friedfertig <strong>und</strong> wie von selbst,<br />

wie alles in<strong>ein</strong>ander greift, was <strong>im</strong> Leben wichtig ist; denn<br />

wieder waren es <strong>die</strong> StreitkrÅfte, <strong>die</strong> sich mit ihren Lanzen


<strong>und</strong> ArmbrÄsten <strong>und</strong> sonstigen Bumskanonen an <strong>die</strong> Spitze<br />

des Fortschritts gestellt <strong>und</strong> in der brausenden Duktio das Heil<br />

gegen alle mÉglichen Gebrechen erkannt haben - wie sie leider<br />

auch als erste Kontakt zu AuÇerirdischen aufnehmen,<br />

wÅhrend wir Otto Normalverbraucher in unseren Betten gewissenlos<br />

schnarchen <strong>und</strong> von der anschlieÇenden wÄsten<br />

SchieÇerei <strong>und</strong> PlanetenzerstÉrung nichts aber auch gar nichts<br />

mitbekommen.<br />

Und am Morgen danach? Wenn wir GlÄck haben, steckt irgendwas<br />

in unserem Darm oder in anderen KanÅlen fest, das<br />

<strong>ein</strong>en Pressdrang in uns auslÉst, so dass wir glÄcklich sind,<br />

mithelfen zu dÄrfen, <strong>die</strong> unappetitlichen Reste mit den neuartigen<br />

groÇvolumigen, leistungsstarken BrausekÉpfen fortzuspÄlen.<br />

Voller EihÅute ist unser Leben. Mit EihÅuten fÅngt es an, <strong>und</strong><br />

wenn wir nicht aufpassen, werden wir in unseren EihÅuten<br />

beerdigt. Beweist sich doch hier wieder <strong>die</strong> <strong>alt</strong>e Weisheit, dass<br />

wir alle von HÄhnern abstammen <strong>und</strong> Fischen <strong>und</strong> letztlich<br />

aus Sternenstaub sind, wie <strong>die</strong> SÅngerknaben uns vorsingen,<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> KÉnige lassen es sich gern angedeihen, weil sie wissen,<br />

dass am Ende <strong>die</strong> Narren <strong>die</strong> Nase vorn haben werden,<br />

auÇer man hackt ihnen rechtzeitig den Kopf ab - <strong>und</strong> selbst<br />

dann muss man aufpassen: denn Millionen sÅumen <strong>die</strong> Stra-<br />

Çen, w<strong>ein</strong>en herzzerreiÇend, sie spucken <strong>und</strong> schnupfen ihre<br />

Trauer in <strong>die</strong> Kameras der Klatschkolumnisten <strong>und</strong> wollen<br />

uns KÉnige am liebsten noch totrampeln, nach dem Motto<br />

schafft Platz fÄr das kommende Geschlecht, sonst schafft es<br />

sich ihn selbst. Mit der medusen Klinge <strong>ein</strong>er tagelangen,<br />

nicht enden wol<strong>lenden</strong> Menstruation bewaffnet dringen wir<br />

vor, wohin sonst nur wenige AuserwÅhlte Permiss bekommen<br />

(<strong>und</strong> noch weniger finden den <strong>ein</strong>en herrlichen Ausgang, auf<br />

den alles zulÅuft <strong>und</strong> den man gem<strong>ein</strong>hin Luxlungum nennt,<br />

den gelungenen Tag, wÅhrend <strong>die</strong> meisten in der Nacht des


Vergessens verglÄhen). Wir weisen den Weg in den Dschungel<br />

<strong>und</strong> bauschen das RÉckchen, bis <strong>die</strong> zitternde Alte, <strong>die</strong> so<br />

krumm <strong>und</strong> schwach ist, dass sie sich be<strong>im</strong> Betrachten ihres<br />

GegenÄbers mit den HÅnden stÄtzen muss, uns <strong>ein</strong> Zeichen<br />

gibt aufzuhÉren. Laut Åchzend wippt sie mit ihren nackten<br />

FÄÇen, als sollten von nun an <strong>die</strong> den Takt unseres Lebens<br />

vorgeben. Ihre Lippen bewegen sich, ohne dass <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziger<br />

Laut ihrer Kehle entrinnt. Dicke StrÅhnen fettigen Haares<br />

hÅngen Äber ihrem Gesicht <strong>und</strong> kÉnnen doch das irritierend<br />

intensive Blau ihrer Augen nicht verbergen.<br />

Bei jeder neuen Attacke verzerrte sich ihr Antglitz zu <strong>ein</strong>er<br />

hÅsslichen Fratze, ihre SpinnenhÅnde klammerten sich um den<br />

Bettpfosten <strong>und</strong> ihr KÉrper verkrampfte sich zu <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigen<br />

gekrÄmmten Leberegel. Als er es zum zweiten Mal versuchte,<br />

stieÇ sie ihn mit letzter Kraft von sich. Wo er denn<br />

s<strong>ein</strong>e medizinischen Weisheiten herhabe, sie derartig mit <strong>ein</strong>em<br />

Messer zu bedrohen, zu ihrem angeblichen Besten, wo<br />

heutzutage vielerorts auf derlei verzichtet werde zugunsten<br />

sanfterer Methoden, auÇer es stehe erkennbar <strong>ein</strong> Leben auf<br />

dem Spiel. Er gab nach, aber s<strong>ein</strong> Blick verschleierte sich vor<br />

unterdrÄcktem Zorn. Woher nahm sie bloÇ <strong>die</strong>se Kraft <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Hoffnung, jene hochfahrende Hoffnung, <strong>die</strong> man sich bis ans<br />

Ende der Tage erh<strong>alt</strong>en musste, wenn man nicht untergehen<br />

wollte, Hoffnung auf <strong>ein</strong>e Zukunft, <strong>die</strong> sie nach <strong>ein</strong>em Leben<br />

voller Maloche <strong>und</strong> MÄhsal, SchweiÇ, Blut, TrÅnen <strong>und</strong> Entbehrungen<br />

aus verslumten, Hitze flirrenden Suburbs direkt in<br />

<strong>ein</strong>en nebelhaften Olymp katapultieren wÄrde.<br />

Noch <strong>ein</strong>mal dreht er den Strahl auf, in Einklang mit s<strong>ein</strong>en<br />

NÉten. Die nehmen k<strong>ein</strong> Ende, da gibt ihm der Sch<strong>wal</strong>l recht,<br />

indem er nachlÅuft <strong>und</strong> lÅuft <strong>und</strong> mit letzten ei<strong>lenden</strong> Tropfen<br />

durchs eihÅutige Haar fÅhrt.


HÉr auf, wenn's am schÉnsten ist, piepst das bleiche, bescheidene<br />

GedÅchtnis ihm zu. Von mitreiÇenden Schicksalen den<br />

Sparsamen aufgegeben, den Haderern <strong>und</strong> Weltenzweiflern,<br />

spurtet mit siffenden HÅnden vollzi <strong>und</strong> ellt den rÄhrigen<br />

Geistesrest neben <strong>die</strong> KÉrperzwillen, riecht <strong>die</strong> Ohnmacht des<br />

Duschgels nach Mutterkuchen, nach Uterus, nach<br />

Neugeborenemschle<strong>im</strong>, wo k<strong>ein</strong> bisschen Tugendgetier zubeiÇen<br />

will.<br />

Ein Griesen, <strong>ein</strong> Fissen <strong>und</strong> Friesontiemen liegt in der Luft,<br />

<strong>und</strong> alle HÅnde werden vorgestreckt, denn endlich endlich ist<br />

es soweit, da liegt es vor uns auf dem jellen Schehtoni s<strong>ein</strong>er<br />

teiten Nachtmahrin <strong>und</strong> lÅsst uns k<strong>ein</strong>e Sek<strong>und</strong>e zum Jubeln,<br />

fÅngt gleich an zu kreischen, zu reden <strong>und</strong> homÉopathisch zu<br />

wirken, eifrig wie Noster stellt es sich vor, als EntschlÄpfer<br />

der Vorhaut wie VÅter <strong>und</strong> MÄtter viele, als was Tauterisch<br />

hergibt <strong>im</strong> ewigen PrÅsens, <strong>und</strong> als Gajoh krÉsterner Echsen<br />

stellt es sich vor. groÇ Und Kl<strong>ein</strong> Stellt Es Sich Vor, Entwindet<br />

Sich Gestriger asche, nachen Und rostkeul, In Einem<br />

sch<strong>wal</strong>l, Der Bald Wieder AufhÉrt, Als S<strong>ein</strong> Reusiges lustspiel<br />

Über Uns EinfÅllt.<br />

-kl<strong>ein</strong> Bin Ich Jetzt Noch, Ruft Er Gr<strong>im</strong>mig Im herzen,<br />

BehÄtlich Gerieben, In Wollene strampelhosen Gesteckt,<br />

Werdich Schnell GroÇ Wartet's Nur Ab Ob ihr Mir Dann<br />

Noch Passt Unke Ich Durch Die FlÉhige funkenstraÇe Unten<br />

Am kai tanzmariechens h<strong>und</strong> Hebt Das b<strong>ein</strong> Mir Entgegen,<br />

Der schnÉsel Kommt Angekrochen Wie Ein thronpretendent<br />

Und In Den tÅlern Des GlÅsernen staubtviel Reibt Saurer atem<br />

Aus Panoptiks katratsch Mir Die sinne. wer-wird-was?<br />

backe backa, buuhuuk<br />

babak bakba uuke<br />

baka, bakla ... e-he, e-he-he!<br />

<strong>und</strong> ei-dei-dei!, patsche ich mit den HÅndchen, patsche niedlich<br />

wider das taube Antglitz, patsche noch <strong>ein</strong>mal hintr<strong>ein</strong>,<br />

mit trÄben Blicken patschich dir vor, bevor ich erlahme auf


der Notdurft heiterer Schwelle. Ich verteile den braunen Sahnehaufen,<br />

wo ich nur kann, stupse den Lederball fort, laufe<br />

ihm hemmungslos nach auf 4 Pfoten, stÉhne <strong>und</strong> Åchze be<strong>im</strong><br />

ersten Mal Aufstehen, <strong>und</strong> kriege ihn doch ums FerrÅgg nicht<br />

zu fassen. Er rollt mir davon, den Abhang hinunter, <strong>ein</strong>er Zukunft<br />

entgegen, fÄr <strong>die</strong> ich noch nicht schnell genug bin. Mir<br />

reicht's jetzt, gebe ich auf <strong>und</strong> schreie <strong>und</strong> brÄlle: fordernd,<br />

herzergreifend <strong>und</strong> jammervoll brÄll ich ins Leben hin<strong>ein</strong>.<br />

Ich orakle in heftigen Beben das Seitdach entzwei, bis sie<br />

merken, sists Hauptdach, ich kÄndige dem Wetterfrosch s<strong>ein</strong>en<br />

Vertrag, quak quak, dem launigen Piepvogel kikeriki,<br />

<strong>im</strong>merzu ziepelt der Ziepdong <strong>im</strong> wutten Quartier, der lang<br />

<strong>ein</strong>same DÄmpel quietscht hohes Geleit. Ich t<strong>ein</strong>e <strong>die</strong> Suub,<br />

unriede den Talg von den Netzen des Tages, bis Lofro, bis<br />

Schaub mir zurÄck riecht. Ich klumpe <strong>die</strong> KlÄmpchen der<br />

Naschigen, persicke <strong>die</strong> hotten Scuolaren mit Karamellen,<br />

Fruchtoops, Lutschern <strong>und</strong> Laden, welche <strong>im</strong> Wilstwunst <strong>und</strong><br />

mit obskirer Fugir schamlose Praktiken auf der Verpackung<br />

des Naschwerks vollziehen, Beischlaf an <strong>ein</strong>er Zitrone,<br />

R<strong>im</strong>ming mit Gurken, Bondage <strong>ein</strong>er Banane, <strong>und</strong> Samenerguss<br />

in <strong>ein</strong>e halbgare Rohne, Rande, Ruhne <strong>und</strong> Rahne. Ich<br />

befranke <strong>die</strong> Unfrankierten <strong>und</strong> <strong>die</strong> abgelegten Heldensagen,<br />

hollerdei den <strong>Brunner</strong>s auf Arschrieb, verbelge <strong>die</strong> Balken,<br />

schwitze beglÄckt Äber toten, andertalen GesÅngen, ostreiche<br />

den historischen Beckm<strong>und</strong> mit aldeheil Kl<strong>ein</strong>fiep, <strong>und</strong> komme<br />

nicht los von den Gedanken an Sex mit jungem GemÄse,<br />

Ra<strong>die</strong>schen <strong>und</strong> Sellerie, Estragon <strong>und</strong> Sauerampfer, Entjungferung<br />

zarten Spargels <strong>im</strong> Beis<strong>ein</strong> <strong>alt</strong>er Schrumpepel, SchÅndung<br />

<strong>ein</strong>er Schattenmorelle, Vermatschung von Mostobst <strong>und</strong><br />

DÉrrobst, Interruptus in RÄbengemÄse, Selbstbefriedigung an<br />

Sauerkraut, Cunnilingus mit <strong>ein</strong>er Karotte, zur schaffen<br />

Machung an <strong>ein</strong>er Pastinake, Rektalverkehr mit Zapfen <strong>im</strong><br />

Mausohr, <strong>und</strong> sitze sattelfest auf <strong>ein</strong>er samtweichen Honigmelone,<br />

spanne reichlich Ejakulat zum KÄrbis hinÄber, <strong>und</strong> tor-


kel vornehm sechs neun, bevor ich Mangold <strong>und</strong> Feldsalat<br />

vermÅhle, bei sehr dicken Bohnen.<br />

Am meisten freu ich mich auf <strong>die</strong> Schule, wo unter feuerstem<br />

Eifer m<strong>ein</strong> Potenzial richtig erkannt wird <strong>und</strong> ich von der<br />

ersten Reihe den Andern m<strong>ein</strong> Siepgut vorspielen darf.<br />

Backe backe kuuhu,<br />

backe buuke, backe buuke.<br />

Wenn <strong>die</strong> endlich anfinge!<br />

Backe backe kuucha,<br />

beka adde chufen.<br />

Ssiep, ssiep, ofe garn,<br />

tu ennote finnepan.<br />

GrÄÇe alle Leidensgenossen. Wir schwingen uns auf <strong>die</strong> RÅder,<br />

<strong>und</strong> mit erhobener Nase geht's ab ins Reich der Gelierten,<br />

wo wir auf dem RÄcken liegend <strong>ein</strong>schlafen <strong>und</strong> am nÅchsten<br />

Morgen mit frischem Elan wach werden. Wir vollfÄhren <strong>die</strong><br />

tollsten KunststÄckchen, tanzen mit kl<strong>ein</strong>em bis groÇen Talent<br />

gewinnenden Elfen nach <strong>und</strong> ernten am Ende des Tages doch<br />

nur GelÅchter. In dunklen Kaschemmen beisammen sitzend<br />

schmieden wir PlÅne fÄr <strong>ein</strong>en unvergesslichen Urlaub, <strong>und</strong><br />

wenn wir eigentlich schon viel zu <strong>alt</strong> dafÄr sind, werden wir<br />

m<strong>ein</strong>en, dass <strong>die</strong> besten Tage noch vor uns liegen.<br />

á<br />

Sie sitzen in <strong>ein</strong>er abgeteilten Ecke des Wohnz<strong>im</strong>mers, wie<br />

sie heutzutage in jenen Haush<strong>alt</strong>en gang <strong>und</strong> gÅbe ist, <strong>die</strong> es<br />

nicht allzu dicke haben, denn <strong>die</strong> KÄche ist so kl<strong>ein</strong>, dass man<br />

sich kaum zu zweit darin aufh<strong>alt</strong>en kann, <strong>und</strong> hutschen bunt<br />

bem<strong>alt</strong>e Tassen, wÅhrend sie ihre BrÉtchen herunterschlingen.<br />

Unter ihnen sitzt <strong>Brunner</strong>, krank <strong>und</strong> zufrieden sitzt er da <strong>und</strong><br />

betrachtet s<strong>ein</strong>e zwei Kinder von fast 20 Lenzen, <strong>die</strong> bereits<br />

<strong>ein</strong> eigenes, ziemlich eigenstÅndiges Leben fÄhren. Sonja, <strong>die</strong><br />

àltere, <strong>ein</strong>e hÄbsche junge Frau <strong>und</strong> Bankerin in spe, <strong>die</strong> nur


Kleider <strong>und</strong> schÉne MÅnner <strong>im</strong> Kopf hat, <strong>und</strong> am liebsten in<br />

Australien Urlaub macht, ist fast <strong>ein</strong>en FuÇ kl<strong>ein</strong>er als ihr<br />

Bruder, welchen man mit s<strong>ein</strong>em sehr gelben Hemd <strong>und</strong> den<br />

Äbertriebenen Pluderhosen leicht als <strong>ein</strong>en jener pubertierenden<br />

OberschÄler identifiziert, <strong>die</strong> sich so weit wie mÉglich<br />

von der Erwachsenenwelt abgrenzen wollen, indem sie ihre<br />

lauen F<strong>alt</strong>enwÄrfe durch alle Z<strong>im</strong>merdecken strecken.<br />

-Ich musste gestern so lachen, sagt er in s<strong>ein</strong>em sehr gelben<br />

Hemd, <strong>und</strong> als man ihn fragend ansieht, fÄgt er hinzu:<br />

-MÄmmel hat sich erboten, in unserem StÄck <strong>ein</strong>en Strip hinzulegen.<br />

Um Erfolg zu haben, m<strong>ein</strong>t er, mÄssten wir provozieren.<br />

-Ihr provoziert doch wohl genug, sagt Mutter Elke. Mit euren<br />

gefÅhrlichen Aktionen <strong>und</strong> politischen Angriffen. Mir wird<br />

Angst <strong>und</strong> Bange, wenn ich darÄber nachdenke.<br />

Darauf geht er nicht <strong>ein</strong>, sondern sagt ganz versÉhnlich:<br />

-Er hat s<strong>ein</strong>en Vorschlag dann relativiert - ich weiÇ nicht warum,<br />

vielleicht, weil Ute ihn so komisch angeguckt hat - <strong>und</strong><br />

gesagt, <strong>die</strong> Unterhose kÉnne er ja anbeh<strong>alt</strong>en. Doch ich habe<br />

das nicht gelten lassen: wenn, dann das ganze Paket, habe ich<br />

zu ihm gesagt.<br />

Er lacht laut <strong>und</strong> frÉhlich, <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> Anderen schmunzeln,<br />

auÇer Sonja, <strong>die</strong> <strong>im</strong>mer noch sauer ist <strong>und</strong> giftet, sie wisse<br />

schon lange, was Gymnasiasten fÄr Hornochsen seien.<br />

Ein <strong>alt</strong>er Mann, den man von <strong>alt</strong>en Fotos kennt. In ernster<br />

Pose sch<strong>ein</strong>t er <strong>die</strong> Welt zurecht zu weisen.<br />

-Mir sind dann noch <strong>ein</strong> paar andere Ideen gekommen, sagt<br />

der Richter. Dass wir alle uns ausziehen, nicht nur MÄmmel -<br />

<strong>und</strong> auch unsere Zeugnisse so in Empfang nehmen. Ich m<strong>ein</strong>e,<br />

M<strong>und</strong>ig <strong>im</strong> Anzug <strong>und</strong> wir nackt, das wÅr doch was.<br />

Sonja stellt das Radio an, nicht ohne Murren der Anderen.<br />

Laute Werbung nach lauer, halblauter Musik stÉrt <strong>Brunner</strong> ja<br />

schon, wenn er ges<strong>und</strong> ist. - Oder soll er <strong>die</strong> Klappe h<strong>alt</strong>en


<strong>und</strong> froh s<strong>ein</strong>, dass s<strong>ein</strong>e Tochter morgens noch bei ihm frÄhstÄckt?<br />

-Wie geht es Connie? fragt er sie also.<br />

-Sie hat gestern angerufen, redet Elke dazwischen.<br />

Ein groÇer Schluck Tee lÅuft in <strong>Brunner</strong>s brennenden<br />

Schl<strong>und</strong>.<br />

-Warum rufst du sie nicht auch mal an, fragt er mit dem sicheren<br />

Tonfall des lÅngst darÄber hinaus. Doch da kennt er Sonja<br />

schlecht.<br />

PlÇtzlich fÅllt's ihr wieder <strong>ein</strong>. Weg ist der bÇse Traum; bringt<br />

sie in St<strong>im</strong>mung, bringt sie in Fahrt. Ob wir auch alle Kriege<br />

vergessen kÇnnten <strong>und</strong> auf den Fortschritt verzichten, welchen<br />

damals <strong>die</strong> Baumwollmanufakturen mit sich brachten?<br />

Beziehungstatbestandteilzeitarbeitsgruppensexfilmkritik<br />

Punktrichterspruchbandnudelteigrolltreppenhaustierliebe<br />

-Hab ich nichts von gesehen, sagt der Richter.<br />

-Er hÅngt sich an sie wie <strong>ein</strong> HÄndchen, sagt Sonja mit Nachdruck<br />

<strong>und</strong> lacht: hilflos? angewidert? neidvoll? - Ich weiÇ<br />

nicht, wie sie das aushÅlt. Sie gibt mir jeden Tag Report, aber<br />

Konsequenzen zieht sie k<strong>ein</strong>e.<br />

-Wie Carlos, sagt er. Ein grÅsslicher Mensch ich hab sonst<br />

nichts gegen Spanier. Man wird nicht schlau aus ihm. Aber<br />

ich bin auf ihn angewiesen. Und <strong>die</strong> MÅdchen sind hinter ihm<br />

her!<br />

-Das merkst sogar du, sagt <strong>Brunner</strong>, jetzt mit Taschentuch in<br />

der Hand <strong>und</strong> Schnupfen trÅnenden Augen.<br />

Als junger Mann hat er sich von den wÄsten, leeren Spielen<br />

der Jugend zumeist abgekoppelt. Sich furchtbar-w<strong>und</strong>erbar <strong>alt</strong><br />

gefÄhlt, wenn er nachts all<strong>ein</strong> durch Altonas StraÇen zog.<br />

Nun, da er tatsÅchlich in <strong>die</strong> Jahre kommt, <strong>und</strong> obwohl er<br />

<strong>im</strong>mer weniger Sinn in s<strong>ein</strong>em Leben zu erkennen vermag<br />

<strong>und</strong> daher nach MÉglichkeit darauf verzichtet, JÄngeren wohlfeile<br />

RatschlÅge zu erteilen, drÅngt es ihn manchmal, sich am<br />

oberflÅchlichen Treiben s<strong>ein</strong>er Nachkommen zu beteiligen -


nur leider wird man <strong>im</strong> Alter von den Jungen nicht mehr recht<br />

ernst genommen. Stichworte, <strong>die</strong> man ihnen gibt, werden<br />

ignoriert, ja, sie bemerken <strong>ein</strong>en kaum noch, so sehr hÅlt sie<br />

ihr jugendlicher Kosmos gefangen.<br />

-Du solltest dich Éfter privat mit ihm treffen, sagt Sonja nicht<br />

ohne Hintergedanken.<br />

Sie hat ihr KÉpfchen schief gelegt <strong>und</strong> sieht vertrÅumt zu<br />

ihrem Bruder auf.<br />

-HÉr mal! Mir reicht's schon, mit ihm proben zu mÄssen. Ich<br />

mach das nur, weil s<strong>ein</strong>e Musik gut ist. Richtig gut also ich<br />

kÉnnte das nicht.<br />

Er pickt <strong>ein</strong> paar BrotkrÄmel vom Teller, erinnert sich plÉtzlich<br />

<strong>und</strong> tastet nach dem BrÉckchen schwarzen Afghanes in<br />

s<strong>ein</strong>er Hosentasche, den ihm wer wohl vorgestern in <strong>die</strong> Hand<br />

gedrÄckt hat.<br />

-Wenn er nur nicht stÅndig von MÅdchen belagert wÄrde, sagt<br />

er.<br />

-Hat er denn momentan <strong>ein</strong>e, fragt Elke, indem sie <strong>ein</strong> paar<br />

Scheiben Brot in <strong>die</strong> Brotschale legt.<br />

-Meist ist er mit Amelie zusammen. Er wohnt ja bei denen.<br />

MÄmmel sagt, er hat doch Augen <strong>im</strong> Kopf. Und mit Connie<br />

ist best<strong>im</strong>mt auch was gelaufen. Aber mittlerweile gehen sie<br />

sich aus dem Weg. Connie wÄrdigt ihn k<strong>ein</strong>es Blickes mehr.<br />

Ein flÄchtiges Interesse, <strong>ein</strong>ige kurze Begegnungen zweier<br />

junger KÇrper, geschmeidig sich wÅlzend <strong>im</strong> Sch<strong>ein</strong>e extremer<br />

Begierde. SÄÉe GefÄhle, ins Crescendo gesteigert.<br />

Schnell trÄb werdende Hormone in der Entspannungsphase.<br />

Divergenzen am Schluss.<br />

-Dabei ist er k<strong>ein</strong> halbes Jahr hier. Und er vernachlÅssigt <strong>die</strong><br />

Proben. Macht DÉnnekens. Neulich hÅtte ich ihn fast rausgeschmissen.<br />

Er n<strong>im</strong>mt <strong>ein</strong>en Schluck Kaffee <strong>und</strong> sagt:<br />

-Aber ich bin ja nicht nachtragend.<br />

-Nicht mehr als 10 Jahre, sagt Sonja.


Gewissenhaft wischt sie sich <strong>ein</strong>en Marmeladenklecks vom<br />

M<strong>und</strong>.<br />

-Wie du <strong>im</strong>mer rumlÅufst, sagt sie dann. Kauf dir wenigstens<br />

mal ne gescheite Hose. Oder <strong>ein</strong>en von <strong>die</strong>sen Baumwollpullovern,<br />

<strong>die</strong> jetzt alle tragen.<br />

-Ich will nicht, was alle tragen.<br />

-Sonst wird dich nie <strong>ein</strong>e angucken.<br />

-Mich soll Äberhaupt k<strong>ein</strong>e angucken.<br />

<strong>Brunner</strong> <strong>und</strong> Elke sehen sich an. / Ihm fehlt <strong>ein</strong>e Fre<strong>und</strong>in, hat<br />

sie neulich zu ihm gesagt. Wie froh wÅre ich, wenn er <strong>ein</strong>e<br />

hÅtte, <strong>die</strong> <strong>ein</strong> bisschen auf ihn aufpasst <strong>und</strong> ihn von s<strong>ein</strong>en<br />

komischen Ideen abbringt. / Er kann auch noch 2, 3 Jahre<br />

warten, hat <strong>Brunner</strong> geantwortet. Bei mir ging das auch nicht<br />

so schnell. / Einige in s<strong>ein</strong>er Klasse haben schon <strong>ein</strong>e, hat sie<br />

gesagt, <strong>und</strong> damit s<strong>ein</strong> Vorurteil bestÅtigt, dass sie sich auf<br />

<strong>die</strong>sem Gebiet gut auskennt. HauptsÅchlich auf <strong>die</strong>sem Gebiet.<br />

/ Bei manchen dauert es eben etwas lÅnger, hat er sie zu<br />

beruhigen versucht. In der U-Bahn begegnen mir laufend<br />

solche BÄrschchen. Jung <strong>und</strong> gut aussehend, <strong>die</strong> jungen Frauen<br />

starren sie an. Und sie? Holen ihr AbspielgerÅt aus der<br />

Tasche, um sich zum x-ten Mal <strong>ein</strong>en dÄmmlichen Comic<br />

anzusehen. Glotzen <strong>die</strong> ganze Zeit selig auf den Bildschirm,<br />

wÅhrend gegenÄber <strong>die</strong> PÅrchen turteln. / Was denen alles<br />

entgeht! hat sie geseufzt, wÅhrend er sich an GroÇvÅter <strong>und</strong><br />

Onkel erinnerte, <strong>die</strong> in ihrer Jugend auch erst nicht zu Potte<br />

kamen. FÄr <strong>die</strong> gab es nur <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Zeitfenster, um <strong>die</strong> 30,<br />

wo sie <strong>ein</strong>e Frau kennenlernten, <strong>und</strong> <strong>die</strong> muÇte es dann s<strong>ein</strong>.<br />

-Ich werd dich mal mit zu Pinkies nehmen, sagt Sonja fre<strong>und</strong>lich<br />

<strong>und</strong> hakt sich be<strong>im</strong> Richter unter.<br />

-Ja, geh doch mal mit d<strong>ein</strong>er Schwester, sagt Elke. Kauft euch<br />

was SchÉnes.<br />

-Ich habe k<strong>ein</strong> Geld.<br />

-Weil du alles fÄr d<strong>ein</strong>e FlugblÅtter ausgibst. Und neuerdings<br />

fÄr Requisiten.


-Ich hab k<strong>ein</strong> eigenes Einkommen, Mensch.<br />

-Papa gibt dir 200 Euro <strong>im</strong> Monat. Viel mehr kriege ich auch<br />

nicht.<br />

-Ach komm. Und wovon kaufst du dir stÅndig neue Klamotten?<br />

-Ihr Konto sei Äberzogen, sagt sie mit groÇer SelbstverstÅndlichkeit.<br />

Denn um zu s<strong>ein</strong>, mÄssen <strong>die</strong> Individuen sich scheiden. Wo<br />

sie aber <strong>im</strong>mer mehr werden, so dass sie be<strong>im</strong> Einkaufen<br />

kaum noch an<strong>ein</strong>ander vorbeikommen, <strong>und</strong> sich mehr <strong>und</strong><br />

mehr angleichen, wie <strong>ein</strong>e Zahlenfolge, <strong>die</strong> den Raum zwischen<br />

0 <strong>und</strong> 1 <strong>im</strong>mer dichter ausfÄllt, bleibt zu <strong>die</strong>sem Ziel<br />

<strong>ein</strong>zig <strong>die</strong> symbolische Differenzierung der Massenkultur. Die<br />

Endlichkeit der Symbole, Voraussetzung fÄr ihre massenhafte<br />

<strong>und</strong> widerspruchsfreie Rezeption, reproduziert auf hÉherer<br />

Ebene neue IdentitÅten, denen <strong>die</strong> Menschen sich mit <strong>im</strong>mer<br />

abstrakterer Symbolisierung zu entziehen versuchen. Doch<br />

wie sie sich auch strecken <strong>und</strong> wenden, ihre Existenz bleibt<br />

marginal <strong>und</strong> widersprÄchlich. Selbst der Tod, dessen Idee<br />

kraft s<strong>ein</strong>es Schreckens in ihren KÉpfen <strong>die</strong> abstrusesten Subl<strong>im</strong>ationen<br />

<strong>und</strong> mit bizarren Ritualen <strong>ein</strong>hergehende wirre<br />

Weltanschauungen hervorzubringen vermag, ist <strong>ein</strong> objektiv<br />

vÉllig bedeutungsloser biochemischer Vorgang. Dasselbe gilt<br />

zuvorderst fÄr jene TrÅume <strong>und</strong> Hoffnungen, denen wir Lebenden<br />

uns mit Leidenschaft hingeben <strong>und</strong> <strong>die</strong> uns <strong>im</strong> Alltag<br />

am Laufen h<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> zusammen mit allem, was uns zugehÉrt<br />

<strong>und</strong> was wir gewesen sind, von der Geschichte der<strong>ein</strong>st zermahlen<br />

<strong>und</strong> zugeschÄttet wird. Was bleibt, sind hÉchstens <strong>die</strong><br />

Namen <strong>ein</strong>zelner Giganten.<br />

-Ihr bei der Sparkasse, ihr sitzt doch an der Quelle, sagt der<br />

Richter. Die vielen verzockten Milliarden mÄssen doch irgendwo<br />

s<strong>ein</strong>.<br />

Die Fiktion steigender Kurse ist an den Zufluss weiteren Anlagekapitals<br />

geb<strong>und</strong>en, um <strong>die</strong> termingerechte Zahlung der


zugr<strong>und</strong>e liegenden Verpflichtungen zu gewÅhrleisten. Mit<br />

wachsender Kapitalnachfrage steigen aber <strong>die</strong> Zinsen. Dadurch<br />

kommt es zu Zahlungsschwierigkeiten. Die NervositÅt<br />

steigt, <strong>und</strong> der Kapitalzufluss lÅsst nach. Die Wertpapiere<br />

verlieren mit enormer Geschwindigkeit den zuvor Äber lÅngere<br />

Zeit aufgebauten Wertanstieg. Die Blase platzt.<br />

-Habt ihr <strong>die</strong> Bewerbung eigentlich abgeschickt? fragt der<br />

Richter in s<strong>ein</strong>em sehr gelben Hemd.<br />

-Das hast du gestern schon gefragt, sagt <strong>Brunner</strong>.<br />

-Habt ihr sie abgeschickt?<br />

-Ja natÄrlich, sagt Elke.<br />

-Wirklich?<br />

-Aber ja.<br />

Wenn das private Kapital nicht mehr ausreicht, um <strong>die</strong> wirtschaftliche<br />

Dynamik abzusichern, muÉ der Staat <strong>ein</strong>springen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Schulden Äbernehmen. Wirtschaftliche Expansion <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Globalisierung des Kapitals sind ohne staatsdirigistische<br />

Eingriffe nicht denkbar.<br />

-Ich will dir r<strong>ein</strong>en W<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>schenken, raunt <strong>Brunner</strong>.<br />

Er macht <strong>ein</strong>e bedeutungsvolle Pause. Dann sagt er:<br />

-D<strong>ein</strong>e Mutter <strong>und</strong> ich sind Äber<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mend der M<strong>ein</strong>ung,<br />

dass du nicht Philosophie stu<strong>die</strong>ren solltest, <strong>und</strong> auch nicht<br />

Politik, <strong>und</strong> daher haben wir den Brief mit dem Immatrikulationsantrag<br />

zurÄckgeh<strong>alt</strong>en.<br />

Mit <strong>und</strong>urchdringlicher Miene blickt er s<strong>ein</strong>en Sohn an. Doch<br />

der schweigt, schweigt ebenso <strong>und</strong>urchdringlich zurÄck <strong>und</strong><br />

greift nach der Kanne, um sich Kaffee nachzuschenken.<br />

-Na, was sagst du? fragt <strong>Brunner</strong>.<br />

Der Richter funkelt ihn an. Mit der Kanne in der Hand funkelt<br />

er ihn an.<br />

-Ich glaube ihr spinnt, platzt er plÉtzlich heraus. Wollt ihr<br />

m<strong>ein</strong> Leben zerstÉren? Wenn das st<strong>im</strong>mt, will ich mit euch<br />

nichts mehr zu tun haben.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Knall landet <strong>die</strong> Kanne auf dem Esstisch.


-Was redest du denn, fÅhrt Elke ihren Gatten an.<br />

Zum Richter sagt sie:<br />

-Beruhige dich doch. Es st<strong>im</strong>mt ja gar nicht.<br />

-Manchmal frage ich mich ..., fÅngt der Richter an. Doch bevor<br />

er sich Äber den seltsamen Humor s<strong>ein</strong>es Vaters auslassen<br />

kann:<br />

-Spinnst du? schreit Sonja ihn an.<br />

-?<br />

-Du hast mir den ganzen Kaffee Äber <strong>die</strong> Hose geschÄttet! -<br />

HÇr bloÉ auf du! sagt sie wuchtig <strong>und</strong> mit groÇer Wut.<br />

-Ich wollte nur ...<br />

-Erst blockierst du st<strong>und</strong>enlang das Bad, <strong>und</strong> dann versaust du<br />

mir auch noch <strong>die</strong> saubere Hose.<br />

-LaÇ mich doch mit d<strong>ein</strong>er Hose zufrieden. Die trocknet<br />

schon wieder.<br />

-Jetzt hab ich nur noch 10 Minuten, sagt sie mit <strong>ein</strong>em Blick<br />

auf <strong>die</strong> Wanduhr <strong>und</strong> verschwindet Richtung Badez<strong>im</strong>mer.<br />

-Du kÉnntest wirklich <strong>ein</strong> bisschen frÄher aufstehen, sagt Elke<br />

zum Richter.<br />

-Und Papa? Muss der sich heute nicht anziehen?<br />

-Papa ist krank, falls du es noch nicht gemerkt hast.<br />

Zum Beweis hÅlt <strong>Brunner</strong> s<strong>ein</strong> Taschentuch hoch.<br />

-Geh bloÇ mit d<strong>ein</strong>er Rotzfahne weg, faucht sie ihn an. Ich<br />

weiÇ nicht, was heute wieder in dich gefahren ist. D<strong>ein</strong>e ErkÅltung<br />

gibt dir noch lange nicht das Recht, Unfrieden zu<br />

stiften.<br />

-Er sieht aber gar nicht krank aus, m<strong>ein</strong>t der Richter.<br />

-Typisch, sagt <strong>Brunner</strong>. Was man sich von s<strong>ein</strong>em Sohn heutzutage<br />

alles bieten lassen muss. Kannst du nicht aufhÉren, in<br />

der dritten Person Äber mich zu sprechen?<br />

-Schreibt ihr heute <strong>ein</strong>e Arbeit? will Elke vom Richter wissen,<br />

wÅhrend sie s<strong>ein</strong> Pausenbrot <strong>ein</strong>packt.


Das Universum arbeitsteilig produzierter Arbeitsprodukte ist<br />

als TotalitÅt unmittelbar der Stoff des gesellschaftlichen<br />

Reichtums.<br />

-N<strong>ein</strong>, erwidert er kurz angeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> vertieft sich in <strong>die</strong><br />

Zeitung.<br />

Die Besonderheit der Waren besteht darin, dass sie den Menschen<br />

<strong>die</strong> soziale Bedingtheit ihrer eigenen Arbeit als gegenstÅndliche<br />

Bedingtheit der Arbeitsprodukte selbst, als Eigenschaften<br />

der sozialen Natur <strong>die</strong>ser Dinge zurÄckspiegelt.<br />

-Vergiss bloÇ nicht, dich krank zu melden, sagt Elke zu <strong>Brunner</strong>.<br />

-Ich muss unbedingt aufs Klo, sagt der Richter plÉtzlich.<br />

Er steht auf, krschtlt energisch <strong>die</strong> Zeitung zusammen <strong>und</strong> eilt<br />

davon.<br />

-Nur <strong>ein</strong> Klo in der Wohnung, <strong>und</strong> <strong>die</strong> schlieÇt sich <strong>ein</strong>. Das<br />

darf doch nicht wahr s<strong>ein</strong>!<br />

Verzweifelt klopft er an <strong>die</strong> Badez<strong>im</strong>mertÄr.<br />

-Das ist ja wohl ihr gutes Recht, ruft Elke in den Flur. Du hast<br />

sie vorhin lange genug warten lassen.<br />

-Ich muss so dringend. Oh-hoh! Ich breche gleich <strong>die</strong> TÄr auf.<br />

Daher ersch<strong>ein</strong>en <strong>die</strong> Beziehungen der Menschen nicht mehr<br />

unmittelbar, sondern verschwinden hinter den sch<strong>ein</strong>bar<br />

sachlichen Bedingungen des Arbeitsprozesses.<br />

Minutenlange herrscht <strong>ein</strong>e trÄgerische Stille. Dann kommt<br />

der Richter zurÄck <strong>und</strong> verkÄndet:<br />

-Mir ist schlecht.<br />

-Warum das denn?<br />

-Weil ich scheiÉen muss, Mensch! brÄllt er <strong>und</strong> krÄmmt sich<br />

auf s<strong>ein</strong>em Stuhl.<br />

-Heute ist wirklich total chaotisch, sagt <strong>Brunner</strong>. Ich geh ins<br />

Bett.<br />

Er macht sich auf den Weg nach oben, wÅhrend der Richter<br />

wieder Richtung Badez<strong>im</strong>mer verschwindet.


-Ich verstehe dich nicht, ruft er Sonja durch <strong>die</strong> TÄr zu. Eben<br />

sagst du, du mÄsstest dich beeilen lÅngst fertig s<strong>ein</strong>. Und jetzt!


7:30-9:00<br />

Rhoda ain fiilikter Zdraiven luupde tii noynfjade Dee ouz,<br />

vrÄcha tii raiffenten GÇrba mid Okmuhd som Immel<br />

kezdrÅgged.<br />

SaÇen sie schwitzend <strong>die</strong> Fenster geschlossen bei sengender<br />

Sonne.<br />

Ouz Dhoren gompainda tii antÅren Swegge tÅr Kront zai,<br />

az ouz pÅrzdentem VÅlz ainen Gha<strong>im</strong> zii daz Glainzte<br />

kepooren.<br />

Die KÉpfe gesenkt k<strong>ein</strong> LÅrm von drauÇen sollte sie stÉren.<br />

Schon fiel es wie trockene BlÅtter auf sie herab,<br />

verwirbelte ihre sicheren HÅnde,<br />

es juggte in sÅmtlichen Armen <strong>und</strong> B<strong>ein</strong>en,<br />

stiegen sie notgedrungen ins enge Geschirr.<br />

Da half auch k<strong>ein</strong> Kramen <strong>im</strong> Ranzen<br />

oder in voll gekleckerten BÅnken:<br />

ging nur von der kostbaren Zeit ab.<br />

Wer aber vorbereitet war,<br />

ward nicht weniger nervÉs <strong>im</strong> Angesicht <strong>die</strong>ser Gefahr;<br />

<strong>und</strong> nur, wer wie MÄmmel gar nichts s<strong>ein</strong> eigen nennt,<br />

blieb stummer Zeuge der entf<strong>alt</strong>eten Pracht.<br />

GÇnnden unz dare Detikkder gaine perouszden EdÅren,<br />

errszden mid galdem Kepain unt zrÇglikk Gadheter.<br />

Er trÅumte von schnittigen Roadstern bis oben gefÄllt<br />

Ez vrazzen tii Zouen mid Wooluzd ouz szwiiliken Ñnten<br />

unt vÄhrden tii vremte Kezantszavd sur KhÇddin inain.<br />

mit lachenden MÅdchen.


Zii szengde tem plougalden Griiker taz krÇzzde Goommantho;<br />

ter vÄhrde kelÅngik tii Zdraidaxd unt ziikde in allen<br />

Zegdhoren,<br />

Mancher saÇ zweifelnd <strong>und</strong> zitternd inmitten der Re<strong>im</strong>e.<br />

szozz mid fÅrwirrenten Pvailen ouv wÄzde PetrÅnkde<br />

unt locgerde tann Årzd zain ardez Rheszi<strong>im</strong>.<br />

Andere trotzten der Syntax, taktierten mit PrÅpositionen,<br />

Dii Zdraider <strong>im</strong> Rokken zdeen lhepavd su BvÅrte,<br />

Zeeker unt TszÅntellmhÅn chloupen an zii.<br />

lieÇen Adverben <strong>im</strong> Stich <strong>und</strong> verbÄndeten sich mit den Nomen.<br />

Zii zdeen mid them RhÄcgen for mÅkkdiken Dhoren<br />

unt zdaiken am Ghai in taz whardente Pood.<br />

Riskierten gefahrvolle Blicke ins weiblich betÉrende R<strong>und</strong>.<br />

BÉrgerRÅchte in den KrÉpfen <strong>und</strong> Getroye in den Schlunt,<br />

happt gezottelt oyre TÅckste sane Kwak <strong>im</strong> ÖdenR<strong>und</strong>.<br />

HÅfftich mÉcht so Manchen kwÅlen,<br />

was ihm unterm hoden UnschulsBarte s<strong>ein</strong>er biedren Kutte<br />

ungesÅumt entkÅkenschwillt,<br />

hett er nicht mit gropen Henden<br />

Kleyches aus dem vynschdn SchoÇe ayken hentigg<br />

heerbestÅllt.<br />

Zii wharven mid kroozem KedhÇze tii Zbeere nakk aadhiken<br />

Gintann,<br />

aszden nakk inen mid ehhanen Ankeln,<br />

Denn es war Sommer, habt Acht! wenn jene des Lehrers sie<br />

kreuzen!


tii zii sufhor ainem ruumraikken Elten kÅzdoolen,<br />

unt swanken zii swiszen tii Glouen ter Vholdermasziine.<br />

Sie schwitzten aufs neue, bis solche Gedanken verdampften;<br />

Drods ala KezhÅdse unt zikkaren Bhagde<br />

laaken tii Vrouen unt Ginta szluzzentlikk amm Pooten gain<br />

Dohn waa su Çren.<br />

seufzend oh kÉnnt ihr nicht endlich Kl<strong>im</strong>agerÅte beschaffen!<br />

Zii whuaten ouz jeeter ÅrthÅnglikken Rikkdhunk pehalikk mid<br />

VhÄzzen kedreeden,<br />

nakkteem mann KeszikkdenershÅler unt zdrÅnke Oudhoren<br />

sur Fehte nakk Assur keszicged.<br />

Auch alle Ideen perdu, bis Carlos aufs neue ihn anstieÇ.<br />

Aidlar GetÅnndlez zo dhun az wÅrz tu gain Nhojuz<br />

mid keszwollenen Ouken tii wikkdiken Agden ter Moatnakkd<br />

thord liiken su lazzen.<br />

Nur <strong>ein</strong>er sitzt unbemerkt glÄcklich <strong>im</strong> Schatten der Tafel.<br />

Dramen, <strong>die</strong> in hÇh'ren Kreisen spielen,<br />

mÇgen Manchem <strong>im</strong>ponieren.<br />

Mir hingegen klingen sie nach hÇchster Einf<strong>alt</strong><br />

- wie Triumphe <strong>und</strong> Erfolg,<br />

<strong>die</strong> man mutig wie Cervantes<br />

in den Mauern s<strong>ein</strong>er Kammer<br />

aus Fiktionen sich zusammentrÅumet.<br />

Woo maizdenz ten BlÅnen thÅr vhailen Dentensen taz WÅken<br />

nikkd raikkd,<br />

mid prÅnnenten Shunken wii tobbeld keszwaivde kans su<br />

fermaiten.<br />

Ihm ist <strong>die</strong> Aufgabe schnuppe, entfallen <strong>die</strong> Pflicht.


VrÄcha wiir dansden tenn zeeliken Danko foll pÇzer<br />

Kethangen,<br />

bvlÄcgden mid Tolkken tii VrÄkkde tez Laipez fom krozzen<br />

kh<strong>alt</strong>Åiszen Poum,<br />

HÅlt fest s<strong>ein</strong> Panier <strong>und</strong> fliehet mit vollem Bewussts<strong>ein</strong> <strong>die</strong><br />

StÅtte<br />

pliizen ferswaivÅld sur Jaakt ouv tii zdÄrmiszen Bilse am Immel<br />

UnklÄcg ferloorener Juukent tii Ghirszen mid Ñnten su zÅun.<br />

trÅumt tanzt in der luftigen Disko sich h<strong>im</strong>melwÅrts frei.<br />

Fonn iirem Szlozze erapzaa tiÅdiszen Leepenz unt Wantelnz<br />

tii Vrou tez Zolthaden unt ZiikÅrz klorraikker Szelakkden,<br />

Deutsch Englisch <strong>und</strong> Mathe <strong>die</strong> hat er vergeigt schon.<br />

elouent ouzzderpen ter kiiriken J<strong>und</strong>a sum Drodse,<br />

ferprannde tii gravdfolle Zhonne ten sucgenten Alz.<br />

So zÅhlt auch <strong>die</strong> heutige Extemporale nicht mehr.<br />

Ter Ziddenzdrolkk zaa iire Laipa<br />

unt driip tii EdÅren ouz alen Pesirgen unt Graizen suzammen.<br />

Was zÅhlt sind Momente berauschenden GlÄckes.<br />

HhÅubdlinke mÅzzik fonn zdrammer Zdaduur.<br />

Oh Ådden zii vrÄcha tii kuude Ersiihunk ther Ammen<br />

kenhozzen.<br />

Wer davon zu kosten versteht, der ist <strong>ein</strong> Mann.<br />

Izd nuun thar<strong>und</strong>a <strong>im</strong> khansen fonn douzenten MÇrtan tii<br />

Rheete.<br />

Tii Daaden tzeen abzich foor iiren keszuntenen Obvann.<br />

So atmet er <strong>ein</strong> den verlockenden Duft.


Wia apa wÅnten unz vazzunkzloz app fonn ten Szrecgen,<br />

opp wia klaikk Uurloup <strong>im</strong> pilliken Sybann keniizzen<br />

Was er aus mehrerlei Richtung zu sehen bekommt,<br />

ota inn Llikkde fonn GÅrsen ten Anpligg der klÅnsentzden<br />

Kolttiateme.<br />

Ñz naamhen zikk nuun tii Kenozzen ther Zailszavd<br />

wird in der Ruhe der eigenen Kammer ihm abends gehÉren.<br />

kl<strong>im</strong>ban zii Çrden taz vÅzde Khezdain,<br />

wez gainez Ailikken Ouke zikk zaddzeehen gonnde.<br />

Ist da zum ersten ihr sonniges Haar,<br />

KÅnn Norten ten nÅmlikken oylen wiir laize,<br />

Åndleenen ferszakkdelde Liita mid ghunzdfollem DÇhn.<br />

das ihren RÄcken vom Rock bis zum Halse wie Seide bedecket<br />

FÅrloyknen inthezzen taz Sziipen unt Szakkan unt alwaz<br />

mid Kollt unt Zillpa pehÅnkde Vrouen tii gÅmbventen MÅnna<br />

wirt ghozden.<br />

<strong>und</strong> Äber den Kopf auf den Tisch fÅllt neben den Pons.<br />

FÅrdailden Peloonunk unt Zdrave kerekkd,<br />

ouv tazz ez gaine Peeszwerten indahÅr keepe.<br />

Abweisend meistens, hat sie noch niemals<br />

Durnde pezontherz inain in tii miidlaren Madden,<br />

kelÅhmd fonn ther voyriken SzÇnhaid vransÇziszer LÄzze.<br />

ihr wahres Gesicht ihm gezeiget.<br />

NÅrrente KvÅllen fermÅhlen um AprÄzdunk waar unt ter<br />

Pracghonk ain Zaikken,<br />

volkde teem Llaip ter ferporkenen Szlanke zain Blicg.<br />

Unter den mÅnnlichen SchÄlern weiÇ k<strong>ein</strong>er,


Fonn zainem Zhamen tii waiplikke Aidelnuds waidare KÅnke,<br />

dansde zii szwunkfoll naam mid oukk tenn kivdiken Zavd.<br />

von welcher Natur sie <strong>im</strong> Innersten ist.<br />

KÅldent Årsoykden tii Ñnte ain vaanawdez Veezen,<br />

mÄzzik tii Vrake wea iir su weem zikk hia kelackt.<br />

Seitlich da ahnt er <strong>die</strong> FÄlle des Busens,<br />

Lliizz ther DurrizdiigonsÅrn ale ZdeejÅnten whaaden,<br />

tangden tie Droha ten FÅhdan vÄr manken Årheepenten Sikkd.<br />

frei sind <strong>die</strong> Arme <strong>die</strong> Schultern sind frei.<br />

Ouz Vhazern wii aizzd zaine Obva ouz Zhinkhabuur geerden<br />

surhÄkken,<br />

zaakden gain Word zontÅrn zdeehen az Vroynte ferlÅzzlik<br />

suzammen.<br />

Unter dem T-Shirt <strong>die</strong> Samthaut des Bauches,<br />

Az ain perÄhmda Kelaarter taz Mazzenkraap ouzhuup,<br />

warten tie Laicken ther Vrouen unt Ghinda keffunten.<br />

<strong>die</strong> Äber Taille <strong>und</strong> HÄfte sich zieht.<br />

Opp unza nojhuz KepainvÅlt mid Zadsunken wolle ZillwÅzda<br />

eÅraikken teen Ouvzdant, kedriipen teen Tszwillt.<br />

Was <strong>ein</strong>e nicht zeigt, zeigt <strong>die</strong> andere her,<br />

Aadikkel ainz: opp ter Dhans mid faszwuntenen Weezen<br />

VrouenfÅrwÄstann Årloupd zai, taz zollen wiir tullt.<br />

<strong>die</strong> in der Hitze der Aula schiebet beiseite den Rock,<br />

Unt glainlikke Swizde erdraaken. Ñz zdeehen zovord ouck tii<br />

anteren zdramm.


Sidadd Nhumma noyn, tenn zii leeken amm Untdalaip<br />

meerarre VÅzzeln.<br />

als seien <strong>die</strong> StÄhle dem AusmaÇ der weiblichen Hintergestelle<br />

zu kl<strong>ein</strong>.<br />

Tuu vintezd tii Fiilhait keporken <strong>im</strong> AINEN,<br />

erfiitad ter Mhann in ferswaivelda Nood.<br />

Es ist uns bekannt, was du alles hast zu erdulden.<br />

Ñz wakkzen tii Eygnste, waz zoll År tenn kloupen?<br />

Waz zikk trinn vinted, izd AINEZ klaicg NIKDS.<br />

Wird obendr<strong>ein</strong> dir von Lehrern <strong>und</strong> Eltern <strong>ein</strong> schlechtes<br />

Gewissen bereitet.<br />

Kaapen zii WillÅmm Zoon Wiinantz tii alden Rhoziinen,<br />

ter zdÅllde tii Tuuluppen inte Gommpiize<br />

unt naam zick mid WÅrwe ther noyen Said an.<br />

Versprechen wir Nymphen dir Ausgleich <strong>im</strong> spÅteren Leben.<br />

Tii Unfahait volkd az ain Swaidhez teem AINEN,<br />

tock liizzen zii drods ala RÄken fonn waizden EdÅren nikkd<br />

app.<br />

Der Ernstfall wird kommen, <strong>die</strong>s <strong>ein</strong>e versprechen wir dir.<br />

Unt nack follÅnteder Aapaid ta ruudhen zii whaize.<br />

TÅnn alez, waz Ainz fjatt, fjatt Ainz turk taz Whinten.<br />

Den Zeitpunkt hingegen kann k<strong>ein</strong>er dir sagen,<br />

Erart eschrieben ie eisten ie Eiten it hÄppigen Ersen;<br />

enibel er herste, h<strong>ein</strong> l<strong>im</strong>mes Eschmiere er weite;<br />

hes amen ur eere Apiere on hunserem Re<strong>und</strong>.<br />

Nuua feenike geerten am Ñnte surÄcg in tii A<strong>im</strong>aad;


zii vÄhlden sikk zdarg tord unt vorterden mÅggdike KÇdda<br />

erouz.<br />

klang es ganz leise von den Dryaden des WÅldchens herab.<br />

9:15-10:00<br />

á<br />

GroÇ <strong>und</strong> aufrecht erschien Gisbert Becker in der niedrigen<br />

TÄre, zwei BÄcher in HÅnden <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e breite gegerbte Aktentasche<br />

unterm Arm, in der er allerlei Überraschungen fÄr s<strong>ein</strong>e<br />

ZÉglinge bereithielt. Eine helles Sakko Ålterer Machart <strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong>e marineblaue Hose schlackerten um s<strong>ein</strong>e dÄnnen Knochen,<br />

als er mit schnellen Schritten <strong>ein</strong>trat <strong>und</strong> <strong>die</strong> Eleven mit<br />

<strong>ein</strong>er St<strong>im</strong>me, <strong>die</strong> ansch<strong>ein</strong>end k<strong>ein</strong>en Widerspruch duldete,<br />

um Ruhe anherrschte.<br />

Lautes GebrÄll von den hinteren Reihen war <strong>die</strong> <strong>ein</strong>zige Antwort.<br />

Ansch<strong>ein</strong>end gehorchten ihm nur <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> sich<br />

ohnehin <strong>im</strong>mer gesittet benahmen, wÅhrend alle Äbrigen, <strong>die</strong><br />

Nichtsnutze, <strong>die</strong> Faultiere <strong>und</strong> <strong>die</strong> schwer erziehbaren ProblemfÅlle,<br />

sch<strong>ein</strong>bar unbe<strong>ein</strong>druckt von s<strong>ein</strong>er Anwesenheit<br />

<strong>ein</strong>fach weitermachten, das heiÇt, je nach Temperament, still<br />

mit glasigen Augen auf ihren unbequemen HolzstÄhlen vor<br />

sich hin dÉsten, in der Annahme, der Lehrer werde sich mal<br />

wieder verspÅten, <strong>ein</strong> Kartenspiel hervorgeholt hatten, um<br />

noch schnell <strong>ein</strong>e R<strong>und</strong>e Skat zu dreschen, oder in kl<strong>ein</strong>en<br />

Gruppen zusammenstehend lauthals leeres Stroh droschen,<br />

wÅhrend MÄmmel, <strong>die</strong>ser unglaubliche Nirwana, an nichts<br />

anderes konnte er denken (auÇer vielleicht noch an FuÇball),<br />

<strong>und</strong> es war ihm ansch<strong>ein</strong>end ganz gleich, ob <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong><br />

sich an dem jeweiligen Tage besonders anzÉglich zurechtgemacht<br />

hatten, Ute, Sonja, Connie oder Anna hieÇen. Nur von<br />

ganz wenigen hÅtte er freiwillig <strong>die</strong> Finger gelassen, von Paula<br />

zum Beispiel, <strong>die</strong> nicht nur zufolge ihrer angeborenen


Kurzsichtigkeit weit vorn be<strong>im</strong> Lehrertisch saÇ <strong>und</strong> durch<br />

mehrere Reihen von SchÄlern glÄcklich verdeckt wurde. Seit<br />

der Gr<strong>und</strong>schule verfolgte sie ihn durch alle JahrgÅnge, <strong>und</strong><br />

war sogar <strong>im</strong> selben Tanzkurs angemeldet gewesen, <strong>ein</strong> Umstand,<br />

der ihn <strong>im</strong>mer noch verdrieÇlich st<strong>im</strong>mte. Wenn er mit<br />

der eitlen Blondine, <strong>die</strong> er manchmal aufforderte, ohne dass<br />

<strong>die</strong>se ihm allerdings <strong>im</strong> geringsten entgegenkam, fertig war,<br />

saÇ sie meist noch unverrichteter Dinge auf dem CanapÑ <strong>und</strong><br />

wartete auf <strong>ein</strong>en Partner. Die Nase zu lang, der T<strong>ein</strong>t weiÇlich,<br />

mit unergrÄndlich graubraunen Sommersprossen <strong>und</strong> das<br />

Gesicht zu groÇ fÄr den schmÅchtigen KÉrper, so dass man<br />

sich unwillkÄrlich fragte: sind das <strong>die</strong> Frauen, <strong>die</strong> sich leicht<br />

unterdrÄcken lassen, oder sind es <strong>im</strong> Gegenteil <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong><br />

spÅter all<strong>ein</strong> Kraft ihres Geisteswillens <strong>ein</strong>en groÇen krÅftigen<br />

Ehemann durch <strong>die</strong> Welt dirigieren? Nicht dass sie ihn weiters<br />

interessiert hÅtte; da waren viele andere vor, <strong>und</strong> zwar derart,<br />

dass ihn zuweilen der Gedanke beunruhigte, der Sexu<strong>alt</strong>rieb<br />

habe sich bei ihm unkontrollierbar verselbststÅndigt <strong>und</strong> sei<br />

eben dabei, sich zu <strong>ein</strong>er fixen Idee zu entwickeln, <strong>die</strong> ihn<br />

darin hindern wÄrde, jemals <strong>ein</strong> normales bÄrgerliches Leben<br />

zu fÄhren ... wenn er etwa zu spÅter St<strong>und</strong>e, nach mehreren<br />

Horrorvideos, zu der Erkenntnis gelangte, er mÉchte womÉglich<br />

schwul s<strong>ein</strong>, aus dem <strong>ein</strong>en Gr<strong>und</strong>, weil er be<strong>im</strong> Einschlafen<br />

von dem hÄbschen Gesicht des spÅter gnadenlos gemeuchelten<br />

Nebendarstellers nicht loskam, <strong>ein</strong>e BefÄrchtung, <strong>die</strong><br />

ihn tagelang gefangen hielt, sich am Ende der Ferien jedoch<br />

glÄcklicherweise wieder verflÄchtigte, als er den Platz hinter<br />

Ute ergatterte, deren hellblaue Augen ihn <strong>im</strong>mer so hemmungslos<br />

ignorierten.<br />

-Ruhe, brÄllte Becker wieder in MÄmmels libidinÉse GefÄhlswelt<br />

hin<strong>ein</strong>, <strong>und</strong> endlich schienen sich <strong>die</strong> hinteren<br />

KnÅuel aufzulÉsen.<br />

-Kalle, ÖzgÄl, Vogtaler, kÉnnt Ihr Euch bitte hinsetzen <strong>und</strong><br />

den M<strong>und</strong> h<strong>alt</strong>en.


Wir gehÇren alle zu <strong>ein</strong>em Ganzen, welches grÇÉer ist als wir<br />

<strong>und</strong> fÄr das wir uns darum mit ganzer Kraft <strong>ein</strong>setzen mÄssen.<br />

Jeder hat <strong>die</strong> ihm gestellten Aufgaben mit Strebsamkeit <strong>und</strong><br />

hohem Pflicht<strong>ein</strong>satz zu erfÄllen. K<strong>ein</strong>er soll sich ungestraft<br />

fortstehlen aus dem Projekt ge sell schaft so zi a ler rechts<br />

staat de mo kra tie.<br />

Einzelne Unruhestifter <strong>und</strong> besonders bockb<strong>ein</strong>ige RÅdelsfÄhrer<br />

gezielt anzusprechen, darin bestand normalerweise <strong>die</strong><br />

zweite Phase s<strong>ein</strong>es pÅdagogischen Vorgehens, das er selbst<br />

fÄr vortrefflich hielt, das jedoch <strong>die</strong> SchÄler, vor allem des<br />

schrillen, von Unsicherheit zeugenden Tonfalls wegen, mit<br />

dem es zur Geltung gebracht wurde, instinktiv als <strong>ein</strong>e milde<br />

Form von Hysterie erkannten.<br />

Endlich saÇen alle still auf ihren PlÅtzen - sogar Kalle der<br />

Clown, der sonst oft noch minutenlang am Waschbecken<br />

herumhampelte - <strong>und</strong> Becker schritt feierlich zum Pult, wo er<br />

s<strong>ein</strong>e BÄcher <strong>und</strong> vorbereiteten Unterrichtsnotizen entf<strong>alt</strong>ete.<br />

-The rebirth of English literature, sagte er, indem er s<strong>ein</strong>en<br />

Ulysses hochhielt, <strong>und</strong> als sich aber offensichtlich nur <strong>die</strong><br />

kl<strong>ein</strong>e Minderheit, <strong>die</strong> sich dort aufhielt, wo s<strong>ein</strong>e BrillenglÅser<br />

LesebrillenstÅrke hatte, dafÄr interessierte, weil wir vielfach<br />

das, was wir aus eigenem Antrieb <strong>und</strong> manchmal mit<br />

Entdeckerfreude, oft aber auch unter Leiden <strong>und</strong> Inkaufnahme<br />

schwerwiegender Nachteile an Erkenntnis gewinnen, weit<br />

Äber dasjenige stellen, was uns <strong>im</strong> Frontalunterricht umsonst<br />

angeboten wird, schmeichelte er den <strong>ein</strong>en, <strong>die</strong> bereitwillig<br />

vor ihm zu Kreuze krochen <strong>und</strong> versah <strong>die</strong> anderen, <strong>die</strong> <strong>im</strong>mer<br />

noch Krach machten, mit DÅdalus' drohenden Blicken. Streifte<br />

dabei auch Werding, der Äbellaunig <strong>und</strong> schlecht geschlafen<br />

neben s<strong>ein</strong>em besten Fre<strong>und</strong> be<strong>im</strong> Fenster hockte, verhielt<br />

fÄr <strong>ein</strong>en Moment bei Annas schmalem Gesichtchen, bis<br />

MÄmmel ihm auffiel, der in dem Tohuwabohu <strong>und</strong> allgem<strong>ein</strong>en<br />

Takofabako Utes pastellfarbenes Leibchen nicht aus den<br />

Augen verlor, auÇer fÄr <strong>ein</strong>en Blick auf <strong>die</strong> weiter vorn sit-


zende Constanze Dorrmann - zwei Mal sitzengeblieben <strong>und</strong><br />

entsprechend gut war sie entwickelt - alles Taktlosigkeiten,<br />

<strong>die</strong> <strong>ein</strong>em Lehrer zwar nicht verborgen blieben, gegen <strong>die</strong> sich<br />

aber wenig ausrichten lieÇ.<br />

Erhobenen Hauptes <strong>und</strong> aufrechten Ganges trat der sich s<strong>ein</strong>er<br />

Bedeutung bewusst ist, ins Klassenz<strong>im</strong>mer <strong>und</strong> setzte sich auf<br />

s<strong>ein</strong>en Stammplatz, direkt neben Thomas Bender. SchlieÇlich<br />

hatte er <strong>ein</strong>en Ruf zu verlieren, ob ihn auch Becker das h<strong>und</strong>ertste<br />

Mal wegen ZuspÅtkommens anlappte.<br />

-Der Mann vom Avon lÅsst sich toppen, sagt er mit <strong>ein</strong>iger<br />

Best<strong>im</strong>mtheit in der St<strong>im</strong>me; denn er zieht mal wieder vÉllig<br />

falsche SchlÄsse. - Wenn nur Carlos hier wÅre. Wir wÄrden<br />

ihm <strong>ein</strong> hÄbsches StÅndchen bringen.<br />

-Du! sagt Becker gr<strong>im</strong>mig. Du redest <strong>im</strong>mer nur.<br />

-Er will's nicht anders, sagt John Eglinton zu s<strong>ein</strong>es Lehrers<br />

Freude. Wie der fette Komiker <strong>im</strong> neuen Film der MÄnchner.<br />

Der kriegt auch gleich am Anfang s<strong>ein</strong> Fett weg. Ich hÉre ihn<br />

<strong>im</strong>mer noch fiepen, fiepen.<br />

-Wer soll das s<strong>ein</strong>, sagt der Richter Äberheblich <strong>und</strong> voller<br />

ÜberschÄsse. Einer, der durch zuviel Dummheit auf sich aufmerksam<br />

macht?<br />

Vogtaler ruckt nervÉs auf s<strong>ein</strong>em StÄhlchen hin <strong>und</strong> her. Solcher<br />

Chuzpe ist er nicht gewachsen. Er weiÇ es, <strong>und</strong> er weiÇ,<br />

dass s<strong>ein</strong> Erbf<strong>ein</strong>d es weiÇ.<br />

-Vorhang, sagt der Richter mit glÅnzenden Augen ausgebreiteten<br />

Armen. Will doch mal zeigen, wofÄr ich von euch bezahlt<br />

werde.<br />

Der Gott des Windes haucht. Ein f<strong>ein</strong>er Hauch enthÄllt sich<br />

s<strong>ein</strong>er Kehle.<br />

-Es ist Mitte August, sagt er. Eine schwÄle Hitze liegt Äber<br />

der Stadt. Die Herz-Kreislauf Patienten pfeifen aus dem letzten<br />

Loch, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Flaggen an allen Éffentlichen GebÅuden<br />

wehen auf Halbmast. Der Vermummte hat das Haus der<br />

Migrantenfamilie am Abend verlassen <strong>und</strong> schleicht den


Elbkanal entlang. Er bleibt nicht stehen, um <strong>die</strong> vielen hungrigen<br />

WasservÉgel zu fÄttern, <strong>die</strong> Enten, MÉwen oder Haubentaucher<br />

<strong>und</strong> kÄmmert sich auch nicht um den <strong>alt</strong>en <strong>ein</strong>samen<br />

Stadtstreicher unter der BrÄcke, der 68 neben Dutschke<br />

auf der Esplanade gestanden hat, wÅhrend <strong>die</strong> Wasserwerfer<br />

ihre Salven Äber alle ungestutzten Fittiche abfeuerten. Der<br />

Schwan von Avon hÅngt anderen Gedanken nach.<br />

Die Vorbereitungen. Die Anspannung vor dem nÅchtlichen<br />

Anschleichen auf der dÄsteren RasenflÅche. Emporklettern<br />

unter dem Sch<strong>ein</strong>werferlicht schnell fahrender Autos. Das<br />

verh<strong>alt</strong>ene TriumphgefÄhl, mit der feuchten schmutzigen Beute<br />

unterm Arm, <strong>die</strong> erst trocknen muss, bevor man sie ihrer<br />

Best<strong>im</strong>mung zufÄhren kann. Das Bekennerschreiben, <strong>und</strong><br />

schlieÉlich <strong>die</strong> Idee fÄr das Drehbuch. Die Planung. Die Proben.<br />

Die AuffÄhrung.<br />

-Stellt euch das BÄhnenbild vor. Ein SchlossgewÉlbe in<br />

Schottland. Riesige, <strong>im</strong> flackernden Fackellicht schwankende<br />

Schatten. Das Spiel beginnt. Ein Komparse tritt aus dem<br />

Dunkel, zurechtgemacht wie <strong>ein</strong> KÉnig. Ein KÉnig <strong>und</strong> doch<br />

k<strong>ein</strong> KÉnig, <strong>und</strong> der Mann <strong>im</strong> Schatten heiÇt Edward de Vere.<br />

Thomas Bender Äberlegt. So introvertiert ist er, dass er lange<br />

Äberlegt, ob er dem Fre<strong>und</strong> offen widersprechen soll. Dabei<br />

hat er es in der Hand, den Lauf der Dinge zu verÅndern.<br />

-Was ist schon <strong>ein</strong> Name? mÉchte er sagen.<br />

Er mÉchte es laut sagen, viel lauter, als normalerweise s<strong>ein</strong>e<br />

Rede ist.<br />

-Dem Autor selbst, mÉchte er sagen, mag <strong>die</strong> massenhafte<br />

Rezeption s<strong>ein</strong>er Texte als Eintrittskarte zur Unsterblichkeit<br />

ersch<strong>ein</strong>en. FÄr <strong>die</strong> Nachgeborenen aber, je weiter sie geschichtlich<br />

von ihm entfernt sind, bedeutet der Autorenname<br />

nur <strong>ein</strong>e abstrakte Orientierung, mit dessen Hilfe Beziehungen<br />

zu anderen Texten desselben Verfassers oder derselben Epoche<br />

hergestellt, Unterschiede herausgearbeitet <strong>und</strong> Besonderheiten<br />

beobachtet werden, <strong>die</strong> ihn den Text anders beurteilen


lassen, als wenn er etwa <strong>ein</strong>em gÅnzlich Unbekannten zugeordnet<br />

wÅre.<br />

Doch Thomas Bender schweigt, <strong>und</strong> <strong>ein</strong> Sturm bricht los:<br />

Sturm der EntrÄstung, Sturm der Erheiterung. Sturmsturm.<br />

Der Lehrer Becker zuckt <strong>die</strong> Achseln.<br />

-KÉnnen wir jetzt bitte weitermachen, sagt er mÉglichst teilnahmslos,<br />

blickt in <strong>die</strong> R<strong>und</strong>e, <strong>und</strong> als er k<strong>ein</strong>en Widerspruch<br />

hÉrt, schlÅgt er das Buch an der vorbezeichneten Seite auf.<br />

-And we have, have we not, those priceless pages of Wilhelm<br />

Meister, liest er in dem makellosen Englisch, das er vor Jahren<br />

in England gelernt hat. A great poet on a great brother<br />

poet. A hesitating soul taking arms against the sea of troubles,<br />

torn by conflicting doubts - as one sees in real life.<br />

-Ich habe mit eurer Deutschlehrerin gesprochen, sagt er bedeutungsvoll,<br />

dass sie <strong>die</strong>se Interpretation des Goetheschen<br />

<strong>alt</strong>er ego in ihren Unterricht <strong>ein</strong>bezieht. Eine Art He<strong>im</strong>kehr<br />

sei das, fÄgt er mit schwellender St<strong>im</strong>me hinzu, in <strong>die</strong> he<strong>im</strong>eligen<br />

Arme der He<strong>im</strong>at, in dem Moment, in dem man es sich<br />

an <strong>ein</strong>em deutschen Gymnasium zu GemÄte fÄhre, <strong>und</strong> das<br />

solle ... Herr Vogtaler, bitte! Nicht schon wieder! Stop,<br />

please!<br />

-Ob es s<strong>ein</strong> kÉnne, dass der Autor <strong>die</strong>s ironisch gem<strong>ein</strong>t habe,<br />

wagt Werding sich vor.<br />

-Nicht auszuschlieÇen, nickt Becker erfreut Äber soviel literarische<br />

Anteilnahme.<br />

-Der Dubliner hat es mit s<strong>ein</strong>er Frau nicht anders geh<strong>alt</strong>en als<br />

unser DichterfÄrst, sagt der Richter.<br />

Er gibt sich noch lÅngst nicht geschlagen, sondern m<strong>ein</strong>t tatsÅchlich,<br />

dass s<strong>ein</strong>e Zeit noch kommen wird, <strong>und</strong> hat daher<br />

k<strong>ein</strong>erlei Hemmungen, s<strong>ein</strong>en Lehrer bei jeder Gelegenheit<br />

vorzufÄhren. Denn es ist in der Schule nicht anders als <strong>im</strong><br />

wirklichen Leben. Wann <strong>im</strong>mer wir uns gut fÄhlen <strong>und</strong> <strong>ein</strong>en<br />

Erfolg verbuchen zu kÉnnen m<strong>ein</strong>en, kommt unweigerlich das


Schicksal mit s<strong>ein</strong>er groÇen, schweren Klatsche <strong>und</strong> holt uns<br />

auf den Boden der RealitÅt zurÄck.<br />

-Wir Deutschen haben nicht nur Brecht <strong>und</strong> Goethe, sondern<br />

sogar auch Heisenberg, sagt Vogtaler, dessen Lebensgeister<br />

Beckers Lob geweckt hat - unter ihnen an fÉrderster Stelle<br />

den des Widerspruches.<br />

Der Richter aber freut sich schon darauf, hier in BÅlde s<strong>ein</strong><br />

Tamtam aufzufÄhren <strong>und</strong> den kongenialen Dozenten mit gekonnten<br />

Attacken ins Schleudern zu bringen.<br />

-Ey, flÄstert er dem Nachbarn zu. Wetten, dass ich ihn heute<br />

be<strong>im</strong> Wickel kriege. Ihm <strong>ein</strong> X fÄr <strong>ein</strong> U vormache, bis ihm<br />

nichts mehr <strong>ein</strong>fÅllt <strong>und</strong> Äbrig bleibt als um bedingungslose<br />

Kapitulation zu betteln.<br />

-Strebst du mal wieder <strong>die</strong> totale Weltherrschaft an, sagt Bender<br />

<strong>und</strong> zieht <strong>ein</strong>e Schnute.<br />

-Was gibt's da zu flÄstern, fÅhrt Becker dazwischen.<br />

-Ach, nur Sch<strong>ein</strong>gefechte der bÄrgerlichen Klasse, gibt Bender<br />

gemÄtlich zur Antwort.<br />

Zur Schnute fÄhrt er s<strong>ein</strong>en blauen Stift <strong>und</strong> gedenkt s<strong>ein</strong>es<br />

aufgerissenen Zehennagels. Einmal was falsch gemacht, <strong>und</strong><br />

dann wochenlang àrger. Wegen nichts <strong>und</strong> wieder nichts.<br />

-Well, that was only the ouverture, sagt Becker <strong>ein</strong> wenig<br />

besÅnftigt. Whereas the next paragraph, which I would like to<br />

ask the honorable Mister Vogtaler to read, may be helpful for<br />

you dreamy awkward youngsters in <strong>und</strong>erstanding some f<strong>und</strong>amentals<br />

of human existence.<br />

Erwartungsvoll winkt er dem Riesen zu.<br />

-Was ist? Hast du mich nicht verstanden?<br />

-Ja doch ja, kommt es stotternd aus der hintern Reihe.<br />

Dann liest er, <strong>die</strong>s <strong>ein</strong>e Mal gehorsam:<br />

-Bta Enn Hsse-ewey, Mstia Bstes kaiwt Weuss sdÅ<br />

foagtÅflluie, <strong>und</strong> schaut <strong>ein</strong> bisschen verlegen. Er, der so unvermittelt<br />

<strong>im</strong> Mittelpunkt des allgem<strong>ein</strong>en Wissensdurstes<br />

steht.


Denn <strong>die</strong> Leidenschaft des Lesens b<strong>ein</strong>h<strong>alt</strong>et auch das Motiv,<br />

das Geschriebene in unendlichen Variationen auf sich zurÄckgespiegelt<br />

zu sehen, so dass nicht nur <strong>die</strong> nackten SÅtze, sondern<br />

das gesamte Potential, ihre VariabilitÅt, Unentschiedenheit,<br />

Oberschwingungen <strong>und</strong> so weiter aufsch<strong>ein</strong>en, <strong>die</strong> den<br />

gelesenen Text jedesmal zu <strong>ein</strong>em neuen machen.<br />

-Unn jÅss, fÅhrt er fort, jssÅ, wi smihm tu bi foagtngi hrÇ Ås<br />

Schkehsprie hmislef foagto hrÇ. / Hsi Lku wnÅt form brduas<br />

bried tu kppas sakll, tu r<strong>im</strong>neid, tu schdei sme nto ankneidli,<br />

sne tu se bllopnik lollrad kostrad, gllitlsse sao malneit. / Hi<br />

hte e gtu grtoaswrÇs of wti, Stwien stÅ, end no trunat mÅmroi.<br />

Hi krreit e mÅmroi in hsi wllaet Ås hi trtascht tu Rmowlli<br />

wsilnig se grÇl ei lfet bihneid mi. If se Çsr keywk dti nto tmei it<br />

wi schttu nwo wrÅ tu plsÅ pru wta, sittnig in hsi from, se keir<br />

of hnauds, se stadded brddel end hrÇ bul wnidwos. SdÅ<br />

mÅmroi, Wnius end Adnois leh in se bteschmeber of efir lteiof-lfa<br />

in Lnadn. Is KsÅrin se schur lifÅwta? Hrotnesio cllas<br />

hrÇ jnag end bujtfiul. Du ju snik se wierta of Ansnoi end<br />

Keolptara e pssejnoat pligirm, hte hsi eis in se bke of hsi htÅ,<br />

stÅ hi tschus se acklsit dxui in all Wrawckischrei tu lei wsial?<br />

Unnu? Reckt zofreiden skauter nickt, unse Leirer, kain Anlast<br />

daffÉr <strong>und</strong> fafellt oppm we<strong>im</strong>m, wenna nie zofreiden reckt,<br />

insideum oilen Dikfohn sch<strong>ein</strong>er Fafahn. Weist willolt aufs<br />

Drittel er festgebracht, mitzwe Worts:<br />

-Vortelmang oin droiwe Frasz, ungesech an ihr wÉrrig End,<br />

wÅch ter Uder vom Pejottl, inworteetes getzrieben.<br />

Liestup nun s<strong>ein</strong>erschwats:<br />

-Maggstu seyn, jenamms wÅr betweit inn main, vonne detter<br />

nahm dey staffs. Wei thies, wei Åsers nott? Rischar Natt unt<br />

Slangkraut macht Liebe mittu kollst ihr Hsse-ewey. Then<br />

came the Widow, then came the HÅngst, then came the loosely<br />

wrothen Helayns. Gezecht <strong>und</strong>er allen NÉten <strong>und</strong> verlassen<br />

von des Schicksals MÅchten. Und warm salls durch mit betrÅchten<br />

Legenden? / Will's Wille, zegelte z<strong>ein</strong> Vaterdinger.


Watt's nujs te WÅhlt akain Will's Wille? Er barchts <strong>und</strong> <strong>ein</strong>ander<br />

Ortschiedeen. / Und weiks toch StÅffn Kolski sk<strong>ein</strong>, tasz<br />

all-um-all in der Welt auf tieselbe Usach zursamt, int Fall-umte-Nickes,<br />

int Wieseuch WisÅllt glicks twie, int Storm,<br />

Hammulet unn MaÇ vor MaÇ.<br />

-Tottet, wasser totten muss, wiefelt der Richter inzwischen,<br />

tottet wasser klernt, von Kinds Auren an, seit s<strong>ein</strong>e Mutter<br />

Mary Jane Mary Kate Mary Hopsassa ihn beschlossen hat, zu<br />

ihrem Heil <strong>ein</strong> guter Priester <strong>und</strong> Pajuder zu werden.<br />

Nu watst hei Schelm auft reudige RÅu-eu-eu. Doch fÉrdesmal<br />

kelinkt es Becker, auÇem Schafott zuwait zu kehren, inn brutei<br />

Kdung unt sh<strong>ein</strong>en F<strong>ein</strong>.<br />

-Welch von euch gerben Drillen <strong>und</strong> SchwÅchels, arbrickt<br />

shei mit narrtiver Talm-Aldung <strong>und</strong> zÅhltaktig fennhinnem<br />

LÉs', ziffel vom Buchsaft geschnorft, will <strong>ein</strong>zkÅhren fill?<br />

Wenning: allkumviel.<br />

ZÄckt, vermehrter Freude teilvoll, den spitzigsten Bleidorn<br />

aus she<strong>im</strong> fuhlzt & zitterten Rumverlies, radollt verÅchtich<br />

long-sil-mo <strong>im</strong> monoklin anklegten Zirkelment, dem wenig<br />

erbaulichen, exklusiv <strong>und</strong> bebarden Herockmuse<strong>im</strong> vulgo<br />

kalendarium spectaculosum des Nachsitzens, Einsitzens <strong>und</strong><br />

Äber<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>menden neben<strong>ein</strong>ander Sitzens alias bevorstehenden<br />

Sitzenbleibens, allen voran MÄmmel, <strong>die</strong> Schnecke.<br />

-Brrr! Ja! zollen nun doch 2 hoch 4 triefende Wauren.<br />

Shei aber litzelt unverstÅndig, <strong>die</strong> sonst nur trÄhmten<br />

Schichtsvorn & Truhen Astrallaibern ihr Organ leihen <strong>und</strong><br />

sich bedenkstenfalls der Aussicht auf <strong>ein</strong>e ablerne amtliche<br />

Umverfeld zuliebe in ihren eigentlichen Kosmografen verschliefen<br />

wÄrden: Tributze, trotzig Tributze.<br />

-Kuddel, Knuddel, KÉddel, Kaddel oder wie man dich nennt<br />

<strong>und</strong> was du an Nasen <strong>und</strong> sonstigen Hautlappen hÅngen hast,<br />

auf dass man d<strong>ein</strong> UnglÄck dir ansehe bis ins Jalubatal d<strong>ein</strong>er<br />

Schenterzen: beisepiele uns doch <strong>ein</strong>mal durch vorne bis hin-


ten, was Orwos <strong>und</strong> Zeiwas der prominenteren unter den<br />

HandelsgesÅngen dir <strong>ein</strong>gibt.<br />

Verzucht hei zichts-innig kold-mihrig ouf eckschaden<br />

Fontgen <strong>und</strong> ahle Schickanen:<br />

-Gah nÉtichlich platt znehmen, sie ritzte tie kerne Stont-arte<br />

zoware A<strong>im</strong>kunte in hÅr Pabware, hette zich awer in der<br />

consekuhzio fast sÅpst an unsamm fÅhn wir kefollt hÅttn<br />

LahmÅnto zuckr<strong>und</strong>e geschÅchtet schÅndet & riecht oich.<br />

-Vatailzt schmÅrzsaffde SchdÄber auf hÅrkrissen Hirnrinden,<br />

ey?, faz wunnest tu oller Schateeke <strong>und</strong> ecksamer Nullchecker<br />

dich, wacht Kain er zu sagen, gut <strong>und</strong> verbrochen <strong>die</strong> Class,<br />

dass sÅppst Kalle der ewige KappentrÅger, fÄhrender anda<br />

tenn lenten Agenten <strong>und</strong> wracken Schlickskippern, elgÅnder<br />

<strong>und</strong> legischer Schwitzsohn der wollen Wahlure, in Leder gebrÅunt,<br />

sonst eisig <strong>und</strong> stÄrmisch in habenem Dreis, knickreich<br />

wie'n st<strong>im</strong>mig getr<strong>im</strong>mter SahmflÅck hohlgelahrter<br />

Ubriden, wie <strong>ein</strong> faustischer Tinklecks, villig vieh <strong>ein</strong><br />

vamindatter Zwangsschlichter, oilig grinsend wie <strong>ein</strong><br />

bepuschter Honigpott: hier schweijkt er, der ZwÅckere, klug,<br />

opps nichtoch: erschrÅggt! nich der MeckÅrer MÅlk.<br />

Gr<strong>und</strong> untsu fissen den kaistigen Plickern <strong>und</strong> blitsnÅllen<br />

Plinzern, dass er tie Spieke vergieÇt, ten Hannschuman <strong>und</strong><br />

zogah Ute, <strong>die</strong> Rieke. RÅtschartet nur mÅgtlich <strong>und</strong> wissend in<br />

360 circum RichthÉfen, <strong>im</strong> spÅhten Schargon der ulgen<br />

Vervolkten, t<strong>ein</strong> Omen misspellt, fÅhrt Schliemanns<br />

Vergabung Vocktsank frÅch vohluht in <strong>die</strong> Karwane, hefzt<br />

WÅcke an <strong>die</strong> pr<strong>im</strong>Åren Egalen, migrobe Milkmorken der<br />

Tanke, wo wer nieder aingauft, darfarber nicht w<strong>und</strong>ern, zieht<br />

alaphagammen Fabeeten herfortz, triegt vierf das<br />

Schifferkloapoje, piert Kallos sh<strong>ein</strong> Kus<strong>im</strong> auf fall oornen<br />

Pottmuhrs, ernÄchtert ale hofflotsen Katastren <strong>und</strong><br />

hoffskreiÇen Kritsen, beugelt sie breitsamig nieder, konnotiert<br />

den orientalen Kontablen zamt heis inkontingenten anato Lin,<br />

damit auch der sÅhzeumigste ZÅbelsahntiger unter den


pescherten Qu'drÄckern <strong>ein</strong> fÄr alle mahl begreift: wir sind<br />

nicht Deutschland <strong>und</strong> an dero jubelst vertjubsten<br />

GÄllestangen s<strong>ein</strong>e SchÅfte noch Senf n<strong>im</strong>mehr r<strong>ein</strong>hÉkert<br />

(germa) noch vermÅhlt (grÅzik por gomos).<br />

Wozu haben wir denn unsere Reden <strong>und</strong> Riecher zum gem<strong>ein</strong>en<br />

Innemerken der Nometei vom Anfang aller Geschlechter<br />

in alle fÄnf Windrechen aufgesÅllt? Wir sind nicht der Beritt<br />

der Dichter <strong>und</strong> Hochwichtel, Richter, Henkel <strong>und</strong> Gakeleier<br />

noch der glutÅugigen Minensucher, <strong>und</strong> obwohl wir uns k<strong>ein</strong>er<br />

Facultas zugehÉrig fÄhlen, wÅhlen wir stets <strong>die</strong> Wohlstandspartei,<br />

sind GÅrtner, Anstreicher unserer FensterlÅden<br />

<strong>und</strong> <strong>im</strong> Herbst voller befriedeter Launen. Wer aber unter <strong>die</strong>sem<br />

Missstand hellsahm auf andere schieÇt, soll gleichk<strong>und</strong><br />

gekrÉpft werden in den Schl<strong>und</strong> aller bissigen Bestien des<br />

letzten Jahrtausends.<br />

In des Smmoers Hztie brocht <strong>ein</strong>er aus nur, den wir schon<br />

kennen genÄgst zint haideren Tweiten, brocht auf zu den<br />

wÄjten Winnen, <strong>die</strong> Aidle <strong>und</strong> Launsche feerheiszen, brocht<br />

wltaik wider den mÅchtigen Schanzellor, brocht ihm zur<br />

Wanne, zur Kanne, zum Brick, steht wie so'n kl<strong>ein</strong>er schmaler<br />

KÉrperloser vor dem groÇen Schlot aus Licht <strong>und</strong> erdraizt<br />

sik's mit z<strong>ein</strong>em zachen Zalaht aufzukappseln wider der Lehrer<br />

Sentenzen <strong>und</strong> Leersetzen mit flaggern Owgen unn flackern<br />

Vaschdannes reiÇt noch um nÉcher <strong>ein</strong>s auf, met After<br />

auf s<strong>ein</strong>e politzitorischen Deklarationen sind doch nur KalmÄcken<br />

unsrer voland Intell <strong>und</strong> Appergeziehung. MÅntzen<br />

<strong>und</strong> Mintzgen als Kopf- zugleich auch Fe.lgeburt kabrizier'n<br />

sich uff wasse sich inn Kopp sÅtzen & vorschdelln unnich<br />

wieder rausgeet, der aine so dea annere so <strong>und</strong> wieder'n dritta<br />

machts wieder annas <strong>die</strong> Natur iss geduldig schÄttelt uns behende<br />

<strong>und</strong> mit vollen HÅnden alz Sals in'n Schoos antiquiter<br />

Schlossherrn meisig jedenfalls besonners heutzutage beite<br />

modern Sicherstandarten braussir wenich Sorgen su machen<br />

lassen alle r<strong>ein</strong>springen in uhsen Kreidem<strong>und</strong> brocht der Lee-


er ihn Éverhupt nicht inner vielicks lÅsst reiÇen lÅsst ohlen<br />

lÅsst's lÅzzig summen tamm tamm <strong>und</strong> tamdaradam lÅsst ain'<br />

fahren durch Turnen <strong>und</strong> Hallen <strong>und</strong> <strong>die</strong> hÉheren Luftschichten<br />

t'ergo nur in M<strong>und</strong>igs NÅhe <strong>ein</strong> kritisch gekrÅuseltes NÅschen.<br />

-Und? Was sagt s<strong>ein</strong> Superweiser? gibt ihm Kallmei den Rest,<br />

mit s<strong>ein</strong>er gelckten Ironi & i-e.<br />

-Noi, nes, nupps, nofredder, kann nich, iss ooch nur'n<br />

schlappa Henkst klipp-klappa von'n HÄhnken abstammend.<br />

Irschwo auffer WÅld gipps <strong>die</strong> Annern, <strong>die</strong> wunnersÅmten<br />

MÅhren mit ihren dollen b<strong>ein</strong>trÄckenden MÅrchen MÄndken<br />

Kinn <strong>und</strong> Stirn wie's s<strong>ein</strong> soll, Äberall wohlgelitten <strong>und</strong><br />

gethailt, stoltsun eydel, mit so a<strong>im</strong> wÅrse nich fÅddig<br />

gewoaden libba Kahl-Oddo main liewa Schlawina<br />

Schlehmiele kannte ich paa <strong>und</strong> Schwippschwahn tir was? NÅ,<br />

soweit bisse noch nich datsu kapiern brause noch'n Baajaare<br />

mussir n annarer <strong>ein</strong>trichtann nich <strong>die</strong> unbedafften Brozlinfer<br />

<strong>und</strong> Torfdrampel hier mit den'n wirsse leich fÅddig <strong>und</strong> sollz<br />

bÅssa hiapleiwen bei <strong>die</strong>ne LeiÇen Schustasmann statt dich<br />

hoffahrtsvoll inne grosch Taat rauszuwagen wo de nur <strong>ein</strong>s<br />

auf's Dach krichs saggich dir getz scho. Hia hassus schwierig<br />

jenuch show-show kommt ganz dicke nach d<strong>ein</strong>er Heldentat<br />

aus plbjn Richtst-tten wo du's niemals erwartet hÅts <strong>ein</strong> ScherstoÇ<br />

des Winnes, wie'n Kugelblitz auf'm Mythos Morrisons<br />

Nirwana mÄnchhausengleich geritten kommt, fÅhrt spukkrich<br />

durch's vordere Fenster reiÇt mit:<br />

1. div Papiere vorgesehen fÄr wichtige Klassenarbeiten<br />

2. PerÄcken, wer <strong>im</strong>mer noch PerÄcken trÅgt, <strong>und</strong> locker<br />

luftige Locken, wem Locken gegeben<br />

3. gesittet gekÅmmte Haare (wenn nicht gegelt gesprayt<br />

oder anderweitig zdruvÅlpee taht)<br />

4. leichtluftige RÉcke <strong>und</strong> SchÄrzen. Kriegt endlich der<br />

<strong>ein</strong>e, dessen Namen wir nicht nennen wollen, weil


s<strong>ein</strong> Denken um nichts anderes kreist, statt sich auf<br />

<strong>die</strong> ernsten wichtigen Dinge des Lebens <strong>ein</strong>zust<strong>im</strong>men<br />

als da sind<br />

o <strong>die</strong> Kunst <strong>ein</strong>er kunstvollen Rede<br />

o laute <strong>und</strong> pausenlose Karnelvalszoten<br />

o alles mal mitgemacht haben, von der A-a-ozi<br />

bis zur zu-zu-zÄnftigen Ordensverleihung<br />

o Parties: als Letzter gehen, <strong>und</strong> sei's um den<br />

Preis, aufrÅumen <strong>und</strong> abwaschen zu mÄssen<br />

o den tieferen Durchblick: das HÉschen <strong>ein</strong>er<br />

Angebeteten<br />

5. fast noch den morschen Rahmen des Fensterholzes na<br />

wenn der rausfiele <strong>und</strong> was macht das Mnsterium <strong>die</strong><br />

Stadt <strong>und</strong> der Landreis der MÄll <strong>und</strong> <strong>die</strong> Mmien alles<br />

eng bei<strong>ein</strong>anderliegend wie damals <strong>im</strong> gesengten Fasanengrab<br />

6. reitet hinaus in schnellem Galopp he juch he, noch eh<br />

wir uns an'n Kopp fassen <strong>und</strong> Gl<strong>im</strong>bo sagen kÉnnen.<br />

-Nu mussu toch watt tun, tu watt, taffu <strong>und</strong> wutta, tenkt der<br />

Tenker <strong>und</strong> Tanker in schwoicher See unser aller Anleiter<br />

allg&konz doch eh er zu Ende getakkt hat, klingelt s<strong>ein</strong> Handy,<br />

in <strong>ein</strong>er unglaublich berauschenden TwÅlftekkart wie wir<br />

sie seit Stockhausen nicht mehr gehÉrt haben.<br />

-Ach ja, sagt Amelie trotzig. Und uns sind <strong>die</strong> Handys verboten.<br />

-Wer stÉrt sich daran? rÅkelt sich Kalle ins eigene Fohn.<br />

Bleibt Becker nichts Äbrig als mit gutem Beispiel voran, <strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong>er prisen GebÅrde des Wahnsinns, worauf das GerÅt <strong>ein</strong>en<br />

deutlich vernehmbaren Ton des Verendens von sich gibt.<br />

Werding spielt mit s<strong>ein</strong>em neuen FÄller. AndrÑ Kromme<br />

krÅuselt <strong>die</strong> Stirn. Ute blickt interessiert nach vorn. Ko<strong>wal</strong>ski<br />

stÄtzt das Kinn auf <strong>die</strong> HandflÅchen. Amelie wuschelt sich in<br />

den Haaren. Connie dreht <strong>ein</strong>e Krautlocke. Thomas Bender


lÅsst <strong>ein</strong>en Anspitzer fallen. Vogtaler lacht. Der Trapper hÉrt<br />

auf zu fransen, <strong>und</strong> der <strong>ein</strong>en Ruf zu verlieren hat, hsprinkt.<br />

Hsprinkt so aufsehenerregend wie <strong>ein</strong>er, der mit Kleidern, <strong>die</strong><br />

lange aus der Mode sind, morgens zur Arbeit kommt, <strong>und</strong> alle<br />

sagen: Hui!<br />

-Aber ich muss doch, fÅllt Becker <strong>ein</strong>, als er MÄmmel das<br />

wievielte Mal? nach Utes verhaspelten HÅngerchen schielen<br />

sieht.<br />

Jetzt reicht's ihm.<br />

-Eine mehr als dÄrftige Übersetzung, sagt er. So viel darf ich<br />

vorwegnehmen, obwohl ich noch nicht alle Arbeiten durchgesehen<br />

habe. Du hast mich schwer enttÅuscht.<br />

D<strong>ein</strong>e Fantasie, von der du vielleicht m<strong>ein</strong>st, dass sie dir FlÄgel<br />

verleiht: KrÄcken, nichts als KrÄcken, sage ich dir, <strong>und</strong> am<br />

Ende nur trockenes Astwerk, wie jene Junggesellen, <strong>die</strong> es<br />

trotz mancher Liebschaft in ihrer Jugend nicht <strong>ein</strong>mal zu <strong>ein</strong>em<br />

Bastard bringen. Mensch, MÄmmel! Lass dich nicht so<br />

gehen. Wende d<strong>ein</strong>en Verstand an. Und Vokabeln lernen,<br />

ganz zentral: Vokabeln lernen! - Der Glaube an unsere gem<strong>ein</strong>samen<br />

indogermanischen Sprachwurzeln ist nicht alles.<br />

Ohne Lernen zum Abitur, das mÉchte heutzutage, da <strong>die</strong> AnsprÄche<br />

derart gesunken sind, dass man in vielen SchlÄsselfÅchern<br />

hÉchstens noch von Mittelschulniveau reden kann, <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Regierung damit zufrieden ist, hat sie doch <strong>die</strong> Schulzeit<br />

um <strong>ein</strong> Jahr verkÄrzt, nur um der Industrie <strong>ein</strong>en Gefallen zu<br />

tun, aber dem Philologenverband sind <strong>die</strong> HÅnde geb<strong>und</strong>en,<br />

nachdem unser beliebter Vorsitzender, dem wir so manche<br />

Geh<strong>alt</strong>serhÉhung verdanken, Kultusmininister geworden ist,<br />

prinzipiell durchaus mÉglich s<strong>ein</strong>. Wenn du aber <strong>ein</strong> Numerus<br />

Clausus Fach stu<strong>die</strong>ren willst, musst du <strong>die</strong> Sache ernsthafter<br />

angehen, <strong>und</strong> es hilft dir auch nichts, dass vieles, was zum<br />

kulturellen Standardrepertoire des Abendlandes gehÉrt, in<br />

Wahrheit <strong>im</strong> mittleren Osten erf<strong>und</strong>en worden ist, oder dem


Menschen bereits in àthiopien oder wo das war an s<strong>ein</strong>e<br />

Wiege gelegt worden ist.<br />

PlÉtzlich fallen ihm wieder ihre Haare auf, <strong>die</strong>se goldenen<br />

Haare s<strong>ein</strong>er besten <strong>und</strong> bravsten SchÄlerin, <strong>die</strong>se Buttermilch-mit-Honig-Haare<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong> Sexualattribut, welches man<br />

nur bei den WeiÇen kennt, <strong>und</strong> auch da nicht bei allen, <strong>und</strong><br />

das hier in r<strong>ein</strong>ster Vollendung unerreichbar vor ihm sitzt, <strong>und</strong><br />

er fragt sich, ob wohl blonde MÅnner fÄr das weibliche Geschlecht<br />

ebenso interessant <strong>und</strong> begehrenswert sind.<br />

-Was ist, sagt er, wenn sie jetzt kommen <strong>und</strong> an unserer Schule<br />

<strong>ein</strong>en Vergleichstest durchfÄhren wollen, mit Finnland<br />

beispielsweise? Was ist dann? Die Schulsenatorin wÄrde<br />

ziemlich <strong>alt</strong> aussehen, <strong>und</strong> der erste BÄrgermeister <strong>und</strong> Vorsitzender<br />

m<strong>ein</strong>er Partei wÄrde sie mÉglicherweise entlassen.<br />

Kannst du das vor dir verantworten? Ist dir das Schicksal<br />

<strong>die</strong>ser Menschen egal? Alles wohlm<strong>ein</strong>ende, distinguierte<br />

PersÉnlichkeiten des Éffentlichen Lebens, <strong>die</strong> sich bis spÅtabends<br />

in Äberheizten Sitzungsz<strong>im</strong>mern um <strong>die</strong> Zukunft unseres<br />

Schulwesens bekÄmmern, Äber dickleibigen, mehr oder<br />

weniger verworrenen bildungspolitischen EntwÄrfen <strong>und</strong> Strategiepapieren<br />

brÄtend, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>em, wenn man sie mÄndlich<br />

erklÅrt bekÅme, vÉllig <strong>ein</strong>leuchtend, ja geradezu trivial vorkommen<br />

wÄrden, sich anschlieÇend in st<strong>und</strong>enlangen, erbitterten<br />

Wortgefechten mit der stÅrker gewordenden Opposition<br />

in der BÄrgerschaft verschleiÇen, wobei sie mit den EntwÄrfen,<br />

<strong>die</strong> hinterher entsprechend aussehen, wie nach Stubenfliegen<br />

in <strong>die</strong> Luft schlagen, sich Äber <strong>die</strong> Frage, ob unsere<br />

Kinder 4, 6 oder 9 Jahre gem<strong>ein</strong>sam Unterricht haben sollen,<br />

<strong>im</strong>mer mehr in Rage reden, <strong>und</strong> ob wir in unserer vor Informationen<br />

Äberquel<strong>lenden</strong> Welt (aber dann sind es doch <strong>die</strong><br />

Boulevardzeitungen, <strong>die</strong> Frauenzeitschriften <strong>und</strong> <strong>die</strong> Hochglanzmagazine,<br />

mit denen wir uns am meisten beschÅftigen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong>, wenn an den Schulen etwas <strong>im</strong> Argen liegt, oder, wie<br />

jetzt, <strong>ein</strong> Aufstand geradezu in der Luft liegt, besonders laut


nach DisziplinierungsmaÇnahmen rufen) mehr den klassischen<br />

Stoffkanon oder mehr das Lernen lernen sollen, <strong>und</strong><br />

wie man an gewisse Informationen herankommt, wegen solcher<br />

Gr<strong>und</strong>satzfragen, wie ich vermute, ganze NÅchte nicht<br />

schlafen kÉnnen, du aber lehnst dich in d<strong>ein</strong>em murkeligen<br />

Stuhl, der in Zeiten angeschafft worden ist, als SchÄler d<strong>ein</strong>es<br />

Alters nicht grÉÇer als <strong>ein</strong>s siebzig waren oder hÉchstens <strong>ein</strong>s<br />

fÄnf<strong>und</strong>siebzig, <strong>und</strong> jetzt muss er h<strong>alt</strong>en bis <strong>die</strong> Finanzkrise<br />

vorbei ist <strong>und</strong> <strong>die</strong> Gewerbesteuer wieder sprudelt <strong>und</strong> wir uns<br />

endlich neue leisten kÉnnen, trÅge zurÄck, fÅngst unter den<br />

Augen d<strong>ein</strong>es Lehrers ganz unverforen das Kippeln an, wobei<br />

du dich nur mit zwei Fingern an d<strong>ein</strong>er Schulbank festhÅltst<br />

ist das falsche Wort abstÄtzt <strong>und</strong> Kaugummi kauend groÇspurig<br />

von d<strong>ein</strong>en fuÇballerischen Erfolgen faselst, von seltenen<br />

sonntÅglichen Hattricks, den anschlieÇenden verzweifelten<br />

AusfÅllen <strong>ein</strong>es total Äberforderten Gegners <strong>und</strong> von der Berufung<br />

in <strong>die</strong> Kreisbestenauswahl oder du suchst vÉllig deplazierten<br />

KÉrperkontakt zu d<strong>ein</strong>en MitschÄlerinnen, unterbrichst<br />

andere hÅufig durch unpassende Bemerkungen,<br />

Stefan Ko<strong>wal</strong>ski hÇrt meist aufmerksam zu <strong>und</strong> beteiligt<br />

sich <strong>ein</strong>satzfreudig <strong>und</strong> ausdauernd am UnterrichtsgesprÅch.<br />

gehst k<strong>ein</strong>er Streitigkeit aus dem Weg,<br />

Er trÅgt f<strong>und</strong>ierte <strong>und</strong> sachbezogene Ideen zum Unterricht<br />

bei<br />

lÅsst dich von vernÄnftigen Argumenten nicht Äberzeugen,<br />

sondern suchst <strong>im</strong>mer <strong>die</strong> Schuld bei anderen,<br />

<strong>und</strong> ist stets fÄr alle neuen Lerninh<strong>alt</strong>e zu begeistern.


stellst d<strong>ein</strong>e eigene M<strong>ein</strong>ung <strong>im</strong>mer in den Mittelpunkt,<br />

Er lÅsst sich nicht in Konflikte hin<strong>ein</strong>ziehen<br />

beteiligst dich trotz Aufforderung nur selten am UnterrichtsgesprÅch,<br />

<strong>und</strong> zeigt sich stets ÅuÉerst lernwillig <strong>und</strong> anstellig.<br />

arbeitest nicht konzentriert mit <strong>und</strong> lenkst andere von der<br />

Arbeit ab,<br />

Er hat <strong>die</strong> behandelten Themen vollstÅndig durchdacht<br />

<strong>und</strong> durchdrungen.<br />

<strong>und</strong> als du nach der Fliege schlagen willst, <strong>die</strong> sich dreist auf<br />

d<strong>ein</strong> FedermÅppchen gesetzt hat, verlierst du das Gleichgewicht<br />

<strong>und</strong> fÅllst nach hinten, wo du den Kopf dir anschlÅgst<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>en kurzen lauten Schmerzensschrei ausstÉÇt. GroÇes<br />

GetÉse <strong>und</strong> Aufwachen aller in Schulschlaf versunkenen MitschÄler.<br />

Eine schneidend ironische Bemerkung von d<strong>ein</strong>em<br />

Klassenlehrer, wo frÄher <strong>ein</strong>e Tracht PrÄgel fÅllig gewesen<br />

wÅre. Du aber - zu stolz, dir irgendetwas anmerken zu lassen -<br />

vertiefst dich ungerÄhrt in d<strong>ein</strong>e PflichtlektÄre. Indessen <strong>die</strong><br />

Andere, <strong>die</strong> mindestens ebenso so hÄbsch ist wie <strong>die</strong> Blonde,<br />

<strong>und</strong> viel aufreizender gekleidet, dich so hell <strong>und</strong> begehrlich<br />

anlacht, dass du wie unter <strong>ein</strong>em Aufputschmittel zurÄcklachst,<br />

was bei mir als d<strong>ein</strong>em Lehrer Äberhaupt nicht gut<br />

ankommt warte nur ab.<br />

Da erhebt sich, unterm Trappeln des Trappers, unter Kalles<br />

Gekoller <strong>und</strong> des Vogtes KrÅchzen, unter Utes Helei <strong>und</strong><br />

Amelies Grienen <strong>und</strong> unter schamlosem Ausnutzen der


Heckerschen SchwÅche, der <strong>ein</strong>en Ruf zu verlieren hat <strong>und</strong><br />

fragt:<br />

-KÉnnen Sie mir sagen, was hier falsch s<strong>ein</strong> soll? Hebbel hippel<br />

hopp <strong>und</strong> hoi.<br />

Gibt also doch <strong>ein</strong>en in <strong>die</strong>sem Ambiente, der sich so leicht<br />

nicht drogglegen lÅsst, <strong>und</strong> wenn wir schon dabei sind, offene<br />

Rechnungen zu begleichen, kÉnnen wir ebenso gut Äber s<strong>ein</strong>e<br />

letzte Arbeit reden. Muss man hier, wie so oft, auch <strong>die</strong> andere<br />

Seite sehen; denn wenn man nicht aufpasst, kommen <strong>die</strong><br />

Ratten ganz schnell aus ihren LÉchern <strong>und</strong> tanzen uns auf der<br />

Nase herum.<br />

Becker beugt sich vor <strong>und</strong> sieht sich das Heft an. Es w<strong>im</strong>melt<br />

vor rot angestrichenen Stellen.<br />

-Das kann ich dir sagen, sagt er, <strong>und</strong> es kommt ziemlich Äberzeugend<br />

rÄber, obwohl er teilweise selbst nicht ganz durchblickt.<br />

Nur an den àrger, als er direkt nach dem schÉnen Spanienurlaub<br />

<strong>die</strong>sen Bockmist korrigieren musste, kann er sich<br />

genau erinnern.<br />

-Sehen Sie, sagt der Richter <strong>und</strong> deutet auf <strong>ein</strong> rotes Ausrufezeichen.<br />

Nach <strong>die</strong>sem Fehler wolle er fragen. Er verstehe<br />

nicht, was daran falsch s<strong>ein</strong> solle.<br />

-Der Satzbau, sagt Becker nach kurzer Überlegung. Und d<strong>ein</strong>e<br />

Zeichensetzung ist unter aller Kanone. Das weiÇt du wohl<br />

selbst. - All<strong>ein</strong> dafÄr hÅtte ich dir ...<br />

-Das m<strong>ein</strong>e ich nicht, sagt der Richter unerschÉpflich. Sondern<br />

hier: sehen Sie, in <strong>die</strong>sem Zusammenhang, <strong>und</strong> besonders<br />

wegen der neuen Rechtschreibregeln, habe ich mir gedacht,<br />

dass es zwei Worte s<strong>ein</strong> sollten.<br />

-Die neuen Regeln gelten doch noch gar nicht, ruft Becker<br />

triumphierend <strong>und</strong> gleichsam, als hÅtte er gerade <strong>ein</strong> besonders<br />

wichtiges Argument ersonnen.<br />

Er richtet sich zu s<strong>ein</strong>er vollen GrÉÇe auf, Bohnenstange ohne<br />

jede natÄrliche AutoritÅt. S<strong>ein</strong> Vater selig wusste schon, warum<br />

er ihm den Lehrerberuf nahelegte. Solche Leute haben es


schwer, <strong>ein</strong>e Nische zu finden, wenn in allem, was sie sagen<br />

<strong>und</strong> tun, <strong>ein</strong>e innere SchwÅche <strong>und</strong> Unsicherheit durchsch<strong>ein</strong>t,<br />

nÄtzt auch das Goethewort nichts, dass, wer genug analysiert<br />

<strong>und</strong> geredet hat, am Ende auch handeln soll ja <strong>ein</strong>em Minister<br />

fÅllt das leicht wobei der unter 'Handeln' wahrsch<strong>ein</strong>lich etwas<br />

ganz anderes versteht als zum Beispiel <strong>ein</strong> Bauarbeiter oder<br />

Bankberater aber <strong>ein</strong>en Englischlehrer: wer n<strong>im</strong>mt den Äberhaupt<br />

ernst?<br />

-Wenn sie das nicht anerkennen wollen, sagt der Richter gedehnt<br />

<strong>und</strong> fÄgt hinzu, s<strong>ein</strong> Hauptanliegen sei ohnehin etwas<br />

anderes.<br />

-So, na ja, sagt Becker nur.<br />

Nach dem Hauptanliegen fragt er lieber nicht.<br />

-Hier, Äber <strong>die</strong>sen Abschnitt wolle er diskutieren, sagt der<br />

Richter nachdrÄcklich wie zu <strong>ein</strong>er Frau, der man lange auf<br />

<strong>die</strong> SprÄnge helfen muss, weil sie eigentlich Äberhaupt k<strong>ein</strong>e<br />

Lust hat aber nun steht der Typ <strong>ein</strong>mal vor ihr <strong>und</strong> lÅsst nicht<br />

locker.<br />

-Ich habe mir etwas dabei gedacht, Herr Becker. Das sei<br />

mehr, behauptet er frech, als was <strong>die</strong> meisten von ihrem Aufsatz<br />

sagen kÉnnten.<br />

-Ist mir egal, was du dir gedacht hast. Du hast dich an <strong>die</strong><br />

bestehenden Regeln zu h<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> <strong>die</strong> besagen, dass nach<br />

<strong>ein</strong>em langen Vokal <strong>ein</strong> ess-zett zu stehen hat.<br />

-Ich m<strong>ein</strong>e doch nicht <strong>die</strong> Rechtschreibung, sagt der Richter<br />

verzweifelt, woraufhin sich Becker noch <strong>ein</strong>mal das Heft ansieht.<br />

Es stehen <strong>die</strong> TÉlpel <strong>und</strong> kratzen <strong>und</strong> reiben sich, wo andernorts<br />

bereits Milch mit Honig geschleckt wird. Einige haben<br />

das begriffen <strong>und</strong> lassen sich von den allfÅlligen St<strong>im</strong>mungsschwankungen<br />

in der Klasse nicht anstecken. Sie werden am<br />

Samstag fehlen, wenn es gilt, den Kl<strong>ein</strong>en bei der Organisation<br />

ihres Sommerfestes unter <strong>die</strong> Arme zu greifen, auch wenn,


wie M<strong>und</strong>ig betont hat, <strong>die</strong> Teilnahme fÄr jedermann Pflicht<br />

ist.<br />

-Vielleicht hast du Recht, <strong>und</strong> der Punktabzug ist in <strong>die</strong>sem<br />

<strong>ein</strong>en Fall nicht gerechtfertigt, sagt Becker nach <strong>ein</strong>er Weile.<br />

-Und was ist hiermit? kommt es wie aus der Pistole geschossen.<br />

Ich finde, ich habe den Inh<strong>alt</strong> der zweite Strophe genau<br />

wiedergegeben analysiert <strong>und</strong> interpretiert.<br />

Einer mÉchte sich krÄmmen: Eigenlob stinkt.<br />

-K<strong>ein</strong>eswegs, sagt Becker, nun wieder streng <strong>und</strong> forsch <strong>im</strong><br />

Sinne der AufklÅrung, statt den SchÄler zu besch<strong>im</strong>pfen <strong>und</strong><br />

ihn auf s<strong>ein</strong>en Platz zurÄckzuschicken. Mit der zweiten Strophe<br />

sei, wie <strong>die</strong> Sek<strong>und</strong>Årliteratur seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten<br />

wisse, etwas ganz anderes gem<strong>ein</strong>t. Du hÅttest dir <strong>die</strong> ErlÅuterungen<br />

durchlesen sollen.<br />

-Habe ich ja. - Doch! KÉnnen Sie mir glauben. Allerdings war<br />

ich von Anfang an der Auffassung, dass <strong>die</strong> ErlÅuterungen<br />

nicht zutreffen.<br />

-So, warst du das? Von Anfang an?<br />

Becker blickt ihn scharf an.<br />

-Ob der Richter m<strong>ein</strong>e, sagt er dann bedÅchtig, schlauer zu<br />

s<strong>ein</strong> als alle Anglisten zusammen, <strong>die</strong> sich viele Jahre mit der<br />

Interpretation des Gedichtes beschÅftigt hÅtten, dicke BÄcher<br />

verfasst <strong>und</strong> teilweise sogar regelmÅÇig in der Literatursendung<br />

<strong>im</strong> Fernsehen auftrÅten.<br />

-Ja, sagt der Richter bÄndig. Er bestehe darauf, sich nicht auf<br />

Kommentatoren zu versteifen, <strong>die</strong> genausowenig mit dem<br />

Dichter persÉnlich gesprochen hÅtten wie er, sondern sich das<br />

Gedicht als solches vorzunehmen, Wort fÄr Wort <strong>und</strong> Strophe<br />

fÄr Strophe, ohne RÄcksicht auf ÅuÇere EinflÄsterungen. Daher<br />

beanspruche s<strong>ein</strong>e Interpretation <strong>die</strong>selben Rechte wie <strong>die</strong><br />

irgend<strong>ein</strong>es Feld Wald <strong>und</strong> Wiesen Anglisten aus Pirmasens,<br />

Oldenburg oder Bielefeld.<br />

Von hinten kommt <strong>ein</strong> GerÅusch, das entfernt an das RÉhren<br />

<strong>ein</strong>es Rotwildhirsches erinnert. Ko<strong>wal</strong>ski <strong>und</strong> Kromme sehen


sich an. MÄmmel tauscht unter der Bank 3d-FuÇballerbilder<br />

mit Vogtaler. Paula denkt wieder Äber <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e Matheaufgabe<br />

nach, <strong>und</strong> Amelie unterhÅlt sich ganz ungeniert mit Werding.<br />

Aber glaubt ihr, das stÉrt den Richter? Nicht mal ansatzweise<br />

ist ihm bewusst, wie sehr er <strong>ein</strong>em Teil der Klasse auf <strong>die</strong><br />

Nerven geht. Und wenn es ihm bewusst wÅre, wÅr's ihm auch<br />

egal. Es macht viel zuviel SpaÇ, <strong>die</strong> Lehrer bis zum Anschlag<br />

zu reizen.<br />

-Ruhe! schreit Becker in <strong>die</strong> R<strong>und</strong>e.<br />

Er fletscht <strong>die</strong> ZàHne, flanscht <strong>die</strong> LIPpen an, rumort in der<br />

NAse, gratinniert s<strong>ein</strong>e AUgen, verliert bomBEN, wo er sich<br />

gern vermehren wÄrde <strong>und</strong> sch<strong>ein</strong>t ganz unverblÄmt in des<br />

Richters Gedanken zu lesen.<br />

-Wie kommst du Äberhaupt auf d<strong>ein</strong>e These? zwingt er sich<br />

zu sagen. Von der Landwirtschaft ist doch in dem Gedicht gar<br />

nicht <strong>die</strong> Rede.<br />

Listige Blicke von der Karottenbank, <strong>die</strong> er niemals gewinnen<br />

wird. Der Richter m<strong>ein</strong>t <strong>die</strong> Verzweiflung fÉrmlich zu spÄren.<br />

Umgekehrt proportional wÅchst s<strong>ein</strong> Triumph, wÅchst s<strong>ein</strong>e<br />

Hoffnung.<br />

-Schauen Sie, sagt er <strong>und</strong> liest:<br />

In this loo I sent my ideas,<br />

wo der belesene Klempner sich streckt wie <strong>ein</strong> Aal.<br />

A constipuous nuisance,<br />

lÅuft <strong>die</strong> warme BrÄhe Äber s<strong>ein</strong>en warmen Arm<br />

and ends up on the fertile heap of future.<br />

-Lass mal sehen, sagt Becker ergeben.<br />

Da fÅllt es ihm wie Schuppen von den Augen: wenn er jetzt<br />

nachgibt, kann er den Laden dichtmachen <strong>und</strong> der Klasse<br />

nurmehr Einsen geben.<br />

-Schluss jetzt, sagt er abweisend <strong>und</strong> klappt das Heft zu. Wir<br />

haben schon viel zu lange diskutiert. Wir sind hier doch nicht<br />

auf dem Basar.


Eine unerwartete <strong>und</strong> unerwartet kategorische Kehrtwendung,<br />

<strong>die</strong> den Richter, dem sonst jedes VerstÅndnis fÄr <strong>die</strong> SchwÅchen<br />

<strong>und</strong> UnzulÅnglichkeiten s<strong>ein</strong>er Mitmenschen abgeht, um<br />

so betrÄblicher st<strong>im</strong>mt.<br />

-Wenn ich <strong>ein</strong>en Fehler nicht verstehe, oder sogar den Eindruck<br />

habe, dass es gar k<strong>ein</strong> Fehler ist, muss ich zu Ihnen<br />

kommen dÄrfen, kennt er s<strong>ein</strong>e Rechte - unterdessen Vogtaler<br />

... ja Vogtaler wÄrde am liebsten dazwischenfahren. Wenn ich<br />

erst Lehrer bin, <strong>und</strong> so <strong>ein</strong> Richter kommt mir dumm daher!<br />

-Wenn du Äber alles diskutieren willst, sagt Becker, muss ich<br />

Äberlegen, ob d<strong>ein</strong>e vier Äberhaupt gerechtfertigt ist.<br />

-Warum das denn?<br />

-Es zeigt, dass du nichts verstanden hast.<br />

Bau! Das sitzt. SpÅtestens jetzt weiÇ der verdatterte SchÄler,<br />

dass er mit s<strong>ein</strong>en Reklamationen nicht durchkommen wird.<br />

-Drei! krÅht er empÉrt. Sie haben eben zugegeben, dass es<br />

<strong>ein</strong>e drei ist.<br />

-Was habe ich zugegeben?<br />

Eine Strafe ist <strong>die</strong>ser junge Mensch. Eine wirkliche Strafe.<br />

Wer den in der Klasse sitzen hat, braucht k<strong>ein</strong>e jugendlichen<br />

Gew<strong>alt</strong>tÅter.<br />

-Dann kÉnnen wir jetzt endlich weitermachen, sagt er in dem<br />

Versuch, <strong>die</strong> NervensÅge zu ignorieren, aber da kommt schon<br />

<strong>die</strong> nÅchste Frage.<br />

-Herr Becker, Herr Becker! meldet sich Werding wie wild.<br />

-Was will jetzt der, sagt Vogtaler laut, <strong>die</strong> Hand an der Stirn,<br />

<strong>und</strong> das kÉnnte anderswo glatt als Scheibenwischer ausgelegt<br />

werden.<br />

á


10:00-10:45<br />

Unbenamste Dingsda Ents ressolf ob verquirr o RÅher drehin-caput<br />

ob stickum riechend inner o auÇer Ordo <strong>und</strong> Odor ob<br />

gereckt gestrengt begrenzt bepflanzt oder liebevoll<br />

<strong>ein</strong>geviertelt allseits beÅugt oder hinzugeeumelt, gehÅckselt,<br />

entdeckelt, entfesselt zerschnetzelt, von nahdrummen oder<br />

ferntrillen Flugiren, ErbsenzÅhl oder MÉhrenschÅl, Obstpl<strong>und</strong>er<br />

oder GemÄsesorten <strong>im</strong> Garten oder ZeltdÅcher Planen<br />

GummibÅume oder Garagen auf dem Dach irgendwie wird<br />

<strong>die</strong> Einteilung schon hinkommen wenn er's nur auf's Waschbrett<br />

zaubert sieh des Nudelholzes Natur von vielen in <strong>und</strong><br />

auÇer gÅrig als der Hilfe letzte Brehms beschworen in <strong>die</strong>sem<br />

Zuber nenn ich E1 E2 E3 usw objecti lagricci munteri in<br />

m<strong>und</strong>o adverbo <strong>und</strong> du wirst auch geordnete Paare von <strong>die</strong>sen<br />

sehen erst das <strong>ein</strong>e dann das andere Tripel Tupel Quadrupel<br />

schÉn f<strong>ein</strong> sÅuberlich wie in der Schule vermurmanskt. Noch.<br />

Oft. Als solch Ben<strong>im</strong>m Paar (E1,E2) von (E2,E1) unterschieden<br />

indem ich hier links schreibe <strong>und</strong> dann rechts weiÇ was<br />

ich m<strong>ein</strong>e <strong>und</strong> zu jedem <strong>die</strong>ser solchen f<strong>ein</strong> lieblichen Paarung<br />

<strong>ein</strong>e Menge MOR als da sind MOR(E1,E2), MOR(E2,E3),<br />

MOR(E2,E1) bis MOR(E100,E1000) <strong>und</strong> weiter viel was du<br />

willst <strong>die</strong> Elemente nÅmlich aus <strong>die</strong>sen Gebs <strong>und</strong> Gems <strong>und</strong><br />

Hebs <strong>und</strong> Hems <strong>und</strong> Nebs <strong>und</strong> N<strong>im</strong>s morph hin zu<br />

MOR(Ei,Ej) <strong>und</strong> her MOR(Ej,Ei) von der Quelle bis zur<br />

MÄndung Ziel <strong>und</strong> Zitadelle begreifen sich als <strong>die</strong> groÇen<br />

Pretender wenn insgesamt etwas gesagt werden kÉnnte <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Voraussetzungen <strong>im</strong> speziellen zu st<strong>im</strong>men terechten Äber<br />

der Ents objectif&invectif I-Sta-TÄ in denen zuletzt muss<br />

<strong>ein</strong>gebettet s<strong>ein</strong> <strong>die</strong>ser Moritat der Katalog <strong>und</strong> Index unserer<br />

Inventur <strong>ein</strong> Verzeichnis wie alles in <strong>die</strong> Erde <strong>ein</strong>gebettet ist<br />

ihre KavitÅt <strong>und</strong> GravitÅt <strong>die</strong> Eigenschaft <strong>ein</strong>e Kugel zu s<strong>ein</strong><br />

ist zugegeben nur <strong>ein</strong>e Idealisierung des Geistes wie alles was<br />

wir uns ausdenken <strong>und</strong> woran wir wenn's ernst wird gar nicht


glauben mÉgen verschlungen vom Schl<strong>und</strong> des S<strong>und</strong>es wie<br />

<strong>ein</strong>st unsere Sonne aber doch so weitgehend&folgerecht dass<br />

man von <strong>ein</strong>em Punkt <strong>im</strong>mer geradeaus gehend an demselben<br />

Punkt wieder herauskommt erschÉpfter zwar als man losgegangen<br />

es sei denn man trifft unterwegs Eingeborene <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en<br />

mit dem Besten was ihre naturbelassene Landwirtschaft<br />

zu bieten hat nicht ganz freiwillig versorgen Schafsmilch <strong>und</strong><br />

ButterkÅse wilde Waldbeeren <strong>und</strong> Honigmelonen getrocknete<br />

Hoden von WÉlfen <strong>und</strong> GrizzlybÅren dicke Bohnen Sauerkraut<br />

<strong>und</strong> Giftnelken W<strong>ein</strong> vom besten Jahrgang Bier vom<br />

Fass usw usf zu jenen KrÅften hochgepÅppelt <strong>die</strong> man irgendwann<br />

ja gehabt haben muss weil sonst hÅtte man sich auf<br />

<strong>ein</strong> derartiges Unternehmen niemals <strong>ein</strong>gelassen <strong>und</strong> wÅre<br />

wohl auch nie so weit gekommen aber dann waren sie weg<br />

wie weggeblasen nur <strong>die</strong> StÅrksten werden wÅhrend sich <strong>die</strong><br />

Schwachen zuhause den Wanst vollschlagen in den Strudel<br />

hin<strong>ein</strong>gerissen aus dem sie mÉglicherweise nie wieder herauskommen<br />

denn unterwegs kann <strong>ein</strong>em allerlei zustoÇen wie<br />

man aus den ErzÅhlungen Ålterer <strong>und</strong> aus Erfahrung klÄgerer<br />

ausgewiesen Abenteuerlustiger hÅtte wissen mÄssen angeblich<br />

pflanzt sich nur derjenige gebÄhrlich fort der in <strong>die</strong> Welt hinaus<br />

oder beiÇt vorzeitig ins Gras kommt auch vor meist verkrÄmeln<br />

wir uns leise <strong>und</strong> ohne allzu laut pieps zu machen<br />

nachdem <strong>ein</strong>ige jahrelang <strong>ein</strong>en Riesenwirbel veranst<strong>alt</strong>et<br />

haben aber auch von denen hÉrt man am Ende nichts mehr <strong>die</strong><br />

ganz wenigen edlen Übermenschen sind meist nur Sagengest<strong>alt</strong>en<br />

besungen von Homeren <strong>und</strong> Heralden <strong>und</strong> ihre auf<br />

jung getr<strong>im</strong>mten Imitatoren von Vergil Goethe Proust bis<br />

Joyce Truffaut <strong>und</strong> Godard sinnlose Zeichenfolgen verschwinden<br />

<strong>im</strong> Orkus Vorbeter Nachbeller oder Vollender als<br />

sei unser Gehirn <strong>ein</strong>e KlosettschÄssel oder <strong>ein</strong>e Klosterbibliothek<br />

<strong>und</strong> GlÄck gehabt habende weil am Anfang <strong>ein</strong>er groÇen<br />

Epoche stehende AufsÅnger Einpeitscher <strong>und</strong> Imperator<br />

Napos NarrenmÄtze <strong>ein</strong> Shop wo am Eingang Euripides Se-


neca Herbort Konrad Schlegel <strong>und</strong> <strong>ein</strong>fallslos Wilde <strong>ein</strong> St<strong>ein</strong><br />

aus dem nach s<strong>ein</strong>er Verst<strong>ein</strong>erung nichts Neues mehr quoll<br />

Miller Werfel Geipler Zwehln <strong>und</strong> Hofmannsthal Newtonson<br />

Rossmann Lange von Langenscheid Hansen <strong>und</strong> Steguweit<br />

Batu Klinger <strong>im</strong>merhin <strong>ein</strong>er Reihe StrÅhne oder noch frÄher<br />

als alles anfing bei den Lagerfeuern <strong>und</strong> horrende Gutenachtgeschichten<br />

umgingen mit pr<strong>im</strong>itiven Instrumenten aufgepeppt<br />

<strong>und</strong> ausgem<strong>alt</strong> welche den <strong>ein</strong>gebildeten F<strong>ein</strong>den <strong>ein</strong><br />

fingierter Anschlag den Schlaf rauben sollte <strong>und</strong> als dann <strong>die</strong><br />

ersten komplizierteren Verw<strong>alt</strong>ungsvorgÅnge des HÅuptlings<br />

Trikotagen betreffend an WÅnde oder auf Papyrus gepinselt<br />

wurden dachte sich wer: das kÉnnen wir auch <strong>und</strong> was der<br />

Mensch <strong>im</strong> Kopf ersehnt ist viel dauerlicher als was er s<strong>ein</strong>em<br />

Potato meist notgedrungen abpresst spen<strong>die</strong>rt dem wogar<br />

he<strong>im</strong>lich nach dessen Expropriation nur <strong>ein</strong>e Geste der<br />

Menschlichkeit <strong>und</strong> guten Tat nicht dass es als PrÅzendenzfall<br />

missverstanden wird heute ist alles <strong>ein</strong>facher wo es genÄgend<br />

Hilfsorganisationen gibt samt GeschÅftsfÄhrern <strong>und</strong> Verw<strong>alt</strong>ungsapparat<br />

<strong>und</strong> jeder normale Sterbliche durch das Fenster<br />

<strong>ein</strong>es Flugzeuges genÄsslich <strong>ein</strong>e Zigarette schmauchend was<br />

Anax<strong>im</strong>ander aus dem r<strong>und</strong>en Schatten der Erde bei Mondfinsternissen<br />

schon vor Äber 2000 Jahren geschlossen hat<br />

ohne aber wie Galli der Gallier <strong>die</strong> gebÄhrliche Anerkennung<br />

zu finden <strong>ein</strong> Element f12 aus MOR(E1,E2) wird auch mit<br />

f12:E1âE2 an <strong>die</strong> Tafel gem<strong>alt</strong> aber <strong>die</strong>s ist nur <strong>ein</strong>e<br />

Bezeichenung <strong>die</strong> Äberhaupt nichts prÅjudiziert sondern genausogut<br />

das Gegenteil bedeuten kann sollten wir uns unsere<br />

Vorurteile abgewÉhnen <strong>die</strong> wir aus <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e unbedeutenden<br />

SpezialfÅllen oder den wirren WinkelzÄgen unserer Wahrnehmungen<br />

ableiten zum Beispiel wenn ich von <strong>ein</strong>em den<br />

F<strong>ein</strong>heiten m<strong>ein</strong>er Muttersprache viel mÅchtigeren GeschÅftsmann<br />

<strong>und</strong> typischen Erfolgsmenschen Äber <strong>die</strong> LÉffel<br />

muss ich nicht gleich <strong>die</strong> Flinte ins Korn <strong>und</strong> jede andere <strong>ein</strong>trÅgliche<br />

Bestrebung aufgeben gibt in jedem Volk solche <strong>und</strong>


solche Winner <strong>und</strong> Loser mehr <strong>und</strong> auch minder bemittelte<br />

oder von <strong>ein</strong>er Frau schnÉde verlassen worden bin sei's wegen<br />

m<strong>ein</strong>es Bauches den mit Bier sie allzu oft widerwillig zu<br />

befÄllen doch selber beigetragen hat sei's wegen<br />

intransingenter BÉswilligkeit oder wenn jung womÉglich<br />

noch scharf auf andere Kerle das ist das JanuskÉpfige an sehr<br />

jungen Frauen dass sich derjenige freuen kann (auÇer er ist<br />

<strong>ein</strong> pickeliger JÄngling Blut <strong>und</strong> Eiter kleben an s<strong>ein</strong>er Backe<br />

<strong>die</strong> sie sich mÉglichst nicht <strong>im</strong> Detail ansehen will kann er<br />

noch so oft zu ihr herÄberschielen <strong>und</strong> sich an s<strong>ein</strong>em Tischb<strong>ein</strong><br />

reiben nutzt ihm gar nichts) wenn er sie von vorn sieht<br />

<strong>und</strong> sie <strong>im</strong> Auge behÅlt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Arme um sie schlingt am besten<br />

an <strong>ein</strong>er maÇgeblichen Stelle <strong>und</strong> sie begleitet ihn<br />

fragohne zielstrebig <strong>und</strong> wunschgenuss in s<strong>ein</strong>e HÄtte indessen<br />

aber trotzdem doch auch stÅndig aufpassen muss <strong>und</strong><br />

Angst haben richtig Angst ihrer feuchten Fruchtbarkeit wegen<br />

Angst <strong>die</strong> vielleicht ganz Äbertrieben ist jedenfalls aber vorhanden<br />

Versagensangst gepaart mit UnwertgefÄhlen <strong>die</strong> leicht<br />

zur self fulfilling prophecy werden <strong>und</strong> unmittelbar ins Aus<br />

fÄhren kann Exitus ich habe m<strong>ein</strong>en Ex-Fre<strong>und</strong> wieder getroffen<br />

heiÇt es dann <strong>ein</strong>es Tages a<strong>die</strong>u <strong>und</strong> sollte sich k<strong>ein</strong>esfalls<br />

abschrecken lassen gleich wieder zuzuschlagen statt womÉglich<br />

St<strong>und</strong> um St<strong>und</strong>e in dunklen Z<strong>im</strong>mern TrÄbsal zu blasen<br />

oder mit Leidensgenossen langes Palaver bringt wenig denn<br />

es wird <strong>ein</strong>em nichts geschenkt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zeit vergeht ungenutzt<br />

was aber machen <strong>die</strong> denen es schwerer fÅllt sei's wegen<br />

Wehleidigkeit von KÉrper <strong>und</strong> Geist oder fehlender sozialer<br />

KommunikationsfÅhigkeiten n<strong>im</strong>m <strong>die</strong> Hand da weg oder <strong>im</strong><br />

original expressis tergo dass sie ihren VÉgelwunsch nur unzureichend<br />

dilettantisch kommunizieren du Ferkel <strong>und</strong> bei allen<br />

Gleitversuchen gleich fÄr pervers oder was noch schl<strong>im</strong>mer<br />

unfÅhig <strong>ein</strong>er Begattung <strong>ein</strong>gestuft werden Frauen bis 30 haben<br />

<strong>die</strong> freie Auswahl ausgewiesene Expertinnen <strong>die</strong>wo mit<br />

Augen <strong>und</strong> Ohren <strong>und</strong> Nasen oder aufgr<strong>und</strong> <strong>ein</strong>er abstoÇen-


den ÅuÇeren Ersch<strong>ein</strong>ung Pickel ich sagte es bereits oder <strong>ein</strong><br />

<strong>alt</strong>er abgenutzter Gockerich der durchaus mit <strong>ein</strong>igen Ablehnungen<br />

rechnen muss bevor er sich endlich mit <strong>ein</strong>er ebenso<br />

<strong>alt</strong>en Gackgack arrangiert bei der er weder Zweifel noch Versagensangst<br />

haben muss <strong>im</strong> Gegenteil weil er sowieso nicht<br />

so oft zum Zuge kommt SpaÇ macht es auch nicht mehr richtig<br />

erzÅhlt ihm zwar Sex habe ihr noch nie viel bedeutet <strong>im</strong>mer<br />

nur <strong>ein</strong> bisschen gekitzelt wenn's hoch kommt da unten<br />

<strong>und</strong> nur mitgemacht um von ihren Fre<strong>und</strong>innen nicht schief<br />

angeguckt zu werden in der Situation in der sie sich jetzt befindet<br />

nÅmlich in <strong>ein</strong>em ganz anderen Universum <strong>und</strong> mit<br />

dem protzigen Scheich <strong>und</strong> Pantoffelhelden als Menno ist das<br />

nicht mal gelogen fantasiert sich <strong>ein</strong>e sittsame Vergangenheit<br />

zurecht in welcher alle kÉrperlichen <strong>und</strong> gewÉhnlich fÄr unerwÄnschten<br />

Kindersegen sorgenden Impulse als da sind zur<br />

Schau stellen von KÉrperteilen lautes provozierendes Lachen<br />

knallrot angem<strong>alt</strong>e Lippen schÄrzen oder Schmollm<strong>und</strong> mit<br />

kÄnstlichen Lidern kl<strong>im</strong>pern nonexistent nie vorgekommen<br />

<strong>und</strong> stattdessen alle frechen Charmeure <strong>und</strong> aufdringlichen<br />

Taugenichtse distanziert abgebÄgelt wie es sich gehÉrt am<br />

Strand <strong>und</strong> in der Nachtbar auf Belamis <strong>und</strong> Playboys angeblich<br />

nicht her<strong>ein</strong>gefallen zwischen uns ist nichts gar nichts<br />

auch wenn du es dir noch so sehr <strong>ein</strong>bildest aber wie sieht <strong>die</strong><br />

RealitÅt aus schau sie dir an <strong>die</strong> jungen Dinger frech <strong>und</strong> vorwitzig<br />

schÄtteln schamlos shampooweiche MÅhnen stromern<br />

abends be<strong>im</strong> Bahnhof herum <strong>im</strong>merzu unruhig auf der Suche<br />

nach harten starken Jungelchen <strong>die</strong> ihnen zeigen sollen wo's<br />

lang geht lassen sich zumindest an fruchtbaren Tagen <strong>im</strong> gro-<br />

Çen wie <strong>im</strong> kl<strong>ein</strong>en durch bizepsstarke Pr<strong>im</strong>ivlinge Äber <strong>die</strong><br />

MaÇen be<strong>ein</strong>drucken <strong>und</strong> mit Testosteron <strong>ein</strong>nebeln <strong>und</strong> von<br />

uns unbeholfenen MitschÄlern <strong>die</strong> Rotznase nicht abwischen<br />

laufen schnell weg gucken an uns ostentativ vorbei wer Kategorien<br />

<strong>ein</strong>fÄhrt stellt meist <strong>die</strong> Objekte in den Vordergr<strong>und</strong><br />

<strong>die</strong>s ist aber nur sinnvoll wenn unstrittig ist welche


Morphismen gem<strong>ein</strong>t sind mathematisch gesehen sind nÅmlich<br />

hauptsÅchlich <strong>die</strong>jenigen bedeutsam <strong>die</strong> man vollstÅndig<br />

nennt auf <strong>die</strong> Vorgabe der Objekte kann wer sich auskennt<br />

dann schmerzlos verzichten zum Beispiel Morphismen der<br />

Form ident in Bijektion zu den Objekten unserer Begierde<br />

stehen kÉnnten wir Mathematiker <strong>und</strong> ZÉglinge von Mathematikern<br />

auf uns selbst verzichten wenn wir <strong>die</strong> Summe unseres<br />

Handelns in der Zukunft kennten (<strong>ein</strong>schlieÇlich aller Folgen<br />

Dispokredite <strong>und</strong> unterbelichteten Sportwetten) denn<br />

mehr werden wir in der Welt nicht gewesen s<strong>ein</strong> kÉnnen wir<br />

uns noch so abstrampeln <strong>und</strong> <strong>die</strong>wo nur in ihren Idealen <strong>und</strong><br />

Gedanken existieren hat es proper gesprochen gar nicht gegeben<br />

wenn der<strong>ein</strong>st das groÇe R<strong>ein</strong>emachen losgeht <strong>und</strong> auf<br />

den FriedhÉfen <strong>die</strong> Liegezeit verkÄrzt wird sollte sich jeder<br />

gut Äberlegen ob er nicht lieber zu Lebzeiten mehr Rabatz<br />

macht statt <strong>im</strong>mer nur still zu h<strong>alt</strong>en wo <strong>die</strong> M<strong>ein</strong>ungsfÄhrer<br />

GroÇsteerte <strong>und</strong> -trappen Stillh<strong>alt</strong>en <strong>ein</strong>fordern als ihr natÄrliches<br />

Recht ansehen wie Parken <strong>im</strong> H<strong>alt</strong>everbot <strong>und</strong> sich wenn<br />

der Wind dreht in kÄrzester Frist umbesinnen nach dem Motto<br />

was ich gestern gesagt habe interessiert mich heute <strong>ein</strong>en<br />

feuchten Kehricht aus Laune oder Opportunismus gerade das<br />

Gegenteil behaupten da liegt es natÄrlich nahe eigene AktivitÅten<br />

zu entf<strong>alt</strong>en statt unbeachtet vor'm Fernseher zu vergammeln<br />

auch wenn Wissenschaftler <strong>die</strong> unseren durchschnittlichen<br />

Eikju kennen sich k<strong>ein</strong>e Illusionen machen <strong>und</strong><br />

wissen dass in der Zukunft von den meisten von uns wenig zu<br />

erwarten ist aber klar wie sollten wir froh es mit MÄhe in <strong>die</strong><br />

Gegenwart geschafft zu haben sogar soweit gehen zu sagen<br />

<strong>ein</strong> Morphismus best<strong>im</strong>mt Quelle <strong>und</strong> Ziel wenn ich so <strong>ein</strong>en<br />

Morphismus gef<strong>und</strong>en habe gehÉrt er <strong>ein</strong>deutig zu <strong>ein</strong>er Quelle<br />

E1 <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em Ziel E2 fallen mir auf Anhieb k<strong>ein</strong>e Beispiele<br />

aus dem tÅglichen Leben <strong>ein</strong> auÇer das triviale Auftreten des<br />

labilen auf sich selbst geworfenen young male <strong>und</strong> Schlurfs<br />

der ich selber bin mit s<strong>ein</strong>em nach Aufmerksamkeit heischen-


den Syndrom besonders wenn sich junge Frauen partout Ålteren<br />

MÅnnern anschlieÇen wollen <strong>und</strong> er sich <strong>ein</strong>em Ziel zu<br />

nÅhern versucht das k<strong>ein</strong>e Taube ist <strong>die</strong> gleich wieder wegfliegt<br />

k<strong>ein</strong> billiges Subjekt-Objekt von der StraÇe Sch<strong>im</strong>melpilze<br />

<strong>alt</strong>e RÉmermÄnzen aus dem Unterholz oder<br />

Natterschlangen vom Sternenh<strong>im</strong>mel kann auch <strong>im</strong> streng<br />

mathematischen Sinn <strong>ein</strong>e Menge s<strong>ein</strong> <strong>ein</strong> Tupel oder was<br />

<strong>im</strong>mer sich auf sich selbst abbilden lÅsst anzÄgliches Beispiel<br />

wiederum der Handbetrieb auf den jeder E1 <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e<br />

ZellmultiplizitÅt <strong>im</strong> Notfall umsch<strong>alt</strong>en kann urdemokratisches<br />

Recht zu allen Zeiten von der Obrigkeit zuweilen nur<br />

widerstrebend <strong>und</strong> unter dunkeln Decken gewÅhrt welcher<br />

k<strong>ein</strong> entsprechend vergnÄgtes E2 findet sondern sich auf <strong>die</strong><br />

r<strong>ein</strong>e Vorstellung s<strong>ein</strong>es Denkens beschrÅnken muss <strong>die</strong> Vorstellung<br />

unverschÅmt hellblauer Augen <strong>die</strong> da vorne den Lehrer<br />

verrÄckt machen <strong>die</strong> Ansicht der strohblonden MÅhne des<br />

festen weiblichen RÄckgrats... N<strong>ein</strong> sie all<strong>ein</strong> wÄrden nicht<br />

ausreichen um zum HÉhepunkt zu kommen zu geistig <strong>und</strong><br />

kÉrperlos auch wenn ihnen selbst nichts Geistiges innewohnt<br />

wÅren sie ohne jene ErgÅnzung <strong>die</strong> von weiter unten kommt<br />

<strong>und</strong> uns nach weiter unten treibt selbst jene Mitleidsgest<strong>alt</strong>en<br />

<strong>die</strong> nie <strong>ein</strong>e Chance haben werden jedenfalls nicht unter normalen<br />

UmstÅnden <strong>und</strong> gerade deshalb auf <strong>ein</strong>e besondere<br />

fantasievolle Fantasie angewiesen sind denn k<strong>alt</strong> duschen wie<br />

von verm<strong>ein</strong>tlich Wohlm<strong>ein</strong>enden in Wahrheit aber DoppelzÄngigen<br />

vorgeschlagen ist k<strong>ein</strong>e Alternative Masturbation<br />

muss jederzeit mÉglich s<strong>ein</strong> was wiederum exemplifiziert <strong>die</strong><br />

MÅngel der Mathematik <strong>die</strong> doch <strong>im</strong>mer von <strong>ein</strong>em Idealzustand<br />

ausgeht der in der RealitÅt meist nicht erreicht wird ich<br />

denke hier nicht nur an <strong>die</strong> schiere Notwendigkeit <strong>im</strong>mer weiter<br />

voranzuschreiten <strong>im</strong> Prozess der Erkenntnis <strong>und</strong> der AuflÉsung<br />

bisweilen fÄr unteilbar geh<strong>alt</strong>ener letzter EntitÅten <strong>und</strong><br />

wie <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Wissenschaft letztlich in ErklÅrungsnot bringt<br />

weil es <strong>ein</strong>en ungeklÅrten Zustand durch <strong>ein</strong>en anderen ersetzt


ad infinitum wie es allen geht <strong>die</strong> sich zuviel vorgenommen<br />

haben denn <strong>die</strong> Mathematik <strong>und</strong> wohl auch <strong>die</strong> Erkenntnistheorie<br />

ist wie <strong>ein</strong>e Frau <strong>die</strong> ihr Hochzeitskleid nicht abholen<br />

will <strong>und</strong> hinterher wird es billig versteigert sondern vor allem<br />

an jene Herren mit gewissen Schwierigkeiten (worÄber <strong>die</strong>se<br />

nur ungern reden auÇer mit jenen gelehrten Doctores von<br />

denen sie sich <strong>ein</strong>e Linderung ihrer Leiden erhoffen <strong>und</strong> wofÄr<br />

sie alles mÉgliche herzugeben bereit sind besonders auch<br />

dasjenige was sie in jungen Jahren niemals herausgerÄckt<br />

hÅtten) ebenso wie ihre unwilligen Gattinnen <strong>die</strong> wegen nachlassender<br />

AttraktivitÅt <strong>und</strong> durch fortgesetztes nervÉses Meckern<br />

<strong>und</strong> Klagen <strong>und</strong> physische Frontalangriffe auf GÅrtner<br />

Hausmeister KÉchinnen <strong>und</strong> Z<strong>im</strong>mermÅdchen sowie auch den<br />

ThronprÅtendenten falls der sich mal zu ihnen verirrt ganz<br />

gew<strong>alt</strong>ig Fett verlieren nachdem sie jahrelang bei der promovierten<br />

ErnÅhrungsphysiologin in <strong>die</strong> niederen Gewichtsklassen<br />

aufzusteigen sich vergeblich bemÄht haben sei es durch<br />

FlÄssignahrung ausgeklÄgelte Joghurt Spinat Obst Fett EiweiÇ<br />

DiÅt eifrig <strong>die</strong> Geldsch<strong>ein</strong>e hinblÅttern noch bevor das kl<strong>ein</strong>ste<br />

i-TÄpfelchens des Erfolges in Sicht kommt ich persÉnlich<br />

rede lieber Äber junge Frauen da <strong>die</strong>se mit Pf<strong>und</strong>en an allen<br />

mÉglichen anderen Stellen wuchern kÉnnen will mich aber<br />

nicht stÅndig ablenken lassen ob sie auch gleich vor hinter<br />

<strong>und</strong> neben mir sitzen <strong>ein</strong> Dilemma der gemischten Klassen<br />

mit dem schon Andere vor mir nicht zurande gekommen sind<br />

darÄber lÅsst sich st<strong>und</strong>enlang meditieren <strong>und</strong> maulaffen gibt<br />

es doch eben <strong>die</strong>se IdentitÅt des Selbstidentischen id(E) mit<br />

dem <strong>ein</strong> Objekt E sich s<strong>ein</strong>es selbstischen S<strong>ein</strong>s beweist kann<br />

da bis ins unendlich kl<strong>ein</strong>e Detail regre<strong>die</strong>ren denke ich <strong>und</strong><br />

in jedem Objekt wieder andere Objekte ausmachen deren<br />

Heidos <strong>und</strong> Ei-Diis stu<strong>die</strong>ren ad inf schlecht fÄr Philo gut fÄr<br />

Mathe wie gesagt so ist <strong>die</strong>ser quasi-axiomatische Rahmen fÄr<br />

umfassende wissenschaftliche Untersuchungen von allem <strong>und</strong><br />

jedem nicht nur den intergeschlechtlichen Begegnungen her-


vorragend geeignet <strong>und</strong> soll selbstverstÅndlich mit f12 verwoben<br />

f23 auch direkt von E1 nach E3 springen dÄrfen vulgo<br />

sequentielle Polygamie VielmÅnnerei & VÉllerei gibt viel<br />

weniger her als <strong>ein</strong>e echte Orgie <strong>die</strong> jedem nicht Eingeweihten<br />

als das àuÇerste an VergnÄgen ersch<strong>ein</strong>en mag&will au-<br />

Çer jenen moralinsauren Zeitgenossen <strong>die</strong> sich zu weit Gehendem<br />

<strong>die</strong>ser Art gr<strong>und</strong>sÅtzlich versagen <strong>und</strong> Scheidungen<br />

am liebsten verbieten wÄrden sei es weil sie so erzogen oder<br />

anderweitig von innen heraus nicht ganz normal prÅdestiniert<br />

sind Polygamie sollte wie frÄher <strong>im</strong> Morgenland ausschlieÇlich<br />

besonders erfolgreichen Gutsbesitzern GetreidemÄhlenbetreibern<br />

Bildhauern Vorstandsvorsitzenden <strong>und</strong> Rockstars<br />

vorbeh<strong>alt</strong>en s<strong>ein</strong> <strong>die</strong> Anderen trÅumen nur davon von morgens<br />

bis abends wenn sie <strong>im</strong> Bett liegen oder unter der Schulbank<br />

ganz ganz vorsichtig <strong>die</strong> IdentitÅt an sich vollziehen damit<br />

bloÇ k<strong>ein</strong>er was merkt Hinauswurf wÅre <strong>die</strong> geringste Folge<br />

<strong>ein</strong>e Blamage sondergleichen <strong>die</strong> <strong>ein</strong>em fÄr <strong>im</strong>mer anhÅngen<br />

wÄrde unwiderstehlich Äppige Formen Eff-<strong>ein</strong>s-<strong>ein</strong>s allgem<strong>ein</strong><br />

Fii jeder beliebigen Art <strong>und</strong> Natur auf <strong>die</strong> <strong>ein</strong> anstÅndiger<br />

Mensch nie <strong>und</strong> n<strong>im</strong>mer kommen wÄrde auch weitere r<strong>ein</strong><br />

geschÅftsmÅÇige Beziehungen mit <strong>die</strong>sem Modell zu beschreiben<br />

legale sowie Steuern hinterzieherische oberflÅchliche<br />

aber auch tiefgrÄndige mit <strong>ein</strong>em Wort hier besteht <strong>ein</strong><br />

groÇer Interpretationsspielraum wie auch der vorausschauende<br />

Gesetzgeber der k<strong>ein</strong>e Lust zu stÅndigen Nachbesserungen<br />

hatte <strong>die</strong> ihn hinterher in der Presse <strong>und</strong> <strong>im</strong> Urteil der Experten<br />

<strong>und</strong> solcher <strong>die</strong> sich als solche gerieren <strong>und</strong> aller auf das<br />

Urteil von Experten vertrauenden fernsehenden Zeitgenossen<br />

nicht gut aussehen lassen <strong>und</strong> alles nur weil sie nicht mit an<br />

den r<strong>und</strong>en Tisch <strong>ein</strong>geladen wurden weil der nicht groÇ genug<br />

war fÄr jeden dahergelaufenen Oppositionellen ... also das<br />

sehen wir nicht <strong>ein</strong> das hat <strong>die</strong> Gegenpartei damals genauso<br />

gemacht als sie an der Regierung war sollen wir unsere eigenen<br />

Leute ausschlieÇen damit <strong>die</strong> Anderen <strong>ein</strong> warmes PlÅtz-


chen finden <strong>und</strong> uns dann womÉglich in alles r<strong>ein</strong>reden <strong>die</strong><br />

sollen sich <strong>ein</strong>fach wÅrmer anziehen dass ihnen der k<strong>alt</strong>e<br />

Wind derart scharf ins Gesicht blÅsst damit hat k<strong>ein</strong>er gerechnet<br />

der Mann von der StraÇe ist wankelmÄtig <strong>und</strong> unberechenbar<br />

siehe frÄher <strong>die</strong> Scherbengerichte besonders je mehr<br />

ihm versprochen wird um so schneller lÅsst er hinterher <strong>die</strong><br />

neue Regierung fallen wie in anderen FÅllen vorexerziert ganz<br />

lustig angefangen mit Siebenmeilenstiefeln 100-Tage-<br />

Programm Pamphlete white papers PresseerklÅrungen noch<br />

<strong>und</strong> nÉcher groÇe SprÄche nichts dahinter druckreife TrÅume<br />

<strong>und</strong> am Ende zack rasiert schicken sich gegenseitig in den<br />

Fleischwolf Danpierre Robbeston weg egal kommt jetzt seltener<br />

vor Politik <strong>und</strong> Gesellschaft benehmen sich gesitteter<br />

heute <strong>und</strong> <strong>die</strong>jenigen <strong>die</strong> sich von vornher<strong>ein</strong> k<strong>ein</strong>e Illusionen<br />

machen sind eigentlich <strong>die</strong> treuesten WÅhler ob sie dem Fortschritt<br />

<strong>im</strong> Wege stehen darÄber streiten <strong>die</strong> Gelehrten kann<br />

k<strong>ein</strong>er sagen was wÅre wenn? ob wir dann heute allesamt<br />

besser dastÄnden oder wie Atlantis <strong>im</strong> Chaos versunken weil<br />

sich <strong>die</strong> vielen Neidhammel gegenseitig zerfleischen k<strong>ein</strong>er<br />

kann wahrsagen <strong>und</strong> wer von <strong>ein</strong>em Schlaraffenland trÅumt<br />

wird auf jeden Fall enttÅuscht n<strong>ein</strong> <strong>die</strong> stellen k<strong>ein</strong>e Forderungen<br />

erwarten k<strong>ein</strong>e Wahlgeschenke k<strong>ein</strong>e komplizierten WerbefeldzÄge<br />

Steuersenkungen oder PauschbetrÅge <strong>und</strong> freuen<br />

sich wie Kinder bei der WeihnachtsÄberraschung wenn durch<br />

<strong>die</strong> jÅhrliche Steuerreform <strong>ein</strong> paar Euro fÄr sie abfallen wenn<br />

nun <strong>die</strong> Zuneigung erwidert wÄrde zwischen Mann <strong>und</strong> Frau<br />

oder zwischen WÅhler <strong>und</strong> Politiker derart dass zu <strong>ein</strong>em f12<br />

<strong>ein</strong> f21 existierte derart dass sich bei gem<strong>ein</strong>schaftlicher AusfÄhrung<br />

des wie der Dichter sagt vom Mann was in <strong>die</strong> F<strong>alt</strong>en<br />

der Frau passt wenn auch manche <strong>die</strong>s bewusst missverstehen<br />

<strong>und</strong> auch der Politiker n<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> gibt recht gern in jederlei<br />

WÅhrung <strong>und</strong> nicht nur des Mammons wegen sondern aus<br />

mentaler Überzeugung welche dem Gehirn <strong>ein</strong>e besondere<br />

Nahrung ist <strong>die</strong> es ruhig <strong>und</strong> Äberlegen macht <strong>und</strong> befÅhigt


<strong>ein</strong>e Aufgabe mit strenger Unerbittlichkeit bis zum bitteren<br />

oder je nachdem sÄÇsauren Ende durchzufÄhren wie es dem<br />

Mi-Mo-Menschengeschlecht in s<strong>ein</strong>er langen bis auf gelegentliche<br />

kaum der Rede werte Ri-Ro-RÄckschlÅge Äber welche<br />

sich <strong>die</strong>jenigen <strong>die</strong> es betrifft naturgemÅÇ nicht mehr beklagen<br />

kÉnnen Äberaus erfolgreichen Geschichtstri-trotradition<br />

<strong>und</strong> -kli-klo-klitterei sowie Trittbrettfahrertum westliche<br />

Abendkleidgesellschaft Ritterorden Tings <strong>und</strong> Tangas<br />

FreischÄtz Friedrich Hegel Wilhelm Nietzsche ich kann es gar<br />

nicht oft genug wiederholen <strong>im</strong>mer wieder untergeschlÄpft<br />

nur darum konnten wir widrigen UmstÅnden zum Trotz Äberleben<br />

<strong>und</strong> sind heute <strong>die</strong> wir geworden mit unseren elektrischen<br />

Eierkochern Flugzeugen erlkÉhnen Gasherden in faustischen<br />

Wohnmobilen Vortragsreihen fÄr Bildungshungrige in<br />

abgewrackten Bibliotheken Volkshochschulen <strong>und</strong> LiteraturhÅusern<br />

Theaterabenden mit vielen bekannten Promis <strong>und</strong><br />

Stars Computerspielen digitalen Fotoapparaten intergalaktischen<br />

Busreisen rotierenden Fernsehantennen musilschen<br />

He<strong>im</strong>saunen <strong>und</strong> -solarien intelligenten Motorradhelmen<br />

knallbunten MinirÉcken Brillianten besetzten Sonnenbrillen<br />

Knieb<strong>und</strong>hosen Segeljollen Hochglanzmagazinen elektronischen<br />

Musikinstrumenten kafkaesken Tr<strong>im</strong>m-dich-gerÅten<br />

rostfreien MotorsÅgen Hechselmaschinen <strong>und</strong> spartanischen<br />

KarnelvalskostÄmen <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong> bestens bestÄckt versorgt<br />

<strong>und</strong> ausgestattet dass wir wohin mit dem Pl<strong>und</strong>er? in unserer<br />

Kammer uns kaum noch drehen kÉnnen aber was wÅre sie<br />

ohne? leer ach trist <strong>und</strong> leer haben uns durchgesetzt gegen<br />

andere schwÅchere Kreaturen arme MÅuse <strong>und</strong> MÅuseriche in<br />

ihren WellblechhÄtten BiberschwÅnze <strong>die</strong> ihre Reviergrenzen<br />

mit <strong>ein</strong>em Éligen Sekret markieren mÄssen <strong>und</strong> Bisamratten<br />

mit ihren nach Moschus riechenden GeschlechtsanhangdrÄsen<br />

<strong>die</strong> fÄr den Zusammenbruch von BestÅnden der Gem<strong>ein</strong>en<br />

Flussmuschel in verschiedenen Gegenden Baden-<br />

WÄrttembergs verantwortlich gemacht werden <strong>und</strong> durch das


Abknabbern ganzer BestÅnde von RÉhrichtpflanzen <strong>die</strong> Struktur<br />

<strong>ein</strong>es UferÉkosystems entscheidend verÅndern kÉnnen was<br />

von manchen Biologen <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e Lanze fÄr <strong>die</strong>se Tiere brechen<br />

in Frage gestellt wird da <strong>die</strong> Reduzierung der<br />

RÉhrichtbestÅnde zwar zur Folge hat dass schilfbrÄtende Vogelarten<br />

wie beispielsweise TeichrohrsÅnger <strong>und</strong> Rohrdommel<br />

ihres Brutraumes beraubt werden <strong>und</strong> abwandern <strong>die</strong> entstehenden<br />

offenen WasserflÅchen jedoch rasch durch Schw<strong>im</strong>mblattpflanzen<br />

<strong>und</strong> andere Wasservogelarten besiedelt werden<br />

sehen sich gezwungen auf offene MÄllhalden auszuweichen<br />

wo sie jeden Tag satt zu essen haben <strong>ein</strong>en reich gedeckten<br />

Tisch also lasst uns bloÇ zufrieden mit euren ewigen Unkenrufen<br />

<strong>die</strong> wie sie wenn noch am Leben bereitwillig zugestehen<br />

wÄrden obwohl manchmal mit allzu brachialen Methoden<br />

aber was will man machen es gibt Momente da darf man nicht<br />

lange Äberlegen sonst zieht man unweigerlich den kÄrzeren<br />

glaubte auch weiland Wilhelm der PlÉtzliche wie nach ihm<br />

alle <strong>die</strong> gern selber am lÅngeren Hebel gesessen hÅtten <strong>und</strong><br />

wenn es dann so weit ist dass <strong>die</strong>ser Moment des gegen f21<br />

austarierten f12 in <strong>ein</strong>er vÉlligen Über<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mung <strong>und</strong><br />

Selbstvergessenheit mÄndet nur vergleichbar dem was in der<br />

viel gerÄhmten Selbstbefleckung zumindest ansatzweise zuweilen<br />

passiert wenn der Geist durch ÅuÇere Reize angeregt<br />

sei es dass mehrere Frauen auf <strong>ein</strong>mal an ihm interessiert sind<br />

statt sich <strong>im</strong> Überschwang ihrer fruchtbaren Tage <strong>ein</strong>er gut<br />

ver<strong>die</strong>nenden FuÇballmannschaft an den Hals zu werfen aus<br />

SpaÇ Exstase Leidenschaft oder um mit Fotos <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em Exklusivbericht<br />

Äber das wilde Treiben in <strong>die</strong> Zeitung zu kommen<br />

von den FuÇballern nur widerwillig <strong>ein</strong>gestanden da teils<br />

verheiratet von der Hotelleitung in <strong>ein</strong>er extra anberaumten<br />

Pressekonferenz bestÅtigt <strong>und</strong> von den Z<strong>im</strong>merkellnern mit<br />

weiteren int<strong>im</strong>en Details versorgt davon trÅumt jeder NachwuchsfuÇballer<br />

wie ich ununterbrochen sei es der Anblick<br />

<strong>und</strong> ZurÄckblink <strong>ein</strong>er gut ausgestatteten wo das Auge orien-


tierungslos zwischen verschiedenen wohl bezeichneten<br />

Merkmalen hin schwankt <strong>und</strong> her vor sich gegangen ist an <strong>die</strong><br />

sich wohl jeder nicht nur Narziss mit groÇer Freude s<strong>ein</strong> Lebtag<br />

erinnert noch lange in s<strong>ein</strong>em Bewussts<strong>ein</strong> nachwirkt wie<br />

<strong>ein</strong> Kantischer Monolog ist man fast geneigt zu sagen <strong>und</strong><br />

wenn er sich auch noch so <strong>ein</strong>schmeichelnd gibt an <strong>die</strong>ser<br />

Stelle nur ungenÄgend vermÉchte sind wir nicht alle beschrÅnkt<br />

durch unsere groÇartigen Geistesgaben wir verstehen<br />

sie zu nutzen um der Natur <strong>ein</strong> paar Schnippchen zu schlagen<br />

aber wenn wir dann in <strong>die</strong> Welt hinausgehen wird sie als etwas<br />

ganz Anderes als <strong>ein</strong>e ganz Andere offenbar <strong>und</strong> wenn<br />

auch darÄber viele gute ehrbare BÄcher geschrieben wurden<br />

bei Schelling angefangen so bleibt doch in <strong>die</strong>ser Erfahrung<br />

<strong>ein</strong> letztes wie der Philosoph sagt Unvermitteltes <strong>und</strong> dauert<br />

mir viel zu lange <strong>ein</strong> Bild sagt wie mancher reich gewordene<br />

Nachfahre bedeutender UnternehmerpersÉnlichkeiten <strong>die</strong> sich<br />

zu ihrer Zeit fÄr etwas derart Windiges <strong>und</strong> AnrÄchiges nicht<br />

interessiert hÅtten all<strong>ein</strong> schon aus ZeitgrÄnden sind sie mehr<br />

als 1000 St<strong>und</strong>en <strong>im</strong> Monat <strong>im</strong> Dienste der Firma unterwegs<br />

<strong>und</strong> was daneben unter der Hand alles so lÅuft will k<strong>ein</strong>er<br />

wissen auch <strong>die</strong> SteuerbehÉrde nicht mehr als 1000 dÄrre <strong>und</strong><br />

fleischlose Worte <strong>und</strong> erst <strong>ein</strong> ganzer Film! <strong>und</strong> verkauft sich<br />

auch viel besser <strong>und</strong> kauft also der Nachfahre be<strong>im</strong> Studio<br />

Verleger Galeristen oder direkt bei den darob hoch erfreuten<br />

KÄnstlern sich <strong>ein</strong> mit was Kant vermute ich mal nur <strong>im</strong> Bette<br />

<strong>und</strong> gelegentlich vielleicht auf s<strong>ein</strong>em weltberÄhmten Sofa als<br />

sÄÇes Gehe<strong>im</strong>nis mit ins Grab genommen hat kann nur spekuliert<br />

werden wie <strong>die</strong> H<strong>und</strong>ertschaften s<strong>ein</strong>er Biografen Äber<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mend<br />

bestÅtigen ohne Zeugen mit in <strong>die</strong> ewigen JagdgrÄnde<br />

<strong>und</strong> das beste Beispiel dafÄr dass IdentitÅt <strong>und</strong> Isomorphie<br />

<strong>im</strong> absolut letzten Sinne nur der Mensch an sich<br />

selbst vollstrecken kann in der Einsamkeit s<strong>ein</strong>es Ich bin alles<br />

andere was <strong>ein</strong>em <strong>im</strong> ersten Moment vielleicht strukturell<br />

gleichartig vorkommt bei genauerer Betrachtung also Über-


gang zu kl<strong>ein</strong>eren Ents <strong>und</strong> Obejotts ad inf kl<strong>ein</strong>e Unterschiede<br />

f<strong>ein</strong>e Haarrisse feststellen wÄrde <strong>die</strong> <strong>die</strong> Individuen verschieden<br />

machen <strong>und</strong> Äbrigens letztlich zur Freiheit verdammen<br />

darÄber wird der Warenkapitalismus noch stolpern prophezeie<br />

ich euch weil auÇer dem momentanen Selbst gibt es<br />

an uns nichts Identisches an k<strong>ein</strong>em von uns sowas kann <strong>ein</strong>em<br />

nur <strong>die</strong> Reklame vormachen <strong>und</strong> 'momentan' sage ich<br />

deshalb weil auch das Selbst <strong>ein</strong>em zeitlichen Wandel unterworfen<br />

ist <strong>und</strong> damit <strong>die</strong> identische Abbildung eben nur in<br />

dem <strong>ein</strong>en ips ona majore Augenblick <strong>und</strong> auch da nicht ausschlieÇlich<br />

denn wer s<strong>ein</strong>e unberechenbaren Visionen <strong>die</strong>ses<br />

hÉchsten Augenblickes mir nichts dir nichts zu anderen weniger<br />

erregenden Farben Formen Metaphern Gest<strong>alt</strong>en Butts 'n<br />

Bosoms abschweifen lÅsst hat <strong>die</strong>se vÉllige Über<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mung<br />

des hÉchsten Gutes freilich schon verloren <strong>und</strong> nur wer nicht<br />

<strong>und</strong> nur wenn das T<strong>im</strong>ing haargenau st<strong>im</strong>mt ja <strong>und</strong> sei es auf<br />

der Schultoilette ja mit ihren abgebrochenen ja ich will <strong>und</strong><br />

ich hab gedacht na schÉn hier so gut wie sonstwo wenn ich<br />

Äberhaupt was gedacht habe <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e Hand auf <strong>die</strong> Fliesen<br />

gelegt ich konnte fÄhlen wie k<strong>alt</strong> sie sind ja <strong>und</strong> hoffentlich<br />

kommt mir das Zeug nicht auf <strong>die</strong> Hose sonst hat man da<br />

Äberall weiÇe Flecken <strong>die</strong> allerdings mit Wasser leicht rausgehen<br />

denn feucht wird es da unten <strong>und</strong> riecht auch <strong>ein</strong> bisschen<br />

aber nichts <strong>im</strong> Vergleich zu dem Gestank der in der neuen<br />

KlÅranlage allenthalben hochsteigt tÉdlich sage ich euch<br />

<strong>und</strong> denke an Ute w<strong>und</strong>erschÉn wie sie da vor mir sitzt ruhig<br />

<strong>und</strong> wie in froher Erwartung ja jetzt ja wie mich ihre Beckenknochen<br />

scharf machen <strong>und</strong> ihre Schulterknochen <strong>und</strong> Wangenknochen<br />

HÄftknochen <strong>und</strong> Schenkelknochen atemlos verfolge<br />

ich <strong>die</strong> sparsamen sporadischen Bewegungen ihres Kopfes<br />

welche ich auch ohne viel Erfahrung sogar von hinten zu<br />

deuten weiÇ<br />

Zeitschriftenlesen wie auch ins Handy zu tuscheln


leises Pendeln <strong>und</strong> Gleiten der FÄÇe Äber den Schlieren<br />

des Lichts auf dem Linoleumboden<br />

vernehmliches HÄsteln <strong>und</strong> SchnÅuzen der Nase<br />

strammes Bergwandern Äber des Fleisches TÅler <strong>und</strong><br />

HÄgel<br />

das Verlieren wichtiger Beweismittel <strong>und</strong> Umgangsformen<br />

sowie kluges Interpolieren zwischen dem bewusst zu<br />

kl<strong>ein</strong> gekauften Taftleibchen <strong>und</strong> den AnsprÄchen der<br />

hÉheren Lehranst<strong>alt</strong><br />

dessen Sirenengezirz sich k<strong>ein</strong>er entziehen kann auch<br />

nicht <strong>die</strong> mÅnnlichen Lehrer welche frÄher allesamt<br />

SchÄler gewesen sind so wie <strong>die</strong> Toten alle mal lebendig<br />

waren <strong>ein</strong> jeder gleichviel ob innerhalb oder auÇerhalb<br />

des Lehrbetriebes wo man sich hinterher nur ganz<br />

ungewÉhnlicher VorgÅnge <strong>und</strong> Ersch<strong>ein</strong>ungen erinnert<br />

<strong>die</strong> <strong>ein</strong>en bleibenden Eindruck hinterlassen<br />

werden sich schlussendlich selbst genug s<strong>ein</strong> auch wenn sie<br />

bereits <strong>ein</strong> Alter erreicht haben in welchem solche AktivitÅten<br />

bezeichnenderweise nachlassen <strong>und</strong> man sich lieber in angenehmen<br />

Reminiszenzen ergeht <strong>die</strong> mit den Jahren <strong>ein</strong>en <strong>im</strong>mer<br />

grÉÇeren Stellenwert <strong>ein</strong>nehmen <strong>und</strong> an <strong>die</strong> Stelle realer<br />

Erfahrungen treten den meisten geht's so wenn sie Ålter werden<br />

nur wenigen gelingt es aber das ist <strong>ein</strong>e andere Geschichte<br />

Kant Gauss Goethe Schiller k<strong>ein</strong> Zufall alle <strong>die</strong>se Leute<br />

stehen am Anfang jener Epoche als es mit den Massenme<strong>die</strong>n<br />

losging <strong>und</strong> mit dem Prominentenrummel <strong>und</strong> haben es geschafft<br />

<strong>die</strong> Zeit ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> munter <strong>und</strong> voller VitalitÅt zu<br />

Äberdauern was aufs Neue beweist wie subjektiv der Weltgeist<br />

ist <strong>und</strong> dass man ihm nicht trauen kann wieviele sind<br />

nach Schiller gekommen <strong>die</strong> ihm best<strong>im</strong>mt weit Äberlegen<br />

waren aber krÅht heute k<strong>ein</strong> Philologe mehr nach nur k<strong>ein</strong><br />

Neid wer zuerst kommt mahlt zuerst <strong>und</strong> haben sich ange-


strengt <strong>die</strong> Konkurrenz kl<strong>ein</strong> zu h<strong>alt</strong>en Goethe all<strong>ein</strong> schon<br />

den darbenden Schwager damit sie hinterher als singulÅre<br />

Ersch<strong>ein</strong>ung dastanden forever after oder jedenfalls solange es<br />

dauert bis Gauss <strong>im</strong> Bewussts<strong>ein</strong> der kulturinteressierten Plebejer<br />

von Einst<strong>ein</strong> als Inkarnation der Minerva verdrÅngt<br />

wurde <strong>und</strong> Goethe ist ja auch k<strong>ein</strong> Shakespeare gewesen wÅhrend<br />

es wieder andere von Jugend an gewohnt sind abgewiesen<br />

oder gleich ganz ignoriert zu werden <strong>die</strong> leben dann nur in<br />

den subjektiven Hirngespinsten <strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>gebildeten kÄnftigen<br />

Erfolges oder <strong>ein</strong>er nachtrÅglich glorifizierten Vergangenheit<br />

wo sie in Wirklichkeit auch schon nichts zu melden hatten<br />

<strong>und</strong> womÉglich noch gar nicht geboren waren indem sie irgendwelche<br />

Epochen oder Abschweifungen <strong>ein</strong>er von ihnen<br />

fÅlschlicherweise fÄr absolut geh<strong>alt</strong>enen Geistesgeschichte zu<br />

etwas Exzeptionellem nachgerade ÜbernatÄrlichem aufbauschen<br />

von denen <strong>die</strong> Eltern oder GroÇeltern oder sonstige<br />

opinion leader voll Ehrfurcht erzÅhlt haben von utopischen<br />

Hoffnungen <strong>ein</strong>er nie gekannten Aufbruchst<strong>im</strong>mung Umsturz<br />

gar der <strong>ein</strong> ungerechtes ancien reg<strong>im</strong>e angeblich mit <strong>ein</strong>em<br />

Streich hinweg gefegt hat wogegen <strong>die</strong> andere Seite ihr damaliges<br />

Engagement mittlerweile lieber verleugnet wie sie be<strong>im</strong><br />

BDM mitgejohlt haben weil sie jung aber k<strong>ein</strong>esfalls KinderschÅnder<br />

gewesen sind denn solange man jung ist <strong>und</strong> oft<br />

auch noch in spÅteren Jahren mÉchte man zumeist gern etwas<br />

werden etwas darstellen ganz vorn mit dabei s<strong>ein</strong> dito ihre<br />

SÉhne <strong>und</strong> Enkel in <strong>ein</strong>em glÄcklicherweise weniger riskanten<br />

Umfeld mit allen sich zu mischen <strong>die</strong> guten Willens <strong>und</strong> Mutes<br />

sind damals wie heute <strong>und</strong> das ist <strong>im</strong>mer <strong>die</strong> Mehrheit<br />

hÅngt an den Nationalfeiertagen <strong>und</strong> zur FuÇball WM <strong>die</strong><br />

Nationalfahne aus dem Fenster um damit <strong>ein</strong> bisschen was zu<br />

beweisen wÅhrend es frÄher ansch<strong>ein</strong>end umgekehrt war nur<br />

mit den jung zu Tode gekommenen lÅsst sich schwer verhandeln<br />

noch beiliegen werden denen zum Ausgleich GroÇveranst<strong>alt</strong>ungen<br />

gewidmet lange Schatten werfen sie <strong>und</strong> ihre Klei-


derhaufen <strong>und</strong> Brillenhaufen <strong>und</strong> Knochenhaufen bis endlich<br />

endlich <strong>die</strong> Traumatisierten den Ermordeten nachgefolgt sind<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>e neue Generation der Name ist Hase <strong>die</strong> Vergangenheit<br />

hinter sich lÅsst <strong>die</strong> <strong>alt</strong>en Fehler <strong>und</strong> Missgriffe in schicken<br />

Computeran<strong>im</strong>ationen nachspielt sich in Gedanken an<br />

MarsflÄgen <strong>und</strong> MarschflugkÉrpern ergÉtzt wenn auch nicht<br />

unbedingt an den nÅchsten Weltkriegen <strong>die</strong> Äber kurz oder<br />

lang kommen werden bei der Geschwindigkeit mit der sich<br />

<strong>die</strong> Welt verÅndert <strong>und</strong> der Abgr<strong>und</strong> <strong>im</strong>mer sichtbarer wird in<br />

den uns <strong>ein</strong>e Handvoll Idioten <strong>ein</strong>es Tages hin<strong>ein</strong>reiten werden<br />

<strong>und</strong> mit <strong>die</strong>ser VerdrÅngung <strong>und</strong> nietzscheanischen<br />

Selbstvergessenheit <strong>ein</strong> gutes Leben fÄhrt <strong>und</strong> st<strong>ein</strong><strong>alt</strong> wird<br />

r<strong>ein</strong>e Autosuggestion was <strong>die</strong> Selbstbefriedigung nebenbei<br />

bemerkt nicht ist <strong>die</strong> ist real ja total real doch sind Einbildungen<br />

gewÉhnlich weniger strapaziÉs <strong>und</strong> meist auch folgenreicher<br />

als <strong>die</strong> Wirklichkeit jedenfalls wenn es <strong>ein</strong>em vergÉnnt<br />

ist sie sich <strong>und</strong> anderen <strong>ein</strong>e Zeitlang schmackhaft zu machen<br />

<strong>und</strong> dabei den Sch<strong>ein</strong> zu wahren auÇer sie gehÉren zu jenen<br />

bÉsartigen Illusionen von denen man sich nicht anstecken<br />

nicht zu unÄberlegten Handlungen hinreiÇen lassen sollte um<br />

nicht <strong>ein</strong>es zu frÄhen Tages vor der Wirklichkeit zu kapitulieren<br />

sondern <strong>die</strong> Frauen <strong>und</strong> andere GeschlÅfspartner genÄgend<br />

lange in den selig machenden Zustand der Vorfreude versetzt<br />

<strong>die</strong> bekanntlich <strong>die</strong> schÉnste ist Hauptsache es reicht fÄr <strong>ein</strong><br />

paar Vorteile <strong>ein</strong>e Hand wÅscht <strong>die</strong> andere <strong>und</strong> nur dem ganz<br />

FÅhigen gelingt es bekanntlich sie instantan anzuzapfen <strong>und</strong><br />

gleich bei der jungen Millionenerbin <strong>ein</strong>zuziehen erlaubt ist<br />

was gefÅllt nutze <strong>die</strong> Zeit <strong>und</strong> jede Gelegenheit gibt ja genÄgend<br />

f12 <strong>die</strong> mit f21 zusammengebracht zu <strong>ein</strong>em VerlustgeschÅft<br />

fÄhren je mehr du ausprobierst um so besser schmeckt<br />

nachschichts der W<strong>ein</strong> dir <strong>und</strong> tut nebenbei d<strong>ein</strong>er Rente gut<br />

<strong>ein</strong>er Wirklichkeit mÉchte ich hinzufÄgen welche wiederum<br />

selbst <strong>ein</strong>e vermittelte ist das heiÇt sie lÅsst sich <strong>ein</strong>lullen<br />

durch vage oder falsche Urteile Anderer oder durch faule


Versprechungen in fatale Situationen verwickeln bis ihr endgÄltig<br />

nicht mehr zu helfen ist <strong>und</strong> sie anschlieÇend so weit in<br />

den Hintergr<strong>und</strong> des Éffentlichen Interesses rÄckt wie noch<br />

alle <strong>die</strong> in ihrem Leben hauptsÅchlich nur Wind gemacht haben<br />

heiÇt es dann das Alte hinter sich zu lassen <strong>und</strong> etwas<br />

Neues anzufangen <strong>die</strong> Lehren der Vergangenheit beiseite zu<br />

schieben Klotz am B<strong>ein</strong> war doch damals fast jeder <strong>ein</strong> Opfer<br />

<strong>und</strong> sind wir froh heute in <strong>ein</strong>em funktionierenden Gem<strong>ein</strong>wesen<br />

zu leben in dem zum Beispiel <strong>die</strong> MÄllabfuhr tadellos<br />

funktioniert nicht wie wir es von Kampanien Kamerun oder<br />

Kambodscha kennen oder vom Balkan <strong>und</strong> sich kriegerische<br />

Aus<strong>ein</strong>andersetzungen auf den Bereich des Sports beschrÅnken<br />

kann man erstens so <strong>ein</strong>fach nicht sagen wenn man bedenkt<br />

was wir mit unserem allzeit positiven <strong>ein</strong>d<strong>im</strong>ensionalen<br />

Tunnelblick alles ausb<strong>lenden</strong> am Ende nur grauer Beton <strong>und</strong><br />

scheuÇliche Megacities voller fleiÇiger Bienenameisen Äbrigbleiben<br />

<strong>die</strong> in bunten Kitteln unentwegt dabei sind StraÇen zu<br />

fegen <strong>und</strong> U-BahnschÅchte neu auszustaffieren Insekten mit<br />

Tunnelblick denen nichts wichtiger ist als Ordnung Sauberkeit<br />

<strong>und</strong> PÄnktlichkeit da fÅllt mir <strong>ein</strong> kennt ihr den schon Mutter<br />

<strong>und</strong> Kind gehen <strong>im</strong> Wald spazieren kommen an <strong>ein</strong>em Ameisenhaufen<br />

vorbei fragt das Kind was das denn Mama das sind<br />

Ameisen sagt <strong>die</strong> Mutter worauf das Kind was Mutter so'n<br />

kl<strong>ein</strong>es Tier <strong>und</strong> so'n groÇer Haufen <strong>und</strong> zweitens so oder so<br />

sehen dass <strong>die</strong>se von tendenziÉsen Nachrichtenmagazinen<br />

sich <strong>ein</strong>e Welt zusammenz<strong>im</strong>mern lassen <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer wieder<br />

darauf herumgeritten wird von Volksparteien <strong>und</strong> FÉrderver<strong>ein</strong>en<br />

des freien Unternehmertums <strong>die</strong> in manchen Fragen<br />

vielleicht auch mal recht haben sie picken sich <strong>die</strong> Rosinen<br />

ihrer Selbstsucht aus dem Kaffeesatz der berechtigten Kritik<br />

mit dem sie <strong>die</strong> Leute ins Boot ziehen wollen aber nicht mit<br />

mir m<strong>ein</strong>e Herren bis ins hohe Alter <strong>und</strong> bis zu den kommunalen<br />

AbwasserverbÅnden FuÇballclubs <strong>und</strong> Landfrauenver<strong>ein</strong>igungen<br />

<strong>und</strong> selbst auch das Recht k<strong>ein</strong>er Ver<strong>ein</strong>igung


eizutreten ist hier zu erwÅhnen was bei blassen <strong>und</strong> weltfremden<br />

TrÅumern wenn sie zudem nicht mal <strong>ein</strong>en Berufsabschluss<br />

vorzuweisen haben irgendwann unweigerlich zu <strong>ein</strong>em<br />

bÉsen Erwachen fÄhren muss das ist eben das Problem<br />

<strong>die</strong>ser Art von Weltsicht dass k<strong>ein</strong> Mensch mitkriegt was sich<br />

hinter s<strong>ein</strong>em RÄcken en detail so alles abspielt denn Orgasmus<br />

schÉn <strong>und</strong> gut kann sogar wie in dem <strong>ein</strong>en populÅren<br />

Drama habe ich Titus schon erwÅhnt zu <strong>ein</strong>er wenn nicht<br />

glÄcklichen so doch den geistigen Zustand der Allgem<strong>ein</strong>heit<br />

in Mitleidenschaft ziehenden Wende fÄhren indem der actor<br />

vivae mutandis s<strong>ein</strong>es vernunftlosen Handelns innewird <strong>und</strong><br />

Äberlegt <strong>und</strong> feststellt dass nur so s<strong>ein</strong>e Vorfahren ihre Stadtrechte<br />

<strong>und</strong> Handelsfreiheit errungen <strong>und</strong> gegen widrige UmstÅnde<br />

fowle FÄrsten gammelige Grafen <strong>und</strong> blinde Barone<br />

verteidigt haben denn nicht wahr es ist auch heutzutage nicht<br />

verkehrt sich zu fragen was hÅlt <strong>ein</strong>e Handlung auÇer der<br />

Apperzeption <strong>und</strong> Kristallurgie ihres Existenzbeweises zusammen<br />

ist sie kontingent genug <strong>und</strong> was bringt sie Äberhaupt<br />

<strong>ein</strong> um <strong>die</strong>se Fragen zu beantworten <strong>die</strong> ich mir oft stelle wÅhrend<br />

ich mich sch<strong>ein</strong>bar sinnlos vollaufen lasse <strong>und</strong> anschlie-<br />

Çend dauernd <strong>und</strong> intensiv Harndrang muss man sehr weit<br />

ausholen zurÄckgehen in Vergangenheiten <strong>die</strong> den meisten<br />

von uns gar nicht prÅsent sind <strong>die</strong> wenn man sie fragte nicht<br />

mal mehr wÄssten was sie gestern <strong>und</strong> vorgestern gemacht<br />

haben oder wo sie ihr Portemonnaie hingelegt haben warum<br />

soll man Leute anklagen <strong>die</strong> so <strong>alt</strong> sind dass sie von der Strafe<br />

nichts mehr mitkriegen wÄrden weil man 40 50 Jahre gewartet<br />

hat bis <strong>die</strong> schweigende Mehrheit <strong>die</strong> man nicht gegen sich<br />

aufbringen wollte ausgestorben ist obwohl er behauptet es sei<br />

<strong>im</strong> Prinzip nicht anders als heute gewesen ich merke k<strong>ein</strong>en<br />

Unterschied auÇer eure Eierkocher KÄhlschrÅnke Elektroherde<br />

<strong>die</strong> meist nicht mal funktionieren chromblitzende FahrradstÅnder<br />

vor den haute couture LÅden mit ihren famosen Reklamebotschaften<br />

freiluft urinierenden FÉnz 'n FÅnz allerorten


litzende ZahnbÄrsten manuell <strong>und</strong> elektrisch klirrende Musikboxen<br />

damals als <strong>die</strong> Vernunft weder in Form von<br />

Morphismen noch Guillotinen vorkam weil sie exemplarisch<br />

als ihre eigene Einsicht unter der OberflÅche des aufke<strong>im</strong>enden<br />

Fortschritts wÄtete regressiv <strong>und</strong> repressiv in <strong>ein</strong>em wenn<br />

du wÄsstest wie weit manche gehen wÄrden um sich das letzte<br />

StÄck Kuchen zu schnappen noch sonstwie vorherrschte sondern<br />

lahm ihre ZÄgel schleifen lieÇ <strong>und</strong> andere Formen des<br />

Zu<strong>ein</strong>anderfindens in den Vordergr<strong>und</strong> traten um <strong>die</strong>se Frage<br />

herum gruppieren sich <strong>ein</strong>e ganze Reihe anderer Fragen das<br />

VerhÅltnis von Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben betreffend Kostenanalyse<br />

ERP Grenznutzen Opt<strong>im</strong>alzolltheorie bei groÇem <strong>und</strong><br />

bei min<strong>im</strong>alem Zahlungsbilanzdefizit Leitungswesen Beschaffung<br />

von geklonten Embryonen Import Export Refinanzierung<br />

Beihilfen sie verkaufen euch MitgefÄhl was bringen<br />

Äberhaupt staatliche BÄrgschaften <strong>und</strong> VersorgungsmaÇnahmen<br />

nach dem Motto pleite gehen <strong>und</strong> dann irgendwo FÉrdergeld<br />

beantragen wenn man am Ende doch <strong>im</strong> Schuldturm<br />

landet soweit wÄrde ich nicht gehen was glaubst du wie <strong>alt</strong><br />

wir ohne aussÅhen posieren unter <strong>ein</strong>er von Metallwinden <strong>und</strong><br />

-stiften kÄnstlich zusammengeh<strong>alt</strong>enen ur<strong>alt</strong>en Eiche <strong>und</strong><br />

jeder nickt dem Andern sch<strong>ein</strong>bar hochachtungsvoll zu jeder<br />

NeuankÉmmling muss sich erst mal in <strong>die</strong> Mitte stellen <strong>und</strong><br />

verschiedene SchwÅnke <strong>und</strong> TÅnze vorfÄhren Reden h<strong>alt</strong>en<br />

Rituale <strong>und</strong> Mutproben Äber sich ergehen lassen muss zeigen<br />

wie belastbar s<strong>ein</strong>e gute Laune <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Dienstfertigkeit sind<br />

danach wird er gewogen <strong>und</strong> darf auf <strong>ein</strong>em der àste Platz<br />

nehmen pret a porter praeceptor gamaryllis et glutaris probant<br />

sch<strong>im</strong>panses gnadenlos an- <strong>und</strong> ausgesaugt <strong>und</strong> wehe er guckt<br />

m<strong>ein</strong>e Frau an <strong>die</strong> bleibt sowieso zu Hause nachdem sie jahrelang<br />

erst in der Schule Uni dann in der Firma den Blickfang<br />

gemacht hat muss er absolut konzentriert mehrere BÅlle auf<br />

<strong>ein</strong>mal hin <strong>und</strong> her spielen <strong>und</strong> gleichzeitig formvollendet mit<br />

den Hufen scharren Hintern wackeln <strong>und</strong> besonders <strong>die</strong> an


den Hauptachsen nicht aus den Augen lassen ich kann mir<br />

jedenfalls nicht vorstellen wie es damals gewesen ist als man<br />

mit eigener HÅnde Arbeit <strong>ein</strong>e Familie ernÅhren konnte <strong>und</strong><br />

Mann <strong>und</strong> Frau ohne Zuhilfenahme nur sch<strong>ein</strong>bar sinnh<strong>alt</strong>iger<br />

Vokabeln zu<strong>ein</strong>ander fanden das heiÇt doch Exklamationen<br />

gab es da schon des Bew<strong>und</strong>erns GenieÇens VergnÄgens der<br />

VerzÄckung Erregung Hysterie <strong>und</strong> Lystera schwungvoll<br />

geschwÅngert taumelt Julia Äber <strong>die</strong> WeltbÄhne <strong>und</strong> unter<br />

fortwÅhrenden Lustschreien auf<strong>ein</strong>anderlagen oder bringe ich<br />

<strong>die</strong> Reihenfolge durch<strong>ein</strong>ander das weiÇ heutzutage nur <strong>die</strong><br />

Wissenschaft auf <strong>die</strong> ist der moderne Mensch angewiesen <strong>die</strong><br />

sich allerdings von sogenannten Fakten viel zu sehr be<strong>ein</strong>flussen<br />

lÅsst <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bedeutung von missing links m<strong>ein</strong>es Erachtens<br />

total unterschÅtzt da ihr <strong>die</strong>se nicht zur VerfÄgung stehen<br />

sondern nur solche Oh-be-jotts <strong>die</strong> sich frÄher weit verbreitet<br />

<strong>und</strong> bis heute gut vermehrt haben sind wir nicht alle Kinder<br />

<strong>und</strong> Kindeskinder von KÉnigen <strong>und</strong> erfolgreichen GeschÅftsleuten<br />

mit ihren zweistelligen Vemehrungsraten alle Äbrigen<br />

sind schnell zu Schall <strong>und</strong> Rauch verblasst wobei es Unterschiede<br />

gibt Genetiker haben es <strong>ein</strong>facher als Historiker sie<br />

markieren ihre Forschungsobjekte radioaktiv aber Äber <strong>die</strong><br />

HÅufigkeit des Geschlechtsverkehrs in <strong>ein</strong>er best<strong>im</strong>mten Epoche<br />

oder Sozialschicht ist damit nichts gesagt auch <strong>die</strong> ArchÅologen<br />

tappen <strong>im</strong> Dunkeln trotz der vielen frischen Luft auf<br />

den HochflÅchen Anatoliens Boliviens oder <strong>im</strong> Jemen <strong>im</strong><br />

assyrischen Weltreich oder in Babylon wenn sie nicht gerade<br />

pÅrchenweise in irgend<strong>ein</strong>e HÉhle oder Gruft verschwinden<br />

um dort nach <strong>ein</strong>schlÅgigen Abbildungen oder SchriftstÄcken<br />

zu suchen <strong>und</strong> wenn sie ausnahmsweise was finden rufen <strong>die</strong><br />

Herren Redaktylusse alle 2 Tage an na-tÄr-lich meist geht es<br />

um viel ernsthaftere Themen <strong>die</strong> <strong>die</strong> Öffentlichkeit viel weniger<br />

interessieren <strong>und</strong> k<strong>ein</strong>e Tageszeitung je drucken wird<br />

neben den normalen Kategorien kann nÅmlich der vernunftbegabte<br />

Mensch der ja angeblich das MaÇ aller Dinge ist aus


den besagten Definitionen gleich wieder neue destillieren<br />

Kraft schÉpfen <strong>die</strong> Kategorie der Morphismen etwa oder <strong>die</strong><br />

der endogenen auf sich selbst bezogenen Morphismen <strong>die</strong> gibt<br />

es franco dazu sobald ich feststelle m<strong>ein</strong>e Ents <strong>und</strong> Obejotts<br />

sind Ö-ber-ra-schung! <strong>ein</strong>e Kategorie aber <strong>die</strong>s ist nun wirklich<br />

Selbstbefriedigung wie mir <strong>ein</strong>st <strong>ein</strong>e Amerikanerin<br />

schrieb asap <strong>und</strong> ihr war nicht <strong>ein</strong>mal klar dass <strong>die</strong> Typ II<br />

Superstrings nur in 10 D<strong>im</strong>ensionen auftreten oder was dasselbe<br />

ist dass sich bei Cliffordalgebren alles in Achterschritten<br />

wiederholt k<strong>ein</strong> W<strong>und</strong>er dass <strong>die</strong> Menschheit den Bach<br />

runtergeht nach <strong>die</strong>sem kurzen herzzerrreiÇenden HÉhenflug<br />

reprÅsentiert <strong>die</strong> Dame doch mit ihrer Ignoranz <strong>die</strong> Mehrheit<br />

selbst unter denen <strong>die</strong> sich rechtzeitig auf BÅume gerettet<br />

haben <strong>und</strong> dort eifrig vermehren wogegen Typ I mit 3% <strong>und</strong><br />

Typ IIb III IVa <strong>und</strong> b V VI unter ferner liefen rangieren was<br />

<strong>ein</strong>wandfrei beweist wenn es hart auf hart geht h<strong>alt</strong>en alle<br />

zusammen welche <strong>ein</strong>es Genstammes sind auch <strong>die</strong> Kritiker<br />

unter ihnen man muss sie nur zu nehmen wissen <strong>und</strong> selbst<br />

der den man frÄher nie mit Schlips <strong>und</strong> Kragen aus dem Haus<br />

gehen sah sondern nur in dicken Wollpullovern von der<br />

schlabberigsten Sorte kann weil er den Job s<strong>ein</strong>er TrÅume <strong>ein</strong><br />

fÄr allemal <strong>und</strong> unwiederruflich ergattert hat <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>fache um<br />

nicht zu sagen stupide BeamtentÅtigkeit fÄr <strong>ein</strong>en dem man<br />

frÄher <strong>im</strong>mer nur den letzten Dreck aufgehalst hat ist das<br />

schon <strong>ein</strong> Aufstieg <strong>und</strong> genauso fÄhrt er sich auf genieÇt in<br />

vollen ZÄgen was andere frustriert fÄr ungenÄgend erklÅren<br />

wÄrden winkt erhobenen Hauptes wenn er be<strong>im</strong> Studium der<br />

ersten Geh<strong>alt</strong>sabrechnung nur k<strong>ein</strong>en Koller kriegt <strong>und</strong> dann<br />

noch feststellt dass er <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e nichts zu melden hat <strong>und</strong><br />

k<strong>ein</strong>er ihm je etwas abkaufen wird auch wenn er sich noch so<br />

anstrengt <strong>ein</strong> bisschen um Vertrauen werben ist ja schÉn <strong>und</strong><br />

gut aber ich wÄrde niemandem etwas abnehmen bei dem ich<br />

das GefÄhl habe <strong>im</strong> Dunkeln vor ihm davonlaufen zu mÄssen<br />

gut man kann's auch Äbertreiben bestÅtigt damit doch nur


gÅngige Vorurteile ohne prinzipiell das Geringste gegen Geschniegelte<br />

zu haben - es ist eher so dass sie vom linksliberalen<br />

Schulrat abgesehen etwas gegen ihn zu haben sch<strong>ein</strong>en<br />

entweder weil sie ihn um s<strong>ein</strong>en tollen Sexu<strong>alt</strong>rieb beneiden<br />

oder was wahrsch<strong>ein</strong>licher ist dass sie ihn mit dem Richter in<br />

<strong>ein</strong>en Topf warfen <strong>die</strong>sen Sch<strong>ein</strong>hedonisten der von Vielen<br />

nicht ohne Gr<strong>und</strong> fÄr <strong>ein</strong>en jener bissigen F<strong>und</strong>amentalkritiker<br />

<strong>ein</strong>gestuft wird <strong>die</strong> wenn sie nicht sinnlos verglÄhen oder<br />

zwischenzeitlich auf konfliktscheu umprogrammiert worden<br />

sind denn das gibt es auch <strong>und</strong> zwar haufenweise dass Leute<br />

<strong>die</strong> sich in ihrer Jugend mÅchtig ins Zeug gelegt haben mit<br />

dem Ziel sich mÉglichst rasch mÉglichst viele F<strong>ein</strong>de zu machen<br />

es mit fortschreitendem Alter allen recht machen wollen<br />

weil sie das Tuscheln <strong>und</strong> <strong>die</strong> kritischen Blicke der schweigenden<br />

Mehrheit nicht mehr ertragen <strong>ein</strong>es Tages in den Talkshows<br />

der dritten Programme groÇ herauskommen <strong>und</strong> sich<br />

nicht scheuen Vergleiche zwischen den Kategorien der Os<br />

<strong>und</strong> Us oder wie man das nennt anzustellen <strong>und</strong> zwar voller<br />

Erkenntnisenthusiasmus wie man ihn sonst nur von Mathematikern<br />

kennt andere Wissenschaftler <strong>und</strong> selbst Theologen <strong>und</strong><br />

Philosophen sind da zurÄckh<strong>alt</strong>ender <strong>ein</strong> Mathematiker freut<br />

sich wenn er etwas beweisen kann auch wenn ihm der Sinn<br />

fÄr <strong>die</strong> Wirklichkeit dabei abhanden kommt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Frau sich<br />

scheiden lÅsst weil sie ihm nicht mehr folgen kann oder will<br />

mit s<strong>ein</strong>em ganzen Verh<strong>alt</strong>en beweist er in ihren Augen nur<br />

s<strong>ein</strong>e jÅmmerliche mickrige UnmÅnnlichkeit den 4 SÉhnen<br />

zum Trotz <strong>die</strong> er mit ihrer VorgÅngerin gezeugt hat jedenfalls<br />

wenn er <strong>die</strong> Bedeutung der Mathematik fÄr das tÅgliche Leben<br />

so umstÅndlich darlegt <strong>und</strong> anders als <strong>ein</strong> erfolgreicher FuÇballstÄrmer<br />

der s<strong>ein</strong> Ding <strong>im</strong>mer irgendwie r<strong>ein</strong>bringt <strong>im</strong><br />

entscheidenen Moment nicht <strong>die</strong> Kurve kriegt nur wenige<br />

Mathematiker sind ja mit Mathematikerinnen verheiratet was<br />

auch nicht gut wÅre weil sich <strong>die</strong> Partner mit ihrer Erkenntniswut<br />

stÅndig gegenseitig beharken wÄrden schlechtes Vor-


ild fÄr <strong>die</strong> Kinder <strong>die</strong> Gefahr besteht zumindest auÇer bei<br />

jenen Hilflosen & Bemitleidenswerten denen Kojouts Firma<br />

ihre gesamte Produktpalette verkauft um nicht andreht zu<br />

sagen Margarinen Saucen Bratfett SonnenÉl oder <strong>die</strong> in Versicherungskammern<br />

<strong>und</strong> Rentenanst<strong>alt</strong>en <strong>die</strong> angewandte <strong>und</strong><br />

sogar <strong>die</strong> r<strong>ein</strong>e Mathematik zum schnÉden Brotberuf herabwÄrdigen<br />

<strong>ein</strong>e Mehrheit welche natÄrlich k<strong>ein</strong> homogener<br />

Haufen ist sondern sich nach Typen untergliedern lÅsst <strong>die</strong> je<br />

nach MentalitÅt <strong>und</strong> Temperament <strong>die</strong> Welt ganz unterschiedlich<br />

mathematisieren wenn aber <strong>die</strong> Frau gar k<strong>ein</strong> geschlechtliches<br />

Wesen ist wenn alle sobald sie von euch genug haben<br />

sich unter<strong>ein</strong>ander Zeichen geben den Daumen senken euch<br />

auflaufen <strong>ein</strong>fach auflaufen lassen indem sie frechweg behaupten<br />

<strong>die</strong> lieÇen sich in àquivalenzklassen <strong>ein</strong>teilen oder<br />

seien sogar <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e <strong>ein</strong> <strong>und</strong> dasselbe ich weiÇ nichts ich<br />

weiÇ nichts du weiÇt nichts Funktionieren der Funktoren<br />

schon auf niedriger Stufe in Morphismen <strong>die</strong> zurÄcklaufen<br />

von E1 nach E2 erinnerlich f21 <strong>und</strong> dann <strong>ein</strong>e Umkehrung<br />

sogenannte <strong>die</strong> alles wieder auf <strong>die</strong> Ei-Dii reduziert wie wenn<br />

<strong>ein</strong>er nach <strong>ein</strong>em entspannenden Urlaub mit der Geliebten<br />

reumÄtig zur Ehefrau zurÄckkehrt am Ende ist doch alles <strong>ein</strong>erlei<br />

man soll das Leben nicht dramatischer machen als es ist<br />

<strong>ein</strong> paar herbe EnttÅuschungen na-<strong>und</strong>! wenn man von <strong>ein</strong>em<br />

hÄbschen MÅdchen um das man sich lange bemÄht hat <strong>ein</strong> fÄr<br />

allemal abserviert wird <strong>und</strong> sie sagt <strong>ein</strong>em womÉglich auf den<br />

Kopf zu was sie von <strong>ein</strong>em hÅlt n<strong>im</strong>mt k<strong>ein</strong> Blatt vor den<br />

M<strong>und</strong> Huh-uh! da sollte sie <strong>ein</strong> bisschen vorsichtig s<strong>ein</strong> aber<br />

sie hat ja schon lÅngst <strong>ein</strong>en neuen BeschÄtzer <strong>und</strong> mit dem<br />

wÄrde ich mich lieber nicht anlegen sagt viel aus a) Äber <strong>die</strong><br />

Welt als Ganzes <strong>und</strong> b) das eigene StehvermÉgen nur wer den<br />

SchlÄssel kennt kommt ans SchlieÇfach in dem das Naschwerk<br />

lagert dem fÅllt es leicht von <strong>ein</strong>er BlÄte zur andern zu<br />

flattern Schuld<strong>ein</strong>gestÅndnisse Äberschriebene Lebensversicherungen<br />

Schlegewiwo egal Hauptsache gut gelebt mit Villa


Pool <strong>und</strong> Sportwagen profitiert vom Bewussts<strong>ein</strong> s<strong>ein</strong>er MÉglichkeiten<br />

wird st<strong>ein</strong><strong>alt</strong> aus bereits genannten GrÄnden <strong>ein</strong><br />

Funktor F von Kat-a nach Kat-b ist <strong>ein</strong>e Vorschrift <strong>die</strong> jedem<br />

Objekt Oa von Kat-a <strong>ein</strong> Objekt Ob=F(Oa) von Kat-b <strong>und</strong><br />

jedem Morphismus f12 von Kat-a <strong>ein</strong>en Morphismus F(f12)<br />

von Kat-b zuordnet mit der folgenden Eigenschaft F(f12*f23)<br />

= F(f12)*F(f23) naja klar eigentlich <strong>die</strong>se Formel hat es in<br />

sich <strong>und</strong> sollte jeden begeistern wie <strong>ein</strong> gutes Gedicht den<br />

Literaturkenner <strong>ein</strong> gelungenes Festmahl den F<strong>ein</strong>schmecker<br />

<strong>ein</strong>e Oper von Verdi den Musikfre<strong>und</strong> aber wehe man hat<br />

Schnupfen oder starken Husten <strong>und</strong> sitzt hinter <strong>ein</strong>em besonders<br />

enthusiastischen man kann auch sagen fanatischen Kulturfre<strong>und</strong><br />

oder womÉglich in <strong>ein</strong>em Klassenz<strong>im</strong>mer in dem<br />

der Lehrer mit Éden Wissensfetzen um sich wirft <strong>die</strong> k<strong>ein</strong>en<br />

Menschen interessieren stattdessen man sich viel lieber mit<br />

Ute unterh<strong>alt</strong>en wÄrde mit ihr Eis schlecken lange <strong>und</strong> intensiv<br />

in <strong>die</strong> Augen gucken <strong>die</strong>se unwahrsch<strong>ein</strong>lich schÉnen<br />

vielversprechenden blitzblauen Dotteraugen oder ins Kino<br />

gehen Arme B<strong>ein</strong>e Wangen BrÄste an<strong>ein</strong>ander wetzen statt<br />

<strong>die</strong> ganze Zeit ohnmÅchtig den TrÅger ihres BÄstenh<strong>alt</strong>ers<br />

anzustarren der sich unterm Hemd auf ihrem RÄcken abzeichnet<br />

<strong>und</strong> an der Schulter vorwitzig vorschaut <strong>und</strong> sich zu fragen<br />

ob der sie nicht drÄckt <strong>und</strong> durch s<strong>ein</strong> DrÄcken be<strong>im</strong> Lernen<br />

stÉrt <strong>und</strong> an welcher weichen Stelle wohl <strong>die</strong> stÅrkste<br />

Kraft wirkt alles unerreichbare TrÅume denn sie guckt <strong>ein</strong>en<br />

Jungen nie an angeblich hat sie <strong>ein</strong>en Fre<strong>und</strong> von auÇerhalb<br />

der stu<strong>die</strong>rt schon so empfÅnglich ist man fÄr ihre seltene<br />

SchÉnheit dass man sich nicht konzentrieren kann so direkt<br />

geht sie <strong>ein</strong>em ins Herz dass <strong>ein</strong>em der Gedanke hier kÉnne<br />

<strong>die</strong> Natur des Guten zuviel <strong>und</strong> dem MÅdchen damit k<strong>ein</strong>en<br />

Gefallen getan haben ja <strong>ein</strong> Weichei wie Ko<strong>wal</strong>ski ja Weichei<br />

sage ich trotz s<strong>ein</strong>es Astronautenvaters der guckt sie nie an<br />

bleibt <strong>ein</strong>fach zuhause <strong>ein</strong>e Premiere auf Video exzellente<br />

BallettauffÄhrung inszeniert von dem in Deutschland am


lÅngsten aktiven Choreografen berÄhmt bis in <strong>die</strong> FuÇpitzen<br />

des Hudson Rivers wo er frÄher mal nasse FÄÇe gekriegt hat<br />

<strong>und</strong> seither nicht mehr hin will <strong>die</strong> Äberragende Leistung des<br />

Hamburger StÄrmers <strong>im</strong> Endspiel der sich erst kÄrzlich von<br />

s<strong>ein</strong>er Frau getrennt hat um sie nicht zu verletzen wie er sagt<br />

<strong>die</strong> ganzen Groupies versteht ihr von denen ich <strong>ein</strong>fach <strong>die</strong><br />

Finger nicht lassen kann lauern mir auf nach dem Training<br />

letztlich ist alles <strong>im</strong> Leben <strong>ein</strong> ZurÄckkehren zu Altbekanntem<br />

welches wir in uns an- <strong>und</strong> nachklingen lassen Strukturerh<strong>alt</strong>ung<br />

statt Strukturwandel heiÇt <strong>die</strong> Devise <strong>ein</strong> gutes StÄck<br />

Konservatismus den sich jeder Mathematiker gÉnnen darf<br />

auch <strong>ein</strong>er der sich vordergrÄndig mit extrem dynamischen<br />

VorgÅngen beschÅftigt wo der normal vorsichtige Mensch<br />

schon lÅngst den Kopf <strong>ein</strong>gezogen hÅtte geschweige denn<br />

s<strong>ein</strong>e Nase r<strong>ein</strong>stecken wÄrde doch wenn man Kant folgend<br />

den Vorgang des Denkens als Ganzes n<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> anschlie-<br />

Çend sorgsam in s<strong>ein</strong>e Teile zergliedert wozu in der Wissenschaft<br />

<strong>im</strong>mer genug Zeit bleibt insofern ist <strong>die</strong>se anders als<br />

der Alltag mit s<strong>ein</strong>en plÉtzlichen unvermittelten Fallstricken<br />

in <strong>die</strong> man unversehens hin<strong>ein</strong>stolpert oder auch nicht so dass<br />

der Eindruck des Statischen das Äber allem Geschehen liegt<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong>sen Eindruck teilt man mit dem <strong>alt</strong>ernden Betrachter<br />

des <strong>alt</strong>ernden Kosmos der alle Äbrigen beschwerlichen <strong>und</strong><br />

nervenaufreibenden AktivitÅten in weiser Voraussicht rechtzeitig<br />

<strong>ein</strong>gestellt hat <strong>und</strong> explo<strong>die</strong>rende Sterne k<strong>ein</strong>eswegs als<br />

fantastische Vorboten grandioser Weltereignisse missversteht<br />

wie beispielsweise <strong>die</strong> <strong>alt</strong>en Griechen RÉmer oder Chinesen<br />

<strong>und</strong> auch heute noch <strong>die</strong> verklÅrende Blicke nach oben richtenden<br />

Massen inspiriert Leda nachdem Zeus sie verfÄhrt<br />

hatte legte zwei Eier <strong>die</strong> nachher lange <strong>im</strong> Brennpunkt standen<br />

mit Peleus am Argonautenzug teilnahmen lieÇen sich<br />

<strong>ein</strong>spannen pubertierende Knaben <strong>die</strong> vom goldenen Vlies<br />

trÅumen oder von <strong>ein</strong>er goldumrandeten Deutschlandfahne<br />

der Jagd nach dem Kalydonischen Eber <strong>ein</strong>en Zentauren nach


dem anderen abgeschlachtet <strong>und</strong> so weiter wie heute <strong>die</strong><br />

Wildschw<strong>ein</strong>e <strong>die</strong> sich angeblich des Kl<strong>im</strong>awandels wegen<br />

massenhaft vermehren <strong>und</strong> zuweilen mit ihren Rotten in unsere<br />

DÉrfer <strong>ein</strong>dringen <strong>und</strong> in ihrem Furor ganze Eis<strong>die</strong>len demolieren<br />

Frisiersalons SpielzeuglÅden <strong>und</strong> MalerfachgeschÅfte<br />

sowie BÄros <strong>ein</strong>es zumindest bis zur jÄngsten Finanzkrise<br />

namhaften Versicherungskonzerns plattmachen <strong>und</strong> nun kreisen<br />

sie da oben ich m<strong>ein</strong>e <strong>die</strong> Zwillinge in ihren schicken hell<br />

erleuchteten Raumgleitern <strong>und</strong> blinken uns an ohne dass ihnen<br />

selbst <strong>die</strong> Erleuchtung je teilhaftig geworden ist ich wÄrde<br />

wie bereits an anderer Stelle ausgefÄhrt fÄr <strong>ein</strong>e<br />

Umbennennung auch des Herkules in solche Gest<strong>alt</strong>en der<br />

Geschichte plÅ<strong>die</strong>ren <strong>die</strong> unseren Planeten nach vorne gebracht<br />

haben nicht nur in frei erf<strong>und</strong>enen Heldensagen richtige<br />

Menschen aus Fleisch <strong>und</strong> Blut mit Fehlern <strong>und</strong> SchwÅchen<br />

mit denen man mitfÄhlen <strong>und</strong> sich identifizieren kann so<br />

dass sich all <strong>die</strong> jungen <strong>und</strong> aufstrebenden VÉlker das Zaumzeug<br />

bereitwillig anlegen lassen <strong>die</strong> m<strong>ein</strong>en es ginge <strong>ein</strong>fach<br />

<strong>im</strong>mer so weiter mit dem Fortschritt <strong>und</strong> wenn sie <strong>die</strong> Moderne<br />

nur genÄgend lange kopieren wachsen ihnen Genien auf<br />

dem Kopf wie anderen <strong>die</strong> Haare oder in KÉrperÉffnungen <strong>die</strong><br />

sie <strong>im</strong>mer zwanghaft fÄr etwas OrdinÅres geh<strong>alt</strong>en haben<br />

Demokrit Platon Magellan Heisenberg <strong>und</strong> HÉlderlin weit<br />

gefehlt <strong>die</strong> Zahl der mÉglichen groÇen Entdeckungen <strong>und</strong><br />

Eroberungen ist ziemlich beschrÅnkt <strong>und</strong> heutzutage stark am<br />

Abnehmen <strong>und</strong> ohnehin mit Vorsicht zu genieÇen ich sage nur<br />

Baum der Erkenntnis Mystifizierung <strong>und</strong> Selbstbetrug jeder<br />

ist s<strong>ein</strong>e eigene Reklamemaschine nur wer viel Wind macht<br />

<strong>und</strong> ordentlich Schiebung wird auch wahrgenommen <strong>und</strong><br />

kann auf <strong>ein</strong>en lexikalischen Eintrag hoffen oder <strong>die</strong> BÄchse<br />

der Pandora <strong>und</strong> <strong>die</strong> Verbrechertypen unter den groÇen sogenannten<br />

Entdeckern so dass es Tage<strong>die</strong>be <strong>und</strong> elegante<br />

Nichtstuer am Ende viel leichter haben als WÄhlmÅuse <strong>und</strong><br />

andere frÄh <strong>alt</strong>ernde Arbeitstiere erfreuen sich wenn sie es


klug anstellen <strong>ein</strong>es langen <strong>und</strong> angenehmen Lebens wir bewegen<br />

uns auf zwei Ufern <strong>ein</strong>es breiten Flusses den noch k<strong>ein</strong><br />

Mensch Äberquert hat gibt in der Natur zwar Muren Geysire<br />

<strong>und</strong> Fulerene aber fast gar k<strong>ein</strong>e Isomorphismen von Kategorien<br />

was es gibt ist etwas schwÅcheres nÅmlich àquivalenzen<br />

<strong>ein</strong> Funktor F heiÇt àquivalenz von Kat-a <strong>und</strong> Kat-b wenn es<br />

<strong>ein</strong>en Funktor G von Kat-b nach Kat-a <strong>und</strong> natÄrliche<br />

Isomorphismen von G nach F <strong>und</strong> von F nach G zur IdentitÅt<br />

gibt es ist dann auch G <strong>ein</strong>e àquivalenz von Kategorien <strong>und</strong><br />

Kat-a heiÇt zu Kat-b Åquivalent hier haben wir den Begriff<br />

des NatÄrlichen um den auch der Mathematiker nicht herum<br />

kommt wollte ich hauptsÅchlich zeigen allen sÄÇen aber stÉrenden<br />

Ablenkungen zum Trotz dass nÅmlich Wissenschaftler<br />

sich zuweilen jahrelang mit abseitigen Fragen herumschlagen<br />

bevor sie mit den Details ihrer zugegeben teils faszinierenden<br />

Spekulationen <strong>und</strong> raffinierten Resultate ins Sch<strong>ein</strong>werferlicht<br />

der Öffentlichkeit treten kÅseweiÇ zwar von der PlÅtte bis zur<br />

Sohle vom Hocken in dÄsteren Stu<strong>die</strong>rstuben <strong>und</strong> zuerst<br />

schieflich griemelnd aber doch auch triumphierend sich vom<br />

dauernden Frust <strong>und</strong> der feh<strong>lenden</strong> Anerkennung nichts anmerken<br />

lassen <strong>im</strong>mer H<strong>alt</strong>ung bewahren darauf kommt es an<br />

gerade jetzt wo man kurz davor steht in den Gerthsen aufgenommen<br />

zu werden den Knauer-Liebich gar <strong>und</strong> auch der<br />

hÄbschesten SchÄlerin mit Namen bekannt wird obwohl man<br />

sonst nichts davon hat hÉchstens irgendwelche Nachfahren zu<br />

denen <strong>ein</strong>em aber jedwede Beziehung fehlt das sollte auch<br />

<strong>ein</strong>er wie der Richter endlich erkennen lobe ich mir das FuÇballspielen<br />

ist nichts fÄr <strong>die</strong> Ewigkeit <strong>und</strong> hat doch <strong>ein</strong>en derartigen<br />

NÅhrwert dass es mich zuweilen von Sonja <strong>und</strong> Ute<br />

ablenkt sebst wenn nach der Auswahlmannschaft nichts mehr<br />

kommt weil ich jetzt schon sehe dass <strong>ein</strong>er wie Vogtaler mir<br />

Äber ist er hat <strong>ein</strong>fach das bessere BallgefÄhl nicht jeder kann<br />

ja <strong>ein</strong> groÇer Star werden <strong>und</strong> doch lÅsst sich mit FuÇball das<br />

Leben ganz herrlich genieÇen <strong>und</strong> ausstaffieren als Wissen-


schaftler dagegen habe ich mal <strong>ein</strong> Interview gelesen zwei mit<br />

vielen Preisen bedachte GroÇforscher auch wenn der Reporter<br />

ihre neue Erfindung nicht ganz kapiert hatte aber <strong>ein</strong>e Meldung<br />

ist <strong>ein</strong>e Meldung nur nicht am 1. April am besten der<br />

<strong>ein</strong>e macht selbst den Reporter stellt sich breitb<strong>ein</strong>ig <strong>und</strong> nonchalant<br />

aufs Podest vor <strong>die</strong> Kameralinse endlich endlich ist<br />

sich jemand nicht zu schade der breiten Masse <strong>die</strong> Natur der<br />

Welt durch zu buchstabieren schmeiÇt sich in <strong>die</strong> Brust <strong>und</strong><br />

trampelt beharrlich respektlos auf der RealitÅt <strong>und</strong> ihrer angeblichen<br />

Unverwechselbarkeit herum erklÅrt wie komme ich<br />

zu Verallgem<strong>ein</strong>erungen von bereits Bekanntem <strong>die</strong> ganz<br />

anders aussehen ich will erwidert Leda mir doch k<strong>ein</strong> Wollwoll-woll-kenen-kuckuck-kuckuck-kuckucks-hei-he<strong>im</strong><br />

bauen<br />

in dem alles drunter <strong>und</strong> drÄber geht auch mit <strong>ein</strong>em Zeus<br />

nicht wie frÄher: mÉglichst rasch musste geheiratet werden<br />

besonders bei Sturzgeburten ich will schreit sie aus voller<br />

Kehle <strong>ein</strong> Funktor F ist genau dann <strong>ein</strong>e àquivalenz wenn er<br />

treu <strong>und</strong> dicht ist also das leuchtet mir <strong>ein</strong> hat man <strong>die</strong>sen Satz<br />

aufgestellt um nicht <strong>im</strong>mer den vollen Apparat & Kanone auf<br />

<strong>die</strong> Berechnung von G richten zu mÄssen denn was treu oder<br />

dicht ist kann man sich hÅufig genug intuitiv vorstellen <strong>und</strong><br />

noch besser wenn <strong>ein</strong>er nicht ganz dicht oder gar untreu ist<br />

<strong>und</strong> wenn dann in gewissen Filmen <strong>die</strong> sich unsere Eltern<br />

<strong>im</strong>mer gern angesehen haben mit vielen Zierblumen auf den<br />

Tapeten <strong>die</strong> man heute so nicht mehr hat weil heute wird das<br />

meiste weiÇ gestrichen oder auch bunt <strong>und</strong> in GeschÅftsdingen<br />

viel schneller zur Sache gekommen<br />

rong-rong-rong<br />

rong-rong-rong<br />

rong-rong-rong<br />

<strong>und</strong> es ist nicht das Klingelsignal<br />

rongrongrongrong<br />

<strong>im</strong>mer schneller <strong>und</strong> dann auch mal etwas langsamer<br />

Rong---rong


Genuss hoch drei<br />

Rong<br />

Rong-rong-rong<br />

Rongrongrong<br />

doch kurz vorm Kommen blickt sie sich um blickt sie mich an<br />

als ahne sie etwas <strong>und</strong> er verrÉchelt<br />

oi--oi--oi--oich<br />

in <strong>ein</strong>em was hÅtte perfekt werden kÉnnen <strong>und</strong> sollen<br />

lenken wir unsere Schritte <strong>und</strong> tati-tatamm auch <strong>die</strong> Gedanken<br />

lieber in andere Richtungen ich will sagt <strong>die</strong> Frau kauft <strong>ein</strong><br />

zahlt mit dem Geld des Mannes oder in Naturalien denen er<br />

nicht widerstehen kann <strong>und</strong> dann hat er den Salat den er in<br />

s<strong>ein</strong>er hohen Stellung nicht annÅhernd fÄr mÉglich s<strong>ein</strong> Hemd<br />

ist vollgekleckert <strong>und</strong> alle sind auf <strong>ein</strong>mal gegen ihn alles<br />

fÅrbt sich grÄn <strong>und</strong> gelb von der Sauce aber das kommt davon<br />

wenn man Vitamine nicht gewohnt ist kann man von ihnen<br />

sogar krank werden sagen Lammert <strong>und</strong> Muckenbarth in seltener<br />

Über<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mung <strong>und</strong> Froll<strong>ein</strong> Ute lacht sich <strong>ein</strong>s weil<br />

<strong>die</strong> Gerichte meist nur auf Formfehler achten statt auf den<br />

Inh<strong>alt</strong> Recht sprechen statt Gerechtigkeit <strong>und</strong> k<strong>ein</strong>e Erleichterung<br />

fÄr gesch<strong>und</strong>ene Seelen nirgends zur Fre<strong>und</strong>in will er<br />

nicht ziehen mit der wird er nicht glÄcklich hat s<strong>ein</strong> Vater<br />

m<strong>ein</strong>em Vater erzÅhlt <strong>die</strong> reiÇt dauernd Witze warum haben<br />

MÅnner k<strong>ein</strong>e BrÄste weil sie <strong>die</strong> Doppelbelastung nicht aush<strong>alt</strong>en<br />

wÄrden wird er sich <strong>im</strong>mer fragen was er falsch gemacht<br />

hat sonst wÅre er mit ihr vielleicht gut klar gekommen<br />

bis ins hohe Alter man weiÇ es nicht stattdessen hat er schnell<br />

zugegriffen als sich ihm <strong>ein</strong>e andere anbot ohne nachzuprÄfen<br />

ob <strong>die</strong> fÉrmlichen Voraussetzungen erfÄllt sind <strong>und</strong> dann wird<br />

plÉtzlich das Buch zugeklappt am besten man macht um solche<br />

Juristinnen <strong>ein</strong>en groÇen Bogen unberechenbar sind <strong>die</strong><br />

doch vielleicht gerade darum interessant auch <strong>im</strong> GeschÅftsleben<br />

ist mit ihnen nicht gut Kirschen essen es sei denn man<br />

hÅtte sie selbst beauftragt dann folgen sie <strong>ein</strong>em blindlings in


jede KnallbÉllerei <strong>und</strong> jedes Ritualmordverfahren das uns<br />

jetzt womÉglich von ganz anderer Seite droht dichte Kugelpackung<br />

heiÇt das <strong>im</strong> neudeutschen Sprachgebrauch mit Ausrufezeichen<br />

<strong>und</strong> da brauche ich eigentlich nichts mehr hinzu zu<br />

fÄgen nur das Eine will ich noch sagen dass das AnzÄgliche<br />

m<strong>ein</strong>e Phantasie <strong>im</strong>mer am wirksamsten gefangen hÅlt obwohl<br />

ich eigentlich fertig bin <strong>und</strong> nach dem Abklingen der<br />

Erregung fÄr gewÉhnlich auch das Interesse am anderen Geschlecht<br />

erlahmt zumindest zeitweise denn ergÅnzen sich<br />

Mann <strong>und</strong> Frau in <strong>ein</strong>er Weise wie wenn sie beide an <strong>ein</strong>em<br />

zu groÇen Gewinde drehen wÄrden auÇer bei sehr groÇen<br />

HÅnden von Bauarbeitern oder <strong>ein</strong>er sehr kl<strong>ein</strong>en Öffnung ich<br />

kann es mir trotzdem nicht vorstellen <strong>und</strong> eben <strong>die</strong>s leistet <strong>die</strong><br />

beziehungsfÅhige Frau BZFF dass zwischen sie <strong>und</strong> den passenden<br />

Mann k<strong>ein</strong> Blatt passt geschweige <strong>ein</strong> Innenminister<br />

der am liebsten Äber allen Betten <strong>und</strong> Toiletten schweben<br />

wÄrde Videokameras installieren wo er sich mit etwas mehr<br />

Phantasie <strong>die</strong> Details genausogut ausmalen kÉnnte <strong>und</strong> noch<br />

wÅhrend des Vollzuges Äber <strong>die</strong> Art <strong>und</strong> <strong>die</strong> Essenz ihres<br />

Empfindens aufgeklÅrt werden mÉchte ohne doch jemals zum<br />

vollen VerstÅndnis desselben zu gelangen den mittels Kondomen<br />

vollzogenen Sexualakt <strong>im</strong> letzten genauso unbefriedigend<br />

findet denn wozu soll das fÄhren wenn das wohin es<br />

gelangen soll nicht dahin darf wofÄr es best<strong>im</strong>mt ist.<br />

11:00-11:45<br />

á<br />

-Gute Nachrichten, sagt St<strong>ein</strong>meier <strong>und</strong> verteilt <strong>die</strong> Klausuren,<br />

von oben nach unten, damit <strong>die</strong> mit den schlechten Noten sich<br />

besonders lange freuen kÉnnen - in <strong>die</strong>ser Hinsicht gar nicht<br />

weit entfernt vom verhassten Vorgesetzten.


-Eine ausgezeichnete Arbeit, sagt er zum Richter, denn er<br />

weiÇ <strong>und</strong> es ist ihm erst kÄrzlich wieder zugetragen worden,<br />

dass <strong>die</strong>ser streitbare SchÄler <strong>im</strong> Dauerclinch mit der Schulleitung<br />

liegt, <strong>die</strong> sich von allen s<strong>ein</strong>en Aktionen zu recht provoziert<br />

<strong>und</strong> in ihrer AutoritÅt angezweifelt fÄhlt <strong>und</strong> ihn zudem<br />

fÄr <strong>die</strong> nÉtig gewordene auÇerplanmÅÇige Verschiebung<br />

der Abschlussklausuren verantwortlich macht.<br />

-Man sieht, dass du dich fÄr Geschichte wirklich interessierst<br />

<strong>und</strong> dir Äber <strong>die</strong> Rolle <strong>und</strong> <strong>die</strong> psychologischen BeweggrÄnde<br />

der Protagonisten Gedanken gemacht hast. Auch wie du <strong>die</strong><br />

damaligen sozialen VerhÅltnisse kritisch beleuchtest, spricht<br />

sehr fÄr d<strong>ein</strong>e Arbeit, <strong>die</strong> ich mit sehr gut bewertet habe.<br />

FÄrwahr, ist St<strong>ein</strong>meier nicht <strong>ein</strong> Lehrer von <strong>alt</strong>em Schrot <strong>und</strong><br />

Korn! Einer, wie er in guten <strong>alt</strong>en BÄchern vorkommt, der<br />

sich an das Punktesystem nie gewÉhnen wird, auch wenn<br />

manche SchÄler, zuvorderst Vogtaler, <strong>die</strong> Nase rÄmpfen, wÅhrend<br />

sich AndrÑ Kromme <strong>und</strong> Ko<strong>wal</strong>ski sch<strong>ein</strong>bar nichts anmerken<br />

lassen, der Richter findet nichts dabei, derart Äber den<br />

grÄnen Klee gelobt zu werden. Er interessiert sich wirklich fÄr<br />

Geschichte <strong>und</strong> wÄrde es vielleicht sogar stu<strong>die</strong>ren, wenn er<br />

nicht selber Geschichte machen wollte. NatÄrlich fÄhlt er sich<br />

geschmeichelt <strong>und</strong> auch <strong>ein</strong> wenig ermutigt, an s<strong>ein</strong>em Konfrontationskurs<br />

festzuh<strong>alt</strong>en.<br />

-Im Gegensatz zu Anderen, fÅhrt St<strong>ein</strong>meier fort, <strong>die</strong> durch<br />

oberfÅchliches Lernen der r<strong>ein</strong>en Fakten ... aber darauf komme<br />

ich gleich.<br />

Vorher gibt er Ute ihre Arbeit zurÄck, nicht ohne sich von ihr<br />

mit sch<strong>im</strong>mernden Kristallen benetzen zu lassen.<br />

Dann kommen Paula, Werding <strong>und</strong> Stefan Ko<strong>wal</strong>ski.<br />

-Man sieht, du hast dich angestrengt, <strong>die</strong> Fakten zu lernen,<br />

sagt er zum Letzteren. Trotzdem habe ich dir k<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>s gegeben,<br />

weil du <strong>die</strong> allgem<strong>ein</strong>en historischen Prinzipien, <strong>die</strong> hinter<br />

den Geschehnissen durchsch<strong>ein</strong>en, offensichtlich nicht


verstanden hast. Man kann durchaus feststellen, dass es dir in<br />

<strong>die</strong>ser Hinsicht an abstrakter Intelligenz mangelt.<br />

Ein Teil der Klasse hÅlt den Atem an. Ko<strong>wal</strong>ski, der hochgelobte<br />

MusterschÄler, mit den auÇerordentlichen analytischen<br />

FÅhigkeiten, der in M<strong>und</strong>igs Mathematikunterricht gr<strong>und</strong>sÅtzlich<br />

<strong>im</strong>mer <strong>die</strong> hÉchste Punktzahl abrÅumt, <strong>ein</strong> Fadenwurm<br />

<strong>und</strong> Dummrian? Kann er nicht auf <strong>ein</strong>e lange Reihe erlauchter<br />

Ahnen zurÄckblicken, zuletzt auf Schleswigus den Schrecklichen,<br />

Erobererer Hammerburgs <strong>und</strong> Konteradmiral aller gekÉpften<br />

Piraten, <strong>und</strong> auf <strong>ein</strong>en stadtbekannten<br />

Astronautenvater - wobei 'Astronaut' hier <strong>ein</strong> Platzh<strong>alt</strong>er fÄr<br />

etwas Besonderes ist, fÄr <strong>ein</strong>en Beruf von Bedeutung, der in<br />

normalen Menschen gewisse abenteuerliche Vorstellungen<br />

wachruft, moderne oder auch esoterische Vorstellungen von<br />

Lichtgest<strong>alt</strong>en, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Erde jahrelang in groÇer HÉhe umkreisen,<br />

umstandslos auf dem Mond landen <strong>und</strong> zuweilen auch<br />

am Mars vorbei durch den AsteroidengÄrtel hindurch auf<br />

n<strong>im</strong>mer Wiedersehen <strong>im</strong> Weltall verschwinden. Kosmische<br />

Ritter <strong>und</strong> Reiter, <strong>und</strong> dabei doch durchaus prosaisch gegen<br />

alles, was ihnen <strong>im</strong> Wege steht, mit Laserkanonen vorgehend.<br />

Wie damals <strong>die</strong> Hunnen. Oder wie Cowboys, mit Zigarillos<br />

<strong>im</strong> M<strong>und</strong>winkel sich gnadenlos den Weg freischieÇend. Das<br />

Beispiel Asteroiden: wehe, <strong>ein</strong>er von denen wagt, ihnen zu<br />

nahe zu kommen. Piff, paff, puff, sage ich nur, aus <strong>und</strong> vorbei,<br />

jedes MolekÄl ihrer OberflÅche, jedes Bakterium in ihrem<br />

Innern, das sich bereits als glorreicher Ke<strong>im</strong> neuen Lebens<br />

gefÄhlt haben mag: fÄr <strong>im</strong>mer ausgelÉscht. RÄcksichtslos<br />

ausra<strong>die</strong>rt. Wo gehobelt wird, da fallen SpÅne. Ein richtiger<br />

Astronaut fackelt nicht lange. Nicht nur Asteroiden, auch<br />

stinknormalen AuÇerirdischen gegenÄber, auÇer wenn's <strong>ein</strong><br />

Prinz vom Planeten Priamos ist. So sind Astronauten nunmal.<br />

Sie gehen unbeirrt ihren Weg. Wenn sie sich jedesmal Zeit<br />

nÅhmen, lange nachzudenken, wÄrden sie da oben zu gar<br />

nichts mehr kommen. Erst schieÇen, dann fragen, das ist <strong>die</strong>


ichtige Reihenfolge, sonst wÅren auch <strong>die</strong> Cowboys <strong>im</strong> wilden<br />

Westen nicht soweit gekommen, sondern schon viel frÄher<br />

ausgestorben. Genau wie <strong>die</strong> Hunnen. Okay, Astronauten<br />

sind nicht ganz so rabiat. Im Gegensatz zu Cowboys <strong>und</strong><br />

Hunnen haben <strong>die</strong> meisten <strong>ein</strong>e langjÅhrige humanistische<br />

oder technisch-wissenschaftliche Ausbildung genossen, <strong>und</strong><br />

das zÅhmt erfahrungsgemÅÇ ungerichtete Aggressions<strong>im</strong>pulse.<br />

Spontane Massaker <strong>und</strong> unbillige oder ungerechtfertigte MassenerschieÇungen<br />

kommen bei Astronauten relativ selten vor.<br />

Die meisten sind froh, Äberhaupt <strong>ein</strong>en hochzukriegen. Und<br />

noch froher, heil wieder unten anzukommen <strong>und</strong> nicht tragisch<br />

wie <strong>ein</strong> GlÄhwÄrmchen in den hÉheren Schichten der<br />

AtmosphÅre zu verglÄhen. Erratische Grashopser des Kosmos<br />

sind sie, wenn man's genau bedenkt, <strong>die</strong> Äber den Erdkreis<br />

letztlich nicht sehr weit hinauskommen. Ein paar Pirouetten,<br />

nicht viel hÉher als <strong>im</strong> Lunapark <strong>die</strong> Raumschiffe, <strong>und</strong><br />

Schluss. Besonders frÄher war das so, in den sogenannten<br />

glorreichen Zeiten. Damals ging, wie man aus <strong>alt</strong>en Dokumentarfilmen<br />

weiÇ, vieles daneben. Endete tragisch. Ventile<br />

klemmten, bis alle laut japsend nach Luft schnappten; der<br />

Strom fiel aus; Notaggregate versagten den Dienst; Instrumente<br />

zeigten falsch an; Schutzschilde verdampften, dass<br />

<strong>ein</strong>em als Astronaut der Hintern ziemlich heiÇ wurde. Im<br />

Zweifel kam man sogar ums Leben.<br />

Und heute? Heute gibt es, allgem<strong>ein</strong> formuliert, kaum noch<br />

echte groÇe Gefahren. Alles ist ja bereits piff, paff, puff kaputt<br />

geschossen. Heute braucht der Astronaut nur in s<strong>ein</strong>e Raumkapsel<br />

zu steigen, <strong>im</strong> Äbertragenen Sinne, versteht sich, <strong>und</strong><br />

kann losfliegen, ohne sich groÇ anstrengen zu mÄssen. Es<br />

reicht, wenn er den Startknopf drÄckt, schon geht es steil nach<br />

oben. Immer weiter. Ziemlich lange dauert es allerdings, bis<br />

er irgendwo ankommt, <strong>und</strong> er hat unterwegs viel Zeit, sich mit<br />

privaten Problemen zu beschÅftigen. Mit Ehestreitigkeiten<br />

zum Beispiel, oder, wenn er <strong>ein</strong>e Geliebte hat, mit der. Von


oben betrachtet sieht manches plÉtzlich ganz anders aus. Viel<br />

<strong>ein</strong>facher sch<strong>ein</strong>t <strong>ein</strong>em das Leben, <strong>und</strong> gar nicht mehr so<br />

schwer. Man ist ja auf der Erde vorÄbergehend nicht mehr<br />

vorhanden. Nur <strong>im</strong> geistigen Sinne ist man noch vorhanden,<br />

<strong>und</strong> steckt in den anderen drin, in der Ehefrau oder der Geliebten,<br />

wenn sie, was hoffentlich der Fall ist, an <strong>ein</strong>en denken.<br />

Astronauten sind bei Geliebten sehr beliebt. K<strong>ein</strong> W<strong>und</strong>er,<br />

wenn man bedenkt, was angehende Astronauten fÄr<br />

Auswahlprozeduren Äber sich ergehen lassen mÄssen. Und<br />

wenn sie dann genommen werden, dÄrfen sie auch nicht<br />

gleich losfliegen, sondern mÄssen trainieren. Von morgens bis<br />

abends trainieren, auf Vibrationsplatten, an Astrotr<strong>im</strong>mern<br />

<strong>und</strong> in galileischen Kugelsystemen. Oft kommen sie trainierend<br />

ins Fernsehen, <strong>und</strong> das ist dann der Punkt, wo <strong>die</strong> Geliebten<br />

ansetzen, weil nur wer oft ins Fernsehen kommt, ist<br />

bei denen wirklich beliebt. Selbst EntfÄhrer <strong>und</strong> MassenmÉrder<br />

haben es auf <strong>die</strong> Art schon zu Geliebtheit gebracht, indem<br />

sie mitten bei der EntfÄhrung <strong>ein</strong> Fernsehinterview gaben.<br />

Und wie erst <strong>die</strong> muckibepackten Astronauten <strong>im</strong> Training!<br />

Die sind derartig beliebt, dass sie es kaum noch aush<strong>alt</strong>en.<br />

Auch frÄher schon sind Astronauten natÄrlich beliebt gewesen<br />

<strong>und</strong> als Helden gefeiert worden. Um so mehr, wenn sie mit<br />

ihren mÄden Gliedern aus den rostigen Kapseln gefallen sind,<br />

bevor <strong>die</strong> in der AtmosphÅre verdampften. Dann haben <strong>die</strong><br />

Zeitungen berichtet <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> Boulevardmagazine, <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong>s sei <strong>ein</strong>e Art der Anteilnahme, <strong>die</strong> ihm nicht angenehm<br />

sei, hat <strong>ein</strong>er der Überlebenden berichtet, Ko<strong>wal</strong>skis Vater,<br />

der in Talkshows herum gereicht wurde <strong>und</strong> sich auch in parlamentarischen<br />

UntersuchungsausschÄssen wacker geschlagen<br />

hat, obwohl sie ihm angesichts des AusmaÇes der Verluste<br />

ordentlich zugesetzt haben. Einerseits warfen sie ihm s<strong>ein</strong><br />

GlÄck vor, mussten ihn jedoch andererseits als <strong>ein</strong>en der ihren<br />

akzeptieren, der er auch war, so wie er sich auffÄhrte. In<br />

Wirklichheit hat er, wie aus gehe<strong>im</strong>en Protokollen von 4-


Augen-GesprÅchen hervorgeht, <strong>die</strong> ihm zuteil werdende Aufmerksamkeit<br />

durchaus zu schÅtzen gewuÇt <strong>und</strong> selbstverstÅndlich<br />

auch Nutzen aus ihr gezogen. Eine Art Volksheld ist<br />

er gewesen, <strong>ein</strong>e Zeit lang zumindest, <strong>und</strong> <strong>die</strong>se Zeit hat ausgereicht,<br />

sich zum Abgeordneten wÅhlen zu lassen. Er ist<br />

dann <strong>im</strong>mer wieder gewÅhlt worden, 30 Jahre lang <strong>und</strong> hatte<br />

endgÄltig ausgesorgt. Hat in den AusschÄssen von da an auf<br />

der anderen Seite des Tisches gesessen, selber nervtÉtende<br />

Befragungen durchgefÄhrt, Sitzungen geleitet, <strong>und</strong> so weiter.<br />

Einer wie er gehÉrt eben zur Elite. Fett schw<strong>im</strong>mt <strong>im</strong>mer<br />

oben. Und das darf auch von s<strong>ein</strong>en Nachkommen erwartet<br />

werden. Auch sie sind, wie sich jetzt schon andeutet, AuserwÅhlte.<br />

Allen voran Ko<strong>wal</strong>ski, dessen AuserwÅhltheit AndrÑ<br />

Kromme frÄh erkannt hat, weil sie durch M<strong>und</strong>ig laufend<br />

bestÅtigt wird. Denn klar, der Sohn <strong>ein</strong>es Astronauten kommt<br />

bei M<strong>und</strong>ig gut an. M<strong>und</strong>ig, der Raum Zeit Materie gelesen<br />

hat <strong>und</strong> <strong>im</strong>merhin weiÇ, was <strong>ein</strong> metrischer Tensor ist. Hier<br />

bin ich, Sohn des Astronauten So<strong>und</strong>so, gebt mir <strong>die</strong> Titte,<br />

wÅhlt mich aus eurer Mitte <strong>und</strong> vertraut mir vertrauensvoll<br />

eure Ersparnisse an. Damit es euch in Zukunft genauso gut<br />

geht wie unter m<strong>ein</strong>em Vater in der Vergangenheit, bevor ihn<br />

Kottkamp in der Finanzkrise abserviert hat <strong>und</strong> er als Berater<br />

der Privatindustrie, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en wie ihn natÄrlich mit Handkuss<br />

bei sich aufn<strong>im</strong>mt, <strong>ein</strong> paar Groschen dazu ver<strong>die</strong>nt hat.<br />

SÉhne von Astronauten tragen <strong>die</strong> Nase ziemlich weit oben.<br />

Lassen sich von ihren Krommes, Eckermanns <strong>und</strong> Brods<br />

ziemlich bew<strong>und</strong>ern. Was bei Leuten wie dem Richter Neidreflexe<br />

hervorruft, <strong>die</strong> dann an ihnen k<strong>ein</strong> gutes Haar lassen.<br />

Sie tragen <strong>die</strong> Nase ziemlich weit oben, hÄten sich aber, selber<br />

den Astronautenberuf zu ergreifen, zumal wenn ihre Mutter<br />

geschieden ist <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e Werkzeugmacherin, <strong>die</strong> ihrem<br />

Sohn <strong>die</strong> Liebe zu Werkzeugen nicht hat nahebringen kÉnnen<br />

- darin s<strong>ein</strong>em Vater Åhnelnd, der, obwohl Astronaut, zeitlebens<br />

<strong>ein</strong> groÇer Sozialmensch gewesen ist, der lieber als Poli-


tiker s<strong>ein</strong>en Mann gestanden hat als in lauten stickigen Fabrikhallen<br />

Werkzeuge herzustellen. Denn ist nicht das Ziel<br />

jeder bÄrgerlichen Existenz, der groÇbÄrgerlichen wie auch<br />

der kl<strong>ein</strong>bÄrgerlichen <strong>und</strong> auch der bildungsbÄrgerlichen, ob<br />

sie sich Kromme, Ko<strong>wal</strong>ski oder der Richter nennt, durch<br />

Auftischen gutschauspielerischer Verh<strong>alt</strong>ensweisen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

instinktive Anwendung dunstiger Kommunikationsstrategien,<br />

kÉrperlicher Arbeit mÉglichst aus dem Weg zu gehen? Und<br />

dabei, wenn mÉglich, zugleich <strong>die</strong> eigenen EinkÄnfte zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />

Ein Abgeordneter, der laut eigener Auskunft nicht<br />

selten bis zu 100 St<strong>und</strong>en in der Woche fÄr s<strong>ein</strong>e WÅhler unterwegs<br />

ist <strong>und</strong> nebenbei noch Zeit hat, <strong>ein</strong>e s<strong>ein</strong>er Berliner<br />

Assistentinnen zu schwÅngern: wenn das nicht wahre Aufopferung<br />

ist. Von der 6-kÉpfigen Familie <strong>die</strong> am Wochenende<br />

zuhause auf ihn wartet, ganz zu schweigen. Und wenn <strong>die</strong><br />

Frau als Werkzeugmacherin wegen der Arbeitsmarktreform,<br />

<strong>die</strong> er selber mit verabschiedet hat, nicht mehr soviel ver<strong>die</strong>nt<br />

wie frÄher, kann es ihm passieren, dass er mit s<strong>ein</strong>en DiÅten<br />

nicht hinkommt. Nachdem sogar Arbeiter auf Baustellen, wie<br />

statistische Untersuchungen belegen, nur <strong>ein</strong> Drittel ihrer Zeit<br />

mit St<strong>ein</strong>e schleppen, WÅnde anbohren, Dreck abfahren o.Å.<br />

beschÅftigt sind, <strong>und</strong> zwar ganz egal, ob sie aus Polen, RumÅnien<br />

oder den Phillipinen stammen oder als Einhe<strong>im</strong>ische mit<br />

ÄberhÉhten AnsprÄchen den Mindestlohn <strong>ein</strong>streichen, ist es<br />

nur allzu verstÅndlich, dass auch gutbÄrgerliche Menschen zu<br />

allererst an ihre eigenen Interessen denken. Die Neoliberalen<br />

dÄsen voraus, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Abgeordneten auch anderer Parteien<br />

hoppeln hinterher.<br />

Die Mutter: was hat <strong>die</strong> gehÅmmert, gedrechselt, gefrÅst, sich<br />

<strong>die</strong> Finger aufgeschnitten, w<strong>und</strong>gerieben, abgehackt zuletzt<br />

<strong>ein</strong>en. So geliebt hat sie ihre Arbeit, dass sie ihr morgens entgegen<br />

gefiebert <strong>und</strong> abends nicht von ihr losgekommen ist. So<br />

fanatisch ist sie in ihr aufgegangen - <strong>ein</strong>e richtige Workoholin


- dass sie sich um Mann <strong>und</strong> Kinder nicht kÄmmern konnte.<br />

Als Hausfrau war sie vÉllig ungeeignet. Die <strong>ein</strong>fachsten Dinge<br />

des tÅglichen Lebens hat sie nicht auf <strong>die</strong> Reihe gekriegt,<br />

weil ihr haush<strong>alt</strong>smÅÇig jegliche Motivation abging.<br />

DafÄr hat sie dem Sohn <strong>die</strong> klassische Musik nahegebracht.<br />

Gleich nachdem er als junger DÉtz das erste Mal aufs Klavier<br />

geklettert war, hat sie ihre Kusine herbestellt, <strong>ein</strong>e ausgebildete<br />

Musiklehrerin, <strong>und</strong> <strong>die</strong> hat ihn von da an nicht mehr aus<br />

ihren Klauen gelassen. Bis er selbst, ganz Astronautensohn,<br />

von Musik, von kosmischen KlÅngen derart berauscht war,<br />

dass er angefangen hat, Ansagen zu machen in s<strong>ein</strong>er Klasse,<br />

von wegen, wie wichtig klassische Musik ist <strong>und</strong> wie Äberlegen<br />

der zeitgenÉssischen Tonkunst. Widerspruch hat er nicht<br />

geduldet. Man weiÇ ja, wie rabiat <strong>die</strong> AnhÅnger der Klassik<br />

werden kÉnnen, wenn man ihnen <strong>die</strong> FÉrdergelder streicht<br />

<strong>und</strong> ihr Lieblingsdirigent <strong>ein</strong> paar Millionen weniger ver<strong>die</strong>nen<br />

soll <strong>und</strong> dann kÄndigt oder Kopfschmerzen kriegt, weil<br />

ihm <strong>die</strong> Arbeit mit s<strong>ein</strong>em Orchester vollstÅndig vergÅllt ist.<br />

Dann gehen s<strong>ein</strong>e AnhÅnger fÄr ihn auf <strong>die</strong> StraÇe, demonstrieren<br />

be<strong>im</strong> Kultussenator fÄr ihre Hochkultur oder bombar<strong>die</strong>ren<br />

ihn mit Telefonanrufen <strong>und</strong> Protestmails. Wenn es<br />

ganz schl<strong>im</strong>m kommt, muss er sich sogar abends be<strong>im</strong> Festbankett<br />

von guten Bekannten <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en <strong>ein</strong> paar Takte<br />

anhÉren. Alles AnhÅnger der klassischen Oper, <strong>die</strong> <strong>im</strong> Opernhaus<br />

<strong>und</strong> auch <strong>im</strong> neuen FuÇballstadium schon lange <strong>ein</strong>e<br />

eigene Loge haben <strong>und</strong> sich dort als Fans <strong>und</strong> Groupies wie<br />

zuhause fÄhlen. Mit anderen Worten: <strong>die</strong>se Leute stehen der<br />

Fuhrunternehmerlobby <strong>und</strong> den àrzteverbÅnden in nichts<br />

nach - <strong>und</strong> <strong>die</strong>s, obwohl es gar nicht um ihr eigenes Portemonnaie<br />

geht. Da staunt der Fachmann <strong>und</strong> der Laie w<strong>und</strong>ert<br />

sich, wie ernst sie ihr Hobby nehmen. Die s<strong>im</strong>ple ErklÅrung:<br />

<strong>die</strong> meisten sind solche Kampagnen gewohnt, weil sie als<br />

Fuhrunternehmer, àrzte, Apotheker oder Lehrer sowieso<br />

stÅndig am Streiken <strong>und</strong> Demonstrieren sind, oder am De-


monstrationen vorbereiten. Sie treffen sich alle paar Wochen<br />

mit anderen Fuhrunternehmern, àrzten, Apothekern <strong>und</strong> Lehrern<br />

in geselliger R<strong>und</strong>e <strong>und</strong> versuchen, das, was sie als Studenten<br />

bei Vorlesungsstreiks gelernt haben, in der realen Welt<br />

umzusetzen, <strong>und</strong> ihre Sprechst<strong>und</strong>enhilfen mit den LeichtlohnvertrÅgen<br />

werden gleich mit zur Demo geschleift, fÄr'n<br />

Fuffi extra Beh Ah Teh.<br />

Unter allen Stars der klassischen Musik ist aber der Dirigent<br />

der GrÉÇte <strong>und</strong> Erlauchteste - noch vor dem Sopran, der <strong>im</strong>mer<br />

von <strong>ein</strong>er jungen, unglaublich rassigen, unglaublich glut-<br />

Åugigen, dunkelhaarigen Russin, Griechin oder jedenfalls<br />

kommt sie aus orthodoxen Gefilden gesungen wird <strong>und</strong> als<br />

Putzfrau gejobt hat, bevor sie von <strong>ein</strong>em Kl<strong>ein</strong>bÄhnenintendanten<br />

<strong>im</strong> schmuddeligen Maskenflur entdeckt <strong>und</strong> an <strong>ein</strong><br />

bekanntes Opernhaus verschachert wird, wo sie alsbald zur<br />

Legende aufsteigt.<br />

Aber wie gesagt: nichts gegen den Dirigenten. Jedem neuen<br />

Dirigenten der Philharmonie, der mit <strong>ein</strong>igermaÇen Verve den<br />

Taktstock zu schwingen versteht, wird bei s<strong>ein</strong>er Inthronisation<br />

<strong>ein</strong> Rosenbett bereitet, welches s<strong>ein</strong>e JÄnger spÅter <strong>im</strong>mer<br />

wieder neu aufschlagen <strong>und</strong> je nach Jahreszeit durch Nelken,<br />

Morgenstern, Orchideen oder Sumpfanemonen ersetzen. Und<br />

wehe, der BÄrgermeister wagt, ihn zu kritisieren oder sich<br />

s<strong>ein</strong>en Geh<strong>alt</strong>snachforderungen zu widersetzen, siehe oben.<br />

Nur selten versuchen BÄrgermeister, <strong>und</strong> auch OberbÄrgermeister,<br />

SparmaÇnamen <strong>im</strong> Bereich der Dirigentenbesoldung<br />

zu erzwingen, weil sie wissen, <strong>die</strong>s kann sie ihr Amt kosten<br />

oder zumindest der Anfang vom Ende s<strong>ein</strong>. N<strong>ein</strong>, <strong>die</strong> Dirigentenbesoldung<br />

geht meist nur in <strong>ein</strong>e Richtung, nÅmlich nach<br />

oben.<br />

Mutter Ko<strong>wal</strong>ski hat k<strong>ein</strong> Interesse an anderen Menschen<br />

gehabt, null, <strong>und</strong> schon gar k<strong>ein</strong>e Lust, denen etwas Gutes zu<br />

tun. Eine b<strong>ein</strong>ahe autistische PersÉnlichkeit ist sie gewesen,


der nur ihre Werkzeuge <strong>und</strong> Arbeitsmaschinen am Herzen<br />

lagen. GegenÄber ihrer Familie <strong>und</strong> ihrem sozialen Umfeld ist<br />

sie ziemlich rÄcksichtslos aufgetreten, so dass es <strong>ein</strong> groÇes<br />

GlÄck fÄr Ko<strong>wal</strong>ski gewesen ist, als sie ihn endlich entnervt<br />

s<strong>ein</strong>er unverheirateten Tante Äberantwortet hat, der Musiklehrerin,<br />

<strong>die</strong> nicht nur fÄr s<strong>ein</strong> leibliches Wohl da gewesen ist.<br />

S<strong>ein</strong>e Finger waren seitdem manikÄrt, <strong>und</strong> manchmal ist er in<br />

RÄschenkleidern durch den Park gehopst, weil s<strong>ein</strong>e Tante<br />

ihm alles durchgehen lieÇ <strong>und</strong> alle unangenehmen Dinge abgenommen<br />

hat. Vor den PÄffen der f<strong>ein</strong>dlichen Welt beschirmt<br />

hat sie ihn. Abgeschirmt, als wÅre er das kommende<br />

Dirigiergenie. Ein W<strong>und</strong>er, dass sie ihm nicht noch den Hintern<br />

abgeputzt hat! Einem jungen Mann wie ihm, der zu sowas<br />

doch eigentlich selbst in der Lage s<strong>ein</strong> sollte. Und dann<br />

kommt <strong>ein</strong>er wie Carlos daher, irgend<strong>ein</strong> AustauschschÄler<br />

von der iberischen Halbinsel, <strong>und</strong> versucht, ihn mit neumodischen<br />

kosmopolitischen Kompositionen in den Schatten stellen.<br />

Denn man kann Äber Carlos sagen was man will. Komponieren<br />

kann er. Und den gewissen Biss, den man braucht,<br />

um wahrhaft kreativ zu s<strong>ein</strong>, hat er auch. Nur mit s<strong>ein</strong>en Frauengeschichten<br />

hat er sich ziemlich unbeliebt gemacht, sogar<br />

auch bei denjenigen, <strong>die</strong> ihn fÄr s<strong>ein</strong>e Musik bew<strong>und</strong>ern.<br />

Zu den Sternen hat sich Ko<strong>wal</strong>ski nie besonders hingezogen<br />

gefÄhlt, genausowenig wie s<strong>ein</strong> Vater, der auch k<strong>ein</strong> Romantiker<br />

gewesen ist, sondern von Haus aus homo politicus <strong>und</strong><br />

Sozialmensch. Sozialmensch des Astronautentums, sozusagen,<br />

<strong>und</strong> auÇerdem <strong>ein</strong>e gut trainierte Sportskanone, <strong>ein</strong><br />

Lichtsek<strong>und</strong>enfresser, der nur Sinn fÄr neue Entfernungs- <strong>und</strong><br />

Geschwindigkeitsrekorde gehabt hat. Die Sterne waren ihm<br />

ehrlich gesagt egal. Aber so sind <strong>die</strong> Leute. Rennfahrer des<br />

Lebens, <strong>die</strong> ohne Sinn <strong>und</strong> Verstand fÄr <strong>ein</strong>e schÉne Landschaft,<br />

<strong>die</strong> an ihnen vorbeirauscht, ihre Kilometer<br />

herunterspulen. Man kann das bedauern, man kann es verur-


teilen, aber Åndern wird man es nicht. Das sind eben <strong>die</strong><br />

Schw<strong>ein</strong>ezÄchter unter uns Menschen, sage ich mal. Die wissen,<br />

wann es Zeit ist, den Viehwagen zu bestellen <strong>und</strong> ohne<br />

mit der W<strong>im</strong>per zu zucken dem Schlachter bei s<strong>ein</strong>er Arbeit<br />

zusehen. K<strong>ein</strong>e ÄberflÄssigen Sent<strong>im</strong>entalitÅten, k<strong>ein</strong>e Visionen<br />

von glÄcklichen SÅuen oder gar <strong>die</strong> Hoffnung auf <strong>ein</strong>e<br />

Zukunft ganz ohne Schlachthof <strong>und</strong> nur mit Agrarsubventionen.<br />

Dazu ist man viel zu sehr Unternehmer, als dass man<br />

s<strong>ein</strong>e Arbeit nicht zu Geld gemacht sehen will.<br />

Romantik <strong>im</strong> Astronautentum? Soweit kommt's noch! Die<br />

Ko<strong>wal</strong>skis kÉnnen sich gar nicht vorstellen, wie <strong>ein</strong> romantisches<br />

VerhÅltnis zu den Sternen aussieht. Sie wÄrden sehr<br />

lange brauchen, um <strong>ein</strong>e derartige Beziehung aufzubauen.<br />

Dazu sind sie viel zu ungeduldig ich sage nur piff paff puff.<br />

N<strong>ein</strong>, Ko<strong>wal</strong>ski senior ist den Sternen nicht wirklich nahe<br />

gekommen, <strong>und</strong> auch s<strong>ein</strong> Sohn nicht. Wenn, dann interessiert<br />

er sich fÄr Lat<strong>ein</strong> <strong>und</strong> Altgriechisch, fÄr Mathematik <strong>und</strong> Musik.<br />

Die klassische Richtung wohlgemerkt.<br />

Irgendetwas wird geschehen, denkt er manchmal, wenn er<br />

ausnahmsweise zu den Sternen hochblickt. Jugendlichen stÉÇt<br />

<strong>im</strong>mer etwas zu, frÄher oder spÅter, <strong>und</strong> wenn es nur <strong>die</strong><br />

Schwerelosigkeit <strong>und</strong> <strong>die</strong> Schwermut der ersten Liebe ist.<br />

Wieso passiert mir nichts, denkt er mindestens genauso oft.<br />

Oder so wenig. Was soll auch passieren? Manchmal gibt's<br />

GemÄse, manchmal Steak, <strong>und</strong> Connie hat ihn erst ermutigt,<br />

dann verschmÅht, <strong>und</strong> plÉtzlich hÅngt sie sich Äberschwenglich<br />

an ihn. Viel zu oft regnet es, viel zu oft schneit's, <strong>und</strong> viel<br />

zu oft wird er vom Trainer auf <strong>die</strong> Ersatzbank geschickt. Ansonsten<br />

passiert: nichts. K<strong>ein</strong>e Ehrenr<strong>und</strong>en, k<strong>ein</strong>e Alkoholvergiftungen,<br />

k<strong>ein</strong>e entfernten Verwandten, <strong>die</strong> ihn bei Besuchen<br />

nerven. Nur das Trauma kindlicher Langeweile. Ihm ist<br />

bis vor 2, 3 Jahren regelmÅÇig langweilig gewesen. Vielleicht<br />

<strong>ein</strong>fach, weil ihm frÄher Fre<strong>und</strong>e fehlten. Die Kinder aus s<strong>ein</strong>er<br />

Gr<strong>und</strong>schulklasse hat er nicht richtig kennengelernt, denn


<strong>die</strong> Tante hat mit ihrer Art, ihn von der Welt abzuschirmen,<br />

dazu beigetragen, dass aus MitschÄlern k<strong>ein</strong>e Fre<strong>und</strong>e wurden.<br />

Zumindest sieht er das heute so <strong>und</strong> rationalisiert damit,<br />

warum ihm niemals <strong>ein</strong> Saint-Loup, <strong>ein</strong>e Gilberte oder <strong>ein</strong>e<br />

Albertine zur Seite standen, sondern bestenfalls <strong>ein</strong>er wie<br />

AndrÑ Kromme, der sich aus r<strong>ein</strong>em Eigennutz dem jeweils<br />

Klassenbesten zugesellt. Wer k<strong>ein</strong>e Fre<strong>und</strong>e hat, dem passiert<br />

nicht viel. Wobei ich nicht weiÇ, ob man <strong>die</strong>s in voller Allgem<strong>ein</strong>heit<br />

so stehen lassen kann. Manchmal ist man schlieÇlich<br />

ganz froh, wenn <strong>ein</strong>em nichts passiert. Manchmal, in nicht<br />

allzu k<strong>alt</strong>en klaren NÅchten, wenn er sich mal wieder Äber<br />

Ko<strong>wal</strong>ski geÅrgert hat <strong>und</strong> darÄber, wie M<strong>und</strong>ig <strong>die</strong>sem <strong>im</strong><br />

Mathematikunterricht <strong>die</strong> BÅlle zuspielt, spaziert der Richter<br />

mit dem Schlafsack auf <strong>ein</strong>e Waldlichtung <strong>im</strong> KlÉvensteen<br />

<strong>und</strong> legt sich dort rÄcklings ins Gras, um den Sternen be<strong>im</strong><br />

Rotieren zuzusehen. In langen, groben GrÅsern liegend. Dass<br />

<strong>die</strong> sich schon aufregen <strong>und</strong> das Kratzen anfangen. Und <strong>die</strong><br />

Ameisen helfen mit. Bequem wie er ist, hat er irgendwann<br />

zuhause s<strong>ein</strong> Bett so aufgestellt, dass er, wenn er nachts wach<br />

wird, <strong>die</strong> MilchstraÇe sehen kann, in ihrer ganzen strah<strong>lenden</strong><br />

Herrlichkeit.<br />

In den meisten Leben geschieht ja recht wenig. Die Jahre<br />

vergehen, <strong>und</strong> man kann froh s<strong>ein</strong>, wenn <strong>ein</strong>, zwei Ereignisse<br />

von historischem Rang stattfinden, <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>ein</strong>em nicht den<br />

Kopf wegblasen. Selbst <strong>im</strong> Leben <strong>ein</strong>es Astronauten geschieht,<br />

Äber das Ganze genommen, recht wenig. Ich sage nur<br />

der erste bemannte Marsflug, wie lange hat das denn gedauert?,<br />

<strong>und</strong> be<strong>im</strong> Einschlafen-wollen-aber-nicht-kÉnnen ist der<br />

<strong>ein</strong> oder andere vielleicht Äber etwas Ablenkung ganz froh.<br />

Im Nachhin<strong>ein</strong> betrachtet war <strong>die</strong> Unterstufe <strong>ein</strong>e schÉne Zeit,<br />

in der wenig passiert ist, auÇer dass <strong>die</strong> Tante Ko<strong>wal</strong>ski gelegentlich<br />

anmeckerte, wenn er s<strong>ein</strong>en Klavierunterricht nicht<br />

ernst genug nahm, <strong>und</strong> er hat zurÄck gemeckert. SpÅter, als


wirklich etwas geschehen ist, was ihm jedoch voll gegen den<br />

Strich ging, hat er sich <strong>die</strong>se Zeit heftigst zurÄck gewÄnscht.<br />

Gewiss, er hat versucht zu kÅmpfen, wie gegen WindmÄhlenflÄgel<br />

hat er's versucht <strong>und</strong> hat sich in s<strong>ein</strong>em Kampfesmut<br />

<strong>und</strong> DurchsetzungsvermÉgen vÉllig ÄberschÅtzt. Obwohl<br />

M<strong>und</strong>ig <strong>im</strong>mer hinter ihm stand, hat er am Ende feststellen<br />

mÄssen: das Leben ist nicht so, <strong>und</strong> <strong>die</strong> meisten Jugendlichen<br />

sind Rabauken, <strong>die</strong> sich fÄr klassische Musik k<strong>ein</strong> Deut interessieren,<br />

sondern lieber ihr SÄlztamtam hÉren <strong>und</strong> <strong>im</strong> Zweifelsfall<br />

Carlos etwas unkontrolliert Exper<strong>im</strong>entelles komponieren<br />

lassen <strong>und</strong> dem Richter auch noch freiwillig <strong>die</strong> Drehbuchkompetenz<br />

Äbertragen. Die Mehrheit s<strong>ein</strong>er MitschÄler,<br />

das musste er zu s<strong>ein</strong>em Leidwesen erkennen, wollten Carlos'<br />

tumbes Spektakel hÉren, anstelle <strong>alt</strong>bewÅhrter Klassik. Sie<br />

lieÇen sich nicht davon abbringen <strong>und</strong> haben ihn bei der Abst<strong>im</strong>mung<br />

untergehen lassen, um nicht verglÄhen zu sagen.<br />

Einer wie St<strong>ein</strong>meier freut sich natÄrlich darÄber. Der freut<br />

sich ja Äber alles, was M<strong>und</strong>ig <strong>und</strong> denen, <strong>die</strong> er fÄr M<strong>und</strong>igs<br />

Fre<strong>und</strong>e hÅlt, irgendwie schadet.<br />

-Es mag s<strong>ein</strong>, fÅhrt er fort, dass du in <strong>ein</strong>em Fach wie dem<br />

Rechnen mehr Erfolg hast. Bei mir musst du Abstriche hinnehmen,<br />

<strong>und</strong> hast aufgr<strong>und</strong> vorgeblicher Leistungen in anderen<br />

FÅchern k<strong>ein</strong> Vorrecht auf <strong>ein</strong>e gute Note.<br />

Dass Mathematik <strong>und</strong> Intelligenz nicht unbedingt zusammengingen,<br />

sagt er an <strong>die</strong> Klasse gewendet, sehe man an dem<br />

AmokschÄtzen aus Baden-WÄrttemberg. Dessen Vater - Diplom-Mathematiker!<br />

- sei mit dem Sohn Munition kaufen gegangen<br />

- fÄr <strong>ein</strong>e groÇkalibrige Waffe, <strong>die</strong> stÅndig in der<br />

Wohnung herumgelegen habe, <strong>ein</strong>fach so.<br />

-Oder, fÄgt er voll Abscheu hinzu, wie manche Mathematiklehrer,<br />

<strong>die</strong> unerklÅrlicherweise zu Schuldirektoren befÉrdert<br />

wÄrden, sich in <strong>die</strong> Kommunalpolitik <strong>ein</strong>mischten. Ganz zu<br />

schweigen von ihren Stellvertretern, <strong>die</strong> sogar <strong>ein</strong>e Parteikar-


iere anstrebten. M<strong>und</strong>ig habe sich schon vor Jahren nicht<br />

entblÉdet, in Kottkamps Wahlversammlungen das Wort zu<br />

ergreifen <strong>und</strong> zusÅtzliche MaÇnahmen zur Befriedung der<br />

SchÄler- <strong>und</strong> Studentenschaft zu fordern.<br />

Er nickt dem Richter anerkennend zu.<br />

-Da habe ihm das von <strong>Brunner</strong> senior der Versammlung zu<br />

GehÉr Gebrachte viel besser gefallen. Obwohl er dessen<br />

Gr<strong>und</strong>anschauungen gewiss nicht teile, <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> linksorientierte<br />

Weltsicht s<strong>ein</strong>es SprÉsslings nicht.<br />

-Dann ist es ja gut, sagt Vogtaler von der hintersten Reihe.<br />

-Ja, sagt St<strong>ein</strong>meier wÄrdevoll. Man muss nicht <strong>die</strong>selben<br />

Ansichten haben, <strong>und</strong> kann sich dennoch respektieren.<br />

Der Richter schweigt. Das Loblied auf s<strong>ein</strong>en Vater macht ihn<br />

stumm. Es rÄhrt etwas in ihm an, das mit s<strong>ein</strong>er Kindheit zu<br />

tun hat <strong>und</strong> mit den gÅngigen politischen Streitfragen nicht<br />

zur Deckung zu bringen ist. Darum sollen s<strong>ein</strong>e Eltern auch<br />

nicht zur Abschiedsvorstellung kommen, das wÄrde nur irritieren.<br />

Ganz hart muss er in <strong>die</strong>ser Hinsicht bleiben, sonst<br />

wird das alles nichts.<br />

-Mit Polize<strong>im</strong>ethoden ist k<strong>ein</strong>em ge<strong>die</strong>nt, hÅtte ich fast dazwischen<br />

gerufen, sagt St<strong>ein</strong>meier erinnerungsschwer.<br />

Wie hat ihn der Beifall geÅrgert, <strong>und</strong> <strong>die</strong> allgem<strong>ein</strong>e Ehrerbietung<br />

fÄr den Schuldirektor, bei dessen Anblick er regelmÅ-<br />

Çig das Kotzen kriegt, <strong>und</strong> hÅtte <strong>im</strong> Rausch des Widerspruchs<br />

womÉglich von Goebbelsmethoden angefangen, derer sich<br />

manch <strong>ein</strong>er be<strong>die</strong>ne, um in der Öffentlichkeit gut dazustehen.<br />

Dann schon lieber schweigen, <strong>und</strong> sich nicht unnÉtig in<br />

Schwierigkeiten bringen, von wegen Äbler Nachrede <strong>und</strong> so.<br />

Besser war, M<strong>und</strong>ig mit <strong>ein</strong>em Kl<strong>ein</strong>krieg zu Äberziehen <strong>und</strong><br />

ihn psychisch zu zermÄrben. Man sah doch, wie der Mann<br />

gestrickt war. Kl<strong>ein</strong>e Nadelstiche Årgerten ihn am meisten.<br />

Er zicht mit leierter Geste das dicke Geschichtsbuch aus s<strong>ein</strong>em<br />

Ranzen, dessen Kommentare, obwohl sie mindestens 30


Jahre <strong>alt</strong> <strong>und</strong> aus <strong>ein</strong>er Urepoch stammen, als vieles mit anderen<br />

Augen gesehen wurde, ihm noch heute lieb <strong>und</strong> teuer sind.<br />

Viele der Einsichten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Menschen vormals fÄr selbstverstÅndlich<br />

hielten, liegen lÅngst tief verschÄttet <strong>im</strong> moorigen<br />

Unterbewussts<strong>ein</strong> des Weltgeistes. Das Leben ist komplizierter<br />

geworden - <strong>ein</strong> bisschen wie damals nach der VÉlkerwanderung,<br />

wo auch k<strong>ein</strong> St<strong>ein</strong> mehr auf dem anderen stand, jede<br />

SÅule umgekippt war <strong>und</strong> der Parthenon langsam verfiel. Alles<br />

ist in Bewegung, es gibt k<strong>ein</strong>e Fixpunkte mehr, auf <strong>die</strong><br />

man sich verlassen kann <strong>und</strong> Viele, vor allem àltere, haben<br />

Probleme, sich in der neuen Wirklichkeit zurecht zu finden.<br />

FrÄher war alles anders, mÄssen sie unwillkÄrlich denken,<br />

wenn sie <strong>die</strong> Zeitung aufschlagen <strong>und</strong> von den vielen Verbrechen<br />

lesen, <strong>die</strong> heutzutage begangen werden. Besser! In der<br />

Politik hatten mal <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en, mal <strong>die</strong> anderen <strong>die</strong> Oberhand.<br />

Erst <strong>die</strong> Konservativen, dann <strong>die</strong> Reformer, <strong>und</strong> dann wieder<br />

<strong>die</strong> Konservativen - nicht <strong>im</strong>mer nur GroÇmann <strong>und</strong><br />

Kottkamp.<br />

So denkt auch St<strong>ein</strong>meier. Und auch Vater <strong>Brunner</strong> denkt so.<br />

Und Doktor Muckenbarth. Und Johann. Ach, wieviele kÉnnte<br />

man aufzÅhlen! Unter den SchÄlern aber, <strong>die</strong> es nicht anders<br />

kennen, macht er sich mit s<strong>ein</strong>er Sympathie fÄr <strong>die</strong> Vergangenheit<br />

<strong>und</strong> den schlecht verhehlten Zweifeln an der Zukunft<br />

k<strong>ein</strong>e Fre<strong>und</strong>e, <strong>die</strong> Streber <strong>und</strong> Jasager nicht, <strong>die</strong> sich lieber<br />

an aktuellen Leitfiguren orientieren, <strong>die</strong> Faulpelze nicht noch<br />

<strong>die</strong> ewigen NÉrgler <strong>und</strong> StÉrer, <strong>und</strong> auch der Richter ist k<strong>ein</strong>eswegs<br />

erfreut, wie St<strong>ein</strong>meier, den spÅter niemand liebevoll<br />

unseren <strong>alt</strong>en Lehrer nennen wird, sich sklavisch an <strong>ein</strong>en<br />

Kommentator klammert, von dem wir erstens nicht wissen, ob<br />

er Äberhaupt noch lebt <strong>und</strong> der zweitens nur <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Glied<br />

in <strong>ein</strong>er langen Reihe zunehmend leiser auftretender Gelehrter<br />

ist, <strong>die</strong> uns seit der Renaissance mit <strong>im</strong>mer neuen Exegesen<br />

der antiken Klassiker versorgen. Es wird ihm wie den Aller-


meisten gehen, <strong>die</strong> nach ihrem Tod in ihren GrÅbern langsam<br />

verwesen - ihre Knochen <strong>ein</strong>mal ausgenommen, <strong>die</strong> verwesen<br />

nicht, so dass am Ende lauter Skelette <strong>und</strong> nach <strong>ein</strong> zwei mal<br />

UmpflÄgen <strong>ein</strong> gut gedÄngter Knochenacker Äbrig bleibt. An<br />

alldem hat sich seit jenen Tagen nichts geÅndert, als noch<br />

Odin <strong>und</strong> Wunkelkraut ihr Licht Äber das H<strong>im</strong>melsgewÉlbe<br />

schickten <strong>und</strong> der Glaube <strong>und</strong> das Vertrauen in <strong>die</strong> Allmacht<br />

der GÉtter <strong>und</strong> KÉnige, der Grafen, Priester <strong>und</strong> Lehnsherren<br />

ungebrochen schien - auÇer in <strong>ein</strong> paar hintern Kammern der<br />

StÅdte oder in abgelegenen BergtÅlern, wo man sich noch nie<br />

etwas aus ihnen gemacht hat, sondern schon <strong>im</strong>mer der AufklÅrung<br />

oder ihren Vor- <strong>und</strong> WiedergÅngern frÉnte, ohne sich<br />

allerdings <strong>die</strong> kennzeichnenden biologischen Eigenschaften<br />

des homo sapiens ganz abzugewÉhnen, als da sind He<strong>im</strong>tÄcke,<br />

Gier, Rauflust <strong>und</strong> Rachsucht, LÄge, Untreue, Schadenfreude<br />

<strong>und</strong> Bestechlichkeit, wie sie namentlich in den Éstlichen<br />

Provinzen des Reiches mit Verve gepflegt wurden.<br />

-Nicht wahr, m<strong>ein</strong> Matten-Komatten, blÅst er <strong>die</strong> Backen. Wo<br />

du dich Imfafahm der Geschichte so gut auskennst.<br />

Er plieszt auch ganz klaff <strong>die</strong> Hoyner <strong>und</strong> irrwischt den<br />

Deckenbert zu.<br />

-Sack an, koost er in pÉssarter Halftung. Sack laich<br />

Ankenblung an, Orwo <strong>und</strong> Zeiwa. Kurz, kurz, aber bitte!<br />

Der weischo, Orwo wÄrde ihm reichen, so spÅt wie er<br />

angenickt kam, gehta wildes Kaninchen ihm durch.<br />

-Wann denn er m<strong>ein</strong>e? enthebt er des Einfachen Glied <strong>und</strong><br />

wunschhinkelt richts hÉherer SphÅren. - Proller Anfang oder<br />

wo wir alle landen pulaith unseres beleibten WÄhlschinkels?<br />

-RÅtsel: <strong>im</strong> Kaufhaus: jeder braucht ihn, k<strong>ein</strong>er will ihn,<br />

spricht Diszipulus, der H<strong>alt</strong>lose <strong>und</strong> Somnambule, in <strong>ein</strong>er<br />

Zeitschleife gefangen, solange bis genÄgend Zeuchs auf'n<br />

Wajen geladen ist <strong>und</strong> mit <strong>ein</strong>mal Winken mitter Kreditkarte:<br />

B-E-F-R-E-I-T.


-Er seh schon, grÅbt sich <strong>ein</strong> mÄder G'dingslat aus der Speiche<br />

s<strong>ein</strong>er Sprache Spabarache Sparabache <strong>und</strong> Rusine Ruine<br />

Routine Cousine Luise mittn'<strong>im</strong> Nonsens.<br />

-N<strong>ein</strong>! N<strong>ein</strong>! wartet <strong>die</strong> klatschnasse Klasse, Frohmut <strong>im</strong> Auge,<br />

bei der Oase. Herr Lehrer, Herr Lehrer, <strong>im</strong> Wortfall darfst<br />

du nicht zagen, noch zangen, sonst wirst du hier nie<br />

komo<strong>die</strong>ren.<br />

-Wann, heuchelt Kalle ungebremst auf heiÇen Kufen den Berg<br />

hinab. Wann? wann? war das noch?<br />

In Vorgos Zieratz weist nix komma null auf wann. Urzeit fÅllt<br />

aus, wieviele Gegnerische mussten sich der flotten Wonnefahrt<br />

unteroden <strong>die</strong> RÅder, wieviele Taube <strong>und</strong> sonstwie<br />

Angeschluuchte sind samt ihrer ohngesichtigen BehÉfte in der<br />

wandvorderen Eigernordwand gelandet, bis weit in jene ciceronischen<br />

Triaden, <strong>die</strong> von den àltesten auch schon gar nichts<br />

mehr wussten, selber nur zufÅllig aus den RockschÉÇen der<br />

Kirche <strong>und</strong> selbsternannten Bildungsmeiern hochgesaumt<br />

krochen, blechdings <strong>und</strong> spitter Äberlassen bÉsen PrÄhlanten, -<br />

nauten <strong>und</strong> lauten -lauten, -vaganten <strong>und</strong> -spekulanten, den<br />

prÄggeliggen Sextanern, Quinten, Quarteffen <strong>und</strong> Terzen.<br />

-Tippe auf ruom Tick, der linkischen Frie- <strong>und</strong> Spindoker<br />

He<strong>im</strong>- <strong>und</strong> Wallestatt.<br />

GetÉse um Rom, war's letzte Fax addressiert kennt heute k<strong>ein</strong>er<br />

mehr. Mittel<strong>alt</strong>er nur etwas fÄr anwesende Agrarstudenten<br />

<strong>und</strong> bis zur VolljÅhrigkeit Jungfrauen, genau das ist Connies<br />

wurstige Wahrheit&Narrhalligkeit sogenannte Fre<strong>und</strong>e fÄllen<br />

mit ihren ErgÄssen <strong>die</strong> Regale des reich davon gekommenen<br />

Buchversandes, jedoch <strong>im</strong> kornblumenblauen Geschichtsunterricht<br />

deutsche Geschichte verhÄllt <strong>die</strong> Farbe der Werbung<br />

friedliche Farbe des H<strong>im</strong>mels haben sie nichts aber auch gar<br />

nichts zu suchen, <strong>die</strong> ollen Kamellen, verlieren ihre zinnern<br />

LÉffel be<strong>im</strong> bloÇen Gedanken <strong>und</strong> ziehen sich in <strong>die</strong> breite<br />

Flanke der Putzkolonne zurÄck, wohin sie gehÉren. Ho-hohorchste<br />

Zi-Ze-Zeide der Minne ward viel zu wen-hinnig


gewetzt. Unsch<strong>ein</strong>bare Vitaminmangelken mit blutendem<br />

Zahnfleisch <strong>ein</strong>her gingsgongs rillierten sich anders in SpaÇ,<br />

lieÇen wenn Arbeit von unten <strong>im</strong> Tal <strong>die</strong> SumpflÉhner kommen<br />

sonst ganzes Jahr Torf stechend, damiz beworm <strong>und</strong><br />

haggelig bleibt zwischen unseren feuchten Muren <strong>und</strong> engen<br />

Frohthe<strong>im</strong>en. Was sich geÅndert seitdem? Gelotter strichviel,<br />

mitsams genÄszlich VerlÅchter.<br />

Er zicht auf kl<strong>ein</strong>en Schiffeltritten irrweg durch <strong>die</strong> Klasse<br />

wie'n mipper Mopper mippem mÄppen Schifferklavier.<br />

-Erk<strong>und</strong>en heute <strong>die</strong>sell wohlen Figuren doppelten Umfangs<br />

herrsche <strong>und</strong> gesammelte Herzen ihrer Ongrie sekant geschieden<br />

oder parlehl gehabt alles was <strong>die</strong> VÅter uns an Versen <strong>und</strong><br />

Strophen Äbertomst haben <strong>im</strong> Karusell unseres Verstandes<br />

statt in der TeigmÄhle unseres Geistes der doch fÄr ganz was<br />

anderes best<strong>im</strong>mt ist als wozu wir ihn vorsehen mÉchten.<br />

Flipp von Burg<strong>und</strong>? Vol<strong>lenden</strong> unserer gebeugten VÅter GeschÅft<br />

auf dass unsere SÉhne uns folgen ins Grab wenn sie zu<br />

viel von ihrem Renk <strong>und</strong> Ziek<strong>alt</strong>er erwarten unbeleuchtet k<strong>ein</strong><br />

StÅndchen gesungen dem Lehnsherrn Ipswitschen zugewandt<br />

(oder tÅusche ich mich Äber ihre Natur?) Juana zu epoi<br />

heraldos in 0-8-15 Kabuffs <strong>ein</strong>gezwÅngt wie wir alle hilflos<br />

auf Öl schlipfen es tropft aus berÄhmten GemÅlden der<br />

Wonkzeit <strong>und</strong> wird in W<strong>und</strong>erbarlampen gesammelt der<br />

Suoggf<strong>alt</strong>er holt uns zurÄck ins Graufetz jÄwdaker Wolken,<br />

macht der Schreiberling Avocado genannt Prost auf s<strong>ein</strong> Bankert<br />

der ihm nicht nachfolgen darf fÄr <strong>die</strong> Menschheit soll's ja<br />

<strong>ein</strong> GlÄck gewesen s<strong>ein</strong> <strong>und</strong> der Kassenhals <strong>ein</strong>er Obhut <strong>und</strong><br />

Obacht gewinschieten rembrannten Szene. Diese Zampanos<br />

wolle sie sehen, gehen <strong>die</strong> hÄbschesten Frauen nur fÄr jene<br />

durchs Feuer, bis sie feststellen es ist der Falsche ihre Zeit ist<br />

um abgetrieben <strong>und</strong> aufgerieben ins mare fluidum des durch<br />

Metbrauers Fratsdochter erfolgreich PrÅmierten. Coole Wampe<br />

<strong>die</strong> Liste der AufzÅhlreichen, ErstlÅufer, Gewinner der<br />

Markenartikel <strong>und</strong> Beros entbehrten. Belle aus Tasche, zack


in geklaut, Floh in dem zu spÅt gekommenen Bett, SchakÄss,<br />

der Zobel, kennt k<strong>ein</strong> Pardon mit unserer Connie.<br />

-Wochinnig, frigatte <strong>die</strong> Leergrawd, der Kerbeller, Ausriffer,<br />

derbe Lekarer des amdvÉllernden Lannzstolses <strong>und</strong><br />

konnichlaich rotz- wie fellblontzenden Hintergestells, der<br />

alldurchfacht stillgetriebene Schdingvieler, ungenierb aus<br />

MattbrÄsten HonigschlÄrfer, <strong>alt</strong>er stoÇan Weganer, suburber<br />

Schnapsbrenner, AbkÉmmel <strong>und</strong> duldloser Fennighase <strong>und</strong><br />

Verdegesell mit Ouwgen wei TrÄppsaawt, der delinque<br />

Unschuldsame, des untoten Toithfritz Entstiegene von<br />

Exxenbourg <strong>und</strong> Sztihvelbach, siegreich PrÅmierte aller Klassen<br />

<strong>und</strong> Holzsitze, Inbrunst der Kuratoren von Satzkastanienausstellungen,<br />

wegfrischer Hintersasse aller<br />

WellnesswÉchnerinnen, Kuhdoktor der Diametralen, verbreiterter<br />

Achsriemen s<strong>ein</strong>er Vorder<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> Tandgreisen,<br />

teubilliger H<strong>und</strong>eschlitten in Nacht- <strong>und</strong> Nebenschaluppen,<br />

hochgeehrter 7bÄrger von 5hausen <strong>und</strong> bald Namenspatron<br />

unserer Verunst<strong>alt</strong> ...<br />

-... konnte Hunotte des allumspannenden Heringsmuseums,<br />

flÉtzirpte Utel, <strong>die</strong> Ricke in vorweiser Konkordanz mit ihrer<br />

Vorbild <strong>und</strong> SuppsÅuferin.<br />

-Wochinnig, sinkt er<strong>ein</strong>, buschfrager Brauen, <strong>die</strong>ser Rurzel<br />

s<strong>ein</strong>en Brech-t-Binsel ausgestacht habe, bevor er in Garnen<br />

<strong>und</strong> EihÅuten s<strong>ein</strong> Ahnzprex fÄr <strong>im</strong>mer verlor <strong>und</strong> den<br />

Wieberuch Weibeluch nur noch in Grenzzeiten zirkelte. Wes<br />

Äbstes Geschirr sie in lochschlupfen, kofreisten HÅndrucken<br />

trockneten. Wes Hirsches van Plaat stupsfechten, wes Liebst<br />

Mornkuscht sie kasteiten <strong>und</strong> was <strong>die</strong> wollschluppe Tout<br />

Äraller sei. D<strong>ein</strong> wer nistet am Afterext, wer stolpt torch <strong>die</strong><br />

vordere TrenntÄr? Wes Stiefel in Rumoss Hallen unversehrt<br />

kehren? Welcher Trillerpfeife <strong>ein</strong> Josi, <strong>ein</strong> Honta s<strong>ein</strong> Ohr<br />

leih? - Woch wÄÇt ett? Gerhol, das Zelbra? Lekull, <strong>die</strong><br />

Rindin? Tinmar, der Weischrei? Deiko, das Gotchno von


Tallburg? Oder M<strong>im</strong>mlohr, der feite Wogese? Iesgiel och<br />

Kniespiel der eitle Pfiffaus von Blenhe<strong>im</strong>? Pfoffrahm, der<br />

Sottige oder Kahajo, der Kuho <strong>und</strong> Rodekrei? Amli, <strong>die</strong> dralle<br />

Ablatsche <strong>und</strong> Trille? Kalle, das Nuttshohn? Karfleck, der<br />

Ottonarr? Wertb<strong>ein</strong>, das Gegenschreck? Fohlsann, <strong>die</strong> ellfriede<br />

Elfe? Rallo, der Senzfried? Özzel, der Trapper oder<br />

Anwoh, dikede Zikade? Unferracks gruhltas, bis endlich<br />

Pfoffrahm aus Mitleid ihm Grenech <strong>und</strong> Barnack bezeugte.<br />

Wie konnt sie bloÇ, wie konnt sie's nur? Zu flÉhe gepflÄgt <strong>und</strong><br />

sehgrang geklort, aus antrÄbem lÅssgetz k<strong>ein</strong> Umwaapyrin ihr<br />

Faupflomm f<strong>ein</strong>geistig zur, in L<strong>im</strong>mels rÄcktatt: geistbrei<br />

funkte der Tollrohr dazwischen, kontahte all<strong>die</strong> zerriebenen<br />

Biere, lÄffte <strong>die</strong> Quetschlung <strong>und</strong> fÄllte den Scharcht mit<br />

Zohn statt mit Teer - leckt zu bewaisen tacks drauv irrige<br />

SÅtze, mindfu des Wachsinns Reiter dir Staub stab Äbergibt.<br />

-In der mitsonderen Brache, sprach Etzel, der unzerzauste <strong>und</strong><br />

vielbelahrte ExunnenfÄrst, Pfeffrohm, Nickname pfeift's,<br />

Hollb<strong>ein</strong> der Gegenschreck, der auch mit niedrigsten Klubseln<br />

noch s<strong>ein</strong> Dingsaft zu trinken befreucht ist, nach <strong>ein</strong>es Mannes<br />

tosen vielstÄndigen Ringen muss allemal Z<strong>im</strong>t s<strong>ein</strong>, muss<br />

Zitter <strong>ein</strong>trÅt zuheft, nach VÉllekensklachten muss Refello<br />

blien <strong>und</strong> kann nur als vernseebewehrter Xunne ich <strong>die</strong>sen hin<br />

<strong>und</strong> Verweis, sandforter Erkstiere Plick auf Lannsfere<br />

meggeln.<br />

Auf rostinken Matten karmainen <strong>die</strong> Ka<strong>im</strong>arane, wogen <strong>die</strong><br />

woigen Weigen, <strong>und</strong> starappen <strong>die</strong> Strappen, bis alles schwitzt<br />

<strong>und</strong> gÄllt, zircumwirren <strong>und</strong> irren, just wie es ihnen gevielt.<br />

Gestreckter Lauf <strong>im</strong> Galopp der <strong>die</strong>rpen Dirnen <strong>und</strong> Duchteln<br />

unter streng schweigenden Gestirnen - platt - siebenlungen -<br />

woll - zirp <strong>und</strong> zarp, platt <strong>und</strong> stomb, sechsadrig stomb, ach<br />

ab, wo heute t<strong>und</strong>reist <strong>ein</strong> lorjoser Plan wirkt, grad-ohn-grid<br />

groÇ-ohn-gruÇer Pla-hak-lahn, unendlich mannigreich transkribiert<br />

in <strong>die</strong> modd-ernsten HÉhlen, der jede Schub-schripp-


schraube, jedes Rill-roll-r;Ådchen <strong>und</strong> wenn man genau hinguckt,<br />

auch jeder Wan~kelmotor liegt <strong>ein</strong>em leichter am<br />

Koppals. Es gab damals nur Kocharz, nur Brickbrot, nur <strong>ein</strong>e<br />

schlicke spumanke BrÄhe, nicht mal <strong>ein</strong> Fass. Erhaben<br />

schelierte Gelahrte <strong>und</strong> kleerte Forchsehende - heuzusch in<br />

alle LÅnder verstreut - kungelten mit bÉcklingen VorbÉrsennotierten<br />

<strong>und</strong> Sehn-a-Sabinen, eckschwamm be(g)l_eitet,<br />

_attet <strong>und</strong> _ernt von unzehlig trockschw<strong>ein</strong>en RÄsseln,<br />

verhÉkten sich nicht, als wÅr's ne x-beliebige kunsinnige Balz.<br />

Oder?<br />

-Konbalze Blase, seiht Mart vante Loh.<br />

-Kneift mich ins GestÅnge, wenn ich hier wichsliegen sollte,<br />

rombÉselt Kellehe seufzinnig, hat aber s<strong>ein</strong>e mittwÉchlichte<br />

Tratz-<strong>und</strong>-Trotz Phase ohne den groÇen Shaweier gemacht.<br />

-HÉr sollt <strong>die</strong> Deige nicht schweifen, tunkt Eitheier tÄss,<br />

untes, nadomber dem Felnherd zu Rat, orob zum<br />

Kirkumgeflecht er vorteelt, Rat <strong>und</strong> Schwart nach <strong>ein</strong>tags<br />

Denge orob derselben Perjoke, der sich schÉnwies als<br />

Åtherndes Geckgespinst autet, von Phanes zeitlos beschmÉckt.<br />

-...an teen hÉr Schwungrad den Assmensen follt, sonbacks<br />

den treifen Schalen Rinnung gegeben, da user Follock in s<strong>ein</strong>e<br />

Zeni-e faffiel, mit allder fortestem Ackspronn, der von der<br />

FÄllung over Spa, Rewe <strong>und</strong> Edeka zumkamm.<br />

-Wie erlen <strong>die</strong> Persken beh<strong>und</strong>tet, von dei vir uhs allgelei<br />

rÉbbergehollt wassn Gerklichkeit anstellt un tor Froifrocht<br />

unserer Nachtolln, dass nackskenmal gut <strong>ein</strong> driefoll Slouwen<br />

in usserm Beschirr stand. Unde Wiefzen, vonde Katziechen<br />

bis tode loiblich Liebleichen, sei zeilten jennasoweng.<br />

Allwie tommert <strong>die</strong> JerÄnn <strong>alt</strong>iker Skuolen <strong>und</strong> tie Remrenz<br />

e<strong>im</strong> Tetha tees Tonisoss vollwerte Akte bis Juht, bis Hute<br />

folkskan beschaunt.<br />

-Nuren paa moudiche Zstattsztaatten, sackte eer wÉrdevoll,<br />

ouffer greuchlisken Peenin wackten sich Droung <strong>und</strong><br />

Arpressgen zuweider, setzkten <strong>und</strong> grÉndeten den ersten VÉl-


kerb<strong>und</strong> der Geschichte, kann man so sagen, der wie vieles,<br />

was <strong>die</strong> Menschen sich ausdenken, zwar nicht lange hielt ...<br />

Das letzte Wort zog er mit <strong>ein</strong>er seltsamen Betonung nach<br />

oben, vielleicht um s<strong>ein</strong>er Rede <strong>ein</strong>en witzigen Touch zu geben,<br />

denn ganz wollte er vor den SchÄlern nicht als der grauhaarige<br />

Muffkopp dastehen, der er war, aber zu spÅt. Wie<br />

jedesmal, wenn er von Kleisthenes <strong>und</strong> Perikles anfing, von<br />

Platon <strong>und</strong> Aristoteles, Phidias, Aischylos, Sophokles <strong>und</strong><br />

Euripides, <strong>und</strong> vom heiligen attischen Eid, fiel ihm der Richter<br />

in <strong>die</strong> Parade, der bezweifelte, ob man solche Vorbilder<br />

brauchte, ob man <strong>die</strong> Geschichte Äberhaupt bis Adam <strong>und</strong> Eva<br />

zurÄckverfolgen musste, um <strong>ein</strong>en geistigen Kompass zu haben<br />

<strong>und</strong> zusÅtzlichen Gewinn aus s<strong>ein</strong>em Leben zu ziehen.<br />

Nicht, weil in der Gegenwart alle Probleme gelÉst waren,<br />

beileibe nicht, sondern, weil sie in s<strong>ein</strong>en Augen gar k<strong>ein</strong>e<br />

Vorbilder hergab noch auch Beispiele, aus denen man lernen<br />

konnte. Der Äberhaupt alles bezweifelte, was Lehrer, Öffentlichkeit<br />

<strong>und</strong> Massenme<strong>die</strong>n fÄr hoch <strong>und</strong> hehr hielten, <strong>die</strong> in<br />

s<strong>ein</strong>en Augen unter mehr oder weniger gekonnten ideologischen<br />

Verrenkungen mit Vorliebe <strong>die</strong> zuinnerst rassistische<br />

<strong>und</strong> dÄnkelhafte MÅr von der Überlegenheit des Abendlandes<br />

verbreiteten. Was ihn aber <strong>im</strong>mer am meisten Äberraschte,<br />

war, dass St<strong>ein</strong>meier, <strong>die</strong>se <strong>alt</strong>ernde knorrige Eiche, <strong>die</strong>ser<br />

konservative Knochen, der sich noch dazu fÄr <strong>ein</strong>en Ex-<br />

Lebemann hielt, ihm nie widersprach, sondern sich nach <strong>ein</strong>igen<br />

halbherzigen Versuchen, <strong>die</strong> SchÄler zum Thema zurÄckzubringen,<br />

<strong>im</strong> hinteren, persenningen Teil der Terrasse, den<br />

M<strong>und</strong>ig von s<strong>ein</strong>em Arbeitsz<strong>im</strong>mer nicht <strong>ein</strong>sehen konnte,<br />

<strong>ein</strong>e lange entspannende Zigarettenpause gÉnnte.<br />

á<br />

Ein Klassenz<strong>im</strong>mer der Oberstufe <strong>ein</strong>es Hamburger Gymnasiums.<br />

Auf GeheiÉ des Richters, der nach dem Abgang St<strong>ein</strong>-


meiers <strong>die</strong> Regie Äbernommen hat, werden <strong>die</strong> Jalousien heruntergelassen.<br />

Spotlight beleuchtet <strong>die</strong> Hauptdarsteller, <strong>und</strong><br />

lÅsst <strong>die</strong> Äbrigen SchÄler ins DÅmmerlicht zurÄcktreten. Ein<br />

frisch gem<strong>alt</strong>es BÄhnenbild wird provisorisch an der Wand<br />

befestigt <strong>und</strong> ebenfalls angestrahlt. Der Angeklagte ist wie <strong>ein</strong><br />

Riesenbaby angezogen, mit weiten WindelhÇschen <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em<br />

engen Strampelanzug. WÅhrend man ihn her<strong>ein</strong>fÄhrt, nutzt<br />

MÄmmel <strong>die</strong> Gelegenheit, sich fÄr den Rest des Tages frei zu<br />

nehmen.<br />

DER RICHTER M<strong>ein</strong>en besten Philosophen schicke ich ins<br />

Feld, m<strong>ein</strong>en Beisitzer. - Los, Thomas, an <strong>die</strong> Front.<br />

ZÉgernd kommt Thomas Bender nach vorne. Abgesehen davon,<br />

dass er <strong>ein</strong>en solchen Kommisston von s<strong>ein</strong>em Fre<strong>und</strong><br />

nicht gewohnt ist, gehÉrt er nicht zu den Menschen, <strong>die</strong> darauf<br />

jemals anders als instinktiv ablehnend reagieren. Dagegen<br />

m<strong>ein</strong>t man ihm den Respekt vor griechischen Philosophen<br />

<strong>und</strong> allen anderen groÇen Geistern fÉrmlich anzusehen.<br />

Der Richter stÄtzt <strong>die</strong> Ellenbogen auf das Lehrerpult <strong>und</strong> ringt<br />

mit den HÅnden.<br />

DER RICHTER Was ist denn? Warum so hÄftlahm? KÉnnen<br />

wir <strong>die</strong> Probe nicht <strong>ein</strong>mal zÄgig bis zum Ende durchziehen!<br />

Vielleicht hÅtte er doch Werding bitten sollen. Zum FrÄhstÄck<br />

<strong>im</strong>mer Cuba Libre <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e halbe Havanna. Der lÅsst sich so<br />

leicht nicht <strong>ein</strong>schÄchtern, auch von groÇen Namen nicht.<br />

Allerdings fehlt ihm <strong>die</strong> intellektuelle Steifigkeit, wenn es um<br />

letzte Fragen geht.<br />

Nachdem er sich gew<strong>und</strong>en <strong>und</strong> sichtlich Äberw<strong>und</strong>en hat,<br />

bringt Thomas s<strong>ein</strong> Anliegen in <strong>ein</strong>em - freilich kaum verstÅndlichen<br />

- Nuschelton vor:<br />

THOMAS BENDER Knt ??? mohl sgn, ??? btie ??? verkaeit<br />

...<br />

Ko<strong>wal</strong>ski lehnt sich zurÄck, wÅhrend AndrÑ Kromme sich<br />

vorbeugt. Vogtaler lacht. Der Richter stÉÇt <strong>ein</strong>en seltsamen


Laut aus. Tarzan <strong>im</strong> Ur<strong>wal</strong>d. Selbst der Angeklagte krÅuselt<br />

<strong>die</strong> Stirn <strong>und</strong> hÅlt <strong>die</strong> HÅnde hinter s<strong>ein</strong>e Ohrmuscheln. Ein<br />

bisschen sieht er aus wie <strong>ein</strong> bunt angem<strong>alt</strong>er Osterhase.<br />

DER RICHTER (laut) Was? Wie bitte? Sprich lauter.<br />

Thomas rÅuspert sich <strong>und</strong> setzt noch mal an:<br />

THOMAS BENDER (zum Angeklagten) Eine Frage, <strong>die</strong><br />

mich schon lange beschÅftigt, werter Meister: kÉnnt Ihr mir<br />

sagen, ob Mut <strong>und</strong> Tapferkeit geÄbt werden kÉnnen, oder ob<br />

sie <strong>ein</strong>em Menschen von Natur aus innewohnen?<br />

PLATON Warum interessiert dich denn <strong>die</strong>se Frage? Ist es<br />

mÉglich, dass du frÄher <strong>ein</strong>mal in <strong>ein</strong>er brenzlichen Situation<br />

nicht mutig genug gewesen bist?<br />

THOMAS BENDER Wenn jemand schÄchtern <strong>und</strong> befangen<br />

ist, <strong>im</strong> Angesicht <strong>ein</strong>er hÉheren AutoritÅt, <strong>die</strong> AnsprÄche<br />

stellt, welche er nicht erfÄllen will oder kann ...<br />

DER RICHTER Das steht aber so nicht in der Klageschrift.<br />

THOMAS BENDER (ohne den Einwurf zu beachten) Ich<br />

m<strong>ein</strong>e, wer sich fÄr Philosophie interessiert, kann nicht <strong>die</strong><br />

ganze Zeit mathematische Übungsaufgaben lÉsen. Wenn es<br />

der Lehrer aber verlangt, <strong>und</strong> besonders in Gest<strong>alt</strong> <strong>ein</strong>es leibhaftigen<br />

Oberstu<strong>die</strong>ndirektors, der es sich ohne Not zur Aufgabe<br />

gemacht hat, den Mathematik Leistungskurs des Abiturjahrganges<br />

mit Tensoren <strong>und</strong> Kegelschnitten zu erfreuen <strong>und</strong><br />

jeden, der sich nicht ordentlich anstrengt <strong>und</strong> dem er anzusehen<br />

m<strong>ein</strong>t, dass er sich in langen NÅchten hemmungslos <strong>und</strong><br />

ungeniert ausschweifenden oder sogar illegalen Exzessen<br />

hingibt, durch andauerndes scharfes Abfragen so oft vor der<br />

ganzen Klasse demÄtigt, bis <strong>die</strong>ser von s<strong>ein</strong>em ungebÄhrlichen<br />

Tun fÄr <strong>im</strong>mer Abstand n<strong>im</strong>mt.<br />

Der Richter unterbricht ihn mit <strong>ein</strong>er Handbewegung.Ä<br />

DER RICHTER Ich muss <strong>die</strong> Klageschrift wohl selbst vorlesen.<br />

Er rÅuspert sich <strong>und</strong> liest:


DER RICHTER Der Angeklagte hat mit als erster <strong>ein</strong> System<br />

etabliert, in dem vorgeblich all<strong>ein</strong> mittels der Vernunft <strong>und</strong><br />

durch <strong>die</strong> Anwendung <strong>ein</strong>iger f<strong>und</strong>amentaler Prinzipien des<br />

Denkens in <strong>ein</strong>er Gem<strong>ein</strong>schaft von Wissenschaftlern philosophische<br />

Wahrheiten diskutiert <strong>und</strong> hergeleitet wurden. In<br />

Wirklichkeit haben er <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Gruppenleiter <strong>die</strong>se Prinzipien<br />

jedoch nur benutzt, zur TÅuschung des gem<strong>ein</strong>en Volkes<br />

<strong>und</strong> in Verfolgung anderer, eigennÄtziger Zwecke <strong>und</strong> Ziele.<br />

Die Akademie war <strong>ein</strong> KlÄngel, <strong>ein</strong> besserer MÉnchsorden, in<br />

dem <strong>die</strong>jenigen reÄssierten, <strong>die</strong> sich mÉglichst stromlinienfÉrmig<br />

den herrschenden Lehrm<strong>ein</strong>ungen <strong>und</strong> Glaubensmethoden<br />

anpassten, <strong>die</strong> logischen Prinzipien am gefÅlligsten zu<br />

benutzen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Äberall lauernden Untiefen mit <strong>ein</strong> paar beschwÉrenden<br />

Floskeln zu umschiffen verstanden. Der ganze<br />

Sinn <strong>und</strong> Zweck <strong>die</strong>ser Institution ...<br />

Der Staatsanw<strong>alt</strong> unterbricht ihn.<br />

WERDING Wenn du erlaubst: auch ich wÄrde gern zuvor <strong>die</strong><br />

Frage des Beisitzers geklÅrt haben.<br />

Er wendet sich an den Angeklagten:<br />

WERDING Was ist mit Jenem, der nicht nur best<strong>im</strong>mten<br />

AnsprÄchen, sondern der Tapferkeit Äberhaupt als sittlicher<br />

Idee sich verweigert?<br />

AMELIE (aus dem Zuschauerraum) Zum Beispiel, weil er<br />

oder sie <strong>ein</strong>en oder mehrere Vorfahren auf den Feldern von<br />

Flandern verloren hat.<br />

Der Angeklagte blickt Werding scharf an. Er hat in ihm den<br />

schÅrfsten Widersacher ausgemacht.<br />

PLATON Ich weiÇ wohl, dass sich in euren Kreisen gewisse<br />

Vorurteile <strong>ein</strong>gebÄrgert haben, <strong>ein</strong>e nonchalante F<strong>ein</strong>dseligkeit<br />

<strong>und</strong> geradezu GehÅssigkeit allem Etablierten gegenÄber.<br />

Und wie ihr <strong>die</strong>se eure Ansichten jedem feilbietet, der euch<br />

Äber den Weg lÅuft, habt ihr euch auch angewÉhnt, ohne<br />

RÄcksicht nachzufragen, wenn euch etwas auf dem Herzen


liegt, selbst wenn ihr damit <strong>ein</strong> ÅuÇerst fruchtbares StreitgesprÅch<br />

zwischen zwei gelehrten MÅnnern stÉrt.<br />

Werding will etwas sagen, doch Platon bedeutet ihm zu<br />

schweigen.<br />

PLATON Trotzdem will ich euch <strong>die</strong> Antwort auf eure Frage<br />

nicht versagen.<br />

THOMAS BENDER Wir hÉren, lieber Meister.<br />

PLATON Ihr sch<strong>ein</strong>t mich ja fÄr genial zu h<strong>alt</strong>en, dass ich<br />

von der Tapferkeit wissen soll, auf welche Art man zu ihr<br />

gelangt, ob sie erlernbar ist oder <strong>im</strong> Gegenteil erblich vorbedingt<br />

<strong>und</strong> ob man sich ihr gar ganz verweigern sollte. Ich aber<br />

bin weit davon entfernt, <strong>die</strong>ses alles zu wissen, weil ich nicht<br />

<strong>ein</strong>mal <strong>die</strong> Frage, was <strong>die</strong> Tapferkeit ist, ordentlich beantworten<br />

kann.<br />

WERDING Du n<strong>im</strong>mst also <strong>ein</strong>e gewissermaÇen<br />

Wittgenst<strong>ein</strong>sche Position <strong>ein</strong>.<br />

Der Richter kratzt sich ungeduldig <strong>im</strong> Haar.<br />

-Positivist <strong>und</strong> Jasager. Ich sag's ja, grummelt er.<br />

THOMAS Aber hast du, was Tapferkeit ist, nicht bei d<strong>ein</strong>em<br />

Lehrer gelernt, dem berÄhmten Philosophen, der ohne zu murren<br />

den ÄÅÇÉÑÅÇ getrunken hat?<br />

PLATON N<strong>ein</strong>, sondern mir schien vielmehr, dass auch er es<br />

nicht wusste. (Er besinnt sich.) All<strong>ein</strong>, vielleicht wusste er es.<br />

WeiÇt denn du mehr darÄber? Sprich, <strong>und</strong> vorenth<strong>alt</strong>e mir<br />

nichts von dem herrlichen BlumenstrauÇ d<strong>ein</strong>er Weisheit.<br />

Der Richter unterbricht das he<strong>im</strong>elige ZwiegesprÅch.<br />

DER RICHTER Ich glaube, das ist nicht zielfÄhrend.<br />

THOMAS Wie ich m<strong>ein</strong>e Rolle ausfÄlle, musst du schon mir<br />

Äberlassen.<br />

DER RICHTER Klaaaaar! Jeder macht was er will, ist ja<br />

egal, wie weit wir mit den Proben kommen.<br />

THOMAS D<strong>ein</strong> Credo. Oder ist's mÉglich, dass ich dich <strong>im</strong>mer<br />

falsch verstanden habe?


DER RICHTER HÉr mal. Wir haben uns auf das Drehbuch<br />

ge<strong>ein</strong>igt. Du kannst nicht <strong>ein</strong>fach, nur weil du Philosophie als<br />

Leistungsfach belegst ...<br />

THOMAS Schon gut, reg dich nicht auf. Ich wÅre schon auf<br />

den Punkt gekommen, auch ohne d<strong>ein</strong>e Einmischung.<br />

Hinten rÅuspert sich Vogtaler <strong>und</strong> sagt zu ÖzgÄl, s<strong>ein</strong>em<br />

Nachbarn:<br />

-Mich w<strong>und</strong>ert sowieso, dass er still hÅlt <strong>und</strong> alles mit sich<br />

machen lÅsst, wo er sich sonst mit wohlfeilen Worten aus<br />

allem herauszuwinden versteht.<br />

DER RICHTER Ich bitte mir Ruhe aus.<br />

AndrÑ Kromme schnipst kampfeslustig mit den Fingern, sagt<br />

aber dann doch nichts, sondern zwinkert Kalle zu, dem Meister<br />

der Malerei <strong>und</strong> Ingenieurskunst <strong>und</strong> geistigen Vater aller<br />

FluggerÅte. K<strong>ein</strong>e Sorge, der kommt spÅter noch dran.<br />

Der Beisitzer erhebt sich von s<strong>ein</strong>em Stuhl <strong>und</strong> geht auf Platon<br />

zu. Er sieht ganz entschieden <strong>die</strong> MÉglichkeit, <strong>die</strong> Scharte<br />

wieder auszuwetzen:<br />

THOMAS BENDER Sagt mir doch, verehrter Meister, worin<br />

der wesentliche Unterschied zwischen <strong>ein</strong>em Gegenstand,<br />

zum Beispiel <strong>ein</strong>em Esstisch, <strong>und</strong> der Idee der Tapferkeit<br />

besteht.<br />

PLATON Ich weiÇ nicht, ob <strong>die</strong>s der richtige Ort fÄr <strong>ein</strong>e<br />

solche Diskussion ist. Zu <strong>ein</strong>em philosophischem Dialog gehÉrt<br />

<strong>im</strong>mer auch das geeignete Umfeld. Hier habe ich es jedoch,<br />

wie ich wohl sehen kann, hauptsÅchlich mit Banausen<br />

zu tun.<br />

WERDING K<strong>ein</strong>eswegs! Sondern mit <strong>ein</strong>em Gymnasium<br />

wissbegieriger SchÄler! Wenn das nicht der richtige Ort ist!<br />

DER RICHTER Wissbegierig, genau! Du kannst dich hier<br />

ganz wie in d<strong>ein</strong>em ÖÜáàÉâÅä fÄhlen.<br />

Die Tonangebenden unter den Zuschauern nicken zust<strong>im</strong>mend.


DER RICHTER Zum Nachweis gebe ich dir mal <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />

TraktÅtchen, von mir selbst verfasst.<br />

Er hÅndigt Platon <strong>ein</strong> Papier aus. Der liest:<br />

Die Funktion des SchÄlers als diszipulierend.<br />

Ü SchÄler warten auf das Leben, <strong>und</strong> darin drÄckt sich ihre<br />

Tragik aus.<br />

Ü Ein SchÄler bringt nicht das zum Ausdruck, was <strong>die</strong> Gesellschaft<br />

bewegt, sondern wird von ihr in Bewegung geh<strong>alt</strong>en.<br />

Ü Er ist Teil <strong>ein</strong>er Gruppe (Schulklasse), in der jeder <strong>ein</strong>e ganz<br />

best<strong>im</strong>mte Rolle spielt.<br />

Ü Jeder SchÄler durchlÅuft <strong>ein</strong>e Entwicklung, <strong>die</strong> der s<strong>ein</strong>er<br />

Klassenkameraden Åhnelt. Die Ñhnlichkeit ergibt sich aus der<br />

gem<strong>ein</strong>samen Disposition des homo sapiens.<br />

Ü Es gibt Konformisten <strong>und</strong> AuÉenseiter.<br />

Ü Die AuÉenseiter sollten versuchen, innovative <strong>und</strong> revolutionÅre<br />

Impulse in <strong>die</strong> Klassen zu tragen.<br />

Ü Die Mehrheit der SchÄler steht gewÇhnlich auf Seiten der<br />

AutoritÅten.<br />

Ü Wie stark <strong>die</strong>se Mehrheit ist, hÅngt von der inneren Kraft<br />

der AuÉenseiter ab <strong>und</strong> von ihrer Öberlegenheit Äber <strong>die</strong> Lehrer.<br />

Ü Dass ihnen <strong>die</strong> Thronbesteigung letztlich nicht gelingt, ist<br />

ihrer Natur als SchÄler <strong>und</strong> AuÉenseiter geschuldet.<br />

Er gibt es dem Richter zurÄck.<br />

PLATON Das ist zwar nicht ganz m<strong>ein</strong>e M<strong>ein</strong>ung, aber was<br />

soll's. KÄmmern wir uns lieber um <strong>die</strong> <strong>ein</strong>fachen, f<strong>und</strong>amentalen<br />

Fragen. Ich wurde nach <strong>ein</strong>em Esstisch gefragt. Gut. Dieser<br />

ist, <strong>im</strong> Gegensatz zur Idee der Tapferkeit, <strong>ein</strong>e sinnlich<br />

wahrnehmbare Ersch<strong>ein</strong>ung, doch existiert er nicht lange. 10,<br />

20 Jahre hÉchstens, danach wird s<strong>ein</strong>e VergÅnglichkeit offenbar.<br />

Genauso geht es allen anderen GegenstÅnden des Lebens,<br />

<strong>die</strong> menschlichen KÉrper <strong>ein</strong>geschlossen. Es kann demnach<br />

k<strong>ein</strong>e Un<strong>ein</strong>igkeit darÄber bestehen, dass <strong>die</strong>se Dinge von nur<br />

geringer Bedeutung sind, gerade auch in <strong>ein</strong>er Welt, <strong>die</strong> alles


<strong>im</strong> Überfluss besitzt, <strong>und</strong> an <strong>die</strong> Stelle des <strong>alt</strong>en Tisches,<br />

schwuppdiwupp!, <strong>ein</strong>en neuen stellt.<br />

DER RICHTER An <strong>die</strong> Stelle <strong>ein</strong>es erschÉpften<br />

Pyramidenst<strong>ein</strong>eschleppers <strong>ein</strong>en ausgeschlafenen.<br />

PLATON Hingegen wohnt <strong>ein</strong>er Idee, als deren erhabenstes<br />

Beispiel wir <strong>die</strong> menschliche Seele kennen, <strong>ein</strong> absolutes <strong>und</strong><br />

wahres, unvergÅngliches S<strong>ein</strong> an sich inne. Man kann sich auf<br />

sie zubewegen, sich von ihr entfernen, oder sie voll Bew<strong>und</strong>erung<br />

umkreisen, aber sie selbst steht still an ihrem Platz, unbe<strong>ein</strong>flusst<br />

von allen linksintellektuellen Moden <strong>und</strong> M<strong>ein</strong>ungen.<br />

DarÄber kann wohl k<strong>ein</strong>e Un<strong>ein</strong>igkeit bestehen.<br />

Die SchÄler schweigen. Einige rÅkeln sich gÅhnend auf ihren<br />

BÅnken. Ko<strong>wal</strong>ski denkt an Demokrit <strong>und</strong> <strong>die</strong> Masse-Energie-<br />

Erh<strong>alt</strong>ung, sagt aber k<strong>ein</strong> Wort.<br />

WERDING Wenn ich <strong>ein</strong>en Einwand vorbringen darf.<br />

PLATON Gewiss doch. Nur k<strong>ein</strong>e falsche Bescheidenheit.<br />

WERDING So sollst du zur Kenntnis nehmen, dass in der<br />

modernen Welt vieles anders als frÄher ist. Heutzutage sind<br />

wir Menschen geneigt, <strong>die</strong> Bedeutung von Ideen geringer<br />

<strong>ein</strong>zuschÅtzen als ihr antiken Philosophen mit eurer klassichen<br />

Bildung. Ideen samt ihren fatalen Konsequenzen haben wir<br />

mehr als reichlich genossen. Den GegenstÅnden der Materie<br />

hingegen erkennen wir <strong>ein</strong> absolutes S<strong>ein</strong> zu, weil wir uns auf<br />

sie <strong>und</strong> ihre Festigkeit weitgehend verlassen kÉnnen. Die Materialforschung<br />

hat quasi unzerstÉrbare Werkstoffe hervorgebracht,<br />

<strong>die</strong> uns nicht nur 10 oder 20 Jahre zur VerfÄgung stehen,<br />

sondern Jahrh<strong>und</strong>erte. Ich denke hier an Bauwerke aus<br />

Stahlbeton <strong>und</strong> an besonders h<strong>alt</strong>bare Legierungen - wohingegen<br />

Ideen fÄr mich in den Bereich des Ausgedachten, Vorgestellten,<br />

Imaginierten, also zu etwas Sek<strong>und</strong>Årem gehÉren, das<br />

unser Gehirn sich zurechtlegt, um in der Welt besser bestehen<br />

zu kÉnnen.<br />

Er macht <strong>ein</strong>e dramatische Pause.<br />

WERDING WeiÇt du, was ich glaube?


PLATON Sag's ruhig. Heraus damit. Tu dir k<strong>ein</strong>en Zwang an.<br />

WERDING Du bist befangen.<br />

PLATON (lacht) Also, ich bin befangen? Das hat mir noch<br />

k<strong>ein</strong>er vorgeworfen.<br />

WERDING Ja, d<strong>ein</strong> Denken ist befangen. Ein<br />

Allerweltsdenken, das zu sehr aufs menschliche MaÇ bezogen<br />

ist, <strong>und</strong> daher nicht objektiv s<strong>ein</strong> kann.<br />

Einige Zuschauer nicken beifÅllig. Andere gucken <strong>und</strong>urchdringlich,<br />

weil sie nicht genau wissen, was sie davon h<strong>alt</strong>en<br />

sollen. Amelie zupft KunstfasermÅuse von ihrem Minirock<br />

<strong>und</strong> unterhÅlt sich angeregt mit AndrÑ Kromme Äber <strong>die</strong> geplante<br />

abendliche Party. Angeekelt wendet Ute sich ab. Einen<br />

Rock aus Kunstfaser wÄrde sie nie anziehen. Vogtaler ist kurz<br />

davor, sich <strong>ein</strong>e von Werdings Havannas anzuzÄnden. Der<br />

Richter zÄckt erfreut s<strong>ein</strong>en Kugelschreiber.<br />

DER RICHTER Ein gutes Argument. Und <strong>ein</strong> weiterer Anklagepunkt.<br />

Ich notier das mal eben. (zu Thomas Bender:)<br />

Oder willst du?<br />

Doch der Beisitzer winkt ab. Es gebe viel bessere EinwÅnde<br />

gegen den Platonismus. GroÇspurig schreitet er am Richtertisch<br />

entlang <strong>und</strong> wendet sich dann an den Angeklagten:<br />

THOMAS M<strong>ein</strong> Einwand betrifft mehr <strong>die</strong> philosophische<br />

Seite Eures Ansatzes. Nach m<strong>ein</strong>er M<strong>ein</strong>ung ist auch der<br />

Tisch nur <strong>ein</strong>e Idee, <strong>die</strong> von mir zwischen m<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong><br />

<strong>und</strong> das Ding an sich geschoben wird.<br />

Platon Äberlegt lange. Endlich sagt er:<br />

PLATON Ein interessanter Gesichtspunkt. Ich gebe gern zu,<br />

dass sich <strong>die</strong> Idee <strong>ein</strong>es idealen Esstisches formulieren lÅsst,<br />

welche unvergÅnglich ist <strong>und</strong> an der sich alle realen Esstische<br />

messen lassen mÄssen.<br />

Amelie hÅufelt <strong>die</strong> KunstfasermÅuse auf ihr FedermÅppchen.<br />

Sie legt <strong>die</strong> FÄÇe provozierend auf den Tisch. Wenigstens hat<br />

sie <strong>die</strong> Schuhe vorher ausgezogen.


AMELIE Wieso unvergÅnglich? Ohne uns Menschen, deren<br />

Wirken zeitlich <strong>und</strong> Äberhaupt begrenzt ist <strong>und</strong> deren Denken<br />

durch unseren Egoismus mindestens ich sage mal stark gefÅrbt<br />

ist, gÅbe es <strong>ein</strong>e solche Idee doch gar nicht.<br />

Jetzt kommt wieder Vogtaler, wissen schon alle. Immer wenn<br />

Amelie <strong>im</strong> Unterricht etwas sagt, fÄhlt er sich bemÄÇigt, s<strong>ein</strong>en<br />

Senf dazuzugeben. Leicht schwankend, oder kommt es<br />

ihnen nur so vor?, steht er von s<strong>ein</strong>em viel zu kl<strong>ein</strong>en Stuhl<br />

auf.<br />

VOGTALER Kinderschuhe der Philosophie. Fantasmen, <strong>die</strong><br />

in <strong>die</strong>ser Form gar nicht existieren kÉnnen, hÉchstens als<br />

WunschtrÅume. Und das trifft auf das ganze Drama zu, in<br />

dem wir notgedrungen mitspielen mÄssen, obwohl eigentlich<br />

k<strong>ein</strong>er Lust dazu hat, aber Abitur feiern wir nur <strong>ein</strong>mal.<br />

Ute wirft ihm <strong>ein</strong>en schwer zu deutenden Blick zu. Kalle<br />

spielt ostentativ mit <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en KÅstchen was ist das?, <strong>ein</strong><br />

Walkman, <strong>ein</strong> Handy, <strong>ein</strong> WeltempfÅnger? N<strong>ein</strong>, es handelt<br />

sich um <strong>ein</strong>en Satellitenfinder, der jedesmal laut anschlÅgt,<br />

wenn man ihn in Richtung <strong>ein</strong>es Funk- <strong>und</strong> Fernsehsatelliten<br />

hÅlt. Den 10 Milliwatt Laserpointer hat er zuhause gelassen,<br />

<strong>und</strong> er hat auch garantiert nicht vor, mit ihm den Luftverkehr<br />

zu stÉren.<br />

Der Richter ruft den BÄttel zu sich.<br />

DER RICHTER Bitte auf Vogtaler <strong>ein</strong>zuwirken, damit der<br />

sich etwas zusammenreiÇt.<br />

Er wendet sich an den Angeklagten:<br />

DER RICHTER WeiÇt du, was d<strong>ein</strong> Hauptroblem ist?<br />

Platon blickt den Richter f<strong>ein</strong>dselig an.<br />

PLATON Nur heraus damit.<br />

DER RICHTER Du lÅsst nur ideale Ideen zu, nur solche <strong>im</strong><br />

emphatischen Sinn.<br />

PLATON Rede nur. Ich merke schon, dass ihr mich fertigmachen<br />

wollt.<br />

THOMAS BENDER K<strong>ein</strong>er will Euch fertigmachen.


PLATON Ich finde schon.<br />

WERDING N<strong>ein</strong>, sondern wir leben <strong>im</strong> dritten Jahrtausend,<br />

<strong>und</strong> d<strong>ein</strong>e Ideen sind gelinde gesagt etwas Äberholt.<br />

PLATON Das hier ist schl<strong>im</strong>mer als mit ihr wisst schon ich<br />

mag s<strong>ein</strong>en Namen nicht aussprechen, der auch <strong>im</strong>mer alles<br />

besser wusste.<br />

THOMAS BENDER Bitte beruhigt Euch. Ich sage noch <strong>ein</strong>mal:<br />

k<strong>ein</strong>er will Euch etwas tun. Stattdessen mÉchte ich <strong>ein</strong>e<br />

weitere Frage an Euch richten.<br />

PLATON So fragt nur recht ordentlich.<br />

Thomas Bender rÅuspert sich.<br />

THOMAS BENDER In <strong>ein</strong>em eurer berÄhmtesten Dialoge<br />

habt Ihr <strong>die</strong> Idee des idealen Staates formuliert, mit Herrscher-Philosophen<br />

an der Spitze, WÅchter-Soldaten <strong>und</strong><br />

Handwerkern. Wie wollt Ihr aber verhindern, dass <strong>die</strong> WÅchterkaste<br />

<strong>ein</strong>es Tages <strong>die</strong> Macht an sich reiÇt, wie es in der<br />

Geschichte schon oft vorgekommen ist?<br />

DER RICHTER Jetzt kommen wir endlich zum Punkt.<br />

Platon schweigt.<br />

DER RICHTER Warum schweigst du, Angeklagter, nachdem<br />

m<strong>ein</strong> Beisitzer das Problem so <strong>ein</strong>dringlich geschildert hat,<br />

<strong>und</strong> lobst nicht entweder mit uns s<strong>ein</strong>e Rede, oder tadelst sie,<br />

wenn sie dir unzutreffend sch<strong>ein</strong>t?<br />

Platon verschrÅnkt <strong>die</strong> Arme vor der Brust.<br />

PLATON Ich denke nicht, dass ich hier noch etwas sagen<br />

sollte. Vorurteile sprechen aus jedem eurer SÅtze <strong>und</strong> sind fÄr<br />

mich so unÄberwindlich wie der Hellespont fÄr <strong>ein</strong>en ungeÄbten<br />

Schw<strong>im</strong>mer.<br />

DER RICHTER Durch Schweigen richtest du dich selber.<br />

PLATON Ich lasse mich nicht vorfÄhren! Als ob ich das nÉtig<br />

hÅtte! Von m<strong>ein</strong>er ganzen Natur bin ich <strong>ein</strong> Meister- <strong>und</strong><br />

AnfÄhrerphilosoph, <strong>und</strong> soll hier ... also, je lÅnger ich darÄber<br />

nachdenke, desto wÄtender werde ich.


THOMAS BENDER Regt euch nicht auf, verehrter Meister.<br />

Unter den Anwesenden mag es <strong>ein</strong>ige geben, <strong>die</strong> euch kritisch<br />

gegenÄber stehen. Doch mir persÉnlich geht es nur darum, so<br />

viel wie mÉglich von euch zu lernen.<br />

DER RICHTER Papperlapapp. Der Mann muss sich damit<br />

abfinden, dass s<strong>ein</strong>e groÇe Zeit vorbei ist. Die Philosophie hat<br />

in den letzten paar tausend Jahren enorme Fortschritte gemacht.<br />

Wenn ich all<strong>ein</strong> an s<strong>ein</strong>en Nachfolger denke!<br />

PLATON M<strong>ein</strong>st du m<strong>ein</strong>en Neffen Speusippos?<br />

DER RICHTER Du weiÇt schon, wen ich m<strong>ein</strong>e.<br />

THOMAS BENDER HÉrt <strong>ein</strong>fach nicht auf ihn. Ich bitte<br />

Euch herzlich um <strong>die</strong> Beantworung m<strong>ein</strong>er Frage, <strong>und</strong> werde<br />

Euch willig <strong>und</strong> dankbar zuhÉren.<br />

PLATON Ich glaube dir zwar nicht. Aber ich rate dir: pass<br />

auf dich auf. Denn es wÅre k<strong>ein</strong> W<strong>und</strong>er, wenn du nachher<br />

Kopfschmerzen bekommst, von dem Vielen, was ich dir mitgeteilt<br />

habe.<br />

WERDING Guter Mann, er rede nur, wir wollen schon hÉren.<br />

THOMAS BENDER (zu Werding) Pschsch, psch..scht! Ruhe<br />

jetzt!<br />

PLATON (zu Thomas Bender) Also, wie ist es mit dir. HÅltst<br />

du <strong>die</strong> Philosophie nur fÄr schÉn oder auch fÄr gut?<br />

THOMAS BENDER Auch fÄr gut, gar sehr.<br />

PLATON Ist sie nicht unter den Wissenschaften <strong>die</strong>jenige,<br />

welche alle anderen umfasst <strong>und</strong> daher das breiteste Spekrum<br />

des Wissens <strong>und</strong> der Erfahrung vorweisen kann? Ob ich nach<br />

den Tugenden frage, dem besten Staatswesen, nach Alter <strong>und</strong><br />

GrÉÇe des Universums, nach den Interaktionen von KÉrper<br />

<strong>und</strong> Seele oder danach, wie <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>sten Teilchen der Materie<br />

beschaffen sind: den letzten Kontrapunkt wird stets <strong>die</strong> Philosophie<br />

setzen.<br />

Vogtaler schÄttelt heftig <strong>die</strong> MÅhne.<br />

VOGTALER Wen interessiert denn das?


Das Riesenbaby hebt den Kopf <strong>und</strong> n<strong>im</strong>mt Witterung auf. Es<br />

schlÅgt s<strong>ein</strong>e Tunika Äber <strong>die</strong> Schulter <strong>und</strong> watschelt durch<br />

<strong>die</strong> Bankreihen nach hinten. Dort baut es sich ostentativ vor<br />

dem Quertreiber auf <strong>und</strong> sagt:<br />

PLATON Ich w<strong>und</strong>ere mich Äber d<strong>ein</strong>e Antwort, junger<br />

Mann. Etwas Schlechtes dÄnkt dich also das Philosophieren?<br />

Oder warum sprichst du so verdrieÇlich?<br />

Vogtaler zuckt nicht zusammen. Er lenkt auch nicht <strong>ein</strong>, beugt<br />

sich nicht dem groÇen Geist, sondern reckt sich schamlos, so<br />

dass s<strong>ein</strong> muskulÉser OberkÉrper voll zur Geltung kommt.<br />

Die Sportlehrer nennen ihn nicht zufÅllig <strong>ein</strong>en Tarzan, <strong>ein</strong>en<br />

Herkules oder ihre Dampf<strong>wal</strong>ze, <strong>die</strong> sich brachial durch <strong>die</strong><br />

Reihen gegnerischer FuÇballmannschaften schlÅgt wie durch<br />

leichten EiweiÇschaum <strong>und</strong> fast <strong>im</strong>mer mindestens <strong>ein</strong> Tor<br />

schieÇt.<br />

-Nicht frech werden, <strong>alt</strong>er Mann, sagt er grob. Einfach mal<br />

lernen, <strong>die</strong> Klappe zu h<strong>alt</strong>en.<br />

Da erhebt sich ÖzgÄl, der BehÅbige, der selten den M<strong>und</strong><br />

aufmacht, <strong>und</strong> stellt sich zwischen Platon <strong>und</strong> Vogtaler, denn<br />

fÄr <strong>die</strong>smal will er sich unbedingt von s<strong>ein</strong>em Blutsbruder<br />

absetzen.<br />

ÖZGÜL Vergesst ihn, werter Meister. Er schwatzt Äber alles<br />

MÉgliche, <strong>und</strong> treibt s<strong>ein</strong>e Albernheiten. Nicht nur mit der<br />

Philosophie; auch in Lat<strong>ein</strong> <strong>und</strong> Geschichte ist er sehr leistungsschwach.<br />

Es bringt nichts, dass Ihr ihn fragt, ob er <strong>die</strong><br />

Philosophie fÄr etwas Schlechtes hÅlt. Wisst Ihr nicht, dass er<br />

s<strong>ein</strong> ganzes Leben lang noch nichts Anderes getan hat, als<br />

sich vor den Schultoren zu raufen, aus groÇen Humpen<br />

Holstenbier zu schlÄrfen <strong>und</strong> <strong>im</strong> Unterricht <strong>ein</strong>zuschlafen wie<br />

sonst nur unser Erdk<strong>und</strong>elehrer? Was m<strong>ein</strong>t Ihr also wohl,<br />

kÉnne er Anderes antworten, als dass <strong>die</strong> Philosophie etwas<br />

Schlechtes sei.<br />

PLATON (zu ÖzgÄl) Also du hÅltst sie fÄr etwas SchÉnes?<br />

ÖZGÜL Allerdings.


PLATON Und wie dÄnkt es dich mÉglich, Äberhaupt zu wissen,<br />

was das Philosophieren ist.<br />

ÖZGÜL Gewiss, das weiÇ ich.<br />

PLATON So? Was ist es denn?<br />

ÖZGÜL Was wohl anders, als wer philosophieren will, doch<br />

<strong>im</strong>mer etwas lernen muss, sei er nun <strong>alt</strong> oder jung, damit er so<br />

viel als mÉglich <strong>im</strong> Leben wisse.<br />

PLATON Dieses sch<strong>ein</strong>t mir etwas zu kurz gedacht. HÅltst du<br />

denn <strong>die</strong> Philosophie fÄr <strong>ein</strong>e Volkshochschule?<br />

Wieder sieht sich der Richter genÉtigt, Platon zu unterbrechen.<br />

DER RICHTER H<strong>alt</strong> stop! Ich bitte den Angeklagten, sich<br />

nicht weiter mit den Zuschauern, sondern lieber mehr mit den<br />

gegen ihn erhobenen VorwÄrfen aus<strong>ein</strong>ander zu setzen, vulgo<br />

<strong>die</strong> Fragen des AnklÅgers endlich zu beantworten. Alles Andere,<br />

alles Lavieren <strong>und</strong> Ausweichen vor den eigentlichen<br />

Anschuldigungen, kÉnnte vom Gericht zu s<strong>ein</strong>en Ungunsten<br />

ausgelegt werden.<br />

Der Philosoph wendet sich von ÖzgÄl <strong>und</strong> Vogtaler ab. Ein<br />

bisschen sieht er aus wie <strong>ein</strong> Raubtier, das man be<strong>im</strong> Fressen<br />

gestÉrt hat.<br />

PLATON (zu Thomas Bender:) Also gut. D<strong>ein</strong>e Frage. - Nun,<br />

<strong>die</strong> Antwort ist doch offensichtlich. Die MÉglichkeit <strong>ein</strong>es<br />

Putsches <strong>und</strong> <strong>ein</strong>er Diktatur lÅsst sich nie ausschlieÇen. Ein<br />

Unrechtsreg<strong>im</strong>e ist, wie jeder zugeben wird, weder gut noch<br />

schÉn. Die Demokratie muss wachsam s<strong>ein</strong>, auch gegenÄber<br />

ihren WÅchtern. Soweit sind wir d'accord.<br />

WERDING Ich als Pazifist wÄrde auf <strong>die</strong> WÅchterklasse ganz<br />

verzichten.<br />

PLATON Und wie sich gegen ÅuÇere <strong>und</strong> innere F<strong>ein</strong>de verteidigen?<br />

Die Gefahr aus dem Osten ist noch lange nicht gebannt.<br />

DER RICHTER Was euch Philosophen angeht, so fÄrchte ich,<br />

dass ihr wie jede andere Elite der Versuchung erliegt, euch


mittels eurer Stellung Vorteile zu verschaffen. Es muss doch<br />

mÉglich s<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong>e gerechte Gesellschaft ohne Privilegierte<br />

aufzubauen.<br />

PLATON Jeder soll sich den Aufgaben widmen, fÄr <strong>die</strong> er<br />

von Natur aus geeignet ist, soll sie zu s<strong>ein</strong>em Beruf machen<br />

<strong>und</strong> sich nicht in andere Belange <strong>ein</strong>mischen.<br />

DER RICHTER Tut mir leid, ich verstehe das nicht.<br />

Er hebt den Kopf. S<strong>ein</strong> Gesicht drÄckt Trauer <strong>und</strong> Resignation<br />

aus.<br />

WERDING (zum Richter) Du musst <strong>ein</strong>fach kapieren, Ungleichheit<br />

gehÉrt zum Prinzip s<strong>ein</strong>er 'Gerechtigkeit'. Um <strong>die</strong><br />

profitablen Belange kÄmmert sich <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Schar von Ausbeutern<br />

<strong>und</strong> MÅchtigen.<br />

Eifrig nickt der Philosoph.<br />

PLATON So ist es. Du hast es voll erfasst.<br />

Er steht auf <strong>und</strong> beginnt, <strong>ein</strong> Diagramm an <strong>die</strong> Tafel zu zeichnen,<br />

mit Kreisen, Pfeilen <strong>und</strong> Pyramiden <strong>und</strong> vielen griechischen<br />

Buchstaben, als plÉtzlich das Klassenbuch mit flatternden<br />

Seiten aus der halb geÉffneten Schublade des Lehrerpultes<br />

springt. Es verbeugt sich nach allen Richtungen, besonders<br />

aber gegen Platon <strong>und</strong> <strong>die</strong> Schultafel.<br />

DAS KLASSENBUCH Was der Mann beschreibt, ist doch<br />

lÅngst RealitÅt. Alles hat sich so entwickelt, wie er es sich<br />

gewÄnscht <strong>und</strong> prophezeit hat. Das heiÇt, es gibt, zumindest<br />

in der Tendenz, <strong>ein</strong>e Gleichheit der Chancen. Wer wegen<br />

unzureichender FÅhigkeiten oder mangelnder Leistungsbereitschaft<br />

frÄhzeitig aus dem Bildungssystem ausscheidet, wird<br />

Bauer oder Handwerker. Alle Äbrigen kÉnnen durch Begabung<br />

in <strong>die</strong> oberen StÅnde aufsteigen.<br />

DER TAFELSCHWAMM Ich werd nich mehr! So <strong>ein</strong>en<br />

BlÉdsinn habe ich noch nicht gehÉrt. Wenne <strong>ein</strong>er von Millionen<br />

bist, <strong>ein</strong>er von Milliarden RÅdchen, wie kannze damit<br />

denn sufrieden s<strong>ein</strong>? Neh, da muss etwas passiern.


Er saugt sich mit Wasser voll <strong>und</strong> wirft sich nach dem Klassenbuch,<br />

das sich gerade noch rechtzeitig zuklappen kann.<br />

DAS KLASSENBUCH Knapp vorbei ist auch daneben.<br />

DER TAFELSCHWAMM (verletzt in der Ecke liegend) Eines<br />

Tages erwisch ich dich. Sei bloÇ vorsichtig.<br />

DIE SCHULTAFEL Ganz wichtig: <strong>die</strong> kÉrperliche ErtÄchtigung<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> musische Ausbildung. Von Anfang an. Wer da<br />

nicht mith<strong>alt</strong>en kann, wird gleich aussortiert. Denn <strong>die</strong> Regeln<br />

sind streng.<br />

CONNIE Von daher hÅtte Vogtaler eigentlich gute Karten.<br />

Sie streift ihn mit <strong>ein</strong>em anerkennenden Blick.<br />

Platon schreitet zur Tafel <strong>und</strong> schreibt:<br />

PLATON Eine strenge Zensur verbietet <strong>die</strong> als verderblich<br />

betrachtete LektÄre von Homer.<br />

WERDING Ich muss schon sagen. Wie ihr damals auf<strong>ein</strong>ander<br />

herumgehackt habt.<br />

DIE KREIDE Was gestern noch wichtig erschien,<br />

heut ist's vergessen.<br />

Was gestern tabu war, <strong>und</strong> unter Strafe gestellt,<br />

ist heute erlaubt.<br />

DER RICHTER Und spÅter der philosophicus: er hat d<strong>ein</strong>e<br />

Ideenlehre verworfen, <strong>die</strong> Staatslehre, <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong>. Eine eigene<br />

Schule gegrÄndet <strong>und</strong> alles in <strong>die</strong> Tonne gekloppt, was<br />

dir wichtig gewesen ist.<br />

WERDING Ich nehme an, ihr beide mochtet euch nicht.<br />

DIE SCHULTAFEL Was der Prophet fÄr s<strong>ein</strong>e Schuld zahlte,<br />

wissen wir nicht, noch kennen wir <strong>die</strong> Zukunft s<strong>ein</strong>er Gene.<br />

Hungrig von all den Psychospielchen <strong>und</strong> frierend in s<strong>ein</strong>en<br />

GewÅndern, verschlingt er rasend unser GekrÉse. Dann macht<br />

er sich an den RÉcken der jungen Ljutennenz zu schaffen.<br />

Wir aber, obwohl <strong>die</strong> Malaise <strong>im</strong> voraus erkannt, wahn sehenden<br />

Auges auf schlechtem Asph<strong>alt</strong> in den Orkus, den<br />

Strom des Vergessens. Ruckelnd <strong>und</strong> stoÇend, bis uns <strong>die</strong>


Kinder zu w<strong>ein</strong>en beginnen, <strong>und</strong> solche StÉrung mit lautem<br />

Krakeelen vergelten.<br />

Sokrates zieht sich <strong>die</strong> Maske des Platon vom Gesicht.<br />

KROMME Huch, was fÄr <strong>ein</strong> schÉner Mann. Und versteckt<br />

sich hinter <strong>die</strong>ser blÉden Maske.<br />

SOKRATES Ihr wollt Äber mich urteilen? Ha! Dabei bin ich<br />

lÅngst verurteilt, <strong>und</strong> zwar in genau <strong>die</strong>sem euren Geiste. Soviel<br />

ich weiÇ, darf man wegen <strong>ein</strong>es Verbrechens aber nicht<br />

zwe<strong>im</strong>al bestraft werden.<br />

DER RICHTER Du verstehst uns nicht. Du willst uns nicht<br />

verstehen. Mit <strong>die</strong>sem PÉbel in <strong>ein</strong>en Topf geworfen zu werden,<br />

ist der Gipfel. All<strong>ein</strong> schon, weil es bei uns k<strong>ein</strong>e Todesurteile<br />

gibt. Uns geht es um etwas ganz Anderes, etwas viel<br />

GrÉÇeres; <strong>und</strong> ich schlage vor, du hÅltst jetzt den Schnabel<br />

<strong>und</strong> hÉrst dir an, was wir gegen <strong>die</strong> Anderen vorbringen werden.<br />

Vielleicht kapierst du dann, wie ernst d<strong>ein</strong>e Lage ist.


Halb zwÉlf schon! nanu den kopf rÄckte eros nach<br />

rechts wen interessiert da noch? kÉtterich oller ganter<br />

kamelle <strong>die</strong> von eben war's stramm in <strong>ein</strong>em langen<br />

rock ausladend <strong>ein</strong>ladend ob das k<strong>ein</strong> schicksal ist? <strong>und</strong> der<br />

doktor spornte s<strong>ein</strong>e schritte noch <strong>ein</strong> paar <strong>ein</strong>drÄcke zu erhaschen<br />

nicht satt sehen konnte er sich mit dem kennerblick des<br />

amateurfotografen an ihrem schritt <strong>und</strong> trotzdem wackelpudding<br />

hast du sowas schon gesehen? <strong>ein</strong>e unerhÉrte kombination<br />

er stieÇ vernehmlich <strong>die</strong> atemluft aus schau sie dir an datt<br />

giffet sonz hÉckstens noch een twee moal offer weld was<br />

<strong>die</strong>se frau fÄr ihre fortpflanzung tut wÅhrend unsch<strong>ein</strong>bare<br />

mauerblÄmchen meist auch <strong>ein</strong>en finden <strong>und</strong> mit viel weniger<br />

kÉrper<strong>ein</strong>satz <strong>die</strong> mÅnner natÄrlich reagieren hÉchst unterschiedlich<br />

auf konkurrierende vermehrungsstrategien fragt<br />

sich wer auf <strong>die</strong> dauer den kÄrzeren zieht wem <strong>die</strong> zukunft<br />

gehÉrt oder ob fÄr beide genÄgend platz bleibt - wobei am<br />

ende noch jedes modell der evolution <strong>ein</strong>em nachfolger weichen<br />

musste der menschlichen rasse wird es nicht anders gehen<br />

momentan sieht man den typ sexbombe leider viel seltener<br />

so lange muss sie warten bis sie endlich den richtigen<br />

findet denn sie ist wÅhlerisch <strong>und</strong> hat <strong>die</strong> ganz groÇe auswahl<br />

dann aber steigt sie hurr-di-purr in <strong>die</strong> vollen sie muss sich<br />

beeilen so jung ist sie nicht mehr sonst verpasst sie den anschluss<br />

das haupt gibt dem menschen bei allem <strong>die</strong> sonne von<br />

deren magischer energie stammt eigentlich alles ab das sollten<br />

sich <strong>die</strong>jenigen mal klarmachen <strong>die</strong> m<strong>ein</strong>en wir mÄssten <strong>im</strong>mer<br />

mehr arbeiten arbeit schÉn <strong>und</strong> gut doch meist kommt<br />

auch <strong>die</strong> zikade b<strong>lenden</strong>d Äber <strong>die</strong> r<strong>und</strong>en<br />

-<strong>die</strong> widersprÄche werden verschleiert pflegt <strong>Brunner</strong> zu sagen<br />

damit k<strong>ein</strong>er <strong>die</strong> wahrheit erkennt alle richten sich behaglich<br />

<strong>ein</strong> man braucht sich bloÇ umseh'n k<strong>ein</strong>er macht mehr <strong>ein</strong><br />

mÄckschen<br />

ich nicke dann nur um m<strong>ein</strong>e ruhe zu haben <strong>und</strong> er schafft <strong>und</strong><br />

rabottet an s<strong>ein</strong>en programmen


hubermeierschmidt&rÇhrig<br />

errack bottesch zackuff choch<br />

uftesch uffte bottet rÄhrig<br />

for string (line=f.readline())!=null) system.out.printl(line)<br />

kommt sich wahnsinnig tiefsinnig dabei vor <strong>und</strong> huldigt in<br />

wirklichkeit bloÇ s<strong>ein</strong>er neidkultur bis er umfÅllt <strong>ein</strong>es tages<br />

das sehe ich jetzt schon kommen<br />

-steht da guckt sie mich an? <strong>ein</strong>ladend ausladend geh du<br />

pferdchen geh!<br />

mÅnner <strong>die</strong> <strong>im</strong>mer gleich glauben sie sind gem<strong>ein</strong>t <strong>und</strong> dann<br />

mÄhe haben <strong>die</strong> wunschmaschine zum h<strong>alt</strong>en zu bringen<br />

er nahm dem rufe amors folgend <strong>ein</strong>en umweg in kauf wirklich<br />

schade dass der neue apparat zuhause lag der <strong>alt</strong>e konfisziert<br />

<strong>und</strong> lange <strong>ein</strong>beh<strong>alt</strong>en beweismittel angeblich oder der<br />

kommissar hatte ihn Årgern wollen<br />

-ihr nach! ihr nach!: der ewige lockruf des weibes<br />

-langsam wird es kr<strong>im</strong>inell dachte unser doktor mit blick auf<br />

ihr rÉckchen als es wieder anfing zu nieseln<br />

-was hat <strong>die</strong>'s eilig auf <strong>ein</strong>mal?<br />

enttÅuscht verlangsamte er s<strong>ein</strong>e schritte groÇ <strong>und</strong> grÉÇer<br />

wurde ihr vorsprung zu groÇ ihn aber verschlug das schicksal<br />

auf <strong>die</strong> furche der bagger <strong>und</strong> baufahrzeuge wie angenehm<br />

hÅtte er es in der fuÇgÅngerzone gehabt wo es frauen in herden<br />

hin<strong>ein</strong>zog<br />

<strong>die</strong> rissen <strong>die</strong> ganze straÇe auf maschinen fuhrwerkten arbeiter<br />

wuselten in grauen zerschlissenen blaumÅnnern lastwagen<br />

rangierten auf engstem raum so dass den passanten nur <strong>ein</strong><br />

schmaler schlammbespritzter steg blieb teerschwaden stiegen<br />

vom wind befeuert wie schwarze pollen gen h<strong>im</strong>mel wieder<br />

so'n sommer <strong>die</strong> schwÄle hitze nahm k<strong>ein</strong> ende es war ihm<br />

frÄher nie aufgefallen wie unterschiedlich <strong>die</strong> jahre ausfielen<br />

das letzte knochentrocken aber doch eher <strong>die</strong> ausnahme sor-


gen um's gr<strong>und</strong>wasser machten <strong>die</strong> allabendlich ausgiebig<br />

rasen sprengenden nachbarn sich nie<br />

-<strong>ein</strong>mal gieÇen <strong>im</strong>mer gieÇen sagte hingegen s<strong>ein</strong> vater: wenn<br />

du damit erst anfÅngst<br />

<strong>und</strong> jetzt <strong>die</strong>ser komische regen konnte man das nicht nennen<br />

<strong>die</strong> hitze <strong>und</strong> dann noch <strong>die</strong> verrÄckten gewitter<br />

oder doch vorsichtshalber den schirm? es roch bestialisch<br />

nach teer gerade woher der wind wehte hellbrauner stinkender<br />

schlamm floss ungeklÅrt in den gulli ob das beabsichtigt war?<br />

mussten <strong>die</strong> schlieÇlich wissen guckten schon was er hier<br />

wollte <strong>die</strong> frau war lÅngst in der ferne verschw<strong>und</strong>en <strong>ein</strong>e<br />

sek<strong>und</strong>e abgelenkt <strong>und</strong> weg! in <strong>ein</strong>em der bÄrohÅuser wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

wo sie als sekretÅrin werbekauffrau stenotypistin<br />

reisebÄro versicherungstante <strong>im</strong>mer zeit hatte sich um ihr<br />

ÅuÇeres zu kÄmmern <strong>ein</strong> fehler falls sie vorwÅrts kommen<br />

wollte frauen durften mÉglichst k<strong>ein</strong>en sex ausstrahlen sonst<br />

machten sie k<strong>ein</strong>e karriere fÄhlten sich hengste gestÉrt von<br />

absperrungen an der stresemannstraÇe kam langsam heran <strong>die</strong><br />

kolonne wie in zeitlupe motorrÅder in formation <strong>und</strong> mit elegantem<br />

schwung <strong>ein</strong> bepanzertes fahrzeug groÇmann durch<br />

dunkle scheiben kaum zu erkennen herr mÄcke hielt an sich<br />

<strong>die</strong> brille zu putzen noch <strong>im</strong>mer beschlagen von dem nieseln<br />

vorhin in s<strong>ein</strong>em steilischen outfit da guckten <strong>die</strong> frauen erschÉpft<br />

ergriffen <strong>die</strong> typen trotzd nicht mehr der jÄngste all<strong>ein</strong><br />

darum das geld wert <strong>und</strong> passte lieÇ <strong>die</strong> antrainierten muckies<br />

hervortreten herrlich spielten kÉrper <strong>und</strong> seele zusammen<br />

obwohl zu viele muskeln sehnen konnten auch stÉren bei den<br />

damen <strong>die</strong> herren <strong>und</strong> vermutlich auch umgedreht trainingsanzÄge<br />

waren nicht mehr en vogue genau wie vornamen erich<br />

erna fritz <strong>und</strong> w<strong>alt</strong>er <strong>ein</strong>es tages wÄrden <strong>die</strong> wiederkommen<br />

alles kam wieder ewiger kreislauf des werdens <strong>und</strong> vergehens<br />

wussten schon <strong>die</strong> <strong>alt</strong>en griechen inder azteken hethiter assy-


er nicht zuletzt weil kleider leute machten am besten mit<br />

<strong>ein</strong>em noblen emblem auf der brust<br />

be<strong>im</strong> theater trabte er sÄdwÅrts an der <strong>alt</strong>en pferdewiese entlang<br />

erschÉpften geistern veredelter rosse nach fÄr schlachtfelder<br />

requiriert hÉrte sich schamlos professionell an nach<br />

militÅr<strong>die</strong>nstleistern global playern wÄrden <strong>die</strong> menschheit<br />

demnÅchst wieder ordentlich <strong>ein</strong>schroten aber was hieÇ eigentlich<br />

demnÅchst?<br />

<strong>ein</strong> guter tropfen war das der kirsch den er sich jeden mittwoch<br />

morgen genehmigte besÅnftigte das gemÄt <strong>und</strong> schÅrfte<br />

<strong>die</strong> sinne da hinten war stÉrtebecker gekÉpft worden an alle<br />

hamburger seeleute <strong>und</strong> ihre familien ihr kÉnnt jetzt aufatmen<br />

hat es gar zu doll getrieben der mann konnte wie mancher<br />

s<strong>ein</strong>er antipoden den hals nicht voll genug kriegen <strong>und</strong> hat <strong>die</strong><br />

leute damit derart gegen sich aufgebracht dass sie s<strong>ein</strong>er unter<br />

allen umstÅnden habhaft werden wollten wer weiÇ was sonst<br />

aus ihm geworden wÅre das thema fÄhrungspersÉnlichkeiten<br />

<strong>die</strong> ihre verbrecherischen <strong>im</strong>pulse nicht <strong>im</strong> zaum h<strong>alt</strong>en kÉnnen<br />

bedarf es zu allem entschlossener innenminister <strong>und</strong> polizeiprÅfekten<br />

<strong>die</strong> es leider nicht zu jeder zeit gegeben hat in<br />

dem fall ansch<strong>ein</strong>end aber doch der becker stÉrte beckmesser<br />

<strong>im</strong> brackwasser <strong>und</strong> mit ver<strong>ein</strong>ten krÅften auf ihn los es ging<br />

ihm wie neulich dem bÅren k<strong>ein</strong>e drei tage hat der durchgeh<strong>alt</strong>en<br />

kommt aus den hintern tÅlern unseres wilden nachbarlandes<br />

ganz zutraulich angestromert <strong>ein</strong> riesenvieh lÅsst sich<br />

nicht verscheuchen auch von gutm<strong>ein</strong>enden tierfre<strong>und</strong>en nicht<br />

reiÇt <strong>ein</strong> paar schafe <strong>und</strong> sieht sich plÉtzlich der geballten<br />

menschlichen zivilisation <strong>und</strong> perfektibilitÅt gegenÄber <strong>ein</strong><br />

auÇerirdischer gleichsam der auf unserem planeten k<strong>ein</strong>en<br />

platz findet <strong>und</strong> den endlich <strong>ein</strong> leidenschaftlicher jÅger mit<br />

lust <strong>und</strong> schmackes ins jenseits befÉrdert wann kriegt man<br />

heutzutage schon mal sowas vor <strong>die</strong> flinte auÇer man fliegt<br />

nach russland oder kanada auf safari


MEINE GÜTE HABEN DIE SORGEN<br />

<strong>die</strong> pennÅler <strong>die</strong> <strong>im</strong>mer vor dem elbe-gymnasium herumhÅngen<br />

trinkend auch so <strong>ein</strong> stÉrtehaufen <strong>und</strong> rauchen! verklagen<br />

sollte man <strong>die</strong> zigarettenfirmen <strong>die</strong> sich mit ihrem sÄchtig<br />

machenden zeug <strong>die</strong> taschen fÄllen irgendwelche leute profitieren<br />

<strong>im</strong>mer vom leid der anderen der staat lÅsst sie gewÅhren<br />

<strong>und</strong> wo es verboten ist reden raucher <strong>und</strong> sÅufer von <strong>ein</strong>er<br />

ges<strong>und</strong>heitsdiktatur<br />

was aus denen wohl wird? nichts gutes steht zu befÄrchten <strong>die</strong><br />

jugend von heute nach allem was man hÉrt <strong>ein</strong>en 16-jÅhrigen<br />

haben sie neulich krankenhausreif geschlagen revier- <strong>und</strong><br />

rangordnungskÅmpfe um drogen geld <strong>und</strong> mÅdchen <strong>die</strong><br />

wunschmaschine braucht futter k<strong>ein</strong>er hat das so unmissverstÅndlich<br />

zum ausdruck gebracht wie savio der jÄngere <strong>und</strong><br />

macht Ålter werdenden angst auch mir <strong>die</strong> wir uns privat<strong>im</strong> in<br />

f<strong>ein</strong> gesponnenen konkons verschanzt haben lÅrmschutz mit<br />

putzfrau vor unberechenbaren horden <strong>die</strong> <strong>ein</strong>es tages bei uns<br />

<strong>ein</strong>fallen werden<br />

da lÉste sich <strong>ein</strong>e von den anderen machte sich auf wie schwerelos<br />

<strong>im</strong> selben moment als mÄckberti sich an ihnen vorbeidrÄcken<br />

wollte <strong>ein</strong>e schÄlerin Äberrascht aufblickend als er<br />

hinter ihr abrupt zum stehen kam der etwas herbe unansehnliche<br />

<strong>ein</strong> bisschen Äbergewichtige typ ich m<strong>ein</strong>e nicht fett nicht<br />

in m<strong>ein</strong>en augen der sich in <strong>ein</strong>er jungsclique am wohlsten<br />

fÄhlt <strong>und</strong> dann womÉglich schnell schwanger wird oder wenn<br />

nicht zur erfolgreich resoluten sich mausert<br />

-vorurteile dachte er stereotypen<br />

sie blinkte ihn an interessiert? mit seltsamem soweit sie zu so<br />

etwas fÅhig war silberblick<br />

-vielleicht ist das ihre chance dachte er hoffnungsvoll in s<strong>ein</strong>em<br />

<strong>alt</strong>ersschwachsinn wenn gutaussehende mÅnner in <strong>die</strong>


jahre kommen schwer abzuschÅtzen was wirklich dahinter<br />

steckt art von unschuld suche nach bestÅtigung <strong>die</strong> sie in <strong>ein</strong>er<br />

bildungskarriere nicht finden wÄrde<br />

er blinkte zurÄck aus s<strong>ein</strong>er <strong>alt</strong>ernden hÄlle in der man an<br />

guten tagen fÄr das geringste weibliche gl<strong>im</strong>men dankbar ist<br />

<strong>und</strong> dann plÉtzlich erkannte er sie <strong>und</strong> sie ihn amelie gerstenmeier<br />

sie war's ihr ist es p<strong>ein</strong>lich ihm nicht<br />

Äberhaupt bismarck: von hier aus zu sehen koloss & kanaille<br />

kann ich nichts abgewinnen dem kerl auÇer spott hochdekorierter<br />

kriegsvetter idiot polier des deutschen desasters kam<br />

nicht mal von hier wir sollen ihn dennoch in ehren h<strong>alt</strong>en<br />

denkste ich nicht wem er auffÅllt in der ferne wo <strong>die</strong> reeperbahn<br />

endet von allerlei bÅumen <strong>und</strong> buschwerk bekrÅnzt lauschiger<br />

in anfÄhrungsstrichen hain in denen liebeswillige<br />

schnell zur sache kommen mehr kondome als bierdosen herumfliegen<br />

prangt der gew<strong>alt</strong>ige gipskopf unÄbersehbar auf<br />

breitem podest tut harmlos geriert sich als nÄtzlicher schutzpatron<br />

<strong>und</strong> trÅgt doch fÄr mancherlei Äbel verantwortung<br />

groÇmann was w<strong>und</strong>er liebt ihn verehrt ihn wie auch<br />

kottkamp der s<strong>ein</strong>en vornamensvetter hier gern noch hinzugefÄgt<br />

sÅhe gesammelte vorbilder aller autoritÅren <strong>und</strong> nach<br />

autoritÅt strebenden insgehe<strong>im</strong> oder offen deutschnationalen<br />

mensch ist das nicht? ja der pulenz grÄÇt der nicht mehr?<br />

schlechte augen nehme ich an sonst k<strong>ein</strong> schlechter kerl unser<br />

pulenz klar durchblickt m<strong>ein</strong>e klage damals hatte <strong>im</strong> bauamt<br />

mit den meisten grips erst unter dem frÄheren leiter hat ihm<br />

damals hochgeholfen lÅngst vergessen den namen schall <strong>und</strong><br />

rauch sind <strong>die</strong> hohen tiere nach ihrem tod k<strong>ein</strong> hahn krÅht<br />

mehr nach ihnen er sah schon mal besser aus <strong>ein</strong>e pensionierung<br />

kann auch <strong>ein</strong> schlag ins kontor s<strong>ein</strong> manche verkraften<br />

<strong>die</strong> umstellung nicht es fehlt ihnen <strong>ein</strong> hobby <strong>ein</strong>e aufgabe<br />

<strong>und</strong> wenn sie dann stÅndig unter der knute der nÉrgelnden<br />

ehefrau zu leiden haben kindermann ist vier wochen danach


tot umgefallen lass dich von d<strong>ein</strong>er firma niemals in den vorruhestand<br />

schicken wie m<strong>ein</strong>e eigene kl<strong>ein</strong>e privatstatistik<br />

belegt doch <strong>ein</strong>es tages ist es unvermeidlich soweit <strong>die</strong> verabschiedung<br />

mit pi-pa-po <strong>und</strong> tÅ-te-rÅ sogar <strong>ein</strong> senator ist gekommen<br />

r<strong>ein</strong>er zufall nutzt <strong>die</strong> gelegenheit der feierst<strong>und</strong>e um<br />

auf aktuelle entwicklungen <strong>und</strong> <strong>die</strong> intensive zusammenarbeit<br />

wÄrdigt <strong>die</strong> auÇerordentlichen leistungen <strong>und</strong> ver<strong>die</strong>nste des<br />

jubilars <strong>und</strong> wÄnscht ihm <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>er frau fÄr <strong>die</strong> zukunft alles<br />

gute dann ist auf <strong>ein</strong>mal alles vorbei woran man sich frÄher<br />

gelabt <strong>und</strong> gesÅttigt hat manche leiden still vor sich hin oder<br />

auch laut doch aufmucken nÄtzt <strong>im</strong> <strong>alt</strong>er nicht viel hÉchstens<br />

dass man sich <strong>ein</strong>en herzinfarkt <strong>ein</strong>handelt wo man in vollem<br />

saft <strong>und</strong> rohr st<strong>ein</strong><strong>alt</strong> hÅtte werden kÉnnen insofern hat <strong>die</strong><br />

anhebung des renten<strong>alt</strong>ers auch ihr gutes das fÄr uns selbststÅndige<br />

ja ohnehin nicht von groÇer bedeutung ist ich bin<br />

m<strong>ein</strong> eigener herr & k<strong>ein</strong>er kann mich Årgern<br />

gaaanz schlechte haut hat der Äberall flecken <strong>und</strong> f<strong>alt</strong>en das<br />

genaue gegenteil von amelie <strong>und</strong> ihren fre<strong>und</strong>innen also was<br />

<strong>die</strong> fÄr <strong>ein</strong>e epidermis! blÄhend richtig blÄhend <strong>und</strong> sch<strong>im</strong>mernd<br />

gern lÅsst man s<strong>ein</strong>en blick dort weilen aber mit b2<br />

verabschiedet zuerst nur befristet gewÅhlt <strong>und</strong> dann hat er den<br />

anderen beiseitegedrÄckt den horstmann der nichts konnte das<br />

haben <strong>die</strong> auch schnell gemerkt <strong>und</strong> ihn weggelobt zu den<br />

stadtwerken damals ging das noch <strong>die</strong> waren noch nicht privatisiert<br />

wie heute <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges monopoly ist das wirtschaftsleben<br />

<strong>und</strong> wird uns noch alle zugr<strong>und</strong>erichten mensch habe ich<br />

mich Äber den geÅrgert er kapierte nichts disqualifizierte sich<br />

selbst mit s<strong>ein</strong>em ewig dummen gerede das nichts anbetannt<br />

hatte <strong>und</strong> wenn's drauf stand kannte er nicht mal <strong>die</strong> aktenlage<br />

haben <strong>die</strong> dann auch gemerkt <strong>und</strong> stattdessen den pulenz geholt<br />

der kam da r<strong>ein</strong> zuerst befristet <strong>und</strong> ist zum dezernenten<br />

aufgestiegen zweiter oder dritter mann hinter der leitung er<br />

hatte was drauf kann ich bestÅtigen <strong>die</strong> frau frÄh gestorben<br />

oder war das der andere der bruder? was hatte der eigentlich


fÄr <strong>ein</strong>e? damals schon b2 klar durchblickt m<strong>ein</strong>en prozess<br />

<strong>und</strong> verstand dass ich mich als arzt nicht um alles kÄmmern<br />

kann fÅlle in hessen mainfranken aus dem unterfutter der gerichtskommentare<br />

habe ich damals nÅchtelang stu<strong>die</strong>rt k<strong>ein</strong><br />

vergleich mit horstmann was das fÄr <strong>ein</strong> vogel war! nicht<br />

kompromissfÅhig <strong>und</strong> hat spÅter auch bei den stadtwerken<br />

massiv probleme gehabt mit getÉse ausgeschieden ewiger<br />

streit vor dem arbeitsgericht wo beide seiten mit <strong>im</strong>mer absurderen<br />

behauptungen auf<strong>ein</strong>ander los gegangen sind<br />

er zieht be<strong>im</strong> gehen das <strong>ein</strong>e b<strong>ein</strong> etwas nach unfall vor jahren<br />

von dem er sich nie richtig erholt hat so <strong>ein</strong> unfall muss gar<br />

nicht mal schwer s<strong>ein</strong> kann <strong>im</strong> leben <strong>ein</strong>e zÅsur bedeuten das<br />

b<strong>ein</strong> ist steif geblieben auch nicht schÉn es geht doch nichts<br />

Äber ges<strong>und</strong> kann man noch so viel ver<strong>die</strong>nen der andere stellte<br />

sich stur dem musste ich mit dem richter drohen unterh<strong>alt</strong>en<br />

tu ich mich mit ihnen nicht lÅnger habe ich gesagt<br />

groÇ aber ging frÄher schon <strong>ein</strong> bisschen gebeugt hat gleich<br />

verstanden was ich wollte dabei dachte ich zuerst wie sieht<br />

der denn aus! unsch<strong>ein</strong>bar vÉllig unsch<strong>ein</strong>bar <strong>und</strong> nichtssagend<br />

<strong>ein</strong> gesicht das man in der menge nicht wiedererkennen<br />

wÄrde brille? bart? fragt man sich bei so <strong>ein</strong>em gesicht hinterher<br />

unwillkÄrlich <strong>und</strong> ist sich nicht sicher aber wenn er mit<br />

<strong>ein</strong>em redet geht das licht an <strong>und</strong> man versteht wie er den<br />

horstmann verdrÅngt hat <strong>die</strong>sen quertreiber ignoranten unfre<strong>und</strong>lich<br />

bis zum geht nicht mehr wie <strong>ein</strong>en rechtlosen bittsteller<br />

hat der mich abgefertigt dabei war ich <strong>im</strong> recht der<br />

sohn ist hÉflicher <strong>im</strong>merhin insofern versteh ich <strong>die</strong> frau nicht<br />

gut hÉflichkeit ist nicht alles <strong>die</strong> leute kÉnnen privat trotzdem<br />

schwierig s<strong>ein</strong><br />

obwohl korrekt ist er ja muss er auch als bankmensch etwas<br />

langsam in s<strong>ein</strong>er sparkasse bis <strong>die</strong> da <strong>ein</strong>en strich gemacht<br />

haben deshalb gehe ich neuerdings zur apotheker- <strong>und</strong> Årztebank<br />

mensch habe ich mich Äber <strong>die</strong> geÅrgert minizinsen <strong>und</strong>


dann setzen sie sich <strong>ein</strong>en solchen palast da hin wir bauen fÄr<br />

sie stand auf dem plakat ja mit m<strong>ein</strong>em geld! wenn man ihn<br />

mit bÅumer vergleicht freiberufler eigene versicherungsagentur<br />

der geht natÄrlich ganz anders ran an'n speck fÄnf st<strong>ein</strong>hÅger<br />

hat er gestemmt als er zuletzt bei mir war <strong>und</strong> bier wie der<br />

wohl nach hause gekommen ist in der zeit hÅtte bÅumer fÄnf<br />

abschlÄsse her<strong>ein</strong>geholt <strong>und</strong> was fÄr welche den k<strong>und</strong>en das<br />

fell Äber <strong>die</strong> ohren ziehen <strong>und</strong> reichlich was vorgaukeln das<br />

kann er <strong>die</strong> kÄndigung war natÄrlich <strong>ein</strong> schock ich weiÇ nicht<br />

was <strong>die</strong> sagen wenn er k<strong>und</strong>en wie mich verliert nach dem<br />

motto jeder banker verw<strong>alt</strong>et so <strong>und</strong> so viel k<strong>und</strong>engelder <strong>und</strong><br />

wenn <strong>ein</strong> akademiker kÄndigt fÅllt das besonders ins gewicht<br />

obwohl richtig zufrieden bin ich mit den anderen auch nicht<br />

vielleicht sollte ich wieder zurÄck der langsame kommt mitunter<br />

schneller ins ziel <strong>und</strong> trifft vor allem nicht so oft daneben<br />

<strong>die</strong>sen wahlspruch hÅtte ich <strong>im</strong> falle bÅumer man beherzigen<br />

sollen<br />

<strong>die</strong> frau hat ihn rausgesetzt ich glaube vor drei jahren <strong>und</strong> das<br />

haus beh<strong>alt</strong>en muss <strong>ein</strong>e ganz gew<strong>alt</strong>ige s<strong>ein</strong> hat dann den<br />

nÅchsten bankdirektor auch rausgesetzt horstmann nur <strong>die</strong><br />

eigentumswohnung gelassen der hellste ist er nicht bis der<br />

<strong>im</strong>mer kapiert hat was ich von ihm wollte mit s<strong>ein</strong>en investmentfonds<br />

kriegt er wohl provision fÄr hÉr mir bloÇ mit fonds<br />

auf! habe ich zu ihm gesagt aus erfahrung klug bÅumergeschÅdigt<br />

kann er natÄrlich nicht wissen trink lieber noch<br />

<strong>ein</strong>en habe ich gesagt was macht d<strong>ein</strong>e ex-frau? ist <strong>die</strong> wieder<br />

liiert? taktvoll war ich noch nie obwohl ich habe nicht nach<br />

dem vater gefragt <strong>und</strong> auch nicht ob er schon <strong>ein</strong>e neue hat<br />

haben sie das aufgesetzt? m<strong>ein</strong>te der richter anerkennend jau<br />

habe ich gesagt na neumann hat mitformuliert m<strong>ein</strong> kollege<br />

der sich etwas auskennt weil er mit jura angefangen hat <strong>und</strong><br />

ihn so auf m<strong>ein</strong>e seite gezogen kollegial von dr med zu dr jur<br />

der pulenz hat's goutiert k<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>spruch euer gnaden


watt datt denn? ich glaub's nicht! stellen sich breit-m<strong>ein</strong>-herr<br />

auf den bÄrgersteig kommt k<strong>ein</strong> normaler passant dran vorbei<br />

wie heiÇen <strong>die</strong> noch flitzer nicht ach ja sprinter flitzer ist was<br />

vÉllig anderes <strong>im</strong>mer eilig haben <strong>die</strong> es <strong>und</strong> sind oft Äberladen<br />

verursachen angeblich sehr viele unfÅlle handwerker drÄcker<br />

paket<strong>die</strong>nste <strong>und</strong> wenn handwerker: pfusch nur pfusch! <strong>und</strong><br />

preise! was <strong>die</strong> heute verlangen gerade erst habe ich <strong>ein</strong>en<br />

tausender hingelegt nur um m<strong>ein</strong> auto durch'n tÄv zu bringen<br />

ist das normal? frÄher war alles billiger aber da hatte ich auch<br />

noch k<strong>ein</strong>en neuwagen der dauernd zur inspektion in <strong>die</strong><br />

fachwerkstatt muss stattdessen bin ich zu dem marokkaner<br />

oder was das war <strong>im</strong> <strong>alt</strong>en gewerbegebiet kam mir irgendwie<br />

pfiffiger vor<br />

absolut k<strong>ein</strong>e lÄcke muss ich wahrhaftig auf <strong>die</strong> straÇe ausweichen<br />

sogar den fahrradweg haben sie zugeparkt dem sollte<br />

man mal aber bis der rauskommt <strong>und</strong> frech obendr<strong>ein</strong> wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

manche leute ten<strong>die</strong>ren dazu streitigkeiten auf <strong>die</strong><br />

gute <strong>alt</strong>e art zu erledigen wie in dem neuen roman des pulitzer-<br />

sicher bald auch nobelpreistrÅgers ich hatte vorher schon<br />

bÄcher von ihm scham oder wie das heiÇt auf den ersten zehn<br />

seiten vier frauen gevÉgelt heutzutage k<strong>ein</strong> hindernis mehr fÄr<br />

seriÉse literatur zu gelten <strong>und</strong> <strong>die</strong> spannung erhÉht es auch<br />

wenn man mit <strong>ein</strong>em paukenschlag <strong>ein</strong>steigt<br />

auf m<strong>ein</strong>e bildung darf ich mir etwas zugute h<strong>alt</strong>en gehÉre<br />

nicht zu denen <strong>die</strong> entsprechende ratgeber benÉtigen oder erst<br />

lange <strong>im</strong> internet recherchieren mÄssen wenn sie zu <strong>ein</strong>er<br />

festrede <strong>ein</strong>geladen werden sondern kÉnnte spontan aus <strong>ein</strong>em<br />

reichen f<strong>und</strong>us schÉpfen nur wer lÅd mich denn <strong>ein</strong>? wer interessiert<br />

sich Äberhaupt fÄr mich? der <strong>ein</strong>zige trost: den meisten<br />

geht es nicht anders niemand findet <strong>die</strong> anerkennung <strong>die</strong><br />

er ver<strong>die</strong>nt <strong>und</strong> wir mÅnner werden sowieso nicht so <strong>alt</strong> sechzig<br />

<strong>und</strong> dann schluss wie ich tÅglich in m<strong>ein</strong>er praxis erlebe<br />

<strong>die</strong> frauen jÅmmerlich ausgezehrt doch unzerstÉrbar <strong>die</strong> mÅn-


ner herzkreislauf krebs <strong>und</strong> so weiter nur <strong>ein</strong>ige unentwegte<br />

Äberleben <strong>die</strong> gattin <strong>ein</strong> gnadenloses knock out system <strong>und</strong><br />

selektion ist das das<strong>ein</strong> in jener <strong>alt</strong>ersklasse meisterhaft hat<br />

der kulturredakteur den roman <strong>im</strong> r<strong>und</strong>funk genannt er selbst<br />

versuchsweise lyriker hat unter den newcomern naturgemÅÇ<br />

mit <strong>die</strong> besten startchancen bessere als <strong>ein</strong> schreibender maurer<br />

jedenfalls <strong>ein</strong> stukkateur oder steuerberater obwohl kafka<br />

so etwas Åhnliches gewesen ist hat wenig gehabt von s<strong>ein</strong>em<br />

ruhm genau wie proust: arbeit abgeliefert <strong>und</strong> vorbei<br />

instantane legende max brod schon eher das los des<br />

lordsiegelwahrers der auch als lautstarker herold gebraucht<br />

wird bald bieten andere herolde sich an wie be<strong>im</strong> fuÇball machen<br />

den raum frei bis du berÄhmt bist bis du <strong>ein</strong> Mythos bist<br />

sie nehmen den ball fÄr dich auf <strong>und</strong> schieÇen ihn hoch ganz<br />

hoch hinauf zum olymp wordsworth bei s<strong>ein</strong>em ersten aufenth<strong>alt</strong><br />

in london wÅhrend er <strong>die</strong> pantom<strong>im</strong>e besucht <strong>und</strong> siegfried<br />

den drachentÉter Äber <strong>die</strong> bÄhne stolzieren sieht wie der<br />

mit s<strong>ein</strong>em schwert herumfuchtelt <strong>und</strong> sich schÄtzt durch das<br />

wort unsichtbar<br />

southey hatte es leichter auf s<strong>ein</strong>er eileiter gut es waren andere<br />

zeiten damals nicht gierzerfressen wie heute <strong>die</strong> stÅndig<br />

wechselnden trainer <strong>und</strong> teamchefs was hatten <strong>die</strong> frÄher das<br />

gut! susquehanna sage ich nur wenn wÄnsche erfÄllte er sie<br />

sich selbst <strong>und</strong> doch konnten <strong>die</strong> drei sich am ende friedlich<br />

geachtet niederlassen nachdem sie genÄgend oft niemals!<br />

gerufen hatten um ja nicht ÄberhÉrt oder vergessen zu werden<br />

bin ich ungerecht? weiÇ denn <strong>ein</strong>er was wirklich in ihnen<br />

vorging? <strong>ein</strong> beredtes unterh<strong>alt</strong>sames talent <strong>und</strong> <strong>ein</strong> gefÄhl fÄr<br />

schÉnheit das gewÉhnlichen machern abgeht<br />

DIE ETHISCHEN PFLICHTEN SIND VON WEITER DA-<br />

GEGEN DIE RECHTSPFLICHTEN VON ENGER VER-<br />

BINDLICHKEIT


alfred rutzmoser mÄde von <strong>ein</strong>em frustrierenden lunch mit<br />

s<strong>ein</strong>en glÅubigern sogenannten geschÅftsfre<strong>und</strong>en fuhr mit<br />

s<strong>ein</strong>er frau schweigsam Äber <strong>die</strong> kennedybrÄcke auf das empire<br />

park hotel zu wo sie mit ihren anwÅlten verabredet waren<br />

wÅhrend der doktor <strong>die</strong> <strong>alt</strong>e kastanie erreichte wo er sich des<br />

drÉhnenden verkehrs ÄberdrÄssig waghalsig in <strong>ein</strong>e seitengasse<br />

schlug hÅtte wohl doch <strong>die</strong> bahn nehmen sollen - wenn ihm<br />

das spazierengehen <strong>im</strong> allgem<strong>ein</strong>en nicht soviel geben wÄrde<br />

genau darunter litt rutzmoser litt unter dem vorwurf der konkursverschleppung<br />

urk<strong>und</strong>enfÅlschung kreditbetrug et cetera<br />

<strong>ein</strong>em ganzer rattenschwanz von anklagepunkten <strong>die</strong> <strong>ein</strong> weniger<br />

enthemmt bÄrokratisches system gar nicht erst erheben<br />

s<strong>ein</strong>en unternehmern nicht zumuten <strong>und</strong> nicht <strong>ein</strong>mal <strong>im</strong> gesetzesbuch<br />

fÄhren wÄrde ja wenn er rechtzeitig mitgekungelt<br />

hÅtte! aber er war k<strong>ein</strong> politiker hatte mit politik nichts am hut<br />

<strong>und</strong> <strong>im</strong>mer geglaubt wer sich aus allem heraush<strong>alt</strong>e mache am<br />

ende den besseren schnitt den <strong>ein</strong>fluss s<strong>ein</strong>es onkels hatte er<br />

nicht geltend gemacht bis es zu spÅt war <strong>und</strong> <strong>die</strong> katastrophe<br />

irreversibel s<strong>ein</strong>e frau <strong>die</strong> wÄrde auch darunter leiden wenn<br />

ihr ra sie erst aufklÅrte er rutzmoser hatte sich <strong>die</strong>ses bisher<br />

verkniffen der coup de grace der sie aus ihren dottertrÅumen<br />

in <strong>die</strong> raue gnadenlose realitÅt katapultieren wÄrde sollte ihr<br />

von neutraler seite zugefÄgt werden<br />

-wenn ich weniger umsatz gemacht hÅtte dachte er unglÄcklich<br />

wÅre ich wahrsch<strong>ein</strong>lich straflos davongekommen<br />

<strong>die</strong> baisse an der bÉrse hatte ihm endgÄltig das genick gebrochen<br />

auch der doktor musste <strong>im</strong> moment darÄber nachdenken<br />

als ihm s<strong>ein</strong> pfb nachmals versicherungsagent vormals fahrschullehrer<br />

ganz frÄher ausgebildeter diplompÅdagoge zeitweise<br />

stadtrat bÅumer begegnete <strong>und</strong> vorsichtshalber <strong>die</strong> seite<br />

wechselte kapuze Äber


-wenn ich ihm nur nicht geglaubt hÅtte! tut so als ob er mich<br />

nicht sieht es kann nur bergauf gehen haha das haben alle<br />

gedacht mit solchen sprÄchen hat er geworben sich m<strong>ein</strong> vertrauen<br />

erschlichen <strong>die</strong> <strong>ein</strong>fache wahrheit ist: er wollte nur an<br />

m<strong>ein</strong> geld der <strong>alt</strong>e barlach hat uns frÄher <strong>im</strong>mer gewarnt also<br />

nicht der bildhauer sondern er wohnte bei uns um <strong>die</strong> ecke<br />

<strong>und</strong> hat uns vor den bÅumers <strong>die</strong>ser welt gewarnt banken versicherungen<br />

alles schwindel pflegte er zu sagen <strong>und</strong> man hat<br />

spÅter unter s<strong>ein</strong>em bett <strong>ein</strong> vermÉgen gef<strong>und</strong>en kinderlos wie<br />

er war ist er auch gestorben<br />

sieht nicht gut aus der bÅumling gar nicht gut entweder weil er<br />

auch eigenes geld verloren hat oder aus angst vor glÅubigern<br />

<strong>und</strong> s<strong>ein</strong>en opfern so <strong>ein</strong>e sache verfolgt <strong>ein</strong>en ja geht <strong>ein</strong>em<br />

nach <strong>und</strong> raubt <strong>ein</strong>em den schlaf auch <strong>die</strong> k<strong>und</strong>schaft braucht<br />

<strong>ein</strong>ige zeit bis sie ihre verluste innerlich verarbeitet hat neuauftrÅge<br />

sind rar wÅhrenddem dÅumchendrehen angesagt <strong>und</strong><br />

man kÉnnte sich eigentlich ausruhen zurÄcklehnen <strong>ein</strong> jahr<br />

verreisen nur leider wenn man <strong>ein</strong> arbeitstier ist von denen<br />

gibt's reichlich! indexfixierte geldhaie mit dollars euros yens<br />

in auge nase m<strong>und</strong> <strong>und</strong> ohren narrenfÅnger des weizens <strong>und</strong><br />

nÅchster hausse hoffnung <strong>die</strong> kommt garantiert aber nicht mit<br />

mir leute! noch mal m<strong>ein</strong> gutes geld vergeuden? n<strong>ein</strong>! gebranntes<br />

kind scheut das feuer wenn ich nur damals! <strong>die</strong><br />

50000 wÅren noch da <strong>ein</strong> sicheres polster <strong>und</strong> <strong>ein</strong> gutes gefÄhl<br />

auÇer vor dem finanzamt wo ich es langsam mal hÅtte angeben<br />

mÄssen das problem <strong>im</strong>merhin hat sich erledigt wo k<strong>ein</strong><br />

guthaben ist auch k<strong>ein</strong>e nachzahlung zu leisten auÇer bei den<br />

ganz groÇen skandalen wo milliarden verzockt worden sind<br />

da fragt der staat schon mal nach aber nicht bei <strong>ein</strong>em wie mir<br />

wo es nur um <strong>ein</strong> paar tausender geht<br />

warum ich auf bÅumer her<strong>ein</strong>gefallen bin? kommt an mit s<strong>ein</strong>en<br />

superzinsen superspÄrnase fÄr rendite <strong>und</strong> risiken hier der<br />

vertrag unterschrift fertig gebe ich dir von m<strong>ein</strong>er provision


etwas ab <strong>und</strong> hinterher ist das geld weg fast ganz weg gut mit<br />

dem kursrutsch hat niemand gerechnet glaube ich ihm sogar<br />

wir waren alle so blind geld ist anders als der auf unsere raffzÅhne<br />

wirkende innere druck <strong>ein</strong>e sehr flÄchtige angelegenheit<br />

<strong>im</strong> prinzip der <strong>die</strong>ner unserer bequemlichkeit <strong>und</strong> <strong>die</strong> triebfeder<br />

welche allerorten dafÄr sorgt dass <strong>die</strong> natur platt gemacht<br />

wird regenwÅlder abgeholzt flussauen feuchtbiotope trockengelegt<br />

mÉglichst viel co2 in <strong>die</strong> luft geblasen wird denn der<br />

rubel muss rollen muss richtig rollen mit allem ist der mensch<br />

fertig geworden nur <strong>die</strong> bocksprÄnge s<strong>ein</strong>er gier kriegt er<br />

nicht in den griff <strong>und</strong> wenn <strong>ein</strong>er der allzugern reich werden<br />

mÉchte nicht gehÉrig aufpasst landet er schnell <strong>im</strong> armenhaus<br />

siehe rutzmoser der soll um <strong>die</strong> schulden s<strong>ein</strong>er firma auszugleichen<br />

zuletzt mit schrott<strong>im</strong>mobilien spekuliert haben billig<br />

<strong>ein</strong>gekauft aber dann sind <strong>die</strong> mieter massenhaft ausgezogen<br />

<strong>und</strong> er hatte <strong>die</strong> kredite am hals ich verstehe <strong>die</strong> banken nicht<br />

<strong>die</strong> bei so etwas mitspielen naja wollen auch ver<strong>die</strong>nen <strong>und</strong><br />

rutzmoser hat eben <strong>ein</strong> groÇes rad gedreht zu groÇ da lobe ich<br />

mir m<strong>ein</strong>e solide medizinische ausbildung kranke gibt es <strong>im</strong>mer<br />

das ausmaÇ an krankheit n<strong>im</strong>mt in wirtschaftlichen<br />

schwÅcheperioden eher zu nicht nur depressionen auch kÉrperliche<br />

gebrechen magengeschwÄre herzinfarkte eigentlich<br />

klar wenn <strong>die</strong> seelische belastung ansteigt<br />

VON DER AMPHIBOLIE DER REFLEXIONSBEGRIFFE<br />

DURCH DIE VERWECHSELUNG DES EMPIRISCHEN<br />

VERSTANDESGEBRAUCHS MIT DEM TRANSZEN-<br />

DENTALEN<br />

innerlich gestÅrkt <strong>und</strong> geistig jubilierend drÅngte es johann in<br />

<strong>die</strong> kunstsammlung extrem voll da unangenehm aber lohnenswert<br />

<strong>im</strong>mer schon seit hÅndler vermittler <strong>und</strong> bankleute<br />

mit dem geld erwartungsvoller k<strong>und</strong>en aufwachten <strong>und</strong> es<br />

beflissen als zehnten der kunst darbrachten am dreiÇigsten vor


ablauf der ablauffrist opfer ihrer opfer erst ordentlich gesammelt<br />

bei fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>esfre<strong>und</strong>en mÅzenen in spe <strong>ein</strong>hellig<br />

der m<strong>ein</strong>ung wir als kaufmannschaft tragen fÄr <strong>die</strong><br />

schÉnen kÄnste verantwortung dann infolge diverser kriege<br />

rÄck- <strong>und</strong> schicksalsschlÅge <strong>ein</strong>iges zerbombt & verbrannt &<br />

wieder aufgebaut unermÄdlich <strong>im</strong> <strong>die</strong>nste der dann endlich<br />

wahren wirtschaftsblÄte <strong>ein</strong>e ausstellung jagt <strong>die</strong> andere bilder<br />

<strong>und</strong> museumswÅchter aufgeputzt <strong>im</strong> selben goldornat - <strong>und</strong><br />

heute? bei der aussicht <strong>und</strong> nach durchsicht des kataloges<br />

hatte sich johann an <strong>ein</strong>iges erinnert gefÄhlt ja er wurde den<br />

verdacht nicht los dass alle menschlichen wahrnehmungen<br />

<strong>und</strong> empfindungen nach den gleichen mustern funktionierten<br />

abgespeichert in der <strong>ein</strong>en groÇen urmutter <strong>die</strong> best<strong>im</strong>mt auch<br />

schon mit hingabe getÉpfert <strong>und</strong> dabei lustig vor sich hin gesummt<br />

hatte mit der prÅmisse dass unser aller kunstverstÅndnis<br />

komplett durch den bauch geht das telos der kunst sichtbar<br />

zu machen mit wenigen klangakkorden pinselstrichen groben<br />

oder f<strong>ein</strong>en <strong>die</strong> kÉpfe von unten her ansteuern wie <strong>ein</strong>en transistor<br />

<strong>und</strong> wÅhrend <strong>die</strong> massen in der trashkultur entspannung<br />

suchten rÄckten <strong>die</strong> bildungsbeflissenen den genien der frÄhzeit<br />

zuleibe ziemlich farbenfrohen <strong>und</strong> flatterhaften geschÉpfen<br />

<strong>die</strong> sich bedenkenlos vom wind in alle welt verstreuen<br />

lieÇen gogeng gogas deta moyou netrec rolouse modin runge<br />

cezanne chady in der aufstellung 3-4-3 genau wie neuerdings<br />

der fc st pauli um <strong>und</strong> om denn sie hatten weiter gedacht als<br />

<strong>die</strong> zukunft hergab in dem riesigen areal hÅngen heute viele<br />

weiÇe laken nur landschaftsbilder wollen sie da partout nicht<br />

ausstellen selbst von <strong>die</strong>sem englÅnder nicht johann schneuzte<br />

sich sachverstÅndig teilte mit energischen schritten <strong>die</strong> luft <strong>die</strong><br />

holzskulptur ding mit arm von baierdorf hatte es in sich der<br />

iglu aus dem mario mertig auf <strong>die</strong> bÄhne des kunsttheaters<br />

getreten war thomas schwittes hauptstadt fÄnf in gest<strong>alt</strong> <strong>ein</strong>er<br />

grÄnen braunen hÄgellandschaft <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e grobe groÇe wandinstallation<br />

von frauke krone-kornelsen cos<strong>im</strong>a ackermanns


lÉwe mit hasenohren hengst baders installation ich habe heute<br />

k<strong>ein</strong>e zeit fÄr dich <strong>und</strong> ritters zyklus mit kind kinder sollen ja<br />

gr<strong>und</strong>sÅtzlich den blickwinkel verzerren was <strong>ein</strong>e objektive<br />

beurteilung der qualitÅt <strong>ein</strong>es kunstswerkes erschwert zwei<br />

frÄhe filzarbeiten von maurice morrison weit oben <strong>im</strong> treppenhaus<br />

aufgehÅngt weil filz momentan aus der mode ist nur<br />

wer den hals reckt kriegt sie zu sehen jeff takanishis insomnia<br />

<strong>die</strong> ballade von der sexuellen abhÅngigkeit von gould philipp<br />

ottos frÄhestes gem<strong>alt</strong>es selbstbildnis <strong>und</strong> schlieÇlich<br />

piesekamm lÅssig <strong>und</strong> ganz unmuseal daher schwankend nicht<br />

mehr drahtig schlank wie frÄher sondern fÄrchterlich aufgeschwemmt<br />

weil wohl gewisse leute <strong>die</strong> er nicht enttÅuschen<br />

mÉchte s<strong>ein</strong>en allfÅlligen auftritten in kneipen <strong>und</strong> auf kl<strong>ein</strong>kunstbÄhnen<br />

regelmÅÇig regelrecht entgegenfiebern <strong>und</strong> ihn<br />

zwingen dinge zu tun <strong>die</strong> absolut nicht ges<strong>und</strong> fÄr ihn sind<br />

<strong>und</strong> nach <strong>ein</strong>em ausgedehnten mittagsschlaf nunmehr guter<br />

ding!e wie <strong>ein</strong> prall gefÄllter sack hÅngt s<strong>ein</strong> bauch Äber dem<br />

gelÅnder in weiteren verkleidungen vorlauten gÉren hinterher<br />

sch<strong>im</strong>pfend <strong>die</strong>wo er m<strong>ein</strong>t sich unerlaubt an s<strong>ein</strong>en werken<br />

zu schaffen machen wer ihn von frÄher kennt ist sicher enttÅuscht<br />

denn Äber <strong>die</strong> konflikte mit der stadtverw<strong>alt</strong>ung ist<br />

s<strong>ein</strong> bart halb grau geworden<br />

-noch <strong>ein</strong> kÄnstler den ich unbedingt kennenlernen muss sagt<br />

er mittlerweile Äber jeden dahergelaufenen fuÇballstar: in den<br />

letzten spielen wirklich phÅnomenal <strong>und</strong> hat s<strong>ein</strong>e tore clever<br />

in klingende mÄnze verwandelt<br />

piese ging spontan auf ihn zu doch fÄhlte sich der mann belÅstigt<br />

wo er sowieso von neuen abseitsregeln beengt s<strong>ein</strong>e leistungsfÅhigkeit<br />

nicht mehr voll unter beweis stellen konnte<br />

frage: wie schaffen sie es solche spiele umzudrehen?<br />

<strong>die</strong> antwort: bmmng dnmmb gnbsndhf wmdhbn spiel mblffn<br />

tor bsshlmng dnmmt wmmng dnmmt tor bmmblffn spiel mblff<br />

spiel bssmt wmmb gnb spiel bmmt wmdhbn bmmt bsshlmng<br />

dnmmblff wmmng dnmmnb sshlmnbsshlmnbsnd hffffn tor spiel


sdrrff sshlmnbsnd sdrrff sshlmnb spiel bmmng dnmmb gnbsnd<br />

sdrrff sshlmnb spiel mblffn tor bssmt wmmt tor bssmt wmmt<br />

tor sdrrff sdrrff sshlmnb spiel mblffn tor sdrrff sshlmnb bssmt<br />

wmmt tor sdrrff sshlmnb spiel mblffn tor sdrrff sdrrff sshlmnb<br />

spiel bmmng dnmmb gnbsnd hfff wmdhbn spiel mblffn tor<br />

bssmt wmmt sdrrff sshlmnb mblffn<br />

wobei uns uneigentlich dreid<strong>im</strong>ensionalen nur <strong>die</strong> ebene flÅche<br />

zur verfÄgung steht in <strong>die</strong> hÉhe kÉnnen wir von ausnahmen<br />

abgesehen nicht ausweichen mit <strong>ein</strong>em nicht gerade<br />

blattschuss fiel ihm etwas schwarzweiÇ kleckerndes vor <strong>die</strong><br />

fÄÇe wusst'ich's doch es kann nur vogelscheiÇe s<strong>ein</strong><br />

-soll ich zurÄckflanken?<br />

-hey ja! nicht <strong>im</strong>mer gleich draufbolzen gib mal ab<br />

sie mÄssen allerdings heute abend gewinnen denn es ist das<br />

des vielleicht fÄr <strong>die</strong> nur <strong>ein</strong>e ihre zwischen <strong>ein</strong>em lange tot<br />

gesagten <strong>und</strong> dem hellsten des in der ist der zwischen h<strong>alt</strong>en<br />

sich <strong>die</strong> beiden noch zurÄck <strong>die</strong> sich letztes mit <strong>und</strong> in der<br />

geh<strong>alt</strong>en haben wer hÅtte das den zugetraut dass sie den holen<br />

wollen in den ersten zwanzig dreiÇig geben sie den k<strong>ein</strong>en<br />

nach sind mindestens ebenbÄrtig zeigen was kreativer leichter<br />

ist erst in der zweiten geht der richtig los werden <strong>die</strong> stÅrker<br />

der siegt Äber das kÉnnte man sagen <strong>die</strong> in den gegnerischen<br />

fÄhrt zieht sich sofort wieder in <strong>die</strong> zurÄck von dem sie sagen<br />

er sei wenn er <strong>im</strong> an den kommt nicht zu stoppen doch sie<br />

stoppen ihn! <strong>die</strong> ebenso wie der schwerer werdende der steht<br />

felsenfest man sieht <strong>die</strong> <strong>und</strong> m<strong>ein</strong>t fast sie auch zu hÉren es ist<br />

<strong>im</strong>mer dasselbe <strong>die</strong> kommen vor warten auf den <strong>ein</strong>en entscheidenden<br />

um dann <strong>im</strong> nÅchsten der den alles zunichte<br />

macht bis jetzt jedenfalls sie spielen ihre voll aus da steht <strong>ein</strong><br />

<strong>und</strong> wÅhrend ihr <strong>die</strong> schlagt hat er den abgesagt <strong>und</strong> es ist nur<br />

<strong>die</strong> was kommt zuerst der oder der? normalerweise das heiÇt<br />

wenn es um irgendetwas gegangen wÅre aber es geht ja um<br />

nichts in <strong>die</strong>sem <strong>und</strong> dann kommt <strong>die</strong> sieben<strong>und</strong>siebzigste <strong>und</strong><br />

weiÇ sich ansch<strong>ein</strong>end nicht anders zu helfen auÇer vielleicht


um den zu fÅllen steht <strong>im</strong> <strong>und</strong> kommt an den der folgende ist<br />

nach dem wer geglaubt hÅtte dem haben sie nichts gesagt <strong>und</strong><br />

der sieht sich getÅuscht <strong>die</strong> wÄrden nie aufgeben so sind sie<br />

nicht sich <strong>ein</strong>fach mir nichts dir nichts davonzustehlen <strong>die</strong><br />

spielen unglaublichen Äberlegenen nur zusehen wie man ihn<br />

noch nicht gesehen hat es ist als hÅtte das ihre letzten mobilisiert<br />

<strong>und</strong> dann treibt er den weit voran <strong>ein</strong> zu <strong>und</strong> nun erst<br />

ziemlich freistehend findet er gibt ab <strong>ein</strong>e herrliche dann fÄr<br />

ihn k<strong>ein</strong>e opt<strong>im</strong>ale der ist drin auch nach dem bleiben <strong>die</strong><br />

spielerisch Äberlegen <strong>und</strong> <strong>die</strong> ganze geht der ihrer in ihnen um<br />

sie bauen aus der des klug auf <strong>und</strong> wer sich mit dem auskennt<br />

weiÇ er in wird zÄchten mÄssen sie h<strong>alt</strong>en den geschickt in<br />

den eigenen sie deklassieren <strong>die</strong> all das wofÄr <strong>die</strong> <strong>im</strong> steht es<br />

ist nur <strong>ein</strong>e der bis das nÅchste fÅllt <strong>und</strong> zu gewinnt sie das<br />

weil <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e um zu siegen denn ist zu aus welchen auch <strong>im</strong>mer<br />

<strong>die</strong> meisten gehen verloren das man braucht <strong>die</strong> andere<br />

fÄr Äberlegen hÅlt <strong>die</strong> wissen sie sind unschlagbar <strong>die</strong> glauben<br />

doch oben auf der sitzt da kann <strong>ein</strong> nur lachen ist enttÅuscht<br />

der weiÇ das kostet ihn nicht halb so viel wie <strong>ein</strong> neuer brasilianischer<br />

was ver<strong>die</strong>nt denn <strong>ein</strong> in <strong>ein</strong>er locker was drauflegen<br />

der sich ruhig zurÄcklehnen kann <strong>und</strong> ist was den angeht<br />

doppelt so effektiv<br />

DAS GESCHMACKSURTEIL WODURCH EIN GEGEN-<br />

STAND UNTER DER BEDINGUNG EINES BESTIMM-<br />

TEN BEGRIFFS FÜR SCHÖN ERKLàRT WIRD IST<br />

NICHT REIN<br />

bei der feuerwache: sieht aus wie johann <strong>ein</strong> bisschen der<br />

kÄnstlertyp hippie mit pferdeschwanz wirkt fÄr s<strong>ein</strong> <strong>alt</strong>er<br />

ziemlich verbraucht <strong>ein</strong> bisschen zu stÄrmisch in wilden wassern<br />

geraftet <strong>ein</strong> bisschen zuviel den affen geritten wie ich<br />

damals <strong>im</strong> ges<strong>und</strong>heitsamt k<strong>ein</strong> gefÄhl fÄr was geht <strong>und</strong> was<br />

nicht jaja aus der entfernung lÅsst sich leicht reden


-ist das nicht unser doktor! auch in <strong>die</strong> ausstellung?<br />

-dafÄr habe er heute k<strong>ein</strong>en kopf erwiderte muckenbarth beobachtete<br />

unter gesenkten lidern <strong>ein</strong>e schaufensterdekoratÉse<br />

vor ihrem ensemble ratlos an <strong>ein</strong>em ihrer vielen ringe drehend<br />

mehr strass an jedem finger als andere an der ganzen hand ob<br />

solche gr<strong>und</strong>sÅtzlich leichter zu haben waren? <strong>und</strong> dann noch<br />

in knallengen hosen zeichen fÄr was? hormone <strong>und</strong> eiweiÇe<br />

<strong>die</strong> anders aufgespult sind als bei unsch<strong>ein</strong>baren habe ich<br />

mich oft gefragt nie durft'ich's ausprobieren<br />

-ermÅÇigter <strong>ein</strong>tritt es lohnt sich sagt jo sie rÄhren <strong>die</strong> werbetrommel<br />

so<strong>und</strong>soviel prozent weniger besucher hatten sie<br />

letztes jahr was den verantwortlichen staatsrat wie heiÇt er<br />

gleich kannenbach kattebach oder so Åhnlich sehr bekÄmmere<br />

darum neuerdings aktionswochen<br />

-ach der nickt der doktor verschlossen ich weiÇ wen du m<strong>ein</strong>st<br />

was interessiert ihn kultur? zuletzt genug genossen what can<br />

an old man do but l<strong>im</strong>ping through the streets<br />

-der stuhl des direktors wackele wie in der norddeutschen<br />

nachzulesen kaum dass er sich bequem hingesetzt habe <strong>und</strong><br />

trotz der frischen weit Äber hamburg hinausreichenden erfolge<br />

da vinci renoir picasso magritte leihgaben <strong>und</strong> sonderausstellungen<br />

pipapo richtige events seien das gewesen <strong>und</strong>: es gebe<br />

mittlerweile prozente auf alle kataloge verramscht wÄrden<br />

goya degas monet rodin van dyck cezanne chagall neun<strong>und</strong>vierzig<br />

neun<strong>und</strong>neunzig wahnsinnspreise <strong>und</strong> jetzt gauguin<br />

den dÄrfe er auf k<strong>ein</strong>en fall verpassen<br />

-gogeng sagt mÄcke nÄsslich dedong zedung: warum gerade<br />

du?<br />

johann klÅrt ihn auf dass <strong>alt</strong>ernatives leben auch mit kunst zu<br />

tun habe<br />

-kann doch nicht s<strong>ein</strong> du! als akademiker hast <strong>die</strong> ausstellung<br />

nicht gesehen <strong>ein</strong> schatzkÅstl<strong>ein</strong> <strong>und</strong> der clou: <strong>die</strong> neue bis an<br />

<strong>die</strong> decke reichende maschineninstallation von drohe den<br />

klassikern <strong>die</strong> show zu stehlen


<strong>die</strong> mÄcke windet sich <strong>und</strong> schweigt lass ihn reden dafÄr ist<br />

kultur schlieÇlich da <strong>die</strong> arbeitslosen nicht in ihren depressionen<br />

untergehen zu lassen oder in den endlosschleifen der tÅglichen<br />

fernsehdramoletten dass er monet <strong>und</strong> dessen farbige<br />

allzu opt<strong>im</strong>istische <strong>im</strong>pressionen mochte wollte er nicht verraten<br />

weil er fÄrchtete damit s<strong>ein</strong>e ganze unerschÄtterliche trivialitÅt<br />

zu offenbaren vorsichtig justierte er <strong>die</strong> augen auf hinter<br />

<strong>die</strong> spiegelnde scheibe wenn so <strong>ein</strong>e stark ringbefingerte nach<br />

<strong>ein</strong>em griffe zu allem entschlossene frau mannseitig schnell<br />

schmelzender widerstand<br />

-der druck erhÇht sich <strong>im</strong>mer noch<br />

-unmÇglich prÄfen sie das messgerÅt<br />

-xxxvvv|||o=o=o=pfffffffffpfffffff-dÄht-dÄhtÄht-dÄhtÄht-dÄht<br />

pffffffffffffffffff-dÄht-dÄht=o=o=o|||vvvxxx zi dou ling xiang<br />

shen ku xiao mai dong wu sui sha zhu yang hong<br />

-<strong>ein</strong>e personenbeschattung ist nicht so <strong>ein</strong>fach<br />

-wieso <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e ist doch charmant <strong>und</strong> niedlich v+v-o+x|==oxx|x|v|<br />

oxx|oov x|||oo v-++++o+-- ding xiang hong<br />

zhou gua lou dong qing can sha gui<br />

-gestatten der name ist ganthenb<strong>ein</strong><br />

-sie sehen ganz anders aus als auf den fotos oxx |


-der besuch kam r<strong>ein</strong> <strong>und</strong> setzte sich in <strong>die</strong> badewanne<br />

-sie hat mich ziemlich nervÇs gemacht x|=|v| oov++- |oov++x|<br />

x =|v|||oo x|=x=|v|||oo xx|=x=|v||oov++- x| dou ling don<br />

hua man mu pi feng yao zi tian ta-men<br />

-es muss <strong>ein</strong>en gr<strong>und</strong> geben warum <strong>die</strong> dinosaurier Äberlebt<br />

haben schon seit <strong>ein</strong>igen jahren erforscht man be<strong>im</strong> faulhaber<br />

institut ihr gebiss<br />

-wir kochen nur <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es sonntagsessen oxv|! xxo x||o||v<br />

|xo| x===o v|== xiq! lu blu chin sing qang<br />

-na also x=!o klappt doch klasse! ye dong gao bai huang huo<br />

bu xiang qian he liang er cao dong cao xiang qing qing xiao<br />

dou bai xiang gao bian hua ye pi pao tong gao bai bing mu ku<br />

mu xing mao xuan sheng yao wu zhi wu yi huang chi sha feng<br />

shen ku mu jing chi shen mao ding mao gui ro gui ro gua luo<br />

ku cao xuan liang cao cao ye liang guo zhu yan rou dong qing<br />

xiang luo hui su zi di jing guo ze qi fang ta bai jie nan shen<br />

dong wu tui zhi hu zi ning chuan xing zi jing zhu yan rou si jin<br />

lÄ ti gua qing jie da jiao jing cai xiao jin yan feng ji bai zao<br />

mo han ji xiao ye pi gua qie tu mu xin lian he shan cao tian<br />

fan xu xing chong yao mei deng hui su zi jue ming chong gan<br />

shen di guan xin yi qi fang ye bai sha gui ro guang huo duan<br />

pi diao jin shi teng nan tian pi jue ming cao cang zi jue ming<br />

qing cao zi su he teng she xian qiang da feng zhi e wei rei<br />

xian qiao qing teng ye pi pao teng lu gan fang fang gui rou si<br />

zi bai jie zi mao xiang yu mu chuan cao xin yin hua mu tong<br />

guo zhu yu di fu mu xiao tian pi tu jing pi cao xing gui<br />

-<strong>die</strong> h<strong>und</strong>e der <strong>ein</strong>he<strong>im</strong>ischen sind zwar nicht besonders groÉ<br />

aber dafÄr schmecken sie besser<br />

johann sich umdrehend: a-haa!<br />

na <strong>und</strong>? soll er doch! wenn der wÄsste was ich mir sonst tag<br />

fÄr tag r<strong>ein</strong>ziehen muss wÄrde er nicht so ausfÄhrlich <strong>die</strong> nase<br />

rÄmpfen von fett- <strong>und</strong> schlabberbÅuchen abgesehen neue abrechnungsrichtlinien<br />

verordnungen gesetzestexte schwindeln<br />

machende formulare&lierungen versteht k<strong>ein</strong> mensch <strong>ein</strong>mal


<strong>im</strong> jahr alle quittagen der krankenkassen nachrechnen wollen:<br />

<strong>ein</strong>e herausforderung <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e zumutung ä83 absatz 1 <strong>und</strong><br />

ä85 absatz 3 bis 5 <strong>die</strong> vergÄtung ist das ausgabenvolumen fÄr<br />

<strong>die</strong> zu vergÄtenden vertragsÅrztlichen leistungen sie kann als<br />

festbetrag oder auf der gr<strong>und</strong>lage des bewertungsmaÇstabes<br />

nach <strong>ein</strong>zelleistungen nach <strong>ein</strong>er kopfpauschale nach <strong>ein</strong>er<br />

fallpauschale oder nach <strong>ein</strong>em system berechnet werden das<br />

sich aus dem verbindungsmischmasch <strong>die</strong>ser oder weiterer<br />

berechnungsarten ergibt haben <strong>die</strong> meisten kollegen heute<br />

software fÄr <strong>im</strong>mer noch kompliziert & nÅchte verschlingend<br />

genug <strong>die</strong> <strong>die</strong> gefÅhrlichsten untiefen des vergÄtungssystems<br />

auf knopfdruck hurra sozusagen verkapselt <strong>und</strong> vorverdaut<br />

nachrechnen: genau geht das eigentlich gar nicht wÄrde man<br />

durchdrehen<br />

johann flawilderte mit flagellanten flawedeln hob <strong>ein</strong> lÄsternes<br />

auge zum bli-bla tent-a sie wird doch nicht? n<strong>ein</strong> ganz <strong>im</strong><br />

gegenteil <strong>ein</strong>em verdrucksten kinde gleich drÅute er panisch<br />

zu wohlfÅtt erteiltem waswusste von allerlei littschrei jedem<br />

hÅuse deckste hÅlse fleckste jedem illigsten feldgeweih frontgestÅhlter<br />

libero endlich sackt's aus grÉÇte seit langem groÇe<br />

schafft gleich <strong>die</strong> egge ab tellmann gewogenen Ångsten getrotzt<br />

-wusste ich ja gar nichts von erwidert mÄcke ganz arzt Äber<br />

<strong>die</strong> straÇensperren habe er sich allerdings gew<strong>und</strong>ert<br />

josharfen umspannte mit bleiernem griff noch den innersten<br />

zempter <strong>und</strong> petrigen melck riemte <strong>die</strong> ellwohnen hilzen herab<br />

talmullte jedgele holtschuppe in aytle rohdwanzen <strong>und</strong><br />

verteilte trucksige schwattlatten unter allen gesinen<br />

sunkfohten krehmte den setten sandigen riestiff mit sanflossen<br />

schuppen aus goldstaub <strong>und</strong> selig gingriggem pliff-a-diff<br />

befellte den gierigen schorch aller enden mit hoppigen siebeln<br />

wicken <strong>und</strong> welkw<strong>und</strong>en winden erschrickte den fohm garnickte<br />

den klies widderte den sechs mal sechs passten<br />

heffheusen ihr netznutz aus holprigem haarnich schartellte


den x-pand mit spirren sankoz durchwobenden mants flatterte<br />

recks gellte hell summste trall fortzweit <strong>und</strong> furwiegelte dritts<br />

das gesenkte teik mit dem teikelkopf hub den trackten kÉppsÅll<br />

auf den polden zersickten lÄpp fÅdelte trotz safran silbrigem<br />

sellblond das fÅpperste dack aus der utterstirn schwinkte<br />

s<strong>ein</strong> geistriges apperseptiv mit Äberburrem bÉ-schattmantem<br />

eff-feng aus der bulltÄtte rÄttelte heftig an narzisstischen narrentischen<br />

<strong>und</strong> versickerte endlich in <strong>ein</strong>em endlosen<br />

mehrbrassigen maistbeutel mit achtachsem tuhluhp<br />

-nun aber!<br />

fordernd<br />

-nichts fÄr mich sagte der doktor abwesend mussig passen<br />

soweit sei er noch nicht<br />

sackpohlte zacht <strong>und</strong> seffte s<strong>ein</strong> s<strong>ein</strong> umzum rumlig verteilungsorgan<br />

am spiegel vorbei oder / m<strong>ein</strong> klon hat papa zu<br />

mir gesagt als ich noch wesentlich jÄnger war <strong>die</strong>selben gebrechen<br />

<strong>und</strong> geisteskrankheiten das gleiche<br />

spÅtschichtchromatogramm warte nur junge bis du in m<strong>ein</strong><br />

<strong>alt</strong>er kommst hier <strong>die</strong> feuchten fÅden steht alles drauf: durch<br />

interruptus zeugung <strong>im</strong> zuge <strong>ein</strong>er eher f<strong>ein</strong>dlichen Äbernahme<br />

kurzes entspannungsflickflackern zwischen zwei ewigen<br />

streithÅhnen prÅnatales sinn- <strong>und</strong> verstÅndnisloses<br />

umsichtreten vorwurfsvoller blick: was soll man von dir auch<br />

erwarten ganz kl<strong>ein</strong> jetzt <strong>die</strong> mutter nicht aufregen postnatale<br />

verzweiflungstaten in gest<strong>alt</strong> des versuches <strong>die</strong> hebamme zu<br />

wÄrgen <strong>die</strong> mit <strong>ein</strong>em mannhaften klaps reagierte folgte unmÅÇiges<br />

brÄllen lachte d<strong>ein</strong> geld kriegst du sowieso <strong>und</strong> dann<br />

ist es <strong>ein</strong> junge mÅdchen sind nicht nur pflegeleichter man hat<br />

auch hinterher mehr von ihnen siehe hier auf der straÇe lauter<br />

mÄtter mit ihren erwachsenen tÉchtern wie <strong>die</strong> beiden da<br />

langmarschieren der typ ich bin blond<br />

ansonsten war papa in ordnung verschwendungssucht in der<br />

jugend glÄckspiele fernsehen <strong>im</strong>mer <strong>die</strong> neuesten<br />

spielekonsolen von morgens bis abends konten geplÄndert


h<strong>und</strong>erte tausende von wÅhrungs<strong>ein</strong>heiten mit eigenen <strong>und</strong><br />

fremden scheckkarten verjubelt entmÄndigt dann zu wenig<br />

gezahltes lehrgeld sei zuhause abzutreten entschied der richter<br />

salomonisch milde dann kam's dicke: epileptische anfÅlle<br />

(zuerst verhe<strong>im</strong>licht) zerebrale dysfunktionen anerkannte<br />

legasthenie dyskalkulie mathe bindestrich deutsch versetzungszeugnisse<br />

kÉnnt ihr mir gar nichts spÅter horizontale wie<br />

auch vertikale erregungszustÅnde klaustrophobes ziehen konvulsives<br />

zucken demens stupor <strong>und</strong> tatterich wie heiÇt noch<br />

mal <strong>die</strong> stÉrung wenn man glaubt schwanger zu s<strong>ein</strong>? armer<br />

wurm kam nie wieder richtig in schwung hat alles der frau<br />

Äberlassen frÄhrentner frÄh erschlafft <strong>und</strong> <strong>im</strong>potent rechtsgeschÅfte<br />

unwirksam nicht so hinstarren! fÄhlt sich belÅstigt<br />

womÉglich oder bedroht sogar obwohl sie trotz ihres auf <strong>ein</strong>e<br />

eher unprofessionelle arbeits<strong>ein</strong>stellung hindeutenden goldbehanges<br />

nach wiederholten rÄffeln ihrer stets missgelaunten<br />

vorgesetzten <strong>ein</strong>e astr<strong>ein</strong>e manche passanten in staunen versetzende<br />

maÇarbeit hinlegte doch leider ist <strong>die</strong> gruppe aller<br />

zweid<strong>im</strong>ensionalen drehungen abelsch <strong>und</strong> ohne jedes Äberraschungsmoment<br />

nicht von ihr lassen kÉnnend blickt <strong>ein</strong> mÄckenrat<br />

teilnahmslos auf wohlgest<strong>alt</strong>ete fesseln fÄÇe in<br />

ballerinaschuhen es wÅre Äbertrieben zu sagen dass er sich um<br />

johann sorgen machte denn leider ist <strong>ein</strong> uneigentlich orthogonaler<br />

automorphismus <strong>ein</strong>es zweid<strong>im</strong>ensionalen euklidischen<br />

raumes nichts als <strong>ein</strong>e spiegelung an <strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>deutig<br />

best<strong>im</strong>mten geraden billig ist das wie sie jetzt ihr kÉpfchen<br />

hebt hinsehen musste <strong>und</strong> doch nicht hinsehen konnte der<br />

doktor Äber tÅler <strong>und</strong> berge denn leider setzt sich jeder uneigentlich<br />

orthogonale automorphismus <strong>ein</strong>es dreid<strong>im</strong>ensionalen<br />

euklidischen raumes aus <strong>ein</strong>er drehung <strong>und</strong> <strong>ein</strong>er spiegelung<br />

zusammen <strong>und</strong> wenn er k<strong>ein</strong> aufsehen erregen wollte<br />

denn wer auÇer verbohrten k<strong>alt</strong>herzigen <strong>und</strong> unbelehrbaren<br />

triebtÅtern stellt sich freiwillig vor <strong>ein</strong>e unfertige schaufensterauslage<br />

in welcher <strong>ein</strong> derart ansehnliches pÄppchen sich


prononciert das heiÇt ihre volle geschÅftsfÅhigkeit unter beweis<br />

stellt <strong>die</strong>se beginnt normalerweise mit der vollnasigkeit<br />

zÅhligkeit dreistigkeit sie kann aufgr<strong>und</strong> des <strong>alt</strong>ers oder wegen<br />

mangelnder psychischer betatschung beschrÅnkt werden <strong>im</strong><br />

namen des <strong>und</strong> wer das siebte lebensjahr strich zehnt nach ä<br />

104 bgb absatz 4 erreicht hat er fand <strong>im</strong>mer genÄgend entschuldigungen<br />

sich nicht um mich kÄmmern zu mÄssen stattdessen<br />

s<strong>ein</strong>e spleens spazieren zu fÄhren m<strong>im</strong>te jedoch in der<br />

Éffentlichkeit den besorgten nachsichtigen <strong>alt</strong>en den scharfsinnig<br />

weisen weitsichtig weltoffenen der <strong>die</strong> vernunft zu<br />

<strong>im</strong>mer neuen hÉhenflÄgen nÉtigt er hÉrte sich gern reden das<br />

ist alles fÄhlte sich so Äberlegen <strong>und</strong> wenn du genau hingucktest:<br />

nichts als stroh nur stroh wieder sprang neumann mir bei<br />

<strong>ein</strong>e rÅtselhafte form von nÅchstenliebe der geschÅftsunfÅhige<br />

ist unfÅhig s<strong>ein</strong>en geschÅften nachzugehen s<strong>ein</strong> geschÅft zu<br />

verrichten wohl schon kann erklÅrungen weder abgeben noch<br />

entgegennehmen treffs er mÉchte oder gegebenenfalls vorhat<br />

was zu missverstÅndnissen <strong>und</strong> verwicklungen fÄhren kann<br />

<strong>und</strong> vorsichtsmaÇnahmen ratsam ersch<strong>ein</strong>en lÅsst s<strong>ein</strong> vorm<strong>und</strong><br />

ist falls vermÉgen vorliegt f<strong>ein</strong> raus s<strong>ein</strong>e anwÅlte arm<br />

dran rutzmosers utopia: geld machen ohne jedes risiko <strong>ein</strong>e<br />

willenserklÅrung <strong>die</strong> <strong>im</strong> zustand vorÄbergehender umnachtung<br />

des geistes abgegeben wird ist nichtig davon profitieren so<br />

viele! unrettbar ersoffen <strong>im</strong> meer der paragrafen ohne je <strong>ein</strong>e<br />

rettende sÄdse<strong>ein</strong>sel erreicht zu haben aber <strong>die</strong> frau rafft nicht<br />

in des wortes ganzer doppelbÉdigkeit was <strong>ein</strong>e gÄtliche <strong>ein</strong>igung<br />

fÄr vorteile hÅtte bringt na ja schlechte erfahrungen aus<br />

ihrer ersten ehe mit beschrÅnkt geschÅftsfÅhig ist der minderjÅhrige<br />

ab dem vollendetem siebten lebens strich jahr bis zur<br />

volljÅhrigkeit ihm ist gleichgestellt wer wegen geistesschwÅche<br />

verschwendung oder trunksucht unter kuratel gestellt<br />

wurde ah so! <strong>im</strong> gegensatz zum geschÅftsunfÅhigen kann der<br />

beschrÅnkt geschÅftsfÅhige durchaus rechtsgeschÅfte abschlieÇen<br />

deren wirksamkeit allerdings von der zust<strong>im</strong>mung


des gesetzlichen vorm<strong>und</strong>es abhÅngt (ää 106 ff) verfÄgung:<br />

hiermit wirst du aufgr<strong>und</strong> der genannten <strong>und</strong> weiterer in zukunft<br />

zu befÄrchtender als da sind neurotische angstzustÅnde<br />

bizarres <strong>und</strong> sozial nicht akzeptables verh<strong>alt</strong>en gehobene<br />

Äberschwengliche oder reizbare st<strong>im</strong>mungen pyromanie <strong>und</strong><br />

anschlieÇende depressionen aufgr<strong>und</strong> wiederholten<br />

erwischtwerdens unbeherrschbare panikattacken unkontrollierte<br />

hemmungslose streitlust gr<strong>im</strong>miges ohrensausen <strong>im</strong><br />

wechsel mit klapperndem herzklopfen unbezÅhmbares muskelzittern<br />

schluckauf <strong>und</strong> atemnot schwitzanfÅlle <strong>und</strong> schwÅchezustÅnde<br />

schlafwandeln dauernde appetitlosigkeit von<br />

kurzen aber heftigen heiÇhungerphasen unterbrochen konzentrationsstÉrungen<br />

entscheidungsschwÅche verlangsamtes denken<br />

zu schnelles sprechen gefÄhle der schuld <strong>und</strong> der hoffnungs-<br />

hilf- <strong>und</strong> wertlosigkeit Äbersteigertes sexualinteresse<br />

<strong>im</strong> wechsel mit initiativlosigkeit antriebslosigkeit bis hin zur<br />

vÉlligen erstarrung selbstbeschneidung oder andere formen<br />

autoaggressiven verh<strong>alt</strong>ens rollierende suizidgedanken plÉtzliche<br />

st<strong>im</strong>mungsschwankungen <strong>und</strong> erschrÉckliche<br />

sinneswÅndel rÄckzugstendenzen ÄbernatÄrliche psychosen<br />

mentale funktionsbe<strong>ein</strong>trÅchtigungen oder sonstige von der<br />

weltges<strong>und</strong>heitsorganisation zu definierende mÅngel des lebenswandels<br />

sowie weitere vom ges<strong>und</strong>en abweichende verh<strong>alt</strong>enssyndrome<br />

allgem<strong>ein</strong>es zur last fallen aufgr<strong>und</strong> Äbertriebener<br />

redseligkeit unertrÅgliche selbstzufriedenheit gedankenflucht<br />

ablenkbarkeit mangel an urteilsvermÉgen grÉÇenwahn<br />

verringertes schlafbedÄrfnis ÄbermÅÇige reaktionen auf<br />

geringfÄgigste belastungen unberechenbarkeit aufdringliches<br />

abkapseln Äbersteigerte selbstlosigkeit egoismus egomanie<br />

<strong>und</strong> eitelkeit ÄberschieÇende aggressivitÅt zwangshandlungen<br />

an mÉbeln z<strong>im</strong>mertÄren <strong>und</strong> eigenen oder fremden kÉrperteilen<br />

unmotiviertes lautes loslachen halluzinationen nÅchtliches<br />

bettnÅssen auffÅlliger intelligenzquotient verdonnert <strong>ein</strong>spruch<br />

abgelehnt


tÅk-won-do auf dem dunklen highway <strong>und</strong> <strong>die</strong> duchel verblÄhte<br />

wie <strong>die</strong> davidswache <strong>die</strong> man gerÄchten zufolge absichtlich<br />

/ oder ganz abreiÇen wollte k<strong>ein</strong> hemd in der hose<br />

frÄher ganz ansehnlich war <strong>im</strong>mer zu ihm gekommen pillennachschubs<br />

wegen mit fÄnfzehn angefangen hatte <strong>die</strong> kaum<br />

der kl<strong>ein</strong>mÅdchenschuhe entwachsen <strong>die</strong> mutter besorgt doch<br />

vom doktor beruhigt so seien <strong>die</strong> jungen dinger heute auch<br />

wenn <strong>die</strong> eltern staunten gleichviel sie mit ihr hÉheres <strong>im</strong> sinn<br />

gehabt hatten <strong>alt</strong>e hugenottenfamilie wie sie nicht zu betonen<br />

mÄde wurde dÄ-schell mit der betonung auf der zweiten silbe<br />

der mann hatte extra auf s<strong>ein</strong>en verzichtet nicht mal <strong>ein</strong> bindestrichname<br />

war ihm erlaubt worden mehr down to earth<br />

orientiert war der um es neutral auszudrÄcken mit ihm <strong>die</strong><br />

tochter <strong>im</strong> wahrsten sinne <strong>und</strong> niedlich von oben bis unten <strong>ein</strong><br />

niedliches weibliches st<strong>im</strong>mchen mit dem sie jeden der auf<br />

ihre b<strong>ein</strong>e aufmerksam wurde um den finger gewickelt hatte<br />

<strong>und</strong> heute teilweise <strong>im</strong>mer noch wickelte frÄhe<br />

mÅnnerfangmaschemaschine <strong>ein</strong>mal das war was! auf s<strong>ein</strong>en<br />

schoÇ sich gesetzt er vÉllig perplex <strong>und</strong> leider zu <strong>alt</strong> doch ihre<br />

fre<strong>und</strong>innen stÄnden auf Åltere mÅnner hatte sie ihm <strong>ein</strong>en<br />

billigen knochen hingeworfen dann <strong>ein</strong> zwe<strong>im</strong>al ganz dem<br />

verstÅndnisvollen onkel ihr leid geklagt wie sie endlich <strong>die</strong><br />

sogenannte liebe ihres lebens kennengelernt mit der auch<br />

zusammengezogen war von heirat getrÅumt hatte in <strong>alt</strong>rosa<br />

farben mucke gleich skeptisch zu recht wie sich herausstellte<br />

der kuckuck flog fort wie alle anderen vor ihm <strong>und</strong> nach ihm<br />

ob es an ihr liege hatte sie ihn allen ernstes gefragt ob da unten<br />

alles in ordnung sei<br />

as ain spatt in de dornen<br />

bis du hinden un vornen<br />

nachdem sie ihren geliebten inflagranti erwischt m<strong>ein</strong>te sie<br />

flÄchtig ihn zu hassen doch nach <strong>ein</strong> paar lauen liebesschwÄren<br />

verzieh sie ihm schnell sie war nicht nachtragend positives<br />

charaktermerkmal & eignet sich gut zum betrogenwerden


wÅre ihm Äberall hin gefolgt als treue <strong>die</strong>nerin wirklich Äberall<br />

hin bis er sie fÄr <strong>ein</strong>e franzÉsin sitzen lieÇ so war sie am<br />

ende wieder all<strong>ein</strong> manche menschen kriegen ihr leben nicht<br />

den griff<br />

ich main dich vil r<strong>ein</strong>e prut<br />

min liebes wib mins hartzens trut<br />

rain vol allen mÅgten clar<br />

bis du frouwe daz ist war<br />

<strong>die</strong> franzÉsin war dann bald mutter geworden zwei auf <strong>ein</strong>en<br />

streich ihr hatte er vorher <strong>im</strong>mer weisgemacht er wolle k<strong>ein</strong>e<br />

kinder bewahre! das beispiel s<strong>ein</strong>es bruders: gleich drei blagen<br />

habe der arme kerl am hals <strong>und</strong> als sie schwanger war:<br />

abtreibung apodiktisch abtreibung mann hatte der dahinter<br />

gesessen war persÉnlich bei ihm vorstellig geworden wollte<br />

von ihr ums verrecken k<strong>ein</strong> kind rÅtsel mensch / du doktor<br />

wirst es schon richten / abgeschwirrt dann kolibri warum gefÅllt<br />

dir m<strong>ein</strong> nektar nicht mehr? sie verzweifelt zappelte mit<br />

ende dreiÇig sich auf wenig salonfÅhige weise an allen mÉglichen<br />

kerlen versuchend <strong>die</strong> sie dann stehen lieÇ ratlose rachegÉttin<br />

solange bis trieb <strong>und</strong> schÉnheit allmÅhlich verblassten<br />

<strong>und</strong> sie innerlich ruhiger wurde glÄcklicher nicht<br />

in der seitenstraÇe: ganz anderes gehen fluides flanieren <strong>im</strong><br />

schÄtzenden schatten <strong>ein</strong>er hÅuserfront wuchtige bauten unbest<strong>im</strong>mbaren<br />

<strong>alt</strong>ers <strong>im</strong> viktorianischen stil kontore kanzleien<br />

konsulate von bananenrepubliken <strong>und</strong> dependancen kl<strong>ein</strong>er<br />

privatbanken <strong>und</strong> versicherungen k<strong>ein</strong>e leuchtreklame nur<br />

<strong>ein</strong>fache polierte messingschilder auf denen <strong>die</strong> schatten sonnenversunkener<br />

bÅume spielten<br />

-gut dass ich den mithabe dachta embart noch <strong>und</strong> dann: igitt!<br />

man trat hier Éfters in pfÄtzen nur halb asph<strong>alt</strong>iert war das<br />

ehemalige kopfst<strong>ein</strong>pflaster aber das stÉrte ihn nicht so abwesend<br />

war er mit s<strong>ein</strong>en gedanken da hÅtte der nieselregen<br />

schon zum wolkenbruch ausarten mÄssen bevor er in panik<br />

geriet auch dass der wind jetzt <strong>die</strong>sig auffrischte <strong>und</strong> <strong>die</strong> bÅu-


me peitschte: als arzt <strong>und</strong> nordlicht war er wÄste wetter gewohnt<br />

er flog <strong>die</strong> <strong>alt</strong>e holstenstraÇe hinunter <strong>und</strong> der stoff s<strong>ein</strong>es<br />

regenschirmes schlug ihm gegen <strong>die</strong> hose sauerei doch bei<br />

<strong>die</strong>sen bÉen nicht ganz zu vermeiden in hamburg rauscht<br />

meistens <strong>ein</strong> misslicher sturm durch alleen straÇen chausseen<br />

machte ihn hungrig ullas <strong>und</strong> lammerts gerede Äber ges<strong>und</strong>es<br />

essen glaubte er sowieso nichts von gerade <strong>die</strong> fastfood gut<br />

vertrugen lebten nach s<strong>ein</strong>er erfahrung am lÅngsten ging aus<br />

den statistiken hervor <strong>die</strong> er frÄher <strong>im</strong> amtlichen auftrag fÄhrte<br />

<strong>und</strong> heute privat als <strong>ein</strong>e art zeitvertreib manchem mochte es<br />

makaber sch<strong>ein</strong>en dass <strong>ein</strong> arzt <strong>die</strong> traueranzeigen s<strong>ein</strong>er patienten<br />

ausschnitt doch es war nur das erbe <strong>ein</strong>es vaters der ihn<br />

als kind jedesmal in <strong>die</strong> leichenhalle mitgenommen hatte<br />

wenn <strong>ein</strong> verwandter gestorben war <strong>und</strong> dann <strong>ein</strong>e st<strong>und</strong>e still<br />

neben dem sarg abschied nehmen wie er es nannte <strong>und</strong> der <strong>die</strong><br />

grÅber s<strong>ein</strong>er eltern <strong>und</strong> groÇeltern mit verve pflegte es ging<br />

doch nichts Äber <strong>ein</strong> langes leben suchend sah er sich um was<br />

man suchte fand man meist nicht selbst hier <strong>im</strong> zentrum wo<br />

alles auf engstem raum sich drÅngte niere des lebens<br />

endlich! <strong>die</strong> will ich jetzt auch dachte er zehn minuten spÅter<br />

achtungsvoll nickend doch war vor dem <strong>im</strong>biss k<strong>ein</strong> durchkommen<br />

groÇe brownsche trauben drÄckten ihn hemmungslos<br />

zur seite <strong>die</strong> da stehen stocksteif & gebÄckt wie vor ihrem<br />

langjÅhrigen sozialamtssachbearbeiter bierhÅnde <strong>die</strong> kaum<br />

noch zufassen kÉnnen soviel saufen sie jeden tag<br />

-dass sie das durchh<strong>alt</strong>en! sagt der sachbearbeiter der mit frau<br />

<strong>und</strong> kind in <strong>ein</strong>er reihenhaussiedlung lebt <strong>und</strong> runzelt bei jedem<br />

extra bedenklich <strong>die</strong> stirn<br />

stempel drauf: abgelehnt!<br />

was der <strong>im</strong>mer hat!? <strong>ein</strong>e art vorgesetzter den man glÄcklicherweise<br />

nur alle paar wochen zu gesicht bekommt lÅsst<br />

s<strong>ein</strong>e klienten sonst dankbar in ruhe auÇer wenn <strong>ein</strong> ukas von


oben mit <strong>ein</strong>em wust neuer vorschriften <strong>und</strong> <strong>ein</strong> lÉwengebrÄll<br />

erschillt was ab <strong>und</strong> zu vorkommt wenn <strong>die</strong> regierung oder<br />

der arbeitsminister wechselt <strong>und</strong> man dann noch an <strong>ein</strong>en<br />

gerÅt der zu erzieherischen anfÅllen neigt oder sich gern aufspielt<br />

<strong>und</strong> mit hilfe von paragrafen s<strong>ein</strong>e verkorkste psyche zu<br />

stabilisieren versucht<br />

-warum komme ich mit den erfolglosen am besten klar? fragt<br />

sich der doktor in der schlange <strong>ein</strong>e brause bitte <strong>und</strong> currywurst<br />

mit pommes<br />

zu zugig ist es ihm eigentlich hier aber egal hungrig wie er ist<br />

reicht ihm endlich der dicke das dicke paket er das geld <strong>im</strong><br />

gegenzug mit der rechten hinÄber der gr<strong>und</strong> warum dem menschen<br />

zwei hÅnde gegeben oder andersherum: wÅre bei drei<br />

hÅnden das prinzip des wirtschaftens komplizierter? weil dennoch<br />

beherrschbar von ganz unten her aus dem bauch rÄhrt<br />

das kapitalistische system des gebens <strong>und</strong> nehmens <strong>und</strong><br />

handeltreibens wie das meiste <strong>im</strong> tÅglichen umgang der menschen<br />

ohne dass sie es merken fÄhlen sich am wohlsten wenn<br />

sie sich wie <strong>die</strong> affen benehmen dÄrfen <strong>und</strong> der staat sich<br />

nicht Äberall <strong>ein</strong>mischt gewisse gr<strong>und</strong>legende liberale prinzipien<br />

nicht antastet <strong>und</strong> man sich zwischendurch <strong>die</strong> <strong>ein</strong> oder<br />

andere kl<strong>ein</strong>e private schw<strong>ein</strong>igelei leisten kann<br />

<strong>ein</strong>mal wurde ganz dringend <strong>ein</strong>e verschwiegene absteige fÄr<br />

treffen mit kÅuflichen damen gesucht ich fand das schon sehr<br />

unangenehm sagt frau m es wurde dann <strong>ein</strong>e wohnung <strong>im</strong><br />

schanzenviertel angemietet sehr verschwiegen wenn man aus<br />

dem fahrstuhl kam dann war es gleich <strong>die</strong> wohnung links m<strong>ein</strong><br />

eigentliches aufgabengebiet war das nicht<br />

auf jeden fall besser als vor <strong>ein</strong>er obrigkeit strammstehen zu<br />

mÄssen <strong>die</strong> <strong>ein</strong>em bei schritt <strong>und</strong> tritt auf <strong>die</strong> finger schaut wie<br />

neuerdings mit hilfe von videokameras angeblich nur an besonders<br />

neuralgischen punkten hauptbahnhof u-bahnstationen<br />

fuÇballsta<strong>die</strong>n banken oder asylbewerberhe<strong>im</strong>en<br />

doch wenn das geld da wÅre am liebsten von oben bis unten


komplettmonitort wie ich hautnah leidvoll erfahren habe <strong>und</strong><br />

am ende weiÇ k<strong>ein</strong>er mehr wo er Äberall beobachtet wird <strong>alt</strong>e<br />

omis fÄhlen sich vielleicht sicherer glÄcklich oder verzweifelt<br />

ist der mensch je nachdem in welcher rolle er sich gefÅllt oder<br />

<strong>ein</strong>mauert <strong>und</strong> darin liegt vielleicht das gehe<strong>im</strong>nis warum<br />

geschwister mit den gleichen anlagen sich vÉllig verschieden<br />

entwickeln der <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong> groÇer verbrecher der andere pflegt<br />

geduldig <strong>die</strong> mutter Äber monate jahre <strong>und</strong> nur ganz hinten <strong>im</strong><br />

kl<strong>ein</strong>hirn wird manchmal <strong>die</strong> melo<strong>die</strong> s<strong>ein</strong>es bruders gespielt<br />

in so <strong>ein</strong>er situation wÅre professionalitÅt angebracht statt auf<br />

Ångstliche passanten als hilfskrÅfte angewiesen zu s<strong>ein</strong> profis<br />

kosten natÄrlich aber mit freiwilligen kommt man hÅufig nicht<br />

weit auf jeden fall wÄnschenswert <strong>ein</strong>en ordnungshÄter dabei<br />

zu haben der auch zupacken kann nur leider das problem<br />

schlechthin des Éffentlichen <strong>die</strong>nstes wenn man sie braucht<br />

sind sie nicht da sitzen am schreibtisch fÄllen formulare aus<br />

oder unterh<strong>alt</strong>en sich angeregt mit dem kaffee in der hand<br />

oder <strong>ein</strong>em brÉtchen an ihren streifenwagen gelehnt <strong>und</strong> auch<br />

<strong>die</strong> kameras sind meist woanders installiert wo man sie nicht<br />

braucht oder defekt wie neulich bei dem Äberfall auf den busfahrer<br />

ging ja durch alle zeitungen<br />

an <strong>ein</strong>em der tische: rutsch mal rÄber silwuplee kaffee dampft<br />

colas sprudeln auch nicht mehr wie frÄher verzweifelte wespen<br />

unter der krempe wind <strong>und</strong> feuchtigkeit trotzend verstecken<br />

sich hinter klarplastikohren nÄtzt auch nichts brausen <strong>die</strong><br />

wirbel herÄber hinunter nur der mann mit der mÄtze bleibt<br />

allezeit ungerÄhrt hat sich zur absatz-ankurbelung <strong>ein</strong>e prÅchtige<br />

leuchtreklame auf den mikrigen hÅnger gebastelt assistiert<br />

vom fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> technikfreak zum kÉdern schon von weitem<br />

wÅssriger mÅuler<br />

er Éffnete das aufwÅndig arrangierte paket blinkte zartrosa<br />

fleisch ihm entgegen wie <strong>ein</strong>e vagina magica inmitten gelber<br />

sauce glitzerte fett Äberall das wort verpackungsmÄllorgie fiel


ihm <strong>ein</strong> dafÄr reichte es <strong>im</strong>mer noch selbst in der schÉnsten<br />

Élkrise herzhaft biss er hin<strong>ein</strong> aber vorsichtig genug damit<br />

ihm nichts entglitt nichts auf das teure polohemd tropfte als<br />

ihn <strong>ein</strong>e erinnerung packte komisch aber nach katastrophen<br />

weiÇ man bis an s<strong>ein</strong> lebensende was man da gerade gemacht<br />

hat als <strong>die</strong> nachricht <strong>im</strong> fernsehen kam saÇ ich <strong>im</strong> pyjama auf<br />

dem bett neh'm mei'm zartrosa teddy mutti kam r<strong>ein</strong> <strong>ein</strong> donnern<br />

lÅsst ihn zusammenzucken was wÅre wenn? wÅnde wackeln<br />

fensterscheiben klirren <strong>ein</strong>ige bersten auch d<strong>ein</strong>e wohnung<br />

kann durch <strong>ein</strong>en terrorangriff gepulvert <strong>und</strong> d<strong>ein</strong>e habe<br />

zernullt werden Çftlich vergilbt wes falles dabei <strong>und</strong> mit unter<br />

<strong>die</strong> runkeln sollte <strong>und</strong> <strong>die</strong> ra<strong>die</strong>schen <strong>ein</strong> ausreichendes trichterbesteck<br />

wird dir <strong>im</strong> notfall <strong>die</strong> entbeeren erleichtern h<strong>alt</strong>e<br />

es daher <strong>im</strong>mer gepackt <strong>und</strong> griffbereit <strong>und</strong> n<strong>im</strong>m es auch<br />

stets mit zu <strong>ein</strong>kÄnften <strong>und</strong> ausflÄssen wie weiters auch<br />

zahnbÄmpfe mung beschertzeug famm bÇschvere<br />

mungzersteche tasierste werbandszehre kleicher pantÄcken<br />

getrÄmpe stratkleife pandszeug m<strong>und</strong>svorrÅnk ziernbÄcke<br />

kleifel raschhÇlzung hahntÄmpe wollpedel taschmika<br />

nachzÇllste <strong>und</strong> kovertsfleck das geschneck innen <strong>und</strong> auÉen<br />

mit frahmen <strong>und</strong> aftschrift versicht fÄr den schutzraum ziehe<br />

dich warm <strong>und</strong> zweckmÅÉig an d<strong>ein</strong>e gasmaske h<strong>alt</strong>e stÅndig<br />

bereit <strong>und</strong> <strong>die</strong> meisten zeitgenossen kreischen fluchen w<strong>im</strong>mern<br />

oder werfen sich sogar zu boden anderen ist dafÄr ihr<br />

outfit zu schade muckenbarth witterte in alle richtungen k<strong>ein</strong><br />

peil was da los war abends mal nachrichten gucken dann sah<br />

er <strong>die</strong> wolke auf sich zukommen fuhr seitdem viel seltener in<br />

urlaub fliegen schon gar nicht solche bilder waren nichts fÄr<br />

z<strong>im</strong>perliesen mit Äberempfindlichen magennerven wer konnte<br />

da in ruhe s<strong>ein</strong>e pommes verdrÄcken<br />

es war schon heftig <strong>und</strong> hat ihnen natÄrlich auftrieb gegeben<br />

nachahmer inspiriert potentielle massenmÉrder gibt es ansch<strong>ein</strong>end<br />

<strong>die</strong> menge aber auch <strong>die</strong> gegenseite schlug zurÄck<br />

dass da unten k<strong>ein</strong> auge trocken blieb wieviel zivile opfer <strong>ein</strong>e


drohne fordert erfÅhrt ja hier k<strong>ein</strong>er ob das Äberhaupt jemand<br />

weiÇ anschlÅge waren natÄrlich jedesmal wasser auf <strong>die</strong> breiten<br />

mÄhlenblÅtter des innensenators gleich h<strong>und</strong>ert neue videokameras<br />

bestellt <strong>die</strong>smal ohne <strong>ein</strong>wÅnde <strong>und</strong> mit fre<strong>und</strong>licher<br />

genehmigung der opposition<br />

der doktor beiÇt noch <strong>ein</strong>mal ordentlich hin<strong>ein</strong> dann f<strong>alt</strong>et er<br />

<strong>die</strong> serviette sÅuberlich zusammen <strong>und</strong> wischt sich <strong>im</strong>mer<br />

noch kauend den m<strong>und</strong> ab was der dicke wohl fÄr <strong>ein</strong> mensch<br />

ist nicht der gemÄtliche typ soviel steht fest anders kÉnnte der<br />

hier gar nicht bestehen manche k<strong>und</strong>en brauchen <strong>ein</strong>fach etwas<br />

druck <strong>und</strong> kontrolle dann wird das schon ob man ihm<br />

aber alles durchgehen lassen darf das ist <strong>die</strong> frage wie neulich<br />

als er <strong>die</strong> beiden jungen geohrfeigt hat<br />

in prag habe sie beispielsweise mitbekommen wie man nach<br />

prostituierten ausschau geh<strong>alt</strong>en habe oder in neapel dort sei<br />

der hotelier direkt gefragt worden wo man denn frauen besorgen<br />

kÇnne <strong>die</strong> situation war fÄr mich ausgesprochen p<strong>ein</strong>lich<br />

sagt frau m ich wÅre am liebsten <strong>im</strong> boden versunken<br />

oder <strong>ein</strong>e handfeste krise <strong>ein</strong>e krise lÅsst viele zu ihren wurzeln<br />

zurÄckkehren karin zum beispiel kottkamptochter <strong>und</strong><br />

enkelin <strong>ein</strong>es jener nazibonzen <strong>die</strong> sich s<strong>ein</strong>erzeit prÅchtig<br />

vermehrt hatten bevor sie von den amerikanern <strong>ein</strong>en dÅmpfer<br />

bekamen <strong>und</strong> zumindest zeitweise aus dem verkehr gezogen<br />

wurden viele ihren zebedÅus wahrsch<strong>ein</strong>lich nie wieder hochkriegten<br />

bis in <strong>die</strong> fÄnfziger jahre als es mit unserer wirtschaft<br />

bergauf ging - oder war es umgedreht? haben nicht lange verzweifelt<br />

herumgehangen sondern waren bald wieder wohlbestallt<br />

in amt <strong>und</strong> wÄrden das gesellschaftsleben dynamisiert an<br />

dem ihre opfer naturgemÅÇ nicht mehr teilhaben konnten den<br />

groÇvater habe ich kennengelernt strammer stechschritt noch<br />

<strong>im</strong> hohen <strong>alt</strong>er gelernt ist gelernt hielt sich gerade in vollem<br />

saft <strong>und</strong> blÄte den konnte so schnell niemand nervÉs machen<br />

entnazifizierung? k<strong>ein</strong> problem wir kÉnnen bezeugen: dem<br />

f<strong>ein</strong>dlichen r<strong>und</strong>funk gem<strong>ein</strong>sam gelauscht uns funktionstrÅ-


gern strengstens verboten was glauben sie wenn? fast <strong>ein</strong> widerstandskÅmpfer<br />

sozusagen hat er dem unrechtssystem <strong>die</strong><br />

stirn geboten sich <strong>im</strong>mer <strong>ein</strong>gesetzt fÄr <strong>die</strong> bÄrger <strong>im</strong> gr<strong>und</strong>e<br />

<strong>ein</strong> unpolitischer mann mÉchte man sagen der sich mit der<br />

parteiideologie <strong>im</strong> innersten nie nicht gem<strong>ein</strong> gemacht hat<br />

bitte bitte lassen sie werden k<strong>ein</strong>en besseren finden fÅhiger<br />

organisierer <strong>und</strong> kann gut mit menschen umgehen bezeugt<br />

beeidigt <strong>und</strong> unterschrieben von alle eigenen persilsch<strong>ein</strong><br />

beigelegt: thomas meckel leitender finanzdirektor ir albert<br />

schneewind kr<strong>im</strong>inalhauptkommissar hans-jÄrgen nussr<strong>ein</strong>er<br />

rechtsanw<strong>alt</strong> <strong>und</strong> notar ferdinand knipperdolling senatsprÅsident<br />

ludwig kÄnsel pilot <strong>und</strong> generalsekretÅr wir sind <strong>ein</strong>e<br />

internationale humanitÅre organisation <strong>die</strong> sich nach dem<br />

krieg verpflichtet sah blankopÅsse nach sÄdamerika auszustellen<br />

hugo wolf von bevensen-tiefenschlag dirigent der <strong>alt</strong>en<br />

philharmonie august penndorf schlachthausbetreiber <strong>und</strong> seit<br />

kurzem unicef-sonderbotschafter b<strong>alt</strong>hasar bieler malermeister<br />

erich mende prÅlat dirk-hannes doblinger-kralle finanzcontroller<br />

r<strong>ein</strong>hart meier zum schmeling indologe sinologe<br />

albanologe lic sp tillmann schlosshauer wissenschaftlicher<br />

oberassistent heiko muschmusch fackelrat mdm friedrich<br />

wilhelm schildberg professor hektor j j taubenfÄtterer kapitÅn<br />

zur see frank x von rosenstiel amtlich bestellter<br />

kaminkehrermeister parzival vÉgele regionalprÅsident jeremias<br />

felsenst<strong>ein</strong> kulturpreistrÅger aufsichtsrat michael<br />

schnorrbusch kanzler fh johann-baptist federmann dr strg c<br />

kavallerist kabarettist klarinettist <strong>und</strong> vossenkuhls erster berater<br />

rudolf rummel berufsvertriebener b<strong>alt</strong>hasar schweiÇtaler<br />

staatskommissar harribert brehmburger dipl pol z dir arnold<br />

pickenstiehl jugendamtsleiter e<strong>wal</strong>d brÉmmeling dr med vet<br />

habil geburtshilfe gynÅkologie <strong>und</strong> fÄr <strong>die</strong> behandlung von<br />

ausfÅllen sowie zuchtschÅden <strong>und</strong> aufzuchterkrankungen eigenes<br />

fertilitÅtszentrum unten <strong>im</strong> breisgau alle alle hatten sie<br />

ihren auftritt vor dem vernehmungsausschuss & er gleich


goldrichtig reagiert bitte tut mir nichts ich bin in zukunft ganz<br />

brav best<strong>im</strong>mt ich war in <strong>die</strong>se dinge nicht <strong>ein</strong>geweiht das<br />

kÉnnen sie mir glauben jung damals <strong>und</strong> mit den allerbesten<br />

absichten aus nackter unbedurft habe ich mich ausschlieÇlich<br />

um m<strong>ein</strong>en eigenen verantwortungsbereich gekÄmmert r<strong>ein</strong>er<br />

befehlsempfÅnger lieÇ er s<strong>ein</strong>e schultern hÅngen wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />

Åffchen das s<strong>ein</strong>en neuen oberaffen respekt zollt groÇe<br />

augen hell <strong>und</strong> klar / aber haben sie sich denn gar k<strong>ein</strong>e gedanken<br />

gemacht? / gedanken schon aber was sollten wir tun!<br />

wir hatten ganz andere probleme fragen sie frau m womit wir<br />

uns damals herumschlagen mussten ich habe mich auf m<strong>ein</strong>e<br />

originÅren aufgaben konzentriert <strong>ein</strong> autoritÅres reg<strong>im</strong>ent<br />

angeschlagen muss manchmal s<strong>ein</strong> aber gerecht <strong>und</strong> m<strong>ein</strong>e<br />

getreuen sind mir gefolgt <strong>die</strong> regierung kottkamp der Åltere<br />

nannte man uns halb ehrfÄrchtig was in anbetracht s<strong>ein</strong>er exzellenz<br />

gauleiter eitelkeit nicht ungefÅhrlich gewesen ist habe<br />

denen <strong>die</strong> den hals damals so hoch trugen wenn es darauf<br />

ankam durchaus <strong>die</strong> m<strong>ein</strong>ung gesagt <strong>und</strong> damit wie ich ohne<br />

Äbertreibung <strong>und</strong> mir auch bestÅtigt worden schriftlich siehe<br />

<strong>die</strong> beigefÄgten unterlagen <strong>ein</strong>ige menschenleben gerettet ja<br />

<strong>und</strong> n<strong>ein</strong> mÉchte ich behaupten nicht nur von auÇerhalb <strong>im</strong><br />

system selbst musste etwas bewegt werden soviel war allen<br />

klar <strong>die</strong> nicht ganz blind & wahn lakeitels sondern um ausgleich<br />

bemÄhte unabhÅngige persÉnlichkeiten <strong>die</strong> selbst unter<br />

widrigsten ausnahmeumstÅnden kÄhlen kopf bewahren sich<br />

nicht anstecken lassen von den schreckgeburten dantes <strong>und</strong><br />

machiavellis sondern <strong>die</strong> raison d'etre ciceros <strong>im</strong>mer hochgeh<strong>alt</strong>en<br />

haben fÄr den ich <strong>ein</strong>en uttermost faible empfinde in<br />

vÉllig enthemmter Äber<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mung mit ihren prÅsidenten<br />

zuvorderst jefferson trotz s<strong>ein</strong>er also ciceros nicht allen experten<br />

gelÅufigen privaten neigungen auch <strong>die</strong> ehefrau nummer<br />

drei sah gnÅdig darÄber hinweg du bist so schmutzig! nicht<br />

wenige machen heutzutage mit solchen gerÄchten als <strong>alt</strong>philologen<br />

karriere <strong>und</strong> hier kommt wieder frau m ins spiel statt


<strong>ein</strong>er mit recht berÄhmtheit <strong>die</strong> fÄÇe zu kÄssen wie es brauch<br />

gewesen ist in sittsamen zeiten er hatte <strong>ein</strong> weltreich zum<br />

exper<strong>im</strong>entieren nicht wie wir pipp<strong>im</strong>Ånnchen: mÄssen mit<br />

dem vorlieb nehmen was adolf <strong>und</strong> wilhelm vermurkst haben<br />

sage ich offen heraus hier vor <strong>die</strong>ser kammer auch wenn der<br />

preuÇische adel aufschreit der am verlust s<strong>ein</strong>er ostdeutschen<br />

gÄter noch lange zu knabbern haben <strong>und</strong> bis vor den egh ziehen<br />

wird wenn sie nur <strong>ein</strong>er gewarnt hÅtte damals aber wir<br />

waren ja alle so blind! (st<strong>im</strong>me be <strong>und</strong> he bend) kÉnnen sie<br />

angesichts <strong>die</strong>ser <strong>ein</strong>leuchtenden argumente ruhig ihr siegel<br />

draufstempeln merci gracias als <strong>ein</strong>sichtig <strong>und</strong> kooperativ<br />

vorgemerkt wenn auch <strong>ein</strong> bisschen <strong>alt</strong> um nochmal <strong>ein</strong>e vollendete<br />

karriere hinzulegen andererseits adenauer! unbelastet?<br />

nun hÉren sie mal / sagen wir zweifel nicht zweifelsfrei ausgerÅumt<br />

/ da wird kottkamp senior plÉtzlich kÄhn das kann<br />

darf will er nicht auf sich sitzen lassen <strong>die</strong> starre der letzten<br />

zwÉlf jahre fÅllt von ihm ab wie <strong>ein</strong>e durchgerostete ritterrÄstung<br />

endlich ist er wieder ganz er selbst es gebe doziert er in<br />

jedem volk zweierlei menschen <strong>die</strong> gutwilligen <strong>und</strong> <strong>die</strong> sonderlinge<br />

genau so bitte ins protokoll aufnehmen gewiss komme<br />

es vor gerade in kritischen geschichtlichen phasen dass<br />

sich <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en verrennten sich zweifelhaften fÄhrern anschlÉssen<br />

<strong>die</strong> sie zu allerlei geschmacklosigkeiten <strong>und</strong> regelverstÉ-<br />

Çen <strong>und</strong> gar vergehen <strong>und</strong> straftaten anstifteten das komme<br />

vor unschÉn sei das ja aber er bitte <strong>die</strong>s <strong>im</strong> grÉÇern zusammenhang<br />

der menschlichen psyche zu sehen sprit of free enterprise<br />

auch wenn nach neuerdings offizieller lesart laissez<br />

faire strukturen vielleicht gefehlt haben wahres unverfÅlschtes<br />

unternehmertum wurde niemals behindert nicht in m<strong>ein</strong>em<br />

sprengel soviel kann ich euch versichern bour<strong>die</strong>u f battaillon<br />

um mal unorthodox querdenkend <strong>ein</strong>e ganz andere richtung<br />

zu zitieren versteht kapital als <strong>die</strong> <strong>im</strong> laufe <strong>ein</strong>er sozialen biographie<br />

akkumulierte arbeit <strong>ein</strong>es individuums <strong>und</strong> da schlackerten<br />

sie gew<strong>alt</strong>ig mit den ohren ob <strong>die</strong>ses lÅssig zur schau


gestellten selbstbewussts<strong>ein</strong>s weltkriegsklugheit <strong>alt</strong>ersweisheit<br />

<strong>und</strong> durchblick fehlt dem mann jede falsche gerissenheit<br />

gerade ihr amerikaner tÅtet gut daran euch auf europÅische<br />

vorbilder zu besinnen <strong>und</strong> wenn euch <strong>die</strong> zu kompliziert sind<br />

nehmt bei euch zuhause <strong>die</strong> indianer er sage nur potlach man<br />

werde zur seele des deutschen unschuldslammes nur vordringen<br />

wenn man groÇzÄgig potlach verteile trotz aller strafen<br />

<strong>und</strong> ermahnungen am ende <strong>die</strong> w<strong>und</strong>en fÄÇe b<strong>ein</strong>e seelen <strong>und</strong><br />

so weiter der besiegten gedemÄtigten mit nahrhafter kreme<br />

massieren das sei s<strong>ein</strong> rat als <strong>alt</strong>er <strong>im</strong> umgang mit menschen<br />

erfahrener verw<strong>alt</strong>ungsmann an <strong>die</strong> besatzungsmacht der<br />

reichste werde arm dadurch aber er gewinne an prestige <strong>und</strong><br />

dÄrfe <strong>im</strong> gegenzug ansprÄche stellen <strong>und</strong> so gehe das weiter<br />

chef sei am ende wer sich <strong>im</strong> potlach als Äberlegen erweise<br />

dann sei ruhe <strong>im</strong> karton <strong>und</strong> sie mÄssten nicht mehr mit ihren<br />

pumpguns herumfuchteln wie jetzt <strong>im</strong> koreakrieg hast du<br />

heute schon d<strong>ein</strong> kind gelobt <strong>die</strong>se <strong>alt</strong>e regel aus dem kindergarten<br />

wurde in der braunen diktatur leider viel zu wenig beherzigt<br />

da fÄhlte sich der nachdenklich gewordene ausschussvorsitzende<br />

doch sehr an kÅstner erinnert gut vorbereitet muss<br />

man ihm lassen ventilierte er <strong>und</strong> weil wir jetzt alle <strong>im</strong> kampf<br />

gegen den kommunismus zusammenstehen mÄssen vom militÅrstrategischen<br />

gesichtspunkt legte kottkamp d Å munter nach<br />

<strong>und</strong> der allgem<strong>ein</strong>en Ékonomie bedeute <strong>ein</strong> lob gar nichts sei<br />

r<strong>ein</strong>e verschwendung in den augen unwissender erbsenzÅhler<br />

er hatte den typischen lebenslauf hinter sich zeitsoldat jurastudium<br />

<strong>und</strong> dann gleich ab in <strong>die</strong> staatsverw<strong>alt</strong>ung in wirklichkeit<br />

gewinne man macht Äber <strong>die</strong> beschenkten was nur<br />

verhindert werden kÉnne indem das geschenk durch <strong>ein</strong> anderes<br />

grÉÇeres aufgewogen werde um sich zu revanchieren mÄsse<br />

der beschenkte s<strong>ein</strong>en rivalen Äbertrumpfen das heiÇt ihn<br />

s<strong>ein</strong>erseits unter <strong>die</strong> macht <strong>ein</strong>es geschenkes zwingen indem<br />

er es gewissermaÇen mit zinsen zurÄckgebe so sei das geschenk<br />

das gegenteil von dem was es zu s<strong>ein</strong> sch<strong>ein</strong>e an sich


edeute schenken verlieren doch der verlust bringe dem<br />

schenkenden letztendlich viele vorteile <strong>die</strong>ser ansch<strong>ein</strong>end<br />

paradoxe zusammenhang wollte von den anwesenden hauptberuflich<br />

knallharten anwÅlten <strong>und</strong> businessmen erstmal<br />

durchdrungen s<strong>ein</strong> er sehe schon sie brauchten etwas nachhilfe<br />

<strong>die</strong> gr<strong>und</strong>sÅtzliche frage sei <strong>im</strong>mer ob <strong>die</strong> gegengabe <strong>ein</strong>en<br />

gleichen oder vergleichbaren wert habe als das zuvor erh<strong>alt</strong>ene<br />

geschenk denn <strong>die</strong> sitte verlange dass das gegengeschenk<br />

ansehnlicher als das ursprÄnglich erh<strong>alt</strong>ene s<strong>ein</strong> mÄsse wenn<br />

nicht sei man angeschmiert <strong>und</strong> gehe s<strong>ein</strong>es prestiges <strong>und</strong><br />

somit s<strong>ein</strong>er ehre verlustig <strong>im</strong>mer <strong>ein</strong>s drauf setzen so laute<br />

das prinzip das wÄrden sie als amerikaner doch kennen auf<br />

kamikaze mit fat boy reagiert nur hier in umgekehrter richtung<br />

fre<strong>und</strong>lichkeit mit hochachtung vergelten wenn <strong>ein</strong>er<br />

sage je suis content faire votre connaissance musst du sofort<br />

reagieren s<strong>ein</strong>e anwesenheit mache dich ÄberglÄcklich oder so<br />

aber nicht Äbertreiben auf den tonfall komme es an sonst fÄhle<br />

sich der andere womÉglich verÅppelt genauso ob ihr es glaubt<br />

oder nicht mÄsse das laufen jeder kluge anfÄhrer <strong>und</strong> selbst<br />

wer heute vor gericht stehe kÉnne <strong>die</strong> bedeutung des gegenseitigen<br />

potlach gar nicht hoch genug <strong>ein</strong>schÅtzen <strong>und</strong> das<br />

ohne je bataillon oder wie der hieÇ stu<strong>die</strong>rt zu haben auf <strong>die</strong><br />

dauer wird es ohne potlach nicht gehen sage ich euch <strong>und</strong><br />

darum ist jeder ausgekochte geschÅftsmann gut beraten vor<br />

beginn von verhandlungen s<strong>ein</strong> gegenÄber zuerst <strong>ein</strong>mal exzessiv<br />

zu loben <strong>und</strong> sich <strong>ein</strong>zuschmeicheln wie es sowieso<br />

sitte ist bei vielen menschen seit anno dunnemals <strong>und</strong> wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

vererbung aus der zeit als sie noch in k<strong>alt</strong>en zugigen<br />

burgen Äber<strong>ein</strong>ander hockten <strong>und</strong> aufpassen mussten sich<br />

nicht in <strong>die</strong> wolle zu kriegen mit ihren faustkeilen speeren <strong>und</strong><br />

streitÅxten nur <strong>ein</strong>ige sture <strong>und</strong> kontaktarme bumskÉppe<br />

schroffe misanthropen jeder straffen durchorganisation insgehe<strong>im</strong><br />

verstÅndnislos gegenÄber stehend auch wenn sie aus<br />

selbstschutz das gegenteil behaupteten hÅtten das nicht kapiert


nicht zu helfen sei denen ich sage dir etwas nettes <strong>und</strong> du<br />

gibst es mit zinsen zurÄck das sei das s<strong>im</strong>ple gehe<strong>im</strong>nis des<br />

menschlichen mit<strong>ein</strong>anders ganz egal wen du vorher k<strong>alt</strong>gestellt<br />

vergast oder aufs kreuz gelegt hast merke: das geschenk<br />

wÅre unsinnig wenn es nicht <strong>die</strong> bedeutung <strong>ein</strong>es erwerbes<br />

hÅtte <strong>im</strong> sinne der guten <strong>alt</strong>en marktwirtschaft schenken heiÇe<br />

<strong>ein</strong>e macht erwerben geben <strong>und</strong> nehmen wechselseitige lobeshymnen<br />

<strong>und</strong> anerkennung <strong>ein</strong> nichtmitmacher kÉnne in der<br />

neuzeitlich erweiterten potlachÉkonomie gar nicht Äberleben<br />

<strong>und</strong> wenn er sich noch so anstrenge der versteht unsere sprache<br />

doch gar nicht! rief er in <strong>die</strong> r<strong>und</strong>e <strong>und</strong> obwohl k<strong>ein</strong>er<br />

etwas erwiderte wusste er dass er gewonnen hatte statt auf<br />

auÇenseiter sollten sie auf bewÅhrte leute zurÄckgreifen jedenfalls<br />

wenn <strong>die</strong>se k<strong>ein</strong>e kapitalverbrechen begangen hÅtten da<br />

wÄrden sie best<strong>im</strong>mt nicht enttÅuscht sie aber verabschiedeten<br />

ihn erst <strong>ein</strong>mal es gab viel schwierigere fÅlle <strong>die</strong> noch auf sie<br />

warteten fÅlle <strong>die</strong> richtig kopfschmerzen machten<br />

AUCH WENN DIE WELT DER UNIVERALIEN DER<br />

GEISTIGEN WESENHEITEN NUR IN UNSEREN KÖP-<br />

FEN EXISTIERT SO HABEN DOCH DIE MEISTEN ER-<br />

KENNTNISSE AM ANFANG UND AM ENDE EINE BE-<br />

ZIEHUNG ZU DEN DINGEN AN SICH<br />

gespannt betrat der doktor den abort bequemer glÄcksfall fÄr<br />

den dicken dass <strong>die</strong> stadt gleich nebenan <strong>und</strong> ohne dass unappetitliche<br />

gerÄche herÄberwehten <strong>ein</strong> pissoir unterhielt normalerweise<br />

wurden solche Éffentlichen <strong>ein</strong>richtungen von <strong>ein</strong>he<strong>im</strong>ischen<br />

meist gemieden <strong>die</strong> ihnen komischerweise weniger<br />

vertrauten als zum beispiel kaufhaustoiletten in hinsicht<br />

auf hautpilze geschlechtskrankheiten <strong>und</strong> neuerdings <strong>die</strong> welle<br />

der ehec-erkrankungen ganz sauber war es hier wirklich<br />

nicht kl<strong>ein</strong>e schmale butzenscheiben wie in <strong>ein</strong>em st<strong>ein</strong>verlies<br />

ideal fÄr raubmÉrder <strong>und</strong> lustmolche stellte er sich vor <strong>und</strong> zu


geschÅftszeiten den verehrten <strong>im</strong>bissk<strong>und</strong>en zur verfÄgung<br />

stehend dazu reichlich duster wollten <strong>die</strong> energie sparen oder<br />

warum guckte k<strong>ein</strong>er nach der flackernden rÉhre?<br />

er konnte seit jahren nicht mehr wenn jemand neben ihm<br />

stand von schÄssel zu schÄssel <strong>ein</strong> mehr oder weniger gepflegtes<br />

gesprÅch zu fÄhren war ihm unmÉglich geschÅftig<br />

den hosenschlitz Éffnen laut hingelachte anekdoten oder eitle<br />

fachgesprÅche in vÉlliger geistiger Äber<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mung <strong>und</strong><br />

schwer erkennbarer unterbelichtung s<strong>ein</strong>en pisotzki schwenken<br />

<strong>und</strong> den vorschieÇenden strahl seelenruhig in geordnete<br />

bahnen ablaufen lassen unter anschlieÇend fre<strong>und</strong>schaftlichem<br />

schulterklopfen kam bei ihm gar nichts oder nur trÉpfchenweises<br />

heraus so dass er mehrmals hastig nachladen musste<br />

dann lieber gleich in <strong>die</strong> kabine <strong>und</strong> als trostpreis <strong>ein</strong> bewegender<br />

blick auf beschmierte kacheln sollte wohl kunst s<strong>ein</strong><br />

auch dagegen half videoÄberwachung nicht wirklich solange<br />

sie nicht gesichter h<strong>und</strong>ertprozentig identifizieren konnten<br />

oder jedem missetÅter <strong>ein</strong>en sender <strong>ein</strong>pflanzten der ihm zur<br />

strafe gleich <strong>ein</strong>en stromschlag versetzte<br />

-en!d!lich!<br />

entspannung der sehnen <strong>und</strong> muskeln als das gehe<strong>im</strong>nis befriedigenden<br />

wasserlassens b<strong>ein</strong>e ausstrecken <strong>die</strong> arme vor der<br />

brust verschrÅnken <strong>ein</strong>atmen den oberkÉrper gerade aufrichten<br />

<strong>und</strong> das brustb<strong>ein</strong> heben ausatmen nicht vergessen ausgangslage<br />

<strong>ein</strong>nehmen steiÇh<strong>alt</strong>ung fing <strong>und</strong> fong linges b<strong>ein</strong>s<br />

nach hinde eggen oberkorn kopferloch <strong>und</strong> arme brallen<br />

zubod standerb<strong>ein</strong> nach vorne rechseln safte ihn nach hinde<br />

halde gibte gleichte masse wiede rechseln <strong>die</strong>ses wickeln<br />

hÅnder geben fuÇlenks schleuen oberkorn kennekennie<br />

kopfelong <strong>und</strong> bieterisches oberb<strong>ein</strong> kann geschlieÇend fÉrdern<br />

dann <strong>die</strong> seitde abgerissen nachzutrain oberkorn entwickeln<br />

dÅtts <strong>und</strong> seitden <strong>die</strong>ses b<strong>ein</strong> nach heben sanfte ihn nach<br />

vorne rechseln och <strong>und</strong> Äben andeb<strong>ein</strong> nach orne schlieÇend<br />

arm nach hinden brallen pohlen fottgeheckt oder linger


kannaft massen rechseln stellung wecht in rechdes b<strong>ein</strong> stÅrkt<br />

zwar nicht das gleichgelied doch <strong>die</strong> seitde fecht in linges<br />

rÄggen oberb<strong>ein</strong> och zu rechseln nicht vergarm hinder hoch<br />

des fuÇkelenks nachhert stoÇ <strong>die</strong> seitde oberhald wechtlings<br />

gleichdes b<strong>ein</strong> <strong>und</strong> gicht<br />

so schlenzt schlunzend doktor mucksig <strong>und</strong> federt sodann<br />

fÄsant <strong>und</strong> faddarant <strong>die</strong> lange gasse hinunter s<strong>ein</strong> fuder am<br />

steckfuÇ <strong>die</strong> haare sind <strong>im</strong>mer noch dunkel sogar sehr dunkel<br />

fÄr s<strong>ein</strong> <strong>alt</strong>er so dass man sich fragt ob er sie fÅrbt stirn <strong>und</strong><br />

augen haben etwas f<strong>ein</strong>es aristokratisches b<strong>ein</strong>ahe noch jugendfrisches<br />

wohingegen <strong>die</strong> untere hÅlfte s<strong>ein</strong>es gesichtes<br />

mit den hÅngenden lefzen den schmalen lippen <strong>und</strong> dem leicht<br />

verkniffenen m<strong>und</strong> nicht mehr viel staat macht dazu <strong>ein</strong> von<br />

eiterpickeln frÄhzeitig ruinierter groÇporiger t<strong>ein</strong>t <strong>die</strong> kÉrperliche<br />

ersch<strong>ein</strong>ung ist durchschnittlich daran haben auch <strong>die</strong><br />

besuche <strong>im</strong> fitnesszentrum nichts geÅndert <strong>und</strong> weist ihn als<br />

<strong>ein</strong>en akademiker aus der <strong>im</strong> ges<strong>und</strong>heitsamt den job s<strong>ein</strong>es<br />

lebens gef<strong>und</strong>en haben wÄrde wenn er nicht durch <strong>ein</strong>en<br />

schl<strong>im</strong>men dummen zufall wÅhrend der probezeit Äber s<strong>ein</strong>en<br />

damaligen vorgesetzten gestrauchelt wÅre er ist nicht schlecht<br />

gekleidet nicht schlechter jedenfalls als der von brunner klaus<br />

oder scholz verkÉrperte durchschnitt wenn er auch an leute<br />

wie kromme oder heitmann nicht heranreicht <strong>die</strong> sich ihre<br />

hemden <strong>und</strong> anzÄge maÇschneidern lassen <strong>und</strong> hat sich seit<br />

<strong>die</strong> praxis <strong>im</strong>mer besser lÅuft <strong>und</strong> er darauf verzichtet s<strong>ein</strong><br />

geld an aktienhÅndler <strong>und</strong> <strong>im</strong>mobilienhaie zu verschenken<br />

auch mit <strong>ein</strong> paar statussymbolen <strong>ein</strong>gedeckt<br />

lagifox lugafix logifex legifax lugafex logifux ja legofax<br />

logufex auf der litfassÅule geniale idee <strong>ein</strong>es urwerbetreibenden<br />

<strong>und</strong> k<strong>und</strong>igen der wusste was <strong>die</strong> leute wollen <strong>im</strong> anzug<br />

m<strong>ein</strong>es bruders <strong>ein</strong> mann <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e gehe<strong>im</strong>nisse <strong>ein</strong>e frau ist<br />

ihm ausgeliefert der <strong>alt</strong>e affe liebe <strong>die</strong> groÇe stille zwischen<br />

den geschlechtern hintergrÄndig kompromisslos ergreifend


<strong>ein</strong> geckischer filmstar s<strong>ein</strong> ledersakko hÅngt ihm groÇspurig<br />

an den leisten hinter ihm <strong>ein</strong>e ganze prachtrallye weiÇer kragen<br />

mitglied in <strong>die</strong>ser sekte wie heiÇt sie noch <strong>und</strong> was wollen<br />

<strong>die</strong> eigentlich? religionsersatz aber machthungrig <strong>und</strong> unberechenbar<br />

<strong>die</strong> frage was tun sie wenn <strong>die</strong> menschheit gar nicht<br />

beglÄckt werden will? wer kennt denn <strong>die</strong> zukunft? kann man<br />

sich heute vieles nicht vorstellen sehen <strong>die</strong> kirchen dann anders<br />

aus? wertet sie vielleicht auf <strong>und</strong> das junge mÅdchen hat<br />

er auch mit r<strong>ein</strong>gezogen hÄbsch ist <strong>die</strong> ihm gleich aufgefallen<br />

in der kneipe <strong>und</strong> sie wollte auch klar der kann sich jede greifen<br />

<strong>ein</strong> wink hast du heute abend zeit? <strong>und</strong> jetzt ist sie auch<br />

mitglied in dem ver<strong>ein</strong> solange es eben dauert sollen schon<br />

eheprobleme haben kommt der nicht aus dÅnemark wie war<br />

das? n<strong>ein</strong> <strong>die</strong> erste frau <strong>und</strong> kl<strong>ein</strong>wÄchsig bei den fans beliebt<br />

durch s<strong>ein</strong>e vielen hauptrollen publikumsmagnet <strong>und</strong> nicht<br />

nur qua s<strong>ein</strong>es reichtums automatisch opinionleader hat er<br />

nach Äbernahme des elterlichen farmbetriebes mit kaum<br />

zwanzig jahren s<strong>ein</strong>e leidenschaft fÄr <strong>die</strong> bienenzucht entdeckt<br />

<strong>und</strong> wÅhrend s<strong>ein</strong>er ersten hochzeitsreise in <strong>ein</strong>er deutschen<br />

berufs<strong>im</strong>kerei sich <strong>die</strong> wissensgr<strong>und</strong>lage fÄr s<strong>ein</strong>e eigene<br />

<strong>im</strong>kertÅtigkeit geschaffen bevor er von der filmindustrie<br />

entdeckt worden ist lÅsst sich auch von der sekte s<strong>ein</strong> hobby<br />

nicht verbieten oder doch? film des jahres <strong>ein</strong> gehe<strong>im</strong>nisvoller<br />

garten <strong>ein</strong>e rÅtselhafte ersch<strong>ein</strong>ung schweigen ist silber vergraben<br />

ist gold ermÅÇigungen rentnerkinder schÉler <strong>und</strong><br />

stuhldentn macht euch nur lustig fast geschenkt den gutsch<strong>ein</strong><br />

an der kasse vorzeigen anfangszeiten tÅglich fÄnfzehn siebzehn<br />

<strong>und</strong> zwanzig uhr man braucht sehr lange um wieder jung<br />

zu werden <strong>ein</strong> politischer essay <strong>ein</strong>e groÇe vision <strong>und</strong> meisterhaft<br />

gespielte charakterstu<strong>die</strong> gegen alle widerstÅnde offizieller<br />

anwÅrter des venedig nizza piemont berlin mÄnchen<br />

heidelberg neuschwanst<strong>ein</strong> tokyo manila pittsburg glasgow<br />

london krakau prag oberhausen filmfestivals schwere zeiten<br />

der gelbe papagei <strong>ein</strong> groÇstadtfilm der extraklasse sommer


auf der gartenliege roadmovie der superlative <strong>die</strong> reise des<br />

verlorenen sohnes unvergessliches kinoerlebnis dolby neunzehn<br />

punkt zwei vom regisseur von ab durch <strong>die</strong> mitte <strong>und</strong><br />

autor von lorncast mit musik vom scheff filmfÉrderung me<strong>die</strong>nboard<br />

ag verlost zehn tickets zum finale nur zum gebrauch<br />

in der werbung verkauf vervielfÅltigung oder weitergabe<br />

strengstens verboten<br />

springt <strong>ein</strong>en regelrecht an das plakat auf <strong>die</strong> versuchung her<strong>ein</strong>gefallen<br />

bist du kl<strong>ein</strong>er muck wie auf viele andere an von<br />

unbekannten vorgÅngern festgelegten regeln aufgespannten<br />

marionettenfÅden hÅngend & der perfekte wunschautomat wie<br />

ihn sich <strong>die</strong>jenigen <strong>die</strong> mit unseren trÅumen wirtschaften nicht<br />

besser wÄnschen kÉnnen er wÅre sehr Äberrascht wenn man<br />

ihn auf <strong>ein</strong>er fortbildung darauf ansprÅche der andere s<strong>ein</strong><br />

antipode aufrechte h<strong>alt</strong>ung wie kaiser <strong>und</strong> kÉnige nur fortschwebende<br />

gedanken zufrieden <strong>im</strong> Ålterwerden <strong>ein</strong>en lÉwen<br />

an der seite groÇe raubkatzen sind in unseren breiten <strong>ein</strong> zeichen<br />

fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> f<strong>ein</strong>den <strong>ein</strong> zeichen <strong>und</strong> vielleicht ja wirklich<br />

das geschenk <strong>ein</strong>es nubischen prinzen nur ob <strong>die</strong> hier<br />

lange lebten fell verklebt vom ewigen regen <strong>und</strong> von ungeziefer<br />

parasiten befallen sie brauchen <strong>die</strong> trockenheit kriegen<br />

sonst fieber <strong>und</strong> wer weiÇ was <strong>und</strong> dann wird aus <strong>ein</strong>em gro-<br />

Çen tatzenstarken schnell <strong>ein</strong> bemitleidenswertes bÄndel das<br />

nicht mal mehr als bettvorleger taugt der kopf <strong>im</strong>merhin lÅsst<br />

sich ausstopfen <strong>und</strong> malerisch an <strong>die</strong> wand nageln macht mehr<br />

her als jedes hirschgeweih guckt dann jahrzehntelang aus<br />

traurigen glasaugen Äber den esstisch hinweg auf den orientalischen<br />

wandteppich bis der groÇneffe der alles geerbt hat <strong>und</strong><br />

sich neu <strong>ein</strong>richten will den mottenkopf kurzerhand abn<strong>im</strong>mt<br />

<strong>und</strong> wegschmeiÇt oder <strong>ein</strong>em genlabor stiftet wo man ihn<br />

tiefgekÄhlt <strong>ein</strong>lagert <strong>und</strong> vielleicht <strong>ein</strong>es tages neu zum leben<br />

erweckt ich sollte doch dem tierschutzver<strong>ein</strong> beitreten oft<br />

erwogen aber irgendwas hÅlt mich davon ab


das sagenumwobene schwert als zeichen der macht <strong>und</strong> des<br />

mutes blutorangen <strong>und</strong> tomatensauce ihre sÅure regt den magen<br />

an gelegentliche spontane lachsalven von seiten der adrenalin-verwÉhnten<br />

massen wenn er <strong>die</strong> gegner noch schwÅrzere<br />

gest<strong>alt</strong>en reihenweise pulverisierte er stand in s<strong>ein</strong>er hosen<br />

b<strong>ein</strong>e <strong>und</strong> schielte nach dem sonnensch<strong>ein</strong>e niemand zu sehen<br />

niemand jedenfalls von bedeutung in dem komparsenknÅuel<br />

<strong>und</strong> da von ihm als dem groÇen kurfÄrsten <strong>und</strong> heldendarsteller<br />

alle <strong>ein</strong> autogramm wollten kam er kaum vorwÅrts bitte<br />

wartet bis nachher leute! rief verzweifelt s<strong>ein</strong> agent <strong>und</strong> das<br />

alles nur wegen anderthalb st<strong>und</strong>en lichtspiel-kunst zu sagen<br />

wÅre Äbertrieben in der filmindustrie gehen <strong>die</strong> uhren schneller<br />

bis er <strong>die</strong> hiobsbotschaft erhielt oje da musste er hin anschwellende<br />

hyÅnenmotetten sofort nach bestattung s<strong>ein</strong>er<br />

amme cajetania nofretete hyazinthe serenia segelt karl-ananus<br />

der groÇe kÄhne schwere mit s<strong>ein</strong>en sieben schwertern am<br />

land der circe vorbei lÅsst sich da er wie er m<strong>ein</strong>t ihre gesÅnge<br />

viel besser beherrscht als sie nicht ablenken von ihren verfÄhrungskÄnsten<br />

askese <strong>und</strong> mÅnnliches selbstbewussts<strong>ein</strong> kÉnnen<br />

bekanntlich berge versetzen ignoriert alle anfragen klagen<br />

<strong>und</strong> befindlichkeiten s<strong>ein</strong>er gefÅhrten <strong>die</strong> auch mal gerne zum<br />

zuge gekommen wÅren was bedeuten ihm schon gefÅhrten<br />

handlanger entfernte verwandte sprosse von nebenlinien untergebene<br />

befehlsempfÅnger n<strong>ein</strong> <strong>die</strong>ser edle mensch kennt<br />

k<strong>ein</strong>e parteien sÉldner generÅle kannibalen <strong>und</strong> zugelaufene<br />

h<strong>und</strong>e kommt alle her jungs alle mann dass wir bloÇ k<strong>ein</strong>e zeit<br />

verlieren in flensburgs fÉrde werdet ihr massenhaft euren<br />

entdeckerstolz befriedigen kÉnnen viel besser als was ihr je<br />

erlebt habt <strong>und</strong> alles zum sonderpreis oder auf pump n<strong>im</strong>m sie<br />

jetzt zahle spÅter glaubt mir <strong>die</strong>ses prinzip funktionierte schon<br />

damals ausgezeichnet / du hast uns betrogen werfen wir dir<br />

heute noch vor um <strong>ein</strong> paar schÉne st<strong>und</strong>en uns weggelockt<br />

mit leeren versprechungen sind wir her<strong>ein</strong>gefallen <strong>ein</strong>mal <strong>und</strong><br />

nie wieder was sollen wir soweit elbabwÅrts? dir huldigen?


stramm stehen vor d<strong>ein</strong>er autoritÅt? / was <strong>ein</strong>e streitmacht!<br />

sagt anerkennend schleswigus der dortige kÉnig an dessen<br />

gestade sie mÉglichst unbehelligt umsteigen mÉchten in den<br />

allerneuesten viermaster zwar ward <strong>die</strong> haustochter (<strong>ein</strong>er<br />

rosigen jugend zarte ersch<strong>ein</strong>ung von kammerzofen umschwirrt<br />

fÄhlte sich <strong>ein</strong>sam auf ihren strammen hinterwangen<br />

reifenden brÄsten der kÉnig sah's mit argwohn wie sie wahllos<br />

blicke umherwarf) bei der geburt dem ersten fremdling versprochen<br />

der sie zu nehmen wÄsste aber musste es gleich so<br />

<strong>ein</strong> dahergelaufener s<strong>ein</strong> so'n gr<strong>im</strong>miger holzklotz mit s<strong>ein</strong>em<br />

wenig vertrauenerweckenden gefolge dabei hatten <strong>die</strong> auf s<strong>ein</strong><br />

geheiÇ vor der ankunft alle lÉcher gestopft alle knÉpfe angenÅht<br />

gemÄse gedÄnstet falschgeld aussortiert ihre haare entlaust<br />

<strong>und</strong> gekÅmmt pickel <strong>und</strong> warzen gepellt schultern gestrafft<br />

nÅgel geschnitten alle verrufenen frauensleute unters<br />

achterdeck verbannt planken geschrubbt helebarden geÉlt<br />

stiefel gewichst <strong>und</strong> wehe <strong>ein</strong>er macht ungefragt das maul auf<br />

schleswigus' tochter ja wenn sie nicht von der mutter eigenmÅchtig<br />

knut dem vierten verheiÇen dem kÉnig der dÅnen<br />

alles folgende wÅre friedlicher verlaufen dichter <strong>und</strong> bÅnkelsÅnger<br />

hÅtten weniger zu erzÅhlen gehabt <strong>und</strong> <strong>die</strong> heutigen<br />

regisseure mÄssten sich <strong>ein</strong>e andere arbeit suchen als <strong>im</strong>merzu<br />

<strong>alt</strong>e dramen neu zu adaptieren<br />

-ich kann verwegte schleswigus mir das nicht mehr mit ansehen<br />

wie unsere tochter in ihrem trakte vertrocknet auch wenn<br />

sie viel auslauf hat <strong>und</strong> kommt auf faule gedanken wer weiÇ<br />

was <strong>die</strong> mit ihrer zofe ausheckt so widerspenstig ist das tÉrichte<br />

ding karl aber weht der fahrtwind noch um <strong>die</strong> ohren<br />

<strong>und</strong> nennt nach glaubhafter auskunft unserer agenten <strong>ein</strong> gro-<br />

Çes reich s<strong>ein</strong> eigen<br />

geschickter schachzug um <strong>die</strong> schwierige schwiege doch noch<br />

zu kÉdern? <strong>ein</strong>es hÉlzernen pferdes nachfffff wÄrdig nie von<br />

gehÉrt Éstlich des rh<strong>ein</strong>es von <strong>ein</strong>er unbedeutenden seitenlinie<br />

als pfahlsiedlung gegrÄndet spÅter als raubritter tÅtig hausten


<strong>die</strong> eltern in <strong>ein</strong>em halbverfallenen schloss wÄrde ich das<br />

nicht nennen hoch Äber verlotterten untertanen wie rom <strong>ein</strong>st<br />

<strong>ein</strong> unbedeutendes kuhdorf auf mehreren hÄgeln gewesen ist<br />

bevor aeneas dort aufrÅumte <strong>und</strong> nun fÄhren alle wege dorthin<br />

-wer den rh<strong>ein</strong> brauche frug sie der <strong>ein</strong>e elbe habe?<br />

es musste ihr erst umstÅndlich erklÅrt werden in dero augen<br />

nichts als dollarzeichen blinkten dass weltlÅufigkeit kultur<br />

bildung wissen oder <strong>ein</strong> groÇes <strong>im</strong>perium sich mit geld all<strong>ein</strong><br />

nicht grÄnden noch verteidigen lassen geschweige vergrÉÇern<br />

weil es gibt <strong>ein</strong>fach zuviel anderes was das herz begehrt cf<br />

othello der mohr von venedig groÇ ist das universum der <strong>ein</strong>bildung<br />

<strong>und</strong> auch <strong>die</strong> kunst platzt heute aus allen nÅhten <strong>und</strong><br />

nÅhrbÉden aber interessant! wer wÄrde das bestreiten sorgt fÄr<br />

den kitzeltrieb & betrieb jungfrauen bei den erstsemester ingenieurstudenten<br />

mehr als fÄnfzig prozent bei pÅdagogen<br />

zwanzig angehenden kÄnstlern k<strong>ein</strong>e<br />

er ist <strong>im</strong>merzu unterwegs mit gleitcreme gleitfahrzeugen <strong>und</strong><br />

gleitsichtbrille <strong>und</strong> gehÉrt wie er in interviews gerne versichert<br />

dennoch nicht zu denen <strong>die</strong> ihre position beziehungsweise<br />

prominitÅt frauen gegenÄber ausnutzen bewahre! wie<br />

etwa jener notorische oscarpreistrÅger der schon zwe<strong>im</strong>al<br />

folgenlos verklagt worden ist <strong>und</strong> dann mit links abgeordneter<br />

wurde stell dir das vor! das ist hollywood viele frauen haben<br />

ihn trotzdem gewÅhlt durch s<strong>ein</strong>e filme bekannt wie <strong>ein</strong> buntspecht<br />

trotz diverser tÅtlichkeiten <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e <strong>im</strong>mer kurzberockte<br />

unter den studioassistentinnen soll er mit s<strong>ein</strong>en krÅftigen<br />

armen auf <strong>ein</strong>en kopierer gehievt haben <strong>und</strong> dann schwupps<br />

den knopf gedrÄckt spaÇmensch der wozu <strong>die</strong> eile war sie<br />

geneigt zu sagen du hÅttest dir mit mir viel mehr zeit lassen<br />

kÉnnen andere unangenehm Äberraschte waren so perplex<br />

dass sie sich erst hinterher in kl<strong>ein</strong>er r<strong>und</strong>e darÄber aufgeregt<br />

haben nicht jede ist <strong>im</strong>mer in st<strong>im</strong>mung <strong>und</strong> manche gleich<br />

nie wie manche s<strong>ein</strong>er politikerkollegen schon schmachvoll<br />

erfahren haben von denen Äbrigens <strong>ein</strong>ige wenn <strong>die</strong> zeit ge-


kommen ist noch ganz gut hinlangen kÉnnen weil in ihren<br />

wahlkreisen sind sie <strong>die</strong> pr<strong>im</strong>adonnen k<strong>ein</strong>en fototermin lassen<br />

sie aus <strong>und</strong> zugleich ausgewiesene familienmenschen<br />

auÇer in jenen dringenden fÅllen wenn <strong>ein</strong>e besonders feurige<br />

sich partout nicht abweisen lÅsst gelegenheiten haben <strong>die</strong><br />

kerls karls von denen <strong>ein</strong> <strong>alt</strong>ernder feld- <strong>wal</strong>d- <strong>und</strong> wiesendoktor<br />

nicht mal mehr trÅumt <strong>die</strong> frau muss <strong>ein</strong>em zusagen<br />

das ist natÄrlich voraussetzung es gibt solche mit denen es<br />

geht <strong>und</strong> andere mit denen geht es eben nicht wobei mit dem<br />

Ålterwerden <strong>die</strong> ansprÄche steigen wÅhrend <strong>die</strong> zahl der gelegenheiten<br />

abn<strong>im</strong>mt bis irgendwann gar nichts mehr lÅuft<br />

<strong>die</strong> urvÉlker waren natÄrlich wenig erbaut viele jahre hatten<br />

sie in ruhe ihrer privatheit gefrÉnt ohne <strong>ein</strong>mischung von au-<br />

Çen rentiere erlegt <strong>und</strong> fische gerÅuchert weil in der lausigen<br />

kÅlte gab es ja sonst nichts zu beiÇen sie hatten felle gegerbt<br />

beeren gesammelt <strong>und</strong> vielleicht auch das erste getreide gesÅt<br />

<strong>und</strong> geerntet von mammuts waren sie auf damwild umgestiegen<br />

dessen gehÉrn sie mit feuerst<strong>ein</strong>en zu harpunen <strong>und</strong><br />

schneidegerÅten verarbeiteten ansonsten viel pfeife geschmaucht<br />

den tol<strong>lenden</strong> enkeln be<strong>im</strong> spiel zugesehen <strong>und</strong><br />

den jungen weibern be<strong>im</strong> waschen <strong>und</strong> kochen auf den hintern<br />

ich schau mal nach dem met wie's dem geht <strong>und</strong> nun sollen sie<br />

plÉtzlich karl-rasmus-anussens stiefel ablecken zum fÄrstengeschlecht<br />

aber avanciert peu-a-peu <strong>die</strong> nachbarsippe ihre<br />

macht muss sie <strong>im</strong>mer auf's neue verteidigen mit nie nachlassender<br />

brutalitÅt in besatzungszeiten vorÄbergehend mal den<br />

lehnsknecht <strong>und</strong> eifrigen landvogt m<strong>im</strong>en bis sie endlich wieder<br />

all<strong>ein</strong> an der spitze steht was kindern <strong>und</strong> kindeskindern<br />

zugute kommt <strong>die</strong> <strong>im</strong> schutz <strong>ein</strong>er burg begreiflicherweise<br />

besser gedeihen als unter felsvorsprÄngen <strong>und</strong> fau<strong>lenden</strong><br />

holzplanken in slumbaracken oder provisorischen zeltunterkÄnften


damals war es <strong>ein</strong> kinderspiel konkurrierende clans komplett<br />

beiseitezurÅumen aber soweit wollen wir es gar nicht kommen<br />

lassen karl <strong>und</strong> schleswigus sind zivilisierte leute legen vertraglich<br />

fest wozu ihnen gefÅhrten <strong>und</strong> ratgeber raten zuerst<br />

bittet karl wÅhrend er sich sicherheitshalber <strong>im</strong> hafen hinter<br />

sandsÅcken verschanzt durch gesandte den schleswigus um<br />

aufnahme in s<strong>ein</strong> reich <strong>und</strong> den schutz s<strong>ein</strong>es bÄndnisses <strong>die</strong>ser<br />

von soviel demut <strong>ein</strong>es tapferen ritters geschmeichelt bewilligt<br />

das gesuch <strong>und</strong> liefert ihm <strong>die</strong> tochter zur gemahlin aus<br />

mit ihrer zust<strong>im</strong>mung? ohne? das weiÇ man heute nicht mehr<br />

so genau der regisseur sich s<strong>ein</strong>es spielraums bewusst hat hier<br />

kreativitÅt bewiesen ganz <strong>im</strong> sinne der <strong>alt</strong>en erzÅhler <strong>die</strong> auch<br />

<strong>im</strong>mer gern etwas dazu erf<strong>und</strong>en haben <strong>und</strong> mit opulenten<br />

bildern ausgeschmÄckt so dass <strong>die</strong> nachgeborenen <strong>die</strong> sich mit<br />

geschichte etwas auskennen Äber so viel fantasie nur staunen<br />

kÉnnen<br />

dann <strong>die</strong> probleme mit der schwiegermutter <strong>und</strong> an <strong>die</strong>ser<br />

stelle droht <strong>die</strong> an sich plausible geschichte in <strong>ein</strong> kaum<br />

glaubliches ammenmÅrchen umzuschlagen auf jeden fall mit<br />

schrecklichen konsequenzen <strong>die</strong> auch <strong>die</strong> schwiege schÅtze<br />

ich mal so weder gewollt noch vorhergesehen hat knut der<br />

vierte erklÅrt schleswigus den krieg der sich vergeblich der<br />

kriegserklÅrung zu widersetzen versucht<br />

-hÉrmal zu lÅsst er dem sauren ausrichten wir haben doch bis<br />

jetzt <strong>im</strong>mer friedlich zusammengelebt alles geregelt gekriegt<br />

unter mÅnnern profitieren beide davon <strong>und</strong> als damals d<strong>ein</strong>e<br />

schw<strong>ein</strong>e m<strong>ein</strong>e wiesen verwÄstet haben habe ich auch nichts<br />

gesagt<br />

-hau ab soll knut geknurrt haben wenn d<strong>ein</strong> arsch dir teuer ist<br />

so sind kÉnige nunmal wenn sie sich beleidigt fÄhlen kÉnnen<br />

vor protz kaum richtig laufen geschweige denn klare gedanken<br />

fassen aber <strong>die</strong> untergebenen spuren komischerweise sind<br />

gewohnt jede hofdame herumzukriegen aber wehe <strong>ein</strong>e<br />

schlÄpft ihnen durch <strong>die</strong> finger dann sind sie krÉtig <strong>und</strong> mit


vorsicht zu genieÇen holen den knÄppel doch wieder vor den<br />

sie jahrelang nicht gebraucht haben<br />

<strong>und</strong> karl? der merkte schnell dass er hingeh<strong>alt</strong>en wurde du<br />

lÅsst mich bei vollem risiko auflaufen warf er schleswigus vor<br />

<strong>und</strong> verschwand <strong>ein</strong>e zeitlang <strong>im</strong> zeitzeichensumpf der gr<strong>und</strong><br />

warum wir ihn noch heute am hals haben lÅchelt von allen<br />

litfasssÅulen <strong>und</strong> nach jeder vorfÄhrung blÅst er zur podiumsdiskussion<br />

mit so <strong>ein</strong>em dahergelaufenen werde er hat knut voreilig geglaubt<br />

ganz ganz schnell fertig <strong>ein</strong> stÅdte- <strong>und</strong><br />

meerebezwinger hoho! der doch nicht! geflohen aus s<strong>ein</strong>er<br />

he<strong>im</strong>at weil sie ihm hilfloser schwÅchling <strong>und</strong> raubrittererbe<br />

das haus angezÄndet hatten <strong>und</strong> statt den wiederaufbau zu<br />

forcieren macht er sich feige vom acker<br />

-k<strong>ein</strong>eswegs! entrÄstete sich schleswigus <strong>im</strong> chor s<strong>ein</strong>er mannen<br />

herr Äber den vierwendischen kosmos deutscher nation<br />

werde jener <strong>ein</strong>st werden warte nur ab<br />

knut nota bene hat <strong>die</strong> querelen nicht Äberlebt zuerst musste er<br />

sich weit nach norden zurÄckziehen <strong>und</strong> hat dann wenn er<br />

schmollend <strong>und</strong> brandschatzend <strong>die</strong> kÄsten entlang segelte<br />

von karl kottkamps vasallen mehrmals prÄgel bezogen bevor<br />

es ihn vollends erwischte vor helgoland abgesoffen ist s<strong>ein</strong><br />

kahn wie unlÅngst von hobbyhistorikern bestÅtigt wurde k<strong>ein</strong>er<br />

weiÇ wie <strong>die</strong> tochter das fand <strong>im</strong> ersten moment fÄhlt frau<br />

sich natÄrlich geschmeichelt wenn mehrere hinter ihr her sind<br />

wenn es aber Äberhand n<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> sie sich vor prinzen kaum<br />

retten kann <strong>die</strong> sich allesamt als frÉsche erweisen kann sie<br />

leicht katzig werden <strong>und</strong> <strong>die</strong> frÉsche sind dann nicht zu beneiden<br />

<strong>und</strong> finden sich womÉglich schnell mit dem kopf nach<br />

unten an der wÅschel<strong>ein</strong>e wieder an <strong>die</strong> wand geklatscht oder<br />

<strong>im</strong> siedewasser <strong>ein</strong>es schnellkochtopfes aus edelstahl noch<br />

weiÇ ich was aus der zofe geworden ist <strong>die</strong> geben wir polyphem<br />

zur frau wÅre naheliegend gewesen <strong>und</strong> <strong>ein</strong>es odysseus-


<strong>im</strong>-geiste wÄrdig der nÅmlich <strong>die</strong> idee mit dem pferd auch nur<br />

abgekupfert hat er soll ja heute inkognito in der stadt s<strong>ein</strong> aber<br />

was heiÇt bei dem schon inkognito<br />

von Äber dÅchermeeren her <strong>ein</strong> gleichfarbig mooshang hinten<br />

<strong>die</strong> festung des kÉnigs unÄbersehbar doch bedeutungslos in<br />

<strong>die</strong>ser neuen zeit fensterlos auch hingegen viel tausend luken<br />

hier unten wohinter schlagende herzen w<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> sch<strong>alt</strong>en<br />

befriedigt elektrische herde <strong>und</strong> backÉfen <strong>ein</strong> es flattern tauben<br />

vor vergatterten s<strong>im</strong>sen es verraucht mit knorzigen Åsten<br />

<strong>im</strong> ewigen dÅmmer <strong>ein</strong> leidender baum fenster mÉchten ge-<br />

Éffnet s<strong>ein</strong> es schwitzt wer hier unterwegs ist den rucksack<br />

geschultert aus welchem in winzigen fÅden nesselsaft rinnt<br />

das bÄndel geschnÄrt nach gescheiterter ehe drÄckt dem verlassenen<br />

schmerzhaft ins kreuz Äber der gasse sind rissige<br />

decken zwischen balkonen gespannt w<strong>ein</strong>rot mit schwerschwarzen<br />

lettern beschriftet <strong>im</strong>mer <strong>die</strong>selben stereotypen seit<br />

vielen generationen grÄÇen <strong>im</strong> nebligen dunst echsen <strong>und</strong><br />

automobile vor den verwitterten mauern ornamente florentinischer<br />

indianischer orthodox-dorischer oder sonstwie nachgeahmter<br />

fresken vor jahren von kl<strong>ein</strong>en chinesinnen mit verve<br />

zusammengeklebt k<strong>ein</strong> mensch beachtet sie noch in ihrem<br />

schaurigen schattenverlies so geht es zahllosen kÄnstlern nur<br />

wer zuerst kommt wird nachgespielt <strong>und</strong> reichlich begafft <strong>und</strong><br />

wer sich in alle kulturbeilagen hin<strong>ein</strong>drÅngt dessen seele wir<br />

bald zu kennen m<strong>ein</strong>en wie unsere westentasche <strong>im</strong> bewussts<strong>ein</strong><br />

der menschen viel platz er n<strong>im</strong>mt <strong>ein</strong><br />

-hÅng doch bitte sagt <strong>die</strong> prinzessin d<strong>ein</strong>e dreckwÅsche woanders<br />

auf am besten auf's brÄckengelÅnder<br />

-wer will schallt es empÉrt zurÄck auf <strong>ein</strong>er baustelle s<strong>ein</strong>e<br />

wÅsche denn trocknen auf rostigen trÅgern <strong>und</strong> ausgesessenem<br />

speckst<strong>ein</strong>?<br />

aufgeht der vorhang der wÉchnerinnen l<strong>ein</strong>en liegt auf karthagos<br />

glÅnzendem mobiliar mit rÉmischen ziffern bem<strong>alt</strong>e pap-


pen sind vor alle gefÅhrlichen kanten gespannt k<strong>ein</strong> soldat soll<br />

daran sich stoÇen <strong>und</strong> auch sonst k<strong>ein</strong> despot noch zum tode<br />

verurteilter noch rebell nicht weil mÅnner hier vortritt haben<br />

in kottkamps revier<br />

von der bÄhnen hintergasse spaziert der kaiser <strong>und</strong> erste bezirksbÄrgermeister<br />

frÄher kurz auch soldat sanierungsbeauftragter<br />

anw<strong>alt</strong> des staates kaiser karl kottkamp<br />

KKK hier in m<strong>ein</strong>em stadtteil wo ich k<strong>ein</strong> exterritoriales terrain<br />

dulden werde (zu schleswigus:) du aber lÅsst sie gewÅhren<br />

jeder darf tun was er will das schicksal der menschen ist<br />

dir egal <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e hier zum beispiel in was fÄr <strong>ein</strong>e dreckige<br />

brache sie ihre wÅsche muss tunken (zum publikum:) mon<br />

capitale ce moi - la citÑ universelle & wird es ewiglich bleiben<br />

knut schneidet <strong>ein</strong>e gr<strong>im</strong>asse<br />

KING KNUT glaubt ihm k<strong>ein</strong> wort des kaisers tage sind gezÅhlt<br />

auch wenn <strong>die</strong> kaufleute zaudern <strong>und</strong> sich am liebsten<br />

nicht festlegen wÄrden bald wird er abgewÅhlt <strong>ein</strong> herrscher<br />

ohne reich doch mit vielen allÄren<br />

kottkamp schÄttelt heftig den kopf<br />

KARL KOTTKAMP auf lange sicht seid ihr alle tot <strong>und</strong> vergessen<br />

ich aber werde in den geschichtsbÄchern stehen alons!<br />

ihr mÅnner <strong>und</strong> frauen <strong>die</strong> ihr mich bew<strong>und</strong>ert als retter des<br />

vaterlandes aus verdrieÇlicher armut habe ich euch errettet<br />

wer ward ihr denn? <strong>und</strong> wo ward ihr? orientierungslos treibend<br />

<strong>im</strong> meer der bedÄrftigkeit <strong>und</strong> geistigen armut nun aber<br />

tanzt ihr durch m<strong>ein</strong>en palast<br />

SCHLESWIGUS wo ist denn d<strong>ein</strong> palast? nichts als wasser<br />

sehe ich hier<br />

WIR SIND IM BESITZ GEWISSER ERKENNTNISSE A<br />

PRIORI UND SELBST DER GEMEINE VERSTAND IST<br />

NIEMALS OHNE SOLCHE


was braucht der lange? <strong>die</strong>se automaten heutzutage kann k<strong>ein</strong>er<br />

be<strong>die</strong>nen so kompliziert sind <strong>die</strong>! aber dass <strong>ein</strong>er so lange<br />

braucht? tourist wahrsch<strong>ein</strong>lich der sich nicht auskennt ohhh<br />

nei-iin! jetzt kommt er an - na dann eben ohne fahrsch<strong>ein</strong><br />

muckenbarth besteigt den bus stadt<strong>ein</strong>wÅrts linie sechs-null<strong>ein</strong>s<br />

es ist <strong>ein</strong> friedvoller tag k<strong>ein</strong> sch<strong>im</strong>pfender fahrer k<strong>ein</strong>e<br />

hingelÄmmelten row<strong>die</strong>s k<strong>ein</strong>e sich streitenden pÅrchen noch<br />

kaugummis klebend auf sitzbÅnken stattdessen <strong>ein</strong> Ålterer herr<br />

der s<strong>ein</strong>er dame in wohlgesetzten worten etwas erklÅrt <strong>und</strong><br />

sich selbst darin vÉllig zurÄckn<strong>im</strong>mt ab <strong>ein</strong>em gewissen <strong>alt</strong>er<br />

sind wir alle rÄcksichtsvoll <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>ehrlich k<strong>ein</strong>e schummeleien<br />

mehr <strong>die</strong>bstÅhle gar oder seitensprÄnge bewahre! alles<br />

was uns vormals spaÇ gemacht hat versagen wir uns aus <strong>ein</strong>sicht<br />

oder weil <strong>die</strong> nerven nicht mehr mitspielen siehe <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e<br />

schauspielerin <strong>die</strong> es frÄher ganz wild getrieben hat in den<br />

klatschsp<strong>alt</strong>en jede woche sah man sie mit <strong>ein</strong>em andereren<br />

oder so in dem rhythmus geht ja bekanntlich drunter <strong>und</strong> drÄber<br />

in der branche vor <strong>und</strong> hinter den kameras weil sie a besser<br />

aussehen <strong>und</strong> b ganz andere kommunikationsstrategien<br />

beherrschen mit denen sie <strong>ein</strong>ander umgarnen doch heute will<br />

sie davon nichts mehr wissen lieber 'n Éden langweiler als 'n<br />

schmissigen poussierstengel empfiehlt sie ihren tÉchtern sowie<br />

potentielle geschlechtspartner vorher genau unter <strong>die</strong> lupe<br />

zu nehmen nicht mit jedem sofort in <strong>die</strong> kiste zu steigen verzichtet<br />

lieber! lasst <strong>die</strong> finger von grobianen flegeln schmutzfinken<br />

<strong>und</strong> egoisten <strong>die</strong> nur ihren spaÇ wollen guckt euch den<br />

mann vorher genau an! wir frauen mÉgen k<strong>ein</strong>e lautstarken<br />

selbstgefÅlligen ichhaberechtfertiger schon gar nicht wenn uns<br />

des langen <strong>und</strong> breiten wohlfeile entschuldigungen angeboten<br />

werden erst <strong>im</strong> <strong>alt</strong>er sind ehepaare auf<strong>ein</strong>ander angewiesen<br />

wie siamesische zwillinge nur der junggeselle bewahrt sich<br />

s<strong>ein</strong>e souverÅnitÅt <strong>und</strong> stÅrke <strong>die</strong> greisin hebt <strong>ein</strong>e f<strong>alt</strong>ige<br />

wachsbleiche hand <strong>und</strong> gÅhnt - hat er oder hat er nicht? <strong>und</strong><br />

ob <strong>alt</strong>ersweisheit dabei <strong>ein</strong>e rolle spielt?


frÄher stand da das postamt was hatten sie daraus gemacht!<br />

alles zugebaut mit neuen bÄrotÄrmen in denen serviceagenten<br />

r<strong>und</strong> um <strong>die</strong> uhr ihre <strong>die</strong>nste feilboten <strong>und</strong> schnittige<br />

rutzmoser nachff in unÄbertroffener bestzeit unterstÄtzt von<br />

den renommiertesten gartenbÄros beete bÅnke <strong>und</strong> springbrunnen<br />

anlegen lieÇen wie geile kl<strong>ein</strong>e klÅffer hingen sie an<br />

s<strong>ein</strong>er hose <strong>und</strong> als er gegen sie angehen wollte (nach dem<br />

motto jetzt aber schluss): pustekuchen! er hatte s<strong>ein</strong>en kredit<br />

vor gericht <strong>und</strong> auch andernorts durchweg verspielt da half<br />

auch <strong>die</strong> erklÅrung des neuen verteidigers nicht: s<strong>ein</strong> mandant<br />

bemÄhe sich <strong>ein</strong>e wende in s<strong>ein</strong>em leben zu vollziehen weg<br />

vom schnellen geld hin zu seriÉsen geschÅften - wenn man<br />

ihn nur lieÇe<br />

-genau darin liegt das problem mir sind <strong>die</strong> hÅnde geb<strong>und</strong>en<br />

bevor sie nicht durch <strong>ein</strong> ganz normales privates insolvenzverfahren<br />

beweisen dass sie es ernst m<strong>ein</strong>en mit ihren beteuerungen<br />

sagte der vorsitzende sie mÄssen sich damit abfinden<br />

dass ihnen der ruf des bankrotteurs voraus- <strong>und</strong> auch noch<br />

lange nacheilen wird bis ins greisen<strong>alt</strong>er womÉglich<br />

-wenn ich Äberhaupt so <strong>alt</strong> werde bei dem psychoterror mit<br />

dem man mich Äberzieht<br />

-das haben wir nicht gehÉrt sagte der richter als streitwert sei<br />

pffffft allenfalls <strong>ein</strong> betrag <strong>im</strong> unteren vierstelligen bereich<br />

denkbar ja wusste der mann Äberhaupt was rutzmoser verloren<br />

hatte<br />

ansch<strong>ein</strong>end nicht denn er machte sich nach <strong>ein</strong>em kurzen<br />

wehmÄtigen blick auf dessen frau skrupellos Äber <strong>die</strong> ekligen<br />

innereien her zunÅchst drÄckte er den pfeil auswahl derjenigen<br />

optionen <strong>die</strong> er zu Åndern beabsichtigte anschlieÇend<br />

drÄckte er panikartig mehrere male den gegenpfeil <strong>und</strong> dann<br />

bloÇ nicht ok um <strong>die</strong> fehler nicht zu speichern nochmal<br />

druckste er am pfeil <strong>die</strong>smal leuchtete <strong>die</strong> diode wenigstens<br />

dann markierte er <strong>die</strong> option programm anschlieÇend drÄckte<br />

er n n<strong>ein</strong> groÇ n um <strong>die</strong> nummer auszuwÅhlen unter der er


<strong>ein</strong>en lieferkanal vermutete lieferkanÅle waren normalerweise<br />

nicht das problem davon gab es genug offen oder versteckt<br />

nach auswahl der option system drÄckte er opt<strong>im</strong>istisch wieder<br />

pfeil der suchlaufvorgang konnte lÅnger dauern wissen<br />

wir kennen wir schon trinken kaffee zwischendurch <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

soft skills Äber's an der holdingkonstruktion verzweifeln nicht<br />

zu kurz kommen lassen! <strong>die</strong> juristischen f<strong>ein</strong>heiten kl<strong>im</strong>mzÄge<br />

<strong>und</strong> kl<strong>im</strong>aerwÅrmungen wÅren nun abgeschlossen glÄckwunsch!<br />

er achtete darauf <strong>die</strong> lÄftungsschlitze nicht abzudecken<br />

durch wÅrmeaustausch in den fluren <strong>und</strong> stockwerken<br />

entstand wie er sehr wohl wusste <strong>ein</strong>e bestÅndige luftzirkulation<br />

dabei werden staubpartikel teppichfasern hautschuppen<br />

<strong>und</strong> so weiter angesaugt <strong>die</strong>se lagern sich Äber <strong>die</strong> jahre in den<br />

lÄftungsschlitzen ab <strong>und</strong> verkÄrzen <strong>die</strong> lebensdauer <strong>ein</strong>es bÄrogebÅudes<br />

also lieber regelmÅÇig von fachleuten entfernen<br />

lassen auch wenn der <strong>ein</strong> oder andere stÉhnt weil wir uns abfindungen<br />

heutzutage eigentlich nicht mehr leisten kÉnnen <strong>die</strong><br />

option extras <strong>im</strong> menu gr<strong>und</strong><strong>ein</strong>stellungen erlaubte ihm dem<br />

extern angeschlossenen dickfeld <strong>ein</strong>en decknamen zu geben<br />

hierzu ging er wie folgt vor: nach auswahl von extras drÄckte<br />

er pfeil <strong>und</strong> dann plus um <strong>die</strong> <strong>ein</strong>gangsquelle auszuwÅhlen der<br />

er <strong>ein</strong>en namen verlieh zum beispiel a unten zwei fÄr alles<br />

was von hinten angeliefert wurde sowie a unten drei fÄr alles<br />

vordere mit der option ausgang <strong>im</strong> menu weitere gr<strong>und</strong><strong>ein</strong>stellungen<br />

wÅhlte er <strong>die</strong> hinterbuchse aus um das von der<br />

externen quelle Äbermittelte informationssignal verarbeiten zu<br />

kÉnnen da das neue kabel Äber <strong>ein</strong>en smartlink verfÄgte Äberlegte<br />

er es sich bald anders <strong>und</strong> wÅhlte n<strong>ein</strong> um <strong>die</strong> <strong>alt</strong>en funktionen<br />

zu annullieren obwohl <strong>die</strong> automatische f<strong>ein</strong>abst<strong>im</strong>mung<br />

aktiviert war lieÇen sich <strong>die</strong> restlichen vier blÉcke nicht<br />

durch zwe<strong>im</strong>al ok klicken freigeben also versuchte er es mit<br />

der option ah-ef-te-eh-er (pfeil <strong>und</strong> dann gartenzaun) erst am<br />

schluss las er <strong>die</strong> warnung <strong>im</strong> amtsblatt der r t p9 verfÄgung<br />

50 seite 16903 vom mai letzten jahres <strong>die</strong> <strong>die</strong> in amtsblatt 25


des bppt auf seite 31333 bekannt gegebenen <strong>und</strong> fÄr notwendig<br />

erklÅrten sicherheitshinweise ersetzt er hielt sie gelinde<br />

gesagt fÄr ÄberflÄssig obwohl sie nun wiederum auch k<strong>ein</strong><br />

problem darstellten wir erfÄllen schon lange <strong>die</strong> weit strengeren<br />

normen der eppv <strong>die</strong> <strong>alt</strong>en amtsblÅtter kÉnnen also getrost<br />

geschreddert werden selbst wenn sie gerade in <strong>ein</strong>er besprechung<br />

sind oder wollen aus anderen grÄnden nicht gestÉrt<br />

werden kÉnnen sie sich ganz auf uns verlassen unseren anruf<br />

nach zwe<strong>im</strong>aligem drÄcken der tastenkombination scrollbar<br />

plus auch zurÄckweisen oder durch <strong>ein</strong>e kostenlose fernvorabfrage<br />

in <strong>die</strong> warteschleife gehen manche <strong>ein</strong>stellungen sind<br />

gegen unbeabsichtigtes oder unberechtigtes Åndern durch <strong>ein</strong>e<br />

pin geschÄtzt wir haben es nÅmlich schon erlebt dass sich<br />

technisch fÄr versiert h<strong>alt</strong>ende laien <strong>und</strong> sogar blutige anfÅnger<br />

in den secureserver <strong>ein</strong>es blÄhenden technologiekonzernes<br />

<strong>ein</strong>loggen niemand mÉchte wissen was <strong>die</strong> da angerichtet<br />

haben <strong>im</strong> auslieferungszustand ist daher <strong>die</strong> vierstellige pin<br />

auf <strong>die</strong> letzten vier ziffern ihrer kontonummer <strong>ein</strong>gestellt <strong>ein</strong><br />

akzeptables risiko wie wir finden um es unseren k<strong>und</strong>en nicht<br />

so unbequem zu manchen wie manche konkurrenten bei denen<br />

in solchen fÅllen gleich <strong>ein</strong>e servicekraft anrÄcken muss<br />

um das turnusmÅÇige audit durchzufÄhren <strong>und</strong> <strong>die</strong> gewÄnschte<br />

schutzwirkung zu erreichen sollten sie <strong>die</strong> pin so schnell als<br />

mÉglich umstellen mit magnetkarte oder unserer hauseigenen<br />

software bio-k pro suite siehe zubehÉrpreisliste nicht dass<br />

jemand auf dumme gedanken kommt merken sie sich bitte <strong>die</strong><br />

geÅnderte pin gut denn <strong>ein</strong>e rÄckstellung in den auslieferungszustand<br />

kann nur kostenpflichtig auf dem servicewege durchgefÄhrt<br />

werden <strong>die</strong> pin ist <strong>im</strong> basismodul gespeichert <strong>und</strong> gilt<br />

fÄr alle teilmodule sie kÉnnen allerdings jederzeit teilberechtigungen<br />

an besonders vertrauenswÄrdige mitarbeiter vergeben<br />

jeder versuch <strong>die</strong>se sicherheitsvorkehrungen zu umgehen<br />

landet automatisch <strong>im</strong> polizeigewahrsam wo rutzmoser nachff<br />

in hellem ambiente hastig zahlen zusammenrechneten <strong>und</strong>


steuerschlupflÉcher ausbaldowerten war jener frÄher s<strong>ein</strong><br />

eigener herr wenn ich doch! nur noch <strong>ein</strong>mal! bedauerte er<br />

sich in jener dunklen kammer wie <strong>ein</strong>e grabhÉhle so dunkel<br />

war das teakholz soll was hermachen obwohl sie von insolvenzen<br />

was verstehen k<strong>ein</strong>e frage ruhige ausgeglichene geistesarbeiter<br />

<strong>die</strong> das letzte stÄck kuchen lieber fÄr sich beh<strong>alt</strong>en<br />

als es mit anderen zu teilen<br />

IST DAS SCHICKSAL FRAGTE SICH DER DOKTOR<br />

ENTSCHLOSSEN DIESER FRAGE NACHZUGEHEN<br />

buntes plakat mit fuÇballstar wie heiÇt er doch alle kennen<br />

s<strong>ein</strong>e nase ex-militÅrsportler u1 bis 6 wo der gebÄhrenzahler<br />

nicht blecht schwitzt <strong>die</strong> sportfÉrderung etwas aus oder das<br />

verteidigunsministerium fahrrÅder verstopfen den gehweg<br />

mensch los ist was hier! <strong>und</strong> autos wir fahren solange wir<br />

leben fahren wir entfliehen in geleasten karossen unserem<br />

glÄcklosen schicksal solange der sprit eben reicht <strong>ein</strong> ewiges<br />

hinfahren ist das leben karl wÅre ausgestiegen ich bin mir<br />

ganz sicher der wahre philosophenkaiser braucht k<strong>ein</strong> gefÅhrt<br />

auch grÉÇere strecken geht er gerne sinnierend zu fuÇ ja wenn<br />

wir frÄher zu lÅngeren reisen aufbrachen machte sich k<strong>ein</strong>er 'n<br />

kopf freuten sich alle <strong>und</strong> abends ging's r<strong>und</strong> erlebnisurlaub<br />

hieÇ das <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>en lÅmpchen leuchteten wie glÄhwÄrmchen<br />

leise waren sie schnurrend leise obwohl ich hab's <strong>im</strong>mer mit<br />

<strong>ein</strong>em lachenden <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em w<strong>ein</strong>enden auge gesehen<br />

k<strong>ein</strong>e drogen baut euch auf mit lugifox auch hier <strong>und</strong> <strong>im</strong> kl<strong>ein</strong><br />

aber farbig gedruckten bestÅtigt der ges<strong>und</strong>heitsminister dass<br />

es sich um <strong>ein</strong>en gesetzlich erlaubten muntermacher handelt<br />

gaaaaanz harmlos so<strong>und</strong>soviel hydroxy <strong>und</strong> steroid <strong>und</strong><br />

protosom <strong>und</strong> arbitat <strong>und</strong> thebasin <strong>und</strong> carboxy <strong>und</strong> furamin<br />

<strong>und</strong> aldehyd <strong>und</strong> tropinon <strong>und</strong> quinolin <strong>und</strong> allophan <strong>und</strong><br />

cytosin <strong>und</strong> dia-tria-tetrazin liest eh k<strong>ein</strong>er nicht halb so gefÅhrlich<br />

sage ich mal wie kl<strong>ein</strong>kredite mit ihrer sozialen


sprengkraft oder schieÇsportver<strong>ein</strong>e gegen drogen auch sie<br />

<strong>und</strong> wehe wir erwischen <strong>ein</strong>en fÄr den kann es leicht brenzlig<br />

werden in'ner diktatur hat man <strong>die</strong> junkies natÄrlich besser <strong>im</strong><br />

griff bauch r<strong>ein</strong> kopf ab <strong>und</strong> alle ordnungsfanatiker zufrieden<br />

noch jahrzehnte spÅter hochgelobt fÄr ihre konsequente nulltoleranz<br />

politik wie man das heutzutage nennt wird auch nicht<br />

soviel inhaliert unter der diktatorenknute oh wenn sie uns<br />

doch zufrieden lieÇen! politik be<strong>ein</strong>flusst massiv das leben<br />

sogar das ungeborene wird in mitleidenschaft gezogen wenn<br />

ich nur an all <strong>die</strong> mutterkreuze denke oder an herodes <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

massen der glÄcklichen befehlsempfÅnger <strong>die</strong> k<strong>ein</strong>en schritt<br />

all<strong>ein</strong> tun kÉnnen ohne <strong>die</strong> befehle ihres herrn <strong>und</strong> meisters<br />

der s<strong>ein</strong>e sÄÇen klebrigen spinnennetze Äberall aufgespannt<br />

hat unsichtbare strippen an denen sie hÅngen <strong>und</strong> manchmal<br />

auch stranguliert werden genau wie an ihren genen <strong>die</strong> ebenfalls<br />

<strong>ein</strong> ziemlich unkontrolliertes eigenleben fÄhren <strong>im</strong>mer<br />

neue eiweiÇprozesse anstoÇen <strong>die</strong> sie bewusst gar nicht wahrnehmen<br />

<strong>die</strong> aber alles steuern liebeskummer hass potenzneid<br />

wie auch ihre reaktionen auf krÅnkungen stress <strong>und</strong> amtliche<br />

mitteilungen der alltag ist gleichfalls <strong>ein</strong> groÇer strippenzieher<br />

meist ist man so in s<strong>ein</strong>em trott gefangen dass man nicht mal<br />

auf den gedanken kommt sich staatlichen oder sonstigen anweisungen<br />

zu widersetzen <strong>und</strong> nur ganz selten wenn man sich<br />

etwas in den kopf gesetzt hat mÉchte man doch auch <strong>ein</strong>mal<br />

wollen dÄrfen gerade in unruhigen zeiten greift jeder gern in<br />

<strong>die</strong> vollen auch frÄher hÅtten sich viele lieber betÅubt bin ich<br />

mir sicher bei den zustÅnden aber da hieÇ es rabotten k<strong>ein</strong>er<br />

konnte sich <strong>ein</strong>fach entziehen jedem wurde bildlich gesprochen<br />

<strong>ein</strong>e schaufel in <strong>die</strong> hand gedrÄckt <strong>und</strong> dann abmarsch<br />

aktionismus pur wir wissen ja wie es endete vorteil der demokratie<br />

dass man innerhalb gewisser grenzen sich ausleben<br />

kann <strong>die</strong> grÉÇten freiheiten hat der reiche <strong>und</strong> mÅchtige okay<br />

das ist <strong>ein</strong>e binsenweisheit <strong>und</strong> zugleich <strong>ein</strong> schlechtes beispiel<br />

denn macht korrumpiert <strong>und</strong> geld macht <strong>die</strong> leute gefÄ-


gig viel schÉner sind <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>en freiheiten <strong>die</strong> man sich herausn<strong>im</strong>mt<br />

sich ausklinken <strong>ein</strong>fach mal blaumachen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

b<strong>ein</strong>e baumeln lassen wie ich heute - nicht wie manche kollegen:<br />

<strong>im</strong>mer nur arbeit <strong>und</strong> geld ver<strong>die</strong>nen sogar am wochenende<br />

wenn's drauf steht <strong>und</strong> dazwischen wird sich als ausgleich<br />

<strong>ein</strong> sportflitzer gegÉnnt zwei wochen urlaub <strong>im</strong> jahr<br />

<strong>und</strong> dann muss es gleich australien s<strong>ein</strong> aber wehe etwas geht<br />

dort nicht nach plan hochgradig zwanghaft ist das <strong>und</strong> garantiert<br />

nichts fÄr <strong>ein</strong>en wie mich<br />

da hinten: manche h<strong>alt</strong>en das fÄr stil, <strong>im</strong>mer mit krawatte<br />

rumzulaufen unhe<strong>im</strong>lich wie <strong>die</strong> leute sich zusammenreiÇen<br />

kÉnnte ich gar nicht wenn mich etwas kneift oder mir ist zu<br />

heiÇ krawatten sollen ja schlecht fÄr <strong>die</strong> blutversorgung des<br />

gehirns s<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>e erklÅrung warum in der wirtschaft soviel<br />

mist gebaut wird gut ich will nicht sagen wer k<strong>und</strong>en hat <strong>und</strong><br />

etwas verkaufen will ist auf seriositÅt <strong>und</strong> tricksen mitunter<br />

angewiesen obwohl: zu geschniegelt ist auch nichts da wird<br />

der k<strong>und</strong>e misstrauisch<br />

was der wohl vorhat? schon grau tonsuriert <strong>und</strong> trotzdem zackig<br />

wenn ich <strong>die</strong>se mit groÇen aktenkoffern durch <strong>ein</strong>e erdrÄckende<br />

welt ei<strong>lenden</strong> gest<strong>alt</strong>en sehe kann ich mir derartige<br />

leistungen gar nicht vorstellen unter <strong>ein</strong>em manager-pionier<br />

stelle ich mir etwas anderes vor <strong>die</strong> meisten reden nur statt zu<br />

handeln <strong>und</strong> setzen das mit arbeit gleich auch ich bei neunzig<br />

prozent der patienten ist das vÉllig ausreichend <strong>die</strong> hormonbestellung<br />

darf ich nicht vergessen sonst steht sie nÅchste<br />

woche wieder auf der matte <strong>die</strong>se leute <strong>die</strong> nichts haben aber<br />

stÅndig zum arzt rennen <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en wegen jeder kl<strong>ein</strong>igkeit<br />

behelligen so dass man <strong>die</strong> wirklich kranken warten lassen<br />

muss wenn <strong>die</strong> ihre arztbesuche selber zahlen mÄssten wÄrden<br />

sie viel seltener kommen sollst mal sehen sie quatschen <strong>ein</strong>en<br />

voll wollen bemitleidet werden bis <strong>die</strong> sprechst<strong>und</strong>e um ist<br />

aber nicht mit mir knappe info <strong>und</strong> fertig


mang tretter plamers leder wipf fischer & mÄcom metzger &<br />

betzner ka-kauf bartu texxxt-villanis <strong>ein</strong> neues cafÑ <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

last-chance-apotheke hier ist wahrlich alles vertreten links<br />

kohnen <strong>und</strong> dr-mÅrtens-polsterschuh valleverde atlantateahouse-and-steaks<br />

tabakladen silbergalerie leerer lauer laller<br />

lava scherer schauriger saurer saller <strong>und</strong> <strong>ein</strong> taxenstand endlich!<br />

den touris tun schon <strong>die</strong> fÄÇe weh <strong>und</strong> nur wer <strong>ein</strong>e auslage<br />

wie <strong>die</strong>se ins auge fasst traut sich anzuh<strong>alt</strong>en schlagzeug<br />

flÉten edle gitarren notenstÅnder alles ohne elektronik wie<br />

solche hÅndler sich h<strong>alt</strong>en kÉnnen was <strong>die</strong> wohl fÄr mieten<br />

zahlen dann <strong>ein</strong>e kunsthandlung macht mehr her fÄr betuchtere<br />

k<strong>und</strong>en st<strong>im</strong>men <strong>und</strong> st<strong>im</strong>mung gedÅmpft wie in <strong>ein</strong>em<br />

museum haben mehr geld als <strong>die</strong> jungen meist gemessenen<br />

schrittes verfolgen sie ihre ebenso egoistischen interessen der<br />

chef hÉchstpersÉnlich prÅsentiert s<strong>ein</strong>en landschaftsbilderbestand<br />

hÅufig aus nachlÅssen den schrott wÄrde ich mir nicht<br />

ins wohnz<strong>im</strong>mer hÅngen nicht mal als geldanlage horten <strong>und</strong><br />

alles untergebracht in dem schon in <strong>die</strong> jahre gekommenen<br />

multifunktionshochhaus unten <strong>die</strong> lÅden darÄber bÄros ganz<br />

oben wohnungen wer will hier wohnen? wo tagsÄber nur <strong>die</strong><br />

geschniegelten trawler entlang segeln <strong>und</strong> perspektivlose berber<br />

auf ihren ledernen wÄstenschiffen was <strong>die</strong> sich versprechen?<br />

in <strong>die</strong>ser wohlstandsoase <strong>und</strong> sich nicht blÉd vorkommen<br />

fÄhlen sich wohler auf'm haufen zwischen regenrinnenrohren<br />

<strong>und</strong> starkstromkabelrollen stehen <strong>und</strong> warten woche<br />

fÄr woche sie warten <strong>und</strong> warten - auf was?<br />

termine <strong>und</strong> ankÄndigungen des handelsblattes hinter glas<br />

wozu? tÅglich neu <strong>die</strong> kurse ob hier tatsÅchlich mal jemand<br />

anhÅlt <strong>und</strong> nachliest? wandeltreppen nach oben rauchglas oder<br />

spiegelglas marmor oder teppiche das waren <strong>ein</strong>st <strong>die</strong> fragen<br />

solche bÄrojobs wer findet denn heute noch arbeit? schwere<br />

zeiten auch fÄr rechtsanwÅlte <strong>und</strong> co unsere firma ist <strong>ein</strong> international<br />

tÅtiges unternehmen <strong>im</strong> bereich der innovativen<br />

designorientierten staubsaugerbeutel metallfrÅsen kompressen


klonierung <strong>und</strong> fremdbefruchtung fÄr den professionellen wie<br />

auch den privaten bedarf bestens etablierte expansionspolitik<br />

prÅsent in Äber h<strong>und</strong>ert lÅndern was kann ich fÄr sie tun? <strong>die</strong><br />

hiesige geschÅftsstelle ist nur <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er ableger ke<strong>im</strong>ling von<br />

etwas viel grÉÇerem <strong>im</strong> sinne unserer geschÅftspolitik der sich<br />

jedoch bei entsprechender nachfrage in zukunft prÅchtig entwickeln<br />

wird kÉnnen sie gift drauf nehmen unser komplettes<br />

knowhow ist daher <strong>im</strong> moment nur virtuell verfÄgbar wenden<br />

sie sich an den herrn auf dem bildschirm ihm sollten sie sich<br />

anvertrauen wir richten uns ganz nach ihren geschmacksknospen<br />

unter den gesichtspunkten von effizienz wirtschaftlichkeit<br />

<strong>und</strong> kontrolle wird der <strong>die</strong>nst am k<strong>und</strong>en ganzganz groÇ geschrieben<br />

lieber <strong>ein</strong>e frau? bitte auf den button links unten<br />

klicken nur nicht so zurÄckh<strong>alt</strong>end! der k<strong>und</strong>e ist kÉnig! trauen<br />

sie sich! be<strong>die</strong>nen sie sich aus unserer reichh<strong>alt</strong>igen angebotsschatulle!<br />

<strong>die</strong> schatulle errÉtet blinkt sch<strong>im</strong>mert szintilliert<br />

<strong>und</strong> opalesziert in alle richtungen das video macht was<br />

her muss ich zugeben das kunstgewÅchs sieht schÅrfer aus als<br />

s<strong>ein</strong>e realen vorbilder wenn nur das ambiente nicht so grau<br />

wÅre grauer als grau: grauer h<strong>im</strong>mel graue mauern fenster<br />

bildschirmrahmen graue tÄren <strong>und</strong> gesichter der passanten<br />

mag auch am aufkommenden regen liegen so war das wetter<br />

damals auch unhe<strong>im</strong>lich schwÄl oben am h<strong>im</strong>mel kreischten<br />

<strong>die</strong> mÉwen ihre pompÉsen dÄsen vauchten wolklang Äber dir<br />

<strong>ein</strong> schutzschild aus silbrigen sÅtteleits unsichtbar <strong>ein</strong>drucksvoll<br />

kreisum jahre jahrzehnte zen um zent<strong>im</strong>eter analysiert<br />

k<strong>ein</strong>en schritt kannst du armes huhn tun ohne gleich verfolgt<br />

<strong>und</strong> getÉtet zu werden<br />

er zwang sich an etwas anderes zu denken den fernsehfilm<br />

von gestern abend <strong>und</strong> als ihm das nicht gelang an <strong>die</strong> letzte<br />

ziemlich unerfreuliche sitzung der lokalen ges<strong>und</strong>heitskommission<br />

<strong>im</strong>mer viel arbeit <strong>und</strong> Årger auch noch falls jemand<br />

m<strong>ein</strong>e ÅuÇerungen weitertratschte ich weiÇ nicht warum ich<br />

mich <strong>im</strong>mer so hinreiÇen lasse <strong>und</strong> Äberhaupt noch dahingehe


wo ich auf schritt <strong>und</strong> tritt an <strong>die</strong> niederlagen der vergangenheit<br />

erinnert werde<br />

er reckte sich <strong>und</strong> sog <strong>die</strong> ozon geschwÅngerte stadtluft mit<br />

voller inbrunst <strong>ein</strong> zog dann mit elegantem schwung an <strong>ein</strong>er<br />

<strong>alt</strong>en dame vorÄber <strong>und</strong> erreichten es mit brunners hilfe tatsÅchlich<br />

ihn noch <strong>ein</strong>mal breitzuschlagen nur Årger <strong>und</strong> viel<br />

arbeit nix als arbeit bedeutete <strong>die</strong>se zusage so be<strong>ein</strong>flussbar<br />

bin ich muss man sich mal vorstellen nicht lernfÅhig wo andere<br />

lÅngst kapiert hÅtten wo der hase langlÅuft <strong>und</strong> dankend<br />

ablehnen wÄrden mit verschrÅnkten armen <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e als <strong>die</strong><br />

wÅhrend der talkshow auf <strong>die</strong> zustÅnde in ihrer firma hingewiesen<br />

hat das heisst wie da 'geforscht' wird ist gleich entlassen<br />

worden ruckzuck wegen geschÅftsschÅdigung unmÉglichkeit<br />

zukÄnftig gedeihlicher zusammenarbeit stÉrung des betriebsfriedens<br />

<strong>die</strong> zeiten sind vorbei wo sowas als zivilcourage<br />

bew<strong>und</strong>ert wurde ich m<strong>ein</strong>e wie sie vorher gebarmt haben der<br />

pharmaverband hat ununterbrochen gejammert <strong>und</strong> bei dem<br />

interview stellt sich heraus <strong>die</strong> haben nur ganz geringe aufwÅnde<br />

nicht schÉn <strong>die</strong> auÇenwirkung wirklich nicht <strong>und</strong> wenn<br />

dann noch <strong>die</strong> internationale presse wind davon kriegt <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

verrÅterin auf ihr schild hebt <strong>und</strong> der kurs der muttergesellschaft<br />

bricht <strong>ein</strong> wegen der drohenden streichung staatlicher<br />

zuschÄsse kann ich mir vorstellen wie <strong>die</strong> lokalen statth<strong>alt</strong>er<br />

in panik geraten manager wÅr nichts fÄr mich n<strong>ein</strong> danke genau<br />

wie wenn ich <strong>ein</strong>e groÇpraxis hÅtte stÅndig kreide mÄssen<br />

<strong>die</strong> fressen <strong>und</strong> haben nur noch ihr konto <strong>im</strong> auge<br />

scheiben vermilchglast: k<strong>ein</strong> schild was <strong>die</strong> da wohl machen?<br />

an fahrrÅdern vorbei allesamt rostig <strong>die</strong> besseren stehen zuhause<br />

<strong>im</strong> keller sieh an! wenn <strong>ein</strong>e Firma reputierlich ist stÉrt<br />

chaos <strong>im</strong> schaufenster k<strong>ein</strong>en mit opt<strong>im</strong>ismus lÅsst sich<br />

wachstum schaffen denn <strong>die</strong> angeschlossene me<strong>die</strong>nagentur<br />

mit vielfÅltigen internationalen aktivitÅten auf den gebieten<br />

der zukunftsprognose <strong>und</strong> systemberatung kann <strong>ein</strong>mal losge-


lassen aus dem nichts stampfen konzentration synergie ergonomie<br />

zuversicht das gesamte sykbito-plasmotische vieleck<br />

<strong>und</strong> bringt mich auf jene schlecht gefÄhrte schule fÄr management<br />

hÅtten ihre eigenen studenten machen lassen sollen<br />

wÅre billiger gekommen als <strong>im</strong> moment der krise <strong>und</strong> des<br />

absturzes externe berater <strong>ein</strong>zusch<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e controlling<br />

stabsforce <strong>ein</strong>zurichten<br />

direkt vorbei an den kohletrÅgern: kreuzen mit kaputten kreuzen<br />

m<strong>ein</strong>en gehweg kohle ist momentan <strong>die</strong> billigste energiequelle<br />

aber unbequem zu heizen wer tut das heute noch? <strong>die</strong><br />

sÅcke sind best<strong>im</strong>mt nicht ohne fast wie zement in verschlissenen<br />

pullovern malocher ver<strong>die</strong>nen am wenigsten sind froh<br />

Äberhaupt arbeit zu haben solange der rÄcken noch mitspielt<br />

um den kontinuierlich steigenden anforderungen weiterhin in<br />

vollem umfang gerecht zu werden suchen wir <strong>ein</strong>e Äberzeugende<br />

persÇnlichkeit (m/w) <strong>die</strong> als senior manager investor<br />

relations all t<strong>im</strong>e smirring squirring spirring spinning<br />

swithering hand waving and rotating ÅuÉerst interessante <strong>und</strong><br />

anspruchsvolle aufgaben Äbernehmen mÇchte so wie <strong>die</strong> das<br />

anpreisen muss etwas faul daran s<strong>ein</strong> hinterher sitzt du in<br />

d<strong>ein</strong>em loftloch <strong>und</strong> kommst nicht mehr raus aus der tretmÄhle<br />

vernÄnftige leute bewerben sich auf so <strong>ein</strong>en geschraubten<br />

kÅse nicht <strong>und</strong> selbst jene unglÄcklichen geschÉpfe <strong>die</strong> sich<br />

zuhause dauernd <strong>ein</strong> 'such dir erstmal arbeit' anhÉren mÄssen<br />

h<strong>alt</strong>en hier instinktiv abstand zudem wird ihnen neben der<br />

allgem<strong>ein</strong>en kontaktpflege auch <strong>die</strong> inh<strong>alt</strong>liche vorbereitung<br />

unserer roadshops obliegen hÉrt sich an wie <strong>ein</strong> rodeo jahrmarkt<br />

oder so wir pflegen in allen dependancen <strong>ein</strong>en unserer<br />

muttergesellschaft entsprechenden verh<strong>alt</strong>enskodex <strong>und</strong><br />

redestil geschliffen mit gelegentlichen ausflÄgen ins volkstÄmlich<br />

cowboyeske bleibt sehr laut ungesagt - das sind <strong>die</strong><br />

schl<strong>im</strong>msten <strong>die</strong> <strong>die</strong> leute in <strong>ein</strong> psychisches korsett zwingen<br />

wollen


der doktor hÅlt inne weil er plÉtzlich erkennt dass in <strong>die</strong>ser<br />

ganzen groÇen welt das gesagte <strong>und</strong> das nicht gesagte streng<br />

von<strong>ein</strong>ander geschieden sind mindestens so wie <strong>die</strong> jasager<br />

von den n<strong>ein</strong>sagern <strong>und</strong> dass der sinn des lebens darin besteht<br />

andere mit s<strong>ein</strong>em geschwafel so zu be<strong>ein</strong>flussen dass sie<br />

bereit sind <strong>ein</strong>em jede arbeit abzunehmen <strong>und</strong> das eigene leben<br />

so bequem wie mÉglich zu gest<strong>alt</strong>en hier beiÇt sich <strong>die</strong><br />

katze zwar in den schwanz doch wer sich schon in <strong>alt</strong>en zeiten<br />

zu <strong>ein</strong>em schwarm gezÅhlt hat in dem sich <strong>die</strong> flugrichtung<br />

jedes individuums hÉchtens um kl<strong>ein</strong>e drehungen von der<br />

bewegungsrichtung der anderen unterscheidet kann <strong>ein</strong> solches<br />

angebot nicht missverstehen komplexe sonderaufgaben<br />

werden ihr tÅtigkeitsspektrum abr<strong>und</strong>en auf den anstehenden<br />

langstreckenflÄgen kÇnnen sie es sich in der business class<br />

bequem machen man hat herausgef<strong>und</strong>en dass <strong>die</strong> leute in<br />

zeiten wirtschaftlicher prosperitÅt Éfter freiwillig <strong>die</strong> arbeit<br />

wechseln jobhopping nennt man das dem boss <strong>die</strong> m<strong>ein</strong>ung<br />

geigen <strong>und</strong> dann absprung denn <strong>ein</strong>e gewerkschaft <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en<br />

auffangen wÄrde gibt es schon lange nicht mehr nur noch<br />

monaden <strong>die</strong> gern zurÄckkeilen wÄrden du hast mich lange<br />

genug genervt bis zur grenze <strong>und</strong> darÄber hinaus mit d<strong>ein</strong>en<br />

lÅppischen nÉrgeleien vom zwischenmenschlichen ganz zu<br />

schweigen <strong>die</strong> chemie hat nicht gest<strong>im</strong>mt blieb mir nichts als<br />

alles schweigend herunter zu schlucken ganze abteilung<br />

adtschÄss ihr kÉnnt mich mal - problem nur wenn man <strong>ein</strong><br />

arbeitszeugnis benÉtigt in der neuen stellung ist <strong>die</strong> ernÄchterung<br />

um so grÉÇer das neue entpuppt sich meist als das <strong>alt</strong>e<br />

wie in anderen bereichen des lebens auch<br />

abfalltonnen in reih <strong>und</strong> glied <strong>und</strong> <strong>die</strong> hecke ordentlich gestutzt<br />

-das mindeste was ich tun kann sagt der pÅchter ich achte<br />

genau auf streifen <strong>und</strong> auf <strong>die</strong> markierung wenn nur <strong>ein</strong>e<br />

schiefsteht was sagt der k<strong>und</strong>e denn dann?


aufrecht steht er da den daumen gemÄtlich am blaumann zigarre<br />

<strong>im</strong> m<strong>und</strong>winkel wie weiland guevara anzÄnden darf er<br />

sie nicht<br />

-zufrieden sagt er zufrieden bin ich auch mit 'ner k<strong>alt</strong>en brasil<br />

insgesamt zufrieden niemand soll mir hinterher etwas vorwerfen<br />

oder nachsagen kÉnnen<br />

-wenn sie ihr kind schon auf dem gymnasium lassen wollen<br />

dann auf eigene verantwortung hat <strong>die</strong> klassenlehrerin zu<br />

s<strong>ein</strong>er frau gesagt <strong>und</strong> dass bei jens <strong>ein</strong>e berufsausbildung das<br />

gegebene sei<br />

<strong>die</strong> lehrer haben es leicht wer s<strong>ein</strong> kind auf <strong>die</strong> hÉhere schule<br />

schickt handelt auf eigene gefahr <strong>ein</strong>e lehre ist auch nicht zu<br />

verachten <strong>und</strong> kommt meist viel billiger der gr<strong>und</strong>schullehrer<br />

hÅtte uns warnen sollen <strong>und</strong> hat! aber n<strong>ein</strong> es musste partout<br />

das gymnasium s<strong>ein</strong><br />

ja gibt's denn das gibt's doch nicht! <strong>die</strong> tauschen schon wieder<br />

<strong>die</strong> preistafeln aus was habbich gesagt sie sind schon wieder<br />

zugange! ziehen uns tipp <strong>und</strong> schwupp unsere sauer ver<strong>die</strong>nten<br />

groschen ausse tasche<br />

-<strong>die</strong> preise werden woanders gemacht sagt der pÅchter <strong>und</strong><br />

lÅsst sie mit seifenschaum sÅubern s<strong>ein</strong>e weithin sichtbaren<br />

leuchtdiodenagglomerate von den konzernen <strong>und</strong> Élscheichs<br />

<strong>und</strong> in der steuerabteilung des finanzministeriums<br />

steuern? der staat will auch leben <strong>und</strong> <strong>die</strong> saudis wenn mal <strong>die</strong><br />

Élquellen leer sind was machen <strong>die</strong> dann? nur sand <strong>und</strong> wÄste<br />

ohne den hauch <strong>ein</strong>es modernen gem<strong>ein</strong>wesens sitzen sie in<br />

ihren heiÇen zelten oder betonsilos <strong>und</strong> merken sie sind vom<br />

westen betrogen worden was sie <strong>ein</strong>st an aktien <strong>und</strong> anteilen<br />

hielten ist jetzt <strong>alt</strong>papier auÇer wer glÄck hat gibt's auch! dynastien<br />

von aktionÅren <strong>die</strong> still <strong>und</strong> anonym <strong>im</strong> hintergr<strong>und</strong><br />

agieren den mehrwert <strong>ein</strong>streichen <strong>und</strong> sich nur selten in der<br />

Éffentlichkeit zeigen doch den namen kennt jeder stellt man<br />

sich wer weiÇ was drunter vor auch dem pÅchter geht's prÅchtig<br />

an jedem cent teuerung ver<strong>die</strong>nt der mit nirgends hat mir


m<strong>ein</strong>e tante mal erzÅhlt kusine m<strong>ein</strong>es vaters genaugenommen<br />

halbkusine der mann war alkoholiker <strong>im</strong>mer gut drauf <strong>im</strong>mer<br />

zum scherzen bereit <strong>im</strong>mer gleich <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>geschenkt wenn<br />

wir bei denen zu besuch waren benzin <strong>und</strong> promille <strong>im</strong> blut<br />

bis er mal <strong>ein</strong> kind fast totgefahren hÅtte oder ganz ich weiÇ<br />

nicht mehr genau wieviele jahre ist das schon her damals hat<br />

er <strong>die</strong> konzession verloren <strong>und</strong> <strong>die</strong> tante musste sich ins firmenregister<br />

<strong>ein</strong>tragen lassen um <strong>die</strong> klitsche weiterfÄhren zu<br />

kÉnnen war nich' so'nn technoshop als wie sie heutzutage<br />

daherkommen <strong>und</strong> trotzdem hochprofitabel niemand hat sie<br />

gesagt ver<strong>die</strong>nt so gut wie wir selbststÅndigen das ist ja das<br />

tolle an unseren aktienmÅrkten da ist nichts statisch nichts<br />

bleibt wie es ist <strong>und</strong> das erÉffnet <strong>die</strong> allerschÉnsten ertragsaussichten<br />

nicht nur <strong>ein</strong>mal oder <strong>ein</strong>e woche lang n<strong>ein</strong> es gibt<br />

fast <strong>im</strong>mer etwas zu ver<strong>die</strong>nen man muss nur genÄgend auf<br />

zack s<strong>ein</strong><br />

sie war <strong>ein</strong> munteres tantchen irgendwie lebhafter als <strong>die</strong> anderen<br />

verwandten ihre laute schrille st<strong>im</strong>me mit der sie uns<br />

kinder <strong>im</strong>mer <strong>ein</strong> bisschen erschreckt hat schiebt sich in viele<br />

m<strong>ein</strong>er erinnerungen es ist <strong>die</strong> st<strong>im</strong>me <strong>die</strong> von <strong>ein</strong>em menschen<br />

Äbrigbleibt was er sagt oder nicht sagt der mann ursprÄnglich<br />

kraftfahrer hat sie viel all<strong>ein</strong> gelassen da hatte sie<br />

zeit Äber <strong>ein</strong>iges nachzudenken <strong>und</strong> papa pflegte solche kontakte<br />

fast jedes wochenende ging es zur verwandtschaft spÅter<br />

verlor ich sie aus den augen ohne <strong>ein</strong> schlechtes gewissen zu<br />

haben ich bin eben anders als er setze andere prioritÅten fÄr<br />

verwandtenbesuche viel zu beschÅftigt das war schon frÄher<br />

so in der studentenzeit als wir manches hohelied gesungen<br />

haben <strong>und</strong> gemÅstet wurden mit dem fleische fremder gÉtter<br />

dann kam karin <strong>die</strong> mich derart mit beschlag belegt hat dass<br />

fÄr <strong>die</strong> verwandtschaft gar k<strong>ein</strong>e zeit mehr blieb es ist nun<br />

<strong>ein</strong>mal so dass man sich mit fremdem blut mischen mÉchte<br />

mÉglichst oft <strong>und</strong> viel statt mit <strong>alt</strong>bekanntem s<strong>ein</strong>e krÅfte zu<br />

vertun wer frÄh anfÅngt hat auch insgesamt mehr spaÇ am


leben andere mÉgen das anders sehen ich bin froh sie damals<br />

kennengelernt zu haben m<strong>ein</strong>e kusine <strong>und</strong> sandkastenfre<strong>und</strong>in<br />

wollte ja nicht kÄhl <strong>und</strong> abweisend ab <strong>ein</strong>em gewissen <strong>alt</strong>er<br />

wich sie mir aus denn <strong>ein</strong>s wusste sie best<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> hat es mir<br />

auch nachdrÄcklich zu verstehen gegeben: mit dir nicht! nicht<br />

mal spielchen<br />

der kl<strong>ein</strong>e muckser scrollt mit jetzt schnelleren kÄrzeren<br />

schritten Äber <strong>die</strong> brunnenstraÇe richtung rÉdingsmarkt angenehm<br />

wenig verkehr <strong>und</strong> noch weniger fuÇgÅnger an allen<br />

hÅusern reklametafeln k<strong>ein</strong>e drogen lugifex schÇne maid <strong>und</strong><br />

waidw<strong>und</strong> der blick wo sie <strong>die</strong> <strong>im</strong>mer auftun <strong>ein</strong>e art menschenhandel<br />

ist das bei dem solche frauen mit dem Ålterwerden<br />

<strong>im</strong>mer den kÄrzeren ziehen<br />

papa ging <strong>die</strong> verwandtschaft Äber alles er hat samt s<strong>ein</strong>en<br />

eltern <strong>im</strong>mer den kontakt geh<strong>alt</strong>en kÄsschen hier kÄsschen da<br />

obwohl sie nicht gut behandelt worden sind krumme touren<br />

bei der aufteilung des groÇmÄtterlichen erbes ich bin da anders<br />

es sind wohl <strong>die</strong> gene des anderen groÇvaters der nachdem<br />

ihm s<strong>ein</strong> erbe vorenth<strong>alt</strong>en worden war so dass er in der<br />

wirtschaftskrise zeitweise vollkommen auf dem trockenen saÇ<br />

k<strong>ein</strong> wort mehr mit s<strong>ein</strong>en geschwistern geredet hat ich weiÇ<br />

auch nicht warum sich <strong>die</strong>se machenschaften in unserer familie<br />

so hÅufen<br />

-pellt euch aus setzt euch erst mal hin macht's euch gemÄtlich<br />

ich hab extra 'n guten schnaps besorgt dem anlass entsprechend<br />

wie auch sie sich ins zeug geschmissen hatten wenn man<br />

schon s<strong>ein</strong> erbe verdummbeutelt dann wenigstens stilvoll<br />

wobei gut viel hatten sie nicht zum ausstaffieren auÇer ihrer<br />

bauernstola mit der sie <strong>im</strong> fuchsroten satinsofa versanken<br />

groÇtante elfriede genauso laut wie ihre tochter hat es mit<br />

ihren fÄnf kindern <strong>im</strong> leben nicht leicht gehabt <strong>und</strong> m<strong>ein</strong>te<br />

wohl sie kÉnne das land besser gebrauchen als <strong>die</strong> nicht halb


so fruchtbare verwandtschaft mit stÄrmisch lautem hallo beruhigte<br />

sie <strong>die</strong><br />

-was wollt ihr <strong>ein</strong> deal unter fre<strong>und</strong>en geht <strong>die</strong> welt nicht von<br />

unter habt ihr den roggen schon drin? schÉn trocken <strong>die</strong>s jahr<br />

<strong>und</strong> wird best<strong>im</strong>mt <strong>ein</strong>e gute ernte<br />

-<strong>die</strong> katinka macht uns sorgen sagt oma mit ihrem sehr persÉnlichen<br />

verhÅltnis zur <strong>ein</strong>zigen kuh sie gibt nur halb so viel<br />

milch wie gewÉhnlich<br />

-<strong>und</strong> des honigs neue schleuder? - unser vadder interessiert<br />

sich auch brennend dafÄr nich vadder? sitzt nich so fÉrmlich<br />

ist doch k<strong>ein</strong> strafverfahren wer will denn streit <strong>und</strong> unfrieden?<br />

sagt selbst der bÄrgermeister: neun sechzehntel watt soll<br />

datt denn? kommt sonz Änn use ganse dorp nich voa <strong>ein</strong> unguter<br />

zustand dem wir abhelfen wollen mal ehrlich mit dem land<br />

kÉnnt ihr doch sowieso nichts anfangen sandiger boden <strong>und</strong><br />

mÄsstet auch dauernd kilometerweit fahren<br />

-auch noch sagt oma damals ist sie noch jung<br />

-dagegen geld kann man <strong>im</strong>mer brauchen <strong>und</strong> wenn man es<br />

auf <strong>die</strong> hohe kante legt oder <strong>ein</strong> krÅftiges wagenpferd kauft<br />

-s<strong>ein</strong>e frau habe etwas von fÄnfh<strong>und</strong>ert gesagt wagt m<strong>ein</strong><br />

groÇvater sich vor<br />

-<strong>ein</strong> stolzer betrag erwidert elfriede nach <strong>ein</strong>er bedeutsamen<br />

pause mehr sei auf k<strong>ein</strong>en fall drin ihr wisst ja wie schwierig<br />

<strong>die</strong> lage momentan ist<br />

sie gucken sich an alle gegenseitig verhandeln ist nicht ihre<br />

stÅrke<br />

-so hier dÄrft ihr unterschreiben kurz <strong>und</strong> schmerzlos<br />

sie hÅtten <strong>die</strong> zweifel vorher haben mÄssen vorher zum anw<strong>alt</strong><br />

nicht wenn es zu spÅt ist <strong>und</strong> alles liegt bereits be<strong>im</strong> notar<br />

versiegelt <strong>und</strong> wasserdicht<br />

-n<strong>ein</strong> sagt elfriede unterschrieben ist unterschrieben<br />

-nichts zu machen der anw<strong>alt</strong><br />

den pflichtteil nach dem <strong>ein</strong>heitswert auszahlen lassen: eigene<br />

blÉdheit mag er gedacht haben kurze beratung kost euch mal


nichts ich will arme <strong>und</strong> blauÅugige nicht zusÅtzlich schrÉpfen<br />

sind ohnehin gestraft genug mit herablassung gutes tun so<br />

sind manche akademiker bei entsprechender laune zu denen<br />

ich heute <strong>im</strong>merhin auch gehÉre so klug war papa mir <strong>ein</strong>e<br />

gute ausbildung dringend ans herz zu legen denn <strong>die</strong> fÄnfh<strong>und</strong>ert<br />

waren nach der wÅhrungsreform ruckzuck nichts mehr<br />

wert dass ich es besser habe wollte er unbedingt ich bin damit<br />

weiter gekommen als <strong>die</strong> vielen nachkommen der tante <strong>die</strong><br />

sich auf der geerbten scholle mittlerweile gegenseitig auf <strong>die</strong><br />

fÄÇe treten wer land besitzt will sich auch fortpflanzen <strong>ein</strong>er<br />

inneren unruhe folgend <strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>im</strong> Äberlebenskampf erfolgreichen<br />

seit anbeginn der zeiten ankommt <strong>und</strong> sie zur vorherrschenden<br />

gattung auf erden gemacht hat dass sie sich <strong>im</strong>mer<br />

wieder selbst zerfleischen n<strong>im</strong>mt man in kauf <strong>und</strong> fragt sich<br />

auch nicht wozu <strong>die</strong>ser kolossale aktionismus gut s<strong>ein</strong> soll<br />

irgendwann liegt man ohnehin unter der erde wie tante elfriede<br />

<strong>die</strong> heute genauso still ist wie damals m<strong>ein</strong>e groÇeltern sie<br />

haben sich noch jahrelang insgehe<strong>im</strong> Äber sie geÅrgert ohne<br />

sich jedoch samt ihres sohnes das geringste anmerken zu lassen<br />

-habe ich schlieÇlich als kind mit gespielt sagt papa zu mir<br />

kann <strong>und</strong> will ich nichts gegen sagen<br />

was der rast mensch! mit dem mÉchte man nicht kolli<strong>die</strong>ren!<br />

unverantwortlich wie sich manche leute <strong>im</strong> verkehr benehmen<br />

-h<strong>alt</strong> dich grade junge hat mich der andere groÇvater bei jeder<br />

gelegenheit angeherrscht<br />

wie man ihn um s<strong>ein</strong> erbe gebracht hat? k<strong>ein</strong>e ahnung / guck<br />

hier das testament vom uropa unterschrieben du gehst leider<br />

leer aus <strong>und</strong> das als Åltester sohn / nachdem sie ihr ziel erreicht<br />

hatten verfolgte er sie in s<strong>ein</strong>en trÅumen unnachgiebig<br />

<strong>und</strong> lieÇ auch sonst k<strong>ein</strong> gutes haar an ihnen: wenn das so ist<br />

seht ihr mich hier nicht mehr wieder / na <strong>und</strong>? du hast dich<br />

doch sowieso nie um den <strong>alt</strong>en gekÄmmert


-h<strong>alt</strong> dich gerade oder willst du mal krumm werden hÉre ich<br />

ihn <strong>im</strong>mer noch rufen mich erschrecken in s<strong>ein</strong>em garten in<br />

dem sich so herrlich spielen lieÇ unertrÅglicher <strong>alt</strong>er knacker -<br />

<strong>und</strong> doch liebgehabt<br />

zwei in vertrautem plausch frauen verstehen sich darauf frauentratsch<br />

<strong>und</strong> frauenbinden frauenklinik frauenbeilage frauenhaus<br />

frauenz<strong>im</strong>mer frauenheld frauenmÉrder wie ich darauf<br />

jetzt komme sind farbenfroher gekleidet als wir <strong>ein</strong> blickfang<br />

& gehÉrt zu ihrer vermehrungsstrategie dabei fangen sie sich<br />

leicht mal den falschen <strong>ein</strong> fÄr's leben oder machen nach <strong>ein</strong>iger<br />

zeit selber <strong>die</strong> biege <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e hat mich angeblinkt komisch<br />

ich weiÇ nie was sie denken nur bei karin wusst' ich's <strong>im</strong>mer<br />

ob sie wirklich interessiert sind oder sich nur geschmeichelt<br />

fÄhlen weil man sie anh<strong>im</strong>melt <strong>die</strong> suche wÅre viel leichter<br />

wenn man wÄsste wo investieren sich lohnt so ist man auf<br />

mutmaÇungen angewiesen wie in vielen bereichen des lebens<br />

zufallswetten auf <strong>die</strong> zukunft bei den aktienkursen der wahl<br />

des arbeitsplatzes oder dem kommerziellen erfolg gewisser<br />

konsumprodukte <strong>die</strong> frage was kommt bei der masse an was<br />

wird gekauft ich wÄrde best<strong>im</strong>mt viel mehr unternehmen<br />

wenn ich wÄsste woran ich bin wenn ich ihre gedanken lesen<br />

kÉnnte um ihnen dann <strong>im</strong> gefÄhl vÉlliger geistiger <strong>und</strong> kÉrperlicher<br />

Äber<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mung an <strong>die</strong> wÅsche zu gehen mit denen <strong>die</strong><br />

nur ÅuÇerlich fre<strong>und</strong>lich sind <strong>und</strong> in wirklichkeit wenig von<br />

mir h<strong>alt</strong>en wÄrde ich nicht unnÉtig kraft geduld <strong>und</strong> mie-mieminnesang<br />

vergeuden sondern gleich <strong>die</strong> finger von lassen<br />

<strong>und</strong> ihnen deswegen viel unbefangener entgegentreten vÉllig<br />

neutral dass heiÇt wenn sie nicht gerade niederschmetternd<br />

schlecht von mir denken dann natÄrlich ist <strong>die</strong> telepathie k<strong>ein</strong>e<br />

durchweg angenehme tÅtigkeit n<strong>im</strong>mt der gedankenleser lieber<br />

reiÇaus <strong>die</strong> frage warum <strong>die</strong> natur den menschen dafÄr<br />

k<strong>ein</strong> sinnesorgan mitgegeben hat obwohl doch gehirnstrÉme<br />

auch wellen aussenden <strong>die</strong> antwort: <strong>ein</strong> solches organ wÄrde<br />

das system zum <strong>ein</strong>sturz bringen <strong>die</strong> meisten menschlichen


eziehungen beruhen mindestens zum teil auf illusion <strong>und</strong><br />

verstellung darauf dass man sich <strong>ein</strong> bisschen theater vorspielt<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong>se mÉglichkeit es sich gegenseitig in der lÄge bequem<br />

<strong>und</strong> gemÄtlich zu machen fiele dann weg nichts als wahrheit<br />

wÅre <strong>die</strong> folge kÄbelweise wahrheit Äber unseren hÅuptern<br />

wer will das schon das ist wie mit den bildtelefonen <strong>im</strong><br />

schlafz<strong>im</strong>mer <strong>die</strong> sich auch nie durchsetzen werden<br />

dicker laster: macht fast soviel krach wie <strong>ein</strong> dÄsenjet <strong>und</strong><br />

verstellt allen <strong>die</strong> sicht <strong>und</strong> den weg auÇer den tauben wie <strong>die</strong><br />

das kÉnnen sie schweben in kreisen ewiges gleiten auch manche<br />

menschen sch<strong>ein</strong>en zu schweben wer in der kindheit ballett<br />

getanzt hat wahrsch<strong>ein</strong>lich es kÉnnte aber auch vererbung<br />

s<strong>ein</strong> oder wer sportlich ist <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>en kÉrper beherrscht es<br />

gibt <strong>im</strong> leben viel mehr vererbung als man denkt unser<br />

vorwÅrtsdrang unsere reaktionen weltanschauungen <strong>und</strong> gefÄhle<br />

alles grÉÇtenteils genetisch bedingt gier hass <strong>und</strong> liebe<br />

<strong>die</strong> liebe leichter mÅdchen lebenshungrige leichte mÅdchen<br />

denen <strong>die</strong> lebenslust aus jeder drÄse quillt ich kannte mal <strong>ein</strong>e<br />

was aus der wohl geworden ist? be<strong>im</strong> blÉdesten witz prustete<br />

sie los es brach unkontrolliert aus ihr vor mit ihrem kehligen<br />

lachen machte sie <strong>die</strong> mÅnner verrÄckt konnte sie nicht gegen<br />

an selbst wenn sie gewollt hÅtte <strong>und</strong> gerade <strong>die</strong>s unkontrollierte<br />

hemmungslose identifiziert jeder selbst der mehr intellektuell<br />

orientierte kulturell interessierte <strong>und</strong> niveauvoll hÉher gelegte<br />

eierkopf oder student instinktiv als triebhaft <strong>die</strong> denkt er<br />

unwillkÄrlich wÅhrend andere weniger kopfgesteuerte bereits<br />

hinter ihr her pfeifen kernige lehrlinge <strong>die</strong> mit siebzehn oder<br />

spÅtestens achtzehn ihre erste fre<strong>und</strong>in haben weil sie be<strong>im</strong><br />

anbaggern nicht lange nachdenken mÄssen <strong>und</strong> mit ihren<br />

halbautomatisch abgefeuerten unmissverstÅndlichen signalen<br />

durchaus gehÉr finden <strong>die</strong> denkt er kann sich auch <strong>im</strong> int<strong>im</strong>bereich<br />

nur schwer zurÄckh<strong>alt</strong>en <strong>die</strong> ist be<strong>im</strong> vÉgeln sicherlich<br />

laut richtig schÉn laut


an der kreuzung hielt er inne sich <strong>die</strong> ohren zuzuh<strong>alt</strong>en <strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong>e sirene vorÄberzulassen <strong>die</strong> schritte dann um so eiliger<br />

Äber <strong>die</strong> brÄcke lenkend wer nicht aufpasste <strong>und</strong> an <strong>die</strong> falsche<br />

frau geriet <strong>die</strong> Äber s<strong>ein</strong>e leiche karriere machen wollte<br />

beispielsweise sah der genetisch kluge schnupperer kongenital<br />

voraus <strong>und</strong> lieÇ <strong>die</strong> finger von ihr wichtig: nicht unkontrolliert<br />

den begierden des augenblicks dem erstbesten stÄrmischen<br />

sexual<strong>im</strong>puls nachgeben sondern genau Äberlegen an wen<br />

man sich bindet<br />

leichter gesagt als getan wie viele wahlmÉglichkeiten hatten<br />

<strong>die</strong> meisten denn dass man ihnen guten gewissens raten konnte<br />

du pass auf h<strong>alt</strong> dich zurÄck <strong>die</strong> richtige wird schon noch<br />

kommen wer zu lange zÉgerte fand k<strong>ein</strong>e mehr jedenfalls<br />

k<strong>ein</strong>e mit der er sich vermehren konnte bestes beispiel the doc<br />

h<strong>im</strong>self <strong>die</strong> meisten konnten von glÄck sagen wenn sie Äberhaupt<br />

<strong>ein</strong>e anguckte es gab in jeder nachbarschaft <strong>die</strong> leuchttÄrme<br />

auf <strong>die</strong> <strong>die</strong> frauen flogen frontmen von boygroups<br />

mannschaftskapitÅne von fuÇballmannschaften investmentbanker<br />

schauspieler fernsehmoderatoren der rest guckte gequÅlt<br />

in <strong>die</strong> rÉhre oder war stÅndig frustriert auf der suche -<br />

stress pur besonders fÄr <strong>die</strong> zwanzig- bis dreiÇigjÅhrigen auf<br />

<strong>die</strong> es ankam ob sie sich wenn sie dann endlich <strong>ein</strong>e gef<strong>und</strong>en<br />

hatten <strong>die</strong> es mit ihnen aushielt auch wirklich vermehrten war<br />

<strong>ein</strong>e andere frage<br />

dann gab es frauen <strong>die</strong> k<strong>ein</strong>er wollte entweder weil ihnen <strong>die</strong><br />

Éstrogene fehlten oder aus psychosozialen grÄnden wenn man<br />

merkte <strong>die</strong> anderen machen <strong>ein</strong>en bogen um sie so <strong>ein</strong>e frau<br />

war nicht interessant als tennisgegner sparringspartner vielleicht<br />

aber <strong>im</strong> bett das hatte als <strong>ein</strong>ziger wolfram riskiert <strong>und</strong><br />

auch nur wegen des geldes um alles mÉgliche war <strong>die</strong>ser<br />

mann zu beneiden aber nicht um s<strong>ein</strong> mannweib<br />

oder frÄher als ehen noch arrangiert wurden: auch k<strong>ein</strong>e lÉsung<br />

wer pech hatte <strong>und</strong> an <strong>ein</strong>e hornisse geriet s<strong>ein</strong> handbal-


len knallte gegen den automaten <strong>die</strong> zartgelben fruchtgummis<br />

rollierten gegen <strong>die</strong> plexiglasscheibe <strong>und</strong> <strong>die</strong> rubinroten grÄnblauen<br />

auch also <strong>die</strong> sich an <strong>ein</strong>e erbin hingen: das gab es<br />

schon <strong>im</strong>mer oder umgekehrt <strong>die</strong> bekannte schauspielerin mit<br />

dem viel jÄngeren mann hat mit fÄnfzig entb<strong>und</strong>en zehn millionen<br />

kriegt <strong>die</strong> pro film mutterkuchen babypo in groÇer<br />

aufmachung auf den sonderseiten der regenbogengazetten viel<br />

geld fÄr das erste mÄde gedÉse dÄmmliche lÅcheln der eltern<br />

mir fremd <strong>ein</strong>e fremde welt ist hollywood<br />

wehmÄtig umr<strong>und</strong>ete er <strong>ein</strong>e groÇe lache wehmÄtig blickte er<br />

sich um <strong>und</strong> wehmÄtig horchte er in sich hin<strong>ein</strong> ich hÅtte doch<br />

bei kant bleiben sollen das glÄcklichste jahr m<strong>ein</strong>es lebens als<br />

wir bei schmidt mit de-te vorlesung hÉrten karin <strong>im</strong>mer dabei<br />

alles haben wir zusammen gemacht in jenem sommer vor<br />

wievielen jahren <strong>und</strong> nicht geahnt dass er sehr bald zu ende<br />

s<strong>ein</strong> wÄrde nur wenige nÅmlich verstehen es aus dem schÉnen<br />

<strong>und</strong> angenehmen auch <strong>ein</strong>en nutzen zu ziehen was jene unter<br />

s<strong>ein</strong>en verehrern <strong>die</strong> das standbild haben fallen sehen wohl<br />

dachten kommt wieder vermutlich mit der nÅchsten welle des<br />

idealismus ist bisher <strong>im</strong>mer wiedergekommen wenn auch nur<br />

als replik<br />

<strong>und</strong> dann der strand der vielbeschworene von meistern der<br />

illusion gem<strong>alt</strong> <strong>und</strong> beschrieben mÄde mÅnner rÅtselhaft unter<br />

hochnebelzelten <strong>und</strong> mÅhlich nachlassendem regen nur <strong>im</strong><br />

sommer stellen sie tische dort auf <strong>und</strong> sonnenschirme servieren<br />

den <strong>ein</strong> oder anderen ouzo dazu<br />

da steht sie leicht vorgebeugt frau karin <strong>im</strong>mer verfÄgbar dem<br />

knorrigen helden kurz <strong>und</strong> heftig war s<strong>ein</strong>er begierden erfÄllung<br />

unsere rucksÅcke vielsagend an<strong>ein</strong>andergelehnt beneidet<br />

von anderen globetrottern (endlich mal!) rechts hinten <strong>ein</strong>sam<br />

<strong>die</strong> tonne aus dem berÄhmten gemÅlde beredtes doch vielfach<br />

bezweifeltes zeugnis besserer tage <strong>die</strong> ich mit ihr nicht mehr<br />

erleben durfte sie ist dann schnell abgesegelt ex <strong>und</strong> vorbei


heute bleibe ich lieber zuhause statt mit bleichem gesicht in<br />

schaukelnden barken am watersteenarchipel fische zu angeln<br />

ja frÄher in den <strong>alt</strong>en lÅngst vergangenen zeiten <strong>die</strong> dritten<br />

programme bringen Éfters retrospektiven w<strong>und</strong>ert man sich<br />

wie unmodern alles aussah ganz anders als in den eigenen<br />

ziemlich lebhaften erinnerungen erotik getrÅnkte bilder wÄrden<br />

manche sich w<strong>und</strong>ern zu was <strong>ein</strong>e frau kromme <strong>ein</strong>st<br />

fÅhig war - ach du ...! h<strong>und</strong>escheiÇe mitten auf dem gehweg<br />

wie das aussieht <strong>und</strong> wer das putzen muss k<strong>ein</strong>e schÉne arbeit<br />

ob putzkolonnen <strong>im</strong>mer nasse lappen dabei haben? meist fegen<br />

sie nur tÄrkis schÉnes tÄrkis <strong>die</strong> st<strong>ein</strong>e <strong>und</strong> lebensfroh<br />

nebenan <strong>die</strong> pizzeria ziemlich heruntergekommen dass <strong>die</strong><br />

sich in der teuren gegend Äberhaupt h<strong>alt</strong>en kann darÄber das<br />

reisebÄro hat dicht gemacht bunte plakate mit resten <strong>alt</strong>er<br />

tapeten beklebt flanieren unter <strong>ein</strong>er kuppel aus glas neckisch<br />

<strong>die</strong> letzten abtropfen <strong>und</strong> wieder <strong>ein</strong>e absperrung was ist heute<br />

bloÇ los?<br />

ja damals! ich erinnere mich genau wie er <strong>ein</strong>es mittags bei<br />

uns aufkreuzte wir noch <strong>im</strong> bett wie bei studenten nicht unÄblich<br />

<strong>die</strong> haben ja <strong>ein</strong>e andere zeit<strong>ein</strong>teilung fÄr ihn <strong>die</strong> r<strong>ein</strong>e<br />

provokation erst wollte sie furchtsam nicht aufmachen ich<br />

mutig wollte's ihm zeigen & habe ihm bewiesen mit deutlichen<br />

worten welchen abstand wir von<strong>ein</strong>ander haben wÅhrend<br />

sie gestenreich zu vermitteln suchte - er wollte beides nicht<br />

hÉren & ging & lieÇ sich seither nicht mehr blicken obwohl er<br />

doch sonst so <strong>ein</strong> menschenfÅnger ist <strong>ein</strong> paar orden abzeichen<br />

hier buntglÅnzende bÅnder dort schon sind <strong>die</strong> leute ihm<br />

hÉrig umjubeln ihn gar wen er aber auf dem kieker hat wie<br />

mich oder brunner der kriegt dauernd <strong>ein</strong>s auf den deckel <strong>und</strong><br />

hasst ihn am ende dafÄr wie <strong>die</strong> pest<br />

-unsere trennung war wohl unausweichlich erklÅrt karin mir<br />

heute wenn ich sie selten sehe mit leisem bedauern in der<br />

ansonsten kottkampschen st<strong>im</strong>me telefonieren tun wir Éfter


als es ihrem lars-<strong>die</strong>ter lieb s<strong>ein</strong> kann glÄcklich mit ihm ist sie<br />

nicht doch sind pragmatische beziehungen bekanntlich leichter<br />

zu fÄhren es gibt nur wenig konflikte <strong>und</strong> wenn geht es<br />

meistens um nichtigkeiten niemand rÄhrt am gem<strong>ein</strong>samen<br />

gr<strong>und</strong>konsens wer am lÅngsten durchhÅlt <strong>die</strong> besten nerven<br />

mi-ka-do darf <strong>die</strong> eisenbraut Äber <strong>die</strong> schwelle tragen denn<br />

darin unterscheiden wir menschen uns <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en sehen <strong>im</strong>mer<br />

gleich das ende gekommen <strong>und</strong> zwar in apokalyptischen ausmaÇen<br />

<strong>und</strong> treffen entsprechend drastische vorkehrungen<br />

schrecken selbst vor dem pakt mit dem bÉsen nicht zurÄck<br />

wÅhrend sich andere noch sorglos auf parties <strong>und</strong> maskenbÅllen<br />

ergÉtzen <strong>ein</strong> bier in der hand oder das hÄbscheste mÅdchen<br />

am arm <strong>und</strong> es ihnen bestens gelingt ruhe zu bewahren<br />

<strong>die</strong> dramen des lebens <strong>die</strong> heutzutage <strong>im</strong>mer bedeutungsloser<br />

werden ungeniert auszub<strong>lenden</strong> sie schweben stillvergnÄgt<br />

auf wolke sieben <strong>und</strong> werden darum st<strong>ein</strong><strong>alt</strong><br />

sirenen! - hÉrt man <strong>im</strong> stadtgebiet ja oft zu oft <strong>und</strong> weiÇ selten<br />

warum ich tue besser unbeteiligt sorry bin auf geschÅften hier<br />

auf eigene rechnung erledige m<strong>ein</strong>e arbeit <strong>und</strong> kÄmmere mich<br />

um sonst gar nichts: <strong>ein</strong>e art von professioneller unschuld <strong>die</strong><br />

von fast jedermann goutiert wird<br />

zu schwierigen themen sagte er schon lange nichts mehr hielt<br />

sich wenn mÉglich aus allem vornehm heraus in wahrheit war<br />

er vermutlich <strong>ein</strong> schwÅchling & leisetreter & <strong>die</strong> feste der<br />

hoffnung <strong>die</strong> er wie jedermann in s<strong>ein</strong>en inneren rÅumen zelebrierte<br />

bekamen viel zu schnell risse & motten fraÇen daran<br />

wie an nachlÅssig auf dÄnnes seidenpapier geworfenen miniaturen<br />

der beugsame <strong>im</strong> gegensatz zum unbeugsamen nervÉser<br />

unbeholfener tÉlpel machte auf der bÄhne des lebens <strong>ein</strong>e<br />

schlechte figur taugte nicht mal als kaspar <strong>und</strong> narr <strong>die</strong> <strong>ein</strong>zige<br />

<strong>die</strong> s<strong>ein</strong>e macken akzeptierte <strong>und</strong> auf <strong>die</strong> er sich <strong>im</strong>mer<br />

verlassen konnte war s<strong>ein</strong>e schwester <strong>die</strong> zeit mit karin hatte<br />

sie sich respektvoll <strong>im</strong> hintergr<strong>und</strong> geh<strong>alt</strong>en das desaster viel-


leicht vorausgesehen ganz locker <strong>im</strong> angesicht des drohenden<br />

sturmes kÄmmerte sich seither um den haush<strong>alt</strong> lud zu geburtstagen<br />

<strong>ein</strong> schmierte <strong>die</strong> schnittchen <strong>und</strong> wÅhlte den sekt<br />

aus<br />

KEINS IS DEM MANE SO LIB / AS WIE EINER<br />

FROUWES LIBE IN FESTER TRIB / EIN GODE FROUW<br />

IS VIL WERT / AS VIL AS EIN GODE PERD<br />

-wozu fragte sich rutzmoser legt sich ihr anw<strong>alt</strong> dermaÇen ins<br />

zeug es gibt doch wirklich nichts zu verteilen <strong>ein</strong> vorzÄglicher<br />

gin war das eben fast schon zu sÄffig<br />

doch selbst romanfiguren tranken heute nicht mehr so viel wie<br />

frÄher vertrugen nichts mehr: darf ich ihnen <strong>ein</strong>en tee anbieten<br />

sir / (nasekrÅuseln <strong>und</strong> augenbrauenhochziehen) tee trinkt<br />

normalerweise m<strong>ein</strong>e frau / (dramatische pause) oh ja natÄrlich<br />

sir k<strong>ein</strong> problem wir werden schon etwas auftreiben<br />

-pfffuu! pullerte der regen Äber <strong>die</strong> scheiben <strong>und</strong> pfffuu! lockerte<br />

er s<strong>ein</strong>e krawatte wie konnte es nur so stickig s<strong>ein</strong> dabei<br />

lief doch <strong>die</strong> kl<strong>im</strong>aanlage<br />

sie kamen nicht weiter ungeduldig blickte er zuerst auf <strong>die</strong><br />

autos vor ihm <strong>und</strong> dann in s<strong>ein</strong> tiefstes inneres sollte er <strong>die</strong><br />

gelegenheit nutzen <strong>und</strong> sie bearbeiten? <strong>die</strong> idee hatte etwas fÄr<br />

sich hier konnte sie ihm nicht so schnell entwischen wie neulich<br />

abend Äberhaupt erstaunlich dass sie mit ihm zurÄckfuhr<br />

statt mit dem taxi er sah sie nicht an sondern starrte <strong>die</strong> ganze<br />

zeit auf <strong>die</strong> bremslichter der vor ihm stehenden autos<br />

vorhin be<strong>im</strong> notar woher kam der gedanke fest zu bleiben? <strong>die</strong><br />

begrÄndung war ihm entfallen genau wie warum sie damals<br />

geheiratet hatten auch egal jetzt durchnÅsste dampfende radfahrer<br />

hinter den scheiben nur schemen bei dem dunst <strong>die</strong><br />

kamen wenigstens vorwÅrts oh wenn er <strong>ein</strong> pÅckchen in ihrer<br />

satteltasche wÅre


<strong>die</strong> luft stand in der witzweiÇ gespreuten pfeffergeblasenen<br />

hing wie <strong>ein</strong>e sybaritische sirrniss rÉchelnd <strong>und</strong> brackwasser<br />

speiend Äber dem kanal stillstand trngd zllsd nicht mit der<br />

vorausberechneten amplitude der hohen tide zu vergleichen<br />

<strong>im</strong> <strong>ein</strong>klang dakohr ersoff der gesang der e <strong>und</strong> a <strong>und</strong> der e-aa<br />

verwechselten k<strong>ein</strong>er k<strong>ein</strong>er guckt mich mehr an in m<strong>ein</strong>em<br />

<strong>alt</strong>er seufzte frau rutzmoser geborene von <strong>und</strong> zu in sich hin<strong>ein</strong><br />

alle alle sind sie mit sich selbst beschÅftigt <strong>und</strong> ihren glÅnzenden<br />

poody renaissance lacklederstiefeln nur wenn unversehens<br />

<strong>ein</strong>e junge schlawanke ladybird ihren weg kreuzt zusammenklappbare<br />

herlitzer oder herrhauser gertengleich auf<br />

der stoischen stirn ja <strong>die</strong> kann es sich leisten selbst wenn sie<br />

99 von 100 abweist bleiben ihr <strong>im</strong>mer noch so <strong>und</strong> so viele<br />

HINTERHER WAR ER SCHLAUER DER<br />

VERSCHNARCHTE ABSINTHSàUFER DENN EURE<br />

NAMEN WAREN DEM HOCHHERZIGEN BEREITS BE-<br />

KANNT - NICHT DASS IHR MEINT IHR WÜRDET UN-<br />

GESCHOREN DAVONKOMMEN<br />

<strong>ein</strong>er mit clownsnase trat aus dem schatten der vergangenheit<br />

auf <strong>die</strong> regennasse straÇe komplett das kontrastprogramm <strong>und</strong><br />

nass gewordene massen schwÅrmten zu den wartenden barrikaden<br />

schnell schnell bevor sie uns unsere plÅtze streitig machen<br />

<strong>und</strong> wir etwas wichtiges verpassen groÇe grÄtzegrÄÇe<br />

von der grÅfin der frauenbewegten aufbruchst<strong>im</strong>mung auch<br />

bei den stadtplanern in <strong>die</strong> karten hat sich der neue vorstand<br />

dennoch nicht blicken lassen von kottkamps gnaden k<strong>ein</strong><br />

nirwahnes leuchten brannte unter s<strong>ein</strong>en brauen k<strong>ein</strong> schatz<br />

war unter dem polster versteckt nur <strong>alt</strong>ernde seelen brÄteten<br />

sockslang Äber ihrem bevorstehenden finale brÄteten <strong>ein</strong>mal<br />

brÄteten zwe<strong>im</strong>al drei dutzend mal brÄteten sie vergeblich<br />

bildeten sich <strong>ein</strong> ihn erkannt zu haben lÅngst verschw<strong>und</strong>en<br />

war der stromer er bewegte sich gewissenhaft ausschau hal-


tend durch <strong>ein</strong>e menge groÇer unterentwickelter irrlichter<br />

indessen unbeteiligte ihr augenmerk auf <strong>die</strong> <strong>ein</strong>satzkrÅfte richteten<br />

wirklich so ging das in <strong>ein</strong>em fort <strong>und</strong> k<strong>ein</strong> mensch<br />

wusste of wird das enden angesichts der gew<strong>alt</strong>igen sozialen<br />

probleme <strong>die</strong> auf politik <strong>und</strong> bevÉlkerung zukommen der tag<br />

kÉnnte leicht unangenehm werden rÅumte er <strong>ein</strong> von daher<br />

kann ich <strong>die</strong> reaktionen <strong>im</strong> gr<strong>und</strong>e verstehen wenn auch nicht<br />

billigen weil ich habe nun <strong>ein</strong>mal <strong>die</strong> aufgabe hier fÄr ruhe<br />

<strong>und</strong> ordnung zu sorgen - wÅhrend s<strong>ein</strong>e gegenspieler rÄhrig<br />

<strong>die</strong> eigene sache voranbrachten<br />

alles auf anfang ganz schnell<br />

man wÄrde jetzt systematisch vorgehen<br />

also davon h<strong>alt</strong>e ich gar nichts<br />

fiel mir viel zu spÅt <strong>ein</strong><br />

musste nun h<strong>alt</strong> so gemacht werden<br />

<strong>die</strong> das veranschlagt <strong>und</strong> dann auch durchgezogen hatten<br />

aufh<strong>alt</strong>en wÄrden <strong>die</strong> sich nicht lassen<br />

trotz aller leichen <strong>und</strong> umweltverpestung<br />

<strong>die</strong> dann links <strong>und</strong> rechts des weges herumlagen<br />

der minister wollte es so<br />

dann also endlich<br />

bleckten <strong>und</strong> schmollten geschwollene mÅuler<br />

<strong>und</strong> erst als <strong>ein</strong> leiser runzliger spielmann<br />

<strong>im</strong> passgang <strong>und</strong> staunlichsten aufzug<br />

unterm johlen der massen vorbeizog<br />

sah man sie hinter der biegung des harvestehuder weges hervorquellen<br />

<strong>ein</strong>er woge gleich als hÅtte <strong>ein</strong> ur<strong>alt</strong>es meer s<strong>ein</strong><br />

ganzes wasser geopfert nur um schleswigus' Ålteste tochter in<br />

ehren unter <strong>die</strong> haube zu bringen - wenn sich auch niemand<br />

vorstellen konnte dass sie tatsÅchlich <strong>ein</strong>e hauptrolle in dem<br />

rollkommando spielen wÄrde das dann nachher gegen mÅchtige<br />

mauern anbrandete<br />

witterte knurrend gen mirziges haff<br />

hungerte brunnend auf kilfiggem watt


streckte sich sterbend auf murrigem schlick<br />

aus allen schichten von geborenen erblassern Äber lange zeit<br />

lethargische nun aber hochgradig echauffierte ziehsÉhne bis<br />

zu topfdeckel schwingenden dem insider aus merses filmen<br />

bestens vertrauten hausfrauen auch unsicher transparente h<strong>alt</strong>ende<br />

unausgeschlafene liebespaare waren darunter sowie bei<br />

ungewaschenen langhaarigen untergehakte aufrÄhrerische<br />

lieder singende friseusen ferner kurzgeh<strong>alt</strong>ene eigenbrÉtler<br />

neuerdings hysterische nagetierzÄchter bekiffte studenten<br />

f<strong>ein</strong>sinnige arbeitsscheue <strong>und</strong> andere taugenichtse was <strong>die</strong> das<br />

land kosten stipen<strong>die</strong>n noch <strong>und</strong> nÉcher nachgeschmissen<br />

jahrelang auf staatskosten <strong>ein</strong> wohlleben gefÄhrt in clubs <strong>und</strong><br />

kneipen als djs gejobbt wo sie <strong>ein</strong>e frau nach der anderen<br />

verfÄhrt & flachgelegt & geschwÅngert haben <strong>und</strong> anstatt<br />

al<strong>im</strong>ente zu zahlen nunmehr als frÄh ge<strong>alt</strong>erte bÅrtige greise<br />

unter billigen schlapphÄten vorschauend als<br />

erstsemesterbe<strong>ein</strong>drucker <strong>und</strong> auf podiumsveranst<strong>alt</strong>ungen<br />

wetterfroschaudits lehrerversammlungen <strong>und</strong> in sprechst<strong>und</strong>en<br />

von friedhofsgÅrtnereien vogelk<strong>und</strong>lern schnapsbrennern<br />

exorzisten <strong>und</strong> anderem niederbewuchs ausschwÅrmende<br />

erschÄtterer der weibsen <strong>und</strong> sonderweibsen groÇe siebenschritte<br />

durch verarmte <strong>alt</strong>stadtviertel vollfÄhrende oder tÄren<br />

aus den angeln stÅdteplanerischer unvernunft hebende von der<br />

stirn bis zur nase haarbewachsene nach mottenkugeln riechende<br />

grottenolme <strong>die</strong> wann zuletzt <strong>ein</strong>en sonnenstrahl gesehen<br />

haben sie alle wurden plÉtzlich aus ihrer betÅubung gerissen<br />

/ <strong>die</strong> gegenseite in gest<strong>alt</strong> <strong>ein</strong>er stÅndig auf hochtouren<br />

laufenden systemmaschine trieb <strong>die</strong> demonstrierenden vor<br />

sich her / ohren zu h<strong>alt</strong>en musste <strong>und</strong> zur kante er k<strong>ein</strong>en also<br />

selbst wir sonst unbestritten waren frustriert waren ungespornt<br />

waren nautilus soffen viel w<strong>ein</strong> aus obskuren amphoren von<br />

fast mÉchte ich sagen teranischen ausmaÇen gleich hinterm<br />

kiosk wo gewÉhnlich <strong>die</strong> sÅcke mit katzenstreu lagern / er<br />

konnte ihrem duft nicht wiederstehen / sind ihm <strong>die</strong> atembe-


aubenden gerÄchte zu ohren gekommen <strong>und</strong> <strong>die</strong> verpflegung<br />

war lÅngst aufgebraucht / entgangenen unterschlupfs unkosten<br />

/ es ist zu k<strong>alt</strong> gewesen weil sie <strong>die</strong> wagen nie voll kriegen /<br />

wirklich nicht auf'm neuesten stand / ihm lief der schweiÇ <strong>die</strong><br />

achseln herunter / er stand auf der schÄtzenden <strong>und</strong> dachte <strong>im</strong><br />

letzten moment (bevor <strong>die</strong> wurfgeschosse <strong>und</strong> als flexible<br />

response <strong>die</strong> wasserwerfer <strong>die</strong> reizgaskanonen <strong>und</strong> umherfliegenden<br />

gummipatronen bevor wir zur hochform auflaufen<br />

konnten) an mow-flaschen / <strong>die</strong> trinkt bei uns k<strong>ein</strong>er / doch<br />

ich! rief es von den hinteren stufen <strong>und</strong> da blieb ihm nichts<br />

anderes Äbrig als alle aktionen streng objektiv nach ihrem<br />

wirtschaftlichen nutzen zu beurteilen / <strong>die</strong> mit glÄck / bewies<br />

sie gleich <strong>im</strong> nÅchsten schritt / nun muss jeder sich selbst finden<br />

/ sicherte zuerst ganz vorn / bei der all<strong>ein</strong> <strong>die</strong> vorstellung<br />

dass sie sich mÉglicherweise gar nicht <strong>im</strong> zug befanden alles<br />

behagliche alles pathetische <strong>und</strong> alle sensationsgefÄhle aus<br />

s<strong>ein</strong>em bewussts<strong>ein</strong> verdrÅngte wÅhrend <strong>die</strong> demonstration<br />

mit <strong>im</strong>mer grÉÇerer wucht gegen <strong>ein</strong>e sich strÅubende konkurrierende<br />

weltsicht anstÄrmte / nicht durch ÄberfÄllte straÇen<br />

dringen wir zu den letzten weisheiten vor sitzen <strong>ein</strong>ander in<br />

f<strong>ein</strong>en cafÑs gegenÄber oder an st<strong>ein</strong>erne tore gekettet stehen<br />

stoisch an der h<strong>alt</strong>estelle fÄr ausgemusterte marathonlÅufer /<br />

bis st<strong>im</strong>mung aufkam / fock- <strong>und</strong> brasam schwankten sie zwischen<br />

heiterem zorn <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em archaischen volkstanz ursÅchlich<br />

mochte k<strong>ein</strong>er den zusammenhang erraten zu zehntausend<br />

jahre vorher oder wenn wÅre <strong>die</strong>ser allseits wortreich bestritten<br />

worden um spÅter als <strong>ein</strong>e art hofersche wavefront durch<br />

<strong>die</strong> Årmeren viertel zu schwappen unstreitig von ÅuÇerster<br />

physischer brutalitÅt brausend <strong>und</strong> brÄllend wabern <strong>die</strong> erschÉpften<br />

wohlsteifen um nichts als <strong>die</strong> rissigen tÄten <strong>ein</strong>er<br />

kÄnftighin <strong>ein</strong>zigartigen erinnerung zu fÄllen<br />

nicks nuhlte das volk aus dem hummenden hollten<br />

kliff <strong>und</strong> verniebelt <strong>und</strong> wirr wie <strong>ein</strong> mullt<br />

ihm wandten je phorn s<strong>ein</strong>e forchen sich follten


jieren den tr<strong>und</strong> zu in duldiger bullt<br />

<strong>ein</strong>es hilflosen opfer mussten wir ihnen zumuten <strong>und</strong> aus unserer<br />

mitte <strong>und</strong> von der alster her bekamen wir sie zum stehen<br />

brrr m<strong>ein</strong> pferdchen! mit nachgerade metaphysischer gew<strong>alt</strong><br />

<strong>die</strong> zÄgel angezogen <strong>und</strong> in <strong>die</strong> zange genommen nÅchstag<br />

geschÉnte zeitungsberichte als <strong>ein</strong>es hÉheren vorganges zeugnis<br />

wir ablegen nur <strong>die</strong> raufbolde auf beiden seiten wussten<br />

sich darÄber mit amÄsement hinwegzutÅuschen der doktor<br />

aber klaus <strong>und</strong> selbst rutzmoser (wenngleich es den nur <strong>im</strong><br />

auto erwischte) <strong>die</strong> erwarten zu kÉnnen m<strong>ein</strong>ten zum ausgleich<br />

fÄr den gehÉrnten zufall <strong>und</strong> das bereitwillig Äberlassene<br />

gew<strong>alt</strong>monopol etwas pfleglicher behandelt zu werden <strong>und</strong><br />

aber den falschen fluchtweg wÅhlten bezogen von beiden das<br />

ihre vom vorderen <strong>die</strong> pfiffe <strong>und</strong> vom bereitschafts<strong>die</strong>nst <strong>die</strong><br />

hiebe scharfrichterlich geschmacksverstÅrkt ohne es in ihrer<br />

besinnungslosigkeit Äber sich zu bringen <strong>im</strong> namen des<br />

notablen wie auch des inkunablen hamburger bÄrgertums<br />

gegen <strong>die</strong>se spezialbehandlung zu protestieren <strong>und</strong> verendeten<br />

schlieÇlich rÉchelnd in den blinddÅrmen der abwasserkanÅle<br />

so kneipplaufend genossen zwei fuÇlahme millionÅre <strong>die</strong> verzÉgerung<br />

punkteten den rotrÉcken ihren beifall hinterher von<br />

administraten <strong>und</strong> staatsprÅtendenten aller schattierungen der<br />

von oben bis unten durchgeweichten presse dargebracht der<br />

sie so entzÄckt ihren lauf lieÇen dass es allen schÉn mulmig<br />

wurde stand da der kÄnftige senator vor ihnen in memoriam<br />

saint barthÑlemy gewichtig <strong>und</strong> fÄnfkÉpfig erreichten ihn aus<br />

allen lÅndern glÄckwunschtelegramme s<strong>ein</strong> name! wÄrde den<br />

erst unlÅngst ausgelieferten gepanzerten der nÅchsten generation<br />

das Äberraschungsmoment genÄgen? bis endlich nur <strong>die</strong><br />

<strong>ein</strong>deutig unbeteiligten hinter ihren verrammelten fenstern<br />

verschont blieben von wo sie teils begehrliche teils befriedigte<br />

blicke auf das gewusel der am boden liegenden tun konnten<br />

wÅhrend selbst schleswigus' premierenplakat ordentlich was<br />

abbekam sofort zurÄckweichen schrie <strong>die</strong> actio <strong>und</strong> <strong>ein</strong> achen


ging durch den dichtgedrÅngten plejadenhaufen (denn darum<br />

handelte es sich wer auf sich hielt <strong>und</strong> den sozialen aufstieg<br />

anstrebte oder schon hinter sich hatte geb<strong>im</strong>st <strong>und</strong> drogenentwÉhnt<br />

in den stratosphÅren von privatschulen <strong>ein</strong>gang <strong>und</strong><br />

aufnahme gef<strong>und</strong>en in den annalen <strong>und</strong> enddÅrmen <strong>und</strong> den<br />

ge<strong>die</strong>genen villen der blankeneser hotspots war hier durchaus<br />

nicht anzutreffen) worauf <strong>die</strong> zahlreich aufjau<strong>lenden</strong><br />

muckenbarth platz machten der nunmehr (w<strong>alt</strong>z s<strong>ein</strong>es sanitÅtsamtes<br />

unangreifbar) sich vordrÅngte derweil <strong>die</strong> still vergnÄgte<br />

friedensreiche stadthausbrÄcke nichts vergleichbares<br />

aufzubieten hatte denn wenn <strong>ein</strong> uns fremder gedanke dahinscheidet<br />

stehen wir <strong>die</strong>sem vorgang <strong>und</strong> dem ganzen drumherum<br />

zwar vÉllig unbeteiligt gegenÄber kÉnnen ihn aber<br />

schlecht auf dem seichten pflaster des verstÅndnisses der fÅulnis<br />

anhe<strong>im</strong>geben identifizierung durch bekannte oder entfernte<br />

angehÉrige das heiÇt wenn <strong>die</strong> Äberhaupt kommen <strong>und</strong><br />

nicht vor schreck den telefonhÉrer fallen lassen weil sie k<strong>ein</strong>e<br />

kraft mehr haben s<strong>ein</strong>e eskapaden wie gewohnt mit <strong>ein</strong>er bravourÉsen<br />

verteidigungsrede Äber den grÄnen klee zu loben<br />

<strong>und</strong> ohnehin bald das zeitliche segnen werden viel platz ist<br />

auf dem hollywood-boulevard der astronauten <strong>und</strong> sterndeuter<br />

er aber bis zur unkenntlichkeit verstÄmmelt <strong>und</strong> noch spÅter<br />

<strong>die</strong> bestattung mit ihren besonderen ritualen <strong>und</strong> den effektvoll<br />

auftretenden trauerrednern denen man als hinbefohlener<br />

uniformtrÅger froh ist nicht ins herz blicken zu mÄssen treten<br />

unvermeidlich andere an s<strong>ein</strong>e stelle der auf vs-fotos viel gelassener<br />

wirkt als auf s<strong>ein</strong>er offiziellen webseite wenn es jedoch<br />

<strong>ein</strong>en fre<strong>und</strong> oder nahen verwandten erwischt ergehen<br />

wir uns in philantropischen betrachtungen Äber das allgem<strong>ein</strong>e<br />

unrecht das allen blÄhende ende oder <strong>die</strong> qualitÅt staatlicher<br />

vorbeugemaÇnahmen nur <strong>ein</strong> johann lÅsst sich davon<br />

nicht be<strong>ein</strong>drucken dondoria! schon nÅher kommend waren<br />

vorwÄrfe zu hÉren hinter vorgeh<strong>alt</strong>ener hand warum nicht<br />

vom vorderen der hintere teil getrennt worden sei was aber


wie jeder mediziner weiÇ nicht so <strong>ein</strong>fach ist wie es sich anhÉrt<br />

wir empÉrten uns mit dem aussterbenden liberalen bÄrgertum<br />

Äber <strong>die</strong> zahl der verletzten <strong>die</strong> der polizeiprÅsident<br />

der <strong>die</strong> relevanten dokumente zusammen mit <strong>ein</strong>em <strong>im</strong> auftrag<br />

<strong>ein</strong>es neurotischen kunstliebhabers geraubten <strong>und</strong> von<br />

ihm persÉnlich sichergestellten gemÅlde kaspar david friedrichs<br />

in der besenkammer s<strong>ein</strong>er eigentumswohnung verwahrte<br />

um k<strong>ein</strong>en preis bekannt machen wollte sieger nannten sie<br />

ihn auf ganzer linie verteilten punkte <strong>und</strong> zÅhlten <strong>die</strong> hingemetzelten<br />

trojaner be<strong>im</strong> alsterpavillion unter den arkaden <strong>und</strong><br />

an der phalanschen <strong>die</strong> schlinge langsam zuziehend blumenkÄbel<br />

standen ihnen <strong>im</strong> weg zu schwer um als barrikaden oder<br />

gar wurfgeschosse verwendung zu finden gellend entwichen<br />

<strong>die</strong> ersten bis auf <strong>die</strong> knochen versohlten <strong>ein</strong> ort wie geschaffen<br />

fÄr gesslers pr<strong>im</strong>atenzoo<br />

denn wir neigen dazu augenblicke fÄr schicksalhaft zu h<strong>alt</strong>en<br />

<strong>die</strong> sich <strong>im</strong> nachhin<strong>ein</strong> als groÇartig geplante fakes oder r<strong>ein</strong>e<br />

zeitverschwendung erweisen (das gilt gesamtgesellschaftlich<br />

wie auch privat) wÅhrend wir <strong>die</strong> wirklichen schicksalsmomente<br />

<strong>die</strong> unser ganzes das<strong>ein</strong> nachh<strong>alt</strong>ig be<strong>ein</strong>flussen oft nur<br />

als durchschnittliche <strong>und</strong> gar langweilige zwischenspiele<br />

wahrnehmen als stuphÅnde schlÅfer unserer lebensgeschichte<br />

deren weitreichende folgen erst nach jahrzehnten sichtbar<br />

werden solange es an den berÄhrungspunkten unserer <strong>ein</strong>gebildeten<br />

welt mit den materiellen sphÅren des kosmos k<strong>ein</strong>e<br />

allzu groÇen reibungen gibt kÉnnen wir damit jedoch <strong>ein</strong> leben<br />

lang glÄcklich s<strong>ein</strong>


Mittzeit, <strong>die</strong> Notzeit, nottzÄchtend voll;<br />

zuchthÅndelnd, zÄchtÅndelnd, daseidihrfroh! Voller<br />

Notdurft war <strong>die</strong>se Zeit <strong>und</strong> wusste am Ende ihrs<br />

nicht zu verrichten durften <strong>die</strong> Sieken nicht freien solange bis<br />

Utelreich drankam der utreiche SchÉneiche vor s<strong>ein</strong>em Herrn<br />

<strong>die</strong> Verbeugung ihm s<strong>ein</strong> Selbstgedichtetes makellos<br />

vorzusinden, Dutzende vor ihm, H<strong>und</strong>erte elch <strong>und</strong> sochzei<br />

hinter ihm begrifflich nach des Knappen Schild stutzt ihn<br />

beiseite den Kerl! poliert ihm den Ziegenbart! der unserem<br />

Gnom nicht schuldigstes Respond will erweisen <strong>und</strong> sich<br />

dann noch w<strong>und</strong>ert, warum wir ihn grrr-grng <strong>und</strong> mngshaft<br />

vertreiben: teilen <strong>die</strong> Zwechen <strong>und</strong> Fymfelle der bÅrtigen<br />

BÅren, der herzigen Hirsche, listigen Luchse <strong>und</strong> findigen<br />

FÄchse, <strong>und</strong> der feuchten Bachen, ohne dass ihm in der<br />

Sinthfahrter Zentrale der ruggle Geruch auffiel. Endlich!<br />

Wo hast du nur vorher d<strong>ein</strong>e Nase drin gehabt? Nehmen wir<br />

dich Schwippschwager in unserer Mitten StÄcken, wÅrst sonst<br />

bis ans Lebunter still <strong>und</strong> vergessen dahingeschieden,<br />

behindscheit <strong>und</strong> recht ohnuhrtheilsfecht. FÅllt, unrekelte der<br />

Scholter, vonnuns aus wenig Licht-e-wig mit Malventeh<br />

wihwol cih dih gance Ceit Platc gehabt heeten bis gestan aber<br />

getc SprÅngmeister los!<br />

Gain Dohn.<br />

Lo-hotc loos! Lohce unc Kauwardc, uns BÅngbuckcen lex unc<br />

wasc for. Unt fiele vielen zuh Bohden gance Falangse <strong>und</strong><br />

rowar Guhtkatschen stÄrcten zu Boigen schnalcend <strong>und</strong><br />

schwÅhr.<br />

-Folct ei Liktmannen ins Dorkdunke zu verbrechten hoffte;<br />

tujuhrt euke SÉll, striemt <strong>und</strong> gekaust, was Mittaus an<br />

frreybrreytem Brey erstickte.<br />

Fonna Antiquiteá toose Modeene,<br />

toysen Flouken turs gance Land,<br />

habben wascinnig gehoupen de Speene,<br />

hÅlle Baron hÅttick gÇhn anne Wand.


-Unnoch topsieken gekricht, feigt Rilotte feig. Int Wallte<br />

datatc wÅrc gutt gevlogn, m<strong>im</strong>mt Beruuch odenlucht auf. Wia<br />

kommafter kÉnn<strong>im</strong>ma gut skriepen unfreggen, wasaapa de<br />

KlÉten in parlell der Erkerust aufsch<strong>im</strong>pf keleistert, <strong>die</strong> inotte<br />

Feckcel auv, muckte tei Renesang gahd oibers Celt, oibers<br />

keltisce Celt. Lkraut mÉcklich. Hewissock!, 'ngria noster!,<br />

mollte der VÉlgestrom allt <strong>und</strong> fadadat, as namma paarj Ahrn<br />

int-an-broch Parbat. Ein Schupp, <strong>ein</strong> Schlopp ruckwujk<br />

gecettet, <strong>ein</strong> Socqall begÅtt, Heideucten cich proctorc. MÅhr to<br />

fonoten, mÅhr to vercinken, mÅhr otte Ponnkreck, fullacten tie<br />

Mojlers dragan fjulfeul - fejn forcik allinnen Purmeng<br />

sterickt. Telg- <strong>und</strong> Lirtwannschaft, Dantwerk, Dannel <strong>und</strong><br />

Kanben wosei dunn auk <strong>die</strong> allÅrsten Baugcauber nakin<strong>die</strong><br />

Schefte hehÅrrst. Onk Grebief tes Uppschwangers Auffe <strong>und</strong><br />

Hochtgedong hiamaker trewen z<strong>ein</strong> Orwellt. Ujine E.U. ower<br />

Oo:Ii warmalz wasch fonit Aliens rÉbberschwappte fjul<br />

spotter <strong>ein</strong> SpÉtter in zaine Vermissen gekliert. Kankfeich,<br />

Langlend, Leuschtand <strong>und</strong> tas biztum nottesten Nottfreka<br />

opackten zie gutturch <strong>und</strong> pacten <strong>die</strong> Lungen <strong>und</strong> allfordern<br />

Cungen prect Iden heraus. Tien Gutt iss (GÅld <strong>und</strong> GÅldung),<br />

kummt Guddes dattou (Goist <strong>und</strong> Loister) <strong>und</strong> feiwiel <strong>die</strong><br />

Twoatsrucke neikrien, moctens tudamen keikrien, oppicks<br />

zwaa nottel Melange wohlt Brodders urwellen, c<strong>ein</strong> Ide datou.<br />

-Im MÅtspitt nÅtzte e predessive Talgung itsru, segeit<br />

Beedern, sien Seichs Reutder von Notforch <strong>im</strong> S<strong>ein</strong>&SchÄst<br />

uines nok fotzerm Kegleekt. Tesp <strong>und</strong> Gallntallntum lorzten<br />

te Luippes fossel.<br />

-Muhren ass tofrennige Juhrs erfuhrn sei ni Jetorf des hiezigen<br />

Schrenkes s<strong>ein</strong>t jÅnicker Teid uns kan Delaber <strong>und</strong> h<strong>alt</strong>en<br />

kane Anklackten wie fuhr, segeit te Reutder von Notforch.<br />

Tou deriss, veil tou zuderiss. Fulleerte dÅnin Bollerda <strong>und</strong><br />

HillerhÄ aise te klikune MÅrmaid? Mitzichten. Verleuckte<br />

stutter <strong>im</strong> Umtrud Scholare <strong>und</strong> Distiker mit Nomen wei no<br />

sej komen.


Ein Sitzungssaal der Ver<strong>ein</strong>ten Nationen, U.N. Plaza, NY<br />

10017, USA. Richter, StaatsanwÅlte, Verteidiger, <strong>ein</strong> Haufen<br />

teils recht lebhafter Zuschauer sowie der Angeklagte in den<br />

Kleidern s<strong>ein</strong>er Zeit, aber zusÅtzlich mit <strong>ein</strong>em SprenggÄrtel<br />

vor der Brust <strong>und</strong> an <strong>ein</strong>en Zementsack gekettet.<br />

STEFAN KOWALSKI Lasset mich von dem namhaften <strong>und</strong><br />

zigfach preisgekrÉnten Manne sprechen, der bisher noch jede<br />

andere PersÉnlichkeit der letzten paar h<strong>und</strong>ert Jahre in den<br />

Schatten gestellt hat. Der in so vielen unbedarften <strong>und</strong> plumpen<br />

Seelen auch heute noch so viel Verehrung stiftet. Von<br />

<strong>ein</strong>em Manne, den <strong>die</strong> Elite s<strong>ein</strong>es Landes bereits zu Lebzeiten<br />

gefeiert <strong>und</strong> vergÉttert hat <strong>und</strong> dem vom Adel DenkmÅler<br />

<strong>und</strong> Preise gestiftet wurden zuhauf, wegen Äberragender Leistungen<br />

auf vielen Gebieten.<br />

Er zeigt mit dem Finger auf den Angeklagten <strong>und</strong> fÄgt hinzu:<br />

KOWALSKI Auch heute noch ist er in aller M<strong>und</strong>e; <strong>und</strong> insgehe<strong>im</strong>,<br />

das kÉnnt ihr mir glauben, geht es ihm wie William<br />

Shakespeare, der ja auch insgehe<strong>im</strong> s<strong>ein</strong>e Werke den Verlierern<br />

<strong>die</strong>ser Welt gewidmet hat. Den armen H<strong>und</strong>en, <strong>die</strong> ihre<br />

Kraft vergeuden, indem sie ihr ganzes Leben lang gegen den<br />

Strom schw<strong>im</strong>men, den verkrachten Existenzen, <strong>die</strong> m<strong>ein</strong>en,<br />

sie wÅren verkannte Genies, den Nichtstuern, <strong>die</strong> der Gesellschaft<br />

auf der Tasche liegen, <strong>und</strong> den armen, <strong>ein</strong>samen Au-<br />

Çenseitern, <strong>die</strong> nicht wissen, wie der Hase lÅuft, <strong>und</strong> es auch<br />

nie lernen werden.<br />

Er legt <strong>die</strong> HÅnde ans Revers s<strong>ein</strong>er mit kostbaren Edelst<strong>ein</strong>en<br />

bestickten Robe.<br />

KOWALSKI Was wir darum am wenigsten brauchen, ist<br />

Auswendiglernen. Sondern wir mÄssen <strong>die</strong> Klassiker ins Hier<br />

<strong>und</strong> Jetzt <strong>ein</strong>tauchen, sie sozusagen auflÉsen in <strong>die</strong> Moderne,<br />

sonst kÉnnen sie ihre volle Wirkung gar nicht entf<strong>alt</strong>en. Sie<br />

<strong>ein</strong>fach nur nachzubeten, fÄhrt zu k<strong>ein</strong>en neuen Erfahrungen.


DER RICHTER Gut gesagt! Bravo! Du beherrscht das opt<strong>im</strong>al.<br />

KOWALSKI Wie m<strong>ein</strong>en?<br />

DER RICHTER Das gegen den Strom schw<strong>im</strong>men - <strong>und</strong> dabei<br />

zugleich dem Mainstream dich zu empfehlen.<br />

DER ANGEKLAGTE Ich bin ebenfalls der M<strong>ein</strong>ung, dass<br />

wir auf <strong>die</strong> Klassiker nicht verzichten dÄrfen.<br />

KOWALSKI Es gibt nichts geistloseres als <strong>ein</strong>e zubetonierte<br />

Kunst, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Illusion zu erwecken sucht, <strong>ein</strong>e Art ewige<br />

Wahrheit sei in <strong>ein</strong>em Werk <strong>ein</strong>geschlossen wie <strong>ein</strong> Edelst<strong>ein</strong><br />

in <strong>ein</strong>em Bernst<strong>ein</strong>amulett. Um Rezipienten wirklich anzusprechen,<br />

so dass sie berÄhrt werden von dem, was sie sehen<br />

oder hÉren, muss etwas Unerwartetes passieren. Was wir<br />

brauchen, ist nicht <strong>die</strong> ewige Wiederholung von WÉrtern,<br />

Melo<strong>die</strong>n <strong>und</strong> Bildern, sondern <strong>ein</strong>e Erfahrung, <strong>die</strong> sich aus<br />

der tendenziellen AuflÉsung des Werkes ergibt, <strong>die</strong> denselben<br />

Facettenreichtum, denselben Grad von Dynamik <strong>und</strong> intellektuellem<br />

Aroma aufweist, mit dem der Klassiker s<strong>ein</strong>e Zeitgenossen<br />

konfrontiert hat. HierfÄr gibt, wie ich finde, unser<br />

Angeklagter das beste Beispiel.<br />

Der Richter kneift <strong>die</strong> Augen zusammen.<br />

DER RICHTER Schaut euch Ko<strong>wal</strong>ski an. Wie glÄcklich er<br />

aussieht! Wie zufrieden! Wie leicht <strong>ein</strong>er wie er zu befriedigen<br />

ist. Endlich darf er sich vor <strong>ein</strong>em hohen Tribunal spreizen,<br />

statt vorm niederen SchÉffengericht. - Ich sage nur Vasari.<br />

BerÄhmt, seit er <strong>im</strong> MÄlle Bon Jodyls des Staubmachers<br />

stÉberte. Moderne ArchÅologie, da wird man meist am<br />

schnellsten fÄndig.<br />

KOWALSKI Auf d<strong>ein</strong>e Sticheleien <strong>und</strong> Beleidigungen mÉchte<br />

ich nicht <strong>ein</strong>gehen. Nur betonen, dass s<strong>ein</strong>er Geburt nach<br />

gegen ihn nichts <strong>ein</strong>zuwenden ist. Nicht jeder wird bekanntlich<br />

<strong>im</strong> Ehebett gezeugt.<br />

Aufstellung <strong>und</strong> Habacht des Chores.


DER CHOR Wie schÉn ist doch das Dunkle <strong>und</strong> Gehe<strong>im</strong>nisvolle<br />

an der Liebe - so gut in unsern SchlÄpfern aufgehoben!<br />

KOWALSKI Wobei es <strong>ein</strong>e Grauzone gibt: selbst Strauch<strong>die</strong>be<br />

<strong>und</strong> MassenmÉrder haben sich vor der Geschichte schon<br />

gut verkauft <strong>und</strong> DenkmÅler gesetzt bekommen. Genauso<br />

kann <strong>ein</strong>er aus behÄteten <strong>und</strong> moralisch <strong>ein</strong>wandfreien VerhÅltnissen<br />

zum Verbrecher <strong>und</strong> anschlieÇend StrÅfling avancieren,<br />

der am Ende s<strong>ein</strong>es langen Lebens in sich geht <strong>und</strong><br />

Äber Gut <strong>und</strong> BÉse anspruchsvolle Abhandlungen verfasst<br />

oder zum Organisationstalent sich mausert, nachdem er <strong>ein</strong>en<br />

BankÄberfall mit Todesfolge in den Sand gesetzt hat, um nach<br />

s<strong>ein</strong>er Aburteilung Jahre wenn nicht Jahrzehnte fÄr das reibungslose<br />

Funktionieren der GefÅngniswÅscherei verantwortlich<br />

zu zeichnen. - So hat jeder Genpool s<strong>ein</strong>e eigenen<br />

Usancen <strong>und</strong> Überlebensstrategien oh! wenn sie doch endlich<br />

gemischt geschlechtliche Strafanst<strong>alt</strong>en <strong>ein</strong>richten wÄrden<br />

aber dazu sind <strong>die</strong> meisten unserer Angeklagten ohne<strong>die</strong>s zu<br />

<strong>alt</strong> <strong>und</strong> will ich nicht abschweifen, sondern komme auf jenen<br />

zurÄck, den MediÅvisten <strong>und</strong> auch das gem<strong>ein</strong> erschrÉckliche<br />

Volk fÄr den njacolon uniomo nehmen, den <strong>ein</strong>en Einen, der<br />

sogar in Kreisen verehrt wird, <strong>die</strong> sonst geistig auf dem Trockenen<br />

sitzen, sozusagen be<strong>im</strong> Irokesenschnitt stehen geblieben<br />

sind, das heiÇt, von Kultur k<strong>ein</strong>en blassen Sch<strong>im</strong>mer haben<br />

<strong>und</strong> wenn man sie darauf hinweist, hÉren sie weg <strong>und</strong><br />

beschÅftigen sich mit jenen Narreteien, <strong>die</strong> heutzutage laufend<br />

<strong>im</strong> Fernsehen gezeigt werden <strong>und</strong> <strong>die</strong> sie fÄr wichtiger zu<br />

h<strong>alt</strong>en sch<strong>ein</strong>en als jede Art von Hochkultur oder <strong>ein</strong> Min<strong>im</strong>um<br />

an intellektueller Anstrengung, wie <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e BlÉde damals<br />

wie hieÇ sie noch aus SÄddeutschland. - Doch den Namen<br />

des Uniomen kennen alle, ob sie ihn auch nicht korrekt<br />

buchstabieren kÉnnen, lassen ihn auf der Zunge rollen wie<br />

sonst nur das Kaugummi wÅhrend <strong>ein</strong>es spannenden Endspiels<br />

<strong>und</strong> sagen ihm W<strong>und</strong>erdinge nach, <strong>die</strong> so k<strong>ein</strong>esfalls<br />

stattgef<strong>und</strong>en haben kÉnnen.


DER CHOR Fon festeren Festen erfÄllt far s<strong>ein</strong> Geist als der<br />

aller Konkurren zusammengenommen. Konnte in allen Farben<br />

fanfaren, sich windjacken <strong>und</strong> s<strong>ein</strong> lurten. Splispelte ihn aber<br />

<strong>ein</strong>e Hochmine von der Hecke her an, dero utterstes Exkrement<br />

farnlassend far auch hÄbsch anzusehen <strong>und</strong> fand ihro<br />

paszu seiro BrÅutigam, BrÄhmts<strong>ein</strong> <strong>und</strong> BrÄnsigkeit was aus.<br />

So gut er sich mit Amerigo verstand, <strong>die</strong> Ho<strong>im</strong>en <strong>und</strong> Seidenritzen<br />

der hintersten Natura aufzumotzen, so hintendran leitat<br />

ihm Binnen in Linnen gem<strong>alt</strong> Jennis Hintern <strong>und</strong> auch ihre<br />

ungenufzte Vorfront tat ihm leut.<br />

KOWALSKI Er war <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Mensch. So kl<strong>ein</strong>, dass ihm<br />

<strong>im</strong> Alter der Bart bis an <strong>die</strong> Waden reichte.<br />

Er blickt den Angeklagten an.<br />

-Wir sollten das streichen, unterbricht er sich. Solange wir<br />

k<strong>ein</strong>en passenden Darsteller gef<strong>und</strong>en haben.<br />

-D'accord, sagt der Richter <strong>und</strong> gibt dem SchriftfÄhrer <strong>ein</strong>en<br />

Wink. Mach weiter.<br />

KOWALSKI FÄr Frauen interessierte er sich wenig - <strong>ein</strong><br />

Gr<strong>und</strong> dafÄr, dass er fast soviel geschaffen hat wie Shakespeare.<br />

Im Gegensatz zu jenem erachtete er <strong>die</strong> Sprache nur als<br />

<strong>ein</strong> Hilfsmittel, um bei denjenigen, <strong>die</strong> s<strong>ein</strong>er Sache fÉrderlich<br />

s<strong>ein</strong> kÉnnten, zu antichambrieren. Wie ich ihn kenne, denkt er<br />

heute noch so, <strong>und</strong> entsprechend beurteilt er euer armseliges<br />

Tribunal. Ihr kÉnnt nur Schall <strong>und</strong> Rauch gegen ihn versprÄhen,<br />

<strong>und</strong> vielleicht <strong>ein</strong>e Strafe verhÅngen, aber machtlos seid<br />

ihr gegen s<strong>ein</strong>en ÄberwÅltigenden Schaffensdrang <strong>und</strong> werdet<br />

euch der<strong>ein</strong>st wÄnschen, eure Tage so gut angewendet zu<br />

haben wie er.<br />

THOMAS BENDER Genau so war er! Super treffende Bio!<br />

Die Masquerade zur MailÅnder Hochzeit. Genial gemacht! Er<br />

wusste intuitiv, was ankam! Vortreffliche VerstÅndigung mit<br />

allen AutoritÅten der abendlÅndischen HemisphÅre.


DER RICHTER Respektvoll <strong>und</strong> wie rohe Eier <strong>die</strong> M<strong>ein</strong>ungsfÄhrer<br />

behandeln gibt der eigenen Unsterblichkeit <strong>ein</strong>en unerhÉrten<br />

Schub.<br />

Der Verteidiger schÄttelt den Kopf <strong>und</strong> will etwas erwidern,<br />

doch der Angeklagte hÅlt ihn zurÄck.<br />

DER ANGEKLAGTE Lass sie. Sie sind jung <strong>und</strong> haben zuviel<br />

Testosteron in ihren Ke<strong>im</strong>drÄsen. Wenn sich der Sturm<br />

<strong>und</strong> Drang gelegt hat, werden sie ihren Weg schon finden,<br />

<strong>und</strong> vielleicht <strong>ein</strong>es Tages bedauern, mich in papiernen Versammlungen<br />

so <strong>ein</strong>seitig verurteilt zu haben.<br />

KOWALSKI Gut denn also. Fahre ich mit m<strong>ein</strong>er Verteidigungsrede<br />

fort. Ich mÉchte aber bitten, von weiteren StÉrungen<br />

abzusehen <strong>und</strong> mich in Zukunft ausreden zu lassen. Das<br />

Gericht darf ja auch s<strong>ein</strong> dummes Zeug vom Stapel lassen,<br />

ohne dass es jemand unterbricht.<br />

Ein scharfer Blick vom Richter. Dann setzt er s<strong>ein</strong>e Rede fort.<br />

KOWALSKI Er war geistreich <strong>und</strong> eloquent, unterh<strong>alt</strong>sam<br />

<strong>und</strong> bei jedermann so beliebt, dass s<strong>ein</strong>e Anwesenheit auf<br />

Abendgesellschaften <strong>und</strong> Cocktailparties <strong>und</strong> sonstigen Éffentlichen<br />

Veranst<strong>alt</strong>ungen <strong>im</strong>merfort nachgefragt wurde.<br />

Trotzdem zog er es vor, sich zuzeiten unter Kuppeln <strong>und</strong> in<br />

groÇe SÅle zurÄckzuziehen, <strong>die</strong> ihm von MÅchtigen <strong>und</strong> BegÄterten<br />

zur VerfÄgung gestellt wurden <strong>und</strong> <strong>die</strong> er mit bunten<br />

ErdschlÅmmen <strong>und</strong> selbstangerÄhrtem Speichel vollzupinseln<br />

beliebte wie andere vor ihm HÉhlenlabyrinthe mit Putenpotpourri<br />

<strong>und</strong> lÅngst zerfallnem Felsenzauber. Nur wurden s<strong>ein</strong>e<br />

Werke fÄr fÉrderungswÄrdiger erachtet als <strong>die</strong> von St<strong>ein</strong>zeitkÄnstlern<br />

<strong>und</strong> antiken Fliesenlegern, <strong>und</strong> besonders <strong>die</strong><br />

Nachwelt liebte ihn als Multitalent ich glaube nicht dass das<br />

strafbar ist.<br />

DER CHOR Vollt war er von der GrÉÇen Wahn<br />

<strong>und</strong> gafft nach Zusprich aus der richtern Finten.<br />

Vollt schoss er auf den eitlen Hahn,<br />

<strong>und</strong> lieÇ ihn auf des MÄllers Mohlen minten.


KOWALSKI Konsekutiv beraufte er s<strong>ein</strong>e zeegedunken<br />

Zeeg<strong>und</strong>iken, auf dass sie Sphumato werden in<strong>ein</strong>s mit allen<br />

woichen Brallern s<strong>ein</strong>er hoirigen Tiews.<br />

Er lacht lauthals los <strong>und</strong> zieht <strong>ein</strong>e nackte Puppe aus den Untiefen<br />

s<strong>ein</strong>er Robe vulpa Unterleibes. Vorsichtig legt er sie<br />

rÄcklings auf den Tisch. Die Puppe gibt <strong>ein</strong> leises unterdrÄcktes<br />

Keckern von sich, wie <strong>ein</strong> mÄdes Huhn, das be<strong>im</strong> Einschlafen<br />

auf s<strong>ein</strong>er Stange gestÉrt wird.<br />

KOWALSKI Dei dei dei, m<strong>ein</strong> sÄÇes Kindel<strong>ein</strong>.<br />

Er streichelt der Puppe den Kopf, was bei <strong>ein</strong>igen SchÄlerinnen<br />

Mutterinstikte weckt. Andere lÅsst es vÉllig k<strong>alt</strong>.<br />

KOWALSKI BÅ bÅ bÅh, erblickte er kreischend das Licht der<br />

Welt ich weiÇ nicht was <strong>die</strong> Mutter in jenem Moment gedacht<br />

hat noch wie es dem Vater ging der jung war <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e f<strong>ein</strong>e<br />

steile Karriere vor sich hatte um <strong>die</strong> ich selber Jurist froh <strong>und</strong><br />

glÄcklich wÅre fÄrchte stattdessen noch jahrelang mehr oder<br />

weniger beschÅftigungslos in m<strong>ein</strong>er Mansardenkanzlei<br />

herumzuhocken <strong>und</strong> wie <strong>ein</strong>e verhungernde Spinne vergeblich<br />

auf Opfer zu warten mÉchte ich jedem an <strong>die</strong>ser Stelle herzlich<br />

abraten, Jus zu stu<strong>die</strong>ren guck mich nicht so an Vogtaler.<br />

Ich hÅtte mich beizeiten auf Scheidungsrecht spezialisieren<br />

sollen, obwohl da <strong>die</strong> Streitwerte auch nicht mehr so hoch<br />

angesetzt werden wie frÄher <strong>und</strong> welcher MillionÅr wird sich<br />

zu mir verirren wenn er es bei s<strong>ein</strong>esgleichen, viel gemÄtlicher<br />

findet <strong>die</strong> Idee, sich <strong>im</strong> Jetset zu <strong>ein</strong>zunisten, ist der Aussicht,<br />

in der tristen Vorstadt s<strong>ein</strong> Auskommen finden zu mÄssen<br />

<strong>und</strong> womÉglich mit <strong>ein</strong>er ebenso erfolglosen Kollegin<br />

Kinder in <strong>die</strong> Welt zu setzen, <strong>die</strong> es auch nicht besser haben<br />

werden, allemal vorzuziehen, ganz egal, wieviele m<strong>ein</strong>er<br />

Ausgaben ich von der Steuer absetzen kann.<br />

M<strong>ein</strong> Mandant ist klÄger gewesen. Er hat gesehen, wie es bei<br />

s<strong>ein</strong>em Vater lÅuft ich sage nur k<strong>ein</strong> Sinn fÄr gepflegte Langeweile<br />

zwischen Aktendeckeln <strong>und</strong> sich um eigene Nachkommen<br />

k<strong>ein</strong>e Sorgen gemacht, wozu auch, wenn man BrÄ-


der <strong>und</strong> Schwestern <strong>im</strong> Dutzend hat so <strong>und</strong> nicht anders hat<br />

der Mensch s<strong>ein</strong>e RaubzÄge begonnen sind Kontinente<br />

gleichzeitig entvÉlkert <strong>und</strong> neu besiedelt worden mehr werde<br />

ich dazu nicht sagen.<br />

RICHTER Ich will s<strong>ein</strong>e Leistungen ja nicht schlechtreden,<br />

noch auch ihm s<strong>ein</strong>e SpezialitÅt zum Vorwurf machen, FÄrsten<br />

<strong>und</strong> anderen Geldtieren LuftschlÉsser vorzugaukeln, <strong>die</strong> er<br />

zu errichten versprach, <strong>und</strong> dann kam aber nichts, weil er mit<br />

etwas ganz anderem beschÅftigt war.<br />

KOWALSKI Ein solches Verh<strong>alt</strong>en bewegt sich zwar an der<br />

Grenze zum Vertragsbruch, den <strong>ein</strong> honoriger Anw<strong>alt</strong> niemals<br />

goutieren darf. Als Kunst- <strong>und</strong> Kulturfre<strong>und</strong> aber mÉchte ich<br />

darauf hinweisen, was wir sonst alles versÅumt hÅtten.<br />

Er hat <strong>die</strong> ganze leidige Akte vor sich ausgebreitet. Er streicht<br />

sie glatt <strong>und</strong> beginnt automatisch <strong>die</strong> DeckblÅtter zu zÅhlen.<br />

KOWALSKI Ich m<strong>ein</strong>e, k<strong>ein</strong>er guckt sich <strong>die</strong>se <strong>alt</strong>en Schinken<br />

gern an. Aber es ist gut zu wissen, dass es sie gibt.<br />

Er bittet den Chor, s<strong>ein</strong> Lieblingslied anzust<strong>im</strong>men. Der weigert<br />

sich. Er bittet instÅndig. Er drÅngt, fleht, quengelt. Als<br />

alles nichts hilft, schnappt er sich vor Wut <strong>die</strong> Puppe <strong>und</strong><br />

wirft sie mehrmals mit Kawumm gegen <strong>die</strong> Wand. Jaulen <strong>und</strong><br />

Kreischen ist <strong>die</strong> Antwort. Na bitte, es geht doch!<br />

DER CHOR Wir hudeln dir Lob, du beispielloses Genie.<br />

In den StÅdten <strong>und</strong> DÉrfern <strong>und</strong> VorgÅrten hudeln wir dich,<br />

du Charmebolzen <strong>und</strong> St<strong>im</strong>mungskanone,<br />

edle Nachtgeburt <strong>und</strong> tapfere Trelleburg.<br />

Wir hudeln dir Lob bis in <strong>die</strong> weitesten Weiten<br />

der LÄfte <strong>und</strong> <strong>die</strong> engsten Engen der Meere.<br />

Wir hudeln dir Luft zu,<br />

du fantastischer Recke.<br />

Zeig uns d<strong>ein</strong> Machtschwert, du gerÅucherter Pferdeschinken<br />

<strong>und</strong> n<strong>im</strong>mermÄder Erfindergeist aus der Flasche.<br />

Wir hudeln dir Luft.


KOWALSKI Geld war fÄr ihn <strong>ein</strong> Verbrauchsgegenstand,<br />

k<strong>ein</strong> Selbstzweck. Trotz s<strong>ein</strong>es Talents, s<strong>ein</strong>er glÅnzenden<br />

FÅhigkeiten <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>er genialen Leistungen blieb er arm. AutoritÅt<br />

schÅtzte er gering <strong>ein</strong>.<br />

Vom Richter kommt <strong>ein</strong> mÄdes Lachen.<br />

THOMAS BENDER (streng) Warum hat er aber Diktatoren<br />

ge<strong>die</strong>nt? MilitÅrgerÅte erf<strong>und</strong>en? Jahrelang Erbstreitigkeiten<br />

gefÄhrt?<br />

RICHTER Genau. Wenn ihm das Materielle so wenig bedeutete,<br />

warum hat er nicht <strong>ein</strong>fach gesagt: was soll's. Beh<strong>alt</strong>et<br />

eure Kohle.<br />

DER ANGEKLAGTE Ihr zerrt groÇe Namen vor euer Tribunal<br />

<strong>und</strong> erhebt hehre AnsprÄche, ohne zu bedenken, dass <strong>die</strong>se<br />

<strong>im</strong> tÅglichen Leben ganz normale Menschen gewesen sind<br />

<strong>und</strong> gehandelt haben, wie jeder andere in ihrer Situation. Es<br />

sind k<strong>ein</strong>e Verbrecher, k<strong>ein</strong>e AuÇenseiter, aber auch k<strong>ein</strong>e<br />

moralischen Übermenschen, <strong>die</strong> man aufgr<strong>und</strong> besonderer<br />

AnsprÄche, <strong>die</strong> man an sie stellen zu dÄrfen m<strong>ein</strong>t, verurteilen<br />

sollte. FÄr sie mÄssen <strong>die</strong>selben Regeln gelten wie fÄr uns<br />

alle.<br />

RICHTER Du hast <strong>die</strong> besonderen FÅhigkeiten, <strong>die</strong> dir gegeben<br />

waren, nur fÄr d<strong>ein</strong>en eigenen Vorteil verwendet.<br />

DER ANGEKLAGTE WofÄr sollte ich sie sonst verwenden?<br />

DafÄr sind solche FÅhigkeiten schlieÇlich da. Oder was<br />

glaubst du? - Dass sich kÄnftige Generationen massenhaft<br />

daran berauschen, kann bestenfalls <strong>ein</strong> willkommener Nebeneffekt<br />

s<strong>ein</strong>. N<strong>ein</strong>! Sondern sie sind wie <strong>ein</strong>e Frau, deren<br />

SchÉnheit allseits gerÄhmt wird, so dass ihr schlieÇlich fast<br />

der Rang <strong>ein</strong>es Kulturgutes zukommt, das von Poeten mit<br />

hymnischen Versen leidenschaftlich besungen wird, <strong>die</strong> <strong>im</strong><br />

persÉnlichen Umgang aber <strong>ein</strong> Drache ist <strong>und</strong> sich das biologisch<br />

gesehen ja auch leisten kann, weil sie <strong>im</strong> Notfall jederzeit<br />

schnell wieder <strong>ein</strong>en neuen Partner findet.


DER CHOR Schaut auf <strong>die</strong> Fratzen, schaut auf das magische<br />

Ende des gedoppelten Schwanzes.<br />

THOMAS BENDER Des gedopten Schwanzes.<br />

KOWALSKI Des gesp<strong>alt</strong>enen Schwanzes.<br />

DER CHOR Schaut auf <strong>die</strong> plumpsgrÄnen HÄgel, den wetterfrosten<br />

Steig am Rande des SchwejdengewÄrks. Den Seismographen<br />

von Siegmaringen, Pfefferschmid aus RÉdingstedt-<br />

HÉhenich, <strong>und</strong> <strong>die</strong> bahle AlfatiÑre von Siebzehn<strong>und</strong>vier. Den<br />

Aschfetei von Gruffeldorf, <strong>die</strong> herbe Wilderine aus Winsen<br />

<strong>und</strong> den kotlungen Kater der fÄnften Kraft, der, wie unlÅngst<br />

<strong>ein</strong> Fernsehmagazin aufgedeckt <strong>und</strong> dafÄr sogar <strong>ein</strong>en Preis<br />

gewonnen hat, in <strong>im</strong>portierten Hyazinthen <strong>und</strong> Forsythien<br />

lauert.<br />

DER RICHTER Schon gut. Kennen wir mittlerweile. Der<br />

Exodus der Vitamine aus Plantagenobst. KÄndet vom Ableben<br />

der Farben <strong>und</strong> DÄfte zugunsten freudloser Zeichen, deren<br />

Vorauskommando man in ihnen zu sehen glaubt. Die<br />

Sterne am H<strong>im</strong>mel: nur Quantenmechanik. Ein paar Gramm<br />

Altmetall, <strong>und</strong> daraus <strong>die</strong> ganze Welt.<br />

KOWALSKI Schau in <strong>die</strong> Wirbel des Wassers, <strong>die</strong> Dichtewellen<br />

des Plasmas, schau, wie sorgsam <strong>die</strong> Prot<strong>ein</strong>e gef<strong>alt</strong>et<br />

sind, kreuz <strong>und</strong> quer, zur Inbetriebnahme des Lebens <strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong>es Kulturgenies, welches <strong>die</strong> tollsten Flugmaschinen ersonnen<br />

hat, den ersten Panzer der Weltgeschichte <strong>und</strong> nicht<br />

zuletzt auch <strong>ein</strong>e funktionierende MÄllabfuhr. K<strong>ein</strong>er hÅtte<br />

das <strong>die</strong>sem GrÄnschnabel zugetraut, als er sich das erste Mal<br />

in der Öffentlichkeit vorstellte.<br />

DER CHOR Schaut zum grinsgramen FÉtter, zum<br />

ichthiosauren Siebenstiel, zur ecken Ganselamsel <strong>und</strong> auf den<br />

frisch gef<strong>und</strong>enen Fettelmenschen von Gewinnstadt! Errichtet<br />

auf den QuarnÅren des Hinterbleibs <strong>die</strong> Maschennetze des<br />

urbrechen, inlichen <strong>und</strong> woitsbaren Tollstabs! Pustet mit<br />

sunglicher Sottigkeit den sauren Odem des Torren beiseite!<br />

Huscht an fÄglen Euschen vorbei ins Freie des Undochts <strong>und</strong>


seht, wie der nette Pedell mit gesenktem Haupt auf dem<br />

Schulhof herumschleicht, ganz ohne dunkle Gedanken.<br />

4.Akt, 1.Szene, 22. Bild<br />

á<br />

Connie will etwas sagen, aber Ko<strong>wal</strong>ski winkt ihr zu schweigen.<br />

Er holt <strong>die</strong> von ihm bevorzugte Partitur aus s<strong>ein</strong>em<br />

Rucksack <strong>und</strong> schwenkt sie in der Luft.<br />

KOWALSKI Noch mal zu m<strong>ein</strong>em Vorschlag. Das StÄck hat<br />

viel mehr zu bieten als ihr denkt.<br />

Gekonnt pfeift er das Hauptmotiv des Kopfsatzes, wÅhrend<br />

sich der Hausmeister unters Fenster stellt <strong>und</strong> andÅchtig zuhÉrt.<br />

HAUSMEISTER Eine Schande. Alle, JahrgÅnge hÅtten es zu,<br />

gern aufgefÄhrt in tiefster, Eintracht mit ihren UrvÅtern <strong>und</strong><br />

den, Segnungen der zivilisierten, Menschheit aber es gab,<br />

k<strong>ein</strong>e St<strong>im</strong>men <strong>und</strong> jetzt haben wir <strong>ein</strong>en, Ko<strong>wal</strong>ski <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Connie <strong>die</strong> wirklich singen, kÉnnen aber k<strong>ein</strong>er weiÇ es zu,<br />

schÅtzen. Ich, verstehe ja nicht viel von, Musik aber soviel,<br />

weiÇ, ich doch wer: <strong>ein</strong>e schÉne St<strong>im</strong>me, hat <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e gute,<br />

Ausbildung der soll sie auch, prÅsentieren dÄrfen.<br />

Allgem<strong>ein</strong>e Unruhe. Einige SchÄler lassen Unmut erkennen.<br />

Der Richter hÅlt <strong>die</strong> Augen geschlossen. Will er denn dazu gar<br />

nichts sagen? - Doch, er will:<br />

DER RICHTER Ich dachte, das Thema sei durch.<br />

Hinten meldet sich ÖzgÄl. Laut knipst er mit den Fingern.<br />

ÖZGÜL Ein denkbar knappes Votum, <strong>und</strong> nicht, weil wir<br />

Carlos' StÄck so toll finden, sondern weil wir von den Klassikern<br />

generell <strong>die</strong> Nase voll haben.<br />

VOGTALER Das erste <strong>und</strong> <strong>ein</strong>zige Mal, wo ich fÄr dich gest<strong>im</strong>mt<br />

habe.


KOWALSKI (mit Nachdruck <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer schrillerer St<strong>im</strong>me)<br />

Begreift doch endlich, was fÄr <strong>ein</strong>e Chance wir vertun. Diese<br />

Vollkommenheit, <strong>die</strong>se Anmut der Komposition, <strong>die</strong>se FÄlle<br />

<strong>und</strong> das Zusammenspiel der KlÅnge, was glaubt ihr, warum<br />

sich das StÄck schon so lange auf allen internationalen SpielplÅnen<br />

hÅlt!? - Und ihr!, ... ihr Banausen hÅtte ich fast gesagt,<br />

wenn ich nicht so <strong>ein</strong> hÉflicher, ausgeglichener Mensch wÅre<br />

<strong>und</strong> mich auÇerdem gr<strong>und</strong>sÅtzlich weigerte, jemandem bÉse<br />

zu s<strong>ein</strong> ... ach - ich fange schon wieder an mich aufzuregen.<br />

-Das brauchst du nicht, sagt Connie, <strong>und</strong> schiebt ihre kl<strong>ein</strong>e<br />

feste Hand in s<strong>ein</strong>e.<br />

Damit kann AndrÑ Kromme nun gar nicht umgehen. S<strong>ein</strong><br />

bester Fre<strong>und</strong> ist vielleicht das falsche Wort <strong>und</strong> <strong>die</strong> Frau, in<br />

<strong>die</strong> er seit ewigen Zeiten verliebt ist.<br />

-Wem solltest du auch bÉse s<strong>ein</strong>, sagt Kalle zu Ko<strong>wal</strong>ski. Mit<br />

d<strong>ein</strong>en guten Noten. Du hattest <strong>im</strong>mer Gr<strong>und</strong> zur Freude, all<br />

<strong>die</strong> Jahre, wÅhrend ich meistens TrÄbsal blase ... hier guck,<br />

m<strong>ein</strong>e Englischarbeit.<br />

Ko<strong>wal</strong>ski trÉstet ihn mit <strong>ein</strong> paar wohl gesetzten Worten,<br />

umarmt ihn sogar, aber nur kurz, <strong>und</strong> konzentriert sich dann<br />

wieder auf was er fÄr s<strong>ein</strong>e Aufgabe hÅlt. Er sammelt sich <strong>und</strong><br />

sucht <strong>die</strong> rechten Worte. Als er sie gef<strong>und</strong>en hat, legt er s<strong>ein</strong>e<br />

Argumente dar, nicht nuschelnd wie der Richter, der selbst<br />

von s<strong>ein</strong>em erhÉhten Platz oft schlecht zu verstehen ist, sondern<br />

laut <strong>und</strong> deutlich wie er es in der Rhetorik AG gelernt<br />

hat:<br />

KOWALSKI So viel zu bieten hat das StÄck! Einen<br />

Dissonanzenreichtum sondergleichen, entzÄckend pointiert<br />

mit harmonischen Wendungen! Eine Leichtigkeit des Gestus,<br />

<strong>und</strong> dann wieder <strong>ein</strong>e grÄblerisch suchende Chromatik <strong>im</strong><br />

Rondo. Zwischendurch RÅtselhaftes, das <strong>im</strong> Kopf nachhallt<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>en tagelang schaudern lÅsst. Und <strong>und</strong> <strong>und</strong>! Ihr aber<br />

gebt Carlos' Machwerk, <strong>die</strong>ser ungehobelten, unprofessionel-


len <strong>und</strong> unseriÉsen Eigenproduktion <strong>ein</strong>es unreifen Nachwuchs-DJs<br />

den Vorzug!<br />

Zum Richter sagt er:<br />

KOWALSKI Ich verstehe dich nicht! Junge Menschen, <strong>die</strong><br />

sich zusammentun, um <strong>ein</strong>ander von der Knechtschaft zu<br />

befreien. Eine auÇergesetzliche Aktion zur Wiederherstellung<br />

der Freiheit. Sind das nicht d<strong>ein</strong>e Themen? Komponiert von<br />

<strong>ein</strong>em Genie, das man extremistisch nennen kÉnnte, weil es<br />

das Extreme wagt: echte AtonalitÅt, Polyrhythmik, vollendete<br />

Polystilistik - <strong>ein</strong> Postmoderner, bevor es <strong>die</strong> Moderne gab.<br />

S<strong>ein</strong>e AnhÅnger blicken den Richter erwartungsvoll an, aber<br />

der schweigt <strong>und</strong> knispelt schon wieder genervt mit den Lidern.<br />

AndrÑs Lider zieht es <strong>im</strong>merzu nach Connie. Das GefÄhl <strong>ein</strong>er<br />

special relationship: Einbildung, <strong>und</strong> nutzt dir r<strong>ein</strong> gar nichts.<br />

Fast denkt der Richter jetzt auch, dass <strong>ein</strong>e EntfÄhrung genau<br />

das passende wÅre. Er braucht sich <strong>die</strong> Kl<strong>ein</strong>e nur anzusehen,<br />

wie sie sch<strong>ein</strong>bar ohne schlechtes Gewissen da steht. Sagt<br />

nichts, hÅlt das KÉpfchen schief <strong>und</strong> applau<strong>die</strong>rt opportunistisch<br />

dem Klassenbesten. Hat sie ihm, dem Richter, nicht<br />

noch letzte Woche auf der FÑte mit Augen <strong>und</strong> Knien ihre<br />

Zuneigung signalisiert? Ihm Hoffnungen gemacht, SehnsÄchte<br />

geweckt <strong>und</strong> <strong>die</strong> hohe erste Ahnung von weiblicher Lust<br />

<strong>und</strong> Leidenschaft sinnlich konkret veranschaulicht? Aber<br />

dann hat Ko<strong>wal</strong>ski wieder Einsen in Mathematik <strong>und</strong> Lat<strong>ein</strong><br />

geschrieben, hat <strong>ein</strong>en Streberpreis gewonnen, <strong>und</strong> ist dafÄr<br />

von M<strong>und</strong>ig auf der Schulversammlung Äber den grÄnen Klee<br />

gelobt worden, <strong>und</strong> schon landet sie bei ihm am Arm <strong>und</strong><br />

wahrsch<strong>ein</strong>lich woanders auch noch. Dabei legt der, das ist<br />

der grÉÇte Witz, nachweislich mehr Wert auf den Staatsanw<strong>alt</strong>.<br />

-Opera illuminata magnifica supera et pubusta, jauchzt Ko<strong>wal</strong>ski,<br />

indem er selbstvergessen Connies Arme tÅtschelt, <strong>und</strong>


summt dann wieder <strong>ein</strong>e Melo<strong>die</strong> aus der geliebten Komposition.<br />

Der Richter steht von s<strong>ein</strong>em Pult auf <strong>und</strong> bewegt sich wie<br />

drohend auf <strong>die</strong> beiden zu. Aber er will nur das Fenster aufmachen,<br />

so stickig findet er es hier. Als er wieder auf s<strong>ein</strong>em<br />

Thron sitzt, hat er sich <strong>ein</strong>igermaÇen beruhigt <strong>und</strong> kann ganz<br />

locker maliziÉs zu Ko<strong>wal</strong>ski sagen:<br />

DER RICHTER Ich verstehe nicht, warum gerade du dir so<br />

<strong>ein</strong>en zum Vorbild n<strong>im</strong>mst. Tendenziell Querulant, der sich<br />

<strong>ein</strong>er AutoritÅt wie M<strong>und</strong>ig nie untergeordnet hÅtte, <strong>und</strong> <strong>im</strong><br />

Notfall <strong>ein</strong>e ganz schÉne Kraftsprache pflegte.<br />

KOWALSKI Um so weniger verstehe ich, was du gegen ihn<br />

hast. Wie ich schon sagte: <strong>ein</strong>e Rebellion wird hier beschrieben,<br />

gegen <strong>ein</strong>e despotische Gesellschaftsordnung. Und alles<br />

komplett gew<strong>alt</strong>frei! Tod <strong>und</strong> Verderben nur angekÄndigt, am<br />

Ende aber <strong>die</strong> VersÉhnung in der Familie. Ist das nichts? Ist<br />

das nicht, wonach wir alle uns <strong>im</strong> Innersten sehnen? Die Reichen<br />

wie <strong>die</strong> Arbeitslosen, <strong>die</strong> entnervten RÅdelsfÄhrer wie<br />

auch alle mÉhren <strong>und</strong> maroden VorstadtwÄstlinge?<br />

Connie schmiegt sich noch enger an ihn. Und wenn <strong>die</strong>se<br />

Sehnsucht auch nicht zu erfÄllen ist, so werden wir vielleicht<br />

bei ihrer Schwester fÄndig.<br />

Eine Anspielung? Sie blickt dem Richter gerade in <strong>die</strong> Augen.<br />

Oder hat er etwas missverstanden?<br />

Ein WindstoÇ fegt durch das Fenster. Auftritt Carlos, <strong>ein</strong> junges<br />

Musikgenie, das <strong>die</strong> Zweifel an s<strong>ein</strong>em KÉnnen instinktiv<br />

mitbekommen hat. Eine schwarze Lederjacke, Pluderhosen,<br />

BaskenmÄtze <strong>und</strong> das rot befleckte Halstuch weisen ihn als<br />

kÄnftigen Kulturschaffenden aus. Hinter s<strong>ein</strong>em Kopf baumelt<br />

<strong>ein</strong> Rucksack, <strong>ein</strong>er <strong>die</strong>ser bunten Hippiebeutel mit langen<br />

Baumwollfransen, <strong>die</strong> jetzt wieder modern sind. S<strong>ein</strong>e Schenkel<br />

h<strong>alt</strong>en gekonnt <strong>ein</strong> selbst erf<strong>und</strong>enes Musikinstrument,<br />

<strong>ein</strong>e Art Blasebalg, das bei jeder Bewegung seltsame TÉne<br />

von sich gibt, dunkle klagende aber auch freudig erregte


QuiektÉne. Er kommt rÄckwÅrts auf den HÅnden gehend ins<br />

Klassenz<strong>im</strong>mer, wobei ihm <strong>die</strong> MÄtze <strong>im</strong>mer wieder vom<br />

Kopf fÅllt, <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> Hose will nicht richtig sitzen, so dass<br />

er teilweise gezwungen ist, den Handstand mit nur <strong>ein</strong>er Hand<br />

zu machen.<br />

Er bewegt sich bis zur Mitte des Raumes, hÅlt inne, patschpatsch-patsch<br />

wieder zur TÄr zurÄck, wo er <strong>ein</strong>e komplizierte<br />

Kreiselbewegung vollfÄhrt, <strong>ein</strong>en rhythmischen<br />

SchwÅnzeltanz, der ihn um das Lehrerpult herumfÄhrt, <strong>und</strong> so<br />

geht das in <strong>ein</strong>em fort, bis das StÄck zu Ende ist. Auf s<strong>ein</strong>en<br />

FuÇsohlen balanciert er <strong>die</strong> ganze Zeit <strong>ein</strong>e groÇe Spanplatte<br />

mit Gerstenmeiers <strong>alt</strong>er Modelleisenbahn, <strong>die</strong> er in s<strong>ein</strong>em<br />

Kellerverlies aufgestÉbert <strong>und</strong> eigenhÅndig auf Batteriebetrieb<br />

umgestellt hat, so dass <strong>die</strong> ZÄge jetzt in munteren Intermezzi<br />

zwischen den BrÄcken <strong>und</strong> ZwergbahnhÉfen, den giftgrÄnen<br />

Almwiesen <strong>und</strong> h<strong>im</strong>melblauen Kernkraftwerken <strong>und</strong> Raketenabschusssilos<br />

hin <strong>und</strong> her gleisen <strong>und</strong> nur ab <strong>und</strong> zu, bei<br />

allzu heftigen Schlingerbewegungen, aus der Spur zu geraten<br />

<strong>und</strong> abzustÄrzen drohen. Dabei hat k<strong>ein</strong>es <strong>die</strong>ser naiven Dinger<br />

<strong>die</strong> geringste Vorstellung, was es heiÇt <strong>ein</strong>e solche Dynamik<br />

stÉrungsfrei am laufen zu h<strong>alt</strong>en. Es geht ihnen wie jenem<br />

unwissenden Beobachter des Universums, der sich fragt, warum<br />

dessen gegenwÅrtige Massendichte ausgerechnet <strong>die</strong><br />

kritische GrÉÇe hat, <strong>und</strong> auch Carlos hat darauf <strong>die</strong> Antwort<br />

leider nicht parat - k<strong>ein</strong> W<strong>und</strong>er, wenn man dauernd schwÅnzt<br />

<strong>und</strong> sich an k<strong>ein</strong>e Regel hÅlt.<br />

Vor der ersten Bank lÅsst er sich nieder <strong>und</strong> sagt zum Verteidiger:<br />

CARLOS Ich weiÇ wohl. Bedroht ist m<strong>ein</strong>e SchÉpfung von<br />

VerwÄstung durch <strong>die</strong> G<strong>im</strong>pel <strong>und</strong> WÄrdentrÅger des konventionellen<br />

Geschmacks. Von ihrer Niederlage haben sie sich<br />

lÅngst erholt <strong>und</strong> nehmen Zuflucht zu allerlei Schlichen <strong>und</strong><br />

gem<strong>ein</strong>en RÅnkespielen. Um <strong>die</strong> UrauffÄhrung doch noch zu


verhindern, greifen sie alles an, was ich ersonnen habe <strong>und</strong><br />

was mir lieb <strong>und</strong> teuer ist.<br />

Er holt tief Luft <strong>und</strong> rattert in rasendem Stakkato los:<br />

DerunkAnonischmiT<strong>im</strong>merdringlicherenpAssagenbeginnende<br />

haupTteil,derbereitsins<strong>ein</strong>eManfangfÇrmlich<br />

zurallst<strong>im</strong>migenorgieexplo<strong>die</strong>rtwÅhrend<strong>die</strong><br />

BlÅsermitsynkopenAkzentendazwischenfunken<br />

dabei das gr<strong>und</strong>Motiv aber nie unterbrechen ...<br />

Ohne s<strong>ein</strong>e Rede zu unterbrechen, zieht er <strong>ein</strong>e M<strong>und</strong>harmonika<br />

aus dem Rucksack, <strong>ein</strong>e M<strong>und</strong>o Original, auf der angeblich<br />

schon Bob Dylan gespielt hat, <strong>und</strong> klemmt sie sich zwischen<br />

<strong>die</strong> Lippen, um <strong>im</strong> Zusammenspiel mit dem Blasebalg<br />

das Hauptmotiv anzust<strong>im</strong>men.<br />

CARLOS ... das Äber Mysterien komponiert ist, <strong>die</strong> <strong>im</strong>mer<br />

neu erreicht <strong>und</strong> dann wieder verlassen werden, darin <strong>ein</strong>er<br />

attraktiven aber unsicheren jungen Frau Åhnlich, <strong>die</strong> sich am<br />

wohlsten fÄhlt, wenn sie ihr Geliebter mÉglichst oft mit <strong>ein</strong>er<br />

ihrer Fre<strong>und</strong>innen betrÄgt.<br />

Beifallheischend blickt er in <strong>die</strong> R<strong>und</strong>e, doch alles, was er<br />

erntet, sind verstÅndnislose Blicke.<br />

CARLOS Im Andante herrscht weitrÅumiges Allegro molte.<br />

Be<strong>im</strong> zweiten Thema biete ich sechs zehntel <strong>im</strong> Melos, tÄckisch<br />

bereichert durch bewusst falsch gesetzte FÅhrten <strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong> sch<strong>ein</strong>bar tragisches Ende. Im anoncierten Mittelteil kontrapunktieren<br />

<strong>die</strong> freudigen Takte <strong>die</strong> unbekleideten falschen<br />

Dur-Akkorde <strong>im</strong> Passagenspiel <strong>und</strong> <strong>die</strong> unzÅhligen Fragezeichen<br />

in der Textur. Das Ende des <strong>ein</strong>en Instrumentes trifft<br />

stets delikat zusammen mit dem Anfang des zweiten.<br />

Mit Blasebalg <strong>und</strong> M<strong>und</strong>harmonika macht er vor, was er<br />

m<strong>ein</strong>t.<br />

CARLOS Dieser erhabene Moment piep, in donnerndem d-<br />

Moll vom <strong>ein</strong>fachen Motiv zum Pathos gesteigert fi-hiep,<br />

wird in der Coda umfunktioniert zu triumphalem D-Dur dÇhdÇh<br />

dÇ-hÇ-dÇ-dÇh , wo das Laconbot mit klaren AkkordschlÅ-


gen <strong>im</strong>mer neue nuancierte Passagenspiele aufbietet dommdÇh-domm<br />

dÇhÇh-domm. Mit verlangsamten Fermaten wird<br />

<strong>die</strong> Zeit quasi angeh<strong>alt</strong>en do-mmmmMMMM. PlÉtzliche Pralltriller<br />

<strong>und</strong> das triumphale Melos sollen das Publikum in unglÅubiges<br />

Erstaunen versetzen fi-pie PIE tirititi. Wenn sich<br />

dann in den MoogtrugschlÄssen Nuancen <strong>und</strong> Motorik vielfÅltig<br />

erweitern, entsteht <strong>ein</strong> Klangrelief von rauschhaft ÄberwÅltigender<br />

Leuchtkraft. fi-pie-dong dong-dong-di.<br />

AndrÑ Kromme erhebt sich schwerfÅllig von s<strong>ein</strong>em Platz <strong>und</strong><br />

baut sich vor ihm auf.<br />

-Eine Frage, sagt er. Was bedeutet eigentlich 'Melos'?<br />

Der Komponist wÄrdigt ihn k<strong>ein</strong>es Blickes.<br />

CARLOS Wahrlich! Unter den Heutigen ist niemand <strong>im</strong>stande,<br />

derart aus sich herauszugehen. Das wird jeder MusikempfÅngliche<br />

sofort ergriffen spÄren, doch verstehen wird es nur<br />

der Eingeweihte. Noch in 100 Jahren wird man m<strong>ein</strong>e StÄcke<br />

spielen. St<strong>im</strong>mt's oder habe ich recht?<br />

-Leider verstehe er nicht so viel von Musik, sagt der Mann<br />

mit Bart. Er sei eher <strong>ein</strong> Theatermann, <strong>und</strong> darum sei er ja<br />

auch hier, um <strong>ein</strong>ige VerbesserungsvorschlÅge ...<br />

Aber Carlos lÅsst ihn nicht ausreden.<br />

CARLOS Verwendung modernster Techniken der AuffÄhrungskunst,<br />

ist klar. Ausgehend von dem <strong>ein</strong>leitenden<br />

Gr<strong>und</strong>motiv, in dem das Tonmaterial nur rud<strong>im</strong>entÅr angedeutet<br />

wird - es sind <strong>die</strong>s vor allem aus TonhÉhenmengen topologisch<br />

generierte Skalen, <strong>die</strong> sich in Raum <strong>und</strong> Zeit differierend<br />

ausbreiten - entdeckt m<strong>ein</strong>e Musik ihre wahrsch<strong>ein</strong>lichkeitsabhÅngigen<br />

Impulse in <strong>ein</strong>er Art Evolution der Melo<strong>die</strong>n<br />

<strong>und</strong> entwickelt, auch unter Verwendung <strong>ein</strong>er erneuerten Notenschrift,<br />

zusammenhÅngende Strukturen, <strong>die</strong> sich zu <strong>ein</strong>em<br />

organischen Ganzen entf<strong>alt</strong>en, Äberlagern <strong>und</strong> gegenseitig<br />

be<strong>ein</strong>flussen. Hier kommen auch Tonsysteme wie das Achtelton-<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong> Parti<strong>alt</strong>onsystem zum Einsatz, <strong>die</strong> klanglich<br />

durch clusterartige, <strong>im</strong> Tempo leicht schwankende Pulsperio-


den gekennzeichnet sind sowie auch stakkatisierte TÉne enth<strong>alt</strong>en,<br />

jedoch temperiert halbtÉnig. WÅhrend <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en sich<br />

als klangfarbliche Abgrenzung zu den Äbrigen Klangfolgen<br />

verstehen, legen <strong>die</strong> anderen ihren diff<strong>und</strong>ierenden raumzeitlichen<br />

Weg <strong>im</strong> Fis-Dur zurÄck. Das dritte Motiv, das gleich<br />

dem Sternenh<strong>im</strong>mel in groÇer HÉhe <strong>und</strong> rÅumlicher Tiefe<br />

glockig aufleuchtet, n<strong>im</strong>mt sich des Teiltonfeldes an, bei<br />

Harmonikern auch Lambdoma genannt. Dabei werden <strong>die</strong><br />

rationalen Zahlen der Parti<strong>alt</strong>onmatrix, welche als Flageoletts<br />

gespielt werden, nicht nur in ihre Frequenzen, sondern auch in<br />

ihre eigene <strong>im</strong>manente Rhythmik umgesetzt: sieben drittel als<br />

Frequenz <strong>ein</strong>es Gr<strong>und</strong>tons <strong>und</strong> sieben gegen drei strich acht<br />

als Rhythmus <strong>ein</strong>es Gr<strong>und</strong>tempos. Das unvergleichliche Fortiss<strong>im</strong>o,<br />

das schon Haydn 1791 in s<strong>ein</strong>er Hob.I:94 verwendet<br />

hat, steigert <strong>ein</strong> ruhig erhabenes Moment zu <strong>ein</strong>er solchen<br />

Ausdrucksgew<strong>alt</strong>, dass <strong>die</strong> gleichsam vÉllig nackte, zwei lange<br />

Takte ruhig verharrende Bassfloskel, nach allem Vorangegangenen<br />

wie der Anfang <strong>ein</strong>er klassischen Kantate wirkt.<br />

-Das alles, schlieÇt er <strong>und</strong> senkt endlich s<strong>ein</strong>e Opernst<strong>im</strong>me,<br />

will man mir nehmen.<br />

-Wie nehmen? fragt AndrÑ Kromme.<br />

-Indem ihr unsere AuffÄhrung sabotiert. Ihr SaftÅrsche!<br />

Glaubt bloÇ nicht, dass ihr damit durchkommt.<br />

-Ist ja gut, ist ja gut, sagt Ko<strong>wal</strong>ski. Musst du darum gleich<br />

<strong>im</strong>mer so'n Krach machen.<br />

-Das hÉrt sich nach <strong>ein</strong>em r<strong>ein</strong>en InstrumentalstÄck an, klagt<br />

nun auch Werding. Wie willst du dem denn <strong>ein</strong>en gesellschaftspolitischen<br />

Inh<strong>alt</strong> geben?<br />

-Alles schon passiert, sagt der Richter <strong>und</strong> Regisseur. Wegen<br />

s<strong>ein</strong>er hohen Ausdruckskraft konnten wir das zunÅchst r<strong>ein</strong><br />

instrumentale StÄck ohne weiteres mit bildlichen Inh<strong>alt</strong>en<br />

unterlegen. Zumal Carlos uns sagte, dass er sich be<strong>im</strong> Komponieren<br />

<strong>im</strong>mer visuelle Szenen vorstellt.<br />

-... <strong>die</strong> AuffÄhrung sabotiert, wiederholt Carlos gr<strong>im</strong>mig.


Er winkt Amelie auf <strong>die</strong> BÄhne.<br />

-D<strong>ein</strong> Einsatz, flÄstert er vernehmlich.<br />

-Ach ja, haucht sie.<br />

AMELIE Oh, m<strong>ein</strong> Geliebter! Wie kann ich dir sagen, was<br />

ich fÄr dich empfinde!? Du brichst mir das Herz, wenn ich<br />

dich nur ansehe. Mit d<strong>ein</strong>er SchÉnheit blendest du mich. Unter<br />

Eichen <strong>und</strong> Linden, am Brunnen vor dem Tore, ...<br />

CARLOS Falsche Stelle, Frau. Falsche Stelle.<br />

AMELIE Was? - Ach so.<br />

Sie besinnt sich, setzt neu an. Mmh-rrm-mmh! knurrt sie wie<br />

<strong>ein</strong> wÄtender H<strong>und</strong>.<br />

AMELIE Solange ich hier stehe, wird dir niemand d<strong>ein</strong>en<br />

Erfolg streitig machen.<br />

Sie fuchtelt vor Ko<strong>wal</strong>skis Nase herum.<br />

AMELIE In wilder Leidenschaft will ich dir <strong>die</strong>nen <strong>und</strong> dich<br />

mit der Kraft m<strong>ein</strong>er St<strong>im</strong>me verteidigen! Alles, alles beiseite<br />

rÅumen, was unserem GlÄck <strong>im</strong> Wege steht.<br />

Dramatisch wirft sie sich ihm in <strong>die</strong> Arme.<br />

Mit <strong>ein</strong>iger Anstrengung <strong>und</strong> unter betrÅchtlichem Schwanken<br />

der Modelleisenbahn kÅmpft sich Carlos unter ihrer KÉrperfÄlle<br />

vor.<br />

CARLOS (atemlos schnaufend) Holdes Weib! Du blendest<br />

mich mit d<strong>ein</strong>er SchÉnheit, <strong>und</strong> mit d<strong>ein</strong>em schlanken edlen<br />

Wuchs. Du beschÅftigst mich fortwÅhrend in allen m<strong>ein</strong>en<br />

Gedanken <strong>und</strong> hast mich geduldig durch alle Widerisse m<strong>ein</strong>er<br />

Komposition gefÄhrt. Dir all<strong>ein</strong> verdanke ich ihr Gelingen.<br />

FÄr dich will ich kÅmpfen gegen <strong>die</strong> Schrecken der Leitmotivtechnik<br />

<strong>und</strong> der Signalregulierungen, gegen <strong>die</strong> Schikanen<br />

der Bahnbetriebswerke <strong>und</strong> der neumodischen modularen<br />

Anlagen. Dir mÉchte ich den Siegerkranz flechten, denn du<br />

bist der Kampfpreis, den ich begehre, wenn wir gewinnen.<br />

Jetzt reicht's Connie. Sie kommt nach vorn <strong>und</strong> stellt sich<br />

schÄtzend vor ihren Ko<strong>wal</strong>ski, das heiÇt, sie spielt mit ihm


denselben Dialog noch mal durch, den wir gerade von Amelie<br />

<strong>und</strong> Carlos gehÉrt haben. Dann ruft sie:<br />

CONNIE Komm, m<strong>ein</strong> Liebster! Entfliehen wir <strong>die</strong>ser ungastliche<br />

StÅtte. Hier ist fÄr uns k<strong>ein</strong> Bleiben mehr. Ich wÄnsche<br />

mir <strong>ein</strong> neues, <strong>ein</strong> besseres Leben - wie in dem <strong>ein</strong>en Song.<br />

M<strong>ein</strong> GlÄck kann ich nur weit entfernt von Jenen finden.<br />

Mit spitzen Fingern deutet sie auf Carlos <strong>und</strong> den Richter.<br />

DER RICHTER Ein GlÄck, wenn wir euch los sind.<br />

Sowas hÉrt sie gar nicht gern. Sie fÅngt an zu zetern <strong>und</strong> zu<br />

kreischen <strong>und</strong> will gar nicht mehr aufhÉren, obwohl ihr<br />

Fre<strong>und</strong> ist nach nur <strong>ein</strong>er Woche wohl zuviel gesagt sie trÉstend<br />

in <strong>die</strong> Arme n<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> zu beruhigen versucht. Vergeblich.<br />

Sie wird <strong>im</strong>mer hysterischer, weil Carlos wieder s<strong>ein</strong>en<br />

Kopfstand macht <strong>und</strong> dabei s<strong>ein</strong> zweites Hauptmotiv<br />

abdudelt. FÄr <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en tumbes, unverstÅndliches GerÅuschwerk,<br />

fÄr <strong>die</strong> anderen <strong>ein</strong>e genialische Sentenz voll dunkler<br />

Ahnungen <strong>und</strong> menstrueller St<strong>im</strong>mungen.<br />

AndrÑ Kromme hÅlt sich <strong>die</strong> Ohren zu <strong>und</strong> singt:<br />

ANDRE KROMME Putschi putschi puh<br />

putt putt puh<br />

Putschi putschi puh-puh<br />

puh tutuh tuh<br />

bitsch butsch buh<br />

tsch tsch tschu tschu<br />

putschi putschi puuuuh.<br />

-Cosi fan tutte, sagt Carlos augenzwinkernd. Was Frauen<br />

wollen; Technik fÄr Frauen; Frau <strong>und</strong> H<strong>und</strong>; <strong>die</strong> Frau in der<br />

Politik; weibliche Kompetenzen; <strong>die</strong> Zungen der Frauen;<br />

Frauen all<strong>ein</strong> zu Haus; Frau <strong>und</strong> Federvieh; <strong>die</strong> GerÅusche der<br />

Frauen; HochzeitswÄnsche von Frauen; Katalog fÄr Frauen;<br />

Stadt der Frauen; der Seitensprung - was Frauen anders machen;<br />

UnterwÅsche fÄr Frauen; <strong>die</strong> Methoden der Frauen; <strong>die</strong><br />

Begierden der Frau; der weibliche Orga(ni)smus; der Duft der


Frauen; WÅschemodel - <strong>ein</strong>e Wildkatze macht Karriere; <strong>die</strong><br />

àngste der Playgirls.<br />

Er ist <strong>ein</strong> Auto mit Motorschaden, <strong>ein</strong> Segelboot mit zerrissenen<br />

Segeln, <strong>ein</strong>e total durchnÅsste SchaffellmÄtze, <strong>ein</strong> platzender<br />

Luftballon. Er ist das Gas in dem platzenden Luftballon,<br />

das zur Decke steigt <strong>und</strong> still <strong>und</strong> unsichtbar wartet, bis es<br />

<strong>ein</strong> Luftzug aus dem Fenster befÉrdert; er ist <strong>ein</strong>e berstende<br />

Schaufensterscheibe, <strong>ein</strong> GroÇfeldmikroskop ohne Linsen, <strong>ein</strong><br />

Frauenauge ohne W<strong>im</strong>perntusche, <strong>ein</strong> Hydrant ohne Wasserdruck,<br />

<strong>ein</strong> Zelt ohne Fahrtenw<strong>im</strong>pel, <strong>ein</strong>e Tankstelle ohne<br />

ZapfsÅule, <strong>und</strong> alle erkennen auf <strong>ein</strong>mal: hier hadert niemand<br />

mehr, hier komponiert jemand auf Sieg. Nach drei SÅtzen<br />

schier Äbermenschlicher Plackerei peitscht er s<strong>ein</strong>e Mannschaft<br />

atemlos ins Finale. Und der Schlusssatz bietet alles auf,<br />

was ordentlich Krach macht: schrille PiccoloflÉten <strong>und</strong> drÉhnende<br />

Posaunen stoÇen zu den ohnehin reichlich beschÅftigten<br />

BlÅsern hinzu <strong>und</strong> sorgen fÄr den agitatorischen Gestus, das<br />

gesamte Orchester sch<strong>ein</strong>t zu schmettern: gewonnen, gewonnen,<br />

gewonnen!<br />

Die ErwÅgung <strong>ein</strong>er EntfÄhrung: s<strong>im</strong>ultan auch in Amelies<br />

<strong>und</strong> AndrÑ Krommes Kopf. Was aber, wenn der oder <strong>die</strong> EntfÄhrte<br />

gar nicht entfÄhrt werden will? Dich, obwohl du nur <strong>ein</strong><br />

paar Wochen verreist warst, nicht <strong>ein</strong>mal wiedererkennt. Dich<br />

auslacht, wenn du ihn an angebliche Versprechungen <strong>und</strong><br />

TreueschwÄre erinnerst, dich gar fÄr leicht meschugge hÅlt.<br />

-Er weigere sich bei so <strong>ein</strong>em Trash mitzuspielen, sagt Ko<strong>wal</strong>ski<br />

in ihre TrÅume, fest hÅlt er Connies Handgelenk.<br />

-Ein bisschen Massengeschmack sei wohl erlaubt, erwidert<br />

Carlos. Sex sells, <strong>und</strong> sei in Anbetracht des anspruchsvollen<br />

musikalischen Rahmens best<strong>im</strong>mt k<strong>ein</strong> Verbrechen.<br />

-Ja, sagt auch der Mann mit Bart. Oder wie m<strong>ein</strong>t ihr, habe ich<br />

m<strong>ein</strong> Theater vollgekriegt? Die AbendschÄler, <strong>die</strong> Wirt-


schaftsstudenten, <strong>die</strong> paarweise oder all<strong>ein</strong>stehenden Kulturenthusiasten,<br />

den festen Abonnentenstamm?<br />

-Ihr gingen <strong>die</strong> dauernden sexistischen Anspielungen in den<br />

Me<strong>die</strong>n <strong>und</strong> <strong>im</strong> Kulturbereich auf <strong>die</strong> Nerven, sagt Anna vom<br />

Wanderver<strong>ein</strong>. EhebrÄche, erste Verabredungen, erotische<br />

MissverstÅndnisse, <strong>ein</strong> bisschen Busen hier, schwarze NetzstrÄmpfe<br />

da, oft gepaart mit Schleichwerbung. Und jetzt auch<br />

noch auf unserer Abschlussfeier.<br />

-Von Schleichwerbung kÉnne k<strong>ein</strong>e Rede s<strong>ein</strong>, sagt der Richter,<br />

der von Frauen bis letzte Woche <strong>ein</strong>e bessere M<strong>ein</strong>ung<br />

gehabt hat, <strong>und</strong> entsprechend ist das Drama konzipiert.<br />

-Die Schauspieler mÄssen sich eben mehr konzentrieren. Das<br />

letzte aus sich herausholen. Wer sowieso nur <strong>die</strong> Proben stÉren<br />

will, soll am besten gleich abhauen.<br />

Und zu Connie sagt er:<br />

-Ich dachte, du wolltest ernsthaft mitmachen. Oder hast du es<br />

dir schon wieder anders Äberlegt, weil du nicht <strong>die</strong> Hauptrolle<br />

spielen darfst?<br />

-Na, hÉr mal! ruft sie empÉrt.<br />

All<strong>ein</strong> schon der Ton! - Die AnwÄrfe sind wirklich in hÉchstem<br />

MaÇe ungerecht, <strong>und</strong> best<strong>im</strong>mt nicht geeignet, ihn noch<br />

jemals als Geschlechtspartner in ErwÅgung zu ziehen. Denn<br />

erstens spielt so etwas fÄr sie natÄrlich k<strong>ein</strong>e Rolle, <strong>und</strong> zweitens<br />

hat sie bekanntlich <strong>ein</strong>e sehr sehr schÉne Singst<strong>im</strong>me.<br />

-Sie kann, sagt Anna vom Wanderver<strong>ein</strong>, vermutlich d<strong>ein</strong>en<br />

Frauenrollen nichts abgewinnen.<br />

AndrÑ Kromme wÄrde jetzt gern Connies Aufmerksamkeit<br />

erregen. Statt dessen fÅngt er <strong>ein</strong>en langen Blick von Paula<br />

auf.<br />

Die grauen MÅuse, denkt er, <strong>die</strong> froh s<strong>ein</strong> mÄssen, <strong>ein</strong>en abzukriegen,<br />

sind wahrsch<strong>ein</strong>lich treu. Aber wer will <strong>die</strong> schon?<br />

Wer wÅre mit so <strong>ein</strong>er denn zufrieden?


ES WAR NOCH VORMITTAG <strong>und</strong> der Park ganz leer, <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Einkaufszentren schon voll mit Hausfrauen, <strong>die</strong> DiÅtbecher<br />

Eis aÇen oder sich Äberlegten, ob sie zur Bank mussten, frisches<br />

Geld holen. Am Sch<strong>alt</strong>er stand Sonja <strong>und</strong> langweilte<br />

sich. Sie hatte sich <strong>ein</strong> Kaugummi in den M<strong>und</strong> geschoben,<br />

das sie <strong>im</strong>mer schnell in der Backe versteckte, sobald <strong>ein</strong><br />

K<strong>und</strong>e ankam, <strong>und</strong> sich so hingestellt, dass <strong>die</strong> Kollegen an<br />

den Schreibtischen nur ihren RÄcken sehen konnten, weil sie<br />

zwischendurch <strong>im</strong>mer versuchte, mit dem Kaugummi mÉglichst<br />

groÇe Blasen zu erzeugen. Dabei hieÇ es aufpassen <strong>und</strong><br />

mÉglichst lange <strong>die</strong> Luft anh<strong>alt</strong>en, sonst verformte sich <strong>die</strong><br />

Blase zu <strong>ein</strong>em schlappen, schalenlosen Ei, das am Kinn oder<br />

auf der Nase festklebte. Als es wieder <strong>ein</strong>mal soweit war, dass<br />

<strong>die</strong> Blase an Luft verlor <strong>und</strong> sie mit aller Kraft dagegen anblies,<br />

stand plÉtzlich <strong>ein</strong> K<strong>und</strong>e vor ihr, <strong>ein</strong> <strong>alt</strong>er schrumpeliger<br />

Mann, den sie noch nie gesehen hatte, mit <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en<br />

schrumpeligen MÉhre in der Hand, <strong>ein</strong>er von <strong>die</strong>sen durchsichtig<br />

<strong>und</strong> kÄnstlich aussehenden Dingern, <strong>die</strong> man fÄr zwei<br />

Cent <strong>im</strong> Supermarkt kaufen kann, <strong>die</strong> aber niemand kaufen<br />

will, weil jeder sich unwillkÄrlich fragt, ob <strong>die</strong> jemals auch<br />

nur <strong>ein</strong>en KrÄmel Erde gesehen haben.<br />

-Darf ich da mal r<strong>ein</strong>stechen <strong>und</strong> sie zum Platzen bringen,<br />

fragte er, wobei er mit der MÉhre auf <strong>die</strong> Blase zeigte.<br />

Sonja dachte, sie hÅtte sich verhÉrt.<br />

-War nur <strong>ein</strong> Scherz, sagte er <strong>und</strong> zwinkerte ihr zu, dass ihr<br />

fast schlecht wurde.<br />

Sie be<strong>die</strong>nte ihn schnell <strong>und</strong> war froh, als er wieder weg war.<br />

Sie freute sich schon auf ihre Zigarettenpause.<br />

Leider stand er zehn Minuten spÅter wieder da <strong>und</strong> m<strong>ein</strong>te, er<br />

habe noch etwas vergessen. Er wolle sie nicht belÅstigen, aber<br />

ob sie sich abends treffen kÉnnten.<br />

Als sie ihn zuerst verstÅndnislos anglotzte <strong>und</strong> dann erschrocken<br />

den Kopf schÄttelte: ob sie ihm nicht wenigstens ihre


Telefonnummer ...? N<strong>ein</strong>? Auch nicht? - Sie mÄsse verstehen.<br />

Sie sei ihm auf Anhieb positiv aufgefallen.<br />

-Im Vergleich zu den ganzen krawattenbehangenen<br />

Sesselfurzern, <strong>die</strong> bei euch herumhÅngen, sagte er. Kurz <strong>und</strong><br />

gut, ich bin auf der Suche nach <strong>ein</strong>er Fre<strong>und</strong>in.<br />

Sie wollte gerade losziehen, den Abteilungsleiter holen, da<br />

entschuldigte er sich in aller Form <strong>und</strong> blickte sie verschwÉrerisch<br />

an.<br />

-Alles Quatsch, sagte er. Nur <strong>ein</strong> Vorwand, mit dem ich dich<br />

von hier weglocken wollte.<br />

-?<br />

-Du musst unbedingt mitkommen <strong>und</strong> mir helfen. Ich komme<br />

vom Planeten Sirius 12 Strich 2. Im Vorgarten hinter der Hecke<br />

steht m<strong>ein</strong> Raumschiff <strong>und</strong> ich brauche dringend frisches<br />

Menstruationsblut von <strong>ein</strong>er menschlichen Jungfrau, um es<br />

starten zu kÉnnen.<br />

-Woher er wisse, dass sie ...<br />

-FÄr ErklÅrungen sei k<strong>ein</strong>e Zeit. Er werde von fiesen auÇerirdischen<br />

Bestien verfolgt, <strong>und</strong> wenn <strong>die</strong>se ihn erst <strong>ein</strong>mal geortet<br />

hÅtten, sei alles aus <strong>und</strong> vorbei.<br />

Er griff nach ihrem Arm <strong>und</strong> zog sie aus ihrem Sch<strong>alt</strong>er, wobei<br />

ihre Kaugummiblase platzte <strong>und</strong> auf der glattpolierten<br />

Theke kleben blieb.<br />

-Los, schnell, rief er, <strong>und</strong> da packte sie <strong>die</strong> Abenteuerlust, <strong>und</strong><br />

sie lief ihm hinterher.<br />

Im Raumschiff war es eng <strong>und</strong> gemÄtlich. Ein bisschen wie<br />

<strong>im</strong> <strong>alt</strong>en Flottbeker Kino, fand sie, nur dass es hier k<strong>ein</strong> Popcorn<br />

gab. Aber bevor sie ihm <strong>ein</strong> Kompl<strong>im</strong>ent wegen der Einrichtung<br />

machen konnte, zauberte er <strong>ein</strong>e groÇe TÄte Popcorn<br />

aus der KombÄse. Dann flogen sie los. Zuerst ging es nach<br />

Alpha Centauri <strong>und</strong> von dort weiter Äber Beteigeuze nach<br />

Gamma Pegasi. Zwischendurch wurden sie zwar <strong>ein</strong>mal be-


schossen, aber es war nur <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Bananenbomber, der<br />

k<strong>ein</strong>en groÇen Schaden anrichtete.<br />

Bei der Landung wurden sie von den Eingeborenen herzlich<br />

begrÄÇt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> ganze Zeit schon auf sie gewartet hatten. Fanfaren<br />

tÉnten, bunte Luftballons stiegen in den H<strong>im</strong>mel <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

planetaren Nationalfahnen wehten weithin Äber <strong>die</strong> Steppe.<br />

Sonja bekam <strong>ein</strong>en leichten, herrlich duftenden Blumenkranz<br />

umgehÅngt <strong>und</strong> durfte ihren neuesten Steptanz vorfÄhren, erst<br />

letzte Woche frisch in der Tanzschule gelernt. Leider waren<br />

<strong>die</strong> Eingeborenen, <strong>die</strong> aussahen wie groÇe fette HÄhner, geistig<br />

etwas beschrÅnkt <strong>und</strong> hatten den fremden Usurpatoren, <strong>die</strong><br />

in glÅnzenden RÄstungen aus f<strong>ein</strong>stem Niobium-Edelstahl<br />

quixotegleich durch <strong>die</strong> Landschaft stolzierten, nicht viel entgegenzusetzen.<br />

-Darum sind wir hier, sagte ihr ReisegefÅhrte, der sich als<br />

Kader Abd el XX7/Y-11 vorgestellt hatte.<br />

Er trug jetzt, wegen des Windes, wie er sagte, <strong>ein</strong>en grÄnen<br />

Filzhut, unter dem s<strong>ein</strong> Schrumpfkopf nicht so auffiel. Gewissenhaft<br />

baute er <strong>ein</strong>e groÇe gut geschmierte Maschine zusammen,<br />

<strong>die</strong> aussah wie <strong>ein</strong>e Flugzeugturbine <strong>und</strong> mit der er<br />

<strong>die</strong> herumirrenden MetallgeschÉpfe <strong>ein</strong>s nach dem Anderen<br />

ansaugte <strong>und</strong> zerschredderte. Zwischendurch erwischte er<br />

leider manchmal auch <strong>ein</strong> paar der HÄhner, <strong>und</strong> dann flogen<br />

ihre Federn in der Landschaft herum <strong>und</strong> <strong>die</strong> Turbine musste<br />

kurz angeh<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> gesÅubert werden, denn organischen<br />

Dreck vertrug sie Äberhaupt nicht.<br />

WÅhrend Kader Abd s<strong>ein</strong>en wichtigen AuftragstÅtigkeiten<br />

nachging, blieb Sonja genug Zeit, sich den fremden Planeten<br />

etwas genauer anzusehen.<br />

Im hintersten Winkel <strong>ein</strong>es dunklen Waldes traf sie Goneril,<br />

der damals dort wohnte. Goneril war ungeheuer groÇ <strong>und</strong><br />

ungeheuer schwer <strong>und</strong> ungeheuer hÅÇlich. Genaugenommen<br />

war er <strong>ein</strong> Ungeheuer, <strong>ein</strong>es der letzten echten <strong>und</strong> nicht<br />

nachgemachten Ungeheuer, <strong>die</strong> sich in unserem Universum


geh<strong>alt</strong>en haben, <strong>und</strong> vielleicht stand er auch auf XX7/Y-11s<br />

Abschussliste, ganz klar war das nicht.<br />

Goneril war k<strong>ein</strong> gewÉhnliches Ungeheuer. Er hatte in s<strong>ein</strong>em<br />

ganzen Leben noch nie etwas BÉses getan, unertrÅglichen<br />

Radau gemacht oder laut geflucht oder den M<strong>und</strong> hÅmisch<br />

verzogen oder <strong>ein</strong> Tier gequÅlt oder mit den FÄÇen wild aufgestampft.<br />

Stattdessen pflÄckte er Blumen <strong>und</strong> band sie zu<br />

groÇen prÅchtigen oder extravaganten StrÅuÇen. Er sah den<br />

Schmetterlingen be<strong>im</strong> Fliegen zu <strong>und</strong> wie sie Nektar aus den<br />

BlÄten saugten. Am Morgen sang er der Sonne <strong>ein</strong> BegrÄ-<br />

Çungslied, <strong>und</strong> am Abend legte er sich mit <strong>ein</strong>em beseligten<br />

LÅcheln zum Schlafen ins Gras. Er war so lieb, dass ihn selbst<br />

MÄcken <strong>und</strong> Zecken verschonten.<br />

Eines Morgens, als Goneril gerade <strong>die</strong> Sonne begrÄÇte, hÉrte<br />

er Sonjas St<strong>im</strong>me hinter sich. Erschrocken fuhr er herum.<br />

-Ben<strong>im</strong>mt sich so <strong>ein</strong> Ungeheuer, fragte ihn Sonja vorwurfsvoll.<br />

Und nochmals:<br />

-So ben<strong>im</strong>mt sich doch k<strong>ein</strong> Ungeheuer.<br />

Goneril schaute das hÄbsche MÅdchen mit groÇen Augen an.<br />

-Wie ben<strong>im</strong>mt sich denn <strong>ein</strong> Ungeheuer? fragte er.<br />

-WeiÇt du das nicht? Ungeheuer brÄllen herum, machen ungeheuren<br />

LÅrm <strong>und</strong> erschrecken <strong>die</strong> ganze Gegend, sagte Sonja.<br />

-Sie erschrecken <strong>die</strong> ganze Gegend? fragte Goneril Äberrascht.<br />

Warum machen Ungeheuer denn sowas?<br />

Über soviel Unwissenheit musste Sonja den Kopf schÄtteln.<br />

-Ungeheuer sind zum Erschrecken geboren, erklÅrte sie. Sie<br />

jagen allen Angst <strong>ein</strong>. Und niemals, hÉrst du, niemals habe ich<br />

von <strong>ein</strong>em Ungeheuer gehÉrt, das Blumen pflÄckt <strong>und</strong> Lieder<br />

singt.<br />

Goneril dachte angestrengt nach <strong>und</strong> fragte:<br />

-Wie erschreckt man denn jemand?<br />

Sonja schlug ihm mit der Hand gegen <strong>die</strong> Stirn.


-Du weiÇt aber auch gar nichts. Du musst herumspringen <strong>und</strong><br />

laut brÄllen, mit den FÄÇen aufstampfen <strong>und</strong> wild mit den<br />

Klauen fuchteln.<br />

Goneril erhob sich.<br />

-Ich werde dich jetzt erschrecken, sagte er entschlossen <strong>und</strong><br />

trat zwei Schritte vor. Achtung, jetzt fange ich an.<br />

Er hob <strong>die</strong> Arme, sprang <strong>im</strong> Dreieck <strong>und</strong> versuchte, <strong>ein</strong> finsteres<br />

Gesicht zu machen. Dazu rief er mehrmals: Buh, buhuh,<br />

buh!<br />

Da hÉrten sie jemanden w<strong>ein</strong>en. Goneril sah sich voller Sorge<br />

um. Im Gras saÇ <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Hase <strong>und</strong> w<strong>ein</strong>te dicke TrÅnen.<br />

S<strong>ein</strong>e langen Ohren hingen traurig herab.<br />

Sonja spreizte ihre B<strong>ein</strong>e, aber best<strong>im</strong>mt nicht fÄr den<br />

MÄmmelhasen.<br />

-MÄmmel! rief sie entnervt. Immer taucht er auf, wo er absolut<br />

nicht zu gebrauchen ist.<br />

Zu Goneril sagte sie:<br />

-Mach weiter. Es wird schon.<br />

Der aber beugte sich zu dem HÅschen herunter <strong>und</strong> sagte so<br />

lieb er konnte:<br />

-Entschuldigung. Habe ich dich erschreckt?<br />

Sonja verdrehte <strong>die</strong> Augen.<br />

-Das wird nichts, sagte sie zu sich selbst.<br />

N<strong>ein</strong> wirklich. Bevor <strong>die</strong>ser Goneril sich nicht von Gr<strong>und</strong> auf<br />

Ånderte, wÄrde sie niemals in ihrem Leben schmutzigen bÉsen<br />

Sex haben mit <strong>ein</strong>em schmutzigen bÉsen Ungeheuer.<br />

GruÇlos drehte sie sich um <strong>und</strong> machte sich davon.<br />

In der Zwischenzeit hatte Kader Abd s<strong>ein</strong>en Auftrag mit gro-<br />

Çer Sorgf<strong>alt</strong> <strong>und</strong> viel FingerspitzengefÄhl erledigt. Er hatte<br />

unter dem Beifall der Menge s<strong>ein</strong>e Apparatur wieder abgebaut<br />

<strong>und</strong> sie zurÄck ins Raumschiff geladen. Zuletzt machte er<br />

noch <strong>ein</strong>en entsprechenden Vermerk <strong>im</strong> firmeninternen Auftragssystem.


-Wir ziehen weiter, sagte er zu Sonja, <strong>und</strong> da verstand sie,<br />

dass er <strong>ein</strong>e Art kosmischer KammerjÅger war, der <strong>die</strong> Planeten<br />

von lÅstigem Ungeziefer befreite.<br />

-Ihr kommt auch noch dran, sagte er zu Sonja. Aber ihr seid<br />

schon so viele, dass m<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Turbine kaputtgehen wÄrde.<br />

Bevor sie etwas dazu sagen konnte, waren sie schon wieder<br />

mit mindestens 3g Karacho unterwegs.<br />

Aus dem nÅchsten Auftrag wurde leider nichts, denn vÉllig<br />

Äberraschend absorbierte sie <strong>ein</strong> schwarzes Loch, das in k<strong>ein</strong>er<br />

Raumkarte verzeichnet war, <strong>und</strong> sie in <strong>ein</strong> fremdes, vÉllig<br />

menschenleeres Universum schleuderte, in dem delta peh mal<br />

delta ix kl<strong>ein</strong>er als haquer war. Dort trafen sie <strong>ein</strong>en intelligenten<br />

Planeten, der mit ihnen Kontakt aufnahm, indem er in<br />

ihre GehirnstrÉme <strong>ein</strong>drang. Wenigstens versuchte er es, aber<br />

auf <strong>ein</strong>e Weise, <strong>die</strong> bei Sonja zu <strong>ein</strong>er Art Seekrankheit <strong>und</strong><br />

schlieÇlich zu Durchfall <strong>und</strong> Erbrechen fÄhrte. Nur gut, dass<br />

ihr GefÅhrte so hoch entwickelt war, dass s<strong>ein</strong>e Natur k<strong>ein</strong>e<br />

Darmwinde kannte. Auch konnte er <strong>die</strong> leisen aber lebenswichtigen<br />

Hinweise des fremden H<strong>im</strong>melskÉrpers mÄhelos<br />

verstehen.<br />

-Wir mÄssen uns da vorne durch das Wurmloch quÅlen, sagte<br />

er. Einen anderen Weg zurÄck gebe es laut Auskunft des intelligenten<br />

Planeten nicht.<br />

Ganz schÉn verrÄckt, dachte Sonja, wÅhrend sie langsam so<br />

dÄnn wurde, wie sie es sich <strong>im</strong>mer gewÄnscht hatte.<br />

Als nÅchstes landeten sie auf <strong>ein</strong>er Welt voller schÉner MÅnner.<br />

So voll war <strong>die</strong>ser Planet, dass fÄr hÅssliche schmutzige<br />

Affen auf dem Erdboden k<strong>ein</strong> Platz mehr war, sondern <strong>die</strong>se<br />

mussten sich auf <strong>die</strong> BÅume verflÄchtigen <strong>und</strong> dort oben ihre<br />

schmutzigen kl<strong>ein</strong>en GeschÅfte verrichten.<br />

-Herrlich, sagte Sonja <strong>und</strong> badete in <strong>die</strong>sem Meer schÉner<br />

MÅnner.


Am liebsten wÅre sie fÄr <strong>im</strong>mer dageblieben, <strong>und</strong> <strong>die</strong> MÅnner<br />

baten sie auch darum, denn sie hatten aufgr<strong>und</strong> <strong>ein</strong>er Seuche,<br />

vor der <strong>ein</strong>en nur das Y-Chromosom beschÄtzt, ihre Frauen<br />

verloren <strong>und</strong> suchten hÅnderingend nach <strong>ein</strong>em Ersatz, der sie<br />

befriedigen <strong>und</strong> Stammmutter ihrer Kinder werden wÄrde.<br />

Sonja Äberredete den Piloten, <strong>ein</strong>ige Zeit mit ihr auf dem Planeten<br />

zu bleiben, damit sie <strong>ein</strong> paar MÅdchen austragen konnte.<br />

Dies kam ihm durchaus zupass, denn es zeigte sich, dass er<br />

schwul war. Sonja hatte das eigentlich schon <strong>die</strong> ganze Zeit<br />

vermutet, da er sie bisher nie angemacht hatte, auÇer am Anfang<br />

mit der MÉhre, aber komm, das war wirklich nur gespielt.<br />

Wie sie aus Vorabendserien wusste, hatten schwule<br />

MÅnner auch Vorteile. Zu schwulen MÅnnern konnte <strong>ein</strong>e<br />

Frau <strong>ein</strong> vollkommen neutrales, fre<strong>und</strong>schaftliches VerhÅltnis<br />

aufbauen, fast wie zu ihrer besten Fre<strong>und</strong>in.<br />

Unter schÉnen MÅnnern sind <strong>die</strong> Schwulen gar nicht selten,<br />

besonders wenn sie k<strong>ein</strong>e andere Wahl haben <strong>und</strong> das Internet<br />

mit den <strong>alt</strong>en Pornofilmen von frÄher als es noch genug Frauen<br />

gab <strong>die</strong> sich fÄr <strong>ein</strong> paar KrÉten gern abfilmen lieÇen funktioniert<br />

nicht mehr weil irgend<strong>ein</strong> moralinsaurer DÉdel von<br />

der KontrollbehÉrde alles gelÉscht hat.<br />

Den hÅsslichen Affen blieb sowieso nichts Anderes Äbrig als<br />

von oben zuzugucken, wie <strong>die</strong> da unten sich vergnÄgten.<br />

Eines Tages, als Sonja schon 4 oder 5 MÅdchen ausgetragen<br />

hatte, was hier schneller ging als auf der Erde, wo es bekanntlich<br />

9 Monate dauert, <strong>und</strong> damit <strong>ein</strong> interessantes Thema fÄr<br />

<strong>ein</strong>e medizinische Doktorarbeit wÅre, aber Sonja stu<strong>die</strong>rte ja<br />

nicht Medizin, weil sie vom Gymnasium abgegangen war,<br />

weil sie nicht mehr mitkam, weil sie k<strong>ein</strong>e Lust zu lernen<br />

hatte, obwohl auf der Berufsschule wurde auch ganz schÉn<br />

was verlangt, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Arbeitstage waren <strong>ein</strong>deutig lÅnger als<br />

bei SchÄlern, <strong>die</strong> nachmittags meist Zeit zum Faulenzen hatten<br />

<strong>und</strong> in der Sonne sitzen konnten, wÅhrend man selbst am<br />

Sch<strong>alt</strong>er stand, bis <strong>die</strong> Sonne weg war (Das macht nichts,


sagten <strong>die</strong> schÉnen MÅnner, wenn Sonja ihnen vor oder wÅhrend<br />

des Zeugungsaktes ihr Abgangszeugnis zeigte, denn sie<br />

wollte nicht als BeischlafbetrÄgerin ersch<strong>ein</strong>en, mit der man<br />

sich unter vollkommen falschen Voraussetzungen vermehrte.<br />

Wir suchen k<strong>ein</strong>e intelligente Frau. Intelligent sind wir selber.),<br />

kam XX7/Y-11 aus der schÉnen antiken Villa, in <strong>die</strong> er<br />

sich mit <strong>ein</strong> paar Dutzend schwulen Fre<strong>und</strong>en verzogen hatte<br />

<strong>und</strong> sagte erschÉpft:<br />

-Ey Sonja, ich bin heute ja so durch den Wind.<br />

Und als sie ihn fragend anguckte:<br />

-Wegen der vielen durchgeknallten Unterirdischen in <strong>die</strong>ser<br />

Gegend. Zu allem Überfluss haben sie in unserem Garten den<br />

ganzen Rasen umgegraben. Das sieht vielleicht aus! Du ahnst<br />

nicht, wie schwer es ist, solche Lebensformen zu vertreiben,<br />

wenn man sie sich erst mal <strong>ein</strong>gefangen hat. Selbst fÄr mich<br />

als kosmischer KammerjÅger. Vergiften will ich sie auch<br />

nicht, sonst liegen hinterher <strong>die</strong> ganzen Kadaver unter der<br />

Erde, <strong>und</strong> das Gift verteilt sich auch da unten.<br />

Er schopperte mit den Armen, um <strong>die</strong> schleichende Vergiftung<br />

unter der Erde zu veranschaulichen.<br />

-Im Moment bin ich noch am Äberlegen, was ich mache.<br />

Derweil graben sie munter weiter ihre GÅnge <strong>und</strong> vermehren<br />

sich wahrsch<strong>ein</strong>lich wie <strong>die</strong> MÄmmelhasen.<br />

Diese Bemerkung erinnerte Sonja an das Ungeheuer <strong>und</strong><br />

st<strong>im</strong>mte sie irgendwie traurig. Der Sex mit vielen schÉnen<br />

MÅnnern war auf <strong>die</strong> Dauer doch etwas <strong>ein</strong>tÉnig.<br />

Das fand auch Kader Abd.<br />

-Eigentlich sei ihm schon geraume Zeit langweilig, vertraute<br />

er ihr an. SchÉne MÅnner hin oder her, es gebe nun <strong>ein</strong>mal<br />

Dinge <strong>im</strong> Leben, <strong>die</strong> wichtiger seien als Sex. Er habe <strong>ein</strong>en<br />

Notruf von s<strong>ein</strong>er Zentrale empfangen, dass sie von <strong>ein</strong>er<br />

Übermacht Ungeheuer angegriffen wÄrden, <strong>und</strong> danach nichts<br />

mehr. Absolut nichts! Daher mÄsse er sich unbedingt sofort<br />

auf den Weg machen, um dort nach dem Rechten zu sehen.


Widerstrebend lieÇ sie sich zurÄck ins Raumschiff fÄhren,<br />

denn in <strong>ein</strong>en der schÉnen MÅnner hatte sich Sonja, wie ihr<br />

erst <strong>im</strong> Moment des Abschiedes siedendheiÇ <strong>ein</strong>fiel, als schon<br />

nichts mehr zu machen war, unsterblich verliebt <strong>und</strong> wÅre<br />

gern mit ihm <strong>alt</strong> geworden.<br />

-Dann muss ich eben warten, bis d<strong>ein</strong>e TÉchter groÇ sind,<br />

sagte er be<strong>im</strong> Abschied <strong>und</strong> gab ihr <strong>ein</strong>en sagenhaften Zungenkuss,<br />

den sie ihr Lebtag nicht vergessen wÄrde. Jedem<br />

ihrer Liebhaber wÄrde <strong>die</strong>ser Kuss unter <strong>die</strong> Nase gerieben<br />

werden. Nicht mal <strong>ein</strong> Carlos konnte da mith<strong>alt</strong>en. Und wer<br />

nicht mith<strong>alt</strong>en konnte, wurde auch nicht mit <strong>ein</strong>er entsprechenden<br />

Bemerkung verschont. Denn so war Sonja. Immer<br />

geradeheraus, wenn ihr etwas missfiel. Auch <strong>die</strong> schÉnen<br />

MÅnner hatten darunter zu leiden gehabt, sich aber aus verstÅndlichen<br />

GrÄnden nicht zu beschweren getraut.<br />

-SchÉn <strong>und</strong> dabei noch gute Liebhaber, schwÅrmte sie Abd el<br />

XX7/Y-11 vor, als sie zusammen <strong>im</strong> Raumschiff saÇen <strong>und</strong><br />

sich anschnallten, aber der wollte nichts mehr davon hÉren,<br />

sondern beschleunigte mit mindestens 4g, so dass der <strong>alt</strong>e<br />

Kasten, der <strong>im</strong>merhin <strong>ein</strong> schwarzes Loch, <strong>ein</strong>en Wurmfaden<br />

<strong>und</strong> was weiÇ ich nicht alles Äberstanden hatte, ganz schÉn in<br />

s<strong>ein</strong>en NÅhten knirschte.<br />

Auf der Basisstation: k<strong>ein</strong>e Menschenseele. Alle KammerjÅger<br />

ausgerÅuchert. Stattdessen lagen Äberall groÇe BruchstÄcke<br />

von Schreddermaschinen herum (<strong>und</strong> kamen teilweise<br />

auch noch wie Weltraumschrott von oben angeflogen), <strong>die</strong><br />

ihnen den Weg versperrten, <strong>und</strong> in den Verw<strong>alt</strong>ungsbÄros<br />

herrschte <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges Tohuwabohu.<br />

-Als ob <strong>ein</strong>e Bombe <strong>ein</strong>geschlagen hÅtte, sagte Sonja indigniert.<br />

Oder jemand hat etwas gesucht.<br />

-Ob s<strong>ein</strong>e Firma in kr<strong>im</strong>inelle Machenschaften verwickelt sei?<br />

fragte sie XX7/Y-11.<br />

Der schÄttelte heftig den Kopf.


-Wir doch nicht. Alle Steuern <strong>und</strong> Abgaben <strong>im</strong>mer brav bezahlt,<br />

kannst du mir glauben. An so etwas Äberhaupt zu denken!<br />

Er war total fertig.<br />

-Was soll ich bloÇ tun? fragte er s<strong>ein</strong>e Begleiterin, aber <strong>die</strong><br />

wusste auch nicht weiter, sondern gÅhnte ausgiebig. Am liebsten<br />

wÅre sie an ihrem ordentlichen, sauberen Arbeitsplatz bei<br />

der Sparkasse gestanden, wo gleich <strong>die</strong> Zigarettenpause anfangen<br />

wÄrde. Hier aber musste sie st<strong>und</strong>enlang rumstehen<br />

<strong>und</strong> sich ohne Kaugummis <strong>und</strong> Zigaretten Abd el XX7/Y-<br />

11s's GenÉle anhÉren, der total ausflippte, als er feststellte,<br />

dass er k<strong>ein</strong>e Chefs mehr hatte, <strong>die</strong> ihm neue AuftrÅge erteilen<br />

<strong>und</strong> auch sonst <strong>die</strong> Richtung weisen konnten. Dabei lag eigentlich<br />

klar auf der Hand, was zu tun war. Neues Personal<br />

musste angeheuert <strong>und</strong> das Unternehmen neu aufgestellt werden,<br />

damit es <strong>im</strong> intergalaktischen Konkurrenzkampf wettbewerbsfÅhig<br />

blieb.<br />

Unten an der Rolltreppe zur Startrampe wartete das HÅschen,<br />

wie in der bekannten Geschichte mit dem Igel, <strong>und</strong> duckte<br />

sich vor dem umherfliegenden Weltraumschrott.<br />

-Ach, du grÄne Neune. Was tust du denn hier, fuhr Sonja es<br />

an.<br />

Aber Kader Abd wollte von <strong>ein</strong>em anstÅndigen Abendessen<br />

nichts wissen, <strong>und</strong> das nach all dem FertigfraÇ der letzten<br />

Zeit, sondern fragte das HÅschen, wo es denn herkomme.<br />

Dieses warf Sonja <strong>ein</strong>en scheuen <strong>und</strong> sehr traurigen Blick zu,<br />

so dass <strong>die</strong> schon fast Mitleid bekam, obwohl sie sonst nur<br />

Mitleid mit schÉnen, sympathischen Menschen hatte, nicht<br />

jedoch mit krankhaft verhuschten Hasenohren.<br />

-Ich s<strong>ein</strong> kommer von fremde Gallaktis, es angselick stammel.<br />

Amerigo kallt, nannt bei groÇe Decktend von Maglan. Dottin<br />

mir schlagen Weller von armes Mutt <strong>und</strong> decker Stolz. Stellen<br />

fest mussten warn nicht eier Gelb, Ausfluss von sieches Kopf,


ich mich bildeter <strong>ein</strong> glucksleik in fremde Gefilde Kuchenpuste.<br />

Kommen rÄck zu k<strong>ein</strong>sahnend wase passe in Zischzeit<br />

mich verwandel in m<strong>ein</strong>e Bett wie Kanz Frackta liegen da<br />

nicht kommen weg von RÄcklage direkt in Armer von d<strong>ein</strong>e<br />

Bruder laufer mich dickes Packpapier Äbergeb du glauben ich<br />

Lust lesen zu? fragen ihn mich gucken drohnlich an stehen<br />

schriepen rexob mit Stampel so <strong>und</strong> viel Zeit mich reiten bevor<br />

auf m<strong>ein</strong>e Prozesseiung sprechen mit vieles Leuter denker<br />

<strong>und</strong> bitter Lautstung zÅhlen soll in unsere Geschellehaft<br />

Kustenpuche noch mal Gegenteil s<strong>ein</strong> <strong>die</strong> FÅlle Richtung k<strong>ein</strong><br />

Gnaater kennen wenn hÉren ich bitten M<strong>und</strong>ig ich bitten Stefan<br />

bitten AndrÑ aber nur schl<strong>im</strong>mer machen finden noge HÉr<br />

in Saal wo h<strong>und</strong>ert KorifÅn warten lank <strong>und</strong> feggeb hoffen auf<br />

Urteils milder frage nach ihre M<strong>ein</strong>ung jede sagen ander<br />

Kranz <strong>und</strong> Kakfa Empfohle zugeh Anw<strong>alt</strong> nichts Stefan renommier<br />

<strong>und</strong> besser Kontacke mit Richt. / -Gut-Rat, sagen<br />

ich. Teurer. / Sagt-Tan. Hin. / -Oh-oh-oh! blicken mir<br />

sorgigvoll an ganz schwere Fall er schwÅrig wackopfle ich<br />

nicht wissen er Åppeln mit Ferd, Geld wollen ver<strong>die</strong>n oder<br />

m<strong>ein</strong>e ernst. / Er sagen nichts. Erkennung mich, m<strong>ein</strong> Falle<br />

verzweifelt viele Sitzen PÄschater suchen zurate Duld ich nix<br />

habe fuÇlich <strong>und</strong> fuÇlicher wern raten mir solle ich<br />

abzuagieren mit Boxen. / -Boxen? ich fragen, unglauben mich<br />

hÉrt verzu. Mir <strong>ein</strong>er geben an Kopf, dann ich richtig muss zu<br />

PÄschater. / -Nei, nei, nur Sack, er sagen. Zu giere ab a. Sack<br />

aus Pollesta. / Reich trost ich. Falle mir <strong>ein</strong>, wie zuhause bei<br />

m<strong>ein</strong> Elter in Wutigkeit Stuhl deppern zerin Wands. Elter nix<br />

sagen, nur los von Sprach vor soviel Krafte sinnlos verw<strong>alt</strong>ern.<br />

/ -Schon kenne Sack, ich deshalb sagen. Nitz nutze bei<br />

mix. / Sie mir noch <strong>die</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Rateschlager teilzu. Ich warten<br />

ab <strong>und</strong> werden soller ruhk. Komme k<strong>ein</strong> Brief mehr von<br />

Richt, nur Zettel mit Nummer, machen kauder mich, merkel<br />

wirr <strong>und</strong> fill Angs, renne zurck Dokter zurck lammter<br />

Lemmert Lametta. / Spuren nicht wollen sagen voll Klem-


mung <strong>und</strong> weh angselick mich verstecken zu Gornil er singen<br />

fruhstÄckte Lieden Morgen bis Abessen ich s<strong>ein</strong> froh singen<br />

mit in falsche Ton k<strong>ein</strong>er machen aus dann du kommen. Mich<br />

holen, ich denken.<br />

-Ich dich? sagen Sonja. Lachhaftig! Du mich verfolgen. Seit<br />

Tag <strong>und</strong> Jahren. Hier Dottchens erzÅhlen, um nicht landen in<br />

zu m<strong>ein</strong> Bratetopf. Immer ich auf StraÇe gehe, du stehen<br />

schon da <strong>und</strong> lauer mir auf mit d<strong>ein</strong>e schafe Fre<strong>und</strong>elheit ich<br />

nicht zu sagen trauer hau endlich ab du ver<strong>die</strong>nst PrÄgel<br />

ver<strong>die</strong>nerst du dich.<br />

HÉren das nicht glucksig machen Hasohr <strong>und</strong> stammel:<br />

-Klucker du wÅrsen, mich wahlen wÅnn. Was ich erwarten<br />

fanebel Östragon Gestagen <strong>und</strong> ander Geschelharmonika s<strong>ein</strong><br />

d<strong>ein</strong> Kirnhals <strong>und</strong> Zephaloton fonfol.<br />

-PrÄgel ver<strong>die</strong>nerst, sie wiederholen.<br />

Doch Abt von Kader Haschen schutzend nehme auf s<strong>ein</strong>e<br />

Arm.<br />

-Konig s<strong>ein</strong> tot, er kurz sagen <strong>und</strong> b<strong>und</strong>ig. Du Chef - ich nix.<br />

Lang leben Konig!<br />

á<br />

Zur Hofseite des neu errichteten BankgebÅudes mit der Äbertriebenen<br />

Glasfassade, das sich 8 Stockwerke in den H<strong>im</strong>mel<br />

reckte, stand auf halbem Weg zur Eingangspforte zu den Elbterrassen<br />

<strong>ein</strong> unaufgeregter Zigarettenautomat. Daneben bis<br />

vor kurzem <strong>ein</strong>e Sitzbank, auf der sich alle Nikotinjunkies der<br />

Umgebung <strong>im</strong>mer gern entspannt niedergelassen hatten, so<br />

lange, bis sie <strong>ein</strong>em Raucherf<strong>ein</strong>d unter den BezirksrÅten ins<br />

Visier gerieten, der s<strong>ein</strong>e Kollegen mit dem Argument Äberzeugte,<br />

dass, wer sich auf <strong>ein</strong>e Bank setzen wolle, auch gut<br />

<strong>die</strong> paar Meter weiter gehen kÉnne. An der Elbe stÄnden genug<br />

BÅnke.


Still liegt der Platz,<br />

still liegt der Park, kickikidu.<br />

Als Ihr in <strong>die</strong> Hofgasse <strong>ein</strong>bogt, erblicktet Ihr vor dem Automaten<br />

<strong>ein</strong>e reglose Frauengest<strong>alt</strong>, wie in <strong>ein</strong>e Art Stillleben<br />

<strong>ein</strong>gebettet vor dem depr<strong>im</strong>ierenden Hintergr<strong>und</strong> des BankgebÅudes,<br />

<strong>und</strong> irgend<strong>ein</strong> unerklÅrlicher Impuls, sei's wegen ihrer<br />

sogar von Ferne wahrnehmbaren <strong>und</strong> Euch sogleich vertraut<br />

vorkommenden weiblichen Anziehungskraft, der Ihr aus mÄder<br />

Unkonzentriertheit nach der Éden Schulst<strong>und</strong>e nicht widerstehen<br />

konntet, oder des momentanen GefÄhls der Einsamkeit<br />

wegen, das Euch schon lange verfolgte, trieb Euch<br />

wie trockenes Laub auf sie zu, das von <strong>ein</strong>er BÉe jÅhlings mit<br />

mÅchtigem Schub gegen <strong>ein</strong>e Mauer gewedelt wird, wo es<br />

abrupt zum Stillstand kommt.<br />

Sie trug <strong>ein</strong>e graue, nicht unelegante <strong>und</strong> mit <strong>ein</strong>igen glitzernden<br />

TrÉpfchen gesprenkelte Sommerjacke, deren ReiÇverschluss<br />

sie eben jetzt Éffnete, <strong>und</strong> war von der Be<strong>die</strong>nung des<br />

Automaten derart in Anspruch genommen, dass sie Euer Herankommen<br />

gar nicht bemerkte, wÅhrend Ihr hinter dem herabhÅngenden<br />

Aufschlag der Jacke bereits <strong>die</strong> wohl gest<strong>alt</strong>eten<br />

Hebungen ihrer BrÄste <strong>und</strong> <strong>die</strong> etwas niedrigeren ihres Bauches<br />

<strong>und</strong> SchoÇes wahrnehmen konntet. Ihre Haare waren fest<br />

<strong>und</strong> dicht <strong>und</strong> nach der neuesten Mode frisiert, ihre ZÄge lieblich<br />

<strong>und</strong> eben. Sie war insgesamt ziemlich aufregend <strong>und</strong><br />

attraktiv, <strong>und</strong> Ihr erkanntet sofort <strong>die</strong> schiere Lust am Leben<br />

in ihren Augenwinkeln, <strong>die</strong> jeden Kerl bei <strong>ein</strong>er Frau unweigerlich<br />

anzieht, weil sie <strong>ein</strong> kostenloses Moment der Zukunft<br />

verheiÇt.<br />

Ihr verharrtet schrÅg hinter ihr <strong>und</strong> wusstet nicht, wie Ihr sie<br />

ansprechen solltet. Die Situation schien verfahren <strong>und</strong> schwierig;<br />

freilich entdecktet ihr auch sonnige Perspektiven.


MÄmmel <strong>und</strong> Sonja, Sonja <strong>und</strong> MÄmmel,<br />

ganz all<strong>ein</strong> kiki-di-gu, kiki-di-gu,<br />

ganz all<strong>ein</strong> zu zw<strong>ein</strong>.<br />

Sie drehte sich um. Doch wÅhrend <strong>ein</strong> Verlorener glÄcklich<br />

war, <strong>ein</strong>e Verlorene wiederzusehen <strong>und</strong> sie beseligt anlÅchelte,<br />

fiel ihre Reaktion auffÅllig reserviert aus - nicht zuletzt<br />

Eures Briefes wegen, den sie nie beantwortet, ja nicht <strong>ein</strong>mal<br />

zu Ende gelesen hatte, dessen Existenz ihr aber deutlich genug<br />

in Erinnerung war, um Euch als notorisch aufdringlichem<br />

Klassenkameraden ihres Bruders nicht mehr unvor<strong>ein</strong>genommen<br />

gegenÄbertreten zu kÉnnen. Schnell wandte sie sich wieder<br />

dem Automaten zu <strong>und</strong> warf routiniert <strong>ein</strong>e MÄnze <strong>ein</strong>.<br />

All<strong>ein</strong>: das GeldstÄck wollte er nicht. Und wieder nicht.<br />

kiki-di-gu, kiki-di-gu, ju-hu, ju-huuh!<br />

Noch morgenfrisch war <strong>die</strong> sprÄhende Sommerluft <strong>und</strong> schon<br />

zu warm. Witternd standet Ihr hinter ihr, ohne dass sie bisher<br />

ansch<strong>ein</strong>end Notiz von Euch genommen hatte, <strong>und</strong> wart nahe<br />

dran weiterzugehen, da bat sie Euch plÉtzlich entnervt um<br />

etwas Wechselgeld.<br />

-Ja klar, sagtet Ihr lÅssig, <strong>und</strong> holtet aus tiefen Taschentiefen<br />

<strong>ein</strong>en speckigen Zwickel hervor.<br />

Sie zog sich ihre Zigaretten <strong>und</strong> zeigte dann auf <strong>ein</strong>e Reihe<br />

dunkelgrÄn gestrichener BÅnke hinter der Pforte, indes sich in<br />

Eurer Brust <strong>ein</strong> he<strong>im</strong>licher Beutel zaghaft mit <strong>ein</strong>er sÄÇen<br />

FlÄssigkeit fÄllte.<br />

-Auch so mÄde? sagtet Ihr aber bloÇ vorsichtig.<br />

Schon allzu lange wurdet Ihr von <strong>ein</strong>er starken <strong>und</strong> mittlerweile<br />

unerklÅrlichen Zuneigung fÄr <strong>die</strong>se Frau gep<strong>ein</strong>igt, <strong>die</strong><br />

Euch um so abweisender behandelte, je begehrlicher Ihr sie<br />

mit AnsprÄchen verfolgtet, <strong>ein</strong> Muster, welches ihr k<strong>ein</strong>es-


wegs unbekannt war <strong>und</strong> das sie gewÉhnlich mit Ablehnung<br />

<strong>und</strong> Verachtung quittierte, auÇer manchmal an seltenen Tagen,<br />

an denen sie auch durchschnittliche Verehrer vorbeh<strong>alt</strong>los<br />

anh<strong>im</strong>meln durften.<br />

Genug angem<strong>alt</strong> war sie ja. Das saht Ihr wohl <strong>und</strong> musstet<br />

schlucken. Ihr standet dumm rum, sagtet k<strong>ein</strong> Wort <strong>und</strong> musstet<br />

schlucken.<br />

So sehr sehntet Ihr Euch nach <strong>ein</strong>em Blick von ihr, nach <strong>ein</strong>em<br />

kurzen aber ermutigenden oder <strong>ein</strong>em langen innigen<br />

Blick von intensiver, irritierender Klarheit, den Frauen <strong>ein</strong>em<br />

Prinzen manchmal zuwerfen, <strong>und</strong> ahntet doch, dass Euch <strong>ein</strong><br />

solcher nicht gewÅhrt werden wÄrde.<br />

Wenn sie wenigstens etwas von sich gegeben hÅtte, irgend<br />

<strong>ein</strong>e Belanglosigkeit, dummes Zeug, das sie jedem beliebigen<br />

Bekannten aus Langeweile oder zur Unterh<strong>alt</strong>ung erzÅhlt hÅtte,<br />

so dass Ihr Euch unter den Garbenschichten ihrer Worte<br />

hÅttet geborgen fÄhlen kÉnnen, <strong>und</strong> glÄcklich in ihrer SchÉnheit<br />

NÅhe. Ihr wÅret der Modulation ihrer St<strong>im</strong>me gefolgt, von<br />

der Ihr Euch in <strong>ein</strong> anderes Reich hÅttet versetzen lassen, in<br />

dem weder Eure gefÅhrdete Versetzung noch der unbeantwortete<br />

Brief oder <strong>die</strong> sich in der Ferne zusammenbrauende Wetterfront<br />

irgend<strong>ein</strong>e Rolle spielten.<br />

Stattdessen schien sie ihrerseits etwas zu erwarten, was Euch<br />

jedoch partout nicht <strong>ein</strong>fallen wollte, so irritiert wart Ihr, <strong>im</strong><br />

Gr<strong>und</strong>e all<strong>ein</strong> durch ihre Anwesenheit, so aufgeregt, sie nur<br />

anzusehen, dass Ihr k<strong>ein</strong>en vernÄnftigen <strong>und</strong> schon gar k<strong>ein</strong>en<br />

zielfÄhrenden Gedanken fassen konntet. Wirklich, Ihr hÅttet<br />

<strong>ein</strong>en klareren Kopf benÉtigt, <strong>ein</strong>en, der nicht bis obenhin<br />

angefÄllt war mit diffusen Hoffnungen <strong>und</strong> SehnsÄchten, <strong>die</strong><br />

wie <strong>ein</strong> festes <strong>und</strong>urchdringliches Gewebe, wie <strong>ein</strong> schweres<br />

GefÄhlsparfÄm <strong>im</strong>merfort durch Euer Bewussts<strong>ein</strong> waberten,<br />

alle zielgerichteteten Impulse Äberlagerten <strong>und</strong> Euch daran<br />

hinderte, Euch spritzig, schlagfertig <strong>und</strong> unterh<strong>alt</strong>sam oder gar


<strong>im</strong> traditionellen Sinne geistreich zu prÅsentieren, nicht von<br />

der schier unertrÅglichen Spannung durchdrungen war, welche<br />

<strong>ein</strong> Bogen Äbertriebener Erwartungen dehnte, der weit in<br />

<strong>die</strong> Zukunft hinauswies, in <strong>ein</strong>e Zeit, da Ihr nicht mehr all<strong>ein</strong><br />

oder von Eltern bevorm<strong>und</strong>et durchs Leben gehen wÄrdet,<br />

hÅttet <strong>ein</strong>es Charakters bedurft, der sich nicht so leicht von der<br />

irrealen Aussicht berauschen lieÇ, mit ihr wie in <strong>ein</strong>er samtweichen<br />

Muschel, <strong>die</strong> zwei <strong>ein</strong>same <strong>und</strong> schutzlose Monaden<br />

bereitwillig aufn<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> sie zu <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigartigen <strong>und</strong><br />

unaufhebbaren Ganzen ver<strong>ein</strong>igt, gem<strong>ein</strong>sam durch <strong>ein</strong> w<strong>und</strong>erbares<br />

hellblaues Meer zu treiben, sondern <strong>die</strong> Alternative<br />

<strong>ein</strong>schloss, <strong>ein</strong> solches MÅdchen, wie hÄbsch <strong>und</strong> anziehend<br />

es dem ÅuÇeren Ansch<strong>ein</strong> nach auch s<strong>ein</strong> mochte, bei Nichtgefallen<br />

oder wenn man ihrer ÄberdrÄssig wurde, in den Wind<br />

zu schieÇen <strong>und</strong> beizeiten durch <strong>ein</strong>e Andere zu ersetzen, <strong>die</strong><br />

<strong>ein</strong>em mÉglicherweise besser zusagte, ganz so wie in jenen<br />

<strong>alt</strong>en Zeiten, als sich <strong>ein</strong> Mann, wenn er nur wohlhabend <strong>und</strong><br />

mÅchtig genug war, bedenkenlos mehrere Frauen nehmen<br />

konnte, <strong>ein</strong>e Leah, Rahel, Bilhah oder Zilpah, Sizakele,<br />

Nompumelo, Sonono oder Tubeka, <strong>und</strong> sich nicht wie heutzutage<br />

Äblich <strong>die</strong> Konkurrenz allenthalben auf <strong>die</strong> FÄÇe trat,<br />

auÇer mittwoch morgens <strong>im</strong> Park, da hatte man freie Bahn,<br />

aber wie gesagt, <strong>die</strong> Einstellung, dass <strong>ein</strong>e so gut war wie <strong>die</strong><br />

andere, zu <strong>ein</strong>er derartigen H<strong>alt</strong>ung hattet Ihr Euch trotz Eurer<br />

Stellung <strong>und</strong> obwohl es doch MÅdchen wie Sand am Meer<br />

gibt, aber sie sind eben alle nicht gleich hÄbsch <strong>und</strong> Ihr dreht<br />

Euch normalerweise auch nicht nach allen um, bisher noch<br />

nicht durchringen kÉnnen.<br />

Schweigen. Euch fiel nichts <strong>ein</strong>. Aus dem schiefen Blickwinkel<br />

Eurer GefÄhle fiel Euch nichts <strong>ein</strong>.<br />

-Auch <strong>ein</strong>e? fragte sie <strong>und</strong> hielt Euch <strong>die</strong> Schachtel hin.<br />

-N<strong>ein</strong> danke.<br />

K<strong>ein</strong> genialer Anfang, fÄrwahr.


Ihr saht ihr zu, wie sie sich <strong>ein</strong>e ansteckte. Nach auÇen schient<br />

Ihr ganz ruhig.<br />

Sie zog an der Zigarette <strong>und</strong> blies den Qualm nach oben in <strong>die</strong><br />

Luft.<br />

-Du rauchst nicht? sagte sie.<br />

-N<strong>ein</strong>.<br />

Ihr lachtet.<br />

Warum, dachte sie, lacht der jetzt?<br />

Ihr schwiegt, <strong>und</strong> sie schwieg auch. Und sowenig Euch in den<br />

Sinn kam, dass es normalerweise <strong>die</strong> Frauen sind, <strong>die</strong> umgarnt<br />

werden mÄssen, weil sich <strong>ein</strong> Mann erst dann auf der sicheren<br />

Seite fÄhlen darf, wenn s<strong>ein</strong>e Angebetete den Kinderwagen<br />

mit s<strong>ein</strong>em Nachwuchs vor sich her schiebt, war sie es gewohnt,<br />

<strong>ein</strong>en wie Euch bei Laune zu h<strong>alt</strong>en, dem sie schon<br />

von weitem anzusehen m<strong>ein</strong>te, dass er zu den Verlierertypen<br />

zÅhlte, <strong>und</strong> dessen unbeholfene Avancen jede normale Frau<br />

nach kurzer Zeit automatisch als lÅstig <strong>und</strong> aufdringlich empfinden<br />

musste.<br />

-Wie geht es dir, sagtet Ihr nach <strong>ein</strong>er Weile, um Äberhaupt<br />

<strong>ein</strong>mal etwas zu sagen.<br />

-Gut, sagte sie, wobei sie Rauch durch ihre NasenlÉcher entweichen<br />

lieÇ <strong>und</strong> Euch mit ihren groÇen schÉnen Augen <strong>ein</strong>dringlich<br />

<strong>und</strong> ansch<strong>ein</strong>end vÉllig wertneutral musterte. In<br />

Wirklichkeit Äberlegte sie, wie sie Euch am schnellsten loswerden<br />

konnte.<br />

Wieder drÅngte es Euch, etwas zu sagen, <strong>und</strong> wieder fiel Euch<br />

be<strong>im</strong> besten Willen nichts <strong>ein</strong>.<br />

Aber obwohl Ihr Euch <strong>im</strong>mer mehr in Eurer Verwirrung verheddertet,<br />

besitzt Ihr doch zugleich <strong>ein</strong>e unbeugsame Seele,<br />

<strong>die</strong>, wenn sie - aufgr<strong>und</strong> <strong>ein</strong>es besonderen Eindruckes oder<br />

<strong>ein</strong>er tatsÅchlichen oder verm<strong>ein</strong>tliche Ermutigung - <strong>ein</strong>e Zuneigung<br />

gefasst hat, oder gar von <strong>ein</strong>er Leidenschaft erschÄt-


tert wird, der <strong>ein</strong>mal aufgenommenen FÅhrte nicht ohne weiteres<br />

entraten mÉchte.<br />

Es war <strong>ein</strong> Fehler gewesen, den Brief an sie abzuschicken, das<br />

wusstet Ihr schon lange. Die ungeklÅrte Situation hatte den<br />

Rhythmus jeder mÉglichen kÄnftigen AnnÅherung nachh<strong>alt</strong>ig<br />

durch<strong>ein</strong>ander gebracht.<br />

Wie glÄcklich waren jene Unsterblichen, <strong>die</strong> liebten <strong>und</strong> wieder<br />

geliebt wurden! Die hassten, mordeten <strong>und</strong> am Ende in<br />

<strong>ein</strong>em unausgesprochener Gleichklang mit der Geliebten<br />

durch <strong>ein</strong>e Ewigkeit schreiten durften.<br />

Ihr aber wart in <strong>ein</strong>e trostlose Wirklichkeit geworfen, <strong>die</strong> von<br />

dem unumstÉÇlichen Schicksal Eurer Sprachlosigkeit dominiert<br />

wurde - <strong>und</strong> von der plÉtzlich aufkommenden, vÉllig<br />

irrationalen <strong>und</strong> Eure NervositÅt <strong>und</strong> Verwirrung noch steigernden<br />

BefÄrchtung, sie kÉnne m<strong>ein</strong>en, Ihr hÅttet sie ganz<br />

bewusst am Automaten abgepasst.<br />

Ernst <strong>und</strong> humorlos glotztet Ihr sie an. Dass sie fast gefragt<br />

hÅtte: was willst du eigentlich von mir.<br />

Aber sie kannte Euch ja von frÄher, wusste, wie unbeholfen<br />

<strong>und</strong> tollpatschig Ihr Euch oft anstellt <strong>und</strong> dass Euch so <strong>ein</strong>e<br />

Frage nur noch mehr aus dem Konzept gebracht hÅtte. In der<br />

Mittelstufe hatte sie mit ihren Fre<strong>und</strong>innen manchmal insgehe<strong>im</strong><br />

Äber Euch gelacht - <strong>und</strong> das war mehr, als sie Euch <strong>im</strong><br />

Moment zugute h<strong>alt</strong>en konnte.<br />

Ob Ihr sie doch auf den Brief ansprechen solltet?<br />

N<strong>ein</strong>, ihre Augen, ihre H<strong>alt</strong>ung, ihre AusflÄchte gaben Euch<br />

zu verstehen, sie empfinde Euch als aufdringlich, Eure Anwesenheit<br />

<strong>im</strong> Moment als lÅstig <strong>und</strong> stÉrend <strong>und</strong> wolle das GesprÅch<br />

<strong>und</strong> Äberhaupt jegliches Zusammens<strong>ein</strong> mit Euch mÉglichst<br />

rasch beenden.<br />

Instinktiv wicht Ihr zurÄck. Ihr lieÇt den Beutel in Eurer Brust<br />

platzen. Auf k<strong>ein</strong>en Fall wolltet Ihr aufdringlich ersch<strong>ein</strong>en.<br />

So <strong>ein</strong>e zurÄckh<strong>alt</strong>ende Natur seid Ihr, <strong>ein</strong> so empfindsames


Herz, dass Ihr <strong>ein</strong>em MÅdchen, das Euch gefÅllt, nicht anders<br />

als vollkommen defensiv <strong>und</strong> gehemmt gegenÄber treten<br />

kÉnnt.<br />

Sie sah Euch an.<br />

-Armer Kerl, mochte sie denken. Mit allem hat er gerechnet,<br />

aber nicht, mit mir auf der Parkbank zu sitzen. - Trotzdem.<br />

Ein bisschen sieht er aus, als ob er mich anmachen will. Gute<br />

Gelegenheit, denkt er wahrsch<strong>ein</strong>lich; <strong>und</strong> es ist auch nicht so,<br />

dass ich gerade m<strong>ein</strong>e Launen hÅtte.<br />

Jetzt bewegtet Ihr Euch. TatsÅchlich, Ihr bewegtet Euch, <strong>und</strong><br />

plÉtzlich sagtet Ihr auch etwas:<br />

-Ell-ogen Éh-renk, <strong>und</strong> flanschtet Euch schwer angeschlagen<br />

Äber den Sparrn.<br />

Sie verstand k<strong>ein</strong> Wort.<br />

-U-al É-ÉÉh ss-F, plus <strong>ein</strong>e debile Verrenkung, <strong>die</strong> ihr anzeigen<br />

sollte ... was?<br />

Sie sagte nichts. Geraume Zeit sagte sie nichts, sondern zog<br />

<strong>ein</strong>en Flunsch, Flunsch Äber brennender Fluppe, <strong>und</strong> stieÇ<br />

wieder drachenhaft Rauch aus.<br />

-Du ich muss los, sagte sie unvermittelt, indem sie auf ihre<br />

Armbanduhr zeigte.<br />

-U-d je-zt wi-l Vo-a-er au-h no-h au-Éren, rieft Ihr vergeblich<br />

hinter ihr her <strong>und</strong> saÇt da wie Pik Sieben. Als ob Ihr nicht bis<br />

drei zÅhlen konntet. Immer noch ohne klare Gedanken, vorbewusst<br />

wie <strong>ein</strong> Tier. Den RÄcken gekrÄmmt, <strong>die</strong> B<strong>ein</strong>e<br />

Ångstlich Äber<strong>ein</strong>ander geschlagen, mit verst<strong>ein</strong>erten ZÄgen,<br />

<strong>und</strong> jenem bitteren Geschmack von VersÅumnis <strong>und</strong> Wehmut<br />

<strong>im</strong> M<strong>und</strong>, der sich oft nach verpassten Gelegenheiten wie<br />

Nebel Äber <strong>die</strong> lebendigen Kristalle des Bewussts<strong>ein</strong>s legt. Zu<br />

gern hÅttet Ihr Euch lÅnger ihrer NÅhe erfreut, gab aber k<strong>ein</strong>en<br />

guten Gr<strong>und</strong> dafÄr als <strong>die</strong> Wahrheit, dass Ihr sie begehrtet, ihr<br />

zu gestehen, vermochtet Ihr nicht. Ihr zwangt Euch, ihr nicht<br />

hinterher zu starren, denn obgleich alle Eure Sinne, alle Gedanken<br />

<strong>und</strong> GefÄhle ihr nachdrÅngten, wolltet Ihr ihnen nicht


nachgeben, sondern blicktet hinunter zur Elbe, wo sich <strong>ein</strong><br />

mittelschweres Frachtschiff langsam in den Hafen schleppen<br />

lieÇ. Die statische Erhabenheit des Stromes gegen Eure blockierten<br />

Synapsen, das in der Sonnenhitze flirrende Wasser<br />

gegen <strong>die</strong> farbig glÅnzenden Bilder <strong>und</strong> Erwartungen, <strong>die</strong> sich<br />

fÄr kurze Zeit in Eurem Kopf ausgebreitet hatten, <strong>die</strong> vollkommen<br />

unbest<strong>im</strong>mte Zukunft <strong>ein</strong>es Thronfolgers gegen <strong>die</strong><br />

Sehnsucht <strong>ein</strong>es Heranwachsenden, s<strong>ein</strong>er Geliebten ewige<br />

Treue zu schwÉren.<br />

Obwohl Ihr sie endlich <strong>ein</strong>mal fÄr Euch all<strong>ein</strong> hattet, war das<br />

Treffen ganz anders verlaufen als erhofft, war k<strong>ein</strong> rechtes<br />

GesprÅch in Gang gekommen, k<strong>ein</strong> Funke Äbergesprungen.<br />

Von Anfang an, so schien Euch, blockierte sie alle Eure<br />

Avancen, war frostig, stur <strong>und</strong> zugeknÉpft bis oben hin.<br />

Reden schÉn <strong>und</strong> gut ... - Wenn man aber k<strong>ein</strong> vernÄnftiges<br />

Thema fand, fÄhrten solche Begegnungen unweigerlich ins<br />

Leere. Sie stressten mehr als sie <strong>ein</strong>brachten.<br />

Als <strong>ein</strong>er, der nie wirklich gefordert wurde, dem man alles<br />

nachgetragen <strong>und</strong> hinterher geworfen hatte, der als Kind teilweise<br />

<strong>im</strong> Mai mit PudelmÄtze herumlaufen musste <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e<br />

Schuhe mit 12 noch nicht selbst zubinden konnte <strong>und</strong> der sich<br />

von Ko<strong>wal</strong>ski heute noch weismachen lieÇ, dass der fÄr Mathe<br />

nicht paukte, sondern aus r<strong>ein</strong>em Genie s<strong>ein</strong>e Einsen<br />

schrieb, konntet Ihr Euch nicht vorstellen, was <strong>die</strong> Natur, <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> menschliche zumal, an gem<strong>ein</strong>en <strong>und</strong> geistreichen Finten<br />

zu bieten hat. Ihr wart <strong>ein</strong> HÅschen, das niemandem BÉses<br />

zutraute <strong>und</strong> aber erwartete, dass ihm <strong>die</strong> Frauen, <strong>und</strong> auch<br />

sonst alles, wonach s<strong>ein</strong> Herz verlangte <strong>und</strong> wofÄr andere sich<br />

mÅchtig abstrampeln mÄssen, bis ihnen <strong>die</strong> Zunge aus dem<br />

Hals hÅngt <strong>und</strong> sie in der dÄnnen Luft ihrer Beziehungsanstrengungen<br />

nach Luft schnappen, wie gebratene Tauben in<br />

den M<strong>und</strong> flogen.<br />

Wenn Ihr wÄsstet!, was <strong>die</strong> in so <strong>ein</strong>er Situation alles aufbieten,<br />

wie <strong>die</strong> sich fordern, alle KrÅfte anspannen, sich abquÅ-


len. Und was sie ihren DÅmchen auftischen an Pantom<strong>im</strong>en,<br />

kitschigen Opern, ausgefuchsten MÄnchhauseniaden, virtuos<br />

inszenierten Dramuletten <strong>und</strong> meisterhaft choreografierten<br />

TÅnzen. Alles <strong>im</strong> Programm! S<strong>im</strong>pel vorwÅrts, Doppel vorwÅrts,<br />

S<strong>im</strong>pel rechts, links <strong>und</strong> Doppel wenden bis zur gegen-<br />

Äber Stellung Hand Anfassung. SeitwÅrts Doppel, halbe Ronde,<br />

HÅnde lÇsen, klatsch, klatsch, klatsch. Die Referenz mit<br />

ÅuÉerster Konzentration kraftvoll <strong>und</strong> doch elegant, gefÅllig<br />

<strong>und</strong> ohne Nerven zu zeigen, HÅnde neu fassen, S<strong>im</strong>pel seitwÅrts,<br />

Ansetzschritt viertel rechts <strong>und</strong> links, vorwÅrts, zum<br />

Seitenwechsel auf den Ausgangsplatz.<br />

Der Park lag vÉllig verlassen. Von Sonja nichts mehr zu sehen,<br />

gleichsam als habe <strong>die</strong>ses MÅdchen, das jetzt wieder<br />

lÅchelnd hinter ihrem Sch<strong>alt</strong>er stand, nie so nah neben Euch<br />

auf der Bank gesessen.<br />

auF euren reisen voN unteR schockgraden, voN dunkelkammern<br />

inS licht, voN lÅrmzitadellen zU stillschleifen voN kÅlteÅquivalenten<br />

hocH zU fÉneN hietWallen unD antIpodEn,<br />

auF euren streifzÄgen DUrcH diE Unterwelt m<strong>ein</strong>T ihr <strong>im</strong>meR<br />

alleS zU wisseN unD zU versteheN vOM hÉchstEN<br />

adelsgeschlecht biS zU Bildmenschen iN selteneR aufgeblasenheit<br />

knieN niedeR unD danN: vOM ...t biS voN ...En stehT<br />

euch deR sinn, Ihr planT unD forschT miT sichEreR hand,<br />

<strong>im</strong>mer eiN neueS lieD auF deN lippen.<br />

wie vorsTÄlpteS korn-uM-korn kreuchteT ihr auF <strong>ein</strong>eR voN<br />

frost- unD hietbeulen m<strong>alt</strong>rÅtierteN asph<strong>alt</strong>flÅche. Wozu dAS<br />

vielE gelD, wozU diE neueN kronen, diE ausgeh<strong>alt</strong>eneN<br />

schmerzen, wanN? sie bringeN euch auF trab, h<strong>alt</strong>eN euch iN<br />

schwung, ihr tÅnzelT feldgraU; fÄrwahR eiN meisterwerk<br />

hobbeT ihr iN <strong>ein</strong>eR Verschnaufpause eures das<strong>ein</strong>s, f<strong>alt</strong>enwurf<br />

eures unterrOcks, drehspiegeluNg alleR extremitÅten,<br />

KammErmusIkgerÅusche voM kehlkopf h<strong>im</strong>selF kompo-<br />

NiERT, lippenschnalzen, augenFlackeRn unD -leuchten, ihr


sehT diE kl<strong>ein</strong>E nÉterin sehT eiN flAckern iN ihreN aUgeN<br />

unsicherheit OhnmaCHt aBEr K<strong>ein</strong>E verlustAnzeige wozU.<br />

Ob sie glÄcklich ist, zufrieden,<br />

wird <strong>im</strong> KnochenMark entschieden.<br />

Sie verteilt ihre Partyballons <strong>und</strong> KonfettibÄndel bis Äber den<br />

Rand des WogelSTen.<br />

-Warte aber!, warte!, ruft Ihr ihr zu. Das ist noch gar nichts.<br />

Warte nur, bis ich richtig loslege. Dann wirst du sehen, was<br />

ich kann, was ich fÄr dich in Bewegung setze. Dicke Bretter<br />

bohre ich, bringe Mauern ins Wanken, <strong>die</strong> sonst <strong>die</strong> Menschen<br />

von<strong>ein</strong>ander trennen. Schau her, m<strong>ein</strong> sÄÇes Schmalzlibus,<br />

schau dir m<strong>ein</strong>e Muckis an, hÉchstes, allerhÉchstes Theater,<br />

nur um <strong>ein</strong>mal d<strong>ein</strong> albernes Kichern zu hÉren.<br />

Sie tirkelt, tarkelt, tirketuliert, refleckt, bleckt <strong>und</strong><br />

zirkumfleckt in freischaffender Manier um ihr Lieblingskleid.<br />

Sie sagt:<br />

-Haben nicht erst kÄrzlich Biologen festgestellt, dass der<br />

menschliche Egoismus sowie s<strong>ein</strong>e Unterformen als da sind<br />

Neid, Schadenfreude, Berechnung <strong>und</strong> so weiter viel Gutes<br />

bewirken <strong>und</strong> <strong>die</strong> Evolution beschleunigen? Ich sage nur:<br />

unser vielgelobtes Wirtschaftssystem, was wÅre das ohne?<br />

wÅhrend umgekehrt der Altruismus als <strong>ein</strong>e Abart des Egoismus<br />

durchschaut werden muss <strong>und</strong> daher letztlich in <strong>die</strong>selbe<br />

Kategorie gehÉrt.<br />

Also: wie lange kann das gut gehen mit dir? Wie lange wirst<br />

du dir <strong>die</strong> Illusion <strong>ein</strong>er wohlgeordneten Welt erh<strong>alt</strong>en, in der<br />

man sich nicht um <strong>die</strong> besten FutterplÅtze beiÇen muss, weil<br />

jeder automatisch mal an <strong>die</strong> Reihe kommt? Du wirst schon<br />

sehen! SpÅtestens, wenn es um etwas wirklich Wichtiges geht,<br />

um das SchattenplÅtzchen neben dem RottenfÄhrer, um <strong>ein</strong>en<br />

Dienstposten auf Lebenszeit, den gÄnstigen Eintritt <strong>und</strong><br />

Sonderkonditionen der privaten Krankenversicherung oder<br />

<strong>ein</strong>en Parkplatz in der Innenstadt, <strong>und</strong> du merkst, dass <strong>die</strong><br />

anderen schon lÅngst da sind <strong>und</strong> sich den M<strong>und</strong> abputzen,


weil sie den Braten gerade aufgegessen haben, <strong>und</strong> du stehst<br />

flattrig da <strong>und</strong> kannst es nicht begreifen.<br />

Nichts mehr Äbrig, sorry, tut uns leid, werden sie frisch gestÅrkt<br />

sagen <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lich lÅcheln. Versuch's doch bei der<br />

nÅchsten Oase. Und wenn es da wieder nicht klappt? Und<br />

wieder? Wirst du als lernfÅhig dich erweisen oder <strong>im</strong>mer noch<br />

baff <strong>und</strong> hilflos dastehen, weil du be<strong>im</strong> besten Willen nichts<br />

von guter Kommunikation verstehst, <strong>und</strong> dich fragst, ob da<br />

nicht Zauberei <strong>im</strong> Spiel ist.<br />

Dus Toffel dust<br />

offel Dusto Fell<br />

in bekannten St<strong>im</strong>men, aber war hier Äberhaupt etwas zu<br />

beseufzen? War sie Äberhaupt <strong>ein</strong>e Richtige? Waren <strong>die</strong> Farben<br />

<strong>und</strong> Formen, mit denen sie sich behÅngte, nicht vÉllig<br />

neben Eurer StraÇe? Standet Ihr, Sire, nicht mehr auf das ausufernd<br />

farbenfrohe <strong>ein</strong>er Sophia, <strong>ein</strong>er Dolly oder Ava? Diese<br />

Frauen stellten fÄr Euch doch normalerweise <strong>die</strong> Messlatte<br />

dar <strong>und</strong> insofern wart Ihr eigentlich relativ ungefÅhrdet.


BEGEBEN WIR UNS MIT UNSEREN TRANSPARENTEN <strong>und</strong> Lautsprecherwagen<br />

direktamente in <strong>die</strong> inkr<strong>im</strong>inierte Schule<br />

Durchmarsch zur O1M, ohne uns von neugierigen Blicken aus<br />

dem Chemietrakt, der SchÄlerbibliothek oder dem neuen<br />

Sprachlabor <strong>im</strong> mindesten irritieren zu lassen, erblicken dort<br />

<strong>ein</strong> reichliches Durch<strong>ein</strong>ander von BÅnken <strong>und</strong> StÄhlen, das<br />

der unvor<strong>ein</strong>genommene Beobachter eher fÄr <strong>ein</strong>e moderne<br />

BÄrolandschaft als fÄr <strong>ein</strong> Klassenz<strong>im</strong>mer h<strong>alt</strong>en wÄrde, verraten<br />

indessen speckige RucksÅcke, gefledderte Papierstapel,<br />

Hefte mit Eselsohren, zerbrochene Stifte <strong>und</strong> verspritzte Tinte<br />

auf dem erst gestern frisch gewienerten Linoleumboden, dass<br />

wir hier richtig sind, in des Richters kl<strong>ein</strong>em Reich, wo gleich<br />

<strong>die</strong> Revolte durchexerziert <strong>und</strong> GroÇmann, Kottkamp, M<strong>und</strong>ig<br />

<strong>und</strong> allen anderen MÉchtegerndiktatoren auf <strong>die</strong>sem Planeten<br />

furchtlos <strong>die</strong> Stirn geboten wird, wie das links hinter<br />

ihm hÅngende groÇformatige Abbild des Schweizer Nationalhelden<br />

unterstreicht, der uns mit gespannter Armbrust gr<strong>im</strong>mig<br />

herausfordernd anstiert, rechts noch genÄgend Platz fÄr<br />

<strong>die</strong> mitgebrachten Transparente, nachdem wir sie <strong>ein</strong>en Augenblick<br />

me<strong>die</strong>nwirksam vor <strong>die</strong> Kameras geh<strong>alt</strong>en haben<br />

wissen doch alle, der objektive, unvor<strong>ein</strong>genommene Journalismus<br />

muss erst noch geboren werden <strong>und</strong> behelfen uns solange,<br />

indem wir uns schonungslos auf <strong>die</strong> interessantere,<br />

peppigere Seite schlagen, wenngleich wir damit jeglicher<br />

Chance auf <strong>ein</strong>en Preis <strong>im</strong> vom Kultusministerium ausgeschriebenen<br />

<strong>und</strong> von Illustrierten <strong>und</strong> Gazetten unterstÄtzten<br />

SchÄlerzeitungswettbewerb verlustig gehen, weil nÅmlich<br />

zweitens, als <strong>die</strong> Leute noch k<strong>ein</strong>e Kameras hatten, konnten<br />

sie, wenn <strong>ein</strong> natur- oder welthistorisches Ereignis voxo elogen<br />

festzuh<strong>alt</strong>en war, <strong>ein</strong>en normalen, das heiÇt lyrisch normal<br />

begabten MitschÄler hinschicken, ungeachtet alle<br />

menschlichen Laute <strong>und</strong> GefÄhlsÅuÇerungen sowie auch <strong>die</strong><br />

angeblich objektiven M<strong>ein</strong>ungsbek<strong>und</strong>ungen von dunklen<br />

Trieben <strong>und</strong> Instinkten wesentlich mitbest<strong>im</strong>mt werden <strong>und</strong>


von <strong>ein</strong>er schwer subjektiven sozusagen FermiflÄssigkeit<br />

getrÅnkt sind, <strong>die</strong> der <strong>ein</strong>e so, der andere anders interpretiert<br />

<strong>und</strong> selbst wenn man Farbe, Geruch <strong>und</strong> Geschmack oder <strong>die</strong><br />

ViskositÅt <strong>ein</strong>er best<strong>im</strong>mten Situation in den Formulierungen<br />

<strong>ein</strong>es Schriftstellers wiederzuerkennen, sie nachgerade genauso<br />

erlebt zu haben m<strong>ein</strong>t, sagt <strong>die</strong>s weniger Äber <strong>die</strong> beschriebenen<br />

ÅuÇeren UmstÅnde als Äber <strong>die</strong> innere Befindlichkeit<br />

des Lesers <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kniffe <strong>und</strong> Kunstfertigkeit des Autors aus,<br />

ihn Äber den LÉffel zu balbieren (womit ich weder Stifter<br />

noch Tacitus zu nahe treten will, was wÅre AndrÑ Kromme<br />

ohne <strong>die</strong> s<strong>ein</strong>erzeitige Sonnenfinsternis <strong>und</strong> der Mensch an<br />

sich ohne <strong>die</strong> rÉmische Geschichtsschreibung).<br />

Heutzutage jedoch gibt es andere MÉglichkeiten. Die Technik<br />

der Fotografie beispielsweise, mit der wir alles detailgenau<br />

<strong>und</strong> viel objektiver festh<strong>alt</strong>en kÉnnen, als mit den TrÅnken,<br />

Tinten <strong>und</strong> Tinkturen <strong>und</strong> den FarbschlÅmmen der Vergangenheit,<br />

<strong>und</strong> wenn's auch groÇe Meister waren. K<strong>ein</strong> Gerichtsverfahren<br />

kommt heute ohne Fotos <strong>und</strong> DNS-Spuren<br />

vom Tatort aus, <strong>und</strong> ergibt sich hieraus zwingend <strong>die</strong> Folgerung,<br />

Literatur <strong>und</strong> bildende Kunst ebenso konsequent umzuorganisieren<br />

wie jede andere klassische Sozi<strong>alt</strong>echnik. A<strong>die</strong>u,<br />

du <strong>alt</strong>es Lotterleben! Die neue Zeit braucht dich nicht mehr.<br />

Inn dehro Owfglarunk Åntlig, dihwohl ire okhefften Wertrehta<br />

unz ower dih Glassgammer schihbjungen genn-sih owf alden<br />

Li-dinks-da <strong>und</strong> Dah-dah-stichen woh sih stillha<strong>im</strong>elnt bezzer<br />

schupp <strong>und</strong> schudd apkelahkert alz iete ultihmoh fagÅssene<br />

Krevihn unt fenn sih owk 18 Blahken hedt, in<strong>die</strong>r kler-ohen<br />

Anlahken contittionierten ainike Uhrfette dehn Zankesgohr<br />

ihrer Schd<strong>im</strong>men owf millih dehzihbell kenow unt zint<br />

zaizdehm fohn dihzem Dohn niek mÅr wÅchzugriggen, von<br />

ihrem koken Kross nick kerap geschdihken n<strong>im</strong>mamÅr<br />

schlÄpfe lutsche GelÄste unpetagt pedestaht - klaig torch dehn


Nehbl aina unfasapperten Klaitgrem klaiden indehm das<br />

Plowlicht ...<br />

-Plauligt? vrackt <strong>die</strong> Meschunke.<br />

-Ch mene Plowliggelpickt, nÄrtelich, dehr Fanonft wei hehr<br />

Luigten nachhallt.<br />

Luigte Luigen, spÉrn se haiÇ am Halze knÉpfn tehn oparszen<br />

Gnopf owf, ayntrickslig wahnen torfzw<strong>ein</strong>der drotts on zayn<br />

schÅpperte Langsch, zuck-rucktse von welken Enohrs, kaster<br />

euch h<strong>im</strong>mer noch, lantet wieso <strong>im</strong> Brechkropf der Bissigen.<br />

GrieÇland, Thali-en, Schorschte de Wosh, welke antehre alz<br />

wih dih Buihne Theatri?<br />

Wie kÅm fromm fahreweh hat man in den StÅtten vor der<br />

Computerisierung mit Islam <strong>und</strong> der Inanspruchnahme hÉherer<br />

Weisheiten, ob sie uns auch spÅter <strong>die</strong> Ziffern geschenkt<br />

haben, <strong>und</strong> auch frÄher schon, als vor den HÄtten noch viel<br />

Festes geschlÄrft werden musste <strong>und</strong> <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> den Menschen<br />

<strong>ein</strong> bisschen Zivilisation beibringen wollten, ohne viel<br />

Federlesen am nÅchsten Galgen ihr Leeven aushuchten, zum<br />

ewgen Conjunktum erklÅrt, so dass bereits in den urur<strong>alt</strong>en<br />

Pappschnitzelrollen von <strong>die</strong>sem Weisen effochte, was<br />

Friehym was Afterklar war Mindigkeit geheizen. K<strong>ein</strong>er hat<br />

das so schnell fÄr sich entdeckt wie Friefollzahn, der<br />

WÄrzelrich No 1 unter den Zelltrichten, <strong>und</strong> sich schnellforz<br />

aufgemacht, das Abendland, das damals leider schon von<br />

jemand anderm ebenso hochstehenden erf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> an <strong>die</strong><br />

Deckel s<strong>ein</strong>er fÅcherÄbergreifenden Laterne gepinnt worden<br />

war, mit <strong>die</strong>ser w<strong>und</strong>erbar riechenden Remoladenessenz zu<br />

ÄbergieÇen <strong>und</strong> <strong>im</strong> Endeffekt eben auch zu retten. WÅhrend<br />

der ganzen exolitÅren Anstrengung stand nicht <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges<br />

selbsternanntes Killt von Macdorman <strong>und</strong> Uxelrod noch auch<br />

<strong>ein</strong> Kenker der Augsburger Schenker oder <strong>ein</strong> flittich<br />

Medliddich aus Winnidich auf <strong>und</strong> traute sich, <strong>die</strong> wÄste<br />

Kaneff des Erkeff zu durchbrechen. Sie saÇen da, in der ersten


Rutzelbus, in ihrer feisten Selbstzufriedenheit, mit Ångstlichen<br />

Kusinen auf dem SchoÇboÇ <strong>und</strong> beobachteten ihre jungen<br />

Exelneffs mit feuchten <strong>und</strong> wenig frÉhlichen Fertebraats. FÄr<br />

ihren Gieper nach Zucker <strong>und</strong> Panem reichte es schon aus,<br />

wenn sie sich weigerten, mit den piekf<strong>ein</strong>en neudeutschen<br />

Futtenrockern zu sprechen. In Wirklichkeit wurden sie von<br />

denen gemieden <strong>und</strong> mussten daher ihren WÄrfelklar<br />

pfochtlenkistig entmolken. Futterneff <strong>und</strong> Bodenkutt sprachen<br />

nur mit 3 oder 4 auserwÅhlten kuh'Pidos, denen sie ihr<br />

heftixtes Ürx ausgiebig helix anvermÅhlten, um nicht <strong>ein</strong>es<br />

Sonntags feldherrnlos in der Sonnenhitze zu verbrutzeln. Am<br />

ersten <strong>ein</strong>es jeden Monats ging der Scherx des Sexterz rÄber<br />

zum untersten Horx der endoplasmatischen Bankgesellschaft,<br />

frÄher sottig bis quellgold, spÅter in Notp<strong>ein</strong> <strong>und</strong> WÄrgrad der<br />

Finanzkrise noch spÅter hinfortgeschieden unter der Knute<br />

<strong>ein</strong>es stupenden Infolsenterwazvers mit hungrigen SchwÅnzen<br />

<strong>und</strong> Igeln in dÄstre Annale des Dax, Hax <strong>und</strong> Mox, um <strong>die</strong><br />

ergebnisbesoffenen FeldmÅuse <strong>und</strong> foxen Hasen zu beglÄcken<br />

<strong>und</strong> mit den glibbrigen GlÅubigern aus Oberstadtfurt <strong>ein</strong><br />

begeizvieles <strong>und</strong> vÄpoppliges Schwatternoch zu h<strong>alt</strong>en. Der<br />

Fullturm war voll von eifrog philosophierenden MettwÄrmern,<br />

<strong>die</strong> Jock&Hucke Äber <strong>die</strong> Gackel verstreuten, in denen<br />

sie <strong>die</strong> panischen Killte Åndemisch voll unterstÄtzten, ohne<br />

den allgegenwÅrtigen bÄtten Schenkern <strong>und</strong> futten Fuggern<br />

<strong>die</strong> Referenz ganz zu verweigern. Angeblich waren sie fÄr den<br />

Fortlurch, <strong>die</strong> AufzÅhlung <strong>und</strong> fÄr Reformen des Sturzinboich,<br />

worÄber sie zÅhledernde Abhandlungen verfassten, <strong>die</strong> sogar<br />

von MacDermans genÄgsamen Heidschnucken verschmÅht<br />

wurden, aber in ihren gehe<strong>im</strong>sten Gedanken lebten sie noch<br />

<strong>im</strong>mer vergnÄgt <strong>und</strong> besinnungslos in der frÄhen St<strong>ein</strong>zeit des<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>erts, wo mit faulen ZÅhnen an <strong>alt</strong>en Knochen<br />

genagt werden musste, aber alle Frauen frei verfÄgbar waren,<br />

auch <strong>die</strong> ganz jungen <strong>und</strong> kÅsigen. Es war <strong>ein</strong>e sonderbare<br />

Schickeria, <strong>die</strong> sich da versammelt hatte, alles hochmÉgende


Geister, <strong>die</strong> mit ihrem vielen Geist w<strong>und</strong>erbar in der leckeren<br />

Sauce herumrÄhren konnten, bis von den versprochenen<br />

Leuersteichtingen <strong>und</strong> Gehsenenhilfen nichts mehr Äbrig war,<br />

<strong>und</strong> Berserich der Hungrige <strong>und</strong> auch andere Notleidende <strong>und</strong><br />

BÉrsenpanikgeschÅdigte zur SÅlpstricke greifen mussten. Sie<br />

konnten <strong>die</strong> GefÄhle, <strong>die</strong> sie fÄhlten, nicht mehr <strong>im</strong> Gehe<strong>im</strong>versteck<br />

hinter ihren Stirnf<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> Schlabberohren verstecken,<br />

egal wie wohlwollend sie der generellen kuh'Pido des<br />

Sexterz gegenÄberstanden. FÄr sie war es Oots <strong>und</strong> Neets,<br />

aber niemals Loots oder Geets. Die Flotillen <strong>ein</strong>er groÇen<br />

Schlachterbirn bemitleiden <strong>im</strong>mer den lahmen Antikorten,<br />

egal was ihm hinten herunterfÅllt, <strong>und</strong> besonders wenn das<br />

eigene Nussprinzip auf der Kippe steht. Die Sabberanten <strong>und</strong><br />

flammenden Matenten in den Lagern aber bew<strong>und</strong>ern <strong>die</strong><br />

rossige Brut des allzu schnellen Fortlurchs, <strong>im</strong>mer jagen sie<br />

aufs Unehrenhafte ihrer eigenen Fruchtebirn <strong>und</strong> Siheene<br />

nach. Auch <strong>die</strong> liberale Furumpel unterstÄtzt das bennigte<br />

Neet. Sie hat nicht den geringstsen Überschuss, ihre Kerben<br />

Äberall <strong>ein</strong>zuschlagen, aber zu viel Rukustschoff, um <strong>ein</strong>es<br />

Tages <strong>im</strong> Ubicentro zu landen. Dieser Schlerow trifft den<br />

Kern der Karenz selbst <strong>und</strong> b<strong>ein</strong>h<strong>alt</strong>et viele hohlrÅumige<br />

JÄpÑs weit Äber den schwieligen Schwoppswarner hinaus. Es<br />

demontiert <strong>die</strong> Docks von May <strong>und</strong> Hammerland, den <strong>die</strong><br />

MacDermans seit Urzeiten gegen <strong>die</strong> Hintermayerhosen vertreten.<br />

Er drehte sich <strong>ein</strong> wenig zur Seite, so dass alle das unter der<br />

GÄrtelschnalle angenÅhte Emblem sehen konnten. Junge,<br />

Junge.<br />

-Mayer Sports, sagte er. Hier guckt. - Oder anders ausgedrÄckt:<br />

Mayer ist der neue Boss.<br />

Glauben nicht alle, aber werden schon sehen.<br />

Er blieb stehen <strong>und</strong> drÄckte <strong>die</strong> scharfe Sentenz gegen das<br />

wirre Auge des Sterblichen. S<strong>ein</strong>e KrÅfte wuchsen, als hÅtten<br />

ihn AntikÉrper aus <strong>ein</strong>em befre<strong>und</strong>eten Netzwerk getroffen.


-Mayers Fritz' vermessen kritische Antwort, das Glingkling<br />

kÉnne sich darum dem Dunkelwann vorbeh<strong>alt</strong>los anvertrauen,<br />

weil jener Vorwurf sich als das erweise, was <strong>die</strong>ser schon<br />

<strong>im</strong>mer behauptet habe, beweist <strong>ein</strong>mal mehr unsere Resistenz<br />

gegen <strong>die</strong> IrrtÄmer der denkenden Esprit. Dem Schwupper<br />

gelingt es nicht, aufgr<strong>und</strong> der von Exelrod angezettelten Notdurft,<br />

s<strong>ein</strong>e Druckmaschine <strong>im</strong> Keller, <strong>die</strong> Schlangen in der<br />

Grube, Faust in der Tasche, das Schwungrad auf der HebebÄhne,<br />

oder wie man das nennen soll, zu beh<strong>alt</strong>en, <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Moral der Geschichte ist, <strong>die</strong> fuggen, butten <strong>und</strong> arztweisen<br />

Seufen werden ihre schweren Kolben Äber <strong>die</strong> KÉpfe der Siegesmeute<br />

schlagen <strong>und</strong> unter Hintanstellung ihrer Herkunft<br />

<strong>ein</strong>ige spontane, geschwollene <strong>und</strong> hemmungslose Weibsbilder<br />

an das historische Buffet fesseln, um sich hernach in ihre<br />

hautengen Keller zu begeben <strong>und</strong> dort <strong>die</strong> nÅchsten Eckriemen<br />

nachzugerben, damit das Weltgerichtete auch fÄrderhin<br />

von den Akazien des Turr, Torr <strong>und</strong> des tarzigen<br />

Torremolinos durchdringen werde. Die geforderte Abstinenz<br />

des lÉchrigen, pomadigen <strong>und</strong> unser Wirksamkeit ins Auge<br />

p<strong>im</strong>mlosen Geschlechtes misst sich an der red<strong>und</strong>anten Erfahrung<br />

des inneren So-pr<strong>im</strong>a <strong>und</strong> dem Prozh<strong>alt</strong> von Weichmachern<br />

in den GewÅssern. Aber sie bedarf <strong>ein</strong>es nachh<strong>alt</strong>igen<br />

<strong>und</strong> glucken Entrepreneurs, um das fehlerhafte Errynium au-<br />

ÇerzellulÅr nachzuvollziehen. Dass <strong>die</strong> Schrecken des GrÉll,<br />

erst recht <strong>die</strong>, welche Urmann zugehÉren, dem zÄcken,<br />

hÄhnen <strong>und</strong> kammlosen Hunnen, <strong>ein</strong> Anderes sind als <strong>die</strong><br />

jenes kasprigen Zwerges, dem er groÇzÄgig das Vorfell ablÉste,<br />

macht <strong>die</strong> geistige IntensitÅt aus, <strong>die</strong> - von den Uigiuren,<br />

Maygiaren, Usbeken <strong>und</strong> Tschetschenen freigelegt - leider<br />

alsbald vergessen wurde. Was Wohlness, Gutstand, Reichfluss<br />

<strong>und</strong> Übertum heiÇen mag, ist dem Verstande des Normalhungrigen<br />

nicht unmittelbar ausweislich. Wer es erkennen<br />

will, muss mehr, nicht weniger denken als das kl<strong>ein</strong>e Cheiwei


des Archeopteryx, der <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e Äberhaupt k<strong>ein</strong>es WeiÇauÇens<br />

teilhaftig ist.<br />

Er nahm sich <strong>ein</strong>e ihrer FeuchtsÅfte von den Stangen des Verklump,<br />

um damit WÄrfel zu spielen, <strong>und</strong> umklammerte sie<br />

wie <strong>ein</strong> wonniges Herzenich. Sie hÉrten, wie der wulde Stroch<br />

in s<strong>ein</strong>er Marinie zerbrach wie <strong>ein</strong> Pf<strong>und</strong> Ekkekrisch, widerstanden<br />

jedoch der dreisilbrigen Versuchung, spornstreichs<br />

hinzulaufen <strong>und</strong> den unver<strong>die</strong>nten Lohn Ko<strong>wal</strong>skis des JÄngeren<br />

<strong>ein</strong>zustreichen. Noch nie hat man gehÉrt, dass <strong>die</strong> Ermattung<br />

der Seheenen den Koinegrop <strong>ein</strong>es Schi-ierten Äbertrumpft,<br />

erst recht nicht mit <strong>ein</strong>em nodeln <strong>und</strong> rechtlichen<br />

Unterseufen dabei, der nervÉs auf dem Flutgelenk trommelt,<br />

<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ertsieben Vespannen von <strong>die</strong>sem <strong>und</strong> jenem, <strong>die</strong><br />

noch <strong>im</strong> Untermunt liegen, Besen mit <strong>ein</strong>gekleit.<br />

Wenn <strong>die</strong> Frage nach dem Stebekloff ausdrÄcklich gestellt<br />

<strong>und</strong> in voller LÅngsitÅt ihrer selbst vollzogen werden soll,<br />

dann verlangt das Angeriechen <strong>die</strong>ser Schuldigkeit nach den<br />

bisherigen Unterfeilen <strong>die</strong> Verwendung des hÉchsten Amalgam,<br />

auch wenn <strong>die</strong> hehren <strong>und</strong> adlichen Kaufmenschen wie<br />

auch ihre peitzen <strong>und</strong> berillen Unterseufen ihre HÅnde hinterher<br />

in Unschuld patschen. Haben nicht solche <strong>die</strong> absolute<br />

Kries des Beries in Beziehung zum Wizzen verraten? Den<br />

FlÅck <strong>und</strong> begrifflichen àtz des Wex<strong>ein</strong>s, <strong>die</strong> Bereitung der<br />

Ormen der Vieltelt, <strong>die</strong> Fees der nuinen Teipes, um nur <strong>ein</strong>ige<br />

zu nennen. Und wer sitzt denn <strong>im</strong>mer abends in der dunklen<br />

Kaschemme am Hafen, wo <strong>die</strong> Äbelsten PlÅne allgem<strong>ein</strong>er<br />

Versittlichung <strong>und</strong> Entlausung ausgeheckt werden? Hantschel,<br />

GaSoKla <strong>und</strong> gem<strong>ein</strong>e Erkrine sind konstitutive<br />

Überlose des Mellereis <strong>und</strong> als solche Teil <strong>ein</strong>es best<strong>im</strong>mten<br />

Gazees, das <strong>die</strong> Wurzellose von jeher dynamisch best<strong>im</strong>mt.<br />

Wurmigkeit des Tallerots besagt demnach: grober Fink <strong>ein</strong>es<br />

Finken in s<strong>ein</strong>em grauen Gefunkel.<br />

Das Tschilpen <strong>die</strong>ses Vogels legt als Lautpaket <strong>ein</strong>er Schallwelle<br />

von Permionen wesenhaft fest, wonach in ihm gefragt


wird. Das Schnattern, Trillern, FlÉten, Pfeifen, Piepen, Spinnen,<br />

Ticken usw, das wir selbst je sind <strong>und</strong> das unter anderem<br />

<strong>die</strong> Augst des Auguren verlaubt, fassen wir terminologisch als<br />

eigenes Orch auf. Die ausdrÄckliche <strong>und</strong> durchsichtige Bereisung<br />

nach dem FertilitÅtsprinzip verlangt <strong>ein</strong>e vorgÅngige<br />

angemessene DurchdrÄsung jedes Organs hinsichtlich s<strong>ein</strong>er<br />

auslienen MaskulinitÅt <strong>und</strong> Melluskelwurz.<br />

Sie sprangen ans Farstwerk, wÅhrend er das Ganze in den<br />

eustrigen Seistrumpf s<strong>ein</strong>es Wirstfungers packte <strong>und</strong> in der<br />

milden Sommerluft anfing zu dÉsen. Alle Anstrengung ist<br />

gemÅÇ deren wesenhaften VerschleiÇes relativ auf das nichtende<br />

Ende <strong>und</strong> <strong>ein</strong>en neuen Anfang gerichtet. Das<br />

unausdrÄckliche Onum dafÄr liegt in der berechtigten aber<br />

erst ontologisch zu begrÄndenden Hoffnung, dass <strong>die</strong> Einheit<br />

des Substrats <strong>und</strong> nicht empirische FaktizitÅt das Ship'pong in<br />

der Arstera'lkade best<strong>im</strong>mt. Die verniedlichende Verleihung<br />

<strong>ein</strong>es r<strong>ein</strong>en Bandes <strong>und</strong> <strong>ein</strong>er Kette Äberhaupt ohne<br />

Medallion enth<strong>alt</strong>en so wenig <strong>ein</strong>e Sortierung ihrer reellen<br />

Bedeutung, dass sie in den letzten Klassen der Schier gar<br />

nicht mehr mitkommen geschweige denn vorkommen. Das<br />

vorÄbergehende Larfari <strong>ein</strong>es Gegrillten bedeutet nicht den<br />

Tanz auf der Fahnenstange, so wenig als der unerbittliche<br />

Asteroid <strong>ein</strong>es engalisierten StÉpsels <strong>die</strong> sachgerÄndete Lume<br />

des Engtritts verbÄrgt.<br />

LÅchelnd setzte er sich neben das eitle Tromp. Dieses lieÇ den<br />

Fettstern aufheulen, wÅhrend Ho<strong>im</strong>ar von Dorman s<strong>ein</strong> hellblaues<br />

KugelwÅst herunterkurbelte <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e klirrende Botsche<br />

verteilte.<br />

Das Tromp setzt <strong>die</strong> Wallige ab <strong>und</strong> beugt sich vor, um<br />

Eytsch zu sagen; doch hat es <strong>die</strong> Rechnung ohne Amelie gemacht,<br />

<strong>die</strong> den richtigen Zeitpunkt fÄr ihren Auftritt gekommen<br />

sieht.<br />

Sie strafft sich. Sie weiÇ, was sie zu sagen hat. Sie wirft das<br />

ganze Gewicht ihrer jungen PersÉnlichkeit in <strong>die</strong> Waagschale.


-Hallo-hallo Leute, jetzt mal langsam, ruft sie mit wogendem<br />

Busen <strong>und</strong> erfreut damit mehrere MitschÄler, <strong>die</strong>, auÇer aus<br />

dem Internet, sonst nur ziemlich unterentwickelte BrÄste kennen.<br />

-Hal-loh!-oh!!, ruft sie noch <strong>ein</strong>mal, <strong>und</strong> als endlich Ruhe<br />

<strong>ein</strong>kehrt:<br />

-Das Regieteam hat ihn hergebeten, damit er uns <strong>ein</strong> paar<br />

Tipps gibt. Also h<strong>alt</strong>et jetzt mal'n Moment <strong>die</strong> Klappe.<br />

Er hatte <strong>die</strong> hetzlich Gestiegene schon <strong>ein</strong>mal in <strong>ein</strong>er helden<br />

Warmlohe gesehen, Fexlied von <strong>ein</strong>er Liedertafel <strong>und</strong> <strong>ein</strong>es<br />

<strong>die</strong>ser seelenlosen Gesponste, vÉllig unempfÅnglich fÄr <strong>die</strong><br />

Passionen des Wetzsports, der Kleckskunst <strong>und</strong> der <strong>ein</strong>st<strong>im</strong>migen<br />

Litanei, <strong>die</strong> man ihm reichte, <strong>und</strong> erwartete, dass <strong>die</strong><br />

GesetzmÅÇigkeit, <strong>die</strong> dem Leben seit 1791 aufgepfropft ist,<br />

wie <strong>ein</strong> glÄsterner Faden in <strong>die</strong> Unendlichkeit tropfen <strong>und</strong> ihm<br />

H<strong>alt</strong> <strong>und</strong> Funktigkeit geben wÄrde. Doch erwies sich schnell,<br />

dass er sich zu frÄh gefreut. Es waren am Ende s<strong>ein</strong>e F<strong>ein</strong>de,<br />

<strong>die</strong> recht behielten. All <strong>die</strong> Ahmen, <strong>die</strong> Ebsamen <strong>und</strong><br />

plumsfrillen Kugelichte, mit denen man <strong>die</strong> kritische Meuchte<br />

<strong>im</strong> letzten Moment beschossen hatte, konnten den hieren<br />

Abzuch nicht bremsen, in <strong>die</strong> er, <strong>ein</strong>mal Fahrt aufgenommen,<br />

mit zurcher Festriede faspann. In den HÉhlen von Birbel, den<br />

Gruben der sengenden Schlunken, den Potholen von Urz<strong>im</strong>ich<br />

<strong>und</strong> den hintersten LÉchern der Fernst<strong>alt</strong>festwehen kennt man<br />

<strong>im</strong>mer nur <strong>ein</strong>s: <strong>die</strong> internen Querlinken zu Éftlichen<br />

PÉheitlichkeiten wie auch <strong>die</strong> <strong>wal</strong>schagen Meikleisen mÄssen<br />

nach oben zeigen. Und wann zeigen sie nach oben? Die<br />

Glasierung ist <strong>ein</strong>fach. Wenn der WohlfÄhlstamm vom<br />

RÄrfelfitz ins Reer der Stuhe echtet <strong>und</strong> den gefÅhrteten GefÅhrden<br />

endlich s<strong>ein</strong>en lang ersehnten Schlabberdolch zeigt.<br />

Damit jedoch <strong>die</strong>se absolute Mais in den Reer des fotterten<br />

Urschlamm gegeben s<strong>ein</strong> kann, ist bereits <strong>ein</strong>e Vorverrenkung<br />

notfortlich, das heiÇt, das Hurt <strong>ein</strong>es Uwren, der Hort <strong>ein</strong>er<br />

Tensie, oder wie <strong>die</strong> zusanglosen Falluckel alle heiÇen, <strong>die</strong>


ihre Mutter verloren haben <strong>und</strong> jedem auÇer Sichtweite sogleich<br />

ins Kreuz springen, dass es kracht <strong>und</strong> wehtut. Die<br />

absolute Schludrigkeit in manchen Wohngem<strong>ein</strong>schaften des<br />

Stadtnotiz in Beziehung zu den voreiligen ApfÄlltheosen, <strong>die</strong><br />

sie Äber das nicht dazugehÉrende Andere verhÅngen, bewirkt,<br />

dass auch der <strong>ein</strong> oder andere Vestemurk aus dem bÄrgerlichen<br />

Lager k<strong>ein</strong>en H<strong>alt</strong>sprung in der sauren StrÉmung s<strong>ein</strong>es<br />

guten Herbachen finden kann. All<strong>ein</strong> in der Einheit von Licks<br />

<strong>und</strong> Retts <strong>und</strong> auf dem Bottinspitz <strong>ein</strong>er zuminst temporal<br />

suptilen Bontranz kÉnnen <strong>ein</strong> Heftpritt, zwei Oxritt <strong>und</strong> <strong>ein</strong><br />

Vertritt, das nicht war, gedeihen, <strong>und</strong> <strong>die</strong> wunke Farau enthÄllt<br />

werden, welche <strong>die</strong> wahre Furucht ist. Das Fehlen an<br />

Durchsicht, das <strong>die</strong> Fensterbalken in Beziehung zu <strong>ein</strong>em<br />

tÅdelichen Draunen setzt, kann nicht vortrÅglich zu <strong>ein</strong>er LÅuterung<br />

fÄhren, <strong>und</strong> wenn, dann nur durch <strong>ein</strong> absolut neutrales<br />

WÅschestÄck, das s<strong>ein</strong> eigener Abtritt <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e eigene<br />

ApfÄlltorte ist. Das Auftauchen <strong>und</strong> Verschwinden von UnterwÅsche<br />

in heutigen Hungesamen sind somit zweideutige,<br />

<strong>ein</strong>ander bedingende Ersch<strong>ein</strong>ungen, <strong>und</strong> stehen ebenso in<br />

Relation zu der genannten Jahreszahl wie der tÅgliche Überlebenskampf,<br />

dem auch <strong>die</strong> letzte ÄbermÄdete Kampfmaschine<br />

ausgesetzt ist. Merkauf: Hinzeil ist hÉchste ErfÄllung. Was<br />

durch <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e idolfrei hindurch kommt, geht an der Andern<br />

unlÅngs vorbei.<br />

Eine von Pechfackeln erleuchtete HÇhle, in der man kaum<br />

aufrecht stehen kann. Der Richter in s<strong>ein</strong>er besten Abendrobe,<br />

<strong>die</strong> Äbrigen SchÄler in Fellkleidern <strong>und</strong> Lendenschurzen.<br />

Vogtaler ritzt mit <strong>ein</strong>em Faustkeil Comicmitteilungen an kÄnftige<br />

SchÄlergenerationen in den St<strong>ein</strong>. Be<strong>im</strong> Felssturz hinten<br />

hockt der Clown auf <strong>ein</strong>er Bank <strong>und</strong> spielt entrÄckt mit s<strong>ein</strong>er<br />

Schleuder.


-ErÉffne ich gleich mehrere Hauptverfahren, sagt der Richter<br />

kunt <strong>und</strong> eifrig Sp<strong>und</strong> am verwaisten Lehrerpult. Alte Meister<br />

weg begeben.<br />

Denn gerade, wenn alles feste <strong>und</strong> ordentlich gefÄgt sch<strong>ein</strong>t,<br />

wenn Wohlstand <strong>und</strong> gute Manieren <strong>die</strong> Leute von allerlei<br />

beliebten aber unziemlichen Nebendingen abh<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> mit<br />

dem Respekt vor der Obrigkeit <strong>ein</strong>e wohlgeschneuzte Symbiose<br />

<strong>ein</strong>gehen, kommt aus kl<strong>ein</strong>en, tief liegenden RÅumen,<br />

LÉchern <strong>und</strong> Ritzen, aus unerwarteten FalltÄren <strong>und</strong> F<strong>alt</strong>enwÄrfen,<br />

kommt aus der Mitte der Gesellschaft <strong>die</strong> Rettung fÄr<br />

alle, <strong>die</strong> das <strong>ein</strong> bisschen anders sehen Pess<strong>im</strong>isten Ausgeschlossene<br />

Zukurzgekommene <strong>und</strong> sonstwie Dahe<strong>im</strong>gebliebene.<br />

-... am FlieÇband, fÅhrt er fort, damit wir es hinter uns haben<br />

<strong>und</strong> uns nicht noch lange quÅlen mit jenen Konsorten, mit<br />

denen wir hier <strong>und</strong> heute schon fertig werden kÉnnen.<br />

Sagt's <strong>und</strong> vollfÄhrt mit zarten KlavierhÅnden verschiedene<br />

pantomine Bewegungen, <strong>die</strong> wohl s<strong>ein</strong>e Entschlossenheit<br />

unterstreichen sollen; s<strong>ein</strong>e ZuhÉrer machen sie ratlos.<br />

Es klopft leise an der TÄr. Alle KÉpfe schwenken herum.<br />

Einige fÄrchten, es kÉnne sich um <strong>die</strong> Schulleitung handeln,<br />

oder gar <strong>die</strong> Polizei. Weit gefehlt. Ein groÇer Mann, <strong>ein</strong> vornehmer<br />

Herr mit sich lichtendem Haar, dem man s<strong>ein</strong>e vormals<br />

aristokratische Stellung mehr als ansieht, tritt <strong>ein</strong>. S<strong>ein</strong>en<br />

Gehstock schwenkt er wie <strong>ein</strong> Jugendelixier.<br />

Der Richter bleibt ganz cool. Er ist nicht <strong>im</strong> mindesten Äberrascht<br />

oder gar aufgeregt, sondern kramt in s<strong>ein</strong>en Unterlagen,<br />

wÅhrend er den Besucher begrÄÇt:<br />

DER RICHTER Bitte vorzutreten. Der Name bitte. Laut Aktenlage:<br />

unbekannt. Unter verschiedensten Synonymen Akronymen<br />

Pseudonymen in Ersch<strong>ein</strong>ung getreten spielt hier k<strong>ein</strong>e<br />

Rolle wir haben alle mehr als genug von dir gehÉrt <strong>und</strong> gelesen<br />

dass manche m<strong>ein</strong>en <strong>und</strong> es ist nicht <strong>die</strong> Minderheit wer<br />

<strong>ein</strong>en kennt, der kennt sie alle.


-Einspruch, rufen der NeuankÉmmling <strong>und</strong> s<strong>ein</strong> Verteidiger<br />

unisono. Eine r<strong>ein</strong> subjektive Bewertung! Gibt uns Anlass, <strong>die</strong><br />

ObjektivitÅt des Gerichtes anzuzweifeln <strong>und</strong> gleich <strong>ein</strong>en<br />

Antrag auf Befangenheit zu stellen. Bumm!<br />

-Er zitiere nur aus der Vorlage der Staatsanw<strong>alt</strong>schaft, sagt<br />

der Richter schlau. Im Äbrigen verfahren wir hier ganz freihÅndig<br />

unorthodox.<br />

Nichts kÉnnte treffender s<strong>ein</strong>. Man braucht sich nur s<strong>ein</strong>e<br />

Aufmachung anzusehen: das Gesicht mit Schminke angem<strong>alt</strong>,<br />

wie sonst nur bei Indianern auf dem Kriegspfad, <strong>die</strong> hekatombe<br />

MÅhne von <strong>ein</strong>em breiten, mit seltsamen Schriftzeichen<br />

bestickten Stirnband nur notdÄrftig gebÅndigt. An den Ohren<br />

baumeln Federn <strong>und</strong> bunte Abzeichen, <strong>und</strong> am Hals hÅngt<br />

<strong>ein</strong>e silberne Trillerpfeife, <strong>die</strong> er sich von Henke 'ausgeliehen'<br />

hat. Zwar durchlÅuft er momentan <strong>ein</strong>e Phase, wo er sich von<br />

Niemand etwas sagen lÅsst <strong>und</strong> Moden gr<strong>und</strong>sÅtzlich ablehnt,<br />

ist aber eitel genug, sich bereits wÅhrend der Proben in der<br />

nova Toga Carvalho Caballeros, des universellen GerichtsprÅsidenten,<br />

zu prÅsentieren.<br />

DER RICHTER Bei uns gibt es k<strong>ein</strong>e Benachteiligungen, da<br />

kÉnnt ihr Gift drauf nehmen. Und auch k<strong>ein</strong>e ungerechtfertigten<br />

Bevorzugungen. Über <strong>die</strong> weitergehenden AnsprÄche<br />

gehobener Kreise, gerechtfertigt oder nicht, mag der europÅische<br />

Gerichtshof s<strong>ein</strong>e Zeit mit vergeuden, machen wir uns<br />

hier k<strong>ein</strong>e Gedanken.<br />

Er schnipst ungeduldig mit den Fingern.<br />

-Wenn du willst, kannst du gleich loslegen, fÄgt er hinzu.<br />

-Was s<strong>ein</strong>em Mandanten Äberhaupt vorgeworfen werde, sagt<br />

der Verteidiger, wÄssten wir doch gern.<br />

DER RICHTER Eins nach dem Anderen. Soweit sind wir<br />

noch nicht. Diese Kammer fÄhrt lediglich gewisse Voruntersuchungen<br />

durch, um auf deren Basis Empfehlungen abzugeben.<br />

KOWALSKI Untersuchungen welcher Art?


DER RICHTER Betreffend der Anschuldigungen, <strong>die</strong> erhoben<br />

wurden. Danach wird entschieden, ob es zur Hauptverhandlung<br />

kommt.<br />

DER ANGEKLAGTE Anschuldigungen. Ich hÉre <strong>im</strong>mer<br />

Anschuldigungen.<br />

Er bespricht sich mit s<strong>ein</strong>em Verteidiger.<br />

KOWALSKI Wir sind uns k<strong>ein</strong>er Schuld bewusst.<br />

WERDING ZunÅchst geht es um <strong>die</strong> Frage, ob es sich bei<br />

dem anwesenden Herrn Äberhaupt um den Angeklagten handelt,<br />

<strong>und</strong> nicht etwa um <strong>ein</strong>en s<strong>ein</strong>er Doppel- oder WiedergÅnger,<br />

<strong>die</strong> in allen mÉglichen Formen <strong>und</strong> Gest<strong>alt</strong>en durch<br />

<strong>die</strong> Literaturgeschichte geistern,<br />

Kirbisch, Unrat oder Hessling / Minna oder Moscherosch,<br />

Hesse, Bayer oder Franke / Werther oder Wallenst<strong>ein</strong>,<br />

Frisches Stiller oder MÇhre / KÄrzel oder Alphons Krull.<br />

Christan GÄnther aus Seldwyla / Angermann am<br />

Gr<strong>im</strong>mingtor,<br />

<strong>die</strong> Wahnschaffes aus Soana / Isenbarn aus Sansibar.<br />

Masereel in Abu Telfan / Kufahls Fritz aus Sowirog.<br />

Anjax, Ajas <strong>und</strong> Pompanne / Puntila <strong>und</strong> Doskocil.<br />

Frau Carrera <strong>und</strong> <strong>die</strong> Grusche / MÇwe oder Kopfsalat.<br />

DER RICHTER AuÇerdem beschuldigt man ihn der fahrlÅssigen<br />

TÉtung in Tat<strong>ein</strong>heit mit vorsÅtzlicher Rechtsbeugung,<br />

der massenhaften Verdummung <strong>und</strong> Verwirrung des Volkes<br />

sowie manch anderer Delikte, fÄr <strong>die</strong> es leider k<strong>ein</strong>e geschriebenen<br />

Gesetze gibt.<br />

Der Angeklagte kramt in s<strong>ein</strong>er Tasche <strong>und</strong> zieht <strong>ein</strong>e reich<br />

verzierte Schnupftabakdose heraus. Er Éffnet sie, streut etwas<br />

Tabak auf den HandrÄcken <strong>und</strong> saugt <strong>die</strong>sen genÄsslich mit<br />

der Nase <strong>ein</strong>. Dann hÅlt er <strong>die</strong> Tabakdose hoch, so dass sie<br />

jeder sehen kann.<br />

DER ANGEKLAGTE Vom Kaiser der Franzosen.


Er blickt sich um. Schonungslos durchmustert er den billigen<br />

Flitter des deutschen Bildungssystems. Nach <strong>ein</strong>er lÅngeren<br />

Pause bequemt er sich zu sagen:<br />

DER ANGEKLAGTE Die Jugend als HÄterin von Bildung<br />

<strong>und</strong> Moral. Wie witzig.<br />

WERDING Das ist Äberhaupt nicht witzig. Was du dir geleistet<br />

hast! Angefangen bei den vielen Selbstmorden. Hast du<br />

dich je gefragt, wieviele Menschenleben d<strong>ein</strong> Ruhm gekostet<br />

hat?<br />

DER ANGEKLAGTE Ihr wollt jung s<strong>ein</strong>, <strong>und</strong> ungestÄm! In<br />

Wirklichkeit seid ihr konventionell <strong>und</strong> konservativ bis in <strong>die</strong><br />

Knochen. Und sicherheitsfixiert. Fahrt niemals Fahrrad ohne<br />

Helm. Legt be<strong>im</strong> Autofahren <strong>im</strong>mer den Gurt an. Und habt<br />

best<strong>im</strong>mt schon euren ersten Bausparvertrag abgeschlossen.<br />

Von solchen QuerschÄssen lÅsst sich der Staatsanw<strong>alt</strong> nicht<br />

irritieren:<br />

WERDING Beteiligung an Justizmorden <strong>und</strong> noch <strong>ein</strong> paar<br />

andere Amtsvergehen.<br />

DER ANGEKLAGTE Das ist absurd. Ich war Leiter der Finanzabteilung.<br />

Mit Todesurteilen hatte ich nichts zu schaffen.<br />

Er fuchtelt derart mit Gehstock <strong>und</strong> Armen, dass ihm <strong>die</strong> PerÄcke<br />

vom Kopf rutscht. VergnÄgtes Lachen von mehreren<br />

Seiten. Die SchÄler haben ihren Othello endlich erkannt.<br />

Der Richter trillert mit der Trillerpfeife. Dann wendet er sich<br />

an den Angeklagten.<br />

RICHTER Die Zeiten Åndern sich, <strong>und</strong> manchmal erwischt es<br />

jemanden, der sich lange in Sicherheit wiegte. Siehe Den<br />

Haag. Selbst <strong>ein</strong> M<strong>und</strong>ig kann heutzutage nicht beliebig SchÄler<br />

m<strong>alt</strong>rÅtieren. FÄr <strong>die</strong> meisten Naziverbrecher ist es allerdings<br />

zu spÅt. Die Justiz ist erst nach ihrem Tode wachgeworden.<br />

DER ANGEKLAGTE Mit denen wollen Sie mich in <strong>ein</strong>en<br />

Topf werfen? Das ist absurd! Wo ich derjenige bin, dem unser<br />

Land s<strong>ein</strong>en guten Ruf verdankt.


THOMAS BENDER Bitte beruhigen Sie sich. Wir wissen<br />

durchaus zu differenzieren.<br />

DER RICHTER Das Åndert aber nichts daran, dass, wie es in<br />

den <strong>alt</strong>en Sagen heiÇt, jede Schuld <strong>ein</strong>mal gesÄhnt werden<br />

muss. Und was wÄrde sich besser eignen, als <strong>ein</strong>e von jenen<br />

durchgefÄhrte Untersuchung, <strong>die</strong> d<strong>ein</strong>en Summs noch heute<br />

jahrelang erdulden mÄssen.<br />

Wahrhaftig! Der Angeklagte hat sie alle maÇlos genervt; alle<br />

auÇer Ute mit dem Goldhaar, aber wer glaubt schon, dass <strong>die</strong><br />

ihre ke<strong>im</strong>freien Textinterpretationen aus Interesse geschrieben<br />

hat? Sonst wÄrde sie doch jetzt, wo der gefallene Held in natura<br />

vor ihr steht, nicht so stoisch dasitzen, sondern wie <strong>ein</strong><br />

aufgeregtes Groupie vor ihm herumscharwenzeln. Sie hat<br />

allen Deutschlehrern seit der Quarta etwas vorgeheuchelt, das<br />

ist alles. Damit <strong>die</strong> ihr auf dem Zeugnis etwas Gutes tun.<br />

-HÉchststrafe! rufen <strong>ein</strong>ige HinterbÅnkler, <strong>die</strong> sich <strong>ein</strong>en kurzen<br />

Prozess wÄnschen.<br />

DER ANGEKLAGTE Und wenn ich mich weigere? Ich werde<br />

ohne Anw<strong>alt</strong> hier nicht aussagen.<br />

Be<strong>im</strong> Felssturz hinten hockt der Clown auf s<strong>ein</strong>er Bank <strong>und</strong><br />

sagt:<br />

KALLE D<strong>ein</strong> Anw<strong>alt</strong> sitzt doch neben dir, Mensch.<br />

DER RICHTER Wenn du dich mit ihm besprechen willst,<br />

kÉnnen wir <strong>die</strong> Sitzung jederzeit unterbrechen. AuÇerdem ist<br />

es dir gestattet, zu d<strong>ein</strong>er Verteidigung eigene Texte vorzulesen.<br />

Als <strong>die</strong> SchÄler das hÉren, geraten sie vollends aus dem HÅuschen.<br />

Sie stampfen mit den FÄÇen auf <strong>und</strong> drohen, <strong>die</strong> Probe<br />

zu verlassen.<br />

VERSCHIEDENE SCHÜLER N<strong>ein</strong>! Oh n<strong>ein</strong>! BloÉ nicht!<br />

Der Richter trillert wieder auf s<strong>ein</strong>er Pfeife.<br />

DER RICHTER Still! Schweigt still! Jeder Angeklagte hat bei<br />

uns das Recht, sich zu verteidigen.<br />

Aber es nutzt nichts. Der Raudau geht unvermindert weiter.


Als endlich Ruhe <strong>ein</strong>kehrt, ruft Vogtaler dem Richter zu:<br />

VOGTALER Wenn du dich nicht <strong>im</strong>mer so aufspielen wÄrdest.<br />

Seit Jahren mÄssen wir d<strong>ein</strong> albernes Getue ertragen. Du<br />

ganz all<strong>ein</strong> bist fÄr den vielen Stress <strong>und</strong> Streit an unserer<br />

Schule verantwortlich.<br />

ANDRE KROMME Sehr richtig. Da wÅre mal <strong>ein</strong>e Untersuchung<br />

angebracht. Und noch nicht mal demokratisch legit<strong>im</strong>iert.<br />

Als SchÄlersprecher abgewÅhlt, weil er <strong>die</strong> WÄnsche<br />

der Mehrheit dauernd ignoriert hat, <strong>und</strong> fÄhrt hier <strong>im</strong>mer noch<br />

frech s<strong>ein</strong>e Sperenzchen auf. Dabei gÅbe es <strong>ein</strong>e Alternative.<br />

Auffordernd nickt er s<strong>ein</strong>em Fre<strong>und</strong> Ko<strong>wal</strong>ski zu.<br />

Der Richter trillert ungestÄm auf s<strong>ein</strong>er Pfeife. Zwe<strong>im</strong>al kurz,<br />

<strong>ein</strong>mal lang. Sehr lang.<br />

DER RICHTER Dulden wir k<strong>ein</strong>e zwielichtigen StÉrungen<br />

noch unterbelichtetes Heckmecken, an <strong>die</strong> Adresse aller<br />

Wichtigtuer <strong>und</strong> DummschwÅtzer, <strong>die</strong> dahinten ihre Messer<br />

wetzen, wenn nicht Schl<strong>im</strong>meres. Denn <strong>die</strong>s auch gleich <strong>ein</strong>e<br />

sch<strong>ein</strong>bar ungerichtete Revolte ist, haben wir <strong>ein</strong> Ziel vor<br />

Augen, das wir durch wohlfeiles Ausweichen auf Nebenwege<br />

nicht gefÅhrden wollen.<br />

Ein Knurren entfÅhrt Vogtalers Kehle. Eine Keule hÅlt er in<br />

der <strong>ein</strong>en Hand.<br />

VOGTALER Glaub nicht, dass du dir alles erlauben kannst.<br />

K<strong>ein</strong> Zweifel, er m<strong>ein</strong>t den Richter, <strong>und</strong> der fragt sich zum<br />

wiederholten Mal, ob er Angst oder wenigstens Respekt vor<br />

s<strong>ein</strong>em Gegner haben sollte. Er hÉrt nicht auf zu nÉrgeln, <strong>und</strong><br />

auch Kalle <strong>und</strong> Connie stÉren <strong>die</strong> Proben. Der LÅrmpegel<br />

steigt noch <strong>ein</strong>mal bedrohlich an, wie sonst nur bei Gisbert<br />

Becker oder bei Frau Altenburg.<br />

-Seid still, trillert der Richter wie verrÄckt. Sonst muss ich<br />

den Saal rÅumen lassen, <strong>und</strong> bei weiterer Zuwiderhandlung<br />

Strafporto verhÅngen.<br />

Da kann <strong>die</strong> Klasse nicht mehr an sich h<strong>alt</strong>en. Klopfen <strong>und</strong><br />

Klatschen, Keckern <strong>und</strong> Kreischen, GebrÄll <strong>und</strong> GeblÉke von


allen Seiten, <strong>und</strong> <strong>ein</strong>ige, <strong>die</strong> mit dem ganzen System nicht<br />

<strong>ein</strong>verstanden sind, sch<strong>im</strong>pfen <strong>und</strong> drohen wie Vogtaler mit<br />

den FÅusten.<br />

Ute schweigt. Auf solche Avancen reagiert sie gr<strong>und</strong>sÅtzlich<br />

nicht, auÇer der Typ hat den Charme <strong>und</strong> <strong>die</strong> gewisse besondere<br />

Ausstrahlung <strong>ein</strong>es Prinzen vom Feschlack.<br />

Ein Gutes hat der Krach ja. Er mobilisiert den Nestor der Veranst<strong>alt</strong>ung,<br />

der dem jungen Komponisten auf verblÄffende<br />

Weise Åhnlich sieht, gleicher Aggregatzustand, <strong>die</strong> gleiche<br />

Nonchalance <strong>im</strong> Umgang mit Extremsituationen <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>en<br />

eigenen physischen MÉglichkeiten, aber anderes Fachgebiet.<br />

Er reckt sich <strong>und</strong> tritt aus s<strong>ein</strong>em Poster.<br />

GroÇer Bahnhof! Besonders <strong>die</strong> weiblichen Zuschauer klatschen<br />

<strong>und</strong> johlen wie wild.<br />

DER RICHTER (streng) Wo warst du? Was ist eigentlich los<br />

mit dir? Immer kommst du auf den letzten DrÄcker.<br />

CARLOS Ich wurde aufgeh<strong>alt</strong>en. - Auch andere Klassen<br />

nehmen m<strong>ein</strong>e Dienste in Anspruch, nicht nur ihr. Die Arbeit,<br />

<strong>die</strong> ich mache, ist nicht jedermanns Sache, aber sie muss geleistet<br />

werden. Manche laufen sogar davon, wenn es soweit<br />

ist. Andere stellen sich aus r<strong>ein</strong>er Sensationsgier ganz nach<br />

vorne <strong>und</strong> gucken sich alles genau <strong>und</strong> mit offenen MÅulern<br />

an.<br />

Er wirft dem Angeklagten <strong>ein</strong>en Apfel zu.<br />

-Kannst du nicht machen, brÄllt der <strong>und</strong> schmeiÇt <strong>die</strong> Frucht<br />

mit Kawumm gegen <strong>die</strong> Wand. Es ist das erste Mal, dass wir<br />

ihn so emotionalisiert ja irrational erleben der Apfel ist<br />

Matsch <strong>und</strong> fÄr k<strong>ein</strong>en Zweck mehr zu gebrauchen an der<br />

Wand ist <strong>ein</strong> Fleck, <strong>ein</strong> glÅnzender, lindgrÄner Apfelfleck von<br />

dem sich <strong>ein</strong> paar Tropfen durchsichtiger, klebriger FlÄssigkeit<br />

lÉsen <strong>und</strong> nach unten laufen, ausgerechnet in den Kasten,<br />

in dem Frau Kromme das Diarium verwahrt.<br />

-Du maÇt dir an, was ich mich nie nie trauen wÄrde, sagt der<br />

Richter streng. Und wenn's gleich <strong>ein</strong> Oberdeutscher verbockt


hat, mit dem wir gem<strong>ein</strong>samer Sprachwurzeln zufolge doch<br />

auch irgendwie verwandt sind.<br />

Trotzdem. Es nutzt nix. All s<strong>ein</strong> Reden nicht. Hinten wird<br />

weiter genÉrgelt, <strong>und</strong> nun greift ihn Vogtaler frontal an:<br />

-HÉr endlich auf da vorne, sagt er. Du Landplage du, Wichtigtuer,<br />

gehst uns mit d<strong>ein</strong>en Ambitionen total auf <strong>die</strong> Nerven.<br />

-Nur weil du dich mit m<strong>ein</strong>er Mutter <strong>ein</strong>e Zeitlang gut verstanden<br />

hast, pflichtet ihm AndrÑ bei, heiÇt das noch lange<br />

nicht, dass du tun <strong>und</strong> lassen kannst, was du willst.<br />

Da jauchzt Vogtaler vor Freude. Endlich mal <strong>ein</strong>er, der ihn<br />

unterstÄtzt <strong>und</strong> dem Richter contra gibt.<br />

Und AndrÑ Kromme, den Widerspruch - gegen wen auch<br />

<strong>im</strong>mer - normalerweise groÇe Überwindung kostet, lÅsst <strong>die</strong><br />

Maske endgÄltig fallen:<br />

-Hier sind viel mehr gegen dich, als du m<strong>ein</strong>st. Die meisten<br />

hÉren sich d<strong>ein</strong> Gelaber doch nur an, weil sie in der Zeit nicht<br />

abgefragt werden kÉnnen.<br />

DER RICHTER Diese dummen dummen AnwÄrfe. Ausgerechnet<br />

von Leuten, <strong>die</strong> zwe<strong>im</strong>al sitzen geblieben sind <strong>und</strong><br />

von nichts ne Ahnung haben.<br />

Jetzt reicht's. Langsam, wie <strong>ein</strong>e Raubkatze so langsam, <strong>und</strong><br />

geschmeidig noch dazu, schlÅngelt sich Vogtaler zum Richtertisch.<br />

Er sieht dermaÇen wÄtend aus! Als wolle er s<strong>ein</strong>en<br />

Widersacher zu Musbrei verarbeiten.<br />

Heldenhaft wirft sich Thomas Bender dazwischen. Man versteht<br />

nicht genau, was er dem Angreifer zuflÄstert, am Ende<br />

jedoch gelingt es ihm, Vogtaler zu beruhigen <strong>und</strong> von s<strong>ein</strong>em<br />

Vorhaben abzubringen.<br />

-Mir geht der Richter nicht auf <strong>die</strong> Nerven, sagt der SÅufer,<br />

<strong>und</strong> als ihn Vogtaler ziemlich aggressiv anglotzt, zieht er beileibe<br />

nicht den Schwanz <strong>ein</strong>, sondern steht hurtig auf, s<strong>ein</strong>en<br />

Hemingway in der Hand, <strong>und</strong> tritt an den Richtertisch.<br />

Der Richter winkt ihm, sich wieder hinzusetzen. Mit Vogtaler<br />

wird er schon all<strong>ein</strong>e fertig.


-Sonst noch was? fragt er in <strong>die</strong> R<strong>und</strong>e.<br />

-Was ich sagen will, sagt der SÅufer <strong>und</strong> Staatsanw<strong>alt</strong>, <strong>im</strong>mer<br />

noch direkt vor ihm stehend: <strong>die</strong> Alten reden von Tugend,<br />

Moral, EhrgefÄhl. Wir Jugendlichen haben unsere eigenen<br />

Begriffe. Auch wir kennen positiv <strong>und</strong> negativ, teilen <strong>die</strong> Welt<br />

in Plus <strong>und</strong> Minus, Gut <strong>und</strong> Schlecht, in Licht <strong>und</strong> Schatten.<br />

Zuweilen jedoch vertauschen wir aus purer Provokationslust<br />

<strong>die</strong> Rollen <strong>die</strong>ser Antipoden, oder weil wir uns von der vorigen<br />

Generation abgrenzen wollen.<br />

Er reckt beide Arme in <strong>die</strong> Luft, wie um sich aus <strong>ein</strong>er Umklammerung<br />

zu befreien.<br />

-FÄr uns sind andere Dinge wichtig. Musik ... <strong>und</strong> ... Fre<strong>und</strong>schaft,<br />

<strong>und</strong> auch Wahrhaftigkeit.<br />

Wir sind <strong>die</strong> Avantgarde <strong>ein</strong>es neuen Bewussts<strong>ein</strong>s. das sich<br />

nicht vorstellen kann, dass es <strong>ein</strong>mal <strong>alt</strong> s<strong>ein</strong> wird <strong>und</strong> verbraucht<br />

<strong>und</strong> s<strong>ein</strong>en Idealismus <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e TrÅume unter bleiernen<br />

Schichten bedrÄckender EnttÅuschungen begrÅbt. Sondern<br />

wir h<strong>alt</strong>en uns fÄr unbesiegbar, fÄr bahnbrechend oder<br />

gar <strong>ein</strong>zigartig <strong>und</strong> glauben, <strong>die</strong> Welt f<strong>und</strong>amental verÅndern<br />

zu kÉnnen, <strong>und</strong> zwar derart, dass unsere Zeit als <strong>die</strong> Übergangszeit<br />

auf dem Weg in <strong>ein</strong> neues Zeit<strong>alt</strong>er in <strong>die</strong> Geschichte<br />

<strong>ein</strong>gehen wird. Wir exper<strong>im</strong>entieren mit Drogen, um <strong>ein</strong>er<br />

RealitÅt zu entfliehen, <strong>die</strong> frÄhere Generationen in unserem<br />

Namen definiert haben <strong>und</strong> <strong>die</strong> wir weder verstehen noch<br />

akzeptieren wollen, weil sie uns grau <strong>und</strong> unmenschlich ersch<strong>ein</strong>t.<br />

Unter dem Schutzschild funkelnder NÅchte streifen<br />

wir voll kaska<strong>die</strong>rendem Zorn durch <strong>die</strong> hell erleuchteten<br />

Quartiere der StÅdte, auf der Suche nach AuthentizitÅt, nach<br />

neuen, aufregenden Erfahrungen <strong>und</strong> mÉglichst vielen liebestollen<br />

MÅdchen. Wir bestaunen den Glanz <strong>und</strong> <strong>die</strong> Gloria der<br />

Beatniks, interessieren uns brennend fÄr den Existentialismus,<br />

den Marxismus, den Kantianismus, Sohn-Rethels Formanalyse,<br />

den int<strong>im</strong>en Zusammenhang von Energieerh<strong>alt</strong>ung <strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong>d<strong>im</strong>ensionalem Denken, fÄr Zen-Buddhismus, Raumzeit


<strong>und</strong> Materie, Nullpunktschwankungen <strong>und</strong> das absolute<br />

Nichts. Wir treten fÄr <strong>ein</strong>e egalitÅre, libertÅre <strong>und</strong> universelle<br />

Weltkultur <strong>ein</strong>, fÄr <strong>die</strong> antiautoritÅre Erziehung <strong>ein</strong>er neuen<br />

Menschheit, fÄhren hitzige Debatten Äber den modernen<br />

Kunstbegriff <strong>und</strong> sind jederzeit bereit, alle <strong>alt</strong>en Meister zugunsten<br />

<strong>ein</strong>er neuen àsthetik Äber Bord zu werfen.<br />

Er hÅlt inne. Vogtaler ist aufgestanden <strong>und</strong> lÅuft mit groÇen<br />

Schritten vor ihm hin <strong>und</strong> her, wobei ihm das wehmÄtige Gesicht<br />

s<strong>ein</strong>es Gegenspielers auffÅllt, der ansch<strong>ein</strong>end auch s<strong>ein</strong>e<br />

KÄmmernisse hat.<br />

-Ihr werdet es nie schaffen, sagt er. Ihr werdet nie <strong>im</strong> Rampenlicht<br />

stehen, weil ihr euch leichtglÅubig von aggressiven<br />

oder verlogenen FrontmÅnnern ver<strong>ein</strong>nahmen lasst, <strong>die</strong> sich<br />

von den Tantiemen ihrer VertrÅge <strong>ein</strong> Gut in Mecklenburg-<br />

Vorpommern kaufen.<br />

Werding wartet, bis Vogtaler fertig ist. Er sieht ihn lange an.<br />

Die schwarzen Augen ersch<strong>ein</strong>en ihm heute noch dunkler als<br />

sonst. Dann fÅhrt er fort:<br />

-Die Idee, dass <strong>ein</strong>e SchÄlerfre<strong>und</strong>schaft verlÅsslicher <strong>und</strong><br />

tiefgrÄndiger ist als <strong>die</strong> Beziehungen zu unseren Blutsverwandten,<br />

Lehrern, Nachbarn <strong>und</strong> sonstigen SpieÇern, weil sie<br />

<strong>ein</strong>e Wahlverwandtschaft darstellt, <strong>die</strong> etwas aushÅlt, weil<br />

man <strong>die</strong> gleichen TrÅume trÅumt. Dass <strong>die</strong> Wahrheit, <strong>die</strong> wir<br />

in KÄrze zu finden hoffen, etwas wahrhaft GroÇes, Gutes<br />

bewirkt <strong>und</strong> nicht nur k<strong>alt</strong> <strong>im</strong> Raum steht <strong>und</strong> unter groÇen<br />

Opfern erkauft ist wie <strong>die</strong> physikalische Exper<strong>im</strong>entieranlage<br />

an der Luruper Chausse, deren Betrieb soviel Energie verschwendet<br />

hat <strong>und</strong> was ist letztlich dabei herausgekommen?<br />

-WeiÇt du, dass Otto nicht mitkommt, sagt ÖzgÄl zu Vogtaler,<br />

um ihn etwas zu beruhigen.<br />

-Wann fahrt ihr los?<br />

-Halb 6.<br />

-So spÅt?<br />

-Es geht schneller, wenn ich selber fahre.


-Warst du schon mal mit?<br />

-Ja, jo.<br />

-Ein Rucksack reicht.<br />

-Ja, jo. Rucksack.<br />

-Jo, ja, reicht dicke.<br />

-FÄnf Kilo sind erlaubt.<br />

-Jo, ja.<br />

-Sonst geht das GemÅhre los. Aufmachen!<br />

ÖzgÄl verzieht das Gesicht.<br />

-Ein strenger Griff, lacht Vogtaler.<br />

-FÅhrt der Ver<strong>ein</strong> jedes Jahr nach Antalya? fragt der Clown<br />

dazwischen.<br />

-Die letzten Jahre waren sie auf Mallorca. Ich weiÇ nicht,<br />

warum sie <strong>die</strong>smal ...<br />

-... sind <strong>die</strong> BÅlle ...<br />

-Ja jo.<br />

-... auf dem Flug verschw<strong>und</strong>en.<br />

-Jo ja verschollen.<br />

-Ja jo. Wo <strong>die</strong> gelandet sind.<br />

-Hat sich <strong>ein</strong>er jo ja <strong>ein</strong>gesteckt.<br />

-Jo ja <strong>ein</strong>gesteckt.<br />

-Oder tja, weiÇ nicht.<br />

-Willst du nicht mitkommen? fragt ÖzgÄl den Clown.<br />

-Ooch nÉh. Zu heiÇ da.<br />

-...ziemlich heiÇ, ja jo.<br />

-Über 40 Grad.<br />

-Ich weiÇ nicht, ob das so angenehm ist. Kichkich.<br />

-...bei 40 Grad. Kichkich.<br />

-N<strong>ein</strong>, wirklich nicht. Kichkich.<br />

Werding fasst <strong>die</strong> beiden scharf ins Auge. Es folgt <strong>ein</strong>e Pause,<br />

<strong>die</strong> verhÅngnisvoll zu werden verspricht, doch <strong>die</strong> Gefahr geht<br />

vorÄber, <strong>und</strong> mit Nachdruck sagt er:<br />

-Unsere SehnsÄchte bedeuten uns etwas. Ohne sie wÄrden wir<br />

geistig verhungern, regre<strong>die</strong>ren zu den unbedarften Kindern


unserer unbedarften Eltern, <strong>die</strong> wir vor zwei drei Jahren noch<br />

gewesen sind. Sie sind nicht wohlfeil dahergeredet wie bei<br />

Politikern, <strong>die</strong> mit dem stÅndigen Wiederholen von Phrasen<br />

<strong>und</strong> Aufsagen moralischer Allgem<strong>ein</strong>plÅtze doch nur selbstsÄchtige<br />

Zwecke verfolgen, oder bei Berufsphilosophen, <strong>die</strong><br />

sie viel <strong>und</strong> schlau diskutieren, aber eigentlich ihren Sinn, ihre<br />

tiefere Bedeutung vergessen haben, bei àrzten, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en Eid<br />

schwÉren <strong>und</strong> dann mittels ihrer Patienten hohe Gewinne<br />

erwirtschaften oder jenen Unternehmern, <strong>die</strong> fÄr <strong>ein</strong> bisschen<br />

mehr Profit Äber Leichen zu gehen bereit sind.<br />

-Mir nicht, sagt AndrÑ Kromme, <strong>und</strong> als man ihn fragend<br />

ansieht, setzt er hinzu: mir bedeuten d<strong>ein</strong>e SehnsÄchte nichts.<br />

Nicht das geringste. Dagegen hat mir m<strong>ein</strong> Vater oft genug<br />

<strong>ein</strong>gebleut, wie wichtig <strong>ein</strong>e funktionierende Wirtschaft ist.<br />

Der Richter tritt ans Fenster, wo <strong>die</strong> Sonne <strong>die</strong> Luft aufgeheizt<br />

hat, <strong>und</strong> sieht in den heiÇen Sommerh<strong>im</strong>mel hinauf, der in<br />

w<strong>und</strong>ervoller Pracht gleichmÅÇig Äber ihm glÅnzt.<br />

-BezÄglich der Wirtschaft haben wir unsere eigenen Vorstellungen,<br />

erwidert er vieldeutig. Wir wollen aber <strong>die</strong>ses Thema<br />

nicht vertiefen, sondern lieber mit der Probe ...<br />

- ... <strong>ein</strong>e neue, andere Art von Musik, unterbricht ihn der SÅufer.<br />

Die uns in <strong>ein</strong>en Äberirdischen Zustand katapultiert, <strong>im</strong><br />

Gleichklang mit unseren Drogenexper<strong>im</strong>enten.<br />

-Und cool muss sie s<strong>ein</strong>, sagt Ute. Sie muss zu unseren Klamotten<br />

passen. Wenn wir zu ihren Takten durch <strong>die</strong> schaumfeuchten,<br />

unrasierten <strong>und</strong> rauhaarigen Clubs <strong>ein</strong>er herunter<br />

gestriegelten, ungewaschenen Vorstadt tanzen, sollen uns alle<br />

gierig begaffen. Wir sind <strong>die</strong> Prinzessinnen, <strong>die</strong> auf goldenen<br />

Gleitern schwebenden Nymphen der Nacht, <strong>die</strong> man schon<br />

von weitem an ihrer cerestischen Ausstrahlung erkennt, an<br />

den hautengen Hosen, den etwas tiefer ausgeschnittenen Pullovern,<br />

den rosigeren Wangen, aufgetuffteren Haaren <strong>und</strong> den<br />

farbigeren StÉckelschuhen. Wir sind <strong>die</strong> Aphroditen, <strong>die</strong> Sirenen,<br />

<strong>die</strong> SchÉnsten der SchÉnen, <strong>die</strong> zwe<strong>im</strong>al pro Woche in


aufreizenden Trikots zur Jazzgymnastik in der Sportver<strong>ein</strong>shalle<br />

auflaufen, wo <strong>die</strong> JÄnglinge, noch schwitzend vom FuÇball,<br />

<strong>und</strong> auch <strong>die</strong> Warmduscher, <strong>die</strong> Yoga gemacht haben, in<br />

Trauben an der wie zufÅllig offenen FlÄgeltÄr hÅngen. Niemals<br />

jedoch, ich betone niemals, darf man uns ungestraft<br />

dumm von der Seite anquatschen oder wie graue MÅuse links<br />

liegen lassen.<br />

Alle gucken auf den Richter. Ein grÅssliches GetÉse <strong>im</strong> Schulflur<br />

enthebt ihn der Antwort. Ein wilder Mann mit wirrem<br />

Haar wird vom Gerichts<strong>die</strong>ner her<strong>ein</strong>gefÄhrt. Es ist Homer in<br />

der RÄstung des Achill. Von s<strong>ein</strong>em Blutbad hat er sich nie<br />

richtig erholt, <strong>und</strong> wo das ominÉse Blatt gelegen hat, sch<strong>im</strong>mert<br />

<strong>ein</strong>e Äble Schuppenflechte durch.<br />

Mit s<strong>ein</strong>en Knieschonern <strong>und</strong> dem schweren Kettenhemd<br />

kommt er kaum durch <strong>die</strong> TÄr, <strong>ein</strong> Vorteil, wie sich herausstellt,<br />

denn dahinter lauert Peleus, s<strong>ein</strong> Vater, wie er schon<br />

<strong>ein</strong>mal gelauert hat.<br />

-Wieder so <strong>ein</strong> Fall, wo <strong>die</strong> Dame eigentlich nicht will, ruft<br />

Ute in <strong>die</strong> Menge <strong>und</strong> warnt damit den teuren Barden, der<br />

dem Schlag mit Leichtigkeit entgeht.<br />

Der Gerichts<strong>die</strong>ner fasst Peleus am Schlafittchen <strong>und</strong> lÅsst ihn<br />

<strong>ein</strong>e Zeitlang zappeln.<br />

-Ja, sagt Ute. Was wÅre natÄrlicher gewesen, als dass du n<strong>ein</strong><br />

gesagt hÅttest. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, mit<br />

<strong>ein</strong>em Mann zusammen zu s<strong>ein</strong>, den man mir nur zugeteilt<br />

hat, <strong>und</strong> der sich dann auch noch so daneben ben<strong>im</strong>mt. Aber<br />

so sind sie eben, <strong>die</strong> ver<strong>die</strong>nstvollen AnfÄhrer. K<strong>ein</strong> GespÄr<br />

fÄr'n bisschen Menschlichkeit. Und wenn es drauf ankommt<br />

<strong>und</strong> sie sollen Farbe bekennen, fehlt ihnen jegliches RÄckgrat.<br />

-Alles Ladonier, schnaubt sie, an <strong>die</strong> Klasse gewendet.<br />

-Junge, mit griechische Mythologie kennt <strong>die</strong> sich aus, staunen<br />

<strong>ein</strong>ige.


-Von ihrer Mutter gedrillt, denken andere, <strong>die</strong> sie besser <strong>und</strong><br />

lÅnger kennen.<br />

Aber das hat lange nachgelassen. Inzwischen best<strong>im</strong>mt sie ihr<br />

Schicksal selbst.<br />

WÅhrend Werding versucht, Homer das Schwert zu entreiÇen,<br />

<strong>und</strong> damit ungewollt s<strong>ein</strong> Abitur aufs Spiel setzt, meldet sich<br />

Amelie zu Wort, <strong>die</strong> sonst <strong>im</strong> Unterricht nicht zu den Redseligsten<br />

gehÉrt. Auch ihre Arbeiten gehen mit schÉner RegelmÅÇigkeit<br />

daneben.<br />

-Loslassen, ruft sie <strong>und</strong> fÄgt aber hinzu, wer sich derartig um<br />

<strong>ein</strong>e Frau bemÄhe, ver<strong>die</strong>ne durchaus <strong>die</strong> Chance, ihre Liebe<br />

zu erringen.<br />

Der Richter, dem Paarbeziehungen bÉhmische DÉrfer sind,<br />

weiÇ hierauf nichts zu erwidern, <strong>und</strong> auch Homer <strong>und</strong> s<strong>ein</strong><br />

BÄttel stehen schnaufend da <strong>und</strong> lauschen ziemlich verstÅndnislos<br />

dem jugendlichen Schlagabtausch. Als erster hat sich<br />

der Dichter gefangen. Man merkt, er will etwas loswerden.<br />

-Der Mann hat mich schwer getÅuscht, sagt er anklagend.<br />

Schuldbewusst <strong>und</strong> mit vor ErschÉpfung schwankender<br />

St<strong>im</strong>me fÅllt ihm der BÄttel ins Wort.<br />

-Es tut mir leid. Nur durch <strong>ein</strong>e List konnte ich ihn hierher<br />

locken. Wohin fÄhrst du mich, hat er gefragt. / In m<strong>ein</strong>e Klasse,<br />

habe ich gesagt. Dort h<strong>alt</strong>e nicht nur ich mich auf, sondern<br />

noch andere schÉne JÄnglinge. Ob sie allerdings allesamt<br />

Jungfrauen sind, wage ich sehr zu bezweifeln. / Und was<br />

treibt ihr dort? Womit beschÅftigt ihr euch? / Wir verbringen<br />

unsere Zeit mit philosophischen GesprÅchen <strong>und</strong> literarischen<br />

RÅtselspielen, <strong>und</strong> wÄrden unsere Ideen gern mit dir teilen. /<br />

Sehr wohl tut ihr daran. Aber wer ist denn euer Lehrer? / Von<br />

dir <strong>ein</strong> groÇer Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Verehrer. Einer d<strong>ein</strong>er MusterschÄler,<br />

um genau zu s<strong>ein</strong>. M<strong>und</strong>ig ist s<strong>ein</strong> Name, <strong>und</strong> er fÄhrt seit<br />

Jahren Aufsicht Äber <strong>die</strong>se vielgerÄhmte Lehranst<strong>alt</strong>. / Be<strong>im</strong><br />

Zeus, sprach er, k<strong>ein</strong> schlechter Mensch, sondern <strong>ein</strong> tÄchtiger<br />

Dichter. - Und ist dann anstandslos mitgekommen. Erst an der


TÄr sind ihm Zweifel gekommen, als er das Gericht da thronen<br />

sah, in den neumodischen PiratenaufzÄgen. Da musste ich<br />

<strong>ein</strong> bisschen nachhelfen.<br />

Homer massiert sich s<strong>ein</strong>e Hinterbacken.<br />

HOMER Bisschen ist gut.<br />

DER BÜTTEL Mit dem Schwert des Neoptalamus.<br />

HOMER Diomedes.<br />

ANNA Patroklos.<br />

HOMER Diomedes, sage ich. Schwert des Diomedes.<br />

Der Richter wiegt bedenklich den Kopf.<br />

-Ich muss mich entschuldigen, sagt er zu Homer. Solche WinkelzÄge<br />

sind normalerweise nicht unsere Art. Die Revolte<br />

kÅmpft mit offenem Visier. Ganz <strong>im</strong> Gegensatz zu ihren politischen<br />

Gegnern, <strong>die</strong> k<strong>ein</strong>e Gelegenheit auslassen, uns in den<br />

Dreck zu ziehen.<br />

Der Angeklagte zieht <strong>ein</strong>e Schnute, verdreht <strong>die</strong> Augen, rauft<br />

sich <strong>die</strong> Haare. Es soll ruhig jeder merken, wie genervt er ist.<br />

DER ANGEKLAGTE Das ist doch alles viel zu langatmig.<br />

Konventionell <strong>und</strong> langweilig, <strong>und</strong> abschreckend moralisierend.<br />

Hier mÄssten viel mehr DialogbrÄche r<strong>ein</strong>, sonst schlafen<br />

euch hinterher <strong>die</strong> Zuschauer <strong>ein</strong>.<br />

Ko<strong>wal</strong>ski lacht <strong>und</strong> schÄttelt sich in s<strong>ein</strong>er Bank.<br />

-Iss noch nicht alles so wie auf'm Schiffbauer Damm, sagt er<br />

hÅmisch. Wo sie <strong>ein</strong>st jedes Wort, jede Wendung, jedes noch<br />

so kl<strong>ein</strong>e Requisit gem<strong>ein</strong>sam diskutiert <strong>und</strong> ausgeschnÄffelt<br />

haben. Alles <strong>im</strong> Dienste <strong>ein</strong>er gelungenen AuffÄhrung, wohlgemerkt.<br />

Auf dass der Mann mit dem Harem noch <strong>ein</strong> bisschen<br />

unsterblicher werde.<br />

Da schnaubt der Richter bloÇ. Solche Vergleiche n<strong>im</strong>mt er<br />

gelassen. Er braucht k<strong>ein</strong>e Vorbilder. Will selber Trendsetter<br />

s<strong>ein</strong>.<br />

-Ernst ist Ernst <strong>und</strong> Schnaps ist Schnaps, sagt Kalle, der<br />

Clown. D<strong>ein</strong> Brenner hÉrt sich schlecht an.


Homer hat sich vom BÄttel losgemacht.<br />

-Du-uh, keift der BÄttel <strong>und</strong> will ihn wieder packen, doch der<br />

Alte ist wendiger als gedacht. In Nullkommanichts taucht er<br />

vor dem Richtertisch auf.<br />

Jedoch hat er nicht mit dem ReaktionsvermÉgen des Staatsanw<strong>alt</strong>s<br />

gerechnet. Bevor er etwas sagen kann, packt ihn der<br />

am Schlafittchen <strong>und</strong> sagt:<br />

WERDING Du bist schon <strong>ein</strong> schwieriger Fall. Ein Verbrechen<br />

in dem Sinne wird man dir nicht nachweisen kÉnnen.<br />

Und doch. Heroisierung <strong>ein</strong>es Angriffskrieges, sowas ist in<br />

m<strong>ein</strong>en Augen k<strong>ein</strong>e Bagatelle.<br />

Thomas Bender, der sieht, wie <strong>die</strong> Augen des Richters sich<br />

verschleiern, sagt:<br />

BEISITZER Ach komm; reg dich ab. Diese banale<br />

Landserschnulze hat doch weder Hand noch FuÇ. All<strong>ein</strong> der<br />

AufhÅnger. Einen Krieg wegen <strong>ein</strong>er Frau vom Zaun zu brechen.<br />

Das sch<strong>ein</strong>t mir <strong>ein</strong> bisschen weit hergeholt.<br />

HOMER Und trotzdem unvergessen.<br />

DER BEISITZER Ich kann es mir nur so erklÅren, dass <strong>die</strong><br />

Kulturschaffenden in Mittel<strong>alt</strong>er <strong>und</strong> Antike nicht viel Bemerkenswertes<br />

zustande gebracht haben, <strong>und</strong> erst seither geht<br />

es Schlag auf Schlag. Ob zum Vorteil der Menschheit, mag<br />

dahin gestellt s<strong>ein</strong>, denn nun sind wir alle ungefragt in der<br />

Neuzeit angekommen, <strong>und</strong> ob <strong>die</strong> allerdings solange durchhÅlt,<br />

ist noch sehr <strong>die</strong> Frage.<br />

HOMER Gut ist, was gefÅllt <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e breite Leserschaft erreicht.<br />

WERDING Die Bekanntheit <strong>ein</strong>es Autors hÅngt viel mehr<br />

von ZufÅllen <strong>und</strong> modischen Trends ab als von s<strong>ein</strong>er Begabung.<br />

Im Mittel<strong>alt</strong>er warst du so gut wie vergessen.<br />

Be<strong>im</strong> Stichwort Mittel<strong>alt</strong>er erwacht Leonardo, <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er aber<br />

hÄbscher Kerl mit flauschigem Kraulebart, <strong>und</strong> springt auf <strong>die</strong><br />

BÄhne. Dort stellt er sich in Positur <strong>und</strong> lÅsst folgende denkwÄrdige<br />

Rede vom Stapel:


LEONARDO Hohes Gericht. Ich grÄÇe euch rechtschaffen<br />

<strong>und</strong> fleiÇig. Sehr erfreut <strong>und</strong> dankbar fÄr <strong>die</strong> Ehre, hier auftreten<br />

zu dÄrfen. Euer Ruhm eilt euch des weiteren voraus, <strong>und</strong><br />

ich mÉchte Euch zu <strong>die</strong>ser gelungenen Veranst<strong>alt</strong>ung ganz<br />

herzlich gratulieren. Sie entspricht genau m<strong>ein</strong>er inneren Einstellung,<br />

Regeln <strong>und</strong> Vorschriften nicht ungefragt hinzunehmen<br />

<strong>und</strong> auch intellektuelle AutoritÅten kritisch zu ÄberprÄfen,<br />

damit man nicht vor lauter Ehrfurcht <strong>im</strong> Boden versinkt<br />

<strong>und</strong> darob zu gar nichts kommt. Nur auf <strong>die</strong>ser Basis lassen<br />

sich eigene, kreative Leistungen vollbringen. Schon von ferne<br />

habe ich euer Lob vielst<strong>im</strong>mig singen gehÉrt. Alle st<strong>im</strong>men<br />

Äber<strong>ein</strong>, dass es hÉchste Zeit ist, den Schritt zu wagen. Einer<br />

muss es tun, haben sie gesagt <strong>und</strong> euch als MÅnner <strong>und</strong> Frauen<br />

von Format beschrieben, denen wohl gelingen wird, was<br />

sie sich vorgenommen. Ein Wagnis gewiss, aber mit der Aussicht<br />

auf reichlichen Lohn.<br />

PlÉtzlich hÅlt er <strong>ein</strong> HCV in der Hand, <strong>ein</strong>es <strong>die</strong>ser neumodischen<br />

elektronischen Kl<strong>ein</strong>gerÅte, Stichwort eierlegende<br />

Wollmilchsau, <strong>und</strong> projiziert <strong>ein</strong>e kongeniale dreid<strong>im</strong>ensionale<br />

Videoinstallation in den Raum.<br />

Wow! Da ist <strong>ein</strong> KÉnner am Werk!<br />

-Einer, der schon wach war, als <strong>die</strong> Welt noch <strong>im</strong> DornrÉschenschlaf<br />

lag, flÄstert Ko<strong>wal</strong>ski verehrungsvoll.<br />

Er erinnert sich noch gut, wie ihm s<strong>ein</strong>e Eltern als Kind <strong>die</strong>sen<br />

Holzbausatz aus dem Museumsshop zum Geburtstag geschenkt<br />

haben, den s<strong>ein</strong> Vater dann fÄr ihn zusammengebaut<br />

hat.<br />

-Was das wohl soll? sagt Kalle zu ÖzgÄl.<br />

Ihm bedeutet moderne Kunst r<strong>ein</strong> gar nichts.<br />

-PÉ, sagt der Richter. Was er sucht, ist Protektion, damit er<br />

unterm Schirm <strong>und</strong> Schutz der Herrschaft in Ruhe s<strong>ein</strong>en<br />

weitschweifigen Interessen nachgehen kann. Ob er das alles<br />

wirklich selbst geschaffen hat, wage ich <strong>im</strong> Äbrigen zu bezweifeln.<br />

Umtriebige Leute wie er unterhielten doch damals


iesige WerkstÅtten. Nur weil er gut Gesichter malen konnte,<br />

mit <strong>die</strong>sem gewissen fotografischen Touch, den heute jeder<br />

Fotoapparat <strong>und</strong> jedes zweitklassige Zeichenprogramm besser<br />

hinbekommt. Aber sonst? K<strong>ein</strong>e s<strong>ein</strong>er kÄhnen Konstruktionen<br />

hat jemals <strong>ein</strong>en Probelauf heil Äberstanden. Nur <strong>die</strong> nullacht-fÄnfzehn<br />

Erfindungen sind realisiert worden. Hier. Hubschrauber<br />

mit Drahtseilw<strong>im</strong>peln oder was das ist also wie <strong>die</strong><br />

sicher wieder runterkommen sollen. Was er, wie <strong>die</strong> meisten<br />

anderen BerÄhmtlinge, allerdings vortrefflich verstanden hat,<br />

ist Andere fÄr sich <strong>ein</strong>zunehmen. Immer gleich schamlos den<br />

OberfÄrsten anquatschen, das war s<strong>ein</strong>e Devise.<br />

Zu Leonardo sagt er:<br />

-Du brauchst dich gar nicht anzustrengen. Ich bin fÄr d<strong>ein</strong>e<br />

Avancen vÉllig unempfÅnglich.<br />

Daraufhin bricht der KÄnstler <strong>die</strong> VorfÄhrung ab. Einige johlen<br />

oder klatschen; doch wer sich der Moderne verpflichtet<br />

fÄhlt, kann mit <strong>die</strong>sem Schlusspunkt nicht zufrieden s<strong>ein</strong>.<br />

-Schon gut, sagt er patzig. In Wirklichkeit glaube ich sowieso<br />

nicht, dass euer Interregnum lange anhÅlt. Gehe ich eben nach<br />

Mailand zurÄck.<br />

-Ich habe <strong>die</strong> Farben verloren, sagt der Maler zum Dekorateur.<br />

Nun kommt das Wild ganz ungeniert schwarzweiÉ vorbei.<br />

Es frisst <strong>die</strong> WÅlder kahl <strong>und</strong> macht sich in den StÅdten<br />

breit.<br />

-K<strong>ein</strong> Gr<strong>und</strong>, <strong>die</strong> H<strong>alt</strong>ung zu verlieren, sagt der Clown. D<strong>ein</strong>e<br />

Minen <strong>und</strong> Patronen, <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> Bomben <strong>und</strong> Granaten, sie<br />

werden nun woanders <strong>ein</strong>gesetzt. Die Herren finden schon<br />

<strong>ein</strong>e Verwendung dafÄr.<br />

-Ich weiÇ gar nicht, wo der Äberhaupt herkommt, sagt Ute,<br />

wÅhrend sich rÄckseits auf den kargen <strong>und</strong> windigen Hochebenen<br />

der Sierra Nevada <strong>die</strong> Ritterheere sammeln <strong>und</strong> ihr<br />

Liebster zuhause den <strong>alt</strong>en Teddy erdolcht.<br />

-Ich, sagt Amelie, habe ihn vorgeladen.


DER VERTEIDIGER Wenn wir alle anklagen, <strong>die</strong> in der<br />

RÄstungsindustrie als Maschinenbauer, Elektroniker oder<br />

Softwar<strong>ein</strong>genieure tolle <strong>und</strong> vorbildliche Arbeit leisten, werden<br />

wir unseres Lebens nicht mehr froh. Sicher ist nur, dass<br />

<strong>die</strong> Menschen schon <strong>im</strong>mer GrÄnde gef<strong>und</strong>en haben, Kriege<br />

zu fÄhren <strong>und</strong> sich mit den raffiniertesten Methoden umzubringen.<br />

-So viele kulturelle Impulse kamen <strong>im</strong> Mittel<strong>alt</strong>er aus Italien,<br />

sagt Thomas Bender.<br />

Der Richter muss an Maschine Nummer 9 denken, <strong>die</strong> auch<br />

ursprÄnglich in Italien konzipiert worden ist. Oder an Doktor<br />

Lammert, dessen Vorfahren aus Italien stammen, <strong>und</strong> an s<strong>ein</strong>e<br />

innovativen Ges<strong>und</strong>heitsratschlÅge. Die Italiener haben gute<br />

Leute. Viele gute Leute. Aber was nÄtzt das.<br />

-Die Iren sind auch nicht schlecht, sagt der SÅufer. Im Dichten<br />

<strong>und</strong> in Popmusik. Eirisch Papps. Kelten eben, Åfft er Lehrer<br />

Becker nach. Ein besonderes VÉlkchen mit <strong>ein</strong>em besonderen<br />

GefÄhl fÄr Sprache <strong>und</strong> Rhythmus. Und sie kÉnnen was vertragen.<br />

-Im Saufen <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>s, sagt Amelie <strong>und</strong> kratzt sich an den L<strong>ein</strong>enschuhen.<br />

Die Sonne verschwindet hinter <strong>ein</strong>er grÅulichen Wolke <strong>und</strong><br />

bringt ÖzgÄl ins Zwielicht.<br />

-Ich habe bei dem Spiel vielleicht durchgehangen, flÄstert er.<br />

Kommt nur, weil ich abends zuviel gesoffen hatte.<br />

-Bei mir ging's eigentlich, sagt Vogtaler.<br />

-Otto hat <strong>im</strong>mer sofort nachgeschenkt. Ich weiÇ gar nicht, wo<br />

der den vielen Fusel her hat.<br />

-Eine tolle Sache, bestÅtigt ihm Kalle, der Clown. Hast du<br />

mitgekriegt? Einer hatte Bowle mitgebracht, mit dem ganz<br />

scharfen Wodka drin. Die haben sie sicherheitshalber hinter<br />

<strong>ein</strong>en Vorhang gestellt, <strong>und</strong> als sie <strong>ein</strong>e halbe St<strong>und</strong>e spÅter<br />

nachgucken, liegt Carlos besinnungslos am Boden. Er hat das<br />

ganze Zeug all<strong>ein</strong>e gesoffen.


-Ach, deshalb war der Notarzt da, sagt der SÅufer. Ich habe<br />

mich schon gew<strong>und</strong>ert.<br />

-Ich kann dir sagen, sagt ÖzgÄl. Mir gings wirklich schlecht,<br />

besonders be<strong>im</strong> Spurten. NÅchstes Mal trinke ich weniger.<br />

-Bringt nicht viel, sagt Vogtaler. Am besten lÅuft es, wenn du<br />

von abends noch <strong>ein</strong>en gewissen Pegel hast. Auf <strong>die</strong> Art habe<br />

ich mal <strong>ein</strong>en Hattrick geschossen.<br />

Leonardo schlurft nach hinten, um sich Vogtalers Wasserkocher<br />

auszuleihen. Er lÅsst Wasser hin<strong>ein</strong>laufen <strong>und</strong> stellt ihn<br />

an.<br />

KOWALSKI Eigentlich sollte es ausreichen, auf das enorme<br />

Lebenswerk des Angeklagten zu verweisen. Was er sich zugemutet,<br />

<strong>und</strong> auf was er verzichtet hat! Alles <strong>im</strong> Dienste s<strong>ein</strong>er<br />

nachweislich exzellenten Werke.<br />

WERDING Exzellent? Also ich weiÇ nicht. Da ist doch auch<br />

viel MittelmaÇ dabei.<br />

Jetzt ist es am Angeklagten, echauffiert <strong>und</strong> beleidigt zu s<strong>ein</strong>.<br />

DER ANGEKLAGTE Ihr! Seid bloÇ still. Ich kenne euch.<br />

Von neunmalklugen Kritikern ferngesteuert, wollt ihr <strong>die</strong><br />

Rezeption m<strong>ein</strong>er Schriften obstruieren. Der r<strong>ein</strong>e Neid, weil<br />

ich an deutschen Schulen <strong>im</strong>mer noch so eifrig gelesen <strong>und</strong><br />

interpretiert werde.<br />

WERDING Wo du dir solche MÄhe gegeben hast, dich in den<br />

Vordergr<strong>und</strong> der Literaturgeschichte zu spielen. K<strong>ein</strong>e Schliche<br />

hast du gescheut, k<strong>ein</strong>e noch so p<strong>ein</strong>liche Intrige ausgelassen.<br />

Dabei gab es auch damals schon viele talentierte Autoren.<br />

DER ANGEKLAGTE K<strong>ein</strong>en, der so gut war wie ich.<br />

Nach welchen Kriterien er denn dichterische QualitÅt bemesse,<br />

wÄrde Werding gern fragen, aber der Richter winkt ab.<br />

DER RICHTER Ich habe <strong>die</strong>se Egos so dick! Die mit ihrer<br />

Umtriebigkeit <strong>und</strong> Extrovertiertheit Andere, vielleicht ebenso<br />

Talentierte schonungslos beiseite drÅngen.


Das Wasser brodelt. Vogtaler holt <strong>ein</strong>en Teebeutel aus s<strong>ein</strong>em<br />

Ranzen <strong>und</strong> Äberreicht ihn dem Universalgenie. Nachdem der<br />

ihn in aller Ruhe in s<strong>ein</strong> Wasser getunkt hat, sagt er zum<br />

Richter:<br />

LEONARDO Das haben wir doch bereits diskutiert, junger<br />

Mann. Es findet ununterbrochen <strong>ein</strong>e Auslese statt. Der frÄhe<br />

Vogel fÅngt den Wurm, der Schlaue sichert sich den Vorteil,<br />

der Kluge triumphiert Äber den Dumpfbeutel, <strong>und</strong> wenn er<br />

noch <strong>ein</strong> sympathisches Gesicht hat <strong>und</strong> anstellig ist, sich <strong>ein</strong><br />

bisschen verstellen kann, nicht <strong>im</strong>mer gleich mit der TÄr ins<br />

Haus fÅllt, warum soll er <strong>die</strong>se FÅhigkeiten nicht nutzen, um<br />

<strong>ein</strong> zweifellos vorhandenes Talent ins rechte Licht zu rÄcken.<br />

Jenen, <strong>die</strong> mit weniger gesegnet sind, mag das vielleicht wie<br />

Betrug vorkommen, aber, m<strong>ein</strong>e GÄte, so ist der Lauf der<br />

Dinge. Oder wie glaubt ihr, habe ich m<strong>ein</strong>e Herren so lange<br />

bei Laune geh<strong>alt</strong>en?<br />

Sokrates winkt Leonardo zu sich, um sich von ihm Tee <strong>ein</strong>schenken<br />

zu lassen. Er lehnt sich entspannt zurÄck, nippt an<br />

s<strong>ein</strong>er Tasse, denn der Tee ist noch heiÇ, <strong>und</strong> sagt:<br />

SOKRATES Ihr dÄrft <strong>die</strong> Menschen nicht tadeln, nur weil sie<br />

sich Gelegenheiten zunutze machen. Der Mensch gebraucht<br />

s<strong>ein</strong>e Intelligenz zuallererst zum eigenen Vorteil, <strong>und</strong> freut<br />

sich dann natÄrlich, wenn auch fÄr andere etwas abfÅllt.<br />

Das will der Angeklagte so nicht stehen lassen. Er hat sich<br />

bereits unter der BeweihrÅucherung s<strong>ein</strong>es Strafverteidigers<br />

gew<strong>und</strong>en wie <strong>ein</strong> Aal <strong>und</strong> mÉchte auf k<strong>ein</strong>en Fall mit <strong>die</strong>sem<br />

in <strong>ein</strong>en Topf geworfen werden.<br />

-Was der Richter denn glaube, warum er s<strong>ein</strong>en Job geschmissen<br />

habe?<br />

-Um als KÄnstler Karriere zu machen, erwidert der.<br />

Da lacht der Beklagte, lacht ihn r<strong>und</strong>heraus aus.<br />

-Komm erst mal in m<strong>ein</strong> Alter, sagt er, dann wirst du schon<br />

sehen.


Eins sei ihm <strong>im</strong> Laufe der Jahre <strong>im</strong>mer klarer geworden, dass<br />

nÅmlich der kÄnstlerischen Leidenschaft <strong>ein</strong>e eigene SchÉnheit<br />

inne wohne, <strong>die</strong> nichts, absolut gar nichts mit Vorteilen,<br />

Nutzen, Zwecken <strong>und</strong> Bilanzen zu tun habe, <strong>und</strong> derjenige,<br />

der ihrem Rufe folgen wolle, dÄrfe nicht daran gehindert oder<br />

gar gezwungen werden, <strong>ein</strong>en sogenannten Brotberuf zu ergreifen,<br />

Schneider, Schuster, Offizier, Metzger, Baumeister,<br />

Arzt, Jurist oder dergleichen.<br />

Aber kann das gutgehen? Zeigt nicht gerade s<strong>ein</strong>e Biografie,<br />

dass es auf jedem Gebiet nur <strong>ein</strong>e hÉchst begrenzte Anzahl<br />

von KoryphÅen geben darf, zu denen <strong>die</strong> Menschheit aufblickt,<br />

all<strong>ein</strong>, weil man sich <strong>die</strong> ganzen Namen nicht merken<br />

kann <strong>und</strong> ihre Abenteuer <strong>und</strong> AffÅren sonst den Umfang der<br />

illustrierten BoulevardblÅtter sprengen wÄrden?<br />

Und was machen <strong>die</strong> Andern bitteschÉn? Stehen hinterher<br />

ohne Versorgung da <strong>und</strong> mÄssen sich von mediokren ArbeitsamtmÅnnern<br />

herumscheuchen lassen, weil sie ihren Urlaubsantrag<br />

nicht rechtzeitig ausgefÄllt haben. Und wer soll denn<br />

<strong>die</strong> ganze Haus- <strong>und</strong> Fabrikarbeit erledigen? Kleider nÅhen,<br />

WÅnde mauern, Schinken rÅuchern. Die Frauen? Die Tha<strong>im</strong>Ådchen?<br />

RumÅnen Usbeken Chinesen? Die werden sich<br />

schÉn bedanken. - Hier zeigt sich <strong>ein</strong>mal mehr, dass <strong>die</strong> soziale<br />

Frage viel mit Tugend <strong>und</strong> Moral zu tun hat.<br />

Er verzieht sich bekÄmmert in s<strong>ein</strong>e Ecke, als Äberraschend<br />

der Pedell auftaucht <strong>und</strong> <strong>im</strong> Takte Modest Mozarts <strong>ein</strong>en<br />

Werkzeugkasten schwenkt.<br />

PEDELL Eine Schande wie, hier alles, verlottert.<br />

Er zieht <strong>ein</strong> Leder aus der groÇen Tasche s<strong>ein</strong>es adretten<br />

Blaumannes <strong>und</strong> wischt <strong>die</strong> grÄnen Apfelspritzer von der<br />

Wand.<br />

PEDELL Ihr, werdet schon sehen, wo euch, das hinfÄhrt.<br />

Oder, m<strong>ein</strong>t ihr es ist, m<strong>ein</strong>e Aufgabe, hinter euch her, zu<br />

wedeln <strong>und</strong>, euch richtiges, Benehmen beizubringen was, <strong>die</strong><br />

Lehrer heutzutage leider, versÅumen weil, <strong>im</strong> Lehrplan Be-


n<strong>im</strong>m, <strong>und</strong> Betragen, nicht vorkommen. Den Gefallen, tue ich<br />

euch, nicht.<br />

WERDING Um den Dreck musst du dich doch schon lange<br />

nicht mehr kÄmmern. Dazu gibt's doch <strong>die</strong> Putzfrauen, <strong>die</strong>se<br />

willigen Geister, <strong>die</strong> bei der Zeitarbeit Serviceagentur auf<br />

Abruf bereitstehen <strong>und</strong> denen es absolut nichts ausmacht, in<br />

ihren grauen Kitteln mit dem bunten Agenturemblem abends<br />

durch <strong>die</strong> GÅnge zu schrubben <strong>und</strong> von dir oder den Kontrolleuren<br />

ihrer Firma gelegentlich zusammengestaucht zu werden,<br />

wenn sie ihre Arbeit schlecht gemacht haben.<br />

-Ja <strong>und</strong>? sagt der Pedell <strong>und</strong> spezifiziert: mit s<strong>ein</strong>er Ausbildung<br />

als Klempnermeister sei er fÄr ordinÅres Putzen definitiv<br />

Äberqualifiziert. Im Jahr nach s<strong>ein</strong>er Einstellung, mit dem<br />

damals noch zeitlich befristeten Vertrag, habe er sich von<br />

Lehrern gelegentlich spontan fÄr Putzarbeiten verpflichten<br />

lassen. Heute wÄrde sich das selbst M<strong>und</strong>ig nicht erlauben.<br />

Der Mann sei vorsichtig geworden, seit Doktor Muckenbarth<br />

ihn, den Pedell, drei Monate krank geschrieben habe, alles<br />

wegen der chronischen RÄckenschmerzen, <strong>die</strong> anfallartig<br />

zunÅhmen, wenn er von Vorgesetzten angeschnauzt werde.<br />

-Die Putzen aber, putzen gern, fÄgt er hinzu.<br />

Und in der SchÄler Staunen hin<strong>ein</strong>:<br />

-Doch wirklich. Eine habe, ihm <strong>ein</strong>mal gestanden sie kÉnne<br />

sich, k<strong>ein</strong>e grÉÇere Befriedigung, vorstellen als <strong>ein</strong>, Klassenz<strong>im</strong>mer<br />

in <strong>ein</strong>en ihm angemessenen, Zustand zu ÄberfÄhren.<br />

-Wahrsch<strong>ein</strong>lich geht es ihnen wie der Mehrheit der Konsumenten,<br />

sagt der Richter, <strong>die</strong> das Fallen des Milchpreises mit<br />

fast mÉchte ich sagen LustgefÄhlen beobachten, weil sie dadurch<br />

bei jedem Einkauf fÄnf Cent sparen, <strong>und</strong> nicht bedenken,<br />

dass fÄr das viele Sojafutter, das unsere deutsche<br />

Turbokuh in sich hin<strong>ein</strong>schlingt, der ganze brasilianische<br />

Regen<strong>wal</strong>d abgeholzt worden ist, <strong>und</strong> wenn sie es wissen,<br />

weil sie be<strong>im</strong> Rumswitschen zufÅllig <strong>im</strong> Éffentlich-rechtlichen<br />

Kulturkanal gelandet sind <strong>und</strong> nicht schnell genug abgeschal-


tet haben, ist es ihnen piepe, weil sie sowieso nicht vorhaben,<br />

jemals in Brasilien oder Haiti Urlaub zu machen. Wenn Äberhaupt,<br />

dann Hawai oder <strong>die</strong> Dominikanische Republik. Oder<br />

wir bleiben <strong>ein</strong>fach bei Thailand.<br />

-Was er gegen Thailand habe, will der Pedell wissen. Die<br />

Menschen dort profitieren doch ganz gew<strong>alt</strong>ig von unserem<br />

Tourismus.<br />

Er ist mit s<strong>ein</strong>em Besen hinten bei Vogtaler angelangt, <strong>und</strong> da<br />

fallen ihm natÄrlich <strong>die</strong> vielen <strong>alt</strong>en Teebeutel auf, <strong>die</strong> Kaffeefilter,<br />

der PrÉtt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Äblen Flecken auf dem Boden, <strong>die</strong> nie<br />

mehr ganz weggehen werden.<br />

-Da hÉrt sich, doch alles auf, echauffiert er sich. Was fÄr <strong>ein</strong>e,<br />

Kinderstube habt ihr eigentlich, genossen euren, Klassenraum<br />

in <strong>ein</strong>en, Saustall zu verwandeln! ... <strong>und</strong> dann, aber von mir<br />

an der, Theke Biomilch, verlangen. So, weit kommt's noch!<br />

Ihr werdet noch, staunen das, verspreche ich euch <strong>und</strong> wage<br />

<strong>die</strong>, Prognose dass, euer Leben, nicht ganz so sorgenfrei, <strong>und</strong><br />

bequem, verlaufen wird wie ihr es, euch in euren, jugendlichen<br />

TrÅumereien vielleicht, vorstellt. Gerade, von jenen <strong>die</strong><br />

hoch, hinaus wollen wird mancher, unverhofft, auf der Nase,<br />

landen <strong>und</strong> sich, wÄnschen <strong>ein</strong>e, Hausmeisterlaufbahn <strong>ein</strong>geschlagen,<br />

zu haben wenn, ihm, s<strong>ein</strong> lukrativer Ingenieurarbeitsplatz<br />

mit Mitte 40, plÉtzlich unter den, FÄÇen wegrationalisiert<br />

wird der Äbrigens, nicht der biologischen, Landwirtschaft<br />

zu verdanken ist sondern weil, Kenia h<strong>und</strong>ert neue,<br />

Panzer geordert hat um mit den, Unruhen <strong>und</strong>, letztlich auch<br />

mit s<strong>ein</strong>em, BevÉlkerungsÄberschuss fertig zu werden aber<br />

dann fehlt, Mobuto oder wie der Diktator, gerade heiÇt das,<br />

Geld <strong>und</strong> <strong>die</strong>sen, Arbeitsplatz hat der junge Ingenieur sowieso,<br />

nur bekommen weil, aufgefallen war dass, s<strong>ein</strong> Mitbewerber<br />

den man, ihm eigentlich vorgezogen hat anerkannter,<br />

Kriegs<strong>die</strong>nstverweigerer ist <strong>und</strong> stellt sich nebenbei, womÉglich,<br />

heraus auch <strong>die</strong>, MÄslis haben <strong>die</strong> ganze Zeit, genmanipuliertes<br />

Soja, verfÄttert! - Alle rufen: Skandal! - Ihr, aber


seid dann lÅngst, zu <strong>alt</strong> fÄr eure, anstrengenden Ideale tja hÅttet<br />

ihr, frÄher begreifen sollen das, Leben ist k<strong>ein</strong>, Zuckerschlecken.<br />

Connie gÅhnt. Den Hausmeister findet sie <strong>ein</strong>fach nur langweilig.<br />

FrÄher mag er mal ganz gut ausgesehen haben, mit<br />

s<strong>ein</strong>en dunklen Haaren dunklen Augen. Aber jetzt!<br />

-Ich dachte, wir wollten gestern minigolfen, flÄstert AndrÑ ihr<br />

zu. Erst rufst du mich an, Äberredest mich, <strong>die</strong> letzten zwei<br />

St<strong>und</strong>en ausfallen zu lassen, wo ich in Mathe endlich mal was<br />

verstanden habe, <strong>und</strong> dann bist du nicht da.<br />

-Dazu hat es wahrlich nicht viel Überredung bedurft, sagt<br />

Connie vÉllig entspannt.<br />

-Ich hatte mich so gefreut! Stattdessen hast du dich mit Mister<br />

Saftarsch verabredet. Ausgerechnet mit dem!<br />

-HÉr auf damit, sagt Connie, <strong>die</strong> nackte Angst, dass Ko<strong>wal</strong>ski<br />

was mitkriegt.<br />

-Bringt doch sowieso nichts, oder glaubst du, noch <strong>ein</strong> Techtel<br />

mehr wÄrde dich irgendwohin fÄhren.<br />

-Sei still. Wen interessiert das?<br />

-Genau, sagt auch Ute von hinten. Bei euerm Gerede kann ich<br />

mich nicht konzentrieren.<br />

-WÅhrend der AuffÄhrung wirst du dich auch konzentrieren<br />

mÄssen, gibt AndrÑ Kromme zurÄck.<br />

-Was machst du da Äberhaupt? fragt Connie <strong>und</strong> n<strong>im</strong>mt ihr<br />

den Block aus der Hand.<br />

-He, gib wieder her!<br />

Connie hÅlt ihn hoch in <strong>die</strong> Luft.<br />

-Gib schon.<br />

Doch so schnell gibt sie nicht nach.<br />

-Mach hier bloÇ k<strong>ein</strong> Theater.<br />

PEDELL Ich, wollte mich damals, selbststÅndig machen<br />

Handwerk hat, goldenen Boden den leer, stehenden Laden in<br />

der BÄlowstraÇe, mieten wo dann, <strong>die</strong> Ortskrankenkasse ge, b,<br />

autha, t, i, c, h, wei, Ç, nicht wo <strong>die</strong>, das Geld her, nehmen fÄr,


ihre l, u, x, <strong>und</strong> seriÉsen GlaspalÅste all<strong>ein</strong>, das Gr<strong>und</strong>stÄck<br />

hat pi mal, Daumen na ich sage fÄnfh<strong>und</strong>erttausend, gekostet<br />

bis dahin dachte, ich <strong>im</strong>mer m<strong>ein</strong>e BeitrÅge, landen bei àrzten,<br />

KrankenhÅusern <strong>und</strong> be<strong>im</strong> Vorstand, der Pharmaindustrie.<br />

Er streicht mit den Fingern Äber den silbernen ReiÇverschluss<br />

s<strong>ein</strong>es blauen, sehr blauen Blaumannes.<br />

PEDELL Angebote, <strong>ein</strong>reichen Gesellen <strong>und</strong> Lehrlinge, anheuern<br />

ihre Arbeiten, dirigieren <strong>und</strong> ÄberprÄfen Bilanzen,<br />

erstellen Steuern, sparen <strong>und</strong> den Mittelstandsbonus, gerÅuschlos<br />

in <strong>die</strong>, Schweiz transferieren das wÅre, m<strong>ein</strong> tÅglich<br />

Brot, geworden wer weiÇ wie, ich heute dastÄnde so, aber<br />

geht es, mir auch nicht schlecht, <strong>und</strong> werde ich, hier noch fÄr,<br />

Ordnung sorgen wenn von, euch in <strong>die</strong>sen, Hallen lÅngst<br />

nichts, mehr zu hÉren <strong>und</strong> zu, riechen ist <strong>und</strong> selbst, mancher<br />

Lehrer <strong>und</strong> Oberlehrer der sich, <strong>ein</strong>bildet mir Anweisungen,<br />

erteilen zu kÉnnen wann, ich <strong>ein</strong> klemmendes oder ziehendes,<br />

Fenster, zu reparieren <strong>und</strong> womit, ich <strong>die</strong> Pausenbrote, zu<br />

belegen habe <strong>die</strong>, ich nebst, der Milch, in Eigenregie auf dem,<br />

Schulhof vertreibe wird sich, noch umgucken wenn er, mit<br />

M<strong>und</strong>ig nicht, auskommt <strong>und</strong> hurr-di-purr, vom Schulamt<br />

nach, j.w.d. versetzt, wird wo er auf, k<strong>ein</strong>en Fall, hin wollte<br />

weil, ihm <strong>die</strong> lange Anfahrt, viel zu beschwerlich, ist aber das<br />

hÅtte, er sich vorher, Äberlegen, mÄssen gut er, kann sich,<br />

krankschreiben lassen aber, was nÄtzt das versetzt, ist versetzt<br />

wÅhrend ich, nur <strong>ein</strong> paar Schritte zu m<strong>ein</strong>er, stillgemÄtlichen<br />

Einliegerwohnung, habe wenn das, nicht <strong>ein</strong> geldwerter, Vorteil,<br />

ist kann ich in der, Zeit <strong>die</strong>, andere mit, Pendeln verplempern<br />

fÄr, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bekannte <strong>die</strong>, k<strong>ein</strong>en Kl<strong>ein</strong>laster ihr,<br />

eigen nennen gegen, Obulus versteht sich allerlei, Nebendinge<br />

erledigen <strong>und</strong> wenn, mir in der Stadt mal, <strong>ein</strong>er komisch hinterher,<br />

guckt nicht, nur wegen <strong>ein</strong>es zu schnellen oder, riskanten<br />

WendemanÉvers was, kann der mir schon, beweisen so,<br />

lange ich mit m<strong>ein</strong>em, Rektor auf du, <strong>und</strong> du stehe ihn alle,<br />

Tage hochachtungsvoll, grÄÇe <strong>und</strong> auch, sonst fast <strong>im</strong>mer, zu


willen bin fÄhre, ich <strong>ein</strong> <strong>im</strong> Ganzen, angenehmes geordnetes,<br />

Leben <strong>und</strong> glaubt, ihr etwa ich hÅtte, nur das mindeste, Interesse<br />

an euren, StÉrungen, des Betriebsfriedens?<br />

Er nestelt an <strong>ein</strong>er der vielen, viel zu groÇen Taschen s<strong>ein</strong>es<br />

Blaumannes ansch<strong>ein</strong>end sucht er etwas <strong>und</strong> fÉrdert endlich<br />

<strong>ein</strong>en zerknitterten Zettel zutage.<br />

-Au weia vergessen, sagt er, den Zettel glatt reibend.<br />

Er umr<strong>und</strong>et <strong>ein</strong> paar Tische <strong>und</strong> baut sich vor Thomas auf.<br />

-ErfÄlle ich, hiermit den mir von, der Schulleitung angetragenen,<br />

Wunsch dir d<strong>ein</strong>e, Vorladung zu Äberreichen. V-o-r-l-ad-u-n-g<br />

jawohl. Da, staunst du m<strong>ein</strong>, Lieber da datterst, du<br />

zitterst, <strong>und</strong> fragst, dich warum. Hast du, nicht mit gerechnet<br />

dass, ausgerechnet gegen, dich <strong>ein</strong>e Disziplinaruntersuchung,<br />

<strong>ein</strong>geleitet wird an, deren Formulierung so, viel kann ich, dir<br />

sagen StDir Henke, seit Wochen gefeilt, hat ganze Nachmittage,<br />

hat sich der arme, Kerl um <strong>die</strong> Ohren, geschlagen dir,<br />

hieb- <strong>und</strong> stichfest, d<strong>ein</strong>e, Beteiligung an den, begangenen<br />

Untaten, nachzuweisen. Ja lach, nur Werding dir, wird das<br />

Lachen auch, noch vergehen denn auf, dich wartet, ebenfalls<br />

<strong>die</strong>, Klassenkonferenz <strong>und</strong>, anschlieÇend <strong>die</strong> obere, SchulaufsichtsbehÉrde<br />

hast du <strong>ein</strong>mal zu, viel den M<strong>und</strong> auf, gemacht<br />

<strong>und</strong> d<strong>ein</strong>em, Idol billigen Beifall, geklatscht.<br />

Da schweigt der Saal perplex mit Grausen, <strong>und</strong> des Richters<br />

Gebrabbel verzieht sich in <strong>die</strong> allerhinterste Wahrnehmungsecke,<br />

wÅhrend der Pedell, juch-he <strong>und</strong> singend, als Triumphator<br />

aus der Klasse steppt. Homer aber stampft wie<br />

Rumpelstielzchen aufs Parkett, brÄllt ohne Unterlass <strong>alt</strong>griechische<br />

VerwÄnschungen <strong>und</strong> unterlegt sie mit unverstÅndlichen,<br />

gefÅhrlich klingenden Urlauten. Ihm sagt <strong>die</strong>se M<strong>ein</strong>ungsverschiedenheit<br />

gar nichts. Er schwitzt vor Ungeduld in<br />

s<strong>ein</strong>em Kettenhemd <strong>und</strong> ist nahe daran, s<strong>ein</strong> Schwert mit<br />

Wucht auf den Richertisch zu donnern. Wenn nur das Schwert


nicht aus Plastik wÅre, aus silbrigem Plastik, <strong>und</strong> der Richtertisch<br />

nicht das Lehrerpult.<br />

RICHTER Die BegrÄndung, ja. Sie muss hier irgendwo liegen.<br />

Aber bei den vielen Verfahren, <strong>die</strong> wir heute abschlieÇen<br />

wollen ... Warte mal.<br />

Er kramt umstÅndlich in s<strong>ein</strong>en Unterlagen. Endlich wird er<br />

fÄndig.<br />

RICHTER Ich lese <strong>ein</strong>fach mal vor, was <strong>die</strong> Staatsanw<strong>alt</strong>schaft<br />

notiert hat. - Oder willst du, Thomas ...?<br />

THOMAS BENDER Der Fall liegt ganz klar. Ich denke, <strong>ein</strong>ige<br />

Zitate werden genÄgen. (rÅuspert sich) Auf <strong>die</strong> Frage: wer<br />

wird kÄnftig d<strong>ein</strong>en Kl<strong>ein</strong>en lehren / Speere werfen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

GÇtter ehren? teilt ihr Hektor mit: Theures Weib, gebiete<br />

d<strong>ein</strong>en ThrÅnen! / Nach der Feldschlacht ist m<strong>ein</strong> feurig Sehnen.<br />

/ Diese Arme schÄtzen Pergamus. / KÅmpfend fÄr den<br />

heil'gen Herd der GÇtter / Fall' ich, <strong>und</strong> des Vaterlandes Retter<br />

/ Steig' ich nieder zu dem styg'schen Fluss. Er liest, rezitiert<br />

ist wohl das richtige Wort, <strong>und</strong> hÅtte best<strong>im</strong>mt noch viel<br />

mehr rezitiert, wenn er nicht wÄsste, dass <strong>die</strong> meisten s<strong>ein</strong>er<br />

MitschÄler <strong>die</strong>s fÄr pure Zeitverschwendung h<strong>alt</strong>en. Komm<br />

endlich zum Punkt, Mann, wÄrde es dann schnell heiÇen. Wir<br />

sind hier nicht bei Gisbert Becker.<br />

Da meldet sich Homer zu Wort.<br />

HOMER Das habe ich nicht geschrieben. Definitiv nicht.<br />

THOMAS BENDER Nicht geschrieben? Das ist doch <strong>die</strong><br />

Ilias.<br />

HOMER (triumphierend) Ist sie nicht.<br />

-Gutachter, sagt der Richter. Wir brauchen <strong>ein</strong>en Gutachter.<br />

-Ko<strong>wal</strong>ski, rufen <strong>ein</strong>ige.<br />

Der schÄttelt den Kopf <strong>und</strong> verweist auf s<strong>ein</strong>e Rolle als Verteidiger.<br />

-Musst du eben <strong>ein</strong>e Doppelrolle Äbernehmen, sagt der Richter<br />

trotzig.


Pustekuchen. Ko<strong>wal</strong>ski, der, nachdem s<strong>ein</strong> Konkurrenzvorschlag<br />

so mir nichts dir nichts abgeschmettert worden ist,<br />

eigentlich gar k<strong>ein</strong>e Lust hat, Äberhaupt in dem StÄck aufzutreten,<br />

oder hÉchstens mit dem bÉsen Hintergedanken, <strong>die</strong><br />

Abschlussfeier zu sabotieren, will sich nicht noch mehr stressen<br />

lassen. Er lÅchelt zweideutig <strong>und</strong> sagt:<br />

GUTACHTER Homer benutzte ganz andere VersmaÇe. Und<br />

so gut re<strong>im</strong>en konnte er auch nicht.<br />

Diese Feststellung trÅgt ihm <strong>ein</strong>en hasserfÄllten Blick des<br />

SÅngers <strong>ein</strong>. Er Äberlegt kurz, wie er <strong>die</strong> Scharte wieder auswetzen<br />

kann. Dann gibt er zu Protokoll:<br />

GUTACHTER Sagen wir: solche Re<strong>im</strong>e waren zu s<strong>ein</strong>er Zeit<br />

nicht en vogue. WÅren vom Publikum abgelehnt worden. (Er<br />

zuckt mit den Schultern.) Ich m<strong>ein</strong>e, was soll das dann.<br />

Der Richter guckt ganz gr<strong>im</strong>mig. Typisch Ko<strong>wal</strong>ski. Immer<br />

nur Ja sagen, <strong>und</strong> k<strong>ein</strong>e eigene M<strong>ein</strong>ung. Dem Direx schle<strong>im</strong>t<br />

er auch in <strong>ein</strong>er Tour hinterher, dass der ihn unbesehen fÄr<br />

s<strong>ein</strong>en besten SchÄler lobt.<br />

-Ich habe mal gelesen, wirft Werding <strong>ein</strong>, Illias <strong>und</strong> Odyssee<br />

kÉnnten unmÉglich von <strong>ein</strong> <strong>und</strong> demselben Autor stammen.<br />

Das hÅtte er nicht sagen dÄrfen. Homer wird jetzt sauer. Richtig<br />

fuchsig wird er.<br />

HOMER Diese Unverfrorenheit! Ich werde euch Mores lehren,<br />

ihr nichtsnutzigen Bastarde! Ich werde euch tÉten in <strong>die</strong>ser<br />

St<strong>und</strong>e des Triumphes, <strong>die</strong> Jupiter mir vergÉnnt. Ahhh!<br />

Ich werde euch rÉsten! Zuerst Upeios, Fotanos <strong>und</strong> Upitus;<br />

Gagaios, H<strong>ein</strong>os <strong>und</strong> Parinus; Domors, den Sohn des<br />

Klautius; Wophelius <strong>und</strong> Megalaus; Osymnus, Araus,<br />

Hottonus, Daklaus, Eframus <strong>und</strong> Sallius. Euch allen will ich<br />

den Kopf abschlagen, euch hinschlachten <strong>und</strong> <strong>die</strong> GedÅrme<br />

herausreiÇen, wÅhrend der Westwind <strong>die</strong> Wolken Äber den<br />

H<strong>im</strong>mel fegt, <strong>und</strong> sich <strong>die</strong> Wellen der stÄrmischen See an den<br />

Gestaden brechen. Im Nahkampf werde ich eure Schilder mit<br />

m<strong>ein</strong>em Schwert sp<strong>alt</strong>en, als wÅren sie billiges Sperrholz, <strong>und</strong>


ich werde voranschreiten, <strong>im</strong>mer weiter voran, bis ihr alle<br />

unter m<strong>ein</strong>en Stiefeln verrÉchelt seid.<br />

Es gelingt aber den BÄtteln, den Berserker zu ÄberwÅltigen.<br />

Auch der Staatsanw<strong>alt</strong> packt mit an.<br />

Homer stÉhnt auf <strong>und</strong> lÅsst sich nach vorn fallen.<br />

HOMER Ihr ArschlÉcher! VerrÅter! Aaaah! Ooooh!<br />

Er greift sich in den Schritt, denn <strong>ein</strong>e Lanze dringt rÄcklings<br />

durch s<strong>ein</strong>en Unterleib <strong>und</strong> kommt genau an der Stelle heraus,<br />

wo er s<strong>ein</strong>en Schniedel hÅngen hat.<br />

Er will sich wieder aufrichten, aber <strong>die</strong> BÄttel drÄcken ihn zu<br />

Boden. Sie entwinden ihm das Schwert <strong>und</strong> tragen es als TrophÅe<br />

zum Richtertisch. Huldvoll n<strong>im</strong>mt es der Richter entgegen,<br />

wÅhrend Werding sich s<strong>ein</strong>e schmerzende Schulter hÅlt,<br />

Connie ihren Minirock glatt streicht <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> Äbrigen<br />

Teilnehmer des kl<strong>ein</strong>en ScharmÄtzels <strong>ein</strong>en etwas derangierten<br />

Eindruck machen. Immerhin wissen jetzt alle, wes Geistes<br />

Kind der Dichter ist <strong>und</strong> haben sich ganz konkret von den<br />

guten Argumenten der Staatsanw<strong>alt</strong>schaft Äberzeugen kÉnnen.<br />

-So, das reicht, sagt der Richter. Ein GlÄck, dass das Teil nur<br />

aus Plastik ist.<br />

Ein Gehe<strong>im</strong>er Rat steht ratlos daneben <strong>und</strong> schÄttelt den<br />

Kopf. Er macht Anst<strong>alt</strong>en, den Raum zu verlassen, doch der<br />

BÄttel verstellt ihm den Weg.<br />

BÜTTEL HÉr mal. Dies soll der<strong>ein</strong>st <strong>ein</strong> weltbekanntes Singspiel<br />

werden. Oder warum glaubst du machen wir solche Verrenkungen?<br />

DER ANGEKLAGTE (hÉhnisch) Ein Singspiel. Dass ich<br />

nicht lache. Wo ist denn <strong>die</strong> Musik?<br />

Energisch schiebt er den BÄttel mit s<strong>ein</strong>em Gehstock beiseite.<br />

DER ANGEKLAGTE Wer bist du Äberhaupt, du SchwÅchling<br />

mit d<strong>ein</strong>en dÄrren Gliedern, dass du <strong>ein</strong>en <strong>alt</strong>en Mann<br />

nicht festh<strong>alt</strong>en kannst?


Er reiÇt ihm <strong>die</strong> Maske vom Gesicht. Hervor kommt Anna.<br />

Ihre langen Haare kleben an ihrem Kopf, <strong>und</strong> das ganze Makeup<br />

ist verschmiert. Gut, dass sie sich nicht <strong>im</strong> Spiegel sehen<br />

kann, sonst hÅtte sie Hemmungen, der Menschheit gegenÄber<br />

zu treten.<br />

Ein Komponist tritt vor, um sie vor Homer zu schÄtzen. Mit<br />

raschem Griff fasst er des Dichters Schulter.<br />

CARLOS K<strong>ein</strong>e Angst. Die Musik wird nachgeliefert. M<strong>ein</strong>e<br />

Komposition ist leider noch nicht ganz fertig.<br />

Er schÄttelt s<strong>ein</strong>e schwarzen Locken.<br />

CARLOS Geschmacksprobe gefÅllig?<br />

Er holt <strong>ein</strong>e Mandoline aus s<strong>ein</strong>em Ranzen <strong>und</strong> trÅllert:<br />

CARLOS Sieh wie <strong>die</strong> weite H<strong>im</strong>melsflur<br />

sich legt in Schieferscheiben.<br />

Sieh wie <strong>die</strong>...<br />

Der Angeklagte ist von <strong>die</strong>ser Darbietung wenig begeistert.<br />

Wiederum schiebt er den lÅstigen BÄttel mit s<strong>ein</strong>em Gehstock<br />

beiseite. Doch nun ist der Richter aufmerksam geworden.<br />

DER RICHTER Warte mal. Wo willst du hin? Bleib bloÇ<br />

hier. Wir sind noch nicht fertig mit dir.<br />

VerÅchtlich schnaubt der Angeklagte mit s<strong>ein</strong>en NasennebenhÉhlen.<br />

Er hat k<strong>ein</strong>e Angst. Im Notfall glaubt er jederzeit auf<br />

Utes Venus ausweichen zu kÉnnen, nicht anders als der<br />

Perversling aus der Zeitung, der <strong>die</strong> vielen Frauen verprÄgelt<br />

haben soll <strong>und</strong> trotzdem davon ausgeht, dass er freigesprochen<br />

wird. S<strong>ein</strong>er ersten Fre<strong>und</strong>in hat er zwei SchneidezÅhne<br />

ausgeschlagen, als <strong>die</strong> sich von ihm trennen wollte, <strong>und</strong> spÅter,<br />

man mag es kaum glauben, deren Schwester geheiratet.<br />

Die hat s<strong>ein</strong>e Misshandlungen jahrelang duldsam ertragen, bis<br />

es ihm gefiel, sie wegen <strong>ein</strong>er Dritten zu verlassen, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e<br />

Tochter mit in <strong>die</strong> Ehe brachte, <strong>die</strong> er nicht lange nach der<br />

ersten Monatsblutung mit SchlÅgen mehrmals zum Int<strong>im</strong>verkehr<br />

gezwungen haben soll, was er allerdings bestreitet, <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Mutter gibt ihm recht. Das MÅdchen wolle sich nur wich-


tig machen <strong>und</strong> <strong>die</strong> momentan prekÅre Situation des Angeklagten<br />

ausnutzen, um sich fÄr <strong>ein</strong>st erlittene erzieherische<br />

MaÇnahmen zu rÅchen. Eine Situation, in <strong>die</strong> der Angeklagte,<br />

wie er selber <strong>ein</strong>rÅumt, nicht ganz schuldlos geraten ist, indem<br />

er <strong>ein</strong>e ihm unbekannte, jedoch ÅuÇerst attraktive Frau, <strong>die</strong><br />

zufÅllig <strong>im</strong> selben Hotel Äbernachtete, in ihrem Z<strong>im</strong>mer massiv<br />

zum Geschlechtsverkehr gedrÅngt haben soll.<br />

DER RICHTER Es ist <strong>im</strong>mer dasselbe. Reich <strong>und</strong> berÄhmt<br />

geworden, <strong>und</strong> dann <strong>die</strong> Frau nicht heiraten wollen, <strong>die</strong> mit<br />

<strong>ein</strong>em anderen, <strong>ein</strong> bisschen weniger oft als Genie bezeichneten<br />

Manne gewiss glÄcklicher geworden wÅre.<br />

DER ANGEKLAGTE Und ich vielleicht mit <strong>ein</strong>er andern<br />

Frau.<br />

WERDING Versuche d<strong>ein</strong>erseits hat es sicherlich genug gegeben.<br />

DER RICHTER Verstehen mÉchte ich ja, dass man der Hoffnung<br />

auf <strong>ein</strong>e Bessere, vulgo HÄbschere nicht entraten will,<br />

<strong>die</strong> sich allerdings niemals erfÄllen wird, denn man ist k<strong>ein</strong><br />

ausgesprochener VerfÄhrer <strong>und</strong> mit literarischer BerÄhmtheit<br />

lockt man zwar maunzige Lesekatzen, aber k<strong>ein</strong>e knackigen<br />

Models hinterm Ofen vor, zumal wenn sie wissen, dass bei<br />

dem Mann zuhause <strong>ein</strong>e Andere wartet. Das mÉchte vielleicht<br />

<strong>ein</strong>em miller vergÉnnt s<strong>ein</strong> der Äberall s<strong>ein</strong>e tales herumerzÅhlt,<br />

doch der lebte viel spÅter <strong>und</strong> war zudem von anderem<br />

GeblÄt.<br />

WERDING Als es ihr schlecht ging, bist du zu <strong>ein</strong>er UrauffÄhrung<br />

gefahren <strong>und</strong> hast dort mit Anderen geflirtet, derart,<br />

dass <strong>die</strong>se Flirts in <strong>die</strong> Geschichte <strong>ein</strong>gegangen sind, der <strong>ein</strong>e<br />

in den Buntes-<strong>und</strong>-Vermischtes Teil, der andere in <strong>die</strong> Literatursektion,<br />

aus der ich ihn zu entfernen hiermit beantragen<br />

mÉchte - wie das meiste, was du hinterlassen hast: konventionelles,<br />

belangloses Zeug; vieles, was zwar zuweilen erwÅhnt,<br />

aber von echten Kennern Äberhaupt nicht gelesen wird - gerade<br />

gut genug fÄr uns SchÄler, um uns zu Konformisten <strong>und</strong>


Jasagern zu erziehen. Und trotzdem stehst du <strong>im</strong> Bewussts<strong>ein</strong><br />

des Weltgeistes ganz ganz oben. Wie kann das s<strong>ein</strong>? ... <strong>ein</strong><br />

Irrtum, der schon lange anhÅlt.<br />

RICHTER Und dann noch: vor lauter StaatsrÅson gedankenlos<br />

Todesurteile unterzeichnen. Dahin hat dich d<strong>ein</strong> extremer<br />

Narzissmus gefÄhrt, dass dir das Leben <strong>und</strong> Sterben anderer<br />

Leute am Arsch vorbei ging. AuÇer das von umschwÅrmten<br />

Despoten natÄrlich, <strong>die</strong> sich <strong>ein</strong>en Caesar nennen lassen <strong>und</strong><br />

mindestens <strong>ein</strong>e Revolution beerdigt haben, fÄr <strong>die</strong> hast du dir<br />

Zeit genommen, <strong>und</strong> ihnen gern den Kasper vorgemacht.<br />

Er redet sich richtig in Rage <strong>und</strong> wÄrde, wenn <strong>die</strong> greifbar<br />

wÅren, noch ganz andere vor s<strong>ein</strong> Pult zerren.<br />

Ein Stativ vor dem Hintergr<strong>und</strong> azurblauen Meeres. Eine<br />

Palette mit krÅftigen Farben. Pinsel, denen man viele kraftvolle<br />

Striche ansieht, zwischen den Lippen <strong>und</strong> hinter den<br />

Ohren. Stilleben mit Oliven, Tomaten <strong>und</strong> Endiviensalat auf<br />

<strong>ein</strong>er grell weiÉen L<strong>ein</strong>wand. Feudale Restaurants an der<br />

Uferpromenade. He<strong>im</strong>elige mittel<strong>alt</strong>erliche Gassen voll glÄcklich<br />

raufender Kinder; dazwischen Onkel Pulenz, sehr adrett<br />

<strong>im</strong> lindgrÄn-gestreiften Blazer, mit <strong>ein</strong>em Glas Prosecco in<br />

der <strong>ein</strong>en <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em Ciabatta-BrÇtchen in der anderen Hand,<br />

wie er nach Tante Tilly Ausschau hÅlt.<br />

DER ANGEKLAGTE Bestreite ich ganz entschieden, jemals<br />

in Spanien oder Italien gewesen zu s<strong>ein</strong>. Erwogen vielleicht,<br />

<strong>und</strong> wenn, dann nur als Pausch<strong>alt</strong>ourist an <strong>die</strong> Costa del Sol.<br />

Das Hinterland kannst du vergessen. BullenheiÇ <strong>und</strong> karge<br />

karstige Landschaft, verstÄmmelt seit den Zeiten der Konquistadoren<br />

neuerdings Autobahnen durchpflÄgt <strong>und</strong> alles zugebaut<br />

als ob das Land mit Deutschland konkurrieren will.<br />

Piesekamm kommt r<strong>ein</strong> <strong>und</strong> setzt sich nach kurzem ZÉgern<br />

auf den freien Platz neben Amelie. Die beugt sich zu ihm<br />

herÄber, um ihm etwas zuzuflÄstern, <strong>und</strong> dabei fallen ihre<br />

Haare in s<strong>ein</strong>en warmen dunklen SchoÇ.


-Bitte er sich Ruhe aus, sagt der Angeklagte unterm Beifall<br />

des PÉbels. Wo war ich? - Ach ja. Er sei gar nicht der Typ fÄr<br />

anstrengende Reisen <strong>und</strong> Exkursionen, womÉglich bei Hitze,<br />

oder Besichtigungstouren <strong>alt</strong>er GemÅuer mit lauter Greisen <strong>im</strong><br />

Bus kann der noch so kl<strong>im</strong>atisiert s<strong>ein</strong> was hat man davon<br />

frage ich euch, auÇer man hÅlt es zuhause nicht mehr aus, weil<br />

<strong>die</strong> Alte gestorben ist oder sie <strong>ein</strong>en <strong>im</strong> Gegenteil zu sehr in<br />

Beschlag n<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> sehnt sich nach <strong>ein</strong> bisschen Freiheit in<br />

frischer Luft <strong>und</strong> Seebrise mit flatternden RÉcken <strong>und</strong> Herzen.<br />

Das sei auch der eigentliche, tiefere Gr<strong>und</strong> fÄr s<strong>ein</strong>e Treffen<br />

mit dem groÇen Kl<strong>ein</strong>en gewesen. Nicht Opportunismus oder<br />

<strong>die</strong> Sucht, sich <strong>im</strong> Schatten <strong>ein</strong>er maÇlosen Macht zu sonnen.<br />

Dass <strong>die</strong> dann zu Vorlesest<strong>und</strong>en ausgeartet seien, zu langen<br />

gemÄtlichen MÅnnerabenden, dafÄr kÉnne er nichts, das habe<br />

er <strong>im</strong>mer betont.<br />

-Nicht vom Thema abweichen, winkt der Verteidiger ihm<br />

mitleidig zu&ab, wie <strong>ein</strong>em frÄhreifen Kind, das <strong>ein</strong>iges mitbekommt,<br />

aber noch nicht alles begreifen kann.<br />

In piles of rubbish artists find their muse.<br />

-Haben Sie bitte VerstÅndnis, sagt er zum Richter, fÄr <strong>die</strong><br />

UmstÅnde, wie sie sich m<strong>ein</strong>em Mandanten, <strong>und</strong> wÅre er auch<br />

<strong>ein</strong> Landsmann jenes Helden, den Sie als Justitias VerkÉrperung<br />

sich offenbar erkoren haben, damals darstellten: <strong>ein</strong> gut<br />

bÄrgerlicher Staat, unerschÄtterlich da stehend <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>en<br />

BÄrgern das bietend, was andere, grÉÇere <strong>und</strong> geschichtsbewusstere<br />

Nationen mehr als vermissen lassen. Der Gr<strong>und</strong>?<br />

Weil man sich von politischen Extremauffassungen <strong>und</strong> den<br />

damit <strong>ein</strong>her gehenden leidenschaftlichen GefÄhls<strong>wal</strong>lungen<br />

nicht anstecken lÅsst, sondern ruhig s<strong>ein</strong>en Weg geht, geduldig<br />

das Verscheiden der letzten beleidigten Linksintellektuellen<br />

abwartet, auch wenn <strong>die</strong> jahr-zehn-te-lang, zÅh sind <strong>die</strong><br />

Burschen ja, wissen sich in den Vordergr<strong>und</strong> zu spielen <strong>und</strong><br />

den Beifall <strong>ein</strong>er best<strong>im</strong>mten Klientel zu sichern, es stÉrt auch<br />

k<strong>ein</strong>en, dass sie als Jugendliche kurz vor Kriegsende voller


Begeisterung der SS beigetreten sind, aus dem <strong>ein</strong>fachen<br />

Gr<strong>und</strong>, weil sie es nicht herumerzÅhlen warum sollten sie<br />

auch sind ja nicht blÉd, mit ihren Tiraden <strong>die</strong> unbestreitbaren<br />

Erfolge unserer Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialordnung bekrittelt<br />

haben, wo halbrechts <strong>und</strong> halblinks <strong>im</strong>mer manierlich mit<strong>ein</strong>ander<br />

umgehen, alle Erbsen in <strong>ein</strong>en Topf hinterher <strong>die</strong><br />

Steuer<strong>ein</strong>nahmen brÄderlich teilen, ReiÇverschlussprinzip,<br />

ungebrochen <strong>die</strong> Sehnsucht nach Ausgleich <strong>und</strong> Vermittlung<br />

bis auf den heutigen Tag, Jasagen, <strong>und</strong> das um so bedenkenloser,<br />

je mehr <strong>die</strong> Gesellschaft <strong>alt</strong>ert, <strong>ein</strong>e Kultur des Gebens<br />

<strong>und</strong> Nehmens, <strong>und</strong> sollte jemand sich Äber GebÄhr bereichern,<br />

kriegt er was auf <strong>die</strong> Finger, halbes Jahr mit BewÅhrung, darf<br />

aber, wenn er hÉflich bleibt <strong>und</strong> Ruhe bewahrt, spÅter wieder<br />

ans Ruder <strong>und</strong> danach ungestÉrt s<strong>ein</strong>e Äppige Rente verzehren,<br />

wen interessiert das denn angesichts der He<strong>im</strong>suchungen<br />

<strong>und</strong> Herausforderungen des letzten Jahrzehnts Äberbordende<br />

Haush<strong>alt</strong>slÉcher Anhebung der Quellensteuer Auskunftsrecht<br />

der FinanzÅmter Bankenkrise GeldwÅsche Firmenpleiten<br />

Massenarbeitslosigkeit solange es dem rechtschaffenen BÄrgertum<br />

gelingt, <strong>die</strong> Mehrheit der BevÉlkerung hinter sich zu<br />

scharen <strong>und</strong> in dem Bewussts<strong>ein</strong> zu <strong>ein</strong>en, dass wir, wenn wir<br />

nicht aufpassen <strong>und</strong> statt den ausgewogenen <strong>und</strong> wissenschaftlich<br />

f<strong>und</strong>ierten VorschlÅgen unserer IndustrieverbÅnde<br />

zu folgen weiter so in den Tag hin<strong>ein</strong> leben als gÅbe es <strong>die</strong><br />

Konkurrenz auf dem Weltmarkt nicht, unseren Wohlstand<br />

aufs Spiel setzen, auch wenn sich das <strong>alt</strong>modisch anhÉren<br />

mag: was zÅhlt, sind WÅhlerst<strong>im</strong>men, <strong>und</strong> nicht wie man auf<br />

pubertÅre Provokationen reagiert.<br />

Leise hat der Richter <strong>die</strong> letzten Worte mitgesummt. Den<br />

folgenden Text sprechen beide <strong>im</strong> <strong>im</strong> Duett:<br />

RICHTER UND VERTEIDIGER Jene sonst quasi naturgesetzliche<br />

Selbstverteidigung der schweigenden Mehrheit, <strong>die</strong><br />

schon vielen Historikern aus entsprechender zeitlicher Distanz<br />

unangenehm aufgefallen ist <strong>und</strong> worÄber gelehrte Abhand-


lungen verfasst wurden noch <strong>und</strong> nÉcher aus der Perspektive<br />

der von Zweifeln Befallenen <strong>und</strong> zu spÅt Gekommenen, <strong>die</strong>,<br />

wenn sie in derselben Lage wÅren, doch wieder genauso regieren<br />

wÄrden wie ihre Altvorderen, <strong>ein</strong>em quasi naturgesetzlichen<br />

Prinzip folgend wie das KÅtzchen dem Singvogel oder<br />

der LÉwe <strong>ein</strong>er lahmen Gazelle, <strong>und</strong> worÄber <strong>die</strong> Rabauken<br />

sich nicht w<strong>und</strong>ern <strong>und</strong> auch nicht beschweren sollten, kommt<br />

ihnen doch unser Rechtsstaat letztlich entgegen werden sie<br />

statt in den Kerker geworfen gefoltert <strong>und</strong> gevierteilt geteert<br />

gefedert ans Rad geb<strong>und</strong>en bei uns hÉflich behandelt jeder hat<br />

Anspruch auf <strong>ein</strong> ordentliches Verfahren, wenn er beispielsweise<br />

<strong>ein</strong>e SachbeschÅdigung zur Anzeige bringt, weil s<strong>ein</strong><br />

Glasschaukasten nÅchtens <strong>ein</strong>geschlagen wurde mit<br />

Krawumm. Junge, sagt der Hauptwachtmeister zu s<strong>ein</strong>em<br />

Begleiter, wÅhrend sie auf den komischen Kauz warten, <strong>und</strong><br />

n<strong>im</strong>mt erst mal s<strong>ein</strong>e SchirmmÄtze ab, ganze Arbeit geleistet,<br />

muss ich schon sagen, nicht <strong>ein</strong>fach paar Kratzer oder kl<strong>ein</strong>es<br />

LÉchl<strong>ein</strong> sondern kurz <strong>und</strong> kl<strong>ein</strong> ganz <strong>und</strong> total in tausend<br />

Scherben siehst du hier am Boden Äberall dass der <strong>die</strong> ja ordentlich<br />

wegmacht w<strong>und</strong>ert mich nur warum sie den Kasten<br />

nicht gleich umgekippt haben herausgerissen mit Stumpf <strong>und</strong><br />

Stiel damit er sich nie wieder aufrichten lÅsst wollten das<br />

Beste wahrsch<strong>ein</strong>lich fÄr nÅchstes Mal aufheben feixt der<br />

zurÄck tritt auf der bunte Vogel mit keckem KÅppi <strong>und</strong> herunter<br />

hÅngender Hose, das Gesicht mit Schminke angem<strong>alt</strong>, am<br />

Hals hÅngt <strong>ein</strong>e Federkette. Kann so <strong>ein</strong>er, fragen sich <strong>die</strong><br />

OrdnungshÄter unwillkÄrlich mit nunmehr missmutiger Miene,<br />

in unseren Reihen geboren worden s<strong>ein</strong> oder ob er wie<br />

Moses fremder Leute Kind adoptiert womÉglich he<strong>im</strong>lich in<br />

<strong>die</strong> Babyklappe gelegt geben <strong>die</strong> Datenbanken leider nicht her<br />

zur Strafverfolgung jedenfalls ist er nicht ausgeschrieben Vorstrafen<br />

k<strong>ein</strong>e kann ja noch kommen <strong>und</strong> nehmen f<strong>ein</strong> sÅuberlich<br />

<strong>die</strong> Zeugenaussage auf, nun ja, Zeuge ist Äbertrieben,<br />

gesehen hat er nichts <strong>und</strong> auch sonst niemand hat etwas gese-


hen Verdacht? <strong>ein</strong> Rechtsextremer vermutlich AnhÅnger des<br />

rechtslastigen FlÄgels der Regierungspartei traut er sich nicht<br />

zu behaupten jugendliche SuffkÉppe wahrsch<strong>ein</strong>lich m<strong>ein</strong>t der<br />

àltere begÄtigend wird sowieso niedergeschlagen das Verfahren<br />

wo k<strong>ein</strong> TÅter ist auch k<strong>ein</strong> Richter leider leider mÄssen<br />

Sie damit rechnen Mitteilung der StrafverfolgungsbehÉrde<br />

wird ihnen zugestellt ob es gleich dem drahtigen Terrier, m<strong>ein</strong>em<br />

Kollegen, nicht passt, der fÄr Ihresgleichen k<strong>ein</strong> VerstÅndnis<br />

aufbringt was denken Sie sich das ges<strong>und</strong>e Volksempfinden<br />

Éffentlich zu provozieren mit ihrem sogenannten<br />

Schaukasten wo sollen wir hin mit all den Asylbewerbern <strong>die</strong><br />

den BehÉrden nur Arbeit machen nichts als Arbeit mÄssen wir<br />

uns dauernd mit solchem Quark beschÅftigen wÅhrend <strong>die</strong><br />

wichtigen Probleme des Landes ungelÉst liegenbleiben gerade<br />

erst musste <strong>die</strong> groÇe Alufabrik dichtmachen weil <strong>die</strong> Subventionen<br />

fÄr den vielen Strom den sie da verbrauchen von der<br />

EU verboten worden sind, <strong>ein</strong> h<strong>im</strong>melschreiendes Unrecht,<br />

gegen das unser BÄrgermeister be<strong>im</strong> europÅischen Gerichtshof<br />

Klage <strong>ein</strong>gereicht hat, <strong>und</strong> ob <strong>die</strong> Firma Heitmann durchhÅlt<br />

<strong>und</strong> Fabrik Nummer 9 jemals gebaut wird selbst der Prototyp<br />

steht wie ich hÉre in Frage wÄrde m<strong>ein</strong>en Schwager den<br />

Job kosten Familie unversorgt Haus zwangsversteigert mÄsste<br />

womÉglich ich <strong>ein</strong>springen mit m<strong>ein</strong>em Mickergeh<strong>alt</strong> als<br />

Beamter habe ich ihm damals auch empfohlen als wir jung<br />

waren doch hat er nicht auf mich hÉren wollen sondern fÄhlte<br />

sich zu HÉherem berufen Technik <strong>und</strong> Innovation statt <strong>alt</strong>e<br />

ZÉpfe <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer nur Verw<strong>alt</strong>ung jetzt hat er den Salat dahin<br />

fÄhren sie uns, <strong>die</strong> angeblich das Wohl der arbeitenden BevÉlkerung<br />

<strong>im</strong> Sinn haben wollen wir hier k<strong>ein</strong>e politischen<br />

Gr<strong>und</strong>satzdiskussionen fÄhren, weist der Haupt <strong>die</strong> StreithÅhne<br />

zurecht <strong>und</strong> schon gar k<strong>ein</strong>e schlechte Presse in Deutschland<br />

hat jeder <strong>ein</strong> Anrecht auf <strong>ein</strong> rechtsstaatliches Verfahren,<br />

siehe oben, der Ordnung muss genÄge getan werden auch an<br />

<strong>die</strong> Adresse m<strong>ein</strong>es jungen Kollegen <strong>und</strong> HeiÇsporns der


manches gern anders machen wÄrde wenn der Gesetzgeber es<br />

zulieÇe auf <strong>ein</strong>e zweidrittel Mehrheit warten das kann lange<br />

dauern bei den Notstandsgesetzen ging es ruckzuck andere<br />

Zeiten damals kÉnnen ja wiederkommen darauf stoÇen wir an<br />

bis dahin gilt es <strong>die</strong> ZÅhne zusammenzubeiÇen <strong>und</strong> aufzupassen<br />

dass wir nicht in <strong>die</strong> Anarchie abgleiten wie Griechenland<br />

mit s<strong>ein</strong>er Staatsverschuldung also was <strong>die</strong> sich geleistet haben<br />

<strong>und</strong> wohin das fÄhren kann sehen wir gerade am Landgericht<br />

lieber Herr Glaskastellan in Ihr Stammbuch statt sich zu<br />

ass<strong>im</strong>ilieren pflegen sie ihre <strong>alt</strong>en Sitten <strong>und</strong> GebrÅuche ganz<br />

wie unsere SiebenbÄrgener Sachsen Äber Jahrh<strong>und</strong>erte glauben<br />

ansch<strong>ein</strong>end dass sie machen kÉnnen was sie wollen erst<br />

<strong>die</strong> Schwester umlegen nur weil <strong>die</strong> sich <strong>die</strong> Lippen angem<strong>alt</strong><br />

hat <strong>und</strong> dann den Staatsanw<strong>alt</strong> bedrohen w<strong>und</strong>ern sich hinterher<br />

wenn sie Schwierigkeiten bekommen mag s<strong>ein</strong>, sagt der<br />

Verteidiger <strong>ein</strong> bisschen auÇer Atem, m<strong>ein</strong> Mandant hat das<br />

zu verbissen gesehen, aber wenn man ihn fragt, was der wirkliche<br />

Gr<strong>und</strong> ist, warum er damals mit der Flinte losgezogen<br />

ist, <strong>die</strong> jeder Eidgenosse traditionell <strong>im</strong> Schrank stehen hat,<br />

als SportschÄtze <strong>und</strong> zur Jagd trifft man sich auch ganz<br />

gern&zÄnftig, sondern, trotz gewisser Sympathien, <strong>die</strong> man<br />

ihm andererseits auch nicht vorwerfen darf, <strong>die</strong> Gedanken<br />

sind frei, bin ich der letzte der <strong>die</strong> soziale Einstellung <strong>und</strong> den<br />

Humanismus <strong>ein</strong>es strebsamen Intellektuellen nicht begrÄÇen<br />

wÄrde, der statt sich w<strong>ein</strong>seligen TrÅumereien hinzugeben<br />

zuerst umsichtig s<strong>ein</strong> Jurastudium abeschlossen hat, bereit<br />

<strong>im</strong>mer brav s<strong>ein</strong>e Pflicht zu erfÄllen, wo man ihn hinstellt,<br />

doch nicht ohne <strong>die</strong> AufklÅrung in s<strong>ein</strong>em GepÅck, k<strong>ein</strong>eswegs<br />

den Herrn Äber Leben <strong>und</strong> Tod gespielt, wird er <strong>die</strong><br />

Antwort wahrsch<strong>ein</strong>lich nicht geben kÉnnen, so verstrickt ist<br />

er noch <strong>im</strong>mer in <strong>die</strong> seifenflÄssigen GesÅnge der Vergangenheit.


Werding m<strong>ein</strong>t s<strong>ein</strong>en Ohren nicht zu trauen. Der Angeklagte<br />

- <strong>ein</strong>er von ihnen?<br />

Er ist jedoch sozialpolitisch viel zu sehr Jungfrau, um sich<br />

vorstellen zu kÉnnen, dass es frÄhere Generationen auch<br />

schon so wild getrieben haben. Eins <strong>im</strong>merhin steht fest: mit<br />

den Erfolgreichen, den Arrivierten, aus welcher Ecke sie auch<br />

angelaufen kommen, den gefeierten PreistrÅgern <strong>und</strong> mehrmals<br />

wiedergewÅhlten Abgeordneten, will er nichts zu tun<br />

haben. Ihn irritiert all<strong>ein</strong> schon, dass der Angeklagte s<strong>ein</strong> Versagen<br />

benutzt hat, um bei Frauen zu landen <strong>und</strong> bei s<strong>ein</strong>er<br />

Leserschaft Punkte zu machen.<br />

Wenn er doch genauer nachgelesen hÅtte!, <strong>und</strong> nicht nur oberschÄlerhaft<br />

diagonal <strong>und</strong> jede zweite Seite ausgelassen. Aber<br />

k<strong>ein</strong>e Angst, der Richter <strong>und</strong> dahinten s<strong>ein</strong> Beisitzer gehÉren<br />

durchaus nicht zu denen, <strong>die</strong> <strong>im</strong>mer gleich mit den Buchstaben<br />

des Gesetzes wedeln.<br />

-Über <strong>die</strong> nur jemand wie Sie, sagt Carlos sarkastisch, NebenklÅger<br />

<strong>und</strong> Vollstreckungs GmbH in <strong>ein</strong>em, zu urteilen in der<br />

Lage ist, der sich <strong>im</strong> Berufsleben tÅglich neu bewÅhren muss.<br />

-Der es nie leicht gehabt hat, sagt AndrÑ Kromme erfreut Äber<br />

soviel Einsicht, wÅhrend ihm <strong>ein</strong>e schwarze Sonne den<br />

SchweiÇ auf <strong>die</strong> Stirn treibt. Der sich <strong>im</strong>mer alles hart erarbeiten<br />

musste, weil er von Natur aus gar k<strong>ein</strong> Erfolgsmensch ist,<br />

<strong>und</strong> dem <strong>die</strong> staatlichen AuftrÅge <strong>und</strong> Penunsen daher k<strong>ein</strong>eswegs<br />

automatisch zugeflogen sind.<br />

-Du solltest bedenken, sagt der Richter, in welcher Funktion<br />

du hier bist, <strong>und</strong> ob du dem Angeklagten mit d<strong>ein</strong>en àuÇerungen<br />

<strong>ein</strong>en Gefallen tust.<br />

-Darf ich etwas sagen? fragt Piesekamm gefasst - ganz der<br />

Doktor Rieux, der er <strong>im</strong>mer s<strong>ein</strong> wollte.<br />

CARLOS Ich finde das k<strong>ein</strong>e gute Idee. Wenn Sie als gewissermaÇen<br />

Regisseur des Ganzen, der uns beigebracht hat, alle<br />

inneren <strong>und</strong> ÅuÇeren Kommunikationsprozesse neu aufzurollen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Ergebnisse unserer Sitzungen <strong>und</strong> Analysen den


Me<strong>die</strong>n nur in kl<strong>ein</strong>en, wohldosierten HÅppchen zu prÅsentieren,<br />

jetzt auch noch in <strong>ein</strong>er Heldenrolle auftreten ...<br />

Da horchen <strong>ein</strong>ige auf. Regisseur? Wer ist hier der Regisseur?<br />

Die meisten haben den Richter fÄr den Drahtzieher geh<strong>alt</strong>en.<br />

Aber wenn der noch HintermÅnner hat, womÉglich ferngesteuert<br />

ist, wie damals <strong>die</strong> feministische Linkspostille. Von<br />

wir haben's ja gewusst bis als hÅtten wir nicht oft genug in<br />

menschliche AbgrÄnde geblickt reichen <strong>die</strong> Reaktionen.<br />

Doch der Richter schÄttelt ganz entschieden s<strong>ein</strong>e MÅhne.<br />

-Dummes Zeug, sagt er kauta-bak lachend mit zusammengebissenen<br />

ZÅhnen <strong>und</strong> fordert Piesekamm auf, weiter zu machen.<br />

Der aber wirkt auf <strong>ein</strong>mal sehr nervÉs <strong>und</strong> windet sich<br />

wie <strong>ein</strong> scheckiger, aus dem Maul riechender Aal.<br />

-Er wolle sich nicht aufdrÅngen, sagt er. Die Jugend sehne<br />

sich nach etwas f<strong>und</strong>amental Neuem <strong>und</strong> nicht nach dem Diktat<br />

<strong>ein</strong>es abgehalfterten Theatermannes.<br />

Er ist eben nicht mehr <strong>die</strong> selbstbewusste KoryphÅe, <strong>die</strong> Äber<br />

Jahre in bestem Einvernehmen mit der Kommunalpolitik das<br />

Altonaer Stadttheater geleitet <strong>und</strong> mit s<strong>ein</strong>en AuffÄhrungen<br />

Äber <strong>die</strong> Grenzen des Stadtteils hinaus Beachtung gef<strong>und</strong>en<br />

hat, sondern <strong>ein</strong> fristlos gekÄndigter <strong>und</strong> langsam <strong>alt</strong> werdender<br />

Provinzjockel, der sich darauf <strong>ein</strong>stellen muss, bis zur<br />

Rente von der Abfindung zu leben, <strong>die</strong> ihm Kottkamps Bezirksrat<br />

nicht ohne WiderstÅnde bewilligt hat. Dass ihn in<br />

s<strong>ein</strong>em Alter, nach allem was vorgefallen ist, woanders jemand<br />

<strong>ein</strong>stellt, <strong>die</strong>se Hoffnung hat er inzwischen aufgegeben.<br />

Ja, frÄher da ist er <strong>ein</strong> munterer Gecko gewesen, k<strong>ein</strong>em Regieskandal<br />

<strong>und</strong> auch k<strong>ein</strong>em Mikrofon aus dem Wege gegangen,<br />

so dass, als er s<strong>ein</strong>e He<strong>im</strong>at verlassen musste, um in<br />

Deutschland s<strong>ein</strong> GlÄck zu versuchen, nicht nur der Diktator,<br />

der ihn ursprÄnglich hoffiert <strong>und</strong> zum Staatstheaterintendanten<br />

ernannt hatte, froh gewesen ist, ihn los zu s<strong>ein</strong>. In Berlin<br />

hat er weiterhin viel Kunstblut flieÇen lassen, <strong>und</strong> manchmal<br />

auch HÄhner- oder Schw<strong>ein</strong>eblut ob das so <strong>ein</strong>wandfrei sei


wagten <strong>ein</strong>ige Feuilletonredakteure zu fragen aber es hat Aufsehen<br />

erregt wie auch <strong>die</strong> Haare, <strong>die</strong> er in <strong>ein</strong>er fÄr <strong>die</strong> damalige<br />

Zeit durchaus untypischen Frisur verknotet hielt, bis sie<br />

ganz verfilzt waren <strong>und</strong> abgeschnitten werden mussten <strong>und</strong> er<br />

von <strong>ein</strong>em der grÉÇer war als er verdrÅngt worden ist, <strong>ein</strong>em<br />

GroÇintendanten <strong>und</strong> KulturwÄrdentrÅger ersten Ranges, <strong>und</strong><br />

darauf verfiel, sich <strong>ein</strong>en Vollbart wachsen zu lassen <strong>und</strong> sich<br />

nach allerlei unerfreulichen Verhandlungen schlussendlich<br />

gezwungen sah, das Alternativangebot aus Altona anzunehmen,<br />

wo er sich fast zwei Jahrzehnte lang wohlgefÄhlt hat bis<br />

der Bart grau wurde <strong>und</strong> Kottkamp <strong>im</strong> Zuge der Haush<strong>alt</strong>ssanierung<br />

auf <strong>die</strong> Idee kam, dem Theater <strong>die</strong> Mittel zu streichen,<br />

weil er m<strong>ein</strong>te, Piesekamm <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Truppe kÉnnten doch<br />

ebenso gut auf privates Sponsoring zurÄckgreifen. Gegen<br />

<strong>die</strong>se PlÅne hat er, Piesekamm, sich in Verkennung s<strong>ein</strong>er<br />

MÉglichkeiten vehement verwahrt, <strong>und</strong> in <strong>ein</strong>em Interview<br />

mit dem Lokalredakteur der Norddeutschen Allgem<strong>ein</strong>en <strong>die</strong><br />

Umwandlung des Theaters in <strong>ein</strong>e Privatfirma als Schnapsidee<br />

bezeichnet, was in Kottkamps Partei mitten <strong>im</strong> Wahlkampf<br />

zu erheblichen Irritationen fÄhrte <strong>und</strong> bei ihrem Bezirksvorsitzenden<br />

<strong>ein</strong> nicht geringes Stirnrunzeln auslÉste.<br />

Das mir!, nachdem ich dich 20 Jahre protegiert habe, hat er zu<br />

Piesekamm gesagt, der sich, da er fÄr den Posten des GeschÅftsfÄhrers<br />

nicht nominiert worden war <strong>und</strong> darauf spekulierte,<br />

dass <strong>die</strong> Opposition <strong>die</strong> Wahl gewinnen wÄrde, von<br />

s<strong>ein</strong>er Kritik an dem rigiden <strong>und</strong> banausischen Sparkurs nicht<br />

abbringen lieÇ. Aber da hat er sich schÉn verrechnet.<br />

Kottkamp ist wiedergewÅhlt worden <strong>und</strong> hat umgehend dafÄr<br />

gesorgt, dass Piesekamm k<strong>alt</strong>gestellt wurde. Stattdessen ist<br />

nun <strong>ein</strong> gewisser Herr LÉscher in Personalunion GeschÅftsfÄhrer<br />

der Altonaer Theater- <strong>und</strong> Museums Gesellschaft - wie<br />

Kottkamp Offizier der Reserve <strong>und</strong> <strong>ein</strong> in der Hamburger<br />

Kunstszene bis dato vÉllig unbeschriebenes Blatt auÇer dass<br />

er trotz geharnischtem Protest der Oppositionsparteien <strong>ein</strong>


unter Denkmalschutz stehendes Haus in ÖvelgÉnne zu gÄnstigen<br />

Konditionen aus stÅdtischem Besitz erwerben durfte, in<br />

dem <strong>ein</strong>st Kotzebue mehrere Wochen lang resi<strong>die</strong>rt <strong>und</strong> sich<br />

<strong>die</strong> W<strong>und</strong>en geleckt haben soll <strong>die</strong> ihm bei s<strong>ein</strong>en ScharmÄtzeln<br />

mit Goethe entstanden waren, <strong>und</strong> das LÉscher <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e<br />

Frau momentan mit viel Liebe <strong>und</strong> Engagement renovieren<br />

lassen.<br />

Tja, Pech gehabt, kÉnnte man sagen, oder den falschen Riecher,<br />

wie man's n<strong>im</strong>mt. Nach 20 Jahren sollte man wirklich<br />

klug genug s<strong>ein</strong>, um zu wissen, dass, wer sich mit Kottkamp<br />

anlegt, leicht unter <strong>die</strong> RÅder kommt <strong>und</strong> sich gewÉhnlich<br />

damit abfinden muss, als <strong>ein</strong>flussloser RuhestÅndler <strong>ein</strong> bescheidenes<br />

Leben zu fristen.


EIN HOHES HELLES LEHRERZIMMER in <strong>ein</strong>em ehrwÄrdigen<br />

Hamburger Gymnasium. Alle sind hungrig <strong>und</strong> groggy vor<br />

Hitze <strong>und</strong> mÉchten am liebsten mÉglichst schnell nach Hause.<br />

Frau Kromme, <strong>die</strong> sich gegen Ende der letzten, ziemlich turbulent<br />

verlaufenen Sitzung bereit erklÅrt hat, heute das Protokoll<br />

zu fÄhren, zieht als erste <strong>ein</strong>, gefolgt von mehreren Kollegen,<br />

<strong>die</strong> alle aus Erfahrung wissen, wie sehr der Chef<br />

UnpÄnklichkeit <strong>und</strong> Äberhaupt jede Form von UnzuverlÅssigkeit<br />

<strong>und</strong> Pflichtvergessenheit verabscheut <strong>und</strong> dass man als<br />

untergebener Lehrer Gefahr lÅuft, wegen derartiger Verfehlungen<br />

noch nach Monaten vor versammelter Mannschaft<br />

abgekanzelt <strong>und</strong> gar erniedrigt zu werden. Jedes Widerwort<br />

zwecklos <strong>und</strong> genauso problematisch wie der Versuch, wÅhrend<br />

der Konferenz ungefragt das Wort zu ergreifen, es sei<br />

denn man ist zuvor offiziell zu <strong>ein</strong>em Redebeitrag <strong>ein</strong>geteilt<br />

worden.<br />

Solche Aufforderungen von seiten der Schulleitung sind eigentlich<br />

<strong>ein</strong>e Auszeichnung, <strong>ein</strong> Liebesbeweis gewisserma-<br />

Çen, <strong>und</strong> Kollegen, <strong>die</strong> sich <strong>die</strong>sen Liebesbeweis ver<strong>die</strong>nt<br />

haben, werden sich tunlichst hÄten, in Zukunft je wieder zu<br />

spÅt zu kommen, um mÄhevoll gewonnenes Terrain nicht<br />

leichtfertig preiszugeben. Nur <strong>ein</strong> paar àltere <strong>und</strong> LebensklÄgere<br />

- oder Versager <strong>und</strong> Luschen wie St<strong>ein</strong>meier - lassen sich<br />

von ihm am liebsten ignorieren, weil sie begriffen haben, dass<br />

der Umgang mit M<strong>und</strong>ig <strong>ein</strong>em Laufrad gleicht, auf dem nur<br />

wenige wirklich vorankommen.<br />

Jetzt sitzen sie da, zum Rapport bestellt oder nicht, akkurat<br />

gescheitelt oder <strong>die</strong> B<strong>ein</strong>e lÅssig Äber<strong>ein</strong>ander geschlagen, <strong>die</strong><br />

Bleistifte gespitzt oder schlÅfrig <strong>und</strong> ohne <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>zigen Notizzettel,<br />

<strong>und</strong> beobachten aus den Augenwinkeln Frau Altenburg,<br />

<strong>die</strong> ohne Spiegel quasi <strong>im</strong> Blindflug letzte Hand an ihr<br />

Makeup legt <strong>und</strong> an ihren dunklen StrÅhnen zupft, <strong>und</strong> mancher<br />

Äberlegt, was <strong>die</strong>se junge Frau wohl so in ihrer Freizeit<br />

treibt. Gisbert Becker allerdings, dem zu Depressionen nei-


genden Englischlehrer, der sich, <strong>die</strong> Stirn in <strong>die</strong> HandflÅche<br />

gelegt, lieber von Frau Puder vollquatschen lÅsst, sind solche<br />

Gedanken ebenso fremd wie der Riege der Sportlehrer, <strong>die</strong><br />

sich ausnahmslos sehr gerade h<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> es prinzipiell ablehnen,<br />

unnÉtig <strong>und</strong> sozusagen auÇer der Reihe sexuell st<strong>im</strong>uliert<br />

zu werden.<br />

Die Gegenmannschaft wird von Henke angefÄhrt, dem <strong>ein</strong>zigen<br />

auÇer M<strong>und</strong>ig, der an der Schule <strong>ein</strong> bisschen was zu<br />

sagen hat. Er versteht sich mit s<strong>ein</strong>em Vorgesetzten von jeher<br />

ausgezeichnet <strong>und</strong> ist, auf dessen Empfehlung, erst kÄrzlich<br />

zu s<strong>ein</strong>em Stellvertreter berufen worden, nachdem der vormalige<br />

Stelleninhaber, <strong>ein</strong> Überbleibsel aus der Vor-M<strong>und</strong>igàra,<br />

sich endlich in den Ruhestand verabschiedet hat. Sie sind<br />

<strong>ein</strong> Herz <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e Seele, was k<strong>ein</strong>eswegs all<strong>ein</strong> auf Henkes<br />

ÅuÇerst zuvorkommende Art zurÄckzufÄhren ist, <strong>die</strong> er allen<br />

denjenigen gegenÄber an den Tag legt, <strong>die</strong> in der sozialen<br />

Pyramide Äber ihm stehen, sondern sich <strong>ein</strong>er innigen Wahlverwandtschaft<br />

<strong>und</strong> Sympathie verdankt, <strong>die</strong> beide vom ersten<br />

Tag an fÄr<strong>ein</strong>ander empf<strong>und</strong>en haben.<br />

Da M<strong>und</strong>ig nicht <strong>alt</strong> genug ist, um <strong>ein</strong>es Tages von ihm beerbt<br />

zu werden, ist Henke darauf angewiesen, sich nach Gelegenheiten<br />

an anderen Gymnasien umzusehen - k<strong>ein</strong> ganz aussichtsloses<br />

Unterfangen, welches durch s<strong>ein</strong> emsiges parteipolitisches<br />

Engagement gefÉrdert wird <strong>und</strong> in jederlei Hinsicht<br />

zu den schÉnsten Erwartungen Anlass gibt. Besonders auf<br />

Konferenzen trÅumt er sich regelrecht hin<strong>ein</strong> in <strong>die</strong>se Erwartungen,<br />

der<strong>ein</strong>st selbst als Oberstu<strong>die</strong>ndirektor an <strong>ein</strong>em<br />

Gymnasium das Zepter zu schwingen. Solange es noch nicht<br />

soweit ist, versucht er, Netzwerke zu knÄpfen, mÉglichst<br />

Äberall <strong>ein</strong>en guten Eindruck zu hinterlassen <strong>und</strong> sogar<br />

MuffkÉppe wie St<strong>ein</strong>meier, <strong>die</strong> mit ihrer negativen Aura <strong>und</strong><br />

man muss es leider sagen oftmals geradezu zersetzenden DestruktivitÅt<br />

permanent den Schulfrieden untergraben, von den<br />

AktivitÅten des Kollegiums nicht vÉllig auszuschlieÇen.


Aber wenn <strong>ein</strong>er gar nicht will, bitteschÉn! Dann muss es<br />

eben der Rohrstock s<strong>ein</strong>, <strong>im</strong> Äbertragenen Sinne natÄrlich. Im<br />

Umgang mit <strong>ein</strong>em wie St<strong>ein</strong>meier kann <strong>die</strong> Drohung mit der<br />

Dienstaufsicht gelegentlich recht hilfreich s<strong>ein</strong>.<br />

Henke ist <strong>ein</strong> echtes multitasking-Talent. WÅhrend er Äber<br />

St<strong>ein</strong>meier nachdenkt <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Chancen am Christianeum<br />

berechnet, gelingt es ihm, s<strong>ein</strong>e Umgebung mit humorigen<br />

Anekdoten aufzuheitern, <strong>ein</strong> LÅcheln von Frau Altenburg zu<br />

erhaschen <strong>und</strong> doch als erster M<strong>und</strong>igs Nahen zu bemerken.<br />

Er riecht <strong>die</strong> Ankunft s<strong>ein</strong>es Fre<strong>und</strong>es fÉrmlich, <strong>und</strong> tatsÅchlich:<br />

-Ein vÉllig ÄberflÄssiges BewerbungsgesprÅch, tÉnt dessen<br />

St<strong>im</strong>me aus dem Flur. Ich <strong>im</strong>mer fre<strong>und</strong>lich - obwohl ich von<br />

Anfang an Vorbeh<strong>alt</strong>e hatte, s<strong>ein</strong>es Lebenslaufes wegen <strong>und</strong><br />

auch weil er viel zu leise spricht - ich m<strong>ein</strong>e, wie soll daraus<br />

jemals <strong>ein</strong> guter Lehrer werden? - <strong>und</strong> mich <strong>die</strong> ganze Zeit<br />

zusammengerissen, nichts gesagt, weil wir ja unbedingt <strong>ein</strong>en<br />

Chemielehrer brauchen, obwohl ich dringend mit dem Schulamt<br />

telefonieren musste, <strong>und</strong> am Ende teilt er mir mit, dass er<br />

<strong>ein</strong> Angebot aus LÄneburg annehmen wird, wo er herkommt. -<br />

Also ich m<strong>ein</strong>e, da kÉnnen wir uns doch den ganzen Aufwand<br />

sparen!<br />

Nach <strong>ein</strong>er kurzen Pause hÉrt man ihn in gÅnzlich verÅnderter<br />

Tonlage sagen:<br />

Haben Sie das Flugblatt? Ja?<br />

Eintritt der Chef des Ganzen, <strong>die</strong> Seele des Betriebes, dem<br />

man fÄr s<strong>ein</strong> ausdauerndes Engagement <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>nehmende<br />

Art <strong>ein</strong>es Tages mitten auf dem SchulgelÅnde <strong>ein</strong><br />

Denkmal setzen wird. Eine PersÉnlichkeit, der schon von<br />

weitem der Eindruck <strong>ein</strong>es raumgreifenden Dreschflegels<br />

vorauseilt, <strong>ein</strong>es zuverlÅssig staatstreuen RottenfÄhrers, der es<br />

leicht auch in der SchulbehÉrde, in <strong>ein</strong>em Ministerium oder in<br />

wesentlich gehe<strong>im</strong>eren staatspolizeilichen Einrichtungen zu


etwas bringen kÉnnte, jedoch ansch<strong>ein</strong>end <strong>die</strong> Leitung <strong>ein</strong>es<br />

groÇen Gymnasiums, <strong>die</strong> ihm bereits mit Ende 30 von <strong>ein</strong>em<br />

wohlm<strong>ein</strong>enden <strong>und</strong> weitsichtigen Ministerialdirigenten (nicht<br />

ohne RÄcksprache mit der Partei des Kultursenators) anvertraut<br />

worden ist, der Arbeit in Gremien <strong>und</strong> der mediokren<br />

Existenz in <strong>ein</strong>er BÄrokratenhierarchie vorzieht. Dabei hat er<br />

Äberhaupt nichts gegen <strong>ein</strong>e systematische, bÄrokratische<br />

Arbeitsweise. Gegen <strong>ein</strong>e solche Unterstellung wÄrde er sich<br />

strengstens verwahren. Und zwar zu recht. Wie hÅufig, kÉnnte<br />

er solchen Kritikern entgegenh<strong>alt</strong>en, weise ich Frau von<br />

Blankenberg <strong>und</strong> ihr Team an, von allem MÉglichen lange<br />

Listen zu erstellen, SchÄlerlisten, Lehrerlisten, BÄcherlisten,<br />

Materialienlisten <strong>und</strong> so weiter, <strong>die</strong> in dicken Ordnern aufbewahrt<br />

werden, welche, solange <strong>die</strong> elektronische Datenverarbeitung<br />

noch nicht soweit ist, der Schulverw<strong>alt</strong>ung wirklich<br />

zuverlÅssige Programme zur VerfÄgung zu stellen, <strong>die</strong> AktenschrÅnke<br />

m<strong>ein</strong>es Direktorats bis unter <strong>die</strong> Z<strong>im</strong>merdecke fÄllen<br />

<strong>und</strong> in ihrer Gesamtheit <strong>ein</strong>e auÇerordentlich systematische<br />

<strong>und</strong> mittlerweile geradezu legendÅre Listendatenbank bilden,<br />

um <strong>die</strong> mich Schuldirektoren, Schriftsteller <strong>und</strong> Soziologieprofessoren<br />

<strong>im</strong> ganzen Land beneiden <strong>und</strong> <strong>die</strong> sie sich zu<br />

recht zum Vorbild fÄr ihre eigenen ListenaktivitÅten nehmen.<br />

Am liebsten wÄrde er s<strong>ein</strong>er Schule <strong>ein</strong>e Corporate Identity<br />

verpassen, <strong>im</strong> Einklang mit der von namhaften UniversitÅtspsychologen<br />

exper<strong>im</strong>entell verifizierten Idee, dass <strong>ein</strong>e Institution<br />

von der Öffentlichkeit wie <strong>ein</strong>e PersÉnlichkeit wahrgenommen<br />

wird <strong>und</strong> Åhnlich wie <strong>ein</strong>e solche handeln kann. Als<br />

erstes hat er durchgesetzt, dass s<strong>ein</strong>e Fachleiter ihr Fach sowie<br />

insbesondere ihre BerichtsvortrÅge in charakteristischen Farben<br />

prÅsentieren, also be<strong>im</strong> Auftritt des Fachleiters Naturwissenschaften<br />

das Logo der Schule in blau an <strong>die</strong> Wand projizieren,<br />

bei dem fÄr Fremdsprachen in rot, <strong>die</strong><br />

sozialk<strong>und</strong>lichen FÅcher in grÄn <strong>und</strong> so weiter. Auch Schuluniformen<br />

gehÉren nach s<strong>ein</strong>em DafÄrh<strong>alt</strong>en zu <strong>ein</strong>er gelun-


genen Selbstdarstellung - fÄr SchÄler wie auch fÄr das Lehrpersonal.<br />

Ziel ist der abgest<strong>im</strong>mte Einsatz von Verh<strong>alt</strong>en,<br />

Kommunikation <strong>und</strong> Ersch<strong>ein</strong>ungsbild nach innen <strong>und</strong> auÇen,<br />

also <strong>ein</strong> positives Leitbild, verbindliche Handlungsrichtlinien<br />

<strong>und</strong> weitere visuelle oder akustische Zeichen als Unterscheidungs-<br />

<strong>und</strong> All<strong>ein</strong>stellungsmerkmale.<br />

-Eine Ausweitung, hat er auf der nordelbischen Gymnasialdirektorenkonferenz<br />

gesagt, wo er s<strong>ein</strong> Konzept zuerst vorstellen<br />

durfte, erfÅhrt <strong>die</strong> Corporate Identity durch Corporate<br />

Design <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses wiederum zunehmend durch weitere sinnlich<br />

wahrnehmbare Attribute wie den akustischen oder den<br />

olfaktorischen Auftritt, beispielsweise <strong>ein</strong> Schulmotto, <strong>ein</strong>e<br />

Schulfahne oder <strong>ein</strong>e Schulhymne, bei deren Absingen <strong>ein</strong><br />

best<strong>im</strong>mter Duftstoff versprÄht wird. Leider sind wir k<strong>ein</strong>e<br />

Biber oder Meerkatzen, hat er hinzugefÄgt, kl<strong>ein</strong>er Witz am<br />

Rande, so dass <strong>die</strong> Realisierung m<strong>ein</strong>es Vorschlages <strong>ein</strong>e<br />

chemische Vorrichtung erforderlich macht.<br />

In <strong>ein</strong>er solchen Umgebung, wo alles s<strong>ein</strong>en Platz hat <strong>und</strong><br />

man Äberall sehen kann, in welche Richtung der Fluss flieÇt,<br />

lÅsst sich viel besser erkennen, wem daran liegt, das groÇe<br />

Ganze zu stÅrken, indem er sich ihm unterordnet <strong>und</strong> Ja sagt<br />

zu allem Guten <strong>und</strong> SchÉnen, das <strong>die</strong> Schule zu bieten hat,<br />

<strong>und</strong> wer als EigenbrÉtler, Gammler oder gar Perverser weiterhin<br />

aus der Reihe tanzen will.<br />

M<strong>und</strong>igs bevorzugte Fachgebiete sind Mathematik, Latinum<br />

<strong>und</strong> Jus. Auf Mathematiker, Altphilologen <strong>und</strong> Juristen hÅlt er<br />

groÇe StÄcke, <strong>und</strong> auch Naturwissenschaftler kommen bei<br />

ihm relativ gut weg, weil sie sich wie Juristen <strong>und</strong> Lat<strong>ein</strong>er<br />

der Disziplin <strong>und</strong> dazu noch der unerbittlichen Strenge der<br />

mathematischen Logik jederzeit bereitwillig unterordnen. In<br />

s<strong>ein</strong>er Freizeit stu<strong>die</strong>rt er mit Eifer neue Paragraphen <strong>und</strong><br />

Gesetzeskommentare <strong>und</strong> betrachtet Äberhaupt <strong>die</strong> Juristen als<br />

denjenigen Berufsstand, der den aufgeklÅrten Konservatismus,<br />

dem er sich zugehÉrig fÄhlt, am markantesten verkÉr-


pert. S<strong>ein</strong> Vater, dessen Andenken er in hohen Ehren hÅlt, hat<br />

<strong>im</strong>mer deutschnational gefÄhlt; er selbst bevorzugt <strong>die</strong> mittlerweile<br />

erfolgreichere europafre<strong>und</strong>liche konservative Partei,<br />

<strong>und</strong> wenn ihn nicht der Zeitgeist <strong>und</strong> aufsÅssige SchÄler zuweilen<br />

daran erinnern wÄrden, dass s<strong>ein</strong> reaktionÅres Universum<br />

durchaus instabil ist <strong>und</strong> kontinuierlich gegen linke Ideologien<br />

<strong>und</strong> jede Art des laissez faire verteidigt werden muss,<br />

wÄrde er nie den geringsten Gedanken darauf verschwenden,<br />

dass es auÇerhalb der Welt der PflichterfÄllung <strong>und</strong> der konstruktiven<br />

Anpassung an <strong>die</strong> Gegebenheiten noch etwas anderes<br />

geben kÉnnte, <strong>ein</strong>e Schattenseite des menschlichen Das<strong>ein</strong>s<br />

gewissermaÇen, in der das Chaos regiert, <strong>die</strong> demokratischen<br />

<strong>und</strong> abendlÅndischen Werte mit FÄÇen getreten werden<br />

<strong>und</strong> wo Kr<strong>im</strong>inalitÅt <strong>und</strong> DrogenmiÇbrauch ins Kraut schie-<br />

Çen wie Sch<strong>im</strong>melpilz in <strong>ein</strong>er feuchten <strong>und</strong> ungelÄfteten<br />

Kammer.<br />

Der Hang zu systemwidrigen RegelverstÉÇen <strong>und</strong> anderen<br />

anomalen Aberrationen betrifft zum GlÄck nur <strong>ein</strong>e Minderheit,<br />

<strong>die</strong> allerdings in Krisenzeiten erfahrungsgemÅÇ bedenklich<br />

anschwillt. Die Mehrheit ist aufgr<strong>und</strong> <strong>ein</strong>er Auslese, <strong>die</strong><br />

wahrsch<strong>ein</strong>lich schon in der St<strong>ein</strong>zeit <strong>ein</strong>gesetzt hat <strong>und</strong> heute<br />

<strong>im</strong>mer noch anhÅlt, offensichtlich so gestrickt, dass sie sich<br />

AutoritÅten jederzeit gern unterordnet <strong>und</strong> dazu am liebsten in<br />

Reih <strong>und</strong> Glied Aufstellung n<strong>im</strong>mt. Sie fÄhlt sich in engmaschigen<br />

Gem<strong>ein</strong>schaften mit hohem sozialen Kuschelfaktor<br />

am wohlsten <strong>und</strong> ist von jener gefÅhrlichen Minderheit der<br />

AuÇenseiter <strong>und</strong> Subversiven vÉllig verschieden, <strong>die</strong> sich nur<br />

mit Argwohn, Reserve <strong>und</strong> groÇer Skepsis sozialen Strukturen<br />

unterordnen oder <strong>die</strong>s vor lauter Hibbeligkeit, GeistesschwÅche<br />

oder angeborener innerer Disziplinlosigkeit nicht zustande<br />

bringen. Da aber glÄcklicherweise <strong>die</strong>jenigen, welche sich<br />

der Anpassung <strong>und</strong> Integration bewusst verweigern, von Generation<br />

zu Generation weniger werden, wird es ihnen voraussichtlich<br />

nie gelingen, das bestehende gesellschaftliche <strong>und</strong>


wirtschaftliche System nachh<strong>alt</strong>ig aus der Bahn zu werfen.<br />

Am Ende setzt sich <strong>im</strong>mer der ges<strong>und</strong>e Menschenverstand<br />

durch, <strong>ein</strong>e auf technische <strong>und</strong> wirtschaftliche EffektivitÅt <strong>und</strong><br />

Kontrolle bedachte StromlinienfÉrmigkeit, der wir es zu verdanken<br />

haben, dass moderne Gesellschaften so w<strong>und</strong>erbar<br />

reibungslos funktionieren. Den Hinweis auf <strong>die</strong> Nachteile<br />

solcher Arrangements, Stichwort Zweidrittelgesellschaft, oder<br />

den angeblich von ihnen hervorgerufenen Mangel an KreativitÅt<br />

<strong>und</strong> Innovationen, hÅlt er fÄr Äbertrieben <strong>und</strong> sich selbst <strong>im</strong><br />

Äbrigen k<strong>ein</strong>eswegs fÄr <strong>ein</strong>en Verfechter sozialer Gleichmacherei,<br />

sondern ist selbstverstÅndlich der M<strong>ein</strong>ung, dass an<br />

der Spitze der gesellschaftlichen Institutionen <strong>ein</strong>e Elite stehen<br />

muss, <strong>die</strong> dem Rest der Menschheit souverÅn <strong>die</strong> Richtung<br />

vorgibt.<br />

Das <strong>ein</strong>zige, was aus M<strong>und</strong>igs eigener EffektivitÅt <strong>und</strong><br />

StromlinienfÉrmigkeit als <strong>ein</strong>e ungeschliffene Kante hervorsticht,<br />

ist s<strong>ein</strong> cholerischer Charakter, den er gegenÄber der<br />

SchulbehÉrde <strong>und</strong> anderen vorgesetzten Stellen wohl zu zÄgeln<br />

versteht, der aber gegenÄber SchÄlern <strong>und</strong> untergebenen<br />

Lehrern um so heftiger hervorsticht, <strong>ein</strong> federndes <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

AthmosphÅre r<strong>ein</strong>igendes Temperament, welches, durch<br />

kraftvolle St<strong>im</strong>mbÅnder unterstÄtzt, besonders gegenÄber<br />

Menschen zum Einsatz kommt, von denen er instinktiv ahnt,<br />

dass sie sich von WutausbrÄchen <strong>und</strong> <strong>ein</strong>er gewissen PhonstÅrke<br />

<strong>ein</strong>schÄchtern lassen.<br />

Nickend grÄÇt er <strong>die</strong> Kollegen, den <strong>ein</strong>en mehr, den anderen<br />

weniger fre<strong>und</strong>lich, <strong>und</strong> legt s<strong>ein</strong>en Wanst in F<strong>alt</strong>en auf den<br />

teuren Chairmanchair, den Frau Blankenberg <strong>ein</strong>e halbe St<strong>und</strong>e<br />

vor Beginn jeder Konferenz ins Lehrerz<strong>im</strong>mer schiebt hier<br />

kommt St<strong>ein</strong>meier Silberbrille kinderlos ergrautes volles Lockenhaar<br />

das sich <strong>ein</strong>er Statistik des Max-Planck-Instituts fÄr<br />

Populationsgenetik zufolge seit dem Krieg in der westdeutschen<br />

BevÉlkerung <strong>im</strong>mer mehr durchsetzt, zu spÅt <strong>und</strong><br />

schreitet hoheitsvoll schweigend <strong>und</strong> dabei auch zutiefst pro-


vokatorisch an ihm vorbei zu s<strong>ein</strong>er angestammten<br />

Hinterecke. FÄr <strong>die</strong> meisten Anwesenden sind allerdings <strong>die</strong>se<br />

Provokationen nichts Neues <strong>und</strong> best<strong>im</strong>mt k<strong>ein</strong> Anlass, ihrem<br />

Chef den gebÄhrenden Respekt vorzuenth<strong>alt</strong>en. Jeder weiÇ<br />

doch, St<strong>ein</strong>meier ist <strong>ein</strong> EinzelkÅmpfer <strong>und</strong> Widerborst, <strong>und</strong><br />

<strong>im</strong> Kollegenkreis vollstÅndig isoliert, dabei aber Monomane<br />

genug, darÄber nicht unglÄcklich zu s<strong>ein</strong>.<br />

M<strong>und</strong>ig rÅuspert sich <strong>und</strong> fÅngt an zu reden, wÅhrend <strong>die</strong> GesprÅche<br />

um ihn herum abebben <strong>und</strong> selbst Frau Kromme auffÅllt,<br />

dass sie nun besser still s<strong>ein</strong> sollte.<br />

-Ein Flugblatt sei ihm zugespielt worden, sagt er unter Missachtung<br />

der Tagesordnung, auf dem SchÄler unserer Schule<br />

ganz ungeniert als Verantwortliche figurieren, <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses<br />

Flugblatt sei, als <strong>ein</strong>e Art Bekennerschreiben, bei dem inkr<strong>im</strong>inierenden<br />

Gegenstand gef<strong>und</strong>en worden.<br />

Er bringt <strong>ein</strong>en zerknitterten <strong>und</strong> an mehreren Stellen<br />

angekokelten Zettel zur Ansicht <strong>und</strong> lÅsst ihn auf Frau<br />

Krommes Wunsch herumgehen, nicht ohne den Hinweis, ihn,<br />

wenn mÉglich, nicht noch weiter zu beschÅdigen. Strenger<br />

Blick auf Gisbert Becker.<br />

-Die Äblichen VerdÅchtigen, sagt Henke nach <strong>ein</strong>em Blick auf<br />

das Flugblatt.<br />

-Thomas Bender, sagt Frau Kromme, endlich darf sie mal<br />

drauflosreden. Was mit dem in letzter Zeit nicht st<strong>im</strong>me. S<strong>ein</strong>e<br />

Leistungen seien nicht mehr in Ordnung, gar nicht mehr.<br />

Noch gestern habe sie mit Frau Puder Äber ihn gesprochen,<br />

<strong>die</strong> ihn seit der Mittelstufe sehr gut kenne.<br />

Nickend seufzt Frau Puder Äber so viel unerwÄnschte Aufmerksamkeit<br />

<strong>und</strong> schiebt <strong>ein</strong>e steife schwere Hand unter den<br />

Konferenztisch, um <strong>ein</strong>en HaarspraykÉttel zu entsorgen, den<br />

sie sich soeben aus dem Haar gefriemelt hat.<br />

-FrÄher <strong>ein</strong> fleiÇiger <strong>und</strong> Äberaus fÄgsamer SchÄler, sagt Frau<br />

Kromme. Als s<strong>ein</strong>e Vertrauenslehrerin mache sie sich groÇe


Sorgen <strong>und</strong> werde deshalb mit s<strong>ein</strong>en Eltern <strong>ein</strong>en GesprÅchstermin<br />

ver<strong>ein</strong>baren. Beziehungsweise mit der Mutter. Die<br />

Eltern seien ja geschieden.<br />

-Sie h<strong>alt</strong>e Thomas Benders Aussetzer fÄr <strong>ein</strong>e normale PubertÅtsersch<strong>ein</strong>ung,<br />

wagt Frau Altenburg begÄtigend zu sagen.<br />

Nichts, worÄber man sich Sorgen machen mÄsse.<br />

Spontan lehnt sich Henke zu ihr vor <strong>und</strong> f<strong>alt</strong>et s<strong>ein</strong>e HÅnde.<br />

Ein bisschen nach Mitleid sieht das ganze aus, als ob er gerne<br />

mal bei ihr <strong>ein</strong>springen wÄrde.<br />

-Die nehmen doch alle Drogen, sagt er. SchwÅnzen den<br />

Sportunterricht <strong>und</strong> nehmen Drogen. Ich weiÇ gar nicht, wann<br />

ich Bender das letzte Mal in der Turnhalle gesehen habe.<br />

-Man darf sie nicht gewÅhren lassen, sagt auch Gisbert Becker.<br />

Sonst haben wir hier demnÅchst auch <strong>ein</strong>en AmokschÄtzen.<br />

M<strong>und</strong>ig lÅsst s<strong>ein</strong>e Gedanken Äber den Rest des Schuljahres<br />

schweifen, Äber den bevorstehenden Besuch des Schulrates<br />

wie auch <strong>die</strong> anstehenden Aus<strong>ein</strong>andersetzungen.<br />

-Wir haben es hier, sagt er mit links, leider nicht mit den AktivitÅten<br />

<strong>ein</strong>es EinzeltÅters zu tun, sondern mit <strong>ein</strong>er regelrechten<br />

VerschwÉrung, <strong>die</strong> sich gegen unsere Sozialordnung<br />

richtet.<br />

Aus der Regieanleitung: <strong>die</strong> Schauspieler<br />

sind frei, ihren Text selbst zu erfinden,<br />

wenn sie sich nur an folgende allgem<strong>ein</strong>e<br />

Vorschriften h<strong>alt</strong>en: alle M<strong>ein</strong>ungsÅuÉerungen,<br />

alle Reden, Schriften <strong>und</strong> Çffentlichen<br />

Handlungen mÄssen mit den Zielen<br />

des Ensembles in Einklang stehen; auÉer<br />

<strong>im</strong> Fall ernsthafter Verhinderung muss<br />

jeder Schauspieler an allen Proben teilnehmen;<br />

er soll sich an den AktivitÅten der<br />

Theater AG mit Eifer <strong>und</strong> absoluter Erge-<br />

Wer aber mit<br />

<strong>die</strong>sem Éden<br />

Kram nicht s<strong>ein</strong>e<br />

Lebenszeit vertun<br />

will? Ich sehe das<br />

doch bei m<strong>ein</strong>em<br />

Vater. Wie der<br />

Äber s<strong>ein</strong>e Sitzungen<br />

klagt.


enheit beteiligen, <strong>und</strong> Äber alle Gehe<strong>im</strong>nisse<br />

schweigen, <strong>die</strong> man ihm anvertrauen<br />

wird; er soll ernste <strong>und</strong> aufrichtigste BrÄderlichkeit<br />

gegenÄber allen Mitgliedern<br />

w<strong>alt</strong>en lassen <strong>und</strong> sie <strong>im</strong> Fall der Gefahr<br />

unter Einsatz s<strong>ein</strong>es VermÇgens, s<strong>ein</strong>er<br />

Stellung, s<strong>ein</strong>er Person <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>es Lebens<br />

verteidigen.<br />

-FÄr s<strong>ein</strong> Fach kÉnne er das nicht bestÅtigen, sagt St<strong>ein</strong>meier<br />

herausfordernd. Thomasã Leistungen sind in Ordnung. Da<br />

gibt's nix.<br />

-Die schulischen Leistungen seien hier gar nicht das Thema,<br />

mahnt M<strong>und</strong>ig. Hier gehe es um strafrechtlich relevantes Verh<strong>alt</strong>en,<br />

das auch durch den Ruf nach mehr schulischen SozialpÅdagogen<br />

nicht aus der Welt zu schaffen sei. Er werde nicht<br />

umhin kommen, <strong>die</strong> SchulbehÉrde <strong>ein</strong>sch<strong>alt</strong>en. DarÄberhinaus<br />

sei <strong>die</strong> Lehrerschaft laut Schulgesetz in <strong>ein</strong>er derartigen Situation<br />

verpflichtet, <strong>ein</strong>e Teilkonferenz zu benennen, mit der<br />

Befugnis, OrdnungsmaÇnahmen zu beschlieÇen. Diese bestehe<br />

aus <strong>ein</strong>em Mitglied der Schulleitung, dem Jahrgangsstufenleiter<br />

sowie drei weiteren LehrkrÅften, <strong>die</strong> vom Schulleiter<br />

oder durch <strong>die</strong> Lehrerkonferenz best<strong>im</strong>mt werden mÄssten.<br />

-Eine Hitze sei das heute, sagt St<strong>ein</strong>meier plÉtzlich, <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

meisten st<strong>im</strong>men ihm zu.<br />

FrÄher hÅtte es best<strong>im</strong>mt schulfrei gegeben, aber <strong>die</strong> Zeiten<br />

haben sich geÅndert. Statt sich um <strong>die</strong> Erziehung ihrer SchÄler<br />

zu kÄmmern, mÄssen Lehrer heutzutage unproduktiv in Konferenzen<br />

<strong>und</strong> FortbildungsmaÇnahmen herumsitzen <strong>und</strong> andauernd<br />

Protokolle schreiben, <strong>die</strong> abgeheftet <strong>und</strong> danach nie<br />

wieder vorgeholt werden.<br />

M<strong>und</strong>ig ignoriert <strong>die</strong> Bemerkung, wie fast alles, was aus <strong>die</strong>ser<br />

Ecke kommt. (AuÇer er hat schlechte Laune. Dann kann es<br />

durchaus passieren, dass er sich mit St<strong>ein</strong>meier vor versam-


melter Mannschaft heftige Wortgefechte liefert.) Stattdessen<br />

geht er zur Tagesordnung Äber, das heiÇt, Feststellung der<br />

BeschlussfÅhigkeit, Genehmigung des Protokolls der letzten<br />

Sitzung, Termine <strong>und</strong> andere Vorbereitungen fÄr das kommende<br />

Schuljahr ... zu erwartende SchÄlerzahlen ... <strong>ein</strong>zurichtende<br />

Klassen ... MÄlltrennung ... Raucherecken ... Beurlaubungen<br />

... Mutterschutz ... <strong>und</strong> referiert Äber <strong>die</strong> desolate Stellensituation<br />

wÅhrend St<strong>ein</strong>meier kurz <strong>ein</strong>nickt <strong>und</strong> von s<strong>ein</strong>er<br />

eigenen kl<strong>ein</strong>en Raucherecke trÅumt.<br />

-Jeder Kollege solle sich Äber <strong>die</strong> Standorte der FeuerlÉscher<br />

<strong>und</strong> fÄr den Fall <strong>ein</strong>er Evakuierung Äber <strong>die</strong> Fluchtwege informieren,<br />

sagt M<strong>und</strong>ig. Es sei dafÄr Sorge zu tragen, dass<br />

<strong>die</strong>se nicht blockiert wÄrden.<br />

Sodann weist er darauf hin, dass bei selbst erstellten Notenlisten<br />

<strong>die</strong> Reihenfolge der FÅcher nicht von der bei Frau<br />

Blankenberg in der allgem<strong>ein</strong>en Notenerfassungsliste hinterlegten<br />

Reihenfolge abweichen darf. Buchbeststellungen fÄr<br />

<strong>die</strong> SchÄlerbibliothek bis spÅtestens Mittwoch.<br />

-Ulrichs Konzept zur Verkehrs- <strong>und</strong> MobilitÅtserziehung, sagt<br />

er schlieÇlich <strong>und</strong> lÅsst <strong>ein</strong> paar eng bedruckte BlÅtter verteilen.<br />

-Ganz auÇer der Reihe komme <strong>die</strong>ses Konzept, jedoch nicht<br />

vÉllig unerwartet. Auf Initiative <strong>ein</strong>es Schulrates, der <strong>im</strong> Gegensatz<br />

zu s<strong>ein</strong>em VorgÅnger hochmotiviert an <strong>die</strong> Arbeit<br />

gehe. Neue Besen kehrten bekanntlich besser. Und der fernerhin<br />

vorhabe, <strong>die</strong> Schulen in s<strong>ein</strong>em Sprengel <strong>ein</strong>er externen<br />

Evaluation zu unterziehen.<br />

Ein leises Lachen ist zu hÉren, von wem?<br />

-Das sei nicht witzig, sagt M<strong>und</strong>ig, sondern in der freien<br />

Wirtschaft <strong>ein</strong> seit langem bewÅhrtes, ganz <strong>und</strong> gar gebrÅuchliches<br />

Verfahren zur QualitÅtssicherung.<br />

-Ich habe nicht vor, unser Licht unter den Scheffel zu stellen,<br />

fÅhrt er fort, wobei s<strong>ein</strong>e St<strong>im</strong>me <strong>ein</strong>en farbigen, opt<strong>im</strong>istischen<br />

Glanz bekommt. Ganz <strong>im</strong> Gegenteil. Wir sollten es als


Herausforderung ansehen, <strong>die</strong> Gelegenheit be<strong>im</strong> Schopfe packen<br />

<strong>und</strong> uns als zukunftsfÅhiges Åhem ... Elit<strong>ein</strong>stitut prÅsentieren,<br />

das selbst <strong>die</strong> weitaus Ålteren Innenstadtgymnasien in<br />

den Schatten zu stellen vermag.<br />

Er bittet alle Kollegen um konstruktive VorschlÅge. Aber<br />

k<strong>ein</strong>e Reaktion. Selbst Henke sch<strong>ein</strong>t dazu momentan nichts<br />

<strong>ein</strong>zufallen.<br />

-Es gehe dabei allerdings auch um <strong>die</strong> Behebung von<br />

Schwachstellen, sagt er, nunmehr in etwas strengerem Tonfall.<br />

Er bitte zur Kenntnis zu nehmen, dass <strong>im</strong> Rahmen der<br />

Evaluation <strong>die</strong>se Schwachstellen ausgebÄgelt werden mÄssten.<br />

Er beabsichtige, eng mit dem Schulrat zusammenzuarbeiten,<br />

mit dem er Äbrigens gem<strong>ein</strong>sam stu<strong>die</strong>rt habe <strong>und</strong> der,<br />

ohne je an <strong>ein</strong>er Schule zu unterrichten, gleich ins Schulamt<br />

befÉrdert worden sei, weil man s<strong>ein</strong>e FÅhgikeiten dort sofort<br />

erkannt habe.<br />

-Wer <strong>ein</strong>en Vater in der Stadtregierung hat, brÄmmelt St<strong>ein</strong>meier.<br />

-Sagen Sie es klar <strong>und</strong> deutlich, wenn ihnen etwas missfÅllt,<br />

Herr St<strong>ein</strong>meier.<br />

Aber <strong>die</strong>smal schweigt St<strong>ein</strong>meier. Er hat sich in das Flugblatt<br />

vertieft, das inzwischen bei ihm gelandet ist.<br />

Im voll besetzten Lehrerz<strong>im</strong>mer. Einer bekommt Atemprobleme.<br />

Einer wÄrde jetzt gern gehen. Einer Årgert sich insgehe<strong>im</strong><br />

Äber s<strong>ein</strong>en besten SchÄler. Einer denkt Äber s<strong>ein</strong> nÅchstes<br />

Buch nach. Einer m<strong>alt</strong> kl<strong>ein</strong>e KÅstchen auf s<strong>ein</strong>en Notizblock,<br />

quadratische KÅstchen, Dreiecke, Parallelogramme <strong>und</strong><br />

ab <strong>und</strong> zu <strong>ein</strong>en schÉnen r<strong>und</strong>en Kreis. Einer streicht mit den<br />

Fingern Äber <strong>die</strong> Tischplatte. Einer nippt an <strong>ein</strong>er Coladose.<br />

Einem juckt das Hinterteil. Einer hÅlt <strong>die</strong> Augen geschlossen.<br />

Einer kann <strong>die</strong> s<strong>ein</strong>en nicht von Frau Altenburg lassen. Henke<br />

leckt sich <strong>die</strong> Lippen <strong>und</strong> riskiert ebenfalls <strong>ein</strong>en raschen<br />

Blinz. Gisbert Becker bohrt gedankenvoll in der Nase, bis ihn<br />

<strong>ein</strong> vernichtender Blick s<strong>ein</strong>es Schulleiters trifft. Einer denkt


an Ordnung. Er denkt <strong>im</strong>merzu an Ordnung, jetzt wÅhrend der<br />

Lehrerkonferenz <strong>und</strong> besonders auch <strong>im</strong> Unterricht, wo er<br />

s<strong>ein</strong>e ZÉglinge, wie er verstÅndnisinnigen Eltern in s<strong>ein</strong>er<br />

Sprechst<strong>und</strong>e zu verkÄnden nicht mÄde wird, von der ÅuÇeren<br />

zur inneren Ordnung fÄhren will, <strong>ein</strong> zumeist aussichtsloses<br />

Unterfangen, von dem er jedoch niemals lassen wird. Mit<br />

s<strong>ein</strong>em an Ordnung denken gelingt es ihm <strong>im</strong>merhin, den<br />

nagenden àrger darÄber zu verdrÅngen, dass er nicht zum<br />

Nachfolger Henkes als Fachleiter best<strong>im</strong>mt worden ist. Ob<br />

M<strong>und</strong>ig <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e s<strong>ein</strong>es Herzens <strong>ein</strong> OrdnungsverÅchter ist,<br />

<strong>die</strong>se Frage stellt er sich seitdem schon manchmal, <strong>und</strong> legt<br />

auch nicht mehr jene besondere Leidenschaft an den Tag, mit<br />

der er den Chef frÄher bew<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> nichts aber auch gar<br />

nichts auf ihn hat kommen lassen.<br />

Ein Mann mit Bart <strong>und</strong> <strong>ein</strong>er ollen Lederjoppe schwingt sich<br />

schwerfÅllig auf den Konferenztisch <strong>und</strong> streckt <strong>die</strong> HÅnde<br />

pathetisch gen H<strong>im</strong>mel wie weiland Wlad<strong>im</strong>ir I. auf <strong>alt</strong>en<br />

vergammelten DenkmÅlern. Sic transit gloria m<strong>und</strong>i. Was<br />

<strong>ein</strong>mal fÄr groÇen Wirbel sorgte, wird heute ganz anders beurteilt<br />

oder gleich gar nicht mehr wahrgenommen.<br />

DER ANGEKLAGTE Als Kind habe ich mit den Armen <strong>und</strong><br />

Schwachen gefÄhlt. Die von Menschen gesch<strong>und</strong>ene Kreatur,<br />

das war m<strong>ein</strong> Thema, <strong>und</strong> ich hÅtte m<strong>ein</strong>e Zukunft bedenkenlos<br />

dem Tierschutz geopfert.<br />

Er macht <strong>ein</strong>e bedeutungsvolle Pause.<br />

DER ANGEKLAGTE Seit ich 14 war, fÄhrte ich Tagebuch.<br />

Doch wÅhrend ich zuerst von revolutionÅren AnfÄhrern wie<br />

Che Guevara oder religiÉsen Ikonen wie dem Dalai Lama<br />

schwer be<strong>ein</strong>druckt gewesen bin, <strong>und</strong> m<strong>ein</strong>em Enthusiasmus<br />

in <strong>im</strong>mer neuen sprachlichen Bildern blumigen Ausdruck<br />

verlieh, erkannte ich bald, dass <strong>die</strong> Bew<strong>und</strong>erung <strong>ein</strong>es berÄhmten<br />

Mannes nur der geistlose Ausdruck <strong>ein</strong>es LebensgefÄhls<br />

ist, <strong>und</strong> <strong>ein</strong> Idol nichts als <strong>ein</strong>e Schattenfigur in <strong>ein</strong>er<br />

spezifischen <strong>im</strong>aginÅren GefÄhlswelt von ansonsten durchaus


pragmatischen Individuen, <strong>die</strong>, obwohl sie Erdgeb<strong>und</strong>ene<br />

sind, ihr Handeln von solchen Einbildungen oft weit stÅrker<br />

als von ÅuÇeren UmstÅnden be<strong>ein</strong>flussen lassen, nicht unÅhnlich<br />

jenen armen Seelen, <strong>die</strong> wichtige Entscheidungen vom<br />

Stand der Gestirne oder dem Ausgang <strong>ein</strong>er Kartenpartie abhÅngig<br />

machen.<br />

Fluten des Zorns<br />

her<strong>ein</strong>brechend Äber <strong>die</strong> Stadt<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> City <strong>im</strong> Meer versenkend.<br />

Hoch steigt Hass, <strong>ein</strong> verzweifelter,<br />

depr<strong>im</strong>ierender Hass auf <strong>die</strong> ganze Welt, <strong>und</strong> manchmal<br />

begleitet mich <strong>ein</strong> Vogel<br />

an <strong>die</strong> GewÅsser des Ganges<br />

streift ab s<strong>ein</strong> Gefieder<br />

<strong>und</strong> ermutigt mich, nackt in lauteren Worten zu baden.<br />

Aus voller Kehle singt er <strong>ein</strong> glanzvolles Lied.<br />

DER ANGEKLAGTE Kaum den Kinderschuhen entwachsen,<br />

fÄhlte ich mich reif <strong>und</strong> berufen, <strong>ein</strong>e wichtige Rolle in der<br />

Geschichte zu Äbernehmen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Geschicke <strong>und</strong> den Lauf<br />

der Welt zu verÅndern, als Herold <strong>ein</strong>es neuen Zeit<strong>alt</strong>ers,<br />

Ke<strong>im</strong> <strong>ein</strong>er neuen, auserwÅhlten Generation <strong>und</strong> Gattung <strong>und</strong><br />

als leuchtender Stern mit unerschÉpflichen Energiereserven.<br />

HENKE Wer dich genauer kennenlernte, hat allerdings Éfter<br />

mit den dunklen, negativen Seiten d<strong>ein</strong>er PersÉnlichkeit Bekanntschaft<br />

gemacht. Mit d<strong>ein</strong>er Verschlossenheit, d<strong>ein</strong>er<br />

Sprunghaftigkeit, den hÅufig variierenden Vorlieben <strong>und</strong> widersprÄchlichen<br />

theoretischen Schlussfolgerungen, <strong>die</strong> du mit<br />

allzu viel Verve verfochtest, sowie d<strong>ein</strong>er UnfÅhigkeit, sie in<br />

<strong>die</strong> Praxis umzusetzen. Unleidlich <strong>und</strong> aufbrausend gegenÄber<br />

Vertrauten <strong>und</strong> Bekannten, besonders denjenigen, denen du<br />

dich in geistiger Hinsicht Äberlegen fÄhltest, bist du fÄr uns<br />

Nachgeborene <strong>ein</strong> seltsam unwirklicher Mensch.<br />

Er hat mich verlassen.<br />

Öber kÄmmerlichen Versen brÄte ich heute.


Nur manchmal, bei Nacht, ersch<strong>ein</strong>t er mir wieder.<br />

S<strong>ein</strong> lange Schnabel nickt mir aufmunternd zu.<br />

DER ANGEKLAGTE Jene Ich-StÅrke <strong>und</strong> innere StabilitÅt,<br />

<strong>die</strong> Andere etwa durch FrÉmmigkeit oder <strong>die</strong> Verfolgung<br />

bescheidenerer Ziele viel <strong>ein</strong>facher realisieren, hoffte ich,<br />

durch Emportauchen in <strong>die</strong> StratosphÅren der KÄnste, der<br />

Literatur oder der politischen <strong>und</strong> wissenschaftlichen Utopien<br />

zu erreichen.<br />

HENKE Du hast nur Äbersehen, dass <strong>die</strong> meisten wichtigen<br />

Entdeckungen <strong>und</strong> Erfindungen schon gemacht <strong>und</strong> alle maÇgeblichen<br />

Ideen schon gedacht worden sind, so dass sich <strong>die</strong>jenigen<br />

unter uns viel leichter tun, <strong>die</strong> sich auf Serviceaufgaben<br />

spezialisieren, zum Beispiel als Bibliothekare oder sonstwie<br />

in der Informationsverteilung oder indem sie lÅngst Bekanntes<br />

von <strong>ein</strong>er neuen Warte aus beleuchten oder Datenbanken<br />

zusammenstellen, in denen das Wissen der Welt gesammelt<br />

<strong>und</strong> verw<strong>alt</strong>et wird.<br />

DER ANGEKLAGTE Einige von euch kennen es vielleicht,<br />

weil es in Wahrheit fÄr uns alle zutrifft, in jedem Abschnitt<br />

unseres Lebens: das GefÄhl, nicht viel Zeit zu haben, so dass<br />

man ungeduldig <strong>und</strong> hoffÅrtig wird gegen alles, was den eigenen<br />

hochfliegenden PlÅnen zuwiderlÅuft, selbst gegenÄber<br />

denjenigen Chancen, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>deutig <strong>ein</strong> Tor zum persÉnlichen<br />

GlÄck darstellen, <strong>und</strong> <strong>die</strong> andere, lebensklÄgere ErdenbÄrger<br />

geistesgegenwÅrtig ergreifen wÄrden.<br />

Alles kÇnnte so <strong>ein</strong>fach s<strong>ein</strong>:<br />

<strong>ein</strong> Brot zum Essen, <strong>ein</strong> Tuch zum SchnÅuzen,<br />

zum Trinken <strong>ein</strong> W<strong>ein</strong>.<br />

Doch erst am Tag der Tage<br />

wird mich <strong>die</strong> Einsamkeit verlassen.<br />

Bis dahin brÄte ich<br />

Äber dem k<strong>alt</strong>en St<strong>ein</strong> der Erkenntnis<br />

<strong>und</strong> blicke melancholisch<br />

den Angebern nach,


den flotten <strong>und</strong> flÄchtigen GefÅhrten m<strong>ein</strong>er Idolin.<br />

MUNDIG Ein besonderer Aspekt d<strong>ein</strong>er PersÉnlichkeit war<br />

<strong>die</strong> Ruhmsucht, von der du bis ins Innerste befallen warst <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> dir - man muss es leider sagen - bei vielem, was du in<br />

d<strong>ein</strong>em Leben angepackt hast, <strong>die</strong> falsche Richtung wies <strong>und</strong><br />

dich erst <strong>im</strong> Alter erkennen lieÇ, dass sich mit den Talenten,<br />

<strong>die</strong> du besaÇest, <strong>und</strong> den Kommunikationsstrategien, <strong>die</strong> du<br />

anwendetest, k<strong>ein</strong> Ruhm erringen lÅsst, <strong>und</strong> man Äberhaupt<br />

schlecht beraten ist, gegen <strong>die</strong> Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit anzukÅmpfen,<br />

welche Ruhm <strong>im</strong>mer nur <strong>ein</strong>er ÅuÇerst kl<strong>ein</strong>en Minderheit<br />

zuerkennt.<br />

DER ANGEKLAGTE Ich sah <strong>im</strong> Nachruhm <strong>die</strong> <strong>ein</strong>zige MÉglichkeit<br />

zur Unsterblichkeit - in <strong>die</strong>ser Hinsicht vÉllig d'accord<br />

mit <strong>ein</strong>em seit der Antike in der ansonsten von mir sehr kritisch<br />

beurteilten westlichen Zivilisation weit verbreiteten Heldenmotiv<br />

- begriff jedoch nicht, dass derjenige, der berÄhmt<br />

s<strong>ein</strong> will, zuvor Andere rÄhmen muss. Da ich weit <strong>und</strong> breit<br />

niemanden sehen konnte, der <strong>ein</strong>e Verherrlichung ver<strong>die</strong>nt<br />

hÅtte, verzichtete ich lieber auf <strong>die</strong> Anerkennung des PÉbels.<br />

HENKE ... <strong>und</strong> stieÇest selbst <strong>die</strong>jenigen bedenkenlos vor den<br />

Kopf, <strong>die</strong> mit d<strong>ein</strong>en Ansichten sympathisierten, so dass von<br />

ihnen so wenig <strong>ein</strong> Lob fÄr d<strong>ein</strong>e AktivitÅten zu erwarten war<br />

wie von den Gegnern d<strong>ein</strong>er Ideen. Mehr noch: der Eindruck,<br />

den <strong>die</strong> Öffentlichkeit von dir gewann, war der <strong>ein</strong>es hartschaligen<br />

Vorstadtrobbespieres, der sich nichts sagen lÅsst <strong>und</strong> bei<br />

aller zweifellos vorhandenen Intelligenz tendenziell unberechenbar<br />

<strong>und</strong> mit Vorsicht zu genieÇen ist.<br />

DER ANGEKLAGTE Wer auf s<strong>ein</strong>em Gebiet wirklich herausragen<br />

will, muss <strong>ein</strong>en Paradigmenwechsel anstreben <strong>und</strong><br />

darf den Konflikt mit herrschenden Lehrm<strong>ein</strong>ungen nicht<br />

scheuen.<br />

HENKE Um auf s<strong>ein</strong>em Wege nicht gekÉpft zu werden, sollte<br />

er aber <strong>ein</strong> mÉglichst fre<strong>und</strong>liches <strong>und</strong> umgÅngliches Wesen<br />

besitzen, das s<strong>ein</strong>en Provokationen den Stachel n<strong>im</strong>mt.


Renn Vogel!<br />

D<strong>ein</strong>er FlÄgel beschnitten: renn!<br />

Wie hoch hinaus kÇnntest du reisen<br />

aus d<strong>ein</strong>em Gitter hinaus<br />

durchs Fenster hinaus<br />

am Kirchturm vorbei<br />

den Wolken entgegen.<br />

Renne nur singend in d<strong>ein</strong> Verderben.<br />

DER ANGEKLAGTE Jene selbstverstÅndlichen psychologischen<br />

ZusammenhÅnge, deren VerstÅndnis ihr mir empfehlt<br />

<strong>und</strong> ohne <strong>die</strong> man normalerweise in der menschlichen Gesellschaft<br />

gar nicht zurechtkommt, wÅren mir, selbst wenn ich sie<br />

damals durchschaut hÅtte, kurzgesagt schnurz <strong>und</strong> schnuppe<br />

gewesen, weil es mir um <strong>die</strong> Sache ging, das heiÇt, um das,<br />

was ich als richtig erkannt zu haben m<strong>ein</strong>te ...<br />

MUNDIG ... selbst wenn es der grÉÇte Humbug war ...<br />

HENKE ... der sich vielleicht <strong>im</strong> privaten Wolkenkuckuckshe<strong>im</strong><br />

verwirklichen lÅsst ...<br />

STEINMEIER ... nicht aber in der egoistischen, berechnenden<br />

<strong>und</strong> mafiotischen Gem<strong>ein</strong>schaft, <strong>die</strong> <strong>die</strong> menschliche Gesellschaft<br />

nun <strong>ein</strong>mal ist ...<br />

M<strong>und</strong>ig winkt ihm zu schweigen.<br />

MUNDIG ... <strong>und</strong> den du sendungsbewusst <strong>und</strong> mit erheblichem<br />

ideologischem Eifer in allen Konsequenzen bereit<br />

warst, rÄcksichtslos gegen dich <strong>und</strong> andere durchzusetzen.<br />

Im Speicher der letzten Tage<br />

vertrocknet <strong>die</strong> Butter, am Ende,<br />

zu Staub. -<br />

Zornig bin ich.<br />

Die leichten Jahre kommen nicht wieder.<br />

DER ANGEKLAGTE Ich hasste alles Anpasserische <strong>und</strong><br />

Kriecherische, das ich tÅglich bei m<strong>ein</strong>em Vater beobachtete,<br />

ohne <strong>ein</strong>en Gedanken darauf zu verschwenden, dass ich selbst<br />

<strong>im</strong> Lauf m<strong>ein</strong>es Lebens ebenfalls zu solchen ManÉvern ge-


zwungen s<strong>ein</strong> wÄrde. Ich sah durchaus den Widerspruch zwischen<br />

der Hoffnung auf Freiheit <strong>und</strong> den ZwÅngen der RealitÅt,<br />

den BeschrÅnkungen unserer Gene. Solange wir in<br />

Knechtschaft leben, schrieb ich in m<strong>ein</strong> Tagebuch, sind wir<br />

Sklaven des Schicksals <strong>und</strong> laufen unsere Reaktionen auf <strong>die</strong><br />

Umwelt nach vorgezeichneten Mustern ab. Die Freiheit jedoch<br />

vermag sich Äber unsere inneren Grenzen <strong>und</strong> Begrenztheiten<br />

hinwegzusetzen. Sie vermag alles.<br />

HENKE Obwohl du dich in den VerhÅltnissen angeblich nicht<br />

wohlgefÄhlt hast <strong>und</strong> alles andere als stromlinienfÉrmig in sie<br />

hin<strong>ein</strong>passtest, lerntest du doch mit der Zeit, dich mit ihnen zu<br />

arrangieren. Du wurdest in der Nische fett, <strong>die</strong> du am Ende<br />

glÄcklich gef<strong>und</strong>en hattest, <strong>und</strong> schlossest dich selbstzufrieden<br />

<strong>und</strong> aus purem Opportunismus (oder war's Langeweile?)<br />

<strong>ein</strong>er Partei an, <strong>die</strong> du frÄher fÄr maÇlos korrupt <strong>und</strong> viel zu<br />

konservativ geh<strong>alt</strong>en hattest, wÅhrend <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Minderheit<br />

d<strong>ein</strong>er SpieÇgesellen an ihren subversiven Bestrebungen festhielt.<br />

Doch mÉgen sie murren, wie sie wollen, <strong>die</strong> ZÅhne fletschen,<br />

<strong>die</strong> FÅuste ballen, oder am Ende <strong>ein</strong>er zyklischen Entwicklung,<br />

in denen der Ökonomie <strong>die</strong> Puste ausgeht, <strong>ein</strong><br />

Scherbengericht veranst<strong>alt</strong>en, in dem sie <strong>ein</strong>en Teil der Elite<br />

zur HÉlle schicken: am Ende werden sich wie PhÉnix aus der<br />

Asche <strong>im</strong>mer <strong>die</strong> gleichen Beziehungen <strong>und</strong> AbhÅngigkeiten<br />

durchsetzen, in denen man sich <strong>ein</strong>zurichten hat, wenn man<br />

nicht zugr<strong>und</strong>e gehen will ...<br />

DER ANGEKLAGTE ... an denen Leute wie ich leiden werden<br />

bis ans Ende der Zeiten, auch wenn sie dann lÅngst erkannt<br />

haben, dass sie nicht als Erfolgsmenschen geboren sind,<br />

sondern als groÇe TrÅumer, <strong>die</strong> sich aus r<strong>ein</strong>em Selbstschutz<br />

mit <strong>ein</strong>em irrealen Kokon umgeben, <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>die</strong> sogenannte<br />

Wirklichkeit trotzdem <strong>im</strong>mer wieder enttÅuscht, worÄber sie<br />

periodisch in Schwermut versinken, <strong>ein</strong> Zustand, der bei ihnen<br />

glÄcklicherweise nicht lange anhÅlt, weil sich ihr Gehirn,<br />

<strong>die</strong>se unkalkulierbare Masse von Nervenzellen, durch <strong>die</strong> sich


<strong>die</strong> Gedanken wie Wellen bewegen, um ganz zum Schluss mit<br />

seltsamen RatschlÄssen an <strong>die</strong> OberflÅche des Bewussts<strong>ein</strong>s<br />

zu treten, unbeirrt neue, noch verwegenere <strong>und</strong> letztlich unerreichbare<br />

Ziele setzt ...<br />

FRAU ALTENBURG Mir kommen gleich <strong>die</strong> TrÅnen. Aber<br />

sich nicht scheuen, junge unschuldige Frauen zu belÅstigen,<br />

<strong>die</strong> null an ihm interessiert sind.<br />

DER ANGEKLAGTE ... <strong>im</strong> Innersten unglÄcklich, nicht zu<br />

den MÅchtigen zu gehÉren, <strong>die</strong> sich mit ihrer Position <strong>und</strong><br />

ihrem Einfluss sch<strong>ein</strong>bar so weit Äber <strong>die</strong> Massen erhoben<br />

haben, dass ihr Leben von unten gesehen nachgerade olympisch<br />

ersch<strong>ein</strong>t, <strong>und</strong> <strong>die</strong> alles zu tun bereit sind, um <strong>die</strong>sen<br />

Status mÉglichst lange aufrecht zu erh<strong>alt</strong>en. Alles!<br />

Schenk <strong>ein</strong> den Saft des Vergessens,<br />

lach mit den rÄstigen Greisen.<br />

Zu viele Reden haben sie geh<strong>alt</strong>en,<br />

zu viele Glossen verfasst,<br />

von zu vielen Feldern reichlich geerntet.<br />

Zu lange haben sie ihre GÄlle verspritzt.<br />

Verschandelt ist alles, fÄr <strong>im</strong>mer entstellt,<br />

was in <strong>die</strong> Finger ihnen geriet.<br />

Von ihren Gesichtern, sÄÉ oder herbe,<br />

ist mir nicht <strong>ein</strong>s in Erinnerung, ich<br />

sehe sie jetzt mit den Augen des Vogels.<br />

DER ANGEKLAGTE Ich lehnte sie <strong>und</strong> ihre Insignien, ihre<br />

Sprache <strong>und</strong> ihre Kultur <strong>und</strong> sogar ihre Visagen rigoros ab -<br />

hielt ich sie doch allesamt entweder fÄr ausgemachte Idioten<br />

oder AbkÉmmlinge von BetrÄgern <strong>und</strong> m<strong>ein</strong>te, nur an ganz<br />

wenigen, besonders fruchtbaren Stellen des Landes gedeihe<br />

<strong>ein</strong> anderer, <strong>ein</strong> seltener <strong>und</strong> nahrhafter Roggen.<br />

Ohne den Kopf zu heben, gibt Frau Altenburg <strong>ein</strong>en seltsamen,<br />

schwer zu identifizierenden Laut von sich. Was wohl<br />

gerade in ihr vorgeht, mÄssen Becker, Henke <strong>und</strong> all <strong>die</strong> anderen<br />

mÅnnlichen Lehrer unwillkÄrlich denken.


MUNDIG Wenn du glaubst, mit solchen GestÅndnissen bei<br />

uns punkten zu kÉnnen, bist du schief gewickelt. Wir beurteilen<br />

<strong>die</strong> Leute nur nach ihren Taten, nicht nach verbrauchten<br />

Idealen der Vergangenheit.<br />

Der Angeklagte rÅuspert sich. So viel mÉchte er noch sagen.<br />

Doch dann Äberlegt er es sich anders. Was soll das bringen?<br />

Wie soll er s<strong>ein</strong> Anliegen <strong>die</strong>sen ... <strong>die</strong>sen Beamtenseelen<br />

erklÅren?<br />

Mit <strong>ein</strong>er Wendigkeit, <strong>die</strong> ihm s<strong>ein</strong>e AnklÅger niemals zugetraut<br />

hÅtten, sonst hÅtten sie ihm Handschellen angelegt, lÅuft<br />

er zum Fenster <strong>und</strong> hechtet hinaus.<br />

GroÇe Unruhe bei allen Beteiligten. M<strong>und</strong>ig springt auf, so<br />

dass s<strong>ein</strong> Chairmanchair umfÅllt, obwohl in der Garantie<br />

steht, dass das nicht vorkommen kann.<br />

-Ihm nach, ruft er s<strong>ein</strong>en Sportlehrern zu.<br />

Nur St<strong>ein</strong>meier behÅlt <strong>die</strong> Ruhe.<br />

-Er kÉnne nichts Verwerfliches an dem Flugblatt finden, sagt<br />

er, der sonst <strong>im</strong>mer <strong>die</strong> konservative Partei wÅhlt <strong>und</strong> <strong>im</strong> Bekanntenkreis<br />

fÄr s<strong>ein</strong>e Abneigung ja geradezu Hass auf alles<br />

Linke <strong>und</strong> Liberale bekannt, ja berÄchtigt ist. Was <strong>die</strong> SchÄler<br />

in ihrer Freizeit machten, sei wohl nicht Sache ...<br />

-So! ruft M<strong>und</strong>ig, nun sichtlich erbost. Aber von der Presse<br />

darf ich mir vorwerfen lassen, wir hÅtten unseren Erziehungsauftrag<br />

vernachlÅssigt! Und wissen Sie nicht, dass in jener<br />

Klasse wÅhrend des Schulunterrichtes (hierbei holt er tief<br />

Luft) nicht nur aufrÄhrerische Reden gefÄhrt, sondern, man<br />

muss das wohl so sagen, <strong>ein</strong>e Art Umsturz vorbereitet wird ...<br />

ich weiÇ, schneidet er St<strong>ein</strong>meier das Wort ab, alles unter dem<br />

Mantel der Vorbereitung auf <strong>die</strong> <strong>die</strong>sjÅhrige Abiturfeier. Fragen<br />

Sie den Kollegen Becker, sagt er. Was der fÄr Geschichten<br />

erlebt hat.<br />

-Die AuffÄhrung soll ja was ganz Tolles werden, sagt Frau<br />

Kromme <strong>und</strong> obwohl es sarkastisch gem<strong>ein</strong>t ist, wird sie von<br />

M<strong>und</strong>ig mit Blicken durchbohrt.


Zu St<strong>ein</strong>meier sagt er:<br />

-Ich habe festgestellt, dass Sie Ihre Pausenaufsichtspflicht<br />

vernachlÅssigen.<br />

-Wie kommen Sie denn darauf?<br />

-Ich habe Sie gestern nach der zweiten St<strong>und</strong>e nicht auf dem<br />

Pausenhof angetroffen.<br />

-Da werden sie wohl nicht genau genug hingesehen haben.<br />

-Oh doch. Sehr genau. Denn ich kenne Sie ja. Ich habe gewusst,<br />

dass <strong>die</strong>ser Einwand kommen wird <strong>und</strong> bin extra auf<br />

den Schulhof, um nach Ihnen zu suchen. Aber k<strong>ein</strong> St<strong>ein</strong>meier.<br />

-Da werde ich wohl auf Toilette gewesen s<strong>ein</strong>.<br />

-Wissen Sie nicht, donnert M<strong>und</strong>ig, dass das nicht geht. Dass<br />

man als Aufsicht fÄhrender Lehrer den Pausenhof unter gar<br />

k<strong>ein</strong>en UmstÅnden verlassen darf.<br />

Da lÅchelt St<strong>ein</strong>meier komischerweise, aus r<strong>ein</strong>er Hilflosigkeit<br />

lÅchelt er.<br />

-Lachen sie nicht so. Toilette, das - geht - nicht! Und wenn,<br />

dann hÅtten Sie <strong>ein</strong>en Vertreter auf den Schulhof schicken<br />

mÄssen. Ich habe aber k<strong>ein</strong>en Vertreter gesehen. Niemand<br />

nirgends. Nur SchÄler, <strong>die</strong> auf sich all<strong>ein</strong> gestellt in hÉchstem<br />

MaÇe gefÅhrdet waren.<br />

Da schnaubt St<strong>ein</strong>meier verÅchtlich, <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses verÅchtliche<br />

Schnauben lÉst in M<strong>und</strong>ig <strong>ein</strong>en derartigen Groll aus, <strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong>en Wutanfall, aber auch <strong>die</strong> verzweifelte Erkenntnis, dass<br />

er s<strong>ein</strong>em Gegenspieler, solange der nicht durchdreht <strong>und</strong> sich<br />

k<strong>ein</strong>es Verbrechens schuldig macht, eigentlich nichts anhaben<br />

kann - auÇer ihm <strong>ein</strong> paar zusÅtzliche Fortbildungen aufzubrummen,<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>en St<strong>und</strong>enplan mit mÉglichst vielen Freist<strong>und</strong>en.


å ALS OB IHRE MUSCHI auf s<strong>ein</strong>em NasenrÄcken rieb. Es<br />

mag erstaunlich klingen, besonders angesichts s<strong>ein</strong>er Jugend<br />

<strong>und</strong> des Fehlens jeglicher Erfahrung, aber solche GefÄhle<br />

waren ihm k<strong>ein</strong>eswegs unbekannt. Es waren angenehme GefÄhle,<br />

<strong>die</strong> da ununterbrochen in s<strong>ein</strong>em Kopf umher schweiften,<br />

ohne besondere Leidenschaft, unverbindlich <strong>und</strong> ohne<br />

ihn, wie es <strong>die</strong> RealitÅt normalerweise an sich hat, <strong>im</strong> Mindesten<br />

unter Druck zu setzen. Wobei RealitÅt <strong>und</strong> RealitÅt nicht<br />

dasselbe ist. Nur der Dummkopf wird sich <strong>im</strong>merzu allen<br />

bestehenden Gesetzen <strong>und</strong> Regelungen unterwerfen. Der kluge<br />

Mann hakt denjenigen Teil der RealitÅt, der ihn allzu sehr<br />

unter Druck setzt, <strong>und</strong> besonders auch alles, was <strong>die</strong> AutoritÅten<br />

von ihm verlangen, k<strong>alt</strong>blÄtig als <strong>im</strong>aginierte Sek<strong>und</strong>Årtitel<br />

ab.<br />

Mit <strong>die</strong>ser H<strong>alt</strong>ung, dachte er manchmal, hÅtten sich mehrere<br />

Weltkriege verhindern lassen. Aber gut: vielleicht wÄrden <strong>die</strong><br />

Logistik <strong>und</strong> <strong>die</strong> Warenversorgung dann in Deutschland nicht<br />

so gut funktionieren.<br />

Und plÉtzlich kam's ihm: Mist! Er hÅtte sie fragen sollen,<br />

wegen des Popkonzertes, das sie, wie er vom Richter wusste,<br />

ziemlich interessierte. Aber typisch! NachtrÅglich hat man <strong>die</strong><br />

guten Ideen. Und auch <strong>die</strong> TrÅume, was s<strong>ein</strong> kÉnnte, wenn.<br />

Wenn man <strong>ein</strong>e Chance bekÅme, zum Beispiel. Wenn man<br />

nicht <strong>im</strong>mer alles vermasseln wÄrde. Dann aber bezweifelte<br />

er, dass <strong>ein</strong>e super ordentliche, super modebewusste <strong>und</strong> ete<br />

petete Bankangestellte gut zu ihm passen wÄrde, <strong>und</strong> er fragte<br />

sich, ob nicht ihm, dem <strong>ein</strong> Brief, den er <strong>im</strong>merhin mit <strong>ein</strong>igem<br />

Herzblut geschrieben hatte, so k<strong>alt</strong>herzig nicht beantwortet<br />

worden war, inzwischen das Vertrauen fehlte, um jemals<br />

<strong>ein</strong>e zufriedenstellende <strong>und</strong> tragfÅhige Beziehung zu ihr aufbauen<br />

zu kÉnnen, <strong>und</strong> ob s<strong>ein</strong>e Leiden <strong>und</strong> Beschwerden <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> fortgeschrittene schweigsame Mutlosigkeit, in <strong>die</strong> er in<br />

ihrer Gegenwart verfiel, nurmehr Reflexe auf <strong>ein</strong>e <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e<br />

lÅngst Äberholte Zuneigung waren, <strong>die</strong> s<strong>ein</strong>en Geist zwar noch


<strong>im</strong>mer negativ nachprÅgten, s<strong>ein</strong> Denken behinderten <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Entf<strong>alt</strong>ung von Alternativen blockierten, ihm aber <strong>im</strong> Kern<br />

gar nichts mehr bedeuteten. Ob, mit anderen Worten, ihm<br />

nicht trotz ihrer SchÉnheit <strong>und</strong> Anmut, von denen er sich <strong>im</strong>mer<br />

wieder magisch angezogen fÄhlte, das gute Recht zustand,<br />

sich beleidigt zu fÄhlen.<br />

Ein Findling versperrte ihm den Weg, <strong>ein</strong> riesiger Felsbrocken<br />

aus der vorletzten Eiszeit. Bleischwer <strong>und</strong> ganz Äberwuchert<br />

war <strong>die</strong>ser Findling, mit allerlei GrÄnzeug <strong>und</strong> festgewachsenen<br />

Schnecken. Ein Tierchen, das aussah wie <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e dÄnne<br />

Vogelwurst, krÄmmte sich behÅnde zu <strong>ein</strong>em griechischen<br />

Omega, <strong>und</strong> sprang ihm mit der Gesamtenergie <strong>die</strong>ser KrÄmmung<br />

direkt ins linke Nasenloch. Ein kurzer heller Blitz in<br />

s<strong>ein</strong>em OberstÄbchen, dann war es wieder dunkel.<br />

Der Fels schien <strong>im</strong>mer nÅher zu kommen, je mehr er ihm<br />

auszuweichen versuchte. Von hinten rÄckte auch <strong>ein</strong>er an, <strong>und</strong><br />

von der Seite nÅherten sich ebenfalls mehrere Felsen. Nur <strong>ein</strong><br />

paar Zent<strong>im</strong>eter trennten ihn von den mannshohen Erratikern,<br />

auf denen zwischen dem Mooszeug bald s<strong>ein</strong> Blut kleben<br />

wÄrde, samt s<strong>ein</strong>en zerquetschten Organen.<br />

Er sah sich entspannt auf der Bank sitzen, bemerkte auch<br />

wohlig, wie ihm Sonja langsam aus den Sinnen glitt, <strong>und</strong> etwas<br />

GrÉÇerem, Existentiellem Platz machte, das vielleicht der<br />

Gr<strong>und</strong>st<strong>ein</strong> fÄr <strong>die</strong> wahre endgÄltige Liebe war, <strong>die</strong> er <strong>ein</strong>es<br />

Tages finden wÄrde. Er Éffnete <strong>die</strong> Augen, streckte <strong>die</strong> B<strong>ein</strong>e<br />

<strong>und</strong> legte s<strong>ein</strong>e Arme groÇspurig nach hinten Äber <strong>die</strong> Holzlehne,<br />

wobei er den Kopf zum H<strong>im</strong>mel hob <strong>und</strong> den SingvÉgeln<br />

lauschte, <strong>die</strong> trotz der schwÄlen Sommerhitze <strong>ein</strong> vielst<strong>im</strong>miges<br />

Konzert zum besten gaben.<br />

Er schwebte Äber <strong>ein</strong>em langen, unendlich langen Gartenzaun.<br />

Bis ins Einkaufszentrum von Kl<strong>ein</strong>-Flottbek erstreckte sich<br />

<strong>die</strong>ser Gartenzaun, <strong>und</strong> bis in jene Apotheke, mit dessen GeschÅftsfÄhrer<br />

s<strong>ein</strong>e Mutter <strong>ein</strong>st <strong>ein</strong>en Riesenkrach gehabt<br />

hatte. Vor dem Zaun stand <strong>ein</strong> groÇer, sehr groÇer E<strong>im</strong>er mit


weiÇer, sehr weiÇer Farbe. Er sah sich geradezu baden in <strong>die</strong>ser<br />

jetzt nicht mehr ganz so weiÇen, sondern <strong>ein</strong> bisschen<br />

gelbstichig war <strong>die</strong>se Farbe, <strong>die</strong> sich unter s<strong>ein</strong>en HÅnden auf<br />

<strong>ein</strong>mal in jenes Geld verwandelte, das er be<strong>im</strong> Streichen des<br />

Zaunes <strong>ein</strong>nehmen wÄrde.<br />

-Hoffentlich kommt mir der Apotheker nicht in <strong>die</strong> Quere,<br />

dachte er verzweifelt.<br />

Jedesmal, wenn er ihm begegnete, kam wieder <strong>die</strong> Angst<br />

hoch, <strong>ein</strong>e Urangst war's, der Äbellaunige WÄterich kÉnne<br />

s<strong>ein</strong>er Mutter <strong>und</strong> ihm etwas zuleide tun.<br />

Endlich setzte er zur Landung an, in <strong>ein</strong>em w<strong>und</strong>erbar kÄhlen,<br />

w<strong>und</strong>erbar wohlriechenden <strong>und</strong> w<strong>und</strong>erbar surrealistischen<br />

Korridor. Voller VerheiÇungen war <strong>die</strong>ser Korridor, <strong>und</strong> an<br />

den WÅnden hingen, f<strong>ein</strong> sÅuberlich aufgereiht wie in <strong>ein</strong>em<br />

Museum, all jene WÄnsche, <strong>die</strong> er sich von dem vielen Geld<br />

erfÄllen wollte. Er tapste durch den Korridor, aber das Komische<br />

war: er konnte <strong>die</strong> WÄnsche nicht ansehen. Er wusste,<br />

dass sie da waren, aber er konnte ihnen nicht ins Gesicht sehen.<br />

Stattdessen blickte er in starre, wÅchserne Leichengesichter,<br />

<strong>die</strong> genau jenes Nichts symbolisierten, in das wir alle<br />

der<strong>ein</strong>st zurÄckfallen werden - <strong>und</strong> wenn wir uns noch so sehr<br />

anstrengen.<br />

Wieder Éffnete er <strong>die</strong> Augen. Langsam <strong>und</strong> vÉllig entspannt<br />

zupfte er <strong>ein</strong>e braune LÅrchennadel von s<strong>ein</strong>em Polohemd <strong>und</strong><br />

rollte sie zwischen den Fingern. Er war mit Kalle, Kromme,<br />

Carlos, Connie <strong>und</strong> Ko<strong>wal</strong>ski auf dem <strong>alt</strong>en Soldatenfriedhof,<br />

um sich <strong>im</strong> Licht <strong>ein</strong>es silbrigen Vollmondes mit eigenem<br />

Pipi <strong>ein</strong> paar Warzen abzureiben, denen mit den gÅngigen<br />

Salben <strong>und</strong> Tinkturen aus der Apotheke nicht beizukommen<br />

war. Thomas <strong>und</strong> Amelie standen etwas abseits auf der <strong>alt</strong>en<br />

BogenbrÄcke Äber der flotten Beke, in deren Wasser sich das<br />

Mondlicht spiegelte. Aus der Krone <strong>ein</strong>er ur<strong>alt</strong>en Trauerweide<br />

drang das laute, markerschÄtternde Kreischen <strong>ein</strong>es EichelhÅhers.<br />

Sie beugten sich Äber <strong>die</strong> BrÄstung <strong>und</strong> sahen mehrere


halbnackte Frauenleichen unter sich vorbeitreiben. Amelie<br />

musste sich abwenden, denn sie erkannte schon von weitem,<br />

dass alle <strong>die</strong>se Leichen auf bestialische Weise verstÄmmelt<br />

worden waren. Man konnte sie kaum noch zÅhlen, <strong>die</strong> vielen<br />

Frauenleichen, <strong>die</strong> seit Wochen Äberall an Land geschwemmt<br />

wurden, geschweige denn identifizieren, so dass <strong>die</strong> BehÉrden<br />

inzwischen dazu Äbergingen, sie von Arbeitslosen <strong>und</strong> Asylbewerbern,<br />

<strong>die</strong> es als Seniorenbetreuer nicht gebracht hatten,<br />

in MassengrÅbern verscharren zu lassen.<br />

-SchÉn gleichmÅÇig reiben, sagte Stefan Ko<strong>wal</strong>ski, als der<br />

Mond mal wieder zwischen den Wolken vorlugte, aber Connie<br />

konnte sich nicht richtig auf das Ritual konzentrieren,<br />

denn hinter der Trauerweide erhob sich <strong>die</strong> <strong>alt</strong>e Leichenhalle<br />

in den schwarzen H<strong>im</strong>mel, in der sie als Kind so oft gespielt<br />

hatte, obwohl es natÄrlich verboten war. Als <strong>ein</strong>e tiefschwarze<br />

FlÅche erhob sie sich vor dem dÄsterem Licht der mondhellen<br />

Nacht. Ein schauriges GerÅusch drang an <strong>die</strong> Ohren der SchÄler,<br />

<strong>ein</strong> Kratzen <strong>und</strong> finsteres Jaulen, wie von <strong>ein</strong>er hungrigen<br />

HyÅne, <strong>die</strong> mit aller Macht <strong>ein</strong>en Ausgang suchte. Als sie<br />

nachschauten, entdeckten sie aber nur <strong>ein</strong>e rÅudige Katze, <strong>die</strong><br />

gerade dabei war, sich an den Stamm der Trauerweide zu<br />

Äbergeben. Trotzdem konnte Connie ihren Blick nicht von<br />

den Fenstern des Totenhauses abwenden, <strong>die</strong> sie wie groÇe,<br />

grauenerregende Augen unentwegt anstarrten. Bald m<strong>ein</strong>te<br />

sie, wieder das unhe<strong>im</strong>liche GerÅusch zu hÉren, bald, <strong>ein</strong>en<br />

Schatten hinter der dunklen Scheibe zu erkennen, der sie fixierte<br />

<strong>und</strong> alle ihre Bewegungen beobachtete. Als AndrÑ sie<br />

zufÅllig an der Schulter berÄhrte, zuckte sie Ångstlich zusammen.<br />

PlÉtzlich stand Sonja vor ihnen <strong>und</strong> schrie wie am SpieÇ.<br />

WÅhrend MÄmmel sie beruhigend in den Arm nahm <strong>und</strong> sie<br />

hier <strong>und</strong> da <strong>ein</strong> bisschen abtatschte, wollten <strong>die</strong> Anderen wissen,<br />

was los sei. Aber Sonja hÉrte nicht auf zu schreien. Mit<br />

irrem Blick deutete sie auf <strong>die</strong> BÅume hinter dem Leichen-


haus. Jetzt fiel es MÄmmel auch auf: in den àsten hingen<br />

mehrere Tierkadaver, <strong>die</strong> von oben nach unten aufgeschlitzt<br />

waren, so dass <strong>die</strong> GedÅrme heraushingen. Das letzte Blut<br />

tropfte langsam aus den leblosen KÉrpern, <strong>und</strong> <strong>die</strong> toten Augen<br />

schienen ihn bÉse anzugrinsen. Amelie brach in TrÅnen<br />

aus, <strong>und</strong> selbst AndrÑ Kromme war vollkommen entsetzt,<br />

wenn er als Mann s<strong>ein</strong>e GefÄhle auch nicht so gut zeigen<br />

konnte. Kalle schlug vor, <strong>ein</strong> Grab fÄr <strong>die</strong> Tiere auszuheben.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Spaten der Friedhofsverw<strong>alt</strong>ung, den er sich kurz<br />

mal auslieh, schaufelte er <strong>ein</strong> groÇes Loch, wÅhrend Ko<strong>wal</strong>ski<br />

<strong>die</strong> armen Viecher aus dem Baum holte <strong>und</strong> Amelie sich um<br />

Sonja kÄmmerte, <strong>die</strong> <strong>im</strong>mer noch ganz aufgelÉst war.<br />

-Guckt mal, sagte Ko<strong>wal</strong>ski. FÅllt euch was auf?<br />

Er hielt ihnen <strong>ein</strong>en toten Hasen hin, damit sie sehen konnten,<br />

dass dem armen Tier das Herz herausgeschnitten war. Dann<br />

warf er den leblosen Leichnam in das ausgehobene Erdloch.<br />

Nachdem sie es zugeschÄttet <strong>und</strong> sich <strong>im</strong> Bach <strong>die</strong> HÅnde<br />

gewaschen hatten, schlug Stefan vor, <strong>die</strong> ganze Unternehmung<br />

abzubrechen. Alle waren <strong>ein</strong>verstanden <strong>und</strong> fingen an,<br />

ihre LÉffelchen, Tiegelchen <strong>und</strong> sonstigen Utensilien, <strong>die</strong> sie<br />

wegen der Warzen mitgebracht hatten, zusammenzupacken.<br />

Als sie damit fertig waren, fiel ihnen auf, dass Carlos nicht da<br />

war.<br />

-Wo ist eigentlich Carlos? fragte Sonja alarmiert.<br />

-Der hat sicher nur <strong>ein</strong> dringendes BedÄrfnis zu befriedigen,<br />

juxte MÄmmel.<br />

Sie warteten <strong>ein</strong>e Zeitlang, aber Carlos kam nicht wieder.<br />

Langsam machten sie sich doch Sorgen um ihren Fre<strong>und</strong>. Sie<br />

irrten auf dem Friedhof umher <strong>und</strong> riefen s<strong>ein</strong>en Namen. Stefan<br />

schlug vor, sich zu trennen, um das Areal systematisch<br />

abzusuchen, aber Sonja wollte davon nichts wissen. Sie hatte<br />

Angst.<br />

Amelie war bei der Leichenhalle zurÄckgeblieben, so fasziniert<br />

war sie von <strong>die</strong>sem schauerlichen Ort. Wieder <strong>und</strong> wie-


der hÉrte sie <strong>die</strong> unhe<strong>im</strong>lichen GerÅusche, <strong>die</strong> jetzt mehr von<br />

auÇerhalb des GebÅudes zu kommen schienen. Als sie sich<br />

umdrehte, bemerkte sie hinter sich <strong>ein</strong> seltsames Wesen, <strong>ein</strong><br />

grÅssliches Untier, das sie mit <strong>ein</strong>er <strong>alt</strong>en rostigen Hacke bedrohte.<br />

Man sah sofort, dass es <strong>ein</strong> Gespenst war, denn es<br />

hatte absolut nichts Menschliches an sich. Es war dÄrr <strong>und</strong><br />

knochig, <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Haut war brÄchig <strong>und</strong> durchsichtig wie <strong>die</strong><br />

<strong>ein</strong>balsamierte Haut <strong>ein</strong>er Ågyptischen Mumie. S<strong>ein</strong>e AugenhÉhlen<br />

brannten wie fluoreszierende FeuerbÅlle, <strong>und</strong> aus dem<br />

M<strong>und</strong> floss <strong>ein</strong>e eklige FlÄssigkeit, <strong>die</strong> <strong>ein</strong> bisschen wie Carlos'<br />

Sperma aussah <strong>und</strong> auch so roch.<br />

Das Gespenst ging auf Amelie zu, <strong>und</strong> ohne groÇ zu fragen,<br />

schlug es ihr <strong>die</strong> Hacke mit voller Wucht in den Brustkorb.<br />

Wie rasend schlug es auf sie <strong>ein</strong>, auf <strong>die</strong> Schulter, den Bauch<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Schenkel. Schreiend <strong>und</strong> mit schmerzverzerrtem Gesicht<br />

taumelte das dicke MÅdchen zurÄck, aber das mÉrderische<br />

Gespenst setzte ihr nach. Immer wieder schlug es zu, bis<br />

alle ihre Eingeweide zerstÄckelt auf dem Boden lagen. Als<br />

schlieÇlich Blut in hohem Bogen aus ihrer Halsschlagader<br />

spritzte, stieÇ <strong>die</strong> Bestie <strong>ein</strong> entsetzliches Triumphgeheul aus,<br />

das <strong>die</strong> Fre<strong>und</strong>e endlich veranlasste, zu ihr zu laufen, um sie<br />

vor dem Untier zu beschÄtzen. Das hÅtten sie jedoch nicht tun<br />

sollen; denn das noch warme Blut besudelte ihre schÉnen<br />

sauberen Klamotten. Es lief an ihren B<strong>ein</strong>en herab <strong>und</strong> breitete<br />

sich Äberall auf dem Boden aus. Es lief auch in Thomas<br />

Benders Sportsandalen, woraufhin sich s<strong>ein</strong> Darm derart verkrampfte,<br />

dass er nicht mehr aus noch <strong>ein</strong> wusste, weil das<br />

<strong>ein</strong>zige Klo befand sich in der Leichenhalle, <strong>und</strong> da wollte er<br />

jetzt nicht unbedingt hin<strong>ein</strong>gehen. Kalle wiederum bekam vor<br />

Angst <strong>ein</strong>en Schluckauf, wie seit mindestens zehn Jahren<br />

nicht mehr. Als kl<strong>ein</strong>es Kind hatte er dauernd unter<br />

Schluckaufen zu leiden gehabt, aber seit der PubertÅt eigentlich<br />

gedacht, dass es damit vorbei war.


Nachdem das Scheusal mit ihrem OberkÉrper fertig war,<br />

schlug es mit voller Wucht auf Amelies Kopf <strong>ein</strong>, bis ihr<br />

SchÅdel sich sp<strong>alt</strong>ete <strong>und</strong> das Innere frei lag. Zufrieden grinsend<br />

fischte es nach dem Gehirn <strong>und</strong> zermatschte es jauchzend<br />

mit s<strong>ein</strong>en Klauen.<br />

Als nÅchste war Connie dran. Bei ihr lieÇ es sich etwas mehr<br />

Zeit. Erst kriegte sie <strong>ein</strong> paar Backpfeifen, dass sie halb umfiel,<br />

dann packte es sie mit <strong>ein</strong>er Hand <strong>im</strong> Genick <strong>und</strong> stemmte<br />

sie mÄhelos <strong>ein</strong>en halben Meter in <strong>die</strong> Luft. Ich TÅter, ihr<br />

Opfer! blinkte in wechselnden Neonfarben auf s<strong>ein</strong>er Brust,<br />

<strong>ein</strong>fach so in <strong>die</strong> Welt gefaselt, <strong>und</strong> mit allerlei brutalen, bÉsartigen<br />

Bildern unterm<strong>alt</strong>, wie wir sie heutzutage nur noch aus<br />

Horrorfilmen oder fernen BÄrgerkriegen kennen. WÅhrend<br />

Connie <strong>die</strong> ganze Zeit mit den B<strong>ein</strong>en strampelte <strong>und</strong> aus<br />

vielen kl<strong>ein</strong>en, sichelfÉrmigen W<strong>und</strong>en <strong>im</strong>mer mehr Blut auf<br />

den Boden floss, lief bei Thomas ganz viel dÄnnes Braunes<br />

aus der kurzen Hose. Kalle wendete sich angewidert ab, weil<br />

er k<strong>ein</strong> Blut sehen konnte, <strong>und</strong> erst recht k<strong>ein</strong>en DÄnnpfiff.<br />

Carlos <strong>und</strong> er Äberlegten, wie schÉn es wÅre, alles hinter sich<br />

zu lassen <strong>und</strong> sich <strong>im</strong> SÄden <strong>ein</strong>e neue Bleibe zu suchen. Nur<br />

Ko<strong>wal</strong>ski dachte empfindlich darÄber nach, wie sich das Gespenst<br />

am besten ÄberwÅltigen lieÇ, das Connie wie <strong>ein</strong> Kran<br />

noch <strong>ein</strong> StÄckchen weiter nach oben gehievt hatte <strong>und</strong> sie aus<br />

s<strong>ein</strong>en feuerroten Augen mit <strong>ein</strong>er Mischung aus Neugierde<br />

<strong>und</strong> freudiger Erwartung anglotzte.<br />

-H<strong>alt</strong>, kam es von AndrÑ Kromme. N<strong>im</strong>m mich!<br />

Zu spÅt. Das Knacken ihres RÄckgrades zeigte an, dass er mal<br />

wieder viel zu langsam war.<br />

Connie zappelte nun nicht mehr. Ihre Arme hingen schlaff<br />

nach unten, ebenso wie der Kopf, der unnatÄrlich schief an<br />

ihrem Brustkorb baumelte. PlÉtzlich riss sie <strong>die</strong> Augen auf<br />

<strong>und</strong> gab <strong>ein</strong> letztes lautes RÉcheln von sich. Vergebens<br />

schnappte sie nach Luft, <strong>und</strong> stieÇ dabei <strong>ein</strong>en dampfenden,


dunklen Blutsch<strong>wal</strong>l hervor, ehe sie vollends in sich zusammensackte.<br />

Das Gespenst tippte sie kurz an, um zu sehen, ob sie wirklich<br />

tot war.<br />

-Du Opfer! bemÄhte es sich, s<strong>ein</strong>e Gedanken in Worte zu<br />

fassen, <strong>die</strong> wie ÄberflÄssige Paranoia Äber den Rand s<strong>ein</strong>er<br />

mehr als bescheidenen Gehirnknochen quollen.<br />

Kann man sich mit Opfern denn identifizieren? Mit platt ge<strong>wal</strong>zten<br />

Hasen, Igeln, VÉgeln, FÄchsen, <strong>und</strong> was es sonst<br />

noch alles jeden Tag auf deutschen StraÇen zu bedauern gibt.<br />

Mit vergasten Asylbewerbern, verprÄgelten Homosexuellen,<br />

am Boden liegenden Behinderten? Mit schreckhaften kl<strong>ein</strong>en<br />

<strong>und</strong> groÇen MÅdchen, <strong>die</strong> lange kopflos <strong>und</strong> sexuell desorientiert<br />

durch <strong>die</strong> Gegend laufen, bis sie <strong>ein</strong>es Tages zufÅllig<br />

ihrem P<strong>ein</strong>iger begegnen, der ebenfalls <strong>ein</strong>e traurige Kindheit<br />

hinter sich hat, missbraucht <strong>und</strong> misshandelt worden ist <strong>und</strong><br />

auf den am Ende doch nur <strong>die</strong> Verwahranst<strong>alt</strong> wartet.<br />

Nichts als Opfer, wohin man blickte. Da tat es gut, mal <strong>ein</strong>en<br />

Blick auf <strong>die</strong> andere Seite zu werfen, liebÅugelte er: allen<br />

Schwach <strong>und</strong> Hilflosen <strong>ein</strong> Leid zuzufÄgen.<br />

Saubreit stand er da. Die Pille war ihm wahrhaft rotzmÅÇig<br />

r<strong>ein</strong>geknallt.<br />

-Ich hab 'n Knall, sang er, 'n echten Knall - <strong>und</strong> drehte dabei<br />

gekonnt s<strong>ein</strong>e Horizonte.<br />

Er rockte verschmitzt um Amelies Reste, bellte verrÄckt durch<br />

alle Poren s<strong>ein</strong>er Gesichtshaut, <strong>und</strong> taktlos twistete er mit dem<br />

dunklen Wald. VerrÄckt drehten beide am Rad, drehten am<br />

kosmischen Rad, bis <strong>ein</strong> unertrÅgliches Kreischen mehrerer<br />

KettensÅgen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Detonation <strong>ein</strong>es BlindgÅngers ihren<br />

BemÄhungen abrupt <strong>ein</strong> Ende setzten. Verloren fÄhlten sie<br />

sich, verloren in den aufgesprengten Parzellen <strong>ein</strong>es von<br />

Wildsauen verwÄsteten Soldatenfriedhofes. In der Ferne grollte<br />

es, wie Kanonendonner in <strong>ein</strong>em Krieg, <strong>und</strong> der Boden<br />

unter ihren FÄÇen wurde von schweren Beben erschÄttert.


MÄmmel spÄrte, wie der Griff des Wesens, der ihm eben noch<br />

<strong>die</strong> Kehle zugeschnÄrt hatte, schlagartig nachlieÇ. Er hob<br />

gebieterisch <strong>die</strong> HÅnde, woraufhin s<strong>ein</strong>e AnhÅnger das letzte<br />

Wasser aus der Zisterne holten, damit das Mondlicht nicht<br />

weiter ihre Gehirne vernebelte. Connie aber nahm ihn beiseite<br />

<strong>und</strong> schrie ihm Sachen ins Ohr, Sachen!, <strong>die</strong> gibt's gar nicht.<br />

NatÄrlich kam der Regen genau in dem Moment, als es am<br />

Spannendsten wurde. Rotes Fleisch fest in den MÅulern, aus<br />

engen SchlitzrÉcken gepresst, silberweiÇ oder brÅunlich<br />

bronciert, gewÄrzt mit GerÄchen synthetischer Tuchstoffe <strong>und</strong><br />

den frischen Exkrementen schwerer, schwer atmender Nilpferde,<br />

wie sie normalerweise nur aus VorstadtparfÄmerien<br />

hochwabern, <strong>und</strong> bereits jetzt in extremer Kriegsbemalung,<br />

aber mental verunsichert von den Sinnes<strong>ein</strong>drÄcken der allgegenwÅrtigen<br />

Reklametafeln <strong>und</strong> bis zum Hals bewehrt mit<br />

Schlachtermessern, Henkerbeilen <strong>und</strong> den scharfen Krallen<br />

zum Sprung bereiter sehniger Raubkatzen, hielten sie <strong>die</strong><br />

Leerstelle hinter dem Kleiderregal oder <strong>die</strong> nicht verspachtelte<br />

Ritze in der Deckenlucke des Treppenhauses fÄr das Einfallstor<br />

des BÉsen in ihre unschuldige kl<strong>ein</strong>e Karnickelwelt, <strong>die</strong><br />

F<strong>alt</strong>en in <strong>ein</strong>em <strong>alt</strong>modischen TrÅgerrock ihrer Mutter fÄr das<br />

geniale Versteck <strong>ein</strong>es Mordinstrumentes, <strong>und</strong> das<br />

vampirhafte LÅcheln der VerkÅuferin, <strong>die</strong> in Wirklichkeit<br />

vielleicht nur an <strong>die</strong> schlechten Schulnoten ihres pubertierenden<br />

Enkel dachte, oder an <strong>die</strong> VerlÅngerung der Ladenschlusszeiten,<br />

Äber deren EinfÄhrung sich <strong>die</strong> Dummerliesen<br />

vorher in Dutzenden von Zigarettenpausen so abgrÄndig gefreut<br />

haben, fÄr das Menetekel <strong>ein</strong>es nahe bevorstehenden<br />

he<strong>im</strong>tÄckischen Hinterh<strong>alt</strong>es, den sie zusammen mit gleichgesinnten<br />

Blutsaugern plante, ja, es war schon so weit gekommen,<br />

dass sie in dem resignierten Gesicht <strong>alt</strong>ernder Models,<br />

<strong>die</strong>, da sie nichts anderes gelernt haben, ab Mitte 30 gezwungen<br />

sind, in <strong>ein</strong>er schlecht bezahlten Putzkolonne oder als<br />

Taxifahrerin ihr Das<strong>ein</strong> zu fristen, <strong>die</strong> verwesende Fratze der


Finsternis sahen, mochten Verwandte <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e <strong>die</strong>se<br />

àngste auch als <strong>ein</strong>e von <strong>ein</strong>schlÅgigen filmischen Machwerken<br />

ausgelÉste <strong>und</strong> daher vollkommen begreifliche Überreizung<br />

junger, ahnungsloser Menschenkinder verharmlosen,<br />

jedenfalls solange, bis ihnen selbst <strong>ein</strong>es Tages <strong>ein</strong>er von denen<br />

an <strong>die</strong> Kehle ging.<br />

-Vortreten, sagte <strong>ein</strong>e scheppernde St<strong>im</strong>me, <strong>und</strong> vor traten<br />

Hannibal, Caesar, Napoleon, Merowinger, Staufer <strong>und</strong> Ottonen,<br />

Hohenzollern, Alexander, Karl, Richard, CortÑs, Alvarado<br />

<strong>und</strong> Pizarro, <strong>die</strong> Bestien Adolf, Nero <strong>und</strong> Caligula samt<br />

ihren Kohorten, Krieger von hohem wie auch von niederem<br />

Geschlecht. Ein gar illustres <strong>und</strong> gerammelt VÉlkchen, das fÄr<br />

allerlei Schabernack, fÄr Meuchelmorde, BlutbÅder <strong>und</strong> andere<br />

Schandtaten der Weltgeschichte verantwortlich zeichnet.<br />

Zuerst wussten sie nicht, ob sie als Zeugen oder Angeklagte<br />

hinter MÄmmels Stirn geladen warem, <strong>und</strong> manch <strong>ein</strong>er<br />

glaubte vielleicht gar, hier s<strong>ein</strong>en ersten Oscar zu bekommen -<br />

<strong>ein</strong> bisschen verwegen, aber das waren sie ja schon <strong>im</strong>mer,<br />

angesichts des ÄberwÅltigenden Gestankes, der ihnen aus<br />

allen Richtungen entgegenschlug.<br />

STIMME AUS DEM OFF Bleich <strong>und</strong> fassungslos stehen wir<br />

vor euren Leichenbergen.<br />

-Die St<strong>im</strong>me macht mir Angst, flÄsterte Connie Stefan ins<br />

Ohr <strong>und</strong> kuschelte sich an ihn.<br />

STIMME AUS DEM OFF Es liegen <strong>die</strong> StÅdte<br />

<strong>im</strong> Frost eures Erbes; sie schlummern <strong>im</strong> Nebel.<br />

Durch Zwielicht <strong>und</strong> DÄnste schleichen <strong>die</strong> Toten,<br />

schreiten vorbei an SchlÉssern <strong>und</strong> Villen,<br />

Luxuskarossen <strong>und</strong> Gattern aus tropischem Teak;<br />

an trostreichen GÅrten vorbei mit mannshohen Mauern,<br />

an Teichen vorbei mit allerlei Viehzeug,<br />

gelbroten FrÉschen <strong>und</strong> grÄnweiÇ gepunkteten Fischen. -<br />

Dort habt ihr geschwafelt, getafelt,<br />

<strong>und</strong> gegenseitig das Herz euch gewÅrmt,


um dann <strong>ein</strong> groÇes Projekt in Angriff zu nehmen,<br />

beteiligt sind viele beflissene BÄttel <strong>und</strong> MÉrder. -<br />

Des Abends <strong>ein</strong> bisschen Entspannung, <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es BesÅufnis<br />

in prunkvollen Hallen, bis zu den Storen mit Blumen geschmÄckt,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> verfau<strong>lenden</strong> Leichen verbergen,<br />

tanzt ihr <strong>im</strong> Kreis mit dem Hahn des GutdÄnkens<br />

unter den BrÄcken der Elbe,<br />

da wo <strong>die</strong> Farben des H<strong>im</strong>mels sich spiegeln,<br />

<strong>und</strong> vor den TÄren von St<strong>und</strong>enhotels<br />

feiert ihr Feste, tanzt in den Morgen<br />

mit teurem Leder bekleidet<br />

<strong>und</strong> bunten TÄchern <strong>die</strong> HÅlse geschmÄckt<br />

begrÄÇt ihr <strong>die</strong> Apokalypse, lobt ihre Arbeit,<br />

begrÄÇt sie mit MÅrschen <strong>und</strong> wehenden Fahnen. -<br />

Zum Abschluss <strong>ein</strong> Foto<br />

geknipst vom begnadeten KÄnstler, der sonst<br />

in erfolgreichen Filmen als Kameramann s<strong>ein</strong> KÉnnen beweist<br />

<strong>und</strong> gerne <strong>im</strong> Schnappesmuseum s<strong>ein</strong> çuvre zur Ausstellung<br />

bringt. -<br />

Mit hÅngenden KÉpfen, ermatteten Gliedern <strong>und</strong> schlaffem<br />

Verstand<br />

steht ihr nun da <strong>und</strong> hofft auf VerstÅndnis,<br />

offene W<strong>und</strong>en <strong>im</strong> Fell voller Narben<br />

des madigen Menschengeschlechts.<br />

Als Veteranen brÄstet ihr euch,<br />

wie ihr <strong>die</strong> F<strong>ein</strong>de geschlachtet<br />

<strong>und</strong> chloroformiert auf elysischen Feldern,<br />

mit <strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>zigen Drehung des Daumens befahlet,<br />

was sonst nur berufenen GÉttern erlaubt ist. -<br />

Ich aber renne vergeblich umher<br />

<strong>und</strong> grÄÇe stumm <strong>und</strong> voll Sehnsucht<br />

von den Stufen der brois epoiseá<br />

all m<strong>ein</strong>e stolzen <strong>und</strong> lÉchrigen TrÅume.


Denn wahrlich: das BÉse ist stark, zeugt gar viele Kinder; hÅlt<br />

groÇe, gut vorbereitete Reden, <strong>die</strong> eilfertige Radiostationen in<br />

alle Welt Äbertragen, <strong>und</strong> wenn sich's hÄbsch modisch verkleidet,<br />

wird es fast Äberall gastfre<strong>und</strong>lich aufgenommen.<br />

Fahles Licht aus der Maske Äbt auf den SÄchtigen sowie auf<br />

den Liebhaber entsetzlicher Bluttaten, des ErsÅufens schwacher<br />

<strong>und</strong> hilfloser Frauen <strong>und</strong> Kinder samt ihrer hungrigen<br />

MÉpse <strong>und</strong> KanarienvÉgel, des Massenmordens bei Sonnensch<strong>ein</strong><br />

oder in Gaskammern mit Musikbegleitung, des Hinschlachtens<br />

durch rostige Richtbeile, lÅ<strong>die</strong>rte Garroten oder<br />

abgegriffene Giftspritzen, des Erdolchens von zufÅllig durchfahrenden<br />

sich nur nach dem Wege erk<strong>und</strong>igen wol<strong>lenden</strong><br />

Wanderarbeitern, des Bombar<strong>die</strong>rens von Zeltlazaretten <strong>und</strong><br />

anschlieÇenden Erdrosselns aller Äbriggebliebenen NotÅrzte,<br />

PflegekrÅfte <strong>und</strong> sonstigen unschuldigen Lebensretter vom<br />

technischen Hilfswerk, des Niedermetzelns ganzer Schichten<br />

<strong>und</strong> Einwohnerschaften sowie ÄberflÄssiger Mitwisser <strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong>er Äberaus neugierigen, sich <strong>im</strong> entscheidenden Moment<br />

nicht zurÄckh<strong>alt</strong>en kÉnnenden Öffentlichkeit, <strong>ein</strong>e magische<br />

Anziehungskraft aus, <strong>und</strong> wenn dann noch infolge <strong>ein</strong>es von<br />

Unbelesenen, <strong>die</strong> von der Existenz <strong>die</strong>ses stattlichen K<strong>und</strong>enbaumes<br />

nie Kenntnis genommen haben (egal ob aus GleichgÄltigkeit,<br />

Abneigung oder weil sie in den <strong>ein</strong>schlÅgigen Zirkeln<br />

<strong>und</strong> Foren nicht prÅsent sind, sondern es sich auf dem<br />

he<strong>im</strong>ischen Sofa he<strong>im</strong>elig bequem gemacht haben, um bis tief<br />

in <strong>die</strong> Nacht ungeduldig ihren persÉnlichen Exorzisten zu<br />

erwarten), fÄr <strong>ein</strong>en technischen Defekt geh<strong>alt</strong>enen, in Wahrheit<br />

aber penibel geplanten Angriffes auf <strong>die</strong> BrutstÅtten des<br />

Handelsunternehmertums <strong>und</strong> <strong>die</strong> F<strong>und</strong>amente des menschlichen<br />

Zusammenlebens Äberhaupt <strong>im</strong> ganzen GebÅudekomplex<br />

<strong>die</strong> Kl<strong>im</strong>aanlagen ausfallen, so dass <strong>die</strong> Temperaturen<br />

binnen Minuten Werte erreichen, <strong>die</strong> fÄr Alte, Übergewichtige<br />

<strong>und</strong> Kreislaufschwache leicht lebensgefÅhrlich werden kÉnnen,<br />

<strong>und</strong> sich <strong>die</strong> Ventile der Sprenkleranlage dann Éffnen,


obwohl fÄr solche TestlÅufe momentan absolut nicht der richtige<br />

Zeitpunkt ist, verlieren sich <strong>die</strong> Geschicke derjenigen, <strong>die</strong><br />

sich nicht rechtzeitig an der Hand genommen haben, um gem<strong>ein</strong>sam<br />

ins schÄtzende Zwielicht zurÄck zu treten, fÄr <strong>im</strong>mer<br />

in den unbeaufsichtigten SeitenflÄgeln <strong>die</strong>ser glÄcks<strong>alt</strong>en<br />

Konsumolzen.<br />

THOMAS BENDER PlÉtzlich stand <strong>die</strong> Bestie hinter mir <strong>und</strong><br />

stieÇ mir das Messer mit aller Kraft in den RÄcken. Erst schrie<br />

ich, dann rÉchelte ich nur noch. Das Monstrum aber zog ungerÄhrt<br />

das Eisen aus der W<strong>und</strong>e <strong>und</strong> stieÇ wieder zu, <strong>im</strong>mer<br />

wieder stieÇ es zu, bis ich leblos am Boden lag.<br />

AMELIE Die W<strong>und</strong>e war so groÇ, dass <strong>die</strong> Eingeweide<br />

herausquollen. Als ich <strong>die</strong>s bemerkt habe, bin ich ohnmÅchtig<br />

geworden.<br />

MÜMMEL Sonja ist schreiend davon gelaufen. Sie hat sich<br />

durch k<strong>ein</strong> vernÄnftiges Argument aufh<strong>alt</strong>en lassen.<br />

THOMAS BENDER Ich wusste, dass es fÄr mich k<strong>ein</strong> Entrinnen<br />

gibt <strong>und</strong> machte mich bereit zu sterben.<br />

KOWALSKI Ich versuchte, das Ungeheuer anzugreifen. Ich<br />

holte mit aller Kraft aus, um es aus dem Gleichgewicht zu<br />

bringen. Aber vergebens. Es schwankte nicht <strong>ein</strong>mal.<br />

ANDRE KROMME Als ich mich aufrichtete, stand der<br />

schwarze Schatten vor mir, der sofort wie <strong>ein</strong> VerrÄckter auf<br />

mich <strong>ein</strong>stach. Nach dem ungefÅhr fÄnften Stich kippte ich<br />

nach hinten. Die Bestie aber beugte sich Äber mich, um gnadenlos<br />

weiterzumachen. Am Ende lag ich vollkommen zerstÄckelt<br />

auf dem Boden.<br />

SONJA Jetzt hatte er wieder Zeit, sich um mich zu kÄmmern.<br />

Ich stand da wie erstarrt. Ich schlotterte <strong>und</strong> schluchzte vor<br />

Angst <strong>und</strong> bat ihn um Gnade, aber er stieÇ mir das Messer<br />

brutal in den Unterleib <strong>und</strong> zog es hoch bis zu m<strong>ein</strong>en Rippen.<br />

AMELIE Er stoch ihr <strong>die</strong> Augen aus.<br />

MÜMMEL Er fÄhrte <strong>ein</strong>en krÅftigen Hieb <strong>und</strong> schlitzte ihr<br />

<strong>die</strong> Kehle auf, so dass sie nicht mehr schreien konnte.


CONNIE Sie hielt <strong>die</strong> HÅnde Äber ihre klaffenden W<strong>und</strong>en.<br />

MÜMMEL Das Blut sickerte durch ihre schlanken Finger.<br />

CARLOS Ihre letzten Worte waren: Warum? Warum hast du<br />

das getan?<br />

CONNIE (<strong>im</strong> Koloratursopran trÅllernd) Sie war <strong>ein</strong> niedliches<br />

MÅuschen, war <strong>ein</strong> niedliches MoÅuschen. So hÄbsch<br />

<strong>und</strong> propper anzusehn.<br />

CARLOS (sinnend) Ja, das war sie. Mensch, das war sie<br />

wirklich.<br />

Er richtet sich auf.<br />

CARLOS Was nÄtzt das? Wer will denn <strong>ein</strong> Kind am B<strong>ein</strong>?<br />

Ein fÄrchterlich schwarzer Gedanke raucht aus s<strong>ein</strong>em angeschwÅrzten<br />

Rohr <strong>und</strong> StÅnderich.<br />

CONNIE Sie war <strong>ein</strong> vergnÄ-hÄgtes MÅuschen, das tanzte<br />

von Strauch zu Strauch.<br />

CARLOS Zutraulich, mit groÇen unschuldigen Knopfaugen -<br />

genau was ich damals brauchte. Bingo! In ihren Augen spiegelte<br />

sich m<strong>ein</strong> GlÄck.<br />

CONNIE (in dÄsterem Alt) Da nahm, da nahm, da nahm das<br />

Uh-hu-hunheil s<strong>ein</strong>en Lauf.<br />

MÜMMEL Die Mutter hat sich zeitlebens geweigert, den<br />

Namen preiszugeben.<br />

CARLOS Wenn sie ihn denn gewusst hat.<br />

MÜMMEL (sauer) Ich weiÇ nicht, warum du so Äber jemand<br />

redest, der ... der ... mit dem du ...<br />

THOMAS BENDER Sie muss <strong>die</strong> Wohnung aufgeben <strong>und</strong><br />

gerÅt schlieÇlich an <strong>ein</strong>en Kerl, 34, genannt the Slaughterer.<br />

CARLOS Ich habe gleich gesagt, er ist zu <strong>alt</strong> fÄr sie.<br />

CONNIE Er hat <strong>ein</strong> gewinnendes We-sen, unser Kompositeur,<br />

oh-ja; <strong>die</strong> Mo-hÅuschen lieben ihn sehr.<br />

THOMAS Er wartet auf <strong>ein</strong>e Gelegenheit, mit ihr all<strong>ein</strong> zu<br />

s<strong>ein</strong>, aber <strong>im</strong>mer, wenn er sie packen <strong>und</strong> unter s<strong>ein</strong>e Bettdecke<br />

zerren will, taucht <strong>die</strong>ses Ekel auf, <strong>die</strong>ser penetrante<br />

GlÉckner von Notre Dame Verschnitt.


CONNIE Sie war ni-hicht aufgeklÅrt, nei-h<strong>ein</strong>, nicht aufgeklÅrt.<br />

-Hinterher haben sie <strong>ein</strong> Lagerfeuer gemacht, sagte Thomas<br />

Bender, <strong>und</strong> seelenruhig angefangen, AndrÑ Krommes Reste<br />

zu verspeisen, alles vor m<strong>ein</strong>en Augen. Es hat gew<strong>alt</strong>ig geraucht<br />

<strong>und</strong> gestunken, sage ich euch.<br />

-Tatest du nichts? fragte Amelie. Schrittest du nicht <strong>ein</strong>?<br />

-Was sollte ich tun? Ich war gefesselt. AuÇerdem wÅre ich<br />

gegen <strong>die</strong> sowieso nicht angekommen. Ihr kÉnnt euch nicht<br />

vorstellen, was das fÄr KawemsmÅnner waren, richtige H<strong>und</strong>ertkilokerle.<br />

Und zu dritt h<strong>alt</strong>.<br />

-Hurra! schrien <strong>die</strong> EntenkÉpfigen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Notopfer, <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>en<br />

Kobolde <strong>und</strong> <strong>die</strong> groÇen Saurier. Hurra! schrien <strong>die</strong> Flugechsen<br />

<strong>und</strong> Menschenkadaver, <strong>die</strong> heiteren WurmgroÇen <strong>und</strong><br />

hast-du-nichts-kapiert SiebenschlÅfer, <strong>die</strong> orthodoxen Tintenfische<br />

in den Haifischbecken <strong>und</strong> <strong>die</strong> GernegroÇen in den<br />

Callcentern <strong>und</strong> auf den FetischtribÄnen. Hurra! schrien alle,<br />

<strong>die</strong> gerne dazu gehÉren wÄrden. Wir werden gemeuchelt,<br />

gemetzelt, durchsiebt, geheckselt, zermahlen, geschÅchtet,<br />

angezapft <strong>und</strong> ausgesogen, zerquetscht, gerÅdert <strong>und</strong> festgenagelt.<br />

Hurra! schrien <strong>die</strong> Weiber, <strong>die</strong> Werten <strong>und</strong> Unwerten,<br />

sich geduldig in Reihen aufstellend, Komparsen der Hoffnung,<br />

dass ihre unvorstellbaren Qualen, ihre zerfetzten Organe<br />

<strong>und</strong> geplatzten GedÅrme sowie <strong>die</strong> an Schaufensterscheiben<br />

<strong>und</strong> auf Kameralinsen ablaufenden KÉrperflÄssigkeiten<br />

<strong>ein</strong>em staunenden Weltpublikum der<strong>ein</strong>st als das groÇe Beispiel<br />

vorgefÄhrt werden, um sie so fÄr <strong>im</strong>mer unsterblich zu<br />

machen. Hurra! schrien <strong>die</strong> Suhlmatischen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Tempelritter,<br />

<strong>die</strong> Konzertbesucher <strong>und</strong> <strong>die</strong> Joga-Lehrlinge, als sie durch<br />

den Gang getrieben wurden, <strong>und</strong> selbst der k<strong>ein</strong>er Fliege was<br />

zu Leide tun kann, schrie Hurra! <strong>und</strong> schmiegte sich an <strong>die</strong><br />

zum Killitzen Eingeteilten <strong>und</strong> ihre vornehm sich gebÅrdenden<br />

Ehefrauen, <strong>alt</strong>er Schlachteradel. Die aber schwiegen.<br />

HÉchstens, dass sie sich, sehr aufrecht neben<strong>ein</strong>ander stehend,


mit den Ellbogen anstieÇen Prosit! riefen <strong>und</strong> auf <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e<br />

oder andere schÉne Aussicht aufmerksam machten, <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>im</strong>mer ausgefallenere KostÄmierung der Opfer. Hurra! schrien<br />

<strong>die</strong> Alptonhaften <strong>und</strong> <strong>die</strong> Hasenverschreckten, <strong>die</strong><br />

Fungizierten <strong>und</strong> Meisterkreolen, <strong>die</strong> Kurzrecken <strong>und</strong> kecken<br />

Schroffbunten, <strong>die</strong> KasachstÅmmigen <strong>und</strong> He<strong>im</strong>atverarzteten,<br />

Maultrommler <strong>und</strong> Aftershaveler, Senfausfahrer <strong>und</strong> Kofferkulis,<br />

<strong>die</strong> heldenmÅuligen WahntÄten <strong>und</strong> apperzepierenden<br />

SalzsÅulen, <strong>die</strong> sagenhaften SiebenbÄrger <strong>und</strong> brillentragenden<br />

Aglajas sowie <strong>die</strong> nottriefenden Sensenbezeugten, alle<br />

schrien Hurra!, alle wollten dabei s<strong>ein</strong>, k<strong>ein</strong>er konnte es abwarten,<br />

mÉglichst als erster in das Land der Hosenhaber <strong>und</strong><br />

Geschwindigkeitsversessenen, der sahnesauren Flagellanten<br />

<strong>und</strong> bepelzten Honignieren entfÄhrt zu werden.<br />

Da Éffneten sich aber der gehe<strong>im</strong>en TÄren zwei <strong>und</strong> nochmal<br />

zwei <strong>und</strong> zich Potenz<br />

ist <strong>die</strong> Kiste erstmal offen<br />

<strong>die</strong> wir mit ver<strong>ein</strong>ten KrÅften<br />

aus dem Keller hochgetragen<br />

voller grober GoldbeschlÅge<br />

spiegeln sie der MÅnner Narben<br />

kommt Pandora rausgekrochen<br />

<strong>und</strong> es war k<strong>ein</strong>eswegs ausgemacht, dass, wer dafÄr bezahlt<br />

hatte, auch tatsÅchlich ans Ziel s<strong>ein</strong>er WÄnsche gelangen<br />

wÄrde, obwohl <strong>die</strong>se TÄren gewiss k<strong>ein</strong>e Attrappen waren,<br />

wie be<strong>im</strong> Theater, <strong>die</strong> das Publikum narren <strong>und</strong> nirgendwo<br />

hinfÄhren als in <strong>die</strong> Gardroben von Stars oder abgehalfterten<br />

Schauspielern oder versoffenen Ulknudeln, sondern es handelte<br />

sich um <strong>die</strong> K<strong>und</strong>schaft <strong>ein</strong>es schludrigen ReisebÄros,<br />

das <strong>die</strong> Unterlagen s<strong>ein</strong>er K<strong>und</strong>en hoffnungslos durch<strong>ein</strong>ander<br />

gebracht hatte <strong>und</strong> nun Leute ans Meer schickte, <strong>die</strong> eigentlich<br />

in <strong>die</strong> Berge wollten - so jedenfalls <strong>die</strong> euphemistische<br />

Sprachregelung, auf <strong>die</strong> man sich mit dem VeterinÅramt ge<strong>ein</strong>igt<br />

hatte, <strong>und</strong> in den KÉpfen mancher Reisender mÉgen sol-


che Bilder, ganz <strong>im</strong> Sinne der Reiseleitung, durchaus herum<br />

gespukt haben. Doch standen an den TÄren rohe Kerle, <strong>die</strong><br />

unsere Koffer beschlagnahmten <strong>und</strong> uns mit <strong>ein</strong> paar krÅftigen<br />

FuÇtritten aus den LÄften unserer flÄgelschlagenden Fantasie<br />

auf den Boden der Wirklichkeit zurÄckholten. Und das <strong>ein</strong>zige,<br />

was uns wieder aufgerichtet hat, war der Anblick <strong>ein</strong>es<br />

goldfasanen, vielseitig mit Orden <strong>und</strong> goldenen SeidenschnÄren<br />

behÅngten Theaterintendanten a.D., der uns versicherte,<br />

das alles sei ganz harmlos <strong>und</strong> <strong>im</strong> Leben werde bekanntlich<br />

nichts so heiÇ gegessen, wie es gekocht wÄrde. Dass <strong>ein</strong>ige<br />

von uns verschw<strong>und</strong>en waren <strong>und</strong> nie wieder auftauchten,<br />

verdrÅngten wir hurtig aus unserem Bewussts<strong>ein</strong> <strong>und</strong> genossen<br />

stattdessen <strong>die</strong> spektalulÅre Darbietung, <strong>die</strong> uns fÄr den<br />

rÄden Empfang <strong>ein</strong>igermaÇen entschÅdigte.<br />

Da stand er: <strong>ein</strong>en Taktstock in der Linken, <strong>ein</strong>e lange<br />

schwarze Lederpeitsche in der anderen Hand, <strong>im</strong> M<strong>und</strong> <strong>ein</strong>e<br />

silberne Trillerpfeife, mit der er nebenbei das LÉwenrudel <strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong>e An<strong>im</strong>ateurenschar lenkte <strong>und</strong> leitete. In der Hauptsache<br />

aber sprach er zu uns, sprach leise lange SÅtze von sonderbarer<br />

Leidenschaftslosigkeit in das Clipmikrofon <strong>und</strong> verbeugte<br />

sich unausgesetzt mit ausgebreiteten Armen.<br />

-Ob das denn das Leben sei, ward er von <strong>ein</strong>er Åltlichen Dame<br />

gefragt, das er sich vorgestellt habe, <strong>und</strong> nicht viel zu unstet,<br />

um <strong>ein</strong>e Familie zu grÄnden?<br />

-Wo denken Sie hin. Anerkannte Zirkusregie in der vierten<br />

Generation. GlÄckliches HÅndchen bei der Wahl s<strong>ein</strong>er Frauen<br />

<strong>und</strong> Aufzucht der Jungen.<br />

Ja: Piesekamm auf allen KanÅlen, hatte <strong>ein</strong> dickes Lob ver<strong>die</strong>nt<br />

fÄr was er uns auftischte, <strong>die</strong> Clowns, <strong>die</strong> Zauberer,<br />

Elefanten <strong>und</strong> <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e SeiltÅnzerin. Was <strong>die</strong> hier fÄr <strong>ein</strong>en<br />

Aufwand trieben! Man fÄhlte sich an <strong>ein</strong>e Hochzeit erinnert,<br />

erinnert, an <strong>die</strong> KrÉnung <strong>ein</strong>es ungeduldigen Prinzen oder<br />

ThronprÅtendenten, <strong>die</strong> KandidatenkÄr <strong>ein</strong>es B<strong>und</strong>eskanzlers<br />

oder Åhnliche aus dem Fernsehen wohlbekannte Spektakel.


-Der Mann ist s<strong>ein</strong> Geld wert! befanden alle unisono, bevor<br />

sie ihren letzten Gang antraten denn sie waren der statistischen<br />

Mogelei der materiellen Natur&Quantenmechanik auf<br />

den Le<strong>im</strong> gegangen denn sie hatten sich auf verborgene Variablen<br />

verlassen denn kÉnnte es nicht s<strong>ein</strong>, dass am Ende unseres<br />

Weges <strong>ein</strong> Metzger <strong>und</strong> Knochenhauer auf uns wartet, um<br />

uns mit <strong>ein</strong>em geschickten Griff den geldgeilen, sensationsgierigen<br />

Hals umzudrehen <strong>und</strong> uns anschlieÇend in unsere<br />

vielfach verwertbaren Einzelteile zu zerlegen, gut verdauliche<br />

HÅppchen fÄr <strong>die</strong> Abendparties <strong>ein</strong>er hÉhergestellten Rasse<br />

denn nur mit <strong>ein</strong>er sehr kl<strong>ein</strong>en Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit dÄrfen wir<br />

davon ausgehen, dass sie gar nichts absichtsvoll BÉses <strong>im</strong><br />

Schilde fÄhren <strong>und</strong> nur nach uns greifen, um uns leichter in<br />

den endgÄltigen BetÅubungsschlaf versetzen zu kÉnnen, aus<br />

dem wir <strong>ein</strong>es Tages wie aus <strong>ein</strong>em Jungbrunnen erwachen,<br />

frischauf <strong>und</strong> BÅume fÅllend, wie seit 20 Jahren nicht mehr.<br />

-Der Nebel sch<strong>ein</strong>t sich gar nicht mehr zu lichten, sagte Carlos.<br />

-Nebel zwei Punkt null, warf Amelie <strong>ein</strong> <strong>und</strong> lachte.<br />

-So <strong>ein</strong> Wetter, viel zu frÄh fÄr <strong>die</strong>se Jahreszeit, sch<strong>im</strong>pfte<br />

Kalle. Aber was willste machen.<br />

Auf dem Weg vom Soldatenfriedhof nach hause taperte <strong>die</strong><br />

dez<strong>im</strong>ierte Truppe durch <strong>ein</strong>same, schier endlose Vorstadtsiedlungen<br />

<strong>und</strong> legte zuweilen, wenn sie in der Ferne <strong>ein</strong>en<br />

schwarzen Schatten zu sehen verm<strong>ein</strong>te, <strong>ein</strong>en verzweifelten<br />

Zwischenspurt <strong>ein</strong>.<br />

-Wo sind wir eigentlich? fragte Carlos nach <strong>ein</strong>iger Zeit. Alles<br />

sieht hier so gleich aus.<br />

K<strong>ein</strong> Laut war zu hÉren, auÇer dem grauen Atem <strong>ein</strong>es leise<br />

wispernden Windes. In <strong>die</strong>ser schemenhaften Wirklichkeit<br />

hÅtte man nicht <strong>ein</strong>mal s<strong>ein</strong> Elternhaus wiedererkannt. Die<br />

Welt wirkte seltsam fremd <strong>und</strong> bedrÄckend, um nicht zu sagen<br />

krankhaft <strong>und</strong> abartig.


-Vielleicht sollten wir irgendwo klingeln <strong>und</strong> jemanden fragen,<br />

schlug Amelie vor.<br />

-Nachher wird man fÄr <strong>ein</strong>en Einbrecher geh<strong>alt</strong>en, sagte der<br />

Clown. TeppichverkÅufer, TrickbetrÄger. Die TÄr geht auf<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>e Schrotsalve wird auf <strong>ein</strong>en abgefeuert. Hier,<br />

brauchst du Futter, Mann!?<br />

Er lachte schallend <strong>und</strong> verrenkte sich fast <strong>die</strong> Knochen.<br />

Rechts tauchte <strong>ein</strong> hohes schmiedeeisernes Tor auf, dahinter<br />

Grabst<strong>ein</strong>e <strong>und</strong> <strong>die</strong> bange Frage: sind wir denn <strong>im</strong> Kreis gelaufen?<br />

Und wo ist das Gespenst?<br />

Quasi als Antwort sahen sie den Kopf des Richters auf dem<br />

Zaungatter aufgespieÇt. S<strong>ein</strong>en KÉrper hatte jemand mit <strong>ein</strong>iger<br />

Sorgf<strong>alt</strong> an <strong>die</strong> Mauer gelehnt. Verkohlte Haut schÅlte<br />

sich in Streifen von dem nackten Torso.<br />

Er war der erste, den das Gespenst sich geholt hatte.<br />

-Tut das nicht weh? fragte Amelie mitleidig, aber insgehe<strong>im</strong><br />

freute sie sich auch <strong>ein</strong> bisschen.<br />

Connie legte <strong>die</strong> k<strong>alt</strong>e Klinge an ihre Pulsadern. N<strong>ein</strong>, sie<br />

konnte es nicht tun. Und sowieso hinderte sie M<strong>und</strong>igs St<strong>im</strong>me<br />

an der AusfÄhrung <strong>die</strong>ses an sich trefflichen Vorhabens.<br />

-Man habe sich entschlossen, mit aller HÅrte gegen euch vorzugehen.<br />

Ein Exempel zu statuieren. Die allzu groÇe Nachgiebigkeit,<br />

mit der den F<strong>ein</strong>den des gutbÄrgerlichen Lebens<br />

allenthalben begegnet werde, mÄsse jetzt, in wirtschaftlich<br />

schwieriger werdenden Zeiten, <strong>ein</strong> Ende finden. Die Jugend<br />

habe sich wieder in <strong>die</strong> traditionellen Ver<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zureihen, auf<br />

leichtfertigen Sex zu verzichten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Weisungen der Altvorderen<br />

tunlichst zu respektieren. Sogenannte Progressive -<br />

er m<strong>ein</strong>e Piesekamm <strong>und</strong> Konsorten, <strong>die</strong> sich sowieso nur<br />

profilieren wollten - mÄssten endlich daran gehindert werden,<br />

subversive Elemente zu ermutigen oder ihnen sogar in <strong>die</strong><br />

HÅnde zu spielen.


-Warum gerade er? fragte MÄmmel, <strong>und</strong> m<strong>im</strong>te den Unschuldigen.<br />

Wo er mit <strong>die</strong>ser Gruppierung nicht das Geringste zu<br />

tun habe.<br />

-K<strong>ein</strong> Mensch kÉnne verlangen, sagte Frau Altenburg, <strong>und</strong><br />

man konnte sicher s<strong>ein</strong>, sie hÅtte, falls der anwesend wÅre,<br />

den Schulrat provozierend <strong>und</strong> auch <strong>ein</strong> bisschen auffordernd<br />

angelÅchelt, indes sie M<strong>und</strong>igs Blicken konsequent auswich,<br />

dass ihr von nun an in Sack <strong>und</strong> Asche geht. Ihr seid Jugendliche<br />

<strong>und</strong> dÄrft ab <strong>und</strong> an auch mal Äber <strong>die</strong> StrÅnge schlagen.<br />

-Still, sagte der Direktor, hierin <strong>ein</strong> Nachgeben witternd.<br />

Zu St<strong>ein</strong>meier hÅtte er noch etwas ganz Anderes gesagt.<br />

-Es dÄrfe in der derzeitigen extrem kritischen Situation k<strong>ein</strong><br />

Lavieren oder Taktieren geben, k<strong>ein</strong>e falsch verstandene Toleranz,<br />

es gehe um alles oder nichts, darÄber mÄssten sie sich<br />

schnellstens klar werden, um Kapitulation oder Untergang, in<br />

der Sprache des Krieges, denn um <strong>ein</strong>en solchen handele es<br />

sich, in dem um <strong>die</strong> Herzen <strong>und</strong> Seelen junger Menschen <strong>und</strong><br />

kÄnftiger Steuerzahler gerungen werde, mit lauteren, aber<br />

auch mit unlauteren Methoden.<br />

-Bist du bereit, d<strong>ein</strong>en verrÄckten Ideen <strong>ein</strong> fÄr allemal abzuschwÉren,<br />

sowie das BelÅstigen junger betÉrender Frauen<br />

<strong>ein</strong>zustellen, bevor sie dich noch tiefer ins UnglÄck reiÇen?<br />

schmetterte er mit s<strong>ein</strong>er tiefen, raumausfÄl<strong>lenden</strong> St<strong>im</strong>me.<br />

FÄr <strong>ein</strong>en winzigen Moment lieÇ sich MÄmmel von den<br />

schwarzen Klauen ablenken, <strong>die</strong> langsam <strong>und</strong> wie verspielt an<br />

s<strong>ein</strong>em B<strong>ein</strong> entlangfuhren. Haarige Finger mit eklig langen<br />

NÅgeln, <strong>die</strong> Äber s<strong>ein</strong>e Haut kratzten. Dann riss es den grÅsslichen<br />

Ep<strong>im</strong>etheus wieder aus s<strong>ein</strong>em Blickfeld. Nur <strong>die</strong> obere<br />

HÅlfte des Kopfes befand sich noch in <strong>die</strong>sem Teil des Universums.<br />

Nur <strong>die</strong>se Augen, <strong>die</strong> so fremd <strong>und</strong> vorwurfsvoll<br />

glotzten, wÅhrend sich das Brechen s<strong>ein</strong>er Knochen <strong>und</strong> das<br />

Schmatzen des Schl<strong>und</strong>es zu <strong>ein</strong>em unertrÅglichen Hintergr<strong>und</strong>gerÅusch<br />

ver<strong>ein</strong>igten <strong>und</strong> ihm das letzte bisschen Verstand<br />

raubten.


-Er habe doch gar nichts getan, sagte er klÅglich. Er kÉnne<br />

sich Äberhaupt nicht erklÅren, wie es zu <strong>die</strong>sen absurden<br />

VorwÄrfen komme. Und wenn schon Anklage, mÄsse man<br />

ihm Zeit geben, sich <strong>ein</strong>e Verteidigungsstrategie zu Äberlegen.<br />

-Papperlapapp, sagte M<strong>und</strong>ig. Nicht abschweifen, sondern zur<br />

Sache sich ÅuÇern. Habe er aber von <strong>ein</strong>em wie ihm nicht<br />

anders erwartet.<br />

-Zur Sache also, sagte MÄmmel unschlÄssig. Ja, gut; fange ich<br />

mal an. Am Anfang, das heiÇt bei der Einschulung, sei er<br />

guten <strong>und</strong> frohen Mutes gewesen, das schulische Leben meistern<br />

zu kÉnnen. WÅhrend s<strong>ein</strong>er Gr<strong>und</strong>schulzeit, auf <strong>die</strong> er mit<br />

<strong>ein</strong>igem Stolz zurÄckblicke, sei ihm das Lernen ganz auÇerordentlich<br />

leicht gefallen. Nie sei er negativ in Ersch<strong>ein</strong>ung<br />

getreten, nie zurechtgewiesen worden. Gefremdelt habe er erst<br />

auf dem Gymnasium. Dort sei ihm alles so ... so Äberhoben<br />

<strong>und</strong> schwergÅngig vorgekommen, <strong>und</strong> er habe sich nur sehr<br />

schwer <strong>ein</strong>gewÉhnt. Mit s<strong>ein</strong>en Leistungen seien aber <strong>die</strong><br />

Lehrer zunÅchst zufrieden gewesen, <strong>und</strong> so sei er Jahr fÄr Jahr<br />

problemlos in <strong>die</strong> nÅchsthÉhere Jahrgangsstufe versetzt worden,<br />

wÅhrend andere, deren Namen er nicht nennen wolle,<br />

weil sie bei der Schulleitung neuerdings hoch <strong>im</strong> Kurs stÄnden,<br />

<strong>ein</strong>e oder sogar mehrere Ehrenr<strong>und</strong>en hÅtten drehen mÄssen.<br />

Er habe fleiÇig alles gelernt, was ihm vorgebetet worden,<br />

nie den Unterricht gestÉrt - was? ... na gut aber nur ganz selten<br />

- Streiche <strong>und</strong> Vergehen Anderer sowie DiebstÅhle <strong>und</strong><br />

SachbeschÅdigungen, von denen er Kenntnis bekommen,<br />

umgehend gemeldet, niemanden gr<strong>und</strong>los angegriffen, aus<br />

SpaÇ bespuckt oder aus Frust beleidigt, sich wÅhrend der Pausen<br />

nicht in Abseiten <strong>und</strong> TreppenhÅusern herumgedrÄckt,<br />

sondern sich stets nur in den erlaubten Bereichen aufgeh<strong>alt</strong>en<br />

<strong>und</strong> dort weder getobt noch geschrien noch mit FeuerhÉlzern<br />

gespielt, noch sei er je mit dem Fahrrad ungebremst Äber den<br />

abschÄssigen Lehrerparkplatz gerast, um dort Autos zu beschÅdigen,<br />

zum SpaÇ auf MÄlltonnen <strong>und</strong> Tischtennisplatten


gestiegen, oder gar aufs Dach der Sporthalle geklettert. Er<br />

habe dort oben auch k<strong>ein</strong>e verrÄckten TÅnze aufgefÄhrt, nur<br />

um sich vor s<strong>ein</strong>en MitschÄlerinnen in Szene zu setzen. Nie<br />

habe er Kleidung oder Arbeitsutensilien Anderer versteckt<br />

oder kaputtgemacht, auch nicht mit SchneebÅllen oder harten<br />

GegenstÅnden nach ihnen geworfen. Er habe k<strong>ein</strong>e Beete zertrampelt,<br />

nicht mutwillig àste von BÅumen gerissen, k<strong>ein</strong>e<br />

TÄren, WÅnde, Tische, StÄhle oder BÄcher beschmiert <strong>und</strong><br />

auch nicht mit ihnen geworfen, <strong>die</strong> Toiletten <strong>im</strong>mer sauber<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>wandfrei verlassen, auÇer <strong>ein</strong>mal, aber da habe er<br />

nichts dafÄr gekonnt, Stichwort Magen-Darm Infektion. AbfÅlle<br />

habe er <strong>im</strong>mer ausschlieÇlich in <strong>die</strong> dafÄr vorgesehenen<br />

BehÅlter geworfen <strong>und</strong> selbst zuhause, wenn er nicht gerade<br />

mit Hausaufgaben beschÅftigt gewesen sei, nur harmlose<br />

Spiele gespielt, k<strong>ein</strong>e wilden Raufereien angezettelt <strong>und</strong> statt<br />

wie andere Heranwachsende s<strong>ein</strong>er Mutter, <strong>die</strong> in <strong>ein</strong>en lang<br />

anh<strong>alt</strong>enden <strong>und</strong> nervenaufreibenden Unterh<strong>alt</strong>sstreit mit s<strong>ein</strong>em<br />

Vater verwickelt gewesen sei, bevor <strong>die</strong>ser es vorgezogen<br />

habe, auszuwandern <strong>und</strong> nichts mehr von sich hÉren zu<br />

lassen, wegen jeder Kl<strong>ein</strong>igkeit <strong>ein</strong>s auf den Deckel zu geben,<br />

sei er fÄr sie <strong>ein</strong> echter Lichtblick gewesen, <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> Lehrer<br />

<strong>und</strong> Nachbarn hÅtten sich an s<strong>ein</strong>er Anwesenheit als der<br />

<strong>ein</strong>es aufgeweckten Jungen erfreut, der <strong>im</strong>mer brav <strong>und</strong> folgsam<br />

<strong>die</strong> Anweisungen der AutoritÅten ausfÄhrte. Alles hÅtte<br />

<strong>im</strong>mer so weitergehen kÉnnen, wÅre nicht s<strong>ein</strong>e PubertÅt dazwischen<br />

gekommen, <strong>die</strong> ihn <strong>ein</strong> bisschen aus den Bahn geworfen<br />

habe, soviel <strong>im</strong>merhin wolle er zugeben, <strong>und</strong> den<br />

meisten s<strong>ein</strong>er FÉrderer entfremdet.<br />

-Er brauche gar nicht so zu tun, sagte der Direktor. Er, MÄmmel,<br />

wisse, dass er, M<strong>und</strong>ig, <strong>im</strong>mer viel von ihm geh<strong>alt</strong>en<br />

habe, besonders seit ihm s<strong>ein</strong>e Mutter schÉn&gebildet ihre<br />

desolate familiÅre Situation plastisch vor Augen gefÄhrt habe.<br />

Darum habe er ja auch anfangs beide Augen zugedrÄckt, in<br />

der Hoffnung, dass er sich von selbst wieder fangen werde.


S<strong>ein</strong>e Verstrickungen hÅtten aber inzwischen <strong>ein</strong> solches<br />

AusmaÇ erreicht, dass sie unbedingt <strong>ein</strong>schreiten mÄssten,<br />

damit der Ruf der Schule k<strong>ein</strong>en irreparablen Schaden nehme.<br />

-Er bitte dringend um Vergebung, rief MÄmmel armer SÄnder,<br />

s<strong>ein</strong>er Fehler <strong>und</strong> IrrtÄmer <strong>und</strong> auch fÄr <strong>die</strong> Äbrigen Verfehlungen,<br />

GesetzesÄbertretungen <strong>und</strong> Zuwiderhandlungen,<br />

<strong>die</strong> er sich habe zuschulden kommen lassen. Man mÉge ihm<br />

<strong>ein</strong>e Chance geben. Er wolle von nun an nur noch ganzganz<br />

lieb s<strong>ein</strong>. Sie kÉnnten ihm ruhig glauben, dass er alles bereue,<br />

alles. K<strong>ein</strong>e Verungl<strong>im</strong>pfungen, k<strong>ein</strong>e Widerworte mehr, k<strong>ein</strong>e<br />

Drogen oder sexuellen Eskapaden. Den Anweisungen der<br />

LehrkrÅfte werde er in Zukunft <strong>im</strong>mer Folge leisten, wÅhrend<br />

der Pausen <strong>und</strong> in den Freist<strong>und</strong>en auf dem SchulgelÅnde<br />

bleiben, statt ohne Erlaubnis st<strong>und</strong>enlang in der Stadt herumzustromern.<br />

Nichts dergleichen!, das gelobe er. Die Schule sei<br />

fÄr ihn <strong>ein</strong> Ort des Zusammenlebens <strong>und</strong> Zusammenlernens,<br />

an dem sich jeder als Person wohlfÄhlen kÉnnen mÄsse. Dazu<br />

wolle er <strong>im</strong> Unterricht <strong>und</strong> <strong>im</strong> tÅglichen Umgang mit Lehrern<br />

<strong>und</strong> SchÄlern durch ausgewiesene Fre<strong>und</strong>lichkeit, Ehrlichkeit,<br />

RÄcksichtnahme, Hilfsbereitschaft <strong>und</strong> gegenseitigen Respekt<br />

engagiert beitragen. Auch wolle er darauf achten, dass sich<br />

durch s<strong>ein</strong>e Aktionen niemand seelisch oder kÉrperlich verletzt<br />

oder ausgegrenzt fÄhle. Die Anwesenheit <strong>und</strong> M<strong>ein</strong>ungs-<br />

ÅuÇerungen anderer Menschen bedeuteten fÄr ihn gr<strong>und</strong>sÅtzlich<br />

<strong>ein</strong>e Bereicherung. Das gelte sogar fÄr ihm f<strong>ein</strong>dlich gesonnene<br />

LehrkrÅfte. Um doch noch das Abitur zu bestehen,<br />

werde er sich bemÄhen, alles nachzuholen, was er versÅumt<br />

habe <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>en FÅhigkeiten entsprechend mitzuarbeiten.<br />

Erfolgreiche Mitarbeit heiÇe fÄr ihn regelmÅÇige Teilnahme<br />

an den Kursen, gem<strong>ein</strong>same Arbeit <strong>im</strong> Team, pÄnktlich zu<br />

s<strong>ein</strong> <strong>und</strong> Ordnung zu h<strong>alt</strong>en. Er werde von nun an auch <strong>im</strong>mer<br />

strikt <strong>die</strong> Hausordnung befolgen, <strong>die</strong> er verspreche auswendig<br />

zu lernen. Bei Konflikten lehne er jegliche Form von Gew<strong>alt</strong><br />

ab. Er bemÄhe sich, sie durch GesprÅche - auch mit Hilfe


anderer - zu entschÅrfen. In begrÄndeten NotfÅllen werde er<br />

sich vertrauensvoll s<strong>ein</strong>em Klassenlehrer oder dem Schulleiter<br />

offenbaren. Er wisse, wie wichtig <strong>die</strong> fre<strong>und</strong>liche Gest<strong>alt</strong>ung<br />

schulischer RÅumlichkeiten fÄr <strong>ein</strong>e gute LernatmosphÅre sei.<br />

Deswegen setze er sich fÄr <strong>die</strong> Übernahme von Diensten,<br />

umweltbewusstes Verh<strong>alt</strong>en, Schonung des Mobiliars <strong>und</strong><br />

gegen jede Art von ideologisch oder sonstwie ferngesteuertem<br />

Vandalismus <strong>ein</strong>. Ebenso sei ihm bekannt - <strong>und</strong> er werde sich<br />

<strong>die</strong>s in Zukunft noch <strong>ein</strong>mal deutlich <strong>ein</strong>prÅgen - dass alle<br />

SchÄler wÅhrend der Unterrichtszeit, in Pausen <strong>und</strong> bei<br />

Schulveranst<strong>alt</strong>ungen der Aufsicht der Schule unterstÄnden<br />

<strong>und</strong> deshalb den Anweisungen des Schulpersonals Folge zu<br />

leisten hÅtten. K<strong>ein</strong> SchwÅnzen mehr, k<strong>ein</strong>e gefÅhrlichen GegenstÅnde<br />

wie Messer, Waffen, KnallkÉrper <strong>und</strong> andere ges<strong>und</strong>heitsschÅdigende<br />

Dinge mit in <strong>die</strong> Schule bringen, k<strong>ein</strong>e<br />

schl<strong>im</strong>men WÉrter oder Zeichen gebrauchen. VollstÅndiger<br />

Bruch mit den RÅdelsfÄhrern der Revolte nicht zu vergessen,<br />

mit denen er sowieso nie ernsthaft sympathisiert habe. Mit<br />

<strong>ein</strong>em Wort, er werde alles in s<strong>ein</strong>er Macht stehende tun, um<br />

...<br />

-Dazu sei es leider zu spÅt, sagte M<strong>und</strong>ig gnadenlos nÄsslich.<br />

Er solle schweigen. AufhÉren zu jammern. Immer nur jammern.<br />

Ob er sich fÄr den Nabel der Welt h<strong>alt</strong>e? Ob er ernsthaft<br />

geglaubt habe, dass s<strong>ein</strong>e Entgleisungen nicht <strong>ein</strong>es Tages<br />

bestraft werden wÄrden?<br />

MÄmmel aber hÉrte ihm gar nicht zu; in s<strong>ein</strong>em Kopf grassierten<br />

wieder <strong>die</strong> Bilder von toten Frauen mit Musikuntermalung<br />

der Ton lief rÄckwÅrts, <strong>die</strong> Schreie wurden <strong>im</strong>mer lauter,<br />

der Leichen wurden <strong>im</strong>mer mehr.<br />

Das Gespenst holperte auf ihn zu. S<strong>ein</strong> dÄsterer SchÅdel grinste<br />

ihn an. In den AugenhÉhlen glÄhte es hell, <strong>und</strong> als <strong>die</strong> ZÅhne<br />

des unhe<strong>im</strong>lichen Wesens sich aus<strong>ein</strong>andertaten, schlug<br />

ihm der ekelerregende Geruch von verwesendem Fleisch entgegen.<br />

S<strong>ein</strong> Herz raste wie verrÄckt. Das Blut rauschte in


s<strong>ein</strong>en Ohren. Aus s<strong>ein</strong>en Augen blinkte das nackte Entsetzen,<br />

<strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Nackenhaare strÅubten sich. Trotz Sommerhitze<br />

schien <strong>ein</strong> k<strong>alt</strong>er Luftzug durch <strong>die</strong> Grabkammer zu wehen.<br />

Ein bedrohliches Grummeln <strong>und</strong> àchzen kam aus allen Richtungen,<br />

als wÄrden tausend St<strong>im</strong>men gleichzeitig auf ihn <strong>ein</strong>reden.<br />

Doch MÄmmel reagierte anders als erwartet. Er versteifte sich<br />

<strong>und</strong> schwieg. Er schwieg <strong>und</strong> schwieg. Ein AuÇenstehender<br />

hÅtte m<strong>ein</strong>en kÉnnen, er sei vielleicht dabei, sich <strong>ein</strong>e besonders<br />

clevere Verteidigungsstrategie zu Äberlegen; M<strong>und</strong>ig<br />

aber kannte ihn besser, kannte ihn aus dem Unterricht. Ein<br />

groÇer TrÅumer war der MÄmmel. Einer, der ab <strong>und</strong> zu mal<br />

<strong>ein</strong>en Arschtritt brauchte, sonst spurte er nicht.<br />

-Wenn du nicht redest <strong>und</strong> d<strong>ein</strong>e Taten <strong>ein</strong>gestehst, sagte er<br />

nach <strong>ein</strong>er Weile, werden wir dich zur HÉchststrafe verdonnern.<br />

Glaub mir, wir haben unsere MÉglichkeiten.<br />

MÄmmel wusste genau, was fÄr MÉglichkeiten sie hatten.<br />

Trotzdem oder gerade deswegen brachte er k<strong>ein</strong> Wort heraus.<br />

Wie soll man sich auch vernÄnftig verteidigen, wenn man<br />

dermaÇen bedroht wird?<br />

Stocksteif <strong>und</strong> kÅsebleich stand er da. Er fÄhlte sich wie vor<br />

<strong>ein</strong>em mittel<strong>alt</strong>erlichen Inquisitionsgericht. Im Sch<strong>ein</strong> stark<br />

ruÇender <strong>und</strong> nach Schwefel riechender Fackeln spiegelten<br />

sich <strong>die</strong> feisten Gesichter der AnklÅger. An den WÅnden warfen<br />

groÇe klobige Folterinstrumente gespenstische Schatten.<br />

DrauÇen hÉrte man das Jammern <strong>und</strong> Klagen derer, <strong>die</strong> vor<br />

ihm dran gewesen waren, <strong>und</strong> nun <strong>im</strong> Kerker ihre W<strong>und</strong>en<br />

leckten, sofern sie noch <strong>die</strong> Kraft dazu hatten. Eben wurde das<br />

letze Opfer von der Streckbank gehoben, was M<strong>und</strong>ig, dessen<br />

Finger liebevoll mit s<strong>ein</strong>en Genitalien spielten, zu <strong>ein</strong>em bÉsen<br />

Knurren veranlasste. Grazil lieÇ er von dem reglosen<br />

KÉrper ab <strong>und</strong> bewegte sich auf MÄmmel zu. Er trug k<strong>ein</strong>e<br />

Kleider. DafÄr, dass er nichts anhatte, hielt sie sich erstaunlich<br />

locker.


á<br />

-Wo hat man sowas schon gesehen. Ein junger Mann, der bei<br />

hellichtem Tage <strong>ein</strong>schlÅft. Hast du denn sonst nichts zu beschicken,<br />

Bursche?<br />

Widerwillig Éffnete er <strong>die</strong> Augen.<br />

-KÉnnen Sie der Jugend nicht ihren Schlaf gÉnnen? knartschte<br />

er. Arbeiten werde ich noch lange genug mÄssen.<br />

Er schÄttelte s<strong>ein</strong>e Locken wie <strong>ein</strong> junger Pudel, den man mit<br />

Wasser nass gespritzt hat. Da kam wieder <strong>die</strong> gut aussehende<br />

Frau in ihrer engen schwarzglÅnzenden Strumpfhose. Benommen<br />

sah er ihr nach. An jedem Kaktus an jedem vertrockneten<br />

Strauch hingen <strong>die</strong> Sendboten der Zivilisation,<br />

preisten sich selbst ausdauernd an <strong>und</strong> kÄndeten vom Siegzug<br />

der Menschheit Äber das fasrige, horizontale, vom Regen<br />

noch dampfende Unterholz. Hier wuchs k<strong>ein</strong> Kraut GestrÄpp<br />

mehr filigran schoss Monumentales gen H<strong>im</strong>mel Kojote <strong>und</strong><br />

Geier hatten es schwer <strong>ein</strong>sam waren <strong>die</strong> Wege in der Unendlichkeit<br />

der Menge wiewohl Aasfresser <strong>die</strong> erfolgreichsten<br />

Verteidigungsstrategien entwickelt haben, nutzen <strong>im</strong> Schatten<br />

der Sierra den triumphalen Fangzug der Menschheit, wenngleich<br />

sich mancher Åltliche, in dem GewÄhl orientierungslose<br />

Passant etwas mehr Platz zum Durchkommen wÄnschte.<br />

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[farbe_hose] orange [/farbe_hose]<br />

[material_hose] l<strong>ein</strong>en [/material_hose]<br />

[haarfarbe] blond [/haarfarbe]<br />

[haarlÅnge] k1 [/haarlÅnge]<br />

[<strong>ein</strong>kommen] 1976 [/<strong>ein</strong>kommen]<br />

[krankenversicherung] ggkv [/krankenversicherung]<br />

[steuersatz(%)] 23 [/steuersatz(%)]<br />

[kreditrahmen] 2000 [/kreditrahmen]<br />

[eau_de_toilette] brule [/eau_de_toilette]<br />

[farbe_klobrille] grÄn [/farbe_klobrille]<br />

[gewicht] 70 [/gewicht]<br />

[temperament] wohltemperiert [/temperament]<br />

[sternzeichen] bissig [/sternzeichen]<br />

[blutgruppe] blaugrau [/blutgruppe]<br />

[familienstand] solo [/familienstand]<br />

[wahlverh<strong>alt</strong>en] sporadisch [/wahlverh<strong>alt</strong>en]<br />

[sportarten] tennis [/sportarten]<br />

[testosteronwert] entfÅllt [/testosteronwert]<br />

[bevorzugte_reiseziele] ibiza [/bevorzugte_reiseziele]<br />

[musikgeschmack] ethnisch [/musikgeschmack]<br />

[konsumverh<strong>alt</strong>en] g&h offensiv [/konsumverh<strong>alt</strong>en]<br />

[automarke] ponto funko pinko [/automarke]<br />

[fuÇballklub] vfb tsv spvg [/fuÇballklub]<br />

[versicherungsschaden] zu oft [/versicherungsschaden]<br />

[reklamationen_warenumtausche] zu oft<br />

[punkte_in_flensburg] k<strong>ein</strong>e [punkte_in_flensburg]


[anzahl_geschlechtspartner] schwer abzuschÅtzen<br />

[hÅufigkeit_gv] dito [/hÅufigkeit_gv]<br />

[teleshopping] ja, oft [/teleshopping]<br />

[zeitschriften] lara, lena, laura, luna, lisa, lina<br />

[/zeitschriften]<br />

[<strong>ein</strong>stellung_zur_regierungsmannschaft_unseres_beliebten<br />

positiv<br />

[arbeitszeitverlÅngerung_ohne_lohnausgleich] dafÄr<br />

[erhÉhung_des_arbeitnehmeranteils] dafÄr<br />

[fÄr_den_ausbau_des_flughafens_um_<strong>die</strong>_wirtschaftskraft<br />

unserer_hansestadt_zu_stÅrken] Jupp!<br />

[schonmal_gekifft? inhaliert?] frÄher ja<br />

[jÅhrlicher_alkoholmissbrauch (in hektolitern)?] etwa 5<br />

[thema_hygiene]<br />

[sauberkeitsf<strong>im</strong>mel] Ja [/sauberkeitsf<strong>im</strong>mel]<br />

[hÅufigkeit_duschen_pa] 365 [/hÅufigkeit_duschen_pa]<br />

[hÅufigkeit_bettwÅsche_wechseln] 30<br />

[/thema_hygiene]<br />

[durchschnittliche_monatliche_stromrechnung] 1365<br />

[kurze_rÉcke_lange_unterhosen_<strong>im</strong>_winter?] lU<br />

[anzahl_jacketkronen] 4 [/anzahl_jacketkronen]<br />

[anhÅngige_steuer_strafverfahren] also bitte! ich als SekretÅrin<br />

[plz] geschwÅrzt [/plz]<br />

[wohnort] geschwÅrzt [/wohnort]<br />

[hausnr] 23 das haus mit der pergola [/hausnr]<br />

[straÇe] Ahornweg [/straÇe]<br />

[name] geschwÅrzt [/name]<br />

[/profil]<br />

[/daten]<br />

[/main]<br />

Hier fand sich Karl der Mange neben Milifried der Maurin,<br />

hier rollte Troll von Froch s<strong>ein</strong> kolltes Loch, wieselte


Siegism<strong>und</strong> aus Otternbach neben Paul aus Siegmaringen,<br />

fand k<strong>ein</strong> verlassenes Kindsauge <strong>ein</strong>en vergeblichen H<strong>alt</strong>, des<br />

weisere ohrenbehÅngte 13jets lÅngst sich begeben, trÉtete <strong>ein</strong><br />

von GeschÅftsleuten gestifteter Spielmannszug aufdringliche<br />

Bettler <strong>und</strong> schleichende Melancholie fort, kreuzte, verbreiterte,<br />

ver<strong>ein</strong>igte mit vollen Taschen leeren Flaschen <strong>und</strong> TanzkostÄmen<br />

laufenden Maschen, mÅanderte in treibenden Sanden,<br />

pulsierte in der taufrischen molochsen DÅmmerung,<br />

kroch wie <strong>ein</strong> bÉses schwarzes Geschlecht aus U-Bahn-<br />

SchÅchten, teilte sich in Rutzmose <strong>und</strong> Unvorsichtige, BettnÅsser<br />

<strong>und</strong> Belagerer, Kreuzbrave <strong>und</strong> Rumpelstielzchen,<br />

cholehrte, keilerte, kalberte oder kniete bauchfrei in glÅnzenden<br />

Lack- oder Lederstiefeln, berauschte sich an der eigenen<br />

schwerbepackten ErschÉpfung wie auch an der der anderen<br />

<strong>und</strong> der Aussicht auf <strong>ein</strong>e frugale Linsensuppe <strong>im</strong> Dachrestaurant,<br />

verwÄstete <strong>die</strong> trocksilbige WÄstenei mit Heldengedenken<br />

<strong>und</strong> Gedankenzoten, riezeikelten PapiertaschentÄchern<br />

<strong>und</strong> zitronengelben Servietten, rottweilen Unfanfaren <strong>und</strong><br />

berserkem Schwitzen (um sie sogleich unter TrÅnen wieder<br />

instand zu setzen), sortierte <strong>die</strong> Interessanten in hornblowe nie<br />

von gehÉrte extra Schubladen, bereitgeh<strong>alt</strong>en fÄr s<strong>im</strong>plexe<br />

Unterkategorien, surrekte daraus den gelangweilten PhÉnix<br />

der Moderne mit <strong>ein</strong>em su-sa sauren bi-ba blassen fi-fei frischen<br />

ki-ka Hupfer-Tupfer, sinnierte <strong>alt</strong>klug <strong>und</strong> taktbegleitet<br />

von der ebenso Ebenfrau <strong>und</strong> Ebenbilder Äber <strong>die</strong> subherbe<br />

Erbaulichkeit wahlweise gedankenlose Undankbarkeit von<br />

Behinderten, pferte den benommenen Echserich, stuhlte das<br />

Krokodil <strong>und</strong> eselte Parfumflacons entkorkend den verlausten<br />

lÅngst vergang <strong>und</strong> unbehosten Stupfeidi Äber <strong>die</strong> ganze Breite<br />

der Einkaufspassage, k<strong>ein</strong> rechts noch links ohnpeil noch<br />

kiel <strong>die</strong> Éffsichte Unhorde&d'orde gefÅhrdend, verweigerte<br />

schnuppernd <strong>die</strong>sem Ambiente s<strong>ein</strong>e angemessene Gasch <strong>und</strong><br />

Gosche, sign<strong>alt</strong>e bonhai seitlegend allen Wechselgebern ihr<br />

Wechselsignal, trotzte unverm<strong>ein</strong>t <strong>und</strong> verdaulich jeglichem


huhmlessen Ansinnen, kuschte aber vor den Unkuschen,<br />

Ingoschen, R<strong>ein</strong>hardinern, Sybillingern, verirrten tollwÄtigen<br />

FledermÅusen <strong>und</strong> der physikalischen Zwangsbedingung <strong>ein</strong>er<br />

Familie mit Kl<strong>ein</strong>kindern, verwickelte sich in Winkelgassen<br />

<strong>und</strong> verwehrte jeter joter Juter <strong>die</strong> wir <strong>im</strong> Alltag so schÅtzen<br />

Zusammbeit&Zusarbeit, ignorierte kri-krÅ Halskratzen, zÅhe<br />

Zahnschmerzen, okloses Ohrenpfeifen, knickes Knieknacken,<br />

dalle DarmkrÅmpfe, osteomaliziÉse Handgelenkarthrose,<br />

schlenken, schlonzen Schluckauf <strong>und</strong> zwinkwidriges Augenzucken,<br />

k<strong>alt</strong>e wie heiÇe Abwinde, tonangebende TiteltrÅger,<br />

falsche EssensgerÄche, piewarme Clowns <strong>und</strong> verkleidete<br />

Ehefrauen, hitzige Bauchredner <strong>und</strong> alle festen Be<strong>im</strong>ischungen<br />

der von <strong>ein</strong>em gestandenen Konservativen fÄr unverzichtbar<br />

erachteten KÉrpersÅfte <strong>und</strong> sonstigen Vorgehensweisen<br />

<strong>und</strong> nahm sich <strong>die</strong>s auch fÄr Kinder <strong>und</strong> Kindeskinder<br />

vor, auf <strong>die</strong> bekanntlich k<strong>ein</strong> Verlass ist, weil man ihnen alles<br />

h<strong>und</strong>ert Mal erklÅren muss <strong>und</strong> dann haben sie es <strong>im</strong>mer noch<br />

nicht kapiert; denn jede Generation muss ihre Erfahrungen<br />

selber machen, das heiÇt, sie kommt an derselben Stelle zum<br />

H<strong>alt</strong>en wie <strong>die</strong> vorherige, da ist <strong>ein</strong>e Mauer, <strong>ein</strong>e Grenze, Äber<br />

<strong>die</strong> unser Genpool nicht hinauskommt, soviel er sich auch den<br />

Kopf zerbricht, auÇer jemand zeigt es ihm. Nur auf den ewig<br />

starrkraus rÅsonierenden Vater <strong>im</strong> Genick, auf den war Verlass,<br />

erbrach in sitzhÉckriger H<strong>alt</strong>ung vor Margen <strong>und</strong> Halden<br />

von Markenetiketten, buddelte <strong>im</strong> Geiste <strong>ein</strong> tiefes Loch in<br />

den marmorierten Passagenmarmor, in das er alle versenkte,<br />

<strong>die</strong> ihn bei s<strong>ein</strong>er inneren Litanei <strong>und</strong> Einkehr unterbrachen,<br />

besonders aber <strong>die</strong>jenigen ewig UnaufgerÅumten, <strong>die</strong> sich<br />

nicht entscheiden kÉnnen, ob sie rechts oder links vorbei wollen,<br />

sutzelte an mitgebrachten Salzstangen wie auch an halbverbrannten<br />

GemÄsetorten, steigerte sich in allerlei TitelnummernmÅdchen,<br />

Kurzhaargegelte, verwitwete, porzellanbem<strong>alt</strong>e<br />

Baronessen <strong>und</strong> irrefÄhrende WÉchnerinnen, in goldglÅnzende<br />

chatwin beschmierte Reiseatlanten, geringelte Tur-


ane, traumatisierte Kochgeschirrhenkel, federnde Schreibstifte<br />

sowie bedarfsgerecht hochspringende Raditze, Schlabberkrawatten<br />

<strong>und</strong> LamÑbÄgelschalmeien, sonnte sich damit<br />

coram publico <strong>und</strong> intra GeschÅftsamigos p.b.a., zusuckte <strong>und</strong><br />

bliefstehte be<strong>im</strong> unvermittelten <strong>und</strong> unvermittelbaren Kopfhochtragen<br />

nur halb so <strong>alt</strong>er Jugendlicher identischen Geschlechtes,<br />

ergaunerte Prozente in ungeliebten hinteren Abteilungen<br />

<strong>und</strong> historischen SeitenstraÇenpuffletten, schwÅnzte<br />

<strong>die</strong> neuerdings angesagten Haush<strong>alt</strong>sgerÅte nicht, umschiffte<br />

blind tastend sporadische MenschenauflÅufe, verunr<strong>ein</strong>igte<br />

<strong>ein</strong>, zwei, drei inzwischen privatisierte Pissoirs nach allen<br />

Standards der WTC, schielte nach Meerjungfrauen, schwanzhochtragenden<br />

Jungbuhlinnen, verzierenden AchtergewÅchsen<br />

<strong>und</strong> kl<strong>ein</strong>wÄchsigen Helleninnen, konnte sich <strong>im</strong> CarrÑ<br />

nicht entscheiden noch <strong>im</strong> SeparÑe <strong>und</strong> fand schlieÇlich den<br />

Ausgang nicht aus s<strong>ein</strong>er belÅmmerten hermaphroditen Verstopfung.<br />

Hier sah man Erich, den Unvergessenen, mit<br />

Zumnickel, den Unerwarteten, Aysche, <strong>die</strong> viel vorstellende<br />

Herberge, mit Eva WeiÇhaut avec wenn man genau guckt<br />

trois luchsigen NÄstern, jedenmanns auf TrockendiÅt<br />

herauskullernde Kugeln nicht Lem noch Berg, sondern s<strong>ein</strong>en<br />

Antipoden schrumpfenden Nebelschwaden Anlass gebend,<br />

unsere sprotten Knappen <strong>und</strong> knappen Elfen fanden sich hier,<br />

pochten <strong>und</strong> polzten, provokten <strong>und</strong> tarockten mit eiligen<br />

Zungenspitzen gegen des Ödlands ungnÅdigen KÉnig samt<br />

s<strong>ein</strong>es ganzen Subtrara <strong>und</strong> SÅuselanhangs, seltsame Zeugnisse<br />

<strong>ein</strong>es von allen Seiten mit strenger Sorgf<strong>alt</strong> <strong>ein</strong>gefassten<br />

LMA, konterkarierten <strong>ein</strong>e Äberhaupt nicht vorgesehene Ordnung,<br />

ZÉlle <strong>und</strong> Abgaben schon wieder gesenkt, lieÇen den<br />

Blutdruck steigen, <strong>die</strong> Nachfrage sowie auch den Preis denn<br />

der Begriff des Fortschritts kann sich nur auf <strong>die</strong>se Schnittmenge<br />

beziehen, wir sitzen alle in den Kerkern unserer Kindheitserinnerungen,<br />

was unter der Erde ist <strong>und</strong> auÇerhalb der


gefeierten Hallen, darÄber wird k<strong>ein</strong>e Rechnung geschrieben,<br />

k<strong>ein</strong>e Steuer erhoben, k<strong>ein</strong>e Ausgangsbilanz wird erstellt.<br />

Und <strong>die</strong> Eine? Was tat sie, wohin ging sie das GroÇmannsrÅtsel?<br />

Tortete sie <strong>die</strong> Alpenrinnen? Versucherin der schÄtten<br />

Passage? Suchte sie <strong>die</strong> AttenuÅter? Sybillerin der Usurpatoren?<br />

Sabinerin derer von Tutmaringen? Still gewordene Sirene<br />

des feuchten Kehrichts? Chloti der frischen Seeluft?<br />

Heuste sie Ecktische vor mit Diriklee <strong>und</strong> Hehrefon,<br />

Asenbeck <strong>und</strong> Riewenstuhl, Nangsi <strong>und</strong> Nunzius in der stillen<br />

Hafenkawempe <strong>und</strong> Karawunke? Unfte sie, wenn angesprochen,<br />

nur nÉtigste Laute aus ihrem Kabeltrainer? Zerrte sie<br />

Nichtschw<strong>im</strong>mer vor ihr Erbrochenes? Flackerte sie durch <strong>die</strong><br />

Reisigheuer wie Uhland <strong>ein</strong>st Bator I. W. ej ter Moppov?<br />

Drohte sie dem preisgezeichneten vierwindigen SÅnger mit<br />

unbÅndigem Auflauf? Finnwettete sie ihr bleckblunnes<br />

Krossaar? Spritzte sie es um? NÄmpfte es gar? Weckte es <strong>ein</strong>?<br />

Ipfte es glatt? Hatte sie wochenlang k<strong>ein</strong>en festen Fre<strong>und</strong>?<br />

Beklagte sie dem Strand s<strong>ein</strong> lammettas Bewurf, umgraste <strong>die</strong><br />

TotenvÅhle, verwirkte schramant das DinkhÅutchen von<br />

Bisonnenmarck, hauste verschnupft vor den Billspiegeln ihr<br />

lÅchlichstes Feuder, tauchte vor Schreck <strong>ein</strong>ge<strong>im</strong>pft in dem<br />

allergeensten nehmwinnen Nirgendklo hoch, in <strong>die</strong> fiesen<br />

Matenten der GroÇwÄnsche <strong>und</strong> NabelschnÄre (aber nur<br />

kurz!), um sich spontan in den Freilandbubi, Milchpapas<br />

Wange <strong>und</strong> frisch <strong>ein</strong>getroffenen QuÅngel auf der<br />

VertebuhÑme des Vorderlebens <strong>und</strong> hinten auch noch zu verbeiÇen<br />

- hÉre ich forle Verbitterung <strong>ein</strong>es zu kurz <strong>und</strong> weggekommenen<br />

umfinkraus geschneiderten <strong>und</strong> <strong>ein</strong>gesackten drahtig<br />

f<strong>ein</strong>nerwigen sdannwie sdann entfesselten Verlierers staufertigen<br />

iLlewus Herzenswunsch aller StiefvÅter unschuldiger<br />

Freifahrtsch<strong>ein</strong> <strong>und</strong> Hasel-HÄne der Wechselbohrer <strong>und</strong><br />

Wehkragen? Kriechte sie selbst <strong>ein</strong>s aufs Dach, berÄschte sich<br />

dawo mit schrillendee Piercings <strong>und</strong> behÅngte sich seitdem


mit gebirgslandschÉnem siebenrÅdrigem Schmock <strong>und</strong><br />

KunsentÄll? PfÄhlte sie wosonst FÄhl herrscht mit reichlich<br />

ruschem Za-zitz-ki-Salat, mischte das Tieftunke mit dem Erdbeben,<br />

das Kullerunte mit dem Kellerigen <strong>und</strong> H<strong>im</strong>beersÄÇen,<br />

das aufgetuffte Dingsboa, von dem <strong>die</strong> Kanaster singen in<br />

hohem Ton <strong>und</strong> traumgieÇen in ihre ZartbesÅten, mit dem<br />

gelbvitriolen Ebergesicht, an das sich zwar s<strong>ein</strong>e kregeln<br />

Anwurschen, aber noch lÅngst nicht alle Ladendetektive gewÉhnt<br />

hatten, <strong>und</strong> wer ongsch bisher fÄr <strong>ein</strong>e Nichtfarbe hielt,<br />

nur unter quÅ<strong>lenden</strong> KrÅmpfen <strong>ein</strong>setzbar, wurde der von ihr<br />

nun <strong>ein</strong>es Besseren belehrt? Mitnichten! Tafft? unter den<br />

WÄstlichen, blattspunk Aussehenden <strong>ein</strong>es von jegeller Fanfare<br />

unbekÄmmerten, klaustroph bestÅrkten, zellfrieden Feuerwerksmann<br />

in Zivil sorgfÅltig arrangiert <strong>und</strong><br />

vergneismannicht, bickte sie kainsgleich in spe <strong>die</strong> silberne<br />

Hochzeit, <strong>ein</strong> mikro mikado HÄftschwingen reichte schon,<br />

brauchte danach in k<strong>ein</strong>e Schiffschaukel mehr r<strong>ein</strong>zusteigen,<br />

Dildos, Diederos <strong>und</strong> dero Derivate, quallfort zur Quelle, zu<br />

Quierlingskraut Quadrille <strong>und</strong> Quarkkuchen, sondern<br />

aschtewicks maasch den <strong>ein</strong>en Tohn auf <strong>ein</strong>em anderem Oore<br />

blasen: hÉrte nichts. Umwand sie <strong>die</strong> SÅulen wie <strong>ein</strong>es Mannes<br />

Konges Kwehn, nockte sich unbedenks zwischen <strong>die</strong> IrrwÅrter,<br />

dem bald an <strong>die</strong> Backe, zapfte ihm den reichlichen<br />

Hahn <strong>und</strong> zupfte jenem das Singspiel, pfuhlte sie regelwidrig<br />

mit Vollstemtanz, pÄllerte der letztjÅhrigen huhrwien Prinzessin<br />

in <strong>die</strong> 6-St<strong>und</strong>en-Haarpracht, dass <strong>die</strong> anschlieÇend alles<br />

abschneiden musste, pÄtscherte ungestraft mit dem ganzen<br />

ungewaschenen Zeug in ihren Ekzemen, weil mit <strong>ein</strong>er derartigen<br />

Horde <strong>und</strong> Ansturm k<strong>ein</strong>er gerechnet hatte, waren alle<br />

zum Mittag <strong>und</strong> konnte ihre Augen nicht in der Damen- <strong>und</strong><br />

Herrenabteilung gleichzeitig haben, wenn <strong>die</strong> unsegregiert<br />

sich vermischten in niederen Luftschichten war von alldem<br />

aber niemals nichts gesagt worden <strong>und</strong> wurde auch in Zukunft


nichts zu gesagt werden ihr M<strong>und</strong> blieb verschl<strong>und</strong> <strong>und</strong> achterdecks<br />

friggs.<br />

K<strong>ein</strong>e wollte den schwarzen Peter Äberhaupt nur angesehen<br />

haben, erst recht, weil sie davon ausgehen mussten, dass ihre<br />

Altersgenossen, in den gleichen LasterhÉhlen ihre<br />

torndreichen nicht blitter zu kriegenden Wechselladungen<br />

r<strong>und</strong>drehten <strong>und</strong> auch munter befriedigten konnte <strong>die</strong> Åltere<br />

Generation noch so laut H<strong>alt</strong>! schreien werdet ihr denn nie<br />

vernÄnftig - w<strong>und</strong>ern durften sie sich nicht.<br />

Las sie <strong>ein</strong>e der folgenden Zeitschriften? Laura, Lara, Tina,<br />

Vera, Kuba, Sera oder Hera? Ja! Was war ihre Lieblingsfarbe<br />

bei GÄrteln? Pink. Litt sie unter erblichen Krankheiten, schizothymen<br />

SchÄben, <strong>die</strong> das Ausleben ihrer persÉnlichen BedÄrfnisse<br />

behinderten? Unter Allergien, <strong>die</strong> sie be<strong>im</strong> Tragen<br />

modischer Kleidung stÉrten? Sonst <strong>ein</strong>er Hautkrankheit?<br />

Wenn ja, wo hatte sie sich <strong>die</strong> zugezogen? Falls sie c ankreuzte:<br />

wÄrde sie den Kauf <strong>ein</strong>es VerhÄtungsmittels, welches<br />

eben<strong>die</strong>ses ebenda verhinderte, in Zukunft in ErwÅgung ziehen?<br />

Wenn ja, welche Farbe sollte <strong>die</strong>ses Mittel haben? Welchen<br />

Geschmack? Musste es leicht zu be<strong>die</strong>nen s<strong>ein</strong>? Welchen<br />

Preis durfte es max<strong>im</strong>al haben? Und schlieÇlich: wÄrde<br />

sie ihre Erfahrungen nach erfolgreicher Applikation ihren<br />

Fre<strong>und</strong>innen kommunizieren?<br />

Sie saÇen auf heiÇem dampfendem Pflaster empor <strong>und</strong> herausgehoben<br />

in <strong>ein</strong>er verwahrlosten WÄstenei voller Menschen<br />

war <strong>die</strong>se WÄste durstend hetzten Myriaden<br />

taugenichtswÄrdiger K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> KÅufer an ihnen vorbei welche<br />

vergeblich nach jenen mythischen Wassern <strong>im</strong> Innern des<br />

GlÄcksschr<strong>ein</strong>s Ausschau hielten von dem in <strong>alt</strong>en BÄchern<br />

soviel <strong>die</strong> Rede ist wie auch in modernen Fantasyfilmen<br />

EsoterikbuchlÅden <strong>und</strong> Computers<strong>im</strong>ulationen sie aber unterhielten<br />

sich prÅchtig <strong>im</strong> Pulk der den todgen Weiden Strom<br />

aufhielt empfingen Besch<strong>im</strong>pfungen standhaft mit x <strong>und</strong> o


B<strong>ein</strong>en lehnten kampfbereit an der Fassade be<strong>im</strong> rostigen<br />

Abfluss der grauen Oase schnatternd inmitten der Springflut<br />

<strong>und</strong> unterm Auspiz des Ausstellungsfensters Aug in Auge an<br />

der Laterne oder eben sie saÇen das Leben kann auch SpaÇ<br />

machen schweigend auf <strong>die</strong>sen St<strong>ein</strong>en <strong>die</strong> MÅdchen leicht<br />

vorgebeugt pendelnd <strong>die</strong> Slingpumps mit kl<strong>ein</strong>en HÅnden<br />

unter den Schenkeln oder darauf <strong>ein</strong> Blickfang gerÉtet <strong>im</strong><br />

Circus M Abendlicht.<br />

-Huups, sagte der schrÉckliche Gammler, ohne <strong>die</strong> Hand zu<br />

heben, <strong>und</strong> das war genau der Gr<strong>und</strong>.<br />

-Dauernd erschreckst du mich, weiÇ nicht, was daran lustig<br />

s<strong>ein</strong> soll, sagte <strong>die</strong> Frau. WeiÇ nicht mal wozu ich hier sitze<br />

vielst<strong>im</strong>miger Soubretten Hintergr<strong>und</strong> gab ihr Recht <strong>im</strong>mer<br />

<strong>die</strong>selbe Leier.<br />

-Was glaubst du, wenn da was passiert, auch mit der halbvollen<br />

Flasche. Dass dich noch k<strong>ein</strong>er angezeigt hat.<br />

-Neulich ist ihm <strong>ein</strong>e runtergefallen, sagte der andere Nachbar.<br />

Direkt auf <strong>die</strong> Rolltreppe. Die ganzen Scherben lagen da.<br />

-W<strong>und</strong>ert mich gar nicht, sagte sie, geÄbt in den Abgr<strong>und</strong><br />

blickend. Aber ich werd dich nicht decken, pass auf.<br />

-Heh! Was? echauffierte sich der groÇe Wesir in lippi tegalo.<br />

Willst du ihn anzeigen?<br />

-Decken will sie mich, hat sie doch gesagt.<br />

Er schwenkte s<strong>ein</strong> groÇes Bier.<br />

-Normalerweise decken <strong>die</strong> MÅnner <strong>die</strong> Frauen.<br />

-Komm schon. Ey komm, brÄmmelte der groÇe Verweser.<br />

Er berÄhrte sie flÄchtig. Sie aber schubste ihn zur Seite,<br />

schrubbte. Wieder war <strong>ein</strong>e Injurie fÅllig.<br />

-Lass doch <strong>die</strong>! sagte der Gammler.<br />

Gewandere kommst du nach Sasel, danach zu den Leuten aus<br />

Jenfeld. Verzogen sich <strong>die</strong> Weiber ins Geflecht der KrÉtenechsen,<br />

der von Innereien ÄberzÄchteter WÄhlmÅuse lebenden<br />

Schlangen <strong>und</strong> FÄchse, auffÅllig toupiert <strong>und</strong> mit allerlei Zierrat,<br />

komischen Hosen <strong>und</strong> emaillierten SchlÄsselanhÅngern


ausstaffiert, an bunten BÅndern baumelnden Bildpostkarten,<br />

dahinter <strong>im</strong>mer der Breakso<strong>und</strong>, wÅhrend ihre KÉrpertemperatur<br />

sank <strong>und</strong> sank. Nur <strong>ein</strong>er durfte ihnen folgen.<br />

-Onno schickt mir 'ne SMS kurz vor Dienstschluss will sich<br />

mit mir <strong>und</strong> Rita treffen. / Warum nicht schreibe ich habe<br />

heute abend nichts vor wollte mich zwar eigentlich ausruhen<br />

vom Stress gestern du glaubst gar nicht wie spÅt ich ins Bett<br />

konnte mich mal wieder nicht losreiÇen von s<strong>ein</strong>en SpÅÇen<br />

ohne Pause ich weiÇ nicht wie der das macht - w<strong>und</strong>erst du<br />

dich, sagte sie <strong>im</strong> selben Atemzug, dass wir Äber denselben<br />

Mann reden auch Sofia findet ihn vielviel witziger.<br />

-Ha, ha, hÉrte MÄmmel den anderen Nachbarn sagen.<br />

Erst zuckte es um s<strong>ein</strong>en M<strong>und</strong>, um s<strong>ein</strong>e Augen.<br />

-... <strong>und</strong> dann raus so frÄh was glaubst du wie mÄde ich war. /<br />

Ich sei <strong>im</strong>mer am Jammern fÅhrt er mir Äber den M<strong>und</strong> trotzdem<br />

ich gerade <strong>die</strong> Grippe hinter mir habe aber warum nicht<br />

Lust habe ich schon <strong>ein</strong> Abend all<strong>ein</strong> zuhause kann ziemlich<br />

lang werden <strong>und</strong> wenn du <strong>ein</strong>en guten Vorschlag hast. / Ich<br />

habe, schreibt er zurÄck. Eine Discoparty, irgend so'n JubilÅum.<br />

Eintritt frei.<br />

-Sowas ist <strong>im</strong>mer gut, sagte der Wesir, <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Ohren wurden<br />

lÅnger <strong>und</strong> lÅnger.<br />

Wer ihn kennt, aus Erfahrung, wÄrde ihm heute <strong>ein</strong>en anderen<br />

Spitznamen geben, dachte <strong>ein</strong>er entspannt an <strong>die</strong> Mauer gelehnt.<br />

-Kommen auch Leute hin <strong>die</strong> du sonst nicht so siehst schreibt<br />

er <strong>und</strong> von Rita kommt <strong>ein</strong>e Message sie wisse noch nicht, ob<br />

sie es rechtzeitig schaffe, fertig zu werden sie mÄsse noch <strong>ein</strong><br />

K<strong>und</strong>enkonto schlieÇen ihr Chef warte darauf aber wenn ja<br />

wÅr sie auf jeden Fall dabei. / Was das nun wieder dass du<br />

neuerdings unabkÉmmlich bist antwortet Otto <strong>und</strong> ob da mehr<br />

dahinter stecke cc an mich Mann! ist der dreist war er schon<br />

<strong>im</strong>mer nur nÄtzt es ihm wenig so wie er aussieht kann er bei<br />

mir nicht landen n<strong>ein</strong> wirklich da mag es andere geben ich


nicht obwohl er das weiÇ trifft er sich am liebsten mit mir<br />

erstaunlich findet ihr nicht.<br />

-Glatt gelogen, dachte der an der Mauer. Diese Frau ist so<br />

hÅsslich, <strong>und</strong> sie redet so viel. Ich weiÇ jetzt schon ...<br />

-Sie habe jetzt <strong>ein</strong>en eigenen Bereich wo nur sie sich auskenne<br />

<strong>und</strong> in den ihr niemand r<strong>ein</strong>rede schreibt sie. / Ob Rita<br />

kann oder nicht schreibe ich ihm ich freue mich alles ist besser<br />

als all<strong>ein</strong> fernsehen <strong>und</strong> <strong>alt</strong>e weiche Salzstangen kauen<br />

denn irgendwie habe ich <strong>die</strong> Kurve gekriegt aus m<strong>ein</strong>er MÄdigkeit<br />

vielleicht treffen wir ja Manfred ich melde mich sobald<br />

ich dahe<strong>im</strong> bin jetzt ganz eilig weil ich sonst m<strong>ein</strong>en Bus<br />

verpasse. / Er freue sich auch. / Von Rita nichts k<strong>ein</strong>e Nachricht<br />

erst als ich nach Haus komme es ist nach acht <strong>und</strong> sie hat<br />

k<strong>ein</strong>e Lust mehr in drei dÄrren Worten mit drei Fehlern in<br />

jedem Wort <strong>ein</strong>en, <strong>die</strong> Nudel, war eigentlich klar sie ist <strong>im</strong>mer<br />

<strong>die</strong> erste der es zu spÅt wird dabei dachte ich sie <strong>und</strong> Onno<br />

wÅren <strong>ein</strong> Paar ich weiÇ doch er steht auf den dÄmmlichen<br />

Typ ...<br />

-Er hat sie ausprobiert <strong>und</strong> gemerkt, dass sie ihm zu schwierig<br />

ist, unterbrach sie der andere Nachbar. Dass man es nicht<br />

lange aushÅlt mit ihr. - MÅnner <strong>und</strong> Frauen, m<strong>ein</strong>te er ganz<br />

realistisch seit der Geschichte mit Steffi, passen nicht zusammen.<br />

-... auÇer mit mir, sagte <strong>die</strong> Frau. UnterhÅlt er sich bestens.<br />

-Steffi? - Der GroÇwesir krÅuselte <strong>die</strong> Nase.<br />

-Die Ex s<strong>ein</strong>es besten Fre<strong>und</strong>es ich kenne sie nur vom Sehen<br />

er fand sie <strong>im</strong>mer sehr attraktiv hat er mir zu der Zeit mehrmals<br />

erzÅhlt <strong>und</strong> als sie dann frei war haben sie sich getroffen<br />

aber Äberhaupt nicht verstanden komisch eigentlich aber vielleicht<br />

auch normal weil angeblich nur jeder zehnte Mensch als<br />

Partner zu <strong>ein</strong>em passt wusstet ihr das? <strong>die</strong> beste Fre<strong>und</strong>schaft<br />

war dann beendet.<br />

Der an der Mauer sagte noch <strong>im</strong>mer k<strong>ein</strong> Wort. Endlich frei.<br />

Sich endgÄltig befreit habend&fÄhlend. Dieses brennend freie


GefÄhl der Jungen&Jugend. Frei s<strong>ein</strong>, <strong>und</strong> doch beschrÅnkt in<br />

dem, was man tat. Nicht wie der groÇe Systemsoziologe von<br />

Gesetzen geknebelt <strong>und</strong> frei.<br />

Von der Decke baumelten groÇe NÅgel, an den WÅnden<br />

prangten tolle Graffiti. Die schmale Gasse wurde von Fremden<br />

bevÉlkert, von gehetzt wirkenden hÉheren Angestellten<br />

mit Aktenkoffern in der Hand, von SekretÅrinnen <strong>und</strong> Sachbearbeiterinnen<br />

des Rathauses sowie von hungrigen Hausfrauen<br />

mit oder ohne Kl<strong>ein</strong>kind <strong>im</strong> Schlepptau. Dazwischen<br />

<strong>die</strong>ses bekannte Gesicht auch das noch Sofias Åltere Schwester,<br />

<strong>die</strong> fortfuhr:<br />

-Ich wÄrde gern noch, schreibt er, nur ohne Auto weil's regnet<br />

<strong>und</strong> falls ich was trinke <strong>ein</strong> zwei Glas Bier muss man heute<br />

schon aufpassen Manni ist neulich erwischt worden wenn das<br />

nochmal passiert ist der FÄhrersch<strong>ein</strong> weg ich bin vorsichtig<br />

musst du verstehen. AuÇerdem piepst es, also <strong>die</strong> Elektronik,<br />

<strong>und</strong> ich weiÇ nicht warum, muss ich ganz dringend nachgucken.<br />

/ Und wie soll ich he<strong>im</strong>kommen? schreibe ich ziemlich<br />

ernÄchtert. WeiÇt du wie oft <strong>die</strong> Busse nachts fahren brauche<br />

ich st<strong>und</strong>enlang wird mir zu spÅt trinkst du h<strong>alt</strong> nichts <strong>ein</strong>mal<br />

wirst du das aush<strong>alt</strong>en mit Auto oder gar nicht, stelle ich ihn<br />

vor <strong>die</strong> Wahl lasse's drauf ankommen, mit ihm all<strong>ein</strong> ist es so<br />

interessant auch wieder nicht <strong>und</strong> macht nur halb so viel SpaÇ<br />

wie mit Manni. / Ach komm, schreibt er. Der schÉne Abend.<br />

Überleg dir's noch mal. / Doch bis ich's mir Äberlegt hatte, ist<br />

er unter s<strong>ein</strong> Ein <strong>und</strong> Alles gekrochen, dem Piepsen auf der<br />

Spur, <strong>und</strong> ich glaube, nicht der Alkohol war das Problem,<br />

sondern er wollte es bei Regen nicht fahren damit es nicht<br />

schmutzig wird oder gar rostet dabei mieselte es nur.<br />

-Stell dir vor, sagte der Gammler. HÅtt'ste ihn fÄr so penibel<br />

geh<strong>alt</strong>en? FÄr so 'nen zwanghaften Sparstrumpf?<br />

-Na gut gehe ich schlafen fÄr mich ist <strong>die</strong> Sache erledigt doch<br />

um halb <strong>ein</strong>s ruft er mich an also der spinnt doch der Typ. Ich<br />

benommen <strong>im</strong> Bett halb noch am TrÅumen <strong>und</strong> weiÇ nicht


was los ist. / Weia, sagt er. Jetzt habe ich dich geweckt.<br />

Schuldige bitte. War so beschÅftigt mit der Maschine. Nicht<br />

auf <strong>die</strong> Uhr geschaut. Er wÄrde gern noch wo hin, da staunst<br />

du, <strong>und</strong> ob ich mit will, das Auto sei fertig. / Was glaubst du?<br />

blaff ich ihn an. Muss morgen frÄh raus. Kann nicht ausschlafen<br />

wie du. / Er muss auch raus, behauptet er. / Dass ich nicht<br />

lache. Wie frÄh? frage ich.<br />

-Die Herren Studenten, lÅsterte der Gammler.<br />

-Was tut er? Redet mir zu. Will jetzt ins Atta. Ab <strong>ein</strong>s wird's<br />

erst interessant auf der Piste vorher kannst du dir schenken.<br />

WeiÇ ich, <strong>und</strong> er? Belehrt mich Äber <strong>die</strong> Natur des Schlafes:<br />

was du heute versÅumst, holst du morgen spielend nach. / Ich<br />

muss erst noch nachholen, was ich gestern versÅumt habe,<br />

lasse ich ihn wissen <strong>und</strong> mich nicht erweichen, obwohl er mir<br />

ordentlich zusetzt vielleicht war's <strong>ein</strong> Fehler. / Irgendwann<br />

legt er auf, <strong>und</strong> heute morgen finde ich <strong>ein</strong>e SMS, <strong>die</strong> er mir<br />

um halb drei noch geschickt hat. Entschuldigt sich in aller<br />

Form, weil er so rÄcksichtslos gewesen sei. Ist doch nett,<br />

oder?<br />

Vom Nachbarn kam <strong>ein</strong> leises StÉhnen.<br />

-Leider nicht so nett wie Manni, sagte er.<br />

Da kloppte sie ihm auf <strong>die</strong> Schulter <strong>und</strong> warf ihr perlendes<br />

Lachen, ihre perseponne Haut <strong>und</strong> ihr pensionatenes NasenflÄgelzittern<br />

in <strong>ein</strong>e neunmalkluge Glaskunstschale, in <strong>ein</strong>en<br />

breschnewigen Umhang aus hÅutigem GoldlamÑ versprach<br />

wortlos charmÉs <strong>ein</strong> klingklang Wunschkonzert <strong>und</strong><br />

blingbling Feuerwerk durch noffneue Nasecks achtr<strong>ein</strong>. Doch<br />

so vergeblich wie ihr Sehnen waren <strong>die</strong> FlÄgelrennen, ob auch<br />

Zweifel an ihrer PÉrsneléie wohler von allen Seiten <strong>und</strong> Kuchenenden,<br />

<strong>und</strong> hatte wahrlich recht durch alle Witzbehausten<br />

klinden Umfeldes traute sich forschen Schrittes vondannen.<br />

Denn liegt nicht in den Zwecken <strong>die</strong> wahre Bedeutung der<br />

Zukunft?


Sie liefen ihnen direkt in <strong>die</strong> Arme an manchen Tagen geht<br />

aber auch alles schief mindestens <strong>ein</strong>e dachte so wie der<br />

Nachbar doch mit <strong>ein</strong>er GebÅrde der absoluten Überlegenheit<br />

entzog sie ihm ihre Gunst hatte ewig genug von den<br />

SchÅkerern <strong>die</strong> sich mit jeder Frau virtuos unterh<strong>alt</strong>en. Der<br />

Rotz war unentschieden, <strong>im</strong> Prinzip unternehmungslustig<br />

kurze seitwÅrts BegrÄÇung als ob man sich kennte frische<br />

Zellen lachten sich an <strong>im</strong> Gleichschritt kaspernd, bunt wehte<br />

fÅchelnd das FÉhnhaar, an dÄnnen Riemchen wedelten <strong>die</strong><br />

StadtrucksÅcke (noch mal <strong>und</strong> noch mal sehnsÄchtig nach),<br />

fest saÇ <strong>die</strong> Jeansuniform, Strass besetzte Sandalen- <strong>und</strong><br />

Haarspangen glitterten on. Top on-top egal was sie zeigten<br />

aber es gab auch Unterschiede nicht <strong>die</strong> Strickjacke ist gem<strong>ein</strong>t<br />

<strong>die</strong> innere Einstellung LidstrichstÅrken <strong>und</strong> ob <strong>ein</strong>e ihr<br />

Haar glatt kÅmmt. Eine biss in frÅnkisches Obst warum? Wartet<br />

nur ab. Man kann sich viel vornehmen <strong>und</strong> dann wird doch<br />

nichts daraus. Und wenn er sich hinter sie klemmte? Bei der<br />

ihrer St<strong>im</strong>mung? Schon zog <strong>die</strong> Eine <strong>die</strong> Anderen mit. Die<br />

wÅren noch da geblieben Beifall zu spenden schallend zu<br />

lachen nicht abgeneigt <strong>die</strong> <strong>alt</strong>en Geschichten zu hÉren, worÄber<br />

andere gÅhnen, ihr kennt sie noch nicht.


4.AKT, 2.SZENE, 11.BILD<br />

Das Leben, sagt Proust - bekannt geworden erst durch s<strong>ein</strong>e<br />

blutjungen BlÄtenmÅdchen, von denen er <strong>im</strong> Schatten trÅumte,<br />

ist wie <strong>ein</strong> TheaterstÄck, mal komisch, mal tragisch, mal trost-<br />

, witz- oder reiz- <strong>und</strong> heillos, welches <strong>die</strong> Zuschauer aus verschiedenen<br />

Blickwinkeln, entsprechend der<br />

BÄrokratendeutsch Verortung genannt <strong>im</strong> Medizinerdeutsch<br />

?+? SteiÇlage mit Blickrichtung auf das Westentaschendeutsch<br />

ihres Programmheftes, frei verfolgen kÉnnen aus der<br />

Sicht! ihr Kanacken! <strong>und</strong> ungehobelten SpÅne! nur dem computeran<strong>im</strong>ierten<br />

Sperrsitzroutenplaner ist nichts wesen-+liches<br />

fremd, bleibt nichts po+-+ <strong>und</strong> pausbackiges verborgen.<br />

MÅnnl<strong>ein</strong> <strong>und</strong> Weibl<strong>ein</strong> <strong>im</strong> beheizten JÅgersitz ihres<br />

Couvertierrevieres, wÄtige OberfÉrster der Kulturlandschaftspflege<br />

an den Logenpforten, krachlederne LeibwÅchter auf<br />

den Pfaden <strong>ein</strong>er grÉÇern Frucht&Furcht. Wer alles genau<br />

mitverfolgt <strong>und</strong> dann nicht <strong>die</strong> Klappe h<strong>alt</strong>en kann, erringt<br />

meist wenig Einfluss. Viele gerufen, wenige angekommen,<br />

nur <strong>ein</strong>, zwei ausgewÅhlt, so lÅsst sich das Puffprinzip zusammenfassen.<br />

Selbst sich zwischendurch <strong>ein</strong>en besseren<br />

Platz zu suchen wird nicht von allen goutiert. EmpÉrte EinwÅnde<br />

von hinter <strong>ein</strong>em sitzenden Kulturfetischisten, dass<br />

man Angst kriegt <strong>und</strong> es sich fast noch <strong>ein</strong>mal Äberlegen<br />

mÉchte. GedrÅngel <strong>und</strong> Über<strong>ein</strong>ander in den Vorderreihen<br />

fast wie auf <strong>ein</strong>er HÄhnerfarm. Einsetzen, Hochtunen <strong>und</strong><br />

Überdrehen <strong>ein</strong>er vÉlligen, unhe<strong>im</strong>lichen Dunkelheit. Die<br />

gespenstische Szenerie nur von den Notleuchten, welche <strong>die</strong><br />

Sitzreihen markieren, erhellt ist zuviel gesagt. Die Zuschauer<br />

vernehmlich raschelnd mit den Farbprospekten (viele Bilder,<br />

wenig Text), den Abonnenten unter ihnen vom Branchen<strong>die</strong>nst<br />

kostenlos zugeschickt, <strong>die</strong> anderen haben dafÄr <strong>ein</strong>en<br />

Obolus entrichtet. Eifriges Murmeln in den SchÅchten. Über<br />

dem H<strong>im</strong>mel geht plÉtzlich das Licht an, worauf Rascheln


<strong>und</strong> Murmeln schlagartig aufhÉren - <strong>und</strong> dann wieder aus. Die<br />

heisere St<strong>im</strong>me des Inspizienten krÅht nach dem Beleuchter.<br />

Wieder an. Ein herrenloses BÄndel liegt auf der BÄhne, <strong>ein</strong><br />

zusammengeb<strong>und</strong>ener brauner Wintermantel, Modell 50er<br />

Jahre, aus dem sich <strong>ein</strong> mÅÇig irritierter Cockerspaniel<br />

hervorschÅlt. Aufgeregtes Geschnatter der selten ins Theater<br />

gehenden neuen Fre<strong>und</strong>innen von kulturinteressierten Studenten,<br />

dem von Marktweiberkreischen aus in den WÅnden <strong>ein</strong>gelassenen<br />

Lautsprechern Einh<strong>alt</strong> geboten wird. Ein Kopf<br />

Kerl lugt zwischen den F<strong>alt</strong>en des Vorhanges vor, blinzelt ins<br />

Sch<strong>ein</strong>werferlicht <strong>und</strong> verschwindet wieder. Der Vorhang<br />

geht auf. Jemand hantiert erratisch an den Versenk<strong>ein</strong>richtungen.<br />

Den Zuschauern ersch<strong>ein</strong>en der Reihe nach griechische<br />

SÅulen, <strong>ein</strong>e Hafenviertelszenerie <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e StraÇenbahnh<strong>alt</strong>estelle,<br />

<strong>die</strong> alle hastig wieder <strong>ein</strong>gefahren werden, nicht unÅhnlich<br />

dem erigierten Penis <strong>ein</strong>es Pornodarstellers, der merkt,<br />

dass er in <strong>ein</strong>em seriÉsen Film gelandet ist, bis endlich unvermittelt<br />

<strong>ein</strong>e komplette BÄro<strong>ein</strong>richtung aus dem sch<strong>ein</strong>bar<br />

unendlichen Vorrat des VerfÄgbaren hochtaucht. An den<br />

WÅnden <strong>die</strong> BÄcher der Unterstufenbibliothek SÇhne des<br />

Windes, <strong>die</strong> Erben der Dragomira, der <strong>alt</strong>e Kondor, Winnetou,<br />

Manitu, Pompidou <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e letzten Tage, <strong>die</strong> wilden<br />

Wildenten <strong>und</strong> der geraubte Verstand, Pipi, <strong>die</strong> Siegergans,<br />

der Wetterfrosch B<strong>alt</strong>hasar, Nassewitz' Mondfahrt, der SÅngerkrieg<br />

der Heidehasen, Staubs MÅrchen, Lukas der Laden<strong>die</strong>b,<br />

Tschipo in der St<strong>ein</strong>zeit, Hatschi Bratschi <strong>und</strong> <strong>die</strong> Currymiezen,<br />

Herzog Bojo der schielende Wandale, der Dieb von<br />

Ferrara, <strong>ein</strong> TrÄmmersommer, DrachenschwÅnze, <strong>die</strong> Verwirrungen<br />

des Dietrich von Bern, Kriemhilds Rache, als Troja<br />

unterging, <strong>und</strong> so weiter <strong>und</strong> so fort, davor <strong>ein</strong> paar Lesepulte<br />

<strong>und</strong> in der Mitte <strong>ein</strong> Schreibtisch, <strong>ein</strong>gerahmt von zwei<br />

Raketenattrappen, an denen <strong>die</strong> Fahnen zweier bislang verf<strong>ein</strong>deter<br />

Nationen hÅngen, <strong>die</strong> unterschiedlicher nicht s<strong>ein</strong><br />

kÉnnten <strong>und</strong> sich Äberraschend zur Wiederver<strong>ein</strong>igung ent-


schlossen haben. Ein paar halb gare UnterstufenschÄlerinnen,<br />

Leseratten in gelben <strong>und</strong> schwarzen T-Shirts, <strong>die</strong> <strong>im</strong> letzten<br />

Vorlesewettbewerb erste PlÅtze belegt hatten <strong>und</strong> zur Belohnung<br />

nach Herzenslust ihrem Hobby frÉnen durften, saÇen<br />

versunken Äber ihren BÄchern, wÅhrend Carlos auf Annas<br />

Wanderver<strong>ein</strong> wartete, der hoffentlich gleich kommen wÄrde,<br />

all<strong>ein</strong> weil sie es nicht abwarten konnten, <strong>ein</strong> SchwÅtzchen<br />

mit ihm zu h<strong>alt</strong>en, <strong>und</strong> man sich dazu bei mir zuhause kaum<br />

verabreden konnte. WÅhrend er wartete, wÄrden Thomas <strong>und</strong><br />

AndrÑ sich neben ihm niederlassen, der <strong>ein</strong>e, weil er in der<br />

Freist<strong>und</strong>e gr<strong>und</strong>sÅtzlich <strong>im</strong>mer hier ist, <strong>und</strong> der andere, weil<br />

wir nicht <strong>die</strong> leiseste Abneigung gegen<strong>ein</strong>ander hegen. Ich<br />

lieÇe <strong>die</strong> B<strong>ein</strong>e baumeln, mal hierhin, mal dahin, mal tÅtÅrÅtÅÅ,<br />

wo <strong>die</strong> SchicksalsÅste beÅchtlich knacken <strong>und</strong> <strong>die</strong> vergilbten<br />

Seiten gerade so hinfallen <strong>und</strong> verwehen. An Tagen wie<br />

<strong>die</strong>sen kÉnnte ich direkt melancholisch werden. Damit <strong>ein</strong>her<br />

ginge <strong>ein</strong>e satte, unerklÅrlich begnÄgliche MÄdigkeit, <strong>und</strong><br />

manchmal hÉrte er sogar innere St<strong>im</strong>men, <strong>die</strong> Zeugnis, AufklÅrung<br />

oder Rechenschaft Äber s<strong>ein</strong> Tun <strong>und</strong> Lassen von ihm<br />

forderten. Vorzugsweise Äber das Lassen.<br />

Das Leben war <strong>ein</strong> harter Holzklotz, <strong>ein</strong>e Travestieshow, <strong>ein</strong>e<br />

Farce, <strong>ein</strong> Wanderpokal, Wunsch- Kriegs- <strong>und</strong> Befriedigungsmaschine,<br />

<strong>und</strong> wahlweise <strong>ein</strong>e Riemannsche FlÅche. Er<br />

sah darin k<strong>ein</strong>en Widerspruch. Warum auch? S<strong>ein</strong>e Lieben<br />

spielten sich auf ganz verschiedenen Seiten <strong>ein</strong>es dicken Poesiealbums<br />

ab. Auf jeder Seite fanden sich sowohl seelengute<br />

Nettigkeiten wie herzhafte <strong>und</strong> auch hÅssliche Dinge. Bunte<br />

Bilder wechseln mit allerlei Tand, mit hÄbschen SchnÉrkeln<br />

<strong>und</strong> liederlichen Tintenklecksern ab. An manchen Stellen<br />

breiten sich kl<strong>ein</strong>geschriebene, weitsÅumige Elogen aus, von<br />

denen man Jahre spÅter be<strong>im</strong> Nachlesen komischerweise gar<br />

nicht genug kriegen kann. An anderen sind es Zitate <strong>und</strong><br />

Aphorismen, <strong>die</strong> man frÄher viel lustiger gef<strong>und</strong>en hat. Selbst<br />

der tattrigste sabbernde Greis sehnt sich nach schÇner, ma-


kelloser Haut. Manchmal bricht der Text abrupt ab, <strong>und</strong> von<br />

manchen Seiten ist sogar <strong>ein</strong> StÄck herausgerissen. Doch so<br />

intensiv er sich auch mit der <strong>ein</strong>en beschÅftigte, blieb <strong>im</strong>mer<br />

noch mehr als genug Platz in dem Buch fÄr weitere groÇe<br />

Lieben, ohne dass sie sich in <strong>die</strong> Quere kamen. Und dann <strong>die</strong><br />

Erinnerungen! Diese kÉstlichen Erinnerungen! Von Seite 82<br />

verlassen worden zu s<strong>ein</strong>, ausgerechnet von der!, statt sie<br />

selbst zu verlassen, was durchaus naheliegend gewesen wÅre;<br />

oder als ihn Seite 85 am Arm <strong>ein</strong>er Anderen sah. Normalerweise<br />

bin ich nicht so blÉd, mit neuen Eroberungen gleich vor<br />

aller Welt dicke zu tun. Normalerweise zahlt es sich aus, <strong>ein</strong>e<br />

Flamme zuerst nur <strong>im</strong> Verborgenen lodern zu lassen, oder<br />

eben subl<strong>im</strong> verklaust in groÇen KonzertsÅlen, das war s<strong>ein</strong><br />

Lebensziel.<br />

Bin ich unglÄcklich, weil ich momentan nicht verliebt bin?<br />

Weil das mit Amelie eher <strong>ein</strong>e Zweckgem<strong>ein</strong>schaft als <strong>ein</strong>e<br />

Paarbeziehung ist? Er bekam alles, was er brauchte <strong>und</strong> was<br />

Liebende normalerweise sich gaben. Fast alles. Und Amelie,<br />

wenn sie nicht gerade <strong>die</strong> Intellektuellentochter vorkehrte, gab<br />

meist mehr als er, verausgabte sich mitunter regelrecht. Bei<br />

dem Gedanken an <strong>die</strong>ses Mehr musste er unwillkÄrlich durch<br />

<strong>die</strong> inneren ZÅhne pfeifen, <strong>und</strong> dann stieg <strong>ein</strong>e w<strong>und</strong>erbare,<br />

w<strong>und</strong>erbar fremdartige <strong>und</strong> jungfrÅuliche Melo<strong>die</strong> in ihm<br />

hoch, <strong>die</strong> er sofort aufschreiben musste, weil sie in s<strong>ein</strong>e<br />

Kompositionen Eingang finden wÄrde. Amelie als s<strong>ein</strong>e<br />

unersÅtzliche, unersÅttliche Muse - obwohl sie leider k<strong>ein</strong>eswegs<br />

wie <strong>ein</strong>e Muse aussah, das heiÇt so, wie <strong>ein</strong>e Muse s<strong>ein</strong>er<br />

M<strong>ein</strong>ung nach auszusehen hatte.<br />

Wer klug ist, legt in der Jugend <strong>die</strong> Basis fÄr <strong>ein</strong> Lebenswerk.<br />

Nur talentfreie Leute dÄrfen damit rechnen, Äber 30 zu werden,<br />

um wenn schon sonst nichts wenigstens ihre Welt- <strong>und</strong><br />

Lebenserfahrung in <strong>ein</strong>er Autobiografie unter <strong>die</strong> Leute zu<br />

bringen.


Ein AbzÅhlre<strong>im</strong> aus s<strong>ein</strong>er Kindheit fiel ihm <strong>ein</strong>, <strong>die</strong> er in<br />

Asien verbracht hatte, wo s<strong>ein</strong> Vater Botschaftsrat gewesen<br />

war.<br />

heng peng li<br />

soma sura ti,<br />

sura si, sura so ...<br />

Ei-nz-ig das Leben mittendrin: STOPP! Damit war er nicht<br />

zufrieden so konnte er das dem Richter nicht prÅsentieren.<br />

Lag's am Text, aber Äber das Drehbuch lÅsst der sowieso nicht<br />

mit sich reden. D<strong>ein</strong>e Texte verweigern sich der Vertonung,<br />

habe ich <strong>ein</strong>mal zu ihm gesagt, <strong>und</strong> es hinterher bitterlich<br />

bereut.<br />

Und es st<strong>im</strong>mte auch: <strong>die</strong> bisher fertiggestellten Partituren<br />

waren nicht das Gelbe vom Ei. Sie plÅtscherten mehr so dahin,<br />

den Melo<strong>die</strong>n fehlte der rechte Schwung <strong>und</strong> <strong>ein</strong> f<strong>und</strong>amentales,<br />

Äbergreifendes Thema, welches tief genug angelegt<br />

war, um dem menschlichen Das<strong>ein</strong> an sich gerecht zu werden<br />

<strong>und</strong> damit den vollen Spannungsbogen des Dramas zu tragen,<br />

so dass selbst <strong>ein</strong>er wie Scholz, der ursprÄnglich ja <strong>ein</strong> Musikkritiker<br />

war <strong>und</strong> sich, wenn ihn GrÉll, BassbÅr oder Fassmiller<br />

nicht gerade fÄr sich beanspruchten, gern mit vielversprechenden<br />

Jungkomponisten umgab, weil er, was bei Literaturkritikern<br />

nicht selten vorkommt, <strong>und</strong> auch bei erfolgreichen<br />

Sachbuchautoren tritt <strong>die</strong>ses PhÅnomen manchmal zutage, <strong>die</strong><br />

Musik fÄr ebenso wichtig hielt wie <strong>die</strong> Sprache oder wie <strong>die</strong><br />

Natur, oder sogar fÄr noch wichtiger, weil sie beides in sich<br />

subsummiert wie der Bauch des Menschen <strong>die</strong> verschiedensten<br />

Speisen, <strong>die</strong> Bedeutung <strong>ein</strong>es Werkes zu erkennen vermochte,<br />

<strong>und</strong> zwar ohne dass vorher in allen Gazetten 'Skandal,<br />

Skandal' gerufen oder PlagiatsvorwÄrfe erhoben wurden.<br />

Dazu bedurfte es <strong>ein</strong>es prÅgnanten <strong>und</strong> unorthodoxen Motives<br />

mit <strong>ein</strong> paar markanten Achteln, mÉglichst auf G, <strong>und</strong> <strong>ein</strong>er<br />

hohen Dynamik, <strong>ein</strong> Aufschwung auf Es beispielsweise, <strong>und</strong><br />

dann hast du nicht gesehen hast du nichts gemerkt Wechsel


der Tonart. Nur wollte sich <strong>die</strong>se Idee in s<strong>ein</strong>em Kopf partout<br />

nicht konkretisieren. Vielleicht lag es doch an Amelie <strong>und</strong><br />

ihrem r<strong>ein</strong> funktionalistischen VerhÅltnis zum Sexu<strong>alt</strong>rieb <strong>und</strong><br />

zur Subl<strong>im</strong>ation, <strong>ein</strong>e Eigenart, <strong>die</strong> er bisher <strong>im</strong>mer positiv<br />

bewertet hatte, denn sie scheute sich nicht, alles, was ihr nicht<br />

gefiel, schonungslos unter Beschuss zu nehmen, darin dem<br />

Richter nicht unÅhnlich, dessen Åltere Schwester, wie ich mir<br />

schon Éfter bildhaft vorgestellt habe, nur <strong>ein</strong>e Gelegenheit hat<br />

bisher gefehlt, <strong>ein</strong>e viel gefÅlligere Muse abgÅbe, oder auch<br />

nicht, das wÄrde sich hoffentlich bald herausstellen, reif war<br />

<strong>die</strong> Frucht jedenfalls. Er brauchte sie nur anzustarren, wenn<br />

sie abends mit ihren Fre<strong>und</strong>en <strong>im</strong> Atta auftauchte, <strong>und</strong> sie<br />

starrte zurÄck. Leider fÄhrte bei <strong>die</strong>ser Art Frauen <strong>ein</strong>e instabile<br />

Nuance des Charakters, <strong>ein</strong> Nichtansprechen von Problemen,<br />

zu unkalkulierbaren Unst<strong>im</strong>migkeiten <strong>und</strong> zur Entladung<br />

in Form endgÄltiger hasserfÄllter Trennung - wÅhrend<br />

<strong>ein</strong>e wie Amelie sich <strong>im</strong>mer gleich beschwerte, wenn ihr etwas<br />

nicht passte, <strong>und</strong> mit Porzellan um sich warf, aber wenn<br />

es hart auf hart kam, konnte man sich auf sie verlassen. Echt<br />

flexibel, <strong>die</strong> Frau, <strong>und</strong> das lag wahrsch<strong>ein</strong>lich an ihren Genen:<br />

der Vater, Intellektueller <strong>und</strong> zugleich auch Akrobat mit <strong>ein</strong>er<br />

extrem belastbaren WirbelsÅule, hÅtte statt <strong>im</strong> Ballett auch <strong>im</strong><br />

Zirkus auftreten kÉnnen.<br />

Sonderfug der Stiefezeit,<br />

Keutsche noch dir wohlinkumm!<br />

als <strong>die</strong> klammen Walzen hummten<br />

jeden Schalletracht, <strong>und</strong> summten<br />

fall zu fort aus gelbem Kleid.<br />

Dann hielte er plÉtzlich inne. Aus s<strong>ein</strong>er St<strong>im</strong>me verschwÅnde<br />

jede Anteilnahme, <strong>und</strong> er wÄrde Thomas unverschlacks den<br />

RÄcken zukehren, denn Annas Wanderver<strong>ein</strong> rÄckte an, <strong>und</strong><br />

es lag <strong>ein</strong> solcher - Feminismus wÄrde man sagen, wenn das<br />

Wort nicht seit <strong>ein</strong>iger Zeit so negativ besetzt wÅre - Äber<br />

<strong>die</strong>sem Dreigestirn, <strong>ein</strong>e derartige <strong>und</strong> unvergleichliche, sich


in alle Richtungen ausbreitende tumb-weibliche Aura&Wolke<br />

- wer trÅgt denn heute noch Sommergamaschen! - dass er mit<br />

<strong>ein</strong>em Mal s<strong>ein</strong>e ganzen PlÅne vergÅÇe, <strong>und</strong> selbst <strong>die</strong> Sorge<br />

Äber <strong>die</strong> Reaktion des Richters, der, wenn er schlechte Laune<br />

hatte oder ihm etwas nicht passte, leicht ausfallend werden<br />

konnte <strong>und</strong> vor dem sogar <strong>die</strong> meisten Lehrer kuschten, wenn<br />

er ihm mitzuteilen gezwungen wÅre, dass <strong>ein</strong>ige Partituren<br />

noch gar nicht fertig, ja nicht <strong>ein</strong>mal angedacht waren, <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> offiziell fertigen unbedingt noch Äberarbeitet werden<br />

mussten, bevor man sie zur AuffÄhrung vor <strong>ein</strong>em grÉÇeren<br />

Publikum freigeben konnte. Er wÅre sogar geneigt, Äber<br />

Connies notorisch beleidigte Art hinwegzusehen, <strong>und</strong> Äber <strong>die</strong><br />

heftige Abneigung, <strong>die</strong> sie beide seit dem FrÄhjahr gegen<strong>ein</strong>ander<br />

gefasst hatten. Warum auch? Warum ihr unnÉtig AngriffsflÅche<br />

bieten? Warum ihre spitze Zunge reizen? FÄr<br />

<strong>ein</strong>en Moment gelang es ihm tatsÅchlich, s<strong>ein</strong>e Aversion<br />

durch distanzierte Überlegenheit <strong>und</strong> ZÅhne zusammenbeiÇen<br />

<strong>im</strong> Zaum zu h<strong>alt</strong>en.<br />

Anna wÄrde herankommen, Thomas wie <strong>ein</strong>en <strong>alt</strong>en Kumpel<br />

<strong>und</strong> Carlos mit <strong>ein</strong>er gewissen Reserve begrÄÇen. Sie wÄrde<br />

sich <strong>ein</strong>e Zigarette anzÄnden <strong>und</strong> mit dem Feuerzeug an den<br />

Flaggen auf den Raketenattrappen herumspielen.<br />

CARLOS Mensch Anna, lass das. Es stinkt jedes Mal bestialisch.<br />

Und dann kommt M<strong>und</strong>ig, <strong>und</strong> regt sich wieder auf,<br />

weil wir <strong>die</strong> deutsche Geschichte nicht endlich auf sich beruhen<br />

lassen.<br />

ANNA (provokativ Asche auf den Boden der Bibliothek<br />

schnipsend) Der soll sich ruhig aufregen.<br />

Carlos wÄrde sich <strong>ein</strong> falsches BÅrtchen ankleben <strong>und</strong> sagen:<br />

-Du musst dich endlich mal daran gewÉhnen, <strong>die</strong>s hier ist<br />

k<strong>ein</strong>e VergnÄgungsparty.<br />

Denn leider genÄgte sie s<strong>ein</strong>en AnsprÄchen nicht. Es ging ihr<br />

wie vielen Frauen von durchschnittlichem Aussehen <strong>und</strong>


durchschnittlicher Anziehungskraft, denen er <strong>ein</strong>fach k<strong>ein</strong>e<br />

Beachtung schenken konnte, so sehr er sich auch anstrengte.<br />

Auch Connie zÅhlte inzwischen zu <strong>die</strong>ser Kategorie. Sie kam<br />

an s<strong>ein</strong>e Vorstellung von der idealen Frau nicht heran. DafÄr<br />

waren ihre BrÄste definitiv zu kl<strong>ein</strong>, <strong>und</strong> sie lachte auch zu<br />

viel, <strong>ein</strong> bisschen extrovertiert, <strong>die</strong> Frau, auÇer wenn sie sich<br />

auf jemanden versteifte, dann konnte sie leicht <strong>ein</strong>tÉnig werden.<br />

Den Typ kannte er zu genÄge <strong>und</strong> hatte nicht <strong>die</strong> besten<br />

Erfahrungen mit gesammelt. Da traf es sich gut, dass er ihr<br />

auch musikalisch gesehen <strong>ein</strong> ganzes StÄck Äber war, schÉne<br />

St<strong>im</strong>me hin oder her.<br />

-Stellt euch da mal auf, wÄrde er <strong>im</strong> Befehlston sagen, nachdem<br />

er <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>en stÉrenden Tierchen fortgescheucht hÅtte.<br />

Und hier. Und hier. Tische! StÄhle! Hier ist der HÉhlen<strong>ein</strong>gang.<br />

Rege Betriebsamkeit s<strong>ein</strong>er HÅnde in <strong>ein</strong>em eigenstÅndigen<br />

dramaturgischen Universum, ohne doch zudringlich zu werden.<br />

AndrÑ <strong>und</strong> Anna stumm wie <strong>die</strong> Fische, Thomas Bender<br />

fast andÅchtig neben ihm stehend. Einmal so wie Carlos s<strong>ein</strong>,<br />

das wÄnschte er sich. Die Puppen tanzen lassen, oder sie jedenfalls<br />

leichthÅndig in <strong>ein</strong> witziges, spritziges FachgesprÅch<br />

verwickeln, <strong>die</strong> eventuelle Gegenwart des restlichen Theaterteams<br />

vollstÅndig ignorierend, <strong>und</strong> auf k<strong>ein</strong>en Fall Angst haben,<br />

Éffentlich aufzufallen, ins Rampenlicht zu treten <strong>und</strong> sich<br />

durch solche àngste nicht vom Wesentlichen ablenken lassen<br />

<strong>und</strong> zu nichts mehr fÅhig s<strong>ein</strong> lame duck nennen das <strong>die</strong> Amerikaner<br />

<strong>und</strong> kommt in der Hierarchie des Poussierens um<br />

Lichtjahre abgeschlagen ins Ziel. N<strong>ein</strong>, so ausgebufft wie<br />

Carlos wird Thomas Bender nie s<strong>ein</strong> <strong>und</strong> fÅngt langsam an,<br />

sich Sorgen Äber s<strong>ein</strong>e Zukunft zu machen.<br />

Wenn er Connie sieht, muss er automatisch an Otto denken,<br />

wie der stÅndig den Euphorischen vorkehrt. Dabei hat niemand<br />

Lust auf s<strong>ein</strong>e Frauengeschichten. Gib mir m<strong>ein</strong>e TÄte<br />

<strong>und</strong> lass mich in Frieden, hatte er neulich zu ihm gesagt, kam


aber dann doch nicht umhin, sich <strong>die</strong> nÅheren UmstÅnde des<br />

kl<strong>ein</strong>en Dramas anzuhÉren. Und auch anschaulich vorzustellen:<br />

Ottos dÄsteres, nur mit <strong>ein</strong>em riesigen chromglÅnzenden<br />

Doppelbett mÉbliertes Z<strong>im</strong>mer; <strong>die</strong> knarrenden Dielen; obskure<br />

GerÄche aus dem Pantrybereich; <strong>die</strong> niedrige Decke<br />

unter dem Dachjuchhe <strong>und</strong> staubige VorhÅnge vor den Fenstern,<br />

damit man s<strong>ein</strong>e Anpflanzungen von der StraÇe nicht<br />

sehen konnte. Und das Kuriose: wenn man das nÅchste Mal<br />

Stoff holte, war <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e schon wieder Geschichte <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e<br />

ganz andere groÇe Liebe <strong>im</strong> Schwange, nicht unÅhnlich Carlos,<br />

der s<strong>ein</strong> permanentes Versagen jedoch <strong>im</strong>merhin in gro-<br />

Çen, groÇartigen Kompositionen zu kompensieren wusste.<br />

Anna will nur ihren Rucksack abstellen; doch das Ding fÅllt<br />

um <strong>und</strong> <strong>ein</strong> paar Schuhe kugeln heraus. Richtige Treter.<br />

-Was das denn? fragt Connie entgeistert.<br />

-Feste Schuhe. Ohne <strong>die</strong> lÅÇt mich m<strong>ein</strong>e Mutter selbst <strong>im</strong><br />

Sommer nicht auf <strong>die</strong> StraÇe. Du verkÄhlst dir <strong>die</strong> Nieren, <strong>und</strong><br />

noch <strong>ein</strong> paar andere lebensgefÅhrliche Organe, deren Namen<br />

ich vergessen habe. Und wenn <strong>die</strong> Nieren nicht mehr richtig<br />

arbeiten ...<br />

-Tatam, tatam, tatatattam, wÄrde Carlos sie unterbrechen. Zur<br />

Sache, SchÅtzchen.<br />

Tatamtam, tirili <strong>und</strong> tiriri,<br />

G-C G E-G-C-E G,<br />

DENNDIE LO SENDINGERHA SCHEN<br />

JEDENSCHMET, TERLINGUND NASCHENGAR,<br />

tata <strong>und</strong> titiri-llili,<br />

titi, titiri ...<br />

-Genau so will ich euch! wÄrde er rufen <strong>und</strong> dabei das Tierchen<br />

ignorieren, das sich auf dem Lampenschirm niedergelassen<br />

hat <strong>und</strong> mit sichernden FÄhlern <strong>und</strong> sturzbereiten FlÄgeln<br />

zu ihm hinunter Åugt.


Denn er m<strong>ein</strong>t zu spÄren, nicht zuletzt in Ansehung von<br />

Connies Pumpssandalen, <strong>die</strong> sie eigens fÄr <strong>die</strong> AuffÄhrung<br />

des BÄhnenstÄckes angeschafft hat, wie sich <strong>die</strong> TÉne trotz<br />

der beschrÅnkten Akustik zu <strong>ein</strong>em euphonischen Achtelflug<br />

verdichten, der unbedingt <strong>im</strong> Tutti auf der Dominante zu beenden<br />

ist. Dann, wÅhrend der Staatsanw<strong>alt</strong> <strong>die</strong> Anklage verliest<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Angeklagten sich vor Scham <strong>und</strong> Verlegenheit<br />

winden, sechs oder sieben Äberraschend <strong>ein</strong>setzende Takte<br />

<strong>ein</strong>es <strong>im</strong> Pianiss<strong>im</strong>o durchgeh<strong>alt</strong>enen Cisses, in <strong>ein</strong>e weite<br />

KlangflÅche auslaufend, <strong>die</strong> abwechselnd von HÉrnern <strong>und</strong><br />

Streichern <strong>im</strong> D<strong>im</strong>inuendo Äberm<strong>alt</strong> wird. - So in der Art<br />

kÉnnte es gehen, wenngleich der Richter schwerer Verdauliches<br />

verlangt <strong>und</strong> fÄr den Einsatz traditioneller Instrumente<br />

eigentlich k<strong>ein</strong> VerstÅndnis hat: ihm, Carlos, ist <strong>die</strong> Verbindung<br />

von Tradition <strong>und</strong> Moderne wichtig. Aufzuzeigen, wo<br />

Vergangenheit <strong>und</strong> Zukunft sich berÄhren <strong>und</strong> damit vielleicht<br />

auch <strong>ein</strong>en Ko<strong>wal</strong>ski <strong>und</strong> sogar <strong>die</strong> etablierte Kulturblase auf<br />

s<strong>ein</strong>e Seite zu ziehen.<br />

Unterdem kommen schon <strong>die</strong> nÅchsten AnwÅrter um <strong>die</strong> Ecke<br />

geschlichen <strong>und</strong> setzen sich ihm unverdings vor <strong>die</strong> Nase.<br />

-Hast du dir je Äberlegt, dass es viel lukrativer fÄr dich wÅre,<br />

d<strong>ein</strong>e Zeit <strong>und</strong> Arbeit in Gebrauchskunst zu investieren? sagt<br />

AndrÑ Kromme, dem man s<strong>ein</strong>e lebenspraktische Gr<strong>und</strong><strong>ein</strong>stellung<br />

nicht auf den ersten Blick ansieht.<br />

-Welche Art von Gebrauchskunst er denn m<strong>ein</strong>e? fragt Carlos<br />

ziemlich aggressiv.<br />

Aber AndrÑ lÅsst sich nicht beirren.<br />

-Reklamedesign, sagt er. SchÉne, erhabene oder auch lustige<br />

Bilder, mit flotter Musik unterm<strong>alt</strong>. Das hat <strong>im</strong>mer Konjunktur.<br />

S<strong>ein</strong> feister Corpus floatet vorwÅrts wie <strong>ein</strong> teures Armband<br />

in der Werbung fÄr <strong>ein</strong>e teure Armbanduhr.


-Warum Carlos so fÄr das GroÇe, Schwere, Wagnerianische<br />

schwÅrme, das doch <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e niemand hÉren wolle, <strong>und</strong><br />

wenn, dann nur hÉchstens <strong>ein</strong>mal <strong>im</strong> Jahr <strong>und</strong> aus wichtigem<br />

Anlass, um zum Beispiel <strong>die</strong> halbe Regierung auflaufen zu<br />

sehen.<br />

-Ich schwÅrme ja gar nicht dafÄr, wehrt sich der Spanier, wobei<br />

er Amelies Blicken ausweicht.<br />

Connie sek<strong>und</strong>iert s<strong>ein</strong>em Gegner mit der Bemerkung, in der<br />

Werbebranche lasse sich viel Geld ver<strong>die</strong>nen.<br />

-Bei Frauen bist du doch auch nicht so wÅhlerisch, fÄgt sie<br />

schnippisch hinzu.<br />

Wie soll man da Frieden h<strong>alt</strong>en? Entmutigt presst Carlos <strong>die</strong><br />

Lippen zusammen. Merke: sie hat angefangen, <strong>und</strong> soll sich<br />

hinterher auch nicht beschweren.<br />

-Alles nur <strong>die</strong> Schuld des Richters, weicht er aus. Der sei der<br />

Regisseur. Und Produzent. Und Dialogeschreiber.<br />

-KÉnnen wir jetzt gehen? sagt Connie laut zu Anna, weil sie<br />

davon trÅumt, OpernsÅngerin zu werden <strong>und</strong> mit ihrer kl<strong>ein</strong>en<br />

Rolle dementsprechend unzufrieden ist.<br />

Auch Anna sieht nicht <strong>ein</strong>, warum sie den Komponisten anschmachten<br />

soll, wo ihr der LeadsÅnger viel besser gefÅllt.<br />

-Jetzt fangen wir erstmal an, sagt Carlos <strong>und</strong> gibt AndrÑ<br />

Kromme <strong>ein</strong> Zeichen.<br />

Der lÅsst sich nicht lange bitten.<br />

ANDRE (zu Huck) Du kennst Tante Polly nicht. (mit verÅnderter<br />

St<strong>im</strong>me:) Hier hast du 5 Euro, sagt sie; aber um zwÉlf<br />

bist du wieder zuhause. / FÄnf Euro! rufe ich. Der Eintritt<br />

all<strong>ein</strong> kostet das doppelte, <strong>und</strong> weise sie auf das WÄnschenswerte<br />

<strong>ein</strong>er TaschengelderhÉhung hin. / Eben, sagt sie. Wozu<br />

kriegst du Taschengeld. / AuÇerdem, sage ich, du kannst mir<br />

nicht vorschreiben, wie lange ich wegbleibe. / Und ob ich das<br />

kann, sagt sie. Halb zwÉlf. / Das soll witzig klingen, aber ich<br />

weiÇ schon Bescheid. ZwÉlf Uhr ist fÄr sie das Supremum. /<br />

Vier Uhr, sage ich. Sieben. / Neun, sagt sie. Du bist noch


nicht volljÅhrig, <strong>und</strong> solange du <strong>die</strong> B<strong>ein</strong>e unter m<strong>ein</strong>en Tisch<br />

hÅltst ... / Ich kann ja ausziehen, sage ich, aber das hilft mir <strong>im</strong><br />

Moment auch nicht weiter.<br />

GnÅdig nickt der Komponist.<br />

Auftritt Connie. GroÇe Augen, feuchte Lippen, Bodystocking.<br />

KÉrperlich <strong>und</strong> bekleidungsmÅÇig ist sie wirklich auf dem<br />

neuesten Stand. Das fÅllt auch Carlos auf.<br />

-Was machst du eigentlich, wenn du bei der Premiere d<strong>ein</strong>e<br />

Tage hast? fragt er.<br />

-Was!? sagt sie verdattert.<br />

-Kannst du <strong>die</strong> Rolle dann Äberhaupt spielen?<br />

-An d<strong>ein</strong>er Stelle, sagt sie scharf, wÄrde ich mich etwas zurÄckh<strong>alt</strong>en.<br />

-Komm, lass uns gehen, sagt jetzt auch Anna. Ich weiÇ nicht,<br />

was wir hier noch sollen.<br />

-Warum mÄsst ihr euch eigentlich dauernd beleidigen? sagt<br />

Kalle, der Clown.<br />

Thomas Bender streichelt s<strong>ein</strong>en dÄnnen Bart. Manchmal<br />

versteht er Carlos nicht, versteht den Carlos k<strong>ein</strong>er. Ist der<br />

Äberhaupt in der Lage, <strong>ein</strong>e solche Veranst<strong>alt</strong>ung zu leiten,<br />

oder sollte er sich lieber in <strong>ein</strong>en bequemen Sessel zurÄckziehen,<br />

um von da aus artig <strong>und</strong> bescheiden Äber neue Melo<strong>die</strong>n<br />

zu brÄten, <strong>und</strong> den ganzen Rest dem Richter Äberlassen, der in<br />

<strong>die</strong>ser Hinsicht viel reifer <strong>und</strong> professioneller agiert <strong>und</strong> sich<br />

von persÉnlichen An<strong>im</strong>ositÅten augensch<strong>ein</strong>lich nicht be<strong>ein</strong>flussen<br />

lÅsst - wenn man all<strong>ein</strong> sieht, wie souverÅn er mit<br />

Connie umgeht, <strong>und</strong> dabei hat <strong>die</strong> ihn Äberhaupt nie rangelassen.<br />

Sogar Vogtaler wÄrde er, wenn nÉtig, fÄr <strong>ein</strong>e Rolle verpflichten.<br />

-Ich glaube, sagt Amelie, dass ihr Carlos ganz falsch <strong>ein</strong>schÅtzt<br />

<strong>und</strong> von der momentanen Extremsituation viel zu<br />

schnell auf den ganzen Menschen schlieÇt.<br />

-Extremsituation? fragt Connie unglÅubig.


-Ja, sagt sie <strong>und</strong> ihre Augen haschen nach s<strong>ein</strong>er Dankbarkeit.<br />

Es sei doch augenfÅllig, dass, wenn Carlos mit <strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>er<br />

<strong>alt</strong>en Flammen probe <strong>und</strong> dann mit ansehen mÄsse, wie <strong>ein</strong><br />

Anderer sch<strong>ein</strong>bar glÄcklich mit ihr zusammenlebe, dass er<br />

unter solchen UmstÅnden nicht vÉllig neutral bleiben kÉnne.<br />

In Hollywood sei das, wenn sich Regisseur <strong>und</strong> Hauptdarstellerin<br />

in <strong>ein</strong>e anfangs leidenschaftliche, spÅterhin aber unerquickliche<br />

Beziehung verstrickten, nicht anders. Sets, auf<br />

denen so etwas vorkomme, mÄndeten meist unweigerlich in<br />

cineastische <strong>und</strong> Ékonomische Katastrophen.<br />

-Es ist nicht lustig, wird auch Kalle protestieren, wie hier <strong>ein</strong><br />

vollkommen Unschuldiger demontiert <strong>und</strong> in den Staub gestoÇen<br />

wird. Gar nicht lustig.<br />

-Unschuldig? sagt Connie, indem sie nach dem Wort greift<br />

wie nach <strong>ein</strong>er Schraubzwinge, <strong>die</strong> sie Carlos in den Hals<br />

rammen will. Dass ich nicht lache. AuÇerdem sei <strong>die</strong> gegenwÅrtige<br />

fÄr ihn gar k<strong>ein</strong>e Ausnahmesituation. Einer wie er<br />

werde es, wenn so <strong>ein</strong> StÄck nicht nur mit MÅnnern zu besetzen<br />

sei, <strong>im</strong>mer mit Flammen zu tun haben, oder Ex-Flammen<br />

- oder als Flammen vorgesehenen zukÄnftigen Exen.<br />

-Nananana, wird Kalle den Meister aufs neue in Schutz nehmen.<br />

Übertriebene <strong>und</strong> gar aus der Luft gegriffene Anschuldigungen<br />

bringen r<strong>ein</strong> gar nichts.<br />

-Sie jedenfalls, sagte Connie verschnupft, aber schon halb<br />

besÅnftigt, sei froh, dass sie bei Huck ausziehen werde. Sie<br />

frage sich sowieso, wie <strong>ein</strong>e normale Frau dazu komme, sich<br />

mit so <strong>ein</strong>em Landstreicher zusammen zu tun. Man sehe doch<br />

auf den ersten Blick, dass der nichts tauge.<br />

-Du musst <strong>die</strong> Vorgeschichte berÄcksichtigen, wÄrde sie<br />

Thomas belehren. Was Huck alles geleistet habe fÄr <strong>die</strong> Gem<strong>ein</strong>schaft.<br />

-AuÇerdem ist er auf s<strong>ein</strong>e Art viel reifer als Tom, sagte Carlos<br />

herablassend. Er bietet Frauen <strong>ein</strong> Zuhause, statt mit ihnen


abenteuerlustig durch nassk<strong>alt</strong>e, dunkle HÉhlen zu streifen. -<br />

Aber das wirst du nie kapieren. Oder erst, wenn's zu spÅt ist.<br />

Er nickte, wie um sich selbst zu bestÅtigen. Schwarze Augen<br />

starrten sie an. Schultern, <strong>die</strong> kaum wahrnehmbar zuckten. Sie<br />

senkte den Blick.<br />

-Aber gut. So wichtig sei das Libretto auch wieder nicht. Das<br />

wichtigste: <strong>die</strong> Musik. Muu-siik! Und da wirst du dich noch<br />

wesentlich steigern mÄssen. - Mach! - Endlich! - Weiter!<br />

brÄllt er sie plÉtzlich an.<br />

Im ersten Moment sieht sie aus, als ob sie <strong>die</strong> Brocken hinschmeiÇen<br />

will. Dieser Affront haut sie echt von den Socken.<br />

-Los, sagt er gefÅhrlich leise. Jetzt kommt d<strong>ein</strong>e Szene. Wo du<br />

dich voll <strong>ein</strong>bringen kannst.<br />

-Ich lache gleich mal, sagt Connie, indem sie ihre vollen<br />

dunklen Haare selbstbewusst nach hinten wirft.<br />

-Mach schon.<br />

-Bitte, sagt auch AndrÑ Kromme.<br />

Connie bewegt sich schwankend <strong>und</strong> hÄftwackelnd auf ihn zu<br />

<strong>und</strong> setzt sich frechdachs auf s<strong>ein</strong>en SchoÇ.<br />

-Du Lauser, haucht sie, ihm Äber das Kraushaar streichend.<br />

Wir kennen uns schon so lange.<br />

Ihr nicht eben feuriger Liebhaber wird puterrot.<br />

Komplett <strong>die</strong> falsche Besetzung, findet Thomas Bender, der<br />

<strong>die</strong> Rolle am liebsten selbst Äbernommen hÅtte - aber unmÉglich,<br />

bei s<strong>ein</strong>em Bariton. Dabei hat es auch Vorteile, dass er<br />

nicht singen kann <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e kÉrperliche PrÅsenz gleich Null<br />

ist. Er ist wie <strong>ein</strong> lauer, blasser Geist, den man kaum wahrn<strong>im</strong>mt<br />

<strong>und</strong> der jederzeit bereitwillig hinter <strong>ein</strong>em groÇen<br />

Werk zurÄckstehen wÄrde; ganz das Gegenteil von Carlos, der<br />

normalerweise ziemlich laut auftritt <strong>und</strong> auch <strong>ein</strong>iges vertragen<br />

kann. Einer wie er drÅngt sich gern in den Vordergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> gibt s<strong>ein</strong>e BÄhnenvorstellungen schamlos <strong>und</strong> mit geradezu<br />

an<strong>im</strong>alischer Lust zum Besten; doch ist k<strong>ein</strong>eswegs ausgemacht,<br />

ob ich m<strong>ein</strong>en Werken damit etwas Gutes tue <strong>und</strong>


ob <strong>ein</strong>e Arbeit, <strong>die</strong> von eitlen M<strong>im</strong>en oder Regisseuren verhunzt<br />

oder als Trittbrett eigener Ambitionen missbraucht<br />

wird, in ihrer Substanz Äberhaupt hervorstechen kann.<br />

-Ich brauche m<strong>ein</strong> Sektglas, sagt Connie launig. Ich will m<strong>ein</strong><br />

Sektglas schwenken, am besten mit was drin.<br />

Also: wie <strong>die</strong> von <strong>ein</strong>em Moment auf den anderen: um 180<br />

Grad umsch<strong>alt</strong>en kann. Die Jungen sind zutiefst berÄhrt. So<br />

lebendig <strong>die</strong> Frau! K<strong>ein</strong> W<strong>und</strong>er, dass sie zu sexuellen Eskapaden<br />

neigt.<br />

Nur Huckleberry weiÇ nicht, was das soll. - Gewiss, Connie<br />

ist <strong>ein</strong>e moderne <strong>und</strong> vielseitige junge Dame, mit <strong>ein</strong>igen<br />

Untiefen <strong>und</strong> ganz schÉn Bandbreite, aber muss sie deshalb<br />

bei jeder Probe so ausgiebig auf AndrÑs Schenkeln herumrutschen?<br />

-Ich will mich nur richtig hinsetzen, damit ich nicht herunterfalle,<br />

wÄrde sie frÉhlich <strong>und</strong> auch <strong>ein</strong> bisschen herausfordernd<br />

sagen - fast so, als hÅtte sie bereits jede Menge Sekt intus.<br />

Sie streichelte Tom Äber <strong>die</strong> Arme.<br />

CONNIE Was bist du fÄr <strong>ein</strong> dÄnnes Hemd!<br />

Sonst schien sie mit ihm aber ganz zufrieden zu s<strong>ein</strong>. Oder<br />

handelte es sich nur um ihr natÄrliches EinfÄhlungsvermÉgen<br />

<strong>und</strong> das Gehe<strong>im</strong>nis, warum groÇe Schauspieler oft <strong>im</strong>mer nur<br />

sich selber spielen?<br />

CONNIE Ach Tom, ach Tom, wir kennen uns schon so lange<br />

- so la-ange.<br />

Sie kuschelt sich an s<strong>ein</strong>e Brust.<br />

PlÉtzlich bricht sie in TrÅnen aus.<br />

TOM (Sehr zart, leise, vorsichtig auftretend, nur mit den<br />

HÅnden <strong>die</strong> Saite streichelnd) Was ist los? Was hast du?<br />

HUCK Ich gehe dann jetzt mal.<br />

Er zieht sich hinter <strong>ein</strong> Buchregal zurÄck.<br />

TOM (zu Huck) N<strong>ein</strong>, n<strong>ein</strong>. Kannst ruhig bleiben.<br />

CONNIE (sich aufrichtend, zu Tom) M<strong>ein</strong>st - du - das - wirklich<br />

- ernst?


Sie versucht, ihn auf den M<strong>und</strong> zu kÄssen; doch er weicht ihr<br />

aus.<br />

CONNIE SpÄrst du nicht das besondere Band, <strong>die</strong>ses Band<br />

der Zuneigung <strong>und</strong> der Dankbarkeit, das uns verbindet <strong>und</strong> fÄr<br />

<strong>im</strong>mer ver<strong>ein</strong>igen wird? - Wenn du nicht gewesen wÅrst! Ich<br />

m<strong>ein</strong>e, damals haben uns <strong>die</strong> Lehrer noch ... (sie stockt) ... auf<br />

den nackten Po ...<br />

Sie greift nach SchlÅgel <strong>und</strong> KlangkÉrper.<br />

CONNIE Je Éfter ja du in ja mir warst ja desto mehr ja habe<br />

ich ja gemerkt ja dass ich ja dich eigentlich ja viel lieber ja<br />

mag als ja Huck.<br />

TOM Aber mit ihm wohnst du zusammen.<br />

CONNIE Das hat nichts zu bedeuten. Du verstehst das noch<br />

nicht, weil du so jung <strong>und</strong> unerfahren bist, aber <strong>ein</strong>e Frau<br />

kann mit jemandem zusammenleben, ohne ihn wirklich zu<br />

lieben. Huck <strong>und</strong> ich, wir sind wie Bruder <strong>und</strong> Schwester. Wir<br />

mÉgen uns, aber wir hatten seit Ewigkeiten k<strong>ein</strong>en Sex mehr.<br />

Toms Blick wird starr. Er rÄhrt sich nicht, mit Connie auf<br />

s<strong>ein</strong>em SchoÇ.<br />

CONNIE (jedes Wort betonend) Weil - ich - ihn - nicht -<br />

mehr - will.<br />

Kraftvoll bearbeitet sie den metallischen KlangkÉrper. Sie<br />

spielt mit dem Bogen auf <strong>und</strong> fÄhrt das Schwert in <strong>die</strong> Tiefen.<br />

Huck schnaubt hinter s<strong>ein</strong>em Buchregal.<br />

CONNIE Aber dich, dich will ich.<br />

Bei <strong>die</strong>sen Worten fÄhrt sie s<strong>ein</strong>e Hand an ihren Busen. Als<br />

Tom <strong>die</strong> Hand schnell wegzieht, jammert sie:<br />

CONNIE Ich bin mit Huck so unglÄcklich!<br />

Der MetallkÉrper gerÅt, aufgr<strong>und</strong> <strong>ein</strong>er Resonanz in den Kufen,<br />

in <strong>ein</strong>e Sept<strong>im</strong>Ñkurve. Verlischt. Pause lÅngere, um der<br />

Kurve unbedingt hinterher zu horchen.<br />

CONNIE (dramatisch) Huck schlÅgt mich.<br />

TOM Er schlÅgt dich?<br />

CONNIE Jawohl.


TOM Wann schlÅgt er dich? Und warum?<br />

CONNIE Wenn er schlechte Laune hat oder betrunken ist.<br />

Auch Tom richtet sich jetzt auf.<br />

TOM Dann solltest du dich von ihm trennen.<br />

Wiederholtes heftiges Ziehen am Bronzegewicht <strong>und</strong> dann<br />

Loslassen. KÄhne, st<strong>ein</strong>ige SprÄnge in der Klanglandschaft.<br />

Mit vielen Pausen spielen <strong>und</strong> <strong>die</strong>sen unbedingt nachhorchen.<br />

HUCK (von hinter dem Regal) Du bist mir vielleicht <strong>ein</strong><br />

Fre<strong>und</strong>. Und sowieso st<strong>im</strong>mt es nicht.<br />

CONNIE (zu Tom) WeiÇt du nicht, dass ich schon lange insgehe<strong>im</strong><br />

in dich verliebt bin?<br />

TOM Ist das wahr?<br />

-Viel mehr GefÄhl, sagt Carlos, will ich sehen.<br />

Sie verbirgt ihren Kopf in AndrÑs SchlÄsselb<strong>ein</strong>.<br />

CONNIE Oohhh-uuh it iener Autzo art wie <strong>ein</strong>e LÄtennospe,<br />

em Opf on riechischer OrmenÉnheit, umlutet on iener Ülle<br />

oldlonder Ocken. Uagen, uas enen ien Trom on Eischendaft<br />

<strong>und</strong> Erzkichleit erieÇt, <strong>und</strong> Ippen ie er Elch <strong>ein</strong>er risch<br />

erlÄhten Ulpe. Ien EszÉpf on olcher Jebbichkeit, on os<br />

ienacher, unuinÉser Önheit! Und ann rest <strong>ein</strong>e T<strong>im</strong>me <strong>im</strong>t er<br />

Langarbe iener LÉte, ienes Laviers <strong>und</strong> ienes Axophons!<br />

Noch <strong>ein</strong>mal n<strong>im</strong>mt sie s<strong>ein</strong>e Hand <strong>und</strong> legt sie auf ihren Busen.<br />

Er stÉhnt, als er spÄrt, wie hart ihre Nippel sind, <strong>und</strong> sie<br />

stÉhnt auch.<br />

CONNIE (zu ihm aufblickend) Ja, wirklich, ganz <strong>und</strong> gar. Oh,<br />

Tom. Du bist so schÉn, so jung, so unschuldig, <strong>und</strong> doch bereits<br />

so vollreif fÄr d<strong>ein</strong> Alter.<br />

Weiter kommt sie nicht, weil sich beide nicht mehr beherrschen<br />

kÉnnen. Tom betatscht <strong>und</strong> kÄsst sie Äberall.<br />

CONNIE Oh ja. Mach weiter.<br />

Huck tritt vor <strong>und</strong> reiÇt ihr das Glas aus der Hand. Er stÄrzt<br />

das saure Zeug in <strong>ein</strong>em Zug hinunter.<br />

HUCK Vivat Bacchus! Bacchus lebe!<br />

Bacchus war <strong>ein</strong> braver Mann!


Er bemÅchtigt sich Connies Hand <strong>und</strong> zerrt sie von AndrÑs<br />

SchoÇ.<br />

HUCK Welche Wonne, dich zu finden!<br />

Nun muÇ aller Kummer schwinden!<br />

Oh wie ist m<strong>ein</strong> Herz erfreut!<br />

-Plagiat, ruft plÉtzlich Ko<strong>wal</strong>ski. Ausgerechnet des StÄckes,<br />

das ich vorgeschlagen habe.<br />

-Was fÅllt dir <strong>ein</strong>, sagt Carlos. Du kannst hier nicht <strong>ein</strong>fach<br />

d<strong>ein</strong>en Senf dazugeben. ZuhÉren ja, aber bitte nicht stÉren.<br />

Er blÅst <strong>die</strong> Backen, stemmt <strong>die</strong> Segel, windet sich um <strong>die</strong><br />

Winde.<br />

-M<strong>ein</strong>e Musik ist <strong>ein</strong>zigartig, sagt er. Und wenn du noch <strong>ein</strong>mal<br />

...<br />

-Abgekupfert, insistiert Ko<strong>wal</strong>ski. Eins zu <strong>ein</strong>s abgekupfert.<br />

Zumindest <strong>die</strong> Dialoge.<br />

-Als ob <strong>ein</strong> Libretto <strong>die</strong>se Bedeutung habe. Und Äberhaupt: <strong>im</strong><br />

modernen Theater seien Montagetechniken erlaubt.<br />

Connie flÄstert ihrem Tomtom etwas ins Ohr, damit der sich<br />

nicht in den Streit <strong>ein</strong>mischt <strong>und</strong> bei der EntfÄhrung mÉglichst<br />

nicht zu Schaden kommt.<br />

TOM M<strong>ein</strong>st du das wirklich ernst?<br />

CONNIE Ich habe es nie ernster gem<strong>ein</strong>t.<br />

TOM Oh Connie!<br />

CONNIE Ja <strong>und</strong>? - Was sagst du dazu?<br />

TOM (unbehaglich) Ich bin natÄrlich sehr glÄcklich.<br />

CONNIE Aber?<br />

TOM M<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Z<strong>im</strong>mer. Was wird Tante Polly sagen?<br />

CONNIE Wahrsch<strong>ein</strong>lich hat sie etwas dagegen, wenn du mit<br />

<strong>ein</strong>er Ålteren Frau ankommst.<br />

TOM Mit <strong>ein</strong>er Ålteren Frau? Also n<strong>ein</strong>, Connie.<br />

CONNIE Doch, das spielt <strong>ein</strong>e Rolle. Auch bei dir spÄre ich<br />

manchmal ...<br />

TOM (hÅlt sich <strong>die</strong> Ohren zu) HÉr auf! HÉr auf damit. Was<br />

kann ich dafÄr, dass du zwei mal sitzengeblieben bist.


CONNIE (schluchzt) Obwohl ich <strong>im</strong>mer brav fÄr <strong>die</strong> Sonntagsschule<br />

gelernt habe.<br />

Mannhaft reckt sie sich <strong>und</strong> streckt <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>en BrÄste vor.<br />

CONNIE Wir wollen dir auf k<strong>ein</strong>en Fall zur Last fallen. Ich<br />

<strong>und</strong> das Baby.<br />

ZÅrtlich streicht sie Äber ihren Bauch.<br />

TOM (leicht genervt) Ihr fallt mir nicht zur Last.<br />

CONNIE Was ist dann das Problem?<br />

Tom druckst <strong>ein</strong> bisschen herum. Endlich sagt er:<br />

TOM Ich glaube <strong>ein</strong>fach, dass Sid der bessere Vater wÅre.<br />

VÉllig konsterniert blickt sie ihn an.<br />

CONNIE Bist du betrunken? Ich bitte dich um d<strong>ein</strong>e Hilfe,<br />

<strong>und</strong> dir fÅllt nichts als Schwachsinn <strong>ein</strong>. Hast du nicht gesehen,<br />

wie er mich vorhin angeguckt hat?<br />

TOM Wer denn?<br />

CONNIE Huck. Als ob er mich auffressen will. Der geht heute<br />

abend best<strong>im</strong>mt wieder auf mich los.<br />

TOM Das kann ich mir nicht vorstellen.<br />

CONNIE Du kennst ihn nicht. Zu dir ist er <strong>im</strong>mer fre<strong>und</strong>lich.<br />

Sie schmiegt sich noch enger an ihn. Hucks Gesicht wird lÅnger<br />

<strong>und</strong> lÅnger.<br />

CONNIE Ich kann heute Nacht nicht nach Hause. Er wird<br />

mich umbringen. Was soll ich bloÇ tun?<br />

TOM Wart mal. Mir ist etwas <strong>ein</strong>gefallen. Los komm.<br />

CONNIE Wieso?<br />

TOM Wir verschwinden <strong>ein</strong>fach. Am besten, er kriegt dich<br />

gar nicht mehr zu sehen, dann kann er dir auch nichts tun.<br />

Er zieht sie mit sich fort, wÅhrend Carlos Ko<strong>wal</strong>ski festzuh<strong>alt</strong>en<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>iges klarzustellen versucht:<br />

-Ko<strong>wal</strong>ski solle aufhÉren, ihn, Carlos, mit dem Richter in<br />

<strong>ein</strong>en Topf zu werden. Er sei nicht der treue Laufbursche, der<br />

<strong>im</strong>mer nach dessen Pfeife tanze. Es gebe durchaus Spielraum<br />

fÄr Alternativen, auch komplexe Alternativen, so wie es Ereignisse<br />

<strong>und</strong> Handlungsweisen gebe, <strong>die</strong> unter verÅnderten


Rahmenbedingungen in ganz anderem Lichte ersch<strong>ein</strong>en wÄrden.<br />

Darauf kÉnne er, Ko<strong>wal</strong>ski, Gift nehmen, dass dem durch<br />

ihn, Carlos, zu gegebener Zeit Rechnung getragen werde. Und<br />

ob <strong>die</strong>s nicht <strong>ein</strong>e Basis sei, auf der sich <strong>ein</strong> vorlÅufiger Waffenstillstand<br />

schlieÇen lasse.<br />

CONNIE Ist das finster hier!<br />

Gleich darauf tippt sie sich an <strong>die</strong> Stirn <strong>und</strong> sagt:<br />

-Schon verrÄckt, wir stehen hier <strong>im</strong> hellsten Tageslicht <strong>und</strong><br />

sollen uns <strong>ein</strong>e dunkle HÉhle vorstellen.<br />

AndrÑ Kromme hÉrt ihr gar nicht zu, so vertieft ist er in <strong>die</strong><br />

RÄschen <strong>und</strong> Schleifchen ihrer UnterwÅsche. FÄrwahr, er<br />

nutzt <strong>die</strong> Gelegenheit schamlos aus. Er kitzelt sie an allen<br />

mÉglichen <strong>und</strong> unmÉglichen Stellen. Und sie? Sie kichert,<br />

keucht, sie lacht aus vollem Herzen.<br />

Auf <strong>die</strong>se Idee wÅren Huck <strong>und</strong> Carlos selber gern gekommen.<br />

Ich sag's ja, MÅnner brauchen nur das richtige Drehbuch;<br />

dann klappt's auch wieder mit der Nachbarin.<br />

Connie kichert <strong>im</strong>mer noch. Ganz leise kichert sie, dann lauter.<br />

Kriegt sich, weil AndrÑ k<strong>ein</strong>e Grenze kennt <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer<br />

weitermacht, gar nicht mehr <strong>ein</strong>. Er kichert jetzt auch. Beide<br />

kichern, <strong>und</strong> der Komponist muss kurz dazwischengehen,<br />

damit das Ganze nicht ausartet.<br />

Sie schweigen, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e Seite schwer atmend, <strong>die</strong> andere<br />

schwer empÉrt. Schweigen, so steht es auch <strong>im</strong> Manuskript,<br />

berauschtes Schweigen.<br />

Mit dem Schwert in <strong>die</strong> Tiefen. Schluss klingt sehr leise aus.<br />

Immer noch <strong>die</strong> StreichtÉne lockern, <strong>die</strong> Saite anschlagen <strong>und</strong><br />

zum Pendeln bringen. Die Saite ziehen <strong>und</strong> intensiv zuhÉren.<br />

Mit dem Schwert <strong>die</strong> StreichtÉne lockern, <strong>die</strong> Saite anschlagen<br />

<strong>und</strong> intensiv zuhÉren. Mit der Bronze <strong>die</strong> Saite ziehen <strong>und</strong><br />

zum Pendeln bringen. Die Saite anschlagen <strong>und</strong> intensiv zuhÉren.<br />

Mit dem Schwert <strong>die</strong> StreichtÉne lockern, <strong>die</strong> Tiefen<br />

lockern, <strong>die</strong> Saite zum Pendeln bringen. Eine Kusshand auf


das Schwert setzen <strong>und</strong> noch mehr in <strong>die</strong> Tiefen gehen. Die<br />

Saite ziehen <strong>und</strong> intensiv zuhÉren. Schluss klingt sehr leise<br />

aus. Immer noch <strong>die</strong> Tiefen, noch <strong>die</strong> Saite anschlagen, noch<br />

mit dem Schwert pendeln.<br />

-Um auf d<strong>ein</strong>e Frage zu kommen, sage ich zu Connie. Dunkelheit<br />

ist <strong>die</strong> beste Voraussetzung fÄr <strong>ein</strong> intensives Klangerlebnis.<br />

Absolute Dunkelheit.<br />

-Wechsel-Soli! rufe ich, <strong>und</strong> <strong>die</strong> TÉne branden heran wie <strong>ein</strong>e<br />

zÅhflÄssige La-Ola-Welle.<br />

Der schwere FilzschlÅgel schlÅgt <strong>die</strong> Bronze. LÅsst sie pendeln,<br />

pendeln. Auch hier: nachhorchen; ausklingen lassen;<br />

abwarten. - Wenn nur <strong>die</strong> Akustik besser wÅre.<br />

Vorsicht! Nicht wieder Årgern, warum sie mir fÄr <strong>die</strong> Proben<br />

nicht den Musikraum zur VerfÄgung stellen. Nach dem Auftritt!<br />

<strong>und</strong> angesichts des Eklats kann ich froh s<strong>ein</strong>, nicht von<br />

der Schule zu fliegen.<br />

-Mir ist langweilig, jault Anna vom Wanderver<strong>ein</strong>.<br />

-Wo sind wir hier Äberhaupt? fragt Connie <strong>ein</strong>e ganze Zeit<br />

nach dem Sixtynine <strong>und</strong> so verwirrt, als habe sie nach langer<br />

Irrfahrt durch <strong>ein</strong>e verwegene Innenwelt erst eben in <strong>die</strong> raue<br />

Wirklichkeit zurÄckgef<strong>und</strong>en.<br />

-Wir nÅhern uns <strong>ein</strong>er Grenze, sagt Tom. Alles sieht so real<br />

aus, <strong>und</strong> ist doch nichts als <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges groÇes Theater. Die<br />

Sterne gaukeln uns <strong>ein</strong> Universum vor, das um so unwirklicher<br />

ist, je tiefer wir uns in sie hin<strong>ein</strong>denken. Es sind Projektionen<br />

<strong>im</strong>aginÅrer RÅume, in denen Quadrate urplÉtzlich negativ<br />

werden. Wenn wir wenigstens Marionetten wÅren, Erfindungen<br />

<strong>ein</strong>er unermÄdlichen, unerschÄtterlichen <strong>und</strong> absolut<br />

verlÅsslichen hÉheren Intelligenz, <strong>die</strong> zur Beruhigung der<br />

<strong>ein</strong>samen Seelen ihrer Kreaturen <strong>ein</strong>e mÉglichst glaubwÄrdige<br />

<strong>und</strong> bombastische Kulisse ersonnen hat. Stattdessen mÄssen<br />

wir mit KÉnigssÉhnen wie Hamlet vorlieb nehmen, mit Gehe<strong>im</strong>rÅten<br />

wie Goethe <strong>und</strong> Hasardeuren wie Sokrates, <strong>die</strong> in


der trÄben Suppe der menschlichen Existenz schon lange den<br />

Verstand verloren haben.<br />

-Die Videoinstallation, schreie ich, ars libertas <strong>und</strong> nie wieder<br />

solche Gedanken. Ein begnadetes Lichtkunstwerk in der Tradition<br />

des Heng Phan Li, <strong>und</strong> alles unterm<strong>alt</strong> von m<strong>ein</strong>en<br />

KlÅngen. - Da staunt ihr. Sowas habt ihr noch nicht gesehen.<br />

Die angebliche Supershow entpuppt sich als R<strong>ein</strong>fall <strong>und</strong> ist<br />

schon nach <strong>ein</strong> paar Minuten vorbei. BloÇ <strong>ein</strong> Éder Comic mit<br />

<strong>ein</strong> paar tanzenden NeonwÄrmchen, bei weitem nicht zu vergleichen<br />

mit dem Feuerwerk an Ideen, das Leonardo ihnen<br />

geboten hat. Eine Stille entsteht, unendlich erhebend fÄr den<br />

KÄnstler, der m<strong>ein</strong>t, s<strong>ein</strong>e Zeit sei endlich gekommen. Die<br />

Anderen finden sie ungemÄtlich unangenehm p<strong>ein</strong>lich erschreckend.<br />

CONNIE Was ist? Wo bist du?<br />

TOM Ich versuche, den Ausgang zu finden.<br />

Kommt der Meister, von der Rolle, erschÉpfter Taktstockschwinger,<br />

<strong>und</strong> macht es ihnen vor:<br />

Mit dem FuÇ <strong>die</strong> Saite <strong>im</strong>mer noch anstreichen <strong>und</strong> intensiv<br />

zuhÉren. Mit Bogen oder EssstÅbchen <strong>die</strong> Harfe anschlagen.<br />

Soli der Saite anstreichen <strong>und</strong> ohne Absetzen in <strong>die</strong> Tiefen<br />

gehen. Die Harfe anschlagen. Soli der Saite, ohne Absetzen<br />

<strong>die</strong> Saite anstreichen, in <strong>die</strong> Tiefe hÉren <strong>und</strong> intensiv nachgehen.<br />

Mit EssstÅbchen <strong>die</strong> Saite <strong>im</strong>mer noch anstreichen <strong>und</strong><br />

piano <strong>die</strong> Harfe absetzen. Der Schluss klingt sehr ver<strong>ein</strong>zelt<br />

durch extrem langsames Streichen. Inzwischen den Bronzetopf<br />

anschlagen.<br />

Damm-daradamm-dadadamm-daradamm-darada-daaa<br />

dumm-dududumm-durudum-dudulu-laaa<br />

doing-dododoing-dododoing-dododoing-dododoing-doingdoing-doing-doingDamm-daradamm-daradamm-daradamm-daradamm-daradamm-damm-damm


Doromdomm-doromdomm-doromdomm-domm-domm<br />

do-di-doing-do-di-doing-do-di-do-di-doing<br />

d<strong>im</strong>m-darad<strong>im</strong>m-darad<strong>im</strong>m-darad<strong>im</strong>m-d<strong>im</strong>m<br />

doing-dododoing-dododoing-daaa<br />

Ich sehe als <strong>ein</strong>ziger sofort, wo es hakt: Connie ist als Schauspielerin<br />

vollkommen ungeeignet, <strong>und</strong> das be<strong>ein</strong>trÅchtigt leider<br />

<strong>die</strong> QualitÅt der gesamten Inszenierung.<br />

Was soll ich machen! Eine Schule ist schlieÇlich k<strong>ein</strong>e KÄnstleragentur,<br />

<strong>die</strong> nur zu pfeifen braucht, <strong>und</strong> schon kommen <strong>die</strong><br />

Talente aus ihren LÉchern <strong>und</strong> steigen auf <strong>die</strong> DÅcher. Doch<br />

dass sie <strong>die</strong> Situation so ausnutzt! Ich muss das PÅrchen regelrecht<br />

aus<strong>ein</strong>anderreiÇen, denn von Ko<strong>wal</strong>ski, der k<strong>ein</strong>e Eifersucht<br />

zu kennen sch<strong>ein</strong>t, ist in <strong>die</strong>ser Hinsicht nichts zu erwarten,<br />

<strong>im</strong> Gegenteil, der lÅsst s<strong>ein</strong>e Fre<strong>und</strong>in <strong>ein</strong>fach gewÅhren.<br />

-Du sollst hier nicht herumkaspern, als ob du <strong>die</strong> Kaiserin von<br />

China wÅrst, blafft Carlos sie an. Sondern d<strong>ein</strong>em Tom VorwÄrfe<br />

machen, wohin er dich gelockt, wozu er dich verlockt<br />

hat.<br />

Aber k<strong>ein</strong>e Chance. Die Connie zeigt null Einsicht. So ist das<br />

mit der Überlegenheit <strong>und</strong> dem FÄhrungsanspruch zwei Jahre<br />

Ålterer Frauen, <strong>die</strong> sich fÄr ihre Klassenkameraden angeblich<br />

k<strong>ein</strong> Deut interessieren. Sie lassen sich absolut nichts sagen.<br />

-Hier kÉnne, solle, sagt er schlieÇlich entnervt, anschaulich<br />

exemplarisch vorgefÄhrt werden, welches Schicksal alle <strong>die</strong>jenigen<br />

erleiden, <strong>die</strong> in aussichtsloser Situation all<strong>ein</strong>gelassen,<br />

<strong>und</strong> das sind genaugenommen wir alle!, wer habe das nicht<br />

schon erlebt <strong>und</strong> durchlitten, hilflos der Eigendynamik <strong>ein</strong>es<br />

unlÉsbaren Konfliktes ausgeliefert s<strong>ein</strong>, Äberraschend <strong>ein</strong>em<br />

unÄberwindlichen Hindernis oder <strong>ein</strong>er Plage biblischen<br />

AusmaÇes gegenÄber stehen, wer wÄnsche sich in so <strong>ein</strong>er<br />

Situation nicht, bei der Hand genommen <strong>und</strong> an den AbgrÄnden<br />

der Existenz sicher vorbeigefÄhrt zu werden, gab er <strong>ein</strong>e<br />

kostenlose Lehrst<strong>und</strong>e in angewandter Psychologie fÄr <strong>die</strong><br />

Lebenden <strong>und</strong> Interpretationshilfe fÄr <strong>die</strong> Nachwelt. Am


Schluss frage sich jeder, wo leben wir eigentlich, in der guten<br />

<strong>alt</strong>en Zeit jedenfalls nicht, als es fÄr alles MÉgliche staatliche<br />

ZuschÄsse <strong>und</strong> soziale Transferleistungen gab <strong>und</strong> auch <strong>die</strong><br />

Familien mehr zusammenhielten geht es uns umherschweifenden<br />

Globalisierern heutzutage wie in dem <strong>ein</strong>en Film, man<br />

schlÅft erschÉpft <strong>ein</strong>, <strong>und</strong> wenn man wieder zu Bewussts<strong>ein</strong><br />

kommt, sind alle Leute, <strong>die</strong> man gekannt hat, gut gekannt hat,<br />

entweder st<strong>ein</strong><strong>alt</strong> oder bereits gestorben <strong>und</strong> wÅren <strong>ein</strong>em mit<br />

ihren gutgem<strong>ein</strong>ten RatschlÅgen von anno dunnemals sowieso<br />

k<strong>ein</strong>e Hilfe. Die Welt ist <strong>ein</strong>em vollkommen fremd geworden.<br />

Nicht wieder zu erkennen. K<strong>ein</strong> St<strong>ein</strong> steht mehr da, wo er<br />

frÄher gestanden hat, <strong>und</strong> man fragt sich unwillkÄrlich, ist<br />

man Äberhaupt vermisst worden, oder waren <strong>die</strong> meisten froh,<br />

<strong>ein</strong>en los zu s<strong>ein</strong>, wie <strong>ein</strong>en allseits unbeliebten Kollegen, mit<br />

dem sie sich zwar Äber <strong>die</strong> Jahre arrangiert haben, aber als er<br />

dann endlich von der Firmenleitung in <strong>die</strong> WÄste geschickt<br />

wird, freuen sie sich doch, dass er weg ist. Antwort: wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

ja. Sie sind auch ohne mich ganz gut zurechtgekommen.<br />

Jeder ist ersetzbar. Dass Leute aus ÄbermÅÇiger<br />

Fre<strong>und</strong>schaft oder Liebe am Verschwinden <strong>ein</strong>es Fre<strong>und</strong>es<br />

oder <strong>ein</strong>es Geliebten zugr<strong>und</strong>e gehen, gibt es nur <strong>im</strong> Film,<br />

oder bei H<strong>und</strong>en oder ganz <strong>alt</strong>en Leuten, wo <strong>die</strong> AbwehrkrÅfte<br />

geschwÅcht sind. Bei <strong>alt</strong>en H<strong>und</strong>en. Beamtete MinisterialrÅte<br />

sollen ja am Åltesten werden. Stichwort: Zuversicht,<br />

Staatsvertrauen <strong>und</strong> Leib-Seele-Kupplung. Dem Dilatierten<br />

hingegen bleibe nichts anderes Äbrig, als s<strong>ein</strong>e Nachkommen<br />

aufzusuchen <strong>und</strong> hÉflich um <strong>ein</strong>en Kredit zu ersuchen, um<br />

sich sodann resigniert <strong>ein</strong> paar abgehalfterten SÅufern anzuschlieÇen,<br />

mit denen sich in Ruhe <strong>ein</strong> Bier zischen <strong>und</strong> Äber<br />

<strong>alt</strong>e, lÅngst vergangene Zeiten palavern lasse, bis er zu s<strong>ein</strong>em<br />

Unmut <strong>und</strong> Disgust feststelle, sogar <strong>die</strong> Saufgewohnheiten<br />

haben sich geÅndert. - Oder man lande von vornher<strong>ein</strong> in <strong>ein</strong>er<br />

ganz andersartigen, womÉglich lebensf<strong>ein</strong>dlichen Umgebung,


nach <strong>ein</strong>em Atomschlag ohne Strom unter der Erde, zum Beispiel,<br />

<strong>und</strong> finde aus der Dunkelheit nicht mehr heraus.<br />

4.Satz: Soli der Filzschlegel, Soli der Harfe. AllmÅhlich auch<br />

<strong>die</strong> Bronze anziehen <strong>und</strong> dann <strong>die</strong> Saiten streichen. Erst Äber<br />

EssstÅbchen ziehen <strong>und</strong> das Klavier bearbeiten. Mit Bogen<br />

oder EssstÅbchen Saite schÉn langsam streichen <strong>und</strong> weglassen.<br />

Über <strong>die</strong> Saite der Harfe ziehen <strong>und</strong> wÅhrend des Streichens<br />

langsam lockern dem Banjo intensiv zuhÉren. Tenuto<br />

mit dem Stock <strong>die</strong> Saite anschlagen. Soli der Harfen. Bronze<br />

anschubsen <strong>und</strong> weglassen. Vernehmlich <strong>die</strong> Tretleiter aufstellen.<br />

Anfangs <strong>die</strong> Bilder wiederholen. Nur <strong>die</strong> Klarinette<br />

anblasen, <strong>die</strong> Bronze anschubsen <strong>und</strong> dann <strong>die</strong> Saiten streichen,<br />

ausklingen lassen <strong>und</strong> intensiv zuhÉren.<br />

CONNIE (hysterisch) Ich verdurste, erfriere, ersticke, was du<br />

willst, <strong>und</strong> du untern<strong>im</strong>mst nichts. Nichts!<br />

Man hÉrt Tom Wasser aus <strong>ein</strong>er PfÄtze schlÄrfen.<br />

TOM Also, zu trinken ist genug da.<br />

CONNIE Willst du mich verarschen?<br />

TOM Hier hast du, was du brauchst.<br />

Er bespritzt sie mit dem Sickerwasser. Zur Antwort kreischt<br />

sie in den hÉchsten TÉnen.<br />

-HÉr mit dem ScheiÇ auf, sagt der Dirigent.<br />

CONNIE Guckt euch m<strong>ein</strong>e Nylons an! Kann man hier nicht<br />

mal s<strong>ein</strong>en SpaÇ haben, ohne gleich von oben bis unten vollgesaut<br />

zu werden?<br />

Anfangs <strong>die</strong>se fal<strong>lenden</strong> Takte wiederholen. Alle SchlÅge<br />

zerspielen, nur noch <strong>die</strong> Banjos anschubsen <strong>und</strong> dann Äber <strong>die</strong><br />

Saite ziehen. EssstÅbchen auf den Boden werfen <strong>und</strong> dann<br />

nachhorchen. WÅhrend des Streichens <strong>die</strong> Harfe langsam<br />

lockern <strong>im</strong>mer tiefer bis sie in den Saiten verschwindet beziehungsweise<br />

sehr sehr ver<strong>ein</strong>zelt wird durch extrem langsames<br />

Streichen. Inzwischen den Bogen anschlagen ohne Absetzen.<br />

Zwischen den SÅtzen gute Pausen lassen <strong>und</strong> intensiv zuhÉren.<br />

Mit dem Schwert Trompete oder EssstÅbchen anschubsen


<strong>und</strong> nachhorchen. An der Bronze ziehen bis alle SchlÅge nur<br />

noch <strong>die</strong> Saite anrÄhren. Die Pauke gut be<strong>die</strong>nen auch das<br />

Cello variieren bis zum besten Klang. Freies Spiel des<br />

Orkestraas.<br />

CONNIE Felderduft von Sonne trocken<br />

GÄllegruch vom PlÅstern foicht<br />

stÇÉt hernieder in <strong>die</strong> heilen<br />

f<strong>ein</strong>en TÄcher unsrer hohen Tatrei,<br />

<strong>und</strong> der Schampus, der verteilt ward<br />

(nowes logress wÇstgelfricktes untrojaa)<br />

siggt zur Z<strong>im</strong>merdecke flux empor.<br />

W<strong>ein</strong>end Tennen streichelt<br />

ahnungslos <strong>ein</strong> mÄder Wind<br />

bis wir fell das wÄhtend Pahms<br />

feller inzi-o-<strong>ein</strong> folgend bliezest<br />

spotten auf <strong>die</strong> sÄÉen, hellen Lagen jonger Trauben<br />

grandem Buickbeik onswie tielol Llyed.<br />

Crescendo mit dem Schwert den Klingeltopf anschlagen. Mit<br />

der FlÉte <strong>die</strong> Bronze bestreichen <strong>und</strong> ausklingen lassen. Anfangs<br />

alle fal<strong>lenden</strong> Bilder wiederholen. Erst gegen Ende alles<br />

zum Pendeln bringen. Die Saite <strong>im</strong>mer wieder lockern, <strong>im</strong>mer<br />

tiefer gehen, bis das Klavier <strong>im</strong> Feuerring verschwindet <strong>und</strong><br />

sehr sehr leise ausklingt.<br />

doing-dododoing-dododoing-dododoing-dodoing-doing<br />

doing-dododoing-dododoing-daradamm-damm ...<br />

Immer leiser wird das Feuerklavier,<br />

bis Carlos <strong>die</strong> Ruhe auffÅllt, <strong>ein</strong>e seltene <strong>und</strong> k<strong>ein</strong>eswegs andÅchtige<br />

Ruhe, <strong>die</strong> vom Flur herÄberweht, <strong>ein</strong>e fiebrige Ruhe<br />

gespannter, hochfliegender Erwartungen, <strong>ein</strong>e FrÄhlingsgefÄhlsruhe<br />

mitten <strong>im</strong> Hochsommer, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Hallen nervÉs erzittern<br />

lÅÇt, gleichsam als trÅumten sie etwas GroÇes, GroÇartiges,<br />

noch nie Dagewesenes herbei, <strong>ein</strong> Ereignis von historischem<br />

Rang, das sie fÄr <strong>im</strong>mer auszeichnen wird unter allen


Hallen der Hansestadt. Versprengte DÉtze, <strong>die</strong> Gunst der letzten<br />

Pause nutzend, wuseln zwischen verstÉrten Redakteuren<br />

der SchÄlerzeitung, <strong>die</strong> sich neben der TÄr postiert haben, wo<br />

sie <strong>die</strong> Ankunft weiterer Aktivisten erwarten: Vogtalers, des<br />

schwarzen Eggers, Werdings, des traurigen Sprosses <strong>ein</strong>er<br />

<strong>alt</strong>en Etruskerfamilie, <strong>und</strong> schlieÇlich des Richters, mit wehendem<br />

Schal, <strong>und</strong> voll von GefÄhlen, <strong>die</strong> er so nie wieder<br />

fÄhlen <strong>und</strong> an <strong>die</strong> er sich von St<strong>und</strong> an zeitlebens erinnern<br />

wird. HÄbsche SchÄlerinnen, auch unterer Klassen, stehen<br />

staunend am Rand, fast wie be<strong>im</strong> jÄngsten Konzert ihrer vergÉtterten<br />

Boygroup, so dass man sich fragt, wann wird denn<br />

<strong>die</strong> erste in Ohnmacht fallen. Die namenlose dritte Tochter<br />

der Nachbarin <strong>und</strong> Connies jÄngere Schwester, begehrlich mit<br />

offenem M<strong>und</strong>. Wie ausgeliefert fÄhlen sie sich: <strong>ein</strong>em, das<br />

stÅrker ist als sie; <strong>und</strong> selbst der vielgerÄhmte Chemie-<br />

Leistungskurs, sonst des Respektes voll gegenÄber den Lehrern<br />

<strong>und</strong> allen AutoritÅten, ist geschlossen dabei. Ihm folgen<br />

Neusprachler <strong>und</strong> Mathematiker, Anglisten <strong>und</strong> Romanisten<br />

sowie <strong>die</strong> haute collage der Natur- <strong>und</strong> Kunstbesessenen. Mit<br />

den Parolen Dadas, der dreih<strong>und</strong>ertfÄnfzigsten, beschmieren<br />

sie Mauern <strong>und</strong> WÅnde, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>em Zehnjahresplan des Bezirksamtes<br />

zufolge <strong>im</strong> Herbst sowieso neu gestrichen werden<br />

sollen, verwirklichen sich mit Pickeln, Pinseln <strong>und</strong> Spraydosen,<br />

lassen sich gehen wie noch nie <strong>und</strong> veranst<strong>alt</strong>en <strong>ein</strong>en<br />

Zirkus, den ÖzgÄl mit s<strong>ein</strong>er neuen SJ71 stratosphere verzweifelt<br />

festzuh<strong>alt</strong>en versucht, fÄrs Videojahrbuch <strong>und</strong> vielleicht<br />

auch, um <strong>ein</strong>zelne Szenen der<strong>ein</strong>st in s<strong>ein</strong>e legendÅren<br />

Abschlussarbeit fÄr <strong>die</strong> Filmhochschule <strong>ein</strong>zuflechten. Immer<br />

mehr drÅngen hin<strong>ein</strong>, <strong>die</strong> Hinteren drÄcken <strong>die</strong> Vorderen nah<br />

an <strong>die</strong> provisorische BÄhne, <strong>und</strong> alle warten, wann endlich <strong>die</strong><br />

Rampensau rausgelassen wird. Doch der Richter will nicht.<br />

Ein bisschen verachtet er den Herdentrieb der Masse, der alle<br />

in <strong>ein</strong> vorgegebenes FluÇbett zwingen will <strong>und</strong> niemandem<br />

<strong>die</strong> MÉglichkeit lÅÇt, nach eigener Facon selig zu werden.


Ziemlich sprÉde ist er von Natur aus <strong>und</strong> kann <strong>ein</strong>en derartigen<br />

Psychozauber weder abh<strong>alt</strong>en noch ertragen. Die aber,<br />

denen der Sinn danach steht, fÄhlen sich urplÉtzlich wie sÄdlich<br />

von Klamath Falls: man reist mit groÇen Erwartungen an,<br />

<strong>und</strong> dann: nichts! Nur Brachen, nur trÄbselige <strong>und</strong> trÄbsinnig<br />

machende Ödnis. MÄll, Moor, Moos <strong>und</strong> Moder. K<strong>ein</strong>e willigen<br />

Arbeiter, schlauen Ingenieure, noch nicht mal BodenschÅtze<br />

sind da zu finden <strong>und</strong> auszubeuten. Folgerichtig weht<br />

es alle, <strong>die</strong> es dahin geweht hat, GoldgrÅber, RÄstungsfabrikanten,<br />

Tabaklobbyisten <strong>und</strong> Touristen, nach kurzer Zeit wieder<br />

weg. Was hier offensichtlich fehlt, ist der kommunale<br />

Zusammenh<strong>alt</strong> <strong>und</strong> <strong>ein</strong> guter LeadsÅnger, der <strong>ein</strong>fach drauflos<br />

<strong>im</strong>provisiert, um <strong>die</strong> St<strong>im</strong>mung aufzuhellen, oder wenigstens<br />

Schauspieler, <strong>die</strong> sich engagiert in <strong>die</strong> Brust werfen <strong>und</strong> den<br />

<strong>ein</strong>stu<strong>die</strong>rten Dialog fehlerfrei vortragen kÉnnen.<br />

Und nun? Frau Kromme springt vor Wut <strong>im</strong> Dreieck, dass der<br />

SchÅdel des St<strong>ein</strong>he<strong>im</strong>menschen, den Kalle PrÉmpers verbotenerweise<br />

aus dem Biologieraum entfernt hat, warum weiÇ<br />

niemand, <strong>und</strong> der jetzt schon seit geraumer Zeit in der SchÄlerbibliothek<br />

als BÄcherh<strong>alt</strong>er <strong>die</strong>nt, bedenklich wackelt. Ausgerechnet<br />

ihre Klasse! Bietet der Schule <strong>ein</strong> derartiges Schauspiel!<br />

Doch was soll sie machen? M<strong>und</strong>ig hat ihr <strong>die</strong> schwierigen<br />

Kantonisten <strong>ein</strong>mal anvertraut, <strong>und</strong> sie hat <strong>die</strong> ZÄgel<br />

leider allzu lange schleifen lassen. BlauÅugig ist sie gewesen,<br />

statt dem Chaos beizeiten Paroli zu bieten.<br />

Aufgescheucht wie <strong>ein</strong>e groÇe, ungelenke Truthenne versucht<br />

sie sich <strong>ein</strong>en Weg durch <strong>die</strong> Menge zu bahnen. Zusammen<br />

mit Ulrich, dem Schulrat, den sie unterwegs irgendwo aufgelesen<br />

<strong>und</strong> notgedrungen als Begleitung akzeptiert hat, von<br />

dem sie sich aber das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen<br />

wird, bewegt sie sich Richtung Fenster, drÅngt sich mit roher<br />

Gew<strong>alt</strong> nach vorne, ungeachtet ihrer Stellung <strong>und</strong> der Situation,<br />

in der sie sich befindet, ZurÄckh<strong>alt</strong>ung vielleicht ange-


achter wÅre, traktiert mit bloÇen FÅusten alle, <strong>die</strong> ihr <strong>im</strong><br />

Wege stehen. Sie zieht, n<strong>ein</strong> sie reiÇt <strong>die</strong> BÄcher aus den Regalen<br />

<strong>und</strong> <strong>alt</strong>e Abiturarbeiten aus den WandschrÅnken, in<br />

denen <strong>die</strong>se seit der GrÄndung des Gymnasiums f<strong>ein</strong> sÅuberlich<br />

verwahrt werden, <strong>und</strong> verteilt alles kreativ Äber den KÉpfen<br />

<strong>und</strong> in <strong>die</strong> HÉhen <strong>und</strong> Tiefen des Raumes. Einzelne Seiten<br />

wie auch <strong>die</strong> klÅglichen Reste <strong>ein</strong>er Banane fliegen kurzerhand<br />

aus dem Fenster <strong>und</strong> mÄssen hinterher vom Pedell mÄhsam<br />

aus den StrÅuchern geklaubt werden.<br />

-Hier, schreit sie, eure gesammelten ErgÄsse <strong>und</strong> Machwerke.<br />

Glaubt ihr, mir hat es SpaÇ gemacht, mich durch all das Geschmiere<br />

zu quÅlen! Ganze Wochenenden habe ich mir damit<br />

verdorben, alle Hoffnungen, alle Erwartungen, <strong>die</strong> ich in euch<br />

gesetzt hatte, <strong>im</strong>mer wieder enttÅuscht ...<br />

Sie bricht ab, denn der Richter ist plÉtzlich hinter ihr aufgetaucht<br />

<strong>und</strong> blendet sie mit der ganzen Pracht s<strong>ein</strong>er Fantasieuniform.<br />

An der Schule laufen ja viele aufgemotzte Typen<br />

herum, aber sowas hat sie noch nicht gesehen.<br />

-Immer langsam mit den jungen Pferden, sagt er wie zu <strong>ein</strong>er<br />

foh<strong>lenden</strong> Stute, aber welche Stute interessiert das in so <strong>ein</strong>er<br />

Extremsituation. - Warum beschweren Sie sich? Sie werden<br />

fÄr ihre Dienste mehr als reichlich entlohnt, <strong>und</strong> auch fÄr jeden<br />

àrger, der damit verb<strong>und</strong>en s<strong>ein</strong> kÉnnte. Hintnach dÄrfen<br />

sie mit <strong>ein</strong>er anstÅndigen Alterspension rechnen, wie mir m<strong>ein</strong><br />

Vater, der bei der hanseatischen Rentenanst<strong>alt</strong> tÅtig ist <strong>und</strong><br />

sich mit <strong>die</strong>sem Thema bestens auskennt, mehr als <strong>ein</strong>mal<br />

vorgerechnet hat, um s<strong>ein</strong>en hÉchst unpassenden <strong>und</strong> mit der<br />

Zeit ziemlich abgedroschenen Vorschlag zu untermauern, ich<br />

solle am besten ebenfalls Lehrer werden. Denn Sie gehen auf<br />

Basis Ihrer letzten Geh<strong>alt</strong>sstufe in Rente, <strong>und</strong> nicht wie der<br />

gewÉhnliche Sterbliche auf der des Durchschnittes Ihrer EinkÄnfte.<br />

AuÇerdem sind Sie privat krankenversichert <strong>und</strong> haben<br />

<strong>im</strong> Krankenhaus Anspruch auf Chefarztbehandlung.


Bei <strong>die</strong>sen Worten bleibt er ruhig wie <strong>ein</strong> Schwan, der auf<br />

dem Wasser s<strong>ein</strong>e Kreise zieht <strong>und</strong> vor k<strong>ein</strong>en Raubvogelschwingen<br />

Angst hat, oder wie <strong>ein</strong> Angler mit leichter Meschugge,<br />

der <strong>ein</strong>en frisch gefangenen <strong>und</strong> in TodesÅngsten vor<br />

ihm auf den Boden tanzenden Fisch mit Äberlegenen Worten<br />

zu beschwichtigen versucht.<br />

-Er dirigiert s<strong>ein</strong>e Gefolgschaft gekonnt durchs GedrÅnge wie<br />

<strong>ein</strong> Verkehrspolizist <strong>die</strong> Autofahrer auf <strong>ein</strong>er Kreuzung, wird<br />

Ulrich, der schon auf der Uni bedenkliche Sympathien fÄr<br />

Struwwelpeter, Suppenkasper <strong>und</strong> andere Asoziale hat erkennen<br />

lassen, spÅter fast beifÅllig zu M<strong>und</strong>ig sagen.<br />

Er steht da <strong>und</strong> lÅchelt den Richter an. Richtig, er lÅchelt ihn<br />

an; <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses LÅcheln hat VerstÅndnis fÄr alles. Es glaubt an<br />

<strong>ein</strong>en, wie man selbst nie an sich glauben wÄrde, <strong>und</strong> es spiegelt<br />

genau das geistige Ansehen <strong>und</strong> <strong>die</strong> AutoritÅt, <strong>die</strong> man<br />

gerne besitzen, den Einfluss, den man in Zukunft gern aus-<br />

Äben wÄrde. Es baut <strong>ein</strong>en auf, zieht <strong>ein</strong>en aus dunklen Verliesen<br />

ans Licht <strong>und</strong> gibt dem, was man gesagt hat, <strong>ein</strong>e hÉhere<br />

Weihe, <strong>ein</strong>e Meta-Bedeutung, an <strong>die</strong> man selbst gar nicht<br />

gedacht hat, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>em <strong>im</strong> nÅchsten Moment aber als zugleich<br />

naheliegend <strong>und</strong> genial ersch<strong>ein</strong>t.<br />

Frau Kromme aber sieht nicht <strong>ein</strong>, warum sie sich wegen ihrer<br />

berechtigten AnsprÄche in aller Öffentlichkeit rechtfertigen<br />

soll, wo in der Privatindustrie alle mit 55 in Rente gehen,<br />

spÅtestens, <strong>und</strong> sich pflegen kÉnnen, wÅhrend sie bis zum<br />

bitteren Ende durchh<strong>alt</strong>en muss, vorausgesetzt, dass sie nicht<br />

vorher tot umfÅllt oder ausgebrannt <strong>und</strong> mit Psychopharmaka<br />

vollgepumpt in der KlappsmÄhle landet.<br />

Der Schulrat hat gut lÅcheln. Sie wÄrde auch lÅcheln, wenn<br />

sie ihre Tage geruhsam <strong>und</strong> von Vorz<strong>im</strong>merdamen<br />

umschwÅnzelt in gemÄtlichen, gut belÄfteten BÄrostuben verbringen<br />

dÄrfte <strong>und</strong> nur ab <strong>und</strong> zu zur Inspektion in <strong>ein</strong>e Schule<br />

mÄsste: dann hÅtte sie auch k<strong>ein</strong> Problem mit des Richters<br />

groÇer Klappe, kÉnnte sie mÄhelos aush<strong>alt</strong>en.


Was kann <strong>ein</strong>em SchÄler heutzutage schon passieren? FrÄher<br />

ja, da lieÇen sich pubertÅre Verspannungen mit <strong>ein</strong>er saftigen<br />

Ohrfeige lÉsen, aber heute? steht <strong>die</strong>sem an sich sinnvollen<br />

Vorgehen <strong>im</strong> Rektoratsz<strong>im</strong>mer <strong>ein</strong> ganzer Aktenordner mit<br />

schulamtlichen Erlassen <strong>und</strong> Leitlinien, Musterprozessen <strong>und</strong><br />

Justizkommentaren entgegen, den 68ern sei dank, deretwegen<br />

wir Konservativen jahrelang den Kopf <strong>ein</strong>ziehen mussten,<br />

k<strong>ein</strong> Minister weit <strong>und</strong> breit, der uns den RÄcken gestÅrkt<br />

hÅtte. Solange sich daran nichts Åndert, kÉnnen wir SchÄlern,<br />

auch wenn sie sich noch so daneben benehmen, vorlaut eigene<br />

M<strong>ein</strong>ungen zum besten geben <strong>und</strong> mit unausgegorenen Ideen<br />

den Unterricht stÉren, <strong>die</strong> allem zuwider laufen, was wir ihnen<br />

dem Lehrplan zufolge bis zum Ende der Schulzeit <strong>ein</strong>blÅuen<br />

sollen, praktisch nichts anhaben auÇer Relegation als ult<strong>im</strong>a<br />

ratio, doch dazu mÄssen sie schon fast <strong>ein</strong> Verbrechen begehen,<br />

<strong>ein</strong>e Bank ausrauben oder <strong>ein</strong>en Amoklauf planen, der<br />

sich zumeist gegen unser<strong>ein</strong>s richtet, von daher <strong>ein</strong>e Gefahrenzulage<br />

fÄr LehrkrÅfte durchaus angebracht wÅre, so oft wie<br />

wir uns von denen bedroht fÄhlen, nicht <strong>ein</strong>gerechnet Kollegen,<br />

<strong>die</strong> <strong>im</strong> Verlauf der neuerdings von der Landesregierung<br />

gegen <strong>die</strong> EinsprÄche der PersonalrÅte <strong>ein</strong>gefÄhrten Leistungsbewertung<br />

das Handtuch werfen von <strong>die</strong>ser neuen He<strong>im</strong>suchung<br />

hat d<strong>ein</strong> Herr Vater dir sicherlich nichts berichtet aus<br />

Wut weil sie nicht mehr regelmÅÇig befÉrdert werden, setzt<br />

Frau Kromme ihre Angriffe unvermindert fort. Sogar das erst<br />

kÄrzlich in mÄhevoller Kl<strong>ein</strong>arbeit entstandene Kunstprojekt,<br />

auf das <strong>ein</strong> Teil der Klasse so stolz ist <strong>und</strong> das demnÅchst in<br />

der Eingangshalle der Értlichen Sparkasse ausgestellt werden<br />

soll, zerrt sie rÄcksichtslos aus dem Schrank. Ihr Sohn will sie<br />

noch aufh<strong>alt</strong>en, doch vergeblich. Sie schmeiÇt es zu Boden,<br />

wo es unter ohrenbetÅubendem Krachen in tausend StÄcke<br />

zerspringt.<br />

-Ich h<strong>alt</strong>e es nicht mehr aus! ruft Anna verzweifelt dazwischen.


Sie verschrÅnkt <strong>die</strong> Arme vor ihren BrÄsten <strong>und</strong> mÉchte vor<br />

Schreck <strong>und</strong> UnverstÅndnis Äber <strong>die</strong>se sinnlose Tat am liebsten<br />

in Ohnmacht fallen - wenn sie nicht <strong>ein</strong>e so gute Leichtathletin<br />

mit h<strong>und</strong>ertprozentig stabilem Kreislauf wÅre, ausgezeichnet<br />

in mehreren Disziplinen <strong>und</strong> in jedem Schuljahr<br />

mindestens <strong>ein</strong> Dutzend mal beurlaubt, um an WettkÅmpfen<br />

teilzunehmen, auf lokaler, regionaler <strong>und</strong> sogar nationaler<br />

Ebene.<br />

-Sie ertrage es nicht lÅnger, wiederholt sie, nun in gesittetem<br />

Tonfall.<br />

Hofft natÄrlich, <strong>die</strong> Lehrerin mÉge sich auf <strong>die</strong>sen Einspruch<br />

hin mÅÇigen.<br />

Aber da kennt sie Karin Kromme schlecht. Entlarvt&ident<br />

zuerst den Richter als grÉÇtes Problem <strong>die</strong>ser an ProblemfÅllen<br />

nicht armen Klasse <strong>und</strong> dann:<br />

FRAU KROMME Bin ich euch leid lauter vorlaute LeistungsschwÅchlinge<br />

Ute <strong>die</strong> Tochter von Horst's BÅckerei das<br />

Eckhaus, das d<strong>ein</strong>e Eltern vor <strong>ein</strong> paar Jahren gebaut haben,<br />

wo auch der Laden mit drin ist, Ko<strong>wal</strong>ski <strong>und</strong> Paula ausgenommen<br />

fast jede zweite Probe nicht gewertet oh wenn ihr<br />

euch an eurer Parallelklasse <strong>ein</strong> Beispiel nehmen wÄrdet! Bei<br />

euch ist man froh, das halbe Pensum zu schaffen <strong>und</strong> nach<br />

dem Klingeln <strong>die</strong> TÄr hinter sich zuzumachen ja auch du<br />

Vogtaler schau mich an mit d<strong>ein</strong>em ewigen SchwÅnzen Unschuldsaugen<br />

ich weiÇ <strong>die</strong> Sportlehrer decken dich aber Trainingslager<br />

sind fÄr mich k<strong>ein</strong> Entschuldigungsgr<strong>und</strong> am Montag<br />

frÄh <strong>im</strong> Bett liegen zu bleiben weiÇ ich genau was dort<br />

unter SchweiÇgeruch verhandelt wird sind d<strong>ein</strong>e Leistungen<br />

dem entsprechend magst du auch noch so schÉne groÇe HÅnde<br />

haben das <strong>ein</strong>zige was mir an dir gefÅllt wie ich noch neulich<br />

abend zu m<strong>ein</strong>em Mann gesagt habe aber dafÄr Nachsicht,<br />

wenn du auf <strong>die</strong> Idee kommst, wÅhrend des Unterrichts Tee<br />

zu kochen? Nicht von mir.


Der Schulrat hat lange Äberlegt, ob er sich <strong>ein</strong>mischen soll<br />

<strong>und</strong> ob er als AuÇenstehender Äberhaupt genÄgend VerstÅndnis<br />

fÄr <strong>die</strong> konkreten Belange von Lehrern <strong>und</strong> SchÄlern an<br />

<strong>die</strong>ser Schule aufbringen kann, um nÄtzliche RatschlÅge zu<br />

erteilen, aber dann juckt es ihn doch in den Fingern, <strong>und</strong> s<strong>ein</strong><br />

jahrelang ungenutztes PÅdagogenblut gerÅt in Wallung.<br />

-Das voluntaristische Vorurteil, versucht er sich laut rufend<br />

verstÅndlich zu machen, liege <strong>im</strong> <strong>ein</strong>seitigen Pr<strong>im</strong>at <strong>ein</strong>er<br />

Ontologie der Wirklichkeit, das Natur <strong>und</strong> faktische Wirklichkeit,<br />

S<strong>ein</strong> <strong>und</strong> FaktizitÅt mit<strong>ein</strong>ander verwechsele. Dann<br />

ersch<strong>ein</strong>e natÄrlich das S<strong>ein</strong> als mach- <strong>und</strong> verbÄrgbare Existenz<br />

kontingenter Essenzen. Der gegenwÅrtige Aufruhr, in<br />

dem Tenor gehe auch s<strong>ein</strong> Kommentar in der neuesten Ausgabe<br />

der Lehrerzeitschrift Lernen mit Pfiff, unterscheide nicht<br />

zwischen Prinzipien <strong>und</strong> Ursachen, ontologischem <strong>und</strong> ontischem<br />

Pr<strong>im</strong>at <strong>und</strong> unterschlage damit das ontologische Problem.<br />

S<strong>ein</strong> sei nicht Existenz oder Essenz des kontingent Wirklichen,<br />

brÄllt er, jetzt vÉllig auÇer sich, in <strong>die</strong> Menge der<br />

SchÄler hin<strong>ein</strong>, sondern Prinzip der Konstitution a priori beziehungsweise<br />

das 'wie es s<strong>ein</strong> muÇ, damit es das ist, was es<br />

ist'. Auch seien <strong>die</strong> AufrÄhrer dem hartnÅckigen MiÇverstÅndnis<br />

auf den Le<strong>im</strong> gegangen, logische mit faktischer<br />

PrinzipialitÅt <strong>und</strong> UrsprÄnglichkeit zu verwechseln, weswegen<br />

dann der Gedanke des Apriori <strong>ein</strong>er Notwendigkeit vor<br />

aller mÉglichen Wirklichkeit doch wieder nur als bloÇe frÄhere<br />

Wirklichkeit interpretiert werde - also als zeitliche beziehungsweise<br />

kausale PrioritÅt, wo doch vielmehr <strong>ein</strong>e logische<br />

wirksam sei. So entstehe der unsinnige Vorwurf <strong>ein</strong>es<br />

Chàrismos gegen den Idealismus, nicht <strong>ein</strong>e zweite, ursprÄngliche<br />

ideale Weltwirklichkeit sei s<strong>ein</strong> Urbild, sondern <strong>ein</strong>e<br />

ganz ungegenstÅndliche, r<strong>ein</strong> logische Notwendigkeit mathematischer<br />

Proportionen, Symmetrien oder Tautologien der<br />

strukturalen KausalitÅt ergebe das a priori des S<strong>ein</strong>s, <strong>und</strong> das<br />

heiÇe, wenn Äberhaupt <strong>die</strong>s Seiende sei, dann besitze es,


wenngleich nur als wenn-dann Beziehung, universelle GÄltigkeit,<br />

<strong>ein</strong> Schlechthin-Nicht-Anders-s<strong>ein</strong>-KÉnnen.<br />

Der Richter, bereit, den Fehdehandschuh aufzunehmen, beharrt<br />

darauf, <strong>die</strong> bedingte Notwendigkeit <strong>ein</strong>es Seienden, insofern<br />

es sei oder nicht, von ihrer unbedingten Notwendigkeit<br />

zu unterscheiden, insofern es nicht Nichts<strong>ein</strong>, nicht bloÇe<br />

Information sei. Er ist bereit, jeden Fehdehandschuh aufzunehmen,<br />

<strong>und</strong> begreift nicht, dass Ulrich viel lieber <strong>die</strong> Friedenspfeife<br />

mit ihm rauchen wÄrde.<br />

-Die kategorialen Unterscheidungen des eigentlich <strong>und</strong> uneigentlich<br />

Seienden, erwidert <strong>die</strong>ser denn auch aufgekratzt,<br />

seien apodiktisch aufweisbar durch phÅnomenologische Reduktion<br />

auf das Nichts. In langen unbefriedigten MuÇest<strong>und</strong>en<br />

sei er dahinter gekommen, welche f<strong>und</strong>amentale Bedeutung<br />

<strong>die</strong>sem Begriff zueigne. Schon wÅhrend des Studiums<br />

habe er sich von dessen anhe<strong>im</strong>elnd unhe<strong>im</strong>lichem GleiÇen<br />

<strong>und</strong> Funkeln verfÄhren lassen <strong>und</strong> seither mehr als genug Zeit<br />

gehabt, sich eigene Gedanken darÄber zu machen. Nach s<strong>ein</strong>er<br />

Überzeugung, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Redakteure von 'Lernen mit Pfiff'<br />

hÅtten ihm darin recht gegeben <strong>und</strong> sogar spontan Beifall<br />

gezollt, liege das Problem der NegativitÅt nicht darin, daÇ<br />

bezweifelbar wÅre, daÇ es das Seiende, <strong>die</strong> Subjekt-Substanz,<br />

gebe, sondern vielmehr darin, daÇ SubstanzialitÅt <strong>und</strong> Subsistenz<br />

nicht schon ihre eigene RealitÅt begrÄndeten <strong>und</strong> darum<br />

durch den radikalsten <strong>und</strong> f<strong>und</strong>amentalsten Begriff von RealitÅt<br />

f<strong>und</strong>iert werden mÄssten: der Persistenz von RealitÅt-ansich.<br />

Hier nickt der Schulrat, bepackt mit allem Wissen, Weisheit<br />

<strong>und</strong> Erfahrung, <strong>die</strong> er den meisten Anwesenden selbstverstÅndlich<br />

vorauszuhaben m<strong>ein</strong>t. Nicht nur, erstens, dass hier<br />

eigentlich zentral das Synthesis-Problem Kants liegt, sondern,<br />

zweitens, weil das substantielle Das<strong>ein</strong> des Seienden dadurch<br />

begrÄndet werden muss <strong>und</strong> kann, daÇ auch das Nichts notwendig<br />

- zwar natÄrlich negative, aber durchaus best<strong>im</strong>mte -


persistente QualitÅten hat <strong>und</strong> k<strong>ein</strong>eswegs eigenschaftslos ist,<br />

beziehungsweise <strong>im</strong> Umkehrschluss, daÇ S<strong>ein</strong> oder RealitÅt<br />

Äberhaupt neutral <strong>und</strong> gleichgÄltig dagegen sind, ob sie das<br />

S<strong>ein</strong> von Seiendem oder von nichts Best<strong>im</strong>mtem, das<br />

schlechthin unspezifische S<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong> irreduzibles Das<strong>ein</strong> sind.<br />

-Anstatt <strong>die</strong> MÉglichkeit <strong>ein</strong>er SchÉpfung aus dem Nichts von<br />

vornher<strong>ein</strong> zu bestreiten, sagt er in das Schweigen hin<strong>ein</strong>, das<br />

s<strong>ein</strong>e AusfÄhrungen ausgelÉst haben, <strong>und</strong> ohne zu bemerken,<br />

dass sich Connie, <strong>die</strong> ihn vorher mit groÇen Augen lÅchelnd<br />

angeh<strong>im</strong>melt hat, wie angeekelt abwendet, sei zu ergrÄnden,<br />

wie denn das Nichts beschaffen s<strong>ein</strong> mÄsse, damit aus ihm<br />

etwas geschaffen, in es zurÄckgenommen, durch es negiert<br />

werden kÉnne. Und da sei apodiktisch gewiÇ, daÇ <strong>ein</strong> solches<br />

Nichts RealitÅt habe - das Nichts kÉnne nichts nichten, wenn<br />

es nicht <strong>die</strong> dazu jeweils notwendige eigene QualitÅt besitze.<br />

Vogtaler regt sich auf, regt sich <strong>im</strong>mer mehr auf, so dass er<br />

drauf <strong>und</strong> dran ist, sich Frau Krommes Furor anzuschlieÇen.<br />

Die groÇe Mehrheit der Klasse aber ist baff. Sowas haben sie<br />

noch nicht zu hÉren gekriegt. Selbst <strong>im</strong> Leistungskurs Philosophie<br />

sind <strong>die</strong>se Themen nicht behandelt worden.<br />

-LaÇt euch das mal durch den Kopf gehen, sagt er zu der baffen<br />

Klasse, wÅhrend er Karl-H<strong>ein</strong>z PrÉmpers beobachtet, der<br />

ungeschickt an s<strong>ein</strong>em schwarzen Ledermantel zerrt, auf dessen<br />

<strong>ein</strong>em Zipfel er mit s<strong>ein</strong>em Stuhlb<strong>ein</strong> steht <strong>und</strong> den er nie<br />

ablegt, auch <strong>im</strong> Unterricht nicht, auch be<strong>im</strong> Essen nicht, auch<br />

nachts nicht, hÉchstens mal kurz morgens, zum Waschen<br />

Wasserlassen WÅschewechseln.<br />

-Die moderne Kosmologie, sagt er, habe konkret bewiesen,<br />

wie <strong>ein</strong> Universum quasi aus Nichts hergestellt werden kÉnne,<br />

<strong>im</strong> Einklang mit allen Gesetzen der Physik.<br />

Im Gr<strong>und</strong>e sei alles ganz <strong>ein</strong>fach. Was man benÉtige, seien<br />

<strong>ein</strong> paar Kilogramm Masse, 50 g Vanillezucker, 2 Zitronen,<br />

<strong>ein</strong>e Prise Urandioxid, 2 fette Wachteln, ungerupft, Eiter Spucke<br />

Sperma, <strong>und</strong> <strong>die</strong> FÄllung aus Thymianspitzen, u-u-d <strong>und</strong>


d-d-u, 50 g Butterschmalz, reichlich Wasserstoff <strong>und</strong> Helium,<br />

<strong>ein</strong> bisschen Sauerstoff Petersilie Emmentaler Mandeln Mehl<br />

Eier Ricotta OlivenÉl <strong>und</strong> dazu als Beilage <strong>ein</strong> falsches Vakuum<br />

mit den Rippen nach oben auf <strong>die</strong> Arbeitsplatte legen. Auf<br />

<strong>die</strong> Mitte <strong>ein</strong>en TeelÉffel FÄllung geben, dann <strong>die</strong> Spitze<br />

darÄberrollen, <strong>die</strong> Seiten Äber der FÄllung <strong>ein</strong>schlagen <strong>und</strong><br />

das Vakuum um <strong>die</strong> FÄllung in Richung Stiel rollen.<br />

Immer leiser wird das Feuerklavier. Der SphÅrengesang des<br />

schwarzen Loches endet mit <strong>ein</strong>em tiefen B. Sehr ver<strong>ein</strong>zelte<br />

TÉne durch extrem langsames Streichen. Zwischen den SÅtzen<br />

ganze Passagen durch lange Pausen unterbrechen <strong>und</strong><br />

intensiv zuhÉren. Erst gegen Ende auf der Tretleiter spielen.<br />

Schluss klingt sehr ver<strong>ein</strong>zelt zwischen hohen HÉhen.<br />

-Das neue Universum werde das <strong>alt</strong>e nicht weiter stÉren, da es<br />

sich 10 hoch 37 Sek<strong>und</strong>en nach s<strong>ein</strong>er Geburt von <strong>die</strong>sem<br />

abnabele. Alles was der Laborant von auÇen sehe, sei <strong>ein</strong><br />

schwarzes Lèch, das sehr schnell wieder verschwinde.<br />

Allerdings wÅre s<strong>ein</strong>e Herstellung nicht ganz ungefÅhrlich,<br />

weil sie <strong>die</strong> Energie <strong>ein</strong>er 500 Kilotonnen Explosion freisetzen<br />

wÄrde.<br />

Zezisch, Pffft! macht er <strong>und</strong> muss plÉtzlich heftig niesen.<br />

Das neue Universum werde sich nach s<strong>ein</strong>er Erzeugung ziemlich<br />

rasch ausdehnen, sagt er dann. Genau so, wie es unser<br />

eigenes Universum damals getan hat, welches heute bereits<br />

mindestens 10 hoch 23 mal so groÇ sei wie der von der Erde<br />

aus sichtbare Teil. Es werde inmitten unzÅhliger anderer Universen<br />

existieren, in denen unterschiedliche physikalische<br />

Gesetze herrschten, <strong>ein</strong>er fraktalen Struktur entsprechend,<br />

welche aus Universen zusammengesetzt sei, <strong>die</strong> sich in falschen<br />

Nichtsen innerhalb anderer Universen gebildet hÅtten.<br />

Da staunt ihr, sagt er, nachdem er sich in aller Seelenruhe <strong>die</strong><br />

Nase geputzt hat. Es hÉrt sich wie Science Fiction an, <strong>und</strong> ist<br />

doch <strong>die</strong> r<strong>ein</strong>e Wahrheit, dass jedes <strong>die</strong>ser Universen fÄr sich<br />

Millionen <strong>und</strong> Abermillionen bewohnbarer Welten enthÅlt


<strong>und</strong> dabei nichts als <strong>ein</strong> Staubkorn in jenem Meta-Raum ist,<br />

der selbst wieder nur als Unterraum <strong>ein</strong>er viel grÉÇeren Wirklichkeit<br />

...<br />

Auf s<strong>ein</strong>em Taschentuch hat sich <strong>ein</strong> roter Fleck gebildet.<br />

Schon wieder Nasenbluten, woher kann das bloÇ kommen?<br />

-Wenn Äberhaupt, kÉnnen wir nur durch WurmlÉcher von<br />

<strong>ein</strong>em Universum ins andere gelangen, sagt der Richter, um<br />

anzuzeigen, dass er als <strong>ein</strong>ziger mitgekommen ist.<br />

Connie hat <strong>die</strong> B<strong>ein</strong>e Äber<strong>ein</strong>andergeschlagen <strong>und</strong> reibt an<br />

<strong>ein</strong>em Fleck auf ihren rosa Pumpssandalen.<br />

-Yip, sagt sie. So wahr du damals mit dem <strong>alt</strong>en wurmstichigen<br />

Feldstecher d<strong>ein</strong>es Vaters <strong>die</strong> Saturnringe erkannt hast.<br />

Du lieÇest dich auch nicht davon abbringen, als ich dir <strong>die</strong><br />

Stelle in dem Buch fÄr Hobbyastronomen gezeigt habe, wo<br />

steht, dass man sie erst ab 8-Zent<strong>im</strong>enter Linsendurchmesser<br />

erkennen kann.<br />

Anfangs <strong>die</strong> fal<strong>lenden</strong> Bilder wiederholen. Ein lautes Crescendo<br />

anst<strong>im</strong>men. Zwischen den TÉnen gute Pausen lassen<br />

<strong>und</strong> nachhorchen. Erst gegen Ende spielen alle in den Tiefen.<br />

Ohne Absetzen zwei bis vier Saiten streichen. Den Ausklang<br />

lÅnger h<strong>alt</strong>en, bis er unter <strong>ein</strong>em Klangteppich verschwindet,<br />

<strong>und</strong> danach sehr, sehr ver<strong>ein</strong>zelt wird durch extrem langsames<br />

Streichen. Der Ton klingt sehr leise aus. Immer noch <strong>die</strong> Saite<br />

streichen. Piano mit dem Schwert den Bronzetopf anschlagen<br />

<strong>und</strong> allmÅhlich auch <strong>die</strong> Saite variierend, bis alle SchlÅge nur<br />

noch dem SchÅdel gelten. Mit dem FuÇ <strong>die</strong> Bronze<br />

anschubsen <strong>und</strong> zum Pendeln bringen. Die Saite ziehen bis<br />

zum besten Klang. Freies Spiel der Harfe bis zum Ende. Gut<br />

<strong>und</strong> intensiv zuhÉren. Mit Bogen oder EsstÅbchen <strong>die</strong> Saite<br />

streichen <strong>und</strong> an der Bronze ziehen. WÅhrend des Streichens<br />

<strong>die</strong> Saiten langsam lockern <strong>und</strong> das Klavier anst<strong>im</strong>men. Alle<br />

TÉne werden <strong>im</strong>mer tiefer bis zum Schnattern, Quaken,<br />

St<strong>im</strong>mbandquÅlen. Mit dem FuÇ ohne Absetzen <strong>die</strong> Saite<br />

streichen <strong>und</strong> nachhorchen. Mit drei BÉgen <strong>ein</strong>e Saite an-


schlagen <strong>und</strong> zum Pendeln bringen. Erzwungene Resonanzstrukturen.<br />

Den Oberschwingungen nachlauschen. Die Saiten<br />

lockern <strong>und</strong> Pause machen. Die StreichtÉne werden <strong>im</strong>mer<br />

leiser, <strong>im</strong>mer tiefer. Mit dem Filzschlegel <strong>die</strong> Bronze<br />

anschubsen <strong>und</strong> nachhorchen.<br />

-Warum sucht ihr euch k<strong>ein</strong>e Arbeit, ruft Frau Kromme in<br />

voller Fahrt <strong>und</strong> Rage AND, aus Rage folgt Courage, OR, in<br />

aristotelischem Ahrrr-goh:<br />

Feigheit â Angst â Hass â Wut â Mut â Tapferkeit,<br />

wo wir den zweiten Schritt Bertrand Russell verdanken, alle<br />

Vorsicht sowie <strong>die</strong> Maske, <strong>die</strong> sie gewÉhnlich in <strong>die</strong>ser Anst<strong>alt</strong><br />

trÅgt, <strong>und</strong> nicht nur dort, fallen lassend, sagt es mit<br />

pinpoint hautgouten Blick auf <strong>die</strong> der chinesischen Protestbewegung<br />

stilistisch nachempf<strong>und</strong>ene Wandzeitung (oder gab's<br />

das schon frÄher, Protest, der drakonische Strafen nach sich<br />

zieht?), <strong>die</strong> direkt neben dem Tell-Plakat hÅngt, an welchem,<br />

da von <strong>ein</strong>em Éffentlich-rechtlichen KulturtrÅger herausgegeben,<br />

nicht viel zu beanstanden ist, <strong>und</strong> in dem schwerlich als<br />

hilfreich zu bezeichnenden Versuch, <strong>die</strong> Diskussion zu versachlichen.<br />

-Ordentliche Arbeit mit 8-St<strong>und</strong>en-Tag, Geldver<strong>die</strong>nen, unsere<br />

Wirtschaft in Schwung bringen, <strong>ein</strong> Teil des Ganzen s<strong>ein</strong>,<br />

nicht wie hier auf dem Gymnasium, wo ihr Klartext gesprochen<br />

nichts als <strong>ein</strong>e unverschÅmte, stark riechende, am Ende<br />

aber schnell vorÄberziehende Kamelherde seid, <strong>die</strong> von uns<br />

Lehrern nur widerwillig ertragen <strong>und</strong> nach 8, 9 Jahren in <strong>die</strong><br />

raue Welt der Tatsachen abgeschoben wird. Die freie Wirtschaft,<br />

ja da kÉnntet ihr euch beweisen <strong>und</strong> nebenbei <strong>ein</strong>iges<br />

Äber den Sinn des Lebens lernen. Ich weiÇ doch, was ihr fÄr<br />

Tage<strong>die</strong>be seid <strong>und</strong> womit ihr sonst eure Zeit vertut. Hausaufgaben?<br />

Fehlanzeige, damit belÅstigen wir euch schon lange<br />

nicht mehr. Stattdessen - sie zieht <strong>ein</strong>e Liste aus dem àrmel,<br />

<strong>die</strong> sie schon lange mit sich herumtrÅgt, um sie den Pappen-


he<strong>im</strong>ern bei passender Gelegenheit vor den Latz zu knoofen -<br />

benebelt ihr eure KÉpfe mit chemischen PrÅparaten oder mit<br />

zurÄckh<strong>alt</strong>end formuliert verfassungsf<strong>ein</strong>dlicher Musik (entblÉdet<br />

euch nicht), beschmiert BrÄckenpfeiler <strong>und</strong> BretterzÅune,<br />

Balkone, Balustraden <strong>und</strong> Baubuden sowie <strong>die</strong> WÅnde von<br />

Bahnstationen, Buchhandlungen, Banken <strong>und</strong> militÅrischen<br />

Befestigungsanlagen wie auch friedlicher BÄrgerhÅuser mit<br />

euren Graffitis (scheut euch nicht) mindestens <strong>ein</strong>mal am Tag<br />

<strong>im</strong> Internet nackte Frauen in unterschiedlichen Stellungen,<br />

aber bei den <strong>im</strong>mer gleichen TÅtigkeiten anzuglotzen, <strong>und</strong><br />

vergeht euch sodann <strong>im</strong> Geiste an euren MitschÄlerinnen <strong>und</strong><br />

wahrsch<strong>ein</strong>lich auch an mancher weiblichen Lehrkraft (unterlasst<br />

es nie) verdrÉmelt den Tag mit <strong>ein</strong>fÅltigen TrÅumen oder<br />

feiert auf rauschenden Happenings euer Coming out, ohne<br />

dass ich jemals <strong>ein</strong>e Einladung bekommen wÄrde. Ich weiÇ,<br />

dass ich k<strong>ein</strong>e Chance habe, euch zu Äberzeugen, ruft sie in<br />

den <strong>ein</strong>setzenden Tumult hin<strong>ein</strong> <strong>und</strong> ohne, dass sie jemand<br />

verstehen oder gar ernst nehmen wÄrde, <strong>und</strong> werde mich jetzt<br />

auf den strategischen RÄckzug begeben, aber ihr werdet schon<br />

sehen.<br />

Mit <strong>die</strong>sen Worten bemÅchtigt sie sich Thomas Benders, wÅhrend<br />

Ulrich <strong>und</strong> Connie <strong>die</strong> Zeit nutzen, um <strong>die</strong> Akten, <strong>die</strong><br />

Frau Kromme in ihrem entsetzlichen aber doch auch bew<strong>und</strong>erungswÄrdigen<br />

Wutanfall auf dem Boden verstreut hat,<br />

aufzusammeln <strong>und</strong> so gut es geht in <strong>die</strong> SchrÅnke zurÄckzupacken.<br />

Als sich ihre KÉpfe <strong>ein</strong>en Moment gefÅhrlich nahe<br />

kommen, fragt sich der Schulrat, ob <strong>die</strong>ser Silberblick mehr<br />

zu bedeuten hat als nur Respekt vor s<strong>ein</strong>er<br />

herausgegehobenen Stellung. Doch dann ist der magische<br />

Moment schon wieder vorbei, <strong>und</strong> er legt <strong>die</strong> letzten der Papiere,<br />

da sie nicht mehr in <strong>die</strong> Schubladen passen, wortlos auf<br />

den Lesetisch.<br />

FRAU KROMME (zu Thomas Bender) Komm nur in m<strong>ein</strong><br />

HÅuschen,


es wird dir nichts passiern.<br />

Du mit d<strong>ein</strong>em ZuckerschnÅuzchen,<br />

wir werden dich sehr gut paniern.<br />

Sie hat sich fest <strong>und</strong> irreversibel in s<strong>ein</strong>en Oberarm verbissen<br />

<strong>und</strong> schielt ihn Äber ihren weit geÉffneten Rachen hechelnd<br />

an.<br />

Und Thomas? Wehrt sich k<strong>ein</strong> bisschen, sondern hÅlt ganz<br />

still. Ansch<strong>ein</strong>end ist ihm egal, was sie mit ihm vorhat.<br />

FRAU KROMME Holla gehts <strong>im</strong> schnellen Lauf<br />

zum Direktorat hinauf.<br />

Auftritt Henke, der <strong>die</strong> ganze Zeit hinter der TÄr gelauert hat<br />

<strong>und</strong> jetzt den ausfahrbaren Zeigestock hervorholt, der <strong>im</strong>mer<br />

in s<strong>ein</strong>er Hosentasche steckt, um <strong>die</strong> beiden damit vor sich<br />

herzutreiben.<br />

HENKE Im Gleichschritt Marsch.<br />

Eins zwei drei vier links zack zack.<br />

Obwohl der Richter ihm bedeutet, unbedingt dazubleiben,<br />

denn zu was soll das fÄhren, wenn <strong>ein</strong>em Gericht der Beisitzer<br />

abhanden kommt, lÅsst sich Thomas Bender widerstandslos<br />

abfÄhren.<br />

FRAU KROMME Vier fÄnf sechs sieben.<br />

Wir werden euch massakriern.<br />

Ihr werdet schon sehn.<br />

<strong>und</strong> wem es nicht passt,<br />

der soll endlich gehn.<br />

SCHULRAT ULRICH Ich bitte sie! Derartige Gew<strong>alt</strong>tÅtigkeiten<br />

sind vÉllig fehl am Platze <strong>und</strong> werden nur zu <strong>ein</strong>er weiteren<br />

Eskalation ...<br />

FRAU KROMME Und dann heiÇt's geradeaus.<br />

Gritze gratze aus. (ab)<br />

Der Richter sieht <strong>ein</strong>, dass er verloren hat <strong>und</strong> brÄllt ihnen<br />

zornig <strong>ein</strong>iges hinterher, was sehr an Homer <strong>und</strong> <strong>die</strong> vorangegangene<br />

St<strong>ein</strong>zeit erinnert.


-Wie damals in Bayern, sagt Henke <strong>im</strong> Hinausgehen, als <strong>die</strong><br />

USPD eigentlich wieder den MinisterprÅsidenten stellen wollte,<br />

<strong>und</strong> dann bekam sie nur drei Prozent. Ihr wolltet euch in<br />

eurem Raumschiff <strong>ein</strong>richten, <strong>und</strong> jetzt habt ihr den Salat.<br />

So weit, so gefÅllig. Und doch st<strong>im</strong>mt Prousts Vergleich hinten<br />

<strong>und</strong> vorne nicht, den er in s<strong>ein</strong>em vielgerÄhmten in aller<br />

Erdenklichkeit, aber zur Endfahnenkorrektur ist er nicht mehr<br />

gekommen. Nicht dass ihn s<strong>ein</strong> frÄherer Lebenswandel <strong>ein</strong>geholt<br />

hÅtte, <strong>und</strong> am Hypochonder hat's auch nicht gelegen. -<br />

Hinten <strong>und</strong> vorne: in genau <strong>die</strong>ser Reihenfolge. Das Leben ist<br />

eher <strong>ein</strong> umgedrehtes, abgedrehtes Theater. Die Schauspieler<br />

stehen auf der BÄhne, als Zuschauer, Dummies, Statisten,<br />

wÅhrend auf den RÅngen, mit Verve <strong>und</strong> nicht selten auch mit<br />

Risiko <strong>und</strong> KÉrper<strong>ein</strong>satz, verschiedene StÄcke zur AuffÄhrung<br />

gebracht werden. Viele verschiedene StÄcke. In etwa so<br />

viele, wie es Verirrungen des Geistes gibt. Und wer nicht in<br />

der entsprechenden Verfassung ist, um <strong>ein</strong>s <strong>die</strong>ser zumeist<br />

schwer verdaulichen Meisterwerke zu verkraften, zappt auf<br />

dem Marktplatz der Überschussproduktionen schnell zum<br />

nÅchsten weiter. Entsprechend schwer fÅllt es den Leuten,<br />

sich mit dem Sitznachbarn Äber ihre EindrÄcke auszutauschen<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong> Äber<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mendes Urteil zu fÅllen.<br />

Carlos ist <strong>ein</strong>er von denen, <strong>die</strong> auf der BÄhne nicht still sitzen<br />

kÉnnen. Bereits in der Schule ist er, s<strong>ein</strong>es nicht still sitzen<br />

KÉnnens wegen, von den Lehrern dauernd gescholten worden.<br />

Ein schl<strong>im</strong>mes Ende wurde ihm prophezeit, wenn er nicht<br />

aufpasse <strong>und</strong> sich in Zukunft nicht viel mehr am Riemen rei-<br />

Çe. Denn s<strong>ein</strong>e Triebe muss man <strong>im</strong> Zaum h<strong>alt</strong>en, damit man<br />

den Anderen nicht auf <strong>die</strong> Nerven geht, genau wie man s<strong>ein</strong>e<br />

ZÅhne putzen muss, damit sie nicht stinken.<br />

Er hat nie verstanden, was sie mit 'aufpassen' m<strong>ein</strong>ten - aber<br />

genauso ist es gekommen. Er sieht dich an, wÅhrend du in <strong>die</strong><br />

KloschÄssel starrst <strong>und</strong> bedenkt dich mit <strong>ein</strong>em denkwÄrdigen


Li-la-Laune-LÅcheln, denn er hat es ja trotzdem geschafft.<br />

Durch nicht still sitzen KÉnnen wurde er auf <strong>die</strong> RÅnge katapultiert,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> Welt bedeuten, <strong>und</strong> mit <strong>ein</strong>er Hauptrolle in<br />

<strong>ein</strong>em wichtigen, neuen StÄck belohnt. Naja, erstmal musste<br />

er sich ziemlich abstrampeln <strong>und</strong> dabei ganz schon laut werden.<br />

Alles andere ÄbertÉnen. Bis <strong>die</strong>, <strong>die</strong> ebenfalls gern laut<br />

gewesen wÅren, geschwiegen haben. Nun erntet er, in der<br />

Stille s<strong>ein</strong>er Fangem<strong>ein</strong>de, <strong>die</strong> FrÄchte s<strong>ein</strong>er Arbeit. ErhÅlt<br />

Applaus von denen, <strong>die</strong> sich fÄr s<strong>ein</strong> StÄck entschieden haben,<br />

aber zu faul sind oder zu unkonzentriert, es sich bis zu Ende<br />

anzusehen, <strong>und</strong> schwingt sich routiniert an von BÄhnenarbeitern<br />

in mÄhevoller Kl<strong>ein</strong>arbeit unter der Kuppel des <strong>alt</strong>ehrwÄrdigen<br />

Theaterbaues befestigten Lianen, s<strong>ein</strong>en Markenzeichen,<br />

von AuffÄhrung zu AuffÄhrung wie weiland John<br />

Clayton III., Viscount Greystoke. Dabei prustet er wie <strong>ein</strong><br />

Korlivulkan, was ihm das Publikum aber nicht Äbeln<strong>im</strong>mt,<br />

sondern <strong>im</strong> Gegenteil, <strong>und</strong> in s<strong>ein</strong>em warmen Atem spielen<br />

kl<strong>ein</strong>e GoldmÄnzen wie WassertrÉpfchen in <strong>ein</strong>er FontÅne.<br />

Sie wirbeln <strong>und</strong> tanzen wirbelnd <strong>und</strong> blintzend durch den<br />

àther, mal Äber-, mal unter-, mal neben<strong>ein</strong>ander, wie <strong>ein</strong><br />

Schwarm Schmetterlinge oder Sardellen <strong>und</strong> folgen dabei<br />

folgsam s<strong>ein</strong>en Bewegungen, fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> friedfertig <strong>und</strong><br />

<strong>im</strong>mer m<strong>und</strong>schenknah an s<strong>ein</strong>en Lippen. Ars non est, sondern<br />

Äber <strong>die</strong> Kakophonie der menschlichen Universen mit<br />

s<strong>ein</strong>en Bezahlmeistern zu kommunizieren. Und <strong>die</strong> Linsensch<strong>ein</strong>werfer<br />

schÉn ordentlich draufh<strong>alt</strong>en. DafÄr hat er s<strong>ein</strong>e<br />

Leute, <strong>die</strong> auf den kl<strong>ein</strong>sten Wink, das vornehmste RÅuspern<br />

sofort reagieren <strong>und</strong> ihm den Weg fre<strong>im</strong>achen. Verbeugt sich<br />

auch <strong>im</strong>mer artig vor groÇen Menschenansammlungen, <strong>die</strong><br />

ihm dafÄr bis ins hohe Alter eifrig Beifall klatschen.<br />

Und dann geht, <strong>im</strong> fÄr dich ungÄnstigsten Augenblick, wenn<br />

du, nach erfolgreicher Verrichtung untergeordneter TÅtigkeiten,<br />

noch verwirrt Äberlegst, dass du hier eigentlich <strong>im</strong> falschen<br />

Theater bist, plÉtzlich <strong>die</strong> TÄr auf, <strong>und</strong> her<strong>ein</strong>strÉmen


wie rasend fotografierende Reporter. Er giert, gurrt <strong>und</strong> gart<br />

ihnen entgegen, dass es <strong>ein</strong>e Freude ist <strong>und</strong> du musst, unter<br />

Nachhilfe d<strong>ein</strong>es Platzanweisers, der <strong>die</strong> ganze Zeit pflichtbewusst<br />

<strong>und</strong> sich selbst zurÄcknehmend neben dir steht, wieder<br />

auf d<strong>ein</strong>en Platz zurÄck. Denn <strong>die</strong>se AusflÄge in den Orchestergraben<br />

sollte sich, wie aus Teil VIII Oh-Tell-Oh des<br />

Handbuches WK1 nÄsslich bekannt, <strong>ein</strong> gewÉhnlicher Sterblicher<br />

nicht allzu oft erlauben. Manch <strong>ein</strong>er zieht sich lieber in<br />

<strong>die</strong> Garderobe oder ins Foyer zurÄck <strong>und</strong> versucht von dort,<br />

den Inspizienten auf sich aufmerksam zu machen. Doch selbst<br />

dazu bedarf es umgekehrten Schauspieltalentes. Den meisten<br />

fehlt am Ende <strong>die</strong> Kraft. Ihnen bleibt nichts anderes Äbrig, als<br />

in den hintersten SphÅren der Abtritte honorig zum allgem<strong>ein</strong>en<br />

Bestanke beizutragen.


IHM WAREN SOLCHE MàDCHEN schon Éfter aufgefallen, <strong>die</strong><br />

mit ihren hÄbschen blassen oder rosigen, gebrÅunten oder<br />

stark geschminkten Gesichtern von jener unfassbaren Leiblichkeit,<br />

<strong>die</strong> man gewÉhnlich nur bei der ersten Jugend sieht,<br />

<strong>im</strong>mer montags morgens in <strong>die</strong> Stadt <strong>ein</strong>fielen wie <strong>ein</strong><br />

Schwarm junger Preistauben mit grellen, lebhaften SchnÅbeln<br />

<strong>und</strong> glÅnzenden Federn; junge Menschinnen in modischen<br />

Kleidern, Koffer voller Erwartungen auf Handrollen hinter<br />

sich her ziehend, <strong>die</strong> sie nach Absolvieren des ersten Kurstages<br />

in <strong>ein</strong>e schÅbige, in irgend<strong>ein</strong>em Hinterhof gelegene <strong>und</strong><br />

wahrsch<strong>ein</strong>lich Äberteuerte Absteige bringen wÄrden, wo sie<br />

sich eilig <strong>ein</strong>richten <strong>und</strong> anschlieÇend auf schmalen Betten<br />

gem<strong>ein</strong>sam he<strong>im</strong>lich <strong>ein</strong>e Zigarette rauchen wÄrden, <strong>und</strong> wo<br />

das Gackern <strong>und</strong> Kichern k<strong>ein</strong> Ende fÅnde, bis sie endlich in<br />

<strong>ein</strong>en erschÉpften, zufriedenen Schlaf fielen, aus dem sie circa<br />

acht St<strong>und</strong>en spÅter durch <strong>ein</strong> Duschen oder Haare fÉnen ihrer<br />

Z<strong>im</strong>mergenossin, das Klingeln <strong>ein</strong>es Weckers <strong>im</strong> Nachbarz<strong>im</strong>mer<br />

oder fragwÄrdige GerÅusche <strong>im</strong> Treppenhaus geweckt<br />

werden wÄrden.<br />

An den folgenden Tagen sÅhe man sie zur Mittagszeit in<br />

Gruppen leicht verÅnderter Zusammensetzung durch <strong>die</strong> Einkaufspassage<br />

schlendern, wo sie <strong>die</strong> neuesten Modelle begutachteten<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>ander unter leisem Getuschel oder lautem<br />

Radau, auf jeden Fall aber von den EindrÄcken des GroÇstadtlebens<br />

ÄberwÅltigt, auf Absonderlichkeiten hinwiesen, <strong>die</strong><br />

ihnen aus den DÉrfern, in denen sie den grÉÇten Teil ihres<br />

bisherigen bescheidenen Lebens verbracht hatten, unbekannt<br />

waren, oder am Fliegerbrunnen herumlungern, wo sie mit<br />

Anderen ihres Schlages leicht ins GesprÅch kÅmen, <strong>ein</strong> GesprÅch,<br />

das sich, wie er sich vorstellte, nur um Kleider, ums<br />

Schminken <strong>und</strong> SchÉnmachen drehte, sowie um <strong>die</strong> neuesten<br />

Episoden best<strong>im</strong>mter Seifenopern oder anderen Nonsens, Äber<br />

den sie, je nach Tageszeit, Wetterlage oder hormonellen


St<strong>im</strong>mungsschwankungen, laut losprusten oder, in erbÅrmlicher<br />

H<strong>alt</strong>ung an krummen, k<strong>alt</strong> gewordenen Zigarettenstummeln<br />

saugend, starren Blickes hinweggehen wÄrden, jedenfalls<br />

um nichts weniger als um jene besonderen Dinge, mit<br />

denen sich s<strong>ein</strong> eigenes junges Leben in s<strong>ein</strong>er Freizeit mit<br />

Inbrunst zu beschÅftigen anschickte <strong>und</strong> <strong>die</strong> ihn, wie er in<br />

mÅnnlich-juveniler AnmaÇung m<strong>ein</strong>te, auf den Olymp <strong>ein</strong>er<br />

halbgÉttlichen Existenz befÉrdern, oder ihm jedenfalls Äber<br />

<strong>die</strong> plÉtzlichen VerzweiflungsanfÅlle hinweg helfen wÄrde,<br />

<strong>die</strong> das Leben fÄr manche so reichlich bereithÅlt <strong>und</strong> es ihnen<br />

unter normal genannten UmstÅnden vollkommen ausweglos<br />

ersch<strong>ein</strong>en lassen, wÅhrend es anderen sch<strong>ein</strong>bar spielerisch<br />

gelingt, sich mit allerlei Zerstreuungen oder Intrigen, mit<br />

Macht- <strong>und</strong> LiebesrÅnken von solchen Depressionen abzulenken.<br />

Die kl<strong>ein</strong>en SchwÅrme wÄrden sich vier Tage lang gelegentlich<br />

in der FuÇgÅngerzone blicken lassen, bis zum Donnerstag<br />

Nachmittag, an dem sie sich mit ihren Koffern <strong>und</strong> vielen<br />

neuen EindrÄcken beladen auf den He<strong>im</strong>weg machten, so dass<br />

am darauf folgenden Freitagmorgen shoppende Hausfrauen<br />

<strong>und</strong> junge Herumtreiber stÅdtischer Provenienz das Bild der<br />

FuÇgÅngerzone prÅgten, Azubis <strong>und</strong> SchÄler wie er, <strong>die</strong> sich<br />

von den Strapazen der Woche erholten, vom nÅchtlichen<br />

Durchmachen in Diskotheken <strong>und</strong> DrogenhÉhlen <strong>und</strong> dem<br />

morgendlichen Antreten mit bleichen Gesichtern <strong>und</strong> dunklen<br />

AugenrÅndern in Schule oder Betrieb, wo sie sich <strong>im</strong> Geiste<br />

bereits auf <strong>die</strong> nÅchste R<strong>und</strong>e ihrer Exzesse <strong>ein</strong>stellten, auf<br />

dass der ewige Kreislauf des Lasters niemals ende.<br />

So vermessen war s<strong>ein</strong> FÄhlen, dass er sich, wenn er ihren<br />

StoÇtruppen begegnete <strong>und</strong> auch, wenn er sie hernach <strong>im</strong><br />

Geiste an sich vorÄberziehen sah, ausgerechnet <strong>die</strong> je HÄbscheste<br />

unter den jungen GeschÉpfen zur ausschlieÇlichen <strong>und</strong>


festen Partnerin wÄnschte (Oh! Wie sehr wÄnschte er sich<br />

<strong>die</strong>s! Wie sehnte er sich danach, das st<strong>ein</strong>ige, dÄstere Tal der<br />

Enth<strong>alt</strong>samkeit endlich hinter sich zu lassen, aus dem feuchtk<strong>alt</strong>en<br />

HÉhlenlabyrinth der Einsamkeit hervorzutreten, um mit<br />

ihr Äber sonnige Strandpromenaden zu flanieren, oder durch<br />

schattige Alleen voller duftender, blÄhender BÅume, unter<br />

denen sie stehenbleiben, <strong>ein</strong>ander umfassen <strong>und</strong> leidenschaftlich<br />

kÄssen wÄrden!), deren Verh<strong>alt</strong>en gegenÄber ihren<br />

Fre<strong>und</strong>innen auf <strong>ein</strong> unausgeglichenes Naturell <strong>und</strong> gar <strong>ein</strong>e<br />

mindere Intelligenz schlieÇen lieÇ (wÅhrend er den weniger<br />

HÄbschen, <strong>die</strong> sich durch <strong>ein</strong>e wohlsinnige Klugheit <strong>und</strong> <strong>ein</strong>en<br />

angenehmen, verbindlichen, wenn nicht servilen Charakter<br />

hervortaten, kaum Beachtung schenkte), <strong>die</strong> er, wenn sie<br />

ihm nicht in <strong>die</strong> AbgrÄnde s<strong>ein</strong>es von ihm sonst fÄr unverzichtbar<br />

erklÅrten Tiefsinns <strong>und</strong> Seelenvokabulars folgen<br />

wÄrde, opportunistisch genug gewesen wÅre, geduldig liebevoll<br />

zu ertragen, <strong>und</strong> jede lÅppische Feststellung, jedes kindische<br />

Gebrabbel nicht nur hinzunehmen, sondern ganz <strong>im</strong> Gegenteil<br />

still zu genieÇen, sofern sie ihm nur erlaubte, sich<br />

dauerhaft in ihrer NÅhe festzusetzen, um sich ihrer r<strong>ein</strong>en,<br />

goldigen Ersch<strong>ein</strong>ung <strong>im</strong>mer aufs neue staunend zu vergewissern,<br />

noch ohne zu ahnen, wie zeitlich begrenzt solche SchÉnheit<br />

ist <strong>und</strong> dass sie sich zudem hÅufig nur auf <strong>die</strong>jenigen<br />

<strong>ein</strong>lÅsst, nur bei denen BestÅtigung <strong>und</strong> ihre eigentliche Best<strong>im</strong>mung<br />

findet, <strong>die</strong> ihre AllÄren kurzfristig zu verdrÅngen,<br />

ihre NaivitÅt <strong>und</strong> GutglÅubigkeit jedoch auszunutzen verstehen<br />

<strong>und</strong> sie unglÄcklich <strong>und</strong> mÉglicherweise geschwÅngert<br />

zurÄcklassen, wÅhrend sie all jenen <strong>die</strong> k<strong>alt</strong>e Schulter zeigt,<br />

<strong>die</strong> ihrem betÉrenden àuÇeren mit Respekt, ja Ehrfurcht begegnen<br />

- <strong>ein</strong> Reflex, der ihr nicht <strong>ein</strong>mal zum Vorwurf gemacht<br />

werden kann, weil <strong>die</strong> Ehrfurcht gewÉhnlich mit <strong>ein</strong>er<br />

schwer auszuh<strong>alt</strong>enden Sprachlosigkeit <strong>ein</strong>hergeht sowie<br />

mÉglicherweise mit der UnfÅhigkeit, sich <strong>im</strong> tÅglichen Kampf<br />

ums Das<strong>ein</strong> zu behaupten, wogegen <strong>die</strong> Windh<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Frau-


enhelden, <strong>die</strong> bei ihr <strong>im</strong>mer wieder ohne weiteres zum Zuge<br />

kommen, <strong>die</strong> FlÄchtigkeit ihres Verlangens durch <strong>ein</strong>e oberflÅchliche,<br />

wenngleich sch<strong>ein</strong>bar fre<strong>und</strong>liche, verstÅndnisvolle<br />

<strong>und</strong> in jeder Lebenslage Erfolg versprechende Eloquenz zu<br />

bemÅnteln wissen.<br />

Er gehÉrte zu jenen nicht eben seltenen Menschen, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

ersten St<strong>und</strong>en des Tages meist schlecht gelaunt <strong>und</strong> nur mit<br />

MÄhe hinter sich bringen <strong>und</strong> zog es vor, statt mit angestrengter<br />

Miene den GeplÅnkeln von MitschÄlern zu lauschen, <strong>die</strong><br />

ihn k<strong>ein</strong> Deut interessierten, in der groÇen Pause den Schulhof<br />

zu verlassen, um ganz fÄr sich zu den Elbterrassen herÄber zu<br />

schlendern, <strong>die</strong> ihm Entlastung von s<strong>ein</strong>em morgendlichen<br />

Blues versprachen, <strong>und</strong> vielleicht sogar Gelegenheit gaben,<br />

sich mit jenen Fragen, Hoffnungen <strong>und</strong> SehnsÄchten zu beschÅftigen,<br />

von denen er sich durch den Unterricht viel zu oft<br />

abgelenkt fÄhlte - <strong>und</strong> von dort in <strong>die</strong> weitrÅumige FuÇgÅngerzone<br />

des nahe gelegenen Altonaer Einkaufszentrums, ohne<br />

sich komischerweise daran zu stÉren, dass sie bereits zu <strong>die</strong>ser<br />

St<strong>und</strong>e von Menschen ÄbervÉlkert war, von leicht gehetzt<br />

wirkenden hÉheren Angestellten mit Aktenkoffern in der<br />

Hand, <strong>die</strong> offensichtlich zu spÅt zur Arbeit kamen, von SekretÅrinnen<br />

<strong>und</strong> Sachbearbeiterinnen der stÅdtischen SozialbehÉrde<br />

<strong>und</strong> der nahe gelegenen VersicherungsbÄros in ihrer<br />

ersten FrÄhstÄckspause, <strong>die</strong> rauchend <strong>und</strong> eng bei<strong>ein</strong>ander<br />

stehend Anekdoten zum besten gaben, sowie, etwas abgesondert,<br />

von Gruppen heruntergekommener MÄÇiggÅnger mit<br />

H<strong>und</strong>en <strong>im</strong> Schlepptau <strong>und</strong> Bierflaschen in der Hand, <strong>die</strong><br />

obwohl sie <strong>im</strong>mer damit rechnen mussten, von <strong>ein</strong>er plÉtzlich<br />

auftauchenden Polizeistreife kontrolliert <strong>und</strong> womÉglich des<br />

Platzes verwiesen zu werden, sich ihr Leben nicht verdrieÇen<br />

lieÇen, sondern <strong>im</strong> Gegenteil jeden neu hinzu kommenden<br />

Bekannten mit lautem Hallo begrÄÇten, so als hÅtten sie schon<br />

st<strong>und</strong>enlang ungeduldig auf ihn gewartet.


Inmitten aller <strong>die</strong>ser Leute sah er nun <strong>ein</strong>en solchen Viererschwarm,<br />

in dem sich <strong>die</strong> MÅdchen aus dem Durchschnitt, der<br />

ihm auf <strong>die</strong>se Weise begegnet war, schon von weitem durch<br />

<strong>ein</strong>e viel grÉÇere Anmut <strong>und</strong> <strong>die</strong> vorbildliche Harmonie ihrer<br />

Bewegungen hervorhoben, wie <strong>ein</strong>e Popgruppe, <strong>die</strong> unter den<br />

vielen anderen ihrer Generation dadurch hervorsticht <strong>und</strong> in<br />

<strong>die</strong> Musikgeschichte <strong>ein</strong>gehen wird, dass ihr nicht nur <strong>ein</strong>,<br />

sondern gleich mehrere geniale Songschreiber angehÉren, <strong>und</strong><br />

gleichsam als stelle er <strong>ein</strong> durch <strong>die</strong> kÄhlende Morgenluft<br />

gleitendes Ballettensemble dar, das sich in vielen gem<strong>ein</strong>samen<br />

AuffÄhrungen zu <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>gespielten Team entwickelt<br />

hat, oder als stammten sie alle vom selben genetischen Pool,<br />

<strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Dorf in der Heide, wo sich Äber <strong>die</strong> Zeiten <strong>ein</strong><br />

eigener Stamm besonders schÉner <strong>und</strong> graziÉser Menschen<br />

nur unter<strong>ein</strong>ander vermehrt hatte, <strong>die</strong> geistig <strong>und</strong> kÉrperlich in<br />

vollkommener Harmonie auf<strong>ein</strong>ander <strong>ein</strong>gestellt waren. -<br />

Vielleicht lag das daran, dass das Auge, um nicht <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e zu<br />

beleidigen, indem es sich auf <strong>die</strong> andere konzentrierte, Äber<br />

<strong>die</strong> MÅdchen als <strong>ein</strong> Ganzes hinwegging <strong>und</strong> damit ihren Bewegungen<br />

etwas Ganzheitliches unterlegte, das ihnen <strong>die</strong><br />

Poesie <strong>ein</strong>es <strong>im</strong> Wasser dahingleitenden Delfinschwarmes<br />

verlieh; oder an der Art, wie s<strong>ein</strong> eigener KÉrper auf <strong>die</strong><br />

SchwÄle des Sommers reagierte, so dass er weibliche Ausstrahlungen<br />

intensiver wahrnahm; oder daran, dass sich hÄbsche<br />

Frauen oder solche, <strong>die</strong> uns darum schon von weitem als<br />

Äberaus begehrenswert ersch<strong>ein</strong>en, weil sie gerade ihre<br />

fruchtbaren Tage haben, an denen sie sich fÄr gewÉhnlich<br />

graziler bewegen <strong>und</strong> schÉner sind als Buttermilch mit Honig<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong> besonderer Glanz von ihnen ausgeht, der sich wie <strong>ein</strong>e<br />

dÄnne sch<strong>im</strong>mernde Schicht Äber <strong>die</strong> Augen <strong>und</strong> ihren ganzen<br />

KÉrper legt, gleichsam als sei <strong>ein</strong> kostbarer Schatz darin verborgen,<br />

der allen MÅnnern, <strong>die</strong> ihnen Äber den Weg laufen,<br />

unmittelbar <strong>ein</strong>sichtig ist <strong>und</strong> den sie sofort fÄr sich ver<strong>ein</strong>-


nahmen mÉchten, instinktiv <strong>und</strong> wie zur Abwehr <strong>ein</strong>es drohenden<br />

Angriffes in Gruppen zusammenschlieÇen, <strong>und</strong> dass<br />

ihn <strong>die</strong> daraus resultierende Unsicherheit, <strong>die</strong> noch durch <strong>die</strong><br />

vage Besorgnis verstÅrkt wurde, er kÉnne hier leicht <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e<br />

verprellen, <strong>die</strong> in Wahrheit s<strong>ein</strong>e groÇe Chance <strong>und</strong> Lebensperspektive<br />

war, am Ende womÉglich unzufriedener zurÄcklieÇ,<br />

als wenn er sich bedenkenlos auf <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zige SchÉnheit<br />

konzentriert hÅtte?<br />

Sie bewegten sich auf dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>ein</strong>es Äberd<strong>im</strong>ensionalen<br />

Plakates, das man vor <strong>ein</strong>e in Umbau befindliche Kaufhausfassade<br />

gespannt hatte <strong>und</strong> mit der plastischen Darstellung<br />

<strong>ein</strong>er antiken Szene (der Ermordung des Tiberius Gracchus)<br />

aufwartete, mit der es fÄr den Besuch <strong>ein</strong>er Theateroder<br />

Opernpremiere warb, <strong>und</strong> fÄr <strong>ein</strong>en kurzen Moment<br />

schien es, als seien sie trotz ihrer modernen Kleidung <strong>und</strong><br />

ihres ungezwungenen Benehmens <strong>ein</strong> Teil der bevorstehenden<br />

AuffÄhrung <strong>und</strong> gleichsam in den antiken Kosmos hin<strong>ein</strong>gewoben,<br />

dem sie durch ihre beachtliche kÉrperliche PrÅsenz<br />

<strong>ein</strong>e denkwÄrdige RealitÅt verliehen. Abgebildet war <strong>ein</strong> klassisches<br />

Forum, von dem man weit auf <strong>ein</strong> blaues offenes Meer<br />

hinaussehen konnte <strong>und</strong> auf dem sich <strong>die</strong> rÉmischen BÄrger<br />

versammelt hatten, um auf <strong>die</strong> Ankunft des Politikers zu warten.<br />

Links stand auf <strong>ein</strong>er Balustrade neben <strong>ein</strong>er SÅule, in<br />

welche Gesichter von berÄhmten Feldherren mit vorstehenden<br />

Nasen <strong>und</strong> groÇen glotzenden Augen sowie fantastische Figuren<br />

der rÉmischen Mythologie wie lebendig hin<strong>ein</strong>gemeiÇelt<br />

waren, mit dem Messer in der Hand der auf s<strong>ein</strong>e Gelegenheit<br />

lauernde MÉrder, dem von <strong>ein</strong>igen HintermÅnnern, <strong>die</strong> sich<br />

<strong>die</strong> NervositÅt der Menge zunutze machen wollten, noch letzte<br />

Instruktionen zugeflÄstert wurden. Ein Musiker <strong>im</strong> Bettlerhabitat,<br />

der ihm den RÄcken zukehrte <strong>und</strong> - ersichtlich blind fÄr<br />

das drohende Unheil - s<strong>ein</strong>e Aufmerksamkeit nach vorn auf<br />

<strong>die</strong> MÅdchen richtete, <strong>die</strong> ihm mit <strong>ein</strong>er leichten Drehung der


KÉpfe, welche MÄmmel Gelegenheit gab, sie <strong>im</strong> Profil zu<br />

begutachten, Reverenz zu erweisen schienen, spielte mit heiterer<br />

Miene auf s<strong>ein</strong>er Mandoline.<br />

Die beiden, <strong>die</strong> auÇen gingen, liefen <strong>ein</strong>en halben Schritt voraus,<br />

wÅhrend <strong>die</strong> <strong>im</strong> Innern etwas zurÄckblieben, so dass sich<br />

<strong>die</strong> Gruppe, <strong>ein</strong>em dehnbaren SchoÇe gleich, unaufh<strong>alt</strong>sam<br />

auf ihn zu bewegte <strong>und</strong> in den <strong>ein</strong>e der beiden auÇen gehenden<br />

- <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e unbekÄmmerte BrÄnette mit lebhaftem Wesen<br />

<strong>und</strong> beachtlichem HÄftschwung - von Zeit zu Zeit ÄbermÄtig<br />

hin<strong>ein</strong>stieÇ, um ihren Fre<strong>und</strong>innen <strong>ein</strong>en gehe<strong>im</strong>en<br />

Scherz zuzuflÄstern, der <strong>die</strong>se jedes Mal wie verrÄckt zum<br />

Lachen brachte. Sie gingen dann noch <strong>ein</strong> paar Schritte weiter,<br />

als brauchten sie Zeit, das GehÉrte zu verarbeiten, blieben<br />

dann plÉtzlich stehen, ohne darauf zu achten, dass sie den<br />

hinter ihnen gehenden Passanten den Weg versperrten, <strong>und</strong><br />

keckerten laut los, jede nach ihrer Art, wiehernd, gackernd<br />

oder prustend trompeteten sie ihre jugendliche Energie kraftvoll<br />

<strong>und</strong> derart aufdringlich in <strong>die</strong> Welt hinaus, als seien sie<br />

<strong>die</strong> unumschrÅnkten KÉniginnen Äber <strong>die</strong> ganze Einkaufspassage<br />

<strong>und</strong> wollten mit ihrem Äberdrehten Glockenklang jedermann<br />

auf ihre HerrschaftsansprÄche aufmerksam machen.<br />

Denn Aufmerksamkeit erregten sie natÄrlich; sie hatten sie<br />

schon zuvor optisch erregt, <strong>und</strong> jetzt erregten sie sie auch<br />

akustisch.<br />

Als sie nÅher kamen, erkannte er, dass, obwohl jede <strong>ein</strong>en<br />

ganz eigenen Typ weiblicher SchÉnheit reprÅsentierte, der<br />

bereits fÄr sich all<strong>ein</strong> genommen fÄr Aufsehen gesorgt hÅtte,<br />

nach s<strong>ein</strong>en persÉnlichen, sicherlich subjektiven MaÇstÅben<br />

nicht alle gleich schÉn waren, sondern sich zwei von ihnen,<br />

eben <strong>die</strong> beiden auÇen gehenden, durch <strong>ein</strong>e besonders hinrei-<br />

Çende, erlesene, ihm geradezu sensationell ersch<strong>ein</strong>ende<br />

SchÉnheit auszeichneten, <strong>die</strong> <strong>die</strong>jenige Sonjas, Utes <strong>und</strong> aller


sonstigen MitschÄlerinnen, wie auch der meisten hÄbschen<br />

VerkÅuferinnen, Referendarinnen <strong>und</strong> Friseusen, <strong>die</strong> er in<br />

s<strong>ein</strong>em relativ kurzen Leben kennengelernt hatte, <strong>und</strong> sogar<br />

<strong>die</strong> gewisser Schauspielerinnen, deren Auftritte in belanglosen<br />

Vorabendserien er sich selten entgehen lieÇ, bei weitem in<br />

den Schatten stellte, <strong>und</strong> dass der Rest des Quartetts, der auf<br />

ihn weniger anziehend wirkte, von der SchÉnheit <strong>die</strong>ser beiden<br />

mit emporgehoben wurde, weil er <strong>ein</strong> wenn auch nur subjektiv<br />

empf<strong>und</strong>enes Defizit bei der dritten oder vierten um so<br />

weniger wahrzunehmen in der Lage war, je mehr er vom Gesamt<strong>ein</strong>druck<br />

der SchÉnheit der Äbrigen geblendet wurde -<br />

<strong>ein</strong>e Äbrigens ihrer Wirkung noch unsichere SchÉnheit, <strong>die</strong><br />

bald zu jener ÅuÇeren Vollkommenheit heranreifen wÄrde, <strong>die</strong><br />

uns be<strong>im</strong> Anblick mancher Frauen auf den ersten Blick <strong>und</strong><br />

bereits von Ferne atemlos macht, vor deren gar nicht <strong>ein</strong>mal<br />

ostentativ zur Schau gestellten, dafÄr aber um so<br />

ÄberwÅltigenderen Ausstrahlung wir zuweilen sogar erschrecken,<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> uns <strong>im</strong> Idealfall an <strong>die</strong> zwanzig Jahre mit ihrem<br />

in <strong>ein</strong>en libidinÉsen àther gesendeten Fluidum verwirren <strong>und</strong><br />

selbst in verbrauchten <strong>und</strong> angegriffenen Herzen, denen plÉtzliches<br />

erregtes LoshÄpfen, unbÅndiges, stÄrmisches Pochen<br />

<strong>und</strong> HÅmmern <strong>und</strong> feuriges Rasen nicht mehr allzugut bekommen,<br />

das unbÅndige BedÄrfnis wecken, ihnen, selbst um<br />

den Preis, sich vor der Alltagswelt, Äber <strong>die</strong> sich in unseren<br />

Augen <strong>die</strong>se SchÉnheiten meilenweit erheben, lÅcherlich zu<br />

machen, <strong>ein</strong> Opfer darzubringen oder wenigstens <strong>ein</strong> StÅndchen<br />

zu singen, ihnen <strong>im</strong> bildlichen Sinne etwas vorzutanzen<br />

oder sonstwie mit <strong>ein</strong>er herausragenden Eigenschaft, Leistung<br />

oder Kunstfertigkeit aufzuwarten, den Muskeln <strong>ein</strong>es Mister<br />

Universum, dem besonderen Schliff des weltgewandten Erfolgsmenschen<br />

oder <strong>ein</strong>er vielfach erprobten lÅssigen Unterh<strong>alt</strong>samkeit,<br />

um solcherart aus der Masse der Verehrer hervorzustechen<br />

<strong>und</strong> dafÄr als Begleiter auserwÅhlt <strong>und</strong> vielleicht<br />

sogar mit Zuneigung <strong>und</strong> Liebe belohnt zu werden. Denn zur


genetischen Disposition vieler Menschen gehÉren neben <strong>ein</strong>em<br />

ausgeprÅgten Sexu<strong>alt</strong>rieb nicht nur allerlei Eigenheiten<br />

<strong>und</strong> Absonderlichkeiten, wie zum Beispiel, sich <strong>die</strong>ses Triebes<br />

weniger zur Fortpflanzung zu be<strong>die</strong>nen als vielmehr in<br />

emotionalen Krisensituationen, oder wenn man sich vernachlÅssigt<br />

oder zurÄckgesetzt fÄhlt, sich fÄr <strong>ein</strong>e tatsÅchliche oder<br />

<strong>ein</strong>gebildete Schmach rÅchen will oder <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong> bisschen<br />

WÅrme <strong>und</strong> Geborgenheit sucht, oder <strong>die</strong> 'Begabung', sich<br />

durch wirre religiÉse oder politische Heilslehren in Äbertriebene<br />

<strong>und</strong> bei nÄchterner Betrachtung geradezu lÅcherliche<br />

Endzeitst<strong>im</strong>mungen hin<strong>ein</strong>zusteigern (welche sich <strong>ein</strong>e entsprechende<br />

Ideologie bei Bedarf gerne zunutze macht, indem<br />

sich viele <strong>die</strong>ser Idealisten bereitwillig vor ihren Karren spannen<br />

<strong>und</strong> an <strong>die</strong> vorderste Stelle der Schlachtordnung stellen<br />

lassen, wÅhrend <strong>die</strong> Machtmenschen, also <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> sich<br />

zu <strong>ein</strong>er grÉÇeren Gruppe <strong>und</strong> Priesterkaste zusammenschlie-<br />

Çen, um jene Ideologie nachh<strong>alt</strong>ig fÄr ihre eigenen Interessen<br />

zu instrumentalisieren, <strong>und</strong> nicht davor zurÄckschrecken, in<br />

ihrem Namen Morde <strong>und</strong> andere Verbrechen in Auftrag zu<br />

geben, oder sogar BÄrgerkriege anzuzetteln, wohl beschirmt<br />

in der Etappe verbleiben, wo sie den Ausgang der Schlacht<br />

k<strong>alt</strong>blÄtig abwarten, so dass man sich fragt, warum jene sogenannten<br />

Idealisten, <strong>die</strong> den Machtmenschen letztlich den Weg<br />

ebnen, nicht schon lÅngst ausgestorben sind), sondern auch<br />

subtile <strong>und</strong> ÅuÇerst ertragreiche Verh<strong>alt</strong>ensformen, wie etwa<br />

<strong>die</strong> ausgeprÅgte FÅhigkeit zur Verstellung, um <strong>die</strong>jenigen, 'auf<br />

<strong>die</strong> es ankommt', gleichviel ob es sich um <strong>ein</strong>e begehrenswerte<br />

Frau handelt, <strong>die</strong> man zu erobern trachtet, oder um <strong>ein</strong>en<br />

Vorgesetzten, von dem man sich UnterstÄtzung bei s<strong>ein</strong>em<br />

Aufstieg erhofft, gerade dann zu umschwÅnzeln <strong>und</strong> fÄr sich<br />

<strong>ein</strong>zunehmen, wenn man ihnen am liebsten vor Wut in den<br />

Hintern treten wÄrde.


Ein scharfsinniger Autor wÄrde MÄmmels Beziehung zu dem<br />

Quartett, <strong>die</strong> zu der morgendlichen St<strong>und</strong>e, von der hier <strong>die</strong><br />

Rede ist, allerdings noch sehr in den Kinderschuhen steckte -<br />

weit davon entfernt, Äber das schlichte <strong>und</strong> selbstgenÄgsame<br />

Anh<strong>im</strong>meln s<strong>ein</strong>er frisch gekÄrten Dulzineas hinauszugehen -<br />

derart gest<strong>alt</strong>en, dass <strong>die</strong> Wahl s<strong>ein</strong>es Protagonisten am Beschluss<br />

des Romans nach allerlei HÅndeln <strong>und</strong> IrrtÄmern auf<br />

<strong>ein</strong>e anfangs eher unauffÅllige MitlÅuferin statt auf <strong>die</strong> b<strong>lenden</strong>dste<br />

SchÉnheit fiele, <strong>die</strong> hier in Gest<strong>alt</strong> <strong>ein</strong>er groÇen, glÅnzenden<br />

Blondine daherkam, <strong>ein</strong>es jener edlen GeschÉpfe, <strong>die</strong><br />

man unter den Menschen, welche sich heutzutage in allen<br />

LÅndern der Erde massenhaft <strong>und</strong> gedankenlos ausbreiten,<br />

den vielen kl<strong>ein</strong>wÄchsigen SchwÅtzern <strong>und</strong> abstoÇenden<br />

Scharlatanen, <strong>die</strong> mit ihren in aufgedunsenen<br />

Kaulquappengesichtern krumm <strong>und</strong> schief <strong>ein</strong>gelassenen<br />

Aasgeiernasen <strong>und</strong> Wildsauenaugen <strong>die</strong> Welt beluchsen (<strong>und</strong><br />

auch zu regieren beanspruchen), den fleischigen, geldgierigen<br />

<strong>und</strong> genusssÄchtigen Wichtigtuern <strong>und</strong> GeschÅftemachern <strong>und</strong><br />

allen Äbrigen windigen Existenzen, <strong>die</strong> ihre guten Perspektiven<br />

vor allem dem technischen Fortschritt <strong>und</strong> der damit <strong>ein</strong>hergehenden<br />

mÄhelosen <strong>und</strong> narrensicheren Kleider- <strong>und</strong><br />

Nahrungsversorgung verdanken, infolge der <strong>die</strong> meisten von<br />

ihnen nicht mehr kÉrperlich arbeiten mÄssen, <strong>und</strong> vermÉge<br />

ihrer KommunikationsfÅhigkeiten weit verzweigte <strong>und</strong> <strong>ein</strong>flussreiche<br />

Netzwerke weben, mit deren Hilfe sie sich gegenseitig<br />

in mÅchtige Positionen hieven, wÅhrend zuvÉrderst <strong>die</strong><br />

Arbeitsbienen, aber auch alle anderen unbedarften, hilflosen<br />

oder kommunikationsschwachen Individuen mit billigen Almosen<br />

abgespeist werden <strong>und</strong> froh s<strong>ein</strong> kÉnnen, wenn sie ihre<br />

NÄtzlichkeit als WassertrÅger in der Produktion unter Beweis<br />

stellen dÄrfen statt aus betriebsbedingten GrÄnden gleich ganz<br />

aus dem GeschÅft entfernt <strong>und</strong> vom sozialen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Wohlstand ausgeschlossen zu werden, <strong>ein</strong> Vorgang, der<br />

sich auf der ganzen Welt unablÅssig wiederholt <strong>und</strong> in s<strong>ein</strong>er


Essenz darwinistische ZÄge trÅgt <strong>und</strong> alles Gerede von der<br />

Chancengleichheit <strong>im</strong> demokratischen Zeit<strong>alt</strong>er LÄgen straft,<br />

weil er <strong>ein</strong>er 'Elite' mit hoher 'sozialer Intelligenz' psychologische<br />

<strong>und</strong> materielle Vorteile beschert <strong>und</strong> den <strong>im</strong> Innersten<br />

meist unzufriedenen Massen k<strong>ein</strong>e wirkliche Wahl lÅsst, als<br />

sich wie zu Kaisers Zeiten den Strukturen der Macht <strong>und</strong> dem<br />

Kommando der Machthaber zu beugen, nur noch selten zu<br />

sehen bekommt, groÇ, schlank <strong>und</strong> aufrecht gehend <strong>und</strong> mit<br />

ihrem langen, dichten, leicht lockigen <strong>und</strong> doch w<strong>und</strong>erbar<br />

seidigen Haar von jenem hellb<strong>lenden</strong>den Farbton, der <strong>ein</strong>en,<br />

wenn nicht ihr Auftreten <strong>und</strong> ihre ganze Ersch<strong>ein</strong>ung <strong>ein</strong> solches<br />

Urteil von selbst verboten hÅtte, zweifeln lassen wÄrde,<br />

ob sie mit Wasserstoff nachgeholfen hatte, <strong>ein</strong>e jener kÉstlichen<br />

BlÄten am Baum des Lebens, <strong>die</strong> selbst <strong>im</strong> Zorn noch<br />

schÉn sind, oder wenn sie in Verzweiflung <strong>und</strong> Sorgen versinken,<br />

ja, gerade in hoch emotionalen Situationen aus den<br />

Niederungen <strong>ein</strong>er eher prosaisch weltlichen AttraktivitÅt zu<br />

unvergleichlich Äberirdischer SchÉnheit empor steigen, mit<br />

Augen von unbeschreiblicher Klarheit <strong>und</strong> solchem Liebreiz,<br />

dass es <strong>ein</strong>e Herausforderung darstellt, sich ihren besonderen<br />

Ausdruck in <strong>ein</strong>er jener tagtrÅumerischen Phantasien, mit<br />

denen wir MÅnner, wenn nichts Konkretes zur Hand ist, sonst<br />

oft <strong>und</strong> gern unsere Zeit vergeuden, nachtrÅglich ins GedÅchtnis<br />

zurÄckzurufen; Augen, <strong>die</strong>, wenn ihnen auch etwas Überhebliches<br />

anhaftet, sei's aufgr<strong>und</strong> von Erfolgen, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>er wie<br />

ihr automatisch jeden Tag in den SchoÇ fallen, oder als Abwehrreaktion<br />

auf allzu viele unliebsame AnnÅherungsversuche,<br />

da sie k<strong>ein</strong>eswegs zu denjenigen romanhaften Frauengest<strong>alt</strong>en<br />

gehÉrt, <strong>die</strong> von der Wirkung ihrer SchÉnheit k<strong>ein</strong>e<br />

Notiz zu nehmen sch<strong>ein</strong>en, sondern natÄrlich genieÇt sie,<br />

wenn auch gem<strong>ein</strong>hin ohne eigene GefÄhle beizusteuern, <strong>die</strong><br />

ihr entgegengebrachte Bew<strong>und</strong>erung (auÇer wenn sie <strong>ein</strong>en<br />

schlechten Tag hat oder <strong>die</strong> Kerle sich so plump <strong>und</strong> ungehobelt<br />

verh<strong>alt</strong>en, dass sie sich gezwungen sieht, ihre aufdringli-


chen Avancen angewidert zurÄckzuweisen), den Beifall, den<br />

man allenthalben ihrer Ersch<strong>ein</strong>ung zollt, <strong>die</strong> regelrechte Hysterie,<br />

<strong>die</strong> sie bei den Vielen auslÉst, <strong>die</strong> sich unbedingt mit ihr<br />

unterh<strong>alt</strong>en mÉchten, um sie sich dabei wieder <strong>und</strong> wieder<br />

genau anzusehen, <strong>die</strong>se mannigfachen <strong>und</strong> unaufhÉrlichen<br />

Versuche, sich mit ihr gut zu stellen, sich bei ihr <strong>im</strong>mer aufs<br />

Neue ins Spiel zu bringen, <strong>die</strong> ihr, auch wenn sie sie gar nicht<br />

eigens befÉrdert, bei Geschlechtsgenossinnen, <strong>die</strong> solche<br />

Aufmerksamkeiten schmerzlich vermissen, naturgemÅÇ k<strong>ein</strong>e<br />

Fre<strong>und</strong>schaften <strong>ein</strong>trÅgt; sie zu <strong>ein</strong>er Ausnahmeersch<strong>ein</strong>ung<br />

machen, welcher <strong>im</strong> Potlach des Lebens, den nur <strong>ein</strong>e Minderheit<br />

der MÅnner perfekt genug beherrscht, um <strong>ein</strong>e FÄhrungsrolle<br />

zu Äbernehmen oder sich <strong>ein</strong>e begehrte Frau als<br />

TrophÅe zu sichern, den aber auch <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> ihn insgehe<strong>im</strong><br />

verachten, bis zum letzten Atemzug ihrer gesellschaftlichen<br />

Existenz zu ertragen gezwungen sind, unaufhÉrlich Geschenke<br />

dargebracht werden, ohne Äbrigens jemals <strong>ein</strong>e <strong>die</strong>ser<br />

GefÅlligkeiten erwidern zu mÄssen (jedenfalls nicht bevor sie<br />

<strong>die</strong> Menopause erreicht) <strong>und</strong> <strong>die</strong> sich, weil sie fast jeden sofort<br />

haben kÉnnte, das lange <strong>und</strong> kraftraubende Feilschen <strong>und</strong><br />

Ringen in <strong>ein</strong>er komplizierten Beziehung, unnÄtze, zeitraubende<br />

TÅndeleien mit sch<strong>ein</strong>bar ungeeigneten Bewerbern <strong>und</strong><br />

das Ausweichen auf unbillige Nebenwege glÄcklich erspart,<br />

mit denen andere junge Frauen <strong>im</strong> Verlaufe ihrer Partnersuche<br />

nach eigener EinschÅtzung unnÉtig viel Zeit vertun (obwohl<br />

sie, wenn sie sich auf <strong>die</strong>se ihrer Best<strong>im</strong>mung entgegenstehenden<br />

Seitenwege <strong>ein</strong>lieÇe, vielleicht feststellen wÄrde, dass<br />

man zuweilen gerade dort <strong>die</strong> kostbarsten SchÅtze findet) <strong>und</strong><br />

es sich aufgr<strong>und</strong> der vielen WahlmÉglichkeiten <strong>und</strong> weil <strong>die</strong><br />

meisten ihrer Verehrer blindlings darÄber hinwegsehen - oder<br />

gerade davon besonders angetan sind - ohne weiteres leisten<br />

kann, etwas naiv zu s<strong>ein</strong>, oder jedenfalls <strong>die</strong> Naive zu spielen,<br />

<strong>ein</strong> Schauspiel zu geben, in welchem sie alles zu glauben<br />

sch<strong>ein</strong>t, was man ihr auftischt, <strong>und</strong> willig Äber alles hinweg-


sieht, was man ihr vorsichtshalber verschweigt, doch zugleich,<br />

sowohl bei der Wahl ihrer Liebhaber als auch ganz<br />

generell <strong>im</strong> tÅglichen Leben, insgehe<strong>im</strong> kÄhl <strong>und</strong> berechnend<br />

zu Werke zu gehen <strong>und</strong> der Leidenschaft, mit der ihr nicht<br />

wenige MÅnner begegnen, <strong>die</strong> sich in sie <strong>und</strong> ihre unvergleichliche<br />

SchÉnheit unrettbar verlieben <strong>und</strong> fÄr <strong>die</strong> Aussicht,<br />

sie auf <strong>im</strong>mer zu besitzen, bedenkenlos alles Äber Bord<br />

werfen wÄrden, was sie <strong>im</strong> Leben aufgebaut haben oder sich<br />

vom Leben erhoffen, verblÄfft <strong>und</strong> vollkommen verstÅndnislos<br />

gegenÄber zu stehen, es sich also Äberhaupt nicht vorstellen<br />

zu kÉnnen, dass es Menschen gibt, <strong>die</strong> zu groÇen <strong>und</strong> ausdauernden<br />

Passionen fÅhig sind <strong>und</strong> <strong>die</strong> sie durch <strong>ein</strong> Wort<br />

oder <strong>ein</strong>e Geste der Abweisung tÉdlich verletzt, wenn sie sie<br />

zugunsten jener vordergrÄndigen, jedoch be<strong>im</strong> weiblichen<br />

Geschlecht gewÉhnlich hÉchst begehrten AufreiÇertypen <strong>und</strong><br />

Herzensbrecher stehen lÅsst, <strong>die</strong> weniger durch Stellung oder<br />

Reichtum als vielmehr nach Aussehen, Ausstrahlung <strong>und</strong><br />

nach ihrer ganzen Art bei jungen Frauen <strong>ein</strong>en besonderen<br />

Schlag haben, <strong>die</strong> genau wissen, was sie sagen mÄssen, damit<br />

<strong>die</strong>se mit ihnen nach Hause gehen, <strong>die</strong> sie verrÄckt auf sich<br />

machen, indem sie sie magisch anziehen <strong>und</strong> zugleich auf<br />

Distanz h<strong>alt</strong>en, <strong>die</strong> es vorzÄglich verstehen, sie wohlig zum<br />

Schnurren zu bringen <strong>und</strong> sich gefÄgig zu machen, indem sie<br />

ihnen das Blaue vom H<strong>im</strong>mel versprechen <strong>und</strong> WunschtrÅume<br />

wecken, <strong>die</strong> zu erfÄllen sie in Wirklichkeit niemals bereit<br />

sind <strong>und</strong> deren Weiterverfolgung ihnen recht bald langweilig<br />

wird, <strong>und</strong> <strong>die</strong> damit auch <strong>die</strong> hÄbscheste Blondine, wenn <strong>die</strong>se<br />

an der lebensnotwendigen, doch schier unlÉsbaren Aufgabe<br />

(unlÉsbar, weil es <strong>die</strong> Deaktivierung gewisser Hormone erfordern<br />

wÄrde, mit denen gerade sie Äberreichlich versorgt ist),<br />

sich <strong>die</strong>se Kerle vom Leib zu h<strong>alt</strong>en, <strong>die</strong> vielleicht effiziente<br />

Besamer, aber k<strong>ein</strong>e guten ErnÅhrer sind, gescheitert ist <strong>und</strong><br />

sich mehrmals hinter<strong>ein</strong>ander auf so <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>gelassen hat, oft<br />

genug derart unglÄcklich zurÄcklassen, dass sie von da an


jeden hoffnungsvollen Aspiranten fÄr <strong>ein</strong>en potenziellen BÉsewicht<br />

<strong>und</strong> BetrÄger zu h<strong>alt</strong>en geneigt ist <strong>und</strong> ihm das<br />

nichtswÄrdige Verh<strong>alt</strong>en s<strong>ein</strong>er Geschlechtsgenossen mit allerlei<br />

GehÅssigkeiten <strong>und</strong> biestigen Gem<strong>ein</strong>heiten gnadenlos<br />

he<strong>im</strong>zuzahlen versucht.<br />

Das in <strong>die</strong>ser Charakterisierung enth<strong>alt</strong>ene Vorurteil wird<br />

nicht nur dadurch relativiert, dass <strong>die</strong> meisten MÅnner ihre<br />

amourÉsen Verletzungen vermittels <strong>ein</strong>er neuen Liebe gem<strong>ein</strong>hin<br />

erstaunlich schnell zu kurieren wissen, sondern um<br />

so mehr, als sich der Hang idealistischer SchwÅrmer zu irdischen<br />

SchÉnheiten r<strong>ein</strong> biologisch <strong>und</strong> ohne Rekurs auf individuelle<br />

PersÉnlichkeitsmerkmale verstehen lÅsst, indem nÅmlich<br />

SensibilitÅt, Introvertiertheit <strong>und</strong> ZÉgerlichkeit - wie Äbrigens<br />

auch jede andere extreme oder labile GemÄtsverfassung<br />

- unwillkÄrlich danach streben, sich dem Hauptstrom der<br />

menschlichen Temperamente wieder <strong>ein</strong>zugliedern <strong>und</strong> sich<br />

vorzugsweise mit jenen zu paaren, <strong>die</strong> durch <strong>ein</strong> gemÅÇigtes<br />

<strong>und</strong> offenk<strong>und</strong>ig vollkommen durchschnittliches Naturell<br />

<strong>ein</strong>en Ausgleich fÄr das Abweichen von der Norm zu bieten<br />

versprechen, so dass man jenen ihre Weigerung, sich <strong>die</strong>sen<br />

verfÄgbar zu machen, um sie aus ihren schwankenden Wolkenkuckuckshe<strong>im</strong>en<br />

zu befreien <strong>und</strong> gewissermaÇen wieder<br />

auf den FuÇboden der NormalitÅt zurÄckzuholen, kaum zum<br />

Vorwurf machen kann.<br />

Wer aber verzweifelt <strong>ein</strong>er groÇen SchÉnheit hinterher trauert,<br />

<strong>die</strong> ihm vielleicht nur schÉne Augen gemacht <strong>und</strong> sich in s<strong>ein</strong>er<br />

Bew<strong>und</strong>erung gesonnt, ihm aber nie richtig angehÉrt hat,<br />

oder <strong>die</strong> nach <strong>ein</strong>er allzu kurzen Phase der GlÄckseligkeit<br />

schnÉde zu <strong>ein</strong>em anderen, verm<strong>ein</strong>tlich interessanteren Konkurrenten<br />

Äbergelaufen ist, dessen ÅuÇerer Ersch<strong>ein</strong>ung,<br />

fachmÅnnischem Werben oder sicherem Auftreten sie nicht<br />

widerstehen konnte, sollte sich damit beruhigen, dass <strong>die</strong>


EhemÅnner auffallend hÄbscher <strong>und</strong> verfÄhrerischer Frauen,<br />

<strong>die</strong> ihren Sex gewissermaÇen <strong>im</strong> Gesicht tragen <strong>und</strong> also notgedrungen<br />

dauernd Éffentlich herumzeigen <strong>und</strong> ohne dass sie<br />

besonders nachhelfen mÄssten, fÄr jeden umherschweifenden<br />

SchÄrzenjÅger <strong>ein</strong>e stÅndige unwiderstehliche Herausforderung<br />

darstellen, ebenso wenig zu beneiden sind, wie <strong>die</strong>jenigen<br />

von Frauen, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en breiten fruchtbaren Hintern in enge<br />

Jeans zwÅngen oder groÇe BrÄste in halb offenen Blusen spazieren<br />

fÄhren, <strong>und</strong> dass er mit <strong>ein</strong>er eher unsch<strong>ein</strong>baren Partnerin<br />

auf <strong>die</strong> Dauer vermutlich <strong>ein</strong> angenehmeres <strong>und</strong> nicht<br />

<strong>im</strong>merzu von TrennungsgesÅngen begleitetes Leben fÄhren<br />

wird; wie es umgekehrt ÅuÇerlich farblose Frauen gerade aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer bescheidenen WahlmÉglichkeiten <strong>im</strong> allgem<strong>ein</strong>en<br />

viel <strong>ein</strong>facher haben, weil sie sich k<strong>ein</strong>e Gedanken darÄber<br />

machen mÄssen, dass sie, wenn sie sich fÄr den <strong>ein</strong>en zu Ungunsten<br />

<strong>ein</strong>es anderen vielleicht ebenso vielversprechenden<br />

Bewerbers entscheiden, vielleicht <strong>ein</strong>en dritten verpassen, der<br />

der Mann ihres Lebens s<strong>ein</strong> kÉnnte, <strong>und</strong> falls dann <strong>die</strong>se Beziehung<br />

zerbricht, hektisch <strong>und</strong> unÄberlegt jeden tumben<br />

SchÉnling <strong>und</strong> auch jeden begnadeten VerfÄhrer, der ihnen<br />

Äber den Weg lÅuft, leichtfertig ausprobieren, weil sie m<strong>ein</strong>en,<br />

als junge, ges<strong>und</strong>e, <strong>im</strong> vollen Saft stehende SchÉnheit <strong>ein</strong><br />

Anrecht auf mÅnnliche Begleitung <strong>und</strong> regelmÅÇigen Sex zu<br />

haben <strong>und</strong> <strong>die</strong> Aussicht, <strong>ein</strong>e Zeitlang enth<strong>alt</strong>sam zu leben, als<br />

Strafe empfinden, um also sehr schnell wieder bei <strong>ein</strong>er jener<br />

Figuren zu landen, an denen sie schon zuvor mehrmals gescheitert<br />

sind - in Fortsetzung der notorischen Scheidungs<strong>und</strong><br />

Trennungskarrieren, <strong>die</strong> sich in ihrer Verwandtschaft von<br />

der Mutter auf <strong>die</strong> Tochter, vom Vater auf den Sohn Äbertragen,<br />

<strong>und</strong> von denen <strong>die</strong> unsch<strong>ein</strong>baren grauen MÅuse natÄrlich<br />

verschont bleiben, nicht zuletzt, weil es ihnen an entsprechend<br />

verlockenden Angeboten mangelt.


Eine schlanke <strong>und</strong> sportliche Ersch<strong>ein</strong>ung, ohne dabei aber<br />

vÉllig durchtrainiert oder gar muskulÉs zu wirken, bewegte<br />

sich <strong>die</strong> Blondine mit federnden Schritten durch <strong>ein</strong>e Welt,<br />

von der sie <strong>im</strong> Moment noch m<strong>ein</strong>te, dass sie <strong>die</strong> ihre sei, in<br />

der sie jedoch, wie jeder lebenserfahrene Beobachter schnell<br />

erkannt hÅtte, in Wirklichkeit nicht vollkommen aufgehoben<br />

war, weil <strong>ein</strong>e Differenz bestand, <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e, aber durchaus<br />

auffÅllige Distanz zum Das<strong>ein</strong> ihrer Fre<strong>und</strong>innen, an deren<br />

Geschnatter sie sich, wenn Äberhaupt, nur unkonzentriert beteiligte<br />

<strong>und</strong> sich stattdessen lieber mit zurÄckh<strong>alt</strong>end neugierigem<br />

Blick in der Menge umsah, gleichsam als suche oder<br />

erwarte sie dort <strong>ein</strong>en <strong>alt</strong>en Bekannten, <strong>und</strong> gehÉrte allerdings<br />

genau wie alle ihre VormÄtter weder zu den Menschen, <strong>die</strong><br />

sich Äber hypothetische kÄnftige TragÉ<strong>die</strong>n oder mÉgliche<br />

Lehren aus ihrer Familiengeschichte allzu viele Gedanken<br />

machen, noch war sie Äberhaupt momentan in <strong>ein</strong>em Alter, in<br />

dem man sich von Zukunftssorgen ÄberwÅltigen lÅsst, sondern<br />

umstandslos bereit, sich hoffnungsfroh den Eingebungen der<br />

Intuition <strong>und</strong> <strong>ein</strong>es Schicksals anzuvertrauen, das ihr noch<br />

viele Jahre Lebensfreude <strong>und</strong> <strong>ein</strong> W<strong>und</strong>erhorn an Perspektiven<br />

zu versprechen schien - wie sich ja auch MÄmmel, wenn<br />

ihm Gelegenheit geboten worden wÅre, von rationalen Zweifeln<br />

an ihrer BeziehungsfÅhigkeit k<strong>ein</strong>eswegs hÅtte abschrecken<br />

lassen, sondern sich bei entsprechenden Signalen bedingungslos<br />

in sie (<strong>und</strong> auch in jedes andere hÄbsche Wesen, das<br />

ihm <strong>die</strong> entsprechende Zuwendung entgegenzubringen gewillt<br />

war) verliebt hÅtte. Er stellte sich vor, dass sie regelmÅÇig an<br />

Gymnastikkursen teilnahm, wo sie sich gerade zu h<strong>alt</strong>en gelernt<br />

hatte, oder dass sie mit demselben Ergebnis gern zu<br />

Pferde saÇ, <strong>und</strong> es seit der Kindheit gewohnt war, mindestens<br />

zwe<strong>im</strong>al <strong>die</strong> Woche zum Reiten zu gehen. Von Jungen lieÇ sie<br />

sich lieber zum Squash spielen als ins Kino <strong>ein</strong>laden <strong>und</strong><br />

trÅumte wahrsch<strong>ein</strong>lich davon, spÅter auf <strong>ein</strong>em GestÄt zu<br />

arbeiten, mit Pferden, <strong>die</strong> regelmÅÇig bewegt werden mussten,


am besten gleich morgens vor dem ersten Hahnenschrei, wenn<br />

der DurchschnittsbÄrger noch <strong>im</strong> tiefsten Schlummer liegt,<br />

<strong>und</strong> auÇer dem Zwitschern der VÉgel <strong>und</strong> dem Knacken des<br />

Unterholzes unter den Hufen der sichtlich zufriedenen RÉsser,<br />

denen der k<strong>alt</strong>e Atem vor ihren MÅulern steht, k<strong>ein</strong> Laut zu<br />

vernehmen ist.<br />

Sie trug <strong>ein</strong> TÅschchen mit drolligen, k<strong>ein</strong>eswegs extravaganten<br />

Motiven aus dem Tierreich <strong>und</strong> trotz des warmen Wetters<br />

Stiefeleten, in <strong>die</strong> sie <strong>die</strong> Enden der Jeans hin<strong>ein</strong>geschoben<br />

hatte, was ihre B<strong>ein</strong>e noch lÅnger ersch<strong>ein</strong>en lieÇ. Ein dÄnnes<br />

Seidentuch war lÅssig Äber ihre Achseln drapiert, so dass <strong>ein</strong><br />

Teil der Schulter frei blieb <strong>und</strong> <strong>die</strong> weiÇe Haut ihres Halses<br />

sichtbar wurde. Auf <strong>die</strong> schwarze Jacke war <strong>ein</strong> grÉÇeres,<br />

glitzerndes Plissee genÅht, <strong>und</strong> ihre nicht durch das Lesen zu<br />

vieler BÄcher verdorbenen Augen mussten sehr scharf s<strong>ein</strong>,<br />

denn MÄmmel hatte das untrÄgliche GefÄhl, dass sie ihn in<br />

dem Moment, als er der Gruppe ansichtig wurde, bereits <strong>ein</strong>e<br />

Zeitlang aus der Ferne beobachtet hatte. Ihre Fre<strong>und</strong>innen<br />

waren noch freizÄgiger gekleidet. Zwischen <strong>ein</strong>em breiten<br />

HosengÄrtel, auf dem <strong>ein</strong>e kolossale chromglÅnzende GÄrtelschnalle<br />

prangte, <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em engen Top aus kirschroter Kunstseide<br />

lieÇ <strong>die</strong> BrÄnette <strong>ein</strong>en ansehnlichen Streifen ihres stark<br />

gebrÅunten Bauches sehen. An ihren Ohren baumelten groÇe<br />

ringfÉrmige Goldohrringe unter <strong>ein</strong>em fÄr ihre VerhÅltnisse<br />

ziemlich konventionellen Pagenschnitt, in dem mehrere bunte<br />

Klammern erratisch verteilt waren, <strong>die</strong> das volle, schwere<br />

Haar jedoch kaum bÅndigen konnten. Sie rauchte, <strong>und</strong> wenn<br />

sie an ihrer Zigarette zog, wurde ihr beachtlicher HÄftschwung<br />

von <strong>ein</strong>er Bewegung abgelÉst, <strong>die</strong> an <strong>ein</strong> Rollen<br />

erinnerte <strong>und</strong> jeden interessierten Betrachter dazu veranlasste,<br />

sich <strong>im</strong> Vorbeigehen nach ihr umzudrehen, um das ausladende<br />

Becken auch noch von hinten in Augensch<strong>ein</strong> zu nehmen.<br />

Mit ihren weiblicheren Proportionen, dem sÄÇen, r<strong>und</strong>en Ge-


sichtchen <strong>und</strong> fast ebenso strah<strong>lenden</strong>, aber fre<strong>und</strong>licheren<br />

Augen, entsprach sie dem klassischen Ideal nicht so vollkommen<br />

wie <strong>die</strong> Blonde, sondern stellte <strong>ein</strong>e eher gewÉhnliche<br />

SchÉnheit vor, <strong>die</strong> den meisten MÅnnern, weil sie nichts<br />

anderes gewohnt sind <strong>und</strong> es auch nicht besser ver<strong>die</strong>nt haben,<br />

als etwas anhe<strong>im</strong>elnd Vertrautes ersch<strong>ein</strong>t, mit dem Kontakt<br />

aufzunehmen ihnen viel leichter fÅllt als mit jenen makellosen<br />

GÉttinnen, <strong>die</strong> uns in ihrer hÉchsten Vollendung <strong>im</strong>mer<br />

als etwas gehe<strong>im</strong>nisvoll Fremdartiges entgegen treten - geboren<br />

weniger um zu lieben, als vielmehr um leidenschaftlich<br />

bew<strong>und</strong>ert zu werden - <strong>und</strong> erinnerte ihn von Gest<strong>alt</strong> <strong>und</strong><br />

Ersch<strong>ein</strong>ung, aber auch nach der Art, wie sie <strong>die</strong> Zigarette<br />

lÅssig zwischen den Fingern zu balancieren verstand, an s<strong>ein</strong>e<br />

Favoritin Sonja (oder sollte man sagen: s<strong>ein</strong>e groÇe EnttÅuschung?,<br />

<strong>die</strong> ihn jedoch noch nicht zu der Einsicht gebracht<br />

hatte, dass das àuÇere <strong>und</strong> Innere <strong>ein</strong>es Menschen selten deckungsgleich<br />

sind, <strong>und</strong> ihn auch kaum an der naiven Überzeugung<br />

zweifeln lieÇ, AttraktivitÅt, gefÅllige Umgangsformen,<br />

<strong>ein</strong>e insgesamt positive Aura sowie alle sonstigen Attribute,<br />

<strong>die</strong> den Geist des GegenÄbers fÄr sich <strong>ein</strong>nehmen oder<br />

<strong>im</strong> weitesten Sinne positiv be<strong>ein</strong>flussen, seien bereits dadurch<br />

gut, dass sie in ihm etwas Gutes bewirken, <strong>ein</strong> spontanes<br />

HochgefÄhl etwa, oder indem sie positive Schwingungen<br />

Äbertragen oder <strong>ein</strong>en auÇergewÉhnlichen Gedanken, <strong>ein</strong>e<br />

besondere GefÄhlsassoziation anstoÇen <strong>und</strong> damit in s<strong>ein</strong>em<br />

Bewussts<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>en neuen, verblÄffenden <strong>und</strong> auf jeden Fall<br />

zufriedenstel<strong>lenden</strong> Akzent setzen, wo sonst nur tumber<br />

Gleichmut <strong>und</strong> Tristesse herrschen).<br />

Ungeachtet der ÅuÇerlichen àhnlichkeit verkÉrperte <strong>die</strong>ses<br />

ununterbrochen lachende <strong>und</strong> Possen reiÇende MÅdchen, dem<br />

man auf h<strong>und</strong>ert Meter Entfernung ansah, dass es gern SpÅÇe<br />

ausheckte <strong>und</strong> sich nicht daran stÉrte, wenn <strong>die</strong>se ihrer Kontrolle<br />

entglitten <strong>und</strong> ins Alberne oder Geschmacklose abdrifte-


ten, <strong>ein</strong>en viel muntereren, lebenslustigeren Menschenschlag<br />

als Sonja, <strong>die</strong> gerade durch <strong>die</strong> stille, ansch<strong>ein</strong>end unschuldige<br />

SchÉnheit ihrer Augen <strong>und</strong> den sich nach jedem Blickkontakt<br />

unvermeidlich anschlieÇenden neckischen Lidschlag bei<br />

MÄmmel jedesmal krÅftiges Herzklopfen auslÉste. Sie wÄrde<br />

sich ihrer Wirkung auf MÅnner bald ebenso bewusst s<strong>ein</strong> wie<br />

<strong>die</strong> Blonde - wenn sie es nicht bereits war - <strong>und</strong> daraus, genau<br />

wie jene, womÉglich <strong>die</strong> falschen SchlÄsse ziehen. Denn da<br />

sie unter ihren Fre<strong>und</strong>innen das grÉÇte Potential an Leidenschaftlichkeit<br />

besaÇ, wÄrde sie sich in jedem FrÄhjahr aufs<br />

neue unsterblich in den erstbesten rÅudigen Typen verlieben,<br />

der ihr Äber den Weg liefe (<strong>und</strong> ihre Liebe womÉglich sogar<br />

erwiderte), <strong>und</strong> ihn mit ihrer inbrÄnstigen Sinnlichkeit ganz<br />

besoffen machen, <strong>die</strong> nicht trÉpfchenweise wie <strong>ein</strong> sÄÇer Nektar<br />

aus <strong>ein</strong>er seltenen, nie zuvor genossenen Frucht kunstvoll<br />

herausgepresst werden musste, sondern sich Äberreichlich <strong>und</strong><br />

verschwenderisch wie <strong>die</strong> noch warme Milch <strong>ein</strong>er frisch<br />

gemolkenen Kuh aus groÇen E<strong>im</strong>ern saufen lieÇ, sich jedoch,<br />

da ihr Enthusiasmus nach kurzer Zeit dahinschwÅnde wie <strong>ein</strong><br />

riesiges Feuer, das bei tropischen Temperaturen nÅchtens in<br />

<strong>ein</strong>er groÇen Scheune ausbricht, blitzschnell alles Stroh erfasst<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Welt mit s<strong>ein</strong>em Sch<strong>ein</strong>e lichterloh erhellt, dann<br />

aber ebenso schnell an Kraft verliert <strong>und</strong> zu <strong>ein</strong>em Haufen<br />

schwÅrzlicher Asche zusammensinkt, vor welcher ihre Liebhaber,<br />

<strong>die</strong> vielleicht auf <strong>ein</strong>en zweiten oder dritten derartigen<br />

Sommer gehofft haben, fassungslos <strong>und</strong> verstÉrt wie vor <strong>ein</strong>em<br />

geÉffneten Grabloch stehen, in das verstÅndnislose Hinterbliebene,<br />

<strong>die</strong> Äberraschend <strong>ein</strong>en lieben Menschen verloren<br />

haben, <strong>die</strong>sen in <strong>ein</strong>em verschlossenen Sarg hin<strong>ein</strong>gleiten<br />

sehen, mit dem Gelbwerden <strong>und</strong> Fallen der BlÅtter unerklÅrlicherweise<br />

wieder entlieben, <strong>und</strong> <strong>die</strong>ser ganze Vorgang des<br />

unmÅÇigen Verliebts<strong>ein</strong>s <strong>und</strong> der nach <strong>ein</strong> paar Monaten <strong>ein</strong>setzenden<br />

furchtbaren EnttÅuschung wÄrde sich in den folgenden<br />

Jahren wie <strong>ein</strong> Naturgesetz <strong>ein</strong> ums andere Mal wie-


derholen - bis, ja bis sie endlich auf <strong>ein</strong>en jener Herzensbrecher<br />

trÅfe, <strong>die</strong> sich normalerweise lieber bei den unvergleichlichen<br />

Blondinen tummeln, <strong>und</strong> der, vielleicht weil <strong>ein</strong>e solche<br />

gerade nicht greifbar wÅre, fÄr sie <strong>ein</strong>e Ausnahme machen,<br />

gewissermaÇen <strong>ein</strong>en Zwischenstop <strong>ein</strong>legen wÄrde,<br />

<strong>und</strong> den sie durch ihre enorme, auch f<strong>ein</strong>ste VerÅstelungen<br />

von KÉrper <strong>und</strong> Geist durchziehende Leidenschaftlichkeit<br />

durchaus zu be<strong>ein</strong>drucken verstÄnde. Vielleicht wÄrde er sich<br />

sogar zu <strong>ein</strong>er Lobrede Äber ihre QualitÅten <strong>im</strong> Bett veranlasst<br />

sehen, <strong>die</strong> sie befriedigt zur Kenntnis nÅhme <strong>und</strong> <strong>ein</strong> Leben<br />

lang in schÉnster Erinnerung behielte, auf dass sie <strong>im</strong> Alter<br />

noch davon zehren konnte, <strong>die</strong> jedoch in Wahrheit nur sehr<br />

oberflÅchlichen GefÄhlen der Lust <strong>und</strong> der Sympathie flÄchtigen<br />

Ausdruck verliehen. In ihm wÄrde sie endlich ihren Meister<br />

finden; denn indem er sie zugunsten <strong>ein</strong>er Anderen verlie-<br />

Çe, <strong>die</strong> ihm, vielleicht nicht als Bettgenossin, jedoch nach Art<br />

<strong>und</strong> Ersch<strong>ein</strong>ung besser gefiele <strong>und</strong> ihm insgesamt seriÉser<br />

vorkÅme, edler, wertvoller, kultivierter, eleganter oder bestÅndiger,<br />

fÄr <strong>ein</strong>e Dauerbeziehung jedenfalls besser geeignet,<br />

wÄrde er endgÄltig zu ihrer ganz groÇen Liebe avancieren, mit<br />

dem sie alle kÄnftigen Lover unwillkÄrlich vergleichen <strong>und</strong> an<br />

den sie sich mit Wehmut auch dann noch erinnern wÄrde,<br />

wenn sie endlich doch <strong>ein</strong>en festen Partner gef<strong>und</strong>en hatte.<br />

Anders als Sonja, <strong>die</strong> sich, nachdem sie sich <strong>ein</strong> paar Jahre<br />

lang bei wechselnden Liebhabern '<strong>die</strong> HÉrner abgestoÇen'<br />

hÅtte, zielstrebig mit <strong>ein</strong>em gemÄtlichen, schwatzhaften Ehemann<br />

zusammentun <strong>und</strong> von ihm Kinder machen lassen wÄrde<br />

(sich dabei resigniert <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer schweigsamer werdend in<br />

<strong>ein</strong> unabwendbares Schicksal ergebend), wÄrde sie sich jedoch,<br />

besonders wenn sie kinderlos blieb, nach <strong>ein</strong> paar Jahren<br />

<strong>ein</strong>er sch<strong>ein</strong>bar harmonisch gefÄhrten Ehe wie aus heiterem<br />

H<strong>im</strong>mel <strong>ein</strong>em hochgewachsenen afroamerikanischen<br />

Reggaemusiker oder <strong>ein</strong>em gehe<strong>im</strong>nisvollen, mit Waffen<br />

handelnden Libanesen anschlieÇen, also <strong>ein</strong>em BeschÄtzer,


der nichts weniger als treue BestÅndigkeit versprÅche, jedoch<br />

best<strong>im</strong>mte nach der PubertÅt verloren geglaubte SehnsÄchte in<br />

ihr wieder zu erwecken, best<strong>im</strong>mte Triebe zu befriedigen<br />

verstÄnde, von deren Existenz der unverstÅndige Gatte <strong>die</strong><br />

ganzen Jahre hindurch nie etwas geahnt hÅtte. (Wobei gerechterweise<br />

hinzugefÄgt werden muss, dass <strong>im</strong> Einzelfall schwierig<br />

vorherzubest<strong>im</strong>men ist, wohin <strong>ein</strong>en Menschen das Leben<br />

fÄhrt, da bei entsprechenden LebensumstÅnden aus <strong>ein</strong>er Aufsehen<br />

erregenden Sexbombe auch ohne besondere Anlage<br />

<strong>ein</strong>e treusorgende <strong>und</strong> unbedarfte Hausfrau <strong>und</strong> Mutter werden<br />

kann, <strong>ein</strong> Haus- <strong>und</strong> KÄchenschatz, der nie Äber den Tellerrand<br />

der FÄrsorge <strong>und</strong> der Nahrungsversorgung s<strong>ein</strong>er Lieben<br />

hinauszuschauen gelernt hat, wÅhrend vielleicht <strong>ein</strong>e Unschuld<br />

vom Lande, <strong>ein</strong> naives, <strong>im</strong> Herzen kreuzbraves Wesen,<br />

das man <strong>ein</strong> paar Jahre lang den EinflÄssen der Kulturszene<br />

<strong>ein</strong>er GroÇstadt aussetzt, zu <strong>ein</strong>em k<strong>ein</strong>er intellektuellen Herausforderung<br />

aus dem Weg gehenden Blaustrumpf oder zu<br />

<strong>ein</strong>er SalonschÉnheit mutiert, <strong>die</strong> sich in jedem Kulturpalast<br />

zuhause fÄhlt <strong>und</strong> nÅchtens <strong>die</strong> StraÇen der Hauptstadt unsicher<br />

macht.)<br />

Sie hÅtte dann allerdings den Zenit ihrer AttraktivitÅt Äberschritten,<br />

den <strong>die</strong> meisten Frauen mit Mitte 20 erreichen, wo<br />

sie nicht wie Teenager all<strong>ein</strong> mit junger Pfirsichhaut <strong>und</strong><br />

sch<strong>im</strong>mernden Augen punkten <strong>und</strong> ihren erfreulichen optischen<br />

Eindruck nicht mehr durch das von sich Geben allerlei<br />

dummen Zeuges desavouieren, mit dem <strong>die</strong> meisten s<strong>ein</strong>er<br />

MitschÄlerinnen, tÉrichte <strong>und</strong> linkische GÅnse, <strong>die</strong> nur Albernheiten<br />

<strong>im</strong> Kopf hatten, MÄmmel gehÉrig auf <strong>die</strong> Nerven<br />

gingen, sondern kÉrperlich <strong>und</strong> wesensmÅÇig weit genug entwickelt<br />

sind, um MÅnnern jeglichen Alters selbstbewusst <strong>und</strong><br />

sozusagen auf AugenhÉhe entgegenzutreten, sie, nicht zuletzt<br />

aufgr<strong>und</strong> von Erfahrungen, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e unter 20-JÅhrige gewÉhnlich<br />

noch entbehrt, intellektuell <strong>und</strong> auch sonstwie herauszu-


fordern <strong>und</strong> sich also insgesamt fÄr das mÅnnliche Geschlecht<br />

interessant <strong>und</strong> anziehend zu machen. Leider hÅlt <strong>die</strong>ser<br />

Gleichklang von innerer <strong>und</strong> ÅuÇerer SchÉnheit gewÉhnlich<br />

nicht lÅnger als fÄnf oder hÉchstens zehn Jahre an. Zwar verstehen<br />

es viele Frauen, ihn bis Anfang 30 zu konservieren <strong>und</strong><br />

unter Zuhilfenahme von allerlei Kniffen <strong>und</strong> Schminktechniken<br />

auch mit Mitte 30 noch den Ansch<strong>ein</strong> zu erwecken, in<br />

frischer BlÄte zu stehen, doch erreichen sie danach schnell<br />

<strong>ein</strong>e Phase, in welcher Figur <strong>und</strong> GesichtszÄge zu erschlaffen<br />

beginnen, <strong>die</strong> zuvor weiÇ glÅnzenden AugÅpfel verschatten<br />

<strong>und</strong> besonders <strong>die</strong>jenigen, deren Beziehungen <strong>im</strong>mer wieder<br />

zerbrechen, in sich gehen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Frage beantworten mÄssen,<br />

ob sie Äberhaupt fÄr <strong>die</strong> Ehe geschaffen <strong>und</strong> angesichts der<br />

schwindenden Zahl von Verehrern bereit sind, geringere AnsprÄche<br />

zu stellen, oder sich in kurzlebigen AffÅren vielleicht<br />

sogar wohler fÄhlen, mit zum Teil verheirateten Liebhabern<br />

von der Art, <strong>die</strong> <strong>im</strong> Leben Erfolg gehabt haben <strong>und</strong> wendig<br />

genug sind, mehrere VerhÅltnisse neben<strong>ein</strong>ander zu pflegen<br />

<strong>und</strong> Äber<strong>die</strong>s etwas aus ihnen herauszuholen, das in <strong>ein</strong>er<br />

normalen Beziehung gar nicht zur Geltung kÅme, indem sie<br />

ihnen <strong>die</strong> MÉglichkeit geben, <strong>ein</strong> distanzierteres VerhÅltnis zu<br />

pflegen <strong>und</strong> sich in <strong>die</strong> eigenen vier WÅnde zurÄckzuziehen,<br />

wenn ihre Launen <strong>die</strong>s erforderlich machen. Denn <strong>die</strong> Launen<br />

attraktiver <strong>und</strong> dominierender Frauen sind sprichwÉrtlich,<br />

ganz egal, welchen konkreten Ursprung sie haben, ob sie<br />

schlicht auf Eitelkeit beruhen, <strong>ein</strong>em Überschuss an weiblichen<br />

Geschlechtshormonen oder etwa darauf, dass sie als<br />

Ålteste TÉchter von Jugend an gewohnt sind, <strong>ein</strong> Kommando<br />

zu fÄhren <strong>und</strong> es nicht ertragen kÉnnen, wenn der Partner<br />

s<strong>ein</strong>erseits FÄhrungsansprÄche stellt. An dem distanzierenden<br />

<strong>und</strong> deklassierenden Hochmut gegenÄber allen, <strong>die</strong> ihnen treu<br />

<strong>und</strong> beharrlich den Hof machen, ohne aber das geringste sexuelle<br />

Verlangen in ihnen zu wecken, <strong>und</strong> deren Avancen sie<br />

daher k<strong>ein</strong> Deut interessieren, werden sie wie noch jede ihrer


UrmÄtter mindestens solange festh<strong>alt</strong>en, bis ihre letzte Monatsblutung<br />

stattgef<strong>und</strong>en hat. Nicht aufgr<strong>und</strong> auÇergewÉhnlicher<br />

sexueller AnsprÄche, <strong>die</strong> <strong>im</strong> Gegenteil bei den meisten<br />

dann bereits <strong>im</strong> Abklingen begriffen sind, oder weil sie <strong>die</strong><br />

herrschsÄchtige Art, mit der sie zuvor solche MÅnner vergrault<br />

haben, plÉtzlich ablegen <strong>und</strong> anschmiegsam <strong>und</strong> handzahm<br />

geworden wÅren, sondern aus der Wahrnehmung der<br />

eigenen Endlichkeit <strong>und</strong> der spezifischen Art <strong>und</strong> Weise, wie<br />

sie EnttÅuschungen in der Liebe verarbeitet haben, ergibt sich<br />

<strong>im</strong> Umgang mit Ålter werdenden Frauen <strong>die</strong>ser Art <strong>ein</strong>e besondere<br />

Note, <strong>die</strong> ihn zu <strong>ein</strong>er ganz speziellen Erfahrung werden<br />

lÅsst.<br />

Obwohl k<strong>ein</strong>eswegs hÅsslich, nahm er <strong>die</strong> anderen beiden, <strong>die</strong><br />

ebenfalls nach der aktuellen Uniform der Jugend gekleidet<br />

waren, das heiÇt irgendwie helle, farbige oder karierte Turnschuhe<br />

<strong>und</strong> eng sitzende Hosen trugen, Äber <strong>die</strong> vielleicht <strong>ein</strong>e<br />

lange flieÇende Bluse, <strong>ein</strong> Minikleid oder <strong>ein</strong> enges T-Shirt<br />

gespannt waren, dazu auffÅlliges schwarzes oder silberfarbenes<br />

Kettenwerk um den Hals, OhrhÅnger, Nasenschmuck,<br />

<strong>ein</strong>e TÅtowierung am Oberarm <strong>und</strong> lange glattgekÅmmte oder<br />

auftoupierte Haare, nicht wirklich wahr <strong>und</strong> hÅtte hintnach<br />

weder ihre GesichtszÄge noch ihre Kleider exakt beschreiben<br />

kÉnnen. Da s<strong>ein</strong>e Aufmerksamkeit schon dadurch heillos<br />

Äberfordert war, dass er sie zwischen der Blonden <strong>und</strong> der<br />

BrÄnetten aufteilen musste, von deren Ansichten er gar nicht<br />

genug bekommen konnte <strong>und</strong> deren ZÄge <strong>und</strong> anmutige Bewegungen<br />

er am liebsten kinematografisch in s<strong>ein</strong>em GedÅchtnis<br />

festgeh<strong>alt</strong>en hÅtte, konnte er in <strong>die</strong>ser ganz aufs Wesentliche<br />

kompr<strong>im</strong>ierten halben Minute ÅuÇerster Kontemplation<br />

nicht umhin, sich nur auf <strong>die</strong>se beiden zu konzentrieren<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> in der Mitte gehenden gewissermaÇen links liegen zu<br />

lassen - <strong>ein</strong>em instinktiven <strong>und</strong> quasi biogenetischen Verh<strong>alt</strong>ensschema<br />

nachgebend, demzufolge <strong>im</strong>mer zuerst dem hÄb-


schesten MÅdchen <strong>und</strong>, wenn <strong>die</strong>ses dankend abwinkt, dem<br />

zweithÄbschesten <strong>ein</strong>e Chance <strong>ein</strong>gerÅumt wird, <strong>und</strong> so weiter<br />

- <strong>und</strong> vollkommen darauf vergaÇ, dass ÅuÇere SchÉnheit k<strong>ein</strong><br />

inneres Charaktermerkmal ist <strong>und</strong> man sich nicht darauf verlassen<br />

sollte, mit <strong>ein</strong>er so Äberaus attraktiven Frau wie der<br />

Blonden, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en durch <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges LÅcheln, <strong>ein</strong>en kurzen,<br />

wie von <strong>ein</strong>em Strom aus r<strong>ein</strong>stem Licht begleiteten Blick,<br />

mit dem sie <strong>ein</strong>em etwas anzuvertrauen sch<strong>ein</strong>t, das mit Worten<br />

niemals so tiefgrÄndig ausgedrÄckt werden kÉnnte, frohgemut<br />

<strong>und</strong> hochgest<strong>im</strong>mt durch den Rest des Tages gehen<br />

lÅsst, <strong>ein</strong>em Lottospieler gleich, welcher, von s<strong>ein</strong>em GlÄck<br />

geblendet, <strong>die</strong> Arbeit kÄndigt <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Familie <strong>im</strong> Stich lÅsst,<br />

um sich fortan nur noch dem Luxus <strong>und</strong> der Verschwendung<br />

hinzugeben, so lange, bis er s<strong>ein</strong>en Gewinn samt <strong>und</strong> sonders<br />

verprasst hat, auch tatsÅchlich <strong>und</strong> dauerhaft glÄcklich zu<br />

werden, sondern sich <strong>die</strong>se <strong>im</strong> Gegenteil <strong>ein</strong> schwieriges,<br />

unstetes <strong>und</strong> nur schwer zu beschwichtigendes Wesen, das<br />

schon bei kl<strong>ein</strong>eren UnzutrÅglichkeiten schnell geneigt ist,<br />

den Koffer zu packen <strong>und</strong> ohne viel UmstÅnde das Weite zu<br />

suchen, ohne weiteres leisten kann, weil sie aufgr<strong>und</strong> ihres<br />

Aussehens bei Bedarf jederzeit sofort <strong>ein</strong>en neuen Partner<br />

findet <strong>und</strong> sich selbst derjenige, der <strong>die</strong>se Erfahrung <strong>ein</strong>mal<br />

gemacht hat, <strong>und</strong> <strong>im</strong> àlterwerden Äber derartige Ersch<strong>ein</strong>ungen<br />

nachsinnt, <strong>die</strong> er frÄher staunend aber letztlich achselzuckend<br />

hingenommen hat, sobald er <strong>ein</strong>er solchen Sirene wieder<br />

begegnet - <strong>und</strong> was <strong>im</strong>mer ihm Weitblick <strong>und</strong> Klugheit<br />

gebieten - genÉtigt sehen wird, sie aufs neue zu umschwÅrmen.<br />

Wenn er sich <strong>im</strong> Prinzip auch darÄber <strong>im</strong> Klaren war, dass es<br />

heutzutage, namentlich bei Jugendlichen, <strong>die</strong> sich oft <strong>ein</strong>er<br />

durch alle Schichten gehenden schrillen <strong>und</strong> auffÅlligen, in<br />

Wahrheit meist ziemlich <strong>ein</strong>fÉrmigen Moderichtung verschreiben,<br />

schwierig ist, den sozialen Stand <strong>ein</strong>es Menschen


nach s<strong>ein</strong>em Auftreten in der Öffentlichkeit oder nach der<br />

Kleidung zu beurteilen, mit der <strong>die</strong>ser sich ausstaffiert,<br />

schÅtzte er sie mit jener gewissen Überheblichkeit, <strong>die</strong> ihn<br />

gem<strong>ein</strong>hin gerade dann Äberkam, wenn jemand ihn Äber alle<br />

MaÇen be<strong>ein</strong>druckte oder irritierte, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Wohlm<strong>ein</strong>ende als<br />

Coolness interpretierten, ihm aber von manchen Bekannten in<br />

Verkennung ihrer wahren Ursache als <strong>ein</strong> auf trÄbe Vorurteile<br />

zurÄckgehenden Mangel an Empathie ausgelegt wurde (<strong>ein</strong><br />

Vorwurf, den er jedesmal vehement zurÄckwies, da er mehreren<br />

von ihm glÅubig vertretenen Gr<strong>und</strong>ansichten widersprach,<br />

wie beispielsweise dem voluntaristischen Weltbild, demzufolge<br />

alle Individuen frei <strong>und</strong> gleich geboren sind), nicht als<br />

OberschÄlerinnen <strong>ein</strong>, <strong>die</strong> sich auf <strong>ein</strong>er Exkursion oder Klassenreise<br />

in der Hansestadt aufhielten, sondern als zu jenem<br />

weiblichen Reservoir aus der Mitte der Gesellschaft gehÉrig,<br />

welches, statt <strong>die</strong> Zeit mit nutzlosen Tiefsinnigkeiten zu vergeuden,<br />

s<strong>ein</strong>e kÉrperlichen GelÄste ziemlich umstandslos zu<br />

befriedigen weiÇ <strong>und</strong> nach der mittleren Reife <strong>ein</strong>e dreijÅhrige<br />

Lehrzeit durchlÅuft, um spÅter <strong>die</strong> Kanzleien von RechtsanwÅlten<br />

<strong>und</strong> Steuerberatern zu bevÉlkern oder àrzten als unterbezahlte<br />

HilfskrÅfte zur VerfÄgung zu stehen <strong>und</strong> nach <strong>ein</strong><br />

paar fehlgeschlagenen <strong>und</strong> zu nichts fÄhrenden sexuellen Eskapaden<br />

relativ schnell den Hafen der Ehe anzusteuern.<br />

Wahrsch<strong>ein</strong>lich trugen sie alle Vornamen, <strong>die</strong> zu jener Zeit,<br />

als sie geboren wurden, gerade en vogue waren, franzÉsische<br />

Namen wie Nadine <strong>und</strong> Chantal oder ValÑry, Estelle oder<br />

Fabienne, <strong>die</strong> fÄr sich all<strong>ein</strong> genommen <strong>und</strong> als abstrakte, dem<br />

deutschen Ohr fremdartig klingende Lautfolgen etwas zu versprechen<br />

schienen, das <strong>die</strong> Eltern bei der Namensgebung vielleicht<br />

nicht unbedingt <strong>im</strong> Sinn gehabt hatten (wer weiÇ das<br />

schon?), doch <strong>im</strong> Zusammenhang mit ihren prosaischen Familiennamen<br />

<strong>ein</strong>e zungenbrecherische Herausforderung darstell-


ten <strong>und</strong> jeder namentlichen Vorstellung <strong>ein</strong>en grotesken<br />

Beiton gaben.<br />

Im Angesicht <strong>ein</strong>er solchen Gruppe junger MÅdchen, <strong>die</strong> bei<br />

aller Verschiedenheit doch offensichtlich <strong>ein</strong>er Rasse angehÉrten<br />

<strong>und</strong> deren Leben trotz kl<strong>ein</strong>er Unterschiede <strong>im</strong> Detail<br />

<strong>ein</strong>em <strong>im</strong> Ganzen Åhnlichen Bogen folgen wÄrde, stellte sich<br />

<strong>die</strong> Frage, ob <strong>die</strong> Menschen Äberhaupt wesentlich von<strong>ein</strong>ander<br />

verschieden waren, <strong>und</strong> nicht alle nur spezifische Formen<br />

<strong>und</strong> AbgÄsse <strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>zigen Ur-Modelles, das sich <strong>im</strong> wesentlichen<br />

mit <strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>zigen Formel beschreiben lieÇ, so dass<br />

man, wenn man <strong>ein</strong>en kannte <strong>und</strong> erlebt hatte, alle kannte,<br />

oder ob <strong>die</strong>ser naive biologische Ansatz in <strong>die</strong> Irre fÄhrte,<br />

indem gerade <strong>die</strong> nebensÅchlichen <strong>und</strong> nicht auf Anhieb erkennbaren<br />

Eigenheiten <strong>ein</strong>es Individuums, <strong>die</strong> es unmÉglich<br />

machten, alle Leute Äber <strong>ein</strong>en Kamm zu scheren, viel belangvoller<br />

waren als alle neun<strong>und</strong>neunzig prozentigen genetischen<br />

Über<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mungen zusammen. MÄmmel wÄrde in<br />

s<strong>ein</strong>em Leben viele attraktive Frauen kennenlernen (wenn<br />

auch zumeist nicht so gut, wie er es sich wÄnschte), <strong>und</strong> obwohl<br />

jede von ihnen <strong>ein</strong>en best<strong>im</strong>mten Typus reprÅsentierte,<br />

<strong>ein</strong>e best<strong>im</strong>mte Kategorie, unter welcher sie subsummiert <strong>und</strong><br />

begriffen werden konnte, wÄrden doch alle innerhalb ihres<br />

Typs <strong>ein</strong>en eigenen, unverwechselbaren Reiz besitzen:<br />

-<strong>die</strong> von MÅnnern enttÅuschte SchÉnheit, <strong>die</strong> mit Anfang 20<br />

von <strong>ein</strong> oder zwei ÅuÇerst begehrten Alphatieren derart verletzt<br />

worden ist, dass sie sich fortan nicht mehr in der Lage<br />

sieht, wahre Zuneigung zu empfinden, sondern <strong>die</strong> geschlechtliche<br />

Liebe, obgleich sie ihr weiterhin SpaÇ macht,<br />

nurmehr als etwas Mechanisches begreift, das ihr Lust <strong>und</strong><br />

schnelle Befriedigung verschafft, <strong>ein</strong>em Imbiss gleich, den<br />

man auf <strong>ein</strong>er langen Reise wÅhrend <strong>ein</strong>es Zwischenstopps<br />

heiÇhungrig herunter schlingt, der aber mit echten <strong>und</strong> tiefgehenden<br />

GefÄhlen gewiss nichts zu tun hat, <strong>und</strong> manchmal nur


zu dem Zweck <strong>ein</strong>gesetzt wird, Frustrationen <strong>und</strong> schlechte<br />

Laune an <strong>ein</strong>em zufÅlligen Beischlafpartner abzureagieren,<br />

aber nicht als Gelegenheit, <strong>ein</strong>e etwa vorhandene seelische<br />

Über<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mung <strong>und</strong> Sympathie zu hÉchsten HÉhen zu fÄhren,<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> sich also gar nicht (mehr) vorstellen kann, dass<br />

man mit demjenigen, mit dem man kÉrperlich gern zusammen<br />

ist, zwangslÅufig auch das (geistige) Leben teilen <strong>und</strong> auf<br />

<strong>im</strong>mer mit ihm ver<strong>ein</strong>t bleiben mÉchte,<br />

-<strong>die</strong> unnahbare <strong>und</strong> wÅhlerische SchÉnheit, <strong>die</strong> sich normalerweise<br />

damit zufrieden gibt, Kompl<strong>im</strong>ente in Empfang zu<br />

nehmen oder <strong>die</strong> stumme Bew<strong>und</strong>erung zu genieÇen, <strong>die</strong> man<br />

ihr allenthalben entgegenbringt, <strong>die</strong> aber nur ganz wenige<br />

AuserwÅhlte erst nach <strong>ein</strong>gehender PrÄfung zum Zuge kommen<br />

lÅsst, bei denen sie, obwohl sie von <strong>die</strong>sen MÅrchenprinzen<br />

viel mehr erwartet hat, starrsinnig bis zum bitteren Ende<br />

ausharrt, weil es sich mit ihrem Stolz nicht gut vertrÅgt, <strong>ein</strong>en<br />

begangenen Fehler <strong>ein</strong>zugestehen <strong>und</strong> zu korrigieren,<br />

-<strong>die</strong> potente Geliebte, der es gelingt, schneller zum HÉhepunkt<br />

zu kommen als jeder ihrer zahlreichen Liebhaber, <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> sich von der Verfolgung <strong>die</strong>ses momentanen Zieles durch<br />

ÅuÇere StÉrungen nicht so leicht abbringen lÅsst, als da sind<br />

das Klingeln <strong>ein</strong>es Telefons, LÅrm <strong>und</strong> Explosionen <strong>im</strong> Treppenhaus,<br />

<strong>ein</strong> polizeilicher Durchsuchungsbefehl oder das<br />

plÉtzliche Eindringen mehrerer Wohngem<strong>ein</strong>schaftsgenossen<br />

in ihr Z<strong>im</strong>mer, fÄr <strong>die</strong> der Liebesakt jedoch ebenso wie fÄr <strong>die</strong><br />

von MÅnnern EnttÅuschte <strong>ein</strong>e r<strong>ein</strong> kÉrperliche Befriedigung<br />

darstellt, <strong>die</strong> ihre Seele ansch<strong>ein</strong>end Äberhaupt nicht berÄhrt,<br />

so dass es ihr jedesmal leicht fÅllt, sich vom Objekt ihrer Begierde<br />

zu trennen, wenn <strong>die</strong>ses ihren AnsprÄchen <strong>und</strong> Erwartungen<br />

nicht genÄgt oder der Reiz des Neuen vorbei ist, um<br />

sich gleich darauf <strong>ein</strong>em Anderen zuzuwenden, der ihren Vorstellungen<br />

besser entspricht, <strong>und</strong> <strong>die</strong> es in unserer Zeit glÄcklicherweise<br />

viel <strong>ein</strong>facher hat als frÄher, ihre SexualitÅt ohne<br />

Blessuren auszuleben,


-<strong>die</strong> frigide SchÉnheit, <strong>die</strong>, obwohl sie eigentlich nur von<br />

wahren Adonissen wirklich erregt wird, dummerweise hÅufig<br />

mit MÅnnern <strong>im</strong> Bett landet, <strong>die</strong> sie Äberhaupt nicht auf Touren<br />

bringen <strong>und</strong> von denen sie aber danach um so heftiger<br />

begehrt <strong>und</strong> umlagert wird<br />

-oder schlieÇlich jene hingebungsvolle Geliebte, <strong>die</strong> sich mit<br />

KÉrper <strong>und</strong> Seele <strong>ein</strong>em Mann verschreibt <strong>und</strong> deren Leidenschaftlichkeit<br />

sie fÄr ihn zu <strong>ein</strong>er Äberaus reizvollen GefÅhrtin<br />

macht, mindestens <strong>ein</strong>en der Partner aber auch der Gefahr<br />

aussetzt, am Ende zutiefst gekrÅnkt da zu stehen, wenn nÅmlich<br />

<strong>die</strong> am Anfang allzu hoch gesteckten Erwartungen enttÅuscht<br />

werden, weil <strong>die</strong> MentalitÅten auf <strong>die</strong> Dauer doch<br />

nicht zu<strong>ein</strong>ander passen wollen.<br />

Immerhin gleichen sich alle gut aussehenden MÅdchen darin,<br />

dass sie, wenn sie <strong>ein</strong>en Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Partner suchen oder auch<br />

nur dringend <strong>ein</strong>en vorÄbergehenden Begleiter nÉtig haben,<br />

lediglich <strong>ein</strong> paar Mal mit ihren kÄnstlichen W<strong>im</strong>pern kl<strong>im</strong>pern<br />

mÄssen, um von allen hinreichend extrovertierten<br />

Mannstypen <strong>im</strong> ganzen Stadtbezirk sogleich bestÄrmt <strong>und</strong><br />

umgarnt zu werden, <strong>und</strong> also, je nach Temperament hastig<br />

oder mit Bedacht, aus <strong>ein</strong>em ansch<strong>ein</strong>end beliebig groÇen<br />

Reservoir ihre Wahl treffen kÉnnen. Erst wenn sie Ålter <strong>und</strong><br />

um etliche negative Erfahrungen reicher geworden sind, w<strong>und</strong>ern<br />

sie sich, dass sich unter allen Bewerbern der Richtige nie<br />

gef<strong>und</strong>en hat, weil sie nicht verstehen, dass sie bereits in der<br />

Vorauswahl, <strong>die</strong> sie zu <strong>ein</strong>em relativ frÄhen Zeitpunkt treffen,<br />

wenn sich Äber <strong>die</strong> wahren QualitÅten <strong>ein</strong>es Kandidaten vernÄnftigerweise<br />

noch k<strong>ein</strong> endgÄltiges Urteil fÅllen lÅsst (sondern<br />

hÉchstens Äber s<strong>ein</strong>e Schlagfertigkeit in Flirtsituationen),<br />

den Fehler begehen, sich ausgerechnet an denjenigen zu hÅngen,<br />

der ihnen spontan am besten gefÅllt, weil er bei Frauen<br />

mit professioneller Routine gewisse libidinÉse Saiten zum<br />

Schwingen zu bringen versteht, mit dem sie jedoch nach Äber-


stÄrzten oder auch zeitraubenden AnlÅufen regelmÅÇig jÅmmerlich<br />

Schiffbruch erleiden, sei es weil der Geliebte jede<br />

Anstrengung scheut, <strong>die</strong> <strong>im</strong> Wachsen begriffene Beziehung<br />

mit Leben zu erfÄllen <strong>und</strong> bei der ersten Schwierigkeit, statt<br />

<strong>die</strong> Stellung zu h<strong>alt</strong>en, lieber zur nÅchstbesten, pflegeleichteren<br />

Konkurrentin ÄberlÅuft, oder weil sich der anfÅngliche<br />

Gleichklang der Herzen recht bald als <strong>ein</strong>e spektakulÅre TÅuschung<br />

erweist, um spÅtestens in der Menopause festzustellen,<br />

dass sie, obwohl sie ÅuÇerlich sch<strong>ein</strong>bar <strong>die</strong> besten Voraussetzungen<br />

mitgebracht haben, <strong>ein</strong>en Mann fÄr sich zu gewinnen,<br />

wohl nicht zu denjenigen Menschen gehÉren, denen es vergÉnnt<br />

ist, in <strong>ein</strong>er dauerhaften Liebe wahre ErfÄllung zu finden,<br />

sondern <strong>im</strong> Alter gezwungenermaÇen all<strong>ein</strong> bleiben werden,<br />

<strong>und</strong> sich in jÄngeren Jahren <strong>im</strong>mer von neuem 'auf der<br />

Piste' wiederfinden, wo sie gegenÄber anderen, den grauen<br />

MÅusen beispielsweise, <strong>die</strong> dort eigentlich gar nicht hingehÉren<br />

<strong>und</strong> sich auch sichtlich unwohl fÄhlen, Durchschnittsfrauen,<br />

denen man schon von weitem anzusehen m<strong>ein</strong>t, dass sie<br />

wenig SpaÇ am Sex haben, oder mÅnnlich wirkenden Feministinnen<br />

samt ihres ennuyanten <strong>und</strong> hÄhnerbrÄstigen intellektuellen<br />

Anhanges, zwar den Vorteil haben, leicht Ersatz fÄr<br />

jede EnttÅuschung zu finden, auf dass das ewige Spiel der<br />

Liebe, in dem sie fÄr den hÅufigen Partnerwechsel wie geschaffen<br />

zu s<strong>ein</strong> sch<strong>ein</strong>en, aufs Neue beginne, aber eben doch<br />

nie mit <strong>ein</strong>em GlÄckslos belohnt werden, sondern letztendlich<br />

ins Hintertreffen geraten <strong>und</strong> sich unergrÄndlicherweise mit<br />

viel weniger zufrieden geben mÄssen als jene ursprÄnglichen<br />

Hoffnungen ihnen suggeriert haben, auf <strong>die</strong> sie angesichts der<br />

zahllosen Kompl<strong>im</strong>ente, mit denen sie seit der PubertÅt ÄberhÅuft<br />

worden sind, irrigerweise auch <strong>im</strong> àlterwerden noch <strong>ein</strong><br />

Anrecht zu haben m<strong>ein</strong>en.<br />

MÄmmel hatte k<strong>ein</strong>e Schwierigkeiten, damit zurecht zu kommen,<br />

dass er, obwohl er in Sonja verliebt war <strong>und</strong> in den we-


nigen ruhigen Minuten, in denen ihn s<strong>ein</strong>e sonstigen AktivitÅten<br />

nicht davon abhielten, eigentlich stÅndig an sie denken<br />

musste (ohne dass <strong>die</strong>se Tatsache sie ihm auch nur <strong>ein</strong>en<br />

Schritt nÅhergebracht hÅtte), <strong>die</strong> Blonde noch um <strong>ein</strong> BetrÅchtliches<br />

verlockender fand - darin der ÄberwÅltigen Mehrzahl<br />

der MÅnner gleichend, fÄr <strong>die</strong> es mit geradezu mathematischer<br />

Strenge zu jeder SchÉnheit, auf <strong>die</strong> sie versessen sind,<br />

<strong>im</strong>mer <strong>ein</strong>e gibt, <strong>die</strong> sie noch hÄbscher <strong>und</strong> begehrenswerter<br />

finden <strong>und</strong> fÄr <strong>die</strong> sie, wenn sie sich durch <strong>ein</strong> paar fre<strong>und</strong>liche<br />

<strong>und</strong> nicht <strong>ein</strong>mal besonders sinnliche Blicke oder andere<br />

Anzeichen von ihr ermutigt fÄhlen, leidenschaftlich entflammen<br />

<strong>und</strong> jederzeit sofort durchs Feuer zu gehen bereit sind.<br />

Abgesehen davon, dass er in <strong>ein</strong>em Alter war, in dem man nur<br />

selten riskiert, sich <strong>ein</strong>e BlÉÇe zu geben, <strong>und</strong> es ihm ohne<strong>die</strong>s<br />

<strong>im</strong> allgem<strong>ein</strong>en leicht gelang, s<strong>ein</strong>en Liebeskummer unter<br />

Kontrolle zu h<strong>alt</strong>en, war er viel zu schÄchtern <strong>und</strong> <strong>im</strong> entscheidenden<br />

Moment auch viel zu phlegmatisch, um sich zu<br />

unÄberlegten Aktionen hinreiÇen zu lassen, <strong>und</strong> etwa so weit<br />

zu gehen, <strong>ein</strong>e s<strong>ein</strong>er Flammen ins Kino oder zum Eis essen<br />

<strong>ein</strong>zuladen, Aktionen, welche <strong>im</strong>mer <strong>die</strong> Gefahr b<strong>ein</strong>hielten,<br />

ihn <strong>im</strong> Falle <strong>ein</strong>er Abfuhr vor s<strong>ein</strong>en Fre<strong>und</strong>en 'dumm dastehen'<br />

zu lassen <strong>und</strong> darÄber hinaus in <strong>ein</strong>en unerfreulichen<br />

Zustand des Kummers <strong>und</strong> der Melancholie zu befÉrdern<br />

oder, <strong>im</strong> besseren Fall <strong>ein</strong>er Zusage, s<strong>ein</strong>er Illusionen oder<br />

s<strong>ein</strong>es inneren Friedens zu berauben. FÄr gewÉhnlich gab er<br />

sich damit zufrieden, nach <strong>ein</strong>em Tag, an dem er <strong>ein</strong>em hÄbschen<br />

<strong>und</strong> begehrenswerten MÅdchen mehr oder weniger zufÅllig<br />

begegnet war <strong>und</strong> sie sich dazu herabgelassen hatte, ihn<br />

aus lieblichen, klaren Augen <strong>ein</strong>mal treulich anzulÅcheln, sich<br />

zuhause auf s<strong>ein</strong>em Bett vor dem leiser gedrehten Fernseher<br />

mit Hochgenuss selbst zu befriedigen <strong>und</strong> nach erfolgreichem<br />

Samenerguss der sÄÇen Einbildung hinzugeben, sie als feste<br />

Fre<strong>und</strong>in zu besitzen (oder sogar fÄr <strong>im</strong>mer mit ihr zusammen<br />

zu s<strong>ein</strong>), <strong>und</strong> wie sie all<strong>ein</strong> durch ihre Gegenwart s<strong>ein</strong> bisheri-


ges Leben vÉllig auf den Kopf stellen <strong>und</strong>, ohne ihm jemals<br />

<strong>die</strong> geringsten Vorschriften bezÄglich s<strong>ein</strong>es Umganges, s<strong>ein</strong>es<br />

Aufzuges oder s<strong>ein</strong>es Verh<strong>alt</strong>ens in der Öffentlichkeit zu<br />

machen, das heiÇt sich nicht wie s<strong>ein</strong>e Mutter in alles <strong>ein</strong>zumischen,<br />

was sie nichts anging, ihm zu jenem inneren Gleichgewicht<br />

verhelfen wÄrde, das Knaben s<strong>ein</strong>es Alters <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>es<br />

Charakters, <strong>die</strong> sich schon lange nichts sehnlicher wÄnschen,<br />

als das von frustrierenden St<strong>im</strong>mungsschwankungen begleitete<br />

rast- <strong>und</strong> ruhelose Umherirren der PubertÅt endlich hinter<br />

sich zu lassen, um als reif <strong>und</strong> gelassen gewordene erwachsene<br />

MÅnner <strong>ein</strong>en Platz <strong>im</strong> Leben zu finden, am meisten vermissen,<br />

wohingegen ihm <strong>die</strong> Welt wÄst <strong>und</strong> leer vorkam,<br />

wenn ihm <strong>die</strong>s nicht vergÉnnt war <strong>und</strong> das Bild <strong>ein</strong>es best<strong>im</strong>mten<br />

Gesichtes oder <strong>ein</strong>er best<strong>im</strong>mten weiblichen Figur<br />

vor s<strong>ein</strong>em inneren Auge zu verblassen drohte, so dass er sich<br />

veranlasst sah, <strong>im</strong> Internet nach <strong>ein</strong>er ebenso hÄbschen Pornodarstellerin<br />

Ausschau zu h<strong>alt</strong>en, mit Åhnlichen Augen, Åhnlich<br />

langen Haaren <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em Åhnlichen KÉrperbau. An solchen<br />

Tagen quÅlte ihn zuweilen <strong>die</strong> Vorstellung, s<strong>ein</strong>e jeweilige<br />

Favoritin kÉnne infolge ihrer AttraktivitÅt <strong>und</strong> der Anstrengungen,<br />

<strong>die</strong> sie in <strong>die</strong>ser Hinsicht zweifellos unternahm,<br />

<strong>ein</strong>en festen Fre<strong>und</strong> finden <strong>und</strong> sonach fÄr ihn noch unerreichbarer<br />

werden. Er spielte dann mit dem Gedanken (<strong>und</strong><br />

manchmal tat er es auch), sich nach der Schule zu ihrer Arbeits-<br />

oder Ausbildungsstelle zu begeben, oder, falls ihm <strong>die</strong>se<br />

unbekannt war, an den Ort, wo er sie zuletzt gesehen, um<br />

sich in <strong>ein</strong>em Hintergarten, <strong>ein</strong>em Kelleraufgang, hinter <strong>ein</strong>em<br />

Baum oder <strong>ein</strong>er Mauerecke auf <strong>die</strong> Lauer zu legen <strong>und</strong><br />

auf ihr Ersch<strong>ein</strong>en zu warten, damit er s<strong>ein</strong>erseits aus s<strong>ein</strong>em<br />

Versteck vorspringen <strong>und</strong> ihr wie zufÅllig in <strong>die</strong> Arme laufen<br />

konnte, mit dem vagen, aber in Anbetracht der Abfuhr, <strong>die</strong><br />

bekanntlich Thomas Bender der<strong>ein</strong>st erteilt worden war, als er<br />

an <strong>ein</strong>em der nicht seltenen Tage, an denen Sonja, sei's wegen<br />

<strong>ein</strong>er verpassten Gelegenheit auf der Hochzeit ihrer besten


Fre<strong>und</strong>in <strong>und</strong> Kollegin, <strong>ein</strong>es Missgeschickes mit ihrer Kleidung<br />

oder <strong>ein</strong>fach <strong>im</strong> Zusammenhang mit <strong>ein</strong>em dunkel heraufziehenden<br />

Tiefdruckgebiet, in jÅmmerlich schlechter Laune<br />

gewesen, <strong>die</strong> Unverfrorenheit besessen hatte, sie in <strong>ein</strong>er<br />

offenk<strong>und</strong>ig nur vorgeschobenen Angelegenheit zu belÅstigen,<br />

<strong>und</strong> sie sich Äber <strong>die</strong> albernen Avancen <strong>die</strong>ses unreifen<br />

JÄngling in aller Öffentlichkeit dermaÇen erregt, ihn mit Hohn<br />

ÄberschÄttet <strong>und</strong> sich mit so deutlichen Zeichen des Abscheus<br />

von ihm abgewandt hatte, dass <strong>die</strong>ser best<strong>im</strong>mt in s<strong>ein</strong>em<br />

ganzen Leben k<strong>ein</strong>e Frau mehr dumm von der Seite anquatschen<br />

wÄrde, nie in <strong>die</strong> Tat umgesetzten Vorsatz, sie nicht nur<br />

fre<strong>und</strong>lich zu grÄÇen, sondern in <strong>ein</strong>e muntere <strong>und</strong> Äberaus<br />

unterh<strong>alt</strong>same Plauderei zu verwickeln, aus der sie sich gar<br />

nicht mehr wÄrde verabschieden wollen, <strong>und</strong> hatte sich dazu<br />

verschiedene, an Unbedarftheit <strong>und</strong> NaivitÅt nicht zu Äberbietende<br />

Einstiegsszenarien zurechtgelegt, <strong>die</strong> aus den genannten<br />

GrÄnden aber glÄcklicherweise nie <strong>ein</strong>em Praxistest unterzogen<br />

wurden. Wenn ihm Äberhaupt das GlÄck beschieden war,<br />

sie dort anzutreffen, <strong>und</strong> er nicht st<strong>und</strong>enlang durstig oder<br />

frierend <strong>und</strong> mit voller Blase vergeblich auf sie wartete, bevor<br />

er sich endlich mÄde <strong>und</strong> demoralisiert nach Hause zurÄckschlich,<br />

verhielten sich s<strong>ein</strong>e Angebeteten bei solchen 'zufÅlligen'<br />

Begegnungen eher indifferent als entgegenkommend,<br />

eher abweisend als liebenswÄrdig, eher gÉnnerhaft als freudig<br />

erregt, <strong>ein</strong> untrÄgliches Zeichen, dass sie ihn trotz s<strong>ein</strong>es GardemaÇes<br />

von fast zwei Metern fÄr <strong>ein</strong>en tÅppischen Pipi-<br />

Jungen ansahen <strong>und</strong> ihn nicht <strong>ein</strong>mal besonders schÅtzten, ja,<br />

womÉglich r<strong>ein</strong> gar nichts fÄr ihn Äbrighatten, <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Begleitung<br />

als ÄberflÄssig <strong>und</strong> gar als aufdringlich empfanden,<br />

<strong>ein</strong>e Tatsache, <strong>die</strong> er selbst dann nicht wahrhaben wollte,<br />

wenn sie mit gesenktem Kopf <strong>und</strong> nur <strong>ein</strong>em knappen GruÇ<br />

oder gar gruÇlos <strong>und</strong> ohne Notiz von ihm zu nehmen an ihm<br />

vorÄberhasteten. Wie viele MÅnner, <strong>die</strong> <strong>ein</strong> fre<strong>und</strong>liches LÅcheln<br />

aus jungen <strong>und</strong> unverschleierten blauen, grÄnen oder


aunen Augen, das ihnen anlÅsslich <strong>ein</strong>er von der Frau schon<br />

lange vergessenen zufÅlligen Begegnung geschenkt worden<br />

ist, irrtÄmlich fÄr <strong>ein</strong> Zeugnis der Zuneigung <strong>und</strong> obendr<strong>ein</strong><br />

fÄr <strong>ein</strong>e Aufforderung ohne jegliches Ablaufdatum h<strong>alt</strong>en,<br />

trotz vieler entgegengesetzter Indizien auf ihrer M<strong>ein</strong>ung<br />

sturweg beharren <strong>und</strong> auch nicht davor zurÄckschrecken, sich<br />

mit ihren Reaktionen auf das <strong>ein</strong>gebildete Interesse vor aller<br />

Welt lÅcherlich zu machen, verkannte er s<strong>ein</strong>e MÉglichkeiten<br />

bei allzu hÄbschen MÅdchen <strong>und</strong> bildete sich <strong>ein</strong>, Chancen zu<br />

haben, wo <strong>die</strong>se sich, nachdem sie ihn <strong>ein</strong>er kurzen Musterung<br />

unterzogen, ihn geschÅtzt <strong>und</strong> fÄr zu leicht bef<strong>und</strong>en<br />

hatten, schon lÅngst fÄr <strong>ein</strong>en Anderen erwÅrmten, wÅhrend er<br />

sich in Situationen, in denen <strong>ein</strong> eher durchschnittlich aussehendes<br />

MÅdchen allzu offenes Interesse signalisierte, lieber<br />

feige <strong>im</strong> Hintergr<strong>und</strong> hielt <strong>und</strong> den ersten Schritt nicht zu tun<br />

wagte.<br />

Das Quartett hatte sich ihm nun soweit genÅhert, dass sich<br />

auch kl<strong>ein</strong>ere Details wahrnehmen lieÇen, wie etwa, dass <strong>die</strong><br />

BrÄnette, <strong>die</strong> ihm eben <strong>ein</strong> kurzes, spitzbÄbisches <strong>und</strong>, wie er<br />

sich <strong>ein</strong>bildete, erwartungsvolles LÅcheln schenkte, auf das er<br />

jÅhlings mit <strong>ein</strong>er Mischung aus Unsicherheit <strong>und</strong> blankem,<br />

unverhÄlltem Verlangen reagierte, reichliche Mengen Goldpuders<br />

auf Stirn <strong>und</strong> Wangen verteilt hatte oder dass <strong>die</strong> Ohren<br />

der Blonden mehrfach gepierct waren, mit kl<strong>ein</strong>en, ziemlich<br />

hÅsslichen Silberringen, <strong>die</strong> in auffÅlligem Kontrast zu<br />

ihrer SchÉnheit <strong>und</strong> ihrem sonstigen Auftreten standen. Dass<br />

er sich nicht fÄr <strong>ein</strong>es der MÅdchen entscheiden konnte <strong>und</strong><br />

gezwungen war, s<strong>ein</strong>e Aufmerksamkeit zwischen den beiden<br />

hin <strong>und</strong> her wandern zu lassen, musste allerdings Auswirkungen<br />

auf <strong>die</strong> Rezeption s<strong>ein</strong>es Verh<strong>alt</strong>ens haben. TatsÅchlich<br />

wÄrdigte ihn <strong>die</strong> Blonde, bei der er von Ferne <strong>die</strong> Empfindung<br />

gehabt hatte, sie betrachte ihn mit <strong>ein</strong>em gewissen leisen, aber<br />

aufmerksamen Interesse, wenn auch s<strong>ein</strong>e Augen nicht scharf


genug waren, <strong>die</strong>s h<strong>und</strong>ertprozentig zu bestÅtigen, <strong>und</strong> von<br />

dem er wegen der sie umgebenden etwas steifen, ja hoheitsvollen<br />

Aura, <strong>die</strong> sich bei nÅherem Kennenlernen mÉglicherweise<br />

als Überheblichkeit entpuppen wÄrde (obwohl sich<br />

nicht selten gerade in der Öffentlichkeit arrogant auftretende<br />

Menschen, wenn man ihnen privat begegnet, in angenehme<br />

<strong>und</strong> vÉllig natÄrliche Wesen verwandeln, mit denen sich w<strong>und</strong>ervoll<br />

auskommen lÅsst - aber wer weiÇ das schon? wer kann<br />

sagen, was wirklich in <strong>ein</strong>em Anderen steckt, den er vielleicht<br />

nur <strong>ein</strong> paar Mal gesehen <strong>und</strong> mit dem er nie mehr als <strong>ein</strong> paar<br />

HÉflichkeitsfloskeln ausgetauscht hat, <strong>und</strong> wie <strong>die</strong>ser zum<br />

Beispiel in Krisensituationen reagiert, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e viel geeignetere<br />

Nagelprobe fÄr <strong>die</strong> Frage sind, wie gut man zu<strong>ein</strong>ander<br />

passen wÄrde, als <strong>ein</strong>e verm<strong>ein</strong>tliche Harmonie, <strong>die</strong> sich in<br />

den ersten oberflÅchlichen GesprÅchskontakten oftmals <strong>ein</strong>stellt,<br />

in denen viele Menschen, nicht nur wenn sie auf Partnersuche<br />

sind, ihr wahres Ich vorsichtshalber verbergen statt<br />

sich freiwillig <strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>gehenden PrÄfung auf Beziehungstauglichkeit<br />

zu unterziehen), sowieso nicht zu sagen gewusst<br />

hÅtte, ob es <strong>ein</strong>er ernst zu nehmenden <strong>und</strong> nachh<strong>alt</strong>igen spontanen<br />

Sympathie oder nur <strong>ein</strong>er aufreizenden Spielerei oder<br />

<strong>ein</strong>er unterkÄhlten <strong>und</strong> abwartenden, gewissermaÇen wissenschaftlichen<br />

Neugierde entsprang, wie weit der andere zu<br />

gehen bereit war, danach k<strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>zigen Blickes mehr, sondern<br />

wandte sich stattdessen geschÅftig ihrer sonstigen Umwelt<br />

zu, <strong>die</strong> sie mit ostentativ zur Schau gestelltem neugierigem<br />

Interesse begutachtete, <strong>und</strong> er hatte sich bereits damit<br />

abgef<strong>und</strong>en, dass sie den Blick, den er der BrÄnetten zugeworfen,<br />

wohl Äbel aufgenommen haben musste <strong>und</strong> ihm fÄr<br />

<strong>im</strong>mer <strong>die</strong> k<strong>alt</strong>e Schulter zeigen wÄrde, als <strong>ein</strong>e Åltliche Dame<br />

<strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e Szene betrat, deren Auftritt den sch<strong>ein</strong>bar unumstÉÇlich<br />

festgelegten Ablauf der kÄnftigen Ereignisse unterbrach,<br />

indem sie mit ihrem hÅsslichen <strong>und</strong> geradezu absto-<br />

Çenden àuÇeren, der runzligen, schuppigen Haut, den kno-


chigen <strong>und</strong> verwachsenen GliedmaÇen sowie Äberhaupt ihrer<br />

ganzen bedauernswerten Verfassung, <strong>die</strong> sie daran hinderte,<br />

eilig entgegenkommenden Passanten rechtzeitig auszuweichen,<br />

<strong>die</strong> Aufmerksamkeit der Gruppe, <strong>die</strong> sich sonst auf Gest<strong>alt</strong>en<br />

<strong>und</strong> PhÅnomene von ganz anderer Beschaffenheit richtete,<br />

auf sich zog.<br />

In <strong>ein</strong>er Zeit, in welcher <strong>die</strong> Schwachen regelmÅÇig gnadenlos<br />

untergebuttert werden <strong>und</strong> <strong>die</strong> sogenannten 'jungen' Alten<br />

buchstÅblich bis zum letzten Atemzug alles daran setzen, um<br />

vor ihrer Umwelt nicht hilflos <strong>und</strong> schwach zu ersch<strong>ein</strong>en,<br />

gehÉrte er durchaus nicht zu jenem <strong>im</strong>mer kl<strong>ein</strong>er werdenden<br />

Teil der Jugend, dem das Wohlergehen Ålterer Herrschaften<br />

besonders am Herzen lag, deren Befindlichkeiten ihm b<strong>ein</strong>ahe<br />

so fremd wie <strong>die</strong> von AuÇerirdischen waren, <strong>die</strong> sich in abgeschlossenen<br />

Enklaven wie Florida, Titisee oder Bad Kissingen<br />

zusammenfinden, um dort mit stark reduzierter Lebensgeschwindigkeit<br />

seltsamen Riten <strong>und</strong> BrÅuchen zu huldigen, <strong>und</strong><br />

von denen <strong>die</strong> meisten, wie er zu glauben geneigt war, aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong>er Äppigen Rente komfortabler lebten als viele Familien<br />

mit Kindern, <strong>die</strong>, wenn <strong>die</strong> Mutter aufhÉrte zu arbeiten<br />

oder <strong>die</strong> Eltern sich sogar scheiden lieÇen, jeden Cent umdrehen<br />

mussten <strong>und</strong> sich k<strong>ein</strong>erlei Luxus leisten konnten, doch<br />

was er nun zu sehen bekam, verschlug ihm glattweg <strong>die</strong> Sprache.<br />

Die MÅdchen stieÇen sich an <strong>und</strong> machten <strong>ein</strong>ander vernehmlich<br />

auf <strong>die</strong> Alte aufmerksam, dabei wieder <strong>und</strong> wieder<br />

jenes hemmungslose <strong>und</strong> seltsam erregende GelÅchter anst<strong>im</strong>mend,<br />

das <strong>ein</strong> objektiverer Beobachter als <strong>ein</strong> junger<br />

Mann, der schon so lange auf dem Schlauch stand <strong>und</strong> mit<br />

fast 20 Jahren noch nie <strong>ein</strong>e Frau berÄhrt hatte, sofort als<br />

frech <strong>und</strong> ungezogen, unangemessen laut <strong>und</strong> aufdringlich<br />

<strong>und</strong> Äberhaupt als in vollkommenem Gegensatz zu ihren f<strong>ein</strong>en<br />

jungen, <strong>ein</strong>nehmend unschuldigen ZÄgen <strong>und</strong> dem anmutigen<br />

Glanz ihrer Augen <strong>ein</strong>gestuft hÅtte. Anstatt der Alten


Platz zu machen, wie es sich gehÉrt hÅtte, oder ihr vielleicht<br />

sogar Hilfe bei der Erledigung ihrer EinkÅufe anzubieten,<br />

hielten sie, sich fest zusammenschlieÇend <strong>und</strong> sie mit finsteren<br />

Blicken ins Visier nehmend, sowie mit <strong>ein</strong>er Zielstrebigkeit,<br />

als hÅtten sie <strong>die</strong>ses Vorgehen, das Äbrigens MÄmmel<br />

bekannt vorkam, da es in s<strong>ein</strong>er Klasse <strong>ein</strong> paar Strategen gab,<br />

<strong>die</strong> bei entsprechender Gelegenheit Åhnlich verfuhren, vorher<br />

mehrmals geprobt, direkt auf sie zu <strong>und</strong> versetzten so <strong>die</strong><br />

vollkommen irritierte, zitternde Greisin, <strong>die</strong>, da sie nicht mehr<br />

weiter wusste, endlich verÅngstigt stehenblieb, absichtsvoll in<br />

den Glauben, sie sogleich gnadenlos umzurempeln. Erst <strong>im</strong><br />

allerletzten Moment machten sie Anst<strong>alt</strong>en, <strong>die</strong> Frau zu umr<strong>und</strong>en,<br />

wobei ihr <strong>die</strong> Raucherin <strong>im</strong> VorÄbergehen <strong>und</strong> da sie<br />

sich unbeobachtet wÅhnte, <strong>ein</strong>e volle Ladung Zigarettenqualm<br />

ins Gesicht blies <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e Andere ihr mit dem Ellbogen <strong>ein</strong>en<br />

leichten, kaum wahrnehmbaren, aber durchaus schmerzhaften<br />

Schubser verabreichte, um sogleich weiterzugehen, als sei<br />

Äberhaupt nichts gewesen, <strong>und</strong> ohne offenbar <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>zigen<br />

Gedanken darauf zu verschwenden, dass sie der<strong>ein</strong>st vielleicht<br />

selbst in <strong>ein</strong>em so klÅglichen Zustand zum Einkaufen gehen<br />

<strong>und</strong> unter derartigen UnverschÅmtheiten dann best<strong>im</strong>mt nicht<br />

zu leiden haben wollen wÄrden; hielten dann aber inne, um<br />

sich, wÅhrend sie sich wiederum lachend <strong>und</strong> prustend anstie-<br />

Çen, gem<strong>ein</strong>sam nach der Alten umzudrehen, <strong>die</strong> <strong>im</strong>mer noch<br />

zitternd <strong>und</strong> offensichtlich verwirrt an derselben Stelle verharrte<br />

- alle bis auf <strong>die</strong> Blonde, <strong>die</strong> sich, wie es wohl mehr<br />

ihrem unnahbaren <strong>und</strong> verschlossenen Temperament als <strong>ein</strong>er<br />

besonderen moralischen Überzeugung oder Charakterfestigkeit<br />

entsprach, etwas abseits geh<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> das unverschÅmte<br />

Treiben der Fre<strong>und</strong>innen leidenschaftslos hatte geschehen<br />

lassen - hierin mit MÄmmel in Über<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mung, der das<br />

Geschehen mehr oder weniger gedankenlos verfolgte <strong>und</strong><br />

auch k<strong>ein</strong>e Sek<strong>und</strong>e auf <strong>die</strong> Idee verschwendete, ob junge<br />

Frauen, <strong>die</strong> es in <strong>die</strong>ser Hinsicht am nÉtigen Respekt fehlen


lieÇen, <strong>im</strong> spÅteren Leben mÉglicherweise dazu ten<strong>die</strong>rten,<br />

den Fre<strong>und</strong> oder Ehemann zugunsten <strong>ein</strong>es flÄchtigen aber<br />

unwiderstehlichen Abenteuers skrupellos zu hintergehen oder<br />

ihn in <strong>ein</strong>er plÉtzlich aufkommenden Notlage oder Lebenskrise,<br />

nur weil es ihnen 'alles zu viel' oder 'zu bunt' wurde, <strong>im</strong><br />

Stich zu lassen <strong>und</strong> sich jemand Anderem, momentan Stabilerem<br />

<strong>und</strong> Erfolgreicherem zuzuwenden, <strong>und</strong> hÅtte sich Äber<br />

solche Einsichten, wenn sie denn Äberhaupt richtig waren,<br />

schnurstreichs hinweggesetzt, weil ihn erstens ethische <strong>und</strong><br />

moralische Bewertungen in Anbetracht der atemberaubenden<br />

KÉrperlichkeit <strong>die</strong>ser MÅdchen in etwa so k<strong>alt</strong> lieÇen wie <strong>die</strong><br />

am Horizont aufziehenden dunklen Gewitterwolken, Äber <strong>die</strong><br />

er sich unter anderen UmstÅnden vielleicht Sorgen gemacht<br />

hÅtte, deren Sinnes<strong>ein</strong>druck <strong>im</strong> Moment aber nicht <strong>ein</strong>mal<br />

annÅhernd bis an <strong>die</strong> Pforten s<strong>ein</strong>es Bewussts<strong>ein</strong>s gelangte,<br />

<strong>und</strong> zweitens, wie erwÅhnt, durch Åhnliche Aktionen von<br />

Klassenkameraden bereits <strong>ein</strong>igermaÇen abgestumpft war, <strong>die</strong><br />

<strong>ein</strong> Kalle PrÉmpers erst <strong>ein</strong>gestellt hatte, als er <strong>ein</strong>es Tages an<br />

<strong>ein</strong>en alles andere als hilflosen Rentner geriet, der ihm nichts<br />

schuldig geblieben war, indem er als Antwort auf <strong>die</strong> versuchte<br />

NÉtigung <strong>ein</strong>e Luftpistole vorzauberte, <strong>die</strong> er fÄr solche<br />

EventualfÅlle <strong>im</strong>mer bei sich trug, <strong>und</strong> damit auf ihn geschossen<br />

hatte - zwar vorÄbergehend von der Polizei in Gewahrsam<br />

genommen, aber durch Protestbriefe <strong>und</strong> Beschwerden nicht<br />

nur an <strong>die</strong> Leserbriefredaktion der sich <strong>im</strong> All<strong>ein</strong>besitz <strong>ein</strong>es<br />

konservativen Verlegers befindlichen Lokalpresse alsbald<br />

wieder freigekommen <strong>und</strong> <strong>ein</strong>en ziemlichen Wirbel ausgelÉst,<br />

wie auch <strong>die</strong> ewige Diskussion befruchtet, wieviel man jungen<br />

Leuten in der heutigen Zeit durchgehen lassen durfte <strong>und</strong><br />

woher sie Äberhaupt <strong>die</strong> unverschÅmten EinfÅlle hatten, mit<br />

denen sie ihre Umwelt drangsalierten. Die Schuldigen waren<br />

schnell ausgemacht: der verbreitete Drogenkonsum, Sex- <strong>und</strong><br />

Gew<strong>alt</strong>filme <strong>im</strong> Fernsehen, brutale Computerspiele sowie<br />

auch der postmoderne Zeitgeist <strong>und</strong> <strong>die</strong> Äbriggebliebenen Alt-


68er, <strong>die</strong>, indem sie sich un<strong>ein</strong>sichtig darauf versteiften, weiterhin<br />

Gesamtschulen oder sogar antiautoritÅre Erziehung zu<br />

propagieren, womÉglich in sogenannten <strong>alt</strong>ernativen KinderlÅden,<br />

<strong>die</strong> sich staatlicher Kontrolle entzogen <strong>und</strong> wo man alle<br />

mÉglichen FreizÄgigkeiten, <strong>die</strong> sich vorhergehende Generationen<br />

nie herauszunehmen gewagt hatten, nicht nur durchgehen<br />

lieÇ, sondern nach Herzenslust fÉrderte <strong>und</strong> sich dabei<br />

auch noch witzig vorkam, der Jugend <strong>ein</strong> schlechtes Vorbild<br />

gaben, <strong>und</strong> auf <strong>die</strong>se Weise der gesamten Gesellschaft MaÇ<br />

<strong>und</strong> Mitte raubten <strong>und</strong> Äberhaupt alle <strong>die</strong>jenigen Werte mit<br />

FÄÇen traten, <strong>die</strong> das Abendland groÇ <strong>und</strong> stark gemacht hatten.<br />

-Unsere eigene Schuld, sagte der Verleger, der als Kind noch<br />

<strong>die</strong> Entbehrungen des zweiten Weltkrieges miterlebt hatte, zu<br />

s<strong>ein</strong>en Chefredakteuren, wir hÅtten es nie soweit kommen<br />

lassen dÄrfen. Vielen Jugendliche ist nichts mehr heilig. Sie<br />

wollen k<strong>ein</strong>e Leistung bringen, sondern sich <strong>im</strong>mer nur vergnÄgen.<br />

Weil ihnen nichts mehr abverlangt wird <strong>und</strong> sie sich<br />

nicht durchbeiÇen mÄssen wie wir frÄher. Ich sehe das ja bei<br />

m<strong>ein</strong>er Enkelin. Sie treibt sich freitags, samstags <strong>und</strong> manchmal<br />

auch wochentags bis morgens um fÄnf in der Disko herum<br />

<strong>und</strong> wird, wenn man ihr den rechten Weg weisen will,<br />

auch noch pampig. Der Gr<strong>und</strong> ist natÄrlich der verbreitete<br />

fehlende Respekt vor jeglicher AutoritÅt, <strong>und</strong> sei sie auch<br />

noch so angebracht, <strong>und</strong> <strong>die</strong> daraus sich ergebende allgem<strong>ein</strong>e<br />

Orientierungslosigkeit. Wenn sich <strong>die</strong> jungen Leute wieder<br />

mehr auf ihre kulturellen Wurzeln besÅnnen <strong>und</strong> beispielsweise<br />

den HosendrÄcker oder <strong>die</strong> Kreuzpolka tanzen wÄrden, <strong>die</strong><br />

ich in m<strong>ein</strong>er Jugend <strong>im</strong> Vertriebenenverband noch gelernt<br />

habe, wÄrde es uns allen besser gehen.<br />

WÅhrend der <strong>alt</strong>e Knochen in <strong>ein</strong>em der BÄrotÄrme an der<br />

Ost-West-StraÇe dÄster aber auch <strong>ein</strong> bisschen glÄcklich vor<br />

sich hin rÅsonierte <strong>und</strong> darÄber nachdachte, wie sich alle libe-


alen Anwandlungen s<strong>ein</strong>er Redakteure am besten schon <strong>im</strong><br />

Ke<strong>im</strong> ersticken lieÇen, <strong>und</strong> MÄmmel, statt sich wie der Richter<br />

s<strong>ein</strong>e Laune vom Zorn auf <strong>die</strong> Borniertheit der ReaktionÅre<br />

<strong>und</strong> den unbÅndigen Egoismus der Etablierten verderben zu<br />

lassen, Äber <strong>die</strong> AbsurditÅt der politischen HahnenkÅmpfe<br />

schmunzeln musste, hatte <strong>die</strong> Blonde begonnen, auf ihre<br />

Fre<strong>und</strong>innen <strong>ein</strong>zureden, ohne dass er allerdings genau verstehen<br />

konnte, was sie sagte. Als er nun <strong>im</strong>mer nÅher an das<br />

Quartett herankam, <strong>und</strong> dabei, um <strong>die</strong>ses NÅherkommen mÉglichst<br />

lange auszukosten, unwillkÄrlich s<strong>ein</strong>e Schritte verlangsamte<br />

(wenn er auch nie soweit gegangen wÅre, <strong>ein</strong>fach ganz<br />

stehen zu bleiben <strong>und</strong> so s<strong>ein</strong> Interesse offen zuzugeben), fing<br />

er wiederum <strong>ein</strong>en beredten Blick der BrÄnetten auf, <strong>die</strong> dem<br />

unvermuteten Wortsch<strong>wal</strong>l ihrer Kameradin k<strong>ein</strong>e groÇe Beachtung<br />

beizumessen schien, <strong>ein</strong>en Blick, auf den in der gewÄnschten<br />

Weise zu reagieren er sich leider nicht <strong>im</strong>stande<br />

sah, weil sich, obwohl er sie nach wie vor ÅuÇerst attraktiv<br />

fand <strong>und</strong> <strong>ein</strong> konkretes Angebot ihrerseits best<strong>im</strong>mt nicht<br />

ausgeschlagen hÅtte, ihr Verh<strong>alt</strong>en gegenÄber der Alten auf<br />

<strong>die</strong> Art <strong>und</strong> Weise auszuwirken begann, wie er das MÅdchen<br />

als ganzes betrachtete, das heiÇt, es legte sich, ohne dass er<br />

<strong>ein</strong> moralisches Urteil gefÅllt hÅtte <strong>und</strong> also ohne dass er bewusst<br />

etwas dagegen tun konnte, wie Mehltau Äber s<strong>ein</strong>e<br />

Wahrnehmung ihrer reizvollen Ersch<strong>ein</strong>ung <strong>und</strong> projizierte<br />

<strong>ein</strong>en Anflug von Reserviertheit <strong>und</strong> Verweigerung in s<strong>ein</strong>e<br />

Augen, den sie ihrerseits genau zu deuten wusste, weil <strong>die</strong><br />

meisten Frauen <strong>im</strong> Verstehen der ihnen von mÉglichen Geschlechtspartnern<br />

zugesendeten Signale von Natur aus ÅuÇerst<br />

sensibel sind <strong>und</strong> <strong>im</strong> Gegensatz zu vielen MÅnnern, denen<br />

manchmal sozusagen nur mit dem Holzhammer beizubringen<br />

ist, dass man sich fÄr sie nicht interessiert, auf den kl<strong>ein</strong>sten<br />

Patzer, <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>ste NachlÅssigkeit <strong>und</strong> das geringste Anzeichen<br />

abnehmenden Interesses, wodurch sie sich nicht zuletzt<br />

in ihrer Eitelkeit gekrÅnkt fÄhlen, besonders wenn weibliche


Konkurrenz <strong>im</strong> Spiel ist <strong>und</strong> sie vielleicht durch <strong>ein</strong>e Wendung<br />

des Kopfes, <strong>ein</strong> <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e nichts besagendes Augenzwinkern,<br />

mit dem er <strong>ein</strong>er Anderen, nur zufÅllig VorÄbergehenden<br />

<strong>die</strong> Honneurs macht, das GefÄhl bekommen, er interessiere<br />

sich auch noch fÄr <strong>die</strong>se, mit Abweisung <strong>und</strong> dem<br />

Entzug jeglicher Aufmerksamkeit reagieren - auÇer sie sind<br />

wirklich <strong>und</strong> hoffnungslos verliebt <strong>und</strong> wollen den Mann ihrer<br />

Wahl um jeden Preis fÄr sich gewinnen (oder beh<strong>alt</strong>en), in<br />

welchem Fall sie, wie sich oft beobachten lÅsst, zumindest<br />

kurzfristig bereit sind, Nichtbeachtung <strong>und</strong> sogar jede mÉgliche<br />

Art von KrÅnkung <strong>und</strong> Beleidigung ohne weiteres hinzunehmen.<br />

Diese Erkenntnis gibt klugen <strong>und</strong> rÄcksichtslosen<br />

Zeitgenossen nachgerade <strong>ein</strong>e Methode an <strong>die</strong> Hand, bei der<br />

potenziellen Partnerin GefÄhle der Eitelkeit von solchen der<br />

Liebe zu unterscheiden, oder wenigstens das Potenzial der<br />

eigenen sexuellen AttraktivitÅt zu ermessen, indem sie ihr<br />

<strong>ein</strong>e Zeitlang bewusst <strong>die</strong> k<strong>alt</strong>e Schulter zeigen oder sie sogar<br />

demÄtigen - <strong>ein</strong>e ziemlich menschenverachtende Methode<br />

allerdings, <strong>die</strong> <strong>ein</strong> zartfÄhlender Mensch <strong>ein</strong>em geliebten Wesen<br />

nicht unbedingt zumuten wird <strong>und</strong> <strong>die</strong> zur Entwicklung<br />

<strong>ein</strong>er vertrauensvollen Beziehung gewiss nicht beitrÅgt - ganz<br />

besonders wenn sich etwa beide Beteiligten ihrer be<strong>die</strong>nen. Es<br />

ging MÄmmel in <strong>die</strong>ser Sek<strong>und</strong>e wie <strong>ein</strong>em Ehegatten, der,<br />

obwohl er sich an s<strong>ein</strong>er Frau schon lange nicht mehr zu befriedigen<br />

weiÇ <strong>und</strong> sich eigentlich mit jeder Faser s<strong>ein</strong>es Herzens<br />

nach dem Ehebruch sehnt, von dem er durchaus nicht<br />

<strong>ein</strong>zusehen vermag, warum <strong>die</strong>ser moralisch verdammenswert<br />

s<strong>ein</strong> sollte, <strong>im</strong> entscheidenden Moment, wenn er <strong>die</strong> Geliebte<br />

endlich soweit hat, vor dem realen Vollzuge des Beischlafs<br />

zurÄckschreckt, ohne dass er sich oder der enttÅuschten <strong>und</strong><br />

durch <strong>die</strong> ZurÄckweisung zutiefst verletzten Fre<strong>und</strong>in, <strong>die</strong><br />

nicht verstehen kann, was in ihm vorgeht, <strong>ein</strong>e bessere ErklÅrung<br />

fÄr s<strong>ein</strong> sonderbares Benehmen geben kÉnnte als <strong>ein</strong>


paar offensichtlich vorgeschobene <strong>und</strong> absolut unglaubwÄrdige<br />

Argumente.<br />

Die Blonde, <strong>die</strong> erkannt hatte, dass sie sie nicht zur Einsicht<br />

bewegen wÄrde, sondern nur zu weiterem Hohn <strong>und</strong> GelÅchter<br />

anstachelte, war eben dabei, sich resigniert von ihren GefÅhrtinnen<br />

abzuwenden , als sie <strong>die</strong> Gr<strong>im</strong>asse auffing, mit der<br />

MÄmmel <strong>die</strong> BrÄnette bedachte <strong>und</strong> auf <strong>die</strong> sie, da sie sie <strong>im</strong><br />

Bruchteil <strong>ein</strong>er Sek<strong>und</strong>e zu analysieren verstand, mit <strong>ein</strong>em<br />

langen, schwer zu deutenden Blick von verwirrend silbrigem<br />

Ernst reagierte, wie er ihn aus solchen Augen zuvor noch nie<br />

gesehen hatte; <strong>ein</strong>em Blick, der weder zu dem, was ihre strahlende<br />

Ersch<strong>ein</strong>ung nahelegte, noch zum sonstigen Charakter<br />

des Quartetts zu passen schien <strong>und</strong> noch dazu <strong>ein</strong>e seltsam<br />

sÄÇe <strong>und</strong> hilflose Einf<strong>alt</strong> <strong>ein</strong>schloss, deren tieferen Gr<strong>und</strong><br />

wiederum MÄmmel - <strong>und</strong>, wie er sich <strong>ein</strong>bildete, nur er - genau<br />

zu verstehen <strong>im</strong>stande war, da er all<strong>ein</strong> <strong>die</strong>selbe stille<br />

Sprache zu beherrschen, <strong>die</strong>selben Muster erkennen zu kÉnnen<br />

m<strong>ein</strong>te, <strong>und</strong> aus dem er <strong>ein</strong>e beiderseitige EinfÄhlung, <strong>ein</strong><br />

tiefgehendes gegenseitiges VerstÅndnis <strong>und</strong> gar <strong>ein</strong>e universelle<br />

Über<strong>ein</strong>kunft ableitete, welche umgehend in <strong>ein</strong>e offene,<br />

mit der Bereitschaft zu bedingungsloser Hingabe verb<strong>und</strong>ene<br />

Zuneigung <strong>und</strong> Sympathie umschlugen <strong>und</strong> in s<strong>ein</strong>em Herzen<br />

<strong>ein</strong>e Flamme hell entfachten, <strong>die</strong> sich ins Innere s<strong>ein</strong>er Iris<br />

zurÄckspiegelte, um gleich darauf in ihren Augen <strong>ein</strong>en identischen<br />

Ausdruck hervorzuzaubern, der endlich bei ihm <strong>ein</strong>e<br />

nie gekannte Freude <strong>und</strong> <strong>ein</strong> LÅcheln von hÉchster GlÄckseligkeit<br />

auslÉste, das er k<strong>ein</strong>em anderen Augenpaar hÅtte<br />

schenken mÉgen. Ihn drÅngte, ihr alles mÉgliche mitzuteilen:<br />

dass ihn ihr bloÇer Anblick mit EntzÄcken erfÄlle, ihn trunken<br />

mache vor GlÄck; dass er sich mit ihr anzufre<strong>und</strong>en wÄnsche,<br />

um ihr mÉglichst oft nahe zu s<strong>ein</strong> <strong>und</strong> sie sich <strong>im</strong>mer wieder<br />

ansehen, <strong>die</strong> WÅrme ihres KÉrpers spÄren, ihren SchweiÇ<br />

riechen <strong>und</strong> lange Romane aus ihren HÅnden lesen zu kÉnnen.


Alles in ihm dÄrste danach, <strong>ein</strong> ganzes Leben mit ihr zu teilen,<br />

vom selben Brot zu brechen, <strong>die</strong>selbe Luft zu atmen, aus derselben<br />

Flasche zu trinken <strong>und</strong> <strong>die</strong>selbe ZahnbÄrste zu benutzen<br />

- ganz zu schweigen von UnterwÅsche, Badewasser <strong>und</strong><br />

Toilettenpapier - <strong>und</strong> dabei sei vÉllig <strong>ein</strong>erlei, was fÄr <strong>ein</strong><br />

Mensch sie sei, ob sie ihn mit Launen <strong>und</strong> kapriziÉsen EinfÅllen<br />

ewig auf Trab h<strong>alt</strong>en werde, mit geistreichen Sottisen zu<br />

unterh<strong>alt</strong>en wisse, oder eher <strong>ein</strong>fach gestrickt sei, <strong>ein</strong>fÅltig gar<br />

<strong>und</strong> von minderer Intelligenz; was fÄr Hobbies <strong>und</strong> Vorlieben<br />

sie habe, womit sie sich in ihren innersten Gedanken beschÅftige<br />

<strong>und</strong> ob sie sich den Gegebenheiten des Lebens eher anpasse<br />

oder sich <strong>im</strong> Gegenteil bestÅndig an ihnen reibe. Denn<br />

Äber das, worauf es ankomme, SchÉnheit <strong>und</strong> Mitmenschlichkeit,<br />

verfÄge sie offensichtlich zu genÄge. - Das heiÇt, Entschuldigung,<br />

natÄrlich interessiere ihn, was fÄr <strong>ein</strong> Mensch sie<br />

sei, sehr sogar. Er wolle sie bis auf den Gr<strong>und</strong> ihrer Seele<br />

kennen <strong>und</strong> bis in <strong>die</strong> f<strong>ein</strong>sten àderchen ihres Herzens lieben<br />

lernen, bis zum groÇen Zeh, den hintersten F<strong>alt</strong>en ihres Dickdarmes<br />

<strong>und</strong> ihren allerwinzigsten LungenblÅschen. Doch habe<br />

<strong>die</strong>s k<strong>ein</strong>erlei Auswirkung auf s<strong>ein</strong>e Liebe <strong>und</strong> den Grad s<strong>ein</strong>er<br />

Zuneigung <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>es Begehrens, das sich <strong>im</strong>merzu am<br />

L<strong>im</strong>it bewegen werde, am Rande <strong>ein</strong>er Kernschmelze, <strong>und</strong><br />

manchmal auch darÄber hinaus. Auch sei ihm vÉllig gleichgÄltig,<br />

welche materiellen oder hygienischen AnsprÄche sie<br />

stelle, welcher Religion oder politischen oder sonstigen Weltanschauung<br />

sie anhÅnge <strong>und</strong> ob sie gut <strong>im</strong> Bett sei. Alles, was<br />

zÅhle, sei, dass sie <strong>ein</strong>ander zugehÉrten <strong>und</strong> in Zukunft noch<br />

mÉglichst viele solcher int<strong>im</strong>en Blicke wie gerade eben zu<br />

tauschen Gelegenheit bekÅmen. Die BefÄrchtung, sie heute<br />

eventuell zum ersten <strong>und</strong> letzten Mal zu sehen, mache ihn<br />

rastlos unzufrieden, doch wage er nicht, sie anzusprechen,<br />

weil ihre SchÉnheit ihn blende <strong>und</strong> <strong>ein</strong>schÄchtere <strong>und</strong> er darum<br />

wohl schwerlich der Richtige fÄr sie s<strong>ein</strong> kÉnne. Es gebe<br />

sicherlich attraktivere Bewerber als ihn, mit mehr Mut <strong>und</strong>


Chuzpe, von denen sie sich gern <strong>und</strong> viel leichter be<strong>ein</strong>drucken<br />

<strong>und</strong> erobern lasse - wenn sie nicht ohnehin anderweitig<br />

geb<strong>und</strong>en sei <strong>und</strong> sich daher niemals gestatten wÄrde, wegen<br />

<strong>ein</strong>es bedeutungslosen vormittÅglichen Flirts in der Altonaer<br />

FuÇgÅngerzone ihre Beziehung aufs Spiel zu setzen. Falls sie<br />

aber doch noch zu haben sei, mÉge sie ihm <strong>die</strong> Melancholie<br />

verzeihen, <strong>die</strong> ihn bei ihrem Anblick unweigerlich befalle,<br />

weil er sich nun <strong>ein</strong>mal nicht vorstellen kÉnne, <strong>ein</strong>e begehrenswerte<br />

Frau wie sie kÉnne fÄr jemanden wie ihn jemals<br />

zÅrtliche GefÄhle entwickeln. - FÄr solche trivialen <strong>und</strong> letztlich<br />

auf Vorurteilen basierende Bedenken, <strong>die</strong>, wie er ausdrÄcklich<br />

betone, k<strong>ein</strong>erlei Zweifel an ihrer LiebesfÅhigkeit<br />

<strong>und</strong> Treue begrÄndeten, bitte er sie andererseits um VerstÅndnis.<br />

S<strong>ein</strong> sehnlichster Wunsch sei, sie mÉge genauso empfinden<br />

wie er (denn nur, wenn <strong>ein</strong>e Zuneigung wahrhaft erwidert<br />

werde, kÉnnten beide Gatten den hÉchsten Grad der Über<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mung<br />

<strong>und</strong> Harmonie erreichen!) <strong>und</strong> ihn morgen <strong>und</strong><br />

Äbermorgen noch genauso inniglich anlÅcheln wie sie es eben<br />

getan. Dass ihr Andere den Hof machten, weil <strong>ein</strong>er wie ihr<br />

unvermeidlich <strong>im</strong>mer Alle zu FÄÇen lÅgen, <strong>und</strong> weil sie sich,<br />

wie jede normale Frau, an Kompl<strong>im</strong>enten <strong>und</strong> mÅnnlicher<br />

Bew<strong>und</strong>erung allzu gerne ergÉtze, werde er wohl akzeptieren<br />

mÄssen - solange sie <strong>die</strong> Grenzen des Anstandes wahre <strong>und</strong><br />

ihm das GefÄhl gebe, er sei ihr wichtiger als jene Anderen, <strong>die</strong><br />

sich um sie bemÄhten, sei das Wichtigste Äberhaupt in ihrem<br />

Leben, nur mit ihm kÉnne sie wahrhaft glÄcklich s<strong>ein</strong>, weil<br />

nur er ihr innerstes Wesen erkannt habe, <strong>und</strong> mÉglichst noch<br />

hinzufÄge, ohne ihn kÉnne sie nicht leben.<br />

-Sie habe ganz recht, wÄrde er abschlieÇend zu ihr sagen wollen,<br />

wenn sie vermute, dass s<strong>ein</strong> LÅcheln nicht nur <strong>ein</strong>e Reaktion<br />

auf ihre SchÉnheit <strong>und</strong> momentane Hinwendung sei, sondern<br />

auch <strong>ein</strong> Versprechen enth<strong>alt</strong>e, das er ihr fÄr <strong>die</strong> Zukunft<br />

gebe. Denn da man es <strong>im</strong> Leben meist mit verschlossenen,<br />

<strong>und</strong>urchdringlichen, <strong>im</strong> besten Fall sch<strong>ein</strong>heiligen oder rÅtsel-


haft temperamentvollen Zeitgenossen zu tun habe, <strong>die</strong> ihr<br />

wirkliches Wesen vor Anderen zu verbergen trachteten <strong>und</strong><br />

nur dann etwas von sich preisgÅben, wenn sie sich <strong>ein</strong>en Vorteil<br />

davon versprÅchen, <strong>und</strong> es nicht allzu oft vorkomme, dass<br />

man <strong>ein</strong>em Menschen begegne, dessen innere Auen sich bereits<br />

nach <strong>ein</strong> paar LidschlÅgen oder dem Nachhall <strong>ein</strong>iger<br />

Worte klar <strong>und</strong> vollstÅndig vor <strong>ein</strong>em auftÅten, der obendr<strong>ein</strong><br />

auch in der Lage zu s<strong>ein</strong> sch<strong>ein</strong>e, WÄnsche <strong>und</strong> TrÅume des<br />

Partners, GefÄhle, Ideen, SehnsÄchte <strong>und</strong> Äberhaupt s<strong>ein</strong> ganzes<br />

Ich, all<strong>ein</strong> aus dem Ausdruck s<strong>ein</strong>er Augen zu deuten,<br />

mÄsse es wie <strong>ein</strong> Zeichen der Vorsehung ersch<strong>ein</strong>en, wenn<br />

sich <strong>die</strong> Gelegenheit biete, <strong>die</strong>ses Menschenkind, bei dem es<br />

sich nebenbei bemerkt um <strong>ein</strong>e super attraktive Blondine handele,<br />

wie man sie selten zu sehen bekomme, genauer kennenzulernen<br />

<strong>und</strong> mÉglicherweise <strong>ein</strong>e dauerhafte Paarungsbeziehung<br />

mit ihm <strong>ein</strong>zugehen, <strong>die</strong> durchaus auch ihre Schattenseiten<br />

haben kÉnne, mit langen Entfremdungsphasen <strong>und</strong> hochexplosiven<br />

Konfrontationen, in deren Verlauf man sich nichts<br />

schenke, am Ende aber <strong>im</strong>mer wieder glÄcklich zu<strong>ein</strong>ander<br />

finde.<br />

Es versteht sich von selbst, dass der lange Blick, mit dem sie<br />

<strong>ein</strong>ander umfangen hielten, nicht unentdeckt bleiben konnte,<br />

<strong>und</strong> weder von <strong>ein</strong>igen neidvoll herÄber schie<strong>lenden</strong> Passanten<br />

noch von den Fre<strong>und</strong>innen goutiert wurde, <strong>die</strong> sich endlich<br />

von der Alten abgewandt hatten, um nach anderen St<strong>im</strong>uli<br />

Ausschau zu h<strong>alt</strong>en, <strong>und</strong> von denen ihn <strong>die</strong> BrÄnette, da sie<br />

festgestellt hatte, worauf s<strong>ein</strong> Hauptaugenmerk sich richtete,<br />

k<strong>ein</strong>es Blickes mehr wÄrdigte, sondern ostentativ <strong>ein</strong>en ziemlich<br />

unsch<strong>ein</strong>baren JÄngling fixierte, der unter der Markise der<br />

frisch renovierten Buchhandlung Hagenschmidt herumlungerte<br />

<strong>und</strong> Äber <strong>die</strong>se unverhoffte FÄhlungnahme mehr als erstaunt<br />

war, gehÉrte er doch zu jenen bemitleidenswerten, von<br />

der Natur extrem benachteiligten Kreaturen, denen es an


SchÉnheit wie auch am rechten Geistesreichtum mangelt, <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> es daher gewohnt sind, von den Frauen links liegen gelassen<br />

zu werden, wÅhrend der Rest des Quartetts, also <strong>die</strong> beiden<br />

weniger hÄbschen MÅdchen, nachdem sie sich verstohlen<br />

auf das Verh<strong>alt</strong>en der Blonden aufmerksam gemacht, wieder<br />

jenes laute, aufdringliche, fast schon hysterische GelÅchter<br />

anst<strong>im</strong>mten, das auch in MÄmmels Ohren jetzt s<strong>ein</strong>en Charakter<br />

verÅndert hatte <strong>und</strong> ihm Äberhaupt nicht mehr erotisch,<br />

sondern nur noch dÄmmlich <strong>und</strong> aggressiv vorkam, das aber<br />

<strong>die</strong> Blonde schnell <strong>und</strong> rÄcksichtslos auf den Boden der Wirklichkeit<br />

zurÄckbrachte. Dass sie sich daraufhin unendlich<br />

gelassen, gleichsam als sei gar nichts gewesen, der Raucherin<br />

zuwandte, <strong>und</strong> mit <strong>ein</strong>er nichtssagenden Bemerkung, auf <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong>se allerdings nicht reagierte, weil sie sie sogleich als AblenkungsmanÉver<br />

durchschaute, <strong>ein</strong> neues Thema anzuschneiden<br />

versuchte (<strong>ein</strong> Verh<strong>alt</strong>en, das attraktive Frauen, <strong>die</strong><br />

gern flirten, aber nichts mehr fÄrchten als den Neid unbeteiligter,<br />

womÉglich hÉhergestellter Personen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Rachsucht<br />

sich gekrÅnkt fÄhlender Rivalinnen, gem<strong>ein</strong>hin perfekt beherrschen)<br />

lÉste in dem Pess<strong>im</strong>isten, der er nach Wesensart<br />

<strong>und</strong> Veranlagung war <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer bleiben wÄrde, <strong>und</strong> dessen<br />

Tragik gewÉhnlich darin besteht, irrigerweise anzunehmen,<br />

<strong>die</strong> Auswirkungen von SchicksalsschlÅgen lieÇen sich zum<br />

Teil dadurch entschÅrfen, dass man sie, <strong>ein</strong>schlieÇlich aller<br />

ihrer unangenehmen Konsequenzen, gedanklich vorwegn<strong>im</strong>mt,<br />

ohne jedoch dem von intensiv erlebten Angstfantasien<br />

hervorgerufenen Stress <strong>und</strong> dem schÅdlichen Karma unablÅssigen<br />

sich Sorgen machens auf <strong>ein</strong> ohnehin labiles GemÄt <strong>im</strong><br />

mindesten Rechnung zu tragen, <strong>die</strong> bange Ahnung aus, er<br />

wÄrde jene Versprechen, <strong>die</strong> er ihr mit Blicken so unverhohlen<br />

gegeben, wohl nicht <strong>ein</strong>lÉsen dÄrfen, noch auch <strong>die</strong>jenigen<br />

erfÄllt bekommen, <strong>die</strong> er von ihr empfangen zu haben m<strong>ein</strong>te.


Wie sicher konnte er sich <strong>die</strong>ses MÅdchens Äberhaupt s<strong>ein</strong>?<br />

Ging in ihr etwas vor, das sich auch nur annÅhernd mit den<br />

GefÄhlen vergleichen lieÇ, von denen er selber verwirrt, aus<br />

der Fassung gebracht, ja ÄberwÅltigt wurde? Waren s<strong>ein</strong>e<br />

Auslegungen bloÇ das Trugbild <strong>ein</strong>er mehrjÅhrigen, unbefriedigten<br />

Geschlechtsreifung; ihr Blick nur <strong>ein</strong>e flÄchtige Fata<br />

Morgana, <strong>die</strong> <strong>im</strong> RÅderwerk der Zeit schnellstens verblassen<br />

wÄrde, <strong>und</strong> darum letztlich ohne jede bleibende Wirkung?<br />

Oder war er <strong>im</strong> Gegenteil das Gran <strong>ein</strong>es jener seltenen,<br />

hochwirksamen Prozesse, <strong>die</strong> weit in <strong>die</strong> Zukunft <strong>und</strong> in <strong>die</strong><br />

Biografie <strong>ein</strong>es Menschen hin<strong>ein</strong>reichen, deren tiefere Bedeutung<br />

gewÉhnlich aber erst spÅterhin klar wird? Waren er <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Sprache s<strong>ein</strong>er Augen aus Sicht der Blonden tatsÅchlich<br />

vor denen anderer MÅnner durch etwas ausgezeichnet, das ihn<br />

auÇergewÉhnlich <strong>und</strong> begehrenswert machte, oder war sie, da<br />

sie aufgr<strong>und</strong> ihrer SchÉnheit stÅndig um Flirts <strong>und</strong> TÅndeleien<br />

aller Art angegangen wurde <strong>und</strong> jeden neuen Gefolgsmann <strong>im</strong><br />

Nu zu taxieren <strong>und</strong> ihm als Willkommensgeschenk <strong>und</strong> zur<br />

ErhÉhung der Temperatur s<strong>ein</strong>er Ke<strong>im</strong>drÄsen <strong>ein</strong> paar betÉrende<br />

Blicke hinzuwerfen gelernt hatte, ja, es sich wegen der<br />

Vielzahl solcher Offerten sogar ohne weiteres leisten konnte,<br />

selbst Bewerber, <strong>die</strong> ihr gefielen, aus Zeitmangel oder <strong>ein</strong>er<br />

momentanen Laune wegen auf Eis zu legen oder gleich ganz<br />

fallen zu lassen, ohne je zu erfassen, was sie bei denjenigen,<br />

fÄr <strong>die</strong> sie nicht <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong>e quadrierbare sexuelle Aufgabe<br />

war, mit <strong>die</strong>sem Verh<strong>alt</strong>en anrichtete, <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e abgestumpft<br />

gegenÄber mÅnnlicher Bew<strong>und</strong>erung, <strong>die</strong> sie natÄrlich genoss,<br />

aber k<strong>ein</strong>eswegs fÄr lebensnotwendig <strong>und</strong> vielleicht sogar fÄr<br />

absolut entbehrlich erachtete? Beherrschte sie <strong>die</strong> Sprache<br />

solcher Blicke, <strong>die</strong> uns <strong>im</strong> Idealfall Äber <strong>die</strong> BanalitÅt der<br />

gem<strong>ein</strong>en menschlichen Kommunikation weit hinauszuheben<br />

vermÉgen, Äberhaupt prÅzise genug, um komplexere Signale<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>machungen abzusetzen, <strong>die</strong> mit Worten vielleicht<br />

gar nicht ausgedrÄckt werden kÉnnen, oder benutzte sie sie


loÇ wie <strong>ein</strong> sprechender Vogel, ohne ihren Sinn zu begreifen,<br />

indem sie sie mit dem letztlich beliebigen <strong>und</strong> austauschbaren<br />

Interesse zweier Menschen verwechselte, <strong>die</strong> sich aus r<strong>ein</strong>er<br />

Gewohnheit nach jedem potenziellen Geschlechtspartner umdrehen,<br />

der ihnen zufÅllig Äber den Weg lÅuft, <strong>und</strong> ohne zu<br />

erkennen, dass von MÄmmels Seite, wenn er sich erst <strong>ein</strong>mal<br />

auf <strong>ein</strong>e Frau '<strong>ein</strong>geschossen' hatte, <strong>ein</strong> besonderes Band gewoben<br />

wurde, welches, wenn es denn endlich <strong>ein</strong>mal beansprucht<br />

worden wÅre, jeder mÉglichen Belastung <strong>und</strong> Anfechtung<br />

mit Leichtigkeit standgeh<strong>alt</strong>en hÅtte? Glaubte sie, dass<br />

<strong>im</strong> Austausch der betÉrendsten Blicke, selbst wenn man sie<br />

nach Belieben zu variieren <strong>und</strong> ihnen prÅzisen Ausdruck <strong>und</strong><br />

unterschiedliche Konnotationen zu verleihen weiÇ, <strong>ein</strong>e BeschrÅnkung<br />

liegt, <strong>die</strong> Äber <strong>ein</strong>e best<strong>im</strong>mte Grenze oberflÅchlicher<br />

Nettigkeit, <strong>die</strong> sich mit verbalen Gem<strong>ein</strong>plÅtzen <strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong>er Prise liebenswÄrdiger GeschwÅtzigkeit andererseits<br />

mÄhelos Äberwinden lÅsst, nie hinauskommen kann, <strong>und</strong> dass<br />

<strong>ein</strong> inniger, <strong>ein</strong>verstÅndiger Blick absolut nichts darÄber aussagt,<br />

ob auch <strong>die</strong> Schlagadern der verbalen Kommunikation<br />

zweier Menschen so gut zu<strong>ein</strong>ander passen, dass an <strong>ein</strong>e lÅngerfristige<br />

Beziehung zu denken ist, <strong>und</strong> lÅchelte ihn nur darum<br />

so verfÄhrerisch an, um ihn oberflÅchlich an sich zu binden<br />

<strong>und</strong>, wie es manche attraktiven GeschÉpfe zu tun pflegen,<br />

ihn spÅter, wenn sie <strong>ein</strong>e EnttÅuschung in der Liebe erlitten<br />

hatte, aus blinder Rachsucht um so tiefer verletzen zu kÉnnen,<br />

so dass durchschnittlich attraktive MÅnner wie er sich nach<br />

mehreren solcher EnttÅuschungen gewÉhnlich gezwungen<br />

sehen, unter Frauen ganz anderer Art <strong>die</strong> 'Richtige' zu finden,<br />

unter solchen, welche sie fÄr wenig begehrenswert <strong>und</strong> gerade<br />

noch akzeptabel h<strong>alt</strong>en, <strong>die</strong> sich <strong>im</strong> tÅglichen Zusammenleben<br />

aber als auskÉmmlich <strong>und</strong> auf jeden Fall als weniger reizbar<br />

erweisen, oder besaÇ sie <strong>ein</strong> GespÄr fÄr den wortlosen<br />

Gleichklang zweier Wesen, <strong>die</strong>, obzwar sie <strong>die</strong> Welt mit je<br />

eigenen Augen <strong>und</strong> vermutlich aus zwei vÉllig verschiedenen


Blickwinkeln wahrnehmen, als unzertrennliche Gem<strong>ein</strong>schaft<br />

<strong>ein</strong>e gleichermaÇen glÄckliche wie hÉherd<strong>im</strong>ensionale Sicht<br />

auf das Leben zu entwickeln in der Lage sind, so umfassend<br />

<strong>und</strong> befriedigend, dass sie sie in Zukunft n<strong>im</strong>mermehr missen<br />

mÉchten, <strong>und</strong> sich nur in Gegenwart des Anderen wirklich<br />

wohlfÄhlen, zwei sprudelnden WildbÅchen gleich, <strong>die</strong> bei<br />

ihrem Äberraschenden Auf<strong>ein</strong>andertreffen spontan beschlie-<br />

Çen, von nun an viel ruhiger <strong>und</strong> in <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigen, breiten<br />

Bett talabwÅrts zu flieÇen? G<strong>alt</strong>en ihr Äber<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mende Blicke<br />

nur als tastende Vorstufe <strong>ein</strong>es unverbindlichen Kennenlernens,<br />

fÄr <strong>ein</strong>e viel zu flÄchtige Ersch<strong>ein</strong>ung, um groÇes<br />

Vertrauen in ihre Belastbarkeit zu setzen, <strong>und</strong> das Versprechen,<br />

das in ihnen zu liegen sch<strong>ein</strong>t, schlichtweg fÄr unerfÄllbar?<br />

Hielt sie ihn, MÄmmel, fÄr <strong>ein</strong>en jener oberflÅchlichen<br />

Machos, <strong>die</strong> mit feurigen, liebestollen Blicken ihren Marktwert<br />

testen wollen, wÅhrend sie ihr wahres Wesen unter <strong>ein</strong>er<br />

dichten Schicht von Dackelschmalz versteckt h<strong>alt</strong>en, oder<br />

erkannte sie, dass er, trotz s<strong>ein</strong>er unbÅndigen Interessen fÄr<br />

<strong>die</strong> gesamte ÅuÇere, intelligible Welt, <strong>die</strong> Mechanismen des<br />

'Systems' aus jugendlicher Unerfahrenheit noch nicht genÄgend<br />

durchschaute, um jenes Quantums an Ungeist <strong>und</strong><br />

Reduktionismus inne zu werden, welches in jedem intellektuellen<br />

HÉhenflug, in jedem philosophischen, theologischen<br />

oder politischen Diskurs unvermeidlich enth<strong>alt</strong>en ist, mit dem<br />

uns <strong>die</strong> geistigen AnfÄhrer der Welt zum eigenen Vorteil <strong>und</strong><br />

zur Ablenkung von <strong>ein</strong>er allzu bitteren, allzu unerbittlichen<br />

Wirklichkeit ununterbrochen betÅuben, obwohl sie <strong>die</strong> Sinngeflechte<br />

<strong>und</strong> metaphysischen Begrifflichkeiten, mit denen sie<br />

Macht Äber uns zu erringen versuchen, zumeist gar nicht<br />

selbst erf<strong>und</strong>en, sondern von VorgÅngern abgekupfert haben,<br />

<strong>und</strong> Äber<strong>die</strong>s s<strong>ein</strong>em Charakter nach zu jenen arglosen, um<br />

nicht zu sagen blauÅugigen <strong>und</strong> letztlich <strong>ein</strong>fÅltigen Naturen<br />

gehÉrte, <strong>die</strong>, statt menschliche Mienen <strong>und</strong> Verh<strong>alt</strong>ensmuster<br />

zurÄckh<strong>alt</strong>end <strong>und</strong> mit Vorsicht zu interpretieren, <strong>im</strong>mer aufs


neue zuerst von jedem das beste annehmen, weil sie sich nicht<br />

vorstellen kÉnnen, von sogenannten 'netten Leuten', <strong>die</strong> sich<br />

hernach als gerissene SchÉntuer <strong>und</strong> BauernfÅnger entpuppen,<br />

ausgenutzt oder gar hintergangen zu werden, <strong>und</strong> sich zum<br />

Beispiel auch durch noch so viele schlechte Erfahrungen nicht<br />

davon abbringen lassen, dem intensiven Augenkontakt zu<br />

<strong>ein</strong>er reizvollen Frau weiterhin <strong>ein</strong> besonderes, Äber den Augenblick<br />

der Begegnung hinausgehendes Gewicht beizumessen,<br />

sich also den Kern ihrer unschuldigen NaivitÅt auf <strong>im</strong>mer<br />

bewahren <strong>und</strong> weder durch Sonja noch durch irgend<strong>ein</strong>e der<br />

anderen EnttÅuschungen, <strong>die</strong> ihnen <strong>im</strong> Leben bevorstehen,<br />

beschÅdigen lassen.<br />

Jener naive Drang, welcher s<strong>ein</strong> VerhÅltnis zur ÅuÇeren Welt<br />

als ganzes best<strong>im</strong>mte <strong>und</strong> ihn um so zufriedener machte, je<br />

nÅher er sich dem Zentrum des Weltgeschehens wÅhnte, trieb<br />

ihn jetzt zu den MÅdchen als dessen augensch<strong>ein</strong>lich vollkommene<br />

Inkarnation, <strong>und</strong> er wollte gerade <strong>ein</strong>e Richtung<br />

<strong>ein</strong>schlagen, <strong>die</strong> ihn haarscharf an ihnen vorbeigefÄhrt hÅtte,<br />

als er hinter sich plÉtzlich <strong>die</strong> vertraute St<strong>im</strong>me <strong>ein</strong>es MitschÄlers<br />

hÉrte, <strong>die</strong> ihm <strong>ein</strong>en Strich durch s<strong>ein</strong>e Rechnungen<br />

machte <strong>und</strong> ihn zwang, sich mit <strong>ein</strong>em letzten auf <strong>die</strong> Totale<br />

des Quartetts gerichteten Blick von <strong>die</strong>sem loszureiÇen, welcher<br />

das Moment des Ganzheitlichen wiederherstellte, mit<br />

dem er <strong>die</strong> MÅdchen zuerst von ferne wahrgenommen. - Ausgerechnet<br />

ÖzgÄl, Sporthasser <strong>und</strong> Weiberf<strong>ein</strong>d, der <strong>im</strong>mer,<br />

wenn man in vertrauter, bierseliger R<strong>und</strong>e auf Liebe, Frauen<br />

oder wilden Sex zu sprechen kam, das heiÇt auf all das Zeug,<br />

von dem nach MÄmmels M<strong>ein</strong>ung viel zu Viele viel zu wenig<br />

abbekamen, lauthals tÉnte, er rede nicht mit Frauen, gr<strong>und</strong>sÅtzlich<br />

nicht, <strong>und</strong> in dessen Gegenwart man sich auf <strong>die</strong> Betrachtung<br />

hÄbscher MÅdchen nur auf <strong>die</strong> Gefahr hin konzentrieren<br />

konnte, spÅter von ihm als PoussierstÅngel geschmÅht<br />

<strong>und</strong> zum GespÉtt der ganzen Schule gemacht zu werden. Das


Einzige, was er von der Vierergruppe noch wahrnahm, als sie<br />

in s<strong>ein</strong>em RÄcken an ihm vorÄberzog, war der von der Raucherin<br />

ausgehende langsam nachlassende Geruch des Tabaks,<br />

<strong>ein</strong>es ziemlich herben Krautes, der ihm beiÇend in <strong>die</strong> Nase<br />

stieg <strong>und</strong> sich weiter oben <strong>im</strong> Gehirn mit unangenehmen GefÄhlen<br />

der Ohnmacht <strong>und</strong> des Versagens vermischte.<br />

-Na, auch k<strong>ein</strong>e Lust auf FranzÉsisch? fragte ÖzgÄl aufgekratzt,<br />

bevor noch MÄmmel sich ganz s<strong>ein</strong>er Melancholie<br />

ergeben konnte, um sogleich ungebremst <strong>die</strong> Frage nachzuschieÇen,<br />

ob er gestern 'Wissen der Welt' gesehen habe. Die<br />

ekligsten Speisen des Universums. Saure Lunge sei gerade<br />

mal auf Platz 7 gekommen. Die Nummer 1: <strong>ein</strong> dreiviertel<br />

ausgebrÄtetes Entenei. Die Eier wÄrden nur kurz angekocht,<br />

so dass <strong>die</strong> KÄken manchmal noch lebten.<br />

-Wer's mag, sagte MÄmmel <strong>und</strong> schloss fÄr <strong>ein</strong>en kurzen<br />

Moment <strong>die</strong> Augen; aber nicht aus Zorn auf <strong>ein</strong>e Gattung, <strong>die</strong><br />

fÄr <strong>ein</strong> geringes WohlgefÄhl <strong>die</strong> unmenschlichsten Grausamkeiten<br />

ausheckte, sich mit toten Tieren den Wanst fÄllte oder<br />

<strong>ein</strong>trÅgliche GeschÅfte mit ihnen machte <strong>und</strong> deren Sozialverh<strong>alt</strong>en<br />

hauptsÅchlich von Ignoranz, schlecht verhohlenem<br />

Egoismus <strong>und</strong> dÄmmlicher Aufgeblasenheit gekennzeichnet<br />

war. Sondern er dachte an <strong>die</strong> Blonde, voller Verzweiflung<br />

dachte er an sie, <strong>und</strong> all<strong>ein</strong> der gÅnzlich unangebrachte DÄnkel<br />

der Jugend, den MÅnner gewÉhnlich spÅtestens in mittleren<br />

Jahren ablegen, um sich danach nie wieder zu genieren,<br />

auch ganz jungen Frauen offen hinterher zu starren, hinderte<br />

ihn daran, ihr holdrio <strong>und</strong> hingerissen nachzulaufen. Indem er<br />

sch<strong>ein</strong>bar konzentriert den AusfÄhrungen des Trappers<br />

lauschte <strong>und</strong> dabei <strong>im</strong>mer ungeduldiger wurde, machten <strong>die</strong><br />

positiven GefÄhle, <strong>die</strong> <strong>die</strong> stumme Interaktion mit dem MÅdchen<br />

fÄr <strong>ein</strong>en kurzen Moment in ihm heraufbeschworen hatte,<br />

<strong>ein</strong>em maÇlosen àrger Äber sich selbst <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Z<strong>im</strong>perlichkeit<br />

<strong>und</strong> Lahmarschigkeit Platz, <strong>und</strong> Äber <strong>die</strong> UnfÅhigkeit,<br />

s<strong>ein</strong>e Interessen zielstrebig wahrzunehmen, wo andere, glÄck-


lichere Menschen von zupackender Art lÅngst gehandelt <strong>und</strong><br />

sich das Ihre gesichert hÅtten. Neidvoll verweilten s<strong>ein</strong>e Gedanken<br />

bei <strong>die</strong>sen <strong>im</strong>aginÅren Anderen, denen mit leichter<br />

Hand sch<strong>ein</strong>bar alles gelang, was sie sich vorgenommen hatten.<br />

Er war zu jung, um zu wissen, dass solcher àrger <strong>und</strong><br />

solche Erfahrungen das Destillat unser aller Leben sind. Wir<br />

sind Figuren in <strong>ein</strong>em Schauspiel, bei dem wir kopflos <strong>und</strong><br />

ohne Regieanleitung auf groÇer BÄhne ersch<strong>ein</strong>en. Wir stehen<br />

ahnungsvoll da, doch wÅhrend wir noch versuchen, uns <strong>im</strong><br />

Sch<strong>ein</strong>werferlicht zurecht zu finden, <strong>und</strong> nervÉs Äberlegen,<br />

was sich aus <strong>die</strong>ser grandiosen Situation machen lÅsst, ist der<br />

Vorhang schon wieder gefallen.<br />

Nachdem er <strong>die</strong> groben Scherze s<strong>ein</strong>es MitschÄlers <strong>ein</strong>e halbe<br />

Minute widerstandslos ertragen hatte, befand er fÄr sich, er<br />

kÉnne, ohne Verdacht zu erregen, <strong>ein</strong>en Schieler nach hinten<br />

riskieren, in jene Richtung, in <strong>die</strong> sich das Quartett langsam<br />

entfernte, <strong>und</strong> da schien ihm, als ob auch <strong>die</strong> Blonde sich gerade<br />

noch <strong>ein</strong>mal nach ihm zurÄckgedreht habe, dass sich<br />

ihrer beider Blicke jedoch betrÄblicherweise um den Bruchteil<br />

<strong>ein</strong>er Sek<strong>und</strong>e verpasst hatten <strong>und</strong> sich nun absichtslos bei<br />

<strong>ein</strong>em Ålteren Herrn verloren, der ebenfalls stehengeblieben<br />

war, um den MÅdchen hinterher zu Åugen. WÅhrend der mÄ-<br />

Çige Rentner, der in der Hoffnung auf <strong>ein</strong> paar schÉne weibliche<br />

Hinterauslagen tagsÄber st<strong>und</strong>enlang durch <strong>die</strong> Stadt zu<br />

streifen sich angewÉhnt hatte, nun s<strong>ein</strong>e Nase hob wie <strong>ein</strong><br />

<strong>alt</strong>er KÉter, der noch <strong>ein</strong>mal Witterung aufn<strong>im</strong>mt, um <strong>alt</strong>en<br />

Zeiten <strong>und</strong> den verlorenen JagdgrÄnden der Jugend wehmÄtig<br />

nachzuschnuppern, bevor er sich mit steifem Schritt auf ihre<br />

Fersen heftete, sah sich MÄmmel gezwungen, schulterzuckend,<br />

doch <strong>im</strong> Stillen untrÉstlich, den Sermon des Kumpels,<br />

der sich wie <strong>ein</strong>e Klette an ihn gehÅngt hatte, bis zum Ende<br />

anzuhÉren, das heiÇt bis zu jenem Punkt, an dem auch der<br />

selbstverliebteste SchwÅtzer, da er k<strong>ein</strong>erlei Reaktion von


s<strong>ein</strong>em GegenÄber erfÅhrt, endlich von <strong>die</strong>sem ablÅsst, um<br />

nach <strong>ein</strong>em neuen Opfer Ausschau zu h<strong>alt</strong>en, <strong>und</strong> ergab sich,<br />

als <strong>die</strong> MÅdchen schon lÅngst auÇer Sichtweite <strong>und</strong> in <strong>ein</strong>er<br />

der Seitengassen weiter unten am Spritzenplatz verschw<strong>und</strong>en<br />

waren, wo sich <strong>ein</strong>e der kl<strong>ein</strong>en, grell beleuchteten Boutiquen<br />

mit bonbonbunten Auslagen <strong>und</strong> laut auf <strong>die</strong> StraÇe schallender<br />

Popmusik an <strong>die</strong> andere reihte, <strong>die</strong> sich auf Schuhe oder<br />

auf Mode fÄr ganz junge Frauen spezialisiert hatten <strong>und</strong> von<br />

der MÅnnerwelt, wenn Äberhaupt, nur mit ÅuÇerst zwiespÅltigen<br />

Empfindungen betreten wurden, <strong>ein</strong>er depressiven St<strong>im</strong>mung,<br />

<strong>die</strong> jedem unvor<strong>ein</strong>genommen Beobachter in Anbetracht<br />

<strong>ein</strong>er so kurzen, flÄchtigen Begegnung ziemlich Äbertrieben<br />

vorkommen musste, <strong>die</strong> aber s<strong>ein</strong>e Fre<strong>und</strong>e k<strong>ein</strong>eswegs<br />

Äberrascht hÅtte. Er kannte das schon: Tage wie <strong>die</strong>se,<br />

<strong>die</strong> mit der Erwartung begannen, heute gehe etwas, heute<br />

werde er endlich s<strong>ein</strong> Schicksal selbst in <strong>die</strong> Hand nehmen,<br />

ohne dass solche Vorhaben allerdings jemals in <strong>die</strong> Tat umgesetzt,<br />

solche Hoffnungen jemals erfÄllt wurden, erwiesen sich<br />

allzu oft als verlorene Tage, offenk<strong>und</strong>ig fÄr andere als fÄr ihn<br />

geschaffen, fÄr junge MÅnner voller Mut <strong>und</strong> Tatendrang, <strong>die</strong><br />

sich ohne viel Federlesen zu dem Quartett gesellt <strong>und</strong> mit<br />

<strong>ein</strong>er fre<strong>und</strong>lichen, humorigen, r<strong>und</strong>um positiven Bemerkung<br />

problemlos Aufnahme bei ihm gef<strong>und</strong>en hÅtten. Je lÅnger er<br />

darÄber nachdachte, desto mehr bedrÄckte ihn s<strong>ein</strong> Missbehagen,<br />

<strong>und</strong> der vergebliche Versuch, sich damit zu beruhigen,<br />

dass er ihr Verh<strong>alt</strong>en wohl Äberinterpretierte <strong>und</strong> sie wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

gar nichts von ihm gewollt hatte, dass sie, wenn<br />

er's genau bedachte, ohnehin zuviel Eitelkeit <strong>und</strong> Äberlegene<br />

Erfahrung ausgestrahlt <strong>und</strong> bei aller Nettigkeit etwas Lauerndes,<br />

Unstetes in ihrem Blick gelegen hatte, perpetuierten nur<br />

<strong>die</strong> negativen GefÄhle, <strong>die</strong> sich in s<strong>ein</strong>er Psyche wanden wie<br />

<strong>die</strong> Schlangen des Laokoon <strong>und</strong> <strong>die</strong> k<strong>ein</strong>e Ruhe geben wollten.


Er schlug <strong>ein</strong>en weiten Bogen Richtung Sankt Pauli, Äber <strong>die</strong><br />

Glacischaussee, an Planten <strong>und</strong> Bloomen vorbei <strong>und</strong> wÅre am<br />

Dammtor fast bei rot Äber <strong>die</strong> Ampel gelaufen, wo ihn <strong>die</strong><br />

kreischenden Bremsen empÉrter, verunsicherter Autofahrer<br />

aus s<strong>ein</strong>er Versunkenheit holten. Ein Schulkind mit tanzendem<br />

Rucksack Äberholte ihn keuchend, <strong>und</strong> obwohl er sich<br />

eigentlich darÄber <strong>im</strong> klaren war, dass solche Reminiszenzen<br />

nichts als <strong>ein</strong> Teil jenes VerdrÅngungs- <strong>und</strong> EntÅuÇerungsprozesses<br />

sind, der in unseren KÉpfen <strong>im</strong>mer ablÅuft, wenn wir<br />

<strong>ein</strong>e EnttÅuschung zu verarbeiten haben, <strong>und</strong> der uns Äber<br />

kurz oder lang unweigerlich zu der Erkenntnis fÄhrt, dass wir<br />

ohne weiteres damit leben kÉnnen, das angestrebte Ziel niemals<br />

zu erreichen, beruhigte <strong>und</strong> trÉstete ihn <strong>die</strong> plÉtzliche<br />

Erinnerung an s<strong>ein</strong>e GroÇeltern, <strong>die</strong> ihm zur Einschulung<br />

<strong>ein</strong>en ganz Åhnlichen Rucksack geschenkt hatten, <strong>und</strong> an ihr<br />

Haus auf dem Lande, in dem er sie bis zu ihrem gew<strong>alt</strong>samen<br />

Ende hÅufig besucht hatte, mit der groÇen Wiese <strong>und</strong> den<br />

ApfelbÅumen, den Beeten <strong>und</strong> Rabatten <strong>und</strong> allerlei Tieren,<br />

HÄhnern, Enten, Kaninchen <strong>und</strong> so weiter, in <strong>die</strong> er derart<br />

vernarrt gewesen war, dass er sich vornahm, spÅter in <strong>ein</strong>em<br />

Zoo oder wenigstens in <strong>ein</strong>er Tierhandlung zu arbeiten. Die<br />

GroÇmutter hatte sich fleiÇig um ihre Blumen gekÄmmert -<br />

Krokusse <strong>und</strong> Tulpen <strong>im</strong> FrÄhjahr, Rosen <strong>im</strong> Sommer <strong>und</strong><br />

Dahlien <strong>und</strong> Astern <strong>im</strong> Herbst - <strong>und</strong> den weiÇen Flieder vor<br />

ihrer Terrasse am meisten geliebt. Er sah sich <strong>im</strong> Geiste durch<br />

den Hausflur rennen, durch das Essz<strong>im</strong>mer mit dem rosafarbenen<br />

Geschirrschrank <strong>und</strong> dem <strong>alt</strong>modischen Radio hinten in<br />

der Ecke, Äber dem <strong>ein</strong> groÇes, fotorealistisches Portrait s<strong>ein</strong>er<br />

Mutter hing, in <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e KÄche mit dem Esstisch, der<br />

dort kaum hin<strong>ein</strong>passte <strong>und</strong> auf dem das Essen schon fÄr ihn<br />

bereit stand, Kotelett mit Sauerkraut, Rindsrouladen mit Rotkohl<br />

oder Kartoffelpuffer mit Apfelmus, <strong>und</strong> als Nachtisch<br />

KÉstlichkeiten, <strong>die</strong> sich Para<strong>die</strong>screme oder GÉtterspeise<br />

nannten. Hinten befand sich noch <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Vorratsraum,


nicht nur fÄr SÄÇigkeiten <strong>und</strong> Schokolade, aber von <strong>im</strong>mer<br />

geringerer Bedeutung, seit sie den KÄhlschrank hatten. Ihr<br />

Mann war viel zu sehr mit s<strong>ein</strong>en Hobbies beschÅftigt gewesen,<br />

um dem Enkel groÇe Beachtung zu schenken; aber fÄr sie<br />

war MÄmmels Das<strong>ein</strong> der zentrale Punkt in ihrem Herzen,<br />

<strong>und</strong> er hatte sich von ihr geliebt gefÄhlt wie von sonst k<strong>ein</strong>em<br />

anderen Menschen.<br />

Er blickte nach oben, wo <strong>die</strong> schwere, schwÄlfeuchte Luft<br />

eben aufriss <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em StÄck unbest<strong>im</strong>mbaren weiÇblauen<br />

H<strong>im</strong>mels Platz machte. Das Gewitter musste wohl Äber <strong>ein</strong>em<br />

anderen Stadtteil niedergegangen s<strong>ein</strong>, denn von den dunklen<br />

Unwetterwolken war nichts mehr zu sehen.


Wie <strong>ein</strong> Sch<strong>wal</strong>l Wasser lupften <strong>die</strong> vom Lernen Ermatteten<br />

von den Stufen der scuola parenthis <strong>und</strong><br />

Äberwanden mit leichter GebÅrde alle Barrieren,<br />

<strong>die</strong> sie von den Herden der hemdsÅrmligen HÉherdotierten<br />

<strong>und</strong> der stellungsbewussten Sterndeuter trennten. In kurzen<br />

Reihen <strong>und</strong> kl<strong>ein</strong>en Haufen <strong>und</strong> ohne erkennbare Ordnung<br />

zogen sie <strong>ein</strong> StÄck durch das nach dem kurzen Schauer von<br />

heftiger Sonne erhitzte, mittÅglich danieder liegende Wohnviertel.<br />

Ein fÄr <strong>die</strong> KÄstengegend ungewÉhnlich schwÄler<br />

Wind trieb StraÇenstaub hinter ihnen her, wie auch zahlreiche<br />

muntere Insekten der Gattungen dolichovespula <strong>und</strong> vespidae<br />

vespinae.<br />

Sie nahmen <strong>die</strong> ungepflasterte AbkÄrzung durch den Hirtenweg,<br />

bevor sie <strong>ein</strong>e weniger dicht bebaute Gegend mit mehr<br />

GrÄn erreichten <strong>und</strong> schlieÇlich an dem verkehrsberuhigten<br />

Rondellplatz H<strong>alt</strong> machten, der stadtseitig von Gerstenmeiers<br />

CafÑ <strong>und</strong> Gaststube begrenzt wurde <strong>und</strong> in dessen Mitte sich<br />

auf <strong>ein</strong>em Stufenpodest der Fliegerbrunnen erhob. Wenn auch<br />

<strong>ein</strong>ige von ihnen zuweilen <strong>die</strong> Ahnung beschlich (oder wogar<br />

<strong>ein</strong> wenn auch ziemlich abstraktes SchuldgefÄhl), hier nur<br />

ihre Nachmittage zu vertun, wÅhrend woanders wichtigere<br />

Aufgaben auf sie warteten als <strong>die</strong> tÅglichen, <strong>im</strong>mer gleichen<br />

Wallen <strong>und</strong> Wechseltriebe <strong>und</strong> <strong>die</strong> unsteten WÅhrungsausgleiche<br />

zwischen verschiedenen GrÄppchen <strong>und</strong> Cliquen oder<br />

<strong>die</strong> MusterungsÄbungen, wie falle ich auf, wie komme ich am<br />

besten bei m<strong>ein</strong>esgleichen oder be<strong>im</strong> anderen Geschlecht an,<br />

wie werfe ich m<strong>ein</strong>e Netze am geschicktesten aus, um endlich<br />

mal richtig ins Spiel zu kommen, so waren <strong>die</strong> meisten doch<br />

instinktiv zufrieden damit, ihre Freizeit <strong>ein</strong>igermaÇen sorglos<br />

verplempern zu dÄrfen, statt sich wie frÄhere Generationen<br />

mit Kriegen, Vertreibungen, Seuchen oder anderen Apokalypsen<br />

herumschlagen zu mÄssen. K<strong>ein</strong> Einsatz in <strong>ein</strong>er angeblich<br />

glorreichen Verteidigungsarmee, von <strong>ein</strong>em verbrecheri-


schen System auf allen KanÅlen beschworen. K<strong>ein</strong>e stramm<br />

ausschreitenden Intellektuellen, <strong>die</strong> endlich erkennen, was <strong>die</strong><br />

St<strong>und</strong>e geschlagen hat <strong>und</strong> dass es ernst wird <strong>und</strong> sich stracks<br />

<strong>und</strong> ohne allzu groÇe moralische Verrenkungen auf <strong>die</strong> Seite<br />

der Kriegstreiber schlagen. K<strong>ein</strong> SÅbelrasseln <strong>und</strong> Trommeltrommeln,<br />

k<strong>ein</strong> Gewehre hochreiÇen oder KriegsgesÅnge anst<strong>im</strong>men.<br />

K<strong>ein</strong>e schnellen he<strong>im</strong>tÄckischen Jagdgeschwader,<br />

k<strong>ein</strong>e Alarmsirenen, k<strong>ein</strong>e Nuklearbomber, k<strong>ein</strong> Fallout, k<strong>ein</strong>e<br />

Leichen oder Teile davon, <strong>die</strong> hinterher identifiziert <strong>und</strong> <strong>ein</strong>gesammelt<br />

werden mussten. K<strong>ein</strong>e traumatisierten glÄcklich<br />

Davongekommenen, <strong>die</strong> in provisorischen Baracken auÇerhalb<br />

des StrahlungsgÄrtels dahin vegetierten. K<strong>ein</strong> Schutt, den<br />

TrÄmmerfrauen wegrÅumen mussten, <strong>und</strong> auch k<strong>ein</strong>e von<br />

Hitze oder Neutronenschauern zerstÅubten NachtwÅchter, <strong>die</strong><br />

posthum zu Vaterlandshelden hochdekoriert wurden.<br />

Stattdessen saÇen sie mÄÇig auf den Stufen des Denkmals<br />

oder gegenÄber auf Gerstenmeiers Veranda, <strong>und</strong> hÅtten nach<br />

dem Motto sehen <strong>und</strong> gesehen werden dort am liebsten den<br />

ganzen Tag verbracht. Ein paar Lehrlinge <strong>und</strong> junge Gewerbetreibende<br />

nutzten <strong>die</strong> Gelegenheit der Mittagspause, sich<br />

ihnen anzuschlieÇen, wÅhrend ihre Ålteren Kollegen, denen es<br />

drauÇen zu heiÇ oder zu laut war, lieber in der kÄhlen Gaststube<br />

<strong>ein</strong>kehrten.<br />

-Sie sind verbittert, weil sie nicht tun, was ihrem Herzen entspricht,<br />

sagte der Richter verÅchtlich <strong>und</strong> mit <strong>ein</strong>er Geste, <strong>die</strong><br />

zugleich Abscheu <strong>und</strong> Überheblichkeit ausdrÄckte.<br />

Denn s<strong>ein</strong> Ich <strong>und</strong> das s<strong>ein</strong>es Fre<strong>und</strong>es hatten sich unter <strong>ein</strong>em<br />

kÄnstlichen H<strong>im</strong>mel konstituiert, der von <strong>ein</strong>em Atlas<br />

aus fiktiven SÅulen getragen wurde, <strong>und</strong> ihnen lebenslang<br />

H<strong>alt</strong> zu versprechen schien, ungefÅhr so, wie ihren MitschÄlerinnen<br />

<strong>die</strong> Gehe<strong>im</strong>nisse der Kosmetik oder das sichere Einkommen<br />

<strong>ein</strong>er ZahnÅrztin.


Dem Besagten hÅtten Herbert BassbÅr <strong>und</strong> Theo GrÉll gern<br />

<strong>die</strong> Hand gegeben, aber sie wussten, es fÄhrte zu nichts, <strong>und</strong><br />

so blieben sie schweren Herzens all<strong>ein</strong> <strong>und</strong> bei ihrer Ablehnung<br />

dessen, was Andere fÄr das Leben h<strong>alt</strong>en; kauerten, als<br />

moderne WidergÅnger, auf dem Podest vergangener Bew<strong>und</strong>erung;<br />

wollten sch<strong>ein</strong>bar mit den SchÄlern nichts zu tun haben<br />

(<strong>und</strong> <strong>die</strong>se nichts mit ihnen) <strong>und</strong> fuhren, da ihnen <strong>die</strong><br />

Jugend nichts mehr abkaufte <strong>und</strong> auch der Rest sie nur noch<br />

aus der Distanz bescheiden gewordener Jahresringe wahrnahm,<br />

lÅngst k<strong>ein</strong>e Potemkinsche mehr auf, um ihr zum<br />

Durchbruch zu verhelfen.<br />

So Åndern sich <strong>die</strong> Sitten. Zwischenzeitlich alle vor den<br />

Neocons stramm gestanden, schlug ihnen vielleicht in der<br />

nÅchsten Generation wieder <strong>die</strong> St<strong>und</strong>e. Solange saÇen sie <strong>im</strong><br />

schattigen Eck, zerlumpt <strong>und</strong> unbeachtet, bis ihnen <strong>die</strong> Haare<br />

ausfielen. Nahmen sich mÄde heraus, was andere greise Hungerleider<br />

<strong>im</strong> fatalistischen Abnicken geschult selbst in kÄhnen<br />

TrÅumen nicht gewagt Paradigmenwechsel <strong>und</strong> Kopfstand nie<br />

gehÉrte Vokabeln nach denen jeder sich umdrehte, auf ihrer<br />

Seite grÉÇere Beweglichkeit GlÄckseligkeit darob neidvoll<br />

misstrauisch beÅugt <strong>und</strong> <strong>ein</strong>ige militÅrisch Zackige von der<br />

<strong>alt</strong>en Garde, wenn <strong>die</strong> vorbeikamen, versuchten ihr GlÄck<br />

morgens schon abreagiert schmeckt das grass doppelt, sang<br />

Thomas Bender selbstvergessen, Bewussts<strong>ein</strong>serweiterung<br />

<strong>und</strong> das Tor zu <strong>ein</strong>er besseren Wirklichkeit.<br />

dracks (yes, i like)<br />

sehno tu dracks (polite police)<br />

sehno tu sehno tu dracks (critical youth)<br />

sehno tu sehno tu sehno tu dracks (mother and son)<br />

sehno tu dracks sehno tu sehno tu sehno tu sehno<br />

(psychologist)<br />

sehno tu sehno tu sehno tu sehno tu sehno tu sehno


...k<strong>ein</strong>e Chance wusste das Jungvolk genau. Was kÄnnt ihr<br />

uns denn? Mann! wenn wir gar nichts d a b e i h a b e n<br />

a l - l e s s c h o n a u f - g e - r a u c h t b Å Å t s c h!<br />

Auch ihnen schmeckte das Bier, davon abgesehen, nicht allen,<br />

aber <strong>im</strong>mer Éfter. Wenn sie gewusst hÅtten, dass sie <strong>ein</strong>es<br />

nicht allzu fernen Tages ebenso Bauch Hautlappen dumm aus<br />

der WÅsche gucken wÄrden wie <strong>die</strong>, mit denen sie sich heute<br />

ScharmÄtzel lieferten.<br />

Nach <strong>und</strong> nach trudelten <strong>im</strong>mer mehr <strong>ein</strong>. Gut fÄllte sich <strong>die</strong><br />

Terrasse mit Augenweiden <strong>und</strong> kommenden GenieÇern. Auch<br />

Versprengte waren darunter, <strong>die</strong> eigentlich das Besondere<br />

liebten <strong>und</strong> sich mit Plebejern gewÉhnlich nicht abgaben. Nur<br />

<strong>die</strong> Sparsamen saÇen am Fliegerbrunnen, <strong>die</strong> Raucher sowie<br />

auch <strong>die</strong>jenigen, welche ihr Taschengeld fÄr etwas GrÉÇeres<br />

auszugeben gedachten. SaÇen schon lange da, schon bevor <strong>die</strong><br />

Baggage anrÄckte.<br />

Warum <strong>die</strong> unfÉrmige Bronzeagglomeration Fliegerbrunnen<br />

hieÇ, blieb das Gehe<strong>im</strong>nis der He<strong>im</strong>atforscher beziehungsweise<br />

<strong>ein</strong>es dilettierenden KÄnstlers, <strong>im</strong> Hauptberuf Architekt<br />

<strong>und</strong> Professor an der staatlichen Bauakademie, von daher<br />

beste Kontakte zum Stadtrat. Zwei magersÄchtige StrichmÅnnchen,<br />

deren B<strong>ein</strong>e dem Skulptator irgendwie durch<strong>ein</strong>ander<br />

geraten waren, drehten sich auf <strong>ein</strong>er schwarzen<br />

Scheibe. Das <strong>ein</strong>e reckte <strong>die</strong> Arme h<strong>im</strong>melwÅrts wie <strong>ein</strong> leidenschaftlicher<br />

politischer Redner, der andere kauerte am<br />

Boden <strong>und</strong> schien dort nach etwas zu suchen - oder war wie<br />

der olle Arch<strong>im</strong>edes <strong>ein</strong>er fragwÄrdigen Diktatur der Geometrie<br />

<strong>und</strong> des Staubes verfallen.<br />

-Obwohl es letztes Mal nicht so berÄckend war, sagt Amelie<br />

zu ihrem anderen Busenfre<strong>und</strong>.<br />

-Du hast doch gesagt, es gefÅllt dir da.<br />

-Im Prinzip schon. Alle sind too-taa-l locker drauf. Laufen<br />

halbnackt herum <strong>und</strong> so.


-Ach! So? - Sollen wir kichern?<br />

-Ja, wirklich. Meist geht es tierisch lustig zu. Voll entspannte<br />

AtmosphÅre, musst du mal sehen. Nicht wie be<strong>im</strong> Schulsport.<br />

Überhaupt k<strong>ein</strong> Leistungsdruck. K<strong>ein</strong>er will HÉchstleistungen<br />

vollbringen. Oder wie bei dem blÉden Tanztraining.<br />

Tanzunterricht. Jungen, <strong>die</strong> manche MÅdchen sang <strong>und</strong><br />

klanglos stehen lieÉen - obwohl sie wirklich k<strong>ein</strong>en Gr<strong>und</strong><br />

hatten. Zur Öberheblichkeit <strong>und</strong> brachten sie wochenlang zum<br />

Schweigen.<br />

-Der Doktor weiÇ genau, wie er uns kriegen kann. Soll ja was<br />

fÄr <strong>die</strong> Seele s<strong>ein</strong>.<br />

Ich verbeuge mich vor mir selbst.<br />

Wiederholt es!<br />

ICH VERBEUGE MICH VOR MIR SELBST.<br />

-Aber jetzt ist es nicht mehr so toll?<br />

-Ja. Irgendwie. Letztes Mal hatten wir Krach. Lukas hat sich<br />

daneben benommen, der Flegel, weil sich Connie nicht zu ihm<br />

setzen wollte.<br />

-Der ist manchmal wirklich komisch. WeiÇt du, wie der ...<br />

-Sondern sie wollte lieber bei ihrem neuen Fre<strong>und</strong> sitzen.<br />

Also, entweder er hat das nicht geschnallt ...<br />

-Wer denn? fragt MÄmmel in nichts ist er <strong>ein</strong>geweiht.<br />

-Ko<strong>wal</strong>ski. - Ja echt, <strong>die</strong> sind zusammen, wusstest du das<br />

nicht?<br />

Sie schÄttelt den Kopf. Die Lippen zusammengepresst schÄttelt<br />

sie ihre MÅhne.<br />

-Ich schon, wirft <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e Durchgeweichte <strong>und</strong> Genahne dazwischen.<br />

-Man weiÇ nicht, wie lange das hÅlt, man kennt ja Connie, ist<br />

auch egal. Auf <strong>ein</strong>mal steht Lukas vor ihnen. Ist voll auf sie<br />

losgegangen. Ich fand's echt mies.<br />

-Was? Wer? Red doch mal lauter.


Paar Neue sind zugezogen, sie kÉnnen's nicht lassen, <strong>und</strong><br />

werden auch nicht von der Kante geschubst. Mann <strong>und</strong> Frau<br />

als <strong>ein</strong> promptes ErgÅnzungstrio.<br />

-Er ist voll auf sie losgegangen.<br />

-Aus Eifersucht?<br />

-Ih wo. Schlechte Laune, sonst nichts. Hat uns damit den ganzen<br />

Abend verdorben. Uns allen.<br />

-Ng, ng!<br />

Werding leckt s<strong>ein</strong>en Daumen. Wenn das man nicht doch<br />

Eifersucht ist. K<strong>ein</strong> W<strong>und</strong>er, wie <strong>die</strong> jeden anguckt. Als ob sie<br />

zu haben wÅre. Er rÄlpst laut <strong>und</strong> <strong>ein</strong>drucksvoll. Wie <strong>ein</strong><br />

Hirsch rÄlpst er.<br />

-Du sollst nicht soviel saufen, sagt Amelie. Mittags sÅufst du<br />

schon.<br />

Sie sagt es nicht aus Treue oder FÄrsorge, sondern aus demselben<br />

Antrieb ihrer Mutter MuttermÄtter viel zu lange unglÄcklich<br />

verheiratet waren.<br />

Gekonnt dreht sich GrÉll auf s<strong>ein</strong>er Scheibe. Wie <strong>ein</strong> Zirkusakrobat<br />

dreht er sich Äber dem Abgr<strong>und</strong>. Mit aller Macht versucht<br />

er, <strong>die</strong> Aufmerksamkeit der SchÄler auf sich zu ziehen.<br />

-Schau an, sagt er. Schau mal an. Typen hat sie <strong>die</strong> Menge.<br />

-Treibt sich ganz schÉn herum, pflichtet s<strong>ein</strong> Kumpel ihm bei.<br />

-Nicht mehr als andere, wÄrde ich sagen, zischt MÄmmel.<br />

Aber so <strong>ein</strong>fach lÅsst GrÉll sich nicht m<strong>und</strong>tot machen. Nicht<br />

nach all den Jahren. Und auch schon vorher nicht.<br />

-Die kann k<strong>ein</strong>er erschrecken, <strong>die</strong> danschige Suse, sagt er.<br />

Unser Jeansfroll<strong>ein</strong>. Der macht k<strong>ein</strong>er so leicht etwas vor.<br />

Selbst Carlos hat's schwer gehabt, der sonst Äberall abrÅumt.<br />

So in den Wind gesagt: Volltreffer.<br />

GenieÇerisch hebt MÄmmel s<strong>ein</strong> Gesicht zum H<strong>im</strong>mel <strong>und</strong><br />

sagt:<br />

-Wusst' ich's, dass von euch wieder nur ScheiÇe kommt.


Oder? - Mit ausgebreiteten Armen wie zu empfangen das<br />

Schlachtross WÄstenschiff; in summa nichts, was sie aufzuh<strong>alt</strong>en<br />

<strong>die</strong> Kraft hÅtte.<br />

-ErzÅhl schon. Los Mann, erzÅhl, was weiÇt du von ihr? Wen<br />

hat sie beleuchtet, mit ihren stÄrmischen, wobblichten Vorlieben!<br />

Wie kam's Äberhaupt, wer brachte sie auf <strong>die</strong>se Gedanken?<br />

-Sie stellt sich nicht untern Scheffel. Verkauft sich nicht unter<br />

Wert. Wie geleckt zieht <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Gegend, hÅlt alle auf 10<br />

Meter Abstand.<br />

-Ein MissverstÅndnis, sagt MÄmmel <strong>und</strong> lÅchelt dÄnn.<br />

Mit ihrer Schwester verwechselt steht <strong>ein</strong>e ganz andere da.<br />

Kurzes Haar, Sinnbild der Lebensfreude, <strong>und</strong> vielleicht s<strong>ein</strong>e<br />

ce sera.<br />

-Jetzt seh ich, ei du daus. Kl<strong>ein</strong>er <strong>und</strong> pickliger ist sie. Zwar<br />

hat sie das Hemd schon an der richtigen Stelle fehlt ihr der<br />

Knopf <strong>und</strong> ihrem Blick was Äber den Tellerrand geht <strong>ein</strong><br />

schlichtes GemÄt ob sie schon mal? rÅtseln <strong>die</strong> Jungen mit 20<br />

hintenrum belehrt sie das Leben.<br />

-Reden will sie best<strong>im</strong>mt nicht darÄber, sagt GrÉll.<br />

Ein MÄckenschwarm senkt sich wie <strong>ein</strong>e Frisierhaube auf ihn<br />

herab. Warum <strong>die</strong> <strong>im</strong>mer ihn he<strong>im</strong>suchen! Sie nebeln ihn<br />

regelrecht <strong>ein</strong>, mit ihren ZickzackflÄgen, aber er lÅsst sich<br />

nicht irritieren. Was sollen sie ihm auch tun? Obwohl, er wÄrde<br />

schon gern mal zuschlagen. Sieben auf <strong>ein</strong>en Streich. Da<br />

fÅllt ihm <strong>die</strong> Taube auf dem Laternenpfahl auf, wie <strong>die</strong> ihren<br />

Kopf schiefhÅlt. Ein schlauer Blick nach unten, <strong>ein</strong> Formvergleich<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong> Erkennen. Auch bei Tieren gibt es bekanntlich<br />

Intelligenzunterschiede. Er muss an RenÑs <strong>ein</strong>fÅltige Katze<br />

denken, <strong>ein</strong> hÄbsches Tier mit glÅnzend graphitgrauem Fell.<br />

Hockte tagelang stoisch vor <strong>alt</strong>en MaulwurfhÄgeln <strong>und</strong> wÅre<br />

ohne Frauchen glatt verhungert.<br />

MÜMMEL (wichtig) Ich treffe mich jetzt Éfter mit Sonja.<br />

AMELIE ?


MÜMMEL Du mÄÇtest sie kennen. Sie war frÄher <strong>ein</strong>e Klasse<br />

Äber uns.<br />

AMELIE Ach so, Sonja.<br />

Sehr mÄde fÄhlt sie sich, <strong>und</strong> nicht nur vom Shoppen. Leicht<br />

angeschlagen <strong>und</strong> schwer von KapÑ.<br />

Er bietet ihr 'n Gum an, <strong>ein</strong> echtes Privileg.<br />

MÜMMEL Der Richter will Philosophie stu<strong>die</strong>ren, mÉchte<br />

aber nicht, dass es an <strong>die</strong> groÇe Glocke gehÅngt wird.<br />

AMELIE Was du alles weiÇt.<br />

MÜMMEL Von ihr. Wir reden viel. Sie ist so - sÄÇ. Ihr Vater<br />

ist Diplominformatiker. Ein hohes Tier in der hanseatischen ...<br />

Er unterbricht sich. Amelie hat angefangen zu w<strong>ein</strong>en. Sie<br />

w<strong>ein</strong>t <strong>im</strong>mer heftiger.<br />

MÜMMEL Warum w<strong>ein</strong>ste denn jetzt?<br />

Sie saÇen zu Stufen des Brunnens, noch <strong>im</strong>mer sonnabseits <strong>im</strong><br />

Schatten. Amelie wegen ihrer Sonnenallergie, <strong>die</strong> sie schon<br />

als Kind daran gehindert hatte, wie <strong>ein</strong> normales MÅdchen ins<br />

Freibad zu gehen, <strong>und</strong> MÄmmel, weil s<strong>ein</strong> empfindliches GemÄt<br />

alles Helle <strong>und</strong> Grelle nicht gut vertragen konnte <strong>und</strong> ihm<br />

darum, auÇer in Situationen, in denen er sich beispielsweise<br />

unbedingt direkt neben <strong>ein</strong>e attraktive Sonnenanbeterin setzen<br />

wollte, alle mÉglichen Vorkehrungen aufgab, das<br />

Sommerlicht zu meiden. Zuhause zog er am liebsten alle Jalousien<br />

<strong>und</strong> VorhÅnge zu, um in der dauernden DÅmmerung<br />

s<strong>ein</strong>er Existenz libidinÉsen oder spirituellen WachtrÅumen<br />

nachzuhÅngen, <strong>die</strong> jeden normalen Menschen entsetzt <strong>und</strong><br />

beunruhigt hÅtten; <strong>die</strong> Nachtechsen <strong>und</strong> Spinnen in s<strong>ein</strong>em<br />

Terrarium dankten es ihm.<br />

-Was war denn eben? fragte er <strong>die</strong> Wirtstochter.<br />

-Ach nichts, sagte sie, <strong>und</strong> nach <strong>ein</strong>em Moment der friedvollsten<br />

Stille fÄgte sie hinzu, bei ihm fÄhle sie sich so recht <strong>und</strong><br />

auÇerordentlich wohl. Er sei <strong>ein</strong>er der wenigen MÅnner, mit


denen sie sich gut unterh<strong>alt</strong>en kÉnne. Carlos wolle gewÉhnlich<br />

nur das <strong>ein</strong>e. - Das heiÇt, wenn er Äberhaupt etwas wolle.<br />

MÄmmel nahm s<strong>ein</strong>e grell gestreifte Kappe vom Kopf <strong>und</strong><br />

strich mit der Hand Äber <strong>die</strong> schwitzende Stirn.<br />

-Auch er unterh<strong>alt</strong>e sich gern mit ihr, erwiderte er treuherzig<br />

<strong>und</strong> mit jener durch nichts zu erschÄtternden Gelassenheit, <strong>die</strong><br />

er jenen Frauen gegenÄber an den Tag legte, an denen er sexuell<br />

nicht interessiert war.<br />

-Carlos ficke unglaublich, sagte Amelie voll war ihr Haar von<br />

Echsen <strong>und</strong> Spinnen <strong>und</strong> Maulkraut wÅhrend MÄmmel konzentriert<br />

s<strong>ein</strong>e Kappe knetete. - Sie kÉnne ihm nicht widerstehen.<br />

Geradezu sÄchtig sei sie nach ihm. - Aber unzuverlÅssig,<br />

der Typ. Extrem unzuverlÅssig. Wer mit ihm <strong>ein</strong>kaufen gehe,<br />

mÄsse jederzeit damit rechnen, von ihm ohne Vorwarnung<br />

stehen gelassen zu werden. - Haut <strong>ein</strong>fach ab, der blÉde Kerl!<br />

rief sie <strong>und</strong> gab <strong>ein</strong>en mustergÄltigen Grunzlaut von sich, den<br />

sie schnell unterdrÄckte, als <strong>ein</strong> PÅrchen angeschlendert kam<br />

<strong>und</strong> sich direkt neben ihr auf den St<strong>ein</strong>en niederlieÇ, auf <strong>die</strong>sen<br />

<strong>ein</strong>stmals hellen <strong>und</strong> prÅchtigen Marmorplatten, glatt <strong>und</strong><br />

f<strong>ein</strong>ziseliert waren <strong>die</strong>se Platten <strong>und</strong> ansch<strong>ein</strong>end auf <strong>im</strong>mer<br />

zu dem <strong>ein</strong>zigen Zweck best<strong>im</strong>mt, dass Paare an warmen<br />

Sommertagen dort glÄcklich wurden, so engumschlungen<br />

glÄcklich, dass man sie fÄr <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zige, fest zusammengefÄgte<br />

Sêvresfigur h<strong>alt</strong>en konnte.<br />

-Wie spÅt ist es Äberhaupt? fragte MÄmmel, indem er das<br />

PÅrchen vollstÅndig ignorierte <strong>und</strong> Amelie mit verkniffenem<br />

LÅcheln anstarrte.<br />

-K<strong>ein</strong>e Ahnung. Halb <strong>ein</strong>s vielleicht, sagte sie zerstreut, denn<br />

sie kramte gerade in ihrer Tasche nach <strong>ein</strong>em Schokoriegel.<br />

Und wÅhrend sich <strong>die</strong> Verliebten <strong>im</strong>mer hemmungsloser befummelten<br />

<strong>und</strong> an verschiedenen KÉrperÉffnungen hingebungsvoll<br />

<strong>und</strong> kenntnisreich massierten, setzte MÄmmel s<strong>ein</strong>e<br />

Kappe wieder auf <strong>und</strong> wandte sich mÄde nach SÄden in Rich-


tung der Sonne, <strong>die</strong> hier, vom Denkmal verdeckt, nur als halbe,<br />

fahlweiÇe Korona sichtbar war.<br />

-Wird warm heute, sagte er, indem er <strong>die</strong> Jacke abstreifte <strong>und</strong><br />

aber <strong>die</strong> Kappe aufbehielt.<br />

Dann wurde er auf <strong>ein</strong>mal sehr ernst.<br />

-Er wolle sie warnen, sagte er leise; <strong>und</strong> als sie ihn verstÅndnislos<br />

ansah <strong>und</strong> sich ungerÄhrt den Schokoriegel in den<br />

M<strong>und</strong> schob:<br />

-Sie <strong>und</strong> Carlos - das werde niemals gut gehen. Das harmoniere<br />

<strong>ein</strong>fach nicht.<br />

Er wienerte <strong>die</strong> Wiehen, mit Ñrmel <strong>und</strong> Ellbogen wienerte er,<br />

wienerte <strong>im</strong> Wissen um <strong>die</strong> Vergeblichkeit aller menschlichen<br />

Anstrengungen, wie auch unseres gesamten Das<strong>ein</strong>s Äberhaupt.<br />

In der Fortsetzung Schoppers des SchrÇcklichen wienerte<br />

er, wienerte sich dre<strong>im</strong>al schlank.<br />

-Ganz verstehen kÉnne er sie sowieso nicht. So kl<strong>ein</strong> <strong>und</strong><br />

unansehnlich der Knilch, <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer ganz grau <strong>im</strong> Gesicht,<br />

wahrsch<strong>ein</strong>lich vom vielen Staub in s<strong>ein</strong>em KellerverlieÇ.<br />

-Ich hab's dir doch erklÅrt, seufzte Amelie.<br />

So glÄcklich war sie mit ihrem Lieblingsthema, so dankbar,<br />

sich Äber ihren Untermieter verbreiten zu kÉnnen: wie <strong>ein</strong>e<br />

Mutter mehrerer Kinder, <strong>die</strong> mit dem Kinderwagen unterwegs<br />

ist <strong>und</strong> von <strong>ein</strong>em hÄbschen jungen Kerl lÄstern angeglotzt<br />

wird.<br />

-Er ist vielleicht nicht so attraktiv wie ... wie du, zum Beispiel,<br />

aber er hat was, wonach Frauen sich sehnen.<br />

Ergeben schloss MÄmmel <strong>die</strong> Augen. Der Holzwirt huldigte<br />

s<strong>ein</strong>er Hilde. Mit Haufen von Heu <strong>und</strong> Halden von Heidehonig<br />

huldigte der Held s<strong>ein</strong>er holden Hilde. Sie aber verweigerte<br />

sich s<strong>ein</strong>em wackeren Werben.<br />

-Guck mich doch an, sagte sie. Ich bin <strong>ein</strong>fach nicht <strong>die</strong><br />

Wucht in TÄten. Wenn ich morgens vor dem Spiegel stehe ...


-Carlos greift nur auf dich zurÄck, wenn niemand anders verfÄgbar<br />

ist, platzt es aus ihm heraus. Neulich auf Ko<strong>wal</strong>skis<br />

Party ist er mit <strong>ein</strong>er BrÄnetten <strong>im</strong> Bad verschw<strong>und</strong>en.<br />

Er deutete auf das Bankenhochhaus.<br />

-Und als NÅchste ist Sonja dran. Wenn ich nicht aufpasse.<br />

Zuerst sagte sie nichts. Dann fing sie wieder an zu flennen,<br />

ganz leise, so dass man es kaum hÉren konnte.<br />

Er nahm sie in <strong>die</strong> Arme, <strong>und</strong> zog dabei selbst <strong>ein</strong>en Flunsch<br />

wie tausend Jahre MÄllabfuhr.<br />

-Reg dich nicht auf. Die war viel zu bekifft, um irgendwas<br />

mitzubekommen. Die dunkelhaarige Elfe, wenn ich sie vor<br />

Carlos in <strong>die</strong> Finger gekriegt hÅtte.<br />

-Lass uns <strong>ein</strong> bisschen spazierengehen, sagte der Don zu s<strong>ein</strong>er<br />

Donja <strong>und</strong> half ihr auf <strong>die</strong> B<strong>ein</strong>e.<br />

Grutz mir <strong>die</strong> Reusen, siel mir <strong>die</strong> Sinne,<br />

machten <strong>die</strong> ZurÄckgelassenen selbstverliebt.<br />

Und hinten auf der Loggia<br />

Flechs mir <strong>die</strong> Schleusen, kreck mir <strong>die</strong> Finne.<br />

war Jens mit s<strong>ein</strong>en Schwestern da.<br />

-Auch bei ihr kÉnne von Liebe k<strong>ein</strong>e Rede s<strong>ein</strong>, sagte Amelie<br />

nach <strong>ein</strong>er Weile. - N<strong>ein</strong>, best<strong>im</strong>mt nicht. Soviel habe sie inzwischen<br />

gelernt. Sie investiere schon lange k<strong>ein</strong>e GefÄhle<br />

mehr in MÅnner. Seit sie damals so auf Otto her<strong>ein</strong>gefallen<br />

sei.<br />

-Carlos sei nun wirklich nichts besonderes, sagte MÄmmel,<br />

<strong>und</strong> da konnte sie ihm nur beipflichten. Nur leider leider<br />

komme sie nicht los von ihm. Sobald er bei ihr auftauche,<br />

wolle sie mit ihm schlafen.<br />

-Er glaube nicht, dass Carlos fÄr s<strong>ein</strong>e Gespielinnen etwas<br />

empfinde, sagte MÄmmel. Dass er Äberhaupt jemanden liebe<br />

auÇer sich selbst.<br />

Wieder spielte er mit s<strong>ein</strong>er Kappe. ÜbermÄtig warf er sie<br />

hoch <strong>und</strong> fing sie wieder auf.


-Wahre Liebe kenne der doch gar nicht. Dabei sei <strong>die</strong> etwas<br />

Äberaus Wertvolles. So wertvoll, dass man sie sich von der<br />

Vernunft nicht kaputt kontrollieren lassen dÄrfe. Die Vernunft<br />

sei in dem Fall <strong>ein</strong> ganz schlechter Ratgeber.<br />

Hierauf erging er sich lang <strong>und</strong> breit in <strong>die</strong> GrÉÇe <strong>und</strong> Erhabenheit<br />

der Liebe, <strong>und</strong> wÅre wohl wieder auf Sonja zu sprechen<br />

gekommen, oder auf Ute, wenn ihn Amelie nicht unterbrochen<br />

<strong>und</strong> auf den Boden <strong>ein</strong>er RealitÅt zurÄckgeholt hÅtte,<br />

<strong>die</strong> fÄr ihn in Bezug auf s<strong>ein</strong>e Angebeteten in Zukunft nur<br />

wenig Erfreuliches bereithielt.<br />

-Wir sollten uns auf <strong>die</strong> Schule konzentrieren, so kurz vor den<br />

Zeugnissen, sagte sie, ohne noch <strong>im</strong> geringsten zu schniefen,<br />

so gut hatte sie sich wieder unter Kontrolle.<br />

-Ob Carlos ihr nicht abhÉren kÉnne, fragte er, indem er <strong>ein</strong>en<br />

Faden von s<strong>ein</strong>er Kappe zupfte.<br />

-Oh n<strong>ein</strong>, sagte sie <strong>und</strong> lachte, aber k<strong>ein</strong>eswegs hysterisch,<br />

sondern ganz heiter lachte sie, derart, dass MÄmmel sich ungefÅhr<br />

vorstellen konnte, wie sie <strong>im</strong> Bett war.<br />

Auch er lachte jetzt, lachte noch mehr, als sie ihm aus SpaÇ in<br />

<strong>die</strong> Seite stieÇ <strong>und</strong> ihn zu kitzeln versuchte.<br />

Sie sahen, dass das PÅrchen auf <strong>ein</strong>er AnhÉhe stehengeblieben<br />

war, um das gemÅchliche, apathische Treiben auf der Terrasse<br />

zu beobachten. Sicher konnte man von da auch <strong>die</strong> BÄhne<br />

sehen, auf der abends das Konzert stattfinden sollte.<br />

-Sie wolle da unbedingt hin, sagte Amelie.<br />

-Was, nicht zur Party?<br />

-N<strong>ein</strong>. Sie wolle sich <strong>die</strong> Vertonung der Kerouc-Gedichte<br />

anhÉren. So <strong>ein</strong> Projekt wÅre auch etwas fÄr Carlos.<br />

-Der wisse doch gar nicht, wer Kerouc sei.<br />

-Schon richtig. BÄcher seien Carlos' Sache nicht. Um BÄcher<br />

mache er <strong>ein</strong>en groÇen Bogen. Siehe s<strong>ein</strong>e Selbstbeschreibung<br />

<strong>im</strong> Internet. Nicht der BÄchertyp, stehe da als erstes, oberstes.<br />

-Spanier, sagte MÄmmel.


-Falsch. Manche Spanier seien ganz schÉn auf Draht. Siehe<br />

Cervantes, Picasso, Velëzquez, García Lorca.<br />

Der Fliegerbrunnen wackelt, glÄht, brummt <strong>und</strong> tost, als lasse<br />

<strong>die</strong> Parkverw<strong>alt</strong>ung in s<strong>ein</strong>em Innern <strong>ein</strong>e Turbine laufen.<br />

Bevor sie aufspringen <strong>und</strong> sich in Sicherheit bringen kÉnnen,<br />

werden alle durch<strong>ein</strong>ander gewirbelt. Amelie <strong>und</strong> GrÉll,<br />

MÄmmel <strong>und</strong> BassbÅr, <strong>und</strong> Werding mit dem ganzen Rest.<br />

GrÉll steht wie ne <strong>ein</strong>s, aber BassbÅr wackelt <strong>und</strong> wankt, dass<br />

es <strong>ein</strong>e Art hat. In letzer Sek<strong>und</strong>e kann er sich an s<strong>ein</strong>em Kollegen<br />

festh<strong>alt</strong>en. Gut verstanden haben sich <strong>die</strong> beiden nie.<br />

DoppelbÉdige GeplÅnkel ohne jede tiefere Bedeutung, nur um<br />

dem Andern <strong>ein</strong>s auszuwischen. Sie sind wie zwei Parallelen,<br />

<strong>die</strong> sich erst <strong>im</strong> Unendlichen schneiden werden.<br />

GRÖLL (unter hÉrbarem Knochenknirschen) M<strong>ein</strong> Kreuz.<br />

M<strong>ein</strong>e Knie. M<strong>ein</strong> RÄckgrat.<br />

BassbÅr entzieht ihm <strong>die</strong> stÄtzenden HÅnde.<br />

BASSBàR W<strong>und</strong>ert mich nicht, bei d<strong>ein</strong>er schlechten KÉrperh<strong>alt</strong>ung.<br />

Ich frage mich auch, warum <strong>die</strong>se ErbsenzÅhlerei<br />

wozu. In d<strong>ein</strong>em Alter.<br />

GRÖLL Weil ich das, womit du in d<strong>ein</strong>em Alter dich lÅcherlich<br />

machst, bereits hinter mir habe.<br />

BassbÅr guckt ihn Äberrascht an.<br />

BASSBàR Was m<strong>ein</strong>st du?<br />

GRÖLL Du willst doch nur <strong>die</strong> jungen Studentinnen be<strong>ein</strong>drucken.<br />

BASSBàR Und wenn? Der pure Neid. Warum haben dich<br />

denn <strong>die</strong> EntblÉÇten so <strong>ein</strong>geschÄchtert? FrÄher warst du nicht<br />

so z<strong>im</strong>perlich, mit d<strong>ein</strong>er RenÑ <strong>und</strong> der Frau Doktor, wie hieÇ<br />

sie gleich?<br />

GRÖLL IrrtÄmer der Vergangenheit. Was ich in den DreiÇigern<br />

versÅumt hatte, m<strong>ein</strong>te ich in den Vierzigern nachholen<br />

zu mÄssen. Wohin haben mich denn <strong>die</strong>se Frauen, all <strong>die</strong>se<br />

zweifelhaften VerhÅltnisse gefÄhrt? Ich konnte an nichts an-


deres mehr denken musste mich mÄhselig aus depressigen<br />

St<strong>im</strong>mungen wieder empor arbeiten. Mit den bekannten Folgen.<br />

Jetzt bin <strong>und</strong> bleibe ich bei m<strong>ein</strong>er Alten.<br />

Er fischt <strong>ein</strong>e dreckige leere Pfandflasche aus den StrÅuchern<br />

<strong>und</strong> wischt sie <strong>im</strong> Gras ab. Dann hÅlt er sie in <strong>die</strong> Sonne, um<br />

sie genauer zu betrachten. Die guten ins TÇpfchen, <strong>die</strong><br />

schlechten ins KrÇpfchen.<br />

BassbÅr drÄckt Amelie an sich. Zweifelnd verzweifelt guckt<br />

<strong>die</strong> aus der WÅsche.<br />

-Ich hol mir jetzt mal <strong>ein</strong> Bier, sagt Werding, der SÅufer.<br />

Noch jemand?<br />

GrÉll beugt sich zu MÄmmel herab <strong>und</strong> flÄstert ihm zu:<br />

-Dir wird es, wenn du nicht aufpasst, Åhnlich ergehen.<br />

Thomas Bender kommt angelaufen, <strong>ein</strong> selbstgefÅrbtes Hemd<br />

nur halb in der Hose. Er rennt Werding fast Äber den Haufen.<br />

-Was sagen sie, was sagen sie? ruft er atemlos aufgeregt. Ich<br />

habe sie nicht verstanden.<br />

-Nichts besonderes. Nur Anspielungen auf m<strong>ein</strong> Privatleben,<br />

sagt MÄmmel, ohne Stolz auf s<strong>ein</strong>e Übersetzerfunktion <strong>und</strong> -<br />

fÅhigkeiten. Brauchs' dir nicht zu merken, es sei denn, du<br />

willst ihre Biografie schreiben.<br />

-Was denn, was denn, ruft Thomas Bender. Ich mÉchte alles<br />

wissen.<br />

Er springt so hektisch hin <strong>und</strong> her, dass ihm <strong>ein</strong> roter<br />

Poll<strong>und</strong>er aus dem Rucksack fÅllt.<br />

GrÉll hat <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e Szene interessiert beobachtet, <strong>und</strong> natÄrlich<br />

fÄhlt er sich geschmeichelt.<br />

GRÖLL (zu BassbÅr) Er erinnert mich an den Äbereifrigen<br />

Millionenerben, der sich zu Lebzeiten an den bekannten Dichter<br />

gehÅngt <strong>und</strong> nach dessen Tod so viele DenkmÅler <strong>und</strong><br />

Stipen<strong>die</strong>n gestiftet hat, dass man nicht umhin konnte, ihn<br />

zum Literaturprofessor zu ernennen.<br />

BASSBàR Ja, du! Immer schon den nÅchsten Happen auf den<br />

Rippen, wÅhrend der Hagere noch Äberlegt, was er essen soll.


GRÖLL Zu viel Fett, das mir leider Äberhaupt nicht bekommen<br />

ist. Bis es zu spÅt war.<br />

BASSBàR Ich habe, das ist mir wichtig, mich <strong>im</strong>mer auf das<br />

wesentliche konzentriert. Niemals, um der Nachwelt schlauer<br />

vorzukommen, obskure Umwege <strong>ein</strong>geschlagen.<br />

GRÖLL Die macht sich jetzt Äber dich lustig. Sieh dir doch<br />

an, wie du dastehst. Warum lÅsst du d<strong>ein</strong>e Arme nicht endlich<br />

sinken? Bringt ja doch alles nichts.<br />

Er zerrt an s<strong>ein</strong>em Kompagnon <strong>und</strong> bringt ihn fast aus dem<br />

Gleichgewicht. Erst als ihm <strong>die</strong> Flasche <strong>im</strong> Gerangel aus der<br />

Hand fÅllt <strong>und</strong> auf den St<strong>ein</strong>en zerspringt, lÅsst er von ihm ab.<br />

GRÖLL Du verrechnest dich total, das sage ich dir. Die<br />

Nachwelt reagiert nicht auf groÇe Posen.<br />

BASSBàR Du hast ja k<strong>ein</strong>e Ahnung. Es handelt sich k<strong>ein</strong>eswegs<br />

um Ruhmsucht. Schon mal was von DurchblutungsstÉrungen<br />

gehÉrt? Minis wie du haben es natÄrlich leichter.<br />

Schweigen. MÄmmel schieÇt <strong>die</strong> Scherben zurÄck in <strong>die</strong><br />

StrÅucher. Thomas Bender holt Block <strong>und</strong> Bleistift aus der<br />

Tasche <strong>und</strong> hÅlt sie Amelie unter <strong>die</strong> Nase.<br />

-Hier, schreib mit, sagt er. Schreib alles auf.<br />

Gehorsam fÄllt sie das Formblatt aus. Versteht k<strong>ein</strong> Mensch,<br />

warum sie sich so von ihm <strong>ein</strong>spannen lÅsst, statt in ihrer bequemen<br />

Vaterstatt entspannt mit den Fre<strong>und</strong>innen zu palavern.<br />

Oder mÄsste sie da Eis auftragen?<br />

Werding kommt zurÄck <strong>und</strong> stellt <strong>die</strong> Pulle mit dem besonderen<br />

Stempel erstmal neben sich auf <strong>die</strong> St<strong>ein</strong>e.<br />

-Soweit wÄrde ich nicht gehen, sagt er. Sind doch lÅngst<br />

Äberholt, <strong>die</strong> <strong>alt</strong>en Knochen.<br />

-Du hast k<strong>ein</strong>e Ahnung, sagt Thomas Bender. Verweist auf<br />

den Weltgeist. Seit 1791, oder 1770, je nachdem wie man<br />

zÅhlt.<br />

Er spielt den wilden Mann, den distinguierten gebildeten wilden<br />

Mann, <strong>und</strong> versteht nicht, wie subjektiv <strong>ein</strong> Weltgeist ist,<br />

der sich von sonderbaren opportunistischen Strategen des


Durchboxens mit <strong>ein</strong> paar aggressiven mentalen Tritten viel<br />

leichter steuern <strong>und</strong> be<strong>ein</strong>flussen lÅsst als durch rationale Argumente,<br />

hierin nicht unÅhnlich den weltanschaulichen Verwirrungen<br />

der Individuen, deren gewichtete Summe er darstellt.<br />

NatÄrlich braucht <strong>ein</strong> Weltgeist gute, nachprÄfbare Argumente,<br />

als Gr<strong>und</strong>mauern, auf denen er sich als massenpsychologisches<br />

PhÅnomen etabliert. DarÄberhinaus geht es aber<br />

in der Geistesgeschichte hauptsÅchlich darum, sich mit aller<br />

Macht in den Vordergr<strong>und</strong> zu spielen, um mit <strong>ein</strong> bisschen<br />

Fortune zu ihrem Hohepriester berufen zu werden, dessen<br />

Exegesen <strong>und</strong> sonstige Absonderungen in <strong>die</strong> Öffentlichkeit<br />

regelmÅÇig groÇes Aufsehen erregen, <strong>und</strong> seis nur, indem<br />

man unmittelbar nach Entgegennahme des Preises fÄr s<strong>ein</strong><br />

Lebenswerk wegen Drogen verhaftet <strong>und</strong> unter viel Tamtam<br />

zu <strong>ein</strong>er BewÅhrungsstrafe verurteilt wird.<br />

Die Mona Lisa, Beethovens Sinfonien, <strong>und</strong> selbst etwas so<br />

Vertracktes wie <strong>die</strong> RelativitÅtstheorie: alle <strong>die</strong>se durch<br />

M<strong>und</strong>propaganda oder von den Vorbetern <strong>und</strong> Nachplapperern<br />

in den Massenme<strong>die</strong>n zu Kulturvorbildern hochgejazzten<br />

Produkte des menschlichen Geistes sind nur subjektive Fixierungen<br />

<strong>und</strong> Teil <strong>ein</strong>er <strong>im</strong> besten Fall harmlosen Massenpsychose,<br />

<strong>die</strong> sich auf <strong>ein</strong>zelne sch<strong>ein</strong>bare Genien kapriziert,<br />

wÅhrend sie <strong>im</strong> Hauptberuf banausisch <strong>und</strong> kritiklos sogenannten<br />

Trends hinterherlÅuft. Es gibt Dutzende, ja H<strong>und</strong>erte<br />

anderer GemÅlde, <strong>die</strong> mit Recht denselben, ja <strong>ein</strong>en hÉheren<br />

kÄnstlerischen Rang beanspruchen als jenes dÄrftige RenaissanceportrÅt<br />

mit der misslungenen Hintergr<strong>und</strong>landschaft,<br />

welches angeblich <strong>die</strong> Frau an sich vor dem Weltschatten des<br />

ganzen Kosmos abbildet. Doch nur <strong>die</strong> Mona Lisa hÅngt wie<br />

<strong>ein</strong>e stumme Gottheit an <strong>ein</strong>er hervorgehobenen Stelle <strong>im</strong><br />

Louvre <strong>und</strong> wird tÅglich von tausend Touristen angebetet -<br />

vielleicht nur in Stellvertretung der Malerei oder des menschlichen<br />

Schaffens Äberhaupt, doch <strong>im</strong>merhin soweit sie selbst,<br />

dass <strong>ein</strong> Gelehrter, der bisher bestenfalls mit mediokren Bei-


trÅgen zur Kunstgeschichte aufgefallen ist, <strong>und</strong> aber viel lieber<br />

ausgewogene Essays fÄr auflagenstarke Printorgane<br />

schreiben wÄrde, nur das GerÄcht von der angeblichen Geliebten<br />

<strong>und</strong> Mutter <strong>ein</strong>es unehelichen Sohnes anstelle der biederen<br />

Kaufmannsgattin aufwÅrmen muss, <strong>und</strong> schon hat <strong>die</strong><br />

Kulturredaktion ihr Publikum, <strong>ein</strong> Publikum Äbrigens, mit<br />

dem jeder Rezensent <strong>und</strong> auch der Kulturschaffende rechnen<br />

muss, <strong>und</strong> das sich nur nebenher fÄr Kunst interessiert <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Äberwiegende Zeit des Lebens in tristen, entfremdeten Berufen<br />

<strong>und</strong> den abendlichen Besuchen von Fitnessstudios oder<br />

anderen stickigen VergnÄgungen der Massenkultur vergeudet,<br />

oder vor <strong>ein</strong>em handelsÄblichen FernsehgerÅt; <strong>und</strong> was Fernsehjournalisten<br />

von Kultur verstehen, weiÇ man ja zu genÄge.<br />

-Danke, sagt Werding<br />

noch. Das genÄgt.<br />

Doch bevor er den Daumen<br />

auf <strong>die</strong> Flasche h<strong>alt</strong>en<br />

kann, ist das GebrÅu hochgeschÅumt.<br />

Mit <strong>ein</strong>er GebÅrde<br />

des Unmuts springt<br />

er zwei Schritte zurÄck.<br />

-Tja, das Hemd ist nass,<br />

sagt MÄmmel.<br />

-Der Geist aus der Flasche,<br />

kichert GrÉll von s<strong>ein</strong>er<br />

erhÉhten Aussicht.<br />

-Das ist typisch fÄr dich,<br />

sagt BassbÅr. Du schlieÇt<br />

von dich auf Andere.<br />

-Es heiÇt: von dir. Von dir<br />

auf Andere.<br />

-Glaub man. In Wirklich-<br />

-Interview, ruft es von weitem,<br />

Stichwort <strong>und</strong> Reizwort, vom<br />

Laufschritt keuchend verwackelt.<br />

FÄr unser Bonusmaterial.<br />

-WeiÇ doch, Mensch!, <strong>ein</strong>s-a-<br />

Assi <strong>und</strong> Kameramann,<br />

schwenkst engagiert d<strong>ein</strong>e<br />

Linse, filmteamtest zuerst<br />

verschÅmt in den Ecken, von<br />

hinter den Kanten, noch spartest<br />

du aus spontan rollierende<br />

Winkel, <strong>und</strong> schwenkst nun<br />

wild d<strong>ein</strong> GerÅt bis es be<strong>im</strong><br />

<strong>ein</strong>zigen H<strong>alt</strong> macht, der <strong>im</strong>merzu<br />

aufgelegt ist.<br />

-MÉchten <strong>die</strong> Fans von dir<br />

wissen, wie unsere Stars sich<br />

ihre weitere Laufbahn vorstel-


keit habe ich dich schon<br />

lange durchschaut.<br />

-Und ich dich. Hast du<br />

gemerkt: Ko<strong>wal</strong>ski spielt<br />

nicht mit dir.<br />

-Ach der, mault BassbÅr.<br />

Wer redet von dem?<br />

Thomas Bender reibt sich<br />

ungeduldig an den Ohren.<br />

-Was sagen sie? fragt er.<br />

Amelie zÉgert. Dann antwortet<br />

sie:<br />

-Was BassbÅr glaubt, warum<br />

er s<strong>ein</strong>e ErbsenzÅhlerei<br />

betreibe.<br />

-Wer er?<br />

-Na, GrÉll, sagt Amelie.<br />

Über ihre endgÄltige Stellung<br />

<strong>im</strong> Denkmal relativ<br />

zu<strong>ein</strong>ander ist ansch<strong>ein</strong>end<br />

noch nicht abschlieÇend<br />

entschieden. Daher das<br />

unentwegte Ringen um <strong>die</strong><br />

Vorherrschaft. Jeder will<br />

der Meister s<strong>ein</strong>. Dabei<br />

verstehen sie selbst nicht,<br />

wie sie zu der Ehre kommen<br />

<strong>und</strong> warum der Oberbaurat<br />

nicht <strong>die</strong> bequeme<br />

bÄrgerliche Variante gewÅhlt<br />

hat. Die hÅtte<br />

Kottkamp viel besser ge-<br />

len.<br />

-Er werde Penner, sagt er unverblÄmt.<br />

- Das heiÇt, sobald<br />

<strong>die</strong> Gage verprasst sei.<br />

Kunstfertige Pause. Joldrihoho!,<br />

was blitzt da subkutan<br />

kurzsichtig unter den NetzstrÄmpfen.<br />

K<strong>ein</strong> Biotop fÄr<br />

BrillentrÅger, soviel ist sicher.<br />

-Wenn zu beschwerlich: SozialhilfebetrÄger.<br />

Malibu-Rolf.<br />

Die Kumpels lachen, doch<br />

guckt k<strong>ein</strong> MÅdchen.<br />

-Oder Unternehmer: kommt<br />

sich tiefgrÄndig vor.<br />

-Huups, sagt Vogtaler.<br />

-Ja. Ich grÄnde <strong>ein</strong> Pornomuseum.<br />

-Pornomuseum?<br />

-Genau. Diese Idee schwebe<br />

ihm schon lÅnger vor.<br />

-Porno...museum?<br />

Alle hatten jetzt <strong>die</strong> Lauscher<br />

aufgestellt, aber k<strong>ein</strong>er konnte<br />

sich richtig was drunter vorstellen.<br />

-N<strong>ein</strong>, n<strong>ein</strong>, beruhigt er <strong>die</strong><br />

Temperamente. Ganz seriÉs,<br />

trÅufelt er in ihr sensationsgieriges<br />

Schweigen. Erstes paneuropÅisches<br />

Pornomuseum,<br />

auf privatrechtlicher Basis, zur


fallen.<br />

-Ist das heiÇ heute, kreischt<br />

<strong>die</strong> Taube <strong>und</strong> segelt mit<br />

angezogenen Ohren hoch<br />

Äber dem Laternenmast,<br />

wo <strong>die</strong> Luft dÄnner <strong>und</strong><br />

viel mehr in Bewegung ist.<br />

-W<strong>und</strong>ert dich das? sagt<br />

BassbÅr. Bei dem Dampf,<br />

den <strong>die</strong> hier ablassen. Und<br />

stinken tut's auch.<br />

Der Sockel rumort <strong>im</strong>mer<br />

lauter, bis er plÉtzlich vom<br />

Boden abhebt <strong>und</strong> wie auf<br />

<strong>ein</strong>em Luftkissen <strong>ein</strong> paar<br />

Meter in <strong>die</strong> HÉhe<br />

schwebt. Ein stÅdtischer<br />

Mechaniker kriecht unter<br />

der Rampe vor. Stolz<br />

streckt er s<strong>ein</strong>en Élverschmierten<br />

OberkÉrper.<br />

-Ein paar Schrauben, <strong>und</strong><br />

zack, sagt er. Man muss<br />

nur wissen, woran man<br />

drehen muss.<br />

Und Äber den Laternen da,<br />

gereizt von BassbÅrs klugen<br />

MÅhren,<br />

genoss <strong>ein</strong> Taub <strong>die</strong><br />

Deubera,<br />

ihr Schamloch zu verzehren.<br />

Rettung Erh<strong>alt</strong>ung <strong>und</strong> auch<br />

Restaurierung aller mÉglichen<br />

richtungweisenden oder geschichtstrÅchtigen<br />

Pornografieprodukte, bevor sie<br />

<strong>im</strong> Wust der alltÅglichen Pornoflut<br />

unwiederbringlich verloren<br />

gingen.<br />

-Denn <strong>die</strong> Branche sei <strong>ein</strong>e<br />

sehr schnelllebige, fÄgt er<br />

kenntnisreich hinzu, wo mal<br />

der <strong>ein</strong>e, mal <strong>die</strong> andere sich<br />

obenauf befÅnden. Dagegen<br />

sei <strong>im</strong> Prinzip nichts <strong>ein</strong>zuwenden,<br />

weil es zu <strong>ein</strong>er ges<strong>und</strong>en,<br />

den Markt ber<strong>ein</strong>igenden<br />

Auslese fÄhre, doch mÄsse<br />

man aufpassen, dass innovative<br />

Produkte, deren langfristiger<br />

<strong>und</strong> geradezu historischer<br />

EinfluÇ auf unsere Gesellschaft<br />

noch viel zu wenig erforscht<br />

sei, bei <strong>die</strong>sem dauernden<br />

Hin <strong>und</strong> Her nicht abhanden<br />

kÅmen.<br />

-FÄr alles mÉgliche gebe es<br />

heutzutage Museen: fÄr<br />

Briefmarken, Eisenbahnen,<br />

<strong>alt</strong>e rostige Landmaschinen,<br />

MotorrÅder, HÅndel, MÄntzer,<br />

Herder, Bach <strong>und</strong> H<strong>ein</strong>e, den<br />

Buchdruck <strong>und</strong> den VormÅrz


-L.A. Sese t:m ich, ma<br />

leben, sagte Kalle. W.I<br />

chabv onde r:s ich Erens,<br />

Purse&sÄ inner<br />

Kumpanjos.<br />

DirÉnge mathilde h:<strong>im</strong>s<br />

innen maÇgebliches F<strong>ein</strong>kostgeschÅft,<br />

da sersch<br />

onla n:g e:a u:eff D/emk<br />

Fiaker hatte.<br />

-K-O.n tepi tippi tiste mir<br />

su:angden Tella,<br />

eklamierte AndrÑ, nix nihil<br />

Nachschub noch Eff-erremm<br />

verspeist w:a t:u<br />

nicht weiÇt mit Guss untoh<br />

n:e Schicks&mit Al.<br />

-Nol/l/pro mich N.U.<br />

urachen Ére<br />

serwiss&wiesents L<strong>ein</strong>e K-<br />

O.llja ttheralem tthatralem<br />

ext schwine(&) mÄde<br />

verwartet <strong>wal</strong>l&lÅnger bis<br />

ge-i BÅlger e:r s:ch <strong>ein</strong>en<br />

g.e.-bt mir nur <strong>ein</strong>e W. Eiltse-ping<br />

134.107.2.100 bis<br />

ge-i <strong>die</strong> FrÄlle dem<br />

K<strong>im</strong>+de gefreut.<br />

-Haben wir nicht Zeit <strong>und</strong><br />

Lust, hier st<strong>und</strong>enlang auf<br />

ihn zu warten, u n:dnurd<br />

ie-ei nea hahn tevom Pferd<br />

samt allen Briefen <strong>und</strong> durchgestrichenen<br />

EntwÄrfen von<br />

Proust nicht zu vergessen.<br />

Nach Unterschriften von Karl<br />

dem GroÇen wÄrde hÅnderingend<br />

gefahndet <strong>und</strong>, wenn<br />

gef<strong>und</strong>en, sich <strong>die</strong> Finger geleckt.<br />

Dabei hÅtten Pornos in<br />

der Geschichte <strong>im</strong>mer wieder<br />

<strong>ein</strong>e Vorreiterrolle gespielt,<br />

nicht erst qua elektronischer<br />

Me<strong>die</strong>n, sondern schon seit<br />

der Erfindung der Fotografie,<br />

<strong>die</strong> sich ohne <strong>die</strong> vielen kl<strong>ein</strong>en<br />

frivolen Daguerrotypien in<br />

den RockschÉÇen der Weltkriegssoldaten<br />

viel langsamer<br />

entwickelt hÅtte. Auch das<br />

Internet stÄnde ohne s<strong>ein</strong>e<br />

Pornopioniere, <strong>die</strong> das ganze<br />

moderne Zeug, porn-cash, sex<br />

applets <strong>und</strong> so weiter als erste<br />

an den Mann gebracht hÅtten,<br />

heute vielviel schlechter da.<br />

Er glaube daher, mit s<strong>ein</strong>em<br />

Museum echten Bedarf ausgemacht<br />

zu haben, <strong>ein</strong>e MarktlÄcke<br />

besetzen zu kÉnnen, mit<br />

der sich gleichzeitig Gutes tun<br />

<strong>und</strong> Geld ver<strong>die</strong>nen lasse.<br />

Unternehmer des Jahres, mindestens<br />

aber unter den ersten


aseri :r: dar+zu+bring<br />

enged a/ch\te!<br />

Setzten sich dennoch traulich<br />

af:lick ges N.K.M.-<br />

Markt gew.d.mt alln<br />

unkrÉnen Fenellen <strong>und</strong><br />

bockaufen Spreitzten mit<br />

itztem Knie <strong>und</strong> festangezogenem<br />

Dolr auf <strong>die</strong> eigentlich<br />

fÄr von der Last<br />

ihrer vielen EinkaufstÄten<br />

erschÉpfte Hausfrauen<br />

gedachte jetzscho<br />

Laternbesch.e,<br />

Latrinbelunge, Latnrostige.<br />

-Apropos Bank, sagte<br />

Werding, muss ich mal<br />

sehen wieviel, <strong>und</strong> auf den<br />

Einwurf: Miese natÄrlich,<br />

du DÉdel.<br />

Paff <strong>und</strong> olgten Kalldem<br />

flo genk amvo nhag er-erer<br />

Rosse u n:ds Tast u Rind<br />

enma Ikarus Ef-erf-fe<br />

LÄgeln s<strong>ein</strong>er L<strong>ein</strong>enjoppe<br />

dachte <strong>die</strong> well(i)ää(e)be<br />

leut+rin-ge VerkÅuferin<br />

nur kurz aufblickend sich<br />

nichts BÉses er aber zwischen<br />

den Brotaufstrichen<br />

von Masch No 8, den<br />

nachrangen Huhnwarzen<br />

drei, FÉrderpreis der Stiftung<br />

Freie Marktwirtschaft, Ehrenvorsitzender<br />

des Verbandes<br />

junger GeschÅftsleute, alles sei<br />

mÉglich, so rar wie erfolgversprechende<br />

GeschÅftsideen in<br />

der heutigen Zeit gesÅt seien,<br />

wo <strong>die</strong> Produktion in <strong>die</strong> Dritte<br />

Welt abwandere, sogar <strong>die</strong><br />

der <strong>ein</strong>schlÅgigen Hardcorestreifen.<br />

Man brauche sich nur<br />

<strong>die</strong> Hautfarbe der MÅdels auf<br />

den Covern anzugucken, wie<br />

<strong>die</strong> sich in den letzten Jahren<br />

verÅndert habe.<br />

-Wo er denn s<strong>ein</strong>e AusstellungsrÅume<br />

..., fragt der SÅufer<br />

augenzwinkernd.<br />

-Bei uns in der Siedlung, natÄrlich.<br />

Am Gartentor <strong>ein</strong>e<br />

aufblasbare Plastikpuppe in<br />

knappen HostesshÉschen, <strong>die</strong><br />

den Besuchern den Weg weise<br />

haha war nur <strong>ein</strong> Witz guckt<br />

nicht so. - N<strong>ein</strong>, sondern alles<br />

ganz dezent natÄrlich, hinter<br />

<strong>ein</strong>er neutral geh<strong>alt</strong>enen Fassade.<br />

Aber wenn man r<strong>ein</strong>komme!<br />

Vergingen <strong>ein</strong>em<br />

HÉren <strong>und</strong> Sehen! Man schlackere<br />

mit den Ohren, kniepe<br />

unglÅubig mit den Augen,


<strong>und</strong> Harnwutzen, Schmierseifen<br />

<strong>und</strong> Deodorantstiften,<br />

den Waschpulvern <strong>und</strong><br />

f<strong>ein</strong>rippigen Schwanzbouillons,GeschirrspÄlmitteln,<br />

StrumpfbÅndern (roten<br />

<strong>und</strong> weiÇen), Buttererbsen,<br />

Kichererbsen, dicken<br />

Bohnen, Stangenbohnen,<br />

Dotterblumen, HahngewÅchsen,<br />

KÄhlmitteln,<br />

FrÄhlingsrollen, StÉckelschuhen<br />

<strong>und</strong> Sandalen,<br />

Milchseen <strong>und</strong> tÉteren<br />

Geistlungen hinter Glastheken,<br />

Taubleber, NierenrÉhrchen<br />

<strong>im</strong> F<strong>ein</strong>schnitt,<br />

widerborstiger Sandwurst,<br />

Fickelschwarte von<br />

Schlereth <strong>und</strong> Schledereck<br />

Gutshof in Mecklenpomm<br />

schwermÄtig inkamst der<br />

Mann he<strong>im</strong>bringt, wollte er<br />

aussÅhn, sa:u:/en &<br />

s.a=hnen: Prio des Geldes<br />

hier greifbar: von Allem<br />

das W+É+n-szch Åste t/reff<br />

ligger raich+bar: nur<br />

trentadue Miss Tattlich<br />

icknord <strong>die</strong> in wenigen<br />

Jahren tÉrnpeik gedrehte<br />

Gr<strong>und</strong><strong>ein</strong>stellung, von der<br />

flattere mit der Poritze.<br />

Bedeutungsvolle Pause. Er<br />

schlieÇt <strong>die</strong> Augen, breitet<br />

dramatisch <strong>die</strong> Arme aus.<br />

-Hinter dem Eingang, der wie<br />

<strong>ein</strong>e Liebesgrotte geformt sei,<br />

stelle er sich <strong>ein</strong>e holographische<br />

Videoinstallation vor,<br />

<strong>ein</strong>e, <strong>die</strong> sich gewaschen habe,<br />

Collage aus verschiedenen<br />

berÄhmt-berÄchtigten Luststreifen<br />

der Vergangenheit.<br />

Dazu so viel wie mÉglich Originalrequisiten<br />

zum Anfassen.<br />

Eine Os<strong>wal</strong>d Kolle Retrospektive<br />

wÄrde womÉglich als zu<br />

langweilig empf<strong>und</strong>en. Dagegen<br />

authentische Hochglanzpostillen,<br />

in denen es richtig<br />

zur Sache gehe, als der Renner.<br />

Wenn man sie wÉchentlich<br />

austausche, sei sogar <strong>ein</strong><br />

Abonnementsystem denkbar,<br />

Åhnlich wie fÄrs Schw<strong>im</strong>mbad<br />

oder be<strong>im</strong> Theater. Interessant<br />

auch <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>en, verhuschten<br />

Hefte, <strong>die</strong> man sich frÄher<br />

he<strong>im</strong>lich unters Kopfkissen<br />

legte.<br />

-Hinweisschilder an allen ZufahrtsstraÇen,<br />

unterbrach er<br />

sich mit glÅnzenden Augen,


ServicewÄste zur Ko:edukonv-<strong>und</strong>-aduless/ab&T<br />

:ei:lung mit ihren 7n-nhnhhh-NHHHHH-strahligen<br />

BlechbÄchsen (kswÅr suzu<br />

ent()rinnen), tri <strong>und</strong> quattro<br />

VerschÄt+telten <strong>und</strong> trohtnich-durchen<br />

Echtbinden,<br />

verschieden farbenen<br />

pstrichp Oregano-<br />

Mieswurzzuppen,<br />

ovanillen Operonen (OpO)<br />

Äberall gleich schmeckend<br />

insalat makkarita <strong>und</strong><br />

wÉng rosso Attrappen,<br />

seemÄckend der Friefen<br />

samtÄelernt, sanfte, sanft<br />

fordernde Musik aus den<br />

rÄbern Lautsprechern Soko-sacko-socko<br />

sechs <strong>und</strong><br />

besonders drintwollte<br />

Fruchtsuppe Lederriemen<br />

Ananasbrut Eidechseneier<br />

aber nichts davon teilen.<br />

Plan ganz fÄr mich, wenn<br />

wir <strong>ein</strong>fallen Schwadron<br />

smeetleichter KÅfer <strong>und</strong><br />

Wiìtelherden vormittags<br />

zahlt Papa <strong>die</strong> Zeche das<br />

WÄnîeste zum Geburtstag<br />

viel GlÄck <strong>und</strong> wenig Zorn<br />

funkeln nach lÅ:test:em<br />

<strong>die</strong> Kottkamp auf Antrag mehrerer<br />

StadtrÅte <strong>und</strong> nahezu<br />

<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>migem Beschluss des<br />

Bezirksrates unter groÇem<br />

Br<strong>im</strong>borium von s<strong>ein</strong>en OrdnungshÄtern<br />

abmontieren lasse.<br />

Aber k<strong>ein</strong>e Angst: wenn<br />

<strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n das spitz kriegten,<br />

habe man gewonnen. Das<br />

Regionalfernsehen rÄcke mit<br />

<strong>ein</strong>em Kamerateam an, in<br />

Nahaufnahme prÅsentiere <strong>die</strong><br />

aparte Moderatorin der glÄcklicherweise<br />

den Massengeschmack<br />

nicht aus den Augen<br />

verlierenden Kultursendung<br />

(herkunftsmÅÇig nicht genau<br />

<strong>ein</strong>zuordnende Eurasierin mit<br />

charmantem Akzent) <strong>die</strong><br />

schÉnsten Exponate, <strong>und</strong> er als<br />

Initiator dÄrfe auf ihre hoffentlich<br />

wohlwol<strong>lenden</strong> Fragen <strong>ein</strong><br />

paar scharfsinnige Statements<br />

Äber <strong>die</strong> Freiheit der Kunst<br />

<strong>und</strong> ihr VerhÅltnis zur Wirklichkeit<br />

<strong>und</strong> zum Triebhaften<br />

abgeben, dergest<strong>alt</strong>, dass bei<br />

all dem Kruden <strong>und</strong> Ephemeren,<br />

das <strong>die</strong> Branche tÅglich<br />

verzapfe, <strong>und</strong> vielleicht gerade<br />

deshalb!, <strong>im</strong>mer wieder auch<br />

Kunstwerke von betrÅchtlicher


Stand&Korinnen, welke<br />

Papplast <strong>und</strong> Vorfstebred<br />

wirfte mal sechs eben, iss<br />

ixx <strong>und</strong> iss ypsilon weniger<br />

zett wenn nur gute speite<br />

Xperten schwerÉrigen:<br />

schnell vorbei <strong>die</strong> Zeiten<br />

segeln wir auf Modellflugzeugen<br />

<strong>und</strong> Reisigbesen<br />

<strong>und</strong> sandfarbenen Teppichen<br />

an dem der uns allen<br />

<strong>ein</strong>es Tages bevorsteht<br />

Mecki Messer ignoriern<br />

<strong>die</strong> No-Lessen des GefÄhls<br />

pack fort-sie sollen sich<br />

nur verschleiÇen Stipendiaten<br />

des schlechten Geschmacks<br />

rÉchelnde FÅhrten<br />

kranke Addikte an <strong>und</strong><br />

fÄr sich aussichtsreicher<br />

Hirnspliener, <strong>die</strong> doch<br />

ebenso gut <strong>ein</strong>e Arbeit<br />

aufnehmen kÉnnten <strong>ein</strong><br />

paar Monate geben wir<br />

ihnen noch haben nicht<br />

Åltere Vorbilder auf Reisen<br />

dazugelernt?<br />

Die Zeit, <strong>die</strong> Andere mit<br />

HÅndeln <strong>und</strong> Falschspielen<br />

vertun breite-te-t er aufd,<br />

eng der Rossen Sprung<br />

vor, funk <strong>und</strong> kamra Rega-<br />

Schaffenstiefe entstÄnden, <strong>die</strong><br />

der Kenner zu recht mit gutem<br />

Gewissen bei Pfeife <strong>und</strong> Rotw<strong>ein</strong><br />

genieÇe. - Das Interview<br />

ausgestrahlt mit voller RÄckendeckung<br />

des Chefredakteurs<br />

<strong>und</strong> gegen betrÅchtliche<br />

WiderstÅnde aus dem R<strong>und</strong>funkrat,<br />

kriegen <strong>die</strong> Privatsender<br />

Wind davon, <strong>und</strong> dann sei<br />

k<strong>ein</strong> H<strong>alt</strong>en mehr. Am nÅchsten<br />

Wochenende tanze vor<br />

dem Museum der BÅr.<br />

VolksfestathmosphÅre! Autoschlangen<br />

von hier bis nach<br />

Wedel. Vor der Gr<strong>und</strong>schule<br />

keilen sich <strong>die</strong> Leute um den<br />

letzten Parkplatz. Eintritt frei!<br />

zur Feier des Tages, oder mindestens<br />

<strong>ein</strong> Sonderrabat, weil<br />

fÄr alle, <strong>die</strong> sich etwas mit<br />

nach Hause nehmen mÉchten,<br />

<strong>und</strong> das sind nicht wenige, gibt<br />

es als Nachschlag fÄr 50 Euro<br />

den dicken Ausstellungskatalog,<br />

spÅter <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>lage fÄr<br />

das Standardwerk 'allgem<strong>ein</strong>es<br />

deutsches Pornografielexikon',<br />

vom GrÄnder hÉchstselbst des<br />

bekannten Museums. Wird<br />

best<strong>im</strong>mt super! Bestseller mit<br />

Riesenauflage!


le gepackt nach Neethoffs<br />

niedrigen Standards, verfolgt<br />

<strong>die</strong> Stereotypen<br />

halflings, <strong>und</strong> dell, fÄttert<br />

<strong>die</strong> GÅngs over s<strong>ein</strong> radolf<br />

arbis sawus stÉÇt ora ufs<br />

e:inhe unh((a))ndlich tapfere<br />

Woswas A+yzhers<br />

begehrt: nicht Gold ists<br />

oder Seidenkleid, nicht<br />

Ruhm noch Seligkeit, <strong>ein</strong><br />

FlÄssigtrunk der premieren<br />

Kategorie, von MÅnnern in<br />

solchen MÅnteln gewÉhnlich<br />

verachtet, <strong>die</strong> sich<br />

nach ganz etwas Anderem<br />

sehnen, nach RacheschwÄren<br />

in dunklen RÅuberhÉhlen,<br />

sau-<strong>und</strong>en Kaa-ten <strong>und</strong><br />

haupten Platrinen , milizen<br />

Versammlungen hinter<br />

kettenen Burgmauern,<br />

nach tikrischen Pulsen auf<br />

Oszilloskopenschirmen<br />

<strong>und</strong> der andauernden <strong>und</strong><br />

unbegreiflichen Verehrung<br />

<strong>ein</strong>es entrÄckten ÄbernatÄrlichen<br />

Lehnsherrn, der sie<br />

mit s<strong>ein</strong>en Befehlen auf<br />

Trab hÅlt. Auch er lÅuft<br />

normalerweise ohnkaufs<br />

<strong>und</strong> unverkorkt dran vorbei<br />

-Riesenschwachsinn, sagt<br />

Anna bloÇ.<br />

Da lacht der Trapper <strong>und</strong><br />

kommt sich unhe<strong>im</strong>lich gaga<br />

vor.<br />

-Macht SpaÇ, ey? sagt er <strong>und</strong><br />

stupst sie an der Schulter.<br />

-HÉrst du auf! faucht sie ihn<br />

an.<br />

Er aber lÅsst sich nicht beirren.<br />

-Aus allen Landesteilen werden<br />

mir von passionierten<br />

JÅgern <strong>und</strong> Sammlern des<br />

Sexus, Amors <strong>und</strong> der Aphrodite<br />

AusstellungsstÄcke als<br />

Leihgaben frei Haus zugesandt,<br />

Gr<strong>und</strong>lage m<strong>ein</strong>er wissenschaftlichen<br />

Untersuchung<br />

Äber regionale EinflÄsse auf<br />

<strong>die</strong> Rezeption sexueller Reize,<br />

mit der ich m<strong>ein</strong>en Doktor<br />

machen werde. Einladung zu<br />

Expertenr<strong>und</strong>en <strong>im</strong> Fernsehen,<br />

zum Verfassen oder wenigstens<br />

Unterschreiben von Zeitschriftenkolumnen<br />

<strong>und</strong> zu<br />

<strong>ein</strong>schlÅgigen Hearings <strong>im</strong><br />

B<strong>und</strong>estag, trÅgt man mir anschlieÇend<br />

<strong>die</strong> Mitgliedschaft<br />

in der neuen Enquete-<br />

Kommission an.<br />

Da staunt ihr. Da w<strong>und</strong>ert ihr


nur heute wg CO-SY vn<br />

SY-SO der wonnigen Sonne<br />

<strong>und</strong> FU-TE der <strong>die</strong>wen<br />

Omute der mÅnnlichen<br />

Samen in Scharen anbejten<br />

<strong>und</strong> Liebsten <strong>die</strong> er sich<br />

zutraut <strong>und</strong> doch wieder<br />

nicht geprahlt: riff raffg<br />

griff ja ra in <strong>die</strong> VLLdann<br />

nichts wie raus keuchend<br />

versteckt <strong>und</strong> kassenfern<br />

be-uhbuucht aak-loss <strong>die</strong><br />

8bare FlÉte d:er Öhte,<br />

BegÉhrte nicht n-ei-n-ei-n<br />

K<strong>und</strong>e is:, derw/e/nn er<br />

WW-o-LLte hÅ(ng)t, trainierter<br />

Sportler, das A+o+f<br />

& Z{&u d{e=s VäLÄcc.e.l.<br />

Schickschlaks bemm-Årget<br />

<strong>und</strong> von Kalles fluxer,<br />

sputer Gest<strong>alt</strong> nicht mehr<br />

hÅtte versorgt werden kÉnnen;<br />

gefÅhrlich, wenn-jawenn<br />

a) <strong>ein</strong> Ladendetektiv<br />

in s<strong>ein</strong>er Brust schlummern<br />

oder der Sinn fÄr <strong>die</strong><br />

Gerechtigkeit des Rechts,<br />

den auch jene Juristen<br />

beizeiten vorschieben mÄssen,<br />

<strong>die</strong> sich sonst auf ihren<br />

Riecher <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>en<br />

Menschenverstand verlas-<br />

euch. - K<strong>ein</strong> Gr<strong>und</strong> zu. Es sind<br />

schon Leute mit weniger Talent<br />

reich <strong>und</strong> berÄhmt geworden.<br />

Das <strong>ein</strong>zige, was ihn davon<br />

abh<strong>alt</strong>e, <strong>die</strong> Schule zu schmei-<br />

Çen <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>en Plan in <strong>die</strong> Tat<br />

umzusetzen, sei <strong>die</strong> Aussicht<br />

auf den zermÄrbenden Clinch<br />

mit Saubermann Kottkamp:<br />

<strong>die</strong> Vorladungen be<strong>im</strong> Ordnungsamt,<br />

willkÄrlichen Anzeigen<br />

bei der Gewerbeaufsicht,<br />

<strong>die</strong> andauernden Inspektionen<br />

selbst der<br />

verschwiegendsten RÅumlichkeiten,<br />

Funktionstests der Toiletten<br />

<strong>und</strong> sonstigen hygienischen<br />

Einrichtungen, ÜberprÄfung<br />

der NotausgÅnge <strong>und</strong> so<br />

weiter <strong>und</strong> so fort, dass <strong>die</strong><br />

Mitarbeiter des Ordnungsamtes,<br />

<strong>die</strong> sich am liebsten&lÅngsten<br />

mit der Kontrolle<br />

der Videoinstallationen<br />

aufhielten, sich <strong>im</strong> Museum<br />

bald he<strong>im</strong>ischer fÄhlten als in<br />

ihren tristen <strong>und</strong> stickigen<br />

BÄros, wo sie doch nur den<br />

ganzen Tag von ihren Vorgesetzten<br />

getriezt wÄrden.<br />

Die Idee, <strong>im</strong> ersten Stock <strong>ein</strong>e


sen, wenn sie nachstrÉmenden<br />

Massen in der<br />

abfahrbereiten U-Bahn<br />

noch eben <strong>die</strong> TÄr aufh<strong>alt</strong>en<br />

wÅhrend wie viele warten<br />

schwitzend zusammengepresst<br />

<strong>und</strong> an <strong>alt</strong>ersschwachen<br />

Riemen hÅngend<br />

zu spÅt zur Arbeit<br />

kommen liegt der Laden<br />

dafÄr in der falschen Gegend,<br />

wo's Ordnungsfanatiker<br />

traditionell schwer<br />

haben, <strong>und</strong> b) ern t:ge Rade&ern<br />

stegro/s/s/e P-i-zz-a<br />

wÉlkt stampft <strong>und</strong> daut,<br />

<strong>und</strong> da sind neben allerlei<br />

GewÄrzen <strong>und</strong> GeschmacksverstÅrkernbekanntlich<br />

auch enth<strong>alt</strong>en:<br />

Fett (22%) als Energiereserve,<br />

Kohlenhydrate<br />

(35%) zur Steigerung der<br />

LeistungsfÅhigkeit <strong>und</strong> der<br />

Konzentration, EiweiÇe<br />

(7%), besonders wichtig<br />

fÄr Muskeln, Zellen <strong>und</strong><br />

Gewebe <strong>im</strong> Gehirn <strong>und</strong> in<br />

den Weichteilen, <strong>die</strong> alle<br />

samt <strong>und</strong> sonders nach<br />

ihrem Naturrecht verlangen,<br />

<strong>und</strong> niemand gewÅhrt<br />

Cafeteria <strong>ein</strong>zurichten: von<br />

Kotti hÉchstselbst stante pede<br />

vereitelt, dito den Erweiterungsbauantrag<br />

fÄr den aufgr<strong>und</strong><br />

unerhÉrter Nachfrage<br />

aus allen NÅhten platzenden<br />

Museumsshop, kÉnnen wir dir<br />

leider nicht helfen, so sehr wir<br />

persÉnlich d<strong>ein</strong> unternehmerisches<br />

Engagement auch begrÄÇen,<br />

sowie <strong>die</strong> ArbeitsplÅtze,<br />

<strong>die</strong> du geschaffen hast;<br />

aber nichts zu machen, gerade<br />

<strong>im</strong> Moment nicht, wo alles<br />

rumort <strong>und</strong> Skandal ruft <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Wahlen vor der TÄr stehen<br />

<strong>und</strong> verschiedene Lehrer dabei<br />

sind, <strong>ein</strong>e BÄrgerinitiative zu<br />

grÄnden, um d<strong>ein</strong>e MitschÄler<br />

vor dem verderblichen Einfluss<br />

<strong>die</strong>ser ewig jungen unverwÄstlichen<br />

Ware, <strong>und</strong> alle<br />

anderen BÄrger vor den Autoabgasen<br />

<strong>und</strong> dem nicht <strong>im</strong>mer<br />

ganz <strong>ein</strong>wandfreien Verh<strong>alt</strong>en<br />

der Museumsbesucher zu<br />

schÄtzen, <strong>die</strong>, wenn sie den<br />

Laden verlassen haben, sich ja<br />

doch irgendwo erleichtern<br />

mÄssen. Und es nÄtzt gar<br />

nichts, dass du <strong>die</strong> Gewerkschaften<br />

auf d<strong>ein</strong>e Seite ziehst,


es ihnen.<br />

Er sprang wie <strong>ein</strong> junger<br />

Bock vondannen, mit der<br />

zweithÉchsten Befriedigungsstufe,<br />

<strong>die</strong> wir an uns<br />

selbst vergeben, <strong>ein</strong>em<br />

ur<strong>alt</strong>en, verwirrenden Programm<br />

hinterher laufend,<br />

das uns alle Schritt fÄr<br />

Schritt sicher ins Grabloch<br />

fÄhrt - <strong>die</strong>weil CO-SY vn<br />

SY-SO <strong>und</strong> FU-TE, de<br />

Ute, unbewegt, was sie<br />

erwartete, <strong>und</strong> sorglos <strong>die</strong><br />

Texte stu<strong>die</strong>rten, x/!/?/.,<br />

<strong>die</strong> ihnen hÉheren Ortes<br />

<strong>ein</strong>gegeben:<br />

indem du <strong>ein</strong>en Betriebsrat<br />

wÅhlen lÅsst, flexible Arbeitszeitmodelle<br />

erlaubst <strong>und</strong> sogar<br />

<strong>ein</strong>en Betriebskindergarten<br />

grÄndest.<br />

Aber egal. Als genialer Unternehmer<br />

wisse er sich natÄrlich<br />

zu helfen. Ein Internetshop ...<br />

-Hey, sag mal, was ist? unterbricht<br />

er sich, denn ÖzgÄl hat<br />

<strong>die</strong> Kamera sinken lassen. Du<br />

spinnst wohl! Wozu rede ich<br />

Äberhaupt?<br />

á<br />

1. In der FuÇgÅngerzone. Du musst telefonieren, hast aber<br />

k<strong>ein</strong> Handy dabei, <strong>und</strong> <strong>die</strong> junge Frau vom Markforschungsinstitut<br />

lÅsst auch nicht locker. Was tust du?<br />

-Ich fahre so schnell wie mÉglich nach Hause. Das Éde<br />

Shopping langweilt mich. Der Frau erklÅre ich, dass sie<br />

sich <strong>ein</strong>en anderen Job suchen soll.<br />

-Ich frage <strong>ein</strong>fach den tollen Typ da vorne mit s<strong>ein</strong>em<br />

Handy <strong>und</strong> bin enttÅuscht, dass er mich nicht um m<strong>ein</strong>e<br />

Adresse bittet.<br />

2. Du biegst in <strong>ein</strong>e unbelebte SeitenstraÇe <strong>ein</strong>. Ein Fremder<br />

geht hinter dir her. Du hÉrst s<strong>ein</strong>e Schritte auf dem Asph<strong>alt</strong>.<br />

-Ich sehe mich auf k<strong>ein</strong>en Fall nach ihm um. Warum soll


ich <strong>ein</strong>em Menschen Beachtung schenken, den ich Äberhaupt<br />

nicht kenne?<br />

-Ich werde langsamer <strong>und</strong> lasse ihn Äberholen, um ihn mir<br />

genauer anzusehen.<br />

3. Der attraktive Unbekannte folgt dir in d<strong>ein</strong> Stammlokal,<br />

wo du dich mit d<strong>ein</strong>en Fre<strong>und</strong>innen triffst. Er kauft dem<br />

RosenverkÅufer alle Blumen ab <strong>und</strong> schickt ihn damit an<br />

d<strong>ein</strong>en Tisch. Wie reagierst du?<br />

-Ich mÉchte <strong>im</strong> Boden versinken, so p<strong>ein</strong>lich ist mir <strong>die</strong>se<br />

Aufmerksamkeit. Um mit der Situation fertig zu werden,<br />

verteile ich <strong>die</strong> Blumen sofort an m<strong>ein</strong>e anwesenden<br />

Fre<strong>und</strong>innen. Wage bloÇ nicht, an unseren Tisch zu<br />

kommen!<br />

-Ich lÅchele ihn an <strong>und</strong> warte darauf, was er als nÅchstes<br />

tun wird.<br />

4. Welche Art Ohrringe wÄrdest du dir am liebsten schenken<br />

lassen?<br />

-Danke. Ich kaufe mir m<strong>ein</strong>en Schmuck lieber selber.<br />

-Etwas VerrÄcktes <strong>im</strong> Ethnostil, mit Federn oder bem<strong>alt</strong>en<br />

St<strong>ein</strong>en.<br />

5. Du kannst d<strong>ein</strong>e Schlafz<strong>im</strong>mer<strong>ein</strong>richtung nicht mehr<br />

sehen. FÄr welches neue Bett entscheidest du dich?<br />

-Ein helles Bett aus Massivholz; dazu <strong>ein</strong>e Patchwork Tagesdecke.<br />

-Ein King-Size Messingbett plus aufreizender schwarzer<br />

SatinbettwÅsche.<br />

6. Du bekommst <strong>ein</strong>en netten neuen Kollegen. Er signalisiert<br />

Interesse. Wie reagierst du?<br />

-Ich lasse ihn eisk<strong>alt</strong> abblitzen. Er soll ruhig denken, dass<br />

ich <strong>ein</strong> bisschen sprÉde bin.<br />

-Ich frage ihn, ob er spÅter in unsere Stammkneipe<br />

kommt.<br />

7. Du bringst <strong>ein</strong>en Fre<strong>und</strong> mit nach Hause, der <strong>ein</strong>en derart<br />

unsoliden Eindruck hinterlÅsst, dass dich d<strong>ein</strong>e Mutter


hinterher vor ihm warnt. Bei der Gelegenheit erzÅhlt sie<br />

dir auch gleich, dass du <strong>ein</strong> Findelkind bist. Was tust du?<br />

-Ich breche in TrÅnen aus <strong>und</strong> jeden Kontakt zu dem Kerl<br />

ab.<br />

-Mir ist egal, was m<strong>ein</strong>e Mutter redet. Eigentlich mÄsste<br />

sie wissen, wie schwer es heutzutage ist, <strong>ein</strong>en vernÄnftigen<br />

Mann abzukriegen.<br />

-Ich beginne m<strong>ein</strong>en Bruder mit anderen Augen zu sehen.<br />

Vielleicht ist er gar nicht der Langweiler, der sich nur fÄr<br />

Politik interessiert.<br />

8. Be<strong>im</strong> Spazierengehen kommst du an <strong>ein</strong>en dunklen Waldsee.<br />

D<strong>ein</strong> erster Gedanke?<br />

-Ganz schÉn unhe<strong>im</strong>lich hier. àngstlich trete ich den<br />

RÄckzug an.<br />

-Ich suche mir <strong>ein</strong> PlÅtzchen am Waldrand <strong>und</strong> genieÇe<br />

<strong>die</strong> St<strong>im</strong>mung.<br />

9. Du hast <strong>ein</strong>en Fre<strong>und</strong> dabei, mit dem sich etwas anbahnt.<br />

Er schlÅgt vor, sich ans Ufer zu setzen, damit ihr <strong>die</strong><br />

St<strong>im</strong>mung besser genieÇen kÉnnt.<br />

-Ich bedanke mich, aber mir ist es zu feucht hier.<br />

-Pourquoi pas.<br />

10. D<strong>ein</strong>em Bruder laufen <strong>die</strong> MÅdchen nach, ohne dass er es<br />

zu schÅtzen weiÇ, wÅhrend du bei wirklich gut aussehenden<br />

MÅnnern kaum Beachtung findest. Dann verstrickt er<br />

sich auch noch in ungesetzliche Machenschaften. Was<br />

tust du?<br />

-FÄr mich existiert er schon lange nicht mehr. Was wirklich<br />

zÅhlt, ist nur <strong>die</strong> haute couture.<br />

-Obwohl ich s<strong>ein</strong>e politischen Ansichten nicht teile, bringe<br />

ich ihm bei s<strong>ein</strong>em nÅchsten Éffentlichen Auftritt zur<br />

StÅrkung <strong>ein</strong> paar s<strong>ein</strong>er Lieblingspralinen mit.<br />

11. Du gewinnst in <strong>ein</strong>em Preisauschreiben <strong>und</strong> darfst wÅhlen.<br />

Was ist d<strong>ein</strong> Favorit?<br />

-Ein Logenplatz be<strong>im</strong> Wiener Opernball.


-Ein Geschenkgutsch<strong>ein</strong> vom MÉbelcenter.<br />

-Eine Woche Sun&Fun in der Karibik.<br />

12. Nach der Reise steht der Urlaubsflirt vor der TÄr. Im<br />

grauen Alltag knistert es nicht mehr so richtig. Was tust<br />

du?<br />

-Ich erklÅre ihm, dass unser Flirt passÑ ist.<br />

-Ich gebe ihm <strong>ein</strong>e Chance <strong>und</strong> gehe mit ihm essen. Mal<br />

sehen, ob der Funke wieder Äberspringt.<br />

13. Du lernst <strong>ein</strong>en Mann von gewinnendem Wesen <strong>und</strong> mit<br />

dem gewissen Etwas kennen, der jedoch mindestens 15<br />

Jahre Ålter ist als du.<br />

-Ich blocke s<strong>ein</strong>e hartnÅckigen AnnÅherungsversuche ab,<br />

auch wenn's schwer fÅllt. Als sich obendr<strong>ein</strong> herausstellt,<br />

dass er mich <strong>im</strong> Auftrag <strong>ein</strong>er staatlichen BehÉrde Äber<br />

m<strong>ein</strong>en Bruder aushorchen will, beachte ich ihn Äberhaupt<br />

nicht mehr.<br />

-Zuerst ziere ich mich <strong>ein</strong> bisschen, bin dann aber von<br />

ihm so fasziniert, dass ich mich spontan zum Essen <strong>ein</strong>laden<br />

<strong>und</strong> nach Strich <strong>und</strong> Faden verfÄhren lasse.<br />

14. Nachher bietet er dir an, d<strong>ein</strong>em Bruder behilflich zu s<strong>ein</strong>,<br />

wieder auf den rechten Weg zurÄckzufinden.<br />

-Ich weigere mich kategorisch, bei der Bespitzelung m<strong>ein</strong>es<br />

Bruders mitzuwirken. Ein guter Fick ist das <strong>ein</strong>e, aber<br />

muss ich mich darum von jedem Widerling gleich <strong>ein</strong>wickeln<br />

lassen?<br />

-Der Appell an m<strong>ein</strong>e Gesetzestreue fÅllt auf fruchtbaren<br />

Boden. Ich werde aufpassen, dass m<strong>ein</strong> Bruder nicht vollends<br />

auf <strong>die</strong> schiefe Bahn gerÅt. Da ich in Formulieren<br />

nicht so gut bin, lasse ich mir von m<strong>ein</strong>em Liebhaber <strong>ein</strong>en<br />

genialischen Brief an <strong>die</strong> SchulbehÉrde aufsetzen, in<br />

dem ich <strong>die</strong> mir bekannten Verfehlungen m<strong>ein</strong>es Bruders<br />

bestreite <strong>und</strong> um Gnade fÄr ihn bitte, denn er wird es,<br />

wenn ich erst mal mit ihm geredet habe, best<strong>im</strong>mt nicht<br />

wieder tun.


15. Ein Bekannter kommt angelaufen, zwei geklaute Sektflaschen<br />

vor sich her schwenkend. ErschÉpft aber glÄcklich<br />

bleibt er vor dir stehen.<br />

-Ich weigere mich, gestohlenen Sekt zu trinken, auch<br />

wenn's Champagner ist, <strong>und</strong> geselle mich ostentativ zu<br />

m<strong>ein</strong>en Fre<strong>und</strong>innen.<br />

-Ich vergesse <strong>die</strong> Probleme m<strong>ein</strong>es Bruders umgehend<br />

<strong>und</strong> stoÇe mit ihm <strong>und</strong> m<strong>ein</strong>en Fre<strong>und</strong>en auf den gelungenen<br />

Coup an. GroÇer Jubel, als er auch noch Glaskelche<br />

aus den Jackentaschen zaubert.<br />

Zircum kreiÇte <strong>die</strong> GalvanolÉsung in der Flasche zu der<br />

Wohltat um <strong>die</strong> Asche der Injumen. Glas <strong>und</strong> sputzfunkige<br />

Fensterchen errechneten <strong>im</strong> Nu den ihnen verbleibenden Promille<br />

Koeffizienten <strong>und</strong> potenzierten ihn anschlieÇend mit<br />

dem Klarsichtfilterindex zich 100, zich 1000, zich 3 - nichts<br />

sagende Augen, <strong>die</strong> noch ganz anders gefunkelt hÅtten, wenn<br />

hei Kalle warm erwischt worden wÅre. Nur AndrÑ bevorzugte<br />

den breiten Saum des Flaschenhalses, der, wie er auf Nachfrage<br />

mitteilte, das Prickeln weiter nach hinten in den Gaumen<br />

verlagere.<br />

Werding schien unzufrieden. Kam extra rÄber von s<strong>ein</strong>er<br />

Schatteninsel, das KÅppi ins Gesicht gezogen vor all der Sonne,<br />

nippte, schluckte, lÉste sich wieder <strong>und</strong> verwirbelte den<br />

Spreu zurÄck in den Weizen. Offenbarte gehe<strong>im</strong>e Gedanken<br />

<strong>und</strong> GÅnge. Unter breitem Armausbreiten gelang ihm endlich<br />

der Coup. Eine klare Sache, sch<strong>im</strong>mernde Bronzmadam, unter<br />

deren Auspizien er s<strong>ein</strong> Liedchen anst<strong>im</strong>mte, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Andern<br />

fielen nicht unwillig <strong>ein</strong>, erst zaghaft mit <strong>ein</strong>zelnen TÉnen,<br />

dann <strong>im</strong> Stakkatochor staNn-deNn-sie:sTrAmM, voll wie <strong>die</strong><br />

Ölsardinen, flegelleicht wie <strong>ein</strong>e Betriebsfeier, subkutan wie<br />

Backenzahnschmerz. Knusper, knusper, knÅuschen, hing er an<br />

AndrÑ Krommes lauen NÄstern, <strong>ein</strong> ungewÉhnlicher Anblick<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>em kommenden Literaten ziemlich unwÄrdig <strong>und</strong> nicht


viel besser, als wenn er dummer Jahnach eifernd der<br />

Gnubschigen an ihre feuchten vollen Lippen gegangen wÅre;<br />

hing ihm bald in den Armen, bald an den Kniekehlen, bald auf<br />

den SchulterblÅttern, was <strong>die</strong>ser komischerweise ganz behaglich<br />

fand, hatte er auÇer s<strong>ein</strong>em betrÅchtlichen Kommunikationstalent<br />

doch noch andere Muskeln <strong>und</strong> Speckpartien zu<br />

bieten.<br />

UNZIDANSDENAUVDERZTRASE<br />

BIZTERFEHRGERSUMLIKGAM.<br />

Kann Sie aber horchgenau versieren, <strong>die</strong> Gefahr ist nicht von<br />

dewo paar SchlÄckchen Perlentau ausgegangen, ausdes hilflosen<br />

Flaschengeist sich auch bei betrÅchtlichem NachschÄtteln<br />

a/v Schluckauf unsererseits nicht mehr <strong>und</strong> nicht weniger<br />

herauspressen lieÇ als <strong>ein</strong>e ganze Winzergenossenschaft (palp<br />

jenes lÅngst in Rente gegangenen -wa, -ma <strong>und</strong> -mong CuvÑ<br />

<strong>und</strong> Anschubfinanzier, der ihnen <strong>im</strong>mer <strong>die</strong> wohlfeilen<br />

unfergen Aufsbappen entworfen hatte). Zuckerte Back waren<br />

es nicht noch andres edles Angerichte vieler Augen Gierde<br />

schleute <strong>die</strong> Kappen <strong>und</strong> den Sturm bei Klapskojen tokreet <strong>die</strong><br />

weiÇe Pupille <strong>ein</strong> wie weiland Wieland in der Zeitdrang Zeltrangstadt<br />

schrieb was als modern sich gut verkaufte streng<br />

war er in moralischen Fragen <strong>und</strong> dito noch nicht vommensen<br />

betroffen sondern <strong>im</strong> Gegenteil nÅherungsweise mit dem versorgt<br />

was von anzÄglichen Spezyalbryllen culpo bewusst<br />

sychtbar gemacht ylong yber 180 Zero <strong>und</strong> yhre unzulÅssygen<br />

Fylyalen vertylt, grayft auch in fernab stehende Regale studyrt<br />

dye prysynnygen Wohl- ynd Wolkenformatyonen mit derselben<br />

In&ex&brynst wye derjenyge, welcher in dysem byllygen<br />

Schyppen ayn klaynes VermÉgen mÉchte hynderlegen ynd<br />

den Genyss des Geldaysgebens in allen Glydern Vorfreyde<br />

spyrt wye Spyris Spryngynsfyld yny kyne Gnydy gygynybyr<br />

yrmyn Lyty kynnty.<br />

N<strong>ein</strong>, <strong>die</strong> Gefahr dreute von anderen EntdeckerstÉlzen, rockte<br />

sich zurecht auf den KultstÅtten des modernen Gem<strong>ein</strong>we-


sens, hortete in stillen Horten, was sich nur horten lieÇ, <strong>und</strong><br />

kam schÉn langsam angerollt, wie <strong>ein</strong>e monstrÉse Schlammlawine,<br />

<strong>die</strong> alles platt macht, was sich ihr in den Weg stellt.<br />

Plitt, platt, plott <strong>und</strong> ïñóòôóìöõ, <strong>und</strong> sei's <strong>die</strong> verwesende<br />

Haschgeneration. Kalle aber war schnill, schnell, schnoll <strong>und</strong><br />

schlonn schlenn schlau genug, eben <strong>die</strong>s nicht zu tun. Wie<br />

s<strong>ein</strong> UrururgroÇvater, der in den Napoleonischen Kriegen nur<br />

deshalb mit dem Leben davongekommen, weil er den Befehlen<br />

s<strong>ein</strong>es Vorgesetzten, ohne sich ordnungsgemÅÇ abzumelden,<br />

rechtzeitig <strong>ein</strong>en eigenen, flinken Hasenfurz entgegengesetzt<br />

<strong>und</strong> sich in den Folgejahren mit <strong>ein</strong>em willigen Weibe<br />

rammelig gut vermehrt hatte, wÅhrend s<strong>ein</strong>en jÄngeren BrÄdern,<br />

<strong>im</strong>mer mutig <strong>und</strong> gehorsam vorneweg, eben<strong>die</strong>s nicht<br />

vergÉnnt war, erkannte er instinktiv, dass, obwohl <strong>die</strong> Ehrlichkeit,<br />

als conditio sine qua non <strong>ein</strong>es gedeihlichen Mit<strong>ein</strong>anders,<br />

gegenÄber den meisten anderen unserer Anstrengungen<br />

<strong>und</strong> Unternehmungen ausgezeichnet ist <strong>und</strong> uns hilft, dem<br />

Idealzustand <strong>ein</strong>er absolut tugendhaften Existenz mÉglichst<br />

nahe zu kommen (nicht durch prÅzise wissenschaftliche Diskurse<br />

oder indem sie <strong>die</strong> bekannten BeschrÅnktheiten des<br />

menschlichen Denkens <strong>und</strong> Handelns wiederholt, oder vermittels<br />

<strong>ein</strong>er strengen Ideologie oder <strong>im</strong> Gewand <strong>ein</strong>er <strong>die</strong> Wahrheit<br />

fÄr sich all<strong>ein</strong> beanspruchenden Heilslehre zu umgehen<br />

trachtet, sondern indem sie der vage vorgegebenen Richtung<br />

des sozialen Fortschritts folgt), es Situationen gibt, in denen<br />

man besser <strong>die</strong> Flasche in <strong>die</strong> Hand behÅlt <strong>und</strong> allem Übrigen<br />

zu Fersengeld verhilft.<br />

-Das ist ja kaum auszuh<strong>alt</strong>en, stÉhnt Anna vom Wanderver<strong>ein</strong>.<br />

Ja wirklich. Es ist in Nullkommanichts so heiÇ geworden,<br />

dass <strong>die</strong> warme Feuchte von den Tischen StÄhlen BÅnken<br />

Fliesen S<strong>im</strong>sen <strong>und</strong> Sonnenschirmen wegdampft wie Milch<br />

von der heiÇen Herdplatte <strong>und</strong> <strong>die</strong> Schlaffheit <strong>und</strong> unbere-


chenbare Mattigkeit der H<strong>und</strong>stage von allen Kreaturen gnadenlos<br />

Besitz ergreift. Selbst <strong>die</strong> Schatten der Sonnenschirme<br />

<strong>und</strong> des Astwerks der weiter links stehenden <strong>alt</strong>en Silberlinde<br />

mildern <strong>die</strong> Temperaturen kaum.<br />

MÄmmel kommt angeschlurft <strong>und</strong> blickt sich suchend nach<br />

<strong>ein</strong>em Platz um. Er quÅlt sich umstÅndlich zwischen den StÄhlen<br />

der MitschÄler durch, ohne dass <strong>ein</strong>er daran denkt, ihm<br />

Platz zu machen, <strong>und</strong> setzt sich endlich auf <strong>ein</strong>en Hocker, den<br />

er in der Ecke neben Ute ausgemacht hat. Steht gleich wieder<br />

auf, um das Regenwasser, das ihm <strong>die</strong> Hose versaut, energisch<br />

mit der HandflÅche fortzufegen.<br />

-Igitt, kommt es von Connie, <strong>die</strong> er am àrmel ihres neuen<br />

Kleidchens erwischt. Danke fÄr's Bukett.<br />

-Wieso? KÄhlt doch schÉn, sagt Kalle, der Clown.<br />

Einige lachen, obwohl <strong>die</strong> meisten schon an sich nicht zum<br />

Überspannen oder gar Exper<strong>im</strong>entieren neigen, Brunst, Eifer<br />

oder Glut, von Ausnahmen abgesehen, Schwung <strong>und</strong> Elan in<br />

jeder Richtung vermissen lassen, ganz wie der magere Durchschnitt<br />

der deutschen BevÉlkerung, auÇer wenn's was zu holen<br />

gibt, in Hameln pfeift der FÅnger <strong>im</strong> Roggen, wie bei dem<br />

groÇen Versandhaus, das jetzt Pleite gemacht hat <strong>und</strong> k<strong>ein</strong>er<br />

ist sich zu schade, <strong>die</strong> Leiche zu fleddern, oder wenn <strong>die</strong> Frage<br />

<strong>im</strong> Raum steht, <strong>die</strong> manche Erbnichte in Verlegenheit<br />

bringt, ob das <strong>ein</strong>e oder andere SchmuckstÄck womÉglich aus<br />

<strong>ein</strong>er Arisierung stammt.<br />

Egal. BetÅubt von den Nachwehen der sechsten St<strong>und</strong>e, verharren<br />

sie in ihrer Ausgangslage, <strong>ein</strong>em Randmin<strong>im</strong>um, das<br />

<strong>die</strong> Unerbittlichkeit des Photonendruckes ertrÅglicher macht,<br />

ohne dass <strong>die</strong>se Wetterergebenheit, wie es Erwachsenen<br />

manchmal geht, <strong>die</strong> sich, wenn's hoch kommt, wehmÄtig an<br />

stille Tage mit C. erinnern, bei ihnen zu UnpÅsslichkeiten<br />

fÄhren wÄrde. Im Notfall wÅren sie sofort in der Lage, den<br />

gesamten verregneten Vormittag inklusive der beiden Lat<strong>ein</strong>-


st<strong>und</strong>en mit <strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>zigen Cola aus ihren Synapsen zu bannen.<br />

Auch gehÉren, <strong>die</strong> hier lachen, bis auf Karl-H<strong>ein</strong>z PrÉmpers,<br />

nicht zu jener Minderheit, <strong>die</strong> sich vor lauter Innermiss <strong>und</strong><br />

Elterfrunz <strong>und</strong> vergeblicher Kicksuche in absurde Parties oder<br />

Äberhitzte SpielhÉllen stÄrzen, wo sie alles vorhandene<br />

Rauschgift ratzfatz weginhalieren, wie Scott, wenn er <strong>ein</strong>en<br />

Haufen Reisig am Pol gef<strong>und</strong>en hÅtte, um sodann in falsch<br />

verstandener Hoffnungslosigkeit dem stillen Aktivismus der<br />

Verzweiflung zu verfallen, bis sie <strong>ein</strong>es Tages, wenn der Lack<br />

des Opt<strong>im</strong>ismus <strong>und</strong> der Lebensfreude <strong>und</strong> auch alles Äbrige<br />

lÅngst von ihnen abgeblÅttert sind, <strong>ein</strong>e wohlm<strong>ein</strong>ende Vaterfigur<br />

unter ihre Fittiche n<strong>im</strong>mt, sie ihrer Verzweiflung entwÉhnt<br />

<strong>und</strong> dem Rest der Menschheit zurÄckgibt - schon gar<br />

nicht zur Mittagszeit, <strong>und</strong> abends auch nur als drolliger Zoobesuch,<br />

von dem man, wenn man sonst nichts erlebt, was als<br />

Hitzestau das unterforderte Gehirn mit Hormonen betÅubt,<br />

etwas zu erzÅhlen haben will, denn ganz rammdÉsig stupend<br />

sind unsere SchÄler nicht, so gelassen nachgerade schlÅfrig<br />

<strong>und</strong> schicksalsergeben sie hier auch ersch<strong>ein</strong>en das Beste aus<br />

widrigen UmstÅnden herausholend: AndrÑ der Dicke auch<br />

Kromme genannt, <strong>ein</strong> Äberaus vernÄnftiger, den Kreislauf<br />

schonender <strong>und</strong> <strong>ein</strong>sichtig in s<strong>ein</strong> Schicksal sich ergebender<br />

Begleiter schÉner Frauen, ihn wird am Ende, nach schlechten<br />

Erfahrungen, <strong>ein</strong>e erhÉren, <strong>ein</strong>e reicht doch den Meisten, wie<br />

sie s<strong>ein</strong>en VorvÅtern gereicht hat, <strong>die</strong> so <strong>die</strong> Seitenlinie bewahrten,<br />

wenn nicht verbreiterten, wÅhrend s<strong>ein</strong>er Angebeteten<br />

derartige Ahnungen fremd sind, in ihr findet Anderes statt,<br />

was sich am Ende mit gleicher springledernder MÄnze auszahlt.<br />

Undrick si? drodstAmf falzens der-zo wÅnnt anngam sieti<br />

doSu: zam menkeg niffen enauke stanier deak envor peRei<br />

dentei. Negin talosed! andew oll desie ni+chde Uzichme<br />

chenlasS en muldig dasginK lexdaU plixt =emid br<strong>im</strong> Diffen;


middeln sied kudau uswant pisun Derten kIEpe)Lers â4<br />

bedunner wentab nTieb lakekeisd. eR (eI frikener) teroper<br />

erunt melsdÄr merVeR /Ç wÇhnsuh /Ç auses entwiel ank+wÄr<br />

taS haldenz emmban SchWom daa+d spedrie pauchnurin<br />

gl<strong>ein</strong>en pFANNkUCHEN der Substanz nicht gut tuend <strong>ein</strong>er<br />

StraÇe gleich deren Pflaster nur oberflÅchlich geflickt statt<br />

wie der Verkehrsausschuss vehement fordert woher aber das<br />

Geld nehmen in der Flaute Finanzkrise wÅre <strong>die</strong> Jugend<br />

glÄcklicher? unternehmender? wenn sie statt hier ihr Ungere<strong>im</strong>tes,<br />

Spielchen <strong>und</strong> SprÄche abzusondern, zu EinsÅtzen<br />

abkomman<strong>die</strong>rt zum Wohle des Landes BSP <strong>ein</strong>er Ölgesellschaft<br />

Profite vergrÉÇerte <strong>und</strong> sei es durch ihren Tod sind <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong>s Jahr verrÄckt wild rudert Thomas Äber den GlÅsern, Flaschen,<br />

Eisbechern <strong>und</strong> Kuchentellern beobachten <strong>die</strong> Andern<br />

will er sie totschlagen? <strong>die</strong> stilvolle Szene.<br />

-Je mehr du sie scheuchst, desto aggressiver werden sie, sagt<br />

Kalle.<br />

Dann schweigt er, in wonniger Über<strong>ein</strong>kunft spÄrt er Connies<br />

Knie sacht an dem s<strong>ein</strong>en.<br />

-Ein Irrtum, sagt Anna vom Wanderver<strong>ein</strong>. Von Natur seien<br />

<strong>die</strong> Tierchen k<strong>ein</strong>eswegs aggressiv, sondern ganz harmlos.<br />

Nur aufs Fressen versessen.<br />

-Ganz harmlos, ruft AndrÑ Kromme erbost.<br />

-Sie kÉnnen schlecht sehen, sagt Anna Äberlegen lÅchelnd.<br />

Wenn du mit den Armen ruderst, verwirbelst du <strong>die</strong> GerÄche<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Wespe fliegt zickzack. Da guck.<br />

Sie macht es ihm vor.<br />

-Jetzt lasst doch <strong>die</strong> Wespen in Ruhe, kommt es von Werding.<br />

-Wespen seien den Menschen sehr Åhnlich, sagt der Richter.<br />

Zu tausenden sÅÇen sie nach <strong>ein</strong>em Regen in den StartlÉchern,<br />

<strong>und</strong> dann kÅmen sie gnadenlos vorgekrochen.<br />

Connie wirft ihm <strong>ein</strong>en schwer zu deutenden Blick zu.<br />

-NatÄrlich, sagt sie. Werding <strong>und</strong> du.


AndrÑ Kromme spielt mit dem Zipfel der Tischdecke, der<br />

Äber s<strong>ein</strong>em Hosenlatz baumelt. Dabei guckt er sie so verliebt<br />

an, dass den Andern ganz schlecht wird.<br />

-Wo <strong>die</strong> alle herkommen, sagt Kalle.<br />

Er hÅngt Äber s<strong>ein</strong>em Glas <strong>und</strong> Årgert sich, weil ihm <strong>die</strong> Viecher<br />

den letzten Schluck Sekt vermiesen.<br />

-Man sollte doch m<strong>ein</strong>en, <strong>ein</strong>e GroÇstadt wÅre fÄr <strong>die</strong> fremdes<br />

Revier. Die Autos, <strong>die</strong> HÅuser, <strong>die</strong> StraÇen, der ganze Beton.<br />

-Dass er sich nur nicht tÅusche, doziert <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e, dunkle<br />

Wanderratte mit den roten StrÅhnen. Die stÅdtische Umgebung<br />

h<strong>alt</strong>e fÄr Wespen genÄgend Nahrung <strong>und</strong> BrutplÅtze<br />

bereit. Die explo<strong>die</strong>renden Populationen fÄhrten zu ÄberfÄllten<br />

Nestern <strong>und</strong> damit zu Stress. Den wÄrden <strong>die</strong> Arbeiterinnen<br />

dann in den BiergÅrten abbauen. Mit groÇem Eifer stÄrzten<br />

sie sich auf alles Essbare. Vom Objekt ihrer Begierde<br />

lieÇen sie trotz Lebensgefahr nicht ab. Sie seien eben <strong>ein</strong> bisschen<br />

dumm <strong>und</strong> folgten all<strong>ein</strong> ihrem Fressinstinkt.<br />

-Verstanden, sagt Kalle. Das Gebrumme gefÅllt mir <strong>im</strong>mer<br />

besser.<br />

Thomas Benders Wespe kommt auf Anna zugeflogen. Sie<br />

tanzt demonstrativ vor ihren Augen, ihrem M<strong>und</strong> <strong>und</strong> unter<br />

ihrem Kinn. Gleich setzt sie sich noch in <strong>die</strong> Haare.<br />

ich bin nicht dumm du blÇde kuh nicht dumm<br />

ich heiÉe nicht fÄr dich ich bin<br />

neu etwas neu--es, neu--es<br />

etwas wirk-lich wirk-lich neu--es.<br />

Bei <strong>ein</strong>em KuchenkrÄmel lÅsst sie sich nieder. Behutsam hebt<br />

sie ihre FÄhler. Man sieht, sie kommt sich wichtig vor.<br />

ich weiÉ was, was du nicht weiÉt, doch warum<br />

ich warum ich<br />

h<strong>alt</strong>e mich zurÄck<br />

ichegoistichs<strong>ein</strong>funktion<br />

fÄlle sprache ich<br />

welches alphabet du auch benutzt


welche Laute<br />

nicht vergessen zeigen da<br />

park erreiche<br />

fffffffffflllllllllllliiiiiiiie<br />

verirre in m<strong>ein</strong> labyrinth<br />

krepiere gift krepiere schlag<br />

selber finden mÄssen ausweg lÇsung<br />

AndrÑ Kromme schnipst nach Gerstenmeier, wÅhrend Thomas<br />

<strong>ein</strong> dunkles BehÅltnis aus s<strong>ein</strong>em SÅckchen holt <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e milchig<br />

weiÇe FlÄssigkeit in <strong>ein</strong> leeres Sektglas gieÇt <strong>und</strong> gieÇt<br />

<strong>und</strong> gieÇt. Er betrachtet das Glas, betrachtet es von links <strong>und</strong><br />

von rechts, von vorne <strong>und</strong> hinten, oben <strong>und</strong> unten, <strong>und</strong> schÄttet<br />

sich das Zeug dann in <strong>ein</strong>em Zug in den feurigen Schl<strong>und</strong>.<br />

Ute verzieht das Gesicht, aber selbst mit verzogenem Gesicht<br />

ist sie schÉn, nur falls ihr mal <strong>ein</strong> verschmÅhter Liebhaber<br />

Benzin da r<strong>ein</strong> gÉsse ... aber mit sowas soll man nicht scherzen,<br />

<strong>und</strong> wenn sie noch so oft das Gesicht verzieht, weil sie<br />

ahnt, was Thomas Bender da so ungeniert auf Ex hinunterstÄrzt,<br />

ohne sich von Utes sÄÇsaurer Miene <strong>im</strong> Mindesten<br />

erschrecken zu lassen. Denn sie ist nicht s<strong>ein</strong>e Mutter <strong>und</strong><br />

auch nicht s<strong>ein</strong> Lehrer oder sonst <strong>ein</strong>e erziehungsberechtigte<br />

Respektsperson, sondern <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong>e junge Frau, <strong>die</strong> noch<br />

vor <strong>ein</strong> paar Jahren mit ZÉpfen <strong>im</strong> Haar auf dem Spielplatz<br />

<strong>im</strong>mer geheult hat.<br />

-Oh, sagt er nur. Oh, oh, oh.<br />

Tut so, als ob. Ihm alles hochnotp<strong>ein</strong>lich wÅre. Stellt das leere<br />

weiÇe Glas hinter den Eisbecher, wie um es Gerstenmeiers<br />

Blicken zu entziehen. Buster Keaton lÅsst grÄÇen.<br />

Er schiebt das Glas dem Richter zu.<br />

Der schiebt es feixend zurÄck.<br />

Nun n<strong>im</strong>mt er das Glas <strong>und</strong> hÅlt es sich wie schÄtzend vor <strong>die</strong><br />

Brust.


Er lÅsst es langsam unter <strong>die</strong> Tischplatte gleiten, auÇer Sicht<br />

der Anderen, <strong>und</strong> holt es dann wieder vor, um es mit todernster<br />

Miene erneut hinter den Eisbecher zu platzieren, gackert<br />

dabei aber plÉtzlich los wie verrÄckt, so dass sich alle gestÉrt<br />

fÄhlen <strong>und</strong> froh sind, als der Anfall endlich vorbei ist.<br />

FÄr <strong>ein</strong>en Moment kehrt Ruhe <strong>ein</strong>. Connie blÅttert achtlos in<br />

ihrer Frauenzeitschrift. Ute leckt sich <strong>die</strong> Lippen. Kalle grinst.<br />

AndrÑ Kromme schnipst noch <strong>im</strong>mer vergeblich nach Gerstenmeier.<br />

Der Richter kratzt sich am Ohr, als ihn <strong>ein</strong> plÉtzlicher<br />

Zahnschmerz durchzuckt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Sorge, <strong>die</strong> ZahnfleischentzÄndung,<br />

<strong>die</strong> ihn <strong>im</strong> FrÄhjahr so lange m<strong>alt</strong>rÅtiert hat, kÉnne<br />

womÉglich wiederkommen. MÄmmel liegt am Strand <strong>und</strong><br />

das blonde MÅdchen ist wie <strong>ein</strong>e leichte Brise, <strong>die</strong> s<strong>ein</strong>e Haut<br />

streichelt. Langsam geht er hinunter ins Wasser, legt sich auf<br />

den RÄcken <strong>und</strong> lÅsst sich von der Brise treiben. Thomas<br />

Bender ist leider noch nicht fertig. Unvermittelt fÅngt er an,<br />

laut <strong>und</strong> kregel mit dem Richter Äber ihre letzte Aktion zu<br />

schwadronieren. So laut lacht der Richter, dass endlich auch<br />

Connie den Kopf hebt <strong>und</strong> ihre schÉnen braunen Augen auf<br />

ihn richtet.<br />

Nur Ute zuckt nicht mal mit der falschen W<strong>im</strong>per. Im Gegensatz<br />

zu ihrer Fre<strong>und</strong>in, <strong>die</strong> sich <strong>im</strong> ÜbermaÇ mit allen VerfÄgbaren<br />

<strong>ein</strong>deckt, steht sie weder auf <strong>die</strong> Selbstbezogenen noch<br />

auf <strong>die</strong> Introvertierten, <strong>die</strong> ihren M<strong>und</strong> nicht aufkriegen. Sie<br />

kann es sich leisten, wÅhlerisch zu s<strong>ein</strong> <strong>und</strong> abzuwarten, bis<br />

ihr der Mann ihrer TrÅume wie <strong>ein</strong>e reife Frucht in den SchoÇ<br />

fÅllt.<br />

Leicht benebelt sitzen sie da, MÅdchen <strong>und</strong> Jungen, Jungen<br />

<strong>und</strong> MÅdchen. UntÅtig sitzen sie da, <strong>und</strong> vÉllig entspannt,<br />

unterm gnausen GewÉlbe <strong>ein</strong>er strahlgelben Glut. Einige folgen<br />

Åuglings den schwebenden Untieren bis hinter <strong>die</strong> BrÄstung,<br />

andere schwitzen allerlei Sorgen aus, <strong>die</strong> sie erst <strong>im</strong>


Herbst wieder <strong>ein</strong>holen werden. WÅssrige, lauwarme KlÅnge<br />

schallen vom anderen Ende des Parks herÄber, <strong>ein</strong>same Riffe<br />

oder Fetzen <strong>ein</strong>es befremdlichen elektronischen DrÉhnens<br />

sowie auch stakkato windschiefe Trommelwirbel, wie isolierte<br />

Farbtupfer oder plÉtzlich aufsteigende, seltsam falsch riechende<br />

Duftwolken, <strong>die</strong> erst noch <strong>ein</strong> zusammenhÅngendes<br />

Gesamtkunstwerk werden wollen. Aus hÉheren Schichten der<br />

AthmosphÅre, wo andere óõúùûü herrschen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Sterblichen,<br />

von Liebenden abgesehen, normalerweise k<strong>ein</strong>en Zutritt<br />

haben, brechen sie Äber <strong>die</strong> Welt der Terrasse her<strong>ein</strong>. Auf den<br />

àsten der Linde hat sich <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Schwarm Dompfaffen mit<br />

lachsroten BÅuchen niedergelassen <strong>und</strong> beÅugt Thomas Bender,<br />

wie er sich s<strong>ein</strong>es ihm von der Mutter aufgezwungenen<br />

Poll<strong>und</strong>ers entledigt, das selbstgefÅrbte Hemd glatt streicht<br />

<strong>und</strong> mit den Fingern durch <strong>die</strong> krausen Haare fÅhrt.<br />

Als erste unterbricht Ute den stillen Reigen, indem sie auf<br />

Pfad unn Pfuhl mit Connie Schminktipps austauscht <strong>und</strong> minutenlang<br />

von den VorzÄgen ihrer neuen Hautcreme<br />

schwÅrmt.<br />

-Er passt so gut zu mir, sagt sie plÉtzlich. Sagt <strong>die</strong>s seufzend<br />

<strong>und</strong> ohne sich <strong>im</strong> mindesten von mithÉrenden AnhÅngern <strong>und</strong><br />

AbgehÅngten irritieren zu lassen. - Ja, vielleicht gibt ihr deren<br />

MithÉrenkÉnnen <strong>und</strong> Äberhaupt Anwesenheit auf <strong>die</strong>ser kl<strong>ein</strong>en<br />

BÄhne des Lebens sogar den besonderen Kick.<br />

-Er ist groÇ, sportlich, sieht gut aus <strong>und</strong> stu<strong>die</strong>rt Medizin.<br />

Nicht so <strong>ein</strong> AufreiÇertyp ... - obwohl er am Anfang aufgetrumpft<br />

hat wie <strong>ein</strong> ungehobelter Flegel, <strong>und</strong> ich dachte was<br />

will der denn, aber dann haben wir uns noch sehr nett unterh<strong>alt</strong>en<br />

auf s<strong>ein</strong>er Homepage stand er ist 23 <strong>und</strong> am nÅchsten<br />

Tag 22, da habe ich ihn gefragt, wie <strong>alt</strong> bist du denn eigentlich?<br />

Und s<strong>ein</strong> Sternzeichen hatte sich auch geÅndert, erst war<br />

er Skorpion, <strong>und</strong> dann Waage.<br />

Mit <strong>ein</strong>er gekonnten Drehung des Kopfes schÄttelt sie <strong>die</strong><br />

dichten blonden Haare aus dem schÉnen Gesicht. Oh rÄttel


dich <strong>und</strong> schÄttel dich, wirf Gold <strong>und</strong> Silber Äber mich. So<br />

selbstsicher ist sie, so lange weiÇ sie schon um <strong>die</strong> verheerende<br />

Wirkung, <strong>die</strong> sie auf das mÅnnliche Geschlecht ausÄbt, <strong>und</strong><br />

auch ihr Vater hat's ihr erklÅrt, der sich Sorgen macht <strong>und</strong> sie<br />

abends nicht all<strong>ein</strong> aus dem Haus lÅsst. K<strong>ein</strong> W<strong>und</strong>er, wenn<br />

selbst <strong>alt</strong>e Bekannte plÉtzlich ankommen <strong>und</strong> etwas von ihr<br />

wollen. Aber sie sagt dann gewÉhnlich: du kennst mich schon<br />

so lange, <strong>und</strong> nun soll alles anders s<strong>ein</strong>?<br />

Niemand weiÇ, welches Schicksal sie der<strong>ein</strong>st erwartet, schon<br />

gar nicht sie selbst. Denn ihre Zukunft hÅngt weniger von<br />

ihren PlÅnen <strong>und</strong> Einstellungen als von ZufÅllen <strong>und</strong> ererbten<br />

Temperamenten ab, davon, was fÄr <strong>ein</strong> Mensch sie ist <strong>und</strong> wie<br />

sie mit ihrem Charakter bei anderen ankommt. Wird sie Pech<br />

haben, in missliche Lagen geraten? Dann muss sie versuchen,<br />

das beste daraus zu machen. Ist sie still <strong>und</strong> verstockt wie <strong>ein</strong><br />

Fisch, stolz wie <strong>ein</strong> Storch, geschwÅtzig wie <strong>ein</strong>e Gans, distanzlos<br />

wie <strong>ein</strong> junger H<strong>und</strong>, oder hÅlt sie sich, obwohl sie<br />

(wie wir alle) <strong>die</strong> Mechanismen menschlichen Wirkens <strong>und</strong><br />

Handelns nicht vÉllig durchschaut, fÄr <strong>ein</strong> halbwegs freies<br />

Wesen <strong>und</strong> orientiert ihr Urteil Äber <strong>die</strong> Gegenwart, wie auch<br />

ihre PlÅne fÄr <strong>die</strong> Zukunft, an fiktiven emotionalen Fixpunkten,<br />

<strong>die</strong> sie selber oder andere fÄr sie gesetzt haben, indem sie<br />

<strong>die</strong> allzu grobkÉrnigen Visionen, Modelle <strong>und</strong> Interpretationen,<br />

<strong>die</strong> erratisch durch ihr Bewussts<strong>ein</strong> wandern, zwanglos<br />

auf <strong>die</strong> Wirklichkeit anwendet? Wird sie abschÅtzig m<strong>ein</strong>en,<br />

das Streben nach Freiheit sei nur <strong>ein</strong>e Illusion, <strong>ein</strong> GefÄhlsirrtum,<br />

der sich unweigerlich <strong>ein</strong>stellt, wenn man <strong>ein</strong>e EntscheidungsmÉglichkeit<br />

zwischen zwei ZwÅngen hat? Kann sie<br />

ÅuÇere ZwÅnge, <strong>die</strong> ihr von der Gesellschaft auferlegt werden,<br />

Äberhaupt von inneren unterscheiden, <strong>die</strong> Launen, Triebe,<br />

Über-Ich <strong>und</strong> <strong>die</strong> eigene Bequemlichkeit diktieren?<br />

Wird sie <strong>im</strong> Zweifel den NÉten <strong>und</strong> der Skepsis des Einzelnen<br />

den Vorzug geben, oder eher der trÄgerischen NestwÅrme<br />

<strong>ein</strong>er Gem<strong>ein</strong>schaft, <strong>und</strong> gar glauben, zwischen beiden beste-


he gar k<strong>ein</strong> Gegensatz, weil individuelle <strong>und</strong> kollektive Bestrebungen<br />

letztlich Äber<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>men, sich aufheben <strong>im</strong> Sinne<br />

der Hegelschen Dialektik?<br />

Oder wird sie <strong>die</strong>se Einstellung fÄr unaufrichtig, <strong>im</strong> besten<br />

Falle fÄr viel zu positiv befinden, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bedeutung autonomer<br />

Individuen zu schÅtzen wissen, <strong>die</strong> all<strong>ein</strong> in der Lage<br />

sind, in kritischen Phasen auf gesellschaftliche Fehlentwicklungen<br />

hinzuweisen <strong>und</strong> qualitativ neue Impulse fÄr <strong>die</strong> Zukunft<br />

zu geben? Wird sie deren EinsprÄche bei jeder sich<br />

bietenden Gelegenheit als schÅdlichen Individualismus<br />

brandmarken <strong>und</strong> zugunsten des Betriebsfriedens <strong>und</strong> momentanen<br />

reibungslosen Funktionierens des Systems beiseite<br />

schieben oder wird sie <strong>die</strong> menschliche Freiheit als das hÉchste<br />

Gut preisen <strong>und</strong> all jenen recht geben, <strong>die</strong> der Macht nicht<br />

nachzugeben bereit sind?<br />

Wird sie Geistesgeschichte schreiben? Sich genialisch aus<br />

dem F<strong>und</strong>us dessen be<strong>die</strong>nen, was 'in der Luft' liegt <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e<br />

<strong>die</strong>ser Ideen zu ihrem Anliegen machen, um sie derart auszuschmÄcken,<br />

dass <strong>ein</strong>e von Instinkten geleitete Herde ihr darin<br />

zu folgen bereit ist? Oder wird sie sich auf unserem Planeten<br />

vÉllig deplatziert vorkommen <strong>und</strong> wie Bruno der BÅr in <strong>die</strong>sem<br />

ungelÉsten Zustand verharren, bis <strong>ein</strong>e vorbei hechelnde,<br />

ÄberglÄckliche Meute sie <strong>ein</strong>fach totschieÇt?<br />

Wird <strong>die</strong> Leidenschaft der MÅnner, denen sie sich verweigert,<br />

nur <strong>ein</strong> unbedeutendes Strohfeuer s<strong>ein</strong>, oder <strong>ein</strong>er Stichflamme<br />

gleichen, an der man sich lebensgefÅhrlich verbrennt?<br />

Werden umgekehrt <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> sie ermutigt, sie nicht nur<br />

fÄr schÉn, sondern auch fÄr geistreich <strong>und</strong> klug h<strong>alt</strong>en, fÄr <strong>ein</strong><br />

Wesen, das niemand umhin kann, mit ganzem Herzen zu begehren,<br />

oder eher fÄr <strong>ein</strong> dÄmmliches Kalb, das auf jeden<br />

Pascha her<strong>ein</strong>fÅllt?<br />

Wird sie <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Mittelpunkt stehen, <strong>die</strong> Szene beherrschen<br />

oder der<strong>ein</strong>st <strong>ein</strong>en beschaulichen Lebensabend als all<strong>ein</strong>stehende<br />

Lehrerin in <strong>ein</strong>em von den GroÇeltern geerbten Haus in


PoppenbÄttel genieÇen, bis <strong>ein</strong>es Tages <strong>die</strong> Polente auf'n hei-<br />

Çen Tip hin bei ihr auftaucht, um sie ins Kittchen zu stecken?<br />

Wird sie daraufhin hysterisch bei ihrem Dealer anrufen, der<br />

aber jede Verantwortung weit von sich weist: alles Schuld von<br />

<strong>die</strong>se blinde Spitzel gefÄhrt auf d<strong>ein</strong> Spur erst <strong>im</strong>mer Stoff<br />

liebe Doktor LÅmmer <strong>im</strong>mer KÄmmi KÄmmi <strong>und</strong> dann er uns<br />

verrate spitze Spritze bis ganze KÉrper <strong>ein</strong>e Masse Narbtes<br />

hart <strong>und</strong> trocken Nase Gaumen weckefress von viele Schnupf<br />

/ lang ~ Schlauch. Ektoplas aus alle Öffen rag suche Haarspray<br />

st<strong>und</strong>enlang vergesse habe wo hinlege <strong>und</strong> folge s<strong>ein</strong>e<br />

Spur durch ganze Stadt?<br />

Wird sie jammern, nichts als Verfolgung sei ihr Schicksal?<br />

Nur weil sie MitgefÄhl mit SchÄlern <strong>und</strong> ExschÄlern habe. Sie<br />

alle aufsuche, mit ihnen spreche, <strong>ein</strong> Ohr fÄr ihre NÉte zeige,<br />

sie mit Stoff versorge <strong>und</strong> ihnen so <strong>ein</strong> paar St<strong>und</strong>en Wohls<strong>ein</strong><br />

<strong>und</strong> Entspannung zuteil werden lasse? Ist sie aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong>es Gendefektes Äberhaupt in der Lage, sich auf Parties <strong>und</strong><br />

bei Extremsportarten zu verausgaben <strong>und</strong> schnellen aber wankelmÄtigen<br />

MittelschÄlerinnen auf SportplÅtzen hinterher zu<br />

rennen, oder sucht sie in ihrer Freizeit bevorzugt nach der<br />

Balance von KÉrper <strong>und</strong> Geist, erweitert ihre Weltsicht <strong>und</strong><br />

ÅuÇert ihre M<strong>ein</strong>ung ohne jeden Respekt vor der Entstehung<br />

<strong>die</strong>ses VÉlkchens, das allen Ernstes doch wohl nicht Seite an<br />

Seite mit den direkt aus der Ursuppe aufgestiegenen Kulturnationen<br />

genannt werden kann? Verschlingt sie ihren Hegel,<br />

verteidigt ihn gegen Angriffe von allen Seiten, auch gegen<br />

Vogtaler, der nur weil s<strong>ein</strong> Vater m<strong>ein</strong>t, sich vor der Globalisierung<br />

in den Staub werfen zu mÄssen ... Kurz gesagt, ist sie<br />

<strong>ein</strong>e von jenen, <strong>die</strong> jahrelang BrÅutigame verschleiÇen, <strong>im</strong>merzu<br />

auf der Suche nach <strong>ein</strong>em, der ihr besser gefÅllt, oder<br />

wird sie, nachdem sie sich fÄr den Medizinstudenten entschieden<br />

hat, fÄr <strong>im</strong>mer bei ihm bleiben?


-Er ist wirklich genau so, wie ich ihn mir <strong>im</strong>mer ertrÅumt<br />

habe, seufzt sie. Dass ich mich schon frage, wo ist der PferdefuÇ.<br />

-Ich wÄrde mir k<strong>ein</strong>e Sorgen machen. Manchmal passt <strong>ein</strong>fach<br />

alles zusammen, sagt Connie so fÄrsorglich, dass der<br />

Richter <strong>die</strong> Augen verdreht.<br />

Er weicht Vogtalers bohrenden Blicken aus. Er kratzt sich am<br />

Hals, wobei er <strong>ein</strong>en groÇen neuen Eiterpickel unter dem<br />

Kinn entdeckt. Er betastet ihn vorsichtig <strong>und</strong> <strong>und</strong> n<strong>im</strong>mt sich<br />

vor, ihn <strong>die</strong>smal best<strong>im</strong>mt nicht auszudrÄcken.<br />

-Ich bin schon dabei, mich <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es bisschen zu verlieben,<br />

sagt Ute mit <strong>ein</strong>em LÅcheln, das verstÅrkt wird durch ihre<br />

perlweiÇen ZÅhne. Ich spÄr's genau. Es fÅngt an zu kribbeln,<br />

<strong>und</strong> ich kann an gar nichts Anderes mehr denken.<br />

Sie verstummt fÄr <strong>ein</strong>en Moment, was sonst nicht ihre Art ist,<br />

<strong>und</strong> mit Sehnsucht in den Augen lehnt sie sich weit zurÄck,<br />

um hinaufzublicken, zu den Kondensstreifen der DÄsenflugzeuge,<br />

zum Zeppelin mit s<strong>ein</strong>em Werbebanner, <strong>und</strong> zu dem<br />

<strong>ein</strong>samen Ballonfahrer in der Ferne, der fÄr <strong>ein</strong> surreales Zauberwesen<br />

wie sie best<strong>im</strong>mt Platz in s<strong>ein</strong>em Korb hÅtte, <strong>und</strong><br />

wÅre fast mit dem Stuhl nach hinten gefallen, wenn, ja wenn<br />

MÄmmel, der bisher noch k<strong>ein</strong>en Ton gesagt hat, aber nicht<br />

ganz zufÅllig hinter ihr sitzt, sie nicht auffangen <strong>und</strong> fÄr <strong>ein</strong>en<br />

kurzen, nicht unangenehmen Moment in s<strong>ein</strong>en Armen h<strong>alt</strong>en<br />

wÄrde. Er spÄrt den f<strong>ein</strong>en Stoff ihrer Bluse, ihre feuchte verschwitzte<br />

Haut, <strong>und</strong> sie spÄrt den Griff s<strong>ein</strong>er HÅnde, s<strong>ein</strong>en<br />

Atem an ihrem Ohr. Dennoch ignoriert sie ihn, wÅhrend sie<br />

sich wieder aufrappelt, ignoriert ihn vÉllig, weil sie findet,<br />

dass sie ihm genug Aufregung geboten hat, <strong>und</strong> wendet sich<br />

wieder ihrer Fre<strong>und</strong>in zu.<br />

-Ich mag ja den <strong>ein</strong>en aus der Ottenser Clique, sagt <strong>die</strong> ganz<br />

unverhohlen. Wolfi. Ich weiÇ nicht, ob du den kennst.<br />

-Ich dachte, du stehst auf Stefan Ko<strong>wal</strong>ski?<br />

-Ja schon, auch, sagt Connie. Aber das hat k<strong>ein</strong>e Zukunft.


Sie sagt es, ohne den Richter anzusehen, denn sie hÅlt den<br />

Kopf gesenkt <strong>und</strong> blÅttert <strong>im</strong>mer noch in ihrer Frauenzeitschrift.<br />

Im sagenumwobenen Atlantis wohnte <strong>ein</strong>st <strong>ein</strong> sehr sehr armer<br />

Mann mit s<strong>ein</strong>er zweiten Frau, Luise mit Namen. Beide<br />

litten schwere Not, hungerten an jedem zweiten Tag <strong>und</strong><br />

mussten sich ihren Lebensunterh<strong>alt</strong> eigenhÅndig erarbeiten.<br />

Eines Tages trafen sie <strong>ein</strong>en reichen Adligen, dem Luise so<br />

gut gefiel, dass er sie ihrem Mann fÄr viel Gold abkaufen<br />

wollte. Dem Mann gefiel das schÇne Gold, <strong>und</strong> auch Luise<br />

war nicht abgeneigt, dem Adligen zu folgen.<br />

-Warte mal - Wolfi? sagt Ute. Ich glaube ja, den kenne ich.<br />

Aber der ist doch so dÄnn. Dass du auf den stehst!? Stefan ist<br />

doch ganz anders. Und d<strong>ein</strong> letzter Fre<strong>und</strong> ...<br />

-Doch ja, ich mag ihn, sagt Connie schnell. Wir waren frÄher<br />

schon mal verabredet, bevor er mit s<strong>ein</strong>er Exfre<strong>und</strong>in zusammenkam.<br />

Sie betrachtet ihre Finger <strong>und</strong> entdeckt <strong>ein</strong>e Stelle, an der der<br />

Nagellack abgesplittert ist.<br />

-Ich bin wahrsch<strong>ein</strong>lich nicht attraktiv genug fÄr ihn, sagt sie<br />

zweifelnd <strong>und</strong> verzweifelt.<br />

-Ach Unsinn, du siehst doch gut aus! Ich weiÇ nicht, warum<br />

du d<strong>ein</strong> Licht <strong>im</strong>mer unter den Scheffel stellst. Du brauchst<br />

dich wirklich nicht zu verstecken, mit d<strong>ein</strong>en schÉnen Augen.<br />

Wie <strong>ein</strong> Kristall, solche Augen hast du.<br />

MÄmmel blickt an sich herab bis unter den Tisch. S<strong>ein</strong>e<br />

Shorts sind vom Boss. S<strong>ein</strong>e Schuhe sind das Angesagteste an<br />

FuÇbekleidung, was es momentan zu kaufen gibt, Sohlen mit<br />

leuchtend weiÇer Umrandung, das Leder oben mit karierten<br />

Schnallen verziert, <strong>und</strong> mit verschiedenfarbigen MetallbÅndern<br />

an den Seiten. Aber was nÄtzt das? Er vergeudet nur<br />

s<strong>ein</strong>e KrÅfte, in dem vergeblichen Versuch, fremdartige, rÅtselhafte,<br />

ja unergrÄndliche GeschÉpfe fÄr sich <strong>ein</strong>zunehmen,<br />

<strong>die</strong> soviel Interesse an ihm haben. Er tufft sich auf zu Pracht


<strong>und</strong> Glanz <strong>und</strong> fÄhrt alle mÉglichen KunststÄckchen vor, nur<br />

um am Ende festzustellen, dass sie niemals fÄr ihn erreichbar<br />

s<strong>ein</strong> werden.<br />

-Ich mache best<strong>im</strong>mt nicht den ersten Schritt, sagt Connie mit<br />

schwankender St<strong>im</strong>me. Ich warte ab, ob er auf mich zukommt.<br />

Damit beendet sie das Thema, <strong>und</strong> fÅngt stattdessen wieder<br />

mit ihrer Feuchtigkeitscreme an:<br />

-Sie ist zwar teurer, aber auch viel besser als <strong>die</strong> <strong>alt</strong>e, bei der<br />

ich <strong>im</strong>mer Probleme mit der Haut bekomme. Am ersten Tag<br />

<strong>ein</strong> Jucken, am zweiten wird <strong>die</strong> Haut ganz rauh, <strong>und</strong> am dritten<br />

habe ich Äberall Pusteln <strong>und</strong> Flecken <strong>im</strong> Gesicht.<br />

-Und am vierten Tag hast du gar k<strong>ein</strong> Gesicht mehr, blÉkt<br />

Kalle von rechts.<br />

Und als sie ihn ganz verdattert angucken:<br />

-Nagellack, Lippenstift, Hautcremes. HÉrt mal, Kinder, verschlaft<br />

ihr nicht <strong>ein</strong> bisschen das Leben?<br />

Ein Haufen halblahmer Touristen ging vornabwÅrts, <strong>die</strong> MÅnner<br />

zuerst, dann ihre Frauen, kl<strong>ein</strong>e <strong>und</strong> groÇe, dralle <strong>und</strong><br />

drahtige, gutaussehende <strong>und</strong> bucklige waren darunter, <strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong>ige Äberlegten, ob sie hier <strong>ein</strong>kehren sollten. Den M<strong>ein</strong>ungsfÄhrern<br />

an der Spitze des Zuges schien <strong>die</strong> Besatzung<br />

der Terrasse aber zu grell <strong>und</strong> zu lÅrmig. Nur zwei junge Leute,<br />

bei denen irgendetwas mit den SchuhbÅndern nicht st<strong>im</strong>mte,<br />

blieben kurz stehen, <strong>und</strong> man hÉrte jetzt, dass es EnglÅnder<br />

oder Amerikaner waren, <strong>die</strong> sich den Park ansehen wollten.<br />

-Sind doch aggressiv, sagte Werding, den <strong>ein</strong>e, nachdem er<br />

sie fast am RÄssel erwischt, <strong>im</strong> Sturzfkug verwegen angriff<br />

mehrmals, so dass er den Faden verlor.<br />

-Ruhig bleiben, Mensch, sagte der Richter.<br />

Den umlagerten sie Finger HÅnde Arme Schultern Kopf<br />

SchwÅrme <strong>im</strong> Dutzend sorglos war er seit Menschengedenken,<br />

blutkrank? machten sich Eltern Tanten selbst GroÇonkel


Gedanken, so dass er das Thema vor Fre<strong>und</strong>en nicht anschnitt<br />

sich nur noch stickum in s<strong>ein</strong>er Unangreifbarkeit sonnte.<br />

-BloÇ ruhig bleiben, wiederholte er. Sonst fliegt alles runter.<br />

Er kannte den GefÅhrten Pappenhe<strong>im</strong>er, wusste was hÅufig<br />

ihm zustieÇ <strong>und</strong> ihn hinterher bassthenisch erstaunte: bestellte<br />

notorisch Apfelsaft, was Wespen wild macht <strong>und</strong> <strong>ein</strong>en genervten<br />

Wirt regresswÄtig vorschieÇen lÅsst, hielten <strong>die</strong> Andern<br />

sich raus wohlig zurÄckgelehnt, nur AndrÑ Kromme<br />

dann <strong>und</strong> wann fupps fuchs fix schnipsend, doch wenig erfolgreich<br />

in s<strong>ein</strong>em Begehr.<br />

-Zu schnell, sagte er, <strong>und</strong> wÄrden von Jahr zu Jahr schneller.<br />

Denn er m<strong>ein</strong>te sich zu erinnern, wie kurzen ProzeÇ frÄher<br />

s<strong>ein</strong> Vater mit damals ziemlich lahmen WespenvÉlkern gemacht,<br />

<strong>und</strong> fragte sich <strong>im</strong> Anklang an <strong>die</strong> Biologiest<strong>und</strong>e bei<br />

Frau Puder, der kl<strong>ein</strong>en drallen Lehrerin, <strong>die</strong> nach dem frÄhen<br />

Tod ihres Mannes den Laden mit fÄnf Kindern all<strong>ein</strong> schmei-<br />

Çen musste, <strong>und</strong> k<strong>ein</strong>er fragte sie, wie sie zurechtkam, wÅhrend<br />

sie unaufh<strong>alt</strong>sam grau <strong>und</strong> unsch<strong>ein</strong>bar wurde, <strong>und</strong> sich<br />

auch so fÄhlte, sie, <strong>die</strong> frÄher ganz gut aussah, aber wenigstens<br />

hatte sie sich rechtzeitig gut vermehrt, ob hier <strong>ein</strong>e genetische<br />

Selektion vorlag, ebenbÄrtig der Rate, mit welcher<br />

manche mÉrderischen Potentaten sich fortpflanzten, so dass<br />

man Angst bekam, was aus der Menschheit mal werden wÄrde<br />

(oder bereits geworden war), oder <strong>ein</strong>e gehorsame, gnadenlose<br />

Soldateska (auch wieder Angst) <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

BÄrokratenseelen <strong>und</strong> Jasager, <strong>die</strong> Heuchler <strong>und</strong> Arschkriecher<br />

(Angst Angst Angst), ebenbÄrtig in Geschwind dem<br />

technischen Fortschritt seit Lilienthal, den <strong>die</strong> Amerikaner<br />

nicht hochleben lieÇen, weil sie ihre eigenen Leute hatten, <strong>die</strong><br />

Stadtwespen als durch <strong>die</strong> Bedingungen ihrer Existenz besonders<br />

von nach ihnen schlagenden HandrÄcken gefÅhrdet,<br />

flutschige Haruns <strong>und</strong> hektische Raschis geworden, was vormals<br />

in friedlichen DÉrfern in Ruhe pflegen durfte <strong>die</strong> hÅngende<br />

Brut, <strong>und</strong> mÄÇig umherstreifen. Alles passÑ jetzt, aus-


getauscht unter Darwins Auspiz, wie es geschrieben stand <strong>im</strong><br />

Gesetzesbuch der Natur, <strong>und</strong> wÄrden <strong>die</strong> Nachbarn bald ebenso<br />

he<strong>im</strong>suchen, Althamburg <strong>und</strong> Pinneberg, BarsbÄttel,<br />

Halstenbek, R<strong>ein</strong>bek, Elmshorn, Sasel <strong>und</strong> Wentorf, Quickborn,<br />

Hausbruch, Bergedorf BÉrnsen Moorfleet Rissen <strong>und</strong><br />

Wedel.<br />

Die Welt war <strong>ein</strong> stetiger vielst<strong>im</strong>miger Fluss, <strong>und</strong> wenn der<br />

Mensch von Ereignissen sprach, <strong>die</strong> er als Ursachen oder<br />

Wirkungen verstand, oder von dem, was der Fall war, setzte<br />

er nur Marken oder Lesezeichen in <strong>die</strong> Wahrnehmung, <strong>die</strong><br />

s<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> von <strong>die</strong>sem Strom hatte. In dem Moment, in<br />

dem er zu denken anfing oder zu reden ansetzte, wurde aus<br />

ihm <strong>ein</strong> sch<strong>ein</strong>bar anderes Wesen, das s<strong>ein</strong>e Åffische Natur<br />

vÉllig vergessen machte <strong>und</strong> in <strong>ein</strong> eigenes, r<strong>ein</strong> <strong>im</strong>aginÅres<br />

Universum trat, das es mit den angeredeten Artgenossen teilte.<br />

Die Welt war <strong>ein</strong> Strom, <strong>ein</strong> mal zÅher, mal reiÇender Strom,<br />

in welchem wackelige HÅuser auf fau<strong>lenden</strong> F<strong>und</strong>amenten<br />

standen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Wahrheit tatkrÅftig manipuliert wurde. In<br />

<strong>ein</strong>em solchen Haus saÇ MÄmmel, <strong>und</strong> saÇ doch nicht darin.<br />

Sah abwechselnd Ute <strong>und</strong> Connie an. Anna <strong>und</strong> Kalle saÇen<br />

darin, <strong>und</strong> der Richter saÇ drin, <strong>und</strong> saÇ doch nicht darin. Sah<br />

Connie an, <strong>und</strong> zuweilen auch Ute; sah sie vollkommen wertneutral<br />

an. Thomas saÇ drin, <strong>und</strong> saÇ doch nicht darin. LieÇ<br />

strÉmen den Strom. AndrÑ Kromme saÇ drin, <strong>und</strong> ÖzgÄl <strong>und</strong><br />

Vogtaler auch, <strong>und</strong> wÅhrend es dem Richter <strong>und</strong> wenigen<br />

AuserwÅhlten gelang, sich ihre Faszination nicht anmerken zu<br />

lassen, hingen <strong>die</strong> Blicke der Mehrheit wie Saugnapfen fest an<br />

den SchÉnsten der SchÉnen.<br />

Sie waren ganz Frau. Ignorierten <strong>die</strong> Einen wie auch <strong>die</strong> Anderen,<br />

<strong>und</strong> nur der dritte <strong>im</strong> B<strong>und</strong>e steckte solche kl<strong>ein</strong>en<br />

Zwischentiefs ganz locker weg. Er hatte <strong>die</strong> Ruhe, wo andere<br />

vor Ingr<strong>im</strong>m zu schielen beginnen, betÄterte sie von vorne bis<br />

hinten <strong>und</strong> ungeachtet Henkes Vertrauensvorschusses, Unge-


horsam <strong>und</strong> Regelverletzungen in s<strong>ein</strong>er Klasse sofort zu<br />

melden, wÅren ihm ihre Namen nicht Äber <strong>die</strong> Lippen gekommen.<br />

Wahrte auch stets <strong>die</strong> korrekte Distanz, so dass ihm<br />

k<strong>ein</strong>e auf <strong>die</strong> Finger klopfen musste, nicht <strong>ein</strong>mal lachend.<br />

Verehrte sie, wie s<strong>ein</strong>e Gene ihm <strong>ein</strong>gaben, <strong>und</strong> lieÇ nicht<br />

nach <strong>im</strong> steten BemÄhen. Wartete auf s<strong>ein</strong>e Gelegenheit. Wartete.<br />

Heute back ich, morgen brau ich, Äbermorgen hol ich<br />

der KÇnigin ihr Kind.<br />

FÄr den Richter hingegen waren sie unter aller Kanone. Die<br />

<strong>ein</strong>e Lehramt, <strong>die</strong> andere Jura, <strong>und</strong> jetzt wollte sie Medizin<br />

stu<strong>die</strong>ren. Alles FÅcher, wo man hinterher gut versorgt war.<br />

Ignorante HÄhner ohne Tiefgang, mit denen man sich Äberhaupt<br />

nicht beschÅftigen sollte. Er verachtete sie. Wie rollig<br />

verachtete er sie! Er verachtete Connies Haare (w<strong>und</strong>erbar<br />

schwarz <strong>und</strong> fest <strong>und</strong> voll), Utes Augen (w<strong>und</strong>erbar blau wie<br />

<strong>ein</strong> Bergsee so blau) mit den w<strong>und</strong>erbaren W<strong>im</strong>pern (w<strong>und</strong>erbar<br />

falsch), Lippen, Wangen, NÄstern, den Hemdchen <strong>und</strong><br />

Leibchen, <strong>die</strong> sie trugen, <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> RÉcke, Sandalen <strong>und</strong><br />

GÄrtelschnallen: alles, alles verachtete er. Ihre weiblichen<br />

Formen - oh, wie verachtete er <strong>die</strong>! Und erst den w<strong>und</strong>erbar<br />

r<strong>ein</strong>en, sch<strong>im</strong>mernden T<strong>ein</strong>t der ganz jungen Frau, ja, auch<br />

den verachtete er inbrÄnstig hemmungslos <strong>und</strong> voller Besessenheit.<br />

Und wÅhrend sie lachten <strong>und</strong> schnatterten, verachtete<br />

er ihre w<strong>und</strong>erbaren MÄnder <strong>und</strong> <strong>die</strong> w<strong>und</strong>erbar perlweiÇen<br />

ZÅhne, <strong>die</strong> sie <strong>im</strong> Takt ihres Schnatterns rhythmisch entblÉÇten.<br />

Er wusste von <strong>ein</strong>em GerÄcht,<br />

<strong>und</strong> MÄmmel wusste von <strong>ein</strong>em GerÄcht,<br />

<strong>und</strong> Kalle wusste von <strong>ein</strong>em GerÄcht,<br />

<strong>und</strong> AndrÑ Kromme wusste von dem GerÄcht,<br />

<strong>und</strong> nur Anna wusste, dass es nicht st<strong>im</strong>mte,<br />

<strong>die</strong> offene Anna vom Wanderver<strong>ein</strong>, nach allen Richtungen<br />

war sie offen <strong>und</strong> hÅtte ihnen klarmachen <strong>und</strong> plastisch vorfÄhren<br />

kÉnnen, dass in dem stetigen Fluss, der <strong>die</strong> Welt ist,


<strong>die</strong> Eigendynamik des Eros <strong>ein</strong> Beispiel dafÄr liefert, wie<br />

genetische Muster <strong>die</strong> Entwicklung <strong>ein</strong>er neuen Gesellschaft<br />

stÉren kÉnnen, indem s<strong>ein</strong>e Tollheiten <strong>und</strong> Torheiten jede<br />

Gleichheit der Menschen a priori zunichte machen. Denn<br />

<strong>die</strong>se paaren sich nicht beliebig, sondern wÅhlen den <strong>ein</strong>en<br />

aus <strong>und</strong> enttÅuschen damit unvermeidlich den anderen, weil in<br />

den SÑparÑes des Bewussts<strong>ein</strong>s <strong>und</strong> der Kommunikation archaische<br />

VorgÅnge <strong>die</strong> Oberhand beh<strong>alt</strong>en, <strong>die</strong> es <strong>ein</strong>zelnen<br />

MÅnnchen ermÉglichen, unter Anwendung best<strong>im</strong>mter VerfÄhrungstechniken<br />

<strong>ein</strong> Weibchen nach dem anderen zu erobern,<br />

wÅhrend andere, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Techniken nicht beherrschen,<br />

<strong>im</strong>mer wieder leer ausgehen, <strong>und</strong> umgekehrt viele besonders<br />

attraktive Frauen andauernd ihre Liebhaber wechseln,<br />

an denen sie schnell das Interesse verlieren <strong>und</strong> <strong>die</strong> sie dann in<br />

<strong>die</strong> WÄste schicken, weil sie mit <strong>ein</strong>em noch Besseren rechnen<br />

zu dÄrfen m<strong>ein</strong>en, <strong>ein</strong>em mit Charisma <strong>und</strong> besonderen<br />

FÅhigkeiten, der nur leider auch bei anderen Weibchen gut<br />

ankommt, <strong>und</strong> dass sich demnach in der SexualitÅt nie <strong>die</strong><br />

Utopien des GlÄcks <strong>und</strong> der Liebe durchsetzen werden, sondern<br />

best<strong>im</strong>mte biogenetische Akkorde auf <strong>im</strong>mer den Ton<br />

vorgeben, welche das menschliche Verh<strong>alt</strong>en auch in anderen,<br />

von starkem WÄnschen <strong>und</strong> Wollen geprÅgten Lebensbereichen<br />

vorbest<strong>im</strong>men.<br />

Diese operieren generell auf zwei Ebenen: auf <strong>ein</strong>er unausgesprochenen<br />

HyperflÅche der Triebe <strong>und</strong> TrÅume <strong>und</strong> auf <strong>ein</strong>er<br />

Ebene wohlfeiler Lippenbekenntnisse <strong>und</strong> unaufrichtiger GefÄhlsÅuÇerungen.<br />

Hier ist nicht von der normalen HÉflichkeit <strong>die</strong> Rede, <strong>die</strong> um<br />

ihre eigenen Interessen weiÇ <strong>und</strong> aus Bequemlichkeit Konflikten<br />

gern aus dem Weg geht. Auch nicht von risikoreichen<br />

Methoden wie Betrug oder Intrige. Sondern von jener systematischen<br />

Verstellung, <strong>die</strong> sich manche Menschen zulegen,<br />

um andere, <strong>ein</strong>flussreichere Zeitgenossen fÄr sich <strong>ein</strong>zunehmen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> zumeist aus nichts weniger besteht als <strong>ein</strong>em


unausgesetzten Sch<strong>wal</strong>l von Phrasen, M<strong>im</strong>iken <strong>und</strong><br />

anpasserischen M<strong>ein</strong>ungsbek<strong>und</strong>ungen, <strong>die</strong> auf ihre GesprÅchspartner<br />

<strong>ein</strong>prasseln. Sie be<strong>die</strong>nen sich hierbei <strong>ein</strong>er<br />

sch<strong>ein</strong>bar harmlosen, in Wirklichkeit aber ÅuÇerst wirksamen<br />

Politik der Maskerade, das heiÇt, sie spielen Theater, jonglieren<br />

gekonnt mit jeder Art von Ideen oder ÅuÇern je nach Situation<br />

<strong>und</strong> Temperament ihre wirkliche M<strong>ein</strong>ung nur, wenn sie<br />

sich <strong>ein</strong>en Vorteil davon versprechen. FÄr <strong>die</strong>se Heroen der<br />

Kommunikation sind nicht <strong>die</strong> Ideen das Pr<strong>im</strong>Åre, sondern<br />

ihre PersÉnlichkeit, <strong>die</strong> sich jener be<strong>die</strong>nt. Einige von ihnen,<br />

um <strong>ein</strong> extremes Beispiel zu geben, entwickeln Theorien herrschaftsfreier<br />

Kommunikation - nur um in <strong>ein</strong>em hierarchischen<br />

Hochschulsystem oder in der von LeitwÉlfen geprÅgten<br />

Welt des Feuilletons mÉglichst rasch selber zum Leitwolf<br />

aufzusteigen.<br />

Derart wirken Ideen <strong>und</strong> Paradigmen als Anker oder Riffe,<br />

um <strong>die</strong> sich <strong>die</strong> Gehirne wie blÄhende Korallen gruppieren.<br />

Jedes versucht, ihnen auf mÉglichst gefÅllige Weise Ausdruck<br />

zu verleihen, doch wÅhrend <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> als Unterlegene<br />

aus <strong>die</strong>sem Wettbewerb hervorgehen, <strong>die</strong> ungeselligen Sozi<strong>alt</strong>Élpel,<br />

<strong>die</strong> sich durch unpassende Bemerkungen oder hektisches<br />

Flossenschlagen allgem<strong>ein</strong> unbeliebt gemacht haben,<br />

vom Riff abgedrÅngt werden <strong>und</strong> zusehen mÄssen, in Untiefen<br />

<strong>und</strong> gefÅhrlichen StrÉmungen all<strong>ein</strong> zurecht zu kommen, winken<br />

den Gewinnern <strong>die</strong> tollsten Preise, sie schleppen <strong>die</strong><br />

schÉnsten Frauen ab, machen Karriere, kommen zu Einfluss<br />

<strong>und</strong> VermÉgen <strong>und</strong> dÄrfen am Ende auch mit <strong>ein</strong>er hÉheren<br />

Rente rechnen. Meist handelt es sich um Menschen, <strong>die</strong> sich<br />

in jeder Situation fest <strong>im</strong> Griff haben, <strong>und</strong> selbst, wenn sie<br />

schroff angegriffen oder gar beleidigt werden, nach auÇen<br />

vÉllig ruhig <strong>und</strong> gelassen bleiben <strong>und</strong> sich, wenn Äberhaupt,<br />

nur an AbhÅngigen <strong>und</strong> Untergebenen abreagieren. Sie verstehen<br />

es meisterhaft, <strong>ein</strong>e angenehme Unterh<strong>alt</strong>ung zu fÄh-


en, <strong>und</strong> ihr Publikum auf eigens anberaumten Festveranst<strong>alt</strong>ungen,<br />

auf denen sie sich unter groÇem Tamtam gegenseitig<br />

mit Orden behÅngen, durch Anekdoten <strong>und</strong> witzige Sottisen in<br />

gehobene St<strong>im</strong>mung zu versetzen. Kraft ihrer M<strong>im</strong>ikry sind<br />

sie der Schmierstoff der guten Gesellschaft <strong>und</strong> unter beliebig<br />

komplizierten UmstÅnden in der Lage, sich dauerhaft nach<br />

oben zu <strong>die</strong>nern <strong>und</strong> sogar selbst zu AnfÄhrern <strong>und</strong> Idolen<br />

aufzusteigen. Sie sind Äberall ganz vorne dabei, ob es sich um<br />

Investmentbanken, Forschungsinstitute der Computertechnik,<br />

der KriegfÄhrung oder um <strong>ein</strong>e Sozialwissenschaft handelt,<br />

<strong>die</strong> ihre Regierung <strong>im</strong> auÇenpolitischen Machtgerangel der<br />

Nationen mit Hintergr<strong>und</strong>materialien versorgt, <strong>und</strong> ohne weiteres<br />

bereit, jede Art von institutionell legit<strong>im</strong>ierten Ungerechtigkeiten,<br />

ja sogar staatlichen Terrorismus mit wohlfeilen<br />

BegrÄndungen zu rechtfertigen, indem sie zum Beispiel<br />

Kriegsvorbereitungen als Friedensaufgabe umdeklarieren <strong>und</strong><br />

mit juristischen Kniffen zu <strong>ein</strong>em regelrechten Kosmos vorgeblicher<br />

Legit<strong>im</strong>itÅt aufblasen.<br />

Unter solchen UmstÅnden ist <strong>die</strong> Wahrheit schwer zu finden,<br />

<strong>die</strong>, obwohl sie nichts als <strong>ein</strong>e Sch<strong>im</strong>Åre ist, <strong>ein</strong>e Fata Morgana<br />

des Verstandes, welche dem Durstenden <strong>ein</strong>en bloÇ <strong>im</strong>aginÅren<br />

Idealzustand vorgaukelt, in <strong>die</strong>ser wolkigen, utopischen<br />

Existenzform als ult<strong>im</strong>atives Ziel dennoch <strong>ein</strong>e unerlÅssliche<br />

Richtschnur bleibt, ohne <strong>die</strong> unser Denken, unser ganzes Das<strong>ein</strong><br />

der Beliebigkeit <strong>und</strong> der WillkÄr anhe<strong>im</strong>fallen wÄrden.<br />

Sie ist <strong>ein</strong> ewiger Vorgang, <strong>ein</strong>e permanente Entschleierung,<br />

<strong>die</strong> hinter der ersten Erkenntnis, so genau sie auch verifiziert<br />

worden ist, <strong>ein</strong> zweites Warum sichtbar macht, <strong>und</strong> hinter der<br />

zweiten Antwort das dritte Warum <strong>und</strong> so weiter bis ins Unendliche.<br />

Vielleicht finden auÇerirdische oder kÄnstliche Lebensformen<br />

mehr <strong>und</strong> bessere Antworten als <strong>die</strong> Menschen,<br />

deren Gehirne alle von Åhnlicher, Åhnlich beschrÅnkter Struktur<br />

sind, so dass sie sich zwar verstehen <strong>und</strong> <strong>ein</strong>ander mittei-


len kÉnnen, sich allzu oft aber auch gem<strong>ein</strong>sam irren (wenn<br />

sie nicht gerade Krieg gegen<strong>ein</strong>ander fÄhren) <strong>und</strong> daher Erkenntnisse<br />

<strong>und</strong> PhÅnomene denkbar sind, <strong>die</strong> der menschlichen<br />

Intelligenz per se verschlossen bleiben. Diese ist wie <strong>ein</strong><br />

fruchtbarer, von Mauern umschlossener Garten voller schÉner<br />

Blumen <strong>und</strong> ertragreicher Nutzpflanzen. Doch so viele GewÅchse<br />

man dort auch zÄchtet: <strong>die</strong> Mauern werden sich nie<br />

Äberwinden lassen.<br />

Und wo ist jener Garten zu finden? In den KÉpfen natÄrlich,<br />

wo auch <strong>die</strong> Gesellschaft existiert, als <strong>ein</strong> allgegenwÅrtiger<br />

kollektiver Bewussts<strong>ein</strong>szustand, der mit den beschrÅnkten<br />

Mitteln des Verstandes <strong>die</strong> Naturwelt zu lenken <strong>und</strong> zu beherrschen<br />

trachtet, als Konglomerat von M<strong>ein</strong>ungen, Theorien,<br />

sozialen Empfindungen <strong>und</strong> sonstigen GefÄhlen, denen<br />

jenseits der physikalischen RealitÅt <strong>ein</strong>e eigene Wirklichkeit<br />

zukommt. Sobald <strong>die</strong> Dinge von <strong>ein</strong>em Bewussts<strong>ein</strong> wahrgenommen<br />

werden, gehÉrt <strong>die</strong>se Wahrnehmung nicht mehr zum<br />

r<strong>ein</strong>en So-s<strong>ein</strong> der Materie, sondern sie wird in der Welt der<br />

Universalien gewissermaÇen ausgesetzt, der geistigen Wesenheiten,<br />

<strong>die</strong> zwar nur in den KÉpfen existieren, aber fast alle<br />

<strong>ein</strong>en Bezug zu ihr unterh<strong>alt</strong>en. Das Denken bildet bestÅndig<br />

solche Muster - darin besteht geradezu s<strong>ein</strong> Wesen - <strong>und</strong><br />

wendet sie auch auf sich selber an, indem es Metabegriffe<br />

formt, <strong>die</strong> nicht auf ÅuÇeren Objekten, sondern auf solchen<br />

des Geistes operieren. Gewiss ist das 'Existieren' <strong>die</strong>ser Muster<br />

<strong>und</strong> Universalien etwas anderes als das <strong>ein</strong>es realen Objektes,<br />

da sie nicht in der ÅuÇeren Wirklichkeit, sondern <strong>im</strong> Kopf<br />

entworfen werden. Und doch darf in beiden FÅllen von Existenz<br />

<strong>die</strong> Rede s<strong>ein</strong> - nicht nur weil <strong>die</strong> Welt der Gedanken auf<br />

denselben kl<strong>ein</strong>sten Einheiten (Atome, MolekÄle, elektrische<br />

StrÉme) wie <strong>die</strong> realen Objekte fuÇt <strong>und</strong> andererseits auch <strong>die</strong><br />

Wahrheit des ganzen Universums in Ersch<strong>ein</strong>ungen nur ko<strong>die</strong>rt<br />

ist, sondern weil mit ihm der Lauf der Dinge <strong>und</strong> das<br />

Verh<strong>alt</strong>en der Materie prÅzise gesteuert werden kÉnnen.


Ohne dass wir uns dessen bewusst sind, wird unser Handeln<br />

bestÅndig von mehreren Polen best<strong>im</strong>mt, unter denen <strong>die</strong> Vernunft<br />

<strong>ein</strong>e weit geringere Bedeutung hat als gem<strong>ein</strong>hin vorausgesetzt.<br />

Metaphorisch ausgedrÄckt, liegt sie in dem weitrÅumigen,<br />

vielgest<strong>alt</strong>igen Universum unserer Psyche wie <strong>ein</strong><br />

toter Hering in der Sahnesauce. Es ist oft interessant zu beobachten,<br />

wie Vernunft <strong>und</strong> GefÄhle als Player sich ablÉsen,<br />

<strong>und</strong> zwar, ohne dass <strong>die</strong> BrÄche explizit sichtbar werden. Instinkte,<br />

<strong>die</strong> in unterschiedlichen AusprÅgungen auftreten kÉnnen,<br />

operieren auf gegebenen ZustÅnden des Bewussts<strong>ein</strong>s<br />

<strong>und</strong> helfen ihm, auf ÅuÇere UmstÅnde zu reagieren, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se<br />

ZustÅnde hervorrufen. Sie machen das automatisch, ohne <strong>die</strong><br />

Vernunft um Erlaubnis zu fragen. Eine rationale Revisionsinstanz<br />

gibt es gewÉhnlich nur in sehr begrenztem Umfang, <strong>und</strong><br />

oft ordnet sich der Intellekt den Leidenschaften <strong>und</strong> Instinkten<br />

bereitwillig unter. Er lÅsst sich fÄr ihre Zwecke <strong>ein</strong>spannen,<br />

erfindet gar Argumente, um ihre AuswÄchse zu rechtferigen,<br />

<strong>und</strong> wiegt sich dabei noch in dem Glauben, er sei <strong>die</strong> treibende<br />

Kraft des Bewussts<strong>ein</strong>s. Der Mensch erklÅrt sich zu etwas<br />

Besonderem, den Tieren Äberlegen, weil er m<strong>ein</strong>t, s<strong>ein</strong>e Instinkte<br />

<strong>im</strong> Zaum h<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> mit dem Verstande steuern zu<br />

kÉnnen. In Wirklichkeit sind <strong>die</strong> Instinkte von selber <strong>im</strong><br />

Zaum, sind gar nicht so wild <strong>und</strong> ungestÄm, wie man sie sich<br />

gewÉhnlich vorstellt. SchlieÇlich verlÅuft auch das Leben der<br />

Tiere Äblicherweise in durchaus geordneten Bahnen, wÅhrend<br />

umgekehrt unsere Vernunft, <strong>die</strong> doch Quelle <strong>und</strong> Hort der<br />

Kultur s<strong>ein</strong> soll, oftmals von unausgesprochenen Leidenschaften<br />

angetrieben wird, <strong>die</strong> zu 'unvernÄnftigem' Handeln Anlass<br />

geben, <strong>und</strong> dann in <strong>ein</strong>er weiteren Wendung eben dadurch <strong>ein</strong><br />

sogenanntes Kulturgut hervorbringen (oder <strong>die</strong> Apokalypse).<br />

Leider besteht <strong>die</strong> vielgepriesene menschliche Zivilisation in<br />

Wirklichkeit aus nicht viel mehr als <strong>ein</strong> paar gut funktionierenden<br />

Maschinen <strong>und</strong> aus ganz viel Tralala. NatÄrlich enthÅlt


sie <strong>ein</strong> neues, in der Naturgeschichte bisher nicht da gewesenes<br />

Moment, das sich auf Basis unserer Intelligenz entwickelt<br />

hat, <strong>ein</strong> sehr nÄtzliches <strong>und</strong> durchaus <strong>ein</strong>drucksvolles Moment,<br />

das den Menschen HÅuser <strong>und</strong> StraÇen bauen, Musiken<br />

spielen <strong>und</strong> Apparate erfinden lÅsst, <strong>die</strong> das Leben erleichtern<br />

<strong>und</strong> schÉner <strong>und</strong> angenehmer machen. Jedoch bezogen auf<br />

das Das<strong>ein</strong> an sich des Individuums ist <strong>die</strong> Vernunft der GefÄhlswelt<br />

untergeordnet oder nur <strong>ein</strong>e ErgÅnzung, <strong>ein</strong> Wurmfortsatz,<br />

der von s<strong>ein</strong>em Unterbewussts<strong>ein</strong> abhÅngig ist.<br />

Das 'Ich bin' hÅngt mit dem 'Ich denke' ganz anders zusammen<br />

als von Kant supponiert - ohne dass <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Existenz<br />

<strong>ein</strong>es freien Willens ausschlieÇen wÄrde. SÅtze wie 'Ich will<br />

das <strong>und</strong> das' aber auch 'Ute ist schÉn' gehen auf affektive Impulse<br />

zurÄck, <strong>die</strong> aus unserem Inneren kommen. Also der<br />

Wille, auch der Wille zur Macht, <strong>und</strong> Empfindungen - von<br />

SchÉnheit, Ekel, Zufriedenheit <strong>und</strong> so fort - sind ursprÄnglicher<br />

als <strong>die</strong> Vernunft <strong>und</strong> werden von der Sprache nur verkleidet,<br />

<strong>ein</strong>er Sprache, <strong>die</strong> zu <strong>ein</strong>em wesentlichen Teil der<br />

verlÅngerte Arm der GefÄhle <strong>und</strong> Leidenschaften ist.<br />

Eine heftige BÉ fegte Servietten, GetrÅnkekarten <strong>und</strong> Streichholzschachteln<br />

von den Tischen <strong>und</strong> schreckte <strong>die</strong> SchÄler aus<br />

ihren Gedanken <strong>und</strong> St<strong>im</strong>mungen. Oxidroter Staub wirbelte<br />

Äber den Vorplatz. Die LÅden der TerrassentÄren klapperten<br />

so bedrohlich, dass <strong>ein</strong> hungriger Spatz, der sich auf den Fliesen<br />

ziemlich weit vorgewagt hatte, vorsichtshalber das Weite<br />

suchte. Im selben Moment kam <strong>ein</strong> knallrotes Cabriolet mit<br />

quietschenden Reifen unmittelbar vor dem GelÅnder zum<br />

Stehen. Zufahrt verboten. Anna, <strong>die</strong> versucht hatte, mit ihren<br />

Hausaufgaben anzufangen, gab endgÄltig auf. Es war viel<br />

interessanter, <strong>die</strong> Reaktionen der Anderen zu beobachten. Ute<br />

zum Beispiel, <strong>die</strong> aufgesprungen war <strong>und</strong> <strong>die</strong> Treppe hinunter


eilte, oder MÄmmel, dessen Augen ihr mit jÅmmerlichem<br />

Ausdruck folgten.<br />

Empfindungen als vormenschliche Instinkte? Das Wahrnehmen<br />

von SchÉnheit als <strong>ein</strong> tierischer Akt? Man muss sie sich<br />

nur anschauen, <strong>die</strong> schÉnen GeschÉpfe, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Natur hervorgebracht<br />

hat. Niemand soll glauben, ihre SchÉnheit sei nur fÄr<br />

uns Menschen gemacht, wÄrde nur von uns wahrgenommen.<br />

Und auch in Bereichen, wo <strong>die</strong> Vernunft sch<strong>ein</strong>bar unangefochten<br />

<strong>die</strong> Vorherrschaft innehat, wo sie zu wahren HÉhenflÄgen<br />

ansetzt, in der Mathematik oder Philosophie, ordnet sie<br />

sich letztlich bereitwillig <strong>ein</strong>em anderen unter. Dem Ich nÅmlich,<br />

der Seele oder Psyche oder wie man das nennen will,<br />

was aus vernÄnftigen <strong>und</strong> unvernÄnftigen, bewussten <strong>und</strong><br />

vorbewussten Komponenten zusammengesetzt ist <strong>und</strong> was<br />

man sich als <strong>ein</strong>en brodelnden oder auch still vor sich hin<br />

siedenden Topf mit <strong>ein</strong>er reichlich trÄben BrÄhe vorstellen<br />

kann, aus welcher gelegentlich FontÅnen vorschieÇen, Jets,<br />

Impulse, <strong>die</strong> uns zum Handeln bringen <strong>und</strong> in vorderster Linie<br />

ganz <strong>und</strong> gar nichts mit dem Verstand zu tun haben. Diese<br />

Impulse, auf <strong>die</strong> wir in MaÇen durchaus Einfluss haben, weil<br />

es <strong>ein</strong>e Wechselwirkung mit der Vernunft gibt, <strong>und</strong> auch mit<br />

unserer Wahrnehmung, werden <strong>im</strong> Gehirn, nicht selten an der<br />

Vernunft vorbei, in verbale Exklamationen, in Kommunikation<br />

umgesetzt: das ist <strong>die</strong> Rolle der Sprache.<br />

'Sie hopst in s<strong>ein</strong> knallrotes Cabriolet.' Mit ihren Lautmalereien<br />

<strong>und</strong> Metaphern enthÅlt <strong>die</strong>se Aussage offensichtlich <strong>ein</strong>e<br />

ganze Menge EmotionalitÅt. Aber auch in der Kombination:<br />

'Sie fÅhrt mit ihm fort.' kÉnnen, wie MÄmmel bestÅtigen wÄrde,<br />

Emotionen enth<strong>alt</strong>en s<strong>ein</strong>. Und der Mathematiker, der den<br />

Satz des Pythagoras ausspricht <strong>und</strong> vollinh<strong>alt</strong>lich versteht, der<br />

ihn fÄr s<strong>ein</strong>e Tiefe <strong>und</strong> formale Einfachheit bew<strong>und</strong>ert <strong>und</strong><br />

lobt, ist nicht frei von Emotionen, der Liebe zur Wissenschaft


<strong>und</strong> zu ihren Zeichen <strong>und</strong> Schlussweisen. Ich behaupte sogar,<br />

dass <strong>die</strong>se Emotionen, <strong>die</strong> auf den ersten Blick zweitrangig,<br />

dem Sinngeben <strong>und</strong> Verstehen nur beigemischt sind, <strong>ein</strong>en<br />

wahrhaft entscheidenden Aspekt ausmachen, unseres Ichs<strong>ein</strong>s<br />

wie auch ihrer Bedeutung nach, weil sie weitere Handlungs<strong>im</strong>pulse<br />

auslÉsen, wÅhrend <strong>die</strong> bloÇe An<strong>ein</strong>anderreihung logisch<br />

aus<strong>ein</strong>ander folgender Wahrheiten ohne <strong>die</strong>se stÅndig<br />

nachschieÇenden Impulse gar nicht vonstatten ginge. Die<br />

Vernunft macht das Leben <strong>und</strong> den Umgang mit der Natur<br />

bequemer <strong>und</strong> <strong>ein</strong>facher, aber darÄber hinaus ist sie sek<strong>und</strong>År.<br />

Pr<strong>im</strong>År ist unsere Seele. Das haben <strong>die</strong> Romantiker richtig<br />

erkannt.<br />

Flaschen, GlÅser, Eisbecher <strong>und</strong> Besteck auf <strong>ein</strong>em Tablett<br />

balancierend, kommt Gerstenmeier angetÅnzelt, in s<strong>ein</strong>em<br />

besten Bratenrock. An den Tischen erwartet ihn <strong>ein</strong> vielst<strong>im</strong>miges<br />

Konzert aus r<strong>ein</strong>en SchÄlerkehlen, das <strong>die</strong> Dompfaffen<br />

auf der Linde spontan mitsingen lÅsst.<br />

CHOR DER SCHÜLER Boxerl<strong>im</strong>o, Boxerl<strong>im</strong>o.<br />

GERSTENMEIER Hippo, hippo, Hypercola.<br />

CHOR DER SCHÜLER Boxerl<strong>im</strong>o ...<br />

GERSTENMEIER Hippo Cola.<br />

CHOR DER SCHÜLER Boxerl<strong>im</strong>o <strong>im</strong> CafÑ.<br />

GERSTENMEIER Hippo, Hippo ...<br />

CHOR DER SCHÜLER Boxer, Boxer ...<br />

GERSTENMEIER Hypertolle Supercola.<br />

CHOR DER SCHÜLER Boxerl<strong>im</strong>o <strong>im</strong> CafÑ.<br />

Die SchÄler wippen zum Takt mit KÉpfen <strong>und</strong> Armen, mit<br />

ihrem ganzen OberkÉrper wippen sie, <strong>und</strong> auch alle Tiere, <strong>die</strong><br />

Insekten <strong>und</strong> VÉgel, wippen <strong>und</strong> tanzen mit. Der Wirt balanciert<br />

das Tablett auf s<strong>ein</strong>em Zeigefinger, wÅhrend er nur mit<br />

den FuÇspitzen den Boden berÄhrt, lÅsst es leicht in <strong>die</strong> Luft<br />

steigen, um es schnell wieder <strong>ein</strong>zufangen, <strong>und</strong> man kann sich<br />

anschaulich vorstellen, wie er <strong>ein</strong>st in besseren Zeiten mit eng


anliegendem Trikot in Moskau, Paris, Tokyo, Kaiserslautern,<br />

Bochum, Bielefeld <strong>und</strong> auf allen mÉglichen anderen BÄhnenbrettern<br />

herumgesprungen ist <strong>und</strong> welche ErschÄtterungen<br />

<strong>und</strong> tektonischen Verschiebungen er damit in der Welt des<br />

Balletts ausgelÉst hat.<br />

K<strong>ein</strong>er sagt mehr was. Alle sind Gefangene ihres Bewussts<strong>ein</strong>s<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>er voll befriedigenden materiellen RealitÅt <strong>und</strong><br />

der Hitze, <strong>die</strong> sich wie <strong>ein</strong> Schild Äber <strong>die</strong>ses Bewussts<strong>ein</strong> <strong>und</strong><br />

ihre Befriedigung legt, sich darÄber legt wie <strong>ein</strong> Panzer, von<br />

dem man sich nur schwer befreien kann - ohne jedoch <strong>die</strong>se<br />

Gefangenschaft als besonders unangenehm zu empfinden.<br />

Denn sie werden weder von Kreislauferkrankungen noch von<br />

Kurzatmigkeit geplagt, <strong>und</strong> auch mit Steuerproblemen <strong>und</strong><br />

Cholesterinspiegeln schlagen sie sich nicht herum.<br />

-Aoooh, zischt Werding s<strong>ein</strong> Bier <strong>und</strong> Aeeeh Connie <strong>die</strong> Cola.<br />

-Mmh, macht AndrÑ Kromme Äber s<strong>ein</strong>em schmelzenden Eis.<br />

Mmm, mmh <strong>und</strong> nochmal mmh.<br />

Anna nippt an ihrem Milchshake, <strong>und</strong> Thomas Bender lobt<br />

den Erdbeerkuchen.<br />

-Ja, der Gasthof DÄrande, sagt der Richter. Er ist in aller<br />

M<strong>und</strong>e. Weit <strong>und</strong> breit ist er berÄhmt.<br />

Thomas Bender schÄrzt vor VergnÄgen <strong>die</strong> Lippen <strong>und</strong> sagt:<br />

-Vom Gasthof DÄrande spricht <strong>die</strong> Welt. Weit Äber <strong>die</strong> Grenzen<br />

unserer Hansestadt ist er berÄhmt fÄr s<strong>ein</strong>e Servicefre<strong>und</strong>lichkeit,<br />

fÄr <strong>die</strong> Bierbrauer <strong>und</strong> KÉche, <strong>die</strong> er unter Vertrag<br />

hÅlt, wie auch fÄr <strong>die</strong> Nachspeisen, <strong>die</strong> von liebenswÄrdigen<br />

Kellnern serviert werden. Der Gasthof DÄrande <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e<br />

Terrasse - wenn es sie nicht gÅbe, mÄssten sie erf<strong>und</strong>en werden.<br />

-Bitte, stÉhnt Anna vom Wanderver<strong>ein</strong>. HÉrt auf.<br />

Aber sie hÉren nicht auf.<br />

-Besuchen Sie den Gasthof DÄrande, sagt der Richter, <strong>und</strong> Sie<br />

werden nicht enttÅuscht. Ein Supererlebnis fÄr <strong>die</strong> ganze Fa-


milie. Der Gasthof DÄrande ist wirklich etwas ganz ÜberwÅltigendes<br />

<strong>und</strong> Einzigartiges. Etwas, dass sie fÄr <strong>im</strong>mer in Erinnerung<br />

beh<strong>alt</strong>en werden - wie <strong>ein</strong>e auÇerplanmÅÇige BefÉrderung,<br />

<strong>ein</strong>e Hochzeit oder <strong>ein</strong>en Sonnentag am Mittelmeer. Der<br />

Gasthof DÄrande: beliebt bei jung <strong>und</strong> <strong>alt</strong> <strong>und</strong> nah <strong>und</strong> fern.<br />

-Mensch, geht ihr mir auf den Wecker, sagt Werding. Was<br />

rumpelt <strong>und</strong> pumpelt in m<strong>ein</strong>em Bauch herum?<br />

Er muss laut rÄlpsen, denn er hat heute schon <strong>die</strong> zweite Pulle<br />

in <strong>ein</strong>em Zug ausgesoffen, <strong>und</strong> das, obwohl ihn Bier <strong>im</strong>mer so<br />

mÄde macht.<br />

Ko<strong>wal</strong>ski taucht auf <strong>und</strong> zwÅngt sich wie selbstverstÅndlich<br />

zu s<strong>ein</strong>er Connie durch. Er umarmt sie, ganz ungeniert betatscht<br />

er sie an allen KÉrperteilen. Sie aber schiebt ihn lachend<br />

beiseite, wobei sie dem Richter <strong>ein</strong>en strengen, anstrengenden<br />

Blick zuwirft. Der starrt streng <strong>und</strong> angestrengt<br />

zurÄck.<br />

-Lass uns gehen, flÄstert er dem Fre<strong>und</strong>e zu.<br />

Ko<strong>wal</strong>skis Revanche hat gesessen, alles HochgefÄhl <strong>und</strong> Leidenschaft,<br />

alle geistesgeschichtliche Begeisterung des Vormittags<br />

sind pess<strong>im</strong>istischen Zweifeln gewichen, ob je irgendetwas,<br />

das er anpackt, wahr <strong>und</strong> richtig <strong>und</strong> von tieferer<br />

Bedeutung s<strong>ein</strong> wird. - Und das nur, weil manche MÅdchen<br />

nicht treu s<strong>ein</strong> kÉnnen.<br />

-Na, was habt ihr denn? sagt Kalle, der Clown. Was ziehst du<br />

schon wieder fÄr'n Flunsch.<br />

-Ist mir zu Éde hier, Mensch, wettert der Richter. K<strong>ein</strong> Ort<br />

zum Nachdenken, bei der Temperatur. Und Äberhaupt ist das<br />

unsere St<strong>und</strong>e.<br />

Sie verstÅndigten sich mit <strong>ein</strong>em Kopfnicken <strong>und</strong> pilgerten<br />

durch den Gastraum in ihre RÅuberhÉhle. Wussten <strong>die</strong> Anderen<br />

schon, hatten sich zwei gef<strong>und</strong>en, dem <strong>ein</strong>en vertrauten<br />

sie ja, der andere zog es vor, all<strong>ein</strong> <strong>und</strong> <strong>im</strong> Missstand zu leben.<br />

Als gefallsÄchtig hÅtte man ihn verurteilt, wenn s<strong>ein</strong>e


Ideen <strong>und</strong> Vorlieben konventioneller gewesen wÅren. Ein<br />

leichtes, mit den Besten zu konkurrieren, war s<strong>ein</strong>er Mutter<br />

von Lehrern frÄher oft aufgetischt worden, inzwischen hatten<br />

sie es aufgegeben, blieb ihm nur der Richterfre<strong>und</strong> - <strong>und</strong><br />

Vogtaler, das Organisationstalent.


Er wendet sich s<strong>ein</strong>em Computer zu, starrt mit glasigen<br />

Augen auf den flammenden Schirm.<br />

-Urlaub nehmen, schieÇt es ihm dumpf durch den<br />

dumpfen SchÅdel. Wenn ich abends zur Versammlung will,<br />

darf ich mich jetzt nicht krankmelden.<br />

Watt datt denn?<br />

Schon wieder Stromausfall. Wenn das zur Regel wird! Mehr<br />

Wettbewerb hat <strong>die</strong> Regierung versprochen. In Wirklichkeit<br />

bewegen sich <strong>die</strong> Preise <strong>im</strong>mer nur nach oben.<br />

Er schlurft durchs Wohnz<strong>im</strong>mer <strong>und</strong> sucht schlurfend s<strong>ein</strong>e<br />

letzte LektÄre, <strong>ein</strong>en Essayband mit hohem Åsthetischen <strong>und</strong><br />

politisch-moralischen Anspruch. Er verachtet Trivialliteratur,<br />

ignoriert <strong>die</strong> meisten SachbÄcher mit ihrem marktschreierischen<br />

<strong>und</strong> hÉchst unpassenden Alarmismus <strong>und</strong> kann sich fÄr<br />

elegische Texte ebenfalls nicht recht erwÅrmen. Dennoch<br />

besitzt er viele BÄcher, aus <strong>ein</strong>er Zeit, als er den Buchmarkt<br />

noch nicht als Profit- <strong>und</strong> PR-Maschine durchschaut hat.<br />

Er versucht zu lesen, kann sich aber nicht konzentrieren. Die<br />

schwÅchende Krankheit, SchwÅche der Krankheit, schwÅchelnde<br />

SchwÅche. Das Gehirn funktioniert noch <strong>ein</strong>igerma-<br />

Çen, aber <strong>die</strong> Gedanken machen k<strong>ein</strong>en SpaÇ mehr, sondern<br />

sitzen wie schwermÄtige Glucken auf ihren Gelegen <strong>und</strong> glotzen<br />

ihn unfre<strong>und</strong>lich an. Der Sinn fÄr dialektische DreiklÅnge<br />

<strong>und</strong> sonstige Harmonien: verloren. Das ganze Das<strong>ein</strong> sch<strong>ein</strong>t<br />

ÄberflÄssig <strong>und</strong> vollkommen aussichtslos. So muss das Alter<br />

s<strong>ein</strong>. Mit letzter Kraft sich in <strong>ein</strong>em zÅhen Mahlstrom Äber<br />

Wasser h<strong>alt</strong>en, oder gleich aufgeben <strong>und</strong> wegtreiben lassen,<br />

bis man endgÄltig untergeht.<br />

MÄhsam steigt er <strong>die</strong> Treppe hinauf. Mehrmals lehnt er sich<br />

an <strong>die</strong> Wand, um Atem zu holen. Noch nie <strong>im</strong> Leben hat er<br />

sich so erschÉpft gefÄhlt. Im Schlafz<strong>im</strong>mer fÅllt er aufs Bett,<br />

so wie er ist, mit Morgenmantel, Buch <strong>und</strong> Pantoffeln. Er<br />

sollte jetzt schlafen. Ja, schlafen. Ein Nickerchen. Entspan-


nender Schlaf. Tiefer, ges<strong>und</strong>er Schlummer <strong>und</strong> Heilschlaf,<br />

auf den er wartet, wartet <strong>und</strong> wartet. Gedanken verfolgen ihn.<br />

Schweigende, schwelende Gedanken, nicht untergehende<br />

Gedanken, von schnellen, verstÉrenden Bildern begleitet. Er<br />

wÅlzt sich zur Seite, wÅlzt sich hin <strong>und</strong> her. Warum kann er<br />

nicht absch<strong>alt</strong>en? Absch<strong>alt</strong>en, <strong>ein</strong>schlafen <strong>und</strong> <strong>im</strong> Schlaf <strong>die</strong><br />

ErkÅltung besiegen - n<strong>ein</strong>, das kann er nicht.<br />

Wenn man jung ist, hilft Selbstbefriedigung, <strong>und</strong> meist geht<br />

dann alles ruckzuck. Noch den Finger am Abzug, <strong>und</strong> schon<br />

ist man weg. Wenn man jung ist, wird man von wenig satt.<br />

Man stellt k<strong>ein</strong>e groÇen AnsprÄche <strong>und</strong> kann selbst in Fliegern,<br />

Hubschraubern, Baufahrzeugen oder vollbesetzten<br />

SchlafsÅlen mit H<strong>und</strong>erten von Schnarchern problemlos Äbernachten.<br />

Man liebt es, sich ins GetÄmmel des Lebens zu stÄrzen,<br />

um sch<strong>ein</strong>bar interessante, in Wahrheit aber zumeist nur<br />

kurzlebige <strong>und</strong> oberflÅchliche Beziehungen <strong>ein</strong>zugehen. Man<br />

hÅlt sich fÄr <strong>ein</strong>en Herkules, Prometheus oder Supermann,<br />

fÄhlt sich groÇ, ohne groÇ zu s<strong>ein</strong>, m<strong>ein</strong>t, man stehe an der<br />

Schwelle wichtiger Entdeckungen, <strong>und</strong> hat in Wirklichkeit<br />

nur Dutzendware in s<strong>ein</strong>er Kiepe, <strong>die</strong> dennoch <strong>im</strong>mer schwerer<br />

auf dem Buckel lastet. Erst viel spÅter versteht man, wie<br />

dÄnn <strong>die</strong> Decke ist, auf der <strong>die</strong> Menschen durch <strong>die</strong> Gegend<br />

jagen, so dass selbst jenen Privilegierten, <strong>die</strong> sich mit jeder<br />

<strong>ein</strong>igermaÇen attraktiven Frau zu paaren wissen, <strong>die</strong> ihnen<br />

Äber den Weg lÅuft, sowie auch denjenigen, <strong>die</strong> sich wie spielerisch<br />

in hÉheren Kreisen bewegen oder <strong>die</strong> zufÅllig in <strong>ein</strong>e<br />

historische Situation mit groÇen Chancen <strong>und</strong> HandlungsspielrÅumen<br />

geraten (statt in <strong>die</strong> normierten AblÅufe <strong>ein</strong>es<br />

stabilen GesellschaftsgefÄges gepresst zu s<strong>ein</strong>, wo jedes Individuum<br />

nur <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es RÅdchen in <strong>ein</strong>em monstrÉsen Getriebe<br />

darstellt, wo alle Details des Lebens vollstÅndig reglementiert<br />

<strong>und</strong> durchgeplant sind <strong>und</strong> der Mainstream <strong>ein</strong>er angepassten<br />

Mehrheit den verzweifelten AuÇenseitern, <strong>die</strong> sich in


unbequemen Nischen mehr schlecht als recht <strong>ein</strong>zurichten<br />

haben, kaum Luft zum Atmen lÅsst), <strong>ein</strong>es Tages <strong>die</strong> traurige<br />

Sinnlosigkeit ihrer Existenz bewusst wird, spÅtestens wenn<br />

ihre SpannkrÅfte nachlassen, weil sie <strong>alt</strong> werden oder beiseite<br />

geschoben, <strong>und</strong> erkennen mÄssen, dass es in ihrem Leben<br />

etliche Gelegenheiten fÄr <strong>ein</strong>en Neuanfang gegeben hat, an<br />

denen sie gedankenlos vorÄbergegangen sind, viel zu beschÅftigt<br />

mit den sch<strong>ein</strong>bar wichtigeren Problemen des Geldmachens<br />

<strong>und</strong> VorwÅrtskommens, <strong>die</strong> sich in der RÄckschau<br />

meist als so vÉllig bedeutungslos ausnehmen. Denn <strong>die</strong>jenigen<br />

unter ihnen, <strong>die</strong> nicht beizeiten senil werden, sondern sich<br />

<strong>ein</strong>en wachen, unvor<strong>ein</strong>genommenen Geist bewahren, beurteilen<br />

<strong>die</strong> eigene Vergangenheit mit dem àlterwerden kritischer<br />

<strong>und</strong> realistischer, <strong>ein</strong>e nicht durchweg positiv zu bewertende<br />

Entwicklung, <strong>die</strong> dazu fÄhren kann, dass sie schwierige Aufgaben<br />

zÉgerlicher angehen als frÄher oder womÉglich gleich<br />

ganz den Anderen Äberlassen. Manchmal gelingt es ihnen,<br />

sich mit den Augen <strong>die</strong>ser Anderen zu sehen, fÄrwahr k<strong>ein</strong><br />

schÉner Anblick <strong>und</strong> weit entfernt von allem Heroischen <strong>und</strong><br />

WeltlÅufigen, durch das sie sich in jungen Jahren ausgezeichnet<br />

glaubten.<br />

Die wenigen ganz GroÇen, <strong>die</strong> Genien <strong>und</strong> Charismatiker, <strong>die</strong><br />

dem Lauf der Welt <strong>ein</strong>e Wendung zu geben vermÉgen, indem<br />

sie neue Ideen <strong>und</strong> St<strong>im</strong>mungen aufgreifen oder prÅzisieren<br />

<strong>und</strong> sie den Massen <strong>ein</strong><strong>im</strong>pfen, <strong>die</strong> dann <strong>die</strong> eigentliche Arbeit<br />

zu erledigen haben, sind nach <strong>Brunner</strong>s M<strong>ein</strong>ung auch nicht<br />

<strong>die</strong> LÉsung. Denn sie verletzen mit ihrem Gebaren f<strong>und</strong>amentale<br />

Prinzipien des Individualismus <strong>und</strong> der Freiheit. Die Gesellschaft<br />

ist <strong>die</strong> Katastrophe. Das Individuum kann sie nicht<br />

steuern, sondern sich ihre Wellen, Moden <strong>und</strong> Verwerfungen<br />

bestenfalls zum eigenen Vorteil zunutze machen. Die gute<br />

Nachricht: das wilde Leben der Jugend hat sich seit Jahrzehnten<br />

kaum verÅndert. Sie vertreibt sich <strong>die</strong> Zeit mit Sport oder


Saufen, erhitzt sich in politischen Debatten oder begeistert<br />

sich fÄr <strong>ein</strong>e Musik, welche sich von derjenigen, <strong>die</strong> schon<br />

ihre Eltern schÉn fanden, nur graduell unterscheidet. Sicher,<br />

<strong>ein</strong> paar neue Idiome sind hinzugekommen, doch handelt es<br />

sich <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>satz um dasselbe Youngstertum, <strong>die</strong>selben GefÄhlswelten,<br />

von denen auch er frÄher be<strong>ein</strong>flusst worden ist<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> der Jugend des Westens - zumindest auÇerhalb der<br />

Arbeitswelt - relative Autonomie <strong>und</strong> UnabhÅngigkeit garantieren.<br />

Die jungen MÅnner legen ihre Turnschuhe auf <strong>die</strong> U-<br />

Bahnsitze, <strong>und</strong> junge Frauen blicken sie mit ihrer Äberlegenen<br />

SchÉnheit herausfordernd an. Dabei besteht <strong>die</strong> Überlegenheit<br />

der Jugend in nichts anderem als in der Kraft <strong>und</strong> dem VermÉgen,<br />

mit Leichtigkeit Kinder in <strong>die</strong> Welt zu setzen <strong>und</strong><br />

groÇzuziehen. Schon <strong>im</strong>mer setzt sie <strong>die</strong>se auch fÄr andere<br />

Zwecke <strong>ein</strong>, <strong>im</strong> Guten wie <strong>im</strong> Schlechten. Doch Kraft <strong>und</strong><br />

Zwecke sind vergÅnglich. Was der Jugend gefÅllt, stÉrt <strong>die</strong><br />

Senioren. Hoffnungen schmelzen dahin wie Schnee in der<br />

Sonne. Übrigbleibt, wenn's hoch kommt, <strong>ein</strong>e se<strong>die</strong>rte,<br />

meodikre <strong>und</strong> letztlich januskÉpfige Zufriedenheit. Man<br />

macht sich etwas vor. Man hat <strong>ein</strong> bisschen erreicht, doch es<br />

ist best<strong>im</strong>mt nicht genug.<br />

Vielleicht stellt er zu hohe AnsprÄche. Vielleicht ist <strong>die</strong> Freiheit<br />

an sich ohnehin nur <strong>ein</strong>e Ch<strong>im</strong>Åre, der er nicht nachtrauern<br />

mÄsste. Der nÅchste Gedanke ergibt sich <strong>im</strong>mer zwangslÅufig<br />

aus der vorherigen Befindlichkeit. K<strong>ein</strong> Entrinnen bietet<br />

der sogenannte Verstand, noch Erbarmen. Menschlichkeit<br />

ohne Egoismus kann es nach Darwin eigentlich gar nicht geben.<br />

Und doch lÅsst sich <strong>Brunner</strong> zuweilen von seltsamen<br />

Eingebungen leiten, <strong>die</strong> sich gegenÄber allen mÉglichen biologischen<br />

Erfordernissen schon lange verselbststÅndigt haben<br />

man kÉnnte auch sagen emanzipiert - gegen <strong>die</strong> MasterplÅne<br />

der Nukl<strong>ein</strong>sÅuren wie auch der groÇen Staatsanstreicher,<br />

deren gefÅhrliche BÉsartigkeit sich aus <strong>ein</strong>er augenfÅlligen


ationalen wie auch aus <strong>ein</strong>er transzendentalen Komponente<br />

zusammensetzt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Menschen Äberall hin verfolgt, bis in<br />

<strong>die</strong> Tiefen ihres Bewussts<strong>ein</strong>s, ihrer Vergangenheit samt allen<br />

erlittenen FamilientragÉ<strong>die</strong>n <strong>und</strong> in <strong>ein</strong>e hÉchst ungewisse<br />

Zukunft.<br />

Ist er zu naiv, zu opt<strong>im</strong>istisch? Sind nicht gerade s<strong>ein</strong>e TrÅume<br />

ideal geeignet fÄr <strong>die</strong> genÄssliche Verdauung durch strebsame<br />

Argonauten KardinÅle Ayatollahs Faschisten Stalinisten<br />

sowie auch manche Werbefritzen ganz zu schweigen von<br />

ihren WidergÅngern, den hoffÅhrtigen F<strong>ein</strong>- <strong>und</strong> Nebenglatzen?<br />

Diese kommen <strong>im</strong>mer wieder hochgetaucht, selbst heute<br />

noch, muss er denken, wenn er Bilder von ihren Stammtischen<br />

sieht. Manche wirken wie geklont mit ihren derben,<br />

breitsÅumigen Gesichtern, auch ohne <strong>die</strong> Haarmode oder dass<br />

sie <strong>ein</strong>en MinisterprÅsidenten stellen mÄssten. Wieder andere<br />

sehen aus wie ganz normale Menschen <strong>und</strong> sind es wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

auch in Beruf <strong>und</strong> Familie, nur eben verbreiten sie<br />

<strong>die</strong>sen gewissen modrigen Odem, ob sie damit <strong>die</strong> <strong>alt</strong>vordern<br />

Mordbuben be<strong>ein</strong>drucken wollen? LÅngst tot, wie ihre Opfer -<br />

nur dass sie sich besser vermehrt haben.<br />

Doch sind wir nicht alle? Abziehbilder? Einer <strong>ein</strong>zigen Mutter<br />

verloren in <strong>ein</strong>er terra incognita, auf <strong>ein</strong>em Weg wohin, verloren?<br />

- weil <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>e nicht aufgepasst hat, an der zugewachsenen<br />

Abzweigung. BlÉde Ziege, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Zeichen erkannt<br />

zu haben m<strong>ein</strong>te <strong>und</strong>, statt sich mit <strong>ein</strong>em wie ihm zu<br />

paaren, lieber mit jenen Klonen ins GebÄsch gestiegen ist.<br />

Hinterher wird sie sich natÄrlich gew<strong>und</strong>ert haben; aber ihre<br />

Blagen hat sie <strong>im</strong> Schnitt trotzdem durchgebracht. Dieselben<br />

HÅlse, Augen, Ohren, Schnuten, <strong>die</strong>selben Elektronenaustausche<br />

<strong>im</strong> Gehirn, derselbe krause Geist.


Das Jahr, als das Elternhaus erweitert wurde, fÅllt ihm <strong>ein</strong>,<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Bauunternehmerin ihnen <strong>ein</strong>e Ersatzwohnung auf<br />

ihrem FirmengelÅnde zur VerfÄgung stellte. Die Apfelsinenkisten<br />

aus Sperrholz, <strong>die</strong> er <strong>im</strong> Supermarkt erbettelt hat, um<br />

daraus KÅfige fÄr s<strong>ein</strong>e Tiere zu basteln. Es ist wirklich so: je<br />

schlechter man sich fÄhlt, um so mehr regre<strong>die</strong>rt man, sehnt<br />

sich nach s<strong>ein</strong>er Mutter <strong>und</strong> Äberhaupt nach den sorglosen<br />

Sommern der Kindheit, von denen jeder <strong>ein</strong>zelne in der Erinnerung<br />

grÉÇeres Gewicht hat als alle Jahre des Erwachsens<strong>ein</strong>s<br />

zusammen, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>em als minderwertige WurmfortsÅtze<br />

<strong>ein</strong>er groÇartigen <strong>und</strong> unersetzlichen Vorvergangenheit ersch<strong>ein</strong>en.<br />

Vor ihm liegt das Gartentor s<strong>ein</strong>er Kindheit, zuerst<br />

meist verschlossen, bis er es <strong>ein</strong>es Tages aufmachen darf, um<br />

<strong>die</strong> Gegend zu erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Spielkameraden kennenzulernen.<br />

Das unermÄdliche FuÇballspielen bei den Garagen, bis sie von<br />

<strong>ein</strong>er entnervten Nachbarin davongejagt werden. Gummitwist<br />

mit den zwei TÉchtern von nebenan, wenn s<strong>ein</strong> Fre<strong>und</strong> k<strong>ein</strong>e<br />

Zeit hat oder mit <strong>ein</strong>em anderen unterwegs ist, mit dem sich<br />

der kl<strong>ein</strong>e <strong>Brunner</strong> nicht vertrÅgt. FrÄhe Mobbingerfahrungen.<br />

Auch <strong>die</strong> MÅdchen entpuppen sich als ziemliche Zicken, <strong>die</strong><br />

ihn nicht <strong>im</strong>mer mitspielen lassen. Aber interessant sind sie<br />

doch, so anders als <strong>die</strong> Fre<strong>und</strong>e, mit denen er sonst meistens<br />

spielt. Die Allee auf dem Weg zur Schule, wo <strong>im</strong> FrÄhjahr <strong>die</strong><br />

Wildkirschen blÄhen. Der Tag als er sich all<strong>ein</strong> zu FuÇ ins<br />

Nachbardorf aufmacht. Die erste Ferienreise, Kaulquappen <strong>im</strong><br />

Einmachglas, tÅgliche Fahrradtouren zur Ponywiese, der<br />

Sturz, der gebrochene Arm. Nicht so schl<strong>im</strong>m, wie es aussieht.<br />

Ein Nachbarsjunge hat weitaus weniger GlÄck.<br />

Ein klappriger Bus, der sich durch holpriges Niemandsland<br />

quÅlt. Er pumpt, er wÉlbt <strong>und</strong> verdoppelt sich, um gleich darauf<br />

zu <strong>ein</strong>em Nichts zusammenzuschrumpfen, vor dem depr<strong>im</strong>ierend<br />

grandiosen Hintergr<strong>und</strong> <strong>ein</strong>er flirrend van<br />

Goghschen HÄgellandschaft. <strong>Brunner</strong> schlÅfrig auf <strong>ein</strong>em der


vorderen PlÅtze. Der Bus fÅhrt langsam, aber er fÅhrt. Immer<br />

weiter fÅhrt er, durch <strong>ein</strong>e heiÇe, trockene Gegend. Er hÉrt<br />

nicht auf zu fahren. Wohin geht es denn Äberhaupt? Wie heiÇt<br />

<strong>die</strong> nÅchste H<strong>alt</strong>estation, <strong>und</strong> wann werden wir sie erreichen?<br />

Vom Fahrer: k<strong>ein</strong> Wort.<br />

<strong>Brunner</strong> bÄckt sich nach s<strong>ein</strong>em Rucksack. Genug Verpflegung<br />

fÄr zwei Tage, mindestens. PlÉtzlich bleibt der Bus mit<br />

<strong>ein</strong>em Ruck stehen. Warum hÅlt er hier, sinnlos inmitten der<br />

Pampa? Wieder erhÅlt <strong>Brunner</strong> k<strong>ein</strong>e Antwort. Der Fahrer<br />

dreht sich nicht <strong>ein</strong>mal nach ihm um. Der Bus steht da, in der<br />

brÄtenden Hitze. <strong>Brunner</strong> beginnt sich zu langweilen. S<strong>ein</strong>e<br />

Augen gehen ins Leere. Die Zeit verrinnt, er weiÇ nicht wie<br />

viele St<strong>und</strong>en. Sie tropft vorÄber, verdunstet wie Wasser in<br />

der sengenden Sonne, ohne dass man etwas mit ihr anfangen<br />

kÉnnte.<br />

Irgendwann kommt <strong>die</strong> DÅmmerung, <strong>und</strong> es wird kÄhler, <strong>und</strong><br />

dann bricht <strong>die</strong> Nacht an. <strong>Brunner</strong> schlÅft <strong>ein</strong>, schreckt auf,<br />

dÉst sich durch <strong>die</strong> magischen St<strong>und</strong>en der Dunkelheit. Inmitten<br />

des Schlafes m<strong>ein</strong>t er drauÇen <strong>im</strong> Lichtsch<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>es<br />

fremdartigen Mondes Scharen unhe<strong>im</strong>licher Gest<strong>alt</strong>en zu<br />

erkennen, <strong>die</strong> um den Bus schleichen. Er lÅsst sie schleichen,<br />

achtet nicht weiter auf sie, auch <strong>die</strong> Schreie der Eulen lassen<br />

ihn sorglos, das Fiepen <strong>ein</strong>es sterbenden Hasen oder das Fauchen<br />

wÄtender Wildkatzen.<br />

Im Morgengrauen ziehen Trupps von Arbeitern Äber den<br />

Kamm, zerlumpte, ausgemergelte Gest<strong>alt</strong>en, <strong>die</strong> vor Hunger<br />

nicht mehr <strong>ein</strong> noch aus wissen. Die TÄr des Busses schwingt<br />

auf, um jeden hin<strong>ein</strong>zulassen, der <strong>ein</strong>en gÄltigen Fahrausweis<br />

vorweisen kann.<br />

Und nun? <strong>Brunner</strong>, <strong>ein</strong>geklemmt zwischen lehmverkrusteten<br />

Arbeitern, hÅlt sich an s<strong>ein</strong>em Rucksack fest. Es werden <strong>im</strong>mer<br />

mehr. Was sind das alles fÄr Leute? Woher kommen Sie?<br />

Wo wollen sie hin? Soll er Ihnen von s<strong>ein</strong>en VorrÅten etwas<br />

abgeben, so hungrig wie <strong>die</strong> aussehen? Einer setzt sich direkt


neben ihn, nachdem er s<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es BÄndel in der GepÅckablage<br />

verstaut hat. Er riecht streng, als ob er sich tagelang nicht<br />

gewaschen hat. Wo denn auch in <strong>die</strong>ser st<strong>ein</strong>igen EinÉde?<br />

Endlich rollt der Bus an. Alles schwankt <strong>und</strong> kippt. Wer jetzt<br />

nicht drin ist, der kommt niemals mehr hin<strong>ein</strong>. Wer jetzt noch<br />

k<strong>ein</strong>en Platz hat, findet k<strong>ein</strong>en mehr. <strong>Brunner</strong> dreht sich zu<br />

s<strong>ein</strong>em Nachbarn, wagt aber nicht, ihn anzusprechen. Der<br />

Mann sieht fertig aus, richtig fertig, k<strong>ein</strong>eswegs umgÅnglich<br />

oder gar gesprÅchig. Eine St<strong>im</strong>me fordert <strong>die</strong> FahrgÅste auf,<br />

alle Essensrationen auszupacken <strong>und</strong> mit<strong>ein</strong>ander zu teilen.<br />

Damit kann er nur mich m<strong>ein</strong>en, denkt <strong>Brunner</strong> Die St<strong>im</strong>me<br />

kommt ihm irgendwie bekannt vor, aber er will jetzt nicht<br />

darÄber nachdenken. K<strong>ein</strong>e angenehme Erinnerung. S<strong>ein</strong>en<br />

Rucksack lÅsst er zu. DafÄr hat er k<strong>ein</strong> VerstÅndnis, dass er<br />

s<strong>ein</strong>e Stullen mit fÄnfzig Leuten teilen soll. Gut, <strong>die</strong> Menschen<br />

sind hungrig. Aber mit welchem Recht kann von ihm<br />

verlangt werden ...? Das sieht er nicht <strong>ein</strong>. So lange hat er fÄr<br />

<strong>die</strong>se Reise gespart <strong>und</strong> sich genau ausgerechnet, wieviel<br />

Verpflegung er brauchen wird. Warum soll er jetzt etwas abgeben,<br />

<strong>und</strong> nachher fehlt es ihm auf s<strong>ein</strong>em langen Weg.<br />

Doch der Fahrer lÅsst nicht locker. Noch <strong>ein</strong>mal drÉhnt <strong>die</strong><br />

St<strong>im</strong>me durch das Unterdeck. Auch <strong>Brunner</strong> will nicht nachgeben,<br />

sich nicht <strong>ein</strong>schÄchtern lassen. Da stoppt der Bus. Der<br />

Fahrer steht auf <strong>und</strong> drÅngelt sich nach hinten durch. Es ist<br />

Kottkamp.<br />

-Komm mal mit raus, sagt er zu ihm.<br />

Auftritt Belkampo, der GroÇe <strong>und</strong> Furiose, Subherb der<br />

Suburben <strong>und</strong> prÅchtiger Furunkel der HeldentenÉre, in <strong>die</strong>'s<br />

Liebchen verliebt ist. - Da stehen wir also, ja, da stehen wir:<br />

er Äberlegen wie <strong>im</strong>mer, ich ganz ungewohnt still. Bin ich<br />

das? Bin ich ich? Oder steckt <strong>ein</strong> anderer in m<strong>ein</strong>er Haut, den<br />

es viel heftiger in <strong>die</strong>se Sp<strong>alt</strong>e zieht? Die Angst, was <strong>im</strong>mer<br />

ich sage, kÉnnte mich Äber <strong>die</strong> Klippe befÉrdern, ist lÅcher-


lich: als ob sich <strong>ein</strong> Kottkamp von àuÇerlichkeiten <strong>und</strong> spontanen<br />

GefÄhlsregungen be<strong>ein</strong>drucken lieÇe. Das Urteil steht<br />

schon lange fest, schon seit unserer ersten Begegnung, in der<br />

wir uns 'beschnuppert' <strong>und</strong> irritiert von<strong>ein</strong>ander abgewendet<br />

haben, unseren ersten ich will gar nicht mal sagen ZusammenstÉÇen,<br />

Disputen ist vielleicht das richtige Wort, <strong>die</strong> auch<br />

Kottkamp nicht ohne Blessuren Äberstanden hat. Wie schÉn,<br />

wenn unter solchen UmstÅnden auf <strong>ein</strong> formelles Verfahren<br />

verzichtet werden kann <strong>und</strong> nicht auf Hinz <strong>und</strong> Kunz <strong>und</strong><br />

Krethi <strong>und</strong> Plethi RÄcksicht genommen werden muss, <strong>ein</strong>fach<br />

weil <strong>ein</strong>er wie ich k<strong>ein</strong>e FÄrsprecher in der Parteispitze hat,<br />

weil ich es mir Äber <strong>die</strong> Jahre mit allen verscherzt habe <strong>und</strong><br />

alle sich freuen, mich los zu s<strong>ein</strong> <strong>und</strong> von m<strong>ein</strong>en sagenhaften<br />

AntrÅgen, EinsprÄchen <strong>und</strong> unbeherrschten Sottisen nicht<br />

mehr behelligt zu werden.<br />

-Und jetzt? frage ich ihn, <strong>ein</strong> Schw<strong>ein</strong> <strong>im</strong> Angesicht des Messers,<br />

<strong>ein</strong>e Festtagsgans kurz vor dem Fest, <strong>ein</strong> MÅrtyrer <strong>im</strong><br />

Circus Max<strong>im</strong>us.<br />

Er winkt s<strong>ein</strong>en Adlatus heran. Wer <strong>ein</strong>en Hubschmidt hat,<br />

braucht sich <strong>die</strong> HÅnde nicht schmutzig zu machen! Mindestens<br />

drei Personen, das weiÇ man aus soziologischen Untersuchungen,<br />

werden fÄr <strong>ein</strong>e echte soziale Interaktion benÉtigt.<br />

Solange es nur zwei sind, <strong>und</strong> <strong>ein</strong>er geht hopps, weil er, sagen<br />

wir mal, das schlechtere Gleichgewichtsorgan besitzt, wie<br />

stÄnde Kotti dann da? Niemand, der etwas bezeugen <strong>und</strong> dem<br />

er nebenbei noch Ordres aufgeben kÉnnte. Und dann <strong>die</strong><br />

schmutzige Arbeit selbst erledigen? Spinnst wohl! Brauche<br />

ich unbedingt WONTSJU, auf dem ich m<strong>ein</strong>e fulminante Gewandtheit<br />

<strong>und</strong> berÄchtigte Betonmisch&Fliesenlegerei ausagieren<br />

kann, wie es <strong>im</strong>mer war <strong>und</strong> hoffentlich noch lange<br />

s<strong>ein</strong> wird, damit mir auch m<strong>ein</strong>e Nachkommen noch danken<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong> Denk- <strong>und</strong> Dankemal aufstellen: auf das kÄnftig un<strong>ein</strong>geschrÅnkt<br />

konfliktfreie VerhÅltnis <strong>und</strong> klÄgere Zusammensetzung<br />

unserer AusschÄsse stoÇen wir an. Endlich! Die


Gelegenheit, Neider, Querulanten <strong>und</strong> Äberhaupt alle, <strong>die</strong><br />

nicht zu uns passen, fÄr <strong>im</strong>mer loszuwerden, auf dass sie uns<br />

mit ihrer penetranten Kritik <strong>und</strong> Lamento nicht lÅnger auf <strong>die</strong><br />

Nerven gehen.<br />

-Ich glaube, sagt er, ich hÅtte es k<strong>ein</strong>en Tag mehr mit dir ausgeh<strong>alt</strong>en.<br />

Da trifft es sich gut, dass wir jetzt hier oben stehen,<br />

ganz unter uns privat. - Also! Los geht's!<br />

Die letzten Worte sind an s<strong>ein</strong>en Kompagnon gerichtet. Der<br />

weiÇ natÄrlich, was von ihm erwartet wird, lÅÇt es aber langsam<br />

angehen. Guckt sogar <strong>ein</strong> bisschen skeptisch <strong>und</strong> betroffen,<br />

gehÉrt er doch von Natur aus zu jenen glÄcklichen Kreaturen,<br />

<strong>die</strong> nichts weiter wollen, als der M<strong>ein</strong>ung der Mehrheit<br />

hinterherzueilen <strong>und</strong> ihr auf mÉglichst herzerfrischende Weise<br />

Ausdruck zu verleihen. Mit s<strong>ein</strong>em gemÄtlichen Tonfall wiegt<br />

er jeden GesprÅchspartner in Sicherheit <strong>und</strong> vermag besonders<br />

Vorgesetzten das untrÄgliche GefÄhl zu geben, dass er ihnen<br />

niemals zuwiderhandeln oder gar Schaden zufÄgen wird.<br />

-Ob ich Zeit fÄr <strong>ein</strong> Interview habe, fragt er mich hÉflich. Ein<br />

paar Fragen, <strong>die</strong> RÄckschlÄsse auf m<strong>ein</strong>en Charakter zulieÇen.<br />

Warum ich mich zum Beispiel als Kind kategorisch geweigert<br />

habe, in den Kindergarten zu gehen? Auf dem Weg dorthin<br />

der Mutter <strong>ein</strong>e derartige Szene gemacht, dass sie entnervt<br />

beidrehte. Warum ich <strong>die</strong> sportlich-modischen Outfits groÇer<br />

Sportartikelhersteller von Jugend an gemieden (um nicht<br />

'boykottiert' zu sagen)? Bei FuÇball <strong>und</strong> sonstigen Spielen<br />

nicht um jedes Ass gekÅmpft, sondern mich schÄchtern abseits<br />

geh<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> spÅter allzu offensichtlich gelangweilt habe,<br />

selbst noch in jenen Ausnahmesituationen, in denen es fÄr<br />

unsere Nationalelf um alles oder nichts ging.<br />

Er hÅlt inne. Ich glaube, er hat gar k<strong>ein</strong>e Lust auf <strong>die</strong>ses Theater<br />

<strong>und</strong> Äberlegt, <strong>die</strong> HÅndel abzublasen. Doch <strong>ein</strong> Kotti lÅsst<br />

sich nicht erweichen.<br />

-Mach weiter, drÅngt er. Du tust <strong>ein</strong> gutes Werk.


Er redet auf ihn <strong>ein</strong>, wie er auf s<strong>ein</strong>e BezirksrÅte <strong>ein</strong>redet, auf<br />

s<strong>ein</strong>e Stellvertreter <strong>im</strong> Parteivorsitz <strong>und</strong> auch auf s<strong>ein</strong>en ersten<br />

BÄrgermeister.<br />

-Einer wie der ist doch all<strong>ein</strong> gar nicht ÄberlebensfÅhig. In<br />

<strong>die</strong>ser f<strong>ein</strong>dlichen Umwelt. Verhungern wÄrde das arme<br />

Schw<strong>ein</strong>, elendig zu Gr<strong>und</strong>e gehen, ersticken an s<strong>ein</strong>em<br />

schÅdlichen NÉrglertum. Wir tun ihm <strong>und</strong> uns allen damit nur<br />

<strong>ein</strong>en Gefallen. - Aber pass auf, dass du nicht mit runterfÅllst.<br />

Ja, so ist Kottkamp. So viel Chuzpe hat nur er. Die Leute erst<br />

mit s<strong>ein</strong>em Larifari verunsichern <strong>und</strong> dann noch verlangen,<br />

dass sie k<strong>alt</strong>blÄtig <strong>ein</strong>en Mord begehen. Wahrlich, aus s<strong>ein</strong>er<br />

Haut kÉnnte man Schuhe machen.<br />

Und Hubschmidt? Der zÉgert <strong>im</strong>mer noch.<br />

-Vorsicht, denkt er. Dies ist nun wirklich <strong>ein</strong>e schwierige<br />

Entscheidung, <strong>die</strong> genau Äberlegt werden will; k<strong>ein</strong> Fernsehinterview,<br />

bei dem bedenkenlos geschummelt werden darf,<br />

He! Holla! Hier! <strong>und</strong> mit Papierfahnen gewedelt; das man<br />

<strong>ein</strong>fach in den Griff bekommt, indem man mit dem Redakteur<br />

<strong>und</strong> Sendeleiter vorher <strong>ein</strong> paar Takte redet. Und auch k<strong>ein</strong><br />

Klaus um Wahlkampfspenden angehen. Hier hÅngt mehr von<br />

ab. Hier muss selbst <strong>ein</strong> zu allem bereiter Nachwuchspolitiker,<br />

der sonst gern nach der Devise handelt: erst reden dann<br />

denken, zuerst <strong>ein</strong>mal inneh<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> Äberlegen.<br />

Das weiÇ auch Kottkamp, <strong>und</strong> trotzdem ist er enttÅuscht.<br />

-Mensch, Hubschmidt! Wo ich dir alle TÄren geÉffnet habe<br />

<strong>und</strong> dir auch jetzt genau sage, was du zu tun hast! Du kannst<br />

dich freuen, dass ich <strong>ein</strong>e so hohe M<strong>ein</strong>ung von dir habe <strong>und</strong><br />

dir solche Sperenzchen durchgehen lasse. Gibt genÄgend andere,<br />

<strong>die</strong> nicht solange zÉgern wÄrden. Die, wenn man sie<br />

irgendwo hinstellt <strong>und</strong> ihnen <strong>ein</strong> Gewehr in <strong>die</strong> Hand drÄckt,<br />

nicht lange fackeln, sondern gleich losballern, weil sie Gefahr<br />

<strong>im</strong> Verzug wittern, ich sage nur Notwehr, <strong>und</strong> wenn man ihnen<br />

<strong>ein</strong>e Dampf<strong>wal</strong>ze ÄberlÅsst, sofort <strong>und</strong> ohne dumm zu<br />

fragen, Gas geben <strong>und</strong> alles platt machen, was sie aufh<strong>alt</strong>en


kÉnnte. Die selbst unappetitlichste Aufgaben erstens heldenhaft,<br />

zweitens ordentlich, drittens mit H<strong>alt</strong>ung, viertens <strong>im</strong><br />

Handumdrehen <strong>und</strong> fÄnftens ohne <strong>im</strong> geringsten zu wackeln<br />

<strong>und</strong> insgehe<strong>im</strong> nach HinterstÄbchen Ausschau zu h<strong>alt</strong>en, erledigen,<br />

<strong>die</strong> LÉcher ausheben zum Beispiel, in denen der Schutt<br />

oder <strong>die</strong> Leichenteile nachher entsorgt werden mÄssen. Denn<br />

sie wissen instinktiv: <strong>ein</strong>en BÅren verspeisen, ohne ihn zu<br />

erlegen: das geht nicht. Und sie vertrauen mir, dass ich sie<br />

schon heraushauen <strong>und</strong> irgendwo unterbringen werde, falls<br />

uns der Wind mal ins Gesicht blÅst. Lass doch <strong>die</strong> Pressemeute<br />

schreiben, was sie will. Wir haben <strong>ein</strong>en Auftrag zu erledigen,<br />

<strong>ein</strong>e Aufgabe zu erfÄllen, <strong>die</strong>, wenn sie nicht erfÄllt wÄrde,<br />

bald zu unertrÅglichen ZustÅnden in unserem Gem<strong>ein</strong>wesen<br />

fÄhren wÄrde. Die Öffentlichkeit beruhigt sich schon wieder,<br />

nur k<strong>ein</strong>e Sorge.<br />

Indem er mit s<strong>ein</strong>en kurzen, schwiemeligen Fingern auf mich<br />

deutet, setzt er gehÅssig hinzu:<br />

-Einer wie der hier ist schnell vergessen. - Also, was ist?<br />

Mach schon! Stupps ihn an. Der fÅllt fast von all<strong>ein</strong>e.<br />

Wie jeder Hobbypsychologe weiÇ, gibt es in Paarbeziehungen<br />

<strong>im</strong>mer den aktiven <strong>und</strong> den passiven Part. Wobei das wechseln<br />

kann, <strong>und</strong> es <strong>im</strong> Beis<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>es hyperaktiven Vorgesetzten<br />

wie Kottkamp, der s<strong>ein</strong>e Projekte <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Hauruckverfahren<br />

durchpauken will, auch dem eifrigsten Gefolgsmann<br />

schwer fallen muss, nicht gewohnheitsmÅÇig in <strong>ein</strong>e eher<br />

kontemplative Tranigkeit <strong>und</strong> Lethargie zu verfallen. Man<br />

steht an s<strong>ein</strong>er Seite, versucht, ihm durch entsprechend entschlossene<br />

M<strong>im</strong>ik den RÄcken zu stÅrken, erwischt sich aber<br />

doch gelegentlich dabei, wie man versonnen hintergrÄndig<br />

Äber s<strong>ein</strong>en neuesten Einfall lÅcheln muss <strong>und</strong> wie <strong>die</strong>ses<br />

LÅcheln vom politischen Gegner aufgefangen <strong>und</strong> mÉglicherweise<br />

gegen <strong>ein</strong>en verwendet wird. Menschen haben sich<br />

nicht <strong>im</strong>mer h<strong>und</strong>ertprozentig unter Kontrolle. Die meisten<br />

kennen sich nicht <strong>ein</strong>mal genau genug, um ihr eigenes Verhal-


ten richtig <strong>ein</strong>schÅtzen zu kÉnnen. Wer sind sie? Wohin gehen<br />

sie? Welches sind ihre wahren WÄnsche <strong>und</strong> Neigungen? Was<br />

nur LÄgen <strong>und</strong> AusflÄchte? Wer das fÄr sich herausgef<strong>und</strong>en<br />

hat, wer auch nur halbwegs Ordnung <strong>und</strong> Orientierung in s<strong>ein</strong><br />

Leben zu bringen <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e TriebbedÄrfnisse <strong>ein</strong>igermaÇen zu<br />

kanalisieren versteht oder gar moralische, logische, tiefenpsychologisch<br />

untermauerte Rechtfertigungen s<strong>ein</strong>er Absichten<br />

<strong>und</strong> AktivitÅten vorweisen kann, der ist vor allen alltÅglichen<br />

<strong>und</strong> nicht alltÅglichen Anfechtungen durch s<strong>ein</strong>e Umwelt<br />

gefeit. Denn es gehÉrt zur komplexen, widersprÄchlichen<br />

Natur des homo sapiens, dass er, wenn er tief genug buddelt,<br />

<strong>im</strong>mer neue unbekannte Schichten s<strong>ein</strong>es WÄnschens <strong>und</strong><br />

KÉnnens in sich freilegt - <strong>die</strong>s der Gr<strong>und</strong>, warum in <strong>ein</strong> <strong>und</strong><br />

demselben Individuum <strong>ein</strong> geldgeiler <strong>und</strong> neidischer Kommunist,<br />

<strong>ein</strong> intellektueller Rassist, <strong>ein</strong> sexbesessener Kleriker,<br />

<strong>ein</strong> der <strong>alt</strong>en Oma, der er eben noch <strong>die</strong> Rente gekÄrzt hat,<br />

Äber <strong>die</strong> StraÇe helfender Politiker, <strong>ein</strong> f<strong>ein</strong>sinniger Unternehmer<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong> hinreiÇend charmanter FremdenlegionÅr widerspruchsfrei<br />

neben<strong>ein</strong>ander existieren kÉnnen. Hauptsache,<br />

<strong>die</strong>jenige unter all <strong>die</strong>sen PersÉnlichkeiten, <strong>die</strong> nach auÇen hin<br />

<strong>die</strong> Oberhand behÅlt, versteht es schlÄssig, <strong>ein</strong>en Ansch<strong>ein</strong><br />

beilÅufiger HintergrÄndigkeit zu erwecken <strong>und</strong> <strong>die</strong> schÅbige<br />

<strong>und</strong> banale Schizophrenie ihres Gesamtkunstwerkes damit<br />

geschickt zu Äberspielen. In den meisten FÅllen erweist es<br />

sich als gesÄnder, <strong>die</strong> eigene Selbstfindung nicht zu weit zu<br />

treiben, sondern zur Abwechslung auch mal in der realen Erde<br />

zu graben - aber bitte an Stellen, <strong>die</strong> historisch nicht vorbelastet<br />

sind! Je Éfter <strong>und</strong> intensiver wir versuchen, unser Ich dingfest<br />

zu machen, umso mehr verflÄchtigt es sich, <strong>und</strong> wir sind<br />

gezwungen anzuerkennen, dass es sich weder fest umreiÇen<br />

noch auch nur mental lokalisieren lÅsst. Das Ich ist <strong>ein</strong>e mehr<br />

als flÄchtige, mit dem Denken <strong>und</strong> <strong>ein</strong>igen anderen Misslichkeiten<br />

unserer Existenz assoziierte, <strong>im</strong>mer wieder fÄr Überraschungen<br />

gute Geist-Ersch<strong>ein</strong>ung, auf <strong>die</strong> wir uns nicht wirk-


lich verlassen kÉnnen. - Um wieviel fremder <strong>und</strong> unfassbarer<br />

sind uns <strong>die</strong> Anderen, von denen wir nur <strong>die</strong> OberflÅche, ihre<br />

Blicke, Gr<strong>im</strong>assen, Gesten <strong>und</strong> erratischen Handlungen wahrnehmen<br />

kÉnnen. Sind es Tiere? Traumwesen? Erfindungen<br />

<strong>ein</strong>es auÇerirdischen Programmierers? Selbst jener Mensch,<br />

den wir Äber alles zu lieben verm<strong>ein</strong>en, bleibt uns letztlich <strong>ein</strong><br />

unergrÄndliches RÅtsel, umso mehr, wenn er <strong>die</strong>se Liebe nicht<br />

erwidert oder unerwartet <strong>ein</strong>seitig aufkÄndigt <strong>und</strong> wir begreifen<br />

mÄssen, dass wir s<strong>ein</strong>e Lebensmotive, s<strong>ein</strong> inneres Wesen<br />

eigentlich nie ganz verstanden haben. Dem besten Fre<strong>und</strong><br />

geht es nicht besser, wenn er versucht, uns mit <strong>ein</strong>em unendlichen<br />

Strom von GeschwÅtzigkeit Äber unseren Kummer hinwegzuhelfen<br />

oder Äber s<strong>ein</strong>en eigenen Seelenzustand aufzuklÅren.<br />

Was in den tieferen Schichten s<strong>ein</strong>es Bewussts<strong>ein</strong>s<br />

vorgeht, werden wir nie erfahren, weil es gar nicht freigelegt<br />

werden kann <strong>und</strong> nur virtuell existiert, in der Form von Samen,<br />

<strong>die</strong> erst in-t<strong>im</strong>e, das heiÇt bei passender Gelegenheit<br />

auske<strong>im</strong>en <strong>und</strong> zu ihrem Einsatz kommen. Wir kÉnnen ohne<br />

weiteres mit <strong>ein</strong>em potenziellen MÉrder zusammenleben, in<br />

dessen sprunghaften oder bizarren Sympathiebek<strong>und</strong>ungen<br />

wir so etwas wie Mordlust nie vermuten wÄrden, weil sie<br />

darin gar nicht enth<strong>alt</strong>en sind. Und wer garantiert denn, um<br />

<strong>ein</strong>en Fall aus der Praxis aufzugreifen, dass der loyalste Mitarbeiter<br />

auÇerhalb der BÄrost<strong>und</strong>en nicht plÉtzlich schwach<br />

wird <strong>und</strong> sich mit <strong>ein</strong>er Assistentin aus dem Stab der gegnerischen<br />

Partei, <strong>die</strong> er zufÅllig <strong>im</strong> Aufzug oder vor dem Sitzungssaal<br />

des Stadtrates kennengelernt hat, verabredet, ja,<br />

nach <strong>ein</strong>em netten Abend nicht <strong>ein</strong>mal davor zurÄckschreckt,<br />

spontan mit ihr ins Bett zu gehen. Das kriegt doch in den<br />

meisten FÅllen niemand spitz, der Fraktionsvorsitzende nicht,<br />

<strong>und</strong> auch der gem<strong>ein</strong>e Parteisoldat wird darÄber naturgemÅÇ<br />

nicht informiert, auÇer sie werden zufÅllig vom B<strong>und</strong>esnachrichten<strong>die</strong>nst<br />

observiert, da mÄssen sie natÄrlich aufpassen,<br />

aber wenn, ist es meist sowieso schon zu spÅt, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Hoch-


zeitsglocken lÅuten. Wie viele parteiÄbergreifende Ehen all<strong>ein</strong><br />

<strong>im</strong> Bezirk Altona jedes Jahr geschlossen werden, lÅsst sich<br />

kaum noch Äberblicken. Man sollte nicht glauben, was bei uns<br />

los ist, wenn Kottkamp zum Beispiel <strong>ein</strong> paar Tage nach Berlin<br />

muss. Dann tanzt der BÅr, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Affen springen <strong>ein</strong>em<br />

auf der Nase herum. Von s<strong>ein</strong>em Stellvertreter lassen <strong>die</strong> sich<br />

doch nicht bange machen, auch nicht unter Androhung drakonischer<br />

Strafen, wie sie heutzutage nur noch von der Scharia<br />

praktiziert werden. Womit wir wieder be<strong>im</strong> Thema wÅren,<br />

was aber Kottkamp selbst verschuldet hat, weil er in s<strong>ein</strong>er<br />

Umgebung k<strong>ein</strong>e starken PersÉnlichkeiten duldet, <strong>die</strong> als<br />

Nachfolger in Frage kommen. In letzter Konsequenz fÄhrt das<br />

dazu, dass in manchen Altonaer Ehebetten produktiver Politik<br />

gemacht wird als <strong>im</strong> Bezirksparlament, wo <strong>die</strong> politischen<br />

Gegner doch nur an<strong>ein</strong>ander vorbeireden, <strong>und</strong> dass <strong>die</strong>jenigen,<br />

<strong>die</strong> k<strong>ein</strong> Hascherl der Gegenpartei ihr eigen nennen, weil sie<br />

es nicht abwarten konnten <strong>und</strong> viel zu frÄh <strong>und</strong> unÄberlegt in<br />

<strong>die</strong> eigenen Reihen <strong>ein</strong>geheiratet haben, sich benachteiligt<br />

fÄhlen. Denn sie gehen zurecht davon aus, dass <strong>die</strong> Anderen<br />

ihre He<strong>im</strong>lichtuerei noch zusÅtzlich antÉrnt, wie bei <strong>ein</strong>em<br />

Ehebruch, wo der Sex auf <strong>ein</strong>mal auch wieder richtig SpaÇ<br />

macht. Dies alles m<strong>ein</strong>e ich in Hubschmidts ZÄgen zu lesen<br />

<strong>und</strong> habe gleich viel weniger Angst vor ihm. Das heiÇt, richtig<br />

Angst habe ich sowieso nicht, <strong>die</strong> ganze Zeit nicht, dafÄr<br />

kommt mir <strong>die</strong>se Szene viel zu irreal vor.<br />

-Was willst du, aufgeblasener Kasper! rufe ich mutig <strong>und</strong><br />

richte mich drohend auf. Du traust dich ja doch nicht.<br />

Und tatsÅchlich: Hubschmidt duckt sich weg. Offenbar will er<br />

das Weite suchen. Doch wieder haben wir <strong>die</strong> Rechnung ohne<br />

Kottkamp gemacht, ohne s<strong>ein</strong>e Entschlossenheit, Tatkraft <strong>und</strong><br />

zÅhe, durchtrainierte Tennismuskulatur.<br />

-Na warte, sagt er. Das wird schon. Und wenn ich selber MaÇ<br />

nehmen muss.


FÄrwahr, Hubschmid kann sich freuen, <strong>ein</strong>en so energischen<br />

Vorsitzenden zu haben, den es jetzt nachgerade in den Fingern<br />

juckt, uns zu beweisen, was <strong>ein</strong>e Harke ist. Mit <strong>ein</strong>er<br />

sparsamen, unaufgeregten Bewegung, gelernt ist gelernt, bevor<br />

ich Äberhaupt weiÇ, wie mir geschieht, hÅnge ich plÉtzlich<br />

am Abhang, klammere mich verzweifelt am Felsen fest <strong>und</strong><br />

spÄre das weiche k<strong>alt</strong>e St<strong>ein</strong>klaffmoos an m<strong>ein</strong>er aufgeritzten<br />

Backe.<br />

STOP! Ist das <strong>die</strong> letzte, hintersinnige Bedeutung m<strong>ein</strong>es eigenen<br />

Das<strong>ein</strong>s, <strong>die</strong> ich mit aller Macht vertuschen will, oder<br />

sind das spontane GrippeauslÅufer, <strong>die</strong> mich erbarmungslos in<br />

<strong>ein</strong>en frostig graumelierten Abgr<strong>und</strong> ziehen?<br />

-Gut, dass du wenigstens k<strong>ein</strong>en Radau machst, hÉre ich<br />

Kottkamp von oben sagen, Kottkamp, der sich tatsÅchlich zu<br />

mir herunterbeugt <strong>und</strong> mich fre<strong>und</strong>lich anlÅchelt. Nicht Ångstlich<br />

herumhampelst <strong>und</strong> uns auch nicht <strong>die</strong> Ohren volljammerst,<br />

weil wir dir das Fell Äber <strong>die</strong> Ohren ziehen. Muchas<br />

gracias, mon tonto.<br />

Er liegt da: dÉsend, <strong>die</strong> Augen geschlossen, <strong>und</strong> weiÇ nicht,<br />

wie er sich fÄhlt. Bleibt still liegen, aus Furcht, jede Bewegung,<br />

jede ànderung s<strong>ein</strong>er Lage kÉnne unangenehm <strong>und</strong><br />

schmerzhaft fÄr ihn s<strong>ein</strong>. Und wÅhrend er so daliegt, Årgert er<br />

sich Äber jene Kollegen, <strong>die</strong> vor lauter Arbeitseifer nicht zuhause<br />

bleiben, wenn sie krank sind, <strong>und</strong> sich ansch<strong>ein</strong>end<br />

Äberhaupt nichts daraus machen, andere anzustecken. Die<br />

ganze Zeit schniefen <strong>und</strong> krÉcheln sie <strong>ein</strong>en voll.<br />

Er liegt still da. Zwischendurch erwacht er aus s<strong>ein</strong>em DÅmmer<br />

<strong>und</strong> ist sich unter verquollenen Lidern nicht sicher, wo er<br />

sich befindet. Wieso ist da k<strong>ein</strong>e Wand, wenn er <strong>die</strong> HÅnde<br />

ausstreckt, <strong>und</strong> warum ist es da rechts, wo der Schrank stehen<br />

sollte, so hell wie unter <strong>ein</strong>em Fenster? - Komischerweise<br />

stÉren ihn <strong>die</strong> feh<strong>lenden</strong> Koordinationen s<strong>ein</strong>es KÉrpers <strong>und</strong>


Kopfes Äberhaupt nicht, <strong>die</strong>ses GefÄhl der Ungewissheit bei<br />

gleichzeitigem Geborgens<strong>ein</strong>. Wenn nur der Schwindel nicht<br />

wÅre <strong>und</strong> <strong>die</strong> HustenanfÅlle nachlassen wÄrden, <strong>die</strong> den Hals<br />

so reizen, dass er abends womÉglich k<strong>ein</strong>e St<strong>im</strong>me mehr haben<br />

wird. Denn davor fÄrchtet er sich am meisten: dem Widersacher<br />

nicht mit gebÄhrender Festigkeit gegenÄbertreten zu<br />

kÉnnen.<br />

Ach hier! Das frisch gewechselte Laken. Die L<strong>ein</strong>enstruktur<br />

des Kissenbezuges, nur <strong>ein</strong> paar Zent<strong>im</strong>eter vor s<strong>ein</strong>em Auge.<br />

Die erhabene Ferne der MolekÄle, der Elektronen- <strong>und</strong> KernzustÅnde.<br />

Er fÅllt aus <strong>ein</strong>em Flugzeug, taumelt schwerelos<br />

durch <strong>die</strong> Luft, dann wird er auch noch von blutgierigen Dinosauriern<br />

fast zu Tode gehetzt, bis ihn <strong>ein</strong> Bekannter, den er<br />

seit Jahren nicht gesehen hat, in <strong>ein</strong>e HÉhle lotst, in der sie<br />

sich sicher glauben - <strong>ein</strong> Irrtum, haust dort doch <strong>ein</strong> noch<br />

grÅsslicheres Ungeheuer s<strong>ein</strong> Name ist Goneril. Er besucht<br />

mit Kottkamp <strong>und</strong> anderen KoryphÅen des Bezirksamtes den<br />

Neubau der Nervenheilanst<strong>alt</strong>, sie sprechen mit Schwestern,<br />

àrzten, <strong>und</strong> alle tun ganz fre<strong>und</strong>lich - bis sich plÉtzlich herausstellt:<br />

sie wollen ihn dabeh<strong>alt</strong>en. GefÄhle der Angst, Ohnmacht<br />

<strong>und</strong> wieder <strong>die</strong>ser zwanghafte Flucht<strong>im</strong>puls. Aber k<strong>ein</strong><br />

Hass. Zum Hassen ist er in TrÅumen nicht fÅhig. Fort will er,<br />

<strong>ein</strong>fach nur fort. AusreiÇen, sich allem entziehen, was ihn<br />

bedroht <strong>und</strong> unglÄcklich macht.<br />

Dann <strong>die</strong> Befreiung: in s<strong>ein</strong> betÅubtes Bewussts<strong>ein</strong> dringt <strong>ein</strong>e<br />

unklare Empfindung, <strong>im</strong>mer drÅngender macht sie sich bemerkbar.<br />

- Auf dem Weg zur Toilette der pawlowsche Griff<br />

nach der Tageszeitung. Hoffentlich beschwert sich Sonja<br />

nicht wieder. Das Buch liegt auch noch da, direkt zwischen<br />

zwei Putzflaschen. Ein Roman Äber <strong>die</strong> Verwirrung junger<br />

Soldaten auf dem Schlachtfeld. Der Text ist schÉn zu lesen,<br />

<strong>ein</strong>e Suada voller VorwÄrfe gegen alle Kriegstreiber der


Weltgeschichte, bezieht <strong>ein</strong>en leisen Nervenkitzel aus der<br />

int<strong>im</strong>en Vorstellung von Tod <strong>und</strong> Gefahr - <strong>und</strong> wird doch dem<br />

Schrecken <strong>ein</strong>es Krieges nicht gerecht, der Millionen das Leben<br />

gekostet hat. Warum <strong>die</strong>se vielen Toten, fragt man sich<br />

unwillkÄrlich. Folgen sie <strong>ein</strong>em Naturgesetz? Stetiges Werden<br />

<strong>und</strong> Vergehen, Krieg <strong>und</strong> Frieden als organisches Ein- <strong>und</strong><br />

Ausatmen <strong>ein</strong>er ungerechten, eunuchischen Welt, <strong>die</strong> sich<br />

anders als durch katastrophale RÄckschlÅge nicht fortentwickeln<br />

kann? Wobei <strong>ein</strong>ige nolens volens hinten vom Wagen<br />

fallen. Die ewige Wiederkehr des BÉsen, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Antwort der<br />

Wissenschaft: so funktioniert der Mensch nun mal in s<strong>ein</strong>em<br />

Wolfsrudel, bei den Aktienkursen ist auch nicht <strong>im</strong>mer alles<br />

eitel Sonnensch<strong>ein</strong>. Hinter jeder Ecke lauert <strong>die</strong> Krise, <strong>und</strong><br />

wenn <strong>die</strong> kritische Masse erreicht ist, gibt es k<strong>ein</strong> H<strong>alt</strong>en mehr<br />

Äber dem Abgr<strong>und</strong>. K<strong>ein</strong>er kauft mehr was, k<strong>ein</strong>er traut dem<br />

anderen, <strong>und</strong> dann werden auch noch faule Kredite fÅllig.<br />

In Norderstedt ist gestern den ganzen Tag der Strom ausgefallen.<br />

Wahrsch<strong>ein</strong>lich haben <strong>die</strong> denselben Stromversorger. Die<br />

Polizei hat <strong>ein</strong>en 18-jÅhrigen Herumtreiber geschnappt, der<br />

sich in <strong>ein</strong>er verlassenen Ferienvilla gemÄtlich <strong>ein</strong>gerichtet<br />

hatte. Einbruch, Hausfriedensbruch, Landstreicherei, dafÄr<br />

kann er leicht ins GefÅngnis kommen, oder in <strong>ein</strong>e <strong>die</strong>ser<br />

hochmodernen, hochgelobten Jugendverwahranst<strong>alt</strong>en Interview<br />

mit dem Leiter Direktor Vorsteher nur Positives hÉrt<br />

man von denen modernste Methoden der PÅdagogik <strong>und</strong> so<br />

weiter bis dann <strong>ein</strong>es Tages irgend<strong>ein</strong> Skandal, <strong>und</strong> der Mann<br />

muss s<strong>ein</strong>en Posten rÅumen. Was machen solche Leute eigentlich<br />

danach? Vorruhestand? Oder <strong>ein</strong>e neue Aufgabe, wo sie<br />

weniger <strong>im</strong> Rampenlicht stehen?<br />

Warum sie hinter den armen Schw<strong>ein</strong>en so her sind. Liegt an<br />

der Struktur des Rechtssystems, das das Privateigentum Äber<br />

alles andere stellt, teilweise sogar Äber <strong>die</strong> kÉrperliche Unver-


sehrtheit. Nur bei Steuerhinterziehern lassen sie meist Gnade<br />

w<strong>alt</strong>en. Erst heiÇt es, so <strong>und</strong> so, er hat <strong>ein</strong> groÇes,<br />

verdammenswÄrdiges Verbrechen begangen, <strong>die</strong> Allgem<strong>ein</strong>heit<br />

um viel Geld betrogen - <strong>und</strong> hinterher handeln <strong>die</strong> AnwÅlte<br />

BewÅhrung aus. Wenn aber <strong>ein</strong>er <strong>im</strong> Laden fÄr 20 Euro<br />

was mitgehen lÅsst, der muss aufpassen, oder wer <strong>ein</strong>en Laptop<br />

klaut, dass er nicht ins Kittchen wandert; genau wie <strong>die</strong><br />

friedlichen Kiffer, werden schikaniert bis zum geht nicht<br />

mehr, nur weil sie zu Weihnachten <strong>ein</strong> paar HaschplÅtzchen<br />

gebacken haben, <strong>und</strong> dann dem ahnungslosen MitschÄler<br />

angeboten. Aber wenn der Herr StaatssekretÅr <strong>im</strong> besoffenen<br />

Kopf FuÇgÅnger totfÅhrt, sind sie nachsichtig. Er muss nur<br />

Reue <strong>und</strong> Betroffenheit m<strong>im</strong>en <strong>und</strong> so tun, als sei er durch das<br />

Bewussts<strong>ein</strong> s<strong>ein</strong>er Schuld bereits genug gestraft. Dann<br />

kommt er mit zwei Jahren auf BewÅhrung davon - <strong>die</strong> Grenze,<br />

ab der man als vorbestraft gilt - <strong>und</strong> mit FÄhrersch<strong>ein</strong>entzug.<br />

Muss sich chauffieren lassen, der arme Kerl. Eine harte Strafe,<br />

wo er so gern selber am Steuer sitzt. Jahre spÅter, nach<br />

<strong>ein</strong>er selbst verordneten Zwangspause, in der er sich auf den<br />

Ausbau s<strong>ein</strong>er Kanzlei konzentrieren kann, ist alles vergessen.<br />

Er sitzt wieder fest <strong>im</strong> Sattel, in s<strong>ein</strong>em <strong>alt</strong>en Job, <strong>und</strong> hat<br />

<strong>ein</strong>en besseren in Aussicht, wenn er nicht sogar noch Parteivorsitzender<br />

wird.<br />

Ein Foto vom neuen Flughafen: der modernste Hangar der<br />

Welt. Was fÄr <strong>ein</strong> Aufwand da getrieben wird, muss man sich<br />

mal vorstellen. Hingegen Rutzmoser mit s<strong>ein</strong>er Halle: <strong>ein</strong>e<br />

Pleite hingelegt, <strong>die</strong> sich gewaschen hat. Steht denn darÄber<br />

nichts in dem KÅseblatt? Seufzend blickt <strong>Brunner</strong> Äber den<br />

Rand s<strong>ein</strong>er Zeitung auf <strong>die</strong> gegenÄberliegenden Kacheln. Mit<br />

der Farbe hat sich Elke damals durchgesetzt, <strong>und</strong> man kann<br />

sagen, es war <strong>ein</strong>e Fehlentscheidung. Der Hahn lÅuft auch<br />

wieder. Kann er von s<strong>ein</strong>em Platz aus genau sehen. Zwe<strong>im</strong>al<br />

war der Klempner da, hat das Problem aber nicht in den Griff


gekriegt. Und <strong>im</strong> Winter <strong>die</strong> Heizung. Alles <strong>im</strong>mer nur kl<strong>ein</strong><br />

kl<strong>ein</strong> bei den Reparaturen, statt endlich <strong>ein</strong>en neuen Kessel<br />

anzuschaffen. WÅren <strong>die</strong> Probleme <strong>ein</strong> fÄr alle mal gelÉst,<br />

doch davon will der Vermieter nichts hÉren. Nur nichts investieren,<br />

nur k<strong>ein</strong>en Euro zuviel ausgeben. Auch bei den Fenstern<br />

nicht. Was da an WÅrme verlorengeht, weil sie sich Äber<br />

<strong>die</strong> Jahre vÉllig verzogen haben, das geht auf k<strong>ein</strong>e Kuhhaut.<br />

Auf k<strong>ein</strong>e Kuhhaut geht das. Dabei bekommen Hausbesitzer<br />

Subventionen. Das Geld wird denen hinten r<strong>ein</strong>geschoben,<br />

aber sie warten natÄrlich lieber, bis der Flughafen fertig ist,<br />

weil sie dann gar nichts mehr zuzahlen mÄssen.<br />

Die viel haben, werden ordentlich bezuschusst. Wo Geld ist,<br />

kommt meist noch was dazu. Be<strong>im</strong> Flughafen sitzt <strong>die</strong> Kohle<br />

locker. Vierte, fÄnfte Landebahn k<strong>ein</strong> Problem, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Natur<br />

wird gnadenlos zubetoniert. Ganze Stadtteile verenden in der<br />

Kakophonie des Krachs. Aber der Kollege aus LÄneburg<br />

kommt <strong>im</strong>mer noch mit der <strong>alt</strong>en Diesellok in <strong>die</strong> Stadt, <strong>die</strong><br />

<strong>im</strong> Winter auf der <strong>ein</strong>spurigen Strecke dauernd stehenbleibt,<br />

auf der nicht nur <strong>die</strong> ÄberfÄllten PendlerzÄge fahren, sondern<br />

auch der GÄterverkehr, zum Teil mit Gefahrstoffen, <strong>und</strong> wenn<br />

etwas passiert, an <strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>zigen Stelle, <strong>ein</strong> Gleisbruch oder<br />

so, liegt der gesamte Betrieb st<strong>und</strong>enlang lahm. Vollsperrung.<br />

Wir wissen nicht, wann es weitergeht, heiÇt es dann in den<br />

ZÄgen, in denen obendr<strong>ein</strong> best<strong>im</strong>mt noch <strong>die</strong> Heizung ausfÅllt.<br />

Hier. Die Inflationsrate. Er hat es ja gewusst. Alles wird teurer.<br />

All<strong>ein</strong> das Abo. ErhÉhen Sie jedes Jahr. Er hÅtte <strong>die</strong><br />

Norddeutsche schon lÅngst abbestellt, wenn der Richter nicht<br />

soviel Wert auf aktuelle Informationen legen wÄrde. Elke <strong>und</strong><br />

Sonja lesen sowieso nur ihre Frauenzeitschriften. Und <strong>im</strong><br />

DÄrande kostet <strong>ein</strong> Schnitzel mit Rotkohl <strong>und</strong> Bratkartoffeln<br />

sagenhafte zehn Euro, stellt euch das mal vor. Ist gar nicht


viel dran, das kommt noch dazu. Oder Autofahren. Was das<br />

kostet. Nicht nur Benzin, auch <strong>die</strong> WerkstÅtten nehmen es<br />

vom Lebendigen. Fast zwanzig Euro fÄr <strong>die</strong> <strong>ein</strong>fache AutowÅsche,<br />

ich glaub ich spinne. Nicht <strong>die</strong> Super-Luxus-WÅsche mit<br />

allen Schikanen, n<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong>fach Wasser mit <strong>ein</strong> bisschen<br />

Schaum. DafÄr bieten sie <strong>ein</strong>en Kaffee gratis an, <strong>im</strong> Plastikbecher,<br />

aber was machen <strong>die</strong> Leute, <strong>die</strong> k<strong>ein</strong>en Kaffee vertragen.<br />

So beugen Sie dem Sek<strong>und</strong>enschlaf vor. Busen aus Brasilien,<br />

ZÅhne aus Polen. Welche Tatoos gefragt sind. Mit was sich<br />

<strong>die</strong> Menschen beschÅftigen! WofÄr sie Geld ausgeben! Hinterher<br />

w<strong>und</strong>ern sie sich, wenn ihre Haut kaputt ist. Und hier!<br />

Was <strong>ein</strong> Volk! FrÄher hÅtte das niemanden interessiert. Entweder<br />

sie wÅre gekommen oder sie wÅre nicht gekommen;<br />

aber heute wird ja aus jeder MÄcke <strong>ein</strong> Elefant gemacht. Als<br />

wenn <strong>die</strong> Leute nichts Besseres zu tun haben. - Und jetzt Vogelgrippe.<br />

SARS, Vogelgrippe, Ebolavirus, <strong>im</strong>mer was anderes.<br />

Nur damit <strong>die</strong> Journalisten was zu schreiben haben.<br />

-Brauchst du noch was? Soll ich dir etwas mitbringen?<br />

Elkes St<strong>im</strong>me durch <strong>die</strong> geschlossene KlotÄr.<br />

-Kiwis. Bring mir Kiwis mit. Aber nur <strong>die</strong> aus dem Obstladen.<br />

-Da komme ich jetzt nicht vorbei.<br />

-Und bring mal <strong>die</strong> andere Margarine mit, ruft er ihr nach.<br />

Immer kauft sie <strong>die</strong> wÅssrigen Margarinesorten, <strong>die</strong> er nicht<br />

mag. Und be<strong>im</strong> Obst guckt sie nie genau genug hin, sondern<br />

steckt <strong>ein</strong>, was andere liegen lassen. Kritik kann sie wie <strong>die</strong><br />

meisten Frauen nicht vertragen. Sie lÅsst sich nichts sagen,<br />

sondern zetert <strong>im</strong>mer gleich los, wenn man sie nur <strong>ein</strong> bisschen<br />

anmeckert.<br />

-Die Wechseljahre, ist man geneigt ihr mitzuteilen. Vermutlich<br />

hat es mit d<strong>ein</strong>en Hormonen zu tun.


Das <strong>ein</strong>zige, was ihm auf ihre Tiraden normalerweise <strong>ein</strong>fÅllt,<br />

ist: njet. Vielleicht noch: was du unter 'gar nicht mal teuer'<br />

verstehst! Damit ist das Thema fÄr ihn erledigt, wie manches<br />

andere, mit dem ihn s<strong>ein</strong>e Frau behelligt. FÄr <strong>ein</strong>e empfindliche<br />

Nase wie s<strong>ein</strong>e lautet das oberste Gebot: k<strong>ein</strong>e ÄberflÄssigen<br />

GerÄche in der Wohnung. Er hÅlt es ja kaum aus, wenn<br />

sie be<strong>im</strong> Rotkohlkochen vergisst, das KÄchenfenster zu Éffnen.<br />

Dann rennt er sofort nach unten, um ihr Vorh<strong>alt</strong>ungen zu<br />

machen. - Oder wenn Sonja raucht. Wenigstens geht <strong>die</strong> meist<br />

in ihr Z<strong>im</strong>mer, weil sie weiÇ, wie sehr ihn das nervt. Noch<br />

schl<strong>im</strong>mer ist nur das Parfum, mit dem sie sich morgens <strong>im</strong>mer<br />

<strong>ein</strong>nebelt, bevor sie zur Arbeit geht, oder wenn sie abends<br />

auf <strong>ein</strong>e Party will. Der Gestank, anders kann man das nicht<br />

bezeichnen, hÅngt hinterher st<strong>und</strong>enlang <strong>im</strong> Badez<strong>im</strong>mer <strong>und</strong><br />

zieht durch <strong>die</strong> ganze Wohnung - sofern man nicht streng<br />

darauf achtet, alle TÄren zuzuh<strong>alt</strong>en. DafÄr regt sie sich Äber<br />

s<strong>ein</strong>e Unordnung auf, weil er angeblich <strong>im</strong>mer alles stehen<br />

<strong>und</strong> liegen lÅsst <strong>und</strong> s<strong>ein</strong> Chaos sogar bis ins Wohnz<strong>im</strong>mer<br />

verbreitet. Denn Unordnung kann sie sich in ihrer Sparkasse<br />

natÄrlich nicht leisten. Unordnung in Gelddingen fÄhrt bekanntlich<br />

in den Ruin, das sieht man an Rutzmoser <strong>und</strong> auch<br />

an den Folgen der gegenwÅrtigen Finanzkrise.<br />

Warum der Braten gestern wieder so zÅh war. Elke macht<br />

zwar gute AuflÅufe, aber ihr Braten ist manchmal ziemlich<br />

dÄrftig.<br />

-Ich weiÇ nicht, wie du das hinkriegst, sagt er angelegentlich<br />

zu ihr. Das beste Fleisch, <strong>und</strong> dann zÅh. Soll ich dir mal zeigen,<br />

wie man Koteletts brÅt?<br />

Im groÇen <strong>und</strong> ganzen ist sie <strong>ein</strong>e recht passable KÉchin. Von<br />

der Mutter gelernt, <strong>und</strong> davon profitiert natÄrlich <strong>die</strong> ganze<br />

Familie. Der Haken: er hat s<strong>ein</strong>e Schwiegereltern Éfter vor der<br />

Nase als ihm lieb ist, <strong>ein</strong> Schicksal, das er mit Lars-Dieter


Kromme teilt. Jedes Wochenende sind <strong>die</strong> zum Essen <strong>ein</strong>geladen,<br />

<strong>und</strong> manchmal sitzen sie abends schon da, wenn er von<br />

der Arbeit kommt.<br />

-Ich muss auch <strong>im</strong>mer zu d<strong>ein</strong>em Vater mit, erwidert Elke<br />

ganz ruhig, wenn er sich Äber ihre murkelige Verwandtschaft<br />

beschwert. Glaubst du, mir macht es SpaÇ, s<strong>ein</strong> ewiges GenÉrgel<br />

anzuhÉren? Und du wirst ihm von Jahr zu Jahr Åhnlicher.<br />

Elke mit ihren paar Euros, <strong>und</strong> nun wollen sie ihr <strong>die</strong> St<strong>und</strong>en<br />

ganz streichen. Er hat es kommen sehen: <strong>im</strong>mer nur befristet<br />

in der Behinderten<strong>ein</strong>richtung aushelfen, das ist nichts.<br />

Krommes Frau bringt wenigstens richtiges Geld nach Hause.<br />

Stu<strong>die</strong>nrÅtin, <strong>die</strong> ver<strong>die</strong>nen bekanntlich recht ordentlich. Morgens<br />

<strong>ein</strong> bisschen Unterricht; nachmittags kann sie sich dann<br />

<strong>die</strong> NÅgel feilen. Bei den Krommes tropft best<strong>im</strong>mt k<strong>ein</strong> Wasserhahn,<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Heizung funktioniert auch <strong>ein</strong>wandfrei.<br />

Er steht vor dem Medikamentenschrank, <strong>ein</strong>em weiÇen Fossil<br />

aus billigem Hartplastik, das an gewisse Arztpraxen aus dem<br />

letzten Jahrh<strong>und</strong>ert denken lÅsst. Eine Schmerztablette? Wenigstens<br />

<strong>ein</strong>e halbe? Er wiegt <strong>die</strong> Schachtel in der Hand.<br />

Wenn es ihm schlecht geht, ist er zu Entscheidungen <strong>ein</strong>fach<br />

nicht fÅhig. Entscheidungen sind etwas fÄr Aktivmenschen,<br />

um sich forsch <strong>und</strong> behÅnde <strong>ein</strong>en Vorteil zu verschaffen,<br />

nicht fÄr Leute, <strong>die</strong> vor Grippe aus dem letzten Loch pfeifen<br />

<strong>und</strong> auf <strong>die</strong> nur noch das Alter zu warten sch<strong>ein</strong>t <strong>und</strong> der Tod.<br />

Der Horizont des Alterns wird von den Medikamenten best<strong>im</strong>mt,<br />

<strong>die</strong> man zu schlucken hat. Kinn auf <strong>die</strong> Schale, Augen<br />

geradeaus, Massen bunter Pillen Äber <strong>die</strong> vollen 220 Grad des<br />

Gesichtsfeldes. Jeden Tag, bis zum Erbrechen.<br />

Pill pill pill das HÄhnchen,<br />

schluck schluck schluck der Hahn.<br />

Wer <strong>ein</strong>mal in <strong>die</strong> FÅnge der Medizin geraten ist, kann <strong>ein</strong>packen,<br />

schluckt bereitwillig alles, was <strong>die</strong> àrzte ihm verordnen.


Der Fortschritt schwankt <strong>und</strong> stottert, aber er lÅsst sich s<strong>ein</strong>e<br />

Tabletten nicht nehmen. Skylla oder Charybdis, Demokrat<br />

oder Republikaner, Spargel oder Spinat, konsumieren oder<br />

subl<strong>im</strong>ieren, Traumfrau oder Kneifzange, f<strong>ein</strong>sinnen oder<br />

grobschlachten, Caesar oder Hannibal: dazwischen gibt es<br />

selten ÜbergÅnge nach dem Motto: wer nicht fÄr uns ist, ist<br />

gegen uns. Und trotzdem: am glÄcklichsten ist der sowohl-alsauch<br />

Mensch. Schon <strong>im</strong>mer. Oder sagen wir zufrieden. In<br />

gewisser Weise hat sich wenig geÅndert seit unserer gem<strong>ein</strong>samen<br />

Urzeit, auÇer dass das Klopapier weicher geworden ist,<br />

das Arbeiten Tiere Keulen WÅschewaschen Fernreisen komfortabler<br />

<strong>und</strong> manche sich besser zurecht finden als andere.<br />

Verhangene Magellanwolken, vor orientalischen Wandteppichen,<br />

mit Zeichen <strong>und</strong> Ornamenten, <strong>die</strong> mit den <strong>alt</strong>en Kulturen<br />

des Ostens untergegangen sind, Abbildungen menschlicher<br />

Tatterakte, <strong>die</strong> wie <strong>ein</strong> letzter ferner GruÇ aus der Jugend,<br />

<strong>ein</strong>er viel gelenkigeren Lebensphase, sich d<strong>ein</strong>es nach<br />

BetÅubung lechzenden Hirnes bemÅchtigten, eselsohrige Plattencover,<br />

schwere Intellektuellenbrillen in giftgrÄnen MÄlltÄten,<br />

der wÄrzige Duft weiblicher Lust, Autopiloten, Roboterschiffe,<br />

virtuelle SchutzwÅlle, Glasfaserkabel, Transistoren &<br />

Bardeens semiotische Wendung zur Supraleitung,<br />

SaxophonklÅnge aus Musikgeneratoren, ranzige Gleitcremes<br />

in Juwelierauslagen, offshore WindmÄhlen, lichtschnelle<br />

NachfÄllautomaten fÄr films noirs ou blancs, schokoladensÄÇe<br />

Laserbohrer, besoffene Wahrheitswerte in grÄnstichigen Faschingsfummeln,<br />

weiÇe Lederschuhe <strong>und</strong> was nicht alles, gut<br />

abgehangene Hoffnungen. Vorsichtig bewegst du dich nach<br />

hinten, <strong>und</strong> packst <strong>die</strong> nackte Schaufensterpuppe auf dem<br />

vergilbten Foto. Wortlos n<strong>im</strong>mst du d<strong>ein</strong>en Hut, d<strong>ein</strong>en Bogen<br />

<strong>und</strong> lÅufst auf <strong>die</strong> vierspurige PrachtstraÇe, wo du alle<br />

Fehler <strong>und</strong> IrrtÄmer, MissverstÅndnisse <strong>und</strong> SelbsttÅuschungen<br />

d<strong>ein</strong>es Lebens mit <strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>zigen Anstrengung, <strong>ein</strong>em


<strong>ein</strong>zigen FlÄgelschlag d<strong>ein</strong>es Herzens aufzuheben gedenkst.<br />

Und dann? In der Eile vom Auto erfasst, Pech gehabt. Ein<br />

Ende, das dich in <strong>ein</strong>e andere D<strong>im</strong>ension katapultiert. Live<br />

fast, <strong>die</strong> young, wie <strong>die</strong> Scholls es vorgemacht haben mit waren's<br />

Amphetamine? sind <strong>die</strong> meisten vorsichtiger, nicht nur<br />

<strong>im</strong> StraÇenverkehr. Obwohl kann <strong>im</strong>mer was passieren, <strong>im</strong>mer<br />

<strong>und</strong> Äberall. D<strong>ein</strong> Gehirn war Matsch, d<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong><br />

nicht. Bis heute kehrtest du nicht zurÄck. Ansch<strong>ein</strong>end gefÅllt<br />

es dir da. Nur <strong>die</strong> Puppe blickt noch Äbers Tal, mitschafs zufrieden<br />

trotz vieler blutiger W<strong>und</strong>en. Regungslos, ohne Arme.<br />

Sie war nicht schuld. Viele waren schuld, sie nicht.<br />

Und hÇrst du weit entfernt den Ton<br />

der trauten w<strong>und</strong>erbaren Weise,<br />

<strong>die</strong> k<strong>ein</strong>er kennt,<br />

<strong>die</strong> k<strong>ein</strong>er jemals sang,<br />

hier steht <strong>ein</strong> Recke dir<br />

auf d<strong>ein</strong>er langen Reise<br />

ins Reich des GroÉmann bei,<br />

begleit' dich treuer Lerchen Klang<br />

Er aber wendet sich ab von den schauerlichen Vorzen der<br />

Gegenwart, <strong>ein</strong>er Wirklichkeit zu, <strong>die</strong>, wenn vor 20, 30 Jahren<br />

ihm jemand geweissagt <strong>die</strong> Jahre vergehen schneller in Fabelland,<br />

<strong>und</strong> lockerer.<br />

S<strong>ein</strong>e Nase sondert ununterbrochen FlÄssigkeit ab. Soviele<br />

TaschentÄcher hat er gar nicht mehr, um <strong>die</strong>se Nase zufriedenzustellen,<br />

<strong>die</strong> schon ganz w<strong>und</strong> ist <strong>und</strong> wehtut. Jetzt noch<br />

der Ausschlag an der Lippe <strong>und</strong> womÉglich <strong>ein</strong>e ZahnfleischentzÄndung<br />

- alles Zeichen fÄr <strong>ein</strong> geschwÅchtes Immunsystem.<br />

Noch <strong>im</strong>mer erschÉpft lÅsst er sich auf den kl<strong>ein</strong>en <strong>alt</strong>en<br />

Schemel neben dem SpÄlbecken sinken. Der Schemel knackt<br />

vibriert bleibt stehen. Genau wie <strong>die</strong> Natur verhunzen sie auch<br />

<strong>die</strong> Kultur. Gut, es gibt <strong>ein</strong>en nennenswerten Teil der PopulÅrkultur,<br />

der gar nicht weiter verhunzt werden kann. Ex- <strong>und</strong>


Hop-Musik, <strong>die</strong> in den SupermÅrkten zur VerkaufsfÉrderung<br />

abgespult wird, aber auch <strong>die</strong> Masse der 08/15-Literatur -<br />

Kr<strong>im</strong>is, Historisches, Esoterik - teils <strong>im</strong> anspruchsvollen Gewand<br />

<strong>ein</strong>es Hardcovers <strong>und</strong> von renommierten Verlagen auf<br />

<strong>die</strong> Bestsellerlisten gehievt, <strong>die</strong>, wenn man genauer hinsieht,<br />

nur triviale GefÄhle verkaufen. Klischees auf hohem Niveau.<br />

Hauptsache, der WohlfÄhlfaktor st<strong>im</strong>mt. Und selbst der<br />

Schriftsteller, der auf konventionelle Weise nach HÉherem<br />

strebt, versinkt <strong>im</strong> Morast von Manieriertheiten <strong>und</strong> <strong>ein</strong>es<br />

unertrÅglich konservativen Habitus. Das betrifft den Tod in<br />

Venedig ebenso wie weite Teile der verlorenen Zeit <strong>und</strong> Goethes<br />

Wahlverwandtschaften.<br />

Kann man heutzutage Äberhaupt noch Shakespeare spielen?<br />

Soll man nicht hoffen dÄrfen, <strong>die</strong> westliche Zivilisation habe<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte nach der AufklÅrung endlich <strong>ein</strong>e Stufe erklommen,<br />

<strong>die</strong> sie Äber das SpÅtmittel<strong>alt</strong>er hinaushebt? Ansch<strong>ein</strong>end<br />

nicht. Ansch<strong>ein</strong>end brauchen <strong>die</strong> Leute das Regressive,<br />

Beharrende, BÄrgerlich-ReaktionÅre, <strong>und</strong> deshalb geht <strong>Brunner</strong><br />

seit <strong>ein</strong>igen Jahren gar nicht mehr ins Theater, verzichtet<br />

auf alles Tamtam <strong>und</strong> all <strong>die</strong> Idioten, <strong>die</strong> da fÄr gewÉhnlich<br />

herumhÅngen, <strong>die</strong> Zuschaueridioten <strong>und</strong> Schauspieleridioten<br />

<strong>im</strong> Zusammenspiel mit den Regisseur- <strong>und</strong><br />

Intendantenidioten. Die gesamte Kulturszene hÅngt ihm zum<br />

Hals heraus. Immer <strong>die</strong>selben Klassiker, <strong>im</strong>mer wieder neu<br />

aufgewÅrmt, oder, schl<strong>im</strong>mer noch, zu belanglosen Potpourris<br />

verwurstet. Wer an Klassiker anknÄpft, hat Publikum <strong>und</strong><br />

Rezensenten schon halb auf s<strong>ein</strong>er Seite. Sowas lieben <strong>die</strong><br />

Bibliothekare <strong>und</strong> Historiker, <strong>die</strong> vorgeblichen Literaturkenner<br />

<strong>und</strong> Rechtschreibpedanten. Ansonsten vertun sie ihre Zeit<br />

auch gern mit den neuesten StilblÄten irgendwelcher Sternchen<br />

am Kunsth<strong>im</strong>mel, um das interessierte Publikum, das sie<br />

an BeschrÅnktheit noch zu Äberbieten trachten, mit Klatsch<br />

<strong>und</strong> Tratsch bei Laune zu h<strong>alt</strong>en. Von der <strong>ein</strong>en angeblich so


tollen SÅngerin hat <strong>Brunner</strong> noch nie <strong>ein</strong> Lied gehÉrt, aber<br />

Äber ihre Drogen- <strong>und</strong> sonstigen Exzesse h<strong>alt</strong>en ihn <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n<br />

ungefragt auf dem Laufenden. Daran sieht man doch, wie<br />

es lÅuft <strong>und</strong> worauf es heutzutage ankommt.<br />

Ein bisschen Fettcreme auf <strong>die</strong> Nase. Mal sehen, ob das hilft.<br />

Mit <strong>ein</strong>er Mischung aus Abscheu <strong>und</strong> Bew<strong>und</strong>erung begutachtet<br />

er den Deckel der Cremedose. Zwei junge, ÄberfrÉhliche<br />

Skifahrerinnen mit ges<strong>und</strong>roten Wangen, <strong>die</strong> Haare vom<br />

Fahrtwind gefÉhnt. Warme, bunte Pullis verstecken ihre BlÉ-<br />

Çen, <strong>und</strong> man sieht so richtig, sie interessieren sich fÄr nichts<br />

als den Hu-ju-jui-Effekt des Hinuntersausens, <strong>und</strong> vielleicht<br />

noch fÄr das AprÑs-Ski am Abend. Die haben es gut. Jung <strong>und</strong><br />

froh. Er ist auch <strong>ein</strong>mal jung gewesen, aber niemals dumm<br />

<strong>und</strong> nur selten froh. Ski ist er nie gefahren. Er hÅlt sich fÄr zu<br />

intelligent, um guten Gewissens <strong>ein</strong>e so stupide Sportart zu<br />

betreiben. Im Angesicht <strong>die</strong>ser MÅdchen kommt ihm <strong>ein</strong>e<br />

Bekannte in den Sinn, <strong>die</strong> zu ihrer Zeit genauso hÄbsch gewesen<br />

ist <strong>und</strong> vom Skifahren jedesmal <strong>ein</strong>en anderen Kerl mit<br />

nach Hause gebracht hat.<br />

Er bleckt sich <strong>im</strong> Spiegel an. Selbst zum ZÅhneputzen reicht<br />

<strong>die</strong> Energie nicht. K<strong>ein</strong> W<strong>und</strong>er, wenn sich das Zahnfleisch<br />

entzÄndet. Er fischt <strong>die</strong> BÄrste aus dem <strong>alt</strong>en verkalkten Teebecher.<br />

KÉnnte Elke auch mal wieder saubermachen. Die<br />

ordentlichste ist sie nicht gerade. Genau wie s<strong>ein</strong>e hÄbsche<br />

Ski fahrende Bekannte, <strong>die</strong> ist auch nicht sehr ordentlich gewesen,<br />

<strong>und</strong> jetzt ist sie nicht <strong>ein</strong>mal mehr hÄbsch. Einmal ist<br />

er mit ihr ausgegangen, <strong>und</strong> alle haben sich nach ihnen umgedreht.<br />

Aber sie wollte nichts von ihm, <strong>und</strong> fortan hat er sich<br />

<strong>ein</strong>geredet, dass er mit ihr auf Dauer wohl auch nicht glÄcklich<br />

geworden wÅre.


S<strong>ein</strong> bleiches Gesicht <strong>im</strong> Spiegel. Bartstoppeln auf fahler,<br />

rissiger Haut. Die Nase stark gerÉtet. Fettige Haare, in kurzen,<br />

dÄnnen StrÅhnen Äber <strong>die</strong> Stirn fallend. Die Augen verquollen<br />

<strong>und</strong> dunkel umrandet, als ob er <strong>die</strong> ganze Nacht durchgezecht<br />

hÅtte.<br />

Die <strong>ein</strong>e SekretÅrin aus dem GeschÅftsz<strong>im</strong>mer ist auch so <strong>ein</strong>e<br />

HÄbsche. Sieht <strong>im</strong>mer <strong>ein</strong> bisschen elend aus, <strong>und</strong> trotzdem<br />

hÄbsch. Unerreichbar hÄbsch. - Ja, hÄbsch, das ist sie.<br />

Er verweilt <strong>ein</strong>e Zeit bei <strong>die</strong>sem Gedanken.<br />

Das ist sie wirklich.<br />

Es geht ihm wie vermutlich vielen Altersgenossen, <strong>die</strong> ihre<br />

Ehefrauen sexuell nicht mehr anziehend finden, sich zudem<br />

von ihnen unverstanden fÄhlen <strong>und</strong> dabei eigentlich <strong>im</strong>mer<br />

stÅrkere erotische Reize nÉtig haben, um auf Touren zu kommen.<br />

WÅhrend <strong>die</strong> meisten ihre nachlassenden Begierden in<br />

geordnete Bahnen zu lenken verstehen, indem sie <strong>ein</strong>e Karriere<br />

anstreben <strong>und</strong> sich zu besonderen AnlÅssen <strong>ein</strong>en Bordellbesuch<br />

genehmigen, haben sie (vielleicht weil er es sich nie<br />

erlaubt hat, ihnen nachzugeben) in s<strong>ein</strong>er Innenwelt groteske<br />

<strong>und</strong> teils absurde ZÄge angenommen. Zu s<strong>ein</strong>er eigenen nicht<br />

geringen moralischen Verwirrung fÄhrt er sowohl in politischweltanschaulicher<br />

Hinsicht wie auch in allen maÇgeblichen<br />

Bereichen s<strong>ein</strong>es Das<strong>ein</strong>s <strong>ein</strong> Doppelleben, das, obgleich es<br />

sich in D<strong>im</strong>ensionen erstreckt, welche wenig mit der sogenannten<br />

RealitÅt zu tun haben, mittlerweile <strong>ein</strong> derartiges<br />

Gewicht in s<strong>ein</strong>em GefÄhlshorizont <strong>ein</strong>n<strong>im</strong>mt, dass es s<strong>ein</strong>e<br />

reale Existenz b<strong>ein</strong>ahe vÉllig Äberlagert <strong>und</strong> ihn in jeder Sek<strong>und</strong>e,<br />

in der er nicht durch Beruf oder Familie oder, wie<br />

jetzt, durch AnfÅlle von schlechter Laune von ihm abgelenkt<br />

wird, mit Verve beschÅftigt. S<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> wird mit zunehmendem<br />

Alter <strong>im</strong>mer noch von denselben unerfÄllten<br />

WunschtrÅumen, Neidreflexen <strong>und</strong> Ex<strong>alt</strong>ationen beherrscht,<br />

<strong>die</strong> es schon in der Jugend plagten, mit dem <strong>ein</strong>zigen Unterschied,<br />

dass es inzwischen gelernt hat, gem<strong>ein</strong>hin besser


durchs Leben zu kommen, wenn es sie von vornher<strong>ein</strong> als<br />

unerreichbar <strong>ein</strong>stuft <strong>und</strong> unter <strong>ein</strong>er Maske aus Ironie, guter<br />

Laune <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em Schuss Sch<strong>ein</strong>heiligkeit mÉglichst gut verbirgt,<br />

statt ungeduldig auf <strong>die</strong> EinlÉsung von Versprechen zu<br />

pochen, <strong>die</strong> ihm der eigene Geist in <strong>ein</strong>em Anfall von GrÉ-<br />

Çenwahn <strong>ein</strong>st <strong>ein</strong>gegeben hat, als Abguss von Ideen, <strong>die</strong> deckungsgleich<br />

vermutlich auch in anderen MÅnnerkÉpfen herumspuken,<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> sie dann, von Hormonen auf rÅtselhafte<br />

Weise <strong>im</strong>mer aufs neue befeuert, jahrzehntelang anstacheln.<br />

Er lebt in mehreren solcher Parallelwelten, <strong>die</strong> von ganz anderen<br />

Prinzipien <strong>und</strong> PrioritÅten best<strong>im</strong>mt sind als s<strong>ein</strong> beruflicher<br />

<strong>und</strong> familiÅrer Alltag, in welchem er s<strong>ein</strong>e Pflichten als<br />

Vater, Ehemann <strong>und</strong> Angestellter der Hanseatischen Rentenanst<strong>alt</strong><br />

mehr schlecht als recht erfÄllt, weil er darin schon<br />

lange nur <strong>ein</strong>e weitgehend bedeutungslose Alibiveranst<strong>alt</strong>ung<br />

zu erkennen m<strong>ein</strong>t, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Verteilung des gesellschaftlichen<br />

Wohlstandes regelt, dabei aber <strong>die</strong> Menschen an Hierarchien<br />

<strong>und</strong> Organigramme von Institutionen fesselt, von deren hermetischem<br />

Reg<strong>im</strong>e bestenfalls <strong>ein</strong>e Minderheit profitiert,<br />

wÅhrend der Rest teils widerwillig, teils ergeben den AnfÄhrern<br />

hinterherlÅuft. Obwohl es ihm meist gelingt, sie aus s<strong>ein</strong>en<br />

Gedanken zu verdrÅngen, schleicht sich <strong>die</strong> Erfahrung<br />

s<strong>ein</strong>er SchwÅche <strong>und</strong> realen Einflusslosigkeit wie Senfgas in<br />

<strong>die</strong> untersten Schubladen <strong>die</strong>ser Fantasien <strong>und</strong> macht ihn um<br />

so unzufriedener, je weiter <strong>die</strong> Zeit voranschreitet <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Diskrepanz zwischen der Wirklichkeit <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>en inneren<br />

Flausen offenbar wird, das heiÇt, sie ersetzt <strong>die</strong> ursprÄngliche,<br />

aus der Ungeduld der Jugend geborene, nicht unproduktive<br />

Verzweiflung Äber den Zustand der Welt durch <strong>ein</strong>e nagende,<br />

andauernde EnttÅuschung <strong>und</strong> Verdrossenheit, <strong>die</strong> ihn alles<br />

Menschenwerk als gem<strong>ein</strong>es LÄgengebÅude <strong>und</strong> Frevel gegen<br />

<strong>die</strong> von ihm auserkorenen Prinzipien des Guten verachten <strong>und</strong><br />

sich selbst mehr <strong>und</strong> mehr als <strong>ein</strong>en FremdkÉrper in ihren


anmaÇenden Turmbauten wahrnehmen lÅsst, der ihnen nicht<br />

anders als mit sarkastischen oder gehÅssigen Redensarten <strong>und</strong><br />

gelegentlichen fÄr s<strong>ein</strong>e Umgebung schwer ertrÅglichen<br />

Sch<strong>im</strong>pfkanonaden zu begegnen weiÇ, <strong>die</strong> ihn selbst am meisten<br />

entkrÅften <strong>und</strong> von denen er sich, wenn Äberhaupt, nur<br />

durch raschen <strong>und</strong> konsequenten RÄckzug in <strong>die</strong> hÉheren<br />

SphÅren s<strong>ein</strong>er Traumwelten zu erlÉsen vermag.<br />

Vorsichtig steigt er <strong>die</strong> Treppe hinunter. Hinter der TÄr bleibt<br />

er stehen. Er steht da <strong>und</strong> atmet <strong>die</strong> kÄhle, dunkle, feuchte<br />

Kellerluft. Die Welt sch<strong>ein</strong>t ihm wie <strong>ein</strong> f<strong>ein</strong>dliches Universum<br />

voller WiderstÅnde, dem fremde, fremdartige GeschÉpfe<br />

den Takt vorgeben, ohne dass <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sem Takt zu<br />

folgen haben, den geringsten Einfluss auf ihre Zukunft nehmen<br />

kÉnnen.<br />

Er macht das Licht an.<br />

Was will er hier eigentlich?<br />

Oben fÅllt es ihm garantiert wieder <strong>ein</strong>.<br />

Dabei geht es ihm besser. Viel wohler fÄhlt er sich seit dem<br />

kl<strong>ein</strong>en SchlÅfchen <strong>und</strong> Alptraum.<br />

-W-aa-s? macht denn der vOLLidiot? BREMsen Sie,<br />

bremmmmmmsen! å in Zukunft soll er <strong>ein</strong>mal h<strong>und</strong>ert Bilder<br />

pro Sek<strong>und</strong>e schaffen ... es muss <strong>ein</strong>en Gr<strong>und</strong> geben, warum<br />

<strong>die</strong> Dinosaurier Äberlebt haben ... schon seit <strong>ein</strong>igen Jahren<br />

forscht man be<strong>im</strong> Faulhaber Institut ... Hallo!, was macht<br />

ihr denn hier? / Wir kochen nur <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Sonntagsessen ...<br />

<strong>die</strong> Entscheidung fÅllt in der Zeitschmelze ... sind nur <strong>die</strong><br />

Nerven ... rauche normalerweise ohne Filter ... da ist sie. Frau<br />

Lottodrom fÅhrt zum Lunch in <strong>die</strong> Stadt ... er hat schon <strong>im</strong>mer<br />

<strong>die</strong> Politik der Wissenschaft vorgezogen ... verlieren sich s<strong>ein</strong>e<br />

Kinder <strong>im</strong> ... Äber 200 Mitwirkende begeistern ... was ausgelÉst,<br />

was sehr wahrsch<strong>ein</strong>lich ... liegen vermutlich alle in<br />

dem Lagerraum ... <strong>ein</strong> tolles Angebot fÄr sie, <strong>ein</strong> Ring ... aber<br />

er spielt auf Elvis' Gitarre ... aus okay ... ordnungsgemÅÇ <strong>ein</strong>e


Dusche ... bereits in GroÇbritannien, SÄdafrika <strong>und</strong> Polen<br />

gewesen ... oh Wow! seht euch das an ... gibt es nicht viel zu<br />

verstehen ... der Manager ist neu hier ... dann kann es s<strong>ein</strong>,<br />

dass ... spielte viele Jahre in unserer Hausband. Irgendwann<br />

hatte er k<strong>ein</strong>e Lust mehr ... der Einhe<strong>im</strong>ischen sind zwar nicht<br />

besonders groÇ, aber dafÄr um so flinker ... muss auch ... nicht<br />

gerade grazil aus ... du wirst nicht glauben, sie hat es ... ich<br />

habe <strong>ein</strong>fach gedacht ... Éh-HÉh-hÉh-ÉÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖH,<br />

wegen ihrer so wÉrtlich ... verspannt wegen des ... gar nicht<br />

gerechnet ... warum haben <strong>die</strong> ... dass sie es ... Pressekonferenz<br />

... insgesamt gesehen aber positiv ... erschreckt es mich<br />

... in der Tat ... hier sah es vor 3 Jahren genauso aus.<br />

Auf <strong>ein</strong>em anderen Sender werden grausame TierquÅlereien<br />

gezeigt, verwackelt aufgenommen von <strong>ein</strong>er versteckten Kamera.<br />

Unglaublich, wozu Menschen fÅhig sind, wenn es ihrem<br />

Vorteil oder nur ihrer Bequemlichkeit <strong>die</strong>nt. Er mag sich den<br />

Film gar nicht ansehen, doch <strong>ein</strong>e perverse Art von Faszination<br />

hÅlt ihn fest - bis hin<strong>ein</strong> in den nÅchsten Werbeblock. Attraktion<br />

um jeden Preis, das ist es, was sie mit solchen Bildern<br />

bezwecken. - Die Diskutanten <strong>ein</strong>er Talkshow, eben aus dem<br />

Werbeh<strong>im</strong>mel zurÄckgeholt, verh<strong>alt</strong>en sich nicht anders.<br />

Auch sie haben nur das Beste <strong>im</strong> Sinn, <strong>und</strong> nebenbei bringen<br />

sie ihr eigenes Scherfl<strong>ein</strong> ins Trockene.<br />

Er blickt an s<strong>ein</strong>em verschossenen Morgenmantel hinunter<br />

<strong>und</strong> konstatiert, dass er hÉheren AnsprÄchen nicht gerecht<br />

wird. Er stellt sich <strong>ein</strong>en abgewÅhlten, gescheiterten Politiker<br />

vor, der jetzt vielleicht ebenfalls vor dem Fernseher sitzt <strong>und</strong><br />

mit ansehen muss, wie s<strong>ein</strong>e erfolgreicheren Kollegen sich<br />

vor den Journalisten spreizen <strong>und</strong> mit Erfolg den Spagat zwischen<br />

Eitelkeit <strong>und</strong> Beflissenheit Äben.


Er geht in <strong>die</strong> KÄche, um sich <strong>ein</strong> MÄsli zu mixen. Au, erst<br />

den GeschirrspÄler anstellen! Stoisch bepackt er <strong>die</strong> betagte<br />

Maschine. Ihm fÅllt der Tag <strong>ein</strong>, mindestens 10 Jahre ist das<br />

her, an dem er mit den Kindern fast aus der Kunsthalle geflogen<br />

wÅre. Als es lÅutet, beschlieÇt er, sich erst <strong>ein</strong>mal totzustellen.<br />

Nicht <strong>die</strong> geringste Lust, <strong>die</strong> TÄr aufzumachen. Stattdessen<br />

in Ruhe <strong>die</strong> Keksdose fÄllen. SchÉne Dose, <strong>die</strong> ihm<br />

s<strong>ein</strong>e Mutter vor vielen Jahren aus Meran mitgebracht hat.<br />

Woher kommt das: <strong>die</strong>se fehlende Neugier, Äberhaupt nur<br />

nach der Post zu sehen? Das ÄberlÅsst er Elke; <strong>und</strong> wenn <strong>die</strong><br />

nicht da ist, bleibt der Kasten eben ungeleert. Mehr noch:<br />

zuhause fÄhlt er sich all<strong>ein</strong> am wohlsten, nicht nur wenn er<br />

krank ist. Er kÉnne sich ganz gut all<strong>ein</strong> beschÅftigen, sagt er<br />

allen, <strong>die</strong> sich Äber ihn Gedanken machen.<br />

Wieder klingelt es, <strong>und</strong> wieder. Eine Klingeljagd? Oder hat<br />

Elke den SchlÄssel vergessen? Aber <strong>die</strong> wÄrde Sturm lÅuten,<br />

<strong>und</strong> dazu wahrsch<strong>ein</strong>lich mit der Faust gegen <strong>die</strong> TÄr hÅmmern,<br />

aus lauter Wut, weil er nicht aufmacht.<br />

Seufzend ergibt er sich in s<strong>ein</strong> Schicksal. Schnell noch zwei<br />

drei Mal mit den Fingern durch <strong>die</strong> Haare <strong>und</strong> <strong>die</strong> zerfranste<br />

Joppe beiseite gefegt.<br />

-Ach, du bist ja da! sagt Kojout. Ich war gerade in der NÅhe<br />

<strong>und</strong> wollte <strong>die</strong> Notenhefte vorbeibringen. Mit besten Empfehlungen.<br />

S<strong>ein</strong> Gesicht ist braun, mahagonibraun, <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Nase ist <strong>ein</strong><br />

schwerer Zinken, gebogen wie bei <strong>ein</strong>em Raubvogel. In<br />

Hamburg heiÇt er Kojout, obwohl das nicht s<strong>ein</strong> richtiger<br />

Name ist, <strong>und</strong> wer sich gern witzig vorkommt, nennt ihn Kojote.<br />

Niemand kennt bis heute s<strong>ein</strong>en wahren Namen, <strong>und</strong><br />

niemand weiÇ, ob sie da unten Äberhaupt Namen haben, oder<br />

<strong>ein</strong>ander auf ganz andere Weise guten Tag sagen.<br />

á


Feuchte, ur<strong>alt</strong>e WÅlder. BlÄhende Farne. Eine groÇe, sporadisch<br />

von lauten GerÅuschen erfÄllte Einsamkeit. Sie waren<br />

Menschen, seltene Wesen in <strong>ein</strong>er von allerlei Urzeug bevÉlkerten<br />

Welt. So selten, dass das Wort 'Mensch' noch gar<br />

nichts bedeutete. In <strong>die</strong>sen WÅldern, den hohen, weiten, selten<br />

sonnengetrÅnkten, oft <strong>und</strong> schwer von der Regenzeit he<strong>im</strong>gesuchten<br />

WÅldern, <strong>die</strong> sie mit vorsichtigen Schritten sch<strong>ein</strong>bar<br />

ziellos durchstreiften, <strong>im</strong>mer wieder inneh<strong>alt</strong>end, hungrig <strong>und</strong><br />

mit dampfenden Lungen, sich gegen teils heftigen Widerstand<br />

Äppiger Schlingpflanzen gebÄckt <strong>und</strong> mÄhsam den Weg freikÅmpfend,<br />

trotz schwerer Lasten hÅufig hoch blickend, Sehnsucht<br />

nach Wipfeln, Ahnung von H<strong>im</strong>meln in mÄden, mutigen<br />

SklavenkÉpfen, <strong>und</strong> innerlich dankbar, dass ihre Verfolger,<br />

<strong>die</strong> ihnen tagelang nachgesetzt hatten, schon lange nicht<br />

mehr zu hÉren waren <strong>und</strong> hoffentlich aufgegeben oder sich <strong>im</strong><br />

Dschungel verirrt hatten, nÄtzliche Idioten, <strong>die</strong> ihnen auf GeheiÇ<br />

des àltestenrates, der m<strong>ein</strong>te, ganz sicher gehen <strong>und</strong> den<br />

Funken der Vendetta schnell austreten zu mÄssen, nach dem<br />

Leben trachteten, <strong>die</strong>sem kl<strong>ein</strong>en bisschen Leben, das ihnen<br />

nach ihrer Exilierung gelassen worden war <strong>und</strong> das sie als<br />

AussÅtzige fÄhrten, denen <strong>die</strong> Frauen des Stammes manchmal<br />

<strong>ein</strong> KrÄmelchen hinwarfen, aber auch nur, wenn <strong>die</strong> MÅnner<br />

nicht hinschauten, bis der àlteste, nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong> <strong>ein</strong>er<br />

GrenzÄberschreitung, <strong>die</strong> Kojout durchaus als Provokation<br />

verstanden wissen wollte, s<strong>ein</strong>e M<strong>ein</strong>ung Ånderte, der Äbrigens<br />

k<strong>ein</strong>eswegs <strong>alt</strong> war, <strong>und</strong> mit ihm der Zweit- <strong>und</strong> der<br />

DrittÅlteste, auch sie k<strong>ein</strong>eswegs <strong>alt</strong>, sondern <strong>ein</strong> junges,<br />

wenngleich mÅÇiges Trio bedenkenloser Usurpatoren, <strong>die</strong><br />

tentakelgleich ihren Einfluss ins Innere fast jeden Baumhauses<br />

ausgedehnt hatten, <strong>und</strong> jene, in denen er nicht durchzusetzen<br />

war, verschwanden bei Nacht, wÅhrend sich der Rest des<br />

Stammes mit ihrer Herrschaft lÅngst abgef<strong>und</strong>en hatte, wie es<br />

ur<strong>alt</strong>e Sitte ist unter den Menschen, ebenso wie bei den meisten<br />

Arten von Affen, so dass man gar nicht mehr fragt, wenn


neue Herren mit ihren Schwertern wedeln, weil das den Kopf<br />

kosten kÉnnte, sondern sie vorsorglich heiter bejubelt: in den<br />

WÅldern blÄhte der Farn noch, <strong>und</strong> Tiere trafen sie nicht, tagelang<br />

nicht, weder gefÅhrliche noch ungefÅhrliche, weder<br />

Schlangen noch MÅuse, auch Ottern trafen sie nicht.<br />

Seit Tagen habe er nicht mit ihnen geredet, beschwerten sie<br />

sich. Und wirklich, er wurde blasser, <strong>im</strong>mer blasser, bis er<br />

kaum noch wahrnehmbar war. Er verblich. Doch <strong>die</strong>ser ganze<br />

Vorgang, der zu anderer Zeit <strong>und</strong> an anderen Orten <strong>ein</strong>e betrÅchtliche<br />

Unruhe ausgelÉst hÅtte, <strong>und</strong> Trauer seitens der<br />

versammelten Mannschaft, schien <strong>die</strong> maÇlos ErschÉpften<br />

kaum zu tangieren. Und wenn <strong>ein</strong>er unter derartigen UmstÅnden<br />

dann ganz verschwindet, wird das <strong>ein</strong>fach hingenommen,<br />

nicht anders als <strong>ein</strong> Wolkenbruch wÅhrend der Regenzeit.<br />

Dabei war er prÅsent. Voll prÅsent. Viel besser fÄhlte er sich,<br />

wie in <strong>ein</strong>e andere Welt versetzt, seit <strong>die</strong> Leidensgenossen<br />

ihrerseits verblassten <strong>und</strong> der Regen<strong>wal</strong>d mÅhlich sich lichtete.<br />

Eine Welt, in der er es leichter haben <strong>und</strong> sich hoffentlich<br />

mehr zuhause fÄhlen wÄrde als in s<strong>ein</strong>er <strong>alt</strong>en.<br />

Es ging bergan. Immer steiler ging es bergan. Immer hÉher<br />

tÄrmten sich <strong>die</strong> Gipfel der Berge, fÄr ihn, den FlachlÅnder<br />

<strong>und</strong> Waldbewohner, schier unertrÅglich hoch, <strong>und</strong> mit jedem<br />

Zwischengipfel, den sie erreichten, tauchten zwei Neue auf<br />

<strong>und</strong> verblassten s<strong>ein</strong>e GefÅhrten <strong>im</strong>mer endgÄltiger, so dass er<br />

sogar ihre Namen vergaÇ, <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>en eigenen auch, <strong>und</strong> von<br />

den unseligen Ereignissen der Vergangenheit zuletzt nichts<br />

Äbrig war als vage, verschwommene Schattenbilder, Bilder<br />

aus Kindheitstagen in trÉstenden MutterbÅuchen, von <strong>ein</strong>er<br />

Jugend in ErdhÉhlen <strong>und</strong> BaumhÅusern, unter Palmen <strong>und</strong><br />

MangobÅumen, <strong>ein</strong>er ungebÅndigten Jugend, <strong>die</strong> sich um <strong>die</strong><br />

seltsamen Regeln <strong>und</strong> Rituale der Alten k<strong>ein</strong>en Deut scherte. -


Wenn dann, noch <strong>die</strong>sseits der Baumgrenze, <strong>die</strong> Zweifel zurÄckkehrten,<br />

welcher Art von Wirklichkeit er angehÉrte, <strong>und</strong><br />

ob Äberhaupt <strong>ein</strong>er Wirklichkeit, in der man sich nicht nur<br />

fremd wie in <strong>ein</strong>em absurden TheaterstÄck vorkam, <strong>und</strong> ob er<br />

es schaffen wÄrde, beflÄgelt vom Aufwind s<strong>ein</strong>er Hoffnungen<br />

hinÄber zu kommen, gab er nicht auf, sondern nahm sie zum<br />

Anlass, <strong>die</strong> Welt s<strong>ein</strong>er Vorfahren als Ganzes in Frage zu<br />

stellen. Wie gerecht ihre Gesetze seien, fragte er sich, <strong>und</strong> mit<br />

welchen unausgesprochenen Annahmen, ja LÄgengespinsten,<br />

ihre Justiz operiere. Denn was wahr <strong>und</strong> wahrhaftig ist, ergibt<br />

sich nicht aus BrÅuchen oder Traditionen. Was sind <strong>ein</strong> paar<br />

tausend Jahre Kultur gegen <strong>die</strong> àonen, nachdem <strong>ein</strong> Volk<br />

durch eigene Dummheit untergegangen ist?<br />

Dies alles begehrte er zu wissen, <strong>und</strong> mehr noch: was Freiheit<br />

sei, <strong>und</strong> was das hÉchste Prinzip des menschlichen Handelns,<br />

wenn es so etwas gab, <strong>und</strong> ob in SelbstverstÅndnis <strong>und</strong> GerechtigkeitsgefÄhl<br />

der Individuen <strong>ein</strong> Eigenes wohne, das<br />

nicht rÄckverfolgt werden kann zu k<strong>ein</strong>er Begier noch instrumentalisiert<br />

zur pr<strong>im</strong>itiven Befriedigung an der Natur, k<strong>ein</strong><br />

billiger Fortsatz von Fotze <strong>und</strong> Phallus ist.<br />

Je hÉher er kam, je nÅher dem Sattel, um so drÅngender wurde<br />

s<strong>ein</strong> Verlangen, um so klarer auch <strong>die</strong> Gedanken. Es ging ihm<br />

wie <strong>ein</strong>em naiven, unwissenden JÄngling, der aus wirr verschwommenen<br />

TrÅumen frÄhmorgens erwacht, um mit kÄhlem,<br />

verstÅndigem Kopf <strong>die</strong> ersten eigenen Schritte ins Leben<br />

zu planen. In der KÄhle der Bergwelt <strong>und</strong> ungebeugt fasste er<br />

den Beschluss, aus s<strong>ein</strong>em Das<strong>ein</strong> etwas Besonderes zu machen,<br />

etwas GroÇes zu leisten, um dadurch endlich jene Anerkennung<br />

zu erringen, nach der er sich seit langem vergeblich<br />

verzehrte, so dass selbst <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> ihn aus s<strong>ein</strong>er He<strong>im</strong>at<br />

vertrieben hatten ... Ja, was eigentlich erwartete er von jenen?


Denn es lag k<strong>ein</strong> Tal hinter dem Sattel, sondern <strong>ein</strong> schmaler,<br />

gefÅhrlicher Grat war unter Todesgefahr zu bezwingen. Wieder<br />

wuchsen <strong>die</strong> Zweifel. ErschÉpft <strong>und</strong> zermÄrbt bewegte er<br />

sich <strong>im</strong> Schatten hoher, unÄberwindlicher Felsen, keuchte,<br />

stieÇ abwechselnd wÄtende VerwÄnschungen <strong>und</strong> kl<strong>ein</strong>e staubige<br />

St<strong>ein</strong>e nach unten ins Tal, fletschte das Veitsmoh, das<br />

misstrauisch-mutige Moh, als plÉtzlich flÄssige Falbe ihn halb<br />

Äberfloss. Von den atschahen Pareiten des Chlaids kam<br />

falsiges Illm, kamen flirrfertige Saittersch<strong>ein</strong>ingen <strong>und</strong> fÄllige<br />

Flohrs, auch sie Äberflurt. Am schlenksten bÅrte der tanzende<br />

Fronk, der, als er stielte nach hinten, ihn mÅchtig erschreckte.<br />

Bunt sah er aus, FÅcher von Siegmannstal, Fingren aus Feldspat<br />

in Quilten <strong>und</strong> Notten, sout lÅrmender Chechs an den<br />

RÅndern, <strong>und</strong> hatte doch nuris Takeln <strong>im</strong> Hemd, das er<br />

karisste aus Frej <strong>und</strong> r<strong>ein</strong>er Wecksallerej. Koll Frio, koll Frio,<br />

riefen sie leffzend <strong>und</strong> freidett erien, kÅhrten durch alle Wurzeln,<br />

dass es <strong>die</strong> BÅume von unten nur so kitzelte, um noch<br />

den letzten verkilkten KnodderstÅmmen zu beweisen, wie<br />

korz<strong>im</strong> langsam best<strong>im</strong>mte LuckwÅlde zur Baumgrenze greifen<br />

<strong>und</strong> wendige Gicker der Nickzeit <strong>die</strong> BÄchsen ruckzeifen,<br />

wenn neblige Schwaden den Upperweg schlieren. Mail in der<br />

Traule stonksten <strong>die</strong> Zacher, wait weg Åzten sie, waid.<br />

Er ging mechanisch voran. Die von Winden getragenen hochlauten<br />

KrÅhen <strong>und</strong> Luftgeister nahm er nicht wahr. Das Land<br />

zu FÄÇen der Berge, das sich vor ihm auftat, schien tiefer zu<br />

liegen als s<strong>ein</strong>e He<strong>im</strong>at, schien wÅrmer zu s<strong>ein</strong>, trockener<br />

auch. Der Wald Éffnete sich zu seltsamen Lichtungen, mit<br />

hohen verdorrten GrÅsern, Äber denen hungrige RaubvÉgel<br />

kreisten, <strong>ein</strong> dunkles Gefleuch, das es sich bei Hamstern <strong>und</strong><br />

MÅusen gutgehen lieÇ <strong>und</strong> in MuÇest<strong>und</strong>en Äber den Sinn des<br />

Lebens nachdachte.


SpÅter, als er durch <strong>die</strong> WÄste zog, schon lÅngst all<strong>ein</strong> <strong>und</strong><br />

vÉllig verlassen, <strong>und</strong> der heiÇe Sand ihm unter den Sohlen<br />

brannte, <strong>und</strong> Einsamkeit <strong>und</strong> Verzweiflung jeden Schritt begleiteten,<br />

<strong>und</strong> rasende SandstÄrme ihn fÄr <strong>im</strong>mer zu verschlingen<br />

drohten, <strong>und</strong> <strong>die</strong> sengende Sonne ihn quÅlte wie<br />

auch <strong>die</strong> Sorge, ob s<strong>ein</strong>e WasservorrÅte reichten, <strong>und</strong> nur<br />

nachts, unter gleiÇenden Sternen, <strong>ein</strong> geordnetes Geradeausgehen<br />

Äberhaupt mÉglich war, besonders bei Vollmond, wo<br />

weiÇes Licht wie <strong>ein</strong>e dÄnne Schneedecke auf der EinÉde<br />

lastete, kam ihm <strong>die</strong> <strong>ein</strong> oder andere Frage, ob er auf <strong>die</strong>sem<br />

Kontinent der <strong>ein</strong>zige Mensch sei, zum Beispiel, oder ob bereits<br />

Andere vor ihm den Weg gegangen waren, s<strong>ein</strong> GroÇonkel<br />

vielleicht, den man ebenfalls vertrieben hatte, oder der<br />

Geover<strong>ein</strong>, der aus freien StÄcken losgezogen war, <strong>die</strong> Welt<br />

zu erforschen, Touristen der Urzeit, SpÅher, Sichler,<br />

Kontamure, gerissene FÉlsenwechsler, <strong>und</strong> wie viele vor ihm<br />

von gespeicherten Schmalzlappen leben mussten, von Wanderstauden<br />

<strong>und</strong> dem Kieselgur aus Abendrot, <strong>die</strong> hier allerorten<br />

sich feilboten, an langen Stangen stupend in den H<strong>im</strong>mel<br />

sich streckten, ob in den unteren Schichten der Salzseen<br />

Klitzaugen schliefen, <strong>die</strong> das NÅmliche Éfter gesehen, von<br />

hier bis Feratu, zum Abschuss feilgebotene trÅchtige Rehe, bis<br />

in <strong>die</strong> SÄmpfe des Taurus gejagt, zerschmettert <strong>die</strong> LÅufe <strong>und</strong><br />

Lenden, wovon der Belesenheitsaspirant der EU-Kommission,<br />

<strong>die</strong> ganz auf <strong>die</strong> hochgezÄchteten NacktblÅtter des Schmalzlippenbusches<br />

setzte, nur <strong>ein</strong>e Teilbuchung bestÅtigen konnte,<br />

von welcher Welt sprichst du, Mann?, ob sich nachts rostige<br />

TÄrschlÉsser schlossen, <strong>im</strong>mer wieder, bis das durstige Klappergestell,<br />

mit dem k<strong>ein</strong>er gerechnet hatte, sich niederlieÇ<br />

unter dem Felsentisch, s<strong>ein</strong> aufgerissenes Maul an den rol<strong>lenden</strong><br />

St<strong>ein</strong>en zu reiben, StrantÉcks zu balken, knÄrrende<br />

Matpohls lange begrabener Kaiser zu fechzen, FinfÉren zu<br />

Åtzen <strong>und</strong> <strong>die</strong> hehleien Schletteretenks des Nordwerks zu<br />

schlurken, dann erst zur Ruhe sich lassend, zur ewigen Ruhe,


<strong>und</strong> ob, ums auf Trikeusch zu sagen, KÉrner lange in Bulltiefen<br />

drÉseln, bis <strong>die</strong> Erntezeit ihnen den Weihkasten schmullt.<br />

-Doch solange, programmierte <strong>Brunner</strong> mit strauchelndem<br />

Ernst, hier noch genannt wird, gedrechselt <strong>und</strong> Koma, das<br />

SteiÇb<strong>ein</strong> sich regt <strong>und</strong> wirres Gesuhl hochschreckend dich<br />

peitscht, Wohlsprechnatives in hinnichter Sietracht des stolzesten<br />

Wm, drft ihr mit Rdelecht zchtn, das Mltng rchtn, damit<br />

auch der letzte Kppndg das trnghre, zgrfzte Schlrzng des<br />

hplktrn Wrsrg grfe. Auf Mltng das Schlrzng <strong>und</strong> Bier!<br />

-Kapado! Kapado! rief er. Ka Poda! Ja ka re ka pa ko za! Se<br />

ku mu ka bo. Bo. To tu ku mu za, pa po pa po to. Lu fa. Le la<br />

be nu fu lu. Pi pi ga pu ga be ki tu ha, ki gu ka to to za. Ri pen<br />

ga, bi gu tu mu gu mu mu za. Bo. Bo. Ma po mu lu. Mum ba<br />

tu fu lu ha bo? Tu lu. Bo. La pa bo. Pa bo. Ki lu za. Ri re fu ha<br />

ba tu, mu lu la bi pa. Se fu ha po za. Se lu ka bi, pu la ku la pa,<br />

ka pa po tu le, ki pen gu la pa. To. Bo. Se fu za. Bo. Mu la to.<br />

Tu ha po, pu lu tu la ri le, lu. To bo. Se, nu tu mu ma ku za, pu<br />

ha pe nu to mu fu mu la. Ku la? Ka bo? Ri pu lu? La to? Tu<br />

la, pu gu la bo? Ma to pen ga bo. Be nu tu la, to pen gu lu to -<br />

ma bi lu. Bi ga pi to. Pe ku lu mu, tu fu ga to pa. Se fa! Tu la<br />

pa. Be fa. Mu la bo. Ba re fa. Se ka bo! To za tu fa. Bo. Bo.<br />

Mu ka ri pa. Bo. Se la tu, mu mu mu lu. Ri la bo. Ma ku ka<br />

ba, pu lu ko tu ku, la pi po za pen, ga tu ha ri to. Pi to mu ha<br />

ka to. Ko mu to za bo. Pe lu. Se nu fu la bi lu, ki tu la po to.<br />

Se fu mu la to. To. Lu la. Bo. Ki pa? Po mu mu ha ba pa po to<br />

za? Ka re ku za to? Tu le ka po tu ha re la?<br />

-Fragen, <strong>die</strong> alle mit n<strong>ein</strong> zu beantworten sind, sagte GrÉll.<br />

StieÇ an. Endlich jippt es in <strong>die</strong>sem Klupp mal jenuch zu trinken.<br />

Lieferung pronto. Montepulciano. Chablis Beaujolais<br />

<strong>und</strong> Chianti. Oder Tokaier. Was ihr wollt. Und in der WÄste<br />

wuchsen lange Nasen voll saftigen Schnudels. Wer aber den<br />

Kaktus dre<strong>im</strong>al umr<strong>und</strong>et, darf dÄrres betÅubendes<br />

Welchenkraut rauchen, Aniswurz, Hanf <strong>im</strong> GepÅck. Dass ich<br />

<strong>die</strong> Ohren dir drÄse, zrbte er rzchtg. Und nicht nur <strong>die</strong>. Alles


verworren n<strong>im</strong>mkreiselt. - Furze, unter denen der UnterernÅhrte<br />

wochenlang litt, ohne dass <strong>die</strong> von s<strong>ein</strong>er Mutter Äberlieferten<br />

HeilplÅne <strong>und</strong> Essenzen<strong>ein</strong>reibungen irgend<strong>ein</strong>e<br />

Wirkung zeigten, weil hier, in der trockenen, abgasgeschwÅngerten<br />

Savanne blÄhten <strong>die</strong> Pflanzen nicht, harzten auch nicht,<br />

nÅhrten <strong>die</strong> Menschen nicht wirklich.<br />

Hinter hohen Mauern, <strong>die</strong> den Sandsturm <strong>ein</strong> wenig dÅmpften:<br />

<strong>die</strong> Stadt, <strong>und</strong> tausend Gesichter. Gassen <strong>und</strong> MÅrkte, <strong>und</strong><br />

etwas wie Aufruhr lag in der Luft, <strong>ein</strong>e nervÉse Erregung der<br />

Masse, <strong>die</strong> er sich, nach der Einsamkeit der WÄste, der Jugend<br />

<strong>im</strong> Äberschaubaren Stammesverband, nie hÅtte vorstellen<br />

kÉnnen. Schnell wich der Tag. DÅmmerung kroch Äber <strong>die</strong><br />

Pflaster. Nur Schemen waren <strong>die</strong> Passanten noch. Nachdem er<br />

sich an den MÄlltonnen der Residenz des Gouverneurs den<br />

Wanst vollgeschlagen hatte, lieÇ er sich von Licht <strong>und</strong> LÅrm<br />

<strong>ein</strong>er Kaschemme anziehen, in der sich Kameltreiber auf <strong>die</strong><br />

Schultern klopften <strong>und</strong> dickliche Handlungsreisende schwitzend<br />

GeschÅfte wasserdicht machten, mÄde oder gedankenvoll<br />

in halbleere GlÅser starrten oder mit Tage<strong>die</strong>ben bis zum<br />

Morgengrauen Canasta spielten. Er zwÅngte sich an <strong>ein</strong>en der<br />

wackligen Tische nahe be<strong>im</strong> Tresen, vis-a-vis <strong>ein</strong>em grobschlÅchtigen<br />

BÉttchergesellen, welcher minutenlang mit dem<br />

VerschlieÇen s<strong>ein</strong>es zerschlissenen Rucksackes beschÅftigt<br />

war, <strong>ein</strong> ziemlich subtiler Vorgang, der s<strong>ein</strong>e ganze Aufmerksamkeit<br />

zu beanspruchen schien, <strong>und</strong> der ihn dann sek<strong>und</strong>enlang<br />

f<strong>ein</strong>dselig fixierte, bevor er sich ruckartig erbob <strong>und</strong><br />

gruÇlos davonschritt. Kojout streckte <strong>die</strong> B<strong>ein</strong>e, musste sie<br />

aber bald wieder <strong>ein</strong>ziehen, als an der nÅmlichen Stelle <strong>ein</strong><br />

heiterer HÄne aus Hamburg Platz nahm, der sich ebenso lange<br />

mit dem Öffnen s<strong>ein</strong>es Rucksackes beschÅftigte wie s<strong>ein</strong> VorgÅnger<br />

mit dem VerschlieÇen, aus dem er endlich <strong>ein</strong>en getrockneten<br />

Fisch <strong>und</strong> <strong>ein</strong> StÄck Brot zutage fÉrderte, beide in<br />

leicht mitgenommenem Zustand.


-Hoffentlich meckern sie nicht, sagte er <strong>und</strong> bleckte fre<strong>und</strong>lich<br />

<strong>die</strong> ZÅhne.<br />

-Warum sollten sie meckern, sagte Kojout in s<strong>ein</strong>er<br />

verstotterten Sprache, <strong>die</strong> KÄstenbewohnern so ungewohnt<br />

vorkommt, <strong>und</strong> doch so seltsam vertraut.<br />

-Weil ich, wenn Äberhaupt, nur <strong>ein</strong> Bier zu bestellen gedenke,<br />

sagte <strong>Brunner</strong>.<br />

-Auch er, sagte Kojout, habe noch nichts bestellt. Er wisse gar<br />

nicht, was das ist, bestellen.<br />

<strong>Brunner</strong> erklÅrte es ihm.<br />

-Woher er komme, wollte er wissen.<br />

-Von den grÄnen Bergen.<br />

-Berge? Ach, hinter der WÄste. Dass da Äberhaupt jemand<br />

hingehe.<br />

-Herkomme, sagte Kojout. Nicht hingehe.<br />

-Schon gut, sagte der andere. Land der M<strong>alt</strong>eken, natÄrlich.<br />

SorgfÅltig breitete er den Fisch vor sich aus <strong>und</strong> bot s<strong>ein</strong>em<br />

GegenÄber das erste StÄck an. Das zweite schob er sich selbst<br />

in den M<strong>und</strong>.<br />

-Dass du dich Äberhaupt hertraust, sagte er kauend.<br />

-Why not, sagte Kojout. Bisher bin ich fre<strong>und</strong>lich behandelt<br />

worden.<br />

<strong>Brunner</strong> zog <strong>ein</strong>e beachtliche GrÅte zwischen den ZÅhnen<br />

hervor <strong>und</strong> rollte sie zwischen den Fingern.<br />

-Sei vorsichtig, mahnte er. Ein hartgesottenes Volk treibe sich<br />

in dem Viertel herum, das sich sonst nirgendwo mehr sehen<br />

lassen dÄrfe. Gauner, GlÄcksritter, RosstÅuscher, verrohte<br />

Rassisten - <strong>und</strong> Schmuggler, <strong>die</strong> das Embargo unterliefen.<br />

Fast jeder habe etwas zu verbergen, <strong>und</strong> manche wollten offene<br />

Rechnungen begleichen.<br />

-Von Rechnungen h<strong>alt</strong>e er nichts, sagte Kojout. Das rieche<br />

nach Fehden <strong>und</strong> F<strong>ein</strong>dschaft <strong>und</strong> Blutrache. Davon habe er<br />

mehr als genug genossen. Nach RÄckstÅndigkeit rieche das.<br />

Er wolle <strong>die</strong> Zukunft gest<strong>alt</strong>en.


-Jung bist du ja, sagte <strong>Brunner</strong>. Aber was machst du mit d<strong>ein</strong>en<br />

schlechten Erfahrungen?<br />

-Vergessen.<br />

-Und <strong>die</strong>, <strong>die</strong> versklavt <strong>und</strong> gequÅlt wurden, sollen <strong>die</strong> auch<br />

vergessen? Die, deren Eltern ermordet, deren Kinder verschleppt<br />

sind?<br />

-Die Schw<strong>ein</strong>e seien Äberall, sagte Kojout lakonisch <strong>und</strong> massierte<br />

s<strong>ein</strong>e vom Sturm gerÉteten Wangen.<br />

Von drauÇen hÉrte man das gedÅmpfte àchzen <strong>ein</strong>es vorbei<br />

ruckelnden Lastkarrens. <strong>Brunner</strong> kniff <strong>die</strong> Augen zusammen<br />

<strong>und</strong> m<strong>ein</strong>te, auch er lege auf Vergeltung <strong>und</strong> StrafmaÇnahmen<br />

k<strong>ein</strong>en gesteigerten Wert. Es wÄrde schon reichen, wenn man<br />

<strong>die</strong> MÉrder wegschlÉsse.<br />

Er beugte sich langsam vor <strong>und</strong> sagte in leisem, <strong>ein</strong>dringlichem<br />

Tonfall:<br />

-Im Moment sieht es aber mehr danach aus, als ob sie uns<br />

wegschlieÇen.<br />

Kojout sah auf, <strong>und</strong> ihre Blicke kreuzten sich.<br />

-Er kenne das GefÄhl, sagte er. Der Minderwertigkeit. Er sei<br />

selbst <strong>ein</strong> Vertriebener. Typ Widerborst, den Tyrannen auf <strong>die</strong><br />

Dauer gefÅhrlich.<br />

ErzÅhlte <strong>die</strong> ganze Geschichte. Jetzt endlich lÉste sich s<strong>ein</strong>e<br />

Zunge, <strong>die</strong> er gezwungenermaÇen <strong>im</strong> Zaum geh<strong>alt</strong>en hatte,<br />

seit <strong>die</strong> Schergen auf ihn aufmerksam geworden waren.<br />

-Mit Verve seien sie hinter ihm her gewesen, besonders der<br />

<strong>ein</strong>e, als er merkte, dass ihm jegliche Ehrfurcht vor den àltesten<br />

abging.<br />

-Was'n fÄr àlteste?<br />

-Na, àlteste eben. HÅuptlinge. AnfÄhrer. Duces Caudillos.<br />

Er musterte s<strong>ein</strong>e HÅnde; schÉne dunkle <strong>und</strong> samtige HÅnde,<br />

obwohl sie doch wochenlang KÅlte, Sonne <strong>und</strong> Sand ertragen<br />

hatten. Er war eben jung, mit enormen Reserven <strong>und</strong> WiderstandskrÅften.


-Er habe mit den StammesfÄhrern nicht gekonnt. Mit k<strong>ein</strong>em,<br />

obwohl er s<strong>ein</strong> MÉglichstes versucht habe. Leute wie er seien<br />

aussortiert worden. Schlechtes Essen <strong>und</strong> so. GefÅhrliche<br />

JagdauftrÅge.<br />

-Und wenn man sich weigere?<br />

-HÅtten sie natÄrlich <strong>ein</strong>en Gr<strong>und</strong>.<br />

<strong>Brunner</strong> nickte. Er senkte den Blick.<br />

-Mich hatten sie besonders auf dem Kieker, sagte Kojout.<br />

<strong>Brunner</strong> sah ihn Äberrascht an.<br />

-Du machst so <strong>ein</strong>en ruhigen, besonnenen Eindruck.<br />

-Wenn man mich reizt, kann ich ganz schÉn pampig werden.<br />

Und wenn man mich dann noch zu Unrecht beschuldigt.<br />

Er brach ab. S<strong>ein</strong>e Unterlippe zuckte.<br />

-Kommt mir spanisch vor, sagte <strong>Brunner</strong> <strong>und</strong> schob <strong>ein</strong> StÄck<br />

Brot in s<strong>ein</strong>en M<strong>und</strong>. Wie ihr gelebt habt, m<strong>ein</strong>e ich. Kann ich<br />

mir nicht so recht vorstellen.<br />

-Pr<strong>im</strong>itiv eben. K<strong>ein</strong> Vergleich zu hier.<br />

Er wies auf den riesigen Ventilator, der frische Abendluft von<br />

drauÇen her<strong>ein</strong>blies.<br />

-Sowas gibt es bei uns nicht.<br />

-Bringt nicht viel, sagte <strong>Brunner</strong>. In Hamburg haben wir Kl<strong>im</strong>aanlagen.<br />

Die musst du mal erleben.<br />

Er streckte sich, wÅhrend Kojout ihn lÅchelnd ansah, <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e<br />

Zeitlang saÇen sie sich schweigend gegenÄber. DrauÇen hatte<br />

sich der Sandsturm etwas gelegt, <strong>und</strong> in den meisten Gassen<br />

war es k<strong>alt</strong> <strong>und</strong> stockfinster geworden. Instinktiv rÄckten <strong>die</strong><br />

GÅste nÅher zusammen, froh, <strong>ein</strong>en sicheren Schutz unter dem<br />

Dach <strong>ein</strong>es St<strong>ein</strong>hauses gef<strong>und</strong>en zu haben <strong>und</strong> sich <strong>im</strong> Licht<br />

der Kerzen <strong>und</strong> Fackellampen den neuesten Klatsch zu erzÅhlen.<br />

Das Verfahren war r<strong>ein</strong>es Theater, sagte Kojout nach <strong>ein</strong>er<br />

Weile. Ein Schauprozess.<br />

An jenem Abend unterhalb der Sierra Madre, als in den Bergen<br />

noch geschossen wurde, hatte er sich nach <strong>ein</strong>em guten


Bier gesehnt <strong>und</strong> nach <strong>ein</strong>em fre<strong>und</strong>lichen MÅdchen mit langen<br />

Haaren <strong>und</strong> Augen klar wie <strong>ein</strong> Bergsee. Er hatte sich<br />

vorgestellt, wie es ihn als <strong>ein</strong> heller GlÄcksstern durch s<strong>ein</strong>e<br />

Tage begleiten <strong>und</strong> abends engumschlungen mit ihm <strong>ein</strong>schlafen<br />

wÄrde. Er nahm <strong>ein</strong>en groÇen Schluck des wÄrzigen k<strong>alt</strong>en<br />

Bieres, das <strong>Brunner</strong> spen<strong>die</strong>rt hatte <strong>und</strong> leckte sich den<br />

Schaum von den Lippen. Nach <strong>ein</strong>em solchen MÅdchen sehnte<br />

er sich eigentlich <strong>im</strong>mer noch, <strong>und</strong> wahrsch<strong>ein</strong>lich wÄrde<br />

<strong>die</strong>se Sehnsucht nie aufhÉren. Wahrsch<strong>ein</strong>lich sehnte man<br />

sich s<strong>ein</strong> ganzes Leben danach.<br />

Ein Mann zwÅngte sich durch <strong>die</strong> Reihen, <strong>ein</strong> StraÇenhÅndler<br />

mit <strong>ein</strong>em riesigem Bauchladen, auf welchem kl<strong>ein</strong>e metallisch<br />

sch<strong>im</strong>mernde GegenstÅnde ausgebreitet waren. Neugierig<br />

beÅugte Kojout <strong>die</strong> Auslagen.<br />

-Wir brauchen nichts, sagte <strong>Brunner</strong> schnell.<br />

So <strong>ein</strong>fach lieÇ sich der HÅndler nicht vertreiben.<br />

-Darfst du ruhig anfassen, sagte er aufmunternd zu Kojout<br />

<strong>und</strong> stupste ihn mit s<strong>ein</strong>em Bauchladen an <strong>die</strong> Schulter.<br />

-Er hat k<strong>ein</strong> Geld, sagte <strong>Brunner</strong> entnervt <strong>und</strong> erhob sich zu<br />

voller GrÉÇe.<br />

Das wirkte. Der HÅndler verzog sich.<br />

-Waffen kriegst du hier an jeder Ecke, sagte <strong>Brunner</strong> zu<br />

Kojout.<br />

-Ich interessiere mich nicht fÄr Waffen, sagte Kojout.<br />

-Sie sind wie <strong>die</strong> SchmeiÇfliegen, sagte <strong>Brunner</strong>.<br />

Er rÄckte vom Tisch ab <strong>und</strong> ging zur Toilette. Als er weg war,<br />

lieÇ Kojout s<strong>ein</strong>e Blicke durch <strong>die</strong> Gaststube schweifen. Vom<br />

Nebentisch lÅchelte ihm <strong>ein</strong>e Frau verfÄhrerisch zu. HÄbsch<br />

war sie ja, wenn auch leider in mÅnnlicher Begleitung.<br />

Ihm kam <strong>die</strong> Kl<strong>ein</strong>e in den Sinn, <strong>die</strong> ihn durch <strong>die</strong> GitterstÅbe<br />

des Arrestlokals angelÅchelt hatte, Zweit- oder Drittfrau <strong>ein</strong>es<br />

der HÅuptlinge. Mit ihr hatte er sich spÅter <strong>ein</strong> paar Mal he<strong>im</strong>lich<br />

getroffen, in den WÅldern weit auÇerhalb der Siedlung,<br />

obwohl sie wusste, wie gefÅhrlich es war, mit <strong>ein</strong>em Vogel-


freien gesehen zu werden. Ein Haufen schÉner GefÄhle, aber<br />

am Ende fehlte ihr der Mumm, sich ihm anzuschlieÇen.<br />

Die Welt war voller verpasster Gelegenheiten, dachte er <strong>und</strong><br />

fragte sich, was aus ihr wohl geworden sei. Ein Haufen Kinder<br />

wahrsch<strong>ein</strong>lich, <strong>die</strong> sie auf Trab hielten.<br />

Er sah so mÄrrisch aus, dass das LÅcheln der Frau am Nebentisch<br />

<strong>ein</strong>fror <strong>und</strong> sie ihn nicht mehr beachtete, den ganzen<br />

Abend nicht.<br />

-Ob denn niemand fÄr ihn <strong>ein</strong>getreten sei? fragte <strong>Brunner</strong><br />

spÅter, wÅhrend er sich Äber den Rest s<strong>ein</strong>er Mahlzeit hermachte.<br />

-Wie <strong>ein</strong>getreten?<br />

-Zu s<strong>ein</strong>er Verteidigung.<br />

Kojout zuckte <strong>die</strong> Achseln.<br />

-Kannst du vergessen, sagte er. S<strong>ein</strong>e Fre<strong>und</strong>e hÅtten ihn alle<br />

<strong>im</strong> Stich gelassen. K<strong>ein</strong> Wort sich zu sagen getraut. Seither<br />

bewerte er Fre<strong>und</strong>schaften negativ.<br />

-N<strong>ein</strong>, n<strong>ein</strong>; Fre<strong>und</strong>schaft sei etwas W<strong>und</strong>erbares, GroÇartiges,<br />

sagte <strong>Brunner</strong>. Er m<strong>ein</strong>e richtige Fre<strong>und</strong>schaft, <strong>die</strong> den<br />

Anderen schÅtze wie sich selbst.<br />

Er griff nach <strong>ein</strong>er neuen Flasche <strong>und</strong> lieÇ sie auf gekonnte<br />

Weise in der Luft rotieren, bevor er sie mit den ZÅhnen Éffnete.<br />

-Mir sch<strong>ein</strong>t, sagte Kojout <strong>und</strong> hob zu <strong>ein</strong>er abschlieÇenden<br />

Bemerkung an.<br />

Er liebte abschlieÇende Bemerkungen allgem<strong>ein</strong> philosophischer<br />

Art.<br />

-Oder, fiel ihm <strong>ein</strong>, sagte ich das bereits?<br />

-Was denn?<br />

Er hielt s<strong>ein</strong> Bier ins Licht der Kerze <strong>und</strong> beÅugte es scharf.<br />

-Boah, iss euer Gerstensaft stark! stieÇ er hervor. M<strong>ein</strong> lieber<br />

Mann.<br />

Er verdrehte <strong>die</strong> Augen.


-Ist gar nicht so stark, sagte <strong>Brunner</strong>. Komm mal nach Hamburg.<br />

Dann setzte er selbst zu <strong>ein</strong>er allgem<strong>ein</strong> philosophischen Bemerkung<br />

an:<br />

-Auch ihn hÅtten <strong>die</strong>jenigen <strong>im</strong>mer genervt, <strong>die</strong> sich als AnfÄhrer<br />

aufspielten. Die sich durch kluge Reden vor kÉrperlicher<br />

Arbeit drÄckten. Der Mensch sei eben k<strong>ein</strong>e Maschine,<br />

k<strong>ein</strong> treuer Rezeptor der ÅuÇeren Natur, sondern sehe <strong>und</strong><br />

beurteile alles durch <strong>die</strong> Augen s<strong>ein</strong>er Fress-Interessen. Das<br />

Bewussts<strong>ein</strong> des Menschen sei <strong>ein</strong>e eigene Welt-in-der-Welt,<br />

<strong>die</strong> sich zu 90 Prozent mit dem eigenen Wohlergehen beschÅftige.<br />

-Zu 99, kam es von hinten, doch lieÇ sich <strong>die</strong> Quelle nicht<br />

lokalisieren.<br />

-Einen Menschen kÉnne man nicht all<strong>ein</strong> hinstellen, fuhr er<br />

fort. Nirgendwo. Dann fÄhle er sich unglÄcklich. Der Mensch<br />

brauche Unterh<strong>alt</strong>ung. Und <strong>die</strong> AnfÄhrer sorgten, auf ihre<br />

Weise, fÄr Unterh<strong>alt</strong>ung.<br />

-Donnerwetter, sagte Kojout. So habe er das noch gar nicht<br />

betrachtet.<br />

-Zuweilen ziemlich furchtbare Unterh<strong>alt</strong>ung allerdings.<br />

<strong>Brunner</strong> sprach jetzt leiser, so leise, dass nur Kojout ihn verstehen<br />

konnte.<br />

-Ich fÄr m<strong>ein</strong> Teil kann auf <strong>die</strong>se Art von Unterh<strong>alt</strong>ung gerne<br />

verzichten.<br />

-Ich auch, sagte Kojout <strong>und</strong> hob s<strong>ein</strong> Glas.<br />

Der Hamburger sah sich noch <strong>ein</strong>mal vorsichtig um. Dann<br />

senkte er den Kopf <strong>und</strong> sagte:<br />

-Die Mehrheit ist anders drauf. Die Mehrheit will angefÄhrt<br />

werden, verlangt nach <strong>ein</strong>em HÅuptling, der ihr <strong>die</strong> Richtung<br />

weist.<br />

Ein Zwuck in der Wand, <strong>ein</strong> dillerierendes Debern <strong>und</strong> Kahnriegelschnalzen,<br />

so dass alle sich umdrehten, auch <strong>die</strong> vom


Nebentisch drehte sich um, <strong>und</strong> <strong>ein</strong>ige aufstanden, <strong>und</strong> Kojout<br />

vor Scham am liebsten durchs Boshort getrunkt wÅre. Das<br />

nicht nachlieÇ, bis mehr <strong>und</strong> mehr feifferndes Korg aus dem<br />

Ruckziegel z<strong>im</strong>mte, bis sich der hehre Bolong des lechzten,<br />

feuchtgliedrigen Armtes mit lauterm Seft bedeckte, <strong>und</strong> Zarbe<br />

<strong>und</strong> Zwuck sich verdrallten, ohne dass freilich <strong>die</strong>smal der<br />

tanzende Fronk frechstifts aufgestielt wÅre. WinterlochnÅsste<br />

<strong>die</strong> BlÄten vom Schmabdrucht <strong>und</strong> das kannich daneben gegossene<br />

ehrsafts Prinzip <strong>ein</strong>e KrÅftige gusste <strong>und</strong> <strong>die</strong> Felle<br />

von innen nach auÇen gekehrt, bis Trainz aus der Porta der<br />

Mannesschaft lief. Auch <strong>die</strong> Zitangs lieften hinab, kl<strong>ein</strong>e<br />

Presserben in Gasbeuterhaft, deren extzette Int<strong>im</strong>itÅten k<strong>ein</strong><br />

Zwinck an der glotten Beweih des Hinsenkens lieÇen, sondern,<br />

<strong>im</strong> miseraten Vergleit des hÄppigen G<strong>ein</strong>s, alle<br />

aufmenden hyperkunaren Sopsiden b<strong>ein</strong>ahe zermanscht hÅtten,<br />

follzer manscht. Wenn nicht plÉtzlich <strong>ein</strong> leises Fugenfiepen<br />

sie aufgeh<strong>alt</strong>en hÅtte. Stopp, stopp, fiepte das Fiepen,<br />

zerglieÇ nicht den letzen Furkenz, du mÉchtest ihn noch zurÄck<br />

erstattet haben. Fiepte dann <strong>ein</strong>en ohnherrsch rÄttlingsten<br />

Dischmock mit der inneren Wanne, <strong>ein</strong>en gebrÅuten,<br />

erwinselten, f<strong>ein</strong>adrigen <strong>und</strong> in unserer mÅhrischen Zeit vÉllig<br />

unangemessenen, fast wÄrde man ihn Odyrklesport nennen,<br />

Echschmudsport, Artrillesport oder grasskloÇig Promport in't<br />

Heussprot-offe Promms. Er aber lieÇ sich nicht stoppen, ums<br />

Verdeut nicht, ob auch alle mitkrahlten, kehlten <strong>und</strong> kenkelten<br />

<strong>und</strong> zum Schluss der ganze Saal sich erdreite, vierte <strong>und</strong> fÄnfte.<br />

Stopp, stopp, riefen alle, <strong>und</strong> wie um dem Wunsch der<br />

Mehrheit Nachdruck zu verleihen, standen plÉtzlich drei gedrungene<br />

OrdnungshÄter in der TÄr <strong>und</strong> feuerten mit ihren<br />

Gewehren gegen <strong>die</strong> Decke, wie wir es sonst nur von Revolverhelden<br />

in kitschigen <strong>alt</strong>en Wildwestfilmen gewohnt sind.<br />

Musikboxenstop, Sek<strong>und</strong>enstille, dann heftiges Frauenkreischen<br />

<strong>und</strong> W<strong>im</strong>mern der GÄrtellosen. Seltsame Sitten hatten


<strong>die</strong> hier. Kojout, dem es mulmig wurde, kroch sicherheitshalber<br />

unter den Tisch.<br />

<strong>Brunner</strong> aber lehnte sich sorglos gemÄtlich zurÄck.<br />

-Trink noch'n Bier, empfahl er dem Kumpel. Dann geht es<br />

von selbst weg.<br />

Und als <strong>die</strong>ser nicht reagierte:<br />

-KÄmmer dich mehr um <strong>die</strong> Kickligen, <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>en wie auch<br />

<strong>die</strong> granden, welche enkleen <strong>und</strong> engros den Sassen leuchten<br />

den Weg gebrechter Rationes, <strong>und</strong> norgebrechter.<br />

Die GroÇen zuerst: wuchtig der HÄgel. Hoch war er nicht;<br />

doch in der kargen flachen Landschaft fiel das Kastell schon<br />

von weitem auf, <strong>die</strong>ses <strong>alt</strong>e GemÅuer aus sandfarbenen St<strong>ein</strong>en,<br />

in grotesker Verzerrung all <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>en Dingse spiegelnd,<br />

<strong>die</strong> Kojout <strong>im</strong> Geist sich ergrub. Mechanisch streckte er <strong>die</strong><br />

Hand nach dem Goldschatz aus, Erz war's, erz-erdiges Erz,<br />

draus grenzglaste <strong>ein</strong> Erdwurm, entstieg dem Tempus, dem<br />

Nouen, Gebeiten, doch ohne sondern Effee, hat sich schlicht<br />

<strong>und</strong> ergreifend verzÅhlt, in den Ortsringen <strong>und</strong> der Jahresumfahrung,<br />

kommt er hier raus. 90 Prozent ist er Wurm, 9 Prozent<br />

Fisch, 1 Prozent Maus <strong>und</strong> in den Rest passt w<strong>und</strong>erbar<br />

<strong>die</strong> hochgelobte menschliche Intelligenz hin<strong>ein</strong>. Bizarre Genschnipsel,<br />

behaupte ich mal. Fing an zu wÄhlen, mit NÅgeln<br />

zu kratzen, bis alles w<strong>und</strong> war unter der Erde, <strong>und</strong> konnte den<br />

Blick vom H<strong>im</strong>melsgestÉber nicht lassen, wo <strong>die</strong> wirklich<br />

groÇen Werkschaften mit feisten Fingern herumÉlen, meist in<br />

der Dunkelteil, wenn's Gegentier kauernd <strong>im</strong> Schleidererrocke<br />

sich wÅrmt. WeiÇ k<strong>ein</strong>er, murmeln <strong>die</strong> Weisen <strong>im</strong> Chor, <strong>im</strong><br />

vielvaterlÅndisch wendischen Chor, sich am SchweiÇe der<br />

Anderen stÅrkend, um mit Trara <strong>und</strong> Hali <strong>ein</strong>e wissenschaftliche<br />

Tatsache zu gebÅren. Immer genauer wird sie barbiert,<br />

skalpiert, exkulptiert <strong>und</strong> erbarmungslos in den greulichen<br />

FlieÇefluss unserer Bewussts<strong>ein</strong>snarben gehetzt. Je weiter<br />

hinaus quadratisch groÇe RÅume sich f<strong>alt</strong>en, <strong>und</strong> der irre<br />

Schrat des oberen Reg<strong>im</strong>es sich freigeld in s<strong>ein</strong> Schuppenhaus


zurÄckzieht, somehr gelickes Spiel bleibt am Ende dem<br />

solnam befreiten Fantasten. Danch drÄckt nur noch der Rierei<br />

den kÅfrigen Schl<strong>und</strong> innen Quecksand, in dessen krechen<br />

Bitumen man nach Herzenslust Dumfiebeln <strong>ein</strong>drucken kann.<br />

Schuss um Wanst trinken sie tausend Tod<strong>die</strong>s skan<strong>die</strong>ren<br />

tausend GesÅnge auf <strong>die</strong> welke Wehmut da unten, <strong>die</strong> lange<br />

unerkannt um <strong>die</strong> r<strong>ein</strong>e Sachschaft buhlte, so kann-s<strong>ein</strong> kannnicht-s<strong>ein</strong>,<br />

wie <strong>ein</strong> Patient, der s<strong>ein</strong>e Krankheit nicht voll<br />

rekognisziert, <strong>und</strong> wie nur der Arzt <strong>die</strong> SchÉnheit des Pilzgeflechtes<br />

auf s<strong>ein</strong>en Hatuf<strong>alt</strong>en in aller Volkigkeit zu erfassen<br />

vermag, Blumen spenden, um den Patientenwunsch nicht zu<br />

unterlaufen. Wie <strong>ein</strong> Arzt fÄhlte sich auch Kojout, der dopf<br />

gadweis schmetternden Sorgen <strong>ein</strong>er Filslaus Fehldiagnose zu<br />

HÉherm enthob, machte sich wankel<strong>wal</strong>z, doch wirkvoll haftpflicht<br />

ans Werk, kam auch zum <strong>ein</strong> oder anderen Schlusse,<br />

bis <strong>ein</strong> rotierender Twistor, per Laser in Miniaturen geschmolzen,<br />

<strong>ein</strong>e fette Furnankel derart beschwante, dass<br />

nichts mehr aus ihr herauszuholen war, absolut nichts, auch<br />

von den Netzatavaren nicht, welche wie fesche Sirenen den<br />

Wisskopf umschweiften, oder <strong>die</strong> Strahlung, teils weichsupp<br />

gemach, teils hartschupp den Bieberpelz brennend, des ungeachtet<br />

<strong>ein</strong> Apparat zerfetzt uns <strong>die</strong> Sinne, absorbiert, emittiert<br />

Hin- <strong>und</strong> RÄckzug, unweit der hÅseschn RhÉn zum ersten Mal<br />

vermessen <strong>und</strong> seither, trotz Profeller Bescher ins Zeughaus<br />

der Naturschwichten enthoben, genau wie <strong>die</strong> statistische<br />

Vermessung aller Mintome, zuerst betrieben von Bolzher zu<br />

Truttring, dem schwatzhaften Fre<strong>und</strong>e Schleswigus des<br />

Schrecklichen: Statistik der Mintome wie auch das Studium<br />

opt<strong>im</strong>aler Urinale - in jederlei Schlnks hat er gegen s<strong>ein</strong>e<br />

Zeitgenossen recht beh<strong>alt</strong>en, mit modernen Ideen verborgenen<br />

Schnzzn hinterhergespÄrt, wo <strong>im</strong>mer welche vergraben waren,<br />

hat selber vergraben, wo <strong>die</strong> SchrottplÅtze Äberquollen,<br />

<strong>und</strong> den wellichten Teil aller StrÉmungsrichtungen unter Bezug<br />

der HarnsÅurekonzentration aingÅhnst geseit, nur <strong>die</strong> eig-


ne ropÉse Umfriedung nicht, <strong>die</strong> flugsent verschlossen, von<br />

harten Eilchen gestrÄppt, tÅnzelten weiter.<br />

<strong>Brunner</strong>s St<strong>im</strong>me, zweite Vulkanation:<br />

-Von schlecht <strong>im</strong>itierten Prot<strong>ein</strong>ketten lass dich nicht tÅuschen.<br />

Nicht in den Dringts liegen <strong>die</strong> ÅuÇerst Gehe<strong>im</strong>en verborgen,<br />

sondern in tumbsten Gelichtern. N<strong>im</strong>m <strong>die</strong> zum Beispiel,<br />

zwischen den Vasen da an der Wand lehnt. FrÄher ganz<br />

hÄbsch. Und zierlich. Zierlich ist sie noch <strong>im</strong>mer, doch ihre<br />

ZÄge haben den blutleeren Ausdruck <strong>ein</strong>er durchaus nicht<br />

vom Leben enttÅuschten Äber fÄnfzigjÅhrigen angenommen.<br />

Und auch hinter den ZÄgen hat <strong>ein</strong>e Verwandlung stattgef<strong>und</strong>en.<br />

WÅhrend sie frÄher der Avantgarde, der Polygarde, der<br />

Kongeniale <strong>und</strong> der Watanabe anhing, wenn auch zu trÅge<br />

<strong>und</strong> gleichgÄltig, <strong>ein</strong>e entfernte Art Groupie sozusagen, sehr<br />

entfernt, nicht fÅhig, sich bedingungslos leidenschaftlich hinzugeben,<br />

<strong>und</strong> selbst <strong>die</strong>jenigen Kroits, <strong>die</strong> ihre spektakulÅren<br />

Faktionen hauptsÅchlich aus VermarktungsgrÄnden durchfÄhren,<br />

<strong>und</strong> das sind nicht wenige, von der raren Avantgarde,<br />

Polygarde <strong>und</strong> Pluskanade nicht zu unterscheiden wusste,<br />

bew<strong>und</strong>ert sie heute gemischte Klassiker, wie auch <strong>die</strong> weniger<br />

komischen, konsumiert bravbegeistert <strong>die</strong> standardisierten<br />

Massenprodukte der staatlich gefÉrderten Kulturindustrie <strong>und</strong><br />

verunst<strong>alt</strong>et mit diskretem Tunnelblick gnadenlos alle fÉrdersÄchtigen<br />

Vernissagen von hier bis Ahrenshoop, bis zur endgÄltigen<br />

allgem<strong>ein</strong>en Befeuchtung ihres Runkelstiels. Wer,<br />

glaubst du, erÅugt in <strong>die</strong>ser Frau noch etwas von der vergangenen<br />

SchÉnheit ihres KÉrpers <strong>und</strong> Duktus? Dort musst du<br />

schÄrfen! All<strong>ein</strong> schon, um jedem Menschen Gerechtigkeit zu<br />

widerfÅhren. Die Andere da interessiert sich fÄr Kultur Äberhaupt<br />

nicht, nur fÄr MÅnner. Was glaubst du, wie <strong>die</strong> mit<br />

fÄnfzig aussieht.<br />

Kojout fand das k<strong>ein</strong> gutes Argument.<br />

-Wenn ich auf <strong>ein</strong>e Frau scharf bin, frage ich doch nicht, wie<br />

sie mit fÄnfzig aussehen wird oder ob sie <strong>ein</strong>en Kulturtick hat


oder gute GesprÅche fÄhren kann. VÉgeln ist an <strong>und</strong> fÄr sich<br />

nicht kulturell hochstehend.<br />

-Wenn du dich da man nicht tÅuschst, sagte <strong>Brunner</strong>. VÉgeln<br />

hat durchaus mit Kultur zu tun.<br />

Schnell wurde er salzwidrig ungehÉrt, versalberte in zÅhadrigen<br />

Speichelgarben <strong>und</strong> -arien, <strong>und</strong> Kojout erkannte in des<br />

tiefsten Neuffs Bedeutung <strong>die</strong>ses Kulps&Skalps: Mackmeckis<br />

Messer, auf dem Lande tonnenweise verteilt, wusste von all<br />

<strong>die</strong>sen Dingen <strong>und</strong> musste durch sie, nicht durch <strong>die</strong> Menschen,<br />

vollgesiept werden.<br />

-Kannst hochkommen, bemerkte <strong>Brunner</strong>. Die Gefahr ist vorÄber.<br />

Griff, als Kojout nicht gleich wollte, unter den Tisch <strong>und</strong> zog<br />

ihn energisch nach oben. Damit waren <strong>die</strong> diagonalen MachtverhÅltnisse<br />

erstmal geklÅrt - doch was ist mit den Nebendiagonalen?<br />

á<br />

-Aber jetzt mit Heitmann kommst du klar? fragt er, nachdem<br />

sie es sich <strong>im</strong> Wohnz<strong>im</strong>mer bequem gemacht haben.<br />

-Ja. Weil ich <strong>im</strong>mer genau das tue, was er sagt.<br />

Er blickt nach drauÇen, wo dunkle Wolken <strong>ein</strong> Gewitter ankÄndigen.<br />

Auch fÄr Rahel hat er <strong>im</strong>mer alles getan.<br />

-Wie wir damals zusammen in der engen Bude gehaust haben,<br />

erinnert sich <strong>Brunner</strong>, der von der Vergangenheit ansch<strong>ein</strong>end<br />

nicht loskommt.<br />

-Dass ihr das mitgemacht habt. Elke vor allem ...<br />

-War auch <strong>ein</strong> Risiko. Sich so nahe zu kommen, ist <strong>im</strong>mer <strong>ein</strong><br />

Risiko.<br />

Aus der KÄche klingt das gurgelnde GerÅusch der <strong>alt</strong>ersschwachen<br />

GeschirrspÄlmaschine, das zuweilen in unterdrÄcktes<br />

StÉhnen <strong>und</strong> RÉcheln Äbergeht.<br />

-Willste was trinken?


<strong>Brunner</strong> stellt zwei GlÅser <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e angebrochene Flasche<br />

Vitaminsaft auf den Tisch <strong>und</strong> erklÅrt dann groÇspurig, sich<br />

den Tag freigenommen zu haben. Von der Grippe lÅsst er<br />

vorsichtshalber nichts verlauten. Und Kojout fragt auch nicht.<br />

Er ist viel zu sehr mit sich selbst beschÅftigt, um zu bemerken,<br />

dass mit dem Hausherrn etwas nicht st<strong>im</strong>mt.<br />

-Mir geht es psychisch Äberhaupt nicht gut, lÅsst er ungefragt<br />

vom Stapel. Ich leide wie <strong>ein</strong> H<strong>und</strong>, weil Rahel mich verlassen<br />

hat. AuÇerdem schlafe ich schlecht, ganz schlecht, <strong>und</strong><br />

weiÇ nicht, wie ich <strong>die</strong> nÅchsten Monate Äberleben soll.<br />

Er hebt <strong>die</strong> Hand, weil er irrtÄmlich m<strong>ein</strong>t, <strong>Brunner</strong> wolle<br />

etwas <strong>ein</strong>wenden, aber der schweigt, weil er krank ist <strong>und</strong> all<br />

dessen ÄberdrÄssig, was Kojout zu dem Thema bereits von<br />

sich gegeben hat.<br />

-ScheiÇ Hitze heute, ist alles, was er sagt. Bis hier in <strong>die</strong><br />

Wohnung. Man kann noch nicht mal <strong>die</strong> Fenster aufmachen. -<br />

Obwohl ich gerade neue Insektengitter <strong>ein</strong>gebaut habe.<br />

S<strong>ein</strong> Fre<strong>und</strong> lÅsst den Kopf sinken, <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> schÉnen,<br />

samtigen HÅnde lÅsst er sinken. Er trÅgt <strong>ein</strong>e BÄgelf<strong>alt</strong>enhose,<br />

<strong>die</strong> dringend gebÄgelt werden mÄsste <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e bunte Seidenkrawatte<br />

zu <strong>ein</strong>em fÄr <strong>ein</strong>en Vertriebsingenieur eigentlich zu<br />

buntkarierten Hemd. S<strong>ein</strong>e Fre<strong>und</strong>in (man muss sagen: Ex-<br />

Fre<strong>und</strong>in) ist genauso eigensinnig wie Elke. Das sch<strong>ein</strong>t unser<br />

Schicksal zu s<strong>ein</strong>, hat <strong>Brunner</strong> <strong>ein</strong>mal zu ihm gesagt - obwohl<br />

Rahel viel attraktiver ist, aber das hat er nicht gesagt, so wenig<br />

wie er auf ihre Untreue <strong>ein</strong>gegangen ist <strong>und</strong> auf all <strong>die</strong><br />

anderen KÄmmernisse, <strong>die</strong> den armen Kojout quÅlen.<br />

-Du musst sie abschreiben, sagt er nach <strong>ein</strong>er Weile. Ganz<br />

egal, wie weh das tut.<br />

Kojout blickt finster zu Boden. Man spÄrt, dass er Äber irgendetwas<br />

brÄtet.<br />

-Sei froh, dass du sie los bist, wiederholt <strong>Brunner</strong>. In <strong>ein</strong>er<br />

Beziehung ist der Euro nur noch 50 Cent wert, hat m<strong>ein</strong> Vater<br />

frÄher <strong>im</strong>mer gesagt.


DarÄber kann Kojout nicht lachen. S<strong>ein</strong>e Augen verengen sich<br />

zu Schlitzen. Doch dann fÅllt ihm s<strong>ein</strong> UnglÄck wieder <strong>ein</strong>.<br />

-Ich habe mich schon an den Gedanken gewÉhnt, fÄr <strong>ein</strong> Leben<br />

zu zweit nicht geschaffen zu s<strong>ein</strong>, sagt er w<strong>ein</strong>erlich.<br />

-Ganz klar, sagt <strong>Brunner</strong>. FÄr Frauen bist du etwas gewÉhnungsbedÄrftig.<br />

Um es zurÄckh<strong>alt</strong>end zu formulieren.<br />

Mit groÇem Plopp gieÇt er ihm <strong>ein</strong> Glas Vitaminsaft <strong>ein</strong>. Und<br />

Plopp <strong>und</strong> Plopp.<br />

-Gerade solche Leute, sagt er betont Äberschwenglich, sind<br />

fÄr Dauerbeziehungen aber oftmals besonders geeignet - weil<br />

sie nicht so viele Alternativen haben.<br />

-M<strong>ein</strong>st du?<br />

Er nickt verschwenderisch.<br />

-Die Regel lÅsst sich sogar umkehren.<br />

Und als ihn Kojout fragend anguckt:<br />

-Ist dir noch nicht aufgefallen, wie ausgesprochen schwierig<br />

viele attraktive Frauen sind? Im tÅglichen Umgang kaum zu<br />

ertragen.<br />

-Du willst nur Rahel schlecht machen.<br />

-Ich will dir helfen, aus der Krise herauszukommen. Du sollst<br />

endlich <strong>ein</strong>sehen, dass du dich geirrt hast. Du hast geglaubt,<br />

mit <strong>ein</strong>er Frau <strong>im</strong> Bett <strong>ein</strong>s zu s<strong>ein</strong>, bedeute, auch <strong>im</strong> Leben<br />

mit ihr <strong>ein</strong>s zu s<strong>ein</strong>. Du hast geglaubt, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e <strong>und</strong> <strong>ein</strong>zige<br />

gef<strong>und</strong>en zu haben, mit der du ewig zusammenbleiben kannst,<br />

<strong>und</strong> dich nie wieder nach anderen Frauen umsehen zu mÄssen.<br />

Und du hast geglaubt, ihre GefÄhle seien genauso stark <strong>und</strong><br />

dauerhaft wie d<strong>ein</strong>e. Jetzt weiÇt du, dass das <strong>ein</strong> Irrtum war.<br />

Kojout sieht ihn sprachlos an. Die ZÄge s<strong>ein</strong>es dunkelhÅutigen,<br />

mageren Gesichtes verhÅrten sich <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e groÇen,<br />

schwarzen, schwerfÅlligen Augen werden durchdringend <strong>und</strong><br />

f<strong>ein</strong>dselig. Er sieht aus, als wolle er ihm das Glas an den Kopf<br />

werfen. <strong>Brunner</strong> n<strong>im</strong>mt es ihm ruhig aus der Hand <strong>und</strong> trinkt<br />

es bis zum letzten Tropfen leer.


-Ob er weiÇ, mit wem s<strong>ein</strong>e Angebetete neuerdings durch <strong>die</strong><br />

Gegend zieht? fragt er sich.<br />

Es entsteht <strong>ein</strong>e kurze, beklommene Pause, in welcher Kojout<br />

zÉgernd <strong>die</strong> Hand auf s<strong>ein</strong>e Brust legt, ganz so, wie es manche<br />

Menschen tun, wenn ihre Nationalhymne gespielt wird.<br />

-Ich liebe Rahel, sagt er <strong>ein</strong>fach.<br />

FÄr <strong>ein</strong>en kurzen Moment schlieÇt er <strong>die</strong> Augen, um sich an<br />

all das SchÉne zu erinnern, das er mit ihr erlebt hat. Wie verliebt<br />

sie am Anfang in ihn gewesen ist! Wie sie sich kaum<br />

<strong>ein</strong>gekriegt hat, wenn sie sich trafen, <strong>und</strong> alles getan hat, um<br />

ihn glÄcklich zu machen!<br />

-Lass uns 'n bisschen rausgehen, sagt er plÉtzlich. Die B<strong>ein</strong>e<br />

vertreten.<br />

-Bei dem Wetter? sagt <strong>ein</strong> kranker Mann matt. Guck dir das<br />

da drauÇen doch mal an.<br />

Zwe<strong>im</strong>al blinzelt <strong>ein</strong> umgÅnglicher, sehr nachgiebiger Mann.<br />

Sch<strong>ein</strong>bar ganz gelassen sitzt er da, wÅhrend <strong>Brunner</strong> mit<br />

s<strong>ein</strong>er ur<strong>alt</strong>en Kawasaki anfÅngt, <strong>die</strong> er schon lÅngst reparieren<br />

wollte, mit dem billigen Gebrauchtwagen fÄr den Richter<br />

<strong>und</strong> warum Sonja k<strong>ein</strong> Auto fÅhrt, obwohl sie <strong>im</strong>merhin eigenes<br />

Geld ver<strong>die</strong>nt, alles unkritische Themen, <strong>die</strong> den Fre<strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong> wenig ablenken sollen. Der kommt aber automatisch wieder<br />

auf s<strong>ein</strong>e Probleme zurÄck:<br />

-Obwohl s<strong>ein</strong> beruflicher Einstieg in den Boomjahren k<strong>ein</strong><br />

Problem gewesen sei, habe in s<strong>ein</strong>em neuen Leben von Anfang<br />

an etwas gefehlt. Eine feste Fre<strong>und</strong>in. DarÄber hÅtten<br />

auch <strong>die</strong> oberflÅchlichen Bekanntschaften nicht hinwegtÅuschen<br />

kÉnnen, <strong>die</strong> er als Vermarkter von Margarinefabriken<br />

b<strong>ein</strong>ahe tÅglich mache, das heiÇt Frauen, <strong>die</strong> ihm auf BahnhÉfen,<br />

in ZÄgen <strong>und</strong> hoch in der Luft begegneten, <strong>und</strong> <strong>die</strong> er,<br />

nach kurzer PrÄfung, ob sie als Operationsziel sich eigneten,<br />

gerÅuschlos anschmachte <strong>und</strong> <strong>die</strong> durchaus zurÄckschmachteten,<br />

ohne dass <strong>die</strong>s jedoch irgendwelche praktischen Folgen<br />

zeitige, dass heiÇt, ohne dass sich an s<strong>ein</strong>er Einsamkeit etwas


Åndere - als ob <strong>die</strong>ses Äber-den-Weg-laufen <strong>und</strong> <strong>ein</strong>andererkennen<br />

in <strong>ein</strong>em flÄchtigen àther sich abspiele, der mit der<br />

Wirklichkeit nicht das Geringste zu tun habe <strong>und</strong> den Frauen<br />

so <strong>ein</strong> Flirt gar nichts bedeute.<br />

-KÉnntest du recht haben. Frauen sind eitel. Sie baden gern in<br />

mÅnnlicher Bew<strong>und</strong>erung. Auch dann, wenn sich ihr Interesse<br />

in Grenzen hÅlt.<br />

-Er dagegen habe <strong>im</strong>mer gleich <strong>die</strong> groÇe Wunschmaschine<br />

angeworfen <strong>und</strong> sei sich dabei manchmal wie <strong>ein</strong>e Äberdrehte<br />

psychedelische Traumfabrik vorgekommen. Is a dream a lie<br />

that won't come true, or is it something worse?, genau <strong>die</strong>ses<br />

GefÄhl habe sich irgendwann bei ihm <strong>ein</strong>gestellt.<br />

-Du greifst zu kurz, sagt <strong>Brunner</strong>, <strong>und</strong> fÄr <strong>ein</strong>en Moment lÄftet<br />

sich der Schleier. Ein Traum ist nichts EigenstÅndiges, das<br />

man fÄr irgendetwas verantwortlich machen kann, sondern<br />

essentielle Nahrung <strong>und</strong> Ausdrucksform unserer Seele, mit<br />

der er vermittelt ist, weil sie ihr So-S<strong>ein</strong> in ihn hin<strong>ein</strong>projiziert.<br />

Er gehÉrt zu uns, wie wenig Anderes sonst.<br />

Er lÅchelt, vielleicht zum ersten Mal an <strong>die</strong>sem Morgen, <strong>und</strong><br />

Kojout guckt ganz Äberrascht. So leise TÉne hÉrt man von<br />

<strong>Brunner</strong> selten; <strong>und</strong> das ermuntert ihn nieglecks links oder<br />

recks, dem Fre<strong>und</strong> <strong>die</strong> Geschichte von A bis Z zu erzÅhlen,<br />

auf dass sich <strong>die</strong> EnttÅuschung lÉse aus den ZwischenrÅumen<br />

<strong>und</strong> k<strong>ein</strong>e ZerstÉrung mehr anrichte.<br />

-Auf jener Dienstfahrt, an deren Ende er Rahel kennengelernt<br />

habe (er m<strong>ein</strong>e: richtig kennengelernt!), sei er in <strong>die</strong>ser Hinsicht<br />

besonders 'erfolgreich' gewesen. Mindestens noch <strong>ein</strong>e<br />

Italienerin <strong>und</strong> zwei indische Stewardessen.<br />

-Mit Ende 20 k<strong>ein</strong> Problem, beteuert er, als <strong>Brunner</strong> zweifelnd<br />

den Kopf schÄttelt <strong>und</strong> fÄgt hinzu, dass er sich an <strong>die</strong> Details<br />

genau erinnere. Frankfurt, Berlin, Amsterdam, Montpellier,<br />

Hamburg: das sei <strong>die</strong> Route gewesen. Wobei er zu der Zeit<br />

nicht in Hamburg gewohnt habe. Es sei ihm wie vielen GeschÅftsleuten<br />

gegangen: Äberall prÅsent, nirgends zuhause. Er


habe nirgendwo Wurzeln geschlagen <strong>und</strong>, wie viele s<strong>ein</strong>er<br />

Fellow Travellers, etwas <strong>die</strong> Bodenhaftung verloren, tendenziell<br />

auch mit ihren neoliberalen Vorurteilen sympathisiert,<br />

<strong>die</strong> in allem, was der Gem<strong>ein</strong>schaft zugute komme, <strong>ein</strong>en<br />

Anschlag auf ihre Ver<strong>die</strong>nstmÉglichkeiten sÅhen <strong>und</strong>, wenn<br />

Äberhaupt VerÅnderung, nur Steuererleichterungen <strong>und</strong> KÄrzungen<br />

<strong>im</strong> Sozialbereich goutierten.<br />

-Genau, sagt <strong>Brunner</strong>. Nur wer in s<strong>ein</strong>e eigene Tasche wirtschaftet,<br />

ist wahrhaft sozial.<br />

-Wenn man mit solchen Leuten verkehre, nehme man unweigerlich<br />

ihre Weltanschauung an, verteidigt sich Kojout. Wie<br />

<strong>ein</strong> Kind, das bei spieÇigen, beschrÅnkten Eltern aufwachse,<br />

am Ende in deren Wolle gefÅrbt sei.<br />

-Wie m<strong>ein</strong> Schwager, echot <strong>Brunner</strong>. Ein echtes ChamÅleon.<br />

Wenn ich zu Besuch bin, macht er <strong>ein</strong>en auf liberal. Aber du<br />

musst mal den Nachwuchs hÉren.<br />

Eben will er den groben Tinten aus Tintenau holen, will mit<br />

Verve das KÄcksei besingen. Da fÅngt er <strong>ein</strong>en schiefen Blick<br />

von Kojout auf. FÄr Politik fÄhlt sich <strong>die</strong>ser normalerweise<br />

nicht zustÅndig, <strong>und</strong> fÄr <strong>ein</strong>en kurzen, verwirrenden Moment<br />

m<strong>ein</strong>t man, er hÅtte den Faden verloren.<br />

-Die Italienerin, sagt er dann, habe er <strong>im</strong> Aufenth<strong>alt</strong>sraum<br />

<strong>ein</strong>er groÇen deutschen Fluggesellschaft kennengelernt. Sehr<br />

schÉne, intelligente, offene Augen.<br />

-Offen? fragt <strong>Brunner</strong>.<br />

-EmpfÅnglich, sagt Kojout. Und auch sonst sei <strong>ein</strong>iges an ihr<br />

drangewesen. Attraktiv. VerfÄhrerisch. Fast schon mit Rahel<br />

vergleichbar. Etwas Ålter, arrivierter.<br />

-àlter? sagt <strong>Brunner</strong>.<br />

-Nicht zu <strong>alt</strong>. Sofia Bertonotti, sagt er <strong>und</strong> betont <strong>die</strong> Silben<br />

auf original italienische Art. Ihren Namen habe er beh<strong>alt</strong>en,<br />

wÅhrend <strong>die</strong> Erinnerung an ihr Gesicht, dem <strong>die</strong>ser Name<br />

s<strong>ein</strong>e Inspiration verdanke, mit der Zeit verblasst sei. Nur,


dass es sehr weiblich gewesen, wisse er noch; wie ihre ganze<br />

Gest<strong>alt</strong>.<br />

-W<strong>und</strong>ert mich nicht, sagt <strong>Brunner</strong> sachlich. Das Erkennen<br />

von Gesichtern ist <strong>ein</strong>e subtile nonverbale FÅhigkeit, auf <strong>die</strong><br />

sich das menschliche Hirn <strong>im</strong> Laufe von Millionen Jahren<br />

spezialisiert hat. Kann dir jeder Informatiker <strong>ein</strong> Lied von<br />

singen, der sich mal mit dem Thema beschÅftigt hat.<br />

-AuÇer man sagt, sie sieht aus wie <strong>die</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bekannte. Das<br />

versteht jeder.<br />

-Italienerin, das reicht mir. Darunter kann ich mir etwas vorstellen.<br />

-Eine ganz typische Italienerin war sie, glaube ich, nicht. Aber<br />

<strong>die</strong> Richtung st<strong>im</strong>mt schon. Feminae rillini, weiÇt du.<br />

Er hebt den Kopf <strong>und</strong> guckt ganz entrÄckt, wie <strong>ein</strong>e Figur auf<br />

den GemÅlden Lord Leightons.<br />

-Am Anfang gleichgÄltig bis abweisend, doch dann hÅtten<br />

ihre Augen sich in s<strong>ein</strong>en verfangen. Richtig tief <strong>ein</strong>getaucht.<br />

Verloren <strong>im</strong> nirwana blanca della libido cupido. Und da habe<br />

er sie kurzerhand angequatscht. - Überhaupt nicht scheu, <strong>die</strong><br />

Dame.<br />

-EmpfÅnglich, sagt <strong>Brunner</strong> anzÄglich, aber davon lÅsst sich<br />

Kojout nicht beirren.<br />

-Über alles mÉgliche habe man sich ausgetauscht. Von der<br />

Verpflegung in den Maschinen englischer Airlines Äber<br />

provenéalische GewÄrze bis zum Festspielplan von Bayreuth<br />

<strong>und</strong> Verona sei man gut vorangekommen, bis sie sich nicht<br />

habe enth<strong>alt</strong>en kÉnnen, ihm in <strong>ein</strong>em Nebensatz mitzuteilen,<br />

dass sie verheiratet sei. Jedes Jahr <strong>im</strong> Mai sehe ich mir mit<br />

m<strong>ein</strong>em Mann dort den 'Nabucco' an, habe sie gesagt. Was<br />

s<strong>ein</strong>er Hinwendung vorÄbergehend <strong>ein</strong>en DÅmpfer versetzt<br />

habe. Aha, danke. Gut zu wissen. - Aber nicht lange, denn<br />

gleich anschlieÇend habe sie mit <strong>ein</strong>er unmissverstÅndlichen<br />

Geste, so-oh wÅhhhh-wÅh weg, samt <strong>ein</strong>es ziemlich abwertenden<br />

Kommentars, Verdruss <strong>und</strong> Überdruss an ihrer Bezie-


hung bek<strong>und</strong>et. Was ihn wiederum angespornt habe. Welche<br />

Frau, habe er sich gefragt, <strong>die</strong> nicht mit gewissen Hintergedanken<br />

spiele, gebe <strong>ein</strong>em Fremden zu verstehen, dass sie<br />

ihren Partner leid sei?, <strong>und</strong> sich um so b<strong>lenden</strong>der mit ihr<br />

unterh<strong>alt</strong>en. Moralische Bedenken? Wenn man so auf dem<br />

Schlauch stehe wie er damals, leiste man sich <strong>ein</strong>en solchen<br />

Luxus nicht.<br />

-Pffft, kommt es von <strong>Brunner</strong>. Sie hat sich nur fÄr d<strong>ein</strong>en<br />

KÉrper interessiert - beziehungsweise, entschuldigt er sich, fÄr<br />

d<strong>ein</strong>e Augen. In <strong>die</strong> versenkt sich jede Frau gern.<br />

-S<strong>ein</strong>e Augen, erwidert Kojout gereizt, seien gar nicht so toll.<br />

Über <strong>die</strong> Stufe des gegenseitigen BeÅugens komme er bei<br />

Frauen meist nicht hinaus. Im entscheidenden Moment verlasse<br />

ihn gewÉhnlich der Mut, <strong>und</strong> er trete dann vor lauter Verlegenheit<br />

in jedes erdenkliche FettnÅpfchen. DarÄber seien <strong>die</strong><br />

meisten Frauen nicht bereit hinwegzusehen, schÉne Augen<br />

hin oder her.<br />

-Von daher w<strong>und</strong>ere ich mich, dass du mit Rahel Äberhaupt<br />

zusammengekommen bist.<br />

-Ich will es dir gerne erklÅren, wenn du mich weitererzÅhlen<br />

lÅsst, sagt Kojout.<br />

Dann fÅhrt er mit s<strong>ein</strong>er Geschichte fort:<br />

-Eine Viertelst<strong>und</strong>e spÅter hat sich <strong>ein</strong> Mann zu uns gesellt.<br />

Ihr Mann, um genau zu s<strong>ein</strong>. Hochgewachsen, gutgekleidet,<br />

braungebrannt; ÅuÇerlich war nichts an ihm auszusetzen. Ein<br />

bisschen unsicher vielleicht, hinter der gebrÅunten Fassade.<br />

So schlecht steht es offenbar nicht um <strong>die</strong>se Ehe, wenn er sie<br />

auf allen Reisen begleitet, habe ich unwillkÄrlich denken <strong>und</strong><br />

m<strong>ein</strong>e Anschauungen notgedrungen revi<strong>die</strong>ren <strong>und</strong> in <strong>ein</strong>e<br />

ziemlich unwÄrdige Verteidigungsposition mich begeben<br />

mÄssen, aus der ich den Gatten in das GesprÅch <strong>ein</strong>bezogen<br />

habe, wÅhrend <strong>die</strong> Frau komischerweise weiterhin Interesse<br />

signalisierte, so, als sei jener nur <strong>ein</strong> entfernter Bekannter, den<br />

ihre GeplÅnkel nichts angingen, oder <strong>ein</strong> H<strong>und</strong>, der froh s<strong>ein</strong>


musste, wenn er sie begleiten durfte, <strong>und</strong> um dessen GefÄhle<br />

sie sich nicht <strong>im</strong> mindesten scherte.<br />

-Eine unmÉgliche Situation, nickt er, wÅhrend <strong>Brunner</strong> <strong>die</strong><br />

Stirn in F<strong>alt</strong>en zieht. Besonders fÄr den Mann, der sich allerdings<br />

nichts anmerken lieÇ, sondern ganz cool <strong>und</strong> unbeteiligt<br />

tat.<br />

-Und dann?<br />

-Das groÇe Schweigen. - Aufgr<strong>und</strong> m<strong>ein</strong>es zunehmenden<br />

Unbehagens <strong>und</strong> RÅtselratens Äber das PÅrchen.<br />

-Verstehe, sagt <strong>Brunner</strong>. Wer rÅtselrÅt, kann sich nicht gut<br />

gleichzeitig aufs Flirten konzentrieren.<br />

Er steht auf <strong>und</strong> holt <strong>ein</strong>e Gitarre hinter dem Schrank hervor,<br />

<strong>die</strong> er kÄrzlich <strong>ein</strong>em Bekannten abgekauft hat. Nachdem er<br />

sie Kojout gezeigt hat, streicht er andÅchtig mit den HÅnden<br />

Äber <strong>die</strong> Saiten <strong>und</strong> den rotbraun lackierten KlangkÉrper.<br />

Dann st<strong>im</strong>mt er <strong>ein</strong>ige leise, ruhige Akkorde an, wÅhrend<br />

Kojout s<strong>ein</strong>e Suada fortsetzt.<br />

-VÉllig unmotiviert habe der Mann von <strong>ein</strong>er Krankheit zu<br />

sprechen begonnen, <strong>die</strong> ihn nicht nur daran hindere, nachts<br />

ruhig zu schlafen. - Da sei er, Kojout, hellhÉrig geworden.<br />

Und nachdenklich, ob er nicht lieber <strong>die</strong> Finger von der Frau<br />

lassen sollte. Auch er schlafe bekanntlich nachts schlecht <strong>und</strong><br />

wisse, wie gerÅdert man sich nach mehreren durchwachten<br />

NÅchten fÄhle, so dass er automatisch jeden, der ebenfalls<br />

schlecht schlafe, als Leidensgenossen <strong>ein</strong>stufe, mit dem er<br />

nicht anders als solidarisch umgehen kÉnne.<br />

Er setzt sich zu <strong>Brunner</strong>, n<strong>im</strong>mt ihm wortlos <strong>die</strong> Gitarre aus<br />

der Hand <strong>und</strong> bringt <strong>ein</strong> paar schrille, gequÅlte TÉne hervor.<br />

PlÉtzlich springt er hoch <strong>und</strong> spielt mit ganzem KÉrper<strong>ein</strong>satz<br />

<strong>ein</strong> fetziges StÄck, das er vor Jahren schon besser beherrscht<br />

hat. Er tanzt durch den Raum, er wiegt das Instrument wie <strong>ein</strong><br />

Neugeborenes, <strong>und</strong> bei jedem richtig getroffenen Ton reckt er<br />

selbstbewusst s<strong>ein</strong>en Hals.<br />

-Sei etwas vorsichtigt, bitte, ruft <strong>Brunner</strong> ihm zu.


Kojout hopst noch <strong>ein</strong>mal hin <strong>und</strong> her wie <strong>ein</strong> Rockstar. Dann<br />

gibt er ihm <strong>die</strong> Gitarre zurÄck.<br />

-Momente der Stille, habe der Mann gesagt, wie der gewÉhnliche<br />

Sterbliche sie regelmÅÇig genieÇe, in denen er Kraft<br />

schÉpfe, um <strong>im</strong> stressigen Alltag bestehen zu kÉnnen, kenne<br />

er seither nicht mehr. Er rechne damit, demnÅchst s<strong>ein</strong>en Beruf<br />

aufgeben <strong>und</strong> vom Geld s<strong>ein</strong>er Frau leben zu mÄssen -<br />

<strong>ein</strong>e Vorstellung, <strong>die</strong> ihn sehr zu bedrÄcken schien. / Was<br />

denn fÄr <strong>ein</strong>e Krankheit, habe er endlich zu fragen gewagt. /<br />

Tinnitus. Seit der Einnahme <strong>ein</strong>es Antibiotikums vor zwei<br />

Jahren leide er unter extremem Tinnitus.<br />

-Er hat s<strong>ein</strong>e Leidensgeschichte vor dir ausgebreitet, sagt<br />

<strong>Brunner</strong>.<br />

-Ja. WÅhrend <strong>die</strong> Frau ziemlich entnervt wegguckte.<br />

-Wahrsch<strong>ein</strong>lich ist das s<strong>ein</strong>e Masche. MÄsstest du, als Rahel-<br />

GeschÅdigter, doch kennen. Auch du hattest d<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>en,<br />

letztlich von Ohnmacht <strong>und</strong> Hilflosigkeit zeugenden Tricks,<br />

mit der du sie zu h<strong>alt</strong>en hofftest. Und wenn <strong>die</strong> nichts fruchteten,<br />

hast du den Kopf in den Sand gesteckt.<br />

-K<strong>ein</strong>eswegs, widerspricht Kojout, habe ich den Kopf in den<br />

Sand gesteckt. Ich bin <strong>im</strong>mer sehr eifersÄchtig <strong>und</strong> wachsam<br />

gewesen. Ja, auch wachsam. - AuÇerdem habe ich sie damals<br />

noch gar nicht gekannt. Glaubst du, ich hÅtte sonst andere<br />

Frauen angequatscht?<br />

Und wÅhrend er <strong>ein</strong>en Keks aus der Dose n<strong>im</strong>mt, vorsichtig,<br />

damit der ja nicht zerbrÉselt:<br />

-Ich wÄnsche festzustellen, dass ich Rahel niemals betrogen<br />

habe.<br />

-Ihr wart ja solange zusammen.<br />

-M<strong>ein</strong>e bisher lÅngste Beziehung, sagt Kojout. Ich weiÇ, es ist<br />

traurig.<br />

Er steckt den Keks in den M<strong>und</strong> <strong>und</strong> zermalmt ihn zwischen<br />

den ZÅhnen.<br />

-Und hat sie dich betrogen?


-SelbstverstÅndlich, erwidert Kojout mit WÄrde, erwarte ich<br />

von m<strong>ein</strong>er Partnerin denselben hohen moralischen Standard.<br />

Er schnipst nach <strong>ein</strong> paar KrÄmeln, <strong>die</strong> auf s<strong>ein</strong>e Hose gerieselt<br />

sind.<br />

-Diese Erwartung, beziehungsweise das Beharren darauf, ist<br />

wohl <strong>ein</strong>er der TrennungsgrÄnde gewesen, gibt er mit leiser<br />

aber fester St<strong>im</strong>me zu.<br />

<strong>Brunner</strong> lÅchelt. Es ist <strong>ein</strong> LÅcheln, das <strong>ein</strong>en tief unten berÄhrt,<br />

<strong>ein</strong>es von jener seltenen Art, das uns gewÉhnlich nur<br />

von unseren besten Fre<strong>und</strong>en gewÅhrt wird - oder von begnadeten<br />

Heuchlern, <strong>die</strong> sich anschicken, <strong>die</strong> Welt zu erobern. Es<br />

umfasst fÄr <strong>ein</strong>en Moment <strong>die</strong>se Welt als Ganzes <strong>und</strong> Gegebenes,<br />

um sich dann mit sch<strong>ein</strong>bar grenzenloser Bescheidenheit<br />

<strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zelnen Menschenschicksal zuzuwenden.<br />

Kojout, der <strong>die</strong>ses LÅcheln bereits kennengelernt hat, versucht<br />

ihm auszuweichen, indem er sich vor das groÇe, leicht milchige<br />

Wohnz<strong>im</strong>merfenster stellt <strong>und</strong> Äber Veilchen <strong>und</strong> Kakteen<br />

hinweg auf zwei Ulmen blickt, <strong>die</strong> den <strong>Brunner</strong>schen Garten<br />

begrenzen. In ihrem Schatten blÄhen Azaleen <strong>und</strong> Feuerblumen,<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong> groÇer Hibiskus schickt sich an, es ihnen gleichzutun.<br />

-Er habe, sagt er gegen <strong>die</strong> milchige Scheibe, dann statt auf<br />

<strong>die</strong> Italienerin lieber auf <strong>die</strong> startenden Flugzeuge geschielt.<br />

Etwas anderes sei ihm herzlos vorgekommen. SchlieÇlich<br />

plage ihn selber auch des Éfteren Ohrensausen, fÄgt er hinzu,<br />

verb<strong>und</strong>en mit heftigem Kopfweh, wenn er, nach langen,<br />

nervtÉtenden GeschÅftsbesprechungen, schlaflos in s<strong>ein</strong>em<br />

Hotelbett sich wÅlze <strong>und</strong> jeden Moment mit <strong>ein</strong>em Schlaganfall<br />

rechne. Übrigens verstÅrkt, seit er wieder all<strong>ein</strong> sei.<br />

-Das in d<strong>ein</strong>em Alter, sagt <strong>Brunner</strong>.<br />

-Einmal habe er es nicht mehr ausgeh<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> sich, von Panik<br />

ergriffen, in <strong>ein</strong>e Klinik chauffieren lassen. So schlecht sei<br />

es ihm gegangen.<br />

-Wie denn chauffieren?


-Krankenwagen, Blaulicht <strong>und</strong> Tragbahre. Das volle Programm.<br />

Er betrachtet <strong>ein</strong> Foto auf dem Fensters<strong>im</strong>s, auf welchem der<br />

Richter in <strong>ein</strong>en Fotoapparat lÅchelt <strong>und</strong> dabei <strong>ein</strong> Foto in der<br />

Hand hÅlt, das ihn mit <strong>ein</strong>em Foto in der Hand darstellt.<br />

-GlÄcklicherweise sei nichts Ernsthaftes festgestellt worden.<br />

Der Arzt habe ihn hinterher beiseite genommen, um ihm klarzumachen,<br />

dass er absolut ges<strong>und</strong> sei - <strong>und</strong> den Notfall<strong>ein</strong>satz<br />

daher privat bezahlen mÄsse.<br />

-WeiÇ ich, sagt <strong>Brunner</strong>. Übernehmen <strong>die</strong> Kassen schon lange<br />

nicht mehr.<br />

Kojout tritt vom Fenster zurÄck <strong>und</strong> ÅuÇert, er habe vollstes<br />

VerstÅndnis fÄr <strong>die</strong> NÉte <strong>und</strong> Sorgen des Mannes gehabt <strong>und</strong><br />

sich sogar gefragt, ob s<strong>ein</strong> eigenes hÅufiges Ohrensausen mit<br />

der Einnahme <strong>ein</strong>es Antibiotikums zusammenhÅnge, welches<br />

ihm <strong>ein</strong> Jahr zuvor wegen <strong>ein</strong>er ZahnfleischentzÄndung verordnet<br />

worden sei <strong>und</strong> das er nur unter groÇen Vorbeh<strong>alt</strong>en<br />

<strong>ein</strong>genommen habe. Die àrzte, habe er gesagt <strong>und</strong> sei sich<br />

darin mit dem Ehemann vÉllig <strong>ein</strong>ig gewesen, wissen heutzutage<br />

gar nichts <strong>und</strong> verschreiben viel zu viel Medikamente.<br />

Auch wenn, wie bei m<strong>ein</strong>er ZahnfleischentzÄndung, gar k<strong>ein</strong><br />

richtiges Problem vorliegt, weil das Immunsystem von selbst<br />

damit fertig wird. Und gerÉntgt wird auch zuviel. Es gebe<br />

statistische Untersuchungen, denen zufolge in anderen LÅndern<br />

nur halb soviel gerÉntgt werde wie in Deutschland, wo<br />

jeder x-beliebige Feld-, Wald- <strong>und</strong> Wiesenarzt mit s<strong>ein</strong>em<br />

ur<strong>alt</strong>en RÉntgengerÅt soviel herumrÉntgen <strong>und</strong> Geld machen<br />

dÄrfe wie er wolle. Die Manie des RÉntgens habe in Deutschland<br />

jedes vernÄnftige MaÇ Äberschritten. Niemand sei vor<br />

dem mit RÉntgen Geld machenden HausÅrzten sicher, schon<br />

gar nicht Privatpatienten. Die wÄrden am meisten gerÉngt. /<br />

Ja, habe der Mann geantwortet, bereits RÉntgen selber, wie<br />

auch Madame Curie, hÅtten <strong>die</strong> Auswirkungen von zuviel


RÉntgenstrahlen zu spÄren gekriegt. / Die Frau sah aus, als ob<br />

sie uns gleich ins Gesicht springt.<br />

Im fernen Arabien lebte <strong>ein</strong>st <strong>ein</strong> junger Sultan. Der besaÉ<br />

<strong>ein</strong>en groÉen goldenen Schatz. Ein Zauberer neidete ihm <strong>die</strong>ses<br />

GlÄck <strong>und</strong> Äberlegte, wie er sich an dem Sultan bereichern<br />

kÇnnte. Er Äberlegte lange, aber alle s<strong>ein</strong>e PlÅne schlugen<br />

fehl, bis <strong>ein</strong>es Tages <strong>ein</strong>e bÇse Fee in Gest<strong>alt</strong> <strong>ein</strong>er w<strong>und</strong>erhÄbschen<br />

Frau in s<strong>ein</strong> Leben trat <strong>und</strong> ihm ihre Hilfe versprach.<br />

Das habe ihm, Kojout, denn doch zu denken gegeben <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e<br />

unerquickliche Vision in s<strong>ein</strong>em Kopf freigesetzt: <strong>die</strong> Vorstellung,<br />

wie es wÅre, mit so <strong>ein</strong>er Egoistin zusammen zu s<strong>ein</strong>,<br />

also ganz konkret, mal vom Liebesspiel abgesehen, er wÄrde<br />

anstelle ihres Mannes da neben ihr stehen, hÅtte vielleicht<br />

auch schlecht geschlafen <strong>und</strong> mÄsste sich nun in der Flughafenlounge<br />

Äber irgendwelche Typen Årgern, <strong>die</strong> um s<strong>ein</strong>e Frau<br />

herumscharwenzelten, <strong>und</strong>, wenn er ihr <strong>die</strong> Tour vermassele,<br />

damit rechnen, statt schonend <strong>und</strong> liebevoll behandelt, grob<br />

angefahren <strong>und</strong> womÉglich bei nÅchster Gelegenheit abserviert<br />

zu werden. N<strong>ein</strong>, danke. Das mÉge k<strong>ein</strong>er gern; mit <strong>ein</strong>er<br />

solchen Frau tue sich niemand gern zusammen.<br />

-HÅttest du, sagt <strong>Brunner</strong>, Rahel man auch in so <strong>ein</strong>er Situation<br />

kennengelernt.<br />

-Warum stÅnkerst du schon wieder gegen Rahel!<br />

-Schon gut, schon gut, ich hÉr ja auf. ErzÅhl noch was von<br />

d<strong>ein</strong>er Reise.<br />

Ziemlich schnell beruhigt sich der Kojote <strong>und</strong> sagt, der Italiener<br />

habe dann Äber <strong>ein</strong>en Doktor Lammert gesprochen. Ansch<strong>ein</strong>end<br />

s<strong>ein</strong> wichtigster Vertrauter. Oder VerbÄndeter.<br />

Doktor Lammert ist nicht wie <strong>die</strong> anderen, habe er gesagt.<br />

Ausgebildeter OrthopÅde, aber k<strong>ein</strong> Apparatemediziner, sondern<br />

auf Psychologie <strong>und</strong> psychosomatische Erkrankungen<br />

spezialisiert <strong>und</strong> in ganz Europa zuhause. / Da habe es bei<br />

ihm, Kojout, natÄrlich geklingelt. Moment mal, habe er ge-


sagt. Einen Doktor Lammert kenne ich <strong>und</strong> weiÇ auch, dass er<br />

wÅhrend der Wintersaison irgendwo bei euch in Italien zu<br />

praktizieren pflegt. / In Alcabano, habe der Mann gesagt. /<br />

Alcabano? / Alcabano-del-Monte, Vorort von Pisa, m<strong>ein</strong>e<br />

He<strong>im</strong>atstadt. / Sehr schÉn dort, habe <strong>die</strong> Italienerin <strong>ein</strong>geworfen<br />

<strong>und</strong> Kojout in <strong>ein</strong>er letzten verzweifelten Auf<strong>wal</strong>lung<br />

noch <strong>ein</strong>mal angestrahlt. Aber k<strong>ein</strong>e Chance. Der Ehemann<br />

habe sich vom Thema Lammert nicht abbringen lassen. Ein<br />

GlÄcksfall, habe er gesagt. Mit dem Doktor kann ich mich<br />

Äber alle maÇgeblichen Fragen austauschen: ges<strong>und</strong>e ErnÅhrung,<br />

Yoga, Tai Tschi. In Bezug auf ges<strong>und</strong>e ErnÅhrung ist er<br />

<strong>die</strong> KoryphÅe. Bekannt wie <strong>ein</strong> bunter H<strong>und</strong> wegen s<strong>ein</strong>es<br />

Einsatzes fÄr <strong>die</strong> guten wichtigen Sachen. Und was er alles<br />

Äber Tinnitus weiÇ! Da wÄrden manche rÉmische Spezialisten<br />

nur staunen. Wenn sich Doktor Lammert <strong>ein</strong>er Aufgabe verschreibt,<br />

habe er gesagt <strong>und</strong> er, Kojout, habe dem vehement<br />

zugest<strong>im</strong>mt, verbeiÇt er sich regelrecht darin <strong>und</strong> lÅsst nicht<br />

eher locker, als bis mehrere Artikel <strong>und</strong> Interviews von ihm in<br />

der Zeitung stehen. Er kennt <strong>die</strong> Redakteure ganz genau.<br />

Wenn er ihnen sagt, <strong>die</strong> Pharmafirma so-<strong>und</strong>-so habe, wie ihm<br />

be<strong>im</strong> letzten Symposion von Aufsichtsrat Graf so-<strong>und</strong>-so persÉnlich<br />

mitgeteilt worden sei, <strong>ein</strong> neues naturheilk<strong>und</strong>liches<br />

Mittel gegen Tinnitus auf den Markt gebracht, von dem <strong>die</strong><br />

Leser unbedingt erfahren mÄssten, dann drucken <strong>die</strong>, Gewehr<br />

bei FuÇ, s<strong>ein</strong>en Artikel sofort ab. Und zwar zurecht. Was<br />

Doktor Lammert schreibt, ist richtungweisend <strong>und</strong> fÄr <strong>die</strong><br />

Gem<strong>ein</strong>de der TinnitusgeschÅdigten fast <strong>im</strong>mer <strong>ein</strong>e Offenbarung.<br />

/ FrÄher hast du ihn nicht gemocht, habe <strong>die</strong> Frau gesagt.<br />

MÄrrisch habe das geklungen. Richtig mÄrrisch. / Nicht<br />

mÉgen ist Äbertrieben. / Was fÄr <strong>ein</strong> SchaumschlÅger, hast du<br />

gesagt. Ich weiÇ es noch ganz genau. / Ach das, habe der<br />

Mann sie abgefertigt, ist vorbei. Und zu Kojout: der Doktor<br />

hatte <strong>ein</strong> VerhÅltnis. Hat, obwohl verheiratet, <strong>ein</strong>e andere Frau<br />

gebÄrstet; <strong>und</strong> mit der <strong>ein</strong> uneheliches Kind. Wie frÄher nur


<strong>die</strong> Seeleute <strong>und</strong> heute noch manche Abgeordnete <strong>und</strong> Minister.<br />

An jedem Wohnsitz <strong>ein</strong>e andere Braut, <strong>ein</strong> eigenes kl<strong>ein</strong>es<br />

FamilienglÄck. Nur mÉglich aufgr<strong>und</strong> der hervorgehobenen<br />

Stellung <strong>die</strong>ser Herren, auf <strong>die</strong> manche Frauen abfahren, <strong>die</strong><br />

an der Seite von mÅchtigen <strong>ein</strong>flussreichen Leuten wie Lammert<br />

<strong>und</strong> Co <strong>ein</strong> Leben als Zweit- oder Drittfrau in Kauf zu<br />

nehmen bereit sind, wÅhrend sie unser<strong>ein</strong>s, wenn wir sie mit<br />

<strong>ein</strong>em derartigen Ansinnen behelligten, postwendend mit dem<br />

Striegel <strong>ein</strong>s ÄberbÄgeln wÄrden. Wir sind ja schon froh,<br />

wenn uns unsere Erstfrau nicht verlÅsst, habe er anzÄglich<br />

festgestellt. Doch damit sei es, hat mir Doktor Lammert unlÅngst<br />

anvertraut, vorbei. Er sei es leid, an den Pranger gestellt<br />

zu werden. Namentlich uneheliche Kinder wÄrden von Ehefrauen<br />

nur ÅuÇerst widerstrebend hingenommen. Ihm stehe<br />

auch s<strong>ein</strong> Vetter vor Augen, der bekannte Margarine-Tycoon,<br />

der nach <strong>ein</strong>er Åhnlichen Geschichte <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em sich daraus<br />

ergebenden Herzkasper schon seit geraumer Zeit <strong>im</strong> kÄnstlichen<br />

Koma liege <strong>und</strong> daher zu wichtigen unternehmerischen<br />

Entscheidungen nicht mehr in der Lage sei. Beziehungsweise<br />

Äberhaupt zu Entscheidungen. Die wÄrden ihm nun alle von<br />

s<strong>ein</strong>er Frau abgenommen. Es sei <strong>ein</strong> offenes Gehe<strong>im</strong>nis, hat<br />

Doktor Lammert gesagt, <strong>und</strong> er selbst kÉnne das aus eigener<br />

Erfahrung bestÅtigen, dass Aufregungen <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit auÇerehelichen AffÅren der KÉrperges<strong>und</strong>heit k<strong>ein</strong>eswegs<br />

zutrÅglich seien. Gerade fÄr Fabrikanten, <strong>die</strong> er in <strong>die</strong>ser Hinsicht<br />

fÄr besonders gefÅhrdet h<strong>alt</strong>e, weil sie von der vielen<br />

Verantwortung sowieso Äberlastet seien <strong>und</strong> k<strong>ein</strong>e Zeit hÅtten,<br />

sich um ges<strong>und</strong>e ErnÅhrung oder genÄgend Bewegung zu<br />

kÄmmern, geschweige um <strong>die</strong> ausreichende Befriedigung<br />

ihrer Erstfrau, sondern vom Buffet <strong>ein</strong>fach <strong>im</strong>mer <strong>die</strong> fettigsten<br />

Sachen auf den Teller lÄden, unbedenks der Folgen, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong>s auf <strong>die</strong> Dauer unvermeidlich nach sich ziehe. Wie<br />

ges<strong>und</strong>heitsschÅdlich der auÇereheliche Geschlechtsverkehr<br />

sei, kÉnne man doch inzwischen in jedem Frauenmagazin


nachlesen. FÄr MÅnner, wohlgemerkt. Es gebe Statistiken,<br />

nach denen Äber VierzigjÅhrige wÅhrend <strong>ein</strong>es auÇerehelichen<br />

Beischlafes Äberproportional hÅufig Herzattacken erlitten.<br />

-Was Frauen wohl denken, wenn sie so etwas lesen, sagt<br />

<strong>Brunner</strong>.<br />

Er zieht zwei Sofakissen zu sich heran, um es sich zwischen<br />

ihnen bequem zu machen.<br />

-Kommt auf <strong>die</strong> Frau an, sagt Kojout.<br />

Er hat sich hingesetzt <strong>und</strong> <strong>die</strong> HÅnde Äber dem Bauch zusammengef<strong>alt</strong>et.<br />

-Wie <strong>alt</strong> ist denn eigentlich Doktor Lammert? habe er etwas<br />

Ångstlich gefragt. Er habe es genauer wissen wollen, da s<strong>ein</strong>e<br />

eigenen Kopfschmerzen oft mit Herzrasen <strong>ein</strong>hergingen, <strong>und</strong><br />

mit dem GefÄhl, kurz vor dem Kollaps zu stehen. / Ich weiÇ<br />

nicht genau, habe der Mann gesagt. S<strong>ein</strong> Vetter geht auf <strong>die</strong><br />

60 zu; aber Doktor Lammert ist jÄnger <strong>und</strong>, aufgr<strong>und</strong> s<strong>ein</strong>er<br />

ges<strong>und</strong>en LebensfÄhrung, wohl auch widerstandsfÅhiger als<br />

s<strong>ein</strong> Ålterer Verwandter, der Haupteigner des Familienbesitzes,<br />

<strong>ein</strong>es W<strong>ein</strong>gutes <strong>und</strong> <strong>ein</strong>es florierenden mittelstÅndischen<br />

Lebensmittelunternehmens, irgendwo unten in Kalabrien, wo<br />

der Clan ursprÄnglich herkommt. - Und jetzt liegt er da. / Bei<br />

der erneuten ErwÅhnung des Wirtschaftszweiges sei s<strong>ein</strong><br />

VerkÅuferinstinkt endlich erwacht, sagt Kojout, Herzkasper<br />

hin oder her, <strong>und</strong> er habe Herrn Bertonotti auf Fabrik Nummer<br />

8 aufmerksam gemacht. Es kÉnnte ja s<strong>ein</strong>, dass in Ihren<br />

GesprÅchen mit der Familie Lammert das Thema <strong>ein</strong>mal aufkommt.<br />

Ein Engpass <strong>im</strong> Bereich der Premiumfettwaren, oder<br />

weil man <strong>die</strong> neueste technologische Entwicklung nicht verschlafen<br />

mÉchte. Hier, m<strong>ein</strong>e Karte. Nur f<strong>ein</strong>ste Delikatessen<br />

kommen aus unseren Anlagen. / Davon habe der Mann jedoch<br />

nichts hÉren wollen. Nur Bio <strong>und</strong> r<strong>ein</strong> natÄrliche Herstellungsweise,<br />

habe er gesagt, werde ich empfehlen. AuÇerdem:<br />

Doktor Lammert hat, seit s<strong>ein</strong> Vetter <strong>im</strong> Koma liegt, auf <strong>die</strong><br />

Firma k<strong>ein</strong>erlei Einfluss mehr. Die Frau, sagt er, also des Vet-


ters, 20 Jahre jÄnger <strong>und</strong> entsprechend handlungsfÅhig, k<strong>ein</strong>e<br />

Kinder <strong>und</strong> so, versuche, von der EnttÅuschung Äber den an<br />

ihr begangenen Ehebruch verhÅrtet, <strong>die</strong> Kontrolle Äber das<br />

Unternehmen zu erringen. Sei erfolgreich dabei, ihn <strong>und</strong> den<br />

Rest der Familie auszubooten, weil sie den Doktor, nicht zuletzt<br />

aufgr<strong>und</strong> s<strong>ein</strong>er eigenen AffÅre, mit s<strong>ein</strong>em Vetter charaktermÅÇig<br />

in <strong>ein</strong>en Topf werfe. Sie habe den Vorstand<br />

komplett ausgewechselt wie auch <strong>die</strong> SchlÄssel zu allen FirmengebÅuden.<br />

Auch <strong>ein</strong>e Form von Enteignung, sagt Doktor<br />

Lammert. Was der Mafia nicht gelungen sei ... S<strong>ein</strong> Anw<strong>alt</strong>,<br />

darauf angesetzt, schÅtze <strong>die</strong> Erfolgsaussichten <strong>ein</strong>er Anfechtungsklage<br />

ziemlich gering <strong>ein</strong>. Ich an d<strong>ein</strong>er Stelle, habe der<br />

Anw<strong>alt</strong> gesagt, obwohl ihm <strong>ein</strong>e hohe PrÅmie in Aussicht<br />

gestellt worden sei, aber so sind AnwÅlte heutzutage, viel zu<br />

beschÅftigt, um sich um all <strong>die</strong> Moneten zu kÄmmern, <strong>die</strong><br />

ihnen bei ihren Klienten vor <strong>die</strong> FÄÇe kollern, wÄrde m<strong>ein</strong><br />

gutes Geld nicht weiter in <strong>die</strong>ses Verfahren stecken. Verliere<br />

dich nicht in den Untiefen Italiens <strong>und</strong> den karstigen Felsen<br />

s<strong>ein</strong>er Abruzzen, sonst hast du gleich <strong>die</strong> ganze Welt <strong>im</strong> Theaterkeller<br />

d<strong>ein</strong>er schlechten Erfahrungen, WÉlfe, SchÅfer,<br />

BraunbÅren <strong>und</strong> rachsÄchtige PizzabÅcker inklusive. Der Gute!<br />

In Wahrheit sei er gar nicht so <strong>ein</strong> Raubtierrationalist <strong>und</strong><br />

Pragmatiker. Er schwÅrme noch heute mit allen Anzeichen<br />

groÇer Verliebtheit von <strong>ein</strong>er Jugendliebe, bei der er nicht<br />

habe landen kÉnnen. Als Claudia <strong>und</strong> ich uns das erste Mal<br />

trafen, habe er bei Gelegenheit zu Doktor Lammert gesagt,<br />

wusste ich gleich, <strong>die</strong> oder k<strong>ein</strong>e. Mit ihren 20 Lenzen stand<br />

sie damals in der BlÄte ihrer SchÉnheit <strong>und</strong> hÅtte von mir alles<br />

haben kÉnnen, alles. Ich hÅtte ihr m<strong>ein</strong> Herz zu FÄÇen gelegt,<br />

m<strong>ein</strong> kÄnftiges Einkommen, m<strong>ein</strong> Erbe. Leider wollte sie<br />

nicht. Sie hatte dauernd jemand, in den sie verliebt war, aber<br />

<strong>die</strong>ser jemand bin niemals ich gewesen. Bei mir hat sie sich<br />

<strong>im</strong>mer nur ausgew<strong>ein</strong>t. Angefangen be<strong>im</strong> ersten richtigen<br />

Fre<strong>und</strong>, der sie mit ihrer Schwester betrog <strong>und</strong> spÅter mit ei-


ner FranzÉsin durchbrannte, weil er mehr auf <strong>die</strong> Dunkelhaarigen<br />

stand, bis zu dem Sohn <strong>ein</strong>es berÄhmten Schauspielers,<br />

der sie zu k<strong>ein</strong>er Abendgesellschaft mitnehmen wollte, weil er<br />

sich ihrer NaivitÅt schÅmte <strong>und</strong> m<strong>ein</strong>te, sie sei nicht klug genug<br />

fÄr ihn. Ein Vollidiot muss das gewesen s<strong>ein</strong>, habe der<br />

Anw<strong>alt</strong> gesagt. Einer, dem zu allen Schwierigkeiten des Lebens<br />

nichts besseres <strong>ein</strong>fiel, als bedeutungsvoll zu sagen: '<strong>ein</strong>e<br />

gute Frage' oder: '<strong>ein</strong> wichtiges Problem'. Trotzdem war sie<br />

verrÄckt nach ihm, <strong>und</strong> er ... er hat spÅter in der Filmindustrie<br />

Karriere gemacht - was bei dem Backgro<strong>und</strong> natÄrlich k<strong>ein</strong><br />

W<strong>und</strong>er ist.<br />

N<strong>ein</strong>, auf steife Typen wie mich hat sich Claudia nicht <strong>ein</strong>gelassen;<br />

gr<strong>und</strong>sÅtzlich nicht, habe der Anw<strong>alt</strong> traurig gesagt.<br />

Andere Frauen wissen viel besser, was gut fÄr sie ist. Ich<br />

brauche mir nur m<strong>ein</strong>e Gina anzugucken. Die hat sofort zugegriffen,<br />

als ich <strong>die</strong> FÄhler nach ihr ausgestreckt habe. Es gibt<br />

eben Menschen, denen wird alles zu Gold, wÅhrend andere<br />

k<strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> an <strong>die</strong> Erde kriegen.<br />

Dazu fehlt nicht viel, habe Lammert geantwortet. Die Leute<br />

werden <strong>ein</strong>fach nicht klug, vergessen, was ihnen angetan<br />

wurde, lassen sich in ihrer Arglosigkeit weichkochen von<br />

losem Gerede <strong>und</strong> aufgeblasenem, schwindsÄchtigem<br />

Verpiffpaff windiger BauernfÅnger. Sonst lieÇe sich der Lauf<br />

vieler Dinge viel leichter aufh<strong>alt</strong>en. So aber stattdessen: <strong>ein</strong>e<br />

endlose TragÉ<strong>die</strong> aus LÄgen, Trog <strong>und</strong> TrÄgereien, <strong>ein</strong> unbarmherziger<br />

Wirbel des Elends <strong>und</strong> der Verbrechen, <strong>ein</strong><br />

Schneckenhaus des UnglÄcks <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e Ringelnatter des Unverstandes<br />

<strong>und</strong> des schlechten Geschmacks. Wer aber dazu<br />

nicht in der Lage ist, wird gnadenlos aufs Rad geflochten,<br />

balbiert <strong>und</strong> abserviert. Manche von uns haben wenigstens <strong>die</strong><br />

Wahl, mitzumachen oder dem Schicksal den blÉden Krempel<br />

gleich vor <strong>die</strong> FÄÇe zu werfen. Die meisten aber werden gar<br />

nicht erst gefragt. Sie stÄrzen sich wÅhrend der PubertÅt unkritisch<br />

<strong>und</strong> mit Bravour in das nÅchstbeste Erfolg verspre-


chende SchlachtgetÄmmel. Und wirklich, <strong>ein</strong>ige erringen<br />

Medaillen, finden RÄckh<strong>alt</strong> <strong>und</strong> Protektion <strong>und</strong> werden am<br />

Ende vermÉgend <strong>und</strong> <strong>ein</strong>flussreich, wÅhrend andere ziemlich<br />

schnell am Boden landen <strong>und</strong> nie mehr richtig hochkommen,<br />

nolens volens als Heloten enden, als FuÇvolk <strong>und</strong> St<strong>im</strong>mvieh,<br />

den Siegern als FuÇabtreter, um fortan in jÅmmerlichen<br />

Kl<strong>ein</strong>mut zu versinken <strong>und</strong>, jeglicher Mittel beraubt, unbeachtet<br />

durch <strong>ein</strong> ihnen fremdes <strong>und</strong> f<strong>ein</strong>dliches Universum tapern.<br />

Auf welche Weise sich der geschichtliche Fortschritt <strong>die</strong> historische<br />

Wahrheit noch schlechter verstehen nachvollziehen<br />

lÅsst als in lÅmmerschlicken SÅrgen <strong>und</strong> Maachen, mÉgen<br />

<strong>die</strong>se auch tausend Jahre in muffigen Gehe<strong>im</strong>kammern als<br />

abgelaufene, verdorbene Konserven herumgestanden haben,<br />

<strong>die</strong> uns in fohlsen, fallastigen DickbÄchern <strong>und</strong> -beulen tabelliert<br />

<strong>und</strong> weiÇgeschafft werden, Pyramiden, Felsengrotten,<br />

HÉhlenbilder, Kohlenstaub, Terbium, Yradio <strong>und</strong> Lukrezia,<br />

ohne Bezug zur momentanen Ressourcenverschwendung <strong>und</strong><br />

zu den alljÅhrlichen St<strong>im</strong>mungsschwankungen <strong>und</strong> sonstigen<br />

AnfÅlligkeiten unserer FÄhrer oder den groben UnterwÄrfen<br />

der verrammelten Kl<strong>ein</strong>karierten. Dem gebiehre das VorsteiÇgebiss<br />

wegefrisch durchs Gefilz zu streifen, sich unter Kugelschwanzlachen<br />

den Wanst zu h<strong>alt</strong>en, guuuuuuuuu <strong>die</strong><br />

Ruuuuuuuuine voll Naa-boo-koffs traff, <strong>und</strong> in der vollstrings<br />

ÄberhÉhten, siechen, dreiarmigen Trattorine <strong>ein</strong> allseits gelegtes<br />

Drummen <strong>und</strong> EinÅssen ertÉnen zu lassen, dessen gem<strong>ein</strong>hin<br />

fÄrsorgliche F<strong>alt</strong>e-in durch den Rh<strong>ein</strong>-Elbe-Donau-Kanal<br />

der Obersachsen von unten sich Karwendelpass Majaland als<br />

venezianischer Schlammbeutel vollsauge&saue wie <strong>ein</strong> unreifes<br />

Kind, dessen Gelee eiterndes GesÅÇ sich vollsteiÇ entzÄndet<br />

habe. Bis unten heraus wische der den allbekannt<br />

brÅulichen Sud, den fuffzigsten, aber nur halb kreguonten, in<br />

der nach oben offenen Kommensuratskala der Seltsamkeit mit<br />

hÉchstem Fuchteln verkÄhlten Rat, <strong>im</strong> Verlaufe das Kind<br />

schon gluckslickt bei Maffayan fÅlscht, vruckt sicksack ge-


zÅhmt. Lebt vondannen in'n Haus der Gazillen, Strafe der<br />

bÄchenen Geister, deren Liedersammlung in Tau, in Ta-o un<br />

Tarok, Nummero k<strong>ein</strong>e, mit Knoopsing verseucht, gleichwie<br />

morns besamt fÄr ihro Klassiklo, mit Stengkrumen<br />

fielfallousie vors Fenster sich stellen, damit ihre streute Osea<br />

nicht ohne kelckes Urgenal angesichts wird, noch trocknet sie<br />

aus; lebte auf Kosten ihrer gewinnenden Trutanten aus Tuttlingen,<br />

mutlos den Tag, rÅudig <strong>die</strong> Nacht, tief ist der Tennen<br />

Schacht, <strong>im</strong>mer ausschnefelnder in maÇlosen, schÅmlichen<br />

Hungen, <strong>die</strong> er funklos <strong>und</strong> tillseistand ins Nachbargr<strong>und</strong>stÄck<br />

abzederte, bis <strong>die</strong>ses vor Gommkrit zerplatzte. LieÇ sich prahlen<br />

vor dero Nummagengs <strong>und</strong> blinzblacken Schilchen,<br />

Wohndeulen, Keuchen <strong>und</strong> Erbsfauen an-, C<strong>im</strong>ptorien <strong>ein</strong><strong>und</strong><br />

Ebetten schnurgerade ausgerichtet, penibel auf, baum<br />

zeicht man den Kinnick herum, <strong>und</strong> in der Kechue richt's nach<br />

er<strong>alt</strong>em Udamer. Wenn nur der Pruntz nicht <strong>die</strong> Kinnikin<br />

stiehlte, nicht trenk <strong>die</strong> Haffdome. Aus der Karsei nicht, noch<br />

aus der àÉse. Nicht blutete der LÅmmerschwanz. Nichts, gab<br />

ihm darauf der Schlachter zur Antwort. Nich, nix <strong>und</strong><br />

nockmalz nix. Denn <strong>die</strong>s hier war der tittsamste Tinktank, den<br />

er je gesehen hatte, total vertrÅumt bis in <strong>die</strong> hinterste Turz.<br />

K<strong>ein</strong> Taita wollte ihn stellen. Der verworfene Fodbusen aber,<br />

wie auch <strong>die</strong> gut schallmeienden WÅnde, luden uns <strong>ein</strong>,<br />

emmick hin<strong>ein</strong>s zu <strong>wal</strong>ken, bis nichts mehr zu mÅklen war -<br />

zu schweigen von allen aufrecht Perversen. Kuh gebiert Milk<br />

in FÅssern so wie wux steilberghahnwÉlk&spitz, bis k<strong>ein</strong> Nebel<br />

vor s<strong>ein</strong>em Gluppauge Patz hatte noch auch Besturz. Dann<br />

reflektierte er das Genick <strong>und</strong> beschloss all s<strong>ein</strong>e Myriaden<br />

driftender Geistesverfassungen in <strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>zigen. Er lÅuste<br />

s<strong>ein</strong>e ànkaschemÅnte. Er kletterte Äbers SternengelÅnder, gab<br />

<strong>ein</strong>en kindigen zirkussen Ursch von sich <strong>und</strong> hirnrinnte <strong>die</strong><br />

haarlose Saite, bis das <strong>ein</strong>e B<strong>ein</strong> abbrach. Er knodderte alle<br />

FÄÇe der Stadt, <strong>die</strong> sich ihm wurzig entgegenstreckten,<br />

umfingerte ungefragt <strong>die</strong> weiche HÄftharmonie des


Hinterlandpinsels <strong>und</strong> samte selig <strong>die</strong> sexischen SÅle. Er sudelte<br />

den Glanzbrodder glatt, verrichtete s<strong>ein</strong>en Norttorf in<br />

St<strong>ein</strong> geritzt, kongeni<strong>alt</strong>e alle Kollegen, kÄndigte den Sicherungen<br />

<strong>und</strong> frottierte <strong>die</strong> morgige Presse. Er menetschte auch<br />

alle Zeitjungfern, surchte den groÇen Henz <strong>und</strong> den kl<strong>ein</strong>en<br />

Frenz, <strong>und</strong> als er sie fand, kugelte es ihn durch <strong>und</strong> durch. Er<br />

lupfte den regen Tysamen. Er fegte das Gartenlaub entzwei<br />

<strong>und</strong> hub <strong>ein</strong>e Halde aus. Er komponierte <strong>ein</strong>e Marotte fÄr den<br />

Siebzehnigel <strong>und</strong> <strong>ein</strong> Sinfoniekonzert fÄr elegante<br />

Entsorgenlappen, fÄr den Operateur <strong>ein</strong>e Opera buffa <strong>und</strong><br />

noch auf dem Operationstisch <strong>ein</strong>e Opera reuca. Er gruppte<br />

sewenlich in feuchtem Modder nach nassen Nattern,<br />

irrmenschte durch verschiedene Verlassungen des erbsiebten<br />

Eisenpiep, wischte der Puttputt von hinten durch ihren gÄrtlen<br />

L<strong>ein</strong>enkorb, dass alm Ritzen schwindelte, <strong>und</strong> schlonzte s<strong>ein</strong>en<br />

<strong>alt</strong>en Ranzen durch das Klassenz<strong>im</strong>mer, bis <strong>die</strong><br />

Mitpulperinen kreischten.<br />

Niu, Niu. Ein Leuchthemd flatterte. Und in den Fluss, der <strong>ein</strong><br />

BÅchl<strong>ein</strong> gewesen war, denn <strong>ein</strong> tausend von TrÅnen waren<br />

ihm ehoff gegangen <strong>und</strong> er war dickflÄssig <strong>und</strong> stockte be<strong>im</strong><br />

Tanzen <strong>und</strong> s<strong>ein</strong> beschmutzter Name war Johann, fiel <strong>ein</strong>e<br />

TrÅne, <strong>ein</strong>e singultne TrÅne, <strong>die</strong> lieblichste unter allen TrÅnen,<br />

fiel fÄr jene Liebesleidfabelnfans mit ihrer Leidenschaft fÄr<br />

<strong>die</strong> hoppsche Gem<strong>ein</strong>fratzensorte, <strong>die</strong> du <strong>im</strong> Rokoko antriffst,<br />

in Zuber <strong>und</strong> Barkoko auslaufen lÅsst. Doch der Fluss trippte<br />

leichenfasslos Äber ihn weg, grell unentenwegs schlucksend<br />

als sei ihm das Herz zerbachen. Weh o weh so zu zerflieÇen<br />

aber ich muss weiter <strong>im</strong>mer weiter bis das Hemdl<strong>ein</strong> mir<br />

uttropft. Er pflegte darunter zu schlummern, wenn es k<strong>ein</strong>e<br />

Hoffnung mehr gab <strong>und</strong> setzte s<strong>ein</strong> halbes Hut <strong>ein</strong>, s<strong>ein</strong> ganzes<br />

Gut <strong>und</strong> Nadelwichs, wiederholte wieselnd wie Gr<strong>im</strong>mek<br />

<strong>die</strong> ruhmen betÉrenden Achseln, wie faulte Zeit um den<br />

gremsen Stuhk, gluckste triefend fÄr Geld Äberall hin, auf<br />

dass unsere Feier jenen verspÅteten Nachtsehern spotte, <strong>die</strong>


<strong>die</strong> StÄcke von Boutour, Mazour <strong>und</strong> Wolff, von Silberschal<br />

<strong>und</strong> HenkelflieÇ hellÅugig coupiert haben. Oder scholarte<br />

<strong>ein</strong>sichtig durchs Zeitgeistzelt, balatschte <strong>ein</strong>e<br />

Riesenpontekorve, <strong>ein</strong>e fermione Zitrone, <strong>ein</strong>e eisberge Quadrate<br />

<strong>und</strong> st<strong>ein</strong>erne Kubieke, vergaÇ Äber <strong>die</strong> bolzmarkige Kuriose,<br />

<strong>und</strong> war danach froh, s<strong>ein</strong>e Nachttentakeln <strong>ein</strong>ziehen zu<br />

kÉnnen sie kreisten <strong>und</strong> schlugen den <strong>alt</strong>en Witsch, so mÄrde<br />

sie auch waren, um das Mitteldeck, das Achterdeck <strong>und</strong> in<br />

den KÄchendreck, auf <strong>die</strong> Wirken ihrer Windbreiten, der klippenartigen<br />

Riesenwelle, <strong>und</strong> <strong>die</strong> fÄnf Viermaster klufthoch,<br />

FlÉhe wechselten mit Anthroposophinnenzehen, <strong>und</strong> verzieh,<br />

nachdem alle Rinnst<strong>ein</strong>e entwÅssert, alle TrÅttelminen abgetaut<br />

<strong>und</strong> allen Sirenen <strong>die</strong> Ohren zugepfropft waren, <strong>die</strong> sich<br />

daraufhin wie Karo Acht anschauten <strong>und</strong> blindwÄtig ins Kuttenleder<br />

bissen, bis sie entlandetsten der fernen KÄste wÅhrend<br />

des teuren Fickingtripps zum Blaumeer, betete <strong>die</strong> Mafia<br />

nicht an, auch <strong>die</strong> Braunhemden nicht, lieÇ k<strong>ein</strong>en Zeifel, dass<br />

er unbeschwert sei <strong>ein</strong>er belasteten Vergangenheit. Denn s<strong>ein</strong>e<br />

Familie sei <strong>ein</strong>e der groÇen <strong>alt</strong>en kalabrischen, <strong>die</strong>, weil sie<br />

Mussolinis Ambitionen von Anfang an reserviert gegenÄber<br />

stand, s<strong>ein</strong>erzeit stÅndig Scherereien gehabt habe. Und jetzt<br />

kommt so <strong>ein</strong> dahergelaufenes Weibsbild <strong>und</strong> will uns den<br />

Schneid abkaufen. ErzÅhlte von <strong>ein</strong>em Bekannten, der vor<br />

Jahren ausgewandert, <strong>und</strong> was <strong>die</strong>ser ihm Äber <strong>ein</strong>en befre<strong>und</strong>eten<br />

Verleger anvertraut hatte, dessen Åltester Sohn gleichfalls<br />

von der zweiten Ehefrau aus dem Betrieb gedrÅngt worden<br />

sei. Oder war's <strong>die</strong> dritte? Dieser Fall, wolle er damit sagen,<br />

komme alle Tage vor, sei geradezu phÅnotypisch fÄr das<br />

Dilemma des erfolgreichen Fabrikanten-Patriarchen, der bei<br />

den Frauen, nicht nur s<strong>ein</strong>es Ékonomischen Erfolges wegen,<br />

<strong>ein</strong>en so gew<strong>alt</strong>igen Schlag habe, dass sich nach s<strong>ein</strong>em Tod,<br />

wenn <strong>die</strong> lenkende Hand kraftlos darniedersinke, diverse Gattinnen,<br />

LebensgefÅhrtinnen <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e ganze Horde von<br />

Stammh<strong>alt</strong>ern um s<strong>ein</strong> Erbe rauften, zum VergnÄgen Unbetei-


ligter <strong>und</strong> unter handfesten MixtÄten konkurrierender Firmen,<br />

<strong>und</strong> selbst dem allseits verehrten Toten, so er noch am Leben<br />

wÅre, angst <strong>und</strong> bange wÄrde, <strong>und</strong> doch auch wohlig ums<br />

Herz, denn der Cleverste trete am Ende naturgesetzt als Sieger<br />

in <strong>die</strong> Stapfen <strong>und</strong> StartlÉcher <strong>und</strong> das sei dann auch der am<br />

besten Geeignete, das Erbe in s<strong>ein</strong>em Sinne weiterzufÄhren.<br />

Ein solcher Rat <strong>ein</strong>es Anw<strong>alt</strong>s sei doch so honorig wie selten<br />

<strong>und</strong> Äber<strong>die</strong>s puppenleicht zu beherzigen. Er, das heiÇt Doktor<br />

Lammert, wolle sich aus ges<strong>und</strong>heitlichen GrÄnden in Zukunft<br />

wieder mehr um s<strong>ein</strong>e eigene Frau kÄmmern, <strong>und</strong> das<br />

empfehle er auch mir, hinsichtlich m<strong>ein</strong>er heiÇgeliebten Sofia.<br />

Damit sie nicht wieder auf dumme Gedanken komme. So<br />

schlecht gelaunt sei das hÄbsche MÅdchen in letzter Zeit oft.<br />

Ein GlÄck, dass sie nicht so nachtragend sei, das heiÇt, s<strong>ein</strong>e<br />

Frau, <strong>und</strong> nach wie vor zu ihm stehe. AuÇerdem, habe Herr<br />

Bertonotti gesagt, kann sich Lammert jetzt wieder bedenkenlos<br />

auf s<strong>ein</strong>e guten wichtigen Projekte <strong>und</strong> Initiativen konzentrieren,<br />

<strong>und</strong> manchmal zieht er mich dabei sogar zurate.<br />

Ges<strong>und</strong>e ErnÅhrung, zum Beispiel, da darf ich ihm ab <strong>und</strong> zu<br />

assistieren. Erst kÄrzlich ist wieder <strong>ein</strong> Artikel von uns in der<br />

Zeitung gestanden, <strong>ein</strong>e jener Proklamationen, mit denen er<br />

s<strong>ein</strong>e FeldzÄge <strong>ein</strong>zuleiten pflegt. Diesmal soll es gegen <strong>die</strong><br />

Spritzmittel gehen, <strong>die</strong>, wie bekannt, bei uns in Italien exzessiv<br />

verantwortungslos <strong>und</strong> teilweise illegal <strong>ein</strong>gesetzt werden,<br />

dass sogar <strong>die</strong> antiken AusgrabungsstÅtten davon in Mitleidenschaft<br />

gezogen werden <strong>und</strong> <strong>die</strong> TempelsÅulen wackeln. /<br />

Davon habe ich auch schon gehÉrt, dass sie bei euch wie verrÄckt<br />

spritzen, habe er, Kojout, <strong>ein</strong>geworfen. / Die Redaktion<br />

hat sich vÉllig herausgeh<strong>alt</strong>en. Nicht wie sonst bei sogenannten<br />

freien Mitarbeitern, an deren Artikeln man solange herummÅkelt<br />

<strong>und</strong> -redigiert, bis von ihren Tantiemen <strong>und</strong> Zeilengeldern<br />

kaum noch etwas Äbrig ist. Sondern hat uns machen<br />

lassen, wir hatten vÉllig freie Hand. Im Kampfsport AnzeigenerlÉse<br />

versus Auflage zieht Doktor Lammert regelmÅÇig


den lÅngeren. Ist das so richtig ausgedrÄckt, habe er sich unterbrochen.<br />

/ Jaja, k<strong>ein</strong> Problem, passt schon, habe er, Kojout,<br />

ihn beruhigt. Ich kaufe darum Entschuldigung k<strong>ein</strong> Italobst<br />

mehr. Schon seit Jahren nicht. / Nixuldigung. Kann ich sehr<br />

gut verstehen, habe Bertonotti erwidert. Wie oft habe ich m<strong>ein</strong>e<br />

Frau bekniet, kauf nicht <strong>die</strong> àpfel, <strong>die</strong> gut aussehen, <strong>und</strong><br />

aber bis zur HÄlse <strong>im</strong> Gift stehen. Wir werden alle krank davon.<br />

Kauf <strong>die</strong> ges<strong>und</strong>en, wo 'ohne Spritzmittel' drauf steht.<br />

Aber glaube <strong>ein</strong>er, sie hÅlt sich daran?<br />

<strong>Brunner</strong> kommt das bekannt vor. Er hustet. Die ganze Zeit hat<br />

er sich zusammengenommen, um nicht zu husten, aber nun<br />

auf <strong>ein</strong>mal bricht es aus ihm hervor, <strong>und</strong> er kann sich gar nicht<br />

mehr beruhigen.<br />

-Es habe so ausgesehen, als wolle <strong>die</strong> Gattin an <strong>die</strong>ser Stelle<br />

etwas <strong>ein</strong>wenden. Von wegen: 'Papier ist geduldig' <strong>und</strong>: 'Bio<br />

ist alles nur Schwindel', in <strong>die</strong>ses Horn stoÇen. Doch blieb sie<br />

still, still blieb sie, zÅhneknirrrrrrrrrrrrrrrschend stillsieblieb,<br />

bliebstillsie, stÄhle<strong>die</strong>b, rierosiep <strong>und</strong> nÄsepiep, dass es<br />

knackte. Blistiesie R<strong>im</strong>disi, stilibli Brindisi, silisti Ziseli. / Sie<br />

kÄmmert sich Äberhaupt nicht darum, fuhr ihr Berto zu provozieren<br />

fort, was ich sage. M<strong>ein</strong>e WÄnsche sind ihr piep egal.<br />

-Das habe ihm wieder zu denken gegeben, unterbricht sich<br />

Kojout. Eine Frau, <strong>die</strong> <strong>die</strong> WÄnsche des Partners dauernd<br />

missachte, kÉnne noch so schÉn, talentiert, kultiviert s<strong>ein</strong> <strong>und</strong><br />

sexuell ausziehen.<br />

-AuÇer wenn Granate <strong>im</strong> Bett.<br />

-Im Bett Granate, aber s<strong>ein</strong>e WÄnsche missachten, das sei ihm<br />

entschieden zu anstrengend. Er habe aus den Erfahrungen mit<br />

Rahel gelernt. Gebranntes Kind scheue das Feuer.<br />

-ErzÅhl mir doch nichts, sagt <strong>Brunner</strong> ganz entspannt zwischen<br />

s<strong>ein</strong>en zwei Kissen. Du wirst <strong>im</strong>mer der erste s<strong>ein</strong>, der<br />

auf so <strong>ein</strong>e her<strong>ein</strong>fÅllt.<br />

Kojout sieht ihn zornig an.<br />

-WeiÇt du, was d<strong>ein</strong> Problem ist?


-N<strong>ein</strong>, aber ich weiÇ, was d<strong>ein</strong>s ist: du machst bereitwillig<br />

MÅnnchen, obwohl du in Wirklichkeit lieber selbst das Kommando<br />

Äbernehmen wÄrdest. Und <strong>die</strong>ser Widerspruch fÄhrt<br />

Äber kurz oder lang zu Konflikten.<br />

-Na <strong>und</strong>, sagt Kojout. Andere Paare hÅtten auch Konflikte.<br />

Siehe Herrn Bertonotti, der k<strong>ein</strong>e Ruhe gegeben, sondern<br />

unausgesetzt weiter in <strong>die</strong>selbe Kerbe gehauen habe. / Soll sie<br />

doch in ihre schÉnen àpfel beiÇen, wie Aschenputtel,<br />

Schneewittchen <strong>und</strong> Rosenrot, mit den roten Backen, habe er<br />

gesagt. Sie wird schon sehen. Madame Curie war auch zu<br />

blÉd, auf sich aufzupassen. / Damit sei aber der Rubikon<br />

Äberschritten gewesen. Es sei ihr endgÄltig zu bunt geworden.<br />

Ach du! Madame Curie! habe sie ihm auf Italienisch ins Gesicht<br />

geschleudert, so gut beherrsche er, Kojout, <strong>die</strong> Landessprache,<br />

bei der es sich Äbrigens ursprÄnglich nur um den zur<br />

Hochsprache veredelten Florentiner Dialekt handele. Kauf<br />

doch d<strong>ein</strong>e blÉden àpfel selber! Ohne Spritzmittel!, das<br />

glaubt doch auÇer dir k<strong>ein</strong>e Menschenseele. Die letzten KrÄcken<br />

werden <strong>ein</strong>em da angedreht, <strong>die</strong> sonst niemand essen<br />

mag, auch du nicht. Die meisten schmeiÇt du <strong>im</strong>mer weg, weil<br />

sie so viele Faulstellen haben, <strong>und</strong> dafÄr soll ich glatt das<br />

doppelte berappen!? Ich bin doch nicht blÉd. Damals, als ich<br />

<strong>die</strong> ObstbÅume geerbt habe, hÅttest du dir d<strong>ein</strong>e ges<strong>und</strong>en<br />

àpfel selber pflÄcken kÉnnen. Gratis. Geh pflÄcken, habe ich<br />

<strong>im</strong>mer wieder zu dir gesagt. Aber dazu ist der Herr ja zu bequem<br />

gewesen. / Du hast <strong>die</strong> Wiese ohne m<strong>ein</strong> Wissen verkauft,<br />

habe Bertonotti <strong>ein</strong>gewendet. / Ja! Nachdem das Obst<br />

zwei Jahre hinter<strong>ein</strong>ander auf den BÅumen versch<strong>im</strong>melt ist.<br />

-Hattest du ganz schÉn was auszuh<strong>alt</strong>en, sagt <strong>Brunner</strong>. M<strong>ein</strong><br />

lieber Mann. Und alles nur, weil du auf FlughÅfen fremde<br />

Frauen anbaggerst.<br />

DrauÇen hat sich <strong>ein</strong>e Amsel mitten auf den saftigen Rasen<br />

gesetzt. Sie beÅugt <strong>die</strong> TerassentÄr <strong>und</strong> sch<strong>ein</strong>t kurz nachzu-


denken, ob sie wegfliegen soll, als plÉtzlich irgendwo in der<br />

Ferne <strong>ein</strong>e Lokomotive verzweifelte Schreie ausstÉÇt.<br />

Kojout holt tief Luft, strafft sich <strong>und</strong> erklÅrt in festem Ton, er<br />

sei froh gewesen, als s<strong>ein</strong> Flug endlich aufgerufen wurde. In<br />

der Luft sei er durch zwei Inderinnen etwas entschÅdigt worden,<br />

Geschwister, wie sich herausstellte, mit denen er sich<br />

angeregt unterh<strong>alt</strong>en habe. Die <strong>ein</strong>e definitiv hÄbscher als <strong>die</strong><br />

andere, was bei Schwestern nach s<strong>ein</strong>er Erfahrung gar nicht<br />

so selten vorkomme. OberflÅchlich sÅhen sie sich Åhnlich,<br />

doch auf <strong>ein</strong>er zweiten, schwer zu beschreibenden Ebene,<br />

welche dem Auge viel mehr vom leiblichen Wesen des Individuums<br />

verrate als <strong>die</strong> Form des Gesichtes oder <strong>die</strong> materielle<br />

KÉrpersilhouette, <strong>und</strong> mÉglicherweise nur von MÅnnern<br />

wahrgenommen werde, wÅhrend sie ihren<br />

Geschlechtsgenossinen <strong>und</strong> zum Beispiel auch AuÇerirdischen,<br />

falls <strong>die</strong>se <strong>ein</strong>es Tages auf der Erde landeten, best<strong>im</strong>mt<br />

verborgen bliebe, bestÄnden enorme Unterschiede. Mitunter<br />

sch<strong>ein</strong>e es gar, als habe <strong>die</strong> Natur auf gleiche kÉrperliche Anlagen<br />

mutwillig vÉllig entgegengesetzte Temperamente gestÄlpt,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e so cholerisch <strong>und</strong> eigenwillig wie ihre<br />

Mutter, <strong>die</strong> zweite hingegen fÄgsam nachdenklich dem Vater<br />

nachgeraten lasse <strong>und</strong> sich natÄrlich auch auf <strong>die</strong> erotische<br />

Anziehungskraft auswirke - da <strong>die</strong>se vom Charakter maÇgeblich<br />

mitbest<strong>im</strong>mt werde, zum Beispiel davon, ob <strong>ein</strong>e Frau<br />

zurÄckh<strong>alt</strong>end sei oder <strong>im</strong> Gegenteil leicht aus sich herausgehe,<br />

hÅufiges kehliges Lachen <strong>und</strong> kostenlose Tanz<strong>ein</strong>lagen auf<br />

Kneipentischen inklusive - bei <strong>die</strong>sen beiden in der Weise,<br />

dass <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e ihn erotisch an KÅsmauken erinnert, <strong>die</strong> andere<br />

hingegen <strong>ein</strong>e ziemliche Sinnlichkeit ausgestrahlt habe, all<strong>ein</strong><br />

schon <strong>die</strong> glutvollen Augen.<br />

-Du m<strong>ein</strong>st: Rasseweib, sagt <strong>Brunner</strong>, wÅhrend <strong>die</strong> Amsel<br />

sch<strong>ein</strong>bar vÉllig sorglos auf dem Rasen herumhÄpft <strong>und</strong> nach<br />

Nahrung sucht.


-Er rede von <strong>die</strong>ser gewissen r<strong>ein</strong> ÅuÇerlichen Sinnlichkeit,<br />

sagt Kojout, der Frauenkenner mit der groÇen Erfahrung.<br />

Viele ÅuÇerlich sinnliche Frauen versprÅchen nach s<strong>ein</strong>er<br />

Erfahrung mehr als sie hielten. Zuerst zÉgen sie <strong>ein</strong>en unweigerlich<br />

in ihren Bann, so dass man Lust bekomme, sich mit<br />

ihnen zu unterh<strong>alt</strong>en.<br />

-Zu schÅkern.<br />

-Man drehe als Mann richtig auf. Wobei es <strong>im</strong> Falle der beiden<br />

Inderinnen schwierig gewesen sei, sich auf <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e zu<br />

konzentrieren, s<strong>ein</strong>en Charme voll auszuspielen, ohne befÄrchten<br />

zu mÄssen, <strong>die</strong> andere zu verletzen.<br />

-Sie ist es wahrsch<strong>ein</strong>lich gewohnt, dass man ihr <strong>die</strong> Schwester<br />

vorzieht, sagt <strong>Brunner</strong>.<br />

Er beobachtet <strong>ein</strong>e Katze, <strong>die</strong> sich seitwÅrts angeschlichen hat<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Amsel beobachtet.<br />

Kojout spielt mit den Daumen s<strong>ein</strong>er Äber den Bauch gef<strong>alt</strong>eten<br />

HÅnde <strong>und</strong> sagt, <strong>die</strong> Unsch<strong>ein</strong>bare habe sich durch s<strong>ein</strong>e<br />

begehrlichen Blicke auf <strong>die</strong> Schwester komischerweise nicht<br />

entmutigen lassen, sondern zielstrebig das GesprÅch an sich<br />

gezogen, wÅhrend <strong>die</strong> andere, wie an gewissen Reaktionen<br />

festzustellen gewesen sei, k<strong>ein</strong> Interesse an ihm gehabt habe.<br />

-Das Äbliche Spielchen, sagt <strong>Brunner</strong>. Wenn der Mann will,<br />

will <strong>die</strong> Frau nicht, <strong>und</strong> umgekehrt. AuÇerdem kÉnnen es sich<br />

GlutÅugige ohne weiteres erlauben, AnsprÄche zu stellen,<br />

wÅhlerisch <strong>und</strong> auch <strong>ein</strong> bisschen schwierig zu s<strong>ein</strong>.<br />

Er will noch etwas zu dem Thema sagen. Da sieht er <strong>die</strong> Katze<br />

unter groÇem Miau auf <strong>die</strong> Amsel zuspringen. Doch der<br />

Vogel ist schneller. Mit <strong>ein</strong> paar <strong>ein</strong>fachen, wenn auch ziemlich<br />

uneleganten FlÄgelschlÅgen entkommt er der Angreiferin.<br />

-So sei das auf s<strong>ein</strong>en GeschÅftsreisen, sagt Kojout. FrauenmÅÇig<br />

wenig befriedigend.<br />

-Wahrsch<strong>ein</strong>lich beherrscht du <strong>die</strong> Technik nicht richtig.<br />

-Auch egal. Ich hatte mich auf m<strong>ein</strong>e Verhandlungen zu konzentrieren,<br />

<strong>die</strong> sich leider ebenfalls als ÅuÇerst unbefriedigend


herausstellten. Denn nach x Besprechungen, nach <strong>ein</strong>em wahren<br />

Marathon an Überzeugungsarbeit, wo ich mir den M<strong>und</strong><br />

fusselig geredet habe <strong>und</strong> vor Stress wieder nicht schlafen<br />

konnte, stellt sich am Ende heraus: sie wissen noch gar nicht,<br />

ob sie das Geld Äberhaupt aufbringen kÉnnen, sie haben uns<br />

hingeh<strong>alt</strong>en <strong>und</strong>, weil der Won spÅter so absackte, letztlich in<br />

Korea geordert. - Diese dÉsigen Devisenspekulanten! ruft er,<br />

noch <strong>im</strong>mer Årgerlich, wobei s<strong>ein</strong>e FÄÇe hektisch hin <strong>und</strong> her<br />

wippen. Wegen der Wechselkursschwankungen habe ich jedes<br />

Jahr mindestens zwanzig Prozent weniger AbschlÄsse.<br />

Und ohne AbschlÄsse k<strong>ein</strong>e PrÅmie, so <strong>ein</strong>fach ist das.<br />

-Vergiss es, sagt <strong>Brunner</strong>. Was du nicht Åndern kannst, musst<br />

du verdrÅngen.<br />

Er greift nach <strong>ein</strong>er der Zeitschriften, <strong>die</strong> Elke f<strong>ein</strong> sÅuberlich<br />

neben dem Sofa gestapelt hat, <strong>und</strong> wÅhrend sich drauÇen Äber<br />

den Ulmen <strong>im</strong>mer mehr dÄstere Wolken stauen wie bÉse<br />

Mumen Äber dem Hexenhaus der kl<strong>ein</strong>en Hexe, rollt er sie aus<br />

r<strong>ein</strong>er Langeweile kunstvoll zu <strong>ein</strong>em perfekten Kegel zusammen.<br />

-Dann kam <strong>die</strong> E-Mail aus Wolframs Firma, sagt Kojout. Von<br />

<strong>ein</strong>er gewissen Rahel Redecker. Alle Hamburger Hotels seien<br />

Äberbucht. Man kÉnne mir als Alternative leider nur <strong>ein</strong><br />

Z<strong>im</strong>mer auf dem FirmengelÅnde anbieten.<br />

Mit <strong>ein</strong>em gewissen Stolz in der St<strong>im</strong>me fÄgt er hinzu:<br />

-Ich habe sie bis heute nicht gelÉscht <strong>und</strong> kenne sie mehr oder<br />

weniger auswendig.<br />

<strong>Brunner</strong> blinzelt ihn unglÅubig an.<br />

-Ich hatte dann noch Gelegenheit, mir Montpellier etwas genauer<br />

anzusehen, sagt Kojout entspannt. Des Saccos <strong>und</strong> der<br />

Krawatte sowie auch aller sonstigen Verpflichtungen ledig,<br />

war mir, als trete ich be<strong>im</strong> Verlassen m<strong>ein</strong>er kl<strong>im</strong>atisierten<br />

Herberge in <strong>ein</strong>e andere Welt, auch innerlich, in <strong>ein</strong>e sÄdliche<br />

Welt der Sorglosigkeit <strong>und</strong> Unbeschwertheit, in der weder<br />

Soll <strong>und</strong> Haben noch geschÅftliche Misserfolge oder materiel-


le ReichtÄmer noch <strong>die</strong> Einbildungen, welche jene in unseren<br />

GemÄtern hervorrufen, fÄr Aufregung sorgen, sondern bestenfalls<br />

<strong>ein</strong>e vorÄbergehend extreme Witterung oder <strong>die</strong> MÉglichkeit<br />

oder Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit bevorstehender NiederschlÅge.<br />

Und vielleicht, denke ich heute manchmal, ist <strong>die</strong>ser kl<strong>ein</strong>e<br />

Ausflug, <strong>die</strong>se zeitweilige Flucht vor angeblichen Ékonomischen<br />

Notwendigkeiten <strong>und</strong> <strong>die</strong> daraus sich ergebende innere<br />

St<strong>im</strong>mung, das tiefere Gehe<strong>im</strong>nis m<strong>ein</strong>es anschlieÇenden<br />

Erfolges bei Rahel gewesen.<br />

Indem ich mir nÅmlich den Weg durch <strong>die</strong> brÄtende Nachmittagshitze<br />

bahnte, <strong>die</strong>, obgleich sie ihre mittÅgliche Gnadenlosigkeit<br />

<strong>ein</strong>gebÄÇt hatte, <strong>die</strong> Stadt noch <strong>im</strong>mer wie <strong>ein</strong>e Glasglocke<br />

umschloss, durch grelle StraÇen, in denen selbst <strong>ein</strong><br />

Wechseln auf <strong>die</strong> schattigere Seite (wenn es sie gab) k<strong>ein</strong>e<br />

Erleichterung brachte, weil <strong>die</strong> vielstÄndige, unnachgiebige<br />

Sonnen<strong>ein</strong>strahlung jeder Mauer, jedem Winkel, jedem Pflasterst<strong>ein</strong><br />

so erbarmungslos sich <strong>ein</strong>gespeichert hatte, dass sie<br />

<strong>die</strong> WÅrme selbst Äber Nacht kaum los wurden, Äber breite,<br />

noch wÅhrend der Kolonialzeit angelegte Avenuen, Äppig mit<br />

Platanen bedacht, deren BlÅtter mehrmals <strong>im</strong> Jahr das dem<br />

menschlichen Betrachter hÉchst pittoresk ersch<strong>ein</strong>ende, indes<br />

eher von Wassermangel als von pflanzlichem Wohlergehen<br />

zeugende Herbstgelb angenommen hatten, gesÅumt von marmornen<br />

Jugendstilvillen (oder deren Imitationen) <strong>und</strong> <strong>ein</strong>drucksvoll<br />

klassizistischen Sandst<strong>ein</strong>bauten gleichermaÇen<br />

wie von modernen Giganten aus Glas <strong>und</strong> Stahl, <strong>die</strong> samt <strong>und</strong><br />

sonders den anh<strong>alt</strong>endem Wohlstand <strong>die</strong>ser Stadt wiederspiegelten,<br />

Betonpisten, <strong>ein</strong>sam daliegend <strong>und</strong> weniger befahren<br />

als <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>samer Feldweg am Rande der nubischen WÄste<br />

oder <strong>im</strong> Gegenteil von Verkehr schier Äberlaufend wie <strong>ein</strong>e<br />

deutsche Autobahn in der Ferienzeit, berstend wie <strong>ein</strong><br />

schlecht berechneter Hefekuchen, manisch, aggressiv <strong>und</strong> so<br />

randvoll mit hysterischem Hupen, schleifendem Bremsen <strong>und</strong><br />

bedrohlichem Anfahren ungeduldiger Cavaliere, dass man


sich als gewÉhnlicher FuÇgÅnger selbst auf den breiten <strong>und</strong><br />

mit CafÑtischchen, an denen sich gaffende Touristen in bequemen<br />

Sneakers mit leichtem GepÅck oder in schweren Stiefeln<br />

<strong>und</strong> mit groÇen RucksÅcken, welche von Schatzsuchen,<br />

beschwerlichen Reisen mit Abstechern in vergessene Weltgegenden<br />

<strong>und</strong> anderen gefÅhrlichen Abenteuern zu kÄnden<br />

schienen, gleichviel wie versierte nach-Feierabend-Trinker<br />

<strong>und</strong> eigentlich nur schnell zum Shoppen in <strong>die</strong> Stadt gekommene<br />

Ehefrauen, <strong>die</strong> vom Lagerverkauf auf dem Land nicht<br />

allzu viel h<strong>alt</strong>en, der auch in den sÄdlichen Provinzen leider<br />

<strong>im</strong>mer mehr Äberhand n<strong>im</strong>mt, an gew<strong>alt</strong>igen, leblosen, mit<br />

dem Staub vorweggenommenen Zerfalls bedeckten St<strong>ein</strong>quadern<br />

(was mochte dahinter wohl vorgehen, in jenen stickigen,<br />

lichtlosen HÉhlen, in <strong>die</strong> sich hÉchstens <strong>ein</strong> Denkmalkonservator<br />

alle paar Jahre <strong>ein</strong>mal verirrte?), allerlei Werbetafeln<br />

<strong>und</strong> an Laternen lehnenden rostigen FahrrÅdern unbest<strong>im</strong>mbaren<br />

Alters, <strong>die</strong> schon mehrfach ihren Besitzer gewechselt hatten,<br />

bis sich, <strong>ein</strong>er spontan gerissener Kette oder <strong>ein</strong>er durch<br />

fremde Einwirkung verbogenen Radgabel wegen, ihr Schicksal<br />

an <strong>ein</strong>er <strong>die</strong>ser Laternen unwiderruflich erfÄllte,<br />

ungerÅumigen, von symmetrisch mit kunstvoll gestutzten<br />

Zypressen <strong>und</strong> fruchttragenden Palmen bepflanzten, von ausgetrockneten<br />

WasserlÅufen, <strong>die</strong> durch <strong>im</strong> Schatten des Haupthauses,<br />

<strong>ein</strong>es von s<strong>ein</strong>en Erbauern lÅngst verlassenen, nunmehr<br />

der stÅdtischen GÅrtnerei als StÄtzpunkt <strong>die</strong>nenden<br />

SchlÉsschens, liegende Brunnen gespeist wurden, durchzogenen<br />

<strong>und</strong> von hohen schwarzen oder dunkelgrÄnen gusseisernen<br />

Gittern mit nach oben pfeilspitz zulaufenden Stelen bewehrten<br />

Parks vorbei, hinter deren Eingang sich <strong>ein</strong> eigener<br />

biosozialer Kosmos auftat, der trÅgen, Tauben fÄtternden Alten<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>er mit Kies <strong>und</strong> allerlei Plastikspielzeug rastlos<br />

hantierenden Kl<strong>ein</strong>kinderschar, <strong>die</strong> sich um den sich nÅhernden<br />

Fremden k<strong>ein</strong> bisschen scherte, <strong>die</strong> Tauben freilich sichernd,<br />

wachsam Åugend, dann hochflatternd <strong>und</strong> in rÅtselhaf-


ten kollektiven Kurvenbewegungen zu SchwÅrmen aufsteigend,<br />

um sich sodann kaska<strong>die</strong>rend auf hohen NadelbÅumen<br />

von betrÅchtlichem Alter niederzulassen oder in andere, weniger<br />

belebte Teile des Parks zurÄckzuziehen, wÅhrend ich,<br />

nur sch<strong>ein</strong>bar unbe<strong>ein</strong>druckt durch <strong>die</strong>se in ihrer Gesamtheit<br />

<strong>und</strong> angesichts der uns alle umhÄl<strong>lenden</strong> Hitze doch betrÅchtlichen<br />

Kraftentf<strong>alt</strong>ung, weiter voranschritt, bis ich den Zaun<br />

erreichte, hinter dem der Felsenberg, vor deren Kulisse <strong>die</strong><br />

Stadt erbaut ist, steil abfÅllt <strong>und</strong> ich vor <strong>ein</strong>em schwindelerregend<br />

engen Talkessel stand, bei dessen Anblick mich unwillkÄrlich<br />

<strong>die</strong> Sorge beschlich, der urzeitliche Flussgeist, welcher<br />

<strong>ein</strong>st damit begonnen hatte, <strong>ein</strong>e derartige Sp<strong>alt</strong>e in <strong>die</strong><br />

Tiefe zu treiben, kÉnne demnÅchst wieder tÅtig werden, durch<br />

enge, mit WÅschel<strong>ein</strong>en bespannte Gassen Äber <strong>ein</strong>st provisorisch<br />

<strong>und</strong> schlampig verlegtes Kopfst<strong>ein</strong>pflaster, hurr-di-purr<br />

hingehauen, das nun schon achtzig Jahre an FuÇgÅngern,<br />

Pferdefuhrwerken, Rollern, Schubkarren, Fahrradkulis <strong>und</strong><br />

dreirÅdrigen Lastwagen auf dem Buckel hat <strong>und</strong>, angesichts<br />

<strong>ein</strong>iger Modernisierer unter den StadtrÅten, <strong>die</strong> ihm neuerdings<br />

ans Leder wollen, wohl bald als Kulturerbe unter<br />

Denkmalschutz gestellt werden wird, an kalkweiÇen, ungleich<br />

weniger <strong>ein</strong>drucksvollen WohnhÅusern, aus denen EssensgerÄche<br />

straÇenwÅrts strÉmten, an geschlossenen RollÅden vorbei<br />

<strong>und</strong> kl<strong>ein</strong>en LÅden unter Markisen, in denen Tomaten,<br />

GetrÅnke <strong>und</strong> KÅse feilgeboten wurden <strong>und</strong> <strong>die</strong> gerade aus<br />

ihrer Siesta erwachten, <strong>und</strong> wÅhrend <strong>die</strong> Hitze wie <strong>ein</strong> lÅstiges<br />

Pilzgeflecht auf m<strong>ein</strong>em Das<strong>ein</strong> lastete, das sich bis abends<br />

nicht abschÄtteln lassen wÄrde, <strong>und</strong> der SchweiÇ alle KÉrperf<strong>alt</strong>en<br />

benetzte, wÅhrend <strong>die</strong> Sonne mich anbrÄllte wie <strong>ein</strong>e<br />

brutale Konquistadorin <strong>und</strong> zur Unterwerfung unter ihre <strong>im</strong>mer<br />

noch kraftvollen Strahlen zwang, wÅhrend ich unablÅssig<br />

Äber hÄbsche dunkelÅugige MÅdchen in hellen MinirÉcken<br />

stolperte <strong>und</strong> <strong>ein</strong>er besonders reizvollen <strong>ein</strong> paar StraÇenzÄge<br />

weit folgte, wenn auch in hÉflichem Abstand, lieÇ <strong>die</strong> Ver-


zweiflung Äber m<strong>ein</strong>e kÄmmerlichen Quartalsergebnisse <strong>im</strong>mer<br />

mehr nach; ich entspannte mich <strong>und</strong> kam zu der Einsicht,<br />

ich sei viel zu jung <strong>und</strong> vital, als dass m<strong>ein</strong>e momentane Erfolglosigkeit<br />

anh<strong>alt</strong>en konnte. Es wird schon wieder aufwÅrts<br />

gehen, sagte ich zu mir. Ganz bald wirst du Äber alle d<strong>ein</strong>e<br />

dich lÅhmenden ExistenzÅngste laut lachen kÉnnen, nicht<br />

unbedingt oder all<strong>ein</strong> aus der Position des erfolgreichen Überfliegers<br />

oder des s<strong>ein</strong>e letztjÅhrige Bestmarke h<strong>alt</strong>en kÉnnenden<br />

Durchschnittsathleten, sondern <strong>im</strong> Bewussts<strong>ein</strong>, wie nichtig<br />

alles Streben in <strong>die</strong>ser dann vergangenen Zeit gewesen<br />

s<strong>ein</strong> wird.<br />

Um <strong>die</strong> betÅubende Wirkung <strong>die</strong>ser Selbstbeschwichtigungen<br />

zu erhÉhen, irrte ich weiter, Äberquerte irgendwann <strong>die</strong> <strong>im</strong>aginÅre<br />

Grenze zwischen Nord- <strong>und</strong> SÄdstadt <strong>und</strong> nÅherte mich<br />

auf Umwegen <strong>und</strong> Haken schlagend dem <strong>alt</strong>en merkantilen<br />

<strong>und</strong> kulturellen Zentrum, wo der Verkehr noch quirliger wurde,<br />

noch gesetzloser, <strong>und</strong> an manchen eben erÉffneten<br />

NippeslÅden Äber ausladenden Auslagen voll billigen Pl<strong>und</strong>ers<br />

groÇe Menschentrauben hingen <strong>und</strong> aus unsichtbaren<br />

Lautsprechern seichte Musik scholl, wo sich alle Wege plÉtzlich<br />

weiteten <strong>und</strong> in den offenen mit Alabaster ausgelegten<br />

Platz ergossen, der zusammen mit dem an der Stirnseite gelegenen<br />

Theater, das s<strong>ein</strong>en Namen trÅgt, <strong>die</strong> Stadt seit dem<br />

Mittel<strong>alt</strong>er berÄhmt gemacht hat <strong>und</strong> noch heute jedem fÄr<br />

historische St<strong>im</strong>mungen empfÅnglichen Reisenden <strong>ein</strong>en Eindruck<br />

vom Lebensstil <strong>und</strong> der vita activa der Renaissancezeit<br />

vermittelt, <strong>und</strong> wo in dutzenden CafÑs unter groÇzÄgigen wei-<br />

Çen Sonnenschirmen h<strong>und</strong>erte Tische aufgestellt waren, mit<br />

tausend MÄÇiggÅngern (zu denen ich mich nunmehr gesellte),<br />

still dasitzend oder rÅtselhaft gestikulierend, bunte Cocktails<br />

schlÄrfend oder elegante kl<strong>ein</strong>e LÉffel in Milchkaffees oder<br />

Eisbecher tauchend, <strong>und</strong> von wo ich spÅter, denn den Platz<br />

kannte ich von frÄheren Besuchen, leicht den Weg zurÄck ins<br />

Hotel finden wÄrde.


Er macht <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e, wohl berechnete Pause.<br />

-Da sah ich sie.<br />

-Du trankst nicht nu-hur Kaffee.<br />

-Ihren RÄcken, um genau zu s<strong>ein</strong>.<br />

-Nicht fÄr Kinder.<br />

-Dasselbe Kleid.<br />

-Die Wurzel aus i, der Logarithmus von -1 oder von jkl.<br />

-Es war <strong>ein</strong>deutig ihr RÄcken.<br />

-Schierlich schweigend unter den Arkaden.<br />

-Das ewige Los des Handlungsreisenden.<br />

-Alles noch mal mit e. e hoch i mal pi.<br />

-Und das, was nach unten abgeht, schweigend all<strong>ein</strong> vor <strong>ein</strong>er<br />

Uhrenauslage.<br />

-Der Satz von Wajerstrasz.<br />

-Schweigend unter all den Menschen, deren Sprache ich nur<br />

bruchstÄckhaft verstand.<br />

-Die Riemannsche Vermutung.<br />

-Das gibt's doch nicht, dass sie dir hierhin gefolgt ist, dachte<br />

ich. Das kann nicht s<strong>ein</strong>.<br />

-Dieren klar von Weltgestad.<br />

-Eine zitronengelbe Handtasche Äber der Schulter, schlenderte<br />

sie zum GemÄsestand.<br />

-D<strong>ein</strong>e Lady Lovelace.<br />

-WÄhlte in den Kisten - was der VerkÅufer widerstandslos<br />

hinnahm, weil er a) <strong>ein</strong>er wie ihr niemals widersprochen hÅtte,<br />

sondern lieber in den Ausschnitt guckte, oder b) weil es dort<br />

jeder so macht.<br />

-Die ewige Differenz zwischen Wollen <strong>und</strong> KÉnnen, zwischen<br />

Vision <strong>und</strong> Wirklichkeit.<br />

-ScheiÇe, dachte ich. Wie der ihre Hand berÄhrt!<br />

-Zuses PlankalkÄl.<br />

-Sie drehte sich nicht um. Sonst schwupp-di-wupp, <strong>und</strong> ich<br />

weiÇ nicht, was ich getan hÅtte.


-Jeder hat Visionen. Euler in Sankt Petersburg. Leibniz in<br />

Hannover. Die haben ihre Fehler hinterher wenigstens <strong>ein</strong>gestanden.<br />

-Sie suchte <strong>die</strong> rotwangigen Pfirsiche <strong>im</strong> rÉtlichen Abendlicht.<br />

-iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii. j.<br />

-Drehte sich nicht um. Wozu auch, von ihrer Warte?<br />

-Wobei <strong>die</strong> Frage zu beantworten ist, ob Zahlen in dem Sinne<br />

existieren.<br />

-Blieb stehen. Ich auch. SchÉnes Schaufenster. Edler<br />

Schmuck, fÄr den ich nervÉs <strong>im</strong> Moment wenig Sinn hatte.<br />

-Mathematische Zeichen sind Begriffe <strong>und</strong> existieren in demselben<br />

Sinn, in welchem alle anderen Begriffe existieren.<br />

-Hob <strong>ein</strong>en FuÇ. BÄckte sich <strong>und</strong> zerrte an der Schnalle ihrer<br />

filigranen SchnÄrpantoffeln.<br />

-Sie lassen sich ebenso veranschaulichen, wie sich alle Begriffe<br />

veranschaulichen lassen.<br />

-Waden hatte <strong>die</strong>! Dass man aus Scham nicht hinzusehen<br />

wagte, weil man m<strong>ein</strong>te, viele Andere wÄrden auch hinsehen.<br />

- Doch war sie es Äberhaupt, oder <strong>ein</strong>e Verwechslung? Auf<br />

Sofias Waden hatte ich am Flughafen nicht so genau geachtet.<br />

-Die SÄdlÅnderinnen sehen sich ja alle <strong>ein</strong> bisschen Åhnlich.<br />

-PlÉtzlich war sie weg. Ich wollte nur kurz bezahlen.<br />

Schwupp-di-wupp, war sie weg.<br />

<strong>Brunner</strong> zieht <strong>ein</strong>e Wurzel <strong>und</strong> sagt:<br />

-Eine natÄrliche Zahl? Treibt <strong>die</strong> anderen vor sich her. Eins<br />

<strong>und</strong> plus macht alles. Massen, <strong>und</strong>urchsichtige Massen.<br />

-Da war sie wieder. Jetzt aber schnell. Ich hastete, stolperte,<br />

drÅngte mich durch <strong>die</strong> Menge.<br />

-Ich m<strong>ein</strong>e das durchaus nicht abwertend, sagt <strong>Brunner</strong>.<br />

-Hinten war sie definitiv breiter - was k<strong>ein</strong> Nachteil s<strong>ein</strong><br />

muss. Von vorne hÄbscher, wie ich herausfand, als ich schnellen<br />

Schrittes <strong>ein</strong>en Blickriss kierend an ihr vorbei rauschte.<br />

Unerreichbar hÄbsch.


Er n<strong>im</strong>mt <strong>ein</strong>e Serviette aus Elkes chromglÅnzendem Papierserviettenh<strong>alt</strong>er<br />

<strong>und</strong> fÅngt an, sie zu zerfleddern.<br />

-Ich habe mal <strong>ein</strong>e vor'm Thalia-Kino kennengelernt, sagt<br />

<strong>Brunner</strong>. Be<strong>im</strong> Kartenkaufen da war ich noch nicht verheiratet.<br />

Sie schwatzte ununterbrochen mit ihrer Fre<strong>und</strong>in. Dazwischen<br />

so <strong>ein</strong> zwei <strong>die</strong>ser Silberblicke. Ich will mit dir ins<br />

StÅdele hin<strong>ein</strong>. Ich habe zurÄckgeblickt, obwohl ihre Augen<br />

mir auswichen, wegen der Fre<strong>und</strong>in, <strong>die</strong> dann aber glÄcklicherweise<br />

wegmusste.<br />

Kojout klaubt <strong>die</strong> Fetzen der Serviette zusammen <strong>und</strong> schichtet<br />

sie umsichtig zu <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en wackeligen Haufen.<br />

-Frauen, sagt er, ersch<strong>ein</strong>en uns um so begehrenswerter, je<br />

hÉher <strong>die</strong> Barrieren, <strong>die</strong> wir Äberwinden mÄssen, <strong>und</strong> je weiter<br />

sie von uns entfernt sind, rÅumlich, kulturell, sozial.<br />

GerÅusche am Fenster; prasselnde BlÅtter, <strong>die</strong> <strong>ein</strong> WindstoÇ<br />

hochgejagt hat. <strong>Brunner</strong> steht auf <strong>und</strong> schaut nach der<br />

TerassentÄr.<br />

-Sie hatte etwas Besonderes, sagt er, als Kojout sich zu ihm<br />

gesellt. Ihre Augenpartie glÅnzte wie Gold, ohne dass man in<br />

der DÅmmerung <strong>die</strong> Pupillen Äberhaupt erkennen konnte. Ich<br />

wusste nur, dass sie mich fixierte, <strong>und</strong> ich fixierte zurÄck.<br />

-Jetzt etwas SchÉnes, sagt Kojout.<br />

-Log i gleich x. Log umdehnt umheckt umspÄlt e. Also i<br />

gleich e hoch x. Schreibe x gleich i mal alpha, <strong>und</strong> schon<br />

siehst du, dass alpha gleich pi halbe s<strong>ein</strong> muss. So <strong>ein</strong>fach ist<br />

das Leben auf dem Einheitskreis. - Aber typisch fÄr dich, dass<br />

du nicht fragst, was daraus geworden ist.<br />

-Ich kenne <strong>die</strong> Geschichte schon, sagt Kojout.<br />

Er betrachtet <strong>die</strong> Fotografie an der Eckwand, <strong>ein</strong>e Luftaufnahme<br />

von Langeoog, <strong>die</strong> Elke vor Jahren aus dem Urlaub<br />

mitgebracht hat.<br />

-Lass mich zu Ende erzÅhlen, bittet er sanft.<br />

<strong>Brunner</strong> blickt ihn aus groÇen, dunkel umrandeten Augen an<br />

wie <strong>ein</strong> Uhu, den man bei Tageslicht Äberrascht hat <strong>und</strong> der


endlich s<strong>ein</strong>e Ruhe haben will. Im Gr<strong>und</strong>e kann es ihm nur<br />

recht s<strong>ein</strong>, wenn s<strong>ein</strong> Fre<strong>und</strong> <strong>die</strong> ganze Zeit redet.<br />

Kojout rÄckt nÅher an ihn heran, ohne ihn anzusehen oder zu<br />

berÄhren. Die meiste Zeit, wÅhrend er Äber Frauen spricht,<br />

<strong>und</strong> besonders, wenn er Äber Rahel spricht, sieht er ihn kaum<br />

an, sondern blickt irgendwo in <strong>ein</strong>e leblose Leere, <strong>die</strong> genau<br />

der richtige Ort fÄr s<strong>ein</strong>e GefÄhle <strong>und</strong> Weltsichten zu s<strong>ein</strong><br />

sch<strong>ein</strong>t, weil sie es ihm erlaubt, sich in <strong>die</strong> Bilder der Vergangenheit<br />

opt<strong>im</strong>al hin<strong>ein</strong>zuversetzen, so dass er von dem Blitzen<br />

<strong>und</strong> Donnern <strong>und</strong> dem ganzen furchtbaren Gewitterregen<br />

kaum etwas mitbekommt.<br />

-Am nÅchsten Morgen bin ich mit dem Bus ans Meer gefahren,<br />

sagt er. Als ich dort <strong>die</strong> sich Äber mehrere Kilometer hinziehende<br />

Strandpromenade entlanggelaufen bin, <strong>die</strong> in beiden<br />

Richtungen von Bergen <strong>und</strong> Felsen <strong>ein</strong>gerahmt ist <strong>und</strong> wo<br />

normalerweise junges Leben w<strong>im</strong>melt <strong>und</strong> wogt, sportliches,<br />

sonnengebrÅuntes Wohlstandsleben, das sich leichten Herzens<br />

amÄsiert <strong>und</strong> <strong>die</strong> Sorgen frÄherer Generationen aus s<strong>ein</strong>em<br />

GedÅchtnis verbannt hat <strong>und</strong> der malerischen Landschaft<br />

hÉchstens jetzt um <strong>die</strong> Mittagszeit <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Verschnaufpause<br />

gÉnnt, wenn jeder anstÅndige SÄdeuropÅer, <strong>und</strong> wohl auch<br />

der unanstÅndige, ebenso wie der vom vormittÅglichen Sonnenbaden<br />

erschÉpfte Tourist, hinter verschlossenen LÅden <strong>und</strong><br />

bei geschlossenen Augen <strong>die</strong> Gedanken umherschweifen lÅsst,<br />

Gedanken an kostbare Halsketten auf junger, samtweicher<br />

Haut, an mit seltenen Edelst<strong>ein</strong>en besetzte Bikinioberteile<br />

oder den Sand zwischen den ZehennÅgeln, wÅhrend <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zelne<br />

vertrackte MÄcke in s<strong>ein</strong>em abgedunkelten, von der<br />

Kl<strong>im</strong>aanlage wohltemperierten Ferienappartment ihn solange<br />

umschwirrt, bis er sich von s<strong>ein</strong>en TrÅumen vorlÅufig verabschiedet,<br />

entnervt <strong>die</strong> Augen aufschlÅgt, das Licht anmacht,<br />

nach s<strong>ein</strong>er feuchten Badehose greift, um damit erfolglos nach<br />

ihr zu schlagen, hÅtte mir wohl niemand, der sich s<strong>ein</strong>en ges<strong>und</strong>en<br />

Hausverstand bewahrt hat, statt bestÅndig unergiebi-


gen Reflexionen <strong>und</strong> tÅglich wechselnden Das<strong>ein</strong>shypothesen<br />

nachzuhÅngen, das Recht streitig gemacht, das hÉhere Recht,<br />

<strong>und</strong> das niedrige auch, gewisse Urteile zu fÅllen, Urteile nicht,<br />

oder nur verh<strong>alt</strong>en, Äber den Charakter der Landschaft, <strong>die</strong><br />

hier vom Meer weg zu karstigen HÉhen ansteigt, bis sie sich<br />

weit oben <strong>im</strong> Gegenlicht der Sonne verliert, Äber <strong>die</strong> Menschen,<br />

<strong>die</strong> von ganz anderem Schlage sind, zÅher <strong>und</strong> fatalistischer,<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Ålter werden als wir, weil sie sich gesÄnder<br />

ernÅhren <strong>und</strong> ihr hitzeerprobter Kreislauf fast jeder Belastung<br />

standhÅlt, <strong>und</strong> sich mit <strong>ein</strong>em unvermeidlichen Schicksal viel<br />

leichter abzufinden vermÉgen als <strong>die</strong> stets unzufriedenen<br />

Deutschen, oder Äber <strong>die</strong> Kultur, <strong>die</strong> sie hervorgebracht haben<br />

<strong>und</strong> tÅglich neu hervorbringen, in stÅndigem Wechselspiel mit<br />

ihrer Geschichte, dem Kl<strong>im</strong>a <strong>und</strong> der Landschaft, so wie <strong>die</strong><br />

Fahnen an den Masten der Einfahrten von CampingplÅtzen<br />

<strong>und</strong> Ferienanlagen in ihrem Wechselspiel mit dem Wind mal<br />

in der <strong>ein</strong>en, mal in der anderen Richtung flattern, <strong>und</strong> auch<br />

mal ungeduldig gegen den Mast schlagen, um am nÅchsten<br />

oder spÅtestens ÄbernÅchsten Tag zufrieden <strong>die</strong> Federn hÅngen<br />

zu lassen, <strong>ein</strong>er Kultur, deren <strong>die</strong>se Menschen sich nicht<br />

zu schÅmen brauchen, denn, wenn sie auch k<strong>ein</strong>en Goethe<br />

oder Einst<strong>ein</strong> hervorgebracht haben, so gibt es doch <strong>im</strong> Languedoc,<br />

<strong>im</strong> Lozêre, HÑrault <strong>und</strong> <strong>im</strong> Aude, viele Orte, in denen<br />

der Atem <strong>ein</strong>er groÇen Vergangenheit zu spÄren ist; Urteile<br />

auch nicht Äber das sch<strong>ein</strong>bare Fehlverh<strong>alt</strong>en Einzelner <strong>im</strong><br />

stetigen Strom der Zeit, wenn sie sich, sei's offen, sei's versteckt,<br />

sozialen ZwÅngen beugen oder widersetzen, <strong>die</strong> in den<br />

DÉrfern von <strong>ein</strong>er Generation an <strong>die</strong> nÅchste weitergegeben<br />

<strong>und</strong> deren Verletzung bis vor gar nicht langer Zeit mit unnachgiebiger<br />

HÅrte bestraft wurde, deren Sinn sich jedoch in<br />

der frischen Luft der Moderne weitgehend aufgelÉst hat, <strong>und</strong><br />

sie aber auch dem laissez faire, dem amerikanischen way of<br />

life mit s<strong>ein</strong>en bunt angem<strong>alt</strong>en Frittenbuden,<br />

puschelbehÅngten Gewerbegebieten, Mondlande-


VergnÄgungsparks <strong>und</strong> unerfÄllbaren Hollywood-TrÅumen<br />

kritisch gegenÄberstehen, oder <strong>ein</strong>fach, um neue MÉglichkeiten<br />

auszuloten, alles Überlieferte in Frage stellen, wie zum<br />

Beispiel <strong>die</strong> Pflicht <strong>ein</strong>es Paares zu heiraten, nachdem es zusammen<br />

gewesen ist, auch wenn es sich beileibe nicht liebt,<br />

sondern nur der Gier <strong>ein</strong>es hitzigen Augenblicks nachgegeben<br />

hat, oder sich s<strong>ein</strong>er Liebe nicht sicher ist, oder weil man sich<br />

mit <strong>ein</strong>er Touristin <strong>ein</strong>gelassen hat, was in der guten <strong>alt</strong>en Zeit<br />

garantiert niemals vorkam, wÅhrend heute jeder junge, ges<strong>und</strong>e<br />

Einhe<strong>im</strong>ische sich nichts schÉneres vorzustellen vermag;<br />

wenn sie dem Strafgesetzbuch gar, um es Garibaldi gleichzutun,<br />

sich mutig entgegenstellen, der, wenn er sich an <strong>die</strong> damaligen<br />

Gesetze geh<strong>alt</strong>en hÅtte, niemals den Gr<strong>und</strong>st<strong>ein</strong> fÄr<br />

<strong>ein</strong>e ge<strong>ein</strong>te Nation gelegt hÅtte, sondern irgendwo vergessen<br />

in der Erde verscharrt lÅge, wÅhrend so StraÇen <strong>und</strong> PlÅtze, ja<br />

ganze Stadtteile, nach ihm benannt sind, auch <strong>die</strong>se Promenade,<br />

<strong>und</strong> sich wohl jede betroffene Kommune noch heute s<strong>ein</strong>er<br />

Besuche brÄstet, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Politiker s<strong>ein</strong> Lob gar nicht laut<br />

genug singen kÉnnen, selbst wenn sie von s<strong>ein</strong>en sozialen<br />

Ideen nicht allzu viel h<strong>alt</strong>en (oder erst gar nichts davon mitbekommen<br />

haben), sondern Urteile ganz allgem<strong>ein</strong>er Art, <strong>die</strong><br />

das Leben an sich betreffen, Fragen, mit denen sich Garibaldi,<br />

der doch eher <strong>ein</strong> Soldat <strong>und</strong> Politiker gewesen ist, sehr wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

niemals beschÅftigt hat, sehr wohl aber andere,<br />

nach denen hier StraÇen benannt sind ...<br />

-Sag mal, war Garibaldi nicht Italiener? fragt <strong>Brunner</strong> dazwischen.<br />

Aber Kojout ist schon viel weiter, bei groÇen KÄnstlern <strong>und</strong><br />

ihren Werken, bei Flugzeugen, RaumflÄgen <strong>und</strong> Marslandungen,<br />

<strong>und</strong> bei der Frage, ob man hinter dem Abheben in <strong>die</strong><br />

LÄfte mehr sehen sollte als <strong>die</strong> MÉglichkeit, Menschen <strong>und</strong><br />

Material bequemer als zu Wasser oder zu Lande Äber groÇe<br />

Entfernungen zu transportieren, das Sich-Frei-Machen von<br />

den ZwÅngen der Gravitation nÅmlich, <strong>die</strong>ser letztendlich


auch heute noch rÅtselhaften Ersch<strong>ein</strong>ung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Menschen<br />

an den Boden der Tatsachen fessele, <strong>und</strong> vielleicht von den<br />

ZwÅngen der Physik Äberhaupt, so dass jeder, der <strong>die</strong> Erde<br />

von ferne bestaune, unwillkÄrlich auf den Gedanken kommen<br />

mÄsse, dass hinter dem bloÇen Das<strong>ein</strong>, hinter dem Fliegen,<br />

dem Mond <strong>und</strong> den Sternen, mit jedem Schritt, den er auf <strong>ein</strong><br />

unbekanntes Territorium setze, der Kosmos aufreiÇe, unter<br />

Blinken <strong>und</strong> Blitzen, <strong>und</strong> f<strong>ein</strong>e GlockenschlÅge ihn riefen, <strong>die</strong><br />

andere, prosaische Zeitgenossen, <strong>die</strong> mit <strong>ein</strong>em Quixote, <strong>ein</strong>em<br />

Rosalva nichts anzufangen wÄssten, beunruhigen mÉchten,<br />

weil sie sie fÄr unges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> verderbliche AuswÄchse<br />

<strong>ein</strong>es Äbertrieben empfindsamen GemÄtes hielten, <strong>die</strong> aber<br />

ihn, wenn er unter sengender Sonne voranschreite, <strong>und</strong> nur<br />

gelegentlich <strong>ein</strong>em Menschen begegne, k<strong>ein</strong>eswegs nervÉs<br />

oder reizbar machten, sondern, <strong>im</strong> Gegenteil, <strong>die</strong> verzehrende<br />

Hitze leichter ertragen lieÇen, da <strong>die</strong> Waage der Wahrheit sich<br />

zu <strong>die</strong>ser St<strong>und</strong>e unweigerlich zu Ungunsten der Wirklichkeit<br />

zu verschieben beginne.<br />

-Und wenn dann noch <strong>ein</strong>e <strong>alt</strong>ernde Diva mit kurzgeschnittenem<br />

Haar <strong>und</strong> knallrotem Bikini, <strong>die</strong> aussieht, als sei sie gerade<br />

den kÄh<strong>lenden</strong> Wogen des Meeres entstiegen, mir beschwingten<br />

Schrittes entgegenlÅuft, <strong>und</strong> sich in <strong>die</strong>sem<br />

Schwingen gewisse f<strong>alt</strong>ige KÉrperteile <strong>im</strong>mer noch reizvoll<br />

hervortun, <strong>und</strong> unsere Blicke unterm Dunkel der Sonnenbrillen<br />

sich kreuzen, oder auch nicht, <strong>und</strong> sie langsamer wird, das<br />

heiÇt, mir sch<strong>ein</strong>t, dass sie langsamer wird, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Fragezeichen<br />

in ihren Augen sich zu Worten verdichten wollen, das<br />

heiÇt, mir sch<strong>ein</strong>t, dass sie das wollen <strong>und</strong> dass <strong>die</strong>s m<strong>ein</strong>e<br />

lange erwartete Schutzherrin s<strong>ein</strong> kÉnnte, wÅhrend sich in der<br />

Ferne der schnurgeraden UferstraÇe, dort, wo <strong>die</strong> Dichte an<br />

feudalen Hotels langsam abn<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Autos schneller<br />

fahren, <strong>ein</strong> Laster, <strong>ein</strong> RiesengefÅhrt, aus der asph<strong>alt</strong>gleiÇenden<br />

Fata Morgana des Horizontes hervorschÅlt, aufsteigt wie<br />

<strong>ein</strong> silberner PhÉnix, <strong>und</strong> dann schon vorÄber ist, versetzen


mich m<strong>ein</strong>e verirrten Hoffnungen <strong>und</strong> unzerstÉrbaren Illusionen<br />

in <strong>die</strong> rauschhaften, euphorischen ZustÅnde m<strong>ein</strong>er Jugend<br />

zurÄck - solange bis mich das penetrante Geschrei <strong>ein</strong>es<br />

Kindes, das von s<strong>ein</strong>er Mutter lautstark vergeblich zur Ordnung<br />

gerufen wird, in <strong>die</strong> Wirklichkeit zurÄckruft, <strong>ein</strong>e leicht<br />

modifizierte Wirklichkeit <strong>im</strong>merhin, in welcher ich zwischen<br />

den Polen m<strong>ein</strong>er Seelenmagneten hin <strong>und</strong> her schwanke wie<br />

<strong>ein</strong> Schiff, ehe es in <strong>ein</strong>em rasenden Sturm untergeht.<br />

-Bo-i, schnauft <strong>Brunner</strong> be<strong>ein</strong>druckt. Da hilft nur Tequila.<br />

-Genau, sagt Kojout. Mit <strong>ein</strong>er Flasche am Strand.<br />

-Oder EierlikÉr. Bei m<strong>ein</strong>er Oma gab's <strong>im</strong>mer EierlikÉr. Zuweilen<br />

auch fÄr uns Kinder. Darum habe ich <strong>im</strong>mer <strong>ein</strong>e Flasche<br />

auf der Anrichte stehen, aus nostalgischen GrÄnden.<br />

Auch Portw<strong>ein</strong> gab's manchmal bei ihr.<br />

-D<strong>ein</strong>e Oma hat ja ganz schÉn hingelangt.<br />

-Kann man wohl sagen.<br />

-Auch ich, sagt Kojout, habe an dem Abend ordentlich hingelangt.<br />

K<strong>ein</strong>e Schnapsmarke ausgelassen. Und dann, ich hatte<br />

mich gerade beduselt zur Ruhe gelegt, klingelt das Handy.<br />

Heitmann. M<strong>ein</strong> Misserfolg hatte sich natÄrlich herumgesprochen.<br />

Er reitet jedoch nicht lange darauf herum, sondern<br />

kommt gleich zur Sache. Ich solle mich bereith<strong>alt</strong>en, sagt er<br />

bedeutungsvoll. / WofÄr? frage ich ziemlich kurz angeb<strong>und</strong>en.<br />

Besoffen ist man bekanntlich mutiger. / Du bist fÄr Boston<br />

gebucht. / Boston, sage ich. Auch das noch. Wann denn? /<br />

Freitag. / Diesen Freitag? / Ja. Du fliegst gleich von Hamburg<br />

los. Die Reservierung ist schon bestÅtigt. / Wie soll das gehen,<br />

wÄrde ich ihn gern fragen, wo ich seit vier Wochen aus m<strong>ein</strong>en<br />

Koffern lebe. Boston! Das ist doch r<strong>ein</strong>er Aktionismus!<br />

Dir muss doch klar s<strong>ein</strong>, all<strong>ein</strong> schon aus politischen GrÄnden,<br />

wie heikel derzeit alle Exporte nach Amerika sind.<br />

Er hÅlt inne <strong>und</strong> spielt wieder <strong>ein</strong> bisschen mit s<strong>ein</strong>en Serviettenfetzen.


-Auch insofern sei es von Vorteil gewesen, dass er dann Rahel<br />

kennengelernt habe, sagt er nach <strong>ein</strong>er Pause. Die habe s<strong>ein</strong>e<br />

DreckwÅsche kurzerhand in ihre Maschine gesteckt.<br />

Ein paar Sonnenstrahlen oder Reflexe von Sonnenstrahlen<br />

erreichen s<strong>ein</strong>e Arme. Der Regen hat aufgehÉrt, <strong>und</strong> auf dem<br />

Rasen vor den Ulmen schÄttelt <strong>ein</strong>e furchtlose Amsel ihr Gefieder<br />

aus.<br />

-SelbstverstÅndlich, fÅhrt er fort, habe er Heitmann nicht widersprochen<br />

- dazu hÅtten <strong>die</strong> Promille denn doch nicht gereicht<br />

- sondern alle Anweisungen artig befolgt. Anders<br />

komme man bei ihm nicht weit. Widerspruch, erst recht solchen,<br />

der <strong>ein</strong>mal getroffene Entscheidungen in Frage stelle,<br />

dulde er nicht. Am besten, man nicke <strong>im</strong>mer kommentarlos<br />

alles ab. Allerdings habe er erst <strong>ein</strong>mal wieder Herzbeschwerden<br />

gekriegt, weil ihm der bevorstehende Transatlantikflug<br />

stÅndig durch den Kopf gegangen sei, so dass <strong>die</strong> Unruhe, <strong>die</strong><br />

ihn <strong>die</strong> ganze letzte Zeit verfolgte, mit <strong>ein</strong>em Schlag wieder<br />

da gewesen sei - trotz Sofia, Strand <strong>und</strong> Tequila.<br />

Er trinkt <strong>ein</strong>en Schluck <strong>und</strong> fÄhlt den sÄÇlich-herben Geschmack<br />

des Saftes auf s<strong>ein</strong>er Zunge.<br />

-Es ist ja nicht so, sagt er, dass pralle Sonne <strong>und</strong> Alkohol unbedingt<br />

gut fÄr m<strong>ein</strong>e Kopfschmerzen sind.<br />

Er krempelt <strong>die</strong> àrmel s<strong>ein</strong>es Oberhemdes hoch <strong>und</strong> ergÅnzt,<br />

er habe sich st<strong>und</strong>enlang <strong>im</strong> Bett gewÅlzt <strong>und</strong> zum Schlafen<br />

zu zwingen versucht, wÅhrend der Verkehr drauÇen, statt<br />

abzuflauen, ihm <strong>im</strong> Gegenteil <strong>im</strong>mer lauter vorgekommen sei.<br />

Als gegen halb vier <strong>die</strong> DÅmmerung <strong>ein</strong>setzte, sei gar nichts<br />

mehr gegangen, <strong>und</strong> er habe sich <strong>die</strong> Frage stellen mÄssen,<br />

wie er den Tag Äberstehen <strong>und</strong> vor allem, wie er Wolfram, in<br />

der Laune, in <strong>die</strong> er nach schlaflosen NÅchten unweigerlich<br />

verfalle, Nummer 8 schmackhaft machen sollte. Unter solchen<br />

UmstÅnden wÄnsche er sich schon be<strong>im</strong> Aufstehen nichts<br />

sehnlicher, als dass schon Abend sei <strong>und</strong> Zeit, wieder ins Bett<br />

zu gehen. Ich weiÇ, sagt er resigniert, ihr vom Schlaf ver-


wÉhnten <strong>und</strong> jeden Morgen tatendurstig <strong>und</strong> wohlgemut euer<br />

Tageswerk beginnenden Durchschnittsmenschen kÉnnt das<br />

nicht nachempfinden. FÄr euch ist ruhiges seliges Schlummern<br />

etwas so SelbstverstÅndliches ...<br />

-Was glaubst du, sagt <strong>Brunner</strong> barsch. Mir geht's auch nicht<br />

<strong>im</strong>mer gold. Ich jammere nur nicht so viel.<br />

Ihm fÅllt <strong>die</strong> TÅtowierung an Kojouts Unterarm auf. Er hat sie<br />

frÄher schon gesehen, aber jetzt versteht er plÉtzlich, was sie<br />

bedeutet.<br />

-Was denn mit Schlafmitteln sei, will er wissen.<br />

-BloÇ nicht, ruft Kojout. Auf k<strong>ein</strong>en Fall. Da sei er, ganz abgesehen<br />

von der ges<strong>und</strong>heitsschÅdigenden <strong>und</strong><br />

sÄchtigmachenden Wirkung <strong>die</strong>ser Mittelchen, von denen<br />

jeder Arzt, von den Apparatemedizinern <strong>ein</strong>mal abgesehen,<br />

heutzutage abrate, ganz Doktor Lammerts Ansicht <strong>und</strong> lange<br />

von ab. Nach Schlafmitteln fÄhle er sich am nÅchsten Tag nur<br />

noch erschÉpfter. Auch <strong>die</strong> Kopfschmerzen <strong>und</strong> Depressionen<br />

nÅhmen zu. Selbst das vielgerÄhmte Johanniskraut, obwohl<br />

r<strong>ein</strong> pflanzlich, mache ihn so benommen, dass er nicht mehr<br />

logisch denken <strong>und</strong> infolgedessen auch k<strong>ein</strong>e vorteilhaften<br />

VertrÅge aushandeln kÉnne, sondern entweder ungeschickt<br />

auftrumpfe oder sich durch unbedachte Preisgabe von Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />

gÄnstiger Ausgangspositionen beraube<br />

<strong>und</strong> von den K<strong>und</strong>en manchmal sogar Äber den Tisch ziehen<br />

lasse. Als habe er <strong>ein</strong>en mit dem Vorschlaghammer versetzt<br />

bekommen, so wirke Johanniskraut auf ihn auch am nÅchsten<br />

Tag noch. Schlafen kÉnne er trotzdem nicht; <strong>und</strong> auch <strong>die</strong><br />

Unruhe bleibe. Der Gr<strong>und</strong> liege nach s<strong>ein</strong>er M<strong>ein</strong>ung in s<strong>ein</strong>em<br />

<strong>im</strong> Vergleich zur <strong>ein</strong>he<strong>im</strong>ischen BevÉlkerung allzu empfindlichen<br />

Metabolismus, der, wie <strong>Brunner</strong> wisse, zum Beispiel<br />

auch Alkohol nur in geringen Mengen verkrafte. Die<br />

Flasche am Strand sei schon zuviel gewesen.<br />

-Ja dann, sagt <strong>Brunner</strong>. FÅllt mir auch nichts mehr <strong>ein</strong>. Willst<br />

du vielleicht etwas essen?


Kojout schÄttelt nur mÄde den Kopf <strong>und</strong> betont noch <strong>ein</strong>mal,<br />

wie zerschlagen er sich gefÄhlt habe, wie vÉllig erschÉpft.<br />

Dazu der widerlich klebrige SchweiÇ der Schlaflosigkeit auf<br />

der Haut. Wie Professor Yoji Hayasaka von der UniversitÅt<br />

von Adelaide an FrÉschen 131 verschiedene StressgerÄche<br />

nachgewiesen habe, gebe es auch be<strong>im</strong> Menschen nach s<strong>ein</strong>er<br />

Erfahrung mehrere ganz unterschiedliche SchweiÇarten. Erstens<br />

das angenehm beruhigende Schwitzen des mit sich <strong>und</strong><br />

der Welt zufriedenen Wandervogels, der vollkommen angstfrei<br />

<strong>die</strong> hÉchsten Gipfel erkl<strong>im</strong>me, <strong>die</strong> gefÅhrlichsten Abenteuer<br />

bestehe oder als kl<strong>ein</strong>es FrÄhstÄckstraining stoisch zehn<br />

mal um <strong>die</strong> AuÇenalster jogge. Zweitens das kaum wahrnehmbare<br />

Transpirieren des in GroÇstadtschluchten flanierenden<br />

oder auf endlosen, <strong>ein</strong>samen Feldwegen bedÅchtig <strong>und</strong><br />

ausdauernd umherstreifenden SpaziergÅngers. Drittens den<br />

hitzigen PanikschweiÇ des untergehenden Titanicpassagiers<br />

oder <strong>ein</strong>er von <strong>ein</strong>em LÉwenrudel <strong>ein</strong>gekreisten Fotosafari,<br />

nicht unÅhnlich dem <strong>im</strong> Berufsleben weit verbreiteten k<strong>alt</strong>en<br />

StressschweiÇ wÅhrend <strong>ein</strong>er PrÅsentation <strong>und</strong> der sich anschlieÇenden<br />

Vertragsverhandlungen, in denen man <strong>die</strong> K<strong>und</strong>en<br />

in besonders <strong>im</strong> Winter stark Äberheizten RÅumen nicht<br />

nur von der technischen SuperioritÅt <strong>ein</strong>er Anlage, sondern<br />

auch von dem fÄr sie herausspringenden geldwerten Vorteil<br />

Äberzeugen <strong>und</strong> in manchen FÅllen sogar mit privaten QualitÅten<br />

glÅnzen mÄsse, <strong>die</strong> der Vertriebler der Konkurrenz nicht<br />

aufzuweisen habe. FÄnftens der gut durchlÄftete, mit kÄnstlichen<br />

Hormonen versetzte oder durch Eigenblut aufgepeppte<br />

SchweiÇ <strong>ein</strong>es Profisportlers, der s<strong>ein</strong>en Profisport so ernst<br />

nehme, dass er s<strong>ein</strong>e Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> womÉglich s<strong>ein</strong> Leben<br />

aufs Spiel zu setzen bereit sei. Sechstens der hochwÄrdige<br />

SchweiÇ des unermÄdlich rackernden GÅrtners oder Industriearbeiters,<br />

der wisse oder davon ausgehe, dass s<strong>ein</strong>e Arbeitskraft<br />

Äbermorgen noch genauso benÉtigt werde wie heute,<br />

weil sie dem Unternehmer <strong>ein</strong>en satten Gewinn verspreche,


<strong>und</strong> schlieÇlich siebentens eben den klebrigen, in s<strong>ein</strong>er Temperatur<br />

stark variierenden SchweiÇ des verzweifelt nicht<br />

schlafen KÉnnenden am Tage danach.<br />

-Sex, sagt <strong>Brunner</strong>. Es gibt auch SexschweiÇ.<br />

Kojout sieht ihn zornig an, ohne zu wissen weshalb, <strong>und</strong> sagt:<br />

-Er also: mÄde-gerÅdert. Und aufgeregt-Ångstlich, weil er<br />

befÄrchtet habe, ihm kÉnnten, der MÄdigkeit wegen, Fehler<br />

unterlaufen, nicht wieder gut zu machende Fehler, bei der<br />

VorfÄhrung oder schon vorher be<strong>im</strong> Smalltalk mit Wolfram.<br />

Oder <strong>ein</strong>fach irgend<strong>ein</strong> Unfall. So, bumm. - Im StraÇenverkehr,<br />

auf dem Weg zum Termin. Irgend<strong>ein</strong> dummer Unfall.<br />

Be<strong>im</strong> Überqueren der StraÇe, zum Beispiel. Die Gefahr <strong>ein</strong>es<br />

Verkehrsunfalles dÄrfe bei MÄdigkeit nicht unterschÅtzt werden,<br />

besonders angesichts der Art <strong>und</strong> Weise, wie in Hamburg<br />

autogefahren werde. Er kenne <strong>ein</strong> amerikanisches Ehepaar,<br />

beide in den besten Jahren, <strong>die</strong> ihr Mietauto nach <strong>ein</strong>er St<strong>und</strong>e<br />

zurÄckgegeben hÅtten. Dann lieber Taxifahren, hÅtten sie<br />

gedacht, jedoch feststellen mÄssen, dass der Aufenth<strong>alt</strong> in<br />

Hamburger Taxis ebenfalls lebensgefÅhrlich sei. Wie <strong>die</strong> fÄhren!<br />

Das kÉnne sich k<strong>ein</strong> normaler Mensch mit ansehen, ohne<br />

ZustÅnde zu kriegen. Er, Kojout, mache be<strong>im</strong> Taxifahren in<br />

Hamburg <strong>im</strong>mer beide Augen fest zu, kralle sich mit den Fingern<br />

am Sitz fest, <strong>und</strong> dann helfe nur noch hoffen <strong>und</strong> beten.<br />

Erst kÄrzlich sei in der Norddeutschen wieder auf <strong>die</strong> exorbitanten<br />

Unfallraten von Taxifahrern hingewiesen worden. Seitdem<br />

mache er um TaxenstÅnde erst recht <strong>ein</strong>en groÇen Bogen.<br />

Und dann steige man bei der K<strong>und</strong>enadresse aus, unsicher,<br />

mÄde <strong>und</strong> nervlich am Ende, in vollem Bewussts<strong>ein</strong>, dass<br />

schon <strong>die</strong> BegrÄÇung alles verderben kÉnne. Bei der BegrÄ-<br />

Çung mÄsse man hochkonzentriert s<strong>ein</strong>. Wer bei der BegrÄ-<br />

Çung patze, sei weg vom Fenster. KÉnne alles weitere vergessen.<br />

Er wisse aus Erfahrung, wenn er mÄde sei <strong>und</strong> unter<br />

Druck stehe <strong>und</strong> dann noch in <strong>ein</strong>em Hamburger Taxi habe<br />

fahren mÄssen, weil der versprochene Mietwagen nicht ver-


fÄgbar gewesen sei, wirke er auf Andere hÉlzern, schlecht<br />

vorbereitet, aufdringlich <strong>und</strong> unangenehm. Die Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit,<br />

etwas zu verkaufen, sei dann viel geringer als <strong>die</strong>,<br />

sich fÄr <strong>im</strong>mer unbeliebt zu machen <strong>und</strong> zu weiteren GesprÅchen<br />

gar nicht mehr <strong>ein</strong>geladen zu werden.<br />

-Hin musst du trotzdem, sagt er. Wecker um 6, Flieger um<br />

7:30, an FuhlsbÄttel um 9. Dort erstmal zur GepÅckabholung.<br />

Dankbar plumpst du in <strong>ein</strong>en der PlÄschsessel, <strong>die</strong> <strong>ein</strong> Wohlm<strong>ein</strong>ender<br />

in der hintersten Ecke der Flughafenhalle aufgestellt<br />

hat, streckst <strong>die</strong> B<strong>ein</strong>e, f<strong>alt</strong>est <strong>die</strong> HÅnde Äber der Brust<br />

<strong>und</strong> schlieÇt kurz <strong>die</strong> Augen, um d<strong>ein</strong>en Vortrag in Gedanken<br />

noch <strong>ein</strong>mal durchzugehen. AnschlieÇend rufst du be<strong>im</strong> K<strong>und</strong>en<br />

an, sicherheitshalber. Zu dem Zeitpunkt ist Rahel gerade<br />

erst zur Arbeit gekommen, obwohl sie weiÇ, dass in <strong>ein</strong>em<br />

von Frau Plummer geleiteten GroÇraumbÄro UnpÄnktlichkeit<br />

eigentlich nicht toleriert wird. Hastig wirft sie den Monitor an<br />

<strong>und</strong> tut so, als ob sie schon mindestens zehn Minuten fleiÇig<br />

arbeitet. - Da klingelt das Telefon. / Ja bitte, sagt sie, vom<br />

Laufen noch <strong>ein</strong>igermaÇen atemlos. / Ich rÅuspere mich <strong>und</strong><br />

frage, ob ich mit Rahel Redecker spreche. Ich sei um 10 bei<br />

Herrn Wolfram angemeldet. / Sie stutzt. Sie sitzt da, in ihrem<br />

hell beleuchteten GroÇraumbÄro, in Jeans <strong>und</strong> Seidenbluse<br />

<strong>und</strong> mit Spangen <strong>im</strong> Äppigen Haar, <strong>und</strong> stutzt.<br />

-Sag mal, Wolfram, unterbricht ihn <strong>Brunner</strong>. Ist das nicht der<br />

der Klon-August ...<br />

-Nicht wahr, sagt Kojout. Auch du findest es komisch, wenn<br />

der Chef, noch dazu verheiratet, mit s<strong>ein</strong>er SekretÅrin in Urlaub<br />

fÅhrt. Noch dazu, wenn <strong>die</strong> so gut wie verlobt ist.<br />

Die letzten Worte kommen als <strong>ein</strong> FlÄstern, als wÅre <strong>ein</strong>e zu<br />

stark gespannte Saite in ihm gerissen. Er fÄhrt s<strong>ein</strong> Glas an<br />

den M<strong>und</strong>, um es in <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigen langen Zug behutsam leer<br />

zu trinken.<br />

-Schenk doch mal Wodka <strong>ein</strong>, sagt er.<br />

<strong>Brunner</strong> guckt ihn ziemlich besorgt an.


-ErzÅhl lieber d<strong>ein</strong>e Geschichte zuende, sagt er. ErzÅhl mir<br />

von Heitmann, von d<strong>ein</strong>en Reisen, von euren neuen Maschinenprodukten.<br />

ErzÅhl mir von Rahel, wie sie am Anfang war,<br />

als du sie kennengelernt hast <strong>und</strong> sie viel lieber mit dir als mit<br />

Wolfram verreist ist.<br />

Kurz besinnt sich der Kojote. Dann fÅhrt er fort:<br />

-Also. Warum stutzt sie? Weil sie <strong>im</strong> ersten Moment nicht<br />

weiÇ, wer gem<strong>ein</strong>t ist. Der Nachname ist natÄrlich ihrer; dazu<br />

hat sie ihn in ihrem Leben <strong>ein</strong> paar Mal zu oft gehÉrt, als dass<br />

sie r<strong>und</strong>heraus 'falsch verb<strong>und</strong>en' antworten wÄrde, wenn sie<br />

<strong>ein</strong>er mit Redecker anredet. Aber den Vornamen kann sie<br />

nicht identifizieren, nicht sofort jedenfalls, so sehr ist sie an<br />

dessen strenge, kehlige Aussprache durch ihre Landsleute<br />

gewohnt, deretwegen sie mit ihm hadert, seit sie denken kann,<br />

<strong>und</strong> an <strong>die</strong>, wie sie findet, zuweilen unertrÅglichen Verhunzungen<br />

durch <strong>die</strong> vielen auslÅndischen GeschÅftsleute, <strong>die</strong><br />

sich in Dickfelds Firma <strong>die</strong> Klinke in <strong>die</strong> Hand geben.<br />

Denn mit unserem Namen, den wir von unseren Eltern erh<strong>alt</strong>en,<br />

ohne jemals gefragt worden zu s<strong>ein</strong>, <strong>und</strong> mit dem uns <strong>die</strong><br />

anderen <strong>im</strong>mer aufs neue etikettieren, so dass er uns in den<br />

Ohren klingt <strong>und</strong> jedesmal <strong>im</strong> Kopf herumgeht, wenn wir an<br />

uns selber denken, <strong>und</strong> <strong>im</strong> Laufe der Jahre nachgerade den<br />

Stellenwert <strong>ein</strong>es PersÉnlichkeitsmerkmals erhÅlt, ob wir ihn<br />

mÉgen oder nicht, wie hÅsslich oder geschmacklos er sich in<br />

unseren Ohren auch anhÉren mag, <strong>und</strong> wie greulich ihn manche<br />

Bekannte auch m<strong>alt</strong>rÅtieren, identifizieren wir uns mindestens<br />

ebenso sehr wie mit angeborenen oder erworbenen<br />

Charaktereigenschaften, auf <strong>die</strong> wir stolz sind oder auch nicht.<br />

Fremde aber, <strong>die</strong> ihn vÉllig anders aussprechen als wir es<br />

gewohnt sind - so unschuldsvoll zartr<strong>ein</strong>, so unerwartet dezent<br />

<strong>und</strong> f<strong>ein</strong> komponiert, wie ich es getan habe - sch<strong>ein</strong>en sich<br />

zuerst an jemand anderen zu wenden, jemand mit anderen<br />

QualitÅten, <strong>die</strong> wir, wenn wir wie gewÉhnlich angesprochen<br />

wÄrden, nicht vorweisen kÉnnten, <strong>und</strong> <strong>die</strong> bisher auch nie


jemand in uns vermutet hat, jedoch in dem Augenblick, da wir<br />

uns der ungewohnten Sprechweise bewusst werden, zumindest<br />

in AnsÅtzen uns aneignen. Die IdentitÅt von Gutem <strong>und</strong><br />

SchÉnen, hier wird sie durch Akklamation RealitÅt. Es ist<br />

dann, als vollziehe sich mit der neuen Bezeichnung in uns<br />

<strong>ein</strong>e Wandlung, <strong>und</strong> als drÅngten <strong>und</strong> schmeichelten uns Erwartungen,<br />

<strong>die</strong> wir normalerweise gar nicht erfÄllen kÉnnten<br />

<strong>und</strong> auch nie zu erfÄllen gedachten, ja, vielleicht sind wir<br />

vorher nicht <strong>ein</strong>mal auf <strong>die</strong> Idee gekommen, jemand kÉnne je<br />

solche Erwartungen an uns herantragen, wussten womÉglich<br />

Äberhaupt nicht <strong>und</strong> hÅtten uns gar nie vorstellen kÉnnen, dass<br />

es solche Erwartungen geben kann, <strong>die</strong> wir dann instinktsicher,<br />

leichthÅndig, freudig <strong>und</strong> nahezu automatisch erfÄllen.<br />

Diese Wandlung, wenn sie auch nicht mit jenen inneren<br />

Transformationen zu vergleichen ist, denen wir Äber lÅngere<br />

ZeitrÅume, wÅhrend der Jugend <strong>und</strong> des àlterwerdens, regelmÅÇig<br />

unterworfen sind <strong>und</strong> in deren Verlauf wir uns jedesmal<br />

staunend als fast vÉllig neue Menschen wiederfinden, <strong>die</strong><br />

mit ihren vorherigen Das<strong>ein</strong>sformen nur derjenige Teil der<br />

Erinnerung <strong>und</strong> der Seele verbindet, welcher sich Äber <strong>die</strong><br />

Wildwasser des inneren Wandels hinwegzuretten vermag,<br />

weil er krÅftig genug ist, sie schwungvoll zu durchqueren,<br />

banal genug, sich unter gewissen, wie Schleppnetze aufgespannten<br />

Barrieren des Unterbewussten hindurchzumogeln,<br />

oder listig genug, dem neuen Lebensabschnitt in maskierter<br />

Form gegenÄber zu treten, so dass er oberflÅchlich als ihm<br />

zugehÉrig <strong>und</strong> daher erh<strong>alt</strong>enswert ersch<strong>ein</strong>t, <strong>und</strong> erst bei<br />

nÅherem Hinsehen <strong>die</strong> Fremdheit <strong>und</strong> Entfremdung der eigenen<br />

Vergangenheit offenbar werden lÅsst, erstreckt sich vielleicht<br />

Äber grÉÇere Sektoren unseres Ich als jede andere uns<br />

von auÇen aufgegebene VerÅnderung, sei es der Mode, des<br />

Wechsels des Wohnortes, des Fre<strong>und</strong>eskreises oder der beruflichen<br />

TÅtigkeit, auch wenn uns <strong>ein</strong> letztes Urteil hierÄber, da<br />

sich all <strong>die</strong>s in <strong>ein</strong> <strong>und</strong> demselben <strong>ein</strong>d<strong>im</strong>ensionalen Zeitkon-


tinuum abspielt <strong>und</strong> sich innere <strong>und</strong> ÅuÇere Ursachen oft nur<br />

schwer von<strong>ein</strong>ander unterscheiden lassen, <strong>im</strong> allgem<strong>ein</strong>en<br />

nicht mÉglich ist. Genauso war auch <strong>die</strong> Rahel, <strong>die</strong> mir jetzt<br />

antwortete, <strong>ein</strong>e andere als <strong>die</strong>, welche vorhin hektisch ihre<br />

Arbeit aufgenommen <strong>und</strong> den HÉrer abgehoben hatte, war<br />

fÅhiger, achtbarer, begabter, gÄtiger, auch scharfsinniger; sie<br />

war wacher, offener, vorurteilsfreier <strong>und</strong> voller Erwartung<br />

von etwas Neuem, gÅnzlich Unverhofftem, das ihre kÄnftigen<br />

Perspektiven gr<strong>und</strong>legend be<strong>ein</strong>flussen wÄrde.<br />

-War, mit <strong>ein</strong>em Wort, <strong>ein</strong> besserer Mensch, sagt <strong>Brunner</strong>.<br />

Durch dich.<br />

-Wenn du so willst, sagt Kojout <strong>und</strong> lÅchelt melancholisch.<br />

Ein Lichtreflex gleitet Äber s<strong>ein</strong>e Haare, <strong>und</strong> <strong>Brunner</strong> fÅllt aus<br />

irgend<strong>ein</strong>em Gr<strong>und</strong> der Wirbelsturm <strong>ein</strong>, der kÄrzlich <strong>ein</strong>e<br />

Schneise der VerwÄstung durch Barmbek geschlagen <strong>und</strong><br />

auch <strong>ein</strong> paar Menschenleben gefordert hat.<br />

-HÅufig, unterbricht Kojout <strong>die</strong>se Gedanken, wenn uns unser<br />

Name oder <strong>ein</strong> anderer <strong>alt</strong>bekannter Begriff in neuer, womÉglich<br />

ausgefallener Verkleidung dargeboten wird, empfinden<br />

wir <strong>die</strong>s zuerst als ÄberflÄssige <strong>und</strong> mindestens gewÉhnungsbedÄrftige<br />

Zumutung <strong>und</strong> denken ernsthaft darÄber nach, ob<br />

wir Äberhaupt darauf reagieren <strong>und</strong> uns als <strong>die</strong> nachgefragte<br />

Person zu erkennen geben sollen. Rahel aber, <strong>die</strong> ihren Vornamen<br />

soeben in geradezu ide<strong>alt</strong>ypischer Weise ausgesprochen<br />

gehÉrt hatte, da <strong>die</strong>se Art der Aussprache ihrem wahren,<br />

unter allen mÉglichen Schichten von Erziehung <strong>und</strong> Anpassung,<br />

Konventionen, Selbstzweifeln <strong>und</strong> schlechten Erfahrungen<br />

verborgenem Wesen am nÅchsten zu kommen schien <strong>und</strong><br />

sie sich darunter genau <strong>die</strong> Person vorstellte, <strong>die</strong> sie schon<br />

<strong>im</strong>mer hatte s<strong>ein</strong> wollen, wurde von dem dadurch geweckten<br />

Zauber ganz unmittelbar <strong>ein</strong>genommen, gleichsam, als habe<br />

<strong>ein</strong> Fluss, der lange umgeleitet worden ist, sich endlich durch<br />

<strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>zigen, in Sek<strong>und</strong>enschnelle vollzogenen Übergang<br />

s<strong>ein</strong> ihm angestammtes ursprÄngliches Bett zurÄckerobert, als


wÄrde <strong>ein</strong> Entdecker nach Jahren vergeblicher Suche durch<br />

<strong>ein</strong>en Unfall, der ihn in <strong>ein</strong>e tiefe Schlucht abrutschen lÅsst,<br />

auf neues unbekanntes Terrain geleitet, als sehe <strong>ein</strong> von <strong>ein</strong>er<br />

schweren Krankheit Genesener, der aus dem Blick in den<br />

Spiegel nur s<strong>ein</strong> verquollenes Fiebergesicht kennt, sich unverhofft<br />

<strong>ein</strong>em makellosen T<strong>ein</strong>t <strong>und</strong> markanten Profillinien<br />

gegenÄber oder als werde <strong>ein</strong>e Frau, <strong>die</strong> sich jahrelang mit<br />

dicken Schichten von Schminke verunst<strong>alt</strong>et hat, dank <strong>ein</strong>es<br />

besonderen Umstandes, durch den sie auf ihr Make-up zu<br />

verzichten gezwungen ist, in jÅhem Erkennen ihrer natÄrlichen<br />

SchÉnheit gewahr. In ihr ke<strong>im</strong>te <strong>ein</strong>e warme <strong>und</strong> innige<br />

Freude <strong>und</strong>, wie in <strong>ein</strong>er Art deja-vu, ahnte, wusste sie plÉtzlich,<br />

dass sie ihren Namen nun erst eigentlich kennengelernt,<br />

ihr Potenzial wiederentdeckt <strong>und</strong> sich selbst neu gef<strong>und</strong>en<br />

hatte. An <strong>die</strong> Stelle morgendlicher GriesgrÅmigkeit, in der <strong>die</strong><br />

Triebe auch junger Frauen auf nichts als <strong>ein</strong>e Tasse heiÇen<br />

<strong>und</strong> mÉglichst schwarzen Kaffees ausgerichtet sind, <strong>die</strong> sie<br />

zwar fit fÄr <strong>die</strong> Arbeit macht <strong>und</strong> <strong>ein</strong>igermaÇen in <strong>die</strong> AblaufplÅne<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> oberflÅchliche Fre<strong>und</strong>lichkeit des GeschÅftslebens<br />

integriert, aber auch in <strong>ein</strong>en unnatÄrlichen Spannungszustand<br />

befÉrdert, in dem sie <strong>die</strong> ursprÄngliche organische<br />

Wirklichkeit des Weltenlaufs nicht mehr unverfÅlscht wahrzunehmen<br />

vermÉgen, weder <strong>im</strong> Gesamten noch in s<strong>ein</strong>en<br />

Details, <strong>und</strong> auch subtile GefÄhlsregungen nicht differenziert<br />

zu bewerten wissen, sondern <strong>die</strong> sich Äber sie ergieÇenden<br />

Einwirkungen des Kosmos ausnahmslos als unertrÅglich beleidigende<br />

Zumutungen empfinden <strong>und</strong> <strong>ein</strong>er insgesamt negativen<br />

<strong>und</strong> beschrÅnkten Sichtweise des Augenblicks huldigen,<br />

wenn sie nicht sogar schlecht gelaunt <strong>und</strong> streitsÄchtig HÅndel<br />

mit Kollegen suchen, <strong>die</strong> sie he<strong>im</strong>lich schon lange verabscheuen,<br />

trat <strong>ein</strong> gÅnzlich unerwarteter, kÉstlicher Zustand der<br />

Bewussts<strong>ein</strong>serweiterung, in dem ihr Geist samt allen Sinnen<br />

sich bisher verborgenen MÉglichkeiten Éffnete, <strong>ein</strong>e Art entspannter<br />

Rausch, der sie frei Äber <strong>die</strong> Lappalien des Alltags


schweben lieÇ, <strong>und</strong> vorÄbergehend von gewissen ZwÅngen<br />

befreite, denen sie als Inhaberin <strong>ein</strong>er Stellung, AngehÉrige<br />

<strong>ein</strong>es Milieus <strong>und</strong> <strong>ein</strong>er Klasse normalerweise zu gehorchen<br />

hatte, der sie fÄr neue Erfahrungen Éffnete, <strong>ein</strong>gefahrene Gewohnheiten<br />

unwillkÄrlich verachten lieÇ, der in ihr das spontane<br />

BedÄrfnis weckte, plattgetretene Pfade zu verlassen, so<br />

dass sie, derart beschwingt, um <strong>ein</strong> Haar mit etwas Dummem,<br />

TÉrichtem herausgeplatzt wÅre, das unsere Chance zusammenzukommen<br />

jedoch kaum hÅtte schmÅlern kÉnnen, <strong>und</strong> sie,<br />

beseligt durch den Zauber der Aussprache, <strong>die</strong> nichts, aber<br />

auch gar nichts mit der ihr bekannten Aussprache ihres Vornamens<br />

zu tun hatte, unwillkÄrlich an <strong>ein</strong> zartes, duftendes<br />

Elfenwesen vor <strong>ein</strong>er spÅtsommerlichen lombardischen Renaissancelandschaft<br />

denken lieÇ, an vergnÄgte Mondsch<strong>ein</strong>spaziergÅnge<br />

Hand-in-Hand in lauer Luft oder sorglose SonnenuntergÅnge<br />

am Meer, an warmen, zwischen Zehen zerflie-<br />

Çenden Sand <strong>und</strong> an rauschender Wellen Gestade - alles Assoziationen,<br />

<strong>die</strong> sie <strong>im</strong> Zusammenhang mit sich <strong>und</strong> ihrer<br />

PersÉnlichkeit nie fÄr mÉglich geh<strong>alt</strong>en hatte, <strong>und</strong> in ihr das<br />

BedÄrfnis weckten, das GesprÅch mit mir solange als mÉglich<br />

fortzusetzen, in der stillschweigenden Hoffnung, ihren Namen<br />

noch <strong>ein</strong>mal so fremdartig, verfÄhrerisch <strong>und</strong> be<strong>ein</strong>druckend<br />

authentisch ausgesprochen zu hÉren.<br />

Genau wie Situationen (wenn etwa zwei junge MÅnner sich<br />

<strong>ein</strong> Hotelz<strong>im</strong>mer teilen, <strong>und</strong> dafÄr vom Personal <strong>und</strong> den Äbrigen<br />

GÅsten, <strong>die</strong> mit ihnen das Abendbrot <strong>ein</strong>nehmen, schief<br />

angesehen werden, obwohl sich dahinter nichts weiter verbirgt<br />

als <strong>ein</strong>e nÄtzliche <strong>und</strong> angemessene SparmaÇnahme)<br />

kÉnnen auch an <strong>und</strong> fÄr sich unverfÅngliche <strong>und</strong> vielleicht nur<br />

dahin geworfene Worte <strong>und</strong> KlÅnge in jenen Naturen, <strong>die</strong><br />

dafÄr empfÅnglich sind, Reizungen hervorrufen, <strong>die</strong> sich <strong>ein</strong>er<br />

vernunftmÅÇigen Rechtfertigung weitgehend entziehen. Ich<br />

brauche zum Beispiel nur, ohne auf <strong>ein</strong>e best<strong>im</strong>mte Kirche<br />

Bezug zu nehmen, von den Skulpturen <strong>ein</strong>er Kathedrale zu


sprechen, <strong>die</strong> in 80 Metern HÉhe hinter <strong>ein</strong>er Balustrade verborgen<br />

angeblich genauso vollkommen gemeiÇelt sind wie <strong>die</strong><br />

Reliefs am groÇen Hauptportal, obwohl sie, von Baumeistern<br />

<strong>und</strong> Inspektoren abgesehen, nie <strong>ein</strong>e Menschenseele zu Gesicht<br />

bekommt, <strong>und</strong> schon ersch<strong>ein</strong>t <strong>im</strong> Kopfe dessen, der sich<br />

etwa seit s<strong>ein</strong>er Jugend fÄr <strong>ein</strong> solches GebÅude wie das<br />

StraÇburger MÄnster oder <strong>die</strong> Kathedrale von Canterbury<br />

begeistert, das vollstÅndige oder nur leicht modifizierte Bild<br />

oder der grobe Umriss <strong>ein</strong>es <strong>die</strong>ser Bauwerke, das er vielleicht<br />

zuletzt vor Jahren bestaunt oder mangels Reisegelegenheit<br />

Äberhaupt nur von hochauflÉsenden Fotos in farbigen<br />

BildbÅnden kennt, das heiÇt, er sieht vor s<strong>ein</strong>em inneren Auge<br />

auÇer der Balustrade <strong>und</strong> dem Hauptportal das gesamte<br />

Schiff, <strong>die</strong> mit verblichenen gotischen Ornamenten besetzten<br />

romanischen TÄrme, <strong>die</strong> Querbalken <strong>und</strong> Verankerungen des<br />

Glockenstuhles <strong>und</strong> alle mÉglichen anderen ihm zufÅllig in<br />

den Sinn kommenden Einzelheiten. Oft bedarf es nicht <strong>ein</strong>mal<br />

derartiger Details, um solche inneren EindrÄcke freizusetzen,<br />

sondern es reicht <strong>ein</strong> kurzer Hinweis, <strong>ein</strong> Wort ... <strong>und</strong> darin<br />

liegt sowohl das Gehe<strong>im</strong>nis erfolgreicher Markennamen wie<br />

auch gewisser Richtungen der modernen Malerei, <strong>die</strong> es verstehen,<br />

mit min<strong>im</strong>alem Aufwand <strong>im</strong> Betrachter <strong>ein</strong>e tiefgehende<br />

<strong>und</strong> weit verzweigte Gedankenverbindung auszulÉsen.<br />

-Das komme daher, dass das Gehirn stammesgeschichtlich<br />

darauf trainiert sei, kl<strong>ein</strong>ste Wahrnehmungsfragmente selbststÅndig<br />

zu vol<strong>lenden</strong>, erwidert <strong>Brunner</strong> nach kurzer Überlegung.<br />

Leider meist nur in <strong>ein</strong>er unkritischen, linearen Art <strong>und</strong><br />

Weise. Wahre Kunst, <strong>die</strong> jedoch sehr selten sei, weil sich nur<br />

wenige AusnahmekÄnstler an sie heranwagten <strong>und</strong> noch viel<br />

weniger den Sprung aus dem Undergro<strong>und</strong> in <strong>die</strong> etablierte<br />

Kunstszene schafften, erlaube sich schmerzhafte, klaffende<br />

Risse, monumentale ZerstÉrungen, Äber <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e unkritische<br />

Vernunft <strong>und</strong> wohlige GefÄhle nicht ohne grÉÇere Anstrengung<br />

hinweggleiten kÉnnten, <strong>und</strong> verweigere sich dem behag-


lichen Einrichten in hÄbschen r<strong>und</strong>en Seifenblasen. Sie entstehe<br />

<strong>im</strong> Schatten von HinterhÉfen <strong>und</strong> versch<strong>im</strong>mele auf<br />

DachbÉden, bis sie irgendwann verschrottet werde, spÅtestens<br />

wenn ihre Urheber resigniert das Handtuch wÄrfen, den Beruf<br />

wechselten <strong>und</strong> an ihre vormaligen AktivitÅten nur ungern<br />

erinnert wÄrden. Nachfolgenden Generationen ersch<strong>ein</strong>e es<br />

dann, als habe auÇer den wenigen BerÄhmtheiten nie etwas<br />

anderes existiert. Eine VerfÅlschung der Wirklichkeit, <strong>die</strong> sich<br />

auf allen Ebenen bestÅndig wiederhole, <strong>und</strong> es den gesellschaftlich<br />

Erfolgreichen erlaube, den Lauf der Geschichte zu<br />

ihren Gunsten zu modifizieren. - Ich weiÇ, lenkt er unvermittelt<br />

<strong>ein</strong>. Wir Deutschen sprechen ihren Namen wirklich nicht<br />

sehr elegant aus. Plump <strong>und</strong> knieckig. Aus unserem M<strong>und</strong><br />

hÉrt sich 'Rahel' gar nicht gut an. Trotzdem hat es mich <strong>im</strong>mer<br />

gew<strong>und</strong>ert, dass du, der du dich doch in so vielem der deutschen<br />

Kultur, <strong>und</strong> auch Sprache, bereitwillig anpasst, beharrlich<br />

bei d<strong>ein</strong>er ungewÉhnlichen Aussprache ihres Vornamens<br />

geblieben bist.<br />

-Er habe, sagt Kojout mit verklÅrten Augen, ihren Namen,<br />

unsicher wie er auszusprechen war, mehr so dahin gehaucht.<br />

Sie sei <strong>die</strong> erste Rahel gewesen, <strong>die</strong> er kennengelernt habe. Da<br />

ihm als Fremdem solche Situationen nicht unvertraut seien,<br />

habe er sich angewÉhnt, Unbekannte gr<strong>und</strong>sÅtzlich so anzusprechen,<br />

wie es ihm s<strong>ein</strong> natÄrliches SprachgefÄhl <strong>ein</strong>gebe.<br />

Er mÄsse aber gestehen, mit <strong>die</strong>ser Strategie durchaus schon<br />

negative Erfahrungen gemacht zu haben, wenn sich nÅmlich<br />

<strong>die</strong> Chauvinisten unter s<strong>ein</strong>en GeschÅftspartnern, <strong>die</strong> sich in<br />

<strong>die</strong> Lage <strong>ein</strong>es ihrer Sprache nicht vollstÅndig k<strong>und</strong>igen AuslÅnders<br />

offenbar nicht versetzen kÉnnten oder wollten, von<br />

dem fremdartigen Ton ihres Namens oder der eigenwilligen<br />

Aussprache <strong>ein</strong>es <strong>alt</strong>vertrauten oder geschÅftswichtigen Gegenstandes<br />

irritiert, wenn nicht sogar beleidigt gefÄhlt hÅtten,<br />

mit zuweilen verhÅngnisvollen Folgen fÄr den Ablauf mancher<br />

Vertragsverhandlungen, <strong>und</strong> sei nur durch den Volltref-


fer, den er in <strong>die</strong>sem <strong>ein</strong>en, fÄr ihn so folgenschweren Fall<br />

gelandet habe, fÄr s<strong>ein</strong>e sonstigen Misserfolge entschÅdigt<br />

worden.<br />

-Na ja, sagt <strong>Brunner</strong>. Eine Zeitlang wart ihr glÄcklich.<br />

-Wahrhaft entschÅdigt, beharrt Kojout. Ich weiÇ nicht, warum<br />

du alles so abwertest.<br />

Er stockt.<br />

-Was ist eigentlich los mit dir? sagt er argwÉhnisch. Du siehst<br />

irgendwie krank aus.<br />

-Rahel, sagt <strong>Brunner</strong> ablenkend. Ich werte nur Rahel ab. Du<br />

bist mit <strong>ein</strong>em LÅmmchen zusammengezogen, um fÄr es zu<br />

sorgen <strong>und</strong> auf es aufzupassen <strong>und</strong> hast gelernt, dass sie <strong>ein</strong>e<br />

Katze ist, <strong>ein</strong>e streunende, bissige Katze, <strong>die</strong> k<strong>ein</strong>en Sinn fÄr<br />

hellblaue HalsbÅnder <strong>und</strong> Fell bÄrsten hat, sondern durchaus<br />

fÅhig ist, dich mit ihren Krallen ernsthaft zu verletzen. Du<br />

hÅttest ihr hÅufiger <strong>ein</strong>s aufs Dach geben sollen, damit sie<br />

Respekt vor dir bekommt. Eine Frau, <strong>die</strong> dich achtet, betrÄgt<br />

dich nicht <strong>und</strong> lÅsst dich auch nicht so schnell fallen.<br />

Wollte Kojout nicht <strong>ein</strong>sehen, natÄrlich. WÄrde am liebsten<br />

<strong>im</strong>mer nur MÅnnchen gemacht haben vor ihrem Bettkasten.<br />

<strong>Brunner</strong> richtet s<strong>ein</strong>e herrischen, mÄden Augen auf den<br />

Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> sagt:<br />

-Neulich hast du selbst zugegeben, <strong>die</strong> GlÄcksmomente, <strong>die</strong><br />

du am Anfang mit ihr erlebt hast, kÉnnten all das UnglÄck,<br />

das du dir damit <strong>ein</strong>gehandelt hast, nicht wettmachen.<br />

-Und wenn, ruft Kojout.<br />

Er hÅlt inne. Erinnerungen stÄrmen ungeordnet auf ihn <strong>ein</strong> -<br />

lustvolle, vergnÄgliche Gedanken, GlÄckseligkeiten, h<strong>und</strong>sgem<strong>ein</strong>e<br />

Verletzungen - <strong>und</strong> er spÄrt, wie s<strong>ein</strong> Herz fÄr <strong>ein</strong>en<br />

kurzen Moment aussetzen will.<br />

Eine Minute vergeht in Schweigen. In der KÄche hat der GeschirrspÄler<br />

s<strong>ein</strong>e AktivitÅten <strong>ein</strong>gestellt. Es sch<strong>ein</strong>t Kojout<br />

mit <strong>ein</strong>em Mal unmÉglich, s<strong>ein</strong>en Bericht fortzusetzen, aber<br />

ebenso, ihn nicht fortzusetzen. SchlieÇlich sagt er:


-Schon in der ersten Antwort, <strong>die</strong> sie mir gab, wÅhrend der<br />

ersten Worte, <strong>die</strong> sie sprach, spÄrte ich <strong>ein</strong> besonderes BemÄhen<br />

in ihrer St<strong>im</strong>me, <strong>ein</strong>en f<strong>ein</strong>en, weiblichen Tonfall, wie ich<br />

ihn sonst nur von Frauen kenne, <strong>die</strong> mich fÄr sich <strong>ein</strong>nehmen<br />

oder sich fÄr <strong>ein</strong> Kompl<strong>im</strong>ent revanchieren wollen, so dass<br />

Äber der <strong>ein</strong>fachen sachlichen Wegbeschreibung, <strong>die</strong> sie mir<br />

mitgab, Äber <strong>die</strong>sem nÄchternen, fast mÉchte ich sagen mechanischen,<br />

Informationsaustausch <strong>ein</strong>e Oberschwingung zu<br />

liegen schien, <strong>ein</strong> int<strong>im</strong>es Signal, welches, Åhnlich wie in der<br />

R<strong>und</strong>funk- <strong>und</strong> Fernmeldetechnik, wo <strong>die</strong> TÉne <strong>und</strong> Bilder<br />

den hochfrequenten elektromagnetischen Wellen huckepack<br />

aufgesetzt werden, den eigentlichen Inh<strong>alt</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> tiefere<br />

Bedeutung unseres kurzen Telefonates ausmachte. Ich habe,<br />

trotz m<strong>ein</strong>er MÄdigkeit <strong>und</strong> der StÉrgerÅusche aus der Flughafenhalle<br />

<strong>und</strong> m<strong>ein</strong>er generellen UnvermÉgens, Situationen<br />

psychologisch richtig <strong>ein</strong>zuschÅtzen, komischerweise gleich<br />

geahnt, dass hier etwas in Gang kam, das mit der Zukunft <strong>und</strong><br />

dem Rest m<strong>ein</strong>es Lebens zu tun haben kÉnnte.<br />

Über s<strong>ein</strong> Gesicht huscht <strong>ein</strong> Schatten. Ihm sitzt <strong>ein</strong> KloÇ <strong>im</strong><br />

Hals, der ihn fast erstickt, <strong>und</strong> er spÄrt den melancholischen<br />

Schmerz, der TrÅnen gewÉhnlich vorangeht.<br />

-Viel spÅter hat sie mir gestanden, noch etwas anderes sei in<br />

ihren ersten GefÄhlen mir gegenÄber enth<strong>alt</strong>en gewesen. Vor<br />

Jahren war sie mit <strong>ein</strong>er Fre<strong>und</strong>in durch Guatemala gereist.<br />

Das ganze Land hatten sie erk<strong>und</strong>et, StÅdte <strong>und</strong> Landschaften<br />

besichtigt, von den Bergen bis ans Meer, Åhnlich wie ich damals<br />

auf m<strong>ein</strong>er Flucht, nur eben freiwillig aus r<strong>ein</strong>er Abenteuerlust,<br />

<strong>und</strong> waren dabei an <strong>ein</strong>e Grenze gestoÇen, <strong>ein</strong>en<br />

<strong>alt</strong>en, ansch<strong>ein</strong>end von Indios angelegten Schutz<strong>wal</strong>l, <strong>die</strong> sie<br />

aus, wie sie es heute sieht, unbegrÄndetem Aberglauben nicht<br />

zu Äberschreiten wagten - <strong>ein</strong> VersÅumnis, das sie bald bereute,<br />

weil, wie sie nach ihrer RÄckkehr aus <strong>ein</strong>em Fernsehbericht<br />

erfuhr, hinter <strong>die</strong>ser Grenze <strong>die</strong> blasse Welt der WeiÇen<br />

aufhÉrt <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e eigene Zeitrechnung beginnt, wo bemer-


kenswerte, ursprÄngliche Wesen mit bizarren BedÄrfnissen<br />

<strong>und</strong> spektakulÅren Schicksalen leben, <strong>die</strong> fÄr junge, unternehmungslustige<br />

Hamburgerinnen auf jeden Fall <strong>ein</strong>e Herausforderung<br />

<strong>und</strong> gar <strong>ein</strong>e Versuchung darstellen, <strong>und</strong> das sie<br />

inzwischen um so mehr bereut, als wegen der umfassenden<br />

Brandrodungen, <strong>die</strong> seither dort vorgenommen worden sind,<br />

k<strong>ein</strong>e Aussicht besteht, je wieder dorthin zu gelangen. Es ging<br />

ihr wie vielen Menschen, <strong>die</strong> vor <strong>ein</strong>em Äberraschend auftretenden<br />

Hindernis nicht aufgr<strong>und</strong> fehlender KÉrperkrÅfte, sondern<br />

aus Äbertriebener Vorsicht zurÄckschrecken, wÅhrend<br />

ihnen spÅter, wenn sie s<strong>ein</strong>e Bedeutung erkannt haben <strong>und</strong><br />

den Wagemut ohne weiteres aufbrÅchten, entweder <strong>die</strong> Gelegenheit<br />

oder <strong>die</strong> kÉrperliche Kondition fehlt <strong>und</strong> sie untÅtig zu<br />

Hause sitzen mÄssen, wo sie frustriert erfahren, dass andere<br />

den Schritt mit Erfolg gewagt haben.<br />

Ein w<strong>und</strong>erlicher, widerspruchsvoller Ausdruck ersch<strong>ein</strong>t auf<br />

s<strong>ein</strong>em Gesicht, <strong>und</strong> er sagt:<br />

-Dieser Grenzort, der Äbrigens ihre Fre<strong>und</strong>in vÉllig k<strong>alt</strong> gelassen<br />

hat, strahlte fÄr sie etwas aus, das sie bisher nicht gekannt<br />

<strong>und</strong> noch nie erlebt hatte. Er zog sie magisch an <strong>und</strong> lÉste <strong>ein</strong><br />

unbekanntes <strong>und</strong> b<strong>ein</strong>ahe unertrÅgliches GefÄhl der Sehnsucht<br />

in ihr aus. Sie hat, wie sie mir spÅter erzÅhlte, m<strong>ein</strong>e St<strong>im</strong>me<br />

am Telefon intuitiv mit jener Grenze in Verbindung gebracht.<br />

-Manche Frauen, sagt <strong>Brunner</strong>, dem jetzt richtig Äbel wird,<br />

<strong>und</strong> zwar nicht wegen s<strong>ein</strong>er Krankheit, sondern es hat mit<br />

dem Programm zu tun, an dem er in s<strong>ein</strong>er Freizeit <strong>und</strong> zuweilen<br />

auch wÅhrend der Arbeitsst<strong>und</strong>en tÄftelt, fÄhlen sich<br />

von euch dunkelhÅutigen MÅnnern stÅrker angezogen als von<br />

uns Einhe<strong>im</strong>ischen. Du warst ihr, aufgr<strong>und</strong> d<strong>ein</strong>er Sprache,<br />

d<strong>ein</strong>es Aussehens <strong>und</strong> d<strong>ein</strong>er Herkunft, rÅtselhaft; <strong>und</strong> das<br />

RÅtselhafte, wenn es nicht Angst verbreitet, ist in der Liebe<br />

<strong>ein</strong> Faktor.


Diesen Einwand Äbergeht Kojout. Was soll er dazu auch sagen.<br />

Er seufzt nur Äber so viel Unverstand <strong>und</strong> fÅhrt mit s<strong>ein</strong>er<br />

Geschichte fort.<br />

-Auf der Stadtautobahn sei er ziemlich in BedrÅngnis geraten,<br />

weil <strong>die</strong> Hamburger, wie gesagt, viel zu schnell fÄhren. Niemand<br />

kÄmmere sich um GeschwindigkeitsbeschrÅnkungen,<br />

<strong>ein</strong> bei den vielen SchlaglÉchern <strong>und</strong> dem technischen Zustand<br />

mancher Fahrzeuge fast schon kr<strong>im</strong>inelles Verh<strong>alt</strong>en.<br />

Und wenn <strong>ein</strong>er wie er, der normalerweise nicht soviel Auto<br />

fahre, dann mit moderater Geschwindigkeit daherkomme,<br />

werde er rÄcksichtslos beiseite gedrÅngt, zu Tode gehupt <strong>und</strong><br />

notfalls glatt Äber den Haufen gefahren.<br />

-Ich kann's mir vorstellen, sagt <strong>Brunner</strong>. Schmidtchen Schleicher.<br />

-Wenn er schlecht geschlafen habe, fahre er noch vorsichtiger<br />

als sonst, gibt Kojout zu <strong>und</strong> wartet auf den nÅchsten Tort.<br />

Doch <strong>Brunner</strong> schweigt <strong>und</strong> fÅhrt mit der Hand durch das<br />

langsam grau werdende Haar, das genau so stumpf <strong>und</strong> leblos<br />

aussieht wie er sich momentan fÄhlt.<br />

-Ich bin dann noch in <strong>ein</strong>en Stau geraten, sagt Kojout. Berufsverkehr!<br />

M<strong>ein</strong>en Termin, habe ich gedacht, kann ich vergessen.<br />

Diese ganzen sinnlosen Anstrengungen, <strong>die</strong> ganze Fliegerei:<br />

alles umsonst, k<strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>zigen Abschluss werde ich mit<br />

nach Hause bringen. Jener Tag schien mir auf <strong>ein</strong>mal als der<br />

schwÅrzeste m<strong>ein</strong>es Lebens. Und ich bekam Angst. Angst<br />

wegen der Blechlawine, von der ich mich <strong>ein</strong>gekesselt fÄhlte,<br />

so dass <strong>die</strong> Stadt zwar zum Greifen nahe, doch unerreichbar<br />

vor mir lag; Angst vor dem unumgÅnglichen EingestÅndnis<br />

m<strong>ein</strong>er Niederlagen <strong>und</strong> m<strong>ein</strong>es geschÅftlichen UnvermÉgens<br />

genauso wie vor den Erwartungen, <strong>die</strong> Heitmann <strong>im</strong>mer noch<br />

in mich setzte; Angst, dass ich dem Druck m<strong>ein</strong>es Jobs in<br />

Zukunft nicht standh<strong>alt</strong>en wÄrde.<br />

Ihm ist plÉtzlich heiÇ geworden, <strong>und</strong> er w<strong>und</strong>ert sich, dass<br />

<strong>Brunner</strong> in s<strong>ein</strong>em Bademantel nicht schwitzt. Mit <strong>ein</strong>em


Ruck streift er das Oberhemd ab, so dass er <strong>im</strong> T-Shirt dasitzt<br />

<strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e TÅtowierung in ihrer ganzen Pracht sichtbar wird.<br />

-Zum GlÄck heiÇe ich nicht Johann, sagt er. Einer wie ich<br />

rappelt sich <strong>im</strong>mer wieder auf. Auch damals habe ich mich,<br />

auf dem Parkplatz vor Dickfelds Zentrale, ruckzuck wieder<br />

aufgerappelt.<br />

-In NeumÄhlen?<br />

-In <strong>ein</strong>em der neuen BÄrotÄrme unten am Fluss.<br />

-Wo man frÄher so schÉn am Strand sitzen konnte.<br />

-Sie geben Unsummen fÄr <strong>die</strong> Miete aus, weil sie m<strong>ein</strong>en,<br />

etwas von der WeltlÅufigkeit der Lage Äbertrage sich auf ihre<br />

Firma. Und natÄrlich, um vor der K<strong>und</strong>schaft zu renommieren.<br />

Schon der Eingang: illuster. Eine hohe, auch an Regentagen<br />

lichthelle Halle, mit Licht, das von Wellenreflexionen<br />

gebrochen wird, <strong>und</strong> so nahe am Kai, dass man m<strong>ein</strong>t, das<br />

Wasser flutet hin<strong>ein</strong>. Ich mit dem glÅsernen Fahrstuhl nach<br />

oben. Die erste, der ich nicht umhin konnte, Äber den Weg zu<br />

laufen, ist Frau Plummer gewesen, <strong>die</strong> ChefsekretÅrin. Es gab<br />

k<strong>ein</strong>e Bewegung in dem von ihr kontrollierten GroÇraumbÄro,<br />

<strong>die</strong> ihr entgangen wÅre. Ihr Schreibtisch war bewusst so aufgestellt,<br />

dass sie <strong>die</strong> groÇe SchwingtÄr jederzeit <strong>im</strong> Auge hatte<br />

<strong>und</strong>, sobald <strong>die</strong>se sich Éffnete, automatisch den Kopf hob, um<br />

jeden NeuankÉmmling mit ihren seit der Menopause buschig<br />

gewordenen Augenbrauen, <strong>die</strong> so unÄbersehbar hervorstachen,<br />

dass sich auch der unschuldigste Naivling unwillkÄrlich<br />

von ihnen ertappt fÄhlte, scharf <strong>und</strong> durchdringend zu mustern<br />

- <strong>und</strong> wenn es nur der BÄrobote war, <strong>ein</strong> knackiger<br />

Mitzwanziger, der nach ihrer M<strong>ein</strong>ung viel zu oft Visite<br />

machte, um mit den jÄngeren unter ihren Schreibdamen den<br />

Kopf zusammenzustecken, je jÄnger, je besser, dachte sie<br />

zornig, doch auf Rahel schien er es besonders abgesehen zu<br />

haben - <strong>und</strong> nach <strong>die</strong>sem Mustern, dem <strong>ein</strong> schnelles, k<strong>ein</strong>eswegs<br />

jedoch vorschnelles inneres Urteil folgte, den Kopf wieder<br />

zu senken, auÇer bei besonders wichtigen K<strong>und</strong>en, denen


sie persÉnlich entgegenzueilen pflegte, was <strong>die</strong>se jedoch nicht<br />

unbedingt schÅtzten, da auch sie lieber von der ansehnlichen<br />

jungen Dame empfangen worden wÅren, <strong>die</strong> gewÉhnlichen<br />

Besuchern wie mir zur VerfÄgung stand.<br />

Er holt <strong>ein</strong>en Ring aus der Tasche, den er Äber <strong>ein</strong> Jahr lang<br />

getragen hat. Es ist der Verlobungsring, von dem er sich noch<br />

<strong>im</strong>mer nicht trennen will.<br />

-Ich mag Dickfeld nicht, sagt er unvermittelt. In s<strong>ein</strong>er Gegenwart<br />

habe ich mich nie wohl gefÄhlt. Ich kenne ihn von<br />

verschiedenen Fachmessen <strong>und</strong> kann ihn <strong>ein</strong>fach nicht leiden.<br />

Ein bisschen habe ich sogar Angst vor ihm, <strong>und</strong> sehe ihn daher<br />

am liebsten von hinten. FÄr mich verkÉrpert er den Typ<br />

des Patriarchen, des Paten <strong>und</strong> AnfÄhrers <strong>ein</strong>er Horde von<br />

Pavianen, der sich, wenn er s<strong>ein</strong>e Firma mit GlÄck <strong>und</strong> Chuzpe<br />

hoch gebracht hat, mit treuen Vasallen <strong>und</strong> Jasagern<br />

umgibt <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e andere M<strong>ein</strong>ung nur gelten lÅsst, solange sie<br />

ihm Vorteile <strong>ein</strong>bringt. Bei ihm ist <strong>ein</strong>e Wesensart besonders<br />

ausgeprÅgt, <strong>die</strong> viele Menschen wenngleich in geringerem<br />

MaÇe aufweisen: dass sie nÅmlich alles, was ihren Interessen<br />

<strong>die</strong>nt, fÄr in hÉchstem Grade logisch <strong>und</strong> vernÄnftig h<strong>alt</strong>en,<br />

wohingegen ihnen dasjenige, was sie Geld, Besitz oder Einfluss<br />

kostet oder in Zukunft mÉglicherweise kosten kÉnnte,<br />

von vornher<strong>ein</strong> als unvernÄnftig <strong>und</strong> unrechtmÅÇig ersch<strong>ein</strong>t.<br />

Sie identifizieren gedankenlos aber mit der Absolutheit von<br />

SonnenkÉnigen das Rationelle mit dem Rationalen, das NÄtzliche<br />

mit dem VernunftmÅÇigen <strong>und</strong> nehmen also, wenn es<br />

um ihr eigenes Wohl geht, <strong>ein</strong>e Art Generalistenposition <strong>ein</strong>,<br />

wÅhrend ihnen <strong>die</strong> Interessen der Anderen, der Allgem<strong>ein</strong>heit,<br />

als etwas Spezielles, gÅnzlich Untergeordnetes ersch<strong>ein</strong>en, fÄr<br />

das der <strong>alt</strong>e Adam Smith schon sorgen wird. Was sie <strong>ein</strong>mal<br />

in ihren Klauen h<strong>alt</strong>en, glauben sie, auf <strong>im</strong>mer <strong>und</strong> mit vollem<br />

Recht zu besitzen, <strong>und</strong> legen sich mit jedem an, der sie daran<br />

hindern will, noch reicher zu werden.


Wie gesagt, ich mag ihn nicht, wiederholt er. K<strong>ein</strong>er mag ihn;<br />

aber ziemlich viele mÄssen fÄr ihn arbeiten. Als er nun plÉtzlich<br />

in der Halle auftauchte, wÅre ich am liebsten rÄckwÅrts<br />

wieder hinausspaziert.<br />

Er war damals hauptsÅchlich damit beschÅftigt, den opt<strong>im</strong>alen<br />

Zeitpunkt abzupassen, um s<strong>ein</strong> 'Lebenswerk' mit grÉÇtmÉglichem<br />

Profit an <strong>ein</strong>en GroÇkonzern zu verscherbeln, um sodann<br />

in hÉheren Gefilden, das heiÇt, in Monaco, Marbella, <strong>im</strong><br />

Tessin oder an der Cote d'Azur, <strong>ein</strong>em begÄterten Publikum<br />

so elitÅre Figuren wie den gelangweilten Nabob, den wissenden<br />

Mann von Welt, den unbequemen Nonkonformisten oder<br />

den harten aber fairen elder sportsman vorzuspielen. Solange<br />

<strong>die</strong>ser Zeitpunkt noch nicht gekommen war, begnÄgte er sich<br />

damit, <strong>die</strong>se Rollen vor s<strong>ein</strong>en Angestellten schon mal <strong>ein</strong>zustu<strong>die</strong>ren.<br />

Dass ich ihn nicht mochte <strong>und</strong> ihm instinktiv aus dem Weg<br />

gegangen bin, ist, von <strong>ein</strong>er hÉheren Warte, allerdings <strong>ein</strong><br />

GlÄck fÄr mich gewesen, denn als ich nun kurz hinter ihm, der<br />

von Frau Plummer unter vielen KratzfÄÇen her<strong>ein</strong>gebeten<br />

wurde, den Raum betrat, wurde ich Rahels gewahr, <strong>die</strong> auf<br />

<strong>ein</strong>en Wink ihrer Chefin auf mich zukam, um sich m<strong>ein</strong>er<br />

anzunehmen.<br />

-Die kl<strong>ein</strong>en Handreichungen des Schicksals.<br />

-Wenn du so willst.<br />

-Das Schicksal macht uns zuweilen Geschenke, <strong>die</strong> viel wertvoller<br />

sind als alles, was wir uns schwer erarbeiten mÄssen.<br />

<strong>Brunner</strong>s St<strong>im</strong>me, <strong>die</strong> fÄr gewÉhnlich k<strong>alt</strong> <strong>und</strong> zynisch klingt,<br />

hat <strong>ein</strong>en BeschÄtzerton angenommen. Er muss an s<strong>ein</strong>e Kinder<br />

denken <strong>und</strong> daran, was sie ihm bedeuten.<br />

-Manche sind allerdings mit Vorsicht zu genieÇen, fÅllt ihm<br />

dann <strong>ein</strong>. Durch d<strong>ein</strong> VerhÅltnis zu Rahel bist du daran gehindert<br />

worden, andere Frauen kennenzulernen, <strong>die</strong> vielleicht<br />

besser zu dir gepasst hÅtten, <strong>und</strong> hast dabei viel Zeit verloren.


Dieser M<strong>ein</strong>ung widerspricht Kojout. Er beginnt <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mer<br />

auf <strong>und</strong> ab zu schreiten <strong>und</strong> <strong>Brunner</strong> in langen, weitschweifigen<br />

SÅtzen zu erklÅren, dass es <strong>ein</strong>e tolle Zeit gewesen sei,<br />

<strong>ein</strong>e stÄrmische Verbindung voller Glut <strong>und</strong> Leidenschaft,<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>e kostbare Erfahrung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Verletzungen, <strong>die</strong> ihm<br />

am Ende zugefÄgt worden seien, <strong>im</strong> groÇen <strong>und</strong> ganzen doch<br />

aufwiege, <strong>und</strong> dass er mit s<strong>ein</strong>em schon lange in ruhigen EhegewÅssern<br />

dahinschw<strong>im</strong>menden GegenÄber nicht tauschen<br />

wolle. Sicher, es habe vielleicht Alternativen gegeben, Optionen,<br />

<strong>die</strong> er in der irrigen wenn auch begreiflichen Annahme<br />

ausgeschlagen habe, s<strong>ein</strong>e Beziehung zu Rahel werde von<br />

lÅngerer Dauer s<strong>ein</strong>. Aber insgesamt ÄberwÉgen <strong>die</strong> Vorteile.<br />

AuÇenstehende, <strong>die</strong> von all dem SchÉnen, das er mit ihr erlebt<br />

habe, nichts wÄssten, <strong>und</strong> wie glÄcklich er mit ihr gewesen<br />

sei, kÉnnten das natÄrlich nicht begreifen.<br />

-Sie hat mich angelÅchelt, sagt er schwÅrmerisch. Auf <strong>ein</strong>e<br />

Weise ... 'umwerfend' ist wohl das richtige Wort. Es war <strong>ein</strong>e<br />

Offenbarung, <strong>ein</strong>e Art He<strong>im</strong>kehr von den Irrfahrten m<strong>ein</strong>es<br />

Lebens, <strong>und</strong> zugleich <strong>ein</strong> Versprechen. Wie wenn <strong>ein</strong><br />

Armstrong, <strong>ein</strong> Kolumbus als erster <strong>ein</strong>e neue Welt betritt.<br />

<strong>Brunner</strong> hebt den Blick zur Decke. Die Einf<strong>alt</strong> s<strong>ein</strong>es Fre<strong>und</strong>es<br />

erschreckt ihn <strong>im</strong>mer wieder aufs neue.<br />

-Ich m<strong>ein</strong>e, ihr LÅcheln ist schon an <strong>und</strong> fÄr sich <strong>ein</strong>e Wucht,<br />

wenn sie x-beliebige K<strong>und</strong>schaft begrÄÇt, <strong>die</strong> ihr gar nichts<br />

bedeutet. Es entspricht ihrem fre<strong>und</strong>lichen, weitherzigen Wesen,<br />

mit dem sie jeden fÄr sich <strong>ein</strong>n<strong>im</strong>mt, vom Vorstand bis<br />

zum Botenjungen, so dass sich vermutlich jeder Firmengast<br />

von ihr angeh<strong>im</strong>melt <strong>und</strong> <strong>ein</strong>geladen fÄhlt. Wenn auch sicherlich<br />

nicht <strong>im</strong> gleichen MaÇe wie ich damals.<br />

-Sicherlich, sagt <strong>Brunner</strong> gedehnt.<br />

Wenn ich dich programmieren mÄsste, ich weiÉ nicht, ob man<br />

mir d<strong>ein</strong>e Dummheit durchgehen lassen wÄrde.<br />

-Und ist natÄrlich der Gr<strong>und</strong>, warum Wolfram sie nach all den<br />

Jahren <strong>im</strong>mer noch als Empfangsdame beschÅftigt, ich weiÇ.


Er stÉÇt <strong>ein</strong>en Seufzer aus, wÅhrend <strong>Brunner</strong> wieder nach<br />

<strong>ein</strong>em der bunten Magazine greift <strong>und</strong> anfÅngt, darin herumzublÅttern.<br />

-Von allen glÄcklichen Erfahrungen, <strong>die</strong> ich in m<strong>ein</strong>em Leben<br />

gemacht habe, <strong>ein</strong>schlieÇlich unserer ..., unserer ersten ... duweiÇt-schon<br />

...<br />

-Gehfaus, sagt <strong>Brunner</strong> kurz aufblickend.<br />

-Liebesnacht, <strong>die</strong> ja bei vielen Paaren, <strong>und</strong> auch Ex-Paaren,<br />

den hÉchsten Erinnerungswert besitzt, zumindest, wenn sie<br />

<strong>ein</strong>igermaÇen hinhaut, ist <strong>die</strong>ses LÅcheln, <strong>die</strong>ses mutwillige,<br />

betÉrende, unverhÄllte LÅcheln <strong>ein</strong>deutig <strong>die</strong> stÅrkste, <strong>die</strong><br />

hochprozentigste, <strong>die</strong> mit dem grÉÇten Libidogeh<strong>alt</strong> behaftete.<br />

Doch, wirklich! Es Äbertrifft alles, was ich jemals, vorher <strong>und</strong><br />

nachher, erlebt habe, um <strong>ein</strong> Vielfaches, <strong>und</strong> ich wÄrde es,<br />

ohne zu zÉgern, unter allen schÉnen Erinnerungen m<strong>ein</strong>es<br />

Lebens an <strong>die</strong> erste Stelle setzen. WÄrde, vor <strong>die</strong> Wahl gestellt,<br />

lieber von ihr noch <strong>ein</strong>mal auf <strong>die</strong> genannte Art <strong>und</strong><br />

Weise angelÅchelt, als, zum Beispiel, mit <strong>ein</strong>er Miss Universum<br />

zu schlafen. - Du lachst? N<strong>ein</strong>, du kannst mir ruhig glauben.<br />

AuÇer dir hat mir in m<strong>ein</strong>em Leben k<strong>ein</strong> anderer Mensch<br />

so viel bedeutet.<br />

-Schon gut, sagt <strong>Brunner</strong>. Du brauchst dich nicht<br />

<strong>ein</strong>zuschle<strong>im</strong>en.<br />

-N<strong>ein</strong>, wirklich, sagt er leise. Was wÅre aus mir geworden,<br />

wenn du mich damals nicht aufgelesen hÅttest? - Unsere<br />

Fre<strong>und</strong>schaft, setzt er nach kurzer Überlegung hinzu, ist mir<br />

sogar mehr wert als <strong>die</strong> Liebe zu <strong>die</strong>ser Frau.<br />

-Jetzt sagst du das.<br />

-Auf jeden Fall ist sie stabiler.<br />

-Muss man wohl annehmen.<br />

-Hat den Fallwinden der Zeit mehr entgegenzusetzen.<br />

-Mir kommen <strong>die</strong> TrÅnen, sagt <strong>Brunner</strong> <strong>und</strong> bricht in GelÅchter<br />

aus.


Ihm ist plÉtzlich froh zumute, <strong>und</strong> <strong>die</strong>s sch<strong>ein</strong>t ihm der <strong>ein</strong>zige<br />

Weg, es mitzuteilen, da er es mit Worten nicht kann.<br />

-Rahel <strong>und</strong> ich, wir kannten uns ja bereits.<br />

-Jetzt nicht <strong>die</strong> <strong>alt</strong>e Geschichte.<br />

<strong>Brunner</strong>s Gesicht verzieht sich, als mÄsse er <strong>ein</strong>en harten<br />

Brocken herunterschlucken; doch Kojout achtet nicht darauf.<br />

-Ich hatte mich schon auf dem Bahnhof in ihre Augen verliebt.<br />

-Kuhaugen, sagt <strong>Brunner</strong>.<br />

-Ich sah sie <strong>und</strong> erinnerte mich, <strong>und</strong> mir war gleich klar, wie<br />

leicht ich, auf <strong>ein</strong> Zeichen von ihr, <strong>ein</strong>en winzigen Fingerzeig<br />

des Erkennens <strong>und</strong> der Ermutigung, den Kopf verlieren konnte.<br />

Ich war hin <strong>und</strong> weg, <strong>und</strong>, wie sich herausstellte, sie war es<br />

auch - wenngleich aus anderen GrÄnden. Nur nebenbei hat sie<br />

mich als ihren Harburger NachhilfeschÄler identifiziert. Die<br />

Szene am Bahnsteig, hat sie mir spÅter erzÅhlt, sei absolut<br />

zweitrangig gewesen. Und was m<strong>ein</strong> àuÇeres angehe, wÅre<br />

sie sogar mit weniger zufrieden gewesen - obwohl sie ja sonst<br />

besser gebaute MÅnner bevorzugt. HauptsÅchlich habe sie<br />

mich wegen m<strong>ein</strong>er Aussprache ihres Namens in ihr Herz<br />

geschlossen, <strong>und</strong> zwar sofort <strong>und</strong> vorbeh<strong>alt</strong>los.<br />

-Bisschen Äbertrieben, findet <strong>Brunner</strong>.<br />

-Du kannst dir vorstellen, dass der Termin bei Wolfram unter<br />

<strong>die</strong>sen UmstÅnden zweitrangig fÄr mich gewesen ist. Um Zeit<br />

zu schinden, habe ich mich erst <strong>ein</strong>mal fÉrmlich bei ihr vorgestellt.<br />

AusfÄhrlich-umstÅndlich. - Da war sie, <strong>die</strong> Frau vom<br />

Harburger Bahnhof, mit der ich in bedauerlicher Unkenntnis<br />

<strong>die</strong>ses Zufalles <strong>ein</strong> paar fÉrmliche, nichtssagende E-Mails<br />

ausgetauscht hatte, <strong>die</strong> ich mir Äbrigens anderntags nochmals<br />

durchgelesen habe, um, gewissermaÇen zwischen den Zeilen,<br />

aus den Formulierungen, wenn auch natÄrlich k<strong>ein</strong>e Botschaft,<br />

denn das wÅre verrÄckt gewesen, so doch etwas Äber<br />

ihre PersÉnlichkeit zu erfahren.


Normalerweise wÄrde <strong>Brunner</strong> jetzt verÅchtlich schnauben<br />

<strong>und</strong> s<strong>ein</strong> UnverstÅndnis darÄber ÅuÇern, warum wegen<br />

Schnepfen wie Rahel soviel Aufhebens gemacht werde.<br />

HÄbsch sei sie ja, <strong>und</strong> habe auch kÉrperlich <strong>ein</strong>iges zu bieten,<br />

aber sonst sei wenig mit ihr anzufangen. Doch weil ihm wieder<br />

<strong>die</strong> Nase lÅuft <strong>und</strong> er sich ziemlich schlapp <strong>und</strong> elend<br />

fÄhlt, lÅÇt er Kojout weiter schwadronieren: von dem super<br />

Eindruck, den sie auf ihn gemacht habe. Von ihrem LÅcheln,<br />

ihrem hÄbschen Gesichtchen. Ihre B<strong>ein</strong>e HÄften. Die Bluse,<br />

pastellrot, mit sich wellendem Ausschnitt Äber den BrÄsten.<br />

Wie <strong>ein</strong>e stark vergrÉÇerte Vagina, wenn <strong>Brunner</strong> den Vergleich<br />

gestatte. Der ganze Raum sei prallvoll mit ihrer Weiblichkeit<br />

gewesen. Vom Boden bis zur Decke. Unglaublich!<br />

Er holt tief Luft.<br />

-Wolfram sei leider in <strong>ein</strong>er Besprechung, hat sie gesagt, <strong>und</strong><br />

mir den SchlÄssel fÄr das Z<strong>im</strong>mer hingeh<strong>alt</strong>en. Den wolle sie<br />

mir, bevor sie es vergesse, jetzt gleich aushÅndigen. Samt<br />

<strong>ein</strong>igen ErlÅuterungen, das NÅchtigen in firmeneigenen RÅumen<br />

betreffend. Und hat mich, da ich mich so dÅmlich anstellte<br />

<strong>und</strong> ihre Wegbeschreibung sch<strong>ein</strong>bar partout nicht verstehen<br />

wollte, dorthin begleitet.<br />

Er hÅlt inne. Er spÄrt, dass s<strong>ein</strong> Herz schneller schlÅgt.<br />

-Seite an Seite mit ihr <strong>die</strong> Treppen hoch steigen, also ich sage<br />

dir. Denn vor FahrstÄhlen hat Rahel, auch heute noch, Angst.<br />

Was glaubst du, was das fÄr <strong>ein</strong>e ... <strong>ein</strong>e Befriedigung war.<br />

Und k<strong>ein</strong>eswegs, weil ich ihre Art zu gehen vom Bahnhof her<br />

schon kannte <strong>und</strong> mir gut vorstellen konnte, wie sie be<strong>im</strong><br />

Treppensteigen von hinten aussieht.<br />

S<strong>ein</strong> Gesicht ist jetzt ganz verklÅrt.<br />

-Wir schwiegen, wÅhrend wir neben<strong>ein</strong>ander durch <strong>die</strong> GÅnge<br />

liefen. Ein beredtes Schweigen, dem <strong>ein</strong> starkes GefÄhl der<br />

Verb<strong>und</strong>enheit sich be<strong>im</strong>ischte, gleichsam als wÅren wir bereits<br />

seit Urzeiten Fre<strong>und</strong>e. Bei ihr fÄhlte ich mich geborgen<br />

<strong>und</strong> gut aufgehoben. VollstÅndige Über<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mung der KÉr-


per <strong>und</strong> Seelen, wenn du verstehst. Sich leibsweise fallen<br />

lassen, in vollem Vertrauen auf den Anderen, aber noch ohne<br />

jeden Gedanken an <strong>die</strong> AnsprÄche <strong>und</strong> den Druck <strong>ein</strong>er intensiven<br />

geschlechtlichen Beziehung. Das, dachte ich, muss <strong>die</strong><br />

wahre Liebe s<strong>ein</strong>.<br />

Er hat sich in <strong>ein</strong>e Sofaecke zurÄckgelehnt <strong>und</strong> hÅlt <strong>die</strong> Augen<br />

geschlossen. PlÉtzlich richtet er sich auf <strong>und</strong> sagt:<br />

-Die MÄdigkeit war weg. Wie weggeblasen. Was mir aber erst<br />

spÅter aufgefallen ist. Im Moment war ich zu abgelenkt, von<br />

ihrer SchÉnheit, ihrer Aufgeschlossenheit, von der Anmut, mit<br />

der sie sich, von den Fesseln bis zu den Locken, neben mir<br />

herbewegte.<br />

Er tupft mit den Fingern Äber den Rand s<strong>ein</strong>es Glases <strong>und</strong><br />

ergÅnzt, er sei plÉtzlich viel zuversichtlicher gewesen, den<br />

RÄhrmaschinenabsatz wie auch s<strong>ein</strong> ganzes derzeitiges <strong>und</strong><br />

kÄnftiges Leben betreffend. Die Begegnung mit <strong>ein</strong>er Frau<br />

wie Rahel lasse <strong>die</strong> eigene Existenz in neuem, hellerem Licht<br />

ersch<strong>ein</strong>en. Und <strong>die</strong>ser plÉtzliche Opt<strong>im</strong>ismus habe ihm <strong>ein</strong>e<br />

halbe St<strong>und</strong>e spÅter bei Wolfram sehr geholfen. Diesen habe<br />

er sich nach Heitmanns Schilderungen als <strong>ein</strong>e Art zweiten<br />

Dickfeld vorgestellt, der s<strong>ein</strong>em Chef an RÄcksichtslosigkeit<br />

in nichts nachstehe. Ein Irrtum, wie sich herausstellte. Wolfram<br />

habe sich, wegen s<strong>ein</strong>er allzeit fre<strong>und</strong>lich zuvorkommenden<br />

Art, <strong>die</strong> echt aus dem Herzen zu kommen sch<strong>ein</strong>e, als<br />

sehr angenehmer GesprÅchspartner erwiesen. Wenn ihm danach<br />

sei, verbreite er so viel Charme, dass noch der graueste<br />

Miesepeter auflebe, sobald er mit ihm <strong>ein</strong> paar Worte gewechselt<br />

habe. In s<strong>ein</strong>er Gegenwart wÄrden GeschÅftsbesprechungen<br />

nachgerade zu <strong>ein</strong>em VergnÄgen.<br />

-Jau, sagt <strong>Brunner</strong>. Selbst als Vorgesetzter ist er <strong>die</strong> LiebenswÄrdigkeit<br />

in Person, <strong>und</strong> dadurch besonders bei s<strong>ein</strong>en weiblichen<br />

Angestellten unhe<strong>im</strong>lich beliebt.<br />

-Ich habe nur von der OberflÅche gesprochen, sagt Kojout<br />

dÄster.


-Jetzt mal ernsthaft. Ich kenne ihn nicht persÉnlich, habe aber<br />

schon viel Negatives Äber ihn gehÉrt. Ansch<strong>ein</strong>end polarisiert<br />

er <strong>die</strong> Leute. Die <strong>ein</strong>en sagen Schlitzohr zu ihm, du Schlaufuchs.<br />

Andere, ganz normale, vernÄnftige PersÉnlichkeiten,<br />

wie d<strong>ein</strong> Chef zum Beispiel, haben <strong>ein</strong>en derartigen Gieper<br />

auf ihn, dass sie in s<strong>ein</strong>er Gegenwart nicht ruhig sitzenbleiben<br />

kÉnnen, sondern ihm am liebsten <strong>die</strong> ganze Zeit Beleidigungen<br />

an den Kopf werfen wÄrden. Sie stellen ihn als <strong>ein</strong> intrigantes<br />

Monstrum dar, als FalschmÄnzer, SeelenverkÅufer <strong>und</strong><br />

schl<strong>im</strong>me GeiÇel der Menschheit.<br />

-Wolfram kann gut mit Menschen umgehen, sagt Kojout. Mit<br />

Politikern wie Kottkamp, UnternehmensfÄhrern wie Dickfeld,<br />

aber auch mit mir damals. Wer ihn genauer kennenlernt,<br />

merkt natÄrlich, was fÄr <strong>ein</strong> moralischer KrÄppel er ist. Ein<br />

Luftikus, der sich nicht scheut, obwohl verheiratet, mit jeder<br />

<strong>ein</strong>igermaÇen hÄbschen SekretÅrin oder Empfangsdame int<strong>im</strong><br />

zu werden. Davon habe ich damals aber noch k<strong>ein</strong>e Kenntnis<br />

gehabt, sondern mich nur Äber den herzlichen, leutseligen<br />

Empfang gew<strong>und</strong>ert, <strong>und</strong> Äber <strong>die</strong> RÄcksichtnahme, <strong>die</strong> mir<br />

von ihm entgegengebracht wurde. Eine der wenigen FÄhrungskrÅfte,<br />

habe ich gedacht, <strong>die</strong> GeschÅftspartnern <strong>und</strong> auch<br />

untergeordneten Vertriebsingenieuren genÄgend Zeit lassen,<br />

sich zu sammeln <strong>und</strong> zu besinnen, <strong>und</strong> es nicht Äbel nehmen,<br />

ja nicht <strong>ein</strong>mal zu bemerken sch<strong>ein</strong>en, wenn man sich nach<br />

<strong>ein</strong>er lÅngeren Anreise zuerst <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> bisschen akkl<strong>im</strong>atisieren<br />

muss.<br />

S<strong>ein</strong> BÄro: <strong>ein</strong> riesiger Raum, <strong>ein</strong>es Kronprinzen <strong>und</strong> kÄnftigen<br />

Vorstandes wÄrdig, mit <strong>ein</strong>er geradezu fÄrstlichen Innen<strong>ein</strong>richtung<br />

<strong>und</strong> WÅnden, <strong>die</strong> nach zwei H<strong>im</strong>melsrichtungen<br />

ganz aus Spiegelglasfenstern bestehen, durch <strong>die</strong> man auf den<br />

Wharf <strong>und</strong> <strong>die</strong> Werften, auf Docks <strong>und</strong> AnlegebrÄcken, Ausflugsdampfer<br />

<strong>und</strong> Ozeanriesen <strong>und</strong> bei gutem Wetter fast bis<br />

zur ElbmÄndung sehen kann. K<strong>ein</strong>e Spur von der Hektik <strong>und</strong><br />

Aufgeregtheit des angrenzenden GroÇraumbÄros. Ein Ort der


Gelassenheit, der Meditation gar, an dem sich GeschÅfte in<br />

vertrauter R<strong>und</strong>e aushandeln <strong>und</strong> AbschlÄsse feiern lassen.<br />

MÉblierung in teuerstem Tropenholz natÄrlich ...<br />

-Respekt vor den RegenwÅldern in <strong>die</strong>sen Kreisen: null, sagt<br />

<strong>Brunner</strong> torpedogleich.<br />

-Zwei kostbare GemÅlde an der hinteren Trennwand, seltsam<br />

vertrackte mittel<strong>alt</strong>erliche StÅdteansichten <strong>ein</strong>es groÇen Meisters,<br />

MÅrkte in Bologna, Antwerpen oder Altheidelberg darstellend.<br />

Daneben aufwendig gerahmte Auszeichnungen <strong>und</strong><br />

Zulassungsbescheide von LebensmittelbehÉrden auch auÇereuropÅischer<br />

LÅnder, farbenprÅchtige GÄtesiegel fÄr verschiedene<br />

Milchprodukte, sÄÇsaure Senfe <strong>und</strong> f<strong>ein</strong>wÄrzige Saucen,<br />

sowie <strong>ein</strong> Ehrenpreis fÄr den Wackelpudding des Jahres. Alles<br />

ziemlich be<strong>ein</strong>druckend. Mit derart mÉblierten GeschÅftspartnern<br />

verkehre ich normalerweise nicht. Die n<strong>im</strong>mt sich Heitmann<br />

meistens persÉnlich vor.<br />

Er schiebt s<strong>ein</strong> leeres Glas beiseite <strong>und</strong> sagt:<br />

-Nach der fre<strong>und</strong>lichen <strong>und</strong> geradezu enthusiastischen BegrÄ-<br />

Çung hat er mir s<strong>ein</strong> bequemstes Lederfauteuil angeboten.<br />

Wasser, Saft, Kaffee? / Wasser, bitte, mit Gas. / Zwischen uns<br />

auf dem Mahagonitisch <strong>ein</strong> futuristisch geformter Aschenbecher,<br />

Geschenk des Landwirtschaftsministers von Trinidad;<br />

Anerkennung treuer Dienste <strong>und</strong> Nebenver<strong>die</strong>nste. Daneben<br />

<strong>ein</strong> Papierstapel mit AntrÅgen fÄr EU-Subventionen <strong>und</strong> <strong>ein</strong><br />

HÅufl<strong>ein</strong> <strong>alt</strong>er Aktenklammern. Ordentlich war Wolfram nicht<br />

gerade, s<strong>ein</strong>e Akten lieÇ er von Frau Plummer fÄhren, <strong>und</strong> den<br />

Rest erledigten <strong>die</strong> Putzfrauen. Aber fre<strong>und</strong>lich, wie gesagt.<br />

Absolutely open minded, wÄrden Amerikaner sagen. Er hat<br />

jegliche Verschnupftheit, um nicht Erbitterung zu sagen, Äber<br />

Heitmanns unausgesetzte QuerschÄsse gut verbergen kÉnnen,<br />

so dass ich, trotz NervositÅt <strong>und</strong> Schlafentzug, <strong>ein</strong> wenig<br />

Hoffnung schÉpfte.<br />

-Warum mÉgen sich <strong>die</strong> beiden eigentlich nicht? will <strong>Brunner</strong><br />

wissen.


-K<strong>ein</strong>e Ahnung, sagt Kojout. Das ist vor m<strong>ein</strong>er Zeit gewesen.<br />

Entweder sie sind sich <strong>ein</strong>st irgendwo in <strong>die</strong> Quere gekommen,<br />

oder es handelt sich um jene nicht seltene Form extremer<br />

Abneigung, <strong>die</strong> sich aus <strong>ein</strong>er vÉlligen Verschiedenartigkeit<br />

des Charakters ergibt. Wie du <strong>und</strong> Kottkamp.<br />

-HÉr mir bloÇ mit Kottkomp auf, knurrt <strong>Brunner</strong> <strong>und</strong> fÄgt<br />

<strong>ein</strong>igermaÇen heroisch hinzu, er werde s<strong>ein</strong>en Erzf<strong>ein</strong>d heute<br />

abend noch ertragen mÄssen.<br />

Zur Ablenkung sagt er:<br />

-Er muss doch von d<strong>ein</strong>er engen Zusammenarbeit mit Heitmann<br />

gewusst haben.<br />

-NatÄrlich. Die ganze Welt hat davon gewusst. Heitmann <strong>und</strong><br />

ich sind damals zeitweise unzertrennlich gewesen. Ein Kopp<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong> Arsch, wie man so sagt.<br />

-Er der Kopp, du der Arsch, sagt <strong>Brunner</strong> grinsend.<br />

Kojout sieht ihn stirnrunzelnd an, aber er ist nicht wirklich<br />

empÉrt Äber <strong>die</strong>se Taktlosigkeit.<br />

-Heitmann ist best<strong>im</strong>mt k<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>facher Vorgesetzter, gibt er<br />

unumw<strong>und</strong>en zu. Eitel, diktatorisch <strong>und</strong> launenhaft, erwartet<br />

er, von s<strong>ein</strong>en Mitarbeitern Äber<strong>die</strong>s noch bew<strong>und</strong>ert zu werden,<br />

wegen der unbestreitbar enormen, nachgerade spektakulÅren<br />

Erfolge, <strong>die</strong> er frÄher zugunsten der Firma erzielt hat,<br />

<strong>die</strong> ihm viel Anerkennung <strong>ein</strong>gebracht <strong>und</strong> in best<strong>im</strong>mten<br />

Kreisen zu <strong>ein</strong>igem Ruhm verholfen haben. Mit s<strong>ein</strong>en Launen<br />

habe ich persÉnlich k<strong>ein</strong>e Probleme. Mit schwierigen<br />

Menschen komme ich normalerweise ganz gut zurecht.<br />

-Im Gegensatz zu Johann, sagt <strong>Brunner</strong>.<br />

-Ja Johann ja, sagt Kojout <strong>und</strong> zieht <strong>die</strong> Stirn in F<strong>alt</strong>en.<br />

-Und <strong>im</strong> Gegensatz zu frÄher. Wo dir d<strong>ein</strong>e Freiheit so viel<br />

bedeutet hat.<br />

Kojout windet sich <strong>ein</strong> bisschen. Er kneift <strong>die</strong> Augen zusammen.<br />

-Heitmann ist eben etwas Besonderes, sagt er. Wenn du es<br />

unbedingt hÉren willst: auch ich zÅhle in gewisser Weise zu


s<strong>ein</strong>en Bew<strong>und</strong>erern <strong>und</strong> fahre nicht schlecht damit. Finanziell<br />

habe ich ganz schÉn von ihm profitiert <strong>und</strong> Äber <strong>die</strong> Jahre<br />

den <strong>ein</strong>en oder anderen Euro auf <strong>die</strong> hohe Kante legen kÉnnen.<br />

- Und auch mental. Heitmann ist mental unhe<strong>im</strong>lich stark<br />

<strong>und</strong> lÅsst sich von nichts unterkriegen. WiderstÅnde boxt er<br />

gnadenlos nieder, <strong>und</strong> wenn <strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>er Leute mal den Kopf<br />

hÅngen lÅsst, richtet er ihn verstÅndnisvoll wieder auf. AuÇerdem<br />

kann man von ihm alle wichtigen Tricks des<br />

VerkÅuferhandwerks lernen, den ganzen Kanon psychologischer<br />

Strategien, das gesamte Methodenarsenal, mit dem sich<br />

Kaufinteressenten zur Unterschrift bewegen lassen. Verkaufen<br />

ist ja k<strong>ein</strong> rationaler Prozess, sondern meist entscheidet<br />

sich der K<strong>und</strong>e aus dem Bauch heraus.<br />

<strong>Brunner</strong> gÅhnt. Ein verstohlener Blick auf <strong>die</strong> Wanduhr zeigt<br />

ihm, dass es kurz nach elf ist. In s<strong>ein</strong>er Firma beginnt gleich<br />

<strong>die</strong> Mittagspause, <strong>und</strong> <strong>die</strong> ersten Hungrigen sowie auch <strong>die</strong>jenigen,<br />

welche es hassen, in der Schlange zu stehen, eilen in<br />

<strong>die</strong> Kantine.<br />

-M<strong>ein</strong>e Strategie Wolfram gegenÄber, fÅhrt Kojout erbarmungslos<br />

fort, ist denkbar <strong>ein</strong>fach gewesen. Ich vermied es,<br />

den Namen m<strong>ein</strong>es Abteilungsleiters auszusprechen, obwohl<br />

er sich in fast jedem zweiten Satz geradezu aufdrÅngte, <strong>und</strong><br />

hoffte, er wÄrde verstehen, dass zwischen Heitmann <strong>und</strong> mir,<br />

trotz der engen Zusammenarbeit, <strong>ein</strong>e Distanz bestand, <strong>die</strong> es<br />

mir erlaubte, auch zu s<strong>ein</strong>en Gegenspielern <strong>ein</strong>e rationale <strong>und</strong><br />

gedeihliche Wechselbeziehung aufzubauen <strong>und</strong> vertrauensvoll<br />

GeschÅfte mit ihnen abzuschlieÇen. Eine Strategie Äbrigens,<br />

<strong>die</strong> sowohl Heitmann wie Wolfram jederzeit gebilligt hÅtten.<br />

Es kommt bei <strong>ein</strong>em GesprÅch unter MÅnnern, <strong>die</strong> sich eben<br />

erst kennengelernt haben, nicht unbedingt darauf an, aus welchem<br />

Stall sie stammen. Die Chemie, oder Harmonie, oder<br />

wie man <strong>die</strong>se Eigenschaft nennen soll, <strong>die</strong> nur von der Monade<br />

selbst, <strong>und</strong> nicht von den Beziehungen, <strong>die</strong> sie besitzt


oder nicht besitzt, ausgeht, spielt <strong>ein</strong>e tragende wenn nicht <strong>die</strong><br />

entscheidene Rolle in der menschlichen SozialÉkonomie.<br />

-Er bew<strong>und</strong>ere Dickfeld, hat Wolfram gesagt <strong>und</strong> sich zurÄckgelehnt,<br />

wobei er m<strong>ein</strong>e Augen fixierte. Wie der in den<br />

<strong>alt</strong>en Zeiten, als GeschÅfte gewissermaÇen noch mit der<br />

Rohrpost abgewickelt wurden, <strong>die</strong> Firma hochgebracht habe.<br />

Genial mÄsse man das nennen, ge!-ni!-al!, mit 3 Ausrufezeichen,<br />

<strong>und</strong> wenn es, was nach s<strong>ein</strong>er M<strong>ein</strong>ung unbedingt wÄnschenswert<br />

sei, damit der wirtschaftliche Sektor endlich den<br />

ihm gebÄhrenden Platz <strong>im</strong> Bewussts<strong>ein</strong> der BevÉlkerung <strong>ein</strong>nehme,<br />

statt in den Me<strong>die</strong>n als halbkranker Mann hinter der<br />

Politik <strong>und</strong> dem Feuilleton her zu hinken, <strong>ein</strong>en Nobelpreis<br />

nicht nur fÄr Professoren, sondern auch fÄr Praktiker <strong>und</strong><br />

richtige Wirtschaftsmenschen gebe, habe ihn Dickfeld als<br />

erster ver<strong>die</strong>nt. - Ja, so war Wolfram; selber ÅuÇerst erfolgreich,<br />

erkannte er doch <strong>die</strong> geistige Überlegenheit Anderer<br />

ohne weiteres an. SchÅmte sich nicht, s<strong>ein</strong>en Vorstand zu<br />

preisen <strong>und</strong> hatte selbst fÄr Youngster <strong>und</strong> Nobo<strong>die</strong>s wie mich<br />

allzeit <strong>ein</strong> lobendes Wort parat. Lobte zum Beispiel m<strong>ein</strong>e<br />

PrÅsentation Äber alle MaÇen - obwohl er bis dato nur <strong>die</strong><br />

Überschriften gesehen hatte. Wolfram ist eben <strong>ein</strong>er, der sich<br />

quasi automatisch Äberall beliebt macht. Er kann, aufgr<strong>und</strong><br />

s<strong>ein</strong>er fre<strong>und</strong>lichen Wesensart, gar nicht anders, als angenehm<br />

<strong>und</strong> sympathisch herÄberzukommen. Er gibt allen, auch denen,<br />

<strong>die</strong> ihn kaum kennen, das GefÄhl, dass sie sich in kritischen<br />

Situationen h<strong>und</strong>ertprozentig auf ihn verlassen kÉnnen.<br />

Auch ich fÄhlte mich, zuerst unmerklich, dann <strong>im</strong>mer deutlicher,<br />

zu ihm hingezogen. Das ging so weit, dass ich <strong>im</strong> Laufe<br />

unseres GesprÅches m<strong>ein</strong>te, er wÄrde mir, falls ich ihn darum<br />

bÅte, weil <strong>die</strong> GeschÅfte bei Heitmann <strong>im</strong> Moment nicht so<br />

gut liefen, blindlings sofort <strong>ein</strong>en Job anbieten. Und bei<br />

Dickfeld, dem <strong>ein</strong>gebildeten, cholerischen, ewig griesgrÅmigen<br />

Dickfeld, hatte er, wie er offen zugab <strong>und</strong> womit er sogar


kokettierte, definitiv <strong>ein</strong>en St<strong>ein</strong> <strong>im</strong> Brett. Es sei ihm <strong>ein</strong> nicht<br />

geringer Trost, sagte er beispielweise, dass Dickfeld groÇe<br />

StÄcke auf ihn h<strong>alt</strong>e, <strong>und</strong>, wie er ihm bereits mehrfach offenbart<br />

habe, GroÇes, weit Äber das TagesgeschÅft Hinausgehendes<br />

mit ihm vorhabe. Vielleicht sollte ich mich deswegen<br />

schÅmen, aber ich schÅme mich Äberhaupt nicht, rief er mir<br />

zu, ich erzÅhle es jedem, wie ich zu Dickfeld stehe.<br />

-Dick mit Dickfeld, wirft <strong>Brunner</strong> <strong>ein</strong>.<br />

-Sowas lag mir auch auf der Zunge. Doch ich lieÇ es lieber<br />

nicht entweichen. Im Hinblick auf unsere kÄnftige vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit wollte ich das zarte PflÅnzchen der<br />

Eintracht <strong>und</strong> gegenseitigen WertschÅtzung nicht unnÉtig<br />

gefÅhrden.<br />

Ob ich den SchlÄssel schon bekommen habe, erk<strong>und</strong>igte er<br />

sich zwischendurch. / Ja, sagte ich, <strong>die</strong> Empfangsdame habe<br />

ihn mir bereits ausgehÅndigt. Wie heiÇt sie noch? Frau ... - in<br />

der irrationalen Erwartung, Rahels Namen von ihm ausgesprochen<br />

zu hÉren. Er tat mir den Gefallen. / Sie m<strong>ein</strong>en<br />

RÅtschel, sagte er. RÅtschel Riedicker.<br />

-RÅtschel? fragt <strong>Brunner</strong>.<br />

-GebÄrtiger EnglÅnder; <strong>die</strong> sprechen den Namen noch scheuÇlicher<br />

aus als ihr Deutschen, sagt Kojout, um sogleich fortzufahren:<br />

-Ich nahm <strong>ein</strong>en groÇen Schluck Wasser, wÅhrend ich m<strong>ein</strong>,<br />

wie ich glaubte, bestes Pokergesicht aufsetzte. / Ja, <strong>die</strong><br />

RÅtschel, sagte er leichthin <strong>und</strong> doch auch kryptisch, <strong>und</strong> <strong>ein</strong><br />

rÅtschelhaftes LÅcheln huschte Äber s<strong>ein</strong> Gesicht, so dass ich<br />

mich zum ersten <strong>und</strong> leider nicht zum letzten Mal gefragt<br />

habe, wie s<strong>ein</strong> VerhÅltnis zu dem MÅdchen wohl s<strong>ein</strong> mochte,<br />

<strong>und</strong> ob er, was Frau Plummer sicher nicht gutgeheiÇen hÅtte,<br />

bei ihr <strong>ein</strong>en Versuch gewagt hatte, <strong>und</strong> wenn ja, wie erfolgreich<br />

<strong>die</strong>ser gewesen war. Ich schwieg. In m<strong>ein</strong>er MÄdigkeit<br />

kam mir der Aschenbecher wie <strong>ein</strong> Raumschiff vor, das in<br />

Wolframs BÄro gelandet war <strong>und</strong> aus dem gleich Dutzende


kl<strong>ein</strong>er grÄner MÅnnchen in wattierten WeltraumanzÄgen<br />

vorquellen <strong>und</strong> mit kl<strong>ein</strong>en, aber hÉchst effektiven Waffen<br />

ohne Vorwarnung Gummigeschosse auf uns abschieÇen wÄrden.<br />

Auch er schwieg. Es war, als suchten wir nach Antworten auf<br />

Fragen, <strong>die</strong> gar nicht gestellt worden waren. SchlieÇlich, nach<br />

<strong>ein</strong>er Gedenkminute, in der wir reale <strong>und</strong> <strong>im</strong>aginierte Bilder<br />

von Rahel an unseren geistigen Augen vorbeiziehen lieÇen -<br />

Rahel, wie sie ihren Rock glatt streicht <strong>und</strong> sich langsam auf<br />

<strong>ein</strong>en Stuhl setzt, wie sie an ihrer Bluse zupft, <strong>ein</strong>en Knopf<br />

zumacht, ihren Mohairpulli Äberstreift, wie sie <strong>im</strong> untersten<br />

Fach <strong>ein</strong>es Aktenschrankes nach <strong>ein</strong>em Ordner sucht, mit<br />

EinkaufstÄten durch <strong>die</strong> Stadt eilt oder in Gedanken vertieft<br />

aus dem Fenster auf <strong>die</strong> Elbe starrt <strong>und</strong> aufblickt, wenn man<br />

sie anspricht, <strong>und</strong> <strong>ein</strong>en anlÅchelt. - Ich sage 'wir', denn ich<br />

bin Äberzeugt, dass es bei derart zu Herzen gehenden Angelegenheiten<br />

so etwas wie GedankenÄbetragung gibt - <strong>und</strong> obwohl<br />

es an mir gewesen wÅre, endlich zum Thema Margarineanlagenbau<br />

Äberzuleiten, aber GeschÅft ist das <strong>ein</strong>e, <strong>im</strong><br />

Universum der Wirtschaft natÄrlich das Wichtigste, schlieÇt<br />

jedoch <strong>die</strong> Verfolgung anderer, auch sek<strong>und</strong>Årer Interessen<br />

oder private Reflexionen k<strong>ein</strong>eswegs aus, sondern <strong>im</strong> Gegenteil<br />

kann <strong>ein</strong>e gelegentliche Ablenkung von der Jagd auf den<br />

Mehrwert <strong>ein</strong>en GeschÅftsmann wesentlich erfrischen <strong>und</strong><br />

innerlich auflockern (<strong>ein</strong>e <strong>alt</strong>bewÅhrte psychologische Erkenntnis<br />

<strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong>, warum es in manchen Firmen von<br />

der GeschÅftsleitung geduldete oder sogar gefÉrderte schwarze<br />

Kassen fÄr alle Arten von ich sage mal kulturellen Veranst<strong>alt</strong>ungen<br />

gibt), so dass <strong>die</strong> Konzessionsbereitschaft steigt<br />

<strong>und</strong> zuvor fÄr unÄberwindlich geh<strong>alt</strong>ene Verhandlungsbarrieren<br />

unter <strong>ein</strong>em ganz anderen, gelasseneren Blickwinkel betrachtet<br />

werden <strong>und</strong> entweder gÅnzlich an Bedeutung verlieren<br />

oder als ausklammerbar hintangestellt <strong>und</strong> auf kÄnftige<br />

Sitzungen vertagt werden, auf <strong>die</strong> man sich jetzt schon freut,


konnte er sich nicht enth<strong>alt</strong>en hinzuzufÄgen, RÅtschel sei<br />

wirklich <strong>ein</strong>e reizvolle Ersch<strong>ein</strong>ung. 'HeiÇer Feger', hÅtte er<br />

unter s<strong>ein</strong>esgleichen vermutlich gesagt, oder wenn wir uns<br />

besser gekannt hÅtten; tolle Nummer, <strong>und</strong> vernehmlich mit<br />

der Zunge geschnalzt. FÄr den Empfang <strong>ein</strong>e echte Bereicherung.<br />

Sie gebe sowohl NeuankÉmmlingen wie auch Alt<strong>ein</strong>gesessenen<br />

regelmÅÇig das GefÄhl, in Dickfelds Firma gut aufgehoben<br />

zu s<strong>ein</strong>. Nur leider Äberschreite sie in ihrem Eifer<br />

manchmal gewisse Grenzen.<br />

Bei <strong>die</strong>sen Worten blickte er versonnen zu s<strong>ein</strong>en Äbertrieben<br />

<strong>ein</strong>gerahmten GÄtesiegeln <strong>und</strong> gab mir das deutliche GefÄhl,<br />

nicht anwesend zu s<strong>ein</strong>; <strong>ein</strong> GefÄhl, aus dem ich mich durch<br />

Vorbringen <strong>ein</strong>es sch<strong>ein</strong>bar unaufgeregten, ganz <strong>und</strong> gar rationalen<br />

Einwandes befreit habe. Auf mich mache Rahel <strong>ein</strong>en<br />

vollkommen ehrlichen, durchaus zurÄckh<strong>alt</strong>enden Eindruck,<br />

sagte ich nachdrÄcklich. / Oh, ehrlich ist sie. In der Hinsicht<br />

habe es k<strong>ein</strong>e Beanstandungen gegeben. / Ich fragte mich<br />

natÄrlich sofort, in welcher Hinsicht es Beanstandungen gegeben<br />

hatte <strong>und</strong> warum er sich als Verkaufsleiter Äberhaupt<br />

gedanklich mit <strong>ein</strong>em EmpfangsfrÅul<strong>ein</strong> befasste, <strong>und</strong> sich<br />

<strong>im</strong>merhin so intensiv mit ihr aus<strong>ein</strong>andersetzte, dass er mir,<br />

<strong>ein</strong>em vÉllig Fremden, s<strong>ein</strong>e Besorgnisse mitteilte. / Vielleicht<br />

kÉnne man so sagen, fuhr er nach <strong>ein</strong>er Weile vorsichtig fort:<br />

sie nehme ihre EmpfangstÅtigkeiten Äberaus ernst. So ernst,<br />

dass sie sie auch auf den privaten Bereich ausdehne ... / Das<br />

war mir jetzt <strong>ein</strong>erseits zu direkt. Davon wollte ich lieber<br />

nichts hÉren. Andererseits fÄhlte sich verstÅndlicherweise<br />

<strong>ein</strong>iges in mir von dem schwarzen Loch der firmeninternen<br />

GerÄchtekÄche angezogen - ich m<strong>ein</strong>e, wenn <strong>ein</strong>em schon mal<br />

<strong>ein</strong> Insider freiwillig Auskunft gibt! / ... <strong>und</strong> in Sonderheit <strong>die</strong><br />

BÄroboten des Unternehmens neuerdings auf ihre private<br />

Empfangsliste gesetzt habe, donnerte er. / Diese Auskunft<br />

konnte mich nicht k<strong>alt</strong> lassen. Mit <strong>ein</strong>em Mal begann m<strong>ein</strong><br />

Herz zu flattern. Es wÄnschten sich m<strong>ein</strong> ganzes Ich, KÉrper


<strong>und</strong> Geist, Organe, Haut <strong>und</strong> Knochen nichts anderes, als zu<br />

Wolfram herÄber zu stolpern, sich mÄde <strong>und</strong> resigniert an s<strong>ein</strong><br />

schwarzes Herz zu schmiegen, um dort mit ihm in ihrem Leid<br />

<strong>ein</strong>s zu werden <strong>und</strong> gem<strong>ein</strong>sam zu verenden. / Nicht nur BÄroboten,<br />

fÄgte er fast heiter hinzu, als er sah, was er angerichtet<br />

hatte.<br />

Denn darum ging es ihm natÄrlich <strong>ein</strong>zig <strong>und</strong> all<strong>ein</strong>, wie ich<br />

sogleich hellsichtig erkannt habe: m<strong>ein</strong>e aufke<strong>im</strong>ende Zuneigung<br />

<strong>und</strong>, ich scheue mich nicht, es auszusprechen: Liebe, ja<br />

auch Liebe!; <strong>ein</strong>e zarte, zÅrtlich ÄberschÅumende, <strong>ein</strong>e anstÅndige,<br />

frÄhmorgendlich unschuldige Liebe <strong>und</strong> Zuneigung<br />

in Vorurteilen zu ersticken. Aber nicht mit mir, Mister Wolfram!<br />

Heitmanns Schule hatte mich gelehrt, solche Umtriebe<br />

zu durchschauen <strong>und</strong> wie <strong>ein</strong>en Sch<strong>wal</strong>l schlechter Luft unbe<strong>ein</strong>druckt<br />

an mir vorÄberwehen zu lassen. / Sie habe, fuhr er<br />

fort, durch ihre betrÅchtlichen AktivitÅten <strong>ein</strong> erstaunliches<br />

Sort<strong>im</strong>ent an Kontakten zusammengetragen, <strong>die</strong> sich Äber<br />

weite Kreise erstreckten, vom Auszubildenden bis hinauf zu<br />

den Gruppenleitern, <strong>und</strong> auch bei Vertretern von nur entfernt<br />

mit der Firma kooperierenden Institutionen habe sie sich <strong>ein</strong>en<br />

gewissen Leum<strong>und</strong> erworben. / Du bist bei ihr, dachte ich<br />

zynisch, aber wohl noch nicht gelandet.<br />

-Ein Irrtum, wirft <strong>Brunner</strong> <strong>ein</strong>.<br />

-Damals nicht, sagt Kojout best<strong>im</strong>mt. Sonst hÅtte er anders<br />

Äber sie geredet. / Sie sei nicht sehr wÅhlerisch, hat er mit<br />

<strong>ein</strong>em Anflug von Bitterkeit hinzugesetzt. / Und ich, ich verspÄrte<br />

Schmerz <strong>und</strong> Scham angesichts <strong>die</strong>ser EnthÄllungen.<br />

Etwas in m<strong>ein</strong>er Brust begann sich zu regen <strong>und</strong> begehrte<br />

heftig <strong>ein</strong>zutreten fÄr m<strong>ein</strong>e Dulzinea. Er kÉnne das sicher<br />

beurteilen, sagte ich <strong>und</strong>urchdringlich, um sofort in verbindlicherem<br />

Ton zu ergÅnzen, dass gegen gute Kontakte doch<br />

gr<strong>und</strong>sÅtzlich nichts <strong>ein</strong>zuwenden sei, <strong>und</strong> ich <strong>ein</strong>en Menschen,<br />

der s<strong>ein</strong>e Kontakte pflege <strong>und</strong> ausbaue <strong>und</strong> unausgesetzt<br />

liebevoll neue knÄpfe, zumal wenn sie Aussicht auf be-


ufliches Weiterkommen erÉffneten, <strong>die</strong> er oder sie sich schon<br />

lange erhoffe, weil ihn s<strong>ein</strong>e momentane Stellung nicht wirklich<br />

ausfÄlle oder befriedige, gut verstehen kÉnne. Gut nachvollziehen,<br />

sagte ich so ins Blaue hin<strong>ein</strong>, wenn <strong>ein</strong>e Empfangsdame<br />

sich besser positionieren wolle <strong>und</strong> HÉheres anstrebe,<br />

womÉglich den weit erfÄllenderen Wirkungskreis <strong>ein</strong>er<br />

ChefsekretÅrin. / Das Wort 'Befriedigung', sagte er daraufhin<br />

brÄsk, wÄrde ich <strong>im</strong> Zusammenhang mit RÅtschel aus verschiedenen<br />

GrÄnden nicht zur Anwendung bringen.<br />

Kojout nestelt wieder an der Keksdose, <strong>und</strong> als er sie endlich<br />

aufgekriegt <strong>und</strong> <strong>die</strong> letzten Dominost<strong>ein</strong>e herausgeholt hat,<br />

hÅlt er sie <strong>Brunner</strong> vor <strong>die</strong> Nase, damit der sie wieder auffÄllt.<br />

-Die nÅchste, sagt er kauend, <strong>die</strong> mich vor ihr gewarnt hat, ist<br />

dann Frau Plummer gewesen. Das war am Tag m<strong>ein</strong>er Abreise,<br />

als ich gern noch <strong>ein</strong>, zwei Worte mit m<strong>ein</strong>er Traumfrau<br />

gewechselt hÅtte, worÄber kannst du dir denken. Ich bin -<br />

etwas orientierungslos, muss ich sagen, weil ich nicht wusste,<br />

wie ich es anstellen sollte - nochmal <strong>im</strong> GroÇraumbÄro vorstellig<br />

geworden. Und dann <strong>die</strong> EnttÅuschung: k<strong>ein</strong>e Rahel<br />

weit <strong>und</strong> breit. - Schon kam <strong>die</strong> Plummerin auf mich zu gesegelt<br />

- weil: als jemand, der mit Wolfram auf du <strong>und</strong> du zu<br />

stehen sich anschickte <strong>und</strong> in nur <strong>ein</strong>er Woche drei Mal von<br />

ihm empfangen worden war, gehÉrte ich auf jeden Fall in den<br />

Kreis der von ihr wohlwollend Beachteten. / Wo Frau<br />

Redecker sei, wagte ich zu fragen. / Irgendwo <strong>im</strong> Hause unterwegs,<br />

sagte sie. Worum es denn gehe? Ob sie mir behilflich<br />

s<strong>ein</strong> kÉnne? / Ach, na ja. Nichts weiter, druckste ich herum.<br />

Ich wolle nur den Z<strong>im</strong>merschlÄssel zurÄckgeben. / Den kÉnne<br />

ich ebenso gut ihr Äberlassen, sagte sie ziemlich kurz <strong>und</strong><br />

fasste mich dabei scharf ins Auge. / Okay, sagte ich <strong>ein</strong>geschÄchtert<br />

<strong>und</strong> dachte: das war's wohl. M<strong>ein</strong> Interesse an Rahel<br />

wollte ich mir auf k<strong>ein</strong>en Fall anmerken lassen. Denn<br />

abgesehen von der Taktlosigkeit, <strong>die</strong> darin besteht, sich <strong>ein</strong>er


Ålteren Frau als Verehrer <strong>ein</strong>er jÄngeren zu erkennen zu geben,<br />

<strong>und</strong> auch von der Abneigung, <strong>die</strong> ich dagegen empfinde,<br />

fremden Menschen Einblicke in m<strong>ein</strong> GefÄhlsleben zu gewÅhren,<br />

leide ich, wenn es um <strong>die</strong> wichtigen Dinge des Lebens<br />

geht, also um SexualitÅt, den Tod <strong>und</strong> m<strong>ein</strong>e Finanzen, traditionell<br />

an <strong>ein</strong>er ÄbergroÇen Scheu, m<strong>ein</strong>e Interessen mit dem<br />

nÉtigen Nachdruck durchzusetzen, <strong>und</strong> an der <strong>ein</strong>gebildeten<br />

Furcht, <strong>ein</strong>er neugierigen Öffentlichkeit durch <strong>die</strong> allzu offenk<strong>und</strong>ige<br />

Verfolgung m<strong>ein</strong>er WÄnsche AngriffsflÅchen zu<br />

bieten, <strong>die</strong> mich bloÇstellen <strong>und</strong> fÄr <strong>im</strong>mer diskreditieren<br />

kÉnnten.<br />

-AuÇerdem wollte ich Rahel nicht ins Gerede bringen, setzt er<br />

nach <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Pause hinzu, wÅhrend <strong>Brunner</strong> mit der<br />

Dose in <strong>die</strong> KÄche trottet - <strong>ein</strong>e in s<strong>ein</strong>em Zustand betrÅchtliche<br />

Anstrengung - <strong>und</strong> mit <strong>ein</strong>er groÇen Schachtel Schleckereien<br />

wiederkommt.<br />

-Genutzt hat's nichts. Die Plummerin hat, was ich in m<strong>ein</strong>er<br />

Begriffstutzigkeit nicht gleich verstand, weil ich, wie <strong>die</strong><br />

meisten, <strong>die</strong> sie nicht richtig kennen, ihr EinfÄhlungsvermÉgen<br />

wie auch <strong>die</strong> aus der schieren Anzahl von Rahels Verehrern<br />

ge<strong>die</strong>hene Erfahrung in solchen Angelegenheiten unterschÅtzte,<br />

natÄrlich sofort gepeilt, worum es ging. / Falls ich<br />

mit Frau Redecker etwas zu besprechen habe, sagte sie spitz;<br />

<strong>die</strong> h<strong>alt</strong>e sich um <strong>die</strong>se Zeit gewÉhnlich in der Poststelle auf.<br />

Eine Treppe hÉher, Z<strong>im</strong>mer vier-zwo-vier. - Ich also, nach<br />

<strong>ein</strong>em abwiegelnden 'N<strong>ein</strong>, n<strong>ein</strong>', <strong>ein</strong>em halbwegs heldenhaft<br />

hingelegten 'Auf Wiedersehen' <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Umweg<br />

zum Zwecke der Spurenverwischung, suchte <strong>die</strong> Poststelle<br />

auf. Im Flur schon hÉrte ich kichern. Rahel! Es klang unbeschreiblich<br />

... sinnlich. Sie kriegte sich, vor Kichern, gar nicht<br />

<strong>ein</strong>. Dann sah ich sie, sah sie samt ihres vielgeschmÅhten BÄroboten.<br />

Sah, wie eng beide auf <strong>ein</strong> Pult gestÄtzt <strong>die</strong> KÉpfe<br />

zusammensteckten, so dass ihre Hinteransichten zu bew<strong>und</strong>ern<br />

waren - schÉne RÄcken zweier schÉner Menschen - <strong>und</strong>


habe mich natÄrlich, da ich selbst begonnen hatte, mir etwas<br />

auszurechnen, besorgt gefragt: lÅuft da was?<br />

-Wer aus <strong>ein</strong>er solchen Beobachtung derartige SchlÄsse zieht,<br />

kann gleich <strong>ein</strong>packen, sagt <strong>Brunner</strong> <strong>und</strong> versucht, <strong>die</strong><br />

Schachtel aufzureiÇen.<br />

-Es hat mich total genervt, zu sehen, wie gut sich sich <strong>die</strong><br />

beiden unterhielten.<br />

-Das heiÇt gar nichts, sagt <strong>Brunner</strong>. Auch schÉne Menschen<br />

sind gelegentlich in der Lage, sich ohne Hintergedanken zu<br />

amÄsieren.<br />

Kojout leckt sich Schokolade von den Lippen.<br />

-So kann vielleicht <strong>ein</strong> Unbeteiligter reden, der mit <strong>ein</strong>er Frau<br />

nichts am Hut hat, m<strong>ein</strong>t er Årgerlich. Ich aber stand da, den<br />

qualvollsten <strong>und</strong> niedrigsten Empfindungen ausgeliefert, <strong>die</strong><br />

man sich vorstellen kann. Ich wÄnschte sie zum Persen.<br />

Schlampe! habe ich gedacht. Flittchen! Hat Wolfram wohl<br />

doch recht. Das wird mir in Zukunft <strong>ein</strong>e Lehre s<strong>ein</strong>. Werde<br />

doch mit d<strong>ein</strong>em Boten glÄcklich! Der passt an Geist <strong>und</strong><br />

Bildung augensch<strong>ein</strong>lich viel besser zu dir. - Wobei ich <strong>im</strong><br />

selben Atemzug wusste, es ist mir nicht ernst damit.<br />

-Er wÄrde sich wegen <strong>ein</strong>es hÄbschen Laufburschens nicht so<br />

ins Hemd machen, wiederholt <strong>Brunner</strong> s<strong>ein</strong>en Standpunkt.<br />

Die ÅuÇere AttraktivitÅt <strong>ein</strong>es Mannes bedeute nach s<strong>ein</strong>er<br />

Erfahrung nicht viel. Wieviele hÄbsche MÅdchen heirateten<br />

hÅssliche MÅnner, sofern <strong>die</strong>se entweder unterh<strong>alt</strong>sam oder<br />

erfolgreich seien! MÉglichst beides. Erfolg <strong>und</strong> Eloquenz<br />

machten sexy, das sehe man <strong>im</strong>mer wieder <strong>im</strong> Fernsehen,<br />

ohne dass bei den Frauen unbedingt Berechnung <strong>im</strong> Spiel s<strong>ein</strong><br />

mÄsse. Jedenfalls nicht bewusst. Die Bindung an <strong>alt</strong>e, hÅssliche<br />

oder gar kÉrperlich behinderte Alpha-MÅnnchen, <strong>die</strong>,<br />

vielleicht gerade aufgr<strong>und</strong> ihrer Behinderung - als da sind<br />

SchmÅchtigkeit der Gest<strong>alt</strong>, Kl<strong>ein</strong>heit gewisser Organe,<br />

Taubnuss, abstehende Ohren, <strong>ein</strong> HinkefuÇ, Haarausfall oder<br />

Blindfisch - <strong>ein</strong>e besondere SensibilitÅt fÄr <strong>die</strong> St<strong>im</strong>mungen in


der Urhorde entwickelt <strong>und</strong> erst dadurch ihre hervorgehobene<br />

Stellung errungen hÅtten, als <strong>im</strong>mer wiederkehrendes Muster<br />

<strong>und</strong> Fortpflanzungsstrategie.<br />

-St<strong>im</strong>mt schon, sagt Kojout. Alpha-MÅnnchen, ob mit oder<br />

ohne Behinderung, kÉnnen, <strong>im</strong> Äbertragenen Sinne, <strong>die</strong> Puppen<br />

tanzen lassen. Guck dir Heitmann an. Die dritte Frau.<br />

-Die weniger Erfolgreichen mÄssten mit dem vorliebnehmen<br />

was ihnen, wiederum <strong>im</strong> Äbertragenen Sinne, widerstrebend<br />

vor <strong>die</strong> Flinte laufe <strong>und</strong> damit <strong>ein</strong> Leben lang auskommen,<br />

sagt <strong>Brunner</strong>.<br />

S<strong>ein</strong>e St<strong>im</strong>me hat sich verÅndert. Es ist <strong>die</strong> drÉhnend laute<br />

St<strong>im</strong>me <strong>ein</strong>es Menschen, dem s<strong>ein</strong>e M<strong>ein</strong>ung Äber alles geht.<br />

-Erfolg <strong>und</strong> Unterh<strong>alt</strong>ung gehÉrten zusammen. An den Tischen<br />

der Verlierer werde viel weniger gelacht als an denen<br />

der Erfolgreichen, <strong>und</strong> nicht nur, weil sich <strong>die</strong>se <strong>ein</strong>es grÉÇeren<br />

Wohlstandes erfreuten, sondern weil sie fÄr gewÉhnlich<br />

auch unterh<strong>alt</strong>samer seien. Denn um Erfolg zu haben, mÄsse<br />

man K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Vorgesetzte fÄr sich <strong>ein</strong>nehmen. Sie bezirzen.<br />

Und wie mache man das? Indem man sie gut unterh<strong>alt</strong>e.<br />

So schlieÇe sich der Kreis. Die grÉÇten Chancen bei Frauen<br />

hÅtten Witzbolde <strong>und</strong> Komiker. Das wÄrde <strong>die</strong> Statistik, wenn<br />

<strong>ein</strong>e solche gefÄhrt wÄrde, sofort beweisen. Witzig mÄsse<br />

man s<strong>ein</strong>. Humor sei das Einfallstor in jedes Frauenherz. Wer<br />

<strong>ein</strong>e Frau zum Lachen bringe, kÉnne k<strong>ein</strong> Raubtier s<strong>ein</strong>, sondern<br />

dokumentiere damit s<strong>ein</strong>e Harmlosigkeit <strong>und</strong> zeige zudem,<br />

dass <strong>im</strong> Alltagsleben gut mit ihm auszukommen sei.<br />

-Es gibt auch Gegenbeispiele, widerspricht Kojout. Aufgekratzte,<br />

bei Frauen <strong>und</strong> auch sonst erfolgreiche Typen, aber<br />

letztlich beziehungsunfÅhig.<br />

-ZunÅchst aber erfolgreich. Und darauf komme es an. Wenn<br />

allerdings <strong>ein</strong>er, wie Dickfelds Bote, s<strong>ein</strong>e witzige Munterkeit<br />

mit <strong>ein</strong>em entsprechenden KÉrperbau verbinde, sei er mÉglicherweise<br />

unschlagbar.


-Ich weiÇ gar nicht, ob er so witzig war, sagt Kojout. Rahel<br />

reicht, um lauthals lustvoll loszukichern, mitunter schon <strong>ein</strong><br />

schÉner MÅnnerhintern. Mit mir hat sie spÅter auch viel gekichert.<br />

Das Telefon klingelt. <strong>Brunner</strong> greift nach dem HÉrer.<br />

-Ja bitte, sagt er, <strong>und</strong> nachdem er <strong>ein</strong>e Minute schweigend<br />

zugehÉrt hat:<br />

-Das sollten Sie mit m<strong>ein</strong>er Frau besprechen. Ich kann dazu<br />

wenig sagen. Haben Sie ihre Handynummer?<br />

Er legt auf <strong>und</strong> sieht Kojout Äber den Couchtisch hinweg mitleidig<br />

an.<br />

-Wie seid ihr Äberhaupt zusammengekommen? fragt er. Ich<br />

m<strong>ein</strong>e, was du bisher erzÅhlt hast, klingt nicht gerade vielversprechend.<br />

-Sie hat mich <strong>im</strong> heikelsten Moment m<strong>ein</strong>es Lebens von der<br />

StraÇe aufgelesen, sagt Kojout fast frÉhlich.<br />

Und als <strong>Brunner</strong> ihn irritiert anguckt:<br />

-Eigentlich sei er todmÄde gewesen, wegen s<strong>ein</strong>es nÅchtelang<br />

schlechten Schlafes, <strong>und</strong> habe sich nach dem letzten Treffen<br />

mit Wolfram noch <strong>ein</strong>mal aufs Ohr legen wollen. Aber k<strong>ein</strong>e<br />

Chance.<br />

-TagsÄber schlafen: ganz schlecht, nickt <strong>Brunner</strong>.<br />

-Er sei dann auf Sightse<strong>ein</strong>gtour gegangen; zuerst in <strong>die</strong> Altstadt,<br />

zu den paar von den Bombenangriffen des Weltkrieges<br />

verschonten, heute lÅngst wieder prachtvoll hergerichteten<br />

PatrizierhÅusern, zu Speicherstadt <strong>und</strong> Nikolaifleet <strong>und</strong> dann<br />

hinunter zum Hafen <strong>und</strong> zu jenen selten gewordenen Ozeanriesen,<br />

<strong>die</strong> sich noch <strong>die</strong> ElbmÄndung hinaufwagen, habe<br />

jedoch nicht bedacht, dass er, wenn er schlecht schlafe, am<br />

nÅchsten Tag automatisch hÅufiger Stuhlgang habe als sonst.<br />

Auch komme <strong>die</strong>ser dann Äblicherweise wÅssrig <strong>und</strong> mit grÉ-<br />

Çerer Macht heraus, als wenn er gut ausgeschlafen sei.<br />

Und als ihn <strong>Brunner</strong> verwirrt anstarrt:


-Gr<strong>und</strong> seien wahrsch<strong>ein</strong>lich <strong>die</strong> nach schlechtem Schlaf Äberreizten<br />

DarmwÅnde, zumal wenn, was auf GeschÅftsreisen<br />

hÅufig vorkomme, das Abendessen von minderer QualitÅt,<br />

versalzen oder gar verdorben sei <strong>und</strong> auch das FrÄhstÄck in<br />

jeder Hinsichst zu wÄnschen Äbrig lasse. Die beiden weichen<br />

Pfirsiche hÅtten s<strong>ein</strong>em Darm dann den Rest gegeben. Wer<br />

wisse denn, wie lange <strong>die</strong> da schon gelegen hÅtten. Obwohl es<br />

in jenem Jahr lÅngst nicht soviel Wespen gegeben habe wie in<br />

<strong>die</strong>sem Sommer, das mÄsse man sagen. Der derzeitige enorme<br />

Zuwachs bei den Wespenpopulationen sei ziemlich besorgniserregend<br />

<strong>und</strong> vermutlich dem Kl<strong>im</strong>awandel in Rechnung<br />

zu stellen.<br />

<strong>Brunner</strong> zuckt <strong>die</strong> Achseln. S<strong>ein</strong>e Miene drÄckt Skepsis, UnverstÅndnis<br />

<strong>und</strong> fehlendes EinfÄhlungsvermÉgen aus.<br />

-Unter solchen UmstÅnden darfst du dich nicht w<strong>und</strong>ern, <strong>ein</strong>en<br />

gehÉrigen Darmkatarrh zu bekommen, sagt er. Ich hatte<br />

das mal in Griechenland. Nach der Pfirsichernte. Überall gab<br />

es massenweise Pfirsiche, fÄr 'n Appel <strong>und</strong> 'n Ei, <strong>und</strong> da habe<br />

ich tÉrichterweise <strong>ein</strong>e ganze Kiste auf <strong>ein</strong>mal gegessen, mit<br />

den entsprechenden Folgen.<br />

Er macht <strong>ein</strong> paar GerÅusche, <strong>die</strong> witzig klingen sollen, aber<br />

Kojout will <strong>die</strong> unappetitlichen Aspekte des Themas nicht<br />

unnÉtig vertiefen.<br />

-Je weiter er in <strong>die</strong> Altstadt vorgedrungen sei, mit ihren hÄbschen<br />

PuppenstÄbchen <strong>und</strong> den schwarzhÉlzernen Aufbauten<br />

<strong>und</strong> Schaluppen aus der SeerÅuberzeit, umso weniger sei er in<br />

der Lage gewesen, den Drang, der ihn plÉtzlich Äberfallen <strong>und</strong><br />

den er anfangs gar nicht ernst genommen habe, unter Kontrolle<br />

zu h<strong>alt</strong>en. Zuerst habe er sich noch an <strong>die</strong> konkurrierende<br />

Regel geklammert, derzufolge er bei Hochdruckwetter <strong>und</strong><br />

Sonnensch<strong>ein</strong> weniger oft Stuhlgang habe als unter schweren<br />

Regenwolken, jedoch in s<strong>ein</strong>er mÄden Unkonzentriertheit<br />

nicht bedacht, dass <strong>die</strong>se Regel durch schlechten Schlaf auÇer<br />

Kraft gesetzt werde.


-Ich weiÇ gar nicht, wie du mit d<strong>ein</strong>en Regeln je <strong>ein</strong>e Frau<br />

finden willst, sagt <strong>Brunner</strong> kopfschÄttelnd. Solche Spleens<br />

kenne ich von mir Äberhaupt nicht - oder erst, seit ich Äber<br />

vierzig bin.<br />

-Er sei dann <strong>im</strong>mer kopfloser herumgelaufen, ohne noch <strong>im</strong><br />

mindesten auf <strong>die</strong> touristischen Attraktionen achtzugeben, <strong>und</strong><br />

habe, je verzweifelter er geworden sei, um so dringender austreten<br />

mÄssen. Aber k<strong>ein</strong>e Toilette weit <strong>und</strong> breit.<br />

-Alles renovieren <strong>und</strong> mit f<strong>ein</strong>em Gold verzieren, sagt <strong>Brunner</strong>.<br />

Aber fÄr <strong>ein</strong> Éffentliches Klo reichen <strong>die</strong> Mittel nicht. -<br />

Ist ja klar. In <strong>ein</strong>er Zeit, wo der Denkmalschutz so stark vom<br />

privaten Sponsoring abhÅngt, will das natÄrlich k<strong>ein</strong>er zahlen,<br />

sondern s<strong>ein</strong>en Namen lieber an St. Katharinen als an <strong>ein</strong>em<br />

vollgeschissenen KlohÅuschen <strong>ein</strong>graviert sehen.<br />

-In das teure Hotelrestaurant am Hopfenmarkt habe ich mich<br />

nicht hin<strong>ein</strong>gewagt. Die Kellner hÅtten mir den Weg durch<br />

den noblen Speisesaal wahrsch<strong>ein</strong>lich ohnehin verwehrt.<br />

-Elke hat mal <strong>im</strong> Auto Durchfall gekriegt, fÅllt <strong>Brunner</strong> plÉtzlich<br />

<strong>ein</strong>.<br />

Er lacht, <strong>und</strong> sofort geht es ihm erheblich besser.<br />

-Du kannst es dir nicht vorstellen, sagt er mit hoher Fistelst<strong>im</strong>me.<br />

Auf der Autobahn. Wir saÇen <strong>im</strong> Stau fest. Zum<br />

GlÄck waren <strong>die</strong> Kinder nicht dabei.<br />

Er hebt <strong>die</strong> HÅnde <strong>und</strong> lÅsst sie wieder sinken. S<strong>ein</strong> OberkÉrper<br />

schwingt nach vorne wie <strong>ein</strong> schweres, trÅges Stahlseil.<br />

-Sie wusste nicht mehr <strong>ein</strong> noch aus. Ich kann dir sagen. Sie<br />

hat den ganzen Sitz vollgeschissen. Bis zur Handbremse ist<br />

das Zeug herunter gelaufen. Der Wagen hat noch wochenlang<br />

gestunken.<br />

Der Kunstfre<strong>und</strong>, denkt Kojout. Sowas wÄrde ich von Rahel<br />

nicht erzÅhlen. Er sagt aber nichts, obwohl ansch<strong>ein</strong>end <strong>Brunner</strong><br />

<strong>ein</strong>e humorige Bemerkung von ihm erwartet, sondern will<br />

lieber s<strong>ein</strong>e eigene Geschichte zu Ende erzÅhlen.


-In m<strong>ein</strong>er Verzweiflung bin ich dann Äber <strong>ein</strong>e Wehrmauer<br />

gesprungen - wobei ich mir den KnÉchel verstaucht habe, das<br />

hat tagelang weh getan! - <strong>und</strong> hinkend <strong>und</strong> Åchzend zu <strong>ein</strong>er<br />

Stelle geschlichen, <strong>die</strong> von der Promenade nicht <strong>ein</strong>gesehen<br />

werden konnte. Da, wo es zum <strong>alt</strong>en Elbtunnel hinuntergeht.<br />

Vom Fluss aus offenes GelÅnde, aber das hat mich in dem<br />

Moment nicht <strong>im</strong> geringsten gestÉrt, so wenig wie dass ich<br />

<strong>die</strong> sauberen St<strong>ein</strong>e verschmutzte.<br />

Er n<strong>im</strong>mt noch <strong>ein</strong>e Waffel <strong>und</strong> sagt:<br />

-Als ich wieder auf <strong>die</strong> StraÇe hÄpfte, stand mir plÉtzlich Rahel<br />

gegenÄber. Sie hatte mich gesehen <strong>und</strong> war mir <strong>ein</strong> stÄckweit<br />

gefolgt.<br />

-Wie p<strong>ein</strong>lich.<br />

-Total, sagt Kojout kichernd. Aber doch auch hÉchst erfreulich,<br />

findest du nicht? Wir sind dann zusammen <strong>die</strong> Mole<br />

entlang <strong>und</strong> hinterher in <strong>die</strong> Strandperle, wo wir uns sehr nett<br />

unterh<strong>alt</strong>en haben.<br />

-Lass mich raten, sagt <strong>Brunner</strong>. Es ging um ... d<strong>ein</strong>e Schlaflosigkeit.<br />

Darmprobleme <strong>und</strong> Schlaflosigkeit.<br />

-Die hat mich erst Tage spÅter wieder <strong>ein</strong>geholt. - Als ich an<br />

jenem Abend <strong>im</strong> Bett lag, um den feh<strong>lenden</strong> Schlaf nachzuholen,<br />

<strong>und</strong> endlich <strong>ein</strong>schlummerte, habe ich von Rahel getrÅumt.<br />

Leider nichts Angenehmes. Wenn man mehrere NÅchte<br />

so wenig schlÅft wie ich damals, kommen <strong>die</strong> AlptrÅume,<br />

das ist ganz normal. Mich trÅumte, Dickfeld habe, zu Wolframs<br />

Leidwesen, s<strong>ein</strong>e Firma an amerikanische Investoren<br />

verhÉkert, <strong>die</strong> in dem Laden das unterste zuoberst kehrten,<br />

alle Pferde scheu machten, K<strong>und</strong>en vergrÅtzten <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

verunsicherten, pipapo, bis sie feststellten, sie passt gar<br />

nicht in ihr Portefeuille <strong>und</strong> sich Äberlegten, sie, <strong>und</strong> sei es mit<br />

Verlust, wieder abzustoÇen, <strong>ein</strong>em Verlust, der spiegelgenau<br />

Dickfelds Gewinn entsprach, auf dem er sich seither in s<strong>ein</strong>er<br />

Villa ausruhte. Ich sah ihn wie Onkel Dagobert glÄcklich auf<br />

<strong>ein</strong>em Haufen Geld sitzen. FÄr Wolfram, der sich mit den


neuen UmstÅnden bis zuletzt nicht anfre<strong>und</strong>en konnte, war<br />

alles zu spÅt. FÄr Wolfram ist es k<strong>ein</strong> Gewinn gewesen. Er ist<br />

mit den neuen Herren nicht warm geworden.<br />

In dem Moment, in dem ich das trÅumte, blickte mir Dickfeld<br />

von s<strong>ein</strong>em Geldhaufen aus direkt in <strong>die</strong> Augen. Was willst<br />

du? rief er, sich rÅkelnd, mir zu. Irgendwelche Probleme? /<br />

Respekt! musste ich unwillkÄrlich denken. Dieser Mann<br />

macht <strong>im</strong>mer <strong>ein</strong>e gute Figur. Bis ins hohe Alter, <strong>und</strong> das,<br />

obgleich sich mit s<strong>ein</strong>er Figur gewiss nicht prahlen lÅsst.<br />

Unterdessen rauften sich s<strong>ein</strong>e AnwÅlte unten <strong>im</strong> Pool mit<br />

jenen verzweifelten Investoren, <strong>die</strong> ihm ihr letztes Geld geopfert<br />

hatten, <strong>und</strong> auch ich wÅre dabei um <strong>ein</strong> Haar in Mitleidenschaft<br />

gezogen worden. Denn sie rauften so heftig, dass es<br />

ordentlich spritzte. Dickfeld aber lachte bloÇ, wÅhrend er uns<br />

scharf beobachtete, weil er wusste, auf kritische VorgÅnge in<br />

s<strong>ein</strong>er Umgebung muss man sich auch nach <strong>ein</strong>er erfolgreich<br />

abgeschlossenen Transaktion voll <strong>und</strong> ganz konzentrieren,<br />

sonst kann man s<strong>ein</strong>en Gewinn vergessen, oder <strong>die</strong> Gerichte<br />

zwingen <strong>ein</strong>en, <strong>die</strong> HÅlfte wieder abzugeben <strong>und</strong> fÄr gem<strong>ein</strong>nÄtzige<br />

Zwecke zu spenden.<br />

Ich aber stand verzweifelt untergetaucht <strong>im</strong> Wasser, <strong>im</strong> sich<br />

krÅuselnden, hellblau gekachelten Warmarawasser. Wo war<br />

Rahel? Von m<strong>ein</strong>em Standort konnte ich nicht viel erkennen.<br />

Auch mit Taucherbrille nicht. Sah nur <strong>im</strong>mer kraftloser um<br />

sich tretende behaarte, dÄrre MÅnnerb<strong>ein</strong>e. Flapp, schwapp,<br />

schlopp, flappten <strong>die</strong> B<strong>ein</strong>e, von Netzen gefesselt. Risselnd<br />

noch batschten sie, weit ausholend, wilbrige Wedel in wisperndem<br />

Wasser. Wesen, <strong>die</strong> schlaff sich erhoben hochhissend<br />

<strong>die</strong> welligen W<strong>im</strong>pel <strong>und</strong> sanken herab in der eigenen<br />

Flut. VersprÄht erlosch ihre Wolframskraft.<br />

Dann <strong>die</strong> Ahnung, Dickfeld selbst kÉnne sie verschlungen<br />

haben, wie weiland Kronos s<strong>ein</strong>e Kinder. / Nichts wie weg,<br />

dachte ich. Wollte ihm auf k<strong>ein</strong>en Fall in <strong>die</strong> HÅnde fallen.<br />

Soviel Verstand besitze ich sogar <strong>im</strong> Traum, dass ich mich fÄr


<strong>ein</strong>e noch so leidenschaftliche Liebe nicht sinnlos in Gefahr<br />

begeben wÄrde. Froh, <strong>die</strong> unangreifbaren PlÅne des bÉsen<br />

Meisters hinter mir zu lassen, floh ich aus der Enge des Pools<br />

ins offene Meer, ins Riesenhandschuh-zerfressene Eislaufmeer,<br />

in <strong>alt</strong>en Briefen hochwohlgek<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> schwed, wirklich<br />

schwer schwed, <strong>und</strong> voller Muscheln <strong>und</strong> Krebsen war<br />

<strong>die</strong>ses Meer, ohne dass Schulzen scharnecks<strong>ein</strong>. Sah es frei<br />

daliegen, heiter <strong>und</strong> doch verschattet, <strong>ein</strong>en Teil s<strong>ein</strong>er Weite<br />

mir gnÅdig offenbarend. Folgte mit den Augen den Wellen,<br />

<strong>die</strong> <strong>ein</strong>e nach der anderen gegen den Sand <strong>und</strong> <strong>die</strong> Felsenmauer<br />

liefen. Warf Blicke auf das gleiÇende schwellende<br />

R<strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> gischtigen KÅmme der smaragdgrÄn leuchtenden<br />

Wogen, <strong>die</strong> mit gelassener Wucht das Brechen <strong>und</strong> NiederstrÉmen<br />

ihrer Berge <strong>und</strong> TÅler vollzogen. Ssissuu, rss,<br />

rssiiss, uuuss, ssissuu, rss, sangen <strong>die</strong> Wellen ihren <strong>ein</strong>fachen<br />

AbzÅhlre<strong>im</strong>. Das ewige Rechnen <strong>und</strong> Messen des Meeres, das<br />

nur selten von ganz groÇen Brechern unterbrochen wurde <strong>und</strong><br />

neu ansetzen musste <strong>und</strong> in <strong>ein</strong>e andere Tonart Äberging. Authentisches<br />

Rechnen des Wassers, anders als <strong>die</strong> Kassiererinnen<br />

in den Äberteuerten TouristenlÅden, <strong>die</strong> sich dauernd in<br />

den Untiefen der GeldbÉrsen anderer Leute verlieren, nicht<br />

ohne ihnen schÅkernd <strong>ein</strong>e wie-wÅrs-denn-mit-uns-beiden<br />

Begleitmusik zuteil werden zu lassen, lÉsten sich ab bei ihrer<br />

fortlaufenden Additionsaufgabe, bei der q.d. nichts schiefgehen<br />

kann, ssissuu, rss, rssiiss, uuuss, ssissuu, verwirbelten mit<br />

Resten ihrer VorgÅnger, kraftlos, schwer liegt der Sand in den<br />

SchlÄnden, schwer schwed, <strong>und</strong> fanden auf schlingernden<br />

Pfaden nach <strong>ein</strong>fachen Gesetzen wieder zu<strong>ein</strong>ander, ssiissuuu<br />

<strong>und</strong> hrss rssiiiiss. Hrss <strong>und</strong> rssiiiiss gibt ssiissuuu, <strong>und</strong> uuuss<br />

machte alles zunichte, glÅttete das tiefe, gew<strong>alt</strong>tÅtige <strong>und</strong> auch<br />

tÄckische GebrÅu, es in Ringen umkreisend, zu Zwingen verflieÇend,<br />

in Wirbeln zerreiÇend. Zettvier in dem Fall, aber bei<br />

anderer Formation der Felsen, wenn hier <strong>ein</strong>e R<strong>und</strong>ung, dort<br />

<strong>ein</strong>e Ecke wÅre, hier <strong>ein</strong>e lÅngsseitige linksgerichtete Ker-


ung, bei anderer Windgeschwindigkeit <strong>und</strong> Wassertemperatur<br />

<strong>und</strong> Salz- <strong>und</strong> Sauerstoff-Geh<strong>alt</strong> auch ZettfÄnf, Zettsechs,<br />

Zettzehn, <strong>ein</strong> Zetth<strong>und</strong>ert k<strong>ein</strong> Problem.<br />

-Wir sind auch nur der Singsang des Erfinders, hÉrte ich<br />

Dickfeld hinter mir sagen.<br />

Wie das <strong>im</strong> Traum so ist, man wird den Alp-halpha nicht los.<br />

Aber mehr als Singsang sind wir schon. Denn was ist RealitÅt?<br />

Nicht, was ihr Laienpsychologenherrschaften euch zurechtlegt.<br />

RealitÅt iss nich, wenn du auf jede lÅppische Frage<br />

<strong>ein</strong>e tÅppische Antwort hast, <strong>die</strong> du Lammert-, Dragon-,<br />

Duvenstedt- oder Muckenbarth-gleich, neunmalklug in d<strong>ein</strong>e<br />

kl<strong>ein</strong>e Welt hinausposaunst, dich den NÉten, Klemmen, Patschen<br />

des Alltags stellst, <strong>die</strong> doch nur <strong>die</strong> Probleme d<strong>ein</strong>er<br />

Umwelt sind, <strong>die</strong> ihren MÄll auf dir abzuladen sich angewÉhnt<br />

hat, herrje! Sind auch nicht <strong>die</strong> Apparate <strong>und</strong> Maschinen,<br />

<strong>die</strong> der Mensch zur Zerstreuung sich ersonnen hat. Sondern<br />

RealitÅt ist <strong>ein</strong>fach <strong>die</strong> Materie, <strong>die</strong> dich umgibt: das<br />

samtfeuchte Holz, das kÄhle, glatte Metall, der rieselnde<br />

Sand, der fÅchelnde Wind <strong>und</strong> so weiter. Material eben. Mehr<br />

nicht. Und doch mehr wert als der ganze aufgeblasene Stuss,<br />

den ihr ÅuÇerst musikalischen Realmenschen verbreitet <strong>und</strong><br />

der der unertrÅglichen Kakophonie der Masse in nichts nachsteht.<br />

In absolut nichts.<br />

M<strong>ein</strong>e Kritik lieÇ ihn k<strong>alt</strong>. K<strong>ein</strong> W<strong>und</strong>er, bei den<br />

FinanzpÉlsterchen. Stattdessen fing er das DummschwÅtzen<br />

an. Lamentierte Äber <strong>die</strong> Gegend, <strong>die</strong> er sich zur Wahlhe<strong>im</strong>at<br />

erkoren, <strong>und</strong> <strong>die</strong> CharaktermÅngel ihrer Bewohner. Leute wie<br />

er kÉnnen k<strong>ein</strong>en Moment still bleiben. Sie mÄssen sich Äberall<br />

<strong>ein</strong>mischen, so wie bei uns der <strong>ein</strong>e Altvorstand, der <strong>im</strong>mer<br />

zu spÅt zu den Meetings kommt. Gibt dann nach zwei<br />

Minuten ungefragt <strong>ein</strong>en wichtigtuerischen Kommentar von<br />

sich, wo jeder sofort merkt, dass er k<strong>ein</strong>en blassen Sch<strong>im</strong>mer<br />

hat, aber k<strong>ein</strong>er traut sich, ihm das offen zu sagen. Der<br />

Dickfeld aus m<strong>ein</strong>em Traum war genauso.


-Wenn er heute, sagte er, wobei er mich leicht an der Schulter<br />

berÄhrte, da er Ålter <strong>und</strong> (/\) geworden sei ... / Lambda? fragte<br />

ich. / Statt (\/), m<strong>ein</strong>e er ... <strong>und</strong> <strong>die</strong> Frauen nicht mehr mit<br />

derselben Vehemenz begehre, fÄr <strong>die</strong> er frÄher bekannt <strong>und</strong><br />

ziemlich berÄchtigt gewesen sei, ohne viel Erfolg, das sage er<br />

in aller Bescheidenheit, denn <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e s<strong>ein</strong>es Herzens sei er<br />

<strong>im</strong>mer <strong>ein</strong> schÄchterner Mensch gewesen, <strong>ein</strong>er, der anderen<br />

bereitwillig den Vortritt lasse, <strong>ein</strong> AuÇenseiter gar, der sich<br />

nirgendwo so recht zuhause fÄhle, nicht <strong>ein</strong>mal in s<strong>ein</strong>er eigenen<br />

Firma ... / Also, ich muss sagen, das hat mich in dem<br />

Moment etwas Äberrascht. Ich habe Dickfeld <strong>im</strong>mer fÄr <strong>ein</strong>en<br />

ziemlichen Rabauken geh<strong>alt</strong>en, der sich Äberall vordrÅngelt,<br />

wo es etwas umsonst gibt, <strong>und</strong> k<strong>ein</strong>e Scheu hat, andere vor<br />

den Kopf zu stoÇen, wenn er sich davon <strong>ein</strong>en Vorteil verspricht.<br />

Aber in TrÅumen ist bekanntlich jeder anders. Besonders<br />

in den TrÅumen anderer Leute. / Wenn ich also heute,<br />

fuhr er unbeirrt fort, da mir solche Niederlagen nicht mehr<br />

viel ausmachen, hier bei Halligen Äbers Meer blicke, das sich<br />

Äber viele Meilen in alle Richtungen erstreckt, nach Britenland<br />

hin, wo sie noch <strong>im</strong>mer <strong>ein</strong>e MajestÅt haben, <strong>die</strong> sie nach<br />

Lust <strong>und</strong> Laune beleidigen dÄrfen, zumeist aber in ihren<br />

SchlÉssern in Ruhe lassen, wo sie in RÉcken tanzen wie <strong>die</strong><br />

Indianer <strong>und</strong> fetzige Musiken erfinden wie sonst k<strong>ein</strong>e andere<br />

Nation, <strong>und</strong>, zum Verdruss der musikalisch <strong>und</strong> rhythmisch<br />

weniger bemittelten KontinentaleuropÅer, dauernd Anna Livia<br />

Plurabelle rezitieren, k<strong>ein</strong>e Sonaten zwar, k<strong>ein</strong>e streng gegliederten<br />

Orgelkonzerte, sondern <strong>die</strong> ewigen GesÅnge der Elfen<br />

kopierend, <strong>die</strong> dort, <strong>und</strong> nur dort, ihre He<strong>im</strong>at haben, in den<br />

zerklÄfteten HÉhlen <strong>und</strong> hebridischen Grotten, in den Auen<br />

von FlÄssen mit Namen wie Llewyllkaam, Kensifar,<br />

Dikwondressdik, oder wie das ausgesprochen wird, <strong>und</strong> den<br />

<strong>im</strong>merfeuchten TÅlern der SchafzÄchter, zu den Skandinaviern<br />

auch, <strong>die</strong> dermaÇen viel Platz haben, dass sie jedem BÄrger<br />

<strong>ein</strong>en eigenen Fjord spen<strong>die</strong>ren kÉnnten, <strong>die</strong> perfekte Au-


tos bauen <strong>und</strong> allesamt gute GeschÅftsleute sind, wenn da<br />

auch sonst auÇer Saufen nicht allzu viel los ist, <strong>und</strong> ganz nach<br />

Norden hoch geht das Meer, Island, GrÉnland <strong>und</strong> weiter, wo<br />

<strong>die</strong> Wasser zu Eis erstarren <strong>und</strong> es auÇer getrocknetem Fisch<br />

nichts zu beiÇen gibt <strong>und</strong> der normale Mensch sich daher<br />

hÉchst selten hin verirrt, <strong>und</strong> wenn, dann am liebsten nur in<br />

s<strong>ein</strong>en Gedanken, Äber den zÅrtlichen, zwÉlftonalen, furcht<strong>ein</strong>flÉÇenden<br />

Ozean, der voll ist von SandbÅnken, Untiefen<br />

<strong>und</strong> felsenbetrassten Meerengen, an denen frÄher Schiffe zerschellt<br />

sind, von seltsamen, sich gegenseitig verschlingenden<br />

Wesen, groÇen <strong>und</strong> kl<strong>ein</strong>eren, bunten <strong>und</strong> grauen, vielfÄÇigen<br />

<strong>und</strong> zweiflossigen, <strong>die</strong>se braune, vom Sturm schaumig geschlagene<br />

BrÄhe, <strong>die</strong> von <strong>ein</strong>em gigantischen Kraftwerk unentwegt<br />

gegen alle Gestade katapultiert wird, wÅhrend der<br />

schaurige Sch<strong>im</strong>melreiterwind, der Tag fÄr Tag <strong>und</strong> Nacht fÄr<br />

Nacht Äber <strong>die</strong> karge Krume des Deichlandes pfeift, mir das<br />

Hirn aus dem Kopf blÅst, <strong>und</strong> spÅter den Strand entlang<br />

schlendere, Modder unter den FÄÇen, <strong>und</strong> RegenwÄrmern,<br />

Krebsen, Quallen <strong>und</strong> MÉwenkot geschickt ausweichend ...<br />

Er beendete den Satz nicht. Er schien auf etwas zu warten.<br />

Und ich? Ich habe ihn stehen lassen, den LÄgenbold, <strong>und</strong> in<br />

den Wind reden. Ich habe lieber nach Rahel Ausschau geh<strong>alt</strong>en,<br />

auf den Suchseiten des Internets, in <strong>alt</strong>en TelefonbÄchern,<br />

<strong>im</strong> Verzeichnis der gegenwÅrtigen <strong>und</strong> ehemaligen Mitarbeiter.<br />

Alles vergebens. Überall nichts. Als ich mit den Fingern<br />

Äber <strong>die</strong> Liste fuhr, wÅhrend m<strong>ein</strong> Herz schneller schlug, <strong>und</strong><br />

ich hektisch von Seite zu Seite blÅtterte, sprang mir der Vorname<br />

ins Auge; <strong>und</strong> ich hielt es fÄr denkbar, ja fÄr wahrsch<strong>ein</strong>lich,<br />

dass sie geheiratet <strong>und</strong> <strong>ein</strong>en neuen, mir unbekannten<br />

Familiennamen angenommen hatte. Ich hÉrte Glocken<br />

lÅuten, Musik spielen <strong>und</strong> sah sie <strong>ein</strong>en unbekannten BrÅutigam<br />

kÄssen. Hass auf alle Postboten! Es war <strong>ein</strong> Fehler, Äberhaupt<br />

nachgesehen zu haben. Denn so wie m<strong>ein</strong> reales Leben<br />

von utopischen Illusionen angetrieben wird, <strong>die</strong> mich <strong>im</strong>mer


wieder enttÅuschen <strong>und</strong> <strong>die</strong> ich dennoch nie aufgeben werde,<br />

war ich auch <strong>im</strong> Traum an <strong>ein</strong>e Wegkreuzung m<strong>ein</strong>es Das<strong>ein</strong>s<br />

gelangt, an der ich mich leer <strong>und</strong> ausgepumpt fÄhlte <strong>und</strong> davon<br />

ausgehen musste, dass das <strong>im</strong>aginÅre Band zwischen<br />

Rahel <strong>und</strong> mir fÄr <strong>im</strong>mer zerrissen, <strong>ein</strong>seitig <strong>und</strong> mutwillig<br />

von ihr durchtrennt worden war, <strong>und</strong> gab dennoch <strong>die</strong> Hoffnung<br />

nicht auf, sie <strong>ein</strong>es Tages wieder zu besitzen. Wobei mir<br />

<strong>die</strong> AbsurditÅt m<strong>ein</strong>er GefÄhle durchaus bewusst gewesen ist.<br />

Ich kann, wenn ich trÅume, manchmal klarer denken als wenn<br />

ich wach bin. Ich wusste, ich wÄrde nie wieder glÄcklich s<strong>ein</strong>,<br />

auÇer sie lÅsst sich scheiden, weil ihre Ehe scheitert, oder ihm<br />

reiÇt <strong>ein</strong> versehentlich fallengelassenes schweres Postpaket<br />

<strong>die</strong> Genitalien ab. Etwas von der Art stellte ich mir vor, wÅhrend<br />

ich ratlos <strong>und</strong> trÄbsinnig vor <strong>die</strong>sem eisgrauen Meer saÇ,<br />

in m<strong>ein</strong>er selten benutzten Badehose, gefangen in <strong>ein</strong>em Alptraum,<br />

<strong>und</strong> <strong>im</strong>mer wieder ihren Namen flÄsterte, der mir zum<br />

Schluss wie <strong>ein</strong>e zu oft gespielte sÄÇliche Musikkonserve in<br />

den Ohren klang. Doch es waren nur Darmwinde, <strong>die</strong> mich<br />

verhÉhnten, von dem vielen Salat mit KrÅuterrahmÉl, den ich<br />

in der Strandperle unvorsichtigerweise gegessen hatte.<br />

-Und weiÇt du, fÅhrt er fort, <strong>die</strong>sen Traum, so Åhnlich jedenfalls,<br />

habe ich kÄrzlich noch <strong>ein</strong>mal gehabt, nach unserer<br />

Trennung. Rahel heiratet, in weiÇ <strong>und</strong> aller FrÉhlichkeit, <strong>und</strong><br />

ich bin weg vom Fenster.


Die Wirtschaft befand sich <strong>im</strong> Untergeschoss <strong>ein</strong>es<br />

groÇen, <strong>alt</strong>en, unter Denkmalschutz stehenden Terrassenhauses,<br />

das vom Bombenhagel des letzten<br />

Krieges <strong>und</strong> den Sanierungswellen der 70er <strong>und</strong> 90er Jahre<br />

verschont geblieben war. Der mit dunklem Holz getÅfelte<br />

Hauptraum, in dem normalerweise <strong>im</strong>mer kÄnstliches Licht<br />

brannte, auÇer jetzt <strong>im</strong> Sommer, wo ihn <strong>die</strong> ferne Sonne in<br />

<strong>ein</strong>en unirdischen Sch<strong>im</strong>mer tauchte, war so groÇ, dass man<br />

ihn bei Bedarf durch verschiebbare TrennwÅnde in drei Bereiche<br />

unterteilen konnte. Zur Linken <strong>ein</strong>es hinteren Teils, der<br />

zuweilen als Tanz- oder AuffÄhrungsflÅche benutzt wurde,<br />

<strong>und</strong> sonst meist leer stand, befand sich <strong>ein</strong>e Ansammlung<br />

kl<strong>ein</strong>erer Gasttische, wo man in der Mittagspause ungestÉrt<br />

Zeitung lesen, halblaut mit Kollegen tratschen oder TuchfÄhlung<br />

mit <strong>ein</strong>em neuen GeschÅftspartner aufnehmen konnte.<br />

Zwischen der langen glÅnzenden Theke <strong>und</strong> <strong>ein</strong>er hohen<br />

Fensterreihe, <strong>die</strong> den Blick auf <strong>die</strong> Terrasse freigab, waren<br />

Stammtische aufgestellt, an denen sich <strong>im</strong> wÉchentlichen<br />

Turnus zumeist Åltere Herrschaften <strong>ein</strong>fanden, <strong>die</strong> dort Äber<br />

alles mÉgliche zu rÅsonieren pflegten, von den groÇen Weltproblemen<br />

bis zu ihren r<strong>ein</strong> privaten Sorgen, <strong>und</strong> <strong>die</strong> fÄr Gerstenmeiers<br />

Tochter Amelie, <strong>die</strong> abends oft kellnerte, um ihr<br />

Taschengeld aufzubessern, von wenigen Ausnahmen abgesehen,<br />

allesamt uninteressante <strong>und</strong> an SenilitÅt nicht zu Äberbietende<br />

Greise waren. Wie alle jungen Wesen ignorierte sie <strong>die</strong><br />

unleugbare Tatsache, dass sie selbst bald, sehr bald <strong>alt</strong> <strong>und</strong><br />

grau s<strong>ein</strong> wÄrde, <strong>und</strong> ahnte nicht, dass in Wahrheit nur <strong>ein</strong><br />

Lidschlag zwischen <strong>die</strong>sen beiden KÉrperzustÅnden liegt.<br />

Denn jeder Quantenprozess des Universums mag zwar zu<br />

<strong>ein</strong>er eigenen Weltverzweigung Anlass geben, so dass <strong>ein</strong>e<br />

unendliche Mannigf<strong>alt</strong>igkeit unterschiedlicher Welten generiert<br />

wird, mit sch<strong>ein</strong>bar genÄgend Platz fÄr jedermann, sich<br />

darin bequem <strong>und</strong> ohne Brotneid auszubreiten. In Wahrheit<br />

werden jedoch alle <strong>die</strong>se Zweige von Zeit <strong>und</strong> Entropie zu


<strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigen Strom zusammengezwungen, in dem wir alle<br />

uns neben- <strong>und</strong> hinter<strong>ein</strong>ander gestapelt wiederfinden, dem<br />

Schicksal wie auch dem Urteil unserer Nachbarn rettungslos<br />

ausgeliefert. Diese verpÉnen unhÉfliches Benehmen wie auch<br />

jede Abweichung vom normalen Verh<strong>alt</strong>en, goutieren Schlagfertigkeit<br />

<strong>und</strong> gutes Aussehen, <strong>und</strong> verzeihen nur selten Angriffe<br />

auf ihre PfrÄnde.<br />

In den hinteren, jahrelang ungenutzten RÅumen des Erdgeschosses<br />

war auf Amelies Vorschlag fÄr jugendliche GÅste <strong>ein</strong><br />

Refugium geschaffen worden, dem etwas Privates anhaftete,<br />

<strong>ein</strong>e he<strong>im</strong>elige Trutzburg, in denen sich besonders <strong>die</strong>jenigen<br />

wohlfÄhlten, <strong>die</strong> zuhause k<strong>ein</strong> eigenes Z<strong>im</strong>mer hatten oder<br />

denen weder <strong>die</strong> SchÅnke noch der Trubel <strong>und</strong> das Geschnatter<br />

<strong>im</strong> Vorhof <strong>und</strong> auf der Terrasse besonders zusagten. Hier<br />

hatte der Wirt aus eigenen BestÅnden <strong>ein</strong> <strong>im</strong> wahrsten Sinne<br />

modernes Antiquariat mit BÄchern zusammengestellt, <strong>die</strong><br />

heutzutage kaum noch gelesen werden, <strong>und</strong> mit schwarzen<br />

Vinylscheiben, <strong>die</strong> sich normalerweise niemand mehr anhÉrt<br />

(abgesehen von jenen empfindsamen oder ambitionierten<br />

Seelen, <strong>die</strong> sich von allem Extremen, Seltenen <strong>und</strong> AuÇergewÉhnlichen<br />

besonders angezogen fÄhlen), <strong>und</strong> stand damit<br />

<strong>und</strong> wegen s<strong>ein</strong>er nicht unbewegten Vergangenheit in deren<br />

Ansehen noch <strong>ein</strong>e Stufe Äber der Greisin, <strong>die</strong> am unteren<br />

Ende der StraÇe <strong>ein</strong>en Buchladen fÄhrte, in dem ausschlieÇlich<br />

preisgÄnstige <strong>und</strong> schmucklose aber anspruchsvolle TaschenbÄcher<br />

verkauft wurden, <strong>die</strong>, nach Autorennamen geordnet,<br />

<strong>die</strong> Regale des kl<strong>ein</strong>en Verkaufsraumes bis zur Decke<br />

fÄllten.<br />

Auch <strong>im</strong> DÄrande waren <strong>die</strong> Regale bis zur Decke gefÄllt, <strong>und</strong><br />

gleichzeitig konnte man sich hier w<strong>und</strong>erbar regenerieren. Die<br />

TÄr zumachen <strong>und</strong> den Notenstress, <strong>die</strong> schwÄle Hitze wie<br />

auch alle dÄmmlichen <strong>und</strong> ÄberflÄssigen Hautcremedebatten<br />

hinter sich lassen <strong>und</strong> mit vertrauten Fre<strong>und</strong>en in vÉlliger


emotionaler Über<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mung <strong>ein</strong>en entspannten Umgang<br />

pflegen.<br />

Als sie <strong>ein</strong>treten, hÅngt noch <strong>ein</strong> leichter Geruch von Cannabis<br />

in der Luft, <strong>die</strong> Hinterlassenschaft <strong>ein</strong>es anonymen PennÅlers,<br />

der sich wÅhrend <strong>ein</strong>er morgendlichen Freist<strong>und</strong>e hierhin<br />

verdrÄckt hat, um in Ruhe <strong>ein</strong>en durchzuziehen <strong>und</strong> danach<br />

den Rest des Tages blau zu machen. WÅhrend der Richter in<br />

den Regalen nach <strong>ein</strong>em best<strong>im</strong>mten Buch sucht, das ihm<br />

neulich aufgefallen ist - halbherzig <strong>und</strong> unkonzentriert, weil er<br />

sich noch <strong>im</strong>mer Äber Ko<strong>wal</strong>skis Provokationen Årgert - tritt<br />

s<strong>ein</strong> Beisitzer an den schweren Plattenstapel, zieht <strong>ein</strong> paar<br />

Platten daraus hervor, legt sie auf das zwischen <strong>ein</strong>em Globus<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>em mehrbÅndigen Lexikon <strong>ein</strong>geklemmte <strong>alt</strong>e Grammophon<br />

<strong>und</strong> deutet mit wichtiger Miene auf <strong>die</strong> daneben liegenden<br />

KopfhÉrer.<br />

-Musst du dir unbedingt anhÉren, sagt er <strong>und</strong> doziert wortreich<br />

Äber das grottig Gaganosse <strong>die</strong>ser Band, Äber Downloads<br />

<strong>und</strong> Indilabels, Synthipop, Afrobeat, Westcoast <strong>und</strong><br />

Britcore. Er klingt dabei fast so wie wenn sich der gesteppte<br />

grÄne Morgenrock zum Thema Elstir auslÅsst, <strong>und</strong> zur Herzogin<br />

von Guermantes, obwohl <strong>die</strong> eigentlich doch schon vor<br />

Urzeiten abgedankt hat.<br />

Dann ist <strong>die</strong> nÅchste Platte dran, <strong>und</strong> noch <strong>ein</strong>e, <strong>und</strong> der Richter,<br />

den BÄcher, Bilder, Farben, Filme <strong>und</strong> Skulpturen viel<br />

mehr begeistern als Melo<strong>die</strong>n <strong>und</strong> Akkorde, da er zu demjenigen<br />

mehr visuell orientierten Teil der Menschheit gehÉrt, dem<br />

Tonfolgen nicht allzu viel bedeuten, kommt sich endgÄltig<br />

wie <strong>im</strong> Musikunterricht vor.<br />

-Bist du nachmittags dabei? fragt er zwischendurch.<br />

-Du hast <strong>die</strong> Freikarte, nicht ich.<br />

-Sollte doch Ehrensache s<strong>ein</strong>. Alle lokalen Bands ...<br />

-... <strong>die</strong> noch nicht mal 'ne ordentliche Tonleiter hinkriegen,<br />

geschweige <strong>ein</strong>en Jazzakkord. N<strong>ein</strong> danke.


Mit flacher Hand schiebt er s<strong>ein</strong> selbstbem<strong>alt</strong>es Hemd in <strong>die</strong><br />

Hose <strong>und</strong> greift mit allen Fingern an den GÄrtel, um sie etwas<br />

hÉher zu ziehen. Dabei diskutiert er <strong>die</strong> Frage, warum manchen<br />

<strong>die</strong> St<strong>im</strong>mung auf <strong>ein</strong>em Konzert wichtiger ist als <strong>die</strong><br />

QualitÅt der Musik, <strong>und</strong> lÅsst sich Äber <strong>die</strong> zeitliche Variation<br />

s<strong>ein</strong>es eigenen Musikgeschmackes aus, <strong>und</strong> auch Äber den<br />

anderer Leute. FachmÅnnisch analysiert er Carlos' Kompositionen,<br />

damit der Richter nicht denkt, dass sich <strong>die</strong> Diskussion<br />

<strong>im</strong> luftleeren Raum abspielt.<br />

-Hier noch was ganz Besonderes, sagt er endlich.<br />

Der Richter nestelt an der LautstÅrkeregelung. Zuckruckt mit<br />

dem Kopf unterm HÉrer. K<strong>ein</strong>e RÄckfragen <strong>die</strong>smal, sondern<br />

etwas Unbeschreibliches, das alle Fragen zu beantworten, alle<br />

Probleme zu lÉsen sch<strong>ein</strong>t, beziehungsweise sie gar nicht erst<br />

aufkommen lÅsst.<br />

-Wie findstes? fragt Thomas nach <strong>ein</strong>iger Zeit.<br />

Der Richter nickt bloÇ. Da schwingt <strong>die</strong> TÄr auf, <strong>und</strong> Kalle<br />

kommt r<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong> Bier in der Hand. Von Ablehnung bis<br />

Fre<strong>und</strong>lichkeit reichen <strong>die</strong> Reaktionen.<br />

-Hey, ihr Kanacken, sagt er mit s<strong>ein</strong>en vorgewÉlbten ZÅhnen.<br />

Und dann: Iss irgendwas?<br />

-K<strong>ein</strong>e Angst, wir haben nichts gegen dich, erwidert der Richter.<br />

Na, dann. Kalle schÄttet sich 'n orntlichen Zuch hintern Kragen<br />

<strong>und</strong> lÄmmelt sich in <strong>ein</strong>en der gepolsterten Korbsessel<br />

unter dem Fenster. Er schlÅgt <strong>die</strong> B<strong>ein</strong>e Äber<strong>ein</strong>ander <strong>und</strong><br />

greift nach dem <strong>alt</strong>ertÄmlichen Gardinenbommel, der ihm<br />

halb <strong>im</strong> Gesicht hÅngt.<br />

-Das Leben kÉnnte so schÉn s<strong>ein</strong>, sagt er anzÄglich. Wenn<br />

M<strong>und</strong>ig uns nicht dauernd triezen wÄrde.<br />

Er gibt dem Bommel <strong>ein</strong>en StoÇ, der ihn weit in den Raum<br />

hinaustrÅgt.<br />

-Riecht ihr das auch? sagt er, indem er dem zurÄckschwingenden<br />

Bommel ausweicht. Hier hat wohl jemand. Ihr, ihr,


ihr! ruft er. Letzte Woche haben sie <strong>ein</strong>en aus m<strong>ein</strong>er <strong>alt</strong>en<br />

Schule hopsgenommen. Der hat vielleicht àrger gekriegt.<br />

Thomas Benders Miene wird noch abweisender. Mit dem<br />

Kalle kann er <strong>ein</strong>fach nicht.<br />

-Hast du noch viele Kontakte dahin? Ich m<strong>ein</strong>e, zu d<strong>ein</strong>er<br />

<strong>alt</strong>en Schule, fragt der Richter.<br />

-Geht so. Wir wohnen h<strong>alt</strong> in der Gegend.<br />

-Warum bist du Äberhaupt hergekommen.<br />

-Ich wollte mal 'ne andere Penne unsicher machen. Aber dann<br />

hab ich gemerkt: es gibt hier Leute, <strong>die</strong> das viel besser kÉnnen<br />

als ich.<br />

Er lacht. Als sie k<strong>ein</strong>e Miene verziehen, fÄgt er hinzu:<br />

-War nur'n Scherz.<br />

Und als sie weiter schweigen:<br />

-Guckt nicht so. Doch, ich finde, ihr h<strong>alt</strong>et das Direktorium<br />

ganz schÉn auf Trab.<br />

-Ein Lob von Kalle PrÉmpers, sagt Thomas <strong>und</strong> wendet sich<br />

wieder den Platten zu.<br />

Kalle sagt nichts, sondern lÅsst den Bommel kreisen. In <strong>im</strong>mer<br />

grÉÇeren Kreisen kreist der Bommel.<br />

-Und warum hast du wirklich gewechselt? fragt der Richter.<br />

Kalle sieht ihm direkt in <strong>die</strong> Augen.<br />

-Wie das so ist. M<strong>ein</strong>e Zensuren waren nicht besonders. Da<br />

hat mir m<strong>ein</strong> Vater empfohlen, woanders noch mal von vorne<br />

anzufangen, mit neuen Lehrern <strong>und</strong> so, <strong>die</strong> mich nicht kennen.<br />

Wer das hÉrt, erkennt sofort: Kalle PrÉmpers ist mit der Welt<br />

<strong>im</strong> r<strong>ein</strong>en, <strong>und</strong> auch mit ihren Ungerechtigkeiten. Denn er<br />

besitzt <strong>ein</strong>en liebenden Vater, der ihm seit frÄhester Jugend<br />

eben <strong>die</strong>se Welt erklÅrt <strong>und</strong> begrÄndet hat, wohingegen Leute<br />

wie Thomas Bender, <strong>die</strong> von ihre Eltern nichts mitbekommen<br />

haben, auÇer Beziehungsstress <strong>und</strong> dem nagenden GefÄhl,<br />

ziemlich ÄberflÄssig zu s<strong>ein</strong>, sich sogar in der Besten aller<br />

Welten nicht ins GefÄge <strong>ein</strong>passen wÄrden, sondern,<br />

wo<strong>im</strong>mer sie hinkommen, fÄr <strong>ein</strong> geregelt MaÇ an Unruhe


sorgen, das <strong>die</strong> Sachw<strong>alt</strong>er des Bestehenden zur Verzweiflung<br />

treibt, <strong>und</strong> Äber kurz oder lang auf <strong>die</strong> Idee bringt, Leute wie<br />

ihn wenn nÉtig mit Gew<strong>alt</strong> zum Schweigen zu bringen.<br />

Er sagt gar nichts mehr, sondern fÅhrt stattdessen mit streng<br />

genoisten Fingern <strong>die</strong> Schatztruhen ab. Eine feierliche Anspannung<br />

liegt auf s<strong>ein</strong>em Gesicht. Fallweise zieht er <strong>ein</strong>en<br />

der WÅlzer aus dem Regal, blÅttert <strong>ein</strong> wenig darin <strong>und</strong> stellt<br />

ihn wieder zurÄck, bis er vorm he<strong>im</strong>lichen GrÉll stehen bleibt.<br />

Er sieht den Richter durchdringend an.<br />

-So was wird heute gar nicht mehr verlegt, sagt er gewichtig<br />

<strong>und</strong> blÅttert vorsichtig in dem <strong>alt</strong>en Schinken.<br />

-Wer ist der Knilch, sagt Kalle von unten herauf.<br />

Aber fÄr Thomas existiert er nicht mehr, <strong>und</strong> auch der Richter<br />

interessiert sich plÉtzlich nur noch fÄr <strong>die</strong> graue Theorie.<br />

-Bist du mit d<strong>ein</strong>er Analyse weitergekommen? fragt er. Hast<br />

du dir <strong>ein</strong> Urteil gebildet?<br />

Vielsagend nickt der Philosoph.<br />

-Sag schon. Zu welchem Schluss bist du gekommen?<br />

Thomas Bender zwirbelt an s<strong>ein</strong>en Äberragenden AugenwÄlsten<br />

<strong>und</strong> erklÅrt, <strong>die</strong> Argumente des Ungarn hÅtten ihn Äberzeugt.<br />

Dahinter stecke Hegels Weltgeistvorstellung. Ein<br />

Weltgeist, der sich bestÅndig fortentwickele, <strong>und</strong> mit ihm <strong>die</strong><br />

ganze menschliche SozietÅt.<br />

-Ja, sagt der Richter. Im Gr<strong>und</strong>e geht alles auf Hegel zurÄck<br />

... - Nicht dass ich ihm recht geben wÄrde.<br />

Auch er macht sich neuerdings an der Gardine zu schaffen.<br />

Mit dem Daumen streichelt er erst <strong>die</strong> BordÄre, dann <strong>die</strong><br />

Schabracke.<br />

Von s<strong>ein</strong>em Sitz am Fenster gÅhnt der Clown in den hyponymen<br />

Weltenraum.<br />

-Hegel, sagt er. Den Namen muss ich schon mal irgendwo<br />

gehÉrt haben.<br />

Ein flÄchtiges Grinsen lÅsst s<strong>ein</strong>e ZÅhne fÄr <strong>ein</strong>en Moment<br />

verschwinden. Er fischt zwei TÄtchen mit GummibÅren aus


der Tasche - Werbegeschenke, <strong>die</strong> s<strong>ein</strong> Vater aus der Firma<br />

mitgebracht hat - <strong>und</strong> bietet sie den Anderen an.<br />

-Die Gr<strong>und</strong>aussage, sagt Thomas. Die menschliche Gesellschaft<br />

entwickelt sich weiter <strong>und</strong> es gibt <strong>ein</strong> Telos der Geschichte,<br />

wenn auch mit RÄckschlÅgen. - Ich muss sagen, ich<br />

sehe das auch so.<br />

Eine MÉwe kreist Äber der StraÇe hinter der dÄnnen Store <strong>und</strong><br />

dem Doppelglas, <strong>und</strong> dann noch <strong>ein</strong>e zweite <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e dritte.<br />

FlÄgelschlagend drehen sie kl<strong>ein</strong>e <strong>und</strong> groÇe Kreise, verfangen<br />

sich in der Luft, landen segelnd vorsichtig mit halb gespannten<br />

Schwingen auf dem Asph<strong>alt</strong>, nur um gleich wieder<br />

aufzufliegen.<br />

-Hegelianer, aber auch Marxisten, sagt der Richter gelÉrrt,<br />

denn trotz der Hitze trÅgt er noch <strong>im</strong>mer s<strong>ein</strong>e w<strong>ein</strong>rote BaskenmÄtze,<br />

<strong>und</strong> auch das sehr gelbe Hemd hat er nur aufgemacht<br />

nicht ausgezogen, seien - von ihrer ganzen Weltanschauung<br />

her - gezwungen, so etwas anzunehmen. Und <strong>die</strong><br />

SpÅthegelianer brauchten <strong>die</strong> RÄckschlÅge, das heiÇt, <strong>ein</strong>e<br />

negative Dialektik, zum Retuschieren der Krisen <strong>und</strong> Katastrophen<br />

der Neuzeit, <strong>die</strong> es nach dem klassischen Hegel gar<br />

nicht hÅtte geben dÄrfen.<br />

Er schiebt vier Finger in <strong>die</strong> Tasche s<strong>ein</strong>er viel zu weiten Hose.<br />

-Kant trivial - Hegel falsch, das sei s<strong>ein</strong> philosophisches Credo,<br />

setzt er trotzig hinzu.<br />

Die MÉwen haben sich am Rand der StraÇe niedergelassen<br />

<strong>und</strong> glÅtten ihr Gefieder. Sch<strong>ein</strong>bar emotionslos beÅugen sie<br />

<strong>die</strong> vorbeifahrenden Autos. Nachdem sie derart <strong>die</strong> Lage gepeilt<br />

haben, machen sie sich Äber <strong>die</strong> Reste <strong>ein</strong>es <strong>im</strong> Rinnst<strong>ein</strong><br />

vergammelnden Kl<strong>ein</strong>tierkadavers her. Sie zerren um <strong>die</strong><br />

Wette, zuerst gemÅÇigt <strong>und</strong> bescheiden, dann <strong>im</strong>mer hartnÅckiger,<br />

verbissen <strong>und</strong> mit aller Kraft, gleichsam als hielten sie<br />

ihn fÄr das hÉchste Gut, das man um alles in der Welt besitzen<br />

muss, weil es zur absoluten GlÄckseligkeit Anlass gibt, <strong>und</strong> es


stÉrt sie Äberhaupt nicht, dass sie ihn in ihrem Eifer vollstÅndig<br />

verstÄmmeln.<br />

-Man mÄsse, sagt Thomas Bender, differenzieren zwischen<br />

dem offensichtlichen technischen <strong>und</strong> Ékonomischen Fortschritt<br />

der Gesellschaft in den letzten paar h<strong>und</strong>ert Jahren <strong>und</strong><br />

der Annahme <strong>ein</strong>es hÉheren, metaphysischen Prinzips, das<br />

dahinter verborgen s<strong>ein</strong> kÉnne oder nicht, <strong>und</strong> quasi automatisch<br />

fÄr <strong>ein</strong>en entsprechenden Fortschritt der sozialen Beziehungen<br />

sorge.<br />

-... <strong>ein</strong>e hÉhere, gewissermaÇen intelligente Kraft, wirft der<br />

Clown <strong>ein</strong> <strong>und</strong> n<strong>im</strong>mt sich wieder s<strong>ein</strong>e Flasche vor.<br />

-So sei das nicht gem<strong>ein</strong>t. Sondern <strong>die</strong>se Kraft ergebe sich aus<br />

den Gesetzen der gesellschaftlichen Entwicklung.<br />

-Doch, schon, sagt aber der Richter. Die Frage laute, ob,<br />

nachdem man der Religion <strong>und</strong> anderen metaphysischen<br />

Ideen abgeschworen, <strong>die</strong>se durch <strong>die</strong> HintertÄr, <strong>im</strong> Namen<br />

<strong>ein</strong>es Äbergeordneten, sch<strong>ein</strong>bar intelligiblen Prinzips, das<br />

man eventuell auch gegen sachliche Evidenz zu verteidigen<br />

bereit sei, ersetzt werden dÄrfe.<br />

Eine rÅchende Hand greift nach s<strong>ein</strong>er Schulter. Besitzergreifende<br />

Krallen. Griffel, wie wir sie sonst nur von Pr<strong>im</strong>aten<br />

kennen. Dazu <strong>ein</strong>e gerade, nicht zu gerade Nase. Eine fettglÅnzende<br />

Stirn. Erkennende Augen, <strong>die</strong> nicht erkannt werden<br />

wollen. Kunstvoll durchmodulierte St<strong>im</strong>mbÅnder, <strong>die</strong> voller<br />

Panik sagen:<br />

-Wenn unser Leben nicht Teil <strong>ein</strong>es hÉheren Plans ist, werden<br />

wir am Ende verlÉschen, als ob es uns nie gegeben hÅtte. All<br />

unsere Anstrengungen werden umsonst gewesen s<strong>ein</strong>.<br />

Der Richter denkt nach.<br />

-Das Gegenteil sei richtig, erwidert er nach <strong>ein</strong>er Pause. Wenn<br />

alles nach Plan laufe, alles determiniert sei, ohne Freiheit,<br />

seien <strong>die</strong> Menschen ihrer Essenz, des tieferen Sinnes ihrer<br />

Existenz beraubt. Auch SpaÇ <strong>und</strong> Lebenslust gingen vor <strong>die</strong><br />

H<strong>und</strong>e.


GlÄcklicherweise verhindere <strong>die</strong> KomplexitÅt der Welt <strong>die</strong><br />

vollstÅndige Verplanung des Das<strong>ein</strong>s.<br />

Er zieht den Kopf <strong>ein</strong>, um der rÅchenden Umarmung zu entgehen<br />

<strong>und</strong> flÄchtet auf <strong>die</strong> andere Seite des Tisches.<br />

-Das Problem der gegenwÅrtigen Epoche liege genau darin,<br />

dass k<strong>ein</strong> Mensch wisse, wie es weitergehe. Befinde man sich<br />

auf <strong>ein</strong>em stabilen Plateau, von dem aus k<strong>ein</strong>e Entwicklung<br />

mehr mÉglich sei - nicht <strong>ein</strong>mal technologisch? KÄnste <strong>und</strong><br />

Wissenschaften ausgereizt bis hinunter zum Urknall <strong>und</strong> den<br />

kl<strong>ein</strong>sten Teilchen? Werde es vielleicht sogar bergab gehen?<br />

So dass sich <strong>die</strong> Lage von <strong>im</strong>mer mehr Menschen verschlechtere<br />

<strong>und</strong> am Ende nicht nur 50, 60, 70, sondern 95 Prozent in<br />

Slums dahinvegetierten, VerteilungskÅmpfe, BÄrgerkriege<br />

<strong>und</strong> gar Atomkriege inklusive. Oder werde den Schlussakkord<br />

der Geschichte, der noch weit in der Zukunft liege, <strong>ein</strong>e Erde<br />

spielen, auf der 99 Prozent der Menschen samt <strong>ein</strong>er blÄhenden<br />

Flora <strong>und</strong> Fauna glÄcklich <strong>und</strong> zufrieden lebten?<br />

Auch Thomas Bender tritt jetzt an den Tisch vor <strong>und</strong> stÄtzt<br />

sich mit gespreizten Fingern auf den glÅnzenden Lack.<br />

-Unsere Zukunft hÅngt von den gesellschaftlichen Strukturgesetzen<br />

ab, sagt er. Wenn darin k<strong>ein</strong> Masterplan liegt, sind wir<br />

alle bloÇ wertloser Staub.<br />

Der Richter sieht ihn nicht an. Er sieht auch Kalle nicht an,<br />

noch <strong>die</strong> MÉwen oder <strong>die</strong> BÄcher in den Regalen, sondern<br />

blickt nach unten <strong>und</strong> kratzt sich zwischen den B<strong>ein</strong>en.<br />

-Es gibt <strong>die</strong> biologische Antwort, sagt er. Dass du in d<strong>ein</strong>en<br />

Nachkommen fortlebst.<br />

Thomas tritt von ihm weg zum Fenster.<br />

-Ich habe nicht das GefÄhl, dass ich mit m<strong>ein</strong>en Nachkommen<br />

gut klarkommen werde, antwortet er. Ich brauche mir nur<br />

m<strong>ein</strong>e Alten anzusehen. VÉllig unvertrÅgliche Interessen <strong>und</strong><br />

Lebens<strong>ein</strong>stellungen.<br />

Der Clown, der ansch<strong>ein</strong>end geduldig zugehÉrt hat, zieht <strong>ein</strong><br />

SchlÄsselb<strong>und</strong> aus der Hose <strong>und</strong> spielt mit <strong>ein</strong>em rÉtlich


sch<strong>im</strong>mernden AnhÅnger, <strong>ein</strong>em FlaschenÉffner aus Aluminium,<br />

der sich irgendwie gut anfÄhlt. Oder ist es <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />

Kruzifix?<br />

-Die Religion, sagt er, sei <strong>die</strong> LÉsung. Weil sie <strong>ein</strong> viel viel<br />

grÉÇeres Heil verspreche. Stichwort unsterbliche Seele. Damit<br />

kÉnne k<strong>ein</strong>e politische Ideologie konkurrieren. FÄr Links <strong>und</strong><br />

Rechts sei mit dem Tod alles vorbei.<br />

Abrupt dreht Thomas sich um <strong>und</strong> fegt dabei fast <strong>die</strong> Platten<br />

aus dem Regal.<br />

-Nicht ganz, sagt er gefÅhrlich leise. Was zÅhle, sei <strong>die</strong> Gem<strong>ein</strong>schaft.<br />

Und <strong>die</strong> lebe weiter.<br />

Der Clown hÅlt s<strong>ein</strong>e Flasche nach oben ans Fensterlicht.<br />

-Ja ja, keucht er. Bis wir alle <strong>ein</strong> groÇer Ameisenstaat sind.<br />

Thomas Bender, der noch k<strong>ein</strong>en Tropfen Alkohol <strong>im</strong> Blut<br />

hat, sagt:<br />

-Na Hauptsache, das Bier schmeckt.<br />

-K<strong>ein</strong>e Sorge. Ist erst das Erste heute.<br />

Der Richter murmelt etwas von GruppenzwÅngen, <strong>die</strong> gerade<br />

von Religionen ausgingen.<br />

-Ameisenstaat? sagt er dann. Das mÄsste d<strong>ein</strong>er Familie doch<br />

liegen. K<strong>ein</strong>e Fragen stellen, sondern Äberall mitmachen. Die<br />

hÉchste Instanz heiÇt Profit.<br />

Mit <strong>ein</strong>er heftigen Bewegung reiÇt sich der Clown von <strong>die</strong>sem<br />

Schematismus los. K<strong>ein</strong> Bock auf AufklÅrung, schon gar<br />

nicht, wenn sie <strong>im</strong> Gewand <strong>ein</strong>er allwissenden Gottheit der<br />

Vernunft daherkommt.<br />

-Auf alle FÅlle, sagt er, kackt der H<strong>und</strong> k<strong>ein</strong>e GummibÅlle.<br />

Eben noch hochgeritten in den H<strong>im</strong>mel des Verstandes lagern<br />

hier jetzt <strong>die</strong> Dumpfschwarten, <strong>und</strong> ihm ist <strong>die</strong>ser Übergang<br />

k<strong>ein</strong>eswegs schwergefallen - was ohne groÇe Worte beweist,<br />

wie nichtig unser Denken <strong>im</strong> Angesicht der RealitÅt ist - obwohl<br />

es doch beansprucht, <strong>die</strong>selbe kategorisieren <strong>und</strong> in jeder<br />

Hinsicht majorisieren zu kÉnnen. Diejenigen, <strong>die</strong> sich<br />

allzu gern in den reichh<strong>alt</strong>igen Landschaften ihrer TrÅume


verlaufen, <strong>und</strong> auÇer <strong>die</strong>sen nichts gelten lassen, es sei denn,<br />

<strong>ein</strong>e allzu mÅchtige Seilschaft versperrt <strong>die</strong> Durchfahrt in <strong>die</strong><br />

avenida arcadia, allea utopia, promenada nirwana <strong>und</strong><br />

zwingt sie zu <strong>ein</strong>em langen Umweg durch den Modder <strong>und</strong><br />

Morast der Wirklichkeit, mÉgen sich damit bescheiden. Doch<br />

muss man das Substrat jener lausigen Gem<strong>ein</strong>veranst<strong>alt</strong>ung<br />

nur <strong>ein</strong> bisschen genauer betrachten <strong>die</strong> <strong>die</strong> KÉpfe am Laufen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> RealitÅt mindestens ebenso sehr am Geschmierts<strong>ein</strong><br />

hÅlt wie wenn ich <strong>ein</strong> Rudel geldgieriger Blutsauger oder<br />

SchwarzhÅndler in m<strong>ein</strong> Haus lasse <strong>und</strong> hinterher w<strong>und</strong>ere ich<br />

mich, dass sie mir das Fell Äber <strong>die</strong> Ohren gezogen haben,<br />

nach dem Motto: du denkst <strong>ein</strong>fach zuviel.<br />

Anna kam r<strong>ein</strong> <strong>und</strong> hatte <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es PrÅsent mitgebracht, <strong>ein</strong>e<br />

emsig summende Begleiterin, der es drauÇen ansch<strong>ein</strong>end<br />

auch zu hektisch zuging, oder <strong>die</strong> <strong>ein</strong>fach neugierig war <strong>und</strong><br />

gucken wollte, was es <strong>im</strong> Innern der weit verzweigten HÉhle<br />

zu holen gab.<br />

-Hier isses wenigstens nich so heiÇ, sagte sie <strong>und</strong> pflanzte sich<br />

auf den damastbezogenen Hocker direkt neben Kalle.<br />

Mit der flachen Hand schlug der Clown nach der Wespe.<br />

-Bist du verrÄckt, herrschte Thomas Bender ihn an.<br />

Gab ihm Äberdeutlich zu verstehen, was alle schon wussten:<br />

seit damals <strong>die</strong> Mutter mit <strong>ein</strong>em pferdeapfeldicken Stich<br />

behandelt werden musste <strong>und</strong> er <strong>im</strong> zarten Alter von gerade<br />

gehen kÉnnen <strong>im</strong> Gras das Opfer <strong>ein</strong>es HautflÄglers geworden<br />

am ganzen KÉrper rot angelaufen auch alle Tanten durften ihn<br />

bew<strong>und</strong>ern <strong>und</strong> vielfach Zeugnis ablegen von s<strong>ein</strong>er dann<br />

w<strong>und</strong>ersamen Rettung. Hatte aber als Kind jene VorgÅnge in<br />

ihrer Tragweite noch nicht begriffen <strong>und</strong> viel weniger Angst<br />

ausgestanden als jetzt, wo ihm bei jedem Insekt, das angeflogen<br />

kam, der BlutschweiÇ ausbrach.


-So'n Viech braucht sich nur in m<strong>ein</strong>en Kragen verirren <strong>und</strong><br />

mir in'n Nacken zu stechen. Im Gegensatz zu Bienen kÉnnen<br />

<strong>die</strong> mehrmals.<br />

-Allergischer Schock, fiel Anna <strong>ein</strong>. Und weg bist du.<br />

Ihre Haare waren mit <strong>ein</strong>em Seidenband nach oben zusammen<br />

geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> schwebten wie <strong>ein</strong> fantasydlicher frischer<br />

WaldblumenstrauÇ Äber ihrer Stirn. Sie saÇ dem Clown direkt<br />

gegenÄber, <strong>und</strong> er musste vermucktig <strong>die</strong> B<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>ziehen, so<br />

eng war es zwischen den Sesseln. Als sie ihre Handtasche<br />

aufmachte, fielen ihm <strong>die</strong> vielen SprÄhdÉschen auf.<br />

-Dann wÄrde alles ganz schnell gehen, nickte Thomas Bender.<br />

BlÅuliche Blitze vor den Augen, wÅhrend das Gift sich <strong>im</strong><br />

KÉrper ausbreite. Ein taubes GefÄhl auf der Zunge, <strong>und</strong> der<br />

Hals schwelle an, als werde er von <strong>ein</strong>em schweren Schraubstock<br />

zusammen gequetscht. SchlieÇlich kollabiere der Kreislauf.<br />

Alles weitere mÄssten dann sie veranlassen. Der Notarzt<br />

komme hoffentlich noch gerade rechtzeitig vor dem Ersticken<br />

<strong>und</strong> ramme ihm <strong>ein</strong>e Kortisonspritze in den Arm, dazu <strong>ein</strong><br />

Pyrridizinolalkaloid oder so, um das entgleiste Immunsystem<br />

zu beruhigen, <strong>und</strong> schlieÇlich <strong>ein</strong>e Adrenalininjektion, damit<br />

sich <strong>die</strong> schockartig erweiterten BlutgefÅÇe wieder verkl<strong>ein</strong>erten.<br />

Und Kalle? Wie reagierte Kalle auf <strong>die</strong>sen Appell?<br />

Er saÇ da, mit offenem Hemd, zog sitzend <strong>ein</strong> Buch aus dem<br />

Regal, wog es <strong>ein</strong> zwei Mal in der Hand, <strong>und</strong> obwohl er fÄr<br />

BÄcher sonst eigentlich k<strong>ein</strong> GefÄhl hatte, erschlug er sitzend<br />

das auf ihn zu fliegende Tier mit <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigen Streich.<br />

Es lag reglos am Boden. Sah ganz unverletzt aus, aber rÄhrte<br />

sich nicht mehr, k<strong>ein</strong> bisschen. Behutsam nahm er es auf <strong>und</strong><br />

betrachtete es andÅchtig.<br />

-Vorsicht, sagte Thomas Bender. Sie kÉnnen noch stechen.<br />

Der Richter hob den Kopf <strong>und</strong> schielte nach oben unter <strong>die</strong><br />

Decke, wo seltsam verwachsene Leuchtfiguren spielerisch<br />

mit<strong>ein</strong>ander rangen.


Thomas <strong>im</strong>mer mit s<strong>ein</strong>er Vorsicht! Vorsichtig las er gefÅhrliche,<br />

brandgefÅhrliche BÄcher, <strong>und</strong> sorgfÅltig fÄhrte er aufgeregte,<br />

fiebrige Diskussionen. Der Richter aber fragte sich<br />

plÉtzlich, wozu das alles gut war, <strong>die</strong>ses ewige Diskutieren.<br />

Waren doch bloÇ Worte, <strong>und</strong> selbst wenn ihnen Taten folgen<br />

wÄrden: lernte man nicht in Geschichte, als wie falsch <strong>und</strong><br />

sogar verbrecherisch sich das Gutgem<strong>ein</strong>te oftmals erwies?<br />

Und plÉtzlich hielt er es fÄr mÉglich, dass hinten auf der Terrasse,<br />

bei den vergnÄgungssÄchtigen MÅdchen, bei Sonne mit<br />

Eis <strong>und</strong> Erdbeertorte, das wahre Leben tobte. Als <strong>ein</strong>er, der<br />

selbst gern auf der Kanzel stand, <strong>und</strong> <strong>ein</strong>en Ruf zu verteidigen<br />

hatte, hÅtte er <strong>die</strong>s zwar nie Éffentlich zugegeben, aber er<br />

fragte sich, ob man Ernsthaftgkeit <strong>und</strong> Lebensfreude nicht<br />

kombinieren konnte, statt wie <strong>ein</strong> durchgeknallter Gummiball<br />

unablÅssig durch <strong>die</strong> Welt zu springen <strong>und</strong> sich dabei dauernd<br />

den Kopf anzustoÇen, ohne dass <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziger Wunsch, <strong>ein</strong>er,<br />

der wirklich etwas bedeutete <strong>und</strong> an man mit Herzblut hing,<br />

auch nur <strong>im</strong> Entferntesten in ErfÄllung ging.<br />

Oder bestand das wahre Leben genau darin?: <strong>die</strong> depr<strong>im</strong>ierende<br />

Differenz zwischen Hoffnung <strong>und</strong> Wirklichkeit auszuh<strong>alt</strong>en<br />

<strong>und</strong> in etwas Positives zu transformieren.<br />

Durch <strong>die</strong> dÄnne Gardine <strong>und</strong> das doppelte Glas sah er <strong>ein</strong>en<br />

<strong>alt</strong>en Lamborghini an der StraÇe h<strong>alt</strong>en, <strong>ein</strong> Modell, das er<br />

von frÄher kannte, als er noch kl<strong>ein</strong> war <strong>und</strong> nichts dabei gef<strong>und</strong>en<br />

hatte, mit s<strong>ein</strong>en Fre<strong>und</strong>en st<strong>und</strong>enlang Autoquartett<br />

zu spielen. Der Fahrer, <strong>ein</strong> glatzkÉpfiger MitfÄnfziger, dessen<br />

selbstbewusste Ersch<strong>ein</strong>ung entfernt an <strong>ein</strong>en bekannten Fernsehmoderator<br />

erinnerte, stieg umstÅndlich aus, umr<strong>und</strong>ete<br />

umstÅndlich das GefÅhrt, zÉgerte <strong>und</strong> beschloss wohl endlich,<br />

s<strong>ein</strong>en GeschÅften nachzugehen. Die Passantin auf der gegen-<br />

Äberliegenden Seite allerdings, <strong>die</strong> in ihrem noblen KostÄm<br />

relativ viel B<strong>ein</strong> zeigte, bedachte den Wagen <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>en Besitzer<br />

mit nicht viel mehr Aufmerksamkeit als <strong>die</strong> Graffiti an<br />

der Mauer, an der sie vorÄberging.


Vielleicht war alles <strong>ein</strong> MissverstÅndnis. Vielleicht war <strong>die</strong><br />

menschliche Gattung, <strong>die</strong> lange Phasen der Unterordnung, der<br />

WillfÅhrigkeit <strong>und</strong> des Opportunismus in oftmals despotischen<br />

Hierarchien <strong>und</strong> <strong>die</strong> Erfahrung von Not <strong>und</strong> schrecklichen<br />

Kriege zu <strong>ein</strong>er Gesellschaft von emotionalen KrÄppeln<br />

gemacht hatten, deren MentalitÅt Äber <strong>die</strong> Jahrh<strong>und</strong>erte zu<br />

genetischen Dispositionen gefroren waren, <strong>die</strong> wahre Freiheit<br />

<strong>und</strong> Gleichberechtigung ausschlossen <strong>und</strong> geradezu als Bedrohung<br />

auffassten, nur <strong>ein</strong>e Zwischenstufe auf <strong>ein</strong>em Entwicklungsweg,<br />

der <strong>die</strong> natÄrlichen Bahnen der organischen<br />

Chemie bald verlassen <strong>und</strong> sich kÄnstlichen Lebensformen<br />

Éffnen wÄrde, <strong>die</strong> besser in der Lage waren, sich in <strong>ein</strong>er vernÄnftigen<br />

<strong>und</strong> GlÄck bringenden Weise fortzuentwickeln.<br />

Vielleicht sollte man sie ganz abschaffen <strong>und</strong> Äber Alternativen<br />

nachdenken, Äber <strong>ein</strong>e kÄnstliche Intelligenz, nicht auf<br />

Kohlenstoff-, sondern auf Siliziumbasis, mit der FÅhigkeit,<br />

sich eigenverantwortlich fortzuentwickeln. Vielleicht <strong>ein</strong>er<br />

Evolution den Vorzug geben, <strong>die</strong> ihre biologischen Wurzeln<br />

absch<strong>alt</strong>ete beziehungsweise absterben lieÇ, weil sie erkannt<br />

hatte, dass auf deren Basis k<strong>ein</strong> echter sozialer <strong>und</strong> auch k<strong>ein</strong><br />

technischer Fortschritt mehr stattfinden konnte, weil <strong>die</strong><br />

menschliche Spezies so krank <strong>und</strong> verkorkst war, dass selbst<br />

<strong>die</strong> beste Behandlung nicht anschlug.<br />

Er musste an Connies Rehaugen denken, <strong>und</strong> auch an ihren<br />

sehr weiÇen Hals. Eine unerklÅrliche Angst Äberkam ihn, er<br />

kÉnne plÉtzlich <strong>und</strong> ohne Vorwarnung zum MÉrder mutieren.<br />

Statt HÅlse <strong>und</strong> Augen zÅrtlich kÄssen zu wollen, etwas Anderes<br />

mit ihnen anzustellen, das ihn berÄchtigt machen <strong>und</strong> lebenslÅnglich<br />

hinter <strong>die</strong> Gitter <strong>ein</strong>er Anst<strong>alt</strong> bringen wÄrde.<br />

Er warf <strong>ein</strong>en hilflosen Blick aus dem Fenster, auf <strong>die</strong> Graffiti<br />

mit ihren unentwirrbaren weiÇen Wellenbuchstaben <strong>und</strong> den<br />

paar bunten Klecksen mittendrin, auf <strong>die</strong>sem <strong>alt</strong>en GemÅuer,<br />

von dem sich oben dunkle Pechfarbe in groÇen Tranchen ablÉste<br />

<strong>und</strong> das triste Grau der Nachkriegszeit zum Vorsch<strong>ein</strong>


achte. Der Lamborghini stand noch da, aber <strong>die</strong> Frau mit<br />

den schÉnen langen B<strong>ein</strong>en war natÄrlich lÅngst verschw<strong>und</strong>en.<br />

Anna hatte ihr Handy vorgeholt <strong>und</strong> sich damit in <strong>die</strong> hinterste<br />

Ecke des Raumes verzogen, wo unter <strong>ein</strong>em stumpfen<br />

Spiegel <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em neumodischen SpÄlbecken <strong>ein</strong> ur<strong>alt</strong>er<br />

Rechner abgestellt war, Dinosaurier der Computerst<strong>ein</strong>zeit,<br />

mit <strong>ein</strong>er klobigen Maus <strong>und</strong> abgewetzter Tastatur, aber <strong>im</strong>merhin<br />

prinzipiell mit Internetanschluss fÄr jeden, der <strong>die</strong><br />

tapfere neue Welt der Bits <strong>und</strong> Bytes der geistigen Weite von<br />

Gerstenmeiers Hinterz<strong>im</strong>mer vorzog. WÅhrend sich <strong>die</strong> anderen<br />

sichtlich entspannten, redete sie entnervt auf den Apparat<br />

<strong>ein</strong>, wippte <strong>im</strong> Takt zu ihrem Vortrag ungeduldig mit den<br />

FÄÇen, schunkelte dabei wie <strong>ein</strong> asymmetrisches Pendel, das<br />

in <strong>ein</strong>em starken Sturm das Gleichgewicht zu verlieren droht,<br />

<strong>und</strong> auch der WaldblumenstrauÇ auf ihrem Kopf wippte mit.<br />

Wiewohl sie von Natur aus zu jenen warmherzigen GeschÉpfen<br />

gehÉrte, in deren Gegenwart man sich sofort zuhause fÄhlt<br />

(wÅhrend man <strong>im</strong> Umgang mit stolzen <strong>und</strong> abweisenden<br />

SchÉnheiten wie Ute zum fremdeln neigt <strong>und</strong> es <strong>ein</strong>em nur<br />

selten gelingt, ihr Interesse zu wecken, geschweige Äber <strong>ein</strong>en<br />

lÅngeren Zeitraum aufrechtzuerh<strong>alt</strong>en), machte sie <strong>im</strong> Moment<br />

<strong>ein</strong>en mÄrrischen, ja erbitterten Eindruck, ganz so, als<br />

habe ihr jemand, der ihr recht nahe stand, erheblichen Verdruss<br />

bereitet. Mit ihren lauten Einlassungen <strong>und</strong> wÄsten Anschuldigungen<br />

stÉrte sie den Richter <strong>und</strong> lenkte ihn von s<strong>ein</strong>en<br />

erhabenen Betrachtungen ab.<br />

Warum Äberhaupt <strong>ein</strong>e andere Lebensform? Wozu <strong>die</strong> Anstrengung?<br />

Langsam entglitt ihm der Sinn <strong>ein</strong>er solchen<br />

Übung. Es konnte wohl kaum darum gehen, Manager <strong>und</strong><br />

Computerexperten <strong>und</strong> FÄnfsternekÉche <strong>und</strong> Steuerberater<br />

<strong>und</strong> Filmemacher auf Siliziumbasis zu zÄchten, <strong>und</strong> Journalis-


ten, <strong>die</strong> Äber silizische Prominentenhochzeiten Reportagen<br />

drehten. Das wÅre wirklich absurd!<br />

Also doch lieber rausgehen <strong>und</strong> das Leben genieÇen? Sport<br />

treiben, SpaÇ haben, abhÅngen? Mit Connie <strong>und</strong> Co <strong>die</strong> Sonne<br />

anbeten <strong>und</strong> nebenbei auf Geschlechtspartner lauern?<br />

Wie zur Antwort wurde <strong>ein</strong>e TÄr heftig aufgestoÇen, <strong>und</strong> <strong>ein</strong><br />

rosiges RÄsselgesicht, am Kinn leicht beborstet, mit <strong>ein</strong>em<br />

sich bereits lichtenden Haarschopf, schritt Äber <strong>die</strong> Schwelle.<br />

Die kl<strong>ein</strong>en schlauen Augen betrachteten sch<strong>ein</strong>bar irritiert<br />

<strong>die</strong> Anwesenden, <strong>und</strong> mit der schrillen St<strong>im</strong>me s<strong>ein</strong>er VÅter<br />

sagte es:<br />

-Sind hier schon wieder <strong>die</strong> Chaoten versammelt.<br />

Der Richter <strong>und</strong> Kalle reagieren verh<strong>alt</strong>en; Thomas Benders<br />

verschattete Augen indessen werden von <strong>ein</strong>em maliziÉsen<br />

LÅcheln erhellt.<br />

-Jau, sagt er. Wir bereiten gerade den Umsturz vor.<br />

Vogtalers Blicke tippen ihn an. S<strong>ein</strong> grÅsslicher Atem fÅllt auf<br />

ihn hernieder.<br />

-Marx ist doch Murks, sagt er, das LÅcheln erwidernd; denn er<br />

n<strong>im</strong>mt komischerweise Thomas Bender, mit dem er freitags<br />

<strong>im</strong> Schulbus <strong>ein</strong>e selbstvergessene halbe St<strong>und</strong>e Äber Modellflugzeuge<br />

palavert <strong>und</strong> danach <strong>im</strong> Erdk<strong>und</strong>ekurs zusammensitzt,<br />

wo sie sich wegen erwiesener Faulheit gem<strong>ein</strong>sam von<br />

Henke gemobbt sehen, s<strong>ein</strong>e Ansichten weniger Äbel als dem<br />

jungen <strong>Brunner</strong>, den er fÄr <strong>ein</strong>en gefÅhrlich unangenehmen,<br />

durchtriebenen <strong>und</strong> ehrgeizigen Eiferer hÅlt.<br />

Der Richter lacht.<br />

-Da fÅllt mir was <strong>ein</strong>, sagt er <strong>und</strong> muss wieder lachen; durch<br />

s<strong>ein</strong>en verschlossenen M<strong>und</strong> muss er lachen <strong>und</strong> verschluckt<br />

sich fast an s<strong>ein</strong>em Speichel.<br />

-Der Fre<strong>und</strong> von Otto, sagt er endlich. Sie haben ihn gefragt,<br />

ob er zum B<strong>und</strong> will. Und er hat gesagt: ja klar, <strong>im</strong>mer her mit<br />

der Knarre. Viva la Revolucion!


Er lehnt sich zurÄck <strong>und</strong> gibt <strong>ein</strong>en vergnÄgten RÄlpser von<br />

sich.<br />

-Sie haben ihn nicht genommen.<br />

-Was fÄr <strong>ein</strong>e Idee, sagt Thomas aus tiefstem Herzen. HÅtte<br />

ich mir den ganzen àrger erspart.<br />

Er nickt, doch dann beiÇt er sich auf <strong>die</strong> Lippen, <strong>und</strong> <strong>ein</strong> bleicher<br />

Schatten huscht Äber s<strong>ein</strong> gebrÅuntes Gesicht.<br />

Der Richter dreht sich halb um <strong>und</strong> keckert. Keckert in <strong>die</strong><br />

dunkle lauschende Leere des mageren Zwischenregals.<br />

-Ich kann nicht mehr, japst er.<br />

-Was ihr anstrebt, ist Diktatur, fÅhrt ihn Vogtaler an. Das<br />

gab's schon mal in Deutschland.<br />

Darauf hat der Richter gewartet. Wild schÄttelt er s<strong>ein</strong>e MÅhne.<br />

-Im Gegenteil, ruft er. Er wolle <strong>die</strong> totale, vollstÅndige Freiheit.<br />

Diktatur sei das, was gegenwÅrtig herrsche, <strong>ein</strong>e weichgespÄlte<br />

Tyrannei, in der man zwar teilweise sagen dÄrfe, was<br />

man denke - teilweise wohlgemerkt - doch ohne dass <strong>die</strong>s<br />

Auswirkungen auf <strong>die</strong> gesellschaftlichen MachtverhÅltnisse<br />

habe. Die Arbeiter wÄrden weiterhin geknechtet. Nicht mal in<br />

<strong>ein</strong>er Krise wie jetzt - ich sage nur komplettes Versagen der<br />

Politik <strong>und</strong> des Finanzkapitals - komme man auf <strong>die</strong> Idee, <strong>die</strong><br />

Wirtschaft zu demokratisieren.<br />

Vogtalers RÄssel verfinstert sich. Ein leises Knurren entringt<br />

sich s<strong>ein</strong>er Kehle.<br />

-Die Arbeiter nehmen eure Theorien doch gar nicht an, grunzt<br />

er. Die sind zufrieden, wenn sie Arbeit haben <strong>und</strong> ordentlich<br />

Geld ver<strong>die</strong>nen.<br />

Er streicht sich Äber den flaumigen Bart <strong>und</strong> Äber das kl<strong>ein</strong>e,<br />

kaum fÄhlbare Muttermal an der Wange.<br />

-Hast du dich schon mal gefragt, warum? - Weil sie euch<br />

nicht glauben. Euch <strong>und</strong> euren unrealistischen Versprechungen.<br />

-Und hast du dich schon mal gefragt ...


Lautes Fiepen von Anna. Ein pelziges Tier mit langem nacktem<br />

Schwanz, das qualvoll an Zyankali verreckt.<br />

-Es werde bald k<strong>ein</strong>e Arbeiter mehr geben, sagt Vogtaler. Die<br />

Wirtschaft verwandele sich zusehens in <strong>ein</strong>e ServiceÉkonomie.<br />

Aufschwung <strong>und</strong> Innovationen wÄrden heute zumeist<br />

vom Dienstleistungssektor getriggert.<br />

Vom Richter erntet er <strong>ein</strong> Schnauben.<br />

Anna sagt Äberhaupt nichts mehr. Sie lÅsst das Handy sinken<br />

<strong>und</strong> gibt periodisch seltsame Laute von sich, <strong>die</strong> sich wie <strong>ein</strong><br />

unterdrÄckter Schluckauf anhÉren, oder wie <strong>ein</strong> St<strong>im</strong>mritzenkrampf.<br />

Thomas breitet beruhigend <strong>die</strong> HÅnde aus.<br />

-Die LohnabhÅngigen wÄrden weiterhin ausgebeutet, sagt er<br />

mit sanfter St<strong>im</strong>me. DarÄber kÉnne das ganze Innovationsgerede<br />

nicht hinwegtÅuschen. Sie seien zu monotoner, menschenunwÄrdiger<br />

Maloche in lauten, stinkenden Fabrikhallen<br />

gezwungen, zwecks Mehrung des privaten Profits.<br />

-Du musst es ja wissen.<br />

Vogtaler mustert ihn fre<strong>und</strong>lich. Er muss be<strong>im</strong> Anblick <strong>die</strong>ser<br />

tiefgrÄndigen Augen <strong>im</strong>mer an s<strong>ein</strong>e Schwester denken, Biologiestudentin<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>es Tages best<strong>im</strong>mt <strong>ein</strong>e gute Mutter.<br />

WÅhrend Anna ihr Handy wegpackt <strong>und</strong> mit leerem Blick auf<br />

<strong>die</strong> tote Wespe starrt, schÄttelt er langsam den Kopf.<br />

-Die Roboterisierung werde das Problem allmÅhlich lÉsen.<br />

Weil sich Roboter <strong>und</strong> Automaten am Ende viel besser als<br />

Menschen fÄr <strong>die</strong> industrielle Fertigung eigneten. Menschen<br />

machten Fehler, besÅÇen ihren eigenen Kopf <strong>und</strong> seien daher<br />

nicht in der Lage, sich h<strong>und</strong>erprozentig dem streng festgelegten<br />

Ablauf <strong>ein</strong>es tayloristisch geregelten Produktionsprozesses<br />

unterzuordnen. Maschinen aber besÅÇen genau <strong>die</strong>se FÅhigkeit,<br />

das heiÇt, sie lieÇen sich normalerweise nie aus <strong>ein</strong>em<br />

<strong>ein</strong>programmierten Konzept bringen.<br />

Der Richter w<strong>und</strong>ert sich, wie man dasselbe denken kann, <strong>und</strong><br />

doch nicht dasselbe. Er hat <strong>die</strong> Ellbogen auf <strong>die</strong> Tischkante


gestÄtzt. S<strong>ein</strong>e Fingerkuppen fahren sch<strong>ein</strong>bar lÅssig Äber der<br />

dunkelbraunen, lackglatten OberflÅche hin <strong>und</strong> her, bis sie auf<br />

<strong>ein</strong> paar TabakkrÄmel stoÇen, <strong>die</strong> sie aufklauben <strong>und</strong> zu <strong>ein</strong>er<br />

kl<strong>ein</strong>en Kugel rollen.<br />

-Obwohl <strong>die</strong> Tendenz zur problemlosen DesignermentalitÅt<br />

gehe, sagt er. The New Men. Menschen, <strong>die</strong> alles in sich ver<strong>ein</strong>igten:<br />

Anpassung <strong>und</strong> KÉpfchen, leichtfÄÇiges Schw<strong>im</strong>men<br />

<strong>und</strong> bereitwilliges Aufgehen in der Masse genau wie<br />

hÉchste GenussfÅhigkeit <strong>im</strong> Angesicht <strong>ein</strong>es Rinderhirnfrikassee<br />

oder <strong>ein</strong>es pfÅlzischen Saumagens. Durch knallharte Auslese<br />

wÄrden alle <strong>die</strong>jenigen el<strong>im</strong>iniert oder zumindest ins<br />

Abseits gestellt, <strong>die</strong> sich nicht an vorgegebene oder ungeschriebene<br />

Regeln hielten oder es ablehnten, sich in <strong>die</strong> sogenannten<br />

demokratischen Institutionen <strong>ein</strong>zufÄgen.<br />

Vogtalers Augen gleiten <strong>die</strong> Äberbordenden Regalreihen entlang.<br />

Er sieht: verstaubte Schinken, <strong>die</strong> er nie lesen wird, geschrieben<br />

von abgehobenen Schreiberlingen, deren Namen er<br />

noch nie gehÉrt hat, zu Themen, <strong>die</strong> ihm absolut nichts bedeuten;<br />

dazu hoch aufgetÄrmte Schallplattenstapel voller Musik,<br />

<strong>die</strong> ihre beste Zeit lÅngst hinter sich hat; seltsam <strong>alt</strong>vÅterlich<br />

aussehende KerzenstÅnder <strong>und</strong> <strong>ein</strong> paar schadhafte Glasschalen<br />

<strong>und</strong> Keramikvasen vor dem nickligen Fenster; <strong>ein</strong> verwegenes<br />

Chronometer aus dem tiefsten Dunkelhorst, kl<strong>ein</strong>e Lithographien<br />

<strong>und</strong> Kupferstiche von Alt-Altona sowie Fotos der<br />

Wirtsfamilie an den WÅnden, aus Zeiten als Amelie noch <strong>ein</strong><br />

Kind war <strong>und</strong> Gerstenmeier in New York s<strong>ein</strong>e Erfolge feierte.<br />

-Warum macht hier eigentlich k<strong>ein</strong>er das Fenster auf, sagt er.<br />

Wortlos zieht Thomas Bender <strong>ein</strong> vielgelesenes BÄchl<strong>ein</strong> aus<br />

s<strong>ein</strong>er Tasche <strong>und</strong> liest <strong>ein</strong> paar Stellen vor.<br />

-Dieser Übergang, genial, sagt er mit feuchten Augen. Zwei<br />

SÅtze. Mehr sei zu dem Thema nicht zu sagen.<br />

Vogtaler macht sich am Fenster zu schaffen - geht aber nicht.


-Klemmt, unterrichtet ihn Kalle, der Clown. - HÉr auf, du<br />

machst es kaputt.<br />

-HÉr auf, sagt auch der Richter. Kommt nur <strong>die</strong> Hitze r<strong>ein</strong>.<br />

-Von dir lass ich mir gar nichts verbieten, schnauzt ihn das<br />

RÄsselgesicht an.<br />

NÄtzt nix. Das Fenster geht wirklich nicht auf. K<strong>ein</strong>en Mill<strong>im</strong>eter<br />

bewegt sich der Griff. Er wendet sich ab. S<strong>ein</strong> Blick<br />

bleibt an <strong>ein</strong>er zerknitterten TÄte auf dem HeizkÉrper hÅngen.<br />

-Was willst du, sagt er. Auch er habe den Roman gelesen, der<br />

jetzt so beliebt sei, doch kÉnne er <strong>die</strong>sem wenig abgewinnen.<br />

Solche Outlaws, <strong>die</strong> <strong>im</strong>mer machten, was sie wollten <strong>und</strong> was<br />

ihnen gerade <strong>ein</strong>falle - Opposition, Sex, Drogenexzesse - <strong>und</strong><br />

am Ende ihr ganzes Umfeld ins Chaos stÄrzten, kÉnnten vielleicht<br />

in Filmen, in der Literatur oder sonstigen Traumgespinsten<br />

erfolgreich ihr Unwesen treiben - in der Wirklichkeit<br />

unserer modernen Dienstleistungsgesellschaft triumphiere<br />

lÅngst <strong>die</strong> hohe Schule der sozialen Intelligenz.<br />

-Sehr schÉn, sagt der Richter. H<strong>und</strong>e- <strong>und</strong> Schle<strong>im</strong>beutelzucht.<br />

Er schnippt das TabakkÄgelchen weit Äber <strong>die</strong> leere WÄste<br />

des Tisches. Zu dem Buch fÅllt ihm wenig <strong>ein</strong>. Er mÉchte <strong>im</strong><br />

Moment lieber <strong>ein</strong> bisschen kra<strong>wal</strong>len als sich mit <strong>ein</strong>em Roman<br />

beschÅftigen, der doch letztlich nur Unterh<strong>alt</strong>ung ist, l'art<br />

pour l'art. Er weiÇ genau, warum ihm <strong>die</strong> besinnliche St<strong>im</strong>mung,<br />

<strong>die</strong> ganze schÉne Concorde des Hinterz<strong>im</strong>mers, plÉtzlich<br />

abhanden gekommen ist.<br />

-Vogtaler habe offenbar k<strong>ein</strong> VerstÅndnis fÄr Literatur, giftet<br />

er <strong>und</strong> lÅsst <strong>ein</strong>en Sermon vom Stapel, der sich gewaschen<br />

hat: Äber Kunst <strong>und</strong> Turbokapitalismus <strong>und</strong> Krieg <strong>und</strong> Äber<br />

willige RÅdchen, <strong>die</strong> <strong>im</strong>mer h<strong>und</strong>ertprozentig funktionierten,<br />

<strong>im</strong>mer!, <strong>und</strong> <strong>die</strong> nichts anderes <strong>im</strong> Sinn hÅtten, selbst wenn sie<br />

dabei Äber Leichen gingen <strong>und</strong> <strong>die</strong> letzten RegenwÅlder abholzten.<br />

Auch Geburtenraten, Hungerkatastrophen, Kl<strong>im</strong>aschutz<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Privilegien von AufsichtsrÅten internationaler


Konzerne kommen darin vor. Dabei beÅugt er <strong>die</strong> ganze Zeit<br />

<strong>die</strong> herrenlose TÄte auf der Heizung.<br />

TÄte voll TÄten, <strong>ein</strong> Beutel fÄrs SÅckchen.<br />

Mit spitzen Fingern greift er nach der TÄte <strong>und</strong> fÅngt gerade<br />

mit <strong>ein</strong>em weit verbreiteten Irrtum bei der Interpretation von<br />

Fichtes Freiheitslehre an, da tritt Anna mit dem FuÇ gegen das<br />

GehÅuse des Rechners, so dass <strong>die</strong> Tastatur herunterfÅllt <strong>und</strong><br />

der Bildschirm bedenklich wackelt.<br />

-Von GesÅngen, schreit sie, kÉnne niemand leben, von der<br />

Wahrheit werde man nicht satt. Leidenschaften betrÄgen dich,<br />

sagt sie, doppelt; denn wenn sie erwidert werden, enttÅuschen<br />

sie dich auch. Die Nacht der Trauer senkt sich Äber dich herab.<br />

TrÅnen werden d<strong>ein</strong>en Blick verschleiern. Gib auf, was du<br />

fÄr das Leben <strong>und</strong> <strong>die</strong> Triebfedern d<strong>ein</strong>es Handelns hÅltst, gib<br />

alles auf.<br />

-Er weigere sich, sagt der Richter. Das wÅre das Ende.<br />

-Nur k<strong>ein</strong> Selbstmitleid, erwidert sie. Er sei doch lÅngst am<br />

Ende. Einem hÅsslichen Menschen stÄnden Leidenschaften<br />

nicht an. Sie lieÇen ihn lÅcherlich ersch<strong>ein</strong>en, <strong>und</strong> tendenziell<br />

zerstÉrten sie ihn sogar. AuÇerdem seien Leidenschaften konventionell.<br />

Sie fuÇten auf pr<strong>im</strong>itiven, ihrer Natur nach r<strong>ein</strong><br />

biologischen Trieben <strong>und</strong> konventionellen Åsthetischen Vorstellungen,<br />

<strong>und</strong> genau <strong>die</strong> verletze <strong>ein</strong> HÅsslicher von Beginn<br />

an durch s<strong>ein</strong>e bloÇe Existenz.<br />

-Gerade du! Guck dich doch an! Er gefalle nicht, komme bei<br />

der Masse nicht an. Ihm fehle jede kÉrperliche oder intellektuelle<br />

Ausstrahlung. Du besitzt nicht <strong>ein</strong>mal genÄgend Standfestigkeit,<br />

um d<strong>ein</strong>e doch angeblich so wichtigen Prinzipien<br />

energisch zu verteidigen, sondern wirst in kritischen Situationen<br />

oder bei verlockenden Angeboten umstandslos auf d<strong>ein</strong>en<br />

von Opportunisten ges<strong>und</strong> genannten Hang zum Opportunismus<br />

zurÄckgreifen. Nur leider, es kommen k<strong>ein</strong>e Angebote.<br />

Weit <strong>und</strong> breit niemand mit Angeboten in der Tasche. Statt<br />

dessen wirst du <strong>alt</strong>, <strong>und</strong> bei <strong>alt</strong> werdenden Opportunisten hÅlt


man sich bekanntlich mit Angeboten zurÄck. Das Risiko des<br />

vorzeitigen Ablebens. Die Banken geben k<strong>ein</strong>e Kredite mehr,<br />

<strong>die</strong> Versicherungen winden sich aus festen VertrÅgen, <strong>und</strong> auf<br />

Parteispenden muss man ganz verzichten.<br />

-Genau, sagt auch Kalle, der Clown. Begrab d<strong>ein</strong>e TrÅume<br />

<strong>und</strong> vertu d<strong>ein</strong>e Zeit nicht mit komplizierten Problemen, <strong>die</strong><br />

du sowieso nicht lÉsen kannst. Geh in <strong>ein</strong>en Ver<strong>ein</strong>. Schlaf<br />

dich aus. Die Menschen sind <strong>ein</strong>fach gestricktes <strong>und</strong> aber<br />

krummes Holz. Ihr s<strong>im</strong>pler Verstand tÅuscht ihnen <strong>ein</strong>e Gradlinigkeit<br />

ihrer Existenz vor, <strong>die</strong> k<strong>ein</strong>eswegs gegeben ist.<br />

-Sic, sagt Thomas Bender, der <strong>ein</strong> wenig abseits steht, mit<br />

s<strong>ein</strong>em aufgeschlagenen Buch in der Hand <strong>und</strong> <strong>ein</strong>igem Widerstreben<br />

in der St<strong>im</strong>me. In der Jugend hÅnge der Mensch<br />

wirren, unerfÄllbaren WunschtrÅumen nach, um dann, <strong>im</strong><br />

gesetzten Alter, KinderbÄcher zu lesen. - Oder wie beurteilten<br />

sie <strong>die</strong> ganzen Fantasyschinken in den Bestsellerlisten. KinderbÄcher<br />

gingen gut, sogar sehr gut. Kr<strong>im</strong>is gingen gut. Biografien<br />

ebenfalls.<br />

-Auch Befindlichkeitsromane gehen gut, sagt Anna vom<br />

Wanderver<strong>ein</strong> mit zitternder St<strong>im</strong>me. Weibliche wÄrden allerdings<br />

zuweilen als Menstruationsliteratur verspottet; nur<br />

mÅnnliche gÅlten als hohe Literatur.<br />

Der Richter starrt sie <strong>ein</strong>en Moment bewegungslos an, mit<br />

schlaffen ZÄgen, <strong>die</strong> nichts aber auch gar nichts von s<strong>ein</strong>en<br />

GefÄhlen verraten, streicht <strong>ein</strong>e Locke zurÄck <strong>und</strong> sagt:<br />

-Der menschliche Geist reflektiert mit Inbrunst Äber jede Narretei,<br />

Äber <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>ste Nichtigkeit, aber kaum je Äber s<strong>ein</strong>e<br />

eigene Dummheit. Er kann <strong>die</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Idee vertreten oder<br />

verwerfen, ganz wie es ihm in den Sinn kommt, um damit<br />

s<strong>ein</strong>en StammtischbrÄdern genÄge zu tun oder auch nicht <strong>und</strong><br />

womÉglich <strong>ein</strong>e Ahnung von der Wahrheit zu erhaschen. Am<br />

Ende aber wird er <strong>im</strong>mer auf s<strong>ein</strong>e eigenen, engen Grenzen<br />

zurÄckgeworfen.


Der Clown tritt zurÄck in s<strong>ein</strong> ruches Stallgemach <strong>und</strong> verschrÅnkt<br />

zwei muskulÉse Arme vor der Brust.<br />

-So geht's nicht weiter, sagt er. Wisst ihr, was euer Problem<br />

ist? - Ihr denkt zuviel. Mit <strong>ein</strong> bisschen Druck <strong>im</strong> Schritt ...<br />

Geschichte wird gemacht.<br />

Er will noch mehr sagen, doch da kennt er Anna schlecht. Mit<br />

wutverzerrtem Gesicht packt sie ihn am Revers <strong>und</strong> schÄttelt<br />

ihn ordentlich durch.<br />

-Ins Innerste komme niemand hin<strong>ein</strong>, ruft sie. So schÉn er<br />

auch tue, <strong>und</strong> so lieb er sich insgehe<strong>im</strong> auch habe. Selbst <strong>die</strong><br />

Psychiater bewegten sich nur auf der OberflÅche des menschlichen<br />

Unterbewussts<strong>ein</strong>s.<br />

UnwillkÄrlich hat sie ihren Widersacher freigegeben. Der<br />

verharrt <strong>ein</strong>en Moment in s<strong>ein</strong>em Schreck. Dann schieÇt er<br />

wie <strong>ein</strong> aufgeregtes Huhn zur TÄr.<br />

Aus der Kneipenhalle dringt tumbe Schlagermusik, <strong>und</strong> jemand<br />

sagt zu jemand anderem, der mit ihm auf dem Weg zur<br />

Toilette ist:<br />

-Er tut sich mit <strong>ein</strong>er super scharfen, super jungen <strong>und</strong> super<br />

schwierigen Blondine zusammen. Um sich dafÄr zu rÅchen,<br />

dass er so oft mit s<strong>ein</strong>er Ex-Frau telefoniert, schlÅft sie mit<br />

s<strong>ein</strong>em Sohn. / Darauf er: wenigstens bleibt es in der Familie.<br />

/ Und sie: er kann's <strong>ein</strong> bisschen besser als du.<br />

Vogtaler kickt <strong>die</strong> TÄr zu. Der Richter stÄtzt das Kinn auf <strong>die</strong><br />

HandflÅchen <strong>und</strong> betrachtet selbstvergessen <strong>die</strong> Lichtreflexionen<br />

<strong>ein</strong>es silbernen Bilderrahmens. Der Wanderver<strong>ein</strong> knabbert<br />

an s<strong>ein</strong>em Daumen. Thomas Bender gÅhnt <strong>und</strong> fÅhrt mit<br />

der Zunge Äber <strong>die</strong> trockenen Lippen. Man sieht ihm an, dass<br />

er sich gern <strong>ein</strong>e TÄte anstecken wÄrde.<br />

Der Clown schwebt zurÄck ins Z<strong>im</strong>mer, Amelie <strong>im</strong> Schlepptau<br />

<strong>und</strong> ne neue Buddel Pils inner <strong>ein</strong>en Hand. Mitter andern<br />

greift er ungeniert in den ollen Plattenstapel.<br />

-Leg mal auf, sagt er zu Thomas.


-Pack dir doch an'n Kopp <strong>und</strong> sach Gl<strong>im</strong>bo.<br />

-Okay, sagt der Clown.<br />

Zwei Griffe aus'm Dompteursgelenk, <strong>und</strong> er hat'se auf'm Teller.<br />

Er dreht <strong>die</strong> Anlage voll auf Tubus.<br />

-Juhu, ruft er <strong>und</strong> entreiÇt dem Richter <strong>die</strong> TÄte. Gummis!<br />

Er tÅnzelt. In <strong>die</strong>sem kl<strong>ein</strong>en, mit <strong>alt</strong>en MÉbeln vollgestellten<br />

Raum umtÅnzelt er akrobatisch alle Hindernisse, ohne irgendwo<br />

nur <strong>ein</strong>mal anzustoÇen.<br />

-Begattungstanz, ruft er <strong>ein</strong>mal zwischendurch <strong>und</strong> lÅsst <strong>die</strong><br />

TÄte kreisen.<br />

Die Anderen stÉhnen, aber sie lassen ihn gewÅhren. Bender<br />

<strong>und</strong> Vogtaler sehen ihm zu, sie folgen gebannt s<strong>ein</strong>er atemberaubenden<br />

Geschmeidigkeit, so wie sie jeder gelungenen Performance<br />

folgen wÄrden, Castro oder Vargas Llosa egal, <strong>und</strong><br />

klatschen sogar <strong>ein</strong>mal kurz Beifall, als er wie <strong>ein</strong> loses Seil<br />

um den r<strong>und</strong>en Tisch schwingt. Nur der Richter lÅsst sich<br />

nicht ablenken.<br />

-Er sehe das zwar Åhnlich, sagt er zu Thomas Bender. Allerdings<br />

stÉre ihn in dessen Diskurs der Verlust <strong>und</strong> das Aufweichen<br />

klarer soziologischer Kategorien zugunsten sich Kl<strong>ein</strong>bÄrger<br />

<strong>und</strong> Angestellte als UnterdrÄckte fÄhlen dÄrften.<br />

-Sie fÄhle sich gar nicht unterdrÄckt, wirft Amelie <strong>ein</strong>, indem<br />

sie ihn verzweifelt herausfordernd ansieht. Ihr gehe es gut.<br />

-Mir geht's auch gut, ruft der Clown aus s<strong>ein</strong>em Leiterwagen.<br />

-Glauben wir dir unbesehen, sagt Thomas.<br />

-N<strong>ein</strong> ehrlich. Ihr gehe es gut, wiederholt Amelie mit leeren<br />

Blicken.<br />

-So siehst du aus, <strong>brummelt</strong> der Richter.<br />

-K<strong>ein</strong>er fÄhlt sich unterdrÄckt, fÅhrt ihn Vogtaler an. Die<br />

Wahlen werden es an den Tag bringen. Ihr Linken habt in<br />

Deutschland k<strong>ein</strong>e Chance. Es geht um Wachstum, ArbeitsplÅtze,<br />

weniger Steuern. Das treibt <strong>die</strong> Menschen um.<br />

Die Kuckucksuhr schlÅgt an, <strong>und</strong> Thomas Bender fÅllt das<br />

billige Blechding <strong>ein</strong>, das vor Urzeiten in s<strong>ein</strong>em Kinderz<strong>im</strong>-


mer gehangen hat, bis es von <strong>ein</strong>em umher irrenden<br />

Flummiball getroffen wurde.<br />

Anna denkt an <strong>die</strong> Ferien damals <strong>im</strong> Schwarz<strong>wal</strong>d, mit ihrer<br />

Mutter <strong>im</strong> Sanatorium. Was waren das Zeiten!, als man <strong>ein</strong>fach<br />

so unbeschwert in den Tag hin<strong>ein</strong>leben konnte <strong>und</strong> sich<br />

um nichts Sorgen machen musste. Auch sie fÄhlt sich nicht<br />

unterdrÄckt, sagt aber k<strong>ein</strong>en Ton, weil sie der dicken Kuh<br />

nicht vor Allen recht geben will.<br />

Vogtaler schiebt <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e Hand lÅssig halb in <strong>die</strong> Tasche s<strong>ein</strong>er<br />

perfekt sitzenden Jeans. Er macht den selbstbewussten<br />

Eindruck <strong>ein</strong>es gefragten jungen Schauspielers, <strong>ein</strong>es Heldendarstellers,<br />

der auf Anweisung s<strong>ein</strong>es Agenten <strong>im</strong>merzu<br />

charmant <strong>und</strong> <strong>ein</strong> wenig verloren gucken muss, um bei den<br />

Zuschauerinnen Punkte zu sammeln.<br />

-Wie du redest, legt er nach. Mir kommt jedesmal <strong>die</strong> Galle<br />

hoch mit GÅnsehaut. Man kÉnnte nachgerade glauben, wir<br />

lebten in <strong>ein</strong>em GefÅngnissystem. Dabei sind wir <strong>die</strong> freieste<br />

Gesellschaft Äberhaupt.<br />

Der Richter weiÇ nicht, ob er lachen oder w<strong>ein</strong>en soll. Er<br />

friemelt an s<strong>ein</strong>em Kinn <strong>und</strong> beschlieÇt spontan, den dicken<br />

Eiterpickel auszudrÄcken.<br />

Thomas Bender will den Druck vom Kessel nehmen <strong>und</strong> sagt:<br />

-Die Kybernetisierung <strong>und</strong> Systemtheoretisierung sei <strong>ein</strong> Äber<br />

<strong>die</strong> frÄhkapitalistische Fabrikation hinausgehender technischer<br />

<strong>und</strong> theoretischer Aufstieg, der sich nicht aufh<strong>alt</strong>en lasse,<br />

begleitet von entsprechenden Fortschritten der Geisteskultur,<br />

<strong>die</strong> das <strong>ein</strong>d<strong>im</strong>ensionale Denken der klassischen Moderne<br />

endlich ÄberwÅnden. Wo frÄhere Generationen der Mythologie<br />

zugunsten von Mechanik <strong>und</strong> Logik entsagt hÅtten, seien<br />

Philosophen <strong>und</strong> Ingenieure heute <strong>im</strong>merfort bestrebt, <strong>die</strong><br />

nÅchste Stufe des Denkens <strong>und</strong> der Naturbeherrschung zu<br />

erkl<strong>im</strong>men. Das Zeit<strong>alt</strong>er der Quantenmechanik, der KernkrÅfte,<br />

der Mikrobiologie ...


-In dem wir Menschen in allem zweitklassig werden, ergÅnzt<br />

der Richter. Ersetzbar, <strong>und</strong> bald nicht mehr mith<strong>alt</strong>en kÉnnen<br />

mit unseren neuen GeschÉpfen.<br />

Er hat den Eiter ausgedrÄckt <strong>und</strong> verreibt ihn zwischen zwei<br />

Fingerkuppen.<br />

-Die gesammelte Blase <strong>und</strong> SenilitÅt des Kosmos, ruft er.<br />

-DebilitÅt, m<strong>ein</strong>st du wohl, sagt Thomas Bender, von derselben<br />

Verzweiflung befallen, aber durch Denken oder schieres<br />

Verstreichenlassen noch jedesmal am eigenen Schopf aus dem<br />

Sumpf gekommen.<br />

Der Clown Éffnet s<strong>ein</strong>e Hand <strong>und</strong> zeigt ihnen verstohlen <strong>ein</strong><br />

paar pastellfarbene Pillchen.<br />

Dem Richter ist s<strong>ein</strong> klarer Kopf momentan lieber. Er schlÅgt<br />

das Rockkonzert vor, oder <strong>die</strong> morgige Demo. Da sei <strong>die</strong> Erfahrung<br />

intensiver. Aber k<strong>ein</strong>e Chance bei <strong>die</strong>sem irren Haufen.<br />

Da stehen sie, ganz erfÄllt von dem <strong>im</strong>aginierten Wissen <strong>und</strong><br />

den KlÅngen vergangener Zeiten, zugleich auch hungrig auf<br />

das Neue, das in manchen jener Rillen <strong>und</strong> Senken <strong>und</strong> Seitenlinien<br />

kurz aufsch<strong>ein</strong>en darf, <strong>und</strong> lÅngst nicht so desillusioniert<br />

nur auf das Eine aus wie <strong>die</strong> abgeklÅrten Studenten, <strong>die</strong><br />

sie in BÅlde s<strong>ein</strong> werden, <strong>und</strong> <strong>die</strong> m<strong>ein</strong>en, dass es nichts Neues<br />

unter der Sonne geben kann, weil das meiste schon lange<br />

gesagt <strong>und</strong> gedacht worden ist; dass selbst als neu gepriesene<br />

Erfindungen auf Mustern beruhen, <strong>die</strong> den Menschen schon<br />

seit der Antike bekannt sind, oder mindestens seit der<br />

Dampfmaschinenzeit, <strong>und</strong> auf geringfÄgigen Verbesserungen,<br />

<strong>die</strong> das Bild, das wir von der Welt haben, niemals derart Åndern<br />

werden, wie vor Zeiten <strong>die</strong> Chemie oder <strong>die</strong> RelativitÅtstheorie.<br />

Sondern sie sind voller Hoffnung, dass sich in ihrem<br />

Leben viel Historisches ereignen wird, <strong>und</strong> sicher, dass sie<br />

darin <strong>ein</strong>e herausragende Rolle spielen werden.


Erst lacht nur <strong>ein</strong>er Äber <strong>die</strong>sen Kinderkram. Lacht, bis ihm<br />

der Husten kommt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Lunge ihm wehtut. Allzulange hat<br />

er in lumpigen <strong>alt</strong>en BlÅttern nach muffigen Lobhalden <strong>und</strong><br />

SchindmÅrchen Ausschau geh<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> Rinde vom Ahornbaum<br />

geschmaucht, bevor er endlich hautnah zuschlÅgt <strong>im</strong><br />

Kl<strong>ein</strong>en; <strong>und</strong> wÅhrend sich s<strong>ein</strong> Widerriss vom letzten<br />

Fre<strong>und</strong>schaftsspiel noch unter Schmerzen krÄmmt, weil er<br />

BlÉdian zu frÄh stehengeblieben ist statt zum Tor vorzustÄrmen,<br />

trÅumt er von Grenzerfahrungen <strong>und</strong> verachtet das verweichlichte<br />

Streben der Äbrigen Jugend nach SpaÇ oder Zufriedenheit.<br />

Ganz scharf ist er auf Grenzerfahrungen, weil er<br />

weiÇ, <strong>die</strong> volle Wirkung erzielt man nur durch Extreme <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> wirklich groÇen Eingebungen, <strong>die</strong> <strong>ein</strong> Leben lang vorh<strong>alt</strong>en,<br />

gedeihen nur unter sehr starken Drogen, wie es Klaus<br />

KÉster aus Minden/Westfalen vorgemacht hat mitsamt s<strong>ein</strong>er<br />

sÅchsischen Gang, indem sie jedes frisch synthetisierte Zeug,<br />

das ihnen irgend<strong>ein</strong> verlauster heruntergekommener Chemiker<br />

in <strong>die</strong> Hand drÄckte, anstandslos schluckten, <strong>und</strong> wenn es<br />

auch nach Kotze schmeckte.<br />

Der Richter ist der <strong>ein</strong>zige in <strong>die</strong>ser R<strong>und</strong>e, der ihm folgen<br />

kann, <strong>und</strong> er selber w<strong>und</strong>ert sich Äber <strong>die</strong> R<strong>ein</strong>heit <strong>und</strong><br />

Brillianz s<strong>ein</strong>er Gedanken. Die irrsten Bilder aus den tiefsten<br />

Tiefen s<strong>ein</strong>er urgrischen Seele marschieren auf, vermalmt mit<br />

frÄhen Erinnerungen: raufende Kinderfre<strong>und</strong>e, in innigstem<br />

Hass verb<strong>und</strong>en; <strong>ein</strong> Vorhof <strong>im</strong> Schatten des hohen Haupthauses;<br />

Abschiede unter StraÇenlaternen oder <strong>im</strong> ged<strong>im</strong>mten<br />

Licht <strong>ein</strong>er verglÄhenden Sonne; das Essen an Festtagen unter<br />

<strong>ein</strong>er selbst verschuldeten Nobelmarkise; Geschwister in Eintracht,<br />

Geschwister <strong>im</strong> Streit um <strong>die</strong> Vorherrschaft; <strong>ein</strong> geliebter<br />

Pullover, der sich nie wiederfand - verschlungen von <strong>ein</strong>er<br />

Zeit, von der man damals noch nicht wusste, dass sie Äber<br />

alles hinweggeht; in kurzen Hosen auf der geliebten Schiffschaukel<br />

sitzend; <strong>ein</strong>e Wanderung <strong>im</strong> Hochgebirge, zuerst<br />

von freudiger, neugieriger Erregung begleitet, dem dÄnnen


unten Flatterhemd der Jugend, dann unausweichlich <strong>und</strong> aus<br />

innerer Not Flucht<strong>im</strong>pulse auslÉsend; das Netz, das <strong>die</strong> sogenannte<br />

Gesellschaft Äber uns alle gespannt hÅlt sowie <strong>die</strong> Verzweiflung<br />

darÄber, lebenslang <strong>ein</strong>gesperrt zu s<strong>ein</strong>; plÉtzlich<br />

mit langen Haaren <strong>und</strong> Pickelgesicht auf <strong>die</strong> Boulevards des<br />

Lebens geworfen werden; der Argwohn, <strong>im</strong> Rausch <strong>ein</strong>em<br />

Verbrechen zum Opfer gefallen zu s<strong>ein</strong>. Der glÄckliche Übertritt<br />

in das Stadium des Fliegens. Licht <strong>und</strong> Farben <strong>im</strong> Wechsel,<br />

in abrupten, verwirrenden Wechseln, <strong>die</strong> aufhorchen lassen.<br />

Hell <strong>und</strong> Dunkel. Dunst <strong>und</strong> Staub. Verschiedene Welten,<br />

von wach bis schlaf, verwoben zu <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigen Raum, der<br />

sich weitet, mit WÅnden aus Knetmasse, <strong>die</strong> <strong>die</strong> R<strong>und</strong>heit der<br />

Erde nachbilden. Endlich Otto, der den besten Stoff verkauft -<br />

ganz in der Tradition s<strong>ein</strong>er Familie, <strong>die</strong> schon <strong>im</strong>mer auf<br />

Rauschmittel spezialisiert war. Der Vater musste Insolvenz<br />

anmelden, da hat der Sohn auf dem Gymnasium k<strong>ein</strong>e Lust<br />

mehr gehabt. Mit Schnaps <strong>und</strong> Fusel k<strong>ein</strong>en Dusel. Jeder <strong>im</strong><br />

Stadtteil kennt <strong>die</strong> Geschichte. Ein frÄhreifes FrÄchtchen, das<br />

neue MÅrkte auftut, <strong>und</strong> ansch<strong>ein</strong>end nicht schlecht dabei<br />

fÅhrt. Zwei MotorrÅder, <strong>im</strong>mer unterwegs, be<strong>ein</strong>druckt <strong>die</strong><br />

Frauen, gern auch solche, <strong>die</strong> fest geb<strong>und</strong>en sind. Über s<strong>ein</strong>e<br />

neueste Eroberung werden schon Witze gemacht.<br />

Der Richter will aufstehen.<br />

-Stop, rufe ich. STOP!<br />

Das GefÄhl, das <strong>im</strong> Physikunterricht besprochene jetzt besser<br />

zu verstehen. raum~zeit~materie: alles ist <strong>ein</strong>s: en ergie syn<br />

ergie en thalpie en tropie ... Kosmopolie <strong>und</strong> Monoklinie.<br />

Ein dauerndes Schwanken gegenÄber allen mÉglichen Leuten,<br />

ob ich sie leiden kann oder nicht. Zugleich <strong>die</strong> Gewissheit,<br />

ihnen Äberlegen zu s<strong>ein</strong>, <strong>und</strong> in allen Fragen recht zu haben.


K<strong>ein</strong>e Hemmung mehr, sich zu Ute zu setzen.<br />

Die Frage, warum das eigene Tun nicht mir gehÉrt.<br />

Heftige Verliebtheit in <strong>die</strong>ses abweisende MÅdchen, obwohl<br />

ich sie sonst nicht leiden kann, <strong>und</strong> sie mich wohl auch nicht.<br />

Beklemmungen, als ich so tolldreist neben ihr sitze. Ein extremer<br />

SchweiÇausbruch, der mir so unangenehm ist, dass ich<br />

von ihr wieder abrÄcke. M<strong>ein</strong> Fall steht kurz bevor, ich weiÇ<br />

es wohl, mit allem Schrecken, den <strong>ein</strong>e Revolution aufzubieten<br />

vermag. Jetzt haben sie mich, <strong>die</strong> Sansculotten, <strong>die</strong> Girondisten,<br />

der Wohlfahrtsver<strong>ein</strong>. Aus ist's <strong>und</strong> bitte euch, mir<br />

<strong>ein</strong>en letzten Gefallen zu tun, damit das ganze WohlgefÄhl,<br />

<strong>die</strong> ganze Schlurigkeit <strong>und</strong> Relaxation m<strong>ein</strong>er Existenz nicht<br />

verloren gehen, sondern als <strong>ein</strong> kÉstlicher Nektar fÄr <strong>im</strong>mer<br />

gut aufgehoben sind in glitzernden GlÅsern <strong>und</strong> funkelnden<br />

Ble<strong>im</strong>alachiten.<br />

v 7 gelb sÄÇ †ç°<br />

¢<br />

k 4 x ging ihm wie Faraday<br />

oder Maxwell<br />

war's, der s<strong>ein</strong>e<br />

eigene Erfindung<br />

vergaÇ <strong>und</strong> alles<br />

noch mal ... <strong>und</strong><br />

noch mal ... <strong>und</strong><br />

17<br />

96<br />

fÄ<br />

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7<br />

£ x ù nur dass<br />

der<br />

schon<br />

bedeutend<br />

Ålter<br />

war<br />

n. n vv Mi i<br />

0.32 k +++ - RÄckkehr


fÄ 0.32 § <strong>die</strong> WiderstandskÅmpfer,<br />

<strong>die</strong> lange<br />

mitgemacht haben<br />

<strong>und</strong> erst mit dem<br />

Reg<strong>im</strong>e brechen,<br />

als dessen Untergang<br />

abzusehen ist<br />

f vermissen<br />

5 0.32 Kakao<br />

- oft an sie<br />

denke<br />

r0r L - falle<br />

Gedicht<br />

<strong>ein</strong><br />

H nicht<br />

lohne<br />

RÄckkehr<br />

5 0.32 oaka +++ - wenn<br />

man ...<br />

5 verfalle<br />

in Lachen<br />

ka-ah H/2 L/2 das Tagebuch<br />

-Sieben mal sieben. Magisches Teiling, tÉnt m<strong>ein</strong> Nebenbuhler.<br />

Ich s<strong>ein</strong> mit Uten gerade hier in Gegend. Sie sehr interessieren<br />

fÄr <strong>die</strong>se Stoff. Gern wollen alles ausziehen, bei <strong>die</strong>se<br />

Hitze, aber zu faul s<strong>ein</strong>. Still bleiben ligge. Alles zerflieÇen.<br />

wie wachsfiguren sich in hitze auflÉsen. stÄhlen, sonnenschirmer<br />

alles. uten zu nicht uten. jemand rufen mir aus kabine<br />

von segelschiff schaukelndes. ich nix verstehen, s<strong>ein</strong> mÄde.<br />

mir werden schwindel aber nicht von hitze nehmen gar nicht<br />

wahr. SchlieÇen Auge ab. Und zu. ornamentale figuren, b<strong>ein</strong>e<br />

von elfanten, <strong>die</strong> sich umschlingen, ohne sie kÉnne entwirren.<br />

ich sehen florenz, prag, budapest, ich sehen istAmbul, schÉne<br />

Stadte mit stillfol langgezogene schwanze an Giebel. Ehr lang<br />

als dick. hÅngen wie fahne in sÄdwind.


DÄrfen ich vorstellen ... ihr GÉnner s<strong>ein</strong>, Quelle allen<br />

VergnÄks ... kriehkiiiiii ... wieso du helfen ihm nicht ... sorgen<br />

fÄr Durchbruch ... hierzu sagen Richter ... s<strong>ein</strong> viel zu gefÅhrlich<br />

... Angst haben, fille Angst ... dreizehn dreiÇig ... was ich<br />

kÉnnen dafÄr, wenn sie verlieren ihr Kontenongs ... ich kennen<br />

Abkommen wichtig <strong>und</strong> gehe<strong>im</strong> ... bitte regen nicht auf ...<br />

melden du, wenn kÉnnen ... <strong>und</strong> <strong>ein</strong> bisschen Nucktung du<br />

haben, ich gehÉrt ... gibben rÅucherte Kokko, wegfliegen<br />

Slings ... ausgesprochen hÄbsche GoggomÅdchen in Lichte<br />

guten Stoff. Mir gefallen vielmals super danke. Bequem <strong>und</strong><br />

komfortabel zu sitzen auf ... wohl wissen welche Lage ... Hilferufen<br />

nach Kontaktperson ... jetzt es reichen, genug haben,<br />

sehr genug ... lange Reden kurzer Piephahn ... reiben an Hinterteil<br />

... machen alles was sie wollen ... huhuhuhu-huhu, <strong>die</strong><br />

HÅuser, gucken mal wie <strong>die</strong> aussehen ... ganz schief in<br />

Elbeflut.<br />

-du tun mal was fÄr d<strong>ein</strong>e M<strong>und</strong>geruch, sie Äberraschte sagen.<br />

Ute, <strong>die</strong>se putzige Name tÅuschen darÄber hinweg welche<br />

Besen sie s<strong>ein</strong> ... Gefahr wie Fall von Strahlungsfreisetzung in<br />

Atomlabor ... nicht vergleich mit der andern Po aus Parallelklasse<br />

... m<strong>ein</strong> frÄheren VersÅumnissen kannen ich nicht machen<br />

wett ... nicht sicher ob sie verzeihen mir, dass ich nicht<br />

gucken weg ... nicht wussen, was sollen sagen zu Entschulde<br />

breit <strong>und</strong> lang ... mehr Angst als Chuzpe in ihr Antgetier ...<br />

wie lange ich sie kennen! <strong>und</strong> wie wenig harmonika ... viele<br />

viele Menschen mit positive Strahl aus ... du s<strong>ein</strong> richtig gute<br />

Fre<strong>und</strong>, ich hoffen sie zu sagen Tages <strong>ein</strong>es <strong>und</strong> m<strong>ein</strong> herz<br />

machen lupf ... twizwitsch twiezwie ihrs machen luft ...<br />

Sportwagen leisten wenn, ich wÅren s<strong>ein</strong> gefolgreicher bei<br />

Frauen-wie-sie ...<br />

Befriedung wÅren, sie in selbe rausch zu wissen aber n<strong>ein</strong> ...<br />

wollen s<strong>ein</strong> all<strong>ein</strong> <strong>und</strong> doch nicht all<strong>ein</strong>, nicht ohne sie s<strong>ein</strong>


kÉnnen wollen. liebevoll arme nach sie strecken aus sie nicht<br />

da ... fÄhlten lÅstig von soviel Aufzudring.<br />

Alles wollen klammern, was gehÉren zu sie <strong>und</strong> zu m<strong>ein</strong><br />

Vischens ... alles, was drauÇen s<strong>ein</strong>, nicht zu sie <strong>und</strong> Vischens<br />

auch, schnuppe Anna ... ich nicht wollen sie, obwohl sie wollen<br />

vielleicht.<br />

WO SEIN UTEN?<br />

Dass wenn sie auch Erdbeeren mit Schlagsahne gemocht hÅtte,<br />

sie mochte aber <strong>die</strong> Schlagsahne nicht <strong>und</strong> durfte nach<br />

eigener <strong>und</strong> M<strong>ein</strong>ung ihres DiÅtberaters auch k<strong>ein</strong>e essen,<br />

Erdbeeren, <strong>die</strong>, wenn sie nicht Äberhaupt aus fremden LÅndern,<br />

wo sie bekanntlich unter Spritzmitteln <strong>und</strong> Wachstumshormonen<br />

zu leiden haben, bevor man sie hierzulande zu<br />

ÄberhÉhten Preisen verhÉkert, nach sachk<strong>und</strong>iger Auskunft<br />

<strong>ein</strong>es anerkannten Lebensmittelinstitutes weder schmecken<br />

noch Vitamine enth<strong>alt</strong>en, <strong>und</strong> Schlagsahne, aus von chromglÅnzenden<br />

Maschinen gnadenlos wer-weiÇ-welchen, sommers<br />

wie winters aus Eutern von in engen StÅllen <strong>ein</strong>gepferchten<br />

<strong>und</strong> falsch ernÅhrten oder sogar mit Drogen vollgepumpten<br />

KÄhen gesaugt, um anschlieÇed in sogenannten<br />

Molkereien vermixt <strong>und</strong> verpanscht zu werden oh wenn es fÄr<br />

Milch <strong>ein</strong> R<strong>ein</strong>heitsgebot gÅbe! wie fÄr Bier, sie zu <strong>die</strong>sem<br />

letzten Mittel nie gegriffen hÅtte, da sie weder <strong>die</strong> Katzen<br />

habe aufscheuchen wollen, <strong>die</strong> sich mit den Jahren unter den<br />

liebevoll verantwortungslosen Blicken des <strong>alt</strong> gewordenen<br />

Chefs hemmungslos vermehrten <strong>und</strong> <strong>ein</strong>en <strong>im</strong>mer grÉÇeren<br />

Teil der Eingangshalle zum nÅchtlichen Lager beanspruchten,<br />

wenn sie tagsÄber wenigstens auf MÅusejagd gegangen wÅren,<br />

aber falls Äberhaupt schleppten sie wie Doktor Lammert,<br />

der doch sonst den Zusammenhang zwischen Umweltschutz


<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>er ErnÅhrung <strong>im</strong>mer betonte, als Wertekonservativer<br />

in <strong>die</strong>sem Fall aber der Tradition zuliebe <strong>ein</strong>e Ausnahme<br />

machte <strong>und</strong> sich nicht nur regelmÅÇig mit Fre<strong>und</strong>en zur Jagd<br />

in den Abruzzen traf, sondern oft genug in s<strong>ein</strong>em groÇen<br />

schÉnen Garten all<strong>ein</strong> auf der Lauer lag <strong>und</strong> alles abballerte,<br />

was ihm vor <strong>die</strong> Flinte flog, nur tote SingvÉgel mit sich herum,<br />

oder fuhren ihre Krallen aus, wenn K<strong>und</strong>en wie wir auf<br />

GeheiÇ des KassenmÅdchens, <strong>die</strong>, um es deutlich auszuspre-


chen, zu faul <strong>und</strong> zu trÅge war, wegen jeder Bagatelle aufzustehen,<br />

<strong>und</strong> entsprechend gut wÄrde sie nach <strong>ein</strong> paar Jahren<br />

beisammen s<strong>ein</strong>, unvorsichtigerweise <strong>ein</strong>en schnellen Griff<br />

ins Regal riskierten, <strong>und</strong> verbissen sich in ExtremfÅllen auch<br />

schon mal in deren PulloverÅrmeln; wo sollte man all <strong>die</strong><br />

GlÉckchen auch hernehmen, <strong>die</strong> man ihnen hÅtte umbinden<br />

mÄssen, von ihrer Wildheit <strong>und</strong> KratzbÄrstigkeit ganz zu<br />

schweigen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se wie auch jede andere friedensstiftende<br />

MaÇnahme <strong>und</strong> Deeskalationsstrategie von vornher<strong>ein</strong> zum<br />

Scheitern verurteilte, traute sie sich doch nicht <strong>ein</strong>mal, sie bei<br />

gutem Wetter aus dem Haus zu scheuchen, n<strong>ein</strong>, sei ihre Sache,<br />

wie der Chef bereits be<strong>im</strong> EinstellungsgesprÅch betont<br />

hatte, nicht; sie solle sich ganz auf ihre eigentlichen Aufgaben<br />

konzentrieren <strong>und</strong> vielleicht zwe<strong>im</strong>al tÅglich, aber nur, wenn,<br />

was in letzter Zeit leider hÅufiger vorkam, (denn obwohl sie<br />

als Kind mit ihren Eltern nur selten hier gewesen, da sie sich<br />

weder allgem<strong>ein</strong> fÄr Fische mit ihren rÅtselhaft unbewegten<br />

GesichtszÄgen <strong>und</strong> den <strong>im</strong> Aquarium deutlich sichtbaren Ausscheidungen<br />

(waren das wirklich Tiere, fragte sie sich<br />

manchmal, wenn sie hinter der von Algen leicht grÄnlichen<br />

Glasscheibe an ihr vorbei glitten, oder nicht viel eher Pflanzenwesen,<br />

<strong>die</strong> sich von StrÉmungen treiben lieÇen?) noch <strong>im</strong><br />

Besonderen fÄr Delphine oder Zwerg<strong>wal</strong>e interessierte, sondern<br />

sich der Sonnenglanz ihrer kindlichen Erinnerungen vom<br />

Planschen mit der Gummiente Äber das Galoppieren <strong>ein</strong>es<br />

Zirkuspferd bis zum von der Mutter zu Bett gebracht werden<br />

erstreckte, bevor <strong>die</strong>se mit den abschlieÇenden Worten, sie<br />

wolle endlich ihr Leben genieÇen, auf n<strong>im</strong>mer Wiedersehen<br />

mit <strong>ein</strong>em Unbekannten verschwand, wusste oder ahnte sie,<br />

dass <strong>die</strong> Anlage schon weitaus bessere Tage gesehen hatte)<br />

k<strong>ein</strong>e Besucher gegen das KassenhÅuschen drÅngten, mit dem<br />

in der Ecke bereit stehenden Kehricht <strong>und</strong> Besen <strong>die</strong> Halle<br />

r<strong>ein</strong>igen, <strong>ein</strong>e Aufgabe, <strong>die</strong> sie als ÅuÇerst unangenehm <strong>ein</strong>stufte,<br />

nicht nur weil sie den in ganzen BÄscheln <strong>und</strong> KnÅueln


auftretenden Katzenhaaren, <strong>die</strong> von der zumeist halb offenen<br />

EingangstÄre bestÅndig in ihr Kabuff wehten, kaum jemals<br />

Herr werden konnte, sondern auch weil sie zu jener Spezies<br />

von Frauen gehÉrte, <strong>die</strong> Katzen nicht gut leiden kÉnnen, <strong>und</strong><br />

sich von deren Anwesenheit an manchen Tagen derart provoziert<br />

fÄhlte, dass sie sich zuweilen fragte, ob nicht <strong>ein</strong> Hinweis<br />

an <strong>die</strong> allerdings fÄr ihre NachlÅssigkeit berÄchtigte AufsichtsbehÉrde,<br />

<strong>die</strong> nicht <strong>ein</strong>mal der Tod zweier trÅchtiger Delphinweibchen<br />

zu <strong>ein</strong>er Inspektion der Anlage veranlasst hatte,<br />

sie von der Katzenplage befreien kÉnne, an <strong>die</strong> sie sich jedoch,<br />

wie an alle KalamitÅten des Alltagslebens, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en<br />

jahrelang stÉren, ohne dass man ihnen auszuweichen in der<br />

Lage wÅre, am Ende notgedrungen gewÉhnte.<br />

Ich habe <strong>die</strong> HintergrÄnde erst spÅter begriffen, <strong>und</strong> nicht<br />

gleich am Anfang, als ich sie, genau wie <strong>die</strong> Mehrzahl m<strong>ein</strong>er<br />

Kumpane, nicht weiter beachtete - zu erschÉpft von dem vergeblichen<br />

BemÄhen, in <strong>die</strong>sem uns vÉllig fremden Land, wo<br />

das Wetter fÄr alle Äberraschend <strong>und</strong> in eklatantem Widerspruch<br />

zu dem in unseren ReisefÄhrern geradezu verklÅrten<br />

Kl<strong>im</strong>a an der sÄdlichen PazifikkÄste plÉtzlich umgeschlagen<br />

war <strong>und</strong> wir uns kurzfristig <strong>und</strong> auÇerplanmÅÇig genÉtigt<br />

sahen, Alternativen zum am Strand liegen, an der Promenade<br />

Eis essen <strong>und</strong> Volleyball spielen zu Äberlegen, <strong>die</strong> nicht auf<br />

Museumsbesuche <strong>und</strong> das damit verb<strong>und</strong>ene st<strong>und</strong>enlange<br />

Bestarren <strong>und</strong> vorgebliche Bestaunen staubiger AusstellungsstÄcke<br />

hinausliefen, sowie <strong>die</strong> EntzÄckensrufe be<strong>im</strong> Anblick<br />

gammeliger PrÅparate, mit denen sich viele Touristen selbst<br />

belÄgen, um ja nicht das GefÄhl zu haben, ihre ach so kostbare<br />

Urlaubszeit zu vergeuden, sondern <strong>im</strong> Gegenteil fÄr ihr<br />

Geld 'etwas zurÄck zu bekommen' - <strong>und</strong> in m<strong>ein</strong>em eigenen<br />

<strong>und</strong> auch <strong>im</strong> Namen der anderen <strong>die</strong> Eintrittkarte lÉste (GruppenermÅÇigung),<br />

<strong>ein</strong> Vorgang, der nur <strong>ein</strong>en von uns, der<br />

geringere AnsprÄche an <strong>die</strong> ÅuÇere Ersch<strong>ein</strong>ung <strong>ein</strong>er Frau<br />

stellte <strong>und</strong> von rohen <strong>und</strong> unwissenden Geschlechtsgenossen


wegen <strong>die</strong>ses 'Charaktermangels' gelegentlich sogar verlacht<br />

wurde, aber insgehe<strong>im</strong> auch <strong>ein</strong> bisschen bew<strong>und</strong>ert, fÄr s<strong>ein</strong>e<br />

Fantasie <strong>und</strong> fÄr <strong>die</strong> FÅhigkeit, selbst an solchen Frauen den<br />

Duft der Weiblichkeit wahrzunehmen, denen andere MÅnner<br />

absolut nichts abgewinnen kÉnnen, dazu veranlasste, sie sich<br />

etwas genauer anzusehen <strong>und</strong> sich zu fragen, ob nicht ihr besserer<br />

Teil durch Kasse, TÄrflÄgel <strong>und</strong> Stapel von Kartenrollen<br />

womÉglich verdeckt wurde. Ich will damit nicht sagen, dass<br />

wir alle damals oberflÅchliche Machos gewesen sind, nur<br />

darauf aus, exhibitionistisch zurecht gemachten MÅdchen<br />

hinterher zu pfeifen, <strong>ein</strong> Rudel rolliger RÄden, <strong>die</strong> das Leben<br />

nach <strong>ein</strong> paar vergnÄgt verbrachten Jahren in jene rÅudigen<br />

<strong>alt</strong>en KÉter verwandelt, <strong>die</strong> zu Tausenden <strong>und</strong> Abertausenden<br />

auf den StraÇen <strong>und</strong> PlÅtzen der StÅdte herumlungern, in heruntergekommenen<br />

Eckkneipen oder vollkl<strong>im</strong>atisierten KonferenzrÅumen,<br />

<strong>im</strong>merzu unbefriedigt <strong>und</strong> bis oben hin angefÄllt<br />

mit dem depr<strong>im</strong>ierenden Bewussts<strong>ein</strong>, dass nichts auf sie wartet<br />

als das Ende <strong>ein</strong>er bescheidenen Karriere <strong>und</strong> das Alter<br />

<strong>und</strong> der Tod - n<strong>ein</strong>, es waren auch auÇergewÉhnliche <strong>und</strong><br />

tiefgrÄndige Temperamente darunter, frÄh gereifte PersÉnlichkeiten,<br />

mit denen es das Leben nicht allzu gut gem<strong>ein</strong>t<br />

hatte, oder solche, <strong>die</strong> von ihm mehr Metaphysisches erwarten<br />

als es gem<strong>ein</strong>hin zu verteilen gewillt ist, <strong>und</strong> es hÅtte, wie ich<br />

hier ganz wertneutral betonen mÉchte, <strong>die</strong>se statt m<strong>ein</strong>er genauso<br />

gut treffen kÉnnen.<br />

Wobei 'treffen' gewiss nicht das richtige Wort ist. Wenn Äberhaupt<br />

<strong>ein</strong>er getroffen wurde, dann sie - von welch <strong>ein</strong>er<br />

schnippigen, abweisenden, <strong>und</strong> unweiblichen bin ich geneigt<br />

zu sagen, Seite sie sich be<strong>im</strong> ersten Mal auch gezeigt hat, dass<br />

ich nun wirklich nicht auf den Gedanken kam, ich kÉnne jemals<br />

zu ihrem Schicksal werden, hÅtte mich nicht der Zufall<br />

zum <strong>ein</strong>zigen Joghurtesser unter uns fÄnfen best<strong>im</strong>mt, der<br />

<strong>ein</strong>en sahnigen Biojoghurt als Ersatz fÄr Fruchtspeiseeis gelten<br />

lieÇ, <strong>und</strong> als m<strong>ein</strong> Blick, der von ihrem Gesicht wie gesagt


so gar nicht angetan war, Äber <strong>die</strong> Regalreihe schweifte, auf<br />

der <strong>die</strong> bunten Becher in schÉnster sozusagen marit<strong>im</strong>er Ordnung<br />

neben <strong>und</strong> Äber<strong>ein</strong>ander gestapelt standen, habe ich<br />

mich zwar gleich halb unbewusst gefragt, ob <strong>die</strong> hier k<strong>alt</strong><br />

genug stehen <strong>und</strong> ob nicht <strong>ein</strong> hungriges Katzenmaul zuweilen<br />

versucht, sich <strong>ein</strong>en davon <strong>ein</strong>zuverleiben, denn das Regal<br />

befand sich direkt Äber ihrer haarigen vom Hausherrn liebevoll<br />

hergerichteten SchlafstÅtte aus Wolldecken, Stroh <strong>und</strong><br />

mehreren <strong>alt</strong>en H<strong>und</strong>ekÉrben, in denen sie sich genussvoll<br />

rÅkelten <strong>und</strong> sich wohler fÄhlten als jeder Mensch <strong>und</strong> Meeresbewohner<br />

<strong>im</strong> Umkreis von <strong>ein</strong>igen Kilometern, aber trotzdem,<br />

nachdem ich mich des Siegels vergewissert hatte, in<br />

m<strong>ein</strong>em HeiÇhunger furchtlos zwei Becher gekauft <strong>und</strong> auch<br />

bezahlt.<br />

Munkelten schwÄrig durch dunkle KanÅle ohne Zwiffs <strong>und</strong><br />

Zechs gar Gagarstrand verteilte BrÄnnte wie mit der Zeit, <strong>die</strong><br />

<strong>ein</strong>e so oder SO zu verbringende ist, fÄr jeden von uns, <strong>und</strong><br />

sei er auch <strong>ein</strong> flatter Kergerich, <strong>ein</strong> kelser, wierer Wolkenau,<br />

<strong>ein</strong> Trachomir auf Ingwerschnitt, <strong>ein</strong> Worgenrad am<br />

SÄllenhang oder <strong>ein</strong> bleckiger Irx, der in vernefften Stellungen<br />

selbst dann noch aushÅlt, wenn der Krieg schon jahrelang<br />

vorbei ist, schlockten uns durch bis zum necksten Mahlmaul<br />

<strong>und</strong> hÅtten Tatz acha <strong>und</strong> Fels angeh<strong>alt</strong>en wenn nicht auf halber<br />

HÉhe der Meksel vorgestoÇ&ritten wÅre, <strong>alt</strong>ruistische<br />

Schwerden <strong>und</strong> SchwedenfÄhrer <strong>und</strong> FÄhrer von FÄhrern ohn<br />

Ader&Ablass, versuchte zwar ringsin Kollerland uns aufzuhellen<br />

mit allerlei Mizetaden wie drei step drei stethoskope<br />

StreptokokkenkÉche in ihren kelchigen Lokalen gelgrind unter<br />

<strong>die</strong> Leute wÄrzen, vulgo Strychnin soll bevor es richtet <strong>ein</strong><br />

recht ansehnliches auf architektonische Meister-wo-l+(a)sung<br />

anzuspielen PrÅparat Brechts BÄhnenlandschaft an den<br />

hochverschuldeten Rand Handstand Stadtteil <strong>ein</strong>es<br />

hansdampfenden Beistermorders <strong>und</strong> <strong>ein</strong>en <strong>im</strong>mensen daunen


Draun erpresst, fanden sie nach aufwendiger nÅchtlicher<br />

WÄhlarbeit nur uns SuppterrinenrÅuber <strong>und</strong> SchlÄrfer aus<br />

<strong>alt</strong>um gepfleckten blessÄrlichem Geschecht, wo wir nichts<br />

vorweisen konnten, richtete uns k<strong>ein</strong>er, <strong>und</strong> hÅtte uns selbst<br />

mit daxigen MÅzken am Strand gesehen, was ich weit<br />

vonweisen mÉchte, nix lax uns fexer. N<strong>ein</strong>, verfullstetigten<br />

unsere aussderben InsÅften <strong>und</strong> Stoxen mit allei klirren Zinken,<br />

<strong>die</strong> oob statt unt r<strong>ein</strong> <strong>und</strong> gerieten, wenn sich <strong>ein</strong> Untraus<br />

auch nur anÅugelte, in berrige Irritationes, was den profzeiten<br />

Port drux selfillte, wer mÉchte auch zu jenen ferflichen <strong>und</strong><br />

flattrigen MeeressÅugern gehÉren, <strong>die</strong> den Strand, in dem<br />

doch sonst allerorten KinderhÅnde zwischen Glasscherben<br />

<strong>und</strong> H<strong>und</strong>ekot sich durchwÄhlen, kannst du gar nicht tief genug<br />

verscharren, rief es, ganz davon abgesehen, dass du<br />

ziemilchig weit laufen musst bis zu den dÄnnen DÄnen lÅngst<br />

bist du ausgelaufen nur gut dass wir <strong>ein</strong>en wie ringsherum bei<br />

uns hatten nun setzt euch erst mal, packte er gemÄtsroh s<strong>ein</strong>en<br />

Wurstaufschnitt aus, <strong>und</strong> lieÇ sich auch von gelegentlichem<br />

ZÅhneknirschen in s<strong>ein</strong>em Genuss nicht stÉren. Wie hÅtte ich<br />

da zurÄckstehen sollen, eifriger HÄter der Sek<strong>und</strong>Årtugenden,<br />

kÄnftiger Verpfleger von mindestens zwei Witwen, n<strong>im</strong>mer<br />

begnadeter Hoseniose, wechselbalgender Zormdrobel <strong>ein</strong>er<br />

Leittrossel <strong>und</strong> erlesener SchÉpfer mindestens <strong>ein</strong>es<br />

Schampusschwunges H<strong>im</strong>beermarmelade?, packte ich nickend<br />

den propan respektabilen bi oh gut aus der Satteltasche<br />

<strong>und</strong> riss mit klaviergeÄbten Finglingen <strong>die</strong> Lasche von der<br />

Plastikflasche; schlÉpfte das weiÇliche Elixier schÉpferlich<br />

aus wie in jenen lÅngst vergangenen Tagen, <strong>die</strong> uns<br />

gurtmorben vorgesagt, vorherbest<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> wettgeherrt wurden,<br />

<strong>und</strong> wollte mich zurÄck lehnend das triste Wetter eben<br />

als s<strong>ein</strong> Versagut preisen, bemerkten m<strong>ein</strong>e Fre<strong>und</strong>e als erstes<br />

<strong>die</strong> anomale FÅrbung des priesen GesÉffs unter der nunmehr<br />

abgeschoppten OberflÅche genauso solltest du auch Frauen<br />

jurieren, versuchte der <strong>ein</strong>e noch <strong>ein</strong>en Scherz, <strong>im</strong> Halse ste-


cken bleiben sollst du ihnen, hÅtte ich <strong>im</strong> AngefÄhl dessen,<br />

was mir daplur entgegen quoll, hÄpfte, sich ausschÄttelte <strong>und</strong><br />

nicht nur <strong>die</strong> Satteltasche nÅsste, besser gef<strong>und</strong>en, hÅtte jedoch<br />

nicht <strong>ein</strong>mal genÄgt, um all das Plorrteigige, Pfledderige<br />

<strong>und</strong> Plierkrige auch nur nÅherungsweise angemessen zu beschreiben<br />

niemand sei ruhig, der aufs Weiterlesen wert liegt,<br />

ernstlich bitten mÉchte.<br />

-Schau doch mal auf das H<strong>alt</strong>barkeitsdatum, schlug Thomas<br />

weise vor, <strong>und</strong> da habe ich groÇe Augen gemacht, angesichts<br />

der kl<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>gestanzten Jahreszahl.<br />

-Den zweiten mache ich gar nicht erst auf, sagte ich.<br />

-Den solltest du zurÄckbringen, wies Werding mich an, der<br />

auf <strong>die</strong> Einh<strong>alt</strong>ung von Regularien den allergrÉÇten Wert legt,<br />

<strong>und</strong> so machte ich mich nach kurzem ZÉgern auf den Weg<br />

zurÄck zum Delphinarium, dessen Silhouette sich vor den<br />

Sturmwolken abhob, m<strong>ein</strong>em Schicksal entgegen.<br />

K<strong>ein</strong> Klopapier, k<strong>ein</strong> Klopapier! Ausgerechnet. Ich war irgendwo<br />

unterwegs; oder irgendwo zuhause, wo ich nicht gern<br />

zuhause wÅre. Ein Hochhaus? Eine HÉhle? Ein Arbeitsplatz in<br />

der Metall-Industrie? Ein groÇes Klo, <strong>im</strong>merhin. Nichts zu<br />

meckern. GrÉÇer als eigentlich erforderlich. Behindertengerecht,<br />

<strong>und</strong> dadurch komfortabel. Nicht ganz sauber allerdings.<br />

In der Ecke RestmÄllreste. Mehr <strong>und</strong> mehr verwischte sich<br />

alles. Rutschte nach auch. Utschg. Tschgl. Schgli. Glitsch.<br />

Rutschglitsch auf <strong>ein</strong>er Utschb, Tschba <strong>und</strong> Schbah. Ich<br />

schaute mich um. Sehr dunkel, <strong>die</strong> HÉhle. Da: Papierstreifen,<br />

schmal-schmutzig. Praktisch nicht zu gebrauchen, oder?<br />

Klauben, f<strong>alt</strong>en, langsam Äber. Ging, wie befÄrchtet, nicht.<br />

Und segelte dann auch noch vorbei. Den halben Dreck an den<br />

HÅnden <strong>und</strong> auf dem Handtuch, fiel m<strong>ein</strong> Blick auf zwei ausrangierte<br />

PlastiktÄten, <strong>ein</strong>e rot, <strong>ein</strong>e weiÇ.<br />

Die EiÇk isska sskack glitt ab davon, glitt daneben, gitt-i glit,<br />

Gitte glitt-i. Die kannte ich mal. Im Zug Éfter neben ihr geses-


sen <strong>und</strong> mir, je ungenierter sie ihr Knie an m<strong>ein</strong>en Schenkel<br />

drÄckte, wogegen ich, ihrer Ro<strong>und</strong>-a-bouts sei dank <strong>und</strong> ihrer<br />

In-a-bings sei Freud, nichts <strong>ein</strong>wendete, drohender DurchblutungsstÉrungen<br />

trotz <strong>und</strong> weggedenk den Namen von ihrer<br />

Monatskarte abzulinsen versucht. Nachname unleserlich, was<br />

an sich schon <strong>ein</strong>e UnverschÅmtheit ist, weil <strong>die</strong> Listen der<br />

Ellbag O-ha-O Bahn AG, wenn auch dort wenig funktioniert,<br />

ich m<strong>ein</strong>e <strong>die</strong> VerspÅtungen, <strong>die</strong> dauernden technischen <strong>und</strong><br />

sonstigen AusfÅlle, <strong>die</strong> rÄden Schaffner <strong>und</strong> so, <strong>und</strong> auch <strong>die</strong><br />

Listen des Melderegisters, auf das ich s<strong>ein</strong>erzeit dank m<strong>ein</strong>es<br />

Vetters Zugriff hatte, sind nicht nach Vornamen sortiert. Auf<br />

<strong>die</strong> Idee kommt normalerweise k<strong>ein</strong>er. Wenngleich, wie an<br />

<strong>die</strong>sem Fall unmittelbar evident, Sortierung nach Vornamen<br />

durchaus sinnvoll, <strong>und</strong> bei den modernen MÉglichkeiten der<br />

Informationsverarbeitung ohne weiteres machbar wÅre. Nur<br />

hat bisher k<strong>ein</strong>er daran gedacht. Auch an genÄgend Klopapier<br />

denken sie auf den langen Strecken nicht. Immer mehr stopfte<br />

ich hin<strong>ein</strong>, inklusive PlastiktÄten. Wo sollte ich sonst hin damit.<br />

Mir blieb, wenn ich nicht rot vor Scham vor <strong>die</strong> Aufsichtsbeamten<br />

treten wollte, gar nichts anderes Äbrig. Denn<br />

stand da nicht: k<strong>ein</strong>e Flaschen, k<strong>ein</strong>e Binden usw <strong>ein</strong>werfen?<br />

Ich glaube, jeder von uns, wie hornohrig auch s<strong>ein</strong> sonstiges<br />

Auftreten, hat sowas schon mal erlebt: dass er unmÉglich den<br />

Sch<strong>ein</strong> wahren kann, weil s<strong>ein</strong> wahres Wesen Knall auf Fall<br />

<strong>und</strong> ohne s<strong>ein</strong>e Einwilligung ins Rampenlicht der Öffentlichkeit<br />

gezerrt wird. Hier wie ah: in dem Moment, in dem ich<br />

den Abzug betÅtigte, wollte ich es bereits ungeschehen machen,<br />

weil ich zu der Einsicht gelangte, gerade <strong>ein</strong>en sehr sehr<br />

groÇen Bock zu schieÇen. Irgendwas lief gr<strong>und</strong>falsch in m<strong>ein</strong>em<br />

Leben, in dem ich mich von <strong>ein</strong>em verdammungswÄrdigen,<br />

womÉglich strafrechtlich relevanten Schnitzer zum<br />

nÅchsten hangelte. Die SchamrÉte stieg mir ins Gesicht, der<br />

Blutdruck instabilierte, weil sie es, wie ich nicht zu Unrecht<br />

fÄrchtete, mir nicht durchgehen, es nicht auf sich beruhen


lassen <strong>und</strong> mich bis zur unwiderruflichen Eintragung ins<br />

ebenfalls nicht nach Vornamen sortierte Strafregister gnadenlos<br />

verfolgen wÄrden. Was aber, wie sich herausstellte, dann<br />

doch nicht der Fall war. In den verrohten, abgehalfterten<br />

KnÅsten des SÄdens sind, ungeachtet frÄherer Ver<strong>die</strong>nste oder<br />

Verfehlungen, alle gleich. Abgesehen davon, dass der<br />

Schwerverbrecher, der aus beruflichen GrÄnden jahrelang ins<br />

Bodybuilding Center gegangen ist, das den bezeichnenden<br />

Namen dauntaun schensenfÇttel trÅgt, unter solchen UmstÅnden<br />

natÄrlich <strong>ein</strong>en Vorteil hat, <strong>und</strong> auch der alkoholisierte<br />

Unfallfahrer steht nicht schlechter da als <strong>die</strong> vielen unschuldig<br />

Verfolgten, Verurteilten <strong>und</strong> Verfemten. Ob <strong>die</strong>se auf der<br />

hÉheren, hÉherwertigen Ebene der Moral jemals Recht bekommen,<br />

<strong>die</strong>se Frage sei dahingestellt sie stÉrt ja k<strong>ein</strong>en Hansi.<br />

Entdeckt wÄrde ich zweifellos werden. Es war <strong>ein</strong> groÇes<br />

Klo, mit <strong>ein</strong>er groÇen Öffnung, <strong>die</strong> sich, auf m<strong>ein</strong>e Verzweiflung<br />

hin, weit auftat, weltweit, wie der Kaul <strong>ein</strong>er Quappe, <strong>die</strong><br />

Maul <strong>ein</strong>es Karpfens oder das Delfel <strong>ein</strong>es Schnabulins.<br />

Tief durchatmen <strong>und</strong> saugweg. Unsere Taten sind wie unsere<br />

Worte. Alles zu Brei! Verschlingen <strong>die</strong> KÉrner, <strong>die</strong> Birnen,<br />

verschlingen <strong>die</strong> àste, das Mehl; <strong>die</strong> mÅchtigsten, hÉchsten,<br />

Åltesten StÅmme verschmÅhen wir nicht. Wie <strong>die</strong> Berserker<br />

schlingen wir, mahlen <strong>und</strong> malmen, aus modrigen Silberbergwerken<br />

<strong>und</strong> hygienischen Rinderfarmen <strong>und</strong> fischreichen<br />

Seen, algengrÄnen oder regenwolkengrauen Meeren <strong>und</strong> Ozeanen,<br />

quetschen <strong>und</strong> stampfen, in Orangenhainen <strong>und</strong> auf<br />

Alkalifeldern, vermusen, verdauen, zerfetzen wir dich. Nur<br />

unsere Sprache, <strong>die</strong> h<strong>alt</strong>en wir hoch, hÄbsch hoch&lÉsch, zum<br />

Sprechen <strong>und</strong> Zermalmen.<br />

SprieraverpriesizerÇroalkatrutznÄsse,<br />

Spri erav erpri esiz erÇ ro alk atrutzn Ässe,<br />

Sprie raver priesi zero eroal katrutz nÄsse,<br />

Spriera verprie size rÇro alka trutz nÄsse,


dem Donnervogel sei dank, dem Eistaucher: NÄsse.<br />

Verschenken, indem wir das GroÇeganze nicht aus den Augen<br />

lassen, <strong>ein</strong> LÅcheln an unsere F<strong>ein</strong>de. Macht mit!<br />

-Machen wir selbst: Echo von jenseits des Flusses. Und wenn<br />

ihr euch nicht ranh<strong>alt</strong>et, kommen wir rÄber, damit ihr rechtzeitig<br />

fertig werdet. Denn wisset: eure Zeit ist begrenzt. Der<br />

Tag hat 12 St<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> wer dumme Fragen stellt, braucht<br />

gar nicht erst anfangen.<br />

Wozu? frage er sich. Nur um mÄhevoll <strong>ein</strong> artifizielles Gesamtkunstwerk<br />

aufrechtzuerh<strong>alt</strong>en, das doch nur in der Einbildung<br />

existiere? Diese Einbildung sei Antriebskraft wie<br />

auch das Resultat allen Verwurstens, oder, in der Sprache der<br />

physikalischen Chemie:<br />

St<strong>ein</strong>+GammaâBaum+MenschâWurst+FantasieâWURST<br />

Das sei <strong>die</strong> Formel, <strong>die</strong> Metaformel, <strong>die</strong> hinter allemallem<br />

stehe, ehrenhafte Miet-a-Dings-da, <strong>und</strong> wer das nicht erkenne,<br />

der sei, nun, ziemlich weit zurÄck, um es zurÄckh<strong>alt</strong>end auszudrÄcken.<br />

Wie ich damals dir nicht hinterher gekommen bin,<br />

<strong>und</strong> auf <strong>die</strong> Schliche. Du mit d<strong>ein</strong>en Absichten. MÅdchen<br />

reifen frÄher. Schon von Homer, der <strong>die</strong> Menschen ja angeblich<br />

kannte wie wir anderen den W<strong>ein</strong>, sei <strong>die</strong>se Formel, wenn<br />

auch verklausuliert in vielenvielen Versen Varianten besungen<br />

worden. Auf <strong>ein</strong>er, wie soll ich sagen, ausgereiften Verengung<br />

beruhend, welche gewissen Politikern gut anstÄnde -<br />

aber wie sollen sie?, wenn selbst gestandene Humanisten <strong>die</strong><br />

Urheberschaft anzweifeln <strong>und</strong> den Eingang von unerlaubt<br />

Fremdem in <strong>die</strong> Verse loben.<br />

Scis, Lebedus ist <strong>ein</strong> Geist,<br />

verlassener noch als Knochenreste <strong>und</strong> als <strong>die</strong> Finsternis,<br />

<strong>die</strong> nicht <strong>im</strong>mer gar so verlassen ist.<br />

Tamen oblitus vellem meorum, obliviscendus et illis,


mit <strong>ein</strong>er rauschenden Muschel am Ohr<br />

dem rasenden Gang der Geschicke nachlauschen.<br />

Sic! Denn <strong>die</strong> Fantasie (vulgo: der Geist) mÄsse nun <strong>ein</strong>mal<br />

s<strong>ein</strong>. Wo wÅren wir ohne sie? Viel viel depressiver. - Und mit<br />

ihr? Auch. Von daher sei auch <strong>die</strong> Wurst eben nicht nur ihrer<br />

<strong>ein</strong>em mathematischen Min<strong>im</strong>um entsprechenden OberflÅche<br />

wegen unausweichlich gesetzmÅÇig. Getreu der Max<strong>im</strong>e, dass<br />

es zwischendrin ruhig ganz schÉn zugehen kann, wenn am<br />

Ende nur etwas R<strong>und</strong>es herauskommt. Ob dem Birnbaum, den<br />

schlieÇlich auch schon andere geschÅndet haben, <strong>ein</strong> ebenso<br />

groÇer Wert tiefer Sinn zukommt, darÄber streiten <strong>die</strong> Gelehrten<br />

mit den Naturfre<strong>und</strong>en. Anstelle des Birnbaumes kommen<br />

andere Pflanzen genauso in Frage: Hyazinthen, Sumpfdotterblumen,<br />

Rosenbeete, FarnkrÅuter oder, wenn man sieht, wie<br />

schamlos sich MÉwen Äber all<strong>ein</strong> gelassene EntenkÄken hermachen,<br />

sich be<strong>die</strong>nen <strong>im</strong> F<strong>und</strong>us der Natur, <strong>und</strong> das bei dem<br />

Brennwert! Oder ErdÉl, wenn wir schon be<strong>im</strong> Brennwert sind.<br />

Oder gleich <strong>die</strong> Wurst. Wozu der Zwischenschritt? Gleich der<br />

Geist. Der als <strong>die</strong> groÇe inkommensurable <strong>im</strong>materielle katalytische<br />

Abstraktionsmaschine hoch verehrte. Wie <strong>die</strong> Wurst<br />

fÄr <strong>die</strong> materielle Abstraktion vom konkreten Birnbaum steht.<br />

Warum, um es auf siderianisch zu sagen, Gehirn der ScheiÇe<br />

Åhnelt. àuÇerlich <strong>und</strong> innerlich. Doch wollen wir <strong>die</strong>se Diskussion<br />

den Humanisten unter unseren Lesern nicht zumuten,<br />

<strong>die</strong> sonst womÉglich noch an der Bedeutung <strong>und</strong> dem AusstoÇ<br />

von RÄhrwerk No 9 zu zweifeln beginnen <strong>und</strong> es sie<br />

dann bald nicht mehr gibt Lammert <strong>und</strong> Co sei dank <strong>und</strong> niemand<br />

<strong>die</strong>s lesen <strong>und</strong> ihm <strong>die</strong> nÉtige Aufmerksamkeit zollen<br />

wird. Von R<strong>ein</strong>geistern ist nicht bekannt, ob sie BÄcher lesen.<br />

Ein logisch <strong>ein</strong>wandfreier Beweis, 1000 Seiten KnÉterich,<br />

wÄrde mir in m<strong>ein</strong>er Lage sehr helfen.


Mengmulde: drohte ÄberzuflieÇen, schwappender,<br />

schlabbernder, quellender, gurgelnder, wogender<br />

Brei; <strong>und</strong> mir fiel k<strong>ein</strong> Ausweg <strong>ein</strong>, trotz fortwÅhrenden<br />

Brainstormings fiel mir absolut k<strong>ein</strong> Ausweg<br />

<strong>ein</strong>. (Generelles Problem, fÄr spÅter vormerken.)<br />

/ E<strong>im</strong>er! E<strong>im</strong>er! hÅtte ich schreien wollen,<br />

doch blieb m<strong>ein</strong> Schreien mir <strong>im</strong> Halse stecken. /<br />

Ich hielt an, wÅhrend m<strong>ein</strong> Herz weiterraste. Ich<br />

Äberlegte, jetzt ruhiger, derwie Gestank zunahm.<br />

Was tun? Den Saugknopf traute ich mich <strong>im</strong>mer<br />

noch nicht zu betÅtigen, so leicht konnte der nach<br />

vorne losgehen. Und dann erwuchs in dem sich<br />

allmÅhlich beruhigenden Brei, in dem Mus, in der<br />

Wurstmasse (denn mir fehlten damals <strong>die</strong> Assoziationen<br />

<strong>und</strong> das VerstÅndnis <strong>und</strong> <strong>die</strong> entsprechende<br />

vollelektronische AusrÄstung oder wenigstens <strong>ein</strong><br />

HandwurstfÄller) <strong>ein</strong> Kopf, <strong>ein</strong>enschlicher Kopf,<br />

wie von Beuyssenhand gemeiÇelt, der mich huldvoll<br />

anlÅchelte.<br />

Optische TÅuschung, haben alle hinterher gesagt.<br />

Weil du zuviel in Allegorien denkst. Die Abstraktion<br />

der Abstraktion ist auch nur Wurst in kl<strong>ein</strong>.<br />

Ich glaube nicht, dass sie recht hatten. Ich habe AndrÑ genau<br />

erkannt. Ziemlich gebrÅunt zwar. Aber ich weiÇ, wenn jemand,<br />

dann er!<br />

Von allen Seiten, <strong>ein</strong>er wohlger<strong>und</strong>eten WÉlbung gleich:<br />

quanta in fractalis.<br />

Von der Mitte aus gleichmÅchtig Äberallhin, so dass weder<br />

etwas zu weit hinausragt noch zu kurz kommt. Als welche<br />

Linie <strong>die</strong> Hauptlinie ist.<br />

Noch etwas herausfalle, ist notwendig, sei es hier oder da.<br />

Kommt <strong>die</strong> neuen TÄren fehlen kÉnnen sie mich am Ende<br />

nicht.<br />

Denn weder gibt es <strong>ein</strong> Nichts<strong>ein</strong>, das abbrechen kÉnnte; zu<br />

erreichen wÅre ist fÄr <strong>die</strong> in der Einrichtung wohnen <strong>ein</strong> N<strong>ein</strong>.<br />

Das sich Gleiche, noch ist es seiend auf solche Weise, als dem<br />

Raume gehÉrende Das<strong>ein</strong> zeug Zeug Kinder <strong>und</strong> Frauen.


Sich selbst von allen Seiten gleich reicht es bis an s<strong>ein</strong>e Grenzen.<br />

Null.<br />

Hier mehr, dort weniger, da es alles ist, unversehrt. Teilnahme<br />

gestern Haders trotz ich lasse sie ziehen in Meere Kontinente<br />

geteilt. Dabei <strong>die</strong> ganze Zeit <strong>ein</strong> Jucken <strong>im</strong> Kopf, das mich<br />

r<strong>ein</strong> wahnsinnig macht. Als ob mir Termiten durchs Gehirn<br />

kriechen. Und jetzt noch MÄmmel. Er kommt an in <strong>die</strong>ser<br />

St<strong>im</strong>mung Wer hat auf m<strong>ein</strong>em Schemelchen gesessen? Wer<br />

hat von m<strong>ein</strong>em WÅsserchen getrunken?<br />

á<br />

Wie nah sich <strong>die</strong> beiden zu stehen schienen, wie sie sich unentwegt<br />

in <strong>die</strong> Augen blickten <strong>und</strong> mit jedem Wort nÅher<br />

zu<strong>ein</strong>ander rÄckten, bis ihre Silhouetten vor der Mittagssonne<br />

vollkommen verschmolzen! K<strong>ein</strong>e Sek<strong>und</strong>e lieÇen sie ihre<br />

MÄnder stillstehen. Jedes versuchte den anderen mit spritzigen<br />

Torheiten zu Äbertreffen, <strong>und</strong> unschwer war zu erkennen,<br />

dass sie kurz davor standen, in aller Öffentlichkeit Äber<strong>ein</strong>ander<br />

herzufallen. Dabei war Sonja sonst <strong>ein</strong> so stilles Wasser,<br />

das nur selten aus sich herausging <strong>und</strong> kaum <strong>ein</strong>mal etwas<br />

von sich preisgab, weil sie ansch<strong>ein</strong>end nichts mehr fÄrchtete,<br />

als zum GespÉtt <strong>und</strong> Gegenstand des Klatsches anderer Leute<br />

zu werden. Sich so mit Carlos in der Öffentlichkeit zu zeigen,<br />

schien ihr allerdings Äberhaupt nichts auszumachen.<br />

S<strong>ein</strong>e Anziehungskraft <strong>und</strong> <strong>ein</strong> paar geschickt gewÅhlte Worte<br />

hatten <strong>ein</strong>e Bresche in ihren Panzer geschlagen <strong>und</strong> ihr Herz<br />

aus dem Takt gebracht. Sie hatten ihre Zunge gelÉst <strong>und</strong> ihre<br />

Sinne viel nachh<strong>alt</strong>iger verwirrt als es zum Beispiel <strong>ein</strong>e BetÅubung<br />

mit Alkohol je vermocht hÅtte, so dass ihre fÄr gewÉhnlich<br />

raue, tonlose St<strong>im</strong>me Äberraschenderweise <strong>ein</strong>e<br />

besondere FÅrbung <strong>und</strong> <strong>ein</strong>en geradezu melodischen Klang


annahm. Dabei handelte es sich nur um irgendwelche TrivialitÅten,<br />

um absolute Nichtigkeiten, Äber <strong>die</strong> er sonst nie <strong>ein</strong><br />

Wort verlor, um <strong>die</strong> neuesten Schlager beispielsweise, <strong>die</strong> sie<br />

gut oder auch schlecht fand <strong>und</strong> angeblich von s<strong>ein</strong>em Musikverstand<br />

beurteilt haben wollte.<br />

Als jemand, der sich nicht vorstellen konnte, nur <strong>ein</strong> oder<br />

zwe<strong>im</strong>al probeweise mit <strong>ein</strong>er Frau zu schlafen, um sie dann<br />

sang- <strong>und</strong> klanglos fallenzulassen (der sich genaugenommen<br />

nicht vorstellen konnte, Äberhaupt mit <strong>ein</strong>er Frau zu schlafen),<br />

stand MÄmmel <strong>die</strong>sem Treiben ziemlich verstÅndnislos gegenÄber.<br />

Was wollte Carlos Äberhaupt von Sonja? Er war<br />

doch, wie er selbst freigebig verbreitete, mit <strong>ein</strong>er LandsmÅnnin<br />

liiert, hatte zwischendurch etwas mit Connie gehabt, traf<br />

sich dauernd mit Amelie <strong>und</strong> war neulich auf der Fete mit der<br />

BrÄnetten <strong>im</strong> Bad verschw<strong>und</strong>en. Es gab k<strong>ein</strong>en Gr<strong>und</strong>, sich<br />

jetzt auch noch an Sonja heranzumachen, ausgerechnet Sonja,<br />

bei der sich MÄmmel, weil sie ihn seit der Mittelstufe <strong>ein</strong> paar<br />

Mal nett angelÅchelt hatte, gute Chancen ausrechnete <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

er in s<strong>ein</strong>en TrÅumen schon oft fÄr sich gewonnen hatte, in<br />

TrÅumen, <strong>die</strong> leider nur vorÄbergehend entspannend wirkten,<br />

weil es sich um Telekopien jener archetypischen SelbsttÅuschungen<br />

handelte, <strong>die</strong> MÅnner wie ihn viel zu oft an der Nase<br />

herumfÄhren <strong>und</strong> in denen sie sich wer weiÇ was vorstellen<br />

<strong>und</strong> ohne reale Gr<strong>und</strong>lage alle mÉglichen Rechte auf <strong>die</strong> begehrte<br />

Frau <strong>ein</strong>bilden. Die Art, wie sie <strong>im</strong> Moment vÉllig<br />

unbe<strong>ein</strong>druckt von s<strong>ein</strong>er Anwesenheit dem AustauschschÄler<br />

ihre ganze Aufmerksamkeit widmete, lÉste daher <strong>ein</strong> mittleres<br />

Erdbeben bei ihm aus, das er zwar als nur <strong>ein</strong>es in <strong>ein</strong>er langen<br />

Reihe solcher Beben, Muren <strong>und</strong> EnttÅuschungen identifizierte,<br />

<strong>die</strong> jungen MÅnnern, <strong>die</strong> sich hauptsÅchlich nur fÄr<br />

<strong>die</strong> hÄbschesten MÅdchen interessieren, unausweichlich beschieden<br />

sind, <strong>die</strong> aber <strong>ein</strong>er von s<strong>ein</strong>em Schlage nur Äberaus<br />

schwer zu ertragen <strong>im</strong>stande war.


Eine Klammer schien sich um s<strong>ein</strong>en Hals zu legen, <strong>die</strong> ihn<br />

lÅhmte <strong>und</strong> dann aber so wÄtend machte, dass er nach <strong>ein</strong>er<br />

Schrecksek<strong>und</strong>e ziemlich genau wusste, was zu tun war.<br />

-Er finde ganz <strong>und</strong> gar nicht, dass man das so <strong>ein</strong>fach sagen<br />

kÉnne, schmetterte er dem Nachwuchskomponisten entgegen,<br />

wobei er sich um den Inh<strong>alt</strong> s<strong>ein</strong>er Rede so wenig scherte, wie<br />

<strong>die</strong> anderen sich zuvor um den der ihren <strong>und</strong> ohne sich <strong>im</strong><br />

mindesten jene ZurÄckh<strong>alt</strong>ung aufzuerlegen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> meisten<br />

Menschen, auÇer vielleicht s<strong>ein</strong>e engsten <strong>und</strong> vertrautesten<br />

Fre<strong>und</strong>e, in deren Anwesenheit er sich bisweilen hemmungslos<br />

gehen lassen konnte, von ihm gewohnt waren. Obwohl<br />

k<strong>ein</strong> Blatt zwischen <strong>die</strong> beiden Turteltauben zu passen schien,<br />

hatte er sich unversehens zwischen sie geschoben <strong>und</strong> maÇ<br />

s<strong>ein</strong>en Nebenbuhler mit scharfen Blicken.<br />

-Er wolle k<strong>ein</strong> Berufsmusiker werden <strong>und</strong> schon gar nicht<br />

Komponist, aber er spiele ganz leidlich Gitarre, <strong>und</strong> nach<br />

dem, was er wisse, nÅhmen <strong>die</strong> meisten Musiktheoretiker in<br />

jener Frage <strong>ein</strong>e vÉllig andere, entgegengesetzte H<strong>alt</strong>ung <strong>ein</strong>.<br />

Er sagte <strong>die</strong>s auf <strong>ein</strong>e ebenso herausfordernde wie gehÅssige<br />

Weise, gerade so, als seien <strong>die</strong>se beliebig hingeworfenen <strong>und</strong><br />

in Wirklichkeit <strong>ein</strong>em ganz anderen Zweck <strong>die</strong>nenden Worte<br />

fÄr <strong>die</strong> Zukunft der Tonkunst von erheblicher, ja von hÉchster<br />

Bedeutung, <strong>und</strong> auch fÄr ihre Vergangenheit, <strong>und</strong> mit <strong>ein</strong>em<br />

Nachdruck, der es Carlos unmÉglich machte, nicht darauf<br />

<strong>ein</strong>zugehen, wÅhrend Sonja in s<strong>ein</strong>em RÄcken unwillkÄrlich<br />

das Gesicht verzog <strong>und</strong> <strong>die</strong> beiden Jungen sich reglos gegen-<br />

Äber standen, der <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong> Greenhorn mit <strong>ein</strong>er lebhaften Anlage<br />

zur Metaphysik <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em hohen Überschuss an <strong>ein</strong>gebildeter<br />

Tugendhaftigkeit <strong>und</strong> neurotischen Energiereserven,<br />

aber fast ohne sexuelle Erfahrungen, der andere, zehn Monde<br />

Ålter <strong>und</strong> um Lichtjahre reicher an Routine, intuitiver Welterfassung<br />

<strong>und</strong> auch an gewissen anderen angeborenen Fertigkeiten,<br />

der zwar ahnte, was in MÄmmel vorging, sich aber<br />

gleichwohl nicht gelinde Äber <strong>die</strong> Unverfrorenheit w<strong>und</strong>erte


(<strong>und</strong> auch <strong>ein</strong> bisschen amÄsierte), mit der jener versuchte,<br />

ihn an der Verfolgung s<strong>ein</strong>es sexuellen Interesses zu hindern.<br />

Sie wussten oder ahnten, dass ihre Fre<strong>und</strong>schaft mit<br />

MÄmmels Eingreifen am Ende war. Sie hatten sich <strong>im</strong>mer gut<br />

verstanden, doch lÅngst nicht gut genug, als dass der <strong>ein</strong>e<br />

zugunsten des anderen auf <strong>ein</strong>e solche Gelegenheit verzichtet<br />

hÅtte. Denn weil ihnen sozusagen <strong>die</strong> Kommunikation der<br />

Unterleibe fehlt, <strong>die</strong> zwischen Liebenden oftmals <strong>ein</strong> besonderes<br />

Band stiftet, gibt es unter MÅnnern nur sehr wenige<br />

Fre<strong>und</strong>schaften, <strong>die</strong> tief genug angelegt sind, um <strong>ein</strong>er quÅ<strong>lenden</strong><br />

Eifersucht oder dem Wettbewerb um <strong>ein</strong>e begehrte<br />

Frau standzuh<strong>alt</strong>en. Das sind jene, <strong>die</strong> uns spÅter mit <strong>ein</strong>er<br />

reichh<strong>alt</strong>igen Erinnerung belohnen <strong>und</strong> von denen wir, wenn<br />

wir Ålter werden, als von den wenigen kostbaren <strong>und</strong> <strong>ein</strong>maligen<br />

Erfahrungen sprechen, <strong>die</strong> sich 'an <strong>ein</strong>er Hand' abzÅhlen<br />

lassen. Nicht selten, wenn sie auf gem<strong>ein</strong>samen Interessen<br />

<strong>und</strong> Neigungen <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em Gleichklang der Herzen beruhen,<br />

der selbst intellektuellen Themen <strong>ein</strong>e positive emotionale<br />

FÅrbung verleiht, Äberdauern sie alle Krisen <strong>und</strong> Konflikte,<br />

sogar Ehen <strong>und</strong> Partnerschaften <strong>und</strong> h<strong>alt</strong>en <strong>ein</strong> ganzes Leben.<br />

MÄmmel war klug genug, sich nicht beirren zu lassen <strong>und</strong><br />

s<strong>ein</strong>e verbalen Attacken fortzusetzen, bis sich <strong>die</strong> kosmischen<br />

Schwingungen, oder wie man Sonjas <strong>und</strong> Carlos' ver<strong>ein</strong>igte<br />

sexuelle Erwartungen nennen will, weitgehend verflÄchtigt<br />

hatten <strong>und</strong> das MÅdchen, wenn es s<strong>ein</strong> Gesicht wahren wollte,<br />

nach <strong>ein</strong>er Weile nÉtigten, das Weite zu suchen - nicht ohne<br />

vorher mit dem Komponisten den verstÅndnisinnigsten Blick<br />

gewechselt zu haben, der unserem StÉrenfried natÄrlich nicht<br />

verborgen blieb <strong>und</strong> noch mehr gegen den Anderen aufbrachte.<br />

Er hielt inne <strong>und</strong> schnaufte vernehmlich vor innerem UnglÄck,<br />

Verzweiflung <strong>und</strong> Hilflosigkeit. Warum fielen hÄbsche<br />

MÅdchen <strong>im</strong>mer auf <strong>die</strong> gleichen SchnÉsel her<strong>ein</strong>? Warum<br />

lieÇen sie sich von denen bereitwillig kÉdern, wÅhrend sie


<strong>ein</strong>em wie ihm, von dessen bew<strong>und</strong>ernden <strong>und</strong> warmherzigen<br />

Blicken sie sich geschmeichelt fÄhlten, bestenfalls <strong>ein</strong> fre<strong>und</strong>liches<br />

LÅcheln gÉnnten - <strong>und</strong> wenn er dann ankam <strong>und</strong> etwas<br />

von ihnen wollte, verwiesen sie ihn mit angewiderter Miene<br />

in <strong>die</strong> Schranken.<br />

Die Antwort: weil er sie mit s<strong>ein</strong>en unvermittelten, tÉlpelhaften<br />

Avancen abschreckte, <strong>die</strong> jedes vernÄnftige T<strong>im</strong>ing vermissen<br />

lieÇen, auf das Frauen wie Sonja, <strong>die</strong> von ihren Verehrern<br />

verf<strong>ein</strong>erte Methoden der VerfÄhrung gewohnt sind, <strong>ein</strong>en<br />

Anspruch zu haben glauben, <strong>und</strong> auf <strong>die</strong> sie automatisch<br />

mit Abweisung reagieren, <strong>und</strong> sich daher mit <strong>ein</strong>em wie ihm,<br />

der sie mit s<strong>ein</strong>em ewigen Schmachten nur langweilt <strong>und</strong><br />

p<strong>ein</strong>lich berÄhrt, sowieso nie <strong>ein</strong>lassen wÄrden. Wohingegen<br />

Carlos' Charme genau dafÄr gemacht war, aus <strong>die</strong>sen MÅdchen<br />

gewissermaÇen das Max<strong>im</strong>um herauszuholen, das heiÇt<br />

alles, was an erotischem Potenzial in ihnen steckte, <strong>und</strong> was<br />

reiferen <strong>und</strong> niveauvolleren Mitmenschen, das heiÇt solchen,<br />

<strong>die</strong> ihre sexuell aktive Phase bereits hinter sich haben, vielleicht<br />

als etwas Minderwertiges <strong>und</strong> Zweitrangiges ersch<strong>ein</strong>en<br />

mag, hingegen MÄmmel <strong>und</strong> <strong>die</strong> meisten anderen jungen<br />

MÅnner <strong>die</strong> bloÇe Vorstellung <strong>die</strong>ses Max<strong>im</strong>ums regelmÅÇig<br />

maÇlos erregte <strong>und</strong> sie daran hinderte, ruhige, besonnene <strong>und</strong><br />

gar behagliche GesprÅche mit ihnen zu fÄhren oder ihnen<br />

auch nur <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges gutes Wort zu sagen, weil sie viel zu<br />

aufgeregt sind, an das Naheliegende zu denken, nÅmlich, dass<br />

man <strong>die</strong>se MÅdchen am leichtesten mit Selbstsicherheit be<strong>ein</strong>druckt<br />

<strong>und</strong> bei ihnen am meisten erreicht, wenn man ihnen,<br />

zumindest vorÄbergehend, <strong>ein</strong> gutes GefÄhl vermittelt <strong>und</strong> sie<br />

mÉglichst zum Lachen bringt.<br />

Wie viele MÅnner, <strong>die</strong> es nicht wahrhaben wollen <strong>und</strong> <strong>ein</strong>er<br />

Frau unverdrossen weiter den Hof machen, auch wenn <strong>die</strong>se<br />

sie lÅngst ad acta gelegt hat, weil sie instinktiv schon nach<br />

zwei Minuten erkennt, dass ihr <strong>die</strong> verbalen AusflÄsse des<br />

Mannes, das heiÇt <strong>die</strong> Art s<strong>ein</strong>er Unterh<strong>alt</strong>ungsfÄhrung wie


auch s<strong>ein</strong>e unsichere, ungelenke Gestik <strong>und</strong> M<strong>im</strong>ik nicht zusagen,<br />

war er sich nicht darÄber <strong>im</strong> Klaren (<strong>und</strong> wÄrde es<br />

vielleicht nie s<strong>ein</strong>), dass bereits <strong>im</strong> Anfang <strong>ein</strong>er Beziehung<br />

zwischen Mann <strong>und</strong> Frau, nach Abschluss der visuellen Vorauswahl,<br />

in welcher Frauen, <strong>die</strong> 'auf der Suche' sind, <strong>die</strong> mÉglichen<br />

Geschlechtspartner nach dem optischen Eindruck vorsortieren<br />

<strong>und</strong> vielleicht sogar <strong>ein</strong>e Reihenfolge festlegen, in<br />

der <strong>die</strong>se abgearbeitet werden, <strong>die</strong> Kommunikationsstrategien<br />

der potenziellen kÄnftigen Partner zu<strong>ein</strong>ander passen mÄssen,<br />

in der Weise, dass zwei Menschen, <strong>die</strong> sich am Anfang wenig<br />

zu sagen haben (ohne darum gleich groÇe Schweiger oder gar<br />

StrohkÉpfe oder DickschÅdel zu s<strong>ein</strong>), selten zu<strong>ein</strong>ander finden,<br />

ungeachtet sie in anderer Hinsicht vielleicht gut zu<strong>ein</strong>ander<br />

passen wÄrden. Oft finden sich Partner, <strong>die</strong> sich bereits <strong>im</strong><br />

Moment des Kennenlernens vortrefflich ergÅnzen, indem der<br />

<strong>ein</strong>e den sozialen Strom der Kommunikation aufrechterhÅlt,<br />

der andere hingegen nur dann <strong>und</strong> wann etwas <strong>ein</strong>flicht, zur<br />

RÄckversicherung, dass der Übertragungskanal verbindlich<br />

offen ist oder um <strong>ein</strong>e wichtige Information <strong>ein</strong>flieÇen zu<br />

lassen, das heiÇt, er verkÉrpert <strong>ein</strong>e mehr kontemplative, innere,<br />

durchgeistigte oder auch <strong>ein</strong>e r<strong>ein</strong> ÅuÇere, materielle, aber<br />

wortkarge SchÉnheit, wÅhrend der erste den emotionalen,<br />

lÅrmenden <strong>und</strong> redseligen Part Äbern<strong>im</strong>mt, mit dem er <strong>die</strong><br />

oder den SchÉnen bestens zu unterh<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> jede Art von<br />

P<strong>ein</strong>lichkeit <strong>und</strong> unangenehme Situationen mit leichter Hand<br />

zu ÄberbrÄcken versteht. Es handelt sich hierbei, entsprechenden<br />

Ehrgeiz vorausgesetzt, hÅufig um gesellschaftlich ziemlich<br />

erfolgreiche Individuen, <strong>die</strong> sich weder durch unvorhergesehene<br />

ÅuÇere UmstÅnde noch durch <strong>die</strong> eventuelle Anwesenheit<br />

<strong>ein</strong>flussreicher oder hÉher stehender Zeitgenossen aus<br />

der Fassung bringen oder gar <strong>ein</strong>schÄchtern lassen, sondern<br />

sich <strong>die</strong>sen <strong>im</strong> Gegenteil wendig anzupassen verstehen, dabei<br />

insgehe<strong>im</strong> k<strong>alt</strong>blÄtig ihre Interessen verfolgen <strong>und</strong>, ohne <strong>im</strong><br />

geringsten pr<strong>im</strong>itive PossenreiÇer zu s<strong>ein</strong>, durch ihre Rede


<strong>und</strong> ihr Benehmen, das auf manche ihrer Geschlechtsgenossen,<br />

besonders <strong>die</strong>jenigen, welche mit solchen FÅhigkeiten<br />

nicht ausgestattet sind, mitunter aufdringlich <strong>und</strong> distanzlos<br />

wirkt, <strong>im</strong>mer <strong>und</strong> Äberall <strong>ein</strong>e gute St<strong>im</strong>mung verbreiten,<br />

dadurch an sexueller Ausstrahlung gewinnen <strong>und</strong> selbst solche<br />

Geschlechtspartner zu erobern vermÉgen, von denen man<br />

dem Augensch<strong>ein</strong> nach annehmen wÄrde, dass sie in <strong>ein</strong>er<br />

viel hÉheren Liga spielen.<br />

Ein Carlos, dem es gelang, der begehrten Frau vom ersten<br />

Moment an mit <strong>ein</strong>er Prise Humor gegenÄber zu treten <strong>und</strong> ihr<br />

mit groÇer Leichtigkeit etwas vorzutanzen, <strong>und</strong> der Äberhaupt<br />

aufgr<strong>und</strong> s<strong>ein</strong>es Status, s<strong>ein</strong>er Vergangenheit <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>es ganzen<br />

Gehabes 'etwas darstellte', konnte sich flÄchtige Abenteuer<br />

viel eher leisten <strong>und</strong> hatte auf jeden Fall mehr Sex als <strong>ein</strong>e<br />

bescheidene, zurÄckh<strong>alt</strong>ende Seele wie MÄmmel, der so offenk<strong>und</strong>ig<br />

auf dem Schlauch stand <strong>und</strong> auf dessen unbeholfene<br />

<strong>und</strong> zuweilen auch unangenehm auftrumpfende Art Frauen<br />

wie Sonja dankend verzichteten. Er wÄrde ihnen in k<strong>ein</strong>er<br />

Hinsicht jemals so nahe kommen wie der Spanier mit <strong>ein</strong> paar<br />

lÅssig hingeworfenen Bemerkungen <strong>und</strong> sah sich daher zÅhneknirschend<br />

gezwungen, <strong>ein</strong>zugestehen, dass sie, wenn nicht<br />

fÄr ihn, wohl fÄr <strong>die</strong> Carlos' <strong>die</strong>ser Welt geschaffen s<strong>ein</strong><br />

mussten. Sich von den SprÄchen <strong>und</strong> Darbietungen solcher<br />

Typen verfÄhren zu lassen, gehÉrte zu ihrem naturgegebenen<br />

emotionalen Korsett, das sie zugunsten MÄmmels kaum ablegen<br />

wÄrden, oder wenn, dann hÉchstens mit Mitte 30 <strong>und</strong><br />

aufgr<strong>und</strong> anh<strong>alt</strong>end schlechter Erfahrungen mit solchen <strong>im</strong><br />

Gr<strong>und</strong>e unredlichen oder gar betrÄgerischen Charakteren, <strong>die</strong><br />

gerade <strong>die</strong> hÄbschesten MÅdchen selten verschonen <strong>und</strong> sie,<br />

wenn sich <strong>die</strong> EnttÅuschungen hÅufen, oftmals veranlassen,<br />

sich jahrelang in ihr Schneckenhaus zurÄckzuziehen, von wo<br />

aus sie mÅnnliche AnnÅherungsversuche mit Rachsucht oder<br />

wenigstens mit f<strong>ein</strong>dseliger Reserve beantworten, unfÅhig zu


jener Willensanstrengung, <strong>die</strong> uns das Leben manchmal abverlangt,<br />

<strong>und</strong> unsere Psyche, indem sie sich Äber ererbte oder<br />

erlernte Dispositionen hinwegsetzt, von IrrtÄmern <strong>und</strong> abwegigen<br />

Neigungen befreit, <strong>die</strong> wir alle, obwohl sie eigentlich<br />

das Wesen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Essenz unserer Freiheit ist, jedoch nur sehr<br />

selten aufzubringen <strong>im</strong>stande sind, <strong>und</strong> von der selbst <strong>die</strong>jenigen,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> Freiheit zu ihrem Traumziel erkoren haben <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Äber <strong>ein</strong>e entsprechende Ich-StÅrke <strong>und</strong> robuste seelische<br />

Konstitution verfÄgen, <strong>im</strong> Laufe ihres Lebens nur selten Gebrauch<br />

machen.<br />

Wenn aber er, MÄmmel, nicht dafÄr gemacht war, <strong>ein</strong> MÅdchen<br />

wie Sonja zu erobern, warum erregte sie ihn dann so?<br />

Warum machten ihm ihre ZurÄckweisung <strong>und</strong> ihr offensichtliches<br />

Faible fÄr Carlos' VerfÄhrungskÄnste derart zu schaffen?<br />

Wieso blieben ihm nicht wenigstens <strong>die</strong> Schmerzen <strong>und</strong><br />

KÄmmernisse erspart, <strong>und</strong> das unnÄtze GrÄbeln Äber ihre<br />

Unerreichbarkeit, welche doch <strong>ein</strong> unumstÉÇliches Faktum<br />

war, Äber das hinaus es nichts zu sagen gab <strong>und</strong> gegen das<br />

anzukÅmpfen <strong>ein</strong>e sinnlose, tÉrichte Halsstarrigkeit darstellte,<br />

weil <strong>die</strong>se MÅdchen 'es nicht wert' waren, in jenem subjektiven,<br />

durchaus prosaischen Sinne, als <strong>die</strong> Schwierigkeiten, <strong>die</strong><br />

man am Anfang mit ihnen hatte, sich in <strong>ein</strong>er lÅngeren Beziehung<br />

best<strong>im</strong>mt potenzierten <strong>und</strong> <strong>die</strong>se daher zum Scheitern<br />

verurteilten <strong>und</strong> man den dann erforderlichen AblÉsungsprozess<br />

noch ungleich schmerzhafter erfahren wÄrde als <strong>die</strong> augenblickliche<br />

ZurÄckweisung, <strong>die</strong> Vorteile <strong>ein</strong>er solchen Beziehung<br />

nicht aufwogen. Schon jetzt quÅlte ihn <strong>die</strong> Einbildung,<br />

dass sie letztendlich doch in den Armen des Anderen<br />

landete, wie der sie kÄssen <strong>und</strong> Äberall anfassen, <strong>und</strong> wie er<br />

sich am Ende auf ihr wÄrde abarbeiten dÄrfen <strong>und</strong> sie <strong>die</strong>s<br />

alles voller Leidenschaft genieÇen <strong>und</strong> selbst dann als <strong>ein</strong><br />

ganz auÇerordentliches Erlebnis fÄr <strong>im</strong>mer in Erinnerung<br />

beh<strong>alt</strong>en wÄrde, wenn der VerfÄhrer sich nach Monaten, Wo-


chen oder bereits nach Tagen nur als <strong>ein</strong>e weitere emotionale<br />

Niete <strong>und</strong> Sackgasse ihres Lebensweges entpuppte, wÅhrend<br />

MÄmmel, ihren schwierigen Charakter kurzerhand ausb<strong>lenden</strong>d,<br />

fest daran glaubte, dass er, wenn ihm nur <strong>die</strong> geringste<br />

Chance <strong>ein</strong>gerÅumt worden wÅre, sie in <strong>ein</strong>er lÅngerfristigen<br />

Beziehung <strong>und</strong> tief empf<strong>und</strong>enen Fre<strong>und</strong>schaft, in der wohlgemerkt<br />

der Sex nicht zu kurz kommen sollte, glÄcklich zu<br />

machen bereit <strong>und</strong> garantiert auch in der Lage wÅre.<br />

Eine tiefe Niedergeschlagenheit wollte von ihm Besitz ergreifen,<br />

VorlÅufer dunkler, verzweifelter St<strong>im</strong>mungen, <strong>die</strong> sich<br />

bei manchen MÅnnern in spÅteren Jahren zu ausgewachsenen<br />

Depressionen steigern, <strong>die</strong> er <strong>im</strong> Moment jedoch jung genug<br />

war ohne MÄhe abzuwehren, indem er sich auf <strong>die</strong> Abneigung<br />

gegen den noch <strong>im</strong>mer vor ihm stehenden Nebenbuhler konzentrierte.<br />

WÅhrend er sich, grÅmlich unzufrieden <strong>und</strong> noch<br />

dazu erschreckt von <strong>ein</strong>em s<strong>ein</strong>er jungen schwÅrmerischen<br />

Seele bis dahin unbekanntes plÉtzlich aufkommendes rassistisches<br />

Ressent<strong>im</strong>ent, von dem er sehr genau wusste, dass es<br />

s<strong>ein</strong> eigentliches Problem nicht berÄhrte, mit todernster Miene<br />

von <strong>die</strong>sem abwandte, blickte jener um so unbekÄmmerter in<br />

<strong>die</strong> Zukunft, <strong>und</strong> voller Zuversicht, den angesponnenen Faden<br />

bei spÅterer Gelegenheit wieder aufnehmen <strong>und</strong> jedes Hindernis,<br />

das sich mÉglicherweise noch zwischen ihn <strong>und</strong> das MÅdchen<br />

stellen wÄrde, problemlos beiseite rÄcken zu kÉnnen, ja,<br />

er nahm <strong>die</strong> erzwungene Unterbrechung wie das Salz in der<br />

Suppe der VerfÄhrung, denn er kannte Frauen wie Sonja <strong>und</strong><br />

ihre Art, ihn anzusehen <strong>und</strong> Äber s<strong>ein</strong>e Anekdoten <strong>und</strong> Witze<br />

zu lachen, gut genug, um zu wissen, dass sie auch morgen <strong>und</strong><br />

Äbermorgen noch fÄr ihn verfÄgbar s<strong>ein</strong> wÄrde.<br />

Sie gingen ihrer Wege, ohne sich zu irgend<strong>ein</strong>em Zeitpunkt<br />

Äber <strong>die</strong> Bedeutung <strong>und</strong> den ethischen Kontext ihres Handelns<br />

<strong>im</strong> Klaren gewesen zu s<strong>ein</strong> noch auch darÄber, dass es <strong>ein</strong>en


Unterschied in der moralischen Bewertung eigenen <strong>und</strong> fremden<br />

Verh<strong>alt</strong>ens gibt. Denn wÅhrend wir bei Anderen leicht<br />

zwischen Gut <strong>und</strong> BÉse unterscheiden kÉnnen, sind wir bei<br />

uns selbst oft geneigt, moralische Prinzipien ohne Federlesen<br />

Äber Bord zu werfen <strong>und</strong> eigenes Fehlverh<strong>alt</strong>en groÇzÄgig zu<br />

entschuldigen. Genau wie uns <strong>die</strong> BeschrÅnktheit unseres<br />

Verstandes daran hindert, <strong>die</strong> Wahrheit vollstÅndig zu erkennen,<br />

kÉnnen wir auch zwischen Gut <strong>und</strong> BÉse nur selten klar<br />

differenzieren. FÄr gewÉhnlich ist unser Tun Teil <strong>ein</strong>es Entwicklungsprozesses,<br />

der in gleicher Weise zum Guten wie<br />

zum BÉsen fÄhren kann, nicht nur, weil Gutes wollen <strong>und</strong><br />

Gutes erreichen oft schicksalhaft divergieren, sondern auch,<br />

weil sich beide bis tief in unsere Herzen vermischen. Meist<br />

hat man es mit dem alltÅglichen BÉsen zu tun, welches teils<br />

bewusst, teils unbewusst oder mit KalkÄl, aus <strong>ein</strong>em verm<strong>ein</strong>tlich<br />

freien, in Wahrheit aber beschrÅnkten Willen, aus<br />

<strong>ein</strong>er enttÅuschten Liebe oder aus Gedankenlosigkeit in <strong>die</strong><br />

Welt tritt, wohingegen das absolute BÉse, also <strong>die</strong> r<strong>ein</strong>e Negation<br />

der Menschlichkeit, eher selten <strong>und</strong> eigentlich <strong>ein</strong> Fall fÄr<br />

den Psychiater ist. WÅhrend es uns unter denjenigen, <strong>die</strong> wir<br />

zu AnfÄhrern wÅhlen, relativ hÅufig begegnet, zumeist gepaart<br />

mit anderen unerkannten Geisteskrankheiten wie GrÉÇenwahn<br />

oder Paranoia <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em genialischen Schauspieltalent, das<br />

<strong>die</strong> Massen in ihren Bann zieht, kommt es in der DurchschnittsbevÉlkerung<br />

nur sehr selten vor, <strong>und</strong> wenn, dann als<br />

Untat von Einzelnen, als Amoklauf zum Beispiel, oder als<br />

Sexualverbrechen, <strong>und</strong> oft infolge extremer frÄhkindlicher<br />

Belastungen. Und wÅhrend auf der Ebene der Individuen oft<br />

der Zufall darÄber entscheidet, wer das groÇe Los zieht <strong>und</strong><br />

wen <strong>ein</strong> UnglÄck trifft, n<strong>im</strong>mt das BÉse <strong>im</strong>mer dann besondere<br />

AusmaÇe an, wenn es kollektiv gebilligt wird oder, jeden<br />

ethischen Standard auÇer Kraft setzend, sogar staatlich organisiert<br />

ist - in der harmloseren Variante als strukturelle Gew<strong>alt</strong>,<br />

unter der besonders Unterprivilegierte zu leiden haben,


sowie auch alle <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> sich <strong>im</strong> gesellschaftlichen<br />

Herrschaftssystem nicht so gut zu bewegen wissen, oder in<br />

s<strong>ein</strong>er bÉsartigsten Form als Versklavung von Minderheiten ,<br />

oder gar als VÉlkermord.<br />

K<strong>alt</strong> lÅchelnd <strong>und</strong> erhobenen Hauptes, doch innerlich aufgewÄhlt<br />

<strong>und</strong> erschÄttert, schritt MÄmmel davon. Der kl<strong>ein</strong>e<br />

Sieg, den er errungen, schmeckte ihm schal, <strong>und</strong> selbst der<br />

Gedanke an <strong>die</strong> unendliche Mannigf<strong>alt</strong>igkeit weiblicher Alternativen<br />

vermochte ihn nicht aufzuheitern. Er m<strong>ein</strong>te, das<br />

Leben - ohne Sonja <strong>und</strong> auch ohne Ute - fÄrderhin nicht mehr<br />

ertragen zu kÉnnen. Nicht auszuh<strong>alt</strong>en, was um ihn herum<br />

geschah, <strong>und</strong> besonders auch, was nicht geschah. In <strong>die</strong>ser<br />

St<strong>im</strong>mung, ganz ohne Hoffnung, drohte er endgÄltig von der<br />

Éden Last des tÅglichen Stumpfsinns erdrÄckt zu werden, von<br />

den vielen <strong>ein</strong>tÉnigen Gewohnheiten, <strong>die</strong> ihn zwangen, Dinge<br />

zu tun, mit Dingen vorlieb zu nehmen, <strong>die</strong> er aus tiefster Seele<br />

verabscheute: das allmorgendliche Aufstehen, der Weg zur<br />

Schule, der Unterricht, den man Äber sich ergehen lassen<br />

musste, ja sogar das nachmittÅgliche Herumlungern mit den<br />

Fre<strong>und</strong>en, ihre geschwÅtzigen Zungen, kl<strong>ein</strong>wurzigen Zerstreuungen,<br />

geringfÄgigen Interessen <strong>und</strong> mediokren Neigungen;<br />

ihre trivialen Ideen <strong>und</strong> Ideologien, unbedeutenden Lebensziele<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> lÅcherliche <strong>und</strong> durch nichts begrÄndete<br />

Selbstzufriedenheit, <strong>die</strong> sie wie <strong>ein</strong>e schÄtzende Glasglocke<br />

umgab. Die Welt war unertrÅglich wie <strong>ein</strong> <strong>alt</strong>er, ausgekotzter<br />

Rindermagen. UnertrÅglich waren der Gestank des Katzenklos<br />

<strong>im</strong> Souterrain des elterlichen Hauses, aber auch <strong>die</strong> KÄchengerÄche<br />

<strong>im</strong> Treppenhaus <strong>und</strong> der Muff <strong>alt</strong>er Kleider, der zuweilen<br />

vom Dachboden nach unten diff<strong>und</strong>ierte. UnertrÅglich<br />

<strong>die</strong> AuffÄhrungen der sich modern gebenden Theater, <strong>die</strong><br />

Premieren der Staatsoper, <strong>die</strong> Kulturangebote der Stiftungen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> AusstellungsstÄcke in den Vitrinen der stÅdtischen<br />

Museen. UntertrÅglich auch der Anflug von toter Fauna in den


GemÄsesuppen, <strong>die</strong> ihm s<strong>ein</strong>e Mutter, wenn sie es eilig hatte,<br />

mittags servierte. Noch unertrÅglicher war das sommerliche<br />

Summen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Allgegenwart der Wespen unter den Konditortheken<br />

oder wenn man <strong>im</strong> Freien <strong>ein</strong> Eis essen wollte. Die<br />

momentane GroÇwetterlage war genauso unertrÅglich wie <strong>die</strong><br />

bunten, chemisch verseuchten <strong>und</strong> abgeschmackten Nahrungsmittel<br />

in den endlosen Regalen der SupermÅrkte, <strong>die</strong><br />

SchÉnheitscremes <strong>und</strong> DuftwÅsserchen in den Äberkandidelten<br />

ParfÄmerien an der MÉnkebergstraÇe, <strong>die</strong> Insignien der<br />

Konsumverw<strong>alt</strong>er <strong>und</strong> Machtpolitiker, Filmbosse <strong>und</strong> VerpackungsindustriekapitÅne,<br />

mitsamt der ordinÅren TrÅume ihrer<br />

groÇen <strong>und</strong> kl<strong>ein</strong>en Heloten. UnertrÅglich war der menschenvergessene<br />

Stadtpark <strong>im</strong> Regen. Aber auch bei Sonnensch<strong>ein</strong><br />

war es hier unertrÅglich, wenn <strong>die</strong> SpaziergÅnger, kl<strong>ein</strong>e <strong>und</strong><br />

groÇe Leute <strong>und</strong> <strong>gebrechlich</strong>e Alte widerlich ges<strong>und</strong>en Joggern<br />

vor <strong>die</strong> FÄÇe liefen. FÄr unertrÅglich befand er <strong>die</strong> ignorante,<br />

nÉrgelnde, chauvinistische Unzufriedenheit der Massen,<br />

aber auch <strong>die</strong> prÅzisen politischen Analysen des Richters <strong>und</strong><br />

s<strong>ein</strong>e eigenen abwegigen WÄnsche <strong>und</strong> Begierden: wenn <strong>die</strong><br />

hochkamen, sch<strong>alt</strong>ete er sofort auf stur.<br />

Absolut unertrÅglich das Fernsehen, darÄber brauchte man gar<br />

nicht zu reden.<br />

UnertrÅglich war <strong>die</strong> Besserwisserei der Tanten <strong>und</strong> Onkel der<br />

Nation, mit der sie in auf der Titelseite auflagenstarker Gazetten<br />

platzierten Gastkommentaren oder bei der Entgegennahme<br />

von Preisen fÄr ihr Lebenswerk <strong>und</strong> auch sonst bei jeder sich<br />

bietenden Gelegenheit mit guten RatschlÅgen hausieren gingen.<br />

UnertrÅglich <strong>die</strong> Kakophonie der Wissenschaftler <strong>und</strong><br />

anderer Technokraten, <strong>die</strong> vorgaben, LÉsungen <strong>und</strong> Antworten<br />

zu kennen, wo es k<strong>ein</strong>e AuflÉsung, Beruhigung oder VersÉhnung<br />

geben konnte, <strong>die</strong> in Kriegszeiten fÄgsam ihren Beitrag<br />

fÄr <strong>die</strong> Verteidigung des sogenannten Vaterlandes leiste-


ten <strong>und</strong> wÅhrend der Äbrigen Zeit vorrangig damit beschÅftigt<br />

waren, gut dotierte Staatsposten zu ergattern, indem sie <strong>alt</strong>e<br />

HÄte mit Verve auf Hochglanz polierten. UnertrÅglich auch<br />

das Getue der Lehrer sowie all derer, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>em etwas beweisen<br />

wollten, <strong>die</strong> LebenslÄgen der Erfolglosen <strong>und</strong> Gescheiterten,<br />

genau wie <strong>die</strong> VertrÉstungen durch <strong>ein</strong>flussreiche Machthaber,<br />

aber auch <strong>die</strong> kurzsichtige Kritik der Me<strong>die</strong>n <strong>und</strong> das<br />

dumme Blabla von WirtschaftsfÄhrern, wenn sie mit ihren<br />

trivialen Expertisen Eindruck zu schinden versuchten, <strong>und</strong><br />

dann <strong>ein</strong>es Tages bei Gericht um <strong>ein</strong>e Aussage zu ihren VermÉgensverhÅltnissen<br />

nicht herum kamen. UnertrÅglich <strong>ein</strong><br />

Rechtssystem, das <strong>ein</strong>en Laden<strong>die</strong>b mit empfindlichen Strafen<br />

bedrohte, <strong>ein</strong>en der Korruption ÄberfÄhrten VermÉgensberater<br />

aber schnell wieder laufen lieÇ.<br />

UnertrÅglich waren der Tabellenstand der B<strong>und</strong>esliga <strong>und</strong> wie<br />

<strong>die</strong> Manager des ewigen Spitzenreiters sich auffÄhrten, wenn<br />

<strong>die</strong>ser ausnahmsweise <strong>ein</strong> Spiel verlor. UnertrÅglich <strong>die</strong> Substantive,<br />

mit denen sich <strong>die</strong> Theokraten <strong>und</strong> sonstigen M<strong>ein</strong>ungsfÄhrer<br />

<strong>die</strong> Welt <strong>ein</strong>verleibten <strong>und</strong> ihre kl<strong>ein</strong>karierten<br />

DeklinationsÄbungen <strong>und</strong> Adjektive, <strong>die</strong> sie anderen aufzwangen<br />

<strong>und</strong> mit denen sie sich <strong>und</strong> ihre mÅÇigen Erfolgsbilanzen<br />

schÉn redeten. Auch <strong>die</strong> allgegenwÅrtige Be<strong>im</strong>ischung<br />

von SexualitÅt zu den WÉrtern war unertrÅglich - <strong>und</strong> Äberhaupt<br />

<strong>die</strong> Adverbien, ihrer bourgeoisen Banausigkeit wegen<br />

<strong>und</strong> der vor<strong>ein</strong>genommenen Art, mit der sie Handlungen abschÅtzten<br />

<strong>und</strong> kontrollierten. UnertrÅglich <strong>die</strong> Interpunktion:<br />

<strong>die</strong> Kommata wegen der Leichtigkeit, mit der sie Äber alles<br />

Schwere hinweg gingen; <strong>die</strong> Gedankenstriche <strong>und</strong> Ellipsen<br />

wegen dem, was zu verbergen sie vorgaben; <strong>die</strong> unaussprechlichen<br />

Doppelpunkte; das Semikolon, das sich skrupellos mit<br />

kurzen, dÄmmlichen SÅtzen gem<strong>ein</strong> machte; selbst das Fragezeichen<br />

war unertrÅglich, in s<strong>ein</strong>er datenschutzrechtlich bedenklichen<br />

Wissensgier, s<strong>ein</strong>em Kontrollzwang <strong>und</strong> <strong>im</strong>plizi-


ten Rechthaberei. UnertrÅglich <strong>die</strong> Buchstaben, <strong>die</strong> sich seit<br />

Lat<strong>ein</strong>ers Zeiten nicht wesentlich verÅndert hatten sowie <strong>die</strong><br />

hilflosen Versuche von Fontsdesignern, sie den Menschen<br />

genehmer zu machen. UnertrÅglich waren <strong>die</strong> Sonderzeichen,<br />

<strong>die</strong> Fantasie vorspiegelten, wo k<strong>ein</strong>e vorhanden war; <strong>die</strong> AktivsÅtze,<br />

<strong>die</strong> unertrÅgliche AktivitÅten beschrieben; <strong>die</strong> Tempora,<br />

<strong>die</strong> <strong>ein</strong>em <strong>die</strong> eigene Endlichkeit schmÅhlich bewusst<br />

machten (oder <strong>die</strong>selbe arglistig kaschierten); <strong>die</strong><br />

PrÅpostionen mit ihrer nur sch<strong>ein</strong>baren Exaktheit <strong>und</strong> schlieÇlich<br />

<strong>die</strong> verlogenen, affektierten Konjunktive. Die Pronomen<br />

waren natÄrlich ebenfalls unertrÅglich. Und erst KonzessivsÅtze,<br />

wie unertrÅglich waren <strong>die</strong>!<br />

Am UnertrÅglichsten aber war <strong>die</strong> GroÇ- <strong>und</strong> Kl<strong>ein</strong>schreibung,<br />

<strong>die</strong> sich <strong>die</strong> Deutschen ansch<strong>ein</strong>end nicht abgewÉhnen<br />

konnten - also wirklich, wozu sollte <strong>die</strong> gut s<strong>ein</strong>!?<br />

Alle Arten von Konventionen waren per se unertrÅglich. UnertrÅglich<br />

war das Einerlei des Alltagslebens, aber auch <strong>die</strong><br />

Abenteuer, mit denen sich manche darÄber zu erheben trachteten<br />

<strong>und</strong> wie sie sich brÄsteten, wie sie sie ausschmÄckten,<br />

wenn sie wie Odysseus zum zweiten Mal nach Hause kamen.<br />

UnertrÅglich <strong>die</strong> Dummheit <strong>und</strong> Borniertheit der Mittelschicht,<br />

deren abscheuliche Ejakulate <strong>ein</strong>em ungefragt tÅglich<br />

aufs Butterbrot geschmiert wurden. Trotz der fetten TÄnche<br />

des Wohlstandes, mit der sie ihre sozialen Beziehungen kÄnstlich<br />

konfliktfrei hielt, trat <strong>die</strong> ganze verbiesterte Bissigkeit<br />

<strong>die</strong>ser Klasse sofort zutage, sobald jemand ihre BesitzstÅnde<br />

antastete. UnertrÅglich war, dass man sich mit den Jahren<br />

selbst mit der Angst infizierte, etwas zu verlieren zu haben,<br />

<strong>und</strong> jeden Mill<strong>im</strong>eter s<strong>ein</strong>er Privilegien erbittert <strong>und</strong> hartnÅckig<br />

verteidigte - wenn auch nicht ganz so rabiat wie der<br />

Mob, den <strong>die</strong> Hohenpriester der Ideologien loszuschicken<br />

pflegten, sobald sie ihre Macht in Frage gestellt sahen. In dem


MaÇe, in dem sich <strong>die</strong> Menschen k<strong>ein</strong>e Sorgen um ihre elementaren<br />

BedÄrfnisse mehr machten, nahmen Hysterie <strong>und</strong><br />

kollektive Neurosen zu, <strong>die</strong> das LebensgefÄhl <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zufriedenheit<br />

des BÄrgertums, wie Soziologen herausgef<strong>und</strong>en hatten,<br />

unter das Niveau von Slumbewohnern drÄckte. Im Unbewussten<br />

rumorte <strong>ein</strong> tief sitzender Groll, kokelten GefÄhle<br />

der Deklassiertheit <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e unerklÅrliche Unzufriedenheit:<br />

mit der Regierung, dem Einkommen, dem Sex, den man hatte<br />

oder nicht hatte, <strong>und</strong> so weiter, <strong>die</strong> man aber, solange Hoffnung<br />

bestand, auf Steuererleichterungen zum Beispiel, maÇvoll<br />

<strong>im</strong> Zaum hielt, derart, dass Randgruppen groÇherzig erlaubt<br />

wurde, nach eigener Fasson selig zu werden - solange<br />

sie <strong>die</strong> vergÉtterten Kreise des Geldver<strong>die</strong>nens nicht stÉrten.<br />

Ach! Schwarz war <strong>die</strong> Welt vor Aussichtslosigkeit <strong>und</strong> Verzweiflung,<br />

k<strong>ein</strong> Weg, den zu beschreiten, k<strong>ein</strong> Ziel, das zu<br />

verfolgen sich lohnte, nur unertrÅgliches GetÉse sich auffÅllig<br />

machender Moden <strong>und</strong> Desinformationen, <strong>die</strong> niemand LÄgen<br />

zu nennen wagte, in <strong>ein</strong>vernehmlichem Schweigen mit den<br />

reichen Fabrikbesitzern, den FunktionÅren der WirtschaftsverbÅnde<br />

<strong>und</strong> allen wohlhabenden Handeltreibenden.<br />

St<strong>und</strong>enlang hÅtte er sich freiwillig <strong>und</strong> lustvoll erbrochen,<br />

wenn <strong>die</strong> geringste Aussicht bestanden hÅtte, dadurch <strong>ein</strong><br />

Ende des unertrÅglichen Zustandes der Welt <strong>ein</strong>zuleiten; er<br />

wÅre winkend <strong>und</strong> pfeifend auf regennasse, glitschige DÅcher<br />

<strong>und</strong> schneebeckte Berge geklettert, bedenkenlos quer durch<br />

<strong>die</strong> Ostsee geschwommen <strong>und</strong> hÅtte sich tolldreist gleichzeitig<br />

mit Russen, Chinesen <strong>und</strong> Amerikanern angelegt. Er spielte<br />

mit der Idee des Selbstmordes, bis ihm auch <strong>die</strong>ser zuwider<br />

wurde. Zu unertrÅglich waren <strong>die</strong> damit <strong>ein</strong>her gehenden Gedanken<br />

an den Tod, an das Ende <strong>und</strong> den allgem<strong>ein</strong>en Verfall.<br />

Überhaupt schienen ihm all jene leuchtenden Ideen in ihrer<br />

vorlauten GroÇspurigkeit <strong>und</strong> GeistesschwÅche unertrÅglich,


mit denen er sich noch vor <strong>ein</strong> paar Monaten leidenschaftlich<br />

identifiziert hatte. Jeder Gedanke, noch bevor er zu Ende gedacht,<br />

wurde ihm schal vom Geschmack der darunter liegenden<br />

UnertrÅglichkeit.<br />

An Tagen wie <strong>die</strong>sen trieb s<strong>ein</strong> Ekel seltsame BlÄten. Er wÅre<br />

lieber verhungert als <strong>im</strong> Supermarkt <strong>ein</strong>kaufen zu gehen, weil<br />

er <strong>die</strong> Menschen da drauÇen, <strong>die</strong> St<strong>ein</strong>wÄste, den heiÇen Asph<strong>alt</strong><br />

<strong>und</strong> das ganze vermaledeite Viertel nicht mehr ertragen<br />

konnte, es hasste, ja geradezu fÄrchtete, <strong>und</strong> absolut k<strong>ein</strong>e<br />

Lust hatte, <strong>ein</strong>em Bekannten Äber den Weg zu laufen. Auf<br />

s<strong>ein</strong>en FuÇmÅrschen durch Othmarschen <strong>und</strong> Bahrenfeld<br />

machte er groÇe, s<strong>ein</strong>er Umwelt seltsam ersch<strong>ein</strong>ende BÉgen<br />

um alles, was ihn besonders anwiderte. Die skandalÉse <strong>und</strong>,<br />

zumindest fÄr den Augenblick, unwandelbare ÅuÇere Ersch<strong>ein</strong>ung<br />

der geknechteten, verschandelten, zertrÄmmerten Natur<br />

war aber nur halb so unertrÅglich wie <strong>die</strong> Empfindlichkeiten<br />

der Leute, mit denen er tÅglich zu tun hatte, <strong>und</strong> <strong>die</strong> ihn mit<br />

ihren unbegrÄndeten, wenngleich gesetzlich verankerten AnsprÄchen<br />

bis zum geht-nicht-mehr nervten, <strong>und</strong> mit ihren endlosen,<br />

lamoryanten Tiraden, weil sie sich weder mit den BeschlÄssen<br />

der Regierung, der Rechtsprechung des obersten<br />

Gerichtshofes, der zÉgerlichen H<strong>alt</strong>ung der Oppostion noch<br />

mit dem Lauf <strong>und</strong> der Richtung des Lebens an sich abfinden<br />

mochten; jener SpieÇer, deren Launen es zu ertragen g<strong>alt</strong>, weil<br />

sie <strong>die</strong> Welt so mir nichts dir nichts in groÇer Zahl bevÉlkerten,<br />

ohne dass man genau hÅtte sagen kÉnnen, woher sie kamen<br />

<strong>und</strong> zu welchem Zweck sie eigentlich geboren waren,<br />

<strong>und</strong> unter denen besonders <strong>die</strong> lauten Wichtigtuer hervorstachen,<br />

<strong>die</strong> in der Öffentlichkeit 'den Ton angaben', indem sie<br />

<strong>die</strong> Wahrnehmung <strong>und</strong> <strong>die</strong> Wirklichkeit der Geschichte nach<br />

eigenem Gusto zurecht bogen. GefÄhlte 99 Prozent von ihnen<br />

waren voll bÉser Absichten <strong>und</strong> hatten nichts <strong>im</strong> Sinn, als <strong>die</strong><br />

Welt fÄr ihr eigenes Wohlbefinden <strong>ein</strong>zuspannen <strong>und</strong> sich


unter Zuhilfenahme hohler Phrasen, mit denen sie ihr zerstÉrerisches<br />

Werk bemÅntelten, in der <strong>ein</strong>en oder anderen Weise<br />

an ihr zu bereichern <strong>und</strong> sie letztendlich zugr<strong>und</strong>e zu richten.<br />

Und was sie alles ihren Vorteil nannten! WorÄber sie sich<br />

beeumelten! Woran sie ihre Herzen hÅngten! Kl<strong>ein</strong>e, kl<strong>ein</strong>liche<br />

Belanglosigkeiten, <strong>die</strong> ihnen ansch<strong>ein</strong>end <strong>ein</strong> gutes GefÄhl<br />

vermittelten <strong>und</strong> das Leben versÄÇten, Äber <strong>die</strong> <strong>ein</strong>er wie<br />

er aber nur hÉhnisch lachen konnte. Es war <strong>die</strong>s jedoch k<strong>ein</strong><br />

Äberlegenes oder gar befreiendes, sondern <strong>ein</strong> ganz <strong>und</strong> gar<br />

erbÅrmliches, verzweifeltes Lachen, wie von <strong>ein</strong>em nach<br />

Freiheit strebenden Wildtier, das man in <strong>ein</strong>em unterirdischen<br />

Kerker gefangen hÅlt, um es wÅhrend der Ernte aus s<strong>ein</strong>em<br />

tristen GefÅngnis zu holen <strong>und</strong> ins Geschirr zu spannen, auf<br />

dass es kostenfrei <strong>und</strong> mÉglichst widerstandslos <strong>die</strong> Drecksarbeit<br />

erledige, mit der <strong>ein</strong>zigen Aussicht, wenn es <strong>alt</strong> <strong>und</strong> krank<br />

<strong>und</strong> schwach geworden, be<strong>im</strong> Abdecker billig entsorgt zu<br />

werden. So sah ihrer aller Zukunft aus, da sollte sich k<strong>ein</strong>er<br />

was vormachen, auch <strong>die</strong>jenigen nicht, <strong>die</strong> nach HÉherem<br />

strebten <strong>und</strong> spÅter unbedingt <strong>ein</strong> Protzauto ihr eigen nennen<br />

wollten, oder <strong>ein</strong>en eigenen Sw<strong>im</strong>ming Pool. Es gab k<strong>ein</strong>en<br />

Ausweg! Das war ja das àrgerliche: man konnte nichts tun -<br />

trotz der Reserven, <strong>die</strong> man als Jugendlicher hatte, konnte<br />

man nichts tun gegen <strong>die</strong> ÄberwÅltigende Macht von Milliarden<br />

menschlichen Monstern.<br />

An Tagen wie <strong>die</strong>sen erschien ihm vÉllig unverstÅndlich, wie<br />

man morgens gut gelaunt aufwachen, frohgemut den Tag<br />

beginnen, dazwischen in Ruhe s<strong>ein</strong>er Arbeit nachgehen, aufgedreht<br />

Feste feiern, vergnÄgte SchwÅtzchen h<strong>alt</strong>en, heiter <strong>im</strong><br />

GenÄssen schwelgen <strong>und</strong> sogar recht lustig hinter Frauen her<br />

s<strong>ein</strong> konnte! Hatte das <strong>ein</strong>en inneren Zweck, <strong>ein</strong>en wahren<br />

Kern, <strong>ein</strong>e andere Substanz als den <strong>alt</strong>bekannten, stumpfsinnigen<br />

<strong>und</strong> unertrÅglichen Gieper auf <strong>die</strong> Reproduktion des<br />

Immergleichen, mit dem <strong>ein</strong>er wie er sich nicht zufrieden


geben wollte, doch ohne den geringsten Sch<strong>im</strong>mer, wie <strong>ein</strong>e<br />

funktionierende Alternative aussah. Depressiv konnte man da<br />

werden, ZustÅnde konnte man kriegen, <strong>und</strong>, schl<strong>im</strong>mer noch,<br />

man wurde von <strong>ein</strong>em aus der Tiefe kommenden, in <strong>die</strong> Tiefe<br />

gehenden, ÅuÇerst beunruhigenden GefÄhl der Ausweglosigkeit<br />

erfasst <strong>und</strong> geradezu ÄberwÅltigt. Er verm<strong>ein</strong>te, in allen<br />

Richtungen an s<strong>ein</strong>e Grenzen zu stoÇen, sich nicht mehr bewegen<br />

zu kÉnnen, gefangen zu s<strong>ein</strong> in dem perfiden GefÅngnis,<br />

das sich Gesellschaft nannte, <strong>und</strong> daran bald ganz zugr<strong>und</strong>e<br />

zu gehen.<br />

Denn leider gehÉrte er nicht zu jenen glÄcklichen GeschÉpfen,<br />

<strong>die</strong> sich vermittels <strong>ein</strong>es gehÉrigen Wutanfalls inklusive<br />

Sch<strong>im</strong>pfkanonade von so <strong>ein</strong>er St<strong>im</strong>mung ablenken kÉnnen.<br />

N<strong>ein</strong>, so jemand war er nicht. Allen Ablenkungen wie auch<br />

spontanen Auf<strong>wal</strong>lungen stand er sehr reserviert gegenÄber.<br />

S<strong>ein</strong>e Auf<strong>wal</strong>lungen waren meist lange <strong>im</strong> Voraus abzusehen,<br />

<strong>und</strong> WutanfÅlle kamen bei ihm nur unter extremen Bedingungen<br />

vor. Was auch geschah <strong>und</strong> welche inneren Spannungen<br />

ihn quÅlten: ÅuÇerlich blieb er meistens beherrscht, <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e<br />

Stirn bedeckten nur selten Sorgenf<strong>alt</strong>en. Wenn er nur nicht so<br />

sanftmÄtig <strong>und</strong> scheu gewesen wÅre, <strong>und</strong> voller Furcht, sich<br />

an den Mauern s<strong>ein</strong>es KÅfigs den Kopf anzustoÇen! Wie<br />

schÉn wÅre es, <strong>die</strong> Fesseln abzustreifen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Grenzen zu<br />

Äberschreiten, um in <strong>ein</strong> glÄcklicheres, befreites Universum<br />

<strong>ein</strong>zutreten, das <strong>ein</strong>en auf <strong>im</strong>mer von schlechten St<strong>im</strong>mungen<br />

erlÉste.<br />

á<br />

Direkt Äber mir sch<strong>ein</strong>t etwas zu explo<strong>die</strong>ren. Eine Sirene aus<br />

Licht <strong>und</strong> Schall. Etwas funktioniert nicht, doch mit <strong>ein</strong>er<br />

Leichtigkeit, <strong>die</strong> ich niemals erwartet hÅtte, stÄrzen sich <strong>die</strong><br />

EinsatzkrÅfte auf <strong>die</strong> offene W<strong>und</strong>e.


-Es gibt k<strong>ein</strong>e unlÉsbaren Probleme mehr, <strong>und</strong> wenn, haben<br />

wir das da.<br />

Kalle zeigt auf <strong>ein</strong>e schwere StahltÄr. Zutritt verboten, steht<br />

auf der TÄr.<br />

-Unser kl<strong>ein</strong>es biogenetisches Laboratorium, sagt Kalle <strong>und</strong><br />

sieht dabei gar nicht mehr wie <strong>ein</strong> Clown aus.<br />

Ich befinde mich in <strong>ein</strong>er fremden Umgebung. BeschrÅnkt<br />

<strong>und</strong> eng ist <strong>die</strong>se Umgebung, <strong>und</strong> so voller Menschen, dass<br />

mir das Atmen schwerfÅllt. Auf <strong>ein</strong>em fremden Planeten befinde<br />

ich mich, in <strong>ein</strong>em fernen Kosmos der MÉglichkeit <strong>und</strong><br />

in <strong>ein</strong>em engen Kokon, den wir uns selbst gestrickt haben.<br />

Emsig wie Ameisen sind <strong>die</strong>se Menschen, wie <strong>ein</strong>e Hydra mit<br />

1000 KÉpfen sind sie, <strong>im</strong>merzu beschÅftigt, den Kokon dichter<br />

<strong>und</strong> wÅrmer zu spinnen.<br />

Ich lehne mich entspannt zurÄck. Ein bisschen schwindlig ist<br />

mir, aber sonst geht's mir gut. Ich entspanne mich in dem<br />

samtweichen Nest, der <strong>die</strong> Welt ist. Musik, <strong>die</strong> wie <strong>ein</strong> leicht<br />

betÅubendes Gas in m<strong>ein</strong>e Ohren dringt? Oder ist es <strong>ein</strong> Duft,<br />

den man hÉren kann? Ein Licht, das man riecht?<br />

Ons of foy, drops of circumstances.<br />

Ein Nichts wird Etwas.<br />

E punto scopulosa.<br />

Disappears. Nous tout.<br />

Etwas verschwindet. Alles.<br />

Moi aussi.<br />

Auch ihr.<br />

Alle.<br />

Taucht erst wieder auf, wenn ihr es wollt.<br />

ãÜÑÇÉåÅÇçâÉéáèÅÇêÉÇëíÉÑìáäÑîàÉäâÅÇïñ<br />

óáÇåáòíÉìÅÇåáï<br />

Taucht wieder auf.<br />

Woanders.


Irgendwoanders.<br />

Wo ihr wollt.<br />

Die TÄr Éffnet sich. Ein Haufen Leute drÅngeln sich r<strong>ein</strong>. Die<br />

EinsatzkrÅfte jetzt doch Äberfordert.<br />

Was ist das? Alle <strong>die</strong>se Wesen Åhneln sich aufs Haar. Die<br />

gleichen RÄsselnasen, <strong>die</strong> gleichen Albinoaugen, <strong>und</strong> <strong>die</strong> gleichen<br />

durchgeschossenen Pullover mit den gleichen Karomustern.<br />

-Was das ist? sagt Kalle. Unsere ProblemlÉsungsmaschine.<br />

Unsere Terrakotta-Armee. Unser Kompetenzteam.<br />

Ihm schwillt der Kamm.<br />

Erstaunt blicken sie sich um&an.<br />

Wohl so'ne Art Betriebsausflug.<br />

-Sorry, wollten nur wissen, wie es hier drauÇen zugeht.<br />

Ein Kreis. Kreis in <strong>ein</strong>em Kreis. Strahlen, <strong>die</strong> nach auÇen<br />

fÄhren. Jane de la Foi. Tuckre stand. Das Schaukeln <strong>ein</strong>es<br />

Schiffes, aber ich weiÇ, es ist k<strong>ein</strong> Schiff. Das Rattern <strong>ein</strong>es<br />

Zuges, aber es ist k<strong>ein</strong> Zug. Das Schlagen <strong>ein</strong>er Uhr, aber es<br />

ist k<strong>ein</strong>e Uhr. Ich will aufstehen. Kalle hÅlt mich fest, steht<br />

selbst auf, stolpert <strong>und</strong> steht schwankend da verbeugt sich<br />

nach allen Richtungen HÅnde hoch hier kommt der Chef Respektsperson.<br />

Und k<strong>ein</strong> bisschen besorgt, ob sie ihm den FÄhrersch<strong>ein</strong><br />

wegnehmen. Wirklich irre, was da herauskommt, in<br />

jeder Hinsicht, Selbstbewussts<strong>ein</strong> bis hin zur Gewissheit, fliegen<br />

zu kÉnnen. Also besser nicht auf <strong>ein</strong>er Dachterrasse <strong>ein</strong>werfen,<br />

das Zeug (obwohl das Erlebnis dort sicher intensiver<br />

wÅre), <strong>und</strong> auch <strong>ein</strong>e Kra<strong>wal</strong>ldemo ist nicht zu empfehlen.<br />

Wirklich irre, auÇer man erwischt <strong>ein</strong>en Horror <strong>und</strong> macht vor<br />

lauter Verzweiflung <strong>und</strong> falscher Polung Harakiri in <strong>ein</strong> zufÅllig<br />

herumliegendes Brotmesser.


Ich frage <strong>die</strong> Frau nach dem Weg zum Zoo. Als sie mir partout<br />

k<strong>ein</strong>e Auskunft geben will, schaue ich sie mir etwas genauer<br />

an: runzlige Haut, faule ZÅhne, hÅmisches Lachen, lange<br />

abstehende Ohren, strÅhniges Zottelfell, <strong>ein</strong> spitzes Kinn<br />

voller Narben <strong>und</strong> mit <strong>ein</strong>em dicken Pickel oben drauf - also<br />

wenn das k<strong>ein</strong> Kampfh<strong>und</strong> ist! Mit m<strong>ein</strong>em Netz ÄberwÅltige<br />

ich das wild um sich beiÇende Biest <strong>und</strong> verstÅndige <strong>die</strong> BehÉrden.<br />

Da kommt der Besitzer um <strong>die</strong> Ecke. Weil wir uns seit Jahren<br />

kennen, traue ich mich nicht, ihm r<strong>ein</strong>en W<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>zuschenken.<br />

Kalle sch<strong>ein</strong>t sich stÅndig woanders hinzusetzen <strong>und</strong> irritiert<br />

damit <strong>die</strong> ganze Mannschaft.<br />

RÄckzug in den hintersten Winkel des Z<strong>im</strong>mers. B<strong>ein</strong>e anziehen,<br />

Kopf aufs Knie. Der vergebliche Versuch, MÄmmel <strong>ein</strong><br />

Kissen wegzunehmen. Dabei hat er gleich drei davon, aber er<br />

wehrt sich mit HÅnden <strong>und</strong> FÄÇen: er will durchaus nichts<br />

abgeben.<br />

ÅÇÉÅÑÖÜáÜàâáÜàÑÅäãáÇåÅÉçéèÉÜêÉÜëÜäåÜéçéíÜäÉàì<br />

îçàïñÅÑóáÅéÉçÉîÜéòàäçéôöîçåçäõÜéúáÜàÑÅäàùûÇÑÜàü<br />

Wohliges Ausstrecken auf dem harten Boden. Be<strong>im</strong> Starren<br />

zur Decke <strong>die</strong> Konsequenzen aus u gleich J mal P von n Äberdenken,<br />

wenn u zu n in Konjunktion steht. Als gewagt empf<strong>und</strong>ene<br />

innere Zweifel, ob m<strong>ein</strong>e Methoden wissenschaftlicher<br />

Kritik standh<strong>alt</strong>en.<br />

Auf beleidigende Fragen Vogtalers mit <strong>ein</strong>em schiefen LÅcheln<br />

reagieren, das in Wirklichkeit <strong>ein</strong>e Warnung ist, <strong>die</strong> in<br />

Wirklichkeit <strong>ein</strong> harmloses LÅcheln ist. Auf gar k<strong>ein</strong>en Fall<br />

aufmucksen.


Die fruchtlose, leidenschaftliche Suche nach <strong>ein</strong>em Geldsch<strong>ein</strong>,<br />

den irgendjemand irgendwann hier irgendwo verloren<br />

haben soll. Mit derselben Verve wÄrde man auch der Ursache<br />

<strong>ein</strong>es TÉtungsdeliktes nachgehen.<br />

Intensive Erinnerung an Tante Tilly, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>mal zu m<strong>ein</strong>em<br />

Vater gesagt hat: wo bleibt d<strong>ein</strong> Sinn fÄr Humor?, <strong>und</strong> <strong>die</strong> bei<br />

<strong>ein</strong>er anderen Gelegenheit darauf bestand, dass ich den lÅstigen<br />

Schlips abnehme. Die kurzen RÉcke, <strong>die</strong> sie ansch<strong>ein</strong>end<br />

vÉllig bedenkenlos trug. Der Geschmack <strong>und</strong> der Duft <strong>die</strong>ser<br />

Erinnerung, <strong>und</strong> schlieÇlich ihr Verschwinden hinter <strong>ein</strong>er<br />

grell strah<strong>lenden</strong>, rotierenden Kugel.<br />

Die Erfindung <strong>ein</strong>es GerÅtes, das hochfrequente TÉne aussendet,<br />

<strong>die</strong> nur fÄr Jugendliche, nicht aber fÄr Erwachsene hÉrbar<br />

sind. Die spÅtere Verwendung <strong>die</strong>ser Technologie zur Erzeugung<br />

von TelefonklingeltÉnen, <strong>die</strong> ebenfalls nur von Jugendlichen,<br />

nicht aber von ihren Lehrern gehÉrt werden kÉnnen.<br />

Die plÉtzliche Eingebung, dass zzz eigentlich carriage returns<br />

sind, <strong>und</strong> Bindestriche nd, mn oder md.<br />

MÄmmel lÄmmelt auf s<strong>ein</strong>en Kissen <strong>und</strong> sieht ganz erledigt<br />

aus. Ihm gegenÄber sitzt <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e, fre<strong>und</strong>liche Katze <strong>und</strong><br />

schnurrt, um ihrem leisen, ÄbermÄtigen Wohls<strong>ein</strong> Ausdruck<br />

zu geben, schnurrt wie W<strong>alt</strong>raut Schnurre in ihren besten Zeiten.<br />

Die weichen Ballen ihrer Pfoten bewegen sich langsam<br />

vorwÅrts, ohne dass sie auch nur <strong>ein</strong> bisschen <strong>die</strong> Krallen<br />

ausfahren wÄrde.<br />

Er Äberlegt, was er tun kann, <strong>im</strong> Hinblick auf <strong>ein</strong>en guten<br />

Fick, aber dann schlÅft er <strong>ein</strong>. Er trÅumt von <strong>ein</strong>er dunklen<br />

grausamen Welt ohne Hoffnung, in der dunkle, grausame<br />

Menschenversuche durchgefÄhrt werden. Unsanft weckt ihn<br />

der Wanderver<strong>ein</strong> aus s<strong>ein</strong>en TrÅumen, <strong>und</strong> da muss er un-


willkÄrlich denken, wie schÉn es doch wÅre, <strong>ein</strong> ganzes Leben<br />

lang tot zu s<strong>ein</strong>.<br />

ins schattenreich gezwungen<br />

warum nicht<br />

geprÄgelt<br />

jeder<br />

warum nicht<br />

das glÄck, glÄcklich gewesen zu s<strong>ein</strong><br />

also jetzt<br />

ab<br />

ins schattenreich<br />

Sie ist ganz passiv. Sitzt nur da <strong>und</strong> starrt ihn aus leeren Augen<br />

an. Angst hat sie k<strong>ein</strong>e, doch irgendwie kann sie nur still<br />

dasitzen, wÅhrend er sich Äber sie hermacht. Er geht systematisch<br />

vor, von oben nach unten, <strong>und</strong> als er unten ankommt,<br />

erinnert ihn das stark an s<strong>ein</strong>e erste sexuelle Erfahrung mit der<br />

flaumigen toten Ente an <strong>ein</strong>em Baggersee war's wo er <strong>die</strong><br />

Ente fand gar nicht feucht war sie sondern zartweich <strong>und</strong><br />

flaumig unter den Deckfedern, <strong>und</strong> er hÅtte gern alles mÉgliche<br />

mit ihr ausprobiert, aber wozu, wenn sie nur teilnahmslos<br />

dalag, <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Lust war sowieso zu groÇ, so dass alles sehr<br />

schnell ging.<br />

Darauf scheiÇt er <strong>und</strong> spuckt darauf. Er pisst darauf, voller<br />

Selbstbewussts<strong>ein</strong> pisst er, denn s<strong>ein</strong> Penis ist grÉÇer, ist der<br />

grÉÇte von allen.<br />

Ein Supplementwinkel von 30 Grad. Ihr Busen hebt <strong>und</strong> senkt<br />

sich unter der Gratis<strong>ein</strong>wirkung athmosphÅrischer Gase. Massenzunahme<br />

um bis zu 1,5 Prozent. Aus s<strong>ein</strong>er Hose schiebt<br />

sich langsam <strong>ein</strong> Ei, dann noch <strong>ein</strong>es <strong>und</strong> schlieÇlich kommt<br />

<strong>ein</strong>e unfÉrmige, langsam grÉÇer werdende Masse zum Vorsch<strong>ein</strong>.<br />

WÅhrend <strong>die</strong> SchmetterlingsfÅngerin ihren Postillion<br />

jagt, senkt sich s<strong>ein</strong> ansehnlicher Bauch Äber sie herab <strong>und</strong><br />

droht sie zu erdrÄcken. Es gibt k<strong>ein</strong> Entkommen.


Noch <strong>ein</strong>mal kÇnnen sie<br />

<strong>im</strong>mer mehr<br />

alles kÇnnen sie<br />

mehr <strong>und</strong> noch mehr,<br />

dis Adne ast neh<br />

dis Adne ast<br />

dis Adne<br />

bis er <strong>die</strong> Äberragende Kraft ihres SchlieÇmuskels zu spÄren<br />

kriegt.<br />

Was war das? S<strong>ein</strong> Schwanz spritzt Blut. Rotes Blut, das er<br />

ihr unters RÉckchen reibt.<br />

s<strong>ein</strong>E gedanken Erreichen Den hÉhepunkt. alleS bÉse Verschwindet<br />

Und Das glÄck WÅchst H<strong>im</strong>melwÅrts. happY Steht<br />

Er An Den fluten Ihres flusses. wateT Hindurch, UmspÄlt<br />

Von Ihren sÅften. erfrischT Erreicht Er Das Andere ufer, Den<br />

duft Von kornblumen In Der nase.<br />

á<br />

Komm aufs Ralli, seckt Vogheisz, der Rissgler, <strong>und</strong> schon<br />

geit <strong>die</strong> krÅftig durchdruckte <strong>und</strong> ruckte vollrollte Pedal <strong>und</strong><br />

popowerte Possab durch den strengen ges-tren, fersten,<br />

echstemm poralen Stakkato&storm, welcher <strong>im</strong> bremen,<br />

dis


hamben Hinterbestand sich beÅpft, euchtet <strong>und</strong> kÉpft, Feifen<br />

<strong>und</strong> Winden von vorn <strong>und</strong> achtern am Stertauch, juchz in <strong>die</strong><br />

Juche, Moifroi, Mufru <strong>und</strong> Mifrau, inhufe; <strong>ein</strong>tuch d<strong>ein</strong> Hohrn<br />

bis zur HÉrgie, juchz unbeschwert kÄnftiger hohampter Tage<br />

sowie von den jÅhstern GekÉpften, -strÉpften <strong>und</strong><br />

Flummgesuhlten, haustu wie sie, leufst ohne ForÅt auf das<br />

transaktische Dock, derwo sie unbestraft ankommt auf allen<br />

KanÄlen, <strong>und</strong> unbebrieft, an Absalamander zurÄck, nachdem<br />

hier's Postament sich just an ge-igelten Tagen offtzopft mit<br />

Batt, wenn gratt <strong>und</strong> ungratt mal gerade <strong>die</strong> Waage sich h<strong>alt</strong>en,<br />

witt <strong>und</strong> gehl, ross <strong>und</strong> brass, Sonne, Mohn <strong>und</strong> Stirne,<br />

rauhfÄÇige rauchfÄllende Ausrangierte <strong>und</strong> RentnerspieÇe -<br />

unter ihnen Herrfried Haselosel, hochnotgesollter<br />

Striengevatter, der nixtreng auslÅsst, mit Rat <strong>und</strong> Schlag in<br />

s<strong>ein</strong> O<strong>alt</strong>er den Jetzigen's SchlÄsselb<strong>ein</strong> grÅtzt, <strong>und</strong> Winfried<br />

Unbescholzt&Heiter, ebenso hoch mit s<strong>ein</strong>er angerÄhrten<br />

Ypsilontik, auf der er bei allen Fallensitzungen <strong>und</strong> Sonnwenden<br />

besteht <strong>und</strong> in <strong>ein</strong>er anderen DÅmonie mehr Erfolg gehabt<br />

hÅtte - das erfreuliche bunterkunte Gemenge ihrer<br />

mosenfaftlichen Eintragsdrucke wie Honig gegnehm, junger,<br />

geseiter Honig <strong>im</strong> fiebrigen MilchmÅrchenglas, steht feuerjagdseifernd<br />

vor der verblendeten Theke, lÅsst sich von der<br />

roschrÄckten <strong>und</strong> rockrÄschten Warmsell <strong>und</strong> heiren<br />

schornsten Fehlstellen nicht ablenken noch vom gefÅllig lockenden<br />

Storchfisch KÉder fÄr Eulen geschossen <strong>im</strong><br />

Domer<strong>wal</strong>d, der haschenden Glut memoriert, auf jedes GemÅlde<br />

zÅhlt He<strong>im</strong>erans Best, sauber r<strong>ein</strong>weiÇes TÄchl<strong>ein</strong> auf<br />

bebender Brust, <strong>und</strong> wenn sie sich dreht, nach heirom<br />

Zeugsding in Kasten zu grabschen, oder gar Leitron besteigt,<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong> Fieling ihrer noch ungesetzten Breite gen moosten,<br />

websten Hirnspinnen stÉÇt (erhoffen <strong>die</strong> sabbernden SÅcke<br />

vergebt), sondern <strong>die</strong> kÄhle <strong>alt</strong>erskahl&k<strong>alt</strong>ete faktorische<br />

Jungfrau vom Kataratast, str<strong>im</strong>msteifes Geschoss wie aus<br />

lilicken Lackledersohlen, mattes GemÄse letztjÅhrig noch


gesittet in frostigen Vrocken, hinlÅnglich bekannt den gammligen<br />

Gents, welche tagsneu pf<strong>ein</strong>eres Pfleisch sich erhopfen,<br />

Pferdspfleisch von Benus <strong>im</strong> Blockhaus Bergstumpf Numero<br />

3, welcher beliebt ist auf allen Etagen, mit s<strong>ein</strong>en Pranken<br />

riesig <strong>und</strong> wuchtig, ohnmÄde noch gichtich; so what wem's<br />

bliebt, s<strong>ein</strong> Schlachtross in werthafte Tiegel verworstet.<br />

Lass jetzt <strong>die</strong> Fatzen!<br />

Wie von allen oyen Genullen, so man hier Äppigenfalls den<br />

Rasch der Zeitguppies nennt, den Morgenrasch <strong>und</strong> tiefblauen<br />

Abendrasch, <strong>und</strong> sternblau der Nacktasch (wenn er der falschen<br />

Farbe verfÅllt), worinnen flÄgellahme Hausierer sich<br />

ankersten vorm Wetwind umpem Hystorm der Zetzeit, nichts<br />

wird vermollt, nichts wird klÅrlich besungen, nur der schnÄffelnde,<br />

kleck elende Schmeckschmaus, der den Menschen hier<br />

ins Antglitz geschrieben steht wie frische Moltke geschiefert<br />

in Otterngebisse, Äber staate Leiber hinweg rutscht, wenn von<br />

Eutopa <strong>die</strong> Rede ist. Da kÉnnse noch so viel vorn Glotzbergen<br />

rumschmÉkern, dille, plokade, farbdellirie <strong>und</strong> torkelnd tantrische<br />

Bildchen stu<strong>die</strong>rn: geit k<strong>ein</strong> gestriegeltes Maul um, <strong>und</strong><br />

wer den werken Fafechtern der hypergrotz gesteigerten<br />

NormavitÅt <strong>ein</strong> dichtes, d<strong>im</strong>mbrÄsses, kicherliches Denkmal<br />

krummbiegeln will, merkt schnell, lachhach M<strong>ein</strong>en, von mir<br />

aus, aber kann nur kommst aus der Frittenfremde, mien Jong,<br />

was willst du denn hier? - wonn man erss teyn Joare beilenkt.<br />

Bleib lieber nicht bei <strong>die</strong> Gents, seckt RÄggel, der Reugel, <strong>und</strong><br />

seckt ett nech leuse. Kamm auf m<strong>ein</strong> Ralli.<br />

Er lockt ihn mit perlend heiterem Nerv, durchs bekloppte<br />

Schienb<strong>ein</strong> chur Tristan unteuch den komtablen Soziuzitz,<br />

zicher wie Bruchzal, wie LokÉbel unten Helmet brausu hier<br />

nich, Helmets sinn wass fÄr kiechere Leut.


Komm auf <strong>die</strong> Ralli, komm auf <strong>die</strong> Walli, komm-knalli, lostÉff.<br />

Komm auf <strong>die</strong> lockduftende Wandklebelung, Blindung,<br />

<strong>die</strong> fleckflaume Schwindungsenschine.<br />

Ein veritabler Schmank <strong>und</strong> Schwenk, als er s<strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> vor mir<br />

aufschichtet <strong>und</strong> durchkniet, das's'z Bremsengelichten vergeht<br />

in der Ferne <strong>und</strong>'z Harrenlicht fegt ihm ins Fettglas.<br />

Gern stehn <strong>die</strong> Weiber bei Benno, s<strong>ein</strong> Prank an den prÅchtigen<br />

Schinken, <strong>und</strong> schwatzen sich herige Tong <strong>und</strong> fetige<br />

Froit aus der Longe, verbreetzen den Atem des Tages. Ein<br />

Killo weksinburger Wertebretstes, <strong>ein</strong> Kolli von dem hintensiecht-gut-aus<br />

MÅrktubensenf, bis's'z sackvoll dir steht, wogegen<br />

bei strengerer Entnahme k<strong>ein</strong> scheiteres Mannsteil <strong>im</strong><br />

Fettblock EinwÅnde erhebt, wenn nicht Brechbeno, uns<br />

feuersche Brech- <strong>und</strong> Bohnbeno, uns entsorgungs-notstandskapade<br />

Brechbeno, <strong>ein</strong>er bayrisch-sÅchsischen Nuschel-Mona<br />

<strong>und</strong> Schlagobers-Lisa nachgebend, gleich <strong>und</strong> untertan ihnen<br />

den Dammtrakt umstÄlpte.<br />

Muss tanken, sackeet er sizilianisch, lÅszich Mafiestro Schilk<br />

nicht den Tritt. Vornfegen nach, hinfegen zu, <strong>im</strong>mer blinkt's<br />

Weibl<strong>ein</strong> uns an, nicht wie pomadig auf kotz<strong>alt</strong> komm raus<br />

unters Auto, wo Ihre ehrbare Sittigkeit, ihre festname Vielzahl<br />

<strong>und</strong> huhlige Gneudigkeit rumpelt fleckweis durchs Feld <strong>und</strong><br />

dann nicht bezahlt, Manno <strong>im</strong> Sino verjubelt, n<strong>ein</strong>, Vorkasko<br />

plies, Åss tann dreht sie ihr NÅpfchen uns auf, fevolkt mit<br />

wavirrend schlÄpfrigen Blicken dem Nystorm des Geldes,<br />

lÅsst rinnen das ZÅpfchen, bis'z's nich mÅr geet, bis'z'z hinten<br />

uns als rausdrÄckt, <strong>und</strong> wir Vorne <strong>und</strong> Acht nicht mehr iuckten<br />

kÉnnen. Mit jedem Litro <strong>und</strong> Bitro bekommt ihr'n Cent<br />

inne àsse, da jammervoll wenig in'n racknicken Tank platzt,<br />

zehn, fÄffteen Litz iss Schluss vonde Genz, selbig der Z'gawo<br />

rettet den Tor<strong>wal</strong>d, den Tohmast, den Troppf<strong>alt</strong>; <strong>und</strong><br />

straÇg<strong>ein</strong>gs sprudelt mehr vonnen Koks aus, welcher ward


freiland gesetzt mannig zum Trozt der overen Franzen unsrer<br />

Partei, lass wengen <strong>die</strong> Kinderl<strong>ein</strong> kriechen.<br />

Was stÉrt uns fremder Blagen Brut, w<strong>im</strong>melt sie Burgas<br />

Tscheff ab, Tschebischeff, ja, so drastig kurz kann <strong>die</strong>se Frau<br />

s<strong>ein</strong>, weilt auch getz noch in Trommeln, welch Eumark<br />

freischesst, sie trommelt wechsfrech <strong>und</strong> trÅumt von der Zeit<br />

als sie mit allerlei kÉtigen Jungs <strong>und</strong> sonstigem Kroppzeug<br />

<strong>und</strong> Ausschaum den Bruch der Eider hÉckzels meisterlich <strong>und</strong><br />

Éhnzda in Eins ging ihr Trachten <strong>und</strong> Wirken damm Alzt.<br />

Heutigenfalls steht nach Geld ihr der Sinn wulg Allegorie fÄr<br />

VÅterchens Freud an der Ode <strong>und</strong> SpaÇ in der untern Schale-<br />

Schupplade, zum Schlafen geschickt <strong>die</strong> tÄtinnen Schichten<br />

des Anstands <strong>und</strong> wieder geweckt 10, 15 Jahre backwaats<br />

genaÇ sie Vonnich, wo andere, kl<strong>ein</strong>er Gegerbte <strong>und</strong> kÄrzer<br />

Gefederte sich ungespieÇ durchhangeln <strong>und</strong> hinterher k<strong>ein</strong>en<br />

SchÉpften mehr auf <strong>die</strong> L<strong>ein</strong>e kriegen, k<strong>ein</strong>en Puups mehr<br />

ussem Rohr, war ihrs Kinderkriegen verlegt nur Nebbe, kohlrabe<br />

Nebbe in'n NÑel, <strong>und</strong> selbst <strong>ein</strong> Wogendal, <strong>ein</strong><br />

Hoxenhork mit ihrsgleichen b<strong>lenden</strong>d bekringeltem Ralli <strong>und</strong><br />

wengst auffer Hose vons f<strong>ein</strong>ste <strong>und</strong> erste GefÅftshau am<br />

Plasair hÅtten betÅubend nicht wirksam getan.<br />

Ganz anders, wenn du willst tanken d<strong>ein</strong> Port-o-Mond-Ei auf.<br />

Das dir gibt Schangsen in Flottbach strichviel. Gipst hin den<br />

kÉselen SchdÅmbel, lederst <strong>die</strong> Federn bis glÅnzen sie dir,<br />

glasigen Blicks, fuchst Eumel du durch <strong>die</strong> Maschen der TÄr,<br />

von schel<strong>lenden</strong> Schlingen flÄstert es heiÇ, willst lifftern <strong>die</strong><br />

Schloyzen? nocktere NÅchte verraten <strong>die</strong> GeiÇ, in RÉhren,<br />

Bildmitten <strong>und</strong> Matten: allÄberall der stinkende SchweiÇ. Nur<br />

auf der Schallda, wo lange <strong>ein</strong> HÉherer zechte, <strong>und</strong> mit dem<br />

Vorstand <strong>die</strong> Rente berechte, sitzt jetzt Frau Dalle <strong>im</strong> blau<br />

urnem Dress, das Blondhaar leuchtend <strong>und</strong> heller vom Stress,<br />

<strong>die</strong> Blicke verwirrt, Ährn WÅrmel gebÉckt, scheu schÄchtern


ihre Soutisen gezÉckt, fÅllt sie dem Loser deftig ins Wort. Der<br />

folgt ihr strichzahm, firrlige Feigen <strong>im</strong> GÅnsemark hoh, KÉpfe<br />

<strong>und</strong> RÄmpfe gebeugt <strong>und</strong> geschockt, wenn ihre Nase<br />

vergleichem Juhtkoh, welcher verwegen mit den Moneten<br />

Anderer zockt, heute - trotz Ralley - nur oller Kassier in<br />

BÄchskastelei, kann ihres Lachens rÄhmter zien sei, <strong>und</strong> weist<br />

(ergebenster KrÄmmung), Nennung des Datums vergessen,<br />

fÄr wann er bereist als letzter <strong>die</strong> Klamm, wenn eigener Gent<br />

ihm be<strong>im</strong> Possamt bestellt, auf jere Kaasen mit Bilkraus <strong>und</strong><br />

schnellt, schlick schick ihn dir <strong>ein</strong>, S<strong>im</strong>mens <strong>und</strong> Plipps in<br />

SÉhnelunion, gesittet hier unter der Flacke dem Laffen verbittet,<br />

kann Ack k<strong>ein</strong>er lesen des Namens sind viele beteiligt,<br />

auch sieben, der KÅse wird bald versch<strong>im</strong>meln, vom Neusprung<br />

der nurischen Nute hoch ins GebÅlk, <strong>und</strong> wenn dann<br />

Frau Flieder, nun ollun ergraut, vom neunzehnten Teil <strong>ein</strong><br />

Viertel stiebitzt, <strong>und</strong> MÄmmsen, den rad- <strong>und</strong><br />

vierteltgeb<strong>und</strong>en s<strong>ein</strong> Schicksal ereilt, wollt hier nicht leben,<br />

k<strong>ein</strong> Deut, noch sterben zuviel, vergisst sich, schon halb<br />

stranguliert, schnell rausaus <strong>die</strong> E<strong>im</strong>er, schnell't Rallwitz ergriff.<br />

WeiÇ: in <strong>die</strong> Hintren, wo Geld kroch, wird niemals <strong>ein</strong><br />

warmes GeÅs, soviel du auch haiyzest.<br />

Bei Plas Followiedo, welch eussertem Ton nach <strong>ein</strong>em<br />

str<strong>im</strong>mstrammen Partylenker benarrt, der in verderblichen<br />

Zeuten versuchte, bereute Mitflieder zruck in <strong>die</strong> UrwÄchs zu<br />

fÄhren, <strong>und</strong> dem es gelang, nach zÅhlen Verwandlungen, aus<br />

schwarzgeschwitzt Braungefauntem <strong>ein</strong> witzweiÇes Sonnbeet<br />

in lokal gestaffelte PreismÄnzen umzutarifieren, nun firmiert<br />

<strong>und</strong> vermient <strong>im</strong> GÄstÉll des tÅtÅrÅh Tatatarakts der oyldulten<br />

KÄmmerpressohnen <strong>und</strong> in dem Sank der Beckflotter vier<strong>ein</strong>s<br />

<strong>und</strong> halben Vokale zu kannst gehen du lassen was <strong>im</strong>mer du<br />

fÅllst, erstÅunst du den Guten, der s<strong>ein</strong>e unlÅngst vergessene<br />

Jugendamore appschruppt von s<strong>ein</strong>em Visier, in <strong>die</strong>ser Valke<br />

nicht kalibrieren mÉchte, in der westfÅlischen Weste nebst


wÄrttembergischen GÄrten <strong>und</strong> pfÅlzischem Pfropfen nicht<br />

hatte, <strong>und</strong> doch, wenn spÅter, bei wender Erschlaffung des<br />

Kr<strong>im</strong>ms, der <strong>alt</strong>e Schmaus von hinten hinausgeht, hat er ans<br />

Bierford schon lÅngst sich gewohnt, ist von hinterm hofen,<br />

speckschwart eunuchen Grassrauchen zum gÅrigen<br />

n<strong>im</strong>mersatzigen Nickschmauchen Äberzu forgetunnelt. Noch<br />

stehen sie in sÄndiger Pracht, wie flottilje Palmornamente zur<br />

BlÄte gebracht, <strong>und</strong> schakkern <strong>und</strong> stipsen <strong>und</strong> trÅumen <strong>und</strong><br />

schnipsen <strong>die</strong> Hechos in fÄrstlichem Staatsornamat, <strong>die</strong> MajestÅten<br />

juldra nach Fottbleck gefahrn. Sie lassen jeden hin<strong>ein</strong><br />

<strong>und</strong> heraus, johlen dem Ralli, joppeln dem Stinn, <strong>und</strong> auch<br />

dem Wremdguchten wirft k<strong>ein</strong>er sich hin.<br />

Neban, gleich neben Komaten, wohnt hehro Meister: Maestro<br />

<strong>im</strong> WÄrgen, RÄpelschneider mit Nahmen, <strong>ein</strong> Kotzkampf<br />

schlechhinnigster Scheidung. Ein nobler gezitterter Mensch<br />

felobenen Geilsters, der nie <strong>ein</strong> falsch gedrechseltes Wort<br />

<strong>ein</strong>fallen lÅsst <strong>und</strong> doch <strong>im</strong>merzu besud wird von jenem stÅnk<br />

riechenden, grÅtz fÅrdelten, eng wirkten MÉsel des tintrigsten<br />

Jammvolks <strong>und</strong> Wengen aus tiero unverstand, welche sich<br />

nicht krÄmen, ihn zu bestÄrmen, gar zu erzÄrnen <strong>und</strong> falsche<br />

Pomade ins Haar ihm zu kleckern. Prallt von ihm ab, <strong>die</strong>ser<br />

DÄnger, nistet sich hÉchstens bei s<strong>ein</strong>en Komparsen <strong>ein</strong>, <strong>die</strong><br />

ihn wie Knappen den angegriffenen Ritter in Schutz gedeihen<br />

lassen, dass er sich nÅhre, dass er sich mÅste, bis er zu fett fÄrs<br />

Flettbocker Raumzeuch verbÅsst, fÄr nudelnde NÅhrung zu<br />

fett, ins VÅhrnglotz tauchmardert, dorr untgÉtt mit Fischfleisch<br />

Werbfillems gedreht, <strong>und</strong> nur der Burgmaster (wahrhafter<br />

Held) mit NeudeÑ der Fuzzyverw<strong>alt</strong>ung, seggt den Reporters,<br />

hÉrrrrt zu, hÉrrrrt mirrr mall zu. Bin nicht nur Fehd,<br />

hab nicht nur F<strong>ein</strong>d, <strong>die</strong> alles Gemurr mir verbreiten, habbe<br />

<strong>die</strong> Fuzzyverw<strong>alt</strong>ung erf<strong>und</strong>en, <strong>die</strong> alles, was in Verwandlung<br />

genau, verbraatzt schnell <strong>und</strong> as billig, veraatzt swifftig zu<br />

dÄhr, der BÄrger will Geld sehn <strong>und</strong> innig bestehen, noch


auch jene in vorderen Werksten, <strong>die</strong> Tschanzellers, Nistern<br />

<strong>und</strong> Land-unter-PrÅsiden <strong>und</strong> ihre FleiÇ kleckernden Biemten,<br />

sondern <strong>die</strong> lÅngsten VerwandlungslehrgÅnge bestenfalls <strong>ein</strong>en<br />

krummklei Ndruck der kehrcht komplizierten Vorwerk<br />

Alkungen erstaunen, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en Biemen erwatte, drum prÅcher,<br />

in loser Vorausschaft, prÅjodelziere seit Zehnten den Freigriff<br />

der Fuzzyverwandlung, nicht alles st<strong>im</strong>mich, nicht jeder<br />

Karnival macht kl<strong>und</strong>enes Fass, sondern man kann auch mal<br />

flitschen daneben, liegt Hering <strong>im</strong> Gras, fÅllt Frau auf <strong>die</strong><br />

Nylons, gibt groÇes Gejammer, gibt groÇes Geschrei, doch<br />

Fisch da, mit Phasies Wanferdlung ganz <strong>ein</strong>fach geworfen<br />

<strong>und</strong> fÅllt, wo stehst du mir Falschgeld du gibst, lass jucken <strong>die</strong><br />

Stappsel, wen intressiert's?, Hauptsache Stappsel, wie bei der<br />

Wahl, Stappsel auf Stappsel fÄr mich, allstig zum Trotz, kÉnn<br />

noch so viel gnatzen, un Fallnot erbrechen m<strong>ein</strong> Kappen das<br />

Ohr, kÉnnen sich schranzen <strong>und</strong> kratzen <strong>und</strong> heckseln <strong>die</strong><br />

FlÉhe zerbraten in Petzpelz, nix juckt mich less.<br />

Und wenn dann an sonngleichen Dagen, was Schappes? wes<br />

Schnappes? wÄs Schackspier Geschnelz!, weswÄrges GrÉll<br />

<strong>und</strong> Bassbyrium Heip auf'm Damm, verschwinden <strong>die</strong> Heere<br />

der K<strong>im</strong>bern am MauÇplatz der Zeit, welcher, auf Kotzfelds<br />

GeheiÇ, durch Kutzkamps GeschmeiÇ in <strong>ein</strong>e entzÄckte&rÄckte<br />

weitschinne Örtnis verwandt, keuchen <strong>die</strong> BrÄste<br />

nach form, keuchen zu schwinden, eifrig zu keltern <strong>die</strong> neue<br />

GÅrschtechnologie, keuchen <strong>die</strong> Zehnt ab <strong>und</strong> Taust, bis<br />

Fre<strong>und</strong> Freudbrunst an Brunst berÄhrt <strong>und</strong> ihm weiht. Was fÄr<br />

<strong>ein</strong> Rotrutz, legstu dich Schauze, aufstellich <strong>die</strong> Been, <strong>die</strong><br />

ballernden Been, pfiffan <strong>die</strong> Konsorten, piff long <strong>die</strong> Kohorten,<br />

<strong>die</strong> SchÅtze entzweit; <strong>und</strong> seitlich <strong>und</strong> von der mitfranten<br />

Linie <strong>und</strong> hinten <strong>und</strong> vorn brechen aus M<strong>ein</strong>ungen vor, egale<br />

Besichten, tragen <strong>die</strong> SpÄler den Torstumm gieppab. Lenkende<br />

Schritte, ballforsche GrÄtte, tut was er will, <strong>die</strong> Becken<br />

verhaun <strong>und</strong> verziehn sich, Gescheites wird Kopfball genarbt


<strong>und</strong> wonnig besprickt, mit Bier auch begossen, dann klammert<br />

mal scheen, kleen Flottbek muss gehn. (AuÇer <strong>die</strong> Asse,<br />

<strong>die</strong> r<strong>ein</strong>rasse Asche, vergilbt sind <strong>die</strong> Namen der Lasten <strong>und</strong><br />

Scharfe).<br />

Von NÅhen <strong>und</strong> Breitern tÉns TÉnisell, <strong>die</strong> Tennisoms Hand<br />

in Hand mit den Vollstreckern des Morgenkatharrs, der<br />

rutzmosen VÅter, <strong>im</strong> Ver<strong>ein</strong> mit jugglichen Nauten <strong>und</strong><br />

unbehaun der Seite der Fortschrittspartei ver<strong>ein</strong>t mit den Akademien<br />

der kritischen Jugend feiern vielrauschende Feste, <strong>und</strong><br />

weiÇgliedriger Staub hoch zieht, sÉrben fÅllt's Tor, <strong>und</strong> Nagellackreste,<br />

dass jedes Schnaufen <strong>im</strong> vollen Gelapp (Tor-Tor!<br />

schreit das Pullk, garettna, garettna, Zinnober, brich's Fass, ja<br />

sehmir, ja sehr mir den torvollen Tanser, merkfieden den Platz<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Luftwelteschaft) ob <strong>ein</strong> Ball vor dem Netz dir wie <strong>ein</strong><br />

Stommfem ersiecht, das mehrere TrÅner, <strong>und</strong> TrÅnlinge auch,<br />

<strong>im</strong> Felden ziehen VerdÅchte, <strong>die</strong> SchatzgrÅberorganisation <strong>im</strong><br />

gehe<strong>im</strong>en preisgeben muss zu halbvollen MÄtzen, als<br />

purlickes Lann <strong>und</strong> verkaufen als Tennsell fÄr lumpige Ochs,<br />

fÄhren nur Spielchen fÄr Bassbiergereiste, <strong>die</strong> jedem grÉlend<br />

malsurem Kraut, das sich ihrn wollgleichen Weg schÅllt, den<br />

Tellrant beraufen.<br />

FÅtt wieder'n Tor, abers Top, s's ohste Top ist nicht der<br />

Schlagauf <strong>im</strong> Tenns, nicht der Abschafft <strong>und</strong> auch nicht der<br />

WÅrteschaft oder <strong>die</strong> wiederholende Rengung <strong>und</strong> FuÇbrings<br />

<strong>im</strong> Sand, n<strong>ein</strong>, sinte DÅmchen <strong>im</strong> Klaub, schielen bei Kaffee<br />

Äber <strong>die</strong> Tassen <strong>und</strong> stellen Vergleiche an: Gregomier Hingst,<br />

stell-o Geruch, um dann, wenn der Gongschlag ertÉnt,<br />

Minster zu schicken nach vorn; der muss den Hammel<br />

beschwenken, <strong>die</strong> Grilletten zu Maiskolben fÉhrn, von dero<br />

Gewinnschanz be<strong>im</strong> obersten Spiel, bei dem zuhause <strong>die</strong> Kolben<br />

lÅngst blinken, das SÉhnchen falsche Gedanken umstreicht,<br />

<strong>und</strong> mecklich gleich mitaasen will, auch darf, haben


<strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>en buten Schierenkel den Sfurm schon am Abzug.<br />

Drauf h<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> draufer <strong>und</strong> hÉher hinauf fest <strong>und</strong> nicht kippen,<br />

dann wird der Reupel <strong>und</strong> Schacht, der Juckt-euch-<br />

Zinnober, zum Master Maestro erchorn <strong>und</strong> auch uhse Benus<br />

... was? Davon sollt ihr nix hÉren? Weils Ralli vorbei ist?<br />

So wogt der Buttfaal, wÉrt mÅchtig beboilst, holt aus zu<br />

mÅchtigen Stufen. Ich brauche <strong>die</strong> KleckswÅsch, brÄllt's<br />

Weibscheu, bevor der Streier den Spielern <strong>die</strong> Zunge zuckt<br />

schreich. Und wenn dann der jockte Rietzschichter bricht,<br />

trotz mancher PÉbel <strong>und</strong> Ticks von <strong>ein</strong>s auf <strong>die</strong> andere Seite,<br />

palavern nach links in das <strong>ein</strong>e, nach rechts in <strong>die</strong> andere<br />

Schenke, da wo sich der Wirt soeben der Joppe entleigt, spitz<br />

spritzig andrischt, los jetzt, geht wieder los, wenn drabens<br />

drÄben <strong>ein</strong> Feuerball steigt, in Zelten, um Zelten, wo'n Herr<br />

Tistomeiter lieÇ brechnen, kann vis-a-vis Nolport erhellter,<br />

<strong>die</strong> anderen Fallen mit TortschweiÇ zu knechten, wo<br />

Pingwings Grasse serviert wird, wie hieroatz von der Be<strong>die</strong>nung<br />

nicht jederart Bier, nicht auf <strong>die</strong> letzte Erdung gepocht,<br />

mehr Fuzsi wohlplee, <strong>und</strong> bald ist jede Bemerkung danach,<br />

wenn Kotti kopfkant in draufgangs Manier dem Örtchen der<br />

Stelle zustrebt, <strong>und</strong> vorher lÅsst er noch <strong>ein</strong>en, drei oder vier,<br />

zum Anlass des Siegs <strong>und</strong> Applaus ihm gewongt ist, hÉrt auf<br />

zu schwatzen da hinten, Respekt wÅr mir lieber, <strong>und</strong> <strong>die</strong> aus<br />

den Eiern Gents lieben <strong>die</strong> neuen Gewerber, des Jungvolks<br />

eikles Geklitt, was des <strong>ein</strong>en sien Ralli <strong>und</strong> Årger Gewicht, ist<br />

dem andern <strong>ein</strong> sÄfthand verlorenes Spiel, bald schon Legende,<br />

<strong>im</strong> Kopf nur Leder <strong>und</strong> Schubs ins GerÅt, da fÅllt <strong>ein</strong> Riese,<br />

wochtags <strong>im</strong> Wald <strong>die</strong> StÅmme verwirbelnd, ihm Äber <strong>die</strong><br />

GrÅt, reiÇt <strong>ein</strong>e Klaft in des Knappen GesÅÇ, was Knappe?,<br />

ruft er wie wild, kann's nicht mehr h<strong>alt</strong>en, wurzet den Bach<br />

<strong>und</strong> bricht zÄmms Schreck den KÅsist kÅch keckernd herbei,<br />

springt ihm von hinten aufs Riesenge<strong>wal</strong>k. NÅchst Dey <strong>die</strong><br />

schwitzschwarzen KlÅge voll morloser Schrift, <strong>die</strong> uns ge-


he<strong>im</strong>sten der Zeibraat forgippt, Wjuh auch, wie ipso, nebst<br />

RÉpenkrÉgs Schacht <strong>und</strong> in Heldenmanier auf <strong>die</strong> SprÄnge <strong>die</strong><br />

Jugend gebracht, bis endlich das TÉsen der Springl<strong>ein</strong> sie<br />

asten wie VÉgeln von Hupf zu Hupfliene. N<strong>ein</strong>! sorgt<br />

Sch<strong>im</strong>pfennig beÅrzt. Hierliese n<strong>ein</strong>!


Mumm--mummmumm--mummmumm--mummmumm--<br />

mummmumm--mummmumm--mummmumm--mummmumm--mummmumm-mummmummmummmumm<br />

tÄt tÇt tÄtÄt terÄtÄtÇt<br />

TÖT! TäT! TERäT!<br />

krach nur krach in <strong>ein</strong>em fort das ist doch k<strong>ein</strong>e musik warum<br />

mÄsst ihr hier spielen bei euch <strong>die</strong> hormone verrÄckt?<br />

will hÄ-Äl there hÄ-Äh be hÄ-Ä another hÄ-Är gÇ-hÇÇÇl like hÄ-<br />

Än you-ou-uh?<br />

groÇ jot wie jaulen nenne ich das weiÇ gar nicht warum ich<br />

hier rumlaufe packt mich <strong>die</strong> kulturpassion?<br />

fiffiffÅ fiffiffÄ fiffiffiffÄ-ffÅ-ffÄ<br />

<strong>die</strong> welt ist voller wÇrrrr-ter<br />

voller wehmut schwar-zer pe-ter<br />

alopp bam boo-oom<br />

hinten geht es wieder runter laufe munter rauf <strong>und</strong> runter<br />

sÅ m-mÄh ill m-mÄhÄl nÅ m-mÄhÄr wer-bie m-muhÄ a-ou mmÄhÄr<br />

ssen m-mÄhÄn uh m-muhuhmuhu<br />

andere wÄrden das nicht mit sich machen lassen<br />

hu-uh kÅnn m-muhÄn duh m-mÄh se m-mÄh tink-ks m-mÄh ou<br />

m-muhuhmu-hu duh-duh-duh mm-muhuhmuhu f-fforju-u-uh<br />

ich rackere mich ab<br />

domm-domm-domm-domm-domm domm-domm-domm-dommdo<br />

domm-domm-domm-domm-domm<br />

<strong>die</strong> werden mich noch kennenlernen<br />

-jetzt kommt's sagt der nachbar unhÉrbar: domm!<br />

Å-r-sch-e! werden schon sehen! nur noch ra-ma-da-ma<br />

<strong>und</strong> er degeneriert <strong>im</strong> getÉse des augenblicks zu <strong>ein</strong>em versponnenen<br />

rumpelstielzchen wo er frÄher so hoffnungsfroh


zukunftssÄchtig darniederlag dreht tanzt pfeift kreischt <strong>und</strong><br />

w<strong>im</strong>mert he-rum hie-rum la-rum <strong>und</strong> lu-rum fiel k<strong>ein</strong>em hier<br />

auf <strong>ein</strong>em erfahreneren winnetou wÅre das nie passiert oder<br />

massai wenn er sich Äberhaupt fÄr <strong>ein</strong>e mit orden behÅngte<br />

rennstallerbin interessiert hÅtte fintenreich bei allem Årger<br />

konnte er sich denken wie holp & russig s<strong>ein</strong> lebhafter rann!e<br />

da! kann!e da!! froher anwÅr!er owv-vau-vau hÉs!licke<br />

am!s<strong>und</strong>e geweihe <strong>und</strong> dann nur wegen <strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>zigen<br />

unferzailichen vormveelers bin ich genaigt zu& sagen pulenz<br />

wÄrde mir recht geben <strong>ein</strong> vaihner cÅrl der opwol nich! meer<br />

n-j- d+ss +l!eschul! unk! bÉÇe is! er hinow mus!e -m+nd<br />

hin!ersitz-n h+ben ei-wei-drei schbis heu! enich! werob nich!<br />

n+ckengel+tzen wuss!e ich nich! w+s loos b<strong>im</strong>ehre fÄll!e h+!<br />

nich! geholfen souerei aigen!lich w+s h+ben m<strong>ein</strong>e kl+gen<br />

wo ich <strong>im</strong>mer <strong>die</strong> bei jedem +nderen <strong>und</strong> +rbei!en lieÇ sich<br />

d+ ich <strong>im</strong> rech! w+r owf de!+ils g+r nich! <strong>und</strong> wenn nich!<br />

+ender! hie rierier deri-ehr h+be ich holflies ges+g! <strong>die</strong>sies &<br />

ssie<strong>die</strong>s & ouweh ows leder gem+ch! <strong>und</strong> ge!+n b<strong>ein</strong>hucks!<br />

tirennig s+g!e er k+l! k+l!! wohlj+ owf!r+g ohnfr+g ertehmst<br />

ertmunt er!Épf! so <strong>ein</strong> ei blieb liebs! hiebs! un&s+g! wollen<br />

wir nich! in unseren schÅckigen raien collegen ins!ruier! p+ss!<br />

nich! in unsere virmencul!ur m+ch!en den h+hn w+s d+s<br />

invorm+!ionenwei!ergeben be!r+f zu <strong>die</strong> +=!art fon m+ch den<br />

lÄ!!e=en gezogen zu h+ben h+!!e e= +ll<strong>ein</strong> <strong>und</strong> +uslieÇlich<br />

f=oin! b zu ve=d+nken ih= fe=!=+k wi=! nich! ve=lÅnge=! sie<br />

mÄssen sich n+ch e!w+s +nde=em umseeen h+!!e de= v+ige<br />

hun! <strong>die</strong> pe=son+l+b!eilunk vo=geick!<br />

tÄt-tÄt-tÄt-tÄtÄ tÄt-tÄt-tÄt-tÄtÄ<br />

the worm slips in the slip<br />

tiktiktik-tirik-tÄtÄ tiktiktik-tirik<br />

the slip survives the brain<br />

hong hong hÇng tÄrÄtÄtÄ-tÄ-tÄ<br />

man versteht s<strong>ein</strong> eigenes wort nicht wenn's wenigstens <strong>die</strong> ai-da<br />

wÅre ers! n+ger owssens!elle is! d+s eussers!e w+s wir


ihnen <strong>und</strong> leich! obver hÅ!!e werden na-i-n d+nke p+n+nke<br />

b+cke frow+cke der rowmbedruf huv <strong>und</strong> dav des +rz!es is!<br />

noch <strong>im</strong>mer <strong>die</strong> pr+ksis b+r+cksis powsenlos ayngerede! bis<br />

Åss schmÅrz!e mogenz in mayner <strong>ein</strong>s+ms!il mi!!+gs b+i<br />

+bends be<strong>im</strong> vÅrnsehen <strong>im</strong> be!! op m+n d+s glucks+l nend<br />

mir +lles +usgemal! laidensch+v!licher s!rom des glÄckseligen<br />

gewuss!-wies <strong>und</strong> w+hlos h+l!los pf!igenlos p+!ien!en<br />

nich! zerkwÅrfen den blaych owv w+s ich h+!!e<br />

der <strong>alt</strong>e vilm wo <strong>die</strong> cardinale mit badeturban auf dem kopf<br />

<strong>die</strong> treppe herunterkommt in <strong>die</strong>ser seltsamen wie ferlassenen<br />

willa <strong>und</strong> fÄr den jungen ist sie <strong>die</strong> erste frau <strong>die</strong> schÉnste<br />

sie liebt auf lie-gestÄh-len<br />

fingert rum auf lie-gestÄh-len<br />

sie nÅsst ihr gras <strong>und</strong> ihre ga-hatten<br />

hasst rohbs-griejeh <strong>und</strong> alle mankroma-hatten<br />

<strong>und</strong> hier der reichtum strahlende sÅulen <strong>und</strong> theaterstufen der<br />

flotteste sumpf der stadt gleich unmittelbar der bÉrse wer jetzt<br />

noch aktien kauft ist selber schuld nie wieder! was bin ich<br />

blÉd gewesen nun aber klug <strong>und</strong> lasse <strong>die</strong> finger davon garantiert!<br />

fÄr <strong>im</strong>mer ob sie auch momentan wieder <strong>ein</strong>e fieberkurve<br />

nach oben hinlegen manche schÉn geld mit ver<strong>die</strong>nen<br />

<strong>die</strong>smal lieber ohne mich bei dem spiel werde ich <strong>im</strong>mer zusetzen<br />

warum gerade lebensversicherungskonzerne naiv gefragt<br />

so gern am abgr<strong>und</strong> stehen? hÅtt' ich bloÇ frÄher verkauft<br />

ewige vorwÄrfe <strong>und</strong> dazwischen theater! <strong>und</strong> wieder museen<br />

wen interessieren denn <strong>die</strong>? kann ulla noch soviel reden oder<br />

frÄher karin genau wie <strong>die</strong> oper musikschule hochkultur <strong>ein</strong><br />

fass ohne boden mit steuergeldern gepÅppelt <strong>die</strong>ser lesart<br />

wÄrde klaus sofort zust<strong>im</strong>men auÇer er ergattert <strong>ein</strong>en bauauftrag<br />

an der brÄstung plakate verblichener stars liebhaberinnen<br />

noch Ålterer sÅcke wer kauft ihnen das ab? gier <strong>und</strong> versiertes<br />

verlangen bejahrter kÉrper wer will denn das sehen? alle versammelt<br />

unternehmensberater michelinkÉche <strong>und</strong> michelonÅre<br />

promicoiffeurs zahnÅrzte mit groÇen gutlaufenden pra-


xen <strong>und</strong> frittenbudenkettenbesitzer samt gattinnen <strong>und</strong> wenn<br />

der anhang lust hat der auch / mensch doktor hast du <strong>ein</strong>e<br />

laune! / mÉglich - aber theater? njet! kann ulla noch so viel<br />

reden<br />

<strong>ein</strong> arzt blieb stehen <strong>und</strong> rieb sich s<strong>ein</strong>e hÄfte der gemÄsehÅndler<br />

machte natÄrlich <strong>ein</strong> bombengeschÅft <strong>im</strong>mer betrieb<br />

weil <strong>die</strong> hier <strong>ein</strong>kauften nicht nach dem geld sehen mussten<br />

gerade in boomzeiten saÇ ihnen locker obwohl <strong>die</strong> groÇen<br />

lebten in london new york oder auf ihrer eigenen insel<br />

sehen gut aus <strong>die</strong> riesigen mangos wo <strong>die</strong> wohl herkommen?<br />

dachte der doktor beschrieb geschickt <strong>ein</strong>en bogen <strong>und</strong> schritt<br />

endlich brabbelnd am vielfarbig funkelnden filmverleih vorÄber<br />

in den fÄnf minuten zuvor franziskus magnus wilhelmus l<br />

f rÄmelin ganz <strong>und</strong>iskret hin<strong>ein</strong>gestiefelt war zwei <strong>ein</strong>gÅnge<br />

hatte der laden von denen der <strong>ein</strong>e ungleich hÅufiger benutzt<br />

wurde zumeist mit <strong>ein</strong>gezogenen schultern drinnen goldhelle<br />

enge in roten latex-leggins geeignet alles schÉne <strong>und</strong> begehrenswerte<br />

in den schmutz zu ziehen das all<strong>ein</strong> aus der vorstellung<br />

aus der r<strong>ein</strong>en idee heraus wie <strong>ein</strong> kÄhlender spiegel auf<br />

s<strong>ein</strong>em verschwitzten gesicht lag glitzerndes rotorgetriebenes<br />

pink-a-ding auf yellow changierendes lÄsterlicht f<strong>ein</strong>nervig<br />

verstÅndnisvolle wesen von allen fÄnf kontinenten auf pappdeckeln<br />

h<strong>und</strong>ertfach abgedruckt makellos weiÇe zÅhne zeigend<br />

<strong>und</strong> umgeben von <strong>ein</strong>er realitÅt aus augenringen fettwÄlsten<br />

unter fahlweiÇer haut <strong>und</strong> fettigen haaren weil sie so<br />

selten rauskamen unauffÅllige zeitgenossen nicht stÉren wollend<br />

des bÄrgers sinnen noch andacht <strong>die</strong>ser wusste sehr wohl<br />

was ihn erwartet hÅtte von regal zu regal auf leisen rollen<br />

gleitend & gefangen in willigen schÉÇen sie wÄrden es auf der<br />

straÇe nie wagen nicht mal zuhause aber hier fÄr <strong>ein</strong> paar cent<br />

gab's <strong>die</strong> dollsten sachen da! joy! wie er s<strong>ein</strong>e schweiÇige<br />

hand auf der hose abstrich


denn war nicht <strong>die</strong> selbstbefriedigung wenn auch nicht jedermanns<br />

sache <strong>und</strong> von manchen nach auÇen verachtet in wahrheit<br />

<strong>die</strong> hÅufigste <strong>und</strong> alltÅglichste aller sexuellen praktiken<br />

vorausgesetzt sie wurde erfolgreich zu ende gebracht <strong>und</strong><br />

dafÄr standen <strong>die</strong> chancen gem<strong>ein</strong>hin nicht schlecht <strong>die</strong>s sagte<br />

er sich guten gewissens <strong>im</strong>mer wieder wÅhrend er <strong>die</strong> reihen<br />

entlangschlich wie in <strong>ein</strong>em irrgarten kam er sich vor runzelte<br />

<strong>die</strong> stirn zog plÉtzlich <strong>ein</strong>e schnute <strong>und</strong> gab <strong>ein</strong>en tiefen ton<br />

der befriedigung von sich um obststÅnde machte er traditionell<br />

<strong>ein</strong>en bogen beehrte sie nur in ganz verzweifelter st<strong>im</strong>mung<br />

wenn sonst gar nichts mehr half man konnte auch so<br />

gut genÅhrt <strong>und</strong> krÅftig aussehen obwohl mit dem arzt der<br />

dauernd zum fitnessen ging <strong>und</strong> ihm <strong>ein</strong> ums andere mal ermahnungen<br />

mit auf den weg gab hÅtte ihn niemand verwechselt<br />

<strong>und</strong> sogar auch mit s<strong>ein</strong>em eigenen kinde nicht dass vater<br />

<strong>und</strong> sohn derart divergierten! all<strong>ein</strong> schon von der gest<strong>alt</strong> her<br />

so dass man m<strong>ein</strong>en konnte der stammt nicht von mir ur<strong>alt</strong>e<br />

zweifel bestÅtigt sah <strong>und</strong> dann erst <strong>die</strong> umgangsformen<br />

ES IST DAS VORRECHT HÖHERER NATUREN<br />

SCHMERZ ZU EMPFINDEN JE HÖHER DIE NATUR<br />

DESTO MEHR UNGLÜCK EMPFINDET SIE<br />

endlich der park! gewusel <strong>ein</strong> ende wenn nur nicht der krach<br />

hier eher noch zunÅhme <strong>und</strong> ganz all<strong>ein</strong> war man auch nicht<br />

da ging wer <strong>und</strong> da mit vollbepackten taschen leere flaschen<br />

auf dem weg sieben bÅnke standen da in glied <strong>und</strong> reih reges<br />

treiben groÇer fleckiger h<strong>und</strong>e in front<br />

schwanzwedelnd: lass mal lecken<br />

ausweichend: huuups!<br />

sich hin flaggend: du kannst doch nicht <strong>ein</strong>fach<br />

mehrdeutig lÅchelnd: siehst doch du<br />

sich sch<strong>ein</strong>bar ungerÄhrt hinsetzend: bin so mÄde<br />

laut werdend: mensch mach jetzt sofort


wegrÄckend: warum soll ich<br />

ebenso laut: weil ich mÄde bin blÉdarsch<br />

fre<strong>und</strong>lich <strong>die</strong> flasche nach ihm werfend: hÉr auf mich so<br />

anzuschreien<br />

sich entfernend: ich geh jetzt<br />

mit ihm weggehend: rrrrrrr<br />

<strong>ein</strong> fre<strong>und</strong>licher h<strong>und</strong>: mch mch<br />

anzÄglich grinsend: hÉr auf<br />

neugierig herankommend: was los hier<br />

erbittert: er hat mich<br />

laut anschlagend: spinnst du weiÇt du wie gefÅhrlich das ist<br />

den kopf drehend: dann kann ich ja wieder gehen<br />

sehr laut: du bleibst<br />

ihn anbrÄllend: so jetzt haben wir den salat<br />

mit ihm zurÄckkommend: siehst du hier! hier!<br />

verschÅmte laternen <strong>ein</strong>e kaputt geschlagen skulpturen <strong>und</strong><br />

bÄsten von mehr oder weniger fleiÇigen stadtsoldaten nannte<br />

papa <strong>die</strong> wieder aufgestellt <strong>im</strong>mer drauÇen <strong>im</strong>mer in bewegung<br />

<strong>ein</strong> ges<strong>und</strong>es <strong>im</strong>munsystem <strong>und</strong> wer nicht sÅuft st<strong>ein</strong><strong>alt</strong><br />

kann der werden abgesÅbeltes holz f<strong>ein</strong> sÅuberlich aufgeschichtet<br />

viel feuchtes laub <strong>die</strong>ses jahr zu groÇen fudern gepresst<br />

<strong>und</strong> riecht bis sie <strong>ein</strong>es tages privatisiert werden mÄssen<br />

danach fÄr's halbe geld schuften ja hÅtt'st du damals auf d<strong>ein</strong>e<br />

<strong>alt</strong>en gehÉrt <strong>und</strong> <strong>die</strong> schule beendet dann mÄsstest du heute<br />

nicht eifrig forkend <strong>und</strong> fÄr d<strong>ein</strong>e soziale situation dich Äberdurchschnittlich<br />

gerade h<strong>alt</strong>end drecksarbeiten erledigen wenn<br />

der auf mich losgeht neue chance erst wieder in der nÅchsten<br />

generation weiÇ ich nicht ob <strong>ein</strong>e ihn ranlÅsst vermindert <strong>die</strong><br />

chancen bei frauen mit hÉherem bildungsniveau kinderreiche<br />

gibt es hauptsÅchlich in der oberschicht oder eben ganz unten<br />

st<strong>im</strong>mt das Äberhaupt?<br />

brrrr - roch das modrig! wenn da der kaiser s<strong>ein</strong>e nase hin<strong>ein</strong>hielte<br />

der wÄrde aber ha-ha-holla! jetzt mal langsam guckt


euch das an was ihr hier alles liegengelassen habt sieht so eure<br />

arbeit aus? <strong>und</strong> dann zackzack denn auf dem weg ins bezirksamt<br />

drÅngte es ihn regelmÅÇig s<strong>ein</strong>e gÅrtner ordentlich zurechtzustutzen<br />

trotz taubenkotallergie musste er sich um alles<br />

kÄmmern sogar um das laub das sie wochenlang liegen lieÇen<br />

ohne es wegzufahren<br />

so ist es jawohl sagt mir m<strong>ein</strong>e lebensfahrung mit ausho<strong>lenden</strong><br />

bewegungen durchquert der mann s<strong>ein</strong>en sprengel kritisch<br />

gegenÄber aller kritik wohlwollend zu allen <strong>die</strong> guten willens<br />

sind <strong>ein</strong>en doktor h c haben sie ihm kÄrzlich umgehÅngt trotz<br />

s<strong>ein</strong>er volkstÄmlichkeit sch<strong>ein</strong>t ihm etwas gefehlt zu haben<br />

<strong>und</strong> so kann er nunmehr mit akademikern auch solchen <strong>die</strong><br />

insgehe<strong>im</strong> angst vor ihm haben von gleich zu gleich parlieren<br />

wenn ihr wÄsstet wer vor dem alles auftanzt den hintern fre<strong>im</strong>acht<br />

<strong>ein</strong>e verbeugung erwartet der lÄsterne kaiser sicher <strong>und</strong><br />

selbstbewusst schlurrt er durch s<strong>ein</strong>e stadt weit hinter ihm<br />

schleicht unerkannt <strong>ein</strong>e dunkle kapuzengest<strong>alt</strong> autogrammwÄnsche?<br />

soweit sind wir noch nicht <strong>ein</strong> f<strong>ein</strong>d? <strong>ein</strong> stalker?<br />

den dolch <strong>im</strong> gewande oder ob er doch wenn auch he<strong>im</strong>lich<br />

auf <strong>ein</strong>en leibwÅchter setzt wÅr ich nicht scharf drauf so <strong>ein</strong>en<br />

<strong>die</strong> ganze zeit <strong>im</strong> schlepptau zu haben drohungen gibt es<br />

manchmal vor wahlen <strong>die</strong> hausdurchsuchung bei <strong>ein</strong>em lokalen<br />

tiefbauunternehmer der bei stÅdtischen auftrÅgen zuletzt<br />

<strong>im</strong>mer Äbergangen wurde oder doch nur <strong>die</strong> f<strong>ein</strong>de <strong>die</strong> sich<br />

jeder in s<strong>ein</strong>er position nach so vielen jahren automatisch<br />

gemacht hat? der herr soll endlich <strong>die</strong> verantwortung fÄr <strong>die</strong><br />

fehler <strong>und</strong> versÅumnisse Äbernehmen <strong>die</strong> man ihm vorwirft<br />

<strong>die</strong> opposition setzt sich seit jahren fÄr mehr transparenz <strong>ein</strong><br />

kottkamp aber hat unsere arbeit behindert <strong>und</strong> schlecht gemacht<br />

wo er konnte hat <strong>die</strong> herausgabe von dokumenten verweigert<br />

sowie <strong>die</strong> ÄberprÄfung von wichtigen rechnungsbelegen<br />

um so erstaunter sind wir dass er nun <strong>ein</strong>en potenziellen<br />

nachfolger prÅsentiert der nach eigenem bek<strong>und</strong>en gegen <strong>die</strong><br />

hohen tonnengebÄhren <strong>und</strong> kanalkostenbeitrÅge angehen will


<strong>die</strong> <strong>die</strong> bÄrger in unserem stadtteil bedrÄcken - als spitzenkandidat<br />

ausgerechnet jener liste <strong>die</strong> das fiasko zu verantworten<br />

hat wir kÇnnen nur hoffen dass <strong>die</strong> menschen klug genug<br />

s<strong>ein</strong> werden frische unbelastete kandidaten in den bezirksrat<br />

zu wÅhlen nur dann kann <strong>die</strong> aufarbeitung der vergangenheit<br />

gelingen<br />

auch das noch! schnell weg! hoffentlich fÅllt mir nix auf'n<br />

kopp wer weiÇ was <strong>die</strong> da alles runterschmeiÇen wenn's ihnen<br />

<strong>ein</strong>fÅllt w<strong>und</strong>ert <strong>ein</strong>en sowieso dass bei solchen arbeiten nicht<br />

viel mehr passiert das meiste erfÅhrt man wahrsch<strong>ein</strong>lich gar<br />

nicht <strong>die</strong> werden <strong>ein</strong>fach abgeholt <strong>und</strong> in ihren he<strong>im</strong>atlÅndern<br />

beerdigt nur wenn mal wie neulich gleich <strong>ein</strong> dutzend von<br />

<strong>ein</strong>em riesengerÄst fÅllt kommt's in <strong>die</strong> zeitung<br />

mit den maurern schwitzten <strong>die</strong> gÅrtner bei <strong>die</strong>ser schwÄle <strong>die</strong><br />

alle kraftlos machte auÇer sie hatten gut <strong>und</strong> selig geschlafen<br />

schwitzten wie <strong>ein</strong> <strong>alt</strong>er kÅse den ganzen morgen denn sie<br />

hatten schwere st<strong>ein</strong>blÉcke in den mit fahrzeugen nicht zugÅnglichen<br />

hintergarten des bezirksamtsleiters geschleppt<br />

-habt ihr das schÉn hier! rief <strong>die</strong> fre<strong>und</strong>in jedesmal wenn sie<br />

frau kottkamp zum coiffeur abholte wo sie sich <strong>im</strong> duett <strong>die</strong><br />

haare fÅrben lieÇen <strong>und</strong> inspirierte sie damit ihren mann zu<br />

Äberreden nochmals nachzulegen seltener veroneser granit<br />

white fantasy schwankten wir zuvor zwischen b<strong>alt</strong>ic pearl<br />

giallo veneziana <strong>und</strong> <strong>im</strong>perial silver padang bright echte edelst<strong>ein</strong>e<br />

als kiesel <strong>im</strong> kunstbachbett glasklares wasser wenn sie<br />

wÄsste was <strong>ein</strong>er der arbeiter ihm <strong>im</strong> stress an den kopf geworfen<br />

hatte den ganzen tag schwielen geschuftet <strong>und</strong> sich<br />

dann von <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>gebildeten aufdringlich nach rasierwasser<br />

riechenden politiker der zwischen zwei au<strong>die</strong>nzen etwas zeit<br />

hatte alles mÉgliche anhÉren mÄssen narzisstischer gartendilettant<br />

hielt s<strong>ein</strong> auftreten gar noch fÄr leutselig sie aber drehten<br />

sich lieber weg bevor noch mehr aggressionen hochkochten


taubenscheiÇe dachta dokta stÉrt eigentlich k<strong>ein</strong>en auÇer wenn<br />

sie durchfall haben oder <strong>ein</strong>en virus verbreiten trotz gift <strong>und</strong><br />

jagd nicht totzukriegen manche ballern gern mit luftgewehren<br />

hinterher <strong>ein</strong>e art volkssport ist das geworden andere fÄttern<br />

sie k<strong>ein</strong>en verstand haben <strong>die</strong> leute<br />

an der taubenplagenfrage scheiden sich <strong>die</strong> geister: grrr grrr<br />

ruckkopfruck guhguh dazwischen <strong>ein</strong> paar lÅcherliche hÄhnerlaute<br />

<strong>und</strong> wenn ihnen <strong>ein</strong>er zu nahe kommt flott mit kl<strong>ein</strong>en<br />

fÄÇchen ich finde sie ja auch ganz niedlich nur wenn sie in<br />

schwÅrmen <strong>ein</strong>em fast den kopf abfliegen kann es gefÅhrlich<br />

werden <strong>ein</strong> bisschen kl<strong>ein</strong> ist der park fÄr <strong>ein</strong>e solche population<br />

hin <strong>und</strong> her sie fliegen <strong>und</strong> vermehren sich unter hohem<br />

besiedelungsdruck alles abreiÇen <strong>im</strong> umkreis von zwei kilometern<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> grÄnflÅchen erweitern das wÅre <strong>die</strong> lÉsung <strong>und</strong><br />

um <strong>die</strong> scheuÇlichen mietskasernen wahrlich nicht schade<br />

stattdessen hier <strong>ein</strong>e verschÉnerung da <strong>ein</strong> feigenblatt <strong>und</strong><br />

wanderbaustelle Äber jahrzehnte ich glaube klaus hatte hier<br />

auch mal <strong>ein</strong>e damit sich <strong>die</strong> fuÇgÅnger richtig freuen hier<br />

baut firma bÉkenkrÉger <strong>im</strong> auftrag der baubehÉrde gerÄste<br />

warntafeln absperrungen betreten auf eigene gefahr wenn da<br />

mal <strong>ein</strong>er r<strong>ein</strong>stolpert <strong>und</strong> sich den fuÇ verknackst ich hatte<br />

damals wochenlang schmerzen obwohl <strong>im</strong> rÉntgenbild nichts<br />

zu sehen war schmerzen deren harmlose ursache man kennt<br />

tun <strong>ein</strong>em finde ich viel weniger weh<br />

OBGLEICH ABER DAS UNGLÜCKLICHE BEWUSST-<br />

SEIN DIE GEGENWART NICHT BESITZT SO IST ES<br />

ZUGLEICH ÜBER DAS REINE DENKEN HINAUS<br />

mumm--mummmumm--mummmumm--mummmumm-mummmumm--mummmumm--mummmumm--mummmumm--mummmumm-mummmummmummmumm<br />

mumm-mummmumm mumm - - - ndÄ-dohdoh-do-do-dÄh


dÄÄÄÄh-doooooh<br />

der richter lag auf dem rÄcken wie <strong>ein</strong> blÉder kÅfer <strong>und</strong> leckte<br />

sich <strong>die</strong> pfoten lakritz dei-monde auf weiÇlichem bauch kratzte<br />

ihn der trockene rasen lag da beglotzte <strong>die</strong> sich vorbeischiebenden<br />

massen <strong>und</strong> sah schon von weitem den stÉrenfried<br />

kommen mit s<strong>ein</strong>er tussi am arm nicht dass sie <strong>ein</strong>em<br />

besonders auffiel gruÇlos flaggten sie sich auf den freien platz<br />

vor s<strong>ein</strong>er nase <strong>und</strong> unter <strong>ein</strong> fÄr allemal ausstoÇen s<strong>ein</strong>es<br />

atems befreite er sich von jeglichem lampenfieber<br />

-es gibt leute wurde ihm mitgeteilt <strong>die</strong> sind <strong>im</strong>mer pÄnktlich<br />

kÉnnen ansch<strong>ein</strong>end nicht anders ÄberpÄnktlich sind <strong>die</strong> wie<br />

froh bin ich <strong>die</strong> sportprÄfung hinter mir zu haben drei mal ist<br />

der ball nicht ins netz gegangen <strong>und</strong> be<strong>im</strong> vierten der lehrer<br />

hat mir mut gemacht eigentlich ist sport m<strong>ein</strong> lieblingsfach<br />

nur in den prÄfungen misslingt mir alles er tanzt auf dem ring<br />

ong-ging-bing-gong er tanzt was glaubst du <strong>die</strong> anderen lachen<br />

schon wieder daneben denke ich er tanzt<br />

glungglingglong-<strong>und</strong>-glomm was soll ich sagen dann endlich<br />

bequemt er sich ins netz zu trudeln<br />

sie produzierte das angenehm gekonnte lÅcheln <strong>ein</strong>er f<strong>ein</strong>sinnigen<br />

opportunistin aber apart wenn sie lachen sind <strong>die</strong> meisten<br />

frauen begehrenswert schÉn<br />

<strong>und</strong> der richter? zu erkennen man ist nicht der man gern wÅre<br />

fiel ihm unhe<strong>im</strong>lich schwer man lebt in s<strong>ein</strong>em eigenen kl<strong>ein</strong>en<br />

dachsbau <strong>und</strong> gartenversteck aus dem man ungern vorgekrochen<br />

kommt weil man wohl ahnt (aber es nicht wahrhaben<br />

will) dass der auftritt da drauÇen k<strong>ein</strong> treffer wird <strong>und</strong> doch<br />

solange man all<strong>ein</strong> ist gelingt es <strong>ein</strong>em ohne probleme sich als<br />

jemand wichtigen bedeutenden als teil <strong>ein</strong>er gehe<strong>im</strong>en Äberlegenen<br />

wenn auch unerkannten elite zu sehen <strong>die</strong> das gewisse<br />

etwas besitzt <strong>und</strong> Äber alles gewese <strong>und</strong> <strong>die</strong> billige betriebsamkeit<br />

der niederen stÅnde erhaben ist<br />

sie nÅsst / mich <strong>und</strong> / sie nÅsst / dich<br />

kringkrung kringkringkringkrung kringling


geng genggenggeng geng genggeng<br />

geng / geng / geng / geng / geng<br />

sie liegt auf liiie-besstÄÄÄÄh-len<br />

fingert rum auf liiie-besstÄÄÄÄh-len<br />

<strong>und</strong> jetzt kamen noch nanu dachte der arzt waren das nicht?<br />

k<strong>ein</strong> zweifel <strong>die</strong>selben gesichter der hoch aufgeschossene<br />

Åltere jÄngere dahinten be<strong>im</strong> brunnen es gelang ihm rechtzeitig<br />

<strong>ein</strong>en haken zu schlagen junge leute neigten nach s<strong>ein</strong>er<br />

erfahrung zu unberechenbaren ausfÅllen in beliebiger richtung<br />

<strong>alt</strong>e reagierten langsamer <strong>und</strong> wussten das natÄrlich <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e<br />

korpulente war auch dabei saÇ ziemlich eng bei dem<br />

grÄnbedressten schnÉsel ob sie zusammen gehÉrten?<br />

mumm--mummmumm--mummmumm--mummmumm-mummmumm--mumm<br />

you ffi think ffi you are ffÄ-ffÄ ex-CEP-tional ffi-ffi<br />

mumm--mummmumm--mummmumm--mummmumm-mummmummmummmumm<br />

but ffÄ-ffi the ndÄ ndÄ-dÄ of ffi-ffi de-STRUC-tion ndÄÄÄndÄÄÄ<br />

mumm-mummmumm mumm-mummmumm<br />

will come dÄdopp to every house doo-doo to every room<br />

mummumm<br />

mumm-mummmumm-mummmumm-mummmumm<br />

where dÄdÄÄt your ideas dÄdÄÄt will mÄhÄ be dÄdÄt<br />

mumm-mommmomm mumm mummmmm<br />

schÉne <strong>alt</strong>e mauern <strong>und</strong> ganz gerade hochgezogen was <strong>die</strong><br />

damals schon konnten nicht <strong>die</strong>s triste grau glatt verputzter<br />

wÅnde <strong>die</strong> farbe natÄrlich lÅngst verblichen es mÄsste viel<br />

mehr so schÉne stellen in der stadt geben von urzeiten zeugend<br />

jedoch war das meiste zerbombt oder von kottkamp <strong>und</strong><br />

s<strong>ein</strong>esgleichen abgerissen was <strong>die</strong> kriege Äbrig gelassen hatten<br />

von behÅbigen baggern beiseite gerÅumt


-wenn sich <strong>die</strong> leute was angucken wollen sollen sie nach<br />

celle fahren oder rothenburg bei uns sollen sie <strong>ein</strong>kaufen wollen<br />

sie vielleicht in engen butzenkÅmmerchen shoppen gehen<br />

wo sie sich kaum drehen kÉnnen geschweige denn <strong>ein</strong>e hose<br />

anprobieren oder bÄstenh<strong>alt</strong>er n<strong>ein</strong> das muss alles weg hier<br />

soll er bei <strong>ein</strong>er begehung gesagt haben <strong>und</strong> <strong>die</strong> meisten bezirksrÅte<br />

haben anspruchsvoll dazu <strong>im</strong> takt genickt auÇer<br />

brunner natÄrlich der hat <strong>die</strong> gelegenheit genutzt <strong>und</strong> mal<br />

wieder <strong>ein</strong>en aufstand gemacht vergeblich vierzehn zu <strong>ein</strong>s<br />

niedergest<strong>im</strong>mt <strong>im</strong> auge des zyklons dann kamen <strong>die</strong> bagger<br />

<strong>und</strong> brunner ist nicht mehr lange bezirksrat geblieben <strong>ein</strong>iges<br />

reut nunmehr <strong>die</strong> rÅte der stadtteil liegt <strong>im</strong> wettbewerb um <strong>die</strong><br />

touristen wer hat <strong>die</strong> schÉnste <strong>alt</strong>stadt ziemlich weit hinten<br />

jetzt erst wo das meiste unwiederbringlich verschw<strong>und</strong>en ist<br />

werden sie flott alles schÉn zurecht gemacht mit blumenkÄbeln<br />

& rabatten <strong>und</strong> verzinkten schrifttafeln am turm dem<br />

schlanken efeu umrankten warf maus mÄcks-chen allseits<br />

gefÅllige blicke auf <strong>die</strong> vergangenheit stutzte dann <strong>und</strong> spÅhte<br />

mit der gegenwart viel weniger zufrieden alles zertrampelt<br />

typisch den jungen leuten ist nichts heilig sie kÉnnen es nicht<br />

aush<strong>alt</strong>en wenn jemand sich mÄhe gibt alles mÄssen sie verdrecken<br />

alles kriegen sie kaputt - ach! ach! ach! was das denn<br />

wer kommt denn da hand in hand das gibt's doch nicht! sehen<br />

<strong>die</strong> ramponiert aus gÄrtel hosenstall offen hemd nur halb zu<br />

als ob <strong>die</strong> gerade warte ist das nicht? laufen schnell zu ihren<br />

fre<strong>und</strong>en ich sag euch was denken denn <strong>die</strong>? wenn ihr mal<br />

eben <strong>im</strong> gebÄschå<br />

-na du missgeburt!<br />

umblickte sich der arzt erbleichend zwei junge mÅnner <strong>die</strong><br />

sich wie wild <strong>die</strong> hoden pufften<br />

dass <strong>die</strong> nicht arbeiten mussten gedachte er der ermahnungen<br />

<strong>die</strong> der kÉnigsberger gegen <strong>die</strong> leidenschaften ins feld gefÄhrt<br />

hatte <strong>und</strong> mit leiser freude auch jener ungefestigten <strong>die</strong> ihnen<br />

nicht wiederstehen konnten an alle fanatiker <strong>und</strong> leicht ent-


flammbaren <strong>die</strong> eifersÄchtigen auch obwohl er ja angeblich<br />

lenz gedutzt hatte verfÄhrer <strong>und</strong> verfÄhrbare samt revolution<br />

nur in der theorie kennengelernt manches begreift man am<br />

schreibtisch besser als wenn es <strong>ein</strong>em drauÇen in der realitÅt<br />

vorgefÄhrt wird psychoeffekte alles nur psychoeffekte der<br />

<strong>ein</strong>e kommilitone ganz trauriger fall verzweifelte pupillen<br />

hinter der nickelbrille hat mir als erstes s<strong>ein</strong> seelisches leiden<br />

geschildert wir kannten uns k<strong>ein</strong>e fÄnf minuten art depression<br />

oder sowas konnte ich erstsemester <strong>und</strong> opt<strong>im</strong>istisches naturell<br />

mir damals nichts drunter vorstellen<br />

-wie sich das ÅuÇere? habe ich ihn genau so direkt gefragt<br />

-er werde von s<strong>ein</strong>en zustÅnden spontan Äberfallen auf der<br />

straÇe auf der party selbst hier in der vorlesung verfolgten sie<br />

ihn s<strong>ein</strong> gehirn funktioniere nicht richtig lasse sich von falschen<br />

botenstoffen aus dem takt bringen<br />

ich wurde nicht schlau aus ihm lieb war er zwar sympathie<br />

heischend denn verÅngstigte lassen selten <strong>die</strong> muskeln spielen<br />

ÄberhÉflichen <strong>alt</strong>ernden mÅnnern gleich <strong>die</strong> sich sorgen um<br />

<strong>ein</strong>e zukunft machen <strong>die</strong> sie gar nicht mehr haben<br />

IN JEDEN SUMMS VERSTECKT ER SEINE NASE<br />

was da schon wieder los dass <strong>die</strong> angst vor dem hat <strong>und</strong> so'n<br />

geschrei! kann <strong>ein</strong>e spechtin machen akrobatisch <strong>im</strong> sturzflug<br />

dass <strong>die</strong> sich nicht <strong>die</strong> flÄgel brechen naja gelege wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

krÅhen sind aber auch! wÄrde ich k<strong>ein</strong>e geschÅfte mit<br />

machen<br />

UND SCHON WIEDER PACKTA EENE AN JENICK UND<br />

ANNE BEENE<br />

grÄÇe frau wie heiÇt sie besonders fre<strong>und</strong>liches lÅcheln<br />

halloo-o! in der st<strong>im</strong>me provoziert betÅubenden silberblick<br />

aus <strong>die</strong>sem auch in besten jahren noch hÄbschen gesicht


stÉhnt muckenbarth leise auf apart zurechtgemacht muss man<br />

ihr lassen steht wahrsch<strong>ein</strong>lich morgens st<strong>und</strong>enlang vor dem<br />

spiegel <strong>und</strong> wenn nÉtig auch mittags <strong>und</strong> abends<br />

schÇnes mÅdchen aus amburgia<br />

seit ich in d<strong>ein</strong>e augen sah<br />

alle waren wir in sie verliebt damals auf dem pausenhof stand<br />

ich <strong>im</strong> schatten <strong>ein</strong>es weidenbaumes sie mit m<strong>ein</strong>en augen<br />

festh<strong>alt</strong>end hat wie wir atemlos vernahmen nichts anbrennen<br />

lassen in ihren allzubald abgewetzten schwarzen lacklederstiefeln<br />

<strong>die</strong> kleidchen <strong>im</strong>mer leuchtfarben kanariengelb<br />

flammendrot fluoreszierend grÄn oder enge hosen das frÄh<br />

schon fruchtbar ausladende ihres unterleibes betonend schlank<br />

genug andererseits um als reh durchzugehen als antilope bewegte<br />

sich trotz pumps geschmeidig wie <strong>ein</strong> tier haare blon<strong>die</strong>rt<br />

obwohl man sie spontan fÄr naturblond hielt so lieblich<br />

klarÅugig kam sie daher sehr viele hat sie ausprobiert unversehens<br />

<strong>und</strong> dauerhaft von den bequemen podesten ihrer<br />

selbstgefÅlligkeiten gestoÇen so dass sie fÄr <strong>im</strong>mer zersprangen<br />

<strong>und</strong> ihre nachfolgerinnen mÄh <strong>und</strong> not hatten <strong>die</strong> scherben<br />

zusammenzukitten bei bedarf mehrere gleichzeitig auf geburtstagen<br />

abschlussbÅllen <strong>und</strong> so weiter aufgerissen aber<br />

nicht neurasthenisch schwankend sondern souverÅn sinnenfreudig<br />

sporn & spaÇ gehabt & bereitet nie voreilig <strong>ein</strong>e beziehung<br />

versprochen auÇer <strong>ein</strong>mal da hatte <strong>ein</strong>er in s<strong>ein</strong>em<br />

oreganen liebeseifer sie falsch verstanden dardass er sie in<br />

<strong>ein</strong>em dunklen winkel Äberall hatte anfassen dÄrfen besitzansprÄche<br />

abgeleitet jungejunge das hÅtte leicht ins auge gehen<br />

kÉnnen wenn ich daran denke nur mit mÄhe hat sie <strong>die</strong> scheuenden<br />

fohlen zurÄck in <strong>die</strong> koppel befÉrdert <strong>die</strong> frage warum<br />

sie letzten endes den dombrowski erwÅhlt hat genau dombrowski<br />

so heiÇt sie jetzt dotti dombrowski was hat der was ich<br />

nicht habe? mister perfect prallvoll innerer werte auf den andere<br />

frauen ihr leben lang warten oder nur das zufÅllige zwei-


felhafte ende <strong>ein</strong>er kette an dem sie erschÉpft <strong>und</strong> ernÄchtert<br />

festgestellt hat dass <strong>die</strong> mÅnner sich <strong>im</strong> alltag alle gleichen<br />

glÄck bedeutet was? zufriedenheit in mittleren jahren sei kreativ<br />

<strong>und</strong> du fÄhlst dich wohl <strong>die</strong> <strong>alt</strong>e leier gegen das schlechtwerden<br />

des kÉrper-geistes manchmal reicht es auch sich Äber<br />

fernsehshows zu Årgern bei denen vor allem auf <strong>die</strong> quote<br />

geachtet wird <strong>und</strong> <strong>die</strong> liegt je niedriger desto hÉher je niedriger<br />

das n um so hÉher steht bekanntlich das p <strong>und</strong> das mit<br />

quott <strong>und</strong> jott<br />

-ich weiÇ nicht dachte herr muckenbarth zufrieden ob man aus<br />

der ethik gewonnene <strong>und</strong> dort durchaus relevante erkenntnisse<br />

auf <strong>die</strong> betreibsamkeit der erkenntnis-wissenschaften Äbertragen<br />

darf man kommt an manchen stellen ohne leidenschaften<br />

nicht weiter su(5) gut <strong>und</strong> dann? <strong>und</strong> was das mit dem fortbestand<br />

der menschheit zu tun hat? nichts? gut nur indirekt dass<br />

nÅmlich <strong>die</strong> nachdachten sich auch vermehrten gut nicht alle<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> nicht nachdachten vermehrten sich auch (<strong>und</strong> besser)<br />

am besten vermehrten sich <strong>die</strong> fÄr ihre vermehrung metaphysische<br />

grÄnde erfanden oder hÉheren ortes erfinden lieÇen<br />

statt um mal das krasse gegenteil aufs tapet zu bringen nur bei<br />

vorliegen von lust bereitschaft zur fortpflanzung zu zeigen<br />

oder solange am gatten herumzunÉrgeln bis ihm der sex k<strong>ein</strong>en<br />

spaÇ mehr machte gut <strong>die</strong> speerspitzen nicht <strong>die</strong> <strong>im</strong>mer<br />

zuerst in <strong>die</strong> schlacht geschickt wurden <strong>die</strong> hinten sich duckten<br />

<strong>die</strong> ja <strong>und</strong> <strong>die</strong> bei den reden des prÅsidenten oder s<strong>ein</strong>es<br />

pressesprechers sicherheitsberaters auÇenministers generalstabschefs<br />

weit vorn saÇen ergriffen lauschten <strong>und</strong> nickten <strong>die</strong><br />

linientreuen zuhÉrer berater ministerialen <strong>ein</strong>gefleischten<br />

obristen hochbezahlten claqueure <strong>die</strong> gutinformierten kreise<br />

obsiegten fÄr ihre mehrung gutt info e situ perfetto a ipso das<br />

heiÇt von selbst weil das prÅsidium ihnen vertraute<br />

k<strong>ein</strong>e logik erkennbar? dafÄr aber durchschlagend ehebruch<br />

zum beispiel machte viel spaÇ zahlte sich vermehrungsma-


thematisch aber nicht unbedingt aus <strong>und</strong> wurde entsprechend<br />

selten betrieben stutzte der arzt: oder gar nicht so selten? kam<br />

ja nicht <strong>im</strong>mer <strong>ein</strong>er hinter fÄnf prozent sollen kuckuckskinder<br />

s<strong>ein</strong> habe ich mal gelesen ob das viel oder wenig sind<br />

hÅngt sehr vom standpunkt ab gemunkel Äber geplÅnkel unentwirrbares<br />

intergeschlechtliches rÅtsel wen interessierte das<br />

spÅter noch <strong>die</strong> es betraf gewiss nicht <strong>die</strong> gingen ihrer<br />

wegefranziska weil das spiel <strong>im</strong>mer von vorne anfing wenn<br />

auch mit neuen protagonisten wem es gut ging der hatte mehr<br />

lust zum kinderzeugen in jeder richtung aber wem ging es<br />

schon gut heutzutage wo alles zerfiel alles aus<strong>ein</strong>ander driftete<br />

glÄcklich waren <strong>die</strong> eichen mit ihren blattreichen kronen<br />

<strong>die</strong> flieder <strong>und</strong> palmen in ihren kÄbeln atmeten schwer in<br />

<strong>die</strong>ser schwÄlfeuchten luft atmeten wie <strong>im</strong> innersten zufriedene<br />

schwangere frauen <strong>und</strong> spendeten atem wenigstens kam da<br />

k<strong>ein</strong> h<strong>und</strong> ran auÇer doggen vielleicht <strong>im</strong> winter wurden sie in<br />

<strong>ein</strong>e gemÄtliche warme treibhaushalle gebracht<br />

ob pflanzen fÄhlen konnten? <strong>die</strong> <strong>alt</strong>e frage sie waren lebewesen<br />

wenn sie etwas empfanden dann unten <strong>im</strong> wurzelgeflecht<br />

gehe<strong>im</strong>nisvolle triebe unter der erde wenn <strong>die</strong> abstarben war's<br />

aus<br />

IN DER WELT NACH WELCHER DIE GESCHICHTE<br />

STREBT SIND DENKEN UND DASEIN REIN LINEARE<br />

BEWEGUNGEN IN DENEN DAS NICHTIDENTISCHE<br />

KEINEN PLATZ MEHR HAT<br />

der rathausplatz quakqualm durchwirkte luft what that had to<br />

do with the survival of man me<strong>die</strong>val passions and<br />

soijsessions eso a saber los que pensaron a si mismo tambien<br />

ten fuffzig in muscheln verzehrlik aprate okay de samrod eik<br />

reprodusert ogso det nemlig de trotte seg bitse sich beiten ins<br />

vÄlle sparchor betricht <strong>und</strong> bere<strong>im</strong>t <strong>und</strong> nochmals getr<strong>im</strong>mt ta<br />

bom o lideres nau fez esses atrachas fila seg<strong>und</strong>a que viole


assentum com as beschers cabecas fez nun erst recht sich<br />

verletzen sed in sec<strong>und</strong>as tactes tres allez verliern was sie<br />

vorher frohen mutes errungen neben s<strong>ein</strong>em f<strong>ein</strong>de niemand<br />

will sitzen commandment der vorsicht okay the leaders<br />

frontmen did not quel che non ha pensato prodotto com bon<br />

dottores secudo stifft mit dem fuÇ oof er wollte nicht wozu<br />

auch wo sie ihm nonchalant den fickel gezeigt et avec schmackes<br />

abserviert jede spÅtere avance nur <strong>im</strong> hinblick auf s<strong>ein</strong>e<br />

fachqualitÅten s<strong>ein</strong> geistcorpus allenfalls geduldet waren doch<br />

alle gleich <strong>ein</strong> <strong>und</strong> desselben kalibers <strong>ein</strong> standpunkt den <strong>die</strong><br />

oberen medizinalrÅte sich teilten / er / hilflos kl<strong>ein</strong> <strong>und</strong> hÅsslich<br />

<strong>die</strong> negativen gefÄhle selbst jetzt auf <strong>die</strong>sem vielbesung<br />

<strong>und</strong> orbi bew<strong>und</strong>erten platz suchten ihn he<strong>im</strong> isso a saber eses<br />

quem pensa tambem reproduziram se te<br />

-vermehrung vermehrung schrie der kl<strong>ein</strong>e makake vertrieven<br />

von s<strong>ein</strong>em weiwe retrievet ex det jÄngere des bis zur hellen<br />

<strong>und</strong> lucksigen dringt<br />

dat namelijk degnen de dachten reproduceerden ook zich vil<br />

mal mehres ma wenges as dei wo degnen de niet<br />

reproduceerden ta bom esses quem nao pensaram reprozidi<br />

tam<br />

kum zu mer in m<strong>ein</strong>e tent vil liebe min<br />

de rÇpel vrocht wir sechent finden schin<br />

ceux-la derriere dans le deuxieme rong avec la tetes the well<br />

informed circles innerten kÉppsels behaven sich well vom<br />

elbischen hoch gerÄhmt doch alles verbraucht lange vor unserer<br />

zeit sonst wÅr's heute der exportschlager wie dubais Él<br />

chinas erden afrikas diamanten kÄnftige generationen werden<br />

vielleicht in notzeiten hier alles abreiÇen ausweiden wie vordem<br />

tschernobli <strong>die</strong> attische polis <strong>und</strong> verschiedene andere<br />

antike jetzt trÄmmerstÅtten kriege wie der uns bevorsteht besorgen<br />

den rest<br />

atemberaubend das rathaus wÄrde selbst klaus zugegeben<br />

haben nach all s<strong>ein</strong>en raubzÄgen falls er <strong>die</strong> hammerburg er-


obert hÅtte gegen <strong>ein</strong>e zusammenrÄckende kaufmannschaft<br />

waghalsig zugetraut hÅtte man ihm das doch als <strong>die</strong> ihr gold<br />

zusammenlegten sich nicht lumpen lieÇen vor reichtum fast<br />

platzten <strong>die</strong> pfeffersÅcke <strong>und</strong> sollte auch so bleiben ad<br />

eternam hatte er k<strong>ein</strong>e chance mehr sie jagten ihn stellten ihn<br />

verdroschen ihn <strong>und</strong> <strong>die</strong> s<strong>ein</strong>en nach strich <strong>und</strong> faden damit<br />

wir auch weiterhin unseren lustbarkeiten frÉnen kÉnnen prosit<br />

theaterpremieren sk•l ihr klassikkonzerte prost operetten<br />

nasdrowje ballett wohlbehÄtet unter lauschigen laubengÅngen<br />

lustwandeln <strong>und</strong> den narren aller provenienzen lauter verhinderte<br />

klÅuse-eff-eff be<strong>im</strong> radschlagen zugucken <strong>ein</strong>ige tun es<br />

ex professione lassen sich von wind <strong>und</strong> wetter nicht abschrecken<br />

warum <strong>die</strong> stadtvÅter so'nnen klamauk nicht verhindern?<br />

<strong>die</strong> wissen genau wem sie konzessionen machen mÄssen <strong>ein</strong>em<br />

seilakrobaten der <strong>die</strong> welt auf den kopf stellt wie der das<br />

macht? speist mit dem kopf nach unten tisch teller rumpsteak<br />

rotw<strong>ein</strong> bratkartoffeln alles nach unten trinkt wie geht das? zu<br />

<strong>die</strong>ser art selbstentblÉÇung hatte ich nie <strong>ein</strong>en drang schon als<br />

kind nicht wo sie mich bei <strong>ein</strong>er schulvorstellung auf <strong>die</strong> bÄhne<br />

schubsen wollten ins sch<strong>ein</strong>werferlicht ich aber weigerte<br />

mich hielt <strong>und</strong> h<strong>alt</strong>e mich lieber <strong>im</strong> hintergr<strong>und</strong> von wo ich<br />

gern gute ratschlage erteile andere rÅumen <strong>die</strong> preise ab dritte<br />

den dreck weg mann <strong>die</strong> pantom<strong>im</strong>e! ich wÅre fast gestÄrzt<br />

vor schreck als <strong>die</strong> statue plÉtzlich ihre hand ausstreckt in<br />

ihrer geraden aufgerichtetheit respektsperson wir zeigen's den<br />

scharen der passanten <strong>und</strong> gaffer paare sich vorbei drÅngend<br />

voller lust ja auch lust! denn schnell verpufft was wir fÄr liebe<br />

h<strong>alt</strong>en schnell sind wir zu <strong>alt</strong> dafÄr <strong>und</strong> verkaufen unsere<br />

hoffnungen fÄr <strong>ein</strong> linsengericht oder <strong>ein</strong> paar goldene lÉffel<br />

oh hÅtte ich doch <strong>ein</strong>e dulzinea auf <strong>die</strong> ich hoffen dÄrfte geht<br />

es vielen wie mir arrivierten singles deren lebenszeit ihnen<br />

wie sand durch <strong>die</strong> finger rinnt wenn mir das jemand geweissagt<br />

hÅtte wir gieÇen gierig teure w<strong>ein</strong>e in unseren schl<strong>und</strong> bis<br />

es vorbei mit uns ist wir fÄhlen uns wohl in unseren erdlÉ-


chern schicken <strong>die</strong> frauen hinaus in den krieg wie weiland der<br />

kl<strong>ein</strong>e diktator <strong>und</strong> um <strong>die</strong> wÅsche kÄmmern wir uns selbst<br />

zechen dabei mit radaukri<strong>die</strong>r tenspielen bis der kopf uns<br />

zerplatzt hin <strong>und</strong> her gehen <strong>die</strong> federbÅlle der kindheit hin <strong>und</strong><br />

her bis wir ersaufen <strong>im</strong> glÄck <strong>und</strong> heute? <strong>die</strong> geschmÅcker<br />

wandeln sich selten zum besseren vieles war frÄher idyllischer<br />

<strong>und</strong> statt in den krieg oder auf <strong>die</strong> jagd zog es plÉtzlich kÉnige<br />

freiherrn fugger <strong>und</strong> kantianer <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>en elternlosen kinder<br />

ihres reviers in <strong>die</strong> kunst des lesens schreibens rechnens an<br />

<strong>und</strong> fÄr sich zuerst jedoch mussten sie aus der gefangenschaft<br />

befreit werden in <strong>die</strong> sie skruppellose menschenhÅndler: <strong>ein</strong>zuweihen<br />

es geht ihm wie manchen leuten mit ihren haaren: mal fasson<br />

mal stoppel oder wuschel / irokese popper afrikaner / page<br />

pony oder zopf / pferdeschwÅnze nicht vergessen / dauerwelle<br />

oder dutt / strÅhnviech oder lockenzeisig / samt perÄckles'<br />

zottelhaar<br />

gut nicht jeder kann alles tragen ihm selber bleibt ganz ausgepowerte<br />

ackerkrume in <strong>die</strong>ser sonnverbrannten Édnis nur s<strong>ein</strong><br />

billiges toupet <strong>ein</strong>e ebene ist <strong>die</strong>se wÄste <strong>ein</strong> fester sicherstÅndiger<br />

urgr<strong>und</strong> auf welchem ihre unsteten blicke wie streulicht<br />

umherirren von kottkamps schlechtem atem erst sichtbar gemacht<br />

topografiert dope-entiert sodomiert isos-pen<strong>die</strong>rt <strong>und</strong><br />

isotopendotiert weithin poliert stelle ich mir sie vor matt<br />

sch<strong>im</strong>mernd in <strong>ein</strong>em unerklÅrlichen licht welches <strong>die</strong> luft<br />

fluoreszieren macht <strong>und</strong> alle oberflÅchen glÅnzen in r<strong>ein</strong>stem<br />

gold <strong>ein</strong>web umflossen vom licht <strong>und</strong> der luft<br />

dass sie Äberhaupt existieren samt augen ohren mÄndern <strong>und</strong><br />

dem ganzen unterbau sehen lauschen schlunzen <strong>und</strong> verbrennen<br />

ist vielleicht das w<strong>und</strong>erbarste an der ganzen geschichte<br />

sie kÉnnten auf all <strong>die</strong>s ja auch verzichten geisteswesen <strong>die</strong><br />

sich mit spektrometern orientieren <strong>und</strong> von rÉntgenstrahlen<br />

ernÅhren aber n<strong>ein</strong>: glatt rasiert an becken backen <strong>und</strong> b<strong>ein</strong>en


auch <strong>die</strong> dame ges<strong>und</strong> <strong>ein</strong>igermaÇen <strong>und</strong> zielstrebig ihres<br />

weges gehend weil es gelÄstet sie nach nichts wÅhrend <strong>die</strong><br />

herren vor ihr den hut ziehen b<strong>ein</strong>ahe das <strong>ein</strong>zige kleidungsstÄck<br />

das sie anhaben<br />

sie sehen sich um sie sehen sich an<br />

doktor m: so viele sind gekommen so viele<br />

herr b: sind umgekommen<br />

der kaiser: muss jetzt etwas gesagt werden?<br />

doktor m (denkt nach dann): es muss nichts gesagt werden<br />

herr b: es kann auch geschwiegen werden<br />

der kaiser: es kann<br />

doktor m: auch geschwiegen werden<br />

sie schweigen<br />

karin k (jammernd): mir ist k<strong>alt</strong><br />

doktor m: wovon kann denn geschwiegen werden?<br />

herr b (streng): wenn geschwiegen wird wird geschwiegen<br />

doktor m: jemand muss das letzte wort haben<br />

kottkamp will etwas erwidern doch s<strong>ein</strong>e tochter fasst ihn<br />

warnend am arm<br />

doktor m: schweigen heiÇt nicht: zust<strong>im</strong>men<br />

herr b: schweigen heiÇt: nicht zust<strong>im</strong>men<br />

wieder schweigen sie <strong>ein</strong>e zeitlang sehen sich an scharren hie<br />

<strong>und</strong> da verlegen mit den fÄÇen nur um ihr schweigen danach<br />

um so verbissener fortzusetzen<br />

doktor m (zu b): woran denkst du?<br />

herr b: was du zuletzt gesagt hast<br />

doktor m (zum kaiser): <strong>und</strong> du?<br />

der kaiser: m<strong>ein</strong>e schuhe kneifen<br />

karin k: mir ist k<strong>alt</strong> <strong>und</strong> ich bin depressiv <strong>und</strong> ich habe zahnschmerzen<br />

aber das stÉrt ja k<strong>ein</strong>en<br />

doktor m (betrachtet interessiert <strong>die</strong> kaiserlichen schuhe):<br />

neu?<br />

der kaiser: ja<br />

herr b (zum doktor): d<strong>ein</strong>er fre<strong>und</strong>in ist k<strong>alt</strong>


doktor m: lass man<br />

er macht sich an kottkamps schuhen zu schaffen<br />

doktor m: <strong>und</strong> wo?<br />

der kaiser zeigt auf <strong>die</strong> stelle<br />

doktor m (indem er sie anfasst <strong>und</strong> befÄhlt): hier?<br />

der kaiser: ja<br />

doktor m: zieh sie mal aus<br />

wÅhrend der nÅchsten minuten untern<strong>im</strong>mt muckenbarth <strong>ein</strong>iges<br />

um kottkamps schuhe in ordnung zu bringen der kaiser<br />

muss sie mehrmals an- <strong>und</strong> wieder ausziehen<br />

der kaiser (genervt): hÉr auf damit das bringt doch nichts<br />

schwitzend richtet der doktor sich auf wÅhrend karin ostentativ<br />

hochmÄtig & beleidigt auf dem blanken boden der ebene<br />

sitzt <strong>und</strong> an ihrer letzten salzstange knabbert<br />

herr b (zum kaiser): sie kommt in <strong>die</strong> wechseljahre (zu karin):<br />

du solltest mal zu doktor lammert gehen<br />

der kaiser: sie ist bei muckenbarth in behandlung<br />

herr b: ach der<br />

er lÅsst <strong>ein</strong> loblied auf den orthopÅden vom stapel der ja schon<br />

so vielen leuten geholfen habe zu mÄckes vorzÄgen fÅllt den<br />

herren weit weniger <strong>ein</strong> sie tauschen sich noch Äber <strong>ein</strong>ige<br />

andere Årzte aus dann versandet das gesprÅch<br />

nach <strong>ein</strong>iger zeit sagt<br />

doktor m: wir kÉnnten s<strong>ein</strong> wie <strong>die</strong> tiere<br />

der kaiser: s<strong>ein</strong> wie tiere?<br />

doktor m: schweigen wie <strong>die</strong> tiere nicht nach der zeit fragen<br />

weder vergangenheit noch zukunft kennen<br />

karin k: <strong>im</strong>mer guter dinge s<strong>ein</strong><br />

der kaiser: nur auf das <strong>ein</strong>e aus<br />

herr b: ich glaube nicht dass <strong>die</strong> tiere schweigen<br />

doktor m: ich glaube dass tiere nach der zeit fragen<br />

herr b: <strong>im</strong>mer wenn fritz w<strong>alt</strong>er schlecht drauf war hat er nach<br />

mir geschnappt - guckt hier<br />

er zeigt ihnen <strong>ein</strong>e narbe an s<strong>ein</strong>em linken unterarm


der kaiser: ich erinnere mich was ist aus ihm geworden?<br />

karin k: mir knurrt allmÅhlich der magen<br />

doktor m: wie spÅt ist es?<br />

sie wissen es nicht k<strong>ein</strong>er weiÇ es<br />

doktor m: m<strong>ein</strong> zeitgefÄhl ist total futsch<br />

sie schweigen bis plÉtzlich kottkamp dem doktor aufmunternd<br />

auf den hintern klopft<br />

der kaiser: willst du ficken?<br />

mÄcke wiegt gemÅchlich s<strong>ein</strong>en unterleib<br />

herr b: wenn ihr euch nicht beherrschen kÉnnt verschwindet<br />

wenigstens nach hinten<br />

der kaiser: wo hinten?<br />

herr b: wo man euch nicht sehen kann<br />

der kaiser: hier kann jeder alles sehen<br />

herr b: ich zeige euch wohin! ich muss sowieso trainieren<br />

er richtet sich auf <strong>und</strong> lÅuft weg weit Äber <strong>die</strong> ebene lÅuft er so<br />

weit dass er fast am horizont verschwindet karin sieht ihm<br />

nach m <strong>und</strong> k befummeln <strong>ein</strong>ander es geht ziemlich handfest<br />

zur sache zwischendurch sagt<br />

doktor m: d<strong>ein</strong>e tochter<br />

karin k (aufblickend): ich habe hunger <strong>und</strong> mir ist k<strong>alt</strong><br />

doch <strong>ein</strong> kottkamp lÅsst sich von zwischenrufen nicht ablenken<br />

als sie fast fertig sind kommt b keuchend zurÄck<br />

doktor m: hÅttest du nicht warten kÉnnen?<br />

der kaiser: m<strong>ein</strong>st du mich oder ihn?<br />

doktor m: dich <strong>und</strong> ihn<br />

<strong>die</strong> beiden ziehen ihre hosen hoch k<strong>ein</strong>er sieht den anderen an<br />

jedem auÇenstehenden muss ihre lage trostlos ersch<strong>ein</strong>en vielleicht<br />

in <strong>ein</strong>er hellen minute bemerken sie selbst wie <strong>ein</strong>sam<br />

sie sind vollkommen all<strong>ein</strong> in <strong>ein</strong>em fremden <strong>und</strong> f<strong>ein</strong>dlichen<br />

kosmos opfer <strong>ein</strong>er gnadenlosen ÄbermÅchtigen natur <strong>die</strong> alles<br />

wÄnschen alles wollen alle katastrophen ihres lebens <strong>und</strong><br />

sogar jede ihrer handlungen bis ins kl<strong>ein</strong>ste detail vorbest<strong>im</strong>mt<br />

doch flugs verdrÅngen sie den lÅstigen zweifel h<strong>alt</strong>en


sich nicht unnÉtig mit depressiven stÉrungen logischen unst<strong>im</strong>migkeiten<br />

der sogenannten realitÅt <strong>und</strong> anderen nebendingen<br />

auf sondern stoÇen <strong>die</strong> ganze erdrÄckende fragwÄrdigkeit<br />

ihrer existenz samt troja pyramiden <strong>und</strong> athen / alexander<br />

<strong>und</strong> augustus / staufern pÅpsten <strong>und</strong> islam / preuÇen habsburg<br />

<strong>und</strong> den fuggern / renaissance <strong>und</strong> der moderne in <strong>die</strong> zahllosen<br />

untiefen ihres verwirrten bewussts<strong>ein</strong>s verdrÅngung hÅlt<br />

bekanntlich unser ganzes sozialsystem am laufen wo kÅmen<br />

wir hin wenn wir jedem skrupel jedem irrationalen vorbeh<strong>alt</strong><br />

nachgeben aus jeder grille des verstandes <strong>ein</strong>en kranken elefanten<br />

unserer gesellschaftlichen existenz machten nichts als<br />

chaos kriege untergang verwÄstung <strong>und</strong> orientierungslosigkeit<br />

wÅren <strong>die</strong> folge<br />

trotz ihrer trostlosen lage sind sie bemerkenswert streitbar <strong>und</strong><br />

gr<strong>und</strong>opt<strong>im</strong>istisch denn sie gehÉren nicht zu jener fÄnften<br />

kolonne <strong>die</strong> bei der kl<strong>ein</strong>sten schwierigkeit sofort <strong>die</strong> flinte ins<br />

korn wirft sondern jeder fÄhlt sich berufen der gem<strong>ein</strong>schaft<br />

aus der patsche zu helfen <strong>und</strong> zwar ganz uneigennÄtzig ohne<br />

billig auf den eigenen vorteil zu schielen was wÄrde <strong>ein</strong>em<br />

der schÉnste vorteil auf <strong>die</strong>ser kargen flÅche denn auch nÄtzen?<br />

<strong>die</strong> nichts zu bieten hat als ihr ewiges mattes leuchten<br />

n<strong>ein</strong> hier gibt es absolut nichts zu holen nicht <strong>ein</strong>mal schmeiÇfliegen<br />

kann sie vorweisen staub laub oder vertrocknete kuhfladen<br />

vÉllig ke<strong>im</strong>frei sch<strong>ein</strong>t sie zu s<strong>ein</strong> zu konflikten nicht<br />

anlass gebend<br />

<strong>und</strong> dann das: mitten in <strong>die</strong>ser weiten sonnverbrannten matt<br />

<strong>und</strong> mÄde sch<strong>im</strong>mernden <strong>ein</strong>Éde entdeckt herr b auf <strong>ein</strong>er<br />

s<strong>ein</strong>er laufpartien <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>zelnen <strong>ein</strong>samen hÄgel <strong>und</strong> auf<br />

dessen kuppe <strong>ein</strong> <strong>alt</strong>es halb verfallenes schloss gebaut fÄr<br />

wilhelm h<strong>ein</strong>rich otto schleswigus genannt der barbacana<br />

davor <strong>ein</strong> paar dutzend trÅge dÉsende pferde <strong>und</strong> dahinter<br />

buden <strong>und</strong> bierzelte auslagen von nippes- <strong>und</strong> schmucklÅden<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>e schrottreife schiffschaukel von irgendwo in der ferne


schallt alberne schlagermusik herÄber <strong>ein</strong>e l<strong>ein</strong>enbespannte<br />

hÉlzerne stellwand auf <strong>die</strong> <strong>ein</strong> dutzend in den bÅumen versteckte<br />

halbleiterlaser unsere dreid<strong>im</strong>ensionale realitÅt projizieren<br />

deren erstaunliche wendungen von trollen nachtmahren<br />

nymphen <strong>und</strong> anderen fabelwesen gebannt verfolgt werden<br />

trennt den vergnÄgungsbereich von der virtuellen arbeit sie<br />

wird von groÇen quaderfÉrmigen strohballen gestÄtzt zwischen<br />

denen sich mucksig damals erst sechs oder sieben sowie<br />

brunner <strong>und</strong> kottkamp through many battles did not dare to<br />

call h<strong>im</strong>self an emperor gesetzwidrig aufh<strong>alt</strong>en alle drei ausnehmend<br />

durstig<br />

<strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e mÄcke beobachtet interessiert <strong>ein</strong>en vollkommen<br />

entspannten sch<strong>im</strong>mel dessen empfindliche nÄstern wie <strong>ein</strong>e<br />

schwebebahn Äber den trockenen aufgerissenen lehmboden<br />

fahren ach! wie liebt er <strong>die</strong>se edlen geschÉpfe! wie gern wÄrde<br />

er selbst <strong>ein</strong>es besitzen! be<strong>im</strong> nachbarn hat er <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong><br />

fohlen zur welt kommen sehen <strong>und</strong> wenn es mit s<strong>ein</strong>en noch<br />

geburtsfeuchten am kopf klebenden ohren auch sehr <strong>ein</strong>em<br />

kl<strong>ein</strong>en esel glich ist es fÄr ihn das schÉnste tier von allen<br />

gewesen spÅter hat er es auf s<strong>ein</strong>er koppel besucht hat es inniglich<br />

gestreichelt ihm koseworte zugeflÄstert <strong>und</strong> ihm obst<br />

<strong>und</strong> sÄÇigkeiten zugesteckt <strong>die</strong> es mit genuss verschlang wÅhrend<br />

s<strong>ein</strong> wohltÅter davon trÅumte der<strong>ein</strong>st als cowboy mit<br />

ihm durch den wilden westen zu streifen<br />

der kaiser: achtung! versteckt euch! sie kÉnnen jeden moment<br />

kommen (zur mÄcke): kopf runter habe ich gesagt <strong>und</strong> k<strong>ein</strong>en<br />

mucks<br />

<strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e mÄcke (frÉhlich von <strong>ein</strong>em strohballen zum nÅchsten<br />

hÄpfend): ich passe schon auf dass sie mich nicht sehen<br />

der kaiser: du machst mich wahnsinnig<br />

herr b: m<strong>ein</strong> h<strong>und</strong>! ich will fritz w<strong>alt</strong>er wiederhaben<br />

der kaiser (zu b): bevor ich dir <strong>ein</strong>en gefallen tue mensch!<br />

<strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e mÄcke: sind sie weg?<br />

der kaiser: <strong>im</strong> moment ja aber sie kommen best<strong>im</strong>mt wieder


<strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e mÄcke (aufgeregt): lasst uns <strong>ein</strong> fort bauen <strong>ein</strong>e<br />

festung mit schutz<strong>wal</strong>l <strong>und</strong> schÄtzengrÅben damit wir uns<br />

verteidigen kÉnnen<br />

er klettert auf <strong>ein</strong>en groÇen Strohballen<br />

<strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e mÄcke: los kommt!<br />

herr b: du mit d<strong>ein</strong>en sinnlosen aktivitÅten es soll ja in berlin<br />

philosophen geben <strong>die</strong> ihren verstand zusammenf<strong>alt</strong>en <strong>und</strong> in<br />

<strong>die</strong> hosentasche stecken sobald der kanzler naht ich gehÉre<br />

nicht zu <strong>die</strong>ser sorte<br />

der kaiser (zur mÄcke): nicht so eilig erst musst du etwas essen<br />

du armes wurm damit du groÇ <strong>und</strong> stark wirst<br />

er macht anst<strong>alt</strong>en ihm <strong>ein</strong>e seltsame glibberige flÄssigkeit<br />

<strong>ein</strong>zuflÉÇen doch <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e mÄcke weicht ihm aus <strong>und</strong> hangelt<br />

sich blitzschnell auf den nÅchsten strohballen<br />

<strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e mÄcke: fang mich doch<br />

der kaiser (enttÅuscht bis beleidigt): wer nicht will der hat<br />

schon<br />

herr b: so wird das nie was mit eurem fort<br />

der kaiser: hast dir's Äberlegt eh?<br />

herr b: ihr mÄsst <strong>die</strong> ballen hÉher schichten<br />

<strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e mÄcke (begeistert): ja los los!<br />

der kaiser fasst mit an sie versuchen es mit aller macht<br />

der kaiser: zu schwer<br />

<strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e mÄcke (zu b): hilf uns mal<br />

der kaiser: der! mir m<strong>ein</strong> gottesgnadentum abspenstig machen<br />

das ist alles was er kann<br />

herr b verschrÅnkt <strong>die</strong> arme Äber der brust offensichtlich fÄhlt<br />

er sich in s<strong>ein</strong>er ehre angegriffen erst als kottkamp ihm zwe<strong>im</strong>al<br />

ordentlich in den hintern tritt packt er mit an er ist <strong>und</strong><br />

bleibt <strong>ein</strong> bremser <strong>und</strong> stÉrenfried den man in <strong>ein</strong>em team<br />

nicht brauchen kann zu dritt schaffen sie es den ungeordneten<br />

haufen zu <strong>ein</strong>er pyramide umzuschichten sie keuchen <strong>und</strong><br />

schwitzen<br />

der kaiser: lasst lÄcken fÄr <strong>ein</strong> paar wege <strong>und</strong> schleichpfade


<strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e mÄcke: <strong>ein</strong> labyrinth au ja!<br />

nachdem sie fertig sind schÄtteln sie sich staub <strong>und</strong> stroh aus<br />

haaren joppen <strong>und</strong> b<strong>ein</strong>kleidern<br />

herr b (blickt an sich herunter): alles <strong>ein</strong>gesaut! widerlich<br />

der kaiser (zur mÄcke): du stellst dich oben hin <strong>und</strong> schlÅgst<br />

alarm falls <strong>die</strong> blÉdmÅnner zurÄckkommen<br />

<strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e mÄcke (auf <strong>ein</strong>em strohballen hopsend): juhu!<br />

herr b (zu kottkamp): du musst mehr mit der zeit gehen aufsaugen<br />

was in der luft liegt sonst geht es dir wie den bourbonen<br />

franzÉsischen <strong>und</strong> spanischen den hohenzollern zarewitschen<br />

merowingern staufern karolingern <strong>und</strong> wie sie alle hie-<br />

Çen <strong>die</strong> sondersamt am ende ausgestorben sind<br />

der kaiser: wieso ausgestorben?<br />

herr b: <strong>ein</strong> schatten ihrer selbst<br />

<strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e mÄcke (von oben rufend winkend): ulla! hal-lo!<br />

hier sind wir!<br />

der kaiser (zu b): <strong>und</strong> d<strong>ein</strong>e frau?<br />

herr b: ach <strong>die</strong>! wir sind nicht besonders eng wenn du verstehst<br />

was ich m<strong>ein</strong>e<br />

der kaiser sagt nichts<br />

<strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e mÄcke (frÉhlich): sie kommt<br />

<strong>ein</strong>e ferne st<strong>im</strong>me: es gibt es-sen!<br />

<strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e mÄcke (eilig): ich muss los wir kÉnnen morgen<br />

weiterspielen<br />

<strong>die</strong> st<strong>im</strong>me: tuve que turve hazer con sobre de la humanidad<br />

un dantes allegorie og hva som gjÉr med ingens overlev<br />

klappts nit<br />

nee! - dat klopt inderdaad niet loss keh pensaron reproduzido<br />

tambjen il pozzo glizarro ha infernale kertschnoi in<br />

bollskoles zito kell pensato de lor stesun in prodotto <strong>die</strong> achter<br />

in de tweede rei <strong>die</strong> deeds aufte vordere kamer lederne<br />

frontman in back andere rekken to strieten som voldsomt<br />

nikket ihr cock la seg<strong>und</strong>a filia que bezeo kapodoko begudo


ehtschieno violenze lehne line e loncello kon kabezas hizer<br />

beguro fluoron et neuteron registram eskubar zirkulos bien<br />

informados von westos drÄben drÅuen wolken <strong>die</strong> sich hoch<br />

<strong>und</strong> hÉher tÄrmen riesige weiÇe schaumberge auf dÄster werdendem<br />

blaugr<strong>und</strong> bis <strong>die</strong> gesichter <strong>die</strong>se fettig-feuchten eben<br />

noch Äber bierglÅsern leuchtenden menschengesichter bÅrtigen<br />

anekdoten nachhÅngend zahnfaulen witzen oder froh sich<br />

wegen der lauten musik nicht unterh<strong>alt</strong>en zu mÄssen wÅhrend<br />

<strong>die</strong> pferde <strong>die</strong> <strong>die</strong> ganze zeit ruhig <strong>und</strong> friedlich gegrast haben<br />

sorgenvoll westwÅrts wittern stell wenn du willst <strong>und</strong> mut<br />

hast <strong>die</strong> bÅnke nach sÄden der sonne entgegen lass wenn du<br />

willst <strong>die</strong> motten an das gebÅlk den holzwurm stoÇ d<strong>ein</strong>en<br />

nachbarn an mit dem arm<br />

-gleich gibt's was<br />

-'n echten tornado mÉchte ich m<strong>ein</strong>en<br />

<strong>und</strong> wirklich: <strong>im</strong>mer wieder gibt es hier oben solche stÄrme<br />

denen <strong>die</strong> burg schon <strong>ein</strong> halbes jahrtausend standgeh<strong>alt</strong>en hat<br />

aus <strong>ein</strong>em speziellen st<strong>ein</strong> ist sie gemeiÇelt der damals von<br />

weither beigeschafft wurde nun steht <strong>ein</strong> bierzelt neben der<br />

festung schutzlos <strong>und</strong> k<strong>ein</strong>en schutz bietend auf <strong>die</strong>ser hÉhe<br />

wo winde sich grausam entf<strong>alt</strong>en wie sonst nur orkane auf<br />

tropischer see<br />

so sprach der pramata: was wollt ihr fremden taugenichtse<br />

<strong>und</strong> versager ihr habt uns nichts zu befehlen eure reden kÄmmern<br />

hier k<strong>ein</strong>en euch fehlen atman manas <strong>und</strong> phala euch<br />

fehlt pramiti den wohlver<strong>die</strong>nten feierabend werden wir uns<br />

von euch nicht verderben lassen hÉchstens w<strong>und</strong>ern wir uns<br />

wie man s<strong>ein</strong> leben in schmuddeligen ateliers <strong>und</strong> staubigen<br />

stu<strong>die</strong>rstuben vergeuden kann schaut her: unter unseren dÉrflerinnen<br />

sind schÉne wohlgeformte frauen nicht seltener als<br />

unter musen <strong>und</strong> nymphen schaut nur! schaut ihnen zu! <strong>die</strong><br />

meisten sind schon vergeben <strong>und</strong> wenn nicht habt ihr bei ihnen<br />

auch k<strong>ein</strong>e chance ihr kÉnnt sie noch so begaffen wir sind<br />

am zug sie wollen euch nicht wollen k<strong>ein</strong>e dahergelaufenen


leichtgewichte <strong>und</strong> brillentrÅger das sagen wir euch hiermit<br />

klipp <strong>und</strong> klar sie wÄrden wenn schon viel lieber etwas exotisches<br />

ausprobieren oder vor <strong>alt</strong>en geschlechtern mit riesigen<br />

landgÄtern auftanzen _sss frizzzzz the cat soweit sie sie aus<br />

dem fernsehen kennen minister <strong>und</strong> feldherren werden bei uns<br />

wohlwollend aufgenommen abgeordnete <strong>und</strong> uniformierte<br />

sicherheitskrÅfte jeder coleur bis hinunter zum gem<strong>ein</strong>en feuerwehrmann<br />

aber ihr holt euch bitte woanders <strong>ein</strong>en runter bei<br />

euren hippen schrapnellen <strong>die</strong> malerin so-<strong>und</strong>-so fre<strong>und</strong>in<br />

<strong>ein</strong>es <strong>die</strong>ser ganz groÇen wir haben sie mal auf fotos gesehen<br />

k<strong>ein</strong>en von uns soviel steht fest wÄrde sie auf touren bringen<br />

best<strong>im</strong>mt nicht nur schwierigkeiten macht <strong>die</strong>se art frau <strong>und</strong><br />

beweist ihr kÄnstlerphilosophen oder wie ihr euch sch<strong>im</strong>pft<br />

seid auch k<strong>ein</strong>e besseren menschen da kÉnnt ihr noch soviel<br />

protzen blasen <strong>und</strong> pumpen kritzeln <strong>und</strong> malen auch ihr werdet<br />

Ålter eure kÉrper verfallen eure zÄge zerflieÇen Äbel riecht<br />

heute der westwind nach toten fischen <strong>und</strong> fauligen algen<br />

-guck mal der bÅumer rufen sie gut gelaunt <strong>und</strong> noch ganz<br />

begeistert von ihrer begrÄÇungsansprache treibt jeden tag<br />

sport <strong>und</strong> lÅÇt sich nicht hÅngen stemmt treu s<strong>ein</strong>e hanteln ist<br />

mitglied in allen ver<strong>ein</strong>en <strong>und</strong> pflegt zur freude s<strong>ein</strong>er neun<br />

jahre jÄngeren gattin auch noch den garten ihr aber verweigert<br />

euch eurem erbe <strong>und</strong> dem eurer vÅter dem morgenappell der<br />

an jeder amerikanischen schule seit jeher zum standard gehÉrt<br />

darum sind <strong>die</strong> so erfolgreich be<strong>im</strong> ausheben ganzer jahrgÅnge<br />

oder in asien wo der gruppenzwang noch viel stÅrker ist da<br />

wollen sie euch auch nicht haben<br />

unter derlei schallmeienklÅngen vollzog sich der wetterwechsel<br />

sah sich <strong>die</strong> bierselige wohlig schnurrende menge widerwillig<br />

gezwungen <strong>die</strong> sperren wegzurÅumen - wer das zu verantworten<br />

hat! mit stacheldraht wozu schÄtzt der staat <strong>alt</strong>e<br />

gemÅuer vor s<strong>ein</strong>en bÄrgern? wir haben frauen <strong>und</strong> kinder<br />

dabei <strong>und</strong> <strong>ein</strong> baby kille kille lÅchele doch mal du kl<strong>ein</strong>er<br />

mann sollen sie vom blitz erschlagen werden oder von herab-


stÄrzenden Åsten? was ist dagegen <strong>die</strong> schutzwÄrdigkeit <strong>ein</strong>es<br />

denkmals angebliche <strong>ein</strong>sturzgefahr dass ich nicht lache bei<br />

<strong>die</strong>sem massivbau<br />

tropfte, dann stÅrker, dampften <strong>die</strong> pferderÄcken<br />

tropfte dann stÅrker, dampften<br />

tropfte dann, stÅrker dampften <strong>die</strong> pferderÄcken<br />

<strong>die</strong> neuen geschÉpfe passen nicht durch <strong>die</strong> tore ohne arg<br />

betreten sie das palais vorsicht hau nicht den kopf dir an<br />

stÅmmiger waren frÄher <strong>die</strong> tiere <strong>und</strong> menschen besser geerdet<br />

heute will jeder ganz hoch hinaus bis alle sich endlich <strong>im</strong><br />

innenhof drÅngen <strong>ein</strong> dorf auf den spuren s<strong>ein</strong>er geschichte<br />

wo sie gleich wieder nass werden kommt schnell r<strong>ein</strong> hier ist<br />

noch platz unter riesigen kuppeln in den gemÅchern der herren<br />

den verliesen voller gefangener in des astrologen giebelstube<br />

den lange schon geplÄnderten remisen der hammerburg der<br />

krone sÄdholst<strong>ein</strong>s wo schleswigus mit groÇem gefolge nur<br />

zwei drei mal zu nÅchtigen beliebte selbst <strong>die</strong>s ist nicht h<strong>und</strong>ertprozentig<br />

verbÄrgt aber geplant war's best<strong>im</strong>mt noch viel<br />

Éfter acht gew<strong>alt</strong>ige hauptkÉrper tragen <strong>die</strong> <strong>im</strong>posanten gewÉlbe<br />

dorthin<strong>ein</strong> drÅngt sich das volk sie alle wollen <strong>ein</strong> trockenes<br />

plÅtzchen schreiten voran links <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en schlurfen<br />

nach gusto stumpf ist ihr sinn <strong>die</strong> anderen rechts warten geduldig<br />

in ihrer schlange vor dem fliegenden teppich auf dem<br />

<strong>ein</strong> pflichtbewusster kalif <strong>ein</strong>st stÅndig Äber s<strong>ein</strong>em herrschaftsgebiet<br />

kreiste er hat den dÅnen damit beschenkt jetzt<br />

hÅngt es <strong>alt</strong>en meistern zur seite dunkle knopfÅugl<strong>ein</strong> schielen<br />

schreckhaft aus lÉchern <strong>und</strong> ritzen hinauf pelzige pfoten kratzen<br />

sich leise am nackigten ohr<br />

<strong>die</strong> fenster: wer <strong>die</strong> geplant hat aus sicherheitsgrÄnden? damit<br />

<strong>die</strong> damen des hauses auch unter dem hagel brennender pfeile<br />

<strong>die</strong> ruhe bewahrten selbst kanonenkugeln konnten den mauern<br />

nichts anhaben nun ragen heraus: extremitÅten winkende arme<br />

offene mÅuler <strong>die</strong> grÅten exotischer fische <strong>und</strong> riesige lautsprecher<br />

reste ausrangierter kl<strong>im</strong>aanlagen ungemachte betten


tische stÄhle ganze wohnungs<strong>ein</strong>richtungen hoffentlich gut<br />

festgezurrt denkt der freiwillige wenn <strong>die</strong> da runterfallen!<br />

nickende kÉpfe mit geschlossenen augen <strong>und</strong> verb<strong>und</strong>enem<br />

m<strong>und</strong> was zuviel ist ist zuviel! schrei es laut! <strong>und</strong> dann noch<br />

<strong>die</strong> wuselnden bÅlger wo <strong>ein</strong>st fÄrstliche hochzeiten prunkvoll<br />

gefeiert abgesandte fremder lÅnder empfangen <strong>und</strong> vornehme<br />

aber unbeugsame zinspflichtige gekÉpft wurden nicht anders<br />

als heute ihnen fehlte der respekt vor der staatlichen ordnung<br />

<strong>ein</strong>en obulus zu entrichten zum erh<strong>alt</strong> <strong>die</strong>ser burg <strong>die</strong> uhren<br />

gehen hier langsamer doch tÅusche dich nicht <strong>ein</strong> absolutes<br />

maÇ der zeit zu kennen das wÅr's! <strong>ein</strong> maÇ ihrer unmerklichen<br />

beschleunigung so vergeht sie nur sie vergeht <strong>ein</strong>fach <strong>und</strong> wir<br />

schauen ohnmÅchtig zu langsam verformen sich <strong>die</strong> sek<strong>und</strong>en<br />

wie <strong>die</strong> zÄge der menschen <strong>und</strong> menschen geschlechts d<strong>ein</strong> ist<br />

<strong>die</strong> erde nicht <strong>und</strong> doch sind wir <strong>ein</strong> gefÅhrliches fieber das<br />

Äber sie kam wie <strong>ein</strong> schwarm von myriaden mikroben <strong>und</strong><br />

sich irgendwann wieder legt <strong>im</strong> dritten hÅngen stricke von der<br />

decke <strong>ein</strong>e aufforderung? <strong>die</strong> fÄr uns alle ohnehin nicht reichen<br />

wÄrden viele sind wir <strong>und</strong> <strong>ein</strong>iges mehr glÅserne kugeln<br />

unter hohen kuppelfirsten ungehÉrt verhallt <strong>ein</strong>e st<strong>im</strong>me verhallen<br />

<strong>die</strong> keuchenden schreie zum tode verurteilter welche<br />

k<strong>ein</strong>en anderen h<strong>alt</strong> findend sich an<strong>ein</strong>ander klammerten <strong>und</strong><br />

gem<strong>ein</strong>sam in den hades hinabstÄrzten <strong>ein</strong> jeder starrt hier<br />

unwillkÄrlich in das schwarze loch am boden auch der henker<br />

ist spÅter da unten gelandet rechtzeitig abgeknÄpft bevor er zu<br />

stinken anfing ja frÄher da herrschten andere sitten <strong>im</strong> vierten<br />

stand knÉcheltief Él <strong>ein</strong>e folterkammer? fuÇbad fÄr den maestro?<br />

darÄber streiten sich <strong>die</strong> historiker bevor durch wulstige<br />

rippengewÉlbe endlich der thronsaal erreicht wird vier stufen<br />

zum st<strong>ein</strong>ernen thron da fÅllt man von selbst auf <strong>die</strong> knie holt<br />

mal <strong>die</strong> dichter maler <strong>und</strong> narren her<strong>ein</strong> ruft der freiwilligen<br />

kommandant platz nehmend dass demut <strong>die</strong> lernen<br />

drauÇen zerfetzen <strong>die</strong> zelte <strong>und</strong> wild gewordene pferde reiÇen<br />

sich los von Åchzenden Åsten <strong>und</strong> peitschenden zweigen ich


aber stehe geduldig unter dem vordach warte den unerwarteten<br />

wolkenbruch ab selbst <strong>die</strong> wespen haben sich verkrochen<br />

auch was wert neben mir das schÅbige depot <strong>ein</strong>er billigdrogerie<br />

verschÅmt hinter pfeilern durch <strong>ein</strong> fenster kann ich<br />

waschmittel sehen zahnpastatuben <strong>und</strong> massenweise frauenbinden<br />

tante tilly <strong>die</strong> damals auf der silberhochzeit he<strong>im</strong>lich<br />

zwei knÉpfe aufmachte viel bequemer so <strong>und</strong> dann rutscht ihr<br />

be<strong>im</strong> tanzen der rock runter mann war das p<strong>ein</strong>lich am meisten<br />

ihr selbst dabei hatte sie k<strong>ein</strong>e schlechte figur <strong>und</strong> dann<br />

rutscht auch noch wie heiÇt das <strong>und</strong> man konnte direkt aua!<br />

<strong>im</strong>mer trete ich Äberall r<strong>ein</strong> wenn das sÄÇzeug nur nicht so<br />

kleben wÄrde unter den schuhen<br />

<strong>die</strong>ser <strong>ein</strong>blick hat natÄrlich fantasien freigesetzt <strong>die</strong> st<strong>im</strong>mung<br />

stieg <strong>und</strong> ist vielleicht fÄr mich der auslÉser gewesen<br />

dass ich heute so darauf abfahre warum <strong>die</strong> <strong>im</strong>mer noch binden<br />

trÅgt haben sich <strong>die</strong> erfahreneren gefragt <strong>und</strong> ist sie bei<br />

<strong>ein</strong>igen daraufhin stark in der gunst gestiegen oder<br />

inkontingent darauf kommt man bei solchen frauen als letztes<br />

ich damals noch jung erinnere mich gern an das rauschende<br />

fest <strong>und</strong> tillys berauschenden auftritt<br />

wie gut es den leuten frÄher gegangen ist obwohl sie angeblich<br />

nicht soviel hatten wie wir heute kriege <strong>und</strong> schlechte<br />

erfahrungen schwupps beiseite geschoben <strong>und</strong> <strong>ein</strong>fach drauflos<br />

gefeiert <strong>ein</strong>e wie tilly <strong>die</strong> Ålteren herren waren begeistert<br />

hinter ihr her wenn ich das heute noch kÉnnte sie war <strong>die</strong><br />

tochter <strong>ein</strong>es groÇonkels welcher frÄh dahinschied das heiÇt er<br />

verschwand <strong>ein</strong>fach von m<strong>ein</strong>em radar ohne dass wir kinder<br />

notiz davon nahmen nachdem er sich als erstes mitglied Äberhaupt<br />

s<strong>ein</strong>er weitverzweigten sippe <strong>ein</strong> auto zugelegt hatte um<br />

es sogleich allen anverwandten vorzufÄhren ich weiÇ noch<br />

wie uns m<strong>ein</strong>e oma ganz aufgeregt zusammentrommelte den<br />

flotten wagen ihres bruders unbedingt anzusehen sie brauchten<br />

wohl publikum wir aber fanden es langweilig <strong>und</strong> verzo-


gen uns schnell tilly hatte zwei tÉchter jetzt auch nicht mehr<br />

jung <strong>und</strong> charakterlich vÉllig verschieden wo <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e sich mit<br />

masseuren maygiaren magrebhinern kosovaren oder monegassen<br />

genauso sorglos paarte wie mit schweizern Ésterreichern<br />

<strong>und</strong> australiern <strong>und</strong> gerÄchte ihres sagenhaften tuns wie<br />

auch der tiefschlÅge <strong>die</strong> sie <strong>im</strong>merzu <strong>ein</strong>zustecken hatte Éfter<br />

bis in unser kinderz<strong>im</strong>mer vordrangen als unseren eltern lieb<br />

s<strong>ein</strong> konnte war <strong>die</strong> andere so ordentlich <strong>und</strong> hygienisch <strong>ein</strong>wandfrei<br />

dass ihre wohnung mit straÇenkleidern nicht betreten<br />

werden durfte - ja es gab alles in m<strong>ein</strong>er damals noch groÇen<br />

verwandtschaft den lockeren spaÇmacher liebling der frauen<br />

<strong>die</strong> k<strong>alt</strong>e betonfrisur <strong>ein</strong>en bezirksrat in kottkamps chor hatten<br />

wir auch <strong>und</strong> mehrere <strong>die</strong> ihn in s<strong>ein</strong>er abwesenheit gern<br />

durch den kakao zogen bis sie den weg allen irdischen gingen<br />

zu den nachkommen habe ich k<strong>ein</strong>en kontakt mehr gehÉre ich<br />

doch zum ungeselligen zweig m<strong>ein</strong>er familie der kaum mit<br />

kindern gesegnet <strong>und</strong> daher dauernd vom aussterben bedroht<br />

ist nicht erst seit dem pillenknick h<strong>alt</strong>en wir uns gerade so<br />

Äber wasser n<strong>im</strong>mt unsere zahl mit jedem krieg der von deutschen<br />

fÄrsten kaisern oder kanzlern angezettelt wird mit jeder<br />

pest cholera hungersnot oder sonstigen krise weiter ab <strong>und</strong><br />

auch in neuerer zeit hat sich daran wenig geÅndert so dass<br />

man sich fragt wie sind wir durch <strong>die</strong> unbillen <strong>und</strong> engpÅsse<br />

der jahrtausende durch <strong>die</strong> flaschenhÅlse des darwinismus<br />

gekommen wieso gibt es uns Äberhaupt?<br />

DIE SUBSUMTION VON ERSCHEINUNGEN UNTER EIN<br />

HÖHERES PRINZIP IST NIEMALS EINDEUTIG ODER<br />

GAR ZWINGEND<br />

der regen hatte nachgelassen <strong>die</strong> luft war klar <strong>und</strong> <strong>ein</strong> bisschen<br />

kÄhler geworden <strong>im</strong> untergeschoss der ladenpassage<br />

standen dickliche motorrocker <strong>und</strong> machten sich eifrig notizen<br />

wofÄr wohl? <strong>die</strong> schuhe waren nicht dicht <strong>ein</strong>deutig <strong>und</strong> dabei


gar nicht so billig gewesen das war das Årgerliche bei dem<br />

preis hatte er mehr erwartet schÉn sahen sie aus aber an der<br />

verarbeitung haperte es <strong>die</strong> treppe hoch schritt <strong>ein</strong> arzt sich<br />

jetzt schon freuend auf <strong>die</strong> bÄcher <strong>die</strong> er abzuholen gedachte<br />

an den arkaden vorbei wo nur ganz wohlhabende <strong>ein</strong>kauften<br />

fachÅrzte zum beispiel <strong>die</strong> ihre praxis alle tage offenhielten<br />

statt mittwoch vormittags blau zu machen <strong>und</strong> dann noch das<br />

richtige fachgebiet es gab ja bei den medizinern heutzutage<br />

enorme <strong>ein</strong>kommensunterschiede <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en mit der yacht in<br />

saint tropez andere gingen pleite weil sie sich mit teuren apparaten<br />

oder <strong>im</strong>mobilien Äberhoben hatten <strong>und</strong> wenn dann <strong>die</strong><br />

praxis nicht so gut lief wer aber sparsam wie <strong>ein</strong>e mÄcke war<br />

salbte <strong>und</strong> beruhigte sich <strong>die</strong>selbe kam auch mit weniger aus<br />

zum fleetgraben hoch zog es ihn den massen nach auf noch<br />

dampfendem pflaster der platz <strong>ein</strong> menschenmeer welches<br />

nach allen richtungen in vielfach gebrochenen strÉmen langsam<br />

abfloss was <strong>ein</strong> andrang! jeder trottete ergeben dem vordermann<br />

nach bis der plÉtzlich stoppte wartete mÄde oder<br />

beglotzte <strong>die</strong> hÅngenden trauben an buden <strong>und</strong> stÅnden<br />

schÉnes weib <strong>die</strong>! lohnte sich das umsehen extrovertiert extravagant<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong> bisschen exhibitionistisch aber sie konnte es<br />

sich leisten jeder schaute ihr nach wie der <strong>ein</strong>en patientin <strong>die</strong><br />

meisten <strong>alt</strong> <strong>und</strong> <strong>gebrechlich</strong> statistisch in der Äberzahl zumal<br />

unter kranken nur kurz war der mensch des menschen freude<br />

danach nicht mehr ekel eher am ende jahrelang baufÅllig <strong>ein</strong><br />

entkerntes kollosseum freute er sich natÄrlich wenn mal <strong>ein</strong>e<br />

zu ihm kam <strong>die</strong> halbwegs nach was aussah attraktive frauen<br />

beschÅftigten <strong>ein</strong>en <strong>und</strong> obwohl sie oft nur <strong>ein</strong>e episode blieben<br />

<strong>ein</strong>en randaspekt des lebens darstellten <strong>ein</strong>en unter-derbettdecke-aspekt<br />

gewissermaÇen der sich gewÉhnlich nicht<br />

lange festh<strong>alt</strong>en lieÇ interessierte man sich fÄr sie mit der<br />

melancholie <strong>ein</strong>es an <strong>ein</strong>em millionenbudget groÇartig gescheiterten<br />

regisseurs dem <strong>die</strong> filmbosse aus r<strong>ein</strong>em selbst-


schutz k<strong>ein</strong>e chance mehr geben dÄrfen glÄck <strong>und</strong> unglÄck<br />

empfand man mit attraktiven frauen intensiver sie machten<br />

mehr spaÇ aber meist gab es irgendwo <strong>ein</strong>en pferdefuÇ bildhÄbsche<br />

nachrichtensprecherinnen zum beispiel larven doch<br />

Äberaus anziehend wie glÄcklich man wÅre so <strong>ein</strong>e kennenzulernen<br />

<strong>und</strong> wie unglÄcklich sie wieder zu verlieren mit ihr<br />

essen zu gehen <strong>und</strong> bei kerzenlicht Äber irgendwelchen erlesenen<br />

nonsens zu plaudern nur um am ende zu hÉren dass sie<br />

<strong>ein</strong>en nicht liebhat an <strong>die</strong> entsprechenden bettszenen dachte<br />

man ab <strong>ein</strong>em gewissen <strong>alt</strong>er nicht ohne zurÄckh<strong>alt</strong>ung ahnte<br />

man doch den ansprÄchen <strong>ein</strong>er derart gut aussehenden jungen<br />

<strong>und</strong> flotten person mÉglicherweise nicht gerecht werden<br />

zu kÉnnen<br />

<strong>die</strong> art der zuneigung <strong>und</strong> des sich angezogenfÄhlens verÅnderte<br />

sich mit dem Ålterwerden wo <strong>ein</strong>en <strong>im</strong> schul<strong>alt</strong>er der<br />

flÄchtige anblick <strong>ein</strong>es halb entblÉÇten busens oder <strong>ein</strong>es auf<br />

<strong>ein</strong>er wÅschel<strong>ein</strong>e trocknenden spitzenhÉschens wild gemacht<br />

<strong>und</strong> spÅter <strong>die</strong> aufreizend herausgeputzten schÉnheiten der<br />

nacht <strong>die</strong> man tagsÄber auf dem campus der sozialwissenschaftlichen<br />

fakultÅt herumstÉckeln sah das verlangen nach<br />

sofortigem hemmungslosem sex geweckt hatten lÉsten <strong>die</strong><br />

schmelzenden augen <strong>ein</strong>es hÄbschen jungen mÅdchens bei<br />

senioren hÉchstens <strong>ein</strong> resigniertes achselzucken aus selbst<br />

extreme sexuelle reize fÄhrten nur zu <strong>ein</strong>er ziemlich abgeschlafften<br />

form jener erregung <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en in der jugend so<br />

glÄcklich gemacht hatte <strong>und</strong> man war p<strong>ein</strong>lich berÄhrt wenn<br />

selbsternannte sittenwÅchter gegen schmutz <strong>und</strong> sch<strong>und</strong> in<br />

den me<strong>die</strong>n zu felde zogen oder wenn man las dass anderswo<br />

das abspeichern von pornodateien als scheidungsgr<strong>und</strong> gewertet<br />

wurde wÅhrend man sich mangels besserer <strong>alt</strong>ernativen<br />

selbst mit hingebung in <strong>die</strong>sem pfuhl suhlte<br />

irgendwo <strong>im</strong> untergr<strong>und</strong> lauerte in allem <strong>im</strong> eigenen bewussts<strong>ein</strong><br />

in den sozialen beziehungen der menschen <strong>im</strong> bÄro <strong>und</strong>


am stammtisch bei politischen veranst<strong>alt</strong>ungen <strong>und</strong> auf karnevalssitzungen<br />

das aggressiv geistlose sowie auch das ordinÅr<br />

pr<strong>im</strong>itive & dÄmmliche das sich wenn man nicht aufpasste bei<br />

der erstbesten gelegenheit selbstbewusst in den vordergr<strong>und</strong><br />

spielte<br />

-arschgeige sagten <strong>die</strong> moderatorinnen Äber dem sÄÇwassermeer<br />

ihres lÅchelns du hast sowieso k<strong>ein</strong>e chance bei uns -<br />

<strong>und</strong> d<strong>ein</strong>e flegelhaften gedanken: der r<strong>ein</strong>e neid weil du uns<br />

nicht kriegen kannst<br />

schon mÉglich gewÉhnliche frauen ziehen mich an um so<br />

mehr wenn sie sich stolz <strong>und</strong> unnahbar geben <strong>und</strong> dazu noch<br />

ÅuÇerlich etwas hermachen ihr braucht gar nicht viel in der<br />

birne zu haben kÉnnt ruhig <strong>ein</strong> bisschen dumm <strong>und</strong> naiv s<strong>ein</strong><br />

mit vorliebe regenbogenblÅtter lesen <strong>und</strong> <strong>die</strong> seifenopern <strong>im</strong><br />

fernsehen konsumieren mir macht das nichts aus ich kann<br />

euch trotzdem gut leiden<br />

<strong>die</strong> <strong>ein</strong>e damals: setzte sich ostentativ reizvoll neben mich wo<br />

noch viele andere stÄhle frei waren spontaner zufall oder vorher<br />

ausgeguckt bin ich Äberfragt direkt neben mich so dass<br />

sich unsere schenkel berÄhrten zuckte nicht weg als ich <strong>ein</strong><br />

bisschen drÄckte blieb still <strong>die</strong> ganze zeit wÅhrend ich versuchte<br />

durch mÉglichst geistreiche kritik an den methoden des<br />

kursleiters bei ihr punkte zu machen - was bei den ordinÅren<br />

<strong>und</strong> pr<strong>im</strong>itiven nicht unbedingt der richtige weg ist <strong>die</strong> mÄhe<br />

hÅtte ich mir sparen kÉnnen zumal jener mir mit s<strong>ein</strong>em<br />

fachwissen auch noch ganz schÉn kontra gab sie hat es sich<br />

dann schnell anders Äberlegt <strong>und</strong> sich be<strong>im</strong> nÅchsten mal weiter<br />

nach vorne gesetzt seitdem war ich luft fÄr sie obwohl ich<br />

den kontakt gesucht <strong>und</strong> sie in gedanken lange nicht aufgegeben<br />

habe was soll man machen wenn frauen <strong>ein</strong>en derart herausfordernd<br />

anflirten <strong>und</strong> man hat blut geleckt fÅllt es schwer<br />

<strong>die</strong> bÄchse wieder in den schrank zu bekommen beziehungsweise<br />

in <strong>die</strong> unterhose der vorgang hat mich noch wochenlang<br />

beschÅftigt wie auch <strong>die</strong> frage wie so <strong>ein</strong>e zu h<strong>alt</strong>en ist - mehr


sicherheit ausstrahlen das ist vermutlich das groÇe gehe<strong>im</strong>nis<br />

sich von ihrer ausladenden gewÉhnlichkeit nicht zu sehr be<strong>ein</strong>drucken<br />

lassen <strong>und</strong> nicht gleich zurÄckzucken wenn das<br />

pferdchen mal scheut<br />

der andere konnte es besser<br />

-unwahrsch<strong>ein</strong>lich gut hat sie ihm zugeflÄstert der neue<br />

klumpaso-song oder wie <strong>die</strong> hieÇen swingt<br />

her head swang and some more things as well her swung<br />

dashed belly musste ich mir vorstellen aber k<strong>ein</strong> problem<br />

abends <strong>im</strong> bett <strong>ein</strong>e lebhafte bereits in der kindheit entwickelte<br />

fantasie wird vermutlich an alle mÅnnlichen nachkommen<br />

weitergegeben <strong>die</strong> wenn sie von der mutter dabei erwischt<br />

werden in <strong>ein</strong>em <strong>alt</strong>er in dem k<strong>ein</strong> normales kind an so etwas<br />

denkt aber dafÄr sind wir in der praktischen umsetzung spÅter<br />

dran viel spÅter <strong>und</strong> <strong>im</strong> verhÅltnis zur hÅufigkeit <strong>und</strong> der<br />

durchtriebenheit unserer selbstbefriedigung auch viel weniger<br />

effizient<br />

<strong>die</strong>ses phÅnomen hat mich zeitlebens begleitet ist nicht das<br />

richtige wort entspannt <strong>und</strong> glÄcklich gemacht wenn ich <strong>ein</strong>sam<br />

war sonst aber letztlich gehandicappt <strong>und</strong> manche unerfreuliche<br />

situation heraufbeschworen wie neulich mit der kamera<br />

als sich <strong>die</strong> frau auf der rolltreppe von m<strong>ein</strong>em sucher<br />

erfasst fÄhlte - vorprogrammiert denke ich manchmal wie<br />

vieles am sexus den <strong>die</strong> griechen irrtÄmlich fÄr <strong>ein</strong>e gottheit<br />

hielten<br />

an manchen tagen mÉchte ich ihn Äberall r<strong>ein</strong> tun auch heute<br />

noch wohin mit der ganzen ÄberschÅumenden lebensfreude<br />

frage ich mich <strong>und</strong> woher kommt sie Äberhaupt? <strong>die</strong> jungen<br />

frauen wie <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en manchmal angucken <strong>und</strong> man glotzt<br />

hemmungslos zurÄck weil man froh ist Äberhaupt noch beachtung<br />

zu finden <strong>und</strong> weiÇ bald ist sowieso alles vorbei bis man<br />

merkt sie wollen nur angeh<strong>im</strong>melt werden sie suchen nur<br />

selbstbestÅtigung <strong>ein</strong> ventil fÄr ihren narzissmus


-wir haben uns gef<strong>und</strong>en sagte sie herablassend <strong>und</strong> sind seither<br />

unzertrennlich wobei sie ostentativ nach s<strong>ein</strong>er hand griff<br />

<strong>und</strong> mir nichts Äbrig blieb als <strong>ein</strong>mal tief schlucken es wird<br />

empfohlen and i know changes are coming (too late) unwahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

gut <strong>die</strong>se musik ÄbertÉnt jeden dummen gedanken<br />

blue heaven nannte man das zu unserer zeit you know love is<br />

the question sex is the answer glaubst du das wirklich dass<br />

love stronger than life ist? meist siegt doch <strong>die</strong> parteidisziplin<br />

oder der in jedem von uns fest verankerte pragmatismus den<br />

rest des lebens schluckt man sedative zur verdrÅngung des<br />

inneren elends<br />

der iwf chef wies luft schnappend darauf hin <strong>die</strong> wirtschaftspolitik<br />

der gem<strong>ein</strong>schaft kÉnne nach s<strong>ein</strong>er auffassung bitte<br />

<strong>die</strong>s durchaus fÄr ernst zu nehmen ihre wirksamkeit erst durch<br />

<strong>die</strong> <strong>ein</strong>bettung in <strong>ein</strong>e konzertierte globalstrategie voll entf<strong>alt</strong>en<br />

<strong>die</strong> all<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>e aktive konjunktur- <strong>und</strong> sparpolitik ermÉgliche<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong>sen namen ver<strong>die</strong>ne so klingklang vor lunger zeit<br />

<strong>und</strong> hat sich nicht geÅndert er schien auÇerstande s<strong>ein</strong>e<br />

antikwe denke auf den modderhaufen der geeschie zu werfen<br />

ist doch gute musik unglaublich <strong>die</strong> akustik ich weiÇ nicht<br />

was du willst sie saÇ <strong>im</strong>mer noch neben mir aber <strong>die</strong> spannung<br />

war weg ich gehe mal davon aus sie hat das ebenso gesehen<br />

mÅnner <strong>und</strong> frauen sage ich nur<br />

trotzdem sie hÅtte mir mehr bedeutet als ihm! forever fort &<br />

verloren frauen sind auch wenn unten breit seltsam f<strong>ein</strong>ripp in<br />

ihrem wesen <strong>und</strong> ziemlich wankelmÄtig groÇe liebe nÅchstes<br />

jahr staub ihre gefÄhle gehen automatisch Äber jedes denkbare<br />

orgasmuslevel hinaus ich habe heute wÅhrend des verkehrs<br />

mit harndrang zu kÅmpfen ist doch <strong>ein</strong> gew<strong>alt</strong>iger unterschied<br />

ob man das system <strong>im</strong>manent oder transzendent kritisiert das<br />

<strong>ein</strong>e fÄhrt unweigerlich zur demokratie das andere in'n<br />

kochpott beziehungsweise <strong>die</strong> wurstmaschine aber wie<br />

schneidet man <strong>im</strong> folgenden vergleich ab: du unterbelichteter


protz mit <strong>ein</strong>em glied wie <strong>ein</strong> zwerg hat mal <strong>ein</strong>e zu mir gesagt<br />

na der habe ich es ganz schÉn gezeigt auf m<strong>ein</strong>en harndrang<br />

nicht geachtet du bringst es volles rohr aber warum<br />

musst du manchmal so seltsam grunzen <strong>und</strong> dann fragt sie<br />

dich noch warum du dir <strong>im</strong>mer <strong>die</strong> kochsendungen <strong>im</strong> fernsehen<br />

anguckst<br />

das gefÄhl recht zu beh<strong>alt</strong>en: auf je hÉherer ebene man recht<br />

hat um so besser fÄhlt man sich weil man sich um <strong>die</strong> folgen<br />

nicht kÄmmern muss sagen wir freiheit der befreiungsruf<br />

freedom now hat <strong>die</strong> bevÉlkerung in zwei ungleiche lager<br />

gesp<strong>alt</strong>en lang ist es her a lot of people <strong>wal</strong>king in the street<br />

waiting for concrete answers four shot in ohio unterm<br />

fontabaum w<strong>ein</strong>ende kinder wenn nicht der weitsichtige tote<br />

sds denkschriften <strong>die</strong> erklÅrung von port huron <strong>die</strong> maccomb<br />

petition warum vermengt sich mir alles ich mÉchte das nicht<br />

ich mÉchte konkrete anweisungen <strong>ein</strong>e stadt der krieg der<br />

friede <strong>die</strong> zeit der zerfall <strong>die</strong> warnungen der mut <strong>die</strong> fremden<br />

<strong>die</strong> abschreckung der prozess das ende darunter kann ich mir<br />

etwas vorstellen heute begegnet <strong>ein</strong>em auf schritt <strong>und</strong> tritt <strong>die</strong><br />

tugend der kontrollierten ziellosigkeit verfolgt <strong>ein</strong>en regelrecht<br />

missgunst neid boshaftigkeit das sind nicht m<strong>ein</strong>e kategorien<br />

auch <strong>die</strong> kriege <strong>im</strong> nahen mittleren osten konflikte in<br />

afrika k<strong>ein</strong> funke hoffnung worum es da geht hat nichts mit<br />

m<strong>ein</strong>en trÅumen zu tun wer nichts hat wird auch nicht beneidet<br />

dabei wÅre vielleicht gerade da am meisten zu gewinnen<br />

zumindest was <strong>die</strong> reduzierung der opferzahlen angeht wer<br />

mehr will aber darum geht es ja eigentlich aus gelegenheiten<br />

etwas zu machen in welchem sinne darÄber streiten sich allerdings<br />

<strong>die</strong> gelehrten <strong>und</strong> das nachdem er mehrmals neben dem<br />

regierungschef sitzen durfte wer aber schon alles hat <strong>und</strong> ist<br />

zufÅllig <strong>ein</strong> bekannter autor maler filme <strong>und</strong> getÉse macher<br />

<strong>und</strong> schÉnredner wird frÄher oder spÅter auf <strong>die</strong> idee kommen<br />

s<strong>ein</strong> leid <strong>ein</strong>em grÉÇeren publikum zu offenbaren am nÅchsten<br />

morgen ist der leblose kÉrper gefroren zur weiteren untersu-


chung in <strong>die</strong> pathologie ich empfehle <strong>die</strong> methode wie beschrieben<br />

in eganw-ii/7 seite 133 in welcher ausfÄhrlich auf<br />

<strong>die</strong> der Éffentlichkeit zur verfÄgung stehenden erlaubten <strong>und</strong><br />

auch <strong>die</strong> grenzwertigen mittel zur blblddlnbldn lbnsmbrngnd<br />

<strong>und</strong> dngnrbmsnbl rhltng des prtzwgr <strong>ein</strong>gegangen wird <strong>ein</strong>ige<br />

aspekte mÉchte ich hier detaillierter besprechen nichts ist<br />

geblieben auÇer <strong>die</strong> namen m<strong>ein</strong>er verflossenen was ich fÄr<br />

wahrheit hielt lÉst sich in literatur auf politik philosophie sogar<br />

<strong>die</strong> wissenschaft: Äberall nur moden m<strong>ein</strong>ungen <strong>und</strong> suggestionen<br />

wer <strong>die</strong> menschen mit <strong>ein</strong>er krÅftigen persÉnlichkeit<br />

genÄgend be<strong>ein</strong>druckt den tragen sie begeistert auf hÅnden<br />

tragen als ewige wahrheit herum was sich bei lichte betrachtet<br />

als unfug erweist so Åhnlich wie in dem bekannten gedicht<br />

von uhland <strong>ein</strong> schicksal das man sich ersparen mÉchte sonst<br />

bleibt den nachkommen k<strong>ein</strong> schloss inmitten des <strong>ein</strong>st mÅchtig<br />

rauschenden <strong>wal</strong>des bleiben <strong>ein</strong>em nicht mal nachkommen<br />

nur st<strong>ein</strong>e <strong>und</strong> trockene abgestorbene wurzelreste links unser<br />

wagen hinter mir <strong>die</strong> erste fuhre zÄndkapseln <strong>die</strong> amerikaner<br />

decken sich ordentlich mit munition <strong>ein</strong> - <strong>und</strong> fÄr prÄfungen<br />

mit ritalin gehirndoping in deutschland kommt das auch langsam<br />

auf<br />

GLÜCK/SCHEINBAR/UNSCHEINBAR<br />

<strong>ein</strong> arzt eilte vorwÅrts schnaufend schnaubend haken schlagend<br />

frÄher verliefen <strong>die</strong> wege hier anders mehr kreuz <strong>und</strong><br />

quer viel abgerissenes volk lebte jetzt auÇerhalb<br />

buttbutt auf blauer emaille sonst aber nicht schÉn renovierungsbedÄrftig<br />

& grau fast wie in der <strong>alt</strong>en sogenannten guten<br />

zeit in vieler hinsicht war sie es nicht zwei omis wie <strong>die</strong> damals<br />

wohl aussahen? stÄtzen sich gegenseitig frauen sind<br />

hilfreich in jedem <strong>alt</strong>er <strong>und</strong> gut befre<strong>und</strong>et bleiben sie nach<br />

der scheidung <strong>und</strong> als witwen erst recht


Åumungsverkauf stand da in groÇen lettern n<strong>ein</strong> danke k<strong>ein</strong><br />

bedarf polstermÉbel von anno dunnemals sowas wÄrden sich<br />

<strong>die</strong> beiden <strong>alt</strong>en vielleicht ins wohnz<strong>im</strong>mer stellen <strong>die</strong> selten<br />

was neues anschafften kaufte doch heutzutage k<strong>ein</strong> mensch<br />

mehr was w<strong>und</strong>er dass <strong>die</strong> aufgeben mussten von nervigem<br />

neonlicht k<strong>alt</strong> <strong>und</strong> hÅsslich angestrahlt mit modernem design<br />

<strong>und</strong> verkaufsoffensiven vielleicht noch zu retten gewesen wo<br />

seid ihr jungen erfolgreichen heerscharen von firmengrÄndern<br />

in spe antreibern <strong>und</strong> stÄtzen des heiÇ ersehnten wirtschaftsaufschwungs?<br />

auch <strong>die</strong> werden Ålter zusammen mit ihrem<br />

publikum insofern passt es dann wieder <strong>und</strong> <strong>ein</strong>es tages:<br />

thumbs down sage ich nur der weg jedes lebenden wesens <strong>und</strong><br />

ewiger kreislauf vom werden vergehen<br />

blicke von oben: stickige luft auf balkonen in front erhÅlt der<br />

begriff blue heaven <strong>ein</strong>e ganz neue bedeutung bald wird <strong>die</strong><br />

welt vÉllig verseucht s<strong>ein</strong> zeigt <strong>ein</strong>em wie recht man daran tut<br />

rechts <strong>die</strong> tiefgarage fÄr den blÉdesel mit s<strong>ein</strong>em bio<strong>die</strong>sel der<br />

alle zwei tage wegen paar Åpfeln vierzig kilometer zum biobauern<br />

fÅhrt wobei ich den begriff des verbrechens viel weiter<br />

fassen mÉchte others call it fatum ist k<strong>ein</strong> ewiger b<strong>und</strong> mit zu<br />

flechten <strong>und</strong> <strong>die</strong> ersten zuhÉrer sollen Äber s<strong>ein</strong>e gedichte<br />

zotig gelacht haben schwÄlstige schlote ziehen generationen<br />

in ihren teuflischen bann fremdkÉrper in <strong>die</strong> liebliche landschaft<br />

gezeichnet es ist <strong>ein</strong> seltsam ding mit der Åsthetik viel<br />

zu viel naturhaftes darin <strong>und</strong> auch mit der erkenntnis ehemals<br />

fanatische anhÅnger des krieges werden plÉtzlich ihrer friedensliebe<br />

gewahr <strong>und</strong> <strong>die</strong>s nicht etwa weil sie wirklich etwas<br />

verstanden hÅtten sondern weil <strong>die</strong> umstÅnde andere geworden<br />

sind beispielsweise der zeitgeist weht aus der pazifistischen<br />

ecke oder ihr hormonhaush<strong>alt</strong> hat sich in den wechseljahren<br />

verÅndert oder es werden stellen frei in der friedensforschung<br />

ich kenne mehrere friedensaktivisten <strong>die</strong> lange soldat<br />

gewesen sind <strong>und</strong> erst in der friedensgruppe haben sie das<br />

erste mal <strong>ein</strong>e frau geschwÅngert ihre ganz persÉnliche


methodia magica alle anderen <strong>die</strong> ganz harten kerle sind mit<br />

sparta untergegangen <strong>und</strong> umgekehrt wer in kindheit <strong>und</strong><br />

jugend das nie wieder krieg gelernt hat ist spÅter nicht selten<br />

schnell bereit auf den zug des unfriedens zu springen jubelt<br />

den kriegstreibern zu hÅngt an den lippen <strong>ein</strong>er unversehens<br />

wieder in mode gekommenen aggressiven rhetorik vergessen<br />

wo das enden kann verschÄttet was er <strong>ein</strong> paar jahre zuvor<br />

noch gewusst hat nur wer k<strong>ein</strong> blut sehen kann ist der dagegen<br />

gefeit?<br />

da tropfte es wie zum hohn aus den abwasserrohren hÅsslicher<br />

stadthotels nicht mit dem moskauer lux zu vergleichen regengraue<br />

fassaden katzenbepisstes bahnhofsambiente folle foule<br />

feldforschung darÄber was hier alles zu- <strong>und</strong> abging selbst<br />

wenn man's nicht direkt vorhatte<br />

-<strong>die</strong> neugier sei euch vergÉnnt sagt der pramata <strong>und</strong> all <strong>die</strong><br />

zwangsweise oder unter entwÄrdemÄtgen bedingungen: das<br />

ist das menschel alluz menschelche<br />

bei jeder razzia huschen <strong>die</strong> vielen sorgsam mit dem strom<br />

gekÅmmten graumelierten gleich hinter den berÄhmten schauspielern<br />

fuÇballern <strong>und</strong> musikern durch den von findigen<br />

hintersassen organisch geformten tunnel gen freiheit ff tun<br />

falls doch mal angeh<strong>alt</strong>en oder gefilmt gar als kÉnnten sie<br />

k<strong>ein</strong> wÅsserchen trÄben lieb bin ich nicht fisch noch fleisch<br />

will ich schmausen erklÅrt er den kameras in hÉflichem ton<br />

als verstÅndnisvoller familienfre<strong>und</strong>licher mitmensch allseits<br />

beliebt <strong>und</strong> geachtet hamburger exportgewÅchs m<strong>ein</strong>em millionenpublikum<br />

bekannter als unser b<strong>und</strong>esminister dann passiert<br />

sowas! n<strong>ein</strong> zu dem thema mÉchte ich nichts weiter sagen<br />

k<strong>ein</strong>e zeit - dabei ist er sonst so spontan w<strong>und</strong>ert sich der<br />

zuschauer doch <strong>ein</strong> bisschen taucht dann ab <strong>ein</strong> zwei jahre<br />

verw<strong>alt</strong>et s<strong>ein</strong> privatvermÉgen bis er in der bÉrsenbaisse <strong>die</strong><br />

hÅlfte verliert oder mehr in <strong>die</strong> strudel <strong>ein</strong>es <strong>im</strong>mobilienskandals<br />

gerÅt <strong>und</strong> sich gezwungen sieht erneut das licht der Éffentlichkeit<br />

zu suchen doppelter <strong>ein</strong>satz heiÇt s<strong>ein</strong>e neue show


von allem anderen will er in zukunft angeblich <strong>die</strong> finger lassen<br />

- jedenfalls passt er mehr auf nicht erwischt zu werden<br />

denn er weiÇ natÄrlich er steht unter beobachtung wie alle <strong>die</strong><br />

prominent sind <strong>die</strong> arschkarte hat in <strong>die</strong>ser hinsicht der amerikanische<br />

prÅsident gezogen oder der papst der sich gar nichts<br />

erlauben darf in frankreich mÉchte <strong>ein</strong> techtelmechtel des<br />

staatsprÅsidenten ja durchgehen scheidung <strong>und</strong> dann gleich<br />

<strong>ein</strong>e neue vorzaubern in deutschland kommt das inzwischen<br />

auch vor - <strong>und</strong> wenn sie erst unter sich sind! wo sie sich dann<br />

Äberall hin vergreifen! farbige brÅute sind am gefragtesten <strong>im</strong><br />

massagebetrieb um <strong>die</strong> ecke fÄr <strong>die</strong> bequemen <strong>und</strong> den kl<strong>ein</strong>en<br />

hunger zwischendurch billig wie alles in unserer fortgeschrittenen<br />

informationsgesellschaft auÇer worauf sich der<br />

trend gerade richtet momentan sind's espressomaschinen jeder<br />

will sie haben silberglÅnzend oder schwarz sie kosten <strong>ein</strong><br />

heidengeld fortschritt das ist <strong>im</strong>mer das stichwort alles hat<br />

dem fortschritt zu <strong>die</strong>nen als <strong>ein</strong>er rotierenden presse <strong>und</strong><br />

hÅckselmaschine mobilitÅt <strong>und</strong> rotationsprinzip erhÉhen den<br />

umsatz <strong>und</strong> wenn nicht dauernd frisches blut nachgeliefert<br />

wird bricht das ganze wirtschaftssystem zusammen <strong>die</strong> frisch<br />

<strong>ein</strong>getroffenen kennen es gar nicht anders das neue preisgefÄge<br />

kann jeder sich leisten wenn sie unten nur sauber sind <strong>und</strong><br />

sitzt mit geschÅftsfre<strong>und</strong>en bis spÅtabends eifrig parlierend<br />

Äber <strong>ein</strong>em beruhigenden braten <strong>und</strong> bier tagsÄber sondertarif<br />

fÄr eilige k<strong>und</strong>schaft <strong>ein</strong>topf mit spargel sechsfÄnf<strong>und</strong>siebzig<br />

nicht schlecht obwohl <strong>die</strong> gastronomie mit ihren astronomischen<br />

inflationsraten geht unter in der gesamtstatistik weil<br />

computer angeblich <strong>im</strong>mer billiger werden glaubt k<strong>ein</strong>er billiger<br />

sind <strong>die</strong> modelle vom vorigen jahr <strong>und</strong> <strong>die</strong> rechnet <strong>die</strong><br />

statistikbehÉrde mit um <strong>die</strong> teuerung kl<strong>ein</strong>zureden k<strong>ein</strong> politiker<br />

gibt gern hohe inflationsraten zu wÄrde das volk sonst<br />

unruhig werden <strong>und</strong> hÉhere lÉhne verlangen<br />

<strong>ein</strong>er auf der bordst<strong>ein</strong>kante: ja jung! mÄsste man s<strong>ein</strong> <strong>und</strong><br />

alles ausprobieren was man sich damals nicht getraut hat dro-


gen mÅdchen parties motorrÅder <strong>im</strong>mer unterwegs <strong>im</strong>mer in<br />

bewegung wenig schlaf nur nichts anbrennen lassen so muss<br />

man's machen <strong>und</strong> sich um <strong>die</strong> besorgte verwandtschaft wie<br />

auch <strong>die</strong> auf der gr<strong>und</strong>lage des ä13 absatz 1 sowie der ää63<br />

<strong>und</strong> 64 der approbationsordnung fÄr Årzte erlassene medizinische<br />

prÄfungsordnung mit 22 fÅchern 12<br />

querschnittsbereichen <strong>und</strong> 5 blockpraktika nicht kÄmmern ja!<br />

wenn ich kÉnnte auf <strong>ein</strong> bewegtes leben zurÄckblicken <strong>und</strong><br />

mit reichh<strong>alt</strong>igen reich gespickten erinnerungen gut <strong>ein</strong>schlafen<br />

denn was bleibt <strong>ein</strong>em <strong>alt</strong>ernden manne leistenbruch prostata<br />

durchblutungsstÉrungen gelenkrheumatismus arthrose<br />

diabetes Äberlagerung mehrerer krankheitsbilder tut mir leid<br />

herr kollege bei vielen ihrer beschwerden ist <strong>die</strong> eigentliche<br />

ursache gar nicht mehr auszumachen wenn nicht <strong>die</strong> illusion<br />

des hÅtte s<strong>ein</strong> kÉnnens <strong>die</strong> halluzinierte erinnerung an glorreiche<br />

taten bergbesteigungen mondfahrten sÄdpolexpeditionen<br />

wÅlder abholzen (oder anpflanzen <strong>im</strong> sinne der den handel mit<br />

emissionsrechten fÉrdernden un-resolution) auf aufsehen erregenden<br />

kraftrÅdern landschaft <strong>und</strong> umwelt verpesten bis zur<br />

vergasung joints <strong>und</strong> zigarren qualmen nÅchtens auf autobahnen<br />

verbotene rennen fahren danach mit den kumpels bis zum<br />

morgengrauen durchfeiern hemmungslos unerfahrene aber<br />

nicht mehr abwarten kÉnnende jungfrauen vÉgeln anschlie-<br />

Çend sofort zur nÅchsten zappen flucht nach brasilien dort auf<br />

riesigen Äbermotorisierten mÅhdreschern thronend mais <strong>und</strong><br />

getreide ernten gewissenlos bis mittags ausschlafen be<strong>im</strong> aufstehen<br />

Äbelkeit vortÅuschen nervtÉtende sambamusik hÉren<br />

<strong>die</strong> lautstÅrke bis zum anschlag hochdrehen dass <strong>die</strong> nachbarh<strong>und</strong>e<br />

aufjaulen <strong>und</strong> sich st<strong>und</strong>enlang nicht beruhigen in lehrveranst<strong>alt</strong>ungen<br />

eigensinn zeigen <strong>und</strong> selbstbewusst <strong>ein</strong>en<br />

spÅteren prÄfungstermin fordern in busch- oder blitzkriegen<br />

<strong>die</strong> fratzen hÅsslicher unmenschlicher f<strong>ein</strong>de mit mg-garben<br />

vollrotzen <strong>die</strong> sich mit pastellfarbenen burnussen behÅngt in<br />

glÄhendem enthusiasmus <strong>und</strong> voller naiver selbstÄberschÅt-


zung ins kampfgetÄmmel stÄrzen hilflose frauen verletzte<br />

kinder orientierungslose <strong>alt</strong>e vor dem gegnerischen feuer in<br />

sicherheit bringen oder sie johlend hin<strong>ein</strong> treiben <strong>und</strong> hinterher<br />

ob <strong>die</strong>ser leistung befÉrdert werden den nÅchsten krieg<br />

gereift von oben dirigieren sich <strong>und</strong> andere mit allerlei orden<br />

behÅngen oder mit kritischer h<strong>alt</strong>ung <strong>und</strong> freakigem auftreten<br />

<strong>die</strong> eigene vergangenheit bedauern pazifismus <strong>und</strong> humanismus<br />

auf <strong>die</strong> fahne schreiben um sie bei passender gelegenheit<br />

<strong>im</strong> second-hand-shop der Äberzeugungen doch wieder gegen<br />

fanatismus <strong>und</strong> kriegsbegeisterung <strong>ein</strong>zutauschen bis man<br />

<strong>ein</strong>es tages <strong>und</strong> hier kommt wieder der moderator ins spiel<br />

von verdeckten ermittlern in <strong>ein</strong>em teuren hotel mit halb narkotisierten<br />

zwangsprostituierten Äberrascht wird oder mit aus<br />

der pathologie entwendeten in formalin <strong>ein</strong>gelegten vornehmlich<br />

weiblichen leichenteilen <strong>im</strong> vollrausch jede erdenkliche<br />

droge ausprobieren sie in vene after speiserÉhre <strong>und</strong> alle Äbrigen<br />

organe <strong>die</strong> nicht momentan mit etwas anderem beschÅftigt<br />

sind <strong>ein</strong>fÄhren <strong>und</strong> wenn nÉtig frische kanÄlen legen als<br />

angehender arzt hÅtten sie es eigentlich besser wissen mÄssen<br />

daher erhÉht sich das zu erwartende strafmaÇ du wirst dich<br />

noch w<strong>und</strong>ern schriftliche prÄfungen sind entsprechend ä14<br />

Åappo bestanden wenn der prÄfling mindestens 60% der gestellten<br />

prÄfungsfragen zutreffend beantwortet hat oder wenn<br />

<strong>die</strong> zahl der zutreffend beantworteten fragen um nicht mehr<br />

als 22% <strong>die</strong> durchschnittlichen leistungen aller prÄflinge unterschreitet<br />

versucht <strong>ein</strong> kandidat das ergebnis s<strong>ein</strong>er prÄfung<br />

durch tÅuschung zu be<strong>ein</strong>flussen gilt <strong>die</strong>se als nicht bestanden<br />

das mitfÄhren unerlaubter hilfsmittel nach prÄfungsbeginn gilt<br />

als tÅuschungsversuch <strong>und</strong> wird von der prÄfenden oder aufsichtsfÄhrenden<br />

person aktenk<strong>und</strong>ig gemacht<br />

STATTDESSEN DIE NAGENDE REUE IMMER SO MO-<br />

RALISCH EINWANDFREI GELEBT UND GEHANDELT<br />

ZU HABEN


<strong>ein</strong>bahnstraÇe anders ist der verkehr hier nicht <strong>ein</strong>zudÅmmen<br />

fahrrÅder in gegenrichtung sind ja heutzutage erlaubt <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

fuÇgÅnger mÄssen sich an <strong>die</strong> wÅnde quetschen so eng hat<br />

man frÄher gebaut so schmal sind pferdekutschen doch gar<br />

nicht ich bevorzuge <strong>die</strong> seitenwege zum ziel mehr autos als<br />

menschen stehen da rum - <strong>und</strong> bleiben fÄr <strong>im</strong>mer da stehen<br />

sobald <strong>die</strong> Élfelder leergepumpt sind <strong>ein</strong>e zeitlang noch gepflegt<br />

<strong>und</strong> gewienert bis auch der letzte begriffsstutzige merkt<br />

<strong>die</strong> zeiten sind vorbei <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e besitzansprÄche in <strong>die</strong>ser<br />

nachts unruhigen gegend aufgibt vorher <strong>die</strong> letzten trÉpfchen<br />

aus dem tank schlabbert <strong>ein</strong> stadtwappen wedelt weltverloren<br />

<strong>im</strong> wind <strong>und</strong> auch das abhÉrenlauschen sch<strong>ein</strong>t nachgelassen<br />

zu haben <strong>ein</strong>e art ruhe ist <strong>ein</strong>gekehrt zwischen den fronten in<br />

welcher man sich mit <strong>ein</strong>iger wonne auf das <strong>alt</strong>hergebrachte<br />

besinnt <strong>die</strong> erste fassung der hansevertrÅge den westfÅlischen<br />

frieden spaziergÅnge mit dem langjÅhrigen lebenspartner meckern<br />

auf dem hinweg rÄckweg <strong>und</strong> nebenweg vorsichtiges<br />

wiederherantasten <strong>und</strong> hÅndchenh<strong>alt</strong>en <strong>die</strong> reparatur schmiedeeiserner<br />

brÄstungen <strong>und</strong> kl<strong>ein</strong>balustraden von frostschÅden<br />

<strong>und</strong> aus Äbermut zerschlagenen fensterscheiben abschmiergeln<br />

<strong>und</strong> anstreichen rostiger rohrleitungen fÄr erh<strong>alt</strong> <strong>ein</strong>setzen<br />

des klassischen straÇenambientes hh-tf-1123 <strong>die</strong> tiefere<br />

bedeutung von autokennzeichen thomas funke t<strong>im</strong>o fechtner<br />

taddeus fichte s<strong>ein</strong> namensvetter masowietzky war <strong>ein</strong> polnischer<br />

politiker t f sanders doktor tilo-franz trautmann-wolkenst<strong>ein</strong><br />

fuÇpflege fraas vormals torsten frieb fÉrster oder funke<br />

fitness tarnow foto meier zu tenhase tillmann fischer therese<br />

fr<strong>im</strong>mer tanzschule fuchs hamburger hauptpostamt postfach<br />

1123 ich habe <strong>die</strong> listen jahrelang mit mir herumgetragen <strong>und</strong><br />

bin dann folgerichtig arzt geworden<br />

flatterndes frauenhaar <strong>ein</strong>sam rauchend <strong>im</strong> haus<strong>ein</strong>gang wirrentschlossen<br />

(<strong>die</strong> miene: ich-mÉchte-all<strong>ein</strong>-s<strong>ein</strong>) kI seit mir<br />

zigarettenrauch zu schaffen macht physische wie psychische


aversionen auslÉst kann der oder <strong>die</strong> noch so fre<strong>und</strong>lich s<strong>ein</strong><br />

frÄher hat mich rauchen Äberhaupt nicht gestÉrt konnte selbst<br />

mit hinterher rauchenden frauen schon seltsam der durch nikotin<br />

ruinierte duft <strong>ein</strong>er beischlafwilligen wie zertrampelte<br />

zarte frÄhlingsknospen am <strong>wal</strong>dboden bekommt das wort<br />

nikotingeschwÅngert <strong>ein</strong>e ganz andere bedeutung <strong>ein</strong>e brav<br />

zugeknÉpfte rauschte an ihm vorÄber wo sonst <strong>im</strong> sommer so<br />

viele soviel b<strong>ein</strong> <strong>und</strong> busen zeigten den bunten regenschirm<br />

akkribisch zusammengef<strong>alt</strong>et k<strong>ein</strong> blick seitwÅrts so <strong>ein</strong>e<br />

rauchte best<strong>im</strong>mt nicht k<strong>ein</strong> regentrÉpfchen glÅnzte in ihren<br />

goldenen locken k<strong>ein</strong>e schminke zerlief unter stahlblauen<br />

augen k<strong>ein</strong> kratzer auf ihrem auto sie wackelte nie<br />

pfÄtzen jetzt sieht man Äberall pfÄtzen in denen konzentriert<br />

sich das wesen des regens <strong>und</strong> den mÄll am wegrand an tÄren<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>fahrten vom winde verwehte tÄten flaschen <strong>und</strong><br />

styroporteile zerfetztes pappmachÑ an der fuÇgÅngerampel<br />

papa m<strong>ein</strong>t <strong>im</strong>mer in hamburg herrscht k<strong>ein</strong>e ordnung dabei<br />

haben wir was <strong>die</strong> anzahldichte angeht mÄlle<strong>im</strong>er genug hier<br />

aber <strong>die</strong> leute schmeiÇen's nicht r<strong>ein</strong> <strong>im</strong> gegenteil wenn man<br />

sie darauf anspricht versuchen sie nicht <strong>ein</strong>mal sich herauszureden<br />

-na <strong>und</strong>? fragen sie selbstbewusst was soll's <strong>alt</strong>er was willst du<br />

verpiss dich<br />

um <strong>die</strong> meisten <strong>die</strong> so reagieren macht man besser <strong>ein</strong>en bogen<br />

zuviel druck kÉnnte ins auge gehen wie der student neulich<br />

stand groÇ in der zeitung manche leute darf man nicht<br />

reizen sonst drehen sie durch<br />

was machen <strong>die</strong> denn da! duellieren? kann ja wohl nicht<br />

waaa-s<strong>ein</strong> - weg mit euch!<br />

muckenbarth schlug <strong>ein</strong>en haken auch um <strong>ein</strong>em gerÄst auszuweichen<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>em kran der hoch Äber ihm <strong>ein</strong>e last verschob<br />

Äberall wurde gebaut wirklich Äberall also von mir aus<br />

habe ich dagegengeh<strong>alt</strong>en lass doch <strong>die</strong> jugend wiewohl ich


ihm innerlich seit ich Ålter werde in vielem recht gebe nach<br />

m<strong>ein</strong>er m<strong>ein</strong>ung kÉnnte man auf uns menschen gut verzichten<br />

mÄsste es uns gar nicht geben <strong>und</strong> vielleicht sind wir ja sowieso<br />

nur <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>bildung des pramatas echte beweise existieren<br />

wie bei allen s<strong>ein</strong>sfragen bis heute nicht was wir wissen<br />

sind nur tautologien <strong>die</strong> ganze mathematik <strong>ein</strong> so fragiles wie<br />

windschiefes kartenhaus <strong>die</strong> wissenschaften hypothesen <strong>und</strong><br />

kauderwelsch unsere vergangenheit kannst du vergessen unsere<br />

zukunft <strong>ein</strong> windiger pappkamerad werden wir schwÅnze<br />

haben? lÅuse? fuÇballschuhe tragen? sind wir mÄll oder produzieren<br />

wir ihn nur? ziemlich traurig von der geschichte<br />

danach beurteilt zu werden was fÄr streitigkeiten man austrÅgt<br />

oder blutbÅder anrichtet manchmal wÅre es mir lieber all<strong>ein</strong><br />

durchs leben zu gehen <strong>ein</strong>e welt ohne menschen ziemlich hart<br />

sich da durchzuschlagen ohne moderne infrastruktur <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e<br />

versorgungslogistik <strong>die</strong> <strong>ein</strong>em alles abn<strong>im</strong>mt der fortschritt in<br />

den letzten h<strong>und</strong>ert jahren ist wirklich beachtlich obwohl <strong>die</strong><br />

menschen selbst sich kaum verÅndert haben wenn ich mir <strong>die</strong><br />

gesichter angucke <strong>und</strong> mit fotos von frÄher vergleiche sie sind<br />

nur auf den trichter gekommen wie's geht haben bewiesen zu<br />

was sie fÅhig sind in jeder hinsicht all<strong>ein</strong> <strong>die</strong> kniffe sich zu<br />

merken mit denen <strong>die</strong> komplizierten maschinen be<strong>die</strong>nt werden<br />

<strong>die</strong> eismaschinen frÅsmaschinen polier- <strong>und</strong> schlitzmaschinen<br />

<strong>wal</strong>zen rohrbiegemaschinen kompressoren saftpressen<br />

heizungspumpen <strong>und</strong> <strong>die</strong> fahrstÄhle nicht zu vergessen<br />

taktisch rauf <strong>und</strong> runterfahrend <strong>ein</strong>e zusammenrollbare verpackungsanlage<br />

modell mont blanc blÅst sich auf knopfdruck<br />

automatisch auf wechselt bei sonnensch<strong>ein</strong> farbe absorbtionssowie<br />

reflexionseigenschaften paket bangkok kl<strong>ein</strong>er propeller<br />

zum aufschrauben paket mount everest zwei ausfahrbare<br />

fÄhler sensoren fÄr kl<strong>im</strong>a <strong>und</strong> bodenbeschaffenheit patentierte<br />

erfindung radio phono foto video telefon multifax offsetdruck<br />

rom <strong>und</strong> ram <strong>und</strong> rum nor <strong>und</strong> nand lcd <strong>und</strong> pe-e-e gepoppte<br />

broschÄren durchdeklinierte maÇgeschneiderte fallbeispiele


neckisch kl<strong>ein</strong>e nanokondensatoren abspannhÉrner <strong>und</strong> wickelkeulen<br />

teslatransformatoren niederstromaggregate <strong>und</strong><br />

hochdruckzementierungsÉfen pasteurisierungsbehÅlter <strong>und</strong> als<br />

letztes <strong>ein</strong>e<br />

beziehungstatbestandteilzeitarbeitsfeldkritikpunktrichterspruc<br />

hbandnudelteigrolltreppenhausgeburtshilfeleistungssportwage<br />

nburggrabenkriegshafenstadtkernenergietrÅgerrockschoÇkinde<br />

rmÅdchenhandelsrechtsgefÄhlskÅltesturzflugreisegepÅckversic<br />

herungsschadenssummenbildungshungerkurschattenwirtschaft<br />

soberschulenzielfernrohrleitungswassermÄhle wirklich fÄr<br />

alles haben wir wÉrter <strong>und</strong> experten manches wie fahrkartenautomaten<br />

<strong>und</strong> straÇenmaut brÅuchte man allerdings nicht<br />

unbedingt na wen sehe ich denn da? wer kommt da Äberrascht<br />

auf mich zu?<br />

-hedu doc wie geht's denn so?<br />

-nÉhem ich kann nicht klagen<br />

sie klopfen sich vor dem kaufhof dem <strong>ein</strong>stmals f<strong>ein</strong>en homann-grube<br />

zwirn & sakkoladen lauthals auf <strong>die</strong> wattierten<br />

schultern muckenbarth bÄrstet erwartungsvoll s<strong>ein</strong>en schnurrbart<br />

<strong>die</strong> anderen verdauen noch an ihrer sexuellen bedÄrfnisbefriedigung<br />

-was gibt's neues? fragt der arzt aus lauter verbeugung<br />

-och sagt der autor nicht viel<br />

-<strong>und</strong> wie geht's dir? fragt der doktor s<strong>ein</strong>en <strong>alt</strong>en fre<strong>und</strong><br />

na wie wohl? wirtschaftlich steht er so da<br />

-nur privat sagt er habe er <strong>ein</strong> bisschen Årger mit s<strong>ein</strong>en<br />

flÄchtlingen ihr kennt das ja<br />

<strong>und</strong> als <strong>die</strong> anderen verstÅndnislos gucken:<br />

-mit denen werde er schon fertig <strong>die</strong> trauten sich nicht <strong>und</strong> mit<br />

dem haus sei sowieso nichts mehr los hÅtte unter fre<strong>und</strong>en<br />

schon lÅngst abgerissen gehÉrt wenn <strong>die</strong> stadt nicht so gut<br />

zahlen wÄrde<br />

-na also ruft emmchen erleichtert geht dir doch b<strong>lenden</strong>d<br />

-schÉn wenn


klaus lacht angestrengt mit s<strong>ein</strong>en kunstzÅhnen zwischen denen<br />

das kaugummi vorschaut <strong>und</strong> scholz lacht sch<strong>ein</strong>bar unmotiviert<br />

mit das plus goldkette auf beharrter brust aus jenen<br />

tagen als er polier bei niepert war <strong>und</strong> in der freizeit fÄr den fc<br />

<strong>alt</strong>ona pokale gesammelt hat<br />

-in der arnoldstraÇe beste wohnlage <strong>die</strong> neue mieterin treibt<br />

mich zur weiÇglut unzuverlÅssig <strong>die</strong> frau <strong>und</strong> aufsÅssig auch<br />

noch rott-zen-frech! wie <strong>die</strong> sich ben<strong>im</strong>mt brÄllt mich an ich<br />

soll aus ihrer wohnung verschwinden nur weil ich nach der<br />

miete fragen will <strong>die</strong> sie neuerdings erst zum monatsende<br />

Äberweist dass man sich sowas gefallen lassen muss wenn ich<br />

gewusst hÅtte ich hÅtte <strong>die</strong> andere genommen kÉnnt ihr mir<br />

glauben auswahl hat man genug nur wenn sie erst drin sind<br />

wird man sie nicht wieder los<br />

so nÉlt er in <strong>ein</strong>em fort <strong>und</strong> lÅsst sich nicht stoppen<br />

-ob sie etwas von rÄmelin gehÉrt hÅtten fragt muckenbarth um<br />

von dem thema wegzukommen ich hatte ihm gesagt er soll<br />

regelmÅÇig zum ckeckup in <strong>die</strong> praxis kommen <strong>und</strong> was ist?<br />

er taucht gar nicht mehr auf<br />

<strong>die</strong> anderen schÄtteln den kopf auch sie wissen wie bleich <strong>und</strong><br />

krÅnklich ihr fmwmf <strong>im</strong>mer aussieht<br />

-sonst kam er <strong>im</strong>mer kam <strong>im</strong>mer vorbei <strong>und</strong> kriegte auch <strong>ein</strong>en<br />

cognac bei mir<br />

-jau wenn ich's mir Äberlege sagt klaus lange nicht gesehen ob<br />

er wohl krank ist?<br />

-<strong>ein</strong>mal kam er mit pulenz <strong>und</strong> <strong>die</strong> beiden haben zusammen<br />

'ne pulle geleert mindestens<br />

-pulenz trinkt gar nichts mehr sagt scholz vielleicht ist das der<br />

gr<strong>und</strong><br />

-null komma nichts wiehert klaus lammert hat ihn wohl bange<br />

gemacht mit s<strong>ein</strong>en sprÄchen<br />

-mietwohnungen wÄrde ich mir nie aufhalsen nie sagt der<br />

autor <strong>im</strong>mer der Årger warum tust du dir das an?


-weil ich geld Äber habe geld muss arbeiten schwitzen jawohl<br />

muss das geld st<strong>im</strong>mt's doc oder habe ich recht?<br />

-arbeiten ich weiÇ wohl <strong>im</strong>mer am rabotten bist<br />

-wenigstens <strong>die</strong> hausverw<strong>alt</strong>ung kÉnntest du abgeben sagt<br />

auch scholz<br />

-macht's wie ich leute! spreizt sich der donkey spreizt sich<br />

majestÅtisch in s<strong>ein</strong>er stretchhose <strong>und</strong> guckt klaus herausfordernd<br />

an<br />

-du kannst dir das leisten<br />

-jeder wie er's ver<strong>die</strong>nt<br />

-jeder nach gusto<br />

sie lachen wie man so lacht unter brÄdern<br />

klaus holt <strong>ein</strong> tuch aus der tasche <strong>und</strong> damit <strong>ein</strong>mal durchs<br />

gemÄsebeet<br />

-schwÄl schwÄl schwÄl sagt er schwÄles schwitzewetter <strong>die</strong><br />

luftfeuchtigkeit ist nicht mehr zum aush<strong>alt</strong>en wie in'ner sauna<br />

sie habe <strong>ein</strong>en so fre<strong>und</strong>lichen <strong>ein</strong>druck gemacht sagt er verstehen<br />

wir uns?<br />

-auf den <strong>ein</strong>druck kannst du nix geben sagt mÄckdich m<strong>ein</strong><br />

vermieter zum beispiel <strong>ein</strong> ganz kleveres kerlchen k<strong>ein</strong> genommen<br />

wie gesehen nÅh du! der hat mir damals vielleicht<br />

auf den zahn gefÄhlt richtig unangenehm war das wie der<br />

mich ausgequetscht hat aber jetzt haben wir schon seit jahren<br />

das beste verhÅltnis ich zahle m<strong>ein</strong>e miete <strong>und</strong> er lÅsst mich in<br />

ruhe<br />

-dem sohn habe ich auch schon gesagt weiÇ gar nicht was der<br />

arbeitet schwer enttÅuscht ganz schwer aber ich dachte: k<strong>ein</strong>e<br />

kl<strong>ein</strong>en kinder <strong>die</strong> <strong>die</strong> wÅnde vollschmieren<br />

<strong>ein</strong> ausfall <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er trippelschritt zur seite denn er kann das<br />

unrecht das ihm widerfahren ist <strong>im</strong> stehen nicht ertragen<br />

-sch<strong>ein</strong>t <strong>im</strong>mer zuhause zu s<strong>ein</strong> weiÇ gar nicht was der macht<br />

fre<strong>und</strong>lich lÅcheln <strong>und</strong> dann <strong>die</strong> miete nicht pÄnktlich bezahlen<br />

<strong>und</strong> wenn ich anrufe angeblich hat sie <strong>die</strong> kontonummer<br />

verlegt wozu kontonummer wenn es dauerauftrÅge gibt? habe


ich sie gefragt aber davon will sie nichts wissen warum wohl?<br />

frage ich euch will sie jeden monat so <strong>ein</strong> theater? soll ich<br />

tÅglich m<strong>ein</strong> konto inspizieren! das habe ich dem sohn auch<br />

gesagt lange gucke ich mir das mit euch nicht mehr an sonst<br />

isses vorbei<br />

-so leicht ist das alles nicht mehr heutzutage sagt der doktor<br />

mit tragischem ton<br />

-dabei ist sie aus sÄlldorf sagt klaus indem er mehrmals mit<br />

dem handrÄcken nach <strong>ein</strong>em tierchen schlÅgt<br />

-sieht fast wie 'ne hornisse aus sagt <strong>die</strong> mÄcke unertrÅglich<br />

sind <strong>die</strong> biester <strong>die</strong>sen sommer<br />

-ich sag's dir wird <strong>im</strong>mer verrÄckter mit denen<br />

er spuckt s<strong>ein</strong> kaugummi in hohem bogen in den rinnst<strong>ein</strong><br />

-es melden sich ja bloÇ geschiedene <strong>die</strong> hat noch den besten<br />

<strong>ein</strong>druck gemacht ob s<strong>ein</strong> vater <strong>die</strong> al<strong>im</strong>ente nicht zahlen will<br />

habe ich den sohn gefragt<br />

-kann doch d<strong>ein</strong>e sorge nicht s<strong>ein</strong> sagt dokki dog <strong>und</strong> zieht <strong>die</strong><br />

stretchhose hÉher<br />

-genau das habe ich ihr auch gesagt ich kann mich doch nicht<br />

um alles kÄmmern hab selber genÄgend probleme am hals <strong>die</strong><br />

stÅndigen reparaturen was das kostet! ich kann auch k<strong>ein</strong> geld<br />

drucken habe ich gesagt als sie sich beschwert hat angeblich<br />

sind zwei fenster <strong>und</strong>icht lassen den regen r<strong>ein</strong> - kommt sie<br />

jetzt mit an! mitten <strong>im</strong> sommer!<br />

-r<strong>ein</strong>e ablenkung st<strong>im</strong>mt muckenbarth bei<br />

s<strong>ein</strong>e augen schweifen in vager hoffnung Äber den marktplatz<br />

-ich weiÇ sagt scholz sich den bauch streichelnd kanz nix mit<br />

tun mitti leute<br />

-dabei war sie zuerst so fre<strong>und</strong>lich! aus sÄlldorf <strong>und</strong> geschieden<br />

ich habe m<strong>ein</strong>e tante gefragt auch <strong>die</strong> schwester ist geschieden<br />

mit zwei kindern sie hatte <strong>ein</strong>en kerl der soff <strong>und</strong><br />

sich irgendwann abgesetzt hat<br />

-ach <strong>die</strong> tante - gibt es <strong>die</strong> noch? war lange nicht bei mir


-in sÄlldorf hat sich <strong>ein</strong> medizinmann niedergelassen soll gut<br />

s<strong>ein</strong> rothaus oder rothans oder wie der heiÇt<br />

-weiÇ ich doch winkt der doktor ab<br />

-mit der schwester sch<strong>ein</strong>t sie k<strong>ein</strong>en kontakt zu haben sagt<br />

klaus wie geht's der schwester? habe ich sie gefragt aber k<strong>ein</strong>e<br />

reaktion muss unhe<strong>im</strong>lich gesoffen haben der kerl<br />

-manche frauen landen <strong>im</strong>mer be<strong>im</strong> falschen sagt mcbarak<br />

<strong>und</strong> schÄttelt s<strong>ein</strong>e ohren<br />

-gesoffen wie <strong>ein</strong> loch <strong>und</strong> gut <strong>im</strong> futter sagt m<strong>ein</strong>e tante sind<br />

sie beide dabei nicht unattraktiv - wenn sie nur nicht so unverschÅmt<br />

wÅre<br />

-da guck mal dahinten sagt scholz ist das nicht <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>e<br />

duchel mit ihrem schÅferh<strong>und</strong><br />

der arzt rÄckt s<strong>ein</strong>e brille zurecht <strong>und</strong> Åugt sinnend zur eisenbahnbrÄcke<br />

hinÄber<br />

-so kl<strong>ein</strong> ist <strong>die</strong> nicht mehr klÅrt er <strong>die</strong> fre<strong>und</strong>e auf sie geht auf<br />

<strong>die</strong> 40 zu<br />

-ist sie das Äberhaupt? sagt scholz<br />

-weiÇ nicht - <strong>ein</strong>en schÅferh<strong>und</strong> hat sie ja<br />

-manche haben kinder andere h<strong>und</strong>e sagt scholz<br />

klaus holt <strong>ein</strong> neues kaugummi aus s<strong>ein</strong>er tasche streift routiniert<br />

<strong>die</strong> hÄlle ab <strong>und</strong> schiebt es sich in den goldigen m<strong>und</strong><br />

-das sind zeiten sagt er gr<strong>im</strong>mig du erlebst was studenten<br />

auslÅnder arbeitslose lehrer geschiedene anwÅlte es gibt so<br />

viel worauf du als vermieter achten musst<br />

-lauter unglÄckliche liebschaften hat <strong>die</strong> sagt der doktor besinnlich<br />

nie was festes nie lÅnger als <strong>ein</strong> halbes jahr der letzte<br />

war berufssoldat <strong>und</strong> hat sie dauernd betrogen sobald sie nicht<br />

aufpasste zack hatte der schon wieder <strong>ein</strong>e am haken ihm hat's<br />

nichts ausgemacht aber sie saÇ heulend in m<strong>ein</strong>er praxis also<br />

ich weiÇ dann <strong>im</strong>mer nicht was ich sagen soll wenn mir patientinnen<br />

int<strong>im</strong>itÅten erzÅhlen


-ich bin <strong>im</strong> bilde sagt scholz mit anzoglichem blick auf des<br />

doktors b<strong>ein</strong>kleider treffe ihn Éfters <strong>im</strong> reitklub <strong>ein</strong> sportlicher<br />

typ muss ich zugeben frauen stehen auf den<br />

-er hat sie verlassen<br />

-wegen <strong>ein</strong>er franzÉsin ich weiÇ<br />

-franzÉsin sagt klaus olÑ!<br />

-aus tours - s<strong>ein</strong>e frau sei franzÉsin erzÅhlt er nunmehr jedem<br />

unberufen<br />

-er m<strong>ein</strong>t wahrsch<strong>ein</strong>lich damit bei dir fantasien freizusetzen<br />

-ob er <strong>die</strong> auch betrÄgt?<br />

-ich finde franzÉsinnen gar nicht so toll<br />

-ach doch ich schon sagt klaus behaglich puschig sehnsuchtsvoll<br />

<strong>ein</strong>en moment unterbricht er s<strong>ein</strong> kauen<br />

-was macht <strong>die</strong> duchel denn jetzt? so ganz ohne kerl<br />

der doktor muss nicht lange Äberlegen<br />

-todtraurig ist sie hat ihn dermaÇen geliebt dass sie nicht von<br />

ihm loskommt <strong>und</strong> das wirkt sich negativ auf alle ihre mÅnnerbeziehungen<br />

aus<br />

-attraktiv ist sie ja sagt der unternehmer<br />

-groÇ schlank gutaussehend st<strong>im</strong>mt mÄckenbarth zu gute figur<br />

ben<strong>im</strong>mt sich nur manchmal etwas sonderbar <strong>und</strong> das ist vielleicht<br />

der gr<strong>und</strong> es kann <strong>ein</strong>e noch so attraktiv s<strong>ein</strong> was nÄtzt<br />

das? wenn sie ihre nÄcken hat <strong>und</strong> k<strong>ein</strong>er hÅlt es mit ihr aus<br />

-aussehen ist nicht alles sagt auch scholz<br />

er sagt es fast jeden morgen wenn er vor dem spiegel steht<br />

scholz ist kl<strong>ein</strong> so kl<strong>ein</strong> dass der arzt der auch k<strong>ein</strong> riese ist<br />

<strong>und</strong> dafÄr sehniger bei ihren sporadischen treffen in den seltenen<br />

genuss kommt auf jemanden herabzublicken <strong>ein</strong> bisschen<br />

an <strong>ein</strong>e kugel erinnert er ihn <strong>die</strong> unten <strong>ein</strong>e beule hat er versucht<br />

s<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>heit <strong>und</strong> kugeligkeit <strong>die</strong> frauen leider <strong>im</strong>mer<br />

sofort auffÅllt durch unablÅssige betriebsamkeit <strong>und</strong> das fahren<br />

<strong>ein</strong>es schnittigen sportwagens auszugleichen was ihm<br />

jedoch oft nur noch mehr spott <strong>ein</strong>trÅgt - aber spottet nicht zu


frÄh! viel auf lesungen unterwegs ist scholz auch jetzt noch<br />

wo er Ålter wird <strong>und</strong> sich s<strong>ein</strong>e bÄcher fast von selbst verkaufen<br />

<strong>und</strong> lernt dort <strong>ein</strong>e menge interessanter wiewohl meist<br />

Åltlicher damen kennen <strong>die</strong> sich bei ihm aus erster hand informieren<br />

wollen gern besucht er auch <strong>die</strong> schÉn gelegene<br />

<strong>ein</strong>zige buchhandlung in liechtenst<strong>ein</strong> mit ihrer sehr gemÄtlichen<br />

sehr int<strong>im</strong>en leseathmosphÅre<br />

-n<strong>ein</strong> sagt er sich <strong>die</strong> dÄnne wildlederjoppe ausziehend denn<br />

ihm ist warm geworden dre<strong>im</strong>al n<strong>ein</strong> wer <strong>die</strong> Årmel hochkrempelt<br />

<strong>und</strong> in <strong>die</strong> hÅnde spuckt wird am ende auch erfolgreich<br />

s<strong>ein</strong><br />

es nickt <strong>ein</strong> arzt bei <strong>die</strong>sen worten<br />

-genau brummt er sobald es aufhÉrt zu regnen <strong>und</strong> <strong>die</strong> sonne<br />

kommt raus wird's gleich tierisch warm<br />

-will dann mal sagt klaus sich an <strong>die</strong> stirn tippend denn infinita<br />

est velocitas temporis <strong>und</strong> auch den autor ruft <strong>die</strong> pflicht<br />

IN LICHTEN MOMENTEN ERSCHEINT UNSERE EXIS-<br />

TENZ DIE SICH NOTWENDIG ZULETZT DEM TODE<br />

ERGIBT BESTENFALLS SINNLOS SCHLIMMSTEN-<br />

FALLS PATHOLOGISCH<br />

arkadengÅnge nicht gerade lauschig unter lauschig stelle ich<br />

mir etwas anderes vor zum beispiel unten be<strong>im</strong> rathaus aber<br />

<strong>die</strong>se neumodernen oder in bern wo ich als doktorand mal<br />

gearbeitet habe <strong>die</strong> stadt bleibt mir <strong>ein</strong> leben lang in erinnerung<br />

ge<strong>die</strong>gen <strong>und</strong> sehr gepflegt findet papa <strong>die</strong> schweiz <strong>ein</strong><br />

bisschen wie in dem <strong>ein</strong>en film heute kann ich nicht mehr so<br />

<strong>ein</strong>fach verreisen <strong>ein</strong> freier tag hin <strong>und</strong> wieder ist das ÅuÇerste<br />

vor den laufenden kosten zerrinnt m<strong>ein</strong>e freiheit wie eis unter<br />

der sonne da wÄnscht man sich manchmal rentner zu s<strong>ein</strong><br />

oder <strong>ein</strong>e tretmÄhle <strong>die</strong> weniger aufreibend wÅre dabei sind<br />

<strong>die</strong> honorare gesunken es ist nicht mehr so wie frÄher als unser<br />

Årztliches tun in gold aufgewogen wurde dafÄr wird man


<strong>im</strong>mer abhÅngiger von den milden gaben der pharmaindustrie<br />

jammern auf hohem niveau hat neulich brunner zu mir gesagt<br />

da musste ich grinsen was sich manche kollegen <strong>ein</strong>fallen<br />

lassen also auch um druck auszuÄben: plakataktionen in den<br />

praxen demos organisieren infoblÅtter herausgeben petitionen<br />

an den b<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsminister richtige netzwerke bilden<br />

<strong>die</strong> <strong>und</strong> unterh<strong>alt</strong>en sich prÅchtig dabei fre<strong>und</strong>schaften fÄrs<br />

leben werden dort geschlossen bis zur nÅchsten honorarreform<br />

-facharzt hÅttest du werden sollen sagt ulla manchmal zu mir -<br />

<strong>und</strong> dann kommt <strong>ein</strong>es tages mit der post <strong>ein</strong> groÇer umschlag<br />

mit glÅnzenden broschÄren <strong>die</strong> mÅnnerges<strong>und</strong>heit betreffend<br />

<strong>ein</strong> interaktiver workshop fÄr zukunftsorientierte hausÅrzte<br />

kostenlose fortbildung ihres pharmariesen <strong>im</strong> tollen ferienambiente<br />

hurra! schreien wir in zukunftsÅngsten ertrinkenden<br />

allgem<strong>ein</strong>mediziner <strong>und</strong> mÉchten gern mehr ver<strong>die</strong>nen doch<br />

auch zwei urologen <strong>und</strong> <strong>ein</strong> internist haben sich angemeldet<br />

pÄnktlich stand der kursleiter jeden montag morgen wie neu<br />

aufgezogen vor s<strong>ein</strong>em publikum <strong>und</strong> sagte laborierte windungsarme<br />

sÅtze wie<br />

-es geht nicht dass sie <strong>im</strong>mer mit der ethischen knute geknechtet<br />

werden<br />

denn weil sich vor unser handeln stets das seit wir nietzsche<br />

kennen sich unhe<strong>im</strong>lich verklemmt anfÄhlende bewussts<strong>ein</strong><br />

schiebt weil unser handeln k<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>faches vorangehen ist sondern<br />

meist <strong>ein</strong>em jahrelangen verkehrtgehen <strong>und</strong> kreuz-<strong>und</strong>quer-gehen<br />

nachfolgt worÄber viele tatmenschen sich zurecht<br />

aufregen (weil sonst hÅtten sie schon lÅngst zugeschlagen <strong>und</strong><br />

ihr kl<strong>ein</strong>es unternehmen viel frÄher von gr<strong>und</strong> auf profitabel<br />

gemacht) kÉnnen wir fÄr unsere reaktionen auf <strong>die</strong> anh<strong>alt</strong>ende<br />

europakrise <strong>die</strong> ja bekanntlich <strong>ein</strong>e krise der weltwirtschaft ist<br />

wohl kaum zur rechenschaft gezogen werden<br />

-ich m<strong>ein</strong>e was haben sie denn von all ihrer arbeit? untertags<br />

bis zur vergasung diagnosten therapieren <strong>und</strong> dabei <strong>die</strong> ganze<br />

zeit teilnahmsvoll aus der wÅsche gucken mittags ins schnell-


estaurant <strong>und</strong> bis spÅtabends Äber gutachten rechnungen <strong>und</strong><br />

den letzten Ånderungen des ges<strong>und</strong>heitsstrukturgesetzes brÄten<br />

alle reden von ihnen als den besserver<strong>die</strong>nenden aber wie<br />

sieht denn <strong>die</strong> wirklichkeit aus? sparmaÇnahmen ausgabendeckelung<br />

<strong>ein</strong>nahmenrÄckgang viele von ihnen zehren von rÄcklagen<br />

<strong>die</strong> sie in frÄheren zugegeben fetten jahren angelegt<br />

haben<br />

am meisten Äberraschte mich lammert dort zu sehen den mann<br />

der aufgr<strong>und</strong> s<strong>ein</strong>es lauteren leum<strong>und</strong>es s<strong>ein</strong>er <strong>die</strong> pharmaindustrie<br />

nicht schonenden fachartikel von vielen kollegen verehrt<br />

ja bew<strong>und</strong>ert wird ich muss sagen von ihm als referenten<br />

hÅtte ich mehr erwartet fÄr das verstÅndnis das man bei ihm<br />

herausgehÉrt hat mÄssen <strong>die</strong> ganz schÉn tief in <strong>die</strong> tasche<br />

gegriffen haben<br />

-wozu arbeiten sie Äberhaupt? fragt anschlieÇend <strong>die</strong> moderierende<br />

krawatte <strong>ein</strong>e gewisse position <strong>im</strong> leben in der gesellschaft<br />

verteidigen Äber wochen <strong>und</strong> monate wie besinnungslos<br />

<strong>im</strong> schweiÇe ihres angesichtes <strong>und</strong> in gedanken an das<br />

schÉne geld das sie dabei nungut ver<strong>die</strong>nen <strong>und</strong> nicht wieder<br />

aus den fingern lassen mÉchten - wobei wenn ich alle s<strong>ein</strong>e<br />

ratschlÅge befolgen wÄrde aber dafÄr bin ich definitiv nicht<br />

der mensch worÄber ich mich in gewissen st<strong>und</strong>en genauso<br />

Årgere wie Äber alles andere was <strong>im</strong> tÅglichen <strong>ein</strong>erlei nicht<br />

funktionieren will oder abhanden kommt ich verstehe das<br />

nicht sage ich dann zu ulla <strong>und</strong> unserer auszubildenden in<br />

<strong>ein</strong>em k<strong>ein</strong>en widerspruch duldenden ton wie konnte das passieren?<br />

warum <strong>im</strong>mer uns? <strong>und</strong> dann befÅllt mich regelmÅÇig<br />

<strong>ein</strong>e absolut unproduktive schwermut Äber den feh<strong>lenden</strong> sinn<br />

m<strong>ein</strong>es lebens sie sucht mich he<strong>im</strong> wie <strong>ein</strong>e viruserkÅltung ich<br />

verliere jeden spaÇ an der arbeit all<strong>ein</strong> schon <strong>die</strong> art wie <strong>die</strong><br />

kassen uns neuerdings kontrollieren macht mich ganz krank<br />

<strong>ein</strong>e Äberbordende bÄrokratie mit ÄbermÅchtigen bÄrokraten<br />

auf <strong>die</strong> ich als mediziner nur allergisch reagieren kann


<strong>und</strong> jetzt noch <strong>die</strong> praxisgebÄhr alle sind dagegen k<strong>ein</strong>er will<br />

sie haben nichts als arbeit <strong>und</strong> Årger macht sie uns was sich<br />

<strong>die</strong> regierung dabei gedacht hat? natÄrlich <strong>die</strong> hoffnung dass<br />

weniger leute zum arzt gehen <strong>und</strong> es kommen auch weniger<br />

ganz klar <strong>und</strong> wer kommt will am liebsten nicht zahlen <strong>die</strong><br />

patienten wollen alles haben aber umsonst! <strong>die</strong> beste behandlung<br />

<strong>die</strong> teuersten medikamente aber nur fÄr umsonst bitteschÉn<br />

lieber krepieren als praxisgebÄhr zahlen so ist der deutsche<br />

michel gestrickt messerschmitt was ich mit dem erlebt<br />

habe unglaublich drehte fast durch:<br />

-was wollt ihr! uns arme leute steuerzahler melkkÄhe der nation<br />

noch mehr ausnehmen! zahle ich nicht schon all<strong>ein</strong> tausende<br />

euros fÄr m<strong>ein</strong>e krankenversicherung?<br />

was ihm der staat nicht stehle frÅÇen <strong>die</strong> <strong>alt</strong>ersvorsorge <strong>und</strong><br />

das ges<strong>und</strong>heitssystem <strong>und</strong> jetzt noch praxisgebÄhr! es reiche<br />

ihm hoch drei entwand bei <strong>die</strong>sen worten ulla das quittungsheft<br />

<strong>und</strong> hat es in der luft zerrissen<br />

-so! jetzt habt ihr eure praxisgebÄhr! ich werd's euch zeigen!<br />

<strong>die</strong> fetzen mussten wir hinterher aufsuchen der berserker hat<br />

sich dermaÇen aufgefÄhrt dass sich ulla genÉtigt sah um hilfe<br />

zu rufen er ist dann auf mich losgegangen wir konnten ihn<br />

nicht bÅndigen das ganze wartez<strong>im</strong>mer wurde rebellisch alle<br />

hatten angst er dreht vielleicht vÉllig durch schlÅgt alles kaputt<br />

<strong>und</strong> springt am ende womÉglich in selbstmÉrderischer<br />

absicht aus dem fenster oder was weiÇ ich wozu so <strong>ein</strong>er fÅhig<br />

ist <strong>ein</strong>e beruhigungsspritze wÅre das richtige gewesen aber<br />

damit hÅtte ich mich womÉglich strafbar gemacht mensch war<br />

ich froh als wir den endlich hinausbugsiert hatten ich habe ihn<br />

seither nicht wiedergesehen er geniert sich wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

neumann erzÅhlt bei ihm ist er lammfromm zahlt anstandslos<br />

praxisgebÄhr


WIE MANCHE SCHLIPS- UND ANZUG- UND SELBST<br />

UNIFORMTRàGER SICH BENEHMEN MANN WAS<br />

HUSTET DER<br />

ich lasse mich nur ungern be<strong>ein</strong>flussen wenn ich m<strong>ein</strong>e patienten<br />

anraunze wie <strong>ein</strong> geldverleiher <strong>die</strong> sÅumigen schuldner<br />

weil sie sich an den diÅtplan nicht geh<strong>alt</strong>en haben oder ans<br />

strikte rauchverbot wenn sie nach nikotin stinken <strong>und</strong> allen<br />

mÉglichen anderen ekelerregenden sachen <strong>und</strong> ich merke ich<br />

krieg es nicht raus aus ihnen den gestank <strong>und</strong> <strong>die</strong> sucht: ist -<br />

das - macht? viele krankheiten lassen sich am geruch erkennen<br />

<strong>ein</strong>fach <strong>die</strong> nase an den betreffenden h<strong>alt</strong>en schon weiÇ<br />

ich bescheid<br />

HUSTET EINFACH RAUS DER LAFFE FÜR DEN SIND<br />

DIE ANDEREN LUFT<br />

gepflegtes pflaster was das wohl gekostet hat zu kaisers zeiten<br />

angelegt bombenhagel Äberdauert mit pferdekutschen sind sie<br />

hier durchgefahren muss ziemlich gescheppert haben <strong>und</strong><br />

dann <strong>die</strong> ersten autos jetzt ist es ja <strong>ein</strong>e fuÇgÅngerzone nur<br />

wenige nutzen <strong>die</strong> abkÄrzung meist frÉstelnde frauen auf abwegen<br />

<strong>und</strong> hell wird es plÉtzlich dass man <strong>die</strong> augen zukneifen<br />

muss sonnenbrille <strong>und</strong> regenschirm was <strong>ein</strong>e kombination<br />

der mensch fÅngt gern von vorne an <strong>und</strong> nach jedem krieg<br />

wird erst mal aufgerÅumt so hat zuweilen auch das gute leichtes<br />

spiel <strong>die</strong> aufklÅrung <strong>und</strong> das ende des ostblocks: alles <strong>ein</strong>e<br />

frage der geistigen orientierung <strong>im</strong> mittel<strong>alt</strong>er wurde wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

anders erzogen es gab k<strong>ein</strong>e hippie-eltern k<strong>ein</strong><br />

hotel mama - oder doch? anders ist nicht zu erklÅren warum<br />

heute soviele von denen herumlaufen <strong>und</strong> womÉglich schon<br />

seit jahrtausenden in unseren genen schlummern genau wie<br />

ihr gegenteil


was es schon <strong>im</strong>mer gab: religion <strong>die</strong> <strong>die</strong> massen begeistert<br />

man mÉchte gar nicht mal sagen dass das falsch ist aber zu<br />

viel gefÄhrt hat es auch nicht wenn man sich <strong>die</strong> menschheitsgeschichte<br />

ansieht was fehlt ist <strong>ein</strong>e kritik der technischen<br />

vernunft <strong>die</strong> gedanken aller menschen passen leicht auf <strong>ein</strong>en<br />

mikrochip zumal sie sich gleichen <strong>und</strong> auch noch stÅndig<br />

wiederholen insofern wÄrde ich sagen scheiÇ drauf auf jeden<br />

fall abwarten bis <strong>die</strong> mode sich Åndert der staub sich gelegt<br />

hat <strong>und</strong> von allen absurden hoffnungen nur ganz wenige handfeste<br />

Äberzeugungen Äbrig bleiben an denen man sich orientieren<br />

kann <strong>und</strong> <strong>die</strong> treuere naturen dann ihr leben lang mit<br />

sich herumtragen <strong>und</strong> von denen sie sich nicht so leicht abbringen<br />

lassen jeder hat doch s<strong>ein</strong>en eigenen vorrat an trÅumen<br />

den er jedoch nur hÉchst selten Éffentlich macht dafÄr<br />

aber dann mit um so grÉÇerer inbrunst anderen den groÇmanns<br />

<strong>die</strong>ser erde gelingt es problemlos solchen hinderlichen<br />

ballast spÅtestens in der pubertÅt abzuwerfen <strong>und</strong> zu <strong>im</strong>mer<br />

neuen hÉhen sich aufzuschwingen das bewussts<strong>ein</strong> des menschen<br />

als <strong>ein</strong>e art zwiebel ganz auÇen <strong>die</strong> moden & der ben<strong>im</strong>m<br />

auf etikette legen <strong>die</strong> meisten ab <strong>ein</strong>em best<strong>im</strong>mten<br />

<strong>alt</strong>er Äberraschend viel wert der tiefere gr<strong>und</strong>: weil sie dann<br />

angst vor konflikten haben vor jeder Ånderung ihres f<strong>ein</strong> austarierten<br />

soziobiologischen fahrplanes in den tod der durchschnittliche<br />

brutale verbrecher ist jung meistens<br />

-ich muss sehen dass ich auf m<strong>ein</strong>em jÅhrlichen geburtstagsempfang<br />

frau doktor ehrentreich nicht mit frau vizeprÅsident<br />

an <strong>ein</strong>en tisch setze <strong>die</strong> kÉnnen sich nicht das wÅre letztes jahr<br />

fast schief gegangen sagt mir karin am telefon als hÅtte es<br />

unsere wilden jahre nie gegeben<br />

<strong>die</strong> Äberzeugungen <strong>die</strong> sich wie gesagt auch Åndern kÉnnen -<br />

wobei ich mir Äber <strong>die</strong> motive <strong>und</strong> mechanismen nicht ganz<br />

klar bin fÄr <strong>ein</strong>en geringen vorteil sind <strong>die</strong> meisten bereit ihre<br />

prinzipien zu opfern wenn sie denn welche haben zuerst denken<br />

sie nicht mehr daran beschÅftigen sich mit etwas anderem


tanz in den mai freuen sich an dem schÉnen wohlstand <strong>und</strong><br />

wohlleben das ihnen ihr mietshaus <strong>ein</strong> lottogewinn oder <strong>ein</strong>e<br />

geschickte aktientransaktion beschert hat <strong>und</strong> irgendwann<br />

geben sie dem druck des inneren schw<strong>ein</strong>eh<strong>und</strong>es nach man<br />

muss schlieÇlich auch <strong>die</strong> andere seite sehen <strong>und</strong> anhÉren <strong>und</strong><br />

mit groÇer gemÄtsruhe vernehmen sie jene klÅnge argumente<br />

<strong>und</strong> gedankengÅnge <strong>die</strong> sie vorher aus moralischen grÄnden<br />

abgelehnt haben <strong>die</strong> es ihnen jedoch nunmehr erleichtern sich<br />

auf dem diwan des lebens behaglich zu fÄhlen <strong>und</strong> in dem<br />

bewÅhrten stil fortzufahren wogar vorwÅrts zu kommen karriere<br />

zu machen erfolg zu haben solche leute brauchen sich<br />

wegen ihrer Äberzeugungen nicht zu sorgen bei denen lÅuft<br />

alles wie von selbst ihr kopf ist <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges gut geschmiertes<br />

weichteilelager bei den Äbrigen helfen <strong>die</strong> me<strong>die</strong>n nach das<br />

staatsfernsehen oder <strong>die</strong> lehrer eltern polizei <strong>und</strong> in zukunft<br />

<strong>die</strong> gentechnik dann ist zwei drei generationen ruhe bis zur<br />

nÅchsten wirtschaftskrise wenn <strong>die</strong> inflation <strong>die</strong> erben der<br />

eliten enteignet <strong>die</strong> dann aus r<strong>ein</strong>er unzufriedenheit den<br />

rechtsradikalen hinterherlaufen <strong>im</strong>mer nach demselben schema<br />

stÄrzen sich <strong>die</strong> lemminge Äber <strong>die</strong> klippen worauf das<br />

ewige wechselspiel der Ékonomie von neuem anhebt dem<br />

schon marie a zum opfer gefallen ist weil sie <strong>und</strong> ihresgleichen<br />

den deckel zu lange auf den fleischtÉpfen geh<strong>alt</strong>en haben<br />

bumm! flog ihnen alles um <strong>die</strong> ohren ja wenn sie weniger<br />

unbeliebt gewesen wÅre <strong>und</strong> <strong>die</strong> jakobiner weniger blutrÄnstig<br />

es gibt <strong>im</strong>mer leute <strong>die</strong> auf <strong>ein</strong>e gelegenheit warten <strong>die</strong> konkurrenz<br />

mausetot zu machen nur <strong>die</strong> meisten finden k<strong>ein</strong>e<br />

gelegenheit enden als metzger <strong>und</strong> pferdeabdecker man muss<br />

auch etwas glÄck haben wem bietet sich schon <strong>die</strong> chance <strong>im</strong><br />

parlament den kopf des kÉnigs zu fordern mit allem br<strong>im</strong>m<br />

<strong>und</strong> borium <strong>und</strong> <strong>die</strong> mehrheit hat zugest<strong>im</strong>mt spÅter kam napoleon:<br />

vom regen in <strong>die</strong> traufe sage ich nur <strong>ein</strong>e vielkÉpfige<br />

hydra ist das system der macht es bringt gar nichts ihr <strong>ein</strong>en


kopf abzuhacken hinterher ist nur alles voller blut <strong>und</strong> hirnspritzer<br />

doktor mÄckmuck wandte sich seitwÅrts <strong>und</strong> ging <strong>die</strong> alstertwiete<br />

hinauf tÅnzelnd vorbei an glÅsernen abfÄllhallen dunkle<br />

schatten in all dem licht <strong>und</strong> <strong>ein</strong> ordentlich verwahrloster hinterhof<br />

junge junge da hatte sich <strong>ein</strong>er k<strong>ein</strong>en zwang angetan<br />

matte reifen matt auf rost vergammelnd<br />

-heiÇt nicht so <strong>ein</strong>e werbeagentur? fragte er sich lÅsternd dabei<br />

habe ich gestern noch gedacht was fÄr <strong>ein</strong> geradliniger<br />

aufrichtiger mensch ich doch bin - <strong>und</strong> dann gucke ich <strong>die</strong><br />

<strong>ein</strong>e patientin an als ob ich sie auffressen will <strong>ein</strong>e ganz<br />

schlechte m<strong>ein</strong>ung kriegt <strong>die</strong> von mir ob sie Äberhaupt noch<br />

mal wiederkommt<br />

blattlose Åste streckten ihre fÄhler aus <strong>im</strong>mergrÄn seufzte<br />

sanft ob des bedrohlichen tohuwabohu platiktÄten <strong>alt</strong>papier<br />

<strong>und</strong> <strong>alt</strong>metall warteten worauf? <strong>ein</strong> manisch unmanierlich<br />

hindrappiertes stillleben durfte man neuerdings mit drei ell<br />

schreiben <strong>und</strong> <strong>die</strong> irrtÄmer <strong>ein</strong>es sechzehnjÅhrigen der stil mit<br />

mode verwechselt hatte zu nah an der mauer ganz schlecht<br />

wenn <strong>die</strong> feucht wird kann sonstwas passieren <strong>ein</strong> <strong>alt</strong>er herd<br />

am verrotten kÄhlschrank hocker rasenmÅher in welchem<br />

zustand! schlÅgst du <strong>die</strong> hÅnde Äber dem kopf zusammen noch<br />

mehr kartons verzogene bretter reste <strong>ein</strong>er aluleiter edelstahlrohre<br />

oder was das ist <strong>ein</strong> kaninchenstall hochkant <strong>die</strong> anrichte<br />

Äber allem rostige ventilatoren abluft nach hinten gebend<br />

zum schluss alles <strong>ein</strong>gezÅunt natz kommt <strong>die</strong> katz bunt strullt<br />

der h<strong>und</strong> schl<strong>im</strong>m <strong>die</strong>se gegend jeder <strong>ein</strong>same sittenstrolch<br />

hÅlt sich das viehzeug zum streicheln <strong>und</strong> lÅsst es mit den<br />

hÄhnern raus also ich wÄrde tierh<strong>alt</strong>ung in der groÇstadt nicht<br />

zulassen warum das ordnungsamt nicht <strong>ein</strong>schreitet oder der<br />

tierschutzb<strong>und</strong> <strong>die</strong> spendenausfÅlle seit dder vorstand schamlos<br />

in <strong>die</strong> kasse griff nur durch zufall sind sie aufgeflogen<br />

sonst hÅtten sie noch jahrelang! verfÄhrt so <strong>ein</strong> club? zur bestechlichkeit?


was mich am meisten w<strong>und</strong>ert: dass solche leute Äberhaupt<br />

hochkommen <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer wiedergewÅhlt werden ganz krank<br />

macht mich das andererseits k<strong>ein</strong>er kann sich freisprechen es<br />

mÉchte jedem so gehen der an <strong>ein</strong>er spitze steht nur wenigen<br />

aber gelingt es hochzukommen <strong>und</strong> <strong>die</strong> sind besonders gefÅhrdet<br />

stark bleiben <strong>im</strong> angesicht enormer anfechtungen das<br />

ist der anspruch <strong>ein</strong> klaffendes loch wo das wohl hinfÄhrt<br />

nach normalem keller sieht das nicht aus zu dunkel <strong>ein</strong>e hÉhle?<br />

<strong>ein</strong> gefÅngnis? <strong>ein</strong> luftschutzbunker? hilft heutzutage auch<br />

nicht mehr was <strong>die</strong> frÄher fÄr <strong>ein</strong>fÅlle hatten <strong>die</strong> ingenieure<br />

<strong>und</strong> heute teilweise <strong>im</strong>mer noch haben<br />

spielende kinder <strong>im</strong> parkhaus<strong>ein</strong>gang leben gefÅhrlich kÄmmern<br />

sich um k<strong>ein</strong>en verkehr <strong>ein</strong> ganz neues hat sich <strong>die</strong><br />

buchladenkette geleistet opt<strong>im</strong>istische zuwachsprognose gegen<br />

den trend das viertel in <strong>ein</strong>en kÄnstlichen aufschwung<br />

versetzt mitten in der sich zum trauma steigernden krise von<br />

der <strong>ein</strong>ige von uns sich noch <strong>im</strong> <strong>alt</strong>er bedroht fÄhlen werden<br />

kottkamp sei dank der sich mit der inhaberfamilie zusammengesetzt<br />

hat <strong>im</strong>pulse fÄr m<strong>ein</strong>en wahlkreis nennt er das vollm<strong>und</strong>ig<br />

literweise sprit of free enterprise hat der trottel geschluckt<br />

dass autofahrer auch leser sind weiÇ <strong>ein</strong>er wie er der<br />

sich nur bei bedarf als banause outet <strong>und</strong> wenn wir schon mal<br />

dabei sind den fuÇballerischen nachwuchs mit <strong>ein</strong>er kostenlosen<br />

kindgerechten biografie des kapitÅns unserer nationalmannschaft<br />

versorgt weil mannschaftssportler sind bekanntlich<br />

auch gute manager von denen jeder etwas lernen kann<br />

lauthallende trippelschritte: platz haben <strong>die</strong> hier! nur dass der<br />

ball auf der schiefen ebene nicht liegen bleiben will tscha! ihr<br />

dÉtze <strong>ein</strong>e art zwerge sind <strong>die</strong> kl<strong>ein</strong>en was in euch vorgeht<br />

erschlieÇt sich erwachsenen nur teilweise offenbart ihr auch<br />

mir in der praxis nicht nichts als wachsen neugier <strong>und</strong> bewegungsdrang<br />

uuhuuh-uuih! <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er schlenker sonst kommt<br />

mir der ball in <strong>die</strong> quere k<strong>ein</strong> bedarf mich umrennen zu lassen


- wobei mich <strong>die</strong>ses gewisse von kindern ausgehende tohuwabohu<br />

normalerweise nicht stÉrt von triefendem ernst sind<br />

<strong>die</strong> dampfenden gassen kann kinderradau nur guttun<br />

m-e-n-s-c-h! <strong>die</strong> laufen glatt auf <strong>die</strong> straÇe so schnell dass<br />

man <strong>im</strong> notfall nicht <strong>ein</strong>greifen kann <strong>die</strong> eltern wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

beide berufstÅtig kÉnnen sie schlecht den ganzen tag in <strong>die</strong><br />

wohnung sperren <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e besonders hat hummeln <strong>im</strong> hintern<br />

dÄrre Årmchen wild in der luft schwarzes haarknÅuel dem rest<br />

<strong>im</strong>mer kreischend voraus kinder haben heutzutage wenig zu<br />

lachen karin war dann auch schwanger wie das passieren<br />

konnte! wir sind uns aber schnell <strong>ein</strong>ig gewesen dass das t<strong>im</strong>ing<br />

nicht st<strong>im</strong>mt <strong>ein</strong>e art panik bei uns beiden ziemlichen<br />

greenhorns wussten wir instinktiv wir wollen k<strong>ein</strong>e kinder es<br />

soll ja fÅlle geben von dissenz wo der <strong>ein</strong>e partner sich welche<br />

wÄnscht der andere bevorzugt s<strong>ein</strong>e unabhÅngigkeit dahinter<br />

steckt meist <strong>ein</strong>e ablehnung <strong>die</strong> zu stress <strong>und</strong> streit fÄhrt <strong>und</strong><br />

am ende <strong>die</strong> beziehung sprengt karin ist <strong>die</strong> abtreibung ganz<br />

locker angegangen mir kamen dann doch zweifel bis hin zu<br />

der erwÅgung wie kann ich sie an mich zu binden? <strong>und</strong>: sind<br />

beziehungen mit kindern stabiler? nicht unbedingt wie ich<br />

spÅter gelernt habe es gibt genÄgend gegenbeispiele manche<br />

ehen scheitern dann erst recht wo <strong>die</strong> frau <strong>ein</strong> geborenes muttertier<br />

ist <strong>die</strong> <strong>die</strong> welpen hutscht <strong>und</strong> busselt <strong>und</strong> ihrem fre<strong>und</strong><br />

oder ehemann damit ziemlich auf <strong>die</strong> nerven geht der will<br />

k<strong>ein</strong> kind mehr bis sie ihm <strong>ein</strong>es tages gesteht hoppla! ich bin<br />

wieder schwanger er lÅsst sich vor schreck sofort sterilisieren<br />

denn er wollte s<strong>ein</strong> junges leben genieÇen nun hat er <strong>die</strong> blagen<br />

am hals <strong>die</strong> ihm viel zeit geld <strong>und</strong> alle lebensfreude rauben<br />

wen aber <strong>die</strong> unverhoffte schwangerschaft allzu sehr stÉrt<br />

der bringt sie zu mir in <strong>die</strong> praxis auf dass ich m<strong>ein</strong>en sermon<br />

abspule um den gesetzlichen vorschriften genÄge zu tun wo<br />

f<strong>ein</strong>fÄhligkeit am platze wÅre bis mir <strong>ein</strong>es tages der kragen<br />

platzt wie bei der duchel <strong>und</strong> ihrem polizisten aber ohne erfolg<br />

sie hat sich zum nÅchsten arzt schicken lassen gehorchte


ihm auf's wort manche frauen tappen ratlos durchs leben andere<br />

wie karin wissen sehr genau was sie wollen es gibt in<br />

jedem volk solche <strong>und</strong> solche schlichte gemÄter <strong>die</strong> sich mit<br />

dem wenigen zufrieden geben das ihnen von der natur gratis<br />

gewÅhrt wird <strong>und</strong> andere fÄr <strong>die</strong> das beste gerade gut genug<br />

ist<br />

so geht's mir <strong>im</strong>mer ich schreite erwartungsvoll durch <strong>die</strong> bei<br />

jedem wetter <strong>ein</strong>ladend geÉffnete glastÄr <strong>und</strong> schon auf der<br />

rolltreppe versperrt mir <strong>ein</strong> langer ledermantel breitb<strong>ein</strong>ig <strong>die</strong><br />

sicht kommt sich cool vor <strong>die</strong> Äblichen attraktionen in vertiefter<br />

kinnlage h<strong>und</strong>ertachtzig grad weg vom <strong>alt</strong>ernden mann<br />

wÅre ich fast wieder rausmarschiert ob der mit drogen de<strong>alt</strong>?<br />

was liest er wenn er liest oder will so <strong>ein</strong>er nur <strong>die</strong> spieÇer<br />

erschrecken? vorsichtig bleibe ich hinter ihm stehen<br />

KURZ DREHT SICH KALLE NACH DEM DOKTOR UM<br />

ob er als wesensverwandten mich wahrn<strong>im</strong>mt? anhand des<br />

romanes in den wir beide uns festlesen alhambra oder <strong>die</strong><br />

wagenburg <strong>und</strong> schleppen am ende schwarten hinaus schwarten!<br />

Ein letzter r<strong>und</strong>blick Äber <strong>die</strong> stapel wattiss datt denn ey?<br />

zum <strong>alt</strong>en preis! wollte ich <strong>im</strong>mer schon haben den neuen<br />

<strong>ein</strong>band hat sich der verlag richtig was kosten lassen in teures<br />

design <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e glatte unbeleckte Äbersetzung gepresst wie<br />

fleischabfÅlle in <strong>ein</strong>e kabanossihaut <strong>und</strong> dann mit tomatensaft<br />

durch <strong>ein</strong>en engen hals hieda verstopft aban kommunizierende<br />

rÉhren zu schwindelnden hÉhen spritzet <strong>die</strong> jauche empor<br />

JE NACHDEM OB A) UNGESTÜME HERBSTKAUFZEIT<br />

ODER B) HERMAPHRODITISCHES<br />

HORMENSTRUELLES BREMSEN<br />

<strong>die</strong> andere erst nach jahrzehnten erreichen h<strong>und</strong>erten wenn sie<br />

bis dahin nicht lÅngst vom markt verschw<strong>und</strong>en sind doch


eich um reich wie der berÄhmte autor tauchte der doktor <strong>ein</strong><br />

in <strong>die</strong>ses offene <strong>und</strong> witzige buch jedem klingen s<strong>ein</strong>e eigenen<br />

jugenderinnerungen am schÉnsten <strong>und</strong> darum ist dasjenige<br />

den anderen vorzuziehen in welchem sich jeder sofort wiedererkennt<br />

<strong>und</strong> wird <strong>die</strong> <strong>alt</strong>e zeit <strong>die</strong> gute genannt <strong>ein</strong> schÄchternes<br />

kind war ich <strong>ein</strong>fach bedÄrfnislos <strong>und</strong> bescheiden inmitten<br />

<strong>ein</strong>er weitverzweigten patchworksippe aufgewachsen <strong>die</strong> also<br />

wenn ich mehr davon verlauten lieÇe was bei uns tÅglich ablief<br />

an krÅftezehrendem geblÉke <strong>und</strong> wechselseitigem schallendem<br />

augenkratzen<br />

denn ull an mÄck beachtlich fetzten<br />

ellbogelten mit heulen lefzen<br />

mampol genuhlt aus <strong>wal</strong>l <strong>und</strong> gamm<br />

der trahnschen ockerfalb trÇdamm<br />

duckfassend irrt das flecke leuchten<br />

in sieben kÅs-chen muhlt der gruhn<br />

kommt ganter gritz das wille weuchen<br />

auf leute lasst uns alles feuchen<br />

so wie der niedgestellte truhn<br />

er ruderte anderen hinterher <strong>die</strong> gleichfalls dem ersten stock<br />

zustrebten groÇ genug war der laden ja sauber aber hochfrequentiert<br />

was liest furzt bekanntlich auch <strong>und</strong> opern hÉrt<br />

wow! <strong>die</strong> hat aber! was man so sehen kann sie bleibt direkt<br />

hinter mir stehen auf den text kann ich mich nicht mehr konzentrieren<br />

angesichts <strong>die</strong>ser ausblicke ob es anderen auch so<br />

geht? sinnloses dahinblÅttern in kaum noch fÄr interessant<br />

bef<strong>und</strong>enem nicht so oft hinglotzen bitte! wer mich beobachtet<br />

weiÇ trotzdem bescheid oh ihr zufriedenen eheringtrÅger<br />

ihr sakkostÅnder <strong>die</strong> ihr es ordentlich liebt <strong>und</strong> eure frauen<br />

bestÅrken euch mit frÄhlingsfrisch duftenden hemden so sauge<br />

auch ich das parfum <strong>ein</strong> ihr kollegtaschenrow<strong>die</strong>s <strong>die</strong> ihr <strong>im</strong>mer<br />

nur akten fresst <strong>und</strong> euch nur selten zwischen regale mit<br />

bÄchern verirrt ihr mit den gut gebÄrsteten bÅrten was wollt


ihr hier? mir m<strong>ein</strong> terrain streitig machen? wo der nÅchste<br />

termin lÅngst auf euch wartet?<br />

<strong>und</strong> damit setzte e m beruhigung <strong>ein</strong> <strong>und</strong> tergo bereitschaft sie<br />

nach <strong>ein</strong>em schnellen ausweichmanÉver das sie hinter <strong>ein</strong>e<br />

sÅule auf <strong>die</strong> andere seite des verkaufsraumes katapultierte<br />

aus den augen zu verlieren man arrangierte sich mit dem<br />

schicksal elend der mÅnner der Ålteren zumal manchmal fragte<br />

man sich wie all das unergiebige das erfolglose <strong>und</strong> uneffektive<br />

Äberhaupt mÉglich war das behÅbige <strong>und</strong> sumpfige an<br />

dem der kosmos jeden moment zu ersticken drohte sich etwas<br />

<strong>ein</strong>reden was allen regeln <strong>und</strong> gesetzen der vernunft <strong>und</strong> logik<br />

zuwiderlief bis man gezwungen war den pensionierten ingenieur<br />

anzurufen wie habt ihr damals eigentlich <strong>die</strong> ox2-sÅcke<br />

zusammengenÅht? ganz <strong>ein</strong>fach: kohlenstofffÅden typ r-3<br />

gewÅssert <strong>und</strong> den u-n-wert best<strong>im</strong>mt ja wenn man an so <strong>ein</strong>e<br />

rankÅme! noch <strong>ein</strong>mal linsen richtung der tanzenden schatten<br />

ach <strong>die</strong> verkauft hier nur! hat sicher jeden tag angebote jeder<br />

kerl der her<strong>ein</strong>strollt mit halbwegs normalem hormonhaush<strong>alt</strong><br />

starrt sie an <strong>und</strong> kommt auf dumme gedanken trotz ihrer intellektuellenbrille<br />

bei buchhÅndlerinnen obligatorisch verbirgt<br />

nur notdÄrftig <strong>die</strong> tolle figur<br />

wirklich wie <strong>die</strong> aussieht <strong>und</strong> <strong>ein</strong>en be<strong>ein</strong>druckt selbst bei der<br />

hitze wo vielen <strong>die</strong> haare strÅhnig ins gesicht hÅngen <strong>und</strong> der<br />

schweiÇ <strong>die</strong> hautf<strong>alt</strong>en entlanglÅuft den wÄrde man bei ihr<br />

gerne & groÇzÄgig Äbersehen <strong>die</strong> meisten wird sie ihres weges<br />

weisen bei der kl<strong>ein</strong>sten zudringlichkeit was hier hin<strong>ein</strong>strÉmt<br />

<strong>ein</strong>e schwachbrÄstige bÄcherlesende fÄr alles handwerkliche<br />

eher ungeeignete geisteselite kann sie nicht begeistern<br />

nur wer verstand <strong>und</strong> schÉnheit in sich ver<strong>ein</strong>igt darf sich<br />

hoffnungen machen sie hat damit bereits verschiedentlich<br />

feuchte <strong>und</strong> freudvolle erfahrungen gesammelt ich m<strong>ein</strong>e wer<br />

liest ist doch <strong>im</strong>mer irgendwie unerfÄllt <strong>und</strong> darum wenn er<br />

ausnahmsweise zum zuge kommt zu besonderen leistungen


fÅhig sie sollte mal m<strong>ein</strong>e belesenheit probieren! aber k<strong>ein</strong>e<br />

chance: sie bleibt ganz <strong>die</strong> distanzierte hilfsbereite jeder <strong>ein</strong>satz<br />

m<strong>ein</strong>erseits wÅre <strong>ein</strong> verlustgeschÅft denn best<strong>im</strong>mt hat<br />

sie <strong>ein</strong>en fre<strong>und</strong> oder man sagt ja <strong>die</strong> weiber entscheiden <strong>im</strong><br />

bruchteil <strong>ein</strong>er sek<strong>und</strong>e bevor der daumen nach unten geht<br />

mu-huss s<strong>ein</strong>! weil sie tragen <strong>die</strong> verantwortung gebÅren <strong>die</strong><br />

kinder ziehen sie groÇ ohne frauen ginge alles drunter <strong>und</strong><br />

drÄber in unserer gesellschaft das ist m<strong>ein</strong>e ehrliche m<strong>ein</strong>ung<br />

ohne frauen wÅre <strong>die</strong> menschheit gar nicht zu bÅndigen<br />

dass es auch anders geht beweisen <strong>die</strong> lieben bonobos vielbeneidet<br />

um ihre weibchen sind angeblich <strong>im</strong>mer in st<strong>im</strong>mung<br />

nutzen ihr lÉchl<strong>ein</strong> zum schlichten von streitigkeiten ohne<br />

ansehung von hautfarbe religion weltanschauung kÉrperbau<br />

bizepstraining <strong>und</strong> somit <strong>ein</strong>e ideale physiotherapie fÄr jedermann<br />

- anders als bei ihren menschlichen gegenstÄcken <strong>die</strong><br />

zwar alle nach <strong>ein</strong>er festen partnerschaft streben aber solange<br />

sie solo sind nur mit den schÉnsten pfauen ins bett hÄpfen was<br />

soll auch <strong>die</strong> monogamie? bei scheidungsraten von 30 prozent<br />

tendenz steigend all<strong>ein</strong> in m<strong>ein</strong>em bekanntenkreis <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e<br />

nachbarin ich unterh<strong>alt</strong>e mich mit ihr ganz harmlos Äber <strong>die</strong><br />

steigenden preise den letzten urlaub <strong>und</strong> m<strong>ein</strong> neues tourenrad<br />

da erzÅhlt sie mir ihr mann sei letztes jahr ausgezogen ach<br />

sage ich entgeistert denn ich bin mal wieder nicht informiert<br />

sie wohnt jetzt all<strong>ein</strong> das heiÇt nicht so ganz sondern sie hat<br />

schon wieder <strong>ein</strong>en neuen fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> der mann <strong>ein</strong>e fre<strong>und</strong>in<br />

dabei war ich mir sicher ihn neulich hier <strong>im</strong> hausflur gesehen<br />

zu haben bei den bonobos wÅre das k<strong>ein</strong> problem sie kÉnnten<br />

zusammen wohnen bleiben ohne doppelt miete zu bezahlen<br />

k<strong>ein</strong>en gedanke verschwenden <strong>die</strong> schlauen tiere darauf wer<br />

es mit wem treibt weil hinter jeder astgabel wartet schon der<br />

nÅchste galan leider sind sie trotzdem am aussterben hat aber<br />

andere grÄnde es kann <strong>ein</strong>e art noch so viel vÉgeln gegen den<br />

vormarsch der menschheit kommt sie nicht an logisches den-


ken ist gutem sex allemal Äberlegen <strong>und</strong> lÅutet das ende der<br />

darwinschen evolution <strong>ein</strong><br />

der doktor schÄttelte sich wie <strong>ein</strong> nasser pudel <strong>und</strong> machte<br />

sich entschlossen vis-elle-vis an <strong>ein</strong>em wÄhltisch mit taschenbÄchern<br />

zu schaffen aus dem er sich <strong>ein</strong>es herausgriff nachdem<br />

er es mehrmal gewogen <strong>und</strong> ansch<strong>ein</strong>end den klappentext<br />

stu<strong>die</strong>rt hatte vertiefte er sich in irgend<strong>ein</strong>e seite ohne<br />

sich von anderen k<strong>und</strong>en <strong>die</strong> ebenfalls <strong>ein</strong> auge auf <strong>die</strong> verkÅuferin<br />

geworfen hatten <strong>im</strong> mindesten stÉren zu lassen wenig<br />

spÅter holte er umstÅndlich <strong>ein</strong> notizbuch aus s<strong>ein</strong>er tasche in<br />

dem er autor <strong>und</strong> titel festhielt sowie s<strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>druck in<br />

stichworten drehte den bunten <strong>ein</strong>band <strong>ein</strong>mal um sich selbst<br />

lieÇ <strong>ein</strong>en laut der ernÄchterung erklingen <strong>und</strong> warf ihr plÉtzlich<br />

<strong>ein</strong>en gleichzeitig kÄhnen <strong>und</strong> warmherzigen blick zu<br />

welcher sie <strong>im</strong> innersten treffen sollte wie <strong>ein</strong>en betagten yogi<br />

<strong>die</strong> erleuchtung auf deren ankunft er nicht mehr zu hoffen<br />

gewagt hat als er feststellte dass sie ungerÄhrt in ihrem katalog<br />

weiterblÅtterte offenbar nicht bereit s<strong>ein</strong> memento zur<br />

kenntnis nehmen beobachtete er angewidert <strong>die</strong> gleichfalls<br />

ratlose konkurrenz um sodann <strong>ein</strong>e zerstreut-hochmÄtige miene<br />

anzunehmen <strong>und</strong> sich entschlossen dem nÅchsten taschenbuch<br />

zuzuwenden in dessen lektÄre er sich vertiefte wÅhrend<br />

er mit dem daumen unablÅssig Äber das markenzeichen s<strong>ein</strong>es<br />

polohemdes strich <strong>und</strong> zwischendurch s<strong>ein</strong>e brille<br />

zurechtschob <strong>die</strong> ihm von der nase zu rutschen drohte als<br />

plÉtzlich seltsame gerÄche leberwurst? fischstÅbchen? pommes?<br />

von wo? hochwaberten unpassend in <strong>die</strong>sem geistespalast<br />

den meisten galanen wird es irgendwann zu dumm wenn<br />

sie k<strong>ein</strong>en response kriegen verabschieden sie sich mit aplomb<br />

auf n<strong>im</strong>merwiedersehen was oft <strong>ein</strong> fehler ist da man<br />

ohne <strong>ein</strong> quÅntchen glÄck <strong>und</strong> geduld erstens den richtigen<br />

zeitpunkt verpasst <strong>und</strong> zweitens sich niemals lÉsen wird von<br />

dem sinnlosen schwebezustand s<strong>ein</strong>es das<strong>ein</strong>s den <strong>die</strong> last der<br />

hoffnungen so Äberaus unersprieÇlich macht


der weltbestseller <strong>ein</strong> manhattan erstreckte sich fast bis zur<br />

decke von muckenbarth ostentativ unbeachtet insoweit geht es<br />

der buchwirtschaft noch <strong>im</strong>mer recht gut nicht als protektionisten<br />

von alles in allem unfÅhigen holzunternehmern wollen<br />

wir ersch<strong>ein</strong>en sturzgeborene zum inzest verurteilte<br />

hinabgesunkene zwergwÄchsige welche sich jahraus jahr<strong>ein</strong><br />

durch nachts hektisch opaleszierende sed<strong>im</strong>entschichten <strong>ein</strong>er<br />

vollstÅndig vermurksten biografie quÅlen mÄssen um auch nur<br />

halbwegs ihr auskommen zu haben ich finde es nach wie vor<br />

ungerecht dass ausgerechnet <strong>ein</strong>e metropole so weit <strong>im</strong> osten<br />

unsere hauptstadt s<strong>ein</strong> soll frankfurt von s<strong>ein</strong>er lage <strong>und</strong> geschichte<br />

wÅre viel besser geeignet <strong>ein</strong> thema das in deutschland<br />

nicht mehr fÄr <strong>wal</strong>lungen sorgt sowenig wie <strong>die</strong> lange<br />

reihe der b&b markgrafen vor denen man sich <strong>ein</strong>em bonmot<br />

bummelanders des schrÅgen <strong>und</strong> schmÅchtigen zufolge nicht<br />

unnÉtig fÄrchten sollte ich erhÉhe um zehn zwanzig fÄnfzig<br />

<strong>und</strong> verdoppele m<strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>satz verdreifache ihn sie aber verschwindet<br />

zielstrebig-gefÄhllos <strong>im</strong> lichtschacht des mahagonigetÅfelten<br />

aufzuges entschwebt in <strong>die</strong> hÉheren sphÅren der<br />

vorstandsetage<br />

ob man doch hÅtte konkreter werden sollen? fragen sich mehrere<br />

zu spÅt! <strong>die</strong> tÄren des fahrstuhles noch <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> auge am<br />

liebsten hÅtten sie sie bei weniger publikum an <strong>ein</strong>e wand<br />

gedrÄckt <strong>und</strong> dann nichts st<strong>und</strong>enlang nichts endlos geronnenes<br />

nichts was hier an entropie gespart wird lÅsst sich an anderer<br />

stelle bedenkenlos verheizen <strong>und</strong> wird auch k<strong>ein</strong>e sorge<br />

in rio beispielsweise be<strong>im</strong> karneval was da los ist aber auch in<br />

unserem nach landlÅufiger m<strong>ein</strong>ung frostigen reservierten<br />

doch auch heiteren norddeutschland wo bereits <strong>ein</strong> verziehen<br />

der m<strong>und</strong>winkel soviel bedeuten kann wie anderswo lautes<br />

grÉlen <strong>und</strong> federnschlagen weiÇ <strong>ein</strong>e ausgesuchte minderheit<br />

<strong>die</strong> puppen tanzen zu lassen wÅhrend <strong>ein</strong> <strong>alt</strong>ernder arzt aus<br />

purer ratlosigkeit in <strong>die</strong> schubfÅcher ihrer kolleginnen linst<br />

um sich sodann enttÅuscht erneut den bÄchern zuzuwenden


an der kasse zurÄck in der schlange erschÉpft von der macht<br />

der vorbilder <strong>und</strong> nachbeben auch hier stehen junge frauen<br />

von denen ich mir nicht vorstellen will was <strong>die</strong> seit der pubertÅt<br />

schon alles erlebt haben nehmen seit frÄhester jugend <strong>die</strong><br />

pille liebe kolleginnen k<strong>ein</strong> mensch will euch euer tanzvergnÄgen<br />

verderben <strong>ein</strong>e gewisse flexibilitÅt muss aber nachzudenken<br />

Äber erlaubt s<strong>ein</strong> sagt der filialleiter <strong>ein</strong> moderater<br />

liberaler sonst kÉnnen wir dichtmachen nicht mith<strong>alt</strong>en <strong>im</strong><br />

globalen wettwerb oder wie es frÄher hieÇ ohne fleiÇ k<strong>ein</strong><br />

preis werden <strong>die</strong> leute ihre bÄcher woanders kaufen <strong>im</strong> internet<br />

zum beispiel daher entlassen wir kurzfristig alle angestellten<br />

<strong>und</strong> stellen sie als leiharbeiter wieder <strong>ein</strong> zwanzig prozent<br />

unter tariflohn strammstanden sie nach <strong>die</strong>ser mitteilung wie<br />

selten strammstand auch muckmuck wie lange nicht mehr vor<br />

den duftenden nachlÄften <strong>die</strong>ser frau sowie der macht s<strong>ein</strong>es<br />

eigenen kkf <strong>die</strong>nstleistungsanspruches idealer job fÄr <strong>ein</strong>e<br />

klippschÄlerin noch nie <strong>ein</strong> buch in der hand gehabt auÇer<br />

be<strong>im</strong> bewerbungsgesprÅch wo sie was von romanen sÅuselt<br />

<strong>und</strong> schon ist sie <strong>ein</strong>gestellt muss nicht viel wissen nur auf <strong>die</strong><br />

richtigen stapel zeigen <strong>die</strong> werbetrommel rÄhren <strong>ein</strong>e behaglich<br />

schnurrende kasse be<strong>die</strong>nen kÉnnen <strong>und</strong> dann geht's los<br />

her<strong>ein</strong>spaziert ihr adverbenfurzer ihr sentenzenjÅger <strong>und</strong><br />

paragrafenformatierer <strong>die</strong>se arbeit bringt mehr lebenspraxis<br />

als jede hauptschulst<strong>und</strong>e denkt der doktor sich zurechtweisend<br />

es gibt viel zu wenig leerstellen <strong>und</strong> nur damit <strong>die</strong> besitzer<br />

sich <strong>die</strong> tasche fÄllen<br />

erker von denen man direkt ins gewÄhl springen kÉnnte ganz<br />

geheuer ist mir das nicht das thema amoklauf unter den vielen<br />

kann <strong>im</strong>mer <strong>ein</strong> bekloppter verzweifelter s<strong>ein</strong> der <strong>ein</strong>en von<br />

hinten mit dem messer oder von vorn in den bauch schieÇt<br />

pumpguns heiÇen <strong>die</strong> dinger bezeichnenderweise sind zwar<br />

selten unholde <strong>die</strong> andere mitleidlos in den tod reiÇen aber es<br />

gibt sie voller hass <strong>und</strong> rage fÄhlen sich gedemÄtigt beleidigt


nicht angenommen von der gesellschaft <strong>und</strong> reagieren unberechenbar<br />

wer mÉchte dabei s<strong>ein</strong> wenn so <strong>ein</strong>er um sich schieÇt<br />

direkt darunter <strong>ein</strong> hinweis hier lebte der <strong>und</strong> der dichter hat<br />

lange antichambriert <strong>und</strong> karriert karriolt bis man ihn zu guter<br />

letzt entdeckte hier wurden <strong>die</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> in dunkler st<strong>und</strong>e vergiftet<br />

beziehungsweise umgelegt oder he<strong>im</strong>lich verscharrt es<br />

folgt <strong>ein</strong>e namensliste aller opfer ich bin froh am leben zu s<strong>ein</strong><br />

geld zu ver<strong>die</strong>nen feste zu feiern <strong>und</strong> dann <strong>die</strong> verrÄckten fÅlle<br />

wo es solche unglÄcksraben bei anderer gelegenheit noch<br />

<strong>ein</strong>mal erwischt schl<strong>im</strong>m aber fÄr <strong>die</strong> historiker <strong>und</strong> selbst <strong>die</strong><br />

meisten zeitgenossen nur <strong>ein</strong>e anekdote flugzeugabsturz Äberlebt<br />

<strong>und</strong> dann das! vom rÄcksichtslosen amoklÅufer totgeschossen<br />

vorher ist ihm noch <strong>die</strong> frau weggelaufen <strong>ein</strong>em von<br />

allmachtsfantasien he<strong>im</strong>gesuchten sonderling obwohl sie <strong>die</strong><br />

waffengesetze angeblich verschÅrft haben <strong>ein</strong>em schÅumenden<br />

weil verschmÅhten das heiÇt <strong>ein</strong> zwei mal rangelassenen<br />

dann aber konsequent abgeblockten sich dennoch <strong>im</strong> recht<br />

fÄh<strong>lenden</strong> ex-liebhaber kommt hÅufiger vor als man denkt<br />

<strong>und</strong> lÅsst sich wie <strong>die</strong> allzu nachlÅssigen behÉrden <strong>die</strong> auf <strong>die</strong><br />

waffenbesitzer <strong>und</strong> schÄtzenver<strong>ein</strong>e viel zu viel rÄcksicht<br />

nehmen nicht mÄde werden zu betonen mit letzter sicherheit<br />

niemals ausschlieÇen <strong>ein</strong>em in terrorcamps vorzÄglich ausgebildeten<br />

schulversager der das absolute bÉse fÄr sich entdeckt<br />

hat k<strong>ein</strong> amtmann schulleiter firmenchef oder sonstige fÄhrungspersÉnlichkeit<br />

<strong>die</strong> sich bei <strong>ein</strong>em untergebenen unbeliebt<br />

gemacht hat kann es sich heute noch leisten s<strong>ein</strong>e bÄrotÄr<br />

sperrangelweit offen stehen zu lassen <strong>ein</strong>em lustmÉrder finsterling<br />

oder sonstigen misanthropen anhe<strong>im</strong>zufallen wer k<strong>ein</strong>en<br />

bodyguard hat sollte zumindest <strong>ein</strong>e pistole <strong>im</strong> schreibtisch<br />

bevorraten <strong>und</strong> dann kommt der notarzt nicht rechtzeitig<br />

wie neulich <strong>die</strong> werte kollegin hatte den koffer vergessen! bei<br />

<strong>ein</strong>em so sensiblen herzpatienten hÅtte das leicht tÉdlich enden<br />

kÉnnen glaubt <strong>ein</strong>em k<strong>ein</strong>er wenn man's erzÅhlt regt k<strong>ein</strong>en<br />

mehr auf als chaotin war sie bereits stadtbekannt so dass


<strong>die</strong> leute sich bei mir Äber sie beschwert haben das ende vom<br />

lied: approbation futsch<br />

DAS VERSCHLOSSENE WESEN DES UNIVERSUMS<br />

HAT KEINE KRAFT IN SICH WELCHE DEM MUTE DES<br />

ERKENNENS WIDERSTAND LEISTEN KÖNNTE<br />

rutzmoser trat aus dem schatten des denkmalgeschÄtzten hotelgebÅudes<br />

jetzt war er all<strong>ein</strong> sinnigerweise mit zwei karyatiden<br />

neben der schweren dunkelgrÄn lackierten <strong>ein</strong>gangstÄr<br />

stand dort wie wartend auf den vorderen stufen bis ihm <strong>ein</strong>fiel<br />

vielleicht wollte der anw<strong>alt</strong> noch mit ihm sprechen wÅhrend<br />

<strong>ein</strong> <strong>alt</strong>erndes paar an der ecke vergeblich nach lammertens<br />

praxis ausschau hielt denn <strong>ein</strong>e praxis in dem sinne gab es<br />

nicht nur termine zuhauf <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e gnadenlose schlussredaktion<br />

auch <strong>ein</strong> lammert kann sich dem diktat <strong>und</strong> der unerbittlichen<br />

rastlosigkeit unserer gegenwart nicht <strong>im</strong>mer entziehen er<br />

wirkt beileibe nicht <strong>im</strong> luftleeren raum <strong>und</strong> aus <strong>ein</strong>em plÉtzlichen<br />

ihm vÉllig ungewohnten <strong>im</strong>puls Ångstlicher menschenscheu<br />

den er seit kindergartentagen nicht mehr verspÄrt hatte<br />

lief er ihnen entgegen lief Äber <strong>die</strong> straÇe um geschÄtzt vom<br />

schatten <strong>ein</strong>er platane das rege treiben der notare <strong>und</strong> geschÅftsleute<br />

zu beobachten als von der karl-spehr-fÅrberei<br />

vormals pelikan-manufaktur <strong>im</strong> krieg <strong>ein</strong>e waffenfabrik <strong>ein</strong><br />

irritierend niedrig fliegender spatzenschwarm hochflog den<br />

<strong>ein</strong>e vornehme dame in langen wehenden kleidern aufgeschreckt<br />

hatte verhielt vor franz fuchs f<strong>ein</strong>kost <strong>und</strong> fettwaren<br />

mit verdunkelter miene lief <strong>die</strong> <strong>alt</strong>e kÉnigsstraÇe nunmehr<br />

stillgelegt seit <strong>die</strong> neue kreuzung in betrieb war mit schwarzen<br />

l<strong>im</strong>ousinen vollgestellt dem robusten reichtum der deutschen<br />

nahm schlendernd <strong>die</strong> s<strong>ein</strong>e in augensch<strong>ein</strong> das <strong>ein</strong>zige was<br />

ihm von s<strong>ein</strong>en trÅumen geblieben umr<strong>und</strong>ete <strong>ein</strong> blieeeblaaa-blankes<br />

stÄck azurblauen h<strong>im</strong>mels auf der blitzenden<br />

kÄhlerhaube lichtstrahlen fuhren ihm wie dolche ins auge


lenkte endlich blick <strong>und</strong> schritte vom auto weg s<strong>ein</strong>e sinne<br />

nunmehr auf den munteren haufen gerichtet in dem er sogleich<br />

mit freudigem schauder <strong>die</strong> brÄder <strong>im</strong> geiste erkannte

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