4-2017
Fachzeitschrift für Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
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18<br />
Titelstory<br />
Bild 3: Oszillatorschaltkreis mit den an Masse gelegten<br />
Kondensatoren C1 und C2<br />
Bild 4: Berechnungsbeipiel zur Lastkapazität<br />
größe auf dem Quarzblank. Der<br />
ESR-Wert beeinflusst immanent<br />
das Anschwingverhalten eines<br />
Quarzes in der Schaltung.<br />
Eine häufig in der Hardware-Entwicklung<br />
verwendete Methode<br />
zur ersten Einschätzung der<br />
Anschwingsicherheit besteht<br />
darin, ein Potenziometer in Serie<br />
zum Quarz zu schalten, das mindestens<br />
den 5- bis 10-fachen<br />
ESR-Wert des zu vermessenden<br />
Schwingquarzes haben sollte<br />
(Bild 1). Beginnend vom größten<br />
Widerstandswert wird das<br />
Potenziometer solange verstellt,<br />
bis der Quarz zu oszillieren<br />
beginnt. Mit dem ermittelten<br />
Widerstandswert R var des<br />
Potentiometers lässt sich die<br />
Anschwingsicherheit wie im<br />
Berechnungsbeispiel von Bild 2<br />
überschlägig berechnen.<br />
Einfluss der<br />
Lastkapazität<br />
Ein weiterer, überaus wichtiger<br />
Parameter ist die Lastkapazität<br />
des Quarzes, welche unbedingt<br />
zur Auslegung der Oszillatorschaltung<br />
passen sollte. Bei<br />
jeder Abweichung vom Sollwert<br />
schwingt der Quarz nicht mehr<br />
auf der vorgesehenen Nennfrequenz.<br />
Daraus können sich<br />
schnell Frequenzabweichungen<br />
von deutlich mehr als l00ppm<br />
ergeben. Im schlimmsten Fall<br />
kann es durch Aufsummierung<br />
in der Toleranzkette dazu kommen,<br />
dass sich beim Betrieb in<br />
einem weiten Temperaturbereich<br />
von -40 bis +85 °C Quarz und<br />
MCU nicht mehr „verstehen“<br />
und dies zum Ausfall der Schaltung<br />
führt.<br />
Die Lastkapazität setzt sich aus<br />
verschiedenen Komponenten<br />
zusammen und beinhaltet sowohl<br />
die an den beiden Anschlüssen<br />
des Quarzes gegen Masse<br />
geschalteten Kondensatoren C1<br />
und C2 (Bild 3) als auch verschiedene,<br />
üblicherweise unter<br />
der Bezeichnung C stray (Stray-<br />
Capacity) zusammengefasste<br />
Kapazitäten, wie beispielsweise<br />
Streukapazitäten der Leiterplatte<br />
sowie die parasitäre Kapazität<br />
des Oszillator-ICs, an dem der<br />
Schwingquarz angeschlossen<br />
ist. Oft werden kleine SMD-<br />
Bauformen auch mit einer tendenziell<br />
eher kleineren Lastkapazität<br />
spezifiziert (beispielsweise<br />
12 pF), da hierdurch die Werte<br />
der verwendeten Parallel-Kondensatoren<br />
niedriger gewählt<br />
werden können, was sich positiv<br />
auf das Anschwingverhalten des<br />
Schwingquarzes auswirkt. Bild 4<br />
zeigt ein Berechnungsbeispiel<br />
für die Lastkapazität.<br />
Wie bereits beschrieben, kann<br />
der hohe Serienwiderstand von<br />
kleinen Schwingquarzbauformen<br />
bei sehr niedrigen Frequenzen<br />
zu Problemen in der Schaltung<br />
führen. Der Einsatz eines fertigen<br />
Quarzoszillators anstelle<br />
einer diskreten Schwingquarzschaltung<br />
kann hier die bessere<br />
Wahl sein. Eine solche<br />
Komplettlösung ist werksseitig<br />
optimal abgestimmt und garantiert<br />
ein sicheres Anschwingen.<br />
Auch kann es in einigen Fällen<br />
durchaus sinnvoll sein, die<br />
Schaltung vor der Finalisierung<br />
einem Matching-Test zu unterziehen.<br />
Dabei werden in einem<br />
Testaufbau alle Verhältnisse der<br />
Schaltung gemessen und Korrekturvorschläge<br />
hinsichtlich<br />
Anpassung der Lastkapazität<br />
des Quarzes beziehungsweise<br />
Änderungen der extern verwendeten<br />
Parallelkapazitäten C1 und<br />
C2 unterbreitet. Dies hilft unter<br />
anderem bei der Optimierung<br />
von Anschwingsicherheit und<br />
Güte der Oszillatorschaltung.<br />
Etablierte Hersteller, wie auch<br />
einige Distributoren, bieten diese<br />
Dienstleistung in der Regel auch<br />
kostenlos für ihre Kunden an. ◄<br />
hf-praxis 4/<strong>2017</strong>