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Mai 07 - Das Magazin für Kunst, Architektur und Design

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DEUTSCH?<br />

EIN KOMMENTAR VON HAJO SCHIFF<br />

Schaltet man im Ausland die Deutsche Welle an, so kann es sein, dass<br />

man mitten in Arabien auf englisch etwas über einen französischen<br />

Taucher erfährt. Wohl kein anderes Land würde in seiner auswärtigen<br />

Medienpräsenz derartig von sich selbst absehen. Sicher steht<br />

es dem größten EU-Nettozahler gut an, im Ausland ganz europäisch<br />

aufzutreten, allein keine andere Nation würde bei einem staatlichen<br />

Werbesender dergleichen Selbstzurücknahme betreiben. Nicht Bier<br />

nach dem Reinheitsgebot <strong>und</strong> schnelle Autos, nein diese aus historischen<br />

Schuldgefühlen heraus selbstverordnete Internationalität ist<br />

inzwischen das typisch Deutsche. „Made in Germany“ ist eben lange<br />

nicht mehr deutsch. Mehr als 120 Millionen Menschen sprechen<br />

die deutsche Sprache, aber der Deutsche geht zum Service-Point um<br />

das Ticketing <strong>für</strong> den Ice-Train mit seiner Miles-and-More-Card zu erledigen.<br />

Dabei sind wir auch <strong>für</strong> so manche andere Kulturleistung berühmt:<br />

Die deutsche Musik der Wiener Klassik beispielsweise oder den<br />

schon von Tacitus zu Römerzeiten ge<strong>für</strong>chteten Furor teutonicus, bis<br />

zur Kettensäge von Baselitz reichend in der <strong>Kunst</strong> auch Expressionismus<br />

genannt. Und vor allem jene heillose Romantik, die selbst dem<br />

Weltenglisch die Wörter „Kindergarden“, „Hinterland“ <strong>und</strong> „Heimat“<br />

aufprägte. Von der Leipziger Schule ganz zu schweigen.<br />

Ist es nicht auch romantisch, in einem der reichsten Industrieländer<br />

der Welt, Exportweltmeister gar, Globalisierungsgegner zu sein <strong>und</strong><br />

zum Vorreiter zu werden, das Weltklima zu retten? Und wenn schon<br />

nicht konkret, dann wenigsten metaphorisch: Gegen das Gipfeltreffen<br />

der G8-Staaten im mecklenburgischen Heiligendamm gibt es ein ganzes<br />

Programm künstlerischer Interventionen. In guter deutscher pädagogischer<br />

Mission soll die <strong>Kunst</strong> dabei aufklärend <strong>und</strong> deeskalierend<br />

wirken. Besonders großartig ist die Finanzierungsidee: Die Kuratorin<br />

Adrienne Goehler, ehemalige Berliner Kultursenatorin <strong>und</strong> ehemalige<br />

Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds hat beim Innenministerium<br />

des Landes Mecklenburg-Vorpommern einen Antrag <strong>für</strong> <strong>Kunst</strong> am Bau<br />

gestellt. Denn vom 12,5 km langen <strong>und</strong> 12,5 Millionen Euro teuren<br />

Sicherheitszaun sollten doch ein paar Prozente <strong>für</strong> die <strong>Kunst</strong> abfallen:<br />

nach Abschnitt K 7 der Richtlinien <strong>für</strong> die Durchführung der Bauaufgaben<br />

des B<strong>und</strong>es (RBBau) genau 1,5 Prozent. Es ist also gar nicht so<br />

absurd, wenn die Ausländer uns immer wieder aufschwatzen wollen,<br />

wie stolz wir auf unsere technische <strong>und</strong> organisatorische Intelligenz<br />

sein können. Kein W<strong>und</strong>er, sie haben es ja nur selten mit dem <strong>Kunst</strong>betrieb<br />

zu tun. Und sie fahren ja auch nicht mit der superpünktlichen<br />

Deutschen Bahn. Darauf ein schönes Pils.<br />

Art Goes Heiligendamm. Art Goes Public. Künstlerische Interventionen zum G8-Gipfel<br />

20<strong>07</strong>, Rostock, 24. 5 – 9. 6. http://art-goes-heiligendamm.net/de<br />

Thema Kommentar o.T. 5<br />

Veranstalter: KurzFilmAgentur Hamburg e.V. | Tel. 040-39 10 63-29 | kinder@shortfi lm.com | Ort: zeise kinos <strong>und</strong> 3001 Kino<br />

Mehr <strong>Kunst</strong> <strong>für</strong> Lü-<br />

beck!<br />

Wiedereröffnung<br />

mit neuer Dauerausstellung<br />

Pfingsten 27. / 28. <strong>Mai</strong> 20<strong>07</strong><br />

die L Ü B E C K E R M U S E E N , Museum Behnhaus Drägerhaus<br />

Königstraße 9 –11, 23552 Lübeck<br />

Museums-Hotline: 018 05/ 92 92 00 (14 ct/min)<br />

www.museen.luebeck.de

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