11.12.2012 Aufrufe

Mai 07 - Das Magazin für Kunst, Architektur und Design

Mai 07 - Das Magazin für Kunst, Architektur und Design

Mai 07 - Das Magazin für Kunst, Architektur und Design

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

8 o.T. Ausstellungen<br />

HAMBURG<br />

Nahe am Unsagbaren<br />

MIWA OGASAWARA IN DER GALERIE VERA MUNRO<br />

Sie entfaltet Malerei als einen Raum der temperierten Zwischentöne. Vielen Bildern von Miwa<br />

Ogasawara scheint die Farbigkeit entzogen, es herrscht darin ein eigenartig fahles Kolorit, <strong>und</strong> ihre<br />

traumartige Unschärfe ist zugleich Erscheinungsform einer ganz eigenen Art von Klarheit. Diese<br />

figurative Malerei strahlt etwas Abgeklärtes, Stilles aus <strong>und</strong> hat dennoch Leichtigkeit, die die Welt<br />

im Beiläufigen spiegelt <strong>und</strong> Wahrheit der Empfindung im Angedeuteten sucht.<br />

Die Bilder der 1973 in Kyoto geborenen, seit über zehn Jahren in Hamburg lebenden Malerin vermitteln<br />

nichts „typisch Japanisches“, <strong>und</strong> doch hat man den Eindruck, dass sich in ihrer Art erfüllter<br />

Reduktion etwas ausdrückt, das auch mit Herkunft zu tun hat. Ogasawara versucht darin einen „leisen<br />

Nachhall“ des Wirklichen festzuhalten, etwas, das sich „dem Zeitgefühl entzieht: ein gedehnter<br />

Augenblick, leicht entrückte Gegenwärtigkeit.“<br />

Miwa Ogasawara | Grau, 2006, Oil on canvas, 185 x 260 cm<br />

AHRENSBURG<br />

Böse Blumen<br />

EROTIK DER PFLANZEN IM EHEMALIGEN PFERDESTALL<br />

Miwa Ogasawara | Barfuß, 2006,Oil on canvas, 65 x 50 cm<br />

<strong>Das</strong> Gefühl eines Moments in komprimierter <strong>und</strong> doch federleichter Darstellung<br />

zu fassen gelang ihr bisher oft in Kleinformaten, die aus skizzenhaftem Zugang<br />

ein hohes Maß an Offenheit <strong>und</strong> atmosphärischer Dichte erreichen. Ogasawaras<br />

erste Einzelschau bei Munro belegt eindrucksvoll, dass sie das auch im Großformat<br />

beherrscht. Etwa in „Spiel“, einem Dickicht aus Helldunkel <strong>und</strong> flirrenden<br />

Glanzlichtern, das sich ganz in informell abstrakte Oberfläche zu zerdehnen<br />

scheint, bis man darin auch Gesichter sieht. Hier spielen Kinder Versteck, doch<br />

sich verbergende Blicke bleiben vage genug, dass sie auch <strong>für</strong> Erscheinungen zu<br />

halten wären. Auch „Insel“ zeigt einen ins Zeitlose geöffneten Augenblick. Man<br />

sieht sich einer kleinen Figurengruppe gegenüber, wenigstens zwei davon Kinder,<br />

die perspektivisch entfernt in einem besonnten, meergesäumten Bildraum steht.<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> des Bildes schiebt Ogasawara eine dunkle Zwischenzone ein, eine<br />

Gasse, ein Gang: Eine Passage, die die gesichtslosen Figuren ins Imaginäre entrückt,<br />

doch auch Verbindung unterhält. Ogasawaras Malerei formuliert eine feine<br />

Ambivalenz, es sind Bilder, die ans Unsagbare rühren. Bis 23.6. | JENS ASTHOFF<br />

Heilwigstr. 64, 20249 Hamburg, T. 474746, www.veramunro.de, www.miwaogasawara.de<br />

Wie ein Naturk<strong>und</strong>ler sammelt Miron Schmückle seltene, giftige Pflanzen. Doch<br />

der 1966 in Rumänien geborene Künstler, der an der Muthesius <strong>Kunst</strong>hochschule<br />

in Kiel <strong>und</strong> an der HfBK Hamburg studierte, bildet meist imaginäre Organismen<br />

mit „naturalistischem“ Anschein ab. Seine „Botanical Archives“ entfalten, angelehnt<br />

an die historischen Tafelwerke früher Naturforscher, einen botanischen<br />

Mirion Schmückle | o. T., 2004, Öl auf Leinwand, 100 x 150 cm<br />

Kosmos, bei dem naturgetreu erforschte Pflanzenwiedergabe <strong>und</strong> die Phantasie<br />

des Künstlers einen erotisch durchwachsenden Dschungel bilden. Über die Wissenschaft hinausgehende Interpretationen liegen auch bei<br />

der Fotoserie „Hortus Conclusus“ nahe: Hier ist jeweils eine exotische Blume vor einem nackten androgynen Körper präsentiert.<br />

Im Ahrensburger Kulturzentrum Marstall e.V. zeigt die Kulturstiftung Stormarn der Sparkasse Holstein nun eine neue Zusammenstellung aus Miron<br />

Schmückles malerisch-zeichnerischem <strong>und</strong> fotografischem Werk, das bereits mit vielen Preisen <strong>und</strong> Stipendien gewürdigt wurde. Bis 28. <strong>Mai</strong>.<br />

| HAJO SCHIFF Lübecker Straße 8, 22926 Ahrensburg, T. 04102-40002, www.marstall-ahrensburg.de<br />

FOTOS: 1.+2. © GALERIE VERA MUNRO, 3. MIRION SCHMÜCKLE

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!