Architektur in der Kunst - Kunsthof Bahnitz

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Ulrich Wüst Berlin Mitte 1995-1997 s/w Fotografien 20 x 30 cm Courtesy the artist ULRICH WÜST Berlin Mitte 1995-1997 Ulrich Wüst fotgrafiert in Berlin seit den frühen siebziger Jahren. Er hält Situationen der Nähe fest und solche des Abstandes. Seine Fotografien konstruieren die Stadt, indem sie ihren Vorrat an Zeichen in eine bildnerische Ordnung bringen. Solche Zeichen können Lebensspuren aus der Vergangenheit sein, Straßenschluchten oder Häuser oder politische wie wirtschaftliche Machtzentralen – oder auch die Leere, die nicht nur Abwesenheit ist, sondern selbst ein Zeichen in der Stadt. Wüsts Zeichen stehen für komplexe Bedeutungen. Er fotografiert Architektur nicht zum Ruhme der Architekten sondern als Gehäuse, denen Geschichte und konkrete gegenwärtige Intentionen eingeschrieben sind. Ulrich Wüst hat etliche Jahre als Stadtplaner gearbeitet, ehe er sich gänzlich der Fotografie zuwandte, und er ist mit der symbolischen wie mit der lebenspraktischen Bedeutung stadträumlicher Situationen und ihrer einzelnen Details vertraut. Die Erzählung der Stadt ist einerseits eine historische – zugleich aber auch eine sehr gegenwärtige. Die Bilder von Ulrich Wüst machen die Stadt und ihre Bauten für uns genauer lesbar, indem sie, ohne Menschen zu zeigen, von denen sprechen, die hier einer Tätigkeit nachgegangen sind, die sich orientieren mußten oder die ein Werk der Zerstörung vollbrachten. Man könnte das Spurensuche nennen, es ist aber darüber hinaus eine Vergegenwärtigung. Wir leben in den Spuren und hinterlassen fortwährend unsere eigenen. Wir gehen mit der Stadt um, indem wir in ihr umhergehen, die Stadt ist nicht die Kulisse unseres Lebens, sie wird durch uns konstituiert, weit über ihr materielles Dasein hinaus. Von Paul Valéry ist der Satz überliefert: «Zwei Gefahren bedrohen unaufhörlich die Welt: die Ordnung und die Unordnung». Die Zerstörung zeitigt Chaos aber auch der Aufbau – diese ironische Dialektik Valérys könnte auf Wüsts Bilder gemünzt sein. Was die Welt bedroht, ist zugleich ihr Antrieb. Deshalb sind die Fotografien nicht «kritisch» im Sinne einer rückwärtsgewandten Sehnsucht. Aber sind ganz deutlich vom Standpunkt des Beteiligten aus aufgenommen. Ulrich Wüst ist sozusagen der phänotypische Bewohner, Benutzer und vor allem Betrachter der Stadt. Er hält sich im Außenraum auf, vermeidet jede Intimität. Nichts, was hinter den Fassaden ist, tritt in unser Blickfeld. Er sieht schlicht die Dinge, die wir alle sehen. Aber auf den Bildern erlangen die abstrusen Begegnungen unvereinbarer Materialien, die abrupt endenden oder ins Nichts führenden Wege, die überflüssigen Stadtmöbel, ihre eigentümlichen Arrangements und die hybriden Baukörper eine eigene Wirklichkeit. Sie werden, indem sie bildhaft aus der Realität herausgelöst sind, erst als kulturelle Phänomene kenntlich. Dazu bedarf es einer ruhigen Betrachtungsweise. Der Fotograf läßt sich von seinen Gegenständen nicht beeindrucken oder antreiben. Er hetzt nicht von Ort zu Ort, er erschließt sich seine Blicke, indem er sich der Beschleunigung städtischer Existenz widersetzt. Mit minimalem stilistischen Aufwand hat er ein hohes Maß an unverwechselbarem persönlichem Ausdruck erreicht, der seine besondere Position in der zeitgenössischen Fotografie markiert Text: Matthias Flügge aus dem Katalog «Die ganz Stadt» eine Ausstellung des ifa Stuttgart, 2003
MICHAEL NAJJAR netropolis, 2003-2006 die werkgruppe «netropolis» thematisiert die zukünftige urbane entwicklung der global cities. ähnlich tiefgreifend wie die industrielle revolution zum ende des 19. jh. verwandeln nun die computernetze und die daraus entstandene informationsgesellschaft den städti - schen raum. 3 entscheidende merkmale charakterisieren diesen wandel: der raum wird zum raumbild, die stadt wird zum terminal, der realraum verschmilzt mit dem telema - tischen raum. in der «telematischen gesellschaft» wird das materielle abbild der stadt nun durch ein virtuelles abbild erweitert: die sogenannte «tele-polis». urbanität wird durch den tele - matischen raum neu strukturiert, verschmilzt mit ihm und entwickelt sich zu einem völlig neuen raum. der panoramatische blick von «netropolis» auf die stadt verwandelt die realität der urbanen raumkonstruktion zur landschaft, die digitale verschmelzung unterschiedlicher panoramatischer blickrichtungen verwandelt die landschaft in ein abstraktes und vielschichtiges beziehungsgeflecht, welches aber noch auf eine geografische referenz verweist. der blick aus der ferne auf die stadt invertiert die wahrneh - mung aus nächster nähe. er orientiert sich am weithin sich tbaren und verbindet, was aus der nähe betrachtet zu nah erscheint und dadurch fremd bleibt. im virtuellen raum jedoch liegen ferne und nähe auf einer ebene. durch die kombination unterschiedlicher städte und beziehungsgeflechte wird eine völlig neue und imaginäre urbanität generiert: netropolis, die stadt der zukunft. die serie «netropolis» porträtiert die megacities berlin, hong kong, los angeles, london, mexico city, dubai, new york, paris, são paulo, shanghai, peking und tokyo. die werkgruppe besteht aus zwölf hybridfotografien, einem video und einer bildskulptur. Text von Michael Najjar Michael Najjar netropolis | berlin, shanghai, dubai (2003-2006) 180 x 120 cm hybridfotografie, lightjet-print, aludibond, acryl (diasec) Courtesy the artist
Seite 1 und 2: Kunsthalle Bahnitz «shack», 2011
Seite 3 und 4: Pieter Breughel Turmbau zu Babel, 1
Seite 5: 20er Jahre zurück (Le Corbusier wo
Seite 9 und 10: Martin Kobe O.T., 2008 Xerografie 3
Seite 11 und 12: Peter Bialobrzeski Case Study Homes
Seite 13 und 14: Romana Schmalisch Weg zum Klub. Erh
Seite 15 und 16: Sery C. Get up Betty - second versi
Seite 17 und 18: MONIKA MURASCH «In der unendlichen
Seite 19: Kunsthalle Bahnitz Architektur in d

Architektur in der Kunst - Kunsthof Bahnitz

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?