PROJECT PITCHFORK - NEGAtief
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16<br />
Liebesleben<br />
Wenn es einen Großmeister des elektronischen<br />
Musizierens gibt, so ist das wohl Ernst Horn.<br />
Nur wenige Künstler beherrschen das subtile<br />
Spiel minimalistischer Ostinati und die große<br />
Geste des elektronischen Tutti gleichermaßen.<br />
Nur wenige Künstler können mit Elektronik<br />
tiefer berühren als der zerzauste Kapellmeister<br />
aus München, der, hinter seinen Synthesizerburgen<br />
versteckt, bereits Deine Lakaien in den<br />
Olymp zwischen Pop und Klassik geführt hat.<br />
Mit Helium Vola hat sich der Künstler nach<br />
seinem Scheiden bei Qntal seine kompromisslosen<br />
Solistenfreiraum geschaffen und auf<br />
dem nun dritten Longplayer „Für Euch, die Ihr<br />
liebt“ seine doppelbödige Sicht auf die Liebe<br />
verfasst. Die zwei Scheiben nehmen den Hörer<br />
auf die Reise durch Epochen des Liebeslieds,<br />
des Aufbruchs und Scheiterns und verzaubern<br />
mit einer bisher ungehörten Lebendigkeit<br />
elektronischer Klangkunst. Über allem die bezaubernde<br />
Stimme der Sabine Lutzenberger,<br />
Helium Vola<br />
die als eine der erfahrensten Stimmen der Mittelaltermusik<br />
gilt.<br />
Die Liebe und das Scheitern sind wichtige Extreme,<br />
zwischen denen das Album pendelt.<br />
Sind das die zwei Pole, zwischen denen das<br />
eigene Leben umherirrt und sich in seinen vielgestaltigen<br />
Gesichtern und Sprachen zeigt?<br />
Na, für das eigene Leben klingt das ein wenig hochgegriffen,<br />
aber es gibt eine Grundtendenz in jedem<br />
Menschen, was den Widerspruch zwischen seiner<br />
Lebenswirklichkeit und seiner Sehnsucht nach Liebe<br />
und der idealen Welt betrifft. Das ist das natürliche<br />
Feld der Kunst, weil sie allgemeingültig sein kann,<br />
indem sie unsere Gefühle anspricht. Jeder Künstler<br />
wird dir das bestätigen: Persönlich Erlebtes spielt<br />
natürlich eine Rolle, aber je länger man daran arbeitet,<br />
desto mehr vermischt und verwischt sich das mit<br />
anderen Einflüssen.<br />
Ist die Liebe nicht der wahre Motor hinter dem<br />
künstlerischen Schaffen aller Epochen?<br />
Ernst Horn: Im Missionieren steckt schon eine Menge<br />
Egoismus, Selbstdarstellerei und vor allem Ehrgeiz,<br />
der viele Künstler vor sich hertreibt. Ich würde das<br />
im besten Fall mal Idealismus nennen: Eine Idee, die<br />
man mitteilen möchte, die von einem Besitz ergreift,<br />
die man unter allen Umständen umsetzen will, bis<br />
in die Irrenanstalt sozusagen. Wir wollen das haben,<br />
was wir nicht besitzen und dort sein, wo wir nicht<br />
sind. Das ist für viele Künstler der Antrieb und je älter<br />
man wird, desto mehr begreift man, dass dazu<br />
vor allem Fleiß und Beharrlichkeit nötig sind.<br />
Gibt es noch faszinierende neue und unentdeckte<br />
Klangwelten in deinem elektronischen<br />
Instrumentarium?<br />
Gerade das Kombinieren von Klangschnipseln beim<br />
Sampling birgt noch viele Überraschungen. Außerdem<br />
erhoffe ich mir, dass man in Zukunft noch<br />
besser spontan in den Klangverlauf eingreifen kann,<br />
also den Synthesizer wie ein akustisches Instrument<br />
üben und spielen lernt. Unser Ideal ist nun mal die<br />
menschliche Stimme und da können in einer Sekun-