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PROJECT PITCHFORK - NEGAtief

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Fotos: Martin Bosker (www_slightly-tilted_com)<br />

58<br />

„Quoth the raven: for evermore“<br />

Obwohl die Gründung der Band Dead Guitars<br />

bloß knapp zwei Jahre zurückliegt, sind die<br />

Mitglieder bei weitem keine Neulinge im Musikgeschäft,<br />

sondern eher das, was man landläufig<br />

„alte Hasen“ nennt. Dieser Umstand ist<br />

es aber nicht alleine, der die nun erschienene<br />

zweite CD „Flags“ der Dead Guitars zu etwas<br />

Besonderem macht. Liebhaber von ursprünglicher<br />

Gitarren-Band Musik werden hier voll<br />

auf ihre Kosten kommen, sei es, ob sie Alternative<br />

Rock, 70er Jahre Psychodelic-Rock oder<br />

Wave bevorzugen; auf „Flags“ findet man alles<br />

in einer ganz eigenen spannenden Mischung<br />

vereint.<br />

Beim ersten Hören eurer neuen CD fällt auf,<br />

dass einige Texte nicht nur in ihrer äußeren<br />

Form poetisch aufgebaut sind; welchen Stellenwert<br />

haben Songtexte für euch und eure<br />

Arbeit?<br />

Carlo: Als Schreiber der Texte sind für mich natürlich<br />

die Wörter von einem hohen Stellenwert. Ich will<br />

damit nicht sagen, dass ich damit so Wichtiges zu<br />

erzählen habe, sondern dass ich textlich versuche,<br />

mit ausgewählten Wörtern, Freiräume zu schaffen<br />

für denjenigen, die das interessiert. Ich schreibe in<br />

Bildern, Phrasen und Fantasien. Ich beschreibe damit<br />

meine Ängste, Sorgen, Gedanken und Hoffnungen<br />

auf einem Stück Papier und wenn die Musik aus den<br />

Lautsprechern im Übungsraum ertönt, platziere ich<br />

die Sätze auf den für mich richtigen Momenten. Oft<br />

sehe ich, dass die Band einen Gefallen daran findet<br />

und mit mir auf eine musikalische Reise geht. Zum<br />

Glück nehmen wir alles auf, dann bleibt viel brauchbares<br />

Material auf Band.<br />

Lasst ihr eure Arbeit durch irgendetwas beeinflussen,<br />

oder macht ihr euch ganz „frei“ und<br />

lasst es geschehen?<br />

Carlo: Ich lasse mich von so vielem beeinflussen, zu<br />

viel um aufzuzählen. Es sind die kleinen Dinge mit un-<br />

schätzbarer Auswirkung auf meinem Gemütszustand,<br />

die mich fast dazu zwingen, Wörter<br />

und Sätze zu kreieren. Zusammen<br />

mit der Band wird es fast zu<br />

einer Symbiose. Ich liebe es, auf diese<br />

Weise zu arbeiten. Ich könnte<br />

niemals ein Soloalbum machen,<br />

weil mir der Input anderer fehlen<br />

würde. Letztendlich geschieht<br />

bei uns immer das, was wir uns<br />

auch genauso vorgestellt hatten.<br />

Wir inspirieren uns gegenseitig.<br />

Ralf: Frei ist immer gut, ich muss<br />

aber feststellen, dass ich in problematischen<br />

Lebensphasen we-<br />

sentlich wertvollere Songs auskotze und mir das auf<br />

Dauer auch mehr bedeutet. Die heile Welt zu kanalisieren,<br />

ist wohl auch nicht der Antrieb in dem Dead<br />

Guitars-Songs entstehen.<br />

Das Booklet von „Flags“ zeigt mehrere Impressionen,<br />

die eine Zusammenführung von Natur<br />

und Technik darstellen und auch innerhalb der<br />

Songtexte findet man etliche der gestalteten<br />

Bilder; wie steht ihr zu diesem Thema? Sind<br />

Natur und Technik überhaupt in einer Form<br />

miteinander zu vereinbaren, oder leidet immer<br />

die eine Seite?<br />

Carlo: Natur und Technik sind miteinander verbunden<br />

aber werden sich irgendwann gegenseitig zugrunde<br />

richten. Das ist nicht der Pessimismus, der aus mir<br />

spricht, sondern der Realismus. Wäre ich lieber Pessimist,<br />

so könnte ich mich vom Positivismus anstecken<br />

lassen. Der Realist in mir ist ein langweiliger Zeitgenosse,<br />

der mir selbst oft den Weg versperrt, leider. Ich<br />

genieße aber jeden Moment und bin wirklich zuversichtlich,<br />

dass am Ende alles so sein wird, wie ich es<br />

mir vorgestellt habe. So umarme ich diese Welt, auch<br />

mit ein wenig Wehmut, wissend, dass es nicht für<br />

ewig sein wird.<br />

Beim Hören einiger Tracks stellt sich mir die Frage,<br />

welchen Stellenwert die Nostalgie für eure<br />

Arbeit hat.<br />

Carlo: Nur wer die Vergangenheit zu schätzen weiß,<br />

wird die Zukunft einfärben können. So raise the flags<br />

and send the message home.<br />

Sven-Olaf: Wir alle haben unsere musikalische Geschichte<br />

und möchten diese auch nicht verdrängen.<br />

Die Idee ist, die besten Elemente der Vergangenheit<br />

weiterzuführen – manche nennen das nostalgisch<br />

– und mit den unzähligen aktuellen Einflüssen etwas<br />

Neues zu schaffen. Dead Guitars werden sicherlich<br />

nie Techno machen, aber unser Stil entwickelt<br />

sich kontinuierlich weiter.<br />

VÖ „Flags“: 20.03.09<br />

Und zum Schluss: Gibt es<br />

einen Grund, außer der<br />

Musik, genau das zu tun,<br />

was ihr tut?<br />

Carlo: Weiterhin Bilder malen<br />

möchte ich und mich befreien<br />

aus den selbst geschmiedeten<br />

Ketten meiner Vergangenheit,<br />

um mich freier ins Jetzt bewegen<br />

zu können.<br />

SaRa hEYm<br />

www.deadguitars.com

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