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Jahresbericht 04 - Kinder

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Freundschaft, Feindschaft und Vergewaltigung<br />

Mit Gruppenbeziehungen und sozialen Spannungen beschäftigten sich schon die jüngsten<br />

Preisträger des Deutschen Jugendvideopreises YOUNG MEDIA. In ihrem von Stilelementen<br />

des Horrorfilms geprägten Video DAS BÖSE STECKT IN JEDEM behandeln die Mädchen der<br />

Naturfreundejugend unter Betreuung des Gallus Zentrums in Frankfurt am Main Aggressionen,<br />

die sich auf mythischer Ebene ein Ventil suchen. Dieser Film gewann den Hauptpreis in<br />

Altersgruppe A (bis 14 Jahre). Ganz real ist dagegen die Lösung des Teams in ihrem Film<br />

FREUNDE. Der Film setzt ein starkes Bekenntnis zur Freundschaft gegen die Ausgrenzung.<br />

„Neben der vorbildlichen filmischen Umsetzung verdient die ernsthafte Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema Mobbing unter <strong>Kinder</strong>n die volle Anerkennung“, so die Jury.<br />

Einen beängstigenden Prozess der Eskalation unterschwelliger Aggressionen, die schließlich<br />

in einer Vergewaltigung münden, schildert dramaturgisch sehr fesselnd die Preisträgerin Pernella<br />

Raffalt aus Bochum (Altersgruppe B 16 bis 20 Jahre) in ihrem Videofilm DIE SCHAUKEL<br />

Die Jury dazu: „Der auf einer tatsächlichen Geschichte beruhende Film nimmt seine Zuschauer<br />

mit auf eine Achterbahnfahrt in die menschlichen Abgründe. Zunächst verhalten, dann<br />

immer heftiger entfaltet er seine beklemmende und bedrückende Atmosphäre, die erahnen<br />

lässt, dass jeden Moment etwas Entsetzliches passieren kann. Dass es sich hierbei um eine<br />

Vergewaltigung handeln könnte, vermutet man bereits nach wenigen Minuten. Dass aber<br />

derjenige anfängt, dem man es am wenigsten zugetraut hätte, irritiert und schockiert umso<br />

mehr.“<br />

Befindlichkeiten junger Männer<br />

Die Aufarbeitung von Beziehungen, das Behandeln innerer Befindlichkeiten, die Identitätsfindung<br />

zwischen Arbeitssuche und Wehrpflicht – wer emotionale Ansätze eher von weiblichen<br />

Videofilmerinnen erwartet, wurde im Wettbewerbsjahr 20<strong>04</strong> von sensiblen jungen<br />

Männern überrascht. In seinem Film FRAGMENT OF A LOVE behandelt Alexander Zirkler<br />

aus Berlin einen Zustand von Stagnation. „In artistischer Montage zwischen den Zeitebenen<br />

springend vermittelt dieses Melodram mit bewusst zurück genommenen Gestaltungsmitteln<br />

das Psychogramm einer tödlich erstarrten Beziehung“ (Auszug aus der Jurybegründung).<br />

Dieser Film, der einen 2. Preis in Altersgruppe B (16 bis 20 Jahre) gewann, markierte einen<br />

deutlichen Trend im Gesamtspektrum der Wettbewerbseinreichungen vorwiegend männlicher<br />

Teilnehmer.<br />

Lust am Experiment<br />

Neben solch ambitionierten Werken zu sehr ernsthaften Themen stand der innovative und<br />

lustvolle Umgang mit experimentellen Formen des Films im Mittelpunkt des Wettbewerbs<br />

20<strong>04</strong>. In FOLGE 1: SYNONYM (1. Preis Altersgruppe C bis 25 Jahre) bildet zwar auch die<br />

Identitätssuche eines jungen Mannes den Ausgangspunkt, doch sie dient in diesem bild- und<br />

wortakrobatischen Film eher als Folie für ein atemberaubendes Spiel mit assoziativen Abfolgen,<br />

die Bedeutungsebenen von Bild und Text virtuos vermengen.<br />

Eine Stilübung auf den Spuren großer Vorbilder liefern Mark Auerbach und Markus F.<br />

Adrian aus Rostock in DAS GESCHENK. Sie lehnen sich meisterlich an die Atmosphäre des<br />

Filmkünstlers Andrej Tarkowskij an (2. Preis Altersgruppe C). Stilistisch formvollendet in ihrer<br />

Stummfilmästhetik ist auch die humorvolle Groteske BREAKING THE RULES von Gregor Erler<br />

(3. Preis). Mit sehr stimmungsvollen Bildern und Montagen behandelt Andre Jagusch aus<br />

Berlin in seinem Werk JETZT ERST RECHT die erste Liebe. Eine große Liebe zum Film und zur<br />

spontanen Aktion zeigen Benjamin Beck, Lukas Müller und Stephan Müller aus Berlin in einem<br />

Reisevideo, das zum Filmhappening gerät.<br />

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