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Jahresbericht 04 - Kinder

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KINDER- UND JUGENDFILMZENTRUM<br />

IN DEUTSCHLAND<br />

3<br />

Aufgaben und Aktivitäten 20<strong>04</strong><br />

Gefördert durch:


Herausgeber <strong>Kinder</strong> und Jugendfilmzentrum<br />

in Deutschland<br />

Küppelstein 34<br />

42857 Remscheid<br />

Tel. 02191-79 42 33<br />

Fax 02191-79 42 30<br />

Internet www.kjf.de<br />

E-Mail info@kjf.de<br />

Redaktion Christian Exner<br />

Kristin Langer<br />

Horst Schäfer<br />

Jan Schmolling<br />

Satz Tilman Lothspeich<br />

Druck BFC Remscheid


Vorwort<br />

Die mit der Jahresplanung für 20<strong>04</strong> vom Kuratorium des KJF festgesetzten Schwerpunkte<br />

konnten erfolgreich umgesetzt werden. Die hohe Beteiligung an unseren Medienwettbewerben<br />

und die damit angestrebte und erreichte zielgruppengerechte Resonanz bei den <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen, bei Mädchen und Jungen, stehen in der Kontinuität unserer jahrelangen Erfahrungen<br />

mit der Vermittlung und Förderung der Medienkompetenz. Zentrale Themenvorgaben<br />

wie etwa „Migration“ finden sich in allen Aufgabenbereichen wieder: von professionellen<br />

DVD-Filmen und Videos im KJF-Medienvertrieb bis hin zu den Eigenproduktionen von <strong>Kinder</strong>n,<br />

Jugendlichen und Erwachsenen in den Foto- und Videowettbewerben.<br />

Zu den satzungsgemäßen Kernaufgaben des KJF zählt die medienpädagogische Bewertung<br />

und Empfehlung von Filmen für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche. Die im Jahre 2003 vorgenommene<br />

und 20<strong>04</strong> qualitativ und quantitativ vollzogene Umstellung auf das Basis-Format „top-videonews.de“<br />

wurde von unseren Nutzern akzeptiert und mit anwachsender Nachfrage honoriert:<br />

Mit aktuell monatlichen Zugriffen von 180.000 haben wir uns in der Spitzengruppe<br />

vergleichbarer Angebote placiert.<br />

Den Höhepunkt des Jahres 20<strong>04</strong> setzte Mitte Juni das Bundesfestival Video, Film und<br />

Multimedia mit der Verleihung der vom BMFSFJ gestifteten Preise. Das neu eröffnete Internationale<br />

Congress Center Dresden am Elbufer bildete dabei den repräsentativen Schauplatz<br />

und Treffpunkt für Teilnehmer, Veranstalter und Gäste.<br />

Gleichzeitig war es aber auch für die Macher und Freunde des Festivals ein Ort der Betroffenheit<br />

und Beklemmung, denn Moritz v. Engelhardt, der dem Kuratorium des KJF seit dem<br />

Gründungsjahr 1977 angehörte, war erstmals nicht mehr dabei; er starb am 9. Juni 20<strong>04</strong> in<br />

Berlin. Der Förderung der Eigenproduktionen von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen galt immer sein<br />

Engagement, begleitet von jugendpolitischen Diskussionen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />

und Strukturen. Folgerichtig sah Moritz v. Engelhardt daher in den letzten<br />

Jahren in dem generationenübergreifenden Wettbewerb „Video der Generationen“ eine innovative,<br />

kommunikationsstiftende Maßnahme, die er mit seinem persönlichen Einsatz stärkte.<br />

An der Jurysitzung Ende März 20<strong>04</strong> hat er sich noch beteiligt; die Anwesenheit beim Festival<br />

– verbunden mit den von ihm sehr geschätzten Diskussionen mit den Jugendlichen und<br />

Erwachsenen – war ihm leider nicht mehr vergönnt.<br />

Wir alle werden Moritz v. Engelhardt so in Erinnerung behalten wie wir ihn erlebt haben:<br />

engagiert, aufgeschlossen und diskussionsfreudig; im Umgang mit den Jugendlichen wählte<br />

er den direkten Weg und bei den Kontakten zu den Vertretern staatlicher oder gesellschaftlicher<br />

Institutionen und Organisationen kannte er keine Berührungsängste. Die Zusammenarbeit<br />

mit ihm war in fachlicher Hinsicht und auch im persönlichen Umgang eine Bereicherung,<br />

die uns geprägt hat und für die wir ihm dankbar sind. Wir werden ihn vermissen, aber nicht<br />

vergessen!<br />

Das Kuratorium<br />

und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmzentrums in Deutschland


Institutionelles<br />

Einrichtung und Aufgaben<br />

Personelles<br />

Kuratorium<br />

KJF Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

Gremienarbeit<br />

Praktikantinnen<br />

Aktivitäten 20<strong>04</strong><br />

Gender Mainstreaming<br />

Thema Migration<br />

Bundesweite Maßnahmen im Bereich rezeptiver Medienarbeit<br />

Bundesweite Maßnahmen im Bereich Aktive Medienarbeit<br />

Filme für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />

Festivals<br />

Publikationen<br />

Zusammenarbeit mit Hochschulen und Universitäten<br />

Seminare<br />

Bundeswettbewerbe<br />

Deutscher Jugendvideopreis – Sektion Professional Media –<br />

Deutscher Jugendvideopreis – Sektion Young Media –<br />

Video der Generationen<br />

Deutscher Jugendfotopreis<br />

KJF-Medienvertrieb<br />

Allgemeines<br />

Medienverleih<br />

Internationale Foren<br />

CIFEJ – Internationales <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmzentrum<br />

Kooperationspartner<br />

Terminkalender<br />

Anhang<br />

Preisträger DJVP – Professional Media –<br />

Preisträger DJVP – Young Media –<br />

Preisträger Video der Generationen<br />

Preisträger Deutscher Jugendfotopreis<br />

Berichte über das Bundesfestival Video, Film und Multimedia in Dresden<br />

Sonderdruck der <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilm Korrespondenz<br />

4<br />

6<br />

6<br />

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9<br />

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68<br />

79<br />

82


4<br />

Institutionelles<br />

Einrichtung und Aufgaben<br />

Das <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmzentrum in Deutschland (KJF) wurde Ende Januar 1977 gegründet<br />

und begann im Juni 1977 mit der Arbeit. Da in der Bundesrepublik Jugendhilfe, Kultur,<br />

Bildung und Medien im Wesentlichen zu dem Aufgabenbereich der Länder zählen, ging der<br />

Gründung des KJF ein langer Abstimmungsprozess zwischen Bund und Ländern voraus, bevor<br />

das für Jugendfragen zuständige Bundesministerium mit den Obersten Landesjugendbehörden<br />

darin übereingekommen war, ein Zentrum für audiovisuelle Kommunikation und audiovisuelle<br />

Produktionen zu schaffen. Das KJF wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend (BMFSFJ) aus Mitteln des <strong>Kinder</strong>- und Jugendplanes des Bundes gefördert.<br />

Die Rechtsträgerschaft des KJF wurde der Akademie Remscheid für musische Bildung und<br />

Medienerziehung übertragen.<br />

Das KJF hat die Rechtsnachfolge des Nationalen Zentrums für <strong>Kinder</strong>film und -fernsehen<br />

der DDR übernommen und sieht in der Förderung der Jugendmedienarbeit in den neuen<br />

Bundesländern nach wie vor eine Aufgabe mit Priorität.<br />

Das KJF hat seine Arbeitsschwerpunkte u. a. in folgenden Bereichen:<br />

• Förderung des <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilms<br />

• medienpädagogische Modellmaßnahmen<br />

• Förderung von praktischer Medienarbeit von und mit <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />

• Medienkritik, Medienkunde und Vermittlung von Medienkompetenz<br />

Im Einzelnen bedeutet das u. a.:<br />

• Erwerb von Auswertungslizenzen für <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilme; das KJF hat von ca. 300<br />

Filmen (überwiegend ausländischen Produktionen) nichtgewerbliche Auswertungsrechte<br />

für die Bundesrepublik Deutschland erworben. Die Filme und Videos werden im Eigenvertrieb<br />

oder in Kooperation mit qualifizierten Vertriebsstellen herausgegeben und sind<br />

über die vorhandenen nichtgewerblichen Verleiher wie Bildstellen, Filmdienste, Medienzentralen<br />

usw. zu beziehen, vgl. hierzu den Katalog „Filme für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />

– Filmkatalog 20<strong>04</strong>“. Das KJF verfügt außerdem über einen Archivbestand von ca. 1000<br />

Filmen, die im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt eingelagert sind und für wissenschaftliche<br />

Zwecke genutzt werden können.<br />

• Programmbeteiligung an den Nordischen Filmtagen Lübeck, beim <strong>Kinder</strong>filmfest München<br />

und beim Goldenen Spatz in Gera und Erfurt.<br />

• Organisation und Durchführung von medienpädagogischen und medienpolitischen Seminaren<br />

und Arbeitstagungen zu unterschiedlichen Themen, z.B.: Praxisorientierte <strong>Kinder</strong>und<br />

Jugendfilmarbeit, Kino für Jung und Alt, Klassiker des <strong>Kinder</strong>films, Genrefilme für<br />

<strong>Kinder</strong>, „TOP VIDEOS“ für <strong>Kinder</strong>, Fremde Kulturen in Filmen für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche,<br />

Jugendkultur und Medien, Europäischer Jugendfilm, Kultfilme und Kultserien für Jugendliche,<br />

Junges Europäisches Kino, Mythos, Kolportage und Visionen im Science-Fiction-<br />

Film, „TOP VIDEOS“ gegen Vorurteile, Aggressionen und Gewalt, Horror, Klassik, Kult<br />

und Trash, Jugendkulturen und Film, Fantasy für <strong>Kinder</strong>, Cyborgs – von Menschmaschinen<br />

und Maschinenmenschen.<br />

• Herausgabe von Katalogen, medienpädagogischen Arbeitshilfen und wissenschaftlichen<br />

Arbeiten, Medienempfehlungslisten, Seminar- und Tagungsberichten.


Im Auftrag des Bundesjugendministeriums hat das KJF die Organisation und Ausrichtung des<br />

Deutschen Jugendvideopreises (DJVP) übernommen, der seit 1985 aus medienpädagogischer<br />

Sicht kinder- und jugendgeeignete Videoproduktionen besonders hervorhebt Mit dem<br />

Deutschen Jugendvideopreis – Professional Media und seinem – Young Media Bereich treffen<br />

qualitätsvolle Medienangebote für Jugendliche und kreative Produktionen von Jugendlichen<br />

zusammen. Zusätzlich präsentiert der Wettbewerb Video der Generationen die Highlights<br />

und Preisträger generationsübergreifender Projekte sowie von medienaktiven Senioren. Ganz<br />

im Zeichen des Dialogs stand das Bundesfestival 20<strong>04</strong>, das in dieser Form zum fünften Mal<br />

durchgeführt wurde. Ein Dialog, der einerseits zwischen den Generationen geführt wird und<br />

andererseits aus der Begegnung von professionellen Medienanbietern und Medienproduzenten<br />

mit jugendlichen Nachwuchsfilmern entsteht.<br />

Der 1988 gestartete bundesweite Wettbewerb Jugend und Video wurde als Young Media in<br />

den Deutschen Jugendvideopreis integriert. Er richtet sich an alle, die jünger als 26 Jahre sind<br />

und allein oder in einer Gruppe mit diesem Medium arbeiten. Der vom Bundesjugendministerium<br />

geförderte Wettbewerb will möglichst viele Videomacherinnen und Videomacher<br />

zu originellen und interessanten Produktionen anregen und bietet neben den Prämien auch<br />

Fachseminare an. Die Preisträgervideos werden auf dem Bundesfestival Video, Film und<br />

Multimedia sowie auf Festivals im In- und Ausland präsentiert.<br />

Der Deutsche Jugendfotopreis (DJF), 1961 von dem für Jugendfragen zuständigen Bundesministerium<br />

gestiftet, wird seit 1978 vom KJF veranstaltet. Der Wettbewerb gibt <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen die Möglichkeit, Preise zu gewinnen und ihre Fotos einer größeren Öffentlichkeit<br />

vorzustellen. Eine Auswahl der eingesandten Fotos wird in einer Fotodokumentation<br />

veröffentlicht. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DJF werden Fotoseminare angeboten;<br />

die Preisverleihung ist verbunden mit einer Ausstellung der prämierten Fotos und Fachgesprächen<br />

mit der Jury und anderen Experten. Online-Aktivitäten wie z. B. die Community<br />

fotofieber.de haben sich zu einem wichtigen Bestandteil des Wettbewerbs entwickelt.<br />

Zu den Aufgaben des KJF gehört weiterhin die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen<br />

Institutionen vergleichbarer Aufgabenstellung (z.B. der Bundesvereinigung Kulturelle<br />

Jugendbildung, dem Bundesverband Jugend und Film e.V.) sowie die Vertretung der<br />

Bundesrepublik Deutschland in den entsprechenden internationalen Verbänden, z.B. im<br />

Centre International du Film pour l’Enfance et la Jeunesse (CIFEJ), Montreal.<br />

5


6<br />

Personelles<br />

KJF-Kuratorium<br />

Kuratoriumsmitglieder bis 15. Juni 20<strong>04</strong><br />

• Dr. Werner C. Barg, Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin<br />

• Hans Peter Bergner, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bonn<br />

• Moritz v. Engelhardt, wannseeFORUM Berlin (verstorben 09.06.20<strong>04</strong>)<br />

• Dr. Claus Eppe, Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf<br />

• Linde Fröhlich, Nordische Filmtage Lübeck<br />

• Dr. Peter Hasenberg, Deutsche Bischofskonferenz Bonn, Bereich Kirche und Gesellschaft<br />

• Regina Käseberg, Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend, Mainz<br />

• Prof. Dr. Peter Pleyer, bis 1998 Professor für Medienpädagogik an der Fachhochschule<br />

Münster, Vorsitzender des Kuratoriums<br />

• Prof. Dr. Cecilia Rentmeister, Fachhochschule Erfurt<br />

• Susanne Schuster, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bonn<br />

• Dr. Claudia Wegener, Universität Bielefeld, Fakultät für Pädagogik<br />

Neuberufung des Kuratoriums ab 15. Juni 20<strong>04</strong><br />

• Dr. Werner C. Barg, Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin<br />

• Hans Peter Bergner, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bonn<br />

• Linde Fröhlich, Nordische Filmtage Lübeck<br />

• Dr. Peter Hasenberg, Deutsche Bischofskonferenz Bonn, Bereich Kirche und Gesellschaft<br />

• Regina Käseberg, Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend, Mainz<br />

• Gabriele Naundorf, wannseeFORUM, Berlin<br />

• Prof. Dr. Peter Pleyer, bis 1998 Professor für Medienpädagogik an der Fachhochschule<br />

Münster, Vorsitzender des Kuratoriums<br />

• Jürgen Schattmann, Ministerium für Schule, Jugend und <strong>Kinder</strong> des Landes NRW,<br />

Düsseldorf<br />

• Susanne Schuster, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bonn<br />

• Prof. Dr. Ralf Vollbrecht, Technische Universität Dresden, Fakultät Erziehungswissenschaften<br />

• Dr. Claudia Wegener, Universität Bielefeld, Fakultät für Pädagogik


KJF-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

• Christian Exner, wissenschaftl. pädagogischer Mitarbeiter<br />

• Heidemarie Hrabar, Sachbearbeiterin<br />

• Brigitte Klose, Sachbearbeiterin<br />

• Kristin Langer, wissenschaftl. pädagogische Mitarbeiterin<br />

• Nicole Peffekoven, Verwaltungsangestellte<br />

• Horst Schäfer, Leiter des KJF<br />

• Jan Schmolling, wissenschaftl. pädagogischer Mitarbeiter/Stellvertr. Leiter des KJF<br />

• Birgit Spicker, Buchhalterin<br />

• Ursula Stachuletz, Sachbearbeiterin<br />

• Heike Stäblein, Text- und Datenverarbeitung<br />

Praktikantinnen<br />

• Marlen Beyer, TU Dresden<br />

• Ursula Reim, TU München<br />

• Janet Torres, Uni Magdeburg<br />

Gremienarbeit<br />

Jan Schmolling<br />

• Auswahlgremium des Wettbewerbs Video der Generationen<br />

• Jury des Dieter-Baacke-Preises<br />

• Mitglied des Fachbeirats des Projekts CHICAM (Children in Communication about<br />

Migration) der PH Ludwigsburg<br />

• Berufenes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie<br />

Christian Exner<br />

• Jury der Skandinavischen Filminstitute zur Vergabe des <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmpreises bei<br />

den Nordischen Filmtage Lübeck<br />

• Mitglied im Ausschuss Produktionsförderung C/<strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmvorhaben der<br />

Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien (BKM)<br />

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Aktivitäten 20<strong>04</strong><br />

Gender Mainstreaming<br />

Bezogen auf die Aktivitäten des KJF bedeutet Gender Mainstreaming, die Gesamtheit der<br />

Arbeit, Projekte und Angebote darauf auszurichten, dass sie auf das Ziel einer tatsächlichen<br />

Gleichstellung von Männern und Frauen sowie Jungen und Mädchen hinwirken und einen<br />

Beitrag zur Chancengleichheit der Geschlechter leisten. Diese Vorgaben und Bestimmungen,<br />

wie z.B. des Bundesgremienbesetzungsgesetz, werden bei der Zusammensetzung von Jurys<br />

der Bundeswettbewerbe eingehalten.<br />

Die Konzeption und Durchführung der Bundeswettbewerbe erfolgt ebenfalls mit der Maßgabe,<br />

dass Mädchen und Jungen die gleichen Chancen zur Teilnahme erhalten. In der Vergangenheit<br />

hat sich gezeigt, dass sich für den aktiven Gebrauch der Medien Fotografie und<br />

Video in erster Linie Jungen interessierten. Das KJF bestärkte daher durch gezielte Förderung<br />

Mädchen und junge Frauen, an den Wettbewerben und ihren medienpädagogischen Begleitangeboten<br />

teilzunehmen. Dies geschah u. a. durch Quotierung und mit mädchenspezifischen<br />

Angeboten. Diese Maßnahmen liegen mittlerweile ca. zehn bis fünfzehn Jahre zurück und<br />

verdeutlichen das frühzeitige Engagement des KJF. Seit den 90er Jahren hat sich bei Mädchen<br />

und jungen Frauen in Bezug auf das Interesse am aktiven Mediengebrauch ein deutlicher<br />

Wandel vollzogen. Am deutlichsten wahrnehmbar ist dies beim Medium Fotografie,<br />

wo sich nachgerade eine Umkehrung der Verhältnisse ergeben hat. Derzeit sind es deutlich<br />

mehr Mädchen und junge Frauen, die sich fürs Fotografieren interessieren. Im Videobereich<br />

scheint dieser Trend zeitversetzt ebenfalls einzusetzen. Wie das nachfolgende Diagramm<br />

verdeutlicht, beteiligen sich an den Wettbewerben „Deutscher Jugendfotopreis“ und „Deutscher<br />

Jugendvideopreis“ insgesamt gleich viele Mädchen bzw. junge Frauen und Jungen bzw.<br />

junge Männer. Dieses Ergebnis ist ein Gradmesser für die gelingende zielgruppenadäquate<br />

Konzeption und Ausschreibung der Wettbewerbe durch das KJF. Berücksichtigt man die<br />

Tatsache, dass die beiden Wettbewerbe zu den größten Jugendmedienforen Deutschlands<br />

zählen und in den letzten zwanzig Jahren ca. 30.000 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche an ihnen<br />

teilgenommen haben, darf durchaus von einer gesamtgesellschaftlichen Wirksamkeit der<br />

medienpädagogischen Angebote des KJF ausgegangen werden.<br />

1800<br />

1700<br />

1600<br />

1500<br />

1400<br />

1300<br />

1200<br />

1100<br />

1798 1781<br />

weiblich<br />

männlich<br />

Gesamtbeteiligung am Deutschen Jugendfotopreis und Jugendvideopreis 20<strong>04</strong><br />

Das KJF ermöglicht somit in nachhaltiger Weise die Förderung der Medienkompetenz und<br />

verbessert die Chancengleichheit der Geschlechter. Mit seinen vielseitigen Angeboten verhilft<br />

es <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen zu emanzipiertem und reflektiertem Medienhandeln. Die<br />

in diesem Zusammenhang bestehenden Vorgaben und Bestimmungen, wie beispielsweise die<br />

des Bundesgremienbesetzungsgesetzes, werden bei der Berufung von Auswahlausschüssen<br />

und Juries der Medienwettbewerbe berücksichtigt.


Thema Migration<br />

Zentrale Fragen zum Thema „Migration“ sind: Was verbinden Menschen mit dem Begriff<br />

„Heimat“? Wie leben Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland? In welche<br />

Richtung entwickelt sich ihre kulturelle Identität?<br />

Die Migrationsthematik ist seit Jahren fester Bestandteil der Angebote und Aktivitäten des<br />

KJF. Die vom KJF-Medienvertrieb herausgebenden Filme, die mit dem Recht zur öffentlichen<br />

nichtwerblichen Vorführung ausgestattet sind, bieten dazu hervorragendes Anschauungsmaterial.<br />

Zu nennen sind Produktionen wie z.B. SWETLANA: Gemeinsam mit ihrer Familie ist<br />

die 16-jährige Swetlana von Kasachstan nach Duisburg gezogen. Die fremde Umgebung in<br />

Deutschland, die Vorurteile, die sie als Russlanddeutsche erfährt, verunsichern sie ebenso wie<br />

das Gefühl der Entwurzelung in ihr selbst. SWETLANA ist ein Film über das Erwachsenwerden,<br />

über die Suche nach Heimat, Freundschaft und Liebe. Im Mittelpunkt steht Swetlanas Entwicklung,<br />

aber der Film zeigt auch facettenreich, wie sich Menschen in einem fremden Land<br />

arrangieren, wie sie darum kämpfen, einen neuen Weg zu finden oder auch scheitern.<br />

Auch im Bereich der aktiven Medienarbeit setzen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

mit dem Thema Migration auseinander. Beim Deutschen Jugendfotopreis 20<strong>04</strong> wurden gleich<br />

mehrere herausragende Arbeiten prämiert. In der jüngsten Altersgruppe ging der Hauptpreis<br />

an ein Fotoprojekt, das von einem <strong>Kinder</strong>garten durchgeführt wurde. Die 4- bis 5-jährigen<br />

<strong>Kinder</strong> suchten ein Asylbewerberwohnheim auf und lernten den dortigen Lebensalltag kennen.<br />

Es folgte ein Gegenbesuch der ausländischen <strong>Kinder</strong>. Das Medium Fotografie war hier<br />

ein Mittel, das in gleichem Maße kreativ wie dialogstiftend eingesetzt wurde. Dem Betrachter<br />

des Fotos erschließt sich die Migrationsthematik aus der Sicht von <strong>Kinder</strong>n. Zu sehen sind<br />

Menschen, die nicht auf der Gewinnerseite der Gesellschaft stehen, und doch gelingt es der<br />

Gruppe, die Lebensfreude der <strong>Kinder</strong> in den Vordergrund zu rücken. Man sieht, wie sie wohnen<br />

und arbeiten und wo sie spielen. Die fünfjährigen <strong>Kinder</strong> begegnen den Asylbewerbern positiv<br />

und frei von Vorurteilen.<br />

Beim Deutschen Jugendvideopreis lag 20<strong>04</strong> das Thema Migration ebenfalls im Trend. Besonders<br />

sensibel wurde das Thema Heimat in dem Dokumentarfilm GHERDEAL von Thomas Beckmann<br />

und Martin Nudow eingefangen, der beim Bundesfestival mit einem Preis ausgezeichnet<br />

wurde. Ganz neu und verblüffend ist hier die Perspektive auf das Thema: Für eine Familie,<br />

deren Vorfahren vor langer Zeit aus Sachsen nach Siebenbürgen kamen, stellt sich immer<br />

wieder die Frage, ob sie bleiben oder emigrieren sollen. Doch trotz politischer Repressalien<br />

und wirtschaftlicher Not geben sie nicht dem Drang nach, in das Land ihrer Vorfahren zurückzukehren<br />

– ganz anders als die meisten in diesem Dorf, das durch Entvölkerung total verfällt.<br />

Um Migration ging es auch im Bundeswettbewerb Video der Generationen. Im Mittelpunkt<br />

hier: Die Biografien von Senioren. Als Abenteuer erlebte Manuel Ibartz in den 60ern seine<br />

Abreise aus einem Spanien, das unter der Herrschaft Frankos jungen Menschen eine Lebensperspektive<br />

entzog. Die Ankunft in Deutschland und der Beginn einer neuen Existenz als<br />

„Gastarbeiter“ zeigen sich als großes Wagnis für Ibartz, der heute in die deutsche Gesellschaft<br />

integriert ist. Sein Film Aventura Alemania – Abenteuer Deutschland erhielt einen der<br />

Hauptpreise. Der Wettbewerb Video der Generationen griff mit seiner 20<strong>04</strong> veröffentlichten<br />

Ausschreibung die Migrationsthematik mit dem Sonderthema „Abenteuer Deutschland“ auf.<br />

9


10<br />

Bundesweite Maßnahmen im Bereich rezeptiver Medienarbeit<br />

Ziele und Schwerpunkte<br />

Der Deutsche Jugendvideopreis hat in seiner Sektion Professional Media die Qualitätssteigerung<br />

des Marktangebotes durch einen ausgelobten Wettbewerb sowie eine kontinuierliche<br />

Empfehlungsarbeit zum Ziel. Im Jahr 20<strong>04</strong> sollte eine hoch qualifizierte Fachjury im Rahmen<br />

der Preisauszeichnung die Produktionen hervorheben, die sich in besonderer Weise für <strong>Kinder</strong><br />

und Jugendliche eignen und sich deutlich vom Durchschnittsangebot abheben. Gleichermaßen<br />

versteht sich der Deutsche Jugendvideopreis Professional Media als Ratgeber und<br />

Informationspool im Bereich der Neuveröffentlichung von Filmen für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />

auf DVD und Video. Da die Herausgabe von Filmproduktionen stetig zunimmt, verlieren die<br />

Verbraucher die Orientierung. Mit sachlicher und fachkompetenter Informationsaufbereitung<br />

und –verbreitung soll Hilfe bei der Auswahl und Entscheidung für oder gegen eine Produktion<br />

gegeben werden. Jugendliche selbst sind die Hauptzielgruppe in dieser Maßnahme,<br />

gefolgt von Eltern und pädagogisch Tätigen. Die Reichweite der Empfehlungsarbeit bundesweit<br />

zu garantieren sowie durch Kooperation mit Partnern zu stärken ist seit Beginn des<br />

Deutschen Jugendvideopreises 1985 sein Hauptziel.<br />

Aktivitäten<br />

Als Vorbereitung für die Juryarbeit wurde das Marktangebot an Filmen für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />

auf DVD und Video kontinuierlich vom KJF datenmäßig erfasst und in Hinblick auf die<br />

Belange des Wettbewerbs ausgewertet. Monatlich wurde eine Bestenliste erstellt, die mit den<br />

Qualitätskriterien des Preises diejenigen Angebote in den Mittelpunkt stellte, die sich deutlich<br />

vom Durchschnitt abhoben. Unter dem Titel „Top Videos“ sind diese Empfehlungslisten<br />

jeweils monatlich veröffentlicht worden. Alle empfohlenen Titel gingen in die Bewertung zum<br />

Deutschen Jugendvideopreis Professional Media 20<strong>04</strong> ein; ergänzend befasste sich die Jury<br />

mit Konzepten und Strategien, in denen Filme für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche in besonderer Weise<br />

für die Zielgruppen verfügbar gemacht wurden. In einer Jurysitzung erstellte die vom BMFSFJ<br />

berufene Jury eine Vorschlagsliste für die Auszeichnung. Das Ministerium nahm die Ehrung<br />

der Preisträger während der Preisverleihung beim Bundesfestival Film, Video und Multimedia<br />

in Dresden vor.<br />

Die Empfehlungslisten „Top Videos“ sind gleichzeitig feste Rubrik im Internetmagazin topvideonews.de,<br />

dessen Redaktion das KJF seit 2003 übernommen hat. So wurde auf Grundlage<br />

der Marktauswertung auch über die Titel entschieden, die im Magazin von Fachautoren<br />

besprochen werden sollten. Wöchentlich bearbeitet das KJF die eingehenden Texte, sorgt für<br />

die Bildaufbereitung und entsprechende Publizierung der Fachinformationen. Thematische<br />

Empfehlungslisten, die Qualitätsfilme unter bestimmten Aspekten bündeln, sind anlässlich<br />

des 20-jährigen Jubiläums des Preises, sowie zum Themenbereich „Vorurteile und Gewalt“<br />

und als Ratgeber für den Weihnachtseinkauf entstanden.<br />

Insbesondere im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit wurden mit Aktivitäten bei Fernsehprogrammzeitschriften<br />

u. a. zweimalige Veröffentlichung in PRISMA mit 4 Mio.-Auflage sowie<br />

Elternmagazinen Schwerpunkte gesetzt. Auf Initiative des KJF wurde die Kooperation mit der<br />

Aktion SCHAU HIN intensiviert, fachlich konzipiert und zum Jahresabschluss mit der Online-<br />

Veröffentlichung der Themenliste „Weihnachtsnews“ realisiert.


Erfahrungen und Ergebnisse<br />

Die Auswertung des Marktangebotes bezüglich der Filme, die sich für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />

eignen (bis FSK 16), gestaltete sich 20<strong>04</strong> als zunehmend arbeitsintensiv. Das Titelangebot<br />

ist im Vergleich zum Vorjahr um ca. 30% gestiegen. Das zieht wechselnde Arbeitsauslastungen<br />

der Redaktion und der Autoren nach sich. Zwischen 60 und 150 Titel pro Woche<br />

sind sachgerecht zu bearbeiten und fachlich auszuwerten. Den Prognosen der Anbieterfirmen<br />

zu Folge unterliegt diese Entwicklung hinsichtlich der Quantität einem Aufwärtstrend. Eine<br />

wirtschaftliche Vergleichsanalyse belegte, dass die Sechs- bis Dreizehnjährigen im Jahre 20<strong>04</strong><br />

siebzehn Prozent mehr Kaufkraft besaßen als noch zwei Jahre zuvor, obwohl die Zahl der<br />

<strong>Kinder</strong> in dieser Altersgruppe um rund 300.000 zurückging. Um einem Verlust an wirtschaftlichem<br />

Gewinn vorzubeugen, reagieren die Anbieter des gesamten <strong>Kinder</strong>unterhaltungsmarktes<br />

mit einer Ausweitung in immer jüngere Altersgruppen. So wird beispielsweise<br />

die Zielgruppe der Zwei- und Dreijährigen <strong>Kinder</strong> als wachstumsträchtig angesehen. Mit der<br />

Einführung von Dachmarken (z.B. Toggo und Toggolino von Super RTL) sollen <strong>Kinder</strong> (und<br />

deren Eltern) frühzeitig an Produkte gebunden werden. Zusätzlich werden Fernsehproduktionen<br />

für die Jüngsten verstärkt als DVD auf den Markt kommen. Im zweiten Halbjahr 20<strong>04</strong><br />

setzte diese Trendentwicklung bereits ein. Ab 2005 wird es kostengünstige tragbare DVD-<br />

Player für <strong>Kinder</strong> geben, die gleich den Walk- und Discmans die Verfügbarkeit des Mediums<br />

als „ständigen Begleiter“ ermöglichen.<br />

Auch jugendliche Altersgruppen wurden als kaufkräftige Konsumenten eingestuft; Sondereditionen<br />

mit Mehrfach-DVDs in kurzer Zeitabfolge kommen auf den Markt. Hinsichtlich der<br />

Jahresprämierung bedeutete dies für das KJF, die Angebote differenziert aufzubereiten, damit<br />

die Jury entscheidungsfähig war. Im Wettbewerbsjahr 20<strong>04</strong> wurde deutlich, dass die Bereiche<br />

„<strong>Kinder</strong>“ und „Jugendliche“ sehr dicht beieinander lagen, so dass der Jury die Zuordnung<br />

der anspruchsvollen Geschichten schwer fiel. Insgesamt wurden fünf Produktionen und eine<br />

Initiative für vorbildliches Bonusmaterial ausgezeichnet. Filme zum Thema „Migration“<br />

bildeten den Schwerpunkt.<br />

Hinsichtlich der zeitnahen und zielgruppenorientierten Informations- und Empfehlungsarbeit<br />

durch das Internetmagazin top-videonews.de lässt sich ein stetiger Zuwachs verzeichnen,<br />

vgl. Seite 23. Die aktuellen Filmbesprechungen haben mit 85% der wöchentlichen Zugriffe<br />

die größte Nachfrage und animierten im Jahr 20<strong>04</strong> zunehmend zum Dialog mit den jugendlichen<br />

Nutzern des Magazins. Im Bereich der Elternberatung stößt die Empfehlungsliste zur<br />

Weihnachtszeit ungebrochen auf große Resonanz. Im Vergleich zu anderen Themenlisten<br />

werden diese Empfehlungen vier Mal so häufig nachgefragt. Sowohl Nutzer selbst als auch<br />

beratende Einrichtungen, Verleihinstitutionen sowie Zeitschriften für Familien bedienen sich<br />

der vom KJF erstellten Auswahl von Filmen unter medienpädagogischen Aspekten. In der auf<br />

Initiative des KJF intensivierten Kooperation mit der Bundesaktion SCHAU HIN stellte sich<br />

beispielsweise heraus, dass dort – wie auf vielen anderen Beratungsseiten auch – die<br />

Bereiche <strong>Kinder</strong>fernsehen, Computer(spiele) und Internet hinreichend als Fachrubriken abgedeckt<br />

sind. Der Medienmarkt für <strong>Kinder</strong> im Bereich DVD bzw. Video bleibt jedoch außen vor.<br />

Das KJF konnte hier mit seiner fachkompetenten Auswahl- und Empfehlungsarbeit ergänzend<br />

tätig werden. SCHAU HIN veröffentlicht nunmehr regelmäßig die KJF-Empfehlungen,<br />

was gleichzeitig zu der angestrebten größeren Reichweite der Fachinformationen beitrug.<br />

Schlussfolgerung und Perspektiven<br />

Die Bilanz nach zwanzig Wettbewerbsjahren zeigte, dass der Preis als Imageträger für Anbieterfirmen<br />

willkommen ist; eine wirklich marktsteuernde Funktion kann er allerdings nicht<br />

ausüben. Die Entscheidung über die Herausgabe von Filmtiteln auf dem europäischen und<br />

damit auch auf dem deutschen Markt erfolgt anhand vorrangig wirtschaftlich erfolgs-<br />

11


12<br />

versprechender Cluster. Folgerichtig sollte die Empfehlungsarbeit des KJF deshalb im Mittelpunkt<br />

zukünftiger Aktivitäten stehen, da ein solches Angebotsprofil dringend erforderlich ist.<br />

Nach wie vor gibt es im Internet keinen vergleichbaren Informationsdienst zu den top-videonews.de,<br />

der Filme für die oben genannten Zielgruppen in den Mittelpunkt stellt, ausführlich<br />

informiert und zeitnah abrufbar ist. Die Möglichkeiten, das Portal immer wieder neu<br />

attraktiv zu gestalten, sind lange noch nicht ausgeschöpft. Insbesondere sollten weiterhin<br />

jugendliche Nutzer motiviert werden, sich zu Filmen zu äußern und ihre eigene Filmkritik zu<br />

schreiben. Der Dialog mit den Fachautoren, aber auch der Heranwachsenden untereinander,<br />

verspricht nicht nur spannende Auseinandersetzungen, sondern ist gleichermaßen eine gute<br />

Schulung des bewussten Sehens und des medienspezifischen Verständnisses. Mit Blick auf<br />

die zunehmenden Angebote für <strong>Kinder</strong> sollte allerdings auch für diese Zielgruppe ein Portal<br />

entstehen, in dem sie altersgerechte Informationen erhalten und so entscheidungsfähig<br />

werden hinsichtlich ihrer Medienauswahl. Da Eltern gerade für die jüngste Zielgruppe<br />

stellvertretend entscheiden, sollten Informationsangebote hier ausgebaut werden. Um die<br />

verantwortungsvolle Entscheidung für eine Filmauswahl treffen zu können, ist bei ihnen ein<br />

großer Bedarf an Beratung und Schulung abzudecken. Neben sachgerechten Informationen<br />

über das Internet oder in Printmaterialien können hier Seminare, Veranstaltungen, Tagungen<br />

sicherlich ergänzend wirksame Vermittlungsmöglichkeiten sein. Eine Zusammenarbeit mit<br />

Eltern- und Familienberatungseinrichtungen sollte dabei angedacht werden. Das KJF wird<br />

auch die Praxis der Online-Beratungsdienste auswerten.


Bundesweite Maßnahmen im Bereich aktiver Medienarbeit<br />

Ziele und Schwerpunkte<br />

Im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend veranstaltet das<br />

<strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmzentrum in Deutschland (KJF) die bundesweiten Wettbewerbe Video<br />

der Generationen, Deutscher Jugendvideopreis und Deutscher Jugendfotopreis. Diese Wettbewerbe<br />

sind Teil der medienpädagogischen Landschaft in Deutschland und bieten<br />

• Förderung der Medienkompetenz von <strong>Kinder</strong>n, Jugendlichen und Senioren<br />

• Orientierung für Multiplikatoren und Entscheidungsträger<br />

• Impulse für jugendkulturelle Maßnahmen.<br />

Durch ihre verlässliche Durchführung garantieren die Wettbewerbe dem Bereich der Medienarbeit<br />

eine berechenbare Plattform. Mit den optionalen Sonderthemen bzw. Specials leisten<br />

sie einen Beitrag bei der Umsetzung jugendpolitischer Schwerpunkte. Die zentralen Wettbewerbs-Events<br />

und breitenwirksam publizierten Wettbewerbs-Ergebnisse bringen die<br />

vielfältigen Sichtweisen junger und älterer Menschen in den gesellschaftlichen Diskurs ein<br />

und stellen nicht zuletzt einen repräsentativen und PR-wirksamen Leistungsbeweis der kulturellen<br />

Bildungsarbeit dar.<br />

In der Medienarbeit werden digitale Trägermedien, Bildmanipulationen, Computer Generated<br />

Images, interaktive Erzählstrukturen und die Einbindung von Video in künstlerische Installationen<br />

in zunehmendem Maße genutzt. Das Spektrum fotografischer und audiovisueller<br />

Ausdrucksformen hat sich hierdurch erheblich erweitert. Ausgehend von diesem Nutzungswandel<br />

der Medien stand 20<strong>04</strong> auf der Agenda des KJF die Integration der digitalen und<br />

interaktiven Medien in die Angebote der Medienwettbewerbe sowie die Entwicklung eines<br />

eigenständigen Forums.<br />

Zentrale Schwerpunkte waren im Videobereich die Stärkung regionaler Strukturen der Medienarbeit<br />

und der Präsentation der Chancen intergenerativer Medienarbeit für den Dialog<br />

zwischen jungen und älteren Menschen.<br />

Im Fotobereich galt es, die Veranstalter-Plattform für die Präsentation des Deutschen Jugendfotopreises<br />

und der Jugendfotografie/Imaging zu etablieren und einen Beitrag für die<br />

Vernetzung der „Digital-Fotopädagogik“ zu leisten.<br />

Aktivitäten<br />

Die Umsetzung der Ziele und Schwerpunkte geschah auf folgende Weise:<br />

Die Jugendmedienarbeit in Deutschland wurde mit den vom Bundesjugendministerium und<br />

weiteren Sponsoren gestifteten Preisgeldern im Gesamtwert von ca. 30.000 Euro gefördert.<br />

In die Ausschreibung des Deutschen Jugendvideopreises wurde die zusätzliche Kategorie<br />

Multimedia aufgenommen. Die Präsentation dieses Wettbewerbs wurde in enger Kooperation<br />

mit dem Multimedia-Wettbewerb MB21 des Dresdener Medienkulturzentrums realisiert.<br />

Beim Bundesfestival Video-Film-Multimedia wurde neben dem Jugendvideopreis auch der<br />

Wettbewerb Video der Generationen präsentiert und dadurch ein intergeneratives Medienforum<br />

geschaffen.<br />

Auch im Fotobereich spielten die digitalen Medien eine herausragende Rolle: Die Präsentation<br />

des Deutschen Jugendfotopreises erfolgte bei den vom KJF initiierten Young Imaging Days<br />

auf der Photokina in Zusammenarbeit mit Partnern der bundes- und landesweiten Medienarbeit,<br />

mit der Foto- und Computerindustrie, mit dem Hochschulbereich sowie mit der<br />

Koelnmesse. Zur Photokina erschien ein in Kooperation von KJF und Pädagogischer Hoch-<br />

13


14<br />

schule Freiburg erstelltes Fachbuch zum Thema „Imaging – Digitale Fotografie in Schule und<br />

Jugendarbeit“. Das auf der Agenda des BMFSFJ stehende Thema Familie wurde durch den<br />

Jugendfotopreis mit dem Sonderthema „Familienbilder“ aufgegriffen und in Form einer<br />

Wanderausstellung umgesetzt. Die Ergebnisse aller drei Wettbewerbe wurden auf CD-ROM<br />

(Jugendvideopreis, Video der Generationen) bzw. in einem Katalog (Jugendfotopreis) dokumentiert.<br />

Um der sich verändernden Mediennutzung zu entsprechen, versuchte das KJF, eine nachhaltige<br />

Kooperation mit MB21 zu erreichen, und erstellte im Auftrag des Bundesjugendministeriums<br />

ein Durchführungskonzept für einen Bundeswettbewerb für den Multimediaund<br />

Onlinebereich.<br />

Erfahrungen und Ergebnisse<br />

Bei der Durchführung der Videowettbewerbe wurde deutlich, dass der Deutsche Jugendvideopreis<br />

in erster Linie – bedingt durch Namensgebung und Tradition – junge Filmemacher<br />

anspricht, – diese jedoch besonders breitenwirksam. In Deutschland existiert kein anderer<br />

jährlicher Wettbewerb, der eine solche Vielfalt an Sichtweisen und ein ähnlich hohes Qualitätsniveau<br />

präsentiert, ohne dabei elitäre Zugangshindernisse zu errichten. Der Kreis der Teilnehmer<br />

und Preisträger reicht von Videoprojekten mit Vor- und Grundschulkindern bis zu<br />

Filmstudenten. Tendenziell handelt es sich bei Produktionen von jüngeren Teilnehmern um<br />

klassische medienpädagogisch begleitete Projekte. Mit zunehmendem Alter nimmt die Eigenverantwortlichkeit<br />

an den Produktionen zu, wie auch die Spezialisierung: Die Macher der<br />

Filme stellen sich, ganz profi-like, das für die Aufgabenstellung benötigte Team zusammen.<br />

Die Einbeziehung des Wettbewerbs Video der Generationen in das Bundesfestival Video-Film-<br />

Multimedia sorgte auch diesmal für eine intensive Kommunikation zwischen Jugendlichen<br />

und Senioren. Dieser Wettbewerb motiviert allein durch seine Existenz Jung und Alt zu gemeinsamen<br />

Projekten.<br />

Während die Beteiligung bei den beiden Videowettbewerben ausgezeichnet war, wurden im<br />

Fotobereich die Erwartungen nicht erfüllt. Dass die Beteiligung geringer ausfiel als in den Vorjahren,<br />

lag insbesondere am Sonderthema Familie, das für Teens eher unattraktiv war, sowie<br />

am Übergang von analoger zu digitaler Fotografie: Zwar wird so viel fotografiert wie nie<br />

zuvor, aber die Bilder werden nicht ausgedruckt oder vergrößert, sondern am Computerbildschirm<br />

betrachtet. Mit der Präsentation des Deutschen Jugendfotopreises auf der Photokina<br />

machte das KJF deutlich, wie erfolgreich man Medienarbeit an „nicht-pädagogischen“<br />

Orten präsentieren kann. Die vom KJF initiierten Young Imaging Days hatten ca. 40.000 Besucher<br />

und informierten somit die unterschiedlichsten Zielgruppen – Jugendliche, Multiplikatoren,<br />

Medienfachleute, Entscheidungsträger mit internationalem, nationalem oder regionalem<br />

Background - über die Trends der Jugendfotografie in Deutschland und über die Sichtweisen<br />

von Jugendlichen. Die Young Imaging Days stellten eine erfolgreiche Kooperation mit der<br />

Bundesinitiative Jugend ans Netz, dem Landesjugendministerium NRW, der Kölnmesse und<br />

dem Photoindustrie-Verband sowie der PH Freiburg und den Landeseinrichtungen JFC Medienzentrum<br />

und LAG Kunst und Medien dar. Ein kommunikatives Wettbewerbsforum wie die<br />

Young Imaging Days ist gerade auch für jugendliche Fotografen sinnvoll, da sie in der Regel<br />

allein arbeiten und bei dieser Veranstaltung Kontakte knüpfen können.<br />

Nicht zuletzt weil sich bereits in den Vorjahren der Jugendvideopreis als kein wirklich geeignetes<br />

Forum für multimediale Ausdrucksformen erwiesen hat, sieht das KJF eine folgerichtige<br />

Notwendigkeit für den Start eines neuen Multimedia-Wettbewerbs, der seinen Teilnehmerkreis<br />

gezielt erreicht und fördert. Die 20<strong>04</strong> auf Arbeitsebene erfolgten Sondierungen des KJF<br />

im Hinblick auf eine Kooperation beim Multimediawettbewerb MB21 wurden jedoch vom<br />

Kuratorium nicht weiter verfolgt. Die Neukonzeption eines Multimediawettbewerbs fand 20<strong>04</strong><br />

in der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesjugendbehörden keine Befürworter. Daher<br />

wurde – als Kompromiss und um den interessierten Medienmachern gerecht zu werden – der<br />

Multimediabereich erneut in die Ausschreibung des Deutschen Jugendvideopreises integriert.


Schlussfolgerungen und Perspektiven<br />

Der besondere Durchführungsmodus des Deutschen Jugendvideopreises, mit der Preisverleihung<br />

für jeweils zwei Jahre in einem Bundesland zu Gast zu sein, um dort der Jugendmedienarbeit<br />

Impulse zu geben, hat sich bewährt. Im Rahmen des Bundesfestivals 20<strong>04</strong>, das<br />

in Dresden stattfand, sprach das Nürnberger Medienzentrum Parabol die Einladung für die<br />

Jahre 2005 und 2006 aus. Nach dem Freistaat Sachsen ist somit der Freistaat Bayern das gastgebende<br />

Bundesland.<br />

Die Integration des Wettbewerbs Video der Generationen in das Bundesfestival wird 2005<br />

und 2006 fortgeführt. Die gesamtgesellschaftlich zunehmende Bedeutung kultureller Angebote<br />

für Senioren und intergenerative Gruppen könnte jedoch dazu führen, dass die Präsentation<br />

beider Wettbewerbe – Jugendvideopreis und Video der Generationen – den Veranstaltungsrahmen<br />

sprengt. Daher soll als Option die mittelfristige Ausgliederung und<br />

eigenständige Präsentation des Wettbewerbs Video der Generationen geprüft werden.<br />

Der Deutsche Jugendfotopreis wird sein Durchführungskonzept im Hinblick auf die veränderte<br />

Mediennutzung (Digitalfotografie) dahingehend anpassen, dass die Hürden für die Teilnahme<br />

gesenkt werden und der Bereich Imaging einen hohen Stellenwert erhält. Die bewährte<br />

Kooperation mit dem nordrhein-westfälischen Jugendministerium und den übrigen Partnern<br />

von 20<strong>04</strong> wird fortgesetzt - mit dem Ziel, die Young Imaging Days 2006 durchzuführen.<br />

Die Bereiche Multimedia und Internet werden vorerst in den Deutschen Jugendvideopreis<br />

und Jugendfotopreis einbezogen. Die 20<strong>04</strong> erfolglos verlaufenen Planungen für einen Multimediawettbewerb<br />

bedeuten nicht, dass das Thema für die Projekte des KJF an Bedeutung<br />

verloren hat – im Gegenteil.<br />

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16<br />

Filme für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />

Festivals<br />

Für den satzungsgemäßen Auftrag des KJF, der außerschulischen Medienarbeit geeignete<br />

Filme und Videos verfügbar zu machen, spielen die überregional bedeutenden <strong>Kinder</strong>- und<br />

Jugendfilmfestivals in Deutschland eine wichtige Rolle. Einerseits werden hier neue nationale<br />

und internationale Produktionen vorgestellt, andererseits sind die Reaktionen des Zielgruppenpublikums<br />

und der medienpädagogischen Fachöffentlichkeit ein Gradmesser für den<br />

Stellenwert einzelner Titel und die sich daraus ableitenden Überlegungen, sie für die nichtgewerbliche<br />

Medienarbeit zu nutzen. Generell gesehen bereichern die Festivals das<br />

Qualitätsangebot an Filmen für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche und setzen durch ihre Akzente in<br />

Wettbewerbsprogrammen und Retrospektiven kulturelle Impulse für die ambitionierte<br />

<strong>Kinder</strong>kino- und Jugendfilmarbeit. Das KJF hat sich 20<strong>04</strong> an dem <strong>Kinder</strong>filmfest beim Filmfest<br />

München und den Nordischen Filmtagen in Lübeck beteiligt. Es handelt sich hier um<br />

Veranstaltungen von international bzw. bundesweit repräsentativer Bedeutung.<br />

Das Deutsche <strong>Kinder</strong>- Film & Fernsehfestivals „Goldener Spatz“ finden im Abstand von zwei<br />

Jahren in Gera/Erfurt statt. 2003 beteiligten wir uns mit der Jugendfilmreihe „Es ist nicht<br />

leicht, jung zu sein“. Das nächste Festival findet erst im April/Mai 2005 statt.<br />

22. <strong>Kinder</strong>filmfest – Filmfest München<br />

26.06 – 03.07.20<strong>04</strong><br />

Neben den Münchner Erstaufführungen mit neuen deutschen und internationalen <strong>Kinder</strong>filmen<br />

war ein Sonderprogramm mit Filmen aus dem „Filmkanon für <strong>Kinder</strong>“ der Schwerpunkt<br />

dieser Veranstaltung. Für diese Filmreihe sowie die sie begleitende Sonderausgabe der<br />

<strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmkorrespondenz wurden keine KJF-Mittel benötigt, so dass sich unser<br />

Beitrag auf die Herausgabe einer ausführlichen Filmbesprechung zu IRGENDO IN EUROPA<br />

(Regie: Geza Radvanyi, Ungarn 1947) beschränkte; vgl. Anlage. Der Film, der als „filmgeschichtliche<br />

Wiederentdeckung“ angekündigt wurde, gehört zu den Klassikern des europäischen<br />

Films und handelt von heimatlosen <strong>Kinder</strong>n, die hungrig und verzweifelt aus den<br />

zertrümmerten Städten strömen und durch das Land ziehen, auf der Suche nach einer<br />

Heimat. Ziel der Veranstaltung war, diesen Film über die Vorführung in München hinaus zu<br />

weiteren Einsätzen in Deutschland verfügbar zu machen. Hier bietet sich eine Integration<br />

dieses Vorhabens in das für 2005 konzipierte Projekt „<strong>Kinder</strong>, Krieg und Kino“ an.<br />

46. Nordische Filmtage Lübeck<br />

<strong>04</strong>. – 07.1120<strong>04</strong><br />

Das <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilm-Programm der Nordischen Filmtage bietet seit Jahrzehnten ein<br />

bewährtes, spannendes Angebot an Filmen von besonderer Qualität. Für das internationale<br />

Filmschaffen beispielgebend, haben viele dieser Produktionen auch ihre Vertriebswege in<br />

Deutschland gefunden. Die <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilme aus Skandinavien bilden traditionell auch<br />

einen Schwerpunkt des KJF-Medienvertriebs.<br />

Das Lübecker Festival mit jährlich 18.000 Zuschauern und rund 800 akkreditierten Gästen<br />

aus der Presse und Filmbranche präsentierte auch in diesem Jahr eine große und überzeugende<br />

Auswahl des filmischen Schaffens aus den skandinavischen und baltischen Ländern.<br />

Damit haben die Nordischen Filmtage Lübeck einmal mehr ihre wichtige Position in der Filmwelt<br />

und als Mittler zwischen Deutschland und dem Norden Europas unterstrichen. Neben<br />

der aktuellen Filmauswahl für den Wettbewerb bieten die Retrospektiven eine willkommene,<br />

gerngesehene Gelegenheit, auf das Qualitätsniveau und die beeindruckende Bandbreite<br />

der Nordischen Filme hinzuweisen. Das KJF hat sich in den vergangenen Jahren mit ausge-


wählten <strong>Kinder</strong>film-Retrospektiven am Gesamtprogramm der Nordischen Filmtage beteiligt,<br />

um die <strong>Kinder</strong>kinos in Deutschland zur Übernahme dieser Filmreihen anzuregen. Nach den<br />

Werkschauen mit Filmen von Soeren Kragh-Jacobsen (1998) und Bille August (2001), der<br />

Retrospektive mit Märchenverfilmungen nach Hans Christian Andersen (1999), den Reihen<br />

„Krimis für Kids“ (2000), „Märchen und Mystery“ (2002) und „Zwischen Disney und Anime“<br />

(2003) waren es diesmal Filme zum Thema „<strong>Kinder</strong>, Krieg und Kino“.<br />

Das Ende des Zweiten Weltkrieges liegt fast 60 Jahre zurück. Seither herrscht Friede in Mitteleuropa.<br />

Dennoch ist das Thema „Krieg“ für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche auch in Deutschland<br />

allgegenwärtig und bestimmt ihr Denken und Fühlen. Medienberichte über den Zweiten<br />

Weltkrieg und über die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen in aller Welt, Andeutungen<br />

von Großeltern oder Mitschülern, die vor Kriegshandlungen in ihren Heimatländern<br />

geflohen sind, lösen Ängste aus und lassen ein Gefühl der Bedrohung aufkommen. Oft fühlen<br />

sie sich von Erwachsenen in diesen Ängsten nicht ernst genommen, was das Gefühl der<br />

Ohnmacht noch verstärkt.<br />

Filme, die das Thema Krieg und Nachkriegszeit aus dem Blickwinkel von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />

thematisieren, tragen mit dazu bei, mit Erwachsenen ins Gespräch zu kommen. Indem<br />

Filme die Bedrohung, aber auch den Alltag in Kriegszeiten visualisieren und in nachfühlbare<br />

Geschichten einbinden, können sie zur Enttabuisierung beitragen und bewirken, dass <strong>Kinder</strong><br />

und Jugendliche sich ein genaueres „Bild“ vom Krieg machen können. Auch Erwachsenen<br />

fällt es leichter, über Filmgeschichten zu reden als über die eigene erlebte Geschichte und<br />

erschreckende Nachrichtenbilder. In Skandinavien sind in den letzten Jahren immer wieder<br />

Filme entstanden, die auf sehr sensible Weise Geschichten von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus<br />

der Kriegs- und Nachkriegszeit erzählen. Die Retrospektive zeigte eine kleine Auswahl<br />

vorbildlicher Produktionen wie beispielsweise INSEL IN DER VOGELSTRASSE von Soeren<br />

Kragh-Jacobsen, KLEINE IDA von Laila Mikkelsen oder MENDEL von Alexander Roesler;<br />

letztere befindet sich auch als Video im KJF-Medienvertrieb.<br />

Bei den 46. Nordischen Filmtagen war, wie in den Jahren zuvor auch, das KJF für die<br />

Berufung einer dreiköpfigen Jury, die in Lübeck den „<strong>Kinder</strong>filmpreis der Nordischen Filminstitute“<br />

verleiht, verantwortlich. Der Jury gehörten an: Lena Beyer, Schauspielerin, Christian<br />

Exner, KJF, und Miko Zeuschner, Regisseur. Ausgezeichnet wurde der Film DIE FARBE DER<br />

MILCH von Torun Lian, Norwegen 20<strong>04</strong>, 90 Min. Farbe.<br />

Die Begründung der Jury: „Ein dickköpfiges, schlagfertiges Mädchen untersucht die Welt mit<br />

einem kritischen Forscherblick. Hinterfragt alles mit einer tiefen Falte auf der Stirn. Versucht<br />

selbst die Liebe zu sezieren. Bis jemand es schafft, nicht nur ihren Kopf, sondern auch ihr Herz<br />

zu beschäftigen. Eine Liebesgeschichte von zwei <strong>Kinder</strong>n: Zerbrechlich, komisch, sanft und<br />

fein, wie der Sand, den Andy Selma über den Arm rieseln lässt. Man behält dieses eigenwillige<br />

Mädchen gerne und lange in Erinnerung.“<br />

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18<br />

Publikationen<br />

Das „Lexikon des <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilms – im Kino, im Fernsehen und auf Video“ erscheint<br />

als Loseblatt-Sammlung im Corian-Verlag; das KJF und die <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmkorrespondenz,<br />

München, bilden eine gemeinsame Redaktion. Das Lexikon ist das erste deutschsprachige<br />

Standardwerk, das sich kompetent und umfassend mit dem <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilm<br />

als besonderem Segment des Marktes befasst. Hier verstehen sich <strong>Kinder</strong>filme und<br />

Jugendfilme zum einen als Genre, zum anderen auch als Zielgruppen-Produktionen, da sehr<br />

oft spezifische Formen der Dramaturgie, der Präsentation oder des Abspiels gewählt werden.<br />

Die Interessen der Kinos, der TV-Redaktionen und der Videoszene sind ebenso berücksichtigt<br />

wie die der Fachpresse und der Medienpädagogik.<br />

Ende 20<strong>04</strong> wurde die 18. Ergänzungslieferung herausgegeben, womit der Umfang des<br />

Lexikons auf mittlerweile ca. 4.500 Seiten angestiegen ist.<br />

Zusammenarbeit mit Hochschulen und Universitäten<br />

Seminare<br />

Die enge Zusammenarbeit mit Hochschulen und Universitäten sichert dem KJF den Anschluss<br />

an aktuelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse und Ergebnisse der Jugendforschung.<br />

Die in der Universität Bielefeld und der Technischen Universität Dresden veranstalteten Blockseminare<br />

des KJF besitzen Modellcharakter. Einerseits geht es um die Auseinandersetzung mit<br />

so genannten „populären“ Filmen, d.h. mit den kommerziell erfolgreichen Produktionen, die<br />

bei <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen besonders beliebt und gefragt sind; andererseits um Filme mit<br />

einem zu analysierenden und herauszuarbeitenden medienpädagogischen Stellenwert, die<br />

sich für praxis- und themenorientierte Angebote der Jugendhilfe besonders eignen. Die Ergebnisse<br />

der Seminare werden im Internet oder im „Lexikon des <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilms“<br />

veröffentlicht und regen somit die Theorie und Praxis der <strong>Kinder</strong>- und Jugendhilfe zu weiterführenden<br />

Maßnahmen an.<br />

In diesem Zusammenhang ist noch darauf hinzuweisen, dass seit über zwei Jahrzehnten<br />

Praktikantinnen und Praktikanten aus Bielefeld - und seit einigen Jahren auch aus Dresden<br />

und anderen Hochschulorten – beim KJF ausgebildet werden und viele von ihnen durch die<br />

bundesweiten Kontakte des KJF zu kollegialen Einrichtungen und Instituten mittlerweile in<br />

(medien-)pädagogischen Berufen erfolgreich sind.<br />

20<strong>04</strong> wurden folgende Seminare durchgeführt:<br />

„Die neuen Helden – Animationsfilm und Digitales Kino“<br />

12. bis 15. Januar in der Universität Bielefeld<br />

Leitung: Prof. Dr. Uwe Sander und Horst Schäfer<br />

Der Terminator, Spiderman, Hulk, Data, Lara Croft und Chihiro – sie haben eins gemeinsam,<br />

obwohl sie sehr unterschiedlicher Herkunft sind: es sind synthetische Figuren, fiktive Geschöpfe<br />

aus den Comics oder der Filmproduktion heraus entstanden und für das Mainstream-Kino<br />

gestylt. Dort feiern sie große Erfolge und sind bei Jugendlichen äußerst populär, ein Boom,<br />

der sich – besonders im Mange/Anime-Bereich – auch in der Video- und DVD-Auswertung<br />

fortsetzt. Es war das Ziel des Seminars, diese Filme nicht nur nach produktionstechnischen,<br />

sondern auch nach filmsprachlichen und medienpädagogischen Kriterien zu analysieren und<br />

zu bewerten. Teilgenommen haben ca. 90 Studentinnen und Studenten des Diplomstudien-


ganges Erziehungswissenschaft sowie des BA-Studiengangs Medienwissenschaft der Universität<br />

Bielefeld.<br />

Nach einer filmgeschichtlichen Einführung am Beispiel des frühen Stars „Rudolph Valentino“<br />

(im Film von Ken Russel, USA/UK 1977) folgte der Klassiker DENN SIE WISSEN NICHT WAS<br />

SIE TUN mit James Dean. Vorgestellt, analysiert und diskutiert wurden u. a. noch folgende<br />

Filme bzw. Helden: TOMB RIDER mit der Powerfrau Lara Croft, der grüne Koloss HULK der<br />

elegante SPIDER-MAN, der Android Data aus STAR TREK sowie die Protagonisten aus BLADE<br />

RUNNER, SCARFACE, FIGHT CLUB und MATRIX. Ergänzt wurde das Filmprogramm durch<br />

ein Referat von Uwe Sander über „Jugendmythen im Spielfilm“.<br />

„Medienwirkung – Wahrnehmung und Bedeutung von Filmen<br />

in biographischer Perspektive“<br />

24. bis 27. Mai in der Universität Bielefeld<br />

Leitung: Prof. Dr. Uwe Sander und Horst Schäfer<br />

Das Seminarthema leitet sich ab aus der Tatsache, dass Medien – besonders die audiovisuellen<br />

Medien wie Film und Fernsehen – die Lebensstile und die Lebensziele junger Menschen<br />

prägen. Medienpädagogen, die sich mit der Medienwirkung auseinandersetzen – und das<br />

nicht nur ausschließlich im Zusammenhang mit der Gewalt-Diskussion – werfen einen Blick<br />

zurück auf die eigene Mediensozialisation und präsentieren als exemplarisches Beispiel ein<br />

Filmbeispiel (ein „Schlüsselfilm“) als besonderes Ereignis in ihrer Kindheit oder Jugendzeit.<br />

Hierzu zählen durchaus auch Filme, die psychisch belastend waren (z.B. Horror-Schocker)<br />

sowie Filme mit Stars und Idolen, die Vorbild waren oder verehrt wurden.<br />

Zu dem Aufwachsen in Medienwelten wurde als Basis-Literatur auf das Buch von Ralf<br />

Vollbrecht (Hrsg.) „Mediensozialisation. Pädagogische Perspektiven des Aufwachsens in<br />

Medienwelten“ verwiesen; hier besonders auf die Beiträge von Ralf Vollbrecht und Ekkehard<br />

Sander „Common Culture und neues Generationenverhältnis“. Grundlagen der Analyse waren<br />

neben dem medienpädagogischen Analysemodell von Horst Schäfer noch die Publikationen<br />

„Erlebniswelt Kino – Über die unbewusste Wirkung des Films“ von Dirk Blothner und „Filmund<br />

Fernsehanalyse“ von Lothar Mikos.<br />

Das Programm bestand aus einer interessanten, diskussionsstiftenden Mischung von Filmklassikern<br />

wie JOHHNY ZIEHT IN DEN KRIEG oder DER GEFANGENE VON ALCATRAZ und<br />

Fernseh-Serien wie LÖWENZAHN und HOMER SIMPSON.<br />

Von diesem Seminar gibt es leider kein Protokoll, sondern nur einzelne, verschriftlichte<br />

Referate.<br />

„Nord-Licht-Bilder – Highlights des skandinavischen Jugendfilms“<br />

12. bis 15. Juli in der TU Dresden<br />

Leitung: Prof. Dr. Ralf Vollbrecht und Horst Schäfer<br />

<strong>Kinder</strong>- und Jugendfilme aus Skandinavien sind beim Publikum und in der Fachöffentlichkeit<br />

(Journalisten, Pädagogen etc.) äußerst beliebt und fast immer unter den Preisträgern renommierter<br />

Festivals zu finden. Eine gezielte, beispielgebende Förderungspolitik sichert über Jahrzehnte<br />

hinweg die kontinuierliche Produktion für die Zielgruppe <strong>Kinder</strong> und Jugendliche. Die<br />

Bandbreite umfasst alle Genre: von Action und Abenteuer, Krimi und Lovestory bis hin zu<br />

(Anti-)Kriegsfilmen, Fantasy- und Mystery-Stoffen. Zu den Regisseurinnen und Regisseuren<br />

zählen bekannte Namen; angefangen von Bille August, dem Gewinner der Goldenen Palme<br />

für PELLE, DER EROBERER, bis zum Dogma-Filmer Soeren Kragh-Jacobsen (u. a. EMMAS<br />

SCHATTEN und DIE JUNGEN VON ST. PETRI). Von besonderem Stellenwert sind die Literaturverfilmungen<br />

– zu nennen sind hier u. a. die mehrfach ausgezeichneten Filme RONJA<br />

RÄUBERTOCHTER (nach Astrid Lindgren) und NUR WOLKEN BEWEGEN DIE STERNE von<br />

Torun Lian.<br />

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20<br />

Durch seine Beteiligung an den Nordischen Filmtagen Lübeck und die Herausgabe von<br />

skandinavischen <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmen in unserem Medienvertrieb wird deutlich, wie stark<br />

das Interesse des KJF an diesem Markt-Segment ist.<br />

In dem Seminar in Dresden wurden ausgewählte Beispiele analysiert und bewertet; es waren<br />

Filme, die durch ihre künstlerische Qualität herausragen oder durch den Mut zu „Grenzüberschreitungen“<br />

für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche besonders geeignet sind. Neben den eingangs<br />

bereits genannten Titeln wurden noch gezeigt: DER LEHRLING DES MEISTERDIEBS, HÖHER<br />

ALS DER HIMMEL, FRIDA MIT DEM HERZEN IN DER HAND, SEBASTIAN RAUS AUS ÅMAL<br />

und WILD ANGEL.<br />

Ein Referat über die Filmförderung in Skandinavien rundete die Filmauswahl ab. Bei den<br />

Nordischen Filmtagen in Lübeck führt der Bundesverband Jugend und Film traditionsgemäß<br />

ein begleitendes Filmseminar durch. Zwei Seminarplätze für die 46. Nordischen Filmtage<br />

waren für das KJF reserviert und zwei Studentinnen, die nach (subjektiver) Ansicht der<br />

Seminar-Leitung besonders gute Filmanalysen vorgetragen hatten, konnten als Gäste des KJF<br />

nach Lübeck fahren.<br />

DVD über „Filmsprache und Filmanalyse“<br />

Speziell zur Aneignung und Vermittlung von Medienkompetenz in der Filmarbeit mit <strong>Kinder</strong>n<br />

und Jugendlichen hat die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) im Auftrag des<br />

KJF eine DVD über „Filmsprache und Filmanalyse“ produziert. Auf der von Dr. Werner Barg<br />

(dffb) und Horst Schäfer konzipierten und vom BMFSFJ geförderten DVD erläutern<br />

Studierende der dffb die Grundlagen der Filmsprache, indem sie anhand von Gestaltungsbeispielen<br />

und Filmausschnitten aus ihren, im ersten Studienjahr produzierten Kurzfilmen über<br />

die eigenen Wirkungsabsichten sprechen.<br />

In dieser Weise gibt die DVD eine Übersicht von Filmstudenten, zukünftigen Regisseuren,<br />

Kameraleuten und Produzenten zu den Bereichen Bild, Montage, Spezialeffekte, Ton und<br />

Musik im Film. Außerdem enthält die DVD im Kapitel „Analyseinstrumente“ eine Erläuterung<br />

der wichtigsten Hilfsmittel zur Filmanalyse (Filmprotokoll, Segmentierung etc.), deren<br />

Handreichung der DVD-User für eigene Filmanalysen nutzen kann. Die DVD (80 Min., Farbe,<br />

FSK: ab 16 J.) wird ab 2005 im Medienvertrieb des KJF angeboten.


Bundeswettbewerbe<br />

Deutscher Jugendvideopreis – Sektion Professional Media –<br />

Vorbemerkung<br />

Der Deutsche Jugendvideopreis – Sektion Professional Media, der kommerzielle Filme auf<br />

Video und DVD für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche in den Mittelpunkt stellt, ist 20<strong>04</strong> zum zwanzigsten<br />

Mal verliehen worden. In seinem Jubiläumsjahr wurde der Wettbewerb mit einer Auswahl<br />

der Jahresbesten durch eine Fachjury und der feierlichen Auszeichnung der Preisträger<br />

im Rahmen des Bundesfestivals Video, Film und Multimedia Mitte des Jahres abgeschlossen.<br />

Den Themenschwerpunkt „Migration“ behandelten vier von sechs der ausgezeichneten Qualitätsproduktionen.<br />

Zur Dokumentation der Preisgeschichte wurden im Rahmen der Informations-<br />

und Empfehlungsarbeit die Themenliste „Best of – 20 Jahre djvp“ veröffentlicht.<br />

Außerdem wurden Datenarchive mit Informationen zu allen Preisträgerfilmen und Juryentscheidungen<br />

per Internet zugänglich gemacht. Darüber hinaus wurden mit der Veröffentlichung<br />

der Themenlisten „Do the right thing“ sowie „Weihnachtsnews“ zwei weitere Empfehlungsbereiche<br />

zielgruppenbezogen bearbeitet. Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit wurde<br />

die Reichweite zur Verbreitung der Empfehlungsergebnisse durch Kooperationen mit fachverwandten<br />

Initiativen und der Zeitschrift PRISMA gesteigert.<br />

Beteiligung und Jury<br />

Zum zwanzigsten Mal wurde der Deutsche Jugendvideopreis in seiner Sektion Professional<br />

Media im Jahre 20<strong>04</strong> ausgeschrieben. Der Aufforderung, sich mit qualitätsvollen Filmen auf<br />

DVD oder Video in den Sparten „Filme für <strong>Kinder</strong>“ und „Filme für Jugendliche“ zu beteiligen,<br />

kamen 35 Anbieterfirmen bzw. Produzenten mit 75 Titeln nach. Außerdem reichten 15<br />

Teilnehmer Beiträge für die Sparte „Beispielhafte Initiativen“ ein. Die quantitative Beteiligung<br />

am Wettbewerb hat 20<strong>04</strong> zugenommen, was sich auf folgende Punkte zurückführen lässt:<br />

• im Vorfeld des Einsendeschlusses erfolgte seitens des KJF eine gezielte Teilnehmerwerbung<br />

• der Wettbewerb stößt als Image-Verbesserer in der Branche auf große Resonanz<br />

• eine Vielzahl von Sondereditionen und Wiederveröffentlichungen wurden eingereicht<br />

– mussten aus formalen Gründen dann jedoch vom Wettbewerb ausgeschlossen werden<br />

Insgesamt wurden der Jury 45 Titel zur abschließenden Prüfung vorgelegt, darunter auch<br />

diejenigen Produktionen, die sich bereits im Jahresverlauf für die monatliche Empfehlungsliste<br />

„Top Videos“ qualifiziert hatten.<br />

Die Jury zum Deutschen Jugendvideopreis/PROFESSIONAL MEDIA war im Vorjahr vom<br />

Stifter des Preises berufen worden; das Jahr 20<strong>04</strong> war die abschließende Amtszeit der Experten<br />

aus Filmproduktion, Pädagogik, Journalismus und Filmrezeption. Folgende Personen waren<br />

vertreten:<br />

• Arend Agthe, Regisseur, Hamburg<br />

• Lionel Altevogt, Gruppe DiaspoAfro, Wuppertal<br />

• Ute Blumenthal, Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland<br />

IVD, Winsen/Luhe<br />

• Barbara Felsmann, Freie Fachjournalistin, Berlin<br />

• Birgit Goehlnich, Vertreterin der Obersten Landesjugendbehörden bei der FSK, Wiesbaden<br />

• Dr. Jürgen Holtkamp, Diözesanbildungswerk des Bistums Münster<br />

• Ilka Schöttler, Kommunales Kino, Lübeck<br />

21


22<br />

• Uta Schult, <strong>Kinder</strong>- und Jugendvideothek PIXEL, Dresden<br />

• Irene von Strauch-Beddies, Empfehlungsausschuss Medien (EAM) der Arbeitsgemeinschaft<br />

der Obersten Landesjugendbehörden, Schwerin<br />

• Oliver Trettin, Bundesverband Audiovisuelle Medien e.V., Hamburg<br />

• Peter Zenk, Filmproduzent, München<br />

Preisträger und Preisverleihung<br />

„Im diesjährigen Wettbewerb beeindruckte das zunehmend große Angebot im Bereich des<br />

<strong>Kinder</strong>films und es überraschte die Wiederveröffentlichung erfolgreicher Titel und Filmklassiker“,<br />

resümierte Jurysprecherin Ilka Schöttler auf der Preisverleihung des Wettbewerbs im<br />

Rahmen des Bundesfestivals Film, Video und Multimedia am 20. Juni 20<strong>04</strong> in Dresden. „Außerdem<br />

konnte die Jury ihre Entscheidung in der Sparte Jugendfilm erst nach langen, intensiven<br />

Diskussionen treffen, weil das Feld der Preisanwärter ungemein dicht war. Das bestätigt die<br />

hohe Qualität des Angebots auf dem DVD- und Videomarkt“, so Schöttler weiter.<br />

Mit dem Deutschen Jugendvideopreis Professioal Media 20<strong>04</strong> wurde als bester <strong>Kinder</strong>film<br />

WHALE RIDER im Vertrieb von Kinowelt Home Entertainment ausgezeichnet. Eine lobende<br />

Erwähnung sprach die Jury der Produktion MIRACLE – EIN ENGEL FÜR DENNIS P. aus;<br />

Vertrieb Laser Paradise. „Es ist gut“, so Unternehmenschef Thomas Buresch, „dass ein solcher<br />

Preis auch kleine Firmen berücksichtigt“.<br />

Mit dem Deutschen Jugendvideopreis Professioal Media 20<strong>04</strong> wurde als bester Jugendfilm<br />

die Produktion DREIZEHN im Vertrieb von 20th Century Fox Home Entertainment ausgezeichnet.<br />

„Der Deutsche Jugendvideopreis ist Anstoß für ein Programm, das ganz auf die<br />

Bedürfnisse von <strong>Kinder</strong>n, Jugendlichen und Familien setzt.“ So verstand Geschäftsführer Klaus<br />

Schröder in seiner Dankesrede die Auszeichnung und stellte in Aussicht, dass seine Firma eine<br />

Abkehr von Filmen mit Action und Gewalt vollziehen will.<br />

Lobende Erwähnungen in der Sparte Jugendfilm sprach die Jury den Produktionen LONG<br />

WALK HOME im Vertrieb von Universum Film und LICHTER im Vertrieb von Universal<br />

Pictures Germany aus.<br />

Mit dem Deutschen Jugendvideopreis Professioal Media 20<strong>04</strong> für vorbildliches DVD-Bonusmaterial<br />

wurde die Doppel-DVD ZUG DES LEBENS im Vertrieb von Sunfilm Entertainment<br />

ausgezeichnet.<br />

Die Vertreterinnen und Vertreter der Preisträgerfirmen nahmen Glückwünsche und Urkunden<br />

des BMFSFJ von Frau Staatssekretärin Christa Riemann-Hanewinckel entgegen. Ausführliche<br />

Informationen zu allen Preisträgern finden sich unter www.jugendvideopreis.de<br />

sowie im Anhang des <strong>Jahresbericht</strong>es.<br />

Inhaltlich beschreiben die prämierten Filme Problemlagen aus dem Alltag von <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen und vermitteln das Lebensgefühl Heranwachsender. Vier der sechs ausgezeichneten<br />

Produktionen berichten über Traditionen und Generationen-Konflikte auch in<br />

fernen Ländern. So wird die Geschichte und Kultur einer Maori-Häuptlingstochter und von<br />

zwei Aborigini-Mädchen in den ausgezeichneten Filmen erschütternd und zugleich ermutigend<br />

geschildert. Eine Verbundenheit zu Werten steht im Mittelpunkt aller Erzählungen, die<br />

viele Anknüpfungspunkte für die Sichtweisen und Erfahrungen von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />

auf der ganzen Welt bieten. Sie schaffen Verständnis für das Gefühl des Fremdseins und damit<br />

für die Situation von Migranten. Zugleich bauen die Filme auf die Kraft sozialer Gemeinschaften,<br />

um Lebenskrisen zu bewältigen. Der Deutsche Jugendvideopreis hat durch seine<br />

Auszeichnungen einen wichtigen thematischen Impuls gesetzt.


Beratungs- und Empfehlungsarbeit<br />

Das Internetmagazin www.top-videonews.de ist der Schwerpunkt der Empfehlungs- und<br />

Beratungsarbeit. Darin werden wöchentlich Filmbesprechungen publiziert, die die aktuellen<br />

Neuerscheinungen des DVD- und Videomarktes für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche kommentieren<br />

und aus medienpädagogischer Sicht einschätzen. Hier erhalten interessierte Heranwachsende,<br />

Eltern und pädagogisch Tätige Filmempfehlungen sowie Informationen zu gesellschaftsund<br />

jugendpolitisch wichtigen Themen.<br />

Seit seinem Bestehen (2002) kann das Internetmagazin eine stetig ansteigende Nachfrage<br />

verzeichnen. So unterliegen auch die Entwicklungszahlen für 20<strong>04</strong> einem Aufwärtstrend.<br />

Seitenaufrufe 20<strong>04</strong> pro Woche:<br />

40000<br />

35000<br />

30000<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

Seitenaufrufe 2-wöchentlich von April 20<strong>04</strong> bis April 2005<br />

Die wöchentlichen Zugriffe sind im Durchschnitt mit 30.500 zu verzeichnen, das entspricht<br />

einer Nutzerfrequenz von durchschnittlich 120.000 Zugriffen im Monat. Gegen Ende des<br />

Jahres ist ein deutlicher Aufwärtstrend erkennbar. Das Internetmagazin erreichte gegen Ende<br />

des Jahres 20<strong>04</strong> mehr Internetnutzer als je zuvor. (Anmerkung bei Drucklegung des <strong>Jahresbericht</strong>es:<br />

Dieser Trend wird Anfang 2005 noch um Einiges übertroffen. Die Steigerungsrate<br />

des ersten Quartals 2005 gegenüber dem ersten Quartal 20<strong>04</strong> beträgt 55 %, d.h. die monatlichen<br />

Zugriffe liegen derzeit bei ca. 180.000).<br />

Bezogen auf die am häufigsten nachgefragten Seiten des Internetmagazins stehen an erster<br />

Stelle die Rubriken „Woche“ mit der Übersicht der wöchentlichen Neuerscheinungen und<br />

„Suche“, in der gezielt nach Filmtiteln abgefragt wird. Es folgen die Rubriken „Tops“, in<br />

denen die Highlights des Monats – „Top Videos“ – publiziert werden. Verständlicherweise<br />

erhöhen sich zu Beginn eines neuen Monats die Abrufzahlen nach Häufigkeit, gefolgt von<br />

der Rubrik „Themen“, wie beispielsweise „Krieg und Frieden“ und „Weihnachtsnews“. Auch<br />

die Nachfrage der thematischen Filmempfehlungen steht in unmittelbarem Zusammenhang<br />

zu deren Veröffentlichungszeitpunkt. Der Informationsbereich „News“ mit Kino-, Literaturund<br />

Veranstaltungstipps erscheint zu Beginn des Jahres 20<strong>04</strong> ebenfalls unter den ersten 10<br />

Plätzen der Rangliste „bevorzugte Seiten“ noch vor den „userkritiken“. In der Mitte des<br />

Jahres wechseln diese beiden Rubriken die Rangplätze und die Meinungsäußerungen<br />

Heranwachsender zu Filmen nehmen deutlich zu.<br />

Insgesamt lässt sich anhand der statistischen Nutzungsauswertung für den Projektbereich<br />

top-videonews.de resümieren: Mit diesem Internetportal hat das KJF ein häufig frequentiertes<br />

Informationsmagazin im Bereich des <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilms geschaffen, dessen Nachfrage<br />

kontinuierlich steigt. Als Fachmagazin wird es in seiner Aktualität genutzt, und im Bereich<br />

der Qualitätskriterien (Preisträger, „Top Videos“, Themenlisten) besteht zunehmend Nachfrage.<br />

23


24<br />

Bezogen auf die gezielte thematische Empfehlungsarbeit im Rahmen der top-videonews.de<br />

wurden insgesamt folgende drei Veröffentlichungen realisiert:<br />

Do the right thing – Filme für ein tolerantes und gewaltfreies Miteinander<br />

Diese Themenliste wurde neu konzipiert und erstellt. Sie umfasst 100 empfohlene Filme für<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendliche, die die Auseinandersetzung, Diskussion und Kommunikation über<br />

Konflikte, Gewalt und Vorurteile fördern. Die Empfehlungsliste bietet Suchmöglichkeiten nach<br />

Themenbereichen, Altersempfehlungen, dazu Begriffserläuterungen sowie Hinweise zu Arbeitsmaterialien<br />

und Beispiele von Nachwuchsproduktionen zum Thema<br />

www.topvideonews.de/themen/def_dotheright.htm<br />

Best of – 20 Jahre djvp<br />

Diese Themenliste wurde anlässlich des Jubiläumsjahres konzipiert und erstellt. Der Rückblick<br />

auf 20 Jahre Deutscher Jugendvideopreis präsentiert die 70 Besten aller Preisträger. In der<br />

Zusammenstellung sind die auffälligsten Themen der Preisjahre herausgearbeitet: Mädchen<br />

bzw. Jungen als Helden, Außenseiter und Migration. Die Empfehlungsliste bietet zu allen<br />

Preisträgern ausführliche Filmkritiken sowie die Juryentscheidungen. Altersempfehlungen sind<br />

ein weiteres Suchkriterium für die Nutzer www.top-videonews.de/themen/def_bestof20.htm<br />

„Weihnachtsnews 20<strong>04</strong>“ – Filme für <strong>Kinder</strong> zum Fest<br />

Diese Themenliste wurde als Wegweiser durch das Marktangebot zur Weihnachtszeit konzipiert<br />

und neu erarbeitet. 20 Filme für <strong>Kinder</strong> stellt Weihnachtsnews vor, brandneue oder<br />

bekannte Titel auf DVD und Video für <strong>Kinder</strong> von 4 bis 10 Jahren. Neben ausführlichen Filmbesprechungen<br />

gibt es viele weitere Informationen rund um den Film z.B. über Animationstechniken,<br />

Literaturverfilmungen, Produktionsstudios oder Regisseure. Da die Titel auch nach<br />

dem Weihnachtsgeschäft noch verfügbar sind, gilt die Themenliste auch als generelle<br />

Entscheidungs- und Beratungshilfe für Familien.<br />

www.top-videonews.de/themen/def_weihnacht.htm<br />

Ein gedruckter Folder präsentierte alle Titel nach Altersgruppen mit Kurzinhalt und Anbieterangaben.<br />

Aus Mitteln des Nachtragshaushaltes konnte diese Printfassung produziert und<br />

wirkungsvoll verbreitet werden.<br />

Die in 20<strong>04</strong> erstellten Themenlisten (und alle vorherigen) wurden redaktionell regelmäßig<br />

aktualisiert und überarbeitet. Die Titel werden auf Verfügbarkeit hin überprüft, thematische<br />

Informationsbereiche textlich ergänzt.<br />

Werbung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Der Bestand an Printmaterialien (Informationsfolder und Postkarten) zur professionellen<br />

Präsentation und Bewerbung des Internetmagazins www.top-videonews.de wurde aktualisiert<br />

und erneuert. Die Verteilung an Fachbesucher von Festivalveranstaltungen, Seminaren<br />

und Kongressen sowie an Kinobesucher erfolgte bundesweit in Kooperation mit den jeweiligen<br />

Veranstaltern.<br />

Neue Kontakte entstanden anlässlich der Herausgabe der Empfehlungsliste „Weihnachtsnews“<br />

im Bereich Publikumszeitschriften (mit der Zeitschrift PRISMA, Auflage 4 bzw. 6 Mio.),<br />

Elternmagazine und Internetseiten für <strong>Kinder</strong>. Für 2005 besteht bei Einigen Interesse an inhaltlicher<br />

Kooperation und regelmäßiger Informationsarbeit. Der Bereich der Videotheken, Bibliotheken<br />

mit Mediatheken sowie Buchhandlungen nahm größere Stückzahlen ab und setzte<br />

sie als Beratungsmittel bei seinen Kunden ein.


Die Zusammenarbeit mit der Aktion SCHAU HIN wurde intensiviert und auf fachlicher Ebene<br />

ausgebaut. Das KJF ist nun verantwortlich für die Fachinhalte des Bereiches DVD und Video<br />

in der Rubrik „Film und TV“ auf der Homepage der Aktion. Exklusiv für diese Sparte wurden<br />

20<strong>04</strong> die Inhalte der „Weihnachtsnews“ mit Text und Foto zur Präsentation aufbereitet und<br />

eingestellt. Für 2005 wurde ein Kooperationspapier ausgearbeitet, in dem Vorschläge für die<br />

Zusammenarbeit zu weiteren Themenbereichen (Film, Foto, Video und Multimedia) aufgeführt<br />

sind.<br />

Das Jugendportal netzcheckers.de ist seit 20<strong>04</strong> auch für den Bereich der Qualitätsfilme auf<br />

DVD/Video ständiger Partner des KJF. In einer eigenen Rubrik informiert das KJF hier über<br />

aktuelle Aktionen des Internetmagazins top-videonews.de mit direkter Verlinkungsmöglichkeit.<br />

Außerdem wird wöchentlich ein filmisch besonders interessanter Titel in Text und Bild<br />

auszugsweise vorgestellt mit der Möglichkeit, ausführlichere Informationen sowie andere<br />

Neuerscheinung direkt in den top-videonews.de kennen zu lernen.<br />

Anlässlich der Herausgabe Empfehlungslisten „best of“ und „do the right thing“ wurde außerdem<br />

der Bereich der jugendspezifischen Informationsportale aufgearbeitet und in die Standardverteiler<br />

des KJF integriert. Ferner wurden in 20<strong>04</strong> einige Gewinnspiele konzipiert und<br />

umgesetzt: „Rosenmontagsrätsel“ und „Aprilscherz“, in denen es um das Auffinden von<br />

Fehlern in Filmbeschreibungen ging. Ein „Sommergewinnspiel“ mit Rätselfragen zu bestimmten<br />

Titeln sowie ein „Weihnachtsquiz“ im Winter mit Bezügen zum Weihnachtsfest und<br />

Fragen zu Filmtiteln. Diese Aktionen zielten darauf ab, unterschiedliche Zielgruppen neu für<br />

top-videonews und seine Inhalte zu interessieren. Die ausgelosten Gewinne wurden dem KJF<br />

von den Anbieterfirmen angeboten und kostenfrei zur Verfügung gestellt.<br />

Preisträgerarchiv<br />

Das Preisträgerarchiv Deutscher Jugendvideopreis/Prof. Media ist vervollständigt worden.<br />

Informationen zu allen Preisträgerfilmen von zwanzig Jahren sind im Internet zugänglich.<br />

Ebenso konnten die Textmaterialien im Archiv aller „Top Videos“ ergänzt und vervollständigt<br />

werden. So haben Nutzer die Möglichkeit, sich über qualitätsvolle Filme für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />

zu informieren. Anhand der Jurymeinungen und Fachbewertungen haben sie Entscheidungshilfen<br />

für eine Auswahl an der Hand. Interviews mit Jurymitgliedern und Preisträgern<br />

zur Dokumentation der Preisträgerjahre konnten aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht<br />

realisiert werden.<br />

Projekt <strong>Kinder</strong>seiten der www.top-videonews.de<br />

Das Vorhaben, mit eigens für <strong>Kinder</strong> getexteten Informationsseiten die Entscheidungsfähigkeit<br />

nach inhaltlichen und qualitativen Kriterien bereits in frühen Jahren zu fördern, konnte<br />

nicht vorangetrieben werden. Die Arbeiten anlässlich des Jubiläumsjahres sowie neue Kooperationspartner<br />

im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit erforderten entsprechenden Aufwand.<br />

Für das Jahr 2005 sollte dieses Projekt verstärkt angegangen werden.<br />

25


26<br />

Deutscher Jugendvideopreis – Sektion Young Media –<br />

Resonanz<br />

Im Jahr 20<strong>04</strong> wurde der Jahresrhythmus des Deutschen Jugendvideopreises Young Media<br />

verändert. Der Einsendeschluss wurde auf den 15. Februar vorverlegt, damit das abschließende<br />

Bundesfestival Video, Film und Multimedia im Sommer vom 18. bis 20. Juni stattfinden<br />

kann. Dadurch wurde die Kulmination von KJF-Wettbewerbsforen gegen Ende des<br />

Jahres entzerrt. (Das Preisträger Forum des Deutschen Jugendfotopreises fand vom 01.10.<br />

bis 03.10. statt.)<br />

Bei der Reduzierung des Ausschreibungszeitraums wäre eine entsprechende Reduzierung der<br />

Teilnehmerzahlen zu erwarten gewesen. Mit 400 Produktionen von 2000 <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />

kam es war zwar zu einem quantitativem Abfall gegenüber dem Rekordniveau des<br />

Vorjahres. Gemessen an der um ca. 60 % verkürzten Frist fiel dieser jedoch gering aus.<br />

Das Fazit aus statistischer Sicht: <strong>Kinder</strong> und Jugendliche sind unvermindert aktiv bei der<br />

Herstellung eigener Videofilme und bei der Teilnahme am Wettbewerb Deutscher Jugendvideopreis<br />

Young Media 20<strong>04</strong>.<br />

Trends und Themen 20<strong>04</strong><br />

Migrationserfahrungen unter anderen Vorzeichen<br />

Einer der thematischen Akzente im Spektrum der Wettbewerbsbeiträge lag 20<strong>04</strong> auf dem<br />

Thema Migration. Die Fragen, was kulturelle Identität ausmacht, wo man sich zuhause fühlt<br />

und was das Lebensglück für den Einzelnen ausmacht, wurden besonders intensiv in den<br />

preisgekrönten Beiträgen WAHRE PERLEN – IGAZGYÖNGYÖK von Ursula Ambach aus<br />

Berlin (1. Preis in der Kategorie Wettbewerbsthema „Glück“) und GHERDEAL von Thomas<br />

Beckmann und Martin Nudow aus München behandelt. Während Migration, Integration und<br />

kulturelle Identität gewöhnlich aus der Perspektive der „Gastarbeiter“ der zweiten und<br />

dritten Generation betrachtet werden, widmet sich GHERDEAL der langen und leidvollen<br />

Geschichte deutscher Auswanderer in Siebenbürgen/Rumänien. Der Blickwinkel wird in<br />

diesem überaus beeindruckenden Dokumentarfilm umgekehrt. Deutsche sehen sich nicht mit<br />

Zuwanderern konfrontiert, sondern erleben durch diesen Film Migration aus der Sicht<br />

sächsischer Vorfahren.<br />

„Einst lebten in Gherdeal“ ca. 200 Siebenbürger Sachsen, die vor langer Zeit auf Angebot<br />

des ungarischen Königs einwanderten und das Land kultivierten. Seitdem hat sich vieles<br />

verändert, leider nicht zum Guten. Davon erzählt vor allem die Familie Ongherts, die letzte<br />

deutschstämmige Familie in Gherdeal. Trotz des kulturellen und infrastrukturellen Niedergangs<br />

ist das Dorf ihre Heimat geblieben. Sie haben im Gegensatz zu vielen ehemaligen<br />

Bewohnern beschlossen, weiterhin ihr Land zu beackern, ihre Tiere zu hüten und den deutschsprachigen<br />

Gottesdienst zu besuchen. Dass Gherdeal eine ungewisse und sehr schwierige<br />

Zukunft hat, ist offensichtlich. Deutlich wird aber auch, dass es immer wieder einzelne<br />

Menschen gibt, die dem Charme des Dorfes erliegen und sich eine Existenz aufbauen.<br />

Einfühlsam, in beeindruckenden Bildern und mit Hilfe ihrer sehr sensiblen Interviewtechnik<br />

ist den Regisseuren ein überaus liebenswertes und intensives Porträt des Dorfes und seiner<br />

Bewohner gelungen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen zu einem differenzierten<br />

und faszinierenden Porträt eines unbekannten Stück des neuen zusammenwachsenden<br />

Europas.“ So die Jurybegründung zu dem Film, der im Rahmen des Deutschen Jugendvideopreises<br />

Young Media 20<strong>04</strong> mit einem Sonderpreis des Freistaates Sachsen ausgezeichnet<br />

wurde.<br />

WAHRE PERLEN – IGAZGYÖNGYÖK und GHERDEAL stehen zugleich für ein zunehmendes<br />

Interesse am dokumentarischen Entdecken, Erzählen und Erinnern.


Freundschaft, Feindschaft und Vergewaltigung<br />

Mit Gruppenbeziehungen und sozialen Spannungen beschäftigten sich schon die jüngsten<br />

Preisträger des Deutschen Jugendvideopreises YOUNG MEDIA. In ihrem von Stilelementen<br />

des Horrorfilms geprägten Video DAS BÖSE STECKT IN JEDEM behandeln die Mädchen der<br />

Naturfreundejugend unter Betreuung des Gallus Zentrums in Frankfurt am Main Aggressionen,<br />

die sich auf mythischer Ebene ein Ventil suchen. Dieser Film gewann den Hauptpreis in<br />

Altersgruppe A (bis 14 Jahre). Ganz real ist dagegen die Lösung des Teams in ihrem Film<br />

FREUNDE. Der Film setzt ein starkes Bekenntnis zur Freundschaft gegen die Ausgrenzung.<br />

„Neben der vorbildlichen filmischen Umsetzung verdient die ernsthafte Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema Mobbing unter <strong>Kinder</strong>n die volle Anerkennung“, so die Jury.<br />

Einen beängstigenden Prozess der Eskalation unterschwelliger Aggressionen, die schließlich<br />

in einer Vergewaltigung münden, schildert dramaturgisch sehr fesselnd die Preisträgerin Pernella<br />

Raffalt aus Bochum (Altersgruppe B 16 bis 20 Jahre) in ihrem Videofilm DIE SCHAUKEL<br />

Die Jury dazu: „Der auf einer tatsächlichen Geschichte beruhende Film nimmt seine Zuschauer<br />

mit auf eine Achterbahnfahrt in die menschlichen Abgründe. Zunächst verhalten, dann<br />

immer heftiger entfaltet er seine beklemmende und bedrückende Atmosphäre, die erahnen<br />

lässt, dass jeden Moment etwas Entsetzliches passieren kann. Dass es sich hierbei um eine<br />

Vergewaltigung handeln könnte, vermutet man bereits nach wenigen Minuten. Dass aber<br />

derjenige anfängt, dem man es am wenigsten zugetraut hätte, irritiert und schockiert umso<br />

mehr.“<br />

Befindlichkeiten junger Männer<br />

Die Aufarbeitung von Beziehungen, das Behandeln innerer Befindlichkeiten, die Identitätsfindung<br />

zwischen Arbeitssuche und Wehrpflicht – wer emotionale Ansätze eher von weiblichen<br />

Videofilmerinnen erwartet, wurde im Wettbewerbsjahr 20<strong>04</strong> von sensiblen jungen<br />

Männern überrascht. In seinem Film FRAGMENT OF A LOVE behandelt Alexander Zirkler<br />

aus Berlin einen Zustand von Stagnation. „In artistischer Montage zwischen den Zeitebenen<br />

springend vermittelt dieses Melodram mit bewusst zurück genommenen Gestaltungsmitteln<br />

das Psychogramm einer tödlich erstarrten Beziehung“ (Auszug aus der Jurybegründung).<br />

Dieser Film, der einen 2. Preis in Altersgruppe B (16 bis 20 Jahre) gewann, markierte einen<br />

deutlichen Trend im Gesamtspektrum der Wettbewerbseinreichungen vorwiegend männlicher<br />

Teilnehmer.<br />

Lust am Experiment<br />

Neben solch ambitionierten Werken zu sehr ernsthaften Themen stand der innovative und<br />

lustvolle Umgang mit experimentellen Formen des Films im Mittelpunkt des Wettbewerbs<br />

20<strong>04</strong>. In FOLGE 1: SYNONYM (1. Preis Altersgruppe C bis 25 Jahre) bildet zwar auch die<br />

Identitätssuche eines jungen Mannes den Ausgangspunkt, doch sie dient in diesem bild- und<br />

wortakrobatischen Film eher als Folie für ein atemberaubendes Spiel mit assoziativen Abfolgen,<br />

die Bedeutungsebenen von Bild und Text virtuos vermengen.<br />

Eine Stilübung auf den Spuren großer Vorbilder liefern Mark Auerbach und Markus F.<br />

Adrian aus Rostock in DAS GESCHENK. Sie lehnen sich meisterlich an die Atmosphäre des<br />

Filmkünstlers Andrej Tarkowskij an (2. Preis Altersgruppe C). Stilistisch formvollendet in ihrer<br />

Stummfilmästhetik ist auch die humorvolle Groteske BREAKING THE RULES von Gregor Erler<br />

(3. Preis). Mit sehr stimmungsvollen Bildern und Montagen behandelt Andre Jagusch aus<br />

Berlin in seinem Werk JETZT ERST RECHT die erste Liebe. Eine große Liebe zum Film und zur<br />

spontanen Aktion zeigen Benjamin Beck, Lukas Müller und Stephan Müller aus Berlin in einem<br />

Reisevideo, das zum Filmhappening gerät.<br />

27


28<br />

Bundesfestival Video, Film und Multimedia in Dresden<br />

Kooperationspartner bei der Ausrichtung des Bundesfestivals waren das Medienkulturzentrum<br />

Dresden und die Landeshauptstadt Dresden. Wegen Finanzkürzungen in den Zuschüssen<br />

von Stadt und Land war die Durchführung des Festivals zu Beginn des Jahres zunächst<br />

massiv gefährdet. Ermöglicht wurde die Durchführung des Festivals im neu eröffneten Internationalen<br />

Congress Center Dresden dann durch das großzügige Sponsoring des Betreibers<br />

Maritim Hotels. Das Internationale Congress Center Dresden am Elbufer in der Nähe der<br />

historischen Altstadt bildete einen repräsentativen Schauplatz für die Durchführung des<br />

Festivals. Es erfüllte die Voraussetzungen für Filmpräsentationen, Begegnungen und Workshops<br />

selbst dann, wenn Anlaufschwierigkeiten im Betrieb des Centers an verschiedenen<br />

Stellen Improvisation erforderten.<br />

Am 18. Juni um 15.30 Uhr wurde das Bundesfestival Video, Film und Multimedia 20<strong>04</strong> von<br />

Dresdens erstem Bürgermeister und Beigeordnetem für Kultur Dr. Lutz Vogel eröffnet. Auf<br />

dem Programm standen Präsentationen der vier Wettbewerbe Deutscher Jugendvideopreis<br />

Young, Deutscher Jugendvideopreis Professional Media, Video der Generationen und MB 21.<br />

Letzterer ist der bundesweite Multimediawettbewerb für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche unter der<br />

Federführung des Kooperationspartners Medienkulturzentrum Dresden.<br />

Feierlicher Höhepunkt des Festivals war die Preisverleihung am 20. Juni. Die Preise des BMFSFJ<br />

wurden durch die Parlamentarische Staatssekretärin Christel Riemann-Hanewinckel vergeben.<br />

Einen zusätzlichen Landespreis dotiert mit 1000,- Euro übergab Dr. Frank Schmidt, Staatssekretär<br />

im sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Ehrengast der Preisverleihung<br />

war der prominente junge Schauspieler Tom Schilling (Hauptdarsteller: CRAZY, NAPOLA,<br />

u. a.), der die kreativen Leistungen der Jungfilmer und Mediengestalter würdigte.<br />

Der Deutsche Jugendvideopreis PROFESSIONAL MEDIA beendete bei dieser Preisverleihung<br />

eine 20jährige Ära. Die Aktivitäten des Deutschen Jugendvideopreises PROFESSIONAL MEDIA<br />

verlagern sich nach dem Motto „Gute Filme sehen, gute Film drehen“ ab dem Jubiläum von<br />

der Vertriebsförderung auf die Marktinformation für junge Video- und DVD-Rezipienten.<br />

Das Bundesfestival im Internationalen Congress Center Dresden bedeutete den Abschied der<br />

Bundeswettbewerbe aus dem „Elbflorenz“.<br />

CD-Rom Dokumentation<br />

Eine Doppelausgabe der Wettbewerbsdokumentation der Veranstaltungsjahrgänge 2003<br />

und 20<strong>04</strong> konnte erst durch eine Nachbewilligung des BMFSFJ gegen Ende des Jahres 20<strong>04</strong><br />

realisiert werden. Die CD-Rom Dokumentation liefert eine umfassende Informationssammlung<br />

in multimedialer Qualität. Neben Ausschnitten aus Preisträgerfilmen und Interviews mit<br />

Preisträgern enthält die CD-Rom Inhaltsbeschreibungen und Jurybegründungen. Abgerundet<br />

wird die Dokumentation durch Artikel über Trends und Fotoimpressionen.<br />

Begleitauswertung der PH Ludwigsburg<br />

Die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg veranstaltete im Wintersemester 20<strong>04</strong>/2005<br />

bezugnehmend auf den Bundeswettbewerb ein Seminar, in dem Jugendkulturen in Spielfilmeigenproduktionen<br />

von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen analysiert werden. Durch die Hospitanz<br />

von Studierenden und die Berichterstattung des KJF im Seminar war ein Fachaustausch<br />

zwischen Ausbildung, wissenschaftlicher Reflexion und medienpädagogischer Praxis in der<br />

Wettbewerbsdurchführung gewährleistet.


Auswahlgremium<br />

Auf Grund der hohen Zahl der Wettbewerbseinreichungen ist der Jury des Deutschen Jugendvideopreises<br />

Young Media ein Auswahlgremium vorgeschaltet, das für die Jury eine engere<br />

Auswahl an qualitätsvollen Beiträgen zur Preisvergabe zusammenstellt.<br />

Dem Auswahlgremium Video gehörten an:<br />

• Stefan Kalassa, Kulturwissenschaftler, Remscheid<br />

• An Pöysko, Journalistin, Wien<br />

• Bärbel Pfanne, Medienpädagogin, Lübeck<br />

• Katrin Schäfer, Medienpädagogin, Hildesheim<br />

• Kirsten Schneider, Student, Dresden<br />

• Thomas Weiss Medienpädagoge, Rostock<br />

• Hospitanz: Milena Chieffo, PH Ludwigsburg<br />

Auswahlgremium Multimedia<br />

• Christian Exner, Medienpädagoge/KJF, Wuppertal<br />

• Stefan Kalassa, Kulturwissenschaftler, Remscheid<br />

• Max Ried, Schüler, Wuppertal<br />

• Janet Torres, Studentin<br />

Der Jury gehörten an:<br />

• Sophie Anfang, jugendliche Videomacherin, München<br />

• Maria Schmidt, jugendliche Videomacherin, Erfurt<br />

• Christoph Sandau, jugendliche Medienmacher, Dresden<br />

• Annet Freier, Medienberaterin, Neubrandenburg<br />

• Benjamin Quabeck, Regisseur, Ennepetal<br />

• Matthias Spehr, Medienpädagoge, Rostock<br />

29


30<br />

Bundeswettbewerb Video der Generationen<br />

Vorbemerkung<br />

Mit dem Wettbewerb Video der Generationen fördert das <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmzentrum in<br />

Deutschland (KJF) seit 1998 im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend den Dialog zwischen jungen und älteren Menschen (bis 25 / ab 50 Jahre).<br />

Der Wettbewerb präsentiert die Vielfalt authentischer Lebensstile und wendet sich gegen<br />

Tabus, Klischees und Vorurteile. Kreative Medienarbeit wird als eine Art Katalysator für den<br />

Dialog zwischen den Generationen eingesetzt. Die pädagogische Intention besteht darin,<br />

Verbindendes erkennen und Unterschiede als gegenseitige Bereicherung erleben zu können.<br />

Insbesondere ältere Menschen verfügen mit dem Wettbewerb Video der Generationen über<br />

ein Forum für ihre subjektiven Sichtweisen, die sie hier zum Ausdruck – und an die Öffentlichkeit<br />

– bringen können. Das durch die Massenmedien geprägte stereotype Altenbild<br />

(Hilflosigkeit, Passivität usw.) erfährt dadurch die notwendige Korrektur.<br />

Die Förderung generationenübergreifender Kommunikation durch Video der Generationen<br />

erfolgt auf mehreren Ebenen:<br />

1. Bei der Produktion<br />

2. Bei der öffentlichen Präsentation und Diskussion (Festival)<br />

3. Bei Fachpräsentationen<br />

4. In Workshops für Teilnehmer/innen sowie Multiplikator/innen<br />

5. In der Nutzung der Dokumentationen (CD-ROM, Homepage)<br />

Beteiligung<br />

Video der Generationen wurde Ende 2003 gestartet und hatte im Februar 20<strong>04</strong> Einsendeschluss.<br />

Neben dem allgemeinen Wettbewerb mit freier Themenwahl wurde das Sonderthema<br />

„Geheimnisse“ ausgeschrieben. Nach der geringeren Resonanz 2003 hat sich die Beteiligung<br />

an Video der Generationen wieder stabilisiert:<br />

1998 2000 2002 2003 20<strong>04</strong><br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer 160 236 354 306 387<br />

Produktionen 52 89 117 77 132<br />

Die Resonanz zeigt das anwachsende Interesse an dem Projekt Video der Generationen; sie<br />

spiegelt auch das Interesse wider, das in den vom KJF durchgeführten Befragungen zum Ausdruck<br />

kam. Die Begegnung der unterschiedlichen Generationen wird von beiden Seiten als<br />

Bereicherung erlebt und Video der Generationen als ein Forum erfahren, das die Interessen<br />

junger und älterer Menschen zusammenbringt. Dennoch ist zu konstatieren, dass insbesondere<br />

pädagogische Einrichtungen die Potentiale intergenerativer Videoarbeit noch zu wenig<br />

nutzen. Die typische generationen-übergreifende Produktion hat ihren Ursprung im privaten<br />

Alltag (z.B. Enkel-Großeltern).


Fachjury<br />

Der von Bundesministerin Renate Schmidt berufenen Fachjury gehörten an:<br />

• Volker Amrhein, Projektebüro Dialog der Generationen, Berlin<br />

• Hanno Brühl, Regisseur, Köln<br />

• Dr. Eva Bürgermeister, JFC Medienzentrum, Köln<br />

• Moritz v. Engelhardt, WannseeFORUM, Berlin<br />

• Dr. Claus Eppe, Ministerium für Familie, Frauen und Gesundheit NRW<br />

• Anja Flade, Videomacherin, Berlin<br />

• Sonja Lütjens, Studentin, Bielefeld<br />

• Ilona Porsch, Seniorenamt Nürnberg<br />

Die Jury tagte 29. - 31. März 20<strong>04</strong> in der Akademie Remscheid; der Jury vorgeschaltet war<br />

ein Auswahlgremium, dem folgende Mitglieder angehörten:<br />

• Stefan Kalassa, Medienwissenschaftler, Remscheid<br />

• Sonja Lütjens, Studentin, Bielefeld<br />

• Marion Roemer, Agentur eintopf, Wuppertal<br />

• Jan Schmolling, KJF, Remscheid<br />

Trends 20<strong>04</strong><br />

Video der Generationen 20<strong>04</strong> war geprägt durch ruhige und ernsthafte Beiträge. Komödien<br />

und temporeiche Filme, aber auch experimentelle Produktionen waren in diesem Jahr weniger<br />

vertreten. Hingegen hatten Dokumentationen, Portraits und Reportagen hohen Stellenwert.<br />

Mit ihrem Film CINDY – EIN PORTRAIT präsentieren Peter und Karla Bech das differenzierte<br />

Bild einer jungen Schmiedin und ihr ungewöhnliches und schrilles Leben. Sie ist eine unangepasste<br />

Frau, die offen die Meinung sagt und ehrlich ihre Gefühle zeigt. Eigentlich lebt sie<br />

in einer „heilen Welt“, aber dann treffen sie zwei Schicksalsschläge. Sie verliert ihre Stellung<br />

und wird von ihrer Lebensgefährtin verlassen. Der Film ist ein hervorragendes Beispiel dafür,<br />

wie produktiv es sein kann, wenn ältere Menschen Interesse an der jüngeren Generation zeigen<br />

– und wenn diese Annäherung zugelassen wird. Ein Dialog der Generationen, der lange<br />

nachklingt. Das Medium Film wird hier zum generationen-verbindenden Element.<br />

In seinem Film GEGEN DAS VERGESSEN porträtiert Karlheinz Hilsheimer seine Heimatstadt<br />

Worms. Doch die Dokumentation ist weit mehr als ein Städteporträt. Es ist die kritische<br />

Auseinandersetzung mit der Geschichte Worms, und zwar mit der jüdischen, die mit dem<br />

Holocaust ihr dramatisches Ende fand. Hilsheimers persönliche Erinnerungen an das Naziregime<br />

regen die Zuschauer zum Nachdenken und zur Reflektion an.<br />

Einen Dokumentarfilm drehen kann auch pures Vergnügen bereiten. Der Beweis dafür ist der<br />

Beitrag AUF DER SUCHE NACH DEM VERSUNKENEN FILM. Lukas Halfmann (13 Jahre) dokumentiert<br />

gemeinsam mit seinem Opa die Dreharbeiten zu einer „echten“ Fernsehserie. Enkel<br />

und Opa müssen so allerlei „anstellen“, um ihr Projekt umzusetzen und machen die Zuschauer<br />

dabei zu ihren Komplizen. Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen echten „Familienfilm“<br />

im wortwörtlichen Sinne.<br />

Filme zum gesellschaftlich relevanten Thema „Migration“ stellten einen inhaltlichen Schwerpunkt<br />

dar. Insbesondere die „Initiative Wiesbadener Medienzentrum“ setzte sich in insgesamt<br />

neun Produktionen mit dieser Thematik auf ganz unterschiedliche Art und Weise<br />

auseinander.<br />

Da gibt es z.B. das Porträt Aventura Alemania – Abenteuer Deutschland über den sympathisch-optimistischen<br />

Spanier Manuel Ibraz, der in der 50er Jahren nach Deutschland kommt,<br />

um hier sein Glück zu suchen – und eine neue Heimat findet.<br />

31


32<br />

In emotional bewegenden Interviews berichten Russlanddeutsche in der Produktion HEIMAT<br />

von ihrer Vertreibung. Die Schrecken der Flucht, der Verlust von Heimat und die Ausgrenzung<br />

in Deutschland werden durch die persönlichen Berichte lebendig.<br />

Diese Produktionen machen deutlich, wie wichtig authentische Zeitzeugen-Berichte sind.<br />

Geschichte wird lebendig, Biografien erfahrbar, Missverständnisse und Vorurteile werden<br />

erkannt und relativiert.<br />

Der Kurzspielfilm ist ein beliebtes Genre – auch beim Wettbewerb Video der Generationen<br />

20<strong>04</strong>:<br />

Sebastian Lindemann inszenierte mit SEEZEICHEN eine Liebeserklärung an Rituale, Leidenschaften,<br />

das Alter und nicht zuletzt an das Medium Film. Der Film lebt von einer stimmigen<br />

Zusammenarbeit zwischen dem jungen Filmteam und dem älteren Hauptdarsteller.<br />

In SONNTAG setzt sich Stephan George mit dem Tod auseinander. Durch die Thematisierung<br />

des Abschied-Nehmens bietet er dem Zuschauer die Möglichkeit zu eigener Reflexion. Auch<br />

hier: Ein besonders gelungenes Beispiel für die intensive Zusammenarbeit eines jungen<br />

Filmemachers mit einem älteren Darsteller.<br />

Eine experimentelle Auseinandersetzung mit der deutsch-deutschen Geschichte und Gegenwart<br />

bietet der Film SPERRZONE vom Ehepaar Weisse – einer der wenigen Versuche bei Video<br />

der Generationen, sich mit der jüngeren Geschichte unseres Landes zu befassen.<br />

Die Produktion verdeutlicht die Bedeutung der aktiven Medienarbeit innerhalb der privaten<br />

wie auch beruflichen Biografie besonders gut: Viele Jahre betreute Wolfram Weisse als Kunstlehrer<br />

in München Schüler/innen bei ihren Produktionen, die regelmäßig beim Deutschen<br />

Jugendvideopreis ausgezeichnet wurden. Jetzt, im Ruhestand, wird er selbst zum Filmemacher.<br />

Präsentationen:<br />

Festival und Preisverleihung – Deutscher Jugendhilfetag – Kinovorführung in Berlin<br />

Die Präsentation der von der Jury ausgewählten Produktion fand beim „Bundesfestival Video,<br />

Film und Multimedia 20<strong>04</strong>“ 18.-20. Juni 20<strong>04</strong> in Dresden statt. Diese vom KJF zusammen<br />

mit dem Medienzentrum Pentacon e.V. durchgeführte Veranstaltung war zugleich das Forum<br />

des ebenfalls vom KJF veranstalteten Deutschen Jugendvideopreises sowie des Wettbewerbs<br />

MB 21 des Medienzentrums Pentacon e.V. Eine ausführliche Darstellung dieses Events befindet<br />

sich auf Seite 29.<br />

Zusätzlich zum Festival, als dem Highlight des Jahres 20<strong>04</strong>, erfolgten zwei weitere Präsentationen<br />

für Multiplikatoren: am 4. Juni beim Deutschen Jugendhilfetag in Osnabrück und am<br />

10. Dezember im Dokumentar-Kino in Berlin. Hier informierte das KJF über die Chancen intergenerativer<br />

Medienarbeit und die praktische Durchführung des Wettbewerbs.


Deutscher Jugendfotopreis<br />

Vorbemerkung<br />

Der 1961 erstmalig ausgeschriebene Deutsche Jugendfotopreis zählt zu den traditionsreichsten<br />

Jugendwettbewerben. Über 50.000 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche haben an ihm seither teilgenommen.<br />

Zahlreiche ehemalige Preisträgerinnen und Preisträger sind heute im Medienbereich<br />

an prominenter Stelle tätig, wie etwa Wolfgang Volz als der Organisator und Fotograf<br />

der Berliner Reichstags-Verhüllung durch Jeanne Claude und Christo, oder Ute Eskildsen, die<br />

in Essen die Fotografische Sammlung des Folkwang-Museums leitet. Als weitere Fotografen<br />

könnten genannt werden: Uwe Ommer, der im Jahre 2000 sein weltweites von der UNES-<br />

CO unterstützte Projekt „1000 Families“ präsentierte, der Kultfotograf Wolfgang Tilmans<br />

und die Dokumenta-Künstlerin Fiona Tan. Der Hauptpreisträger des Jahres 2002, Julian Röder,<br />

wurde im Rahmen des Kodak Kulturprogramms für international renommierte Fotografen auf<br />

der photokina 20<strong>04</strong> präsentiert – mit seinen Fotos vom Weltwirtschaftsgipfel in Genua, die<br />

auch beim DJF prämiert worden waren.<br />

Obwohl der Deutsche Jugendfotopreis viele professionell erfolgreiche Fotografinnen und<br />

Fotografen hervorgebracht hat, ist er, zumal seitdem er vom KJF veranstaltet wird, kein alleiniger<br />

Leistungsvergleich, sondern ein Forum der jungen Fotoszene. Im Mittelpunkt steht der<br />

dialogstiftende Charakter des Mediums Fotografie. Der Deutsche Jugendfotopreis stärkt mit<br />

seinen pädagogischen Angeboten <strong>Kinder</strong> und Jugendliche, indem er sie zur bewussten Wahrnehmung<br />

ihres Alltags motiviert und die Präsentation ihrer Sichtweisen unterstützt. Die ca.<br />

9.000 archivierten Preisträgerfotos machen in einzigartiger Weise den Alltag von <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen sichtbar.<br />

Seit dem Jahr 2000 hat der Deutsche Jugendfotopreis einen neuen Durchführungsrhythmus.<br />

Bedingt durch die große Popularität des Mediums Fotografie bei <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />

und durch das öffentliche Interesse an <strong>Kinder</strong>- und Jugendkultur kam auf das KJF ein erweiterter<br />

Aufgabenkatalog zu – bei gleichzeitig stagnierender bzw. rückläufiger Förderung durch<br />

den Preisstifter. Für das KJF folgte daraus, mit der Arbeitsgemeinschaft der Obersten<br />

Landesjugendbehörden sowie mit der Fotoindustrie und der photokina als einer der bedeutendsten<br />

Fach- und Publikumsmesse, mit medienpädagogischen Einrichtungen und mit Medienpartnern<br />

eine neue Kooperation einzugehen – mit dem Ziel, das Profil dieses bedeutendsten<br />

Jugendfotowettbewerbs zu festigen: Das zentrale Forum für die junge Fotoszene in Deutschland<br />

zu sein, das <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen Orientierung gibt und Impulse für innovative<br />

Jugendmedienarbeit bietet. Inwieweit diese Weichenstellung erfolgreich war, ist an den Ergebnissen<br />

des Deutschen Jugendfotopreises 20<strong>04</strong> abzulesen.<br />

Beteiligung<br />

Die Beteiligung zählt zu den Indikatoren für die Akzeptanz des Wettbewerbs. Der kontinuierliche<br />

Anstieg in den 90er Jahren hatte die Erwartung an weiteres Wachstum geweckt –<br />

zumal in einer Zeit, da Jugendliche mit Fotohandys fast nonstop sich selbst inszenieren und<br />

ihren Alltag dokumentieren: Fotowelten, die auch beim Deutschen Jugendfotopreis seit jeher<br />

ebenfalls eine große Rolle spielen. Die Beteiligung am Deutschen Jugendfotopreis 20<strong>04</strong> nahm<br />

jedoch entgegen diesen Erwartungen ab.<br />

33


34<br />

Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer<br />

Sonderthema Essen und<br />

Trinken<br />

1998 2000 2002 2003 20<strong>04</strong><br />

1494 3261 2152 2947 1646<br />

Wo ich<br />

zuhause bin<br />

Zurück aus<br />

der Zukunft<br />

Ein Bild von<br />

mir (Portraits<br />

/Selbstportraits)<br />

Beteiligung am Deutschen Jugendfotopreis 1998-20<strong>04</strong><br />

Familienbilder<br />

Der Rückgang kam insofern überraschend, weil die Öffentlichkeitsarbeit sehr erfolgreich<br />

verlaufen war: Sie bestand aus großen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften (z.B. „Photographie“)<br />

und in Online-Magazinen („stern.de“), in der Tagespresse sowie auf den Websites<br />

des KJF und vielen weiteren zielgruppenrelevanten Orten im Internet. Die Diskussion<br />

dieser auffallenden Veränderung mit Multiplikatoren, Medienfachleuten und den Teilnehmern<br />

sowie die Auswertung der Wettbewerbsstatistik brachte ein Bündel an Antworten.<br />

1. Mangelnde Kontinuität<br />

Durch die Streichung der jährlichen Ausschreibung ist der Wettbewerb in der Öffentlichkeit<br />

bundesweit weniger präsent.<br />

So wichtig regionale Präsentationen und Ausstellungen sind – sie bilden lediglich eine (wichtige)<br />

Ergänzung des Wettbewerbs und kein öffentlichkeitswirksames Event.<br />

2. Digitalisierung<br />

Die Digitalisierung der Fotografie führte zu einer veränderten Mediennutzung.<br />

Dass die Digitalfotografie einen derartigen Boom erleben würde, war zum Zeitpunkt der<br />

Konzeption des Deutschen Jugendfotopreises 20<strong>04</strong>, also Anfang 2003, nicht absehbar.<br />

Die veränderte Mediennutzung konnte daher in der Ausschreibung nicht ausreichend Berücksichtigung<br />

finden. Die Dynamik der Digitalisierung führte zudem zu einer Irritation bei den<br />

Teilnehmern – wie auch generell im Fotobereich, so etwa beispielsweise bei den Leistungsangeboten<br />

der Großlabore. Was diesen Punkt betrifft, so hat sich erst seit ca. einem Jahr die<br />

Situation stabilisiert: Die Qualität der Abzüge ist gut und die Preise sind von Jugendlichen<br />

bezahlbar.<br />

Bei der Kameratechnik gibt es mittlerweile auch Fortschritte, allerdings nur scheinbare. Zwar<br />

sind jetzt Geräte verfügbar, die analogen Kameras qualitativ nicht nachstehen – aber es<br />

handelt sich hierbei fast ausschließlich um Sucherkameras. Spiegelreflexkameras, mit denen<br />

sich die Bildgestaltung wesentlich präziser bewerkstelligen lässt und die bei ambitionierten<br />

jugendlichen Fotografinnen und Fotografen aus diesem Grunde Standard sind, kommen für<br />

sie aus Kostengründen nach wie vor nicht in Frage. Fazit: Die digitale Fotografie bietet<br />

theoretisch faszinierende Möglichkeiten, aber es wird noch eine gewisse Zeit brauchen, bis<br />

der praktische Nutzen zum Tragen kommt.<br />

3. Sonderthema „Familienbilder“<br />

Seit langer Zeit bewährt hat sich die Ausschreibung wechselnder Sonderthemen parallel zum<br />

allgemeinen Wettbewerb. Es ist nahe liegend, dass die Sonderthemen bestimmte Teilnehmergruppen<br />

besser ansprechen als andere. Das Thema „Familienbilder“, das im Übrigen<br />

qualitativ überzeugende Ergebnisse brachte, erreichte insbesondere <strong>Kinder</strong> und jüngere Jugendliche<br />

(spontane Alltagsfotos) sowie junge Erwachsene (Reflexion der eigenen Rolle). Für die


Gruppe der außenwelt-orientierten, familienkritischen Teenager war das Thema weniger<br />

attraktiv.<br />

Fachjury<br />

Die Jury des Deutschen Jugendfotopreises wurde 20<strong>04</strong> durch Bundesjugendministerin<br />

Renate Schmidt für den Zeitraum von drei Jahren neu berufen:<br />

• Katharina Bosse, Fotografin, New York/Bielefeld<br />

• Julia Fassbender, Fotografin im Bundespresseamt, Berlin<br />

• Hans-Joachim Nierentz, Internationale Fototage<br />

• Sabine Ostmann Redakteurin der Zeitschrift „Photographie“, Düsseldorf<br />

• Rainer Sioda, Medienpädagoge, <strong>Kinder</strong>- und Jugendfreizeitzentrum FEZ Berlin<br />

• Julia Uebermuth, ehem. Teilnehmerin, Düsseldorf<br />

• Helmut Voelter, ehem. Teilnehmer, Weimar<br />

• Dr. Dieter Vorsteher, Deutsches Historisches Museum Berlin<br />

Die Entscheidungen der Jury sind im Katalog „Deutscher Jugendfotopreis 20<strong>04</strong>“ sowie auf<br />

www.jugendfotopreis.de/Bilderberg dokumentiert.<br />

Preisverleihung und Preisträgerforum<br />

Die Abschlussveranstaltung des Deutschen Jugendfotopreises 20<strong>04</strong> – das Preisträgerforum –<br />

wurde 1. bis 3. Oktober in der Akademie Remscheid durchgeführt. Höhepunkt der Veranstaltung<br />

war die Verleihung der Preise am 2. Oktober auf der Photokina in Köln durch Herrn<br />

Peter Ruhenstroth-Bauer, Staatssekretär im Bundesjugendministerium, sowie den Sponsor<br />

Photoindustrie-Verband und die Zeitschrift Photographie. Gastgeberin der Veranstaltung war<br />

die NRW-Jugendministerin Frau Ute Schäfer, die in ihrem Grußwort die Bedeutung der<br />

Vermittlung der Medienkompetenz durch aktive Fotoarbeit bereits im Vor- und Grundschulalter<br />

betonte.<br />

Der Deutsche Jugendfotopreis ist gemäß dem Beschluss der Arbeitsgemeinschaft der Obersten<br />

Landesjugendbehörden mit dem Preisträgerforum alle zwei Jahre in Nordrhein-Westfalen<br />

präsent. Die Medienarbeit erhält durch den Bundeswettbewerb zusätzliche Impulse.<br />

Zudem verfügt die Veranstaltung aufgrund ihrer Popularität über weit reichende Ausstrahlung.<br />

War die Preisverleihung 2000 noch in einem separaten Festsaal veranstaltet worden,<br />

gelang 2002 die Integration in die kommunikative Öffentlichkeit der Messehallen. 20<strong>04</strong> konnte<br />

wiederum eine erhebliche Verbesserung erreicht werden: Auf einer Fläche von mehr als<br />

500 m2 organisierte das KJF die Young Imaging Days – ein Event für junge Medienmacher/innen<br />

und Multiplikatoren und mit ca. 50.000 Besucherinnen und Besuchern „eines der Highlights<br />

der Photokina 20<strong>04</strong>“, wie die Fachpresse urteilte. In die Veranstaltung aktiv einbezogen waren<br />

neben bundesweiten Initiativen (KJF/Deutscher Jugendfotopreis; Bundesinitiative Jugend ans<br />

Netz) auch Einrichtungen aus Nordrhein-Westfalen, u. a. das JFC Medienzentrum und die<br />

LAG Kunst und Medien. Daraus resultierte eine große Vielfalt an Aktions-, Informations- und<br />

Vernetzungsangeboten. Die Durchführung der Young Imaging Days wurde in erheblichem<br />

Maße von der Koelnmesse/Photokina und der Fotoindustrie durch umfangreiche Sachleistungen<br />

ermöglicht (Standfläche, Eintrittskarten). Während der gesamten photokina-Zeit<br />

(28.09.-03.10.) waren die prämierten Bilder ausgestellt.<br />

Wie in den Vorjahren hat sich die Photokina als Veranstaltungsort bestens bewährt. In Deutschland<br />

existiert kein Ort, der besser geeignet wäre, um jugendliche Medienmacher zielgerichtet<br />

anzusprechen und darüber hinaus die Kontakte zu Multiplikatoren und Sponsoren zu<br />

schaffen. Dieser Veranstaltungsort hat für jugendliche Fotograf/innen eindeutig Magnetwirkung.<br />

Zwar handelt es sich um keinen „klassischen Ort“ der Medienpädagogik – da der<br />

35


36<br />

Wettbewerb jedoch in zunehmendem Maße auch bei der vorberuflichen Orientierung<br />

junger Menschen eine große Rolle spielt, ist die Photokina als Ort der professionellen Medienszene<br />

von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Aber auch für die jüngeren Teilnehmer/innen<br />

ist die „große Bühne Photokina“ ein Motivationsfaktor und prägendes Erlebnis.<br />

Ein ausführlich bebilderter Bericht über die Young Imaging Days befindet sich auf www.jugendfotopreis.de/events<br />

Zusatzangebote: Seminare – Dokumentation – Internet<br />

Die Kürzungen des Jahres 20<strong>04</strong> zwangen das KJF zur Prioritätensetzung. Dies hatte zur Folge,<br />

dass pädagogisch wichtige Zusatzangebote lediglich in reduzierter Form durchgeführt<br />

werden konnten oder ganz gestrichen werden mussten.<br />

So war es dem KJF z.B. leider nicht möglich, sich am Berliner Multimediaseminar als Kooperationspartner<br />

zu beteiligen. Auch ein Fotoprojekt, das mit dem <strong>Kinder</strong>- und Jugendfreizeitzentrum<br />

Berlin (FEZ) geplant war, musste aus finanziellen Gründen vom KJF abgesagt<br />

werden.<br />

Das deutsch-tschechische Fotoseminar hingegen konnte aufgrund einer Zusatzfinanzierung<br />

durchgeführt werden. (Prag, 1.- 7. August 20<strong>04</strong>). Auf diese jugendpolitisch wichtige Veranstaltung,<br />

bei der neben den künstlerischen insbesondere die sozialen und kommunikativen<br />

Aspekte im Mittelpunkt stehen, lässt sich die medienpädagogische Konzeption der KJF-Seminare<br />

in idealer Weise anwenden: Die Leitidee „Fotografieren als Annäherung” erhält hier eine<br />

ganz besondere Qualität.<br />

Durch eine Nachbewilligung war es möglich, Workshopangebote im Rahmen der Verleihung<br />

des Deutschen Jugendfotopreises durchzuführen. (Infos auf jugendfotopreis.de/events)<br />

Ebenfalls mit der Nachbewilligung konnte 20<strong>04</strong> die Dokumentation des Deutschen Jugendfotopreises<br />

realisiert werden. Zwar führte die aus Kürzungsgründen erst zum Jahresende<br />

mögliche Produktion zu einer Verteuerung, da mit dem planmäßigen Erscheinungstermin auf<br />

der photokina Anzeigenkunden leichter zu gewinnen sind; andererseits ermöglicht die jetzt<br />

vorliegende Publikation eine einzigartige Präsentation der Trends und Tendenzen aktueller<br />

Sichtweisen von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen in Deutschland und Entscheidungsträgern in den<br />

Bereichen Politik, Pädagogik und Kultur hervorragendes Anschauungsmaterial. Den Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern dient sie als Feedback, macht die Entscheidungen der Jury transparent,<br />

motiviert zum kreativen Umgang mit Fotografie. Der Katalog 20<strong>04</strong> enthält zudem<br />

eine Retrospektive zum Thema Familienbilder und stellt daher eine Begleitpublikation zu der<br />

für 2005 geplanten gleichnamigen Wanderausstellung dar. (Dokumentation Deutscher Jugendfotopreis,<br />

96 Seiten, ca. 200 Fotos, 9 Euro incl. Versandkosten, Bezug beim KJF)<br />

Die Online-Angebote des Deutschen Jugendfotopreises spielen bei der Information, Präsentation<br />

und Motivation eine wesentliche Rolle. Das belegen die hohen Nutzungszahlen und<br />

die inhaltlichen Beiträge von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen in den Community-Foren (monatlich<br />

durchschnittl. 60.000 Page-Impressions; 8.000 eindeutige Besucher). Dennoch mussten aus<br />

Kostengründen die Online-Aktivitäten auf Sparflamme gefahren werden. Die Erweiterung ist<br />

nun für 2005 vorgesehen.<br />

Projekt: Digitale Fotografie in der Jugendarbeit<br />

Seit 2003 kooperiert das KJF mit der Pädagogischen Hochschule Freiburg / Abt. Medienpädagogik<br />

(Prof. Alfred Holzbrecher). Gegenstand der Zusammenarbeit ist die Untersuchung<br />

des Bedeutungswandels beim Medium Fotografie sowie die Erforschung der Möglichkeiten<br />

der digitalen Bildherstellung (Imaging) für die Bildungsarbeit. Als inhaltliche Fortführung einer<br />

2003 in Freiburg durchgeführten Fachtagung fand im Rahmen der Young Imaging Days eine<br />

Fachveranstaltung für Medienpädagoginnen und Medienpädagogen statt. Hierzu erschien


das Buch „Imaging – Digitale Fotografie in Schule und Jugendarbeit“. (Hrsg. Alfred<br />

Holzbrecher u. Jan Schmolling, VS-Verlag für Sozialwissenschaften Wiesbaden)<br />

Archiv<br />

Die ca. 9.000 Originalfotos des Deutschen Jugendfotopreises werden im Archiv der deutschen<br />

Jugendbewegung (Burg Ludwigstein) aufbewahrt und sind für Auswertungen verfügbar.<br />

In der Vergangenheit wurden in vielen Großausstellungen ausgewählte Fotos zu jugendkulturellen<br />

Themen präsentiert, darunter im Haus der Geschichte der Bundesrepublik<br />

Deutschland und bei den Berliner Festspielen.<br />

Im Rahmen der zuletzt durchgeführten Retrospektive „Fotofieber – 40 Jahre Deutscher Jugendfotopreis“<br />

wurde deutlich, dass sich viele der archivierten Fotos mittlerweile in einem schlechten<br />

Zustand befinden und der Archivbestand auf lange Sicht gefährdet ist. Alte Fotos<br />

werden brüchig und bei neueren Fotos zersetzen sich zum Teil die Bildschichten. Abhilfe<br />

könnte eine digitale Restaurierung schaffen, die jedoch sehr aufwändig ist. Dieses nur mit<br />

Drittmitteln realisierbare Projekt befindet sich in der Aufgabenplanung des KJF.<br />

37


38<br />

KJF-Medienvertrieb<br />

Allgemeines<br />

Seit seiner Gründung arbeitet das KJF im Bereich Medienvertrieb mit der Arbeitsgemeinschaft<br />

oder Obersten Landesjugendbehörden (AGOL) zusammen. Die AGOL-Filmauswahlkommission,<br />

später in „Empfehlungsausschuss Medien“ (EAM) umbenannt, war über viele Jahre<br />

hinweg eine kompetente und zuverlässige Instanz für den Vertrieb der vom KJF – oder von<br />

anderen Anbietern des nichtgewerblichen Marktes – angebotenen Medien. Die Empfehlungen<br />

dieses Kreises bedeuteten gleichzeitig auch eine Abnahme-Garantie, und die Anbieter<br />

hatten eine gewisse Sicherheit, was die Nachfrage ihrer Angebote anging.<br />

Seit einigen Jahren hat sich die Situation verändert. Bedingt durch die finanziellen Engpässe<br />

der Medienzentralen bleiben die Empfehlungen ohne direkte Auswirkungen für den Absatz<br />

der Produktionen. Das KJF hat sich frühzeitig auf diese Entwicklung eingestellt und sich nicht<br />

mehr an den gemeinsamen Sichtungen im Anschluss an die Festivals in Berlin, Gera,<br />

München und Lübeck beteiligt. Das KJF war aber immer noch die geschäftsführende<br />

Organisation des EAM. Zuvor war es so, dass die geschäftsführende Stelle der AGOL auch<br />

die Organisation der Treffen des EAM übernahm. Da es hier bei einem Wechsel der Ministerien<br />

von Bundesland zu Bundesland sehr oft zu Zeitverzögerungen kam, hat das KJF diese<br />

Aufgabe übernommen. Sie beschränkte sich allerdings auf den Versand der Einladungen und<br />

der Protokolle. Zunächst war vorgesehen, auch weiterhin diese Arbeit zu übernehmen und –<br />

in zeitlich reduziertem Umfang – im Bereich der Empfehlungsarbeit (tvn etc.) zu kooperieren.<br />

Da sich jedoch die durch die Geschäftsführung bedingten Arbeiten infolge von Informationsdefiziten<br />

und Kommunikationsproblemen innerhalb des EAM als zu umfangreich und für<br />

das KJF nicht gewinnbringend erwiesen, hat das KJF diese Aufgabe an die AGOL zurückgegeben<br />

und den EAM in der November-Sitzung in Lübeck über diese Entscheidung informiert.<br />

Die Vertriebssituation<br />

Der KJF-Medienvertrieb hat 20<strong>04</strong> durch die Veröffentlichung neuer Filme keine besonderen<br />

Akzente setzen können, da – haushaltstechnisch bedingt – in erster Linie die Lizenzen von<br />

besonders gefragten Titeln verlängert und/oder (von Video auf DVD) erweitert werden<br />

mussten. Dies betraf folgende Titel:<br />

• HÄRTETEST von Janek Rieke, BRD 1997<br />

• KAHLSCHLAG von Hanno Brühl“, BRD 1993<br />

• MENDEL von Alexander Roesler, Norwegen/Dänemark/BRD 1996<br />

• SWETLANA von Tamara Staudt, BRD 1999<br />

• RAUS AUS DER HAUT von Andreas Dresen, BRD 1997.<br />

Neben der DVD-Edition mit den Filmen von Arend Agthe waren die Videos KAHLSCHLAG;<br />

SWETLANA und RAUS AUS DER HAUT die mit Abstand gefragtesten und verkauften Titel,<br />

so dass eine Herausgabe auf DVD mehr als gerechtfertigt ist. Diese Filme werden 2005 dann<br />

neu herausgebracht. Ergänzt wird diese „Jugendfilm-Edition“ um zwei aktuelle Titel, deren<br />

Lizenzen 20<strong>04</strong> erworben wurden:<br />

EVIL von Michael Hafström, Schweden 2003 (eine schwedische Internats-Story), und<br />

EN GARDE von Ayse Polat, BRD 20<strong>04</strong> (der preisgekrönte Spielfilm der in Hamburg lebenden<br />

deutsch-kurdischen Regisseurin, die vor Jahren auch am „Wettbewerb Jugend und Video“<br />

erfolgreich teilgenommen hat.)


Medienverleih<br />

Der KJF-Medienverleih konzentriert sich auf das gemeinsame Angebot mit dem Bundesverband<br />

Jugend und Film (BJF) und auf die Verfügbarkeit unserer Medien über die Konferenz<br />

der Landesfilmdienste. Der gemeinsam mit der BJF-Clubfilmothek herausgegebene „Filmkatalog<br />

20<strong>04</strong>“ enthält insgesamt mehr als 400 Filme für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche und hat einen<br />

Umfang von 460 Seiten. Die dem Katalog beigefügte CD-ROM enthält alle Daten der Printversion<br />

sowie zahlreiche weitere Informationen und Nachschlagemöglichkeiten zu einzelnen<br />

Titeln.<br />

Im Angebot des KJF-Medienverleihs befindet sich weiterhin auch die CD-ROM „Tausend<br />

Titel“ mit dem Bestand des Filmarchivs, das über das Deutsche Filmmuseum Frankfurt am<br />

Main zugänglich ist.<br />

Die KJF-Videos und –DVDs sind örtlich/regional außer bei unseren Direkt-Einkäufern wie<br />

Medienzentralen, Bibliotheken, Jugendhäusern, Schulen etc. auch bei den Landesfilmdiensten<br />

ausleihbar. Bei der Einschätzung der nachfolgenden Zahlen muss man davon ausgehen, dass<br />

es sich hier lediglich um die Bewegungen und Erkenntnisse in der Ausleihe der Landesfilmdienste<br />

handelt. In Bundesländern wie Nordrhein Westfalen beispielsweise, wo unsere Medien<br />

verstärkt direkt an einzelne Stellen verkauft werden, sinkt entsprechend die Nachfrage beim<br />

Landesfilmdienst. Dennoch aber lässt die Statistik des LFD einen Aufschluss darüber zu, wie<br />

hoch der Stellenwert einzelner Titel in der Medienarbeit mit <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen ist.<br />

Bundesweit gab es insgesamt 4.654 Filmvorführungen mit 68.769 Besuchern:<br />

Vorführungen Besucher<br />

Absolut Prozent Absolut Prozent<br />

Baden-Württemberg 353 7,58 4895 7,12<br />

Bayern 527 11,32 7893 11,48<br />

Berlin-Brandenburg 545 11,71 9065 13,18<br />

Hessen 23 0,49 440 0,64<br />

Mecklenburg-Vorpommern 833 17,90 14715 21,40<br />

Niedersachsen 415 8,92 8999 13,09<br />

Nordrhein-Westfalen 169 3,63 2688 3,91<br />

Rheinland-Pfalz 169 3,63 2224 3,23<br />

Saarland 578 12,42 7659 11,14<br />

Sachsen 73 1,57 10<strong>04</strong> 1,46<br />

Sachsen-Anhalt 191 4,10 1838 2,67<br />

Schleswig-Holstein 99 2,13 884 1,29<br />

Thüringen 17 0,37 263 0,38<br />

Hamburg 662 14,22 6202 9,02<br />

Summe 4654 100,00 68769 100,00<br />

39


40<br />

Bei den Zielgruppen ergibt sich folgendes Bild:<br />

Vorführungen Besucher<br />

Absolut Prozent Absolut Prozent<br />

Jugendarbeit 525 11,28 8818 12,82<br />

Erwachsenenbildung 1082 23,25 13627 19,82<br />

Gewerkschaften 11 23,25 191 0,28<br />

Wirtschaft, Handel, Gewerbe 188 4,<strong>04</strong> 1492 2,17<br />

Kirchliche Einrichtungen<br />

Ämter, Behörden,<br />

48 1,03 675 0,98<br />

Öffentliche Einrichtungen 385 8,27 4860 7,07<br />

Schulen, Medienzentralen 1263 27,14 23577 34,28<br />

Sonstige 1152 24,75 15529 34,28<br />

Summe 4654 100,00 68769 100,00<br />

Die erfolgreichsten Titel des Jahres waren (Veranstaltungen/Besucher):<br />

• DER WÜTENDE KLEINE RITTER (260/3849)<br />

• FLUSSFAHRT MIT HUHN (234/3566)<br />

• ALI ZAOUA – AUF DEN STRASSEN VON CASABLANCA (217/3324)<br />

• AUSGERASTET (212/056)<br />

• KURZ UND SCHMERZLOS (208/2865)<br />

• KARAKUM – DAS WÜSTENABENTEUER (207/3553)<br />

• SVENS GEHEIMNIS (206/3192)<br />

• SWETLANA (199/2793)<br />

• KAHLSCHLAG (172/2431)


Internationale Foren<br />

CIFEJ – Internationales <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmzentrum<br />

Das internationale <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmzentrum, bekannt unter der französischen Abkürzung<br />

CIFEJ (Centre International du film pour l’Enfance et la Jeunesse) wurde 1955 in<br />

Edinburgh unter der Schirmherrschaft der UNESCO gegründet. Das KJF ist seit seiner<br />

Gründung Mitglied der Organisation und nimmt dort das Mandat der Bundesrepublik Deutschland<br />

wahr. Schon in den Gründungsjahren ging es darum, durch internationale Zusammenarbeit<br />

den qualitativ guten <strong>Kinder</strong>film fördern zu können und breite Auswertungsmöglichkeiten<br />

zu sichern. Dieses Anliegen hat sich bis heute nicht geändert. Es sind jedoch viele neue<br />

Aufgaben hinzugekommen, die auf die fortschreitende Entwicklung der Medien- und<br />

Kommunikationstechnik zurückzuführen sind.<br />

CIEFJ hat seinen Sitz in Montreal; der Unterhalt des Büros wird von dem Kanadischen Minister<br />

für Kommunikation finanziell unterstützt. Über die Aufgaben, Ziele, Projekte und<br />

Mitglieder der Organisation informiert www.cifej.com. Abrufbar ist hier auch der vom KJF<br />

erstellte „Catalogue of CIFEJ Prize Winners“ mit Daten und Materialien zu über 120 mit<br />

Preisen und Anerkennungen ausgezeichneten Filme.<br />

Horst Schäfer gehörte mehrere Jahre dem CIFEJ-Board an und ist heute einer der Repräsentanten<br />

und Ansprechpartner der Organisation auf der internationalen Festival-Ebene, auf der<br />

auch der CIFEJ-Preis für hervorragende Produktionen verliehen wird. Über die Festival-Besuche<br />

wird regelmäßig im CIFEJ-INFO (in englischer und französischer Sprache) und in der<br />

<strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmkorrespondenz berichtet.<br />

Vom 25. November bis 09. Dezember 20<strong>04</strong> wurde das „Cinemagic“-Festival in Belfast besucht.<br />

41


42<br />

Kooperationspartner<br />

Ein Großteil der Aktivitäten des KJF basiert auf der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen<br />

und Einrichtungen der Medienszene und Jugendarbeit. Dies betrifft die Veranstaltung von<br />

internationalen Festivals, die Durchführung von Tagungen, Seminaren und Wettbewerben<br />

ebenso wie die Herausgabe von Filmen und Broschüren. In vielen Bereichen gibt es gleiche<br />

Interessen, die durch eine gemeinsame Vorgehensweise effektiver verfolgt und umgesetzt<br />

werden können. Viele der in diesem Bericht beschriebenen Aktivitäten hätten ohne die<br />

Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern nicht realisiert werden können. Im Jahr 20<strong>04</strong><br />

arbeitete das KJF u. a. mit folgenden Stellen zusammen:<br />

• Adobe Systems, Unterschleißheim<br />

• AGJF Sachsen<br />

• Akademie für musische Bildung und Medienerziehung e.V., Remscheid<br />

• Apple Computer, Feldkirchen<br />

• Arbeiterwohlfahrt, Oberhausen<br />

• Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesjugendbehörden<br />

• Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten, Bonn<br />

• Arbeitskreis digitale Fotografie, Freiburg<br />

• Artama, Prag<br />

• Beauftragte der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien (BKM)<br />

• Bundesinitiative Jugend ans Netz, Bonn<br />

• Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

• Bundesverband Jugend und Film e.V., Frankfurt am Main<br />

• Bundesverband Audiovisuelle Medien, Hamburg<br />

• Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung, Remscheid<br />

• Canon, Krefeld<br />

• CIFEJ, Montreal/Canada<br />

• Corian-Verlag, Meitingen<br />

• Deutsche Film- und Fernsehakademie, Berlin<br />

• Deutsches Filmmuseum, Frankfurt am Main<br />

• Deutsche Gesellschaft für Photographie, Köln<br />

• Diözesanbildungswerk des Bistums Münster<br />

• Europäische Jugendbildungs- und Begegnungsstätte, Weimar<br />

• European Film Market, Berlin<br />

• Filmfest München, <strong>Kinder</strong>filmfest<br />

• Filmfestival „Max Ophüls Preis“, Saarbrücken<br />

• Förderverein Deutscher <strong>Kinder</strong>film e.V., Gera<br />

• Fotoforum, Solingen<br />

• Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Wiesbaden<br />

• Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur e.V., Bielefeld<br />

• Gruppe DiaspoAfro, Wuppertal<br />

• Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“, Potsdam-Babelsberg<br />

• Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU), München<br />

• Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland e.V., Düsseldorf<br />

• Internationale Filmfestspiele, Berlin<br />

• Internationales Congress Center Dresden / Maritim Hotels<br />

• JFC Medienzentrum, Köln<br />

• JFF Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, München<br />

• Jugendamt Nürnberg<br />

• <strong>Kinder</strong>- und Jugendvideothek Pixel, Dresden<br />

• <strong>Kinder</strong>kino München,


• <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilm Korrespondenz<br />

• Kommunales Kino, Lübeck<br />

• Konferenz der Landesfilmdienste e.V., Bonn<br />

• Kuratorium Junger Deutscher Film<br />

• Landesarbeitsgemeinschaft Kunst und Medien NRW, Raesfeld<br />

• Landesbildstelle Westfalen, Münster<br />

• Landesfilmdienst Baden-Württemberg e.V., Stuttgart<br />

• Landesfilmdienst Berlin-Brandenburg e.V.<br />

• Landesfilmdienst Niedersachsen e.V., Hannover<br />

• Landesfilmdienst Sachsen e.V.<br />

• Landesfilmdienst Sachsen-Anhalt e.V., Halle<br />

• Landesfilmdienst Thüringen e.V., Erfurt<br />

• Landeshauptstadt Dresden<br />

• Landesinstitut für Schule und Medien, Abt. Medien, Berlin<br />

• Landesinstitut für Lehrerfortbildung Sachsen-Anhalt, Halle<br />

• Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Thüringen, Erfurt<br />

• Medienpädagogisches Zentrum Land Brandenburg<br />

• Medienkulturzentrum Dresden e.V.<br />

• Medienzentrum des JFF, München<br />

• Medienzentrum Parabol, Nürnberg<br />

• Medienzentrum Rheinland, Düsseldorf<br />

• Medienzille Radebeul<br />

• Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg<br />

• Ministerium für Schule, Jugend und <strong>Kinder</strong> des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf<br />

• Nordische Filmtage Lübeck<br />

• Pädagogische Hochschule Freiburg<br />

• Pädagogische Hochschule Ludwigsburg<br />

• Photographie, Düsseldorf<br />

• Photonews, Hamburg<br />

• Photoindustrie-Verband e.V., Frankfurt am Main<br />

• photokina, Köln<br />

• Projektbüro Dialog der Generationen, Berlin<br />

• Prophoto GmbH, Frankfurt am Main<br />

• Qualifizierungs- und Arbeitsförderungsgesellschaft, Dresden<br />

• Sächsisches Staatsministerium für Kultur<br />

• SCHAU HIN Projektbüro, Hamburg<br />

• Schulkino, Dresden<br />

• Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bereich Kirche und Gesellschaft, Bonn<br />

• Seniorenamt Nürnberg<br />

• Schulkino Dresden e.V.<br />

• Sozialministerium Mecklenburg-Vorpommern, Abteilung Jugend und Sport<br />

• Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung, Abt. Medien, München<br />

• Stadtbücherei Torgau<br />

• Stiftung Goldener Spatz, Gera<br />

• Tandem, Regensburg<br />

• Technische Universität Dresden<br />

• Universität Bielefeld, Fakultät für Pädagogik<br />

• wannseeFORUM Berlin<br />

• Westdeutscher Rundfunk, Köln<br />

• Zweites Deutsches Fernsehen, Mainz<br />

43


44<br />

Terminkalender<br />

Januar<br />

12.01. - 15.01. Blockseminar in der Universität Bielefeld: „Die neuen Helden –<br />

Animationsfilm und Digitales Kino“<br />

28.01.- 01.02. Filmfestival „Max Ophüls Preis“, Saarbrücken<br />

Februar<br />

<strong>04</strong>.02. - 02.<strong>04</strong>. Deutscher Jugendfotopreis Wanderausstellung im Kultur- und<br />

Sportförderverein Oberursel e.V. in Oberursel (Taunus)<br />

07.02. - 15.02. Internationale Filmfestspiele Berlin<br />

(<strong>Kinder</strong>filmfest, European Film Market)<br />

März<br />

05.03. - 06.03. Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung<br />

Mitgliederversammlung in Hannover<br />

17.03. Wettbewerb Video der Generationen Auswahlgremium<br />

22.03. - 26.03. Deutscher Jugendvideopreis – Young Media: Auswahlgremium<br />

29.03. - 31.03. Wettbewerb Video der Generationen: Jurysitzung<br />

31.03. Remscheider Gespräche: „Wieviel Markt vertragen Bildung und Kultur?“<br />

Prof. Dr. Max Fuchs über WTO (Welthandelsorganisation) und<br />

GATS (General Agreement for Trade and Services)<br />

31.03. - 02.<strong>04</strong>. <strong>Kinder</strong>film- und Fernsehtage, Erfurt und Gera<br />

April<br />

13.<strong>04</strong>. - 06.05. Deutscher Jugendfotopreis Wanderausstellung im LKJ Sachsen-Anhalt<br />

in Magdeburg<br />

19.<strong>04</strong>. - 23.<strong>04</strong>. Deutscher Jugendvideopreis – Young Media: Jurysitzung<br />

Mai<br />

05.05. - 07.05. Deutscher Jugendfotopreis: Jurysitzung<br />

07.05. - 08.05. JFF Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis<br />

Mitgliederversammlung in München<br />

16.05. - 18.05. Deutscher Jugendvideopreis – Professional Media: Jurysitzung<br />

24.05. - 27.05. Blockseminar in der Universität Bielefeld:<br />

„Medienwirkung – Wahrnehmung und Bedeutung von Filmen in<br />

biographischer Perspektive“


Juni<br />

18.06. - 20.06. Bundesfestival „Video, Film und Multimedia“ in Dresden mit<br />

Preisverleihung: Deutscher Jugendvideopreis Professional Media<br />

und Young Media sowie Preisverleihung Video der Generationen<br />

26.06. - <strong>04</strong>.07. 22. Filmfest München, <strong>Kinder</strong>filmfest<br />

Programmbeitrag „Irgendwo in Europa“<br />

Juli<br />

05.07. - 06.07. Empfehlungsausschuss Medien der Obersten Landesjugendbehörden;<br />

Filmsichtung im FWU München<br />

12.07. - 15.07. Blockseminar in der TU Dresden: „Nord-Licht-Bilder – Highlights des<br />

skandinavischen Jugendfilms“<br />

August/September<br />

22.09. Kuratoriumssitzung im Medienzentrum Rheinland, Düsseldorf<br />

28.09. – 03.10. Deutscher Jugendfotopreis: Young Imaging Days auf der Photokina, Köln<br />

Oktober<br />

01.10. - 03.10. Deutscher Jugendfotopreis: Preisträger-Forum, Remscheid und Köln<br />

November<br />

<strong>04</strong>.11. - 07.11. Nordische Filmtage Lübeck<br />

Programmreihe „<strong>Kinder</strong>, Krieg und Kino“<br />

<strong>04</strong>.11. - 07.11. Jurysitzung der Skandinavischen Filminitiative zur Vergabe des<br />

<strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmpreises<br />

Dezember<br />

09.12. - 10.12. Kuratoriumssitzung in der Akademie Remscheid<br />

45


46<br />

Preisträger Deutscher Jugendvideopreis 20<strong>04</strong><br />

Sektion: Professional Media<br />

Medienproduktionen für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />

Preisträger in der Kategorie „<strong>Kinder</strong>film“ (2.000 Euro)<br />

WHALE RIDER<br />

Neuseeland/Deutschland 2002, Regie: Niki Caro<br />

97 Min., Farbe, FSK: 6<br />

Kinowelt<br />

Preisträger in der Kategorie „Jugendfilm“ (2.000 Euro)<br />

DREIZEHN<br />

USA 2003, Regie: Catherine Hradwicke<br />

96 Min., Farbe, FSK: 12<br />

20th Century Fox<br />

Preisträger in der Kategorie „Initiativen und Konzepte“ (1.000 Euro)<br />

für die Ausstattung der DVD mit vorbildlichem Bonusmaterial<br />

ZUG DES LEBENS<br />

Frankreich/Belgien/Rumänien/Niederlande 1998, Regie: Radu Mihaileanu<br />

103 Min., Farbe, FSK 6<br />

Sunfilm<br />

Lobende Erwähnung in der Kategorie „<strong>Kinder</strong>film“<br />

MIRACLE – EIN ENGEL FÜR DENNIS P.<br />

Dänemark 2000, Regie: Natasha Arthy<br />

75 Min., Farbe, FSK: 6<br />

Laser Paradise<br />

Lobende Erwähnungen in der Kategorie „Jugendfilm“<br />

LONG WALK HOME<br />

Australien 2002, Regie: Phillip Noyce<br />

94 Min., Farbe, FSK: 12<br />

Universum Film<br />

LICHTER<br />

Deutschland 2002, Regie: Hans-Christian Schmid<br />

105 Min., Farbe, FSK: 12<br />

Universal Picture


Jurybegründungen Deutscher Jugendvideopreis 20<strong>04</strong><br />

Sektion: Professional Media<br />

Medienproduktionen für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />

Preis in der Kategorie „<strong>Kinder</strong>film“<br />

WHALE RIDER<br />

(Niki Caro, Neuseeland/Deutschland 2002)<br />

Inhalt<br />

Der neuseeländische Spielfilm erzählt die Geschichte des Mädchens Pai(kea). Als jüngste<br />

Nachfahre des Häuptlings eines Maori-Stammes tritt sie den Vorurteilen ihres Großvaters stark<br />

und selbstbewusst entgegen und erkämpft sich seine Akzeptanz.<br />

Jurybegründung<br />

Mit ihrem Film eröffnet die Regisseurin Niki Caro <strong>Kinder</strong>n Schauplätze dieser Welt, die ihnen<br />

zumeist unbekannt und fremd sind. In eindrucksvollen Bildern zeigt sie Traditionen und Riten<br />

der Maori. Die Zwiespältigkeit, die sich für die alte Kultur in moderner Zeit ergibt, wird offengelegt.<br />

Zugang finden <strong>Kinder</strong> leicht über die Hauptfigur, mit der sie sich sofort identifizieren.<br />

Das starke, selbstbewusste Mädchen, das gegen seine untergeordnete Stellung in der traditionellen<br />

Familienfolge opponiert und schließlich seinen Weg geht, ist dank der großartigen<br />

schauspielerischen Leistung von Keisha Castel-Hughes ermutigendes Vorbild für <strong>Kinder</strong> von<br />

heute.<br />

Preis in der Kategorie „Jugendfilm“<br />

DREIZEHN<br />

(Catherine Hradwicke, 2003 USA)<br />

Inhalt<br />

Tracy ist dreizehn und auf der Suche nach Verständnis, Zuneigung und nach sich selbst.<br />

In der Freundschaft zu Evie scheinen sich ihre Wünsche zu erfüllen. Doch Tracy droht, in eine<br />

Welt aus Drogen, Diebstahl und Sex abzustürzen .<br />

Jurybegründung<br />

In ihrem Regiedebut zeigt Catherine Hradwicke in realistischer Weise, wie schnell Jugendliche<br />

in einer auf Konsum und Aussehen fokussierten Welt ins Abseits driften können. Am Beispiel<br />

der Hauptfiguren ist das Lebensgefühl Dreizehnjähriger glaubhaft und nachvollziehbar<br />

eingefangen. Das Phänomen, Gewalt selbstzerstörerisch einzusetzen wird dabei offen<br />

thematisiert. Schnelle Szenenfolgen, abrupte Schnitte und Handkameraeinsatz spiegeln die<br />

bewegte Gefühlslage der Hauptfiguren filmisch wieder. Die Geschichte mit authentischem<br />

Hintergrund versteht es, den Zuschauer zu berühren. Neben einem realistischen Blick auf die<br />

Entwicklung Heranwachsender gelingt dem Film eine treffende Beschreibung elterlichen<br />

Verantwortungsgefühls ebenso wie erzieherischer Unsicherheit.<br />

47


48<br />

Preis in der Kategorie „Initiativen und Konzepte“<br />

ZUG DES LEBENS<br />

(Radu Mihaileanu, Frankreich/Belgien/Rumänien/Niederlande 1998)<br />

Inhalt<br />

Die Doppel-DVD Collector’s Edition enthält neben dem vielfach international ausgezeichneten<br />

Spielfilm „Zug des Lebens“ von Radu Mihaileanu ein exklusiv produziertes Gespräch<br />

zwischen dem Regisseur und dessen Vater, ein Making of zum Film, eine Fotogalerie sowie<br />

ein 28-seitiges Booklet.<br />

Jurybegründung<br />

Die Jury begrüßt es sehr, dass dieser Film wieder veröffentlicht wird. Das für junge Menschen<br />

wichtige Thema der Judenverfolgung im Dritten Reich vermittelt er mit erzählerischer Leichtigkeit<br />

und mit Humor, ohne den Alptraum des Holocaust zu verharmlosen. Besonders<br />

hervor zu heben ist die ästhetische Gesamterscheinung des neuen Konzeptes. Die Doppel-<br />

DVD präsentiert sich wie ein gebundenes Buch. Die im Booklet zusammengestellten Informationen<br />

beinhalten neben produktionsbezogenen ebenso filmübergreifende Kapitel. Sie<br />

stellen die Geschichte des Films in einen historischen Gesamtzusammenhang und tragen so<br />

zum besseren Verständnis bei. Das Vater-Sohn-Gespräch weckt, durch abwechslungsreiche<br />

Themen und die persönliche Darstellungsweise der Beteiligten, Interesse. Neben einem hohen<br />

Informationswert vermag es darüber hinaus die Wirkung und Aussage des Spielfilms nachhaltig<br />

zu unterstützen.<br />

Lobende Erwähnungen<br />

MIRACLE – EIN ENGEL FÜR DENNIS P.<br />

(Natasha Arthy, Dänemark 2000)<br />

Inhalt<br />

Zwischen Märchen und Musical bewegt sich die Geschichte um Dennis P. Damit er seine<br />

Probleme der beginnenden Pubertät lösen kann, kommt ihm ein Engel zu Hilfe und erteilt<br />

ihm eine Lizenz für „mittlere Wunder“.<br />

Jurybegründung<br />

Diese dänische Komödie hebt sich von bisherigen Verfilmungen mit Engelmotiven deutlich<br />

ab. In einer gelungenen Mischung sowohl überhöhter als auch realitätsnaher Darstellungen<br />

gelingt es der Regisseurin Natasha Arthy, die Balance zwischen Witz und Ernsthaftigkeit zu<br />

halten. Alltagsthemen greift der Film in einer zeitgemäßen Mischung auf und versteht es<br />

außerdem, die Hauptgeschichte interessant aufzulösen. Eine ausgefeilte Farbgestaltung, kombiniert<br />

mit guter Musik unterstreicht ein filmisches Gesamtwerk von besonderer Qualität, mit<br />

dem sich <strong>Kinder</strong> verstanden fühlen, das aber auch aufs Beste zu unterhalten vermag.<br />

LONG WALK HOME<br />

(Phillip Noyce, Australien 2002)<br />

Inhalt<br />

Jigalong, West-Australien, 1931. Drei Aborigini-Mischlingsmädchen werden Opfer der australischen<br />

Rassenpolitik. Polizisten trennen sie gewaltsam von ihren Müttern und bringen sie<br />

in ein Umerziehungslager. Molly, Daisy und Grace können sich befreien und treten zu Fuß<br />

den langen und beschwerlichen Heimweg von 1.500 Meilen an.


Jurybegründung<br />

Mit beeindruckend komponierten, kraftvollen Bildern führt dieser Spielfilm die Zuschauer in<br />

ein anderes Land und eine andere Zeit. Aus der Sicht von Unterdrückten klärt er über geschehenes<br />

Unrecht auf. Die Ungerechtigkeit, die den Mädchen Molly, Grace und Daisy widerfährt,<br />

wird spürbar nachempfunden. Ebenso vermittelt sich die Kraft, die insbesondere Molly<br />

entwickelt, sich den Strapazen eines schwierigen Fußmarsches auszusetzen und entschlossen<br />

und mutig ihr weit entferntes Ziel zu erreichen. So wie die wandernden Mädchen Spuren im<br />

Wüstensand hinterlassen, lässt Regisseur Philip Noyce durch seine atmosphärisch dichte Inszenierung<br />

Spuren in den Köpfen und Herzen der Zuschauer zurück.<br />

LICHTER<br />

(Hans-Christian Schmid, Deutschland 2002)<br />

Inhalt<br />

Sechs ineinandergreifende Kurzgeschichten über Menschen an der deutsch-polnischen<br />

Grenze zwischen Frankfurt an der Oder und dem polnischen Slubice. Sie kommen von<br />

diesseits oder jenseits der Oder und sind alle auf der Suche nach ihrem Glück.<br />

Jurybegründung<br />

Regisseur Hans-Christian Schmid hat in seinem Film sechs Episoden zu bewegenden Portraits<br />

von Menschen verdichtet. Nahezu dokumentarisch beschreibt er ihre gesellschaftlichen und<br />

politischen Bedingungen vollkommen authentisch und dicht inszeniert. Das Interesse Heranwachsender<br />

wird durch die Überzeugungskraft der Darsteller geweckt. Sie vermögen die<br />

Botschaft des Films, sich ein Stück Menschlichkeit im Kampf ums Überleben zu bewahren,<br />

eindrucksvoll zu vermitteln.<br />

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50<br />

Preisträger Deutscher Jugendvideopreis 20<strong>04</strong><br />

Sektion Young Media<br />

Medienproduktionen von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />

PREISE DES BUNDESJUGENDMINISTERIUMS<br />

Nachwuchspreis für <strong>Kinder</strong> bis 10 Jahre (1000 Euro)<br />

ERWIN, DER DICKE SCHNEEMANN<br />

von den <strong>Kinder</strong>n des <strong>Kinder</strong>gartens Haus Sonnenschein<br />

und der Trickfilmwerkstatt des instituts für neue medien, Rostock<br />

Altersgruppe bis 15 Jahre<br />

1. Preis (1.000 Euro)<br />

DAS BÖSE STECKT IN JEDEM<br />

von den Mädchen der Naturfreundejugend<br />

und dem Gallus Zentrum, Frankfurt am Main<br />

2. Preis (600 Euro)<br />

FREUNDE<br />

von der Gruppe „5 Filmer“ aus München<br />

und dem Medienzentrum München<br />

3. Preis (400 Euro)<br />

DAS MEDAILLON<br />

von der Gruppe „Muckies“, Bochum<br />

Altersgruppe 16- 20 Jahre<br />

1. Preis (1.000 Euro)<br />

DIE SCHAUKEL<br />

von Pernella Raffalt, Bochum<br />

2. Preis (600 Euro)<br />

FRAGMENT OF A LOVE<br />

von Alexander Zirkler, Berlin<br />

3. Preis (400 Euro)<br />

DREI IM NORDEN<br />

von Benjamin Beck, Lukas Müller<br />

und Stephan Müller, Berlin


Altersgruppe 21- 25 Jahre<br />

1. Preis (1.000 Euro)<br />

FOLGE 1: SYNONYM<br />

von Daniel Hedfeld, Dortmund<br />

2. Preis (600 Euro)<br />

LOSING VIRGINITY<br />

von Nadja Marcin, Berlin<br />

2. Preis (600 Euro)<br />

DAS GESCHENK<br />

von Mark Auerbach und Markus F. Adrian, Rostock<br />

3. Preis (400 Euro)<br />

JETZT ERST RECHT<br />

von André Jagusch, Berlin<br />

3. Preis (400 Euro)<br />

BREAKING THE RULES<br />

von Gregor Erler, Schöneiche<br />

Multimedia<br />

1. Preis (1.000 Euro)<br />

WWW.MBN-PRODUCTIONS.DE<br />

von mbn-productions, Leipzig<br />

2. Preis (600 Euro)<br />

INTERARTIV<br />

von der AG Multimedia,<br />

des Jakob-Bruckner-Gymnasiums, Kaufbeuren<br />

3. Preis (400 Euro)<br />

DER SEXIONÄR<br />

von der PC AG der WJW GmbH, Wiesbaden<br />

Wettbewerbsthema „Glück“<br />

1. Preis (1.000 Euro)<br />

WAHRE PERLEN – IGAZGYÖNGYÖK<br />

von Ursula Ambach, Berlin<br />

2. Preis (600 Euro)<br />

DAS ALASKAABENTEUER<br />

von Andreas Bräunlich, Leipzig<br />

3. Preis (400 Euro)<br />

LAVINIA WILSON<br />

von René Sydow, Dortmund<br />

51


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LANDESPREIS DES FREISTAATES SACHSEN<br />

ZUM THEMA „WO SOLL DAS HINFÜHREN ?“ (1000 EURO)<br />

GHERDEAL<br />

von Thomas Beckmann und Martin Nudow, München<br />

FÖRDERPREIS DES BUNDESVERBANDES AUDIOVISUELLE MEDIEN (BVV)<br />

FÜR DIE BESTE GRUPPENLEISTUNG (500 EURO)<br />

DIE WELT WIRD …<br />

von den Schülerinnen des Evangelischen Schulzentrums, Leipzig


Jurybegründungen Deutscher Jugendvideopreis 20<strong>04</strong><br />

Sektion Young Media<br />

Medienproduktionen von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />

Nachwuchspreis für <strong>Kinder</strong> bis 10 Jahre<br />

ERWIN, DER DICKE SCHNEEMANN<br />

von den <strong>Kinder</strong>n des <strong>Kinder</strong>gartens Haus Sonnenschein<br />

und der Trickfilmwerkstatt des instituts für neue medien, Rostock<br />

Inhalt<br />

Erwin, der dicke Schneemann ist einsam. Er wünscht sich zu Weihnachten eine Frau.<br />

Jurybegründung<br />

Dass auch <strong>Kinder</strong>gartenkinder bereits in der Lage sind, einfache Geschichten filmisch gelungen<br />

umzusetzen, beweist die animierte Interpretation des herzhaften <strong>Kinder</strong>liedes von Erwin,<br />

dem dicken Schneemann, welches die <strong>Kinder</strong> selbst vortragen. Viel Freude hatte die Jury an<br />

den <strong>Kinder</strong>zeichnungen, die Erwin nicht nur ein Gesicht, sondern auch verschiedene Schneefrauen<br />

gaben. Somit wird aus dem altersgerechten Legetrick ein spaßiger Musikclip.<br />

Konzentriert, hingebungsvoll und aufmerksam widmeten sich die <strong>Kinder</strong> dem Produktionsprozess,<br />

der auch ein Element des Films ist. Ein Grund mehr, dass die Schneemannromanze<br />

nicht mehr nur ein schwungvolles Lied ist, sondern nun auch ein kleiner runder und gelungener<br />

Animationsfilm.<br />

Altersgruppe bis 15 Jahre<br />

1. Preis<br />

DAS BÖSE STECKT IN JEDEM<br />

von den Mädchen der Naturfreundejugend<br />

und dem Gallus Zentrum, Frankfurt am Main<br />

Inhalt<br />

Vier Mädchen versuchen die Geisterwelt zu beschwören und geraten urplötzlich in große<br />

Gefahr. Alles nur ein Traum?<br />

Jurybegründung<br />

Der Film „Das Böse steckt in jedem“ schafft in wenigen Minuten, was so manch teuer produziertem<br />

und gut beworbenem Horrorfilm in 90minütiger Spielfilmlänge oft nur für Sekundenbruchteile<br />

gelingt: unsere Nackenhaare stehen aufrecht, von Anfang an, durchgehend<br />

und über den Abspann hinaus.<br />

Die fieberhafte Spannung, mit der die MacherInnen während der gesamten Filmproduktion<br />

„dabei“ waren, überträgt sich gleichermaßen auf den gebannten Zuschauer. Aufgrund der<br />

hervorragenden Kameraführung, des perfekten Schnittes und der gezielt eingesetzten Effekte<br />

lehrt der Film vollkommen neu das Gruseln – egal, wie alt man ist oder wie viele Horrorfilme<br />

man bereits gesehen hat.<br />

53


54<br />

2. Preis<br />

FREUNDE<br />

von der Gruppe „5 Filmer“ aus München<br />

und dem Medienzentrum München<br />

Inhalt<br />

Ein „Sitzenbleiber“ kommt neu in die Klasse und freundet sich mit einem „Außenseiter“ an.<br />

Die beiden sind unzertrennlich und lassen sich auch durch die Clique nicht auseinander bringen.<br />

Jurybegründung<br />

Wie wichtig es ist, Freunde zu haben, insbesondere dann, wenn man das Opfer einer Clique<br />

ist, die ihren gemeinen Spaß daran hat, einen fertig zu machen – hiervon handelt der engagierte<br />

Kurzspielfilm „Freunde“.<br />

Authentisch gespielt, flott erzählt und schlüssig aufgelöst – „Freunde“ überzeugt auf der<br />

ganzen Linie. Neben der vorbildlichen filmischen Umsetzung verdient auch die ernsthafte<br />

Auseinandersetzung mit dem Thema Mobbing unter <strong>Kinder</strong>n die volle Anerkennung.<br />

3. Preis<br />

DAS MEDAILLON<br />

von der Gruppe „Muckies“, Bochum<br />

Inhalt<br />

Ein neuer Auftrag für die Detektei „Das wachsame Auge“: Auf der Jagd nach dem gestohlenen<br />

Medaillon entdecken sie den Zauber des Edelsteins.<br />

Jurybegründung<br />

Der Kurzkrimi über die Spürnase „wachsames Auge“ und die Gangsterbande „El Banditos“<br />

begeistert durch originelle Einfälle, eine spritzige Erzählweise und einen außergewöhnlichen<br />

Plot. Mit seiner guten dramaturgischen Auflösung fesselt er den Zuschauer.<br />

Altersgruppe 16- 20 Jahre<br />

1. Preis<br />

DIE SCHAUKEL<br />

von Pernella Raffalt, Bochum<br />

Inhalt<br />

Das 14jährige Mädchen Dvori will einer Gruppe Jungs imponieren. Besonders den ruhigen<br />

Assaf mag sie gerne, doch der beachtet sie gar nicht. Sie versucht es mit coolen Sprüchen,<br />

trinkt Bier, raucht und macht ihn richtig an. Alles ist ja nur ein Spiel, aber die Situation nimmt<br />

eine dramatische Wende.<br />

Jurybegründung<br />

„Die Schaukel“ ist ein Film, der unter die Haut geht. Der auf einer tatsächlichen Geschichte<br />

beruhende Film nimmt seine Zuschauer mit auf eine Achterbahnfahrt in die menschlichen<br />

Abgründe. Zunächst verhalten, dann immer heftiger entfaltet er seine beklemmende und<br />

bedrückende Atmosphäre, die erahnen lässt, dass jeden Moment etwas Entsetzliches passieren<br />

kann. Dass es sich hierbei um eine Vergewaltigung handeln könnte, vermutet man bereits<br />

nach wenigen Minuten. Dass aber derjenige anfängt, dem man es am wenigsten zugetraut<br />

hätte, irritiert und schockiert um so mehr. Seine verstörende Wirkung liegt nicht allein in der<br />

Brisanz des Themas, seinem Realitätsbezug, der schauspielerisch glänzenden Leistung und


seinem dramaturgisch perfekten Aufbau begründet. Pernella Raffalt ist es ausgezeichnet<br />

gelungen, die suggestive Kraft des Mediums Film für ihr Anliegen effektiv zu nutzen.<br />

2. Preis<br />

FRAGMENT OF A LOVE<br />

von Alexander Zirkler, Berlin<br />

Inhalt<br />

Michelle und Boris –sind ein ganz normales Paar. Jedenfalls hat es den Anschein. Michelle ist<br />

gerade mit dem Abitur fertig und arbeitslos. Boris arbeitet auf dem Bau, hängt ständig mit<br />

seinem Kollegen Jochen herum, lamentiert über das Leben und trinkt gerne Bier. Michelle<br />

versinkt in Depressionen, aber Boris interessiert das nicht. Ganz allmählich offenbaren sich<br />

immer mehr Abgründe dieser Beziehung.<br />

Jurybegründung<br />

In artistischer Montage zwischen den Zeitebenen springend vermittelt dieses Melodram mit<br />

bewusst zurück genommenen Gestaltungsmitteln das Psychogramm einer tödlich erstarrten<br />

Beziehung.<br />

In das Spannungsfeld zwischen manischer Phantasie und blutiger Realität wird der Zuschauer<br />

durch die suggestive schauspielerische Leistung hineingezogen. Der psychische Zustand<br />

der Hauptfigur bleibt offen. Was bleibt, ist die Hochachtung vor einem Film, in dem verschiedene<br />

Phasen des Scheiterns einer Beziehung stilistisch absolut überzeugend und auf<br />

schmerzhafte Weise nachvollziehbar werden.<br />

3. Preis<br />

DREI IM NORDEN<br />

von Benjamin Beck, Lukas Müller<br />

und Stephan Müller, Berlin<br />

Inhalt<br />

Die drei Cousins, auf Besuch bei Oma in Meck-Pomm, sorgen im Norden für viel Unterhaltung<br />

im Tierreich und auch unter den Menschen. Ein Erinnerungsvideo für später, das uns<br />

wenn wir mal 40 Jahre alt sind, zeigen soll, wieviel Spaß wir in den Ferien bei der Oma hatten.<br />

Jurybegründung<br />

Eben gerade noch in Berlin, plötzlich bei Oma in Prohn, einem kleinen Nest in Mecklenburg-<br />

Vorpommern. Wer dabei denkt, dass Herbstferien auf dem Lande immer langweilig sein<br />

müssen, wird mit der erfrischenden Doku-Collage eines Besseren belehrt. Benjamin Beck,<br />

Stephan und Lukas Müller präsentieren uns im clipartigen Stil, dass es für plastermüde Großstadtbewohner<br />

eigentlich nichts Befreienderes gibt, als das Paradies im Bauernhof inmitten<br />

ursprünglicher Natur. Vorausgesetzt man sprüht derart vor fantasievollen Einfällen, Selbstironie<br />

und der Gabe, aus wenig Angebot viel Erlebnis zu machen.<br />

Bei „Drei im Norden“ handelt es sich um einen Film, der in jedem Moment die pure Lebensfreude<br />

vermittelt, einen kreativen Kamerablick aufweist und von der gleichberechtigten<br />

Beziehung dreier Cousins erzählt. Dies tut er frisch, frech und autonom.<br />

55


56<br />

Altersgruppe 21- 25 Jahre<br />

1. Preis<br />

FOLGE 1: SYNONYM<br />

von Daniel Hedfeld, Dortmund<br />

Inhalt<br />

Sascha Kaspar trifft seinen Namensvetter – mitten ins Gesicht.<br />

Jurybegründung<br />

Der Experimentalfilm „Folge 1: Synonym“ ist ein atemloser Sprint durch die skurrilverschrobenen<br />

Gedankengänge eines jungen Mannes, der sich auf der verzweifelten Suche<br />

nach dem tieferen Sinn des Lebens und nach sich selbst befindet.<br />

Gibt es ein anderes, aber bedeutungsähnliches Wort für Synonym? Und wenn Olivenöl aus<br />

Oliven gemacht wird, woraus wird dann Babyöl gemacht? Erfolg ist, sich selbst zu vertrotteln.<br />

Dies sind nur einige wenige philosophische Kernfragen und Erkenntnisse, die aus dem<br />

Off vom Protagonisten ertönen, der sich immer weiter in sein Netz der Verwirrung verstrickt<br />

und hineinsteigert.<br />

„Folge 1: Synonym“ ist ein filmisches Blitzgewitter, in dem eine Pointe die nächste jagt.<br />

Hervorragend gefeilte, wortakrobatische Texte werden in atemberaubendem Tempo präsentiert<br />

und auf der Bildebene immer wieder gebrochen und ironisiert. Das Ergebnis ist ein äußerst<br />

innovativer, vielschichtiger, vor Ideen strotzender und mitreißender Film, der mit einfachsten<br />

Mitteln produziert wurde.<br />

2. Preis<br />

LOSING VIRGINITY<br />

von Nadja Marcin, Berlin<br />

Inhalt<br />

Kittycat. Wieder mal Hunger gehabt. Marry me, please! Bevor meine Brüste verschwinden.<br />

Unter einer Decke. Homeporno, ein wenig gruselig. So wie, wenn man einen fremden Mann<br />

von einer Party mit nach Hause nimmt.<br />

Jurybegründung<br />

Nadja Marcin präsentiert mit ihrem verstörenden Triptychon bewegter Bilder Videokunst in<br />

ihrer radikalsten und mutigsten Form.<br />

In allen drei Beiträgen taucht immer wieder die selbe entblößte Frau auf: Mal schleckt sie wie<br />

ein Kätzchen eine Schale aus, mal bettelt sie darum, geheiratet zu werden, mal sieht man ihre<br />

Körperkonturen schemenhaft unter einer Bettdecke. Die Macherin ruft mit provokativen<br />

Bildern und Tönen eine Seelenlage wach, mit der man schmerzhafte Gefühle wie Erniedrigung,<br />

Selbstkasteiung und kompromisslose Grenzüberschreitung verbindet.<br />

Die formal und inhaltlich sehr stimmige Arbeit bricht mit Erwartungshaltungen, macht betroffen<br />

und nachdenklich. Sie ist beispielhaft innovativ, herausfordernd und anregend zugleich.<br />

2.Preis<br />

DAS GESCHENK<br />

von Mark Auerbach und Markus F. Adrian, Rostock<br />

Inhalt<br />

Eine Gruppe kämpft sich durch ein absonderliches Gebiet voller physikalischer Abnormitäten.<br />

Ihr Ziel ist die Rettung eines todkranken Mädchens.


Jurybegründung<br />

Die Filmparabel „Das Geschenk“ erzählt die Geschichte dreier Männer, die um das Leben<br />

eines todkranken Mädchens kämpfen. Dazu müssen sie ein Areal voller physikalischer Abnormitäten<br />

und Gefahrensituationen überwinden.<br />

Überwältigende surreale Bilder erzeugen eine beklemmende Endzeitstimmung, hinterlassen<br />

eine tiefe Irritation und bieten gleichzeitig eine Vielzahl interpretatorischer Ansätze zu<br />

Themen wie Macht und Ohnmacht, Menschlichkeit und Metaphysis, humane Pflicht und<br />

Selbsterhaltung. Optisch und inhaltlich angelehnt an Meisterwerke osteuropäischer Filmkunst<br />

der siebziger Jahre beweisen die Macher ihren eigenen Stil und deuten Gestaltungsmuster<br />

neu. Eine bravouröse Leistung!<br />

3. Preis<br />

JETZT ERST RECHT<br />

von André Jagusch, Berlin<br />

Inhalt<br />

Sophie ist 11. Eigentlich hat sie keine Lust die Ferien mit ihrer Schwester und deren Freund<br />

an der Ostsee zu verbringen. Das ändert sich , als sie den einheimischen Oliver kennenlernt.<br />

Er und sein Freund Markus sind einem Mord auf der Spur. Doch plötzlich dreht sich alles nur<br />

noch um Sophie. Oliver verliebt sich in die Großstadtgöre und Markus ist eifersüchtig. Auch<br />

er will Sophie küssen.<br />

Jurybegründung<br />

Mit sensiblem Gespür für die Nöte und Gefühlslagen der Pubertät inszeniert André Jagusch<br />

die zaghafte Entwicklung erster Liebeserfahrungen im luftigen Gewand eines Sommerurlaubs<br />

an der mecklenburger Ostsee.<br />

Virtuos und zugleich höchst einfühlsam bringt der Autor großes Kino mit sicher geführten<br />

Jungschauspielern auf die Leinwand. Durch seinen unvergleichlich dynamischen Kamerastil<br />

und die hervorragende, fast „unsichtbare“ Montage kreiert der Film eine Stimmung, in der<br />

Gefühle wie Freude, Trauer, Angst, Eifersucht und erste sexuelle Wünsche authentisch eingefangen<br />

und in Augenhöhe der Protagonisten nachempfunden werden.<br />

3.Preis<br />

BREAKING THE RULES<br />

von Gregor Erler, Schöneiche<br />

Inhalt<br />

Herr Bert führt ein ganz normales, angepasstes Leben, bis er ein Spiel findet und den Versuch<br />

unternimmt, gegen seine eigenen Regeln zu rebellieren.<br />

Jurybegründung<br />

Herr Bert ist stets korrekt, pflichtbewusst und tut, was man ihm aufträgt. Verständlich, dass<br />

er auch kleinen schriftlichen Anweisungen folgt, die ihm täglich empfehlen, wie er sein Leben<br />

zu gestalten hat.<br />

Ohne Motiv und Sinn der Anordnungen zu hinterfragen, führt Herr Bert alles gewissenhaft<br />

aus, was tragische Konsequenzen hat, denn auch andere tun nur ihre Pflicht.<br />

Die tragisch-komische Geschichte mit kräftigen Slapstick-Anleihen begeistert. Pointiert,<br />

originell, formal und inhaltlich stimmig, bleibt das Schicksal von Herrn Bert unvergesslich.<br />

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58<br />

Multimedia<br />

1. Preis<br />

WWW.MBN-PRODUCTIONS.DE<br />

von mbn-productions, Leipzig<br />

Inhalt<br />

Die Selbstdarstellung einer aktiven Künstlergruppe im Look der 20er Jahre des vorherigen<br />

Jahrhunderts.<br />

Jurybegründung<br />

„mbn“ steht als Kürzel für die Gemeinde Marienbrunn, aus der die sieben Macher stammen.<br />

Mit ihrer unglaublich vielseitigen, kreativen und humorvollen Website im Retrostil der 20iger<br />

Jahre verzückten sie die Jury.<br />

Neben eigen produzierten Filmen, in denen Charlie Chaplin und Indiana Jones zitiert und<br />

persifliert werden, kann man Geschichten, Texte, Reime, Witze, Fotos, Zeichnungen und<br />

Drucke, aber auch Hörspiele und verfremdete Songs anklicken und bewundern. Darüber<br />

hinaus kann man über ein E-Mailfenster oder ein eigens entworfenes Kontaktformular mit<br />

den Machern in Verbindung treten. Die Multimedialität und Interaktivität des Mediums Internet<br />

wurde ausgeschöpft. Daneben war der sehr stilsichere, originell gestaltete und konsequente<br />

Look bei gleichzeitig übersichtlicher Navigation ein weiterer Punkt, der die Jury<br />

restlos überzeugte.<br />

2. Preis<br />

INTERARTIV<br />

von der AG Multimedia,<br />

des Jakob-Bruckner-Gymnasiums, Kaufbeuren<br />

Inhalt<br />

Das hätten sich Veronese, Tintoretto, Bellini und Co. nicht träumen lassen: Ihre weltberühmten<br />

Gemälde werden nach 500 Jahren mit Hilfe moderner Rechenmaschinen wieder lebendig.<br />

Kunstunterricht einmal anders. Ein mulitmediales Unterrichtskonzept über die Renaissancemalerei.<br />

Jurybegründung<br />

Bei dem von Schülern entwickelten multimedialen Unterrichtskonzept „InterARTiv – mit neuen<br />

Medien von alten Meistern lernen“ ist selbständiges Erforschen, Begreifen und Einordnen<br />

zum Thema Renaissancemalerei zentraler Gedanke. Gesetze der Farb- und Formenlehre, der<br />

Größenverhältnisse und der Licht- und Linienführung können mittels verschiedener Animationen<br />

am Beispiel bedeutender Werke Veroneses, Bellettos und Canalettos spielerisch erschlossen<br />

und genauer unter die Lupe genommen werden. Eine bewegliche Zeitleiste bietet zudem<br />

weitere Informationen zur Epoche der Renaissance. Wer Lust hat, kann außerdem das „Gastmahl<br />

im Haus des Levi von Veronese“ puzzeln und bestaunen.<br />

InterARTiv zeigt vorbildlich, wie man sich theoretisches Wissen interaktiv, eigeninitiativ, informativ<br />

und trotzdem kurzweilig aneignen kann.<br />

Viel Lob verdienen das übersichtliche und logische Handling der CD-Rom wie auch ihre ausgefeilte<br />

Graphik. Ein wahres Meisterwerk, das man sich in die Hände vieler LehrerInnen und<br />

SchülerInnen wünscht!


3. Preis<br />

DER SEXIONÄR<br />

von der PC AG der WJW GmbH, Wiesbaden<br />

Inhalt<br />

Eine Website mit Spielen für Jugendliche von 12-16 Jahren zu den Themen „Liebe, Freundschaft,<br />

Sex“.<br />

Jurybegründung<br />

Wie wird man Spezialist in Sachen Liebe, Freundschaft, Sexualität? Ca. zwanzig Auszubildende<br />

der Wiesbadener Jugendwerkstatt hatten auf diese Frage eine geniale Antwort. Wenn<br />

du in Anlehnung an ein großes TV-Ratespiel zu den Fragen der Themenbereiche Körper,<br />

Flirten, das erste Mal und Verhütung die passenden Antworten weißt, dann wirst du belohnt.<br />

Mit einem eigenen Musikstück, das du im Kuschelsoundstudio zusammenmixen kannst oder<br />

aber mit Visitenkarten, die du selbst erstellen und ausdrucken kannst. Zwischendurch kannst<br />

du dich an einer kleinen animierten Bauchtänzerin und deinem rasch wachsenden Wissen<br />

freuen. Dass dieses Konzept tatsächlich aufgeht, erprobte die Jury mit viel Spaß und rasantem<br />

Lernerfolg.<br />

Der „Sexionär“ ist ein erfrischendes Gegenstück zu konventioneller Sexualaufklärung, hinter<br />

dem die Kompetenz und das Engagement seiner MacherInnen stehen.<br />

Wettbewerbsthema „Glück“<br />

1. Preis<br />

WAHRE PERLEN – IGAZGYÖNGYÖK<br />

von Ursula Ambach, Berlin<br />

Inhalt<br />

Mitten in Transsilvanien liegt Adorian. Das kleine ungarische Dorf besteht aus 50 Häusern<br />

ohne fließendes Wasser und mit nur einem Telefon. Dieses Dokumentarmärchen erzählt vom<br />

einfachen und glücklichen Leben des Bauern Jozsi, der seine Gedanken über die Vergangenheit<br />

in Gedichten einfängt.<br />

Jurybegründung<br />

Zauberhaft, einfühlsam und leise eröffnet Ursula Ambach mit ihrem märchenhaften Dokumentarfilm<br />

eine tiefe Dimension vom Glück.<br />

Im Zentrum ihres Films steht das einfache Leben und stehen die Gedanken des Bauern Joszi.<br />

Er gehört zur ungarischen Minderheit Rumäniens und lebt in einem kleinen Dorf namens<br />

Adorian. Hier gibt es kein fließendes Wasser und nur ein Telefon. Was es jedoch gibt, ist das<br />

tiefe und glückselige Gefühl des Eingebundenseins in eine größere Gemeinschaft, in die der<br />

Familie und des Dorfes.<br />

Das schlichte Leben, das Bauer Joszi und die anderen Dorfbewohner führen, ist für sie auch<br />

der Hauptgrund, froh und glücklich zu sein. So lauten auch zwei seiner persönlichen<br />

Maximen wie folgt:<br />

„Wo man im eigenen Fett braten kann, dort kümmert man sich nicht um andere“<br />

und „Wo Liebe ist, dort gibt es keine Qual“.<br />

59


60<br />

2. Preis<br />

DAS ALASKAABENTEUER<br />

von Andreas Bräunlich, Leipzig<br />

Inhalt<br />

Dieser Film stellt die Einfachheit und Nettigkeit des Alltags in den Mittelpunkt.<br />

Jurybegründung<br />

Dass man kein Marlboro Adventure Jobbing in Alaska und auch nicht unbedingt die Tropen<br />

braucht, um schöne und glückliche Momente zu erleben, zeigt der bewusst schräge Kurzspielfilm<br />

„Das Alaskaabenteuer“. Mit herrlich skurrilen Figuren und seinem frischen, improvisierten<br />

Stil, der an Achternbusch oder Schlingensief erinnert, bringt Andreas Bräunlich auf<br />

den Punkt, was so mancher vergisst, der auszieht, um das Glück zu finden: das Glück kann<br />

gleich nebenan sein! Dadurch wird auch das, was so manch einer als Scheitern ansieht, zur<br />

Chance. Vergessen werden darf dabei nur nicht, dass man immer wieder aufstehen sollte:<br />

auch wenn man mal im Pullover stecken bleibt und es darin so schön muckelig ist.<br />

3. Preis<br />

LAVINIA WILSON<br />

von René Sydow, Dortmund<br />

Inhalt<br />

Ein Mann ist auf der Suche nach einer Frau mit den Augen von Lavinia Wilson. Doch alles,<br />

was er sieht, wird in seinem verschobenen Blickwinkel zu einer Interpretation und die Suche<br />

wird nie ein Ende nehmen.<br />

Jurybegründung<br />

In dem sechsminütigen Experimentalfilm „Lavinia Wilson“ durchstreift ein junger Mann die<br />

Straßen der Stadt auf der qualvollen Suche nach einer Frau, welche die Augen von Lavinia<br />

Wilson hat. Dieser Vision folgend, blendet sein subjektiver Blickwinkel nun alles andere um<br />

sich herum aus. Lediglich einzelne Frauen geraten in sein Blickfeld und für kurze Zeit scheint<br />

es gar, als ob er seinem Ziel nahe ist. Dann jedoch bemerkt er, dass er sie immer noch nicht<br />

gefunden hat und setzt seine Suche weiter fort.<br />

„Lavinia Wilson“ zeichnet sich durch seine souveräne und interessante Machart aus.<br />

Verschiedene Assoziationsketten werden aufgebaut, dann jedoch nicht weiter fortgeführt,<br />

sondern durch Wahrnehmungssprünge zerstört. Bestimmend allein ist die flüchtige Reflexion<br />

der Umgebung, die der Intention des Suchenden folgt, aber ergebnislos bleibt, da die<br />

Elemente des Zufalls und der Ablenkung das Ihrige tun. Eine zielgerichtete Suche nach dem<br />

Traum, dem Ideal, dem Glück, die sich letztlich als ihr eigener Stolperstein entpuppt.<br />

Landespreis des Freistaates Sachsen<br />

zum Thema „Wo soll das hinführen ?“<br />

GHERDEAL<br />

von Thomas Beckmann und Martin Nudow, München<br />

Inhalt<br />

Der Film spiegelt die Stimmung der Menschen in einem dem Untergang geweihten Dorf in<br />

Siebenbürgen am Beispiel der letzten deutschstämmigen Familie Onghert wieder. Fruchtbare<br />

Böden liegen brach, wilde Tiere zerstören die letzten bebauten Felder und die komplette Infra-


struktur zerfällt. Gherdeal ist nur über einen einzigen Weg zu erreichen, der von Winter zu<br />

Winter unpassierbarer wird. Doch nicht alle Bewohner ergeben sich diesem Schicksal.<br />

Jurybegründung<br />

In ihrem Dokumentarfilmdebüt „Gherdeal“ entführen uns Martin Nudow und Thomas<br />

Beckmann in ein kleines rumänisches Dorf. Einst lebten hier ca. 200 Siebenbürger Sachsen,<br />

die vor langer Zeit auf Angebot des ungarischen Königs einwanderten und das Land kultivierten.<br />

Seitdem hat sich vieles verändert, leider nicht zum Guten. Davon erzählt uns vor allem<br />

die Familie Ongherts, die letzte deutschstämmige Familie in Gherdeal. Trotz des kulturellen<br />

und infrastrukturellen Niedergangs ist Gherdeal ihre Heimat geblieben. Sie haben im Gegensatz<br />

zu vielen ehemaligen DorfbewohnerInnen beschlossen, weiterhin ihr Land zu beackern,<br />

ihre Tiere zu hüten und den deutschsprachigen Gottesdienst zu besuchen. Dass Gherdeal eine<br />

ungewisse und sehr schwierige Zukunft hat, ist offensichtlich. Deutlich wird aber auch, dass<br />

es immer wieder einzelne Menschen gibt, die dem Charme des Dorfes erliegen und sich eine<br />

Existenz aufbauen. So, beispielsweise der junge Rumäne Lucian.<br />

Einfühlsam, in beeindruckenden Bildern und mit Hilfe ihrer sehr sensiblen Interviewtechnik<br />

ist den Regisseuren ein überaus liebenswertes und intensives Porträt des Dorfes und seiner<br />

Bewohner gelungen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen zu einem differenzierten<br />

und faszinierenden Porträt eines unbekannten Stück des neuen zusammenwachsenden<br />

Europas.<br />

Förderpreis des Bundesverbandes Audiovisuelle Medien (BVV)<br />

für die beste Gruppenleistung<br />

DIE WELT WIRD …<br />

von den Schülerinnen des Evangelischen Schulzentrums, Leipzig<br />

Inhalt<br />

Eine dokumentarische Animation oder ein animierter Dokumentarfilm.<br />

Jurybegründung<br />

Siebzehn Schülerinnen zeichnen mit Unterstützung durch zwei Trickfilmerinnen verantwortlich<br />

für die verblüffende Bearbeitung der Frage: Zukunft – wie sieht die Welt in 50 Jahren<br />

aus?<br />

Entstanden ist aus Umfragen ein Kosmos an Antworten, die sich zu einem hoch spannenden<br />

Film verdichten, wobei die Gruppe die interessantesten Antworten bildlich umsetzte und<br />

animierte.<br />

Verschiedene Zukunftsszenarien werden mit unterschiedlichen Trickfilmtechniken und -stilen<br />

auf abwechslungsreiche Weise collagiert und ergeben ein leichtes und zugleich tiefgründiges<br />

Gesamtwerk.<br />

61


62<br />

Preisträger Bundeswettbewerb<br />

Video der Generationen 20<strong>04</strong><br />

Videowettbewerb für ältere Menschen (50plus)<br />

und für Teams aus Jugendlichen und Senioren<br />

PREISE DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND<br />

Altersgruppe 50plus<br />

1. Preis (1000 Euro)<br />

CINDY – EIN PORTRAIT<br />

von Peter und Karla Bech, Elmshorn<br />

2. Preis (500 Euro)<br />

GEGEN DAS VERGESSEN<br />

von Karlheinz Hilsheimer, Rösrath<br />

2. Preis (500 Euro)<br />

SPERRZONE<br />

von filmzeit / Wolfram und Heidi Weiße, Geretsried<br />

2. Preis (500 Euro)<br />

VERZAUBERTE ZEITEN<br />

Horst Orlich, Holzkirchen<br />

(Beitrag zum Sonderthema „Geheimnisse“)<br />

Altersgruppe „jung&alt“ (bis 25 Jahre/ab 50 Jahre)<br />

1. Preis (1000 Euro)<br />

SEEZEICHEN<br />

von Sebastian Lindemann, Satow<br />

2. Preis (500 Euro)<br />

SONNTAG<br />

von Stephan George, Bochum


SPONSORENPREISE<br />

Software der Firma Adobe Systems (Adobe Digital Video Collection)<br />

Der Preis geht an die Initiative Wiesbadener Medienzentrum<br />

für die Projektbetreuung der Filme:<br />

AVENTURA ALEMANIA – ABENTEUER DEUTSCHLAND<br />

von Manuel Ibarz<br />

und<br />

HEIMAT<br />

von Margit Naumann<br />

Software der Firma Adobe Systems (Adobe Premiere)<br />

DAS GEHEIMNIS DES VERSUNKENEN FILMS<br />

von der Opa-Lukas Gruppe<br />

Lukas Halfmann und Helmuth Steenken, Oldenburg<br />

63


64<br />

Jurybegründungen Bundeswettbewerb<br />

Video der Generationen 20<strong>04</strong><br />

Videowettbewerb für ältere Menschen (50plus)<br />

und für Teams aus Jugendlichen und Senioren<br />

Altersgruppe 50plus<br />

1. Preis<br />

CINDY – EIN PORTRAIT<br />

Peter und Karla Bech, Elmshorn<br />

69 Jahre und 67 Jahre<br />

Dokumentarfilm, 20 Minuten<br />

Inhalt<br />

Cindy ist eine Schmiedin. Sie ist eine unangepasste Frau, die offen ihre Meinung sagt und<br />

ehrlich ihre Gefühle zeigt. Eigentlich lebt sie in einer „heilen Welt“, aber dann treffen sie zwei<br />

Schicksalsschläge. Sie verliert ihre Stellung und wird von ihrer Lebensgefährtin verlassen.<br />

Jurybegründung<br />

Der Film „Cindy“ ist ein intensives Porträt einer außergewöhnlichen Frau, die weiß, was sie<br />

will und ihr Leben selbstbewusst zu präsentieren vermag. Die beiden älteren Filmemacher<br />

begleiten in dem emotionalen Dokumentarfilm die Protagonistin – eine junge Schmiedin –<br />

sowohl in Glücksmomenten als auch in Krisensituationen. Durch bildhaftes Erzählen wird ein<br />

differenziertes Bild der jungen Schmiedin gezeichnet. Der Film bietet eine überaus gelungene<br />

Symbiose von filmischer Umsetzungsform und inhaltlicher Botschaft. Er ist ein herausragendes<br />

Beispiel für das Interesse älterer Menschen, sich mit ungewöhnlichen Biografien der<br />

jüngeren Generation zu beschäftigen.<br />

2. Preis<br />

GEGEN DAS VERGESSEN<br />

Karlheinz Hilsheimer, Rösrath<br />

70 Jahre<br />

Dokumentarfilm, 22 Minuten<br />

Inhalt<br />

In Worms befindet sich der älteste jüdische Friedhof Europas. Ausgehend von diesem bedeutsamen<br />

historischen Ort, befasst sich der Film mit der 1000-jährigen jüdischen Geschichte<br />

dieser Stadt, die mit dem Holocaust zu Ende ging. Ein kritisches Geschichtsporträt der<br />

Heimatstadt des Autors.<br />

Jurybegründung<br />

Karlheinz Hilsheimer bietet mit seinem Film „Gegen das Vergessen“ ein kritisches Porträt<br />

seiner Heimatstadt. Bei seiner Suche nach Spuren der Verfolgung während des Naziregimes,<br />

deren Anfänge er als kleiner Junge miterlebt hat, bringt er seine persönliche Betroffenheit<br />

zum Ausdruck. Historisch fundiert dokumentiert er die 1000jährige Geschichte der Juden in<br />

Worms, die mit dem Holocaust ausgelöscht wurde. Ein Film, der ohne Pathos auskommt und<br />

zur Beschäftigung mit dem Thema anregt.


2. Preis<br />

SPERRZONE<br />

filmzeit / Wolfram und Heidi Weiße, Geretsried<br />

64 Jahre und 63 Jahre<br />

Dokumentarfilm, 10 Minuten<br />

Inhalt<br />

Die DDR errichtete die Demarkationslinie, weil sie sich durch westliche Agenten bedroht<br />

fühlte. Doch die Grenzbefestigungen richteten sich auch gegen die eigene Bevölkerung.<br />

– Eine Fahrt entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze wird zur Spurensuche und<br />

Zustandsbeschreibung.<br />

Jurybegründung<br />

Das Ehepaar Weiße schafft mit der experimentellen Ton-Bild-Collage „Sperrzone“ eine assoziationsreiche<br />

Dokumentation über die „Sperrzone“ an der deutsch-deutschen Grenze. Der<br />

Film verdeutlicht, dass politische Inhalte mit künstlerischen Ausdrucksmitteln überzeugend<br />

transportiert werden können. Die filmische Dramaturgie wird unterstützt durch die stimmige<br />

Auswahl von Zitaten und Musik.<br />

2. Preis<br />

VERZAUBERTE ZEITEN<br />

Horst Orlich, Holzkirchen<br />

72 Jahre<br />

Animationsfilm, 4 Minuten<br />

Inhalt<br />

Ein junger Mann verliebt sich in eine geheimnisvolle Frau in einer Kutsche. Er verfolgt diese<br />

Illusion der großen Liebe sein ganzes Leben. Eine Verfilmung der andalusischen Novelle<br />

„La Rosa“.<br />

Jurybegründung<br />

Horst Orlich schafft mit seinem Animationsfilm „Verzauberte Zeiten“ eine gefühlvolle<br />

Literatur-Adaption der spanischen Novelle „La Rosa“ von Juan Eduardo Zuniga zum Thema<br />

Geheimnisse. Wunderbar gezeichnet und technisch perfekt umgesetzt.<br />

Altersgruppe „jung&alt“ (bis 25 Jahre/ab 50 Jahre)<br />

1. Preis<br />

SEEZEICHEN<br />

Sebastian Lindemann, Satow<br />

24 Jahre<br />

Spielfilm, 4 Minuten<br />

Inhalt<br />

Eine Liebesgeschichte.<br />

Jurybegründung<br />

„Seezeichen“ ist sowohl eine filmische Liebeserklärung – als auch eine Liebeserklärung an<br />

das Medium Film. Mit schönen schwarz-weißen Bildern inszeniert Sebastian Lindemann<br />

65


66<br />

seinen sympathischen Darsteller Gerd Trapp. Formal und ästhetisch perfekt, äußerst stilsicher,<br />

aber zu keinem Zeitpunkt oberflächlich oder „glatt“. Das Thema des Films – die Bedeutung<br />

von Ritualen und Leidenschaft im Alter – wird gut nachvollziehbar zum Ausdruck gebracht.<br />

2. Preis<br />

SONNTAG<br />

Stephan George, Bochum<br />

22 Jahre<br />

Spielfilm, 7 Minuten<br />

Inhalt<br />

Ein Mann erfährt von seinem baldigen Tod. Doch für ihn ist das keine schlechte Nachricht.<br />

Jurybegründung<br />

Ein nachdenklicher aber positiver Film zum Thema Tod und Abschiednehmen. Stephan<br />

George schafft mit seinem Film ein stilles Angebot zum Nachdenken. Der Film ist das Ergebnis<br />

einer produktiven Zusammenarbeit zwischen einem jungen Filmemacher und einem<br />

älteren Darsteller.<br />

Software der Firma Adobe Systems (Adobe Digital Video Collection)<br />

Gewinner: Initiative Wiesbadener Medienzentrum für die Projektbetreuung der Produktionen:<br />

AVENTURA ALEMANIA – ABENTEUER DEUTSCHLAND<br />

Manuel Ibarz<br />

Dokumentarfilm, 10 Minuten<br />

Inhalt<br />

Der Spanier Manuel Ibarz erzählt von seiner Auswanderung 1959 nach Deutschland. Er erinnert<br />

sich an seine Träume und Hoffnungen, berichtet von seinen Erfahrungen und zieht 45 Jahre<br />

später Bilanz.<br />

HEIMAT<br />

Margit Naumann<br />

63 Jahre<br />

Dokumentarfilm, 10 Minuten<br />

Inhalt<br />

Seit 1762 lebten Deutsche in Russland und pflegten dort ihre Sprache und Kultur. Das Sowjetregime<br />

nahm ihnen diese Freiheiten. In Interviews berichten Betroffene von ihren Erfahrungen<br />

bei der Rückkehr in das Land der Vorfahren.<br />

Jurybegründung (Abenteuer Deutschland und Heimat)<br />

Der Film „Aventura Alemania – Abenteuer Deutschland“ präsentiert mit verschiedenen<br />

Stilmitteln die Geschichte eines spanischen Gastarbeiters. Manuel Ibraz erzählt lebendig von<br />

seinem Leben in Deutschland, wobei er den Fokus auf den Aspekt des Ankommens in einem<br />

fremden Land legt. Dem Film gelingt es, Interesse für das Thema Migration zu wecken.<br />

Der Film „Heimat“ ist ein äußerst berührendes Dokument. Fünf unterschiedliche Menschen<br />

berichten in Interviews von ihren Schicksalen, die mit der Vertreibung aus Russland zusammen-


hängen. Deutlich werden nicht nur die historischen Ereignisse, sondern insbesondere die<br />

individuellen Möglichkeiten der Verarbeitung.<br />

Die Initiative Wiesbadener Medienzentrum e.V. wird ausgezeichnet für die Kontinuität ihrer<br />

Arbeit und für ihr Engagement bei der Nutzung von Video als Mittel zur politischen<br />

Bildungsarbeit.<br />

Software der Firma Adobe Systems (Adobe Premiere)<br />

DAS GEHEIMNIS DES VERSUNKENEN FILMS<br />

Opa-Lukas Gruppe<br />

Lukas Halfmann und Helmuth Steenken, Oldenburg<br />

13 Jahre und 74 Jahre<br />

Dokumentarfilm, 34 Minuten<br />

Inhalt<br />

Ein Film im Film: Die Opa-Lukas-Gruppe beobachtet die Dreharbeiten zu der ARD-Vorabendserie<br />

„Aus gutem Haus“. Ein vergnüglicher und kritischer Blick hinter die Kulissen.<br />

Jurybegründung<br />

„Das Geheimnis des versunkenen Films“ ist ein unterhaltsames Making-Of, das sich durch<br />

ungewöhnliche Kameraperspektiven, guten Schnitt und witzige Kommentare auszeichnet.<br />

Es ist ein Film, der offensichtlich schon bei den Dreharbeiten viel Spaß gemacht hat. Ein „Familien-Film“<br />

im besten Sinne.<br />

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Preisträger Deutscher Jugendfotopreis<br />

Altersgruppe A (bis 14 Jahre)<br />

PREISE DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND<br />

1. Preis (500 Euro)<br />

<strong>Kinder</strong>garten AWO<br />

Alter: ca. 5 Jahre<br />

Oberhausen<br />

Jurybegründung<br />

Einen Einblick in eine „andere Welt“ haben die <strong>Kinder</strong> des <strong>Kinder</strong>gartens der Arbeiterwohlfahrt<br />

erlebt, als sie ein Asylbewerberheim besucht haben. Mit ihren Fotos nehmen sie den<br />

Betrachter dorthin mit. Zu sehen sind Menschen, die nicht auf der Gewinnerseite der Gesellschaft<br />

stehen und doch gelingt es der Gruppe die Lebensfreude der <strong>Kinder</strong> in den Vordergrund<br />

zu rücken. Man sieht, wie sie wohnen und arbeiten und wo sie spielen. Die fünfjährigen<br />

<strong>Kinder</strong> begegnen den Asylbewerbern positiv und frei von Vorurteilen. Die Art und Weise wie<br />

sie fotografieren ist dabei fast filmisch: Die Kamera wechselt die Perspektive und die<br />

Entfernung, die Menschen vor der Kamera sind in Aktion und machen Dinge, die sie unbeobachtet<br />

vermutlich auch tun würden. Durch die unterschiedlichen Blickwinkel kann der Betrachter<br />

die Atmosphäre bei der Foto-Aktion fast fühlen.<br />

Das Projekt ist ein besonders gelungenes Beispiel, wie mit einer einfühlsamen pädagogischen<br />

Anleitung auch kleine <strong>Kinder</strong> das Medium Fotografie „entdecken“ und für die Darstellung<br />

ihres Alltags nutzen lernen.<br />

2. Preis (300 Euro)<br />

Franziskus Dornhege<br />

Alter: 14 Jahre<br />

Münster<br />

Jurybegründung<br />

Einfach ein „Superbild“, so die einhellige Meinung der Jury. – So einfach ist es dann aber<br />

doch nicht: Zunächst einmal handelt es sich um ein spannendes – und beim Deutschen Jugendfotopreis<br />

leider etwas selten gewordenes – Thema: Einblicke in die Arbeitswelten von Jugendlichen.<br />

Franziskus Dornhege zeigt ein „Gegenbild“ zu den immer gut gelaunten, dauernd<br />

feiernden „Kids“ der Generation Viva. Hier sind drei Personen in einem Kloster, die beim<br />

Frühstück sitzen und schon richtig gearbeitet haben. Die Erschöpfung sieht man ihnen an.<br />

Auf gepflegte Frühstücks-Konversation scheint hier keiner mehr Lust zu haben...<br />

Ein Bild, perfekt gestaltet im Umgang mit Licht, Atmosphäre und Bildaufbau. Der richtige<br />

Moment wurde exakt getroffen. Die ungewöhnliche Farbigkeit verleiht dem Bild eine fast<br />

schon malerische Anmutung.<br />

3. Preis (200 Euro)<br />

Nora Schweigert<br />

Alter: 13 Jahre<br />

Bruchsal<br />

Jurybegründung<br />

„Du musst dich nicht wie ein Model aufbrezeln, wenn du fotografiert wirst, sei natürlich.“<br />

– Das könnte die Message zu diesen Portraits sein. Nora Schweigert fotografiert das Mäd-


chen schnell und direkt. Die Fotos wirken inszeniert, aber auch wieder nicht: Die Art der<br />

Darstellung ist nicht die einer Pose, wie wir sie aus der Werbung und aus mittelmäßigen<br />

Spielfilmen kennen. In ihrer Darstellung wirkt das Mädchen zugleich selbstbewusst, verträumt<br />

und natürlich. Man spürt, dass es ihr Spaß macht, fotografiert zu werden.<br />

Ein dreiteiliges Portrait mit Augenzwinkern. Der jungen Fotografin gelingt eine Portrait-Serie<br />

der besonderen Art.<br />

Förderpreise (je 100 Euro)<br />

Fotogruppe „buntich“<br />

Alter: 14 Jahre<br />

Braunschweig<br />

Fotogruppe „Photokids“<br />

lter: 11 Jahre<br />

Stephanskirchen<br />

Nanning Honsel<br />

Alter: 11 Jahre<br />

Esgrus<br />

Christian Krehl<br />

Alter: 10 Jahre<br />

Wetzlar<br />

Anna Metze<br />

Alter: 13 Jahre<br />

München<br />

Julia Schröder<br />

Alter: 14 Jahre<br />

Münster<br />

PREIS DES PHOTOINDUSTRIE-VERBANDS E.V. (GRUPPENPREIS 500 EURO)<br />

.<br />

Fotogruppe „Grundschule Mitte“<br />

Alter: ca. 10 Jahre<br />

Oberursel<br />

„Man sah Mutters halbe Nase,<br />

obendrein ein Stück vom Hut.<br />

Und die umgestülpte Vase,<br />

war ein Bein von Tante Ruth. (…)“<br />

Jurybegründung:<br />

„Die knipsverrückte Dorothee“, ein Gedicht von James Krüss, war die Vorlage für eine Aktion<br />

der Fotogruppe „Schule Mitte“: Auf einer Ausstellungseröffnung erschienen die Gruppenmitglieder<br />

verkleidet und fotografierten sich und die Umgebung ganz im Sinne des Gedichts.<br />

Herausgekommen ist eine eigenständige Foto-Story, umgesetzt mit einer modernen Bildsprache:<br />

Personen und Gegenstände werden unkonventionell ins Bild gesetzt, es wird mit<br />

ungewöhnlichen Anschnitten gespielt und das Blitzlicht sorgt für eine besondere Farbigkeit.<br />

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Das Ergebnis ist eine Bildsequenz von frappierender inhaltlicher und formaler Geschlossenheit,<br />

der man den Spaß aller Beteiligten ansieht.<br />

SONDERPREIS (JAHRESABO DER ZEITSCHRIFT „PHOTOGRAPHIE“)<br />

Fotogruppe LaLoKa<br />

Alter: ca. 13 Jahre<br />

Burg<br />

Altersgruppe B (15-17 Jahre)<br />

PREISE DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND<br />

1. Preis (500 Euro)<br />

Oyan Dorj und Thi Thuy Nguyen<br />

Alter: 15 Jahre<br />

München<br />

Jurybegründung<br />

Ein einfaches Konzept: Oyan fotografiert Thuy, Thuy fotografiert Oyan. Eine Mongolin fotografiert<br />

eine Vietnamesin und umgekehrt in dem Zimmer, das sich die beiden Flüchtlinge<br />

teilen. Zweimal sechs Bilder, jeweils als Serie angeordnet. Sie bilden sich ab in ihrer persönlichen<br />

Umgebung, hier sind sie Prinzessinnen in ihrem eigenen Reich. In einer bewusst gewählten<br />

Anordnung sieht man mal ein Bild vom Zimmer, die Lieblings-Stofftiere, ein asiatisches<br />

Mittagessen und ein Porträt vor den Postern der westlichen Popstars. Aus dem Dialog<br />

zwischen Kamera und „Foto-Modell“ werden Dialoge zwischen den zwei Fotoserien und<br />

letztendlich zwischen drei verschiedenen Kulturen. Das Resultat sind Fotos, auf denen es vieles<br />

zu entdecken gibt; Bilder, die viel über Personen in einem noch fremden Land erzählen.<br />

Die Serien leben von der mutigen Selbst-Darstellung. Mit einfachen aber für das Thema angemessenen<br />

fotografischen Mitteln dokumentieren die beiden Mädchen ihre Lebenswelten.<br />

2. Preis (300 Euro)<br />

Isabel Herrmann<br />

Alter: 17 Jahre<br />

Birkenfeld<br />

Jurybegründung<br />

Hier weiß eigentlich niemand was los ist. Vor einer geöffneten Tür liegt eine Frau mit rotem<br />

Schal um den Hals auf dem Boden und schaut zur Decke. Der Betrachter blickt dabei wie<br />

durch ein Schlüsselloch auf die seltsame Szene und wird unfreiwillig zum Voyeur: Das ist der<br />

Stoff, bei dem man mit seinen Interpretationen meilenweit daneben liegen kann: Eine Person<br />

zwischen zwei Lebensräumen? – Hinter der Tür ist das Leben verborgen: Soll ich gehen? –<br />

Eine Straftat? – Eine ästhetische Komposition nur für die Kamera?<br />

Genau das ist die Qualität des Bildes: Isabel Herrmann vermittelt eine malerische, fast<br />

mystische Stimmung und regt die Phantasie des Betrachters an. Intensiviert durch die<br />

Farbigkeit und den gelungenen Bildaufbau entstehen die Geschichten von ganz allein. Auch<br />

bei längerer Betrachtung verliert das Bild nichts an seiner Ausdruckskraft.


3. Preis (200 Euro)<br />

Paula Dornhege<br />

Alter: 15 Jahre<br />

Münster<br />

Jurybegründung<br />

Paula Dornhege dokumentiert ein Bodystyling der besonderen Art. Mit Kugelschreiber,<br />

abwaschbar, aber ziemlich heftig. Die Haut wird „beschrieben“ und die Oberfläche „angekratzt“.<br />

Die Darstellung eines ganz besonderen Körpergefühls, mit einer Portion Ironie: „Jakob<br />

muss sich duschen ...“<br />

Das Foto ist modern in der Bildsprache, perfekt in Farbe und Machart. Der ausgewählte<br />

Ausschnitt pointiert exakt den Body und das damit zu vermittelnde Körpergefühl sowie die<br />

ästhetische Sichtweise auf die irritierenden Bemalungen.<br />

Förderpreise (je 100 Euro)<br />

Jewgeny Alexandrovski<br />

Alter: 15 Jahre<br />

Baden Baden<br />

Jacob Dornhege<br />

Alter: 15 Jahre<br />

Münster<br />

Fotogruppe 14 Samurais<br />

Alter: ca. 17 Jahre<br />

München<br />

Foto AG Goethe-Gymnasium<br />

Alter: ca.15 Jahre<br />

Ludwigsburg<br />

Foto AG BUS-Klasse<br />

Alter: ca. 17 Jahre<br />

Duisburg<br />

Fotogruppe „Installationen“<br />

Alter: 17 Jahre<br />

Musik + Kunstschule Bruchsal<br />

Bruchsal<br />

Lea Gimpel<br />

Alter: 17 Jahre<br />

Dresden<br />

Julia Junge<br />

Alter: 17 Jahre<br />

München<br />

Martin Ludwig<br />

Alter: 17 Jahre<br />

Schweinfurt<br />

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Isabell Rosenberg<br />

Alter: 15 Jahre<br />

Köln<br />

Peter Sonnenberg<br />

Alter: 15 Jahre<br />

Doberlug-Kirchhain<br />

PREIS DES PHOTOINDUSTRIE-VERBANDS E.V. (GRUPPENPREIS 500 EURO)<br />

Phönix: ein uebungsraumprojekt<br />

Alter: 17-18 Jahre<br />

München<br />

Jurybegründung:<br />

„Auf der Suche nach asiatischen Lebenswelten in München.“ – Das war das Projekt der Gruppe<br />

Phönix. Insgesamt haben 20 Schüler im Alter von 12 bis 18 Jahren daran teilgenommen<br />

und drei von ihnen haben eine Serie von sechs Bildern eingereicht: Da gibt es das Bild im Bild,<br />

um das Medium zur Überbrückung der verschiedenen Lebenswelten einzusetzen. Reflexionen<br />

zur Integration des ostasiatischen „Lifestyle“ werden via Satellit ins Münchner Wohnzimmer<br />

geholt. Kirschblüte und Gummibaum – Deutscher Herbstwald und Pazifik. Und die<br />

Großfamilie beim Essen in der Heimat. In der alten Heimat? In der neuen? Man weiß nie<br />

genau, woher diese Momentaufnahmen kommen: Deutschland? Oder China? Oder Vietnam?<br />

Assoziativ werden verschiedene Themen, Orte und Medien miteinander verwoben. Interpretationen<br />

werden nicht vorgegeben und man lässt dem Betrachter Raum für eigene Assoziationen.<br />

Die Arbeit ist ein Beispiel für ein inhaltlich anspruchsvolles Projekt, das auf der<br />

multikulturellen Realität der Teilnehmer beruht und ein fotografisch eigenständiges, formal<br />

homogenes Resultat darstellt.<br />

Altersgruppe C (18-21 Jahre)<br />

PREISE DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND<br />

1. Preis (500 Euro)<br />

Luise Schröder<br />

Alter: 21 Jahre<br />

Potsdam<br />

Jurybegründung<br />

Luise Schröder fotografierte Jugendliche und ihre Aufenthaltsorte. Und das auf hervorragende<br />

Weise: konzentrierte, respektvolle Portraits, die den Betrachter sofort in ihren Bann<br />

ziehen. Fotos von Wohn- und Straßenräumen, die fast beiläufig daherkommen und beim<br />

zweiten Hinsehen viel über die Bewohner und über jugendliche Lebenswelten erzählen.<br />

Die Bilder funktionieren einzeln ebenso gut wie in der eindrucksvollen Serie, denn Luise Schröder<br />

hat sich ihrem eigenen Konzept nicht zwanghaft untergeordnet, sondern ist auf jede<br />

Person individuell mit ihrer Kamera eingegangen.<br />

In jedem einzelnen Bildpaar ist die Emotionalität der Akteure zu spüren. Durch die expressive<br />

Farbigkeit überträgt sich die Stimmung auf den Betrachter. So „einfach“ und so wirkungsvoll<br />

kann die Portraitfotografie, immerhin eines der ältesten fotografischen Genres, heute<br />

noch sein.


2. Preis (300 Euro)<br />

Laura Bielau<br />

Alter: 21 Jahre<br />

Leipzig<br />

Jurybegründung<br />

Was soll man da sagen? Abgetakelte High-Society wäre unfair. Das trifft es ja auch gar nicht,<br />

denn Laura Bielau hat sich ihrem Thema viel sensibler genähert: Hier feiern jung gebliebene,<br />

haben ihren Spaß und sehen gar nicht ein, warum sie das Feiern den Sechzehnjährigen überlassen<br />

sollen. Man sieht Menschen und ihre verstaubte Festsaalumgebung. Langsam nähert<br />

man sich als Betrachter diesem fremden Milieu und nimmt die Details wahr. Das ist die Kunst<br />

der Reportage: nah dran sein, Bilder machen, die offen sind für Interpretationen, das Gespür<br />

für den perfekten Augenblick und die Fähigkeit die „Gerüche“ vor Ort auf Papier zu bannen…<br />

Und: Bilder machen, die nicht bloßstellen oder gar „verraten“, sondern die Fotografierten in<br />

ihrer Lebensart respektieren.<br />

Mal wurden die Fotos perfekt arrangiert, ein anderes Mal wurden sie situationsbedingt im<br />

richtigen Moment aufgenommen. Außerdem: wann hat schon einmal jemand ein Hawaiihemd<br />

in solch umwerfendem „Schwarzweiß-Blitzlicht“ gesehen?<br />

3. Preis (200 Euro)<br />

Mathias Kutt<br />

Alter: 20 Jahre<br />

Waldkirchen<br />

Jurybegründung<br />

Das Foto ist eine perfekt komponierte Inszenierung, in der alles bedacht wirkt. Der Bildaufbau<br />

samt der Person, die schräg ins Bild gesetzt wurde. Fast schon unheimlich auch die Details:<br />

die ordentliche Kleidung, runtergelassene Rollläden, zwei Zimmerpflanzen, Omas alter<br />

Sessel und das lockere Telefonkabel unter der Heizung. Und die Körperhaltung des jungen<br />

Mannes: Er sitzt – schüchtern, verängstigt, ernst? –, die Knie aneinandergepresst und die<br />

Hände artig in den Schoß gelegt wie erstarrt auf dem Sessel und fixiert den Fotografen …<br />

Das Foto lebt von seiner irritierenden „übernormalen“ Normalität und damit hat Mathias<br />

Kutt auf jeden Fall eines der merkwürdigsten Porträts der letzten Zeit beim Deutschen Jugendfotopreis<br />

geschaffen.<br />

Förderpreise (je 100 Euro)<br />

Jezabel Baudo<br />

Alter: 21 Jahre<br />

Spemge<br />

Sarah Beckhoff<br />

Alter: 18 Jahre<br />

Ennepetal<br />

Carl Bednorz<br />

Alter: 21 Jahre<br />

Schweinfurt<br />

Janka Burtzlaff<br />

Alter: 18 Jahre<br />

Hamburg<br />

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Johann Clausen<br />

Alter: 20 Jahre<br />

Rendsburg<br />

Philip Conrath<br />

Alter: 20 Jahre<br />

65239 Hochheim<br />

Daniela Emig<br />

Alter: 21 Jahre<br />

Karlsruhe<br />

Agnes Fabich<br />

Alter: 19 Jahre<br />

Eckental<br />

Fanny Fauska<br />

Alter: 20 Jahre<br />

Erfurt<br />

Fotogruppe „Knips“<br />

Alter: ca. 20 Jahre<br />

Bonn<br />

Fotogruppe „Starfighter“<br />

Alter: ca. 20 Jahre<br />

Cölbe<br />

Fotogruppe „Sven Cishmack“<br />

Alter: ca. 20 Jahre<br />

Lübeck<br />

Anna Kley<br />

Alter: 20 Jahre<br />

Berlin<br />

Isabelle Köhncke<br />

Alter: 21 Jahre<br />

Bergisch Gladbach<br />

Anna Merten<br />

Alter: 18 Jahre<br />

Köln<br />

Dalia Nassimi<br />

Alter: 21 Jahre<br />

Hamburg<br />

Tina Pfannenberg<br />

Alter: 21 Jahre<br />

20251 Hamburg


Sabine Romanowsky<br />

Alter: 18 Jahre<br />

<strong>04</strong>910 Elsterwerda<br />

Pauline Rücherl<br />

Alter: 18 Jahre<br />

München<br />

Anna Schneider<br />

Alter: 20 Jahre<br />

Neuwied<br />

Corinna Steinhoff<br />

Alter: 20 Jahre<br />

München<br />

Louis Volkmann<br />

Alter: 21 Jahre<br />

Leipzig<br />

Ziba Zolfaghari<br />

Alter: 20 Jahre<br />

40670 Meerbusch<br />

PREIS DES PHOTOINDUSTRIE-VERBANDS E.V. (GRUPPENPREIS 500 EURO)<br />

Grundkurs Fotografie ABG<br />

Alter: 18 Jahre<br />

Straubing<br />

Jurybegründung:<br />

„Bild im Bild“ ist ein Thema, das beim Deutschen Jugendfotopreis in den verschiedensten<br />

Formen immer wieder auftaucht. Der Fotografie-Grundkurs des Anton-Bruckner-Gymnasiums<br />

hat sich auf ganz eigene Art und Weise diesem Thema gewidmet. Großformatige Schwarzweiß-Bilder<br />

mit Köpfen, auf die wiederum Bilder von historischen Texten oder Fragmente<br />

alter Gemälde projiziert wurden. Fotografien zu existentiellen Themen: Köpfe als Projektionsflächen<br />

für das, was uns prägt und für die Kultur, in die wir hineinwachsen. Die einzelnen<br />

Bilder fügen sich zu einer Gesamtheit, behalten aber ihre individuellen Qualitäten bei.<br />

Besonders überzeugend ist die Vielfalt der Bildentwürfe und ihre anspruchsvolle fotografische<br />

Umsetzung.<br />

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Sonderthema „Familienbilder“<br />

PREISE DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND<br />

1. Preis (500 Euro)<br />

Johannes Thönes<br />

Alter: 11 Jahre<br />

Witzhelden<br />

Jurybegründung<br />

Johannes Thönes bietet dem Betrachter Einblicke in das Leben seiner Großeltern. In seiner<br />

berührenden, ausdrucksstarken Reportage zeigt er uns deren Alltag und Umgebung. Ergänzt<br />

wird die Serie durch einen Brief, in dem Johannes – nicht traurig, sondern durchaus hoffnungsvoll<br />

– schildert, wie das Leben der Achtzigjährigen in der letzten Zeit schwieriger geworden<br />

ist. In jedem einzelnen Bild ist seine Nähe zu den fotografierten Personen spürbar.<br />

Auch die fotografische Umsetzung überzeugt, insbesondere der bewusste Einsatz der Schwarzweiß-Fotografie<br />

und die Zusammenstellung der Bilder zu einer konsequenten Serie. Vom<br />

ersten bis zum letzten Bild reflektiert der Autor seine ganz persönliche Beziehung zu seinen<br />

Großeltern und lässt in Kombination mit dem Text eine ganz besondere Familiengeschichte<br />

entstehen.<br />

2. Preis (300 Euro)<br />

Jacob Dornhege<br />

Alter: 15 Jahre<br />

Münster<br />

Jurybegründung:<br />

Nicht seine Familie, sondern gleich mehrere fremde Familien präsentiert Jacob Dornhege. Da<br />

ist die Mutter, die mit ihren beiden <strong>Kinder</strong>n fast verloren in einer eigenartigen Landschaft<br />

verloren herumsteht. Ein Vater trägt einen riesigen Felsbrocken locker auf der Schulter, seine<br />

<strong>Kinder</strong> laufen hinter ihm her. Eine Familie sitzt entspannt am Strand neben drei Mülltonnen.<br />

Jedes Bild der Serie erzählt eine eigene Geschichte und der Betrachter kann immer neues entdecken.<br />

An jeder Familie ist Jacob „dran“ – ohne zum Voyeur zu werden. Die Kamera ist sein<br />

ständiger Begleiter.<br />

Mit dem Gespür für die richtigen Augenblicke und perfekt komponierten Bildausschnitten<br />

hat Jakob Dornhege eine Serie aus ungewöhnlichen Bildern entstehen lassen, die ihre Qualität<br />

über die gesamte Strecke hält.<br />

3. Preis (200 Euro)<br />

Tom Pilath<br />

Alter: 20 Jahre<br />

Bannewitz<br />

Jurybegründung<br />

Die Familie als Inszenierung ist das Thema von Tom Pilaths Fotoserie. Mit viel historischem<br />

Bewusstsein werden Bilder theaterhaft in einem Bühnenbild in Szene gesetzt. Eine Performance<br />

für die Kamera, die einer ausgeklügelten Dramaturgie folgt. Mit ihren vielschichtigen<br />

Charakteren und skurrilen Anordnungen bieten die Fotos Raum für Interpretationen.


Sie machen das Konzept deutlich, die beim Betrachter einen eigenen „Film im Kopf“ ablaufen<br />

lassen.<br />

Statt mit perfektionierten Digitalbildern wird hier das Thema mit bewusst „schlechten“<br />

Abzügen umgesetzt, was die Arbeit in ihrer Wirkung noch eigensinniger macht.<br />

Förderpreise: Sonderthema „Familienbilder“ (Je 100 Euro)<br />

Daniela Mihaela Cionc<br />

Alter: 18 Jahre<br />

München<br />

Fotogruppe „Projektgruppe-Foto“<br />

Alter: ca. 10 Jahre<br />

Oberursel<br />

Magdalena Frick<br />

Alter: 19 Jahre<br />

Stuhr<br />

Laura Lorenz<br />

Alter: 21 Jahre<br />

Essen<br />

Judith Rebecca Michel<br />

Alter: 21 Jahre<br />

Bielefeld<br />

Marie Mittelberg-Kind<br />

Alter: 7 Jahre<br />

Castrop-Rauxel<br />

Matthias Nebel<br />

Alter: 19 Jahre<br />

Weßling<br />

Charlotte Pistorius<br />

Alter: 18 Jahre<br />

Oldenburg<br />

Sebastian Riemer<br />

Alter: 21 Jahre<br />

Düsseldorf<br />

Luise Schröder<br />

Alter: 21 Jahre<br />

Potsdam<br />

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PREIS DES PHOTOINDUSTRIE-VERBANDS E.V. (GRUPPENPREIS 500 EURO)<br />

Fotogruppe LaLoKa<br />

Alter: 13 Jahre<br />

Burg<br />

Jurybegründung:<br />

Eigentlich nahe liegend: ein Familienalbum zum Thema Familienbilder. Ein Foto-Objekt, dem<br />

man ansieht, dass eine ganze Gruppe eigenständig daran gearbeitet hat.<br />

Wer das Album der Fotogruppe LaLoKa aufschlägt, sieht nicht die traute Familienseeligkeit<br />

von Weihnachtsfesten und Familienurlauben. Das Buch ist vielmehr in „sechs Visionen“ unterteilt:<br />

„Einzelkind - Einzelkämpfer“, „Mein Papa“, „Emotionale Achtsamkeit“, „Ich hab mich<br />

selbst so lieb“, „Alleinerziehend“ und „Emotionale Achtsamkeit, Teil 2“. Zu diesen Visionen<br />

haben die sechs Autorinnen mit viel Spaß und „ohne „Zeigefinger“ kleine kontroverse<br />

Bildgeschichten entwickelt und sie mit phantasievollen Texten collageartig kombiniert. Der<br />

Fotogruppe LaLoKa gelingt es, intensive Inhalte wiederzugeben und den Betrachter zum<br />

Nachdenken anzuregen.<br />

Eine unkonventionelle Umsetzung des Sonderthemas „Familien-Bilder“<br />

PUBLIKUMSPREIS 20<strong>04</strong><br />

Jugendliche Ausstellungsbesucher konnten auf der photokina ihre persönlichen Favoriten<br />

wählen. Die meisten Stimmen erhielten die Arbeiten von:<br />

Philipp Conrath<br />

Hochheim<br />

Corinna Steinhoff<br />

München<br />

Martin Ludwig<br />

Schweinfurt<br />

Die Publikumspreise wurden gestiftet von Adobe Systems.

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