Jahresbericht 04 - Kinder
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KINDER- UND JUGENDFILMZENTRUM<br />
IN DEUTSCHLAND<br />
3<br />
Aufgaben und Aktivitäten 20<strong>04</strong><br />
Gefördert durch:
Herausgeber <strong>Kinder</strong> und Jugendfilmzentrum<br />
in Deutschland<br />
Küppelstein 34<br />
42857 Remscheid<br />
Tel. 02191-79 42 33<br />
Fax 02191-79 42 30<br />
Internet www.kjf.de<br />
E-Mail info@kjf.de<br />
Redaktion Christian Exner<br />
Kristin Langer<br />
Horst Schäfer<br />
Jan Schmolling<br />
Satz Tilman Lothspeich<br />
Druck BFC Remscheid
Vorwort<br />
Die mit der Jahresplanung für 20<strong>04</strong> vom Kuratorium des KJF festgesetzten Schwerpunkte<br />
konnten erfolgreich umgesetzt werden. Die hohe Beteiligung an unseren Medienwettbewerben<br />
und die damit angestrebte und erreichte zielgruppengerechte Resonanz bei den <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen, bei Mädchen und Jungen, stehen in der Kontinuität unserer jahrelangen Erfahrungen<br />
mit der Vermittlung und Förderung der Medienkompetenz. Zentrale Themenvorgaben<br />
wie etwa „Migration“ finden sich in allen Aufgabenbereichen wieder: von professionellen<br />
DVD-Filmen und Videos im KJF-Medienvertrieb bis hin zu den Eigenproduktionen von <strong>Kinder</strong>n,<br />
Jugendlichen und Erwachsenen in den Foto- und Videowettbewerben.<br />
Zu den satzungsgemäßen Kernaufgaben des KJF zählt die medienpädagogische Bewertung<br />
und Empfehlung von Filmen für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche. Die im Jahre 2003 vorgenommene<br />
und 20<strong>04</strong> qualitativ und quantitativ vollzogene Umstellung auf das Basis-Format „top-videonews.de“<br />
wurde von unseren Nutzern akzeptiert und mit anwachsender Nachfrage honoriert:<br />
Mit aktuell monatlichen Zugriffen von 180.000 haben wir uns in der Spitzengruppe<br />
vergleichbarer Angebote placiert.<br />
Den Höhepunkt des Jahres 20<strong>04</strong> setzte Mitte Juni das Bundesfestival Video, Film und<br />
Multimedia mit der Verleihung der vom BMFSFJ gestifteten Preise. Das neu eröffnete Internationale<br />
Congress Center Dresden am Elbufer bildete dabei den repräsentativen Schauplatz<br />
und Treffpunkt für Teilnehmer, Veranstalter und Gäste.<br />
Gleichzeitig war es aber auch für die Macher und Freunde des Festivals ein Ort der Betroffenheit<br />
und Beklemmung, denn Moritz v. Engelhardt, der dem Kuratorium des KJF seit dem<br />
Gründungsjahr 1977 angehörte, war erstmals nicht mehr dabei; er starb am 9. Juni 20<strong>04</strong> in<br />
Berlin. Der Förderung der Eigenproduktionen von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen galt immer sein<br />
Engagement, begleitet von jugendpolitischen Diskussionen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
und Strukturen. Folgerichtig sah Moritz v. Engelhardt daher in den letzten<br />
Jahren in dem generationenübergreifenden Wettbewerb „Video der Generationen“ eine innovative,<br />
kommunikationsstiftende Maßnahme, die er mit seinem persönlichen Einsatz stärkte.<br />
An der Jurysitzung Ende März 20<strong>04</strong> hat er sich noch beteiligt; die Anwesenheit beim Festival<br />
– verbunden mit den von ihm sehr geschätzten Diskussionen mit den Jugendlichen und<br />
Erwachsenen – war ihm leider nicht mehr vergönnt.<br />
Wir alle werden Moritz v. Engelhardt so in Erinnerung behalten wie wir ihn erlebt haben:<br />
engagiert, aufgeschlossen und diskussionsfreudig; im Umgang mit den Jugendlichen wählte<br />
er den direkten Weg und bei den Kontakten zu den Vertretern staatlicher oder gesellschaftlicher<br />
Institutionen und Organisationen kannte er keine Berührungsängste. Die Zusammenarbeit<br />
mit ihm war in fachlicher Hinsicht und auch im persönlichen Umgang eine Bereicherung,<br />
die uns geprägt hat und für die wir ihm dankbar sind. Wir werden ihn vermissen, aber nicht<br />
vergessen!<br />
Das Kuratorium<br />
und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmzentrums in Deutschland
Institutionelles<br />
Einrichtung und Aufgaben<br />
Personelles<br />
Kuratorium<br />
KJF Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
Gremienarbeit<br />
Praktikantinnen<br />
Aktivitäten 20<strong>04</strong><br />
Gender Mainstreaming<br />
Thema Migration<br />
Bundesweite Maßnahmen im Bereich rezeptiver Medienarbeit<br />
Bundesweite Maßnahmen im Bereich Aktive Medienarbeit<br />
Filme für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />
Festivals<br />
Publikationen<br />
Zusammenarbeit mit Hochschulen und Universitäten<br />
Seminare<br />
Bundeswettbewerbe<br />
Deutscher Jugendvideopreis – Sektion Professional Media –<br />
Deutscher Jugendvideopreis – Sektion Young Media –<br />
Video der Generationen<br />
Deutscher Jugendfotopreis<br />
KJF-Medienvertrieb<br />
Allgemeines<br />
Medienverleih<br />
Internationale Foren<br />
CIFEJ – Internationales <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmzentrum<br />
Kooperationspartner<br />
Terminkalender<br />
Anhang<br />
Preisträger DJVP – Professional Media –<br />
Preisträger DJVP – Young Media –<br />
Preisträger Video der Generationen<br />
Preisträger Deutscher Jugendfotopreis<br />
Berichte über das Bundesfestival Video, Film und Multimedia in Dresden<br />
Sonderdruck der <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilm Korrespondenz<br />
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Institutionelles<br />
Einrichtung und Aufgaben<br />
Das <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmzentrum in Deutschland (KJF) wurde Ende Januar 1977 gegründet<br />
und begann im Juni 1977 mit der Arbeit. Da in der Bundesrepublik Jugendhilfe, Kultur,<br />
Bildung und Medien im Wesentlichen zu dem Aufgabenbereich der Länder zählen, ging der<br />
Gründung des KJF ein langer Abstimmungsprozess zwischen Bund und Ländern voraus, bevor<br />
das für Jugendfragen zuständige Bundesministerium mit den Obersten Landesjugendbehörden<br />
darin übereingekommen war, ein Zentrum für audiovisuelle Kommunikation und audiovisuelle<br />
Produktionen zu schaffen. Das KJF wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend (BMFSFJ) aus Mitteln des <strong>Kinder</strong>- und Jugendplanes des Bundes gefördert.<br />
Die Rechtsträgerschaft des KJF wurde der Akademie Remscheid für musische Bildung und<br />
Medienerziehung übertragen.<br />
Das KJF hat die Rechtsnachfolge des Nationalen Zentrums für <strong>Kinder</strong>film und -fernsehen<br />
der DDR übernommen und sieht in der Förderung der Jugendmedienarbeit in den neuen<br />
Bundesländern nach wie vor eine Aufgabe mit Priorität.<br />
Das KJF hat seine Arbeitsschwerpunkte u. a. in folgenden Bereichen:<br />
• Förderung des <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilms<br />
• medienpädagogische Modellmaßnahmen<br />
• Förderung von praktischer Medienarbeit von und mit <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />
• Medienkritik, Medienkunde und Vermittlung von Medienkompetenz<br />
Im Einzelnen bedeutet das u. a.:<br />
• Erwerb von Auswertungslizenzen für <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilme; das KJF hat von ca. 300<br />
Filmen (überwiegend ausländischen Produktionen) nichtgewerbliche Auswertungsrechte<br />
für die Bundesrepublik Deutschland erworben. Die Filme und Videos werden im Eigenvertrieb<br />
oder in Kooperation mit qualifizierten Vertriebsstellen herausgegeben und sind<br />
über die vorhandenen nichtgewerblichen Verleiher wie Bildstellen, Filmdienste, Medienzentralen<br />
usw. zu beziehen, vgl. hierzu den Katalog „Filme für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />
– Filmkatalog 20<strong>04</strong>“. Das KJF verfügt außerdem über einen Archivbestand von ca. 1000<br />
Filmen, die im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt eingelagert sind und für wissenschaftliche<br />
Zwecke genutzt werden können.<br />
• Programmbeteiligung an den Nordischen Filmtagen Lübeck, beim <strong>Kinder</strong>filmfest München<br />
und beim Goldenen Spatz in Gera und Erfurt.<br />
• Organisation und Durchführung von medienpädagogischen und medienpolitischen Seminaren<br />
und Arbeitstagungen zu unterschiedlichen Themen, z.B.: Praxisorientierte <strong>Kinder</strong>und<br />
Jugendfilmarbeit, Kino für Jung und Alt, Klassiker des <strong>Kinder</strong>films, Genrefilme für<br />
<strong>Kinder</strong>, „TOP VIDEOS“ für <strong>Kinder</strong>, Fremde Kulturen in Filmen für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche,<br />
Jugendkultur und Medien, Europäischer Jugendfilm, Kultfilme und Kultserien für Jugendliche,<br />
Junges Europäisches Kino, Mythos, Kolportage und Visionen im Science-Fiction-<br />
Film, „TOP VIDEOS“ gegen Vorurteile, Aggressionen und Gewalt, Horror, Klassik, Kult<br />
und Trash, Jugendkulturen und Film, Fantasy für <strong>Kinder</strong>, Cyborgs – von Menschmaschinen<br />
und Maschinenmenschen.<br />
• Herausgabe von Katalogen, medienpädagogischen Arbeitshilfen und wissenschaftlichen<br />
Arbeiten, Medienempfehlungslisten, Seminar- und Tagungsberichten.
Im Auftrag des Bundesjugendministeriums hat das KJF die Organisation und Ausrichtung des<br />
Deutschen Jugendvideopreises (DJVP) übernommen, der seit 1985 aus medienpädagogischer<br />
Sicht kinder- und jugendgeeignete Videoproduktionen besonders hervorhebt Mit dem<br />
Deutschen Jugendvideopreis – Professional Media und seinem – Young Media Bereich treffen<br />
qualitätsvolle Medienangebote für Jugendliche und kreative Produktionen von Jugendlichen<br />
zusammen. Zusätzlich präsentiert der Wettbewerb Video der Generationen die Highlights<br />
und Preisträger generationsübergreifender Projekte sowie von medienaktiven Senioren. Ganz<br />
im Zeichen des Dialogs stand das Bundesfestival 20<strong>04</strong>, das in dieser Form zum fünften Mal<br />
durchgeführt wurde. Ein Dialog, der einerseits zwischen den Generationen geführt wird und<br />
andererseits aus der Begegnung von professionellen Medienanbietern und Medienproduzenten<br />
mit jugendlichen Nachwuchsfilmern entsteht.<br />
Der 1988 gestartete bundesweite Wettbewerb Jugend und Video wurde als Young Media in<br />
den Deutschen Jugendvideopreis integriert. Er richtet sich an alle, die jünger als 26 Jahre sind<br />
und allein oder in einer Gruppe mit diesem Medium arbeiten. Der vom Bundesjugendministerium<br />
geförderte Wettbewerb will möglichst viele Videomacherinnen und Videomacher<br />
zu originellen und interessanten Produktionen anregen und bietet neben den Prämien auch<br />
Fachseminare an. Die Preisträgervideos werden auf dem Bundesfestival Video, Film und<br />
Multimedia sowie auf Festivals im In- und Ausland präsentiert.<br />
Der Deutsche Jugendfotopreis (DJF), 1961 von dem für Jugendfragen zuständigen Bundesministerium<br />
gestiftet, wird seit 1978 vom KJF veranstaltet. Der Wettbewerb gibt <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen die Möglichkeit, Preise zu gewinnen und ihre Fotos einer größeren Öffentlichkeit<br />
vorzustellen. Eine Auswahl der eingesandten Fotos wird in einer Fotodokumentation<br />
veröffentlicht. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DJF werden Fotoseminare angeboten;<br />
die Preisverleihung ist verbunden mit einer Ausstellung der prämierten Fotos und Fachgesprächen<br />
mit der Jury und anderen Experten. Online-Aktivitäten wie z. B. die Community<br />
fotofieber.de haben sich zu einem wichtigen Bestandteil des Wettbewerbs entwickelt.<br />
Zu den Aufgaben des KJF gehört weiterhin die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen<br />
Institutionen vergleichbarer Aufgabenstellung (z.B. der Bundesvereinigung Kulturelle<br />
Jugendbildung, dem Bundesverband Jugend und Film e.V.) sowie die Vertretung der<br />
Bundesrepublik Deutschland in den entsprechenden internationalen Verbänden, z.B. im<br />
Centre International du Film pour l’Enfance et la Jeunesse (CIFEJ), Montreal.<br />
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6<br />
Personelles<br />
KJF-Kuratorium<br />
Kuratoriumsmitglieder bis 15. Juni 20<strong>04</strong><br />
• Dr. Werner C. Barg, Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin<br />
• Hans Peter Bergner, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bonn<br />
• Moritz v. Engelhardt, wannseeFORUM Berlin (verstorben 09.06.20<strong>04</strong>)<br />
• Dr. Claus Eppe, Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf<br />
• Linde Fröhlich, Nordische Filmtage Lübeck<br />
• Dr. Peter Hasenberg, Deutsche Bischofskonferenz Bonn, Bereich Kirche und Gesellschaft<br />
• Regina Käseberg, Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend, Mainz<br />
• Prof. Dr. Peter Pleyer, bis 1998 Professor für Medienpädagogik an der Fachhochschule<br />
Münster, Vorsitzender des Kuratoriums<br />
• Prof. Dr. Cecilia Rentmeister, Fachhochschule Erfurt<br />
• Susanne Schuster, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bonn<br />
• Dr. Claudia Wegener, Universität Bielefeld, Fakultät für Pädagogik<br />
Neuberufung des Kuratoriums ab 15. Juni 20<strong>04</strong><br />
• Dr. Werner C. Barg, Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin<br />
• Hans Peter Bergner, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bonn<br />
• Linde Fröhlich, Nordische Filmtage Lübeck<br />
• Dr. Peter Hasenberg, Deutsche Bischofskonferenz Bonn, Bereich Kirche und Gesellschaft<br />
• Regina Käseberg, Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend, Mainz<br />
• Gabriele Naundorf, wannseeFORUM, Berlin<br />
• Prof. Dr. Peter Pleyer, bis 1998 Professor für Medienpädagogik an der Fachhochschule<br />
Münster, Vorsitzender des Kuratoriums<br />
• Jürgen Schattmann, Ministerium für Schule, Jugend und <strong>Kinder</strong> des Landes NRW,<br />
Düsseldorf<br />
• Susanne Schuster, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bonn<br />
• Prof. Dr. Ralf Vollbrecht, Technische Universität Dresden, Fakultät Erziehungswissenschaften<br />
• Dr. Claudia Wegener, Universität Bielefeld, Fakultät für Pädagogik
KJF-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
• Christian Exner, wissenschaftl. pädagogischer Mitarbeiter<br />
• Heidemarie Hrabar, Sachbearbeiterin<br />
• Brigitte Klose, Sachbearbeiterin<br />
• Kristin Langer, wissenschaftl. pädagogische Mitarbeiterin<br />
• Nicole Peffekoven, Verwaltungsangestellte<br />
• Horst Schäfer, Leiter des KJF<br />
• Jan Schmolling, wissenschaftl. pädagogischer Mitarbeiter/Stellvertr. Leiter des KJF<br />
• Birgit Spicker, Buchhalterin<br />
• Ursula Stachuletz, Sachbearbeiterin<br />
• Heike Stäblein, Text- und Datenverarbeitung<br />
Praktikantinnen<br />
• Marlen Beyer, TU Dresden<br />
• Ursula Reim, TU München<br />
• Janet Torres, Uni Magdeburg<br />
Gremienarbeit<br />
Jan Schmolling<br />
• Auswahlgremium des Wettbewerbs Video der Generationen<br />
• Jury des Dieter-Baacke-Preises<br />
• Mitglied des Fachbeirats des Projekts CHICAM (Children in Communication about<br />
Migration) der PH Ludwigsburg<br />
• Berufenes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie<br />
Christian Exner<br />
• Jury der Skandinavischen Filminstitute zur Vergabe des <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmpreises bei<br />
den Nordischen Filmtage Lübeck<br />
• Mitglied im Ausschuss Produktionsförderung C/<strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmvorhaben der<br />
Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien (BKM)<br />
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Aktivitäten 20<strong>04</strong><br />
Gender Mainstreaming<br />
Bezogen auf die Aktivitäten des KJF bedeutet Gender Mainstreaming, die Gesamtheit der<br />
Arbeit, Projekte und Angebote darauf auszurichten, dass sie auf das Ziel einer tatsächlichen<br />
Gleichstellung von Männern und Frauen sowie Jungen und Mädchen hinwirken und einen<br />
Beitrag zur Chancengleichheit der Geschlechter leisten. Diese Vorgaben und Bestimmungen,<br />
wie z.B. des Bundesgremienbesetzungsgesetz, werden bei der Zusammensetzung von Jurys<br />
der Bundeswettbewerbe eingehalten.<br />
Die Konzeption und Durchführung der Bundeswettbewerbe erfolgt ebenfalls mit der Maßgabe,<br />
dass Mädchen und Jungen die gleichen Chancen zur Teilnahme erhalten. In der Vergangenheit<br />
hat sich gezeigt, dass sich für den aktiven Gebrauch der Medien Fotografie und<br />
Video in erster Linie Jungen interessierten. Das KJF bestärkte daher durch gezielte Förderung<br />
Mädchen und junge Frauen, an den Wettbewerben und ihren medienpädagogischen Begleitangeboten<br />
teilzunehmen. Dies geschah u. a. durch Quotierung und mit mädchenspezifischen<br />
Angeboten. Diese Maßnahmen liegen mittlerweile ca. zehn bis fünfzehn Jahre zurück und<br />
verdeutlichen das frühzeitige Engagement des KJF. Seit den 90er Jahren hat sich bei Mädchen<br />
und jungen Frauen in Bezug auf das Interesse am aktiven Mediengebrauch ein deutlicher<br />
Wandel vollzogen. Am deutlichsten wahrnehmbar ist dies beim Medium Fotografie,<br />
wo sich nachgerade eine Umkehrung der Verhältnisse ergeben hat. Derzeit sind es deutlich<br />
mehr Mädchen und junge Frauen, die sich fürs Fotografieren interessieren. Im Videobereich<br />
scheint dieser Trend zeitversetzt ebenfalls einzusetzen. Wie das nachfolgende Diagramm<br />
verdeutlicht, beteiligen sich an den Wettbewerben „Deutscher Jugendfotopreis“ und „Deutscher<br />
Jugendvideopreis“ insgesamt gleich viele Mädchen bzw. junge Frauen und Jungen bzw.<br />
junge Männer. Dieses Ergebnis ist ein Gradmesser für die gelingende zielgruppenadäquate<br />
Konzeption und Ausschreibung der Wettbewerbe durch das KJF. Berücksichtigt man die<br />
Tatsache, dass die beiden Wettbewerbe zu den größten Jugendmedienforen Deutschlands<br />
zählen und in den letzten zwanzig Jahren ca. 30.000 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche an ihnen<br />
teilgenommen haben, darf durchaus von einer gesamtgesellschaftlichen Wirksamkeit der<br />
medienpädagogischen Angebote des KJF ausgegangen werden.<br />
1800<br />
1700<br />
1600<br />
1500<br />
1400<br />
1300<br />
1200<br />
1100<br />
1798 1781<br />
weiblich<br />
männlich<br />
Gesamtbeteiligung am Deutschen Jugendfotopreis und Jugendvideopreis 20<strong>04</strong><br />
Das KJF ermöglicht somit in nachhaltiger Weise die Förderung der Medienkompetenz und<br />
verbessert die Chancengleichheit der Geschlechter. Mit seinen vielseitigen Angeboten verhilft<br />
es <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen zu emanzipiertem und reflektiertem Medienhandeln. Die<br />
in diesem Zusammenhang bestehenden Vorgaben und Bestimmungen, wie beispielsweise die<br />
des Bundesgremienbesetzungsgesetzes, werden bei der Berufung von Auswahlausschüssen<br />
und Juries der Medienwettbewerbe berücksichtigt.
Thema Migration<br />
Zentrale Fragen zum Thema „Migration“ sind: Was verbinden Menschen mit dem Begriff<br />
„Heimat“? Wie leben Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland? In welche<br />
Richtung entwickelt sich ihre kulturelle Identität?<br />
Die Migrationsthematik ist seit Jahren fester Bestandteil der Angebote und Aktivitäten des<br />
KJF. Die vom KJF-Medienvertrieb herausgebenden Filme, die mit dem Recht zur öffentlichen<br />
nichtwerblichen Vorführung ausgestattet sind, bieten dazu hervorragendes Anschauungsmaterial.<br />
Zu nennen sind Produktionen wie z.B. SWETLANA: Gemeinsam mit ihrer Familie ist<br />
die 16-jährige Swetlana von Kasachstan nach Duisburg gezogen. Die fremde Umgebung in<br />
Deutschland, die Vorurteile, die sie als Russlanddeutsche erfährt, verunsichern sie ebenso wie<br />
das Gefühl der Entwurzelung in ihr selbst. SWETLANA ist ein Film über das Erwachsenwerden,<br />
über die Suche nach Heimat, Freundschaft und Liebe. Im Mittelpunkt steht Swetlanas Entwicklung,<br />
aber der Film zeigt auch facettenreich, wie sich Menschen in einem fremden Land<br />
arrangieren, wie sie darum kämpfen, einen neuen Weg zu finden oder auch scheitern.<br />
Auch im Bereich der aktiven Medienarbeit setzen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
mit dem Thema Migration auseinander. Beim Deutschen Jugendfotopreis 20<strong>04</strong> wurden gleich<br />
mehrere herausragende Arbeiten prämiert. In der jüngsten Altersgruppe ging der Hauptpreis<br />
an ein Fotoprojekt, das von einem <strong>Kinder</strong>garten durchgeführt wurde. Die 4- bis 5-jährigen<br />
<strong>Kinder</strong> suchten ein Asylbewerberwohnheim auf und lernten den dortigen Lebensalltag kennen.<br />
Es folgte ein Gegenbesuch der ausländischen <strong>Kinder</strong>. Das Medium Fotografie war hier<br />
ein Mittel, das in gleichem Maße kreativ wie dialogstiftend eingesetzt wurde. Dem Betrachter<br />
des Fotos erschließt sich die Migrationsthematik aus der Sicht von <strong>Kinder</strong>n. Zu sehen sind<br />
Menschen, die nicht auf der Gewinnerseite der Gesellschaft stehen, und doch gelingt es der<br />
Gruppe, die Lebensfreude der <strong>Kinder</strong> in den Vordergrund zu rücken. Man sieht, wie sie wohnen<br />
und arbeiten und wo sie spielen. Die fünfjährigen <strong>Kinder</strong> begegnen den Asylbewerbern positiv<br />
und frei von Vorurteilen.<br />
Beim Deutschen Jugendvideopreis lag 20<strong>04</strong> das Thema Migration ebenfalls im Trend. Besonders<br />
sensibel wurde das Thema Heimat in dem Dokumentarfilm GHERDEAL von Thomas Beckmann<br />
und Martin Nudow eingefangen, der beim Bundesfestival mit einem Preis ausgezeichnet<br />
wurde. Ganz neu und verblüffend ist hier die Perspektive auf das Thema: Für eine Familie,<br />
deren Vorfahren vor langer Zeit aus Sachsen nach Siebenbürgen kamen, stellt sich immer<br />
wieder die Frage, ob sie bleiben oder emigrieren sollen. Doch trotz politischer Repressalien<br />
und wirtschaftlicher Not geben sie nicht dem Drang nach, in das Land ihrer Vorfahren zurückzukehren<br />
– ganz anders als die meisten in diesem Dorf, das durch Entvölkerung total verfällt.<br />
Um Migration ging es auch im Bundeswettbewerb Video der Generationen. Im Mittelpunkt<br />
hier: Die Biografien von Senioren. Als Abenteuer erlebte Manuel Ibartz in den 60ern seine<br />
Abreise aus einem Spanien, das unter der Herrschaft Frankos jungen Menschen eine Lebensperspektive<br />
entzog. Die Ankunft in Deutschland und der Beginn einer neuen Existenz als<br />
„Gastarbeiter“ zeigen sich als großes Wagnis für Ibartz, der heute in die deutsche Gesellschaft<br />
integriert ist. Sein Film Aventura Alemania – Abenteuer Deutschland erhielt einen der<br />
Hauptpreise. Der Wettbewerb Video der Generationen griff mit seiner 20<strong>04</strong> veröffentlichten<br />
Ausschreibung die Migrationsthematik mit dem Sonderthema „Abenteuer Deutschland“ auf.<br />
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10<br />
Bundesweite Maßnahmen im Bereich rezeptiver Medienarbeit<br />
Ziele und Schwerpunkte<br />
Der Deutsche Jugendvideopreis hat in seiner Sektion Professional Media die Qualitätssteigerung<br />
des Marktangebotes durch einen ausgelobten Wettbewerb sowie eine kontinuierliche<br />
Empfehlungsarbeit zum Ziel. Im Jahr 20<strong>04</strong> sollte eine hoch qualifizierte Fachjury im Rahmen<br />
der Preisauszeichnung die Produktionen hervorheben, die sich in besonderer Weise für <strong>Kinder</strong><br />
und Jugendliche eignen und sich deutlich vom Durchschnittsangebot abheben. Gleichermaßen<br />
versteht sich der Deutsche Jugendvideopreis Professional Media als Ratgeber und<br />
Informationspool im Bereich der Neuveröffentlichung von Filmen für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />
auf DVD und Video. Da die Herausgabe von Filmproduktionen stetig zunimmt, verlieren die<br />
Verbraucher die Orientierung. Mit sachlicher und fachkompetenter Informationsaufbereitung<br />
und –verbreitung soll Hilfe bei der Auswahl und Entscheidung für oder gegen eine Produktion<br />
gegeben werden. Jugendliche selbst sind die Hauptzielgruppe in dieser Maßnahme,<br />
gefolgt von Eltern und pädagogisch Tätigen. Die Reichweite der Empfehlungsarbeit bundesweit<br />
zu garantieren sowie durch Kooperation mit Partnern zu stärken ist seit Beginn des<br />
Deutschen Jugendvideopreises 1985 sein Hauptziel.<br />
Aktivitäten<br />
Als Vorbereitung für die Juryarbeit wurde das Marktangebot an Filmen für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />
auf DVD und Video kontinuierlich vom KJF datenmäßig erfasst und in Hinblick auf die<br />
Belange des Wettbewerbs ausgewertet. Monatlich wurde eine Bestenliste erstellt, die mit den<br />
Qualitätskriterien des Preises diejenigen Angebote in den Mittelpunkt stellte, die sich deutlich<br />
vom Durchschnitt abhoben. Unter dem Titel „Top Videos“ sind diese Empfehlungslisten<br />
jeweils monatlich veröffentlicht worden. Alle empfohlenen Titel gingen in die Bewertung zum<br />
Deutschen Jugendvideopreis Professional Media 20<strong>04</strong> ein; ergänzend befasste sich die Jury<br />
mit Konzepten und Strategien, in denen Filme für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche in besonderer Weise<br />
für die Zielgruppen verfügbar gemacht wurden. In einer Jurysitzung erstellte die vom BMFSFJ<br />
berufene Jury eine Vorschlagsliste für die Auszeichnung. Das Ministerium nahm die Ehrung<br />
der Preisträger während der Preisverleihung beim Bundesfestival Film, Video und Multimedia<br />
in Dresden vor.<br />
Die Empfehlungslisten „Top Videos“ sind gleichzeitig feste Rubrik im Internetmagazin topvideonews.de,<br />
dessen Redaktion das KJF seit 2003 übernommen hat. So wurde auf Grundlage<br />
der Marktauswertung auch über die Titel entschieden, die im Magazin von Fachautoren<br />
besprochen werden sollten. Wöchentlich bearbeitet das KJF die eingehenden Texte, sorgt für<br />
die Bildaufbereitung und entsprechende Publizierung der Fachinformationen. Thematische<br />
Empfehlungslisten, die Qualitätsfilme unter bestimmten Aspekten bündeln, sind anlässlich<br />
des 20-jährigen Jubiläums des Preises, sowie zum Themenbereich „Vorurteile und Gewalt“<br />
und als Ratgeber für den Weihnachtseinkauf entstanden.<br />
Insbesondere im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit wurden mit Aktivitäten bei Fernsehprogrammzeitschriften<br />
u. a. zweimalige Veröffentlichung in PRISMA mit 4 Mio.-Auflage sowie<br />
Elternmagazinen Schwerpunkte gesetzt. Auf Initiative des KJF wurde die Kooperation mit der<br />
Aktion SCHAU HIN intensiviert, fachlich konzipiert und zum Jahresabschluss mit der Online-<br />
Veröffentlichung der Themenliste „Weihnachtsnews“ realisiert.
Erfahrungen und Ergebnisse<br />
Die Auswertung des Marktangebotes bezüglich der Filme, die sich für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />
eignen (bis FSK 16), gestaltete sich 20<strong>04</strong> als zunehmend arbeitsintensiv. Das Titelangebot<br />
ist im Vergleich zum Vorjahr um ca. 30% gestiegen. Das zieht wechselnde Arbeitsauslastungen<br />
der Redaktion und der Autoren nach sich. Zwischen 60 und 150 Titel pro Woche<br />
sind sachgerecht zu bearbeiten und fachlich auszuwerten. Den Prognosen der Anbieterfirmen<br />
zu Folge unterliegt diese Entwicklung hinsichtlich der Quantität einem Aufwärtstrend. Eine<br />
wirtschaftliche Vergleichsanalyse belegte, dass die Sechs- bis Dreizehnjährigen im Jahre 20<strong>04</strong><br />
siebzehn Prozent mehr Kaufkraft besaßen als noch zwei Jahre zuvor, obwohl die Zahl der<br />
<strong>Kinder</strong> in dieser Altersgruppe um rund 300.000 zurückging. Um einem Verlust an wirtschaftlichem<br />
Gewinn vorzubeugen, reagieren die Anbieter des gesamten <strong>Kinder</strong>unterhaltungsmarktes<br />
mit einer Ausweitung in immer jüngere Altersgruppen. So wird beispielsweise<br />
die Zielgruppe der Zwei- und Dreijährigen <strong>Kinder</strong> als wachstumsträchtig angesehen. Mit der<br />
Einführung von Dachmarken (z.B. Toggo und Toggolino von Super RTL) sollen <strong>Kinder</strong> (und<br />
deren Eltern) frühzeitig an Produkte gebunden werden. Zusätzlich werden Fernsehproduktionen<br />
für die Jüngsten verstärkt als DVD auf den Markt kommen. Im zweiten Halbjahr 20<strong>04</strong><br />
setzte diese Trendentwicklung bereits ein. Ab 2005 wird es kostengünstige tragbare DVD-<br />
Player für <strong>Kinder</strong> geben, die gleich den Walk- und Discmans die Verfügbarkeit des Mediums<br />
als „ständigen Begleiter“ ermöglichen.<br />
Auch jugendliche Altersgruppen wurden als kaufkräftige Konsumenten eingestuft; Sondereditionen<br />
mit Mehrfach-DVDs in kurzer Zeitabfolge kommen auf den Markt. Hinsichtlich der<br />
Jahresprämierung bedeutete dies für das KJF, die Angebote differenziert aufzubereiten, damit<br />
die Jury entscheidungsfähig war. Im Wettbewerbsjahr 20<strong>04</strong> wurde deutlich, dass die Bereiche<br />
„<strong>Kinder</strong>“ und „Jugendliche“ sehr dicht beieinander lagen, so dass der Jury die Zuordnung<br />
der anspruchsvollen Geschichten schwer fiel. Insgesamt wurden fünf Produktionen und eine<br />
Initiative für vorbildliches Bonusmaterial ausgezeichnet. Filme zum Thema „Migration“<br />
bildeten den Schwerpunkt.<br />
Hinsichtlich der zeitnahen und zielgruppenorientierten Informations- und Empfehlungsarbeit<br />
durch das Internetmagazin top-videonews.de lässt sich ein stetiger Zuwachs verzeichnen,<br />
vgl. Seite 23. Die aktuellen Filmbesprechungen haben mit 85% der wöchentlichen Zugriffe<br />
die größte Nachfrage und animierten im Jahr 20<strong>04</strong> zunehmend zum Dialog mit den jugendlichen<br />
Nutzern des Magazins. Im Bereich der Elternberatung stößt die Empfehlungsliste zur<br />
Weihnachtszeit ungebrochen auf große Resonanz. Im Vergleich zu anderen Themenlisten<br />
werden diese Empfehlungen vier Mal so häufig nachgefragt. Sowohl Nutzer selbst als auch<br />
beratende Einrichtungen, Verleihinstitutionen sowie Zeitschriften für Familien bedienen sich<br />
der vom KJF erstellten Auswahl von Filmen unter medienpädagogischen Aspekten. In der auf<br />
Initiative des KJF intensivierten Kooperation mit der Bundesaktion SCHAU HIN stellte sich<br />
beispielsweise heraus, dass dort – wie auf vielen anderen Beratungsseiten auch – die<br />
Bereiche <strong>Kinder</strong>fernsehen, Computer(spiele) und Internet hinreichend als Fachrubriken abgedeckt<br />
sind. Der Medienmarkt für <strong>Kinder</strong> im Bereich DVD bzw. Video bleibt jedoch außen vor.<br />
Das KJF konnte hier mit seiner fachkompetenten Auswahl- und Empfehlungsarbeit ergänzend<br />
tätig werden. SCHAU HIN veröffentlicht nunmehr regelmäßig die KJF-Empfehlungen,<br />
was gleichzeitig zu der angestrebten größeren Reichweite der Fachinformationen beitrug.<br />
Schlussfolgerung und Perspektiven<br />
Die Bilanz nach zwanzig Wettbewerbsjahren zeigte, dass der Preis als Imageträger für Anbieterfirmen<br />
willkommen ist; eine wirklich marktsteuernde Funktion kann er allerdings nicht<br />
ausüben. Die Entscheidung über die Herausgabe von Filmtiteln auf dem europäischen und<br />
damit auch auf dem deutschen Markt erfolgt anhand vorrangig wirtschaftlich erfolgs-<br />
11
12<br />
versprechender Cluster. Folgerichtig sollte die Empfehlungsarbeit des KJF deshalb im Mittelpunkt<br />
zukünftiger Aktivitäten stehen, da ein solches Angebotsprofil dringend erforderlich ist.<br />
Nach wie vor gibt es im Internet keinen vergleichbaren Informationsdienst zu den top-videonews.de,<br />
der Filme für die oben genannten Zielgruppen in den Mittelpunkt stellt, ausführlich<br />
informiert und zeitnah abrufbar ist. Die Möglichkeiten, das Portal immer wieder neu<br />
attraktiv zu gestalten, sind lange noch nicht ausgeschöpft. Insbesondere sollten weiterhin<br />
jugendliche Nutzer motiviert werden, sich zu Filmen zu äußern und ihre eigene Filmkritik zu<br />
schreiben. Der Dialog mit den Fachautoren, aber auch der Heranwachsenden untereinander,<br />
verspricht nicht nur spannende Auseinandersetzungen, sondern ist gleichermaßen eine gute<br />
Schulung des bewussten Sehens und des medienspezifischen Verständnisses. Mit Blick auf<br />
die zunehmenden Angebote für <strong>Kinder</strong> sollte allerdings auch für diese Zielgruppe ein Portal<br />
entstehen, in dem sie altersgerechte Informationen erhalten und so entscheidungsfähig<br />
werden hinsichtlich ihrer Medienauswahl. Da Eltern gerade für die jüngste Zielgruppe<br />
stellvertretend entscheiden, sollten Informationsangebote hier ausgebaut werden. Um die<br />
verantwortungsvolle Entscheidung für eine Filmauswahl treffen zu können, ist bei ihnen ein<br />
großer Bedarf an Beratung und Schulung abzudecken. Neben sachgerechten Informationen<br />
über das Internet oder in Printmaterialien können hier Seminare, Veranstaltungen, Tagungen<br />
sicherlich ergänzend wirksame Vermittlungsmöglichkeiten sein. Eine Zusammenarbeit mit<br />
Eltern- und Familienberatungseinrichtungen sollte dabei angedacht werden. Das KJF wird<br />
auch die Praxis der Online-Beratungsdienste auswerten.
Bundesweite Maßnahmen im Bereich aktiver Medienarbeit<br />
Ziele und Schwerpunkte<br />
Im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend veranstaltet das<br />
<strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmzentrum in Deutschland (KJF) die bundesweiten Wettbewerbe Video<br />
der Generationen, Deutscher Jugendvideopreis und Deutscher Jugendfotopreis. Diese Wettbewerbe<br />
sind Teil der medienpädagogischen Landschaft in Deutschland und bieten<br />
• Förderung der Medienkompetenz von <strong>Kinder</strong>n, Jugendlichen und Senioren<br />
• Orientierung für Multiplikatoren und Entscheidungsträger<br />
• Impulse für jugendkulturelle Maßnahmen.<br />
Durch ihre verlässliche Durchführung garantieren die Wettbewerbe dem Bereich der Medienarbeit<br />
eine berechenbare Plattform. Mit den optionalen Sonderthemen bzw. Specials leisten<br />
sie einen Beitrag bei der Umsetzung jugendpolitischer Schwerpunkte. Die zentralen Wettbewerbs-Events<br />
und breitenwirksam publizierten Wettbewerbs-Ergebnisse bringen die<br />
vielfältigen Sichtweisen junger und älterer Menschen in den gesellschaftlichen Diskurs ein<br />
und stellen nicht zuletzt einen repräsentativen und PR-wirksamen Leistungsbeweis der kulturellen<br />
Bildungsarbeit dar.<br />
In der Medienarbeit werden digitale Trägermedien, Bildmanipulationen, Computer Generated<br />
Images, interaktive Erzählstrukturen und die Einbindung von Video in künstlerische Installationen<br />
in zunehmendem Maße genutzt. Das Spektrum fotografischer und audiovisueller<br />
Ausdrucksformen hat sich hierdurch erheblich erweitert. Ausgehend von diesem Nutzungswandel<br />
der Medien stand 20<strong>04</strong> auf der Agenda des KJF die Integration der digitalen und<br />
interaktiven Medien in die Angebote der Medienwettbewerbe sowie die Entwicklung eines<br />
eigenständigen Forums.<br />
Zentrale Schwerpunkte waren im Videobereich die Stärkung regionaler Strukturen der Medienarbeit<br />
und der Präsentation der Chancen intergenerativer Medienarbeit für den Dialog<br />
zwischen jungen und älteren Menschen.<br />
Im Fotobereich galt es, die Veranstalter-Plattform für die Präsentation des Deutschen Jugendfotopreises<br />
und der Jugendfotografie/Imaging zu etablieren und einen Beitrag für die<br />
Vernetzung der „Digital-Fotopädagogik“ zu leisten.<br />
Aktivitäten<br />
Die Umsetzung der Ziele und Schwerpunkte geschah auf folgende Weise:<br />
Die Jugendmedienarbeit in Deutschland wurde mit den vom Bundesjugendministerium und<br />
weiteren Sponsoren gestifteten Preisgeldern im Gesamtwert von ca. 30.000 Euro gefördert.<br />
In die Ausschreibung des Deutschen Jugendvideopreises wurde die zusätzliche Kategorie<br />
Multimedia aufgenommen. Die Präsentation dieses Wettbewerbs wurde in enger Kooperation<br />
mit dem Multimedia-Wettbewerb MB21 des Dresdener Medienkulturzentrums realisiert.<br />
Beim Bundesfestival Video-Film-Multimedia wurde neben dem Jugendvideopreis auch der<br />
Wettbewerb Video der Generationen präsentiert und dadurch ein intergeneratives Medienforum<br />
geschaffen.<br />
Auch im Fotobereich spielten die digitalen Medien eine herausragende Rolle: Die Präsentation<br />
des Deutschen Jugendfotopreises erfolgte bei den vom KJF initiierten Young Imaging Days<br />
auf der Photokina in Zusammenarbeit mit Partnern der bundes- und landesweiten Medienarbeit,<br />
mit der Foto- und Computerindustrie, mit dem Hochschulbereich sowie mit der<br />
Koelnmesse. Zur Photokina erschien ein in Kooperation von KJF und Pädagogischer Hoch-<br />
13
14<br />
schule Freiburg erstelltes Fachbuch zum Thema „Imaging – Digitale Fotografie in Schule und<br />
Jugendarbeit“. Das auf der Agenda des BMFSFJ stehende Thema Familie wurde durch den<br />
Jugendfotopreis mit dem Sonderthema „Familienbilder“ aufgegriffen und in Form einer<br />
Wanderausstellung umgesetzt. Die Ergebnisse aller drei Wettbewerbe wurden auf CD-ROM<br />
(Jugendvideopreis, Video der Generationen) bzw. in einem Katalog (Jugendfotopreis) dokumentiert.<br />
Um der sich verändernden Mediennutzung zu entsprechen, versuchte das KJF, eine nachhaltige<br />
Kooperation mit MB21 zu erreichen, und erstellte im Auftrag des Bundesjugendministeriums<br />
ein Durchführungskonzept für einen Bundeswettbewerb für den Multimediaund<br />
Onlinebereich.<br />
Erfahrungen und Ergebnisse<br />
Bei der Durchführung der Videowettbewerbe wurde deutlich, dass der Deutsche Jugendvideopreis<br />
in erster Linie – bedingt durch Namensgebung und Tradition – junge Filmemacher<br />
anspricht, – diese jedoch besonders breitenwirksam. In Deutschland existiert kein anderer<br />
jährlicher Wettbewerb, der eine solche Vielfalt an Sichtweisen und ein ähnlich hohes Qualitätsniveau<br />
präsentiert, ohne dabei elitäre Zugangshindernisse zu errichten. Der Kreis der Teilnehmer<br />
und Preisträger reicht von Videoprojekten mit Vor- und Grundschulkindern bis zu<br />
Filmstudenten. Tendenziell handelt es sich bei Produktionen von jüngeren Teilnehmern um<br />
klassische medienpädagogisch begleitete Projekte. Mit zunehmendem Alter nimmt die Eigenverantwortlichkeit<br />
an den Produktionen zu, wie auch die Spezialisierung: Die Macher der<br />
Filme stellen sich, ganz profi-like, das für die Aufgabenstellung benötigte Team zusammen.<br />
Die Einbeziehung des Wettbewerbs Video der Generationen in das Bundesfestival Video-Film-<br />
Multimedia sorgte auch diesmal für eine intensive Kommunikation zwischen Jugendlichen<br />
und Senioren. Dieser Wettbewerb motiviert allein durch seine Existenz Jung und Alt zu gemeinsamen<br />
Projekten.<br />
Während die Beteiligung bei den beiden Videowettbewerben ausgezeichnet war, wurden im<br />
Fotobereich die Erwartungen nicht erfüllt. Dass die Beteiligung geringer ausfiel als in den Vorjahren,<br />
lag insbesondere am Sonderthema Familie, das für Teens eher unattraktiv war, sowie<br />
am Übergang von analoger zu digitaler Fotografie: Zwar wird so viel fotografiert wie nie<br />
zuvor, aber die Bilder werden nicht ausgedruckt oder vergrößert, sondern am Computerbildschirm<br />
betrachtet. Mit der Präsentation des Deutschen Jugendfotopreises auf der Photokina<br />
machte das KJF deutlich, wie erfolgreich man Medienarbeit an „nicht-pädagogischen“<br />
Orten präsentieren kann. Die vom KJF initiierten Young Imaging Days hatten ca. 40.000 Besucher<br />
und informierten somit die unterschiedlichsten Zielgruppen – Jugendliche, Multiplikatoren,<br />
Medienfachleute, Entscheidungsträger mit internationalem, nationalem oder regionalem<br />
Background - über die Trends der Jugendfotografie in Deutschland und über die Sichtweisen<br />
von Jugendlichen. Die Young Imaging Days stellten eine erfolgreiche Kooperation mit der<br />
Bundesinitiative Jugend ans Netz, dem Landesjugendministerium NRW, der Kölnmesse und<br />
dem Photoindustrie-Verband sowie der PH Freiburg und den Landeseinrichtungen JFC Medienzentrum<br />
und LAG Kunst und Medien dar. Ein kommunikatives Wettbewerbsforum wie die<br />
Young Imaging Days ist gerade auch für jugendliche Fotografen sinnvoll, da sie in der Regel<br />
allein arbeiten und bei dieser Veranstaltung Kontakte knüpfen können.<br />
Nicht zuletzt weil sich bereits in den Vorjahren der Jugendvideopreis als kein wirklich geeignetes<br />
Forum für multimediale Ausdrucksformen erwiesen hat, sieht das KJF eine folgerichtige<br />
Notwendigkeit für den Start eines neuen Multimedia-Wettbewerbs, der seinen Teilnehmerkreis<br />
gezielt erreicht und fördert. Die 20<strong>04</strong> auf Arbeitsebene erfolgten Sondierungen des KJF<br />
im Hinblick auf eine Kooperation beim Multimediawettbewerb MB21 wurden jedoch vom<br />
Kuratorium nicht weiter verfolgt. Die Neukonzeption eines Multimediawettbewerbs fand 20<strong>04</strong><br />
in der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesjugendbehörden keine Befürworter. Daher<br />
wurde – als Kompromiss und um den interessierten Medienmachern gerecht zu werden – der<br />
Multimediabereich erneut in die Ausschreibung des Deutschen Jugendvideopreises integriert.
Schlussfolgerungen und Perspektiven<br />
Der besondere Durchführungsmodus des Deutschen Jugendvideopreises, mit der Preisverleihung<br />
für jeweils zwei Jahre in einem Bundesland zu Gast zu sein, um dort der Jugendmedienarbeit<br />
Impulse zu geben, hat sich bewährt. Im Rahmen des Bundesfestivals 20<strong>04</strong>, das<br />
in Dresden stattfand, sprach das Nürnberger Medienzentrum Parabol die Einladung für die<br />
Jahre 2005 und 2006 aus. Nach dem Freistaat Sachsen ist somit der Freistaat Bayern das gastgebende<br />
Bundesland.<br />
Die Integration des Wettbewerbs Video der Generationen in das Bundesfestival wird 2005<br />
und 2006 fortgeführt. Die gesamtgesellschaftlich zunehmende Bedeutung kultureller Angebote<br />
für Senioren und intergenerative Gruppen könnte jedoch dazu führen, dass die Präsentation<br />
beider Wettbewerbe – Jugendvideopreis und Video der Generationen – den Veranstaltungsrahmen<br />
sprengt. Daher soll als Option die mittelfristige Ausgliederung und<br />
eigenständige Präsentation des Wettbewerbs Video der Generationen geprüft werden.<br />
Der Deutsche Jugendfotopreis wird sein Durchführungskonzept im Hinblick auf die veränderte<br />
Mediennutzung (Digitalfotografie) dahingehend anpassen, dass die Hürden für die Teilnahme<br />
gesenkt werden und der Bereich Imaging einen hohen Stellenwert erhält. Die bewährte<br />
Kooperation mit dem nordrhein-westfälischen Jugendministerium und den übrigen Partnern<br />
von 20<strong>04</strong> wird fortgesetzt - mit dem Ziel, die Young Imaging Days 2006 durchzuführen.<br />
Die Bereiche Multimedia und Internet werden vorerst in den Deutschen Jugendvideopreis<br />
und Jugendfotopreis einbezogen. Die 20<strong>04</strong> erfolglos verlaufenen Planungen für einen Multimediawettbewerb<br />
bedeuten nicht, dass das Thema für die Projekte des KJF an Bedeutung<br />
verloren hat – im Gegenteil.<br />
15
16<br />
Filme für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />
Festivals<br />
Für den satzungsgemäßen Auftrag des KJF, der außerschulischen Medienarbeit geeignete<br />
Filme und Videos verfügbar zu machen, spielen die überregional bedeutenden <strong>Kinder</strong>- und<br />
Jugendfilmfestivals in Deutschland eine wichtige Rolle. Einerseits werden hier neue nationale<br />
und internationale Produktionen vorgestellt, andererseits sind die Reaktionen des Zielgruppenpublikums<br />
und der medienpädagogischen Fachöffentlichkeit ein Gradmesser für den<br />
Stellenwert einzelner Titel und die sich daraus ableitenden Überlegungen, sie für die nichtgewerbliche<br />
Medienarbeit zu nutzen. Generell gesehen bereichern die Festivals das<br />
Qualitätsangebot an Filmen für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche und setzen durch ihre Akzente in<br />
Wettbewerbsprogrammen und Retrospektiven kulturelle Impulse für die ambitionierte<br />
<strong>Kinder</strong>kino- und Jugendfilmarbeit. Das KJF hat sich 20<strong>04</strong> an dem <strong>Kinder</strong>filmfest beim Filmfest<br />
München und den Nordischen Filmtagen in Lübeck beteiligt. Es handelt sich hier um<br />
Veranstaltungen von international bzw. bundesweit repräsentativer Bedeutung.<br />
Das Deutsche <strong>Kinder</strong>- Film & Fernsehfestivals „Goldener Spatz“ finden im Abstand von zwei<br />
Jahren in Gera/Erfurt statt. 2003 beteiligten wir uns mit der Jugendfilmreihe „Es ist nicht<br />
leicht, jung zu sein“. Das nächste Festival findet erst im April/Mai 2005 statt.<br />
22. <strong>Kinder</strong>filmfest – Filmfest München<br />
26.06 – 03.07.20<strong>04</strong><br />
Neben den Münchner Erstaufführungen mit neuen deutschen und internationalen <strong>Kinder</strong>filmen<br />
war ein Sonderprogramm mit Filmen aus dem „Filmkanon für <strong>Kinder</strong>“ der Schwerpunkt<br />
dieser Veranstaltung. Für diese Filmreihe sowie die sie begleitende Sonderausgabe der<br />
<strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmkorrespondenz wurden keine KJF-Mittel benötigt, so dass sich unser<br />
Beitrag auf die Herausgabe einer ausführlichen Filmbesprechung zu IRGENDO IN EUROPA<br />
(Regie: Geza Radvanyi, Ungarn 1947) beschränkte; vgl. Anlage. Der Film, der als „filmgeschichtliche<br />
Wiederentdeckung“ angekündigt wurde, gehört zu den Klassikern des europäischen<br />
Films und handelt von heimatlosen <strong>Kinder</strong>n, die hungrig und verzweifelt aus den<br />
zertrümmerten Städten strömen und durch das Land ziehen, auf der Suche nach einer<br />
Heimat. Ziel der Veranstaltung war, diesen Film über die Vorführung in München hinaus zu<br />
weiteren Einsätzen in Deutschland verfügbar zu machen. Hier bietet sich eine Integration<br />
dieses Vorhabens in das für 2005 konzipierte Projekt „<strong>Kinder</strong>, Krieg und Kino“ an.<br />
46. Nordische Filmtage Lübeck<br />
<strong>04</strong>. – 07.1120<strong>04</strong><br />
Das <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilm-Programm der Nordischen Filmtage bietet seit Jahrzehnten ein<br />
bewährtes, spannendes Angebot an Filmen von besonderer Qualität. Für das internationale<br />
Filmschaffen beispielgebend, haben viele dieser Produktionen auch ihre Vertriebswege in<br />
Deutschland gefunden. Die <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilme aus Skandinavien bilden traditionell auch<br />
einen Schwerpunkt des KJF-Medienvertriebs.<br />
Das Lübecker Festival mit jährlich 18.000 Zuschauern und rund 800 akkreditierten Gästen<br />
aus der Presse und Filmbranche präsentierte auch in diesem Jahr eine große und überzeugende<br />
Auswahl des filmischen Schaffens aus den skandinavischen und baltischen Ländern.<br />
Damit haben die Nordischen Filmtage Lübeck einmal mehr ihre wichtige Position in der Filmwelt<br />
und als Mittler zwischen Deutschland und dem Norden Europas unterstrichen. Neben<br />
der aktuellen Filmauswahl für den Wettbewerb bieten die Retrospektiven eine willkommene,<br />
gerngesehene Gelegenheit, auf das Qualitätsniveau und die beeindruckende Bandbreite<br />
der Nordischen Filme hinzuweisen. Das KJF hat sich in den vergangenen Jahren mit ausge-
wählten <strong>Kinder</strong>film-Retrospektiven am Gesamtprogramm der Nordischen Filmtage beteiligt,<br />
um die <strong>Kinder</strong>kinos in Deutschland zur Übernahme dieser Filmreihen anzuregen. Nach den<br />
Werkschauen mit Filmen von Soeren Kragh-Jacobsen (1998) und Bille August (2001), der<br />
Retrospektive mit Märchenverfilmungen nach Hans Christian Andersen (1999), den Reihen<br />
„Krimis für Kids“ (2000), „Märchen und Mystery“ (2002) und „Zwischen Disney und Anime“<br />
(2003) waren es diesmal Filme zum Thema „<strong>Kinder</strong>, Krieg und Kino“.<br />
Das Ende des Zweiten Weltkrieges liegt fast 60 Jahre zurück. Seither herrscht Friede in Mitteleuropa.<br />
Dennoch ist das Thema „Krieg“ für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche auch in Deutschland<br />
allgegenwärtig und bestimmt ihr Denken und Fühlen. Medienberichte über den Zweiten<br />
Weltkrieg und über die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen in aller Welt, Andeutungen<br />
von Großeltern oder Mitschülern, die vor Kriegshandlungen in ihren Heimatländern<br />
geflohen sind, lösen Ängste aus und lassen ein Gefühl der Bedrohung aufkommen. Oft fühlen<br />
sie sich von Erwachsenen in diesen Ängsten nicht ernst genommen, was das Gefühl der<br />
Ohnmacht noch verstärkt.<br />
Filme, die das Thema Krieg und Nachkriegszeit aus dem Blickwinkel von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />
thematisieren, tragen mit dazu bei, mit Erwachsenen ins Gespräch zu kommen. Indem<br />
Filme die Bedrohung, aber auch den Alltag in Kriegszeiten visualisieren und in nachfühlbare<br />
Geschichten einbinden, können sie zur Enttabuisierung beitragen und bewirken, dass <strong>Kinder</strong><br />
und Jugendliche sich ein genaueres „Bild“ vom Krieg machen können. Auch Erwachsenen<br />
fällt es leichter, über Filmgeschichten zu reden als über die eigene erlebte Geschichte und<br />
erschreckende Nachrichtenbilder. In Skandinavien sind in den letzten Jahren immer wieder<br />
Filme entstanden, die auf sehr sensible Weise Geschichten von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus<br />
der Kriegs- und Nachkriegszeit erzählen. Die Retrospektive zeigte eine kleine Auswahl<br />
vorbildlicher Produktionen wie beispielsweise INSEL IN DER VOGELSTRASSE von Soeren<br />
Kragh-Jacobsen, KLEINE IDA von Laila Mikkelsen oder MENDEL von Alexander Roesler;<br />
letztere befindet sich auch als Video im KJF-Medienvertrieb.<br />
Bei den 46. Nordischen Filmtagen war, wie in den Jahren zuvor auch, das KJF für die<br />
Berufung einer dreiköpfigen Jury, die in Lübeck den „<strong>Kinder</strong>filmpreis der Nordischen Filminstitute“<br />
verleiht, verantwortlich. Der Jury gehörten an: Lena Beyer, Schauspielerin, Christian<br />
Exner, KJF, und Miko Zeuschner, Regisseur. Ausgezeichnet wurde der Film DIE FARBE DER<br />
MILCH von Torun Lian, Norwegen 20<strong>04</strong>, 90 Min. Farbe.<br />
Die Begründung der Jury: „Ein dickköpfiges, schlagfertiges Mädchen untersucht die Welt mit<br />
einem kritischen Forscherblick. Hinterfragt alles mit einer tiefen Falte auf der Stirn. Versucht<br />
selbst die Liebe zu sezieren. Bis jemand es schafft, nicht nur ihren Kopf, sondern auch ihr Herz<br />
zu beschäftigen. Eine Liebesgeschichte von zwei <strong>Kinder</strong>n: Zerbrechlich, komisch, sanft und<br />
fein, wie der Sand, den Andy Selma über den Arm rieseln lässt. Man behält dieses eigenwillige<br />
Mädchen gerne und lange in Erinnerung.“<br />
17
18<br />
Publikationen<br />
Das „Lexikon des <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilms – im Kino, im Fernsehen und auf Video“ erscheint<br />
als Loseblatt-Sammlung im Corian-Verlag; das KJF und die <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmkorrespondenz,<br />
München, bilden eine gemeinsame Redaktion. Das Lexikon ist das erste deutschsprachige<br />
Standardwerk, das sich kompetent und umfassend mit dem <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilm<br />
als besonderem Segment des Marktes befasst. Hier verstehen sich <strong>Kinder</strong>filme und<br />
Jugendfilme zum einen als Genre, zum anderen auch als Zielgruppen-Produktionen, da sehr<br />
oft spezifische Formen der Dramaturgie, der Präsentation oder des Abspiels gewählt werden.<br />
Die Interessen der Kinos, der TV-Redaktionen und der Videoszene sind ebenso berücksichtigt<br />
wie die der Fachpresse und der Medienpädagogik.<br />
Ende 20<strong>04</strong> wurde die 18. Ergänzungslieferung herausgegeben, womit der Umfang des<br />
Lexikons auf mittlerweile ca. 4.500 Seiten angestiegen ist.<br />
Zusammenarbeit mit Hochschulen und Universitäten<br />
Seminare<br />
Die enge Zusammenarbeit mit Hochschulen und Universitäten sichert dem KJF den Anschluss<br />
an aktuelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse und Ergebnisse der Jugendforschung.<br />
Die in der Universität Bielefeld und der Technischen Universität Dresden veranstalteten Blockseminare<br />
des KJF besitzen Modellcharakter. Einerseits geht es um die Auseinandersetzung mit<br />
so genannten „populären“ Filmen, d.h. mit den kommerziell erfolgreichen Produktionen, die<br />
bei <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen besonders beliebt und gefragt sind; andererseits um Filme mit<br />
einem zu analysierenden und herauszuarbeitenden medienpädagogischen Stellenwert, die<br />
sich für praxis- und themenorientierte Angebote der Jugendhilfe besonders eignen. Die Ergebnisse<br />
der Seminare werden im Internet oder im „Lexikon des <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilms“<br />
veröffentlicht und regen somit die Theorie und Praxis der <strong>Kinder</strong>- und Jugendhilfe zu weiterführenden<br />
Maßnahmen an.<br />
In diesem Zusammenhang ist noch darauf hinzuweisen, dass seit über zwei Jahrzehnten<br />
Praktikantinnen und Praktikanten aus Bielefeld - und seit einigen Jahren auch aus Dresden<br />
und anderen Hochschulorten – beim KJF ausgebildet werden und viele von ihnen durch die<br />
bundesweiten Kontakte des KJF zu kollegialen Einrichtungen und Instituten mittlerweile in<br />
(medien-)pädagogischen Berufen erfolgreich sind.<br />
20<strong>04</strong> wurden folgende Seminare durchgeführt:<br />
„Die neuen Helden – Animationsfilm und Digitales Kino“<br />
12. bis 15. Januar in der Universität Bielefeld<br />
Leitung: Prof. Dr. Uwe Sander und Horst Schäfer<br />
Der Terminator, Spiderman, Hulk, Data, Lara Croft und Chihiro – sie haben eins gemeinsam,<br />
obwohl sie sehr unterschiedlicher Herkunft sind: es sind synthetische Figuren, fiktive Geschöpfe<br />
aus den Comics oder der Filmproduktion heraus entstanden und für das Mainstream-Kino<br />
gestylt. Dort feiern sie große Erfolge und sind bei Jugendlichen äußerst populär, ein Boom,<br />
der sich – besonders im Mange/Anime-Bereich – auch in der Video- und DVD-Auswertung<br />
fortsetzt. Es war das Ziel des Seminars, diese Filme nicht nur nach produktionstechnischen,<br />
sondern auch nach filmsprachlichen und medienpädagogischen Kriterien zu analysieren und<br />
zu bewerten. Teilgenommen haben ca. 90 Studentinnen und Studenten des Diplomstudien-
ganges Erziehungswissenschaft sowie des BA-Studiengangs Medienwissenschaft der Universität<br />
Bielefeld.<br />
Nach einer filmgeschichtlichen Einführung am Beispiel des frühen Stars „Rudolph Valentino“<br />
(im Film von Ken Russel, USA/UK 1977) folgte der Klassiker DENN SIE WISSEN NICHT WAS<br />
SIE TUN mit James Dean. Vorgestellt, analysiert und diskutiert wurden u. a. noch folgende<br />
Filme bzw. Helden: TOMB RIDER mit der Powerfrau Lara Croft, der grüne Koloss HULK der<br />
elegante SPIDER-MAN, der Android Data aus STAR TREK sowie die Protagonisten aus BLADE<br />
RUNNER, SCARFACE, FIGHT CLUB und MATRIX. Ergänzt wurde das Filmprogramm durch<br />
ein Referat von Uwe Sander über „Jugendmythen im Spielfilm“.<br />
„Medienwirkung – Wahrnehmung und Bedeutung von Filmen<br />
in biographischer Perspektive“<br />
24. bis 27. Mai in der Universität Bielefeld<br />
Leitung: Prof. Dr. Uwe Sander und Horst Schäfer<br />
Das Seminarthema leitet sich ab aus der Tatsache, dass Medien – besonders die audiovisuellen<br />
Medien wie Film und Fernsehen – die Lebensstile und die Lebensziele junger Menschen<br />
prägen. Medienpädagogen, die sich mit der Medienwirkung auseinandersetzen – und das<br />
nicht nur ausschließlich im Zusammenhang mit der Gewalt-Diskussion – werfen einen Blick<br />
zurück auf die eigene Mediensozialisation und präsentieren als exemplarisches Beispiel ein<br />
Filmbeispiel (ein „Schlüsselfilm“) als besonderes Ereignis in ihrer Kindheit oder Jugendzeit.<br />
Hierzu zählen durchaus auch Filme, die psychisch belastend waren (z.B. Horror-Schocker)<br />
sowie Filme mit Stars und Idolen, die Vorbild waren oder verehrt wurden.<br />
Zu dem Aufwachsen in Medienwelten wurde als Basis-Literatur auf das Buch von Ralf<br />
Vollbrecht (Hrsg.) „Mediensozialisation. Pädagogische Perspektiven des Aufwachsens in<br />
Medienwelten“ verwiesen; hier besonders auf die Beiträge von Ralf Vollbrecht und Ekkehard<br />
Sander „Common Culture und neues Generationenverhältnis“. Grundlagen der Analyse waren<br />
neben dem medienpädagogischen Analysemodell von Horst Schäfer noch die Publikationen<br />
„Erlebniswelt Kino – Über die unbewusste Wirkung des Films“ von Dirk Blothner und „Filmund<br />
Fernsehanalyse“ von Lothar Mikos.<br />
Das Programm bestand aus einer interessanten, diskussionsstiftenden Mischung von Filmklassikern<br />
wie JOHHNY ZIEHT IN DEN KRIEG oder DER GEFANGENE VON ALCATRAZ und<br />
Fernseh-Serien wie LÖWENZAHN und HOMER SIMPSON.<br />
Von diesem Seminar gibt es leider kein Protokoll, sondern nur einzelne, verschriftlichte<br />
Referate.<br />
„Nord-Licht-Bilder – Highlights des skandinavischen Jugendfilms“<br />
12. bis 15. Juli in der TU Dresden<br />
Leitung: Prof. Dr. Ralf Vollbrecht und Horst Schäfer<br />
<strong>Kinder</strong>- und Jugendfilme aus Skandinavien sind beim Publikum und in der Fachöffentlichkeit<br />
(Journalisten, Pädagogen etc.) äußerst beliebt und fast immer unter den Preisträgern renommierter<br />
Festivals zu finden. Eine gezielte, beispielgebende Förderungspolitik sichert über Jahrzehnte<br />
hinweg die kontinuierliche Produktion für die Zielgruppe <strong>Kinder</strong> und Jugendliche. Die<br />
Bandbreite umfasst alle Genre: von Action und Abenteuer, Krimi und Lovestory bis hin zu<br />
(Anti-)Kriegsfilmen, Fantasy- und Mystery-Stoffen. Zu den Regisseurinnen und Regisseuren<br />
zählen bekannte Namen; angefangen von Bille August, dem Gewinner der Goldenen Palme<br />
für PELLE, DER EROBERER, bis zum Dogma-Filmer Soeren Kragh-Jacobsen (u. a. EMMAS<br />
SCHATTEN und DIE JUNGEN VON ST. PETRI). Von besonderem Stellenwert sind die Literaturverfilmungen<br />
– zu nennen sind hier u. a. die mehrfach ausgezeichneten Filme RONJA<br />
RÄUBERTOCHTER (nach Astrid Lindgren) und NUR WOLKEN BEWEGEN DIE STERNE von<br />
Torun Lian.<br />
19
20<br />
Durch seine Beteiligung an den Nordischen Filmtagen Lübeck und die Herausgabe von<br />
skandinavischen <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmen in unserem Medienvertrieb wird deutlich, wie stark<br />
das Interesse des KJF an diesem Markt-Segment ist.<br />
In dem Seminar in Dresden wurden ausgewählte Beispiele analysiert und bewertet; es waren<br />
Filme, die durch ihre künstlerische Qualität herausragen oder durch den Mut zu „Grenzüberschreitungen“<br />
für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche besonders geeignet sind. Neben den eingangs<br />
bereits genannten Titeln wurden noch gezeigt: DER LEHRLING DES MEISTERDIEBS, HÖHER<br />
ALS DER HIMMEL, FRIDA MIT DEM HERZEN IN DER HAND, SEBASTIAN RAUS AUS ÅMAL<br />
und WILD ANGEL.<br />
Ein Referat über die Filmförderung in Skandinavien rundete die Filmauswahl ab. Bei den<br />
Nordischen Filmtagen in Lübeck führt der Bundesverband Jugend und Film traditionsgemäß<br />
ein begleitendes Filmseminar durch. Zwei Seminarplätze für die 46. Nordischen Filmtage<br />
waren für das KJF reserviert und zwei Studentinnen, die nach (subjektiver) Ansicht der<br />
Seminar-Leitung besonders gute Filmanalysen vorgetragen hatten, konnten als Gäste des KJF<br />
nach Lübeck fahren.<br />
DVD über „Filmsprache und Filmanalyse“<br />
Speziell zur Aneignung und Vermittlung von Medienkompetenz in der Filmarbeit mit <strong>Kinder</strong>n<br />
und Jugendlichen hat die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) im Auftrag des<br />
KJF eine DVD über „Filmsprache und Filmanalyse“ produziert. Auf der von Dr. Werner Barg<br />
(dffb) und Horst Schäfer konzipierten und vom BMFSFJ geförderten DVD erläutern<br />
Studierende der dffb die Grundlagen der Filmsprache, indem sie anhand von Gestaltungsbeispielen<br />
und Filmausschnitten aus ihren, im ersten Studienjahr produzierten Kurzfilmen über<br />
die eigenen Wirkungsabsichten sprechen.<br />
In dieser Weise gibt die DVD eine Übersicht von Filmstudenten, zukünftigen Regisseuren,<br />
Kameraleuten und Produzenten zu den Bereichen Bild, Montage, Spezialeffekte, Ton und<br />
Musik im Film. Außerdem enthält die DVD im Kapitel „Analyseinstrumente“ eine Erläuterung<br />
der wichtigsten Hilfsmittel zur Filmanalyse (Filmprotokoll, Segmentierung etc.), deren<br />
Handreichung der DVD-User für eigene Filmanalysen nutzen kann. Die DVD (80 Min., Farbe,<br />
FSK: ab 16 J.) wird ab 2005 im Medienvertrieb des KJF angeboten.
Bundeswettbewerbe<br />
Deutscher Jugendvideopreis – Sektion Professional Media –<br />
Vorbemerkung<br />
Der Deutsche Jugendvideopreis – Sektion Professional Media, der kommerzielle Filme auf<br />
Video und DVD für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche in den Mittelpunkt stellt, ist 20<strong>04</strong> zum zwanzigsten<br />
Mal verliehen worden. In seinem Jubiläumsjahr wurde der Wettbewerb mit einer Auswahl<br />
der Jahresbesten durch eine Fachjury und der feierlichen Auszeichnung der Preisträger<br />
im Rahmen des Bundesfestivals Video, Film und Multimedia Mitte des Jahres abgeschlossen.<br />
Den Themenschwerpunkt „Migration“ behandelten vier von sechs der ausgezeichneten Qualitätsproduktionen.<br />
Zur Dokumentation der Preisgeschichte wurden im Rahmen der Informations-<br />
und Empfehlungsarbeit die Themenliste „Best of – 20 Jahre djvp“ veröffentlicht.<br />
Außerdem wurden Datenarchive mit Informationen zu allen Preisträgerfilmen und Juryentscheidungen<br />
per Internet zugänglich gemacht. Darüber hinaus wurden mit der Veröffentlichung<br />
der Themenlisten „Do the right thing“ sowie „Weihnachtsnews“ zwei weitere Empfehlungsbereiche<br />
zielgruppenbezogen bearbeitet. Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit wurde<br />
die Reichweite zur Verbreitung der Empfehlungsergebnisse durch Kooperationen mit fachverwandten<br />
Initiativen und der Zeitschrift PRISMA gesteigert.<br />
Beteiligung und Jury<br />
Zum zwanzigsten Mal wurde der Deutsche Jugendvideopreis in seiner Sektion Professional<br />
Media im Jahre 20<strong>04</strong> ausgeschrieben. Der Aufforderung, sich mit qualitätsvollen Filmen auf<br />
DVD oder Video in den Sparten „Filme für <strong>Kinder</strong>“ und „Filme für Jugendliche“ zu beteiligen,<br />
kamen 35 Anbieterfirmen bzw. Produzenten mit 75 Titeln nach. Außerdem reichten 15<br />
Teilnehmer Beiträge für die Sparte „Beispielhafte Initiativen“ ein. Die quantitative Beteiligung<br />
am Wettbewerb hat 20<strong>04</strong> zugenommen, was sich auf folgende Punkte zurückführen lässt:<br />
• im Vorfeld des Einsendeschlusses erfolgte seitens des KJF eine gezielte Teilnehmerwerbung<br />
• der Wettbewerb stößt als Image-Verbesserer in der Branche auf große Resonanz<br />
• eine Vielzahl von Sondereditionen und Wiederveröffentlichungen wurden eingereicht<br />
– mussten aus formalen Gründen dann jedoch vom Wettbewerb ausgeschlossen werden<br />
Insgesamt wurden der Jury 45 Titel zur abschließenden Prüfung vorgelegt, darunter auch<br />
diejenigen Produktionen, die sich bereits im Jahresverlauf für die monatliche Empfehlungsliste<br />
„Top Videos“ qualifiziert hatten.<br />
Die Jury zum Deutschen Jugendvideopreis/PROFESSIONAL MEDIA war im Vorjahr vom<br />
Stifter des Preises berufen worden; das Jahr 20<strong>04</strong> war die abschließende Amtszeit der Experten<br />
aus Filmproduktion, Pädagogik, Journalismus und Filmrezeption. Folgende Personen waren<br />
vertreten:<br />
• Arend Agthe, Regisseur, Hamburg<br />
• Lionel Altevogt, Gruppe DiaspoAfro, Wuppertal<br />
• Ute Blumenthal, Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland<br />
IVD, Winsen/Luhe<br />
• Barbara Felsmann, Freie Fachjournalistin, Berlin<br />
• Birgit Goehlnich, Vertreterin der Obersten Landesjugendbehörden bei der FSK, Wiesbaden<br />
• Dr. Jürgen Holtkamp, Diözesanbildungswerk des Bistums Münster<br />
• Ilka Schöttler, Kommunales Kino, Lübeck<br />
21
22<br />
• Uta Schult, <strong>Kinder</strong>- und Jugendvideothek PIXEL, Dresden<br />
• Irene von Strauch-Beddies, Empfehlungsausschuss Medien (EAM) der Arbeitsgemeinschaft<br />
der Obersten Landesjugendbehörden, Schwerin<br />
• Oliver Trettin, Bundesverband Audiovisuelle Medien e.V., Hamburg<br />
• Peter Zenk, Filmproduzent, München<br />
Preisträger und Preisverleihung<br />
„Im diesjährigen Wettbewerb beeindruckte das zunehmend große Angebot im Bereich des<br />
<strong>Kinder</strong>films und es überraschte die Wiederveröffentlichung erfolgreicher Titel und Filmklassiker“,<br />
resümierte Jurysprecherin Ilka Schöttler auf der Preisverleihung des Wettbewerbs im<br />
Rahmen des Bundesfestivals Film, Video und Multimedia am 20. Juni 20<strong>04</strong> in Dresden. „Außerdem<br />
konnte die Jury ihre Entscheidung in der Sparte Jugendfilm erst nach langen, intensiven<br />
Diskussionen treffen, weil das Feld der Preisanwärter ungemein dicht war. Das bestätigt die<br />
hohe Qualität des Angebots auf dem DVD- und Videomarkt“, so Schöttler weiter.<br />
Mit dem Deutschen Jugendvideopreis Professioal Media 20<strong>04</strong> wurde als bester <strong>Kinder</strong>film<br />
WHALE RIDER im Vertrieb von Kinowelt Home Entertainment ausgezeichnet. Eine lobende<br />
Erwähnung sprach die Jury der Produktion MIRACLE – EIN ENGEL FÜR DENNIS P. aus;<br />
Vertrieb Laser Paradise. „Es ist gut“, so Unternehmenschef Thomas Buresch, „dass ein solcher<br />
Preis auch kleine Firmen berücksichtigt“.<br />
Mit dem Deutschen Jugendvideopreis Professioal Media 20<strong>04</strong> wurde als bester Jugendfilm<br />
die Produktion DREIZEHN im Vertrieb von 20th Century Fox Home Entertainment ausgezeichnet.<br />
„Der Deutsche Jugendvideopreis ist Anstoß für ein Programm, das ganz auf die<br />
Bedürfnisse von <strong>Kinder</strong>n, Jugendlichen und Familien setzt.“ So verstand Geschäftsführer Klaus<br />
Schröder in seiner Dankesrede die Auszeichnung und stellte in Aussicht, dass seine Firma eine<br />
Abkehr von Filmen mit Action und Gewalt vollziehen will.<br />
Lobende Erwähnungen in der Sparte Jugendfilm sprach die Jury den Produktionen LONG<br />
WALK HOME im Vertrieb von Universum Film und LICHTER im Vertrieb von Universal<br />
Pictures Germany aus.<br />
Mit dem Deutschen Jugendvideopreis Professioal Media 20<strong>04</strong> für vorbildliches DVD-Bonusmaterial<br />
wurde die Doppel-DVD ZUG DES LEBENS im Vertrieb von Sunfilm Entertainment<br />
ausgezeichnet.<br />
Die Vertreterinnen und Vertreter der Preisträgerfirmen nahmen Glückwünsche und Urkunden<br />
des BMFSFJ von Frau Staatssekretärin Christa Riemann-Hanewinckel entgegen. Ausführliche<br />
Informationen zu allen Preisträgern finden sich unter www.jugendvideopreis.de<br />
sowie im Anhang des <strong>Jahresbericht</strong>es.<br />
Inhaltlich beschreiben die prämierten Filme Problemlagen aus dem Alltag von <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen und vermitteln das Lebensgefühl Heranwachsender. Vier der sechs ausgezeichneten<br />
Produktionen berichten über Traditionen und Generationen-Konflikte auch in<br />
fernen Ländern. So wird die Geschichte und Kultur einer Maori-Häuptlingstochter und von<br />
zwei Aborigini-Mädchen in den ausgezeichneten Filmen erschütternd und zugleich ermutigend<br />
geschildert. Eine Verbundenheit zu Werten steht im Mittelpunkt aller Erzählungen, die<br />
viele Anknüpfungspunkte für die Sichtweisen und Erfahrungen von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />
auf der ganzen Welt bieten. Sie schaffen Verständnis für das Gefühl des Fremdseins und damit<br />
für die Situation von Migranten. Zugleich bauen die Filme auf die Kraft sozialer Gemeinschaften,<br />
um Lebenskrisen zu bewältigen. Der Deutsche Jugendvideopreis hat durch seine<br />
Auszeichnungen einen wichtigen thematischen Impuls gesetzt.
Beratungs- und Empfehlungsarbeit<br />
Das Internetmagazin www.top-videonews.de ist der Schwerpunkt der Empfehlungs- und<br />
Beratungsarbeit. Darin werden wöchentlich Filmbesprechungen publiziert, die die aktuellen<br />
Neuerscheinungen des DVD- und Videomarktes für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche kommentieren<br />
und aus medienpädagogischer Sicht einschätzen. Hier erhalten interessierte Heranwachsende,<br />
Eltern und pädagogisch Tätige Filmempfehlungen sowie Informationen zu gesellschaftsund<br />
jugendpolitisch wichtigen Themen.<br />
Seit seinem Bestehen (2002) kann das Internetmagazin eine stetig ansteigende Nachfrage<br />
verzeichnen. So unterliegen auch die Entwicklungszahlen für 20<strong>04</strong> einem Aufwärtstrend.<br />
Seitenaufrufe 20<strong>04</strong> pro Woche:<br />
40000<br />
35000<br />
30000<br />
25000<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
0<br />
Seitenaufrufe 2-wöchentlich von April 20<strong>04</strong> bis April 2005<br />
Die wöchentlichen Zugriffe sind im Durchschnitt mit 30.500 zu verzeichnen, das entspricht<br />
einer Nutzerfrequenz von durchschnittlich 120.000 Zugriffen im Monat. Gegen Ende des<br />
Jahres ist ein deutlicher Aufwärtstrend erkennbar. Das Internetmagazin erreichte gegen Ende<br />
des Jahres 20<strong>04</strong> mehr Internetnutzer als je zuvor. (Anmerkung bei Drucklegung des <strong>Jahresbericht</strong>es:<br />
Dieser Trend wird Anfang 2005 noch um Einiges übertroffen. Die Steigerungsrate<br />
des ersten Quartals 2005 gegenüber dem ersten Quartal 20<strong>04</strong> beträgt 55 %, d.h. die monatlichen<br />
Zugriffe liegen derzeit bei ca. 180.000).<br />
Bezogen auf die am häufigsten nachgefragten Seiten des Internetmagazins stehen an erster<br />
Stelle die Rubriken „Woche“ mit der Übersicht der wöchentlichen Neuerscheinungen und<br />
„Suche“, in der gezielt nach Filmtiteln abgefragt wird. Es folgen die Rubriken „Tops“, in<br />
denen die Highlights des Monats – „Top Videos“ – publiziert werden. Verständlicherweise<br />
erhöhen sich zu Beginn eines neuen Monats die Abrufzahlen nach Häufigkeit, gefolgt von<br />
der Rubrik „Themen“, wie beispielsweise „Krieg und Frieden“ und „Weihnachtsnews“. Auch<br />
die Nachfrage der thematischen Filmempfehlungen steht in unmittelbarem Zusammenhang<br />
zu deren Veröffentlichungszeitpunkt. Der Informationsbereich „News“ mit Kino-, Literaturund<br />
Veranstaltungstipps erscheint zu Beginn des Jahres 20<strong>04</strong> ebenfalls unter den ersten 10<br />
Plätzen der Rangliste „bevorzugte Seiten“ noch vor den „userkritiken“. In der Mitte des<br />
Jahres wechseln diese beiden Rubriken die Rangplätze und die Meinungsäußerungen<br />
Heranwachsender zu Filmen nehmen deutlich zu.<br />
Insgesamt lässt sich anhand der statistischen Nutzungsauswertung für den Projektbereich<br />
top-videonews.de resümieren: Mit diesem Internetportal hat das KJF ein häufig frequentiertes<br />
Informationsmagazin im Bereich des <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilms geschaffen, dessen Nachfrage<br />
kontinuierlich steigt. Als Fachmagazin wird es in seiner Aktualität genutzt, und im Bereich<br />
der Qualitätskriterien (Preisträger, „Top Videos“, Themenlisten) besteht zunehmend Nachfrage.<br />
23
24<br />
Bezogen auf die gezielte thematische Empfehlungsarbeit im Rahmen der top-videonews.de<br />
wurden insgesamt folgende drei Veröffentlichungen realisiert:<br />
Do the right thing – Filme für ein tolerantes und gewaltfreies Miteinander<br />
Diese Themenliste wurde neu konzipiert und erstellt. Sie umfasst 100 empfohlene Filme für<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendliche, die die Auseinandersetzung, Diskussion und Kommunikation über<br />
Konflikte, Gewalt und Vorurteile fördern. Die Empfehlungsliste bietet Suchmöglichkeiten nach<br />
Themenbereichen, Altersempfehlungen, dazu Begriffserläuterungen sowie Hinweise zu Arbeitsmaterialien<br />
und Beispiele von Nachwuchsproduktionen zum Thema<br />
www.topvideonews.de/themen/def_dotheright.htm<br />
Best of – 20 Jahre djvp<br />
Diese Themenliste wurde anlässlich des Jubiläumsjahres konzipiert und erstellt. Der Rückblick<br />
auf 20 Jahre Deutscher Jugendvideopreis präsentiert die 70 Besten aller Preisträger. In der<br />
Zusammenstellung sind die auffälligsten Themen der Preisjahre herausgearbeitet: Mädchen<br />
bzw. Jungen als Helden, Außenseiter und Migration. Die Empfehlungsliste bietet zu allen<br />
Preisträgern ausführliche Filmkritiken sowie die Juryentscheidungen. Altersempfehlungen sind<br />
ein weiteres Suchkriterium für die Nutzer www.top-videonews.de/themen/def_bestof20.htm<br />
„Weihnachtsnews 20<strong>04</strong>“ – Filme für <strong>Kinder</strong> zum Fest<br />
Diese Themenliste wurde als Wegweiser durch das Marktangebot zur Weihnachtszeit konzipiert<br />
und neu erarbeitet. 20 Filme für <strong>Kinder</strong> stellt Weihnachtsnews vor, brandneue oder<br />
bekannte Titel auf DVD und Video für <strong>Kinder</strong> von 4 bis 10 Jahren. Neben ausführlichen Filmbesprechungen<br />
gibt es viele weitere Informationen rund um den Film z.B. über Animationstechniken,<br />
Literaturverfilmungen, Produktionsstudios oder Regisseure. Da die Titel auch nach<br />
dem Weihnachtsgeschäft noch verfügbar sind, gilt die Themenliste auch als generelle<br />
Entscheidungs- und Beratungshilfe für Familien.<br />
www.top-videonews.de/themen/def_weihnacht.htm<br />
Ein gedruckter Folder präsentierte alle Titel nach Altersgruppen mit Kurzinhalt und Anbieterangaben.<br />
Aus Mitteln des Nachtragshaushaltes konnte diese Printfassung produziert und<br />
wirkungsvoll verbreitet werden.<br />
Die in 20<strong>04</strong> erstellten Themenlisten (und alle vorherigen) wurden redaktionell regelmäßig<br />
aktualisiert und überarbeitet. Die Titel werden auf Verfügbarkeit hin überprüft, thematische<br />
Informationsbereiche textlich ergänzt.<br />
Werbung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Der Bestand an Printmaterialien (Informationsfolder und Postkarten) zur professionellen<br />
Präsentation und Bewerbung des Internetmagazins www.top-videonews.de wurde aktualisiert<br />
und erneuert. Die Verteilung an Fachbesucher von Festivalveranstaltungen, Seminaren<br />
und Kongressen sowie an Kinobesucher erfolgte bundesweit in Kooperation mit den jeweiligen<br />
Veranstaltern.<br />
Neue Kontakte entstanden anlässlich der Herausgabe der Empfehlungsliste „Weihnachtsnews“<br />
im Bereich Publikumszeitschriften (mit der Zeitschrift PRISMA, Auflage 4 bzw. 6 Mio.),<br />
Elternmagazine und Internetseiten für <strong>Kinder</strong>. Für 2005 besteht bei Einigen Interesse an inhaltlicher<br />
Kooperation und regelmäßiger Informationsarbeit. Der Bereich der Videotheken, Bibliotheken<br />
mit Mediatheken sowie Buchhandlungen nahm größere Stückzahlen ab und setzte<br />
sie als Beratungsmittel bei seinen Kunden ein.
Die Zusammenarbeit mit der Aktion SCHAU HIN wurde intensiviert und auf fachlicher Ebene<br />
ausgebaut. Das KJF ist nun verantwortlich für die Fachinhalte des Bereiches DVD und Video<br />
in der Rubrik „Film und TV“ auf der Homepage der Aktion. Exklusiv für diese Sparte wurden<br />
20<strong>04</strong> die Inhalte der „Weihnachtsnews“ mit Text und Foto zur Präsentation aufbereitet und<br />
eingestellt. Für 2005 wurde ein Kooperationspapier ausgearbeitet, in dem Vorschläge für die<br />
Zusammenarbeit zu weiteren Themenbereichen (Film, Foto, Video und Multimedia) aufgeführt<br />
sind.<br />
Das Jugendportal netzcheckers.de ist seit 20<strong>04</strong> auch für den Bereich der Qualitätsfilme auf<br />
DVD/Video ständiger Partner des KJF. In einer eigenen Rubrik informiert das KJF hier über<br />
aktuelle Aktionen des Internetmagazins top-videonews.de mit direkter Verlinkungsmöglichkeit.<br />
Außerdem wird wöchentlich ein filmisch besonders interessanter Titel in Text und Bild<br />
auszugsweise vorgestellt mit der Möglichkeit, ausführlichere Informationen sowie andere<br />
Neuerscheinung direkt in den top-videonews.de kennen zu lernen.<br />
Anlässlich der Herausgabe Empfehlungslisten „best of“ und „do the right thing“ wurde außerdem<br />
der Bereich der jugendspezifischen Informationsportale aufgearbeitet und in die Standardverteiler<br />
des KJF integriert. Ferner wurden in 20<strong>04</strong> einige Gewinnspiele konzipiert und<br />
umgesetzt: „Rosenmontagsrätsel“ und „Aprilscherz“, in denen es um das Auffinden von<br />
Fehlern in Filmbeschreibungen ging. Ein „Sommergewinnspiel“ mit Rätselfragen zu bestimmten<br />
Titeln sowie ein „Weihnachtsquiz“ im Winter mit Bezügen zum Weihnachtsfest und<br />
Fragen zu Filmtiteln. Diese Aktionen zielten darauf ab, unterschiedliche Zielgruppen neu für<br />
top-videonews und seine Inhalte zu interessieren. Die ausgelosten Gewinne wurden dem KJF<br />
von den Anbieterfirmen angeboten und kostenfrei zur Verfügung gestellt.<br />
Preisträgerarchiv<br />
Das Preisträgerarchiv Deutscher Jugendvideopreis/Prof. Media ist vervollständigt worden.<br />
Informationen zu allen Preisträgerfilmen von zwanzig Jahren sind im Internet zugänglich.<br />
Ebenso konnten die Textmaterialien im Archiv aller „Top Videos“ ergänzt und vervollständigt<br />
werden. So haben Nutzer die Möglichkeit, sich über qualitätsvolle Filme für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />
zu informieren. Anhand der Jurymeinungen und Fachbewertungen haben sie Entscheidungshilfen<br />
für eine Auswahl an der Hand. Interviews mit Jurymitgliedern und Preisträgern<br />
zur Dokumentation der Preisträgerjahre konnten aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht<br />
realisiert werden.<br />
Projekt <strong>Kinder</strong>seiten der www.top-videonews.de<br />
Das Vorhaben, mit eigens für <strong>Kinder</strong> getexteten Informationsseiten die Entscheidungsfähigkeit<br />
nach inhaltlichen und qualitativen Kriterien bereits in frühen Jahren zu fördern, konnte<br />
nicht vorangetrieben werden. Die Arbeiten anlässlich des Jubiläumsjahres sowie neue Kooperationspartner<br />
im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit erforderten entsprechenden Aufwand.<br />
Für das Jahr 2005 sollte dieses Projekt verstärkt angegangen werden.<br />
25
26<br />
Deutscher Jugendvideopreis – Sektion Young Media –<br />
Resonanz<br />
Im Jahr 20<strong>04</strong> wurde der Jahresrhythmus des Deutschen Jugendvideopreises Young Media<br />
verändert. Der Einsendeschluss wurde auf den 15. Februar vorverlegt, damit das abschließende<br />
Bundesfestival Video, Film und Multimedia im Sommer vom 18. bis 20. Juni stattfinden<br />
kann. Dadurch wurde die Kulmination von KJF-Wettbewerbsforen gegen Ende des<br />
Jahres entzerrt. (Das Preisträger Forum des Deutschen Jugendfotopreises fand vom 01.10.<br />
bis 03.10. statt.)<br />
Bei der Reduzierung des Ausschreibungszeitraums wäre eine entsprechende Reduzierung der<br />
Teilnehmerzahlen zu erwarten gewesen. Mit 400 Produktionen von 2000 <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />
kam es war zwar zu einem quantitativem Abfall gegenüber dem Rekordniveau des<br />
Vorjahres. Gemessen an der um ca. 60 % verkürzten Frist fiel dieser jedoch gering aus.<br />
Das Fazit aus statistischer Sicht: <strong>Kinder</strong> und Jugendliche sind unvermindert aktiv bei der<br />
Herstellung eigener Videofilme und bei der Teilnahme am Wettbewerb Deutscher Jugendvideopreis<br />
Young Media 20<strong>04</strong>.<br />
Trends und Themen 20<strong>04</strong><br />
Migrationserfahrungen unter anderen Vorzeichen<br />
Einer der thematischen Akzente im Spektrum der Wettbewerbsbeiträge lag 20<strong>04</strong> auf dem<br />
Thema Migration. Die Fragen, was kulturelle Identität ausmacht, wo man sich zuhause fühlt<br />
und was das Lebensglück für den Einzelnen ausmacht, wurden besonders intensiv in den<br />
preisgekrönten Beiträgen WAHRE PERLEN – IGAZGYÖNGYÖK von Ursula Ambach aus<br />
Berlin (1. Preis in der Kategorie Wettbewerbsthema „Glück“) und GHERDEAL von Thomas<br />
Beckmann und Martin Nudow aus München behandelt. Während Migration, Integration und<br />
kulturelle Identität gewöhnlich aus der Perspektive der „Gastarbeiter“ der zweiten und<br />
dritten Generation betrachtet werden, widmet sich GHERDEAL der langen und leidvollen<br />
Geschichte deutscher Auswanderer in Siebenbürgen/Rumänien. Der Blickwinkel wird in<br />
diesem überaus beeindruckenden Dokumentarfilm umgekehrt. Deutsche sehen sich nicht mit<br />
Zuwanderern konfrontiert, sondern erleben durch diesen Film Migration aus der Sicht<br />
sächsischer Vorfahren.<br />
„Einst lebten in Gherdeal“ ca. 200 Siebenbürger Sachsen, die vor langer Zeit auf Angebot<br />
des ungarischen Königs einwanderten und das Land kultivierten. Seitdem hat sich vieles<br />
verändert, leider nicht zum Guten. Davon erzählt vor allem die Familie Ongherts, die letzte<br />
deutschstämmige Familie in Gherdeal. Trotz des kulturellen und infrastrukturellen Niedergangs<br />
ist das Dorf ihre Heimat geblieben. Sie haben im Gegensatz zu vielen ehemaligen<br />
Bewohnern beschlossen, weiterhin ihr Land zu beackern, ihre Tiere zu hüten und den deutschsprachigen<br />
Gottesdienst zu besuchen. Dass Gherdeal eine ungewisse und sehr schwierige<br />
Zukunft hat, ist offensichtlich. Deutlich wird aber auch, dass es immer wieder einzelne<br />
Menschen gibt, die dem Charme des Dorfes erliegen und sich eine Existenz aufbauen.<br />
Einfühlsam, in beeindruckenden Bildern und mit Hilfe ihrer sehr sensiblen Interviewtechnik<br />
ist den Regisseuren ein überaus liebenswertes und intensives Porträt des Dorfes und seiner<br />
Bewohner gelungen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen zu einem differenzierten<br />
und faszinierenden Porträt eines unbekannten Stück des neuen zusammenwachsenden<br />
Europas.“ So die Jurybegründung zu dem Film, der im Rahmen des Deutschen Jugendvideopreises<br />
Young Media 20<strong>04</strong> mit einem Sonderpreis des Freistaates Sachsen ausgezeichnet<br />
wurde.<br />
WAHRE PERLEN – IGAZGYÖNGYÖK und GHERDEAL stehen zugleich für ein zunehmendes<br />
Interesse am dokumentarischen Entdecken, Erzählen und Erinnern.
Freundschaft, Feindschaft und Vergewaltigung<br />
Mit Gruppenbeziehungen und sozialen Spannungen beschäftigten sich schon die jüngsten<br />
Preisträger des Deutschen Jugendvideopreises YOUNG MEDIA. In ihrem von Stilelementen<br />
des Horrorfilms geprägten Video DAS BÖSE STECKT IN JEDEM behandeln die Mädchen der<br />
Naturfreundejugend unter Betreuung des Gallus Zentrums in Frankfurt am Main Aggressionen,<br />
die sich auf mythischer Ebene ein Ventil suchen. Dieser Film gewann den Hauptpreis in<br />
Altersgruppe A (bis 14 Jahre). Ganz real ist dagegen die Lösung des Teams in ihrem Film<br />
FREUNDE. Der Film setzt ein starkes Bekenntnis zur Freundschaft gegen die Ausgrenzung.<br />
„Neben der vorbildlichen filmischen Umsetzung verdient die ernsthafte Auseinandersetzung<br />
mit dem Thema Mobbing unter <strong>Kinder</strong>n die volle Anerkennung“, so die Jury.<br />
Einen beängstigenden Prozess der Eskalation unterschwelliger Aggressionen, die schließlich<br />
in einer Vergewaltigung münden, schildert dramaturgisch sehr fesselnd die Preisträgerin Pernella<br />
Raffalt aus Bochum (Altersgruppe B 16 bis 20 Jahre) in ihrem Videofilm DIE SCHAUKEL<br />
Die Jury dazu: „Der auf einer tatsächlichen Geschichte beruhende Film nimmt seine Zuschauer<br />
mit auf eine Achterbahnfahrt in die menschlichen Abgründe. Zunächst verhalten, dann<br />
immer heftiger entfaltet er seine beklemmende und bedrückende Atmosphäre, die erahnen<br />
lässt, dass jeden Moment etwas Entsetzliches passieren kann. Dass es sich hierbei um eine<br />
Vergewaltigung handeln könnte, vermutet man bereits nach wenigen Minuten. Dass aber<br />
derjenige anfängt, dem man es am wenigsten zugetraut hätte, irritiert und schockiert umso<br />
mehr.“<br />
Befindlichkeiten junger Männer<br />
Die Aufarbeitung von Beziehungen, das Behandeln innerer Befindlichkeiten, die Identitätsfindung<br />
zwischen Arbeitssuche und Wehrpflicht – wer emotionale Ansätze eher von weiblichen<br />
Videofilmerinnen erwartet, wurde im Wettbewerbsjahr 20<strong>04</strong> von sensiblen jungen<br />
Männern überrascht. In seinem Film FRAGMENT OF A LOVE behandelt Alexander Zirkler<br />
aus Berlin einen Zustand von Stagnation. „In artistischer Montage zwischen den Zeitebenen<br />
springend vermittelt dieses Melodram mit bewusst zurück genommenen Gestaltungsmitteln<br />
das Psychogramm einer tödlich erstarrten Beziehung“ (Auszug aus der Jurybegründung).<br />
Dieser Film, der einen 2. Preis in Altersgruppe B (16 bis 20 Jahre) gewann, markierte einen<br />
deutlichen Trend im Gesamtspektrum der Wettbewerbseinreichungen vorwiegend männlicher<br />
Teilnehmer.<br />
Lust am Experiment<br />
Neben solch ambitionierten Werken zu sehr ernsthaften Themen stand der innovative und<br />
lustvolle Umgang mit experimentellen Formen des Films im Mittelpunkt des Wettbewerbs<br />
20<strong>04</strong>. In FOLGE 1: SYNONYM (1. Preis Altersgruppe C bis 25 Jahre) bildet zwar auch die<br />
Identitätssuche eines jungen Mannes den Ausgangspunkt, doch sie dient in diesem bild- und<br />
wortakrobatischen Film eher als Folie für ein atemberaubendes Spiel mit assoziativen Abfolgen,<br />
die Bedeutungsebenen von Bild und Text virtuos vermengen.<br />
Eine Stilübung auf den Spuren großer Vorbilder liefern Mark Auerbach und Markus F.<br />
Adrian aus Rostock in DAS GESCHENK. Sie lehnen sich meisterlich an die Atmosphäre des<br />
Filmkünstlers Andrej Tarkowskij an (2. Preis Altersgruppe C). Stilistisch formvollendet in ihrer<br />
Stummfilmästhetik ist auch die humorvolle Groteske BREAKING THE RULES von Gregor Erler<br />
(3. Preis). Mit sehr stimmungsvollen Bildern und Montagen behandelt Andre Jagusch aus<br />
Berlin in seinem Werk JETZT ERST RECHT die erste Liebe. Eine große Liebe zum Film und zur<br />
spontanen Aktion zeigen Benjamin Beck, Lukas Müller und Stephan Müller aus Berlin in einem<br />
Reisevideo, das zum Filmhappening gerät.<br />
27
28<br />
Bundesfestival Video, Film und Multimedia in Dresden<br />
Kooperationspartner bei der Ausrichtung des Bundesfestivals waren das Medienkulturzentrum<br />
Dresden und die Landeshauptstadt Dresden. Wegen Finanzkürzungen in den Zuschüssen<br />
von Stadt und Land war die Durchführung des Festivals zu Beginn des Jahres zunächst<br />
massiv gefährdet. Ermöglicht wurde die Durchführung des Festivals im neu eröffneten Internationalen<br />
Congress Center Dresden dann durch das großzügige Sponsoring des Betreibers<br />
Maritim Hotels. Das Internationale Congress Center Dresden am Elbufer in der Nähe der<br />
historischen Altstadt bildete einen repräsentativen Schauplatz für die Durchführung des<br />
Festivals. Es erfüllte die Voraussetzungen für Filmpräsentationen, Begegnungen und Workshops<br />
selbst dann, wenn Anlaufschwierigkeiten im Betrieb des Centers an verschiedenen<br />
Stellen Improvisation erforderten.<br />
Am 18. Juni um 15.30 Uhr wurde das Bundesfestival Video, Film und Multimedia 20<strong>04</strong> von<br />
Dresdens erstem Bürgermeister und Beigeordnetem für Kultur Dr. Lutz Vogel eröffnet. Auf<br />
dem Programm standen Präsentationen der vier Wettbewerbe Deutscher Jugendvideopreis<br />
Young, Deutscher Jugendvideopreis Professional Media, Video der Generationen und MB 21.<br />
Letzterer ist der bundesweite Multimediawettbewerb für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche unter der<br />
Federführung des Kooperationspartners Medienkulturzentrum Dresden.<br />
Feierlicher Höhepunkt des Festivals war die Preisverleihung am 20. Juni. Die Preise des BMFSFJ<br />
wurden durch die Parlamentarische Staatssekretärin Christel Riemann-Hanewinckel vergeben.<br />
Einen zusätzlichen Landespreis dotiert mit 1000,- Euro übergab Dr. Frank Schmidt, Staatssekretär<br />
im sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Ehrengast der Preisverleihung<br />
war der prominente junge Schauspieler Tom Schilling (Hauptdarsteller: CRAZY, NAPOLA,<br />
u. a.), der die kreativen Leistungen der Jungfilmer und Mediengestalter würdigte.<br />
Der Deutsche Jugendvideopreis PROFESSIONAL MEDIA beendete bei dieser Preisverleihung<br />
eine 20jährige Ära. Die Aktivitäten des Deutschen Jugendvideopreises PROFESSIONAL MEDIA<br />
verlagern sich nach dem Motto „Gute Filme sehen, gute Film drehen“ ab dem Jubiläum von<br />
der Vertriebsförderung auf die Marktinformation für junge Video- und DVD-Rezipienten.<br />
Das Bundesfestival im Internationalen Congress Center Dresden bedeutete den Abschied der<br />
Bundeswettbewerbe aus dem „Elbflorenz“.<br />
CD-Rom Dokumentation<br />
Eine Doppelausgabe der Wettbewerbsdokumentation der Veranstaltungsjahrgänge 2003<br />
und 20<strong>04</strong> konnte erst durch eine Nachbewilligung des BMFSFJ gegen Ende des Jahres 20<strong>04</strong><br />
realisiert werden. Die CD-Rom Dokumentation liefert eine umfassende Informationssammlung<br />
in multimedialer Qualität. Neben Ausschnitten aus Preisträgerfilmen und Interviews mit<br />
Preisträgern enthält die CD-Rom Inhaltsbeschreibungen und Jurybegründungen. Abgerundet<br />
wird die Dokumentation durch Artikel über Trends und Fotoimpressionen.<br />
Begleitauswertung der PH Ludwigsburg<br />
Die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg veranstaltete im Wintersemester 20<strong>04</strong>/2005<br />
bezugnehmend auf den Bundeswettbewerb ein Seminar, in dem Jugendkulturen in Spielfilmeigenproduktionen<br />
von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen analysiert werden. Durch die Hospitanz<br />
von Studierenden und die Berichterstattung des KJF im Seminar war ein Fachaustausch<br />
zwischen Ausbildung, wissenschaftlicher Reflexion und medienpädagogischer Praxis in der<br />
Wettbewerbsdurchführung gewährleistet.
Auswahlgremium<br />
Auf Grund der hohen Zahl der Wettbewerbseinreichungen ist der Jury des Deutschen Jugendvideopreises<br />
Young Media ein Auswahlgremium vorgeschaltet, das für die Jury eine engere<br />
Auswahl an qualitätsvollen Beiträgen zur Preisvergabe zusammenstellt.<br />
Dem Auswahlgremium Video gehörten an:<br />
• Stefan Kalassa, Kulturwissenschaftler, Remscheid<br />
• An Pöysko, Journalistin, Wien<br />
• Bärbel Pfanne, Medienpädagogin, Lübeck<br />
• Katrin Schäfer, Medienpädagogin, Hildesheim<br />
• Kirsten Schneider, Student, Dresden<br />
• Thomas Weiss Medienpädagoge, Rostock<br />
• Hospitanz: Milena Chieffo, PH Ludwigsburg<br />
Auswahlgremium Multimedia<br />
• Christian Exner, Medienpädagoge/KJF, Wuppertal<br />
• Stefan Kalassa, Kulturwissenschaftler, Remscheid<br />
• Max Ried, Schüler, Wuppertal<br />
• Janet Torres, Studentin<br />
Der Jury gehörten an:<br />
• Sophie Anfang, jugendliche Videomacherin, München<br />
• Maria Schmidt, jugendliche Videomacherin, Erfurt<br />
• Christoph Sandau, jugendliche Medienmacher, Dresden<br />
• Annet Freier, Medienberaterin, Neubrandenburg<br />
• Benjamin Quabeck, Regisseur, Ennepetal<br />
• Matthias Spehr, Medienpädagoge, Rostock<br />
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Bundeswettbewerb Video der Generationen<br />
Vorbemerkung<br />
Mit dem Wettbewerb Video der Generationen fördert das <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmzentrum in<br />
Deutschland (KJF) seit 1998 im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend den Dialog zwischen jungen und älteren Menschen (bis 25 / ab 50 Jahre).<br />
Der Wettbewerb präsentiert die Vielfalt authentischer Lebensstile und wendet sich gegen<br />
Tabus, Klischees und Vorurteile. Kreative Medienarbeit wird als eine Art Katalysator für den<br />
Dialog zwischen den Generationen eingesetzt. Die pädagogische Intention besteht darin,<br />
Verbindendes erkennen und Unterschiede als gegenseitige Bereicherung erleben zu können.<br />
Insbesondere ältere Menschen verfügen mit dem Wettbewerb Video der Generationen über<br />
ein Forum für ihre subjektiven Sichtweisen, die sie hier zum Ausdruck – und an die Öffentlichkeit<br />
– bringen können. Das durch die Massenmedien geprägte stereotype Altenbild<br />
(Hilflosigkeit, Passivität usw.) erfährt dadurch die notwendige Korrektur.<br />
Die Förderung generationenübergreifender Kommunikation durch Video der Generationen<br />
erfolgt auf mehreren Ebenen:<br />
1. Bei der Produktion<br />
2. Bei der öffentlichen Präsentation und Diskussion (Festival)<br />
3. Bei Fachpräsentationen<br />
4. In Workshops für Teilnehmer/innen sowie Multiplikator/innen<br />
5. In der Nutzung der Dokumentationen (CD-ROM, Homepage)<br />
Beteiligung<br />
Video der Generationen wurde Ende 2003 gestartet und hatte im Februar 20<strong>04</strong> Einsendeschluss.<br />
Neben dem allgemeinen Wettbewerb mit freier Themenwahl wurde das Sonderthema<br />
„Geheimnisse“ ausgeschrieben. Nach der geringeren Resonanz 2003 hat sich die Beteiligung<br />
an Video der Generationen wieder stabilisiert:<br />
1998 2000 2002 2003 20<strong>04</strong><br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer 160 236 354 306 387<br />
Produktionen 52 89 117 77 132<br />
Die Resonanz zeigt das anwachsende Interesse an dem Projekt Video der Generationen; sie<br />
spiegelt auch das Interesse wider, das in den vom KJF durchgeführten Befragungen zum Ausdruck<br />
kam. Die Begegnung der unterschiedlichen Generationen wird von beiden Seiten als<br />
Bereicherung erlebt und Video der Generationen als ein Forum erfahren, das die Interessen<br />
junger und älterer Menschen zusammenbringt. Dennoch ist zu konstatieren, dass insbesondere<br />
pädagogische Einrichtungen die Potentiale intergenerativer Videoarbeit noch zu wenig<br />
nutzen. Die typische generationen-übergreifende Produktion hat ihren Ursprung im privaten<br />
Alltag (z.B. Enkel-Großeltern).
Fachjury<br />
Der von Bundesministerin Renate Schmidt berufenen Fachjury gehörten an:<br />
• Volker Amrhein, Projektebüro Dialog der Generationen, Berlin<br />
• Hanno Brühl, Regisseur, Köln<br />
• Dr. Eva Bürgermeister, JFC Medienzentrum, Köln<br />
• Moritz v. Engelhardt, WannseeFORUM, Berlin<br />
• Dr. Claus Eppe, Ministerium für Familie, Frauen und Gesundheit NRW<br />
• Anja Flade, Videomacherin, Berlin<br />
• Sonja Lütjens, Studentin, Bielefeld<br />
• Ilona Porsch, Seniorenamt Nürnberg<br />
Die Jury tagte 29. - 31. März 20<strong>04</strong> in der Akademie Remscheid; der Jury vorgeschaltet war<br />
ein Auswahlgremium, dem folgende Mitglieder angehörten:<br />
• Stefan Kalassa, Medienwissenschaftler, Remscheid<br />
• Sonja Lütjens, Studentin, Bielefeld<br />
• Marion Roemer, Agentur eintopf, Wuppertal<br />
• Jan Schmolling, KJF, Remscheid<br />
Trends 20<strong>04</strong><br />
Video der Generationen 20<strong>04</strong> war geprägt durch ruhige und ernsthafte Beiträge. Komödien<br />
und temporeiche Filme, aber auch experimentelle Produktionen waren in diesem Jahr weniger<br />
vertreten. Hingegen hatten Dokumentationen, Portraits und Reportagen hohen Stellenwert.<br />
Mit ihrem Film CINDY – EIN PORTRAIT präsentieren Peter und Karla Bech das differenzierte<br />
Bild einer jungen Schmiedin und ihr ungewöhnliches und schrilles Leben. Sie ist eine unangepasste<br />
Frau, die offen die Meinung sagt und ehrlich ihre Gefühle zeigt. Eigentlich lebt sie<br />
in einer „heilen Welt“, aber dann treffen sie zwei Schicksalsschläge. Sie verliert ihre Stellung<br />
und wird von ihrer Lebensgefährtin verlassen. Der Film ist ein hervorragendes Beispiel dafür,<br />
wie produktiv es sein kann, wenn ältere Menschen Interesse an der jüngeren Generation zeigen<br />
– und wenn diese Annäherung zugelassen wird. Ein Dialog der Generationen, der lange<br />
nachklingt. Das Medium Film wird hier zum generationen-verbindenden Element.<br />
In seinem Film GEGEN DAS VERGESSEN porträtiert Karlheinz Hilsheimer seine Heimatstadt<br />
Worms. Doch die Dokumentation ist weit mehr als ein Städteporträt. Es ist die kritische<br />
Auseinandersetzung mit der Geschichte Worms, und zwar mit der jüdischen, die mit dem<br />
Holocaust ihr dramatisches Ende fand. Hilsheimers persönliche Erinnerungen an das Naziregime<br />
regen die Zuschauer zum Nachdenken und zur Reflektion an.<br />
Einen Dokumentarfilm drehen kann auch pures Vergnügen bereiten. Der Beweis dafür ist der<br />
Beitrag AUF DER SUCHE NACH DEM VERSUNKENEN FILM. Lukas Halfmann (13 Jahre) dokumentiert<br />
gemeinsam mit seinem Opa die Dreharbeiten zu einer „echten“ Fernsehserie. Enkel<br />
und Opa müssen so allerlei „anstellen“, um ihr Projekt umzusetzen und machen die Zuschauer<br />
dabei zu ihren Komplizen. Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen echten „Familienfilm“<br />
im wortwörtlichen Sinne.<br />
Filme zum gesellschaftlich relevanten Thema „Migration“ stellten einen inhaltlichen Schwerpunkt<br />
dar. Insbesondere die „Initiative Wiesbadener Medienzentrum“ setzte sich in insgesamt<br />
neun Produktionen mit dieser Thematik auf ganz unterschiedliche Art und Weise<br />
auseinander.<br />
Da gibt es z.B. das Porträt Aventura Alemania – Abenteuer Deutschland über den sympathisch-optimistischen<br />
Spanier Manuel Ibraz, der in der 50er Jahren nach Deutschland kommt,<br />
um hier sein Glück zu suchen – und eine neue Heimat findet.<br />
31
32<br />
In emotional bewegenden Interviews berichten Russlanddeutsche in der Produktion HEIMAT<br />
von ihrer Vertreibung. Die Schrecken der Flucht, der Verlust von Heimat und die Ausgrenzung<br />
in Deutschland werden durch die persönlichen Berichte lebendig.<br />
Diese Produktionen machen deutlich, wie wichtig authentische Zeitzeugen-Berichte sind.<br />
Geschichte wird lebendig, Biografien erfahrbar, Missverständnisse und Vorurteile werden<br />
erkannt und relativiert.<br />
Der Kurzspielfilm ist ein beliebtes Genre – auch beim Wettbewerb Video der Generationen<br />
20<strong>04</strong>:<br />
Sebastian Lindemann inszenierte mit SEEZEICHEN eine Liebeserklärung an Rituale, Leidenschaften,<br />
das Alter und nicht zuletzt an das Medium Film. Der Film lebt von einer stimmigen<br />
Zusammenarbeit zwischen dem jungen Filmteam und dem älteren Hauptdarsteller.<br />
In SONNTAG setzt sich Stephan George mit dem Tod auseinander. Durch die Thematisierung<br />
des Abschied-Nehmens bietet er dem Zuschauer die Möglichkeit zu eigener Reflexion. Auch<br />
hier: Ein besonders gelungenes Beispiel für die intensive Zusammenarbeit eines jungen<br />
Filmemachers mit einem älteren Darsteller.<br />
Eine experimentelle Auseinandersetzung mit der deutsch-deutschen Geschichte und Gegenwart<br />
bietet der Film SPERRZONE vom Ehepaar Weisse – einer der wenigen Versuche bei Video<br />
der Generationen, sich mit der jüngeren Geschichte unseres Landes zu befassen.<br />
Die Produktion verdeutlicht die Bedeutung der aktiven Medienarbeit innerhalb der privaten<br />
wie auch beruflichen Biografie besonders gut: Viele Jahre betreute Wolfram Weisse als Kunstlehrer<br />
in München Schüler/innen bei ihren Produktionen, die regelmäßig beim Deutschen<br />
Jugendvideopreis ausgezeichnet wurden. Jetzt, im Ruhestand, wird er selbst zum Filmemacher.<br />
Präsentationen:<br />
Festival und Preisverleihung – Deutscher Jugendhilfetag – Kinovorführung in Berlin<br />
Die Präsentation der von der Jury ausgewählten Produktion fand beim „Bundesfestival Video,<br />
Film und Multimedia 20<strong>04</strong>“ 18.-20. Juni 20<strong>04</strong> in Dresden statt. Diese vom KJF zusammen<br />
mit dem Medienzentrum Pentacon e.V. durchgeführte Veranstaltung war zugleich das Forum<br />
des ebenfalls vom KJF veranstalteten Deutschen Jugendvideopreises sowie des Wettbewerbs<br />
MB 21 des Medienzentrums Pentacon e.V. Eine ausführliche Darstellung dieses Events befindet<br />
sich auf Seite 29.<br />
Zusätzlich zum Festival, als dem Highlight des Jahres 20<strong>04</strong>, erfolgten zwei weitere Präsentationen<br />
für Multiplikatoren: am 4. Juni beim Deutschen Jugendhilfetag in Osnabrück und am<br />
10. Dezember im Dokumentar-Kino in Berlin. Hier informierte das KJF über die Chancen intergenerativer<br />
Medienarbeit und die praktische Durchführung des Wettbewerbs.
Deutscher Jugendfotopreis<br />
Vorbemerkung<br />
Der 1961 erstmalig ausgeschriebene Deutsche Jugendfotopreis zählt zu den traditionsreichsten<br />
Jugendwettbewerben. Über 50.000 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche haben an ihm seither teilgenommen.<br />
Zahlreiche ehemalige Preisträgerinnen und Preisträger sind heute im Medienbereich<br />
an prominenter Stelle tätig, wie etwa Wolfgang Volz als der Organisator und Fotograf<br />
der Berliner Reichstags-Verhüllung durch Jeanne Claude und Christo, oder Ute Eskildsen, die<br />
in Essen die Fotografische Sammlung des Folkwang-Museums leitet. Als weitere Fotografen<br />
könnten genannt werden: Uwe Ommer, der im Jahre 2000 sein weltweites von der UNES-<br />
CO unterstützte Projekt „1000 Families“ präsentierte, der Kultfotograf Wolfgang Tilmans<br />
und die Dokumenta-Künstlerin Fiona Tan. Der Hauptpreisträger des Jahres 2002, Julian Röder,<br />
wurde im Rahmen des Kodak Kulturprogramms für international renommierte Fotografen auf<br />
der photokina 20<strong>04</strong> präsentiert – mit seinen Fotos vom Weltwirtschaftsgipfel in Genua, die<br />
auch beim DJF prämiert worden waren.<br />
Obwohl der Deutsche Jugendfotopreis viele professionell erfolgreiche Fotografinnen und<br />
Fotografen hervorgebracht hat, ist er, zumal seitdem er vom KJF veranstaltet wird, kein alleiniger<br />
Leistungsvergleich, sondern ein Forum der jungen Fotoszene. Im Mittelpunkt steht der<br />
dialogstiftende Charakter des Mediums Fotografie. Der Deutsche Jugendfotopreis stärkt mit<br />
seinen pädagogischen Angeboten <strong>Kinder</strong> und Jugendliche, indem er sie zur bewussten Wahrnehmung<br />
ihres Alltags motiviert und die Präsentation ihrer Sichtweisen unterstützt. Die ca.<br />
9.000 archivierten Preisträgerfotos machen in einzigartiger Weise den Alltag von <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen sichtbar.<br />
Seit dem Jahr 2000 hat der Deutsche Jugendfotopreis einen neuen Durchführungsrhythmus.<br />
Bedingt durch die große Popularität des Mediums Fotografie bei <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />
und durch das öffentliche Interesse an <strong>Kinder</strong>- und Jugendkultur kam auf das KJF ein erweiterter<br />
Aufgabenkatalog zu – bei gleichzeitig stagnierender bzw. rückläufiger Förderung durch<br />
den Preisstifter. Für das KJF folgte daraus, mit der Arbeitsgemeinschaft der Obersten<br />
Landesjugendbehörden sowie mit der Fotoindustrie und der photokina als einer der bedeutendsten<br />
Fach- und Publikumsmesse, mit medienpädagogischen Einrichtungen und mit Medienpartnern<br />
eine neue Kooperation einzugehen – mit dem Ziel, das Profil dieses bedeutendsten<br />
Jugendfotowettbewerbs zu festigen: Das zentrale Forum für die junge Fotoszene in Deutschland<br />
zu sein, das <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen Orientierung gibt und Impulse für innovative<br />
Jugendmedienarbeit bietet. Inwieweit diese Weichenstellung erfolgreich war, ist an den Ergebnissen<br />
des Deutschen Jugendfotopreises 20<strong>04</strong> abzulesen.<br />
Beteiligung<br />
Die Beteiligung zählt zu den Indikatoren für die Akzeptanz des Wettbewerbs. Der kontinuierliche<br />
Anstieg in den 90er Jahren hatte die Erwartung an weiteres Wachstum geweckt –<br />
zumal in einer Zeit, da Jugendliche mit Fotohandys fast nonstop sich selbst inszenieren und<br />
ihren Alltag dokumentieren: Fotowelten, die auch beim Deutschen Jugendfotopreis seit jeher<br />
ebenfalls eine große Rolle spielen. Die Beteiligung am Deutschen Jugendfotopreis 20<strong>04</strong> nahm<br />
jedoch entgegen diesen Erwartungen ab.<br />
33
34<br />
Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer<br />
Sonderthema Essen und<br />
Trinken<br />
1998 2000 2002 2003 20<strong>04</strong><br />
1494 3261 2152 2947 1646<br />
Wo ich<br />
zuhause bin<br />
Zurück aus<br />
der Zukunft<br />
Ein Bild von<br />
mir (Portraits<br />
/Selbstportraits)<br />
Beteiligung am Deutschen Jugendfotopreis 1998-20<strong>04</strong><br />
Familienbilder<br />
Der Rückgang kam insofern überraschend, weil die Öffentlichkeitsarbeit sehr erfolgreich<br />
verlaufen war: Sie bestand aus großen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften (z.B. „Photographie“)<br />
und in Online-Magazinen („stern.de“), in der Tagespresse sowie auf den Websites<br />
des KJF und vielen weiteren zielgruppenrelevanten Orten im Internet. Die Diskussion<br />
dieser auffallenden Veränderung mit Multiplikatoren, Medienfachleuten und den Teilnehmern<br />
sowie die Auswertung der Wettbewerbsstatistik brachte ein Bündel an Antworten.<br />
1. Mangelnde Kontinuität<br />
Durch die Streichung der jährlichen Ausschreibung ist der Wettbewerb in der Öffentlichkeit<br />
bundesweit weniger präsent.<br />
So wichtig regionale Präsentationen und Ausstellungen sind – sie bilden lediglich eine (wichtige)<br />
Ergänzung des Wettbewerbs und kein öffentlichkeitswirksames Event.<br />
2. Digitalisierung<br />
Die Digitalisierung der Fotografie führte zu einer veränderten Mediennutzung.<br />
Dass die Digitalfotografie einen derartigen Boom erleben würde, war zum Zeitpunkt der<br />
Konzeption des Deutschen Jugendfotopreises 20<strong>04</strong>, also Anfang 2003, nicht absehbar.<br />
Die veränderte Mediennutzung konnte daher in der Ausschreibung nicht ausreichend Berücksichtigung<br />
finden. Die Dynamik der Digitalisierung führte zudem zu einer Irritation bei den<br />
Teilnehmern – wie auch generell im Fotobereich, so etwa beispielsweise bei den Leistungsangeboten<br />
der Großlabore. Was diesen Punkt betrifft, so hat sich erst seit ca. einem Jahr die<br />
Situation stabilisiert: Die Qualität der Abzüge ist gut und die Preise sind von Jugendlichen<br />
bezahlbar.<br />
Bei der Kameratechnik gibt es mittlerweile auch Fortschritte, allerdings nur scheinbare. Zwar<br />
sind jetzt Geräte verfügbar, die analogen Kameras qualitativ nicht nachstehen – aber es<br />
handelt sich hierbei fast ausschließlich um Sucherkameras. Spiegelreflexkameras, mit denen<br />
sich die Bildgestaltung wesentlich präziser bewerkstelligen lässt und die bei ambitionierten<br />
jugendlichen Fotografinnen und Fotografen aus diesem Grunde Standard sind, kommen für<br />
sie aus Kostengründen nach wie vor nicht in Frage. Fazit: Die digitale Fotografie bietet<br />
theoretisch faszinierende Möglichkeiten, aber es wird noch eine gewisse Zeit brauchen, bis<br />
der praktische Nutzen zum Tragen kommt.<br />
3. Sonderthema „Familienbilder“<br />
Seit langer Zeit bewährt hat sich die Ausschreibung wechselnder Sonderthemen parallel zum<br />
allgemeinen Wettbewerb. Es ist nahe liegend, dass die Sonderthemen bestimmte Teilnehmergruppen<br />
besser ansprechen als andere. Das Thema „Familienbilder“, das im Übrigen<br />
qualitativ überzeugende Ergebnisse brachte, erreichte insbesondere <strong>Kinder</strong> und jüngere Jugendliche<br />
(spontane Alltagsfotos) sowie junge Erwachsene (Reflexion der eigenen Rolle). Für die
Gruppe der außenwelt-orientierten, familienkritischen Teenager war das Thema weniger<br />
attraktiv.<br />
Fachjury<br />
Die Jury des Deutschen Jugendfotopreises wurde 20<strong>04</strong> durch Bundesjugendministerin<br />
Renate Schmidt für den Zeitraum von drei Jahren neu berufen:<br />
• Katharina Bosse, Fotografin, New York/Bielefeld<br />
• Julia Fassbender, Fotografin im Bundespresseamt, Berlin<br />
• Hans-Joachim Nierentz, Internationale Fototage<br />
• Sabine Ostmann Redakteurin der Zeitschrift „Photographie“, Düsseldorf<br />
• Rainer Sioda, Medienpädagoge, <strong>Kinder</strong>- und Jugendfreizeitzentrum FEZ Berlin<br />
• Julia Uebermuth, ehem. Teilnehmerin, Düsseldorf<br />
• Helmut Voelter, ehem. Teilnehmer, Weimar<br />
• Dr. Dieter Vorsteher, Deutsches Historisches Museum Berlin<br />
Die Entscheidungen der Jury sind im Katalog „Deutscher Jugendfotopreis 20<strong>04</strong>“ sowie auf<br />
www.jugendfotopreis.de/Bilderberg dokumentiert.<br />
Preisverleihung und Preisträgerforum<br />
Die Abschlussveranstaltung des Deutschen Jugendfotopreises 20<strong>04</strong> – das Preisträgerforum –<br />
wurde 1. bis 3. Oktober in der Akademie Remscheid durchgeführt. Höhepunkt der Veranstaltung<br />
war die Verleihung der Preise am 2. Oktober auf der Photokina in Köln durch Herrn<br />
Peter Ruhenstroth-Bauer, Staatssekretär im Bundesjugendministerium, sowie den Sponsor<br />
Photoindustrie-Verband und die Zeitschrift Photographie. Gastgeberin der Veranstaltung war<br />
die NRW-Jugendministerin Frau Ute Schäfer, die in ihrem Grußwort die Bedeutung der<br />
Vermittlung der Medienkompetenz durch aktive Fotoarbeit bereits im Vor- und Grundschulalter<br />
betonte.<br />
Der Deutsche Jugendfotopreis ist gemäß dem Beschluss der Arbeitsgemeinschaft der Obersten<br />
Landesjugendbehörden mit dem Preisträgerforum alle zwei Jahre in Nordrhein-Westfalen<br />
präsent. Die Medienarbeit erhält durch den Bundeswettbewerb zusätzliche Impulse.<br />
Zudem verfügt die Veranstaltung aufgrund ihrer Popularität über weit reichende Ausstrahlung.<br />
War die Preisverleihung 2000 noch in einem separaten Festsaal veranstaltet worden,<br />
gelang 2002 die Integration in die kommunikative Öffentlichkeit der Messehallen. 20<strong>04</strong> konnte<br />
wiederum eine erhebliche Verbesserung erreicht werden: Auf einer Fläche von mehr als<br />
500 m2 organisierte das KJF die Young Imaging Days – ein Event für junge Medienmacher/innen<br />
und Multiplikatoren und mit ca. 50.000 Besucherinnen und Besuchern „eines der Highlights<br />
der Photokina 20<strong>04</strong>“, wie die Fachpresse urteilte. In die Veranstaltung aktiv einbezogen waren<br />
neben bundesweiten Initiativen (KJF/Deutscher Jugendfotopreis; Bundesinitiative Jugend ans<br />
Netz) auch Einrichtungen aus Nordrhein-Westfalen, u. a. das JFC Medienzentrum und die<br />
LAG Kunst und Medien. Daraus resultierte eine große Vielfalt an Aktions-, Informations- und<br />
Vernetzungsangeboten. Die Durchführung der Young Imaging Days wurde in erheblichem<br />
Maße von der Koelnmesse/Photokina und der Fotoindustrie durch umfangreiche Sachleistungen<br />
ermöglicht (Standfläche, Eintrittskarten). Während der gesamten photokina-Zeit<br />
(28.09.-03.10.) waren die prämierten Bilder ausgestellt.<br />
Wie in den Vorjahren hat sich die Photokina als Veranstaltungsort bestens bewährt. In Deutschland<br />
existiert kein Ort, der besser geeignet wäre, um jugendliche Medienmacher zielgerichtet<br />
anzusprechen und darüber hinaus die Kontakte zu Multiplikatoren und Sponsoren zu<br />
schaffen. Dieser Veranstaltungsort hat für jugendliche Fotograf/innen eindeutig Magnetwirkung.<br />
Zwar handelt es sich um keinen „klassischen Ort“ der Medienpädagogik – da der<br />
35
36<br />
Wettbewerb jedoch in zunehmendem Maße auch bei der vorberuflichen Orientierung<br />
junger Menschen eine große Rolle spielt, ist die Photokina als Ort der professionellen Medienszene<br />
von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Aber auch für die jüngeren Teilnehmer/innen<br />
ist die „große Bühne Photokina“ ein Motivationsfaktor und prägendes Erlebnis.<br />
Ein ausführlich bebilderter Bericht über die Young Imaging Days befindet sich auf www.jugendfotopreis.de/events<br />
Zusatzangebote: Seminare – Dokumentation – Internet<br />
Die Kürzungen des Jahres 20<strong>04</strong> zwangen das KJF zur Prioritätensetzung. Dies hatte zur Folge,<br />
dass pädagogisch wichtige Zusatzangebote lediglich in reduzierter Form durchgeführt<br />
werden konnten oder ganz gestrichen werden mussten.<br />
So war es dem KJF z.B. leider nicht möglich, sich am Berliner Multimediaseminar als Kooperationspartner<br />
zu beteiligen. Auch ein Fotoprojekt, das mit dem <strong>Kinder</strong>- und Jugendfreizeitzentrum<br />
Berlin (FEZ) geplant war, musste aus finanziellen Gründen vom KJF abgesagt<br />
werden.<br />
Das deutsch-tschechische Fotoseminar hingegen konnte aufgrund einer Zusatzfinanzierung<br />
durchgeführt werden. (Prag, 1.- 7. August 20<strong>04</strong>). Auf diese jugendpolitisch wichtige Veranstaltung,<br />
bei der neben den künstlerischen insbesondere die sozialen und kommunikativen<br />
Aspekte im Mittelpunkt stehen, lässt sich die medienpädagogische Konzeption der KJF-Seminare<br />
in idealer Weise anwenden: Die Leitidee „Fotografieren als Annäherung” erhält hier eine<br />
ganz besondere Qualität.<br />
Durch eine Nachbewilligung war es möglich, Workshopangebote im Rahmen der Verleihung<br />
des Deutschen Jugendfotopreises durchzuführen. (Infos auf jugendfotopreis.de/events)<br />
Ebenfalls mit der Nachbewilligung konnte 20<strong>04</strong> die Dokumentation des Deutschen Jugendfotopreises<br />
realisiert werden. Zwar führte die aus Kürzungsgründen erst zum Jahresende<br />
mögliche Produktion zu einer Verteuerung, da mit dem planmäßigen Erscheinungstermin auf<br />
der photokina Anzeigenkunden leichter zu gewinnen sind; andererseits ermöglicht die jetzt<br />
vorliegende Publikation eine einzigartige Präsentation der Trends und Tendenzen aktueller<br />
Sichtweisen von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen in Deutschland und Entscheidungsträgern in den<br />
Bereichen Politik, Pädagogik und Kultur hervorragendes Anschauungsmaterial. Den Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern dient sie als Feedback, macht die Entscheidungen der Jury transparent,<br />
motiviert zum kreativen Umgang mit Fotografie. Der Katalog 20<strong>04</strong> enthält zudem<br />
eine Retrospektive zum Thema Familienbilder und stellt daher eine Begleitpublikation zu der<br />
für 2005 geplanten gleichnamigen Wanderausstellung dar. (Dokumentation Deutscher Jugendfotopreis,<br />
96 Seiten, ca. 200 Fotos, 9 Euro incl. Versandkosten, Bezug beim KJF)<br />
Die Online-Angebote des Deutschen Jugendfotopreises spielen bei der Information, Präsentation<br />
und Motivation eine wesentliche Rolle. Das belegen die hohen Nutzungszahlen und<br />
die inhaltlichen Beiträge von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen in den Community-Foren (monatlich<br />
durchschnittl. 60.000 Page-Impressions; 8.000 eindeutige Besucher). Dennoch mussten aus<br />
Kostengründen die Online-Aktivitäten auf Sparflamme gefahren werden. Die Erweiterung ist<br />
nun für 2005 vorgesehen.<br />
Projekt: Digitale Fotografie in der Jugendarbeit<br />
Seit 2003 kooperiert das KJF mit der Pädagogischen Hochschule Freiburg / Abt. Medienpädagogik<br />
(Prof. Alfred Holzbrecher). Gegenstand der Zusammenarbeit ist die Untersuchung<br />
des Bedeutungswandels beim Medium Fotografie sowie die Erforschung der Möglichkeiten<br />
der digitalen Bildherstellung (Imaging) für die Bildungsarbeit. Als inhaltliche Fortführung einer<br />
2003 in Freiburg durchgeführten Fachtagung fand im Rahmen der Young Imaging Days eine<br />
Fachveranstaltung für Medienpädagoginnen und Medienpädagogen statt. Hierzu erschien
das Buch „Imaging – Digitale Fotografie in Schule und Jugendarbeit“. (Hrsg. Alfred<br />
Holzbrecher u. Jan Schmolling, VS-Verlag für Sozialwissenschaften Wiesbaden)<br />
Archiv<br />
Die ca. 9.000 Originalfotos des Deutschen Jugendfotopreises werden im Archiv der deutschen<br />
Jugendbewegung (Burg Ludwigstein) aufbewahrt und sind für Auswertungen verfügbar.<br />
In der Vergangenheit wurden in vielen Großausstellungen ausgewählte Fotos zu jugendkulturellen<br />
Themen präsentiert, darunter im Haus der Geschichte der Bundesrepublik<br />
Deutschland und bei den Berliner Festspielen.<br />
Im Rahmen der zuletzt durchgeführten Retrospektive „Fotofieber – 40 Jahre Deutscher Jugendfotopreis“<br />
wurde deutlich, dass sich viele der archivierten Fotos mittlerweile in einem schlechten<br />
Zustand befinden und der Archivbestand auf lange Sicht gefährdet ist. Alte Fotos<br />
werden brüchig und bei neueren Fotos zersetzen sich zum Teil die Bildschichten. Abhilfe<br />
könnte eine digitale Restaurierung schaffen, die jedoch sehr aufwändig ist. Dieses nur mit<br />
Drittmitteln realisierbare Projekt befindet sich in der Aufgabenplanung des KJF.<br />
37
38<br />
KJF-Medienvertrieb<br />
Allgemeines<br />
Seit seiner Gründung arbeitet das KJF im Bereich Medienvertrieb mit der Arbeitsgemeinschaft<br />
oder Obersten Landesjugendbehörden (AGOL) zusammen. Die AGOL-Filmauswahlkommission,<br />
später in „Empfehlungsausschuss Medien“ (EAM) umbenannt, war über viele Jahre<br />
hinweg eine kompetente und zuverlässige Instanz für den Vertrieb der vom KJF – oder von<br />
anderen Anbietern des nichtgewerblichen Marktes – angebotenen Medien. Die Empfehlungen<br />
dieses Kreises bedeuteten gleichzeitig auch eine Abnahme-Garantie, und die Anbieter<br />
hatten eine gewisse Sicherheit, was die Nachfrage ihrer Angebote anging.<br />
Seit einigen Jahren hat sich die Situation verändert. Bedingt durch die finanziellen Engpässe<br />
der Medienzentralen bleiben die Empfehlungen ohne direkte Auswirkungen für den Absatz<br />
der Produktionen. Das KJF hat sich frühzeitig auf diese Entwicklung eingestellt und sich nicht<br />
mehr an den gemeinsamen Sichtungen im Anschluss an die Festivals in Berlin, Gera,<br />
München und Lübeck beteiligt. Das KJF war aber immer noch die geschäftsführende<br />
Organisation des EAM. Zuvor war es so, dass die geschäftsführende Stelle der AGOL auch<br />
die Organisation der Treffen des EAM übernahm. Da es hier bei einem Wechsel der Ministerien<br />
von Bundesland zu Bundesland sehr oft zu Zeitverzögerungen kam, hat das KJF diese<br />
Aufgabe übernommen. Sie beschränkte sich allerdings auf den Versand der Einladungen und<br />
der Protokolle. Zunächst war vorgesehen, auch weiterhin diese Arbeit zu übernehmen und –<br />
in zeitlich reduziertem Umfang – im Bereich der Empfehlungsarbeit (tvn etc.) zu kooperieren.<br />
Da sich jedoch die durch die Geschäftsführung bedingten Arbeiten infolge von Informationsdefiziten<br />
und Kommunikationsproblemen innerhalb des EAM als zu umfangreich und für<br />
das KJF nicht gewinnbringend erwiesen, hat das KJF diese Aufgabe an die AGOL zurückgegeben<br />
und den EAM in der November-Sitzung in Lübeck über diese Entscheidung informiert.<br />
Die Vertriebssituation<br />
Der KJF-Medienvertrieb hat 20<strong>04</strong> durch die Veröffentlichung neuer Filme keine besonderen<br />
Akzente setzen können, da – haushaltstechnisch bedingt – in erster Linie die Lizenzen von<br />
besonders gefragten Titeln verlängert und/oder (von Video auf DVD) erweitert werden<br />
mussten. Dies betraf folgende Titel:<br />
• HÄRTETEST von Janek Rieke, BRD 1997<br />
• KAHLSCHLAG von Hanno Brühl“, BRD 1993<br />
• MENDEL von Alexander Roesler, Norwegen/Dänemark/BRD 1996<br />
• SWETLANA von Tamara Staudt, BRD 1999<br />
• RAUS AUS DER HAUT von Andreas Dresen, BRD 1997.<br />
Neben der DVD-Edition mit den Filmen von Arend Agthe waren die Videos KAHLSCHLAG;<br />
SWETLANA und RAUS AUS DER HAUT die mit Abstand gefragtesten und verkauften Titel,<br />
so dass eine Herausgabe auf DVD mehr als gerechtfertigt ist. Diese Filme werden 2005 dann<br />
neu herausgebracht. Ergänzt wird diese „Jugendfilm-Edition“ um zwei aktuelle Titel, deren<br />
Lizenzen 20<strong>04</strong> erworben wurden:<br />
EVIL von Michael Hafström, Schweden 2003 (eine schwedische Internats-Story), und<br />
EN GARDE von Ayse Polat, BRD 20<strong>04</strong> (der preisgekrönte Spielfilm der in Hamburg lebenden<br />
deutsch-kurdischen Regisseurin, die vor Jahren auch am „Wettbewerb Jugend und Video“<br />
erfolgreich teilgenommen hat.)
Medienverleih<br />
Der KJF-Medienverleih konzentriert sich auf das gemeinsame Angebot mit dem Bundesverband<br />
Jugend und Film (BJF) und auf die Verfügbarkeit unserer Medien über die Konferenz<br />
der Landesfilmdienste. Der gemeinsam mit der BJF-Clubfilmothek herausgegebene „Filmkatalog<br />
20<strong>04</strong>“ enthält insgesamt mehr als 400 Filme für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche und hat einen<br />
Umfang von 460 Seiten. Die dem Katalog beigefügte CD-ROM enthält alle Daten der Printversion<br />
sowie zahlreiche weitere Informationen und Nachschlagemöglichkeiten zu einzelnen<br />
Titeln.<br />
Im Angebot des KJF-Medienverleihs befindet sich weiterhin auch die CD-ROM „Tausend<br />
Titel“ mit dem Bestand des Filmarchivs, das über das Deutsche Filmmuseum Frankfurt am<br />
Main zugänglich ist.<br />
Die KJF-Videos und –DVDs sind örtlich/regional außer bei unseren Direkt-Einkäufern wie<br />
Medienzentralen, Bibliotheken, Jugendhäusern, Schulen etc. auch bei den Landesfilmdiensten<br />
ausleihbar. Bei der Einschätzung der nachfolgenden Zahlen muss man davon ausgehen, dass<br />
es sich hier lediglich um die Bewegungen und Erkenntnisse in der Ausleihe der Landesfilmdienste<br />
handelt. In Bundesländern wie Nordrhein Westfalen beispielsweise, wo unsere Medien<br />
verstärkt direkt an einzelne Stellen verkauft werden, sinkt entsprechend die Nachfrage beim<br />
Landesfilmdienst. Dennoch aber lässt die Statistik des LFD einen Aufschluss darüber zu, wie<br />
hoch der Stellenwert einzelner Titel in der Medienarbeit mit <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen ist.<br />
Bundesweit gab es insgesamt 4.654 Filmvorführungen mit 68.769 Besuchern:<br />
Vorführungen Besucher<br />
Absolut Prozent Absolut Prozent<br />
Baden-Württemberg 353 7,58 4895 7,12<br />
Bayern 527 11,32 7893 11,48<br />
Berlin-Brandenburg 545 11,71 9065 13,18<br />
Hessen 23 0,49 440 0,64<br />
Mecklenburg-Vorpommern 833 17,90 14715 21,40<br />
Niedersachsen 415 8,92 8999 13,09<br />
Nordrhein-Westfalen 169 3,63 2688 3,91<br />
Rheinland-Pfalz 169 3,63 2224 3,23<br />
Saarland 578 12,42 7659 11,14<br />
Sachsen 73 1,57 10<strong>04</strong> 1,46<br />
Sachsen-Anhalt 191 4,10 1838 2,67<br />
Schleswig-Holstein 99 2,13 884 1,29<br />
Thüringen 17 0,37 263 0,38<br />
Hamburg 662 14,22 6202 9,02<br />
Summe 4654 100,00 68769 100,00<br />
39
40<br />
Bei den Zielgruppen ergibt sich folgendes Bild:<br />
Vorführungen Besucher<br />
Absolut Prozent Absolut Prozent<br />
Jugendarbeit 525 11,28 8818 12,82<br />
Erwachsenenbildung 1082 23,25 13627 19,82<br />
Gewerkschaften 11 23,25 191 0,28<br />
Wirtschaft, Handel, Gewerbe 188 4,<strong>04</strong> 1492 2,17<br />
Kirchliche Einrichtungen<br />
Ämter, Behörden,<br />
48 1,03 675 0,98<br />
Öffentliche Einrichtungen 385 8,27 4860 7,07<br />
Schulen, Medienzentralen 1263 27,14 23577 34,28<br />
Sonstige 1152 24,75 15529 34,28<br />
Summe 4654 100,00 68769 100,00<br />
Die erfolgreichsten Titel des Jahres waren (Veranstaltungen/Besucher):<br />
• DER WÜTENDE KLEINE RITTER (260/3849)<br />
• FLUSSFAHRT MIT HUHN (234/3566)<br />
• ALI ZAOUA – AUF DEN STRASSEN VON CASABLANCA (217/3324)<br />
• AUSGERASTET (212/056)<br />
• KURZ UND SCHMERZLOS (208/2865)<br />
• KARAKUM – DAS WÜSTENABENTEUER (207/3553)<br />
• SVENS GEHEIMNIS (206/3192)<br />
• SWETLANA (199/2793)<br />
• KAHLSCHLAG (172/2431)
Internationale Foren<br />
CIFEJ – Internationales <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmzentrum<br />
Das internationale <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmzentrum, bekannt unter der französischen Abkürzung<br />
CIFEJ (Centre International du film pour l’Enfance et la Jeunesse) wurde 1955 in<br />
Edinburgh unter der Schirmherrschaft der UNESCO gegründet. Das KJF ist seit seiner<br />
Gründung Mitglied der Organisation und nimmt dort das Mandat der Bundesrepublik Deutschland<br />
wahr. Schon in den Gründungsjahren ging es darum, durch internationale Zusammenarbeit<br />
den qualitativ guten <strong>Kinder</strong>film fördern zu können und breite Auswertungsmöglichkeiten<br />
zu sichern. Dieses Anliegen hat sich bis heute nicht geändert. Es sind jedoch viele neue<br />
Aufgaben hinzugekommen, die auf die fortschreitende Entwicklung der Medien- und<br />
Kommunikationstechnik zurückzuführen sind.<br />
CIEFJ hat seinen Sitz in Montreal; der Unterhalt des Büros wird von dem Kanadischen Minister<br />
für Kommunikation finanziell unterstützt. Über die Aufgaben, Ziele, Projekte und<br />
Mitglieder der Organisation informiert www.cifej.com. Abrufbar ist hier auch der vom KJF<br />
erstellte „Catalogue of CIFEJ Prize Winners“ mit Daten und Materialien zu über 120 mit<br />
Preisen und Anerkennungen ausgezeichneten Filme.<br />
Horst Schäfer gehörte mehrere Jahre dem CIFEJ-Board an und ist heute einer der Repräsentanten<br />
und Ansprechpartner der Organisation auf der internationalen Festival-Ebene, auf der<br />
auch der CIFEJ-Preis für hervorragende Produktionen verliehen wird. Über die Festival-Besuche<br />
wird regelmäßig im CIFEJ-INFO (in englischer und französischer Sprache) und in der<br />
<strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmkorrespondenz berichtet.<br />
Vom 25. November bis 09. Dezember 20<strong>04</strong> wurde das „Cinemagic“-Festival in Belfast besucht.<br />
41
42<br />
Kooperationspartner<br />
Ein Großteil der Aktivitäten des KJF basiert auf der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen<br />
und Einrichtungen der Medienszene und Jugendarbeit. Dies betrifft die Veranstaltung von<br />
internationalen Festivals, die Durchführung von Tagungen, Seminaren und Wettbewerben<br />
ebenso wie die Herausgabe von Filmen und Broschüren. In vielen Bereichen gibt es gleiche<br />
Interessen, die durch eine gemeinsame Vorgehensweise effektiver verfolgt und umgesetzt<br />
werden können. Viele der in diesem Bericht beschriebenen Aktivitäten hätten ohne die<br />
Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern nicht realisiert werden können. Im Jahr 20<strong>04</strong><br />
arbeitete das KJF u. a. mit folgenden Stellen zusammen:<br />
• Adobe Systems, Unterschleißheim<br />
• AGJF Sachsen<br />
• Akademie für musische Bildung und Medienerziehung e.V., Remscheid<br />
• Apple Computer, Feldkirchen<br />
• Arbeiterwohlfahrt, Oberhausen<br />
• Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesjugendbehörden<br />
• Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten, Bonn<br />
• Arbeitskreis digitale Fotografie, Freiburg<br />
• Artama, Prag<br />
• Beauftragte der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien (BKM)<br />
• Bundesinitiative Jugend ans Netz, Bonn<br />
• Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
• Bundesverband Jugend und Film e.V., Frankfurt am Main<br />
• Bundesverband Audiovisuelle Medien, Hamburg<br />
• Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung, Remscheid<br />
• Canon, Krefeld<br />
• CIFEJ, Montreal/Canada<br />
• Corian-Verlag, Meitingen<br />
• Deutsche Film- und Fernsehakademie, Berlin<br />
• Deutsches Filmmuseum, Frankfurt am Main<br />
• Deutsche Gesellschaft für Photographie, Köln<br />
• Diözesanbildungswerk des Bistums Münster<br />
• Europäische Jugendbildungs- und Begegnungsstätte, Weimar<br />
• European Film Market, Berlin<br />
• Filmfest München, <strong>Kinder</strong>filmfest<br />
• Filmfestival „Max Ophüls Preis“, Saarbrücken<br />
• Förderverein Deutscher <strong>Kinder</strong>film e.V., Gera<br />
• Fotoforum, Solingen<br />
• Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Wiesbaden<br />
• Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur e.V., Bielefeld<br />
• Gruppe DiaspoAfro, Wuppertal<br />
• Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“, Potsdam-Babelsberg<br />
• Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU), München<br />
• Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland e.V., Düsseldorf<br />
• Internationale Filmfestspiele, Berlin<br />
• Internationales Congress Center Dresden / Maritim Hotels<br />
• JFC Medienzentrum, Köln<br />
• JFF Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, München<br />
• Jugendamt Nürnberg<br />
• <strong>Kinder</strong>- und Jugendvideothek Pixel, Dresden<br />
• <strong>Kinder</strong>kino München,
• <strong>Kinder</strong>- und Jugendfilm Korrespondenz<br />
• Kommunales Kino, Lübeck<br />
• Konferenz der Landesfilmdienste e.V., Bonn<br />
• Kuratorium Junger Deutscher Film<br />
• Landesarbeitsgemeinschaft Kunst und Medien NRW, Raesfeld<br />
• Landesbildstelle Westfalen, Münster<br />
• Landesfilmdienst Baden-Württemberg e.V., Stuttgart<br />
• Landesfilmdienst Berlin-Brandenburg e.V.<br />
• Landesfilmdienst Niedersachsen e.V., Hannover<br />
• Landesfilmdienst Sachsen e.V.<br />
• Landesfilmdienst Sachsen-Anhalt e.V., Halle<br />
• Landesfilmdienst Thüringen e.V., Erfurt<br />
• Landeshauptstadt Dresden<br />
• Landesinstitut für Schule und Medien, Abt. Medien, Berlin<br />
• Landesinstitut für Lehrerfortbildung Sachsen-Anhalt, Halle<br />
• Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Thüringen, Erfurt<br />
• Medienpädagogisches Zentrum Land Brandenburg<br />
• Medienkulturzentrum Dresden e.V.<br />
• Medienzentrum des JFF, München<br />
• Medienzentrum Parabol, Nürnberg<br />
• Medienzentrum Rheinland, Düsseldorf<br />
• Medienzille Radebeul<br />
• Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg<br />
• Ministerium für Schule, Jugend und <strong>Kinder</strong> des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf<br />
• Nordische Filmtage Lübeck<br />
• Pädagogische Hochschule Freiburg<br />
• Pädagogische Hochschule Ludwigsburg<br />
• Photographie, Düsseldorf<br />
• Photonews, Hamburg<br />
• Photoindustrie-Verband e.V., Frankfurt am Main<br />
• photokina, Köln<br />
• Projektbüro Dialog der Generationen, Berlin<br />
• Prophoto GmbH, Frankfurt am Main<br />
• Qualifizierungs- und Arbeitsförderungsgesellschaft, Dresden<br />
• Sächsisches Staatsministerium für Kultur<br />
• SCHAU HIN Projektbüro, Hamburg<br />
• Schulkino, Dresden<br />
• Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bereich Kirche und Gesellschaft, Bonn<br />
• Seniorenamt Nürnberg<br />
• Schulkino Dresden e.V.<br />
• Sozialministerium Mecklenburg-Vorpommern, Abteilung Jugend und Sport<br />
• Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung, Abt. Medien, München<br />
• Stadtbücherei Torgau<br />
• Stiftung Goldener Spatz, Gera<br />
• Tandem, Regensburg<br />
• Technische Universität Dresden<br />
• Universität Bielefeld, Fakultät für Pädagogik<br />
• wannseeFORUM Berlin<br />
• Westdeutscher Rundfunk, Köln<br />
• Zweites Deutsches Fernsehen, Mainz<br />
43
44<br />
Terminkalender<br />
Januar<br />
12.01. - 15.01. Blockseminar in der Universität Bielefeld: „Die neuen Helden –<br />
Animationsfilm und Digitales Kino“<br />
28.01.- 01.02. Filmfestival „Max Ophüls Preis“, Saarbrücken<br />
Februar<br />
<strong>04</strong>.02. - 02.<strong>04</strong>. Deutscher Jugendfotopreis Wanderausstellung im Kultur- und<br />
Sportförderverein Oberursel e.V. in Oberursel (Taunus)<br />
07.02. - 15.02. Internationale Filmfestspiele Berlin<br />
(<strong>Kinder</strong>filmfest, European Film Market)<br />
März<br />
05.03. - 06.03. Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung<br />
Mitgliederversammlung in Hannover<br />
17.03. Wettbewerb Video der Generationen Auswahlgremium<br />
22.03. - 26.03. Deutscher Jugendvideopreis – Young Media: Auswahlgremium<br />
29.03. - 31.03. Wettbewerb Video der Generationen: Jurysitzung<br />
31.03. Remscheider Gespräche: „Wieviel Markt vertragen Bildung und Kultur?“<br />
Prof. Dr. Max Fuchs über WTO (Welthandelsorganisation) und<br />
GATS (General Agreement for Trade and Services)<br />
31.03. - 02.<strong>04</strong>. <strong>Kinder</strong>film- und Fernsehtage, Erfurt und Gera<br />
April<br />
13.<strong>04</strong>. - 06.05. Deutscher Jugendfotopreis Wanderausstellung im LKJ Sachsen-Anhalt<br />
in Magdeburg<br />
19.<strong>04</strong>. - 23.<strong>04</strong>. Deutscher Jugendvideopreis – Young Media: Jurysitzung<br />
Mai<br />
05.05. - 07.05. Deutscher Jugendfotopreis: Jurysitzung<br />
07.05. - 08.05. JFF Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis<br />
Mitgliederversammlung in München<br />
16.05. - 18.05. Deutscher Jugendvideopreis – Professional Media: Jurysitzung<br />
24.05. - 27.05. Blockseminar in der Universität Bielefeld:<br />
„Medienwirkung – Wahrnehmung und Bedeutung von Filmen in<br />
biographischer Perspektive“
Juni<br />
18.06. - 20.06. Bundesfestival „Video, Film und Multimedia“ in Dresden mit<br />
Preisverleihung: Deutscher Jugendvideopreis Professional Media<br />
und Young Media sowie Preisverleihung Video der Generationen<br />
26.06. - <strong>04</strong>.07. 22. Filmfest München, <strong>Kinder</strong>filmfest<br />
Programmbeitrag „Irgendwo in Europa“<br />
Juli<br />
05.07. - 06.07. Empfehlungsausschuss Medien der Obersten Landesjugendbehörden;<br />
Filmsichtung im FWU München<br />
12.07. - 15.07. Blockseminar in der TU Dresden: „Nord-Licht-Bilder – Highlights des<br />
skandinavischen Jugendfilms“<br />
August/September<br />
22.09. Kuratoriumssitzung im Medienzentrum Rheinland, Düsseldorf<br />
28.09. – 03.10. Deutscher Jugendfotopreis: Young Imaging Days auf der Photokina, Köln<br />
Oktober<br />
01.10. - 03.10. Deutscher Jugendfotopreis: Preisträger-Forum, Remscheid und Köln<br />
November<br />
<strong>04</strong>.11. - 07.11. Nordische Filmtage Lübeck<br />
Programmreihe „<strong>Kinder</strong>, Krieg und Kino“<br />
<strong>04</strong>.11. - 07.11. Jurysitzung der Skandinavischen Filminitiative zur Vergabe des<br />
<strong>Kinder</strong>- und Jugendfilmpreises<br />
Dezember<br />
09.12. - 10.12. Kuratoriumssitzung in der Akademie Remscheid<br />
45
46<br />
Preisträger Deutscher Jugendvideopreis 20<strong>04</strong><br />
Sektion: Professional Media<br />
Medienproduktionen für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />
Preisträger in der Kategorie „<strong>Kinder</strong>film“ (2.000 Euro)<br />
WHALE RIDER<br />
Neuseeland/Deutschland 2002, Regie: Niki Caro<br />
97 Min., Farbe, FSK: 6<br />
Kinowelt<br />
Preisträger in der Kategorie „Jugendfilm“ (2.000 Euro)<br />
DREIZEHN<br />
USA 2003, Regie: Catherine Hradwicke<br />
96 Min., Farbe, FSK: 12<br />
20th Century Fox<br />
Preisträger in der Kategorie „Initiativen und Konzepte“ (1.000 Euro)<br />
für die Ausstattung der DVD mit vorbildlichem Bonusmaterial<br />
ZUG DES LEBENS<br />
Frankreich/Belgien/Rumänien/Niederlande 1998, Regie: Radu Mihaileanu<br />
103 Min., Farbe, FSK 6<br />
Sunfilm<br />
Lobende Erwähnung in der Kategorie „<strong>Kinder</strong>film“<br />
MIRACLE – EIN ENGEL FÜR DENNIS P.<br />
Dänemark 2000, Regie: Natasha Arthy<br />
75 Min., Farbe, FSK: 6<br />
Laser Paradise<br />
Lobende Erwähnungen in der Kategorie „Jugendfilm“<br />
LONG WALK HOME<br />
Australien 2002, Regie: Phillip Noyce<br />
94 Min., Farbe, FSK: 12<br />
Universum Film<br />
LICHTER<br />
Deutschland 2002, Regie: Hans-Christian Schmid<br />
105 Min., Farbe, FSK: 12<br />
Universal Picture
Jurybegründungen Deutscher Jugendvideopreis 20<strong>04</strong><br />
Sektion: Professional Media<br />
Medienproduktionen für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />
Preis in der Kategorie „<strong>Kinder</strong>film“<br />
WHALE RIDER<br />
(Niki Caro, Neuseeland/Deutschland 2002)<br />
Inhalt<br />
Der neuseeländische Spielfilm erzählt die Geschichte des Mädchens Pai(kea). Als jüngste<br />
Nachfahre des Häuptlings eines Maori-Stammes tritt sie den Vorurteilen ihres Großvaters stark<br />
und selbstbewusst entgegen und erkämpft sich seine Akzeptanz.<br />
Jurybegründung<br />
Mit ihrem Film eröffnet die Regisseurin Niki Caro <strong>Kinder</strong>n Schauplätze dieser Welt, die ihnen<br />
zumeist unbekannt und fremd sind. In eindrucksvollen Bildern zeigt sie Traditionen und Riten<br />
der Maori. Die Zwiespältigkeit, die sich für die alte Kultur in moderner Zeit ergibt, wird offengelegt.<br />
Zugang finden <strong>Kinder</strong> leicht über die Hauptfigur, mit der sie sich sofort identifizieren.<br />
Das starke, selbstbewusste Mädchen, das gegen seine untergeordnete Stellung in der traditionellen<br />
Familienfolge opponiert und schließlich seinen Weg geht, ist dank der großartigen<br />
schauspielerischen Leistung von Keisha Castel-Hughes ermutigendes Vorbild für <strong>Kinder</strong> von<br />
heute.<br />
Preis in der Kategorie „Jugendfilm“<br />
DREIZEHN<br />
(Catherine Hradwicke, 2003 USA)<br />
Inhalt<br />
Tracy ist dreizehn und auf der Suche nach Verständnis, Zuneigung und nach sich selbst.<br />
In der Freundschaft zu Evie scheinen sich ihre Wünsche zu erfüllen. Doch Tracy droht, in eine<br />
Welt aus Drogen, Diebstahl und Sex abzustürzen .<br />
Jurybegründung<br />
In ihrem Regiedebut zeigt Catherine Hradwicke in realistischer Weise, wie schnell Jugendliche<br />
in einer auf Konsum und Aussehen fokussierten Welt ins Abseits driften können. Am Beispiel<br />
der Hauptfiguren ist das Lebensgefühl Dreizehnjähriger glaubhaft und nachvollziehbar<br />
eingefangen. Das Phänomen, Gewalt selbstzerstörerisch einzusetzen wird dabei offen<br />
thematisiert. Schnelle Szenenfolgen, abrupte Schnitte und Handkameraeinsatz spiegeln die<br />
bewegte Gefühlslage der Hauptfiguren filmisch wieder. Die Geschichte mit authentischem<br />
Hintergrund versteht es, den Zuschauer zu berühren. Neben einem realistischen Blick auf die<br />
Entwicklung Heranwachsender gelingt dem Film eine treffende Beschreibung elterlichen<br />
Verantwortungsgefühls ebenso wie erzieherischer Unsicherheit.<br />
47
48<br />
Preis in der Kategorie „Initiativen und Konzepte“<br />
ZUG DES LEBENS<br />
(Radu Mihaileanu, Frankreich/Belgien/Rumänien/Niederlande 1998)<br />
Inhalt<br />
Die Doppel-DVD Collector’s Edition enthält neben dem vielfach international ausgezeichneten<br />
Spielfilm „Zug des Lebens“ von Radu Mihaileanu ein exklusiv produziertes Gespräch<br />
zwischen dem Regisseur und dessen Vater, ein Making of zum Film, eine Fotogalerie sowie<br />
ein 28-seitiges Booklet.<br />
Jurybegründung<br />
Die Jury begrüßt es sehr, dass dieser Film wieder veröffentlicht wird. Das für junge Menschen<br />
wichtige Thema der Judenverfolgung im Dritten Reich vermittelt er mit erzählerischer Leichtigkeit<br />
und mit Humor, ohne den Alptraum des Holocaust zu verharmlosen. Besonders<br />
hervor zu heben ist die ästhetische Gesamterscheinung des neuen Konzeptes. Die Doppel-<br />
DVD präsentiert sich wie ein gebundenes Buch. Die im Booklet zusammengestellten Informationen<br />
beinhalten neben produktionsbezogenen ebenso filmübergreifende Kapitel. Sie<br />
stellen die Geschichte des Films in einen historischen Gesamtzusammenhang und tragen so<br />
zum besseren Verständnis bei. Das Vater-Sohn-Gespräch weckt, durch abwechslungsreiche<br />
Themen und die persönliche Darstellungsweise der Beteiligten, Interesse. Neben einem hohen<br />
Informationswert vermag es darüber hinaus die Wirkung und Aussage des Spielfilms nachhaltig<br />
zu unterstützen.<br />
Lobende Erwähnungen<br />
MIRACLE – EIN ENGEL FÜR DENNIS P.<br />
(Natasha Arthy, Dänemark 2000)<br />
Inhalt<br />
Zwischen Märchen und Musical bewegt sich die Geschichte um Dennis P. Damit er seine<br />
Probleme der beginnenden Pubertät lösen kann, kommt ihm ein Engel zu Hilfe und erteilt<br />
ihm eine Lizenz für „mittlere Wunder“.<br />
Jurybegründung<br />
Diese dänische Komödie hebt sich von bisherigen Verfilmungen mit Engelmotiven deutlich<br />
ab. In einer gelungenen Mischung sowohl überhöhter als auch realitätsnaher Darstellungen<br />
gelingt es der Regisseurin Natasha Arthy, die Balance zwischen Witz und Ernsthaftigkeit zu<br />
halten. Alltagsthemen greift der Film in einer zeitgemäßen Mischung auf und versteht es<br />
außerdem, die Hauptgeschichte interessant aufzulösen. Eine ausgefeilte Farbgestaltung, kombiniert<br />
mit guter Musik unterstreicht ein filmisches Gesamtwerk von besonderer Qualität, mit<br />
dem sich <strong>Kinder</strong> verstanden fühlen, das aber auch aufs Beste zu unterhalten vermag.<br />
LONG WALK HOME<br />
(Phillip Noyce, Australien 2002)<br />
Inhalt<br />
Jigalong, West-Australien, 1931. Drei Aborigini-Mischlingsmädchen werden Opfer der australischen<br />
Rassenpolitik. Polizisten trennen sie gewaltsam von ihren Müttern und bringen sie<br />
in ein Umerziehungslager. Molly, Daisy und Grace können sich befreien und treten zu Fuß<br />
den langen und beschwerlichen Heimweg von 1.500 Meilen an.
Jurybegründung<br />
Mit beeindruckend komponierten, kraftvollen Bildern führt dieser Spielfilm die Zuschauer in<br />
ein anderes Land und eine andere Zeit. Aus der Sicht von Unterdrückten klärt er über geschehenes<br />
Unrecht auf. Die Ungerechtigkeit, die den Mädchen Molly, Grace und Daisy widerfährt,<br />
wird spürbar nachempfunden. Ebenso vermittelt sich die Kraft, die insbesondere Molly<br />
entwickelt, sich den Strapazen eines schwierigen Fußmarsches auszusetzen und entschlossen<br />
und mutig ihr weit entferntes Ziel zu erreichen. So wie die wandernden Mädchen Spuren im<br />
Wüstensand hinterlassen, lässt Regisseur Philip Noyce durch seine atmosphärisch dichte Inszenierung<br />
Spuren in den Köpfen und Herzen der Zuschauer zurück.<br />
LICHTER<br />
(Hans-Christian Schmid, Deutschland 2002)<br />
Inhalt<br />
Sechs ineinandergreifende Kurzgeschichten über Menschen an der deutsch-polnischen<br />
Grenze zwischen Frankfurt an der Oder und dem polnischen Slubice. Sie kommen von<br />
diesseits oder jenseits der Oder und sind alle auf der Suche nach ihrem Glück.<br />
Jurybegründung<br />
Regisseur Hans-Christian Schmid hat in seinem Film sechs Episoden zu bewegenden Portraits<br />
von Menschen verdichtet. Nahezu dokumentarisch beschreibt er ihre gesellschaftlichen und<br />
politischen Bedingungen vollkommen authentisch und dicht inszeniert. Das Interesse Heranwachsender<br />
wird durch die Überzeugungskraft der Darsteller geweckt. Sie vermögen die<br />
Botschaft des Films, sich ein Stück Menschlichkeit im Kampf ums Überleben zu bewahren,<br />
eindrucksvoll zu vermitteln.<br />
49
50<br />
Preisträger Deutscher Jugendvideopreis 20<strong>04</strong><br />
Sektion Young Media<br />
Medienproduktionen von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />
PREISE DES BUNDESJUGENDMINISTERIUMS<br />
Nachwuchspreis für <strong>Kinder</strong> bis 10 Jahre (1000 Euro)<br />
ERWIN, DER DICKE SCHNEEMANN<br />
von den <strong>Kinder</strong>n des <strong>Kinder</strong>gartens Haus Sonnenschein<br />
und der Trickfilmwerkstatt des instituts für neue medien, Rostock<br />
Altersgruppe bis 15 Jahre<br />
1. Preis (1.000 Euro)<br />
DAS BÖSE STECKT IN JEDEM<br />
von den Mädchen der Naturfreundejugend<br />
und dem Gallus Zentrum, Frankfurt am Main<br />
2. Preis (600 Euro)<br />
FREUNDE<br />
von der Gruppe „5 Filmer“ aus München<br />
und dem Medienzentrum München<br />
3. Preis (400 Euro)<br />
DAS MEDAILLON<br />
von der Gruppe „Muckies“, Bochum<br />
Altersgruppe 16- 20 Jahre<br />
1. Preis (1.000 Euro)<br />
DIE SCHAUKEL<br />
von Pernella Raffalt, Bochum<br />
2. Preis (600 Euro)<br />
FRAGMENT OF A LOVE<br />
von Alexander Zirkler, Berlin<br />
3. Preis (400 Euro)<br />
DREI IM NORDEN<br />
von Benjamin Beck, Lukas Müller<br />
und Stephan Müller, Berlin
Altersgruppe 21- 25 Jahre<br />
1. Preis (1.000 Euro)<br />
FOLGE 1: SYNONYM<br />
von Daniel Hedfeld, Dortmund<br />
2. Preis (600 Euro)<br />
LOSING VIRGINITY<br />
von Nadja Marcin, Berlin<br />
2. Preis (600 Euro)<br />
DAS GESCHENK<br />
von Mark Auerbach und Markus F. Adrian, Rostock<br />
3. Preis (400 Euro)<br />
JETZT ERST RECHT<br />
von André Jagusch, Berlin<br />
3. Preis (400 Euro)<br />
BREAKING THE RULES<br />
von Gregor Erler, Schöneiche<br />
Multimedia<br />
1. Preis (1.000 Euro)<br />
WWW.MBN-PRODUCTIONS.DE<br />
von mbn-productions, Leipzig<br />
2. Preis (600 Euro)<br />
INTERARTIV<br />
von der AG Multimedia,<br />
des Jakob-Bruckner-Gymnasiums, Kaufbeuren<br />
3. Preis (400 Euro)<br />
DER SEXIONÄR<br />
von der PC AG der WJW GmbH, Wiesbaden<br />
Wettbewerbsthema „Glück“<br />
1. Preis (1.000 Euro)<br />
WAHRE PERLEN – IGAZGYÖNGYÖK<br />
von Ursula Ambach, Berlin<br />
2. Preis (600 Euro)<br />
DAS ALASKAABENTEUER<br />
von Andreas Bräunlich, Leipzig<br />
3. Preis (400 Euro)<br />
LAVINIA WILSON<br />
von René Sydow, Dortmund<br />
51
52<br />
LANDESPREIS DES FREISTAATES SACHSEN<br />
ZUM THEMA „WO SOLL DAS HINFÜHREN ?“ (1000 EURO)<br />
GHERDEAL<br />
von Thomas Beckmann und Martin Nudow, München<br />
FÖRDERPREIS DES BUNDESVERBANDES AUDIOVISUELLE MEDIEN (BVV)<br />
FÜR DIE BESTE GRUPPENLEISTUNG (500 EURO)<br />
DIE WELT WIRD …<br />
von den Schülerinnen des Evangelischen Schulzentrums, Leipzig
Jurybegründungen Deutscher Jugendvideopreis 20<strong>04</strong><br />
Sektion Young Media<br />
Medienproduktionen von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />
Nachwuchspreis für <strong>Kinder</strong> bis 10 Jahre<br />
ERWIN, DER DICKE SCHNEEMANN<br />
von den <strong>Kinder</strong>n des <strong>Kinder</strong>gartens Haus Sonnenschein<br />
und der Trickfilmwerkstatt des instituts für neue medien, Rostock<br />
Inhalt<br />
Erwin, der dicke Schneemann ist einsam. Er wünscht sich zu Weihnachten eine Frau.<br />
Jurybegründung<br />
Dass auch <strong>Kinder</strong>gartenkinder bereits in der Lage sind, einfache Geschichten filmisch gelungen<br />
umzusetzen, beweist die animierte Interpretation des herzhaften <strong>Kinder</strong>liedes von Erwin,<br />
dem dicken Schneemann, welches die <strong>Kinder</strong> selbst vortragen. Viel Freude hatte die Jury an<br />
den <strong>Kinder</strong>zeichnungen, die Erwin nicht nur ein Gesicht, sondern auch verschiedene Schneefrauen<br />
gaben. Somit wird aus dem altersgerechten Legetrick ein spaßiger Musikclip.<br />
Konzentriert, hingebungsvoll und aufmerksam widmeten sich die <strong>Kinder</strong> dem Produktionsprozess,<br />
der auch ein Element des Films ist. Ein Grund mehr, dass die Schneemannromanze<br />
nicht mehr nur ein schwungvolles Lied ist, sondern nun auch ein kleiner runder und gelungener<br />
Animationsfilm.<br />
Altersgruppe bis 15 Jahre<br />
1. Preis<br />
DAS BÖSE STECKT IN JEDEM<br />
von den Mädchen der Naturfreundejugend<br />
und dem Gallus Zentrum, Frankfurt am Main<br />
Inhalt<br />
Vier Mädchen versuchen die Geisterwelt zu beschwören und geraten urplötzlich in große<br />
Gefahr. Alles nur ein Traum?<br />
Jurybegründung<br />
Der Film „Das Böse steckt in jedem“ schafft in wenigen Minuten, was so manch teuer produziertem<br />
und gut beworbenem Horrorfilm in 90minütiger Spielfilmlänge oft nur für Sekundenbruchteile<br />
gelingt: unsere Nackenhaare stehen aufrecht, von Anfang an, durchgehend<br />
und über den Abspann hinaus.<br />
Die fieberhafte Spannung, mit der die MacherInnen während der gesamten Filmproduktion<br />
„dabei“ waren, überträgt sich gleichermaßen auf den gebannten Zuschauer. Aufgrund der<br />
hervorragenden Kameraführung, des perfekten Schnittes und der gezielt eingesetzten Effekte<br />
lehrt der Film vollkommen neu das Gruseln – egal, wie alt man ist oder wie viele Horrorfilme<br />
man bereits gesehen hat.<br />
53
54<br />
2. Preis<br />
FREUNDE<br />
von der Gruppe „5 Filmer“ aus München<br />
und dem Medienzentrum München<br />
Inhalt<br />
Ein „Sitzenbleiber“ kommt neu in die Klasse und freundet sich mit einem „Außenseiter“ an.<br />
Die beiden sind unzertrennlich und lassen sich auch durch die Clique nicht auseinander bringen.<br />
Jurybegründung<br />
Wie wichtig es ist, Freunde zu haben, insbesondere dann, wenn man das Opfer einer Clique<br />
ist, die ihren gemeinen Spaß daran hat, einen fertig zu machen – hiervon handelt der engagierte<br />
Kurzspielfilm „Freunde“.<br />
Authentisch gespielt, flott erzählt und schlüssig aufgelöst – „Freunde“ überzeugt auf der<br />
ganzen Linie. Neben der vorbildlichen filmischen Umsetzung verdient auch die ernsthafte<br />
Auseinandersetzung mit dem Thema Mobbing unter <strong>Kinder</strong>n die volle Anerkennung.<br />
3. Preis<br />
DAS MEDAILLON<br />
von der Gruppe „Muckies“, Bochum<br />
Inhalt<br />
Ein neuer Auftrag für die Detektei „Das wachsame Auge“: Auf der Jagd nach dem gestohlenen<br />
Medaillon entdecken sie den Zauber des Edelsteins.<br />
Jurybegründung<br />
Der Kurzkrimi über die Spürnase „wachsames Auge“ und die Gangsterbande „El Banditos“<br />
begeistert durch originelle Einfälle, eine spritzige Erzählweise und einen außergewöhnlichen<br />
Plot. Mit seiner guten dramaturgischen Auflösung fesselt er den Zuschauer.<br />
Altersgruppe 16- 20 Jahre<br />
1. Preis<br />
DIE SCHAUKEL<br />
von Pernella Raffalt, Bochum<br />
Inhalt<br />
Das 14jährige Mädchen Dvori will einer Gruppe Jungs imponieren. Besonders den ruhigen<br />
Assaf mag sie gerne, doch der beachtet sie gar nicht. Sie versucht es mit coolen Sprüchen,<br />
trinkt Bier, raucht und macht ihn richtig an. Alles ist ja nur ein Spiel, aber die Situation nimmt<br />
eine dramatische Wende.<br />
Jurybegründung<br />
„Die Schaukel“ ist ein Film, der unter die Haut geht. Der auf einer tatsächlichen Geschichte<br />
beruhende Film nimmt seine Zuschauer mit auf eine Achterbahnfahrt in die menschlichen<br />
Abgründe. Zunächst verhalten, dann immer heftiger entfaltet er seine beklemmende und<br />
bedrückende Atmosphäre, die erahnen lässt, dass jeden Moment etwas Entsetzliches passieren<br />
kann. Dass es sich hierbei um eine Vergewaltigung handeln könnte, vermutet man bereits<br />
nach wenigen Minuten. Dass aber derjenige anfängt, dem man es am wenigsten zugetraut<br />
hätte, irritiert und schockiert um so mehr. Seine verstörende Wirkung liegt nicht allein in der<br />
Brisanz des Themas, seinem Realitätsbezug, der schauspielerisch glänzenden Leistung und
seinem dramaturgisch perfekten Aufbau begründet. Pernella Raffalt ist es ausgezeichnet<br />
gelungen, die suggestive Kraft des Mediums Film für ihr Anliegen effektiv zu nutzen.<br />
2. Preis<br />
FRAGMENT OF A LOVE<br />
von Alexander Zirkler, Berlin<br />
Inhalt<br />
Michelle und Boris –sind ein ganz normales Paar. Jedenfalls hat es den Anschein. Michelle ist<br />
gerade mit dem Abitur fertig und arbeitslos. Boris arbeitet auf dem Bau, hängt ständig mit<br />
seinem Kollegen Jochen herum, lamentiert über das Leben und trinkt gerne Bier. Michelle<br />
versinkt in Depressionen, aber Boris interessiert das nicht. Ganz allmählich offenbaren sich<br />
immer mehr Abgründe dieser Beziehung.<br />
Jurybegründung<br />
In artistischer Montage zwischen den Zeitebenen springend vermittelt dieses Melodram mit<br />
bewusst zurück genommenen Gestaltungsmitteln das Psychogramm einer tödlich erstarrten<br />
Beziehung.<br />
In das Spannungsfeld zwischen manischer Phantasie und blutiger Realität wird der Zuschauer<br />
durch die suggestive schauspielerische Leistung hineingezogen. Der psychische Zustand<br />
der Hauptfigur bleibt offen. Was bleibt, ist die Hochachtung vor einem Film, in dem verschiedene<br />
Phasen des Scheiterns einer Beziehung stilistisch absolut überzeugend und auf<br />
schmerzhafte Weise nachvollziehbar werden.<br />
3. Preis<br />
DREI IM NORDEN<br />
von Benjamin Beck, Lukas Müller<br />
und Stephan Müller, Berlin<br />
Inhalt<br />
Die drei Cousins, auf Besuch bei Oma in Meck-Pomm, sorgen im Norden für viel Unterhaltung<br />
im Tierreich und auch unter den Menschen. Ein Erinnerungsvideo für später, das uns<br />
wenn wir mal 40 Jahre alt sind, zeigen soll, wieviel Spaß wir in den Ferien bei der Oma hatten.<br />
Jurybegründung<br />
Eben gerade noch in Berlin, plötzlich bei Oma in Prohn, einem kleinen Nest in Mecklenburg-<br />
Vorpommern. Wer dabei denkt, dass Herbstferien auf dem Lande immer langweilig sein<br />
müssen, wird mit der erfrischenden Doku-Collage eines Besseren belehrt. Benjamin Beck,<br />
Stephan und Lukas Müller präsentieren uns im clipartigen Stil, dass es für plastermüde Großstadtbewohner<br />
eigentlich nichts Befreienderes gibt, als das Paradies im Bauernhof inmitten<br />
ursprünglicher Natur. Vorausgesetzt man sprüht derart vor fantasievollen Einfällen, Selbstironie<br />
und der Gabe, aus wenig Angebot viel Erlebnis zu machen.<br />
Bei „Drei im Norden“ handelt es sich um einen Film, der in jedem Moment die pure Lebensfreude<br />
vermittelt, einen kreativen Kamerablick aufweist und von der gleichberechtigten<br />
Beziehung dreier Cousins erzählt. Dies tut er frisch, frech und autonom.<br />
55
56<br />
Altersgruppe 21- 25 Jahre<br />
1. Preis<br />
FOLGE 1: SYNONYM<br />
von Daniel Hedfeld, Dortmund<br />
Inhalt<br />
Sascha Kaspar trifft seinen Namensvetter – mitten ins Gesicht.<br />
Jurybegründung<br />
Der Experimentalfilm „Folge 1: Synonym“ ist ein atemloser Sprint durch die skurrilverschrobenen<br />
Gedankengänge eines jungen Mannes, der sich auf der verzweifelten Suche<br />
nach dem tieferen Sinn des Lebens und nach sich selbst befindet.<br />
Gibt es ein anderes, aber bedeutungsähnliches Wort für Synonym? Und wenn Olivenöl aus<br />
Oliven gemacht wird, woraus wird dann Babyöl gemacht? Erfolg ist, sich selbst zu vertrotteln.<br />
Dies sind nur einige wenige philosophische Kernfragen und Erkenntnisse, die aus dem<br />
Off vom Protagonisten ertönen, der sich immer weiter in sein Netz der Verwirrung verstrickt<br />
und hineinsteigert.<br />
„Folge 1: Synonym“ ist ein filmisches Blitzgewitter, in dem eine Pointe die nächste jagt.<br />
Hervorragend gefeilte, wortakrobatische Texte werden in atemberaubendem Tempo präsentiert<br />
und auf der Bildebene immer wieder gebrochen und ironisiert. Das Ergebnis ist ein äußerst<br />
innovativer, vielschichtiger, vor Ideen strotzender und mitreißender Film, der mit einfachsten<br />
Mitteln produziert wurde.<br />
2. Preis<br />
LOSING VIRGINITY<br />
von Nadja Marcin, Berlin<br />
Inhalt<br />
Kittycat. Wieder mal Hunger gehabt. Marry me, please! Bevor meine Brüste verschwinden.<br />
Unter einer Decke. Homeporno, ein wenig gruselig. So wie, wenn man einen fremden Mann<br />
von einer Party mit nach Hause nimmt.<br />
Jurybegründung<br />
Nadja Marcin präsentiert mit ihrem verstörenden Triptychon bewegter Bilder Videokunst in<br />
ihrer radikalsten und mutigsten Form.<br />
In allen drei Beiträgen taucht immer wieder die selbe entblößte Frau auf: Mal schleckt sie wie<br />
ein Kätzchen eine Schale aus, mal bettelt sie darum, geheiratet zu werden, mal sieht man ihre<br />
Körperkonturen schemenhaft unter einer Bettdecke. Die Macherin ruft mit provokativen<br />
Bildern und Tönen eine Seelenlage wach, mit der man schmerzhafte Gefühle wie Erniedrigung,<br />
Selbstkasteiung und kompromisslose Grenzüberschreitung verbindet.<br />
Die formal und inhaltlich sehr stimmige Arbeit bricht mit Erwartungshaltungen, macht betroffen<br />
und nachdenklich. Sie ist beispielhaft innovativ, herausfordernd und anregend zugleich.<br />
2.Preis<br />
DAS GESCHENK<br />
von Mark Auerbach und Markus F. Adrian, Rostock<br />
Inhalt<br />
Eine Gruppe kämpft sich durch ein absonderliches Gebiet voller physikalischer Abnormitäten.<br />
Ihr Ziel ist die Rettung eines todkranken Mädchens.
Jurybegründung<br />
Die Filmparabel „Das Geschenk“ erzählt die Geschichte dreier Männer, die um das Leben<br />
eines todkranken Mädchens kämpfen. Dazu müssen sie ein Areal voller physikalischer Abnormitäten<br />
und Gefahrensituationen überwinden.<br />
Überwältigende surreale Bilder erzeugen eine beklemmende Endzeitstimmung, hinterlassen<br />
eine tiefe Irritation und bieten gleichzeitig eine Vielzahl interpretatorischer Ansätze zu<br />
Themen wie Macht und Ohnmacht, Menschlichkeit und Metaphysis, humane Pflicht und<br />
Selbsterhaltung. Optisch und inhaltlich angelehnt an Meisterwerke osteuropäischer Filmkunst<br />
der siebziger Jahre beweisen die Macher ihren eigenen Stil und deuten Gestaltungsmuster<br />
neu. Eine bravouröse Leistung!<br />
3. Preis<br />
JETZT ERST RECHT<br />
von André Jagusch, Berlin<br />
Inhalt<br />
Sophie ist 11. Eigentlich hat sie keine Lust die Ferien mit ihrer Schwester und deren Freund<br />
an der Ostsee zu verbringen. Das ändert sich , als sie den einheimischen Oliver kennenlernt.<br />
Er und sein Freund Markus sind einem Mord auf der Spur. Doch plötzlich dreht sich alles nur<br />
noch um Sophie. Oliver verliebt sich in die Großstadtgöre und Markus ist eifersüchtig. Auch<br />
er will Sophie küssen.<br />
Jurybegründung<br />
Mit sensiblem Gespür für die Nöte und Gefühlslagen der Pubertät inszeniert André Jagusch<br />
die zaghafte Entwicklung erster Liebeserfahrungen im luftigen Gewand eines Sommerurlaubs<br />
an der mecklenburger Ostsee.<br />
Virtuos und zugleich höchst einfühlsam bringt der Autor großes Kino mit sicher geführten<br />
Jungschauspielern auf die Leinwand. Durch seinen unvergleichlich dynamischen Kamerastil<br />
und die hervorragende, fast „unsichtbare“ Montage kreiert der Film eine Stimmung, in der<br />
Gefühle wie Freude, Trauer, Angst, Eifersucht und erste sexuelle Wünsche authentisch eingefangen<br />
und in Augenhöhe der Protagonisten nachempfunden werden.<br />
3.Preis<br />
BREAKING THE RULES<br />
von Gregor Erler, Schöneiche<br />
Inhalt<br />
Herr Bert führt ein ganz normales, angepasstes Leben, bis er ein Spiel findet und den Versuch<br />
unternimmt, gegen seine eigenen Regeln zu rebellieren.<br />
Jurybegründung<br />
Herr Bert ist stets korrekt, pflichtbewusst und tut, was man ihm aufträgt. Verständlich, dass<br />
er auch kleinen schriftlichen Anweisungen folgt, die ihm täglich empfehlen, wie er sein Leben<br />
zu gestalten hat.<br />
Ohne Motiv und Sinn der Anordnungen zu hinterfragen, führt Herr Bert alles gewissenhaft<br />
aus, was tragische Konsequenzen hat, denn auch andere tun nur ihre Pflicht.<br />
Die tragisch-komische Geschichte mit kräftigen Slapstick-Anleihen begeistert. Pointiert,<br />
originell, formal und inhaltlich stimmig, bleibt das Schicksal von Herrn Bert unvergesslich.<br />
57
58<br />
Multimedia<br />
1. Preis<br />
WWW.MBN-PRODUCTIONS.DE<br />
von mbn-productions, Leipzig<br />
Inhalt<br />
Die Selbstdarstellung einer aktiven Künstlergruppe im Look der 20er Jahre des vorherigen<br />
Jahrhunderts.<br />
Jurybegründung<br />
„mbn“ steht als Kürzel für die Gemeinde Marienbrunn, aus der die sieben Macher stammen.<br />
Mit ihrer unglaublich vielseitigen, kreativen und humorvollen Website im Retrostil der 20iger<br />
Jahre verzückten sie die Jury.<br />
Neben eigen produzierten Filmen, in denen Charlie Chaplin und Indiana Jones zitiert und<br />
persifliert werden, kann man Geschichten, Texte, Reime, Witze, Fotos, Zeichnungen und<br />
Drucke, aber auch Hörspiele und verfremdete Songs anklicken und bewundern. Darüber<br />
hinaus kann man über ein E-Mailfenster oder ein eigens entworfenes Kontaktformular mit<br />
den Machern in Verbindung treten. Die Multimedialität und Interaktivität des Mediums Internet<br />
wurde ausgeschöpft. Daneben war der sehr stilsichere, originell gestaltete und konsequente<br />
Look bei gleichzeitig übersichtlicher Navigation ein weiterer Punkt, der die Jury<br />
restlos überzeugte.<br />
2. Preis<br />
INTERARTIV<br />
von der AG Multimedia,<br />
des Jakob-Bruckner-Gymnasiums, Kaufbeuren<br />
Inhalt<br />
Das hätten sich Veronese, Tintoretto, Bellini und Co. nicht träumen lassen: Ihre weltberühmten<br />
Gemälde werden nach 500 Jahren mit Hilfe moderner Rechenmaschinen wieder lebendig.<br />
Kunstunterricht einmal anders. Ein mulitmediales Unterrichtskonzept über die Renaissancemalerei.<br />
Jurybegründung<br />
Bei dem von Schülern entwickelten multimedialen Unterrichtskonzept „InterARTiv – mit neuen<br />
Medien von alten Meistern lernen“ ist selbständiges Erforschen, Begreifen und Einordnen<br />
zum Thema Renaissancemalerei zentraler Gedanke. Gesetze der Farb- und Formenlehre, der<br />
Größenverhältnisse und der Licht- und Linienführung können mittels verschiedener Animationen<br />
am Beispiel bedeutender Werke Veroneses, Bellettos und Canalettos spielerisch erschlossen<br />
und genauer unter die Lupe genommen werden. Eine bewegliche Zeitleiste bietet zudem<br />
weitere Informationen zur Epoche der Renaissance. Wer Lust hat, kann außerdem das „Gastmahl<br />
im Haus des Levi von Veronese“ puzzeln und bestaunen.<br />
InterARTiv zeigt vorbildlich, wie man sich theoretisches Wissen interaktiv, eigeninitiativ, informativ<br />
und trotzdem kurzweilig aneignen kann.<br />
Viel Lob verdienen das übersichtliche und logische Handling der CD-Rom wie auch ihre ausgefeilte<br />
Graphik. Ein wahres Meisterwerk, das man sich in die Hände vieler LehrerInnen und<br />
SchülerInnen wünscht!
3. Preis<br />
DER SEXIONÄR<br />
von der PC AG der WJW GmbH, Wiesbaden<br />
Inhalt<br />
Eine Website mit Spielen für Jugendliche von 12-16 Jahren zu den Themen „Liebe, Freundschaft,<br />
Sex“.<br />
Jurybegründung<br />
Wie wird man Spezialist in Sachen Liebe, Freundschaft, Sexualität? Ca. zwanzig Auszubildende<br />
der Wiesbadener Jugendwerkstatt hatten auf diese Frage eine geniale Antwort. Wenn<br />
du in Anlehnung an ein großes TV-Ratespiel zu den Fragen der Themenbereiche Körper,<br />
Flirten, das erste Mal und Verhütung die passenden Antworten weißt, dann wirst du belohnt.<br />
Mit einem eigenen Musikstück, das du im Kuschelsoundstudio zusammenmixen kannst oder<br />
aber mit Visitenkarten, die du selbst erstellen und ausdrucken kannst. Zwischendurch kannst<br />
du dich an einer kleinen animierten Bauchtänzerin und deinem rasch wachsenden Wissen<br />
freuen. Dass dieses Konzept tatsächlich aufgeht, erprobte die Jury mit viel Spaß und rasantem<br />
Lernerfolg.<br />
Der „Sexionär“ ist ein erfrischendes Gegenstück zu konventioneller Sexualaufklärung, hinter<br />
dem die Kompetenz und das Engagement seiner MacherInnen stehen.<br />
Wettbewerbsthema „Glück“<br />
1. Preis<br />
WAHRE PERLEN – IGAZGYÖNGYÖK<br />
von Ursula Ambach, Berlin<br />
Inhalt<br />
Mitten in Transsilvanien liegt Adorian. Das kleine ungarische Dorf besteht aus 50 Häusern<br />
ohne fließendes Wasser und mit nur einem Telefon. Dieses Dokumentarmärchen erzählt vom<br />
einfachen und glücklichen Leben des Bauern Jozsi, der seine Gedanken über die Vergangenheit<br />
in Gedichten einfängt.<br />
Jurybegründung<br />
Zauberhaft, einfühlsam und leise eröffnet Ursula Ambach mit ihrem märchenhaften Dokumentarfilm<br />
eine tiefe Dimension vom Glück.<br />
Im Zentrum ihres Films steht das einfache Leben und stehen die Gedanken des Bauern Joszi.<br />
Er gehört zur ungarischen Minderheit Rumäniens und lebt in einem kleinen Dorf namens<br />
Adorian. Hier gibt es kein fließendes Wasser und nur ein Telefon. Was es jedoch gibt, ist das<br />
tiefe und glückselige Gefühl des Eingebundenseins in eine größere Gemeinschaft, in die der<br />
Familie und des Dorfes.<br />
Das schlichte Leben, das Bauer Joszi und die anderen Dorfbewohner führen, ist für sie auch<br />
der Hauptgrund, froh und glücklich zu sein. So lauten auch zwei seiner persönlichen<br />
Maximen wie folgt:<br />
„Wo man im eigenen Fett braten kann, dort kümmert man sich nicht um andere“<br />
und „Wo Liebe ist, dort gibt es keine Qual“.<br />
59
60<br />
2. Preis<br />
DAS ALASKAABENTEUER<br />
von Andreas Bräunlich, Leipzig<br />
Inhalt<br />
Dieser Film stellt die Einfachheit und Nettigkeit des Alltags in den Mittelpunkt.<br />
Jurybegründung<br />
Dass man kein Marlboro Adventure Jobbing in Alaska und auch nicht unbedingt die Tropen<br />
braucht, um schöne und glückliche Momente zu erleben, zeigt der bewusst schräge Kurzspielfilm<br />
„Das Alaskaabenteuer“. Mit herrlich skurrilen Figuren und seinem frischen, improvisierten<br />
Stil, der an Achternbusch oder Schlingensief erinnert, bringt Andreas Bräunlich auf<br />
den Punkt, was so mancher vergisst, der auszieht, um das Glück zu finden: das Glück kann<br />
gleich nebenan sein! Dadurch wird auch das, was so manch einer als Scheitern ansieht, zur<br />
Chance. Vergessen werden darf dabei nur nicht, dass man immer wieder aufstehen sollte:<br />
auch wenn man mal im Pullover stecken bleibt und es darin so schön muckelig ist.<br />
3. Preis<br />
LAVINIA WILSON<br />
von René Sydow, Dortmund<br />
Inhalt<br />
Ein Mann ist auf der Suche nach einer Frau mit den Augen von Lavinia Wilson. Doch alles,<br />
was er sieht, wird in seinem verschobenen Blickwinkel zu einer Interpretation und die Suche<br />
wird nie ein Ende nehmen.<br />
Jurybegründung<br />
In dem sechsminütigen Experimentalfilm „Lavinia Wilson“ durchstreift ein junger Mann die<br />
Straßen der Stadt auf der qualvollen Suche nach einer Frau, welche die Augen von Lavinia<br />
Wilson hat. Dieser Vision folgend, blendet sein subjektiver Blickwinkel nun alles andere um<br />
sich herum aus. Lediglich einzelne Frauen geraten in sein Blickfeld und für kurze Zeit scheint<br />
es gar, als ob er seinem Ziel nahe ist. Dann jedoch bemerkt er, dass er sie immer noch nicht<br />
gefunden hat und setzt seine Suche weiter fort.<br />
„Lavinia Wilson“ zeichnet sich durch seine souveräne und interessante Machart aus.<br />
Verschiedene Assoziationsketten werden aufgebaut, dann jedoch nicht weiter fortgeführt,<br />
sondern durch Wahrnehmungssprünge zerstört. Bestimmend allein ist die flüchtige Reflexion<br />
der Umgebung, die der Intention des Suchenden folgt, aber ergebnislos bleibt, da die<br />
Elemente des Zufalls und der Ablenkung das Ihrige tun. Eine zielgerichtete Suche nach dem<br />
Traum, dem Ideal, dem Glück, die sich letztlich als ihr eigener Stolperstein entpuppt.<br />
Landespreis des Freistaates Sachsen<br />
zum Thema „Wo soll das hinführen ?“<br />
GHERDEAL<br />
von Thomas Beckmann und Martin Nudow, München<br />
Inhalt<br />
Der Film spiegelt die Stimmung der Menschen in einem dem Untergang geweihten Dorf in<br />
Siebenbürgen am Beispiel der letzten deutschstämmigen Familie Onghert wieder. Fruchtbare<br />
Böden liegen brach, wilde Tiere zerstören die letzten bebauten Felder und die komplette Infra-
struktur zerfällt. Gherdeal ist nur über einen einzigen Weg zu erreichen, der von Winter zu<br />
Winter unpassierbarer wird. Doch nicht alle Bewohner ergeben sich diesem Schicksal.<br />
Jurybegründung<br />
In ihrem Dokumentarfilmdebüt „Gherdeal“ entführen uns Martin Nudow und Thomas<br />
Beckmann in ein kleines rumänisches Dorf. Einst lebten hier ca. 200 Siebenbürger Sachsen,<br />
die vor langer Zeit auf Angebot des ungarischen Königs einwanderten und das Land kultivierten.<br />
Seitdem hat sich vieles verändert, leider nicht zum Guten. Davon erzählt uns vor allem<br />
die Familie Ongherts, die letzte deutschstämmige Familie in Gherdeal. Trotz des kulturellen<br />
und infrastrukturellen Niedergangs ist Gherdeal ihre Heimat geblieben. Sie haben im Gegensatz<br />
zu vielen ehemaligen DorfbewohnerInnen beschlossen, weiterhin ihr Land zu beackern,<br />
ihre Tiere zu hüten und den deutschsprachigen Gottesdienst zu besuchen. Dass Gherdeal eine<br />
ungewisse und sehr schwierige Zukunft hat, ist offensichtlich. Deutlich wird aber auch, dass<br />
es immer wieder einzelne Menschen gibt, die dem Charme des Dorfes erliegen und sich eine<br />
Existenz aufbauen. So, beispielsweise der junge Rumäne Lucian.<br />
Einfühlsam, in beeindruckenden Bildern und mit Hilfe ihrer sehr sensiblen Interviewtechnik<br />
ist den Regisseuren ein überaus liebenswertes und intensives Porträt des Dorfes und seiner<br />
Bewohner gelungen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen zu einem differenzierten<br />
und faszinierenden Porträt eines unbekannten Stück des neuen zusammenwachsenden<br />
Europas.<br />
Förderpreis des Bundesverbandes Audiovisuelle Medien (BVV)<br />
für die beste Gruppenleistung<br />
DIE WELT WIRD …<br />
von den Schülerinnen des Evangelischen Schulzentrums, Leipzig<br />
Inhalt<br />
Eine dokumentarische Animation oder ein animierter Dokumentarfilm.<br />
Jurybegründung<br />
Siebzehn Schülerinnen zeichnen mit Unterstützung durch zwei Trickfilmerinnen verantwortlich<br />
für die verblüffende Bearbeitung der Frage: Zukunft – wie sieht die Welt in 50 Jahren<br />
aus?<br />
Entstanden ist aus Umfragen ein Kosmos an Antworten, die sich zu einem hoch spannenden<br />
Film verdichten, wobei die Gruppe die interessantesten Antworten bildlich umsetzte und<br />
animierte.<br />
Verschiedene Zukunftsszenarien werden mit unterschiedlichen Trickfilmtechniken und -stilen<br />
auf abwechslungsreiche Weise collagiert und ergeben ein leichtes und zugleich tiefgründiges<br />
Gesamtwerk.<br />
61
62<br />
Preisträger Bundeswettbewerb<br />
Video der Generationen 20<strong>04</strong><br />
Videowettbewerb für ältere Menschen (50plus)<br />
und für Teams aus Jugendlichen und Senioren<br />
PREISE DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND<br />
Altersgruppe 50plus<br />
1. Preis (1000 Euro)<br />
CINDY – EIN PORTRAIT<br />
von Peter und Karla Bech, Elmshorn<br />
2. Preis (500 Euro)<br />
GEGEN DAS VERGESSEN<br />
von Karlheinz Hilsheimer, Rösrath<br />
2. Preis (500 Euro)<br />
SPERRZONE<br />
von filmzeit / Wolfram und Heidi Weiße, Geretsried<br />
2. Preis (500 Euro)<br />
VERZAUBERTE ZEITEN<br />
Horst Orlich, Holzkirchen<br />
(Beitrag zum Sonderthema „Geheimnisse“)<br />
Altersgruppe „jung&alt“ (bis 25 Jahre/ab 50 Jahre)<br />
1. Preis (1000 Euro)<br />
SEEZEICHEN<br />
von Sebastian Lindemann, Satow<br />
2. Preis (500 Euro)<br />
SONNTAG<br />
von Stephan George, Bochum
SPONSORENPREISE<br />
Software der Firma Adobe Systems (Adobe Digital Video Collection)<br />
Der Preis geht an die Initiative Wiesbadener Medienzentrum<br />
für die Projektbetreuung der Filme:<br />
AVENTURA ALEMANIA – ABENTEUER DEUTSCHLAND<br />
von Manuel Ibarz<br />
und<br />
HEIMAT<br />
von Margit Naumann<br />
Software der Firma Adobe Systems (Adobe Premiere)<br />
DAS GEHEIMNIS DES VERSUNKENEN FILMS<br />
von der Opa-Lukas Gruppe<br />
Lukas Halfmann und Helmuth Steenken, Oldenburg<br />
63
64<br />
Jurybegründungen Bundeswettbewerb<br />
Video der Generationen 20<strong>04</strong><br />
Videowettbewerb für ältere Menschen (50plus)<br />
und für Teams aus Jugendlichen und Senioren<br />
Altersgruppe 50plus<br />
1. Preis<br />
CINDY – EIN PORTRAIT<br />
Peter und Karla Bech, Elmshorn<br />
69 Jahre und 67 Jahre<br />
Dokumentarfilm, 20 Minuten<br />
Inhalt<br />
Cindy ist eine Schmiedin. Sie ist eine unangepasste Frau, die offen ihre Meinung sagt und<br />
ehrlich ihre Gefühle zeigt. Eigentlich lebt sie in einer „heilen Welt“, aber dann treffen sie zwei<br />
Schicksalsschläge. Sie verliert ihre Stellung und wird von ihrer Lebensgefährtin verlassen.<br />
Jurybegründung<br />
Der Film „Cindy“ ist ein intensives Porträt einer außergewöhnlichen Frau, die weiß, was sie<br />
will und ihr Leben selbstbewusst zu präsentieren vermag. Die beiden älteren Filmemacher<br />
begleiten in dem emotionalen Dokumentarfilm die Protagonistin – eine junge Schmiedin –<br />
sowohl in Glücksmomenten als auch in Krisensituationen. Durch bildhaftes Erzählen wird ein<br />
differenziertes Bild der jungen Schmiedin gezeichnet. Der Film bietet eine überaus gelungene<br />
Symbiose von filmischer Umsetzungsform und inhaltlicher Botschaft. Er ist ein herausragendes<br />
Beispiel für das Interesse älterer Menschen, sich mit ungewöhnlichen Biografien der<br />
jüngeren Generation zu beschäftigen.<br />
2. Preis<br />
GEGEN DAS VERGESSEN<br />
Karlheinz Hilsheimer, Rösrath<br />
70 Jahre<br />
Dokumentarfilm, 22 Minuten<br />
Inhalt<br />
In Worms befindet sich der älteste jüdische Friedhof Europas. Ausgehend von diesem bedeutsamen<br />
historischen Ort, befasst sich der Film mit der 1000-jährigen jüdischen Geschichte<br />
dieser Stadt, die mit dem Holocaust zu Ende ging. Ein kritisches Geschichtsporträt der<br />
Heimatstadt des Autors.<br />
Jurybegründung<br />
Karlheinz Hilsheimer bietet mit seinem Film „Gegen das Vergessen“ ein kritisches Porträt<br />
seiner Heimatstadt. Bei seiner Suche nach Spuren der Verfolgung während des Naziregimes,<br />
deren Anfänge er als kleiner Junge miterlebt hat, bringt er seine persönliche Betroffenheit<br />
zum Ausdruck. Historisch fundiert dokumentiert er die 1000jährige Geschichte der Juden in<br />
Worms, die mit dem Holocaust ausgelöscht wurde. Ein Film, der ohne Pathos auskommt und<br />
zur Beschäftigung mit dem Thema anregt.
2. Preis<br />
SPERRZONE<br />
filmzeit / Wolfram und Heidi Weiße, Geretsried<br />
64 Jahre und 63 Jahre<br />
Dokumentarfilm, 10 Minuten<br />
Inhalt<br />
Die DDR errichtete die Demarkationslinie, weil sie sich durch westliche Agenten bedroht<br />
fühlte. Doch die Grenzbefestigungen richteten sich auch gegen die eigene Bevölkerung.<br />
– Eine Fahrt entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze wird zur Spurensuche und<br />
Zustandsbeschreibung.<br />
Jurybegründung<br />
Das Ehepaar Weiße schafft mit der experimentellen Ton-Bild-Collage „Sperrzone“ eine assoziationsreiche<br />
Dokumentation über die „Sperrzone“ an der deutsch-deutschen Grenze. Der<br />
Film verdeutlicht, dass politische Inhalte mit künstlerischen Ausdrucksmitteln überzeugend<br />
transportiert werden können. Die filmische Dramaturgie wird unterstützt durch die stimmige<br />
Auswahl von Zitaten und Musik.<br />
2. Preis<br />
VERZAUBERTE ZEITEN<br />
Horst Orlich, Holzkirchen<br />
72 Jahre<br />
Animationsfilm, 4 Minuten<br />
Inhalt<br />
Ein junger Mann verliebt sich in eine geheimnisvolle Frau in einer Kutsche. Er verfolgt diese<br />
Illusion der großen Liebe sein ganzes Leben. Eine Verfilmung der andalusischen Novelle<br />
„La Rosa“.<br />
Jurybegründung<br />
Horst Orlich schafft mit seinem Animationsfilm „Verzauberte Zeiten“ eine gefühlvolle<br />
Literatur-Adaption der spanischen Novelle „La Rosa“ von Juan Eduardo Zuniga zum Thema<br />
Geheimnisse. Wunderbar gezeichnet und technisch perfekt umgesetzt.<br />
Altersgruppe „jung&alt“ (bis 25 Jahre/ab 50 Jahre)<br />
1. Preis<br />
SEEZEICHEN<br />
Sebastian Lindemann, Satow<br />
24 Jahre<br />
Spielfilm, 4 Minuten<br />
Inhalt<br />
Eine Liebesgeschichte.<br />
Jurybegründung<br />
„Seezeichen“ ist sowohl eine filmische Liebeserklärung – als auch eine Liebeserklärung an<br />
das Medium Film. Mit schönen schwarz-weißen Bildern inszeniert Sebastian Lindemann<br />
65
66<br />
seinen sympathischen Darsteller Gerd Trapp. Formal und ästhetisch perfekt, äußerst stilsicher,<br />
aber zu keinem Zeitpunkt oberflächlich oder „glatt“. Das Thema des Films – die Bedeutung<br />
von Ritualen und Leidenschaft im Alter – wird gut nachvollziehbar zum Ausdruck gebracht.<br />
2. Preis<br />
SONNTAG<br />
Stephan George, Bochum<br />
22 Jahre<br />
Spielfilm, 7 Minuten<br />
Inhalt<br />
Ein Mann erfährt von seinem baldigen Tod. Doch für ihn ist das keine schlechte Nachricht.<br />
Jurybegründung<br />
Ein nachdenklicher aber positiver Film zum Thema Tod und Abschiednehmen. Stephan<br />
George schafft mit seinem Film ein stilles Angebot zum Nachdenken. Der Film ist das Ergebnis<br />
einer produktiven Zusammenarbeit zwischen einem jungen Filmemacher und einem<br />
älteren Darsteller.<br />
Software der Firma Adobe Systems (Adobe Digital Video Collection)<br />
Gewinner: Initiative Wiesbadener Medienzentrum für die Projektbetreuung der Produktionen:<br />
AVENTURA ALEMANIA – ABENTEUER DEUTSCHLAND<br />
Manuel Ibarz<br />
Dokumentarfilm, 10 Minuten<br />
Inhalt<br />
Der Spanier Manuel Ibarz erzählt von seiner Auswanderung 1959 nach Deutschland. Er erinnert<br />
sich an seine Träume und Hoffnungen, berichtet von seinen Erfahrungen und zieht 45 Jahre<br />
später Bilanz.<br />
HEIMAT<br />
Margit Naumann<br />
63 Jahre<br />
Dokumentarfilm, 10 Minuten<br />
Inhalt<br />
Seit 1762 lebten Deutsche in Russland und pflegten dort ihre Sprache und Kultur. Das Sowjetregime<br />
nahm ihnen diese Freiheiten. In Interviews berichten Betroffene von ihren Erfahrungen<br />
bei der Rückkehr in das Land der Vorfahren.<br />
Jurybegründung (Abenteuer Deutschland und Heimat)<br />
Der Film „Aventura Alemania – Abenteuer Deutschland“ präsentiert mit verschiedenen<br />
Stilmitteln die Geschichte eines spanischen Gastarbeiters. Manuel Ibraz erzählt lebendig von<br />
seinem Leben in Deutschland, wobei er den Fokus auf den Aspekt des Ankommens in einem<br />
fremden Land legt. Dem Film gelingt es, Interesse für das Thema Migration zu wecken.<br />
Der Film „Heimat“ ist ein äußerst berührendes Dokument. Fünf unterschiedliche Menschen<br />
berichten in Interviews von ihren Schicksalen, die mit der Vertreibung aus Russland zusammen-
hängen. Deutlich werden nicht nur die historischen Ereignisse, sondern insbesondere die<br />
individuellen Möglichkeiten der Verarbeitung.<br />
Die Initiative Wiesbadener Medienzentrum e.V. wird ausgezeichnet für die Kontinuität ihrer<br />
Arbeit und für ihr Engagement bei der Nutzung von Video als Mittel zur politischen<br />
Bildungsarbeit.<br />
Software der Firma Adobe Systems (Adobe Premiere)<br />
DAS GEHEIMNIS DES VERSUNKENEN FILMS<br />
Opa-Lukas Gruppe<br />
Lukas Halfmann und Helmuth Steenken, Oldenburg<br />
13 Jahre und 74 Jahre<br />
Dokumentarfilm, 34 Minuten<br />
Inhalt<br />
Ein Film im Film: Die Opa-Lukas-Gruppe beobachtet die Dreharbeiten zu der ARD-Vorabendserie<br />
„Aus gutem Haus“. Ein vergnüglicher und kritischer Blick hinter die Kulissen.<br />
Jurybegründung<br />
„Das Geheimnis des versunkenen Films“ ist ein unterhaltsames Making-Of, das sich durch<br />
ungewöhnliche Kameraperspektiven, guten Schnitt und witzige Kommentare auszeichnet.<br />
Es ist ein Film, der offensichtlich schon bei den Dreharbeiten viel Spaß gemacht hat. Ein „Familien-Film“<br />
im besten Sinne.<br />
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Preisträger Deutscher Jugendfotopreis<br />
Altersgruppe A (bis 14 Jahre)<br />
PREISE DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND<br />
1. Preis (500 Euro)<br />
<strong>Kinder</strong>garten AWO<br />
Alter: ca. 5 Jahre<br />
Oberhausen<br />
Jurybegründung<br />
Einen Einblick in eine „andere Welt“ haben die <strong>Kinder</strong> des <strong>Kinder</strong>gartens der Arbeiterwohlfahrt<br />
erlebt, als sie ein Asylbewerberheim besucht haben. Mit ihren Fotos nehmen sie den<br />
Betrachter dorthin mit. Zu sehen sind Menschen, die nicht auf der Gewinnerseite der Gesellschaft<br />
stehen und doch gelingt es der Gruppe die Lebensfreude der <strong>Kinder</strong> in den Vordergrund<br />
zu rücken. Man sieht, wie sie wohnen und arbeiten und wo sie spielen. Die fünfjährigen<br />
<strong>Kinder</strong> begegnen den Asylbewerbern positiv und frei von Vorurteilen. Die Art und Weise wie<br />
sie fotografieren ist dabei fast filmisch: Die Kamera wechselt die Perspektive und die<br />
Entfernung, die Menschen vor der Kamera sind in Aktion und machen Dinge, die sie unbeobachtet<br />
vermutlich auch tun würden. Durch die unterschiedlichen Blickwinkel kann der Betrachter<br />
die Atmosphäre bei der Foto-Aktion fast fühlen.<br />
Das Projekt ist ein besonders gelungenes Beispiel, wie mit einer einfühlsamen pädagogischen<br />
Anleitung auch kleine <strong>Kinder</strong> das Medium Fotografie „entdecken“ und für die Darstellung<br />
ihres Alltags nutzen lernen.<br />
2. Preis (300 Euro)<br />
Franziskus Dornhege<br />
Alter: 14 Jahre<br />
Münster<br />
Jurybegründung<br />
Einfach ein „Superbild“, so die einhellige Meinung der Jury. – So einfach ist es dann aber<br />
doch nicht: Zunächst einmal handelt es sich um ein spannendes – und beim Deutschen Jugendfotopreis<br />
leider etwas selten gewordenes – Thema: Einblicke in die Arbeitswelten von Jugendlichen.<br />
Franziskus Dornhege zeigt ein „Gegenbild“ zu den immer gut gelaunten, dauernd<br />
feiernden „Kids“ der Generation Viva. Hier sind drei Personen in einem Kloster, die beim<br />
Frühstück sitzen und schon richtig gearbeitet haben. Die Erschöpfung sieht man ihnen an.<br />
Auf gepflegte Frühstücks-Konversation scheint hier keiner mehr Lust zu haben...<br />
Ein Bild, perfekt gestaltet im Umgang mit Licht, Atmosphäre und Bildaufbau. Der richtige<br />
Moment wurde exakt getroffen. Die ungewöhnliche Farbigkeit verleiht dem Bild eine fast<br />
schon malerische Anmutung.<br />
3. Preis (200 Euro)<br />
Nora Schweigert<br />
Alter: 13 Jahre<br />
Bruchsal<br />
Jurybegründung<br />
„Du musst dich nicht wie ein Model aufbrezeln, wenn du fotografiert wirst, sei natürlich.“<br />
– Das könnte die Message zu diesen Portraits sein. Nora Schweigert fotografiert das Mäd-
chen schnell und direkt. Die Fotos wirken inszeniert, aber auch wieder nicht: Die Art der<br />
Darstellung ist nicht die einer Pose, wie wir sie aus der Werbung und aus mittelmäßigen<br />
Spielfilmen kennen. In ihrer Darstellung wirkt das Mädchen zugleich selbstbewusst, verträumt<br />
und natürlich. Man spürt, dass es ihr Spaß macht, fotografiert zu werden.<br />
Ein dreiteiliges Portrait mit Augenzwinkern. Der jungen Fotografin gelingt eine Portrait-Serie<br />
der besonderen Art.<br />
Förderpreise (je 100 Euro)<br />
Fotogruppe „buntich“<br />
Alter: 14 Jahre<br />
Braunschweig<br />
Fotogruppe „Photokids“<br />
lter: 11 Jahre<br />
Stephanskirchen<br />
Nanning Honsel<br />
Alter: 11 Jahre<br />
Esgrus<br />
Christian Krehl<br />
Alter: 10 Jahre<br />
Wetzlar<br />
Anna Metze<br />
Alter: 13 Jahre<br />
München<br />
Julia Schröder<br />
Alter: 14 Jahre<br />
Münster<br />
PREIS DES PHOTOINDUSTRIE-VERBANDS E.V. (GRUPPENPREIS 500 EURO)<br />
.<br />
Fotogruppe „Grundschule Mitte“<br />
Alter: ca. 10 Jahre<br />
Oberursel<br />
„Man sah Mutters halbe Nase,<br />
obendrein ein Stück vom Hut.<br />
Und die umgestülpte Vase,<br />
war ein Bein von Tante Ruth. (…)“<br />
Jurybegründung:<br />
„Die knipsverrückte Dorothee“, ein Gedicht von James Krüss, war die Vorlage für eine Aktion<br />
der Fotogruppe „Schule Mitte“: Auf einer Ausstellungseröffnung erschienen die Gruppenmitglieder<br />
verkleidet und fotografierten sich und die Umgebung ganz im Sinne des Gedichts.<br />
Herausgekommen ist eine eigenständige Foto-Story, umgesetzt mit einer modernen Bildsprache:<br />
Personen und Gegenstände werden unkonventionell ins Bild gesetzt, es wird mit<br />
ungewöhnlichen Anschnitten gespielt und das Blitzlicht sorgt für eine besondere Farbigkeit.<br />
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Das Ergebnis ist eine Bildsequenz von frappierender inhaltlicher und formaler Geschlossenheit,<br />
der man den Spaß aller Beteiligten ansieht.<br />
SONDERPREIS (JAHRESABO DER ZEITSCHRIFT „PHOTOGRAPHIE“)<br />
Fotogruppe LaLoKa<br />
Alter: ca. 13 Jahre<br />
Burg<br />
Altersgruppe B (15-17 Jahre)<br />
PREISE DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND<br />
1. Preis (500 Euro)<br />
Oyan Dorj und Thi Thuy Nguyen<br />
Alter: 15 Jahre<br />
München<br />
Jurybegründung<br />
Ein einfaches Konzept: Oyan fotografiert Thuy, Thuy fotografiert Oyan. Eine Mongolin fotografiert<br />
eine Vietnamesin und umgekehrt in dem Zimmer, das sich die beiden Flüchtlinge<br />
teilen. Zweimal sechs Bilder, jeweils als Serie angeordnet. Sie bilden sich ab in ihrer persönlichen<br />
Umgebung, hier sind sie Prinzessinnen in ihrem eigenen Reich. In einer bewusst gewählten<br />
Anordnung sieht man mal ein Bild vom Zimmer, die Lieblings-Stofftiere, ein asiatisches<br />
Mittagessen und ein Porträt vor den Postern der westlichen Popstars. Aus dem Dialog<br />
zwischen Kamera und „Foto-Modell“ werden Dialoge zwischen den zwei Fotoserien und<br />
letztendlich zwischen drei verschiedenen Kulturen. Das Resultat sind Fotos, auf denen es vieles<br />
zu entdecken gibt; Bilder, die viel über Personen in einem noch fremden Land erzählen.<br />
Die Serien leben von der mutigen Selbst-Darstellung. Mit einfachen aber für das Thema angemessenen<br />
fotografischen Mitteln dokumentieren die beiden Mädchen ihre Lebenswelten.<br />
2. Preis (300 Euro)<br />
Isabel Herrmann<br />
Alter: 17 Jahre<br />
Birkenfeld<br />
Jurybegründung<br />
Hier weiß eigentlich niemand was los ist. Vor einer geöffneten Tür liegt eine Frau mit rotem<br />
Schal um den Hals auf dem Boden und schaut zur Decke. Der Betrachter blickt dabei wie<br />
durch ein Schlüsselloch auf die seltsame Szene und wird unfreiwillig zum Voyeur: Das ist der<br />
Stoff, bei dem man mit seinen Interpretationen meilenweit daneben liegen kann: Eine Person<br />
zwischen zwei Lebensräumen? – Hinter der Tür ist das Leben verborgen: Soll ich gehen? –<br />
Eine Straftat? – Eine ästhetische Komposition nur für die Kamera?<br />
Genau das ist die Qualität des Bildes: Isabel Herrmann vermittelt eine malerische, fast<br />
mystische Stimmung und regt die Phantasie des Betrachters an. Intensiviert durch die<br />
Farbigkeit und den gelungenen Bildaufbau entstehen die Geschichten von ganz allein. Auch<br />
bei längerer Betrachtung verliert das Bild nichts an seiner Ausdruckskraft.
3. Preis (200 Euro)<br />
Paula Dornhege<br />
Alter: 15 Jahre<br />
Münster<br />
Jurybegründung<br />
Paula Dornhege dokumentiert ein Bodystyling der besonderen Art. Mit Kugelschreiber,<br />
abwaschbar, aber ziemlich heftig. Die Haut wird „beschrieben“ und die Oberfläche „angekratzt“.<br />
Die Darstellung eines ganz besonderen Körpergefühls, mit einer Portion Ironie: „Jakob<br />
muss sich duschen ...“<br />
Das Foto ist modern in der Bildsprache, perfekt in Farbe und Machart. Der ausgewählte<br />
Ausschnitt pointiert exakt den Body und das damit zu vermittelnde Körpergefühl sowie die<br />
ästhetische Sichtweise auf die irritierenden Bemalungen.<br />
Förderpreise (je 100 Euro)<br />
Jewgeny Alexandrovski<br />
Alter: 15 Jahre<br />
Baden Baden<br />
Jacob Dornhege<br />
Alter: 15 Jahre<br />
Münster<br />
Fotogruppe 14 Samurais<br />
Alter: ca. 17 Jahre<br />
München<br />
Foto AG Goethe-Gymnasium<br />
Alter: ca.15 Jahre<br />
Ludwigsburg<br />
Foto AG BUS-Klasse<br />
Alter: ca. 17 Jahre<br />
Duisburg<br />
Fotogruppe „Installationen“<br />
Alter: 17 Jahre<br />
Musik + Kunstschule Bruchsal<br />
Bruchsal<br />
Lea Gimpel<br />
Alter: 17 Jahre<br />
Dresden<br />
Julia Junge<br />
Alter: 17 Jahre<br />
München<br />
Martin Ludwig<br />
Alter: 17 Jahre<br />
Schweinfurt<br />
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Isabell Rosenberg<br />
Alter: 15 Jahre<br />
Köln<br />
Peter Sonnenberg<br />
Alter: 15 Jahre<br />
Doberlug-Kirchhain<br />
PREIS DES PHOTOINDUSTRIE-VERBANDS E.V. (GRUPPENPREIS 500 EURO)<br />
Phönix: ein uebungsraumprojekt<br />
Alter: 17-18 Jahre<br />
München<br />
Jurybegründung:<br />
„Auf der Suche nach asiatischen Lebenswelten in München.“ – Das war das Projekt der Gruppe<br />
Phönix. Insgesamt haben 20 Schüler im Alter von 12 bis 18 Jahren daran teilgenommen<br />
und drei von ihnen haben eine Serie von sechs Bildern eingereicht: Da gibt es das Bild im Bild,<br />
um das Medium zur Überbrückung der verschiedenen Lebenswelten einzusetzen. Reflexionen<br />
zur Integration des ostasiatischen „Lifestyle“ werden via Satellit ins Münchner Wohnzimmer<br />
geholt. Kirschblüte und Gummibaum – Deutscher Herbstwald und Pazifik. Und die<br />
Großfamilie beim Essen in der Heimat. In der alten Heimat? In der neuen? Man weiß nie<br />
genau, woher diese Momentaufnahmen kommen: Deutschland? Oder China? Oder Vietnam?<br />
Assoziativ werden verschiedene Themen, Orte und Medien miteinander verwoben. Interpretationen<br />
werden nicht vorgegeben und man lässt dem Betrachter Raum für eigene Assoziationen.<br />
Die Arbeit ist ein Beispiel für ein inhaltlich anspruchsvolles Projekt, das auf der<br />
multikulturellen Realität der Teilnehmer beruht und ein fotografisch eigenständiges, formal<br />
homogenes Resultat darstellt.<br />
Altersgruppe C (18-21 Jahre)<br />
PREISE DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND<br />
1. Preis (500 Euro)<br />
Luise Schröder<br />
Alter: 21 Jahre<br />
Potsdam<br />
Jurybegründung<br />
Luise Schröder fotografierte Jugendliche und ihre Aufenthaltsorte. Und das auf hervorragende<br />
Weise: konzentrierte, respektvolle Portraits, die den Betrachter sofort in ihren Bann<br />
ziehen. Fotos von Wohn- und Straßenräumen, die fast beiläufig daherkommen und beim<br />
zweiten Hinsehen viel über die Bewohner und über jugendliche Lebenswelten erzählen.<br />
Die Bilder funktionieren einzeln ebenso gut wie in der eindrucksvollen Serie, denn Luise Schröder<br />
hat sich ihrem eigenen Konzept nicht zwanghaft untergeordnet, sondern ist auf jede<br />
Person individuell mit ihrer Kamera eingegangen.<br />
In jedem einzelnen Bildpaar ist die Emotionalität der Akteure zu spüren. Durch die expressive<br />
Farbigkeit überträgt sich die Stimmung auf den Betrachter. So „einfach“ und so wirkungsvoll<br />
kann die Portraitfotografie, immerhin eines der ältesten fotografischen Genres, heute<br />
noch sein.
2. Preis (300 Euro)<br />
Laura Bielau<br />
Alter: 21 Jahre<br />
Leipzig<br />
Jurybegründung<br />
Was soll man da sagen? Abgetakelte High-Society wäre unfair. Das trifft es ja auch gar nicht,<br />
denn Laura Bielau hat sich ihrem Thema viel sensibler genähert: Hier feiern jung gebliebene,<br />
haben ihren Spaß und sehen gar nicht ein, warum sie das Feiern den Sechzehnjährigen überlassen<br />
sollen. Man sieht Menschen und ihre verstaubte Festsaalumgebung. Langsam nähert<br />
man sich als Betrachter diesem fremden Milieu und nimmt die Details wahr. Das ist die Kunst<br />
der Reportage: nah dran sein, Bilder machen, die offen sind für Interpretationen, das Gespür<br />
für den perfekten Augenblick und die Fähigkeit die „Gerüche“ vor Ort auf Papier zu bannen…<br />
Und: Bilder machen, die nicht bloßstellen oder gar „verraten“, sondern die Fotografierten in<br />
ihrer Lebensart respektieren.<br />
Mal wurden die Fotos perfekt arrangiert, ein anderes Mal wurden sie situationsbedingt im<br />
richtigen Moment aufgenommen. Außerdem: wann hat schon einmal jemand ein Hawaiihemd<br />
in solch umwerfendem „Schwarzweiß-Blitzlicht“ gesehen?<br />
3. Preis (200 Euro)<br />
Mathias Kutt<br />
Alter: 20 Jahre<br />
Waldkirchen<br />
Jurybegründung<br />
Das Foto ist eine perfekt komponierte Inszenierung, in der alles bedacht wirkt. Der Bildaufbau<br />
samt der Person, die schräg ins Bild gesetzt wurde. Fast schon unheimlich auch die Details:<br />
die ordentliche Kleidung, runtergelassene Rollläden, zwei Zimmerpflanzen, Omas alter<br />
Sessel und das lockere Telefonkabel unter der Heizung. Und die Körperhaltung des jungen<br />
Mannes: Er sitzt – schüchtern, verängstigt, ernst? –, die Knie aneinandergepresst und die<br />
Hände artig in den Schoß gelegt wie erstarrt auf dem Sessel und fixiert den Fotografen …<br />
Das Foto lebt von seiner irritierenden „übernormalen“ Normalität und damit hat Mathias<br />
Kutt auf jeden Fall eines der merkwürdigsten Porträts der letzten Zeit beim Deutschen Jugendfotopreis<br />
geschaffen.<br />
Förderpreise (je 100 Euro)<br />
Jezabel Baudo<br />
Alter: 21 Jahre<br />
Spemge<br />
Sarah Beckhoff<br />
Alter: 18 Jahre<br />
Ennepetal<br />
Carl Bednorz<br />
Alter: 21 Jahre<br />
Schweinfurt<br />
Janka Burtzlaff<br />
Alter: 18 Jahre<br />
Hamburg<br />
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74<br />
Johann Clausen<br />
Alter: 20 Jahre<br />
Rendsburg<br />
Philip Conrath<br />
Alter: 20 Jahre<br />
65239 Hochheim<br />
Daniela Emig<br />
Alter: 21 Jahre<br />
Karlsruhe<br />
Agnes Fabich<br />
Alter: 19 Jahre<br />
Eckental<br />
Fanny Fauska<br />
Alter: 20 Jahre<br />
Erfurt<br />
Fotogruppe „Knips“<br />
Alter: ca. 20 Jahre<br />
Bonn<br />
Fotogruppe „Starfighter“<br />
Alter: ca. 20 Jahre<br />
Cölbe<br />
Fotogruppe „Sven Cishmack“<br />
Alter: ca. 20 Jahre<br />
Lübeck<br />
Anna Kley<br />
Alter: 20 Jahre<br />
Berlin<br />
Isabelle Köhncke<br />
Alter: 21 Jahre<br />
Bergisch Gladbach<br />
Anna Merten<br />
Alter: 18 Jahre<br />
Köln<br />
Dalia Nassimi<br />
Alter: 21 Jahre<br />
Hamburg<br />
Tina Pfannenberg<br />
Alter: 21 Jahre<br />
20251 Hamburg
Sabine Romanowsky<br />
Alter: 18 Jahre<br />
<strong>04</strong>910 Elsterwerda<br />
Pauline Rücherl<br />
Alter: 18 Jahre<br />
München<br />
Anna Schneider<br />
Alter: 20 Jahre<br />
Neuwied<br />
Corinna Steinhoff<br />
Alter: 20 Jahre<br />
München<br />
Louis Volkmann<br />
Alter: 21 Jahre<br />
Leipzig<br />
Ziba Zolfaghari<br />
Alter: 20 Jahre<br />
40670 Meerbusch<br />
PREIS DES PHOTOINDUSTRIE-VERBANDS E.V. (GRUPPENPREIS 500 EURO)<br />
Grundkurs Fotografie ABG<br />
Alter: 18 Jahre<br />
Straubing<br />
Jurybegründung:<br />
„Bild im Bild“ ist ein Thema, das beim Deutschen Jugendfotopreis in den verschiedensten<br />
Formen immer wieder auftaucht. Der Fotografie-Grundkurs des Anton-Bruckner-Gymnasiums<br />
hat sich auf ganz eigene Art und Weise diesem Thema gewidmet. Großformatige Schwarzweiß-Bilder<br />
mit Köpfen, auf die wiederum Bilder von historischen Texten oder Fragmente<br />
alter Gemälde projiziert wurden. Fotografien zu existentiellen Themen: Köpfe als Projektionsflächen<br />
für das, was uns prägt und für die Kultur, in die wir hineinwachsen. Die einzelnen<br />
Bilder fügen sich zu einer Gesamtheit, behalten aber ihre individuellen Qualitäten bei.<br />
Besonders überzeugend ist die Vielfalt der Bildentwürfe und ihre anspruchsvolle fotografische<br />
Umsetzung.<br />
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Sonderthema „Familienbilder“<br />
PREISE DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND<br />
1. Preis (500 Euro)<br />
Johannes Thönes<br />
Alter: 11 Jahre<br />
Witzhelden<br />
Jurybegründung<br />
Johannes Thönes bietet dem Betrachter Einblicke in das Leben seiner Großeltern. In seiner<br />
berührenden, ausdrucksstarken Reportage zeigt er uns deren Alltag und Umgebung. Ergänzt<br />
wird die Serie durch einen Brief, in dem Johannes – nicht traurig, sondern durchaus hoffnungsvoll<br />
– schildert, wie das Leben der Achtzigjährigen in der letzten Zeit schwieriger geworden<br />
ist. In jedem einzelnen Bild ist seine Nähe zu den fotografierten Personen spürbar.<br />
Auch die fotografische Umsetzung überzeugt, insbesondere der bewusste Einsatz der Schwarzweiß-Fotografie<br />
und die Zusammenstellung der Bilder zu einer konsequenten Serie. Vom<br />
ersten bis zum letzten Bild reflektiert der Autor seine ganz persönliche Beziehung zu seinen<br />
Großeltern und lässt in Kombination mit dem Text eine ganz besondere Familiengeschichte<br />
entstehen.<br />
2. Preis (300 Euro)<br />
Jacob Dornhege<br />
Alter: 15 Jahre<br />
Münster<br />
Jurybegründung:<br />
Nicht seine Familie, sondern gleich mehrere fremde Familien präsentiert Jacob Dornhege. Da<br />
ist die Mutter, die mit ihren beiden <strong>Kinder</strong>n fast verloren in einer eigenartigen Landschaft<br />
verloren herumsteht. Ein Vater trägt einen riesigen Felsbrocken locker auf der Schulter, seine<br />
<strong>Kinder</strong> laufen hinter ihm her. Eine Familie sitzt entspannt am Strand neben drei Mülltonnen.<br />
Jedes Bild der Serie erzählt eine eigene Geschichte und der Betrachter kann immer neues entdecken.<br />
An jeder Familie ist Jacob „dran“ – ohne zum Voyeur zu werden. Die Kamera ist sein<br />
ständiger Begleiter.<br />
Mit dem Gespür für die richtigen Augenblicke und perfekt komponierten Bildausschnitten<br />
hat Jakob Dornhege eine Serie aus ungewöhnlichen Bildern entstehen lassen, die ihre Qualität<br />
über die gesamte Strecke hält.<br />
3. Preis (200 Euro)<br />
Tom Pilath<br />
Alter: 20 Jahre<br />
Bannewitz<br />
Jurybegründung<br />
Die Familie als Inszenierung ist das Thema von Tom Pilaths Fotoserie. Mit viel historischem<br />
Bewusstsein werden Bilder theaterhaft in einem Bühnenbild in Szene gesetzt. Eine Performance<br />
für die Kamera, die einer ausgeklügelten Dramaturgie folgt. Mit ihren vielschichtigen<br />
Charakteren und skurrilen Anordnungen bieten die Fotos Raum für Interpretationen.
Sie machen das Konzept deutlich, die beim Betrachter einen eigenen „Film im Kopf“ ablaufen<br />
lassen.<br />
Statt mit perfektionierten Digitalbildern wird hier das Thema mit bewusst „schlechten“<br />
Abzügen umgesetzt, was die Arbeit in ihrer Wirkung noch eigensinniger macht.<br />
Förderpreise: Sonderthema „Familienbilder“ (Je 100 Euro)<br />
Daniela Mihaela Cionc<br />
Alter: 18 Jahre<br />
München<br />
Fotogruppe „Projektgruppe-Foto“<br />
Alter: ca. 10 Jahre<br />
Oberursel<br />
Magdalena Frick<br />
Alter: 19 Jahre<br />
Stuhr<br />
Laura Lorenz<br />
Alter: 21 Jahre<br />
Essen<br />
Judith Rebecca Michel<br />
Alter: 21 Jahre<br />
Bielefeld<br />
Marie Mittelberg-Kind<br />
Alter: 7 Jahre<br />
Castrop-Rauxel<br />
Matthias Nebel<br />
Alter: 19 Jahre<br />
Weßling<br />
Charlotte Pistorius<br />
Alter: 18 Jahre<br />
Oldenburg<br />
Sebastian Riemer<br />
Alter: 21 Jahre<br />
Düsseldorf<br />
Luise Schröder<br />
Alter: 21 Jahre<br />
Potsdam<br />
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78<br />
PREIS DES PHOTOINDUSTRIE-VERBANDS E.V. (GRUPPENPREIS 500 EURO)<br />
Fotogruppe LaLoKa<br />
Alter: 13 Jahre<br />
Burg<br />
Jurybegründung:<br />
Eigentlich nahe liegend: ein Familienalbum zum Thema Familienbilder. Ein Foto-Objekt, dem<br />
man ansieht, dass eine ganze Gruppe eigenständig daran gearbeitet hat.<br />
Wer das Album der Fotogruppe LaLoKa aufschlägt, sieht nicht die traute Familienseeligkeit<br />
von Weihnachtsfesten und Familienurlauben. Das Buch ist vielmehr in „sechs Visionen“ unterteilt:<br />
„Einzelkind - Einzelkämpfer“, „Mein Papa“, „Emotionale Achtsamkeit“, „Ich hab mich<br />
selbst so lieb“, „Alleinerziehend“ und „Emotionale Achtsamkeit, Teil 2“. Zu diesen Visionen<br />
haben die sechs Autorinnen mit viel Spaß und „ohne „Zeigefinger“ kleine kontroverse<br />
Bildgeschichten entwickelt und sie mit phantasievollen Texten collageartig kombiniert. Der<br />
Fotogruppe LaLoKa gelingt es, intensive Inhalte wiederzugeben und den Betrachter zum<br />
Nachdenken anzuregen.<br />
Eine unkonventionelle Umsetzung des Sonderthemas „Familien-Bilder“<br />
PUBLIKUMSPREIS 20<strong>04</strong><br />
Jugendliche Ausstellungsbesucher konnten auf der photokina ihre persönlichen Favoriten<br />
wählen. Die meisten Stimmen erhielten die Arbeiten von:<br />
Philipp Conrath<br />
Hochheim<br />
Corinna Steinhoff<br />
München<br />
Martin Ludwig<br />
Schweinfurt<br />
Die Publikumspreise wurden gestiftet von Adobe Systems.