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Neue Blickwinkel - DAAD-magazin

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30<br />

<strong>DAAD</strong> Report<br />

Wirksam vor Ort<br />

In-Country-Stipendien sind in Uganda ein Schlüssel für Entwicklung<br />

Gut ausgebildeter wissenschaftlicher<br />

Nachwuchs spielt in Entwicklungs- und<br />

Schwellenländern eine Schlüsselrolle bei<br />

der Weiterentwicklung. Doch wie können<br />

diese Länder ihre jungen Forscher halten,<br />

wenn bessere Bedingungen auf anderen<br />

Kontinenten locken? Mit In-Country-Stipendien<br />

hat der <strong>DAAD</strong> eine Antwort gefunden:<br />

Dieses Programm fördert junge<br />

Hochschullehrerinnen und -lehrer in ihrem<br />

Land oder in der Region.<br />

Um die Probleme in Afrika zu lösen, sollten<br />

die Wissenschaftler hier forschen, in einem<br />

chaotischen System und nicht in geordneten<br />

Systemen im Ausland“, betont Silver Mugisha.<br />

Der Bauingenieur hat seine Doktorarbeit<br />

bewusst in seiner Heimat Uganda geschrieben,<br />

für ihn ist das In-Country-Stipendium des<br />

<strong>DAAD</strong> einer der Schlüssel für die Entwicklung<br />

Ugandas: „Wir brauchen dringend junge Leute,<br />

die ihr Land lieben und es wirtschaftlich<br />

voranbringen wollen. Das <strong>DAAD</strong>-Stipendium<br />

hat mir damals sehr geholfen, heute motiviere<br />

ich junge Mitarbeiter, den gleichen Weg<br />

zu gehen.“ Silver Mugisha ist mittlerweile<br />

verantwortlich für die Unternehmensentwicklung<br />

bei der Nationalen Gesellschaft für<br />

Wasserversorgung und Abwasser und arbeitet<br />

damit in einem Schlüsselsektor: der gerechten<br />

Wasserversorgung.<br />

Der 43-Jährige ist einer von 500 gelisteten<br />

Stipendiaten, die der <strong>DAAD</strong> vor Ort im ostafrikanischen<br />

Uganda förderte. Seit Ende der<br />

1960er Jahre läuft das In-Country-Programm<br />

in diesem Land sehr erfolgreich. Solche Erfolgsmeldungen<br />

über Uganda gehen unter,<br />

weil das Land vor allem mit der Schreckensherrschaft<br />

von Idi Amin in Verbindung gebracht<br />

wird. Das Ende des Diktators war keineswegs<br />

das Ende des Terrors: Es folgte eine<br />

zweite Amtszeit von Milton Obote, der Menschen<br />

einkerkerte und folterte. Bis 2006 wütete<br />

ein Guerillakrieg im Norden des Landes.<br />

Aus dieser Region stammt Beatrice Odongkara.<br />

Als Kind musste sie sich im nordugandischen<br />

Gulu vor den Soldaten der Lord‘s Resistance<br />

Army im Busch verstecken und erlebte,<br />

wie Freunde und Verwandte entführt und<br />

ermordet wurden. Diese Erfahrungen prägten<br />

ihr Leben und brachten sie auf den Weg einer<br />

engagierten und erfolgreichen Wissenschaftlerin.<br />

„Ich wollte immer in Gulu arbeiten. Das<br />

ist kein einfacher Ort, aber dort sind meine<br />

Wurzeln und ich hatte mein Ziel vor Augen“,<br />

schildert sie ihre Berufung.<br />

Als an der Universität Gulu die medizinische<br />

Fakultät öffnete und händeringend junge<br />

Mediziner gesucht wurden, ergriff Beatrice<br />

Odongkara ihre Chance: Sie bewarb sich für<br />

ein <strong>DAAD</strong>-Stipendium. „Ich begriff, welche<br />

wichtige Rolle qualifizierter wissenschaftlicher<br />

Nachwuchs für mein Land spielt. Mit dem<br />

Stipendium bekam ich die Chance, meinen<br />

Beitrag zu leisten“, erinnert sie sich. Nach drei<br />

Jahren hatte sie den Master of Medicine, Pediatrics<br />

and Child Health in der Tasche. Heute<br />

arbeitet sie als Kinderärztin am Hospital der<br />

Universität Gulu, wo sie ihr nächstes Thema<br />

entdeckte: „Immer mehr Kinder erkranken<br />

an Diabetes, aber in Uganda mangelt es an<br />

Spezialisten. Auch für andere endokrinologische<br />

Erkrankungen fehlen uns die Experten.<br />

Deshalb werde ich eine Kinderklinik gründen<br />

und die Forschung auf diesem Feld in Gang<br />

setzen.“ Bis 2012 arbeitet die Medizinerin mit<br />

einem Stipendium der European Society for<br />

Paediatric Endocrinology (ESPE) am Gertrude<br />

Children’s Hospital der Universität Nairobi<br />

im benachbarten Kenia. Sie hofft, dort das<br />

notwendige Know-how und erste Kontakte zu<br />

Forscherkollegen zu gewinnen.<br />

Expertise und Engagement<br />

Ein Studium im Ausland kam für Beatrice<br />

Odongkara nicht in Frage. Zum einen fehlte<br />

ihr das Geld, zum anderen hatte sie nicht<br />

nur ihre eigenen Kinder zu versorgen: „Mein<br />

Mann und ich kümmern uns mit unserer Organisation<br />

um Kriegs- und Aidswaisen. Diese<br />

Arbeit duldet keine Unterbrechung. Außerdem<br />

ist es gerade während der Master- oder<br />

PhD-Phase wichtig, die Kontakte im eigenen<br />

Land zu halten“, unterstreicht sie. Diese Verbindung<br />

von Expertise und bewusstem Engagement<br />

für das eigene Land leben viele der<br />

ehemaligen Stipendiaten. So auch Geoffrey<br />

Bakunda. Der Dekan der School of Marketing<br />

and Hospitality Management an der Makerere<br />

Universität in Kampala hatte einen gut bezahlten<br />

Posten in einem Unternehmen vor Augen.<br />

Doch nach dem Master wurde ihm klar, dass<br />

er seine Kompetenzen für sein Land einsetzen<br />

wollte. „Das In-Country-Stipendium für meinen<br />

PhD-Abschluss hatte mehrere Vorteile.<br />

Ich konnte vor Ort forschen und Verbindungen<br />

in die Politik aufbauen.“ Der Ökonom ist<br />

Experte für den Agrarsektor, dem wichtigsten<br />

Wirtschaftszweig Ugandas und vieler Entwicklungsländer.<br />

Für seine Dissertation ergründete<br />

er die Marktchancen kleiner Unternehmer,<br />

<strong>DAAD</strong> Letter 3/11

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