12.12.2012 Aufrufe

Download PDF - Geo-Naturpark Bergstraße Odenwald

Download PDF - Geo-Naturpark Bergstraße Odenwald

Download PDF - Geo-Naturpark Bergstraße Odenwald

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Online-Publikationen des <strong>Geo</strong>-<strong>Naturpark</strong>s Bergstraße-<strong>Odenwald</strong> - www.geo-naturpark.net<br />

Spuren antiker Steingewinnung bei Heppenheim? -<br />

Experimentelle Ansätze zum Aufbau einer Typologie der Keiltaschen<br />

Jochen Babist 1,3 , Alexander Vögler 2 , Markus Gnirß 1<br />

( 1 AG Altbergbau <strong>Odenwald</strong> / 2 TU Darmstadt / 3 <strong>Geo</strong>-<strong>Naturpark</strong> Bergstraße-<strong>Odenwald</strong> e. V.)<br />

1. Technik der Hartgesteinsgewinnung im Wandel der Zeit<br />

Die Gesteine des Bergsträßer <strong>Odenwald</strong>es entstanden vor rund 400 bis 320 Millionen Jahren während<br />

des Variskischen Gebirgsbildungszyklus’, bei dem sich durch Kollision verschiedener Kontinente und<br />

Kontinent-Bruchstücke der Großkontinent „Pangäa“ bildete. An der Stelle des heutigen Bergsträßer<br />

<strong>Odenwald</strong>es befand sich ein aktiver Kontinentalrand, unter den ozeanische Kruste eines nördlich<br />

gelegenen Ozeans subduziert wurde 1 . Diese Situation ist in etwa vergleichbar mit den heutigen Anden<br />

an der Westküste Südamerikas.<br />

Im Unterbau des Variskischen Gebirges kristallisierten aus großen Mengen unterschiedlich<br />

zusammengesetzter Gesteinsschmelzen die Gesteinsarten Gabbro, Diorit, Granodiorit und Granit in<br />

Tiefen von 4 bis über 10 km Tiefe unter der damaligen Landoberfläche 2 .<br />

Typisches Kennzeichen dieser Plutonite (Tiefengesteine) ist das grobkörnige, ineinander verzahnte<br />

und meist richtungslose Gefüge, das sich durch ein langsames und Wachstum seiner Minerale<br />

ausbildete. Im Unterschied zu geschichteten Sedimenten (Ablagerungsgesteinen) und geschieferten<br />

Metamorphiten (Umwandlungsgesteinen) zeigen die Plutonite des Bergsträßer <strong>Odenwald</strong>es daher<br />

primär wenig ausgeprägte Spaltbarkeiten. Auch eine mit dem bloßen Auge kaum sichtbare<br />

magmatische Foliation konnte nur dann entstehen, wenn die Kristallisation während tektonischer<br />

Einspannung ablief – dann regelten sich bereits kristallisierte Mineralkörner mit ihrer Längsrichtung<br />

parallel zur Fließrichtung der Restschmelze in der Magmakammer ein 3 .<br />

Störungen und Klüfte, die heute sichtbar die Gesteine kennzeichnen, entwickelten sich während ihrer<br />

weiteren Abkühlung und unter später anliegenden tektonischen Spannungsfeldern. So sind Gabbro,<br />

Diorit, Granodiorit und Granit einerseits sehr kompakte, hochwertige Hartgesteine, aber andererseits -<br />

beispielsweise verglichen mit dem jüngeren Buntsandstein - deutlich schwieriger zu gewinnen und zu<br />

bearbeiten.<br />

Ähnliches gilt für die Ganggesteine, die als Schmelzen in Spalten in das Nebengestein eindrangen und<br />

dort kristallisierten 4 . Vor allem die meist feinkörnigen Lamprophyre des vorderen <strong>Odenwald</strong>es<br />

eigneten sich zur Herstellung von Pflastersteinen und wurden in linear angelegten Steinbrüchen, die<br />

den aderförmigen Vorkommen folgten, abgebaut (z. B. an der „Steinmauer“ bei Heppenheim-<br />

Erbach 5 ).<br />

Wesentlich jünger als die Ära der Variskischen Gebirgsbildung sind die hydrothermalen<br />

Gangfüllungen aus Baryt (Schwerspat) und Quarz. Sie stammen vermutlich aus der Jura-Zeit 6 und<br />

1 FRANKE, W. (1989).<br />

2 Zur Zusammenschau neuerer Interpretationen und Druck- und Temperaturdaten für das Bergsträßer Kristallin<br />

vergleiche z. B. STEIN, E. (2001).<br />

3 Zur Ausbildung magmatischer Foliationen im Detail siehe STEIN, E. (2000).<br />

4 Zur Petrographie und Genese der Odenwälder Ganggesteine siehe z. B. MEISL, S. (1975) und NICKEL, E. &<br />

FETTEL, M. (1985).<br />

5 Eine Exkursionsbeschreibung zum Kersantitgang der „Steinmauer“ findet sich bei NICKEL, E. & FETTEL, M.<br />

(1985), S. 121-123.<br />

6 Eine direkte Datierung der Odenwälder Barytquarzgänge liegt noch nicht vor. Allerdings gibt es zwei Gänge<br />

bei Hammelbach und am Leonhardshof bei Beerfelden, die Buntsandstein durchsetzen, also jünger als 251<br />

Millionen Jahre alt sein müssen. Tonmineraldatierungen aus hydrothermalen Gängen bei Schriesheim ergaben<br />

jurassische (Misch-)Alter, LIPPOLT, H. J & LEYK, H.-J. (2004). Ein indirekter Beleg ergibt sich auch durch die<br />

2

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!