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Download PDF - Geo-Naturpark Bergstraße Odenwald

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Online-Publikationen des <strong>Geo</strong>-<strong>Naturpark</strong>s Bergstraße-<strong>Odenwald</strong> - www.geo-naturpark.net<br />

Erst im 19. Jahrhundert blühte die Hartgesteinindustrie des vorderen <strong>Odenwald</strong>es erneut auf 20 , und<br />

neben zahlreichen neu erschlossenen Steinbrüchen entstanden viele einzelne Werkplätze an<br />

natürlichen Felsgruppen oder im Bereich von Blockansammlungen. Zwar hatte sich mittlerweile die<br />

Sprengtechnik entwickelt (zunächst unter Einsatz von Schwarzpulver, im Bergbau des <strong>Odenwald</strong>es<br />

spätestens ab den 1740er Jahren nachweisbar), doch konnte die neue Technik noch nicht das Lösen<br />

und Zerteilen des Gesteins mit der Keilspaltungstechnik ersetzen: Zu stark wurde bei den radial<br />

wirkenden Sprengungen das interne Gefüge des Gesteins gestört, sodass es kaum noch für die<br />

Herstellung größerer Werkstücke brauchbar war. Mit dem Aufkommen des maschinellen<br />

Pressluftbohrens wurden schließlich zur Spaltung Patent- oder Federkeile (Keile mit Einlegescheiben<br />

aus Stahl) in die zylindrischen Bohrlöcher eingesetzt, um eine günstigere Kraftverteilung zu erreichen.<br />

Somit wurde die in vier Varianten praktizierte Keilspaltungstechnik (1. Keilspaltung ohne Keilnut,<br />

2. Keilspaltung mit Keilnut, 3. Keilrillenspaltung und 4. Federkeilspaltung) im Wesentlichen über<br />

1900 Jahre unverändert angewendet (Abb. 4). Alle händisch hergestellten Keiltaschenformen ohne<br />

Keilnut sind grundsätzlich in ihren Geländebefunden als verwechslungsgefährdet anzusprechen. Zwar<br />

gibt es – betrachtet man die Befunde vom Felsberg bei Reichenbach – Hinweise auf eine Überprägung<br />

von Variante 1 zu Variante 2 21 , doch bleibt zu diskutieren, inwieweit die Keilspaltung mit Nut<br />

tatsächlich die ursprünglichere Form der Keilspaltung mit Einzeltaschen zeitlich fassbar ablöste.<br />

Alternativ wäre durchaus denkbar, dass abhängig von Blockgröße und Gesteinseigenschaften beide<br />

Methoden auch gleichzeitig Anwendung fanden.<br />

2. Der Geländebefund vom Steinberg bei Heppenheim<br />

und die resultierende Fragestellung<br />

Anlässlich einer Begehung neuzeitlicher Werkplätze zwischen Heppenheim und der Juhöhe<br />

entdeckten die Verfasser einen Werkplatz, der schon durch seine Lage am steilen Westhang des<br />

Steinbergs (Gauss-Krüger Koordinaten R 3475300 / H 5499250) zwischen Heppenheim und<br />

Laudenbach ungewöhnlich erschien (vergleiche Karte Abb. 10, Lokalität „Steinberg“ südsüdöstlich<br />

von Heppenheim).<br />

Unmittelbar nördlich eines kleinen Steinbruches befindet sich eine größere Felsgruppe<br />

(Abb. 5) aus Granodiorit, die zwei misslungene und eine gelungene Stoßspaltung (vertikal) aufweist.<br />

Die Keiltaschen wurden ohne Keilnut in das Gestein eingetieft und weisen eine obere Breite von bis<br />

zu 14 cm auf. Die obere Spaltung wurde durchgeführt und zerriss den Block seitlich ausbrechend in<br />

zwei Teile (Abb. 6). Die untere Spaltung blieb erfolglos oder wurde gar nicht erst angesetzt (Abb. 7),<br />

da eine entsprechende Rissbildung entlang der vorgesehenen Spaltlinie nicht zu beobachten ist.<br />

Am nordwestlichen Fuß des Hauptfelsens findet sich ein scheibenförmiges Werkstück, dessen<br />

Rundung durch Keilspaltung (reliktisch erkennbare Keiltaschen mit einer Breite von 6,5 cm) und<br />

durch grobes Bossieren und Abspitzen hergestellt wurde. Der angelegte Kreisbogen besitzt einen<br />

Radius von rund 43 cm, das Werkstück besitzt eine (ungleichmäßige) Dicke von rund 30 cm (Abb. 8).<br />

Lediglich der unmittelbar nördlich davon liegende Block weist noch Reste einer Keilspaltung auf, alle<br />

anderen Blöcke im Umfeld scheinen unbearbeitet geblieben zu sein (vgl. Abb. 5). Sie zeigen die<br />

typische natürliche, rundliche Verwitterungsform granitischer Gesteine, gelegentlich durch scharf<br />

definierte Klüfte durchsetzt.<br />

Die Ränder der Keiltaschen aller drei Spaltungen erscheinen durch Verwitterung auffällig gerundet<br />

und legen den Schluss nahe, dass es sich nicht um neuzeitliche Abbauspuren handelt. Am unteren Teil<br />

des Felsens finden sich insgesamt drei Bohrpfeifen (Bohrlöcher) mit einem Durchmesser von 2,7 bis<br />

3,0 cm. Sie erscheinen jedoch willkürlich angeordnet und besitzen keinen Bezug zu der beabsichtigten<br />

Spaltlinie entlang der eingeschlagenen Keiltaschen (Abb. 6).<br />

20 Vergleiche z. B. CHELIUS, C. (1905), S. 61-74.<br />

21 Überprägungsbeziehungen wurden am Felsberg für Block 156 zwischen „Pyramide“ und den großen Felsen in<br />

der Nähe der Schutzhütte beschrieben von LOEWE, G. (1985), S. 98.<br />

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