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3 minuten mit Vilma Brandtner Studieren mit 73: Von wegen Dienstjahre beenden und Lebensabend genießen! Wilhelmine, liebevoll Vilma genannt, startet jetzt erst richtig durch. von David Slomo und Michaela Kobsa (Foto) BIBER: Erzähl uns mal von deinem Studentenleben. VILMA BRANDTNER: Ich habe 2000 mit Kunstgeschichte begonnen. 2012 habe ich dann meinen Doktortitel erhalten. Da war ich 68. Im Sommersemester beginne ich mit vergleichenden Religionswissenschaften. Gerade in der jetzigen Zeit sehr interessant. Wie ist es für dich zwischen all den jungen Menschen? Zwischen den Jungen fühle ich mich wohler als zwischen den Alten. Da geht es mal nicht nur um Enkerl und Krankheiten. Es sind Gespräche über die Zukunft, wie Berufswahl oder weitere Studien. Da kann ich dann immer wieder einen guten Rat mit auf den Weg geben. Habe ja in 35 Dienstjahren doch so einiges erlebt. Die meisten Jungen studieren, um einen guten Job zu bekommen. Was ist dein Beweggrund? Mit dem Pensionsantritt habe ich mir gesagt: „Jetzt machst du das, was dich interessiert.“ Ich wollte mich mit schönen Dingen beschäftigen, die ich zum Beispiel auf Reisen kennengelernt habe, wie etwa die „Italienische Renaissance“. Was halten die Leute davon, dass du so spät gestartet hast? Sehr wenige haben meine Beweggründe verstanden. Viele fragten mich, wieso ich mich so spät noch quälen lasse. Ich wollte das Studentenleben aber einmal zu spüren bekommen. Kinder habe ich ja keine, deshalb muss ich es so machen. Du hättest aber auch einfach in Vorlesungen gehen können und zuhören. Wieso musste es der Titel sein? Hätte ich können. Aber der Reiz der Vorbereitung, die Gruppenarbeiten und der Lernstress – das sind alles schöne Herausforderungen. Und dann der Titel als Sahnehäubchen. Ich muss zugeben, es erfüllt mich mit einem gewissen Stolz. Wie ist es, wenn du älter bist als die Professoren? Au weh, wie oft musste ich hören: „In der Uni gibt es keinen Altersbonus!“ Den wollte ich aber auch nie haben. Da muss man halt manchmal durch. Aber die meisten sind nett, und gehen ganz normal mit mir um. Als ob ich eine der jungen Studentinnen wäre. Wieso hast du nicht in der Jugend studiert? Früher war das ja nicht so, dass Mädchen einfach so studieren konnten. Man musste eine gute Hausfrau sein. Nähen und Kochen hat man lernen müssen. Nach meiner Matura war ich Ground Hostess bei einer Airline und man mag es mir nicht ansehen, aber ich war sehr begehrt. Danach war ich im Marketing tätig. Mein Chef und mein Gehalt haben mich von der Lust zu studieren abgehalten. Vieles blieb hinter der Karriere zurück, aber jetzt hole ich einiges wieder nach. Name: Dr. Wilhelmine Brandtner Alter: 73 Alltagsmoment: ist bei jeder Gruppenarbeit die Älteste Besonderes: hat sich in der Pension entschieden zu studieren / 3 MINUTEN / 3
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