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BIBER 03_17_deljel

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gen Menschen wissen das nicht, fühlen sich hier<br />

entwurzelt und sehnen sich nach einer Heimat,<br />

nach einem Ort, wo sie dazugehören können.<br />

Das ist Syrien natürlich auch nicht. Aber es ist<br />

wie eine Verheißung. In ihrer Phantasie malen<br />

sie sich eine neue, schöne Welt aus.“<br />

Nicht alle, die mit solchen Wörtern spielen,<br />

ihre Zuflucht vermeintlich in der Religion suchen,<br />

seien dermaßen radikal, dass sie nach Syrien<br />

gingen. „Aber es ist ein Zeichen dafür, dass sie<br />

es hier nicht geschafft haben und nicht glauben,<br />

dass sie es jemals hier schaffen werden. Verschiedenste<br />

traurige Erfahrungen führen dazu,<br />

wie Alltagsrassismus und Ausgrenzung.“ Diese hat auch<br />

Kurbanovas Tochter erlebt. Da gab es einen Lehrer, der sei<br />

ständig mit den Gratisblättern in die Schule gekommen und<br />

habe, wenn wieder eine Geschichte über kriminelle Tschetschenen<br />

drinnen gestanden sei, zu ihrer Tochter gesagt: „Na,<br />

Amina, wieder etwas angestellt heute?!“<br />

Dazu komme, dass viele Tschetschenen, bevor sie<br />

in Österreich gelandet sind, während des Krieges in<br />

ihrer Heimat Binnenflüchtlinge in den Nachbarrepubliken<br />

Inguschetien und Dagestan waren, mitunter jahrelang in<br />

unerträglichen Flüchtlingslagern, in Zelten, zum Teil auch<br />

in Eisenbahnwagons gelebt haben. „Nach diesen Jahren<br />

kommen sie nach Österreich und haben dann noch eine endlose<br />

Wegstrecke vor sich. Ich kenne Familien,<br />

Die zum die haben nach neun Jahren einen positiven<br />

Nichtstun<br />

Asylbescheid bekommen. Jahrelang waren sie<br />

in Flüchtlingsheimen, oft in Pensionen ohne jegliche<br />

Bewegungsfreiheit. Ich habe gerade eine<br />

gezwungenen<br />

Männer werden Umfrage gemacht, wo es um Jobs und Bildung<br />

depressiv und<br />

der Flüchtlinge ging. Da erzählten die Menschen,<br />

was ihnen am meisten geholfen hat und was<br />

aggressiv und<br />

das größte Hindernis war, anzukommen. Diese<br />

schotten sich nur Zeiten in Heimen und Pensionen, wo sie nicht<br />

noch mehr ab.<br />

Herr über das eigene Schicksal gewesen sind,<br />

wo sie keine Deutschkurse besuchen durften,<br />

nicht arbeiten durften und es keine Kompetenzchecks<br />

gab, waren für sie fürchterlich. Die sind in den<br />

Unterkünften vor sich hinvegetiert. Und die Kinder sind so<br />

aufgewachsen. Die Tochter der Familie, die neun Jahre auf<br />

den positiven Bescheid gewartet hat, war ein kleines Kind<br />

bei der Ankunft, sie ist in einer Pension aufgewachsen,<br />

zu einer jungen Frau geworden. Jahrelang konnte sie die<br />

Schulfreundinnen nicht zu sich einladen in das eine Zimmer.<br />

Sie hat sich geschämt. Und die Burschen, die unter diesen<br />

Umständen aufwachsen, wie sollen sie sich hier heimisch,<br />

als Teil der Gesellschaft fühlen?“<br />

Die erwachsenen Männer, die in Tschetschenien Helden<br />

waren oder zumindest Versorger der Familien, die Jobs<br />

hatten, ihre Rolle im Leben, hatten hier nichts mehr. „Da<br />

kommt zum Kriegstrauma dazu, dass sie jahrelang nicht<br />

arbeiten durften, auf dem Sofa liegen mussten. Wie fühlen<br />

sie sich, wenn sie ihren Pflichten nicht nachgehen können?<br />

Diese zum Nichtstun gezwungenen Männer werden depressiv<br />

und aggressiv und schotten sich nur noch mehr von der<br />

Gesellschaft ab. Und die Buben, die da heranwachsen, die<br />

das alles sehen, die haben dann kein positives Männerbild.<br />

Dann kommen Dschihadisten und bieten eine Perspektive,<br />

zeigen denen, wo sie jemand sind. Wenn da selbstbewusste<br />

Männer kommen und vorgaukeln, hier ist eine neue Welt,<br />

wo du wer bist und diese Aufgabe hast und ein Teil von<br />

etwas Wichtigem, etwas Großem werden kannst, ist das sehr<br />

verlockend.“<br />

Die Attraktivität des so genannten Islamischen Staates<br />

habe nachgelassen. Aber, so meint Frau Kurbanova, hätten<br />

sie noch zwei, drei Jahre solche Erfolge vorzuweisen gehabt<br />

wie zu Beginn ihres Feldzuges, hätte dieses Problem mit den<br />

islamistischen Kämpfern in Europa noch viel größere Ausmaße<br />

angenommen.<br />

Wichtig sei festzuhalten, dass der Großteil der Tschetschenen<br />

in Österreich sein Leben lebt, arbeitet, Steuern<br />

zahlt. Aber die seien eben keine Story für die Boulevardmedien.<br />

„Demnächst haben wir ein Treffen tschetschenischer<br />

Studenten. Allein aus Wien sind das rund hundert. Das sei<br />

– gegen das gängige Narrativ – festgehalten. Aber natürlich<br />

gibt es Probleme mit Kriminalität. Was ich im Gefängnis feststelle<br />

und was mich selber erstaunt, ist, dass diese jungen<br />

Maynat Kurbanova ist selbst aus<br />

Tschetschenien geflüchtet.<br />

Das Image tschetschenischer Jugendlicher könnte kaum schlechter sein.<br />

Foto: Christoph Liebentritt<br />

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