Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
TIPP:<br />
HeForShe Vienna ist ein Verein, der<br />
sich für die Gleichstellung der<br />
Geschlechter stark macht. Er hat es sich<br />
zur Aufgabe gemacht, Männer<br />
zu ermuntern, auch für gleiche<br />
Rechte einzustehen.<br />
http://www.heforshe.at/<br />
VHS Wien<br />
Studieren statt<br />
saunieren.<br />
Von Alexandra Stanić<br />
Karriere<br />
& Kohle<br />
MEINUNG:<br />
Schwach, klein<br />
und weniger intelligent<br />
Uns Frauen wird zum Beispiel vorgeworfen, dass wir<br />
„zu emotional“ sind und mit anderen Frauen „ständig<br />
im Konkurrenzkampf stehen.“ Der polnische EU-Parlamentarier<br />
Janusz Korwin-Mikke setzte kürzlich einen<br />
drauf. Er hält uns für „schwächer, kleiner und weniger<br />
intelligent“. Deswegen sei es nachvollziehbar, dass wir<br />
weniger verdienen. Ich musste an die vielen Menschen<br />
denken, die meinen, wir bräuchten den Kampf<br />
um Gleichberechtigung nicht mehr. Und wie wir ihn<br />
brauchen! Frauen verdienen in Österreich weiterhin um<br />
etwa 25 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen<br />
- bei gleichen Kompetenzen. Eine AK Wien Studie hat<br />
ergeben, dass rund 22 Prozent der befragten jungen<br />
Frauen schon einmal mit anzüglichen Bemerkungen am<br />
Arbeitsplatz umgehen mussten, sieben Prozent berichten<br />
von sexueller Belästigung. Es ist noch ein langer<br />
Weg bis zur Gleichberechtigung. Laut dem Gleichstellungsbericht<br />
des Weltwirtschaftsforums wird es in<br />
Österreich noch <strong>17</strong>0 Jahre dauern, wenn sich nicht<br />
bald etwas ändert. Freundinnen, diese Veränderung<br />
können wir sein! Zeigen wir Männern wie Korwin-Mikke,<br />
dass wir nicht schwächer und schon gar nicht weniger<br />
intelligent als unsere männlichen Kollegen sind.<br />
stanic@dasbiber.at<br />
3 FRAGEN AN<br />
Romy Reis<br />
CEO von GridMusic<br />
Von David Slomo<br />
Was hat dich dazu bewegt,<br />
ein Label zu gründen?<br />
Ich wollte etwas in der<br />
österreichischen Musikszene<br />
verändern. Wir haben<br />
so viele KünstlerInnen, die<br />
keine Bühne bekommen.<br />
Mit meinen Kollegen Lukas<br />
Hillebrand und Alex Pohn<br />
wollte ich Künstler von 0<br />
auf aufbauen. Es war ein<br />
Risiko, aber es ist ja alles<br />
gut gegangen.<br />
Wichtig:<br />
Bei den Gründungen von Start-Ups gibt es in<br />
Österreich ein Gender-Gap. Dem will „Female<br />
Founders“ entgegenwirken. Ziel der Vernetzungsplattform<br />
ist es, an der Verbesserung der<br />
Situation von Gründerinnen zu arbeiten und den<br />
Austausch von Frauen zu fördern, unter anderem<br />
mit Networking-Events und Mentoring-<br />
Programmen. https://www.femalefounders.at/<br />
Wie ist es als Frau mit<br />
so vielen Männern als<br />
Schützlingen? Fällt es dir<br />
da manchmal schwer dich<br />
durchzusetzen?<br />
Ich glaube, es geht mehr<br />
um den Charakter, als um<br />
das Geschlecht. Es gibt<br />
männliche, wie auch weibliche<br />
Künstler, mit denen es<br />
schwierig ist zu arbeiten.<br />
Ich habe ein großes Glück,<br />
ich kann mir heute schon<br />
aussuchen, mit wem ich<br />
arbeiten möchte. Diesen<br />
Luxus gönne ich mir.<br />
Wohin soll es mit<br />
GridMusic noch gehen?<br />
Das weiß ich nicht. Ich<br />
lebe im „Jetzt“. Wenn es<br />
irgendwann nicht mehr<br />
passen sollte, dann wird<br />
sich das zeigen. Die<br />
Motivation, etwas in der<br />
Musikszene zu verändern,<br />
bleibt.<br />
bereitgestellt, Marko Mestrović, Regina Aigner<br />
DER WEG IN EINE<br />
BESSERE ZUKUNFT<br />
Der Einstieg ins Berufsleben ist nie einfach. Für manche<br />
ist er nochmal schwieriger. Deshalb haben die Wiener<br />
Volkshochschulen das Jugendcollege ins Leben gerufen,<br />
um jungen Geflüchteten eine Perspektive zu geben.<br />
Von David Slomo<br />
Manche Mädchen<br />
aus Syrien sind<br />
echte Talente,<br />
wenn es um Mathematik<br />
geht. Da steigen die meisten<br />
Erwachsenen schon aus“,<br />
sagt Maria Steidl, Leiterin des<br />
Projektes „Jugendcollege“.<br />
Die VHS Wien will damit<br />
jungen Menschen zwischen<br />
15 und 21 Jahren den Weg in<br />
eine bessere Zukunft ebnen.<br />
Zielgruppe sind vor allem<br />
AsylwerberInnen, Asylberechtigte<br />
und subsidiär Schutzberechtigte.<br />
Auch benachteiligte<br />
Jugendliche, die nicht mehr<br />
schulpflichtig sind, dürfen an<br />
dem modularen Bildungsangebot<br />
teilnehmen.<br />
Das System ist dreistufig<br />
und es wird individuell<br />
auf jeden eingegangen. Je<br />
nachdem wie hoch der Bildungsgrad<br />
ist, kann man erst<br />
bei Stufe 1 einsteigen oder<br />
auch schon bei Stufe 2, falls<br />
die Jugendlichen Vorwissen<br />
haben. Die Kernmodule Basisbildung<br />
(Mathematik, Englisch,<br />
IKT) und Deutschmodule<br />
werden mit Spezialmodulen<br />
(Pflicht- und Wahlpflichtmodule)<br />
kombiniert. Dazu<br />
kommen sozialintegrative<br />
Aktivitäten, Beratung zu<br />
Bildung und Beruf und diverse<br />
unterstützende Angebote wie<br />
Lernhilfe durch Ehrenamtliche<br />
oder sozialpädagogische<br />
Begleitung.<br />
Die Anzahl der Kursplätze<br />
ist auf 1000 begrenzt. In<br />
monatlichen Clearings, die ein<br />
bis zwei Tage dauern, wird<br />
jungen Menschen laufend<br />
die Aufnahme zum Jugendcollege<br />
ermöglicht. In diesen<br />
Clearings wird erhoben, auf<br />
welchem Bildungsstand sich<br />
die Jugendlichen befinden,<br />
um ihnen das passende<br />
Bildungsangebot anzubieten.<br />
„Manche müssen erst lesen<br />
und schreiben lernen, andere<br />
zeigen einen deutlich höheren<br />
Bildungsgrad auf. Das ist<br />
komplett unterschiedlich“, so<br />
Steidl. Hin und wieder gibt<br />
es Ausnahmefälle, wie ein<br />
junger Mann aus Afghanistan<br />
beweist. „Er war nie in der<br />
Schule und hat sich in Österreich<br />
das Lesen und Schreiben<br />
selbst beigebracht. Vor<br />
kurzem hat er seine Prüfung<br />
abgelegt und ist nun auf B1<br />
Niveau“, erzählt die Projektleiterin<br />
stolz. Die Jugendlichen<br />
bekommen für jeweils acht<br />
Wochen einen Stundenplan.<br />
„Es ist eine Herausforderung,<br />
aber gleichzeitig auch<br />
wichtig. Die meisten sind froh<br />
eine Schule zu besuchen und<br />
einen geregelten Tagesablauf<br />
oder eine Bezugsperson zu<br />
haben“, meint Steidl.<br />
Eine große Herausforderung<br />
ist die Sprache. „Die<br />
Sache mit den Artikeln ist ja<br />
immer ein Problem“, schmunzelt<br />
die Projektleiterin. „Vor<br />
allem bei Jugendlichen, die<br />
schon ausgesprochen gut<br />
Englisch können, ist das eine<br />
große Schwierigkeit. Die können<br />
sich in Österreich schon<br />
gut verständigen und da ist<br />
die Notwendigkeit eine neue<br />
Sprache zu lernen natürlich<br />
gering. Jetzt nach vier Monaten<br />
finden sie aber langsam<br />
zur Sprache.“<br />
Durchschnittlich bleiben<br />
die Jugendlichen neun<br />
Monate lang im College. Seit<br />
September 2016 wurden über<br />
100 Buben und Mädchen<br />
weitervermittelt. Manche<br />
machen nun ihren Pflichtschulabschluss,<br />
andere besuchen<br />
Übergangslehrgänge,<br />
die sie auf das Schulsystem<br />
vorbereiten und viele haben<br />
schon Lehrstellen bekommen.<br />
Die Berufswünsche sind<br />
individuell: „Von Bäckern und<br />
Apothekern bis hin zu Ärzten<br />
und Juristen ist alles dabei.“<br />
Ein Berufswunsch überrascht<br />
die Projektleiterin besonders:<br />
„Viele wollen tatsächlich<br />
Polizist werden. Wir bemühen<br />
uns natürlich das zu ermöglichen,<br />
doch wir wissen wie<br />
schwierig die Auflagen hier<br />
sind.“<br />
Steidl ist vom Projekt<br />
felsenfest überzeugt. Schon<br />
nach kurzer Zeit stellte sie<br />
fest, dass es unter den<br />
meisten jungen Menschen<br />
Potenzial gibt, auf dem man<br />
aufbauen kann: „Die Jugendlichen<br />
sind so lernwillig und<br />
wissbegierig. Die Lehrer sind<br />
manchmal selbst überrascht,<br />
wie begeistert die Schüler an<br />
die Sache herangehen.“ ●<br />
Weitere Infos unter: www.vhs.at/jugendcollege<br />
44 / KARRIERE /<br />
/ KARRIERE / 45