„Fest“-gehalten von Sarah Koska - Draußen
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schlechtere Standards gelten sollen als<br />
z.B. für Jugendherbergen. Wir plädieren<br />
außerdem für ein betreutes Wohnen<br />
samt Wiedereingliederung ins bürgerliche<br />
Leben sowie für eine aufsuchende<br />
Gesundheitsvorsorge. Dafür gab es<br />
schon einmal Ansätze, die wieder eingestellt<br />
wurden.<br />
~: Die etwa 10.000 Hartz-IV-Bezieher<br />
in Münster hat Grün nicht vergessen.<br />
Was wird der Münsterpass beinhalten?<br />
Hery Klas: Wir verlangen einen kostenlosen<br />
Zugang zu städtischen Bildungs-,<br />
Kultur- und Sozialangeboten. Bei privaten<br />
Trägern ist der Zugang zu ermäßigen,<br />
auch beim ÖPNV. Darüber hinaus<br />
möchten wir Hartz-IV-Beziehern eine<br />
Grundmenge an Energie (Gas, Strom) zu<br />
günstigen Preisen anbieten. Den Münsterpass<br />
hat es bis 2000 ja schon gegeben<br />
und er wurde gut angenommen. Im Gegensatz<br />
zum Nachfolger Familienpass.<br />
Die Kosten für den neuen Münsterpass<br />
schätzen wir heute jährlich auf eine<br />
Million Euro ein.<br />
~: Ein möglicher Blick in die Zukunft.<br />
Können sich die Grünen mit einer<br />
privat betriebenen Musikhalle anfreunden?<br />
Hery Klas: Ich habe kein Problem damit,<br />
privat kann man ja auch ein Opernhaus<br />
oder eine Rennbahn bauen. Allerdings<br />
macht eine solche Halle kulturpolitisch<br />
keinen Sinn, sie steht für ein falsches<br />
Konzept. Die Aufbruchsstimmung aus<br />
der Kulturhauptstadtbewerbung hätte<br />
fortgesetzt werden müssen.<br />
~: Das Spitzenpersonal der erfolgreichen<br />
Bürgerinitiative gegen die Musikhalle<br />
war oder wurde wenig später<br />
fast ausschließlich Mitglied der Grünen.<br />
Zufall?<br />
Hery Klas: Nein, kein Zufall. Die Initiative<br />
ging ja <strong>von</strong> den Grünen aus, auch<br />
<strong>von</strong> mir. Wir haben die Initiative finan-<br />
Diese Seite wurde gesponsert <strong>von</strong> Zoodirektor Jörg Adler<br />
ziell und organisatorisch maßgeblich<br />
getragen. Das positive Echo in der Öffentlichkeit<br />
sprach für sich und hat<br />
manchen Mitstreiter dann zum späteren<br />
Eintritt bewogen.<br />
~: Mit der Ökologisch Demokratischen<br />
Partei gibt es derzeit eine zweite<br />
Öko-Partei im Rat. Welche Gemeinsamkeiten<br />
sehen Sie und welche Unterschiede?<br />
Hery Klas: Zunächst einmal ist der ÖDP-<br />
Ratsherr Gerd Kersting ein sehr sympathischer<br />
Kollege. Beim Umweltschutz<br />
habe ich eine hohe Meinung <strong>von</strong> der<br />
ÖDP. Familienpolitisch gehen unsere<br />
Meinungen jedoch weit auseinander.<br />
Die Ansicht, Kindererziehung gehöre zur<br />
Frau nach Hause, entspricht einem veralteten<br />
Gesellschaftsmodell, da gehen<br />
die Grünen nicht d'accord.<br />
~: Vor den Grünen liegen dieses<br />
Jahr noch vier Wahlen (beginnend mit<br />
der Europawahl am 7. Juni - die Red.).<br />
Angst, dass den Grünen die Puste ausgeht?<br />
Hery Klas: Nein. Wir sind ja so eine Akademikerpartei,<br />
unsere Wähler haben<br />
einen hohen Bildungsgrad und sind im<br />
Schnitt wohlhabend. Der aufgeklärte<br />
Lehrer - das Bild trifft es. Und diese Leute<br />
gehen zur Wahl, sie sind mobilisierbar.<br />
Je niedriger die Wahlbeteiligung,<br />
desto besser für Grün. Ich habe eine<br />
ganz andere Sorge. Dass nämlich den<br />
Bürgern die Puste ausgeht angesichts<br />
des beginnenden Dauerwahlkampfes.<br />
Dass die Bürger keine Lust mehr haben,<br />
dass ihnen die Plakatierung und so weiter<br />
nur noch auf den Keks gehen.<br />
~: Auf wie viele Zweitstimmen und<br />
Sitze hoffen Sie zur Kommunalwahl?<br />
Hery Klas: Als Fraktionsvorsitzender<br />
begann ich bei elf Prozent der Stimmen.<br />
Jetzt haben wir stabile 19 Prozent, gerne<br />
dürfen es 20 Prozent werden. Wir gehen<br />
<strong>von</strong> ca. 15 Sitzen nach der Wahl aus,<br />
jetzt sind es vierzehn.<br />
~: Die Koalition mit der SPD gilt<br />
als gesetzt. Können Sie sich auch eine<br />
Koalition mit der LINKEN vorstellen, sofern<br />
erforderlich für die Ratsmehrheit?<br />
Hery Klas: Vorstellen kann ich mir alles.<br />
Allerdings kenne ich weder Programm<br />
und noch Personal und kann folglich<br />
auch nicht sagen, worauf ich mich einließe.<br />
~: Noch etwas Persönliches. Sie<br />
haben angekündigt, zur Halbzeit der<br />
kommenden Wahlperiode Ihr Mandat<br />
abzugeben. Für den Rat wäre es nicht<br />
nur unter rhetorischen Aspekten ein<br />
herber Verlust.<br />
Hery Klas: Ich höre auf, weil ich am 30.<br />
März 2012 in den Ruhestand gehe. Meine<br />
Frau folgt einen Monat später. Wir wollen<br />
endlich mal was anderes machen,<br />
zum Beispiel die Welt bereisen. Ob ich<br />
dann nach zwei, drei Jahren wieder gebraucht<br />
werde, wird man sehen.<br />
~: Also doch eine Rückkehr?<br />
Hery Klas: Möglich. Aber nicht als Fraktionsvorsitzender,<br />
sondern vielleicht als<br />
sachkundiger Bürger in einem Ausschuss.<br />
~: Herzlichen Dank für das informative<br />
Gespräch und viel Erfolg in den<br />
kommenden Wahlen. #<br />
In unserer Reihe „Parteien zu<br />
den Kommunalwahlen“ wurden<br />
im Heft 03/09 bereits DIE LINKE<br />
und im Heft 05/09 die UWG vorgestellt.