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„Fest“-gehalten von Sarah Koska - Draußen

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Ehrung und Schlussakkord | Texte: Horst Gärtner | Foto: Frau Mühlbrecht<br />

Große Ehrung für Bernhard Mühlbrecht<br />

Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hat<br />

am 22.April dieses Jahres 14 Persönlichkeiten,<br />

die sich durch ihren Einsatz im<br />

Land und für das Land NRW besondere<br />

Verdienste erworben haben, mit dem<br />

Verdienstorden des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen ausgezeichnet.<br />

Bernd Mühlbrecht (58 Jahre), Leiter des<br />

Hauses der Wohnungslosenhilfe und seit<br />

15 Jahren Sprecher des Arbeitskreises der<br />

Münsteraner Wohnungslosenhilfe ist<br />

einer der neuen Ordensträger ebenso<br />

Franz Beckenbauer, der bekannte ehemalige<br />

Fussballnationalspieler und seit<br />

Jahren internationaler Exponent mit<br />

hervorragenden, diplomatischen Fähigkeiten,<br />

gefragt als Experte in aller Welt.<br />

Schlussakkord<br />

Es lohnt in unserer schnelllebigen Zeit,<br />

in der im aktuellen Tagesgeschehen eine<br />

(Hiobs-) Botschaft die andere jagt, sich<br />

in Erinnerung zu rufen, dass es noch<br />

nicht einmal 5 Jahre her ist, dass die<br />

Umweltorganisation der Vereinten Nationen<br />

die Stadt Münster aus 450 Mitbewerberstädten<br />

aus aller Welt auswählte<br />

und ihr die Auszeichnung<br />

„lebenswerteste Stadt der Welt“ verlieh<br />

in der Kategorie der Städte zwischen<br />

200.000 und 750.000 Einwohnern. Viele<br />

denken vielleicht zunächst an die Grünzone<br />

der Promenade, an den Aasee, an<br />

den wunderschönen Allwetterzoo, an<br />

die prächtige historische Innenstadt und<br />

den Dom, aber wir vom Straßenmagazin<br />

„~“ und alle, die sich um Menschen<br />

kümmern, die - wie die Sozialarbeiter<br />

sagen - „am Ende eines Elendskreislaufs<br />

angekommen sind“ wir denken<br />

anders und wir wissen in unserer<br />

Stadt die Angelegenheiten im Sozialbereich<br />

im allgemeinen und der Menschen<br />

<strong>von</strong> der Straße im besonderen in guten<br />

Händen, denn<br />

- welche Großstadt außer Münster<br />

hat schon einen Oberbürgermeister,<br />

der vor der Übernahme dieses Amtes 9<br />

Jahre Sozialdezernent war,<br />

- welche Großstadt außer Münster<br />

hat eine Kämmerin, die vor der<br />

Übernahme ihres Amtes 7 Jahre Sozialdezernentin<br />

war<br />

Wir finden es bemerkenswert, dass nicht<br />

nur international bekannte Persönlichkeiten<br />

ausgezeichnet wurden, sondern<br />

dass mit der Anerkennung der Arbeit<br />

<strong>von</strong> Bernd Mühlbrecht der Blick der Öffentlichkeit<br />

auf die Sozialpolitik und<br />

hier vor allem auf den Brennpunkt der<br />

Hilfen für Menschen, die auf der Straße<br />

leben, die am Ende eines Elendskreislaufs<br />

angekommen sind, gerichtet worden<br />

ist.<br />

Wir haben Bernd Mühlbrecht in unserer<br />

April-Ausgabe schon gratuliert und wir<br />

tun das nach der Ordensverleihung noch<br />

einmal ganz herzlich. #<br />

- wir haben für unsere Anliegen<br />

ein immer gesprächsbereites Sozialamt,<br />

vor allem mit der Fachstelle für Wohnungssicherungsmaßnahmen<br />

und eine<br />

verständnisvolle Arbeitsgemeinschaft<br />

Münster, die in ganz Nordrhein-Westfalen<br />

an dritter Stelle bei ihrer Vermittlungsleistung<br />

für den Arbeitsmarkt steht. Und<br />

- ganz wichtig für uns - eine hilfsbereite<br />

Stiftungsverwaltung.<br />

_Auch die Ratsparteien tragen die starke<br />

soziale Attitüde dieser Stadt: noch keine<br />

Fraktion hat einen Antrag auf „Betteln<br />

verboten“ gestellt, was in anderen<br />

Großstädten durchaus nicht unüblich<br />

ist. Im Park an der Clemenskirche sitzen<br />

„unsere Leute“ vom Treffpunkt, vom<br />

Haus der Wohnungslosenhilfe oder vom<br />

Projekt „Reinhold Hach“ / Sozialdienst<br />

katholischer Männer, der Ewaldistraße,<br />

trinken ihr Fläschchen Bier und philosophieren<br />

ungestört über Leben und Leben<br />

lassen.<br />

_Sind wir also am 15. Geburtstag <strong>von</strong><br />

„~“ wunschlos glücklich? Nicht<br />

ganz: Wir haben auch einige Wünsche,<br />

die schnell zusammengefasst sind:<br />

- dass unsere Philosophie, „den<br />

Menschen auf Augenhöhe zu begegnen“<br />

weiter greift, nicht bei unseren Straßenverkäuferinnen<br />

und Straßenverkäufern<br />

Halt macht, sondern auch die erreicht,<br />

die im Park sitzen, die am Mäuerchen<br />

oder am Bahnhof stehen, die unten auf<br />

der Straße sitzen und betteln<br />

- zu erkennen, dass es keinen<br />

Sinn abgibt, im Freundes- und Bekanntenkreis<br />

- unbeleckt <strong>von</strong> der<br />

Wirklichkeit auf der Straße - über Schuld<br />

und Sühne obdachloser Menschen zu<br />

diskutieren oder sich an der Theke <strong>von</strong><br />

dem Problem mit der Bemerkung zu<br />

verabschieden: „Die sollen lieber arbeiten“<br />

- sich einmal Gedanken darüber<br />

zu machen, wie jemand, der nicht „Verkäufer<br />

gelernt hat“ sich fühlt, wenn er<br />

sich morgens mit 20 Zeitungen auf die<br />

Straße stellt und abends da<strong>von</strong> 5 verkauft<br />

sind (macht 3,50 Euro Reinverdienst<br />

für einen Tag!)<br />

- einfach im mitmenschlichen<br />

Zusammenleben aufeinander zugehen<br />

- und sich gelegentlich daran<br />

erinnern, dass Wohnungslosigkeit und<br />

besondere soziale Schwierigkeiten jeden<br />

treffen können, den Akademiker genauso<br />

wie den ungelernten Arbeiter, den<br />

selbständig Gewerbetreibenden, den<br />

Manager, den Mitarbeiter einer Behörde<br />

_Wann sind wir wunschlos glücklich?<br />

Wenn wir feststellen, dass Sie unsere<br />

guten Wünsche aufgeschlossen angenommen<br />

haben. #<br />

27

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