„Fest“-gehalten von Sarah Koska - Draußen
„Fest“-gehalten von Sarah Koska - Draußen
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~: Gelb hat wie Grün auf einen<br />
eigenen OB-Kandidaten verzichtet, allerdings<br />
zu Gunsten der CDU. Welchen<br />
Preis zahlt Schwarz dafür?<br />
Möllemann-Appelhoff: Keinen wie die<br />
SPD (Verzicht auf das Kohlekraftwerk<br />
Hamm - die Red.). Wir haben lediglich<br />
sicher gestellt, dass die FDP auch künftig<br />
in jedem Ausschuss, in Aufsichträten<br />
usw. vertreten sein wird, um dort konstruktiv<br />
mitarbeiten zu können.<br />
~: Gewerbesteuer, Bahnhof,<br />
Straßenausbau generell - was sagt Ihre<br />
Partei zu diesen Projekten?<br />
Möllemann-Appelhoff: Die Gewerbeund<br />
Grundsteuern sollen nicht erhöht<br />
werden, weil dadurch die Unternehmen,<br />
die Vermieter und Mieter zusätzlich<br />
belastet würden. Der Bahnhofsumbau<br />
ist zuallererst Aufgabe der Bahn.<br />
Man kann nicht Milliardengewinne machen<br />
und einen Börsengang anstreben<br />
und auf der anderen Seite die Sanierung<br />
der Bahnhöfe anderen überlassen. Wir<br />
sind bereit, in den Bahnhof fünf Millionen<br />
Euro zu stecken, darüber hinaus<br />
aber keinen Cent. Die Umgehungsstraße<br />
ist weiter auszubauen, weil sie zur Entlastung<br />
der innerstädtischen Straßen<br />
beiträgt. Der Bau der 3. Nordtangente<br />
soll jetzt nicht weiter verfolgt werden.<br />
Die geplante Trasse muss aber im Flächennutzungsplan<br />
für zukünftige Generationen<br />
erhalten bleiben. Durch die<br />
Austermannstraße werden schließlich<br />
Gievenbeck und der Technologiehof<br />
besser erschlossen.<br />
~: Wie interpretieren Sie den<br />
Schuldenstand der Stadt <strong>von</strong> etwa 750<br />
Mio Euro (das sind ca. 2.100 Euro pro<br />
Münsteraner - die Red.)? Wird die Stadt<br />
finanziell handlungsfähig bleiben?<br />
Möllemann-Appelhoff: Vor einem Jahr<br />
hätte ich noch gesagt: Wir bekommen<br />
einen ausgeglichenen Haushalt hin, um<br />
den Schuldenberg endlich abzutragen.<br />
Dieses Ziel ist so schnell nicht mehr zu<br />
erreichen, da niemand weiß, wie lange<br />
die Krise noch anhält. Ich verweise aber<br />
auf das lokale Konjunkturprogramm,<br />
das hoffentlich zu vielen Aufträgen für<br />
kleine und mittlere Unternehmen führt,<br />
um ihnen die Luft zum Atmen zu lassen.<br />
Das nutzt am Ende wieder der Stadt.<br />
~: Die FDP gilt nicht gerade als<br />
Partei des kleinen Mannes. Wie sieht<br />
ihre Vision eines sozial gerechten Gemeinwesens<br />
überhaupt aus?<br />
Möllemann-Appelhoff: Das ist eine<br />
Kommune, die jedem Bürger, der nicht<br />
selber für sich sorgen kann oder Unterstützung<br />
dazu braucht, die Mittel dazu<br />
gibt. Zentraler Punkt ist hier wieder Bildung,<br />
ins Bildungswesen haben wir in<br />
den letzten Jahren deshalb Millionen<br />
investiert.<br />
~: Die FDP steht unter anderem<br />
für die Privatisierung kommunaler Leistungen.<br />
Trifft das auch für Münster zu?<br />
Möllemann-Appelhoff: Vor Jahren<br />
machten wir uns für eine Teilprivatisierung<br />
der Stadtwerke stark. Das ist<br />
bekanntlich gescheitert und heute verhindern<br />
EU-Vorgaben einen erneuten<br />
Vorstoß. Ich erinnere aber daran, dass<br />
die FDP niemals die Privatisierung der<br />
Wohn- und Stadtbau oder anderer<br />
städtischer Einrichtungen forderte.<br />
~: Ist der Münsterpass eine Option<br />
für die FDP? Wenn nein, welche besonderen<br />
Leistungen sieht die FDP für einkommensschwache<br />
Bürger vor?<br />
Möllemann-Appelhoff: Wir werden den<br />
Münsterpass nicht einführen, da wir uns<br />
den Pass schlicht nicht leisten können.<br />
Daneben gibt es bereits viele ermäßigte<br />
Angebote für die Betroffenen in städtischen<br />
Einrichtungen, in Vereinen, beim<br />
ÖPNV usw..<br />
~: Unsere Standardfrage: Was<br />
möchte die FDP wohnungslosen Menschen<br />
in den nächsten fünf Jahren Gutes tun?<br />
Möllemann-Appelhoff: Ein großes Problem.<br />
Als ich noch am Düesbergweg<br />
lebte, habe ich den Beginn des Hach-<br />
Projektes miterlebt. Solche Projekte<br />
wünsche ich mir in stärkerem Maße. Daneben<br />
drängen wir zur Zeit in Düsseldorf<br />
auf eine Korrektur der Fördermittel des<br />
Landes für Münster, um wieder mehr<br />
sozialen Wohnungsbau zu ermöglichen.<br />
~: Können Sie sich eine Zweitauflage<br />
der Musikhalle vorstellen? Wenn ja,<br />
unter welchen Bedingungen?<br />
Möllemann-Appelhoff: Damit bin ich im<br />
Moment überfragt. Die finanziellen Probleme<br />
der Stadt würden größer, nicht<br />
kleiner.<br />
~: Was sind die Wunschergebnisse<br />
der FDP bei der Kommunalwahl?<br />
Möllemann-Appelhoff: Ich würde mich<br />
über eine noch stärkere FDP-Fraktion im<br />
Rat freuen (2004 ergaben 7,9 Prozent<br />
sechs Ratsmandate - die Red.).<br />
~: Sind Koalitionen mit anderen<br />
Parteien als der CDU realistisch?<br />
Möllemann-Appelhoff: Nein. Denn SPD<br />
und Grüne haben sich definitiv festgelegt.<br />
Möglicherweise unter Einbeziehung<br />
der LINKEN. Mit der CDU haben wir<br />
dagegen einen Koalitionspartner, mit<br />
dem wir weiter machen wollen.<br />
~: Die LINKE in Fraktionsstärke im<br />
Rat - eine Schreckensvorstellung für Sie?<br />
Möllemann-Appelhoff: Ich setze mich<br />
mit jedem politischen Kontrahenten<br />
auseinander. Das gilt auch für die LINKE.<br />
~: Wir bedanken uns für das<br />
informative Gespräch und wünschen der<br />
FDP viel Erfolg in den kommenden<br />
Wahlen.<br />
In unserer Reihe „Parteien zu<br />
den Kommunalwahlen“ wurden<br />
im Heft 03/09 bereits DIE LINKE<br />
und im Heft 05/09 die UWG vorgestellt.<br />
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