LEBEN 4.0 | w.news 06.2017
04.2017 | Wirtschaftsmagazin der IHK Heilbronn-Franken. Themen: LEBEN 4.0 • HANNOVER MESSE • Advertorial B4B Themenmagazin
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Geld + Märkte<br />
versucht das indische Handels- und Industrieministerium<br />
Investitionen zu erleichtern<br />
und zu fördern. Besonders die<br />
Aus- und Weiterbildung, Schutz des<br />
geistigen Eigentums und der Aufbau einer<br />
„Best in Class“ Produktionsinfrastruktur<br />
soll so unterstützt werden. Das Programm<br />
ist wichtig für die indische Wirtschaft,<br />
da indische Talente gefördert werden,<br />
Arbeitsplätze geschaffen werden und der<br />
produzierende und Dienstleistungssektor<br />
profitieren sollen. Außerdem sollen bürokratische<br />
Regulierungen und Prozesse<br />
verschlankt werden, um Unternehmen<br />
nicht im Weg zu stehen.<br />
Unendliches Wirtschaftswachstum?<br />
Nicht nur in 2015 war Indiens Wirtschaft<br />
die am schnellsten wachsende der<br />
Welt. Forschungen des Harvard University’s<br />
Center for International Development zufolge<br />
wird das hohe und schnelle Wachstum<br />
von etwa sieben Prozent bis 2024<br />
anhalten und damit selbst die chinesische<br />
Volkswirtschaft übertreffen. Spätestens<br />
in 2020 wird das indische BIP das des<br />
Vereinigten Königreiches überholt haben.<br />
Das betont nicht nur Indiens Ankunft<br />
auf der großen Wirtschaftsbühne und<br />
eine Veränderung des Kräfteverhältnisses<br />
zwischen Indien und dem Westen, sondern<br />
auch Indiens neues Selbstbewusstsein<br />
der ehemaligen Kolonialmacht gegenüber.<br />
Selbst nachdem im Zuge der Bargeldreform<br />
im November 2016 85 Prozent<br />
der Banknoten quasi über Nacht aus dem<br />
Verkehr gezogen wurden, knickte das<br />
Wirtschaftswachstum nicht ein.<br />
Wo wird investiert?<br />
Besonders in das Bahnnetz und den<br />
Aufbau von Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />
wird investiert. Hierzu wurden bereits<br />
2015 Aufträge in Höhe von 15 Milliarden<br />
Euro an Japan vergeben. Bis 2020<br />
will die Regierung insgesamt 130 Milliarden<br />
Euro in das Bahnnetz investieren.<br />
Auch die Ausgaben für das Militär und<br />
der Rüstungsindustrie steigen. Die Financial<br />
Times erwartet, dass Indien 2018 nach<br />
den USA und China das drittgrößte Budget<br />
für Verteidigungszwecke haben wird.<br />
Auch der Energiesektor steht vor einem<br />
Wandel. Zwar werden momentan noch<br />
90 Prozent des Stroms aus Kohle gewonnen,<br />
jedoch möchte auch Indien das Pariser<br />
Klimaabkommen ratifizieren. Bis<br />
2022 sollen bis zu 100 Gigawatt Solarstrom<br />
in das Netz gespeist werden. Dieser<br />
Sprung zu erneuerbaren Energien, besonders<br />
zu Solarstrom, könnte zahlreiche<br />
neue Arbeitsplätze schaffen. Ein weiteres<br />
Ziel der Energiebranche ist der Ausbau des<br />
Stromnetzes: Aktuell leben rund 400 Millionen<br />
Inder ohne Anschluss. Aber nicht<br />
nur die erneuerbaren Energien tragen<br />
immer mehr zum Energiemix bei, auch<br />
die Atomenergie wird weiter ausgebaut. Die<br />
derzeit laufenden 21 Reaktoren steuern<br />
etwa drei Prozent der Energie bei. Ende<br />
2014 ist in Kudankulam, im äußersten<br />
Süden, direkt in Strandnähe, wo die<br />
Auswirkungen des Tsunami von 2004<br />
deutlich spürbar waren, ein neues Atomkraftwerk<br />
ans Netz gegangen. Neue Reaktoren<br />
sollen gebaut werden, so zum<br />
Beispiel in Jaitapur, wo das größte Atomkraftwerk<br />
der Welt entstehen soll.<br />
Auch die Wasserwirtschaft boomt.<br />
Für das zurückliegende Jahr wird das<br />
Marktvolumen in diesem Bereich auf<br />
umgerechnet über eine Milliarde Euro<br />
geschätzt. Nicht nur die Ausgaben für<br />
die Wasserver- und Abwasserentsorgung,<br />
sondern auch die Ausgaben für innovative<br />
Wassertechnologien werden steigen.<br />
Was den indischen Export betrifft,<br />
hat das Land weit mehr zu bieten als IT.<br />
Auch Öl und andere Energieträger, Medikamente<br />
und Nahrungsmittel werden<br />
exportiert.<br />
In dem am stärksten privatisierten<br />
Gesundheitssystem der Welt bildet sich<br />
eine Schere zwischen schlecht ausgestattetem<br />
staatlichem Gesundheitssystem<br />
mit erheblichem Ärztemangel und<br />
einem hochmodernen und dementsprechend<br />
teuren privaten Gesundheitssystem.<br />
Die indische Bevölkerung kann<br />
sich diese Krankenhäuser kaum leisten,<br />
wohl aber ausländische Patienten, weshalb<br />
sogar schon von Medizintourismus<br />
die Rede ist. Auch dieses Ungleichgewicht<br />
möchte die indische Regierung<br />
mit höheren Ausgaben im Gesundheitsbereich<br />
bekämpfen.<br />
Indiens größte Herausforderungen<br />
Neben der schon genannten Korruption,<br />
liegt eine Schwäche des Landes in<br />
der Ausbildung junger Inder. „Technische<br />
Ausbildungen sind in Indien zu theoretisch<br />
und veraltet. Die Technologien entwickeln<br />
sich schneller weiter als die<br />
Studiengänge. Das Ergebnis: Niemand<br />
weiß die neueste Technik anzuwenden<br />
und zu bedienen. Indische Firmen greifen<br />
auf ausländische Fachkräfte zurück,<br />
während die eigenen Arbeitskräfte in<br />
arabische Länder abwandern“, beobachtet<br />
Gurdatar Singh Bal, interkultureller Berater<br />
der icunet, der gerade in seinem<br />
Heimatland Indien unterwegs ist. Und<br />
Dr. Vendula Knopfova, Managing Director<br />
India der icunet, ist überzeugt: „Eine<br />
duale Ausbildung, wie sie in Deutschland<br />
fast normal ist, würde der indischen<br />
Wirtschaft nicht nur in den technischen<br />
Berufen helfen.“ Knopfova ist für den<br />
Standortaufbau der icunet in Indien zuständig<br />
und verfolgt vor Ort die wirtschaftliche<br />
Entwicklung des Landes.<br />
Eine der größten Herausforderungen<br />
sieht sie in der fehlenden Infrastruktur:<br />
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